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Full text of "Musikpädagogische Blatter ... Zentralblatt fur das gesamte musikalische Unterrichtswesen"

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Musikpädagogische^Zeitschrift  für  alle  Qebiete  der  Tonkunst. 
Organ  der  Musiklehrer-  und  Tonkfinstler- Vereine 

zu  Köln,  Dresden,  Hamburg,  Stuttgart,  Leipzig, 

der  Musik-Sektion  des  A.  D.  L.-V. 

und  des  Musikpädagogischen  Verbandes. 

Begründet  1878 

von 

Professor   Emil    Breslau  r. 
Redaktion:  Anna  Morsch. 


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Siebenun  d  zwanzigster   Jahrgang 

1904. 


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BERLIN. 

Verlag  „Der  Klavier-Lehrer-  (M.  Woljff). 


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Snhdts-Verzeichnis  190%. 


6r8$$ere  Jlufiätxe. 


Seite 


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278  I 

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273  ; 

381    I 

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261    I 
23()   i 


195 

5 

59 


33 


Arend,   M.     Pietro  Eaimondi 49,     69 

Pietro  Guglielmi 361,  377 

Böhnie-Köhler,  A.    Natur^eniässe  Lautbildnog 
beim  Singen  und  Sprechen 

in  der  Schule 

Caland,  E.   Physiologisch-anatomische  Betrach- 
tung zur  Ausnutzung  d.  Kraftquellen 
beim  Klavierspiel    .      225,  241,  259, 
Oassius,    O.      Der    menschliche    Stimmapparat 
und  seine  Behandlung    .... 
Da  MottH,  J.  V.  Neue  Ausgaben  älterer  Klavier- 
werke       228,  243, 

Die  Königliche  Musikschule  Würzburg   .     .     . 
Ecc-^riiis  -  Sieber.  A.      Das   40.  Tonktinstlerfest 
des  Allg.  D.  Musikvereins 
zu  Frankfurt  a.  M.      .     . 
Genner,  H.     IViedrich  Chopin  in  Leipzig    .     . 
—  Pädagogische  Lesefrüchte    .     .     . 

Horwitz,  B.     Ce  qu'on  entend  sur  la  montagne. 
Symphonische  Dichtung  von  Fr. 

Liszt 1,  17. 

H.  V.  T.     Nachruf  für  P.  J.  .Fuergenson    und 

M.  P.  Belaieff 52 

Knorr.  Iwan.     Die  ,,graue"  Theorie     ....  298 
Kromayer,  F.     Der  Mechanismus  des  musika- 
lischen Ausdi-ucks.  Aus  M.  Jaell's 
„La  musii^ue   et  la  psvchophy- 

siologie" '.    3,  148,  276 

Loewenthal,  D.     Wünsche  für  eine  musikalisch 

wertvollere     Begleitung     der 

älteren  Violin-Kon zerte       .     . 

—  Reformvorsc^hläge  zur  Violinpadagogik  . 

Mecklenburg.  A.     Hans  von  Bülow  als  Musik- 

imd  Klaviei-pädagoge  65,  81, 

97.  113,  12^), 

Morsch,  A.     Das  Studium  der  Musikgeschichte 

für  den  Lehrberuf 19 

Musikpädagogischer  Kongress    293,  318,  345 

Musikpädagogischer  Verband     134,    151. 

167,  257 
Kiemann,  Dr.  W.  Unsere  Musikbücherei  164,  179 
Piol,  E.  Eugen  Krantz  als  Klavierpädagoge  295,  322 
Biemann,  L.  Akustik  —  Musikpraxis  .  .  .197 
^ckmitt,  Prof.   H.       lieber    die    Register    der 

menschlichen  Stimme  85,    51 


218 
366 


145 


Seite 

S<'hmitz,  E.     Musikpädagogische  Probleme  84 
Schöne,  H.     Georg  Fr.  Bischoff  ....    193,  211 
Segnitz,  E.     Das  IL  Bachfest  in  Leipzig     .     .  325 
Seidl,  Prof.  Dr.  A.   Von  der  Weimarer  Cornelius- 
Feier    212 

Söchting,  E.  Die  Handhaltung  beim  Klavierspiel  215 
Stieglitz,  O.    Die  Musik  auf  dem  Int.  Frauen- 

kongress 199 

—  —                Die  Musikästhetik  und  ihre  prak- 
tische Einführung 397 

St-orck,  Dr.  K.     Die  tsche<*hische  Musik      177, 

209,  349,  364,  379,  394 
Tetzel,  E.  Ueber  musikalisches  Talent  .  .  .  180 
Treitel,  Dr.  Die  Singstimme  der  Kinder  .  .  245 
Weber -Bell,  N.      Beitrag    zur    Gresangsreform 

101,  116,  132 
Witting,  C.     Das  Thema    und  der  Rhythmus 

in  der  Musik 161 

Kritische  R8clc$cbaii. 

Seite  21,  38,  53,  70,  87,  103,  117,  327,  351,  367. 

382,  400 


Kinttler-Uerxeicl^iiii. 

d' Albert,  Eugen 40,  88,  103,  119 

Alten,  Bella 329 

Ansorge,  Konrad 2;3,  54.  104 

Antonietti.  Hr 39 

Argiewicz,  Eugen ie 23 

Barth,  Heinridi 383 

Behm,  Eduard 384 

Behr,  Therese 23 

Benda,  WiUy 72 

Bergwein,  Marie 105 

Berliner  Liedertafel 119 

Berliner  Singakademie 55,  118 

Berliner  Tonkünstler-Orchester 71 

Böhmisches  Streichquartett 39,  382 

Borwich,  Leonard 104 

Bruno,  Marie 104 

Brüsseler  Streichquartett 89 

Buhlig,  Richard 104 

Busoni,  Ferruccio 384 

Caldarera,  Frl 104 


1  7Pß;T53! 


Seite 


Calvö,  Emma, 

Coreno,  Teresa 

Camsa,  Enrico 

Chambers,  Paris 

Chevillard,  Camille 

Christman,  Gabriele  ii.  Emilie 

Colonne,  Mr 

Gramer,  Emilie  v. 

Culp^  Julia 23, 

Da  Motta,  J.  Vianna 104, 

Dessan-Quari»tt 

Dessan,  Eemhard 

Dessoir,  Susanne 

Destinn,  Emmy 

Diesterweg,  Moritz 

Dietrich,  tri 

Dolores,  Antonia 40, 

Drews,  Martha 

Duhn,  J.  P 

Ensseri:,  Margarete 

Farrar,  Geraldine 

Förster,  Anton 

Friedberg.  Karl 

Gabrilowitsch,  Ossip 

Gamelin,  Karl 

Geloso,  Albert 

Gerhardt,  Vita 

Geselschap,  Marie 

Godowsky,  Leopold 23,  103, 

Goedecke,  Lisa 

Goetze,  Marie 

GruDicke,  Franz 

Grüning,  Wilhelm 

Gustav  HoUaender-Quartett 

Halir-Quartett 

Hammer,  Heinrich 71, 

Hansen,  E 

Hartmann,  Hedwig 

Hartmann,  Morilz 

Hegedüs,  Ferencz 

Hegener,  Otto 

Heller,  Amölie 

Hennig'scher  Gesangverein,  Posen 

Herzog,  Emilie 

Hess,  Ludwig 

Heyse,  Carl 

Hoffmann,  Königl.  Sänger 

Horszowsfy,  Micio 

Joachim,  Josef 

Joachim-Quartett 

Jonas,  Ella 

Irrgang,  Bernhard 

Juon,  Paul 

KauffmaDn,  Hedwig 

Kann,  Hugo 

King,  Roxy 

Kittel,  Bruno 

Klein,  Erna 

Klingler,  Karl 

Knüpfer,  Paul 

Kocian,  Jaroslaw 

Koenen,  Tilly 

Königliche  ^Lapelle 53, 

Königliche  Oper,  Berlin:  „Manon"  von  Massenet 

„Mignon"  von  Thomas      .... 

„Schauspieldirektor"  von  Mozart . 

„Rienzi"  von  Wagner 

„Carmen"  von  Bizet 

„Lustige  Weiber"  von  Nicolai 

Kotzold*scher  Gesangverein 

Kraft,  Ed.  Arthur 

Krauss,  Dr.  Felix 

Kreissler,  Fritz 

Kwast-Hodapp,  Frieda 


400 
10  J 
829 
104 


367 

71 

105 

105 

119 

39 

384 

89 

39 

383 

401 

105 

105 

23 

23 

39 

104 

104 

104 

120 

39 

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23 

104 

105 

352 

120 

351 

382 

382 

89 

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23 

23 

40 

89 

23 

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401 

383 

105 

39 

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104 

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39 

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71 

118 

23 

104 

401 

367 

40 

368 

38 

39 

351 

351 

400 

401 

88 

120 

368 

40 

104 


Seit« 

Lamond,  Fröderic 23 

Lamoureux-Orchester 368 

Lange-Aranyi,  E 23 

Lederer-Prina,  Felix 105,  120 

Lehmann,  Lilli    ..........     23 

Lenk,  Olga 23 

Lichtenfels,  Paula  von 329 

Lindholm,  Karin 23 

Luria,  Hr 71 

Lütschg,  Waldemar 23 

Malkin,  Hr 104 

Mantler,  Ludwig 329 

Marteau,  Henri 54 

Marx-Goldschmidt,  Berthe 40 

Mebns,  Hans 329 

Mengewein,  Carl 118 

Merkel,  Dr.  Johannes 120 

Merö,  Jolanda 23 

Messchaert,  Prof 118 

Metzger,  Ottilie 23 

Meyer,  Hedwig 23 

Mödlinger,  Königl.  Sänger 401 

Muck,  Dr.  Cari 352 

Mtinchener  Streichquartett 883 

Mysz-Gmeiner.  Lula 384 

National-Theater,  Beriin:  „Troubadour"  v.  Verdi  328 
„Wildschütz"  von  Lortzing  .     .     .  329 

Naval,  Franz 39,  401 

Neisser.  Ferdinand 71 

Neitzel   Dr.  0 23 

Oldenboom,  Alida 23 

Oliveira,  Hr.    .' 39 

Pauer,  Max 104 

Petersburger  Streichquartett 383 

Petschnikoff,  Alexander  u.  Lilli 120 

Philharmonischer  Chor 88 

Philharmonische  Konzerte   .     .  53,  54,  72,  119,  367 

Philharmonisches  Orchester 119 

Philipp.  Königl.  Sänger 39 

Pugno,  Raoul 367 

Reich,  Wilhelm 328 

Reinhard,  JohannCvS 329 

Refsenauer,  Alfred 23 

Richard  Wagner- Verein,  Berlin 72 

Ripper,  Alice 40 

Risler,  Edouard 104 

Roda,  Etelka 829 

Rosa,  Franz 329 

Rössler,  Richard 104 

Rothhauser,  Frl 401 

Ruegger,  Elsa 104 

Russisches  Streichquartett 39 

Ruthström,  Julias 120 

Salomon,  Siegfried 120 

Sarasate,  Pablo  de 40 

Scheinpflug,  Paul 385 

Schelling,  Ernst 104 

Schnabel,  Arthur 40,  104 

Schmidt,  Elsa 120 

Schnirlin,  Ossip 104 

Schrattenholz,  Leo 104 

Schulz,  Erna 28 

Sebald,  Alexander 23 

Seret,  Marie 23,  105 

Sommer,  Hans 118 

Stammer,  Königl.  Sänger 71 

Stavenhagen,  Bernhard 39 

Steinbacb,  Fritz 71 

Stern'scher  Gesangverein 118 

Strauss,  Edmund  v 119,  3a5 

Strauss,  Richard 401 

Sucher,  Rosa 38 

Szanto,  Theodor 104 

Tetzlaff,  Karl 328 


Seite 

Theater  d.  Westens :  „Ripp-Ripp-  vouPlanquette  39 
„Schöne  Helena"  von  Offenbach  .  39 
„Templer  und  Jädin"  v.  Marechner    70 

Trio- Vereinigung  von  A.  Schnabel 383 

Trzaaka,  Wanda  von 104 

Udel-Quartett 88 

Wagner,  Sieg-fried 119 

Waldemar  Meyer-Quartett 39,  382 

Witek,  Anton 104.  32f3 

Wüllner,  Ludwig- 23,     40 

Ysaye,  Eugene 367 

Zajic.  Florian 104 

Zeitschel,  Grustav 329 

Zilcher,  Hermann 120 

Zimmer,  Albert 39 


BocbscNlen  tma  Komervatorfeii. 

Academie  de  Musiq^ue,  Genf 279 

Alig.  Musikbildungsanstalt  Karlsruiie  ....  184 

Battke,  M.,  Ferienkurse 137 

ßec!ker's  Konservatorium,  Wiesbaden  .  .  .  .137 
IJerlin-Schöneberger  Konservatorium    .     .     .     .137 

Bielefelder  Konservatorium 248 

Brandenburger  Konservatorium,  Berlin  .  89,  264 
Breslaues  Konservatorium,  Berlin  72,  330,  353,  3a5 

Bromberger  Konservatorium 280 

Bukarester  Akademie 8 

< 'orrens'sches  Musikinstitut,  Stargard  .  .  :  .  105 
Darmstädter  Akademie  der  Tonkunst  ....  302 

Dortmunder  Konservatorium 302 

Dresdener  Königl.  Konservatorium  .  73,  137,  232 
Dresdener  Musikschule.  R.  L.  Schneider     302,  353 

Düsseldorfer  Konservatorium 89 

Eichelberg'sches  Konservatorium,  Berlin     105.  169 

Elberfelder  Konservatorium 8,     39 

Clsmann'sches  Konservatorium,  Berlin  23,    40 

Ferienkurse  für  Chordirigenten   und  Uesangs- 

schuUehrer,  Leipzig 168,  201,  302 

Fischer'sche  Musikschule,  Stettin 168 

Frankfurter  Musikschule,  S.  Henkel    ....  303 

«fenfer  Konservatorium 302 

Hannoverisches  Konservatorium 41 

Hannoverische  Klavierschule  von  Cl.  Üegener  353 
Heidelberger  Konservatorium  .  .  .  55,  247,  354 
Heydrich'sches  Konsei'vatorium,  Halle  ...  73 
iloch'sches    Konservatorium,    Frankfurt  a.  M. 

55,  184,  216,  232,  3a) 

Inowrazlawer  Musikinstitut 73 

Kaiser'sche  Musikschulen,  Wien 8,  216 

Kaiser  Franz  Josef-Musikschule  zu  Kremsier  .  247 
Karlsruher  Grossh.  Konservatorium  ....  247 
Kasseler  Konservatorium,  L.  Beyer      .     .     .     .184 

Klindworth-Scharwenka-Konservatorium,BerHii 

200,  201,  279 

Koblenzer  Konservatorium 55 

Kölner  Konservatorium    ....     V),  89,  330,  354 

Königl.  Hochschule,  Berlin 23,  353 

Königsberger  Konservatorium  ....  41,  89 
Krain'sches  Konservatorium,  Bi*esUu  ....  90 
Krause'sche  Musikschule,  Berlin  40,  153,  232 

Krefelder  Konservatorium 8,  137,  302 

Leipziger  Königl.  Konservatorium 279 

Liszt-Akademie,  Bremen 153 

Mannheimer  Hochschule  für  Musik      .     .    353,  368 

Menzel'sche  Musikschule,  Breslau 89 

Jlünrhener   Königl.    Akademie    der    Tonkunst 

73,  137,  280,  330,  353 

Musikhochschule  zu  Pesaro 385 

Musikwissenschaftliche  Vorlesungen    an   Uni- 
versitäten     ....       136,  184,  279,  330,  402 
Nvmphenburger  Erziehungsinstitut      ....      8 
Olbrich'sches  Konservatorium,  Schöneberg  .     .  385 
Fäda^gische  Musikschule,  Dresden     ....  280 


Seite 

Pariser  Konservatorium 12<) 

Petersburger  Konservatorium 53 

Pieper 's  Konservatorium,  Breslau 121 

Plaschke's  Musikinstitut,  Halle 121 

Prager  Konservatorium 184,  279 

Eriemann-Konservatorium,  Stettin  .  .  .  .  !  201 
Rollfuss'sche  Musik-Akademie.  Dresden  .  .  .  369 
Rumänischer  Volkschulgesango nterrioht .  .  .  S 
Stern'sches  Konservatorium.  Berlin     105,    201, 

231,  264,  302 
Stuttgarter  Königl.  Konservatorium  55.  89,  184, 

265,  28<J 

Teplitzer  Musik-  und  Opernschule 72 

Vogt'sches  Koneervatorium,  Hamburg  .  .  .  279 
Weimarer  (Irossherz.  Musikschule  .  73,  248,  264 
Wiener  Konservatorium  .  .  .  105.  152,  248,  402 
Wiesbadener  Konservatorium,  A.  Michaelis      .  280 

Wilk'sohe  Musikschule,  Sti-aisund 121 

Wüi-zburger  Königl.  Musikschide  23,  55,  73,  89, 

D38,  247,  330,  353,  369 
Züricher  Musikakadeniit» 23 


Stiftuigcn  imd  Oloblfabrtibfitrebiiageii. 

Langenba«  h-Stiftung  in  Bonn      ....      37,   183 


Blcber  und  tnusikalfeK. 

Akimeuko,  Th.,  op.   16  und  21.     Klavierstücke  187 

Alkan,  Ch.  V.,  on.  54.     Benedictus 282 

Allg.  Deutscher  Musiker-Kalender,  1904  ...     42 
Becker,  Albert.     Werke  für  Viol.  u.  Pianoforte  21 9 
Beckmann,  Gustav,    op.  6.      12  Vor-  u.  Nach- 
spiele f.  Orgel 251 

I   Beringer,  Oscar.     Technische  Studien       .     .     .  283 
Berlioz,  Hector.     Neuausgaben  seiner  Werke  .  170 
■   Blumenfeld,  Felix,  op.  33.     Deux  Fragments   .  186 
I    -     —  op.  34.     BaUade      ....  186 

:    —  —  op.  35.     Trois  mazurkas      .  186 

I    Brunner,  C.  F.   Mus.  Taschen-Fremdwörterbuch  155 

,   Buys,  Jan  Brandts  Quintett 26 

Capellen,  G.,  op.  26.    Japanische  Volksmelodien  284 

Coeme,  L.  Ad.,  op.  62.     Drei  kleine  Trios  .     .  203 

Dalcroze,  E.  Jaq.,  op.  45.     Humoreske     .     .     .  355 

,   Dessau,  JBemh.,  op.  27.     Vortragsstücke  f.  Viol.  306 

,    Deutscher  Musiker- Kalender,  1904 43 

1906 386 

I   Dohnänyi,  E.  v.,  op.  7.     Quartett 123 

.  Dresel,  Otto.  Beethoven'«  Sinfonien  zu  4  Händen  332 
'  Droucker,  S.  Erinnerungen  an  A.  Rubinstein  .  282 
I   Eberhardt,  Goby,  op.  100.     Violin-Kursus     59,  204 

I   Edition  Andrö.     Scarlatti,  Heller  pp 403 

'    Erb,  M.  J.,  op.  21.     Sonate 155 

I    —   —  op.  45.     Suite  für  Viol.  u.  Klav.    .  155 

1   Eschmann,    Dumur,    C.       Nouvelle    Edit.    des 

Pröludes  et  Exercises  de  Clementi     .     .     .  334 
I    Eschmann's  Weg  weiser  durch  d.  Klavierliteratur  334 

Franz  Liszfs  Briefe  an  C.  Gille 305 

1    Friml.  Rud.,  op.  4.     Konzertetude 251 

;   Georgi,  Edmund.     Der  Führer  des  Pianisten  .  186 

i   Gretschaninow,  A.,  op.  9.     Regrets      ....  335 

Händel,  G.  F.    3  Stücke  aus  dem  Messias     .     .  '20S 

!   —   _    _  Sonata  da  Camera  f.  Orgel  gesetzt  251 

—  —  —  Der  Messias.     Klavierauszug      .  404 

1   Harmonie-Kalender  1904 .     43 

I  Hollaender,  G.,  op.  62.  Leichtes  Violinkonzert  268 
Hummel,  Ferd.,  op.  74.  No.  5  f.  Cello  u.  Klav.  58 
Humpert,  Th.  Der  Musiker  und  seine  Ideale  75 
Josef fy,  R.  School  of  advanced  piano  playing  371 
Kahn -Album.  Ausgewälüte  Klavierstücke  .  123 
Kann,  Hugo,  op.  34.     4  Klavierstücke      .     .     .  385 

op.  50.     Konzert  f   Kl.   u.  Orch.  355 

Kittel,  Bruno.     Technische  Studien  f.  Viol.      .  284 


Seite   I 


Ivleiigel,  Paul,  op.  19.     ZweiStäcke  f.  VI.u.Kl. 

op.  35.     Zehn  Fantasiestücke     . 

_ .  —  Technische  Studien  f    Cello  .     . 

—  —  Kadenz  zu  "R.  Volkmann's  op.  33 

Kleine  Partituren 

Klindworth,    K.      Erleichterte    Klavierauszüßfe 

Wagnerischer  Dramen      .     . 
Kögler,  Hermann,  op.  B.     Grosse  Fantasie  .     . 

König,  Peter.     Sonate  B-dur 

Koppen,  Paul.  Normal -Harmonium- Literatur 
Kroeger,  E  R.,  op.  54  16  Variationen  f.  Kl. 
Krön,  L.  Klassiker-Perlen  f.  Violine  .... 
Kryjanowsky,  op.  2.  Sonate  f.  Cello  u.  Kl.  . 
Tia    Mara.     'Briefe    hervorr.    Zeitgenossen    an 

Fr.  Liszt 

Lazarus,  G ,  op.  76.     3  Stücke  f.  Kl.   . 
Leclair,  J.  M.     Sonata  VII  f.  VI.  u.  Kl   . 
Liadow.  A.,  op.  53      Trois  Bagatelles 

Lortzing.  Alb.     Ali  Pascha 

Martucci,  Gius.,  op.  79.     Tre  piccoli  pezzi 
Moffat,  Alfr.     Trio-Sonaten  alter  Meister    .     . 
Moszkowsky.  M.     Schule  der  Doppelgriffe  . 
Nesvera,  Jos,  op.  97.    Ricordanza  f.  Vi    u  Kl. 

Xiemann,  Dr.  W.     Frob»Tgiana 

Parlow,  Bd ,  op.  69.     Bunte  Blätt<jhen     . 
Petri,  E..     Mus.-Spruch-Schatzkästlein       .     .     . 
PhilippyJ.  Etudestechniquesd'apresC'lementipp. 

—  —  Bxercises    technique    pour    la    niain 

gauche 

Kath,  Felix  vom.  op.  9.  Drei  Tanzidyllen  .  . 
Reger,  Max,  op.  28.  11.  Sonate  f.  Cello  u.  Kl. 
_  —  op.  49.     Sonate  f.  Klarinetten.  Kl. 

op.  72.     Sonate  f.  VI.  u.  Kl.    .     . 

op.  73.     Variationen    u.    Fuge 

f.  Orffei     . 

op.  74.     Sti'eichquartett   .     .     .     . 

Rehfeld,  Fabian,  op.  25.     ^o.  3  Un  songe.       . 

_  —  op.  4'^.     Vision 

op.  a5.     4    leichte    Fantasie- 
stücke f.  VI.  u.  Kl 

Richter,  C  H.     Toccata •     •     •     . 

Riemann,  H.     System    der    musik.    Rhythmik 
u"  Metrik 

—  —  Musik- Lexikon  ....  75, 
_  _-  Anleitung  zum  Generalbassspiel 
_.   —  Grundlinien       der      Musik- 

Aesthetik 

Rohde,  Wilhelm,  op.  21.     Trio 

Ruthardt,  Ad.  Studienwerke  op.  40—43  .  . 
Schjelderup.  G.     Li  Baldurs  Hain  f.  VI.  u.  Kl. 

Schmidt,  Dr.  L.     Sonate /    ;   / 

Srlnvartz,  Rud.     Jahrbuch   d.  Musikbibliothek 

Peters 

Schytte,  Ludwig,  op.  107.     Märchen    .     .     .     . 

Seitz,  Fr.     Deux  pieces  faciles  f.  Viol.  u.  Kl.  . 

-  -  op.  24.     Zwei  Mazurken      .     .     .     . 

—  op.  26.     Zwei  leichte  Stücke  . 
op.  27.     Zwei  Charakterstücke    . 

Singer,  Otto.  B.  Strauss'  Heldenleben  .  .  ■ 
Skop.  V.  F..  op.  15.  Suite  f.  Streichorchester 
Stahl.  W.     Geschichtl.     Entwicklung    der    ev. 

Kirchenmusik 

Steinhausen,  Dr.    F.    A.     Die    Physiologie    d. 
Bngenföhrnng       .     . 


203 

155 

26 

26 

386 


219 
307 
140 
154 
91 
283 

355 

11 

251 

186 

306 

307 

2a3 

371 

251 

10 

27 

43 

204 

2:i5 
:387 
11 
267 
267 

'267 
267 

306 
30(> 

75 
154 

122 

185 

42 

42 
.334 

57 
2a3 

74 

91 
75 
75 
335 
335 
335 
387 
404 

42 

107 


Storck,  Dr.  K.     Geschichte  der  Musik 

Stradal,  A.     Bearbeitungen 

Thiessen,  K.,  op.  25.     No.  2  Barcarole 
Wille.  Georg.     Tonleiterstudien  f.  Cello   . 

!   Wilm.  N.  V.,  op.  210.     Le  Carneval  de  Nice 

'   Withol.  Jos.,  op.  30.     3  Praeludien       .     . 

I   Wolff,  C.  A.  H.     Die  Elemente    d.    deut»c 
Kunstgesanges      .     ,     . 

I    Zuschneid,  K.,  op.  62.     Zwei  Impromptus 


Seit*' 

.  10 
.  139 


203 

172 

tl 

186 


219 


UermUcbte  nactoricbteii. 

Seite  9,  23,  41,  55.  73.  JK),  106.  121,  137.  153,  1(>9. 
184.  2Ö1,  217.  233.  248.  265.  280,  .303.  :J31.  354. 
369,  3a5.  402. 

empfeMenswerte  Itlufilcsticke. 

Seite   12. 

enpfeblettfwerte  Bflcber  fSr  den  VcibNacbtitlscIy. 

Seite  404. 


meinuttflsaustauscl). 

A.  B.  Zur  Beschaffung  des  Notenmaterials 
A.  K  . . .  r.  Zur  Konservatoriumsbibliothek 
Bandmann,  T.     Entgegnung  auf  Herrn   Söch- 

ting's  Artikel 2' 

Süchting,  E.     Entgegnung  an  Frl.  Bandmanii 
Thouret.  N.     üeber  dir   Vorzeichen   der  Ton- 
leiter       :     .   15<1 


123 
60 


r,i> 


Uereint. 


Berliner  Lehrer-Gesangverein       

Br (inner  Musiklehrerinnen- Verein     .  .     . 

Dresdener  Musikpädago^ischer- Verein.     .      75, 

Dresdener  Tonkünstler-Verein 157, 

Essener  Verein  akademisch  gebildeter  Musik- 
Lehrer  u.  -Lehrerinnen     .... 
'   Leipziger  Musik-Lehrern. -Lehrerinnen-Verein 
'    Musik-Sektion  des  Allg.  D.  Lehrerinnen-Vereins 
I  12,  60.  76.  92,  124.  187,  236,  :J56, 

Musik-Gruppe  Berlin 140. 

I  ..  Breslau 12, 

„  Bremen 

Chemnitz 

I  ..  Darm  Stadt   .     .     .     .172. 

Dresden 

Eisenach 

Frankfurt  a.  M 

Halle 124, 

I  ,.  Bostock •     • 

Siegen 

I  ..  Stettin 

i    Musikpädagogisoher  Verband 

!  ^        -  27,  61.  92,  108,  187,  356,  372. 

j   Richard  Wagner -Verein  zu  Darmstadt    .     .     . 

Stuttgarter  Tonkünstler- Verein 

I   Verein  der  Wiener  konzessionierten  Musikschul- 
Leiter  n.  -Leiterinnen 


2S 
251 
307 

187 

92 

388 
251 
204 
219 

220 

23(; 

156 

220 
60 


76 
236 


405 
43 

172 

172 


Briefkasten. 


Seite  12.  28,  253. 


r^ 


Diuck  von  .1.  S.  Praus»,  Berlin  SW.,  KommandantenBtr.  14. 


Der  KlavieF-IiehPer. 

Musik-pädagogische  Zeitschrift  für  alle  Qebiete  der  Tonkunst 

Organ  der  Deutschen  Musiklehrer-Vereine, 

der  Musik-Sektion  des  K  D.  L-V.  und  der  Tonkunstler-Vereine 
zu  Köln,  Dresden,  Hamburg,  Leipzig  und  Stuttgart. 
Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslaun 
Redaktion:  Anna  Morsch 

Berlin  W.« 


•  •  €nd)cliit  monatKd)  zweimal.  •  • 
^cft  flcncliSbrMtb  bei  allen  Bud)*  und 
IDiufkalienbandliuigcn»    Potl  •  JVnttalten 

-     ■  —    I.$r  - 

rr    Kreiixband    pri 
mcrand*  1.75  IDk.    üufland  2  IDk. 


(uter  Do.  4170)  1.50  IDk.»  bei  direkter 
iuimim%     unter    Kreuzband 


Ansbacbentrasse  37. 


Inserate  »erden  ton  ilmmtlidieR 
JInnoncen'&cpediHonca  wie  vom  Uerltf 
oDer  Klavier  »Cebrer**  Berlin,  01.50, 
JTntbad>erttr.  37,  zum  Preise  «on  50  Pt. 
für  die  zweigetpaltene  Pelitzeik  ent- 
gegengenommen. 


No.  1. 


Berlin,  1.  Januar  1904. 


XXVII.  Jahrgang. 


lahnlt:  Benno  Horwitz:  ,Ce  qu*on  entend  nur  la  montagne'*.  F.  Kromayer:  Der  Mechanismus  des  musikalischen  Ausdrucks. 
Heinrich  Germer:  Friedrich  Chopin  in  Leipzig.  Mitteilungen  von  Hochschulen  und  Konservatorien.  Vermischte  Nachrichten. 
BQcher  und  Musikalien,  besprochen  von  Anna  Morsch  und  Eugen  Segnitz.  Empfehlenswerte  Musikstücke.  Vereine. 
Briefkasten.    Anzeigen. 


SympbOHiscbe  DicMuBg  von  Tranx  tlttu 


Eine   Aaslegnng 

von 
Benno  Horwite. 


Zwischen  seinem  neunzehnten  und  vier- 
undzwanzigsten Lebensjahre  (genau  lässt  sich 
der  Zeitpunkt  nicht  feststellen)  hatte  Liszt 
in  Paris  die  ersten  Gedanken  für  die  Kompo- 
sition der  Bergsymphonie,  wie  sie,  abweichend 
von  der  Bezeichnung  ihres  Autors,  wohl  der 
Kürze  halber  genannt  wird,  festgelegt.  Unzwei- 
deutig geht  aus  dieser  Festlegung  Frühreife 
und  Auslugen  nach  einem,  in  seinen  Umrissen 
vielleicht  noch  nicht  einmal  erkannten,  neuen 
Kunstgebiete  hervor.  Zu  einer  fertigen  Tat 
Iconnte  es  damals  noch  nicht  kommen.  Bildeten 
doch  jene  Jahre  in  Liszt's  Entwicklung  einen 
Zeitabschnitt,  in  dem  seine  ganze  Natur  in 
Gärung  geraten  war!  In  den  Jahren  von 
1830—1836  fand  Liszt  die  Grundlagen,  auf 
denen  später  seine  menschliche  und  künstle- 
rische Persönlichkeit  ruhte,  die  Grundsätze,  die 
für  sein  Denken  und  Fühlen  ausschlaggebend 
wurden.  Vergegenwärtigen  wir  uns  die  Einzel- 
heiten des  Gärungsprozesses,  dem  Liszt  vom 
Schicksal  unterworfen  wurde.  Da  waren  die 
zuerst  in  Paris  aufgetauchten  sozialen  Ideen, 
die  Saint-Simon  verbreitete.  Mit  Begier  sog 
der  in  den  Häusern  des  Adels  heimische  Liszt 


Saint-Simons*  weitverzweigte  Ideen  von  Men- 
schenbeglückung ein,  deren  teilweise  Brauch- 
barkeit der  gereifte  Mann  noch  anerkannte. 
Weit  tiefer  als  von  den  Ideen  Saint-Simons 
wurde  Liszt  von  den  Lehren  des  Abbes 
Lamenais  erfasst.  Durchgeistigste  Auffassung 
der  Religion,  sie  als  das  Herz  aller  Lebens- 
formen anzusehen,  entsprach  so  sehr  den  an- 
geborenen Seelen  Verhältnissen  Liszfs,  dass 
Lamenais*  Lehren  in  Verbindung  mit  der 
später  gefundenen  römisch-katholischen  Kirch- 
lichkeit zu  einem  unverrückbaren  Haltepunkt 
in  seinem  Leben  und  einem  nährenden  Quell 
für  seine  Kunst  wurden.  —  Dann  die  geistige 
und  künstlerische  Seite.  Die  französische 
Literatur  der  dreissiger  Jahre  des  vergangenen 
Jahrhunderts  —  Victor  Hugo,  George  Sand, 
Chateaubriand  —  gab  seinem  Geiste  die  end- 
giltige  Richtung  an.  Stets  ist  Liszt  ein  im 
Grunde  französisch  denkender  und  em- 
pfindender Künstler  geblieben.  Mit  Berlioz 
und  Chopin  ging  er  eine  Wahlverwandtschaft 
ein.  Des  ersteren  grosszügige  Phantastik,  des 
letzteren  Meisterschaft,  das  tiefste  Gefühl  rest- 
los  in   kleinen  Formen  austönen  zu  lassen, 


wurden  zu  fruchtbringenden  Bestandteilen 
seines  eigenen  Schaffens;  der  den  beiden 
Meistern  eigene  musikalische  Stil  wurde  die 
Grundlage  seines  eigenen.  Und  nunPaganini  — . 
Die  erdrückende  Macht  seines  Virtuosentums 
trieb  Liszt  zunächst  an,  einen  riesenhaften 
Fleiss  auf  das  Klavierspiel  zu  verwenden. 
Nach  Richard  Wagner's  tiefgeschauter  Beob- 
achtung ersetzte  Liszt  die  mit  der  Wieder- 
gabe fremder  Werke  ausgefüllte  Periode  seines 
Lebens,  die  Zeit  seines  Virtuosentums,  die 
Periode  des  Nachahmens  und  Suchens,  die  er 
als  Komponist  nach  natürlichem  Verlaufe 
durchzumachen  gehabt  hätte.  Zwölf  bis  sieben- 
zehn Jahre  vergingen,  ehe  es  zu  einer  Skiz- 
zierung der  Bergsymphonie  kam.  Die  Skiz- 
zierung muss  Liszt  auf  der  in  das  Jahr  1847 
fallenden  Konzertreise,  seiner  letzten,  d.h.  auf 
der  er  zum  letztenmale  für  seinen  eigenen 
Vorteil  spielte,  vorgenommen  haben.  Im 
Februar  dieses  Jahres  machte  Liszt  in  Kiew 
die  Bekanntschaft  der  Fürstin  Carolyne  Sayn- 
Wittgenstein,  die  im  Laufe  der  folgenden  Jahre 
einen  tiefgehenden  Einfluss  auf  sein  ton- 
setzerisches  Schaffen  gewinnen  sollte.  Im 
Jahre  1849  entstand  die  Instrumentation  der 
Bergsymphonie  in  Weimar  oder  während 
Liszt's  Abwesenheit  von  Weimar  im  Sommer. 
In  einem  Weimarer  Hofkonzerte  wurde  1853 
das  Werk  zum  erstenmale  gespielt,  1854  noch 
einmal  überarbeitet,  1856  erhielt  es  die  letzte 
Ausfeilung.  Als  Liszt  das  Werk  vollendete, 
war  er  fünfundvierzig  Jahre  alt;  von  der  Fest- 
legung der  ersten  Gedanken  für  das  Werk 
bis  zu  seinem  Abschluss  waren  ungefähr 
sechsundzwanzig  Jahre  vergangen.  Trotzdem 
Liszt  sechs  symphonische  Dichtungen  vor  der 
Bergsymphonie  veröffentlichte,  gab  er  ihr 
später  die  Stellung  an  der  Spitze,  als  erste 
Nummer  der  Reihe  seiner  symphonischen 
Dichtungen.  Aus  dem  Folgenden  wird  ein 
innerer  Grund  für  die  dem  Werke  gegebene 
Stellung  zu  erkennen  sein.  Dem  Werke  liegt 
nicht  nur  ein  dichterisches  Programm  zu 
Grunde,  sondern  es  ist  auch  selbst  ein  Pro- 
gramm. 

„Was  man  auf  dem  Berge  hört!**  Was 
hört  der  Dichter  auf  dem  Berge,  der  sich 
am  Meeresufer  befindet.^  An  sein  Ohr  dringt 
aus  der  Tiefe  zuerst  verworrener  Lärm. 
Von  diesem  Lärm  heben  sich  Töne  ab,  die 
sanft  wie  ein  Abendlied  oder  stark  wie  Waffen- 
klirren  klingen.  In  den  Lüften  vernimmt  der 
Dichter  dagegen  eine  Stimme,  die  sich  allmäh- 


lich in  zwei  Stimmen  teilt.  Die  eine,  vom 
Meer  herkommend,  klingt  wie  ein  Ruhmes- 
Glückslied,  sie  ist  die  Stimme  der  Natur, 
die  andere,  von  der  Erde  sich  abhebend,  voll 
Trauer,  die  der  Menschheit  An  das  Ge- 
hörte knüpft  der  Dichter  die  Frage,  warum 
Gott  den  Sang  der  Natur  und  der  Menschheit 
Schreien  zu  einem  beständigen  Misstone  ver- 
eine. Die  Antwort  auf  seine  Frage  unterlässt 
der  Dichter.  Victor  Hugo's  Gedicht  ist  für  die 
Komposition  in  jeder  Beziehung  geeignet. 
In  ihm  ist  die  Musik  wie  im  Erze  das  Metall 
eingeschlossen;  es  bedurfte  nur  einer  hebungs- 
fähigen Kraft,  um  sie  zum  Erklingen  zu 
bringen.  Handelt  es  sich  in  der  Dichtung  doch 
überhaupt  um  Stimmen,  um  Wahrnehmungen, 
die  für  das  Ohr  bestimmt  sind.  Und  das  Ohr 
hinwiederum  ist  das  Organ,  für  das  die  Musik 
schafft.  Viel  weniger  würden  sich  die  Ver- 
fasser symphonischer  Dichtungen  in  der  Wahl 
ihrer  dichterischen  Stoffe  irren,  wenn  sie  sie 
anstatt  nach  dichterischer  Anschauung, 
nach  dichterischer  Anhörung  träfen.  Den 
poetischen  Inhalt  der  symphonischen  Dich- 
tungen von  Liszt  bilden  ausschliesslich  das 
Menschenleben  im  allgemeinen  oder  die  ein- 
zelne Persönlichkeit  im  besonderen.  Mit  tiefer 
Inbrunst  vernahm  er  die  eine  Stimme  vom 
Berge,  die  da  rief:  Menschheit!  Ihr  lauschte 
er  die  tiefen  Geheimnisse  der  Menschenbrust, 
des  leidenden  und  erhöhten  Menschen  ab,  die 
er  als  Offenbarungen  in  selbstgeschaffenen 
Formen  in  die  Welt  sandte. 

In  der  eben  ausgesprochenen  Erkenntnis 
findet  man  die  Bestätigung  der  oben  zum 
Ausdruck  gebrachten  Meinung,  dass  die  Berg- 
symphonie an  sich  ein  Programm  sei.  Sie 
ist  wie  die  poetische  Ueberschrift  für  die  ge- 
samten symphonischen  Dichtungen  Liszt's, 
die  das  Wesentliche  ihrer  dichterischen  Seite 
durch  das  Dichterwort  zusammenfasst.  Seltener 
als  auf  die  von  der  Menschheit  kündenden 
Stimme  hat  Liszt  auf  die  von  der  Natur 
wiederhallende  gehört.  Was  er  hörte,  gibt  er 
als  Tröstung  wieder,  eine  Tröstung  der  Ruhe- 
bringerin  für  den  Ruheverlierer. 

Liszt's  Komposition  besteht  aus  fünf 
Hauptteilen. 

L  Hauptteil. 

Er  beginnt  Pianissimo  mit  einem  von  ge- 
wöhnlichen Paukenschlägeln  auszuführenden 
Wirbel  der  grossen  Trommel,  der  zwei  Takte 
umfasst.    Dann  folgt: 


—     3 


la. 


Poeo  Allegro,    Str.    con  sord,  ^ 


t|A-'' J  J  J.  J  J  J 


*f  ^  ^ 


^ 


^    )    i 


—    I    —        t 


a=^ 


#-^ 


pp.  mM<mo9o  e  tranquiiio. 
^verworrener,  unermess'ner  Lärm,  undeutlich,     erklingt: 
wie  der  Wind  in  dichten  Bäumen"  und 

Ib«      Jim.  mf Ic      :^Cl.        dolce  grazioso 


I 


FF^ 


—    ö 


tiP 


»^       marcato  5" 

„voll  klarer  Töne,  süssen  Lispeins." 

Nach  der  Wiederholung  von  Motiv  la  in 
folgender  Gestaltung: 


t7  ^     -»r^ 


marcato 


^^^^^ 


iii.ü3ffl].jill 


^Ä 


i 


^ 


Br.  Vel. 


=^ 


Cl. 


^3 


g>= 


S 


=^ 


:i?: 


J"«. 

^ 


^ 


a'L_C 


■r- 


„sanft  wie  ein  Abendlied."    Als  letztes  Motiv 
des  ersten  Hauptteils  ist  zu  verzeichnen: 


IdL 


CL  un  poco  marcato 


y  [^umnui^i 


Fgl 

„und  stark  wie  Waffenklirren,  wenn  dumpf  gebaut;  sein  tonartlicher  Ausgangspunkt 
das  Treffen  die  Schwadronen  mischt,  und  ist  Es  -  dur,  auf  Cis  -  Dominantseptakkord 
wütend  stösst  in  der  Trompete  Mündung."  schliesst  er. 

Dem   poetischen  Inhalt  entsprechend   ist 
der    erste  Hauptteil   auf  kurzen  Motiven  auf-  (Fortsetzung  folgt.) 


@eF  ^ecbat)istt)as  des  ii)usi1<al!scbei)  ^usdruc1<s. 

Jlns  m.  !l4eir$  ^Ca  ntisidiie  et  la  p$ycbopDysiolOflit'\ 

Debersetzt  von 
F.  Kromayer.*) 

Wälirend  von  Seiten  der  Wissenschaft  vielfach  von  Fach  Wissenschaft  und  Knnst  für  entgegen- 
der  Versuch  gemacht  wird,  die  MasikfürForschnngen  gesetzte  Gebiete,  und  es  scheint  ihnen  lächerlich, 
allgemeiner  Art  zu  verwerten,   halten  die  Musiker      dass  die  {Schönheit  des  musikalischen  Ausdrucks 

*)  Mit  obigem  Artikel  beginnen  wir  die  Beihe  granmi  des  letzten  Dezemberheftes,  anknüpfend  an 
der  musikpädagogischen  Aufsätze,   welche  im  Pro-      die  vom  „Musikpädagogischen  Verband"  angeregten 


4     — 


von  einer  materiellen  Tätigkeit  abhängen  soll.  Nach 
ihrer  Meinung  erhebt  sich  dieKnnst  in  höhere  Be- 
gionen,  in  welcher  jede  Beziehung  von  Ursache 
und  Wirkung  aufhört,  während  doch  ein  klares 
Verständnis  des  Mechanismus  dem  Spieler  eine 
kräftige  Hilfe  gewährt,  um  die  Schönheit  der  Kunst 
zum  Ausdruck  zu  bringen.  — 

Es  herrscht  beim  Klavierspiel  eine  völlige  Un- 
kenntnis über  den  ästhetischen  Charakter  des  Mecha- 
nismus, und  gerade  hier  bietet  die  doppelte  mecha- 
nische Tätigkeit  des  Spielers  und  seines  Instruments 
eine  breite  Grundlage  für  die  Analyse  zwischen 
Ursache  und  Wirkung.  Der  känstlerische  Mecha- 
nismus soll  die  äusseren  Bewegungen  für  die  musi- 
kalische Sprache  der  Leidenschaft  ausbilden,  die 
aber  bei  dem  Spieler  einen  besonderen  physiolo- 
gischen Zustand  erfordern,  wie  ihn  z.  B.  Paganini 
und  Liszt  in  hervorragendem  Masse  besassen. 

Deshalb  darf  man  sich  nicht  mehr  darauf  be- 
schränken, den  Mechanismus  des  Spiels  zu  lehren, 
sondern  muss  die  organische  Tätigkeit  des  Spielers 
zur  Grundlage  des  Unterrichts  nehmen,  und  der 
experimentalen  Wissenschaft  bleibt  es  vorbehalten! 
die  Zusammengehörigkeit  der  psychischen  und  phy- 
sischen Tätigkeit  klar  zu  legen  und  diesen  physio- 
logischen Zustand  zu  definieren.  Jeder  Spieler, 
welcher  in  bewusster  Weise  die  Bewegung  seiner 
Finger  kontrolliert,  wird  unbewussterweise,  aber 
darum  nicht  minder  bestimmt,  auf  seine  Gehirn- 
tätigkeit einwirken.  Dadurch  bildet  sich  eine  enge, 
logische  Verbindung  zwischen  der  Vervollkommnung 
der  Fingerbewegung  und  dem  musikalischen  Geiühl 
des  Spielers  heraus.  Früher  hat  man  gesagt:  „Der 
Stil  kann  nicht  gelehrt  werden,^^  aber  bezüglich  des 
Klavierspiels  wenigstens  darf  man  heute  behaupten, 
dass  die  Bewegungen,  welche  den  Stil  hervorbringen, 
zu  lehren  sind.  Wie  die  Physiologen  bewiesen 
haben,  dass  bei  jedem  normal  konstituierten  Wesen 
das  Organ  sich  durch  die  Tätigkeit  bildet,  kann 
man   durch   den  Klavierunterricht   beweisen,   dass 

Heformfragen,  veröffentlicht  wurden.  £s  war  auf 
dem  Kongress  selbst,  dem  ersten  dieser  Art,  nur 
möglich,  die  allgemeinen  Gesichtspunkte  ins  Auge 
zu  fassen;  —  für  Spezialf ragen,  resp.  Methoden  blieb 
keine  Zeit  und  sie  musaten  späteren  Tagungen  vor- 
behalten bleiben.  So  konnten  u.  A.  verschiedene 
Anträge,  die  sich  auf  Lehrpläne,  Lehrmethoden, 
gründlichere,  allgemein  wissenschaftliche  und  musik- 
wissenschaftliche Bildung  bezogen,  nur  gestreift, 
aber  nicht  zur  Durchberatung  kommen.  Dazu  gehören 
u.  A.:  Einführung  von  Kursen  über  Aesthetik, 
Akustik,  Geschichte  der  Pädagogilc,  Studien  zur 
Anatomie  der  Hand  und  des  Armes,  Reformen  auf 
dem  Gebiete  der  Gesangspädagog^k,  Geschichte  der 
Mnsikpädagogik  und  viele  Andere. 

Es  wäre  erwünscht,  wenn  unsere  deutschen 
Musikpädagogen  zu  allen  den  in  den  Aufsätzen  be- 
handelten offenen  Fragen  Stellung  nähmen  und 
ihre  Ansichten  darüber  äusserten.  Bei  der  ein- 
schneidenden Bedeutung,  die  die  erstrebten  Re- 
formen für  den  ganzen  Musiklehrerstand  haben, 
ist  es  notwendig,  sie  von  möglichst  vielen  Seiten 
zu  beleuchten.  A.  M. 


jeder  einer  Willenskraft  fähige  Schüler  sein  musi- 
kalisches Gefühl  durch  die  Bewegungen  seiner 
Finger  auszubilden  vermag,  denn  der  ästhetische 
Ausdruck  wird  durch  gewisse  Fiugerbewegungen 
erzeugt,  während  andere  es  verhindern,  sich  zu 
offenbaren. 

Dass  der  augenblicklichen  Stimmung,  der  In- 
spiration eine  so  grosse  Bedeutung  zugewiesen  wird, 
kommt  nur  daher,  dass  die  Einheitlichkeit  von  Be- 
wegung und  Ausdruck  noch  so  Wenigen  bekannt 
ist.  Wenn  der  musikalische  Geist  durch  bestimmte, 
materielle  Handlungen,  welche  den  Fingern  über- 
tragen werden,  offenbart  werden  kann,  so  lassen 
sich  die  Von-echte  des  Künstlers  verallgemeinern. 
Die  Geheimlehre  der  musikalischen  Sprache  hört 
auf,  die  Finger  bringen  Bewegungen  auf  dem 
Klavier  hervor,  die  den  Ausdruck  übertragen,  wie 
die  Buchstaben  einer  Schrift  den  Gedanken  aus- 
sprechen. •— 

Ist  die  Zusammenziehung  alier  Muskeln  sehr 
stark,  so  biingt  die  Bewegung  jedes  Fingers,  durch 
den  ganzen  Organismus  des  Spielers,  gewisse  mo- 
mentane Erschütterungen  hervor,  welche  auf  die 
G«hörsemp£ndungen  einwirken  und  das  musika- 
lische GeftLhl  erwecken,  ohne  irgend  welche  Anlage 
des  Spielers.  Natürlich  wird  diese  Erscheinung 
bei  solchen  Spielern  schneller  hervortreten,  welche 
die  Anlagen  dazu  besitzen. 

Die  Erregung  vermittelst  der  Muskeltätigkeic 
arbeitet  innerlich  und  entwickelt  in  gewisser  Art 
das  unvoUendete  Werk  der  Natur,  indem  sie  zum 
Zweck  der  Vervollkommnung  direkt  auf  den  Orga- 
nismus einwirkt.  Man  könnte  behaupten,  dass  es 
sich  nicht  allein  um  die  Vervollkommnung  des 
Musikunterrichts  handelt,  sondern  um  dieVeibesse- 
rung  des  menschlichen  Organismus  unter  dem  Ein- 
fluss  des  Musikunterrichts.  Der  Physiologe  erkennt 
in  einer  grossen  Anzahl  von  Lebenserscheinungen 
die  physischen  Kiäfte  wieder,  welche  sich  alle  auf 
eine  einzige  Kraft  zurückführen  lassen:  auf  die 
Kraft,  welche  die  Bewegung  hervorbringt.  Die 
Kunsterscheinungen  stehen  unter  dem  gleichen 
Gesetz.  Dieselben  Ursachen,  welche  uns  erlauben, 
durch  Experimente  die  Verwandlung  der  Elektri- 
zität einer  Säule  in  mechanische  Arbeit,  in  Hitze, 
in  Licht,  in  chemische  Tätigkeit  festzustellen,  lassen 
uns  auch  beweisen,  dass,  wenn  die  Bewegungs- 
schnelligkeit der  Muskeln  vervollkonminet  ist,  der 
Spieler  den  ersten  Grund  zu  aller  Kunstvollkommen- 
heit gelegt  hat.  Bei  der  Ausführung  eines  Musik- 
werkes wird  diese  Schnelligkeit  sich  in  Beweglich- 
keit des  Finge'rmechanlsmus  verwandeln,  in  Zart- 
heit des  Anschlages,  aus  dem  die  Schönheit  des  Ton- 
klanges entsteht,  in  Relativität  der  Note,  welche  den 
musikalischen  Ausdruck  erzeugt,  in  hohe  Aesthetik, 
welche  die  Beziehung  der  Kunst  zum  Leben  im 
allgemeinen  herstellt,  indem  sie  Lebensbilder  vor 
unserem  geistigen  Auge  aufsteigen  lässt. 
(Fortsetzung  folgt.) 


—     5     — 


Der 
fietroffen« 


»Masikberieht^  war  leider   bis   Schluss    der   Redaktion  nicht    ein- 

D,  R. 


)^Flcdricb  @bopit)  !t)  Leipzig. 


Von 
Heinrieh  Germer. 


Im  Sommer  1835  weilten  Chopin's  Eltern 
einige  Zeit  in  Karlsbad,  wohin  die  Warschauer 
Aerzte  den  erkrankten  Vater  znm  Kurgebrauch 
geschickt.  Als  guter  Sohn  reiste  Fr.  Chopin  Ende 
Juli  von  Paris  aus  auch  dahin,  und  es  war  gewiss 
ein  herzliches  Wiedersehen,  als  die  darüber  er- 
freuten Eltern  nach  fast  fünfjähriger  Trennungszeit 
den  inzwischen  so  berühmt  gewordenen  Friedrich 
gerührt  in  ihre  Arme  schlössen.  Er  blieb  hier  bei 
ihnen  bis  zu  ihrer  Kückrelse  nach  Warschau,  die 
im  September  erfolgte.  Dann  wandte  er  sich  nach 
Dresden  zum  Besuch  der  gräflichen  Familie 
Wodzinski,  deren  Söhne  im  Erziehungs-Institut 
seines  Vaters  in  Warschau  neben  ihm  aufgewachsen 
und  ihm  seit  jener  Zeit  in  herzlicher  Freundschaft 
verbunden  waren. 

Nach  fröhlich  verlebten  Tagen  im  idyllisch 
schönen  Eibflorenz  ging  dann  die  Heise  weiter 
nach  Leipzig  zum  Besuch  seines  edlen  Kunst- 
genossen Felix  Mendelssohn,  der  seit  Kurzem 
hier  seinen  Wirkungskreis  als  Direktor  der  Ge- 
wandhaus-Konzerte gefunden.  Sie  hatten  einander 
kennen  und  schätzen  gelernt  bei  Mendelssohn's 
Aufenthalt  in  Paris  im  Winter  1832  und  noch 
mehr  bei  einem  Besuch,  den  Chopin  in  Begleitung 
von  F.  Hiller  während  der  Pflngstwoche  des 
vorigen  Jahres  dem  niederrheinischen  Musikfest  in 
Aachen  abgestattet  hatte.  Denn  hier  trafen  sie 
auch  Mendelssohn,  der  damals  im  benachbarten 
Düsseldorf  als  städtischer  Musikdirektor  wirkte 
and  zum  Fest  herübergekommen  war,  um  sich 
HändeFs  Oratorium  Deborah  in  Hiller's  Neu- 
instrumentierung anzuhören,  wie  Mozart^s  Jupiter- 
Sinfonie  imd  Beethoven*s  Neunte.  Hier  ver- 
lebten sie  vereint  schöne  Stunden.  Mendelssohn 
schreibt  darüber  in  einem  Briefe  an  seine  Mutter 
anterm  23.  Mai  1834  von  Düsseldorf:  „Jetzt  hatte 
ich  mein  Vergnügen  am  Musikfest  weg,  denn  wir 
Drei  blieben  nun  zusammen,  bekamen  für  uns  eine 
Loge  im  Theater  (wo  die  Aufführungen  sind),  und 
natürlich  ging  es  dann  am  folgenden  Morgen  an's 
Klavier,  wo  ich  grossen  G^nuss  hatte.  Denn  als 
Klavierspieler  ist  Chopin  jetzt  einer  der  allerersten 
—  macht  so  neue  Sachen,  wie  Paganini  auf  der 
Violine  und  bringt  Wunderdinge  herbei,  die  man 
sich  nie  möglich  gedacht  hätte."  — 

Man  kann  sich  hiemach  vorstellen,  dass  Chopin 
von  Mendelssohn  mit  offenen  Armen  empfangen 
and  bewillkommt  wurde.  Glücklicherweise  ist  ein 
authentisches  Schriftstück  vorhanden,  das  uns 
genaue    Auskunft  giebt  über  dies  Zusammensein 


Beider.  Mendelssohn  schreibt  nämlich  in  einem 
Briefe  an  seine  Familie  vom  6.  Oktober  1835  Fol- 
gendes: „Den  Tag,  nachdem  ich  Hen sei's*)  nach 
Deutsch  begleitet  hatte,  war  Chopin  da,  wollte 
nur  einen  Tag  bleiben,  und  so  waren  wir  diesen 
auch  ganz  zusammen  und  machten  Musik.  Ich 
kann  Dir  nicht  leugnen,  liebe  Fanny,  dass  ich 
neuerdings  gefunden  habe,  dass  Du  ihm  in  Deinem 
Urteile  nicht  ganz  Gerechtigkeit  widerfahren 
lassest;  vieUeicht  war  er  auch  nicht  recht  bei 
Spiellaune,  als  Du  ihn  hörtest,  was  ihm  wohl  oft 
begegnen  mag;  aber  mich  hat  sein  Spiel  wieder 
von  neuem  entzückt,  und  ich  bin  überzeugt,  wenn 
Du,  und  auch  Vater,  einige  seiner  bessern  Sachen 
so  gehört  hättest,  wie  er  sie  mir  vorspielte,  Ihr 
würdet  dasselbe  sagen.  Es  ist  etwas  Grundeigen- 
tümliches in  seinem  Klavierspiel,  und  zugleich  so 
sehr  Meisterliches,  dass  man  ihn  einen  recht  voll- 
kommenen Virtuosen  nennen  kann;  und  da  mir  alle 
Ali:  von  Vollkommenheit  lieb  und  erfreulich  ist,  so 
war  mir  dieser  Tag  ein  höchst  angenehmer,  obwohl 
so  ganz  verschieden   von   dem  vorigen   mit  Each« 

Es  war  mir  lieb,  mal  wieder  mit  einem  ordent- 
lichen Musiker  zusammen  zu  sein,  nicht  mit  solchen 
halben  Virtuoseu  und  halben  Klassikern,  die  gern 
les  honneurs  de  la  vertu  et  les  plaisirs  du 
vice  in  der  Musik  vereinigen  möchten,  sondern  mit 
einem,  der  seine  vollkommen  ausgeprägte  Bichtung 
hat.  Und  wenn  sie  auch  noch  so  himmelweit  von 
der  meinigen  verschieden  sein  mag,  so  kann  ich 
mich  prächtig  damit  vertragen;  —  nur  mit  jenen 
halben  Leuten  nicht. 

Der  Abend  des  Sonntags  war  wirklich  kurios, 
wo  ich  ihm  mein  Oratorium  vorspielen  musste, 
während  neugierige  Leipziger  sich  verstohlen  her- 
eindrückten, um  Chopin  gesehen  zu  haben,  und 
wie  er  zwischen  dem  ersten  und  zweiten  Teile 
seine  neuen  Etüden  und  ein  neues  Konzert  den 
erstaunten  Leipzigern  vorraste,  und  ich  dann 
wieder  in  meinem  Paulus  fortfuhr,  als  ob  ein 
Irokese  und  ein  Kaffer  zusammenkämen  und  con- 
versierten.  — 

Auch  ein  gar  niedliches  neues  Notturno  hat 
er,  von  dem  ich  manches  auswendig  beb  alten  habe, 
um  es  Paul**)  zu  seinem  Vergnügen  vorzuspielen. 
So  lebten  wir  lustig  miteinander,  und  er  versprach 
in  allem  Ernste,  im  Laufe  des  Winters  wiederzu- 
kommen, wenn    ich    eine   neue    Symphonie    kom- 

*)  Hensel  war  der  Gatte  von  Mendelssohn's 
Schwester  Fanny. 

•*)  Paul  war  Mendelssohn^s  Bruder. 


—     6     — 


ponieren  und  ihm  za  Ehren  anfiüliren  wollte ;  wir 
beschworen  es  Beide  vor  drei  Zengen  nnd  wollen 
nun  einmal  sehen,  ob  wir  Beide  Wort  halten 
werden.  —  Nocli  vor  seiner  Abreise  kamen  meine 
Hand  ersehen  Werke  an,  über  die  Chopin  eine 
wahre  kindische  Prende  hatte;  aber  sie  sind  anch. 
wirklich  so  schön,  dass  ich  mich  nicht  genug 
darüber  freuen  kann." 

Einige  Stunden  vor  seiner  Abreise  äusserte 
Chopin  gegen  Mendelssohn  den  Wunsch,  Clara 
Wieck  kennen  zu  lernen.  Hatte  sie  es  doch  zu- 
erst gewagt,  Kompositionen  von  ihm  in  Leipziger 
Konzerten  vorzutragen.  So  im  Jahre  1833  im  G-e- 
wand  hause  das  Bondo  seines  E-moU-Konzerts  und 
im  Jahre  1834  in  einem  Extrakonzert  das  ganze 
Werk  nebst  zwei  Etüden  aus  Opus  10.  Mendels- 
sohn willfahrte  gern  dem  Wunsche  Chopin's  und 
begleitete  ihn  nach  deren  väterlicher  Wohnung.  — 
Um  das  richtige  Verständnis  für  den  Empfang 
daselbst  zu  gewinnen,  ist  es  nötig,  hier  einige 
Vorgänge  zu  erwähnen,  die  sich  in  der  Vergangen- 
heit abgespielt.  Ich  teile  sie  mit  nach  : 
„Friedrich  Chopin  als  Mensch  und  Musiker" 
von  h'v,  Niecks  (Leipzig,  Leuckart's  Verlag),  dem 
vorzüglichsten  Quellenwerke  dieser  Materie.  Die 
ersten  veröffentlichten  Werke  Chopin's  fanden  nur 
langsam  Verbreitung;  erst  vom  Jahre  1833  ab,  wo 
Op.  9  erschien,  folgten  sie  einander  in  rascherem 
Tempo  und  wurden  aach  in  den  Musikzeitungen 
mit  lobender  Anerkennung  besprochen.  Nur  der 
B«dakteur  der  Berliner  Musik -Zeitschrift  „Iris", 
Bell  st  ab,  konnte  sich  nicht  mit  ihnen  befreunden! 
In  einer  Kritik  der  Mazurken,  Opus  7,  äusserte 
er:  „In  den  vorliegenden  Tänzen  sättigt  sich  der 
Autor  in  der  Leidenschaft,  gesucht  und  unnatüilich 
zu  schreiben,  bis  zum  eklen  üebermsuiss.  In  Auf- 
suchung ohrzerrelssender  Dissonanzen,  gequälter 
üebergänge,  schneidender  Modulationen,  wider- 
wärtiger Verrenkungen  der  Melodie  und  des  Bhytb- 
mus,  ist  er  ganz  unermüdlich,  wir  möchten  sagen 
unerschöpflich.  Alles,  worauf  man  nur  fallen  kann, 
wird  hervorgesucht,  um  den  Effekt  bizarrer  Origi- 
nalität zu  erzeugen,  zamal  durch  die  fremdartigsten 
Tonarten,  die  unnatürlichsten  Lagen  der  Akkorde, 
die  widerhaarigsten  Zusammenstellungen  in  Betreff 
der  Pingersetzung."  Nach  einigen  weiteren  Er- 
örterungen ähnlicher  Art  schliesst  er:  ^HätteHerr 
Chopin  diese  Komposition  einem  Meister  vorgelegt, 
so  würde  dieser  sie  ihm  hoffentlicb  zerrissen  und 
vor  die  Füsse  geworfen  haben,  was  wir  hiermit 
symbolisch  tun  wollen." 

Ueber  die  Drei  Notturnos,  Opus  9,  schrieb 
er:  „Wo  Field  lächelt,  macht  Herr  Chopin  eine 
grinsende  Grimasse,  wo  Field  seufzt,  stöhnt  Herr 
Chopin,  Field  zuckt  die  Achseln,  Herr  Chopin 
macht  einen  Katzenbuckel,  Field  tut  etwas  Gewürz 
an  seine  Speise,  Herr  Chopin  eine  Handvoll 
Cayenne  -  Pfeffer  .  .  .  Kurz,  wenn  man  Field's 
reizende  Romanzen  vor  einen  verzerrenden  Hohl- 
spiegel hielte,  sodass  aus  jedem  feineren]  Ausdruck 


ein  grob  aufgetragener  wird,  so  erhält  man  Chopin's 
Arbeit  ....  Wir  beschwören  Herrn  Chopin,  zur 
Natur  zurückzukehren.^ 

üeber  die  Zwölf  Etüden,  Opus  10,  salbadert 
er  gar  Folgendes:  „Eine  Spezial-Bezension  der  12 
neuen  Apostel,  die  Herr  Chopin  in  obigen  12 
Stücken  in  die  Welt  geschickt  hat,  erlasse  man 
uns  und  begnüge  sieb  mit  der  wohl  nicht  unnützen 
Bemerkung,  dass,  wer  verrenkte  Finger  hat,  sie  an 
diesen  Etüden  wieder  in's  Grade  bringt,  wer  nicht, 
sich  aber  sebr  davor  hüten  und  sie  nicht  spielen 
muss,  ohne  Herrn  von  Gräfe  oder  Dieffenbach 
in  der  Nähe  zu  haben.' 

In  derselben  Nummer  der  „Iris'^  druckt  er  so- 
dann folgenden  Brief,  der  ihm  aus  Leipzig  zuge- 
gangen, ab: 

P.P. 

„Sie  sind  doo2i  ein  recht  schlechter  Mensch 
und  nicht  werth,  dass  Sie  Gottes  Erdboden  kennen 
(sie),  noch  trägt.  Der  König  von  Preussen  hätte 
Sie  sollen  auf  der  Festung  sitzen  lassen ;  er  hätte 
dann  der  Welt  einen  Bebellen,  einen  Bubestörer 
und  einen  schändlichen  Menschenfeind  entrückt, 
der  wahrscheinlich  noch  einmal  in  seinem  eigenen 
Blute  ersticken  wird.  Eine  Unzahl  Feinde  nicht 
nur  in  Berlin,  sondern  in  allen  Städten,  die  ich 
auf  meiner  Kunstreise  im  verflossenen  Sommer 
berührt  habe,  habe  ich  bemerkt,  besonders  recht 
viel  hier  in  Leipzig,  wo  ich  Ihnen  dies  zur  Nach- 
richt schreibe,  damit  Sie  künftig  Ihre  Gesinnung 
ändern  und  nicht  so  lieblos  gegen  andere  Menschen 
handeln.  Noch  einmal  ein  schlechter,  schlechter 
Streich,  und  es  ist  um  Sie  geschehen!  Verstehen 
Sie  mich,  Sie  kleiner  Mensch,  Sie  liebloser  und 
parteiischer  Kezensentenhund,  Sie  musikalischer 
Schnurrbart,  Sie  Berliner  Witzemacher  etc. 

Aller untertilnigster  Chopin/^ 

Hellstab  fügt  diesem  Geschreibsel  hinzu:  „Ob 
Herr  Chopin  den  Brief  selbst  geschrieben?  Ich 
weiss  es  nicht  und  werde  es  nicht  behaupten, 
drucke  das  Aktenstück  aber  hier  ab,  damit  er  es 
anerkennen  oder  widerlegen  kann  ...  So  lange 
er  aber  solche  Missgeburten  hervorbringt,  wie  die 
obigen  Etüden,  die  ich  allen  meinen  Freunden, 
und  zumal  den  Klavierspielern,  zur  wahren  Be- 
lustigung gezeigt,  so  lange  wollen  wir  über  diese 
eben  lachen,  wie  über  den  Brief.** 

Fr.  Niecks  bemerkt  hierzu:  „Der  Brief  wurde 
nicht  desavouiert ;  doch  glaube  ich  nicht,,  dass 
Chopin  ihn  geschrieben  hat.  Hätte  er  überhaupt 
geschrieben,  so  würde  er  sich  weniger  kindisch 
ausgedrückt  haben,  wenn  auch  vielleicht  sein 
Deutsch  nicht  besser  ausgefallen  wäre,  als  das 
obige.  Der  Hauptgrund,  weshalb  ich  an  der  Echt- 
heit der  Unterschrift  des  Briefes  zweifle,  ist  der, 
dass  Chopin  nach  1831  keine  Kunstreise  in  Deutsch- 
land gemacht  hat  und,  soviel  man  weiss,  weder 
1833  noch  1834  in  Leipzig  gewesen  ist.  Durch 
einen  mit  den  damaligen  Leipziger  Verhältnissen 
Vertrauten   habe   ich  erfahren,  dass   man   in    dem 


7     — 


Schreiber  des  Briefes  Friedrich  Wieck  ver- 
mntete." 

Fr.  Niecks  teilt  in  dem  schon  genannten 
Buche  auch  einen  Brief  von  Fr.  Wieck  mit,  den 
dieser  im  Herbfit  1835  an  einen  Bekannten  in  Halle 
schrieb,  worin  es  heisst:  „Morgen  oder  übermorgen 
trifft  Chopin  von  Dresden  ein,  gibt  aber  wahr- 
scheinlich kein  Konzert  hier,  denn  er  ist  sehr 
faul;  er  könnte  sich  wohl  länger  hier  aufhalten, 
wenn  er  nicht  durch  falsche  Freunde  (namentlich 
einen  Hund  von  Polen)  abgehalten  würde,  Leipzig 
von  der  musikalischen  Seite  kennen  zu  lernen  ; 
doch  Mendelssohn  wird  dagegen  auftreten.  — 
Chopin  glaubt  nicht,  nach  einer  Aeusserung,  die 
er  in  Dresden  gegen  einen  Kollegen  getan,  dass 
in  Deutschland  irgend  eine  Dame  sei,  welche  seine 
Kompositionen  spielen  könne  —  wir  wollen  doch 
sehen,  was  Clara  kann.*' 

Nach  Kenntnis  dieser  tatsächlichen  Mitteilungen 
wird  der  geneigte  Leser  jetzt  imstande  sein,  das 
Weitere  richtig  zu  verstehen  und  zu  beur- 
teilen. 

F.  Wieck,  sich  bewusst,  für  Chopin*s  An- 
erkennung tatkräftig  eingetreten  zu  sein,  glaubte 
sich  berechtigt  zu  der  Erwartung,  dass  dieser  bei 
seiner  Ankunft  in  Leipzig  sofort  zu  ihm  eilen 
werde,  um  ihm  dankerfüllt  den  ersten  Besuch  ab- 
zastatten.  Als  diese  Ehrung  aber  ausblieb  und 
Mendelssohn  zuteil  wurde,  fühlte  er  sich  gekränkt 
und  beleidigt.  Und  als  dann  Chopin  zwei  Stunden 
vor  seiner  Abreise  zu  ihm  kam,  traf  er  ihn  nicht 
zu  Hause.  Denn  er  war,  wie  seine  Tochter  Clara 
Herrn  Fr.  Niecks  nach  Aufzeichnungen  ihres 
Tagebuchs  mitgeteilt  hat,  in  der  Absicht,  Chopin 
za  vermeiden,  ausgegangen  und  hatte  auch  seine 
Tochter  mitgenommen.  Als  sie  jedoch  nach  einer 
Stande  zurückkehrten,  fanden  sie  wider  Erwarten 
Chopin  noch  vor.  Clara  musste  sich  nun  vor 
dem  Gaste  hören  lassen.  Sie  spielte  R.  Schu- 
mann's  Fis-moll-Sonate,  zwei  Etüden  aus 
Chopin's  Opus  10  und  einen  Konzertsatz 
eigener  Komposition.  Auf  wiederholtes  Bitten 
der  Damen  der  Wieck'schen  Familie  setzte  sich 
Chopin  an's  Klavier  und  trug  sein  Es-dur- 
Nocturne  aus  Opus  9  vor.  Nach  und  nach  legte 
sich  der  Groll  Wieck's,  und  schliesslich  begleitete 
er  Chopin  auf  die  Post  und  schied  von  ihm  in 
der  freundlichsten  Stimmung.  — 

Es  ist  merkwürdig,  dass  in  diesen  Berichten 
Hobert  Schumann's  mit  keiner  Silbe  gedacht 
wird!  War  er  zur  Zeit  nicht  anwesend  in  Leipzig? 
—  In  seiner  „Neuen  Zeitschrift  für  Musik^*  findet 
sich  unterm  6.  Oktober  1835  nur  folgende  lakonische 
Bemerkung:  „Chopin  war  hier,  aber  nur  Wenige 
Stunden,  die  er  in  engeren  Cirkeln  zubrachte.  Er 
spielt  genau  wie  er  komponiert,  d.  h  einzig."  Und 
in  der  Nummer  vom  20.  Oktober  heisst  es  in  einem 
von  Eusebius  an  Chiara  gerichteten  Schwärm- 
briefe: „Chopin  war  hier.  Florestan  stürzte  zu 
ihm.    Ich  sah  sie  Arm  in  Arm  mehr  schweben  als 


gehen.    Sprach  nicht  mit  ihm,  fuhr  ordentlich  zu- 
sammen bei  dem  Gedanken."  — 

Der  Sommer  1836  führte  Chopin  abermals  für 
einige  Zeit  nach  B  ö  h  m  e  n ,  diesmal  nach  M  a  r  i  e  n  b  a  d 
und  auf  der  Bückreise  auch  nach  Leipzig.  Mendels- 
sohn war  nicht  dort,  wohl  aber  Robert  Schumann. 
In  einem  Briefe voml4.  September  1836  anHeinrich 
Dorn  schreibt  Schumann:  „Eben,  als  ich  vor- 
gestern Ihren  Brief  erhalte  und  antworten  will, 
wer  tritt  herein?  —  Chopin!  Das  war  grosse 
Freude.  Einen  schönen  Tag  lebten  wir,  den  ich 
gestern  noch  nachfeierte  .  .  . 

Von  Chopin  habe  ich  eine  neue  Ballade.  Sie 
scheint  mir  sein  genialischstes  (nicht  genialstes) 
Werk;  auch  sagte  ich  es  ihm,  dass  es  mir  das 
liebste  unter  allen.  Nach  einer  langen  Pause 
Nachdenken  sagte  er  mit  grossem  Nachdruck  — 
„das  ist  mir  lieb,  auch  mir  ist  es  mein  Liebstes.'' 
Ausserdem  spielte  er  mir  eine  Menge  Etüden, 
Notturnos,  Masureks  —  Alles  unvergleichlich. 
Wie  er  am  Klavier  sitzt,  ist  rührend  anzusehen. 
Sie  würden  ihn  sehr  lieben."  Auch  in  der  Nummer 
vom  16.  September  in  seiner  „Neuen  Zeitschrift 
für  Musik''  teilt  Schumann  mit,  dass  Chopin  einen 
Tag  in  Leipzig  gewesen,  neue  „himmlische" 
Etüden,  Notturnos,  Mazurkas  und  eine  neue  Ballade 
mitgebracht   und  „unvergleichlich"   gespielt   habe. 

In  einem  andern  Bericht  beschreibt  Schumann 
höchst  interessant  Chopin's  Vortrag  mehrerer  Etüden 
aus  seinem  op.  25:  „Bei  diesen  Etüden  kommt  mir 
noch  zu  statten,  dass  ich  sie  meist  vom  Komponisten 
selbst  gehört,  und  „sehr  ä  la  Chopin  spielt  er 
selbige"  flüsterte  mir  Florestan  dabei  in's  Ohr. 
Denke  man  sich,  eine  Aeolsharfe  hätte  alle  Ton- 
leitern, und  es  würfe  diese  die  Hand  eines 
Künstlers  in  allerhand  phantastiLchen  Verzierungen 
durcheinander,  doch  so,  dass  immer  ein  tieferer 
Grundton  und  eine  weich  fortsingende  höhere 
Stimme  hörbar,  —  und  man  hat  ungefähr  ein  Bild 
seines  Spieles.  Kein  Wunder  aber,  dass  uns  gerade 
die  Stücke  die  liebsten  geworden,  die  wir  von  ihm 
gehört,  und  so  sei  denn  vor  Allem  die  erste  in 
As-dur  erwähnt,  mehr  ein  Gedicht,  als  eine  Etüde. 
Man  irrt  aber,  wenn  man  meint,  er  hätte  da  Jede 
der  kleinen  Noten  deutlich  hören  lassen;  es  war 
mehr  ein  Wogen  des  As-dur- Akkordes,  vom  Pedal 
hier  und  da  von  Neuem  in  die  Höhe  gehoben;  aber 
durch  die  Harmonieen  hindurch  vernahm  man  in 
grossen  Tönen  Melodie,  wundersame,  und  nur  in  der 
Mitte  trat  einmal  neben  jenem  Hauptgesang  auch 
eine  Tenorstinmie  aus  den  Akkorden  deutlicher 
hervor.  Nach  der  Etüde  wird*s  Einem,  wie 
nach  einem  sePgen  Bild,  im  Traum  gesehen 
das  man,  schon  halb  wach,  noch  einmal  erhaschen 
möchte;  reden  Hess  sich  wenig  darüber  und  loben 
gamicht.  Er  kam  alsbald  zur  andern  in  F-moll, 
die  zweite  im  Buch,  ebenfalls  eine,  in  der  sich 
Einem  seine  Eigentümlichkeit  unvergesslich  ein- 
prägt, so  reizend,  träumerisch  und  leise,  etwa  wie 
das  Singen    eines  Kindes   im   Schlafe.     Wiederum 


—     8     - 


schön,  aber  weniger  neu  im  Charakter  als  in  der 
Figar,  folgte  die  in  F- dar;  hier  galt  es  mehr,  die 
Bravour  zn  zeigen,  die  liebenswürdigste,  und  wir 
mnssten  den  Meister  sehr  darum  rühmen  .  .  . 
Doch  woza  der  beschreibenden  Worte!"  —  Schu- 
mann führte  später  seinen  Gast  noch  zu  einer  be- 
freundeten Dame,  der  Gattin  eines  kunstsinnigen 
Leipziger  Kaufmanns,  dessen  Haus  einheimischen 
wie  durchreisenden  bedeutenden  Musikern  stets 
gastfreundlich  offen  stand,  mit  Namen  Henriette 
Voigt.  Diese,  selbst  gut  musikalisch  gebildet  und 
eine  fertige  Klavierspielerin,  berichtet  darüber  in 
ihren  Tagebuch-Aufzeichnungen  am  13.  September 
1886:  „Gestern  war  Chopin  hier  und  spielte  etwa 
eine  halbe  Stunde  auf  meinem  Flügel  — 
Phantasie*)  und  neue  Etüden  von  sich  — 
interessanter   Mensch,    noch    interessanteres    Spiel 

*)  Gemeint  ist  die  Ballade  G-moll,  op.  23. 


—  es  griff  mich  seltsam  an.  Die  Ueberreizung 
seiner  phantastischen  Art  und  Weise  teilt  sich  dem 
Scharfhörenden  mit:  ich  hielt  ordentlich  den  Athem 
an  mich.  Bewundernswürdig  ist  die  Leichtigkeit, 
mit  der  diese  sammtnen  Finger  über  die  Tasten 
gleiten,  fliehen  möchte  ich  sagen.  £r  hat  mich 
entzückt,  ich  kann  es  nicht  leugnen,  auf  eine  Weise, 
die  mir  bis  jetzt  noch  fremd  war.  Was  mich 
freute,  war  seine  kindliche,  natürliche  Art,  die  er 
im  Benehmen  wie  im  Spiel  zeigte."  ^- 

Nachdem  Chopin  noch  pietätvoll  das  Grabmal 
seines  polnischen  Landsmannes,  des  Fürsten 
Joseph  Poniatowski,  der  hier  in  der  Völker- 
schlacht 1813  seinen  frühen  Tod  durch  Ertrinken 
im  Elsterflusse  gefunden,  mit  einem  Kranze  ge- 
schmückt, setzte  er  seine  Heimreise  über  Heidel- 
berg nach  Paris  fort,  wo  er  nach  glücklich  über- 
standener  Postkutschen -Fahrt  wohlbehalten  in 
seinem  Heim  anlangte. 


Mitteilungen 


Ton  Hoohsohulen  u 

Am  Konservatorium  der  Musik  in  Elberfeld 
wird  Dr.  Max  Burkhard  in  diesem  Winter  „12 
mnsikgeschichtliche  Vorträge  mit  musikalischen  Er- 
läuterungen" halten.  Der  Inhalt  ist:  Die  Musik 
der  vorchristlichen  Zeit,  die  Anfänge  der  Mehr- 
stimmigkeit und  der  Notenschrift,  die  Eunstmusik 
der  Niederländer  und  der  Volksgesang,  der  fahrenden 
Leute,  Palestrina  und  die  Blütezeit  der  katholischen 
Kirchenmusik,  die  Entwicklung  des  Kunstliedes 
von  den  ersten  Anfängen  bis  auf  Schubert,  die 
Entstehung  und  Entwicklung  der  Oper  (L  Teil), 
die  Formen  der  Sonate  und  Sinfonie.  (I.  Teil)  Joseph 
Haydn;  Bach  und  Händel;  die  Blütezeit  der  prote- 
stantischen Kirchenmusik,  das  Oratorium,  die  Formen 
der  Sonate  und  Sinfonie  (II.  Teil),  Mozart  und 
Beethoven;  die  Entwicklung  der  Oper.  (11.  Teil.) 
Gluck,  Mozart,  Weber;  Beethoven,  Bichard  Wagner- 

Dr.  Otto  Neitzel  hält  am  Konservatorium  zu 
Krefeld  zehn  öffentliche  „musikgeschichtliche 
Vorträge",  welche  mit  praktischen  Vorführungen 
verbunden  sind.  Die  Themen  der  drei  ersten, 
welche  bereits  stattgefunden  haben,  lauteten: 
„J.  S.  Bach,**  „Die  Entwicklung  der  Sonate  von 
Ph.  Em.  Bach  bis  Beethoven"  und  .Hector  Berlioz 
und  sein  Requiem".  —  Bei  dem  zweiten  von  dem 
Konservatorium  veranstalteten  „Kammermusik- 
konzert'' wurde  das  Experiment  der  Verdunke- 
lung des  Saales  gemacht.  Der  Saal  war  während 
der  Vorträge  durch  tief  abgetönte  violette  Glüh- 
lampen nur  bis  zu  einem  schwachen  Dämmerlicht 
erhellt,  die  Spieler  sassen  auf  einer  hohen  Empore 
hinter  einem  lichtundurchlässigen  Vorhang.  Bei 
der  Ausführung  der  italienischen  Chorlieder  von 
Cornelius  war  der  Saal  ^in  rotes  Dämmerlicht 
gehüllt,   während  bei  den   solistischen  Klaviervor- 


nd  KonserYatoriexL 

trägen  der  Saal  erhellt  blieb.  Der  Eindruck  auf 
die  Zuhörer  war,  wie  das  bei  derartigen  Neuerungen 
nicht  anders  zu  erwarten,  ein  sehr  verschiedener 
und  die  Meinungen  ebenso  geteilt. 

Frl.  Begina  Fahrner  feierte  ihr  60 jähriges 
Jubiläum  als  Angehörige  und  Musiklehrerln 
des  „Mädchenerziehungsinstitutes  der  englischen 
Fräulein^*  zu  Nymphenburg  bei  München. 

Herr  Juarez  Movilla  in  Bukarest 
wurde  vom  rumänischen  Kultusministerium  zum 
Oberinspektor  des  Schulgesangunter- 
richts  sämtlicher  Volksschulen  Ru- 
mäniens ernannt.  Der  Schulgesangunterricht 
wird  nach  einer  von  Movilla  selbst  erfundenen 
Methode  erteilt,  welche  sich  —  wie  man  uns 
schreibt  —  als  sehr  praktisch  erwiesen  hat  und  die 
Schüler  nach  vieijähriger  Unterweisung  befähigt, 
fehlerlos  a  vista  zu  lesen  und  zu  singen. 

Die  1900  vonHerm  Th.  M.  Stoenesen  be- 
gründete Akademie  der  Musik  in  Buka- 
rest wurde  im  abgelaufenen  Schuljahre  1902/03 
von  180  Schülern  und  Schülerinnen  besucht.  Das 
Institut  veranstaltete  im  verflossenen  Jahre  18  Öffent- 
liche Aufführungen,  von  denen  8  auf  die  Opern - 
und  Geeangsklassen,  10  auf  die  Instrumentalklassen 
entfielen. 

Bei  den  kttrzlich  in  Wien  und  Prag  abge- 
haltenen Staatsprüfungen  für  das  Lehr- 
amt der  Musik  wurden  sieben  Kandidaten  der 
Musikschulen  Kaiser  in  Wien  approbiert. 
—  Das  österreichische  Staatszeugnis  befähigt  zum 
Lehramt  an  staatlichen  und  privaten  Lehrbildungs- 
anstalten  und  Mittelschulen,  sowie  zur  Leitung  von 
Privatmusikschulen  und  zum  Unterricht  an  solchen. 


—     9     — 


Yermischte  Nachrichten. 


Der  Müncheiier  Hofkapellmeister  Erdmanns- 
doerfer  and  seine  Gemahlin,  Erau  Erdmanns- 
doerfer-Fichtner,  stifteten,  wie  die  Münchener 
Neuesten  Nachrichten  melden,  einen  Betrag  von 
130 OCO  Mk.,  dessen  Zinsen  nach  dem  Tode  der 
Stifter  zu  Gansten  pensionierter  Hofmosiker  za 
verwenden  sind.  Der  Prinzregent  verlieh  anlässlich 
dieser  hochherzigen  Stiftung  dem  Hofkapellmeister 
Erdmannsdoerfer  den  Eronenorden,  mit  dem  der 
persönliche  Adel  verbunden  ist. 

Prof.  Xaver  Scharwenka  hat  kürzlich 
auf  einer  Konzertreise  in  Holland  glänzende 
£rfolge  erzielt;  in  L  e  y  d  e  n  wurde  ihm,  nachdem 
er  zuerst  sein  Cis-moll-£onzert  unter  lebhaftestem 
Beifall  gespielt,  nach  der  Aufführung  seines  Vor- 
spiele zu  „Mataswintha^  unter  Tusch  des  Or- 
chesters das  Diplom  als  Ehrenmitglied  des 
konzertgebenden  Vereins  „sempre  crescendo^  über- 
reicht. Der  Künstler,  der  sich  mehrere  Jahre  aus 
Gesundheitsrücksichten  vom  öffentlichen  Spiel 
zorückgezogen  hatte,  wird  sich  in  diesem  Winter 
wieder  mehr  am  Musikleben  beteiligen  und  dem- 
nächst in  Meiningen,  Hamburg  und 
Warschau  konzertieren. 

Jos^Vianna  daMotta,  unser  geschätzter 
Mitarbeiter,  hat  kürzlich  in  der  „Bechstein  Hall'' 
in  London  zwei  Klavierabende  absolviert,  die 
von  grossem  Erfolge  gekrönt  waren.  Auf  seinen 
Programmen  standen  u.  A.  Werke  von  Scarlatti, 
Daquin,  Bach,  Haydn,  Alkan,  Dubois,  G.  Moore  und 
einige  eigene  Kompositionen.  Die  Kritik  hob  be- 
sonders den  ausgezeichneten  stilvollen  Vortrag  der 
graziösen  alten  Stücke  hervor  und  betonte  die  Orgi- 
nalität  der  Programme,  die  den  Konzerten  des 
Künstlers  das  eigenartige  Gepräge  leihen  und  ihnen 
einen  hervorragenden  Platz  im  Musikleben  der 
Gegenwart  anweisen. 

Die  Altistin  Frau  Luise  Geller-Wolter 
wurde  zur  Fürstl.  Ldppe'schen  Kammersängerin 
ernannt. 

In  Hamburg  ist  der  rühmlichst  bekannte 
Musikschriftsteller  Professor  Joseph  Sittard 
gestorben.  Sittard  war  1846  zu  Aachen  geboren, 
studierte  auf  dem  Stuttgarter  Konservatorium 
und  kam  1885,  nachdem  er  längere  Zeit  als  Lehrer 
für  Klavier  und  Gesang  an  derselben  Anstalt  ge- 
wirkt, nach  Hamburg  als  Mnsikreferent  des 
,JEamburger  Korrespondent^.  Unter  seinen  zahl- 
reichen musikhistorischen  Werken  sind  hervorzu- 
heben: „Kompendium  der  Geschichte  der  Kirchen- 
musik" 1881,  „Zur  Einführung  in  die  Geschichte 
und  Aesthetik  der  Musik"  1885  und  „Jongleursund 
Menestrela",  „G^chichte  des  Musik-  und  Konzert- 
wesens in  Hamburg"  1800,  „Geschichte  der  Oper 
am  Hofe  zu  Stuttgart"  1891  (Band  I),  sowie  schliess- 
lich in  der  bei  Breitkopf  &  Härtel  verlegten  Walder- 
see'schen  Vortragssammlung  die  Lebensbilder  von 
Mendelssohn  und  Bossini. 


Der  Pianist  Pelix  Odenwald  zu  Bremen 
veranstaltete  am  5.  Dezember  daselbst  ein  Solisten- 
konzert, das,  dem  Beispiele  Heidelberg's  folgend« 
bei  verdunkeltem  Saale  und  verdeckten 
Ausführenden  stattfand.  Der  Saal  war  nur  bis  zu 
einem  matten,  in  rosa  gehaltenen  Dämmerlicht  er- 
hellt, die  Verdeckung  geschah  durch  ein  Pflanzen- 
arrangement, Epheugitter  und  Lorbeergebüsch. 
Während  die  Kritik  sich  in  sehr  anerkennender 
Weise  über  die  pianistischen  Leistungen  des  Kon- 
zertgebers —  das  Programm  war  in  historischer 
Form  aufgestellt  —  und  der  mitwirkenden  Sängerin, 
Frl.  Eva  ühlmann  aus  Chemnitz,  ausge- 
sprochen hat,  sind  die  Ansichten  über  die  Neue- 
rungen noch  sehr  geteilt,  sie  neigen  im  allgemeinen 
dahin,  dass  Verdunkelung  und  Verdeckung  nur 
für  besondere  Stimmungsmusik,  für  ernste,  intime 
Stücke  sich  eigne,  dass  dagegen  heitere,  virtuose 
an  B«iz  einbüssten« 

Die  von  derGenossenschaf  t  Deutscher 
Tonsetzer  gegründete  Anstalt  für  musi- 
kalisches Aufführungsrecht  hat  durch 
ein  am  1.  Dezember  in  Kraft  getretenes  Ueberein- 
kommen  die  ausschliessliche  Vertretung  der 
Oesterreichischen  Gesellschaft  der 
Autoren,  Komponisten  und  Musik- 
verleger übernommen.  Diese  letztere  Gesell- 
schaft hat  demzufolge  ihre  Tätigkeit  in  Deutsch- 
land nunmehr  vollständig  eingestellt.  Da  die 
deutsche  Anstalt,  der  fast  alle  namhaften  deutschen 
Komponisten,  sowie  die  bedeutendsten  Musikver- 
leger angehören,  neben  ihrem  eigenen  reichen  Be- 
stände auch  Über  das  grosse  österreichische  B.e- 
pertoir  verfügt,  ist  den  Venmstaltem  von  Auf- 
führungen in  Deutschland  die  Möglichkeit  geboten, 
für  die  Werke  beider  Anstalten  die  gesetzlich  er- 
forderlichen Aufführungsgenehmigungen  von  einer 
einzigen  Stelle  zu  erlangen. 

Wegen  Abschlusses  eines  ähnlichen  Ver- 
tretungsverhältnisses mit  der  Pariser  S  o  c  i  ö  t  ^ 
des  auteurs,compositeurs  et^diteurs 
de  musique  und  derSociet a  degli  autori 
italiani  sind  Verhandlungen  im  Gange. 

Das  16.  Heft  der  „Mitteilungen"  für  die 
Mozart-Gemeinde  in  Berlin  (herausge- 
geben von  Rudolph  Genöe)  enthält  im  An- 
schluss  an  die  im  letzten  Heft  der  „Mitteilungen" 
gebrachte  allgemeine  Charakteristik  vonMozart^s 
handschriftlichem  Verzeichnis  seiner 
Werke  diesmal  das  vollständigeVerzeich- 
nis  mit  aller  Genauigkeit  nach  dem  Original. 
Es  beginnt  am  9.  Februar  des  Jahres  1784  mit  einem 
„Klavier-Konzert"  und  schliesst  am  20.  November 
1791,  20  Tage  vor  Mozart's  Tod,  mit  dem  Werk 
„Eine  kleine  Freymaurer-Kantate^.  Während  dieses 
kurzen  Zeitraumes,  V/^  Jahre,  hat  Mozart  145 
Werke  komponiert,  darunter  seine  Opern  Figaro, 
Don  Juan,  Cosi  fan  tutte,  Zauberflöte,  Titus,  femer 


—     10     — 


Sinfonien,  Kammermusik  n.  s.  w.  Dae  Heft 
bringt  ferner  eine  knrze  Skizze  über  „Georg 
Albrechtsberge  r**,  den  Frennd  Mozart^s 
and  Lehrer  Beethoven's;  „Mozart  in  Dresden  und 
Doris  Stock'*  und  „Ein  altes  Spottlied  gegen  Musik- 
kritiker". Das  Lied  stammt  ans  dem  Jahre  1580 
von  JacobnmRegnard  und  ist  einer  in  Nürn- 
berg erschienenen  Sammlung  „Newe  knrtzweilige 
Tentsche  Lieder*'  entnommen. 

Der  „Frankf .  Zeitung''  ging  vor  einigen  Wochen 
ans  Salzburg  der  nachstehende  beherzigenswerte 
Mahnruf  zu:  „Da  gerade  in  allerletzter 2jeit  in  der 
„Frankf.  Ztg/*  mehrere  interessante  Mozart -Er- 
innerungen wachgerufen  wurden,  möge  hier  auch 
einer  Sache  gedacht  werden,  die  verdient,  die  Auf- 
merksamkeit der  ganzen  gebildeten  Welt  zu  erregen. 
Es  betrifft  das  Geburtshaus  Mozart's  in  Salz- 
bürg.  In  der  grossen  Schar  fremder  Gäste,  die 
alljährlich  nach  Salzburg  kommen,  sind  nur  wenige, 
die  diese  Stätte,  an  der  Mozart's  Wiege  gestanden, 
besuchen.  Wohl  gleitet  der  Blick  der  Vorüber- 
gehenden über  das  alte  schmale  Häuschen  in  der 
Getraidegasse  No.  9,  aber  da  für  dasselbe  gar  keine 
Reklame  gemacht  wird,  so  glauben  die  Touristen, 
dass  sich  ein  Besuch  der  einstigen  Wohnung  von 
Mozart's  Eltern  nicht  lohne,  zumal  die  drei  schlechten 


Stiegen,  die  zu  den  Räumen  führen,  gerade  keine 
Lockvögel  für  eilige  Touristen  sind.  Wer  aber  die 
kleine  Mühe  nicht  scheut,  findet  in  den  alten 
engen  Stübchen,  die  die  kostbarsten  Erinnerungen 
an  den  Meister  enthalten,  reichen  Lohn.  Sein 
Konzertflügel,  das  Spinett,  auf  dem  er  bis  zu  seinem 
Tode  komponierte,  Bilder  in  Fülle,  Partituren, 
Briefe,  Schmuck,  Kleider,  Möbel  von  ihm,  ja  sogar 
sein  Schädel  —  kurzum:  Schätze  bergen  jene 
Räume.  Und  alles  das  ist  einer  ständigen 
Feuersgefahr  ausgesetzt.  Ln  Parterregeschoss 
des  Mozart -Hauses  befindet  sich  nämlich  ein 
Material warenladen;  Spiritus,  Benzin,  Petroleum 
u.  s.  w.  bilden  die  Hauptverkau&artikel.  Bricht 
aber  erst  einmal  Feuer  in  jenem  alten  Gewinkel 
aus ,  so  sind  die  Mozart  -  Reliquien  verloren« 
Der  Custos  besitzt  noch  nicht  einmal  feuersichere 
Säcke  im  Museum  zum  Bergen  der  Sachen  bei 
Gefahr.  Aufgabe  der  Mozart-Gesellschaft  wäre  es, 
das  Haus  anzukaufen  und  seinen  Inhalt  zu 
schützen,  aber  hierzu  fehlt  es  an  Geld.  Vielleicht 
bedarf  es  nur  einer  Anregung,  um  die  reichen  Mit- 
glieder der  grossen  Mozart-Gemeinde  zu  Spenden 
zu  veranlassen,  damit  das  Haus  und  die  Reliquien 
in  ihm  gesichert  werden  können.*' 


Bücher  und  Musikalieii. 


Karl    Storck:     „Geschichte    der    Musik^ 
1.  Abteilung. 
Math'fdie  YerUgthsadls«;,  StaM^rl. 

Soeben  vor  Redaktionsschluss  trifft  der  erste 
Band  von  Dr.  Karl  Storck's  „Musikgeschichte'* 
ein,  und  ich  freue  mich,  meine  Leser  noch  auf  dies 
Werk  aufmerksam  machen  zu  können,  welches 
nach  Anlage  und  Ausgestaltung  berufen  scheint, 
in  den  Besitz  jedes  Musikfreundes  zu  kommen,  und 
eignet  sein  dürfte,  die  vielfach  vorhandene  Scheu 
vor  dem  Studium  der  Musikgeschichte  zu  bannen. 
Storck  wendet  sich  nicht  direkt  an  den  Fach- 
musiker, obgleich  auch  dieser  reiche  Anregung  in 
dem  Werke  findet;  er  beginnt  seine  Einleitung 
mit  Worten  J.  S.  B  a  c  h's  aus  seiner  Klavier- 
Übung  „Denen  Liebhabern  zur  Gemütsergötzung** 
und  kennzeichnet  damit  den  Standpunkt  seines 
Werkes.  Er  sagt  in  seiner  Vorrede:  „An  jene 
echten  „Dilettanten^,  jene  wahren  Liebhaber  der 
Musik  dachte  ich  bei  meinem  Buche  ...  Es  kam 
mir  weniger  auf  scharfsichtige  Kritik,  auf  ein- 
dringliche Untersuchung  theoretischer  Probleme, 
auf  philologisch  peinliche  Darlegung  der  zahlreichen 
Streicfragen  an,  als  auf  ,,Gemütsergötzung'*.  Nicht 
als  ob  ich  j,vor  Liebe  blind^'  in  taumelnder  Be- 
geisterung von  der  Musik  der  verschiedenen  Zeiten 
und  Völker  schwärmen  wollte.  Ich  hoffe,  man 
vrird  mir  zugeben,  dass  meine  Darlegungen  auf 
-^"*«^hendstem  Studium  der  einschlägigen  Literatur 


beruhen,  so  sehr  ich  mich  bemüht  habe,  für  den 
Leser  die  Spuren  der  oft  mühseligen  Vorarbeit  zu 
verwischen"  u.  s.  w.  —  Mir  fehlt  es  heute  an  Zeit 
und  Raum,  näher  auf  den  Inhalt  und  die  Anlage 
des  Werkes  einzugehen,  ich '  kann  nur  nach  dem 
Eindruck,  den  ich  bei  dem  flüchtigen  Durchblättern 
gewonnen,  urteilen,  dass  es  die  Arbeit  eines  ernsten 
Forschers  und  scharfsinnigen  Beobachters  ist,  der 
alle  Erscheinungen  aus  dem  Geiste  ihrer  Zeit  und 
im  Znsammenhang  mit  dem  Kulturfortschritt  er- 
fasst,  dabei  aber  nie  den  Zusammenhang  mit  der 
G^egenwart  verliert  und  der  mit  seiner  Liebe  zu  dem 
Gegenstand  eine  geistvolle,  klare  und  lichte  Dar- 
stellung zu  verbinden  weiss.  Ich  komme  noch 
eingehend  auf  den  Inhalt  des  Buches  zurück,  wollte 
es  meinen  Lesern  heute  nur,  da  sich  dem  gediegenen 
Innern  ein  ebenso  würdiges  wie  feines  Aeussere 
anpasst,  vorläufig  aufs  wäimste  empfehlen. 

Dr.  W.  Niemann:  „Frobergiana".  Eine  Auswahl 
von  Klavierstücken  aus  J.  J.  Fro- 
berger's  Suiten. 

BftTtkolf  Senff,  Leipilg. 

Die  wissenschaftlichen  Publikationen  der  „Denk- 
mäler der  Tonkunst  in  Oesterreich"  bieten  in  ihrem 
IV.  und  VI.  Band  eine  Gesamtausgabe  der  Werk- 
Froberger's,  jenes  vorbachischen  Orgel-  und  £[lavier- 
meisters,  dessen  buntes,  wechselndes  Leben  ihn  zu 


—   11    — 


allen  Stätten  der  Tonknnst  führte  und  dessen  Kunst 
dadurch  einen  gewissen  kosmopolitischen  Zug  trägt. 
Froberger,  ein  Deutscher,  1600  zu  Halle  geboren, 
verlebte  seine  Lehrjahre  in  Wien,  ging  dann  nach 
Italien  und  studierte  bei  dem  grossen  Orgelmeister 
Frescobaldi,  bereiste  später  die  Miederlaude,  Frank- 
reich und  England,  war  verschiedentlich  in  Wien 
üs  Hoforganist  tätig  und  wusste  für  seine  Kunst, 
der  aber  immer  ein  spezifisch  deutsches  Gepräge 
ZQ  eigen  bleibt,  aus  allen  fremden  Strömungen 
Nutzen  zu  ziehen.  In  seinen  Klavier  werken,  den 
Saiten  und  Variationen,  schliesst  er  sich  den  fran- 
zösischen Komponisten  seiner  Zeit  an;  viele  Sätze 
aas  deinen  Werken  verdienen  es,  der  Vergessenheit 
entrissen  zu  werden,  und  da  die  oben  erwähnten 
Gesamtausgaben  doch  immerhin  nur  wissenschaft- 
lichen Zwecken  dienen  und  für  die  Praxis  wenig 
nutzbar  zu  verwerten  sind,  so  darf  es  mit  Freuden 
begrüsst  werden,  dass  wir  in  dem  vorliegenden 
^Verk  eine  Auswahl  für  den  praktiscben  Gebrauch 
erhalten.  Die  Suite  „Auff  die  Mayerin",  welche 
die  Sammlung  eröffnet,  ist  in  Variationenform  über 
einem  reizendem  Liedchen  aufgebaut  und  zeigt 
ans  ein  ungemein  feines,  an  kunstreichen  musi- 
kaliBchen  Einzelheiten  reiches  Werk,  das  auch  heute 
noch,  ganz  abgesehen  von  dem  historischen  Hinter- 
grande, Jeden  Spieler  fesseln  wird.  Auch  der  in- 
stmktive  Wert  ist  gross  genug,  um  das  Werk  dem 
ünterrichtsplan  einzureihen.  Ausser  diesem  als 
.,SaitA*^  bezeichneten  Variationencyklus  hat  der 
Aator  noch  4  Einzelsätze  aus  anderen  Suiten  Fro- 
berger's  ausgewählt:  2  Giguen,  eine  Courante  und 
eine  Sarabande,  letztere  ein  äusserst  stimmungs 
volles  Stück.  —  Die  Bearbeitung  ist  ausgezeichnet, 
sie  ist  nach  allen  iiistorif  ch  wie  ästhetisch  in  Frage 
kommenden  Gesichtspunkten,  mit  Berücksichtigung 
des  früheren  Verzierungswesens,  der  Freiheit  im 
Variieren  u.  s.  w.  vorgenommen,  die  Abweichungen 
▼om  Urtext  sind  durch  Possnoten  angemerkt. 
Allen  Musikern  und  Lehrern  sei  die  Sammlang 
aufs  wärmste  empfohlen. 

(vnstav  LaiamS)  op.  76.    „Drei  Kompositionen 
für  das  Pianoforte." 
Arthar  P.  SehMidl»  Leipilf. 

Die  3  Stücke  „Mit  Grazie",  „Schelmerei"  und 
ySlavischer  Tanz''  gehören  zur  empfehlens- 
werten Jugendlitteratur,  wenn  sie  auch  schon 
etwas  gewandtere  Finger  erfordern.  Das  erste 
ist  ein  zierliches,  anmutiges  ^Menuett'*  von 
grossem  Klangreiz  und  feiner  Harmonik.  Die 
»Schelmerei"  führt  sich  durch  ein  einschmeicheln- 
des Thema  ein,  das  von  dem  Verfasser  in  aller- 
lei harmonischen  und  rhythmischen  Varianten  mit 
grossem  Geschick  verwertet  wird  und  dadurch 
fesselnd  wirkt.  Der  „slavisciie  Tanz"  ist  ein  über- 
mütiges, etwas  naturwüchsiges  Stück  von  ausge- 
sprochen nationalem  Charakter.  Ich  empfehle  be- 
sonders die  beiden  ersten  Hefte  als  treffliche  Vor- 
tragstücke für  Spieler  der  Mittelstufen. 


Kicolas  de  Wilm,  op.  201.    „LeCarnaval  de 
Nice'S    12  petits  morceaux. 
OMo  Forberfy  Lelpiif . 

Formgewandte  und  melodiöse  Stücke,  in  denen 
der  Komponist  Bilder  aus  dem  Kamavalsieben 
schildert.  Er  ist  dabei  mehr  Zuschauer,  als  selbst 
bei  dem  bunten  Treiben  beteiligt;  betrachtet  die 
bunten  Szenen  ans  der  Entfernung,  so  klingt  die 
Lust  wie  gedämpft  an  unser  Ohr,  gehaltener,  als 
man  es  sonst  bei  Schilderungen  von  Kamavals- 
bildem  gewöhnt  ist.  Einige  Stücke,  wie  z.  B.  die 
„Serenade  des  Plerrot^S  ^^  n^^^^PP®  ^^^  Gondoliere 
von  Venedig",  die  .Gruppe  der  russischen  Bauern" 
haben  einen  völlig  elegischen  Charakter.  Sehr  an- 
mutig und  melodisch  anziehend  sind  die  ,Fleurs 
animöes",  die  Gruppen  der  „Winzer",  der  „Spanischen 
Studenten",  der  „Neapolitanischen  Fischer*.  Mit 
einem  übermütigen  Kehraus  klingt  die  Serie  in  dem 
,Mardi  gras"  aus.  Die  Stücke  sind  alle  leicht  ge- 
setzt  und  werden  der  klaviei spielenden  Jugend 
Freude  machen. 

Anna  Morsch. 

Max  Beger,  op.  28.  Zweite  Sonate  G-moll  für 
Violoncello  und  Pianoforte. 
—  —  op.  49,  No.  1.  Erste  Sonate  As-dur 
für  Klarinette  und  Pianoforte. 
Joi.  Albl  YerUf,  Maaehea. 
Auf  die  beiden  vorstehend  genannten  Kammer- 
musikwerke des  trefflichen  Max  Beger  sei  auf's 
Angelegentlichste  hingewiesen.  Die  Sonate  für 
Violoncello  und  Pianoforte  (G-moll,  op.  28)  ist  ein 
leidenschaftlich  erregtes  Werk  von  pathetischem 
und  energischem  Zuge.  Neben  mancher  Härte 
findet  sich  auch  oft  ein  inniger,  gemütvoller  Zug, 
eine  Wendung  zu  herzlicher  Aussprache  und  der 
Ausdruck  einer  gewissen  Kachdenk lichkeit.  Die 
As-dur-Sonate  für  Klarinette  und  Pianoforte  (op.  49 
No.  1)  ist  ihrem  Gesamtinhalt  nach  heller  und 
lichter,  mehr  sanften  Charakters  und  klarer  in  der 
musikaUschen  Diktion.  Beiden  Werken  gemeinsam 
eigen  sind  besondere  Frische  der  Erfindung,  aus- 
gezeichnete Behandlung  der  beiden  ausführenden 
Instrumente,  welche  jederzeit  koordiniei*t  erscheinen, 
sowie  anziehende  Melodik  und  eine  Unmenge  von 
harmonischen  und  rhythmischen  Feinheiten,  welche 
ja  Beger's  Kompositionen  überhaupt  niemals  zu 
fehlen  pfiegen.  Dass  die  zwei  Sonaten  nach  jeder 
Seite  hin  ein  sehr  hochentwickeltes  technisches 
Können  und  bedeutend  musikalischen  Sinn  ftir  eine 
wohlgelungene  und  erschöpfende  Darstellung  vor- 
aussetzen, braucht  kaum  erst  besonders  gesagt  zu 
werden,  aber  man  wird  sich  für  alle  aufgewandte 
Mühe  fieissigen  und  gewissenhaften  Einstudierens 
dann  auch  reichlich  belohnt  sehen.  Auf  alle  Fälle 
dürften  weder  Musiker  noch  ernste  Freunde  guter 
Kammermusik  an  Beger^s  hier  empfohlenen  Ton- 
dichtungen vorübergehen. 

Eugen  Segnitz. 


—     12 


Empfeblenswerte  Musikst&cke« 

Sonaten  und  Vortragsstücke  für  Violine  und  Klavier  für  vorgeschrittenere  Schüler. 
8.  de  Lange,  op.  69  No.4.    „Sonate*'  D-dorfür      Jos«  Karbnlka»   op.  21   No.  2.     „Denx  Feaillet 


Violine  nnd  Klavier. 
J.  Bleter-BtedeniAMmy  Leipilg . 

Jos.  B.  Foerster,  op.   35.     „Suite"   für  Violine 

mit  Klavierbegleitung. 
Fr.  Urbiaeky  Pny. 


d'Album*'. 
N.  BlMroeky  BarUa. 

Rudolph  Palme,  op.  71.  „Album  vorzüglicher 
Vortragsstücke"  für  Violine 
mit  Begleitung  der  Orgel,  des 
Harmoniums  oder  des  Klaviers. 


Heia 


Hmfdebary. 


Vereine. 


Mnaik-Sektlon 
des  Allg.  Deutschen  Lehrerinnen-Yereins. 

Die  Breslauer  Musikgruppe,  Vorsitzende 
Frl.  E.  Simon,  hat  nach  längeren  Verhandlungen 
sich  jetzt,  in  Gemeinschaft  mit  den  Musiklehrem, 
auch  über  gemeinsame  Unterrichtsbedingungen  im 
musikalischen. Privatunterricht  geeinigt  und  feste 
Satzungen  aufgestellt,  die  die  geschäftliche  Seite 
des  Unterricht«  regeln.  Sie  fussen  auf  früher  ver- 
öffentlichten Hauptprinzipien:  Monatspreise  ohne 
Bücksicht  auf  die  von  Seiten  des  Schülers  abge- 
sagten Stunden.  Der  Unterricht  fällt  an  staatlich 
festgesetzten  Feiertagen  aus,  wird  aber  mit  hono- 
jiert.  Kündigungsfrist  einen  halben  Monat  vor 
Aufgeben  des  Unterrichts.  —  Die  von  der  Vor- 
sitzenden erstrebte  Gründung  eines  Musikleh- 
rerinnen.Altersheim  für  die  Provinzen 
Schlesien  und  Posen  schreitet  in  erfreulicher 


Weise  fort,  ein  Gnmdstück  ist  bereits  erworben, 
die  Baupläne  liegen  ausgearbeitet  vor  und  es  ist 
Hoffnung  vorhanden,  dass  mit  dem  Bau  im  nächsten 
Frühjahr  begonnen  werden  kann.  Noch  fehlt  aller- 
dings eine  ziemlich  hohe  Summe,  andererseits  ist 
aber  wieder  die  Teilnahme  für  dies  Werk  der 
Nächstenliebe  sehr  rege,  eine  grosse  Beihe  von 
Herren  und  Damen  haben  Anteilscheine  gezeichnet 
und  aus  Künstlerkreisen  fliessen  Spenden  durch 
Veranstaltungen  von  Konzerten,  Schülerauffüh- 
rungen u.  s.  w.  zu.  Frl.  Elisabeth  Simon  hat  auch 
für  diesen  Winter  wieder  einen  C  y  k  1  u  s  von  Vor- 
trägen arrangiert,  deren  Ertrag  dem  Altersheim 
zu  Gute  kommen  wird.  Die  Vorträge  umfassen 
die  wissenschaftlichen  und  künstlerischen  Gebiete 
und  die  ersten  Professoren  Breslaues  haben  sich  in 
uneigennütziger  Weise  in  den  Dienst  der  guten 
Sache  gestellt. 


Briefkasten. 


Abonnent  F.  B.  in  A.  fragt  nach  dem  Ver- 
fasser und  Verlajj  einer  vor  Jahren  erschienenen 
„Harmonielehre  in  Tabellenform".  Sollte  sie  einem 
Leser  des  ,K1.-L."  bekannt  sein,  so  wird  um 
freundliche  Angabe  an  die  Redaktion  gebeten. 

Hr.  B.  F.  in  S.  Ohne  jede  Vorstudien  etwas 
schwierig.  Versuchen  Sie  es  zunächst  einmal  mit 
S.  Jadassohn's  „Elementartheorie^  (Breitkopf  & 
Härtel,  Leipzig). 


Frl.  A.  D.  in  F.  und  Frl.  M.  S.  in  D«  Nehmen 
Sie  zu  den  genannten  Werken  noch:  Dr.  O.  Kl  au- 
wei 1  „Die  Formen  der  Instrumentalmusik^*  (H.  vom 
Ende,  Köln)  zu  Hilfe. 

Hr.  K.  F.  in  H  ,  Frl.  M.  H.  in  W.  und  ver- 
schiedene Andere.  Sie  können  Ihren  beabsichtigten 
Eintritt  in  den  musikpädagogischen  Verband  bereits 
letzt  anmelden.  Senden  Sie  kurze  Notizen  über 
Ihre  Ausbildung,  Abschrift  von  Zeugnissen  pp , 
Sie  erhalten  dann  s.  Z.  weitere  Benachrichtig^ung. 


Konservatorium  der  Musik 
in  Kassel 

Gegr.  1895.     Direktion:  L  Beyer.     Gegr.  1895. 

Ehrenvoniti:  Rcffierong^PriMdent  TOB  Troll  m  8«1b, 
enf  Kdalfadorfl;  Exoellana  Generalin  tob  Goloaby 
Oberbürgermeister  Mftller  n.  A. 

Cvratoriam:  PUmr  Haae,  Soholdirektor  Prof.  Dr.  Krui- 
■aeher,  Bankier  Plaal,  Joatiarath  Beheffer  n.  A. 

Lehrer :  Die  Damen :  L.  Beyer,  BlaaBl-Förrter,  Königl.  Opem- 
•üogerin,  Oteeae-rabroal»  A«  Taadlea.  Die  Herren: 
A«  Harlder«ff  Kammenrirtuoe.  Pro£  Dr.  USbel, 
«».  Kaletach,  Kgl.  Kammermusiker,  K.  KlelBMaaa, 
Kffl.  Opemiftoffer,  W.  Moakaaply  Kgl.Kammermnaiker, 
Bi.  Behaildl,  Kgl  Kammermnuker,  H.  Seknarbaoeh, 
KgL  Kammermnaiker  n.  A« 

UBterrIchtfftcliert  Klarier,  Violin^  CeUo,  Harfe  und  alle 
übriffen  Oroheeterinstnimente.  Oesang,  Harmonie- 
nnd  Kompositionslehre.  Mnsikgeschiohte.  Italienisoh. 
OrcheaterspieL    Oebörübnng.    MnaikdikUt. 

OrgBBisallon:  Conoertklaasen.  SeminarUassen.  Ober-, 
Mittel-  nnd  Blementarklaasen. 

BtelalOB  sind  kostenfrei  an  boaiehen  dnroh  die  SohrifUeitong 
des  KonserTatorioms  Kassel.  Wilbelmahöher  Allee  4a. 


H.  R.  Krentzlin,  Unlerrichtsverlag 

BERLIN  Wm  Neae  Winterfeld totrasae  48. 

Klavierlehrer  und  Klavlerletarerlnnen  machen  wir 
auf  folgende  in  unserem  Verlage  erschienenen  und  für 
jedeB  erBStea  Uaterricht  —  besoBdcrs  der  Aataags- 
stofe  —  unentbehrliche  Studienwerke  aufmerksam: 

1.  nax  Pohl,  Die  QroBdIage  des  Klavierspieles. 

Praktische  Uebungen  für  den  Klavierunterricht 
zur  Erreichung  eines  gaten  Anschlages  und 
einer  sicheren  Technik.  Mk.  1.10  netto 

2.  Hax  Pohl,  Noten-Lesetahellen    Mk.  0.30  netto 

zur  gründlichen  Erlernung  der  Noten  im  Violin- 
und  Bassschlüssel,  für  den  Unterricht  zu- 
sammengestellt. 

Man  heachte  die  Benrtelinng  ohiger  Werke  In 
hentiger  Nummer  des  nKlavier-Lehrer**  und  verlange 
die  Hefte  zur  Ansicht 


—    13    — 


Adressen-Tafel. 


fr  Zellen  lO  Hk.  Jfthrllcli,  weitere  5  Zellea  S  Mk. 

Prot  €.  Bmlanr's  Hoii$<rvatoiliini  rnid  Seminar. 

Direction:  Gustav  Lazarus. 

BerUn  N.W.,  Lulsen-Str.  36.                                   Berlin  W.,  Lützowstr.  49. 

Erste   Lehrkräfte,  vollstlndioe  musikalische  und  pädagogische  Ausbildung.     Elementarklassen. 

Prof.  Siegfried  Ochs. 

Dirigttit   des  .Philkarm.  OhorM*. 

Berlin  W.,  Bendler-Strasee  8. 

Spreohst.  nur  t.  U— 12  Uhr  Vorm. 

SUse  Sekschen 

(ans  St.  Petersburg) 

Hofpianistin,  Kammervirtuosin 

„HOFBURG" 
Hambarg-IJhleniiorat. 

Pianistin. 
BerUn  W.,  Bfilowstr.  28. 

KoüÄrt-Vertr.:  R  Wolff.  Berlin. 

GeeangtmteiTicht  erteilen: 

Frau  Felix  Schmidt-KOhne 

Concertsängerixi  -  Sopran. 
Sprechetande:  8—4. 

Prof.  Felix  Schmidt. 

Berlin  W^  TanenzleBstrasse  21. 

Franz  Grunicice, 

Orgel,  KlaTier,  Harmonielehre. 

Barlln  W.,  Stelnmetzstr.  49". 

Martha  Remmert« 

Berlin  W.,  Melerottostr.  3. 

Flora  Scherres-Friedenthal 

PianisÜn. 

Berlin-Charlottenburg, 

Kantstr.  160a. 

Prof.  Jul.  Hey'S  Cesangschule. 
Berlin  W^  Elsholzstrasse  5». 

am  Botanischen  Garten. 

3os<  UiaNNa  da  IDotta, 

Pianist 
Berlin  W.,  Passaaerstrasse  26. 

eiisabetl»  0aland, 

Verfasserin  von: 

„Die  Deppe'sche  Lehre 

des  Elavierspiels^ 

Charlottenbnrg.  Qoethestr.  BOiu. 

Ausbildung  im  höheren  Klavierspiel 

Omiie  Lichter feld 

Käte  Freudenfeld, 

Koniert-  u.  Oratorlena&ngerin  (Alt) 
OwMBfl^elirerin,  Athemgymnaitik. 

Berlin  W..  Passaoerstrasse  22  u. 

€nllie  V.  CrAMcr 

Gesangunterricht  (Meth.  Marchesi). 
Berlin,  Bajrentherstr«  27. 

^usil(«Institut 

unef  Seminar  für  Musiklehrerinnen 
von  HMa  IttorscA,  B«rli«  Ul.,  JInsbaAerstr.  37. 
Prospekte  gratis,  «ut  CUunsd)  aud»  bricflid).  -^-  - 

Atemgymnastilc  -  Geeang. 

Mathilde  Psirnaeiitler 

(Alt-  und  Meizo-Sopran). 
Berlin  W.,  filsenactaerstrassa  lao. 

Prof.  Franz  Kuiiak. 

Klassen  fffir  liAlieres  Klavlersplel. 

Berlin  W.,  Habsburger  Str.  4 

Frau  Dr.  Luise  Krause 

Vorsteherin  der 

Schweriner  IVIusiIcschule 

Schule  fQr  höheres   Klavierspiel    und  Ausbildung   von  Lehri<räften    nach 
dem  prclsgel<rönten  Rnschauungsunterricht  der  Vorsteherin. 

15,  Harbnrgerstr.       BERLIN  W.|       Marbnrgerstr.  15. 

Prof.  Pli.  Schmitf 8 

Alcademie  für  Tonicunst 

—  gegründet  1851  

l>n.  1*1X1  Stadt 

Elisabethenstrasse  36. 
Direktion:    Prof.  Ph.  Schmitt. 

Aufnahme  jederzeit. 

Hugttste  B8»me-K9Dler 

•rteUt  in  Leipzig,  Lleblfstr.  S I,  und  in  Llndhard-Naniiliof  (Bahnlinie  Leipzig. 
DObeln-Dreaden)  von  Juni  bis  einschl.  September 

-«i  «^  Gesangsunterrlcbt »« «« 

Herren  und  Damen  vom  L.ehrfach,  sowie  ausQbende  Kanstler»  die  Unterricht 
nehmen  wollen,  sind  gebeten,  event.  vorher  schriftliche  Klarlegung  ihrer  stimmlichen 
Veranlagung,  sowie  eines  von  einem  Arzt  ausgestellten  Berichtes  aber  ihren  allge- 

Nina  Gorter, 

Lehrerta 
am  liehelberg'setaea  KoaserTatoria«. 

—  fOr  Gesang-  und  InstrumenUl-Lehrer 
und  I^hrerinnen  (3  Monate),, 

—  für  Musikstudierende, 

—  PrivaUtunden. 

IJienst,  Mittw.,  Freit,  und  Sonn.  10-11 
Rankestr.  81. 

14     — 


Dlna  Tan  der  HoeTeiii 

PUmIflMB. 

Konzert  und  Unterricht  (Meth.  Carreno). 
Berlin  W..  Ansbaclientr.  47  u- 


Anna  Harmsen, 

KlaYier-Unterricht  und  Begleitung. 
Wm  Lfitzowstr.  63,  Gartenhaus. 


Die  Geschäftsstelle  der 

Lebens-,  Alterspensions-,  Invaliditäts-  und  Kinder- 
versicherung der  Mitglieder  Deutscher  Frauenvereine 

„Frkdricb  Wilbelm'S  Berlin  W.,  Behrenetratse  60/61, 

Lait«rin  FrL  Hewrletie  OoMsdunldt,  angeiohloeeen  81  Frauen-  nnd  genbeMi 

Vereine  in  Denteohland,  bietet  die  nmtaMendete  Siohentellang  für  das  Alier 

und  gegen  eintretende  BrwerbennfiUiigk^t. 

Treneete  Beratung  mttndlioh  nnd  ■ohriftlieb.  —  Spreehst.  von  10—1  Yorm. 


Olga  Stleglitx* 

Klayiemnterrioht»   Methodieohe  Vor- 
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Dr.  Hoch's  Conservatorium  in  Frankfurt  a.  M. 

gestiftet  dnrch  Vermächtnis  des  Herrn  Dr.  Joseph  Faal  Hoch,  eröffnet  im  Herbst  1878  unter  der 
Direktion  von  Joachim  Raff,  seit  dessen  Tod  geleitet  von  Prof.  Dr.  Bernhard  Scholl,  beginnt  am 
1.  März  d.  Js«  den  Sommer-Cnnas. 

Der  Unterricht  wird  erteilt  von  den  HH.  L.  Uzielli,  E.  Engesser,  K.  Friedberg,  Mnsikdir.  A. 
Glück,  Frl.  L.  Mayer,  Herrn  Chr.  Eckel,  PrL  M.  8cheepmaker,  Frl.  M.  Ooedecke,  Frl.  E.  Mann,  Frl. 
J.  Flügge,  Frl.  U.  Schnitze  und  Herrn  H.  Golden  (Pianoforte),  H«  G^lhaar  (Orgel),  den  H.H.  Ed.  Bell- 
wldt,  8.  Rigntlni,  Frl.  Cl.  Sohn,  Frl.  Marie  Scholz  und  Hr.  A.  Leimer  (Gesang),  den  H.H.  Prof. 
H.  Heermann,  Prof.  J.  Naret-Koning,  F.  Bassenn ann,  Konzertmeister,  A.  Hess,  Konzertmeister,  A.  Rebner, 
A.  Leimer  und  F.  Küchler  (Violine  bezw.  Bratsche),  Prof.  B  Cossmann,  Prof.  Hngo  Becker,  J.  Hegar 
und  Hngo  Schlemüllrr  (Violoncello),  W.  Seitrecht  (Kontrabass),  A.  K9nltz  (Flöte),  R.  Müns  (Oboe), 
L.  Mohler  (Klarinette),  F.  Türk  (Fagott),  C.  Prensse  (Hörn),  J.  Wohllebe  (Trompete),  Direktor  Prof. 
Dr.  B.  Scholz,  Prof.  J.  Knorr,  C.  Breidensteln,  B.  Seckles  und  R.  Kern  (Theorie  und  Geschichte  der 
Musik),  Prof.  C.  Hermann  (Deklamation  und  Mimik),  Literatur:  Herr  Prof.  Dr.  R.  Schwemer,  Fräul. 
del  Lnngo  (italienische  Sprache). 

Prospekte  sind  durch  das  Sekretariat  des  Dr.  Hoch'schen  Conserratorinms,  Escher^helmer  Land- 
strasse 4,  gratis  und  franco  zu  beziehen.  Baldige  Anmeldung  ist  zu  empfehlen,  da  nur  eine  beschränkte 
Anzahl  von  Schülern  angenommen  werden  kann. 

Die  Administration:  Heinrich  Hanau.  Der  Direktor:  Professor  Dr.  B.  Scholz. 


C.  BECHSTEIN, 

Fliisel-  mid  Planlno-Fabrikaiit. 

Hoflieferant 

8r.  MaJ.  des  Kaiflers  von  Deutschland  und  K9nigB  von  Preussen, 
Ihrer  Maj.  der  Kaiserin  von  Deutschland  und  Königin  von  Preussen, 
Ihrer  Maj.  der  Kaiserin  Friedrich, 
Br.  Maj.  des  Kaisers  von  Russland, 
Ihrer  Maj.  der  Königin  von  England, 
Ihrer  Maj.  der  Königin  Regentin  von  Spanien, 
Sr.  Königl.  Hoheit  des  Prinzen  Friedrich  Carl  von  Preussen, 
Br.  Königl.  Hoheit  des  Herzogs  von  Sachsen-Cobui-g-Gotha. 
Direr  Königl.  Hoheit  der  Prinzessin  Louise  von  England  (Marchioness  of  Lome). 
T  f\jaT\r\l(ir  XMT    I   I*  Fabrik:  6—7  Johannts-Str.  n.  27  Ziegel-Str.l     niP'PT  TW  W 

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40Wi|rMoreStreet.|iii.  pabrik :  124  Beichenberger-Str.  |  ^-^  J#h«iiÄl«.iltF. 


Für  die  Redaktion  Terantwortlich:  Anna  Morsch,    Berlin  W.,  Ansbacherstr.  87. 

Expedition  und  Verlag  „Der  Klarier -Lehrer^,  M.  Wolff,  Berlin  W.,   Ansbacherstrasse  87. 

Dmck:  J.  S.  Preuss,  Berlin  S.W.,  Rommandanteustr.  14. 


Der  Klavier-Itehrer. 

Musik-pädagogische  Zeitschrift  für  alle  Qebiete  der  Tonkunst 

Organ  der  Deutschen  Musiklehrer-Vereine, 

der  Musik-Sektion  des  J\.  D.  L-V.  und  der  Tonkunstler- Vereine 
zu  Köln,  Dresden,  Hamburg,  Leipzig  und  Stuttgart. 
Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslaur. 
Redaktion:  Anna  Morsch 

BerUn  W., 


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(Ar  die  zwelgcspaltcne  Petitzeile  ent* 
neacnaenemmen. 


No.  2. 


Berlin,  15.  Januar  1904. 


XXVII.  Jaiirgang. 


Inhalt:   Benno   Horwitz:   .0«   qu'on  eotend  aur  la  montagna*.  (Portaetzung.)     Anna  Morach:   Das  Studium  der  Muaikgeachicht 
für  den  LehrbenxL     I>r.  Karl  Storck:  Kritiache  Rflckachau  Ober  Konzert  und  Oper.     Mitteilungen  von  Hochaehulen  und  Koa- 
aervatorien.     Vermiachte  Nachrichten.    Bflcher  und  Muaikalien,  besprochen  von   Benno  Horwitz,  Eugen  Segnitz  und  Anna 
Morach.    Meinungaauatauach.    Vereine.    Briefkasten.    Anzeigen. 


„Se  qu*ot)  el)^eI)d  suv  1a  ii)oi)1'agi)e.'' 
Sympboniicbe  Dlcbtang  von  f  ranz  Ciszt. 

Eine    Auslegung 

von 
Bemio  HLorwita. 

(Fortsetzung.) 
II.  H  a  u  p  1 1  e  i  1.  „Doch  unter  diesen  hehren  Klängen  schrillt 

Die  Stimme  der  Natur  leitet  ihn  ein :  die  and're  Stimme  wie  ein  ängstlich  Ross"  — . 

2.  Tutti  maestoso  assai.      p 


J. 


tpry0-y^ri^f^^ 


I 


n-ff 


An  dieses  „Ruhmes-Glückslied*'  schliesst     Die  Fortsetzung  des  zweiten  Hauptteiis  enthält : 
sich  ein  Bestandteil  des  dem  folgenden  Teils     ^^^^  ^  ^^^^^  ^^  ^^^^ 

zu  Grunde  liegenden  Thema's  an.  ^^ 


8*.        /  Ob.  Cl.  Fg.  (Aüa  hreve) 


aus  Ib  gebildet  und 
(8b  in  der  Gegenbewegung  und  Verkürzung.)  ^^^      ^^^ 


CL  Bassrl. 


$^>IJ^  'tJj^^ 


f    aeeentuato. 


ff  ener0co 

aus  1  d  abgeleitet;  ferner  3a,  2a  in  dieser  Form : 


—     18     — 


2as. 


i 


Bläoer 


^t^F=^ 


± 


in  Verbindung  mit  la. 

An  der  Spitze  des  zweiten  Hauptteils 
steht  eine  aus  zweimal  zehn  Takten  bestehende 
Periode  in  Fis-dur,  der  Schluss  ruht  auf  B-dur, 
der  Dominante  der  Haupttonart  Es-dur. 

III.  Hauptteil. 
Zuerst  vernimmt  man    die   Stimme   der 
Menschheit;     zwei    Tamtamschläge,     piano, 
lugubre,  kündigen  sie  an.  3  b. 


Ol.   Bd.  Fg.  ÄUegromaeMtoso^ 


Dieser  Periode  folgt  eine  aus  den  Motiven 
la  und  1  c  (Violin-Solo)  gestaltete  Episode,  die 
sich  sofort  um  einen  halben  Ton  —  von  g 
nach  gis  —  höher  gerückt  wiederholt.  Im 
Verlaufe  des  folgenden  Teils  werden  die  bis- 
her eingeführten  Motive  durchgeführt.  In  neuer 
Gestaltung  erscheint  db. 
3bb. 


0  i  r  f '  y 


ff 

Ein  längeres  Verweilen  in  einer  Tonart 
hat  die  Anführung  des  Themas  des  zweiten 
Hauptteils  in  H-dur  und  es-moll  zur  Folge. 
Wie  im  vorigen  Hauptteile  steht  auch  in  diesem 
an  der  Spitze  ein  breit  ausgeführtes  Thema, 
das  hier  aus  einer  11  taktigen  und  einer 
IStaktigen  Periode  besteht  und  deren  Tonart 
g-moll  ist.  Thematisch  ist  der  Schluss  dem 
des  vorigen  Hauptteils  gleich;  harmonisch 
weicht  er  ab  —  anstatt  auf  B-dur  ruht  er 
auf  G-dur. 

IV.  Hauptteil. 

Es  ist  eine  oft  zu  beobachtende  Eigen- 
tümlichkeit Liszt*s,  dass  er  die  Ideenkreise  des 
Dichters  durch  seine  Musik  vertieft  oder  er- 
weitert. Die  Frage,  warum  Gott  den  Sang 
der  Natur  und  der  Menschen  Schreien  zu  einem 
Misston  vereine,    lässt  der  Dichter  unbeant- 


wortet, Liszt,  der  Musiker,  hat  eine  Antwort 
auf  diese  Frage.    Er  findet  diese  Antwort    in 
der  Religion.    Diesen  von  der  Menschheit,  der 
sündigen,  in  die  Natur  gebrachten  Misston  löst 
Gott  nicht  auf,  weil  er  nur  eine  Auflösung, 
die  durch  den  Glauben   an  seine  ewige  und 
barmherzige  Liebe,  den  einzigen  und  wahren 
Friedensbringer,    anerkennt.     Die   Dissonanz 
der  beiden  Stimmen,  Natur  und  Menschheit, 
löst  der  Musiker  durch  die  Consonanz,  Glaube 
an  Gott,  auf.    Den  beiden  bisherigen  Haupt- 
themen  folgt   daher  als   drittes   ein  Andante 
religioso. 

4  Fö8.  Andante  religioso. 


U 


j  j  j 

— . — A — *■ 


Pill  i  Mr  f    I  ^ 


m 


m 


iihLnif^i^J^t^^ 


^ 


^ 


m 


m. 


i  ii?f.  »5 , 4 


1 


Es  folgt  eine  zweimalige  Anführung  des 
Motivs  la  in  dieser  Form: 


Er  f.        AlUgro  moderato*  ^^^fl 


^ 


^mf      molto  tranquiÜo 
2.  VL    pp  con  8ord 


■3-         8  83 


U 


tratiquÜlo 


—    19     - 

des  Motivs  1  c  und  des  Hauptthemas  des  8.  Anfang  des  vierten  Hauptteils  macht  die  G-dur- 
Hauptteils.  Eine  Episode  des  ersten  Hauptteils  Tonart,  den  Schluss  B-dur,  die  Dominante  der 
bildet  die  Ueberleitung  zum   folgenden.    Den     Haupttonart 

(Schluss  folgt.) 


Bas  jil'adiatt)  der  ^usiHgescbicbl'e 
für  det)  IfehrbeFuf. 


Von 
A«iia  Horsch. 


Die  HeformbestrebangeD  des  „Mnsikp&dago- 
gischen  Verbandes"  ricbten  sieb  in  der  Hanptsacbe 
auf  eine  Umgestaltang  der  Seminare  an  den  Konser- 
vatorien, um  tücbtigere,  facblich  wie  wlssenscbaft- 
lich  gründllcber  ansgebildete  Lehrkräfte  heranza- 
ziehen«  Ich.  möchte  hent  die  Aufmerksamkeit  auf 
«inen  bis  jetzt  bei  der  Ausbildung  arg  vernach- 
lässigten Zweig:  ^Das  Stndiam  derMosikgeschichte" 
lenken,  meine  Meinung  über  deren  Handhabung 
aussprecben  und  zur  Diskussion  über  das  Thema 
auffordern. 

Die  Musikgeschichte  ist,  obgleich  Jeder  ernst 
denkende  Lehrer  im  Stillen  von  ihrer  Notwendig- 
keit und  Unentbehrlichkeit  überzeugt  ist,  das  Stief- 
kind der  Konservatorien.  Seit  langen  Jahren  ver- 
folge ich  mit  besonderer  Aufmerksamkeit  aus  den 
mir  zum  Beferieren  eingelieferten  Jahresberichten 
der  grösseren  und  grossen  Konservatorien  die  auf 
ihnen  geübte  Pflege  der  wissenschaftlichen  F&cher 
und  bin  daher  imstande,  ein  Urteil  darüber  abzu- 
geben. Befremdete  mich  schon  in  vielen  Fällen 
der  bei  grosser  Schülerzahl  geringe  Prozentsatz 
der  Teilnehmer  an  den  Kursen  für  Theorie,  Formen- 
lehre and  verwandten  Disziplinen,  so  vielmehr  noch 
das  Fehlen  der  Kurse  für  Musikgeschichte  —  ich 
möchte  behaupten,  dass  solche  nur  an  wenigen 
Konservatorien  eingeführt  sind.  (Ich  würde  mich 
frenen,  wenn  der  Gregenbeweis  erbracht  wtlrde.) 

Die  Musikgeschichte  wird,  soweit  ich  es  über- 
sehe, nur  in  Form  von  Vorträgen  behandelt, 
der  Besach  dieser  Vorträge  ist  weder  obliga- 
torisch, noch  verpflichtet  er  den  Schüler  zu 
irgend  einer  Arbeitsleistung.  In  der  Zu- 
sammenfassung der  Semester-  resp.  Jahresprüfungen 
vor  dem  Lehrerpersonal  der  Anstalten  habe  ich  in 
den  mir  zugesandten  Jahresberichten  noch  kein 
einziges  Mal  die  Musikgeschichte  als 
Prüfnngsobjekt  verzeichnet  gefunden. 

Die  Schlussfolgemng  liegt  nahe:  Die  Musik- 
geschichte wird  als  ein  unwesentlicher  Zweig  in 
der  Ansbüdung  des  angehenden  Musikers  angesehen. 
^  es  ein  Wunder,  wenn,  hierdurch  beeinflusst, 
^er  Zögling  eine  Disziplin,  die  ihn  zu  nichts  ver- 
pflichtet, als  nebensächlich  behandelt,  ist  es  nicht 
«^Qfto  begreiflich,  dass  der  Sinn  für  das  geschicht- 
Hche  Moment  der  Kunst  so   brach  geblieben   ist, 


weil  er  an  den  dazu  berufenen  Stätten  so  wenig 
geweckt  wird?  Freilich  besucht  der  gewissen- 
haft  Studierende  die  ihm  im  Konservatorium 
dargebotenen  „musikgeechichtUchen  Vorträge'',  sie 
interessieren  ihn  vielleicht  auch  aufs  lebhafteste, 
aber  —  sie  werden  nicht  sein  geistiges  Eigentum; 
es  ist  gleich  dam  Anhören  eines  schönen  Musik- 
stückes, —  mit  dem  Verklingen  des  letzten  Tones 
ist  sein  Zauber  vorüber  und  der  positive  Wert  für 
den  Hörer  verloren,  wenn  er  nicht  nachträglich  an 
das  eigene  Studium  des  Werkes  geht. 

Mögen  nun  aucli  die  musikgeschichtlichen  Vor^ 
lesungen  für  die  grosse  Schar  derjenigen  Konser- 
vatoriumsbesucher ausreichen,  die  die  Musik  nicht 
als  Lehrberuf  erwählen  wollen,  sondern  nur  von 
der  Absicht  beseelt  sind,  sich  eine  allgemeinere 
musikalische  Bildung  anzueignen,  die  ihnen  der 
Privatunterricht  nicht  gewähren  kann,  so  genügen 
sie  schon  für  den  angehenden  Virtuosen  nicht,  noch 
viel  weniger  für  den  Seminaristen,  der  seine  Studien 
mit  vollem  Bewusstsein  unter  dem  Gesichtspunkt 
betreibt,  einmal  selbst  lehrend  wirken  zu  wollen. 
Hier  tritt  an  die  Konservatorien  die  Aufgabe  heran, 
die  Zöglinge,  die  sich  ihnen  anvertraut,  nach  allen 
Richtungen  mit  den  Anforderungen  ihr^  künftigen 
Berufs  auszurüsten. 

Der  Beruf  des  Lehrers  ist  der  eines  Vermittlers 
seiner  Kunst  an  diejenigen,  die  sie  zu  lernen 
beabsichtigen,  gleichviel  ob  die  Schüler  sich 
ihr  mit  vollem  Ernst  als  Studierende  oder  weniger 
tief  als  Kunstliebhaber  hingeben  wollen.  Zur  Aus- 
übung dieses  Berufe  ist  es  nötig,  dass  wir  unsere 
Kunst  nach  allen  Richtungen  uns  zu  eigen 
gemacht,  dass  wir  sie  lebendig  im  Geist  tragen  und 
die  Verpflichtung  in  uns  fühlen,  ftlr  ihre  Pflege,  ihren 
Fortbestand  verantwortlich  zu  sein.  Nur 
wenn  dem  Kunstjünger  die  Einsicht  des  hohen 
Berufes,  dem  er  entgegengeht,  klar  ins  Bewusstsein 
gedrungen  ist,  wird  er  zielbewusst  lernen  und  sich 
alle  die  umfassenden  Kenntnisse  anzueignen  bestrebt 
sein,  welche  unsere  Kunst  erfordert.  Wie  kann 
jemand  ein  guter  Lehrer  sein,  der  sein  Fach  nicht 
nach  allen  Richtungen  hin,  den  technischen  wie 
den  wissenschaftlichen,  beherrscht,  der  nicht  Kennt- 
nisse der  Werke  seiner  Kunst  besitzt,  der  nicht 
nur  das  in  sich   aufgenommen  hat,  was  er  lehren 


—     20 


will,  sondern  ein  Wissen  weit  über  seinen 
Lelirkreis  hinaus  besitzt,  der  nicht  nur  die  für  ihn 
in  Betracht  kommende   Literatur  kennt,   sondern 
sich  anch  über  ihr  inneres  Wesen,  über  ihren  Ban, 
ihre  £ntstehnng  nnd  Entwicklang  klar  bewnsst  ist, 
der,  kurz  gesagt,  über  seinem  8toff  steht  nnd  sich 
durch  das  Stadium  der  verwandten  Zweige,  Poesie 
nnd  bildende  Künste,   nebst  der  Weltgeschichte, 
ein  ürteÜ  über  die  allgemeine  Kulturentwicklung 
angeeignet  hat  und  aus  ihr  seine  spezielle  Kunst, 
als  einzelnes  Glied,   in  dieselbe   einzureihen  weiss, 
und  damit   komme  ich   auf   die  Wichtigkeit 
der  Musikgeschichte.     Ich  halte  das  Studium  der- 
selben    als     einzige    reale     Grundlage     ftLr     das 
positive  Verständnis  der  Ton  werke  nach  ihrem 
Inhalt   für   unerlässlich.    Sie    allein   giebt   uns 
die  Möglichkeit   zur   richtigen  Wertschätzung  der 
Werke   gegenüber   dem    Zeitgeschmack    und    der 
eigenen     subjektiven    Empfindung,     die  .  oft    zu 
Täuschungen   ftihrt.    Haben    wir   uns    einen   Qe^ 
samtblick  über  die  geschichtliche  Entwicklung  der 
einzelnen    Stilarten,     der     verschiedenen    Kunst- 
gattungen und  ihrer  Formen  —  und  hier  tritt  die 
Formenlehre      als      ebenso     unerlässlich    helfend 
hinzu  ',  ihr  allmäliges  Fortschreiten   und  stete 
Vervollkommnung  angeeignet,   so  werden  wir  den 
Werken    nicht    kritiklos    gegenüberstehen;      wir 
können  die  älteren    aus  dem  Geist  ihrer  Zeit  be- 
urteilen, wir  wissen  in  den  neueren  das  fortschritt- 
liche Element  zu  erkennen,  und  endlich  als  wich- 
tigsten   Faktor    verstehen    wir    es,    sie    unseren 
Schülern  in  echtem  Sinne  zu  übermitteln. 

Fasst  man  die  Wichtigkeit  der  Musikgeschichte 
von  diesem  Gesichtspunkte  aas,  so  leuchtet  es 
sofort  ein,  dass  sie  in  den  Seminaren  der  Kon- 
servatorien dem  Studierenden  in  anderer  Form 
gelehrt  werden  muss,  als  es  bisher  geschah.  Die 
lebendige  aktive  Betätigung  muss  an  Stelle  des 
passiven  Hörens  treten.  Der  Vortrag  ver- 
wandle sich  in  die  Lehrform,  wie  sie  für  den 
geschichtlichen  Unterricht  an  den  Schulen  geübt 
wird.  Durch  Frage  und  Antwort,  kurze  Diktate 
aus  dem  vom  Lehrer  Vorgetragenen,  mündliche 
Beferate  zur  Aneignung  freien  Voitrags  und  ge- 
schickter Ausdrncksweise  behufs  späterer  eigener 
Wiedergabe  an  die  Schüler,  schriftliche  häusliche 
Ausarbeitungen,  ist  der  Stoff  zu  vermitteln.  Prak- 
tische Erläuterungen,  Anschauungsmittel,  Abbil- 
dungen, alte  Notendrucke  und  was  sonst  noch  in 
dem  weiten  Gebiete  zur  Verfügung  steht,  können 
herangezogen  werden  —  der  Stoff  ist  so  reich,  so 
schön,  so  unbegrenzt  — ,  dass  es  nur  einer  ge- 
schickten Handhabung  bedarf,  das  Interesse  nicht 
nur  zu  wecken,  sondern  auch  dauernd  lebendig  zu 
erhalten. 

Nun  wird  die  Frage  entstehen:  Was  soll  dem 
Studierenden  (ich  beziehe  mich  hier  immer  auf  die 
seminaristische  Ausbild aug)  aus  der  Musik- 
geschichte gelehrt  werden?  unter  weichen  Ge- 
sichtspuakfem   ist   der  Stoff   einzuteilen?    Ist   die 


alte  und  mittelalterliche  Geschichte  notwendig? 
Soll  die  neuere  unter  der  Betonung  des  Biographi- 
schen gelehrt  werden?  Wie  ist  der  Stoff  auf  die 
ünterrichtsjahre  zu  verteilen?  u.  s.  w. 

Ich  glaube,  dass  verschiedene  Wege  zu 
gleichem  Ziele  führen  und  versuche  in  Nach- 
stehendem in  kurzem  Ümriss  zu  fixieren,  was  mir 
in  der  Kenntnis  der  Musikgeschichte  als  dringend 
notwendig  erscheint.  « 

Die  Musik  der  vorchristlichen  Völker  ist  zu- 
nächst nur,   ohne  auf  Spezielles  einzugehen,    im 
Sinne   ihrer   Kultur   und    ihres    Kultus    durchzu- 
nehmen;  die   fortschreitende  Entwicklung  unserer 
frühchristlichen  Musik  wird  wiederholt  Gelegenheit 
geben  auf  die   wenigen  in  Betracht  kommenden 
Faktoren    der    vorchristlichen    Musik     zurückzu- 
greifen,  wie   z«   B    bei   Entwicklung  der  Noten- 
schrift   auf    die    Zahlenschrift    der   Araber,    die 
Buchstabenschrift   der  Grirchen,    bei   Erläuterung 
der  Kirchentöne  ihren  Ursprung,  die  griechischen 
Klanggeschlechter  einer  näheren  Begründung  zu 
unterziehen;  bei  der  Entwicklung  der  Mehrstimmig- 
keit auf  den  einstimmigen  Gesang  der  alten  Völker 
einzugehen    u.   s.   w.    —     Unsere    frühchristliche 
Musik    ist  in  grossen  Zügen   an   das  melodische 
und  rhythmische  Element,  an  die  Entwicklung  der 
Kirchentonarten,  die  Gestaltung  der  Notenschrift,. 
Nexmien,      Lateinische    Buchstabenschrift,      anzo- 
knüpfen,  Namen  wie  Ambrosius,  Gregor,  Boethius,. 
Hucbald,  Guido  v.  Arezzo  und  ihre  Bedeutung  für 
den  Fortschritt   der  Kunst,   müssen   dem  Schüler 
bekannt  und  vertraut  werden.     Vom    Beginn   der 
Mehrstimmigkeit  an,  den  Zeiten  der  Mensuralmosik 
ist  schon   etwas   ausführlicher   zu  verfahren  und 
neben  der  kirchlichen  Knnstmusik  die  Weisen  der 
Minne-  und  Meistersinger  und  des  Volksliedes  zu 
behandeln.    Die  Geschichte  der  Niederländer,  ihre 
die  ganze  Kalturwelt  beherrschende   Kunst,   ihre 
Meister,  ihre  Ausläufer  in  den  italienischen  Pflege- 
stätten, Rom,  Venedig,  ist  eingehend  durchzunehmen 
—  wie  soll  der  Schüler  sonst  die  grosse  Renaissance - 
Bewegung  am  Ausgang  des  16.  Jahrhunderts,  den 
heissen  Kampf  gegen  den  Kontrapunkt  verstehen, 
wenn  er  nicht  die  Bedeutung  erkannt  hat,  welche 
die  niederländischen  kanonischen  Künste   im   ge- 
samten Musikschaffen  der  Zeit  einnahmen? 

Von  1600  an  ist  die  Entwicklung  in  ge- 
sonderten Zweigen  zu  behandeln:  Kirchliche 
vokale  Kunst:  Oratorium,  Kantate,  Passion;  welt- 
licher G^ang:  Drama,  Oper,  Lied;  die  Instrumental- 
musik mit  ihren  mannigfachen  Varianten;  Fuge,. 
Suite,  Sonate,  Sinfonie  u.  s.  w.  Es  dürfte  ratsam 
sein,  die  einzelnen  Stilarten  und  die  Meister,  die 
sie  ausgebaut,  in  kleinen  übersichtlichen  Zeit- 
abschnitten durchzunehmen  und  bei  Abschluss 
eines  solchen  vom  Schüler  einen  schriftlichen  Auf • 
satz  und  mündlichen  Vortrag  zu  verlangen,  um 
sich  zu  überzeugen,  ob  ihm  der  Stoff  geläufig  ge- 
worden, ob  er  ihn  geistig  erfasst  hat  nnd  wieder- 
geben kann.      Hierzu   müssen  dem  Schüler  Nach- 


—     21     — 


«chla^^ewerke     in     der    Bibliothek    des    Eonser- 
Tatoriams,     besondere    Lexiken,    zor    Verfügung 
stehen.     Bei  dem   eich   immer    mehr    häufenden 
Material  der  Neuzeit,  den  vielen  Xflnsterpersönlich- 
keiten,  kann  das  Biographische  in  den  Hintergrund 
treten    und  nur  soweit  mit  herangezogen,  als  es 
zum  Erkennen  des  grossen  Qesamtorganismus  not- 
wendig   ist     Dagegen    ist    die    Bedeutung    der 
Werke  der  Künstler  bezüglich  des  Fortschritts  in 
der  Entwicklungsgeschichte,  seine  Eeformen,  ihr 
Kinflns«   auf  die  Kunst  in  den  Vordergrund  zu 
Tücken.      Hinsichtlich   des  Biographischen  ist  der 
Schüler  auf  Selbststudium  zu  verweiBen;    wir  be- 
sitzen nach  dieser- Bichtung  genügendes  Material. 
Aach  hierzu  müsste  die  Bibliothek   des  Konser- 
vatoriums  dem  lerneifrigen  Schüler  offen  stehen. 
Der  Schwerpunkt  des  Unterrichts  mnss  immer 
darauf  gelegt  werden,  dem  Studierenden  ein  klares 
Bild  des  Werdeprozesses  der  einzelnen  Stil- 
gattungen   und    der    Formen  unserer   Tonkunst, 
Lied«   Oratorium,   Oper,    Suite,   Sonate,    Sinfonie 
IL  a  w.  zu  zeichnen,  und  demgemäss  die  Pfad- 
finder    und    Vollender     in     diesen     Ent- 
wicklungsgang einzureihen  und  ihre  Bedeutung  in 
der  Geschichte  festzustellen.    Die  Erwähnung  und 
Besprechung  ihrer  Hauptwerke   erg&be   sich 
dadurch  von  selbst.    Ich  würde  z.  B.  keinen  so 
grossen  Wert  darauf  legen,  wie  das  Beferat  auf 
Seite  9  der  „Verhandlungen**  beanspruchte,    dass 
mir   der    Prüfling    die   Tonarten    der    Sinfonien 
Beethovens  hersagte,  aber  fordern  würde  ich,  dass 
er  den  geistigen  Geha]t  derselben   kennt,   dass  er 
angeben    kann,   wo  Beethoven    über    seine  Vor- 
gänger hinausgeschritten,  w  i  e  er  es  getan  und 
welche  Steigerungen  und  neu  eröffnete 
Bahnen  wir  in  seinen  Sinfonien  verfolgen  können. 
Dass  bei  dem  Unterricht  auf  das  Fachstudium 
^es  Schülers  Bücksicht  zu  nehmen  ist,  versteht 
«ch  von  selbst;   ein  Klavierspieler  wird  sich  ein- 
gehender mit  der  Geschichte  seines  Instrumentes 
und  dessen    Literatur,   wie   der  Meister,    die   sie 
•chofen,  zu  beschäftigen  haben,  während  dem  Sftnger 
mehr  das  Studixmti  der  Geschichte  des  Liedes,  des 
Oratoriums  und  der  Oper  obliegt.  Hier  muss  wieder, 
da  die  Seminaristen  eines  Konservatoriums  sich  stets 
ans  den  verschiedensten  Fächern :  Klavier,  Violine, 
Gesang   n.  A.   zusammensetzen,   auf  Privatlektttre 
▼erwiesen  werden;  es  ist  Pflicht  des  Lehrers,  sich 
liber  das  Fachstuditmi  seiner  Zöglinge  zu   unter- 
richten und  ihnen  an  geeigneten  Wendepunkten  die 


ihnen  zum   Spezialstudlum  nötigen  Werke  anzu- 
geben. 

In  Vorstehendem  habe  ich  nur  in  grossen  Zügen 
auf  die  Ziele  des  musikgeschichtlichen  Studiums 
hingewiesen,  —  den  ganzen  Lehrgang  hier  klar  zu 
legen  verbietet  mir  der  Baum,  ~  es  wäre  aber 
sehr  erwünscht,  wenn  auch  von  anderer  Seite 
Meinungen  zu  diesem  mir  so  sehr  am  Herzen  lie- 
genden Thema  geäussert  würden.  Es  ist  dringende 
Erfordernis,  dass  wenigstens  die  grossen  Konser- 
vatorien der  Musikgeschichte  den  ihr  gebührenden 
Platz  im  ünterrichtsplan  einräumen  und  das  Studium 
derselben  für  die  Seminare  auf  Jeden  Fall  obli- 
gatorisch machen.  Einzig  die  Geschichte  weitet 
den  Blick  1  Sie  führt  den  in  kleinlicher  Enge  eines 
begrenzten  Könnens  Beharrenden  heraus  aus  sich 
selbst,  dass  er  von  hoher  Warte  erschaut,  was  vor 
ihm  war  und  an  den  vielen  hehren  Künstlergestalten, 
ihren  Kämpfen  und  Schaffen  sich  selbst  erkennen 
lernt.  Sie  wird  den  Selbstzufriedenen  demütig  und 
klein  machen,  sie  wird  den  Zsgenden  erheben  wenn 
sie  ihm  die  Sorgen  und  Schmerzen  lehrt,  die  Grössere 
vor  ihm  um  ihr  Heiligtum  erlitten!  — 

Was  aber  sollen  die  kleinen  Institute  beginnen, 
die  auch  Lehrkräfte  ausbilden  wollen  und  denen 
es  doch  wegen  geringer  Schülerzahl  nicht  möglich 
ist,  für  jede  Disziplin  eine  besondere  Lehrkraft  a^ 
zustellen?  —  Es  lässt  sich,  redliches  Wollen  und 
tüchtiges  Wissen  vorausgesetzt,  da  recht  gut  kom- 
binieren.   Die  Methodik  bietet  schon  verschiedent- 
lich Qelegenheit,  das  geschichtliche  Moment  einzu- 
flechten.    Gleich  bei  Beginn:   „Einführung  in  die 
Notenschrift*"  ist  eine  Eiläuterung  über   die  Ent- 
vTicklungsgeschichte  der  Notenschrift,  der  Linien- 
systeme,  der  Schlüssel  einzufügen;  das  alla  breve 
Zeichen  weist  uns  auf  die  Mensuralnote,  der  Finger- 
satz  auf  die   alten   Meister  des  Klavierspieis  hin 
und  ähnlich  vieles  Andere.    Noch  mehr  giebt  die 
Formenl'  hre  Anlass  zu  geschichtlichem  Rückblicken. 
Die  Liedform  führt  zur  Geschichte  des  Liedes  und 
seiner  Meister,   ähnlich  die  Formen  des    Tanzes, 
der  Suite,    der  Sonate  u.  s.  w.    Formenlehre    und 
Musikgeschichte  gehen  vorzüglich  Hand  in  Hand, 
nur  muss   hier  viel  privates  Studium  hinzutreten, 
weil  der  Studieng^g  sonst  ein  zu  langsamer  würde. 
Aber  erreichen  lässt  sich  das  2iiel  auch  an  kleineren 
Instituten,  ich  spreche  hier  aus  eigener  Erfahrung, 
und  ebenso  ist  ein  vielseitig  gebildeter  Privatlehrer 
imstande,  seinen  Schülern  durch  umsichtige  Leitung 
eine  umfassende  Bildung  zu  Teil  werden  zu  lassen. 


Kritische  Bfickschau 


übe;r  Konsert  und  Oper. 

Von 

Dr.  Karl  Storck. 

Die  erste  Hälfte  der  Musiksaison  ist  zu  Ende,  eifrigem  Streben,  gutem  Willen;  wie  unendlich 
^  bedeutet  an  dreihundert  Konzerte.  Was  steckt  sind  die  oft  nüt  grossen  Opfern  aufgebrachten 
^^  für  eine  Fülle  von  Arbeit,  schönem  Können,      Kosten  —  und  wie  gering  ist  schliesslich  doch  der 


—     22     — 


persönliche  nnd  der  geistige  und  künstlerische  Ge* 
winn.  Worauf  soll  denn  schliesslich  dieserganzeMosik- 
betrieb hinans?  Ichschreibe  unter demEindrack  eines 
Briefes,  den  ich  von  einer  durch  und  durch  musi- 
kalischen und  menschlich  gleich  tüchtigen  Dame 
erhalten  habe.  Auch  sie  vermochte  dem  Moloch 
der  Oeffentlichkeit  nicht  zu  widerstehen.  Sie 
hfilt  es  für  notwendig,  aus  ihrem  kleinen  Land- 
städtchen zu  fliehen,  um  —  ja  nicht  um  in  der  Gross- 
stadt wieder  einmal  grosse  Musikwerke  oder  einige 
ganz  hervorragende  Meister  zu  hören,  sondern  um 
ein  Konzert  zu  geben.  Aufgeregt  durch  das  un- 
gewohnte Treiben,  sogar  kr&nkelnd,  gibt  sie  ihr 
Konzert,  findet  beim  Publikum  freundliche  Auf- 
nahme, während  die  Kritik  ihr  am  nächsten  Tag 
nur  wehe  tut.  Zu  Unrecht  zumeist;  aber  auch 
ich,  der  ich  mit  besonderer  Sympathie  zuhörte  und 
dabei  für  echt  musikalische  Leistungen  dankbar 
war,  hatte  das  Gefühl:  das  ist  nicht  für  den 
Konzertsaal;  gern  möchte  ich  ihr  im  Freundes- 
kreise stundenlang  zuhören;  gern  würde  ich  ihir 
mein  Kind  zum  Unterricht  anvertrauen,  denn  ich 
wüsste,  dass  es  zu  innerlicher  Kunstauffassung 
erzogen  würde. 

Ist  eine  solche  Meinung  nun  wirklich  eine 
Ursache,  traurig  zu  werden,  darf  durch  ein  solches 
Wort  gerade  jener  sich  getroffen  fühlen,  dem  die 
Kunst  innig  mit  dem  Leben  verwachsen  ist,  der 
nur  durch  sie  mit  dem  Leben  zusammenhängt? 
Nein,  und  tausendmal  nein!  £s  ist  der  verhäng- 
nisvollste Irrtum  unseres  heutigen  Musiklei>ens, 
dass  es  so  nach  öffentlicher  Mitteilung  strebt.  Wir 
alle  wissen,  dass  vor  fünfzig  bis  hundert  Jahren 
die  wahre  Musikkultur  viel  höher  stand  als  heute. 
Wie  wenige  haben  damals  das  Bedürfnis  gefühlt, 
Konzerte  zu  geben?  Es  genügte  ihnen  vollauf, 
wenn  sie  im  Kreise  der  Freunde  —  es  lebte  da* 
mala  noch  die  deutsche  „Geselligkeit"  und  die 
y,Gtesellschaft**  wirkte  als  Schreckgespenst  — ,  im 
Hause  und  für  sich  musikalisch  wirkten.  Dadurch 
hängt  man  aufs  innigste  mit  der  Kunst  zusammen, 
dadurch  lebt  man  in  ihr,  nicht  durch  das  Vor- 
spielen. Alles  Konzertspiel,  auch  das  beste,  ent- 
sjpricht  dem  Schauspielertum  der  Bühne.  Es  ist 
gewiss  eine  schöne  Aufgabe,  dem  Volke,  der 
Oeffentlichkeit  eine  der  gewaltigen  Gestaltungen 
der  Phantasie  unserer  grössten  Dichter  zu  ver- 
körpern. Aber  wie  selten  sind  die  Matkowski's, 
die  selber  geniale,  d.  i.  schöpferische,  Naturen 
selber  schaffen  und  nicht  bloss  —  nachschaffen  ist 
ein  schlechtes  Wort,  da  es  dem  innersten  Schöpfer- 
wesen widerspricht  —  nachbilden.  Und  auch  dann 
noch.  Welcher  Literaturfreund  hat  seine  stärksten 
und  tiefsten  Eindrücke  im  Theater  empfangen? 
Und  wenn  ja,  wer  dankte  sie  dem  vermittelnden 
Schauspieler  und  nicht  dem  Dichter?  Zumeist  er- 
weist doch  die  Darstellung  nur  das  Unzalängliche 
alles  Nachbildens  gegenüber  der  Urschöpfung  der 
Phantasie.  Was  hier  urgewaltig  und  riesenhaft  ist, 
wird  zum  Durchschnittsmenschentum  herabgezogen. 


Ich    gebe   zu,   dass    die  Stellung  des    Kach- 
bildners  bei  der  Musik   eine   höhere  ist,   weil    die 
Musik  erst  im  Erklingen  lebendig  wird,  dieses  Er- 
klingen aber  durch  den  Spieler  bewerkstelligt  -wird. 
Aber  wie  viel  wird  im  Konzertsaal  zum  Klingen 
gebracht,   wo  sich  der  Komponist  die  Stube    ala 
Besonanzboden   dachte?     Alle  Intimität  gelit   im 
Konzertsaal  fast  immer  verloren.   Dem  entsprechend 
wirken  auch    die   intimen    Spieler    hier   fast    nie, 
sondern  die  nach  aussen  Spielenden.    Die  Wirkung 
im  Konzertsaal   ist  darum  keineswegs  ein  sicherer 
Gradmesser    für    das   musikalische    Können    oder 
Empfinden,  sondern  nur  für  die  Vortragskunst  des- 
Spielenden.     Nehmen   wir   nochmals   ein   Beispiel 
aus   der  Literatur.     Es   wird   wohl   niemand    der 
Selbstverständlichkeit  widersprechen,    dass   keiner 
eine   Dichtung  besser  versteht,    als   ihr    Dichter. 
Ich  kann  auch  versichern,  nie  stärkere  dramatische 
Eindrücke    empfangen    zu    haben,    als   wenn    ein 
Dichter  sein  vollendetes  Werk  auf  stiller  Stube  im 
engen   Kreise   verstehender  Freunde    vorlas.    Wie 
ganz  anders  in   der  Oeffentlichkeit.    Die  wenigen 
Dichter,  die  die  Wirkung  ihrer  Werke   durch  den 
eigenen  Vortrag  nicht  beeinträchtigen,  sind  an  den 
Fingern  aufzuzählen.  Man  ersieht  daraus,  dass  die 
Wirkung    in    der  Oeffentlichkeit    oft    auf    ganit 
anderen  Ursachen  beruht,  als  auf  den  im  höchsten 
Sinn  künstlerischen. 

Das  Alles  führe  ich  hier  nur  aus,  um  etwaa 
zu  belegen,  was  sich  jeder  selber  sagen  müsste, 
was  sich  heute  leider  fast  nie  ein  Musiker  sagt,, 
nämlich,  dass  es  nur  Wenige  sind,  und  dass  diese 
Wenigen  durchaus  nicht  die  Beeten  zu  sein 
brauchen,  deren  Wirkungsfeld  gerade  der  Konzert- 
saal ist.  In  der  Musik  treten  die  Unterschiede 
nicht  so  schroff  hervor,  wie  auf  anderen  Gebieten, 
aber  vorhanden  sind  sie  in  gleichem  Masse.  Ich 
leugne  dabei  nicht,  dass  eine  durchaus  intime  Natur 
schliesslich  auch  äusseren  Erfolg  haben  kann.  Ich 
bin  z.  B.  darauf  gefasst,  dass  Konrad  Ansorge  noch- 
mals in  Mode  kommt.  Aber  was  beweist  das,  ausser 
dass  die  Mode  eben  auch  hier  allmächtig  ist 

Zur  UeberfOllung  der  Konzerte  —  gleichzeitig' 
zur  Entleerung  der  Konzertsäle  —  tragen  dann 
auch  viele  jener  Konsertgeber  bei,  die  selber  fühlen, 
dass  ihr  eigentliches  Gebiet  das  Unterrichten  ist. 
Sie  wollen  dann  durch  ihr  Konzert  eigentlich  nur 
ein  Urteil  der  Oeffentlichkeit,  genauer  kritische 
Stimmen  haben.  Ich  meine,  es  läge  dann  nicht 
nur  im  eigenen  Interesse,  sondern  auch  um  der 
Kritik  den  richtigen  Massstab  zu  geben,  wenn 
diese  Konzertgeber  das  auf  irgend  eine  Weise  mit- 
teilten. Mancher  Künstler  gefällt  uns  trotz  oder 
vielleicht  Infolge  einer  temperamentvollen  Eigen- 
willigkeit. Ich  würde  einen  solchen  niemals  als 
Pädagogen  empfehlen,  oder  doch  höchstens  für 
starke  Naturen.  Der  Fall  liegt  ebenso  oft  um- 
gekehrt. Wenn  man  es  freilich  erst  als  Schande 
auffasst,  dass  einem  gesagt  wird:  „Du  bist  ein 
ausgezeichneter  Erzieher,  aber  kein  packender  Vor- 


—    23     — 


Spieler/  —  dann  ist  es  Übel  um  unsere  Entwicklang 
bestellt.  In  diesem  Tempel  herrscht  Rnhmgier, 
Geldsncht  oder  Aensserlichkeit,  aber  nicht  die 
Kanst.  Der  echte  Priester  verlangt  nicht  nach 
dem  prunkenden  Ornat  des  Öffentlichen  Ktüt- 
tifigers,  sondern  fühlt  sich  am  wohlsten  im  un- 
scheinbaren Gewand  des  Seelsorgers. 

So  nun  wenigstens  einige  Namen,  natürlich 
mehr  solche,  deren  Tri&ger  eben  Konzertoaturen 
sind.  Bei  den  Geigern  scheinen  sie  mir  am 
häufigsten,  verhältnismfissig  selten  bei  den  Klavier- 
spielern. Und  das  ist  nur  die  natürliche  Polge  der 
Tatsache,  dass  das  Klavier  durchaus  Instrument 
der  Intimität  ist 

Ich  spreche  nur  von  den  jüngeren  Erschei- 
nungen. Die  Charakteristik  der  Beisenauer, 
Godowsky,  Lütschg,  Ansorge,  La- 
m  o  n  d  hier  immer  wieder  zu  erneuem,  hat  keinen 
Zweck.  Da  ist  vor  allen  Jolanda  Merö  zu 
nennen.  Das  ist  echtes  Virtuosenblut  im  echten 
Sinne  des  Wortes.  Schäumendes  Temperament, 
bei  dem  man  selbst  eine  gelegentliche  Masslosig- 
keit  nicht  bloss  verzeiht,  ;3ondem  liebt,  —  über- 
haupt eine  YoUnatur,  die  nach  aussen  drängt. 
Hedwig  Meyer  aus  Köln  hat  den  wuchtigen 
Zug  des  Stils  der  Garenno,  desgleichen  Marie 
Gesellschap.  Mehr  weiblich  Virtuosenhaft 
wirkten  £rna  Klein  und  Margarete 
Enssert.  Dr.  Otto  Neitzel  war  geistreich 
and  interessant  wie  immer.  In  ihm  mischt  sich 
etwas  vom  französischen  Causeur  und  vom.  deut- 
schen Professor.  John  Petrie  Duhn  ist 
durchaus  lebhaft,  aber  überzeugend.  —  Bei  den 
Qeigem  scheint  mir  die  fast  unbeachtet  gebliebene 


Amölie  Heller,  die  in  einem  Konzert  von 
Emmy  Lange -Aranyi  mitwirkte,  die  Palme 
zu  verdienen.  Sie  braucht  bloss  einen  so  ge- 
schickten Impresario,  wie  der  kleine  Vecsey,  um 
dieselben  Erfolge  zu  gewinnen.  Vielversprechend 
ist  Joachim's  Schülerin  Erna  Schulz,  die  jetzt 
noch  zu  sehr  Schülerin  ist.  Doch  man  muss  Ja 
erst  G^eseUe  sein,  bevor  man  Meister  wird. 
Eugenie  Argiewicz  ist  eine  ausgesprochene 
Virtuosennatur,  wie  der  vorzügliche  Moriz 
Hartmann.  Ein  bedeutender  Musiker  ist 
Alexander  Sebald,  der  das  riesige  unter- 
nehmen, sämtliche  Solosonaten  für  Violine  von 
J.  S.  Bach  und  die  Solocapricen  Paganini's  vorzu- 
führen, in  einer  Weise  erledigte,  die  die  volle  Be- 
wunderung verdient. 

Unter  den  jüngeren  Sängerinnen  gehören 
Marie  Seret  und  Julia  Gulp  zu  den  grossen 
Hoffnungen.  Hedwig  Hartmann  hat  eine 
beneidenswert  schöne  Stimme.  Bei  Olga  Lenk, 
Aiida  Oldenboom,  Karin  Lindholm 
dachte  ich  immer:  wie  schön  wäre  das  Bild,  wenn 
es  in  kleinerem  Kahmen  stände.  —  Therese 
Behr  sollte  sich  für  längere  Zeit  schonen. 
LudwigWüllner  singt  jetzt  vor  ausverkaufter 
Philhannonie.  Lilli  Lehmann  tut  es  noch. 
Das  sind  zwei  denkbar  grosse  Gegensätze;  beide 
bedürfen  aber  der  Oeffentlichkeit  zur  stärksten 
Wirkung.  WüUner  war  erst  Dozent,  dann  Schau- 
spieler, die  Lehmann  Bühnensängerin.  Hier  offen- 
bart sich  etwas  von  dem,  was  ich  oben  gesagt 
habe.  Für  Ottilie  Metzger  reicht  die Oeffent- 
liclikeit  des  Konzertsaales  noch  nicht  einmal  aus. 
Sie  schreit  nach  dem  Theater. 


Mitteilnngen 


von  HoohBohnlen  u 

Unter  den  Aufführungen,  welche  die  K  ö  n  i  g  - 
liehe  Musikschule  zu  Würzburg  ver- 
anstaltet, brachte  die  dritte  Philipp  Wolfrum's 
«Weihnachtsmysterium*  bei  verdunkeltem  Kon- 
aEertsaal  Den  Chor  bildeten  200  Gesangskräfte, 
das  Orchester  68  Instrumentalkräfte.  Solisten  waren 
Hr.  Robert  Kaufmann  und  die  Damen 
Harie  Henke,  Paula  Bauer  und  Ciaire 
La  Porte-Stolzenberg. 

In  die  Musikakademie  Zürich, 
Direktor  Gottfried  Angerer,  ist  Herr  Prof. 
Michael  Drucker  aus  Wien  als  Lehrer  für 
Violine  und  Klavier  eingetreten.  Drucker  ist 
^üler  von  Sevcik  und  hat  bei  Joachim 
studiert,      üeber  seine  solistische  Leistungsfähig- 


nd  KonservatoriezL 
kelt  als  Violinvirtuose  liegen  hervorragende  Zeug- 
nisse v<Nr;  in  Wien  war  er  eine  gesuchte  pädago- 
gische Kraft. 

Das  hiesige  Elsmann*Bche  Konser- 
vatorium für  Musik,  welches  von  Professor 
Ernst  £lsm an n  geleitet  wird,  feiert  am  17.  Januar 
die  Feier  seines  ^jährigen  Bestehens  durch  ein 
Konzert  in  der  Sing- Akademie.  Die  Ausftlhrenden 
sind  Schüler  der  Anstalt,  die  Orchesterklasse  des 
Konservatoriums  und  der  Elsmann'sche  Chor. 

Frl.  Meta  Lippold,  die  bisher  als  Hilfs- 
lehrerin für  G^esang  an  der  Königl«  Hoch- 
tchule  zu  Berlin  wirkte,  ist  zur  voll- 
beschäftigten ordentlichen  Gesanglehrerin  an  diesem 
Institut  ernannt  worden. 


Vermischte  Nachrichten. 


^    bisher    unbekanntes    Bildnis   von   Joh. 
Seb.    Bach    ist    vor   kurzem    in   Mainz    auf- 


gefunden worden, 
in     Mainz    hat    < 


Hr.  Prof.  Dr.  FritzVolbach 
8    erworben    und    stellt   Nach- 


—     24     — 


forechongen  nach  dem  bisher  noch  nicht  er- 
mittelten Verfertiger  des  Original-Oelgem&ldee  an. 
Es  stellt  den  Altmeister  im  Anfang  der  sechsziger 
Jahre  vor  und  gehört  nnbeetreitbar  zu  den  yor- 
züglichsten  aller  bekannten  Bach-Porträts.  Ans 
diesen  Zügen  leuchtet  der  gewaltige  Geist  onddie 
kühne  Energie  des  Schöpfers  der  Hathäns^Passion 
nnd  der  Hohen  Messe.  Man  vermutet,  dass  es  das 
verschollene  .Erfurter**  Bach-Bildnis  ist. 

Kornel  Abranyi,  der  ungarische  Komponist 
und  MusikschriftsteUer,  ist  am  20.  Dezember  in 
Budapest  gestorben.  Abranyi,  der  1822  ge- 
boren wurde,  hat  sich  als  Komponist  auf  ver- 
schiedenen Gebieten  mit  Erfolg  betätigt,  ohne  in- 
dessen über  die  Grenzen  seines  Vaterlandes  hinaus 
sonderlich  bekannt  geworden  zu  sein.  Die  Grün- 
dung der  Ungarischen  Musikakademie 
mit  Franz  Liszt'an  der  Spitze  ist  sein  Werk, 
ausserdem  war  er  der  Begründer  der  ersten 
ungarischen  Musikzeitung,  für  die  er  dann 
selbst  zahlreiche  schriftstellerische  Beiträge  lieferte. 
1875  wurde  er  zum  Professor  an  der  Landesmusik- 
akademie  in  Pest  ernannt. 

Die  Petri'scheKammermu8ik-Ver- 
einigung  in  Dresden  spielte  in  ihrem 
letzten  Konzerte  Felix  Dräseke*s  neues 
„Streichquintett**  in  F-dur  sowohl  als  erste  wie 
auch  als  Schlussuummer  des  Programms. 
Dazwischen  stand  nur  Beethoven's  Streichtrio  in 
G-dur.  Die  Kritik  stellte  fest,  dass  das  Quintett 
beim  ersten  Mal  sehr  gefiel,  dass  jedoch  die  von 
den  Künstlern  mit  unverminderter  Frische  und 
Vollendung  vorgetragene  Wiederholung  so  stür- 
mischen Beifall  fand,  dass  der  anwesende  Kom- 
ponist wiederholt  danken  musste. 

Herr  Professor  Bertrand  Roth  zu 
Dresden  hat  mit  dem  80.  Vortrage  in  seinem 
Mufiiksalon  den  8.  Teil  seines  Haydn-Mozart- 
Beethove n-Zyklus  beendet.  Es  kamen  bisher 
zur  Aufführung:  82  Klaviersonaten  von  Beet- 
hoven, 84  von  Haydn,  18  von  Mozart,  dazu  ein 
Teil  der  Sonaten  für  Klavier  und  Violine,  sowie 
sämtliche  vierhändige  Originalkompositionen  des- 
selben Meisters,  im  Ganzen  über  100  Werke  in 
grösserer  Form.  Die  Vorführungen  fanden  vor 
ausverkauftem  Saale  statt  und  reichster  Beifall 
wurde  dem  Konzertgeber  und  seinen  Mitwirkenden, 
Frls.  Juanita  Brockmann  (Violine)  und 
Johanna  Thamm  (2.  Klavier),  gezollt. 
Bertrand  Both  denkt  im  Herbst  1904  die 
Vorträge  in  der  Art  weiterzuführen,  dass  die 
Beethoven^schen  Klaviersonaten  wiederholt  und 
vonDuo's  undTrio^s  der  drei  Klassiker  eingerahmt 
werden.  Eine  so  breit  angelegte  Wiedergabe 
klassischer  Meisterwerke  ist  wohl  noch  nicht  da- 
gewesen. 

Das  93.  und  94.  .Historische  Konzert**  des 
Bohn'schen  Gesangvereins  zu  Breslau, 
Leiter  Professor  E.  B  o  h  n  ,  hatte  wieder  ungemein 
fesselnde  Programme.    Das  erste  derselben  lautete : 


„Aus  deutschen  romantischen  Opern*,  es  kamen 
in  dem  Konzerte  Bruchstttcke  aus  Opern  von 
E.  T.  A.  Hoffmann,  C.  M.  v.  Weber,  L.  Spobr, 
H.  Marschner,  P.  J.  v.  Lindpaintner,  K.  Kreutzer 
und  C.  G.  Beissiger  zur  Auiführung.  Das  zweite 
brachte  „Weihnachtsgesänge**  vom  16.— 19.  Jahr- 
hundert. Von  älteren  Meistern  .  waren  danmter 
vertreten:  Palestrina,  Job.  Eccard,  Michael  Pra^ 
torius,  J.  W.  Franck,  C.  H.  Graun,  von  neueren: 
Wilhelm  Berger,  Hector  Berlioz,  Peter  Gomelius, 
Emil  Bohn,  Hugo  Wolf  u.  A. 

In  Braunschweig  und  Hannover  haben  Frl. 
Minette  We  gm  ann  und  Prof.  Waldemar  Meyer 
in  zwei  Konzerten  sämtliche  Violin-Sonaten  von 
Beethoven  mit  ausserordentlich  grossem kfinst- 
lerischen  Gelingen  zur  Aufführung  gebracht. 

In   Graudenz   soll  am  2.  und  8.  Pfin^^ 
feieriage    d.    J.    das    erste    Westpreussische 
Musik  fest  abg^ehalten  werden.     Das  Programm 
ist  bereits  festgestellt  worden  und  lautet:   I.  Aka- 
demische  Festouvertüre   von    Brahms,    Festrede 
des    Oberbürgermeisters,    die    „Jahreszeiten"    von 
Haydn;    II.    Ouvertüre    zu    „Figaros   Hochzeit**, 
Solistenvorträge,  „Siegfried-IdylP  und  9.  Sinfonie 
mit  Schlusschor.    Die  Leitung  des  Festee  ist  dem 
Musikdirektor  0 bar  in  Thom  übertragen  worden. 
Ueber  einen  wichtigen  Fund  alter  Musikwerke 
in  der  Lüneburger  Stadtbibliothek  berichtet 
die    Ostseezeitung:    „In    der   Lüneburger   Stadt- 
bibliothek ist  kürzlich  ein  für  die  Geschichte  der 
Musik    sehr    wertvoller   Fund   gemacht:    mehrere 
Sammlungen    von   handschriftlichen    Orgel-    und 
Klavierstücken  aus  dem  17.  Jahrhundert.    Fast  die 
einzige  Quelle  für  die  Geschichte  der  älteren  nord- 
deutschen Orgel-   und   Ellaviermusik   von   Händel 
und  Bach   war  eine    Sammlung  von    Musikalien, 
die  von  Prof.  Junghans  vor  80  Jahren  ebenfalls 
auf  der  Lüneburger  Stadtbibliothek  gefunden   ist 
Weitzmann  in  seiner  G^chichte  des  Klavierspiels 
schreibt  dieser  Sammlxmg  eine  ähnliche  Bedeutung 
zu,    wie    dem   Fitz-WÜliam-book    der  Engländer. 
Indessen   hat   keiner   der  gelehrten  Forscher   auf 
diesem    Gebiete    sich    bisher   die   Mühe   gegeben, 
selbst  in  Lüneburg  weiter  zu  suchen.    Das   hat 
Jetzt  Bich.  Buchmayer  inDresden  getan. 
Er  hat  in  London  Konzerte  älterer  deutscher 
Musik  gegeben,   dadurch   die  Aufmerksamkeit  des 
jetzigen  Premierministers  Balfour  auf  sich  ge- 
lenkt und  war  von  diesem  hervorragenden  Kenner 
der  Musik  HändePs  und  Bach*s  aufgefordert,  ältere 
deutsche   Klavierwerke,   besonders    auch    die    von 
Jakob   Böhm,  herauszugeben.     Um   über    die 
Lebensumstände  dieses  Komponisten  (Organist  zu 
Lüneburg  1696— 1783)Nachforschungen  anzustellen, 
hat  Buchmayer   sich   mehrere  Tage  in   Lünebuig 
aufgebalten  und  dort  in  der  Stadtbiblicthek  sechs 
bisher    vollständig     unbekannte     handschriftliche 
Sammlungen    von   Orgel-    und   Klavierwerken    in 
Orgeltabulaturschrift  entdeckt.     Die  Sammlungen 
enthalten    550   verschiedene  Kompositionen,    etwa 


—    26 


von  16ä<0  an,  und  zwar  nicht  bloss  geistliche  Musik 
—  dttnmter  viele  PriUndien,  die  meistens  auch  die 
dem  Vorspiel  folgenden  Fugen  enthalten  — ,  sondern 
auch  etwa  60  weltliche  Lieder  (hoch-  und  nieder- 
deutsche, französische,  englische)  und  über  800 
verschiedene  T&nze,  Paduanen,  Galliarden,  Volten, 
Intraden  (englische  und  türkische),  Maskeraden, 
Allemanden,  Couranten  (englische  und  französische), 
Sarabanden,  Judentanze,  polnische  Tänze,  englische 
Bauemtänze  und  in  den  jüngeren  Sammlungen 
Gavotten  und  Ballets.  Alle  diese  Musikstücke 
sind  nnschfttzbar  für  die  G^eschichte  des  Orgel- 
und  Klavierspiels,  für  unsere  Kenntnis  von  der 
Eatatehnng,  Passung  und  Vorbereitung  der  Choral- 
melodien, und  besonders  für  die  Geschichte  des 
Liedes,  des  Tanzes  und  der  wechselseitigen  inter- 
nationalen Einflüsse.  Von  besonderem  Werte  sind 
die  in  den  Sammlungen  enthaltenen  Kompo- 
sitionen   von   Mathias   Weckmann,    der  in 


Dresden,  Kopenhagen  und  zuletzt  in  Hamburg 
Organist  und  dort  die  treibende  Kraft  in  dem 
weitbertlhmten  coUegium  musicum  bis  an  seinen 
Tod  1674  war.  Die  Lüneburger  Sammlungen  ent- 
halten eine  grosse  Zahl  seiner  "Werke,  darunter  im 
Autograph  die  Partituren  einer  Anzahl  lange  ver- 
geblich gesuchter  Kantaten  und  eine  vollständige 
Matthäus-Passion.  Andere  Kompositionen  für  Ge- 
sang stammen  von  Händel,  Hieronymus 
Prätorius,  H.  Grimm  und  von  dem  für  die 
Entwicklung  der  Musik  bedeutenden  Meister 
Christian  Eitter,  königl.  schwedischer 
Kapellmeister  im  Anfang  des  18.  Jahrhunderts,  der 
auf  Händel  und  Bach  grossen  Einfluss  ausgeübt 
hat.  Buchmayer  hat  über  diese  Funde  einen  vor- 
läufigen Bericht  im  Sonntagsblatt  des  Dresdener 
Anzeigers  gegeben  und  bereitet  eingehendere 
wissenschaftliche  Aufeätze  vor. 


Bficber  und  Musikalien. 


€.    ▲.     Hermann    WollT:     Die    Elemente    des 
deutschen    Kunstgesanges.     Mit 
einer    Abhandlung:     Anatomie     und 
Physiologie  der  Stimmorgane  von  Dr. 
med.  £.  Pink. 
Henuaa  HMBftam  lfMhft»lg«ry  Leipilf. 
Unter  den  mir  bekannt  gewordenen  Schriften 
ober   Geeangspädagogik  habe   ich  am  häufigsten 
zwei   Gattungen   vertreten    gefunden.     Schlechte 
Stilistik  ist  das  Hauptmerkmal  der  einen.    Prima- 
donnen   und   solche,    die  es    gewesen,    sind    ge- 
wöhnlich die  Verfasserinnen  der  zu  dieser  Gattung 
gehörigen  Schriften.    Zur   zweiten  Gattung  zähle 
ich  die  schwulstigen,  wiBsensRshaftlich  aufgeputzten 
Schriften.    In    ihnen  findet  man   die  einfachsten 
Gedanken  möglichst  umständlich,  in  eine  FüUe  von 
Fachausdrucken,   die  den  meisten  Lesern   unver- 
standlich sind,  eingepackt,  ausgesprochen.    Ausser 
diesen   am    häufigsten    vorkommenden   Gattungen 
habe  ich   noch   eine   dritte,  selten  vorkommende, 
die  die   durch  Klarheit  des  Stils  ausgezeichneten 
Schriften    enthält,    gefunden.     Eine   Gattung  von 
Schriften,  in  denen  aUe  Methoden,  ausser  der  vom 
Verfasser  aufgestellten,   nicht  veiworfen   oder  gar 
&ls  gemeinschädlich  bezeichnet  sind,  habe  ich  noch 
nicht  zusammenstellen  können.    Für  diese  Gattung 
würde  mir  auch  Wolff  s,  mit  einem  exdusorischen 
Anstrich   behaftete  Schrift  keinen  Beitrag   geben. 
Abgesehen  davon  gehören  Wolff 's  „Elemente   des 
deutschen  Kunstgesanges*^  in  die  Gattung  der  klar 
stilisierten  Schriften.    In  deutlicher,  nicht  misszu- 
▼erstehender  Weise  präzisiert   der  Verfasser  seine 
liethode.    Dass  Wolffs  Schrift  ein   in  seiner  Art 
®"^  dastehendes  Unterrichts  werk   der  deutschen 
^^ngskunst   ist,    wie    der    Verleger   ankündigt, 
^ann  ich  nicht  finden,    denn   sie  enthält  in   der 
Hauptsache  nur  Bekanntes  in   neuer   Form.    Des 


Verfassers  Streben  ist,  intelligente,  denkende  Sänger 
zu  erziehen.  Deshalb  verlangt  er,  dass  der  Ge- 
sangstudirende  sich  theoretische  Kenntnisse  an- 
eigne, ein  Verlangen,  das  nach  meiner  Erfahrung 
zum  Lehrberuf  gezwungene,  verunglückte  Bühnen- 
sänger und  -Sängerinnen,  weil  sie  selbst  von 
jeder  Kultur  ihres  Ghehirns  durch  die  Theorie  der 
Musik  unberührt  geblieben  sind,  nicht  teilen.  Her- 
vorgehoben sei  Wolffs  richtige,  grundlegende, 
freilich  nicht  neue  Forderung,  dass  der  Deutsche 
sich  befleissigen  müsse,  die  Art  der  italienischen 
Tonbildung  und  Tongebung  zu  erlernen,  und  zwar 
unter  Anpassung  an  deutsche  Laute,  Silben  und 
Wörter.  Li  seiner  Methode  und  ihrer  von  ihm 
angepriesenen  Verwendung  für  den  Selbstunterricht 
sieht  der  Verfasser  eine  Art  Allhellmittel  für  solche, 
deren  Beruf  rednerische  oder  gesangliche  Lei- 
stungen fordert.  Für  den  Kirchenbesuch  soll  sie 
sogar  dafür  von  Vorteil  sein,  dass  die  durch  sie 
geschulten  Pastoren  sich  eine  Redekunst  aneigneten, 
die  die  Leute  weit  mehr,  als  bisher,  anlocken 
müsste.  Für  den  mündlichen  Unterricht  des  Lehrers 
soll  sie  dem,  der  sich  selbst  nach  ihr  unterrichten 
will,  einen  vollkommenen  Ersatz  bieten.  Dem 
mündlichen  soll  sogar  der  Selbstunterricht  vorzu- 
ziehen sein,  weil  der  Schüler  alle  Erläuterungen 
und  Hegeln  in  ausführlicher  Weise  schriftlich 
erhält  und  dieselben  für  alle  Zelten  aufbewahren, 
nachschlagen  und  jederzeit  nachlesen  kann»  wo- 
gegen beim  mündlichen  Unterricht  viele  Erläute- 
rungen, wenn  (!)  solche  nur  in  knapper  Form  gegeben, 
dem  Schüler  nicht  verständlich  erscheinen,  auch  oft 
überhört  oder  vergessen  werden.  **  (Seite  IX.)  Flüchtig 
gearbeitet  ist  der  geschichtliche  Rückblick  auf  die 
Entwicklung  der  Gesangskunst  in  der  Einleitung. 
Kirchenkomposition,  Kunstgesangsunterricht,  Lied- 
komposition   sind    durcheinandergeworfen.      Kurz 


26     — 


nnd  bündig  fasst  der  Verfasser  die  Lebensarbeit 
Johann  Sebastian  Bach's  in  die  Worte:  „Letzterer 
(Bach)  leistete  im  Kirchengesang  Bedentendes* 
zusammen.  Diese  Kürze  nnd  Bündigkeit  erinnert 
mich  an  eine  von  Ferdinand  Pfohl  ihrer  Kuriosität 
wegen  mitgeteilte  JNotiz  in  seinem  Buche  „Die 
Nibelungen  in  Bayreuth/  „Morgen,  Dienstag, 
Vormittag  halb  neun  Uhr,  findet  in  der  hiesigen 
katholischen  Pfarrkirche  die  gestiftete  Jahresmesse 
für  den  verlebten  (!)  Kanonikus  und  Komponisten 
Herrn  Abbö  Dr.  E.  Liszt  statt.'  Für  das  weltum- 
spannende Wirken  des  im  Bayreuther  Blatte  immer- 
hin noch  vierfach  betitelten  Liszt  und  des  grössten 
Meisters  auf  dem  Gebiete  evangelischer  Kirchen- 
musik lässt  sich  kaum  eine  geringfügigere  Be- 
zeichnung, als  die  in  den  beiden  Sätzen  enthaltene, 
finden!  Glegen  eine  Unterlassung  des  Ver&ssers 
muss  ich  Einspruch  erheben.  Seite  2  schreibt  er: 
„Man  verfolge  die  grossen  Besultate  unserer 
deutschen,  teilweise  weltberühmten  Männergesang- 
vereine in  Köln,  Wien,  Dresden,  Hannover,  Ham- 
burg, Bremen,  Magdeburg  u.  s.  w.'  Warum 
unterlässt  eres,  Berlin's  nicht  minder  „weltberühmte** 
Männer-Gesangvereine,  als  die  genannten,  „Lehrer- 
bund**  und  „Liedertafel^  zu  nennen.  Beruht  seine 
Unterlassung  auf  Unkenntnis,  Vergesslichkeit  oder 
absichtlichem  Verschweigen?  —  Wolffs  Werk  „Die 
Elemente  des  deutschen  Knnstgesanges'  besteht 
aus  einem  theoretischen  und  erläuternden  und 
einem  gesanglichen  Teile.  Beide  Teile  sind  in 
Lieferungen  erschienen;  vom  ersten  Teile  liegen 
mir  fünf,  vom  zweiten  zwei  vor. 

Benno  Haruntz, 

Jab  Brandts  Bays:  (Quintett  (D-dur)  fürElöte, 
zwei  Violinen,   Viola   und 
Violoncello. 
Laiwiff  D*bllBSw,  Wlmi. 

Das  vorliegende  Quintett  für  Flöte  nnd  Streich- 
instrumente von  Jan  Brandts  Buys  ist  Programm- 
und Weihnachtsmusik  zugleich,  denn  jedem  seiner 
vier  Sätze  liegen  Teztstellen  des  Lukas-Evangeliums 
zu  Grunde.  „Und  es  waren  Hirten  auf  dem 
Felde  etc.**  ist  der  erste  Satz  überschrieben,  ein 
Pastorale  in  zarter,  durchsichtiger  Tongebung 
freundlich  innigen  Charakters  und  warmer  melo- 
discher Durchführung.  Wesentlich  gehobener  und 
freundlich  erwartender  Stimmung  voll  ist  der 
folgende  Satz  („Und  siehe,  diesen  erschien  ein 
Engel  des  Herrn;  ein  göttlicher  Lichtstrahl  um- 
leuchtete sie  **),  worin  ein  in  leichten  Achtelfiguren 
zierlich  auf-  und  ablaufendes  Thema,  von  leisen 
Rufen  des  Violoncellos  in  hoher  Lage  assistiert, 
die  poetische  Situation  schildert  und  die  Primgeige 
ein  Motiv  im  Flageolett  bringt  und  das  Ganze  in 
eigentümlichen  Tonschimmer  taucht.  Gleichfalls 
charakteristisch  ist  die  Stimmung  des  langsamen 
Satzes  („und  es  kamen  die  Weisen  aus  dem  Morgen- 
lande, um  das  Kindlein  anzubeten'^)  getroffen;  hier 
wird    der  Choral    des    Streichquartetts   von    den 


Figuren  und  Verzierungen  der  Flöte  arabeskenartig- 
umschlungen   und  ausgeschmückt.    Das  über  dem 
Text  .siehe,  ich  verkündige  Euch  grosse  Freude"  etc. 
komponierte  Finale  ist  voll  von  fröhlichem  Hieben 
und  schöner,   freudig   erregter   Steigerungen    und 
beutet  die  dichterische  Vorlage  auib  (Geschickteste 
und  Nachgiebigste  aus.    Ich   halte  das  Ganze  für 
einen   ungemein   glücklichen  Gedanken    und    em- 
pfehle Jan  Brandts  Bnys'  Komposition    als   einen 
in  jeder   Hinsicht,   als   in  Erfindung,    Stimmang, 
(s^edankeninhalt    und    musikalischer    Einkleidung 
trefflichen  Wurf  sehr  angelegentlich«   Die  Partitor 
ist   ausserordentlich   sauber    durchgearbeitet,     die 
Klangwirkungen    vorzüglich    und    von    kenntnis- 
reicher   Behandlung     aller     beteiligten    Faktoren 
zeugend    und   die  Ausführung    des    Ganzen   nach 
tonpoetischer   wie   praktischer    Seite    bestens    ge- 
lungen.  Auch  die  zugleich  erschienene  Bearbeitung 
des  vierhi&ndigen  Klavierauszuges   ist   lobenswert^ 
hingegen    ist    die    Vorführung    des    Quintetts    in 
seiner  Originalgestalt  bei  Weitem  vorzuziehen,    da 
gerade    die  Ausführung    des  Werkes    durch  Flöte 
und  Streichquartett  erst   den  vollen   und  schönen 
Klangzauber   entfaltet,    der  einen  nicht  geringen 
Reiz  der  fein  empfundenen  liebenswürdigen  Kom- 
position ausmacht. 

Jnliis  Klengel:  Technische  Studien  für 
Violoncello. 
Brellkopf  *  Hirlel,  Lei»Bl«. 
An  technischen  Studien  für  Violoncello  herrscht 
kein  Mangel;  aber  es  ist  von  grossem  Interesse,  zu 
sehen,  wie  ein  so  hervorragender  Meister  wie 
Julius  Klengel  ihnen  beikommt.  Der  Hauptwert 
und  die  Originalität  der  hier  angezeigten  Studien 
beruht  auf  dem  Prinzip,  sämtliches  technisches 
Material,  also  Tonleitern,  Dreiklangsformen  und 
gebrochene  Terzen,  in  allen  Tonarten  zu  bringen 
und  zu  verwenden.  Vorzugsweise  wendet  sich  der 
berühmte  Verfasser,  dem  eine  beinahe  dreissig- 
Jährige  Erfahrung"  zur  Seite  steht,  zu  der  künst- 
lerischen Behandlung  der  Tonleiter,  als  einer  der 
wichtigsten  imd  zugleich  schwierigsten  Disziplinen 
des  gesamten  Unterrichtsstoffes.  Hinsichtlich  der 
Behandlung  von  Bogen-  nnd  Fingertechnik  geht 
Julius  Klengel  seine  eigenen  Wege,  aber  man  muss 
ihm  hierin  ohne  weiteres  die  Berechtigung  seiner 
tieldurchdachten  pädagogischen  Anschauungsweise 
zuerkennen.  So  erscheint  die  Veröffentlichung  der 
Klengel'schen  „Technischen  Studien''  als  höchst 
lobenswertes  Unternehmen,  welchem  aUseitige  Be- 
achtung herzJlch  zu  wünschen  ist. 

Jillos  Klengel:  Kadenz   undSchlusszum 
Violoncell-Konzert  op.  3B 
von  Robert  Volkmann. 
BrellkOf  f  *  Birtel«  Lelpilff« 

Mit  Obigem  bietet  der  ausgezeichnete  Meister 
Julius  Klengel  eine  höchst  empfehlenswerte, 
künstlerisch    fein   empfundene  und  technisch  sehr 


27     — 


scliwierige,  aber  ungemein  dankbare  Kadenz  nebst 
SchlasB  des  bekannten  und  gern  zum  öffentlichen 
Vortrag  gebrachten  Violoncell-Konzertes  von  Robert 
Volkxnann.  Die  Komposition  gibt  wiederum  voll- 
giltiges  Zeugnis  von  J.  KlengePs  umfassenden 
Kenntnissen  für  die,  seinem  Instrumente  inne- 
wohnenden Klangwirkungen  und  schlieest  sich 
inhaltlich  an  Volkmanns  Werk  an.  Die  Kadenz 
ist  aach  in  der  Aasgabe  für  Violoncello  und 
Fianoforte  erschienen  und  wird  sich  ohne  allen 
Zweifel  sehr  bald  in  den  Konzertsälen  verdienter- 
massen  einbürgern. 

Eugen  Segnitz. 


Edmvnd  Parlow,  op.69.   „Bunte  Blättchen*^ 
6  leichte  Klavierstücke. 
Badolf  TasMery  Lelptlf. 

Beizende  Vortragsstückcneu  für  die  Jugend, 
melodiös  und  klangvoll,  voll  fröhlichen  Lebens  und 
in  einem  für  diese  Stufe  vortrefflichen  Klaviersatz 
abgefasst.  Das  Heftchen  enthält  ein  sinniges 
„Abendlied",  zwei  muntere,  launige  Sätze  „Neckerei^' 
und  „Kobold",  ein  durch  seine  anschmiegende 
Melodie  besonders  niedliches  „Schmeichelkätzchen** 
und  die  beiden  hübsch  und  charakteristisch  er- 
fundenen ,In  der  Schmiede"  und  „Im  Kabn".  An 
den  Stücken  werden  Lehrer  und  Schüler  gleiche 
Freude  haben.  Anna  Morach. 


Melnangs-Anstauscb. 


Erst  kürzlich  kam  mir  Herrn  Söchting's 
gegen  mich  gerichteter  Angriffs- Artikel,  meine 
Abhandlung  über  „Tonbildung  und  Technik  auf 
dem  Klavier"  betreffend,  zu  Gesicht,  sonst  hätte 
ich  schon  früher  einige  Zeilen  der  Erwiderung 
geschrieben. 

Herr  Söchting  versucht  mich  lächerlich  zu 
machen  und  zeiht  mich  der  Undankbarkeit  gegen- 
über meinem  Lehrer  Ludwig  Deppe.  Es 
scheint  mir  nicht  gerecht,  auf  sachliche  Erörte- 
rungen mit  persönlichen  Angriffen  zu  antworten 
ond  die  sacnliche  Diskutierbarkeit  meiner  Dar- 
legungen einfach  von  der  Hand  zu  weisen. 

Das  Problem  der  Klavier-Technik  ist  noch 
nicht  so  klargelegt,  dass  ernste  und  auf  Jahre- 
langen Studien  beruhende  Mitarbeit  an  ihm  einfach 
mit  Spott  abgetan  werden  dürfte.  Ich  kann  Herrn 
Söchting  versichern,  dass  ich  mit  meinen  Anschau- 
ungen über  dieses  Problem  durchaus  nicht  allein 
stehe.  Aber  gleichgiltig,  ob  das,  was  ich  behaupte, 
oder  ein  Teil  davon  auf  richtigen  Voraussetzungen 
beruht  oder  nicht,  —  meine  Arbeit  war  ein  Ver- 
such, der  Wahrheit  näher  zu  kommen,  die  sich  im 
üebrigen  weder  völlig  in  meinem  noch  meines 
Herrn  Angreifers  Besitz  befinden  dürfte! 


Eine  Verständigung  mit  ihm  scheint  mir  aus- 
geschlossen, so  lange  er  nicht  viel  mehr  gegen 
mich  vorzubringen  hat,  als  persönliche  Angriffe 
und  ironische  Fragen,  Dinge,  die  nur  hemmen, 
niemals  aber  fördern,  worauf  es  doch  vor  Allem 
ankommt,  und  solange  er  von  der  Voraussetzung 
ausgeht:  Unsere  Vorfahren  haben  bereits  alle 
Arbeit  getan,  lasst  uns  r^iig  von  dem  Kapital,  das 
sie  uns  hinterliessen,  weiterzehren. 

Was  nun  meine  vermeintliche  Undankbarkeit 
gegen  meinen  Lehrer  Ludwig  Deppe  betrifft, 
dessen  Schülerin  ich  12  Jahre  lang  gewesen  bin, 
so  widerstrebte  es  mir  —  gerade,  weil  ich  sein 
Andenken  hoch  halte  — ,  mich  in  dem  Augenblick 
auf  ihn  zu  berufen,  wo  ich  öffentlich  den  einzigen 
Punkt  besprechen  und  vertreten  wollte,  in  dem  ich 
heute  nicht  mehr  ganz  mit  ihm  übereinstimmen 
kann,  nämlich  dem  technischen  Wege  zu  seinen 
Zielen. 

Ich  hoffe,  binnen  kurzem  auch  mein  Scherflein 
zu  Ludwig  Deppe's  Andenken  beizusteuern,  viel- 
leicht wird  Herr  Söchting  dann  mehr  mit  mir  ein- 
verstanden sein. 

Tony  Bandmann, 


Vereine. 


Mvsikpftdagogischer  Terband. 

Nach  Versendung  der  gedruckten  „Verhand- 
lungen", welche  über  den  Verlauf  des  ersten  „liusik- 
p&daeog^hen  Kongresses"  Bericht  erstatteten,  trat 
der  Vorstand  wieder  an  die  weiteren  Arbeiten  heran. 

In  der  ersten  Sitzung  wurden  zunächst  die 
Aemter  im  Vorstand   verteilt.    Das  Resultat  war: 

1.  Vorsitzender:  Prof.  Xaver  Scharwenka, 

2.  Prof.  Gustav  Holländer. 

1.  Schrirtführer:  Prl.  Anna  Morsch, 

2.  „  Direktor  Carl  Nürnberg, 

1.  Kassierer:  Direktor  Erit2  Masbach, 

2.  „  Direktor  Gustav  Lazarus. 

Die  übrigen  Mitglieder  des  Vorstandes  ver- 
pflichteten sich  zu  reger  Teilnahme  sowohl  an  den 
utofenden  Geschäften  des  Verbandes,  als  auch  an 
den  stets  neu  herantretenden  Aufgaben. 

Eine  der  wichti^ten,  zugleich  auch  mühe- 
vollsten wird  die  Sicmtung  des  reichhaltigen  Ma- 
terials sein,  welches  zu  den  auf  dem  Kongress  offen 
gebliebenen  Fragen  über  die  „Prüfungsord- 
nangM^  die  „Prüfungskommissionen**  und 
^CnVerbandsstatuten**  eingesendet  ist.    Es 


war  mit  bewusster  Absicht  und  Ueberlegung  ge- 
schehen, diese  drei  Kernfragen  noch  nicht  auf  dem 
ersten  Kongress  durch  Abstimmung  zu  erledigen, 
es  galt  die  Wünsche  und  Meinungen  der  vielen 
Ferngebliebenen  zu  hören,  die  ihre  Sympathien  zu 
den  Bestrebungen  der  Kommission  ausgesprochen, 
aber  der  ongünstigen  Zeit  wegen  am  Kommen  ver- 
hindert waren.  — 

In  der  letzten  Sitzung  wurden  drei  Kom- 
missionen zur  Durcharbeitung  des  Materials  erwählt, 
die  sofort  mit  den  Arbeiten  der  Sichtung  beginnen 
werden.  Vom  Vorstand  wurden  noch  einmal  Mahn- 
worte an  die  gesandt,  welche  ihre  Meinung  noch 
nicht  geäussert  haben,  es  ist  dringend  erwünscht, 
dass  es  so  rasch  wie  möglich  geschieht,  damit  sie 
nicht  nach  erfolgtem  Abschluss  eintreffen. 

Bezüglich  der  Statuten  ist  bereits  ein  Ent- 
schluss  gefasst,  um  mannigfachen,  dringend  aus- 
gesprochenen Wünschen  um  baldige  feste  Konsti- 
tuierung Bechnung  zu  tragen.  Auf  Grundlage  des 
von  Herrn  Musikdirektor  Mengewein  ausge- 
arbeiteten, provisorischen  Statutes,  der  bereits  ge- 
druckten  Zusätze    und    der   für   sie   eingereichten 


—     28     — 


schriftlichen  Vorschläge,  sollen  die  Satzangen  jetzt 
ansRearbeitet  und  einer  vom  Vorstand  einzabein- 
fenden  aasseror  den  tlichenGeneral- Versamm- 
ln ng  zar  endgültigen  Fe^tBetzang  vorgelegt  werden. 
Da  Meinnngsänsserangen  zu  der  gedruckten  Vorlage 
erbeten  nnd  auch  vielfach  ausgesprochen  wurden, 
so  darf  der  Vorstand  hoffen^  der  einzuberufenden 
ausserordentlichen  General- Versammlung  ein  aller- 
seits befriedigendes  Statut  vorlegen  zu  können. 
Immerhin  ist  es  Jetzt  noch  Zeit,  ehe  an  die  Aus- 
arbeitung herangetreten  wird,  schriftliche  Wünsche 
und  Vorschläge  einzureichen. 

In  der  letzten  Sitzung  wurde  auch  lebhaft  über 
die  Aufstellung  von  Lehrplänen  diskutiert. 
Die  Meinungen  über  die  Notwendigkeit  von  Lehr- 
plänen waren  geteilt^a  aber  besonders  von  ausser- 
nalb  wiederholt  der  Wunsch  danach  ausgesprochen 
wurde,  so  einigte  man  sich  darüber,  dass  eine  Kom- 
mission von  Berliner  und  auswärtigen  Pädagogen 
mit  der  Ausarbeitung  betraut  werden  solle.  Es 
wurden  gewählt:  Prof.  Xaver  Scharwenka, 
Musikdirektor  Mengewein  und  Frl.  Maria 
Leo,  desgl.  sollen  auswärtige  Mitglieder,  welche 
sich  zur  Mitarbeit  schon  frtlher  zur  Disposition 
gesteUt,  zum  Beitritt  in  die  Konmiission  aufge- 
foidert  werden.  Es  sind  zwei-  Lehrpläne  in  Aus- 
sicht genommen,  einer  für  Elementar-  und  Mittel- 
klassen, der  besonders  das  praktische  Material  be- 
rücksichtigt, um  jungen,  unerfahrenen  Lehrkräften 
als  Ratgeber  zu  dienen,  ein  zweiter  für  die  semi- 
nariBtische  Ausbildung,  und  dieser  mit  besonderer 
Betonung  der  wissenschaftlichen  Disziplinen  und 
Verteilung  des  Stoffes  auf  die  drei  Ausbildungs- 
jahre. Selbstverständlich  sind  solche  Lehrpläne 
nur  als  Wegweiser  gedacht,  sollen  aber  nie 
einen  Zwang  ausüben. 

Wir  können  mit  Genugtuung  konstatieren,  dass 
die    Teilnahme   an    den   Beformbestrebongen    des 


Verbandes  eine  sehr  rege  ist;  zahlreiche  Meldan^^en 
zum  Eintritt  in  unsere  Vereinigung  sind  seit  dem 
Konffress  eingegangen,  ebenso  wurden  dem  Vor- 
stand vielfache  Wünsche  unterbreitet^  Vorsd&lä^^ 
ZQ  Verbesserungen  gemacht,  Anträge  gestellt  n.  s  iv. 
Wir  werden  nach  allen  Bichtungen  bemüht  sein, 
diesen  Wünscben  Rechnung  zu  tragen  und  wieder- 
holen nur  stets,  dass  Jede  Meinunc^ussemng,  Jeder 
Vorschlag,  auch  wenn  er  im  Widerspruch  mit  im- 
serem  Programm  steht,  mit  gleicher  SachlichlLeit 
und  Würdigung  zur  Beratung  kommt,  —  nur  durch 
Klarlegung  aller  lokalen  Verhältnisse,  aller  Män^^l 
und  Schäden  ist  es  möglich,  auf  Abhilfe  zu  sinAen 
und  an  Reformen  heranzutreten. 

Aus  den  alle  Monat  stattfindenden  Vorstands- 
Sitzungen  errcheinen  jetzt  regelmässig  fortlaufende 
Berichte  in  unserem  Vereinsorgan. 

Der  Vorstand. 

L  A. 

Xaver  Scharwenka. 

Der  Musiklehrerinnen -Verein  von  Mähren 
und  Schlesien  zu  Brunn  sendet  uns  seinen  zweiten 
Jatiresbericlit,  und  es  ist  erfreulich,  die  Fortschritte 
zu   lesen,    die   diese  mit  grossen   Schwierigkeiten 
kämpfende  Junge  Vereinigung  bereits  emdcbt  hat. 
Die  Mitgliederzahl  ist  in  enreulicher   Steigerung^ 
begriffen,   der  Verein   besitzt  eine  Bibliothek   und 
einen  Lesezirkel;   ein  Pensions-  und  ein  Kranken- 
nnterstützungsfonds   sind   begründet  und   werden 
durch  zahlreiche   unterstützende  Mitglieder  weiter 
gefördert.    Ein  Konzert  zu  Gunsten  des  Pensions- 
londs,   von   den  Mitgliedern   veranstaltet,   brachte 
eine    Einnahme   von    über    1800  Mk.    Ausser   dir 
General-   und   den   Monatsversammlungen   fanden 
musikwissenschaftliche  Vorträge  und  ünterhaltungs- 
abende  statt.    Dem  jungen   rührigen  Verein   siud 
weitere  segenspendende  Fortschritte  zu  wünschen. 


Briefkasten« 


Hrn.  F.  B.  in  A.    Ein  Leser  des  „Kl.-L.''  teilt 
mir  auf  Ihre  Anfrage  mit,  dass  eine^Generalbasslehre 


in  Tabellenform^*  von  C.  A.   Laaser   im  Verlage 
von  Carl  Merseburger,  Leipzig,  erschienen  ist. 


Anzeigen. 


Konservatorium  der  Musik 
in  Kassel. 

Gegr.  1895.     Direktion:  L  Beyer.     Gegr.  189B. 

EhreuTOrsliz:  B<>gienmg:t-Präudant  tob  Trotl  nm  Smls, 
Onf  Köalftdorff;  Sxcellans  Oeneralin  tob  ColOMky 
Oborbürgermeisier  Miller  vl  A. 

Cnratoriniu:  Pfarrer  Baa«,  Sohnldirektor  Prof.  Dr.  Kram- 
■aeker,  Bankier  PUafe»  Juatiarath  Seheffec  o.  A. 

Lehrer:  Die  Damen:  L.  Beyer,  Blaail-PSraler,  Königl.  Opern- 
säDgerin,  Gleeae-FakroBi,  A.  Taadlea.  Die  Herren: 
A.  Hartdes««B.  KammerrirtnoB.  Prot:  Dr.  USbel, 
«•.  Kaleteck,  Kgi.  Kammermnaiker.  K.  KietaaiaBB« 
Kffl.  Opemsttniter,  W.  Hoahaapft,  Kgl.Kammermaeiker, 
Bd.  Bebailrft,  K«I  Kammermusiker,  fl.  HebBirkeaeb, 
EgL  Kammermuaiker  n.  A. 

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übricen  Oroheaterinstiimiente.  Gesang,  Harmonie- 
nnd  Kompositionslehre.  Maaikgesohiebte.  Italieniisch. 
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Mittel-  und  BlementarUassen. 

StatBlem  sind  kostenfrei  sn  betiehen  durch  die  Sohriftlaitong 
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BERLIN  W.,  Neue  Wlnterfeidt8tras8e48. 

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stnfe  —  unentbehrliche  Studienwerke  aufmerksam : 

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zur    Erreichung    eines    guten    Anschlages    und 

I  einer  sicheren  Technik.  Mk.  1.10  netto 

2.  91  ax  Pohl,  Noten-Lesetabellen    Mk.  0.30  netto 

zur  grfindlicben  Erlernung  der  Noten  im  Violin- 
und  Bassschlüssel ,  für  den  Unterricht  zu- 
sammengestellt. 

Man  beachte  die  Beurteilung  obiger  Werke  in 
No.  24,  Jahrg.  1903,  des  ««Klavier-Lehrer'*  und  ver- 
lange die  Hefte  zur  Ansicht 


29    — 


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Direction:  Gustav  Lazarus. 

Berlin  N*Wm  Lulsen-Str.  36.  Berlin  W.,  Liitzowstr.  49. 


Aufnahme  jederaeit. 


Erste  Lehrkräfte,  velletiadlie  musikalische  und  pidagegfeche  Auebildung.     Elementarkiassen. 

SprMhaioDden  Mittwochs  S— d,  Soniiabeiids  10-12.   ||  Spreehstnnden  täglich  1—2. 


Prof.  Siegfried  Oclis. 

Dirigent  dM  .Phflhann.  OhorM*". 

Berlin  W.,  Bendler-Strasse  8. 

Simehst  nur  t.  11— IS  Uhr  Yorm. 


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Berlin  W«,  Bulowetr.  28. 

Konsert-Vertr.:  a  Wolff,  BerUn. 


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(aus  St.  Petersburg) 

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Concerts&ngerin  -  Sopran. 
Sprechstande:  3—4. 

Prof.  Felix  Schmidt. 

Berllo  W.,  Taoenzieiistrasse  21. 


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Berlin  W.,  Melerottostr.  3. 


Prof.  Jul.  Hey'S  Gesangschule. 
Berlin  W^  Elsholzstrasae  5", 

am  Botanischen  Garten. 


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PianlBt. 
Btrila  W..  Pusuentrasse  26. 


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Qeiaa^ahrarin,  Athemgymnastik, 

Berlin  W.«  Passanerstraase  22  h. 


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Direktion:    Prof.  Ph.  Schmitt. 

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M>  M>  0e$aitd$unterricl)t. 


I  Herren  und  Damen  vom  L.ehrfach,  sowie  ausübende  Kanstler,  die  Unterricht 

I  niomeo  wollen,  sind  rebeten,  event  vorher  schriftliche  Klarlegung  ihrer  stimmlichen 
I  Vtftalaaung,  sowie  eines  von  einem  Arzt  ausgestellten  Berichtes  Qber  ihren  allge- 
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Berlin  W.,  Ansbackeratr.  47  n- 


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Sr.  Maj.  des  Kaisers  von  Deutschland  und  Königs  von  Preussen, 
Ihrer  Maj.  der  Kaiserin  von  Deutsehland  und  Königin  von  Preussen, 
Ihrer  Maj.  der  Kaiserin  Friedrich, 
Sr.  Maj.  des  Kaisers  von  Russland, 
Ihrer  Maj.  der  Königin  von  England, 
Ihrer  Maj.  der  Königin  Regentin  von  Spanien, 
Sr.  Königl.  Hoheit  des  Prinzen  Friedrich  Carl  von  Preussen, 
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Ihrer  Königl.  Hoheit  der  Prinzessin  Louise  von  England  (Marchioness  of  Lome). 
T  r^ianrkKT    xkt      I     I*  Fabrik:  5-7  Johann Is-Str.  n.  27  Ziegel-Str.  j       mp-DT  ita    ra 
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40  WIcmore  Street.  |  m.  Fabrik:  124  RcIchenbergerStr.  |  5-7  Johannis-Mtr. 


Für  die  Redaktion  rerantwortüch:  Anna  Morsch,    Berlin  W.,  Ansbacherstr.  37. 
Expedition  nnd  Verlag  ^Der  KlaTier- Lehrer^,  M.  Wolff,  Berlin  W.,   Ansbacherstraese  37. 
.     ..  Dimok:  J.  S.  Prenss,  Berlin  S.W.,  Kommandantenstr.  14. 


Der  Klavier-Iiehrer. 

Musik-pädagogische  Zeitschrift  für  alle  Qebiete  der  Tonkunst. 

Organ  der  Deutschen  IVlusiklehrer-Vereine, 

der  Musik-Sektion  des  7\.  D.  L-V.  und  der  Tonkünstler-Vereine 
zu  Köln,  Dresden,  Hamburg,  Leipzig  und  Stuttgart. 
Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslau r. 
Redaktion:  Anna  Morsch 

BerUn  W., 


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Freit  vicrt«liihrll4>  bei  allen  Bud)*  und 
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..Der  Klavier -Cebrer"  Berlin,  OJ.SO, 
ilnsbad)erttr.  37,  zum  Preite  von  30  PI. 
fiir  die  zweiscipaltene  Pelitzeile  ent- 
Oegenaenommcn. 


No.  3. 


Berlin,  1.  Februar  1904. 


XXVII.  Jahrgang. 


lAhftIt:  Benno  Horwitz:  ,Ce  qu'on  entend  aur  la  montagne*.  (Schiusa.)  Prof.  Hans  Schmitt:  Ueber  die  Register  der  menach- 
lichen  Stimme.  Stiftungen  und  Wohlfahrtsbestrebungen.  Dr.  Karl  Stordc:  Kritische  RQckachau  Über  Konzert  und  Oper. 
Mitteilungen  von  Hochschulen  und  Konservatorien.  Vermiachte  Nachrichten.  Bücher  und  Muaikalien,  besprochen  von  Anna 
Morsch.    Vereine.    Anzeigen. 


Sympbotiiscbe  DicDtmifl  von  fratix  tisxt. 


V.  Hauptteil. 
Er  enthält  die  Zusammenfassung  der  bis- 
her vorgekommenen  Themen  und  Motive. 
Eine  Gliederung  dieses  Hauptteils  in  eine  An- 
zahl Unterabteilungen  ergibt  sich  insofern,  als 
diese  Unterabteilungen  sämtlich  in  die  Haupt- 
tonart Es-dur  münden.  Folgende  Motive  er- 
fahren Umwandlungen.  Motiv  2a  (in  ver- 
änderter Rhythmisierung)  erscheint  in  Ver- 
bindung mit  Id  und  la. 
EUbl.    Fi-  8^*        AUegro  animafo  e  brio9o. 


Eine   Anslegang 

von 
Bean«  Horw^its.  (Schloss.) 

Forte  gesteigert),  2)  eine  rhythmische  und  in- 
strumentale neue  Ausdrucksschattierung  er- 
halten, die  folgendermassen  lautet: 

06. 


Bc*.      P    . 
Ör.  Tr.   I      X 

Motiv  Ic   hat   1)  eine   dynamische   (zum 


—     34     — 


In  dieser  rhythmischen  Ausdrucksschattie-  tischen  Gestaltung,  in  der  Id  embryonal  ent- 

rung,   zutn   Fortissimo   gesteigert,    beherrscht  halten  ist: 

Motiv  Ic  eine  der  folgenden  Unterabteilungen.  Hofe-  und  Messingbläser, 
8b  erhält  die  imitatorische  Behandlung: 


^ 


Tenorp.  J      ,       =         ,        ^'        **:        n 


Bassp, 


p    wt  poco 


i 


marcaio 


t=^ 


ff 


f^ 


ö 


^ 


fe 


«: 


/// 


g*«  ■ 


^^ 


:g= 


*i 


/// 


S<r.     Z'^. 


(S.ii»  -     rfr 


m 


y-h^Vnr 


r  t    r    " 


^;rr  r^- 


7.  JJ.  W. 
Das  Thema  des  zweiten  Hauptteils  erklingt     zu  erwähnen: 

Holzhl.  -    ^  £         ^ 


Dann  ist  noch  la   in   dieser  Verbindung 


m 


b.      g: 


^ 


^ 


^  ^ 


^ 


1ä.     2/<r  Vh     ßr,     Bässe 


=i?= 


^ 


♦-# 


<'— # 


//^ 


^ 


äü 


tf 


^ 


r 


*^ 


rhythmisch   verändert.    (Viertel    statt  Achtel.)     und  die  milde  Färbung  des  wilden  Ibb: 

ibb.       Pk.  Hr.  Jr^  w^^'^^^.s^::::^  ^-^^ ^*Ji 


gfeE^Jk^gg 


% 


^^-^ 


ia 


pT^-^r'r^  'f 


Vc.  Ol 
Motiv  Ic  erhält  abermals  eine  neue  rhythmische 
und    dynamische   Ausdrucksschattierung    — -: 
Id.  ff  Br. 


{ 


^s^ 


Ic. 


ff  hriüanie 


r   TT   VI.       ^  tj-*«^ 


Mit   dem   Andante   religioso   (in   Es-dur) 
den  in  der  Tiefe  verhallenden  Motiven  2a, 

Vcl,  u.  Ch, 


^=^=i 


^ 


^ 


ptzz,    pp. 


3  b  (umgestaltet) 

C'dur 


F-moll      As'dur     Es-dur 


m^ 


^ 


^-- 


^—^4 


j,^"i,  j  n  m  rn  j^ 


und  noch  eine  in  Verbindung  mit  einer  thema- 


Fg,     Pos.     Vcl.      a,         {Hlzbl.'fort. 

(HlzbL,  Messingbl.  darüber)  und  wiederum  2a, 
in  Es-dur,  schliesst  das  Werk  ab. 

Aus  der  Art  der  Erfassung  der  poetischen 
Ideen  Victor  Hugo's  durch  das  musikalische 
Sinnvermögen    Liszt's   ist   die   formelle  An- 


—     35     - 


Ordnung  der  Komposition  hervorgegangen  und 
als  eine  der  besonderen  Auffassung  des  Hugo- 
sehen    Gedichts    durch    Liszt    entsprechende 
Erscheinung  zu  erkennen.   Für  den,  der  diese 
formale  Anordnung  verstehen  gelernt  hat,  ist 
sie    so    übersichtlich,   wie    die    irgend    eines 
klassischen  Symphoniesatzes.  Meines  Wissens 
ist  es  noch  gar  nicht  ausgesprochen  worden, 
dass  Liszt  im  Grunde  seines   musikalischen 
Wesens  ein  formalistisches  Talent  war.  Schon 
sein    Virtuosentum    verlangte,    dass     er   auf 
repräsentable  Formen  hielt.   Von  den  ihm  vor- 
angegangenen Formtalenten  unterschied  sich 
Liszt  dadurch,   dass   er  neue  Formen  erfand, 
während  jene  vorhandene  Formen  durch  ihre 
eigenartigen  musikalischen  Gedanken  in  stets 
wechselnder    Beleuchtung  zeigten    oder  zum 
Werkzeug    einer  glatten,    an    der  Oberfläche 
des  Empfindens  haftenden  Tonsprache  machten. 
Wie  alle  Formalisten  hat  Liszt  seine  typischen 
Eigentümlichkeiten.  In  seiner  Art  anzufangen, 
sich  musikalisch  in  Positur  zu  setzen,   seiner 
Art  zu  schliessen,   mit   einer   Stretta,   in   der 
Süssigkeit  seiner  Cantilene  sind  z.  B.  gemein- 
same Grundgestaltungen  seiner  Kompositionen 
enthalten.    Wie   in  einem  klassischen  Werke 
der  Tonkunst  ist  die  Harmonik  der  drei  Haupt- 
themen auf  die  Grundtonart  und  deren  nächste 


verwandte  Tonarten  beschränkt.  Nur  in  dem 
Thema  des  zweiten  Hauptteiles  ist  ein  auch 
bei  den  Klassikern  vorkommendes  lieber- 
springen  der  überlieferten  Tonalität  durch  die 
Verwendung  des  Dreiklangs  der  erniedrigten 
Septime  —  E-dur  in  Fis-dur  —  zu  finden. 
Die  thematische  Behandlung  in  der  Berg- 
symphonie ist  so  streng  wie  in  einer  „Fuga 
obligata*".  Mit  dieser  strengen  Thematik  ist 
ein  ununterbrochen  fliessendes  Melos  ver- 
bunden. Ja  —  es  ist  verschiedenen  Herr- 
schaften nicht  zu  helfen  —  die  Bergsymphonie 
enthält  nur  Melodie.  Man  suche  die  Takte, 
in  denen  thematische  Stoffe  oder  der  melo- 
dische Faden  nicht  vorhanden  wäre!  Im 
Thema  des  zweiten  Hauptteils  in  Fis-dur 
finde  ich  allerdings  mehr  die  Haltung  des  Er- 
habenen, als  das  Erhabene  selbst,  ausgedrückt. 
Victor  Hugo's  prunkvolle  Rhetorik  spiegelt 
sich  in  der  Liszt*schen  Tonsprache  als  natür- 
liche Ausdrucksform  wieder.  Ihr  eignet  auch 
das  leidenschaftliche  Pathos  Schiller*s;  schliess- 
lich löst  sie  auch  das  Schiller'sche  Sehnen 
nach  einem  in  der  Phantasie  lebenden  Zu- 
stande vollkommenster  Durchgeistigung  aus. 
Das  Gegenstück  zur  ersten  symphonischen 
Dichtung,  zur  Bergsymphonie,  ist  die  letzte, 
die  «Ideale**  nach  Schiller. 


@ebep  die  l^egistep  der  loeoscbllcbei)  S^lnyny^. 


Von 
Prof.  Hans  Schmitt. 


Die  Btftrkere  oder  schwächere  Spannung  der 
Stimmbinder  warde  bisher  von  allen  Physiologen 
als  Haaptursache  von  Höhe  und  Tiefe  beim  Singen 
hiogestellt. 

Schwingungen  der  Saiten  in  ihrer  ganzen 
Länge  worden  als  Gmndtöne,  als  Töne  der  Bmst- 
stimme  bezeichnet.  Teilschwingnngen,  an  Ali- 
<)aot8tellen  entstehend,  bezeichnete  man  als  Ober- 
töne,  als  Töne  der  Kopfstimme. 

Nebstbei  wurde  bemerkt,  dass  der  KehlJcopf 
Qnd  das  Gaumensegel  bei  höheren  Tönen  steigt, 
^ass  sich  der  Ton  bei  gleichbleibender  Weite  der 
Stimmritze  erhöht,  wenn  man  stärker  singt,  und 
^B«8  verschiedene  Stellung  des  Kehlkopfes,  der 
Zange,  des  Gaumensegels,  Kinnes  und  der  Lippen, 
aoch  wohl  Verschiedenheit  der  Vokale,  sowie, 
individuelle  Beschaffenheit  sämtlicher  Singorgane 
und  Schailräume,  schliesslich  auch  Temperatur- 
^tergchiede,  Mocli£kationen  des  Klanges  hervor- 
nifen.  Dabei  erklärten  die  £inen,  dass  die  Stimm- 
bänder den  Zungen   der  Zungenpfeifen   der  Orgel 


gleichen,  und  dass  die  Stimme  eigentlich  nichts 
anderes  sei,  als  ein  Zungenpfeifeninstrument. 

Andere  Theoretiker  dagegen  vergleichen  die 
Stimmbänder  mit  den  Saiten  der  Saiteninstrumente 
und  erklärten,  dass  die  Stimme  unter  die  Saiten- 
instrumente gehöre. 

Auch  dass  die  Stimme  einfach  ein  Orgel- 
pfeifen instrument  sei,  ündet  man  ausgesprochen, 
und  endlich  gibt  es  Theoretiker,  welche  meinen: 
Genaues  werde  man  wohl  nie  erfahren,  weil  die 
Stimmorgane  während  des  Singens  innerlich  nicht 
beobachtet  werden  können. 

Auch  auf  dem  Hygienischen  Kongress,  der  im 
vorigen  Jahre  in  Kassel  abgehalten  wurde,  er- 
klärte einer  derB,edner,  dass  die  Bätsei  der  mensch- 
lichen Stimme  noch  nicht  vollständig  gelöst  seien. 

Wo  liegt  bei  solcher  Sachlage  die  Klarheit? 
Wo  liegt  die  Wahrheit? 

Dass  die  Stimme  ein  Zungenpfeifeninstrument 
sei,  ist  stark  zu  bezweifeln. 

TJm  ein  Zungenpfeifeninsti-ument  sein  zu  können 


36     — 


mit  4^X1  Stiininbändem  als  Zungen,  dazu  fehlt  den 
Stimmbändern  zunächst  Jede,  auch  die  allerent- 
femteste  Aehnlichkeit.  —  Das  wesentlichste  Merk- 
mal einer  Zunge  ist  doch  das,  dass  sie  an  drei 
Seiten  und  unter  der  Spitze  frei  ist.  Da  die  Stimm- 
bänder nur  auf  einer  einzigen  Seite  frei  sind,  so 
fällt  von  vornherein  jede  Aehnlichkeit  mit  Zungen 
weg.  Ebensowenig  gleichen  die  Stimmbänder  den 
Saiten  der  Saiteninstrumente. 

Grundbedingung  einer  Saite  ist  doch  die,  dass 
sie  dünut  lang,  an  beiden  Enden  gespannt,  sonst 
aber  nach  allen  Richtungen  zu  freischwebend  ist. 
Ausserdem  gibt  keine  Saite  von  der  Kürze,  wie 
sie  die  Stimmbänder  zeigen,  so  sonore,  tiefe  Töne, 
wie  wir  sie  von  kräftigen  Bassstimmen  zu  hören 
bekommen. 

Einen  tieferen  Ton  aber  als  den  der  leeren 
Saite,  gibt  keine  Saite.  Tiefer  als  ihr  Grandton 
kann  die  Saite  nur  klingen,  wenn  man  sie  herab- 
stimmt. 

Stimmt  man  aber  kurze  Saiten  zu  sehr  herab, 
dann  werden  sie  klanglos,  musikalisch  unbrauchbar. 

Es  spricht  also  auch  die  Kürze  der  Stimm- 
bänder gegen  die  Annahme,  dass  die  Tonhöhe 
hauptsächlich  von  den  Stimmbändern  herrühre. 

Auch  kurze  Zungen  geben  keinen  sonoren, 
tiefen  Ton,  sie  schnarren,  haben  keine  Kraft  und 
lassen,  je  tiefer  sie  gestimmt  werden,  desto  störender 
Obertöne  hören,  was  ja  auch  der  Grund  ist,  dass 
bisher  keine  guten  Metallzungenklaviere  gebaut 
werden  konnten,  und  weshalb  die  Harmonium- 
fabrikanten die  Zungentöne  nicht  so  tief  herunter- 
ftihren,  wie  die  tiefsten  Töne  des  Klaviers,  wohl 
auch  nicht  so  hoch  hinauf,  weil  kurze  Metall- 
zungen in  der  höchsten  Höhe  schwer  ansprechen 
und  widerlich  quieken. 

Wenn  also  die  Stimmbänder  keine  Saiten 
und  keine  Zungen  sind,  was  sind  sie?  Woher 
kommt  Höhe  und  Tiefe  der  Stimme? 

East  scheint  es,  als  ob  die  Physiologen  der 
Sache  jetzt  auf  der  Spur  seien.  Man  könnte  das 
wenigstens  aus  der  Abänderung  des  Namens 
schliessen,  dessen  man  sich  in  allerjüngster  Zeit 
bei  der  Erkrankung  des  deutschen' Kaisers  bediente. 

Man  nannte  da  die  Stinunbänder  nicht  mehr 
Stimmbänder,  sondern  Stimmlippen. 

Das  wäre  der  richtige  Name,  Stimm lippen 
und  nicht  Stimmbänder  sollten  die  beiden  Werk- 
zeuge genannt  werden!  Mit  Lippen  haben  sie 
äusserlich  und  innerlich  die  grösste  Aehnlichkeit. 
Die  Stimm  lippen  sind  für  den  Sänger  dasselbe,  was 
die  Mundlippen  für  den  Posaunisten  sind. 

Mit  der  Höhe  und  mit  der  Tiefe  des  Tones 
haben  sie  gerade  soviel,  aber  auch  nicht  mehr  zu 
tun,  als  die  Lippen  der  Posaunisten. 

Dieser  zieht  sie  bei  hohen  Tönen  ganz  straff 
auseinander,  dadurch  dringt  nur  eine  dünne  Luft- 
scheibe in  das  Mundstück  und  schneidet  sich  in 
die  innere  Luftsäule  der  Posaune  wie  ein  Schwert 
hinein,  durchdringt  in  dieser  Form  das  Instrument 


und  kommt  hierauf  ebenso,  dann  aber  durch  die 
Länge  des  L:i8trumentes  tiefer  gestimmt,  wieder 
in  die  offene  Luft.  Der  Ton  wird  in  gleichem 
Masse  tiefer,  als  er  sich  verlängert,  ungeföhr  so, 
wie  sich  ein  Knäuel  Zwirn  beim  Abwickeln  ver- 
längert. (Vielleicht  liesse  sich  der  ganze  Vorgang' 
sichtbar  machen,  wenn  ein  Baucher  in  eine  Glas- 
röhre  durch  ein  Mundstück  hineinblasen  würde.) 

Ebenso  wie  beim  Posaunisten  die  Haltung- 
der  Lippen  auf  die  Gestalt  der  ins  Instrument 
dringenden  Luft  bestimmend  wirkt,  ebenso  wirkt 
die  Haltung  der  Stimmbänder  des  Sängers  auf  die 
Entwicklung  der  Töne. 

Will  man  tiefe  Töne  leichter  hervorbringen , 
dann  muss  man  die  Stimmbänder  locker  halten, 
will  man  dagegen  hohe  singen,  dann  muss  mau 
sie  straff  spannen  und  ebenfalls  nur  eine  Luft- 
scheibe  durchlassen. 

Jeder  Ton  fordert  also  auch  da,  ganz  wie  beim 
Posaunisten,  eine  eigene  Stellung  der  Stimmlippen 
—  aber  —  der  hohe  oder  der  tiefe  Ton,  das,  was 
den  Ton  hoch  oder  tief  macht,  das  sind  auch  die 
Stimmbänder  nicht,  angeblasen,  erzeugen  sie  nur 
den  Anfang  des  Tones,  sie  sind  das  Mittel  zu  seiner 
Entstehung,  sie  bestimmen  wesentiich  seinen  Klang- 
charakter —  die  Höhe  und  Tiefe  entsteht  erst  später. 
Wo  steckt  also  dieTonhöhe  bei  der  Stimme? 

Suchen  wir  zuerst  die  verschiedene  Höhe  der 
Brusttöne  auf.  Leichter  als  beim  Sänger  werden 
wir  sie  beim  Posaunisten  finden.  Bei  dem  steckt 
die  verschiedene  Höhe  der  Grundtöne  in  der  Weite 
und  in  der  Länge  des  Instrumentes. 

Breite  Bohren  und  Mundstücke  der  Posanne 
geben  tiefere  Töne  als  enge,  daher  ist  die  Bass- 
posaune tiefer  als  die  Tenor-  und  die  Altposanne. 
Ebenso    geben    grössere    Luftröhren,    Kehlköpfe, 

Es  ist  die  Ueberzeugung  des  Verfassers,  dass 
die  Form  des  Körpers,  von  welchem  die  Ton- 
schwingxmg  ausgeht,  bei  der  Schailfortpflanzung 
in  der  Luft  unsichtbar  beibehalten  wird  und  in 
der  ursprünglichen  Eorm  an  unser  Ohr  gelangt, 
sodass  man  also  gleichsam  die  Formen  des  Klang- 
werkzeuges, welche  man  sieht,  von  unserem  Ohr 
hört.  Denmach  unterscheidet  sich  z.  B.  eine 
klingende  runde  Metallplatte  bei  gleicher  Tonhöhe 
von  einer  viereckigen,  und  unterscheidet  über- 
haupt das  Ohr  jede  noch  so  geringe  Abänderung 
der  äusseren  Form  des  Schallkörpers  durch  das 
Gehör  ebenso  fein,  als  sie  durch  das  Auge 
wahrgenommen  wird.  Nur  so  erklärt  es  sich,  dass 
das  Ohr  bekannte  Stimmen  aus  tausend  fremden 
ebenso  sicher  heraushört,  als  das  Auge  bekannte 
Gesichter  aus  tausend  fremden  herau£&idet.  Das 
erklärt  auch  die  unendliche  Mannigfaltigkeit  der 
Stinunen,  denn  ebenso  wie  sich  die  äusseren  Ge- 
sichtsformen nie  vollständig  gleichen,  ebenso 
wechseln  auch  die  inneren  Formen  der  Stimmwerk- 
zeuge und  damit  auch  die  Gestalt  der  klingenden 
Luft.  —  Mit  der  Beibehaltung  der  Form  des  er- 
klingenden Schallkörpers  ist  es  bei  den  Lnftwellen 
ähnlich  wie  bei  den  WasserweUen.  Auch  wenn 
ein  Nebenfiuss  in  einen  andersgefärbten  Hauptflnss 
mündet,  erkennen  wir  noch  weit  in  den  Hanpt- 
fluss  hinein  die  ursprüngliche  Farbe  und  Breite 
des  Nebenflusses. 


—     37     — 


Stixnmbftnder  nnd  Mondliöhlen  der  Sänger  tiefere 
Töne;  daher  ist  die  Stimme  beim  Bassisten  tiefer 
als  beim  Tenor,  Alt  oder  Sopran. 

Wenn  aber  der  Posaunist  auf  seiner  Posaunen- 
gattun^  tiefere  Töne  nehmen  will,  so  zieht  er  das 
Instrument  atueinander.  Je  mehr  er  es  ausein- 
anderzieht, desto  tiefer,  und  je  mehr  er  es  zu- 
sammensteckt, desto  höher  wird  der  Ton.  Die 
Haltung  der  Lippen  kommt  jetzt  sehr  in  Betracht, 
wenn  sie  nicht  mit  der  Länge  des  Instrumentes 
übereinstimmt,  so  ^gl^ct^  ^^  Ton. 

Was  nun  das  Zugstück  der  Posaunisten  ist, 
das  ist  bei  den  Grundtönen,  beim  Brustregister  des 
Sängers,  der  Kehlkopf.  Vom  Heben  und  Senken 
des  Kehlkopfes  hängt  beim  Brustregister  das 
Steigen  und  Fallen  der  Stimme  ab. 

Die  Sache  erklärt  sich  höchst  einfach. 
Je  tiefer  der  Kehlkopf  steht,  desto  länger  ist 
der  Weg  zum  Mund  und  zur  Nase,  desto  länger  ist 
also  dann  die  Luftsäule  und  auch  desto  tiefer  der 
Ton.  Auch  da  muss  die  Haltung  der  Stimmlippen 
mit  der  Länge  des  Luftweges  übereinstinmien, 
sonst  gixt  auch  bei  der  Stinmie  der  Ton.  Dass 
tiefes  Hinabdrücken  des  Kehlkopfes  schliesslich 
den  Magen  belästigen  und  sogar  üebelkeiten 
hervorrufen  kann,  erfthrt  jeder  sofort,  wenn  er 
langsam  eine  Skala  noch  tiefer  hinunterzusingen 
Ten  acht,  als  seine  Stimme  reicht.  Auch  wird  man 
bei  vollem  Magen  weniger  Tiefe  haben,  als  bei 
leerem. 

Die  Bezeichnung  „Brusttöne"  ist  höchst  ge- 
rechtfertigt Sieht  man  doch  sogar  bei  mächtigen 
Männern,  wie  die  Brust  vibriert;  doch  könnte  das 
Brostregister  mit  gleicher  Berechtigung  das  Kehl- 
kopfregister heissen. 

Will  man  das  Fallen  des  Kehlkopfes  bei  der 
Bmststimme  mit  voller  Deutlichkeit  herausfühlen, 
dann  singe  man  eine  Skala  langsam  hinunter  und 
markiere  dabei  jeden  neuen  Ton  fest.  Bei  solcher 
Ausführung  fühlt  man  untrüglich,  dass  der  Kehl- 
kopf bei  jedem  neuen  Ton,  ruckweise,  immer  tiefer 
nnd  tiefer  fällt  Würde  die  Erweiterung  der 
Stimmritze  die  Hauptursache  des  Tonfalles  sein, 
dann  müsste  die  Empfindung  an  derselben  Stelle 
bleiben.  So  aber  fühlt  man,  wie  gesagt,  ganz 
deutlich,  dass  der  Kehlkopf  t&llt  und  der  Ton 
seinen  Ort  mit  dem  Kehlkopf  wechselt. 

Damit  glaube  ich  zunächst  die  hohen  und 
tiefen  Töne  des  Brustregisters  erklärt  zu  haben. 

Das  Steigen  des  Kehlkopfes  und  damit  die 
H5he  des  Brustregisters  hat  seine  natürliche  Grenze. 
Endlich  kann  der  Kelükopf  nicht  mehr  höher 
steigen,  es  klingen  ja  da  schon  die  letzten  Töne 
S^presst,  gequält,  und  ist  es  für  die  Gesundheit  der 


Stimme   höchst  gefährlich,   wenn  man  den  Kehl- 
kopf zu  andauernd  und  zu  stark  hinaufpresst. 

Dennoch  vermag  der  Sänger  noch  eine  ganze 
Beihe  höherer  Töne  hervorzubringen. 

Für  diese  Töne  tritt  ein  neues  Organ  und  mit 
ihm  ein  neues  System  der  Tonerhöhung  auf.  Dieses 
Organ  ist: 

Das  Gaumensegel. 
Beim  Kehlkopf  entstand  die  Erhöhung  oder 
Vertiefung  der  Töne  durch  Verkürzung  oder  durch 
Verlängerung  des  LaftwQges.  Beim  Gaumensegel 
entsteht  Höhe  und  Tiefe  durch  Einengung  oder 
Erweiterung  des  Weges. 

Bei  den  Tönen  der  Bruststimme  hängt  das 
Gaumensegel  lose  im  Mund  nach  vom  herunter. 
Dadurch  bleibt  der  Baum  hinter  dem  2iäpfchen 
frei  und  bildet  beim  Brustregister  eine  direkte 
Fortsetzung  der  Luftröhre  und  des  Rachens,  mit- 
hin verlängert  sich  bei  schlapper  Haltung  des 
Gaumensegels  das  Brustregister,  wodurch  sich  der 
Luftweg  für  tiefe  Töne  erweitert 

Zieht  man  aber  das  Gaumensegel  hinauf  und 
nach  rückwärts,  so  engt  es  den  Banm  hinter  dem 
Zäpfchen  ein;  daher  steigen  die  Töne  der  Kopf- 
stimme, je  höher  man  das  Gaumensegel  hinaufzieht. 
Diesen  Vorgang  kann  man  an  sonnigen  Tagen 
mit  der  wünschenswertesten  Deutlichkeit  durch 
das  freie  Aug^  beobachten.  Stellt  man  sich  so, 
dass  die  Sonne  in  den  Mund  hineinscheint,  und 
singt  man  in  dieser  Stellung  von*  der  Mitte  der 
Stimme  hinauf  recht  langsam  eine  Skala,  so 
kann  jeder,  der  in  den  Mund  hineinsieht,  bemerken, 
wie  das  Zäpfchen  anfangs  lose  herunterhängt,  nach 
und  nach  aber  immer  höher  und  höher  steigt. 
Forciert  man  das  Steigen  der  Töne,  so  zwängt  sich 
das  Gaumensegel  zuletzt  mit  aller  Ghewalt  an  das 
Ende  der  Gaumendecke,  und  steht  dann  das  Zäpf- 
chen in  dem  weichen  Gaumen  heraus  wie  ein 
Stift,  den  man  in  einen  Kuchenteig  steckt.  (Nicht 
jeder  kann  das  Experiment  ausführen,  gerne  bin 
ich  bereit,  es  an  mir  zu  zeigen.) 

Singt  man  die  Skala  hinauf,  mit  scharfer  Be- 
tonung jedes  einzelnen  Tones,  so  fühlt  man  jetzt 
deutlich,  wie  nun  das  Gaumensegel  bei  jedem 
neuen  Ton  ruckweis  in  die  Höhe  gezogen  wird, 
etwa  so,  wie  wenn  man  einen  durch  Kingelchen 
an  eine  Stange  gehefteten  Vorhang  mittels  einer 
Schnur  ruckweise  hinaufziehen  würde. 

Also  wieder  ist  es  nicht  die  Stimmritze, 
wo  man  die  Ortsveränderungen  des  Tones  wahr- 
nimmt. 

Beim  Kopfton   ist   es   also  das  Gaamensegel, 
das  sich  am  meisten  umgestaltet. 
(Schluss  folgt.) 


Stittimgeii  ima  aioblfakm-Beitrebuiigeii. 

Frau   Musikdirektor    Julius    Langenbach,      tung    in  Bonn   a.  Rh.,    versendet  nachstehenden 
^«Begründerin    der  Julius  Langenbach-Stif-      Aufruf: 


—     38     — 


Als  ich  vor  9  Jahren  onter  Zagnuidlegnng 
«Ines  eigenen  Vermächtnisses  den  Anfmf  zur 
Gründung  eines  Heimathanses  für  wenig  bemittelte 
Mnsikerwitwen,  die  der  deutschen  ünterstütznngs- 
kasse  in  Berlin  zngehören,  und  Mnsiklehrerinnen 
aller  Konfessionen  erliesci,  welches  denselben 
einen  sorgenlosen  Lebensabend  bereiten 
sollte,  hatte  ich  auf  eine  allgemeine  Betei- 
ligung aller  musikalischen  Kreise  gehofft,  eine 
Annahme,  die  allerdings  eine  irrige  gewesen.  Wenn 
es  mir  dennoch  gelang,  in  dieser  verhältnismässig 
kurzen  Erist  eine  nennenswerte  Summe,  circa 
170 (.CO  Mk.,  zu  schaffen,  bedurfte  es  dazu  aller- 
dings unsäglicher  Mühe  und  Arbeit,  wie  zähester 
Ausdauer,  zugleich  aber  auch  der  Hilfe  einiger 
treuer  Mitarbeiterinnen,  denen  ich  hier  zugleich 
für  ihr  selbstloses  Wirken  meinen  wärmsten  Dank 
ausspreche. 

Das  Ziel  ist  erreicht,  die  Anstalt  ist  unter 
Dach  und  wird  I.Juli  dem  Betrieb  übergeben  und 
zwar  wird  dieselbe  auf  schuldenfreiem  Gkimd  und 
Boden  schuldenfrei  errichtet  Der  Bau  wird  ein- 
fach, aber  von  vortrefflichstem  Material  hergestellt, 


zugleich  mit  allen  Einrichtungen  der  Neuzeit,  wie 
Zentralheizung,  elektrischer  Beleachtong,  Linoleum- 
fussböden  etc.  versehen.  Derselbe  enthält  Giica 
40  Zimmer,  meist  mit  Schlaf  kabinet,  Musikzimmer, 
Lesezimmer,  mehrere  Badezimmer,  Speisesaal,  wie 
alle  nötigen  Nebenräumlichkeiten,  Veranda,  TerFasse^ 
und  ist  rings  vonG-arten  umgeben,  welch  letzterer 
noch  eine  bedeutende  Vergrösserung  der  Anstalt 
durch  Anbau  ermöglicht;  Die  Lage  des  Ghrund- 
Stücks  ist  eine  der  schönsten  des  Rheinlandes.  — 
Es  handelt  sich  jetzt  hauptsächlich  um  Stärkung 
des  Betriebskapitals,  da  von  dessen  Höhe  die 
Zahl  der  Aufzunehmenden  abhängt,  und  so  wende 
ich  mich  abermals  an  alle  Musikbeflissene,  wie 
Musikfreunde  und  bitte  inständigst  um  ihren  Bei- 
tritt als  ausserordentliche  Mitglieder,  der 
schon  mit  1  Mark  per  Jahr  zu  erlangen  ist,  oder, 
wie  schon  oben  bemerkt,  um  gütige  Veranstaltung 
von  Konzerten,  Schüleraufführungen,  Sammlungen, 
kurz  Anwendung  jedweder  Mittel,  welche  dem 
wohltätigen  Werke  Gelder  zuführen  und  mit 
grosser  Freude  und  Dank  entgegengenommen 
werden. 


Eiitisclie  Rückschau 


über  Konsert  and  Oper. 

Von 

Dr.  Karl  Storck. 


Ich  möchte  so  gern  einmal  die  ganze  üeber- 
schrift  wahr  machen  und  meine  Rückschau  auf  die 
Oper  ausdehnen.  Aber  eigentlich  ist  es  Kritik  ge- 
nug, dass  ich  bislang  über  die  Tätigkeit  unserer 
zwei  Opern  schwelgen  konnte.  Auch  jetzt  liegt 
gerade  kein  dringlicher  Anlass  vor,  es  sei  denn, 
dass  es  Pflicht  des  Kritikers  ist,  auch  über  Ver- 
säumnisse Beschwerde  zu  führen.  Die  „Königliche 
Oper"  plaidiert  natürlich  für  „mildernde  Umstände'*, 
da  sie  ja  wegen  Eeuersgefahr  geschlossen  wurde. 
Dabei  wurde  bemerkt,  dass  dadurch  leider  eine 
ganze  Beihe  bedeutsamer  E<nstudierungen  und 
Novitäten  auf  unbestimmte  Zelt  verschoben  sei. 
„Die  Botschaft  hör'  ich  wohl,  allein  mir  fehlt  der 
Glaube."  Das  heisst,  ich  glaube  schon,  dass  dieses 
Neue  auf  unbestimmte  Zeit  verschoben  ist,  nicht 
aber,  dass  es  ohne  die  Schliessung  des  Opernhauses 
so  schnell  gekommen  wäre.  Schliesslich  waren 
immerhin  fast  vier  Monate  der  Spielzeit  verstrichen, 
ohne  dass  wir  grosse  Taten  gesehen,  die  eine  Neu- 
einstudierung der  „Meistersinger^  abgerechnet.  Ich 
will  gleich  das  Rühmenswerte  des  Weiteren  vor- 
weg nehmen.  In  der  gesamten  Verwaltung  scheint 
wieder  der  gute  preussische  Geist  zu  herrschen. 
Der  gute  —  Ordnung  und  Gerechtigkeit ;  dass  man 
den  bösen  Billethandel  und  die  arge  Willkür  in 
der  Zumessung  der  Ereiplätze  abschafft  und  be- 
kämpft, ist  eine  soziale  Wohltat.  Auf's  engere 
>  Gablet  führt  die  Berufung  der  Brüder 


Kautzky  als  Theatermaler.  Die  Herren  haben 
ein  ausgezeichnetes  Gefühl  für  die  Wirkung  der 
Farbe.  Die  Inscenierung  selber  ist  bedeutend 
lebendiger  geworden,  wird  allerdings  zuweilen  zu 
unruhig.  Verbessert  sind  auch  die  Kostüme.  Eine 
schöne  Tat  war  es  femer,  dass  man  die  unwürdige 
Form  der  Entlassung  der  Frau  Sucher  dadurch 
wett  machte,  dass  man  dieser  grossen  Künstlerin, 
der  wir  so  manchen  unvei^gesslichen  Genuss  zu 
danken  haben,  nachträglich  Gelegenheit  zum  Ab- 
schied vom  Publikum  gab.  Diese  Sache  ist  keine 
Personenfrage,  sondern  eine  Kulturfrage,  indem 
sich  in  ihr  die  Achtung  vor  künstlerischer  Arbeit 
ausspricht  und  eine  Abkehr  von  jener  undeutscboD 
industriellen  Auffassung  des  „Arbeitsverhältnisses* 
der  Künstler,  wie  sie  unter  der  „Aera  Pieison* 
immer  gewohnter  wurde. 

Damit  wäre  aber  auch  das  Gute  erschöpft:,  was 
ich  zu  sagen  weiss.  Noch  immer  geschehen  die 
unglaublichsten  Besetzungsfehler,  und  wenn  man 
einmal  an  gewöhnlichen  kritikfreien  Tagen  zu 
einer  Vorstellung  kommt,  kann  mui  Schlinuaes 
erleben.  An  Neuaufführungen  hatten  wir  bislang 
erst  eine:  Massenet's  „Manon".  Diese  Wahl  ist 
böse.  Massenet  ist  nie  mehr  gewesen,  als  einsehr 
geschickter  Könner,  der  jede  Mode  mit  gutem  Ge- 
lingen mitmachte.  Solche  Leute  sind  nur  geniess- 
bar,  so  lange  sie  neu  sind.  Die  „Manon"  ist  schon 
zwanzig  Jahre  alt;  jung  ist  sie  Überhaupt  nie  ge- 


—    39     — 


wesen.  Wir  Deutsche  können  übrigens  mit  dieser 
i^Heldin*  nicht  mitfühlen,  die  ohne  Zwang  und 
innerea  Drang  immer  dem  grösseren  Geldbeutel 
nachläuft.  Das  Textbnch  ist  eine  sehr  schlechte 
Eearbeitang  des  alten  Bomans  vom  Abb^  Prövost, 
den  es  der  feinen  Psychologie  beraubt.  Eine  solche 
Ausgrabung  könnte  allenfalls  gerechtfertigt  werden, 
wenn  man  ganz  besonders  geeignete  Darsteller 
dafür  hätte.  Wir  hatten  nur  einen,  Pranz 
Naval,  als  Gast.  Aber  diesem  feinen  Künstler  ist 
leider  xmser  Opernhaus  zu  gross.  £r  muss  sich 
bald  übernehmen,  und  die  Stimme  steigt  gleich  die 
Folgen  davon.  Die  Titelrolle  wurde  von  Präulein 
Geraldine  Parrar  g^g^ben,  die  damit  hoffentlich 
»uch  ibre  Anhänger  überzeugt  hat,  dass  sie  die 
Primadonna  nicht  ist,  die  unserer  Oper  für  die 
Werke  romanischen  Stils  fehlt.  — 

Die  sehr  ausgiebige  Arbeit  einer  völligen  Neu- 
einstudierung  und  kostspieligen   Neuinscenierung 
wurde   sodann    Thomas   „Mignon**   zuteil.     Von 
den    sämtlichen    Vergewaltigungen,    die    deutsche 
Dichter    durch   französische   Idbrettisten    erfahren 
haben,   ist  diese   die  schändlichste.    Nichts,   aber 
auch  gar  nichts  von  dem  unendlichen  Zauber,  der 
diesen  schönsten  Boman  der  Weltliteratur  erfüllt, 
ist  erhalten.    Und  auch  der  Musiker  beweist,  dass 
er   keinerlei    Ahnung    oder   Verständnis    für    die 
Dichtung  Goethe*6   hat,   die   —   ich  schäme  mich, 
OS  zu  sagen,   aber  es   ist  Tatsache  —  Tausenden 
von  Deutschen   aus  dieser  Oper  bekannter  ist,   als 
aus    dem    Meisterwerke    ihres   grössten    Dichters. 
Sehen  wir  von  alledem  ab,   so  kann  man  sich  der 
Oper  freuen,  wenn  sie  so  gut  aufgeführt  wird  wie 
hier.     Zwar  das  neuengagierte  Präulein  Hedwig 
Kau  ff  mann    reichte   als    ^Philine^   ebensowenig 
ans,    wie    einige   Wochen     zuvor    als    Marie    im 
I, Waffenschmiedes    Aber   Emmy   Destinn   sang 
die    „Mignon*    einzig   schön.    Hoffmann's  herr- 
liche Stinmie   kam  hinzu,   Philipp   ist  ein  guter 
Wilhelm  Meister,  und  die  neue  Ausstattung  ist  in 
der  Tat  eine  vorzügliche  Leistung,   die   auch   den 
verwöhntesten  Geschmack  befriedigt.    Da  „Mignon^^ 
noch    auf    Jahre    hinaus    eine    gute   Kassenoper 
bleiben   wird,  könnte  man  also   die  ganze   Neu- 
anfmachung    gut    heissen,    wenn    dadurch   nicht 
andere,    dringlichere    Pflichten    so    sehr    in   den 
Hintergrund   gedrückt   würden.     Ich    nenne   nur 
eine.    Gluck  ist  auf  unserer  Hof  bühne  nur  durch 
ganz  vereinzelte  Aufführungen  des  „Orpheus^  ver- 
treten, der  dabei  in  einer  ganz  unzulänglichen  Aus- 
Btattong  erscheint,  wo  gerade  hier  dem  dekorativen 
Element  eine  so  schöne  und  wichtige  Aufgabe  zu- 
kommt.   Seit  vielen  Jahren  fehlen  unserem  Spiel- 
plan die  beiden  „Iphigenien'',  die  ein  fiichard  Wagner 
^d  Bichard  Strauss  für  so  unentbehrlich  im  Spiel- 
plan hielten,  dass  sie  die  Werke  einer  Neubearbeitung 
unterzogen.    Man  spare  also  lieber  die  Kosten  einer 
völligen    Neuinscenierung     von     Leoncavallo's 
iBajazzi'  und  gebe  statt  dieser  Komödiancenoper 
tiii8  einmal  wieder  grosse  Kunst.  — 


Noch  viel  schlimmer  steht  es  mit  der  zweiten 
Oper  im  „Theater  des  Westens".  Was  ich  an 
Aufführungen  älterer  Opern,  die  den  Spielplan 
bilden  sollen,  sah,  stand  tief  unter  Mittelmass.  An 
Neuheiten  brachte  man  eine  pseudoromantische 
Oper  „Rip-Bip'*  von  Planquette,  deren  Musik 
völlig  wertlos,  deren  Text  aber  von  einer  so 
hanebüchenen  Geschmackslosigkeit  ist,  dass  es  ein- 
fach unverständlich  ist,  wie  auch  nur  ein  Mensch 
auf  die  Annahme  dieses  Schundes  verfallen  konnte. 
So  gerät  Direktor  P  rasch  immer  mehr  in  die 
Operette.  Die  „grösste  Tat**  des  Theaters  bestebt 
denn  auch  darin,  dass  man  für  ein  sündhaftes 
Geld  sich  in  Paris  die  Neuausstattung  zu  Offen- 
b  ach 's  .schöner  Helena"  gekauft  hat.  Hier  ist 
nun  die  zweite  Oper  zu  jener  Art  Ausstattungs* 
theater  herabgewürdigt,  wo  das  Publikum  durch 
das  Ausziehen  auf  der  Bühne  angezogen  wird.  — 
Wie  hiessen  doch  die  grossen  schönen  Worte,  mit 
denen  festgestellt  wurde,  dass  jenen  weiteren 
Kreisen,  denen  die  Königliche  Oper  verschlossen 
ist,  die  hehre  Kunst  der  Musik  zugänglich  ge- 
macht werden  soUte?  Nun  macht  die  zweite  Oper 
dem  Metropoltheater  und  dezgleichen  Musentempeln 
erfolgreiche  Konkurrenz. 

Doch  nun  zu  Erfreulicherem.  Man  muss  es 
schon  im  Konzertsaal  suchen:  Zwar  drängt  sich 
auch  hier  viel  Unschönes,  Unlauteres  und  Unreifes 
vor;  aber  dazwischen  kommen  doch  immer  wieder 
Abende,  die  einen  für  alles  entschädigen.  Unter 
den  Gesamterscheinungen  drängt  sich  die  Beob- 
achtung einer  neu  erwachten  Vorliebe  für  „Kammer- 
musik" auf.  Zu  den  bereits  bekannten  Vereini- 
gungen konmien  immer  neue,  die  zumeist  mit 
überraschend  schönen  Gaben  aufwarten.  Allerersten 
Hanges  ist  das  „russischeStreioh  quartett^, 
da3  sich  mit  zwei  Konzerten  durch  den  Wohlklang 
und  das  Temperament  der  Vorführungen  dicht 
neben  die  „Böhmen*"  stellte.  Leider  entspricht  die 
Güte  der  neuen  Kammermusikproduktion  nicht  der 
der  Beproduktion.  Die  beiden  Neuheiten,  die  das 
böhmische  Quartett  brachte,  beeilte  man 
sich  baldigst  wieder  zu  vergessen.  Auch  Wolf- 
Perrari's  „Klavierquintett'',  das  das  eifrige 
WaldemarMeyer-Quartett  im  Verein  mit 
Beruhard  Stavenhagen  vorführte,  hat 
keinerlei  Anspruch  auf  Beachtung.  Es  ist  wohl 
eine  Jugendarbeit.  Eine  solche  ist  auch  Paul 
Scheinpflug's  „Klavierquartett**  E-dur,  dessen 
Bekanntschaft  wir  den  Herren  Dessau,  Geh- 
wald, Könnecke  und  Espenhahn  danken. 
Aber  das  ist  Edelmost,  schäumend,  wild  und  un- 
gebärdig, aber  voll  Gehalt  und  echtem  Peuer.  Das 
gibt  einmal  einen  guten  Wein,  man  merke  sich 
den  Namen. 

Ueber  die  Solisten  dieses  Mal  nur  kurz.  Die 
Greige  war  wieder  treffllich  vertreten.  Die  objektive, 
ernste,  auf  Grösse  abzielende  Kunst  vertraten 
Albert  Geloso  und  Albert  Zimmer; 
Oliveira   und   Autonietti   sind   Sänger  der 


—     40     — 


Schönheit  auf  ihrem  Instrument ;  das  wilde  Virtnosen- 
tom  vertrat  das  Zigennerblnt  F  e  r  e  n  c  z  Hege d  üb, 
w&hrend  Fritz  Kreissier  zur  virtuosen  Kunst 
gelangt  ist.  Beinahe  hätte  ich  Sarasate  ver- 
gessen, der  nichts  Neues  zu  sagen  wusste,  das 
Alte  aber  immer  noch  so  schön  sagte,  wie  ehedem. 
Die  yjKreutzer-Sonate'^  durfte  er  freilich  nicht 
spielen;  Beethoven's  QteiBt  ist  ihm  verschlossen 
geblieben,  immerhin  nicht  in  der  so  grausamen 
Weise,  wie  seiner  Partnerin  Berthe  Marz- 
Goldschmidt.  ~  Genügen  haben  in  der  Phil- 
harmonie Wüllner  und  Tilly  Koenen. 
Letztere  hätte  besser  daran  getan,  im  Beethoven- 
saal zu  bleiben,  der  einen  günstigeren  Rahmen  für 
ihre  Darbietungen  geboten  hätte,  die  eigentlicher 
Grösse  ermangeln.  Eine  sehr  beachtenswerte  Kunst 
zeigte  Antonia  Dolores. 

und  nun  Klavier.  Artur  Schnabel  will 
immer  etwas  Besonderes.  Er  will  es  leider  zu 
sehr.  In  diesem  frühreifen  Menschen  überwiegt 
der  Kunstverstand  leider  zu  stark  das  GtefühL 
So  bleibt  er  zumeist  nur  in|»re8sant,  ohne  einen 
im  Tiefsten  zu  packen.  Hoffentlich  entwickelt  sich 
dieser  hochbegabte  Künstler,  der  sich  schon  grosse 
Verdienste  um  unser  Musikleben  erworben  hat, 
auch  noch  nach  der  seelischen  Seite.  In  Alice 
Kipper  lernten  wir  eine  technische  Kraft  aller- 
ersten Hanges  kennen.  Dann  gab  es  noch  einen 
musikalischen  Festtag.  Wir  danken  ihn  E  ugen 
d'Albert,  der  wieder  einmal  zeigte,  dass  er  der 
Auserwählte  ist  unter  denen,  die  berufen  sind, 
Beethoven  zu  verkünden«  Der  Künstler  spielte  nur 
Werke,  die  Jeder  kennt.    Den  Grundstock  des  Pro- 


gramms  bildeten   drei  Sonaten,   die  tagtäglich  — 
ich  schäme  mich  fast,  es  zu  sagen  —  als  Unter- 
richtsmaterial  miftsbraucht  weiden.    Wie  d* Albert 
die  innige  Lyrik  der  ,yEs-dur-Sonate''  (op.  81),  die 
gleich  mit  der  Bitte  „liebe  mich,  liebe  mich,  denn 
ich  bin  Dein'*  einsetzt;  wie  er  danach  die  schauer- 
liche Grösse  der  „Appassionata^  enthüllte;   wie  er 
zuletzt  in   der    ^Waldstein-Sonate**  aus  dem  kizid- 
liehen  Volkslied  das  vollendete  Kunstwerk  erstehen 
liess  —  dafür  kann   man  ihm   nur  innig  danken. 
Und  man  darf  bitten.    Ich  verstehe  es,   wenn  der 
schaffende   Künstler  in   d*Albert  es   i^   Störung 
empfindet,    wenn   er   als   Konzertspieler   vor    die 
Oeffentlichkeit  treten  muss.   Aber  auch  die  Oeff ent- 
lichkeit  hat  Bechte.    Ich  habe  so  oft  meiner  hoben 
Verehrung,  meiner  Ueberzeugung  von  dem  Beruf 
des  Komponisten  d' Albert  Ausdruck  gegeben,  dass 
ich  umso  eher  es  sagen  darf,  dass  unser  Musik- 
leben  auch   den  Konzertgeber  d' Albert  nicht  ent- 
behren kann.    Ich  sage  absichtlich  nicht  den  re- 
produzierenden Künstler.    Das  ist  nicht  mehr  Be- 
produktion,    das    ist  Neuschöpfung,   das  ist  jene 
Neuverkörperung  der   Seele,  wie  der  Buddhismus 
sie  lehrt.    Wann  hören  wir  Beethoven  oder  Bach 
kongenial  spielen?    Welcher  Dirigent  selbst  ist  so 
wenig  Virtuose,   wie   d' Albert,   der  so  gar  nichts 
anderes    sucht,    als    im    Kunstwerk    aufzugehen. 
Warum  spielt  uns  d' Albert  nicht  einmal  in  einer 
grösseren  Beihe  von  Konzerten  Beethoven's  sämt^ 
liehe  Sonaten?     Wir  bitten  darum  im  Interesse 
unseres   Musiklebens,   dem   eine  solche  Läuterung 
not  tut.  — 


Mitteilungeii 


von  Hoohsohulen  und  Konseryatorlen. 


Bei  der  stets  wachsenden  Nachfrage  nach 
Lehrerinnen,  welche  den  Elementaranterricht  in 
der  neuen  Anschauungsmethode,  System 
Frau  Dr.  Luise  Krause,  zu  erteilen  befähigt  sind 
ist  es  wünschenswert,  dass  Lehrkräfte  sich  in 
dieser  Methode  ausbilden  lassen. 

Frau  Dr.  Luise  Krause,  Berlin  W.,  Mar- 
burger str.  151,  erklärt  sich  daher  bereit,  Kurse 
für  Lehrerinnen  einzurichten.  Der  Kursus  umfasst 
12  Lehrstunden,  und  verpflichten  sich  die 
auszubildenden  Lehrkräfte  ausserdem  zu  regel- 
mässigem Hospitieren  in  den  Unterrichtsstunden  der 
Direktorin. 

Frau  Dr.  Krause  erhielt  erst  vor  kurzem  wieder 
ein  Zeugnis  von  dem  König! .  Musikdirektor 
W.  Wolff,  Direktor  des  Konservatoriums  zu 
Tilsit,  der  die  Anschanungsmethode  in  seinen 
Elementarklassen  eingeführt  und  die  günstigsten 
Erfolge  damit  erzielt  hat.  Die  Kinder  kommen 
schneller  und  sicherer  über  die  Anfangsgründe  fort 
und  lernen  besonders  mit  Lust  und  Freude. 


Das  Elsmann^sche  Konservatorium  der 
Musik,  Direktor  Professor  Ernst  Eismann, 
feierte  das  Jubiläum  seines  25  jährigen  Bestehens 
am  17.  Januar  durch  ein  Konzert  in  der  Sing- 
akademie. Die  Ausführenden  waren  der  Chor, 
die  Orchester-Klassen  und  Schüler  und  Schülerinnen 
aus  den  oberen  Klassen  des  Konservatoriums.  Aus 
den  durchweg  gelungenen  Darbietungen  sprach  ein 
ernstes  tüchtiges  Streben  und  der  künstlerische 
Gteist,  welcher  die  Leitung  der  Anstalt  beseelt. 
G-anz  besonders  zu  rühmen  waren  die  Chöre,  vor- 
nehmlich der  von  Prof.  Eismann  selbst  geleitete 
Eingangschor  „Die  Himmel  rühmen  des  Ewigen 
Ehre.^^  Ebenso  lobenswertes  leistete  die  Orchester- 
Klasse,  die  sich  durch  ihr  exaktes  Spiel  und  den 
Wohlklang  .ihres  Streicherchors  ganz  besonders 
auszeichnete.  Junge  Damen  und  Herren  aus  der 
Violinklasse  des  Direktors,  der  Gesangsklasse 
von  Fr  Prof.  Eismann,  der  Klavierklasse  des 
Herrn  Fuhrmeister  boten  hocherfreuliches,  sie 
zeugten  von  gründlichem  Fleiss  und  Studium  und 


—     41     — 


-einer  aorgBSlUgen  Behandlung  der  Teclmik  nnd  des 
Vortrags.  Prof.  Eismann  kann  mit  grosser  Genug- 
tuun^  auf  die  auf  seinem  Konservatorium  erzielten 
Erfolge  blicken. 

Das  Konservatorium  fftr  Musik  in  Han- 
nover, Direktorium  die  Herren  H.  Brune, 
£.  Evers  und  K.  Leimer,  hat  seinen  6.  Jahres- 
bericht versandt.  Im  Oktober  1897  mit  28  Schülern 
eröffnet,  z&hlt  es  heute  eine  Anzahl  von  628,  ein 
Aufblühen,  wie  es  wohl  kaum. ein  zweites  Institut 
tn  Deutschland  nachweisen  kann,  das  aber  fOr  die 
treffliche  Leitung  spricht,  durch  welche  es  sich  so 
rasch  das  Vertrauen  des  grossen  Publikums  erworben 
hat.  Neben  den  8  Leitern  der  Anstalt  unterrichten 
31  Lehrer  und  Lehrerinnen  an  derselben,  ausser- 
dem sind  8  Hillslehrerinnen   an  der  Vorschule  be- 


schäftigt. Das  Konservatorium  ist  in  eine  Kftnstler- 
und  eine  Dilettantenschule  gegliedert,  zur  Auf- 
nahme in  die  erstere  ist  eine  Prüfung  erforderlich. 
Dank  seiner  Frequenz  war  die  Anstalt  imstande, 
90  Schülern  im  'Winter-  und  75  im  Sommersemester 
Preisermässigungen  und  Freistellen  zu  gewähren. 
Von  der  Stadt  Hannover  sind  Stipendien  für 
2  Schüler  gestiftet.  Die  Prüfungskonzerte,  Auf- 
führungen, Vortragsabende,  von  denen  im  Gknzen 
10  stattfanden,  waren  zum  Teil  öffentlich  und 
fanden  in  der  Presfe  äusserst  günstige  Beurteilung. 
An  das  Königsberger  Konservatorium, 
Direktor  Emil  Kühne,  ist  der  Konzertsänger 
Richard  Grloyen  als  Gesauglehrer  berufen 
worden. 


Vermischte  Nachrichteo. 


Dr.   Eduard   Lassen,  grossherzoglich  säch- 
sischer   Generalmusikdirektor,    ist    nach    langen, 
«chweien  Leiden   am  15.  Januar  in  Weimar  ge- 
worben.   Eduard   Lassen   wurde  1830  in  Kopen- 
hagen   geboren,    kam    im    12.    Jahre    auf    das 
Brüsseler  Konservatorium  und  errang  schon  nach 
2wei   Jahren    den    ersten   Preis    im    Klavierspiel^ 
Wenige    Jahre   später   erhielt  er  auch  den  ersten 
Preis  in  der  Komposition  und  durch  seine  Kantate 
^Balthasar^  ein  Stipendium,    dss  ihm  ermöglichtei 
alle    grossen    deutschen   Städte    und    Italien    zu 
Studienzwecken  zu  bereisen.    In  Weimar  machte 
er  Liszt's  Bekanntschaft,  der  ihm  die  Aufführung 
seiner  Oper  „Landgraf  Ludvdg's  Brautfahrt"  1857 
«nnöglichte.    Lassen  wurde  neben  Liszt  Hofmusik- 
direktor,  und   als  Liszt  bald  darauf  Weimar  Ver- 
liese, erhielt  er  neben  Hofkapellmeister  Stör  eine 
selbständige  Stellung  und  gleichfalls  den  Titel  als 
Hof  kapellmeister.   Ausser  seinen  Opern  .Frauenlob*^ 
und  „Der  Gtefangene^'  hat  er  sich  besonders  durch 
«eine  Musik  zu  Hebbel's  ^Nibelungen',  zu  Sophokles' 
.Oedipus",  zu  Gk)ethe's  „Faust*,  durch  verschiedene 
Symphonien,  Kantaten  und  eine  Anzahl  reizvoller 
Lieder     einen    weitberühmten    Namen    gemacht. 
Ausser    zahlreichen   Ehrenbezeigungen    deutscher 
Ffirsten  verlieh  ihm  die  Universität  von  Jena  den 
Doktortitel  honoris  causa.    Der  Künstler  hatte  sich 
seit  Jahren  von  aller  öffentlichen  Tätigkeit  zurück- 
gezogen. 

Br.  phil.  Friedrich  Stade,  einer  der  tüch- 
tigsten nnd  vielseitigsten  Leipziger  Künstler, 
feierte  am  8.  Januar  seinen  60.  Geburtstag.  1844 
zii  Arnstadt  geboren,  spielte  er  bereite  im 
12.  Lebensjahre  die  berühmte  Bach-Orgel  seiner 
Vaterstadt,  studierte  in  Leipzig  Philologie  und 
promovierte  1871  mit  einer  Schrift,  ^Vom  Musi- 
kalisch-Schönen*', worin  er  die  Hanslick'sche  For- 
oialistik  bekämpfte.  Nachdem  er  unter  Karl 
Riedel  nnd  E.  F.  Bichter  seine  musikalische 
YoUendet,    erwies   er   sich   als   geistvoller 


Aesthetiker  durch  zahlreiche  Aufsätzen  in  musika- 
lischen Fachzeitschriften  und  als  einer  der  ent- 
schlossensten Vorkämpfer  für  die  Ideale  der  neuen 
Kunst  Wagner's,  Liszt's  undBerlioz'.  Als  Organist 
und  ausübender  Künstler,  als  Klavierpädagoge  hat 
Dr.  Stade  eine  reiche,  segensvolle  Tätigkeit  geübt 
und  sich  auch  als  Schrtftsteller  auf  klavierpäda- 
gogischem Gebiet,  u.  a.  durch  die  Partiturausgabe 
des  yWohltemperiertenKlavier's'',  einen  ehrenvollen 
Namen  errungen. 

Der  Riedel-Verein  zu  Leipzig  führte  am 
18.  Januar  in  der  Thomaskirche  wiederholt  vier 
von  den  neuen  Chören  Hugo  Wolfs  und  die 
£-moll-Messe  von  Brückner  für  8 stimmigen  Chor 
und  Blasorchester  auf. 

Die  Nordd.  AUg.  Ztg.  teilt  bezüglich  der  Ver- 
anstaltung einer  Sammlung  deutscher  Volks- 
lieder, welche  von  unserem  Kaiser  in  seiner  am 
6.  Juni  V.  J.  bei  dem  Frankfurter  Oesangs- 
wettstreite  der  Männergesangvereine  in  Aussicht 
gestellt  wurde,  mit,  dass  von  Allerhöchster  Stelle 
die  geeignete  Organisation  bereits  geschaffen  sei. 
Sie  besteht  aus  einer  Arbeitskommission  und 
aus  einer  grösseren  beratenden  Kommission. 
Neben  deutschen  und  niederländischen  Volksliedern 
sollen  auch  steirische,  tiroler  und  sonstige  öster- 
reichische, sowie  deutsch-schweizerische  Volkslieder 
in  die  Sammlung  Aufnahme  finden.  Beide  Kom- 
missionen stehen  unter  dem  Vorsitze  des  Wirk- 
lichen Geheimen  Rats  D.  Dr.  Freiherm  Rochus 
V.  Liliencron  zu  Schleswig.  In  die  Arbeits- 
kommission sind  ausser  ihm  Musikdirektor  Ferdi- 
nand Hummel,  Berlin,  Professor  der  Musik- 
geschichte an  der  Berliner  Universität  Dr.  Max 
Friedländer,  Oberlehrer  Professor  Dr.  Johannes 
Bolte,  Berlin,  und  Direktor  der  Berliner  Sing- 
akademie Professor  Georg  Schumann  berufen 
worden.  Der  grossen  beratenden  Kommission  ge- 
hören zufolge  Allerhöchster  Ernennung  ausser  dem 
Vorsitzenden  an:  Kapellmeister  Dr.  Franz  Beier, 


—     42 


KaBsel,  Hofmnsikdirektor  M.  Claras,  Braun- 
schweig,  Professor  Max  Fleisch,  Frankf ort  a.  M. , 
Professor  Dr.  Eoerstler,  Stuttgart,  Komponist 
Dr.  Friedrich  Hegar,  Flantern-Zürich,  Chor- 
meister  des  Männergesangvereins  „Schubertbnnd" 
Adolf  Kirch],  Wien,  Komponist  Thomas 
Koschat,  Wien,  Mosikdirektor  Felix  Krakamp, 
Bonn,  Chormeister  des  Wiener  Männergesang- 
vereins  Eduard  Kremser,  Wien,  Universitäts- 
professor Dr.  Hermann  Kretzschmar,  Leipzig, 
Professor  Arnold  Krug,  Hamburg,  General  ä  la 
snite  des  Kaisers  und  Königs,  Generalmajor  Grraf 
Kuno  von  Moltke,  Professor  Siegfried  Ochs, 
Berlin,  Generalintendant  der  königlichen  Hofmusik 
in  München,  Freiherr  von  Perfall,  vortragender 
Bat  im  Ministerium  der  Geistlichen  etc.  Angelegen- 
heiten Geheimer  Oberregierungsrat  Dr.  Friedrich 
Schmidt,  Professor  Dr.  Bernhard  Scholz, 
Frankfurt  a.  M.,  Greneralmusikdirektor  Geheimer 
Hofrat  Ernst  von  Schuch,  Dresden,  Professor 
Josef  Schwarz,  Köln,  Professor  Hans  Sitt, 
Leipzig,  Gymnasialdirektor  Dr.Thouret,  Friedenau, 
und  Professor  Dr.  Fritz  Vollbach,  Mainz. 

Das  Pfingsten  d.  Js.  zu  Begensburg  statt- 
findende „2.  Bayerische  Musikfes t^  wird  Hof- 
kapellmeister Dr.  Bichard  Strauss  leiten. 


Für  die  Programme  der  beiden  Tage  sind  vorläufig 
folgende  Werke  in  Aussicht  genommen:  1.  Ta^: 
Bruckner's  9.  Symphonie  und  ,,Te  deum",  „Taj]- 
lefer**  vonB. Strauss  und  Beethoven's.Eroica*'. 
2.  Tag:  «.Graner  Festmesse*  von  Liszt,  Vorspiel 
und  Liebestod  aus  „Tristan  und  Isolde"  und  «Tod 
und  Verklärung"  von  B.  Strauss.  Als  Solisten 
sind  ins  Auge  gefasst:  Frau  Poppie-Possart^ 
New- York,  Frl.  Wie  den -München  und  die  Herren 
Dr.  Baoul  Waltec  und  Klopfer  aus  München. 
Der  Chor  für  das  Fest  soll  auf  450  Stimmen  ge- 
bracht werden. 

Das  von  dem  Vorstand  des  Dresdener 
Mozartvereins  geplante,  von  ihm  zu  erriditeDde 
Mozart-Denkmal  in  Dresden  ist  dem  Bildhauer 
H.  Hosaeus  in  Charlottenburg  zur  Ausführong 
übertragen. 

Gustav  Mahler  hat  das  Textbuch  von 
Weber's  „Euryanthe^*  einer  gründlichen  Um- 
arbeitung unterzogen  und  das  Werk  soll  in  dieser 
neuen  Gestalt  demnächst  an  der  Wiener  Hof- 
oper zur  Aufführung  kommen.  Vielleicht  gelingt 
es,  durch  diesen  Versuch  das  köstliche  Werk,  das 
infolge  seines  unzulänglichen  Textes  mehr  und 
mehr  von  dem  Spielplan  der  Bühnen  verschwindet,, 
dauernd  lebensfähig  zu  machen. 


Bücher  und  Musikalien. 


Illnstrierte  Katechismen: 

Haz  HeiM*«  TerUfy  Lelpslf . 
Wilhelm  Stahl:  „Geschichtliche  Entwicklung 
der  evangelischen  Kirchen- 
musik.* 
In  der  knappen  Fassung  der  Katechismen  ent- 
wirft der  Verfasser  ein  anschauliches  Bild  der 
evangelischen  Kirchenmusik  vom  16.  Jahrhundert 
an.  Mit  kurzem  Bückblick  auf  den  gpregorianischen 
Choral  und  den  vor  Luther's  Zeit  geübtrai  musi- 
kalischen Teil  des  Kultus,  geht  der  Verfasser  zu 
Luther's  Beformen  über,  bespricht  die  wichtigsten 
Ghoralbücher,  die  dem  lateinischen  Kirchengesang 
und  dem  deutschen  Volkslied  entnommenen  Weisen, 
die  evangelischen  Originalmelodien,  wobei  auch  auf 
den  französischen  Liedpsalter  und  auf  den  Kirchen- 
gesang der  böhmischen  Brüder  Bücksicht  ge- 
nommen wird.  Ausführliche  Begister  der  Choral- 
bücher, der  Choräle,  deren  Anfangsmelodien  in 
Buchstaben  notiert  sind,  erhöhen  die  praktische 
Brauchbarkeit  des  Werkes.  Der  Verfasser  führt 
uns  in  angedeuteter  Weise  durch  die  Jahrhunderte 
bis  zur  Jetztzeit  weiter,  über  die  Höhen  und  den 
Verfall,  über  die  angestrebten  Beformen  des 
19.  Jahrhunderts  und  zu  den  neueren  Choral- 
büchem.  Die  knappe  Fassung  und  übersichtliche 
Darstellung  alles  dessen,  was  jeder  kirchliche 
Musiker  wissen  muss,  werden  dem  Werke  einen 
grossen  Leserkreis  sichern. 


Hngo  Biemanu :  ,.Anleitung  zumGeneralbass' 

Spielen.« 
„Grundlinien     der    Musik- 

Aesthetik.«' 
Beide  genannten  Katechismen  erscheinen  in 
2.  Auflage,  das  erste  bedeutend  vermehrt  und  ver- 
bessert, beide  mit  neuen  Vorreden  versehen,  die 
die  Ergebnisse  der  seit  der  ersten  Auflage  ge- 
machten Fortschritte,  resp.  der  Kontroversen  zu- 
sammenfassen. Da  die  Werke  bereits  früher 
besprochen,  so  genügt  es,  hier  auf  dieselben 
hinzuweisen,  besonders  möchte  ich  aber  noch 
auf  das  zweite ,  die  „Musik  -  Aesthetik^'  behan- 
delnde Werk  aufmerksam  machen;  es  ist  zar 
Einführung  in  dies  Gebiet  trefflich  geeignet,  knüpft 
überall  an  die  Grundelemente  der  Musik  an  und 
ist  klar  und  lichtvoll  geschrieben.  Ich  füge  zur 
Erläuterung  die  Titel  der  drei  Hauptabschnitte  an : 
1.  ,,DiQ  elementaren  Faktoren  des  musikalischen 
Ausdrucks.  Tönhöhe,  Tonstärke  und  Bewegnngs- 
art**  (Musik  als  Wille).  2.  „Die  Form  gebenden 
Prinzipien:  Harmonie  und  Bhythmus'*  (Musik  als 
Vorstellung).  3.  „Assoziative  Momente:  Charak- 
teristik, Tonaaalerei,  Programmmusik"  (Musik  als 
vorgestellter  Wille). 

Allgemeiner  Dcntscher  Mnsiker-Kalender  für  19(H» 

BMbe  *  Ploihow,  Berit«. 

Der  Kalender  ist  mit  dem  Jahre  1904  in  seinen 


26.    Jahrgang   eingetreten   und    rechtfertigt    aach 
diesmal  wieder  den  altbewährten  Ruf,  den  er  sich 
darcli    seine  nnablftssigen  Bestrebungen  ein  zuver- 
lässiges l^achschlagebnch  zu  liefern,  errnngen  hat. 
SowoU  die  Zahl  der  Städte,  als  auch  das  Adressen- 
material    in   denselben  ist  erheblich  vermehrt  und 
sorgfältig  kontrolliert.   An  der  inneren,  seit  Jahren 
bewährten   Einrichtung  ist    nichts   geändert,    die 
Teilung  in  2  Bände,  einem  leicht  zn  tragenden  für 
die    Standenpläne,    einem    zweiten    umfangreichen 
für  den  häuslichen  Gebrauch  des  Adressenmaterials, 
ist      beibehalten     und    kann    auch    nar    fttr    die 
Zukunft  anempföhlen  werden.    Wenn  das  Letztere 
in  verschiedenen  Fällen  noch  versagt,  so  ist  dafür 
weniger  die  Redaktion   des  Kalenders  verantwort- 
lich zn  machen,    vielmehr   die  Schuld   auf  die  In- 
dolenz   der  Musiker  selbst   zu   schieben.    Sie  ver- 
«lumen    es   nicht  nur,   ihre  Adresse   einzusenden, 
sondern  lassen  auch  direkt  an  sie  gelangende  An- 
fragen einfach  unbeantwortet.    Mit  dein  Wunsche, 
dass    alle  Tonkünstler   die  Redaktion  in  ihren  Be- 
strebungen unterstützen  möchten,  sei  der  Kalender 
allen  alten  Freunden  warm  empfohlen. 

Dentseher  Musiker-Kalender  für  19(M. 

Max  HeiM»  Leipilf  • 

Der   in    seinem    19.    Jahrgange    erscheinende 
Kalender  ist  nach  altgewohntem  Brauch  mit  einem 
Portrait  geschmückt.    Diesmal  ist  das  Bild  des  am 
10.  April    1908   zu   Potsdam    verstorbenen   Musik- 
gelehrten  Prof.  Dr.  Heinrich  Bellermann   ge- 
wählt, dessen  Leben   und  Wirken  in  einer  kurzen 
sachlichen   Skizze    geschildert    wird.    Ein   Artikel 
von  Prof.  Dr.  H.  Kiemann    nimmt   Stellung    za 
der  Frage:    ^Wer  ist,    was   ist   die   Internationale 
MosikgesellBchaft?  —  Im  übrigen  finden  wir  auch 
in  diesem  Kalender  Vertrautes  nnd  durch  die  Praxis 
Erprobtes,   die  Redaktion   war  besonders   bemüht, 
fär  die  grösseren  Städte  die  Postadressen  derTon- 
künstler  za  vermehren,  was  nur  mit  grossem  Dank 
begrüsst  werden  kann.   Aach  der  Deutsche  Musiker- 
Kalender  erscheint  in  zwei  Bänden  zur  Erleichte- 
nmg  des    täglichen    Gebrauches,    ebenso   ist   ein 
alphabetisches     Itlamens Verzeichnis     der    Musiker 
Deutschlands  dem  Schlüsse  angefügt.   Eine  warme 


43      — 

Empfehlung  sei   auch  ihm  mit  auf  seinen  Jahres- 
weg  gegeben. 

R.    Peiri:    „Musikalisches    Spruch  -  Schatz- 
kästlein." 

B.  P»trl,  Hslle. 
Das  kleine  Heft  enthält  eine  Sammlung  von 
Sprüchen  und  Urteilen  Über  Mnsik,  Kunst  und 
Musikalische  Disziplinen  nach  bestimmten  Prin- 
zipien geordnet.  Schumann's  allgemein  bekannte 
„Musikalische  Haus-  und  Lebens-Regeln^*  eiröffnen 
es,  dann  folgen:  Musik,  Poesie,  Vortrag,  Flelss, 
Takt,  Unterricht,  Theorie,  Ensemble  u.  s.  w.  Die 
Auswahl  ist  mit  Geschick  und  Geschmack  getroffen. 
Das  Büchlein  wird  als  gelegentliches  Nachschlage- 
werk willkommen  sein. 

Harmonie-Kalender  1901.    lY.  Jahrgang. 

TerUftyeaellMkftn  „H«nB0al«*9  B«Tlla. 

Der  als  „Musikalischer  Haus-  und  Familien- 
Almanach"  eingeführte  Kalender  erscheint  in  diesem 
Jahre  noch  reicher  mit  Bildern  und  belletristischem 
Inhalt  ausgestattet,  wie  in  den  früheren  Ausgaben. 
Zahlreiche  Musiker-Portraits,  originelle  Zeichnungen 
von  Franz  Stassen  schmücken  die  Seiten,  ferner 
haben  verschiedene  Zeichner  der  „Lustigen  Blätter** 
Beiträge  für  den  humoristischen  Teil  geliefert.  Die 
schon  in  den  früherei^  Jahrgängen  begonnenen 
Skizzen  „Unser  Opnsl"  werden  auch .  diesmal  fort- 
gesetzt; vertreten  sind  u.  A.:  M.  Massenet, 
W.  Berger,  Th.  Koschat,  G.  Kulenkampff, 
Franz  Wüllner  u.  s.  w.  Unter  den  belle- 
tristischen Artikeln  sind  zu  erwähnen  „Oper  und 
Musikdrama"  von  Prof.  Weitbrecht,  ,^elodie 
und  Harmonie**  von  Prof.  S.  Jadassohn,  „Minna 
Wagner"  von  L.  Hartmann  und  viele  kleinere. 
Eine  Komposition  von  S.Jadassohn  „  Aus  fernen 
Tagen",  No.  IV,  ein  Satz  aus  dem  einzig  nach- 
gelassenen Werke  des  vor  länger  wie  Jahi'esfrist 
verstorbenen  berühmten  Tonsetzers  erhöht  den 
Wert  des  diesmaligen  Jahrganges.  Für  den  geringen 
Preis  von  1  Mark  bietet  der  Kalender  erstaunlich 
viel  und  kann  zur  Anschaffung  bestens  empfohlen 
werden. 

Anna  Morsch. 


Vereine. 


Der  Richard  Wagner»Verein  Darmstadt 
luelt  am  11.  Januar  seine  ordentliche  Hauptver- 
sammlnng  für  das  Jahr  1904  ab  Nach  dem  von  dem 
ersten  Vorsitzenden,  Herrn  Hauptmann  H.  v.  Hahn, 
erstatteten  Jahresbericht  hat  die  Aufwärtsbe- 
wegang  des  Vereins  auch  im  letzten  Jahre  an- 
gehalten. Die  Mitgliederzahl  ist  von  818  auf  B72 
gestiegen,  sodass  es  dem  Vorstande  möglich  war, 
statt  der  statutenmässigen  4  Vereinsabende  deren 
B  ZQ  veranstalten  (6  Konzerte,  1  melodramatische 
Bezitation^  1  Vortrag  und  1  Gedächtnisfeier),  ohne 
dass  der  g^eringe  Jahresbeitrag  von  8  Mk.  erhöht 
zu  werden  brauchte.  Zum  erstenmale  wurde  die 
seltene  Auszeichnung  der  Ehrenmitgliedschaft  des 


Vereins  verliehen,  und  zwar  an  Herrn  Dr.  Wüllner, 
der  am  18.  Januar  v.  J.  im  Wagner- Verein  zum 
f ünftenmale  aufgetreten  war.  Bei  der  Einweihung 
des  Bichard  Wagner  -  Denkmals  in  Berlin  am 
1.  Oktober  war  der  Verein  durch  den  ersten  Schrift- 
führer vertreten,  der  sich  seitens  des  Komitees 
einer  besonders  auszeichnenden  Aufnahme  zu  er- 
freuen hatte.  Der  Lesezirkel,  der  rege  benutzt 
wurde,  umtasst  jetzt  50  Zeitschriften.  Mit  einem 
erfreulichen  Ausblicke  in  die  nächste  Zukunft 
schioss  der  anschauliche  Jahresbericht,  der  mit 
lebhaftem  Beifall  aufgenommen  wurde.  Zum  An- 
kauf von  Freikarten  für  die  Bayreuther  Bühnen- 
festspiele  (zn  20  Mk.)  können    im  laufenden  Jahre 


44     — 


etwa  1200  Mk.  verwendet,  an  die  Richard  Wagner- 
Stipendienstiftung  800  Mk.  abgeführt  werden.  Bei 
der  folgenden   Neawahl   des   Vorstandes   wurden 


sämtliche  seitherige  Mitglieder  einstimmig  wieder- 
gewählt. Ebenso  fanden  die  gestellten  Anträge 
einmütige  Beratung  und  Annahme. 


Konservatorium  der  Musik 
in  Kassel 

Gegr.  1896.     Direktion:  L.  Beyer.     Gegr.  1896. 

EhrenTOniti:  Benemnn-PrXndent  tob  TroM  m  SmIb, 
enf  KSmlftdorir,  Bxoellena  Gheneralin  rom  ColoMby 
Oberbürgermeister  MOller  n.  A. 

Caratorlnm:   Pfarrer  Haae,  Scboldirektor  Prof.  Dr.  Krui- 
r,  Bankier  Plaat,  Jixetisrath  8clieffer  u.  ▲. 


Lehrer :  Die  Damen :  L.  Beyer,  Blaiii-F5ietor»  Königl.  Opern- 
säDfferin,  Gleeee-Febronl,  A«  Teedlea*  Die  Herren: 
A.  uarMef^a.  KAmmerrirtnoe.  Prof.  Dr.  USbel, 
.  Keletoehy  Kgl.  Kammermusiker,  E.  Kletamana« 
Kftl.  Opemsttnffer,  W.Moehaaply  Kgl.ELammermnsiker, 
Bi.  SekHldl,  Kgl  Kammermusiker,  H.  8ehmirbascli, 
KgL  Kammermusiker  u.  A. 

Uuterrlehtfächer:  Klavier,  Violme,  CeUo,  Harfe  und  alle 
übrigen  Orchesterinstnimente.  Oeeang,  Harmonie- 
undKompositionslehre.  Musikgesohiobte.  Italienisch. 
OrohesterspieL    OehOrabung.    Muaikdiktat. 

OrgaoiMtion:  Conoertklassen.  Seminarklassen.  Ober-, 
Mittel-  und  Blementarklassen. 

Stalalen  sind  kostenfrei  su  besiehen  durch  die  Schriftleitung 
des  Konservatoriums  Kassel.  Wilhehoishöher  Allee  4a 


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der  gesamten  Fachpresse,  eingeführt  in  einer  grossen 
Reihe  von  Konservatorien»  Seminarien«Präparanden- 
und  Mnsik-Anstalten.  Ein  Heftchen  ,,Urteile"  gratis 
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op.  25  Lenore.     Scene   fCLr  Klavier  nach   Bürgers 

gleichnamiger  Ballade Mk.  4.— 

Früher  erschienen: 

op.  80  Suite    für    Klavier.       No.    1.     Fraeladium 
Mk.  1.20.  —  No.  2.  Sarabande  Mk.  -.60.  — 
No.  3.  Boarr^  Mk.  -.80.  —  No.  4.  Menuett 
Mk.  -.80   —   No.  6.  Coarante  Mk.  1.20. 
No.  6.  aigne  Mk.  -.80. 

op.  35  ImaKlnationeD.     Drei  Melodien  für  Klavier. 
No.  1.  Melodie.    No.  2.  Preesenhimos. 
No.  3.  Imago Mk.  1.20 

„Der  Klavier-Lelirer<<  schreibt  über  diese  Werke: 
„Von  der  Saite  ist  das  Praeladiam  ein  feuriges, 
grosszägiges  Stück.  Krill  ist  jedenfalls  ein  an- 
j  egender  Komponist." 

Za  bezieben   (aach   zur   Ansicht)    darch   alle 
Masikalienhandlangen  and  von  der  Verlagsleitang 

H.  Schröder,  Nachf.  C.  Siemerling. 

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zugleid>  CbeatersAule  für  Oper  und  8d>auepieL 

Beginn  des  Sommersemesters  15.  März  1904. 

Vollständige  Ausbildung  in  allen  Fächern  der  Musik.  40  Lehrer,  u.  a.:  Edm.  Singer  (Violine),  Max  Faaer, 
O.  Linder,  Ernst  H.  Seyffardt  (Klavier),  S.  de  Lange,  Lang  (Orgel  u.  Komposition),  J.  A.  Mayer  (Theorie), 
0.  Freytag-Bei»8er,  C.  Doppler  (Gesang),  Sl^ranp  (Schauspiel),  Seit/  (Violoncello)  etc.  Der  Unterricht  wird 
in  deutscher,  englischer  und  französischer  Sprache  erteilt.     Prospekte  frei  durch  da8  Sekretariat. 

Prof.  S.  de  Lange,  Direktor. 


46    — 


Adressen-Tafel. 

5  Zellen  10  Hk.  Jfthrlleh,  weitere  5  ZelleB  5  flk. 


Prot  €.  Bmlanr's  KOMervatoriNin  imd  Seminar. 

Direction:  Gustav  Lazarus. 

Berlin  N.W..  Luisen-Str.  36.                                    Berlin  W..  Lütoowstr.  49. 

Spraehstniiden :  A— «,  Ifittwoehs  n.  SonnitlMndf  10— Ifi.                                                       Spreohttnnde:  1-3. 

Erste  Lehrkr&fte,  voHstiMflge  masikalicclM  und  pldaaeglMbe  AusbllduBg.     ElenentarklusMi. 

Prof.  Sieafried  Ochs. 

Diricvnt    dM  JphUharm.  OhorM*. 

Berlin  W.,  Bendler-Straseo  8. 

Sivreehst.  nur  t.  11—12  Vhr  Yorm. 

SUse  $eksGhen 

(ans  St.  Petenbnrg) 

Hofpianistin,  Karamervirtuosin 

„HOFBURQ" 
Hamburg-rhlenhorst^ 

jBmzna  Blochf 

Pianistin. 
BeFiin  Vf.,  Bfilowstr.  88. 

Konxert-Vertr.:  H.  Wolff.  Berlin. 

GteBangxmtemcht  erteilen: 

Frau  Felix  Schmidt-KOhne 

Concertsängerin  -  Sopran. 
Sprechfitonde:  3—4. 

Profe  Felix  Schmidte 

Berlin  W.«  TaneniienstrasM  21. 

Franz  Grunicke, 

Orgel,  Klavier,  Harmonielehre. 

Berlin  W.,  Stainnittzstr.  49^. 

Martha  Remmert, 

Hofpianistdn,  Kammervirtnosin. 

Flora  Scherres-Friedenthai 

Pianistin. 

Berlln-Charlottenbnirg, 

Kantatr.  160a. 

Prof.  JUI.  Hey'S  Oesangschule. 
Berlin  W.,  Elsholzstrasse  sn, 

am  Botanischen  Garten. 

3o$<  Uiaiiiia  aa  motta, 

Pianist. 
Berlin  W.,  i^aasaaerstrasse  26. 

eiiiabetb  Caland, 

Verfasserin  von: 
„Die   Deppe*sch.e  Lehre 

des  Klavierspiels". 
Charlottenborg,  Ooefliestr.  SOm. 

Anabildong  im  hOhexvn  Klayierapiel 

Ottilie  Liehterfeld 

PianitHn 
Berlin  IF«,  Mankei9ir.  28. 

Kita  Freudenfeld, 

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Beriln  W.,  Paasaoerstrasae  22  n. 

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Berlin,  Bayrenfherstr.  27. 

/Vlusil('Institut 

und  Seminar  für  Musiklehrerinnen 
von  Jlttia  morscD,  Berlin  W.,  JIn$bad)er$tr.  37. 
=  Prospekte  gratis,  auf  Olunsd)  aud)  brieflid). 

Atemgymnastik  -  Gesang. 

Hathilde  ParateBtler 

(Alt-  und  Mezzo-Sopran). 
Berlin  W.,   fiiseaacherstrasse  lao. 

Prof.  Franz  Kullak. 

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Direktion:    Prof.  Ph.  Schmitt 

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Empfehlungen  werden  kostenloi  nachgewiesen  durch  die  Vorsteherin  V«  Zltelai«aB. 
Berlin  W.,  KleisUtr.  37  G.  U    Sprechstunden:  Montag  Nachmittag  4--6. 


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Leitung  S.  HenkeL 

=  Frankfurt  a/M.  = 

Jonghofstrasee,   Saalbaiu 


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Für  Pianoforte  zu  zwei  Händen. 

Heinemann,  Wilhelm.     Op.  3  No.  l.    Rokoko-Serenade 1.20 

Zohrer,  Josef.      Op.  23.     Aus  vergangenen  Tagen.    6  Stimmungsbilder 3.— 

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Gottesdienst 2.— 

—  —  Op.    6.      Phantasie.    E-moll 2.— 


—    48    — 


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der  Musik-Sektion  des  R.  D.  L-V.  und  der  Tonkünstler-Vereine 
zu  Köln,  Dresden,  Hamburg,  Leipzig  und  Stuttgart 
Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslaur. 
Redaktion:  Anna  Morsch 


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No.  4. 


Berlin,  15.  Februar  1904. 


XXVII.  Jahrgang. 


lalult:  Max  Arend:  Pietro  Raimondi.  der  grÖBSte  Kontrapunktiker  des  19.  Jahrhunderts.  Prof.  Hans  Schmitt:  Ueber  die  Register 
der  menschlichen  Stimme.  (Schluss.)  P.  J.  Juergenson  und  M.  P.  Belaieff.  (Nachruf.)  Dr.  Karl  Storck:  Kritische  Rackschau 
Qber  Konzert  und  Oper.  Mitteilungen  von  Hochschulen  und  Konservatorien.  Vermischte  Nachrichten.  Bücher  und  Musikalien, 
besprochen  Eugen  Segnitz  und  Dagobert  Löwenthal.    Pädagogische  LesefrQchto.    Meinungs-Austausch.    Vereine.    Anzeigen. 


der  gresste  Hontraptitikiiker  des  19«  3ähthnnAtm. 


Von 
nax  Arend. 


Es  ist  in  der  innersten  Natur  der  Menschen 
begründet,  dass  jeder  epochemachende  Ge- 
danke, der  in  irgend  einer  geschichtlichen 
Entwicklung  auftritt,  bis  an  die  äusserste 
Grenze  des  Möglichen  verfolgt  wird,  bis  dann 
seine  Einseitigkeiten  in  einer  Art  von  Ver- 
grösserungsspiegel  erscheinen  und  man  sich 
übersättigt  mit  frischem  Eifer  und  grosser 
Lebhaftigkeit  auf  das  Gegenteil  eben  dieses 
Gedankens  wirft.  Wenn  die  Hegel' sehe 
Philosophie  nicht  so  anrüchig  wäre,  wie  sie 
es  mit  Recht  seit  einem  Menschenalter  ist, 
würde  man  geneigt  sein,  von  dem  Gedanken 
zu  sprechen,  der  auf  einer  gewissen  Ent- 
wicklungsstufe „in  sein  Gegenteil  umschlägt". 

So  feierte  —  um  nur  ein  Beispiel  heraus- 
zugreifen —  die  Idee  des  Papsttums  im  14. 
und  15.  Jahrhundert  ihre  höchsten  Triumphe, 
die  Kirche  war  omnipotent  und  alleiniger  Kultur- 
träger. Und  eben  dieses  15.  Jahrhundert  er- 
zeugte den  Sohn  des  Bergmanns,  der  der 
Idee  des  Papsttums  jenen  Schlag  beibrachte, 
der  es,  wenn  auch  nicht  verrüchtete,  so  doch 
seine  Machtverhältnisse  gänzlich  verschob  und 
der  vor  allem  die  Kulturträgerschaft  ausser- 
halb der  Kirche  und  in  schroffer  Opposition 
zu  ihr  stellte. 


Es  dürfte  wenig  bekannt  sein,  dass  zu 
eben  der  Zeit,  wo  der  grosse  Flüchtling  und 
musü^alische  Einsiedler  Richard  Wagner  in 
der  ,  Schweiz  sich  zur  Nibelungentrilogie 
sammelte,  seine  Prosaschriften  als  Kämpfer 
ihr  vorausschickend,  wo  er  an  Theodor 
Uhlig  schrieb*):  „Deine  »Charakteristik*  hat 
mir  gefallen,  trotzdem  es  im  Fugenstyle  war: 
dies  wird  Dich  empören,  denn  darin  legtest 
Du  eben  den  Witz!  Aber  ich  verstehe 
von  der  P^uge  nichts  mehr:  sie  ist  mir 
nicht  mehr  point  d'honneur,  sie  ist  mir 
an  sich  abgeschmackt^  .  .  .,  dass  zu  genau 
dieser  Zeit  in  Rom  ein  anderer  Einsiedler  — 
denn  das  war,  cum  grano  salis  geredet,  nach 
seiner  Lebensführung  und  seinem  Charakter 
Pietro  Raimondi  —  den  Kontrapunkt  über 
Bach,  ja  über  die  Niederländer  der  vorpales- 
trinaschen  Periode  hinaus  zu  künstlichen 
Kombinationen  steigerte,  an  die  weder  vor 
noch  nach  ihm  ein  MusUcer  gedacht  hat. 

Es  ist  mir  nicht  möglich  gewesen,  eine 
Note  von  Raimondi  zu  Gesicht  zu  bekommen, 
selbst  unsere  Peters-Bibliothek  in  Leipzig 
versagt   vollständig.     So    bleibt   als    einzige 

*)  Wagner's  Briefe  an  Uhlig,  Leipzig  1888, 
Brief  vom  10.  Nov.  1852. 


—     50     — 


Quelle  Fetis,  der  aber  glücklicherweise  mit 
grosser  Wärme  und  Anschaulichkeit  über 
unsem  Künstler  schreibt.  Ob  nicht  die  einiger- 
massen  dem  Kontrapunkt  wieder  zugewandte 
modernste  Richtung  der  Musik  —  vgl.  De- 
bussy  für  die„französische  Oper",  für  „deutsche 
Kammermusik"  auch  Reger  —  es  als  ein 
vielleicht  ausserordentlich  lohnendes  Verlags- 
unternehmen erscheinen  lässt,  die  hier  ein- 
schlagenden Hauptwerke  Raimondi's  neu  auf- 
zulegen, will  ich  dahingestellt  sein  lassen. 
Jedenfalls  sind  die  Gedanken  dieses  Künstlers 
unerhört  neu,  haben  ihr  richtiges  Publikum 
überhaupt  noch  nicht  gefunden  —  denn  Italien 
ist  nicht  das  Land  der  Polyphonie,  sondern 
der  Homophonie  —  und  enthalten  die  aller- 
letzten Möglichkeiten  des  Kontra- 
punktes. 

Werfen  wir  zunächst  einen  Blick  auf  die 
äusseren  Lebensdaten  Raimondi's.  Er  wurde 
am  20.  Dezember  1786  in  Rom  geboren,  und 
zwar  als  Sohn  armer  Eltern.  Im  Alter  von 
10  Jahren  verlor  er  seinen  Vater.  Im  fol- 
genden Jahre  verheiratete  sich  seine  Mutter 
zum  zweiten  Male  und  übergab  den  kleinen 
Pietro  einer  Schwester  ihres  verstorbenen 
Mannes,  während  sie  selbst  ihrem  zweiten 
Manne  nach  Genua  folgte. 

Diese  Tante  Raimondi's  erfreute  sich  eines 
gewissen  Wohlstandes  und  Hess  Pietro  von 
einem  Geistlichen  in  den  Anfangsgründen 
des  Lateinischen  unterrichten,  um  ihn  selbst 
später  Priester  werden  zu  lassen.  Aber  Pietro 
studierte  zwar  zunächst  mit  Fleiss  2  Jahre 
lang  bei  jenem  Geistlichen,  trat  aber  dann 
plötzlich  mit  der  Erklärung  vor  seine  Tante, 
er  fühle  zum  Geistlichen  keinen  Beruf,  das 
einzige,  was  er  werden  wolle,  sei  Musiker. 

Sie  ging  auf  diesen  neuen  Gedanken  ein, 
obwohl  er  ihre  Pläne  durchkreuzte,  und  brachte 
ihn  auf  das  Konservatorium  der  Pietä 
dei  Turchini  in  Neapel.  Auf  diesem  genoss 
er  6  Jahre  lang,  gleichzeitig,  entsprechend  der 
damaligen  Einrichtung  der  Konservatorien, 
dort  in  Pension,  den  Unterricht  von  La  Bar- 
bara in  Gesang  und  von  Tritto  in  Kontra- 
punkt und  trieb  seine  Studien  mit  Eifer.  Diese 
erlitten  jedoch  plötzlich  dadurch  eine  Unter- 
brechung, dass  seine  Verwandte  ihm  ihre 
Uebersiedelung  nach  Florenz  und  gleichzeitig 
mitteilte,  dass  sie  ausser  stände  sei,  weiter 
seinen  Lebensunterhalt  zu  bestreiten.  Der 
junge  Mann  musste  darum  das  Konservatorium 
verlassen  und  tat  das  nächstliegende:  er  ging 

(Schluss 


in   seine  Heimatstadt  Rom  zurück  in  der  un- 
bestimmten   Erwartung,     dort     irgendwelche 
Hilfe  zu  finden,  und  zwar  ging  er  im  buch- 
stäblichen Sinne  des  Wortes.    In  Rom  wurde 
er  von  dem  Bruder  seines  verstorbenen  Vaters 
aufgenommen;   aber   dieser    war   selbst    arm 
und   konnte   nur  dadurch   für  seinen  Neffen 
sorgen,   dass   er  ihn  nach  Florenz  zu  seiner 
Schwester  schickte.    Dort  kam  Pietro  gänzlich 
erschöpft  und  krank   an.     Die  Tante  wollte 
ihn   jedoch    nicht    weiter    unterstützen    und 
schickte   ihn   ins   Hospital.     Als   er  genesen 
war,   fasste  er  den  Entschluss,   nach  Genua 
zu  seiner  Mutter  zu  gehen,    wennschon  diese 
ihm   bisher  wenig  Liebe  bezeigt  hatte.    Die 
Fussreise  durch  die  Riviera  kräftigte  und  ent- 
zückte  ihn   und  hob  sein  Selbstvertrauen:  er 
überlegte   sich,   dass   er   doch  genug  gelernt 
hätte,  um  als  Musiker  seinen  Mann  zu  stellen, 
und  beschloss,  in  Genua  alles  daran  zu  setzen, 
um  sich  als  Musiker  eine  Existenz  zu  gründen. 
So  sehen   wir  denn  den  jungen  Künstler 
nach   dieser  schlimmen   Zeit  kurz   darauf  in 
Genua  an   der  Arbeit;    1807  wurde  dort  sein 
erstes  Werk  „Le  Bizzarrie  d*amore**  aufgeführt, 
welchem    1808   an    demselben   Theater    „La 
forza  deir  imaginazione  ossia  il  Battuto  con- 
tento"    und  das  Melodrama  „Ero  e  Leandro" 
folgte.     Jetzt   machte  Raimondi   die   Carriere 
eines  italienischen  Opernkomponisten:  er  erhielt 
und    erledigte   Aufträge  bestimmter   Theater, 
Opern  zu  schreiben.    1811  trieb  ihn  die  Sehn- 
sucht nach  der  Stadt,   in   der  er  sorglos  als 
Knabe  und  Jüngling  sich  seinen  Studien  hatte 
hingeben  können,  wieder  nach  Neapel.     Sein 
Kompositionsfeld  war  die  komische  Oper,  und 
hier  erzielte  er  1831  mit  „II  Ventaglio"  (zuerst 
in    Neapel,    später    auf    allen    italienischen 
Theatern   aufgeführt)   einen    starken    Erfolg. 
Fetis    erzählt    von    diesem    Werk,    dass    es 
„charmant"  sei  und  dass  sich  mehrere  ausser- 
ordentlich  feingearbeitete  Nummern  darin  be- 
fänden;   so    rühmt    er    besonders    ein    Trio. 
1824    wurde   Raimondi    Musikdirektor    an 
den  Königl.  Theatern  in  Neapel,   1832  infolge 
des   starken   Erfolges  des  „Ventaglio"  Kom- 
positionsprofessor am  Konservatorium  in 
Palermo.     18  Jahre   lang  war  er  der  Ruhm 
dieser   Anstalt  und   bildete   eine  Anzahl  von 
Schülern   heran,   unter    denen   P'etis  Pittari 
und  Barbieri  nennt.     Als   endlich   im  März 
1850  durch  den  Tod  Basily*s  die  Stelle  eines 
Kapellmeisters    der    Peterskirche    in    Rom 
vakant  wurde,  erhielt  Raimondi  sie. 
folgt.) 


—     51     — 


3cber  die  l^egisfcF  dep  ti)ei)scbHcbei)  J^Hti)ii)e. 


Von 
Prof.  Hans  Schmitt. 

(Schlass.) 


So  wäre  denn  in  dem  Gaomensegel  auch  das 
Organ  für  das  Kopf  regist  er  gefanden. 

Scharf  abgegrenzt  ist  das  Gebiet  des  Brust- 
und  des  Kopfregisters  nicht. 

Fresst  man  den  Kehlkopf  hoch  hinauf  und 
senkt  man  das  Gaumensegel  tief  hinab,  so  erscheint 
eine  Reihe  von  Tönen  doppelt,  das  eine  Mal  als 
Bruststimme,  das  andere  Mal  als  Kopfstimme. 

Forte  gesungen  zeigen  die  Töne  einen  anderen 
Klang.  Die  hohen  Töne  der  Bruststimme  klingen 
bei  begabten,  geschulten  Sängern  glanzvoll,  mächtig, 
bei  ungeschulten  roh,  ungeschlacht,  gequält.  Da- 
gegen klingen  die  Töne  der  Kopfstimme  matt, 
farblos.  Aufsteigend  aber  werden  die  Kopftöne 
kräftiger,  wie  ja  auch  der  Pfiff  stärker  wird,  wenn 
man  das  Loch  einer  Pfeife  einengt. 

Aufgabe  der  Schule  ist  es,  die  Unterschiede 
derBegister  auszugleichen.  Das  besorgt  eigentlich 
am  allerbesten  das  Ohr,  dieser  älteste  und  ge- 
diegenste Gesangsmeister  nach  des  lieben  Gottes 
Methode. 

Lab  lache  gibt  übrigens  eine  sehr  einfache 
natürliche  Eegel  für  den  Ausgleich  der  Begister 
an;  er  sagt  nämlich,  dass  die  Stimme  ausgeglichen 
wird,  wenn  man  das  Brustregister  abschwächt  und 
das  Kopfregister  entsprechend  forciei-t.  Uebung 
bringt  es  dahin,  dass  der  geschulte  Sänger  jeden 
Ton  der  mittleren  Oktave  seiner  Stimme  unmittel- 
bar nach  einander  mit  der  Brust-  und  mit  der 
Kopfstimme  zu  singen  imstande  ist. 

Singt  der  Sänger  so,  dass  der  Kehlkopf  und 
das  Gaumensegel  einander  gleich  gegenüberstehen, 
80  gibt  das  die  Lage  der  Stimme,  welche  man  mit 
Mittelstimme  oder  mit  „voix  mixte^  bezeichnet. 
Die  Mittelstimme  hat  kein  eigenes  Begister, 
sondern  besteht  aus  der  MiBchimg  des  Kehlkopf- 
und  des  Gaumenregisters,  daher  der  zutreffende 
französische  Ausdruck  voix  mixte. 

Dass  man  die  drei  Lagen  —  Brust-,  Kopf-  imd 
Mittellage,  auseinanderhalten  kann,  zeigen  uns 
deutlich  die  Haucher,  welche  das  Kunststück  aus- 
führen, den  Bauch  einmal  nur  durch  den  Mund, 
das  andere  Mal  nur  durch  die  Nase  und  das  dritte 
Mal  zum  Mund  und  der  Nase  gleichzeitig  heraus- 
znblasen.  Die  Luftwege  werden  da  nach  dem  Ge- 
brauch der  drei  Begister  eingerichtet  (Mund  — -  Kehl- 
kopf-, Nase  ^^  Ghkumensegel-,  Mund  und  Nase  ^  ge- 
mischtes Begister). 

Nun  wären  die  drei  Hauptarten  der  Stimm- 
bildung in  ihren  Grundzügen  ohne  Hexerei  erklärt. 
Die  Klarstellung  bietet  eine  wesentliche  Erleichte- 
nmg  beim  Unterricht,  weil  man  dem  Schüler  deut- 
lich erklären  kann,  was  er  zu  machen  habe. 

Jetzt  wird  auch  jedermann  einsehen,  dass  man 


beim  üeben  die  Stimme  am  besten  schont,  wenn 
man  das  Kehlkopfregister  beständig  mit  dem 
Gaumenregister  abwechseln  lässt,  es  ist  das  so,  als 
wenn  der  Klavierspieler  abwechselnd  mit  der  rechten 
und  linken  Hand  übt.  Geht  man  aber,  wie  es 
fast  in  allen  Gesangschulen  üblich  ist,  chromatisch 
von  c  aufwärts,  so  ist  die  Stimme  müde,  wenn  sie 
zu  der  hohen  Lage,  welche  am  meisten  anstrengt, 
kommt.  Ermüdet,  kann  man  sie  da  freilich  nicht 
mehr  ungefährdet  weiterführen.  Am  besten  ist  es 
immer,  wenn  man  die  Stimme  concentrisch  übt, 
mit  dem  mittelsten  Fall  beginnt  und  dann  in  be- 
ständiger Abwechslung  zwischen  tief  und  hoch, 
strahlenförmig  auseinandergehend,  bis  zu  der  Grenze 
übt,  welche  man  bei  der  augenblicklichen 
Disposition  gut  zu  bewältigen  imstande  ist. 

Nimmt  man  z.  B.  die  anstrengendste  Uebung 
vor:  das  Aushalten  von  langen  Tönen,  so  soll  eine 
Sopranstimme,  deren  mittlerer  Ton  das  7  ist,  zu- 
erst den  Ton  7  lang  aushalten,  dann  ebenso  die 
Töne:  as  b  |  g,  h  |  fis,  c  |  f,  des  |  e,  d  |  es,  es  |  etc. 
Uebt  die  „A-Stimme**  Skalen  im  Umfang  einer 
Oktave,  dann  beginne  sie  mit  der  Skala  in  £s-dur, 
hierauf  folge:  D-dur,  E-dur  |  Cis-dur,  F-dur  | 
C-dur,  G^s-dur  |  H-dur,  G-dur  |  B-dur,  As-dur  j 
A-dur,  A  dur  |  etc. 

Bei  solcher  Anordnung  rastet  die  Stimme  stets 
in  der  Tiefe  von  der  Höbie  und  in  der  Höhe  von 
der  Tiefe  aus. 

Eine  Schule,  nach  diesem  System  geordnet, 
bereitet  der  Verfasser  vor  und  wird  sich  jedermann 
von  der  Zweckmässigkeit  der  Einrichtung  bald 
selbst  überzeugen  können.  Man  wird  sehen,  dass 
man  da  viel  herzhafter  üben  kann,  weil  die  Vor- 
sicht schon  in  der  Anlage  derUebungen  enthalten 
ist.  Gerne  würde  ich  das  diesmal  gewählte  Thema 
meiner  Studie  bis  in  die  zahlreichen  Details, 
welche  ich  ausgearbeitet  habe,  mitteilen,  doch 
würde  dies  hier  zu  weit  führen.  Mögen  die  Leser, 
welche  sich  dafür  interessieren,  mein  gleichfalls 
in  Vorbereitung  stehendes  „Buch  für  Sänger** 
seinerzeit  nachlesen. 

Die  Registerfrage  habe  ich  übrigens  schon 
früher  einmal  besprochen.  (Im  Eebruarheft  1902  der 
musikalischen  Zeitschrift  „Deutsche  Gesangskunsf.) 

Damals  vermochte  ich  mich  noch  nicht  genug 
loszuschrauben  von  der  landläufigen  Begisterlehre, 
ich  haftete  noch  zu  sehr  an  der  Annahme, 
dass  die  Stimmbänder  allein  die  Höhe  und  Tiefe 
der  Töne  bewirken.  Dennoch  wies  ich  mit  allem 
Nachdruck  auf  die  grosse  Bedeutung  des  Gaumen- 
segels hin. 

Heute  gestehe  ich  es  aufrichtig  ein,  dass  ich 
damals   meine  Ansichten   mit   Zittern  und   Zagen 


62     — 


znm  Drucke  übergab,  weil  sie  so  vielfach  von  den 
traditionellen  abwichen.  Ich  fühlte  schon  die 
Steine  anf  mich  niederprasseln,  welche  so  manche 
Gesangslehrer  in  ihrer  Gottähnlichkeit  nach  mir 
schleudern  werden. 

Um  so  frQa.dJi|^er  war  ich  überrascht,  als  ich 
in  dem  später  erschienenen  Werke  „Meine  Gesangs- 
kunst^^  der  von  mir  hochverehrten,  genialen  Gesangs- 
künstlerin Lilli  Lehmann  Öfter  ähnliche  An- 
schauungen über  die  Register  ausgesprochen  fand. 
(Seite  10.)  Ebenso  angenehm  war  mir  die  Ueber- 
einstimmung  meiner  Angabe,  dass  bei  steigender 
Höhe  der  Kopfstimme  die  Empfindung  entsteht, 
a]s  ob  sich  die  itichtung  der  Töne  von  den  Zähnen 
hinauf  zum  Kopfwirbel  erhebe,  durch  welche 
Wahrnehmung  sich  die  Bildung  des  Tones  „nach 
vorne^^  auf  das  richtige  Maass  einschränkt.  (Siehe 
Lilli  Lehmann,  .Meine  Gesangskunst",  Tafel  zu 
12,  13  u.  16.) 

Ebenso  hat  es  mich  gefreut,  als  ich  die  von 
mir  zuerst  aufgestellte  Eeihenfolge  der  Vokale 
(ieaouüöä  statt  a  e  i  o  u)  beim  Gesangs- 
unterricht in  den  später  erschienenen  Werken  von 
Guttmann  und  S m o  1  i  a n  wiederfand. 

Gekräftigt  durch  solcbe  Uebereinstimmungen, 
übergebe  ich  diesmal  meine  Arbeit  ruhiger  der 
Oeffenüichkeit. 

Erwähnen  muss  ich  nur  noch,  dass  das  (Gebiet  der 
Tonhöhe  mit  den  Tönen  des  Brust-  und  Kopf  registers 
noch  nicht  erschöpft  ist.  Noch  höher  als  die  gewöhn- 
lichen Kopftöne  sind  die  Jodeltöne  der  Männer  oder 
das  sogenannte  Vogelregister  der  weiblichen  Stimme. 


Die  Jodeltöne  sind  unzweifelhaft  Aliquottone,  die 
in  die  höchsten  Kopfhöhlen  hineinklingen,  sie  haben 
auch  ganz  denselben  Glasklaug  wie  die  Flageolet- 
töne  der  Streichinstrumente.  Ermöglicht  werden 
gewiss  auch  diese  Töne  durch  tiefere  Stellung  der 
Organe,  welche  durch  leise  Berührung  an  Aliqaot- 
stellen  nur  zur  teilweisen  Schwingung  der  Liaft 
Veranlassung  geben. 

Ganz  tiefe  Bassstinunen  bringen  auf  dem  Wege 
erstaunliche  Höhe  hervor.  Der  Stemwirt  in  Igls 
bei  Innsbruck,  Herr  Hölzel,  der  eine  der  tiefsten 
und  mächtigsten,  bis  zur  contra  octav  reichende 
Bassstimme  besitzt.  Jodelt  in  schnellen  Sechzehntel- 
passagen in  der  2  gestrichenen  Oktav  wie  ein 
virtuoser  Klarinettist. 

Worin  der  technische  Vorteil  bei  solchem 
Jodeln,  das  mir  über  den  gewöhnlichen  Kopftönen 
zu  liegen  scheint,  besteht,  habe  ich  bis  heote  noch 
nicht  zu  entdecken  vermocht.  Vielleicht  gehört 
besondere  körperliche  Anlage  dazu.  (Diese  ent- 
legenen Jodeltöne  dürften  auf  der  Duodecimaliqaot- 
stelle  liegen.) 

üeber  diesen  Punkt  spreche  ich  mich  nicht 
weiter  aus,  weil  ich  immer  nur  das  vertrete,  was 
ich  selbst  erprobt  habe. 

Möge  die  Jodeifrage,  wenn  sie  nicht  etwa 
schon  gelöst  wurde,  eine  PreiBau%abe  für  eine 
musikalische  Fachzeitung  werden.  Die  Besprechung 
der  Frage  wird  dankenswert  sein,  weil  ja  alles 
interessiert,  was  das  Wesen  der  Stimme  erklärt^ 
dieses  Wunderinstrumentes  der  Schöpfung. 


P*  X  Jutrgermon  und  ]M.  p.  ßelaVeff. 

Nacbnif. 


Ende  Dezember  des  vergangenen  Jahres  1908 
verschied  P.  J.  Juergenson,  Verleger  und  In- 
haber der  grossen  Musikalienhandlung  in  Mos- 
kau. Am  28.  Dezember  folgte  ihm  M.  P  Be- 
lai'eff,  Begründer  des  Verlags  „Belai'eff  in 
Leipzig. 

Die  zweite  Hälfte  des  neanzehnten  Jahrhun- 
derts ibt  in  Bussland  durch  eine  gehobene  geistige 
Bewegung  gekennzeichnet,  die  sich  auch  in  der 
Musik  äussert.  In  diese  Zeit  fällt  die  Gründung 
der  kais.  russ.  Mus.  Gesellschaft,  des  Kon- 
servatoriums in  Petersburg  und  in  Moskau. 
P.  J.  Juergenson  wurde  der  bahnbrechende 
Meister  auf  dem  Gebiete  des  Verlags.  Er  ging 
den  Forderungen  seiner  Zeit  entgegen,  hat  sich, 
von  Nicolai  Rubinstein  unterstützt,  aus  kleinen 
Anfängen  herausgearbeitet  und  sein  Geschäft  zum 
Aufblühen  gebracht,  so  dass  es  jetzt  unter  den 
grössten  der  Welt  zu  nennen  ist. 

Peter  Iwanowitsch  Juergenson  ist  im 
Jahre  1836  in  Beval  geboren  und  kam  1854  nach  Mos- 
kau in   eine  Musikalienhandlung.    Nicolai  Hubüi- 


stein  erkannte  die  grossen  Fähigkeiten  des  jungen 
Mannes  und  verhalf  ihm,  sein  eigenes  Geschäft  za 
gründen,  indem  er  ihn  zum  Kommissionär  der 
kais.  russ.  Mus.  Gesellschaft  ernannte.  Die  Bäume 
der  Musikhandlung  P.  J.  Juergenson  hatte  Nicolai 
Bubinstein  für  Sitzungen  und  Konferenzen  der 
Musik  Gesellschaft  gewählt,  auch  seine  Empfangs- 
tage in  der  ersten  Zeit  dort  angemeldet. 

Als  Neuheit  erschienen  bald  im  Verlag  Lieder 
von  Schubert,  von  Schumann  mit  russischem  Texte, 
billige  Ausgaben  der  Werke  Mendelssohn's,  Schu- 
mann's  (Balakireff),  Chopin 's  (Klindworth).  —  Wie 
hätte  sich  das  Talent  von  P.  J.  Tschaikowsky  ent- 
wickeln können,  wenn  er  nicht  in  Juergenson  den 
Verleger  für  seine  Werke  gefunden  hätte? 

Noch  eines  Unternehmens  Juergenson's  ist  zu 
gedenken,  die  geistige  Anregung  in  die  Musikwelt 
Moskau's  bringt.  In  einem  Saale  seiner  Musikalien- 
handlung hat  Juergenson  eine  Lesehalle  einge- 
richtet, in  der  alle  Zeitschriften  und  Zeitungen  ans 
dem  Gebiete  der  Musik  dem  Publikum  unentgelt- 
lich zur  Verfügung  gestellt  sind. 


—    Ö3    — 


Mitrophon  Pietrowitsch  Bela'ieff  wurde 
im  Jahre  18S6  in  Petersburg  geboren.  Er  war  der 
Sohn  eines  mssischen  Eanfmanns,  besuchte  die 
Schule  der  deutsch  reformierten  Kirche.  Von  Ju- 
gend auf  liebte  Bela'ieff  die  Musik  leidenschaftlich. 
Als  er  selbständig  wurde,  schloss  er  sich  einem 
deutschen  Kreise  von  Kammermusikern  an.  Erst 
in  den  80  er  Jahren  lernte  er  die  Werke  von 
Kimsky-Korsakoff,  Monssorgsky,  Borodin 
Glazounow  kennen, und  wurde  deren  musikalischer 
Anhänger.  Die  Tondichtungen  der  jung-russischen 
Schule  waren  noch  nicht  in  Umlauf  gekommen. 
Belaieff  kam  ihnen  zu  Hilfe,  indem  er  im  Jahre 
1S85  einen  Verlag  seines  Namens  in  Leipzig 
gründete.  Seine  Grundidee  war,  nur  Werke  von 
musikalischem  Werte  anzunehmen,  er  unterwarf 
die  Manuscripte  einer  strengen  Kritik  und  Kontrole. 
Den  Vorrang  gab  er  den  Werken  der  Instrumental- 
musik, weniger  dem  Liede. 


Im  Katalog  des  Verlags  Belaieff  finden  sich 
die  Namen  von  B;imsky-Korsakoff,  Borodine, 
Liadoff,  Tan^ieff,  Scriäbine,  Gretchani- 
noff,  Sokolow  und  Gliere.  Aus  Anlass  des 
50.  Todestages  von  Glinka  erschienen  seine  Werke 
unter  der  Redaktion  von  Rimsky-Korsakoff  und 
Glazounoff  im  Verlag  Belaieff  in  Leipzig. 

In  Petersburg  gründete  Belaieff  „Die  russi- 
schen Symphonie-Konzerte^*,  wo  nur  russische 
Tondichtungen  aufgeführt  werden  durften.  Im 
Jahre  1891  organisierte  er  russische  Quartettabende, 
1898  wurde  er  zum  Präsidenten  der  Kammer- 
Musik- Gesellschaft  erwählt,  wo  er  Konkurrenz- 
Ausführungen  für  neue  Werke  dieser  Branche 
einleitete. 

Belaieff  erfreute  sich  durch  sein  Eintreten  für 
die  rassischen  Künstler  des  höchsten  Ansehens 
der  grössten  Musiker. 

JET.  t*.  T.,  Moskau. 


Kritische  Rückschau 


über  Konsert  und  Oper. 

Von 

Dr.  Karl  Storek. 


Unser  Musikleben  steht  in  diesem  Winter  nicht 
auf  der  Höhe  der  letzten  Jahre.  Die  Zahl  der 
nichtigen  Solistenkonzerte  ist  noch  grösser  ge- 
worden, dagegen  haben  wir  weit  weniger  grosse 
Veranstaltungen,  als  zam  Beispiel  im  letzten  Winter. 
Das  liegt  zum.  Teil  an  äusseren  Verhältnissen, 
unter  die  man  sich  beugen  muss.  Die  Schliessung 
der  Königlichen  Oper  hatte  zur  Folge,  dass  wir 
zur  Zeit  überhaupt  keine  beachtenswerten  musik- 
dramatischen Vorstellungen  haben.  Denn  der  Be- 
trieb bei  Kroll  trägt  in  allem  die  Kennzeichen  des 
Arbeitens  vom  Tag  für  den  Tag,  ist  eben  Notbehelf 
Ueber  die  Oper  im  .Theater  des  Westens"  war 
auch  in  frtlheren  Jahren  nichts  Besonderes  zu 
rühmen.  Aber  so  schlimm^  wie  jetzt,  —  in  den 
Aufführungen  so  tiefer  Durchschnitt,  im  G^samt- 
betrieb  so  ganz  nur  kurzsichtige  Geldwirtschaft, 
ist  es  doch  unter  Hofpaaer  nicht  gewesen,  der 
obendrein  nicht  so  grossspurig  von  Volksbildungs- 
stätte redete  und  nicht  in  den  Entkleidungs- 
manövem  der  Possentheater  den  Kern  der  Aus- 
st&ttungsfrage  sah.  —  Eigentlioh  noch  schlimmer 
steht  es  mit  den  Orchesterkonzerten.  Der  Musik- 
freund empfindet  hier  als  schwersten  Verlust  das 
Eingehen  der  „modernen"  Konzerte  unter  Eichard 
Strauss.  Es  ist  eigentlich  doch  ein  etwas  beschä- 
mendes Zeugnis,  dass  die  Musikmetropole  Berlin 
nur  ein  leistungsföhiges  Privat -Orchester  hat. 
Denn  wenn  das  Berliner  Tonkünstlerorchester 
tüchtiger  gewesen  wäre,  hätte  sich  die  nötige 
Teilnahme  für  die  gesamten  Konzerte  sicher  ein- 
gestellt. Jetzt  fehlt  uns  jede  planmässige  Pflege 
des  zeitgenössischen  Schaffens.    Auf  dieses  Plan- 


mässige aber  kommt  es  an,  nicht  dass  hie  und  da 
eine  Neuheit  mit  durchgeschmuggelt  wird.  Es  ist 
einfach  ungehörig,  dass  zum  Beispiel  Bruckner*s 
Symphonien  nur  ganz  vereinzelt  und  dann  nur  in 
einer  einmaligen  Aufführung  auf  den  Programmen 
stehen.  Wie  soll  sich  das  Publikum  auf  diese 
Weise  mit  so  tiefgreifenden  Werken  zurechtfinden 
können.  Wenn  aber  in  einem  Winter  einmal 
sämtliche  Symphonien  Bruckner's  der  B.eihenach 
aufgeführt  würden,  fände  sich  bald  eine  grössere 
Gemeinde  zum  Verständnis  dieser  herrlichen  Per- 
sönlichkeit zurecht.  Man  bedenke  doch,  welch' 
riesiger  Arbeit,  welch'  zahlloser  Aufführungen  es 
bedurft  hat,  bis  Beethoven  weiteren  Kreisen  auch 
geistig  zugänglich  wurde. 

Eine  derartige  Aufgabe  hätte  in  erster  Linie 
die  „königliche  Kapelle'^  an  ihren  Symphonieabenden 
zu  erfüllen.  Aber  gerade  hier  fährt  sich  am  besten, 
wenn  man  im  ausgefahrenen  Geleise  bleibt.  Die 
Zuhörerschaft  will  nichts  Neues.  Das  ist  freilich 
immer  so  gewesen,  und  die  Persönlichkeit  des 
Dirigenten  erweist  sich  gerade  dadurch  als  schöpfe- 
risch, dass  sie  die  widerstrebende  Zuhörerschaft 
zur  Annahme  der  neuen  Werke  zwingt.  Aber 
unsere  Gastdirigenten  —  solche  sind  sowohl  Wein- 
gar tue  r  wie  Nikisch  —  kommen  ja  garnicht 
dazu,  Erzieher  zu  werden.  Sie  begnügen  sich  mit 
der  Bolle  des  Virtuosen. 

Die  Königliche  Kapelle  hat  übrigens  wegen 
der  Schliessung  des  Opernhauses  ihre  Konzerte 
abbrechen  und  auf  den  Sommer  verschieben  müssen. 
So  bleiben  also  einzig  die  philharmonischen  Kon- 
zerte,  die   schon  aus  Bücksicht  auf  ihren  „gesell- 


—     54     — 


schaftliclieii^'  Charakter  in  den  Programmen  sehr 
beschränkt  sind,  ^enn  aber  hier  die  Vortrags- 
folge des  6.  Konzert>es  in  letzter  Stunde  völlig  um- 
gestaltet wurde,  wenn  man  das  8.  Konzert  zu 
einem  Beethovenabend  gestalt-ete,  so  hatte  das 
einen  anderen  Grund.  Zwar  wird  der  Beethoven- 
abend mit  der  zehnten  Wiederkehr  des  Todestages 
Hans  von  Bülow's  begründet.  Das  ist  so  wenig 
im  Geiste  Bülow's,  der  seine  Stellung  stets  als 
Apostelamt,  als  Vorkämpferposten  auffasste,  dass 
ich  lieber  an  eine  Notlüge,  als  an  ein  so  äusser- 
liches  Miss  verstehen  glauben  will.  Zur  Notlüge 
aber  greift  man,  weil  man  dem  Publikum  nichr 
oder  noch  nicht  eingestehen  will,  dass  der  Krieg 
zwischen  den  KoDzertinstituten  und  der  „Genossen- 
schaft deutscher  Tonsetzer^*  ausgebrochen  ist 
Letztere  verlangt,  kurz  gefasst,  die  TJebertragung 
des  Tantiemensystems  auf  öffentliche  Konzertauf- 
führungen. Für  mein  Gefühl  ist  diese  Eorderung 
durchaus  billig  und  gerecht.  Ich  vermag  nämlich 
nicht  einzusehen,  weshalb  dem  Komponisten  von 
Symphonien,  Oratorien  u.  s.  w.  nicht  ebenso  recht- 
mässig Tantiemen  zustehen  sollen,  wie  den  Opern- 
komponisten.  Ich  verstehe  nicht,  wieso  diese  Ver- 
pflichtung der  Konzertveranstalter  zur  Tantiemen- 
zahlung eine  Gefahr  für  eine  gesunde  Musikent- 
wicklung sein  soll.  Wohl  verstanden,  ich  will 
durchaus  nicht  behaupten,  dass  die  „Genossenschaft 
der  deutschen  Tonsetzer**  die  Erage  in  allem  richtig 
gelöst  hat.  Ich  meine  nur,  der  Grundsatz,  dass 
dem  Komponisten  aus  der  öffentlichen  Auffülirung 
seiner  Werke  ein  dem  Erfolg  dieser  Aufführungen 
entsprechender  Gewinn  zufliessen  soll,  sei  natürlich 
und  gerecht.  Man  ruft  den  deutschen  Idealismus 
dagegen  auf.  Warum  sollen  gerade  nur  die  Kom- 
ponisten die  Kosten  dieses  Idealismus  tragen? 
Warum  sollen  nicht  die  Konzertinstitute  einen  ganz 
bescheidenen  Anteil  daran  haben?  Da  klagt  man, 
den  deutschen  Kapellmeistern  werde  die  Be- 
wegungsfreiheit unterbunden,  der  ideale  Unter- 
nehmungsgeist geraubt.  Schlimm  genug,  wenn 
eine  grosse  Aufführung  deshalb  unterbleiben  sollte, 
weil  die  Veranstalter  sich  sagen:  Von  der  Ein- 
nahme musst  Du  2—8  vom  Hundert  an  den  Kom- 
ponisten abführen.  In  Frankreich  ist  man  seit 
Jahrzehnten  so  „ideal**,  dass  man  dem  schöpferischen 
Musiker  auch  die  materielle  Möglichkeit,  von  seinen 
Kompositionen  zu  leben,  gibt.  Ich  meine,  dieses 
Verhältnis  sei  idealer,  als  das  deutsche,  wo  gerade 
der  Komx>onist  ernster  und  grosser  Werke  (von 
Opern  abgesehen)  sich  damit  abünden  musste,  dass 
er  mit  seinen  Kompositionen  auch  den  bescheidensten 
Lebensunterhalt  nicht  erwerben  konnte.  — 

Ich  meine,  unsere  ersten  Konzertinstitute,  wie 
gerade  die  Berliner  Philharmonie,  für  deren  Kon- 
zerte jedes  Bisiko  von  vornherein  ausgeschlossen 
ist,  auch  wenn  2— 3^/o  der  Einnahme  abgegeben 
würden,  sollte  einmal  so  ideal  sein,  dem  Kom- 
ponisten zu  geben,  was  ihm  gehört.  Statt  dessen 
i^ber  werden  Tt  utzbündnisse  geschlossen,  in  denen 


man  sich  zur  Verpflichtung  macht,  nur  tantiemen- 
freie Werke  aufzuführen.  Als  dürften  Verleger, 
Agenten,  Konzertinstitute,  Dirigenten  und  reprodu- 
zierende Musiker  zwar  von  der  Musik  leben,  aber 
ja  nicht  der  Komponist  Der  ganze  Streit  wird 
dadurch  nicht  würdiger,  dass  man  durch  Ver- 
legenheitsprogramme sein  Vornandensein  zu  ver- 
decken sucht. 

Auch  das  Programm  des  6.  philharmoni- 
BchenKonzerts  verriet  die  Verlegenheit.  W^urde 
es  doch  noch  in  letzter  Stunde  völlig  abgeändert. 
Es  war  denn  auch  nicht  besonders  glücklich. 

Tschai kowsky  gibt  es  doch  etwas  zu  vieU 
Konrad  An  sorge 's 'Klavierspiel  verliert  in  dem 
zu  grossen  Baum  sein  bestes;  erst  recht,  wenn  die 
Arbeit  dem  etwas  allzu  bravourmässig  äusserlichen 
A-dur-Konzert  Liszt's  gehört  Blieb  so  als  über- 
ragende Gabe  Schubert's  unvollendete  H-moU- 
Symphonie,  einer  jener  gewaltigen  Torsos,  an  denen 
gerade  die  deutsche  Kunst  so  reich  ist.  Glück- 
licherweise haben  hier  noch  keine  schwächlichen 
Finger  es  versucht,  dort  anzusetzen,  wo  der  Tod 
die  Biesenhand  des  Genies  erstarren  liess.  Es  gibt 
Dinge,  die  nicht  vollendet  werden  dürfen,  weil  sie 
sonst  von  neuem  den  Frevel  des  Prometheus  be- 
gingen und  hinauflangten  in  Höhen,  die  den 
Menschen  versagt  sind.  —  Einen  weit  besseren  Ge- 
samteindruck hinterliess  das  7.  philharmonische 
Konzert.  Das  war  das  Verdienst  des  Solisten 
Henri  Marteau.  Mir  ist  dieser  Künstler  der 
liebste  Geiger  der  Gregenwart.  Er  hat  den  Stil  der 
Grösse,  und  diese  Grösse  ist  Schönheit.  Es  gibt 
bei  ihm  keinen  unlauteren  Ton,  alles  erscheint  in 
wundervoller  Klarheit;  aber  nie  wirkt  er  süsslich, 
so  bezaubernd  süss  sein  Spiel  ist,  nie  wirkt  er 
weichlich,  so  wonnig  die  breiten  Wellen  seiner 
grossen  Töne  uns  umfluten.  Er  ist  als  reprodu- 
zierender Künstler,  was  Mozart  unter  den 
Schöpfern  ist.  Marteau  spielte  das  C-moll-Konzert 
von  E.  Jaques-Dalcroze.  Als  er  uns  vor  zwei 
Jahren  dieses  Werk  als  Neuheit  brachte,  habe  ich 
es  an  dieser  Stelle  als  herrliche  Bereicherung  der 
Violinliteratur  willkommen  geheissen.  Ich  freue 
mich,  heute  sagen  zu  können,  dass  ich  wieder 
dasselbe  Empfinden  hatte,  einer  wirklich  dauernd 
wertvollen  Schöpfung  gegenüber  zu  stehen.  Schade 
aber,  dass  man  wieder  unterlassen  hatte,  der  Zu- 
hörerschaft wenigstens  einigermassen  durch  ein 
Programm  zu  Hilfe  zu  kommen.  Ich  verstehe 
vollkommen,  dass  der  Komponist  seine  Musik  für 
ausdrucksvoll  genug  hält;  auch  bewegt  sich  das 
Programm  in  so  elementaren  Gefühlsschichten,  dass 
die  Phantasie  von  selbst  in  die  richtige  Bahn  ge- 
langen müsste.  Aber,  aber,  die  Zuhörerschaft 
unserer  Konzerte  kommt  zumeist  von  der  Arbeit 
oder  sonstiger  2^rstreuung  schnell  ins  Konzert. 
Da  findet  selbst  die  willige  Phantasie  im  über- 
hellen Saal,  wo  so  viel  Ablenkendes  sich  aufdrängt, 
nicht  leicht  die  Kraft  zum  Fluge.  Wenigstens 
kann  man  ihr  den  Weg  weisen.    Hier  ist^s  ja  mit 


—     55     — 


wenigen  Worten  getan.  Wie  dem  Künstler  die 
Liebe  znr  Führerin  wird  ans  der  Arbeit  zum 
Schaffen,  ans  dem  Wissen  znm  göttlichen  Erkennen, 
ans  dem  Wollen  znm  Werden  —  das  ist  in  drei 
Worten  der  Inhalt  der  drei  Sätze,  die  man  mit 
Arbeit  —  Liebe  —  Schaffen  überschreiben  könnte. 
Eine  symphonische  Dichtung,  deren  Programm  so 
glücklich  ist,  dass  es  in  die  überkommene  Form 
sich  fügt.  Denn  nm  Wagnerische  Begriffe  zn 
branchen;  hier  bedeutet  der  Wechsel  der  Stim- 
mung gleichzeitig  die  Entwicklung  einer  Idee.  — 
Gegenüber  dieser  bedeutenden  Schöpfung  Ter- 
blasstA-Glazounow's  Suite  für  grosses  Orchester 
^Moyen-äge"  vollkommen.  Suite  heisst  „Folge'' 
nnd  war  im  Grunde  der  beste  Name  für  die  erste 
Art,  wie  man  mehrere  für  sich  stehende  StÜc&e 
aneinander  reihte.  Ans  dieser  rein  äusserlichen 
Art  der  Verbindung  haben  sich  dann  alle  grossen 
orchestralen  Formen  entwickelt  und  vertieft.  Nur 
die  Suite  ist  eigentlich  dasselbe  geblieben.  Sie  ist 
darum  auch  hente  noch  dort  ganz  angebracht,  wo 
die  Musik  mehr  ein  Spielen  mit  Formen  ist.  Da- 
gegen ist  es  ein  gar  schlimmes  Ding,  wenn  man 
für  Programnunusik  die  Form  der  Suite  wählt,  so- 
fern man  dann  auch  noch  vom  Hecht  der  Unlogik 
Gebrauch  macht,  wie  hier  Glazounow.  Diese 
vier  Bildchen  aus  dem  Mittelalter  haben  mit  ein- 
ander gamichts   zu  tun.    Leider   sind   sie  auch  in 


sich  belanglos.    Des  Russen  grosse  Satzknnst  zeigt 
sich  freilich  auch  hier. 

An  grösseren  Aufführungen,  auf  die  sich  der 
diesmalige  Bericht  bescüränken  soll,  hatten  wir 
dann  noch  die  Darbietung  von  Beethoven's  „Missa 
Solemnis''  durch  die  Singakademie.  Ec  war  in 
den  Chören  eine  sehr  gute  Aufführung,  die  warmen 
Dank  verdient.  Auf  das  auf  einem  Gipfel  für  sich 
stehende  Werk  will  ich  heute  nicht  zu  sprechen 
kommen.  Zwei  Bemerkungen  nur  hinsichtlich 
der  Aufführung.  Der  Saal  der  Singakademie  ist 
für  diese  gewaltigen  Tonmassen  zu  klein.  Bei  den 
Biesen  werken  Beethoven*s  darf  einem  das  Gefühl 
der  Beengung  nicht  aufsteigen.  Das  widerspricht 
dieser  titanischen  Gewalt,  deren  innerer  Gkhalt  im 
Gegensatz  zur  oft  beliebten  Grosstuerei  mit  der 
Grösse  der  äusseren  Verhältnisse  wächst.  Sodann 
fühlt  man  gerade  bei  diesem  Werke  ganz  besonders 
schmerzlich  die  Unzulänglichkeit  der  Soloquartette. 
Ich  sage  nicht  der  Solisten.  Denn  das  Unzu- 
längliche braucht  gamicht  in  den  einzelnen  Lei- 
stungen zu  liegen.  Sie  beruht  vielmehr  auf  der 
Unausgeglichenheit  der  Gesamtleistung.  Wann 
endlich  wird  man  einsehen,  dass  es  durchaus  un- 
künstlerisch ist,  zu  jeder  Aufführung  beliebige 
Solisten  zusammenzustellen,  dass  das  Sollsten- 
quartett  ebenso  gut  eine  höhere  Einheit  darstellen 
muss,  wie  etwa  ein  Streichquartett? 


Mittellungen 


von  Hoohsohulen  u 

Die  Eonzertsängetin  Frl.  Wally  Schauseil- 
Düsseldorf  ist  vom  April  an  als  Gesanglehrerin 
an  das  Kölner  Konservatorium  engagiert 
worden. 

Der  Pianist  Otto  Hegner  ist  zum  1.  Sep- 
tember d.  J.  als  Klavierlehrer  an  das  Dr.  Hoch- 
sche  Konservatorium  zu  Frankfurt  a.  M. 
berofen  worden. 

Das  Königl.  Konservatorium  ftlr  Musik 
in  Stuttgart  besuchen  gegenwärtig  429  Schüler 
and  Schüler  innen.  Hiervon  sijid  858  aus  Deutschland, 
1  Dänemark,  4  Frankreich,  1  Griechenland,  11 
Groesbritannien  und  Irrland,  1  Italien,  1  Nieder- 
lande, 8  Oesterreich-Ungarn,  15  Schweiz,  17  Nord- 
amerika, 7  Südamerika,  1  Nordafrika,  2  Südafrika, 
I  Türkei  und  1  aus  Ost-Indien. 

Das  Konservatorium  für  Musik  in  Kob- 
lenz, Direktor  C.  Heubner,  brachte  in  seinem 
4.   Abonnementskonzerte    eine  neue   Komposition 


nd  KonBervatorien. 
^Das  Geheimnis  der  Sehnsucht**  für  Solo,  Chor 
und  Orchester  von  Conrad  Heubner,  mit  grossem 
Erfolge  zur  erstmaligen  Aufführung.  Der  Tenorist 
Ludwig  Hess  und  der  Violinvirtuose  Alexander 
Petschnikoff  wirkten  in  der  AufftLhrung  als 
Solisten  mit. 

Von  Heinrich  Neal,  dem  Direktor  des 
Heidelberger  Konservatoriums,  kam  bei  der 
Kaiserfeier  in  der  höheren  Mädchenschule  sein 
neuestes  Werk  „Admetus**  zur  ersten  Aufführung. 
Zu  sechs  der  schönsten  Szenen  aus  Herder's .  Admetus** 
ist  die  Musik  für  dreistimmigen  Frauenchor,  eine 
Solostimme  und  Klavierbegleitung  geschrieben! 
sie  erzielte  bei  der  Aufführung  eine  tiefe  und  er- 
greifende Wirkung. 

Herr  Robert  Stark,  Lehrer  an  der  kgl. 
Mutiikschule  in  Würz  bürg,  erhielt  vom  Prinz- 
regenten von  Bayern  den  Titel  eines  kgl.  Professors 
verliehen. 


Yermischte   Nachrichten. 


Bei  dem  diesjährigen  Ordensfeste  erhielten 
Prol  Xaver  Scharwenka  den  Roten  Adlerorden 
IV.  Kl.,  Königl.  Kapellmeister  Dr.  Muck  den 
Kronenorden   TTT.    Kl.,    Prof.    W.    Freudenberg 


und  Kammermusiker  Löffler  den  Kronenorden 
IV.  Kl.  Der  Hofcellist  Heinrich  Grünfeld  ist 
zum  Königl.  Professor  ernannt  worden. 

Jean    Louis   Nicod^    in  Dresden   hat  eine 


—     56     — 


secbssätzige  Sinfonie  „Gloria!  Ein  Stnrm-  und 
Sonnenlied*  mit  Schlnsschor  beendet,  deren  ür- 
aofführnng  gelegentlich  der  diesjährigen  Ton- 
künstler-Versammlnng  des  Allg.  Dentechen  Mnsik- 
Vereins  in  Frankfurt  a.  M.  stattfinden  soll. 

In  Aachen  stiftete  Amtsgerichtsrat  Paul 
Waldthansen.  der  Stadt  die  Summe  von  186000 
Mark  znc  Veranstaltung  von  Kammermusik- 
abenden: zu  billigen  Preisen,  und  in  Düren 
spendete  der  Pabrikant  Eberhard  Hoesch  eine 
halbe  Million  zur  Erbauung  eines  Stadttheaters 
und  Konzerthauses. 

In  dem  Musik -Salon  Bertrand  Hoth, 
Dresden  wurde  das  Andenken  Eduard  Lassen's 
durch  Aufführung  einer  Heihe  seiner  Werke  in 
vornehmer  Weise  gefeiert.  Drei  Sätze  aus  seinen 
„Biblischen  Bildern",  op.  49,  das  „Konzert  für 
Violine",  op.  87,  und  eine  Eeihe  von  „Liedern" 
kamen  zu  Gehör.  Neben  dem  Konzertgeber, 
Herrn  Beitrand  Both,  hatten  sich  eine  Beihe  aus- 
gezeichneter Künstler  und  Künstlerinnen  der 
schönen  Feier  gewidmet. 

Professor  Hermann  Kretzschmar  wird,  wie 
No.  76  der  „Mitteilungen*  der  Firma  Breitkopf 
&  Härtel  berichten,  die  Bedaktion  einer  Beihe 
von  geschichtlichen  Darstellungen  ein- 
zelner Kompositionsgattungen  übernehmen. 
Es  erscheinen  zunächst:  Dr.  H.  Kretzschmar 
„Geschichte  des  neueren  deutschen  Liedes*  und 
Dr.  Arnold  Schering  „Geschichte  des  Konzerts". 
Es  werden  folgen:  Geschichte  der  „Solokantate**, 
des  „Chorlieds",  der  „Motette",  „Messe",  „Passion*, 
des  „Oratoriums",  der  „Oper",  der  „Klaviermusik" 
u.  s.  w.  —  Aus  den  „Mitteilungen"  ist  ferner  zu 
entnehmen,  dass  die  praktische  Nenausgabe  der 
Orchesterwerke  G.  Fr.  Händeis  durch  Max 
Seiffert  im  Sinne  Chrysander's  mit  dem  Concerto 
grosso  No.  J2  beginnt.  F.  Th.  Cursch-Bühren 
berichtet  über  die  1908  im  Verlage  von  Breitkopf 
&  Härtel  erschienenen  Kammermusik-,  Orchester-, 
Gesang-  und  Chorwerke.  Gesanglehrer  seien  auf 
die  deutsche  Singfibel  für  die  ersten  Schul- 
jahre aufmerksam  gemacht.  Der  Musikgeschichte 
dienen  die  Ausgaben  der  Werke  von  Melchior 
Frank,  Valentin  Hausmann,  Joh.  Pachelbel 
und  Martin  Zeuner  in  den  „Denkmälern  deutscher 
TonkxmBt"  und  inEitner's  „Publikationen'^  Das 
Ausland  ist  mit  der  Early  Bodleian  Music, 
Twelve  Elizabethan  Songs  und  mit  dem  vierten 
Band  der  Denkmäler  italienischer  Tonkunst 
(L'Arte  musicale  in  Italia)  vertreten. 

Im  nächsten  Sommer  finden  im  Prinzre- 
genten-Theater zu  München  in  der  Z^eit  vom 
12.  August  bis  11.  September  20  Festauffüh- 
rungen folgender  Richard  Wagnerischer 
Werke  statt:  „Der  Bing  des  Nibelungen"! 
„Tristan  und  Isolde",  „Der  fliegende  Hol- 
länder*, „Die  Meistersinger  von  Nürn- 
berg*. Zu  den  Dirigenten  gehört  in  diesem 
-l«^hre     auch    Felix     Weingartner.       Er     wird 


zwei  Aufführungen  von  „Tristan  und  Isolde"  leiten, 
Arthur  Nikis ch  dirigiert  die  „Meistersinger" 
und  Felix  Mottl  den  „Fliegenden  Holländer*. 
Ausserdem  werden  im  KönigL  Besidenz- 
Theater  und  Königl.  Hof-  und  National- 
theater  in  der  Zeit  vom  1.  bis  11.  Augast  10 
Festaufführungen  Mozart'scher  Opern  statt- 
finden, und  zwar :  „Die  Za aberflöte",  „Figaros 
Hochzeit",  „Entführung  aus  dem  Serail", 
„Don  Giovanni"  und  „Cosi  fan  tutte".  Bei 
den  Festaufführungen  wird  das  gesamte  Künstler* 
personal  des  Münchener  Hof-  und  Nationaltheaters 
in  Verein  mit  hervorragenden  auswärtigen  Gästen 
mitwirken.  Die  Oberleitung  der  Begie  ruht  in  den 
Händen  des  Kgl.  Intendanten  Prof.  Ernst  von 
Possart.  Die  musikalische  Leitung  ist  den  Herren 
Generalmusikdirektor  Felix  Mottl,  Prof.  Arthur 
Nikis  ch  (Leipzig)  und  Hofkapellmeister  Franz 
Fischer  übertragen.  Ausführliche  Prospekte! 
welche  alle  wissenswerten  Angaben  enthalten,  sind 
durch  die  Generalagentur:  Beisebureau  Schenker 
&  Co.,  München,  Promenadeplatz  16,  kostenfrei  zu 
beziehen. 

Zu  einem  kürzlich  von  Papst  Pius  X.  er- 
lassenen Motu  proprio  über  die  Beform  des 
Kirchengesanges  wird  der  „Wiener  Neuen  freien 
Presse"  von  berufener  Seite  mitgeteilt: 

„In  Born  wird  f  ör  Ostern  1904  eine  sehr  glän- 
zende dreizehnte  Jahrhundertfeier  des  heiligen 
Gregor  des  Grossen,  des  Schöpfers  des  Gre- 
gorianischen Kirchengesanges,  vorbereitet. 
Festlichkelten  aller  Art  sind  geplant;  ein  Kongress 
aller  Männer  der  Wissenschaft,  deren  Forschungen 
sich  mit  Gregor  dem  Grossen  beschäftigen,  soll  in 
der  ersten  Woche  nach  Ostern  iuBom  zusammen- 
treten. Ein  Aufruf  an  katholische  Gelehrte  aller 
Länder  ist  ergangen,  Vorträge  Über  Liturgie  und 
Kirchengesang,  die  durch  Gregor  eine  so  mächtige 
Förderung  erfahren,  zu  halten,  und  Schriften  über 
christliche  Archäologie  des  sechsten  und  siebenten 
Jahrhunderts  wie  über  den  liturgischen  Gesang 
sind  in  Vorbereitung.  Die  Jubelfeier  Gregorys  des 
Grossen  gibt  nun  Anlass  zur  Beratung  und  Be- 
gelung  des  von  den  Künstlern  verherrlichten 
Gottesdienstes.  Die  bedeutendsten  Kirchenmusiker 
und  Komponisten  kirchlicher  Musik  sind  eingeladen. 
In  Gegenwart  des  Heiligen  Vaters  soll  in  der 
Peterskirche  von  tausend  Sängern,  zum  Teil 
Mönchen  und  Seminaristen,  eine  grosse  feierliche 
Messe  zur  Aufführung  gebracht  werden,  wo  der 
reine  Gregorianische  Chorgesang  zur  Geltung 
kommen  soll.  Der  Erlass  des  Papstes  bereitet  auf 
diese  Dinge  vor,  er  richtet  sich  an  die  Bischöfe 
der  Welt  und  durch  die  Oberhirten  an  alle  Gläu- 
bigen. Eine  Beform  des  Chorals  und  der 
Kirchenmusik  ist  das  Ziel  des  Papstes,  der  die 
alten  traditionellen  Melodien  des  Gregorianischen 
Chorals  beim  Gottesdienste  wieder  einführen  will. 
Es  ist  in  Hinblick  auf  die  mächtige  Wir- 
kung des  Chorals   in   der   protestantischen 


—     57     — 


Kirche  schon  lange  das  Bestreben,  die 
grossen  instrnmentalen  Messen  za  besei- 
tigen. Mozart,  die  beiden  Haydn,  Chernbini 
sind  schon  seit  einiger  Zeit  verpönt.  Aber  der 
Papst  hat  zumeist  die  opemhaften,  virtuosen- 
massigen  Aoffühmngen  in  Italien  im  Ange.  Die 
Franzosen  haben  seit  zwanzig  Jahren  die  Beform 
des  Kirchengesanges  im  Auge.  Insbesondere  die 
französischen  Benediktiner  (von  Solesmes) 
sind  unablässig  in  der  Bückkehr  zum  alten  Gre- 
gorianischen Kirchengesange  tätig,  und  der  Papst 
steht  ganz  auf  ihrer  Seite.  Neue  Ausgaben  des 
alten  Kirchengesanges  sind  in  Cambrai,  Beims 
und    Digne    veranstaltet   worden.      Ebenso    hat 


Pustet  in  Begensburg  seit  1876  an  einer  neuen 
Bedaktion  arbeiten  und  drucken  lassen.  Die  Kon- 
gregation der  Biten  hatte  Pustet  in  Begensburg 
für  dreissig  Jahre  ein  Privilegium  gegeben.  Nun 
ist  dasselbe  erloschen  und  seit  1900  veranstalten 
französische  und  belgische  Musikverl^er  Ausgaben 
von  Choralgesängen,  in  welche  der  Papst,  ein  mu- 
sikalisch gebildeter  Mann,  der  sich  schon  als 
Bischof  für  diese  Angelegenheit  interessierte,  Ein- 
blick genommen  hat.  Sie  werden  in  Bom  zu 
Ostern  geprüft  und  besprochen  werden  und  danach 
ist  die  vollständige  Begelong  des  liturgischen 
Bituals  zu  erwarten.^ 


Bücher  und  Musikalien. 


Adolf  Rnthardt:  Studien  werke  für  Pianof  orte, 
op.  40  „Triller-Studien", 
op.  41  „Oktaven-Studien", 
op.  42  „Tonleiter-Studien", 
op.  43  „Präludien". 
Otto  Forberg-Lelpilff. 
Es   ist   mit  ebensoviel  Freude  als  Interesse  zu 
begrüssen,  dass  der  hochangesehene  Klavierpädagog 
Adolf  Buthardt  mit  vier  neuen,  trefflich  ausge- 
arbeiteten Studienwerken    das  Gebiet  der  instruk- 
tiven Klavierliteratur  pflegt.     Alle  vier  oben  an- 
gezeigten Werke  Buthardt^s  empfehlen  wir  um  so 
angelegentlicher,  als  sie  weit  über  der  bekannten, 
herkömmlichen    und   von   manchen   Lehrern   und 
Lehrerinnen    nach  wie  vor  benutzten  ünterrichts- 
literatur  stehen  und  weil  sie  nicht  allein  Produkte 
eines    tief  erfahrenen  Klavierpädagogen,    sondern 
auch  eines  warm  empflndenden,  ideenreichen  und 
mit  allem  Büstzeag   seiner  Kunst   ausgestatteten 
Musikers  sind. 

Obwohl  die  Triller-Studien  (op.  40)  zu- 
nächst einen  rein  technischen  Zweck  verfolgen,  so 
sind  sie  doch  auch  andererseits  ungemein  geeignet, 
das  musikalische  Gefühl  zu  beleben,  und  dienen 
darum  als  sehr  förderliches  Material  zur  Vervoll- 
kommnung eines  fein  ausgearbeiteten  Vortrags. 
Ich  halte  es  ftir  einen  besonderen  Vorzug,  dass 
sich  in  den  vorliegenden  Studien  werken  unausgesetzt 
technische  Zwecke  mit  echt  musikalischen  Mo- 
menten eng  verbinden.  Die  beiden  Hefte  geben 
reichen  Stoff:  Triller  ohne  Nachschlag  in  jeder 
Hand  allein,  Ketten-Triller,  Triller  über  Akkorden 
kurzer  Triller  mit  Nachschlag  imd  gleichzeitiger 
Triller  in  beiden  Händen.  Des  Weiteren  folgen 
Stadien  für  die  Ausführung  des  Trillers  ober-  und 
unterhalb  der  Melodie,  melodische  Ausnutzung 
des  Trillers,  Doppeltriller  und  Oktaven-Melodien 
mit  unterbrochenem  Triller  und  Terzen -Triller. 
Als  allerliebste  Vortragsstücke  empfehlen  sich 
durch  Zierlichkeit,  Eleganz  und  schöne  Melodie- 
führung insonderheit  die  Nummern  5,  6,  7,  8 
und  10. 


Wesentlich  unterscheiden  sich  von  den  eben 
besprochenen  Studien  die  dem  Oktavenspiele 
gewidmeten  des  op.  41.  Sie  sind  Eerruccio  Busoni 
zngeeignet  und  wenden  sich  an  fertigere  Spieler, 
da  sie  die  vollendete  Bravour  und  das  grossartige, 
faszinierende  Spiel  zum  Zwecke  haben.  £s  sind 
ohne  Ausnahme  ausgezeichnet  erfundene,  klang- 
und  wirkungsreiche  Charakterstudien,  worin  das 
tondichterische  Element  bedeutend  und  den  musi- 
kalischen Sinn  erfrischend  in  den  Vordergrund 
tritt.  Ein  „Präludium*^  grossen  Stils  leitet  das 
Ganze  ein  und  ist  neben  eminenter  Klangfülle 
auch  dnrch  den  ihm  innewohnenden  rhythmischen 
Wechsel  sehr  interessant.  Eine  ausgeprägte,  schöne 
Melodie  Hegt  in  der  Mittelstimme  und  wird  un- 
aufhörlich von  den  Oktavengängen  der  rechten 
Hand  umspielt  —  so  recht  eine  Vorstudie  für  den 
Liszt'schen  Klaviersatz!  Pur  das  gebundene 
Oktavenspiel  bietet  eine  melodisch  reizvolle 
„Kavatine^  schönes  Material,  während  eine 
hübsche  „Toccatina"  und  eine  energisch  sich 
entwickelnde  zweistimmige  ,Fuge*^  Anlass  geben, 
das  Spiel  der  Staccato-Oktaven  zu  kultivieren. 
Eine  „Caprice-*  führt  zum  gebundenen  Vortrage 
von  gebiochenen  Oktavengängen,  eine  höchst 
melodisch  gehaltene  „Idylle"  bringt  die  Ver- 
wendung des  Hanptthemas  in  Oktavengängen 
und  veranlasst  auch  zugleich  den  Spieler,  nach- 
setzende Oktaven  und  kurze  Oktaven-Triller  zu 
üben.  Feine  Stücke  sind  auch  die  zierlich  dahin- 
schreitende  „Gavotte"  und  der  „Trauermarsch"  mit 
seiner  si'.hönen,  gewichtigen  Melodie  nebst  dem 
scharf  kontrastierenden  Trio.  In  gleich  packendem 
Gegensatze  befinden  sich  die  beiden  letzten  Stücke 
des  Werkes:  ein  leicht  flatterndes  ,Allegretto 
scherzando"  und  eine  durch  mnsikalisches  Gewicht 
hervorragende  „Passacaglia",  welche  die  Sammlung 
prächtig  abschliessen.  Die  Passacaglia  ist  übrigens, 
bedeutend  überarbeitet  und  musikalisch  vertieft  in 
einer  Sonderausgabe  erschienen  und  stellt  sich 
in  ihrer  virtuosen  Ausstattung  als  exquisites 
Konzertstück  dar. 


—     58     — 


In  den  Tonleiter-Studien  (op.  42)  schreitet 
Hnthaxdt  mit  Bedacht  von  Leichtem  zn  Schwerem, 
von  Einfachem  zu  Kompliziertem  vorwärts  xmd 
bietet  mit  diesen  Etfiden  höchst  schätzenswerte 
Unterrichtsmaterialien.  In  durchaus  ungezwungener 
Weise  erwächst  hier  alles  aus  der  Grundform  der 
Tonleiter  und  es  ist  erstaunlich  zu  sehen,  wie  der 
Komponist  den  an  sich  ziemlich  spröden  Stoff  mit 
voller  Ueberlegenheit  und  Leichtigkeit  beherrscht 
und  dem  leitenden  Gedanken  des  Ganzen  unter- 
tänig macht  In  allen  diesen,  Professor  Emil 
Sauer  zugeeigneten  Etüden  ist  in  konsequenter 
Weise  auf  die  absolut  gleichförmige  Ausbildung 
beider  Hände  Bedacht  genommen.  Während  die 
ersten  beiden  Stadien  sich  als  ausgesprochene 
Uebungsstücke  darstellen,  die  gewissermassen  die 
Einleitung  des  Werkes  bilden,  lassen  sich  alle 
folgenden  viel  mehr  unter  dem  Gesichtspunkte 
von  Charakterstudien  betrachten.  So  die  dritte 
Nummer  als  zierlich  auftretende  „Caprice^S  ^^^  vierte 
als  „Saltarello"  und  die  fünfte  als  liebenswürdiger 
„Ländler*^  Ein  lebendig  empfundenes  und  in  der 
Darstellung  sehr  energisches  Stück  ist  die  sechste 
Studie  mit  ihrer  scharf  ausgeprägten  Physiognomie 
und  ihren  starken  Accenten,  während  sich  die 
folgende,  mehr  chromatischer  Natur,  durch  düsteres 
Kolorit  und  aufgeregte,  einheitlich  festgehaltene 
Stimmung  von  ihren  Vorgängerinnen  unterscheidet. 
Für  ein  Kabinetstück  hält  Referent  die  achte 
Studie,  welche  durch  Vornehmheit  des  musika- 
lischen Ausdrucks,  zarte  Melodiebildnng  und 
-Führung,  sowie  feinste  Miniaturmalerei  und  liebe- 
volle Behandlung  des  Arabesken werks  hervorragt 
und  —  peinlich  ausgearbeiteten  und  durchgeistigten 
Vortrag  vorausgesetzt  —  als  ungemein  anziehendes 
und  pikantes  Vortragsstück  gelten  darf.  Aehnliches 
gilt  auch  von  den  zwei  letzten  Nummern  der 
Sammlung:  die  neunte  Nummer  ist  wieder  ein 
geistreiches  „Capriccietto^*,  das  zunächst  die  Aus- 
führung der  Staccato-Tonleiter  im  Auge  hat  und 
durch  famose  Thematisier ung  und  feine  Imitation 
prächtig  wirkt;  die  Schlussnummer  ist  ein  „Perpe- 
tuum mobile**  leidenschaftlich  erregter  Natur,  wo- 
rin der  rechten  Hand  die  Hauptaufgabe  zufällt 
und  ein  musikalisches  Charakterbild  geschaffen 
ist,  das  in  seiner  Unmittelbarkeit  den  Hörer 
packt  und  alle  eigentlich  instruktiven  Absichten 
augenblicklich  vergessen  macht.  Allen  Studien 
des  Buthardt'schen  op.  42  aber  ist  eindringliche 
originale  und  vornehme  Melodik,  ausserordentlich 
interessante  Bhythmik  und  ungemein  geistreiche 
Harmonisierung  gemeinsam. 

Nicht  eindringlich  genug  kann  allen  musika- 
lischen Erziehern,  wie  Klavierspielern  überhaupt, 
die  Bedeutung  der  im  gleichen  Verlage  erschienenen 
Fünfzehn  Präludien  (op.  43)  nahegelegt  werden. 
Es  sind  Studien  zur  Förderung  des  polyphonen 
Stils,  Kompositionen,  welche  mau  sogleich  wegen 
der  Bestimmtheit  des  Ausdrucks  und  urgesunden 
Inhaltes   liebgewinnt.     Die   beiden,    Professor  Dr. 


HugoBiemann  zugeeigneten  Hefte  bergen  treff- 
liche Musik  und  sind  den  wertvollsten  Beiträgen 
auf  dem  Gebiete  der  modernen  ELlavierllteratur 
zuzurechnen.  Auch  hier  ist  die  künstlerisch  voll- 
endete Polyphonie  immer  nur  lediglich  Mittel 
des  Ausdrucks  und  Trägerin  eines  tieferen  ton- 
poetischen Gedankens  und  stets  ist  die  musika- 
lische Sprache  des  Komponisten  eine  vornehme, 
alles  Herkömmliche  und  schon  Gesagte  mit  Sicher- 
heit vermeidende.  Buthardt^s  Präludien  sind  Stu- 
dien höherer  Gattung,  deren  man  in  gleicher 
Güte  und  Vollendung  nicht  genug  haben  kann, 
ümsomehr,  als  unsere  Zeit  wiederum  das  polyphone 
Moment  mit  Fug  und  Becht  so  sehr  begünstigt 
und  unsere  gesamte  moderne  Kunst  sich  gerade 
in  ihren  hervorragendsten  Produktionen  hierauf 
stützt  und  auf  diesem  Fundamente  das  Bedeu- 
tendste geleistet  hat.  Buthardt's  durch  und  durch 
musikalische,  nach  Seite  der  Erfindung  wie  auch 
des  Satzes  hochstehende  Präludien  betrachtet 
Beferent  nicht  allein  als  treffliche,  kaum  zu  um- 
gehende Studienmittel  für  die  Durchbildung  des 
polyphonen  Klavierspiels,  sondern  vielmehr  auch 
als  ein  im  höchsten  Grade  preisenswertes  Hilfs- 
mittel, das  Verständnis  für  polyphone  Musik  über- 
haupt zu  heben  und  zu  beleben.  Denn  noch 
immer  existiert  eine  unendlich  grosse  Anzahl  von 
Lieuten,  die  immer  nur  horizontal  und  nicht  ver- 
tikal zu  lesen  und  zu  hören  verstehen.  Alle  hier 
besprochenen  Studienwerke  von  Adolf  Buthardt 
sind  übrigens  in  den  Konservatorien  von  Wien 
und  Leipzig  bereits  als  Studienmaterial  eingeführt 
worden. 

Ferd.  Uiunmel)  op.  74,  No.  5.  „Adagio  cantabile" 
für  Violoncello  mit  Pianofortebe- 
gleitung. 
Irait  Ealeabarf,  Leipilf. 
Die  Verlagshandlung  Ernst  Eulenburg  in  Leipzig 
bietet  mit  Ferdinand  HummePs  Adagio  cantabüe 
(H-moll)  ein  ausgezeichnet  schönes  Vortragsstück 
für  Violoncello  mit  Begleitung  des  Pianofortes. 
Die  sehr  sympathische  Komposition  ist  im  Original 
für  Violine,  Viola,  Violoncello,  Harfe,  Orgel  (oder 
Harmonium),  zwei  B-Ellarinetten  und  F-Hom  ge- 
schrieben, hinterlässt  aber  in  der  bestens  gelun- 
genen Bearbeitimg  durchaus  den  Eindruck  eines 
Originalwetkes  für  gedachtes  Soloinstrument.  Die 
von  Hummel  erfundene  Melodie  i^t  edel  und  aus- 
drucksvoll, von  ernstem  und  vornehmem  Charakter, 
dabei  von  bedeutender  Eindringlichkeit  und  dau- 
erndem Beize.  Die  Originalbesetznng  des  trefflichen 
Stücks  wird  unter  Umständen  nicht  immer  ohne 
Weiteres  zu  ermöglichen  sein,  und  da  kommt  dann 
genanntes  Arrangement  in  erfreulichster  Weise  zu 
Hilfe.  Ferdinand  Hummel's  Adagio  empfehlen 
wir  dringend  als  Produkt  eines  gesunden  und  fein- 
gebildeten Musiksinnes;  es  verdient  die  Beachtung 
ümsomehr,  als  es  zu  den  besten  Originalsachen 
der  einschlägigen  Literatur   gehört  und   sich  zum 


—    Ö9 


Vortrage  in  Konzert  and  Hans  als  vorzüglich  ge- 
eignet answeisen  wird. 

Eugen  Segnitz, 

öoby  Eberhardt,  op.  100.  „Violin-Carsus",  Heft  I 

(erste  Lage).    Für  Anfänger. 

HeiarlekAkoflem'f  Terlavy  Hifdebarf. 

Das  Werkchen  zeichnet  sich  dadurch  ans,  dass 

der  Schüler  nicht  viele  neue  Noten  za  lesen  bekommt, 

es  ist  immer  nar  ein  kleiner  Tonamfang,  der  znm 

Bau  dieser  Stodien   verwertet  worden   ist.    Anch 


mit  schwierigen  Tonarten  hat  der  Verfasser  Lehrende 
und  Lernende  verschont.  Der  Schüler  ist  dadurch 
im  Stande,  mehr  anf  seine  Bogenführang  und  auf 
einen  korrekten  Fiugeranfsatz  zu  achten.  Damm 
verdient  das  Opas  in  Wahrheit  den  Namen  „Studie^. 
£s  ist  aber  dringend  notwendig,  daneben  mnsi- 
kaiisch  anregende  Stückchen  mit  guter  Be- 
gleitung zu  gebrauchen,  die  den  Lehrern  ja  jetzt 
in  grosser  Menge  zur  Verfügung  stehen. 

Dagobert  LötoenthcU. 


Pädagogiscbe  Lesefrüchte. 

Mitgeteilt  von 
Helnrleh   Crermer. 


Dem  erziehenden  Unterricht  liegtallesan 
der  geistigen  Tätigkeit,  die  er  veranlasst. 
Diese  soll  er  vermehren  und  veredeln.  Die  Köpfe 
müssen  geweckt  werden!  Der  Schüler  muss  bald 
seine  Fortschritte  wahrnehmen,  dadurch  wird  am 
besten  sein  Interesse  geweckt  und  seine 
Selbsttätigkeit  angeregt.  Sie  regt  sich, 
wenn  er  fühlt,  dass  er  etwas  kann. 

Unmittelbare  Wirkung  auf  das  Gemüt  der 
Jugend,  in  der  Absicht  zu  bilden,  ist  Zucht.  Die 
Zucht  schaut  in  die  Zukunft  des  Zöglings.  Sie 
beruht  auf  der  Hoffnung  und  zeigt  sich  zu- 
nächst in  der  Geduld.  Ursprünglich  ist  die 
Zucht  ein  persönliches  Benehmen,  wo- 
möglich nichts  anderes  als  eine  freundliche 
Behandlung;  aber  sie  tritt  wirksam  hervor 
gegen  Schwächen  und  Fehler  des  Zöglings,  die 
die  auf  ihn  gerichtete  Hoffnung  vereiteln  könnten. 
Schickliches  Betragen  verlangt  die  Zucht;  natür- 
lichen Frohsinn  begünstigt  sie,  soweit  es  sich  mit 
dem  Unterricht  vereinigen  lässt.  Immer  aber  soll 
der  Zögling  den  Unterrichts-Gegenstand  fest  im 
Auge  behalten;  es  wäre  schlimm,  wenn  ein  Be- 
streben, sich  zu  produzieren  oder  sich  zu  belustigen, 
das  Uebergewicht  bekäme  und  die  Arbelt  ver- 
gessen machte. 

Der  gute  Erzieher  wird  sich  gern  dem 
Zöglinge  persönlich  angenehm  machen, 
wenn  dieser  nicht  das  Gegenteil  verschuldet.  Sanfte 
Worte  verhüten,  wo  es  irgend  sein  kann,  jede 
härtere  Massregel. 

Nicht  gleichgiltig  sieht  der  Erzieher  den 
Portschritten  zu,  die  dem  Unterricht  entsprechen; 
seine  persönliche  Teilnahme  oder  Besorgnis  wirkt 
sehr  stark  mit  dem  Interesse  zusammen, 
welches  beim  Lernen  mehr  oder  minder  erwacht 
ist,  falls  es  aber  fehlt  oder  gar  in  Widerwillen 
überzugehen  droht,  so  kann  es  durch  keine  Zucht 
ersetzt  werden.  Herbart. 

Suche  den  Unterricht  interessant 
zu   machen. 

Was   unsere   Teilnahme   und  Aufmerksamkeit 


in  vorzüglichem  Grade  in  Anspruch  nimmt,  was 
unser  inneres  Lebensspiel  auf  eine  naturgemässe 
Welse  erregt  und  erhöht,  nennen  wir  interessant. 
Will  man  sich  daher  der  ungeteilten  Aufmerk- 
samkeit einer  versammelten  Menge  bemächtigen, 
sie  fesseln,  so  muss  man  danach  trachten,  ihr 
durch  unsere  Persönlichkeit  oder  durch  die  Art 
und  Weise,  wie  wir  einen  Gegenstand  behandeln, 
reines  Interesse  einzuüössen  oder  interessant  zu 
werden. 

Für  den  Lehrer  hat  die  Fähigkeit,  den  Unter- 
richt interessant  zu  machen,  noch  ein  höheres 
Interesse,  weil  sie  den  Erfolg  hat,  dass  der  Schüler 
ein  freies  Wohlgefallen  an  dem  Wahren,  Schönen 
und  Guten  bekommt  und  sich  mit  diesen  grossen 
Dingen  gern  beschäftigt.  Wir  fragen  daher:  wo- 
durch wird  der  Unterricht  interessant?  und  ant- 
worten: 1.  durch  den  Wechsel,  2.  durch  die 
Lebendigkeit  des  Lehrers,  8.  durch 
seine  ganze  Persönlichkeit. 

„Der  Wechsel  ist  die  Würze  des  Lebens"  sagt 
ein  bekanntes  Sprichwort.  Wie  sollte  es  nicht  ein 
Bedürfnis  für  die  Jugend  sein,  denselben  Lehrstoff 
in  mannigfaltigen  Formen  und  Gestalten  erscheinen 
zu  sehen  ?  Denn  in  der  Mannigfaltigkeit  der  Stoffe 
kann  der  Lehrer  die  Abwechslung  in  der  Begel 
nicht  sehen,  sondern  in  der  Form  und  Manier  der 
Behandlung.  Darum  denket  auf  deren  Veränderung 
und  Wechsel!  — 

Aber  der  Wechsel  tut  nicht  alles,  nicht  einmal 
das  meiste;  mehr  schon  die  Lebendigkeit,  die  Er- 
regtheit, die  Frische  des  Lehrers,  seine  natürliche 
Lust  zu  lehren,  seine  Freude  an  dem  Gelingen 
schwacher  Versuche  u.  s.  w.  Ist  doch  die  Unter- 
richtskunst nicht  bloss  eine  Kunst,  mitzuteilen, 
sondern  zu  erregen,  zu  wecken  und  zu  beleben. 
Nur  das  Leben  erzeugt  Leben;  darum  eigne  dir 
möglichst  frische  Lebendigkeit  an,  und  zwar  durch 
Umgang  und  Anschauung  erregter  Menschen  und 
Lehrer;  durch  nüchterne  naturgemässe  Lebens- 
weise (denn  vieles  hängt  dabei  vom  Körper  ab), 
der  es  nicht  an  belebendem  Wechsel  fehlt;    durch 


—     60    — 


die  Vorstellnng  von  dem  Werte  und  der  Bedentnng 
des  Lebens,  in  Tätigkeit  zugebracht  (indem  wir 
doch  nur  soviel  gelebt  haben,  als  wir  tätig  ge- 
wesen sind);  durch  die  Anschannng  der  unend- 
lichen Tätigkeit  im  Natorleben  besonders  im  Früh- 
linge  nnd   durch  höhere,  religiöse  Verständigung 


über  den  Zweck  des  Daseins  und  den  Gedanken 
an  eine  Vorsehung,  die  den  Menschen  berufen  hat, 
daas  er  wirke,  so  lange  es  Tag  ist.  Kurz  durch 
deine  ganze  Persönlichkeit  suche  den  Unterricht 
Interessant  zu  machen. 

Diesterweg. 


MeiDDDgs-Austausch. 


Es  lag  weniger  in  meiner  Absicht,  mit  Frl. 
Bandmann  über  ihre  „Theorie  der  Tonbildung 
und  Technik''  zu  diskutieren,  obgleich  sich  da- 
gegen manches  sagen  Hesse,  als  dieselbe  zu  nötigen, 
sich  über  den  Ursprung  ihrer  Darlegung  auszu- 
sprechen. 

Mein  Zweck  ist  erreicht;  ich  erfahre  aus  ihrer 
Entgegnung  (Klavier-Lehrer  16.  Jan.  04),  dass  Frl. 
Bandmann   12   Jahre   Schülerin    von  Deppe   war« 

Von  meinem  Standpunkte  aus  war  es  geboten, 
dieselbe  zu  diesem  Bekenntnis  zu  drängen,  nicht 
allein,  weil  sie  in  ihrem  Aufsatze  im  „Klavier- 
Lehrer''  sich  durch  Nichterwähnen  Deppe*6  den 
Anschein  gibt,  als  wäre  sie  selbst  gewissermassen 
Pfadünderin,  aber  umsomehr,  als  sie  in  der  Zeit- 
schrift der  Internationalen  Musikgesellschaft 
(1902,  Heft  8)  veröffentlichte:  „dass  sie  ihre  An- 
regungen und  auch  die  Möglichkeit,  diese  in  die 
Praxis  zu  übertragen,  Herrn  Clarck  verdankt^, 
und  Deppe  als  ihren  Lehrer  nur  ganz  nebenbei 
erwähnt.  Diese  Aeusserung  musste  ein  sehr  be- 
greifliches Gefühl  der  Entrüstung  hervorrufen,  und 
ich  lese  deshalb  mit  Grenugtuung,  dass  Frl.  Band- 
mann sich  nun  entschlossen  hat,  diesen  Fehler 
wieder  gut  zu  machen,  indem  sie  nächstens  über 
ihren  Lehrer  Ludwig  Deppe  zu  schreiben  beab- 
sichtigt. Ich  werde  mich  freuen,  wem  ich  mich, 
wenigstens  in  Beziehung  zu  ihrer  Grundlage,  dann 
mit  ihr  einverstanden  erklären  kann. 

Emil  SöcJiting. 

Mit  besonderem  Interesse  habe  ich  in  No.  22 
des  „Ellavier-Lehrer*  aus  den  Verhandlungen  des 
Musikpädagogischen  Kongresses  über  die  von  Herrn 
Dir.  Vogt,  Hamburg,  erwähnte  nnd  mit  Nach- 
druck empfohlene  Konservatoriumsbibliothek  ge- 
lesen. 

Vielleicht  ist  es  mir  gestattet,  an  dieser  Stelle 
über  eine  Einrichtung  zu  sprechen,  die  ich  in 
meinem  Schülerkreise  seit  Jahren  mit  Erfolg  ein- 
geführt. 

Man  lernt  die  von  Herrn  Dir.  Vogt  erwähnten 
Schwierigkeiten  betreffs  des  für  die  Schüler  not- 
wendigen Notenmaterials  vielleicht  als  Privat- 
lehrerin in  einer  kleinen  Stadt  noch  mehr  kennen, 
wie  als  Leiter  eines  Konservatoriums,  da  man  hier 
vielfach  mit  kleinen  und  kleinlichen  Verhältnissen 
und  Ansichten  zu  rechnen  hat. 


Meistenteils  ist  es  den  Eltern  nicht  aufenehm, 
wenn  alle  zum  Unterricht  notwendigen  Noten  ge- 
kauft werden  sollen.  So  sind  mir  schon  zuweilen 
alte,  unbrauchbare  Noten,  die  sich  «irgendwo"  ge- 
funden oder  von  irgendwem*  geschenkt  wurden, 
mit  der  Bitte,  sie  zum  Unterricht  zu  verwenden, 
überbracht!  Eine  Musikalienhandlung  oder  gar 
Musikalienleihinstitut  gibt  es  ja  überhaupt  in 
kleinen  Städten  nicht  —  so  kam  ich  zu  der  Idee, 
ein  grösseres  Abonnement  in  der  nächsten  grossen 
Stadt  zu  nehmen  und  meine  Schüler  daran  teil- 
nehmen zu  lassen. 

Es  kommt  ja  allerdings  auch  hierbei  oftmals 
vor,  dass  beim  Notenwechseln  die  erbetenen  Noten 
„leider  nicht  vorrätig  sind",  und  bringt  auch  sonst 
noch  mancherlei  Mühe  für  mich  mit  sich,  aber  der 
Vorzug,  dsLk  erforderliche  Notenmaterial  zur  Ver- 
fügung zu  haben,  wiegt  manche  kleine  Mühen  auf. 

Ich  kann  darch  den  Ankauf  von  Noten  in  ^uten 
Ausgabjen,  die  ich  meinem  Abonnement  einverleibe, 
meinen  Schülern  Werke  geben,  die  sie  „leihweise^ 
iu  keiner  Musikalienhandlung  bekommen  würden. 
Da  ich  flnde,  dass  die  Schüler  auch  am  Besitze 
eigener  Noten  Freude  haben  und  Freude  haben 
müssen,  habe  ich  das  ,, Abonnement  mit  Prämie^ 
eingerichtet.  Sowie  die  Schüler  soweit  vorge- 
schritten sind,  dass  die  Sachen,  die  sie  spielen, 
dauernden  Wert  haben,  treten  sie  in  das  Abon- 
nement mit  Prämie  ein.  Ich  bin  bei  den  Eltern 
noch  nie  auf  Schwierigkeiten  bei  dieser  Einrichtung 
gestossen,  im  Gegenteil,  ich  höre  dieselbe  oft 
loben. 

Ich  abonniere  also  im  grösseren  Stil,  je  nach 
der  Zahl  der  teilnehmenden  Schüler,  und  diese 
zahlen  an  mich  für  das  Jahr  6  M.  bei  3  M.  Prämie. 
Das  Porto  trage  ich  und  habe  trotzdem  bei  ge- 
nügender Beteiligung  doch  die  Mittel  zur  jähr- 
lichen Anschaffung  irgend  eines  guten  instruktiven 
Werkes. 

Von  Zeit  zu  Zelt  lasse  ich  mir  eine  Auswahl- 
sendung von  Neu- Ausgaben  zur  Ansicht  schicken, 
wozu  ich  ja  im  „Klavier-Lehrer**  Anregung  genug 
finde.  Auf  dieee  Weise  bereichere  ich  meine 
Notenkenntnisse  und  kann  meinen  Schülern  neben 
den  alten  Meistern  auch  das  Gute  unserer  neuen 
Mnsikliteratur  bieten  —  ohne  ihnen  grosse  Kosten 
zu  verursachen. 

ii.  j:  .  .  .  r. 


Vereine. 

Mnsik-Sektlon 
des  AUg.  Deutschen  Lelireriiinen-Yereins. 

Im  Verband  Frankfurter  Musiklehrer  und 
-Lehrerinnen,  welcher  sich  zusanmiensetzt  aus 
der  Frankfurter  Musikgruppe  und  dem  Frankfurter 
Musiklehrerverein,  hielt  am  6.  Januar  Herr 
D.  Rahter  aus  Leipzig  einen  Vortrag,  in 
welchem   er   die  Geschichte   der  Klavierschule   in 

fressen    Zügen    besprach,     die     allmähliche    Ver- 
achung  des  Geschmackes  klarlegte,   wodurch   die 
Salonmufiik  sich  eine  herrschende  Stellung  erringen 


konnte.  Die  neuere  gute  Klavierliteratur  bietet 
ein  wirksames  Mittel  zur  Abhilfe.  Herr  Prof. 
Kwast  und  Frau  Frieda  Kwast-Hodapp 
hatten  es  Übernommen  eine  Auswahl  modemer, 
für  den  Unterricht  geeigneter  Tonstücke  praktisch 
vorzuführen.  Zum  Vortrag  kamen  aus  der  Jugend- 
literatur: A.  Krug  qp.  107  No.  1  und 2,  A.Nölck 
op.  70  Jdylle",  L  Norden  op.  28No.2,  G.  Kar- 
ganoff „Scherzino"  und  „Am  Bache^^  F.  Hen- 
ri ques  „Der  Puppe  Wiegenlied",  „Der  kleine 
Jockey"   und  „Brummkreisel",   Edm.  Parlow  op. 


—     61     — 


69  lyKobold**,  femer  einige  4händige  Stückchen, 
schlieBsllch  noch  schwierigere  neuere  Klavierstücke 
von  B.  Scholz,  B.  Zilcher,  H.  Kann,  E.  Na- 
prawnik  und  andere.  Die  zahlreich  erschienenen 
rachgenossen  und  Masikfrennde  spendeten  den 
Vortragenden  reichen  Beifall. 

Husikirildigogischer  Yerband. 

In  der  letzten  Vorstandssitznng  konnte  der 
Vorsitzende,  Prof.  Xaver  Scharwenka,  wieder  eine 
größere  Zahl  von  Neomeldongen  zum  Verbände 
zor  Kenntnis  bringen.  unter  ihnen  mehrere 
grosse  Konservatorien,  wie  das  Heidelberger  und 
das  Hannoversche  und  ein  Masikinstitat  in  Cassel. 
Die  in  der  vorigen  Sitzung  erwählten  Kommissionen, 
denen  die  mit  Meinungsäusserungen  versehenen 
.Verhandlungen^  zur  Sichtung  und  Durcharbeitung 
anvertraut  waren,  hatten  ihre  Aufgaben  vollendet 
und  auf  Grund  der  sich  ergebenden  Stimmen- 
mehrheiten kommen  die  Arbeiten  jetzt  zum  Ab- 
schluss.  Prof.  Scharwenka  und  Hr.  Musik- 
direktor Mengewein  übernahmen  die  Ausarbeitung 
der    Prüfungsordnung,    Hr.    Prof.   Holländer    und 


Frl.  Morsch  die  Aufstellung  der  Satzungen.  Be- 
züglich der  Zusammensetzung  der  Prüfungs- 
kommissionen in  den  verschiedenen  Provinzen  sind 
dem  Vorstande  zwar  schon  Vorschläge  gemacht, 
sie  genügen  aber  noch  nicht,  und  Proi^  Schar^ 
wenka  erbietet  sich,  an  hervorragende  Musiker  und 
Pädagogen  zu  schreiben,  um  sie  als  Kommissions- 
mitglieder zu  gewinnen. 

Zu  der  in  der  vorigen  Sitzxmg  ernannten 
Kommission  zur  Ausarl^itung  der  Lehrpläne 
haben  ihre  Mitwirkung  von  ausserhalb  zuge- 
sagt die  Herren  Direktoren  Schütze-Leipzig, 
Ogurkowski- Bromberg,  Vogt -Hamburg, 
Knetsch-Stettin.  Aufgefordert  war  noch  Herr 
Pieper-Krefeld,  von  ihm  war  noch  keine  Ant- 
wort eingelaufen.  Einige  der  Herren  lieferten 
bereits  Material  ein;  das  grosse  Interesse,  welches 
gerade  diesem  Zweige  der  Verbands-Arbeiten  zu- 
gewendet ist,  zeigt  sich  in  einer  Beihe  freiwillig 
eingesandter,  zum  Teil  sehr  wertvoller  Beiträge. 

Der  Vorstand. 

I.  A. 

Xaver  Scharwenka. 


I^P*  Der  heutigen  Nummer  liegt  ein  Prospekt  der  «/.  G.  Cotia' sehen  Buchhandlung 
Maehfoiger,  6.  m.  b.  Ä,  Stuttgart:  ^Ledert  und  Starke  Klavierschule,  Neu  bearbeitet  von 
Max  Pauer*^^  bei^  auf  welchen  wir  unsere  Leser  besonders  aufmerksam  machen,     D.  E» 


Konservatorium  der  Musik 
in  Kassel 

G^r.  1895.     Direktion:  L  Beyer.     Gegr.  1896. 

EbreilTOniix:  BefpieraDfirs-Präaident  tob  Troll  %m  Smli, 
flnf  KoalgMorffy  EzoelloDB  Generalin  tob  ColOMky 
Oberbürgermeister  Mllller  n.  A. 

dratoriam:  Pfarrer  Hau,  Soholdirektor  Prof.  Dr.  Kra»- 
anehert  Bankier  Pleal,  Jnstiarath  Sekeffer  u.  A. 

Lelirer :  IHe  Damen :  L.  BeTer,  Btasd-Fdriler»  KönigL  Opern- 
aingerin,  G^leeee-FaDronl«  ▲•  Taadlea.  Die  Herren: 
A.  Harldegna»  Eammervirtnoe.  Prof.  Dr.  Hibel, 
O.  Ealelecli,  Kgl.  KammermnaikflrJrK»  KleiüipHif 
KaL  Opemsänaer,  W.  Moabaapty  Kgl.Kammerma«fker, 
Bd.  Sehmidi,  Kgl.  Kammermnaiker,  H.  Sehnarbnaeh, 
TCgl-  Kammermoaiker  u.  A. 

ÜBterrichtfächer:  KUTier,  Violine,  OeUo,  Harfe  und  alle 
librigen  Orcheeterinstnunente.  Gesang,  Harmonie- 
ond  Kompcaitionslehre.  Musikgesohiohte.  Italienisoh. 
OroheaterspieL    Gehörübong.    liusikdikUt. 


OrgBüiSBlion:    Concertklassen.     Seminarklassen. 
Mittel-  und  Elementarklassen. 


Ober-, 


8tataleB  sind  kostenfrei  an  besiehen  durch  die  Sohriftleitong 
des  KonserTatorioma  Kassel.  Wilbelmshöher  Allee  48. 


l^ie  Einführung 
der  modernen  Etüde 
im  Unterrichtsplan, 

(„Klavier-Lehrer"  1902  No.  19—21) 
Von 

Anna  Morsch. 

Preis  90  Pfg. 

Verlag  „Der  Klavier-Lehrer"  (M.  Wolff), 
Beriln  W.  50. 


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Bohnellstens  nnd  in  sanberster  Ans- 
fthnmg    in    Noten^rpen- Druck    aü 
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(aus  St.  Petersburg) 

Hofpianistin,  Kammervirtuosin 

„HOFBURG" 
namburg-IJhlenlaorst. 

JESzama  Slooht 

Pianistin. 
Berlin  W.,  Bulowstr.  S8. 

Konzcrt-Vertr.:  R  WoliT,  Berlin. 

Gosangonterricht  erteilen: 

Frau  Felix  Schmidt-KOhne 

Concertsängerin  -  Sopran. 
Sprechstonde:  8—4. 

ProL  Felix  Schmidt« 

Berlio  W.,  Taaeozleostrasse  21. 

Franz  Gruiticke, 

Orgel,  Klavier,  Harmonielehre. 

Berlin  W.,  Steinmetzstr.  49". 

Martha  Remmert, 

Hofpianistiii,  Kammeryirtaoslii. 
Berlin  W.,  Meierottostr.  3. 

Flora  Scherres-Frledenthal 

Pianistin. 

Berlin-CliaFlottenburg, 

Kantstr.  160a. 

Prof.  Jul.  Heys  Oesangschule. 
Berlin  W.«  Elsholzstrasse  sn, 

am  Botanischen  Garten. 

30$^  UUtma  aa  motta, 

Pianist. 
Berlin  W..  PassMcrttrane  26. 

eii$abetb  Calana, 

Verfasserin  von: 
^Dle  Deppe'scHe  Lehre 

des  Elavierspiels^ 
Charlottenbnrx,  Qoettaestr.  80ni. 

Aosbildung  im  höheren  Klavierspiel 
nach  Deppe*soh«n  Chmudsätseni 

Ottilie  LichterfBld 

Pianigtm 
BerUn  W.,  Sankeatr.  28. 

Käte  FreudenfBld, 

Konaert-  u.  Oratoxiena&ngerin  (Alt) 
Berlin  W..  Passaaerstrasse  22  H. 

€nllie  V.  Iraner 

Gesangunterricht  (Meth.  Marchesi). 
Berlin,  Bajrentherstr.  27. 

/Vlusil('In$titut 

und  Seminar  für  Musiklehrerinnen 
von  HNIUI  mofSCl),  BerliM  Ul.,  Jlnsbacberstr.  37. 
ProiptMe  gratis,  auf  Oluntd)  aud)  brietlid)- 

Atemgymnastllc  -  Gesang. 

HathUde  Parmeiitler 

(Alt-  und  Mezzo-Sopran). 
Berlin  W.,  Blaenacheratraasa  lao. 

Prof.  Franz  Kullak. 

IClasaen  fflr  hftlieres  Klavlersplel. 

Berlin  W.,  Habsburger  Str.  4. 

Frau  Dr.  Luise  Krause 

Vorsteherin  der 

Schweriner  Musikschule 

Schule  fOr  höheres  Klavierspiel    und  flusbildung   von  Lehrl<ränen   nach 
dem  preisgekrönten  nnschauungsunterricht  der  Vorsteherin. 

15,  Harbnrgerstr.       BERLIN  W.,       Marbnrgerstr.  15. 

Prof.  Ph.  Schmitts 

Akademie  für  Tonkunst 

—  gegründet  1861 

T>fi.i*xa  Stadt 

EÜsabethenstrasse  86. 
Direktion:    Prof.  Ph.  Scbmitt. 

Aafnakme  jederzeit. 

Huduste  BSbtne-KSbler 

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No.  5. 


Berlin,  1.  März  1904. 


XXVII.  Jahrgang. 


lakatt;  A.  MeckleDburg:  Hans  von  Bülow  als  Musilc-  und  Klavierpldugoge.  Max  Arend:  Pietro  Raimondi,  der  grösste  Kontra- 
puoktiker  des  19.  Jahrhunderts.  (Schluss.)  Dr.  Karl  Storck:  Kritische  Rflclcschau  über  Konzert  und  Oper.  Mitteilungen  von 
Mochachulen  und  Konservatorien.  Vermischte  'Nachrichten.  Bücher  und  Musilcalien,  besprochen  von  Dagobert  LGwenthal, 
Anna  Morsch  und  Eugen  Segnitz.    Vereine.    Briefkasten.    Anzeigen. 


41$  musik-  und  Klaolerpadjigode. 


Von 
A.  necklenbarn;. 


Hans  von  Bülow*s  hervorragende  Ver- 
dienste, die  ihm  als  Pianisten  ersten  Ranges 
zukommen,  sind  von  berufenen  Paedem  oft 
und  genugsam  eingehender  Darstellung  ge- 
würdigt worden;  indem  man  mit  Recht 
Bulow's  Spiel  in  den  Gegensatz  zu  dem  Anton 
Rubinstein's  stellte,  gewann  man  die  einzig 
richtige  Charakteristik  seines  Klavierspiels. 
Bei  Rubinstein  war  es  der  ausgeprägteste 
Subjektivismus,  der  bei  seiner  Darstellung 
klassischer  und  moderner  Klavierstücke  zu 
Tage  trat,  ein  Subjektivismus,  der,  ohne  sich 
von  den  Schematen  einer  traditionellen  Vor- 
tragsweise binden  zu  lassen,  als  souveräner 
Herrscher  auftrat.  In  jedem  Augenblick  seiner 
Kunstdarstellung  den  Impressionen  seiner 
wahrhaft  dämonischen  Natur  ganz  hingegeben, 
konnte  er  manchmal  die  Form  zerbrechen, 
blos  um  den  unerbittlichen  Forderungen  seiner 
musikalischen,  schöpferischen  Seele  zu  ge- 
nügen, selbst  wenn  hinterher  seine  Klavier- 
interpretation sich  vor  dem  Forum  einer 
nüchternen  reflektorischen  Kritik  nicht  eigent- 
lich rechtfertigen  konnte.  H.  v.  Bülow  da- 
gegen, der  objektive  Interpret  ohne  Gleichen, 
der  seine   Künstleraufgabe  als  erfüllt  ansah, 


wenn  er  den  dem  jedesmaligen  Gegenstand 
seiner  Darstellung  ingenuinen  Gefühls-  oder 
besser  Gedanken  Inhalt  zum  Ausdiuck  bringen 
durfte.  Nur  dem  logischen  Element  der  Töne 
Rechnung  tragend,  legte  er  das  innerste 
Nervengeflecht  der  Komposition  bloss,  um  das 
jedesmalige  Kunstwerk  als  eigensten  musi- 
kalischen Niederschlag  des  Autorgeistes  vor 
den  Augen  der  Zuhörer  entstehen  zu  lassen. 

Seine  Intention  war  es,  die  künstlerische 
Physiognomie  der  verschiedenen  Klaviermeister 
soweit  mit  den  Mitteln  der  modernen  Technik 
darzustellen,  als  es  in  dem  Bereich  ihrer 
eigenen  Anschauungsweise  lag,  die  ja  durch 
ihre  eigene  musikalische  Entwicklung  und  die 
ihrer  Zeit  bedingt  war.  Jedem  Meister  blieb 
im  Klaviervortrag  Bülow's  die  Sphäre  ge- 
wahrt, in  der  er  lebte  und  schuf.  Das  ist 
Bülow's  unübertroffenes  Stilgefühl,  das  ihn 
u.  a.  auch  bewog,  den  ganzen  Beethoven 
historisch  in  allen  seinen  Perioden  in  vier 
Klavierabenden  vor  den  staunenden  Zuhörern 
zu  entfalten.  — 

Doch  wir  wollen  uns  hier  nicht  weiter  in 
eine  eingehende  Charakteristik  Bülow*s  als 
Pianisten  xai'  s^oy/iv  verlieren,  wir  haben  uns 


66    — 


im  Folgenden  die  Aufgabe  gestellt,  eine 
besondere  Seite  des  Bülow'schen  Wesens 
und  Wirkens  darzustellen,  deren  Würdigung 
bedeutend  hinter  der  seiner  pianistischen  und 
Dirigententätigkeit  zurückgetreten  ist,  ich  meine 
die  pädagogische.  Zwar  war  H.  v.  Bülow 
immer  Musikpädagog.  Dies  gilt  zunächst  im 
Bereiche  seiner  Direktionstätigkeit.  Schon  in 
Zürich  zeigte  sich  seine  Orchesterleitung  in 
herrlichem  Licht;  und  wahre  Wunder  wirkte 
dieselbe  an  der  durch  ihn  berühmten 
Meininger  Hofkapelle.  Nichts  anderes  hat 
letztere  auf  diese  glanzvolle  Stufe  der  Kunst- 
vollendung erhoben,  als  eben  der  erziehe- 
rische Geist  Bülow's,  der  sich  das  gesamte 
Orchester  bis  zum  Pauker  herab  zum  ge- 
fügigen Werkzeug  seiner  universellen  musi- 
kalischen Auffassung  machte.  Doch  dieses 
Direktionsgenie  Bülow's  lobend  hervorzuheben, 
hiesse  Eulen  nach  Athen  tragen.  Wenn  alle 
erfolgreiche  Pädagogik  ihre  treibende  Kraft 
darin  hat,  dass  sie  nach  einer  besonderen 
Richtung  hin  bestimmend  auf  den  Willen 
wirkt,  Bülow*s,  des  Dirigenten,  Erziehungs- 
kunst, kulminierte  in  der  kategorischen  Forde- 
rung 1.  einer  möglichst  klaren  und  präzisen 
Darbietung  des  motivischen  Gewebes  der 
Kompositionen  und  sodann  2.  einer  möglichst 
charakteristischen  Ton-  oder  Klangerzeugung. 
Was  Punkt  1  anbetrifft,  so  blieb  die  vom 
Meister  nach  sorgsamstem  Studium  der  Partitur 
einmal  festgestellte,  auch  die  verschlungensten 
Fäden  der  musikalischen  Gedanken  ent- 
wirrende und  wieder  in  ihrer  Einheit  zu- 
sammenfassende Phraseologie  das  unerbittliche 
Gesetz  für  die  Ausführenden.  Wie  strikt  war 
stets*  die  Beobachtung  auch  der  geringsten 
Phrasenbogen,  wie  hatte  auch  stets  die  unbe- 
deutendste 32tel  Note  oder  Pause  ein  wohl- 
bedachtes Plätzchen  in  dem  vielgliedrigen  Ge- 
füge des  Tongebäudes  angewiesen  erhalten! 
Welche  wohlmotivierte  Accentuation,  wie  war 
jede  Steigerung  vorbereitet,  welche  feinfühlige 
Kalkulation,  dass  die  dem  jedesmaligen 
Charakter  des  Stückes  angepasste  Klang- 
strömung den  eigentlichen  Motivfaden 
nicht  überflutet,  sondern  immer  auf  der  Ober- 
fläche erscheinen  lässt!  Und  nun  die  Klang- 
erzeugung I  Violinen  und  Bratschen  bringen 
Bogen  zur  Anwendung,  um  das  Piano  hervor- 
zubringen, anstatt  dass  Piano  mit  kurzem 
Striche  gespielt  wird;  langatmige,  melodische 
Piano-phrasen  werden  nun  statt  der  sonst 
üblichen  dürftigen  Markierung  klangvoll  ge- 
sungen. Durch  auf  solche  Weise  erzeugte Canti- 


lenen  werden  dann  oft  die  berauschendsten 
Wirkungen  hervorgebracht.  Auch  die  Kontra- 
bässewerden aus-  und  nicht  bloss  angestrichen. 
Die  Wirkung  ist  daher  oft  grossartig.  Die 
Tempis  werden  dem  Charakter  des  betreffen- 
den Stückes  gemäss  gewählt. 

Musikpädagoge  ist  Bülow  aber  auch  als 
ausübender  Künstler.  Auf  dem  Podium  des 
Konzertsaales  erschien  er,  —  und  wie  oft!  — 
um  als  rastloser  Didakt  das  Publikum  in  die 
tiefsten  Geheimnisse  der  Meisterwerke,  z.  B. 
der  letzten  Beethoven'schen  Sonaten,  einzu- 
weihen. Er  selbst  fasste  auch  seine  Virtuosen- 
tätigkeit sehr  oft  unter  dem  pädagogischen 
Gesichtspunkt  auf.  Mit  Vorliebe  nannte  Bülow 
seine  Klavierabende  bezeichnenderweise  ,»Kla- 
vierliteratur-Vorlesungen",  wie  er  in  einem 
Brief  an  Paul  Fischer  in  Zittau  von  Berlin 
aus  am  24.  September  1864  schreibt.  Auch 
redet  er  vielfach  von  seinen  Konzertveranstal- 
tungen als  von  „Klaviervorträgen'*.  Wohl 
war  und  fühlte  sich  Hans  von  Bülow  berufen, 
vor  allem  als  Prophet,  als  Berufener  und  Aus- 
erwählter, als  Hohepriester  der  reinsten  Kunst 
im  Konzertsaal  zu  erscheinen  und  als  ein  von 
jedem  eitlen,  flitterhaften  Virtuosentum  freies 
Werkzeug  des  göttlichen  musikalischen  Genius 
die  Welt  mit  den  höchsten  Offenbarungen  der 
Meister  aller  Zeiten  zu  erfreuen,  ähnlich  wie 
auch  der  Virtuose  Franz  Liszt  seinen 
hohen  Beruf  als  den  eines  Priesters  der  Kunst 
auffasste.  Aber  mit  diesem  hohen  Beruf  ver- 
band Bülow  jederzeit  den  didaktischen 
Nebenzweck,  ein  immer  tieferes  Verständnis 
für  die  alten  Meister  im  musikliebenden 
Publikum  anzubahnen  und  dasselbe  auf  ein 
Niveau  zu  erheben,  von  dem  sich  ihm  eine 
lohnende,  weite  Perspektive  auf  die  sonnbe- 
glänzten  Gefilde  der  durch  Liszt,  Raff,  Wag- 
ner etc.  vertretenen  neu-weimaranischen  Zu- 
kunftsmusik eröffnen  könnte. 

War  der  Virtuose  Bülow  als  musikalischer 
Lehrer  und  Erzieher  des  Publikums  und  — 
der  Kritik  mit  Einsetzung  aller  Kräfte  be- 
müht, durch  seine  eigenen  Klavierkonzerte 
der  modernen  weimaranischen  Richtung  zum 
Siege  zu  verhelfen  —  er  trat  als  erster  mit 
grosser  Begeisterung  für  Raff 's  Klaviersachen, 
z.B.  für  die  „Frühlingsboten**,  op.  55,  sowie 
für  Liszt' s  Werke  ein,  und  führte  sie  im 
Konzertsaal  auf  — ,  so  blieben  ihm  bei  dieser 
Arbeit  nicht  die  schwersten  Kämpfe  erspart. 
Auch  hier  bewahrheitete  sich  das  alte  Wort: 
„Ohne  Fleiss  kein  Preis",  ,.ohne  Kampf  kein 
Sieg". 


—    67    — 


Ich  sage  nichts  Neues,  wenn  ich  hier  an 
dieser  Stelle  hervorhebe,  dass  Bülow  seiner 
Ueberzeugung  von  der  bleibenden  Be- 
deutung der  neuen  Kunstrichtung,  welche  sein 
künstlerisches  Gewissen  in  ihm  stets  wach 
hielt,  auch  mit  der  Feder  in  der  Hand  Nach- 
druck zu  verschaffen  wusste.  Seine  reiche 
schriftstellerische  Tätigkeit  ist  als  das 
3.  Medium  anzusehen,  durch  welches  er  als 
musikalischer  Pädagoge  und  Didakt  auf  das 
Publikum  mit  grossem  Erfolge  zu  wirken 
verstand.  Wie  als  Virtuose,  so  war  Bülow 
auch  als  Schriftsteller  selbstredend  einer  Ent- 
wicklung unterworfen.  Wenn  wir  die  gesam- 
melten Schriften  Bülow's  einer  kurzen  Durch- 
sicht imterwerfen,  können  wir  in  ihnen  drei 
Perioden  unterscheiden,  die  sich  deutlich  von 
einander  abheben.  Auch  Bülow  hatte  eine 
Sturm-  und  Drangperiode;  es  gärte  und  stürmte 
in  dem  jugendlichen  Studenten,  der  im  Oktober 

1849  sich  in  Berlin  immatrikulieren  Hess,  um 
bald  mitten  in  die  heftig  tobenden  politischen 
Parleikämpfe  hineingezogen  zu  werden.  Wie 
es  aber  in  dem  Politiker  Bülow  —  er  ward 
ein  leidenschaftlicher  Anhänger  der  äussersten 
Demokratie  —  wogte  und  stürmte,  bis  sich  in 
ihm  eine  ganz  neue  Weltanschauung  unter 
schweren  Kämpfen  durchrang,  so  auch  in  dem 
Musiker  Bülow.  Er  wurde  Mitarbeiter  der 
„Demokratischen  Zeitung'',   die   vom   Januar 

1850  an  unter  dem  Titel  „Abend-Post"  er- 
schien, und  für  dieses  „anarchistische  Organ", 
wie  Bülow  es  später  von  gereifterem  Stand- 
punkt aus,  für  unsere  heutige  Anschauung 
nicht  ohne  Outrierung,  nannte,  lieferte  er  mu- 
sikalische Essays,  Kritiken,  die  ein  sprechen- 
des Zeugnis  für  seine  neuen  musikalischen 
Kunstanschauungen  gaben,  die  in  ihm  nach 
lebensvoller  Gestaltung  und  nach  ihrem  adä- 
quaten Ausdruck  rangen.  Hier  schwärmt  er 
für  das  philosophisch  begründete  Werk 
Richard  Wagner*s,  „das  Kunstwerk  der 
Zukunft",  das  sich  ja  nur  als  eine  spezielle 
Deklaration  der  in  der  „Kunst  und  Revolution" 
von  Wagner  kühn  und  scharf  aufgestellten 
revolutionären  Kunstansichten  darstellt.  Hier 
schwärmt  er  für  den  Beethoven  „mit  dem 
zerzausten  wilden  Haar"  und  dem  dämonische 
Funken  sprühenden  Blicke,  der  zum  Glück 
kein  königlich  preussischer  Hofkapellmeister 
sei.  Hier  wirft  er  in  ironischem  Uebermut 
dem  königlich  preussischen  Hofkapellmeister 
Herrn  Taubert  vor,  dass  er  so  starr  an  seinem 
Grundsatze  festhalte,  dass  man  alle  Musik 
hauptsächlich  mit  kaltem,   ceremoniellem  An- 


stand und  einer  gewissen  zahmen  Manier 
aufzufassen  habe,  „die  jedes  leidenschaftliche 
Feuer,  als  den  Gesetzen  des  Anstandes  zu- 
wider, fernhalte."  So  warf  Bülow  in  der  ra- 
dikalen „Abendpost"  den  Verehrern  des  alten 
Standpunkts  keck  den  Fehdehandschuh  hin 
und  entfaltete  mit  kraftvoller  Hand  in  ihrem 
Feuilleton  das  Banner  der  um  Richard  Wagner 
sich  scharenden  jüngsten  romantischen  Schule. 

Die  2.  Periode  des  schriftstellerischen 
Wirkens  Bülow's,  die  sich  etwa  von  1852,  von 
seinem  Debüt  in  der  neuen  von  Franz 
Brendel  redigierten  „Leipziger  Zeitschrift  für 
Musik",  dem  Organ  für  die  fortschrittlichen 
musikalischen  Tendenzen,  bis  18^7  datieren 
lässt,  ist  die  der  Vertiefung  in  die  Prinzipien  der 
neuen  Kunstrichtung,  des  völligen  Ausbaues 
und  der  tiefen  und  sicheren  Begründung  der 
mit  der  neuen  Aera  zusammenhängenden 
Kunsttheorieen.  Da  aber  die  klare  und  präg- 
nante Herausstellung  der  neuen,  als  wahr  er- 
kannten Kunstanschauungen  nur  auf  dem 
Wege  der  gründlichen  Auseinandersetzung  mit 
den  zahlreichen  Gegnern  erzielt  werden  konnte, 
so  darf  man  diese  Periode  im  allgemeinen 
als  die  polemische  bezeichnen  —  und  als 
Endresultat  dieses  kampfreichen  Prozesses,  in 
dem  Bülow  mit  seltener  Unerschrockenheit 
und  Sachkenntnis,  oft  auch  mit  leidenschaft- 
licher, rücksichtsloser  Verfechtung  seiner  Ueber- 
zeugung für  die  heilige  Sache  der  neuen 
Musik-Aera  eintrat,  ist  die  definitive  Fest- 
legung der  Kunstansicht,  die  zum  Schiboleth 
der  neuen  Schule  wird,  dass  Wagner,  Liszt, 
Berlioz  den  Höhepunkt  der  modernen  Ent- 
wicklung der  Musik  repräsentieren.  Es  ist 
hier  nicht  möglich,  die  einzelnen  Phasen  dieses 
heissen  Kampfes  Bülow's  n:it  den  Vertretern 
dergegnerischenPresse,R.  Wuerst,  G.  Engel, 
O.  Gumprecht  etc.,  während  der  Jahre  seiner 
„Knechtschaft  in  der  Berliner  Sandmetropole" 
die  lange  Kette  der  literarischen  Waffengänge 
Glied  für  Glied  zu  verfolgen.  Wir  erinnern 
nur  an  einen  markanten  Fall,  an  dem  zu  er- 
kennen ist,  wie  über  die  aufschäumende  po- 
lemische Leidenschalt  Bülow*s,  der  sich  in 
seinen  heiligsten  Kunstüberzeugungen  verletzt 
glaubt,  schliesslich  derDidaktiker  Bülow 
den  Sieg  davonträgt. 

Bülow  hatte  im  Januar  1857  in  Berlin  in 
einem  von  ihm  selbst  veranstalteten  Konzert 
u.  a.  die  grandiose  und  von  glühender  Leiden- 
schaft durchhauchte,  jetzt  allgemein  anerkannte 
„Sonate"  F^ranz  Liszt's  H-moll  vorgetra- 
gen.    Gustav    Engel,    der    musikaBsche 


68 


Referent  der  „Spener'schen  Zeitung**,. hatte  in 
No.  20  eine  im  ganzen  über  das  Opus  sich 
abfällig  äussernde  Kritik  erscheinen  lassen. 
Das  Hauptthema  wird  als  unkünstlerisch  ge- 
tadelt Das  ganze  Tongebäude  beruhe  auf 
„harmonischen  und  rhythmischen  lieber- 
schwenglichkeiten**,  die  das  Gesetz  der  Schön- 
heit aufs  äusserste  verletzten  u.  s.  w. 

In  der  Antwort  findet  Bülow  das  Vor- 
gehen des  Kritikers,  ein  solches  einer  durch- 
aus edlen  und  reinen  Richtung  angehörendes 
Werk  wie  die  H  moll-Sonate  in  einem  „alles 
Mass  und  Ziel  der  erlaubten  Polemik  über- 
schreitenden Tone"  anzugreifen  und  den 
ästhetischen  Geschmack  des  Publikums  zu 
verwirren,  nur  dadurch  zu  entschuldigen,  dass 
er  nin  der  Hitze  der  ParteUeidenschaft*"  ge- 
schrieben habe,  und  er  erbietet  sich  zum  Schluss, 
behufs  Anbahnung  eines  besseren  Verständ- 
nisses, dem  Kritiker  die  Sonate  vorzuspielen 
und  eingehend  musikalisch  zu  analysieren. 
Hier  wird  der  leidenschaftliche  Polemiker  zum 
ruhigen  Didaktiker  und  Pädagogen,  der  durch 
das  Medium  verstandesmässiger,  objektiver, 
analysierender  Reflexion  den  Gegner  zu  be- 
kehren und  in  sein  Lager  herüberzuziehen  sucht. 

Wenn  Liszt  ausgesprochen  haben  soll, 
„Bülow  ist  ein  Schulmeister,  aber  ein  vor- 
nehmer** —  der  Gegenbeweis,  dass  er  die 
Aeusserung  nicht  getan  habe,  ist  noch  nicht 
angetreten  worden  — ,  so  lässt  sich  dieses 
Wort,  das  den  innersten  Kern  der  Bülow'schen 
Künstlernatur  mit  treffender  Wahrheit  charakte- 
risiert, besonders  auf  die  in  der  dritten  Periode 
seines  schriftstellerischen  Schaffens  (von  1857 
an)  entstandenen  Schriften  anwenden,  in 
denen  sich  neben  den  früheren  ein  ganz  neues 
Element:  das  speziell  klavier-pädagogische 
wiederspiegelt. 

Und  umsomehr  mussten  die  Schriften  der 
dritten  Periode  zum  grossen  Teil  als  ein 
Spiegelbüd  der  einzigartigen  klavier-pädago- 
gischen  Erfahrungen  und  Errungenschaften 
des  Meisters  erscheinen,  als  in  seinem  äusseren 
Leben  zu  den  noch  weiter  geübten  Tätigkeiten 
des  Virtuosen,  Dirigenten  und  Schriftstellers 
noch  die  äusserst  fruchttragende  praktische 
Tätigkeit  des  Klavier  -  Erziehers  hinzutrat.  — 
Auf  die  Auffoiderung  von  A.  B.  Marx  hin 
übernahm  Bülow  1855  den  Posten  eines  ersten 
Klavierlehrers  am  Stern-Marx'schen  Kon- 
servatorium in  Berlin  an  Stelle  Theodor 
Kullaks  und  war  von  18ö5  bis  1864  die  be- 
lebende Sonne  dieses  Instituts.  Im  Sommer 
der  Jahre  1884,  85  und  86  hielt  Bülow  ferner 


am  Raff-Konservatorium  zu  Frankfurt 
am  Main  Unterrichtskurse  für  höheres 
Klavierspiel  ab,  an  welchen  nicht  bloss  die 
bereits  aul  hoher  Stufe  künstlerischer  Aus- 
bildung stehenden  Schüler  des  Konservatoriums 
selbst,  sondern  auch  ein  grosser  Kreis  dem 
Konservatorium  selbst  fernstehende  Pianisten, 
Pianistinnen,  Musikschriftsteiler,  Kapellmeister 
aus  aller  Herren  Länder  teilnahmen,  die  mit 
grossem  Eifer  seinen  geistreichen  Vorträgen 
lauschten  und  den  segnenden  Einfluss  seines 
pädagogischen  Genies  erhielten.  So  tief  war 
der  Trieb  zum  Lehren  in  der  künstlerischen 
Natur  Bülow's  begründet,  so  sehr  strebte 
dieser  nach  fruchtreifer  Betätigung  und  Ent- 
faltung in  den  weitesten  Kreisen,  dass  Bülow 
eine  Zeit  lang  zur  Befriedigung  desselben 
gleichzeitig  am  Raffschen  Konservatorium  in 
Frankfurt  und  bei  Klindworth  in  Berlin 
unterrichtete.  Als  reifste  Frucht  ernstester 
Tätigkeit  und  Erfahrung  als  Lehrer  haben  wir 
die  Artikel  Bülow's  über  „Alkan**,  über 
„Haberbier**,  über  „Louis  Ehlert**,  über 
„Ferdinand  Hiller*,  „Adolf  Jensen**,  die 
in  der  „Neuen  Zeitschrift  für  Musik**,  Bd.  59, 
Heft  15  erschienenen  „Ausgrabungen  eines 
Klavierlehrers**  anzusehen,  denen  etwa  noch 
aus  späterer  Zeit  der  für  die  „Signale**  ge- 
schriebene Artikel,  vielmehr  Nekrolog  über 
Karl  Tausig  vom  22.  August  1871  anzu- 
reihen wäre.  Vieles  in  diesen  Artikeln  hie 
und  da  Gesagte  hat  für  die  Klavierpädagogik 
im  allgemeinen  grundlegende  Bedeutung 
und  findet  seine  Vervollständigung  an  den  in 
einzelnen  Briefen  Bülow 's,  besonders  an 
V.  Bronsart  und  Louis  Köhler  nieder- 
gelegten klavierpädagogischen  Prinzipien,  so- 
wie in  seinen  instruktiven,  in  den  weitesten 
Kreisen  bekannten  Ausgaben  von  Klavier- 
werken, die  mit  dem  darin  enthaltenen  enormen 
Material  an  technischen  Ratschlägen  und  ein- 
gehenden Analysen  uns  ein  wesentliches  Bild 
seiner  klavierpädagogischen  Grundsätze  und 
erfahrungsreichen  Lehrmethode  liefern.  Zu 
letzteren  instruktiven  Werken,  die  ältere  und 
andere  gleichzeitige  Bearbeitungen  und  Aus- 
gaben siegreich  verdrängt  und  seit  geraumem 
Gemeingut  der  gesamten  gebildeten  Klavier- 
welt geworden  sind,  gehören  vor  allem  die 
Herausgabe  von  „18  Stücken**  des  Domeniko 
Scarlatti,  die  Philipp  Emanuel  Bach- 
sche  „Sonaten-Bearbeitung**,  die  Editionen 
der  Beethoven'schen  „Sonaten  und  Varia- 
tionen etc. 

(Fortsetzimg  folgt.) 


der  gr$$$te  Kontrapunkilker  des  19«  JabrbHiulem. 


Von 
Max  jLrend. 

(Schlass.) 


In  den  Jahren  von  1807—1848  hat  Rai- 
mondi  im  Ganzen  62  Opern  für  die  Haupt- 
theater Italiens,  sowie  eine  ganze  Reihe  von 
Balletten  und  ähnlichen  Werken  geschrieben. 
Diese  Werke  sind  es  jedoch,  wie  wir  sogleich 
sehen  werden,  nicht,  die  uns  heute  veran- 
lassen können,  seiner  zu  gedenken.  Auch  ist 
er  durch  sie  ausserhalb  Italiens  kaum  bekannt 
geworden.  Hierzu  wirkten  mehrere  Um- 
stände mit:  einmal  sein  zurückgezogenes, 
beinahe  einsiedlerisches  Wesen,  sodann  die 
spröde  Natur  seiner  Kompositionsmanier  — 
sein  Vorzug  war  lediglich  eine  ausserordent- 
lich feine  Arbeit,  nicht  aber  starke  und  in  die 
Augen  fallende  Effekte  — ,  endlich  aber  das 
Auftreten  von  Rossini,  dessen  Laufbahn 
ebenfalls  im  ersten  Jahrzehnt  des  19.  Jahr- 
hunderts begann  und  der  die  ganze  Aufmerk- 
samkeit des  Publikums  durch  den  Glanz  seiner 
Kunst  auf  sich  zog.  Nur  einmal,  kurz  vor 
seinem  Tode,  trat  er  in  Rom  durch  die  wieder- 
holte Aufführung  seines  Hauptwerkes,  des 
Tripel-Oratoriums  „Josef**,  in  den  Mittelpunkt 
des  musikalischen  Interesses.  Vorher  aber 
müssen  wir  noch  einen  Blick  auf  seine 
künstlich-kontrapunktischen  Werke  werfen. 
Die  Idee  des  Kontrapunktes  besteht  darin, 
dass  die  kontrapunktischen  Stimmen  sich 
zwar  dem  Ganzen  der  Komposition  einordnen, 
aber  doch  eine  starke  Selbständigkeit  haben. 
Wir  sehen  den  Lehnsstaat  des  Mittelalters 
vor  uns  im  Gegensatz  zum  Imperium  Ro- 
manum,  der  Einheit,  der  sich  Alles  unter- 
ordnet, und  den  in  der  Musik  die  begleitete 
Melodie  im  homophonen  Stile  wiedergibt. 
Wäre  es  nun  möglich,  diese  individualistischen, 
ja  anarchistischen  Tendenzen  des  Kontra- 
punktes auszudehnen  und  auf  ganze  Stimm- 
gruppen, ja  schliesslich  auf  ganze  Werke  zu 
übertragen?  Mit  der  Bejahung  dieser  Frage 
setzt  Raimondi  ein.  So  hat  er  geschrieben: 
„4  vierstimmige  Fugen"  in  verschiedenen  Ton- 
arten, welche,  gleichzeitig  ausgeführt,  eine 
„16stimmige  Fuge"  ergeben,  ferner  „6  vier- 
stimmige Fugen"  in  verschiedenen  Tonarten, 
welche,  gleichzeitig  ausgeführt,  eine  „24s tim- 
migc  Fuge"  ergeben  (beide  Werke  gedruckt 
bei  Tiberina  in  Rom  erschienen),  eine  „Fuge 


zu  64  Stimmen"  in  „16  Chören",  sowie 
eine  ganze  Reihe  ähnlicher  Werke. 

lieber  diese  Kontrapunkt-Künste  hat  sich 
Raimondi  auch  literarisch  in  mehreren  Schriften 
geäussert. 

Das  Interessanteste  aber  ist,  dass  zu  der- 
selben Zeit,  als  Wagner  über  seine  Nibe- 
lungentrilogie  nachzusinnen  begann,  Rai- 
mondi eine  Trilogie  ganz  anderer  Art  in  Rom 
zur  Aufführung  brachte  und  damit  einen  Erfolg 
erzielte,  dessen  Aufregungen  dem  sich  sonst 
geflissentlich  stets  im  Hintergrunde  haltenden 
Greise  beinahe  das  Leben  gekostet  hätten, 
nämlich  „drei  Oratorien",  welche  gleich- 
zeitig aufführbar  sind.  An  diesem  Werk 
hatte  Raimondi  von  Oktober  1844  bis  Ende 
1848  gearbeitet.  Im  Jahre  1852  wurde  es 
mehrere  Male  in  der  Zeit  vom  7.  August  bis 
29.  September  als  Festauflführung  —  wem  fiele 
nicht  der  Hügel  in  Bayreuth  mit  dem  roten 
Wagnertheater  ein?  —  in  Rom  in  der  Weise 
aufgeführt,  dass  die  8  Einzeloratorien  an  drei 
aufeinanderfolgenden  Tagen  unter  Leitung 
von  anderen  Dirigenten  —  Salesi,  ßattaglia 
und  Terziani  — ,  am  vierten  Tage  aber  die 
drei  Werke  gleichzeitig  unter  Raimondi 
persönlich  gegeben  wurden.  Das  Publikum, 
das  an  den  vorhergehenden  Tagen  die  Einzel- 
werke hatte  kennen  lernen  und  nun  dem  un- 
geheuren Apparat  des  Tripel-Oratoriums  mit 
einer  Zahl  von  etwa  400  Ausführenden  gegen- 
überstand und  sah,  dass  die  Meisterschaft  des 
Komponisten  das  klare  Verfolgen  der  Einzel- 
werke zuliess,  wurde  von  Staunen  und  Be- 
wunderung ohne  Gleichen  ergriffen.  Fetis 
berichtet  uns,  dass  die  Zuhörer  sich  spontan 
erhoben  und  Schreie  der  Bewunderung  aus- 
stiessen,  dass  im  Saale  eine  Aufregung 
herrschte,  die  man  nicht  beschreiben  kann, 
und  dass  der  Enthusiasmus,  den  das  Werk 
erregte,  bei  allen  Wiederholungen  anhielt.  Der 
Komponist  aber,  der  so  am  Lebensabend  ans 
Ziel  gekommen  war  und  einen  vollen  Sieg 
errungen  hatte,  musste,  vor  Aufregung  ohn- 
mächtig, hinausgetragen  werden.  Er  überlebte 
auch  seinen  Triumph  nicht  lange:  am  30.  Ok- 
tober 1853  starb  er  in  Rom  —  und  seitdem 
kümmert  sich  Niemand  mehr  um  seine  Kunst. 


—     70     — 


Riemann  vermutet  in  seinem  „Musik- 
lexikon** (sub  voce  Raimondi),  dass  die  kontra- 
punktischen Kombinationen  unseres  Kompo- 
nisten zwar  originell  seien,  aber  wohl  einen 
eigentlichen  Kunstwert  nicht  hätten,  weil  sie 
der  Erfindung  zu  viele  Fessehi  anlegten.  Das- 
selbe liesse  sich  mit  Bezug  auf  allen  Kontra- 
punkt sagen,  und  ich  habe  oben  gezeigt,  dass 
Raimondi*s  Gedanke  eine  zwar  sehr  kühne, 
aber  durchaus  folgerichtige  Endentwicklung 
der  Idee  ist,  die  im  Kontrapunkt  überhaupt 
liegt:  der  Idee  der  nur  relativen  Unterordnung 
bei  relativer  Selbständigkeit.    Dieser  Gedanke 


von  Raimondi  musste  einmal  von  einem 
Musiker  gedacht  und  betätigt  werden,  und 
dass  er  es  gerade  zu  einer  Zeit  wurde,  wo 
Wagner  jede  Form,  die  nicht  aus  dem  Inhalte 
selbst  heraus  geboren  wird,  als  „an  sich  ab- 
geschmackt*' verwirft,  nimmt  uns  aus  allge- 
meinen Erfahrungen  nicht  wunder.  Nach- 
dem aber  der  Kontrapunkt  durch  Raimondi 
„zu  Ende  gedacht"  worden  ist,  besteht  für 
die  musikalische  Welt  ein  sehr  erhebliches 
Interesse  daran,  diesen  Gedanken  zu  erhalten. 
Und  darum  verlohnt  es  sich  schon,  des 
kühnen  Musikers  zu  gedenken,  der  ihn  gedacht 


=  Kritische  Bückschau  : 

über  Konsert  and  Oper. 

Von 

Dr.  Karl  Storek. 


Endlich  ist  auch  wieder  einmal  etwas  ans 
unserem  mnslkdramatiachen  Leben  zn  berichten.  Das 
„Theater  desWestens^brachte  Marschner's  j,T  em  pl  e  r 
und  Jüdin"  wieder  einmal  zor  Anfführnng.  Die 
Musikgeschichte  zeigt  eine  tragische  Erscheinung, 
die  die  anderen  Künste  nicht  oder  doch  in  weit 
geringerem  Masse  erleiden.  In  der  Musik  bringt 
der  grössere  Nachfolger  seine  Vorgänger  um  die 
beste  Wirkung;  man  möchte  das  Fremdwort  ge- 
brauchen: er  absorbiert  sie.  Die  Prärafaeliten 
—  ich  meine  jetzt  die  alten  —  haben  ihren  Beiz 
behalten  trotz  des  ihre  Ziele  erfüllenden  Bafael* 
Q-abriel  Turne  r's  Auffassung  der  Landschaft 
fesselt  uns  nachhaltig,  trotzdem  bei  ihm  der  Im- 
pressionismus noch  in  den  Einderschuhen  steckt. 
Signorelli  bleibt  neben  Michelangelo  be- 
stehen ;  Schongauer  und  Grünewald  neben 
Dürer.  Ebenso  in  der  Poesie.  Es  st&nde  um 
unsere  Lyrik  schlimm,  wenn  alles  das  der  Ver- 
gangenheit anheimfiele,  was  bei  Goethe  in 
höherer  Vollkommenheit  sich  findet.  Immerhin 
ist  hier  vor  allem  auf  dramatischem  Gebiet  das 
Verhältnis  für  die  Vorläufer  weit  ungünstiger,  als 
in  der  Malerei.  Am  schlimmsten  aber  ist  es  in  der 
Musik.  Job.  Seb.  Bach  hat  alle  seine  Vor- 
gänger so  umschlossen,  dass  die  Musikgeschichte 
sie  sogar  für  wissenschaftliche  Zwecke  erst  wieder 
ausgraben  musste.  Für  den  Musikgenuss  kommen 
sie  nicht  mehr  in  Betracht  Vor  Schubert 's 
Glanz  sind  alle  älteren  Sterne  am  deutschen  Lieder- 
himmel erblasst.  unter  Bichard  Wagner' s 
üebergewicht  leidet  Niemand  schwerer,  als  jene, 
auf  deren  Schultern  er  steht:  Weber  und 
Marschner.  Der  letztere  weit  mehr  als  der 
erstere,  weÜ  er  dem  Musikdrama  Wagner's  näher 
steht,  Weber 's  „Freischütz^  grünt  heute  noch  so 
frisch,  wie  am  ersten  Tag,  weil  Wagner  das  eigent- 


liche Gebiet  dieser  Oper,  das  romantische  Volksleben 
kaum  streifte.  Die  „Euiyanthe''  ist  dagegen  nicht  zu 
retten;  nicht  bloss  des  unglücklichen  Textes  wegen, 
sondern  weil  sie  durch  „Lohengrin'*  in  musikalischer 
Hinsicht  aufgesogen  wird  Viel  ungünstiger  liegt 
das  Verhältnis  noch  bei  Marschner,  weil  bei  ihm 
das  Yolksttlmliche  Element  nicht  in  jener  idealen 
Weise  wie  im  „Freischütz^  mit  dem  dramatischen 
verbunden  ist,  sondern  mehr  als  Episode  oder 
geradezu  als  Hemmnis  für  die  dramatische  Ent- 
wickelung  wirkt.  Alles  Hochdramatische  aber  ist 
im  Keim,  was  bei  Wagner  zu  voller  Pracht  aus- 
gewachsen ist.  Wenn  wir  im  Frühling  an  jedem 
kleinen  Strauch  die  zarten  Blätterknösplein  her- 
vorgucken sehen,  sind  wir  voll  dankbaren  Ent- 
zückens über  jeden  grünen  Schimmer.  Geniessen 
wir  in  der  vollen  Blätter-  und  Blumenpracht  des 
Sommers  die  viel  reichere  Erfüllung,  so  vergessen 
wir  jener  bescheidenen  Versprechungen. 

Nun  dürfen  wir  freilich  nicht  vergessen,  dass 
Marschner  durchaus  nur  Musikantennatnr,  dass  er 
eigentlich  kein  Dramatiker  ist,  trotz  des  ausge- 
prägten Sinnes  für  theatralische  Wirkung,  die  ihm 
eigen  ist.  Es  geht  darum  ein  innerer  Zwiespalt 
durch  seine  Werke.  Ich  glaube,  ohne  das  Vorbild 
Weber's  wäre  Marschner  ganz  in  den  Geleisen  der 
alten  Nummemoper  geblieben,  ihm  wäre  die 
Dichtung  nur  als  das  —  zufällig  dramatisch  zu- 
rechtgezimmerte —  Gerüst  erschienen,  an  dem  sich 
die  musikalischen  Guirlanden  und  Bouqoets  an- 
heften Hessen.  Im  „Hans  Heilfng'*  ist  dieses 
Gerüst  so  knapp  gehalten,  dass  die  Wucherungen, 
die  Marschner  über  alles  liebte,  die  Grundlinien 
nicht  verdecken  können.'  In  „Templer  und  Jüdin'' 
besteht  das  Textbuch  eigentlich  schon  bloss  aus 
Episodenwerk.  Ohne  die  Kenntnis  des  Scott'schen 
Bomans    „Ivanhoe^'    bleibt    das    Ganze    in    seinen 


—     71     — 


tieferen  Beweggründen  nnverständlich  und  ist  im 
Grund  nicht  mehr,  als  eine  Anekdote.  So  ist  man 
▼on  ▼omherein  geneigt,  Jede  Szene  abgeschlossen 
fftr  sich  und  nicht  als  Teil  eines  höheren  Ganzen 
za  betrachten.  In  diesen  einzelnen  Szenen  ist  viel 
Schönes,  ja  ^nnderbares,  nnd  der  musikalische 
Reichtum  ist  so  gross,  dass  man  bei  einer  g^ten 
Aufführung  immer  auf  seine  Kosten  kommt.  Aber 
die  Aufführung  muss  so  gut  sein,  dass  sie  die 
musikalischen  Schönheiten  so  herausbringt,  dass 
jede  einzelne  Nummer  für  sich  imstande  ist  zu 
wirken.  Das  «Theater  des  Westens"  ist  zu  einer 
solchen  Aufführung  nimmermehr  imstande.  Das 
Orchester  reicht  nicht  aus,  völlig  versagt  der  Chor, 
der  hier  Prachtaufgaben  zu  lösen  hat.  Von  den 
Solisten  sind  Luria  als  „Templer*,  Stammer  als 
„Tack"  gut.  Fr&ulein  Roxy  Eiug  ist  sicher  ein 
grosses  Talent;  ihre  ,, Jüdin**  wird  immer  Aner- 
kennung finden,  wenn  man  auch  zugeben  muss, 
dass  die  Anf&ngerin  für  diese  Aufgabe  noch  nicht 
zoreichtv  Der  Rest  ist  ungenügend,  zum  Teil  schlecht 
Dem  .Theater  des  Westens*  ist  suzngestehn,  dass 
es  getan  hat,  was  in  seinen  Kräften  steht.  Aber 
diese  Kräfte  sind  eben  unzulänglich.  — 

Im  übrigen  stand  unser  Musikleben  in  der 
letzten  Zeit  im  Zeichen  grosser  orchestraler 
Veranstaltnilgen,  wobei  man  sich  der  Wahr* 
nehmung  nicht  entziehen  konnte,  dass  das  Diri- 
genten-Virtuosen  tum  beinahe  schon  als  etwas 
Selbstverständlicbee  hingenommen  wird.  Innerhalb 
einer  Woche  wurde  Beethoven's  „Eroica**  drei- 
mal vom  gleichen  Orchester  unter  verschiedenen 
Dirigenten  aufgeführt.  Man  rühmt  inuner  die 
Elastizität  unserer  Philharmoniker,  die  fähig  sind, 
jedem  Dirigenten  gerecht  zu  werden.  Das  ist  auch 
gewiss  eine  bedeutende  Leistung,  ich  kann  aber 
nicht  sagen,  dass  ich  mich  ihrer  besonders  zu 
freuen  vermag,  wenn  sie  nun  dazu  ausgenutzt 
wird,  dass  der  einzelne  Dirigent  ihm  gegenübertritt, 
wie  der  Klavierspieler  einem  beliebigen  Flügel. 
£r  sorgt  höchstens  dafür,  dass  die  Firma  gut  ist. 
Der  Qeiger,  der  Bläser  steht  seinem  Instrument 
viel  persönlicher  gegenüber,  als  diese  Dirigenten 
dem  Orchester.  Auch  ein  Orchester  ist  eine  Persön- 
lichkeit. Es  ist  eine  der  höchsten  Aufgaben  des 
Dirigenten,  dieses  Persönliche  zu  stärken,  sein 
Orchester  charakteristisch  zu  erziehen.  Es  ist  na- 
tfirlich,  dass  die  Individualität  des  Dirigenten  im 
Orchester  ihren  höchsten  Ausdruck  finden  muss. 
Das  ist  aber  nur  möglich,  wenn  Dirigent  und 
Orchester  zu  einer  höheren  Einheit  verschmelzen. 
Ich  habe  in  den  letzten  Jahren  nur  dreimal  die 
Empfindung  gehabt,  diesem  schönsten,  aber  eigent- 
lich auch  nur  natürlichen  Verhältnis  gegenüber- 
ZQBtehen.  Am  stärksten  bei  Fritz  Steinbach 
mit  seinen  „Meiningem*,  danach  bei  Colonncy 
and  endlich  sah  man  dieses  Verhältnis  heranreifen 
bei  Strauss  und  dem  „Berliner  Tonkünstler- 
Orchester. "  Nur  dass  dieses  nicht  dazu  fähig  war, 
seinen  guten  Willen   in   die  Tat   umzusetzen.    Es 


wäre  sicher  ein  Glück,  wenn  diese  Einheit  zwischen 
Orchester  und  Dirigent  wieder  zur  allgemein 
angestrebten  Kegel  würde.  Es  schadete  auch 
gamichts,  wenn  die  berühmten  Dirigenten,  wie 
Nikisch  und  Weingartner,  ihre  gewiss  be- 
wundernswerte Fähigkeit  in  einer  enger  um- 
schriebenen Tätigkeit  zur  Geltung  brächten.  Ich 
glaube,  die  ihrer  gast  weisen  Leitung  beraubten 
Orchester  würden  dadurch  nicht  geschädigt  werden« 
Denn  wie  heute  bei  den  Komponisten  eine  hohe 
Beherrschung  der  Orchestertechnik  fast  die  ge- 
wohnte Erscheinung  ist,  so  sind  auch  g^te  Diri- 
genten keine  Seltenheit. 

In  der  letzten  Woche  stellten  sich  zwei 
Orchesterleiter  aus  Städten  vor,  die  sicher  ganz 
kleine  Musikverhältnisse  haben.  Bei  beiden  hatte 
ich  das  Gefühl,  dass  sie  als  ständige  Leiter  der 
Philharmoniker  sicher  Hervorragendes  leisten 
würden.  Den  stärkeren  Erfolg  hatte  Ferdinand 
Neisser  ans  dem  kleihen  Wasa  in  Finnland,  als 
die  stärkere  Natur  erschien  mir  gleichwohl 
Heinrich  Hammer  aus  Lausanne.  Dieser  ist 
durchaus  Rhythmiker;  ich  meine  damit  nicht 
Taktschläger,  obwohl  es  dem  oberflächlichen  Blick 
so  erscheinen  mag.  Das  liegt  aber  daran,  dass 
gerade  diese  Direktionsweise,  wenn  sie  einen  ver- 
tieften Eindruck  machen  soll,  ausführlichen  Zu- 
sammenwirkens bedarf.  Jedenfalls  hat  Hanmier  in 
seinem  ständigen  Wirkungskreis  grosse  Erfolge 
erzielt.  Uebrigens  befand  sich  der  Dirigent  hier 
in  ersichtlicher  Aufregung.  Daran  war  unser  liebesj 
ach  so  kunstverständiges  Publikum  schuld.  Auf 
dem  Programm  war  ausdrücklich  geschrieben,  dass 
die  „Eroica*^  ohne  Unterbrechung  gespielt  werden 
sollte.  Ist  es  nun  für  mein  Gefühl  schon  immer 
eine  Barbarei,  wenn  man  zwischen  den  einzelnen 
Teilen  eines  geschlossenen  Kunstwerks  allemal 
hineinklatscht,  so  ist  es  das  doppelt,  wenn  aus- 
drücklich dagegen  Einspruch  erhoben  wird. 

Allgemeinen  Beifall  fand  dagegen  Ferdinand 
Neisser  aus  Wasa.  Eine  ruhige,  etwas  elegische 
Natur  mit  ausgesprochenem  Sinn  für  Wohlklang 
und  eine  gewisse  Feierlichkeit.  Die  ,Eroica**  wurde 
hier  für  mein  Gefühl  aus  dem  tatfrohen  in  ein 
mehr  duldendes  Heldentum,  vielleicht  könnte  man 
sagen  ins  Finnische  übersetzt.  Das  zeigte  sich 
nachher  im  finnischen  Teil  des  Programms,  dessen 
Glanzstück  die  „Finlandia"  von  Jean  Sibelius 
war,  in  dem  aber  auch  der  Dirigent  selber  sich  in 
zwei  kleinen  Stücken  als  sehr  geschmackvoUer 
Tonsetzer  bewährte.  Diese  finnische  Musik  ist 
durchaus  Heimatkunst,  schöpft  motivisch  aus  der 
Fülle  der  nationalen  Volksmusik  und  giebt  im 
Inhalt  weniger  das  Persönliche  des  Komponisten, 
als  das  Volksgefühl.  Die  „Finlandia"  ist  ein  grosses 
Stück.  Auf  dunklem  Untergrunde  erheben  8i<^ 
farbenleuchtende  Bilder  von  Leid  und  Sehnen. 
Wohl  ist  alles  in  Wehmut  getaucht,  aber  niemals 
wird  das  Leid  zur  Sentimentalität.  Auch  hier 
hatte  ich  den  EHndmck  von  einem  Heldentum  im 


—     72 


Eitragen  und  Auiüiarreii.  Vielleicht  dürfen  wir 
daraus  Hoffnung  schöpfen  anf  den  Ausgang  des 
Kampfes,  den  dieses  wackere  Volk  und  seine 
Nationalität  nicht  darch  Taten,  sondern  durch 
Dulden  kämpft.  — 

Aus  der  Philharmonie  ist  über  drei  grosse 
Konzerte  zu  belichten.  Der  Wag  nerverein 
brachte  ausser  dem  fast  regelmässig  wieder- 
kehrenden Bruchstück  aus  „Parsifal''  und  dem 
Vorspiel  zu  „Tristan  und  Isolde"  zwei  Stücke  aus 
Peter  Cornelius  unvollendeter  Oper  „Gunlöd". 
Ich  habe  das  Werk  in  d'er  nachträglich  vollendeten 
Fassung  vor  beiläufig  zwölf  Jahren  in  Strassburg 
gehört  Gäben  unsere  Opernhäuser  etwas  auf 
Ehrenpflichten,  könnte  man  die  Aufführung  der 
„Gunlöd^^  wohl  eine  solche  nennen.  Aber  es  ist 
wichtiger,  dass  unsere  Theater  erst  ihren  Pflichten 
nachkommen.  Und  eine  solche  wäre  gegenüber 
Cornelius  die  so  häufige  Wiederholuug  des 
„Barbiers  von  Bagdad'',  dass  dieses  köstliche  Werk 
endlich  zu  der  verdienten  vornehmen  Volks- 
tümliciikeit  käme.  Im  Konzertsaal  überwiegt  den 
Bruchstücken  gegenüber  das  Gefühl,  dass  .Gunlöd' 
durchaus  im  Bannkreis  von  „Tristan  und  Isolde** 
steht.  —  Dem  9.  philharmonischen  Konzert  fehlte 
der  Solist.  Aber  es  ging  auch  so.  Dass  der  Saal 
ausverkauft  war,  war  wohl  der  Vorführung  von 
Bichard  Strauss'  ,A1so  sprach  Zarathustra"  zu 
danken.  Ein  nach  Absicht,  geistigem  Vermögen 
und  künstlerischem  Können  gewaltiges  Werk,  in 
einzelnen  Teilen  von  berückender  Schönheit.  Aber 
die  Bechnnng  zwischen  dem  programmatischen 
Gedankengehalt  und  der  musikalischen  Aussprache 
geht  nicht  auf.  Vielleicht  hat  Strauss  diese  Ein- 
heit, der  er  in  „Tod  und  Verklärung"  am  nächsten 
kam,  in  seinem  neuen  Weik  erreicht.  Leider  führt 
er  es  zuerst  den  Amerikanern  vor.  Die  Kunst  geht, 
wie  man  sieht,  nicht  mehr  bloss  nach  Brot. 

Es  war  das  Verdienst  eines  sonst  wenig  ge- 
lungenen Konzertes  des  philharmonischen  Orchesters 
unter  Willy  Benda,  dass  es  uns  ein  Werk  vor- 
führte, in  dem  der  Begriff  „symphonische  Dichtung* 
auf  der  höchsten  Stufe  steht:  Hugo  Wolfes 
«Penthesilea**.  Wer  die  Biiefe  des  begnadeten, 
aber    vom    Geschick    so    schwer    heimgesuchten 


Liedersängers  gelesen  hat,  kennt  seine  geradezu 
loidenschaitliche  Liebe  zu  Heinrich  von  Kleist's 
genialem  Drama.  Und  wie  Wolf  sich  sonst  in  die 
Lyrik  eines  Dichters  versenkte,  so  wird  er  hier 
völlig  eins  mit  einer  Gestalt.  Denn  darin  liegt  ja 
das  Charakteristische  für  die  gimiale  Umwandlung 
eines  von  aussen  empfangenen  Eindrucks  ins 
Musikalische,  dass  sie  von  jenem  fremden  Werke 
nur  das  in  sich  aufnimmt,  was  musikalisch  ist, 
alles  Fremde  aber  ausschaltet  Hugo  Wolf  nimmt 
aus  Kletst^s  Dichtung  nur  die  Penthesüea.  Alles 
andere,  selbst  ihr  wichtigster  Geigenspieler  Achill, 
ist  für  ihn  nicht  da.  Er  will  einzig  die  Seelen- 
studie dieser  JTrau  geben.  Es  ist  ihm  in  einer  so 
hinreissenden  Weise  gelungen,  dass  ich  unbedenklich 
dieses  Werk  in  die  erste  Reihe  aller  symphonischen 
Dichtungen  stelle.  Eine  Kürzung  in  der  Schilderung 
der  Verzweiflung  und  des  Wahnsinns  des  liebe- 
rasenden Weibes  wüide  freilich  gut  tun.  Sonst 
aber  trägt  diese  Jugendschöpfung  von  Anfang  bis 
ans  Ende  das  Gepräge  der  Genialität.  Und. wie  hat 
man  diesem  Weike  mitgespielt.  Ich  halte  es  für 
gut,  dass  man  sich  so  beschämende  Vorgänge  ge- 
legentlich ins  Gedächtnis  zuiückruft,  auf  dass  man 
jene  Bescheidenheit  lerne,  die  Schopenhauer  für 
den  Verkehr  mit  der  Kunst  zum  obersten  Gesetz 
macht.  So  sei  hier  aus  Decseys  Biographie  die 
Stelle  aus  dem  Briefe  hergesetzt,  in  dem  Wolf 
seinen  Verwandten  über  die  am  15.  Oktober  1886  von 
den  Wiener  Philharmonikern  veranstaltete  Probe 
schreibt:  „^aa  ich  in  den  letzten  Tagen  durch- 
gemacht, davon  könnt  Ihr  Euch  auch  nicht  etwas 
träumen  lassen  .  .  .  Am  vergangenen  Freitag  war 
meine  Penthesilea  in  der  Novitätenprobe  aufgeftihrt. 
Meine  Penthesilea?  Nein,  die  Penthesilea  eines 
Wahnsinnigen,  Trottelhaften,  eines  Spassmachers 
und  was  Ihr  sonst  wollt,  aber  meine  Penthesilea 
war  das  nicht.  Ich  kann  es  Euch  nicht  beschreiben, 
wie  dieses  Stück  gespielt  wurde.  Es  war  der  reine 
Narrenturm.  Hierauf  schallendes  Gelächter  des 
Orchesters".  Ob  den  neunmal  weisen  Herren  heute 
nicht  das  Lachen  verginge?!  Ich  wage  es  nicht  zu 
hoffen.  Wenn  die  Menschen  in  der  Hinsicht  etwas 
zulernen  wollten,  sie  hätten  ja  schon  so  oft  Ge- 
legenheit dazu  gehabt 


Mitteilungen 


von  HoohBohnlen  und  KonBervatorien. 


Prof.  E.  Breslaur*s  Konservatorium, 
Direktor  Gustav  Lazarus,  bot  in  seiner  14. 
und  15.  Schüler- Aufführung,  von  denen 
letztere  zum  ersten  Male  seit  der  Begründung  der 
Filial-Anstalt  im  Westen  in  der  Aula  des  Falk- 
realgy  mnasinms  stattfand,  durchgehends  vortreffliche 
Leistungen  und  neue  Beweise  richtigen  und  auf 
durchaus  künstlerischen  Grundsätzen  fnssenden 
Strebens.    Hervorzuheben  sind  die  ausgezeichneten 


Leistungen  des  jugendlichen  Geigers  Erwin 
Friedewald,  der  Pianistin  Marg.  Boeltze, 
welche  Schumann's  ^Faschingschwank**  und  ein 
^Appassionato*'  vom  Saint-Saens  spielte,  so  wie 
.die  Gesang- Vorträge  von  Frl.  Vera  Goldberg, 
die  als  Gesangslehrerin  an  der  Anstalt  wirkt. 

Die  Konzession  zur  Errichtung  einer  Privat- 
Musik-Gesangs-  und  Opemschule  in  Teplitz  ist 
der  Frau  Marg.  Weiner*Kraus  bewilligt  worden. 


—     73     — 


Der  VioHiiTirtTiose  Felix  Berber  ist  an  die 
Königliclie  Akademie  der  Tonknnst  in  München 
berafen  worden  und  hat  dieae  Stellang  Anfang 
Februar  angetreten. 

In  einer  der  letzten  öffentlichen  Anffühningen 
der  Grosaherzogl.  Maaikschnle  zn  Weimar 
kam  Herm.  Grädeners  Klavier-Quintett  op.  19 
Cmoll  zur  Aufführung. 

Die  Königl.  Musikschule  in  Würzburg, 
welche  anter  der  Leitung  des  Hofrats  Dr. 
Eliebert  steht,  feiert  im  Mai  das  Fest  ihres 
lOOjährigen  Bestehens.  Der  Tag  soll  durch  ein 
groeses  Festkonzert  begangen  werden,  Herr  Di- 
rektor Kliebert  bereitet  für  diese  Gelegenheit 
eine  .G^eschichte  des  Instituts''  vor. 

Professor  C.  B.  Hennig,  Posen,  wird  auf 
Veranlassung  des  preussischen  Kultusministeriums 
an  der  dortigen  Königl.  Akademie  „musikwissen- 
schaftliche Vorlesungen"  halten. 

Das  Konservatorium  für  Musik  und 
Theater  zu  Halle  a.  S.,  Direktor  Bruno 
Heydrich,    versandte    den    Bericht    über   sein 


2.  Studienjahr.  Es  hatte  eine  Frequenz  von 
137  Schülern  zu  verzeichnen  und  konnte  in  10 
musikah'schen  Aufführungen  Zeugnis  von  dem 
Fl6i^s  und  dem  an  der  Anstalt  herrschenden  künst- 
lerischen Geist  ablegen.  An  den  in  der  Anstalt 
selbst  stattfindenden  Jahresprüfungen  beteiligten 
sich  60  Schüler,  von  denen  eine  Eeihe  für  ihren 
musterhaften  Fleiss  und  ihre  vorzügliche  Leistun- 
gen Preise  erhielten,  ebenso  erhielten  2  Schüler 
Reifezeugnisse. 

Das  Musikinstitut  von  0.  Anderlik 
zu  Inowrazlav  gab  am  28.  Januar  mit  seinen 
Schülern  und  Schülerinnen  ein  öffentliches  Konzert, 
welches  einen  sehr  hübschen  Erfolg  erzielte.  Vom 
Leichten  zum  Schweren  fortschreitend  zeugten 
die  Klavier-,  Gesangs-  und  Violinvorträge  von 
einer  äusserst  gewissenhaften  Leitung  und  einer 
auf  künstlerische  Ziele  gerichteten  Ausbildung. 

Das  Königl.  Konservatorium  für 
Musik  und  Theater  zu  Dresden  beginnt  am 
1.  April  sein  neues  Schuljahr. 


Vermischte  Nachrichten. 


Die  überall  stattgefundenen  Centenarfeiem  für 
Hektor  Beriioz  haben  auch  in  Bussland  ihr 
Echo  gefunden,  und  zwar  in  Moskau  in  Kück- 
erinnerung  an  die  Tage  des  27.  und  80.  Dez.  1867, 
an  welchen  Beriioz  dort  eine  Reihe  von  Konzerten 
dirigierte.  Sie  gehörten  zu  den  letzten  sonnigen 
Tagen  des  Meisters,  der,  obgleich  lebensmüde  und 
krank,  seelisch  niedergebeugt  durch  den  Tod  seines 
einzigen  Sohnes,  dennoch,  auf  Veranlassung  der 
Brüder  Anton  und  Nikolaus  Bubinstein,  einer 
Einladung  der  Kaiserlich  Bussischen  Mnsikgesell- 
schaft  folgte,  um  in  einer  Zahl  von  Konzerten 
seine  Werke  aufzuführen.  Beriioz  war  20  Jahre 
früher  schon  einmal  in  Bussland  gewesen,  aber 
wenn  seine  Schöpfungen  auch  damals,  unterstützt 
dorch  das  Interesse  der  Kaiserin,  grosses  Aufsehen 
and  Begeisterung  erregten,  so  war  die  russische 
Musik  doch  noch  viel  zu  wenig  entwickelt,  nm 
eine  nachhaltige  Wirkung  zu  üben,  —  wurde  doch 
nicht  einmal  Glinka  von  seinen  Landsleuten  ver- 
standen und  gewüidigt.  Die  20  Jahre  hatten 
jedoch  durch  die  Gründung  der  Bussischen  Musik- 
geselltichaft,  durch  die  beiden  Bubinsteine  und  die 
Vertreter  der  jungrussischen  Schule  Balakireff, 
Cni,  Borodine,  Bimsky-Korsakoff  u.  A. 
einen  gewaltigen  Umschwung  hervorgerufen,  — 
Beriioz  war  das  Vorbild  ihres  Schaffens  geworden 
und  so  wurde  dem  alternden  Meister  ein  glänzen- 
der Empfang  zu  Teil. 

Beriioz  leitete  6  Konzerte  in  Petersburg,  in 
welchen  er  viele  von  seinen  Werken  aufführte, 
die  grossen  Beifall  beim  Publikum  fanden.  Die 
grossartigste  Wirkung  erzielte  jedoch  sein  Konzert 
in  Moskau  am  27.  Dezember.    Bei  diesem  Konzert 


wirkten  500  Teilnehmer  mit,  es  hatte  ein  Publikum 
von  11000  Zuhörern.  Das  .  Of fertorium*'  aus  dem 
Bequiem  machte  einen  erschütternden  Eindruck; 
die  Begeisterung  brach  ungehemmt  hervor,  — 
Beriioz  schreibt  in  einem  seiner  Briefe,  dass  es 
der  grösste  Triumph  seines  liobens  war.  —  Drei 
Tage  darauf,  30.  Dezember,  leitete  Beriioz  ein 
Konzert  im  grossen  Saale  der  Adels- Versammlung 
mit  demselben  Erfolge.  Im  Konservatorium  fand 
ein  grossartiges  Bankett  statt,  Tschaikowsky 
feierte  den  Meister  durch  eine  begeisterte  An- 
sprache. Diese  Tage  waren  der  letzte  Glückstraum, 
der  letzte  Sonnenschein  im  Leben  des  grossen 
Tondichters.  —  Eine  Beihe  von  Konzerten  fanden 
in  der  Erinnerung  an  diese  Tage  und  zur  hundert- 
jährigen Geburtstagsfeier  Beriioz'  in  Moskau  statt. 
Die  Philharmonie,  die  Kaiserlich  Bussische  Musik- 
gesellschaft bemühten  sich,  die  Werke  des  Meisters 
musteri;iltig  aufzuführen,  u.  a.  kam  zum  ersten 
Mal  „Faust's  Verdammnis'  als  Ganzes  zur  Auf- 
führung, Dank  der  Energie  des  Kapellmeisters 
Wilhelm  Kes.  Das  Werk  eirang  bei  dem  zahlreich 
versammelten  Publikum,  unter  dem  sich  auch  die 
Grossfürstin  Elisabeth  mit  Gefolge  befand,  einen 
tiefgreifenden  Erfolg. 

Eugen  d'Albert  hat  vom  Grossherzog  von 
Sachsen- Weimar  die  grosse  goldene  Medaille 
für  Kunst  erster  Klasse  erhalten.  Es  liegt  in  der 
Erteilung  dieser  Medaille  eine  besondere  Aus- 
zeichnung, da  sie  stets  nur  einem  aus  jedem 
Kunstgewerbe  erteilt  wird.  Wildenbruch  be- 
sitzt sie  zur  Zeit  für  Literatur,  Hildebrand 
für  bildende  Kunst,  Lassen  hatte  sie  für  Musik —, 
sein  Nachfolger  ist  d' Albert  geworden. 


74     — 


Der  Berliner  Lehrergesangverein  unter 
Leitung  seines  Dirigenten,  Prof.  Felix  Schmidt, 
folgte  am  8.  Febrnar  einer  Einladung  des  Kaisers 
in  das  Scliloss,  um  den  Majestäten  eine  Reihe 
Chorlieder,  darunter  auch  den  in  Frankfurt  ge- 
sungenen KienzTschen  Preischor  vorzutragen. 

Eugen  d* Albert  und  Prof.  Wilhelm 
Berg  er,  Hofkapellmeister  zu  Meiningen,  sind  zu 
ordentlichen  Mitgliedern  der  Köntgl.  Akademie 
der  Künste  zu  Berlin  gewählt  worden. 

Am  6.  Februar  hielt  das  vom  Kaiser  ernannte 
Komitee,  dem  die  Beschaffung  einer  Volkslieder- 
sammlung aufgegeben  woiden  ist,  im  Kultus- 
ministeriom  in  Berlin  eine  Sitzung  ab,  in  der  be- 
schlossen wurde,  dass  die  Sammlung  nicht  nur 
Volkslieder,  sondern  auch  volkstümliche  Lieder 
alter  und  neuester  Zeit,  und  nicht  nur  deutsche, 
sondern  auch  österreichische  und  schweizerische 
enthalten  solle.  Aus  Oesterreich  waren  die  Herren 
Koschat,  Kremser  und  Kirchel,  aus  der 
Schweiz  Dr.  Hegar  anwesend. 

Am  8.  Februar  verstarb  zu  Karlsruhe  die 
einst  als  j^Isolde-Sängerin"  hochberühmte  Malwine 
Schnorr  von  Carolsfeld  im  78.  Lebensjahre. 
Sie  war  die  Tochter  des  portugiesischen  General- 
konsuls Garrigue.e,  1826  zu  Kopenhagen  geboren, 
ihre  leidenschaftliche  Liebe  zur  Musik  Hess  fie 
alle  Vorurteile  ihrer  Familie  überwinden,  sie  ging 
ganz  jung  zum  Studium  des  Gesangs  nach  Dresden, 
später  nach  Paris  zu  Garcia  und  trat  bereits  1846 
in  der  Breslauer  Oper  als  „Alice"  mit  durch- 
schlagendem Erfolge  auf.  Nach  längerem  Wirken 
in  Breslau,  Koburg,  Hambnrg  und  Karlsruhe  ver- 
mählte sie  sich  mit  dem  ebenso  unvergesslichen 
Tenoristen  Ludwig  Schnorr  von  Carolsfeld. 
Im  Jahre  1862  trafen  sie  in  Biebrich  mit  Hieb. 
Wagner  zusammen  und  studierten  mit  ihm  den 
ersten  Akt  des  „Tristan".  Als  1865  in  München 
die  ersten  Aufführungen  des  „Tristan"  stattfanden, 
sang  das  Ehepaar  die  Titelpartien  in  unvergleichlich 


vollendeter  Weise.  Bülow  schrieb  darüber  an 
Joachim  Baff:  „Es  ist  der  grösste  Erfolg,  den 
je  irgendwo  die  erste  Aufführung  eines  Wagner- 
sehen  Werkes  erstritten!  Schnorr's  unglaublich, 
alle  üebrigen  recht  erträglich,  Orchester  famos!" 
Und  Wagner  äusserte  zu  der  Künstlerin:  „Unver- 
gleichlich, und  nie  wieder  zu  erreichen,"  —  er 
sagte  ihr,  dass  er  alles,  was  er  je  schüfe,  getrost 
in  ihre  Hände  lege,  da  sie  ihn  nicht  allein  ver- 
stände, sondern  auch  idealisiere,  und  seine 
Gestalten  solcher  Idealisierung  bedürften.  — 
Wenige  Monate  nach  dieser  denkwürdigen  Auf- 
führung starb  Ludwig  Schnorr  ganz  plötzlich, 
Malwine  verliess  München,  lebte  erst  in  Brann- 
Bchweig,  dann  in  Karlsruhe  und  folgte  später  einem 
Rufe  Joachim  Raff 's  nach  Frankfurt  a.  M.,  die 
G^angsprofessur  an  seinem  Konservatorium  ein- 
zunehmen. Dort  verblieb  sie  bis  zu  Raffs  Tode, 
1882,  und  kehrte  nun  nach  Karlsruhe  zurück, 
lehrend  und  komponierend,  bis  der  Tod  sie  jetzt 
aus  ihrem  ruhmeifüllten  Leben  abgerufen  hat. 

Das  von  Frau  Hedwig  von  Holstein*,  der 
Witwe  des  „Heideschacht'' -Komponisten  Franz 
von  Holstein,  in  Leipzig  errichtete  »Hol- 
steinstift",  in  dem  Feit  1878  bereits  83  junge 
unbemittelte  Künstler  Aufnahme  und  Unterstützung 
fanden,  konnte  am  16.  Februar  sein  25 jähriges 
Jubiläum  feiern. 

Die  einaktige  Oper  „Corsische  Hochzeit"  von 
Heinrich  Spangen berg  errang  bei  ihrer  ersten 
Aufführung  im  Kgl.  Theater  zu  Wiesbaden 
unter  Schiars  Leitung  einen  durchschlagenden 
Erfolg.  Der  Komponist  und  die  Darsteller  wurden 
stürmisch  gerufen.  General-Intendant  v  Hülsen 
wohnte  der  Vorstellung  bei. 

Die  Barth'sche  Madrigal  -  Vereinigung 
zu  Berlin,  wird  am  9.  März  im  Mozart- Verein 
zu  Dresden,  altitalienische,  altfranzösische,  alt- 
englische und  altdeutsche  Madrigale  vortragen. 


Bücher  und  Musikalien. 


Leopold  Schmidt:  „Sonate  F-moU''  für  Violine 
und  Klavier. 
■itoldft  ä  Bokkraaer,  Berllm. 
Die  Sonate  ist  im  wahren  Sinne  des  Wortes 
ein  J^ammermusik-Werk.  Der  Komponist  hat 
viel  und  Gutes  auszusprechen;  die  Gedanken  sind 
nicht  trivial,  aber  auch  nicht  gesucht.  Die 
thematische  Arbeit  ist  fliessend  und  ungezwungen, 
daher  hat  das  Mnsikstücic  auch  nicht  einen  so 
grossen  umfang  wie  die  meisten  unserer  neuen 
Kammermusikwerke,  in  welchen  die  Autoren  am 
Schlüsse  eines  jeden  Satzes  noch  ein  Ende  ge- 
lehrten Krams  anzuhängen  wünschen.  Besonders 
charakteristisch  scheint  uns  der  dritte  Satz: 
„molto  vivace".     Das  Trio  zeigt  die,  besonders  aus 


Brahms'schen  Studien  hervorgegangene  Fähigkeit, 
aus  einem  sprechenden  kleineren  Motive  einen 
längeren  hübschen  Gedanken  zu  machen.  Im 
rV.  Satz  begegnen  wir,  wie  öfters  in  anderer  Zeit, 
einem  Marschthema  im  Volksliedsstile.  Seit 
Brahms  und  Herzogenberg  ist  uns  dies  nicht  mehr 
etwas  Neues.  Die  ernste  Stimmung  neuerer  Zeit 
lässt  einen  Tanz-Bhythmus,  wie  wir  ihm  bei  Haydn 
und  Beethoven  in  den  letzten  Sätzen  begegnen, 
nicht  mehr  recht  aufkommen.  Aus  dem  Motiv 
des  ersten  Taktes  ist  nachher  eine  recht  wirksame 
Coda  im  8/4  Takt,  „Presto"  überschrieben,  ent- 
standen. Auch  dieses  ist  eine  Neuerung  unserer 
2^it,  die  wir  Meister  Brahms  verdanken.  Die 
Sonate    ist    technisch     nicht    schwer   ausführbar. 


—     76     — 


Klavierschüler  and  Greiger,  welche  die  leichteren 
Sonaten  y.  Beethoven  behemchen,  werden  an  der- 
selben grosse  Fl  ende  haben. 

FriediicliSelti: ,  Deux  Pieces  f aciles"  poarViolon 
avec  accompagnement  de  Piano. 
No.  1  „Chanson^. 

Das  Lded  hat  etwas  Süssliches.  Möge  diese 
Eigenschaft  sich  nicht  auch  in  die  Schülerliteratnr 
für  Gelger  einschleichen.  Wir  haben  in  der  Klavier- 
Mosik  für  Dilettanten  gerade  genng  davon;  ein 
solches  Opus  ist  ja  oft  recht  dankbar,  aach  mit 
diesem  Chanson  wird  der  kleine  Vortragende  sicher 
Erfolg  haben.  Diverses  in  dieser  Weise  zum 
Stadium  verdirbt  aber  den  Geschmack  des  Spielers 
nnd  verhindert  das  Verständnis  für  gute  Musik. 
Es  kommt  vor,  dass  Studierende,  die  viel  süssliche 
und  triviale  Stücke  gespielt  haben,  die  herrlichen, 
leicht  fasslichen  GManken  eines  Mozart  nicht  zu 
goutieren  vermögen. 

Dagobert  Löwenihal 

Emg%  Bienanii:  „Musik-Lexikon^^  6.  Auflage. 
Max  HetMy  Leipsigr» 

Von  dem  ausgezeichneten  Werke  erscheint  so- 
eben die  erste  Lieferung  der  6.  Auflage,  welche 
die  Buchstaben  A  -  A  u  I  e  t  einschliesst.  Auch  diese 
Neuauflage  ist  wieder,  wie  alle  vorhergehenden, 
aufs  gründlichste  überarbeitet,  verbessert  und 
durch  hinzugekommene  Artikel  vermehrt.  Das 
ganze  Werk  wird  in  20—24  Lieferungen  erscheinen 
and  wir  werden  mit  dem  Fortschritt  der  Lieferungen 
Gelegenheit  nehmen,  noch  eingehender  auf  dieses 
für  jeden  Musiker  durchaus  unentbehrliche  Werk 
zurückzukommen . 

Ludwig  Sehjtte^  op.  107.    .Märchen".    Kleine 
Klavierstücke.    2  Hefte. 
WilhelB  HtBMB,  KopeabAffeB« 

Leider  liegt  mir  von  diesen  kleinen,  über 
Motto*s  geschriebenen  Stücken  nur  das  2.  Heft  7or, 
de  enthalten  in  ihiem  knappen  Bahmen  soviel 
Poesie  und  Grazie,  dass  ich  das  Fehlen  des  ersten 
Heftes  bedaure.  Die  üeberschriften  sind  jedenfalls 
nordischen  M&rchen  entnommen;  die  Naivetät  und 
Schelmerei,  die  aus  den  kleinen  Sätzen  spricht, 
hat  sich  auch  der  Musik  mitgeteilt,  und  da  sie 
auch   leicht  gesetzt   ist,    so  bilden  diese  Märchen- 


bilder eine  prächtige  Bereidberung  unserer  Jugend- 


literatur. 


Anna  Morsch. 


Tli.Hiunpert:  „Der  Musiker  und  seine  Ideale" 
BtTMker  k  SehrMer»  «taMvart. 

Oben  genannte  Schrift  ist  ohne  Zweifel  recht 
gut  und  aufrichtig  gemeint,  enthält  aber  zu  wenig 
Eigenes  und  Selbstempfundenes  und  läast  auch 
hinsichtlich  der  Anordnung  und  Ueberslchtlichkeit 
des  Stoffes  gar  manchen  Wunsch  offen.  Mancher 
an  sich  nicht  üble  Gedanke  wird  durch  phrasen- 
hafte und  gezierte  Fassung  erdrückt  und  vieles  für 
den  echten  Musiker  und  Künstler  ganz  Selbstver- 
ständliche wird  mit  dem  Glorienscheine  besonderer 
Wichtigkeit  und  Neuheit  umgeben.  Der  Verfasser 
schildert  vieles  als  eigenes  Erlebnis.  Das  ist  an 
sich  ganz  gut  und  gewiss  lobenswert,  indessen  ist 
damit  noch  lange  nicht  die  Notwendigkeit  geboten, 
alles  das  aufzuschreiben,  oder,  was  noch  weit 
schlimmer  ist,  sogar  drucken  zu  lassen.  Wie  gesagt, 
die  Absicht  ist  anerkennenswert,  und  trotzdem  habe 
ich  diese,  dem  Generalmusikdirektor  Zumpe  „in 
Ehrfurcht  zugeeignete"  Broschüre  mit  einigem  Be- 
dauern aus  der  Hand  gelegt. 

FabUn  Behfeld,  op.  85.      Vier   leichte  Fanta- 
siestücke     für      Violine      und 
Pianoforte. 
N.  StMToek,  BerllB. 

Fabian  Rehfeld*s  vorliegende  vier  Fantasie- 
stücke für  Violine  und  Pianoforte  sind  als  gute 
Vortragsmusik  angehenden  Spielern  sehr  zu  em- 
pfehlen. Sie  sind  melodisch  ansprechend  und 
musikalisch  gut  gearbeitet.  Die  Violine  dominiert 
als  Hauptinstrument,  aber  dem  Pianoforte  bleibt 
doch  immerhin  auch  einmal  ein  Wort  mitzusprechen. 
Die  Violinstimme  enthält  nach  allen  Seiten  hin 
genügende  und  erschöpfende  dynamische  und 
agogische  Bezeichnungen,  sodass  nach  instruktiver 
Seite  hin  alle  Bedingungen  erfüllt  sind.  Gerade 
der  Umstand  aber,  dass  der  instruktive  Zweck 
dieser  angenehmen  und  wohlklingenden  Stückchen 
meist  auffallend  in  den  Vordergrund  tritt,  verleiht 
ihnen  einen  gewissen  Beiz  mehr.  Die  Fantasie- 
stücke sind  zum  Zwecke  der  Ausbildung  des  mu- 
sikalischen Vortrags  ganz  trefflich  zu  verwenden 
und  setzen  für  gutes  Gelingen  nicht  allzuviel 
Technisches    voraus,     sodass    sie    bald    zahlreiche 


Freunde  finden  werden. 


Eugen  Segnitz. 


Vereine. 


Mmsikpftdagogischer  Terein  sn  Dresden. 

Die  Hauptversammlung  des  „Musikpädagogi- 
schen Vereins*  fand  am  SO.  Januar  im  Saale  des 
Hotels  »Stadt  Gotha"  statt.  Der  Vorsitzende,  der 
Königliche  Musikdirektor  Seifhardt,  ehrte  das 
Andenken  des  im  verflossenen  Verelnsjalire  ver- 
schiedenen verdienstvollen  Ehrenmitgliedes  Hofrat 
Professor  Friedrich  Grützmacher,  erinnerte  an 


des  Verklärten  wohlwollende  und  menschenfreund- 
liche Gesinnung  für  die  Bestrebungen  des  „Musik- 
pädayogischen  Vereins''  und  forderte  die  Ver- 
sammlung auf,  der  pietätvollen  Stimmung  durch 
Erheben  von  den  Sitzen  sichtlichen  Ausdruck  zu 
geben.  Herr  Direktor  Zillmann  erstattete  als 
Schriftführer  den  Jahresbericht,  der  ein  erfreuliches 
Bild  über  die  wichtigsten  Ereignisse    des  Vereins- 


—     70 


lebeBS  gab.  Hierauf  machte  der  Schatzmeistei', 
Herr  Frofeseor  Schmole,  Mitteilangen  über  deu 
Kaeeen-  und  Vermögensbestand  des  Vereins,  Herr 
Tfircke,  Lehrer  am  Königlichen  Konservatorium, 
erstattete  als  Bibliothekar  Bericht  über  die  Ver- 
mehrung und  Benutzung  der  Bibliothek  im  letzten 
Vereinsjahre  und  Herr  Professor  Bolifuss  stattete 
dem  Vorstande  den  Dank  des  Vereins  ab.  Die 
^^ahlen  ergaben  für  das  neue  Vereinslahr  keine 
Aenderung  in  der  Zusammensetzung  des  Vorstandes. 

Musik- Sektion 
des  Allg.  Dentscheii  Lelirerinnen-Yereins. 

Die  Musikgruppe  Bostock   stellt  folgende 
Themen  zur  Bearbeitung: 


1.  „Welchen  Nutzen  und  welche  Vorteile  ge- 
währt die  staatliche  Prüfung  den  Musiklehrerinnen 
für  ihre  Stellung  und  für  ihre  Berufstäügkeit?-' 
oder 

2.  „Welche  Vorteile  und  Annehmlichkeiten 
bietet  die  Mosik-Sektion   den   Mnsiklehrerinnen?'' 

Der  Termin  für  die  am  1.  Februar  ffillig  ge- 
wesenen Arbeiten  ist  bis  zum  15  M&rz  ver- 
schoben, die  Aufsätze  sind  an  Eri  Helene  8treb, 
Darmstadt,  Martinstr.  11  Vt  za  senden. 

Der  Vorstand 

I.  A. 
Sophie  Henkel. 


Briefkasten. 


ibonn^nffii  in  T«  Sie  schreiben  mir,  dass  die 
Firma  E.  Hang,  Pforzheim,  den  Betrieb  der 
„Pedal-Schemel^  eingestellt  habe,  und  bitten  mich 
um  eine  neue  Adresse.  Da  mir  eine  solche  un- 
beknnnt  ist,  ich  aber  den  Pedal-Schemel,  resp-  die 
Pedal  FuKsbank  für  sehr  nützlich  halte,  so  frage 
ich  hiermit  b<^i  mein«*n  Lesern  an,  ob  ihnen  andere 
Fabrikate  bekannt  sind,  die  mit  der  Fussbank  die 
Möglichkeit  des  Pedalgebrauchs  verbinden. 


S.  S.  1^0.  Ich  glaube  kaum,  dass  eine  solche 
Anstalt  besteht,  werde  mich  aber  danach  e>  kundigen. 
Dagegen  möchte  ich  Ihnen  die  Ferienkuise  \on 
Herrn  Gustav  Borchers,  Leipzig  empfehlen,  die 
ganz  besonders  für  die  Ausbildung  von  ^^chul- 
gesanglehrem  eingerichtet  sind.  Der  vorjährige 
Kursus  hat  in  der  2.  Hälfte  des  Juli  stattgefunden. 
(Vergl.  „Kl.-L."  No.  20  v.  J.) 


19^  Der  heutigen  Nummer  liegen  Prospekte  der  Huih* sehen  ¥erlag$handlung,  Stuttgart: 
^Dr.  Karl  Storch^  Geschichte  der  Musik*^y  Kax  Hbss^'m  ¥er/ag,  Leipzig:  ^^Hugo  RiemautCs 
Musik-Lexikon^^  Sechste  Auflage^  und  Carl  Marseiurger,  Leipzig:  „£7.  R.  Hennigj  Einführung 
in  den  Beruf  des  Klavierlehrers^^  bei^  auf  welche  wir  unsere  Leser  besonders  aufmerksam 
machen.  D,  E. 


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Konservatorium  der  Musilc 
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Gegr.  189B.     Direktion:  L  Beyer,     c^egr.  189B. 

EhreilTOraltx:  B»frleniiife«-Prildd«nt  tob  TtoH  la  8«1s, 
enf  KSalfftdorfl;  Bzcellena  (^eneraUn  tob  Colonb, 
Oberbttrgermeister  Miller  u.  A. 

CmratoriDm:   Pfarrer  Heae,  Sobnldirektor  Prof.  Dr.  Km«- 
•  Bankier  Plaat,  Jostiarath  Scheffer  o.  A. 


I^hrer :  Die  Damen:  L.  Beyer,  RIaBit-rSnter,  Königl.  Opem- 
BäDffArin.  eiMie-i^ebroBl,  A.  Teatfl«»B.  Die  Herren: 
A«  HartdefTAB.  Kammerrirtnoe.  Prof.  Dr.  If5b»ly 
0.  Keleterh,  Kgi.  Kammermnatker,  K.  KletiaiaBB, 
Kffl.  Opemsftnirer,  W.  Moahaaply  Kgl.Kaminermaeiker, 
Ktf.  Kebaildt,  Kgl  Kammermneiker,  H.  SehBarbaaeh, 
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übrigen  Oroheaterinstramente.  Oeaiing,  Harmonie- 
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und  BassschlQssel ,  für  den  Unterricht  zu- 
sammengestellt- 

Man  beachte  die  Enpfehlnng  obiger  Werke  in 
No.  24,  Jahrg.  1903,  des  MKIavier-Lehrer**  und  ver- 
lange die  Hefte  zur  Ansicht 


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durch  das  Olrektoriam. 


77     — 


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Berlin  N.W.»  Luisen-Str.  36.                                   Berlin  W.,  Lfitzowstr.  49. 

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Berlin  ^W.^  Biilowstr.  S8. 

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Berlin  W.«  Meierottostr.  3. 

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Berlin-C  h  ar  lottenbarg, 

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Berlin  W*»  Eisbolzstrasse  5n. 

am  Botanischen  Garten. 

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Pianist. 
Berlia.W.,  PaaMoentrasM  26. 

€li$abetb  0aland» 

Verfasserin  von: 

„Die  Deppe*sche  Lehre 

des   Klavierspiels^ 

Charlottenburg,  Qoetbestr.  801». 

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Berlin  W.,  Blsenachorttrasso  izo. 

Prof.  Franz  Kullak. 

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gegrtlndet  1861 

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Elisabethenstrasse  86. 
Direktion:    Prof.  Ph.  Schmitt. 

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DObelfl-Dreeden)  von  Juni  bis  einschl.  September 

•^  «^  6e$ang$unterricbt  »«  «« 

Herren  und  Damen  vom  Lehrfach,  sowie  au^abende  Künstler,  die  Unterricht 
nehmen  wollen,  sind  gebeten,  event  vorher  schriftliche  Klarlegung  ihrer  stimmlichen 
Veranlagung,  sowie  eines  von  einem  Arzt  ausgestellten  Berichtes  über  ihren  allge- 
meinen Gesundheitszustand  einzusenden. 

Nina  Gortep, 

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StellenvermmiHiifl  der  Itlttslksektleti 
ae$  migeni.  Deiiticbeti  Cebrerinneti-ttereiiis. 

Centralleituno:  Berlin  W.,  Pataanerstr.  3pt 


Auszug  aus  dem 

Stellenvermittlungs-Register. 


Offene  Steilen: 

Eine  GatsbesitBer-Familie  in  Pommern  Bucbt  eine 
nicht  mehr  jange  evangelisohe  Klavierlehrerin.  Sehr  leiohte 
Stellang.  Nnr  2  Standen  täglich.  Spraohkenntnisse  er- 
wünscht.   Vollkommener  FamiüenaoBchlass. 

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Für  die  Redaktion  Terantwortllch:  Anna  Morsch,    Berlin  W.,  Ansbacherstr.  87. 

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Druck:  J.  S.  Preass,  Berlin  S.W.,   Kommandantenstr.  14. 


Der  I(lavieF-ItehFer. 

Musik-pädagogische  Zeitschrift  für  alle  Qebiete  der  Tonkunst. 

Organ  der  Deutschen  Musiklehrer-Vereine, 

der  Musik-Sektion  des  J\.  D.  L-V.  und  der  Tonkünstler-Vereine 
zu  Köln,  Dresden,  Hamburg,  Leipzig  und  Stuttgart. 
Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslaun 
Redaktion:  Anna  Morsch 


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No.  6. 


Berlin,  15.  März  1904. 


XXVII.  Jahrgang. 


Inkalt:  A,  Mecklenburg:  Hans  von  Bülow  als  Musik-  und  Klavierpädagoge.  (Fortsetzung.)  Eugen  Schmitz:  Muaikp&dagogische 
Probleme.  Pr.  Karl  Storck:  Kritische  RQckschau  über  Konzert  und  Oper.  Mitteilungen  von  Hochschulen  und  Kon- 
servatorien. Vermischte  Nachrichten.  Bacher  und  Musikalien,  besprochen  von  Anna  Morsch  und  Dagobert  Löwenthal 
Vereine.    Anzeigen. 


aU  musik-  und  Kl^ivlerviaagege. 


Von 
A«  Heoklenbnri:. 

(Fortsetznng.) 

Es  ist  bezeichnend,  dass  der  grosse 
Meister  der  Klavier-Pädagogik  keine  Klavier- 
schule, kein  zusammenfassendes  theoretisches 
Werk  über  die  Klaviertechnik,  der  Welt  hinter- 
lassen hat.  Ebensowenig  wie  seinem  grossen 
Lehrer  Franz  Liszt  war  Bülow  dieses  ver- 
gönnt. Ueberdies  ist  es  zweifelhaft,  ob  beide 
überhaupt  die  Absicht  gehabt  haben,  die  ganze 
Stufenleiter  der  Klaviertechnik  von  ihrem  ein- 
fachsten Prinzip  aus  bis  zu  den  verwickeltsten 
Kombinationen  der  modernsten  technischen  Er- 
rungenschaften in  pragmatischem  Zusammen- 
hange darzustellen.  Die  unmittelbar  nach 
dem  Tode  Liszt's  durch  die  Presse  gehenden 
Notizen,  welche  eine  baldige  Edition  einer 
Liszt 'sehen  „Klavierschule"  aus  dem  Nach- 
lass  in  Aussicht  stellten,  erwiesen  sich  als 
falsch.  Wenn  Liszt  irgend  ein  technisches 
Problem  aufwarf  und  daran  ging,  die  am 
schnellsten  zum  Ziele  führende  Lösung  des- 
selben zu  lehren,  so  s  c  h  u  f  er  eine  „Konzert- 
etude";  auf  diesem  Wege  wurde  er  Herr  aller 
technischen  Schwierigkeiten,  mochten  sie  selbst 
bis  ins  Transcendente  sich  versteigen.  Das 
rein    theoretisch  -  didaktische    Element    ward 


immer  von  der  Produktivität  seiner 
Natur  überbrückt;  und  dass  Bülow  nicht  ein 
Klavier-Methodiker  strengsten  Stiles  wurde 
von  jener  Sorte,  der  die  technischen  Aufgaben 
und  ihre  Lösung  um  ihrer  selbst 
willen  zum  Sport  werden,  hatte  eben  im 
Gegensatz  zu  seinem  Lehrer  Liszt  sein  Gegen- 
gewicht an  seiner  vorwiegend  reproduk- 
tiven Natur.  Ihm  war  die  Technik  nicht 
Selbstzweck,  sondern  einzig  und  allein  das 
Mittel  zur  reinen  Darstellung  der  musikalischen 
Kunstwerke,  weshalb  er  mit  Vorliebe  den  ge- 
samten Stoff  der  technischen  Darstellungs- 
mittel an  der  Hand  der  Meisterwerke  selbst 
in  instruktiven  Vorreden  und  Anmer- 
kungen, also  immer  erst  in  zweiter  Linie, 
zur  Entfaltung  brachte.  Wir  dürfen  uns  dem- 
nach eigentlich  nicht  wundern,  wenn  bei  die- 
sem Ueberwiegen  des  Rein-Künstlerischen  in 
dem  Wesen  Bülow's  über  dem  Bloss-Didakti- 
schen  nur  sporadisch  und  nicht  in  geschlosse- 
ner Einheit  klavier-pädagogische  Winke  und 
Ratschläge  von  Bülow  gegeben  werden.  Eine 
uns  höchst  willkommene  Ergänzung  für  das 
Verständnis    der    Bülow'schen    Klavier-Päda- 


—     82 


gogik  im  speziellen  bieten  uns  die  „Studien 
bei  Hans  von  Bülow"  von  Theodor 
Pfeiffer,  Berlin  1894,  mit  der  Widmung: 
„Dem  jungen  Schulmeister  der  alte"  und  der 
„Nachtrag"  zu  den  PfeiflFer'schen  Studien  bei 
Hans  von  Bülow,  die  von  Vi  an  na  da 
Motta  1896  herausgegeben  wurden.  Beide 
Schriften  führen  Bülow's  Auffassung  grosser 
Klavierkomponisten  von  Bach  bis  Liszt  vor 
und  enthalten  eine  Menge  geistreicher  Aper9us 
aus  dem  Munde  des  genialen,  allumfassenden 
Interpreten  in  Bezug  auf  Technik,  Rhythmik, 
Dynamik  etc.,  musikalisches  Verständnis  der 
Klavierwerke  und  ihre  künstlerische  Wieder- 
gabe, treffende  Bonmots,  mit  welchen  er  seine 
Klavier-Lehrkurse  am  Raff'schen  Konservato- 
rium aus  den  Jahren  1884—87  durchgeistigte. 
Mit  genauester  Sorgfalt  sind  hier  besonders 
Bülow's  Bemerkungen  über  Nüancierung,  Auf- 
fassung, Phrasierung  Bach'scher  Werke,  haupt- 
sächlich des  wohltemperierten  Klaviers  Theil  I 
und  II  wiedergegeben  worden,  die  sowohl  für 
Lehrer  als  für  ausübende  Virtuosen  von 
grösstem  Werte  sind. 

Wenn  wir  nun  daran  gehen,  an  der  Hand 
dieses  genannten,  reichhaltigen  Materials  einen 
Katechismus  der  Bülow'schen  Klavierpäda- 
gogik im  folgenden  zu  geben  —  und  wir 
treten  damit  an  den  eigentlichen  Kern  der  uns 
gestellten  Aufgabe  heran,  so  können  selbst- 
verständlich nur  die  leitenden  Grundgedanken 
hier  hervorgehoben  werden,  die  einen  befruch- 
tenden Einfluss  auf  die  Klaviererziehung  be- 
reits ausgeübt  haben  und  noch  ausüben  wer- 
den, so  lange  es  überhaupt  ein  Klavierspiel 
geben  wird,  das  auf  künstlerischen  Gesetzen 
beruht.  Einzelne  Analysen  werden  nur  inso- 
weit herangezogen  werden,  als  sie  den  Prin- 
zipien der  Bülow'schen  Pädagogik  als  Illustra- 
tion dienen. 

Bei  allem  künstlerischen  Handeln  kommen 
3  geistige  Kräfte  in  Betracht:  1)  Wille. 
2)  Verstand.  3)  Gemüt,  und  von  ihrem 
Verhältnis  zu  einander,  davon,  ob  1  oder  2 
oder  3  in  ihrer  gegenseitigen  Mischung 
dominiert,  hängt  das  eigenste  Wesen  der 
künstlerischen  Individualität  ab.  Bis  zu  einem 
gewissen  Masse  muss  jedes  der  3  Elemente 
vertreten  sein.  Entbehrt  eine  Persönlichkeit 
eines  oder  2  dieser  seelischen  Kräfte  absolut, 
so  hat  sie  kein  Recht,  als  eine  künstlerische 
angesehen  zu  werden.  In  Bülow  sind  nun 
alle  3  die  künstlerische  Individualität  be- 
gründenden Faktoren  in  reichster  und  um- 
fassendster Weise  vorhanden.   Aber  die  beiden 


ersten  Faktoren,  Wille  und  Verstand,  über- 
wiegen in  dem  Masse,  dass  der  letzte  Faktor, 
das  Gemüt,  von  den  beiden  ersten  in  straffe 
Zügel  genommen  wird.  Und  wie  Bülow  als 
ausübender  Künstler  den  beiden  ersten 
Faktoren  den  Vorrang  einräumte,  was  seiner 
philosophischen  Grundanschauung  entsprach 
—  war  er  doch  wie  CarlTausig  „Schopen- 
hauerianer"  —,  so  kamen  diese  bei  seiner 
Lehrtätigkeit  auch  in  erster  Reihe  zur  Geltung. 
Als  ideales  Erfordernis  des  künstlerischen 
Vortrags   stellte  Bülow  seinen  Schülern   dar: 

I.  Das  objektiv  schöne  Spiel,  bei 
welchem  einmal  die  akustischen  Gesetze  des 
Instruments  wie  die  Gesetze  des  allgemeinen 
Wohlklangs  zu  beobachten  seien.  Letzterer 
sei  häufig  nur  durch  die  kombiniertesten 
dynamischen  Schattierungen  der  einzelnen 
Stimmen  selbst  bei  den  einfachsten  Konso- 
nanzen bedingt  »gewissermassen  stets  organisch 
polyphon  und  polychrom"  analog  den  Fort- 
schritten   der   modernen    Pianofortebaukunst. 

U.  Die  objektive  Korrektheit  des 
Spiels,  die  sich  auf  Grundlage  minutiösester 
Analyse  und  Dekomposition  erbaue,  „zu  der 
ein  durch  Analogie  geleitetes  Zwischen  den 
Zeilen-Lesen  der  scheinbar  unwesentlicheren, 
deshalb  vom  Autor  nicht  stets  ausdrücklich 
in  den  Text  eingetragenen,  feineren  Vor- 
tragsvorschriften unbedingt  gehöre." 

IIL  Die  subjektive  Freiheit  des 
Spiels,  welche  die  Reproduktion  als  augen- 
blickliche Inspiration  resp.  Improvisation  er- 
scheinen lasse  und  ihr  gleichsam  den  Zauber 
eines  Ergusses   der  freien  Phantasie  verleihe. 

Einem  Klavierspiel,  in  dem  Bülow  diese 
3  Erfordernisse  fand,  konnte  er  das  Zeugnis 
eines  hoch  künstlerischen   nicht  vorenthalten. 

Wenn  nun  also  für  Bülow  die  Hauptauf- 
gabe aller  Klavierpädagogik  in  jenen  oben- 
erwähnten 3  Hauptmomenten  vorgezeichnet 
lag,  so  muss  die  Erziehung  zum  Virtuosen 
ad  I  die  Willenskraft,  ad  II  die  in- 
tellektuellen Geisteskräfte,  ad  III  die 
Kraft  des  Gemüts  oder  der  Phantasie  in 
ihren  Dienst  nehmen.  Bei  der  Dekomposition 
des  Tonwerks  (ad  II),  die  als  unerlässliche 
Vorarbeit  des  Schülers  anzusehen  ist,  ist  das 
Verfahren  des  in  Tätigkeit  gesetzten  Ver- 
standes ein  mehr  wissenschaftliches;  man  zer- 
gliedert das  Ganze  in  seine  Hauptteile,  diese 
wieder  in  ihre  Perioden,  Sätze  und  Motive. 
Die  Struktur  der  Harmonie  und  Modulation 
muss  klargelegt,  und  das  Verhältnis  der  mit 
einander   korrespondierenden   Teile    begriffen 


—     83 


werden.  Die  Erkenntnis  ist  zu  vermitteln, 
wie  der  künstlerische  Organismus  des  Werkes 
in  allen  seinen  Gliedern  der  Einheit  des 
Gedankens  durch  die  Mannigfaltigkeit  seiner 
Ausdrucksphasen  hindurch  zum  Träger  dient. 
Da  man  vom  Ganzen  zum  Einzelnen  fort- 
schreitet, wirdhier  vorzugsweise  die  analytische 
\'erstandestätigkeit  angespannt 

Dem  „objektiven  korrekten"  Spiel,  das 
nur  durch  Inanspruchnahme  der  letzteren  er- 
zielt werden  kann,  geht  (ad  I)  „das  objektiv- 
schöne Spiel"  zur  Seite,  zu  dessen  Hervor- 
bringung die  Gesetze  der  gesamten  Technik 
zweckmässig  angewandt  werden  müssen. 
Hier  wird,  wie  erwähnt,  die  erste  Geistestätig- 
keit der  künstlerischen  Individualität,  der 
Wille,  in  Zucht  genommen,  und  zwar  so,  dass 
die  Hand  in  ihrer  künstlerischen  Tätigkeit 
ihm  bedingungslos  gehorchen  lernen  muss, 
um  im  Dienste  der  schönen  Idee  den  Gesetzen 
der  Klangschönheit  gerecht  zu  werden.  Es 
kann  nun  aber  keine  der  Idee  des  Autors 
entsprechende  Klangschönheit  mit  ihren 
charakteristischen  dy namischen  Schattie- 
rungen geben  ohne  den  dieselbe  hervor- 
zaubernden Anschlag,  und  dieser  kann  nicht 
hervorgebracht  werden  ohne  jahrelanges  tech- 
nisches, mechanisches  Studium. 

Erst  unter  HL  beginnt  die  eigentliche 
künstlerische,  synthetische  Tätigkeit. 
Es  handelt  sich  hier  um  die  nachschaffende 
Rekonstruktion  des  vorhin  dekomponierten 
Tonwerks,  wobei  die  Funktion  des  Gemüts 
und  der  Phantasie,  der  bewussten,  aus  der 
Unklarheit  der  Gefühle  herausgehobenen 
individuellen  Empfindung  in  ihre  Rechte 
eintritt 

Wir  beginnen  mit  der  Stellung  Bülow's 
zum  Mechanischen  und  Technischen 
(ad  I).  Auch  ihm  war  die  Technik  die  uner- 
lässlichste  Bedingung  des  Klavierspiels,  die 
conditio  sine  qua  non.  Ihrer  Pflege  wandte 
er  daher  beim  Unterrichte  zunächst  seine 
Aufmerksamkeit  zu.  Zwar  erhielt  Bülow 
meistens  Schüler,  die  im  Technischen  sehr 
weit  vorgeschritten  waren,  doch  auch  bei 
solchen  hatte  er  immer  noch  nachzubessern 
und  nachzuhelfen.  Bülow  stand  nicht  auf 
dem  beschränkten,  laienhaften  Standpunkt 
derer,  die  das  Technische  vom  Geistigen 
trennen;  er  hielt  voll  und  ganz  an  dem 
Prinzip  der  Untrennbarkeit  des  Technischen 
und  Geistigen  fest  und  vertrat  die  Anschauung, 
dass  die  technische  Ausbildung  Hand  in  Hand 
und   gleichschreitend    mit   der    geistigen   ge- 


fördert werden  könne  und  müsse.  Zu  dem 
Geist  des  Klavierspiels  verhält  sich  ja  die 
Technik  wie  die  Form  zum  Inhalt,  d.  h.  sie 
ist,  wie  Adolf  Kullak  in  der  „Aesthetik  des 
Klavierspiels  ^'  S.  122  sagt,  selbst  das  Ganze 
ebenso  sehr  wie  der  Inhalt  und  „scheidet  sich 
von  demselben  nur  vom  Gesichtspunkt  einer 
anderen  Betrachtungsweise,  welche  der  be- 
obachtende Verstand  dem  Kunstwerke  gegen- 
über einnimmt.  Daher  widerstrebte  es  Bülow, 
beim  Unterricht  die  Mechanik  als  solche,  ab- 
gelöst von  allem  kompositorischen  Stoff,  in's 
Auge  zu  fassen.  Er  lehrte  die  Gesetze  der 
Technik  im  Dienste  des  kompositorischen  Zu- 
sammenhangs. Nicht  die  blosse  Technik, 
sondern  die  angewandte  war  der  Gegen- 
stand seiner  Unterweisung.  Nicht  verlor  er 
sich  in  tote,  abstrakte  Theoreme  über  die 
relativ  beste  Handstellung,  aber  die  Technik 
in  ihrer  Gestaltung  zu  lebensvoller,  charakte- 
ristischer Blüte  „in  ihrer  Erhebung  zum 
Kunstwerke"  hat  sein  volles  Interesse,  und 
für  sie  wusste  er  seine  Schüler  zu  interessieren. 
Dem  aus  der  Liszt'schen  Schule  über- 
lieferten technischen  Stoff  gegenüber  verhielt 
Bülow  sich  nicht  eklektisch,  dass  er  einem 
besonderen  Gebiet,  z.  B.  dem  Oktavenspiel  etc., 
im  Unterricht  den  Vorrang  eingeräumt  hätte. 
Er  war  in  technischer  Beziehung  durchaus 
universalistischer  Pädagoge.  Bülow  setzte 
seinen  Ehrgeiz  nicht  darin,  „Oktavenjupiter, 
Scalenpäpste  oder  Terzenritter,  Trillerkönige 
oder  „Präsidenten  der  Republiken  Staccato 
und  Legato"  heranzubilden;  er  wollte  nicht 
Repräsentanten  höchstvollendeter  Ausbildung 
in  diesem  oder  jenem  Detailgebiet  der  Mechanik 
erziehen.  Die  Erfahrung  belehrte  ihn  darüber, 
dass  solche,  die  infolge  von  Anlage  der  Arm-, 
Hand-  oder  Fingergelenke  und  eiserner  Aus- 
dauer der  Uebung  es  zu  einer  alles  über- 
trumpfenden, fabelhaften  Fertigkeit  in  einer 
technischen  Spezialität  gebracht  haben,  in 
eben,  dieser  technisch  auf-  und  künstlerisch 
untergingen.  Bülow's  klavierpädagogische 
Kunst  nach  der  technischen  Seite  hin  gipfelte 
in  demStreben nach  zunächst  gleichmässiger 
und  —  natürlich  möglichst  entwickelter 
Ausbildung  seiner  Schüler  in  allen  tech- 
nischen Spezialitäten.  Die  Herrschaft  über 
das  gesamte  technische  Material  stellte  er 
als  zunächstliegendes,  erstrebenswertes  Ziel, 
als  Grundlage  des  wahren  Virtuosentums  hin. 
Hier  ist,  so  sagt  er  in  einem  Aufsatz  „über 
wahre  und  falsche  Virtuosen**,  der  berühmte 
Feuerbach'sche    Moralsatz :       „Folge     allen 


deinen  Neigungen,  so  wirst  du  keiner 
einzelnen  zum  Opfer  fallen"  mit  vollem  Rechte 
anzuwenden. 

Den  Schwerpunkt  der  Fingergymnastik 
legte  Bülow  in  solche  Skalenübungen,  welche 
die  Egalisierung  der  Finger  zum  Ziel 
hatten.  Er  Hess  sie  langsam,  stark,  legato,  non 
legato,  staccato,  in  gerader  und  Gegenbewegung 
üben.  Hierin  berührte  er  sich  mit  Chopin, 
der  auf  ein  abwechselungsreiches  und  rhyth- 
misches Skalenstudium  das  Schwergewicht 
legte.  Ebenso  musste  die  feine  und  wohl- 
überlegte Art,  wie  Bülow  das  Skalenspiel  ge- 
handhabt wissen  wollte,  durchaus  belebend 
auf  die  Bildung  des  rhythmischen  Gefühls 
wirken.  „Am  Anfang  war  —  der  Rhythmus", 
war  ja  Bülow's  bekanntes,  geistreiches 
Wort.  —  Die  Prinzipien,  welche  z.  B.  den 
Klavierstudien  von  Louis  Köhler  op.  70 
(Breitkopf  &  Härtel)  zu  Grunde  liegen,  waren 
auch  die  seinigen.  Obiges  Werk  empfahl 
Bülow  daher  ganz  besonders.  (Brief  vom 
20.  Dezember  1859  an  Louis  Köhler.)  Nur 
wollte  er  das  dort  niedergelegte  reiche  Skalen- 
material dahin  vervollständigt  wissen,  dass 
noch  1) 


84     — 

scalenartigen  Exercitien  hinzukämen,  denen  er 
höchsten  Einfluss  auf  die  gleichmässige  Aus- 
bildung der  Finger  zugestand  und  2) 


^ 


^d 


n 


letcz 


^=^ 


und  alle  damit  im  Zusammenhang  stehenden 


ein  Exercitium,  das  durch  alle  Skalen  mit 
abwechselnden  Accenten  geführt,  ihm  als 
eines  der  vorzüglichsten  Finger-Stärkungs- 
und Egalisierungsmittel  erschien. 

Was  femer  als  ein  eminent  praktisches 
Moment  in  seiner  technischen  Unterweisung 
hervorsticht,  ist  die  Vereinfachung  des 
Fingersatzes,  der  ausserdem  dem  jedesmaligen 
individuellen  Bau  der  Hand  naturgemäss  an- 
gepasst  wurde. 

Für  die  Applikatur  der  Terzenskalen 
glaubte  Bülow  ein  einfacheres  Schema  als 
Köhler  gefunden  zu  haben,  in  dem  „auf 
möglichst  geringen  Widerspruch  der  beiden 
Hände  Rücksicht  genommen  ist.**  Und  wer 
sich  dieMühe  nimmt,  diezahlreichenBülow'schen 
Ausgaben  der  Meisterwerke  in  Bezug  auf  die 
Applikatur  zu  studieren,  wird  finden,  dass 
überall  bis  in's  Kleinste  das  Prinzip  der  Ver- 
einfachung und  des  Naturgemässen  ge- 
wahrt ist.  „Derjenige  Fingersatz  ist  der  beste, 
bei  dem  es  am  besten  gelingt  (natürlich  nicht 
in  Bezug  auf  Bequemlichkeit,  sondern  auf 
das  musikalische  Gelingen)." 


(Fortsetzong  folgt.) 


^usfl^pädagogfscbe  Ppob1eit)c. 


Von 
Enipen  Sehmitx. 


Das  Problem  des  Jugendunterricbts  in  der 
Mnsjk  hat  bereits  eine  umfangreiche  Literatur  her- 
▼orgertifen,  ein  Beweis,  wie  aktuell  diese  Frage 
ist.  Die  Bedeutung  derselben  nimmt  aber  noch 
fortwährend  zu  mit  der  stets  grösser  werdenden 
Rolle,  die  die  Musik  im  modernen  Kulturleben 
spielt.  Sie  nimmt  auch  zu  mit  der  stets  wachsen- 
den Kompliziertheit  der  musikalischen  Formen,  die 
auch  an  den,  der  ihnen  bloss  a^s  Hörer,  nicht  als 
selbsttätig  schaffender  oder  ausäbenber  Künstler 
gegen  Übertritt,  nicht  geringe  Anforderungen 
stellen.  Und  auf  Bildung  des  rezeptiven  Musik- 
vermögens, d.  h  des  Vermögens,  mit  Verständnis 
und  Grenuss  Musik  zu  hören,  kommt  es  doch  vor 
allem  bei  den  jungen  Musikeleven  an,  soweit  es 
sich   wenigstens   nicht    um  künftige  Fachmusiker 


handelt.  Es  soll  daher  im  Folgenden  versucht 
werden,  einige  neue  Anregungen  bezüglich  der 
Grestaltung  der  musikalischen  Gkschmacksbildung 
der  Jagend  zu  geben. 

Sehr  wichtig  für  die  Bildung  des  Musiksinns 
ist  der  „musikalische  Stoff",  der  beim  Jugend- 
unterricht Verwendung  findet.  Da  es  sich  f»)st 
stets  um  Klavierunterricht  handelt,  wollen  wir 
von  diesem  bei  unseren  Betrachtungen  ausgehen. 
Nach  Absolvierung  der  Elementarschule  beginnt 
das  Etüdenspiel;  daneben  pflegt  man  dann  gerne, 
um  dem  Kinde  mehr  „Lust^^  zum  Spielen  zu 
machen,  leichtere  Unterhaltungsmusik,  und  dabei 
finden  namentlich  zwei  Gattungen  von  Tonstücken 
Verwendung:  Sogenannte  ,Saloustücke"  einerseits 
und    „Arrangements"  7on  Opern melodien  anderer- 


—     85 


seits.  £8  fällt  schwer,  zn  entscheiden,  welches  von 
diesen  beiden  Elementen  einer  rationellen  musika- 
lischen GeschmacksbÜdnng  feindlicher  und  schäd- 
licher ist;  sie  beide  zu  bekämpfen,  soll  unsere 
nächste  Aufgabe  sein. 

Allerdings  muss  da  zunächst  zugegeben 
werden,  dass  der  pädagogische  Gedanke,  durch 
gefällige,  leichtverständliche  Musik  die  Ereude  und 
das  Interesse  des  Kindes  an  seinein  Musiktreiben 
zu  beben  und  zu  mehren,  unbestreitbar  viel  für 
sich  hat;  schlecht  ist  aber  die  musikalische  Aus- 
führung desselben  in  der  oben  bezeichneten  Art. 
Wenden  wir  uns  zunächst  den  Opernarrangements 
zu,  deren  Benützung  zwar  in  den  letzten  10  Jahren 
wesentlich  abgenommen  hat,  die  aber  immer  noch 
geuQg  Verwendung  finden,  um  eine  Warnung  vor 
ihren  Schäden  zu  rechtfertigen.  —  Unsere  Musik- 
verleger haben  dem  Bedürfnisse  nach  solchen 
unterhaltenden  Opemarrangements  abhelfen  zu 
müssen  geglaubt  und  u.  a.  z.  B.  jeine  Anzahl 
„Melodien- Albums^,  „Anthologien",  Sammlungen 
beliebter  Opernmelodien'  u.  s.  w.  herausgegeben. 
In  diesen  Bändchen  wird  nun  alle  mögliche  Musik 
bant  zusammengewürfelt  gebracht.  So  enthält  z.  B. 
das  von  Köhler  in  der  £dition  Peters  heraus- 
gegebene „Melodienalbnm**  (Bd.  2/  Opemmelodien 
von  Mozart,  Beethoven,  'Weber,  Spohr, 
Auber,  Bossini,  Donizetti,  Hellini  u.  s.  w. 
—Diese  Stücke  werden  dann  kritiklos  herunterge- 
spielt, wie  sie  sich  folgen,  jetzt  eine  Mozart  Arie, 
dann  eine  Bachearie  von  Donizetti,  jetzt  „durch 
die  Wälder,  durch  die  Auen*  und  unmittelbar 
darauf  „Di  tanti  palpiti"  oder  „Casta  diva^S  italie- 
nisch und  deutsch,  klassisch  und  romantisch,  ohne 
Wahl,  ohne  Ziel,  wie  sich  die  Stücke  im  „Album" 
eben  folgen.  Schon  mit  dieser  Zusammensetzung 
der  Opernalbums,  Hand  in  Hand  gehend  mit  der 
gedankenlosesten  Benützung  derselben,  ist  für  den 
verständigen  Musikpädagogen  das  Urteil  darüber 
gesprochen.  Denn  dass  mit  dieser  Methode  eine 
geflissentliche  Abstumpfung  alles  musikalischen 
Stilgefühls  von  Anfang  an  notwendigerweise  ver- 
bunden ist,  tritt  bei  einiger  üeberlegung  doch  klar 
zu  Tage,  und  es  ist  wirklich  nicht  zu  verwundern, 
wenn  Leute,  die  in  ihrer  Jugend  so  musiziert 
haben,  dann  später  zwischen  dem  „Trompeter  von 
Säkkingen"  und  dem  „Tristan^^  höchstens  den 
ÜQterschied  entdecken  können,  dass  der  erstere 
weit  unterhaltender  ist,  als  der  letztere,  und  wenn 
ihnen  die  Kunst  Beethoven's  oder  Bach*s  ein 
Buch  mit  sieben  Siegeln  bleibt. 

Freilich  wenden  sich  unsere  bisherigen  Vor- 
würfe beinahe  mehr  geg^n  die  Art  und  Weise 
der  Verwendung  der  Opernarrangements  als  gegen 
diese  selbst;  doch  fehlt  es  uns  auch  hier  nicht  an 
Stoff  zu  berechtigten  Angriffen. 

Einen  Vorteil  freilich  wird  man  den  Opern- 
arrangements nicht  absprechen  dürfen,  nämlich 
dass  durch  sie  der  musilcalische  Gesichtskreis  des 
Schülers  gegenüber  einem   sich  nur  auf  Original- 


Klavierliteratur  beschränkenden  Unterricht  erheb- 
lich erweitert  wird.  Allein  dieser  Vorteil  geht 
meist  durch  die  jämmerliche  Beschaffenheit  der 
Arrangements  wieder  verloren.  Machen  schon  an 
und  für  sich  Opemmelodien,  aus  dem  Zusammen- 
hang des  Ganzen  herausgerissen,  meist  einen  ganz 
verkehrten  und  entstellten  Kindruck  (dies  lässt 
sich  auch  wo  es  sich  um  „Nunmiemopem^^  im 
vollsten  Sinne  des  Wortes  handelt  nicht  leugnen), 
so  wird  dieser  entstellte  Eindruck  noch  verschärft 
durch  die  Art  und  Weise,  wie  diese  „Melodien'' 
reproduziert  werden.  Vor  allem  werden  sie  sehr 
oft,  um  sie  leichter  spielbar  zu  machen,  auf  die 
unsinnigste  Weise  transponiert  und  daduich  ihr 
Charakter  von  Grund  aus  verändert  und  verzerrt, 
aber  auch  wo  dies  nicht  der  Fall  ist,  sondern  die 
Stücke  in  der  Originaltonart  geboten  werden,  ist 
der  Klaviersatz,  natürlich  wieder  in  dem  Be- 
streben, möglichst  leicht  spielbar  zu  sein,  durch- 
weg von  erschreckender  Trockenheit,  ohne  eine 
Spur  von  polyphoner  Stimmführung,  mil 
grundsätzlicher  Missachtung  der  Mittelstimmen 
und  meist  sehr  öder  und  steifer  Bassführung.  So 
ist  schliesslich  auch  rein  technisch  die  Benutzung 
von  Opern arrangements  für  den  Klavierunterricht 
nicht  erspriesslich;  dar  Hauptgrund  aber,  der  auf 
ihr  völliges  Verschwinden  dringen  lässt,  ist  die 
oben  bereits  gekennzeichnete  Geschmacksverderb- 
nis, welche  durch  dieselben  droht. 

Aus  dem  gleichen  Grunde  muss  man  sich 
mit  aller  Entschiedenheit  gegen  die  ,,Salonmusik^* 
und  ihre  Verwendung  beim  musikalischen  Jugend- 
unterricht wenden.  —  „Mit  Stlssigkeiten,  Back*  und 
Zuckerwerk  zieht  man  keine  Kinder  zn  gesunden 
Menschen.  Wie  die  leibliche,  so  muss  die  geistige 
Kost  einfach  und  kräftig  sein.  Die  Meister  haben 
hinlänglich  für  die  letztere  gesorgt;  haltet  euch  an 
diese.^^  Diese  Worte  aus  den  „musikalischen 
Haus-  und  Lebensregeln"  von  Bob.  Schumann 
haben  auch  für  die  musikalische  ünterhaltung«- 
literatur  Geltung,  die  zwar  dem  strengen  Etüdeu- 
spiel  gegenüber  eine  „Erholung"  bilden  soll,  aber 
eine  edle  und  geistbildende  Erholung.  Dass 
diese  aber  aus  den  „Salonstücken^  der  Egghard, 
Spindier,  Ketterer  und  Konsorten  nicht  zu 
gewinnen  ist,  darüber  sollte  eigentlich  doch  auch 
kein  Zweifel  herrschen.  Die  Jugend  selbst  hat 
noch  nicht  die  Fähigkeit,  die  innere  Hohlheit, 
Trivialität  und  Abgeschmacktheit  dieser  süssen 
Sächelchen  zu  erkennen,  und  lässt  sich  durch 
Aeusserlichkeiten  bestechen,  nicht  zum  letzten 
z.  B.  durch  ein  recht  schönes  Titelbild,  das  nicht 
selten  beigegeben  ist,  oder  durch  den  Titel,  mit 
dem  die  Salookompontsten  ihrem  Schund  den 
Stempel  der  Charakteristik  aufzudrücken  versuchen, 
wenn  sie  ihre  Stücke  mit  Ueberschriften  wie 
„Kotkäppchen"*,  ,der  kleine  Postillon",  „Dorf- 
schmiede^,  „Gebet  einer  Jungfrau''  u.  dergl.  ver- 
sehen. Hat  sich  dann  aber  einmal,  durch  solche 
Aeusserlichkeiten  verführt,  das  jugendliche  Gemüt 


—     86     — 


mit  diesem  musikalischen  Gift  vollgesogen,  dann 
ist  es  schwer,  wenn  nicht  unmöglich,  den  Weg 
zum  musikalischen  Heile  wieder  zu  Enden,  and 
jeder  Sinn  für  ernste  Masik  wird  dahin  sein. 
Damm  hinaus  mit  der  Salonmusik  aus  dem  Jugend- 
Unterricht,  ebensogut  nnd  noch  mehr  als  mit  den 
Opemarrangements.  Wir  besitzen  durch  Kullak, 
LöBchhorn,  Scharwenka,  Th.  Kirchner, 
Bossi,  Eienzl  u.  v.  A.  eine  so  reiche  für  das 
Klavier  geschriebene  Originalliteratur,  die  den 
Namen  Unterhaltungsmusik  im  besten  Sinne 
führen  kann,  dass  sowohl  Arrangements  als  auch 
Salonstticke  vollkommen  überflüssig  sind. 

Im  Zusammenhang  unserer  Erörterungen  sei 
hier  noch  auf  einen  Punkt  hingewiesen,  der  eben- 
falls die  Wahl  des  zu  spielenden  Stoffes  betrifft» 
jedoch  auf  einer  bereits  fortgeschritteneren  Stufe 
des  Musikunterrichts.  Manche  Klaviereleven 
kommen  in  jungen  Jahren  schon  soweit,  dass  sie 
z.  B.  Chopin's  Klaviermusik  in  Angriff  nehmen 
können.  Der  Kultus  derartiger  Musik  ist  ebenfalls 
nur  mit  starker  Reserve  gut  zu  heissen.  Von  einem 
Schüler,  der  es  in  jungen  Jahren  bereits  zum 
Chopiospieler  gebracht  hat,  darf  man  wohl  an- 
nehmen, dass  er  auch  für  den  geistigen  Gehalt 
dieser  Musik  empfänglich  ist,  d.  h.  dass  er  auch 
die  Chopin'schen  Stimmungen  in  sich  aufnimmt^ 
und  das  ist  eben  für  die  Jugend  nichts.  So  wenig 
man  Kindern  Tolstoi  oder  d'Annunzio  zu  lesen 
gibt,  sowenig  sollte  man  einen  übermässigen 
Chopinkultus  gestatten,  denn  durch  das  Element 
des  Trübsinnigen,  Weltschmerzlichen  nnd  Hyste- 
rischen, welches  sich  durch  einen  grossen  Teil 
Chopin'fexher  Kunst  hindurchzieht,  kann  leicht  die 
empfängliche,  jugendliche  Seele  angekränkelt 
werden.  Chopin'ö  Kunst  ist  ähnlich  wie  Wagner 's 
„Tristan*,  auch  manches  von  Schumann,  eine 
Kunst  für  geistig  Erwachsene  und  Vollausgereifte; 
der  Jugend  sollte  sie  nur  mit  Vorsicht  und  stets 
sehr  massvoll  zugänglich  gemacht  werden. 

Wir  haben  bisher  fast  nur  .negative  Probleme" 
besprochen;  damit  wir  dem  Leser  nicht  am  Ende 
als  ,,Gei6t,  der  stets  verneint*^  erscheinen,  möge 
nun  noch  ein  sehr  wichtiges  positives  musikpäda- 
gogisches Problem  kurz  zur  Besprechung  gelangen. 

Schon  lange  hat  man  es  als  Erfordernis  eines 
jeden  rationellen  Musikunterrichts  bezeichnet,  dass 
neben  den  praktischen  Uebungen  von  Anfang  an 
Unterweisungen  in  den  wichtigsten  Grundsätzen 
der  Theorie  erfolgen,  und  darin  den  wirksamsten 
Gegenpol  füi  ein  rein  automatisches,  ver- 
ständnisloses Musizieren  erkannt.  Berühmt  in 
dieser  Hinsicht  war  bekanntlich  lange  Zeit  die 
Methode  von  J.  B.  Logier  (1777-1846),  und  in 
den  bedeutendsten  modernen  Klavierschulen,  z.  B. 
in  denen  von  Breslaur,  Riemann  u.  a.,  wird 
ebenfalls  diese  Grundlegung  der  musikalischen 
Theorie  systematisch  neben  den  technischen 
Uebungen  durchgeführt.  Seltsam  ist  dabei,  dass 
man  sters  nur  die  Theorie  der  musikalischen  Tech- 


nik (Harmonie,  Phrasierung  etc.)  berücksichti^n 
zu  müssen  glaubte,  und  nicht  an  ästhetische 
und  historische  Belehrung  dachte.  Freilich 
wird  hier  vielleicht  ein  Einwand,  der  schon  beim 
theoretisch- technischen  Unterricht  häufig  erhoben 
wird,  noch  gewichtiger  auftreten,  der  Einwand 
nämlich,  ob  auch  der  Musikeleve,  der  doch  sehr 
oft  noch  in  recht  jungen  Jahren  steht,  für  diese 
Disziplinen  das  nötige  Verständnis  bereits  besitzt. 
Man  kann  wohl  sagen,  dass  dieser  Einwand  zum 
guten  Teil  von  der  Bequemlichkeit  diktiert  wird. 
Weil  man  es  zu  mühsam  findet,  sich  ernsthaft  mit 
der  Lösung  des  Problems  zu  befassen,  proklamiert 
man  es  sich  und  Anderen  zur  Beruhigung  gleich 
von  vornherein  als  unmöglich.  Mit  7-  und  8  jährigen 
Kindern  Musikästhetik  treiben  zu"wollen,  erscheint 
allerdings  auf  den  ersten  Blick  etwas  utopistisch; 
man  muss  sich  aber  eben  dem  Begriffsvermögen 
und  dem  Individuell  des  Kindes  anschliessen ;  erteilt 
man  doch  den  Kindern  auch  von  frühester  Jugend 
an  Beligionsunterricht.  Ganz  leicht  möglich  ist 
es  aber  sicher,  durch  historische  Be- 
merkungen und  Erläuterungen  den  tech- 
nischen Unterricht  zu  beleben.  Dafür  haben  ge- 
wiss auch  die  jüngsten  Musikeleven  bereits  die 
nötige  Auffassungsgabe  und  dafür  vor  allem  sei 
hier  plädiert!  Natürlich  darf  man  auch  hier 
den  Kindern  nicht  etwa  mit  gelehrtem  musika- 
lischen Küstzeug  kommen,  sondern  muss  sich  auf 
alle  Weise  dem  kindlichen  Begriffsvermögen  an- 
schliessen. Das  Ziel,  das  dabei  verfolgt  wird,  ist 
ein  doppeltes:  einmal  die  Kinder  von  Anfang  an 
zur  Pietät  und  Verehrung  gegen  die  grossen 
Meister  zu  erziehen.  Das  ist  die  Hauptfache;  zu 
einer  Zeit,  wo  der  Schüler  noch  nicht  fähig  ist^ 
selbständig  das  Grosse  und  Gute  zu  erkennen,  soll 
er  sich  den  Meistern  mit  fragloser  Verehrung 
nähern;  das  wird  der  späteren  Selbständigkeit 
seines  Urteils  keinen  Schaden  tun  und  ihm  viel- 
leicht manche  künstlerische  Kämpfe  und  Irrungen 
ersparen.  —  Sodann  aber  soll  durch  diese  histo- 
rischen Belehrungen  das  allgemeine  Interesse  des 
Schülers  an  seiner  Kunst  geweckt  und  gemehrt 
werden;  zur  Erreichung  dieses  Zieles  ist  ein  Mittel 
zu  empfehlen,  vor  dem  sich  die  wissenschaftliche 
Musikgeschichtsforschung  aufs  strengste  zu  hüten 
hat,  nämlich  die  erzählende  Behandlung  des 
Stoffs.  Schilderungen  aus  dem  Leben  des  jungen 
Mozart,  des  jungen  Haydn  oder  Bach  werden 
den  Geist  des  Schülers  in  erfreulicher  Welse  an- 
regen und  seinen  musikalischen  Eifer  beleben. 
Dabei  ist  nochmals  zu  betonen,  dass  mit  diesen 
historischen  Erläuterungen  keineswegs  die  Grund- 
legung einer  musikgeschichtlichen  Bildung  gegeben 
werden  soll.  Wenn  auch  sehr  zu  wünschen  ist, 
dass  die  glänzende  musikgeschichtliche  Unwissen- 
heit, durch  die  auch  heutzutage  noch  viele  musika- 
lische Eachroutiniers  strahlen,  künftighin  in  allen 
musizierenden  Kreisen  einem  wenigstens  be- 
scheidenen Fundus    von  Bildung  auch  auf  diesem 


—     87 


Gebiete  weichen  möge,  8o  ist  die  Grundlage  dazn 
doch  erst  in  sp&teren  Jahren '  des  mnsikalischen 
Unterrichts  zu  legen ;  im  Anf angsstadinm  desselben 
möge  die  Masikgeschichte  die  von  nns  ihr  oben 
zugewiesene  Stellung  einnehmen. 


Mögen  die  vorstehenden  Erörtemngen  als  das 
aufgenommen  werden,  als  was  sie  gemeint  sind: 
als  bescheidene  Anregungen  zum  weiteren  Nach- 
denken über  wichtige  mnsikpädagogische 
Probleme.  — 


Kritische  Bfickschau 


über  Konsert  und  Oper. 

Von 

Dr.  Karl  Storek. 


Johann  Sebastian  Bach's  ^H-moU-Messe" 
ist  ein  ungeheures  Werk,  unvergleichbar  mit 
anderen,  für  sich  ragend,  ein  Siesenbau,  der  nur 
durch  Vorarbeit  unzähliger  möglich  war  und  doch 
darchaus  persönliches  Bekenntnis  ist.  So  oft  ich 
vor  dem  Kölner  Dom  stand,  so  oft  ich  in  ihn  ein- 
trat, hatte  ich  immer  dasselbe  Gefühl  Das  ist 
ungeheuer  gross,  das  ist  voll  einziger  Kunst;  aber 
das  erdrückt  mich,  es  wirft  sich  eine  fremde  Welt 
anf  mich,  und  ich  finde  keinen,  der  mir  die  Hand 
reicht  und  mir  sagt:  Steh*  auf  und  fühle  mit  mir; 
auch  hier  waltet  Menschentum.  So  ist  es  im 
ersten  Augenblick.  Aber  dann,  verweile  ich  lange 
im  Dom,  schreite  den  Wunden  entlang,  seh',  wie 
die  Sonne  die  farbigen  Heiligen  oben  in  den 
Fenstern  mit  fast  himmlischem  Glänze  durch- 
lenchtet.  Hun  wird  mir  wohliger.  An  solch'  einer 
Säule  fülilt  man  sich  geborgen.  Wie  da  die 
einzelnen  Säulen  auf  sicherer  breiter  Basis  sich 
zum  Bündel  zusanumenschliessen.  So  vereint 
streben  sie  sicher  zu  schwindelnder  Höh';  hoch 
droben  beim  Kapital  fühlen  sie  sich  so  frei,  dass 
sie  an  buntesten  Zierart  sich  garnicht  Genüge  tun 
können.  Und  immer  offener  wird  das  Auge  für 
Einzelheiten.  Hier  eine  Bosette,  dort  ein  Schluss- 
stein, da  ist  das  Vierpassmasswerk  im  Kreis,  dort 
im  Viereck,  hier  rund-,  dort  spitzbogig;  welch'  ein 
Spiel  in  den  Fensterbogen.  Nun  auf  einmal  sieht 
man  hundert  Menschen  bei  der  Arbeit,  sieht  man 
den  Einzelnen,  der  liebevoll  ein  einzelnes  Stückchen 
schafft.  Und  non  auf  einmal  ist  uns  auch  das 
grosse  Ganze  vertraut.  Das  ist  Ja  nur  so  ungeheuer 
und  gewaltig,  weil  es  so  viele,  so  vielerlei  um- 
scUiesst.  Aber  dieses  Grosse  ist  doch  die  Heimat 
eines  jeden  von  uns,  und  wir  sind  darin  geborgen, 
weU  wir  eben  für  unser  ganzes  Sein  darin  Platz 
haben.  Dass  wir  es  nicht  ganz  zu  füllen  vermögen, 
das  fühlen  wir  jetzt  garnicht  mehr.  Und  wie  im 
Innern,  so  ergeht  es  uns  nun  auch  draussen.  Die 
Turbogenfelder  werden  jetzt  zur  Heimstätte  von 
hundert  Gestalten,  deren  jede  das  mit  Liebe  ge- 
schaffene Werk  eines  Menschenkindes  ist;  die 
Wimperge  ragen  als  kostbarste  £rkerzier  der 
Wohnung  Gottes.  In  Wasserspeiern  lacht  ein 
kraftiger  Humor;  in  niedlichen  Krabben  offenbart 
sich  eine  sinnige  Freude   am  Intimen;   nun  schau 


gar  hier,  an  dem  riesigen  Strebepfeiler  des  Riesen- 
baues hat  einer  einer  kleinen  Statue  ein  trauliches, 
eigenes  Häuschen  hingebaut,  dass  sie  unter  dem 
Baldachin  träumt,  wie  in  einer  Garteulaube.  — 
So  wird  einem  der  gewaltige  Riesenbau  zu  eigen, 
gleichwie  der  Einzelne  sich  die  Welt  zu  eigen 
macht,  von  der  er  auch  nur  ein  ganz  kleines 
Teilchen  zu  erfüllen  mag.  Und  wir  spüren  hier 
das  Verwandte  der  Schöpferkraft  der  Künstler  mit 
der  der  Gottheit.  Denn  auch  jener  schafft  seine 
eigene  Welt,  und  doch  bietet  sie  Unzählbaren  die 
Heimat  des  Geistes  und  des  Herzens. 

Solch  ein  Kölner  Dom  ist  Johann  Sebastian 
Bach's  „Hohe  Messe^'.  Und  wie  dort,  starrt 
uns  auch  hier  erst  eine  Welt  entgegen,  die  wir 
gleich  als  gross  und  erhaben  empfinden,  zu  der 
wir  uns  aber  auch  erst  das  persönliche  Verhältnis 
gewinnen  müssen.  Dann  aber,  o  Gott!  welch'  ein 
Reichtum  in  allen  Einzelnen,  wieviel  Innigkeit, 
wieviel  Liebe,  wieviel  Ernst,  welche  Freudigkeit, 
welch'  mystischer  Tiefsinn,  wieviel  kindlich  treu- 
herziger Jubel.  Man  müsste  Note  für  Note  durch- 
gehen, um  so  Alles  im  Einzelnen  zu  zeigen.  Ich 
will  nur  auf  ein  Einziges  aufmerksam  machen, 
darin  ersichtlich  der  Protestant  Johann  Sebastian 
sich  in  dieser  Messe  erweist  zum  Unterschied  vom 
Katholiken.  Es  sind  die  Credo- Worte  —  remissionem 
peccatorum,  ich  glaube  an  eine  Vergebung  der 
Sünden.  Bei  Johann.  Sebastian  ist  diese  Stelle 
eine  der  geheimnisvollsten  des  ganzen  Werkes. 
Hier,  wo  Christus  seines  Mittleramtes  waltet,  wo 
die  Rettung  der  Seele  beginnt  während  der 
Körper  modert  —  steht  der  Mensch  einem  unlös- 
baren Geheimnis  gegenüber.  In  Tonfolgen  von 
unerhörter  Kühnheit  und  doch  voll  erwartungs- 
voller Bangnis  sagt  der  Künstler  von  diesem  Ge- 
heimnis. —  Nie  würde  ein  katholischer  Komponist 
diese  Stelle  ähnlich  komponieren.  Durch  die 
Beichte  ist  der  Nachlass  der  Sünden  f^ewisser- 
massen  vom  Himmel  auf  die  Erde  verpfian7.t,  und 
es  sind  ganz  andere  Stimmungen,  die  ihr  gegen- 
über wach  werden. 

Noch  eins.  Ich  habe  oben  den  Kölner  Dom 
und  nicht  ein  anderes  gewaltiges  gotisches  Münster 
genannt.  Mit  Bedacht,  weil  der  Kölner  Dom  von 
einer  vollendeten   Stilreinheit  ist,   die   über  allen 


—     90 


die  stimmangsvoUe  Wiedergabe  der  Schubert'sclien 
Sinfonie  die  wohlverdiente  Anerkennung. 

Das  12.  Konzert  des  Konservatorium  s 
für  Musik  zu  Breslau,  Direktor  Oscar 
Krain,  fand  zum  Besten  des  Stipendienfonds  der 
Anstalt  statt  und  hatte  sich  einer  lebhaften  Teil- 
nahme zu  erfreuen.  Zur  Auffdhrung  kamen: 
Mozart,  „Violinsonate**  B  dur,  Beethoven 
desgl.  Amol!,  „Adagio  und  Fuge",  GmoU  für 
Violinsolo  von  J.  B.  Bach,  „II  re  pastorö**    von 


Mozart,  Lieder  von  Schubert  und  B  r  a  h  m  b 
und  eine  Beihe  der  4  stimmigen  Zigeunerlieder 
von  B  r  a  h  m  s.  Die  Violinwerke  wurden  von  Horm 
E  a  m  p  e  1 ,  die  Gesänge  von  denDamen  H  e  r  tt  i  ng 
und  K r a i n ,  den  Herren  Schubert  und 
Volke  ausgeführt.  Den  Klavierpart  in  den 
Sonaten,  sowie  alle  übrigen  Klavierbegleitungen 
hatte  der  Direktor  Herr  K  r  a  i  n  übernommen  und 
erledigte  sich  seiner  Aufgabe  in  ausgezeichneter 
Weise. 


YermlBchte   Nachrichten. 


Josef  Kebicek,  der  Leiter  der  populären 
Konzerte  des  Berliner  Philharmonischen 
Orchesters,  dessen  künstlerisches  Streben  in 
Berlin  in  hohem  Ansehen  steht,  musste  leider 
Kraukheits  halber  seinen  Dirigentenposten  nieder- 
legen. Jos.  B-ebicek  feierte  vor  kurzem  seinen 
60.  Geburtstag,  er  stand  seit  1897  an  der  Spitze 
des  Philharmonischen  Orchesters  und  ist  in  der 
ganzen  Zeit  mit  vollem  Erfolge  bestrebt  gewesen, 
das  Niveau  der  volkstümlichen  Konzerte  der 
Philharmoniker  durch  gediegene  Programme  und 
tadellose  Ausführung  zu  heben.  Wie  sehr  ihm 
dies  gelungen,  beweist  das  grosse  Bedauern  seines 
Bücktritts  und  die  Teilnahme,  die  dem  erkrankten 
Leiter  entgegengebracht  wird. 

„Mandanika*",  romantische  Oper  in  einem 
Akt  von  Gustav  Lazarus,  die  bereits  mit 
grossem  Beifall  von  einer  Beihe  deutscher  Bühnen 
aufgeführt  wurde,  errang  nun  auch  bei  ihrer  Erst- 
aufführung am  Stadttheater  in  Lübeck  einen  un- 
bestrittenen Erfolg.  Kapellmeister  Trümmer  mit 
den  Hauptdarstellern,  sowie  Direktor  Gottscheid, 
der  die  Oper  inszeniert  hatte,  wurden  oftmals 
gerufen. 

Prof.  Dr.  A.  Thierfelder's  neues  Konzert- 
drama „Kaiser  Max  und  seine  Jäger*^,  Text  von 
Rud.  Baumbach,  wird  am  25.  März  durch  den 
Leo  ScheeTschen  Gesangverein,  hier,  und  mit 
denSollsteuFrl.  H  e  d  w  ig  K  a  u  fm  a  o  n  und  den  Herren 
Rothenbücher  und  Harzen-Müller  zur  Auf- 
führung gelangen. 

Die  Berliner  Trio- Vereinigung  der  Herren 
Georg  Schumann,  Karl  Halir  und  Hugo 
Dechert  hat  eine  Reihe  Kammermnsikkonzerte 
in  Spanien  absolviert  und  glänzende  Erfolge  er- 
rungen. In  Madrid  spielte  die  Vereinigung  vier- 
mal im  „Theatro  Espagnole**  vor  einem  auser- 
lesenen Publikum,  unter  dem  sich  Mitglieder  der 
Königl.  Familie,  sowie  der  deutsche  Botschafter 
befanden. 

Die  45.  und  46.  Auffühiung  des  Musik-Salons 
Bertrand  Roth  zu  Dresden  war  „Zeit- 
genössischen Tonwerken^^  gewidmet.  Es  kamen 
Werke  von  Richard  Strauss,  Hans  Tittmann, 
Theodor  Streicher,  Max  Schillings  u.  a  zur 
AufführuDg,    dann    aber  auch  Lieder  und  Klavier- 


stücke von  Bertrand  Roth  selbst.  Die 
Dresdener  Kritik  berichtet  darüber,  dass  Prof.  Roth 
mit  unrecht  Bescheidenheit  bezüglich  seiner 
eigenen  Werke  geübt,  denn  sowohl  Lieder  wie 
Klavierstücke  bezeugten  eine  schöne  Begabung 
hinsichtlich  der  Erfindung  und  dem  künstlerischen 
Ernst  der  Ausarbeitung. 

Die  von  Otto  Seelig,  dem  Direktor  des 
Heidelberger  Konservatoriums,  veran- 
stalteten Kammermusikabende  fanden  mit  einem 
Beethoven-Abend  ihren  Abschluss.  Zur  Aus- 
führung kam  das  D-dur-Trio  op.  70,  das  G-moll- 
und  das  grosse  F-dur-Quartett  op.  135.  Die  Aus- 
führenden waren  das  „Frankfurter  Streichquartett", 
die  Herren  Heermann,  Rebner,  Bassermann 
und  Becker.  Vier  vorangegangene  Abende 
waren  Schubert,  Mozart,  Brahms  und 
Schumann  gewidmet  gewesen. 

Die  Firma  Julius  Blüthner  erhielt  vor 
kurzem  den  ehrenvollen  Auftrag  für  die  Dienst- 
wohnung des  Präsidenten  im  neuen  Reichstags- 
Präsidialgebäude  einen  künstlerisch  ausgestatteten 
Salonflügel  zu  liefen^.  Das  Instrument  ist  aus 
Cedernholz  im  Stil  Ludwig  XVI.  hergestellt  und 
macht  mit  seinem  feinen  ornamentalen  Schmuck 
einen  hochvornehmen  Eindruck.  Ebenso  erhielt 
die  Firma  vom  Reichskommissar  den  Auftrag 
für  das  Deutsche  Haus  auf  der  Weltausstellung 
in  St.  Louis  einen  besonders  schönen  Flügel  zu 
liefern.  Der  Begründer  und  Chef  der  weitbe- 
rühmten Firma,  Kommerzienrat  JuliusBlüthner, 
feierte  in  diesen  Tagen  in  Leipzig  seinen 
80.  Geburtstag. 

Das  „95  historische  Konzert  des  B  oh n 'sehen 
Gesangvereins  zu  Breslau  brachte  ein  äusserst 
interessantes  Programm  „Die  Zigeuner  in  der 
Musik^^  Nach  einem  einleitendem  Vortrage  von 
Prof.  Dr.  Bohn  kamen  eine  Reihe  vokaler  und 
instrumentaler  Sätze  zur  Ausführung:  „VillanelJen'* 
für  Chor,  „Das  weinende  Lied",  von  Herrn 
Konzertsänger  Mühlenbach  in  der  Original- 
sprache ausgeführt,  ferner  Beethoven's  „Wahr- 
sagerin", eine  Arie  aus  Scarlatti's  Oper  „II  Tin- 
grane''.  An  Instrumental  vortragen  bot  das  Konzert 
„Gipseis  Round"  von  Birds,  Liszt's  „Rakoczy- 
Marsch-Bearbeitung,    Weber 's    Variationen   über 


—     91     — 


ein  „Zigeanerljed^*,  drei  Tonsätze  von  Bihari 
Janos,  ein  Streichquartett  von  Czinka  Pannas 
„Magyar  nota"  und  Haydn's  „Allegretto  alla 
Zingarese^. 

Unser  Volks-  und  Vaterlandslied  „Die  Wacht 
am  Khein^  feiert  in  diesem  Jahr  sein  50 Jähriges 
Jnbilaam.  Karl  Wilhelm,  in  dem  thüringischen 
Städtchen  Schmalkalden  1815  geboren,  hatte  es 
1^4  zur  silbernen  Hochzeit  des  Prinzen  von 
Preassen,  unseres  späteren  Kaiser  Wilhelms, 
komponiert,  and  von  der  Krefelder  Liedertafel, 
dessen  Direktor  Wilhelm  damals  war,  wurde  es 
am  11.  Juni  1854  gesungen,  aber  bald  vergessen. 
In  den  Julitagen  1870  feierte  die  „Wacht  am 
Rhein^'  ihre  Aoferstehung,  um  bald  vom  ganzen 
Volke  gesungen  zu  werden.  Karl  Wilhelm,  der 
damals  schon  in  stiller  Zurückgezogenheit  in 
Schmalkalden  lebte,  erhielt  nach  glücklich  be- 
endetem Feldzuge  eine  Ehrenpension  von  bOOO  Mk. 
jährlich  vom  Iteichskanzleramt,  ist  aber  schon 
1873  gestorben.  Seine  Vaterstadt  ehrte  ihn  durch 
ein  Denkmal.  —  Die  Krcfelder  Liedertafel  will  den 
Gedenktag  durch  ein  grosses  Fest  würdig  begehen. 


Die  Uraufführung  der  neuesten  Composition 
von  Willem  de  Haan  „Das  Lied  vom  Werden 
und  Vergehen*  für  gemischten  Chor  u.  Orchester 
ündet  den  15.  März  d.  J.  in  C  Ö 1  n  unter  Stein- 
b  a c h ,  die  zweite  Aufführung  in  Amsterdam 
unter  T  i  e  r  i  e  statt. 

Die  Bibliothek  des  verstorbenen  Musikschrift- 
stellers KobertMusiol-Frausiadt,  welche 
zum  Verkauf  steht,  enthält  unter  einer  Reihe  von 
fachwissenschaftlichen  Werken,  Klavierauszügeu, 
Orchesterwerken,  Chören  u  s.  w.  auch  zwei 
interessante  Sammlungen.  Die  eine  besteht  aus 
Kompositionen  des  Hein  ersehen  Liedes  „Du 
bist  wie  eine  Blume",  etwa  110  verschiedene.  Die 
zweite,  eine  „Faustsammlun  g^^  war  im 
Jahre  1903  auf  der  Faustausteilung  in  Frank- 
furt a.  M.;  damals  berichtete  der  „Sammler'- 
(No.13,  1903)  darüber;  „Die  Herren  Dr.  K.  Koll- 
mann  zu  Leipzig  und  Roh.  M u s i o l  zu 
Fraustadt  haben  durch  ihre  SpezialSammlungen 
der  Puppenspiele  und  Ton  werke  zwei  von  anderer 
Seite    gar   nicht   zu   ergänzende   Lücken  gefüllt.'^ 


Bücher  und  Musikalien. 


Undoir Schwarte:  „Jahrbuch  der  Musikbiblio- 
thek Peters  für  1903." 
G.  F.  Peteri,  Leipalff. 

Das  Jahrbuch  erscheint  in  seinem  10.  Jahr- 
gange und  bringt  wieder  eine  Fülle  interessanten 
i>toffes.  Das  abgelaufene  Dezennium  gibt  dem 
Bibl iothekar,  Dr.  Schwartz,G elegenhei t  z u  einem 
Rückblick,  der  ein  klares  Bild  von  der  segens- 
)  eichen  Stiftung  entwirft,  die  dem  hochherzigen 
Gründer,  Dr.  Max  Abraham,  ihre  Entstehung 
verdankt.  So  wurde,  um  nur  ein  Faktum  anzu- 
fahren« die  Bibliothek  im  vergangenen  Jahr  von 
4125  Studierenden  und  ca.  600  Besuchern  des 
Lesezimmers  benutzt,  während  sich  die  Zahl  der 
benutzten  Werke  auf  10575  beläuft.  Im  Weiteren 
bringt  der  Inhalt  des  Jahrbuches  folgende  Artikel: 
Karl  Nef  „Clavicymbel  und  Clavichord",  Arnold 
Schering  »Zur  Geschichte  des  italienischen 
Oratoriums  im  17.  Jahrhundert",  Adolf  Sand- 
berger  „Zur  Entstehungsgescliichte  von  Haydn's 
„Sieben  Worten  des  Erlösers  am  Kreuze",  Her- 
mann Kretzschmar  n^^^  Correspondance 
litt^raire  als  musikgeschichtliche  Quelle",  und 
„Zum  Verständnis  Glucks^.  Den  Beschluss  macht 
das  von  Kndolf  Schwartz  zusammengestellte 
Verzeichnis  der  in  allen  Kulturländern  im 
Janre  190  (  erschienenen  Bücher  und  Schriften 
über  Musik,  die  den  stattlichen  Baum  von 
42  Seiten  füllen. 

Anna  Morsch. 


L.  Krön.  Classiker-Perlen  f.  Viol.  leicht 
bearbeitet  mit  Stricharten  und  Fins;er- 
sätzen,  sowie  mit  leichter  Pianoforte- 
Begleitung  versehen. 

Eml  Enl0Kbarf>  Lelpitr. 
Ein  Puritaner  in  der  Musik  wird  leichte  Be- 
arbeitungen unserer  grossen  klassischen  Meistor 
überhaupt  nicht  gut  heissen.  Wir  sind  im  Gegen- 
teil der  Ansicht,  dass  es  ein  grosses  Verdienst  der 
Neuzeit  ist,  unserer  Jugend  die  schönen  Gedanken 
unserer  Musik- Heroen  zugänglich  gemacht  zu 
haben.  Ein  Teil  unserer  veralteten  Opern- 
Potpourris,  genannt  Fantasien,  ist  dadurch  mit 
Recht  entbehrlich  geworden.  Aber  selten  findet 
sich  eine  Sammlung  klassischer  Sachen,  in  welcher 
alle  Nummern  für  leichto  Schüler-Bearbeitung 
resp.  Verkürzung  geeignet  sind.  Sätze  aus 
Symphonien,  in  denen  die  Instrumentation,  be- 
sonders die  Bläser  eine  Hauptrolle  spielen,  sollten 
fast  immer  fortgelassen  werden,  dagegen  können 
wir  in  diesem  Werkchen  die  Aufnahme  von  Ge- 
sangsstücken: Mozart's  „Veilchen",  Beethoven 's 
„Adelaide",  Schuberts  „Ave  Maria"  lobend  er- 
wähnen. Mendelssohn^s  „Canzonetta"  aus  dem 
Streich  Quartett  und  die  Gavotte  aus  Bach's 
grossartiger  H-moll-Sonate  für  eine  Geige  gehören 
nicht  hierher,  man  könnte  sonst  womöglich  auch 
ein  Bruchstück  aus  der  Chaconne  v.  Bach  in 
solcher  Sammlung  aufnehmen. 

Dagobert  Löwenthal. 


—     92     — 


Vereine. 


Muslkpädago^dclier  Terbaud. 

Die  nach,  der  Geschäftsordnung  des  Vorstandes 
Jeden  ersten  Sonntag  im  Monat  stattfindende 
Sitzung  wurde  diesmal  wegenKonzertverpflichtungen 
des  I. Vorsitzenden, Prof.  Xaver  Scharwenka, 
auf  Sonntag,  den  13.  März  verschoben.  Der 
Bericht  kann  daher  erst  in  der  nächsten  Nummer 
erfolgen. 

Yerein  der  Mnslklehrer  und  Maslklehrerlnoen 
zu  Leipzig. 

Die  statutenmässige  Neuwahl  von  Vorstand 
und  Kuratorium,  welche  in  der  am  14.  d.  Mts. 
stattgehabten  ordentlichen  Generalversammlung 
vorgenommen  wurde,  ergab  folgendes:  Der  lang- 
jährige Vorsitzende  und  Begrtlnder  des  Vereins,  Herr 
Musikdirektor  Heinrich  Rlesse,  wurde,  nach- 
dem er  eine  Wiederwahl  ans  Gesundheitsrücksichten 
abgelehnt  hatte,  in  Anerkennung  seiner  grossen 
Verdienste  um  den  Verein  zum  Ehrenvor- 
sitzenden ernannt  An  seiner  Stelle  wurde 
Herr  Karl  Boesger  zum  Vorsitzenden,  Herr 
Alfred  von  Sponer  zu  dessen  Stellvertreter 
erwählt,  während  Fräulein  Thekla  Fried- 
1  ä  n  d  e  r  an  Stelle  des  Herrn  von  Sponer  in's 
Kuratorium  tritt.  Die  übrigen  Aemter  oleiben  in 
den  bisherigen  Händen,  sodass  sich  Vorstand  und 
Kuratorium  wie  folgt  zusammensetzen.  Vorstand: 
die  Herren  Karl  Roesger,A.  vonSponer, 
Theodor  Baillard,  AloisBeckendorf, 
Paul  Schäfer,  Beinhold  Jockisch, 
Otto  Zeichart;  Kuratorium:  die  Herren 
Baimund  Fritzsche,  Arthur  Beyer, 
Heinrich  Wahls,  Gustav  Borchers, 
Hans  Hiller,  Bobert  Leideritz,  Fräu- 
lein Thekla  Friedländer. 


Der  ETangelUche  KlrchengfsmigTereiD  für 
Hessen  begeht  am  15.  und  16.  Mai  die  Feier  seines 
25jährigen  Bestehens.  Für  das  Jubiläum 
ist  vorläufig  folgendes  Programm  aufgestellt.  Am 
Abend  des  15.  Mai  wird  in  der  Stadtkirche  ein 
„liturgischer  Festgottesdienst**  unter  Mitwirkung 
sämtlicher  vier  Darmstädter  Kirchengesangvereine 
veranstaltet  werden,  dem  sich  eine  gesellige  Ver- 
einigung im  Saalbau  anschliesst.  Am  Montag, 
16.  Mai,  vormittags  8  Uhr,  soll  unter  dem  Vorsitze 
des  Herrn  Geh.  Kirchenrats  D.  K  ö  s  1 1  i  n  die 
Sitzung  des  2jentralausschusses  des  Deutschen 
Vereins  stattfinden,  dessen  Verhandlungen  eventuell 
am  Nachmittage  fortgesetzt  werden.  Um  lOVs 
Uhr  wird  dann  die  diesjährige  Generalversammlung 
des  Evangelischen  Kirchen^sang  Vereins  für 
Hessen  abgehalten,  in  der  Herr  Ministerialrat 
Ewald  von  Darinstadt  den  Vorsitz  führen  wird. 
Für  1  Uhr  mittags  ist  ein  gemeinsames  Festessen 
vorgesehen,  und  am  Abend  soll  eine  Aufführung 
dreier  Bach  'scher  Kantaten  (^Gott  fährt  auf 
mit  Jauchzen**,  „Wie  schön  leucht^  uns  der  Morgen- 
stern** und  „0  ewiges  Feuer**),  die  durch  den 
Evangelischen  Kirchengesangverein  der  Stadtge- 
meinde unter  Herrn  Professor  ArnoldMendels- 
sohn's  Leitung  in  der  Stadt kirche  stattfinden 
wird,  die  Jubiläumsfeier  beschliessen. 

Musik- Sektton 
des  Allg*  Deutschen  Lehrerinnen-Vereins. 

Wir  teilen  unseren  Mitgliedern  hierdurch  mitf 
dass  sich  in  Plauen  eine  neue  Gruppe  gegründet 
hat.  Vorsitzende  Frl.  Marie  Hunger,  Marien- 
Strasse  18  I. 

I.  A. 

Sophie  Henkel. 


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Konservatorium  der  Musik 
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Gegr.  1895.     Direktion:  L  Beyer.     Gegr.  1895. 

EhronTOrsiti:  Befrienufcv-Präaident  tob  Trott  in  Sals, 
flnf  KSaliridorir,  BzoelleDi  G^eneralin  tob  Coloak, 
Oberbürgermeister  Miller  o.  A. 

Cvratoriom:   Pfarrer  Beae,  Soboldirektor  Prof.  Dr.  Ki«m- 
,  Bankier  Plaafey  Justisrath  Scheffer  n.  A. 


Lehrer :  Die  Damen :  L.  Beyer,  Btaiil-FSnter,  Königl.  Opem- 
BäDfferin,  MeMe-Fabronl«  A.  Taadlea.  Die  Herren: 
A.  Hartder«««  Kammereirtnoe.  Pro€  Dr.  HSbel, 
<i.  Kaletoeh,  Kgt.  Kammermnaiker,  K.  KietaBaaB« 
Kffl.  OpemiJbiirer,  W.HoBbaBpt,  Kgl.  Kammermnaiker, 
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übrigen  OrcheaterinBit-nmente.  Gesang,  Harmonie- 
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93     — 


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Offene  Stellen: 

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nieht  mehr  j nnge  evaDgelisehe  Klavierlehrerin.  Sehr  leichte 
Stellnng.  Nnr  2  Standen  täglich.  Spraohkenntnisse  er- 
wünicht.    Yollkommener  Familienaosohioss. 


In  einer  lebhaften  und  reichen  Stadt  Pommerns  wäre 
die  Niederlmssonic  einer  Yiolinlehrerin  sthr  erwttnscht. 

Gesaehte  Stellen: 

Bine  vorsügUche  Gesangspädagogin,  die  sich  dnroh 
■ehriftstellerische  Arbeiten  anf  diesem  Gebiete  einen  Namen 
gunacht  hat,  saoht  Engagement  an  einem  Konservatoriom. 

Eine  in  Klavier  nnd  Gesan«  aosgebildete  sehr  tüchtige 
Lshrerin,  die  Erfahmng  im  Chorgesang  gesammelt  hat, 
■acht  Stellong.  

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Meldusgen  sind  sn  richten  an  die  Centralleitnng  der 
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zugleich  Theaterschule  (Opern-  und  Schauspielschule)  und  Orchesterschule. 
Unter  dem  Protektorat  Ihrer  König!.  Hoheit  der  Grossherzogin  von  Baden. 


Beginn  des  Sommerkursus  am  18.  April  1904. 


Der  ünterriclit  erstreckt  sich  über  alle  Zweige  der  Tonkunst  und  wird  in  deutscher,  englibcher, 
französischer  und  italienischer  Sprache  erteilt. 

Das  Schulgeld  beträgt  für  das  Unterrichtsjahr:  In  den  Vorbereitungsklassen  100  Mk.,  in  den 
Mittelklassen  200  Mk.,  in  den  Ober-  und  Gesangsklassen  260—350  Mk.,  in  den  Dilettantenklassen  150  Mk., 
in  der  Opemschule  500  Mk.,  in  der  Schauspielschule  850  Mk.,  für  die  Methodik  des  Klavierunterrichts 
(in  Verbindung  mit  praktischen  ünterrichtsübungen)  40  Mk.  Die  ausführlichen  Satzungen  des  Grossh. 
Konservatoriums  sind  kostenfrei  durch  das  Sekretariat  desselben  zu  beziehen. 

Alle  auf  die  Anstalt  bezüglichen  Anfragen  und  Anmeldungen  zum  Eintritt  in  dieselbe  sind  zu 
richten  an  den  Direktor 

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Fflr  die  Redaktion  Terantwortlich:  Anna  Morsch,    Berlin  W.,  Ansbacherstr.  87. 

Expedition  imd  Verlag  ^Der  KlaTler- Lehrer^,  M.  Wolff,  Berlin  W.,   Ansbachentrasse  87. 

Druck:  J.  S.  Preuss,  Berlin  S.W.,  Kommandantenstr.  14. 


Der  Klavier-Iiebrep. 

Musik-pädagogische  Zeitschrift  für  alle  Qebiete  der  Tonkunst. 

Organ  der  Deutschen  Musiklehrer-Vereine, 

der  Musik-Sektion  des  R.  D.  L-V.  und  der  Tonkünstler-Vereine 
zu  Köln,  Dresden,  Hamburg,  Leipzig  und  Stuttgart 
Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslaur. 
Redaktion:  Anna  Morscli 

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Segcngeiiommen. 


No.  7. 


Berlin,  1.  April  1904. 


XXVII.  Jahrgang. 


hiliftit:  A.  Mecklenburg:  Hans  von  BQlow  als  Musik-  und  Klavierp&dagoge.  (Fortsetzung.)  Nana  Weber-Beil:  Beitrag  zur 
Gesangsreform.  Dr.  Karl  Storck:  Kritische  RQckachau  Ober  Konzert  und  Oper.  Mitteilungen  von  Hochschulen  und 
Kooservatoriefi.    Vermischte  Nachrichten.    Bücher  und  Musikalien,  besprochen  von  Dagobert  Löwenthal.    Vereine.    Anzeigen. 


als  muslk-  una  Hiaoi^rpSaagoge. 

Von 
A.  Heeklenbnrg. 

(ForfcsetaBnng.) 


Was  aber  besonders  dem  Bülow'schen 
Fingersatz  eignet,  ist  seine  dem  jedes- 
maligen Charakter  des  Tonstückes  ent- 
sprechende Anwendung.  Die  Terzen  im 
Andante  Fdur  von  Beethoven  verbot  Bülow 
mit  dem  Liszfschen  Fingersatz  J  J  J  zu 
spielen.  Anstatt  dieses  „ungarischen  Rhapsodie- 
Schwindel-Fingersatzes"  wollte  er  hier  „den 
klassischen  Fingersatz."  Und  zwar  mit  Recht. 
Denn  unter  Anwendung  des  modernen 
Liszt'schen  Fingersatzes  klingt  jene  Stelle 
(die  einzige  Terzenskala  im  ganzen  Stück) 
viel  zu  glatt  und  virtuos,  was  durchaus  hier 
nicht  im  Sinne  Beethoven's  lag;  vielmehr  ver- 
langt diese  Stelle  trotz  des  staccatos  einen 
singenden,  ge Wissermassen  lyrischen  Anschlag, 
den  hervorzubringen  nur  bei  dem  klassischen 
Fingersatz  möglich  ist.  Dagegen  ist  der 
Liszt'sche  Fingersatz  z.  B.  im  Finale  der 
ersten  „ungarischen  Rhapsodie"  wohl  am 
Platze,  wie  auch  z.  B.  in  der  „Mazeppa- 
Etüde",  wo  die  grollenden  Terzenpassagen, 
in  die  sich  linke  und  rechte  Hand,  blitzschnell 
abwechselnd,  teilen: 


^ 


^^ 


2   2  i   i 

m.  s.  tn,  d. 


1 


^ 


nur  auf  die  oben  angegebene  Weise  gespielt 
werden  können,  um  den  von  Liszt  gewollten 
Charakter  der  Stelle  recht  herauszustellen. 
Wie  wunderbar  geistvoll  und  wahrheitsgetreu 
sind  hier  doch  die  wilden,  die  ganze  Skala 
der  Leidenschaften  durchlaufenden,  stürmischen 
Empfindungen  Mazeppa*s  geschildert,  das 
Grollen,  die  ohnmächtige  Wut  des  Wehrlosen 
bis  zur  entsetzlichen  Todesangst  des  Opfers, 
das,  auf  den  Rücken  des  pfeUschnellen  Renners 
geschnallt,  durch  die  Heide,  über  Höhen, 
durch  Wald,  Flüsse  ohne  Aufenthalt  sausend 
dahinfliegt!  Es  versuche  jemand,  diese  Stellen 
unter  Anwendung  des  konventionellen  Finger- 
satzes, der  so  leicht  zum  Legato  verführt,  zu 
spielen,  und  er  wird  nicht  im  entferntesten 
dieser  Well  orkanartiger  Gefühlsausbrüche 
Mazeppa's  gerecht  werden.  Hier  gilt  es  unter 
geschickter  Zuhilfenahme  der  gesamten  Arm- 


-    98    - 


technik  mit  Hü  etc.  die  die  ganze  Situation 
so  meisterhaft  zeichnenden  Terzengänge  auf 
die  Tastatur  zu  schleudern,  zu  ,,schütteln" 
mit  Wucht  und  nie  erlahmender  Energie,  und 
dann  erst  ist  man  der  wahre  Darsteller  dieses 
grausigen  und  tieferschütternden  Seelenge- 
mäldes! Wie  Liszt,  so  spielte  Bülow  diese 
dämonische  Etüde  mit  dem  Fingersatz,  der 
allein  der  ganzen  Stimmung  des  Tonstückes 
naturgemäss  homogen  ist,  und  wollte  sie  dem- 
nach ebenso  von  seinen  Schülern  gespielt 
wissen. 

Noch  ein  zweites  Beispiel  für  die  sinn- 
und  charaktergemässe  Verwendung  des 
Fingersatzes! 

In  Beethoven's  „Esdur  Konzert"  Satz  I 
liess  Bülow 


')■■  n  ^  f^fj» 


die  grandiose  Stelle  für  die  linke  Hand,  wie 
oben  angegeben,  ausführen.  Hierdurch  werden 
die  Staccatoachtel  mehr  „gehämmert"  und  ein 
etwaiges,  den  Charakter  entstellendes  Legato 
absolut  vermieden.  Bülow's  Beispiel  folgend, 
spielen  heute  einige  der  konzertierenden 
Virtuosen  diese  Triolen  der  linken  Hand  so- 
gar mit  dem  dritten  Finger  allein  und  mit  ge- 
hobenem, lockerem  Gelenk,  wobei  die 
Wirkung  grossartig  ist.  Wir  sehen  selbst  aus 
diesem  kleinen  Beispiel,  wie  das  Bülow'sche 
Prinzip  der  Auswahl  derjenigen  technischen 
Mittel,  wolche  ihrer  Natur  nach  zur  sinn- 
gemässen Illustrierung  der  kompositorischen 
Gedanken  am  geeignetsten  sind,  befruchtend 
auf  die  heutige  ausübende  Musikwelt  nach- 
wirkt. — 

War  es  Bülow's  Prinzip,  bei  seiner  Unter- 
weisung in  der  Technik  zunächst  auf  die 
möglichste  Egalisierung  der  Finger  hinzu- 
wirken, so  legte  er  bei  dem  viel  später  in 
Angriff  zu  nehmenden  polyphonen  Spiel 
das  Schwergewicht  auf  das  entgegenge- 
setzte Verfahren.  Hier  gilt  es,  sobald  eine 
Hand  verschieden  starke  Stimmen  zu  spielen 
hat,  „unegal  spielen  zu  lernen",  d.  h.  einer 
durch  den  Geist  der  Komposition  bedingten 
Freiheit  in  der  dynamischen  Schattierung  sich 
hinzugeben.  Um  dieses  zu  erreichen,  gibt 
Bülow  den  paradox  klingenden  Rat,  polyphone 
Stücke  garnicht  zu  üben,  damit  die  Aus- 
drucksfähigkeit für  die  einzelnen  Stimmen 
nicht  verloren  gehe.  Als  eines  der  vortreff- 
lichsten Hilfsmittel  für  die  richtige,  dynamische 


Nüancenverteilung  in  den  einzelnen  Haupt- 
stimmen sah  Bülow  bei  dem  polyphonen 
Spiel  die  systematische  Verwendung  der  ver- 
schiedenen Anschlagsgattungen  des  Staccato, 
Legato  und  des  in  der  Mitte  zwischen  beiden 
stehenden  Non-Legato  an.  Wie  aus  Bülow's 
Bemerkungen  zu  Variation  V  von  Beet- 
hoven's  „Sonate  op.  109"  hervorgeht,  will 
Bülow  öfter  für  die  Begleitungsfiguren  den 
Staccato-Vortrag  angewendet  wissen,  damit 
die  Durchsichtigkeit  der  getragenen  Stimmen 
nicht  Schaden  leide.  Auch  hat  die  Anwendung 
des  Staccato's  in  der  Begleitung  den  Vorteil, 
dass  der  Spieler  für  die  Hauptstimmen  eine 
Ersparnis  an  grösserer  Kraftanstrengung 
macht.  Sie  treten  eben  schon  durch  den 
Gegensatz  des  Staccato  (in  der  Nebenstimme) 
und  des  Legato  (in  der  Hauptstimme)  genug- 
sam hervor. 

Wenn  Klang  das  Endziel  aller  Mechanik 
ist,  so  legte  Bülow  das  Hauptgewicht  auf 
eine  gesunde,  dem  Geist  des  Autors  ent- 
sprechende, charakteristische  Tonbildung. 
Alles  verschwimmende  Säuseln  war  ihm  im 
höchsten  Grade  zuwider.  Oft  erinnerte  Bülow 
an  den  Liszt'schen  Ausspruch:  „Man  muss 
die  Pianos  in  die  äusserste  Ecke  des  Saales 
hineinspielen."  Besonders  für  Bach  verlangte 
Bülow  eine  gesunde,  oft  lapidare  Tonfärbung 
und  wollte  für  die  richtige  Wiedergabe  dieses 
Meisters  „den  Chopinanschlag"  vermieden 
sehen.  Das  heroische,  majestätische  „Präludium 
in  As"  aus  dem  II.  Teil  des  Wohltempe- 
rierten Klaviers  liess  Bülow  sehr  breit 
spielen.  „Das  muss  klingen,  als  würde  es  zu 
gleicher  Zeit  auf  4  Klavieren  gespielt,  und 
lediglich  aus  Klangrücksichten  empfahl  er  für 
die  linke  Hand  die  Fassung  der  punktierten 
Achtel  in  der  Oktave. 


Und  wiederum  mit  welcher  fein  abge- 
tönten Nuancierung  gab  Bülow  die  „Irrlichter" 
oder  den  „Gnomenreigen"  von  Liszt  wieder, 
oder  wie  liess  er  die  „Cmoll-Fuge"  in  Teil  I 
des  wohltemperierten  Klaviers  von  Bach  so 
elfenhaft  und  kapriziös  spielen,  mit  leichtem 
Staccatoanschlag,  ohne  Markieren  der  guten 
Taktteile,  was  dem  Ganzen  ein  Bleigewicht 
anhängen  würde.  „Warum  sollte  der  alte 
Herr  (Bach)  nicht  auch  einmal  von  Elfen  ge- 
träumt haben?"  das  war  die  launige  Recht- 
fertigung für  die  leichtbeschwingte  Auffassung 


90    - 


dieser  Cmoll-Fuge.  Wir  sehen,  Bülow 
wünschte  eine  Tonfärbung,  die  aus  dem 
innersten  Wesen  des  Klavierwerks  selber 
floss;eswareinewesentlichcharakteristische 
Tonbildung,  zu  der  Bülow  seine  Klavierschüler 
erzog. 

Bülow  gehörte  nicht  zu  jenen  Klavier- 
pädagogen, welche  ihren  Ruhm  in  einem 
möglichst     schnellen     Hinaufschrauben    der 


Technik  ihrer  Schüler  suchen,  um  ihre 
pädagogische  Kunst  bei  den  oft  künstlich 
herbeigeführten  Konzerterfolgen  der  letzteren 
von  der  Kritik  mitbewundern  zu  lassen. 
Er  richtete  sein  Augenmerk  darauf,  dass  die 
technische  Ausbildung  auf  solider  Basis  sich 
ruhig  und  organisch  entfaltete.  Er  war  eben 
kein  Freund  von  Virtuosenzüchterei  in  dem 
Treibhaus  einer  überstürzten,  einseitigen 
Fingergymnastik.  Es  sind  uns  ein  Bericht 
über  den  von  Bülow  im  Konservatorium  von 
Stern  erteilten  Klavierunterricht  vom  11.  April 


bis  24.  Juni  1855,  sowie  eine  Reihe  von  Zeug- 
nistabellen des   Stern*schen  Konservatoriums 
und    besonderer   Gutachten   aufbewahrt,    aus 
denen  wir  ersehen  können,  mit  welcher  liebe- 
vollen Teilnahme  er  sich  in  die  Individualität 
jedes   Einzelnen   vertiefte,  um  in  der  Bahn, 
welche  jedesmal  die   besondere  Natur-  und 
Charakteranlage  vorschrieb,   die  technische 
und  auch  musikalische  Erziehung  des  Schülers 
in   organischem  Werdegang   ver- 
laufen zu  lassen.    „Wie  der  homöo- 
pathische Arzt  an  dem  Kranken, 
nicht  an  der  Krankheit"  das  Objekt 
seiner  Tätigkeit   findet,  so   muss 
nach  Ansicht  Bülow's  die  Gewissen- 
haftigkeit und  moralische  Kraft  des 
Klavierlehrers  sich  darin  beweisen, 
dass  er  das  Klavierspiel  nicht  als 
abstrakten    Begriff,    sondern    die 
konkrete  Erscheinung  des  klavier- 
studierenden Individuums  zum  Ob- 
jekt seiner  Beobachtung  und  Be- 
handlung mache.  Und  wenn  Bülow 
in  seiner  Abhandlung  über  „Alkan" 
einen   Studienplan   aufstellt,   nach 
welchem  die  technischen  Arbeiten 
verlaufen  sollen,  so  hat  das  nicht 
den    Sinn,    als    ob    nun    derselbe 
strikte  bei  jedem  Schüler  zur  An- 
wendung  kommen  solle;   die  Er- 
ziehung im  Technischen  steht  eben 
immer   unter   dem    Gesichtspunkt 
der  eingehendsten  individuellen 
Behandlung. 

Was  nun  den  technischen  Stu- 
diengang anbetrifft,  so  ist  derselbe 
nach  Bülow  in  grossen  Umrissen 
folgender: 

Sind  die  grundlegenden  Ma- 
terialien von  Gz  er ny  absolviert, 
so  kommt  Gramer  an  die  Reihe, 
dessen  Etüden  „recht  eigentlich 
Findispensable  du  pianiste  genannt 
werden  mögen."  Gleichzeitig  oder  vielleicht 
noch  früher  „sind  Stephen  Heller'  s  dankens- 
werte Uebungsstücke  op.  46  durchzunehmen, 
daneben  Aloys  Schmitts  technische  Finger- 
studien, die  z.  B.  bei  Felix  Mendelssohn 
die  Grundlage  seiner  technischen  Fertigkeit 
gelegt  haben.  Giemen ti*s  „Gradus  ad 
Parnassum"  darf  unter  keinen  Umständen 
übergangen  werden,  da  die  Etüden  der  Ein- 
führung in  das  polyphone  Genre  dienen  und 
die  Brücke  zu  Sebastian  Bach's  „Wohl- 
temperiertem Klavier"  bilden.     In  seiner  Aus- 


—    100    — 


gäbe  der  Gramer' sehen  Ktüden  rät  ßülovv,  die 
Auswahl  und  Bearbeitung  des  ,,Parnassus'' 
von  Carl  Tausig  zu  benutzen.  In  der 
grossen  Wertschätzung  des  „Parnassus"  als 
eines  bedeutenden  Mittels  zur  Ausbildung  in 
den  durch  die  Polyphonie  erforderlichen 
technischen  Spezialitäten,  sowie  zur  Erziehung 
in  der  polyphonen  Denkarbeit  berührt  Bülow 
sich  mit  Tausig,  der  den  „Parnassus"  in  allen 
möglichen  Schlüsseln  und  Modiflkationen 
studierte  und  studieren  liess.  In  Moscheies 
op.  70  „24  Etüden**,  dem  Bülow  das  Prädikat 
„klassisch"  zuerteilt,  sieht  er  das  beste  Rüst- 
zeug, das  die  Bekanntschaft  mit  den  tech- 
nischen Errungenschaften  der  durch  Hummel 
charakterisierten  Periode  des  Klavierspiels 
vermittelt.  Zugleich  bildet  Moscheies  ihm  die 
Brücke  zur  modernen  Epoche.  Kessler 
bildet  nach  Bülow  den  Uebergang  zu  der 
eigenartigen  Technik  C  h  o p  i  n '  s.  Kessler's 
Etüden  seien  zwar  nicht  so  harmonisch  und 
melodisch  wie  die  von  Moscheies,  aber  inter- 
essant genug,  um  den  musikalischen  Geist 
„an  den  lebhaft  beschäftigten  Mechanismus" 
zu  binden.  Sie  sind  nach  Bülow  das  ge- 
eignetste Mittel,  die  Schnellkräftigkeit  des 
Anschlags,  die  Ausdauer  und  die  Energie  des 
Willens  dermassen  zu  steigern  und  zu  ver- 
vollkommnen, dass  man  vor  den  an- 
strengendsten Etüden  Chopins,  z.  B.  vor  der 
Amoll-Etüde,  nicht  mehr  zurückzuschrecken 
braucht.  Durch  die  continuierliche  Durch- 
führung einer  und  derselben  Figur,  wobei 
durch  die  eigenartige,  teilweise  überraschende 
harmonische  Struktur,  jede  Langweiligkeit 
ausgeschlossen  ist,  wird  die  Willenskraft  Aus- 
dauer und  Geschmeidigkeit  der  Hand  aufs 
höchste  gesteigert.  Es  ist  ein  nicht  zu  unter- 
schätzendes Verdienst  Bülow's,  die  Aufmerk- 
samkeit der  klavierpädagogischen  Welt  auf 
die  Etüden  (4  Hefte)  des  interessanten  Polen 
hingelenkt  und  ihn  als  ein  in  hervorragendem 
Masse  technisch  bildendes  Element  in  die- 
selbe eingeführt  zu  haben.  Schon  Liszt 
schätzte  Kessler  und  spielte  selbst  par  coeur 
bis  in  die  letzte  Zeit  seines  Lebens  hinein 
Kessler's  Etüden,  die  aus  seiner  Jugendzeit 
in  seinem  Gedächtnis  haften  geblieben  waren 
und  für  die  er  eine  besondere  Vorliebe  hatte; 
aber  die  eigentliche  Lanze  für  den  genialen 
Lemberger  brach  Bülow,  der  ohne  Ansehn 
der  Person  das  fremde  Verdienst  anerkannte, 
wo  er  es  eben  entdeckte. 

Dass  Chopin  in  der  Wertschätzung  des 
technischen     Bildungsmaterials     bei     Bülow 


einen  hochbedeutsamen  Platz  einnahm,  braucht 
nicht  noch  besonders  betont  zu  werden.  Was 
die  Etüden  Chopin's  op.  10  und  25  besonders 
auszeichnet,  ist  zwar  zunächst  dasjenige 
Moment,  das  wir  sonst  meistens  bei  Etüden- 
Werken  vermissen,  nämlich  die  Poesie,  der 
dichterische  Geist,  der  in  mannigfachsten  Ge- 
stalten uns  in  ihnen  entgegentritt.  Wie  mutet 
uns  der  verborgene  Schmerz  der  CismoU- 
Etüde  an,  die  uns  wie  ein  kleines  Seitenstück 
zu  Tristan  und  Isolde  erscheint,  und  im 
Gegensatz  dazu  die  „Revolutions-Etüde" 
•  C  moll,  die  das  sich  Aufbäumen  revolutionärer 
Gewalten  —  und  mit  welcher  Naturtreue!  — 
darstellt  —  oder  die  ,Amoll**-Etüde,  die 
mit  Titanengewalt  daherbraust,  und  wieder 
im  Gegensatz  dazu  die  klagende,  still  weinende 
Melancholie  der  Esmoll-Etüde!  Selbst- 
redend waren  Chopin's-Etüden  Hans  von 
Bülow  wegen  des  ihnen  innewohnenden 
hohen  poetischen  Gehalts  willkommen,  wie 
er  auch  Haberbier's  „Etudes-Poesies** 
empfahl,  deren  Gesamttitel  ihm  durchaus 
nicht  als  ein  anmassungsvoller  erschien, 
konnte  er  ihnen  doch  ebensowenig  poetischen 
Duft  als  charakteristischen  Ausdruck  ab- 
sprechen, wenn  ihm  auch  „die  Wohlgefalligkeit" 
der  frischen,  melodiösen  Erfindung  nicht 
überall  willkommen  war  —  ein  Beweis  dafür, 
dass  Bülow  selbst  auf  der  rein  technischen 
Stufe,  wo  es  galt,  die  Willenskraft  der 
Lernenden  aufs  höchste  zu  dressieren,  nicht 
ganz  das  gemütvolle  poetische  Element  ent- 
behren wollte,  das  manche  Kritiker  ihm  über- 
haupt ganz  abzusprechen  den  Mut  hatten. 

Was  aber  vor  allem  Bülow  veranlasste, 
Chopin*s  Etüden  als  ständiges  Bildungs- 
material in  den  Unterricht  einzuführen,  ist 
der  ungeheure,  in  rein  technischer  Be- 
ziehung bildende  Wert,  der  ihnen  zukommt. 
Der  mechanische  Wert  und  der  Gewinn  an 
Sicherheit  in  der  Weitgriffigkeit  „op.  10 
No.ll"  an  Polyrhythmik,  an  feiner  Ausarbei- 
tung der  Doppeltriller  „op.  25  No.  ö"  am  Schluss, 
an  Leichtigkeit  des  Handgelenks  „op.  25 
No.  4",  an  Schnelligkeit  des  PMnger- 
wechsels,  den  man  durch  das  Studium 
Chopin'scher  Etüden  erzielt,  sind  nicht  hoch 
genug  zu  veranschlagen.  Bei  „Etüde  4  op,  25", 
der  Bülow  eine  bevorzugte  Stellung  im  Unter- 
richt einräumte,  verlangte  der  Meister  die 
Trennung  des  mechanischen  Studiums,  wo- 
runter er  hier  „das  Treffen"  der  Noten  im 
verlangten  Zeitmass  verstand,  von  dem  „so- 
genannten** Vortragsstudium,  nämlich  der 


-    101    - 


Wiedergabe  der  vorgeschriebenen  dynamischen 
Schattierungen,  hier  speziell  der  Crescendos 
und  Dimmuendos.  Die  Verbindung  des  letzteren 
mit  mechanischen  vermochte  Bülow  nur  in 
den  seltensten  Fällen  zu  gestatten 

Als  Uebergangsstufe  zu  Henselt*schen 
und  zu  Liszt*s  „Etudes  transcendentales'' 
galt  Bülow  Alkan's  op.  85.  Hier  finden  sich 
schon  die  Postulate  jenes  orchestralen,  gross- 
zügigen  Konzertstiles  vorbereitet,  als  dessen 
Hauptrepräsentant  Franz  Liszt  dasteht. 
Bülow  findet  mit  Recht  in  Alkan  op.  35  einen 
gewissen  Zug  zum  Grossartigen,  Grotesken 
ausgeprägt,  der  sogar  die  Grenze  des  Kolossalen 
überschreitet,  obwohl  sonst  Alkan  der  fran- 
zösischen Romantik  angehört.  „Der  Polyphem," 
so  urteilt  Bülow  in  seiner  geistreichen  Art, 
„kann  aber  auch  tüchtig  polyhphon  sein,  wie 
das  scharfsinnig  durchgeführte  »Trio  canonico" 


der  neunten  Etüde  (Cis  dur)  zeigt.  Die  letzte 
„Oktaven-Etüde"  im  *%6-Takt,  deren  rhyth- 
mischer Fluss  bei  aller  Neuheit  der  rhyth- 
mischen Gestaltung  nicht  zu  verkennen  ist, 
war  Bülow  ein  recht  wUlkommenes  Mittel,  ein 
etwa  schwach  entwickeltes  rh3^hmisches  Ge- 
fühl bei  seinen  Schülern  auszubUden.  Es  ist 
Bülow's  unleugbares  Verdienst,  Alkan  als 
Pädagogen  auch  in  Deutschland  die  Bahn  ge- 
ebnet und  auch  sonst  dem  Musiker  Alkan, 
seiner  oft  zwar  langathmigen,  aber  immer 
distinguierten  Melodik,  seiner  pikanten  Rh3^h- 
mik,  die  an  überraschender  Neuheit  in  Figura- 
tionen  und  in  Klangeffekten  ihres  Gleichen 
sucht,  auch  hei  uns  Freunde  verschafft  zu 
haben,  sodass  hin  und  wieder  Alkan  in  den 
heutigen  Konzertprogrammen  grosser  Klavier- 
meister, z.  B.  Eugen  d'Albert's,  ver- 
treten ist. 


(Fortsetzong  folgt.) 


Beitrag  zur  (Siesaogspefoftt). 


Von 
Nana  Weber- Bell. 


Der  erste  muBikpädagogische  Kongrees  ist  an 
die  Lösnng  einer  Aufgabe  herangetreten,  die  um- 
so schwieriger  ist.  je  mehr  deren  £inzelpunkte 
untersucht  werden.  Diese  stellen  in  ihrer  (Gesamt- 
heit das  Material  jener  grossen  Aufgabe  dar, 
welche  auf  dem  Gebiete  der  Musiklehre  Reformen 
anstrebt,  die  bereits  durch  den  Musikp&da- 
g^ogischen  Verband  festen  Boden  gefasst 
haben. 

Dieses  Fundament  erfordert  nun  zum  weiteren 
Aufbaa  ein  ebenso  gesundes  Material,  granitfeste 
Bausteine,  die  jedem  Anprall  des  grossen  Heeres 
von  Pfuschern  und  Kunstsch&ndem  widerstehen, 
ein  Aufbau,  der  durch  keinerlei  Elemente  auch  nur 
geschädigt,  geschweige  zerstört  werden  kann. 

Auf  dem  Felde  einer  exakten  gesangs- 
wissenschaftlichen Forschung  seit  Jahren  un- 
ermüdlich tfttig,  bot  sich  mir  Gelegenheit,  ein 
Material  zu  sammeln,  welches  den  untrüglichsten 
Beweis  erbringen  wird,  dass  eine  Reform  in  der 
Gesangslehre,  die  mit  der  Gesangskunst  das  tiefste 
Niveau  erreicht  hat,  im  weitesten  Sinne  des 
Wortes  nur  an  der  Hand  absoluter  Gesetze,  die 
aus  exakten  Disziplinen  hervorgehen  und  den 
Formwissenschaften  angehören,  siegreich  hervor- 
gehen kann  und  mit  der  Zeit  auf  eine  staatliche 
Unterstützung  rechnen  darf.*) 

♦)  Vgl.  Naturwissenschaft  und  Stimmerziehung, 
Materialprinzipien  für  P&dagrgen  und  Sänger. 
(Verlag  Max  Schmitz- Leipzig.) 


«Wenn  die  Kunst  sam  Leben  fahren  soll, 
moM  sie  ein  Leben  in  Form  faieen." 

(L,  f.  Ktmo»$kiJ 

Der  Studiengang  zur  Vorbildung  für 
den  Beruf  als  Gesanglehrer  muss  in  erster 
Linie  jenes  Methodentum  ausschliessen, 
das  allem  näher  steht,  nur  nicht  einem 
Lehrsystem,  welches  für  die  gesamte  Ge- 
sang studierende  Welt  ein  und  dieselben 
Gesetze  aufstellt.  Diese  sind  naturwissenschaft- 
liche Tatsachen,  unanfechtbar,  und  sind  ihre  prak- 
tischen Konsequenzen  ebenso  sicher  und  unzweifel- 
haft wie  jene. 

Es  ist  heutzutage  keine  verzeihliche  Verirrung 
mehr,  wohl  aber  eine  verhängnisvolle,  wenn  man 
glaubt,  ein  „berühmter  Name"  oder  eine  längst 
bekannte  „Methode"  seien  ausschlaggebend  für  die 
Gediegenheit  des  Unterrichts.  Hieran  reihen  sich 
besonders  jene  Anpreisungen:  .Ausbildung  der 
Stimme  nach  bewährter  „alt-italienischer  Methode." 
Dabei  scheint  man  zu  vergessen,  dass  die  Kunst 
jener  Zeit  in  einer  geradezu  phänomenalen  Technik 
gipfelte,  während  der  Text  als  Nebensache  galt. 
Mit  dem  Erscheinen  Rieh.  Wagner 'e  ist  diese  Vir- 
tuosität in  den  Hintergrund  gestellt  und  die  Kunst 
des  Gesangs  einer  Reform  entgegengeführt  worden, 
welche  eine  positive  Stellung  zu  nehmen  begann. 
Die  hohe  Bedeutung  des  rein  sprachlichen  Ele- 
mentes trat  in  den  Vordergrund,  zahllose  Studien- 
werke sind  seither  erschienen,  wozu  Friedrich 
Schmidt  als  Bahnbrecher  entschieden  den  Impuls 
gegeben  hat.  Ob  sich  alle  diese  verschiedenen 
Theorien  in  der  Praxis  bewährt  haben,  soll 


—    102    - 


dahiDgestellt  sein.  Erwähnt  sei  nur,  dass  trotz 
der  vielen  berühmten  Methoden  zur  Lösnng  grosser 
Aufgaben,  im  Verhältnis  zum  Reichtam  an  Stimm- 
materlaly  das  Deutschland  besitzt,  nur  eine  kleine 
Zahl  grosser  Künstler  zu  Gebote  steht,  und  diese 
sind  nicht  massgebend  für  den  Wert  jener 
Methoden.  Was  sie  Gutes  enthalten,  muss  an- 
erkannt werden,  wie  man  auch  berechtigt  ist,  das 
Minderwertige  auszuscheiden.  Die  grosse  Masse 
aber,  die  zum  Teil  die  Mittelmässigkeit  nicht  über- 
schreitet, zum  Teil  dem  Proletariat  angehört  und 
zum  weitaus  grössten  Teil  durch  früh- 
zeitigen Stimmruin  ezistenzlos  geworden 
ist  und  noch  werden  wird,  diese  Masse  fällt  das 
Urteil,  und  aus  ihr  rekrutiert  sich  das  grosse  Heer 
von  Pfuschern  und  Eunstschändern. 

Was  nun  anatomisch  -  physiologische 
Kenntnisse  des  Kehlkopfes  anbelangen,  so 
sind  das  Dinge,  die  wohl  wissenswert,  aber  durch- 
aus nicht  als  absolut  notwendiges  Wissen 
verlangt  werden  können.  Ebenso  sind  die  Kennt- 
nisse der  Sprach-  oder  Laut-Physiologie  keine  un- 
bedingte Notwendigkeit.  Dire  Gesetze  sind  Natur- 
gesetze, welche  sich  im  Gesangstudium,  d.  h.  bei  der 
Stimmerziehung,  den  Gesetzen  der  Kunst  unter- 
zuordnen haben. 

Bedeutend  wichtiger  ist  die  Analyse 
und  künstliche  Bildung  der  Vokale,  ein 
Studium,  das  gleichzeitig  die  Physiologie 
des  Gehörorganes  miteinschliesst. 

Die  Sinnesorgane  sind  die  vermittelnden 
Werkzeuge  der  sinnlichen  Wahrnehmungen.  Zu 
den  Erfordernissen  für  das  Zustandekommen  der- 
selben muss  u.  a.  ausser  einem  spezifischen  Reiz, 
der  in  normaler  Welse  das  Endorgan  erregend 
trifft,  auch  die  psychische  Tätigkeit,  die 
Aufmerksamkeit  auf  den  Erregungsvorgang 
geriöhtet  sein.  So  entsteht  zunächst  die  Empfin- 
dung des  Schalles  durch  das  Sinnesorgan.  (Landols.) 
Demgemäss  entsteht  ein  „Nebeneinander  von  Reiz 
und  Empfindung,  Gefühl  und  Gefühlsausdruck, 
subjektiver  Auffassung  und  objektiver  Beschaffen- 
heit der  räumlichen  und  zeitlichen  Formen^,  das 
daher  zutreffend  als  psycho  -  physischer 
Parallelismus  bezeichnet  werden  kann.  Die 
Ei-forsohung  des  psycho-physischen  Parallellsmus 
ist  sonach  Aufgabe  der  Psychophysik  und  be- 
friedigt die  Erledigung  dieser  Aufgabe  ebenso  die 
naturwissenschaftlichen  wie  psycho- 
logischen Bedürfnisse.  (Siehe  „Grundriss 
der  Psychophysik  von  Dr.  F.  G.  Lipps,  Göschen- 
Sammlung.) 

Dieser  Wissenszweig  gehört  zu  den  Funda- 
mentalgesetzen für  die  Erziehung  der  Naturstimme 
zur  Kunst.  Professor  Dr.  Carl  Stumpf  an  der 
Maximilians-Üniversi  tat  in  Berlin 
sagt  u.  a.  über  die  Aufmerksamkeit:  „Sie 
ist  bei  keinem  Sinne  praktisch  so  be- 
deutungsvoll und  theoretlsc  h  so  inter- 
essant wie  beim  Tousinn.    Durch  Gehörs- 


eindrücke wecken  wir  den  Schläfer  und  den 
wachen  Träumer.  Das  allezeit  offene  Organ,  das 
Eindringen  der  Schallwellen  von  allen  Seiten  her 
(durch  die  Wand  kann  man  nicht  sehen,  aber 
hören)  und  manche  umstände  sind  Ursachen  dieser 
praktischen  Bedeutung.  Nach  Schopenhauer  wäre 
die  Empfindlichkeit  gegen  Störungen  durch  das 
Gehörorgan  geradezu  ein  Massstab  für  die  Fein- 
heit der  geistigen  Organisation.  So  ist  es  denn 
natürlich,  dass  die  Aufmerksamkeit,  von  welcher 
alle  Geistestätigkeit  abhängt,  gerade  in  Gehör- 
urteilen ihr  Wesen  und  Wirken  vorzüglich  reich 
entfaltet  und  dass  die  Theorie  der  Aufmerksam- 
keit sich  hier  am  besten  entwickeln  lässt.  Femer, 
die  Aufmerksamkeit  ist,  ihrem  Wesen  nach,  iden- 
tisch mit  Interesse,  und  Interesse  ist  ein  Gefühl. 
Damit  ist  alles  gesagt.  Die  besondere  Qualität 
dieses  Gefühls  zu  definieren,  ist  unmöglich,  so 
wenig  wie  die  eines  andern,  des  2iOmes,  des  Mit- 
leides. Man  kann  es  durch  konstant  begleitende 
Merkmale,  besonders  Ursachen  und  Wirkungen, 
beschreiben;  man  kann  u.  a.  sagen,  es  sei  ein 
theoretisches  Gefühl,  indem  es  in  vorzugsweise 
enger  Kausalbeziehung  zur  Wahrnehmung, 
zum  Denken  überhaupt  steht  u.  s.  w." 

Denken,  Wollen  und  Fühlen  sind 
somit  Hauptfaktoren  beim  Tonstudinm, 
wobei  die  Aufmerksamkeit  obenan  steht 
und  Denken  und  Wollen  sich  mit  ihr  verschmelzen. 
Es  muss  im  Unterricht  alles  vermieden  werden, 
was  die  Aufmerksamkeit  ablenkt  oder 
ermüdet,  dagegen  muss  alles  auf- 
geboten werden,  diese  zu  erhöhen, 
was  immer  dann  der  Fall  sein  wird,  wenn 
der  Lehrgegenstand  praktisch-theo- 
retisch, sowie  experimentell  erklärt 
und  verständlich  gemacht  wird.  Ana- 
tomische Kenntnisse  des  Kehlkopfe«  sind  schon 
deshalb  zu  entbehren,  weil  erstens  in  der  Stlnun- 
endehung  damit  doch  nichts  erreicht  werden  kann, 
und  zweitens,  weil  infolge  dessen  eine  erhöhte 
Willensanstrengung  erforderlich  ist,  die  immer 
zur  Ermüdung  führt.  Die  Willkür  liehe  Auf- 
merksamkeit, wie  sie  zu  wissen- 
schaftlichen Zwecken  vorausgesetzt 
wird,  ermüdet  umso  rascher  und  voll- 
ständiger, je  grössere  Willens- 
anstrengung nötig  war,  und  Ist  die 
Erholung  der  Nerven  (ob  motorische  oder 
sensible)  bedingt  durch  die  Weise  und 
den  Grad  der  Ermüdung,  wie  denn  auch 
Erholungsprozesse  des  ganzen  Orga- 
nismus  ähnlich   verlaufen. 

Es  liegen  Beispiele  von  Sängerinnen  vor, 
welche  bei  Lehrern  studiert  und  ihre  Stimme  ver- 
loren haben,  die  über  den  Bau  des  Kehlkopfes  gut 
orientiert  waren,  dafür  weniger  über  dessen  Nerven, 
wie  auch  Beispiele  vorliegen,  dass  berühmte  Sänge- 
rinnen nach  jahrelangem  Singen  infolge  U  e  b  e  r  - 
anstrengung     •-     wie   man   die    Ursache    zu 


—    108    — 


nennen  pflegt  —  die  Stimme  verloren  haben. 
Nach  zehn  Jahren  liest  man  plötzlich  in  der 
Zeitong  eine  Reklame,  PrL  Y.  und  Frl.  Z.  hätten 
dnrch  die  Knust  des  Gesangspädagogen  W.  ihre 
Stimmen  wieder  erlangt  nnd  seien  der  Kunst 
znröckg^eben  worden?!  Hierauf  antworte  ich: 
^Wer  je  richtig  singen  gelernt,  wird 
sich  nie  überanstrengen,  d.  h.  eine 
grossere  Arbeitsleistung,  als  sie  der  tätige  Muskel 
för  gewöhnlich  zu  vollführen  vermag,  kann  nur 
stattfinden  dnrch  stärkere  Reizung  des  oder  der 
betreffenden  Muskeln,  welche  zur  Ermüdung  und 
schieaslich  znr  Erschöpfung  führt,  wenn  jene 
trotz  der  schon  vorhandenen  ge- 
ringeren Leistungsfähigkeit  einer 
anhaltenden  Tätigkeit  ausgesetzt 
werden.  Der  natürlich  ermüdete  Muskel  kann 
sich  erholen  in  der  Ruhe,  und  nimmt  seine 
Elastizität  ebenso  rasch  wieder  zu.  Da  nun  die 
Muskeln  die  vollkommensten  Kraft- 
maschinen sind  und  bei  richtigem 
(rebraucb  durch  häufige  Arbeits- 
leistung stärker  und  für  fernere 
Leistungen  ausdauernder  werden 
(Da  Bois-Reymond),  so  liegt  doch  klar  auf 
der  Hand ,  dass  nur  eine  Einwirkung 
von  aussen  dieSumme  der  Kraft  ver- 
mindert, was  bei  den  Kehlkopf- 
maskeln  der  Fall,  die  durch  Druck 
beständig  überlastet  sind,  und  dieser 
Druck  rührt  von  den  Kaumuskeln 
und  de  m  Kiefergelenk  her,  weil  man 
deren  Arbeit,  die  in  der  Bewegung 
entsteht,  nicht  kennt,  und  hierin  be- 
stätigt sich  immer  wieder  das  Gesetz 
der  G-leichheit  von  Wirkung  und 
Gegenwirkung.  Dass  die  beiden  Sängerinnen 
ihre  Stimmen  wiedergewonnen,  ist  nichts  Ab- 
sonderliches, ob  diese  Stimmen  aber  der  Kunst  ge- 
nügen, ist  trotz  der  Reklame  zu  bezweifeln.  Qui 
vivra,  verra! 

Ein    weiteres    Fundamentalgesetz    ist    somit 
Mechanik,  welche  neben  der  Statik  in  die  Dynamik 


oder  in  die  Lehre  von  der  Bewegung 
der   Körper  zerfällt. 

Wie  sich  im  Vokaltonstudium  die  Bewegungen 
der  Sprechwerkzeuge  regulieren,  demnach  formt 
sich  der  Binnenraum  des  Ansatzrohrers,  und  zwar 
nach  einem  absoluten  Gesetz.  Die  wissen- 
schaftliche Aesthetik  stellt  Form- 
bildungen fest,  welche  sich  an  die  strengen 
mathematischen  anreihen;  somit  ergibt  sich  als 
Schlussfolgerung  die  logische  Notwendigkeit,  dass 
di'eMuskelmechanikderSprachwerk- 
zeuge  bis  in  die  kleinsten  Einzel- 
heiten studiert  werden  muss.  Von 
ihren  Bewegungen  hängt  die  Vokal-  und  Wellen- 
Form  ab,  von  dieser  aber  die  Tonschönheit. 

Der  Vokal  in  seiner  Entwicklung  und  mit  ihm 
das  abschliessende  Wortgefüge  muss  somit  in 
seiner  Grundbedeutung,  physikalisch  sowohl  als 
ästhetisch,  jene  gesetzmässige  Form,  jene  plastische 
Bestimmtheit  erhalten,  deren  Inhalt  reelle  Kraft 
mit  der  Idealität  des  Tones  vereinigt. 

Diese  Fundamentalgesetze  beschäftigen  sich  in 
keiner  Weise  mit  dem  Bau  des  Kehlkopfes,  wie 
sie  auch  die  sog.  Atemtechnik  vom  rein  wissen- 
schaftlichen Gesichtspunkt  behandelt.  Dieses 
Studium  beschränkt  sich: 

1.  auf  den  Mechanismus  des  Atemholens,  so- 
mit auf  die  Lungen-  oder  vitale  Kapazität, 

2.  auf  die  Wirkung  der  einzelnen  Atmungs- 
muskeln bei  der  In-  und  Eil  .iration,  sowie  die 
Muskelwirkung  bei  normaler,  d.  h.  richtiger  Ein- 
und  Ausatmung,  wobei  ganz  besonders  die  sechs 
oberen  Rippen,  die  Streckung  der  Brustwirbel- 
säule und  das  Zwerchfell  in  Betracht  kommen, 
womit  eine  methodische  Lungengymnastik 
in  Verbindung  gebracht  wird  Diese  verbessert 
die  respiratorische  Ventilation  der  Lunge  und  be- 
günstigt damit  die  Ernährung  derselben.    Und 

8.  auf  die  angestrengte,   unrichtige 

Atmung  und  die  dabei  tätigen  Muskeln, 

bei  denen  auch  Muskeln  des  Kehlkopfes, 

Gaumens  und  Rachens  beteiligt  sind. 

(Schluss  folgt.) 


Kritische  Bfickschau 


über  Konsert  und  Oper. 

Von 

Dr.  Karl  Storek. 


Hatten  in  der  ersten  Saisonhälfte  die  Geiger 
das  üebergewicht,  so  in  der  zweiten  die  Klavier- 
spieler. Das  liegt  nicht  nur  daran,  dass  d'Albert 
zwei  Konzerte  gab,  obwohl  er  heute  ohnegleichen 
dasteht  und  ein  Abend  von  ihm  den  gehetzten 
Konz^rtkritiker  zehn  verlorene  vergessen  lässt. 
Die  Titanennatur  dieses  Mannes  lässt  einem  Musik 
erleben.  Es  verschlägt  dabei  gar  nichts,  dass  sein 
Spiel  in  technischer  Hinsicht  nicht  immer  einwand- 


frei ist.  Die  Schuld  daran  trägt  sicher  zum  Teil 
der  Steinwayfltlgel,  den  er  auschliesslich  benutzt. 
Die  Bässe  sind  verwischt,  der  Diskant  klingt 
gläsern.  —  Auch  Teresa  Carreno  bleibt  auf  der 
Höhe.  Ihr  rasendes  Temperament  —  aber  es  ist 
Edelrasse  —  reisst  dort  am  meisten  hin,  wo  der 
Schöpfer  mehr  empfindend  als  gestaltend  wirkt. 
Chopin  spielte  sie  unvergleichlich.  Hätte  doch 
Leopold  Godowsky  etwas  von  dem  Temperaments- 


—     104    — 


überschuss  der  beiden.  Er  spielt  fast  schemenhaft 
kühl;  aber  fast  unheimlich  ist  sein  tectmisches 
Können.  Das  ist  klar  and  fest  wie  Demantschliff 
und  mit  der  Feinkunst  des  Goldschmieds  ist  alles 
Miniaturen  werk  ausgeführt.  Vielen  erscheint  Eduard 
Bisler  als  eine  im  Grunde  kühle  Natur.  Er  ist 
es  nicht;  aber  er  ist  durchaus  Plastiker,  nie  Maler. 
Er  ist  von  sonniger  Klarheit  und  kann  sogar  eine 
Mozart*sche  Sonate  stilecht  spielen.  Wer  tut  ihm 
das  nach.  Sein  Widerspiel  ist  Konrad  Ansorgf, 
der  geradezu  impressionistischer  Farbenkünstler  ist. 
Freilich  auch  impressionistischer  Empfindungs- 
virtuose. Ich  meine  das  Virtuose  nicht  im  bösen 
Sinne.  Aber  sein  Empfinden  ist  so  differenziert, 
dass  man  mit  Normalnerven  kaum  mehr  mitkommt. 
Erlebt  man  bei  d' Albert  prometheisches  Gestalten, 
so  führt  einen  Ansorge  die  Stufe  weiter  zurück, 
wo  alles  noch  im  Chaos  liegt,  aber  die  schöpferische 
Krait  bereits  am  Werke  ist.  Eß  ist  unendlich 
reizvoll,  ihm  zuzuhören,  wenn  man  das  Werk  ganz 
genau  kennt.  Man  glaubt  dann  ordentlich  dem 
Urquell  nahe  zu  sein,  aus  dem  es  geflossen.  — 

In  die  Reihe  der  Allerersten  hat  sich  mit 
seinen  zwei  diesjährigen  Konzerten  Josä  Vianna 
da  Motta  gestellt.  Intelligenz  und  sichere  Be- 
herrschung alles  Technischen  hat  er  schon  immer 
gezeigt;  dieses  Mal  aber  fiel  die  Vertiefung  in  den 
Gehalt  der  abwechslungsreichen  Programme  und 
eine  warme  Anteilnahme  so  kräftig  auf,  dass  man 
für  die  beiden  Ab.  ide  nur  das  Urteil  „meisterhaft" 
findet.  Der  Künstler  erscheint  mir  immer  als  ein 
80  grossartiges  Lehrtalent  —  ich  weiss  allerdings 
nicht,  ob  er  auch  als  Lehrer  tätig  ist  — ,  dass  ich 
gern  zwei  bekannte  Pädagogen  anschüesse.  Dass 
Pädagoge  noch  lange  nicht  Schulmeister  zu  heissen 
braucht,  sondern  liebevoller  Erzieher  zur  Musik, 
bewahrheiteten  aufs  Neue  Max  Pauer  aus  Stutt- 
gart und  der  Frankfurter  Karl  Fried berg.  Der 
erstere,  der  den  zweiten  Abend  leider  absagen 
musste,  glänzte  vor  allem  in  der  wundervoll  stil- 
echten Wiedergabe  von  älteren  Werken  Scarlatti's, 
Hä8sler*s  und  Haydn's.  Friedberg  wirkt  immer 
eigenartig  und  fesselt  durch  eine  starke  persönliche 
Note.  Viel  akademischer  wirkt  Leonard  Borwick, 
sicher  ein  bedeutender  Könner  und  zielsicherer 
Mann,  aber  doch  gar  zu  akademisch  kühl  und  ob- 
jektiv. Eine  durchaus  subjektive  Natur  ist  da- 
gegen Itichard  Buhl  ig.  Leider  ganz  und  gar 
nicht  „Frohnatur **,  sondern  vergrübelt,  manchmal 
geradezu  verquält.  Der  Kunstverstand  überwiegt 
auch  bei  Frieda  Kwast-Hodapp,  die  ihr  Empfin- 
dungsvermögen oft  geradezu  künstlich  einzudämmen 
scheint.  Aber  ihre  Technik  wie  ihre  eindringliche 
Auffassung  verdienen  Bewunderung.  Einen  starken 
Erfolg  hatte  Artur  Schnabel,  sicher  eine  der 
besten  musikalischen  Intelligenzen,  die  wir  in 
Berlin  haben.  Dieser  Jüngliug  hat  sich  ja  auch 
schon  grosse  Verdienste  um  unser  Musikleben  er- 
worben. Ob  man  sein  Spiel  lieben  kann?  Ich 
kann  es  nicht.    Ich  werde  das  Gefühl  des  „Preziösen" 


nie  ganz  los.  Es  ist  bei  ihm  so  garnichts  von 
gärendem  Most;  das  gibt  auch  keine  Feuer  weine. 
Ein  sehr  feiner  Mosel,  an  dem  man  sich  niemals 
berauschen  kann.  Ossip  Gahrilo witsch  ist  ein 
Temperament,  aber  mehr  ein  äusseres.  Das  tiefere 
Erleben  fehlt.  (Unter  „Erleben''  verstehe  ich  nicht 
Liebschaften  haben;  sonst  wären  manche  jungen 
Künstler  Lebensphilosophen,  die  in  psychischer 
Hinsicht  Wickelkinder  sind.)  Bleiben  zu  nennen 
die  vielversprechende  Ella  Jonas,  der  neun- 
jährige Wunderjunge  —  wirklich  Junge,  so  frisch 
und  kindlich  ist  er—  Miecio  Horszowsky, 
die  etwas  kühle  Kunst  Ernst  Schelling's, 
Theodor  Szanto,  der  technisch  beachtens- 
wert, aber  ohne  Geschmack  ist  und  eine  echt 
musikalische  Natur:  Wanda  von  Trzaska, 
die  dem  vertrackt  schwierigen  Klavierkonzert 
Stavenhagen's  zu  einem  schönen  Erfolg  verhalf.  — 

Von  Geigern  ist  fast  nichts  zu  sagen.  Ossip 
Schnirlin  verdient  warme  Anerkennung,  da  er 
seinen  unermüdlichen  Fleiss  nicht  nur  zur  eigenen 
technischen  VervoUkonunnung  aufwendet,  sondern 
auch  ständig  für  neue  Werke  eintritt.  Die  lieb- 
reizende Elsa  Ru  egg  er  spielt  ihr  Cello  fast  noch 
schöner,  als  sie  aussieht.  Reichlicher  ist  die  Aus- 
beute auf  dem  Gebiet  der  Kammermusik,  auch 
wenn  ich  mich  auf  die  Neuerscheinungen  be- 
schränke. Ein  .italienisches  Trio''  wollte  nicht  viel 
bedeuten;  vorzüglich  spielte  dagegen  das  „Moskauer 
Trio".  Auch  der  Konzertmeister  des  philharmoni- 
schen Orchesters,  Anton  Witek,  der  Cellist 
M a  1  k i n  und  Vita  Gerhardt  haben  sich  zu 
einem  Trio  vereinigt,  das  gleich  beim  ersten  Auf- 
treten starken  Erfolg  hatte.  Ausgezeichnetes  boten 
an  ihren  Duettabenden  Marie  Bruno-Leo 
Schrattenholz  und  Anton  Förster- 
Florian  Zajic.  Von  Schrattenholz  kam  eine 
sehr  tüchtige  Violoncello  -  Sonate  zu  Gehör. 
Richard  Rössler  (Klavier)  und  Karl 
K 1  i  n  g  1  e  r  (Violine)  boten  gleich  drei  neue  Sonaten 
für  ihre  beiden  Instrumente.  Weitaus  die  beste  war 
op.  7  von  Paul  Juon;  die  Werke  der  beiden 
Konzertgeber  waren  achtungswerte,  aber  noch 
reichlich  akademisch :  unpersönliche  Arbeiten.  Sehr 
schönes  enthält  das  Klavierquintett  op.  89  F-moU 
von  Hugo  Kann,  das  vom  holländischen 
Quartett  in  Verbindung  mit  Godowsky  zu 
Gehör  gebracht  wurde.  Es  zeugte  von  voll- 
konmiener  Stilbeherrschung,  ist  in  den  Ecksätzen 
voll  Kraft  und  zeigt  im  dritten  Satz  echt  melo- 
dische Erfindung.  — 

Etwas  Abwechslung  in  instrumentaler  Hinsicht 
brachte  das  Konzert  der  Harfenistin  Caldarera. 
Sie  ist  eine  Meisterin  ihres  Instruments,  kann  aber 
die  dafür  geschriebene  Sololiter^tur  nicht  wert- 
voller machen,  als  sie  ist.  In  noch  schlimmerem 
Masse  erfuhr  das  der  meisterhafte  Pistonbläser 
Paris  Chambers.  —  Aber  für  die  Holzblasin- 
strumente, für  Hörn  haben  wir  eine  sehr  wertvolle 
Literatur     Ich  will  nicht  sagen,  dass  es  angebracht 


—    lOö    — 


wäre,  ganze  Konzertabende  damit  zu  füllen;  aber 
onsere  S&nger  sollten  Bioh  lieber  solche  Künstler 
zw  Mitwirkung^  ansersehen,  als  immer  wieder 
Klavierspieler  and  Violinisten,  die  ja  in  zahllosen 
Konzerten  zu  Gehör  kommen.  — 

Nnn  noch  von  den  Sängern.  J  n  1  i  a  C  a  1  p , 
Maria  Seret,  Helene  Staegemann, 
Antonia  Dolores  sind  die  stärksten  Ver- 
sprechnngen  unter  dem  weiblichen  Nachwuchs. 
Erstere  im  Besitz  eines  prächtigen  Altes  be- 
meistert das  moderne  Lied  mit  G^eschick,  Maria 
Seret  sollte  eigentlich  zur  Bühne;  Helene  Staege- 
mann ist  prächtig  in  allem  Kleinen;  Antonia  Dolores 
eine  echte  Koloratnrkünstlerin.  Von  den  jungen 
Sängern  nenne  ich  FelixLederer-Frina und 
Leo  Gollanin.  Ersterer  eine  loin  musikalische 
Nator  mit  schöner  Stimme  und  guter  Schule;  der 
letztere  bietet  das  seltene  Beispiel  eines  stinmibe- 
gabten  Tenors,  der  auch  fangen  kann. 


Herr  Bernhard  Irrgang  hatte  in  seinem 
Orgelkonzert  am  Donnerstag,  den  10.  März,  in  der 
Heilig-Kreoz-Kirche  die  Ausführung  der  Orgelsoli 
Herrn  Carl  Heyse  aus  Dresden  übertragen. 
HerrHeyse  spielte  die  „A-moll-Sonate''  von  Rhein- 
berger,  „Passacaglia'*  von  Max  Reger  und  den 
ersten  Satz  der  „2.  Orgelsonate''  von  Jos.  Renner 
Jon.  und  bewies  durch  den  Vortrag  dieser  8  Kom- 
positionen, dass  er  sich  einen  hohen  Grad  von 
Technik  angeeignet  hat.  Aber  nicht  nur  in  tech- 
nischer Beziehung  gebührt  ihm  die  vollste  Aner- 


kennung, auch  auf  dem  Gebiete  der  Registrier- 
kunst konnte  Herr  Heyse  den  weitgehendsten  An- 
sprüchen genügen;  sein  Spiel  war  von  äusserster 
Klarheit,  sein  Vortrag  ein  Beweis  für  das  feine 
Verständnis,  für  die  Schönheiten  der  Reger'schen 
und  Renner 'sehen  Kompositionen.  Fräulein  Lisa 
Goe decke  (Alt)  trug  u.  A.  durch  den  Vortrag 
einer  Bach-Kantaten- Arie,  JTrl.  Martha  Drews 
durch  den  Vortrag  des  herrlichen  „Adagio^*  a.  d. 
£-dur-Konzert  von  Bach  wesentlich  zum  Gelingen 
des  Konzertes  bei. 


Fräulein  Emilie  v.  Gramer,  die  geschätzte 
Gesangspädagogin ,  veranstaltete  vor  kurzem  im 
Saal  Beckstein  eine  musikalische  Matinee  mit 
ihren  Schülerinnen,  die  vom  besten  Erfolge  be- 
gleitet war.  Wir  hatten  schon  wiederholt  Gelegen- 
heit, auf  ihre  vorzügliche  Lehrmethode  hinzuweisen, 
die  sich  auch  diesmal  wieder  in  der  feinen,  ver- 
ständnisvollen und  dabei  doch  ungezwungenen  und 
natürlichen  Wiedergabe  der  dargebotenen  Leistun- 
gen aussprach.  Frl.  v.  Gramer  hatte  ein  sehr 
reichhaltiges  Programm  zusammengestellt,  Solo- 
Arien  und  Lieder,  2-  bis  48timmige  Gesänge 
wechselten  miteinander,  vertreten  waren  Bach, 
Haydn,  Gluck,  Mozart,  Weber,  Schubert, 
Schumann,  Brahms,  Gornelius,  Weingartner 
u.  a.  Komponisten.  Die  Klavierbegleitung  wurde 
durch  Frl.  Marie  Bergwein  mit  feinsinnigem 
Verständnis  ausgeführt.  A.  M. 


Mitteilungen 


von  HoohBohulen  und  Konservatorien. 


Die  7.  öffentUche  Schüler -Aufführung  des 
Stern'achen  Konservatoriums  zu  Berlin, 
Direktor  Prof.  Gustav  Hollaender,  fand  am 
6.  März  statt  und  erregte  darum  noch  besonderes 
Interesse,  weil  ein  neues  leichtes  Violinkonzert,  für 
Schüler  berechnet,  von  Prof.  Hollaender  kom- 
poniert, darin  zur  ersten  Aufführung  kam.  Eine 
junge  11jährige  Schülerin  aus  der  Klasse  des 
Direktors,  trug  dasselbe  vor  und  erntete  den  leb- 
liaftesten  Beifall.  Das  Werk  verbindet,  bei  an- 
sprechendem Klangreiz,  das  Künstlerische  mit 
dem  Instruktiven  und  dürfte  geeignet  sein,  auf 
diesem  noch  wenig  bebauten  Gebiete  eine  wesent- 
liche Lücke  suszufüUen.  Wir  kommen  später  an 
anderer  Stelle  noch  auf  das  Werk  zurück.  An 
dem  übrigen  sehr  reichhaltigen  Programm  waren 
Schüler  und  Schülerinnen  aus  den  Klassen  der 
Frau  Nicklass-Kempner,  Frl.  Emma 
Koch  und  der  Herren  Heinemann, Förster, 
Schönberger  und  Freudenberg  mit  wohl- 
vorbereiteten Leistungen  beteiligt. 

Der  bekannte  Gesanglehrer  und  Konzertsänger 
Herr  Gustav  Friedrich  tritt  am  1    Oktober  d.J. 


in  den  Lehrerverband  des  Eichelberg'schen  Konser- 
vatoriums, Direktor  Fritz  Masbach,  ein. 

Das  Musikinstitut  von  Frau  Marie  Gorrens 
zu  Stargard,  ehemalige  Schülerin  Professor 
Th.  Kullak's,  veranstaltete  am  24.  Februar  ein 
Prüfungskonzert  für  Mittel-  und  Oberstufen  und  am 
9.  März  eines  für  die  Unter-  und  Unteren  Mittel- 
stufen.  In  den  mit  G^eschmack  und  Verständnis 
zusammengestellten  Programmen  wechselten 
Klavier-,  Violin-,  G^esangs-  und  Ghorgesangsvor- 
träge  ab,  die  Ausführungen  waren  durchweg  er- 
freulich und  wohlgelungen. 

An  den  Mittelschulen  der  Pfalz  finden 
gegenwärtig  Visitationen  des  Gesang-  und 
Musikunterrichtes  statt,  die  der  Lehrer  der  k. 
Musikschule  in  Würzburg,  Simon  Breu,  im  Auf- 
trag des  kgl.  Kultusministeriums  vornimmt.  Simon 
Breu  erhielt  bei  dem  kürzlich  veranstalteten  Wett- 
streit uro  die  drei  von  der  Majorität  des  Publikums 
als  die  volkstümlichst  bezeichneten  Lieder  den 
ersten  Preis. 

Das  Konservatorium  für  Musik  und  dar- 
stellende   Kunst    in    Wien    (gegründet    1817), 


106     — 


dessen  ünterrichtsleittmg  den  Händen  des  Herrn 
Richard  v.  Perger  anvertraut  ist,  wies  am 
Söhlnss  des  Schuljahres  1902/B  eine  Frequenz  von 
949  Zlöglingen  auf.  Innerhalb  dieser  Zeit  haben 
stattgefunden  an  nicht  öffentlichen  Vortragstibungen 
10  der  Qesang-  und  Instrumentalschulen  und  der 
Schauspielschule,  15  Klaviervorspielabende  (Zög- 
linge der  3  Vorbildungs-  und  der  1.  und  2.  Aus- 
bildungsklasse), 1  Vortragsabend  der  Klavier-  und 
Meisterschule  (Prof.  Emil   Sauer),   6  dramatische 


Vorstellungen  der  Opemschule  und  4  solche  der 
Schauspielschule.  An  öffentlichen  Vortragsübnngen 
haben  stattgefunden  2  Konzerte  des  Konservatoriums 
unter  Mitwirkung  des  Schülerorchesters,  5  Vortrags- 
abende der  Klavier- Meisterschule  unter  Mitwirkung 
des  Schülerorchesters,  6  dramatische  VorsteUungen 
der  Opernschule  und  4  solche  der  Schauspielschule. 
Hierzu  kommen  noch  die  8  Schlussprüfungen  der 
Abiturienten.  Tätig  waren  am  Konservatorium 
59  ordentliche  und  2  ausserordentliche  Lehrkräfte. 


Yermischte   Nachrichten. 


Die  Aufführung  der  Matthäuspassion,  die 
unsere  Berliner  Singakademie  für  die  Char- 
woche  angekündigt  hat,  ist  insofern  von  besonderer 
Bedeutung,  als  sie  die  76.  sein  wird,  die  der  Verein 
veranstaltet.  Zugleich  kann  sie  als  Gedenkfeier 
für  die  allererste  Aufführung  des  Werkes  in  Berlin 
gelten,  die  unter  Felix  Mendelssohn 's  Leitung 
vor  75  Jahren,   im  April  1829,   stattgefunden   hat. 

Nr.  77  der  Mitteilungen  der  Musikalien- 
handlung Breitkopf  &  H&rtel,  die  soeben  er- 
schienen sind,  enthalten  als  Mittelpunkt  den  Auf- 
ruf zur  Gründung  einer  Reichs-Musik-Biblio- 
thek,  welchen  die  Firma  vor  kurzem,  angeregt 
durch  den  Artikel  Dr.  Wihelm  Altmanu's  „Ein 
frommer  Wunsch"  (Vergl.  „Kl.  L.«  Nr.  24, 1903)  er- 
lassen hatte.  Die  Grundgedanken  sind  folgende :  Eine 
bestehende  grosse  Sammlung  wird  als  Grundstock 
genommen;  in  Betracht  kommen  Berlin,  Dresden, 
Leipzig,  München.  Derjenige  Staat,  welcher  seine 
Sammlung  als  Grundstock  zur  Verfügung  stellt, 
hat  das  Vorrecht,  die  Reichs-Musik-Bibliothek  unter 
seine  Obhut  zu  nehmen.  Der  gesamte  deutsche 
Musikalienverlag  wird  zu  freiwilligen  Lieferungen 
ihrer  Verlagswerke  aufgerufen.  Die  Eigentums- 
und die  noch  schwierigere  Geldfrage  bedürfte  zu- 
nächst einer  sorgfältigen  Erwägung,   ehe  offizielle 

Anträge  an  die  Behörden  gemacht   würden. 

Die  „Mitteilungen"  berichten  femer  über  die 
„grossen  G^amtausgaben"  der  Firma  von  Pale- 
strina  bis  zu  Berlioz,  ein  handlicher  Katalog  ist 
kürzlich  darüber  erschienen,  benannt  „Die  grossen 
Meister''.  Die  Titelseite  der  Mitteilungen  trägt 
das  Bild  Ferruccio  Busoni's.  Ein  Aufsatz  über 
Busoni  aus  der  Feder  Otto  Taubmann's  wird 
seiner  Bedeutung  als  Komponist  und  Bearbeiter 
gerecht.  Louis  Röe  schildert  die  Tätigkeit  und 
die  Erfolge  Hermann  Grädener's  vor  allem  als 
Schöpfer  von  Kammermusikwerken.  Weitere  Haupt- 
abschnitte sind  den  Werken  R.  Barth's  (Hamburg), 
Karl  von  Perfall's  (München)  und  X.  Schar- 
wenka's  (Berlin)  gewidmet.  An  musikgeschicht- 
lichen Werken  werden  besonders  angezeigt:  das 
thematische  Verzeichnis  der  Werke  Gluck's 
von  Wotquenue,  Joh.  Bosenmüller's  Sonate 
da  cameia  (Deutsche  Denkmäler),  Trienter 
Kodices  11.  und  G.    Muffat,    Concerti   grossi 


(Oesterreichische  Denkmäler)  und  einige  aoalftndische 
Veröffentlichungen.  Zur  Frage  des  „Motu  proprio' 
Fius  X.  über  den  „Gregorianischen  Kirchengesang'' 
wird  auf  die  Arbeit  Gevaert's  hingewiesen,  der 
„Ursprung  des  römisch euKirchengesanges", 
deutsch  von  Hugo  Riemann.  Die  22  Seiten  um- 
fassenden Nachrichten  über  erschienene  und 
demnächst  erscheinende  Musikalien  geben 
den  Ueberblick  über  die  Verlagstätigkeit  des  Hauses 
Breitkopf  &  Härtel  und  seiner  Verlagsvertretungen 
in  den  letzten  beiden  Monaten. 

Am  Todestage  von  Hektor  Berlioz  ist  in 
Baden-Baden  die  vom  Stadtrat  aus  Anlass  der 
Centenarfeier  im  vorigen  Jahr  gewidmete  GMenk- 
tafel  für  Berlioz  am  Theater  enthüllt  worden.  Die 
Tafel  trägt  folgende  Inschrift:  ,Dem  Komponisten 
Hektor  Berlioz,  geb.  11.  Dezember  1803,  gest. 
8.  März  1869,  welcher  oft  und  gern  in  Baden-Baden 
weilte  und  zur  Eröffnung  dieses  Theaters  im  Jahre 
1862  die  Oper  „Beatrice  und  Benedict^*  komponierte 
und  dirigierte,  an  seinem  100.  Geburtstage  zum 
Gedächtnis  errichtet  von  der  Stadt  Baden-Baden.  ** 
Mit  der  Enthüllung  der  Gedenktafel  war  eine  kleine, 
würdige  Feier  verbunden. 

Der  Lehmann-Osten-Ohor  zu  Dresden 
ernannte  den  Hamburger  Komponisten,  Herrn 
Ferdinand  Thieriot,  zu  seinem  Ehrenmitgliede. 
Das  Diplom  wurde  ihm  nach  dem  Konzerte  am 
15.  März  in  der  Wandelhalle  des  Vereinshauses 
überreicht,  wobei  der  greise  Meister  G^enstand 
lebhafter  Ovationen  war  und  durch  Chorgesang 
und  Ansprachen  in  Poesie  und  Prosa  gefeiert 
wurde. 

Der  Ijeiter  der  päpstlichen  Kapelle  zu 
Bom,  Abb6  Perosi,  ist  gegenwärtig  mit  der  Ein- 
richtung der  vom  Papste  gewünschten  neuen  Qe- 
sangsschule  für  Knabenstimmen  beschäftigt.  Die 
Schule  wird  im  Vatikan  selbst  nach  dem  Muster 
der  einst  von  Gregor  dem  Grossen  gegründeten 
Knabenschule  eingerichtet.  Später  traten  an  Stelle 
der  Knaben  erwachsene  Sopransänger,  die  soge- 
nannten „voci  bianche*S  bis  Leo  XIII.  im  Jahre 
1901  diesem  Missbrauch,  nachdem  er  zwei  Jahr- 
hunderte bestanden,  ein  Ende  zu  machen  beschloss. 
Der  verstorbene  Papst  wollte  jedoch  nur  schritt- 
weise  vorgehen:   die  erwachsenen  Sänger   sollten, 


—     107     — 


wenn  sie  ihren  Abschied  nahmen  oder  starben, 
Dicht  mehr  durch  andere  „voci  bianche*'  ersetzt 
werden.  Pins  X.  aber  beschloss,  die  erwachsenen 
Sanger  sofort  zu  entlassen  und  nicht  erst  zn  warten, 
bis  sie  freiwillig  gehen  oder  sterben  würden.  In 
Zukunft  wird  man  also  in  der  Sixtinischen  Kapelle 
nur  noch  wirkliche  Kinderstimmen  zu  hören  be- 
kommen. # 

Manne]  Garcia,  der  berühmte  Gesangspro- 
fessor und  Erfinder  des  Kehlkopfspiegels,  vollendete 
am  17.  März  d.  J.  sein  99.  Lebensjahr.  Der  in 
London  lebende  Känstler  gibt  noch  immer  Unterricht 
Garcia  ist  am  17.  M&rz  1805  in  Madrid  geboren. 

In  Prag  konzertierte  Fran  Teresa  Carreno 
gemeinschaftlich  mit  ihrer  Tochter  Teresita 
Tagliapietra  im  Badolphiam  mit  aussergewöhn- 
lichem  Erfolge.  Die  Erstere  spielte  Beethoven's 
„Es-dur-Konzert**,  ihre  Tochter  das  „E-moll-Konzert" 
von  Chopin,  beide  znsammen  die  Sinding'schen 
„Variationen  für  2  Klaviere'*.  Jede  Nummer  wurde 
mit  lebhaftem  Beifall  begleitet,  der  sich  besonders 
nach  dem  prachtvollen  Vortrag  der  Sinding'schen 
Variationen  zn  einer  sttLrmischen  Ovation  für 
Mutter  und  Tochter  steigerte. 

Der  Vorstand  des  Vereins  ßeethoven- 
haus  zn  Bonn   hat  gelegentlich  des  15jährigen 


Bestehens  des  Vereins  (1889—1904)  einen  .Bericht** 
herausgegeben,  der  ein  übersichtliches  Bild  über 
Gründung  des  Vereins,  die  Wiederherstellung  des 
Geburtshauses  Beethoven's,  die  Veranstaltungen  in 
der  abgelaufenen  Zeit  u.  s.  w.  liefert.  In  einem 
besonderen  Abschnitt  werden  die  Sammlungen 
des  Beethovenhauses  besprochen,  zu  denen  vor 
kurzem  eines  jener  Konversationshefte, 
deren  sich  der  taube  Meister  gegen  Ende  seines 
Lebens  im  Verkehr  zu  bedienen  pflegte,  hinzu- 
gekommen ist.  Es  ist  das  erste  Heft  dieser  Art 
und  stcmamt  aus  der  Sammlung  des  Braunschweiger 
Kapellmeisters  Riedel.  Interessant  ist  gleichfalls 
die  Erwerbung  einer  Anzeige  über  eine  „Akademie^* 
im  k.  k.  Nationaltheater  nächst  der  B  u  r  g  h 
zu  Wien,  in  der  Beethoven  seine  „1.  Sinfonie* 
und  sein  „Sextett**  zu  Gtehör  brachte.  In  einem 
weiteren  Abschnitt  wird  über  die  finanzielle  Lage 
des  Vereins  berichtet,  wir  ersehen  daraus,  dass  sich 
die  Einnahmen  in  den  15  Jahren  auf  200000  Mk. 
beliefen,  denen  Ausgaben  von  ca.  185000  Mk. 
gegenüberstehen.  Den  Bericht  schmücken  einige 
vorzügliche  Abbildungen:  „Beethoven's  Geburts- 
haus**, „Die  Geburt  Beethoven's**  von  Yr.  Gesel- 
schap,  das  „Schimon'sche  Bild  von  1814"  u.  A. 


Bücher  und  Musikalien. 


Dr«  F.  A«  Steinbaiisen:  „Die  Physiologie  der 
Bogenführungauf  den 
Streichinstrumenten.^' 
Breitkopt  M  HSrtel,  Lelpal«. 

Denkende  und  vorwärts  strebende  Lehrer  und 
aufmerksam  studierende  Schüler  werden  dem  Autor 
für  dieses  Werkchen  sicher  dankbar  sein.  Die  Ge- 
schichte vom  Ei  des  Columbus  wiederholt  sich 
noch  täglich.  Das  alleruatürlichste  wird  nicht 
beobachtet;  Gewohnheitssachen,  selbst  wenn  sie 
etv^aB  Widernatürliches  an  sich  haben,  werden  zur 
Regel.  Als  vor  mehr  als  30  Jahren  Grossmeister 
Joachim  seine  Schüler  dazu  anhielt,  die  Frosch- 
öffnnng  ihres  Bogens  ganz  bedeutend  aushöhlen 
zu  lassen,  kam  uns  Geigern  das  zuerst  sehr  wunder- 
lich vor,  und  Jetzt  tritt  man  bereits  für  das  voll- 
ständige Abschneiden  des  einspringenden  Frosch- 
endes  ein. 

So  wie  den  Alten  die  eben  erwähnten  Neue- 
nmgen  wunderbar  vorkamen,  so  werden  auch  uns 
die  auf  anatomisch  wissenschaftlicher  Untersuchung 
beruhenden  Lehren  des  Herrn  Dr.  Steinhausen  zneret 
entschieden  befremdlich  erscheinen ;  wie  selten  wird 
wohl  ein  Geiger  davon  Notiz  nehmen,  dass  der 
Unterarm  aus  2  für  das  Geigen  so  wichtigen 
Knochen,  der  Elle  und  der  Speiche,  besteht,  und 
dass  die  EinwärtsroUung  (Pronation)  und  die  Aus- 
wärtsroUung  (Supination)  das  wichtigste  der  ganzen 
Bogenführung  ist.  Wir  Aeiteren  sind  in  der  Schule 
mangelhaft  oder  gamicht  über  den  Bau  des  mensch- 


lichen Körpers  belehrt  worden;  heutzutage  wird 
glücklicherweise  etwas  mehr  Wert  darauf  gelegt; 
man  zeigt  den  Kindern  gute  Abbildongen,  auch 
ist  gewiss  in  vielen  Schulen  ein  Skelett  des  mensch- 
lichen Körpers  vorhanden.  Trotzdem  operierte  man 
beim  Unterricht  bis  jetzt  mit  Vorliebe  mit  den 
alten  Schlagwörtern:  „Spiele  mit  losem  Hand- 
gelenk", „Du  spielst  wieder  mit  schwerem  Arm", 
„Nach  vorn  streichen"  etc.  Diese  Kommandorufe, 
welche  strebende  Schüler,  wenn  sie  sie  fortwährend 
hören  müssen,  ermüden  und  sogar  unlustig  machen 
können,  werden  als  Hauptmittel  angesehen,  um 
die  Bogenführung,  die  das  schwierigste  beim 
Geigen  ist,  zu  erlernen.  Es  sei  gern  zugegeben, 
dass  der  Lehrer  hierbei  besonders  ein  Probestück 
seiner  Geduld,  Freundlichkeit  und  Liebe  zum  Unter- 
richten  an  den  Tag  legen  kann;  es  sollte  aber  lieber 
dem  Lernenden  wiederholentlich  die  Bogenhaltung 
und  Führung  vorgezeigt  werden.  —  Wer  ernst- 
haft gesonnen  ist,  erneute  Studien  nach  physiolo- 
gischen Auf  aben  vorliegenden  Werkes  zu  machen, 
dem  kann  man  nur  freundlichst  anempfehlen,  diese 
Uebungen  vor  dem  Spiegel  vorzunehmen,  sich  aber 
nicht  nur  mit  dem  Gesicht  vor  denselben  zu 
stellen,  sondern  auch  die  rechte  Seite  seines 
Körpers  der  Spiegelscheibe  zuzuwenden;  die  Roll- 
bewegungen des  Armes  prägen  sich  so  dem  Spielen- 
den leichter  und  sicherer  ein,  als  wenn  man  erst 
über  den  Steg  hinweg  seinen  rechten  Arm  beob- 
achten   muss.     Es  ist  auch  empfehlenswert,  jedem 


—     108     — 


Anfänger  direkt  die  anatomischen  Abbildungen  zu 
zeigen  und  ihm  die  Bewegungen  der  verschiedenen 
Gelenke  dadurch  anschaulich  zu  machen.  Wird 
der  Lehrer  diesem  Zwecke  2  3  Stunden  opfern, 
so  wird  ihm  sicher  später  sein  Lehramt  bedeutend 
erleichtert  werden.  Die  Vorzüge  dieses  Baches 
sprechen  beim  Grebraache  für  sich  allein;  wir  lassen 
^ber  dahingestellt  sein,  ob  die  Notwendigkeit  vor- 


lag, besonders  für  irgend  einen  grösseren  Geigen- 
künstler  resp  Pädagogen  eine  Lanze  zu  brechen. 
Unserer  Ansicht  nach  ist  die  für  die  Finger.  Hand- 
und  Armgelenk  natürlichste  Bogenfühmng  haupt- 
sächlich durch  den  dicken  Vorsprung  des  Frosches 
jahrelang  behindert  worden. 

Dagobert  LöwenthaL 


Vereine. 


Mnsifcpädagogisclier  Yerband. 

In  der  letzten,  am  13.  März  stattgefundenen 
Vorstandssitzung  legten  die  eingesetzten  Kom- 
missionen ihre  ausgearbeiteten  Entwürfe:  „Prü- 
fungsordnung" und  „Satzungen"  dem  Vor- 
stand zur  Darchberatung  vor.  Die  Ausarbeitungen 
hatten  eine  nicht  geringe  Summe  von  Zeit,  Mühe 
und  Ueberlegang  gekostet;  hunderte  von  Wünschen 
und  Meinungsäusserungen  waren  dazu  eingelaufen, 
es  galt  sie  zu  sondieren,  sie  zusammenzustellen 
und  eenau  abzuwägen,  einmal  nach  der  Stimmen- 
mehrheit, andererseits  aber  auch  die  künstlerischen 
Grundprinzipien  mitsprechen  zu  lassen,  welche  den 
Verband  von  vornherein  bei  Aufstellung  seines 
Programms  geleitet  hatten.  —  Die  Beratung  der 
beiden  vorgelegten  Entwürfe  geschah  mit  grosser 
Sorgfalt  und  Gründlichkeit,  und  obgleich  wesent- 
liche   Meinungsverschiedenheiten    nicht    mehr    zu 


Tage  traten,  so  entschied  sich  der  Vorstand  dahin, 
bei  der  ausserordentlichen  Wichtigkeit  noch  keinen 
endgültigen  Beschluss  zu  fassen,  sondern  in  ganz 
nächster  Zeit  eine  Sondersitzung  einzuberufen  und 
die  beiden  Entwürfe  erst  nach  erfolgter  zweiter 
Lesung  zum  Abschluss  zu  bringen.  —  Prüfungs- 
ordnung und  Satzungen,  beide  mit  Leitworten 
versehen,  kommen  dann  im  Wortlaut  in  der  zweiten 
Aprilnummer  des  ,K1.-L.**  zum  Abdruck  und  werden 
allen  Teilnehmern  des  Kongresses,  sowie  allen 
übrigen  Interessenten  zugesandt.  Der  Vorstand 
tritt  nach  Erledigung  dieser  Arbeit  an  die  Wahl 
und  die  Zusammensetzung  der  Prüfungs- Kom- 
missionen heran,  es  liefen  für  diese  Aufgabe 
bereits  zahlreiche  Vorschläge  ein. 

I.  A. 
Xaver   Scharwenka. 


Der  heutigen  Nummer  liegen  Prospekte  von  C.  f.  W.  Sieget s  Kueikalieii' 
handlung  (R  Linnemann)^  Leipzig:  ,,Prof,  Emil  Krause,  Neuer  Gradus  ad  Parnassum^  und 
Ernst  Eulenburg,  Leipzig:  ^^Neue  Verlagswerke^^  bei^  auf  welche  wir  unsere  Leser  besonders 
aufmerksam  machen,  D.  E. 


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Gegr.  1895.     Direktion:  L  Beyer.     Gegr.  189B. 

Ehrenrorsiii:  Beffieranss-Prlteident  tob  Trott  ■•  Salt, 
OMf  KSHiftdorfl;  Bzcellens  OenoraUn  tob  Coloab» 
OberbÜTgermeiiter  Miller  n.  A. 

Cnratorinili:  Pfarrer  Hm«,  Sohuldlrektor  Prof.  Dr.  KraM- 
MMker,  Bankier  Plast,  Jnitiarath  Sckeffer  n.  A. 

Lehrer :  Die  Damen :  L.  Beyer,  Blasil-F5fiter,  Königl.  Opom- 
Bftofferin,  GleoM-Pakronl,  A.  Taadlea.  Die  Herren: 
A.  uartdecAVy  Kammervirtuos.  Pro£  Dr.  H5bel, 
II.  Kaleteeh,  Kgl.  Kammermnsiker,  K.  Kletaaiana, 
Eff].  Opemsänirer,  W.  Hoahaapt,  Kgl.  Kammermusiker, 
mT.  Seküldt,  Kgl.  Kammermusiker,  H.  Sekaarbaeeh, 
KgL  Kammermnsiker  n.  A. 

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übrigen  Oroheeterinsti-umente.  Gesang,  Harmonie- 
undKompoaitionslehre.  Husikgeschichte.  Italienisch. 
Orchesterspiel.    aehOrflbung.    MusikdikUt. 

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Mittel-  und  Elementarklassen. 

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sammengestellt. 

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No.  24,  Jahrg.  1903,  des  „Klayier-Lehrer*  und  ver- 
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—    109    — 


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scbriftstellerisohe  Arbeiten  anf  diesem  Gebiete  einen  Namen 
gemacht  hat,  sacht  Engagement  an  einem  Konservatorium. 

Eine  in  Klavier  und  Gesang  ausgebildete  sehr  tüchtige 
Lshrerin,  die  Srfahrung  im  Chorgesang  gesammelt  hat, 
weht  Stellang.  

Bin«  ^te  KonsertsAngerin  und  Gesanglehrerin,  Scha- 
lerin  von  Sistermann,  sucht  geeigneten  Wirkungskreis. 

Meldungen  sind  eu  richten  an  die  Centralleitung  der 
Stellenvermittlung  der  Musiksektion. 
Adresse:  Fra«  H.  Burghaasea,  Berlin  W.,  Psssauerslr.  S  pl. 


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mit  wnndenroUem,  geeangrelGhen  Ton 
650,  750,  800,  850  Mk. 

Kleine  Unterrichts -Pianos  550  Mit. 
Koetenlose  Probesendung! 

Mnsiklehrer  erhalten  wesentliche 
Preiserm&ssignng. 

H.  Oppenhebiier,  HamebL 


Der  erzieherische  Wert  der  Jlusili 

von  Eiisabeth    Simon. 

kl.  80.    40  S.   JPreis  Mk.  1,~. 

Der  Ertrag  dieser  Schrift  ist  als  Beitrag  sur  Errich- 
tung eines  MnsIklelirerlBneBiielBis  in  Bresism  bestimmt. 
Namhafte  Musiker  wie  Beinecke,  Bhelaberger,  Klan  well  u.  a. 
äussern  sich  sehr  anerkennend  über  das  Werkohen. 

Zu  besiehen  durch  jede  Buch-  und  Musikalienhandlung 
oder  durch  obigen  Verlag. 


Vokalmusik.    Kunstgesang. 

Historisches  und  Pädagogisches. 
Von  Professor  Emil  Krause.    Preis  1  Mk.  50  Pf. 
=^=-z :  Verlag  C.  Boysen  in  Hamburg.  = — 


[Deutschlands  TPnl(unslierinnen. 

125  biographische  Skizzen  aus  der  Gegenwart 

Von 

Anna  Morsch. 

Das  obige  Werk  wurde  im  Auftrage  des 
Deutschen  Frauencomit^'s  für  die  Welt- 
ausstellung in  Chicago  verf äset  und  enthält 
die  biographischen  Skizzen  von  ca.  125  Tonkünst- 
lerinnen: Komponistinnen,  Musikschriftstellerinnen, 
Sängerinnen,  Virtuosinnen  des  Klaviers,  der  Violine 
u.  s.  w. 

- — Preis  brosoh.  1,50  Mk.  === 

Verlag  „Der  Klavier-Lehrer**  (M.  Wolff),  Berlin  W.  50. 


~     112    — 
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Prels-Klavler-Schule. 

Von  40  yorliegenden  KlaTienchnlen  mit  dem  Preise  gekrönti    Nach  dieier  Sokvl»  wM 
in  den  MnsikJnBtituten  DeataohlaxidB,  Oesterreiohs  und  der  SchwelB  Mkr  tIaL  vnterriohttt 
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KsiserL  and  KönigL  Hoflieferant 


Julius  Bluthner 


^^^     Flügel  und  Pianinos     --"^ 

Filiale  Berlin,  Potsdamer-Strasse  27b. 


^rosstierzogL  Konservatorium  für  ^usik  in  Karlsruhe, 

zugleich  Theaterschule  (Opern-  und  Schauspielschule)  und  Orchesterschule. 
Unter  dem  Protektorat  Ihrer  König!.  Hoheit  der  Grossherzogin  von  Baden. 

==  Beginn  des  Sommerkursus  am  18.  April  1904.  ^=^ 

Der  Unterricht  erstreckt  sich  über  alle  Zweige  der  Tonkunst  nnd  wird  in  deutscher,  englischer, 
französischer  und  italienischer  Sprache  erteilt. 

Das  Schulgeld  betr&gt  ftlr  das  Unterrichtsjahr:  In  den  Vorbereitungsklassen  100  Mk.,  in  den 
Mittelklassen  200  Mk.,  in  den  Ober-  und  Gesangsklassen  260—860  Mk.,  in  den  Dilettantenklassen  160  Mk., 
in  der  Opemschule  600  Mk.,  in  der  Schauspielschule  860  Mk.,  für  die  Methodik  des  Klavierunterrichts 
(in  Verbindung  mit  praktischen  ünterrichtsübungen)  40  Mk.  Die  ausführlichen  Satzungen  des  Grossh. 
Konservatoriums  sind  kostenfrei  durch  das  Sekretariat  desselben  zu  beziehen. 

Alle  auf  die  Anstalt  bezüglichen  Anfragen  und  Anmeldungen  zum  Eintritt  in  dieselbe  sind  zu 
richten  an  den  Direktor 

Professor  Heinrich  Ordenstein,  Sophienstr.  85. 


C.  BECHSTEIN, 


Flttg^el-  und  Pianino-Fabrlkant. 

Hoflieferant 

Sr.  Maj.  des  Kaisers  von  Deutschland  und  Königs  von  Preussen, 

Ihrer  Maj.  der  Kaiserin  von  Deutschland  und  Königin  von  Preussen, 

ihrer  Maj.  der  Kaiserin  Friedrich, 

Sr.  Maj.  des  Kaisers  von  Russland, 

Ihrer  Maj.  der  Königin  von  England, 

Ihrer  Maj.  der  Königin  Regentin  von  Spanien, 

Sr.  Königl.  Hoheit  des  Prinzen  Friedrich  Carl  von  Preussen, 

Sr.  Königl.  Hoheit  des  Herzogs  von  Sachsen-Coburg-Gotha, 

Ihrer  Königl.  Hoheit  der  Prinzessin  Louise  von  England  (Marchioness  of  Lome). 


T  n'Kf'nri'Kr    \KF      I     ^-  ^&l>i^l^:  5— 7  Johannis-Str.  u.  27  Ziegel-Str. 
^iiaV:-  \x      \      n.  Fabrik:  21  Grfinaner-Str.  u.  25  Wiener-Str. 

40  WlKnore Street.  I  in.  Fabrik:  124  Reichenberger-Str. 


BERLIN  N. 

5—7  Johannia-Htr. 


Für  die  Redaktion  Terantwortlicli:  Anna  Morsch,    Berlin  W^ Ansbacherstr.  87. 

Expedition  und  Verlag  „Der  ElaTler* Lehrer^,  M  Wolff,  Berlin  W.,    Ansbacherstrasse  37. 

Dmck:  J.  S.  Preuss,  Berlin  S.W.,  Kommandanteustr.  14. 


Der  Klatfler-ItebreF. 

Musik-pädagogische  Zeitschrift  für  alle  Qebiete  der  Tonkunst 

Organ  der  Deutschen  Musiklehrer-Vereine, 

der  Musik-Sektion  des  J\.  D.  L-V.  und  der  Tonkunstler- Vereine 
zu  Kölni  Dresden,  Hamburg;  Leipzig  und  Stuttgart. 
Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslaur. 
Redaktion:  Anna  Morsch 

Berlin  W., 


•  •  €n4)eint  m«iiat1i(]>  z««fmAl.  •  • 
Pttlt  vicncli/ibrlid)  bei  illcn  Bud)*  und 
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Intertte  werden  f«n  tSmmtUdlcn 
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oOer  KUvier '  Cebrer"  Berlin»  01.50, 
JInsb«d)erstr.  37,  zum  Preise  von  30  Pf. 
Iflr  die  zwelgespaltene  Petltzelle  cnt- 
acaenqenommen. 


No.  8. 


Berlin,  15.  April  1904. 


XXVII.  Jahrgang. 


Ishfttt:  A.  Mecklenburg:  Hans  von  Bülow  als  Musik-  und  Klavierpädagoge.  (Fortsetzung.)  Nana  Weber-Beil:  Beitrag  lur 
Gesangareform.  (Fortsetzung.)  Dr.  Karl  Storck:  Kritische  ROckschau  Über  Konzert  und  Oper.  Mitteilungen  von  Hochschulen 
und  Konservatorien.  Vermischte  Nachrichten.  Bücher  und  Musikalien,  besprochen  von  Ludwig  Riemann,  Eugen  Segnitz  und 
Anna  Morseh.    Meinungsaustausch.    Vereine.    Anzeigen. 


als  IDusik-  und  Klapierpldagoge. 

Von       . 
A.  HeckleBbarn:« 

(Portsetzimg.) 


Nachdem  wir  so  die  Büiow'schen  Voraus- 
setzungen des  „objektiv  schönen  Spieles" 
bespr(x:hen  und  vorstehend  ein  kleines  Bild 
der  rein  technischen  Lehrmethode  Bülow*s 
gegeben  haben,  gehen  wir  dazu  über,  nun  die 
Postulate  des  „objektiv-korrekten"  Spieles 
ins  Auge  zu  fassen,  welche  sich  aus  der  sinn- 
gemässen Phraseologie  der  Klavierwerke  durch 
reflektorische  Arbeit  ergeben. 

Der  Dressur  der  Willenskraft  tritt  die 
intellektuelle  Erziehung  zur  Seite.  Wie  aber 
bei  der  technischen  Unterweisung  höchst 
wichtige  Fingerzeige  für  die  zweckmässigste 
Unterstellung  des  technischen  Materials  unter 
die  jedesmalige  Idee  gegeben  wurden,  so 
nimmt  hier  wiederum  die  phraseologisch- 
rhythmische Erziehung  stets  auf  das  technische 
Element  Bezug;  sind  Technik  und  geistiges 
Element  in  der  Tonkunst  doch  Korrelatbegrifife, 
Ja,  die  Form  (Technik)  und  das  Geistige  (der 
Inhalt)  fliessen  in  einer  vollendeten  Kunst- 
darstellung, wie  erwähnt,  ineinander  über,  und 
sie  müssen  und  dürfen  nur  vor  dem  Forum 
der  menschlichen  Fassungskraft,  also  auch 
im  Unterricht,  der  dieselbe  in  Anspruch 
nimmt,  getrennt  werden,   da   die  menschliche 


Aufifassungsfähigkeit  einmal  nur  auf  ein 
Nacheinander  angelegt  ist.  Streng  ge- 
nommen begeht  der  docierende  Verstand 
etwas  der  Wahrheit,  dem  Ding  an  sich, 
schlechthin  Widersprechendes,  wenn  er  das, 
was  zugleich  in-  und  miteinander  besteht, 
nacheinander  konstruiert.  Dessen  war  Bülow 
sich  im  Unterricht  wohl  bewusst,  und  daher 
die  ständige  Verweisung  des  Mechanisch- 
Technischen  auf  das  geistige  Element  und 
umgekehrt.  Es  ist  keine  Frage,  dass  Bülow 
im  Klavier-Unterricht  selbst  die  phraseologische 
Unterweisung  in  den  Vordergrund  treten  Hess. 
Ihr  widmete  er  den  grössten  Teil  der  Zeit. 
„Der  Verstand  muss  das  Gefühl  regulieren. 
Es  ist  ein  Unterschied  zwischen  Gefühls - 
Verständnis  und  Gefühlsdusel." 

„Man  will  heute  bei  aller  technischen 
Feinheit,  Korrektheit  und,  wenn  es  am  Platze 
ist,  Bravour,  vernünftige  Musik  hören." 

„Wir  müssen  in  der  Musik  interpunktieren, 
phrasieren,  trennen;  wir  müssen  Klavier 
„sprechen",  nicht  plappern;  gegen  die  lang- 
weilige Korrektheit  (von  einigen  „klassischer 
Vortrag"  genannt)  zu  Felde  zu  ziehen,  fühle 
ich  mich   berufen,   und  ein  nun   nicht  mehr 


—     114    — 


Lebender  (Liszt)  und  ich  sind  die  Sieger." 
(Bemerkung  zu  „Rhapsodie**  op.  79  No.  1 
H-moU  von  Brahms.) 

„Der  Taktstrich  ist  nur  das  Geländer  für*s 
Auge;  der  Takt  hat  sich,  wie  das  Skandieren 
beim  Vortrag  eines  Gedichts,  der  Dekla- 
mation unterzuordnen." 

„Wir  müssen  in  das  Atelier  des  Meisters 
eindringen,  um  zu  sehen,  wie  alles  entstanden 
ist;  wir  wollen  zuerst  dekomponieren  und 
dann  rekomponieren." 

„Ohne  einen  scharfen  Einblick  in  die 
thematisehe  Arbeit  des  Meisters,  ohne  eine 
gründliche  Erkenntnis  des  Prozesses  des  Ent- 
stehens und  Vergehens  der  einzelnen  Motive 
ist  ein  verständnisvoller  und  verständlicher 
Vortrag  seiner  Werke  nicht  möglich."  (Be- 
merkung zu  Beethoven 's  „Sonate"  op   57.) 

Solchen  und  ähnlichen  Auseinander- 
setzungen begegnen  wir  bei  Bülow  immer 
wieder.  Wie  sehr  in  der  Unterweisung 
Bülow's  die  Einführung  in  den  thematischen 
Aufbau  der  Tonwerke  die  in  die  Mechanik 
überwog  -—  und  dies  konnte  auch  der  Fall 
sein,  da  er  meistens,  wie  schon  gesagt,  in 
mechanischer  Beziehung  relativ  reife  Schüler 
vor  sich  sah  — ,  zeigt  auch  u.  a.  sein  präg- 
nanter und  dabei  humoristischer  Ausspruch: 
„Beim  Klavierspiel  ist  der  Kopf  der  Kutscher 
und  die  Finger  sind  die  Beine  der  Pferde."  Un- 
ermüdlich trug  Bülow  in  die  Hefte  der  Schüler 
die  rechte  Phrasierung  klassischer  Stellen  ein, 
und  wer  sich  nicht  an  einer  bloss  mecha- 
nischen Befolgung  Bülow'scher  Phrasierungs- 
angaben  genügen  lässt,  sondern  nach  dem 
„Warum"  jeder  Phrasierung,  jeder  Nuance 
sucht  und  so  die  Prinzipien  zu  deduzieren 
versucht,  aus  denen  sie  stammen,  der  erst 
versteht  recht  Bülow's  Wort:  „Wir  müssen 
beim  Studieren  eines  Stückes  musikalisch  das 
Gras  wachsen  hören;  ich  gebe  Ihnen  die 
Anleitung  dazu."  —  „Ich  gebe  Ihnen  einen 
Baedeker,  um  in  das  Land  des  Dichters  zu 
reisen." 

Als  Rhythmiker  war  Bülow  nicht  bloss 
originell,  sondern  sogar  ein  Original; 
letzteres  insofern,  als  er  den  Versuch  an- 
stellte, einzelne  Tongruppen  —  mit  griechischen 
Metren  zu  vergleichen.  Von  dem  Wagnerischen 
Kunstprinzip,  dass  Musik  und  Dichtkunst  im 
innigsten  Zusammenhang  mit  einander  ständen 
und  die  Tonwelt  denselben  geheimnisvollen 
Gesetzen  unterliege  wie  die  Welt  der  redenden 
Poesie,  war  Bülow  ebenso  tief  durchdrungen, 
dass  er  sich  nicht   scheute,   die   letzten  Kon- 


sequenzen aus  dieser  Grundanschauung  zu 
ziehen.  Wir  haben  nicht  die  Absicht,  auf 
eine  Untersuchung  der  Frage  nach  dem  Zu- 
sammenhang der  griechischen  Metrik  mit  der 
neuen  Tonkunst  näher  einzugehen,  wir  wollen 
nur  konstatieren,  dass  alle  gelehrten  Versuche, 
die  antike  Metrik  mittelbar  oder  unmittelbar 
auf  die  heutige  Musik  anzuwenden,  wie  sie 
z.  B.  in  Rudolf  Westphal's  »Elemente  des 
musikalischen  Rhythmus  mit  besonderer  Rück- 
sicht auf  unsere  Opernmusik**  oder  in  Moritz 
Hauptmannes  „Harmonik  und  Metrik"  oder 
in  Riemann's  „Musikalische  Dynamik  und 
Agogik"  niedergelegt  sind,  wohl  zu  hervor- 
ragenden musikwissenschaftlichen  Resultaten 
geführt  haben,  aber  zu  keinen  solchen,  von 
welchen  für  die  ausübende  Kunst,  geschweige 
denn  für  die  schaffende  irgend  welche 
praktische  Förderung  zu  erwarten  wäre. 
Bülow's  in  Rede  stehender  Versuch  scheint 
hier  den  realen  Boden  der  Forschung  ver- 
lassen zu  haben  und  in  das  Gebiet  des  Phan- 
tastischen abgeschweift  zu  sein.  Warum  soll 
ein  so  ausgeprägter  Realist  wie  Bülow  nicht 
auch  einmal  Phantast  sein?  Les  extremes  se 
touchent.  Die  antike  Metrik  ist  auf  Wägung 
und  Messung  der  Silben  basiert.  Sie  wendet 
oft,  wie  allgemein  bekannt,  Kontraktion 
mehrerer  Silben  in  verschiedenen  Worten  in 
eine  an;  und  hier  kann  nun  ein  Vergleich 
mit  dem  Punkte  vor  einzelnen  Noten  oder 
Synkopen  nicht  statthaben,  weil  doch  nur  ein 
und  dieselbe  Note  punktiert  oder  synkopiert 
wird,  nicht  verschiedene,  nicht  zu  einander 
gehörige.  Als  Rhythmiker  gehörte  Bülow  trotz 
spiner  bewussten  Originalität  keineswegs  zu 
denen,  welche  für  die  von  ihnen  aufgestellte 
Phrasierung  den  Anspruch  der  Unfehlbarkeit 
erhoben;  wohl  bekundete  er  in  seinen  Ana- 
lysen die  tiefste  und  gründlichste  Kenntnis 
der  musikalischen  vielgestaltigen  Formenlehre; 
wohl  zeigte  er  den  denkbar  feinsten  Sinn  für 
den  richtigen  Vortrag  nach  den  Gesetzen  des 
Zusammenhangs  der  einzelnen  Teile,  der 
thematischen  Entwicklung  und  Durchführung; 
wohl  standen  ihm  die  Resultate  der  musik- 
wissenschaftlichen Erforschungen  auf  dem 
Gebiete  der  Phraseologie  und  die  Schätze  theo- 
retischer Anweisungen  für  die  richtige  Auf- 
fassung der  Satzbildungen  und  Ton- 
gruppierungen in  den  Werken  der  Klassiker 
wie  selten  einem  Musikgelehrten  zu  Gebote;  - 
doch  war  er  weit  von  der  Forderung  entfernt, 
dass  die  eigenen  oder  fremden  Anweisungen 
für  den  rhythmischen  und  dynamischen  Vor- 


—     115     — 


trag  im  Einzelnen  als  ein  absolut  zu  be- 
folgendes Gesetz  zu  gelten  hätten.  Er  hatte 
keine  Sympathie  mit  jenen  diktatorischen 
Phrasierangslehrem,  die  im  Gefühl  ihrer  ein- 
gebildeten Unfehlbarkeit  jede  Betonung  der 
musikalischen  Rede,  jede  Abgrenzung  der 
Phrasenstücke,  die  von  der  ihrerseits  vor- 
geschriebenen abweicht,  als  „dumm",  „eckig" 
oder  „langweilig**  verdammen.  Dem  Geiste 
des  Vortragenden,  den  Forderungen  der 
empfindenden  Pt^antasie  Hess  Bülow  bei  der 
phraseologischen  Arbeit  genug  Raum  zu  freier 
Betätigung.  Und  mit  Recht  Denn  hören  wir 
je,  dass  auch  nur  zwei  dramatische  Künstler 
genau  mit  derselben  Betonung,  Rhythmik  z.  B. 
die  Rede  des  Marquis  Posa  vor  dem  spanischen 
Tyrannen  vortragen?  Ist  die  Auffassung  z.  B. 
des  Franz  Moor  bei  den  hervorragenden  In- 
triguanten  stets  die  gleiche?  Spielt  ihn  Josef 
Lewinski  nicht  anders,  als  ihn  Dawison 
wiedergegeben  hat?  Oder  welchen  unend- 
lichen Abstufungen  und  Nuancen  in  der  Auf- 
fassung des  Mephistopheles  begegnen  wir  doch 
bei  unseren  dramatischen  Künstlern!  Dieser 
kehrt  den  ironisch -sarkastischen  Zug  im 
Wesen  des  Mephistopheles  besonders  hervor, 
jener  mehr  das  grausige  Element  der  mephisto- 
phelischen Natur,  ein  anderer  wieder  stattet 
den  verneinenden  Geist  mit  Zügen  der  Schalk- 
haftigkeit aus,  die  seinen  bösartigen,  teuf- 
lischen Charakter  etwas  verhüllen! 

Und  nun  soll  ein  Dramaturg  kommen  und 
apodiktisch  den  Vortrag  dieses  oder  jenes 
Monologes  nach  einer  Norm  festsetzen,  die 
in  jedem  Fall  absolute  Gellung  und  bindende 
Kraft  haben  soll?  Wird  da  nicht  die  leiseste 
Regung  der  Individualität,  auf  der  doch  im 
Grunde  jede  Kunstäusserung  beruht,  erstickt? 
Wird  da  nicht  jede  künstlerische  Freiheit  der 
Auffassung  geradezu  aufgehoben?  Und  ver- 
hält es  sich  mit  der  musikalischen  Rede,  der 
freien  Tonsprache  der  Fantasie  anders?  Solche 
absolute  Geltung  von  Phrasierungsregeln  für 
Bach,  Beethoven  etc.,  wie  sie  einzelne  wütende 
Phrasler  verlangt  haben,  brächte  der  freien, 
göttlichen  Tonkunst  den  Tod;  ja,  sie  würde 
auf  das  Niveau  einer  blossen  Schablonenkunst 
herabgedrückt  werden,  die  mechanisch  mit 
Lesezeichen  und  etwa  nach  den  Regeln  des 
goldenen  Schnitts  arbeitete,  anstatt  dass  die 
Tonkunst  aus  selbständigem  Studium  und  aus 
der  unversiegbaren  Quelle  angeborener  Empfin- 
dung hervorströmte,  müsste  sie  in  einem 
starren  Schematismus  —  untergehen. 

Bei  Bülow  war  nun   die   phraseologische 


Lehre  ganz  und  gar  in  dem  Wesen  der 
rhythmisch  und  dynamisch  denkenden  und 
empfindenden  musikalischen  Natur  begründet, 
und  die  vorerst  nach  rein  logischen  Gesetzen 
sich  aufbauende  musikalische  Dialektik  und 
Analyse  erhielt  oft  ihr  heilsames  Gegen- 
gewicht in  den  Modifikationen,  die  von  der 
im  Momente  höherer  Anregung  unbewusst 
frei  schaffenden,  musikalischen  Phantasie 
ausgingen.  Bülow  stand  die  Kunst  als  solche 
eben  höher  als  ein  überlieferter  Lehrbegrifif. 
Zu  VII  der  24  Variationen  „Vieni  amore"  von 
Beethoven  expliziert  Bülow: 

„So  notwendig  es  auch  ist,  alle  Imitationen 
(durch  rhetorische  Accente)  deutlich  zu  ver- 
anschaulichen, so  darf  der  Spieler  doch  nicht 
in  die  Manier  eines  wichtig  tuenden  Docierens 
dabei  geraten/^ 

Freilich,  so  lange  seine  Schüler  auf  der 
Stufe  der  zerlegenden  Analyse  sich  befanden, 
verlangte  Bülow,  dass  sie  die  sich  ihnen  auf- 
drängenden Empfindungen  und  Gefühle  ihrer 
Phantasie  möglichst  zurückhielten,  damit 
der  Gang  der  theoretischen  Betrachtung  nicht 
gestört  und  die  völlige  reflektorische  Erfassung 
der  Formen  besonders  bei  kontrapunktischen 
Sätzen  ermöglicht  werde.  Sobald  aber  das 
Kunstwerk  in  seine  Teile  zergliedert  und  die 
Arbeit  der  eingehendsten  Analyse  vollendet 
war,  durften  die  Lernenden  sich  ungestört  dem 
Flug  der  freien  Phantasie  überlassen,  selbst 
auf  die  Gefahr  hin,  dass  im  Einzelnen  die 
vorhin  festgelegten  phraseologischen  Vor- 
schriften durchbrochen  wurden,  wenn  nur 
der  Spielende  im  allgemeinen  dem  Charakter 
der  Tondichtung  treu  blieb. 

Die  von  Bülow  gegebenen  rhythmischen 
und  phraseologischen  Anweisungen  waren 
nun  nicht  derart,  dass  sie  jedes  einzelnen 
Taktes  Wiedergabe  vorschrieben.  Bülow  war 
als  Anleiter  zur  „Dekomposition"  weit  entfernt, 
zu  einem  mechanischen  Nachplappern  zu  ver- 
leiten oder  den  Schülern  eine  musikalische 
Eselsbrücke  zu  verschaffen.  Seine  Analysen 
erstickten  nicht,  wie  so  manche  anderer  Päda- 
gogen, den  eigenen  individuellen  Geist  der 
Lernenden  oder  zwangen  diesem  eine  seinem 
innersten  Wesen  fremde  Schablone  auf;  sie 
knüpften  vielmehr  an  das  vorhandene  Mass 
der  musikalischen  Intelligenz  an,  sie  erzogen 
im  Gegenteil  zur  individuellen  Freiheit,  wirkten 
ihrer  Natur  nach  befruchtend  und  belebend 
auf  den  musikalischen  Geist  und  stärkten  be- 
deutend die  reproduktive  Kraft  wie  die  musi- 
kalische Anlage.  (Fortsetzung  folgt.) 


—     116     — 


ftcli'pag  zuF  Q^SQt)§^sr^^ofn}. 


Von 
Ifana  Weber -Bell. 

(Fortsetzung.) 


.Wenn  die  Kunst  sam  Leben  fahren  soll, 
man  sie  ein  Leben  in  Form  laieen/ 

(L,  t.  XuHOwtki.) 


Das    Studinm     der    Vokal formenbildung    be- 
schränkt  sich    keineswegs    nur    auf    die   Vokale. 
Diese  sind  stets  von  Konsonanten  begrenzt,  welch' 
letztere  von  ihrer  gesetzmässigen  Bildung   nur  in- 
sofern  abweichen,     als   sie   dem  Vokalklang    nie 
hemmend  entgegentreten   dürfen,  wie  dies  im  ge- 
wöhnlichen   Sprechen   der   Fall    ist,    d.    h.    alle 
Zungenbewegungen  müssen  kurz  und 
elastisch  sein.    Sie   sind  mit  dem  Stakkato- 
Anschlag  im  Klavierspiel  zu  vergleichen,  der  durch 
die    Schnelligkeit     der    Berührung     Glanz     und 
Leichtigkeit  erzielt.    Und  Glan^  verleiht   der  auf 
diese  Weise  gebildete  Konsonant  dem  Vokalklang, 
gleichviel    welcher    Artikulationsstelle    jener    an- 
gehört, was  eine  vollkommen  entwickelte 
Geschicklichkeit     in     den    Zungen-, 
Lippen-  und  Unterkiefer-Bewegungen 
voraussetzt.      Der    für    dieses    Studium   von 
Konsonanten  umgrenzte  Vokalklang  beginnt  seine 
Formenbildung  auf   den   verschiedenen  Tonstufen, 
Je  nach  dem  Stimmchaiakter,   mit   dem  Wörtchen 
i^hold**.    Der  Vokal  „o^   besitzt  als  Naturharmonie 
die  vollkommenste  Konsonanz.   Der  Hauchlaut  „h" 
der  4.  ArtikulatioDssteile  ist  ein  Stimmritzen-Kon- 
sonant.   Er   bezweckt   ein    normales    Ausströmen 
der  Luft,  ohne  diese  auf  den  Vokal  zu  übertragen, 
d.  h.  ein  Vokalton  muss  luftfrei   und  somit  klang- 
gesättigt sein.    Diesem   Vokal   folgt   der  tönende 
Konsonant    „P*    der    zweiten    Artikulationsstelie, 
dessen    akustische   Eigenschaften    denjenigen   des 
Vokals  gleichkommen.    Durch   diesen   klingenden 
Konsonanten  bleibt  die  Zusammensetzung 
des  Klanges   erhalten  und  das  weiche  „d**  am 
Schluss   bringt    das  Wort  „hold^*  in  seiner  Selbst- 
ständigkeit,   wobei    die   Zunge    im    Stakkato-An- 
schlag    auch    nicht    im    mindesten   den   Klang 
seines    Wertes    beraubt.      Es   würde    zu 
weit  führen,   eine   eingehende  Erklärung    darüber 
zu  bringen,  wie  der  Vokal  „o^*  die  Konsonanz  auf 
allen   Tonstufen    —    nicht   nur  auf    b  —    b'    — 
beibehält,   ebenso  wie   die  übrigen  Vokale,  Misch- 
laute und  Diphtonge  in  ihren  Klängen,   das  heisst 
in  ihren  Obertönen   die  vollkommenste  Konsonanz 
erreichen  können.  Betont  sei  nur,  dass  das  Gesetz 
unumstösslich  ist,   rasche   und   sichere  Erfolge  er- 
zielt und  damit  auch  alle  Resonanzstörungen  vulgo 
genannt  „Register^   in   kürzester   Zeit   ausgleicht. 
Dadurch  wird  eine  Klangfülle  erzielt,  die  von  der 
Tiefe    bis    in    die  Höhe  auf   allen   Tonstufen  den 
schlagendsten    Beweis  liefert,    was    bei   normaler 
Muskelarbeit  und  natürlicher  Entwicklang  erreicht 
werden   kann.      Dass   im   Gesangsunterricht    von 
rvRegistem^*  die  Rede,   ist  insofern  begreiflich,    als 
ja    diese    Register    nach     dem    Status    quo    der 


„Methoden"  direkt  ausgebildet  werden,  weil  man 
die  Ursache  der  hier  in  Frage  kommenden  dünnen 
klangarmen  Mittellagen  —  die  Achillesferse  im 
Tonstudium  —  nicht  kennt.  Gtenau  so  verhält  es 
sich  mit  den  gepressten  tiefen  und  schrillen, 
gellenden  hohen  Tönen,  die  man  im  Konzertsaal 
tagtäglich  zu  hören  bekommt.  So  will  man  z.  B. 
in  der  Tiefe  kräftige  Töne  mit  „Brustresonanz ^  er- 
zielen, schraubt  die  Stimme  in  die  Höhe,  was  nur 
durch  Muskeldruck  geschehen  kann,  und  plötzlich 
versagt  der  nächstfolgende  Ton  e^-f*  oder  f*-g*. 
Dieser  ist  klanglos,  wie  es  die  nächstfolgenden  Töne 
bleiben  und  bleiben  müssen,  so  wie  gesungen 
wird,  und  erst  mit  der  beginnenden  Höhe  kräftigt 
sich  der  Ton  durch  die  bedeutend  erhöhte 
Spannung  der  Muskeln.  Durch  diese 
intensivere  und  anhaltendere  Tätig- 
keit —  der  gepressten  Tiefe  und  unfreien  schrillen 
Höhe  —  finden  in  der  Muskelsubstanz 
Veränderungen  statt,  die  auf  eine 
Ermüdung  schliessen.  Wenn  auch  durch 
hinaufgeschraubte  Brustresonanz  ein  schein- 
barer Nutzeffekt  vorübergehend  gesteigert 
werden  kann,  so  geschieht  dies  immer  nur  auf 
Kosten  der  Stimme,  ja  selbst  der 
Gesundheit.  Dieses  ist  geradezu  unmög- 
lich, wenn  die  mechanische  Arbeit  der  Muskeln 
der  Sprechwerkzeuge  eine  normale,  d.  h.  dem  Ge- 
setz entsprechende  ist,  und  wenn  der  Binnenraum 
des  Ansatzrohres  dasjenige  Raum  Verhältnis  auf- 
weist, das  der  Wellenform  einer  absoluten  Kon- 
sonanz entspricht,  eine  mathematische  Gewissheit, 
die  jeden  Zweifel  ausschliesst. 

So  lange  aber  unsere  Gesangslehrkräfte  nicht 
einmal  mit  dem  einfachsten  aller  Naturgesetze, 
mit  dem  Gesetz  der  Gleichheit  von  Wirkung  und 
Gegenwirkung,  vertraut  sind,  so  lange  sie  nicht 
für  ein  exakt  wissenschaftliches  Lehrsystem  er- 
zogen werden,  so  lange  werden  auch  diese  gegen- 
wärtigen Zustände  beklagenswerte  bleiben. 

Von  ganz  besonderem  Wert  bei  der  Heran- 
bildung von  Lehrkräften  ist  die  Uebung  im 
Unterrichterteilen.  Den  vorgerückteren 
Studierenden  sollte  daher  wöchentlich  zweimal, 
wenigstens  ein  Jahr  lang,  Gelegenheit  geboten 
werden,  an  Anfänger,  die  bekanntlich  ohne  Aus- 
nahme mit  allen  erdenklichen  Fehlem  bezw. 
schlechten  Gewohnheiten  behaftet  sind,  Unterricht 
zu  geben  unter  Aufsicht  der  Oberleitung.  Der 
Tonsinn  wird  dadurch  bedeutend  geschärft  und 
mit  ihm  die  Aufmerksamkeit.  Der  Iiehramts- 
kandidat  muss  die  Gesetze  in  Anwendung  bringen, 
welche  auch  ihn  von  allen  gesanglichen  Ver- 
irrungen    befreit   haben.     Er    ist   genau   orientiert 


—     117     — 


über  die  mechanischen  Vorgänge  am  Sprechapparat, 
bei  der  Lxmgentätigkeit  n.  s.  w.,  sodass  es  ihm  an 
der  Hand  dieser  festen  Gesetze  nicht  schwer  f&llt, 
allen  jenen  Ursachen  hemmend  entgegenzutreten, 
welche  eine  freie  Tonentwicklnng  unmöglich 
machen.  Hanptbedingnng  ist,  dass 
alles  fehlerhaft  Gesungene  auf  das 
genaueste  nachgesungen  werden 
kann  und  Ursachen  und  Wirkungen 
begründet  werden  können,  wie  dies 
auch  Tom.  Gegenteil,  d.  h.  vom  klang- 
reichen Vokalton  in  seiner  Begrenzung 
verlangt  werden  muss.  Durch  dieses 
praktisch-theoretische  Studium  erlangt  man  Uebung 
in  der  Tonanalyse.  Nicht  nur,  dass  der 
Lehrende  seine  eigenen  Studien  wieder  miterlebt, 
sondern  es  werden  weitere  Anforderungen  an  ihn  als 
Erzieher  gestellt:  „die  leibliche  und  geistige  Er- 
ziehung des  ihm  anveitrautenSchülera.*^  Der  Gesang 
ist  unter  den  Künsten  die  geeignetste  zur  Förderung 
der  ästhetischen  Erziehung  des  Menschen.  Dieser 
Zweck  kann  aber  nur  dann  erreicht  werden,  wenn  im 
Unterricht  das  Ideal  der  Kunst  damit  verbunden  ist. 

Dieser  Forderung  schliesst  sich 
noch  eine  ebenso  wichtige  an,  welche 
eigentlich  mit  obigen  Kursen  parallel  gehen  sollte: 
„es  ist  d  ie  Kritik  als  Fach  des  musi- 
kalischen Unterrichts''.  Einen  ungemein 
wertvollen  Aufsatz  hierüber  von  Dr.  Wilh.  Alt- 
mann enthält  die  neue  Zeitschrift  für  Musik  No.  ü 
Tom  3.  Febr.  1904.    (Leipzig,  Kahnt.) 

Es  ist  eine  nicht  zu  leugnende  Tatsache,  dass 
gesangliche  Kunstleistungen  oder  auch  „nicht 
künstlerische  Gesangsleistungen^  selten  von  Fach- 
leuten beurteilt  werden.  Ohne  irgend  Jemandem 
nahe  treten  zu  wollen,  muss  doch  zugegeben  wer- 
den, dass  die    gesamte    Kritik,    mit   rühm- 


lichen Ausnahmen,  aus  Klavierspielern, 
Komponisten,  Kunsthistorikern,  Mu- 
sikhistorikern und  auch  Studenten 
besteht,  welche,  sobald  sie  das  tonbildnerische 
Gebiet,  wie  man  zu  sagen  pflogt,  betreten,  vor 
einer  chinesischen  Mauer  stehen.  Jeder  feinfühlige 
Kritiker  wird  wohl  erkennen,  ob  ein  Ton  schrill, 
gellend,  forziert,  .geknödelt'',  ob  die  Aussprache 
gut  oder  schlecht  ist  u.  s.  w.,  aber  wie  das  Uebel 
beseitigt  werden  kann,  das  ist  ein  Arbeitsfeld, 
welches  sie  noch  nicht  beackert  haben.  Solche 
Kritiken  aber,  welche,  nebenbei  gesagt,  ebenso 
wertlos  sind  wie  der  blöde  Dilettantismus  im 
Konzertsaal,  schaden  dem  Sänger  mehr, 
als  sie  ihm  nützen.  Der  Grössen- 
wahn,  besonders  bei  Anfängern, 
macht  dadurch  immer  bedenklichere 
Fortschritte,  während  Gesangskunst 
und  Pädagogik  mit  Riesenschritten 
abwärts  gehen.  Kein  Wunder!  Z.  B.  es 
wird  heute  bei  der  Frau  Kammersängerin  Y.  eine 
Schülerin  als  „fertig''  entlassen.  Diese  sang  schon 
voriges  Jahr  in  einem  von  ihrer  Lehrerin  ver- 
anstalteten Wohltätigkeitskonzert  und  entzückte 
mit  ihrer  Kunst  ein  ihr  gut  befreundetes  Publikum. 
Heute  nun  gibt  sie  ein  „eigenes  Konzert",  und  mor- 
gen anonciert  sie  sich  auch  schon  als  „G  e  s  a n  g  s  - 
lehrerin",  wenngleich  ihre  Darbietungen  den 
gewöhnlichstenDilettantismus  nicht 
übertroffen  haben.  Hauptsache  bei  der- 
artigen Reklamekonzerten  ist  der  „Ring", 
mit  welchem  die  Konzertgeberin,  eine  Schülerin 
von  Y.,  auf  dem  „Schauplatz"  ihrer  beginnenden 
Tätigkeit  erscheint.  Jener  bildet  das  weihrauch- 
und  blumenspendende  Publikum,  wobei  nicht  selten 
die  Kritik  mittel alterUche  Ritterlichkeit  übt. 
(Schluss  folgt.) 


Kritische  Rückschau 


über  Konsert  und  Oper. 

Von 

Dr.  Karl  Storck. 


Gegen  Schluss  der  Konzertsaison  häufen  sich 
noch  die  Veranstaltungen  grösseren  Stils,  denen 
sich  der  Kritiker  umso  eher  widmen  kann,  als  die 
noch  auftretenden,  bislang  unbekannten  Solisten 
in  der  Regel  keinen  Grund  für  ihr  verfrühtes  Auf- 
treten haben,  als  ihr  unbezwingbares  Herz.  Das 
aber  ist  im  Frühling  in  Deutschland  ein  so  ge- 
wöhnlicher Artikel,  dass  man  davon  kein  Auf- 
hebens zu  machen  braucht.  Auch  in  des  Kritikers 
Brost  schlägt  das  Herze  frühlingshoft.  Er  erlaubt 
8ich  etliche  Variationen  und  summt  auf  seiner 
Kilometerhetze  zwischen  Bechstein-,  Beethovensaal 
nnd  Singakademie:  „Nun  muss  sich  alles,  alles 
wenden"  —  „das  Singen  muss  nun  enden."  Es 
iBt  eigentlich  eine  Schande,  dass  man  als  Musiker 


mit  solchen  Gefühlen  das  Ende  der  Konzertsaison 
kommen  sieht.  Aber  man  tut  es  auch  nur,  weil 
man  Musiker  ist.  Dass  es  einmal  Allegro  con 
fuoco  geht,  da  bin  ich  immer  dabei,  und  auch  das 
Vivace  ist  mir  lieb.  Dazwischen  aber  gehört  sich  ein 
sinniges  Andante,  ein  versonnenes  Adagio,  ein  be- 
hagliches Scherzo.  Und  alles  zusammen  verlangt 
als  selbstverständliche  Zugabe  —  was  verwunder- 
licherweise auch  grosse  Komponisten  noch  be- 
sonders bemerken  zu  müssen  glaubten  —  viel  Em- 
pfindung. Was  uns  aber  im  Winter  zugemutet 
wird,  das  ist  Konzertsport,  Musikfezerei.  Dieses 
Zuviel  stört  die  Harmonie,  ~  und  das  sollte  Musik 
sein?    Nein,  und  abermals  nein! 

Doch    ich  gerate   schon   wieder  ins  Schelten 


—     118     — 


und  dabei  bin  ich  der  friedfertigste  und  glück- 
lichste Mensch,  wenn  ich  etwas  Gates  zu  hören 
bekomme.  Und  in  den  letzten  Ta^en  habe  ich 
viel  G-ntes  gehört.  In  der  Singakademie  sangen 
sie  HändeTs  „Jadas  Makkabäos**.  Es  gibt  Leute, 
die  immer  davon  reden,  wieviel  bei  Händel  ver- 
altet sei.  Die  Leute  sind  sicher  selber  alt,  sonst 
müssten  sie  spüren,  welch'  quellende  Jugend  in 
der  Heldennatur  dieses  Mannes  steckt.  Grewiss 
hie  und  da  lugt  ein  altmodisch  Zöpflein  heraus , 
ich  muss  immer  daran  denken,  dass  auch  der  junge 
Goethe  einen  Zopf  trug.  Aber  der  hing  nach 
aussen;  heu*e  wachsen  sie  verflixt  früh  nach  innen; 
oder  der  Haarwuchs  ist  so  kindlich  karg,  dass  es 
zu  keinem  Zöpflein  reicht.  Was  beim  glänzenden 
Weltmann  Händel  und  seiner  wunderbaren  rein- 
deutschen Ergänzung  Bach  veraltet  ist,  sind 
äussere  Formen  Schnörkel,  so  wie  die  Orthographie 
bei  Gt>ethe  oder  Lessing  veraltet  ist.  Tretet  den 
beiden  jung  entgegen,  singt  sie  jung  —  und  Ihr 
findet  in  ihnen  noch  heute  Führer  zu  frohen 
Taten.  Die  Singakademie  tat  nach  diesem  G^heiss. 
Die  Chöre  klangen  herrlich.  Von  den  Solisten 
war  Messchaert  über  alles  Lob  vortrefflich.  Herrn 
Sommer*s  Judas  Makkabäus  aber  war  ein  weh- 
leidiger Held.  Händel  war  kein  Historiker.  Er 
hat  diesen  Judas  aus  dem  Semitischen  ins  Germa- 
nische, also  ins  Siegfriedhafte  übersetzt.  Wenig 
Freude  bereiteten  auch  die  Damen.  Mit  den 
Solistenquartetten  in  den  Oratorien  hat  es  über- 
haupt seine  Not.  Es  müssten  sich  etliche  tüchtige 
Sänger  zu  einem  Soloquartett  zusammenschliessen. 
Das  wäre  künstlerisch  ein  Gewinn,  und  der  prak- 
tische würde  für  die  Unternehmer  nicht  aus- 
bleiben. In  allen  Oratofienaufführungen  dieses 
Winters  standen  die  Solistenleistungen  hinter  denen 
der  Chöre  zurück,  also  die  Darbietungen  von  Be- 
rufsküDstlem  hinter  denen  der  Dilettanten.  Das 
ist  doch  ein  unwürdiger  Zustand. 

Es  traf  auch  für  die  Aufführung  der  „Missa 
solemnis*  durch  den  Ster naschen  Gesang- 
verein zu,  obwohl  hier  auch  die  Chorleistung  nicht 
auf  der  Höhe  jener  der  Singakademie  oder  des 
philharmonischen  Chores  stand.  Das  liegt  nicht  am 
Stimmmaterial,  sondern  am  Dirigenten.  Ich  weiss, 
dass  Professor  G  er  ns  he  im  vielfach  als  bedeutender 
Musiker  geschätzt  wird.  Dass  er  als  Komponist 
ein  sicherer  Könner  ist,  anerkenne  ich  gern,  ob- 
wohl ich  nichts  von  ihm  kenne,  was  über  Epi- 
gonentum hinausreicht.  Als  Chorleiter  ist  er  aber 
kein  hervorragender  Könner,  sonst  würde  er  mit 
dem  ihm  zur  Verfügung  stehenden  Material  mehr 
erreichen.  Ich  möchte,  der  philharmonische 
Chor  nähme  sich  der  Beethoven'schen  „Fest- 
messe"*  an.  Auf  das  tiefste  Religiöse  in  ihrmüsste 
man  auch  dann  verzichten,  aber  man  bekäme 
wenigstens  das  Musikalische  ganz.  —  Die 
Matthäus  -  Passion  habe  ich  mir  in  diesem 
Jahre  nicht  in  der  Singakademie,  deren  regelmässige 
Darbiotnng    sie    ist,    angehört,    sondern    in     einer 


.Volksauffühiung**,  die  in  der  Philharmonie  bei 
einem  Eintrittspreis  von  40  Pfennigen  stattfand. 
Ich  habe  diesen  Tausch  nicht  bedauert.  Nicht 
dass  ich  die  beiden  Aufführungen  mit  einander 
vergleichen  wollte;  das  wäre  bei  der  jeden  Ver- 
gleich ausschliessenden  Verschiedenheit  der  beider- 
seitigen Mittel  lächerlich.  Aber  es  bestätigte  sich 
mir  hier  von  neuem,  dass  Johann  Sebastian  Bach 
ein  viel  zu  erfahrener  Praktiker  war,  um  die  Auf- 
führungsmöglichkeit seiner  Werke  so  schwer  zu 
machen,  wie  häuflg  behauptet  wird.  Es  wird  von 
allen  Ausführenden  völlige  Hingabe  und  eiserner 
Fleiss,  aber  nicht  ein  an  sich  sehr  grosses  Mass 
von  Können  verlangt.  J.  S.  Bach's  Chorwerke 
wären,  wenn  sich  der  nötige  Idealismus  in  Lieb- 
haberkreisen fände,  auch  heute  noch  in  kleineren 
Verhältnissen  aufführbar.  Ich  verstehe  nicht,  dass 
der  evangelische  Klerus  nicht  alle  Kräfte  aufbietet, 
um  zu  erreicl^en,  dass  Bach  wieder  in  der  Kirche 
heimisch  wird.  Hier  gehört  er  hin,  weniger  in 
den  Konzertsaal.  Die  Matthäuspassion  würde  auch 
in  einer  Kirche  noch  viel  heiliger  und  ergreifender 
wirken.  Die  Kirche  bietet  in  geistiger  Hinsicht 
die  Wohltat  des  unsichtbaren  Orchesters,  „des  ver- 
dunkelten Konzertsa'als" ,  und  wie  die  Wünsche 
alle  heissen,  insofern  alles  Persönliche  hinter  dem 
Werke  verschwindet. 

Nun,  auch  so  wirkt  das  erhabene  Weik  bis 
ins  Tiefste.  Richard  Wagner  hat  sehr  bittere 
Worte  über  das  Oratorium  als  Kunstgattung  gesagt. 
Zu  Unrecht,  wie  ich  glaube.  Jedenfalls  für  die 
Passionsgeschichte  ist  es  die  einzige  vollwertige 
Form:  Drama  im  epischen  Rahmen;  dabei  Gottes- 
dienst und  religiöse  Willensübung.  Die  erhabensten 
Geschehnisse  wirken  gewaltiger,  wenn  man  sie 
mit  dem  geistigen  Auge  schaut,  als  wenn  die 
leiblichen  Augen  sie  in  einer  notwendigerweise 
unzulänglichen  Nachgestaltung  sehen  müssen. 

Für  die  Aufführung  in  der  Philharmonie  fühle 
ich  tiefen  Dank,  umsomehr,  als  hier  die  Opfer- 
willig)ceit  zahlreicher  Kräfte  Tausenden  einen 
feiertäglichen  Genuss  vermittelte,  deren  Leben  sonst 
fast  eitel  Werktag  ist.  Der  Dank  gebührt  in  erster 
Reihe  dem  Dirigenten  C.  Mengewein,  in  dem 
jenes  heilige  Feuer  echter  Kunstbegeisterung  glüht, 
das  die  Priesterweihe  im  Tempel  der  Kunst  ver- 
leiht. Was  er  mit  immerhin  beschränkten  Kräften 
erreichte,  war  herrlich.  Aber  alle  Mitwirkenden 
gaben  ihr  bestes.  Der  Chor  war  mit  Feuereifer 
bei  der  Sache,  ausgezeichnet  hielt  sich  das 
Orchester,  das  verstärkte  Schülerorchester  des 
Brandenburg'schen  Konservatoriums  unter 
Leitung  seines  Direktors  Bruno  Kittel,  ebenso 
erfüllten  auch  die  Solisten  alle  billigen  Ansprüche. 
Und  nun  die  Aufnahme  des  Werkes?  Ich  will 
gern  gestehen,  dass  bei  mir,  als  ich  mich  für  diese 
„Volksaufführung^^  entschied,  die  Absicht  mit- 
wirkte, einmal  zu  sehen,  wie  das  „Volk"  sich 
ge^^enüber  einem  solchen  Werke  verhalte.  Ich  bin 
nicht   zu  dieser  Beobachtung  gekommen.    Dieses 


—     119 


Wunderwerk  ffihrt  einen  in's  Tiefste  des  eigenen 
Seins,  so  dass  man  nichts  mehr  um  sich  sieht. 
Aber  es  geschah  nichts,  was  einem  dieses  Sich- 
yersenken  erschwerte.  Sicherlich  war  also  Alles 
voll  hehrer  Andacht.  — 

Welch'  andere,  j&mmerlich  kleine  Massstäbe 
man  dagegen  an  Männerchorliteratar  legen  mnss, 
das  wurde  mir  wieder  so  recht  in  einem  Konzert 
der  Berliner  Liedertafel  bewnsst.  Franz 
Schnbert'B  Chor  „Der  Entfernten'*  ist  prächtig, 
dafür  ist  er  aber  anch  von  genialer  Einfachheit. 
Aber  danach  kam  Josef  Brambach's  „Es  mnss 
doch  Frühling  werden".  Ja,  ich  kann  mir  nicht 
helfen,  ich  moss  bei  solchen  Chören  immer  an  den 
Frosch  denken,  der  sich  so  mächtig  aufblies,  ^ass 
er  platzte.  Da  soll  nnn  so  etwas  wie  eine  grosse 
Form  herauskommen,  und  es  wird  Grosstuerei.  Die 
Deklamation  des  Gedichtes  ist  eigentlich  strafbar 
schlecht,  der  musikalische  Gehalt  gleich  Null.  Das 
wird  nicht  besser,  wenn  mau  eine  solche  Kom- 
position zweimal  hören  muss.  Friedrich  Hegar's 
„Weihe  des  Liedes*'  steht  Ja  viel  höher.  Aber  wie 
muss  anch  hier  der  Komponist  dehnen,  strecken, 
wiederholen,  um  scheinbar  einen  „grossen  Stil'* 
za  erreichen.  Scheinbar,  denn  die  Anwendung 
grosser  Stilformen  auf  kleine  Dinge  ist  Stillosig- 
keit,  wie  man  bei  Architekturwerken  alle  Tage 
sehen  kann.  Ich  hatte  danach  genug  und  floh. 
Und  zwar  aus  Aerger,  dass  so  viel  Fleiss  und  so 
Tiele  gute  Kräfte  an  einen  minderwertigen  Zweck 
Yerschwendet  werden,  während  es  um  die  unend- 
lich reichere  und  künstlerische  Pflege  des  ge- 
mischten Chorgesanges  recht  schwach  bestellt  ist. 
Die  wundervollen  kirchlichen  und  weltlichen 
a  capella-Chorsätze  des  16.  und  17.  Jahrhunderts 
bekommt  man  gamicht  zu  hören.  Volkslieder 
wirken  unvergleichlich  kfinstlerischer  im  ge- 
mischten Chor,  sintemalen  ja  auch  die  Frauen  zum 
Volk  gehören. 

Sodana  fand  das  letzte  der  philharmoni- 
schen Konzerte  unter  ^ikisch  statt.  Ich  muss 
mich  immer  wieder  wundern,  dass  unsere  so  effekt- 
vollen Dirigenten  sich  so  oft  Effekte  entgehen 
lassen,  wenn  diese  dem  Kunstwerk  nicht  aufge- 
pfropft, sondern  eingewachsen  sind.  Die  feinste 
Wirkung  von  HändeTs  „Concerto  grosso"  beruht 
darin,  dass  der  grosse  Orchesterkörper  mit 
„Grosso" -Wirkung  dem  intimen  Verband  der  So- 
listen gegenübersteht.  Geht  man,  wie  es  hier  der 
Fall  war,  auf  diese  Teilung  des  Instrumentalkörpers 
nicht  ein,  so  beraubt  man  das  Werk  seines  Cha- 
rakters. Solistisch  stand  das  Konzert  im  Zeichen 
Engen  d'Albert's.  Was  das  heissen  will,  zeigte 
die  Aufführung  des  Liszt 'sehen  „Es-dur- Kon- 
zertes", die  alle  anderen  solistischen  Darbietungen 
in  diesen  Konzerten  in  den  Schatten  stellte.  Liszt 
ist  eine  Improvisator ische  Natur,  der  einer  nur 
gerecht  werden  kann,  der  im  Augenblick  der 
Nachschöpfung  selber  Schöpferwonnen  geniesst. 
Der  TJrschÖpfer  d' Albert  kam  mit  vier  „Orchester- 


liedem"  zu  Gehör,  die  seine  Gattin  mit  Hingabe 
sang.  Da  sie  bedeutende  Kräfte  einzusetzen  hat, 
heisst  das  eine  schöne  Leistung.  Ich  bin  kein 
Freund  von  Orchesterliedem;  aber  von  d' Albert's 
schöpferischer  Veranlagnng  haben  mich  auch  diese 
Lieder  wieder  völlig  überzeugt.  D' Albert  ist  ein 
so  hervorragender  Könner,  dass  er  hie  und  da  dem 
Künstler  fast  gefährlich  wird.  Da  er  alles  kann, 
versucht  er  alles,  auch  das,  was  den  Versuch  nicht 
lohnt.  Bei  den  zwei  Dichtungen  Fritz  Rassow's, 
„Wie  wir  die  Natur  erleben"  und  „Lebensschlitten" 
trifft  das  zu.  Dass  es  d' Albert  gelang,  aus  der 
reichlich  verstandesnüchtemen  ersten  Idylle  etwas 
zu  machen,  das  fast  wie  ein  Märchen  klang,  will 
viel  heissen.  Dass  er  der  Verlockung  zur  Detail- 
schilderung zu  Gunsten  einer  breiten  Stimmnngs- 
malerei  widerstand,  bezeugt  aufs  neue  seine  gross- 
zügige Natur.  Am  überzeugendsten  offenbarte 
sich  diese  in  der  „mittelalterlichen  Venushymne", 
die,  voll  eines  gewaltigen  Rhythmus,  der  eben  da- 
durch, dass  seine  Wildheit  noch  gerade  gebändigt 
ist,  etwas  Berauschendes  hat.  Ein  „Wiegenlied" 
mit  Orchester  wirkt  auf  mein  Gefühl  umsomehr 
als  innerer  Widerspruch,  je  echter  die  Intimität 
dieses  Wiegenliedes  ist.  Und  was  Liliencron 
seinem  Wölflein  gesungen,  ist  ein  Prachtstück. 
Hier  sehnte  ich  mich  nach  dem  schlichten  Klang 
des  Klaviers.  Zwei  Tage  darauf  gestaltete  das 
philharmonische  Orchester  sein  volkstümliches 
Symphoniekonzert  zu  einem  d'Albertabend. 
Josö  Vianna  da  Motta,  der  sich  in  diesem 
Winter  tmbedingt  in  die  allererste  Keihe  der 
Klavierspieler  gestellt  hat,  trug  dabei  d* Albert's 
wuchtiges  und  echt  leidenschaftliches  „Klavier- 
konzert" vor.  Instrumentalsätze  aus  d 'Albert's 
Opern  und  Liedern  ergänzten  das  Programm,  das 
unter  d'Albert's  feuriger  Leitung  eine  treffliche 
Ausführung  fand. 

Die  Philharmoniker  machten  überhaupt  aus 
der  Not  ihres  Kapellmeister -Interregnums  eine 
Tugend  und  luden  zu  ihren  volkstümlichen  Kon- 
zerten bedeutende  Dirigenten  ein.  Der  Saal  war 
allemal  in  beängstigender  Weise  besetzt.  Unser 
Hofkapellmeister  £d.  v.  Strauss  bewährte  sich 
das  eine  Mal  als  sicherer  Dirigent.  Goldmarck's 
„ländliche  Symphonie",  die  er  zur  Aufführung 
brachte,  ist  eine  recht  bescheidene  Suite.  Wenn 
Beethoven  für  seine  Pastoral-Symphonie  die  An- 
weisung gab,  „mehr  Ausdruck  als  Malerei",  so 
muss  man  für  Goldmarck  den  Satz  umkehren. 
Alles  bleibt  äusserlich.  Zuletzt  dirigierte  Siegfried 
Wagner  eines  der  Konzerte.  Als  Neuheit  brachte 
er  die  Ouvertüre  zu  „Kobold";  ich  möchte  erst  das 
tatsächliche  Erscheinen  dieses  Geistes  erwarten, 
bevor  ich  ein  Uiteil  abgebe.  Als  Dirigent  zeigt 
Siegfried  Wagner  zweifellos  den  tüchtigen 
Musiker,  ohne  in  die  Beihe  der  ersten  Orchester- 
leiter aufzurücken.  Dass  man  Jedes  Auftreten 
Siegfiied'e  zu  einem  Fest  gestaltet,  ist  ja  ein 
hübsches    Zeugnis    für    die    Anhänglichkeit    der 


120     — 


Wagnergemeinde ;  für  den  Komponisten  aber 
geradezu  ein  Unglück.  Ich  habe  schon  wiederholt 
ausgeführt,  dass  ich  in  Siegfried  Wagner  als  Kom- 
ponist ein  bedeutendes  Talent  für  die  komische 
Oper  schätze.  Ihm  tnt  am  meisten  Selbstkritik 
not ;  das  zeigt  das  üppige  ins  Kraatschiessen  seiner 
Texte,  die  alle  einen  guten  Kern  haben.  Wie  soll 
er  aber  den  Weg  zu  dieser  Selbstkritik  findeni 
wenn  er  auf  der  einen  Seite  eine  kindische  Ver- 
himmelnng,  auf  der  anderen  eine  bei  ihrer  Billig- 
keit doppelt  flegelhafte  Verspottung  erfährt! 

£inen  Kompositionsabend  veranstaltete  auch 
Hermann  Zilcher.  Der  erst  22  Jahre  alte 
Musiker  hat  sich  als  feinsinniger  Ellavierbegleiter 
bereits  einen  angesehenen  Namen  gemacht;  man 
muss  sich  diesen  auch  für  die  Komposition  merken. 
Denn  hier  spricht  unverkennbar  ein  starkes 
Talent.  Die  „Symphonie**  A-dur  lässt  wohl  noch 
die  grosse  logische  Entwicklung  vermissen, 
aber  sie  ist  voller  Musik.  Dass  das  Orchester 
noch  mehr  als  kompakte  Masse,  denn  als  eine  Ver- 
einigung von  Individuen  behandelt  wird,  liegt  wohl 
an  der  Grösse  der  Form.  Denn  in  kleinerem  Rahmen 
zeigt  der  Komponist  eine  beachtenswerte  Fähigkeit 
polyphoner  Stimmführung.  Rhythmisches  Gefühl 
und  echte  Leidenschaft  sind  ihm  eigen.  So  darf 
man  also  hoffen.  Bereits  Erfüllung  sind  etliche 
kleinere  Sätze  in.  der  „Suite  für  zwei  Violinen*^  mit 
Orchester,  ebenso  das  ernst  angelegte  „H-moli- 
KoDzert^'  für  Violine.  Der  beiden  Kompositionen 
hatte  sich  das  tre! fliehe  Künstlerpaar  Alexander 
und  Lilli  Petschnikoff  mit  bestem  Gelingen 
angenommen.  Die  ausgezeichnete  Altistin  Julia  Culp 
—  unter  den  jüngeren  die  beste  —  sang  fünf 
Lieder  mit  Klavier  und  einen  grösseren  Gesang 
mit  Orchester,  die  den  günstigen  Gesamteindruck 
nur  verstärkten.  AIpo  der  Kritiker  schweige,  der 
Kunstfreund  hoffe,  und  es  ist  der  letztere,  der 
dem  Komponisten  den  Rat  gibt,  nicht  zu  schnell 
zu  arbeiten. 

Ueber  den  Kompositionsabend  des  Herrn 
Dr.  Johannes  Merkel  spreche  ich  nicht,  weil  es 
mir  peinlich  ist,  wo  ich  so  guten  Willen  und  auch 
ehrliches  Können  sehe,  von  einem  künstlerischen 
Misslingen  zu  berichten.  Auch  Siegfried  Salomon 
hat  als  Komponist  nichts  zu  bedeuten.  Einige 
Liederchen  gelingen  ihm,  aber  infolge  eines  ge- 
schickten Anpassungsvermögens,  nicht  etwa  weil 
er  Eigenes  zu  geben  hätte.  Wertvoller  waren  dar 
gegen  drei  Lieder  des  Sängers  Felix  Lederer- 
Pr in a.  Die  feine,  ernste  und  warmherzige  Künstler- 
natur,  die   ihn   als  Sänger  auszeichnet,  liegt  auch 


in  den  Kompositionen,  denen  nur  etwas  mehr 
rhythmisches  Feuer  zu  wünschen  wära  Es  brancht 
nicht  zu  lodern,  es  kann  auch  unter  der  A8che 
glimmen;  aber  brennen  muss  es,  Wärme  allein  tot 
es  nie. 

Edwin  Arthur  Kraft,  ein  junger  Amerikaner, 
Schüler  des  bekannten  Orgelmeisters  Franz 
Grunicke,  gab  in  der  Lutherkirche  ein  Konzert 
zum  Besten  der  Gemeinde.  Er  spielte  u.  A. 
HändePs  „d-moll-Konzert"  und  die  Phantasie  über 
„Ein*  feste  Burg  ist  unser  Gott**  von  Max  Regler. 
Der  geniale  Münchener  Komponist  wandelt  in 
dieser  Phantasie  auf  Bach'schen  Pfaden,  es  ist,  als 
hörte  man  den  Altmeister  J.  S.  Bach,  dem  es  ver- 
gönnt war,  noch  weitere  kontrapunktische  Probleme 
zu  lösen  und  sie  im  modernen  harmonischen  Sinne 
auszugestalten.  So  stellt  sich  Reger's  Phantasie 
dar;  er  würde  seine  Freude  an  der  Interpretation 
seines  Werkes  durch  den  jungen  Orgelkünstler 
gehabt  haben. 

Eine  ebenso  beachtenswerte  Nummer  des 
Programms  war  eine  zweite  Komposition  Max 
Reger's,  auch  im  modernen'  Bach'schen  Stile 
gehalten:  „Adagio"  aus  einer  Sonate  für  Violine 
allein.  Der  Satz  fand  eine  ausgezeichnete  Wieder- 
gabe durch  Herrn  Julius  Ruth  ström,  einem 
talentvollen  Schüler  Joachim's. 

Frau  Elsa  Schmidt  sang  in  ansprechender 
Weise  das  „Jesuslied"  von  E.  Hildach  und 
„Abendlied"  von  H.  Reimann;  Herr  Carl 
Gamelin  (Posaune)  steuerte  zum  Gelingen  des 
Konzerts  zwei  mit  schönem  weichem  Tone  vor- 
getragene Sätze  von  Mozart  und  Lassen  bei. 

E.  Smimann-Kdley. 

In  der  „Deutschen  Gesellschaft  für  Kunst  and 
Wissenschaft*^  zu  Posen  wurde  durch  die  „Ab- 
teilxmg  für  Musik",  Hennig'scher  Gesang- 
verein, die  Saison  am  29.  März  durch  ein  aas- 
erlesenes Konzert  beschlossen.  Auf  dem  Pro- 
gramm stand:  „Schicksalslied"  für  Chor  and 
Orchester  von  Brahms,  Einleitung  zu  „Tristan 
und  Isolde"  von  Wagner,  „Neunte  Sinfonie"  von 
Beethoven.  Die  Leitung  des  Ganzen  führte  Prof . 
C.  R.  Hennig,  Solisten  waren  die  Damen  Collin 
und  Weinbaum,  die  Herren  Weiss  und  Brieger, 
das  Orchester  in  einer  Stärke  von  60  Mann  setzte 
sich  aus  doitigen  Militärkapellen  und  Kunst- 
freunden zusammen.  Die  Ausftlhrung  der  Werke 
gelang  vorzüglich  und  Prof.  Hennig  erntete  den 
lebhaftesten  Beifall  seitens  des  zahlreich  er- 
schienenen Publikums.  H.  S. 


Mitteilungen 


von  Hoohsohulen  und  Konseryatorien* 

Ein  Erlass  des  französiscben  Unterrichts-  des  Konservatoriums  hat  ziemliche  Aufregung  und  Be- 
ministers  bezüglich  der  Aufnahme  weiblicher  stürzung  unter  den  Kunstjüngerinnen  hervorgerufen. 
Studierender  in  die  Klassen  der  Streichinstrumente      Es  wird  berichtet:  „Die  Verfügung  bestimmt,  dass 


121     — 


forUn  in  Jeder  Klasse  für  Streichinstnuuente  nur  vier 
Scbülerixmen  zuzulassen  seien.  Pie  Gründe  ffir 
diese  Aendenmg  des  Beglements,  das  bisher  im 
freien  Wettbewerb  allen,  die  ihre  Tüchtigkeit  nach- 
weisen konnten,  einen  Platz  im  Konservatoriom 
gewährte,  sind  mannigfaltiger  Art.  Man  gibt  zwar 
zo,  dass  die  weiblichen  Mnsikbeflissenen  oft  Besseres 
leisten,  als  ihre  m&nnlichen  Mitbewerber,  weil  sie 
fleissiger  sind,  aber  im  Interesse  der  KnDSt  sei  es 
dennoch  geboten,  ihre  Zahl  einzuschränken,  da  das 
Eonservatorinm  in  der  Hauptsache  den  Ersatz  für 
die  grossen  Orchester  heranbildet,  in  die  mit  sehr 
geringen  Ausnahmen  bis  jetzt  nur  Männer  ein- 
gestellt werden.  Tür  die  Trauen  sei  dagegen  die 
mosikalische  Ausbildung  nie  Lebenszweck,  weil  sie 
sich  gewöhnlich  verheiraten  und  dann  der  Kunst 
verloren  gehen,  während  die  Männer,  die  das 
Konservatorium  besuchen,  Beruf  und  Erwerb  aus 
der  Musik  machen.  Einstweilen  wird  nun  freilich 
niemand  durch  die  Neuerung  geschädigt;  denn  sie 
bedeutet  einen  Zuwachs  von  fünf  zu  der  Zahl  der 
Schülerinnen,  die  gegenwärtig  in  den  verschiedenen 
Klassen  für  Streichinstrumente  ihre  Studien 
machen.  Die  vier  Instrumente:  Bratsche,  Violine 
Cello  und  Kontrabass,  sind  auf  sieben  Klassen  ver- 
teilt, die  mithin  28  Kandidatinnen  aufnehmen 
könnten,  heute  deren  aber  nur  23  zählen.  Den 
Eintritt  in  die  Klasse  des  Kontrabasses  hat  bis 
jetzt  noch  keine  Frau  verlangt. 

Das  Breslauer  Konservatorium  für 
Musik,  Direktor  Willy  Pieper,  hat  zum 
1.  April  Hm.  Musikdirektor  FerdinandSchaub 
als  Lehrer  für  Klavier-  und  Orgelspiel,  Theorie  und 
Komposition  verpflichtet.  Eine  kürzlich  von  dem 
Konservatorium  veranstaltete  Schul  eraufführung 
gab  Gelegenheit,  den  Ernst  und  die  Gründlichkeit 


kennen  zu  lernen,  mit  der  an  der  Anstalt  unter- 
richtet wird,  das  sehr  geschmackvolle  und  reich- 
haltige Programm  wurde  fast  durchweg  technisch 
und  masikalisch  lobenswert  ausgeführt  und  brachte 
dem  Direktor  wohlverdiente  Ehrungen. 

Das  diesjährige  (24.)  Konzert  des  Paul 
Plaschke*schen  M  usik  Institutes  zu 
Halle  erzielte  einen  sehr  erfreulichen  Erfolg. 
Im  Gegensatz  zu  den  Konzerten  früherer  Jahre 
führte  der  Direktor  diesmal  auch  einige  jüngere 
Schüler  vor,  deren  Vorträge  Zeugnis  von  vielem 
Fleiss  und  zielbewusster  Leitung  ablegten.  Unter 
den  Vorträgen  der  reiferen  Schüler  sind  M  o  z  a  r  t  *s 
„Andante  für  2  Klaviere^S  „Bondo  G-dur"  von 
Beethoven,  Chopin's  Cis-moU-Polonaise^ 
und  „Nocturne"  Fis-dur,  mehrere  Violinsätze  und 
Duette  von  Rubinstein  und  Schumann  als 
besonders  gelungen  hervorzuheben.  Die  sämtlichen 
Klavierbegleitungen  wurden  von  Frau  Direktor 
Plaschke  in  feinsinniger  Weise  ausgeführt. 

Die  Wilk'sche  Musikschule  zu 
Stralsund,  Direktor  Organist  Wilk,  veran- 
staltete mit  ihren  vorgeschrittenen  Eleven  am 
23.  März  eine  musikalische  Aufführung.  Das  reich- 
haltige, ans  18  Nummern  bestehende  Programm 
zeigt  eine  geschmackvolle  Zusammensetzung  aus 
unserer  besten  klassischen  und  modernen  Literatur, 
die  Tagespresse  rühmt  die  solide  Technik  und  die 
verständnisvolle  Wiedergabe  aller  vorgetragenen 
Stücke,  die  einen  erfreulichen  Einblick  in  das 
ernste  Streben  des  leitenden  Direktors  gewährten. 

Die  Oster  -  Prüfungen  der  Frankfurter 
Musikschule,  Leiterin  Frl  Sophie  Henkel, 
fanden  in  6  Aufführungen  in  der  Zeit  vom  23. 
bis  29.  März  statt..    Ein  näherer  Bericht  folgt  später. 


Vermischte   Nachrichten. 


Der  Nachricht  von  der  Erkrankung  Kapell- 
meisters Josef  Rebicek  folgte  sehr  schnell  die 
Traaerkunde  seines  Ablebens  und  rief  allgemeine 
Teilnahme  und  Bestürzung  hervor.  Eine  Lungen- 
entzündung war  zu  dem  rheumatischen  Leiden 
hinzugetreten,  und  ihr  konnte  der  geschwächte 
Körper  nicht  stand  halten.  Josef  Rebicek  hatte 
am  7.  Februar  erst  sein  60.  Jahr  vollendet,  er  war 
jung  in  die  Künstlerlaufbahn  hineingekommen  und 
verdankte  dem  Prag  er  Konservatorium  seine 
musikalische  Ausbildung.  Durch  Franz  Liszt 
erhielt  er  mit  18  Jahren  die  erste  Geigerstelle  in 
der  Weimarer  Hof kapelle.  Nachdem  er  in  gleicher 
Eigenschaft  in  Prag  und  Wiesbaden  gewirkt,  in 
Warschau  und  Budapest  als  Dirigent  tätig 
gewesen,  übernahm  er  1897  die  Leitung  unseres 
Philharmonischen  Orchesters  und  wurde  rasch  eine 
der  beliebtesten  und  populärsten  Künstlergestalten 
Berlin's.  Sein  Tod  reisst  eine  schwer  auszufüllende 
Lücke.    Wie  gross  die  allgemeine  Trauer,   bewies 


die  Beisetzung  seiner  Leiche  von  der  Kapelle  des 
Dorotheenstädtischen  Kirchhofes.  Alle  hiesigen 
grossen  musikalischen  Körperschaften  hatten  Ab- 
ordnungen mit  kostbaren  Kranzspenden  gesandt; 
Pfarrer  Vogel  hielt  die  (Gedächtnisrede. 

Professor  Karl  Udel,  der  Schöpfer  des  be- 
kannten Udel-Quartetts,  war  vor  kurzem  auf  einer 
Konzertreise  von  einer  so  schweren  Augenerkrankung 
befallen,  dass  er  seine  Heise  unterbrechen  und 
nach  Wien  zurückkehren  musste.  Die  Erkrankung 
Professor  Uders  hat  nunmehr  leider  zu  völliger 
Erblindung  geführt  —  eine  Tatsache,  die  gewiss 
bei  allen  Freunden  üdePs  die  schmerzlichste  Teil- 
nahme hervorrufen  wird. 

Prof.  Hermann  Kretzschmar,  der  Leipziger 
Musikgelehrte,  ist  für  die  neugeschaffene  Professur 
der  Musikwissenschaft  an  der  Berliner 
Universität  ausersehen.  Das  preussische  Kultus- 
ministerium hat  ihm  den  neuen  Lehrstuhl  an- 
geboten und  es  ist  der  lebhafte  Wunsch  vorhanden, 


—     122     — 


dass  Kretzschmar  dem  Kufe  Folge  leistet.  Eine 
ausführliche  Biographie  mit  Bild  des  verdienst- 
vollen Gelehrten  brachte  der  ,K1.-L."  in  den 
Nmnmem  20  und  21  des  vorigen  Jahrganges. 

Der  preossische  Hofkapellmeister  Felix 
Wein  gart  ner,  Edler  von  Mtinzberg,  ist  laut  amt- 
licher Bekanntmachung  der  bayerischen  Regierung 
in  erblicher  Weise  in  die  bayerische  Adels- 
matrikel eingetragen. 

Die  aus  dem  Jahre  1821  stammende  Oper  von 
Ferdinand  Paer  „Der  Herr  Kapellmeister"  er- 
zielte im  Frankfurter  Opernhaus  einen  vor- 
züglichen Erfolg.  Die  .Frankfurter  N.  N." 
schreiben:  Mit  der  Ausgrabung  dieser  Oper  hat 
Dr.  Wilhelm  Kleefeld  einen  wirklich  glück- 
lichen Griff  getan.  Damit  ist  gesagt,  dass  wir  in 
diesem  Werk  eine  Bereicherung  unserer  recht 
dürftigen  Opernliteratur  im  komischen  Genre 
kennen  lernten,  und  wir  zweifeln  nicht  daran,  dass 
der  „Kapellmeister"  von  hier  aus  seinen  Weg 
über  alle  ersten  deutschen  Opernbühnen 
nehmen  wird. 

Nach  einer  Meldung  wird  Leoneaval lo  im 
Mai  dem  Kaiser  seine  Oper  „Der  Boland  von 
Berlin"  überreichen,  die  er  bekanntlich  auf  die 
Anregung  Kaiser  Wilhelm's  II.  geschrieben  hat. 
Oberregisseur  Dröscher  hat  das  Werk  übersetzt 
und  für  die  Bühne  beaibeitet.  Die  Oper  soll  Ende 
Oktober  im  königlichen  Opernhaus  zum  ersten  Mal 
aufgeführt  werden. 

In  Wien  hat  sich  unter  der  Präsidentschaft 
der  Prinzessin  Bosa  Croy-Sternbergein  „Johann 
Strauss-Denkmal-Komitee"  gebildet,  das  sich  die 
Aufgabe  gestellt  hat,  Johann  Strauss  Sohn  in 
seiner  Vaterstadt  Wien  ein  seiner  Bedeutung 
würdiges  Denkmal  zu  setzen.  Dem  Exekutiv- 
Komitee  gehören  u.  a.  an:  Alfred  Grünfeld, 
Brchard  Heuberger,  Max  Kalbeck,  Bichard 
V.  Perger,  in  dem  Komitee  sind  unter  vielen 
Namen  vertreten:  Prof.  Guido  Adler,  Ignaz 
Brüll,  Anton  Door,  Karl  Goldmarck, 
Hermann  Gradener  und  viele  andere  aus  Wien; 
Berlin  ist  u.  A.  durch  Prof.  Siegfried  Oche  und 


Prof.  Dr.  H.  Beimann  vertreten;  die  weitere  Liste 
bringt  aus  einigen  30  Städten  des  In-  und  Aus- 
landes hervorragende  musikalische  Namen.  Alle 
Korrespondenzen  und  Geldsendungen  sind  an  das 
1,  Johann  Strauss- Denkmal -Komitee",  Wien  I, 
Giselastr.  12,  erbeten. 

Der  Biedel-Verein  zu  Leipzig  feiert  im 
Mai  dieses  Jahres  sein  50  jähriges  Jubiläum. 
Für  die  Feier  ist  folgendes  Proi^ramm  festgesetzt: 
Sonntag,  den  8.  Mai,  vormittags  11  Uhr,  Fest- 
Aktus  im  grossen  Festsaal  des  Centraltheaters. 
Abends  T'/a  Dhr:  a  capella- Konzert  in  der 
Thomaskirche,  u.  a.  Werke  von  Hassler,  Schulz, 
Bach,  Brahms,  Draeseke.  Montag,  den 
9.  Mai,  abends  6  Uhr:  Christus  von  Franz 
Liszt.  Orchester:  das  Theater-  und  Gewandhaus- 
orchester. Nach  der  Aufführung  Beisammensein 
im  Festsaale  des  Centraltheaters. 

Heft  17  der  „Mitteilungen"  für  die  Mozart- 
Gemeinde  in  Berlin  enthält  den  Hauptartikel 
„Aus  Mozart's  Liebesleben",  nach  seinen  Briefen 
zusammengestellt  von  Budolph  Genöe.  Dem 
Verfasser  lagen  4  Origin albriefe  Mozart's  an  seine 
Cousine  in  Aagsburg,  das  „Bäsle",  vor,  die  von 
Jahn  und  Nohl  bisher  nur  in  Auszügen,  und  zwar 
nach  Abschriften,  mitgeteilt  waren.  Die  Briefe 
werden  hier  allerdings  auch  wieder  nur  im  Auszug 
mitgeteilt,  weil  manche  Derbheiten  und  kindische 
Albernheiten  die  völlige  Wiedergabe  nicht  zulassen. 
In  Fernerem  wird  das  bekannte  Verhältnis  Mozart's 
zu  Aloysia  Weber  geschildert,  schliesslich  noch 
einige  Briefe  an  seine  Gattin  Constanze  mitge- 
teilt. —  Den  Beschluss  bildet  ein  kurzer  Artikel 
„Constanze  Weber  in  Berlin",  1796,  dem  das  Pro- 
gramm des  Konzertes  beigefügt  ist,  welches  Con- 
stanze hier  mit  Erlaubnis  des  Königs  zur  Ver- 
besserung ihrer  pekuniären  Lage  veranstaltete. 
Friedrich  Wilhelm  IL  hatte  ihr  zu  dem  Zweck 
das  Opernhaus  überlassen  und  die  hervorragendsten 
Sänger  und  Musiker  zu  ihrer  Verfügung  gestellt. 
Es  wurden  vorzugsweise  Bruchstücke  aus  Mozart's 
letzter  Oper  „La  Clemenza  di  Tito"  aufgeführt. 
Constanze  Mozart  trat  selbst  als  Sängerin  darin  auf. 


Bücher  und  Musikalien. 


Hogo Rleiiiauu rSystem  dermusikalischen 

Rhythmik  und  Metri k". 

Breithopf  k  Uirtel,  Leiptif. 

Des    Verfassers    Schrift   weicht   insofern    von 

ähnlichen  Bearbeitungen:  Westphal,Haupt- 

mann/Saran,  Carpe   und    des   Verf.  eigene 

frühere  Arbeiten    ab,    als   er    die   bisher   geübten 

Beziehungen    des    musikalischen    Rhythmus     zur 

poetischen      Metrik     gänzlich   verwirft,    dagegen 

„eine  der  Aufnahme  eines  mannigfaltigen   Inhalts 

fähigen   normalen    Zählzeit'',    also     das    Motiv 

als   Ausgangspunkt  annimmt.     Dieses   Novum   ist 

ebenso    unternehmend    wie    gefährlich,     da     die 


Motiverkenntnis  und  Phrasierungslehre  noch  ver- 
hältnismässig junge  Errungenschaften  der  Musik- 
entwickelung  und  Musikwissenschaft  bilden,  deren 
Grenzen  und  Anschauungen  zur  Aufstellung  von 
Gesetzen  nicht  genug  gefestigt  erscheinen. 
Riemann  geht  aber  dabei  so  gründlich,  ernst  und 
überzeugend  zu  Werke,  dass  selbst  bei  der  ab- 
fälligsten Kritik  das  Gute:  Klarheit  in  das  wirre 
Dickicht  der  Rhythmusanschauungen  gebracht  zu 
haben,  nicht  abgeleugnet  werden  kann.  Es  ist 
nur  schade,  dass  der  Verf.  seine  alten  Fehler  — 
in  jedem  neuen  Werke  neue  Nomenklaturen  und 
eine    das    Verständnis    erschwerende   akademische 


—     123     — 


Aosdnicks weise  —  sich  nicht  abgewöhnen  kann. 
Der  Masikfreimd  geht  deshalb  stets  zagend  an 
das  Stadium  Riemann'scher  Schriften  zum  Schaden 
für  die  Lernenden  und  die  Verlier.  Der  mosik- 
wissenschaftlich  Gebildete  Jedoch  wird  auch  bei 
dieser  Neoschöpfnng  mit  Stannen  und  Bewunderung 
den  geistvollen  Analysen  und  Schlüssen  folgen, 
mag  er  auch  an  einzelnen  Neuregeln  Anstoss 
nehmen.  In  diesem  Sinne  studiere  man  das  Werk, 
denn  wir  haben  alle  die  Pflicht,  die  musikalischen 
Bahnbrecher  zum  mindesten  verstehen  zu  lernen, 
selbst  wenn  wir  ihnen  nicht  folgen  wollen. 

Lvdwig  Riemann. 

Ernst  TOB  Dohnänyi.   Op.  7.  „Quartett*    (Ä-dur) 
für  2  Violinen.  Viola  und  Violon- 
cello.   Für  Pianoforte  bearbeitet 
von  J.  Brandts  Buys. 
Ladwly  Dobllmger,  Wien. 
In  dem    vorliegenden  A-dur  -  Streichquartette, 
op.  7,  ist  ein  unbedingter  Portschritt  gegen  Ernst 
Ton  Bohnänyi's  früher  erschienenen  Kompositionen 
ZQ  erkennen.      Die    Erfindung     der   Themen     ist 
interesssmt,  die  musikalische  Arbeit  anziehend  und 
von  reichen  Kenntnissen   zeugend,   der  Satz  klar 
und  den  Streichinstrumenten   nach  jeder  Seite  hin 
trefflich  angepasst.    Gleich  der  erste  Satz,  Allegro 
^4,  ist  von  schöner  gemütvoller  Stimmung  erfüllt 
nnd  von  jener  Einfachheit  und  üngesuchtheit  des 
mnslkalischen  Ausdrucks,   die    stets  angenehm  be- 
rahren  und  vom    Vorhandensein     eines   gesunden 
prodaktiven    Talents    Zeugnis    geben.      Allerliebst 
finde  ich  den  folgenden  Satz,   AUegretto  grazioso, 
welcher    mit     seinem    verschleierten    Cis-moll    in 
lebendigem   GregODsatze   zu  den  übrigen  Teilen  des 
Werkes   steht   und  dessen  häufig  wiederkehrender 
Nebengedanke  im  klangvollen  Des-dur  sehr  originell 
wirkt  Vielleicht  hat  dem  Tondichter  die  Dichtungs- 
form  der   Ghasele   vorgeschwebt.     Durch    ausser- 
ordentlich feine  und  wohlabgewogene  Klangeffekte 
zeichnet  sich  das  Adagio,  As-dur  ^j^,  Molto  adagio 
con  espressione,  aus,  wenngleich  es  nach  Seite  der 
originellen    Erfindung     seiner     Umgebung     nicht 
TöUig  gleichkommt.    Dafür   mag   man  ihm  rhyth- 
mische Vorzüge   und   eine  interessante  Verkettung 
der  vier   Stimmen    untereinander  zu  besonderem 


Lobe  anrechnen.  Das  Pinale,  Vivace,  A-moll  '/i, 
schliesst  das  Ganze  in  höchst  erfreulicher  Weise 
ab;  auch  hier  klingen  leise  nationale  Motive  musi- 
kalisch hinein  und  ein  zweites  Thema,  Cis-moU, 
kontrastiert  mit  seinen  weicheren  melodischen 
Linien  lebhaft  gegen  die  Unruhe  und  Hast  des 
ersten.  Die  Beherrschung  des  kammermusikalischen 
Stils  scheint  Dohnänyi  durchaus  eigen  zu  sein, 
alle  Instrumente  sind  in  gleicher  Weise  tätig  und 
auch  im  Pinale  rundet  sich  Alles  schön  ab  und 
interessiert  in  allen  Teilen.  Das  in  Rede  stehende 
Streichquartett  hat  in  J.  Brandts  Buys  einen  ge- 
schickten Bearbeiter  gefunden.  Der  Klavierauszug 
für  Pianoforte  zu  vier  Händen  ist  gut  und  spiel- 
bar gearbeitet  und  lässt  besonders  auch  die  mannig- 
fach verschlungenen  Stimmführungen  der  Partitur 
überall  zu  vollem  Rechte  kommen. 

Eu^tn  Segnitz. 

Kahn  -  Album.      Ausgewählte    Klavierstücke    von 

Robert  Kahn. 

P.  E.  C.  Leuekart,  Letptlff. 

Aus  den  zahlreichen  Klavierwerken  der  Kahn'- 
schen  Schöpfungen  ist  in  dem  vorliegenden  Bande 
eine  Blütenlese  der  beliebtesten  zusammengestellt, 
die  den  Freunden  seiner  Muse  ebenso  willkommen 
sein  wird,  wie  die  früher  erschienenen  beiden 
Lieder-Album.  Im  vorliegenden  Klavieraibum  sind 
vereinigt  aus  op.  11  No.  1  „Elegie",  No.  2  „Idylle", 
No.  5  „Capriccio",  aus  op.  18  No.  3  „Notturno", 
No.  5  „Legende",  aus  op.  29  No.  1  „AUegretto", 
No.  4  „Capiiccio",  No.  7  , Abendlied".  Die  Kahn - 
sehen  Klavierstücke  gehören  zu  den  Schöpfungen 
unserer  Literatur,  denen  überall  ein  Zug  von  Vor- 
nehmheit innewohnt;  sie  zeichnen  sich  durch  ihren 
künstlerischen  Klaviersatz  aus  und  fesseln  durch 
sinnige  Melodik,  interessante  Rhythmik  und  feinen 
modulatorischen  Reiz.  Sie  gehören  zu  den  Werken, 
welche  zur  Bildung  des  Geschmacks  bei  der  heran- 
wachsenden musikalischen  Generation  ein  gut  Teil 
beitragen  und  trefflich  geeignet  sind,  die  noch 
immer  grassierende  seichte  Salonliteratur  zu  ver- 
drängen. Es  ist  feine  gediegene  Hausmusik  für 
schon  etwas  vorgeschrittene  Spieler,  die  musikalisch 
zu  empfinden  gelernt  haben.  Der  hübsche  Band 
kann  warm  empfohlen  werden. 

Anna  Morsch. 


Melnungs-AustauBcb. 


Aus  der  Praxis« 

Lebhaftes  Interesse  erweckte  in  mir  der  Artikel 
onter  der  Rubrik:  Meinungsaustausch  im  Klavier- 
Lehrer  No.  4,  der  die  Schwierigkeit  in  der  Be- 
schaffang  des  Notenmaterial;)  in  der  Kleinstadt 
behandelt.    Welche  Lehrerin  leidet  nicht  darunter! 

Solange  ich  meinen  Wohnort  nur  eine  Stunde 
Eisenbahnfahrt  von  der  nächsten  grossen  Stadt 
Hatte,  abonnierte  ich  in  der  angegebenen  Weise, 
und  da  ich  die  grösseren  musikalischen  Aufführun- 
gen daselbst  besuchte,  so  konnte  ich  das  Wechseln 


der  Noten  oft  selbst  übernehmen.  Seit  einigen  Jahren 
lebe  ich  jedoch  weitab  von  der  grossen  Stadt  und 
habe  nachgerade  das  ,  Leider  nicht  vorrätig^  satt. 
Ich  habe  mir  daher  einen  Ausweg  gesucht,  den 
manche  Kollegin  vielleicht  ebenfalls  praktisch  findet, 
leb  kaufe  mir  die  Noten,  Albums  von  verschiedenen 
oder  von  einem  Komponisten,  löse  die  Heftung 
und  verteile  die  einzelnen  Blätter  unter  die 
Schülerinnen,  welche  dieselben  vom  Buchbinder 
ä  10  Pf.  in  blaues  Deckelpapier  heften  lassen  und 
auf  diese  Weise  zu  einer  einheitlichen  und  billigen 


—     124     — 


Bibliothek  gelangeo.  Ans  Haberbier^s  Poetische 
Stadien  a  1.50  U,  habe  ich  mir  z.  £.  8  Hefte  ge- 
bildet, von  denen  Jede  Seite  2  Ff.  kostet.  Teilt  sich 
ein  Werk  schlecht,  Po  gebe  ich  ein  Stück,  für 
welches  ich  nicht  so  bald  Verwendung  finde,  preis, 
oder  wenn  ein  wertvolles  Stück  1—8  B^ihen  auf 
der  vorhergehende  Seite  beginnt,  so  schreibe  ich 
die  Reihen  ab  und  lasse  den  Streifen  zuheften. 

Die  ^oten  für  Anfänger  behalte  ich,  und  die 
erste  Schülerin  mnss  die  Blätter  heften,  die  zweite 
und  die  nachfolgenden  müssen  i/^.  Vs  ^^^^  ^U  ^^ 
Preises  geben,  je  nach  der  Dicke  des  Heftes,  und 
ist  es  bezahlt,  so  erhalten  die  Schülerinnen  die 
Noten  umsonst.  Auf  diese  Weise  erziele  ich  bei 
geringen  Unkosten  einen  reichhaltigen  üebungs- 
stoff.  Eine  kleine  Eapitalsanlage  meinerseits  er- 
heischt dies  Verfahren,  denn  natürlich  vergeht 
längere  Zeit  bis  alles  verteilt  ist;  aber  die  Annehm- 
lichkeit, stets  Noten  vorrätig  zu  haben,  schätze  ich 
höher  ein. 

Die  Etüden  lasse  ich  von  der  Schülerin  an- 
schaffen, Jedoch  zum  Beginn,  um  dieselbe  an  meine 
Methode  zu  gewöhnen,  und  besonders  um  Lücken 
in  der  Technik  zu  beseitigen,  benutze  ich  Czemy 
op.  821.  Die  achttaktigen  Uebungen,  die  sich  von 
der  Mittelstufe  bis  zur  Oberstufe  erstrecken,  können 
bequem  geteilt  werden,  bieten  eine  reiche  Auswahl 
and  den  grossen  Vorteil,  dass  sie  ihrer  Kürze 
wegen  schneller  zu  fehlerfreiem  Spiele  führen,  als 
die  anderen  Etüdenwerke. 

Was  die  Fingerübungen  betrifft,  befindet  sich 
das  ganze  Material  in  meinen  Händen,  und  lasse 
ich   mir   alle  neuen  Schulen  und   die   techniscUen 


Werke  zur  Ansicht  kommen,  um  eventl.  Brauch- 
bares  sofort  zu  verwenden.  Die  Schülerinnen 
müssen  alle  Uebungen  auswendig  spielen  und  zu 
jeder  Stunde  in  einer  andern  Tonart  üben.  Den 
Neueingetretenen  erleichtere  ich  die  Aufgabe 
dadurch,  dass  ich  ihnen  die  Uebungen  in  Rubriken 
teile,  wie:  Handgelenk-,  ilngergelenkstudien  n.  s.  w., 
und  iede  Uebung  benenne  und  aufschreibe.  Mit 
Zuhilfenahme  einer  allwöchentlichen  schriftlichen 
Theoriestunde  ist  in  kurzer  Zeit  das  Gedächtnis  so 
geübt,  dass  es  dieser  Nachhilfe  nicht  mehr  bedarf. 
Um  das  rhythmische  Empfinden  zu  stärken,  gibt  es 
bei  mir  sog.  '/i  und  */i  Tage,  d.  h.  alle  Uebungen 
müssen  zu  diesem  Tage  in  der  betreffenden  Takt- 
art geübt  werden.  Um  noch  grössere  Abwechslung 
zu  schaffen,  nehme  ich  häufig  Aenderungen  in 
der  Dynamik  und  der  Anschlagsart  vor.  Die 
Technik  ist  dadurch  gleichsam  geistig  belebt  and 
erweckt  bei  allen  Lust  und  Liebe;  einige  spielen 
sos^ar  mit  Begeisterung  die  Fingerübungen,  denen 
ich  stets  eine  Modulation  in  kadenzmässiger  Form 
vorangehen  lasse,  und  neulich  hat  sich  eine  16  jährige 
Schülerin  so  allerliebste  Treffübungen  erdacht  und 
für  mich  aufgeschrieben,  dass  ich  mich  recht 
gefreut  habe. 

Zu  Weihnachten  und  zu  Geburtstagen  lasse  ich 
Novitäten  anschaffen,  die  mir  der  .,Klavier-Lehrer" 
in  reicher  Auswahl  bringt..  Ja,  was  würden  wir 
Lehrerinnen  der  Kleinstadt  ohne  unseren  „Klavier- 
Lehrer^'  anfangen!  Versauern,  —  verbauern,  zum 
mindesten  viel  Freudigkeit  für  unsern  Beruf  ein- 
büssen.  A.  B. 


Vereine. 


Mnsik-Sektton 
des  Allg«  Deutschen  Lehrerinnen-Yereins. 

Die  Musikgruppe  zu  Halle  veranstaltete  am 
22.  März  zum  Besten  ihrer  Unterstützungskasse 
einen  historischen  Musikabend,  der  Beethoven 
gewidmet  war.  Zum  Vortrag  kamen:  B-dur-Trio 
op.  11,  Sonate  op.  17  für  Klavier  und  Hom.  Sonate 
op.  B3  letzter  Satz,  Arie  aus  „Fidelio**,  Schottische 


und  andere  Lieder  und  das  „Abendlied*^  welches 
die  Vorsitzende  der  Gruppe,  Fi*au  Prof.  Bernstein, 
für  vierstimmigen  Frauenchor  gesetzt  hatte.  Ausser 
Mitgliedern  der  Gruppe  wirkten  die  Herren  Hoff- 
mann,  Kupffer,  Bichter  und  Schwendler 
sowie  der  Lehrerinnengesangverein  unter  Leitung 
von  Frau  S.  Bernstein  in  dem  Konzert  mit. 


Anzeigen. 


Konservatorium  der  Musik 
in  Kassel. 

Gegr.i89B.     Direktion:  L  Beyer.     Gegr.  1895. 

EhreilTOrsitx :  Beeiemngs-Präsident  toh  Trott  Ba  8«]b, 
Gnf  Kömigfdorffy  BzoeUoDB  Qeneralin  tob  Colooiby 
Oberbürgermeister  Müller  n.  A. 

Cnratorinm:  Pfarrer  Hmas,  Sobuldirektor  Prof.  Dr.  Kram- 
HBOher,  Bankier  Plaat,  Jostünrath  Bcheffer  u.  A. 

Lehrer :  Die  Damen :  L.  Beyer»  BlauI-FSfster,  KÖnigl.  Opem- 
säDserin,  Gleoee-FabroBl»  A.  Taadlea.  Die  Herren: 
▲•    Hartde^Aa.    Kammervirtnoa.     Prof.    Dr.    HSbely 


KgL  Kammermoaiker  n.  A, 

Unterrichtf&cher:  Klavier,  Violine,  CeUo,  Harfe  nnd  alle 
übrigen  OrohesterinBtmmente.  Gesang,  Harmonie- 
nnd  Kompositionslehre.  Hosikgeschiohte.  Italienisoh. 
Orchesterspiel.    Qehörabong.    Ilnaikdiktat. 

Organlsalion:  Concertklassen.  Seminarklassen.  Ober-, 
Mittel-  nnd  Elementarklassen. 

Statvten  sind  kostenfrei  sn  beziehen  dnrch  die  Sohriftleitnng 
des  KonserTatorioms  Kassel,  Wilhelmshöher  Allee  ia 


H.  R.  Krentzlin,  Unterrichtsverlag 

BERLIN  Wm  Neue  Winterfeld  tstrasse  48. 

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Praktische  Uebungen  für  den  Klavierunterricht 
zur  Erreichung  eines  guten  Anschlages  und 
einer  sicheren  TechnilL.  Mk.  1.10  netto 

2.  Max  Pohl,  Noten-Lesetabellen    Mk.  0.30  neUo 

zur  grfindlichen  Erlernung  der  Noten  im  Violin- 
und  Bassschlüssel,  für  den  Unterricht  zu- 
sammengestellt. 

Man  beachte  die  Empfehlung  obiger  Werke  in 
No.  24,  Jahrg.  1903,  des  „Klavier-Lehrer**  und  ver- 
lange die  Hefte  zur  Ansicht 


12Ö     — 


Adressen-Tafel. 


8  ZeUem  lO  Hk.  Jlhrlleh,  weitere  B  Zelle»  5  Hk. 

Prof.  6.  Brc$laNr'$  KonsmatoiHim  und  Seminar. 

Direction:  Gustav  Lazarus. 

BerUn  N.W.,  Lulsen-Str.  36.                                     Berlin  W.,  LQtzowstr.  49. 

SpxMhstonden :  &— e,  lOttwoohi  o.  Sonnabendfl  10—12.                                                     SpreohstnDde :  1-2. 

Erste  Lehrkräfte,  velletiedige  masikallecbe  und  pldagoglsebe  Ausbildung.     Eiementarklaseen. 

Prof.  Siegfried  Oclis. 

Diiicnt  dM  .Philhum.  Oiores«. 

Beriin  W..  Bendler-StraMe  8. 

Sprachst,  nur  ▼.  11— 12  Uhr  Vorm. 

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(ans  St.  FetMvbnrg) 

Hofpianistin,  Kammervirtuosin 

„HOFBURQ" 
Hamborg-IJhlenhorst. 

Pianistin. 
Berlin  V/.^  Bfilowstr.  28. 

Konzert-Vcrtr.:  H.  Wolff,  Berlin. 

GeBan^n^iterricht  erteilen: 

Frau  Felix  Schmldt-KOhne 

Concerte&ngeiin  -  Sopran. 
Sprechstande:  3—4. 

Prof.  FeUx  Scfimidt. 

BerliB  W.,  Tanenzleiistnuse  21. 

Franz  Grunicite, 

Orgel,  KUiTier,  Harmonielehre. 

Berlin  W.,  Steinmetzstr.  49  n. 

Martha  Remmert, 

Hofpianistin,  Kammervirtnosln. 
Berlin  W.«  JHelerottostr.  3. 

Flora  Scherres-Friedentiial 

Pianistin. 

Berll  n-Chariottenborg, 

KABtatr.  160a. 

Prof.  Jul.  Hey'S  Gesangschule. 
Berlin  W.,  Elsholzstrasse  5n. 

am  Botanischen  Garten. 

3o$<  Uiamia  da  motta, 

Pianist 
Berila  W.,  Passaaerstrasse  26. 

atiabetb  ealaiid» 

Verfasserin  von: 
^Die   Deppe'sche  Lehre 

des  Klavierspiels'S 
Charlottenbors,  Ooetbestn  80iu. 

Ausbildung  im  höheren  Klavierspiel 

Omiie  Liehterfeid 

BerUf»  W.y  KankeaM'.  28. 

Käte  Freudenfeid, 

Berlin  W.,  Passaaerstrasse  22  u. 

enilie  o.  Iraner 

Gesangunterricht  (Meth.  Marchesi). 
Berlin,  Barrentbentr.  27. 

/Vlusil('Institut 

uncf  Seminar  für  Musikiehrerinnen 
von  Unna  morsch»  Berlin  Ol.»  JIn$bad)er$tr.  37. 

=  Prospekte  gratis,  auf  ÜLIunsd)  aud)  brfeflid).  === 

Atemgymnastiic  -  Gesang. 

HathUde  Parmeatier 

(Alt-  und  Mezzo-Sopran). 
Berlin  W.,  ßisenacheratraase  lao. 

Prof.  Franz  Kullak. 

Klassen  ffir  höheres  Klavierspiel. 

Berlin  W.,  Habsburger  Str.  4. 

Frau  Dr.  Luise  Krause 

Vorsteherin  der 

Schweriner  Musikschule 

Schule  far  höheres   Klaviei^piel    und  flusblldung   von  Lehrkräften    nach 

dem  preisgekrönten  Anschauungsunterricht  der  Vorsteherin. 

Berlin  W.,                                                                Grunewald, 
ltrbBrferitr»«se  15.                                              KSülyMlIee  la,  OarMalitu. 

Prof.  Ph.  Schmitt'8 

Akademie  für  Tonkunst 

gegründet  1851  

T>ai]:*iii»tCLdt 

Elisabethenstrasse  36. 

Direktion:    Prof.  Ph.  Schmitt. 

Aufnahme  Jederzeit. 

Auguste  B9bme-K$Mer 

Üfibeln-Dresden)  voa  Juni  bis  einschl.  September 

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Herren  und  Damen  vom  Lehrfach,  lowie  auaQbende  KQnstler,  die  Unterricht 
nehmen  wollen,  sind  Rebeten,  event  vorher  schriftliche  Klarlegung  ihrer  stimmlichen 
VeraniaKung,  sowie  eines  von  einem  Arzt  ausgestellten  Berichtes  über  ihren  allge- 

Nina  Gorter, 

Lehrerin 
am  Blehelberg'sehen  KonserraSorian. 

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und  Lehrerinnen  (3  Monate), 

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Rankestr.  31. 

—     126     — 


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Konzert  und  Unterricht  (Meth.  Carreno). 
Berlin  W.,  Marbnrgeretr.  6  pt. 


Anna  Harmsen, 

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W^  Lfitzowstr.  63,  Gartenhaus. 


Olga  Stiefliitx, 

KlATienmterrioht,   Methodisohe  Vor- 
bereitimg für  den  Lebrberaf. 

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Leiterin  FrL  Henriette  Goldscliiiildt,  angesohlolMen  81  Fmuen-  und  gewlicfcto 

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Empfehlungen  werden  kostenlos  nachgewiesen  durch  die  Vorsteherin  V.  Zttelmsiaii« 
Berlin  W^  KleisUtr.  37  G.  L    Sprechstunden:  Montag  Nachmitug  4—6. 


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HT.   Oppenlieimei*,   flameln. 

Stellenvernimiung  aer  musilcsektieii 
des  JUigett.  DeutscDen  Eebrerimieii-Uereiiti. 

Centralleitung:  Berlin  W.,  Luitpoldstr.  43. 


Auszug  aus  dem 

Stellenvermittiungs-Register. 


Offene  Stellen: 

Eine  Gntobesitser-FamUie  in  Pommern  sucht  eine 
nicht  mehr  jnnge  evangelische  Klavierlehrerin.  Sehr  leichte 
Stelloiig.  Nnr  2  Standen  t&gUcb.  Spraohkenntnisse  er- 
wünscht.   Vollkommener  Familienanschlius. 


In  einer  lebhaften  und  reichen  Stadt  Pommerns  wäre 
die  Kiederlassong  einer  Violinlehrerin  sehr  erwünscht. 

Gesuchte  Stellen*. 

Eine  vorzägliche  Ghesangspttdagogin,  die  sich  durch 
Bchriftstelleriflohe  Arbeiten  aaf  diesem  Qebiete  einen  Namen 
gemsoht  hat,  sacht  Eogagement  an  einem  Konservatoriom. 


Eine  gute  KonsertsAngerin  and  Gesanglehrerin,  Schtt- 
lerin  von  Sutermann,  sacht  geeigneten  Wirkungskreis. 

Meldungen  sind  zu  richten  an  die  Centralleitung  der 
SteUenvermittlong  der  Musiksektion. 
Adresse:  Fcaa  H.  Barghensesy   Berlin  W.,  Luitpoldstr.  48. 


neutscWanJs  Tonkunstlerinnen. 

125  biographische  SIcizzen  aus  der  Gegenwart. 

Von 

Anna  Morsch. 

Da«  obige  Werk  wurde  im  Auftrage  des 
Deutschen  Frauencom  itö's  für  die  Welt- 
ausstellung in  Chicago  verfasst  und  enthält 
die  biographischen  Skizzen  von  ca.  126  Tonkünst- 
lerinnen:  ^omponistinnen,  Musikschriftstellerinnen, 
Sängerinnen,  Virtuosinnen  des  Klaviers,  der  Violine 


Freia  broaoh.  1,50  Mk. 


einer 


An  einem  grossen  IConservatoriom  ist  die  Stelle 


Gesanglehrerln 


demnflcbst  unter  sehr  gflnstigen  Bedingungen  nen  zu 
besetzen.  Es  kommen  fflr  dieselbe  nnr  ausgezeichnete 
Bfibnensängerinnen  in  Betracht,  welche  bereits  mit 
nachweisbarem  Erfolge  unterrichtet  haben.  Gell. 
Bewerbungen  sind  unter  H.  1145  an  Haasen- 
stein  &  Vogler,  A.-G»,  Frankfart  a.  M. 
einzusenden. 


Vertag  „Der  Klavier-Lehrer''  (&£.  Wolff),  Berlin  W.  50. 


]|)ie  Einführung 
der  modernen  Etüde 
im  Unterrichtsplan, 

(„Klavier-Lehrer"  1902  No.  19-21) 
Von 

Anna  Morsch. 

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Verlag  „Der  Klavier-Lehrer"  (M.  Wolff), 
Berlin  W.  50. 


Verlag  von  Preuss  &  Jflnger  (A.  Jünger)  Breslau. 


Der  erzieherische  Wert  der  Musil( 

von  Blisabeth   Simon. 

kl.  80.    40  S.    Preis  Itfk.  1,-. 

Der  Ertrag  dieser  Schrift  ist  als  Beitrag  cur  Errich- 
tung eines  Useiklelirerlnnenhelais  in  Bresls«  bestimmt. 
Namhafte  Musiker  wie  Belaeekey  Bhelaberger,  Klsuwell  u.  a. 
äussern  sich  sehr  anerkennend  über  das  Werkchen. 

Zu  beliehen  durch  jede  Buch-  und  Musikalienhandlung 
oder  durch  obigen  Verlag. 


—     128    — 

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(InatmmentationBlehre)  —  Klariersplel  —  Coniposttionslehre»  2  Bände  —  Harmonie- 

^^^  lehre  —  Phrasiemng  —  Generalbasssplel  —  Mnsik-Aestbetik.  

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Ferner:   MusikdikUt   —    Fugenkomposition,   3  Bände    —   Akustik    —    Partiturspiel    —    Orchestrierung, 

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Soeben  erschienen  folgende  zom  Unterricht  vortrefflich  geeignete  Novitäten: 
Für  Klavier: 

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Thourety  Nieolaus,  Op*  7.  6  Instruktive  CharakterelOcke  in  aufsteigender  Schwierigkeitsfolge  zur  be- 
sonderen Ausbildung  der  linken  Hand.  No.  1.  Gavotte  (Tonleitern).  —  No.  2.  Barcarole 
(gebrochene  Accorde).  -  No.  3.  Walser  (Verzierungen).  —  No.  4.  Noctnme  (fortschreitende  Tonfiguren).  — 
No.  5.   Jagdlied  (Terzengänge.  Doppelgriffe).  —  No.  6.    Caprloeio  (gebrochene  Oktaven)    a  Mk    1  — 

m^g^    Diese  Stücke  soUen  einem  TJebelstaDde  im  Klavier-Unterrioht,  der  öfteren  Vemaohlässigong  der  linke o  Hand, 
W^^y       abhelfen,  wobei  an  die  Stelle  trockener  Bttiden  gefällige  Vortragsatttoke  treten. 

Für  Violine  und  Planoforte: 
Böhm»  Carlf  Tonskizzen.    Instruktive  VortragsstQcke  (IteLage).    (Fortsetzung) 

No.  10.   Walier-Etnde.  -  No.  11.  NoveUette.  --  No.  12.  Ungarischer  Tanz  .    .    .    a  Mk.  1.- 
Seyboldy  Arthur»  Op.  99.    Historische  Fantasie  (Schalerkonzert  No.  2) Mk.  4.— 

Op.  UJU    Jugendfreund.    6  leichte  und  melodiöse  Charakterstücke  (IteLage). 

No.  1.  Federball.  —  No.  2.   Hnsarenstttckchen.  —  No.  3.   Lieb'  Mütterchen«  — 

No.  4.   Gavotte.  —  No.  5.    Blne  Fabel.   —  No.  6.   Ein  Spftsschen ä  Mk.  1.— 

■l^^^    Op.  111  sind  leichte  instruktive  Saohen  für  den  ersten  Unterricht;  die  .Historische  Phantasie* 
W&^w       dagegen  bietet  dorch  ihre  sehr  geschickte  Yerwebang  historisch-militärisoaer  Motive  dem  vorge- 
schrittenen Schiller  ein  ausserordentlich  effektvolles  Konsert-  und  tJebungsstäok« 

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C.  BECHSTEIN, 


Flüg^el-  und  Pianino-Fabrikant. 

Hoflieferant 

Sr.  Maj.  des  Kaisers  von  Deutschland  und  Königs  von  Preussen, 

Ihrer  Maj.  der  Kaiserin  von  Deutschland  und  Königin  von  Preussen, 

Ihrer  Maj.  der  Kaiserin  Friedrich, 

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Ihrer  Maj.  der  Königin  Regentin  von  Spanien, 

Sr.  Königl.  Hoheit  des  Prinzen  Friedrich  Carl  von  Preussen, 

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Ihrer  Königl.  Hoheit  der  Prinzessin  Louise  von  England  (Marchioness  of  Lome). 


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Flir  die  Bedaktlon  verantwortUch:  Anna  Morsch,    Berlin  W^Ansbacherstr.  87. 

Expedition  und  Verlag  ^^Der  Klavier-Lehrer^,  M.  Wolff ,  Berlin  W.,   Ansbacherstrasse  87. 

Dmch:  J.  S.  Freass,  Berlin  S.W.,  Kommandantenstr.  14. 


Der  Rlavier-Itebrer. 

Musik-pädagogische  Zeltschrift  für  alle  Qebiete  der  Tonkunst 

Organ  der  Deutschen  Musiklehrer- Vereine, 

der  Musik -Sektion  des  K  D.  L-V.  und  der  Tonkünstier- Vereine 
zu  Köln,  Dresden,  Hamburg,  Leipzig  und  Stuttgart. 
Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslaus 
Redaktion:  Anna  Morsch 

Berlin  W., 

Ansbacherstrasse  37. 


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No.  9. 


Berlin,  1.  Mai  1904. 


XXVII.  Jalirgang. 


lahalt:  A.  Mecklenburg:  Hans  von  Bülow  als  Musik-  und  Klavierpädagoge.  (Fortsetzung.)  Nana  Weber-Beil:  Beitrag  zur 
Gesangtreform.  (Schluss.)  MuaikpAdagogiscber  Verband.  Mitteilungen  von  Hochschulen  und  Konservatorien.  Vermischte 
Nachrichten.    Bücher  und  Musikalien,  besprochen  von  J.  Vianna  da  Motta  und  Eugen  Segnitz.    Vereine.    Anzeigen. 


als  iniisilc-  HNa  KiavierySaagege. 

Von 
A.  HeeklenbariB:. 

(Fortsetzung.) 


Das  „Wohltemperierte  Klavier"  von  Bach 
Teil  I  u.  II  war  Bülow  das  willkommenste 
Material,  mittels  dessen  er  die  Kunst  des 
Phraseologierens  veranschaulichte.  Bach  nahm 
neben  Beethoven  in  seiner  Wertschätzung  der 
Klassiker  überhaupt  den  ersten  Platz  ein; 
Bach  war  ihm  das  Fundament  der  Musik, 
der  „Tripel-Extrakt  der  Musik".  Er  ver- 
glich Bach  resp.  das  „Wohltemperierte 
Klavier**  mit  dem  alten  Testament,  während 
er  die  „Beethoven*schen  Sonaten**  dem  neuen 
Testamente  gleichstellte.  Das  „Wohltempe- 
rierte Klavier**  enthielt  für  Bülow  den  Keim 
der  gesamten  Musikrichtungen,  ähnlich  wie 
er  auch  die  „33  Variationen"  Beethoven's  über 
den  Walzer  von  Diabelli  „den  Auszug  der 
gesamten  Musik**  nannte.  „Wenn  alle  Meister- 
werke verloren  gingen  und  das  „Wohltempe- 
rierte Klavier**  bliebe  uns  erhalten,  so  könnte 
man  daraus  die  ganze  Literatur  wieder  neu 
konstruieren  **  Kein  Wunder,  dass  für  Bülow 
das  „Wohltemperierte  Klavier**  Bach's  auch 
das  Vehikel  im  Unterricht  abgab,  um  mittels 
desselben  die  grundlegenden  Formen  der 
musikalischen  Architektonik  den  Schülern  klar 
zu  machen. 


Nicht  allein,  dass  Bülow  im  Allgemeinen 
die  für  den  Aufbau  der  Fuge  in  Geltung 
stehenden  theoretischen  Normen  an  den  Fugen 
des  wohltemperierten  Klaviers  repetierte;  er 
lehrte  an  dem  einzelnen  Beispiel,  wie  aus  dem 
einheitlichen  Thema  die  mannigfachsten 
Gestaltungen  herauswuchsen,  und  ebenso,  wie 
in  der  Vielheit  wieder  die  Einheit  sich  zu- 
sammenfasse. Wie  in  der  Architektur  der 
einheitliche  Grundgedanke  aus  der  Vielheit  der 
Arabesken,  mochten  diese  so  verschlungen 
sein,  wie  sie  wollen,  dem  geschulten  Auge 
des  Künstlers  entgegenblickt,  wie  in  ihr  die 
Symmetrie,  die  Analogie  der  Formen  erfreut, 
so  könne  man  auch  in  der  flüssig  gewordenen 
Architektur,  der  Musik,  der  gewissenhaften 
Hervorhebung  alles  Analogen  nicht  entraten. 
Einen  für  das  streng  phraseologische  Denken 
erzieherischen  Wert  schrieb  Bülow  auch  der 
Variationenform  zu.  Beethoven's  „C-moll- 
Variationen'*  insbesondere  waren  es,  die  er 
häufig  im  Unterricht  zergliedern  Hess  und  an 
denen  er  zeigte,  wie  aus  Keimen,  die  im 
Thema  schlummern,  sich  neue  Gebilde  ent- 
wickeln, die  wohl  die  geistige  Verwandtschaft 
mit  der  Urform  des  Themas  nicht  verleugnen 


130     — 


können,  aber  trotzdem  von  eigenem,  selbst- 
ständigem Leben  zeugen.  Wie  die  Formenfülle 
der  Erscheinungswelt  aus  der  einfachsten 
Urform  resultiert,  nichts  anders  als  eine 
Variation  auf  das  unerschöpfliche  Thema: 
„Leben"  ist,  so  liegt  auch  den  verschlungen- 
sten  Gebilden,  deren  die  Variationenform  in 
der  Musik  fähig  ist,  ein  einheitlicher,  oft  ver- 
borgener Urgedanke  —  nämlich  das  lebens- 
kräftige Thema  —  zu  Grunde.  Mit  Recht 
erblickte  Bülow  daher  in  der  Variation  das 
geeignetste  Mittel,  die  Kunstmittel  zu  lehren, 
mit  deren  Hilfe  man  aus  dem  einfachsten 
Motiv  eine  ganze  Welt  musikalischer  neuer 
Gedanken  aufsteigen  lassen  kann,  die  sich 
gegenseitig  befruchten  und  in  dem  Verlauf 
der  logischen  musikalischen  Aussprache  immer 
neue  Ideen  aus  ihrem  Schosse  gebären.  Durch 
die  Analyse  der  Variationenform  lehrte  Bülow 
die  Unterscheidung  des  Wesentlichen  vom 
Unwesentlichen,  wie  man  das  im  Thema 
gegebene  Wesentliche  in  den  Umgestaltungen 
der  Variationen  selbst  zu  wahren  hat,  —  so 
war  ihm  neben  der  Fuge  auch  die  Va- 
riationenform  höchst  willkommen,  das 
musikalische  Denkvermögen  zu  schärfen, 
und  die  Phantasie  dadurch,  dass  sie  zum 
völligen  Erschöpfen  eines  Gedankens  an- 
gehalten wird,  zu  vertiefen. 

Doch  wir  kehren  wieder  zur  Stellung 
Bülow's  zur  Bach'schen  Fuge  zurück.  Ist 
einmal  die  Phrasierung  des  Themas  festgelegt, 
muss  sie  während  des  Verlaufs  der  ganzen 
Fuge  streng  festgehalten  werden,  welche 
Veränderungen  selbst  mit  dem  Thema  oder 
seiner  Umgebung  vorgenommen  werden, 
mag  es  in  der  Umkehrung  erscheinen  oder 
ob  und  wie  viel  andere  Stimmen  sich  später 
noch  dazu  gesellen.  Es  muss  eben  immer 
das  musikalische  Protoplasma,  wenn  ich  so 
sagen  darf,  in  seiner  Eigenheit  durch  die  ab- 
geleiteten Formen  hindurchleuchten.  Auch 
sonst  begegnen  wir  bei  Bülow  höchst  wichtigen 
und  wertvollen  Fingerzeigen  für  den  richtigen 
phraseologischen  Vortrag  der  Fugen: 

a.  ,Der  Dux  muss  immer  von  einer  an- 
deren Hand  als  der  comes  ausgeführt  werden." 

b.  „Der  Eintritt  des  Themas  in  einem 
polyphonen  Satze  wird  durch  diminuendo 
in  der  endenden  Stimme  kenntlich  gemacht." 

c.  „Die  Zwischenspiele  (Divertimenti)  sind 
ohne  Aufwand  von  Pathos  efifeklfrei.  con- 
versationell  vorzutragen.  Hierfür  ist  nicht 
bloss  der  äussere  Grund  massgebend,  dass 
man   die  im  Affekt  erschöpfte  Kraft  wieder- 


herstellt, sondern  auch  der  innere,  der  aus  der 
Natur  des  Kunstwerks  selber  fliesst:  „Ohne 
Gegensatz  gibt  es  kein  Leben,  das  gilt  wie 
für  das  wirkliche  Leben,  so  auch  für  die 
Kunst;  im  Zwischenspiel  wird  die  Ruhe  und 
Besonnenheit  dem  Affekt  gegenübergestellt.** 

d.  „Fügt  es  sich,  dass  eine  Note  Schluss- 
note der  vorhergehenden  und  zugleich  An- 
fangsnote der  folgenden  Phrase  ist,  so  erhält  sie 
als  Anfangsnote  den  Vorzug,  wird  accentuiert 
und  vom  Vorigen  getrennt." 

e.  „Die  Verwendung  des  rhetorischen 
Accentes",  den  Bülow  als  den  Accent  am 
Anfang  oder  im  Höhepunkt  der  Phrase  vom 
grammatischen  als  „dem  Accent  des  Metrums" 
unterscheidet,  „ist  eine  sehr  ausgedehnte,  und 
der  Modus  des  Gebrauchs  derselben  gibt  zu- 
gleich den  Massstab  für  den  Stand  des  Ge- 
schmacks und  der  musikalischen  Bildung  über- 
haupt ab." 

f.  „Das  Fugenthema  muss  in  seiner 
innersten  Wesenheit  und  tiefsten  Charakter- 
eigenschaft aufgefasst  und  demnach  phrasiert 
und  temporisiert  werden.  Von  der  richtigen, 
charaktervollen  Auffassung  des  Themas  hängt 
eben  die  der  ganzen  Fuge  ab.** 

g.  „Innerhalb  des  Fugenthemas,  mag  es 
kurz  oder  sehr  ausgedehnt  sein,  ist  Licht  und 
Schatten  oder  Ruhe  und  Bewegung  richtig  zu 
verteilen.  Das  Charakteristische  erhält  in 
dynamischer  und  rhythmischer  Beziehung  den 
Vorzug  vor  dem  Unwesentlichen;  z.  B.:  In 
dem  Fugenthema  E-dur,  Teil  I,  sind  die 
Noten  e  und  fis  charakteristisch;  sie  erhalten 
demnach  einen  pathetischen  Ausdruck,  während 
die  folgenden  Sechzehntel  mehr  „konver- 
sationell"  zu  spielen  sind." 


i 


=i= 


i 


^33; 


^:^-: 


/  ^  P 

h.  „Bei  Häufung  der  Harmonien  ist  etwas 
zu  retardieren  und  sind  durch  fast  unmerklich 
angebrachte  „Atmung"  innerhalb  der  Phrase 
oder  auch  verständnisvolle  Accentuation  die 
harmonischen  und  melodischen  Schönheiten 
zur  Geltung  zu  bringen."  — 

Nachdem  wir  so  einige  der  für  die  Phra- 
sierung  geltenden,  hervorragendsten  Bülow- 
schen  Grundsätze  vorgeführt  haben,  ohne  An- 
spruch auf  Vollständigkeit  erheben  zu  können, 
wollen  wir  noch  am  Schluss  dieses  Abschnitts 
zwei  Beispiele  hersetzen,  die  uns  ein  an- 
schauliches  Bild  für  das  Bülow'sche  Phra- 
sierungsverfahren  im  Unterricht  liefern. 


131     — 


Wir  wählen  hierzu  zunächst  das  »Prae- 
ludium*  F-dur  nebst  Fuge  aus  dem  zweiten 
Teil  des  wohltemperierten  Klavieres. 

Da  das  Praeludium  den  Charakter  eines 
Orgelpräludiums  trage,  verlange  seine  Wieder- 
gabe möglichst  viel  Tonentfaltung  und  ein 
sehr  gebundenes  Legato.  Die  charakteristischen 
\'iertel  im  Tenor  in  Takt  4  und  5  müssen, 
damit  sie  gegen  die  übrigen,  getragenen  Stimmen 
hervortreten,  staccato  wiedergegeben  werden. 
Hier  finden  wir  die  praktische  Anwendung 
eines  der  von  Bülow  für  den  geschmackvollen 
Vortrag  von  Präludien  und  Fugen  aufgestellten 
Theoreme.  Der  Sopran  in  Takt  13  und  14 
wird  in  folgender  Phrasierung  wiedergegeben: 


^ 


N#^ 


während  im  Alt  die  Bindung  des  f  zum 
folgenden  Takt  unterbleibt.  Dementsprechend 
kann  die  Phrasierung  des  Tenors  in  Takt  17 
und  18  nur  so  ausfallen: 


^ 


^^ 


letc.^:. 


Hier  sehen  wir  das  Gesetz  der  Symmetrie, 
dem  die  korrespondierenden  Stimmen  unter- 
worfen sind,  aufs  deutlichste  gewahrt.  Dieses 
symmetrische  Gesetz  gebietet  auch  den  Sopran 
des  <)9.  und  70.  Taktes  wie  folgt  zu  phrasieren: 


^a 


^ 


^ 


Die  Repetitio  in  Takt  57  nehme  man  piano, 
damit  sie  gegen  das  Pathos  der  vorigen  Takte 
sich  abhebe.  Von  Takt  70  an  spiele  man  bis 
zum  Schluss  ein  anhaltendes  Crescendo,  um 
dann  in  den  flF  Schlussakkorden  dem  Prae- 
ludium ein  breites  und  glänzendes  Ende  zu 
schaffen. 

Das  Thema  der  „lustigen"  Fuge  phrasiere 
man  folgendermassen: 


ö 


iffi 


mf 


m 


^ 


Accent  auf  f  recht  zum  Ausdruck  kommt. 
Hält  man  nun  in  den  Wiederholungen  des 
Dux  und  des  Comes  diese  Phrasierung  fest, 
wird  unstreitig  bei  technisch  tadelloser  Aus- 
führung der  übermütige,  von  Fröhlichkeit 
überschäumende  Charakter  der  Fuge  zur 
lebensvollen  Darstellung  gebracht. 

Ein  geistreicher  Bülow'scher  Zug  ist  auch 
der,  dass  er  vor  Eintritt  des  Fugenthemas 
„athmen,  d.  h.  etwas  absetzen  Hess,  selbst  in 
dem  Falle,  dass  das  Thema  in  verkürzter  oder 
in  modifizierter  resp.  variierter  Gestalt  zur 
Erscheinung  kommt.  Demgemäss  kommt  im 
Bass  Takt  21: 


s^^ 


^ 


£ 


nach  dem  16tel  g  ein  Athemzeichen. 

Das  Thema,  d.  h.  die  erste  Wiederholung 
des  Comes,  liegt  hier  in  nicht  ganz  reiner 
Gestalt  vor;   der  letzte  Ausläufer  lautet  nicht: 


i 


^ 


sondern: 


0  MV   I 


und  zwar  mit  Rücksicht  auf  die  folgenden 
Figuren. 

Ein  recht  interessantes  Vortragsmoment 
wird  in  Takt  9—14  durch  starke  Accentuation 
des  1.  Taktteiles  —  Takt  9,  des  2.  —  Takt  10, 
des  1.  —  Takt  12,  und  des  2.  —  Takt  13 
hineingebracht,  indem  auf  diese  Weise  die 
Täuschung  eines  dreiteiligen  Taktes  hervor- 
gerufen wird.  Dieses  hier  zur  Anwendung 
gebrachte  dynamische  Mittel  ist  durchaus  nicht 
gesucht,  an  den  Haaren  herbeigezogen,  son- 
dern in  der  Natur  der  Tonfiguren  selbst  be- 
gründet; die  accentuierte  Note  ist  jedesmal 
der  abschliessende  Höhepunkt  einer  auf- 
steigenden Tonfigur  und  an  Wert  jedesmal 
der  vorangehenden  flüchtigen  überlegen. 

Als  zweites  Beispiel  erlauben  wir  uns 
hier  die  Bülow'sche  Phrasierung  der  Bässe  im 
„Nocturno",  op.  37  No.  2,  G-dur  von  Chopin 
wiederzugeben: 


Man  übergehe  nicht  das  geistreiche,  echt 
Bülow' sehe  Athemzeichen  vom  3.  zum  4.  Takt, 
wodurch  die  Ausgelassenheit  des  kecken 
Themas  im  Zusammenhang  mit  dem  folgenden 


^^^^ 


—     132    — 


Takt  25: 


Dementsprechend  ist  Takt  '20  und  27  zu  be- 
handeln. 

In  den  Mittelsatz,  den  Bülovv  etwas  trivial 
findet,  während  ihm  die  übrigen  Teile  als 
echter  Erguss  des  Chopin'schen  Genius  er- 
scheinen, kann  nur  durch  dynamischen  Wechsel 
von  forte  und  pianissimo,  sowie  durch  ein 
leidenschaftliches  stringendo  Takt  45  bis  51 
Abwechselung  hineingebracht  werden. 

Takt  72: 


ebenso  Takt  73  und  74. 


Eine  geistreiche  Variante   schafft  Bülow 
dadurch,  dass  er  Takt  108: 


-#-# 


^^ 


w 


als  Achtel  nach  dem  ersten  Viertel  a,  und 
erst  Takt  112  an  der  korrespondierenden 
Stelle  h  spielen  lässt.  (Aehnlich  Takt  134 
und  135.) 


^jif  ftif. 


£ 


eic. 


Takt  130  und  131  sind  die  chromatisch 
absteigenden  Achtel  im  Bass  durch  Phrasen- 
bogen  zusammenzufassen. 

Bülow  war  weit  davon  entfernt,  für  diese 
seine  Phrasierung  des  Nocturnos  die  absolute 
AUeingiltigkeit  zu  beanspruchen,  aber  wir 
müssen  doch  zugeben,  dass  bei  Beobachtung 
derselben  der  sehnsuchtsvolle  Ausdruck,  den 
Chopin  in  dieser  Komposition  beabsichtigte, 
restlos  erreicht  wird.  — 
(Schlußs  folgt) 


Kcif*rag  zur  ©esanS^f^forii). 


Von 
Nana  Weber- Bell. 

(Schluss.) 


„Wenn  die  Kanal  vom  Leben  fahren  soll, 
muBs  sie  ein  Leben  in  Form  fassen.* 

(U  V.  KuttowskQ 


Was  nun  die  Komponisten  als  Gesangskritiker 
anbelangt,  so  dürfte  dieses  Amt  auch  ein  Kunst- 
maler versehen,  denn  welche  unserer  Kom- 
ponisten von  Kuf  sind  bedeutende 
Hänger  oder   Gesangslehrer? 

Freilich,  zur  Zeit  der  venetianischen  oder 
römischen  Tonschulen  waren  deren  Gründer  Adrian 
W 11 1  a e r t  und  Claude  Goudimel  ebenso 
berühmte  Gesanglehrer,  wie  sie  hervorragende 
Komponisten  waren,  gingen  doch'  aus  der  Schule 
des  letzteren  u.  a.  Palestrina  und  N  a  n  i  n  i 
hervor,  und  aus  der  Schule  Scarlatti's,  eines 
Schülers  Giacomo  Carissimi's,  welcher 
langjähriges  Oberhaupt  der  römischen  Tonschule 
war,  der  weltberühmte  Porpora.  Von  ebenso 
hoher  Bedeutung  für  den  Kunstgesang  ist  der 
Name  des  Komponisten  Giulio  Caccini, 
dessen  Kunstgesangschule  Überhaupt  die  älteste  ist, 
von  der  wir  Kenntnis  haben  und  die  sich  Bahn 
gebrochen  durch  die  Wiederbelebung  des  antiken 
Drama's.  Dem  ist  nun  heute  nicht  so,  das  beweisen 
die  modernen  Komponisten  in  den  meisten  Fällen 
selbst,  sonst  würden  sie  nicht  zuhören  können,  wie 
oft  ganz  unfertige  Säftgerinuen  ihre  Lieder  her- 
unterleiern   und    noch    unverständlicher  gestalten, 


als  sie  häufig  schon  sind.  Solche  Sängerinnen  wissen 
im  Voraus,  dass  schon  dem  Namen  des  Komponisten 
gegenüber  „ihre  nachschaffende  Kunst'  gelobt 
werden  mnss  Liest  man  nun  obendrein  noch  die 
Tagespresse,  die  in  den  meisten  Fällen  der  Torheit 
noch  die  Krone  aufsetzt,  so  muss  der  Fachmann 
und  Sachverständige  im  Interesse  und  zur  Wahrung 
der  Kunst  dagegen  Protest  erheben. 

Aus  allen  jenen  Elementen  rekru- 
tiert sich  das  Heer  der  Lehrpfuscher 
und  Marktschreier,  und  dieses  zu  ver- 
nichten, sollte  eine  heilige  Pflicht 
des  musikpädagogischen  Verbandes 
sein. 

Ein  ebenso  wichtiger  Beitrag  zur  Gesangs- 
reform dürfte  sich  auf  das  Gesangstudium  im 
jugendlichen  Alter  beziehen. 

Man  ist  der  irrigen  Meinung,  dass  ein  Studium 
ohne  Schädigung  der  Stimme  im  Alter  von 
15  Jahren  nicht  betrieben  werden  könne.  So  wie 
überhaupt  heutzutage  Gesangunter  ticht  erteilt 
wird,  muss  die  Stimme  Schaden  leiden,  gleich- 
viel welchen  Alters  der  Schüler  ist. 

Will  man  jedoch  ein  Gesang^tudium  mit  dem 
15.  Lebensjahre  beginnen,    so  muss  die  Forderung 


—     133     — 


an  den  Lehrer  gestellt  werden,  dass  er  mit  den 
.Fundamentalgesetzen  für  die  Erziehung  der 
Xatorstimme  zur  Kunst"  vollständig  vertraut  sei. 
Ein  Studium  nach  diesen  streng  wissen- 
schaftlichen Prinzipien  hat  in  erster 
Linie  mit  j  euer  Atemtechnik  nichts 
zu  tun,  welche,  anstatt  die  vitale 
Kapazität  zu  fördern,  diesedadurch 
hemmt,  dass  bei  jener  angestrengten 
Atmung  —  und  angestrengt  ist  sie  sozusagen 
immer  —  ganz  besonders  die  Bauch- 
muskeln in  Verwendung  kommen,  an- 
statt in  erster  Linie  nur  die  Thoraxbewegungen 
in'8  Auge  zu  fassen.  Man  erinnere  sich  nur  der 
militärischen  Parole:  „Unterleib  einziehen^  etc. 
Wer  das  nicht  fertig  bringt,  kauft  sich  den  „Ideal- 
(Bauch-)  Gürtel''  und  schnürt  ihn  zu.  Diesem 
Mannöver  folgt  die  tiefe  Einatmung  und  das 
Zurückhalten  der  Luft  in  den  Lungen  behufs  Er- 
weiterung derselben  in  der  Meinung,  mit  dem 
Atem  weiter  zu  reichen.  Nicht  nur,  dass  der  Vokal- 
ton seine  plastische  Bestimmtheit  niemals  erreichen 
kann,  sondern  es  wird  damit  gerade  das  Gegenteil 
auf  Lunge  und  Brust  ausgeübt,  wodurch  noch 
ganz  andere  Störungen  infolge  der  übermässigen 
Muskelkontraktionen  hervorgerufen  werden.  Diese 
beeinträchtigen  die  zirkulatorische  Tätigkeit,  führen 
Stauungen  herbei,  was  nicht  ohne  schädlichen 
Einfluss  auf  die  Emährungsverhältnisse  der  Al- 
veolen ist.  Mit  der  Zeit  wird  auch  der  Gesamt- 
organismus  darunter  zu  leiden  haben. 

Hieraus  ist  leicht  zu  ersehen,  dass  der 
Zweck  obigerAtmung  bezw.  „Atemtechnik* 
ein  verfehlter   ist. 

DerZweck  einer  normalen  Atmung 
ist:  „Dem  Körper  den  zu  Oxydationsprozessen 
notwendigen  Sauerstoff  zuzuführen,  sowie  die  durch 
die  Verbrennungsvorgänge  gebildete  Kohlensäure 
zu  entfernen.  In  wirksamster  Weise  aber  wird 
die  hierzu  erforderliche  Tätigkeit  von  den  „Lungen^ 
geleistet«  Der  elastische  Zug  der  Lunge, 
wie  auch  der  durch  Muskelaktion 
willkürlich  im  Innern  des  Thorax 
verstärkte  oder  verminderte  Druck 
haben  auf  die  Herzbewegungen  einen 
aoffälligen  Einfluss,  und  dient  die 
normale  Atmung  in  ihrem  normalen 
Wechselverhältnis  (In-  u.  Expiration)  als 
Unterstützungsmittel  des  Kreislaufes. 

Hieraus  lässt  sich  der  Schlusssatz  aufstellen, 
dass  beim  Gesangstudien  in  den  Entwick- 
lungsjahren als  Hanptbediugang  folgendes 
gelten  soll:  ««Die  Lungenkapazität, 
welche  der  Vergrö  sser  ung  des  Tho- 
f&x  entsprechend  in  dieser  Ent- 
wicklungszeit erheblich  zunimmt, 
zu  unterstützen,  d.  h.  durch  eine  me- 
thodischeLungengymnastik,  wie  sie 
bei  der  mechanischen  Behandlung 
des  Thorax     (z.   B.    bei    pathologischen    Ver- 


änderungen desselben)  von  medizinischen 
Autoritäten  in  An  wendu  ng  gebracht 
wird,  den  Organismus  wider s'tauds- 
fähiger  zu  gestalten.  Ganz  besonders 
sind  es  die  am  häufigsten  wen  ig  ent- 
wickelten und  wenig  widerstands- 
fähigen Lungenspitzen,  welche  in 
günstigere  Ernährungs-  und  Funktions- 
verhältnisse gebracht  werden.  Dei 
normale  Sp  ann  ungsgrad  der  Lungen 
und  der  Brust  wand  ist  die  erste  Be- 
dingung für  die  Gesundheit  und 
Weiterentwicklung  des  Körper  s  u  n d 
damit   auch   des   Geistes. 

Die  Veränderungen,  welchen  der  Kehl- 
kopf in  der  Pubertätszeit  unterworfen  ist,  haben 
auf  das  Studium  keinen  weiteren  Einfluss. 

Dieses  bezieht  sich  im  wesentlichen: 

1.  Auf  oben  erwähnte  normale  Atmung. 

2.  Auf  die  Vokalformenbildung,  somit  auf  die  Aus- 
sprache, und  umfasst  den  umfang  einer  Oktave 
bis  Dezime,  was  keinerlei  Anforderungen  an  das 
Organ  stellt,  noch  dieses  anstrengt. 

3.  Auf  die  Kenntnis  der  Musikgeschichte,  Gesangs- 
literatur und  des  Klavierspiels. 

Wie  sich  auf  diese  Weise  der  Bruch  der 
Stimme  bei  den  Knaben  ohne  besondere 
Störungen  vollzieht,  so  ist  auch  zu  erwarten,  dass 
bei  einem  jungen  Mädchen  von  15  Jahren  die 
Stimme  sich  entwickelt  und  kräftigt,  da  in  diesem 
Alter  die  immer  weiter  um  sich  greifende  K  e  r  - 
vosität  hoffentlich  noch  keine  W  ur- 
zeln  treibt.  Gesunde  N  erven  benötig  t 
a  uch  das  Studium  des  Gesanges,  soll 
von  den  Muskeln  eine  normale  Ar- 
beitsleistung verlangt  werden  können. 

Ein  auf  exakt  wissenschaftlicher 
Basis  gegründetes  Tonstudium,  das 
mit  der  körperlichen  und  geistigen 
Entwicklung  des  Kindes  Schritt  hält, 
müsste  in  Anbetracht  der  Elastizität 
derOrgane,  bei  Beginn  des  zehnten 
mit  dem  sechszehn ten  Jahre  Resultate 
erzielen,  die  nicht  nur  für  die  Ge- 
sangskunst, sondern  auch  für  das 
körperliche  Gedeihen  von  nicht  za 
berechnender  Tragweite   sein  würden. 

Gerade  in  der  Jugend  ist  das  noch  nicht  mit 
Eindrücken  überlastete  Gedächtnis  am  willigsten, 
diese  aufzunehmen,  worauf  ja  auch  die  Lern- 
fähigkeit der  Jugend  beruht,  und  können  dem 
zehnj  ährigen  K  inde  ebenso  gut  eine 
gesetzmässige,  d.  h.  normale  Atmung, 
gute  Vokalformen,  eine  fehlerfreie 
Aussprache,  wie  auch  das  Gefühl  für 
den  guten  und  schlechten  Ton  bei- 
gebracht werden,  wodurch  der  Ton- 
sinn sich  entwickelt,  vorausgesetzt, 
dass  auch  der  Lehrer  als  Erzieher 
hierfür    erzogen    worden    ist.      In    den 


—     134 


Schalen  dürfte  in  dieser  Richtang  noch  ein  grosses 
Arbeitsfeld  zu  beackern  sein! 

„Die  Zeit  liegt  noch  fernab,  wo  ein  erlösender 
Messias  dieses  Evangelinm  verkünden  und  Jünger 


um  sich  scharen  wird,  die  es  weiter  verbreiten 
zam  Wohle  nnd  zur  Eördernng  der  ästhetischen 
Erziehung  des  Menschen  und  damit  auch  zur 
Förderung  der  hehren  Sangeskunst." 


nicbste  HufgaDett* 

Aus  dem  Protokoll  Basammengestellt 

von 

Anna  llorseh. 


Die  vorige  Nummer  des  „Kl.-L."  hat  den 
Lesern  und  den  Interessenten  der  Bestrebungen 
des  Musikpäg.  Verbandes  in  einer  Sonderbeilage 
die  endgiltig  festgestellten  „Satzungen^  und  die 
„Prüfungsordnung"  gebracht,  —  das  Resultat 
langer,  eingehender  und  ernster  Beratungen.  Beide 
sind  die  Grundlagen  der  Beformideen  des  Ver- 
bandes, es  war  geboten,  sie  mit  der  grössten  Sorg- 
falt auszuarbeiten,  um  das  Vertrauen  zu  recht- 
fertigen, welches  die  Teilnehmer  des  ersten 
Kongresses  hegten,  als  sie  die  Fertigstellung  dieser 
wichtigen  Aufgaben  dem  derzeitigen  Vorstande 
übertrugen.  Die  Arbeit  war  doppelt  schwierig, 
weil  hunderte  von  Stimmen  ihre  Meinungen  ge- 
äussert, ihre  W^ünsche  ausgesprochen,  —  letzteres 
allerdings  ein  überzeugender  Beweis,  dass  die 
Beformideen  des  Verbandes  auf  fruchtbaren  Boden 
gefallen  sind.  —  Die  „Leitgedanken"  der  Satzungen 
und  der  Prüfungsordnung  haben  ausgesprochen, 
dass  es  gilt,  beide  auf  ihre  Praxis  hin  zu  erproben; 
sie  treten  nicht  mit  der  Zuversicht  auf,  etwas 
Fertiges,  Vollkommenes  zu  bieten.  Das  ist  trotz 
ernstester  Arbeit,  bei  einer  absolut  neuen  Schöpfung 
eine  Unmöglichkeit;  sie  sind  aber  aus  bester 
üeberzengung  entworfen,  und  eine  grosse  Beihe 
hervorragender  Kräfte  hat  ihre  Mithilfe  dazu  ge- 
liehen. Der  Vorstand  konnte  nun  an  seine  nächste 
Aufgabe,  die  Wahl  und  Zusammensetzung  der 
Prüfungskommissionen,  herantreten,  zu  der  die 
Vorbereitungen  seit  langer  Zeit  fertiggestellt  waren. 
"Ejb  galt  jetzt  nur  noch  über  den  Modus  der  Aus- 
führung zu  beraten;  er  Hess  sich  auf  Grund  der 
geäusserten  Vorschläge  und  der  eigenen  Forschungen 
leicht  finden,  sodass  in  nächster  Zeit  auch  diese 
Arbeit  gefördert  und  hoffentlich  zu  allseitiger  Zu- 
friedenheit gelöst  sein  wird. 

Ein  sehr  wichtiger  Antrag  von  Frl.  Stieg- 
litz, der  sich  um  die  Hegelung  der  Honorar- 
frage im  Privatunterricht  und  zwischen 
Konservatoriumsleitern  und  ihren  ange- 
stellten Lehrkräften  handelt,  kam  in  der 
letzten  Sitzung  zur  Beratung.    Der  Antrag  lautet: 

„Als  Vorsitzende  der  von  der  Musik- Sektion 
des  Allg.  Deutschen  Lehrerinneu- Vereins  gewählten 
Kommission  zur  Regelung  der  Honorarfrage  im 
musikalischen  Privatunterricht  beantrage  ich  hiermit : 


1.  „Der  Musikpädagogische  Verband  wolle  sich 
den  von  der  Musik-Sektion  des  A.  D.  L.  V.  für 
den  Privatunterricht  aufgestellten  Geschäftsgrand- 
sätzen anschliesuen. 

2.  Der  Musikpädagogische  Verband  wolle  For- 
mulare entwerfen,  welche  als  Kontrakte  zwischen 
Leitern  und  Leiterinnen  der  Konservatorien  und 
Musikschulen  und  den  von  ihnen  angestellten 
Lehrkräften  zu  benutzen  sind.^ 

Frl.  Stieglitz  konnte  bezüglich  Punkt  1  ihres 
Antrages  über  die  Erfolge  berichten,  welche  die 
von  der  Musik-Sektion  eingesetzte  Kommission  zur 
Begelung  der  Honorarfrage  darch  ihre  Propaganda 
erzielte.  Es  haben  sich  bereits  in  36  deutschen 
Städten  (auch  in  Wien  und  Brunn)  die  Musiklehre- 
rinnen zu  festen  ünterrichtsbedingungen 
geeinigt,  denen  sich  in  den  meisten  Fällen  auch 
die  männlichen  Kollegen  anschlössen.  Da  von 
allen  Seiten  nur  günstige  Berichte  über  die  ein- 
geführten Reformen  eingelaufen  sind,  die  Musik- 
lehrerinnen  vielfach  mit  dankenden  Worten  Ober 
ihre  jetzt  soviel  gesichertere  Existenz  schreiben, 
so  läge  es  im  Interesse  des  Gesamtmusiklehrer- 
standes,  wenn  die  beiden  grossen  Körperschaften, 
die  Musik -Sektion  und  der  Musikpäda- 
gogische Verband,  geschlossen  vorgingen,  um 
die  pekuniäre  Lage  der  Kollegen  an  allen  Orten 
in  gleicher  Weise  zu  sichern.  —  Zu  Punkt  2  be- 
merkt Frl.  Stieglitz,  dass  sie  im  vorigen  Jahre 
auf  der  Ghen.-Vers.  der  Musik-Sektion  zu  Dresden 
den  Antrag  gestellt,  die  bisher  ntu:  für  die  Privat- 
lehrerinnen angestrebten  Ee  formen  auch  auf  die  an 
den  Konservatorien  angestellten  Lehrerinnen  aus- 
zudehnen, damit  sie  an  den  Segnungen  fester  Honorar- 
bedingungen Teil  hätten.  Sie  sei  mit  der  Leitung 
dieser  erweiterten  Aufgabe  betraut  worden  und  er- 
achte es  daher  für  wünschenswert,  dass  der  Musik- 
pädagogische Verband  auch  bezüglich  dieser  Aus- 
dehnung Hand  in  Hand  m|t  der  Musik-Sektion  ginge. 

Da  der  Antrag  von  Frl.  Stieglitz  im  Prinzip 
allgemeine  Zustimmung  fand,  so  konnte  sie  die 
provisorisch  für  beide  Fragen  entworfenen  For- 
mulare vorlesen,  die  mit  kleinen  Ergänzungen, 
welche  von  den  anwesenden  Vorstandsmitgliedern 
vorgeschlagen  und  eingefügt  wurden,  folgender- 
massen  lauten: 


135 


Formular  zu  Punkt  1. 
Mniikpädagof  ischer  Yerband. 

Das   unterzeichnete  Mitglied   des  Musikpäda- 
gogischen Verbandes  erteilt  Unterricht  in  Klavier 

etc.    zu  nachstehenden  Bedingungen. 

1.  Das  Honorar  betragt: 


bei  1  Stunde  in  der  Woche 


Mk, 


bei  2Stunden  in  der  Woche        Mk. 

zahlbar  ^  _^numeraudo. 
post 

2.  Der  Unterricht  fällt  aus  und  ist  im 


monatlich 
vierteljährlich 
monatlich 
vierteljährlich 


Monats- 


Vierteljahrs- 
honorar  einbegriffen: 

a)  an  allen  gesetzlichen  Eeiertagen, 

b)  in  der  Oster-,  Ffingst-   und  Weihnachts- 
woche. 

Die   vom  Schüler  versäumten  und   abgesagten 
Stunden  sind  zu  honorieren  ohne  Ersatzpflicht 

de    .    Lehrer 

NB.    Für    die  grossen    Sommerferien 
gelten  persönliche  Vereinbarungen. 
3.  Die  auf  Veranlassung   de        Lehrer  aus- 

fallenden Stunden  werden  nachgegeben  oder 
vom  Monatshonorar  abgezogen. 
i.  Bei  gelegentlicher  Unterbrechung  des  Unter- 
richts wird  der  Monat  halb  oder  ganz  berechnet, 
je  nachdem  die  Unterbrechung  in  der  ersten 
oder  zweiten  Hälfte  des  Monats  erfolgt. 

Kündigungsfrist  bei  gänzlicher  Aufgabe  des 
Unterrichts:  1  Monat. 
5.  Als  Beitrag  zur  Beichs-Invalidenversicherung, 
welchen  die  Eltern  der  Schüler  nach  gesetz- 
licher Bestimmung  (Gesetz  vom  18.  Juli  1899) 
zur  Hälfte  zu  entrichten  haben,  wird  von 
jedem  Schüler  der  Jährliche  Beitrag  von  1  Mark 
erhoben.  Ein  etwaiger  Ueberschuss  wird  einer 
Hül&kasse  für  Musiklehrer  und-  Lehrerinnen 
überwiesen. 

Formular  zu  Punkt  2. 

Mvsikpftdagogiselier  Yerband. 

Vertrag. 

des   Konservatoriums    Herr 
der    Musikschule  Frau 

Herrn 
Frau 
Dauer  Jahres  als  Lehrer  für  den  £üavier- 

__  ,       ,      Elementar 

etc.  Unterricht    der  ...^^  .        stufen   unter  nach- 
Mittel 

itehenden  Bedingungen  an: 

1.  Es  werden  „  Stunden 

wöchentlich    gewährleistet,     für     welche     der 

V  Pf  1  •  lif«P'®*®  *^^  ^^ festgesetzt  ist. 

Jede    weitere    Stunde    wöchentlich    wird    mit 

Mk.  monatlich  honoriert.     Gemäss  dem 

Herrn 


De Leiter 

steUt 


für   die 


die  Hälfte  des  Beti-ages  der  Vers icherungs- 

marken  zur  Alters-  und  Invaliditätsrente  vergütet. 
2.  Alle  ausfallenden  Stunden,  die  der  Schüler  be- 
zahlt (an  Feiertagen,  in  den  Ferien),  werden 
Herrn 
Frau 
Herr 


ebenfalls  honoriert. 


8. 


Frau 


verpflichtet  sich,  falls  triftige 

Gründe  ihn  (sie)  am  Unterricht  verhindern,  für 
Stellvertretung  zu    sorgen,   andernfalls  werden 

{Vim 

die  von  .,      versäumten  Stunden  vom  Monats- 
ihr 

Honorar  abgezogen. 

NB,  Lehrer  und  Lehrerinnen  verpflichten 
sich  zu  pünktlicher  Innehaltung  der  Unter- 
richtszeit. 

Herrn 


4.  Es  ist 


Frau 


nicht  erlaubt  Schülern, 


die  die  Anstalt  verlassen,  vor  Ablauf  eines 
Jahres  nach  erfolgtem  Austritt  Privatunterricht 
zu  erteilen. 
5.  Kündigung  dieses  Vertrages  kann  von  beiden 
Seiten  bei  vierteljährlichem  Abkonmien  nur 
6  Wochen  vor  Ablauf  desselben  schriftlich  er- 
folgen; geschieht  dies  von  keiner  Seite,  so  läuft 
der  Vertrag  für  die  gleiche  Dauer  stillschweigend 
fort  und  behält  in  allen  Punkten  seine  Giltigkeit. 

,  den  19 

Unterschrift  des  Direktors 


Unterschrift  de       Lehrer 


Gesetz  vom  18.  Juli  1899  werden 


Frau 


Der  Vorstand  beschloss,  die  beiden  For- 
mulare, welche  zunächst  nur  als  Entwürfe  zu 
betrachten  sind,  zu  allgemeiner  Kenntnis  zu  bringen 
und  Meinungsäusserungen  dazu  zu  erbitten,  die  an 
die  Schriftführerin  des  Verbandes,  Frl.  Anna 
Morsch,  Ansbacherstr.  87,  zu  richten  sind. 
Dringend  erwünscht  wäre  es,  wenn  die  Kollegen 
und  Kolleginnen  sich  zunächst  in  den  Haupt- 
punkten zu  einheitlichen  Bedingungen  einigten. 
Die  lokalen  Verhältnisse  erfordern  im  Einzelnen 
kleine  divergierende  Aufstellungen,  wie  es  auch  in 
den  Formularen  der  verschiedenen  Musikgruppen  der 
Fall  ist.  Haaptsache  ist  nur  das  Prinzip,  dass 
die  Lehrenden  nicht  mehr,  wie  bisher,  der  Willkür 
des  Publikums  preisgegeben  sind,  sondern  die 
Honorarzahlung  an  feste,  vorher  vereinbarte 
Bedingungen  geknüpft  ist  und  weder  durch 
Zufall  ausgefallene  Stunden  abgezogen,  noch 
der  Unterricht  plötzlich  ohne  vorherige  Kündigung 
autgegeben  werden  darf.  Aehnlich  im  Verkehr 
mit  den  Anstaltsleitern  —  es  ist  hier  vornehmlich 
an  die  Lehrer  und  Lehrerinnen  der  Elementar- 
und  Mittelklassen  gedacht  — ,  auch  sie  müssen 
durch  Kontrakte  eine  gesichertere  Stellung  ge- 
winnen. 

Für  die  nächste  Arbeitsperiode,  resp.  für  die 
Verhandlungen    des    zweiten    Kongresses     liegen 


136 


bereits  eine  ganze  JEleihe  von  Aufgaben  vor,  über 
deren  Inangriffnahme  der  Vorstand  sich  schlüssig 
machte.  Sie  behandeln  Stoffe,  die  rege  Mitarbeit 
erfordern;  der  Vorstand  bringt  sie  deshalb  jetzt 
schon  zar  Kenntnis  mit  der  dringenden  Bitte  nm 
lebhafte  Beteiligung  durch  Einreichung  von  Vor- 
schlägen, Ausarbeitungen  und  Anträgen. 

Unter  den  Aufgaben  ist  die  Beform  auf 
dem  Cxebiete  des  Schulgesanges  die  nächste. 
Die  Präge  stand  schon  auf  dem  Programm  des 
vorigen  Kongresses,  sie  wurde  einerseits  der  vor- 
gerückten Zeit  wegen  vertagt,  andererseits  waren 
aber  die  Vorarbeiten  noch  nicht  zur  Genüge  ge- 
fördert. Sie  soll  aber  Jetzt  mit  voller  Energie  in 
die  Wege  geleitet  werden  und  einen  Hauptfaktor 
des  nächsten  Kongresses  bilden. 

An  die  Schulgesangsreform  schliesst  sich  der 
nachstehende  Antrag,  der  für  die  Pörderung  und 
Lösung  der  Schulgesangsfrage  von  weittragender 
Bedeutung  ist,  unmittelbar  an. 

Die  Erfahrung  hat  gelehrt,  dass  die  bereits 
vielfach  vorhandenen  Lehrpläne  für  den  Schul- 
gesang in  der  Ausführung  an  dem  Mangel 
fachlich  gebildeter  Lehrkräfte  scheiterten;  der 
Antrag  lautet  daher: 

„Bei  der  jetzt  in  Aussicht  genommenen  Um- 
gestaltung der  Seminare  an  den  Konservatorien 
und  Musikschulen  sind  Klassen  einzurichten,  die 
speziell  Pach-Lehrer  und  -Lehrerinnen  für 
den  Schulgesang  ausbilden.  Es  wird  sich  in  ihnen 
um  die  Behandlung  der  Kinderstimme,  Gehör- 
bildung, Treffübungen,  Leitung  des  Kinderchors, 
Musikdiktat  u.  s.  w.  handeln.  Vorschläge  über 
den  Lehrplan  dieser  Spezialklassen  werden  sehr  will- 
kommen sein." 

Den  Konservatorien  erwüchse  aus  der  Ein- 
richtung dieser  neuen  Disziplin  eine  grosse  und 
schöne  Aufgabe;  ihre  Lösung  würde  eine  erfreu- 
liche Wechselwirkung  zwischen  den  Kunstinstituten 
und  den  wissenschaftlichen  Anstalten  einleiten. 

Das  Vorbild  der  wissenschaftlichen  Semi- 
nare legt  den  Konservatorien  eine  weitere  Pflicht 
auf,  der  näher  zu  treten,  zu  ihren  unabweisbaren 
Aufgaben  gehört,  es  ist  die  Einrichtung  von 
„Uebnngsschulen".  Sie  sind  unentbehrlich  für 
die  Pachausbildung  in  den  instrumentalen  Zweigen 
und  geben  den  Seminaristen  ausgiebige  Gelegenheit 
zur  Einführung  in  den  praktischen  Teil  ihres 
künftigen  Berufs,  nämlich  der  Unterrichts- 
erteilung.  Die  Schüler  der  Uebungsschule 
rekrutieren  sich  aus  musikalisch  begabten  Kindern 


der  Kommunalschulen,  sie  werden  unentgeltlich, 
in  die  Anstalt  aufgenommen  Die  Uebungsschule 
schlösse  sich  wiederum  vorzüglich  an  den  vor- 
genannten Antrag  an,  sie  lieferte  das  natürlichste 
Material  für  den  Kinderchor  und  würde  sich  als 
ein  wichtiger  Paktor  zur  Hebung  der  Musik  im 
Volke  erweisen.  Soweit  bekannt,  ist  das 
Kölner  Konservatorium  das  einzige,  welches  eine 
Uebungsschule  an  das  Klavierlehrerseminar  an- 
gegliedert hat. 

Um  den  vielfach  ausgesprochenen  Klagen  und 
Bitten  der  Kollegen  und  Kolleginnen  in  kleineren 
Provinzialstädten  gerecht  zu  werden,  plant  der  Vor- 
stand die  Ausarbeitung  einer  Petition,  welche 
bei  der  Regierung  vorstellig  wird,  den  musi- 
kalisch nicht  genügend  ausgebildeten  Volks- 
schullehrem  das  Erteilen  von  Musikunterricht  zu 
untersagen.  Es  ist  hierzu,  obgleich  schon  ver« 
schiedene  Einsendungen  vorliegen,  positives 
Material,  Schilderungen  örtlicher  Verhältnisse,  die 
aber  den  Tatsachen  strikte  entsprechen  müssen, 
noch  dringend  notwendig  und  Zusendungen  er- 
wünscht. 

Ein  Antrag  idealer  Tendenz  richtet  sich  auf 
die  Einführung  älterer  Klavier-,  Violin- 
und  Gesangsmusik  in  die  Lehrpläne  durch 
Nutzbarmachung  des  uns  in  den  „Denkmalern 
Deutscher  und  Oesterreichischer  Tonkunst*  ge- 
botenen Stoffes.  Es  handelt  sich  darum,  aus  den 
grossen  Sammelbänden  einzelne  charakteristische 
und  instruktive  Werke  auszuwählen  und  in  kleinen 
Heften  herauszugeben.  Erzielt  würde  dadurch 
ein  Zusanmiengehen  mit  der  Musikgeschichte,  eine 
Einführung  in  ihre  verschiedenen  Stilepoclien  und 
im  Verein  damit  ein  vertieftes  Wissen,  eine  Er- 
weiterung des  geistigen  Horizonts  der  Musik- 
pädagogen. Es  dürfte  wohl  nicht  schwer  halten, 
geeignete  Persönlichkeiten  zu  finden,  die  sich  der 
obigen  Aufgabe  unterziehen,  besonders  wenn  der 
Musikpädagogische  Verband  mit  Nachdruck  für  die 
Einführung  der  Werke  eintritt. 

Es  lagen  noch  verschiedene  Anträge  für  die 
demnächstigen  Aufgaben  des  Verbandes  vor,  sie 
wurden  aber  wegen  der  vorgeschrittenen  Zeit  auf 
die  nächste  Sitzung  verschoben.  Ein  besonders 
bedeutungsvoller  ist  von  Hm.  Musikdirektor 
Mengewein  eingereicht  worden,  er  soll  zunächst 
zur  Besprechung  kommen. 

Zum  Schluss  die  dringende  Bitte  um  lebhafte 
Beteiligung  an  allen  angeregten  Prägen  und  Ein- 
reichung eigener  Anträge  an  den  Vorstand. 


Mittelliingeii 


von  Hochschulen  und  Konseryatorien. 


Im  Sommersemester  1904  finden  folgende 
Vorlesungen  über  Musik  an  deutschen  Hoch- 
schulen  statt:   Berlin,    Prof.    Dr.    Priedl ander 


„Allgemeine  Musikgeschichte**,  „Beethoven";  Prof. 
Dr.  Pleischer  „Musikgeschichte  des  Mittelalters 
und  des  18.  und  19.  Jahrhunderts";   Dr.  J.  Wolf 


—     137     — 


„Musikgeschichte  Italiens  im  16.  Jahrhandert/^ 
„Repetitorinm  der  Mnsikgeschichte'S  „Uebangen 
zur  eyangelischen  Choralknnde**.  Bonn,  Prof. 
Wolff  „G^escbicbte  der  Oper,  19.  Jahrh/.  Bres- 
lau, Prof.  Dr.  Bohn  „Beethoven's  Sinfonien, 
II  Teil«.  Darmstadt,  Dr.  W.  Nagel  .Die  Ent- 
wicklung der  Oper',  «Beethoven's  Sinfonien«. 
Giessen,  CJniversit&tsmnBikdir.  Trantmann  .Das 
deutsche  Lied  und  seine  Entwicklung«.  Greifs- 
wald, Musikdir.  Reinbrecht  „Geschichte  der 
Musik  des  19.  Jahrhunderts«.  Halle,  Dr.  Abert 
«Geschichte  der  Musik  des  19.  Jahrhunderts". 
Heidelberg,  Prof.  Dr.  Wolfrum  „Die  klassische 
Sinfonie  und  ihre  Fortsetzung«.  Königsberg, 
Mufiikdir.  Brode  „Allgemeine  Musikgeschichte«. 
Leipzig,  Prof.  Dr.  Kretzschmar  „Geschichte 
des  Oratorinms;  Prof.  Dr.  Riemann  „Musik 
geschichte  im  Umriss";  Prof.  Dr.  Prüfer  „Vor- 
bereitung auf  die  Festspiele  in  Bayreuth«.  Mar- 
burg, Muaikdir.  Jenner  „Ueber  deutsche  In- 
stmmentalmusik  nach  Beethoven«.  Posen,  Prof. 
Kenn  ig  „Einführung  in  das  Wesen  der  Musik«. 
Rostock,  Prof.  Dr.  Thierfelder  „Geschichte 
der  Sonate  und  Analyse  der  Beethoven 'sehen  So- 
naten". Strassburg,  Prof.  Dr.  Jakobsthal 
„Oddo's  Dialogns  de  musica".  Tübingen,  Prof. 
Dr.  Kaufmann  ,J.  S.  Bach's  Leben  und  Werke«. 
Albert  Fuchs,  Hochschullehrer  für  Gesang 
and  Theorie  (Kompositionslehre)  am  kgl.  Konser- 
vatorium zu  Dresden  und  Dirigent  der  „Robert 
Schumann'schen  Singakademie«,  errichtet  von  jetzt 
ab  „Kurse für  Vortragsstudium^  für  vorgeschrittenere 
Säuger  und  Sängerinnen  zur  Einführung  in  die 
ältere  und  neuere  Gesangliteratur  (bei  jener  mit 
besonderer  Berücksichtigung  des  Verzierungswesens) 
und  zur  Förderung  stilgerechten  Vorti-ags.  Es 
sind  Kurse  von  je  12  Stunden  (Einzelstudium) 
resp.  je  20  Stunden  (in  Klassen  von  je  2  Schülern) 
vorgesehen.  Der  Lehrplan  umfasst  die  Literatur 
vom  17.  Jahrhundert  bis  herauf  zur  Gr^enwart. 

Heinrich  Kiefer,  der  treffliche  Violoncellist 
in  München,  wurde  als  Lehrer  für  sein  Instrument 
an  die  dortige  kgl.  Akademie  der  Tonkunst  berufen. 
Der  erste  Musikabend,  welchen  da?  vor  etwas 
langer  wie  Jahresfrist  gegründete  K  o  n  8  e  r  V  a  t  o  r  i  u  m 
von  Max  Pohl,  Berlin -Schöneberg,  veran- 
staltete, nahm  einen  äusserst  befriedigenden  Verlauf. 


Die  gesamten  Darbietungen  der  kleinen  und  er- 
wachseneren Klavier-  und  Violinschüler  zeichneten 
sich  durch  rhythmische  Präzision,  Klarheit  der 
Passagen  und  stimmgemSsse  Phrasienufg  aus.  Bei 
den  Vorgeschritteneren  aus  den  Klassen  des  Direktors 
zeigte  sich  ein  erfreuliches  Eindringen  in  den 
geistigen  Gehalt  der  Vortragsstücke,  ein  beredtes 
Zeugnis  von  der  künstlerischen  Leitung.  Konzert- 
Sänger  Emil  Severin,  Gesanglehrer  der  Anstalt, 
spendete  mehrere  Liedervorträge.  Man  darf  nach 
diesem  ersten  Heraustreten  an  die  Oeffentlichkeit 
dem  jungen  Institut  ein  glückliches  Prognostikon 
für  die  Zukunft  stellen. 

Die  Prüfungsaufführung  des  Becker' sehen 
Konservatoriums  für  Musik  in  Wiesbaden 
wies  ein  sehr  reichhaltiges  Programm  auf,  dessen 
Ausführung  durchweg  von  bestem  Erfolge  gekrönt 
war.  Es  kamen  Klavier-,  Violin-,  Cello-,  Har- 
monium- und  Gesangsvorträge  zu  G^ör.  Mit  den 
kleinsten  Stücken  der  Elementarschüler  beginnend, 
zeigten  die  Vorgeschrittenen  ein  bereits  gereiftes 
Können  in  Werken  von  Bach,  Händel,  Schu- 
mann, Chopin  und  Liszt.  Eine  Glanznummer 
war  ein  Streichquartett  von  Bach,  „Loure«  aus 
der  dritten  Suite,  die  mit  grosser  Exaktheit  vor- 
getragen wurde. 

Das  Krefelder  Konservatorium  für  Musik 
veranstaltete  zum  Abschluss  der  diesjährigen 
Prüfungskonzerte  eine  Schulfeier  mit  Preisver- 
teilungen. Die  beiden  Direktoren,  Musikdirektor 
Th.  Müller -Reuter  und  Direktor  Pieper  haben 
zur  Anregung  und  Belohnung  4  Preise  gestiftet, 
von  denen  2  Schülern  der  Klavierklassen  und  2 
Schülern  der  Klassen  für  Streichinstrumente  ver- 
liehen wurden.  Sie  bestanden  aus  folgenden 
Werken :  „ Akademische  Ausgabe  von  Beethoven' s 
Klavierwerken«  in  5  Prachtbänden,  „Akademische 
Ausgabe  Bach'scher  Klavierwerke **  in  7  Pracht- 
bänden, „Vieuxtemps*  Violinwerke*  und  „Samm- 
lung berühmter  Cello-Konzerte*. 

Ferienkurse  zur  Erziehung  des  Tonsinnes 
(Primavista,  Diktat:  melodisch,  rhythmisch,  dyna- 
misch; Gehörsübungen,  musikalischer  Satzbau), 
veranstaltet  Max  Battke,  der  Leiter  des  Seminars 
für  Musik  zu  Berlin,  in  den  Sommerferien  in 
Kampen  auf  Sylt  und  in  Seidorf  im  Eiesen- 
gebirge. 


Vermischte   Nachrichten. 


Ludoviko  Sacerdoti,  der  Gründer  und 
Leiter  der  hiesigen  Philharmonie,  ist  am  7.  April 
einem  Herzleiden  erlegen.  Seine  Verdienste  um 
Berlins  öffentliches  tonkünstlerisches  Leben  sind 
bei  Gelegenheit  des  25jährigen  Jubiläums  der  Phil- 
hannonie  —  Februar  1902  —  zur  Genüge  ge- 
würdigt worden.  Berlin  verdankt  ihm  den  Bau 
des  grossen  Saales  der  Philharmonie,  des  Beethoven- 


und  des  Oberlichtsaales,  ihm  ist  es  aber  auch  zu 
verdanken,  dass  das  ehemalige  Bilse'sche  Or- 
chester, das  vor  der  Auflösung  stand,  als  Phil- 
harmonisches Orchester,  heut  einer  der  wichtigsten 
Faktoren  im  Berliner  Konzertleben,  erhalten  blieb. 
Neben  seiuem  Wirken  für  die  Oeffentlichkeit  war 
Sacerdoti  als  liebenswürdiger,  hochsinniger  Mensch 
von   Allen,   die   ihm   näher  standen,   aufs  höchste 


—     138     — 


geschätzt  und  geliebt,  und  die  Wertscli&tzung  des 
KiinsilerB  und  Menschen  fand  in  der  am  14.  April  im 
grossen  Philharmoniesaal  abgehaltenen  Gkdä^^htnis- 
feier,  dem  die  Elite  des  Berliner  künstlerischen 
Lebens  beiwohnte,  einen  ebenso  erhebenden  wie 
würdigen  Ausdruck. 

Die  Genossenschaft  Deutscher  Ton- 
setzer hielt  dieser  Tage  in  Berlin  ihre  ordentb'che 
Hauptversammlung  ab,  an  der  sich  auch  an- 
gesehene auswärtige  Mitglieder  aus  Braunschweig, 
Dresden,  Krefeld,  Leipzig,  Magdeburg,  München, 
Weimar  und  Zürich  beteiligten.  Der  bisher  nur 
provisorisch  gewählte  Vorstand  wurde  auf  drei 
Jahre  bestätigt:  Hofkapellmeister  Dr.  Richard 
Strauss,  Professor  Fh.  Büfer,  Professor  Enge  Ib. 
Humperdinck.  Kapellmeister  Er.  Bosch,  Pro- 
fessor Georg  Schumann.  In  den  Beirat  wurden 
gewählt:  Eugen  d' Albert,  Hofrat  Fei.  Dräseke, 
Dr.  Fr.  Hegar,  Professor  Dr.  Jos.  Joachim, 
Hofopemdirektor  Gust.  Mahier,  Generalmusik- 
direktor Fei.  Mottl,  Musikdirektor  Th.  Müller- 
Reuter,  J.  L.  Nicodö,  Professor  Bob.  Bad  ecke, 
Prof.  M.  Schillings,  Prof.  L.  Thuille,  Prof. 
Dr.  Ph.  Wo  1fr um  und  Universitätsmusikdirektor 
H.  Zöllner. 

Das  Kuratorium  der  Felix  Mendels- 
sohn-Bartholdy- Stiftung  fordert  zur  Be- 
werbung um  die  am  1.  Oktober  zur  Verleihung 
kommenden  Stipendien  für  strebsame  Musiker  auf. 
Jedes  derselben  beträgt  1500  Mark.  Das  eine  ist 
für  Komposition,  das  andere  für  ausübende 
Tonkünstler  bestimmt.  Zur  gleichen  Zeit  erfolgt 
die  Verteilung  der  Zinsen  einer  von  den  Ver- 
wandten des  Generalmusikdirektors  Dr.  Felix 
Mendelssohn-Bartholdy,  den  Herren  Geheimen 
Kommerzienrat  Ernst  von  Mendelssohn-Bartholdy 
und  den  Bankiers  Bobert  und  Franz  von  Mendels- 
sohn, zum  Andenken  an  die  60.  Wiederkehr  des 
Todestages  des  Dr.  Felix  Mendelssohn-Bartholdy 
geschenkten  Kapitals  von  30000  Mk.  und  die  Be- 
willigung von  Unterstützungen  aus  den  Zins- 
erträgen eingetretener  Ersparnisse  der  Stiftung. 
Die  Verleihung  der  Stipendien  und  Unterstützungen 
geschieht  an  Schüler  der  in  Deutschland  vom 
Staat  subventionierten  Ausbildungsinstitute  ohne 
Unterschied  des  Alters,  des  Geschlechts,  der 
Religion  und  der  Nationalität. 

Herr  von  Vignau,  Generalintendant  des  Hof- 
theaters zu  Weimar,  beabsichtigt  in  nächster 
Zeit  ein  Cornelius- Fest  zu  veranstalten.  Zur  Auf- 
führung kommen  die  beiden  Opern  des  Dichter- 
komponisten „Der  Barbier  von  Bagdad^'  und  „Der 
Cid".  Diesen  Aufführungen  werden  die  Ori- 
ginalstimmen und  die  Originalpartituren 
zu  Grunde  gelegt,  welche  Franz  Liszt  und  Karl 
Stör  zu  den  Erstaufführungen  der  Werke,  15.  De- 
zember 1858  und  21.  Mai  1865  in  Weimar  be- 
nutzten. Beide  Partituren  waren  seit  dieser  Zeit 
für  die  Oeffentlichkeit  unzugänglich.  Inzwischen 
sind   auf  deutschen  Bühnen  Ueberarbeitungen  der 


beiden  Werke  aufgeführt  worden,  welche  nach 
dem  Tode  des  Komponisten  entstanden.  Das 
Hoftheater  Weimar  wird  die  erste  Bühne  sein, 
welche  im  vollen  Umfange  auf  die  Original- 
form dieser  bedeutenden  Werke  zurückgreift. 

Theodor  Steingräber,  der  Chef  der 
bekannten  Leipziger  Firma,  ist  am  5.  April,  75  Jahre 
alt,  gestorben.  Er  hat  sich  durch  die  von  ihm 
begründete  „Edition  Steingräber"  in  der  ganzen 
musikalischen  Welt  bekannt  gemacht  Am 
1.  Januar  1878  übernahm  er  seinen  bis  dahin  von 
der  Firma  J.  G.  Mittler  in  Leipzig  debitierten 
Musikalien  -  Verlag  in  eigene  Verwaltung  and 
Leitung  unter  der  Firma  Steingräber  Verlag.  Am 
12.  November  1880  verlegte  er  sein  Geschäft  nach 
Hannover,  von  wo  er  Herbst  1888  nach  Leipzig 
zurückkehrte.  Er  war  selbst  der  Herausgeber  und 
Bearbeiter  einer  Anzahl  der  gangbarsten  Werke 
seines  Verlags. 

Die  diesjährige  Tonkünstlerversammlnng 
des  Allgemeinen  Deutschen  Musikvereins, 
die  im  Juni  in  Frankfurt  a.  M.  stattfinden  sollte, 
ist,  wie  gemeldet  wird,  auf  einen  früheren  Termin 
verlegt  worden.  Es  sind  jetzt  definitiv  die  Tage 
vom  27.  Mai  bis  1.  Juni  festgesetzt  worden. 

Das  Progranmi  ist  nach  dem  Bericht  der  Allg. 
M.  Z.  folgendermassen  zusammengestellt  (die  in 
Sperrschrift  aufgeführten  Werke  erleben  ihre  Ur- 
aufführung, beziehungsweise  ihre  Erstaufführung 
in  Deutschland): 

Am  27.  im  Frankfurter  Opernhause:  „1^^^  Bant- 
schuh".  Dichtung  von  0.  Erler,  Musik  von 
W.  V.  Baussnem. 

1.  Frederik    Delius:    „Paris",    ein    Nachtstück 

(Orchester). 

E.  N.  V.  Reznicek:  „Ruhm  und  E-^vigkeit" 
(Fr.  Nietzsche),  4  Tenorgesänge  mit  Orchester. 

Herm.  Zilcher:  Konzert  für  2  Violinen  und  Cr- 
ehester,  d  moll,  op.  9  (Hugo  und  Emil  Heer- 
mann). 

Bruno  Walter:  Sinfonische  Dichtung. 

Alf r.  Schattmann:  „An  Schwager  Kronos" 
für  Bariton  und  Orchester. 

Hans  Ffitzner:  Heinzelmännchen  für 
Bassstimme  und  Orchester. 

Volkmar  Andreae:  „Schwermut- Ent- 
rüstung-Vision",  sinf.  Fantasie  für  Or- 
chester, Tenorsolo  und  Männerchor. 

2.  J.  L.  Nicodö:  „Gloria",  ein  Sturm- und  Sonnen- 

lied für  Orchester  mit  Schlusschor. 
W.  Berger:  Totentanz  (Chor  und  Orchester). 
G.  Schumann :  Totenklage  (Chor  und  Orchester). 
Heinr.  Zöllner:  Hymnus  der  Liebe  (Chor,  Bariton, 

Solo  und  Orchester), 
8.  August  Keuss:  „Johannisnacht*^,  sinfonische 

Dichtung. 
S.  V.  Hausegger:  „Lieder  der  Liebe"    (Nie. 

Lenau),  7  Tenorgesänge  mit  Orchester. 

„Wieland     der     Schmied",     sinfonische 

Dichtung. 


—     139 


Richard  Stranss:  Sinfonia  domestica. 
Kammermnsik: 

1.  Ludw.  Thuille:   Sonate   (EmoU)  für  Violine 

nnd  Klavier. 
Th.  Müller-Keuter:  Herbst,  Liederz jklas. 
Paul   Scheinpflug:    „Worpswede^*,   Stimmungen 

aus     Niedersachsen     (Singstimme,    Violine, 

engl.  Hörn  und  Klavier). 
H.  Kann,  K.  Heubner  „Klavierstücke"  (Frl. 
Maurina).      Max     Beger:     Streichquartett 
(Dmoll). 

2.  Walther    Lampe:    Serenade    für    15    Blas- 

instrumente. 
W.  Rhode,  Ludw.  Hess,  H.  Sommer,  Ph.  Wolf- 
rum: Lieder. 
Dirk  Schäfer:  Quintett  (Es  dur)  für  Klavier 
und  Streichinstrumente. 
Eingeschlossen  in  das  Musikfest  ist  ein  Ausflug  nach 
Heidelberg  und  Mannheim.   In  Heidelberg  wird  am 
29.  in  einer  Matin^  bei  verdecktem  Orchester  eine 
Sinfonie  von  Klose  und  die  sinfonische  Dichtung 
„La  vie  du  poete"    von   Charpentier    zur   Auf- 
führung  gelangen,  in  Mannheim  am  31.  Abends 
Pfitzner's     „Böse     vom    Liebesgarten"    im 
dortigen  Opemhause. 

Der  KOnigl. Kammermusiker  Eugen  Sandow 


hatam  16.  April  sein  25J  ähriges  Jubiläum  alsMltglied 
der  Königl.  Kapelle  zu  Berlin  gefeiert.  Der  treff- 
liche Künstler  ist  ausserdem  Mitglied  des  „Hol- 
laender'schen  Streichquartetts^*  und  Lehrer  für 
Cello  am  Stern'schen  Konservatorium. 

Das  81.  Niederrheinische  Musikfest 
flndet  zu  Pflngsten  in  Köln  unter  Leitung  von 
Generalmusikdirektor  Fritz  Steinbaoh  statt 
Zur  Aufführung  kommen :  ^Die  Apostel**,  Oratorium 
von  E.  Ei  gar,  „A-dur-Sinfonie"  von  Beethoven, 
„Brandenburgisches  Konzert  No.  8**  und  „Der 
zufriedengestellte  Aeoius**  von  Bach,  ^Es-dur- 
Klavierkonzerf*  von  Beethoven,  ,,4.  Sinfonie** 
und  „Triumphlied**  von  Brahms.  „Sanctus**  von 
Max  Bruch,  „Hexenlied**  von  Schillings, 
„Taillefer"  von  Richard  Strauss,  „Schlussszene 
der  Meistersinger*'  von  Richard  Wagner. 

Ueber  die  Versteigerung  zweier  alter  berühmter 
schottischer  Harfen  wird  aus  London  berichtet. 
Die  eine  „Harfe  der  Königin  Maria**  soll  der 
Königin  Maria  Stuart  angehört  haben.  Sie  wurde 
von  dem  Altertumsmusenm  zu  Edinbnrg  für  16  050 
Mark  erworben.  Die  zweite,  als  „Lamont-Harfe** 
bekannt,  erwarb  ein  Antiquitäten-Händler  in  Edin- 
burg  für  10700  Mark.  Die  Harfen  waren  bisher 
in  Privatbesitz. 


Bficher  und  Musikalien. 


Angust   Stradal:    Bearbeitungen    für    Klavier   zu 
2  Händen. 
Lieder  von  Liszt. 
Stücke  aus  Berlioz'  „Faust**. 
Stücke  aus  Liszt's  „Heiliger  Elisabeth**. 

C  F.  KfthBty  LMpilff. 

„Sinfonische  Dichtungen'*  von  Liszt. 

BreiUopf  ft  HIrtel,  LeIpiU. 
Instrumentalsätze     aus    Berlioz'    „Romeo 
und  Julia** 

J.  Sehvkorth,  Lelpil«. 
Stradal  bearbeitet  viel,  er  bearbeitet  alles» 
Orchester-,  Orgel-,  Violin-,  Gesangstücke.  Man 
könnte  glauben,  dass  er  eine  besondere  Begabung 
dafür  habe,  dass  er  wenigstens  durch  das  fort- 
gesetzte Bearbeiten  sich  eine  grosse  Gewandtheit 
darin  erworben  habe.  Aber  wie  erstaunt  man  bei 
Darchsicht  dieser  Arbeiten!  Man  staunt  —  nicht 
etwa  vor  Bewunderung,  sondern  Über  den  gänz- 
lichen Mangel  an  Geschick,  au  Spielbarkeit,  an 
Geschmack.  Ein  paar  Beispiele  werden  das  besser 
beweisen  aU  alle  Beschreibungen.  Folgendes  ist 
aas  der  Liebesszene  in  Berlioz'  Komeo  und 
Jolia: 


LH. 


Ä 


T"^* 

-^A» 


^- 


c^8 


c8 


^^ 


ttc. 


Oft  stutzt  man  und  glaubt  einen  Schreibfehler 
zu  sehen,   z.   B.  in  der  Fee  Mab  (Prestissimo): 


^^^- 


Aus  dem  Fest  bei  Capulet  (Allegro): 
Ugaio 

m 


ctS 


solche  Passagen  „üben**?  Die 
Künstler  können  ihre  2telt  besser  verwenden,  denn 
diese  Transkriptionen  bieten  nicht  im  geringsten 
das  pianistische  Interesse,  wie  etwa  Liszt's  üeber- 
tragungen  von  Orchesterwerken,  —  für  Dilettanten, 
die  solche  Werke  zu  Hause  studieren  möchten, 
sind  sie  absolut  unspielbar.  Sie  sind  sowohl  künst- 
lerisch wie  praktisch  wertlos.  Kein  Orchester- 
klang ist  so  schwer  auf  dem  Klavier  —  ich  sage 
nicht  wiederzugeben,  sondern  annähernd  zu  er- 
setzen, wie  derjenige  Berlioz^  aber  Stradal  über- 
windet durchaus  nicht  diese  Schwierigkeit.  Solche 


140     — 


Stellen  wie  oben  das  zweite  Beispiel  klingen  aaf 
dem  Klavier  plump.  Und  plump  ist  die  ganze 
Art  dieser  Uebertragungen,  ohne  Sinn  weder  für 
den  Orcbesterklang  noch  für  den  Elavierklang. 
Wo  die  Themen  im  Fest  bei  Capulet  zusammen 
auftreten,  verlegt  er  das  lebhaftere,  den  Violinen 
zugeteilte  Thema  zwei  Oktaven  tiefer  in  die  dicke 
Lage  der  linken  Hand,  während  die  rechte  das 
breite,  von  Holzbläsern,  Trompeten  und  Posaunen 
geblasene  Thema  in  der  tonärmeren  höheren  Lage 
bringt.  Hier  verstand  sich  doch  die  Transposition 
des  mächtigen,  in  langen  Noten  dröhnenden 
Themas  nach  der  tieferen  Lage  ganz  von  selbst. 

Es  lohnt  sich  demnach  kaum,  auf  die  anderen 
Bearbeitungen  Stradal*s  einzugehen.  Nur  erwähnen 
will  ich,  welch  trauriges  Missverständnis  darin 
liegt,  Liszt's  Lieder  für  Klavier  zu  übertragen. 
Stradal  wollte  offenbar  für  Liszt  tun,  was  dieser 
für  Schubert  getan.  Aber  Stradal  ist  —  kein 
Liszt,  er  hat  nicht  einmal  von  ihm  gelernt,  —  und 
Ldszt  braucht  eine  solche  Uebertragung  nicht. 
—  Bei  Schubert  war  manches  zu  ergänzen,  konnte 
manches  mit  Fantasie  und  Geschmack  vertieft 
werden.  Liszt  hat  aber  alles,  was  nötig,  und 
wenn  er  auch  einzelnes  selbst  übertrug  (GPoösies« 
Die  Ldebesträume,  Die  Sonnette  von  Petrarca),  so 
hat  er  bedeutende  Klavierstücke  daraus  gemacht, 
es  sind  Neuschöpfungen.  Er  zeigte,  dass  eine 
gute  Liedübertragung  aus  dem  Geist  der  Dichtung 
entspringen  muss,  das  Wort  ersetzen  durch  die 
Mittel  des  Klaviers,  aber  auch  aus  dem  Geist  des 
Klavieres  geboren  werden  muss,  wie  ein  Original 
für  Klavier  wirken.  Beides  fehlt  Stradal.  Er  gibt 
nur  „Transkriptionen**.  Zwar  bearbeitet  er  sie 
auch  frei,  aber  welche  Zutaten  fügt  er  hinzu! 
Man  sehe  die  seichten  Tonleitern  in  „Oh  quand  je 
dors"  oder  die  billigen  Doppelgriffe  in  „Du  bist 
wie  eine  Blume",  die  „piangendo**  wirken  sollen! 
Und  was  hat  er  aus  dem  feinen  Klangzauber  der 
„Drei  Zigeuner**  gemacht,  welche  üeberlastung, 
welche  überflüssigen  Kunststücke!  Er  wollte  offen- 
bar aus  dem  „Lied**  eine  „Rhapsodie**  machen.  Sollen 
solche Uebertragungen  beitragen  zum  Bekanntwerden 
der  Lieder  Liszt's?  Sie  wirken  eher  abschreckend. 

J.   Vianna  da  Motta. 


Panl     Kdppen's      . Normal  -  Harmonium- 
Literatur.'* 
Paal  KoeppeHy  Berit«. 

Von  der  Sammlung  „Paul  Koeppen's  Normal- 
Harmonium  -  Literatur**  liegen  wieder  mehrere 
neue  Nummern  vor.  PaulKämpf  'bearb  oitete  drei 
Klavierstücke  von  Robert  Schumann,  nämlich 
Finale  aus  den  .Papillons**  op.  2,  Davidsbündlertänze 
No.  14  aus  op.  6  und  das  Phantasiestück  „Warum?" 
aus  op.  12  in  geschmackvoller  und  klanglich 
wirkungsvoller  Weise  für  Harmonium  und  Piano- 
forte,  eine  recht  empfehlenswerte  Arbeit.  I>ie 
berühmte  Arie  Sarastro^s  „In  diesen  heiligen  Hallen* 
aus  Mozart's- Zauberflöte**  wurde  in  ihrem  be- 
gleitenden (orchestralen)  Teile  vod  Bich.  Franke 
für  Harmonium  in  angemessener  Weise  über- 
tragen, sodass  die  wundervolle  Musik  auch  in 
dieser  neuen  Einkleidung  zahlreiche  Freunde  finden 
wird.  Gottfried  KinkePs  schönes  Gedicht  „Es  ist 
so  still  ge w orden **  fand  durch  ßich  J.  Eichber^ 
(op.  20)  sinngemässe  und  gutempfundene,  wenn 
auch  stark  Mendelssohnisch  gefärbte  Vertonung, 
eine  hübsche  Komposition,  deren  Verwendung  für 
Kirchen-  und  Hauskonzert  der  Empfehlung  wert 
sein  dürfte.  Theodor  Gerlach's  „gesprochene 
Lieder'  sind  in  letzter  2ieit  auf  ihren  inneren  Wert 
hin  geprüft  und  besprochen  worden.  Die  vor- 
liegenden, des  Komponisten  op.  25  entnommenen 
beiden  Gedichte  .An  die  Musik**  und  .Warum?" 
sind  infolge  ihrer  schwächlichen  Erfindung  kaum 
dazu  geeignet,  für  diese  Frage  mit  künstlerischem 
Nachdruck  einzustehen. 

In  gleichem  Verlage  erschien  auch  eine  Ro- 
manze für  Violoncello  mit  Begleitung  des  Piano- 
fortes  von  A.  Kellermann  (op.  39),  ein  sehr 
melodisches,  unschwer  ausführbares  und  in  der 
musikalischen  Erfindung  und  Ausgestaltung  sehr 
annehmbares,  sympathisches  Stück,  welches  für 
Unterricht  und  Vortrag  treffliche  Verwendung 
finden  kann.  -  Die  Pianofortebegleitung  ist  rein 
akkordischer  Natur  und  enthält  keinerlei  Schwierig- 
keiten. 

Eugen  SegniU. 


Vereine. 


Musik-Sektion 

des  Allg«  Deutschen  Lehrerinnen-Yereins. 

ünslki^nippe  Berlin. 

GeneralTenammlniig  mm  Dienstag,  den  S.  Mai. 

Tagesordnung. 

1.  Jahresbericht  des  Vorstandes. 

2.  Kassenbericht. 


3.  Bericht  über  die  Stunden  Vermittlung. 

4.  Bericht  über  die  Bibliothek. 

5.  Beratung  über  ev.  Eintritt  der  Musikgruppe  in 
den  Musikpädagogischen  Verband. 


6.  Vorstandswahl. 


Der  Vorstand. 

I.  A. 

Olga  Stieglitz. 


Der  heutigen  Nummer  liegen  Prospekte  über  Ferienkurse  von  Direktor 
K,  Batike,  Berlin,  und  Ferienkurse  der  ¥irgil  Technik  -  Schute  bei,  auf  welche  wir  unsere 
Leser  besonders  aufmerksam  machen,  D.  E* 


141     - 


Konseryatorium  der  Musik 
in  Kassel. 

Gegr.  1895.     Direktion:  L  Beyer.     Gegr.  1895. 

EhreATOniU:  Bcffienmes-Prisidant  tob  Trott  m  8«1b, 
Gnf  KSalsidorff;  Bzoelleoi  Oeneralin  tob  Colomb, 
Oberbürgermeister  MUler  n.  A. 

Ciratorimu:   Plarrer  Haei,  Schaldirektor  Prof.  Dr.  Kni«- 
I  Bankier  Pleat,  Juatiirath  Beheffer  n.  A. 


Lehrer :  Dm  Damen :  L.  Beirery  Blaial-rSntery  Königl.  Opem- 
sänrerin,  Gleeie-FateOBl»  A.  Taadlea.  Die  Herren: 
Am  HarftdeMiB,  Kammervirtuos.  Pro£  Dr.  HSbely 
».   Kaletflciy  Kgl.  Kammermnsiker.   K.   KietBrnaBB. 

al.  Opernsänger,  W.  MoBheapt,  Kgl.Kammermnsiker, 
.  SehaiMt,  Kgl.  Kammermusiker,  H.  Sehaarbaseh, 
KgL  Kammermusiker  n.  A. 

Unterrichtncher:  KUvier,  Violine,  Cello,  Harfe  und  alle 
übrigen  Orcheeterinatmmente.  Gesang,  Harmonie- 
nnd  Kompositionslehre.  Muaikgeschiohte.  Italienisch. 
OrchesterspieL    Oehördbung.    Musikdiktat. 

Ober-, 


Organisation:    OonoertklasBen.     Seminarklassen. 
Mittel-  und  Elementarklassen. 

Ststatea  sind  kostenfrei  au  beaiehen  durch  die  Schrifüaitung 
das  KonserTatoriums  Kassel,  Wilhebnahöher  Allee  43. 


Stelleiiperiiiiniung  der  musiksektion 
in  JlligeM*  Deitscbei  Cebrerittneii-UeKiiis« 

CeRtralleituna:  Beriin  W.,  Luitpoldstr.  43. 


Auszug  aus  dem 

Stellenvermittlungs-Register. 

Offene  Stellen: 

Eine  Gutsbesitaer-Familie  in  Pommern  sucht  eine 
nicht  mehr  junge  evangelische  Klavierlehrerin.  Sehr  leichte 
Stellung.  Nur  2  Stunden  täglich.  Sprachkenntnisse  er- 
wänscht.    Vollkommener  FamilienaoBchluss. 


In  einer  lebhaften  uod  reichen  Stadt  Pommerns  wäi^e 
(tie  Niederlassung  einer  Violinlehrerin  sthr  erwünscht. 

Gesuehte  Stellen: 

Eine  vorzügliche  OeeangspÜdagogin,  die  sich  durch 
schriftstellerische  Arbeiten  auf  diesem  Gebiete  einen  Namen 
gemacht  hat,  sucht  Engagement  an  einem  Konservatorixml. 

Eine  gute  Konsertsftogerin  und  Gesauglehrerin,  Schü- 
lerin von  Sistermann,  sucht  geeigneten  Wiriungskreis. 

Meldungen  sind  su  richten  an  die  Centralleitung  der 
Stellenvermittlung  der  Musiksektion. 
Adresse:  Fraa  H.  Barghaasea,   Berlia  W.»  Laltpoldstr.  4S. 


B.  M.  COLOMER 

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ler  LIVRE.     PrefaCB.     £l^mentaire. 

12  Pikees  m^lodiqaes,  ^crites  sor  5  noles, 

Sans  alt^ratlons n.  JC  2,— 

II€  LIVRE.    Do,  Re,  Mi,  Fa,  SOI.  Tr^s  FacHe. 

12  Pikees  m^lodlqnes,  ^crltes  sor  5  notes, 

saos  alt^raiions n.  «/^  2,— 

Marche  funobre.  Choral.  Masurka. 

La  Cloche.  Meditation.  Chanson  Arabe. 

Mosart.  Villanelle.  Menaet 

Bomance.  Valae.  Joyense. 

nie  LIVRE.  Yignettes  Musicales.  Pacue. 

8  Pikees  m^lodiqnes,  ^crites  sar  4  notes, 

avec  alt^ratlons n.  JK  2,— 

Candorosa.       Melaneolia.         Boordon  et  Carillon. 
Jadis.  Lee  Caqnets.       Coq  et  Ponles. 

Priöre,  Bosjour! 

IVe  LiVRE.    de    Do    ä   Si.    Assez  facile. 

12  Pikees  m^lodiques,  ^crltes  sur  7  notes, 

Sans  passage  da  pouce n,  Jd  2,40 

SimpUoite.  Marcietta.  Triste  Souvenir. 

Cantüine.  Mystere.  Pinsonnette. 

Historiette.  Avril  Guignol. 

Bavardage.  Bercelonnette.  Goquelicots-Polka. 

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Der  Ertrag  dieser  Schrift  ist  als  Beitrag  sur  Brrich- 
tung  eines  HasiklehrerlBBeahelau  in  Breslau  bestimmt 
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ProL  Felix  Schmidt. 

Berlin  W«,  TanenzienstraBae  21. 


Martha  Remmert, 

Hofpianistin,  Eammervirtaosin. 
\     Berlin  W.,  Melerottostr.  3. 


Flora  Scherres-Friedenthal 

Pianistin. 

Berlin-Charlottenbnrgy 

Kantstr.  360a. 


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Pianist. 
Berlia  W.,  Puuaentrasse  26. 


Käte  Freudenfeld, 

Koniart-  u.  Oratorlemangarln  (Alt) 
Oeeanglehrerin,  AthemgymnaetUu 

Berlin  W.,  Pasaaneratrasse  22 u. 


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Charlottenbarg.  Qoetheatr.  80iu. 

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DSbeln-Dreeden)  von  Juni  bii  eintchL  September 


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Herren  und  Damen  vom  Lehrfach,  aowie  ausAbende  Künstler,  die  Unterricht 
nehmen  wollen,  find  gebeten,  event.  vorher  schriftliche  Klarlegung  ihrer  stimmlichen 
Veranlagung,  aowie  eines  von  einem  Arzt  ausgestellten  Berichtes  aber  ihren  allge- 
meinen Gesundheitszustand  elnzuaenden. 


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Berlin  W^lKleisUtr.  37  G.  1.    Sprechstunden:  Montag  Nachmittag  4—6. 


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Sr.  Maj.  des  Kaisers  von  Russland, 
Ihrer  Maj.  der  Königin  von  England, 
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Sr.  Königl.  Hoheit  des  Prinzen  Friedrich  Carl  von  Preussen, 
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Für  die  Redaktion  Terantworüich:  Anna  Morsch,    Berlin  W.,  Ansbacherstr.  87. 

Expedition  und  Terlag  ^Der  KlaTler-Lehrer^^,  M.  Wolff ,  Berlin  W.,   Ansbacherstrasse  37. 

Druck:  J.  S.  Preuss,  Berlin  S.W.,  Kommandanteustr.  14. 


Der  I^lavieF-IiehM. 

Musik-pädagogische  Zeitschrift  für  alle  Qebiete  der  Tonkunst. 
Organ  der  Deutschen  Musiklehrer-Vereine, 

der  Musik-Sektion  des  K  D.  L-V.  und  der  Tonkünstler- Vereine 
zu  Köln,  Dresden,  Hamburg,  Leipzig  und  Stuttgart. 
Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslaur. 
Redaktion:  Anna  Morscli 

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No.  10. 


Berlin,  15.  Mai  1904. 


XXVII.  Jahrgang. 


labalt:  A.  Mecklenburg:  Hans  von  Bülow  als  Musik-  und  Klavierpädagoge.  (Schluss.)  F.  Kromayer:  Der  Mechanismus  des 
musikalischen  Ausdrucks.  Musikp&dagogischer  Verband.  Mitteilungen  von  Hochschulen  und  Konservatorien.  Vermischte 
Nachrichten.    Bficher  und  Musikalien,  besprochen  von  Eugen  Segnitz  und  Anna  Morsch.  Meinungsaustausch.   Vereine.   Anzeigen. 


«1$  IDNSik-  una  Hlaoierpaaagoge* 

Von 
A«  IHeeklenbarii^. 

(Schluss.) 


Man  hat  Bülow  den  Vorwurf  gemacht, 
dass  er  das  Ge-fühl  zu  sehr  hinter  der  ver- 
standesmässigen  und  technischen  Auffassung 
habe  zurücktreten  lassen;  aber  aus  der  An- 
ordnung, der  die  Pädagogik  zu  folgen  hat, 
ersehen  wir,  wie  unberechtigt  dieser  Vor- 
wurf ist  und  wie  er  der  nachschaffenden 
Phantasie,  als  der  Krone  des  Ganzen,  ihre 
Domäne  unangetastet  lässt.  Die  subjektive 
Freiheit  des  Vortrages,  bei  der  man  per- 
sönlich, individuell,  der  angeborenen 
Phantasie  Rechnung  tragend  erscheint,  sie 
ist  es,  worauf  alle  Klavier-Pädagogik  abzu- 
zielen hat.  Das  objektiv  korrekte  und  das 
schöne  Spiel  sind  nur  Vorstufen  zu 
jenem  höheren  Spiel,  bei  welchem  man  die 
durch  die  Erfordernisse  von  I  und  II  be- 
dingten Fesseln  nicht  etwa  abschüttelt,  aber 
mit  solcher  Leichtigkeit  tragen  lernt,  dass  man 
sie  garnicht  mehr  merkt. 

Muss  der  Klavierschüler  zuerst  sklavischer 
Geisteseigener  des  Tondichters  werden,  dringt 
er  durch  heisse,  ringende  Arbeit  auf  Stufe  111 
zu  jener  wahren  „Beredtsamkeit"  in  der 
Sprache  des  Gefühls  hindurch,  die,  weit  ent- 
fernt von  Effekthascherei,   nun    imstande   ist 


zu  überzeugen,  d.  h.  starke,  innerlich  tief  ein- 
greifende Eindrücke  in  der  Seele  des  Hörers 
zu  wecken. 

„Zunächst  Knecht  des  Tondichters, 
des  Schöpfers  des  Was,  steigt  der 
Schüler  durch  seine  Schöpfung  des  Wie 
dieses  Was  zum  Range  eines  Frei- 
gelassenen, zuweilen  gar  zu  dem  eines  Mit- 
bürgers des  Komponisten  empor.  (Aus 
„Wörter  und  Begriffe"  Niederrheinische  Musik- 
zeitung, XII.  Jahrgang,  No.  28,  den  9.  Juli 
1864.) 

Wenn  wir  Sätze  lesen  wie  die  folgenden: 
(Bemerkung  zu  „Aria  con  variazioni"  von 
Händel). 

„Das  Geheimnis  des  Reizes  und  der  Wir- 
kung des  Vortrages  auch  der  klassischen 
Musikwerke  älterer  Zeit  beruht  schliesslich 
immer  auf  dem  nachschöpferischen  „Eigenen", 
welches  die  Individualität  des  Ausführenden 
allein  zu  geben  vermag"; 

oder  (Bemerkung  zur  „Chromatischen  Phan- 
tasie" von  Bach): 

„Wer  nicht  zwischen  den  Zeilen  zu  lesen 
vermag,  wer  nicht  über  ein  gewisses  Quantum 
rezeptiver   Genialität   verfügt,    wer   selbst 


146     — 


keine  Phantasie  hinzubringt,  bleibe  in  respekt- 
voller Entfernung  von  der  chromatischen 
Phantasie  Baches  abseits  stehen  "  — 

Wenn  wir  uns  solche  Sätze  Bülow's  ver- 
gegenwärtigen, können  wir  daraus  deutlich  er- 
sehen —  es  sind  dies  klare  Belege  für  die 
obige  Behauptung  — ,  wie  Bülow  der  nach- 
schaffenden Phantasie,  als  der  höchsten  Potenz 
einer  Kunstleistung,  dem  inneren  Fonds  an- 
geborener musikalischer  Rezeptivität  das  un- 
geschmälerte Recht  lässt.  Es  ist  das  Recht 
der  unveräusserlichen  Persönlichkeit,  der  aus- 
geprägten Individualität,  das  wie  das  Recht 
einer  geheiligten  Majestät  von  Gottes  Gnaden 
nicht  verletzt  werden  darf.  In  dieses  Reich 
des  intimsten,  subjektiven  Empfindens  rück- 
sichtslos eingreifen  und  eine  ausgesprochene 
Individualität  zu  einer  anderen,  vielleicht  der 
ersten  entgegengesetzten,  durch  pädagogische 
Kunstgriffe  umstempeln,  in  eine  andere  Rich- 
tung hineinzwängen  zu  wollen,  wäre  ein  er- 
zieherischer Frevel,  der  nicht  wieder  gut  ge- 
macht werden  könnte.  Das  Recht  der  musi- 
kalischen Individualität  muss  dem  „Talent'^ 
unverkürzt  verbleiben,  weil  es  von  oben  her, 
von  Gott,  der  künstlerischen  Seele  geschenkt 
ist  und  daher  auf  Unantastbarkeit  Anspruch 
hat.  Es  ist  das  geheimnisvolle,  undefinierbare 
,je  ne  sais  quoi",  die  „Beredtsamkeit"  in  der 
Sprache  des  Gefühls,  welche  die  Grundlage 
des  wahrhaft  künstlerischen  Vortrages  bildet. 
Es  ist  das  Talent,  das  angeboren  und  dem 
Keime  wenigstens  nach  vorhanden  sein  muss, 
„das  Wort,  die  Tat",  welches  die  unent- 
behrliche Voraussetzung  einer  musikalischen 
Vortragsleistung  ist.  Ohne  eine  intensive 
Anschauungskraft,  ohne  lebhafte  Phantasie, 
ohne  ästhetische  Erregbarkeit  der  Sinne,  ohne 
angeborenes  „Temperament"  bleibt  jede 
Leistung  auf  musikalischem  Gebiet  nur  im 
Rahmen  des  Handwerksmässigen.  Falls  die 
technischen  Bedingungen  erfüllt  sind,  bringt 
man  es  allenfalls  zu  einer  glatt-formalen 
Leisiung,  der  das  Zeugnis  der  äusserlichen 
Korrektheit  nicht  vorenthalten  werden  darf, 
aber  niemals  zu  einer  wahrhaft  künstlerischen, 
dass  sie  von  erwärmend  nachhaltiger  Wir- 
kung wäre,  dass  sie  Leben  schaffte,  weil  sie 
selbst  das  Leben  in  sich  trägt.  Omne  vivum 
ex  vivo.  Bülow  verwahrt  sich  nun  aber  ent- 
schieden dagegen,  die  aus  dieser  conditio  sine 
qua  non,  aus  dieser  „Gabe  der  empfindenden 
Phantasie",  sich  entwickelnde  „Auffassung" 
mit  Inspiration  schlechtweg  zu  identifizieren. 
ÜMStis  ist  ja  so  allgemein  verbreitet   als  der 


Wahn  —  und  er  wird  besonders  von  ästheti- 
sierenden  Damen  und  schöngeistigen,  kaum 
über  die  Fundamentalerkenntnisse  der  Musik 
hinausgedrurtgenen  Musikschriftstellern  ge- 
pflegt — ,  dass  die  Auffassung  eine  unbewusste, 
pure  Gottesgabe,  eine  einfache  Sache  der 
instinktiven  Begeisterung  sei.  Nicht  von  In- 
spiration redet  Bülow  in  diesem  Gedanken- 
zusammenhange —  das  sei  ein  irreführender 
Ausdruck,  den  der  „gedankenlose  Pöbel"  er- 
funden habe  —  er  redet  eben  bezeichnender- 
weise von  „Beredtsamkeit".  Und  wie  die  an- 
geborene Beredtsamkeit  sich  nur  an  dem 
Buchstabenmaterial,  der  äusseren  Manifestation 
des  Geistes  heranbilden  und  entwickeln  kann, 
um  das  Niveau  der  höchsten  Entfaltung  zu 
erreichen,  so  gilt  auch  für  die  musikalische 
Beredtsamkeit:  ,.Erst  Buchstabentreue,  dann 
Geistes-Reproduktion".  Nach  Bülow  ist  ein 
bloss  „reinlicher"  (korrekter)  Vortrag  nur  so- 
viel wie  ein  tötendes  Buchstabieren;  „deut- 
liche Aussprache  ist  noch  kein  verständiges 
Deklamieren,  sinnvolle  Deklamation  ist  noch 
nicht  empfindungs-  und  somit  eindruckssichere 
Beredtsamkeit".  „Eine  „Kunst  des  Vortrags" 
wird  aber,  zumal  in  der  Tonsprache,  erst 
durch  das  Zusammenwirken  dieser  drei 
Faktoren  begründet,  von  denen  jeder  höhere 
den  niederen  bedingt." 

Dass  »nun  bei  Bülow  der  Geist  der  musi- 
kalischen nachschafTenden  Phantasie  nicht 
mit  dem  analysierenden,  in  das  Chaos  der 
Tonempfindungen  logische  Ordnung  hinein- 
bringenden Geist  zusammenfiel,  sondern  in 
freier  Selbständigkeit  und  Ursprünglichkeit 
über  den  durch  Analyse  rhythmisierten  Ton- 
wellen schwebte,  mit  anderen  Worten,  dass 
Bülow,  wie  schon  unter  II  angedeutet,  den 
kategorischen  Forderungen  des  durch  musi- 
kalischen Geschmack  und  Analyse  geläuterten 
musikalischen  Gefühls  hin  und  wieder  Zu- 
geständnisse machen  musste,  weil  er  eben 
eine  impulsive  Künstlernatur  war,  zeigt  u.  a. 
ein  frappantes  Beispiel,  das  uns  Ehrlich  in 
seiner  vortrefflichen  j,Musikstudium  und 
Klavierspiel"  betitelten  Schrift  aufbehalten  hat. 
Er  erzählt  hier  Folgendes: 

„Hans  von  Bülow  gab  vor  einigen  Jahren 
Beethoven-Abende;  an  einem  trug  er  die 
(op.  57)  fälschlich  Appassionata  genannte 
Sonate  vor.  Am  selben  Vormittage  studierte 
ich  mit  einem  Schüler  im  Stem'schen  Kon- 
servatorium den  ersten  Satz  der  Sonate;  als 
er  am  Schlüsse  plötzlich  mit  dem  diminuendo 
auch   das  Zeitmass   langsam   nahm,    verwies 


-     147     — 


ich  ihm  das  ernstlich  und  hob  hervor,  wie 
sehr  richtig  Bülow  bemerkt  hätte,  dass  durch 
die  Veränderung  der  Zeitdauer  der  Bassnoten 
in  den  letzten  Takten  Beethoven  selbst  eine 
V^erlängerung  bestimmte,  die  einem  Ritardando 
gleichkommt.  Der  Schüler  erbat  sich  mein 
Exemplar  der  Bülow-Ausgabe  für  den  Abend, 
ging  damit  ins  Konzert;  Bülow  spielte  den 
ersten  Satz  ganz  unübertrefflich,  bei  den 
letzten  Takten  —  —  —  wurde  er  lang- 
samer; und  dennoch  klang  die  Stelle  wunder- 
voll: denn  er  hatte  zuerst,  als  die  linke  Hand 
über  dem  Tremolo  der  rechten  den  ge- 
brochenen Akkord  ausführte,  scharf  rhyth- 
misierend geeilt,  und  durch  das  Ritardando 
das  Gleichgewicht  wieder  hergestellt." 

Hier  sehen  wir,   wie   ein,  so  grosser,  so 
ganz  gründlich  zu  Werke   gehender  Künstler 
im  Momente  höherer  Anregung   seine   eigene 
Vorschrift   ausser   Acht  lässt,   der    Phantasie 
freien,  ungehemmten  Flug  gewährt   und  den- 
noch  dem    Charakter   der  Tondichtung  treu 
bleibt;    hier   sehen  wir,   wie  die  anfangs  ent- 
wickelten Prinzipien  Bülow's  im  Vergleich  zu 
den  jetzigen   nur  eine  dienende  Stellung  ein- 
nehmen; wie  sie  gleichsam  insofern  nur  rela- 
tiven   Wert    haben,     als     sie     die     zweck- 
entsprechendsten   Folien    darbieten    können, 
auf  welchen  sich  das  zuletzt  gekennzeichnete 
absolute  Ideal   der  nachschauenden  Phantasie 
lichtvoll  erhebt.  So  erscheinen  denn  in  Bülow's 
philosophisch  -  pädagogischen     Betrachtungen 
über  das  Klavierspiel  die   ersteren  Positionen 
als  das  Geländer,  an  welchem  sich  die  empfin- 
dende Phantasie    bei    ihrem    Gang   über  die 
Tiefen    und    Abgründe     des     musikalischen 
Genius    für   gewöhnlich    der  Regel   nach   zu 
halten  hat     —    Fühlt  sie   sich   im   Stadium 
höchster    Begeisterung    einmal    schwindelfrei, 
d.  h.  frei  von  „Gefühlsdusel",  also  stabil  ver- 
möge   dör    ihr    eingeborenen    rhythmischen 
Gesetze,    so    kann   sie  auch   ausnahmsweise 
einmal  für  einen  Augenblick  den  Gang  wagen, 
ohne  des  Geländers   sich   zu   bedienen.    Das 
sind  dann  gottbegnadete,  heilige  Augenblicke, 
in  welchen  wir  das  Flügelrauschen  des  Genius 
selbst  im  Herzen  vernehmen,  dieser  zu  seinen 
erwählten  Lieblingskindern  spricht  und  über- 
zeugend, ja  begeisternd  durch  sie  redet.    Das 
ist  dann  nicht  mehr  ein  Gang,   nein,   ein  be- 
gnadeter Flug  in  ungeahnte,  gcktliche  Reviere 
des  Tonreiches.  — 

In  der  reinen  Aussprache  der  Seele  und 
des  Geistes,  der  Wärme  und  des  Gefühls,  in 
der  Entfaltung  des  inneren  Lebens    mit   allen 


seinen  Gegensätzen  liegt  bei  der  Reproduktion 
das  Machtgeheimnis  des  rezeptiven  Genies, 
vielmehr  des  rezeptiven  Talentes  in  höchster 
Potenz  über  die  Herzen  der  Zuhörer;  aber 
nicht  bloss  darin,  auch  in  der  Entfaltung 
des  Adels  unverfälschter,  treuer  Gesinnung 
(d.  h.  der  Stiltreue)  dem  Autor  gegenüber. 
Das  Subjekt  kann  nur  an  dem  Objekt  zum 
Bewusstsein  seiner  selbst  gelangen,  und  so 
kann  sich  die  Hochblüte  idealer  Individualität 
nur  aus  der  innigsten  Vertiefung  in  das  Kunst- 
werk, aus  dem  liebevollen  Aufgehen  in  dem- 
selben ergeben.  „Die  verklärte  Auferstehung 
des  Subjekts"  ergibt  sich  nur  „als  Lohn  für 
seine  Hingebung  an  das  Objekt",  setzen  wir 
hier  hinzu,  an  die  Stilreinheit  des  Kunst- 
werks selbst.  Die  musikalische  Sub- 
jektivität hat  ihr  Geländer,  oft  auch  ihre 
Schranke  an  dem  Stil  der  Meister,  der  beim 
Vortrag  unter  allen  Umständen  zu  wahren 
ist.  Nur  bei  dem  bestimmten  Festhalten 
des  Stils  der  klassischen  und  modernen 
Meister  kann  einem  Ueberwiegen  subjektiver 
Willkür,  einem  Ueberschäumen  der  Sub- 
jektivität die  Spitze  geboten  werden.  Daher 
liess  Bülow  die  Meisterwerke  mit  scharfer 
Unterscheidung  ihres  individuellen  Charakters 
von  seinen  Schülern  interpretieren,  wie  er  es 
ja  selbst  tat,  und  drang  darauf,  dass  jeder 
Meister  in  der  Sphäre  seines  eigenen  Stiles 
dargestellt  wurde. 

Es  war  Bülow's  Grundsatz,  dass  die 
eigene  Individualität  nur  an  dem  Spalier  des 
Stiles  der  Meister  sich  zur  reifen  Frucht  ent- 
wickeln könne. 

Schumann  ist  nach  Bülow  ein  „Sen- 
timentaler", Mendelssohn  ein  „Naiver";  die 
Sphären  des  Stils,  in  denen  beide  vorzutragen 
sind,  haben  mit  einander  keine  Verwandtschaft. 
Mendelssohn  in  dem  Stil  Schumann's  wieder- 
zugeben, erzeuge  ein  widerwärtiges  Zerrbild, 
bei  dem  der  Hauptzug  Mendelssohn*s,  der 
seiner  Formenreinheit  und  -Schönheit,  völlig 
verloren  gehe.  Bülow  war  ja  ein  Feind  jeder 
überschwenglichen  Sentimentalität;  karrikierte 
Sentimentalität  war  ihm  die  Nachtseite  der 
wirklichen  Empfindung.  In  Bezug  auf  No.  1 
der  „Lieder  ohne  Worte"  pflegte  Bülow  zu 
sagen:  „Das  muss  wohl  rühren,  aber  nicht 
zu  Tränen."  Frei  von  jeder  „Empfindsam- 
keit" und  Empfindungssüchtelei,  obwohl  ge- 
wisse Mendelssohn  eigentümliche,häufig  wieder- 
kehrende Melismen  dazu  verführen  könnten, 
muss  Mendelssohn  wiedergegeben  werden, 
etwa    in     dem     klassischen    Stile    Mozart's. 


—    148    — 


Strenge  Taktobservanz,  Vermeidung  leiden- 
schaftlich erregter  Rubatos,  zu  häufiger  Ritar- 
dandos,  jeder  „prickelnden  Unruhe"  sind  ein 
Gegengewicht  gegen  die  hypersentimentale 
Auffassung,  der  man  leider  Mendelssohn  so 
oft  unterwirft.  Je  sauberer  die  Reinerhaltung 
der  Zeichnung  bei  Mendelssohn  geschieht,  um 
so  fruchtbarer  erweist  sich  das  Studium  der 
Mendelssohn'schen  Klaviermusik  für  äusserste 
Abschleifung  und  Verfeinerung  in  Anschlags- 
und Bewegungsschattierungen. 

Bei  Chopin  unterschied  Bülow  den 
aristokratischen  und  den  demokratischen 
oder  den  gesunden,  männlichen  vom 
krankhaften,  hysterischen.  Die  vier 
„Scherzo's"  und  die  vier  „Impromptu's",  die 
„Mazurka's"  sind  ihm  die  Ergüsse  des 
männlichen  Chopin.  „Bei  Chopin  braucht 
man  keinen  Verstandeswitz,  aber  Gef  ühls- 
witzl*  Nicht  in  allen  Stücken  war  „Chopin** 
für  Bülow  „die  Seele  des  Klavieres",  wie 
Rubinstein  „Chopin"  nennt.  Jedoch  vindi- 
ziert er  ihm  das  Verdienst,  die  Grenzen  der 
Klaviermusik  und  Orchestermusik  festgelegt 
zu  haben,  welche  durch  Schumann  zum 
Nachteil  beider  Gebiete  verwischt  worden  seien. 
Mozart  war  Bülow  der  „Rafael"  in  der  Musik, 
der  selbst  in  den  Klaviersonaten  nicht  eines 
dramatischen  Zuges  entbehrte.  Das  „Rondo" 
in  A-moU  war  für  ihn  ein  kleines  Kabinett- 
stück, das  seinesgleichen  suchte;  seine  gefühl- 
volle Wiedergabe  ein  Probierstein  für  das 
musikalische  Talent  überhaupt.  In  Bach  und 
Beethoven  dagegen  fand  Bülow  die  ganze 
Welt  der  Tonempfindungen  in  umfassendster 


Weise  auseinandergelegt;  schon  in  Bach  fand 
er  hin  und  wieder  ein  humoristisches  Element 
vertreten;  in  der  „Gavotte"  G-moll: 

L.  H. 


ist  die  Stelle  zu  spielen  „als  wenn  man  auf 
einem  Beine,  tanztef'  Bach  ist  Bülow  eigent- 
lich der  richtige  Zukunftsmusiker,  in  dem  sich 
schon  Ansätze  zu  Tristan  und  Isolde  vor- 
finden. „Sie  müssen",  rief  Bülow  seinen 
Schülern  zu,  „Bach 's  Cantaten  studieren;  er 
war  ein  wunderbarer  Deklamator,  er  ver- 
schmolz Wort  und  Ton  wie  nach  ihm,  nur 
noch  Richard  Wagner"  —  Und  Beethoven 
war  für  Bülow  endlich  die  Inkarnation  der 
Musik  überhaupt;  der  Repräsentant  fast  sämt- 
licher möglicher  Stilarten,  das  Evangelium  in 
der  Musik,  das  nicht  vergehen  kann,  sondern 
ewiglich  bleibt.  Nur  ein  Beh'errscher  sämt- 
licher Stilarten  kann  daher  Bach  und  Beethoven 
allein  richtig  spielen. 

Fassen  wir  endlich  zusammen:  Freieste 
Entfaltung  der  Individualität  an  dem 
Stil  des  objektiven  Kunstwerks,  der  seinerseits 
nur  auf  Grund  der  tiefsten  Einsicht  in 
dasselbe  erkannt  und  dargestellt  werden  kann: 
freieste  Rekomposition  auf  Grund  der 
eingehendsten  Analyse  (Dekomposition)  und 
auf  Grund  der  Beherrschung  aller  erforderlichen 
technischen  Mittel  —  das  ist  also  nach  obigen 
Auseinandersetzungen  das  Ziel  aller  Klavier- 
pädagogik nach  der  Bülow'schen  Kunst- 
anschauung. — 


ß^i*  ^ecbat)isn)us  des  it)usll<a1lscbef)  Ausdrucks. 

Jlii$  m.  3aeir$  mCa  Mnisique  et  la  »sycbopDysioloflie^ 

Debersetzt  von 
F.  Kromayer.*) 


II. 


Die   Aufmerksamkeit   und  der  Muskelsinn. 

Ampere  hat  zuerst  festgestellt,  welche  .Ver- 
änderung auf  unsere  augenblicklichen  Empfindungen 
hervorgebracht  wird  durch  die  vorangegangenen 
Empfindungen,  die  uns  mehr  sehen  lassen,  als  wir  , 
wirklich  sehen,  mehr  hören  lassen,  als  wir  wirklich 
hören.** 

Gerade  diese  wachsende  Rmpfänglichkeit  unseres 
Organismus  ist  die  Grundlage  jeder  künstlerischen 

*)  Vergl.  den  Artikel  in  No.  1  d.  J. 


Erziehung  und  wird  immer  in  Einklang  stehen 
mit  der  Aufmerksamkeit,  die  man  dem  Studium 
zuwendet. 

•Unsere  Kräfte  sind  zwar  begrenzt,  aber  wie 
grosse  Ersparnisse  lassen  sich  bei  dem  Verbrauch 
dieser  Kräfte  erzielen!  Nicht  um  sie  weniger, 
sondern  um  sie  auf  bessere  Art  auszunützen.  Diese 
bessere  Verwertung  unserer  ELräfte  kann  bei  dem 
Musikstudium  durch  eine  gründliche  Kenntnis 
unseres  Organismus  erworben  werden.  Sie  lehrt 
uns,  dass  der  Kunstsinn,  welcher  sich  nicht  direkt 


-     149     — 


mitteilen  lässt,  durch  das  Stadium  zu  erwerben 
ist,  da  es  denselben  praktisch  vermittelt.  Eihaut 
sagt*):  .Wenn  ein  oder  zwei  unserer  Sinne  von 
besonderer  Feinheit  sind,  so  kann  sich  dadurch  der 
ganze  geistige  und  moralische  Charakter  verändern.^ 

Diese  Verfeinerung  kann  das  Studium  der 
Kunst  für  alle  Organe  durch  eine  vernünftige  Be- 
wegungstätigkeit erreichen.  Jedes  Kunststudium, 
welches  auf  materieller  Tätigkeit  beruht,  kann 
den  sich  ihm  hingebenden  Willen  in  ein  bewusstes 
Verständnis  umgestalten.  Dieses  Verständnis  beruht 
in  einer  fortschreitenden  Bichtigstellung  falscher 
Bewegungen,  es  ist  der  Kampf  des  einsichtsvollen 
Willens  geg^n  einen  noch  ungeeigneten  Organismus. 
Das  Maximum  des  angewandten  Verständnisses 
stimmt  bei  der  Bewegungstätigkeit  mit  dem 
Minimum  der  verbrauchten  Kräfte  überein.  Das 
Maximum  verlorener  Kräfte  ist  gleichbedeutend 
mit  Verständnislosigkeit.  Gelangt  der  Schüler 
durch  fleissige  Arbeit  dahin,  dieses  Maximum  um 
einen  Grad  zu  verringern,  so  hat  er  einen  Grad 
bewussten  Verständnisses  erworben;  sobald  dieser 
erste  Schritt  getan  ist,  dehnt  sich  der  Weg  vor 
ihm  ins  Unendliche.  Die  Vorgänge  bei  den  Fort- 
schritten sind  für  alle  die  gleichen,  diejenigen, 
welche  mehr  Energie  entwickeln,  kommen  schneller 
vorwärts,  die  anderen  langsamer. 

Bei  dem  Klavierstudium  liegt  der  Anfang  des 
Verständnisses  in  der  Muskeltätigkeit  der  Finger, 
deren  £nt Wickelung  den  richtigen  Massstab  für 
die  Bestimmung  der  Gehimtätigkeit  darbietet. 
Die  Aufmerksamkeit  stimmt  mit  der  Muskelspannung 
überein,  wie  der  Unterschied  in  der  Temperatur 
mit  den  Graden  des  Thermometers.  Das  Klavier- 
spiel bietet  uns  also  gewissermassen  die  Möglich- 
keit, unsere  Aufmerksamkeit  und  unsere  Gehim- 
tätigkeit in  demselben  Masse  zu  vermehren,  wie 
es  die  Mnskelspannung  unserer  Finger  stärkt. 
Dieser  psycho-physiologische  Prozess  ist  wenig 
bekannt,  denn  es  lässt  sich  auch  bei  schlaffer  oder 
schlecht  verwendeter  Muskeltätigkeit  und  durch 
falsch  geleitete  Uebungen  eine  grosse  Finger- 
fertigkeit erzielen.  Der  Organismus  dieser  Spieler 
trägt  eine  Negation  der  Kunst  in  sich  selbst.  £r 
gleicht  einer  Harfe,  deren  Saiten  verzerrt  oder 
schlecht  gestinunt  sind.  Um  künstlerisch  zu 
spielen,  muss  man  selbst  harmonisch  vibrieren. 
Die  Mnskeltätigkeit  kann  durch  das  Klavierspiel 
ins  Unendliche  vervollkommnet  werden,  nichts- 
destoweniger begnügt  man  sich  gewöhnlich  mit 
einer  sehr  oberflächlichen  und  sogar  schädlichen 
Entwicklung,  welche  die  Dauer  des  Stadiums  ver- 
längert, ohne  Nutzen  zu  bringen.  Um  einen 
einzigen  Ton  hervorzubringen,  lehrt  man  dem 
Finger  zwei  Bewegungen,  die  einander  entgegen- 
gesetzt sind.  Statt  diese  beiden  Bewegungen  mit 
Geschicklichkeit  handhaben  zu  lernen,  kann  man 
sein   Muskelsystem    unendlich    verbessern,    wenn 


Physiologie  de  l'attention. 


jede  Fingerbewegung  so  dirigiert  wird,  dass  sie 
die  Kraft  verstärkt,  welche  sie  hervorbringt. 
Es  muss  deshalb  das  gewöhnliche  Hin  und  Her 
der  Anschlagsbewegungen  durch  Rundbewegung 
der  Fingerspitzen  ersetzt  werden,  die  beim 
Herunterdrücken  der  Taste  herabgleiten.  Forkel 
sagt  in  seiner  Biographie  von  J.  S.  Bach 
bei  der  Analyse  seines  Anschlags:  Der  Druck  der 
Taste  muss  gleichmässig  bleiben,  deshalb  darf  der 
Finger  sich  nicht  senkrecht  von  der  Taste  erheben, 
sondern  muss  langsam  auf  der  Taste  hingleiten, 
indem  er  sich  allmählich  nach  der  Handwurzel  um- 
biegt. Je  kleiner  eine  Biegung  ist,  desto  mehr 
Aufmerksamkeit  ist  ihr  zu  schenken,  und  um 
einen  Begriff  von  ihrer  Vielseitigkeit  zu  bekommen, 
muss  man  ihren  Mechanismus  zergliedern.  Wenn 
wir  eine  Taste  künstlerisch  herunterdrücken  wollen, 
kann  die  angeborene  Schwäche  unserer  Muskeln 
sich  auf  vierfache  Weise  bemerklich  machen: 

1.  Durch  die  mangelhafte  Unbeweglichkeit 
vor  der  Anschlagsbewegung. 

2  Durch  die  Langsamkeit  der  Anschlagsbe- 
wegung selbst. 

3.  Durch  die  mangelhafte  Reaktion  des  Fingers 
nach  der  Anschlagsbewegung. 

4.  Darch  die  Unmöglichkeit,  die  Unbeweglich- 
keit einiger  Finger  mit  der  Bewegungstätigkeit 
der  andern  in  Einklang  zu  bringen. 

I.  Die  Unbeweglichkeit  der  Muskeln. 
„Man  darf  behaupten,  dass  die  Uebung  der 
Unbeweglichkeit  die  vorteilhafteste  Uebung  für 
die  Entwicklung  des  Verstandes  ist;  eine  Erziehung, 
welche  diese  Uebung  vernachlässigt,  schädigt  die 
Aufmerksamkeit  und  ist  eine  rückschrittliche  Er- 
ziehung."*) Es  gibt  Physiologen,  welche  die  ab- 
sichtliche Unbeweglichkeit  der  Muskeln  mit  der 
Buhe  der  Muskeln  verwechselt  haben.  Dieselbe 
Verwirrung  herrscht  beim  Klavierunterricht,  wo 
die  Unbeweglichkeit  der  Finger  mit  Unrecht  nicht 
in  dieser  Weise  gepflegt  wird,  wie  ihre  Tätigkeit. 
Vielleicht  wollte  man  früher  das  Prinzip  der  Un- 
beweglichkeit durch  jene  Uebungen  entwickeln, 
bei  denen  einige  Finger  die  Tasten  herunterdrückten, 
während  andere  Anschlagsbewegungen  ausführten. 
Aber  gerade  diese,  durch  das  Aufdrücken  der 
Finger  hervorgebrachte  Unbeweglichkeit  stellt  die 
Ruhe,  d.  h.  den  Schlaf  der  Organe  dar.  Sie  hat 
nichts  gemein  mit  der  Unbeweglichkeit,  welche 
der  Muskelspannung  entstammt  und  welche  für 
die  organisshe  Entwicklung  ausschlaggebend  ist, 
weil  die  statische  Tätigkeit  (die  Unbeweglichkeit), 
wie  Beclard  bewiesen  hat,  mehr  Energie  erzeugt 
und  die  Temperatur  der  Muskeln  erhöht,  als  die 
dynamische  Tätigkeit  (die  Bewegung).  Weil  die 
Unbeweglichkeit  der  Hand  die  Unbeweglichkeit 
des  ganzen  Körpers  erfordert,  so  hat  das  Klavier- 
spiel die  allgemeine  Mnskelspannung  zur  physio- 
logischen   Bedingung;    aber    natürlich    lässt    sich 

*)  Ch.  Ferö:  La  Pathologie  des  ömotions. 


—     150     — 


die  Dauer  dieser  freiwilligen  ünbewegllchkeit  nur 
dann  ausdehnen,  wenn  gnte,  nervenstarke,  wohl- 
genährte Muskeln  vorhanden  sind.*)  Das  Klavier- 
spiel  hilft  uns  diese  guten  Muskeln  entwickeln, 
wenn  der  Spieler  vor  der  Anschlagsbewegung 
jedes  Fingers  den  vom  Gehirn  ausgehenden  Be- 
wegnngsbefehl  in  einem  besonderen  Zustand  der 
Vorbereitung  erwartet,  der  ihn  befähigt,  demselben 
augenblicklich  zu  gehorchen.  Das  chronische 
Vorauseilen  der  linken  Hand  vor  der  rechten  bei 
der  Anschlagsbewegung  ist  ein  allgemein  be- 
kannter Fehler.  Ein  weniger  bekannter  Fehler 
ist  das  Vorauseilen  der  rechten  Hand  bei  der  An- 
schlagsbewegung vor  unserem  eigenen  Willen. 
Wenn  die  Finger  stark  aufgehoben  werden,  so 
kann  man  mit  Leichtigkeit  feststellen,  dass  die 
Abwärtsbewegung  nicht  in  demselben  Augenblick 
erfolgt,  wie  die  Anschlagsbewegung,  sondern  be- 
deutend früher.  Der  Spieler  kennt  gewöhnlich 
diese  Bewegung^schwächen  nicht,  welche  durch 
die  Uebung  der  Unbeweglichkeit  und  durch  die 
Vervollkommnung  der  geistigen  Vorstellung  der 
Bewegung  verbessert  werden  müssen,  denn  „die 
Energie  einer  Bewegung  hängt  von  der  geistigen 
Vorstellung  dieser  Bewegung  ab."**)  Es  ist  sehr 
wichtig,  diese  Beziehung  zu  den  geistigen  Vor- 
stellungen zu  erklären,  da  sie  in  Widerspruch  zu 
dem  relativen  ünbewusstsein  zu  stehen  scheinen, 
das  man  gewöhnlich  den  mechanischen  Bewegungen 
zugesteht,  die  durch  andauernde  Uebung  den  Or- 
ganen  übertragen  und  von  M.  Marey  folgen der- 
massen  definiert  werden:  „Manche  Physiologen, 
und  wir  mit  ihnen,  sind  der  Meinung,  dass  im 
Gehirn  und  Bückenmark  Zentren  der  Nerventätig- 
keit bestehen,  welche  infolge  von  G^ewöhnung  ge- 
wisse Eigenschaften  annehmen.  Sie  erwerben  die 
Fähigkeit,  verschiedene  Bewegungsgruppen  zu 
leiten  und  einander  beizuordnen,  ohne  volle  Mit- 
wirkung desjenigen  Teils  im  Gehirn,  welcher  die 
bewusste  üeberlegung  unserer  Handlungen  bewirkt.** 
Gerade  weil  diese  Tatsachen  physiologisch  wahr 
sind,  ist  es  wichtig,  ihren  verderblichen  Einfluss 
festzustellen,  denn  das  Musikstudium  soll  gerade 
mit  diesem  Teil  des  G«hims  betrieben  werden, 
welcher  die  Üeberlegung  und  das  Bewusstsein 
leitet.  „Erkenne  Dich  selbst**  ist  die  vorzüglichste 
Vorschrift  für  alle,  welche  Musik  studieren  wollen. 
Eine  Bewegung  von  grosser  Schnelligkeit  auf 
einen  bestimmten  Punkt  richten  zu  können,  ist 
ein  Beweis  von  Vervollkommnung,  denn  ehe  man 
auch  nur  eine  Taste  mit  dem  Finger  künstlerisch 
herunterdrücken  kann,  muss  man  den  Gehim- 
befebl  zu  dieser  Handlung  und  die  physiologischen 
Bedingungen,  unter  denen  er  ausgeführt  wird, 
durch  angestrengte  Üeberlegung  regeln.  Die  halb 
bewusste  Bewegung  ist  also  absolut  unverträglich 
mit    der    Vervollkommnung    derselben.      Um    zu 


*)  F^rö:  La  pathologie  des  ^motions. 
*♦)  FM:  Sensation  et  mouvement. 


wissen,  dass  man  unvollkommen  ist,  musB  man 
sich  erkennen,  um  sich  zu  bessern,  muss  man  sich 
besiegen,  um  sich  besiegen  zu  können,  muss  man 
wissen,  worin  die  Vervollkommnung  besteht,  und 
sie  zur  Ausführung  bringen.  Das  ist  die  Aufgabe 
des  Studiums. 

U.  Langsamkeit  der  Fingerbewegung 
beim  Anschlag. 

Die  Energie  der  Bewegung  hängt  von  der  In- 
tensisät  der  geistigen  Vorstellung  dieser  Bewegung 
ab.  Im  vorhergehenden  Abschnitt  ist  diese  Ver- 
vollkommnung unter  dem  statischen  Einfluss  der 
Muskeln  als  erste  Bedingung  für  die  Vervoll- 
kommnung des  Anschlags  dargestellt.  Je  mehr 
der  Charakter  der  Anschlagsbewegung  sich  unter 
dem  Fortschritt  der  Schnelligkeit  in  den  Muskel- 
bewegungen verändert,  umsomehr  wird  der  Spieler 
fühlen,  dass  jedes  noch  so  kleine  Organ,  wenn  es 
sich  schnell  bewegt,  bestrebt  ist,  alle  anderen  Be- 
wegungsorgane mit  sich  in  gleiches  Tempo  zu 
bringen.  Man  bringt  also  mittelst  eines  ausser- 
ordentlich schnellen  Herunterdrückens  der  Taste 
starke  Gefühls-  und  Gehirnreaktionen  hervor. 

Wenn  diese  leichte  Bewegung  des  Tasten- 
anschla^  mit  g^össter  Schnelligkeit  ausgefühit 
wird,  so  veranlasst  sie  eine  vibrierende  Erschütterung, 
welche  augenblicklich  die  ganze  Muskulatur  des 
Körpers  durchläuft.  Die  Anschlagsbewegung  in 
der  gebogenen  Linie,  welche  die  Fingerspitze  an- 
gibt, soll  möglich  wenig  Gewicht  enthalten,  als 
ob  sie  nur  einen  sehr  schwachen  Widerstand  zu  be- 
siegen hätte.  Der  Einfluss  der  Schwere  muss 
durch  die  Arbeit  entfernt  werden,  denn  die  Schwere 
ohne  Gegengewicht  ist  unkünstlerisch,  und  mit 
Gegengewicht*)  verhindert  sie  die  Schnelligkeit. 
Diese  leichte  Bewegung,  bei  der  man  durch  eine 
vielseitige  Anstrengung  das  schnellste  Herunter- 
drücken der  Taste  ohne  Grewichtsverbrauch  zu  er- 
reichen sucht,  bildet  das  Bewegungsproblem  des 
Studiums.  Das  heisst  also,  dass  es,  um  die  Organe 
des  Wohlklangs  auszubilden,  darauf  ankommt, 
so  zu  arbeiten,  dass  man  beim  Herunterdrücken 
einer  Taste  wenig  Ton  hervorbringt,  damit  man 
alle  Kräfte  der  Organe  darauf  verwenden  kann, 
die  Bewegung  selbst  zu  vervollkommnen. 

ni.  Das  fehlerhafte  Zurückziehen  nach 
dem  Anschlag. 

Die  Vervollkommnung  dieses  Zurückziehens 
ist  von  der  grössten  Wichtigkeit  beim  Spiel.  Die 
Klangfarbe  wird  zum  Teil  durch  den  Charakter 
dieses  Zurückziehens  bedingt. 

Diese  Tatsache  ist  durch  eine  Erfindung 
M.  Carpentiers  festgestellt,  dessen  „Melotrope* 
nicht  nur  die  genaue  Wiedergabe  des  Klavier- 
spiels, sondern  auch  die  der  Klangfarbe  vermittelt. 

*)  Siehe  Marie  Jaell:  Le  Toucher,  ^ouveaux 
principes  elömentaires  pour  Tenseignement  du  piano. 


—     151     — 


Bei  jedem  Spiel  entfaltet  sich  eine  doppelte 
Wirkung:  dorch  gewisse  Bewegungen  den  Ton 
hervorbringen,  darch  gewisse  andere  ihn  zerstören. 
Die  Beziehungen  dieser  doppelten  Wirkungen  zu 
einander  sind  so  unlöslich,  dass  schlecht  zerstören 
soviel  heisst,  wie  vergebens  gut  hervorbringen. 
Es  ist  wichtig,  hier  daran  zu  erinnern,  dass  beim 
Studium  die  Zusammenziehung  des  Fingers  mit 
dem  Gefähl  gemacht  werden  muss,  als  wäre  ein 
grosser  Widerstand  zu  besiegen,  damit  durch  einen 
uiwiderstehlichen  Impuls  die  Gelenke  gesclimeidig 
gemacht  werden  welche  die  Finger  mit  der  Hand 
verbinden.  Durch  Anwendung  dieses  Verfahrens 
nimmt  die  fortschreitende  Umbildung  der  Muskel- 
spannung einen  so  energischen  Charakter  au,  dass 
sogar  die  Form  der  Hand  ihrem  Einfluss  nicht 
entgeht.  Die  Resultate  werden  durch  1—2  Stunden 
täglicher  Arbeit  erreicht.  Drei  Stunden  täglichen 
üebens  ist  das  nicht  zu  tiberschreitende  Maximum, 
das  in  drei  gleiche  Zeiträume  zu  teilen  ist. 

IV.  Die  Unbeweglichkeit  gewisser  Finger 

in  Verbindung  mit  der  Bewegungstätigkeit 

gewisser  anderer. 

Die  zehn   Finger  sind  zehn  Persönlichkeiten, 

von  denen  jeder  für   sich  dem  Befehl  gehorchen 


muss,  den  er  empfängt,  ohne  sich  um  die  Befehle 
zu  kümmern,  die  seine  Nachbarn  erhalten.  Wenn 
bedacht  wird,  dass  der  Ausgangspunkt  für  die  ge- 
ringste Bewegung  der  Finger  und  ihrer  Glieder 
sich  in  den  langen  Armsebnen  befindet,  so  ist  die 
Schwierigkeit  der  Aufgabe  begreiflich  und  die  ge- 
meinschaftlichen Bewegungen,  welche  dabei  her- 
vortreten, nicht  zu  verwundern.  Je  mehr  es  aber 
gelingt,  die  Finger  zu  individuellem  Bewusstsein 
zu  erziehen  dadurch,  dass  sie  unabhängig  von  ein- 
ander gemacht  werden,  umsomehr  wird  die  statische 
Konzeutrationskraft  derjenigen,  welche  unbeweglich 
bleiben,  die  Bewegungskraft  und  Pünktlichkeit 
der  anderen  vermehren.  Die  geringste  Mitbewegung, 
welche  ein  Finger  macht,  bedeutet  also  nicht  nur 
für  diesen  Finger  selbst  einen  Kraftverlust,  sondern 
auch  für  denjenigen,  welcher  sich  bewegen  soll. 
Da  die  ganze  Muskulatur  des  Organismus  in  der 
Biegung  oder  Spannung  eines  Fingers  darauf  an- 
gelegt ist,  das  Maximum  verwendbarer  Kraft  zu 
entfalten,  so  haben  die  geringsten  Bewegungs- 
fehler eine  ganz  besondere  Wichtigkeit.  Wer  die 
Schwierigkeiten  der  Anschlagsbewegung  über- 
wunden hat,  für  den  ist  im  Prinzip  die  Schwierig- 
keit des  musikalischen  Ausdrucks  gehoben. 


^usl1<pädagog!scbeF  Verband. 

näcftste  JlttTgabe». 

Aus  dem  Protokoll  BUflammengeBtellt 

von 

Anna  Jüorseh. 


Der  Vorstand  beschäftigte  sich  in  seiner  letzten 
Sitzung  eingehend  mit  einem  Antrage  von  Herrn 
Mnsikditektor   Mengewein.     Derselbe    lautet: 

Nachdem  der  Vorstand  die  Prüfungsordnung 
aufgestellt  hat,  ist  es  notwendig,  das  Lehr-  und 
Lemmaterial  für  die  einzelnen  Seminarklassen  zu 
bestimmen.  Die  Fächer,  welche  in  Betracht 
kommen,  sind  folgende: 

L  Hauptinstrument   (Klavier,  Violine, 
Violoncello,  Orgel,  Gesang  u.  s.  w.). 

II.  Ensemblespiel. 

III.  Chorgesang. 

IV.  Musikgeschichte. 
V.  Theorie  derMusik. 

VI.  Pädagogik  und  Methodik. 
VII.  Physiologie    und     Psychologie, 
soweit     dieselben     für    das    musikalische 
Studium  in  Betracht  kommen. 
VUI.  Formenlehre. 
IX.  Aesthetik. 

X.  Bildung  des  musikalischen  Ge- 
hörs (Musikdiktat). 
Da  es  zur  Erreichung   der  Ziele,    welche  für 
die  Prüfungen  gesteckt  sind,  unerlässlich  ist: 


1.  das  Lehrpensum  für  jedes  einzelne  Semester 
mit  Untereinteilungen  festzustellen, 

2.  geeignete  Lehrbücher  auszuwählen,  oder, 
wofern  solche  noch  nicht  vorhanden  sind, 
für  deren  Schaffung  Sorge  zu  tragen, 

so  stelle  ich  den  Antrag,  der  Vorstand  des 
Musikpädagogischen  Verbandes  wolle  be- 
schliessen,  neben  der  bereits  für  die  Lehrpläne 
eingesetzten  Kommission  noch  eine  zweite  zu 
bilden,  welche  sich  sogleich  der  Aufgabe 
unterzieht,  die  für  Punkt  2  nötigen, 
hochwichtigen  Arbeiten  zu  erledigen. 

Hr.  Mengewein  begründete  seinen  Antrag 
noch  mit  folgenden  Ausführungen:  Wir  haben  in 
den  Satzungen  die  Gedanken,  die  uns  zu 
unserem  Zusammenschluss  bewogen,  und  in  der 
Prüfungsordnung  einen  Teil  der  zu  er- 
strebenden Ziele  niedergelegt.  Es  gilt  jetzt  für 
dieses  Prüfungsziel  die  Pfade  aufzufinden,  die 
sicher  zu  demselben  hinleiten.  Für  die  „Lehr- 
pläne^*  sind  durch  die  erwähnte  Kommission  und 
durch  freiwillige,  mit  Dank  aufgenommene  Mit^ 
arbeit  die  Vorarbeiten  bereits  tüchtig  gefördert; 
der  Stoff  für  die  praktischen  Fächer   ist   reichlich 


—     152 


vorhanden,  die  Schwierigkeit  seiner  Gruppierung 
liegt  nur  in  der  überreichen  FtUle  des  Materials. 
Ein  entgegengesetztes  Bild  bieten  jedoch  die 
wissenschaftlichen  Disziplinen.  Wir  besitzen  für 
einige  ungenügende,  für  andere  überhaupt 
weder  Lehrbücher,  noch  methodische 
Anweisungen  über  die  Handhabung  des  Unter- 
richts. Für  Musikgeschichte,  Formen- 
lehre und  Theorie  sind  zwar  genügende 
Schriften  und  Methoden  vorhanden,  doch  bedarf 
es  hier  noch  sehr  der  ordnenden  Hand,  die 
den  Stoff  schulgemäss  in  Semester  un  1  ünterein- 
teilungen  gliedert.  Viel  dürftiger  sieht  es  aber  auf 
den  übrigen  Gebieten  aus.  Für  die  musikalische 
Pädagogik,  Psychologie,  Aesthetik 
fehlt  jegliches  Lehrbuch,  und  jeder  Pädagoge,  dem 
diese  Fächer  auf  dem  Konservatorium  anvertraut 
sind,  muss  sich  in  mühseliger  Arbeit  den  Stoff 
selbst  zusammentragen.  Dem  musikpädagogischen 
Verbände  erwächst  hier  eine  grosse  und  schöne 
Aufgabe.  Es  gilt  einerseits,  den  vorhandenen 
Stoff  für  die  Musikwissenschaften:  Theorie, 
Formenlehre  und  Musikgeschichte 
gründlich  durchzuarbeiten,  praktische  Lehrbücher 
für  diese  Gebiete  zu  verfassen  und  fest  umrissene 
Lehrpläne  zu  entwerfen ;  andererseits  handelt 
es  sich  um  Neuschaffungen  für  die  oben  er- 
wähnten pädagogischen ,  psychologischen  und 
ästhetischen  Gebiete.  Hier  bedürfen  wir  des  Zu- 
sammenwirkens vieler  Kräfte ;  es  wird  nötig  sein,  eine 
Reihe  tüchtiger  Fachleute  zur  Mitarbeit  heranzu- 
ziehen, um  allseitig  befriedigende  Resultate  zu  er- 
zielen. Hr.  Direktor  Mengewein  weist  bezüglich 
des  letzteren  Vorschlages  auf  die  Taktik  der 
Wissenschaftler,  z  B.  der  Aerzte  hin.  Sie  sind 
längst  davon  abgekommen,  bei  vorliegenden  Auf- 
gaben, wenn  es  gilt,  für  ein  Spezialgebiet  ein 
wissenschaftliches  Lehrbuch  herauszugeben,  diese 
Arbeit  einem  Einzelnen  anzuvertrauen;  es  wird 
vielmehr  ein  ganzer  Kreis  von  Fachleuten  damit 
betraut.  Nun  bearbeitet  jeder  selbstverständlich 
das  Gebiet,  welches  sein  spezielles  Interesse 
von  jeher  gefesselt,  mit  besonderer  Vorliebe,  es 
entsteht  ein  Gtesamtwerk,  das,  voll  lebendiger 
Eigenart,  den  Stoff  aufs  Gründlichste  erschöpft, 
ausserdem  aber  von  vornherein  durch  die  zahl- 
reiche Mitarbeiterschaft  einen  viel  grösseren 
Interessentenkreis  findet,  als  das  Werk  einer  einzelnen 
Persönlichkeit.  Wir  können  nichts  Besseres  tun, 
als  uns  solchem  erprobten  Vorgehen  anzuschliessen, 
wecken  wir  also   das  Interesse  der  Kollegen   zur 


Förderung  unseres  Werkes,  und  ich  bin  überzeugt, 
dass  der  Erfolg  ein  günstiger  sein  wird." 

Der  Antrag  von  Hm.  Dir.  Mengewein  fand 
lebhafte  Sympathie  und  veranlasste  eine  angereg^te 
Diskussion  über  einzelne  Abschnitte.  Es  wurde 
besonders  erwogen,  ob  es  nicht  möglich  sei,  den 
Theorieklassenunterricht  fesselnder  zu  gestalten, 
die  Theorie  mehr  mit  der  Praxis  zu  verbinden. 
Die  Erfahrung  lehrt,  dass  bei  jedem  beginnenden 
Semester  die  Theorieklassen  der  Konservatorien 
voll  besetzt  sind,  dass  die  Schüler  sich  aber  nach 
und  nach  verlieren  und  der  Lehrer  schliesslich  vor 
leeren  Bänken  doziert.  Es  liegt  einerseits  in  dem 
Unvermögen  Einzelner,  dem  Lehrgang  zu  folgen, 
andererseits,  und  zwar  überwiegend,  in  der  wenig 
fesselnden  Ijehrform,  bei  der  sich  dem  Schüler  das 
Gefühl  von  üeberflüssigsein  aufdrängt,  weü  er 
keinen  verbindenden  Pfad  von  der  Theorie  zu 
seinen  praktischen  Studien  findet.  Die  Erscheinung 
wiederholt  sich  bei  allen  Lehrmethoden,  gleichviel, 
ob  der  Lehrer  nach  Richter,  Jadassohn,  Bussler, 
Riemann  oder  anderen  theoretischen  Werken  unter- 
richtet. Es  scheint  demgemäss  dringend  geboten, 
auch  hier  den  Hebel  anzusetzen,  um  dem  w^ich- 
tigsten  Zweige  der  Musikwissenschaft  frischeres, 
kräftiger  pulsierendes  Leben  zuzuführen. 

In  ähnlicher  Weise  wurde  über  sämtliche 
Fächer  beraten  und  der  Beschluss  gefasst,  zunächst 
die  vorhandene  Literatur  durchzuforschen  und  in 
einer  späteren  Sitzung  über  ihre  praktische  Ver- 
wendbarkeit abzustimmen,  ferner  aber  den  Appell 
an  die  Musikpädagogen  zu  richten,  Beiträge  zu  den 
geplanten  wissenschaftlichen  Lehrbüchern  einzu- 
reichen, besondere  Arbeiten  für  die  einzelnen 
Zweige  zu  übernehmen  um  dadurch  dasjenige 
umfassende  Material  zu  gewinnen,  das  zur  Aus- 
gestaltung der  Seminare  so  unerlässlich  ist. 

Die  Veröffentlichung  aller  Arbeiten,  soweit  sie 
den  obigen  Anforderungen  entsprechen,  ist  in  Aus- 
sicht genommen,  und  mit  diesem  Beschluss  kommt 
ein  früherer  Antrag  von  Hrn.  HeinrichPeters, 
Gelsenkirchen,  zugleich  mit  zur  Erledigang. 
Er  plädierte  dafür,  dass  alle  wichtigen  Reform- 
fragen und  ihre  Lösungen  auch  dem  Publikum 
bekannt  gemacht  würden,  und  schlug  dafür 
die  Form  von  Flugblättern  vor.  Ob  nun 
diese  oder  eine  andere  Form  gewählt  wird,  jedenfalls 
wird  es  sich  der  musikpädagogische  Verband  ange- 
legen sein  lassen,  nach  Erledigung  wichtiger  Fragen 
auch  das  Publikum  mit  seinen  Reformplänen  in  ans> 
giebiger  Weise  vertraut  zu  machen. 


Mitteilungen 


von  Hoohsohulen   und  Konservatorien. 

Prof.     Dr.    J.    Gänsbacher,    langjähriger      der  Musikfreunde   eingereicht   und  wird  mit  Ende 

Lehrer  des  Sologesanges  am  Wiener  Konser-      des    Schuljahres    aus    seinem    Amte   scheiden.    — 

V  a  t  o  r  i  u  m ,  hat  aus  Gesundheitsrücksichten  seine      Josef  Gänsbacher  wurde  im   Jahre  1829   in  Wien 

Pensionierung   beim    Direktorium   der  Gesellschaft      als  Sohn  des  Kirchenkomponisten  und  DomkapeLl- 


—     153     — 


meifiters  JohannGänsbacher  geboren.  Seinen 
ersten  Mnsikunterrlcht  erhielt  er  von  seinem  Vater 
und  stadierte  dann  nnter  anderen  bei  Hollnb  nnd 
Gentiliromo.  F<ir  die  joridisclie  Laufbahn  bestimmt, 
promovierte  er  im  Jahre  1855,  wendete  sich  aber 
ausschliesslich  der  Musik  zn  nnd  bekleidete  seit  dem 
Jahre  1876  die  Stelle  eines  Professors  des  Solo- 
gesanges am  Konservatorium.  Er  war  auch  als 
schaffender  Tonkünstler  t&tig,  schrieb  viele  Lieder, 
darunter  manche  äusserst  geschätzte,  und  be- 
arbeitete schottische  Volkslieder  für  das  Pianoforte. 
Sein  Freundschaftsverhältnis  zu  Brahms  ist  bekannt. 
Von  seinen  hervorragendsten  Schülern  seien  genannt: 
Marie  Wilt,  Hermine  Braga,  MilkaTernina, 
Nikolaus  HothmÜhl,  Franz  Naval  und 
Leopold  Demuth. 

Die  Pianistin  Maria  Gerdes-Bauter  hat  in 
Bremen  unter  dem  Namen  „Liszt- Akademie" 
eine  Schule  zur  vollständigen  künstlerischen  Aus- 
bildung im  Klavierspiel  eröffnet.  Die  Dame  hat 
bei  den  Professoren  Xaver  Scharwenka  und 


Wi  Ihelm  Berger  und  der  Hofpianistin 
Martha  Bemmert  —  einer  der  hervorragendsten 
Schülerinnen  Franz  Liszt's  —  studiert,  so  dass  sie  be- 
fähigt ist,  ihren  Schülern  eine  gründliche  Aus- 
bildung zu  teil  werden  zu  lassen,  sowohl  in 
technisch  virtuoser  als  in  musikalisch  künstlerischer 
Beziehung. 

Die  früher  bereits  angekündigten  Ferien- 
kurse von  Fr.  Dr.  Luise  Krause  nach  ihrem 
preisgekrönten  Anschauungsunterricht  beginnen 
am  1.  Juni  und  dauern  nach  Zahl  der  wöchent- 
lichen Stunden  1  bis  2  Monate.  Der  Unterricht 
wird  auch  in  englischer  Sprache  erteilt;  dieüeber- 
setzung  des  methodischen  Werkes  ist  bei  Breit- 
kopf &  Härtel  erschienen.  Nähere  Auskunft 
bei  Fr.  Dr.  Krause,  Vorsteherin  der  Schweriner 
Musikschule,  Berlin  W.,  Marburgerstr.  15. 
•—  Aus  dem  vorjährigen  Ferienkursus  resultierte 
die  Gründung  einer  Musikschule  in  Frankfurt 
und  ein  Zweiginstitut  im  Grunewald  nach  dem 
Krause'schen  System. 


Yermischte  Nachrichten. 


Professor  Karl  Halir  ist  aus  seiner  Stellung 
als  erster  Konzertmeister  der  König  1.  Kapelle 
zu  Berlin  ausgeschieden.  Er  wird  dem  Berliner 
Konzertleben  durch  seine  Tätigkeit  als  ausgezeich- 
neter Virtuose  und  Pädagoge  trotzdem  erhalten 
bleiben. 

Unser  Berliner  Philharmonisches 
Orchester,  unter  Leitung  von  Arthur  Ni- 
ki s  c  h,  hat  in  Petersburg  glänzende  Erfolge 
durch  seine  Konzerte,  die  der  Ehrung  T  s  c  h  a  i  - 
kowskl's  gewidmet  waren,  errungen.  Dirigent 
und  Orchester  wurden  mit  Stürmen  von  Beifall 
überschüttet.  —  Die  Leitung  der  populären  Kon- 
zerte für  die  nächste  Saison,  an  Steile  des  ver- 
storbenen  J.  Bebicek,  ist  unter  180  Bewerbern  dem 
Komponisten  August  Scharrer,  der  eine 
Zeit  lang  die  populären  Konzerte  des  Kaim- 
Orchesters  in  München  leitete,  Übertragen 
worden. 

Prof.  Dr.  Hermann  Kretzschmar  hat 
die  Berufung  als  ordentlicher  Professor  der  Musik 
ui  der  Berliner  Universität  angenommen  und  wird 
voraussichtlich  im  Herbst  d.  J.  seine  Vorlesungen 
beginnen. 

Dr.  ArthurSeidl,  dramaturgischer  Sekretär 
des  Hoftheaters  zn  Dessau,  hat  vom  Herzoge 
von  Anhalt  den  Titel  „Professor"  erhalten. 

Professor  Joachim  wird  bei  seinem  dies- 
maligen Besuch  in  England  eine  besondere  Ehrung 
empfangen.  Zu  seinem  Konzert  am  16.  Mai  in  der 
Queenshall  ist  eine  „Qlückwunschadresse"  vor- 
bereitet, die  ihm  nebst  seinem  von  John 
S-  Sargent  gemalten  „Portraif*  in  Erinnerung 
daran  überreicht  werden  soll,  dass  er  vor  60  Jahren 


zum  ersten  Mal  als  Knabe  von  13  Jahren  die  eng- 
lische Zuhörerschaft  durch  sein  Spiel  begeisterte. 
Der  Komponist  Emil  Sahlender  zu 
Heidelberg  erzielte  durch  ein  Konzert,  welches 
nur  eigene  Kompositionen  enthielt,  einen  unbe- 
strittenen Erfolg.  Zur  Aufführung  kamen  Szenen 
aus  den  Opern  „Schelm  von  Bergen"  und  .Die 
Waffen  nieder",  femer  Stücke  aus  der  I.  „Orchester- 
Suite",  das  grosse  Chorwerk  „Der  Mummelsee", 
eine  neue  „Ballade"  und  verschiedene  „Lieder''. 

Herr  Josö  Vianna  da  Motta  gab  in  der 
zweiten  Hälfte  des  April  in  Braunschweig 
3  historische  Klavierabende  mit  mündlichen  Er- 
läuterungen, die  dem  Künstler  reiche  und  wohl- 
verdiente Ehrungen  eintrugen.  Er  spielte  im  ersten 
Konzert  nach  dem  historischen  Bück  blick  Werke 
von  Byrd,  Couperin,  Bameau,  Scarlatti  und 
Bach,  im  zweiten  war  Beethoven,  Weber, 
Field,  Chopin  und  Schumann  vertreten,  der 
dritte  warLiszt  gewidmet  und  brachte  eine  Beihe 
seiner  hervorragendsten  Werke,  u.  a.  die  H-moU- 
Sonate,  zwei  Legenden,  den  Mephisto- Walzer  u.  s.  w. 

Anton  Dvofak,  der  berühmte  tschechische 
Komponist  und  Leiter  des  Prager  Konserva- 
toriums, ist  am  1.  Mai  durch  einen  Schlagfluss 
plötzlich  aus  seinem  tatenreichen  Leben  und 
rüstigem  Schäften  abberufen  worden.  Er  ist  im 
September  1841  geboren,  hatte  somit  sein  63.  Jahr 
noch  nicht  vollendet.  Wir  kommen  später  in  aus- 
führlicher Biographie  auf  den  seiner  Kunst  viel 
zn  früh  entrissenen  Künstler  zurück. 

In  Wien  hat  sich  unter  der  Präsidentschaft 
Dr.  V.  Mille r*s  zu  Aichholz  eine  Brahms- 
Gesellschaft  konstituiert,  deren  Zweck  es  ist. 


—     164     — 


sämtliche  Mobilien  der  Wohnaog  des  verewigten 
Meisters  za  erwerben  und  für  die  Zukunft  zu  er- 
halten. Der  Vereinigung  gehören  bereits  11  Stifter, 
28  Gründer  und  82  Mitglieder  an 

Die  60.  Aufführung  im  Musik-Salon  Bertrand 
Roth  zu  Dresden  war  dem  Andenken  Franz 
L  i  s  z  t*8  gewidmet,  zu  dessen  Schülern  Prof.  Both 
zählt  Er  spielte  die  grosse  H-moU-Sonate  (in 
einem  Satze)  in  bewunderungswürdiger  Weise, 
Frau  Luise  Reuss-Belce,  grossh.  badische 
Kammersängerin,  sang,  von  ihrem  Gatten  Eduard 
ReusB  begleitet,  6  Lieder  in  vollendeter  Aus- 
führung; zum  Schluss  spielte  die  jetzt  14jährige 
Johanna  Thamm,  seit  5  Jahren  Schülerin  Prof. 
Roth's,  4  Konzertetüden  „Waldesrauschen", 
„Gnomen reigen",  „Ricordanza"  und  «Mazeppa"  und 
erregte  ebensowohl  durch  die  Reife  ihrer  Technik 
wie  auch  durch  die  Schönheit  ihres  Anschlags  und 
die  Sicherheit  ihres  Stilgefühls  wohlberechtigtes 
Erstaunen.  Die  Hörer  waren  in  freudigster 
Jubiläumsstimmung  und  überschütteten  alle  Mit- 
witkenden  mit  Beifall. 

Der  Fürstl.  Thum  und  Taxis'sche  Hofgeist- 
liehe  Hermann  Bäuerle  in  Regensburg 
begann  1903  aus  eigener  Initiative  leichte  und 
mittelschwere  Kompositionen  Palestrina's 
(zunächst  10  Messen)  in  moderner  Notation 
(nur  Violin-  und  Bassschlüssel,  Reduktion  der  Par- 
titur auf  2  Liniensysteme)  herauszugeben,  um 
strebsamen  Earchenchordirigenten,  denen  die  Nota- 
tion in  alten  Schlüsseln  minder  geläuüg  lesbar  ist, 
die  Elitewerke  altklassischer  Kirchenmusik  bequem 
zugänglich  zu  machen.  Der  Erfolg  des  rein 
privaten,  von  Papst  Pius  X.  gebilligten  Unter- 
nehmens war  ein  überraschend  günstiger  und  er- 
streckte sich  auf  einen  zweiten,  die  52  vieratimmigen 
Motetten  Palestrina's  enthaltenden  Band.  Durch 
das  Motu  proprio  des  Papstes  vom  22.  Nov.  Id03, 
das  sich  eingehend  mit  der  Reorganisation  der 
katholischen  Kirchenmusik  befasst,  ward  Bäuerle 
zur  Fortsetzung  und  Erweiterung  seiner  Modemi- 


sierungsarbeiten  ermutigt  und  will  nun,  um  der 
Verbreitung  und  Pflege  der  Palestrina'schen  Werke 
noch  weiteren  Vorschub  zu  leisten,  jetzt  die 
10  Messen  des  ersten  Bandes,  mit  Vortrags-  and 
Tempobezeichnungen  versehen,  in  Einzelausgaben 
erscheinen  lassen;  auch  80  Nummern  des  Motetten- 
bandes sollen  in  12  Einzelheften  mit  Vortragszeichen 
versehen  erscheinen.  Ein  zweiter  Messenband  soll 
weitere  10  in  der  Praxis  wenig  oder  gar  nicht  be- 
kannte, aber  nicht  schwierige  und  durchaas 
lltnrgiefähige  vierstimmige  Messen  Palestrina*s  ent- 
halten. Wir  machen  strebsame  Kirchenchor- 
dirigenten  auf  diese  Publikationen  hiermit  auf- 
merksam. 

Die  neu  begründete,  aus  67  Musikern  zusammen- 
gesetzte Posener  Orchestervereinigung  be- 
endete soeben  das  erste  Jahr  ihres  Bestehens.  Die 
Progn:'amme  der  stattgefundenen  7  grossen  Sinfonie- 
konzerte, welche  fortgesetzt  die  grösste  BeteÜigung: 
des  Publikums  fanden,  enthielten  u.  A.  „4.,  7.  und 
8.  Sinfonie*^  von  Beethoven,  „G  moU- Sinfonie^ 
von  Brahms,  „D-moU-Sinfonie*'  von  Rabl, 
„Sinfonie  pathetique*^  von  Tschai  kowsky, 
„Sinfonie  C-dur"  von  Schubert,  „Wald- 
phantasie^^  von  Zoellner,  „Seemorgen**  von 
Schillings,  ,Tod  und  Verklärung"  vonStrauss, 
femer  Kompositionen  von  Beethoven,  Berlioz, 
Wagner,  Bizet,  Dvof4k,  Grieg,  Händel  und 
Kich.  Strauss  „Serenade"  für  Blasinstrumente. 
Dirigenten  waren  Kapellmeister  Sass,  Hacken- 
berger,  Musikdirektor  Geis  1er  und  Hofkapell- 
meister Dr.  Muck.  Als  Solist  trat  in  einem 
Konzert  Alexander  Petschnikoff  auf,  welcher 
das  Beethoven 's  che  „Violinkonzert''  spielte. 

„Mandanika",  Oper  in  einem  Akt  von  Gustav 
Lazarus,  Dichtung  von  Julius  Freund,  die  be- 
reits auf  vielen  auswärtigen  Bühnen  erfolgreich 
aufgeführt  wurde,  ist  für  das  neue  National- 
Theater  am  Weinbergsweg  zu  Berlin  an- 
genommen. 


Bücher  uod  MusikalieD. 


B.  B.  Kroegeri  op.  54.    „Sechzehn  Variationen^  für 
Planoforte. 
Breltkoyf  ud  Hir««l,  Leipsiff. 

Oben  genannte  Variationen  über  ein  eigenes 
elegisches  Thema  von  E.  B..  Kroeger  möchte  ich 
vorzugsweise  in  erster  Linie  als  willkommenes 
Studienwerk  ansehen,  denn  es  bringt  bei  verhält- 
nismässig bescheidener  Erfindung  doch  eine  grosse 
Zahl  wertvoller,  bis  ins  Aeusserste  verfolgungs- 
werter  technischer  Probleme.  Insonderheit  bieten 
sich  hierin  gute  Materialien  für  das  Pianoforte- 
spiel grossen  Stils;  Octaven-,  Sexten-  und  gebroche- 
nes Octavenspiel  feiert  da  wahre  Triumphe  und 
Orgien,  sodass  es  eventuell  der  Mühe  lohnt,  sich 


mit  der  schwierigen  Aufgabe  näher  zu  befassen, 
umsomehr,  als  der  angewandte  Setz  durchaus  pia- 
nistischer und  sinngemässer  Natur  ist. 

C.  U.  Richter:    „Toccata",   C-dur,  für  Pianoforte. 
Breitkopf  «nd  HirM,  Lelpslg . 

Eine  wohlklingende  und  gut  gearbeitete  Kom- 
position, die  wohl  auch  beim  Unterricht  passende 
Verwendung  finden  mag.  Vielleicht  hätte  das  und 
jenes  (z  B.  auf  S.  8  und  9)  noch  einfacher  und 
dem  musikalischen  Gehalte  entsprechender  gegeben 
werden  können.  Jedenfalls  aber  hinterlässt  das 
Opus  auf  den  Spieler  einen  sehr  günstigen  Ein- 
druck und  verdient  lobende  Erwähnung. 


155     — 


PmI  KlengeY,  op.  ^35.    ,,Zehn  Phanfcasiestückc   für 
Klavier. 
Bnltkopf  vmd  Hirtel,  Lelpilg. 

Die  beiden  vorliegenden  Klavierhefte  des  op.  S5 
von  Panl  Klengel  verdienen  die  Aufmeiksamkeit 
and  Beachtung  der  Pianisten,  denn  sie  bieten  in 
ihren  zehn  Stücken  ohne  Ausnahme  fein  empfun- 
dene und  frisch  erfundene  Musik.  Es  sind  Skizzen 
massigen  ümfangs,  sorgfältig  ausgeführt  und  von 
bestem  musikalischen  Geschmack  Zeagnis  ablegend 
zu  denen  man  behufs  genauerer  Kenntnisnahme 
immer  gern  wieder  zurückkehren  wird.  Paul 
Klengel  schlägt  hier  Töne  verschiedener  Art  an, 
nachdenkliche  und  heitere,  ernsthafte  und  fröhliche, 
and  versteht  es,  den  Hörer  immer  in  dem  einmal 
gewonnenen  Stimmungsmilieu  festzuhalten  und  ihn 
für  alles  zu  erwärmen  und  zu  interessiren,  was  er 
zu  sagen  hat.  Es  bleibt  nur  Übrig,  seinem  intimen 
Mosiziren  die  rechten  Spieler  (und  Hörer  zugleich!) 
za  wünschen,  denn  nicht  Wenige  begeben  sich 
^rn  aus  dem  Heiche  der  grossen  Formen  in  das 
Gebiet  der  musikalischen  Miniaturmalerei.  Und 
gerade  hier  ist  Paul  Klengel  sichtlich  heimisch  und 
weiss  seine  Gäste  auf  feine  und  gewinnende  Art 
anzo regen  und  zu  unterhalten. 

H.  J.  Erb,  op.  21.    „Sonate",  E-moll. 

op   45.     „Suite",  B-dur.  —  Für  Violine 
und  Pianoforte. 
BennaBB  SeemaBB  Haehfolger,    Lelpai^. 
Die    beiden    hier    angezeigten   Kammermusik- 
werke des  Elsässers  Maria  Josef  Erb  sind  nach 
Inhalt  und    Ausgestaltung    unter  einander    völlig 
verschieden,  jedes  einzelne  aber  eigenartig  und  in 
sich  abgeschlossen.    Die  E-moll  Sonate  (op.  21) 
beöteht  aus   8  Sätzen,   deren   erster   balladenartig 
dDmutet     und    durch   scharfe    Kontrastierung   in 
seinen  beiden  Hauptgedanken  von  trefflicher  Wir- 
kung ist.   Das  erste,  düster  gehaltene  Thema  kehrt 
gleich  anfangs  wieder,   ein  Nebengedanke  in   der 
Mediantentonart  lässt  ein  helleres  Licht  ausgehen, 
das  im   zweiten  Thema,  ebenfalls  in  G-dur,   noch 
an  Intensität    und    Wärme    ge^Tinnt.      Nach    ge- 
schehener Durchführung   tritt   das  zweite  Thema 
nochmals  in  E-dur  auf,   gewissermassen  die  Situa- 
tion beherrschend   und  die  Stimmung  des  Ganzen 
fixierend.   Der  zweite  Satz  (H-moll)  trägt  Menuett- 
charakter  und   tritt   in  seinen  beiden  Hauptteilen 
mit  einer  gewissen  Bestimmtheit  und  einem  Stim- 
mangsausdrucke   auf,    die    in  gewissem  geistigen 
Zosammenhange   mit  dem  Hauptthema  des  ersten 
Satzes   zu   stehen   scheinen.      Das  Trio   hingegen 
dient  wiederum  der  Aussprache  eines  rein  lyrischen 
Gedankens,  reizend  in  seiner  melodischen  wie  auch 
anregend  wirkenden    rhythmischen  Fassung      Im 
Finale  endlich  breitet  sich  der  Strom  musikalischer 
Empfindung   noch    weit    mehr    aus,    die    Accente 
werden   leidenschaftlicher    und    das    Hauptthema 
insbesondere  ist  vpq  bedeutender  Eindringlichkeit 


und  Energie  des  Khythmus.  Das  andere  Thema  (in 
G-dur)  ist  der  Erfindung  nach  weniger  origi- 
nell, sein  Wert  liegt  eben  mehr  auf  Seite  des 
Gegensatzes.  Wie  die  vorangehenden  Sätze,  ist 
auch  das  Finale  hinsichtlich  der  Durcharbeitung 
und  Verwertung  des  Gedankenmaterials  aufs  beste 
gelungen,  und  nicht  vergessen  sei  die  höchst  lobens- 
werte Tatsache,  dass  Erb  mit  besonderem  Glücke 
und  mit  künstlerischem  Feingefühl  sowohl  die 
passende  Einkleidung  für  seine  Gedanken  gefunden, 
als  anch  dafür  Sorge  getragen  hat,  dass  die  beiden 
ausführenden  Instrumente  zu  völlig  gleichen  Teilen 
bedacht  sind,  sodass  es  nirgends  an  enger  und 
inniger  Verbindung  beider  Faktoren  gebricht  und 
interessante  und  wirkungsreiche  Stimmführung 
sich  als  lohnendes  Resultat  ergibt 

Das  zuletzt  Ausgesprochene  gilt  in  gleichem 
Maasse  auch  von  des  Komponisten  £-dur-Suite 
(op.  45).  Auch  hier  ist  in  allen  vier  Sätzen  auf 
ein  tatsächliches  Zusammenmusizieren  beider  In- 
strumente Rücksicht  genommen.  Gleich  der  Sonate 
ist  auch  die  Suite  bei  aller  ausgezeichneten  Klang- 
wirkung doch  einfach  gesetzt  und  macht  in  rein 
technischer  Beziehung  keine  hohen  Anforderungen 
an  die  Spieler,  wenn  immerhin  auch  eine  peinlich 
saubere  Ausführung  beider  Partien  als  selbstver- 
ständlich vorausgesetzt  werden  muss  Ein  gra- 
ziöses Menuett  (B-dur)  eröffnet  die  Suite,  in  seinem 
zweiten  Teile  mit  allerliebsten  Imitationen  ausge- 
schmückt, im  Triosatze  einen  ernsteren  und  zurück- 
haltenderen Ton  anschlagend.  Sehr  hübsch  ist  das 
folgende  Capricietto  (D-dur)  mit  seiner  einschmei- 
chelnden Melodik  und  seiner  fein  gewählten  Har- 
monisierang. Auch  der  Zwischensatz  mit  seiner 
ruhigen,  fast  nachdenklichen  Weise  wirkt  ungemein 
stimmungsvoll,  während  der  Seitengedauke  des 
dritten  Stückes  der  Suite  mit  seinem  poco  piü 
mosso  e  scherzando  bei  manchen  Spielern  leise  Ver- 
wunderung hervorrufen  dürfte.  Er  passt  nicht 
recht  in  diese  Arietta  und  ihren  schönen,  liedmässi- 
gen  Charakter.  Das  Stück  selbst  ist  warm  em- 
pfunden und  wirkt  nicht  zum  geringsten  auch 
durch  die  einfache  und  klare  Tonsprache.  Von 
pikantem  Reize  ist  die  Schlussnummer,  Orientale, 
mit  ihrem  leidenschaftlich  erregten  Hauptgedan- 
ken und  der  weichen  E-dur-Melodie  des  Mittel- 
teils, wozu  sich  noch  eine  charakteristische  und 
eigentümliche  Folge  von  Harmonien  gesellt, 
welche  zur  Abgrenzung  dieses  hübschen  Stimmungs- 
bildes das  Ihrige  vollauf  beitragen. 

Eugen  Segnitz. 

G.  T.  Branner:      Musikalisches    Taschen  -  Fremd- 
wörterbuch für  Musiker  und  Di- 
lettanten.   Durchgesehen  und  er- 
gänzt von  A.  Reckendorf. 
BdBud  BtoU,  Leipalir. 
DaR  kleine  Buch,  80  Seiten  in  Taschenformat, 
enthält  in  ganz   kurzer,   knapper  Fassung  die  Er- 
klärungen aller  in  der  Musik  vorkommenden  Fremd- 


—     156 


Wörter  and  Kunstaasdrticke,  nebst  einem  Anhang 
über  Abbreviatnren.    Es   dürfte   sich   durch  seine 


Handlichkeit  sehr  für  den  häoslichen  Gebrauch  in 
Dilettantenkreisen  empfehlen. 

Anna  Marsch. 


Meinnngs-Austausch. 


Ueber  die  Torseichen  der  Tonleitern. 

Verfolgt  man  die  Tonleitern  in  Quintenschritten 
aufwärts,  so  kommt  man  bekanntlich  von  c  nach 
g,  d,  a,  e,  h,  fis,  eis. 

Bis  hierher  ist  die  Sache  sehr  einfach.  Ueber 
cis-dur  hinauszugehen,  hat  zwar  kein  grosses 
praktisches  Interesse,  da  ja  in  der  Praxis  über 
cis-dur  hinaus  meistens  die  entsprechenden  enharmo- 
nischen  b  Tonarten  gebraucht  werden,  immerhin 
kommen  doch  Stücke  in  dis-moll  vor,  dessen  Ober- 
dominante  bekanntlich  ais-dur  ist,  daher  ist  es  doch 
nützlich,  diese  selteneren  Tonarten  etwas  näher  an- 
zusehen. Von  eis  aus  weiter  in  Quinten  fort- 
schi-eitend,  kommt  man  zu  gis,  dis  ais,  eis,  bis. 

Ois-dur  hat  bekanntlich  7  Kreuze  Torgezei ebnet, 
gis-dur  also  8,  wenn  man  ein  Doppelkreuz  gleich 
2  einfachen  rechnet;  gis-dur  hat  also  1  Doppel- 
kreuz und  B  einfache  Kreuze;  dis-dur  9  Kreuze: 
2  Doppelkreuze  und  5  einfache*  ais-dur  10:  3 
Doppelkreuze  und  4  einfache;  eis-aur  11:  4  Doppel- 
kreuze und  8  einfache;  his-dur  12:  5  Doppelkreuze 
und  2  einfache.  Die  Sache  mit  den  Doppelkreuzen 
sieht  etwas  verwickelt  aus,  ist  aber  doch  sehr 
einfach,  wenn  man  sich  nur  vergegenwärtigt,  dass 
alle  diese  Tonarten  die  Doppelkreuze  vor  den- 
jenigen Tönen  haben,  vor  welchen  die  ent- 
sprechenden chromatisch  um  V2  Stufe  tiefer 
liegenden  Tonarten  einfache  Kreuze  haben.  Die 
Frage:  „Was  hat  eis-dur  vorgezeichnet?"  ist  also 
schnell  und  leicht  zu  beantworten.  E-dur  hat  fis, 
eis,  gis,  dis,  folglich  hat  eis-dur;  fisis,  cisis,  gisis, 
disis,  das  sind  4  Doppelkreuze   und  dann  noch  die 


3  einfachen:  ais,  eis,  bis.  —  Steigt  man  in  Quarten 
schritten  aufwärts,  so  erhält  man  bekanntlich  die 
b-Tonarten.  Man  kommt  von  c  aus  nach  f,  b,  es, 
as,  des,  ges,  ces.  Ganze  Musikstücke  in  ues-dnr 
kommen  sehr  selten  vor,  dagegen  häufiger  solche 
in  der  Parallel-moUtonart  as-moll;  z.  B.  Mollvaria- 
tionen eines  Thema's  in  as-dur.  Ist  man  einmal 
in  as-moll,  so  ist  auch  dessen  Ünter-Dominante 
des-moU  sehr  naheliegend;  daher  ist  es  lohnend, 
auch  die  Tonarten  mit  den  Doppel-b  näher  zu  be- 
trachten. Von  ces  aus  kommt  man  zu  f  es,  Doppel- 
b,  esee,  ases,  deses.  Ces-dur  hat  bekanntlich  7  b, 
fes-dur  also  8,  wenn  man  1  Doppel-b  gleich  2  ein- 
fachen b  setzt;  fes-dur  hat  also  1  Doppel-b  and 
6  einfache  b;  Doppel-hdur  9b:  2  Doppel-b  and 
6  einfache,  eses-dur  hat  10b:  8  Doppel-b  und  4 
einfache;  ases-dur  hat  IIb:  4  Doppel-b  und  8 
einfache;  endlich  deses-dur  12  b:  5  Doppel-b  and 
2  einfache.  Bei  allen  diesen  Tonatten  stehen  die 
Doppel-b  vor  denjenigen  Tönen,  vor  welchen  die 
entsprechenden  chromatisch  um  V^  Stufe  höher 
liegenden  Tonarten  die  einfachen  b  haben. 

Die  Frage:  »Was  hat  deses-dur  vorge- 
zeichnet V'*  beantwortet  sich  also  schnell  und  leicht: 
des-dur  hat  5  b:  b,  es,  as,  des^  ges;  also  hat  des- 
dur  5  Doppel-b,  eses,  ases,  deses,  geses  und  dann 
noch  die  zwei  einfachen  b:  ces  und  fes. 

Die  Vorzeichen  der  Molltonarten  brauchen 
nicht  weiter  besprochen  zu  werden,  da  sie  sich  ja 
ganz  an  die  Vorzeichen  der  Parallel-Durtonarten 
anschliessen. 

Nicolaus  Ikouret 


Vereine. 


Musik-Sektion 
des  Ailg.  Deutschen  Lehrerinnen- Vereins. 

Jahresbericht  der  Musikgruppe  Dresden. 
Unsere  Musikgruppe  zeigte  am  Schluss  des 
IL  Vereinsjahres  (13.  Januar  1904)  einen  erfreu- 
lichen Fortschritt.  Die  Zahl  der  ordentlichen  Mit- 
glieder ist  auf  50  gestiegen,  ausserordentliche  be- 
sitzt die  Qruppe  3.  Es  fanden  im  ganzen  2  Gene- 
ral-Versammlungen und  7  ordentliche  Versamm- 
lungen statt.  Die  letzteren  boten  folgende  Vor- 
träge: Fr.  Marg.  Stadler:  „Quellen  Wagnerischer 
Dichtungen^*  und  „Nietzsche  contra  Wagner"; 
Graf  Hardenberg:  , Reisebilder  aus  Ceylon"; 
Herr  Organist  Eötz  schke:  „Blüte  der  italienischen 
Orgelkunst",  „Orgelkompositionen;  Herr  Musik- 
direktor Kaden:  „Ethik*;  Hr.  Seminar-Oberlehrer 
Paul:  .Gefühlswirkung  von  Farbe  und  Ton". 
Ausserdem  fand  am  25.  Oktober  1903  eine  musi- 
kalische „Abendunterhaltnng"  statt,  deren  ge- 
wähltes Programm  Mitglieder  der  Gruppe  aus- 
führten; ein  Ausflug  nach  Tharandt  vereinigte  die 
Mitglieder  im  Sommer,  das  Stiftungsfest  wurde  am 
1:5.  Dezember  durch  einen  heiteren  geselligen  Abend 
gefeiert.  An  der  Lösung  der  von  den  Gruppen 
gestellten  beiden  Aufgaben  beteiligten  sich  2  Mit- 
glieder: Fr.  Stadler  bearbeitete  das  Thema: 
„Musik,  ein  Teil  der  allgemeinen  Kunsterziehung", 
Frl.  Rathenan  das  zweite:  „Wie  kann  sich  eine 
Mnsiklehrerin  geistig   weiterbilden?''    —    Auf  der 


am  18.  Januar  stattgefundenen  ordentlichen  Gene- 
ral-Versammlang ergab  der  Kassenbericht  eine 
Einnahme  von  276  Mk.,  der  eine  Ausgabe  von 
229  Mk.  gegenübersteht.  Von  Zeitschriften  zirku- 
lieren der  „Klavier-Lehrer''  in  2  Exemplaren  und 
die  „Neue  Musik-Zeitung";  im  Vorstand  ausserdem 
noch  „Die  Lehrerin".  An  dem  Journalzirkel  nehmen 
ca.  80  Mitglieder  teil.  Mit  der  Gründung  einer 
Bibliothek  ist  begonnen  worden,  Frl.  A.  Rathenan 
hat  das  Amt  der  Bibliothekarin  übernommen.  Die 
Stunden  Vermittlung  funktionierte  bis  jetzt  noch 
sehr  wenig,  durch  regelmässige  Annoncen  in  den 
beiden  Hauptzeitungen  ist  die  Nachfrage  reger 
geworden.  Die  Verwaltung  liegt  in  den  Händen 
von  FrL  S.  Hoffmann.  Bei  der  Neuwahl  des 
Vorstandes  lehnte  Fr.  M.  Stadler,  die  bisher  den 
Vorsitz  geführt,  eine  Wiederwahl  im  Voraus  ab, 
an  ihrer  Stelle  wurde  Frl.  Sophie  Hoffmann 
gewählt. 

Berliner  LehrerGesangrereiB. 

Der  Berliner  Lehrer  -  Gesangverein, 
Dirigent  Professor  Felix  Schmidt,  bietet  in  dem 
soeben  herausgegebenen  Jahresbericht  ein  lebendiges 
Bild  seiner  Tätigkeit  im  17.  Vereinsjahre.  Ausser 
seinem  Stiftungsfest  veranstaltete  er  9  öffentliche 
Konzerte,  zwei  davon  ausserhalb,  lieh  zu  14  fremden 
Unternehmungen  seine  Unterstützung  und  beteiligte 
sich    am    2.  Gesangs-Wettstreite   zu  Frank- 


—    157    — 


fort  s.  M.,  bei  dem  ihm  ja  bekanntlich  der  kaiser- 
liche Siegespreis  zufiel.  Anf  der  sich  an  den 
Gesangs- Wettstreit  anschliessenden  Rheinreise  des 
Vereins  veranstaltete  derselbe  bei  dem  Nieder- 
wald-Denkmal eine  patriotische  Feier.  Der 
Schriftführer  des  Vereins,  Wilhelm  Conrad,  hat 
es  verstanden,  diese  bewegten,  ruhmreichen  Tage 
des  Vereins  in  beredten  aus  der  Begeisterung  des 
Angenbiickes  entflossenen  Worten  zu  schildern, 
ohne  dabei  je  in  Huhmredigkeit  zu  ver- 
fallen. Die  statistische  Zusammenstellung  des  Be- 
richtes zeugt  überdem  von  so  fleissiger,  hingebender 
Arbeit,  sowohl  seitens  des  Vorstandes  und  des 
Chorleiters,  als  auch  der  singenden  Mitglieder,  dass 
die  grossartigen  Erfolge,  weiche  der  Berliner 
Lehrer-Gesangverein  errungen,  wohl  zu  verstehen 
sind.  Derselbe  z&hlte  am  Schluss  des  Vereinsjahres 
243  Mitglieder. 

Dresdener  Tonkttnstterverein. 

Der  Tonkünstlerverein  in  Dresden 
hat  zu  seinem  50jährigen  Jubiläum  eine  Festschrift 
EOS  der  Feder  Otto  Schmidts  herausgegeben. 


die  Jubelfeier  weiterhin  durch  Konzert  und  Fest- 
aktus  feierlich  begangen  Die  Festschrift  entrollt 
ein  lebendiges  Bild  von  der  Q-ründung  des  Vereins 
an  bis  zur  ü-egenwart.  Sie  schildert  die  Tendenzen, 
denen  der  Verein  seine  Entstehung  verdankt,  die 
opferfreudige  Hingabe  seiner  Leiter,  die  Künstler, 
welche  durch  uneigennütziges  Mitwirken  dem 
Verein  seine  tonangebende  Stellung  im  Dresdener 
Musikleben  eroberten  und  erhielten.  Die  Gestalten 
Moritz  Fürstenau's,  Julius  B.ühlmann'8, 
Adolf  Blassmann's,  Friedrich Grützmacher's 
und  vieler  Anderer  treten  lebendig  aus  dem 
Rahmen  der  Schilderung  hervor,  die  chronistische 
Zusammenstellung  gewährt  einen  üeberblick  über 
die  verdienstvolle  Tätigkeit  in  den  üebungs-  und 
Aufführungsabenden.  Das  Festkonzert,  weiches 
im  Gtewerbehaus  stattfand  und  von  Gen.-Musik- 
Dire^tor  v.  Schuch  geleitet  wurde,  verlief  in 
würdigster  Weise;  beim  Festaktus  überreichte  Graf 
Vitzthum  im  Namen  der  ausserordentlichen 
Mitglieder  dem  Vorsitzenden  die  Summe  von 
5700  Mk.  als  Grundstock  einer  Stiftung  zur  Unter- 
stützung notleidender  Künstler. 


mr*   Der  heutigen  Nummer  liegt  ein  Prospekt  von  If.  P.  Belaieft  Leipzig:     ^^Neue 
Musikalien^^  bei^  auf  welchen  wir  unsere  Leser  besonders  aufmerksam  machen,       D.  E. 


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6nf  Köaigtdorfl;  Szoelleiui  G«neralin  tob  Goloab, 
Oborbflxgormoister  Miller  n.  A. 

Cirttorimm:  Pfarrwr  HoM»  Soholdiroktor  Prof.  Dr.  Kroa- 
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A.  HerlderAmy  Kammervirtnos.  Pro£  Dr.  HSkel, 
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des  Jlllfletii,  Detiucben  tebreriiiieii-Umiiii. 

Centralleitung:  Beriin  W.,  Luitpoldstr.  43. 


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Offene  Stellen: 

Eine  GntsbesitBer-Familie  in  Pommern  snobt 
nicht  mehr  junge  evangelisohe  KUvierlehrerin.  Sehr  leichte 
Stellung.  Nur  2  Stunden  ULgUch.  Spraohkenntnisse  er- 
wünscht.   Vollkommener  Familienansonluss. 


In  einer  lebhaften  nnd  reichen  Stadt  Pommerns  w&re 
die  Niederlaaaung  einer  Violinlehrerin  sehr  erwünscht. 

Gesuchte  Stellen: 

Eine  vorsügliche  Gesangspftdagogin,  die  sich  duroh 
schriftstellerische  Arbeiten  anf  diesem  Gebiete  einen  Namen 
gemacht  hat,  sucht  Engagement  an  einem  Konservatorium. 

Eine  eute  Konsertsangerin  und  Gesanelehrerin,  Schü- 
lerin von  Sutermann,  sucht  geeigneten  Wirkungskreis. 

Meldungen  sind  su  richten  an  die  Centralleitung  der 
Stellenvermittlung  der  Musiksektion. 
Adresse:  Fraa  H.  Barghsaaen,  Berlin  W.»  Latipoldstr.  48. 


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Fttr  die  Redaktion  Terantwortlich:  Anna  Morsch,    Berlin  W.,  Ansbacherstr.  87. 

Expedition  und  Yerlag  9,Der  IQaTier- Lehrer^,  M.  Wolff ,  Berlin  W.,    Ansbacherstrasse  37. 

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Der  UlavieF-Iiehrer. 

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Organ  der  Deutschen  Musiklehrer-Vereine, 

der  Musik-Sektion  des  K  D.  L-V.  und  der  Tonkünstler- Vereine 
zu  Köln,  Dresden,  Hamburg;  Leipzig  und  Stuttgart. 
Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslaur. 
Redaktion:  Anna  Morsch 


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gegcngenommcn. 


No.  11. 


Berlin,  1.  Juni  1904. 


XXVII.  Jahrgang. 


liA.K:  C  Witting:  Da.  Thona  und  der  Rhythmus  in  der  Mutik.  Dr.  Walter  Niemaon:  Uoaei«  Musikbacherei.  Muiik- 
pidagogiKber  Vvband.  Mitteilungan  von  Hochaehulen  und  Konserratorlan.  Vermiichte  Nachrichten.  Bflcfaw  und  Musikalien, 
besprochen  von  Eugen  Segnitz.    Vereine.    Anzeigen. 


@as  ¥b«tt)a  ut)d  der  |^bYl*bii)us  ii)  der  ^asi1<. 


Von 
O.  Wlttlnc. 


Der  Wortreichtum  eines  Redners  ist  häufig 
die  Ursache,  dass  unwillkürlich  das  eigent- 
liche Thema  durch  Nebenbetrachtungen  ver- 
dunkelt, in  den  Hintergrund  gerückt  wird,  und 
dass  dann,  wenn  der  Redner  die  Entfernung 
bemerkt,  er  sich  gezwungen  sieht,  durch  irgend 
eine  Wendung,  wie  der  vom  Wege  abge- 
kommene Wanderer  querfeldein  schreitet,  ein- 
zulenken, um  wieder  die  Pfade  zu  erreichen, 
die  zum  Thema  führen. 

Dann  gibt  es  auch  Redner,  die  vermöge 
ihrer  Charakterbildung  ihr  geistiges  Auge  so 
scharf  auf  ihr  Thema  richten,  dass  sie  fast 
instinktiv  alles  aus  dem  Wege  räumen,  was 
ihr  thematisches  Denken  beeinträchtigen 
könnte.  Auf  musikalischem  Gebiete  findet 
man  ein  liebenswertes  Beispiel  der  ersten  Art 
in  den  Klavier-Sonaten  von  Fr.  Schubert; 
etwa  die  A-moU-Sonate,  op.  42,  erster  Satz 
ausgenommen,  der  in  Bezug  auf  das  Thema 
am  einheitlichsten  ist.  Ein  Beispiel  der  zweiten 
Art  sind  Beethoven 's  Sonaten.  In  einem 
Erstlingswerk  des  Meisters,  op.  2,  No.  1,  erster 
Satz,  in  dem  das  Thema  so  kurz  und  bündig 
eingeführt  ist,  hat  sich  dem  Tondichter,  durch 
sein  Festhalten  daran,  ein  zweites  Thema  für 
den  Mittelsatz  eingestellt,   das,   scheinbar  ab- 


geleitet vom   ersten  Thema,  in  einem  umge- 
kehrten Verhältnis  dazu  steht,  wie: 

/.  HauptUil  2,  Hauptfeil 


^ 


^ 


£rf 


^ 


Das  erste  steigt,  ein  gebrochener  Dreiklang, 
abgestossen  aufwärts.  Das  zweite,  ein  ge- 
brochener Dominantakkord,  fällt  gebunden  ab- 
wärts. Im  besondern  ist  hier  noch  die  An- 
fangsnote fes,  die  kleine  Sexte,  zu  bemerken, 
die  dieser  Akkordzerlegung  einen  weich,  weh- 
mütig klagenden  Ausdruck  verleiht.  Der  Nach- 
satz dieses  Themas,  in  unruhig  bewegten 
Figuren,  gleichsam  schluchzend,  setzt  in  der 
Passage  seine  Klagen  fort,  wozu  der  Bass 
melodische  Worte  des  Trostes  spendet. 

Wenn  ein  Dichter  singt,  so  gibt  es  immer 
Klänge  höherer  seelischer  Art. 

Dass  ein  Thema  erst  durch  eine  richtige 
Betonung  seinen  ihm  eigenen  wahren  Aus- 
druck erhält,  kann  ja  nicht  bezweifelt  werden. 

Allein  ist  das  Wie  einer  eingeführten  Be- 
tonung, selbst  in  den  scheinbar  einfachsten 
Fällen,  immer  unumstösslich  richtig?  In  dem 
neuesten  Werke  von  Mathis  Lussy 
„L'anacrouse  dans  la  musique  moderne"  sind 


—     162    — 


viele  Beispiele  angegeben,  in  denen  das  Thenna 
durch  eine  andere  Betonung  als  die  allgemein 
gebräuchliche  auch  eine  andere  Bedeutung 
bekommt  und  dem  Musikstück  einen  anderen 
Charakter  verleiht;  z.  B.  im  Finale  op.  10, 
No.  1  von  Beethoven: 

a) 


ti • ^    -»     •      •        • 


in  einigen  Ausgaben,  die  viel  in  Gebrauch 
sind,  ist  das  Thema  bezeichnet  wie  bei  a), 
allein  es  muss  vorgetragen  werden  wie  bei  b). 
Lussy  begründet  dies  in  seinem  Buche  so: 
„Diu^ch  die  Lesart  wie  bei  a)  töne  das  h  zu 
schwer,  deshalb  habe  der  Tonmeister  ein  c 
daran  gebunden",  und  fährt  dann  fort:  „wagte 
man  zu  fragen,  ob  Beethoven  gut  tat,  diese 
prächtige  Phrase  in  einem  ^  Takt  zu  schreiben, 
und  ob  dieser  Takt  dem  leichten  und  liebens- 
würdigen Ausdruck  des  Werkes  gerecht  wird? 
Uns  scheint,  dass  der  */4-Takt  hier  passender 
gewesen  wäre;  denn  gibt  man  den  vom  Ton- 
meister bezeichneten  Takt  an,  so  sind  not- 
wendigerweise die  Bewegungen  etwas  lang, 
straff  und  erregt,  worunter  der  Charakter  der 
Musik  leidet.  Etwas  anderes  ist  es,  wenn 
man  einen  vierteiligen  Takt  nimmt,  die  Be- 
wegungen sind  dann  um  die  Hälfte  kürzer, 
leichter  und  lebhafter,  da  man  in  derselben 
Zeit  vier  Schläge   macht,   anstatt  zwei,  z.  B 


A<^  M  rffJlj^,  rfTJI  J 


Auf  diese  Weise  wird  der  metrische  Accent 
vermindert,  während  der  rhj^hmische,  der  das 
Werk  vergeistigt,  ihm  Anmut,  Zierlichkeit  und 
Poesie  verleiht,  die  Oberherrschaft  erhält." 
Einem  so  zarten  und  so  sicheren  Gefühl  für 
den  Rhythmus,  wie  es  Lussy  in  dem  genannten 
Buche  offenbart  und  auch  begründet,  begegnet 
man  nicht  oft. 

Selbst  ein  so  theoretisch  wie  praktisch 
erfahrener  Künstler  wie  Fr.  David  hat  mit 
Bezug  auf  Rhythmus,  durch  einseitiges,  allzu- 
eifriges Bearbeiten  oft  Bindebogen  angegeben, 
die  dem  Thema  Wert  und  Kraft  rauben.  Man 
sehe  z.  B.  die  Sonate  von  Händel,  die 
David  herausgegeben  hat  in  „Die  hohe  Schule 
des  Violinspiels**.  Hierin  sind  die  meisten 
Auftakte  durch  Bindebogen  verwischt.  Damit 
haben  die  Themen  einen  Ausdruck  bekommen, 
wie  der  Gang  eines  Menschen,  der  einen  P'uss 
nachschleppt.    Der  Auftakt,  der  für  sich  einen 


Bogenstrich  beansprucht,  ist  fast  immer  an 
die  vorhergehende  Note  gebunden,  sodass  die 
nächste  Note  auf  dem  guten  Taktteile  ihren 
Auftakt  einbüssen  muss,  z.  B. 

And, 


Finale 


%k-A9^-W- 


^ 


^^ 


II 


I  ist  die  Lesart,  wie  David  sie  gibt;  bei 
II  ist  m.  E.  der  natürliche  Ausdruck  des 
Themas  wieder  hergestellt,  denn  die  Gruppen  III 
sind  die  Auftakte  für  e  und  fis  und  gehören 
nicht  zu  eis  und  e.  „Der  Rhythmus  ist  die 
dritte  Person  in  der  musikalischen  Trinität", 
sagte  Bülow,  liest  man  bei  Lussy  S.  38,  bei 
der  Besprechung  der  „Lieder  ohne  Worte"  von 
Mendelssohn,  mit  Bezug  auf  den  Rhyth- 
mus der  Themen,  lieber  No.  4,  Heft  I,  A-dur, 
sagt  er  „Es  ist  unglaublich,  dass  Mendelssohn 
dieses  Thema  im  V4-Takt  geschrieben  habe; 
denn  der  Accent  fällt  in  jedem  Takte  auf  den 
3.  Taktteil.  Es  hätte  geschrieben  werden 
sollen  wie: 


m 


^ 


zz 


^ 


*£ 


r»  rrlJ^J'lr-rlJ 


Daraus  ergeben  sich  „Zweier"  des  dipodies 
anacrousiques,  ein  aus  zwei  Takten  bestehendes 
melodisches  Glied  einer  Periode.  —  Auch  mit 
Tschaikowsky's  Lied  ohne  Worte,  op.  2, 
No.  3 


beschäftigt  sich  Lussy  in  seinem  Buche  und 
sagt:  „Man  singe  oder  spiele  dieses  Lied  auf 
einer  Geige,  und  man  wird  ein  Unbehagen, 
eine  Art  Gemütsunruhe  empfinden,  die  die 
I6tel- Gruppe  in  Takt  II  verursacht.  Diese 
lötel  Gruppe  verlangt  durchaus  eine  Aspiration, 
eine  Atmung  oder  einen  Aufstrich  des  Bogens. 
Das   zweite  Achtel  J  des  Taktes  II  wird    da- 


-    163    - 


durch  gestärkt,  denn  es  fällt  dann  mit  der 
Ausatmung,  mit  dem  Abstrich  des  Bogens  zu- 
sammen. Mit  einem  Wort,  es  ist  nun  der 
Iktus,  der  erste  Ansatz  des  Rhjrthmus,  dem 
ein  Taktstrich  vorherzugehen  hat.  Ist  dieser 
angebracht,  so  erscheint  die  Phrase  anakrusisch, 
d.  i.  mit  dem  Vorschlag  oder  Auftakt,  und  ver- 
langt mit  der  Aspiration,  mit  dem  Aufstrich 
des  Bogens  begonnen  zu  werden,  um  jegliches 
Unbehagen  verschwinden  zu  machen: 
I  ^^  u 


spielte  wie  bei  IL  Bülow  endete  damit  den 
Rhythmus  auf  einen  vollkommenen  Dreiklang; 
Rubinstein  aber  auf  einen  Dominantsept  Akkord. 
In  dem  reizenden  Des-dur  der  Mazurka 
op.  50,  von  Chopin,  spielte  Bülow  wie 
bei  a)  und  Rubinstein  wie  bei  b) 

a) 


^^ 


» 1  * » 


b) 


1         I J I  I 


^m 


[li^f^fji'r^^^hj^  ^^ 


^s 


Die  lÖtel-Gruppen  treffen  nun  mit  dem  dritten 
Taktteil  zusammen,  wie  in  der  ersten  Strophe. 
Der  Himmel  bewahre  mich,  Herrn  Tschai- 
kowsky  belehren  zu  wollen!  Aber  ich  habe 
eine  solche  Furcht,  das  rhythmische  Gefühl  zu 
verletzen,  dass  ich  nicht  zögere  zu  glauben, 
Herr  Tschaikowsky  hätte  besser  getan,  so  zu 
schreiben,  wie  hier  angegeben  ist**.  —  Die 
Verschiedenheit  von  zwei  der  bedeutendsten 
Pianisten  in  der  Auffassung  einer  Phrase  be- 
spricht Lussy  wie  folgt:  „Rubinstein  und 
Bülow,  die  beiden  grössten  Pianisten,  die 
ich  das  Glück  hatte  zu  hören,  waren  zuweilen 
in  der  Auffassung  eines  Musikgedankens  ver- 
schieden. Die  eine,  geleitet  durch  das  Em- 
pfinden, die  andere  durch  den  Verstand;  die 
eine  subjektiv,  die  andere  objektiv.  Wer 
wurde  aber  geglaubt  haben,  dass  Bülow,  der 
Apostel  des  Rhythmus,^)  folgende  Mazurka, 
op.  24,  No.  8  von  Chopin  spielte  wie: 


^Ihd  • 


te 


l  riyirric/TfP^ 


II 


*ite 


^i''c/f!;lrc;rlcfrff^^^^ 


Die  Phrase  beginnt  mit  einem  Auftakt,  der 
in  den  Perioden  fortbesteht  bis  zum  Ende. 
Allein  bei  dem  zweiten  Rhythmus  gab  Bülow 
den  Auftakt  preis  und  nahm  ihn  —  nämlich 
das  c  und  as  —  als  Ende  eines  weiblichen 
Rhythmus.  Die  drei  folgenden  Rhythmen  be- 
trachtete er  als  thetisch  (wohl  im  Sinne  von 
zusammengehörig)  und  liess  die  metrische  Be- 
tonung vorherrschen.  Siehe  I.  Hingegen  be- 
hielt der  subjektive  und  phantasiereiche  Rubin- 
stein den  Anfangsauftakt  immer  bei  und  — 


*)  Sein    Aasspruch:   „Am    Anfang    war   der 
Rhythmus**  ist  bekannt. 


|A^;73rrl^j^r^ 


Wer  von  diesen  unvergleichlichen  Künstlern 
hatte  Recht?  Beide  folgten  dem  Ausspruche 
Liszt*s  «Man  muss  nicht  Klavier  spielen, 
sondern  Klavier  singen,  vielmehr  deklamieren  **  *) 
Solche  Aussprüche  haben  meistens  den  Er- 
folg, den  der  Same  des  Sämanns  hat,  der  so- 
wohl auf  guten  wie  auf  schlechten  Boden, 
zwischen  Steine  und  Disteln  fällt;  denn  selbst 
wo  ein  inniges  Veiständnis  für  den  Ausspruch 
vorhanden  ist,  steht  selten  auch  das  opfer- 
wiUige  Streben  es  zu  nützen  daneben,  da  die 
Verschiedenheit  der  Begabungen  und  das 
selbstverherrlichende  Ich  immer  hemmend  da- 
zwischen tritt. 

So  kommt  es  dann,  dass  solche  Rat- 
schläge selten  auf  den  geeigneten  Boden  fallen. 
Das  schöne  Singen  der  Glanzzeit  Mozart's 
ist  heute  sehr  oft  nur  ein  Wetteifer  im  lauten 
Loslegen. 

An  Mahnungen  zur  Umkehr  hat  es  nie 
gefehlt.  Aus  dem  Klavierspiel  der  Chopin'schen 
Zeit  ist  heute  ein  Orchesterlärm  geworden. 
Damit  gehen  dann  auch,  aus  akustischen 
Gründen,  die  Feinheiten  der  Rhythmik,  das 
wertvollste  für  den  Musikfreund,  verloren.  Als 
Entlastung  könnte  dem  übereifrigen  Tasten- 
helden der  Umstand  dienen,  dass  die  Klaviere 
immer  lauter  werden,  denn  die  Instrumenten- 
macher welteifern  förmlich  miteinander,  eine 
immer  grössere  Klangfülle  zu  erreichen,  als 
ob  sich  das  Gehör  der  Menschheit  im  Rück- 


*)  Dieser  Ausspruch  erinnert  an  einen  andern, 
aus  einer  früheren  Zeit,  von  Thal berg:  „Um  gut 
Klavier  zu  spielen,  muss  man  Hände  ohne 
Knochen  und  Fmger  von  Sammet  haben,  dabei  den 
Anschlag  mehr  empfunden  als  geschlagen" 
plutöt  senti  que  frapp6. 


164     — 


gange  befände.  Aber  sind  nicht  in  allen 
Lebensverhältnissen  Rücksichten  zu  nehmen, 
wenn  man  sich  mit  dem  Nachbar  in  Ueberein- 
stimmung  bringen  will?  Das  sollte  der  Klavier- 
spißler   seinen  Zuhörern  gegenüber  bedenken 


und  weise  Mässigung  üben,  er  würde  dann 
dasselbe  angenehme  Gefühl  dabei  haben,  was 
Herr  Lussy  verspricht,  wenn  man  bei  der  oben 
in  Rede  stehenden  Sonate  von  Beethov^en, 
op.  10,  statt  ^  den  rVTakt  angibt. 


@t)sere  ^asil<bucbepei. 

Von 
Dr.  Walter  Iflemann. 


H.  KretzBchmarhatin seinen  „Musikalifichen 
Zeitfrage n**)  auf  die  ausserordentliche  Wichtig- 
keit einer  wohlbestellten  mosikalischen  Privat- 
bibliothek für  den  deutschen  Musiker  hingewiesen. 
Sie  ist  es  nicht  minder  für  die  deutsche  mnsi- 
kalische  Familie,  sofern  sie  Anspruch  auf  musi- 
kalische Bildung  macht  und  die  letztere  nicht  nur 
im  „Musikmachen^^  betätigt  sehen  will.  Er  hat 
zugleich  hervorgehoben,  dass  selbst  unter  unseren 
Musikern  nur  ein  kleiner  Teil-  eine  genügend*  be- 
stellte Fachbibliothek  sein  eigen  nennt,  dass,  wo 
oft  der  Wille  und  die  Mittel,  sich  eine  solche  an- 
zulegen, vorhanden  sind,  nach  den  schiefesten  und 
verkehrtesten  Grundsätzen  verfahren  wird,  dass 
aber  die  Zahl  unserer  Musiker  ohne  auch  nur  die 
bescheidenste  Fachbibliothek  eine  erschreckend 
grosse,  Ja  eine  überwiegende  ist.  Sieht  es  bei 
unseren  Musikern,  ganz  im  Q-egensatz  zu  alten 
Zeiten,  schon  derartig  aus,  so  gewahrt  man  in  der 
deutschen  musikalischen  Familie  die  Erscheinung, 
dass  in  ihr  auch  nicht  einmal  der  Wille  oder  die 
Erkenntnis  von  der  Wichtigkeit  einer  solchen 
Bibliothek,  die  an  dieser  Stelle  natürlich  ausser- 
ordentlich eingeschränkt  werden  darf,  vorhanden  ist. 

Für  unsere  Musiker  ist  eine  sich  nach  den 
jeweiligen  Mitteln  richtende,  aber  nach  festen 
Prinzipien  zusammengestellte  Fachbibliothek  unbe- 
dingt notwendig. 

Abgesehen  von  der  Voraussetzung,  dass  heut- 
zutage jeder  deutsche  Musiker,  der  Anspruch  auf 
Stellung  eines  Gebildeten  macht,  mit  den  wichtigsten 
Tatsachen  der  Musikgeschichte  theoretisch  und 
praktisch  vertraut  sein  muss,  bedarf  er,  besonders 
wenn  er  einen  Kapellmeisterposten  und  dergl.  be- 
kleidet, doch  fortgesetzt  des  Rates  und  Beistandes 
einer  musikalischen  Fachbibliothek.  Hier  kann  er 
sich  von  Fall  zu  Fall,  über  richtige  Wiedergabe 
alter  Musik  z.  B.,  Kats  erholen.  Woher  wäre  es 
denn  anders  zu  erklären,  dass  BacVsche,  HändePsche 
u.  s.  w.  Orchestermusik  immer  und  immer  wieder 
ohne  die  geringste  Berücksichtigung  der  not- 
wendigsten zeitgeschichtlichen  Voraussetzungen 
stilgerechter  Wiedergabe,  ohne  die  unbedingt  not- 
wendige Hinzuziehung  der  Cembali,  ohne  choristische 
Besetzung  der  Holzbläser,    Einschränkung  des  Or- 


*)  Verlag  C.  F.  Peters,  Leipzig  1903,  S.  93. 


chest^rkörpers,  .  Berücksichtigxmg  der  alten,  für 
das  16.— 18.  Jahrhundert  charakteristischen  und  so 
kinderleicht  zu  beobachtenden  Echowirkungen 
vorkommen,  wenn  unsere  modernen  Dirigenten- 
„Spitzen^*,  unsere  Klaviervirtuosen  sich  alle  (er- 
freuliche Ausnahmen  gjibt  es  freilich  schon  in  aller- 
dings nicht  allzu  stattlicher  Anzahl!)  vorher  genügend 
orientierten?  Dazu  braucht  man  denn  doch 
wahrlich  geringer  Zeit,  ja  die  rasch  zu  erledigende 
Lektüre  von  Kretzschmar's  „Bemerkungen  über 
den  Vortrag  alter  Musik  (s.  u )  unterrichtet  schon 
fürs  erste  in  völlig  genügender  Weise. 

Es  braucht  nicht  erst  betont  zu  werden,  dass 
zum  wirklichen  Verständnis  neuerer  und  neuester 
Musik  die  Kenntnis  der  einschlägigen  Werke 
wiederum  notwendig  ist  und  daher  auch  nach 
dieser  Hinsicht  eine  kleine,  aber  wohlgeordnete 
Privatbibliothek  erfordert.  Auch  hier  heisst  die 
Forderung  für  unsere  Musiker:  nicht  nur  spielen, 
sondern  daneben  auch  lesen!  Ebenso  unsinnig  wie 
es  nun  wäre,  wenn  Jemand  z.  B.  Darwin,  Schopen- 
hauer oder  Nietzsche  allen  Ernstes  zur  Lektüre 
vorschlagen  woUte  —  Werke,  für  deren  Ver- 
ständnis diit  meisten  schon  ihrer  Vorbildung*  halber 
auch  nicht  annähernd  reif  sein  würden,  Ja  die 
höchstens-  ein  gefährliches  TJebel  in  den  Jungen, 
krankhaft  „modern*^  denkenden  Köpfen  ausbreiten 
könnten  — ,  ebenso  nutzlos  wäre  es  natürlich,  sich 
auf  die  Lektüre  „musikalischer  Märchen  und  Bo- 
mane"  zu  beschränken.  Nein,  Ernsthaftes,  Bil- 
dendes und  Weiterbildendes  tut  hier  not! 

Wie  Kretzschmar  sagt,  gibt  es  Musiker,  die 
ihren  Schopenhauer  und  .Nietzsche,  aber  kein 
Musiklexikon  ihr  Eigen  nennen.'  Das  ist  .keines- 
wegs übertrieben!  Ja,  es  gibt  sogar  sehr,  sehr 
viele,  die  —  überhaupt  keine  in  das  Gebiet  der 
Musik  fallenden  Werke  besitzen!  Diese  er- 
schreckende Vernachlässigung  privaten  wie  öffent- 
lichen Musikbibliothek  Wesens  stellt  der  Bildung 
eines  wiederum  erstaunlich  grossen  Prozentsatzes 
unserer  Musiker  dasselbe  Zeugnis  aus,  was  ihm  im 
Gegensatz  zu  den  älteren  2ieiten,  hamentlich  zur 
Schulchorzeit,  auch  in  allen  anderen  Hinsichten 
leider  allzu  häufig  erteilt  werden  muss:  das  grosser 
und  höchst  gefährlicher  Einseitigkeit  in  der  Miss- 
achtung theoretischer  Bildungsergänzung,  das 
Zeugnis  einer  ihn  von  Malern,  Bildhauern  unserer 


165     — 


Zeit  sehr  unliebsam  unterscheidenden  mangelhaften 
theoretischen  Allgemein-  und  Fachbildung, 
da  meist  das  ganze  Schwergewicht  auf  die  Betäti- 
gung praktischen  Musiktreibens  gelegt  wird. 

Der  Wahlspruch  solcher  Musiker  lautet  sehr 
einfach:  „Ich  kann  virtuos  spielen,  folglich  bin 
ich  ein  gebildeter  Musiker!*  — 

Das  ist  natürlich  ein  namentlich  für  unsere 
Konservatoristen  verhängnisvoller  Grundirrtum. 
Solange  öffentliche,  leicht  zugangliche  Musikbiblio- 
theken von  der  Art  der  Leipziger  Petersbibliothek 
dankenswerte,  aber  seltene  Einzelerscheinungen  blei- 
ben, so  lange  nicht  jede  kleinere  Stadt  über  öffent- 
liche, anch  die  Musik  genügend  berücksichtigende 
Bibliotheken  verfügt,  wofür  ja  noch  kaum  Anfänge 
Yorhanden  sind,  ist  eine  nach  den  jeweiligen  Geld- 
mitteln bescheiden  oder  reich,  aber  auch  in  ersterem 
falle  die  wichtigsten  Werke  unbedingt  einschUes- 
sende  private  Fachbibliothek  für  den  deutschen 
Musiker  und  Musikfreund  ein  doppelt  notwendi- 
ges, unumgängliches  Erfordernis 

Nach  welchen  Richtungen  hin  soll  denn,  fragen 
wir  uns  einmal,  eine  solche  Frivatbibliothek  ange- 
legt sein?  Wie  allen  Geisteswissenschaften  darf 
man  ihr,  falls  sie  Nutzen  für  ihren  Besitzer  bringen 
soll,  nicht  den  Vorwurf  einseitiger  Auswahl,  einer 
Auswahl  cum  ira  et  studio  machen  können.  Sie 
soll  in  idealer  Weise  vom  Standpunkt  eines  die 
Entwicklung  der  Musik  mit  klarem  und  geschicht- 
lich geschultem  Auge  überschauenden  Menschen 
angelegt  sein.  Es  ist  zur  vorurteilsfreien,  weil 
darch  Kenntnis  der  geschichtlichen  Bewegungen 
and  Tatsachen  erworbenen  Auffassung  der  Musik 
selbstverständliches  Erfordernis,  dass,  wie  der  kon- 
servative Musiker  die  besten,  wichtigsten  theoreti- 
schen und  praktischen  Neuerscheinungen  fort- 
schrittlicher Tendenz,  der  fortschrittliche  solche 
konservativer  Tendenz  kennen  muss,  eine  derartige 
Fachbibliothek  die  besten  Werke  beider  „Eich- 
toDgen'*  umfassen  wird.  Davon  werden  subjektive 
Liebhabereien  nicht  berührt,  wohl  aber  eigensinni- 
gem Verbeissen  in  die  angeblich  einzig  wahre, 
gate,  schöne  u.  s.  w.  Musikanschauung,  die  in  über- 
wiegenden Fällen  eben  der  Unfähigkeit,  die  zeit- 
genössische Musikentwicklung  vorurteilsfrei  mit 
dem  durch  genügende  musik-  und  kulturgeschicht- 
liche Kenntnisse  erweiterten  Blicke  eines  gebilde- 
ten Menschen  zu  überschauen,  ihre  Entstehung 
nnd  zu  nichts  führende  Eanatik  verdankt,  der 
Boden  entzogen,  andererseits  der  Wille,  zu  per- 
sönlich unsympathischen  Neuerscheinungen  ver- 
nünftig begründete  Stellung  zu  nehmen,  zur  Pflicht 
erhoben. 

Wir  werden  die  Privatbücherei  des  deutschen 
Masikers  von  derjenigen  für  die  deutsche  musik- 
liebende Eamilie  zu  unterscheiden  haben.  Im 
zweiten  Falle  darf  natürlich  die  Dispensation  vom 
Besitze  sehr  vieler  der  unten  angeführten  Bücher 
anbedenklich  erteilt  werden.  Die  im  ersten  Absatz 
aufgeführten  Werke,    sowie   die   wichtigsten,    für 


populärere  Zwecke  (an  zweiter  Stelle  -genannten) 
Biographieen,  das  Allerwichtigste  und  den  Besitzer 
persönlich  am  meisten  Interessierende  aus  den  an- 
geführten Musikerbriefen,  Memoiren,  Essaysamm- 
lungen, ästhetischen  Schriften  wird  aber  auch  sie 
besitzen  wollen  und  müssen,  falls  sie  über  die 
Notenköpfe  zum  geistigen  Besitz  ihres  Musikalien- 
bestandes vordringen  will.  Die  Lektüre  einiger 
weniger  guter  novellistischer  Beiträge  kann  sich 
zur  lusterweckenden  Vorbereitung  auf  tiefere  Stu- 
dien besonders  nutzbringend  erweisen.  Ernste 
Lektüre  guter  musikalischer  Bücher  wird  die  mu- 
sikalische Familie  auch  in  wohltätiger  Weise  vor 
einer  grossen  Gefahr  bewcJiren  können :  vor  Ueber- 
schätiung  der  musikalischen  Tageskritik  in  2jei- 
tungen,  die  überall  dort,  wo  keine  tüchtigen,  wo- 
möglich studierten  Kritiker  ihre  Aufgabe,  das  grosse 
Publikum  (und  nicht  umgekehrt!)  musikalisch  zu 
bilden,  mit  Hingabe  erfüllen,  in  ihrer  Seichtigkeit, 
ihrem  Personenkultus  und  meist  schöngeistigen 
Schwätzerei  von  üblen,  verflachenden  Folgen  be- 
gleitet ist. 

Eine  musikalische  Privatbibliothek  muss  nun 
vor  allen  Dingen  sine  ira  et  studio  angelegt  sein, 
wenn  sie  ihren  Zweck  richtig  erfüllen  soll.  Es 
werden  also  in  ihr  die  wichtigsten  Werke  über 
alte,  ältere,  neuere  und  neueste  Musik  (aller 
„Richtungen")  vertreten  sein  müssen,  und  ihr  Be- 
sitzer mag,  wenn  er  seinen  vielleicht  unter  Mühen 
angelegten  kleinen  geistigen  Schatz  allmählich 
wachsen  sieht,  nicht  mit  seiner  Vervollständigung 
schleunigst  aufhören,  wenn  die  Schreckenskunde 
eriönt,  dass  „der  Schrank  nicht  mehr  reicht^,  und 
sich  etwa  in  falscher  Scham  einzureden  versuchen, 
dass  er  eigentlich  auf  dem  besten  Wege  sei,  sich 
zu  einem  furchterregenden  „gelehrten**  Musiker  aus- 
zuwachsen. Ebensowenig  darf  sich  eine  dilettierende 
Besitzerin  oder  Besitzer  vor  „Blaustrumpf"- Ver- 
dächtigungen der  lieben  „Nächsten"  fürchten. 
Dem  deutschen  Musiker  tut  heutzutage  eine 
solide  musikalische  Allgemeinbildung  mehr  denn 
je  dringend  not!  Der  Musikfreund  wird  ebenso, 
wenn  es  ihm  ernst  um  sein  musikalisches  Wissen 
ist,  die  musikalischen  Damenboudoirschriften  ä  la 
Polko,  die  gut  gemeint,  aber  schrecklich  schwach 
zu  lesen  sind,  umso  leichter  unerbittlich  aus- 
schliessen  wollen,  als  ihm  z.  B.  in  neuester  Zeit 
Sohle  (s.  später)  gezeigt  hat,  wie  wohl  sich  ge- 
schichtliche Treue,  die  jenen  Produkten  so  gänzlich 
abgeht,  mit  künstlerischer  Phantasie  vereinigen 
lässt! 

Nun  wollen  wir  einmal  an's  Werk  gehen!  - 
Zunächst  haben  wir  die  auch  für  die  musi- 
kalische Familie  obligatorischen 
Werke  anzuführen.  Es  sind :  Kretzschmar's 
„Führer  durch  den  Konzertsaal"  (Leipzig  1898/9), 
jenes  klassische  „Kompendium  der  Musikweisheit", 
wie  es  einmal  treffend  bezeichnet  wurde,  weiterhin 
desselben  Autors  „Musikalische  Zeitfragen"  (Leipzig 
1903),  „Einige  Bemerkungen  über  den  Vortrag  alter 


166 


Musik"  (Leipzig  1901),  R  i  e  m  a  n  n's  „Musiklexikon" 
(Leipzig  1904),  endlich  seinen  unübertroffenen 
„Katechismus  der  Musikgeschichte"  (Leipzig  1898/9). 
Ist  der  Musiker  Klavierspieler  von  Beruf,  so  sind 
für  ihn  Weitzmann-Seiffert's  „Geschichte 
der  Klaviermusik*'  bis  1750  (Leipzig  1899;)  oder 
0.  Bie's  populäreres,  illustriertes  „Bas  Klavier 
und  seine  Meister'^  (München  1898)  ebenso  unent- 
behrlich, wie  Ruthardt's  reichhaltiger  i, Weg- 
weiser durch  die  Klavierliteratur"  (Leipzig  1900) 
und  Köhler's  „Der  Klavierunterricht"  (Leipzig 
1860),  ausserdem  die  Einführungen  in  Beethoven's 
Klaviersonaten  von  Marx-Behncke  (Berlin 
1897)  oder  Bei  necke  (Leipzig  1896),  bezw. 
Nagel  (Langensalza  1903).  Für  einen  Musiker 
darf  auch  wenigstens  der  dritte,  u.  a.  die  Nieder- 
länder behandelnde  Band  (Leipzig  1898)  von 
Ambros'  hochbedeutender,  freilich  nur  bis 
Palestrina  reichender  Musikgeschichte  nicht  fehlen 
(Fortsetzung  von  Langhans).  Empfehlenswert 
weniger  durch  Selbständigkeit  der  Darstellung, 
als  durch  weiten  kulturgeschichtlichen  Horizont 
ist  femer  M  e  r  i  a  n'  s  Musikgeschichte  (Leipzig 
1900);  eine  neue  von  Karl  Storck  beginnt  so- 
eben zu  erscheinen  (Stuttgart). 

unter  den  ergänzenden  Werken  sei 
auch  P  r  o  s  n  i  z'  praktisches  „Kompendium  der 
Musikgeschichte"  bis  1750  (Wien  1889/1900),  be- 
sonders aber  auf  Biemann's  ausgezeichneten 
knappen  Grundriss  der  gesamten  Musikgeschichte, 
„Epochen  und  Heroen  der  Musikgeschichte'*,  (den 
mancher  seinem  „Katechismus"  vorziehen  dürfte), 
in  Spemann's  sonst  sehr  vorsichtig  aufzunehmenden 
„Goldenen  Buch  der  Musik",  endlich  auf  Bie- 
m  a  n  n'  s  „Geschichte  der  Musik  seit  Beethoven'' 
(Berlin  1901)  und  Grunsky's  Katechismus  „G^ 
schichte  der  Musik  des  19.  Jahrh."  (Göschen) 
aufmerksam  gemacht.  Zur  Orientierung  über  alte 
und  mittelalterliche  Musik  genügt  den  Meisten 
M  Ö  h  1  e  r'  s  „Katechismus  der  alten  und  mittel- 
alterlichen Musik"  (Leipzig  1900).  In's  altdeutsche 
weltliche  und  geistliche  Lied  ftlhren  ein:  Lilien- 
cron's  „Deutsches  Leben  im  Volkslied  um  1580*' 
(Berlin,  Stuttgart  1884),  Böhmens  „Altdeutsches 
Liederbuch*«  (Leipzig  1877),  Bäumker's  „Das 
katholische  deutsche  Kirchenlied«  (Freiburg  i.  B. 
1883/6/91),  Wolfrum's  ».Entstehung  und  Ent- 
wicklung des  deutschen  evangelischen  Kirchen- 
liedes«« (Leipzig  1890).  A.  v.  Dommer's  vor- 
zügliche Musikgeschichte  (Leipzig  1868/78)  ist 
leider  vergriffen.  Eine  von  fachkundiger  Seite 
ausgeftlhrte  sorgfältige  Neubearbeitung  —  leider 
wahrscheinlich  ein  frommer  Wunsch  —  wäre 
dringend  notwendig,  da  wir  keinen  völligen  Ersatz 
für  dies  klare  Werk  besitzen. 

Für  das  gesamte  Gebiet  der  Oper  hoffen  wir 
einst  auf  ein  grundlegendes  Werk  Kretzschmars. 
Unter  den  vorhandenen  „Führern"  u.  s.  w.  sind  die 
besten  Storck  „Opernhandbuch  «•  (4  Aufl., 
Stuttgart    1903),    Bulthaupt  „Dramaturgie    der 


Oper"  (2  Bde.,  Leipzig  1887),  Kalbeck  „Wienei 
Opernabende««  und  „Opernabende'«  (2  Bde.,  Berlin 
1898)  und  Neitzel  „Führer  durch  die  Oper«* 
(3  Bde.,  1890/8). 

Nun  kommen  die  grossen  Biographieenan 
die  Heihe,  von  denen  die  hinter  den 
Trennungsstrich  (— )  gestellten  Werke  kurz 
gefasst  und  populär  gehalten  sind,  unter  ihnen 
sollten  im  Besitz  jedes  Musikers  sein:  Bach: 
SpitU  (Leipzig  1878/80)  -  *)Batka  (Leipz.  1898); 
Händel:  Chiysander  (8  Bde.,  Leipz.  1858/60/67)  — 
*)Schrader,  t)Volbach  (Berlin  1898);  Gluck: 
Marx  (Berlin  1868)  -  *^Weltl  (Leipz.  1888); 
H  a  y  d  n :  Fohl  (2  Bde.,  Leipz.  1878/82),  dess.  Verf. 
„Mozart  und  Haydn  in  London*  (Leipz.  1867),  — 
t)Schmidt  (Berlin  1898);  Mozart:  Jahn  (Leipz. 
1889/91),  Schultz  (über  seine  Jugendsinfonieen, 
Leipz.  1900),  Beinecke  (über  seine  Klavierkonzerte, 
Leipz.  1891),  Nohl  (Heidelberg  1860)  -  *)Nohl, 
Nottebohm  (Leipz.  1880);  Beethoven:  Thayer 
(8  Bde.,  Berlin  1866/72/79),  Marx-Behncke  (Berlin 
1902),  Lenz  (Cassel  1866/7),  Grove  (London  1896), 
—  fFrimmel  (äusseriicher.  Bariin  1901/8),  *)Nohl, 
seine  von  Nottebohm  herausgegebenen  Skizzen- 
bücher; Schubert:  f )Heuberger  (Berlin  1902) ; 
Mendelssohn:  Lampadius  (Leipz.  1886),  Hiller 
(Köln  1874),  Devrient  (Leipz.  1891)  —  *)Schrader 
(Leipz.  1898);  Weber:  M.  v.  Weber  (Leipz. 
1864/6),  (Sehrmann  (Berlin  1899);  Schumann: 
Wasielewski  (Dresden  1869)  —  Beimann  (Leipz. 
1887),  t)Abert  (Berlin  1908),  »jBatka  (Leipz.  1892); 
Chopin:  Liszt  (herausgegeben  von  La  Mara, 
Leipz.  1879);  Karasowski  (Dresden  1881),  Niecks 
(Leipz.  1890,  beste);  B  r  a  h  m  s :  Köhler  (Hannover 
1881),  t)  Beimann  (Berlin  1897);  Liszt:  Ramann 
(2  Bde.,  Leipz.  1880/87/94);  Tschaikowsky: 
M.  Tschaikowsky  (im  Erscheinen),  *)  Knorr  (Berlin 
1900) ;  Wagner:  Chamberlain  (Leipz.  1892),  Glase- 
napp  (8  Bd.  Leipz.  1882-1908),  Lichtenberger 
(Dresden  und  Leipzig  1899)  —  Muncker  (Bamberg 
1891) ;  B  e  r  1  i  o  z :  Luise  Pohl  (Leipz.  1880),  H.  Pohl 
(Leipz.  1884),  JuUieu  (Paris  1888),  Tiersot  (Paris  1904). 

Das  sind  die  wichtigsten  zur  Auswahl.  Daneben 
einigeB iographieen  kleinererMeister, 
die  sich  der  und  Jener  zu  Lieblingen  erkor.  Von 
solchen  alter  Meister  neime  ich  (z.  T.  wissen- 
schaftlich gehalten):  Lasso:  Sandberger  (Leipz. 
1894);  Schein:  Prüfer  (Leipz.  1895),  Fro- 
he rg  e  r :  Beier (Leipz.  1884);  M uf  f  at : Stollbrock 
(Rostock  1888);  Reichardt:  Paulli (Berlin  19(^), 
Field:  Liszt  (s.  u.);  von  Neueren  besonders: 
Rubinstein:  Zabel  (Leipz.  1892),  die  feinen 
Romantiker  Jensen:  t)Niggli  (Zürich  1896), 
Kirchner:  Niggli  (Leipz.  und  Zürich  1888), 
Rein  ecke:  Wasielewski  (Leipz.  1892),  Volk- 
mann:  Volkmann  (Leipzig  1903),  L  a  c  h  n  e  r : 
Kronseder  (Leipz.  1903),   L  o  e  w  e :   Runze  (Bariin 

*)  Reclam- Bändchen, 
f )  „Harmonie^'-Bde. 


—     167 


1888),  t)Niggli  (Zürich  1897),  Bulthaupt( Berlin  1898), 
Marschoer:  f)Müiizer  (Berlin  1901),  Franz 
Liszt  (Leipz.  187*2),  *)Procliazka  (Leipzig  1894), 
Lortzing:  f)Kni8e (Berlin  1899),  Herzogen- 
berg: Spengel  (Leipz.  1897),  Altmann  (Leipz.  190  0; 
Plüddemann:  Batka  (Prag  1896),  Heoss  (Sig- 
nale, 1938,  20);  Cornelias:  Kretzschmar 
(Waldersee's  Mns.- Vorträge, 6.  n.),  Sandberger  (Leipz. 
1887),  Wolf:  Decsey  (Berlin  1902),  Haberlandt 
(Leipz.  1903),  Saint-Saens:  f) Neitzel  (Berlin 
1899),  Grieg:  CloeBon  (Paris,  Brüssel,  Leipz. 
1892).  Dazu  lese  man  La  Mara's  vorzügliche 
Monographien:  „Musikalische  Stndienköpfe^  (2 
Bde. ,  Leipzig  1896) ,  in  der  man  auch 
manche  feine  Studien  über  Jcleinere  Meister,  wie 
z  B.  Henselt,  Grieg  u  a.  findet,  dann 
„Klassisches  und  £4)mantische6  aus  der  Tonwelt" 
(Leipzig  1892),  Beinecke's  anmutige  „G^denkblätter 
an  berühmte  Musiker^  (Leipzig  19(X))  und  „Meister 
der  Tonkunst"  (Leipzig  1903). 

Ans  der  sehr  angleichen  Sammlung  „Berühmte 
Musiker"  (Harmonieverlag-Berlin),  die  ihrer  ver- 
schwenderiBchen  Bilderfülle  halber  namentlich  hei 
Dilettanten  beliebt  ist,  wurden  bereits  die  besten 
Monographieen  erwähnt  (f),  ebenso  von  den 
populären  „Reclams"  (*),  von  denen  sich  die  meisten 
zur  ersten  Einführung  recht  gut  eignen. 

Viel  zu  wenig  bei  Musikern  und  Musikfreunden 
bekannt  ist  die  meist  vortreffliche  Hefte  enthaltende 
ältere  Sammlung  „Graf  Waldersee's  musikal.  Vor- 
trage" (Leipz.  1879-84),  aus  der  gleichfalls  einige 
der  wichtigsten  Nummern  erwähnt  wurden. 

Zur  Einführung  in  einzelne  Werke  giebt  es 
Kretschmar's  und  Seemann's  „Führer''  (Einzel- 
heftchen). 

Nun  betreten  wir  das  weite  Gebiet  der  M  u  s  i  k  e  r- 
Briefe,  -Erinnerungen,  -Schrifteit. 
Hier  wird  sich  jeder  das  ihn  interessierende  heraus- 
sachen.  Die  wichtigsten  mit  Angabe  der  Heraus- 
geber sind:  Beethoven 's  Briefe,  u.  zwar  an 
Erzh.  Eudolf  (Köchel;  Wien  1865),  gesammelte 
Briefe  (Nohl ;  Stuttgart  1866/7),  an  die  Gräfin  Erdödy 
a.  a.  (Schöne;  Leipz.  1867),  neue  Biiefe  (Kalischer; 
Stuttgart    1898,     Berlin     und     Leipz.    1902)    — 


Mozarts  Briefe  (Nohl;  Salzburg  1865)  >- 
Weber:  Hinterlass.  Schriften  (3  Bde.  Leipz.  1850), 
Briefe  an  Lichtenstein  (Braunschweig  1900),  Beise- 
briefe  an  seine  Gattin  (Leipz.  1886)  —  Briefwechsel 
zwischen  W  in terfe  Id  und  Crüger  (Prüfer; 
Leipz.  1898)  —  Jensen 's  Briefe  (Euczynski, 
Berlin  1879)  —  *)Schumann 's  ges.  Schriften 
über  Musik  und  Musiker  (Leipzig), 
Jugendbriefe  und  Briefe  (Clara  Schumann,  Leipz. 
1885),  aus  Hoffmann's  Schriften  das  Kreislerbuch 
und  die Fhantasiestücke (s. il),  Bülow's  Briefe 
und  Schriften  (Mar.  v.  Bülow,  4  Bde.,  Leipz. 
1895/6/8);  Liszt 's  gesammelteSchriften 
(L.  Ramann,  Leipz.  6  Bde.,  1880/87),  Briefe  an  die 
Fürstin  Sayn- Wittgenstein,  an  eine  Freundin,  an 
Bülow  (La  Mara,  Leipz.  1893/1902),  an  Gille  (Ad. 
Stern,  Leipz.  1903);  Berlioz'  Briefe  an  die 
Fürstin  Wittgenstein  und  das  Wichtigste 
aus  seinen  gesammelten  Schriften  am  bequemsten 
in  der  neuen  Glesamtausgahe  (Breitkopf  &  Härte!, 
Leipz.  1903),  weiter:  W  a  g  n  e  r  's  aesthetisch  hoch- 
bedeutsamen in  j  e  d  e  Bibliothek  gehörenden  ge- 
sammelten Schriften  (Leipz  ,  8.  Aufl.,  1897, 10  Bde.), 
seine  nachgelassenen  Schriften  und  Dichtungen 
(Leipz.  1895),  seine  umfangreichen  Briefwechsel 
mit  Liszt  (Leipz.,  2  Bde.,  1887).  Uhlig.  Fischer, 
Heine  (Leipz.  1888),  weniger  wichtig  die  mit 
Eoeckel,  Heckel,  Wesendonck,  Eliza  Wille, 
Cornelius^  Briefwechsel  mit  den  beiden 
Milde's  (N.  von  Milde,  Weimar  1901),  Hugo 
Wolfs  Briefe  an  Kaufmann  (Berlin,  1903), 
*)Mendelssohn's  Beisebriefe  (Leipz.  1868,  auch 
*)  Beclam),  HauptmannsBriefwechsel  mit 
Fr.  Hauser  und  Spohr  (Leipz.  1870/1/6),  Wald- 
mann's  Gespräche  mit  Bob.  Franz  (Leipz. 
1895),  La  M a r a 's  „Musikerbriefe  aus  5  Jahr- 
hunderten" (Leipz.  1886,  2  Bde.),  „Erinnerungen 
an  Brahms''  von  Widmann  (Berlin  1898),  Tschai- 
kowsky  (Berlin  1899),  Hanslicks  „Aus  meinem 
Leben"  (Berlin  1894),  Schemann  an  Wagner  (Stutt- 
gart 1902),  endlich  Vianna  da  Motta- 
Pfelffer's  „Studien  bei  H.  v.  Bülow"  (Berlin 
1894,  Nachtr.  96). 

(Schluss  folgt) 


usil^pädagogiscbep  Verband. 

Koiiftress  iiiid  eeneral-UenattiMliiiig. 


Der  2.  musikpädagogische  Kongress 
findet  in  der  letzten  September-  oder  ersten 
Oktoberwoche  d.  J.  in  Berlin  statt,  alle 
Musikpädagogen  Deutschlands  und  des  Auslands 
Beten  hiermit  zu  reger  Beteiligung  eingeladen.  Wir 
können  mit  lebhaftem  Dankgefühl  auf  unsere 
erste  Arbeitspei iode  zurückblicken;  unsere  Heform- 
vorechläge,  die  wir  aus  kleinstem  Kreise  heraus, 
von  dem  Bewusstsein  der  unabweislichen  Not- 
wendigkeit    getragen,     unseren     Kollegen     und 


Kolleginnen  unterbreiteten,  sind  auf  fruchtbaren 
Boden  gefallen  und  haben  weiten  und  lebhaften 
Widerhall  gefunden.  Wir  sind  jetzt  eine  ge- 
schlossene, fest  organisierte  grössere  Gemeinschaft, 
die  bestimmte  unverrückbare  Ziele  im  Auge  hat 
und  entschlossen  ist,  dieselben  konsequent  durch- 
zuführen. Wir  dürfen  es  heut  schon  aussprechen, 
dass  die  Begierung  unsere  Bestrebungen  mit  Wohl- 
wollen verfolgt,  so  dass  wir  in  absehbarer  2jeit, 
wenn   unser  ernstes  Wollen   mehr  und  mehr  zur 


168     — 


Tat    geworden    ist,    auf    ihren    Schntz    rechnen 
dürfen. 

Die  bereits  in  den  Hanptzügen  festgestellte 
Tagesordnung  des  Kongresses  gliedert  sich 
in  folgender  Weise:  Nach  einem  einleitenden 
Referat,  welches  die  bisherigen  Arbeiten  und  Er- 
rungenschaften des  Verbandes  zusammenfasst  und 
auf  die  weiteren  Ziele  hinweist,  sind  Vorträge  mit 
anschliessenden  Diskussionen  über  folgende  Fragen 
vorgesehen : 

1.  Eeformen  auf  dem  Gebiete  des  Schul- 
gesangs. 

a)  Die  Ausbildung  der  Fachgesangschullehrer 
und  -Lehrerinnen. 

b)  Einführung    eines   möglichst  einheitlichen 
Lehrplanes  im  Schulgesangsunterricht. 

2.  Der  Kunstgesang  und  die  Ausbildung 
der  Gesangslehrkräfte. 

8.  Vorträge  über  allgemeine  musikpäda- 
gogische Fragen. 

Zu  Punkt  2  ist  zu  erwähnen,  dass  alle  bisher 
eingereichten  Keformvorschläge,  resp.  Lehrpläne, 
Lehrbücher  u.  s.  w.  sich  fast  ausschliesslich  auf 
die  Ausbildung  für  das  Klavierlehrfach  beziehen; 
es  liegt  daher  bei  der  Umgestaltung  der  Seminare 
das  Bedürfnis  vor,  auch  für  die  rationelle  Aus- 
bildung im  G^esanglehrfach  Sorge  zu  tragen. 

Die  Vorträge  sind  so  zu  fassen,  dass  ihnen 
Thesen  als  Leitgedanken  vorangehen,  die  nach 
erfolgter  Erläuterung  durch  den  Vortragenden  der 
anschliessenden  Diskussion  als  Grundlage  dienen. 
Ausser  diesen  grösseren  Vorträgen  erstatten 
die  Kommissionen  kürzere  Beferate  über  die 
in  Angriff  genommenen  Arbeiten,  neue  sind  in 
Vorschlag   zu    bringen;    eine    besondere    Aufgabe 


besteht  darin,  in  verschiedenen  Städten  Fer  en- 
und  Sonderkurse  zur  Fortbildung  junger  Lehr- 
kräfte einzurichten,  und  es  ergeht  schon  heut  an 
die  Pädagogen  die  Bitte,  Vorschläge  für  diese  von 
vielen  Seiten  dringend  erbetene  Einrichtung  zu 
machen 

Unseren  Satzungen  gemäss  müssen  An- 
träge und  Wünsche  zur  Tagesordnung  des  Kon- 
gresses 8  Monate  vorher,  also  diesmal  bis 
spfttesteiis  1.  Juli»  bei  dem  1.  Vorsitzenden, 
Professor  Xaver  Scharwenka,  eingereidit 
werden.  Wir  bitten  also  um  möglichst  baldige 
Anmeldungen  der  Vorträge  und  Antr&ge. 

Im  Anschluss  an  den  Kongress  findet  die 

Oeneral-TerMifliHilaiii; 

statt. 

An  derselben  können  nur  die  Mitglieder 
des  Verbandes  teilnehmen.  Angeschlossene  Ver- 
eine werden  gebeten,  ihre  Delegierten  rechtzeitig 
anzumelden.  Die  Tagesordnung  umfasst  den 
Jahresbericht,  den  Kassenbericht,  Beschlussfassung 
über  die  auf  dem  Kongress  diskutierten  Fragen, 
Einsetzung  von  Kommissionen,  Vorstandswahl  u.  s.  w. 

Anträge  zur  Generalversammlung  sind  von 
unseren  Mitgliedern  Statuten  gemäss  gleichfalls 
bis  smn  1*  Jali  einzureichen. 

Wir  machen  darauf  aufmerksam,  dass 
nur  diejenigen  zu  unseren  Mitgliedern 
zählen,  die  sich  auf  Grund  der  im  April 
versandten  Satzungen  zum  Eintritt  ge- 
meldet haben  und  im  Besitz  einer  Mit- 
gliedskarte sind. 

Der  Vorstand. 

I.  A. 
Xaver  Schanoenka. 


Mitteilungen 


von  Hoohsohulen  und  Konservatorien. 


Die  Könlgl.  Musikschule  zu  Würzburg, 
Direktor  Hofrat  Professor  Dr.  Kliebert,  führte 
am  4.  Mai  mit  einem  Chor  von  500  Sängern  und 
80  Listrumentalisten  Bach 's  „Matthäus-Passion'' 
auf.  Herr  Hess,  Berlin,  sang  den  Evangelisten, 
die  übrigen  Soli  waren  durch  die  Damen  Johanna 
Dietz,  Frankfurt  a.  M.,  Iduna  Walter- 
Choinanus,  Landau,  und  die  Herren  Weidt, 
Heidelberg  and  Wunderlich,  Nürnberg,  be- 
setzt. Die  Aufführung,  zu  der  zahlreiche  Gäste 
aus  Franken  und  Württemberg  gekommen  w^ren, 
verlief  in  würdigster,  tieffesselnder  Weise. 

Herr  Gustav  Borchers,  Gesanglehrer  und 
Kantor  zu  St.  Petri  in  Leipzig,  wird  in  der  Zeit 
vom  18.  Juli  bis  6.  August  den  dritten  Ferien- 
kursus für  Chordirigenten  und  Schul- 
gesanglehrer abhalten.  Der  aufgestellte  Lehr- 
plan verspricht:  Gesangunterricht  (Eitz-Eisleben), 
Vorträge  über  Geschichte  des    a  capella-G^anges 


(Dr.  Egel),  Schulung  der  eigenen  Stimmen  der 
Teilnehmer,  Vorführung  aller  Stimmgattungen  und 
ihre  Behandlung,  üebungen  im  Chorgesang,  musi- 
kalische Aufführungen  und  Lehrproben  (der  Kirchen- 
chor zu  St.  Petri),  Sologesangvorträge,  Führungen, 
Gtoellschaftsabende.  Nähere  Auskünfte  beim  Ver- 
anstalter G.  Borchers,  Konzertsänger,  Gesanglehrer 
und  Kantor  zu  St.  Petri  in  Leipzig,  Hohestrasse  49. 
In  drei  öffentlichen  Prüfungskonzerten  zeigte 
die  Musikschule  K.  A.  Fischer,  Stettin,  I/eiterin 
Frau  Elf  riede  Fischer,  die  Leistungen  der  ihr 
anvertrauten  Zöglinge.  Aus  der  stetig  wachsenden 
Schülerzahl  und  der  Anziehungskraft,  welche  die 
Prüfungen  ausüben,  ist  auf  das  Literesse  und  das 
Vertrauen  zu  schliessen,  welches  sich  das  Institut 
durch  sein  ernstes  künstlerisches  Streben  beim 
Publikum  errungen  hat.  Die  Presse  hat  sich 
durchweg  in  ausserordentlich  günstiger  Weise  über 
die  Leistungen  der  Schüler  in  Bezug  auf  das  tech- 


169 


ntsche  Können  und  die  mneikaliscbe  Wiedergabe 
der  vorgetragenen  Werke  ausgesprochen;  besonders 
lobenswert  ist  die  feinsinnige  Znsanimenstellang 
der  Prog:ramme,  auf  denen»  was  selten  zu  finden 
ist»  auch  eine  Reihe  der  poesievollen  Stücke  von 
Kirchner,  Jensen,  Schytte,  Henriques,  Kar- 
ganoff, Rheinberger  nnd  anderer  Komponisten 
vertreten  sind,  die  so  ausserordentlich  geschmack- 
bildend  wirken,  dass  man  sich  immer  nur  wundert, 
wenn  die  grössere  Zahl  der  Institutsleiter  an  diesen 
Werken  vorübergeht. 

In  einem  am  2.  Mai  stattgefundenen  Vortrags- 
Abend  des  £ichelberg 'sehen  Konservatoriums 
hier,  Direktor  Fritz  Masbach,  produzierten  sich 
Schaler  der  Klavierklassen  des  Direktors,  der  Qe- 
sangsklassen    Frau    Professor    Mallinger's,    Pro- 


fessor Stolze nberg's  und  Frl.  Hertha  Dehm- 
low's,  der  Violinklassen  des  Kammermusikers 
Rieh.  Hagemeister's  und  der  Kammermusik- 
klasse Prof.  F.  E.  Koch's.  Die  sämtlichen,  auf 
künstle,  ischer  Reife  stehenden  VortiiLge  Hessen 
das  Institut  als  eine  Püegstätte  echter  Kunst  er- 
scheinen. Aus  den  Klavierklassen  des  Direktors 
fesselten -besonders  die  beiden  Chopin'schen  Num- 
mern, so  wurde  das  Q-dur  Nocturne  mit  seinem 
zart  innigen  Mittelsatz  vorzüglich  vorgetragen  und 
bewies,  dass  neben  Entfaltung  der  Kraft  und 
Elastizität  des  Anschlags  auch  besonderes  Gewicht 
auf  den  künstlerisch  vertieften  Vortrag  gelegt  wird. 
Ein  gleiches  Lob  kann  auch  den  Gesangs-  und 
Violinleistungen  zugesprochen  werden. 


Yermischte  Nachrichten. 


Ein  Konzert  in  der  Lutherkirche,  welches 
von  Herrn  Edwin  Arthur  Kraft  ans  Amerika 
am  9.  Mai  veranstaltet  wurde,  verdient  eine  be- 
sondere Erwähnung.  Herr  Kraft  ist  ein  Schüler 
unseres  hervorragenden  Orgelmeisters  und  Päda- 
gogen Franz  Grunicke  und  gehört  zu  seinen  be- 
rofensten  Jüngern.  Er  legte  eine  Probe  seines 
Könnens  durch  die  ganz  vorzüglich  gelungene 
Wiedergabe  der  schwierigen  „Fantasie-Fuge'  Über 
B-A-C-Hvon  Max  Reger  ab.  Es  war  eine  Glanz- 
leistung allerersten  Ranges,  die  sich  in  der  klaren 
Interpretation  dieses  tief  empfundenen,  äusserst 
schwierigen  Werkes  dokumentierte ;  man  darf  den- 
jenigen, der  es  in  dieser  Auffassung  und  Virtuosität 
spielt,  zu  den  ersten  Vertretern  seines  Instrumentes 
rechnen.  Herr  Kraft  spielte  ausserdem  noch  zwei 
andere  Kompositionen  von  Max  Reger,  das  Choral- 
Vorspiel:  „Herzlich  tut  mich  verlangen'*  und  die 
Fantasie  über  „Ein  feste  Burg**  mit  gleichem 
k&nstlerischen  Gelingen.  Mitwirkende  bei  dem 
Konzert  waren  Frl.  Schley,  die  mit  schöner 
Stimme  Bach'sPfingstarie  „Mein  gläubiges  Herze" 
Bang,  und  Herr  Ruthström,  einer  unserer  her- 
vorragendsten Geiger,  der  die  „Solo- Violinsonate** 
op.  42  von  Max  Reger  mit  feiner  Auffassung 
nnd  Technik  spielte.  Die  ganze  Aufführung  ge- 
währte den  Zuhörern  einen  hohen  künstlerischen 
und  ungetrübten  Genuss. 

Die  Gesanglehrerin  Frl.  Hedwig  Ribbeck 
veranstaltete  am  Sonntag,  den  8.  Mai  eine  Schüler- 
Aafffihrung  im  Vereinshause,  WÜhelmstr.  118.  Der 
vollbesetzte  Saal  bewies  die  Teilnahme,  welche 
Frl.  Ribbeck's  Aufführungen  entgegengebracht  wird 
und  welches  Vertrauen  sich  ihre  Lehrmethode  er- 
obert hat.  Die  dargebotenen  Leistungen  waren 
natnrgemäss  verschieden,  doch  bezeugen  alle 
^üler,  auf  welcher  Stufe  sie  sich  auch  befanden, 
die  Vorzüge  von  Frl.  Ribbeck's  Methode:  Oute 
Stunmbildung,  deutliche  Aussprache  und  lebendigen, 
Binngemässen  Vortrag.     Besonders   hervorzuheben 


ist  Frl.  Lindemann,  die  mit  schöner,  ausge- 
glichener Stinune  die  Arie  der  ,  Michaela**  aus 
Carmen  in  künstlerischer  Abrundung  zu  Gehör 
brachte.  Das  Programm  wurde  vervollständigt 
dnrch  pianistische  Vorträge  des  Frl.  Bruhn,  sowie 
durch  einige  humoristische  Deklamationen  der 
Frau  Krolop. 

Durch  einen  Fest-Aktus  hat  der  Riedel- 
Verein  zu  Leipzig  die  Feier  seines  BQjährigen 
Bestehens  begangen.  Die  Feier  fand  im  grossen 
Saale  des  Zentraltheaters  in  Anwesenheit  hoher 
Glaste  und  der  Spitzen  der  Behörden  statt  und 
wurde  durch  den  Choral  „Nun  lob'  mein*  Seel**, 
Tonsatz  von  Hans  Leo  Hasler,  eingeleitet. 
Dr.  Paul  Wildfeuer,  der  Schriftführer  des 
Vereins,  hielt  die  Festrede,  in  welcher  er  alle 
Hauptetappen  im  Leben  CarlRiedel's  berührte, 
die  An&nge  und  die  Entwicklung  seines  Vereins 
schilderte,  welche  Verdienste  derselbe  sich  um  die 
deutsche  Kunstpflege,  um  die  Wiedererweckung 
der  Kirchenmusik  des  16.  und  17.  Jahrhunderts 
erworben  und  wie  er  der  neudeutschen  Kunst  die 
Wege  gebahnt.  Nach  der  Festrede  fand  die  feier- 
liche üebergabe  des  von  Freunden  und  Mitgliedern 
des  Riedel- Vereins  gestifteten  Denkmals  Carl 
Riedel's  an  den  Rat  der  Stadt  Leipzig  statt.  Die 
auf  hohem  Postament  sich  erhebende  Überlebens- 
grosse Büste  ist  von  Adolf  Lehner t,  dem 
Schwiegersohn  Carl  Rieders,  modelliert.  Eine 
Sunme  von  600  M.  wurde  als  Grundstock  zu  einer 
Stiftung  für  künstlerische  Zwecke  dem  Vorsitzen- 
den überreicht,  das  Gewandhaus-Orchester 
stiftete  einen  silbernen  Lorbeerkranz.  Nach  einem 
Schlusswort  Dr.  Georg  Göhler's  schloss  die 
Feier  durch  die  mit  heller  Begeisterung  vorgetra- 
genen Chorgesänge  „Wach'  auf,  es  nahet  gen  den 
Tag*  von  Wagner  und  „Festspruch**  von 
B  r  a  h  m  s.  —  Eine  Festschrift  „Der  Riedel- 
Verein  in  Leipzig**,  von  Dr.  Albert  Göhler 
verfasst,   ist  zu   dieser  Gelegenheit   veröffentlicht, 


170 


sie  entrollt  ein  lebensvolles  Bild  des  küDStlerischen 
Wirkens  Carl  EiedePs,  verfolgt  die  Entwicklang 
des  Vereins  und  stellt  die  gesamten  Konzertpro- 
gramme Carl  Riedel's  und  Professor  Dr. 
Kretzschmar's,  seines  Nachfolgers,  die  Namen 
der  Sänger  nnd  Mitwirkenden  u.  s.  w.  zosammen. 
Die  Bildnisse  Carl  BiedeTs,  Hermann 
Kretzschmar*s  und  Dr.  Georg  Göhler's, 
des  jetzigen  Leiters  des  Vereins,  sind  dem  Bnche 
beigefügt. 

In  8  Konzerten  zu  einem  wohltätigen  Zweck 
haben  die  Herren  F.  Walter  Porges,  Violine, 
nnd  Otto  Seelig,  Klavier,  in  Heidelberg  die 
gesamten  „Violin-Sonaten*  Beethoven's  ge- 
spielt nnd  ansserordentliche  Erfolge  damit  errun- 
gen. Besonders  bildete  das  letzte  Konzert,  in  dem 
die  Kreutzersonate,  op.  47,  und  die  grosse  G-dur- 
Sonate,  op.  96,  zu  Gehör  kamen,  den  Höhepunkt 
des  Cyklus.  * 

Zu  den  grossen  diesjährigen  RichardWag- 
ner-Festspielen  zu  München  im  Prinz- 
Regenten-Theater  und  zu  den  Mozart-Fest- 
spielen sind  ausser  ersten  Kräften  der  hiesigen 
Bühne  zu  Gastspielen  verpflichtet  worden :  Sophie 
David-Köln,  Olive  Fremstad-London, 
Mathilde  Fränkl  -  Claus  -  Hamburg, 
Emilie  Herzog-Berlin,  MinnieNast- 
Dresden,  Franzi  Scheff -London,  Milka 
Ternina-New-York;  ferner  die  Herren  Karl 
Buri  ian  -  Dresden,  Hermann  Gura- 
Schwerin,  Julius  Putli  tz  -  R  ostock, 
Albert  Reisz-Lon  don,  Richard  van 
Rooy-New-York  und  Desider  Xader- 
P  r  a  g.  Als  Dirigenten  werden  die  Herren  General- 
direktor M  o  1 1 1 ,  Hofkapellmeister  Franz 
Fischer,  Professor  Arthur  Nikisch,  Hof- 
kapellmeister FelixWeingartner,  Hofkapell- 
meister HugoRöhrj  Hofkapellmeister  H  u  g o 
Reichenberger  fungieren. 

Hugo  Kann  vollendete  ein  grösseres  Chor- 
werk für  gemischten  Chor,  Solo  und  Orchester 
„Auf  dem  Meer",  Dichtung  von  John  Henry 
M  a  c  k  a  y . 

Der  Musikverleger  D.  Rahter  in  Leipzig 
erhielt  auf  der  internationalen  Ausstellung  „Die 
Kinderwelt^^  pädagogische  Abteilung  zu  St.  Pe- 
tersburg, die  höchste  Auszeichnung,  ein  Ehren- 
diplom für  instruktive  Musik. 


Professor  Dr.  Max  Bruch  ist  aus  Italien, 
wo  er  auf  ärztliche  Anordnung  den  Winter  zu- 
brachte, völlig  wiederhergestellt  hierher  zurück- 
gekehrt und  hat  seine  Dienstgeschäfte  in  der 
königl.  Akademie  der  Künste  und  der  Hochsclmle 
für  Musik  in  vollem  Umfange  wieder  üb^momnien. 

Zum  60jährigen  Jubiläum  des  Dres- 
dener „Tonkünstlervereins*  verlieh  der 
König  von  Sachsen  dem  Vorsitzenden  des  Vereins, 
Kammervirtuosen  Böckmann,  den  Titel  „Pro- 
fessor der  Musik^\  und  dem  stellvertretenden  Vor- 
sitzenden Prof.  S  c  h  m  o  1  e  das  Ritterkreuz  1.  Klasse 
des  Albrechtsordens. 

Der  bedeutende,  über  9000  Nummern  umfas- 
sende Musikverlag  der  Firma  Jos.  Aibl  Verlag 
in  München  ist  durch  Kauf  in  den  Besitz  der 
Verlagsürma  ..Universal-Edition^  Aktien- 
gesellschaft in  Wien  tibergegangen. 

Ln  Pariser  Konservatorium  hat  der  Biblio- 
thekar desselben,  Herr  Weckerlin.  in  einem 
versteckten  Winkel  der  seiner  Obhut  anvertrauten 
Abteilung  12  Kompositionen  derKönigin 
Hortense,  der  Mutter  Napoleons  TTT,  aufge- 
funden, die  die  Komponistin  ihrem  Musiklehrer 
C  a  r  b  o  n  e  1  gewidmet  hatte.  Es  sind  Romanzen 
mit  Titeln  wie:  „Conseils  a  un  jeune  troubadour^, 
„Marchons  k  la  vlctoire'S  »Les  Chevaliers  fran^ais^* 
usw.;  sie  befinden  sich  in  einem  in  Maroquin  ge- 
bundenen kleinen  Album,  das  auf  dem  Deckel  ein 
von  der  Kaiserkrone  überragtes  goldenes  H  auf- 
weist; auf  der  ersten  Seite  liest  man  die  von  der 
Königin  selbst  geschriebene  Widmung: 

„Herrn  Carbonel  zur  Erinnerung 

Hortense. 
Arenberg,  d.  12.  Oktober  1825." 

Wolf-Ferrari *s  Chorwerk  „La  vita  nuova" 
wird  in  auserlesener  Besetzung  auf  dem  Musik- 
fest von  Utrecht  zur  Aufführung  kommen. 

Der  Philharmonische  Chol  (Dir.:  Prof. 
Siegfried  Ochs)  wird  im  nächsten  Winter  in 
seinen  Abonnementskonzerten  folgende  Werke  zur 
Aufführung  bringen:  Vier  Kantaten  von 
Bach  (darunter  einige  hier  noch  unbekannte), 
„Die  Christnacht"  von  Hugo  Wolf  (zum 
1.  Male),  die  „M issa  solemnis*  von  Beetho- 
ven, „Taillef  er**  von  Rieh.  Strauss  und 
das  „D eutsche  Kequiem*  von  B r a h m s. 


Bücher  und  Musikalien. 

Neuausgaben  der  Werke  Ton  Hector  Berlioz 


Breitkopf  nnd  H&rt«],  Leipsig. 

Die  Wiederkehr  des  Geburtstages  Hector 
Berlioz  (11.  Dezember  1808)  veranlasste  das  Leip- 
ziger Verlagshaus  Breitkopf  und  Härtel  neben 
der,  von  Weingartner  und  Maleherbe  edierten 
Monumentalausgabe  sämtlicher  Werke  des  giossen 


französischen  Tondichters  noch  eine  zweite  zu 
veranstalten,  die  den  Wünschen  und  Bedürfnissen 
der  breiteren  Schichten  des  musikliebenden  Publi- 
kums entgegen  zu  kommen  beabsichtigt.  Neben 
den  Vokalwerken  im  Klavierausznge  sind  auch 
mehrere  Or  ehest  er  werke,  nämlich  die  Ouvertüren 
zu  „Waverley",  „König  Lear**,  „Rob-Eoy**,  „Ben- 
venuto  Celliui",  „Römischer  Cameval**,     „Die  Tro- 


—     171     — 


janer  in  Karthago''  sowie  aach  .Uugarischer 
Marsch'  and  ,Tanz  der  Irrlichter^'  ans  „Fanst's 
Verdammnng*  erschienen.  Die  treMichOi  dorchans 
spielbare  nnd  den  Inhalt  der  genannten  Tonwerke 
nach  Möglichkeit  darstellende  Bearbeitung  für 
Pianoforte  zu  zwei  Händen  verdanken  wir  dem 
rnnslkalifichen  Sinn  nnd  künstlerischen  Geschick 
Otto  Tanbmann's,  eines  Musikers,  der  sich  hier- 
mit um  Beriioz  Werke  und  ihre  weitere  Verbreitung 
ein  hoch  einzuschätzendes  Verdienst  erworben  hat. 
Alle  nachstehend  angeführten  Berlioz'schen  Werke 
sind  im  Klavierauszuge  mit  Text  erschienen: 
.Faust's  Verdammung",  Legende  in  4  Akten 
ffir  Soli,  Chor  und  grosses  Orchester  (Pr.  Voll- 
bach)  fand  seit  kurzem  auch  in  Deutschland  mehr 
Beachtung,  nachdem  Frankreich  und  England  vor- 
angegangen waren.  Nur  in  ganz  dürftigen  Um- 
rissen hat  sich  der  Tondichter  an  Goethe's  Vorbild 
gehalten  und  lediglich  ausgewählt,  was  ihn  in 
losen,  einzelnen  Szenen  anzog  und  zu  charakteristi- 
scher Vertonung  reizte.  Seine  musikalische  Ein- 
kleidung der  vielumworbenen  Faustsage  ist  echt 
französich  und  neuromantisch  zugleich.  Weder  auf 
die  Bühne  noch  recht  ins  Konzert  passt  die, 
Paganini  gewidmete  dramatische  Symphonie 
,^omeo  und  Julia"  (in  2  Teilen  und  8  Sätzen  für 
grosses  Orchester,  Soli  und  Chor  nach  Shakes- 
peares Tragödie,  (B.  Kleinmichel),  ein  Werk, 
in  welchem  sich  Epos,  Lyrik  und  Drama  ordent- 
liuh  bekämpfen,  worin  der  Autor  völlig  launenhaft 
bald  zu  diesem,  bald  zu  jenem  Ausdrucksmittel 
greift,  sodass  eine  totale  Verzerrung  des  wunder- 
vollen Stoffe  die  unausbleibliche  Folge  war.  Des 
Oefteren  begegnet  man  den  8  Orchestersätzen, 
„Fee  Mab'S  „Lietesszene"  und  ,:Fest  bei  Capulef' 
im  Konzertsaale.  Dem  Klavierauszuge  von  „Ben- 
▼enuto  Gellini"  ist  die  von  Bülow  vierhändig 
bearbeitete  Ouvertüre  beigegeben.  Diese  Oper 
war  des  Meisters  dramatisches  Schmerzenskind,  sie 
erlebte  bei  ihrer  ersten  Aufführung  in  Paris  voll- 
kommeneB  Fiasko,  blieb  14  Jahre  hindurch  un- 
beachtet liegen  und  wurde  dann  erst  durch  Franz 
Li 88t  in  Weimar  mit  freilich  ebenfalls  nur  mehr 
vorübergehendem  Erfolge  zur  Anführung  gebracht. 
Die  Uebersetzung  des  französischen  Textes  rührt 
von  Pe  te  r  C  o  r  n  e  1  i  u  s  her.  „Lyrische  Dichtungen" 
nannte  Beriioz  die  beiden  Bücherwerke,  deren 
Stoff  er  dem  antiken  Leben  entnahm,  deren  Texte 
ihn  selbst  zum  Verfasser  hatten,  nämlich  „Die 
Einnahme  von  Troja"  (in  8  Akten)  und  „Die 
Trojaner  in  Karthago'*  (in  4  Akten).  Musika- 
ÜacberseitB  gehören  beide  Werke  zum  Bedeutendsten, 
was  Beriioz  geleistet  hat,  aber  os  stand  ihm  doch 
aaf  dramatischem  Gebiete  der  gewaltige  Rivale 
Bichard  Wagner  gegenüber,  dem  der  endgiltige 
Sieg  beschieden  sein  sollte.  Es  war  dem  Meister 
nicht  vergönnt,  eine  vollständige  Aufführung  der 
„Trojaner**  zu  erleben.  !Nach  ungefähr  20  Auf- 
führungen verschwand  der  zweite  Teil  von 
der   Bühne  des   Thäatre   lyrique  (1863)   und  erst 


neuerdings  sind  mehrere  deutsche  Bühnen  wiederum 
auf  das  Werk  zurückgekommen.  Bereits  in  jungen 
Jahren  hatte  sich  Beriioz  mit  Stoffen  aus  dem 
Altertum  beschäftigt;  1828  und  1829  komponierte 
er  ein  Werk  für  Soli,  Chor  und  Orchester  „Der 
Aufstand  der  Griechen"  (O.  Taubmann)  und 
„Kleopatra"  für  eine  Singstimme  mit  Orchester- 
begleitung (Ph.  Soharwenka).  Der  noch  aus- 
stehende Klavierauszug  der  vierten  Berlioz'schen 
Oper  „Beatrice  und  Benedikt**  (nach  Shakespeare's 
,,Viel  Lärm  um  Nichts'*)  soll  sicherem  Vernehmen 
nach  in  diesem  Jahre  erscheinen.  —  Die  „Grosse 
Todtenmesse'*  (Requiem,  op.  5,  Ph.  Sohar- 
wenka) war  für  die  Opfer  der  Julirevolution  be- 
stimmt, gelangte  aber  erst  am  5.  Dezember  1837 
im  Invalidendome  zu  Paris  zur  Aufführung.  — 
Die  nachstehend  genannten  Klavierauszüge  gab 
O.  Taubmann  heraus.  Hiervon  sei  zunächst  das 
„Te  Deum*'  angeführt,  eine  Komposition  von 
weitestem  Umfange,  die  weit  religiöseren  In- 
halts als  das  Bequiem  ist  und  von  ihrem  Autor 
selbst  sehr  hoch  bewertet  wurde.  Li  Deutschland 
fand  das  Werk  zum  ersten  Male  1884  in  Weimar 
eine  vollständige  Wiedergabe  durch  den  Allgemeinen 
Deutschen  Musikverein.  Es  trägt  den  episch- 
dramatischen Stil,  wie  viele  Werke  Beriioz*  an  sich 
und  wollte  den  Kriegsruhm  Napoleons  verherr- 
lichen. Die  Originalpartitur  hat  den  Vermerk: 
„Die  Rückkehr  des  ersten  Konsuls  aus  dem  italieni- 
schen Feldzuge'«.  Die  Kantate  „Der  fünfte  Mai'' 
(für  Basssolo,  Chor  und  grosses  Orchester)  galt 
ebenfalls  dem  Andenken  Napoleons.  D3r  Text 
rührt  von  B^ranger  her.  Das  Ganze  ist  gleichfalls 
ein  Jugend  werk  von  Beriioz  (aus  dem  Jahre  1882) 
und  dem  ihm  befreundeten  Maler  und  Akademie- 
direktor Horace  Vemet  zugeeignet.  —  Die  biblische 
Trilogie  „Des  Heilandes  Kindheit"  zerfällt  in 
die  einz^nen,  „Traum  des  Herodes",  „Flucht  nach 
Aegypten"  und  „Ankunft  in  Sais"  überschriebenen 
Teile.  G^en  seine  sonstige  Gewohnheit  arbeitet 
Beriioz  hier  nur  mit  kleineren  orchestralen  und  chori- 
schen Mitteln.  Es  finden  sich  weder  epische  Breite  in 
der  Entfaltung  und  Entwicklung  verschiedener  Be- 
gebenheiten, noch  dramatischer  Aufbau,  sondern  viel- 
mehr nur  einzelne  Genrebilder,  Situationen  oder 
Dlustrationen  meistens  heiterer,  ganz  selten  nur 
düsterer  Färbung,  die  durch  die  allgemeine  Idee 
des  Ganzen  in  losem  Znsammenhange  stehen.  — 
Die  „Melodie  Böligieuse"  für  gemischten  Chor 
ist  ein  Stück  aus  der  „Tristia"  genannten  Samm- 
lung, welche  auf  den  Tod  von  Beriioz'  ersten  Gattin, 
Henriette  Smithson,  geschrieben  war  und  als 
op.  18  erschien.  Die  zwei  anderen,  hierher  ge- 
hörigen Chorsätze  mit  Orchesterbegleitung,  „Ballade" 
und  „Trauermarsch"  zur  letzten  Szene  von 
Shakespeare's  „Hamlet''  sind  im  Bahmen  der  in 
Rede  stehenden  Ausgabe  noch  nicht  erschienen. 
Das  von  Beriioz  bereits  im  22.  Lebensjahre  kom- 
ponierte „Resureseit"  für  vierstimmigen  Chor 
und   Orchester  wurde  1827    in  Paris   und  1831  io 


—     172     — 


Born  einer  Umarbeitung  unterzogen,  ist  ziemlich 
gro68  angelegt  und  *  berührt  vornehmlich  durch 
strikte  akkordische  Stimmführung,  weniger  durch 
eigentlich  streng  polyphonen  Charakter.  — 

Im  Interesse  des  Publikums,  dem  es  kaum 
möglich  sein  dürfte,  sich  in  den  Besitz  der  kost- 
baren und  umfangreichen  Berlioz'schen  Partituren 
zu  setzen,  sei  auf  die  Breitkopf  und  H&rtel'sche 
Gesamtausgabe  der  Vokalwerke  im  Klavierauszuge 
mit  Text  empfehlend  hingewiesen.  Der  Klavierpart 
ist  stets  durchaus  spielbar  und  giebt  ein  treues 
Abbild  des  in  der  Orchesterpartitur  Angestrebten, 
soweit  sich  solches  überhaupt  Berlioz'  ungemein 
komplizierten  Orchestersatz  gegenüber  ermöglichen 
Hess. 


Georg  l'Vnie:  „Tonleiter-Studien  für  Violon- 
cello«. 

D.  H«lit«ry  Leipilg. 

Georg  Willems,   des   ausgezeichneten   Dresdner 


Violonceliomeisters,  Touleiter-Studien  für  Violoncello 
kommen  der  modernen  Technik  des  Instrumentes 
zu  Hilfe,  da  ja  die  ältere  Technik  den  An- 
forderungen des  Solo-  und  Orchesterspiels  durch- 
aus nicht  mehr  gewachsen  ist.  Die  Studien  be- 
ginnen im  Umfange  von  zwei  Oktaven,  gefolgi^ 
von  Akkordstudien  und  Terzentonleitern  in  gleichem 
Umfange,  worauf  sich  letzterer  bis  zu  vier  Oktaven 
ausdehnt.  Trefflich  sind  auch  die  den  Beschlags 
des  Heftes  bildenden  skalenförmJgen  Uebungen, 
die  den  Zweck  haben,  das  Zurückgehen  auf  die 
vorhergehende  Saite  zu  vermeiden.  Willems  Ton- 
leiter-Studien bezeugen  sowohl  eine  tiefe  Kennt- 
nis des  Instrumentes,  als  auch  volles  Bewusstsein 
dessen,  was  dem  modernen  Spieler  von  bleibendem 
Nutzen  sein  kann  und  stellen  sich  als  einen  sehr 
erwünschsten  und  wertvollen  Beitrag  zur  Violon- 
celloliteratur dar,  worauf  alle  Interessenten  hier- 
durch angelegentlich  hingewiesen  seien. 

Bugen  Segniti. 


Vereine. 


MnsilL-Sektton 
des  Allg.  Deutschen  Lehrerinnen-Yereins« 

Die  Musikgruppe  Darmstadt  macht  bekannt, 
dass  die  bisherige  I.  Vorsitzende,  Fräul.  Forbach, 
sich  leider  aus  Gesundheitsrücksichten  genötigt 
sah,  ihr  Amt  niederzulegen.  An  ihre  Stelle  ist 
Frau  Dr.  J.  Walther  getreten. 

Stuttgarter  TonkttnstlerTerein. 

Die  Konzerte  des  Vereins  zeigen  in  jüngster 
Zeit  das  deutliche  Bestreben,  befruchtend  auf  das 
Kunstleben  einzuwirken,  das  Interesse  des  Publikums 
an  den  Matin^n  ist  im  Wachsen,  auch  die  Mit- 
gliedschaft hebt  sich  in  erfreulicher  Weise.  Die 
Programme  des  ersten  und  dritten  Konzertes  waren 
zum  grössten  Teil  J.  S.  Bach  gewidmet,  das  zweite 
wies  neuzeitliche  Werke  auf,  es  brachte  drei 
Klavierwerke  von  Liszt:  „Impromptu,  Legende 
und  Sonetto  del  Petrarca",  die  .Violinsonate**  A-dur 
von  C^sar  Franck,  „Streichquartett -Serenade** 
von  Hugo  Wolf  und  eine  Reihe  „Lieder**  von 
Kienzl,  Schütz,  Holländer  und  Schutt. 
Ausführende  waren  die  Herren  Hofkapellmeister 
Pohlig,  die  Professoren  Pauer  und  Seyffardt, 
Musikdirektor  Bückbeil  und  Ludwig  Feuer- 
stein. 

Yerein  der  koncesslonierten  Masiksehnllnhaber 
nnd  Inhaberinneii  in  Wien. 

Eine  Deputation  des  Vereins,  unter  Führung 
des  Abgeordneten  Dr.  Heilinger,  hatte  vor 
kurzem  eine  Audienz  bei  dem  Unterrichtsminister 
Ritter  von  Hartl,  um  demselben  die  berech- 
tigten Wünsche  und  Beschwerden  der  Musikschul- 
inhaber zu  unterbreiten.  Abgeordneter  Dr.  Hei- 
linger scellte  die  Deputation  PfrMimer,  Urban, 
Horvath,  Adler,  Schwarz  und  Li^pert  vor, 
und  erläuterte  dem  Minister  die  Wünsche  und 
Forderungen  der  Deputation,  welche  im  folgenden 
gipfeln:  1.  Die  Regierung  wolle  dem  Abgeordneten- 
haus einen  Gesetzentwurf  vorlegen,  nach  welchem 
die  konzessionierten  Musikschulen    unter   die  kon- 


zessionierten Gewerbe  im  Sinne  des  Gewerbe- 
gesetzes einzureihen  wären.  —  2.  Die  Regierung 
wolle  bei  Verleihung  einer  neuen  Konzession  den 
Lokalbedari  berücksichtigen  und  weiters  normieren, 
dass  zur  Erlangung  von  Musikschul konzessionen 
eine  mindestens  fünfjährige  Lehrpraxis  an  einer 
konzessionierten  Musikschule  nachzuweisen  sei. 
3.  DiQ  Regierung  wird  ersucht,  in  Zukunft  Musik- 
Bchulkonzessionen  ohne  entsprechenden  Nachweis 
(sogen,  bedingte  Konzessionen)  nicht  mehr  zu  er- 
teilen 4.  Das  hohe  Unterrichtsministerium  wolle 
einen  Teil  der  k.  k.  Staatsprüfungskommissare  aus 
der  Mitte  des  „Vereins  der  konzessionierten  Musik- 
schulinhaber und  Inhaberinnen  in  Wien**  berufen. 
5.  Die  Regierung  wolle  den  Prüfungsstoff  für  die 
k.  k.  MusilEstaatsprüfung  präzisieren  und  eine  Ein- 
heitlichkeit im  Prüfungssysteme  verordnen.  Abg. 
Dr.  Heilinger  betonte  nun  ausdrücklich,  dass  es 
unter  den  Musikschulinhabem  hervorragende 
Künstler  gibt,  welche  würdig  wären,  zur  Staats- 
prüfungs-Kommission herangezogen  zu  werden. 
Hierdurch  würde  dem  ungesetzlichen  Uebel  ge- 
steuert werden,  dass  die  Früfungs-Kommissäre  ihre 
eigenen  Schüler  prüfen,  wie  dies  bis  heute  leider 
der  Fall  war. 

Der  Minister  erklärte,  die  vorgebrachten 
Wünsche  genau  zu  prüfen  und  möglichst  zu  be- 
rücksichtigen. Was  die  Einreihung  der  Musik- 
schulen unter  die  Gewerbe  anbelangt,  so  gehöre 
die  Sache  vor  das  Abgeordnetenhaus  und  werde 
er  dieselbe  im  Hause  befürworten.  Dem  Wunsche 
der  Deputation  wegen  Ernennung  eines  oder  meh- 
rerer Vereinsmitglieder  zu  Staatsprüfungskommis- 
sären könne  Rechnung  getragen  werden.  Hin- 
sichtlich der  Frage  in  der  Einheitlichkeit  des  Prü- 
fungsstoffes werde  er  die  Angelegenheit  an  den 
Landesschulrat  leiten,  um  demselben  Gelegenheit 
zi^  geben,  sich  zu  äussern.  Der  Minister  war  dar- 
über, dass  die  Prüfung^kommissäre  ihre  eigenen 
Schüler  selbst  prüfen,  sehr  erstaunt  und  erklärte, 
dass  dies  ungesetzlich  sei  und  er  die  Abstellung 
dieses  Unfuges  veranlassen  werde. 


173     - 


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verhältnismässig  hohen  Honorars  (%  höher  als  der  orts- 
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wünscht.   Vollkommener  FamiUenanBcnioss. 


In  einer  lebhaften  and  reichen  Stadt  Pommerns  wäre 
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Ge^nehte  Stellen: 

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Organ  der  Deutschen  Musiklehrer-Vereine, 

der  Musik-Sektion  des  J\.  D.  L-V.  und  der  Tonkünstler- Vereine 
zu  Köln,  Dresden,  Hamburg,  Leipzig  und  Stuttgart. 
Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslau r. 
Redaktion:  Anna  Morsch 


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rOusikAlienbandiungcn,  Pott  -  ünitAlteR 
iiiiier  Do.  4170)  1,50  mk.,  bei  dirckicr 
Zticvduns  unter  Kreuzband  prSnu- 
mcrando  1.75  mit.    Üusland  2  IHk. 


Berlin  W.. 

Ansbacherstrasse  37. 


In  IC  rate  werden  von  ilniniilid>cn 
Annoncen-Cxpediiionen  wie  vom  Ueriag 
„Der  Klavier •  Cebrer'  Berlin,  01.50, 
flnsbad)ersir.  37,  r.uin  Preise  von  30  PI. 
fflr  die  zweiacspjliene  Petiizeilc  cnt« 
octiendenommcn. 


No.  12. 


Berlin,  15.  Juni  1904. 


XXVII.  Jahrgang. 


lahalt:  Or.  Karl  Storck:  Die  tschechische  Musik.  Dr.  Walter  Niemann:  Unsere  MusikbQcherei  (Schluss).  Eugen  Tetzel:  lieber 
musikalisches  Talent.  Stiftungen  und  Wohlfahrtebestrebungen.  Mitteilungen  von  Hochschulen  und  Konservatorien.  Vermischte 
Nachrichten.  Bacher  und  Musikalien,  besprochen  von  Anna  MorMh  u.  Eugen  Segnitz.  Vereine.  Druckfehler-Berichtiguog.  Anzeigen. 


@ie  fscbecbiscbe  ^usll^e 

Zum  Gedächtnis  Anton  Dvoraks. 


Von 


Dr.  Karl 

Wenn  wir  von  Goethe  lernen  Entwicklung 
und  Persönlichkeit  als  die  beiden  Angelpunkte 
aller  geschichtlichen  Erkenntnis  zu  betrachten, 
so  werden  wir  auch  als  ein  unentbehrliches 
Miitel  zur  Erfassung  einer  Persönlichkeit  ihre 
Stellung  innerhalb  der  Entwicklung  erkennen. 
Das  wird  umsomehr  zutreffen,  wenn  die  Be- 
deutung einer  Künstlererscheinung  weniger  in 
ihrem  persönlichen  Gehalt,  als  in  ihrem  Werte 
für  die  Nation  und  deren  Kraftentfaltung  liegt. 
Das  ist  bei  dem  am  1.  Mai  verstorbenen 
Anton  Dvorak  der  Fall,  dessen  historische 
Bedeutsamkeit  über  die  Lebensdauer  seiner 
Werke  hinaus  darin  liegt,  dass  er  das  In- 
strument des  Tschechentums  im  Orchester  der 
Weltmusik  solistisch  zur  Geltung  brachte.  Ge- 
wiss hat  Smetana  schon  vorher  tschechisches 
Wesen  zum  Ausdruck  gebracht,  aber  ohne 
dass  die  Welt  draussen  in  wirksamem  Masse 
davon  Kenntnis  erhielt.  Das  aber  ist  bei  einer 
Nation,  die  nur  durch  ein  Eingreifen  in  inter- 
nationale Politik  ihre  Kultur  betätigen  kann, 
doch  entscheidend.  So  glaube  ich  auch,  dass 
hier  die  beste  Form  eines  Nachrufes  auf 
Dvorak  in  einer  Darstellung  der  tschechischen 
Musik  liegt,  der  Kunstmusik  natürlich,  denn 
der  Besitz  eines  Volksliederschatzes  reiht  noch 


8torek. 

nicht  in  die  Zahl  der  musikalischen  Kultur- 
völker ein. 

Wir  reden  einmal  von  tschechischer  und 
nicht  von  böhmischer  Musik;  denn  es  handelt 
sich  um  den  Gegensatz  der  Rasse  und  nicht 
um  geographische  BegrifiFe.  Ein  sehr  grosser 
Teil  der  böhmischen  Musik,  und  zwar,  wie 
Batka  („Kranz"  S.  65)  im  Einzelnen  nachge- 
wiesen hat,  auch  vor  dem  30jährigen  Krieg 
ist  von  Deutschen  geschaffen.  Sodann  sagen 
wir  tschechische  Musik  und  nicht  Tschechen 
in  der  Musik.  Der  springende  Punkt  ist,  ob 
der  Gehalt  der  Musik  national-tschechisch  ist. 
Bei  schroffer  Wahrung  dieses  Standpunktes 
brauchten  wir  unsere  Darstellung  erst  mit 
dem  Revolutionsjahr  1848  zu  beginnen,  wo 
auch  die  politische  Bewegung  des  Tschechen- 
tums begann.  Aber  es  wäre  nicht  möglich 
gewesen,  dass  damit  gleichzeitig  eine  geistige 
Bewegung  aus  dem  Boden  gestampft  worden 
wäre,  wenn  dieser  Boden  nicht  längst  dafür 
günstige  Bestandteile  enthalten  hätte.  Ihnen 
wollen  wir  zunächst  nachforschen. 

Es  ist  immer  der  Beweis  für  eine,  wenn 
auch  noch  so  bescheidene  eigene  Kultur,  wenn 
sie  im  Sagenschatz  eines  Volkes  ihren  Nieder- 
schlag   gebildet    hat.     Nun    ist  ja   die    am 


—     178     — 


16.  September  1817  auf  dem  Turme  der 
Dechanteikirche  in  Königinhof  aufgefundene 
und  nach  dem  Fundort  benannte  Handschrift, 
auf  die  die  Vorkämpfer  einer  tschechischen 
Urkultur  sich  so  gern  berufen,  als  Fälschung 
nachgewiesen.  Aber  ihre  Mitteilungen  ent- 
halten doch  viel  echtes  Volksgut.  Dazu  gehört 
wohl  sicher  die  Sage  von  den  Sängern  Lumir 
und  Zaboj,  die  gleich  Orpheus  durch  ihre 
innerstem   Leid   entquollenen  Lieder  auch  die 


Anton   Dvorak. 

härtesten  Herzen  rührten.  In  geschichtliche 
Zeit  führt  uns  das  Wirken  des  heiligen  Adalbert, 
der  982  Bischof  von  Prag  wurde.  Wie  alle 
ältesten  Bekehrer  erkannte  auch  er  im  volks- 
sprachlichen Kirchenlied  ein  vorzügliches 
Mittel  zur  Verbreitung^ier  neuen  Lehre.  Unter 
seinem  Namen  erhielt  sich  lange  Zeit  als  Bitt- 
und  Trostgesang  bei  wichtigen  Anlässen  eine 
Anrufung  der  Gottesgebärerin.  Auch  die 
Sequenzen  und  Kyrie-eleison-Gesänge,  wie  wir 
sie  aus  der  deutschen  Musik  des  frühen  Mittel- 
alters kennen,  führte  Adalbert  in  Böhmen  ein. 
In    ausgesprochen   slavischem  Sinne  national 


dachte  der  erste  Erzbischof  von  Prag,  Arn  est. 
Er  tat  um  die  Wende  des  13.  Jahrhunderts 
auf  kirchlichem  Gebiete,  was  Karl  der  Grosse 
ein  halbes  Jahrtausend  zuvor  für  das  weltliche 
tat:  er  sammelte  alle  liturgischen  und  geist- 
lichen Gesänge,  aus  denen  ein  nationaler  Geist 
sprach.  Selber  schuf  er  eine  Sequenz  zu  Ehren 
des  Nationalheiligen  Wenzeslaus.  Noch  vor 
seiner  Zeit  war  in  Prag  ein  Chorsängerverein 
gegründet  worden. 

Immerhin    dürfte    diese    ganze 
Musik   in    rein   musikalischer    Hin- 
sicht  kaum  zu  wesentlichen  natio- 
nalen Eigentümlichkeiten  gekommen 
sein.    Allenfalls  kann  man  eine  be- 
reits in  den  ältesten  Zeiten  bestätigte 
Vorliebe   für  Blasinstrumente  dahin 
rechnen.  Im  übrigen  aber  nahm  auch 
hier  die  Kirche  die  Musik  in  ihren 
Dienst  und   das  Bild  der  Entwick- 
lung gleicht  im  Mittelalter   dem    in 
anderen  Ländern.    Die  Kunstmusik 
der  Kontrapunktik  reifte  noch  lang- 
samer,  als  in  den  mehr  westlichen 
Ländern    und   blieb  jedenfalls    hier 
zunächst  ein  eingeführtes  Gewächs. 
Neben  den  Choral  trat  früh  als  Leben 
spendender  Quell  das  Volkslied.    Es 
mag  an  der  grossen  Sangeslust  des 
Böhmervolkes  gelegen  haben,   dass 
die    Kirche    hier    in    ausgiebigerem 
Masse  den  Volksgesang  —  in  deut- 
scher, wie  in  tschechischer  Sprache 
—  zuliess.     Die   Kontiafakta,  jene 
bekannten  Umdichtungen  weltlicher 
Lieder  in's  Geistliche,  sind  hier  ver- 
hältnismässig sehr  häufig.    Erst  vor 
wenigen    Jahren    wurde    im    Stifte 
Hohenfurt  eine  Liederhandschrift  ent- 
deckt, die  dem  15.  Jahrhundert  an- 
gehört und,  wie  Wilhelm  Bäumker's 
1895  veranstaltete  Neuausgabe  („Ein 
deutsches  geistliches  Liederbuch  mit  Melodien**) 
zeigt,  eine  Fülle  noch  heute  lebensfähiger  Kirchen- 
lieder enthält.   Neben  „Rufen",  psalmenartigen 
Z wiegesängen  zwischen  Vorbeter  und  Volk,  wie 
sie  besonders  bei  Prozessionen  beliebt  waren, 
enthält  das  Buch   „geistliche  Lieder,   doch   in 
weltlichen  Weisen  von  einem  grossen  Sünder.** 
Die  Weltlichkeit  der  Weisen  klingt  mit  lebens- 
lustiger Freudigkeit  durch  die  ernsten  Texte.  Von 
besonderer  Schönheit  aber  sind  die  Weihnachts- 
und Krippenlieder,  deren  eines  „Es  ist  geboren 
ein  Kindelein"  Liszt  in  der  „heiligen  Elisabeth** 
für  den  Armenchor  verwendete.     (Forts,  folgt.) 


—     179     — 


Von 
Dr.  Walter  Nlemann. 


(Schliiss.) 


Von  musikalischen  Essaysammlnngen 
nenne  ich  nnr  die  bekanntesten :  A  m  b  r  o  s  [-Vogel] : 
Bunte  Blätter  (LeJpz.  2. Aufl.  1896),  Grädener: 
„Gesammelte  Ao&ätze"  über  Kunst  (Hamburg  1872), 
Spitta:  Die  wundervollen  Sammlungen  „Zur 
Musik*',  zugleich  mit  den  besten  kurzen  Mono- 
gi-aphieen  über  Brahms  und  Gade  (Berlin  1892)  und 
,,Musikge8chichtliche  Aufsätze'*,  (Berlin  1894); 
Batka:  Mnsikal.  Streifzüge  (Leipz.  1898),  Kranz 
(Leipz.  19(3),  Marsop's  und  Pfordten's  „Musikal. 
Essays -*.  Von  älteren,  z.  T.  heute  mit  Unrecht 
vergessenen  Schriften  dieser  Gattung  mögen  end- 
lich noch  angemerkt  sein  :  £  h  1  e  r  t's  „Essays^^, 
besonders  „Briefe  an  eine  Preundin**  (Berlin  1859). 
„Aus  der  Ton  weit»'  (2  Bd.,  Berlin  1877-1884;; 
£  h  r  1  i  c  h's  „Essays*',  besonders :  „Aus  allen  Ton- 
arten" (Berlin  1888);  Gumprecht's  , Musikalische 
Charakterbilder"  und  „Lebens-  u.  Charakterbilder" 
(Leipzig  1869-86),  Hiller's  feine  „Essays",  u.a. 
„Erinnenmgsblätter*  (Köln  1884),  „Aus  d.  Tonleben 
uDsrer  Zeit"  (Leipzig  1868—71),  „Musikalisches  u. 
Persönliches"  (1876);  O.Jahn's  „Gesammelte Auf- 
sätze über  Musik"  (Leipzig  1866),  schliesslich  neben 
Berlioz'  „Grotesques  de  la  Musique",  „Soir^es 
de  rOrchestre"  (Leipziger  Gesamtausg.  1908)  noch 
H a n s  1  i c k's  und  Rubinstein's  vorsichtig  zu 
benutzende,  sehr  geistvolle  Sammlungen. 

Zum  Verständnis  der  modernen  Mnsikentwick- 
iong  gehört  Kietsch's  „Die  Tonkunst  in  der 
zweiten  Hälfte  des  19.  Jahrhundeits"  (Leipz.  1900) 
ZQm  wichtigsten  und  unentbehrlichsten  Buch. 

Dem  für  Musikästhetik  Literessierten 
seien  die  wichtigsten  Autoren  und  Werke  genannt : 
T  h  i  b  a  u  1 8  .üeber  Reinheit  der  Tonkunst"  (Heidel- 
berg 1861) ;  H  a  n  s  1  i  c  k's  blendende,  freilich  sehr 
gefährliche  Schrift  „Vom  Musikalisch  Schönen*^ 
(Leipz.  1881)  sollte  jeder  Musiker  gelesen  haben, 
aach  wenn  ihre  Behauptungen  längst  als  falsch 
widerlegt  sind.  Vgl.  dazu  Stade's  und  Kullak's 
„Das  Musikalisch  Schöne"  (1879  bezw.  1^58)  und 
des  letzteren  Autors  treffliche  „Aesthetik  des 
Klavierspiels"  (Berlin  1861).  Von  neueren  Autoren 
seien  genannt:  Hausegge r's  „Die  Musik  als 
Ausdruck"  (Wien  188B),  Stephanies  „Das  Er- 
habene in  der  Tonkunst**  (Leipzig  1902),  zusammen- 
fassend :  Moos'  „Moderne  Musikästhetik"  (Leipzig 
1902).  Marx'  und  BrendeTs  einschlägige 
Schriften  sind  veraltet. 

unter  den  musikalisch -novellistischen 
Gaben  seien  neben  den  neuesten,  prächtigen 
Söhleschen  Beiträgen :  „Musikanten  und  Sonder- 
^oge*',  „Seb.  Bach  in  Arnstadt",  Wolzogen's 
„Kraft  -  Mayr**,  von  älteren  Werken  dieser  Art 
neben    dem    Schumann  -  Studium    Hoffmann 's 


„Fantasiestücke  in  Callots  Manier",  „Ereislerbuch", 
Mörike's  entzückende  Novelle  „Mozart  auf  der 
Heise  nach  Prag"  und  BrachvogeTs  „Friedem. 
Bach"  genannt.  Abzulehnen  sind  die  Aibeiten 
E.  Polko's  und  H  Hau*8,  weil  süsslich  und  ge- 
schichtlich unwahr. 

Zum  Schlüsse  seien  Musiker  und  Musikfreunde 
noch  auf  das  „Jahrbuch  Peters"  (C.  F.  Peters) 
aufmerksam  gemacht,  das  sich  der  Mitarbeiter- 
schaft Kretzschmar's,  Schwartz',  Seiffert's, 
Friedländers  u.  a.  erfreut  und,  durchaus  nicht 
nur  für  „gelehrte"  Musiker  oder  , Junge  Musik- 
forscher" bestimmt,  alljährlich  neben  sorgfältiger 
Bibliographie  des  verflossenen  Jahres  eine  Fülle 
des  Neuen  bringt. 

Zur  tieferen  Kenntnis  vieler  alten  Meister 
verhelfen  die  Einführungen  zu  den  Bänden 
der  deutschen,  österreichischen^  bayrischen  Denk- 
mäler der  Tonkunst",  deren  Einzeldruck 
gewiss  auch  manchem  Musiker  willkommen  wäre, 
zumal  sie,  wenigstens  z.  T.,  hochbedeutende  ge- 
schichtliche Abhandlungen  in  allgemein  ver- 
ständlicher Form  enthalten  —  allerdings  nur 
zum  Teil,  was  bei  ihrem  in  erster  Linie  streng 
wissenschaftlichen  Charakter  selbstverständlich 
in  der  Ordnung  ist.  Aber  Abhandlungen  wie 
z.  B.  Kretzschmar's  Einführung  in  Holzbauers 
„Günther  von  Schwarzburg",  Sandberge r*s 
„Kerll'-  u.  a.  möchte  man  nicht  in  diesen  kost- 
spieligen Biesenbänden  für  weitere  Elreise  ver- 
grabea  sehen! 

Jetzt  muss  ich  dir,  freundlicher  Leser,  danken, 
dass  du  dich  mutig  mit  mir  durch  diesen  dichten 
Bücherwald  hindurch  gebahnt  hast.  Dir  wird 
schier  der  Atem  und  die  üebersicht  verloren  ge- 
gangen sein,  drum  sollst  du  zur  Beruhigung  noch 
ein  kleines  Schlusswort  von  mir  anhören,  das 
wieder  in  friedliche,  sanfte  Bahnen  einlenken  wird. 

„Was  muss  ich  denn  über  ausländische  Musik 
gelesen  haben'*?  hört  man  nun  wohl  fragen.  Von 
allen  Ausländem  verdienen  die  Skandinavier 
als  germanisches  Musik -Volk  neben  Holländern 
und  Engländern  (vgL  W.  NagePs  „Greschichte 
der  Musik  in  England'*,  bisher  2  Bde.,  Strassburg 
1894—97  erschienen)  die  meiste  Beachtung.  WiU 
man  nur  einen  flüchtigen  üeberblick  über  ihr 
Schaffen  gewinnen,  so  werden  die  geeigneten 
unter  den  vorher  angegebenen  Werken  wie 
Kretzschmar's  „Führer",  Riemann's  „Epochen 
und  Heroen",  Spitta*s  „Zur  Musik"  (wegen  Gade), 
Closson's  französisch  geschriebene  „Grieg- Mono- 
graphie" (vorzüglich,  s.o.)  genügen.  Für  Frank- 
reich kann  Bruneau's  „La  Musique  fran^aise" 
(Paris  1901),  zum  Verständnis  der  modernen  fran- 


—     180    — 


zöBischen  Musik  Closson's  wertvolle  Studie  „Die 
jungfranzösische  Schule*'  (Signale,  Jahrg.  1902  -  03) 
am  meisten  empfohlen  werden.  Weiter  weiss  ich 
schon  kaum  mehr  zu  raten.  Gerade  tiber  aus- 
ländische Bdusik  herrscht  grosser  Mangel  nament- 
lich an  deutschen  Werken.  Wohl  giebt  es  zahlreiche 
gute  grössere,  auch  deutsche  Aufsätze,  Studien 
u.  dergl.  in  deutschen  Musikzeitschriften,  aber 
welcher  Musiker  und  Dilettant  hat  immer  Lust, 
Zeit  und  Greschick,  sich  alles  dieses  mühsam  zu- 
sammenznsteUen  ?  Musikwissenschaft  und  Musik- 
geschichte ist  ein  gar  schönes  und  notwendiges 
Ding,  man  möchte  aber  manchmal  sehnsüchtig 
wünschen,  dass  auch  die  wissenschaftlich  behan- 
delte neuere  und  neue  Musik  mehr  Anteil  bei 
ihren  Vertretern  fände.  Namentlich  was  unser 
Wissen  über  ausländische  ältere  und  zeitgenössische 
Kunst  angeht,  ist  es  geradezu  traurig  mit  ein- 
schlägigen, zuverlässigeren  Werken  bestellt,  deren 
deutsche  Uebersetzung  man  oft  dringend  wünschen 
möchte.  Ich  nenne  hier  wenigstens  die  Namen 
der  wichtigsten  nordischen  Autoren  Über  die 
neuere  Musik  in  ihrer  Heimat,  ein  andermal  aus- 
führlicheres. Es  sind  für  Russland:  Gui,  Find- 
eisen;  für  Dänemark:  Hammerich,  Ravn, 
Panum,  Behrend;  für  Schweden:  Lindgren, 
Valentin,  Norlind;  für  Norwegen:  Siewers, 
Grönvold;  fürFinland:  Krohn,Flodin,  Pudor. 
Wir  sollen  keine  Ausländerei  treiben,  aber  wir 
sollten  als  altes  grosses  Geistesvermittlervolk 
von  der  Musikentwicklung  im  Auslande  besser 
Bescheid  wissen !  Es  ist  kein  gutes  Zeichen,  dass 
für  die  Musik  kein  derartiges  Bedürfnis  bei  uns 
vorhanden  ist. 

Die  im  Vorhergehenden  gegebene  Aufstellung 
der  wichtigsten  Mutikliteratur  für  unsre  Musiker 
und  Musikfreunde  ist  nicht  die  erste  ihrer  Art. 
Sie  wurde  bereits  früher  von  Storck,  vom 
„Literarischen  Ratgeber**  des  „Kunstwart*'  in  ver- 
dienstlicher Weise  versucht  Sie  macht  keinen 
Anspruch  auf  Vollständigkeit,  wohl  aber  auf  mög- 
lichste Objektivität!  Wir  dürfen  uns  weder 
auf  den  Musikantenstandpunkt  stellen,  der  da  das 
Votum  abgiebt:  „Wir  brauchen  keine  Bücher  zu 
lesen,  wir  haben  auch  keine  2ieit  dazu,  und  können 


nichts  mehr  aus  Büchern  lernen;  es  genügt,  wenn 
wir  die  Notenköpfe  recht  schön  in  Töne  umsetzen, 
damit  basta**,  es  wird  auch  selbstverständlich 
nicht  verlangt,  dass  ein  praktischer  Musiker  alle 
aufgeführten  Werke  besitzt;  gelesen  haben  sollte 
er  aber  doch  den  grössten  Teil  derselben,  und  da- 
zu hat  er  im  Verlaufe  seines  Lebens  überreichlich 
Zeit.  Die  Zeiten  des  Tiefstandes  der  Allgemein- 
bildung unter  unseren  Musikern,  die  wir  leider 
wieder  einmal  durchmachen,  werden  sich  in 
normale,  bessere  wandeln.  Wenn  auch  in  abseh- 
barer Zeit  die  ideale  Institution  öffentlicher  Musik- 
bibliotheken, wie  sie  W.  Altmann  in  seiner  vor- 
trefflichen Schrift  „Oeffentliche  Musikbibliotheken" 
(Leipzig  1903)  überall  realisiert  sehen  möchte,  noch 
ein  frommer  Wunsch  bleiben  wird,  so  kann  doch 
eine  gut  zusammengestellte  musikalisehe  Privat- 
bibliothek für  den  Einzelnen  einstweilen  aashelfen. 

Dass  unseren  Musikern  und  Dilettanten  die  un- 
geheure Wichtigkeit  dieser  Privatbibliotheksf rage 
einleuchtet,  dass  sie  erkennen  lernen,  wie  not- 
wendig es  ist,  der  darniederliegenden  Allgemein- 
bildung unserer  Musiker,  von  denen  ein  erschreckend 
grosser  Teil,  in  dieser  Hinsicht  betrachtet,  leider 
den  Namen  Musikant  verdient,  durch  Verbreitung 
soliden  musikalischen  Wissens  aufzuhelfen,  das 
zu  vollbringen,  gehört  zu  den  wichtigsten  musi- 
kalischen Zeitfragen,  und  ist  hunderttausendmal 
wichtiger  als  alle  „sensationellen"  Versuche  mit 
„stimmungsvoller*'  Beleuchtung,  —  Pariümierung 
der  Konzertsäle  und  ähnliche  überflüssige  Reform- 
Sports! 

Möchte  diese  Studie  nützliche  Bausteine  zur 
Erreichung  des  Zieles  herbeigetragen  haben.  Denn 
eine  Privatbibliothek  .  nach  Prinzipien,  wie  sie 
diese  Ausführungen  fordern,  ist  eine  der  wichtig- 
sten Voraussetzungen  für  das  Eintreten  besserer 
Zeiten  für  unseren  Musikstand.  Diese  kann  man 
durch  zielbewusste  Hebung  seiner  allgemeinen 
Bildung  erreichen ;  erst  dann  wird  aber  auch  die 
öffentliche  und  private  Achtung  dieses  kulturell 
hochwichtigen  Standes,  namentlich  in  den  in 
geistiger  Hinsicht  tonangebenden  und  entscheiden- 
den Kreisen,  einer  seiner  Mission  entsprechende 
und  allgemeine  sein  können  ! 


Ueber  musikalisches  Talent. 

Von 
Eilten  Tetael. 


Jeder  Musiklehrer  hat  bei  der  Annahme  eines 
Schülers  wohl  schon  erfahren,  dass  die  Eltern  ihn 
bitten,  es  doch  einmal  mit  dem  oder  der  Kleinen 
zu  versuchen  und  zu  sehen,  ob  Talent  da  sei  oder 
nicht.  Hätte  der  Schüler  kein  Talent,  so  wolle 
man  ihn  lieber  nicht  unnütz  quälen  und  den  Unter- 
richt wieder  einstellen. 

Bleibt  nun  der  Erfolg  aus,   so   heisst   es,    „er 


hat  eben  kein  Talent**;  der  Schüler  geht  ab,  — 
um  es  dann  gewöhnlich  „mit  einem  andern  Lehrer 
zu  versuchen".  Denn  bei  sich  denkt  Jeder 
anders;  niemand  hält  sich  oder  seine  Kinder  für 
so  ganz  talentlos,  und  die  Schuld  wird  gewöhnlich 
auf  den  Lehrer  geschoben. 

Es  handelt  sich  also  erstens    darum,   das    zur 
Musikpflege    erforderliche    Minimum    von    Talent, 


—     181     — 


zweitens  anderweitige  Gründe  eines  Misserfolges 
festzastelien. 

Talent  bezeichnet  die  jedem  normal  beanlagten 
Menschen  wenigstens  im  Keim  innewohnende  Be- 
fähigung zu  einem  Wissen  oder  Können.  Es  ist 
das  Samenkorn,  welches  entweder  im  fruchtbaren 
Acker  gedeihen  und  sich  zu  einem  frachtreichen 
Bamne  entwickeln  oder  auf  dem  Wege  zertreten 
werden  nnd  verderben  kann.  Der  frachtbare 
Acker  oder  der  unfruchtbare  Weg  aber  ist  der 
Charakter.  Von  der  Gewissenhaftigkeit  und  Pflicht- 
treue hängt  es  also  in  erster  Linie  ab,  ob  ein 
Talent  sich  in  seiner  ürsprünglichkeit  zeigen  kann, 
oder  ob  es  in  der  Entwickelung  beeinträchtigt 
oder  gar  im  Keim  erstickt  wird.  Wie  oft  kommt 
es  vor,  dass  ein  Kind  brennend  gern  Klavier  spielen 
möchte,  der  Feuereifer  aber  sogleich  nachlässt, 
sobald  es  bestimmte,  wenn  auch  noch  so  geringe 
Aufgaben  erfüllen  soll.  Wenn  dann  so  ein  ver- 
zogenes kleines  Ding  seine  Schuldigkeit  verabsäumt 
und  die  Lust  verliert,  so  wird  meistens  der  Lehrer 
dafär  verantwortlich  gemacht.  Der  Lehrer  soll 
ja  natürlich  das  Seinige  dazu  beitragen,  beim 
Kinde  Lust  und  Liebe  zur  Sache  zu  erwecken  und 
zu  fördern,  aber  das  Kind  muss  ihm  bereitwillig 
entgegenkommen!  £s  gibt  aber  viele  Schüler, 
welche  auf  „gebratene  Tauben^  warten.  Wer  ist 
aher  dafür  verantwortlich  zu  machen,  als  die  Ehern? ! 
Als  ob  es  nicht  auf  der  Hand  läge,  dass  nur  ge- 
treue Pflichterfüllung  Befriedigung  gewähren,  Fort- 
schritte herbeiführen  und  Lust  erwecken  kann! 
Was  aber  von  den  Eltern  in  der  Erziehung  ge- 
sündigt worden  ist,  kann  auch  der  tüchtigste 
Lehrer  nicht  ungeschehen  machen.  So  wird  oft 
ein  Misserfolg  der  Talentlosigkeit  zugeschrieben, 
der  in  mangelnder  Pflichterfüllung  seine  Ursache 
hat.  Das  Sonderbarste  aber  ist,  dass  oft  nicht  nur 
Kinder,  sondern  auch  Erwachsene  ihr  Bestes  zu 
geben  meinen,  während  sie  auf  Schritt  und  Tritt 
sich  die  gröbsten  üngenauigkeiten  zu  schulden 
kommen  und  die  Vorschriften  des  Lehrers  unbe- 
achtet lassen.  Oft  unterschätzen  sie  die  Wichtig- 
keit der  letzteren  und  wollen  nach  ihrer  „Fa^on 
selig  werden".  Aber  auch  wenn  dies  nicht  der  Fall 
ist,  besitzen  sie  oft  nicht  die  Gewissenhaftigkeit, 
Aufmerksamkeit,  Ausdauer  und  Selbstüberwindung, 
die  nun  einmal  für  die  Musikpflege  mehr  als  irgend- 
sonst  unerlässlich  sind.  Das  ist  aber  gerade  das 
Erzieherische  des  Musikstudiums,  und  dio  Eltern 
handelten  klüger  und  besser,  wenn  sie  diese  Ge- 
legenheit der  Charakterbildung  im  Interesse  ihrer 
Kinder  ausnützten,  statt  jeder  Laune  ihrer  Spröss- 
iinge  nachzugeben. 

Denn  meistens  ist  dies  der  wahre  Grund  des 
Mi6^e^folges,  wenigstens  beim  Klavierspiel.  Da 
für  jede  Note  eine  Taste  vorhanden  ist  und  die 
Notenschrift  von  staunenswerter  Klarheit  und  An- 
schaulichkeit, so  besteht  die  erforderliche  Leistung 
för  den  Anfänger  im  Klavierspiel  nur  in  der  ein- 
fachsten Verstandestätigkeit  und  ihrer  praktischen 


Anwendung.  Zur  korrekten  Wiedergabe  leichter 
Klavierstücke  ist  also  der  geringste  Grad  von  mu- 
sikalischer Begabung  ausreichend,  wenn  er  durch 
Intelligenz,  Aufmerksamkeit  und  Fleiss  ergänzt 
wird.    Die  Bedingungen  hierfür  sind  also: 

a)  Normaler  Verstand, 

b)  Ein  tüchtiger  Lehrer, 

c)  Eine  gute  Schule, 

d)  Ein  Klavier  mit  guter  Mechanik, 

e)  Aufmerksamkeit,  Gewissenhaftigkeit,  Fleiss. 
Die  Mechanik    des   Klaviers   wird   überhaupt 

selten  berücksichtigt.  Wie  soll  aber  z.  B.  ein 
kleines  Mädchen  mit  besonders  schwachen  £[änden 
sich  einen  mühelosen  Anschlag  bei  lockeren  Ge- 
lenken und  dadurch  Fingerfertigkeit  erwerben, 
wenn  die  Mechanik  schwer  geht?  Das  ist 
ganz  unmöglich,  wenn  das  Kind  auch  noch  so 
zweckmässig  und  fleissig  übt!  Kann  doch  an 
einer  plumpen  und  schlechten  Mechanik  das  tech- 
nische und  musikalische  Vermögen  des  grössten 
Künstlers  scheitern!  Leider  pflegt  man  bei  der 
Beurteilung  eines  Klavieres  gewöhnlich  nur  den 
EJang  zu  prüfen.  Ein  Instrument  ist  aber  doch 
nur  brauchbar,  wenn  die  Mechanik  leicht  gehorcht, 
d.  h.  wenn  nicht  nur  die  technischen,  sondern  zu- 
gleich die  musikalischen  Forderungen  ohne  Hinder- 
nisse zu  bewältigen  sind.  So  gibt  es  EJaviere, 
welche  sowohl  vom  Standpunkt  des  Instrumenten- 
tauers,  wie  des  Laien  auf  musikalischem  Gebiet 
vortrefflich  sind,  d.  h.  bei  einzeln  angeschlagenen 
Harmonieen  einen  prachtvollen  Ton  entwickeln, 
welche  dagegen  für  den  Künstler  unbrauchbar 
sind,  weil  entweder  die  Mechanik  den  technischen 
Anforderungen  gamicht  oder  in  einer  Weise  ge- 
horcht, dass  die  erzielten  Klangwirkungen  nicht 
den  musikalischen  Forderungen  entsprechen.  Es 
haben  z.  B.  die  Instrumente  mancher  Firmen 
trotz  solidester  Arbeit  und  grössten  sinnlichen 
Wohlklanges  eisen  so  dröhnenden,  wulstigen  Bass, 
dass  Stücke  wie  die  Appassionata  auch  beim  voll- 
endeten Spiel  auf  ihnen  nie  klar  und  durchsichtig 
zu  Gehör  kommen,  sondern  in  ein  unverständliches, 
betäubendes  Rumoren  beim  forte  und  Murksen 
beim  piano  ausarten.  Ein  Instrument  aber,  welches 
dem  Können  nicht  genügt,  kann  noch  viel  weniger 
ein  Können  heranbilden !  Stellt  also  schon  dem 
Anfänger  ein  wirklich  brauchbares  Klavier  mit 
leichter  Mechanik  zur  Verfügung! 

Dass  eine  wirklich  fördernde  Klavierschule 
angewandt  wird,  ist  nun  freilich  Sache  des  Lehrers. 
Leider  aber  gibt  es  viele  Lehrer,  welche  teils  die 
pädagogischen  Forderungen  an  eine  gute  Schule 
nicht  genügend  kennen,  teils  den  Schwächen  des 
Publikums  Zugeständnisse  machen.  Sowohl  die 
lieben  Kinder  wie  die  lieben  Eltern  wollen  recht 
bald  recht  „ansprechende"  Weisen  hören  und  sogar 
meistens  ernten,  ohne  gesäet  zu  haben.  Dass  das 
Kind  doch  zunächst  etwas  lernen  und  seine  An- 
sprüche an  das  Geniessen  durch  Fleiss  rechtfertigen 
und    gerade    dadurch    zu    rechter  Freude   an   der 


—     182     — 


Sache  gelangen  mnss,  das  scheint  vielen  Leuten 
noch  unklar  zu  sein.  Eine  Schule,  welche  in  diesem 
Sinne  erzieherisch  wirkt,  wird  zugleich  auch  die 
besten  Früchte  zeitigen. 

Ein  Misserfolg  bei  Anfängern  des  Klavierspiels 
kann  also  seinen  Grund  haben: 

a)  in  der  Wahl  des  Lehrers, 

b)  in  der  Wahl  der  Klavierschule, 

c)  in  der  schlechten  Mechanik  des  Klaviers. 
Sonst  tragen  Charakterschwächen   die  Schuld, 

wie  Mangel  an  Aufmerksamkeit,  G^Dauigkeit,  Ge- 
wissenhaftigkeit, Fleiss,  Energie  und  Ausdauer. 
Eine  musikalische  Befähigung  ist  jedoch  für  die 
korrekte  Wiedergabe  leichter  Klavierstücke  nicht 
erforderlich.  Der  Unmusikalische  wird  aber  durch 
eigene  musikalische  Betätigung  wenigstens  zum 
verständnisvolleren  Musikhören  erzogen,  auch  wenn 
seine  eigenen  Leistungen  nicht  erquicklich  sind. 

Jeder  Lehrer  wird  Beweise  für  diese  Ausfüh- 
rungen in  folgenden  beiden  Fällen  erlebt  haben. 
Von  manchem  Schüler  haben  wir  trotz  äusserlich 
guter  Fortschritte  und  korrekten  Spieles  doch  den 
Eindruck,  dass  dies  nur  ein  Ergebnis  des  Fleisses 
ist,  denn  trotz  aller  Genauigkeit  fehlt  jede  Spur 
von  Empfindung.  Ein  anderer  Schüler  vielleicht 
ist  durch  schlechte  Anleitung  oder  eigene  Nach- 
lässigkeit gänzlich  verlottert,  und  trotzdem  alles 
unsauber  und  flüchtig  ist,  haben  wir  doch  den 
Eindruck,  einen  musikalischen  Menschen  vor  uns 
zu  haben. 

Es  ist  ein  glücklicher  Zufall,  dass  gerade  das 
Instrument,  welches  auch  Unbegabten  zugänglich 
ist,  zugleich  am  meisten  geeignet  ist,  eine  musi- 
kalische Grundlage  zu  legen.  Ja,  es  ist  auch  für 
diejenigen,  welche  ein  anderes  Instrument  oder 
Gesang  studieren  wollen,  zur  allgemeinen  musikali- 
schen Ausbildung  unentbehrlich. 

Bei  der  Wahl  eines  anderen  Hauptinstrumentes 
oder  des  Gesanges  und  auch  bei  gesteigerten  An- 
sprächen an  jedes  Instrument  ändert  sich  die 
Sachlage  gänzlich.  Hier  ist  eine  Beihe  von  musi- 
kalischen Eigenschaften  Vorbedingung,  und  je 
nach  der  Grösse  des  Talentes  stellt  sich  für  jeden 
Einzelnen  früher  oder  später  einmal  die  Grenze 
heraus,  wo  es  heisst  „bis  hierher  und  nicht  weiter  l" 
Denn  die  gottbegnadeten  Talente  sind  selten, 
welche  die  Annäherung  einer  solchen  Grenze  nicht 
empfinden.  In  der  Vielseitigkeit  eines  den  höchsten 
Ansprüchen  genügenden  Talentes  liegt  aber  zu- 
gleich der  Grund,  weshalb  das  Talent  des  Ein- 
zelnen so  schwer  zu  beurteilen  und  noch  schwerer 
zu  bezeichnen  ist.  Ein  Talent  entwickelt  sich 
langsamer,  das  andere  schneller.  Oft  ist  durch 
vorzeitige,  von  Laien  veranlasste  Versuche  schon 
ein  nicht  leicht  und  manchmal  nie  wieder  gut  zu 
machender  Schaden  vor  Beginn  des  eigentlichen 
Unterrichtes  angerichtet  worden.  Oft  hat  schlech- 
ter Unterricht  den  Schüler  für  immer  geschädigt. 
Am  häufigsten  aber  trägt  der  Schüler  selbst  die 
grösste  Schuld,   und  indirekt  die  Eltern.    Die  an- 


fangs erwähnte  Frage  ist  also  nicht  im  Hand- 
umdrehen zu  beantworten. 

Sehen  wir  nun  zu,  welche  musikalischen  Vor- 
bedingungen und  gesteigerten  Fähigkelten  sich  bei 
anderen  Instrumenten  und  bei  höheren  Ansprüchen, 
als  nötig  ergeben. 

Wenn  auch  der  Paukenschläger  sonst  keine  her- 
vorragenden musikalischen  Eigenschaften  braucht, 
so  ist  bei  ihm  ausser  der  gehörigen  G^eschicklich- 
keit  ein  ausgesprochenes  rhythmisches  Gefühl  er- 
forderlich, welches  nicht  durch  blosse  Aufmerk- 
samkeit zu  ersetzen  wäre.  Allerdings  ist  keine 
musikalische  Eigenschaft  leichter  zu  bilden,  als 
das  Taktgefühl,  da  dasselbe  eigentlich  nur  der 
Ausdruck  des  lebendigen  Empfindens  ist.  Mangel 
an  Taktgefühl  ist  gleichbedeutend  mit  Mangel  an 
Lebhaftigkeit  und  Energie,  hat  also  seinen  Grund 
in  einer  Charakterschwäche,  welche  durch  guten 
Willen  zu  heben  wäre,  wenn  nicht  Krankheit  vor- 
liegt. Die  Vorbedingungen  zum  rhythmischen  Em- 
pfinden hat  also  jeder  gesunde  Mensch  und  braucht 
sie  nur  durch  zweckmässiges  Verhalten  auszubilden ! 

Anders  verhält  es  sich  mit  dem  Gehör.  Das 
musikalische  Grehör  kann  zwar  auch  vervollkommnet 
werden,  im  wesentlichen  jedoch  ist  es  angeboren. 
Es  gibt  Leute,  welche  sozusagen  mit  dem  „abso- 
luten Tonbewusstsein"  auf  die  Welt  kommen,  d.  h. 
denen  man  die  Namen  der  Töne  nur  einmal  zu 
sagen  braucht,  und  die  dann  jeden  Ton  ohne 
Besinnen  richtig  nennen.  Diese  IHhigkeit  ent- 
wickelt sich  vielleicht  manchmal  langsam,  kann 
aber  nie  eigentlich  erlernt  werden. 

Eher  schon  kann  das  „relative  Gehör'  geübt 
werden,  wenngleich  auch  dieses  eine  angeborene 
organische  Anlage  voraussetzt. 

Während  das  absolute  Tonbewusstsein  mehr 
eine  interessante  Erscheinung  und  kaum  von  prak- 
tischer Bedeutung  ist,  so  ist  das  relative  Gehör 
für  jeden  guten  Musiker  und  bei  allen  Instrumen- 
ten, auf  denen  der  Ton  erst  gebildet  wird,  uner- 
lässliche  Bedingung.  Darauf  beruht  der  Sinn  für 
Melodie  und  Harmonie. 

Belatives  Gehör  und  Sinn  für  Melodie  ist  be- 
sonders für  Gesang,  Violine  und  Cello,  Sinn  für 
Harmonie  besonders  für  Klavier  und  Orgel  er- 
forderlich. 

Für  den  Vortrag  ist  ein  lebhaftes  Temperament 
und  ein  feiner  Geschmack  Bedingung.  Auch  das 
Erlangen  grösserer  Technik  hängt  nicht  nur  von 
allgemeiner  musikalischer  Begabung  und  anhalten- 
dem technischen  Studium  ab,  sondern  verlang^  als 
besondere  Vorbedingungen  erstens  eine  günstige 
körperliche  Beschaffenheit,  zweitens  eine  gewisse 
Schlagfertigkeit.  Fehlt  letztere,  so  kann  aus  einem 
musikalisch  Begabten  wohl  ein  guter  Musiker  und 
Lehrer,  nie  aber  ein  sicherer  Konzertspieler  werden. 
Diese  Schlagfertigkeit  beruht  auf  klarem,  ruhigem 
Denken,  welches  durch  Uebung  blitzschnell  vor 
sich  geht.  Ihr  schlimmster  Feind  ist  daher  Ner- 
vosität. 


—     183     — 


Je  oachdem  nun  diese  oder  jene  Fähigkeit 
vorherrscht  oder  zurücktritt,  ergibt  sich  die  künst- 
lerische 'Individualität.  Es  gibt  Leute,  welche 
alle  Vorbedingungen  haben,  die  musikalische 
Korrektheit  und  technische  Sicherheit  ermöglichen, 
denen  aber  jedes  Temperament  abgeht.  Sie  werden 
brauchbare  Musiker  und  vielleicht  sogar  vielbe- 
wanderte Virtuosen,  aber  wahre  Künstler  nicht: 
„Wenn  ich  mit  Menschen-  und  mit  Engelzungen 
redete  und  hätte  der  Liebe  nicht,  so  wäre  ich  ein 
tönend  Erz  und  eine  klingende  Schelle/^  Abso- 
lutes Tonbewusstsein  und  musikalische  Intelligenz 
machen  also  keineswegs  das  echte  Künstlertum 
ans,  sondern  Herzensbildung,  warme  Empfindung, 
verbunden  mit  ästhetischer  Feinfühligkeit  und  Ge- 
echmacksbildung,  gestützt  auf  musikalische  Intelli- 
genz und  ausgebildet  durch  rastlosen  Fleiss. 

Und  wie  selten  vereinigen  sich  alle  musikali- 
schen Vorzug  in  einer  Person!  Meistens  haben 
die  musikalisch  Intelligenten  kein  Temperament 
und  die  Temperamentvollen  nicht  die  erforderliche 
Rahe.  Oder  di«  mit  einem  guten  Ghehör  Begabten 
haben  ein  schlecht  entwickeltes  Taktgefühl,  oder 
umgekehrt.  Oder  die  Talentvollen  sind  faul,  die 
Fleissigen  talentlos. 

Aus  dieser  Menge  von  Eigenschaften  heraus 
die  angeborene    musikalische  Begabung   von    den 


negativen  oder  positiven  Besultaten  der  Verwaltung 
des  geistigen  Vermögens  zu  unterscheiden  ist  oft 
sehr  schwer,  und  mancher  spätere  gute  Musiker 
ist  von  seinem  Lehrer  arg  verkannt  worden,  weil 
seine  augenblicklichen  Leistungen  und  Fortschritte 
nicht  hervorragende  waren.  Man  sieht  daraus, 
dass  ausser  den  augenblicklichen  Leistungen  auch  die 
Vorbedingungen  der  musikalischen  und  technischen 
Ent Wickelung  bei  der  Beurteilung  eines  Schülers 
in  Betracht  gezogen  werden  müssen;  d.  h.  ob 
der  Lehrer  tüchtig  und  erfahren,  die  Schule  die 
beste  und  wirklich  förderndste,  das  Instrument  für 
die  masikalische  und  technische  Ent  Wickelung 
günstig  waren.  Ist  in  diesen  Punkten  kein  Fehlgriff 
getan,  so  ist  für  den  Anfänger  im  Klavierspiel  nur 
normaler  Verstand  und  treue  Pflichterfüllung  er- 
forderlich, um  einen  gänzlichen  Misserfolg  auszu- 
schliessen  und  bei  Vorhandensein  von  Talent  die 
besten  Erfolge  za  erzielen.  Bei  allen  anderen  In- 
strumenten und  Gesang  sind  auch  beim  Anfang 
schon  mehr  oder  weniger  musikalische  Fähigkeiten 
Voraussetzung.  Zur  Bewältigung  künstlerischer 
Aufgaben  ist  dagegen  die  ganze  Summe  der  oben 
erwähnten  Fähigkeiten  notwendig. 

Jedem  aber  mögen  Goethe's  treffliche  Worte  an 
das  Herz  gelegt  werden:  „Nicht  allein  das  Ange- 
borene, sondern  auch  das  Erworbene  ist  der  Mensch  !^^ 


StiftNHgM  tina  OPoblfabm-Beitrebuiigeii. 


Die  Langenbach-Stiftung  in  Bonn  wird 
am  3.  Juli  d.  J.  durch  eine  Feier  eröffnet.  In 
herrlichster  Lage,  im  Angesichte  des  Sieben- 
gebirges, steht  das  grosse,  einfach  -  vornehme 
Eänstlerheim,  das  nun  bald  eine  Anzahl  Damen 
aas  dem  Musiklehrerinnenstande  beherbergen  soll. 
—  Der  Zweck  der  Stiftung  ist  in  der  Einleitung 
der  Stiftungsurkunde  von  der  Stifterin  dargelegt, 
wie  folgt:  „Nach  dem  Tode  meines  lieben  Ehe- 
gatten habe  ich,  getreu  seinen  Intentionen,  es  mir 
ZOT  schönsten  und,  wie  ich  hoffen  darf,  dankbaren 
L«bensaufgabe  gestellt,  eine  Anstalt  ins  Leben  zu 
roien,  wjelche  den  Zweck  haben  soll,  alten  unbe- 
mittelten deutschen  Musiklehrerinnen  von  gutem 
Raf  eine  kostenfreie  Heimstätte  für  ihren  Lebens- 
abend zu  gewähren.  In  meinen  Bestrebungen  zur 
Erreichung  dieses  Zieles  ist  mir  in  richtiger  Wür- 
digung des  schönen  Zweckes  von  den  verschie- 
densten Seiten  volle  Anerkennung  und  reichliche 
Unterstützung  mit  Zuwendung  von  Geldmitteln 
zn  teil  geworden.  Auf  diese  Weise  ward  es 
mir  möglich,  zu  dem  angegebenen  Zwecke  einen 
recht  ansehnlichen  Kapital-  und  Grundstücks- 
fonds anzusammeln.  Um  nun  diese  von  mir  ins 
I«ben  gerufene  Anstalt  für  alle  Zeiten  zu  er- 
halten und  ihr  über  die  Zeit  meines  Lebens 
hinaus  eine  dauernde  Existenz  und  Rechtsstellung 
zu  Bichem,    will    ich    hiermit    eine    selbständige 


rechtsfähige  Stiftung  errichten  und  derselbeo  das 
von  mir  und  zahlreichen  Freunden  zu  dem  ange- 
gebenen Zweck  angesammelte  Vermögen  über- 
tragen/^ Die  Stiftung  wird  geleitet  durch  einen 
Vorstand,  der  aus  8  Damen  und  9  Herren  besteht. 
—  Die  Lage  der  Musiklehrerinnen  ist  noch  immer 
keine  beneidenswerte.  Die  geistigen  Anstren- 
gungen im  Berufsleben  fordern  viel  Selbstlosigkeit 
und  Aufopferung  Nur  wenigen  gelingt  es,  sorgen- 
frei ihren  Lebensabend  zd  gestalten.  Da  gilt 
dieses  Fest  iü  Bonn  am  3.  Juli  als  eine  der 
schönsten  humansten  Errungenschaften  im 
deutschen  Musiklehrerinnenleben,  als  ein  Erinnern 
für  alle  diejenigen,  die  Musik  lieben  und  ausüben. 
Ist  doch  die  Musik  Jedes  Menschen  Freund,  und 
die  lebendige,  treue  Hingabe,  die  heute  Frauen 
fast  aller  Gesellschaftsschichten  ihren  leidenden, 
kämpfenden  Mitschwestern  entgegenbringen,  sollte 
bei  diesen  Berufsfrauen  —  den  Musiklehrerinnen 
->  nicht  hintenan  gesetzt  oder  gänzlich  vergessen 
werden!  —  Die  Kunst,  speziell  die  Musik,  ist  kein 
Luxusgegenstand,  wie  leider  oftmals  behauptet 
wird,  ihr  liegt  es  ob,  das  heranwachsende  Ge- 
schlecht, ja  das  Volk  zu  höherer  Gesittung  zu 
erziehen.  Möchte  dieses  seltene,  von  edler 
Menschenliebe  getragene  Fest  Herzen  und  Hände 
weit  öffnen,  damit  auch  die  kunstausübende 
Lehrerin    fühlt,    dass    man   ihrer   in   den   grossen 


—     184     — 


Kaltaranfgaben  des  20.  Jahrhunderts  nicht  ver- 
gisst!  In  Köln  sind  mit  Dank  bereit,  Oeldgaben 
für   das  Eröffnungsfest   anzunehmen:   Frl.  Josef a 


Wüllner,  Hansaring  7,   und  FrJ.  Bertha  Paga, 
Flandrische  Strasse  22. 


Mitteilungen 


von  Hoohsohalen  u 

Das  Konservatorium  der  Musik  zu 
Kassel,  Direktorin  FrL  Luise  Beyer,  hatte 
sein  diesjähriges  Pnifuugskonzert  noch  in  den 
letzten  Tagen  vor  der  Aufführung  in  den  Dienst 
der  Wohltätigkeit  gestellt,  und  zwar  für  die  süd- 
westafrikanischen Kolonien.  £s  fand  unter  dem 
Protektorat  Ihrer  Excellenz  der  Frau  Ober- 
präsident  von  W  i  n  d  h  e  i  m  statt  und  wurde 
mit  einem  von  Fräulein  Juncker  von  Ob  e  r  - 
Conreuth,  der  unlängst  bei  den  Kölner  Blumen- 
spielen preisgekrönten  Dichterin,  verfassten  Prolog 
eröffnet,  der  von  der  Königlichen  Hofschauspielei  in 
Fräulein  B  e  r  k  a  gesprochen  wurde.  Die  Kasseler 
Zeitungen  äussern  sich  über  das  Konzert  in  fol- 
gender Weise: 

Schumann's  „Aufschwung"  und  „In  der 
Nacht"  wurden  von  zwei  Damen  vorgetragen,  von 
denen  die  eine  den  frisch  vorwärts  drängenden 
Charakter  des  ersteren  Stücks  ebenso  sicher  zu 
treffen  wnsste,  wie  die  andere  die  verhalten  leiden- 
schaftliche Stimmung  des  zweiten.  Eine  Freude 
war  es  zu  hören,  mit  welcher  Buhe,  Klarheit  und 
Schönheit  des  Ausdrucks  zwei  junge,  kaum  dem 
Kindesalter  entwachsene  Mädchen  Mozart^s  Es- 
dur-Konzert  (Original)  für  2  Klaviere  mit  Orchester- 
begleitung  und  Kadenzen  von  B  e  i  n  e  c  k  e  wieder- 
gaben. Die  perlenden  JLiäufe  und  Kadenzen,  die 
gerade  bei  Mozart  peinliche  Akkuratesse  verlangen, 
wurden  mit  einer  Durchsichtigkeit  und  Leichtig- 
keit ausgeführt,  die  allseitige  Bewunderung  erregten. 
Eine  Leistung  von  erstaunlicher  Beife  bot  ein 
jugendlicher  Pianist  in  der  C-dur-Sonate  op.  53 
von  Beethoven,  die  er  aus  dem  Gedächtnis 
spielte.  Ein  kräftiges,  lebendiges  Empfinden  offen- 
barte der  Spieler  im  Allegro,  sowie' Innigkeit  und 
Zartheit  iu  dem  Adagio  und  Rondo.  Ein  junger 
talentvoller  Geiger  zeigte  ein  weit  vorgeschrittenes 


nd  Konservatorien. 
Können  in  zwei  Sätzen  aus  der  ersten  Violinsonate 
B  a  c  h  *  s,  sowohl  durch  glänzende  Technik,  als  sym- 
pathischen Ton.  Den  Stempel  künstlerischer  Weihe 
trug  die  Wiedergabe  des  E-moll-Konzertes  mit 
Orchesterbegleitung  von  Chopin,  das  jenes 
wunderbar  schöne  Adagio  enthält,  welches  Liszt 
als  von  „wahrhaft  idealer  Vollendung"  bezeichnet 
und  dem  Künstlei  reiche  Gelegenheit  zur  Entfal- 
tuDg  geistiger  wie  technischer  Mittel  bietet.  Dieser 
Abend  war  ein  neuer  Beweis  von  der  bewunderns- 
werten Lehrmethode  des  Fräulein  Luise  Beyer. 
Der  weiche,  duftige  Anschlag,  der  blumenhafte 
Hauch  von  Poesie,  die  spielende  Leichtigkeit  der 
Technik  legten  beredtes  Zeugnis  davon  ab. 

Professor  Karl  Knittl  ist  als  Nachfolger 
Anton  Dvorak's  zum  Direktor  des  Prager  Kon- 
servatoriums berufen  worden. 

Professor  Cornelius  Kühner,  Direktor  der 
Allgemeinen  Musikbildungsanstalt  zu  Karlsruhe, 
hat  einen  Ruf  als  Professor  der  Musik  an  die  Co- 
lumbia-Universität in  New-York  erhalten 
und  angenommen. 

Professor  S.  de  Lange,  Direktor  des  Stutt- 
garter Konservatoriums,  erhielt  den  Titel 
,  Ober  schulrat"  verliehen. 

Die  rühmlich  bekannte  Violinvirtuosin  Fräulein 
Anna  Hegner  in  Basel  tritt  vom  1.  September 
d.  J.  an  in  den  Verband  des  Dr.  Hoch'schen  Kon- 
servatoriums zu  Frankfurt  a.  M. 

Professor  Dr.  Hermann  Kretzschmar,  der 
als  ordentlicher  Professor  an  die  hiesige  Universität 
berufen  worden  ist,  hat  seine  Lehrtätigkeit  bereits 
aufgenommen.  Er  begann  am  80.  Mai  mit  einer 
dreistündigen  Privatvorlesung  über  die  „Geschichte 
der  Sinfonie",  und  vom  2.  Juni  an  mit  unentgelt- 
lichen zweistündigen  musikwissenschaftlichen 
Uebungen. 


Vermischte   Nachrichten. 


Der  Kgl.  Musikdirektor  Karl  Mengewein  in 
Berlin  erhielt  den  Kgl.  preussischen  Kronenorden 
4.  Klasse. 

Der  als  Klavierpädagoge  und  Komponist  hoch- 
geschätzte Hofrat  Professor  C.  H.  Döring  in 
Dresden,  der  bereits  1898  sein  40 jähriges  Jubiläum 
als  Lehrer  am  Dresdener  Konservatorium  l  egehen 
konnte,  feiert  am  4.  Juli  d.  J.  seinen  70  Geburtstag. 

Geh.  Hofrat  Prof.  Karl  Müller  -  Härtung, 
der  emeritierte  Direktor  der  Grossh.  Musikschule 
in  Weimar,  feierte  am  19.  Mai  seinen  70.  Geburtstag. 


Der  Berliner  ,,Philharmonische  Chor*, 
Dirigent  Prof.  Siegfried  Ochs,  hat  für  seine 
nächstwinterlichen  Abonnements  -  Konzerte  vier 
Bach*sche  Kantaten,  H.  Wolfs  „Christnacht", 
Beethoven 's  „Missa  soiemnis*',  R.  Strauss' 
„Taillefer"  und  J.  Brahms'  „DBUtsches  Bequiem" 
in  Aussicht  genommen. 

Benno  Horwitz,  der  langjährige  hochge- 
schätzte Mitarbeiter  des  „Kl.-L.",  ist  am  3.  Juni 
nach  längerem  Leiden  aus  dem  Leben  geschieden. 
Geboren  1855,   genoss   er   seine  musikalische  Aus- 


—     185    — 


bildoDg  an  der  Königl.  Hochschule  und  studierte 
später  bei  Fr.  Kiel  und  Albert  Becker;  durch 
seine  Kammermusikwerke,  Lieder  und  Chorwerke 
hat  er  sich  einen  Namen  gemacht,  besonders 
worden  seine  Lieder  in  der  letzten  Zeit  viel  im 
Konzertsaal  gesungen,  und  eine  |,sinfonische  Dich- 
tung* für  grosses  Orchester,  die  vor  einigen  Jahren 
im  hiesigen  Tonkünstlerverein  aufgeführt  wurde, 
errang  lebhaften  Beifall.  Als  Lehrer  für  Theorie 
und  Kontrapunkt  war  Horwitz  an  mehreren 
grossen  Instituten  Berlin's  angestellt  und  galt  auf 
diesem  Gebiete  für  eine  ausgezeichnete  Kraft. 
Ansserdem  ist  er  literarisch  vielfach  tätig  gewesen. 
£r  war  u.  a.  der  hiesige  musikalische  Vertreter 
der  „Kölnischen  Zeitung",  für  den  „Kl,-L  "  schrieb 
er  zahlreiche  Kritiken  über  die  Neuerscheinungen 
der  Gresangsliteratur.  Eine  seiner  letzten  grösseren 
Arbeiten  war  die  für  den  „K1.L."  verfasste  geist- 
voUe  Analyse  von  Liszt's  sinfonischer  Dichtung 
^Ce  qu'on  entend  sur  la  montagne".  Ein  fein- 
sinniger Künstler,  ein  liebenswürdiger  Mensch  ist 
mit  Benno  Horwitz  aus  dem  Leben  geschieden, 
wir  trauern  um  seinen  frühen  Heimgang  und 
werden  sein  Andenken  hochhalten. 

Herr  Musikdirektor  J.  Stolz  in  Graz,  dessen 
Name  als  Musikpädagoge,  als  Komponist  und 
Pianist  weit  bekannt  und  geschätzt  ist,  gab  kürz- 
lich einen  historischen  Klavier-Abend,  dessen 
Programm  er  allein  zum  Vortrage  brachte.  Er 
hatte  dazu  eine  Keihe  der  hervorragendsten  Ton- 
stocke  von  J.  S.  Bach  bis  auf  die  Gegenwart,  die 
auf  dem  Gebiete  der  Klavierkomposition  epochalen 
Einfluss  aasübten,  ausgewählt  und  erntete  durch 
seine  Art  des  Vortrags,  die  den  Gedanken  Inhalt 
der  verschiedenartigen  Tonwerke  erschöpfend 
klarlegte,  den  lebhaftesten  Beifall.  Herr  Stolz 
leitet  seit  1857  eine  konzessionierte  öffentliche 
^QSik-Bildungsanstalt  und  hat  sich  durch  sein 
Wirken  eine  tonangebende  Stellung  im  Musikleben 
Graz'  erworben. 

Aus  Frag  wird  gemeldet,  dass  sich  in  dem 
handschriftlichen  Nachlass  Dvorak 's  drei  voll- 
ständige Sinfonieen  befinden,  über  deren  Ver- 
öffentlichung die  Familie  entscheiden  wird.  Die 
Sichtung  des  Nachlasses  —  welcher  auch  wertvolles 
Brief material  enthält  —  wird  der  Schwiegersohn 
des  Meisters,  Komponist  Josef  Suk,  Mitglied  des 
böhmischen  Streichquartetts,  vornehmen. 

Aus  London  kommt  die  überraschende  Nach- 
richt, dass  die  unveröffentlichte,  bisher  als  ver- 
loren betrachtete  Partitur  von  Richard  Wag- 
ner's  ,Bule  Britannia-Ouverture"  in  einer  Samm- 
lung alter  Musikstücke  in  Leicester  entdeckt 
wTirde.    Die   Partitur   ist   datiert   „1837"  und   ge- 


zeichnet „Richard  Wagner".  Die  „AUg.  M.-Z.- 
schreibt  darüber:  Die  Partitur  besteht  aus  41 
Seiten,  beansprucht  81  Instrumente  und  ist  datiert: 
Königsberg,  15.  März  1837.  Wagner  schreibt 
in  seiner  Autobiographie,  die  bis  1842  reicht,  über 
dies  Werk:  n^c^  Jahr,  welches  ich  in  Königsberg 
zubrachte,  ging  durch  die  kleinlichsten  Sorgen 
gänzlich  für  meine  Kunst  verloren.  Eine  einzige 
Ouvertüre  schrieb  ich:  „Rule  Brltannia.*'  Wagner 
verbrachte  das  Theaterjahr  1886/37  in  Königsberg; 
er  scheint  vergasen  zu  haben,  dass  er  in  jener 
Zeit  noch  eine  zweite  Ouvertüre  komponierte,  zu 
der  er  freilich  schon  1882  in  Leipzig  die  Anregung 
gelegentlich  des  Durchzuges  polnischer  Flücht- 
linge empfangen  hatte  und  die  er  i^Polonia**  be- 
nannte. Die  Partituren  beider  Werke  schienen 
verloren  zu  sein,  obwohl  Rieh.  Pohl  in  einem 
1883  veröffentlichten  Aufsatze  schreibt:  „König 
Ludwig  von  Bayern  und  Frau  Cosima  sind  im 
Besitze  der  Manuskripte.  Von  der  „Rule  Britannia- 
Ouverture*'  war  allerdings  eine  fragmentarische 
Skizze  bekannt,  die  insbesondere  dadurch  interes- 
sant ist,  dass  sich  auf  ihren  freien  Seiten  der  Ent- 
wurf einer  zweiten  Komposition  Wagner's  befindet, 
einer  Musik  für  ein  unbekanntes  Schauspiel,  in  der 
merkwürdige  Antizipationen  späterer  Lohengrin- 
Moti ve  zu  entdecken  sind.  Es  ist,  wie  Glasenapp 
berichtet,  eine  nur  sehr  flüchtig  skizzierte  wilde 
Opfer-  und  Beschwörungsszene  aus  irgend  einem 
damals  in  Königsberg  aufgeführten  Theaterstück, 
in  dem  das  erste  Ringen  des  Christentums  mit 
dem  altpreussischen  Heidentum  und  dem  blutigen 
Kult  seiner  Menschenopfer  dargestellt  wurde. 
Eingestreute  Stichworte  und  die  darin  vorkom- 
menden Namen  altpreussisch-littauischer  €K)ttheiten 
lassen  darauf  seh  Hessen.  Die  „Rule  Britannia- 
Ouverture"  wurde  im  März  1837  unter  Wagner 's 
Leitung  in  einem  Konzette  im  Königsberger  Schau- 
spielhause aufgeführt.  Eine  zweite  Aufführung 
erfolgte  in  einem  Instrumentalkonzert  in  Riga 
(19.  März  1833).  üeber  Charakter,  Stil,  Wert  dieser 
Ouvertlirenmusik  ist  nichts  bekannt  geworden; 
jedenfalls  fällt  sie  in  die  Zeit  knapp  nach  der 
Oper  „Das  Liebesverbot",  da  Wagner  bewusst 
italienische  und  französische  EiuHüsse  auf  sich 
einwirken  Hess.  Interessant  ist,  dass  die  Partitur 
ihren  Weg  in  das  Land  gefunden  hat,  zu  dem  sie 
dem  Titel  nach  in  Beziehung  steht:  nach  England. 
Sie  befand  sich  in  der  Musikalienhandlung  eines 
Mr.  Gamble,  der  diese  von  einem  Mr.  Thomas 
gekauft  hatte,  einem  früheren  Kapellmeister  in 
Leicester.  Die  Partitur  soll  1840  der  Philharmoni- 
schen Gesellschaft  in  London  zugeschickt  worden 
sein.    Von  da  ab  war  sie  verschollen. 


Von  Professor    Dr«   Hugo    Riemann's  „Mnsik- 
Uxikoa^  Jetzt   erscheinender   6.    Auflage  (20-24 


Bücher  und  Musikallen. 

Lieferungen,  Max  Hesse's  Yerlag,   Leipsig)  liegen 
die  2.  bis  4.  Lieferung  vor.     Wir   finden   hier   die 


—     186 


gleiche  Borgföltige  und  durchdachte  üeberarbeitong 
vor,  die  schon  die  erste  Lieferang  aufwies;  eine 
grosse  Beihe  von  Artikeln  ist  umgearbeitet,  eine 
ebensolche  neu  aufgenommen.  Gleich  am  An- 
fang der  2.  Lieferung  ist  z.  B.  zu  dem  Artikel 
.Bach"  hinzDgekommen :  Joh.  GottfriedBern- 
hard  Bach,  der  8.  Sohn  J.  Sebastians,  Joh. 
Ernst  Bach,  einziger  Sohn  von  J.  S.  Baches 
Neffen  Bernhard,  umgearbeitet  und  bedeutend 
erweitert  sind  die  Artikel  über  Ph.  Em.  Bach 
und  Über  Joh.  Christian,  dem  jüngsten  Sohne 
Bach's.  Besondere  Berücksichtigung  fanden  eine 
Reihe  Jüngerer  Musiker  und  Komponisten,  über 
dessen  Leben  und  Wirken  zum  ersten  Mal  Aus- 
kunft gegeben  wird,  es  seien  genannt:  Bäuerle, 
Beauvarlet-Charpentier,  Anton  Beer,  Benn- 
dorf,  Beresowski,  Leo  Blech,  die  beiden 
Blumenfeld,  Ernst  Böhe  u.  s.  w.  Es  sind  in 
diesen  vorliegenden  Lieferungen  ca.  130  Artikel, 
die  teils  ganz  neu,  teils  ergänzt  und  umgearbeitet 
sind.  Der  Fortsetzung  des  ausgezeichneten  Werkes 
ist  mit  grossem  Interesse  entgegenzusehen. 

Edmund  Georgi:  .Der  Führer  des  Pianisten''. 
Aus  dem  Spanischen  umgearbeitet  und 
vermehrt. 
Eigentum  des  Herausgebers  für  alle  Länder. 
Draok  von  Broltkop f  *  Hlrtel»  Lelpslg. 

Der  Verfasser  dieses  höchst  praktischen  und 
mit  grosser  Literaturkenntnis  zusammengentellten 
Führers  ist  Professor  der  Musik  an  der  Lehrer- 
bildungsanstalt zu  Chillan  (Chile).  Die  erste 
Auflage  seines  Werkes  in  spanischer  Sprache  er- 
freute sich  der  Anerkennung  einer  grossen  Zahl 
deutscher  Kapazitäten  auf  dem  Gebiete  desünter- 
richtswesens  und  war  wohl  die  Veranlassung, 
dass  der  Autor  eine  deutsche  üebersetzung,  be- 
deutend vermehrt  und  erweitert,  veranstaltete,  die 
durch  P.  Pabst,  Leipzig,  zu  beziehen  ist.  Der 
gesamte  Stoff  ist  auf  10  Stufen  verteilt  mit  den 
Unterabteilungen:  „Technik,  Etüden,  2-  und 
4händige  Stücke.^*  Neu  ist  das  äussere  Arran- 
gement. Die  Seiten  sind  in  6  Kolonnen  geteilt 
und  enthalten:  I.Komponist,  2.  Opus,  3.  Titel 
des  Werkes,  4.  Verlag,  5.  Preis,  6.  Be- 
sondere Bemerkungen,  die  sich  auf  Neubear- 
beitungen, Arrangements  u.  s.  w.  beziehen.  Durch 
diese  Rubrizierung  ist  eine  Klarheit  geschaffen, 
die  wir  in  allen  bisherigen  ^^Führem*'  oft  ver- 
missten.  Zum  Lobe  des  Werkes  sei  noch  hinzu- 
gefügt, dass  die  Auswahl  des  Stoffes,  mit  ganz 
verschwindenden  Ausnahmen,  als  einwandsfrei  zu 
bezeichnen  ist;  die  Werke  sind  der  Literatur  der 
letzten  8  Jahrhunderte  entnommen,  die  Zusammen- 
stellung zeugt  von  vielseitiger  Literaturkenntnis 
und  eingehendstem  Studium.  Ein  weiterer  Vorzug 
ist  die  jedem  Abschnitt  hinzugefügte  empfehlens- 
werte „Lektüre'';  auch  hier  ist  die  fast  lückenlose 
Kenntnis   der  neueren   und   besten  musikpädago- 


gischen,  ästhetischen   und  geschichtlichen  Werke 
rühmend  anzuerkennen. 

Anna  Morsch. 

Neue  Klayler- Werke  ans  dem  Yerlage  von 
H.  P.  Belaleff. 

Felix  Blumenfeldy  op.  83.    Deux  Fragments  carac- 

t^ristiques. 
op.  34    Bailade, 
op.  35.    Trois  Marzurkas. 

Felix  Blumenfeld*s  Klaviermusik  wendet  sich 
an  geistig  und  technisch  gereifte  Spieler.  Die 
beiden  Fragmente  des  op.  33  gleichen  schön  be- 
malten Scherben,  und  man  bedauert  nur  lebhaft, 
nicht  auch  aller  übrigen  habhaft  werden  zu  können, 
um  dann  alles  zu  einem  Ganzen  und  Buchten  zu- 
sammenzusetzen. Die  Ballade  (in  Form  von 
Variationen,  op.  34)  ist  ausnahmslos  im  virtuosen 
Genre  gehalten.  Der  Komponist  entwickelt  hier 
eine  stattliche  Beihe  interessanter  Gedanken  und 
überrascht  durch  die  geistreiche  Art  und  Weise,  dem 
an  sich  trüben,  melancholischen  Tema  gänzlich 
neue  Seiten,  Farben  und  Töne  abzugewinnen.  Er 
bietet  mit  dieser  seiner  l'ondichtung  ein  Virtuoeen- 
stück  im  besten  Sinne,  dessen  sehr  beträchtliche 
Schwierigkeiten  mit  überzeugendem  Erfolg  zu  be- 
gegnen nur  fertig  ausgebildeten  Pianisten  be- 
schieden sein  dürfte.  Klaviersatz,  Harmonik  und 
Bhythmik  sind  durchaus  moderner  Natur,  aber 
auch  der  melodische  Quell  fliesst  reichlich  und 
unablässig.  Dass  neben  dem  virtuosen  Moment 
das  rein  musikalische  keineswegs  zu  kurz  kommt, 
darf  F.  Blumenfeld  zu  besonderem  Verdienste  an- 
gerechnet werden.  Von  den  3  Mazurkeu  (op.  35) 
möchte  Referent  der  zweiten  und  dritten  den  Vor- 
zug geben,  denn  sie  bewegen  sich  in  weit  höherem 
Grade  als  die  erste  in  sicheren  modulatorischen 
Bahnen  und  gewähren  damit  zugleich  einen  ruhigen 
und  ungetrübten  Gtonuss.  Alle  aber  zeichnen  sich 
durch  sichere  Stimmungsmalerei  und  anziehende 
Wendungen  wirklich  melodischer  Natur  aus,  sie 
heben  sich,  wie  die  beiden  vorgenannten  Werke 
des  russischen  Tonsetzers,  weit  über  das  Niveau 
des  Alltäglichen  und  Hergebrachten. 

Jos.  Wliholy  op.  30.  3  Praeludien  für  Pianoforte. 
Treffliche  Tondichtungen  und  Studien  zugleich, 
die  erste  für  Terzen-,  die  dritte  für  Oktavenspiel, 
während  die  mittlere,  in  Liedform  gehaltene,  sich 
einer  ruhigen,  schön  abgedämpften  Gtefühlssprache 
beflelBsigt.  Für  Studium  und  Vortrag  sind  diese 
echt  klaviermässigen,  musikalischen  Sinn  be- 
kundenden Sachen  angelegentlichst  zu  empfehlen. 

A>  Liadow,  op.  53.  „Trois  Bagatelles^  pour  Piano. 
Drei  aasgesuchte  feine  Nippsachen,  allerliebst 
in  der  Form  und  liebenswürdig  im  Auftreten.  Man 
wird  an  der  Bekanntschaft  mit  diesen  graziösen 
Stücken   seine  Freude   haben;   ihre   zarte  Melodik 


—     187     — 


and  vornehme  Einkleidung  läset  sie  im  vorteil- 
haftesten Licht  erscheinen.  Man  nehme  sie  für 
das,  was  sie  sein  wollen,  nämlich  Angenblicksbilder 
von  scharf  ausgeprägtem  Charakter  und  intimster 
Stimmung. 

Th.  Akimenko,  op.  16  und  21.    „Klavierstücke'. 

Die  vorliegenden  Klavierstücke  von  Th.  Aki- 
menko  kommt  man  in  Versuchung  chromatische 
Stadien  zu  nennen,  in  so  vorherrschendem  Grade 
macht  sich  in  ihnen  das  chromatische  Element 
geltend,  während  das  melodische  bedeutend  zurück- 


gedrängt wird.  Sie  werden  aus  diesem  Grunde 
für  den  Einen  absonderlich,  für  den  Andern  an- 
ziehend sein;  soviel  steht  sicherlich  aber  fest,  dass 
ihr  Autor  zu  den  begabteren  unter  den  neurussischen 
Tonsetzern  gehört.  Vieles  in  Akimenko's  Klavier- 
kompositionen mutet  an,  wie  ein  ins  Russische 
übersetzter  Spohr,  hier  wie  dort  die  Scheu  vor 
einfach  diatonischen  Fortschreitungen,  überall  die 
Unruhe  in  der  Harmonik  und  die  häuüge  Gesucht- 
heit und  das  Gezwungene  im  modulatorischen 
Teile.  Man  sollte  sich  stets  hüten,  zu  geistreich 
sein  zu  wollen. 

Eugen  Segnitz. 


Vereine. 


MnsilL-Sektlon 
des  Allg.  DentBchen  Lehrerinneu-Yereins. 

Wir  bringen  unseren  Mitgliedern  hiermit  zur 
Kenntnis,  dass  die  Musiksektion  des  A.  D.  L.-V. 
mit  dem  Musikpädagogischen  Verband  in 
ein  Kartellverhältnis  getreten  ist.  Beide  Ver- 
bände arbeiten  getrennt,  gehen  aber  in  offiziellen 
Kundgebungen  etc.  in  Gemeinsamkeit  vor. 

Auf  den  Generalversammlungen  der  beiden 
Verbände  werden  die  letzteren  gegenseitig  durch 
Delegierte  vertreten  sein. 

Der  Vorstand. 

I.  A.:  Sophie  Henkel 

MitsUipädagogischer  Verband. 

Die  letzte  Vorstandssitzung  des  Musik- 
päd.  Verbandes    war   ausschliesslich   der   Schulge- 
sangsfrage   und   den   auf  diesem  Gebiete  dringend 
gebotenen   Reformen    gewidmet.     Prof.    Schar- 
wenka   berichtete  über   eine   Konferenz   mit  dem 
betr.  Decernenten  im  Kultusministerium,  in  welcher 
er  die  ministerielle  Erlaubnis   für  auszusendende 
Fragebogen   nachsuchte.    Sie   sollen   zur  Be- 
schaffung möglichst  reichhaltigen  dokumentarischen 
Materials   über  die   heutige  Pflege    des   Gesangs- 
ontenichts  an  den  Schulen  dienen.     Die  Regierung 
bringt  den   Bestrebungen   des    Verbandes   grosses 
WoU wollen  entgegen,  sie  wünscht  die  Einsetzung 
einer  Kommission,   welche   die   Ausarbeitung   der 
Fragebogen  übernimmt.    Diesem  V/unsche  folgend, 
waren  vom  Vorstande  verschiedene  fachliche  Auto- 
ritäten zu   der  Sitzung  eingeladen,  deren  Schilde- 
rungen der   heutigen  Zustände  die  Notwendigkeit 
dorchg: eifender     Umgestaltungen    .schlagend    er- 
wiesen. Es  wurde  Nachstehendes  zum  Vergleich  her- 
angezogen.    Die  Zeichenlehrer  haben  es  sich 
seit  Jahren  erkämpft,  dass  ihre  Anstellung  an  allen 
Schnlen  von  der  Ablegnng  einer  Fachprüfung  ab- 
Kängig  ist,  sie  sind  festangestellte  pensionsberechtigte 
Mitglieder  des  Lehrerkollegiums  ihrer  Anstalt.  Die 
Stellung  des  Gesanglehrers  ist  eine  völlig  andere. 
Ein  Fachexamen   wird   nicht   von   ihm    verlangt, 
man  betrachtet  ihn  in  den  meisten  Fällen  als  Privat- 
lehrer   und    er   wird  demgemäss  stundenweise  be- 
zahlt, er   hat   keinen   Anspruch   auf  Pension  und 
kann   willkürlich    entlassen    werden.     Im    Schul- 
reglement ist  kein  Lehrplan  ftir  den  Oesangunter- 
richt  vorgesehen,   die   iUihl  der  Gesangstunden  in 
der  Woche  ist  nicht  üxiert,  sondern   hängt    allein 
von  der    Bestimmung    des    Direktors    ab,    ebenso 
wenig  ist  die  Lehrmethode  vorgeschrieben,  Bedin- 
gung ist  nur,  dass  der  Gesanglehrer  zu  den  patrio- 
tipchen  und  Schulfesten  bezügliche  Chöre  und  Ge- 
sänge einstudiert   und  sie   zur  Aufführung  bringt. 
Zahlreiche  Fälle  wurden  zitiert,  aus  denen  hervor- 


ging, dass  man  den  Gesangunterricht  einem  wissen- 
schaftlichen Lehrer  überträgt,  gleichviel  ob  er 
etwas  vom  Gesangunterricht  vei  steht  oder  nicht. 
Diesen  unerträglichen  Zuständen  muss  ein  Ende 
gemacht  werden,  es  kann  aber  nur  durch  möglichst 
geschlossenes  und  energisches  Vorgehen  der  Ge- 
sangschuUehrer  geschehen. 

Wiederholte  einlaufe  sind  schon  gemacht,  eine 
Flut  von  Schrift^  und  Broschüren  liegen  vor,  in 
denen  die  Reformen  und  ihre  Durchführung  in 
zum  Teil  vorzüglicher  Weise  behandelt  sind,  es 
fehlte  aber  an  dem  beharrlichen  Verfolgen  des  be- 
stimmt vorgesteckten  Zieles,  das  die  Kollegen  der 
anderen  Disziplinen  bewiesen  und  durch  welches 
sie  ihre  Forderungen  schliesslich  gewährt  erhielten. 
Die  Scheu  vor  den  Schwierigkeiten,  der  fatalistische 
Glaube  „das  erreichen  wir  doch  nicht^*,  die  Miss- 
erfolge der  ersten  Schritte.  —  alles  vereint  brachte 
die  Bewegung  immer  wieder  ins  Stocken.  Viel- 
leicht isc  sie  diesmal  mächtig  genug,  um  den  er- 
sehnten Zielen  näher  zu  kommen.  Die  Forderung 
einer  Fachprüfung  dürfte  wohl  das  Nächste  sein, 
reichliches  Material  ist  zu  sammeln,  um  auf  Grund 
desselben  mit  Petitionen  an  die  Reglet  ung  heran- 
zutreten. Für  die  Fragebogen,  welche  zur  Be- 
schaffung des  Materials  dienen,  lagen  die  Entwürfe 
bereits  vor  und  kamen  zur  Vorberatung.  Die 
weiteren  Arbeiten  sind  in  Angriff  genommen,  es 
ist  aber  nun  dringend  geboten,  dass  dem  Vorstande 
aus  möglichst  weiten  interessierten  Kreisen  Mate- 
lial  eingeliefert  wird,  Anträge  gestellt,  W^ünsche 
ausgesprochen  werden,  um  auf  dem  Kongress  alle 
Ansprüche  befriedigen  und  die  Reformen  in 
die  richtigen  Bahnen  lenken  zu  können. 

Der  Vorstand. 

I.  A. 
Xaver  Schartoenka. 

Vom  Essener  MusiklehrerTerelo. 

Der  Verein  akademisch  gebildeter  Musik-Lehrer 
und  -Lehrerinnen  in  Essen  kann  auf  das  zweite 
Jahr  seines  Bestehens  mit  Befriedigung  zurück- 
btieken.  unsere  grössten  Bemühungen  erstrecken 
sich  in  erster  Linie  auf  die  Ausgestaltung  der 
Rechte  dem  Publikum  gegenüber.  Die  höchst 
dankenswerten  Arbeiten  des  Vorstandes  unseres 
Musikpädagogischen  Verbandes  laufen  mit  Recht 
auf  eine  gründliche  Vorbildung  der  Musiklehrenden 
und  auf  die  Erzielong  staatlicher  Rechte  hinaus. 
Damit  ist  besonders  den  Konservatorien  gedient. 
Die  Hoffnung  des  Elinzelmuslklehrers  auf  eine  Besser- 
stellung findet  aber  vorläufig  nur  durch  Zu- 
sanmienschluss  in  den  Städten  durch  Bildung  von 
Vereinen  ihre  Erfüllung.  Wir  können  diesen 
Standpunkt  nicht  verlassen  und  müssen  deshalb 
auch  an  dieser  Stelle  unserer  Verwunderung  Raum 


—     188     — 


geben,  dass  der  Vorstand  sich  mit  dieser  gleich- 
berechtigten  Frage   so  wenig    beschäftigt.'") 

Bei  den  Vorarbeiten  zur  G-rfiiidung  des  Musik- 
pädagogischen  Verbandes  wurde  bis  heute  das 
grösste  Gewicht  auf  die  Aufnahmebedingungen 
und  Satzungen  gelegt.  Aber  an  den  eigentlichen 
Zusammenscbluss  der  heute  schon  berech- 
tigten Musiklehrenden,  an  die  Konstituierung  der 
Einzelverbände,  an  Vorschläge,  wie  z.  B.  die  ein- 
same Musiklehrerin  in  den  Kleinstädten  heranzu- 
holen ist,  hat  der  Vorstand  bis  jetzt  nicht  gedacht,""*) 
dieses  wäre  doch  ein  Vorteil  der  Gegenwart, 
dessen  Ausnutzung  uns  ebenso  wichtig  erscheint, 
wie  die  schon  erwähnten  Zukunftsfra^en  unseres 
Standes.  Wir  geben  die  Hoffnung  nicht  auf,  dass 
der  Vorstand  auf  dem  diesjährigen  Eongress  mit 
praktischen  Gründungsvorschlägen  an  uns  alle 
herantreten  wird. 

Die  Fühlfäden,  welche  der  Essener  Verein 
kräftig  anzog,  verknüpften  sich  mit  der  Presse, 
mit  flaumigen  Honorarzahlnngen  und  mit  einer  ab- 
sichtlich herbeigeführten  gerichtlichon  Klage.  Zur 
Unterscheidung  von  den  nichtberechtigten  Lehr- 
kräften halten  wir  eine  in  drei  Lokalzeitungen 
monatlich  einmal  erscheinende  Annonce  für  uner- 
lässlich.  Diese  verteilt  sich  für  jedes  Drittel  des 
Monats  auf  eine  Zeitung  und  bringt  die  ^amen, 
Wohnung  der  Mitglieder  und  die  abgekürzte  Be- 
zeichnung des  Unterrichtsfaches,  Auch  fünf 
grössere  Artikel  ,janter  dem  Strich-*  dienten  zur 
Aufklärung  des  Publikums  über  unsere  Bestre- 
bungen, über  Kündigungsfrist,  das  Wesen  und  die 
Bechte  der  Konservatorien.  Einen  Zeitungskampf 
gegen  die  hiesigen  eigenartigen  Musikinstitute 
haben  wir  zwar  bis  heute  vermieden,  aber  wir 
haben  es  doch  fertig  gebracht,  dass  die  Kegierung 
von  der  einen  Anstalt  die  Berechtigung  zur  Unter- 
richtserteilung einforderte  und  das  andere  Institut 
wegen  nicht  genügender  Vorbildung  der  merk- 
würdigen Lehrkräfte  schloss.  Ist  das  nicht  ein 
Erfolg? !  Die  künstlerisch  gebildeten  Musikpäda- 
gogen sollten  sich  wahrlich  mehr  der  bisher 
geübten  vornehmen  Zurückhaltung  entäussern;  sie 
ist  bei  den  vielen  sehr  zweifelhaften  Instituten 
nicht  ancrebracht.  —  Unser  kürzlich  in  der  Presse 
erschienener  Jahresbericht  betonte  in  längerer  Aus- 
führung die  Pflichten  der  Kündigungsfrist,  den 
Korpsgeist  unserer  Mitglieder.    Kein  Mitglied  darf 


*)  Der  Vorstand  wird  diese  Frage  in  Angriff 
nehmen,  sobald  die  innere  Organisation  des  Ver- 
bandes und  die  dazu  nötigen  Vorarbeiten  abge- 
schlossen sind;  ferner,  wenn  sich  in  den  einzelnen 
Städten  genügende  „berechtigte"  Mitgl ieder  ge- 
meldet haben,  um  sie  zu  einem  Verein  zusammen- 
schliessen  zu  können.  Die  Aeusserung,  dass  die 
bisherigen  Arbeiten  nur  den  Konservatorien  dienen, 
deutet  auf  eine  Verkennung  der  Bestrebungen;  sie 
zielen  vielmehr  auf  eine  vertieft«  Bildung  desG  e  s  a  m  t- 
musiklehrerstandes.  Den  Konservatorien,  als 
den  berufenen  Bildungsstätten,  werden  eine  Fülle 
von  Pflichten  auferlegt,  die  nicht  ohne  Opfer 
durchzuführen  sind,  —  den  Vorteil  ziehen  haupt- 
sächlich die  nach  den  neuen  Prinzipien  ausgebil- 
deten Privatmusiklehrer. 

♦*)  Für  die  Musiklehrerin  ist  seit  Jahren 
die  Musik-Sektion  eingetreten.  (Vgl.  die  vordere 
innere  Umschlagsseite.)  Ihr  ist  die  Initiative  zur 
Petition  für  die  staatliche  Prüfung  zu  danken, 
femer  die  Regelung  der  Honorarfrage  im  Privat- 
unterricht, der  sich  bereits  39  Städte,  darunter  auch 
Essen,  angeschlossen  haben.  Der  Musikpädago- 
gische Verband  ist,  wie  oben  gt^meldet,  zur  För- 
d»-rung  der  gemeinsamen  Standesinteressen  in  ein 
Kartell- Verhältnis  mit  der  Musik-  Sektion  getreten. 


einen  Schüler  eines  Kollegen  oder  einer  Kollegin 
annehmen,  der  gegen  die  Honorarbestimmangen 
verstösst.  Zwei  Schüler  wurden  auf  diese  Weise 
von  der  Gemeinschaft  ausgeschlossen.  Das  Publi- 
kum erfährt,  dass  wir  verpflichtet  sind,  den 
Eltern  die  gedruckten  Honorarbestimmungen  vor- 
zulegen, um  das  peinliche  Gefühl  unserer  Damen 
bei  der  Honorarbesprechung  zu  beheben.  Der 
Vorstand  hält  sehr  strenge  darauf,  dass  die  Hit- 
glieder bei  Einzelfällen  nicht  davon  absehen.  Die 
Kontrolle  liegt  in  der  Entnahme  der  Exemplare 
und  in  der  steten  Nachfrage  des  Vorstandes.  Das 
solidarische  Gefühl  hebt  sich  durch  die  Einsicht 
dieses  Nutzens  immer  mehr.  Man  denke,  in  6  Fällen 
ist  es  mir  gelungen,  bereits  aufgegebenes  Honorar 
durch  den  Druck  des  Vereins  von  den  Eltern  noch 
zu  erlangen.  Jedes  Mitglied  muss  mir  solche  Fälle 
anzeigen,  um  besonders  den  Damen  die  Selbst- 
hilfe zu  erleichtem.  Ich  schreibe  im  Namen  des 
Vereins  einen  höflichen  Brief,  der  in  4  Fällen  die 
gewünschte  Wirkung  erzielt  hat.  In  2  Fällen 
wurden  Zahlungsbefehle  erlassen,  die  ebenfalls  den 
Damen  das  säumige  Honorar  einbrachten.  Wir 
brannten  nun  schon  lange  darauf,  bei  einem  pas- 
senden Falle  den  berühmten  §  615  des  Bäi^er- 
lichen  Gesetzbuches  zu  erproben,  da  bis  heute 
keine  gerichtliche  Entscheidung,  auf  den  Unterricht 
bezogen,  darüber  vorliegt.  Es  handelt  sich  dabei 
um  die  Frage,  wie  lange  einzelhonorierte  Standen 
nach  plötzlicher  Absage  oder  stÜlschweigender 
Einstellung  zu  bezahlen  sind.  In  einem  Falle 
sandte  der  Vater  noch  ein  vollständiges  Monats- 
honorar nach  plötzlicher  Kündigung  (auf  dem 
Schreibabschnitt  der  Postanweisung)  ein,  „weil  die 
Dame  zu  solchef  Nachforderung  berechtigt  sei.^ 
Der  andere  Fall  liegt  schwieriger.  Eine  Schülerin 
von  19  Jahren  verreist  vergangene  Sommerferien 
und  verabschiedet  sich  mit  den  Worten,  dass  sie 
Mitte  Oktober  den  Unterricht  wieder  aufnehmen 
wolle.  Die  Kollegin  wartet  die  Zeit  ab  und  teilt 
dann  den  Eltern  mit,  dass  sie  die  Tochter  zum 
Unterricht  wieder  erwarte.  Der  Vater  übt  nun 
nicht  einmal  die  Höflichkeit,  der  Kollegin  eine 
Einstellung  des  Unterrichts  schriftlich  mitzuteilen, 
auch  mündlich  nicht.  Wieviel  Stunden  sind  hier- 
nach zu  bezahlen?  Das  Einzelhonorar  wurde 
monatlich  entrichtet;  daraufhin  hat  unser  Eechts- 
Leistand  für  die  Stunden  eines  ganzen  Monats  den 
Vater  eingeklagt.  Dieser  zahlt  nun,  um  die  Gerichts- 
sitzung zu  vermeiden,  das  verlangte  Honorar,  aber 
nicht  die  Kosten.  Wir  dagegen  möchten  gerne 
einen  Präzedenzfall  schaffen  und  weigerten  die 
Kostenzahlung,  woraufhin  ein  neuer  Termin  an- 
beraumt wurde.  Wir  dürfen  gespannt  sein,  wie 
die  Gerichtsentscheidung  ausfällt.  Verlieren  wir, 
dann  wird  es  uns  eine  Lehre  sein,  niemals  mehr 
Schüler  anzunehmen,  deren  Eltern  nicht  die  Hono- 
rarbestimmungen (mit  Kündigungsfrist)  nnter- 
schrieben  haben.  Gewinnen  wir,  so  wird  unser 
ganzer  Stand  daraus  für  die  Zukunft  Nutzen  ziehen 
können. 

Was  die  geistige  Ani-egung  betrifft,  wurden 
aus  dem  Kreise  der  Mitglieder  folgende  Vorträge 
gehalten:  1.  Auf  welchem  Wege  soll  sich  der 
Musiklehrerstand  die  gesellschaftliche  Gleich- 
berechtigung mit  den  übrigen  akademisch  gebil- 
deten Ständen  erkämpfen?  2.  Ueber  Tonskalen 
altdeutscher  Musikinstrumente  mit  messbaren 
Griffen.  3.  Die  Musiktheorie  im  Unterrichte.  4.  Die 
neue  Unterrichtsmethode  der  Weber'schen  Klavier- 
schule. 5.  Licht-  und  Wendepunkte  in  der  Musik- 
geschichte. —  Der  Verein  zählt  gegenwärtig  37  Mit- 
glieder, 23  Damen  und  14  Herren.  Ein  Kollege 
schied  aus,  weil  seine  Tochter  als  Gesanglehrerin 
schon   nach    einjährigem    Studium    sich   in   Essen 


—     189    — 


niederliess«  gegen  den  Willen  des  Vereins.  Eine 
Kollegin,  frühere  Zahlgründerin  des  Vereins,  musste 
wegen  durchans  nnkönstlerischer  Leistungen  in 
einem  Eigenkonzert  austreten.  Unsere  Bihliothek 
erfahr  einen    reichen    Zuwachs   durch    freiwillige 


Spenden  einheimischer  und  auswärtiger  Musikalien- 
händler. So  erhoffen  wir  unter  dem  Schutze  des 
Mu&ikpädagoglschen  Verbandes  eine  immer  bessere 
Zukunft. 

Ludwig  Riemann. 


Drnckfehler-Beriehtlgang. 

In  dem  Artikel  „Das  Thema  und  der  Bhyth-  c  ein  Viertel  und  das  nachfolgende  h  ein  Sechs- 
mus' (vgl.  vorige  Nummer)  ist  zu  lesen:  S.  1  über  zehntel,  endlich  ist  auf  der  letzten  Zeile  derselben 
dem  1.  Notenbeispiel  Hanptthema  statt  fiauptteil,  Spalte  statt  des  Notenkopfes  der  Buchstabe  d  zu 
8.  162,   2.    Sp.   3.  Notenbeispiel  ist  im  4.  Takt  das      verstehen. 

S^T  Der  heutigen  Nummer  Hegt  ein  Prospekt  von  Breitkopf  tt  Härte/,  Leipzig: 
.^Musikalien  zur  Veranstaltung  von  Hausmusikabenden^^  bei,  auf  welchen  wir  unsere  Leser 
besonders  aufmerksam  machen.  D,  E. 


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praktischen  Erfahrungen  auf  jeder  Lehr- 
stufe, tüchtiger  Solist  u.  Kammermusikspieler,  der  grosse 
Konzertreisen  mit  Erfolg  gemacht  und  sich  in  seinem 
jetzigen  Wirkungskreis  in  3  Ji^ren  50  Schüler  trotz  des 
verhältnismässig  hohen  Honorars  (%  höher  als  der  orts- 
übliche Preis)  erworben  hat  möchte  sich  evtl.  verändern. 
In  Betracht  kann  nur  gute  sichere  Stellung  an  grStaerem 
renommierten  Konservatorium  kommen.  —  Gefl.  Offerten 
unter  E.  S.  177  an   die  Expedition  dieser  Zeitschrift. 


^\b  Einführung 
der  modernen  Etüde 
im  Unterrichtsplan, 

(„Klavier-Lehrer"  1902  No.  19—21) 
Von 

Anna  Aforsch. 

Preis  90  Pfg. 

Verlag  „Der  Klavier-Lehrer''  (M.  Wolff), 
Berlin  W.  50. 


C.  BECHSTEIN, 


Fliig^el-  und  Planlno-Fabrlkant. 

Hoflieferant 

Sr.  Maj.  des  Kaisers  von  Deutschland  und  Königs  von  Preussen, 
Ihrer  Maj.  der  Kaiserin  von  Deutschland  und  Königin  von  Preussen, 
Ihrer  Maj.  der  Kaiserin  Friedrich, 
Sr.  Maj.  des  Kaisers  von  Russland, 
Ihrer  Maj.  der  Königin  von  England, 
Ihrer  Maj.  der  Königin  Regentin  von  Spanien, 
Sr.  Königl.  Hoheit  des  Prinzen  Friedrich  Carl  von  Preussen, 
Sr.  Königl.  Hoheit  des  Herzogs  von  Sachsen-Coburg-Qotha, 
Ihrer  Königl.  Hoheit  der  Prinzessin  Louise  von  England  (Marchioness  of  Lome). 
I.  Fabrik:  5-7  Johannis-Str.  u.  27  Ziegel-Str. 
n.  Fabrik:  21  Qrflnaoer-Str.  u.  25  Wiener-Str. 
ni.  Fabrik:  124  Reichenberger-Str. 


LONDON  W. 

40  Wifl^more  Street 


BERLIN  N. 

5—7  Johannis-Str. 


Fftr  die  Redaktion  TerantwortUch:  Anna  Morsch,    Berlin  W.,  Ansbacherstr.  87. 

Expedition  und  Verlag  y^Der  Klavier-Lehrer^y  M.  Wolff ,  Berlin  W.,   Ansbacherstraase  87. 

Druck:  J.  S.  Prenss,  Berlin  S.W.,  Kommandantenstr.  14. 


Der  Klavier-LehM. 

Musik-pädagogische  Zeitschrift  für  alle  Qebiete  der  Tonkunst 
Organ  der  Deutschen  Musiklehrer-Vereine, 

der  Musik -Sektion  des  A  D.  L-V.  und  der  Tonkünstler-Vereine 

zu  Köln,  Dresden,  Hamburg,  Leipzig  und  Stuttgart. . 

Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslaur. 


•  •  Cn4»ciBt  »•natlitb  iwtImAl.  •  • 
^ris  ficrtclfibriicb  bei  allen  Bu(b'  und 
nMiUlicnbAndlunacn,  PetI  •  JlniUltcii 
(unter  Do.  4170)  1,50  mk..  bei  direkter 
Ziuendttiit  unter  Rrtuzband  priniH 
«crando  1.75  IDk.     Hiuland  2  IDk. 


Redaktion:  Anna  Morsch 

Berlin  W.. 

Ansbacberstrasse  37. 


Inicralc  «erden  ««n  tSmnitllcbcn 
JVnnoncen-Cxpediifonen  «Ic  vom  Uerlag 
».Der  Klavier -Cebrer'*  Berlin,  01.50. 
JVnsba<ber»tr.  37,  zum  Preise  von  30  Pf. 
tflr  die  zwclgespaltene  Petiticlk  eni« 
ffctfenflenommen. 


No.  13. 


Berlin,  1.  Juli  1904. 


XXVII.  Jalirgang. 


Iflhalt:  *)  Heinrieb  Schöne:  Georg  Friedrich  Biechoff.  A.  Eccarius-Sieber:  Daa  40.  Tonkanttierfest  des  Allgemeinen  deutschen 
Musikvercins  zu  Frankfurt  a.  M.  Ludwig  Riemann:  Akustik  —  Mosikpraxis.  Olga  Stieglitz:  Die  Musik  auf  dem  inter- 
nationalan  Frauenkongresa.  Mitteilungen  von  Hochschulen  und  Konservatorien.  Vermischte  Nachrichten.  BOcher  und  Musi- 
kalien, besprochen  von  Eugen  Segnitz,  Dagobert  Löwenthal  und  J.  Vianna  da  Motta.    Vereine.    Anzeigen. 


dn  Begriiider  der  deutscbeii  mNSlkfeite  und  das  üubilSums-musikfest 

in  frankenftanien. 


Von 
Heinrich  SchSne. 


Hat  sich  dift  Konzertho:hflut,  die  besonders 
in  den  Grossstädten  von  Jahr  zu  Jahr  immer 
beängstigendere  Dimensionen  annimmt,  mit 
dem  Nahen  des  Frühlings  ein  wenig  verlaufen, 
so  folgen  alsbald  der  Musikfeste  eine  ansehn- 
liche Zahl,  damit  ein  jeder  auch  in  der  Zeit, 
da  die  Türen  der  Konzertsäle  sich  endlich 
gesclilossen,  genügend  mit  Musik  versorgt  sei. 
Wenigen  aber  nur  wird  es  bekannt  sein,  dass 
die  Wiege  dieser  zur  Bedeutung  gelangten 
musikalischen  Veranstaltungen  grossen  Stils 
in  dem  freundlichen  Harzstädtchen  Franken- 
hausen am  Kyffhäuser  gestanden  und  ein 
vergessener  kunstbegeisterter  Kantor  der  Be- 
gründer der  deutschen  Musikfeste  ist.  Erst 
in  diesen  Tagen  hat  man  durch  eine  Jubi- 
läumsfeier die  Blicke  der  musikalischen  Welt 
wieder  auf  jenen  Mann  gelenkt,  der,  von  einem 
mächtigen  inneren  Drange  geleitet,  die  ihn 
umgebenden     kleinen     Verhältnisse     durch- 


*)  Die  Fortsetzung  des  Artikels  „Anton  Dvorak" 
von  Dr.  Karl  Storck  folgt  in  nächster  Nummer. 
Der  Autor  war  leider  erkrankt  und  sein  Manuskript 
traf  verspätet  ein.  A.  M. 


brechend,  hohe  künstlerische  Ziele  verfolgte 
mit  einer  Energie  und  Aufopferungsfähigkeit 
wie  kaum  einer  vor  ihm.  Georg  Friedrich 
Bischoff  war  es,  der  im  Juni  1804  in 
Frankenhausen  unter  Heranziehung  grosser 
Chormassen  und  namhafter  Solisten  das  erste 
deutsche  Musikfest  in's  Leben  rief  und  da- 
durch der  Begründer  dieser  in  unserer  Zeit 
so  wichtigen  musikalischen  Veranstaltungen 
wurde.  Verweilen  wir  kurze  Zeit  bei  dieser 
markanten  künstlerischen  Persönlichkeit! 

Georg  Friedrich  Bischoff  wurde  ge- 
boren am  21.  September  1780  in  Ellrich, 
einem  anmutigen  Harzstädtchen,  wo  sein  Vater 
das  Amt  eines  Organisten  und  Schullehrers 
inne  hatte.  Der  Knabe,  dessen  Befähigung 
zur  Musik  frühzeitig  hervortrat,  wuchs  also  in 
einer  durch  und  durch  musikalischen  Luft  auf. 
Auf  der  Orgelbank  seines  Vaters  verbrachte 
er  manch  Stündchen  mit  Ueben  und  Extem- 
porieren. Doch  vorerst  galt*s,  sich  eine  gründ- 
liche wissenschaftliche  Bildung  zu  erwerben. 
Auf  Wunsch  seines  Vaters  besuchte  er  das 
Gymnasium  zu  Nordhausen.    Mehr  als  er  ge- 


—     194     — 


hofft,  konnte  hier  der  strebsame  Jüngling  seiner 
geliebten  Musica  huldigen.  In  den  Auff'ührungen 
des  Konzertmeisters  Willich,  der  den  jungen 
Bischoff"  musikalisch  führend  und  befruchtend 
stark  beeinflusste,  lernte  letzterer  die  soeben 
erschienenen  Sinfonien  Mozarts  und  Haydns 
kennen  und  lieben.  Ebenso  eifrig  studierte 
er  die  Vokalmusik,  wozu  ihm  in  dem  dortigen 
leistungsfähigen  Kirchenchor  reichlich  Gelegen- 
heit geboten  war.  Trotzdem  dachte  er  noch 
nicht  daran,  später  die  musikalische  Laufbahn 
einzuschlagen.  In  Jena  und  später  in  Leipzig 
gab  er  sich  eifrig  theologischen  Studien  hin. 
Aber  niemals  sollte  er  die  Kanzel  besteigen, 
der  Kunst  zum  Segen.  Der  Kampf  um's  Da- 
sein trieb  den  jungen  Theologen,  Musiklehrer 
zu  werden  und  als  solcher  sein  Brot  zu  ver- 
dienen, bis  er  1802  als  Kantor  und  Lehrer  des 
Lyceums  in  Frankenhausen  angestellt  wurde 
und  dadurch  in  geordnete,  sichere  Lebensver- 
hältnisse kam.  Obwohl  Frankenhausen  klein, 
unbekannt  und  fernab  von  den  Centren 
geistigen  und  künstlerischen  Lebens,  wusste 
der  junge,  schaffensfreudige  Kantor,  der  in- 
zwischen eine  Nordhausener  Bürgerstochter, 
Sophie  Amalie  Arnold,  als  Gattin  heimgeführt, 
die  Aufmerksamkeit  grosser  Kreise  auf  sein 
musikalisches  Tun  zu  lenken.  Den  dortigen 
Stadtpfeifer  Löscher  als  treuergebenen,  hilfs- 
bereiten Freund  zur  Seite,  der  Unterstützung 
bedeutender  auswärtiger  Künstler  gewiss,  ver- 
anstaltete er  im  Juni  1804  „auf  eigene 
Rechnung  und  Gefahr"  das  erste  deutsche 
Musikfest.  Zur  Aufführung  kam  Haydn's 
„Schöpfung*'.  Zur  Ausführung  dieser  „schönen, 
alle  Erwartungen  übertreffenden  Musik"  hatte 
der  kühne  Organisator  ein  Orchester  von  106 
Mann  zusammengebracht.  Künstler  wie 
Fischer  von  Erfurt,  Ernst  von  Gotha 
Sassen  an  den  ersten  Pulten.  Eine  Aufführung 
in  derartig  grossem  Stile,  noch  dazu  in  einem 
unbekannten  Städtchen,  während  des  Sommers, 
war  noch  nicht  dagewesen.  Man  kann  sich 
denken,  welch  Aufsehen  sie  erregte.  Bischoff, 
der  unscheinbare,  unbekannte  Kantor,  war  mit 
einem  Schlage  ein  berühmter  Künstler,  den 
der  errungene  Erfolg  bereits  auf  neue  Taten 
sinnen  Hess.  Die  kriegerischen  Unruhen  der 
Folgezeit  zwangen  ihn,  seine  drängende  Kraft 
dem  kleinen  musikalischen  Kieise  zu  widmen, 
^  der  ihm  in  Frankenhausen  zur  Verfügung 
stand.  Erst  1810  war  es  ihm  möglich,  das 
zweite  Musikfest  folgen  zu  lassen,  dem  ein 
überaus  reichhaltiges,  und  in  mehrfacher  Be- 
ziehung interessantes   Programm   zu  Grunde 


lag.  Grossen  Einfluss  auf  dasselbe  wie  auf 
die  folgenden  ähnlichen  Veranstaltungen  hatte 
LouisSpohr,der  auf  diesen  von  Bischoff  arran- 
gierten Festen  reichlich  Gelegenheit  fand,  nicht 
riur  als  Dirigent,  sondern  vor  allem  auch  als 
Komponist  zu  glänzen.  So  finden  wir  auf 
der  Vortragsordnung  dieses  2.  Musikfestes 
neben  Haydn's  „Schöpfung"  und  Beethoven's 
C-dur- Sinfonie  eine  „grosse  neue  Ouvertüre 
für  ganzes  Orchester  (auch  Posaunen)  von 
Spohr";  ein  „neues**  für  dieses  Fest  ge- 
schriebenes Klarinetten-Konzert  und  ein  Doppel- 
Konzert  für  zwei  Violinen  von  demselben 
fruchtbaren  Komponisten.  Bischoff",  der  Kantor 
vom  kleinen  Frankenhausen,  wagte  es  wohl 
nicht,  dem  immer  stärkeren  einseitigen  Hervor- 
drängen der  Spohr'schen  Muse  ein  ge- 
bieterisches rHalt"  entgegenzurufen.  Er  war 
gewiss  überzeugt,  in  Spohr,  der  damals  noch 
Konzertmeister  in  Gotha  war,  eine  glückliche, 
„anziehende"  Attraktion  für  sein  Musikfest 
gefunden  und  gewonnen  zu  haben  und  trat 
gern  als  Komponist  wie  Dirigent  hinter  ihm 
zurück.  Aber  gerade  weil  der  bescheidene 
Kantor  den  Ruhm  nicht  suchte,  folgte  er  ihm. 
Kein  Geringerer  als  Napoleon  L  liess  ihn 
auffordern,  an  seinem  Geburtstage  1811  in 
Erfurt  ein  Musikfest  zu  veranstalten.  Bischoff 
tat  es,  wenn  vielleicht  auch  schweren  Herzens. 
Am  15.  August  1811,  abends  8—11  Uhr,  kam 
in  der  erleuchteten  Barfüsserfcirche  in  Erfurt 
unter  Aufbietung  eines  überaus  starken  musi- 
kalischen Apparates  (292  Personen!)  vor  einem 
auserwählten  Publikum  das  auf  höchsten  Be- 
fehl arrangierte  erste  Konzert  zustande.  Am 
folgenden  Tage  führte  man  wiederum  Haydn's 
„Schöpfung"  auf.  Der  Erfolg  war  ein  grosser. 
Bischoff"  wurde  zum  „kaiserlichen  Musik- 
direktor" ernannt.  Als  er  die  späteren  Schick- 
sale des  allmächtigen  Usurpators  erfuhr  und 
miterlebte,  soll  er,  der  kerndeutsche  Kantor, 
das  Dekret  selbst  zerrissen  haben.  (Vergleiche 
Beethoven  und  seineEroica!)  Auch  im  folgenden 
Jahre  musste  Bischoff"  zu  Ehren  Napoleons  ein 
Musikfest  in  Erfurt  veranstalten.  Spohr  schrieb 
flugs  für  dasselbe  sein  erstes  Oratorium:  „Das 
jüngste  Gericht".  Dem  „kaiserlichen  Musik- 
direktor" aber  versagten  die  französischen 
Kassen  ihre  Unterstützung,  sodass  er  das 
entstandene  ziemlich  hohe  Deficit  selbst  zu 
decken  hatte.  Er  sollte  nie  wieder  zu  Napo- 
leons Verherrlichung  seine  Kraft  und  Kunst 
verwenden.  Der  Sturz  des  Weltbeherrschers 
nahte  und  kam.  Dieses  Ereignis  freudig  zu 
besingen,  war  der  Hauptzweck  des  im  Oktober 


—     195     — 


1815  veranstalteten  Musikfestes.  Als  „deutsche 
Siegesfeier  der  Tonkunst  zu  Franken- 
hausen in  Thüringen  am  Schluss  der  Ge- 
dächtnistage der  grossen  Völker- 
schlacht den  19.  und  20.  Oktober  1815«  hatte 
er  es  triumphierend  bezeichnet.  Spohr's 
Kantate:  „Das  befreite  Deutschland"  bildete 
das  chorische  Hauptwerk  des  Programms. 
Leider  wurde  das  triumphierende  Fest  zu  einer 
empfindlichen  finanziellen  Niederlage  des  Ver- 
anstalters. Selbstmordgedanken  bewegten  den 
in  arge  Not  geratenen,  enttäuschten  Kantor 
ernstlich  und  nur  ein  glücklicher  Zufall  ver- 
hinderte es,  dass  er  die  schon  auf  sich  ge- 
richtete Pistole  losdrückte.  Lebensmut  und 
Schaffensfreude  zogen  wieder  in  seine  be- 
kümmerte Brust,  als  er  bald  darauf  (1816)  an 
das  Königliche  Gymnasium  Andreanum  in 
Hildesheim  berufen  ward  und  damit  einen 
grösseren   Wirkungskreis  und   höheres   Ein- 

(Schloss 


kommen  erhielt.  In  dieser  grösseren  Stadt 
bot  sich  ihm  ein  reiches  Feld  für  Konzert  und 
Unterricht,  und  besonders  das  kirchenmusi- 
kalische Gebiet  erforderte  einen  grossen  Teil 
seiner  Kraft  und  Zeit.  Noch  im  selben  Jahre 
erprobte  er  im  neuen  Wirkungskreis  sein 
Organisationstalent  mit  bestem  Erfolge.  Am 
31.  August  1816  war  Hildesheim  der  musi- 
kalische Festort.  Auch  im  folgenden  Jahre 
arrangierte  er  ein  Musikfest.  Mit  dem  künst- 
lerischen Ergebnis  konnte  Bischoff  wohl  zu- 
frieden sein,  die  finanzielle  Seite  dieser  Ver- 
anstaltungen liess  ihn  fast  nie  aus  den  Sorgen 
herauskommen.  Da  fand  sich  zur  rechten 
Zeit  ein  Ausweg.  Magdeburg,  Halber- 
stadt, Braunschweig,  Halle  und  Nord- 
hausen vereinigten  sich,  in  jährlichem  Wechsel 
Festort  für  Bischoff 's  wertvolle  Veranstaltungen 
zu  sein  und  an  den  Vorbereitungen  und  Kosten 
derselben  zu  participieren. 
folgt.) 


@as  40.  ^ot)\{at}sfUrhsf  des  K11gen)eit)ei)  deutschet) 


27.  Mai  bis  1.  Jani  1904. 

Von 

A.  liCcarliiB  -  Sieber. 


Der  Pflege  und  Förderang  des  dentechen 
Musiklebens  im  Sinne  einer  fortschrittlicliea  Ent- 
wicklang dienend,  nehmen  die  Tonkünstler- 
feste des  Allgemeinen  deutschen 
Mnsikvereins  von  Jahr  zu  Jahr  an  Umfang 
Qod  Bedeutung  zu  und  bieten  allen,  die  sich  für 
di-f  Kulturarbeit  unserer  Zeit  interessieren,  ein  be- 
sonders klares  Bild  von  der  Tätigkeit  der  neu- 
deutschen  Komponistenschule.  Bei  Aufgebot  eines 
ausserordentlich  starken  Kontingentes  von  Aus- 
fahrenden, wie  es  eben  nur  eine  Grossstadt  zu 
stellen  vermag,  tagten  die  Tonkünstler  in  diesem 
Jahre  (vom  27.  Mai  bis  1.  Juni;  in  Frankfurt 
am  Main.  Dreissig  zeitgenössische  Komponisten 
kamen  dabei  zum  Worte;  die  meisten  beteiligten 
sich  als  Dirigenten  oder  Instrumentalsolisten  an 
der  Aufführung  ihrer  Werke,  von  denen  viele  das 
erste  Mal  gehört  wurden.  Mit  Hilfe  des  grossen 
Orchesterapparates,  der  verstärkten  Frankfurter 
Theaterkapelle,  und  des  aus  Mitgliedern  des 
Cäcilienvereins,  des  Bühle'schen,  des 
Lehrergesang- V  ereins  und  Museums- 
chores gebildeten  Festchores  gelangten  Kom- 
positionen zur  Wiedergabe,  die  hinsichtlich  der 
Grosse  ihrer  Anlage  und  des  erforderlichen  Klang- 
körpers alles   bisher  Gebotene   überragten.     Dass 


manche  Niete  dabei  herauskam,  wo  man  jungen 
Talenten  Gelegenheit  verschaffte,  ihre  Kräfte  zu 
erproben,  darf  nicht  befremden. 

Die  drei  grossen  Orchesterkonzerte,  FeHt- 
dirigent  Siegmund  von  Hausegger, 
stellten  an  die  Ausführenden  wie  an  die  Hörer, 
welche  den  S  a  a  1  b  a  u  bevölkerten,  riesige  An- 
forderungen. Der  junge  Zürcher  Dirigent 
Volkmar  Andreae  erregte  Aufsehen  mit 
seiner  symphonischen  Phantasie  „Schwermut  — 
Entrückung  —  Vision*  für  Orchester,  Orgel,  Tenor- 
solo und  Chortenor.  Das  dreiteilige  Werk  offen- 
bart eine  aus  dem  Vollen  schöpfende  Erfindungs- 
gabe. Ausgeprägter  Formensinn,  eine  geistreiche 
Behandlung  des  Orchesters,  das  durch  glänzendes 
Kolorit  besticht,  logisch  klarer  Aufbau  des  In- 
haltes, dem  eine  Dichtung  W.  Schädlings  zu 
Grunde  liegt,  die  Einführung  unisono  gehaltener 
Tenorstimmen  und  eines  von  Ludwig  Hess 
gut  gesungenen  Tenorsolos  sicherten  dem  Werke 
einen  grossen  Erfolg  und  trugen  dem  Autor  am 
Dirigentenpulte  begeisterte  Ovationen  seitens  der 
kritischen  Zuhörerschaft  ein.  Andreae  blieb  der 
Held  des  Tages.  E.  N.  von  Beznicek's 
„Buhm  und  Ewigkeit",  vier  Gedichte  von 
Nietzsche  für  eine  Gesangsstimme  und  Orchester, 


196 


erstere  von  EynarForcbhammer  mit  vielem 
Geschick  interpretiert,  brachte  eioe  Enttänschong, 
indem  die  Mose  des  Komponisten  der  spröden 
Textunterlage  kein  individaell  geßlrbtes,  fesselndes 
Tongewand  zn  verleihen  vermochte.  Ebenso  er- 
müdete Bruno  Walter  mit  seiner  «Sym- 
phonischen Phantasie*,  die  sich  in  allerlei  aus- 
geklügelten Tonkombinationen  ergeht  und  in  end- 
loser Länge  wenig  prägnante  Gedanken  an- 
einanderreiht; auch  als  Dirigent  interessierte  Walter 
wenig.  Mehr  Glück  hatte  Hermann  Zilcher, 
welcher  sein  Konzert  für  zwei  Violinen  mit 
Orchester  vorführte.  Humperdinck'schen  Eiufluss 
verra*end,  in  Form  und  Inhalt  recht  ansprechend, 
gewann  die  Novität  durch  die  solistische  Mit- 
wirkung von  Prof.  Hugo  Heermann  und 
Sohn  an  Reiz  und  fand  eine  freundliche  Auf- 
nahme. Die  „Totenklage'*  zeigte  Georg 
Schumann  wieder  als  feinsinnigen,  gewandten 
Meister  eines  ausdrucksvollen  Chorsatzes  und  er- 
fahrenen Instrumentator.  Heinrich  Zöllner, 
wie  Schumann  der  konservativen  Kunstrichtung 
zuneigend,  erschien  mit  seinem  „Hymnus  der 
Liebe"  für  Orchester,  Chor  und  Solo,  —  Anton 
Sistermann,  —  auf  der  Bildfläche,  ein  hinläng- 
lich bekannter  und  geschätzter  Meister. 

Im  zweiten  Orchester-Konzexte  interessierte 
August  Beuss*  „Johannisnacht",  eine  aaf  poesie- 
voller, Wilh.  Hertz'  Klostermärchen  „Bruder 
Bausch''  entlehnter  Unterlage  aufgebaute  sym- 
phonische Dichtung,  welcher  hübsche  Melodie- 
erflndung,  pikante  Klangfärbung  nachzurühmen 
sind.  Goethe's  „Totentanz"  begeisterte  Wilhelm 
B  e  r  g  e  r  zu  einem  Tonstücke  für  Chor  und 
Orchester,  das  einen  guten  Eindruck  hinterliess. 
Nach  Berger  betrat  J.  L.  N  i  c  o  d  6  das  Dirigenten- 
pult, um  sein  über  zwei  Stunden  dauerndes  „Gloria", 
ein  „Sturm-  und  Sonnenlied**,  Sinfonie  in  einem 
Satze,  vorzuführen.  Die  Besetzung  des  Haupt- 
und  der  Nebenorchester  erscheint  selbsc  heute  als 
eine  unerhört  gewaltige;  figurieren  in  derselben 
u.  a.  doch  beispielsweise  12  Hörner,  eine  Unzahl  von 
Schlagwerkzeugen,  6  Paar  Kastagnetten,  12  Triller- 
pfeifen, Glocken  etc.;  dazu  gesellt  sich  dann  noch 
der  Chor  und  eine  Knabenstimme,  —  Frau  Drill- 
Orridge.  Mit  Aufwand  dieser  Klangmittel 
illustriert  der  Autor  Erlebnisse  aus  seinem  Leben, 
Naturschilderungen  oft  anziehender  Art,  Kampf 
und  Sieg,  witzelt  er  über  seine  Widersacher  und 
preist  er  den  „Höhenfrieden  nach  Feierabend**. 
Citate  aus  Beethoven's  Missa  solemnis  „Gloria 
motio**  und  „dona  nobis  pacem")  und  Wagner 
(„Wach'  auf  aus  d.  Meistersingern)  dienen  als 
wirksame  Effektmittel,  wie  überhaupt  mancherlei 
äusserlich  Bestechendes  neben  musikalisch  Voll- 
wertigem mit  unterläuft.  Es  ist  leider  hier  nicht 
Kaum,  um  näher  auf  die  imposante  Schöpfung 
einzugehen;  dass  dieselbe  aber  trotz  ihrer  un- 
mässigen  Länge  sowohl  die  Ausfuhrenden  wie  die 
Hörer  bis  zum  letzten  Tone  in  Bann  hielt,  spricht 


jedenfalls  für  die  Bedeutung,  die  ihr  zweifellos 
zukommt.  Tosender  Applaus  und  Lorbeerppende 
empfing  den  dirigierenden  Komponisten  am  Schlüsse 
der  Vorführung. 

Dem  dritten  Orchester  -  Konzerte  prägte 
Bichard  Strauss  mit  seiner  neuen  „Sinfonia 
domestica"  eine  charakteristische  Physiognomie 
auf.  Das  liebenswürdige  Werk  bot  eine  Heihe 
angenehmer  Ueberraschungen.  Vor  allem  zeigte 
es  gegen  den  früheren  Strauss  eine  sonnige  Ab- 
klärung. Es  trägt  die  Widmung  „Meiner  lieben 
Frau  und  unserem  Jungen"  und  schildert  einen 
Tag  in  der  Häuslichkeit  des  Tondichters.  Jede 
der  drei  Personen  kennzeichnen  sprechende  Leit- 
motive, besonders  reizvoll  ist  die  schlichte  W^eise 
des  Knaben.  Formelle  Abrundung,  Wohlklang  in 
der  Schilderung  der  bald  neckischen,  bald  ernsten 
oder  gemütvollen  Szenen,  unter  welchen  die 
Liebesszene  ein  Kabinettstück  edelster  Tonempfin- 
dung darstellt,  treffende  Zeichnung  durch  virtuose 
Instrumentierung  zeigen  Strauss  auf  der  Höhe 
seiner  Meisterschaft.  Die  grandiose  Doppelfuge 
stellt  in  ihrer  breiten  Anlage  den  Gipfelpunkt  des 
sonst  ziemlich  knapp  gefassten  Tonstückes  dar, 
das  als  Clou,  als  eigentliche  piece  de  r^sistance 
des  ganzen  Festes  bezeichnet  werden  dürfte  und, 
dasselbe  abschliessend,  eine  begeisterte  Aufnahme 
fand.  Vorher  dirigierte  der  durch  Krankheit  tage- 
lang von  seinem  Posten  als  Festleiter  ferngehaltene 
Siegmund  von  Hausegger  seine  sym- 
phonische Dichtung  „Wieland,  der  Schmied",  ein 
kraftvolles,  aber  zu  wenig  abgeklärtes  Werk,  ging 
Alfred  Schattmann's  „An  Schwager 
Kronos"  für  Bariton  —  Rieh.  Breitenfeld  —  und 
Orchester  ziemlich  eindruckslos  vorüber,  fanden 
Hans  Pfitzner's  kaustischer  Witz  und  raffi- 
nierte  Tonillustration  in  seinen  „Heinzelmännchen'' 
trotz  der  recht  massigen  Besetzung  des  Basssolos 
mit  A.  Sistermans  viel  Anklang. 

Eecht  dürftig  war  die  Ausbeute  an  braucii- 
barer  Kost  in  den  beiden  Kammermusikmatineen. 
Dirk  Schäfer*s  Quintett,  Des  dur  op.  5,  für 
Klavier,  der  Autor,  und  Streichinstrumente,  das 
Frankfurter  Quartett  Prof.  Hugo  Heermann 
und  Genossen,  erwies  sich  als  mehr  gefällig  wie 
hedeutend,  stellenweise  (Finale)  sogar  sehr  un- 
bedeutend. Th.  Müller-Reuter 's  „Herbst**, 
ein  Cyklus  von  fünf  Poesien  verschiedener  Dichter, 
bot  schöne  Einzelheiten  neben  Geschraubtem  and 
Unzulänglichem.  Vera  Maurina  spielte  drei 
Klavierstücke  von  Hugo  Kann,  Ernst 
Heuser,  Felix  vom  Rath,  vornehme 
Salonmusik.  Paul  Scheinpflug  brachte 
in  seinen  „Stimmungen  aus  Niedersachsen", 
„Worpswede",  für  eine  mittlere  Singstimme, 
Sistermans,  Violine,  Prof.  He  er  mann,  Englisch 
Hörn,  G  Glaud,  und  Klavier,  der  Autor, 
hübsche  Klangkombinationen.  Eine  wirkliche  Be- 
reicherung der  Literatur  bot  dagegen  nur  Walter 
Lampe  mit  seiner  „Serenade*'  für  Hlasinstrumente 


—     197     — 


(2  Flöten,  2  Oboen,  Englisch  Hörn,  2  Klarinetten, 
fiasHklarinette,  4  Hörner,  2  Fagotte  nnd  Kontia- 
fagott)  ein  Werk,  in  welchem  geföUiger  Inhalt  in 
formeller  Abrnndnng  bei  gewählter  Behandlang 
der  Instramente  den  hohen  Ennstwert  bestimmen. 
Die  zweite  Matinee  brachte  zwei  Violin-Klavier- 
sonaten. Max  Reger  zeigt  sich  noch  angeklärt,  aber 
nicht  nnintereasant  in  der  Art  des  Anfbaaes  seiner 
Themen.  Ladwig  Thnille  dagegen  änssert 
sich  leichtverständlich,  ohne  Keichtnm  des  Er- 
finders nnd  Tiefe  des  Empfinden»  za  offenbaren. 
Die  Komponisten  besorgten  die  Ansführnng  des 
Klaviei  partes  selbst  and  fanden  in  Henri 
M  arte  an  einen  vorziiglichen  Interpreten  der 
Violinstimme  ihrer  Werke.  Die  Lieder  von  Hans 
Sommer, Rohde, Ladwig  Hess  eröffneten 
der  modernen  Gestaltnng  des  Liedes  keine  nenen 
Bahnen. 

An  diese  Konzerte  in  Frankfart  schlössen  sich 
noch  einige  Vorftihrnngen  an,  die  zu  Ehren  der 
Festteilnehmer  geboten  wurden.  Die  Oper  in 
Frankfart  bescherte  die  üraafführang  des 
„Bondschah'*,  Oper  in  drei  Akten  von  Walde- 
marvon  Banssnern,  die  Intendanz  des 
Hoftheaters    za    Mannheim    brachte    als 


Festaafführang  Pfitzner's  romantische  Oper 
„Die  Kose  vom  Liebesgarten^.  Es  würde  za  weit 
führen,   hier   anf   diese  Vorführangen  einzagehen. 

Interessant  verlief  dagegen  das  Konzert  in  der 
nenen  SStadthaUe  za  Heidelberg.  Bei 
vollständig  verdunkeltem  Zaschaaerraame  and  an- 
sichtbarem, versenktem  Orchester  führte  Professor 
Dr.  Philipp  Wolfram  Friedrich  Klose's 
Symphonische  Dichtung  „Das  Leben  ein  Traam^ 
vor,  eine  überaus  umfangreiche  Komposition,  der 
leider  nicht  viel  Gutes  nachzurühmen  ist,  indem 
ihr  individuelles  Gepräge  und  Prägnanz  im  Ausdruck, 
sowie  Gedankenkonzentration  abgeht.  Als  zweites 
Werk  des  Abends  figurierte  Charpentier's 
raffiniert  realistisches  Symphonie-Drama  „La  vie 
du  poete"  auf  dem  Progranmie,  dessen  Schluss 
deutlich  zeigte,  auf  welche  Irrwege  die  Kunst  ge- 
rät, wenn  sie  sish  ihrer  Eigenart  entäussert  und 
Ihrer  Würde  begibt. 

Jedenfalls  waren  die  Tonkünstlerfeste  geeignet, 
der  schöpferisch  tätigen  Jungmannschaft  eine  Fülle 
wertvoller  Anregungen  zu  bieten  und  zu  zeigen, 
inwieweit  die  von  den  Modernen  betretenen  Pfade 
auf  bebaubaren  Kunstboden  führen. 


^1<usHH  —  JSmsWipfas^s. 


Von 
JLadwig;  Blemanii. 


Ein  gelindes  Schauem  durchrieselt  manchen 
Ranstbefiissenen  bei  dem  Worte  f^Akostik**.  Was 
der  Bauer  nicht  kennt,  das  isst  er  nicht,  —  so 
wird  gedacht,  nnd  achtlos,  ungekannt  bleibt  dieser 
missverstandene  Teil  unserer  musikalischen  Kunst 
am  Wege  liegen. 

Als  ich  auf  einer  Ausstellung  von  einer  vor- 
spielenden Künstlerin  mir  Auf  schluss  über  die  Ein- 
richtung eines  Blüthner'schen  Aliquotflügels  erbat, 
wies  sie  mit  abweisender  Geberde  auf  den  Tech- 
niker; von  ihr  könne  man  solche  Nebensächlich- 
keiten nicht  verlangen.  Geknickt,  beschämt  ob 
dieser  Würde,  zog  ich  von  dannen.  Ist  das  Ver- 
halten dieser  Dame  nicht  typisch  für  die  gleiche 
Meinung  vieler,  vieler  Musikvirtuosen  ?  Die  Schuld 
daran  trifft  aber  nicht  allein  den  Einzelnen,  sondern 
ftQch  in  hohem  Grade  die  musikalischen  Bildungs- 
aQst alten.  Diese  haben  bisher  die  Einstellung  von 
geeigneten  Lehrkräften  nnd  die  Anschaffung  der 
notwendigen  akustischen  Apparate  versäumt  aus 
irgend  welchen  Gründen,  obgleich  nach  meinem 
Dafürhalten  jeder  gebildete  Musikschulleiter 
innerlich  von  dem  Werte  der  Akustik  für  die 
Mnsikpraxis  überzeugt  ist.  Ich  war  deshalb  sehr 
erfreat,  dass  unser  Musikpädagogischer  Verband 
die  Akustik  in  seiner  Prüfungsordnung  mit  auf- 
genommen   hat,    der  alte  Schlendrian  findet  damit 


hoffentlich  ein  Ende  und  die  Akustik  — ,  eine 
populäre  Wissenschaft  über  die  Kunst  des  Hörens 
—  kommt  endlich  als  obligatorisches  Unterrichts- 
fach zu  ihrem  Hecht. 

Was  die  Akustik  so  ungeniessbar  macht,  das 
ist  die  trockene,  ungelenke,  rein  wissenschaftliche 
Art,  mit  welcher  sie  den  Musikstudierenden  in  den 
Lehrbüchern  dargeboten  wird.  Der  Vorstand  des 
Musik  pädagogischen  Verbandes  hat  vollkommen 
recht  mit  seiner  Erfahrung,  dass  mundgerechte 
Lehrbücher  für  die  meisten  musikalischen  Dis- 
ziplinen nicht  vorhanden  sind.  Bei  der  mir  in 
Auftrag  gegebenen  Ausarbeitung  eines  Lehr- 
planes habe  ich  folgendes  Gesetz  obenangestellt: 
Die  Lehre  der  Akustik  ist  stets  in  einen  innigen 
Zusammenhang  mit  der  praktischen  Musikausübung 
zu  bringen.  Es  soll  Jede  akustische  Erkenntnis 
durch  praktische  Versuche  mit  Apparaten  oder 
Musikinstrumenten  durch  mündlich  oder  schriftlich 
zu  beantwortende  Fragen  und  Aufgaben  lebendig 
gestaltet  werdnn.  Der  Stoff  flndet  in  durchaus 
populärer  Darstellung  seine  Erledigung.  Die  an 
einzelnen  Stellen  nicht  zu  umgehenden  lechnerischen 
Versuche  bleiben  im  Bereich  der  vier  Spezies,  die 
bei  jedem  Schüler  vorausgesetzt  werden  dürfen. 

In  strenger  Einhaltung  dieser  Voraussetzungen 
gliedert  sich  der  Lehrstoff  in  7  Abschnitte: 


—     198    — 


1.  Elementare  Einführang  in  die  Grundgesetze  des 
Schalles.  —  Das  Metronom. 

2.  Der  Klang,  die  Eesonanz.  ~  Der  Mosiksaal. 

3.  Die  tönenden  Körper,  Saiten,  Luftsäalen,  Zungen, 
die  menschliche  Stimme.  —  Die  akustischen 
Patente  der  grossen  Klavierfabriken. 

4.  Ein£uss  der  akustischen  Tonverhältnisse  auf  die 
Stimmungen  der  Instrumente,  insbesondere  des 
ELlaviers. 

5.  Einfluss  der  akustischen  Ton  Verhältnisse  auf  die 
praktische  Musikausübung,  und  zwar  zunächst 
auf  die  nacheinander  folgenden  Töne  (Melodie). 
Die  drei  Stimmungen  in  der  praktischen  Musik, 
Leitton,  Versetzungszeichen. 

6.  Einfluss  der  akustischen  Tonverhältnisse  auf 
die  gleichzeitig  erklingenden  Töne  (Zwei-  und 
Mehrklang).  Der  Einfluss  der  Tasteninstrumente 
aus  den  letzten  Jahrhunderten  auf  die  Kompo- 
sitionstechnik.   Konsonanz.    Dissonanz. 

7.  Das  Ohr  und  seine  akustischen  Eigenschaften, 
(üeber  die  Ohrmuschelbildung  musikalischer 
Menschen.) 

8.  Akustik  und  Musikgeschichte.  Auffassung  der 
bedeutendsten  Völkerrassen  über  Musik,  Töne, 
Intervalle,  Tonsystem. 

Im  übrigen  verweise  ich  auf  die  Inhaltsangabe 
des  Lehrplanes. 

Nun  handelt  es  sich  um  die  brennende  Frage : 
Ist  die  Einführung  der  Akustik  als  Lehrfach  durch- 
aus notwendig?  —  Diese  Frage  lässt  sich  natürlich 
nur  dann  bejahen,  wenn  sich  die  Interessenten 
über  die  Erfordernisse,  die  Ziele,  einig  sind.  Ich 
stelle  als  solche  auf:  Der  Musikpädagogische  Ver- 
band verlangt  zur  Aufnahme  der  Musikstudierenden 
die  Reife  des  einjährigen  Zeugnisses  oder  eine 
gleichstehende  Vorbildung,  Da  nun  die  Akustik 
erst  in  der  Physikstunde  der  höheren  Klassen,  von 
Obersektmda  an,  meist  in  gänzlich  ungenügender 
Weise  durchgenommen  wird,  tritt  der  Schüler  also 
ohne  jede  akustische  Vorkenntnisse  in  die  Musik- 
hochschule ein.  Die  Notwendigkeit  einer  elemen- 
taren Einführung  in  die  Grundgesetze  des  Schalles 
ergibt  sich  daraus  von  selbst  Dem  oberflächlichen 
Musiktechniker  dürfte  es  allerdings  gleichgiltig 
sein,  ob  Klang  und  Ton  dasselbe  ist  und  ob  der 
Kammerton  435  oder  440  Schwingungen  hat.  Er 
schüttelt  das  Haupt,  wenn  man  ihm  zumutet,  zu 
wissen,  wie  ein  Klavier  gestimmt  wird.  ,.Das  sei 
Sache  des  Stimmers^.  Dass  die  Klavierbauer  ihre 
mühsamen  Errungenschaften  in  Bezug  auf  Ton- 
schönheit ihm  zu  Füssen  legen,  ist  doch  selbst- 
verständlich! Gründe?  Er,  der  Gottgestempelte, 
den  die  Musen  geküsst,  sjllte  seine  der  „Kunst'' 
geweihte  Zeit  mit  Gründen  über  solche  Lappalien 
vergeuden?  Das  wäre  ja  eine  Beeinflussung  der 
akademischen  Freiheit,  wenn  man  nicht  'mal 
studieren  könnte,  wie  und  was  man  wollte!^  — 
Nun,  wenn  also  der  Einsichtige  z.  B.  die  Kenntnis 
des  Klavierstinmiens  anerkennt,  dann  wird  er  den 
im  4.  Abschnitt  des  Lehrplanes  gegebenen  logischen 


Aufbau  nicht  wegleugnen  können.  Ich  stehe  auf 
dem  Standpunkt,  dass  es  einem  denkenden  Musiker 
nicht  genügen  darf,  zu  wissen,  der  „Blathner" 
klingt  schön,  der  „Bechstein*  klingt  «anders^,  der 
„Steinway"  geföllt  mir  noch  besser.  —  Cr  muss 
sich  der  Gründe  bewnsst  sein;  er  wird  eine  Dar- 
stellung der  akustischen  Patente  einzelner  Klavier- 
fabriken mit  Interesse  verfolgen  —  wenn  ihm 
Gelegenheit  dazu  auf  der  Hochschule  g^eboten 
wird.  Die  Inhaber  grosser  Pianofortelager  ^w^erden 
gerne  eine  Besichtigung  ihrer  Instrumente  zur 
Belehrung  gestatten. 

Musik  verständige  und  Laien  reden  so  viel  von 
der  „Akustik  des  Musiksaales^.  Wir  können 
allerdings  die  Einfalt  eines  Wirtes  belächeln,  der 
die  fehlende  Akustik  eines  neugebauten  Saales  mit 
Geld  kaufen  wollte.  Aber  stehen  wir  denn  mit 
dem  belehrenden  Worte  « Klangschönheit,  Klang- 
wiikung  im  Saal^  auf  einer  sehr  viel  höheren 
Stufe  der  Erkenntnis?  Müssten  wir  nicht  einiger- 
massen  darüber  aufgeklärt  sein,  wie  die  Resonanz, 
die  Zurückwerfung  des  Schalles,  die  Interferenz 
auf  die  Akustik  des  Saales  einwirken?  Der  aka- 
demisch gebildete  Architekt  weiss  dieses,  der  aka- 
demisch gebildete  Musiker  und  vortragende  Künstler, 
der  das  grösste  Interesse  an  der  Klangwirkung 
hat,  hält  solche  Kenntnis  nicht  für  nötig. 

Der  Violinvirtuose  bewegt  sich  in  den  kunst- 
vollsten Flageolettönen,  jeder  Violinspieler  weiss, 
dass  eine  Tonpbrase  möglichst  auf  einer  Saite  ge- 
spielt werden  muss,  und  dass  man  in  vielen  Fällen 
die  leeren  Saiten  vermeiden  soll.  Wird  ihn  nun 
nicht  die  Erkenntnis  der  wahren  Ursachen  zu 
viel  grösserer,  geistvoller  Beherrschung  dieser 
Klangeigentümlichkeiten  führen?  — 

Mancher  Musikkenner  schüttelt  den  Kopf, 
wenn  er  erfährt,  dass  die  Bewegung  der  IntervaJl- 
schritte  nicht  allein  in  der  Stimmung  des  Klaviers 
vor  sich  geht,  dass  im  Gesamtspiel  drei  Stimmungen 
ihre  Hechte  erkämpfen.  Mancher  Chorleiter  weiss 
die  Gründe  nicht  zu  erforschen,  warum  die  ver- 
trakten  Leittöne  einen  solchen  Einfluss  auf  die 
reine  Intonation  ausüben,  an  welcher  Stelle  grosse 
oder  kleine  Ganztöne  zu  nehmen  sind  u.  s.  w. 
Sich  darüber  Klarheit  zu  verschaffen,  dürfte  wohl 
als  gerechte  Forderung  aufgestellt  werden. 

Ein  künstlerisch  gebildeter  Orgelspieler  kann 
sich  nicht  der  Gründe  verschliessen,  worauf  z.  B. 
die  Einrichtung  der  Mixturen  beruht,  wie  der 
„Orgelwolf"  zu  erklären  ist  oder  warum  man  die 
Orgel  mit  Hilfe  der  Schwebungen  stimmt. 

Der  Kunstbeflissene  ist  imstande,  die  Begriffe 
Konsonanz  und  Dissonanz  genau  nach  ihren  gra- 
duellen Verschiedenheiten  zu  sondern.  Er  weiss 
die  Gesetze  der  konsonierenden  und  dissonierenden 
Akkorde  in  der  Harmonielehre  ohne  Fehler  za 
erfüllen.  Aber  die  bahnbrechenden  Erklärungen 
eines  Helmholtz,  Stumpf,  die  den  Kenner  wie  j 
eine  göttliche  Offenbarung  anmuten,  sind  ihm  un- 
aufgeklärte Rätsel. 


199     — 


Ich  kenne  VirtuoBen,  denen  der  Name  Helm- 
holtz  vollständig  unbekannt  ist.  Läest  sich  ein 
solches  Manko  mit  dem  Selbstbewnsstsein  eines 
Künstlers  vereinen?  ^ 

üeber  das  Verhältnis  der  Akustik  zur  Musik- 
geschichte könnte  man  allein  eine  grosse  Arbeit 
schreiben.  Ich  behaupte:  ein  volles  Verständnis 
einzelner  Fortschritte  in  der  Musi&entwickelung 
ist  ohne  akustische  Vorkenntnisse  nicht  denkbar. 
Zum  Beweise  gebe  ich  nur  einige  Stichwörter: 
Pythagoras,  Aristoxenus,  Diatonik,  Chro- 
matik,  Enharmonik,  die  Kirchentöne  in 
ihren  Beziehungen  zur  Volksmusik,  die  Musica 
ficta.  Dar  nnd  Moll,  Zarlino,  Auffindung  des 
harmonischen  Prinzips,  Bameau,  Tartini,  die 
Abhängigkeit  der  Kompositionstechnik 
anserer  Alt  vorderen  von   den   Instrumenten, 


die  Abhängigkeit  der  Tasteninstrumente 
von  den  langsamen  Fortschritten  in  der  Aku- 
stik (Temperatur)  u.  s.  w.  — 

Wir  dürfen  uns  heute  nicht  mehr  damit  zu- 
frieden geben,  dass  der  Musikjünger  nur  nach 
freiem  Willen,  aus  einem  idealen  Bedürfnis  heraus 
Befriedigung  sucht,  das  .Warum"  in  unserer 
musikalischen  Kunst  zu  erforschen.  Es  ist  er- 
wiesen, dass  auf  den  Musikschulen  nur  ein  ganz 
kleiner  Prozentsatz  nach  diesem  Prinzip  arbeitet. 
Möge  es  dem  Musikpädagogischen  Verbände  ge- 
lingen, seine  Beformideen  überall  in  die  Praxis 
umzusetzen  und  damit  auch  der  Akustik  den  ihr 
gebührenden  Platz  im  Lehr  plan  zu  erobern.  Nur 
dann  lässt  sich  von  der  Möglichkeit  reden,  dass 
dem  Musikprüfling  eine  allseitige,  harmonische 
Ausbildung  mit  auf  den  Weg  gegeben  werde. 


6i^  ^iisil<  auf  den)  ii)kpt)aHoi)alct)  f^Faaei)Hot)gFess. 


18.  bis  18.  Juni  zu  Berlin. 
Beferat  von 
Olffft  »tieslits. 


Trotz  der  überreichen  Fülle  von  Vorträgen 
und  Diskussionen,  die  sich  in  sämtlichen  Bäumen 
der  Philharmonie  eine  Woche  hindurch  in  4  neben- 
einander tagenden  Sektionen  mit  der  „Frauenfrage*^ 
aller  Gebiete  beschäftigten,  war  der  „  Kunst **  im 
allgemeinen  nur  ein  kleiner  Baum  gewährt.  In 
ihm  behauptete  wiederum  die  ,Musik^'  nur  einen 
g^anz  bescheidenen  Platz.  Eine  Amerikanerin,  Mrs. 
Loh  er,  wollte  einen  Vortrag  über  »Die  Leistungen 
der  Frauen  in  der  Musik**  halten,  die  Musik-Sektion 
des  Allg.  D.  L.  V.  hatte  Frl.  Olga  Stieglitz  als 
Vertreterin  der  deutschen  Musiklehrerinnen 
entsandt,  der  aber,  weil  etwas  verspätet  angemeldet, 
nur  der  Platz  einer  Diskussionsrednerin  mit  10 
Minuten  Zeit  gewährt  werden  konnte.  Im  letzten 
Augenblick  stellte  sich  heraus,  das  Mrs.  Löher  nicht 
erschienen  war,  und  Frl.  Stieglitz  konnte  nur,  als 
Abgesandte  ihrer  Korporation,  in  kurzen  Worten 
einige  Gedanken  entwickeln,  die  nachstehend  zur 
Beherzigung  unserer  weiblichen  Kolleginnen  folgen: 
,Die  Musiklehrerin  ist  meines  Erachtens 
zor  Zelt  noch  die  typische  Bepräsent  antin  weib- 
licher Tätigkeit  und  Tüchtigkeit  auf  dem  Gebiete 
der  tonenden  Kunst.  Pflegt  doch  auch  die  repro- 
duzierende Künstlerin,  selbst  wenn  sie  Lorbeeren 
im  Konzertsaal  erntet  oder  als  Sängerin  Triumphe 
feiert  auf  den  Brettern,  die  die  Welt  bedeuten, 
früher,  später  oder  daneben  Unterricht  zu  er- 
teilen. 

Demgegenüber  spielt  die  Frau  als  Kompo- 
nistin noch  keine  erhebliche  Bolle.  Ihre  Lei- 
stungen sind  nicht  zahlreich,  nicht,  seh  wer  wiegend 
genug,  um  sie  als  erfolgreiche  Mitbewerberin  des 
Mannes  erscheinen   zu  lassen.    Obwohl,  wie  viel- 


fach hervorgehoben  worden  ist,  der  Frau  auf 
diesem  Felde  seit  Jahrhunderten  freie  Bahn  ge- 
lassen wurde,  warten  wir  bis  zur  Stunde  noch 
vergeblich  auf  einen  weiblichen  Heros  der  Ton- 
kunst, der  sich  ebenbürtig  einem  Mozart,  einem 
Beethoven,  einem  B.  Wagner,  B.  Strauss  zur  Seite 
zu  stellen  vermöchte.  Und  selbst  'für  die  Geister 
zweiten  Banges   fehlen  die  weiblichen  Parallelen! 

Wiederholt  hat  man  den  Versuch  gemacht,  aus 
dieser  Tatsache  den  Strick  zu  drehen,  mit  dem  die 
allgemeine  schöpferische  Begabung  der  Frau  er- 
drosselt imd  somit  die  Minderwertigkeit  der  weib- 
lichen Psyche  bewiesen  werden  sollte  —  meiner 
Ansicht  nach  mit  unrecht.  Die  Wahrheit,  dass 
der  produktiven  Tätigkeit  der  Frau  in  der  Musik 
keinerlei  Schranken  entgegengestanden  hätten,  ist 
eine  Scheinwahrheit. 

Jedes  künstleriscbe  Schaffen  erfordert  zweierlei: 
Erfindungsgabe  und  Gestaltungskraft.  Der 
Erfindung  kommt  die  Priorität  zu,  denn  sie  kann 
nicht  erworben  werden.  Was  aber  die  Phantasie 
gleichsam  unabsichtlich  in  innerem  Schauen,  in- 
tuitiv hervorbringt,  verlangt  mit  Bewusstsein  ge- 
fasst  und  verarbeitet  zu  werden.  Kant's  be- 
rühmter Satz  „Begriffe  ohne  Anschauungen  sind 
leer,  Anschauungen  ohne  Begriffe  aber  sind  blind^ 
gilt  insonderheit  für  künstlerische  Arbeit.  Zur 
Anschauung  muss  der  klare  Begriff,  müssen 
positive  Kenntnisse  hinzutreten.  Es  ist  daher  die 
Mitwirkung  des  Intellekts  nötig,  und  dieser  bedarf 
der  Schulung,  der  regelrechten  Ausbildung. 
Wessen  allgemeine  Denkfähigkeit  unentwickelt 
blieb,  der  wird  auch  nicht  imstande  sein,  auf  einem 
Einzelgebiet  wirklich  Neues  hervorzubringen.    Mit 


—     200     - 


nn geübten  Kräften  lässt  sich  nicht  arbeiten.  Das 
gilt  nicht  nur  für  den  Forscher,  Entdecker,  Er- 
finder in  der  Wissenschaft  oder  Technik,  sondern 
auch  in  der  Kunst,  speziell  in  der  Musik,  weil 
hier  die  Natur  keine  Vorbilder  bietet  und  alles  von 
innen  heraus  gestaltet  werden  muss.  Der  Kom- 
ponist setzt  die  Töne  aber  ebenso  wenig  nach 
Willkür,  wie  er  einem  bestimmten  Schema  folgt. 
Dagegen  muss  er  seine  musikalischen  Gedanken 
in  den  Hahmen  unseres  geschichtlich  gewordenen 
Tonsystems  hineinpassen,  welches  auf  mathema- 
tischen Voraussetzungen  und  logischen  Gesetzen 
beruht.  TJm  dieses  mit  Verständnis  zu  durch- 
dringen und  zu  beherrschen,  muss  ein  gewisser 
Grad  geistiger  Beife  und  geistiger  Freiheit  erreicht 
sein.  Einen  schlagenden  Beweis  dafür  bietet 
Bussland,  dessen  Kultur  gegenüber  den  westlichen 
Ländern  lange  rückständig  blieb.  Eine  Pflege  der 
Geisteswissenschaften  in  grösserem  Umfange  findet 
dort  erst  seit  etwa  50—60  Jahren  statt.  Ist  es 
nun  ein  Spiel  des  Zufalls,  dass  auch  erst  neuer- 
dings rus:*i8che  Komponisten  aufgetreten  sind,  die 
für  die  musikalische  Gesamtwelt  Bedeutung  erlangt 
haben,  als  Vorläufer  ein  Glinka,  darauf  Borodin 
Tschaikowski,  Seroff,  Liadow,  Kimsky-Korsakoff, 
Glazounow,  Whitol  u.  v.  a.?  Sicherlich  war 
musikalische  Begabung  auch  schon  früher  in 
dieser  Nation  vorhanden  —  die  russischen  Volks- 
lieder beweisen  es  — ,  aber  sie  musste  latent  bleiben, 
weil  die  geeignete  Basis  für  ihre  Entwickelung 
fehlte. 

Aehnlich  steht  es  bis  auf  die  Gegenwart  mit 
der  musikalischen  Produktionskraft  der  Frauen. 
Die  Durch schnittsmusikerin  von  heute  befindet 
sich  noch  nicht  auf  der  Geistesstufe,  die  zur  Ver- 
wertung ihres  etwa  vorhandenen  Erfindungstalentes 
erforderlich  ist.  Es  fehlt  ihr  sowohl  an  allge- 
meinen wissenschaftlichen,  als  auch  an  fachwissen- 
schaftlichen Kenntnissen.  Ueber  der  Sorge  um 
den  technischen  Drill  oder  den  künstlerischen 
Schliff  versäumt  sie,  gründliche  Studien  zu  machen 
sowohl  in  Harmonie-,  Kompositions-,  Formenlehre 
und  Instrumentation,  als  auch  in  der  Musik- 
geschichte und  Musikästhetik.  In  diesen  Fächern 
ist  der  wirklich  gebildete  Musiker  von  heute  der 
weiblichen  Kollegin  meist  erheblich  überlegen, 
mag  letztere  ihm  an  Virtuosität  vielfach  gleich- 
kommen, ihn  durch  angeborenen  Instinkt  an  päda- 
gogischer Tüchtigkeit  oft  übertreffen. 


Es    kommt    hinzu,    dass    der    Mann   höherer 
Stände  in  unserer  Zeit  sich  zumeist  nur  der  Mnsik 
widmet,     wenn     ausgesprochene    Begabung*     vor- 
handen ist,   während  noch   eine  ganze  Anzahl  der 
Frauen,   die  jetzt   auf  diesem  Gebiet    wirken,    den 
Beruf    nicht    aus   innerer,    sondern    aus    äusserer 
Nötigung  ergriffen  —  k  faute  de  mieux!    £}s  galt 
einen  Broterwerb  oder   auch   einen  Wirkungskreis 
zu  finden;   die  Musik   aber  gewährte  freien  Spiel- 
raum,  selbst  für   ungeschulte  Kräfte.     Im    musi- 
kalischen   Lehrfach   gab    es    keine    Schranken    in 
Gestalt  von  Examina,    und   der  Konzertsaal  steht 
jedem  offen,   der  ihn  zu  bezahlen   vermag.     Diese 
Sachlage  hat   unseren   Stand   schwer    geschädigt, 
denn  viele  Elemente   sind   dadurch   hineingeraten, 
die   im  Grunde   nicht    hineingehören.    —  Die  Er- 
kenntnis   dieser    bedauernswerten   Tatsache     und 
anderer  schwerwiegender  Missverhältnisse  hat  zur 
Gründung     der    „Musiksektion     des    Allge- 
meinen    Deutschen      Lehrerinnenvereins** 
geführt,   die   im  Jahre   1897   erfolgte.    Ihr  Zweck 
ist:  »Die  "Wahrung  und  Förderung   aller   ideellen 
und  materiellen  Interessen   der  Musiklehrerinnen." 
Es  ist  hier  weder  2jeit  noch  Ort  auf  die  positiven 
Erfolge   einzugehen,   welche   die   Vereinig^ung    im 
Verlaufe   weniger  Jahre   bereits   erreicht   hat;    sie 
bestehen  hauptsächlich  in  der  Sicherung  der  mate- 
riellen Lage   und  Verbesserung   der   sozialen  Stel- 
lung   ihrer    Mitglieder.    Ebenso    wenig   kann   ich 
hier  die  vielen  Einzelbestrebungen  namhaft  machen, 
die   zur  Zeit   auf  ihrem   Programm   stehen.    Das 
eine  nur   möchte   ich    betonen,    dass    unsere   Ge- 
nossenschaft es  als  ihre  Hauptaufgabe   betrachtet, 
das    geistige    Niveau    der    Musikerin    auf    die 
gleiche  Stufe  zu  heben,  auf  welcher  der  wissen- 
schaftlich gebildete,  akademisch  geschulte  moderne 
Musiker  steht.    Erst  wenn  dieses  Ziel  erreicht  ist, 
können    auch    die    produktiven    Leistungen    des 
Mannes   und   der  Frau   gegeneinander  abgewogen 
und  mit  gleichem  Mass  gemessen  werden. 

Welche  Grenzen  dem  weiblichen  Genius  ge- 
steckt sind,  welche  Gipfel  er  zu  erreichen  vermag, 
diese  Frage  ist  noch  nicht  spruchreif.  Eine  Zu- 
kunft, in  welcher  der  Frau  alle  geistigen  Ent- 
wickelungsmöglichkeiten  offen  stehen,  wird  sie 
beantworten  können,  denn  wie  Goethe  sagt:  ^Nicht 
nur  das  Angeborene,  auch  das  Erworbene  ist  der 
Mensch." 


Mitteilungen 


von  Hoohsohulen  und  Konservatorien« 


Die  Aufführung  des  Klindworth-Schar- 
wenka-Konservatoriums  im  Beethoven- Saal 
am  1.  Juni  verdient  besondere  Anerkennung,  weil 
sie  sich  über  den  Eahmen  der  üblichen  Schüier- 
produktionen  erhob  und  ein  Programm  darbot,  das 


auch  den  erfahrenen  Konzertbesucher  wohl  locken 
konnte.  Es  wurden  aufgeführt:  Die  vollständige 
Musik  Mozart 's  zu  dem  Trauerspiel  „König 
Thamos",  wegen  der  prächtigen  Chöre  berühmt, 
aber    wenig    bekannt,    und    Berlioz*    geistliche 


—    201     — 


Trilogle:  ,Die  Kindheit  Christi«,  die  wohl  auch 
nur  sehr  wenige  Besucher  vollständig  schon  früher 
gehört  haben  werden.  Zwischen  diesen  beiden 
Werken  führte  Professor  Xaver  Scharwenka 
s<>ine  eigene  Kantate  nach  Worten  der  heiligen 
Schrift  für  Chor,  Soli  und  Orchester  auf,  ein  klang- 
schönes, wirksames  Werk.  Die  Ausführung  der 
drei  Chorwerke  war  eine  sehr  gute.  Chor  wie 
Orchester  unter  der  sicheren  Leitung  des  Herrn 
Grünberg  wurden  ihren  Aufgaben  gerecht,  vor- 
züglich waren  die  Solopartien  besetzt  durch  die 
Damen  Frau  Blanck-Peters,  Frl.  Palm,  die 
Herren  Dr.  Kuhn,  Brieger  und  Harzen-Müller. 

Im  Theater  des  Westens  fanden  an  drei 
aufeinanderfolgenden  Abenden  dramatische  Auf- 
führungen der  verschiedenen  Gesangsklassen 
des  Stern'schen  Konservatoriums  statt.  Jeder 
Abend  brachte  drei  bis  vier  ganze  Akte  oder 
grössere  Szenen  aus  den  verschiedenartigsten  Opern» 
es  wurde  u.  a.  aufgeführt:  Dritter  Akt  aus 
Gounod's  .Margarethe'',  2.  Akt  aus  dem  „Fliegen- 
den Bolländer^S  Schlussakt  des  „Ti  onbadour*^, 
Szenen  aus  dem  „Lohengrin**,  „Don  Juan**,  ,,Ba- 
jazzi**,  „Maskenball**  u.  s.  w.  Die  Ausführenden, 
von  denen  einige  sich  ganz  anssergewöhnlich  be- 
gabt erwiesen,  waren  Schüler  der  Herren  Heine- 
mann, Seidemann  und  Rothmühl,  der  Damen 
Fr.  Selma  Nicklas-Kempner  und  Frl.  Anna 
Wüllner.  Herr  Direktor  Hollaender  dirigierte 
an  allen  3  Abenden,  er  darf  mit  grosser  Genugtuung 
auf  den  künstlerischen  Erfolg  dieser  Aufführungen 
zurückblicken. 

Die  Königl.  Musikschule  zu  Würzburg, 
Direktor  Hof  rat  Dr.  Kliebert,  begeht  am  12.  Juli  die 
Feier  ihres  100jährigen  Bestehens.  Vorgesehen  ist 
ein  Festakt  im  Saale  der  Königl.  Masikschule,  ein 
Konzert  im  städtischen  Schrannensaale  und  ein 
Gartenfest  im  Platz'schen  Garten.  Die  Musik- 
schule ist  aus  dem  im  Jahre  1804  von  Professor 
Dr.  Fröhlich  gegründeten  „Akademischen  Musik- 
Institut  der  Würzburger  Universität**  hervor- 
gegangen. 

üerr  Gustav  Borchers,  Konzertsänger  und 
Gesanglehrer  zu  Leipzig,  hält  einen  dritten 
Ferien kursus  für  Chordirigenten  und  Schulgesang- 


lehrer in  den  Tagen  vom  18.  Juli  bis  6.  August 
ab.  Die  Kurse  verfolgen  den  Zweck,  die  Er- 
rungenschaften der  Kunstgesang-Ünterrichtslehre 
nach  Möglichkeit  für  den  Chor-  und  Schul gesang 
dienstbar  zu  machen  und  dadurch  erhöhtes  Interesse 
für  die  Vokalmusik,  namentlich  als  Elementar- 
bildungsmittel, zu  erwecken.  Ausser  dem  Ver- 
anstalter und  den  schon  im  2.  Kursus  mitwirkenden 
Herren  Eitz-Eisleben  und  Dr.  Egel- Leipzig 
werden  sich  am  3.  Kursus  die  Herren  üniversitäts- 
professoren  Dr.  med.  A.  Barth  und  Dr.  A.  Prüfer 
dozierend  beteiligen. 

Im  Biemann-Konservatorium  zu  Stettin 
fanden  während  der  Monate  April  bis  Juni  eine 
Reihe  Vorträge  ästhetischen  und  geschichtlichen 
Inhaltes  statt.  Der  erste  Cyklus.  —  drei  Vor- 
träge —  behandelte  das  Thema  ,,Wie  hören  wir 
Mut'ik**,  der  zweite  —  5  Vorträge  —  umfasste  die 
„Geschichtliche  Entwickelung  der  Violinsonate  von 
ihren  ersten  Anfängen  an  bis  heute**.  Herr  B. 
Knetsch,  Direktor  der  Anstalt,  gab  die  historischen 
und  ästhetischen  Erläuterungen,  Herr  Bud.  Melzer 
führte  in  chronologischer  Folge  17  verschiedene 
Entwickelungsperioden  und  ihre  Meister  charak- 
terisierende Sonaten  für  Violine  mit  Klavier  aus. 
Folgende  Meister  waren  mit  ihren  Werken  ver- 
treten: Fr.  Biber  (1644-1704),  Corelli  (1653  bis 
1713j,  dairAbaco  (1675-1742),  J.  S.  Bach  (1686 
bis  1750),  Händel  (1686—1759),  Tartini  (1691  bis 
1770),  Leclair  (1687—1764),  Nardini  (1722  bis 
1793).  J.  Haydn  (1732-1809),  Mozart  (1756  bis 
1791),  Beethoven  (1770—1827),  R.  Schumann 
(1810-1856),  Niels  Gade  (1817-1890),  Joh. 
Brahms  (1833-1897),  Cösar  Franck  (1822  bis 
1890),  Chr.  Sinding  (1856  -),  Max  Reger  (1873-). 

Ein  dem  Konservatorium  Klindworth- 
Scharwenka  zur  Verfügung  gestellter  Preis  von 
200  Mk.  für  die  beste  Leistung  auf  dem  Gebiet 
der  ausübenden  Tonkunst  kam  in  diesem  Jahr 
zum  eisten  Mal  zur  Verteilung.  Er  wurde  dem 
Herrn  Otto  Klemperer  aus  Hamburg,  Schüler 
der  Klavier- Ausbildungsklassen  des  Herrn  Professor 
James  Kwast,  von  der  Jury,  die  aus  den  Herren 
Prof.  K.  Klindworth,  0.  Lessmann  und  Prof. 
W.  Blanck  bestand,  zugesprochen. 


Vermischte   Xachrichten. 


Am  16.  Juni  waren  100  Jahre  verflossen,  seit 
einer  der  verdienstvollsten  deutschen  Musiker, 
der  zwai  nicht  zu  den  „Grossen"  in  der  Kunst 
zahlt,  nach  einem  mühevollen  Leben  seine  Augen 
zur  ewigen  Kühe  schloss,  und  unserer  heutigen 
^it,  die  sich  so  gern  damit  beschäftigt,  gestürzte 
Denkmäler  aufzurichten  oder  versunkene  Gräber 
aufzuspüren,  hätte  es  wohl  obgelegen,  die  £r- 
iooernng  an  Johann  Adam  Hiller  lebendiger 
ZQ  wecken.  Man  darf  den  wackern  Meister,  der 
heut  zu  den  schon  fast  Vergessenen  zählt,   getrost 


als  den  Schöpfer  der  deutschen  Gesangskunst,  als 
den  Schöpfer  des  deutschen  Singspiels  bezeichnen. 
In  einer  Zeit,  wo  noch  die  Anschauung  herrschte, 
dass  der  Deutsche  überhaupt  untauglich  zum 
Singen,  der  Italiener  allein  zum  dramatischen 
Gesang  berufen  sei;  wo  andererseits  die  italienische 
Oper  die  gesamten  deutschen  Bühnen  beherrschte, 
trat  der  in  den  bescheidensten  Verhältnissen  lebende 
und  oft  mit  der  Not  des  Tages  kämpfende  Meister 
unentwegt  für  die  deutsche  Kunst  ein  und  bahnte 
dem  deutschen  Liede,  dem  deutschen  Drama,  dem 


—     202     — 


deutschen  Sänger  den  Weg.  Er  legte  ausserdem 
den  Grund  zu  den  Gewandhauskonzerten  in  Leip- 
zig, er  gab  die  älteste  wirkliche  Musikzeitung: 
„Wöchentliche  Nachrichten  und  Anmerkungen  die 
Musik  betreffend"  heraus.  Friedrich's  des 
Grossen  Ausspruch:  „Ich  will  mir  lieber  von 
meinem  Pferde  etwas  vorwiehern  lassen,  als  von 
einer  Deutschen  eine  Arie  hören",  ist  allgemein 
bekannt,  als  aber  Gertrud  Schmeling,  eine 
Schülerin  von  J.  A.  Hiller,  ihm  prima  vista  eine 
Arie  vorsang,  sagte  er:  „Sie  kann  singen'',  und 
sie  erhielt  sofort  eine  Anstellung  an  seinem  Opern- 
hause. Auch  die  berühmte  Corona  Schröter 
ist  Hillers  Schülerin.  —  Joh.  Adam  Hiller  ist 
1728  zu  Wendisch-Ossig  bei  Görlitz  geboren;  seine 
hübsche  Sopranstimme  verschaffte  dem  früh  Ver- 
waisten eine  Preistelle  am  Görlitzer  Gymnasium, 
1751  bezog  er  die  Leipziger  Universität  zum  Stu- 
dium der  Hechte,  seine  Mittellosigkeit  zwang  ihn 
zu  Nebenverdiensten,  so  wirkte  er,  da  er  sich  be- 
ständig musikalisch  weitergebildet,  in  den  Orchester- 
konzerten auf  verschiedenen  Instrumenten  und 
erregte  nebenbei  die  Aufmerksamkeit  durch  seine 
Kompositionen  Geliert  ^scher  Lieder.  Auf  Geliert's 
Empfehlung  wurde  er  Hofmeister  des  jungen 
Grafen  Brühl,  Sohn  des  damaligen  allmächtigen 
Ministers,  und  begann  1759  seine  Öffentliche 
Wirksamkeit  durch  die  Herausgabe  der  Musik- 
zeitung „Wöchentlicher  musikalischer  Zeitvertreib". 
Ebenso  übernahm  er  die  Leitung  des  Leipziger 
sogenannten  .Grossen  Konzerts",  aus  dem  sich 
später  die  Gewandhauskonzerte  entwickelten.  Da- 
neben errichtete  er,  um  den  noch  ganz  damieder- 
liegenden  deutschen  Kunstgesang  zu  heben,  eine 
„Gesangschule  für  unentgeltlichen  Unterricht'^  aus 
der,  ausser  den  schon  erwähnten,  eine  grosse  Aeihe 
tüchtiger  Gesangskräfte  hervorgingen.  Seine  Er- 
fahrungen auf  diesem  Gebiete  hat  er  in  den 
Schriften:  „Anweisung  zum  musikalisch  richtigen 
Gesang' '  und  „Anweisung  zum  musikalisch-zier- 
b'chen  Gesang^'  niedergelegt.  Die  Werke  erschienen 
1774  und  1780;  beherzigenswert  sind  daraus  noch 
heut  die  Worte:  „Es  ist  eine  der  vornehmsten 
Pflichten  eines  Singmeisters,  auf  eine 
reine  und  bequeme  Aussprache  bei  seinen 
Scholaren  ein  wachsames  Auge  zu  haben."  „ ...  Man 
muss  erst  gut  sprechen  lernen,  ehe  man 
gut  singt,  so  wie  man  erst  gehen  lernt,  ehe  man 
zu  tanzen  anfängt."  —  Eine  gleiche  grundlegende 
Bedeutung  für  die  Fortentwickelung  der  deutschen 
Sangeskunst  schuf  Hiller  mit  seinen  deutschen 
Singspielen,  durch  sie  gleichsam  die  Stätte  be- 
reitend, an  welcher  sie  mit  praktischen  Beweisen 
in's  Leben  trat.  Durch  sein  Zusammenwirken  mit 
dem  Dichter  Chr.  Felix  Weisse  und  dem  unter- 
nehmungslustigen Theaterdirektor  Koch  wurde 
die  Aufführung  deutscher  Singspiele  ermöglicht, 
die  bei  allen  bisherigen  Versuchen  ein  klägliches 
Fiasko  erlitten  hatten.  Hiller's  „Der  Teufel  ist 
los",  „Lottchen  am  Hofe",  „Der  Dorf  barbier",  „Die 


Jagd"  u.  V.  a.  hatten  durchschlagenden  Erfolg 
und  bahnten  der  deutschen  Operette  den  Weg.  — 
Aber  noch  eines  Verdienstes  unseres  unermüdlichen 
Meisters  ist  zu  gedenken;  auf  seinen  vielfachen 
Brisen  veranstaltete  er  in  den  grösseren  Städten 
geistliche  Konzerte;  Deutschland  verdankt  ihm 
vornehmlich  die  Einführung  und  Bekanntschaft 
der  Händerschen  Oratorien.  Unter  seiner 
Leitung  mit  Untei-stützung  des  Kronprinzen  Fried- 
rich Wilhebn  fand  im  Jahre  178B  die  erste  Auf- 
führung des  „Messias"  in  Berlin*s  Domkirche 
statt.  —  Ungeachtet  aller  seiner  Bemühungen  and 
Erfolge  lebte  Hiller  in  den  bescheidensten  Lebens- 
verhältnissen; erst  im  Jahre  1789  erhielt  er  an 
des  verstorbenen  Doles  Stelle  das  Kantoratamt 
an  der  Leipziger  Thomasschule,  das  er  1801 
wegen  Kränklichkeit  niederlegte.  1804  schied  er 
aus  dem  Leben.  Er  zählt  zu  den  treuesten  Banner- 
trägem unserer  Kunst,  zu  jenen  uneigennützigen 
Pionieren,  die  in  unentwegtem  Bingen  und  Streben 
den  Weg  zur  Freiheit  und  zum  Licht  durch  die 
Domenhecke  veralteter  Anschauungen  bahnen 
und  unermüdet  einer  kommenden  glücklicheren 
Generation  die  Bausteine  zu  ihren  Kunstschöpf  ungen 
zutragen. 

Eine  am  dritten  Pfingstfeiertage  von  dem  Hof- 
organisten E  a  b  i  c  h  aus  Gotha  nach  Weimar 
einberufene,  sehr  stark  besuchte  Versammlung  der 
Kantoren  und  Organisten  der  sämtlichen  thürin- 
gischen Staaten  und  der  Provinz  Sachsen  führte 
zu  der  Gründung  eines  Verbandes,  zu  dessen  Vor- 
sitzenden Prof.  Babich,  der  Schöpfer  der  Idee, 
erwählt  wurde.  Zweck  der  Vereinigung  ist  Hebung 
der  Kirchenmusik,  Wahrung  der  Standesinteressen, 
Befreiung  der  Mitglieder  von  erniedrigenden 
Kirchendiensten,  bessere  Ausbildung  der  Organisten 
u.  s.  w.  Es  sollen  Nachhilfe-  und  Fort- 
bildungskurse, eine  Prüfungskom- 
mission berufen  und  grosse  Musikfeste  ver- 
anstaltet werden.  Auch  die  Schaffung  eines  ge- 
meinsamen Gesangbuches  für  alle  thürin- 
g^chen  Staaten  ist  in  Aussicht  genommen. 

In  Köln  wurde  auf  Franz  Wüllner's 
Grabe  am  Pfingstsonntage  ein  Denkmal  enthüllt 
und  von  Generalmusikdirektor  Steinbach  der 
Familie  Übergeben. 

Der  Oedenburger  Musik  verein  veranstaltete 
in  der  Bergkirche  zu  Eisenstadt,  in  der 
Joseph  Haydn's  letzte  Buhestätte  ist,  unter 
Leitung  Dr.  Eugen  Kossow's  eine  H  a  y  d  n  - 
f  eier,  bei  welcher  die  „Nelson-Messe*  in  d-moU 
des  Meisters  zur  Aufführung  kam. 

In  einer  der  letzten  Matineen  Professor  Ber- 
trand Both's  zu  Dresden,  die  zeitgenössischen 
Ton  werken  gewidmet  war,  führte  Dr.  Johannes 
Schilling  seine  neu  erfundene  chromatische 
Harfe  erfolgreich  vor.  Die  Harfe,  welche  keine 
Pedale  hat,  ist  hauptsächlich  als  Hausinstniment 
für  Gesangsbegleitung  gedacht,  eignet  sich  jedoch 
auch  zum  Vortrag  von  Solostücken  und  kann,  da 


—     203     — 


die  Anordnnag  der  Saiten  der  Reihefolge  der  Töne 
am  Klavier  entspricht,  leicht  erlernt  werden.  Sie 
kam  in  der  Matinee  nach  beiden  Richtungen  zar 
Geltung,  sowohl  in  den  von  J.  Snoer  komponierten 
mid  von  ihm  selbst  vorgetragenen  Solostäcken,  als 
anch  zur  Begleitung  einer  Reihe  von  Liedern 
Dr.  Richard  Hering's,  die  vqu  Frl.  Anna 
Klotz  vorzüglich  gesungen  wurden. 

Hugo  Kann  hat  soeben  ein  grosses  Or- 
chesterwerk „Maria  Magdalena"  vollendet,  welches 
Prof.  Wilhelm  Berger,  Meiningen,  gewidmet 
ist.  Dasselbe  ist  bereits  von  mehreren  grösseren 
Orchestern  zur  Aufführung  angenommen. 

Zur  Gedächtnisfeier  der  verstorbenen  £rb- 
grossherzogin  Pauline  von  Sachsen- 
Weimar  veranstaltete  die  Grossh.  weimarische 
Ho^ianistin  Frl.  MarthaRemmert  am  8.  Juni 
ein  Konzert  in  der  Kirche  zum  heiligen  Ejreuz. 
Herr  Irr  gang,  Organist,  und  die  Hofopem- 
säugerin  Erl.  Altona,  die  Herren  Aug.  Gentz, 
Violine,  Treff,  Violoncello,  unterstützten  das 
pietätvolle  Unternehmen.  Die  verstorbene  Fürstin 
war  die  Protektorin  der  von  Frl.  R  e  m  m  e  r  t  ge- 
leiteten ,^iszt- Akademie^  zu  Gotha. 

Dr.  Schmidt,  Bibliothekar  der  Darm- 
städter Hofbibliothek,  hat  in  derselben 
drei  interessante  Briefe  Beethoven's  gefunden.  Sie 
hatten  Bezug  auf  die  Herausgabe  der  „Missa 
Solemnis",  auf  welche  der  Grossherzog  von  Hessen 


1823  subskribiert  hatte  —  mit  noch  anderen  sechs 
Subskribenten.  Die  Briefe  gehörten  wahrscheinlich 
dem  Grossherzog  Ludwig  I.  und  sollen,  wie  eine 
englische  Wochenschrift  —  wohl  nach  deutscher 
Quelle  —  meldet,  dem  grossherzoglichen  Haus- 
archiv einverleibt  werden.  Im  ersten  vom  5.  Februar 
18  i3  datierten  Briefe  drückt  Beethoven  die  Hoff- 
nung aus,  der  Grossherzog  möge  doch  auf  die  Messe 
unterschreiben,  für  die  er  „die  bescheidene  Summe 
von  50  Dukaten^*  verlangt.  Gerade  wie  in  einem 
bekannten  Briefe  von  Zelter,  der  am  8.  Februar 
1823  geschrieben  ist,  erwähnt  Beethoven,  dass  die 
„Missa  Solemnis^  auch  als  Oratorium  aufgefühtt 
werden  könne.  Der  zweite  Brief  ist  an  den  gross- 
herzoglichen Privatsekretär  Schleiermacher 
gerichtet;  Beethoven  freut  sich,  dass  sein  Gesuch 
nicht  „zudringlich*^  gefunden  wurde.  Der  dritte 
Brief  vom  2.  August  1823  geht  ebenfalls  an 
Schleiermacher  und  dankt  für  die  vom  Grossherzog 
ihm  erwiesene  Ehre.  Es  ündet  sich  darin  Inter- 
essantes über  den  Erzherzog  Adolf  von  Oester- 
r  e  i  c  h  und  die  beiden  Hof kapellmeister  L.Schlösser 
und  Andrö.  Beethoven  war  offenbar  besorgt, 
Andr^  könne  einen  ungünstigen  Bericht  über  ihn 
machen.  Andr^  habe  sich  so  gegen  ihn  benommen, 
dass  er  (Beethoven)  verweigert  habe,  jenen  zu 
empfangen.  „Ich  hätte  ciiess  nicht  gethan,*'  schreibt 
Beethoven,  „wenn  ich  damals  gewusst  hätte,  dass 
er  in   Seiner  königlichen  Hoheit  Diensten   stand.'^ 


Bücher  und  MuslkalleD. 


6.  F.  H&ndel:   Drei   Stücke  aus    dem    Oratorium 
„Der  Messias"   für  Pianoforte  und 
Harmonium.    No.    3   Chor:    „Ehre 
sei  Gott  in  der  Höhe". 
Bob.  Forberfy  Lelpsly. 
Das  hier  angezeigte  Arrangement  des  bekannten 
Händerschen Messias-Chors  von  Bob.  Schaab  ist 
sehr  gewissenhaft  ausgeführt  und  in  seinen  Klang- 
effekten  für   die  zwei   ausführenden  Instrumente, 
Harmonium    und   Pianoforte,    genau    abgewogen 
worden.    Der  inzwischen   längst   verstorbene  Be- 
arbeiter war  einhewährter  alter  Praktiker  und  auf 
dem  Grebiete  des  Orgel-  und  Harmoniumspiels  ganz 
ausserordentlich  bewandert.    Das  in  Bede  stehende 
Stück  ist   ohne  sonderliche  Schwierigkeiten  leicht 
und  gut   ausführbar   und   als  Beitrag   zur   Pflege 
ernster    religiöser    Hausmusik     durchaus    höchst 
empfehlenswert,      umsomehr,       als       sein     rein 
musikalischer  Gehalt  längst  erprobt  worden  ist. 

Karl  Thlessen,  op.  25  No.  2.    Barcarole. 

Csrl  SiMOB»  BmIIb* 

Die  F  dur-Barcarole  ist  eigentlich  für  Piano- 
forte bestimmt  und  von  Max  Laurischkus  für 
Harmonium  eingerichtet  worden;  ein  einfaches 
Stück  von  hübschem  Klange,  welches  auf  letzt- 
genanntem Instrumente  sich  noch  weit  besser  aus- 


nimmt  als   auf   dem  Klaviere   und   in   der  Haus- 
musik wohl  ein  Plätzchen  beanspruchen  darf. 

Paal  Kiengel,   op.  19:   Zwei  Stücke  (Legende  und 
An    der  Wiege)    für    Violine    und 
Pianoforte. 
F.  E.  C.  Lenekart,  Leipsif. 

Freundliche  Musik  in  anspruchslosem  Gewände, 
leicht  ausführbar,  von  schönem  klanglichen  Effekte 
und  für  den  Vortrag  sehr  wohl  geeignet. 

L.  Ad.  Coerne,  op.  62:  3  kleine  Trio's  für  Violine 
Violoncello  und  Pianoforte.' 
Boiworfth  ■.  Co.  Lelpilgr- 
Louis  Adolf  Coerne's  drei  kleine  Trio's  für 
Violine,  Violoncello  und  Pianoforte  empfehlen  wir 
dringend  für  Neulinge  auf  dem  Gebiete  der  Kammer- 
musik. Die  Sachen  sind  geradezu  prädestiniert 
für  pädagogische  Zwecke  und  der  Umstand,  dass 
sie  in  kanonischer  Form  geschrieben  sind  und 
alle  Instrumente  zu  gleich  wesentlicher  Beteiligung 
am  Ganzen  heranziehen,  lässt  sie  doppelt  wert- 
voll erscheinen.  Sie  sind  ebenso  tüchtig  und  ge- 
schmackvoll gearbeitet,  nirgends  machen  sie  einen 
Zwang  empfindbar,  sondern  hinterlassen  im  Gegen- 
teil eine  volle  musikalische  Wirkung.  Und  dass 
sie  Jugendliche   Spieler   in    die   Geheimnisse   und 


—     204    — 


Schönheiten  des  strengen  Satzes  einznführen,  also 
in  hohem  Grade  geschmacksbildend  zu  wirken 
vermögen,  sei  ihnen  zn  ganz  besonderem  Lobe 
nachgesagt. 

Eugen  Segnitz. 

Gohj  Eberhardt,  op.lOO.  Violin-Enrsns  Heftn 

(2.  bis  7.  Lage). 

HelBriehibofen'f  Terlav,  Mtgdeborg. 

Kurze    üebnngsstücke     zur    Erlernung    der 

Lagen    wird   jeder    Lehrer    gern    benutzen.      Die 

Hand   des   Anfängers   ermüdet    bekanntlich  recht 

schnell,    daher   sind    üebungsstücke   von   kleinem 

Umfange   zum    ersten   Stadium   empfehlenswerter 

als  die  langen  Etüden  von  Spohr,  Kode,  Alard  etc., 

wenn  auch   die   letzteren  musikalisch  bedeutender 

sind.  —  Möge   Eberhardt's  Werk   recht   bald   von 

unseren  Lehrern  richtig  geschätzt  werden. 

Dagobert  Löwenthal. 


J,  Philipp:  Etudes    techniques    d' apres    Clement!, 
Gramer,  Czemy,  Chopin  etc. 
O.  Bleordt  *  Co.,  PftrU. 

Abermals  eine  vorzügliche,  fruchtbare  Idee  des 
unermüdlichen  Pariser  Eonservatoriumsprofessors: 
er  transponiert  bekannte  Etüden  nach  andern  Ton- 
arten, lässt  sie  mit  dem  Fingersatz  der  Original- 
tonarten üben,  die  linke  Hand  immer  dieselbe 
Figur  studieren  wie  die  rechte,  und  schliesslich 
«oll  man  die  verschiedensten  Varianten  des  Rhyth- 
mus anbringen,  wie  er  sie  angibt.  Neu  ist  das 
ganze  Verfahren  nicht,  Bülow  namentlich  empfiehlt 

Vereine. 


oft  Aehnliches,  aber  die  Erfahrung  lehrt,  dass  die 
Schüler  leider  im  allgemeinen  nur  das  spielen,  -was 
„gedruckt^  steht,  selbst  wenn  die  Transpofiltion 
keine  grossen  Schwierigkeiten  machen  würde.  Also 
Fhilipp's  Publikation  ist  durchaus  gerechtfertigt. 
Mancher  wird  vielleicht  finden,  dass  eine  kurze 
Angabe  genügen  würde:  man  studiere  die  und  die 
Etüde  in  der  und  der  Tonart,  übertrage  die  Fig;iir 
auf  die  linke  Hand.  Denn  durch  das  Ausschreiben 
der  ganzen  Etüde  kommt  Philipp  der  Bequemlich- 
keit des  Schülers  entgegen,  man  schützt  dadurch 
die  geistige  Trägheit.  Ich  glaube  allerdings  mit 
H.  Vetter,  dass  man  dem  Schüler  nicht  sämtliche 
Tonleitern  hinschreiben  soll,  für  eine  ganze  Etüde 
denke  ich  aber  milder  und  halte  schon  das  plastische 
Bild  für  wichtig.  Nur  einem  Punkt  stimme  ich 
bei  Philipp  nicht  unbedingt  zu:  er  lässt  alle 
Passagen,  auch  solche,  die  in  jeder  Tonart  einen 
eigenen  charakteristischen  Fingersatz  haben,  mit 
dem  Fingersatz  der  Originaltonart  Üben.  Das  ist 
einesteils  sehr  schwierig,  weÜ  man  die  Fin^^ 
immer  in  unnatürliche  Stellungen  zwingen  muss, 
ohne  dass  der  Vorteil  so  gross  wäre  wie  beim 
Studieren  sämtlicher  Tonleitern  und  Arpeggien  mit 
C  dur-Fingersatz,  andererseits  verliert  man  dadurch 
den  unschätzbaren  Vorteil,  aus  der  Originaletüde 
eine  neue  zu  machen  mit  anderen  Fingergmppen. 
Hier  sollte  man  das  Werk  Philipp's  ergänzen,  das 
sonst  ganz  ausgezeichnet  ist. 

J,   Vianna  da  Motta. 


Musik- Sektton 
des  Allg.  Deatschen  Lehrerinnen-Yereins. 

Das  von  der  Musikgruppe  Breslau  und 
ihrer  Vorsitzenden  Frl. Elisabeth  Simon  unter  dem 
Protektorat  der  Frau  Oberpräsident  Gräfin  Zedlitz 
und  Frau  Generalin  von  W  oy  rs  ch  zum  Besten  des 
Mnsiklehrerinnen  -  Altersheim  arrangierte 
„Maienfest**  hat  einen  glänzenden  Verlauf  genommen 


und  brachte  einen  Reinertrag  von  7200  Mk.  Ebenso 
hat  der  Cyklus  musikwissenschaftlicher  Vorträge,  zu 
dem  Frl  Simon  die  hervorragendsten  Professoren  und 
Schriftsteller  gewonnen  hatte,  in  diesem  Frühjahr 
die  Summe  von  beinahe  2000  Mk.  dem  Fonds  für  das 
Altersheim  zugeführt  Der  Bau  ist  dadurch  gesichert, 
er  soll  bis  zum  Herbst  unter  Dach  sein  und  das  Alters- 
heim kann  im  nächsten  Frühjahr  bezogen  werden. 


Konservatorium  der  Musik 
in  Kassel. 

Gegr.  1895.     Direktion:  L  Beyer.     Gegr.  1896. 

GhrenTOrsitz :  fU^giernnKB-Präsident  tob  Trott  i«  8«ls, 
Graf  Kdalfidorff,  Bzoellens  Genoralin  toa  Colosb, 
Oberbürgermeister  MOIler  u.  A. 

Cnratorinm :  Pfarrer  Hsm,  Sohaldirektor  Prof.  Dr.  Kma- 
■tehert  Bankier  Plsat,  Jostizrath  Scheffer  n.  A. 

Lehrer :  Die  Damen :  L.  Beyer,  Rtaicl-P5rster,  Eönigl.  Opern- 
sänserin,  GleMe-Pftbronl^  A*  Taadlea.  Die  Herren: 
▲•  HartdegAv,  Eammervirtaos.  Prof.  Dr.  M5l»el, 
0.  Ksletoch,  Kgl.  KammermuBiker,  K.  KletiMana, 
Kgl.  Opemsänffrer,  W.  Hoshmapt,  Kgl.&ammermaeiker, 
Bd.  Sehmldt,  Kgl  Kammermusiker,  H«  Sehnvrbaseh, 
KgL  Kammermosiker  n.  A. 

UDterrlchtfftcher:  Klavier,  Violine,  CeUo,  Harfe  und  alle 
übrigen  OrchesterinstiTimente.  Gesang,  Harmonie- 
ond&ompoaitionslebre.  Musikgeschichte.  Italienisch. 
OrcfaeeterspieL    Oehörübnng.    Musikdiktat. 

Organisation:  Concertklassen.  SeminarkUssen.  Ober-, 
Mittel-  und  Elementarklassen. 

8tat«teii  sind  kostenfrei  eu  besiehen  durch  die  Schrifbleitung 
des  Konservatoriums  Kassel,  Wilhelmshöher  Allee  4a 


]^ie  Einführung 
der  modernen  Etüde 
im  Unterrichtsplan, 

(„Klavier-Lehrer"  1902  No.  19—21) 
Von 

Anna  Morsch. 

Preis  90  Ffg. 

Verlag  „Der  Klavier-Lehrer''  (M.  Wolff), 
Berlin  W.  50. 


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Adressen-Tafel. 


S  Zellen  lO  Hk.  JShrllch,  weitere  5  Zellen  5  Hk. 

Prof.  €.  Bmlanr's  HonsmatoHiiiN  und  Seminar. 

Direction:  Gustav  Lazarus. 

Berlin  N.W.,  Luisen-Str.  36.                                    Berlin  W.»  Lfitzowstr.  49. 

Erata  Lehrkrlfte,  vollstilBdlga  mDaikaliacbe  and  pidagogiaehe  Aaablldong.     Eleaantarklaaaea. 

Prof.  Siegfried  Ochs. 

Dixic«nt   des  JPhilharm.  OhorM*. 

Beriln  W.,  Bendler-StraMe  8. 

SUse  Sekschen 

(ans  St.  Petersburg) 

Hof  Pianistin,  Kammervirtuosin 

„HOFBURQ" 
Hambnrg-IJhleniiorat. 

Emma  BLodi^ 

Pianistin. 
BerUn  W.,  Bfilowstr.  28. 

Konzert-Vertr.:  H.  Wolff,  Berlin. 

G«8an£^imteiTicht  erteilen: 

Frau  Felix  Schmidt-KOhne 

Concertsängerin  -  Sopran. 
Sprechstonde:  3—4. 

Prof.  Felix  Schmidt. 

Berlin  W.,  Taaenzienstrasse  ZU 

Franz  Grunicice, 

Orgel,  Klavter,  Harmonielehre. 

Berlin  W.,  Stelnmetzstr.  49°. 

Martha  Remmert, 

Hofpianistin,  Kammervirtaosin. 
Berlin  W..  Meierottoatr.  l. 

Flora  Scherres-Friedenthal 

Pianistin. 

Berlip-Cliarlottenburg, 

Kantatr.  160a. 

Prof.  Jul.  Hey'S  Oesangschulc. 
Berlin  W..  Elaholzstrasse  5», 

am  Botanischen  Garten. 

3o$<  Uianiia  da  inotta, 

Pianist. 
Berlin  W.,  PaBsaoerstrasse  2fi. 

€ll$aDetb  €aland, 

Verfasserin  von: 
„Die   Deppe'sche   Lehre 

des  Klavlerspiels". 
Ctaarlottenbnrs,  Ooethestr.  80iu. 

Aasbildiing  im  höheren  Klavierspiel 
nach  Deppe^soben  Urundsatsen. 

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Käte  Freudenfeld, 

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Berlin,  BaTrentherstr.  27. 

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und  Seminar  für  Musiklehrerinnen 
von  JliiNa  moml),  Berlin  Ol.,  JlnsbaAentr.  37. 

==  Prospekte  gratU,  auf  Olunsd)  and)  brieflid).  == 

Atemgymnastik  -  Gesang. 

nathtlde  Paratentler 

(Alt-  und  Mezzo-Sopran).            « 

Prof.  Franz  Kullak. 

Klassen  ffir  höheres  Klaviersplel. 

Berlin  W.,  Habsburger  8tr.  4 

Frau  Dr.  Luise  Krause 

Vorsteherin  der 

Schweriner  Musikschule 

Schule  für  höheres   Klaviersplel    und  flusblldung   von   Lehrkräften    nach 

dem  preisgekrönten  Rnschauungsunterrlcht  der  Vorsteherin. 

Berlin  W.,                                                                Gmnewald, 
MnbmrireritrftfM  1(.                                                KSaliruHee  Is,  earteahaae. 

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Direktion:    Prof.  Ph.  Schmitt. 

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I>0beln-Dresden)  von  Juni  bis  einschl.  September 

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Herren  und  Damen  vom  Lehrfach,  sowio  auaQbende  Künstler,  die  Unterricht 
nehmen  wollen,  sind  gebeten,  event.  vorher  schriftliche  Klarlegung  ihrer  stimmlichen 
Veranlagung,  sowie  eines  von  einem  Arzt  ausgestellten  Berichtes  Über  ihren  allge- 
meinen Gesundheitszustand  einzusenden. 

Nina  Gorter, 

Lehrerlii 
am  Blehelberg'seheB  KoBserratorlam. 

GehSrblldungskurse  (Methode  Chev^) 

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und  Lehrerinnen  (3  MonaleJ, 

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bereitung fOr  den  Lehrberuf. 

Berlin  W.,  Ansbacberstr.  26. 


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Leitung  S.  Henkel. 

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Breslau. 


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Autographie 


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StellenoeniimiHng  aer  inii$ik$ektien 
des  jnifleni.  DeutscDM  Eebrerinnen-Uereitts« 

CeBtralleitttno:  Beriln  W*,  Luitpoldotr.  43. 


Auszug  ans  dem 

Stellenvermittlungs-Register. 


Offene  Stellen: 

Eine  Ontsbesitser-Familie  in  Pommern  snobt  eine 
nicht  mehr  junge  evangelische  KlaYierlehrerin.  Sehr  leioh&e 
Stellung.  Nur  2  Standen  tägUoh.  Spraohhenntniase  er- 
wönacht.    Vollkommener  Famuienanflchlnss. 


In  einer  lebhaften  und  reichen  Stadt  Pommerns  wäre 
die  Niederlassnng  einer  Violinlehrerin  sehr  erwünscht. 

Gesuehte  Stellen: 

Eine  TORÜgUche  Oesangspädagogin,  die  sich  durch 
schriftstellerische  Arbeiten  auf  diesem  Gebiete  «inen  Namen 
gemacht  hat,  sucht  Engagement  an  einem  Konservatorium. 


Eine  gute  KonBertsftngerin  und  Qesaufflehrerin,  Schtt- 
lerin  von  Sistermann,  sucht  geeigneten  Wirsungskreis. 

Eine  in  der  Hochschule  und  bei  Prof.  Jedlicaka  aus- 
gebildete Klavierspielerin  und  Lehrerin  (Engländerin)  sucht 
rar  die  Sommermonate  Stellung  auf  dem  Lande. 


Eine  vorzfigUohe  Sängerin  und  Gtosanglehrerin,  die  dae 
Klsvierfa^h  bis  sur  Mittelstufe  beherrscht,  sucht  während 
des  Sommers  geeigneten  Wirkungskreis  auf  dem  Lande. 

Verkauf: 

In  einer  kleinen  Stadt  Schlesien's  sind  Klavierklassen 
IQ  verkaufen.  Preis  ind.  Inventar,  2  Fianinos,  1  Flügel, 
grofse  Bibliothek  etc.  1800  Mark. 


Meldungen  sind  su  richten  an  die  Gentralleitung  der 
Stellenvermittluxig  der  Musiksektion. 
Adreiftse:  Fraa  H«  BurghaaseB»   Berlin  W.»  Lmitpoldstr.  4S. 

Verlag  von  Prenss  &  Jfinger  (A.  Jünger)  Breslau. 

Der  erzieherische  Wert  der  Husilc 

von  Elisabeth   Simon. 

kl.  80.    40  S.    Preis  Mk.  1,-. 

Der  Ertrag  dieser  Schrift  ist  als  Beitrag  sur  Erridh- 

tnog  eanm   ■astklekrerlnaenhelms    in    Breslsu    bestimmt. 

Namhafte  Musiker  wie  Belaeeke,  Blietnberjrar,  Klaawell  u.  a. 

fcossem  sich  sehr  anerkennend  über  das  Werkchen. 

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Dr.  Jedliczkaund  andere  Meister  des  Klavierspiels. 
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heftet  Mk.    6,—    netto,   gebunden   Mk.  7,50  netto. 

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BERLIN  W.,  Nfimbergerstr.  69a. 


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(Dresden),  Karl  Prill,  H.  Grädener  und  W.  Zsack 
(Wien),  ausserdem  für  das  Violinfach  von  der 
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St.  Lucia. 

Menzler,  Wiegenlied. 

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Mozart,  Das  Veilchen. 

Chopin,  Mädchens  Wunsch. 
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Transcriptionen  lassen  sich  beim  Unterricht  vor- 
trefflich verwenden.  No  5  erschien  bereits  in 
V.  Auflage.  Durch  jede  Mupikhandig.  zur  Ansicht 
—  sonst  portofrei  durch  den  Verlag 

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Sr.  Maj.  des  Kaisers  von  Deutschland  und  Königs  von  Preussen, 
Ihrer  Maj.  der  Kaiserin  von  Deutsehland  und  Königin  von  Preussen, 
Ihrer  Maj.  der  Kaiserin  Friedrich, 
Sr.  Maj.  des  Kaisers  von  Russland, 
Ihrer  Maj.  der  Königin  von  England, 
Ihrer  Maj.  der  Königin  Regentin  von  Spanien, 
Sr.  Königl.  Hoheit  des  Prinzen  Friedrich  Carl  von  Preussen, 
Sr.  Königl.  Hoheit  des  Herzogs  von  Sachsen-Coburg-Qotha, 
Ihrer  KönigL  Hoheit  der  Prinzessin  Louise  von  England  (Marchioness  of  Lome). 
I.  Fabrik:  5-7  Johannis-Str.  u.  27  Ziegel-Str. 
n.  Fabrik:  21  Grfinaoer-Str.  u.  25  Wieaer-Str 
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BERLIN  N. 

5—7  Johaniiis-filtr. 


Für  die  Redaktion  Terantwortlich:  Anna  Morsch,    Berlin  W.,  Ansbacherstr.  37. 

Expedition  und  Verlag  y^Der  Klarier- Lehrer^,  M.  Wolff,  Berlin  W.,    Ansbacherstrasse  87. 

Druck:  J.  S.  Preuss,  Berlin  S.W.,  Kommandanteustr.  14. 


Der  Ulavier-IiehreF. 

Musik-pädagogische  Zeitschrift  für  alle  Qebiete  der  Tonkunst 

Organ  der  Deutschen  Musiklehrer-Vereine, 

der  Musik-Sektion  des  T\.  D.  L-V.  und  der  Tonkünstler-Vereine 
zu  Köln,  Dresden,  Hamburg,  Leipzig  und  Stuttgart. 
Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslaus 
Redaktion:  Anna  Morsch 

Berlin  W«, 

ik.  Ansbacheratrasse  37. 


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Inserate  werden  von  tZmmtlidyen 
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„Der  Klavier  -  Cebrer"  Berlin,  01.50. 
Bnsbacberttr.  37,  zum  Preise  von  30  PI. 
ffir  die  zweigespaltene  Petitzeile  ent« 
flegentienommcn. 


No.  14. 


Berlin,  15.  Juli  1904. 


XXVII.  Jahrgang. 


lahalt:  Dr.  Karl  Storck:  Die  tschechische  Musik.  (Fortsetzung.)  Heinrich  Schöne:  Georg  Friedrich  Bischoff.  (Schluss.)  Prof.  Dr. 
Arthur  Seidl:  Von  der  Weimarer  Comeliits-Feier.  B.  SOchting:  Die  Handhaltung  beim  KlavierspieL  Mitteilungen  von  Hoch- 
schulen und  Konnenratorien.  Vermiichte  Nachrichten.  Bflcher  und  Musikalien,  besprochen  von  Dagobert  Löwenthal  und 
Eugen  Segnitx.    Vereine.    Anzeigen. 


Sie  tschechische  ^asll<e 

Zum  Gedächtnis  Anton  Dvoraks. 


Von 
Dr.  Karl  Storek. 

(Fortsetzung.) 


Es  ist  besonders  bemerkenswert,  dass 
dieses  bedeutende  Zeugnis  deutschen  Bingens 
in  Böhmen  am  Ende  des  Jahrhunderts  steht, 
das  die  erbittertsten  und  gefährlichsten  Kämpfe 
des  Tschechentums  wider  das  Deutschtum  ge- 
bracht hatte.  Die  oft  recht  urteilslose  Sympathie, 
die  viele  deutsche  Historiker  allen  Bewegungen 
entgegenbringen,  die  sich  gegen  die  katholische 
Kirche  richten,  hat  es  fertig  gebracht,  dass 
Huss  und  seine  Nachfolger  in  Deutschland 
zunächst  als  Reformatoren  gefeiert  werden, 
ohne  dass  dabei  hervorgehoben  wird,  dass  sie 
mit  einer  ebenso  kurzsichtigen  wie  rabiaten 
Feindschaft  gegen  alles  Deutsche  wüteten. 
Huss  selber  hat  auf  seiner  Todesfahrt  nach 
Konstanz  zu  seiner  grossen  Ueberraschung 
bereits  diese  deutsche  „Vorurteilslosigkeit"  in 
nationalen  Dingen  kennen  gelernt.  Wir  aber 
müssten  endlich  eingesehen  haben,  dass 
unsere  allzu  akademisch  kühle  Auffassung 
solcher  Fragen  dem  deutschen  Geistesleben 
die  schwersten  Schläge  zufügt.  Denn  die 
Deutschen  in  diesen  Grenzgebieten  ver- 
lieren   infolge     der    schwächlichen    Haltung 


der  Heimat  jene  Beharrungskraft,  die  ihren 
Urgrossvätem  in  viel  gefahrlicheren  Zeiten 
noch  ein  Vorwärtsdringen  ermöglichte,  während 
jetzt  bereits  altererbter  Besitz  preisgegeben 
wird. 

Wie  ein  Jahrhundert  später  die  deutschen 
Reformatoren,  erkannten  auch  Huss  und  seine 
Anhänger  die  Bedeutung  des  volkssprach- 
lichen Gesanges  im  Kampf  wider  die  alte 
Kirche.  „Nu  hat  Johannes  Huss  den  Kirchen- 
gesang angefangen  in  böhmischer  Sprachen, 
denselbigen  haben  hernach  seine  Nachkommen 
so  gemehret,  und  so  schöne  geistliche  Lieder 
gedichtet,  dass  dergleichen  nie  gesehen  worden. 
Sie  haben  aber  die  alten  Kirchenmelodien, 
Weisen  und  Noten  behalten,  weil  sie  köstlich 
sind,  und  der  Christenheit  in  Brauch  kommen, 
auch  viel  dieselben  gern  hören  und  singen." 
So  berichtet  die  Vorrede  der  1566  wieder- 
holten Ausgabe  einer  1531  zuerst  erschienenen 
deutschen  Ausgabe  des  „Liederbuches  der 
böhmischen  Brüder".  Wir  erfahren  hieraus, 
dass  diese  berühmten  Melodien  also  keines- 
wegs eine  tschechische  Schöpfung,  sondern 


—     210    — 


dem  älteren  internationalen  Schatze  des  mittel- 
alterlichen geistlichen  Liedes  entnommen  sind. 
Wäre  der  Charakter  dieser  Lieder  in  musi- 
kalischer Hinsicht  ausgesprochen  tschechisch 
gewesen,  so  hätten  Luther  und  die  andern 
deutschen  Reformatoren  auch  nicht  so  viele 
derselben  in  die  deutschen  Gesangbücher 
übernehmen  können.  Wir  haben  also  fest- 
zuhalten, dass  die  erste  grosse  nationale  Be- 
wegung des  Tschechentums,  die  vom  Ende  des 
14.  durch  das  ganze  15.  Jahrhundert  anhielt, 
zwar  der  Dichtung  vielfach  nationale  Färbung 
gab,  auf  die  Musik  dagegen  keinen  Ein- 
fluss  hatte. 

Zeugt  schon  die  oben  erwähnte,  von 
Michael  Weisse  1531  bewirkte  Uebersetzung 
der  Lieder  der  böhmischen  Brüder  dadurch, 
dass  sie  ausdrücklich  für  die  deutschen  An- 
hänger der  Sekte  bestimmt  war,  für  ein  neues 
Aufleben  des  Deutschtums  in  Böhmen,  so 
brachte  das  16.  Jahrhundert  ein  immer  fröh- 
licheres Erstarken  des  deutschen  Geistes,  das 
auch  musikalisch  zum  Ausdruck  kam.  Die 
Deutschböhmen,  die  sich,  seit  ihnen  die 
tschechisierte  Universität  Prag  verschlossen 
war,  ihre  Bildung  am  liebsten  auf  den  Uni- 
versitäten Wittenberg  und  Leipzig  holten, 
kamen  daselbst  mit  der  deutschen  Reformation 
in  innigste  Berührung.  Der  Boden  in  Böhmen 
war  für  die  Reformation  durch  den  langen 
Glaubensstreit  günstig  vorbereitet,  und  so  hielt 
hier  die  neue  Lehre  raschen  Eingang.  Mit 
ihr  verbreitete  sich  der  deutsche  kirchliche 
Gesang,  sodass  um  die  Mitte  des  16.  Jahr- 
hunderts der  katholische  Dech an t  von  Brüx 
klagt,  dass  die  Bevölkerung  in  die  Kirchen 
der  evangelischen  Ortschaften  ströme,  „das 
meiste  Teil  wegen  der  Deutschen  Gesang*. 
Allenthalben  wurden  „Cantoreibrüderschaften" 
gegründet,  die  sich  die  richtige  Pflege  des 
Kirchengesangs  eifrig  angelegen  sein  Hessen. 
Nun  kam  hinzu,  dass  Nordböhmen  durch  den 
aufblühenden  Bergbau  in  wirtschaftlicher  Hin- 
sicht bald  an  der  Spitze  deutscher  Lande  stand. 
Das  erzgebirgische  Bergbauland,  heute  noch 
ein  sangesfrohes  Gebiet,  war  es  damals  in 
der  Fülle  seines  Reichtums  erst  recht.  Hier 
war  die  Heimat  jener  zahlreichen  „Bergreihen**, 
die  auf  gedruckten  Blättlein  durch  die  deut- 
schen Lande  flogen,  und  der  „Schlemmer  aus 
dem  Joachimsthal**  war  sprichwörtlich  in  deut- 
schen Landen. 

Wie  aber  hier  auch  der  kirchliche  Volks-  und 
Kunstgesang  im  16.  Jahrhundert  von  Deutsch- 
böhmen gepflegt  wurde,  mag  man  in  Richard 


Batka's  trefflicher  Studie  (^Kranz**  S.  65  ff) 
nachlesen.  Der  Name  eines  Nikolaus  Her- 
mann hat  längst  guten  Klang;  David  Köh- 
ler (Golems)  wird  man  nach  den  Proben,  die 
Göhler  aus  seinen  Psalmen  veröffentlicht 
hat  (Leipzig,  Breitkopf  &  Härtel)  zu  den  besten 
Vertretern  des  mehrstimmigen  Satzes  rechnen. 
Aus  Joachimsthal  stammt  auch  die  Familie 
Hassler;  Isak,  der  Vater  des  grossen  Hans 
Leo,  selber  ein  „fürnehmer  Musikus",  war 
von  hier  «um  der  Kunst  und  anderweitigen 
Förderung  willen"  nach  Nürnberg  gekommen. 

Der  grosse  Hans  Leo  Hassler  selber 
lebte  übrigens  oft  in  Prag,  wo  unter  den 
Habsburgem  im  Laufe  des  16.  Jahrhunderts 
das  Deutschtum  immer  stärker  geworden  war, 
sodass  die  böhmische  Hauptstadt  unter  dem 
musikliebenden  Kaiser  Rudolf  IL  (157(5—1612) 
geradezu  der  Vorort  künstlerischer  Musik- 
pflege war.  Neben  Italienern  und  Nieder- 
ländern waren  vorzugsweise  Deutsche  Mit- 
glieder der  königlichen  Kapelle.  Neben  den  Ver- 
tonungen lateinischer  Texte  finden  sich  zahl- 
reiche deutscher  Lieder,  nicht  aber  tschechischer. 
Es  ist  übrigens  fast  selbstverständlich,  dass 
in  der  Kunstmusik,  deren  berühmtester  Ver- 
treter neben  den  Brüdern  Hassler  der  Deutsche 
Jakob  Händ'l  (Jacobus  Gallus,  1550—1611) 
war,  nationale  Elemente  sich  nicht  bemerkbar 
machten.  Diese  wären  ja,  selbst  wenn  der 
Tenor  einmal  dem  tschechischen  Liederschatze 
entnommen  worden  wäre,  durch  die  kontra- 
punktische Bearbeitung  verwischt  worden. 
Uebrigens  finden  sich  unter  den  Vertretern 
gelehrter  Kontrapunktik  auch  manch  tschechi- 
scheNamen;Kropac,Cybulovsky,  Mazak, 
Kozmanscky  sind  die  bekanntesten.  Wich- 
tiger ist,  dass  Adam  Miehna  und  Wenzes- 
laus  Hol  au  für  ihre  Kirchenlieder  tscheschi- 
sche  Texte  wählten.  Dass  da  eine  grund- 
sätzliche Erkenntnis  der  Wichtigkeit  des 
nationalen  Volksgesangs  vorhanden  war,  be- 
wies Holau  dadurch,  dass  er  auch  seine 
„Passionsmusik"  auf  den  tschechischen  Bibel- 
text setzte. 

Der  dreissigjährige  Krieg,  der  das  Böhmer- 
land besonders  grausam  heimsuchte,  zerstörte 
oder  unterbrach  doch,  was  an  musikalischer 
Kultur  vorhanden  war.  Auch  hier  erfolgte 
dann  nach  Friedensschluss  der  günstige  Rück- 
schlag  am  stärksten  auf  musikalischem  Ge- 
biete, was  nicht  zu  verwundern  ist,  wenn  man 
bedenkt,  dass  die  Musik  am  ehesten' geeignet 
war,  Trost  für  die  schweren  Wunden  zu 
bringen,    die    die    Schreckenszeit   geschlagen 


211     — 


hatte.  Ueberraschender  ist  zunächst  die  Tat- 
sache, dass,  während  sonst  die  Kriegszeit  den 
Zerfall  in  tausend  Parteichen  begünstigte,  sie 
hier  bei  den  zwei  rassefremden,  nebeneinander- 
lebenden Völkern  einen  Zusammenschluss 
herbeiführte,  wie  wir  ihn  weder  vorher  noch 
später  beobachten.  Das  war  das  Werk  der 
Gegenreformation,  die  sich  gleicherweise 
f?egen  die  evangelischen  Tschechen  wie  gegen 
die  protestantischen  Deutschböhmen  richtete. 


Vor  der  religiösen  traten  alle  nationalen 
Fragen  zurück:  Deutsche  und  Tschechen 
gingen  jetzt  einig  in  Böhmen  auf,  und  eine 
böhmische  Kultur,  deren  Grundlage  deutsch 
war,  fand  von  beiden  Seiten  eifrige  Förderung. 
Ihr  ertragreichstes  Gebiet  wurde  die  Musik. 
Im  18.  Jahrhundert  wurde  Böhmen  nach  dem 
Ausdruck  des  englischen  Musik-Historikers 
Burney  zum  „Konservatorium  Europas". 
(Eortsetzang  folgt.) 


@eoFg  f^HedHcb  ftiscboff, 
der  Begriitaer  der  aemscben  musikfeste  und  das  Sttbiläami-inttslkrest 

in  frankenftansen. 


Von 
Helnrleh  Schöne. 

(Schloüs.) 


Mit  aufopferungsfahiger  Schaffensfreudig- 
keit veranstaltete  Bischoff  nunmehr  alljährlich 
ein  grosses  Musikfest.  Aufdem  Programm  dieser 
Konzerte  prangt  mancher  Name,  der  heute  noch 
einen  guten  Klang  hat  Neben  Händel(Messias!) 
und  den  drei  Klassikern  finden  wir  besonders 
vertreten      Romberg,      Stadler,     Weber. 
Spohr,   der  inzwischen  nach  Kassel  berufen 
war,    erhielt    als    Komponist    einen  starken, 
siegreichen     Gegner    im    alten    Schneider 
aus  Dessau,  dessen   „Weltgericht*'   in  den 
Jahren   1820 — 30   siebenmal   zur   Aufführung 
kam.    Auch  sein  „Pharao"  und  die  Festouver- 
türe über    „gaudeamus   igitur**   wurde  öfters 
bei  diesen  Gelegenheiten  berücksichtigt.    Den 
Taktstock  schwangen  ausser  Bischoff  sehr  oft 
Spohr  und   Schneider.    Für   das  Quedlin- 
burger Musikfest  von  1824  hatte  Bischoff  so- 
gar Carl  Maria  von  Weber  gewonnen,  der 
den  „Messias"  dirigierte.   1839  kam  Mendels- 
sohn's     ^Paulus"    unter    des    Komponisten 
eigener  Leitung  zur  Aufführung.     Man  sieht, 
Bischoff  stand   mit  den  ersten  musikalischen 
Grössen   seiner    Zeit   in   engster  Verbindung 
und  seine    Bitte,   ihn   zu  unterstützen,   blieb 
selten  unerfüllt.    So  kam  es,   dass  durch  ihn 
diese   „Eibmusikfeste"   von  Jahr   zu  Jahr  an 
innerem   Gehalt   und  Ansehen   nach  aussen 
wuchsen.    Kein   Wunder,   dass   auch  andere 
Städte    diesen   geschickten    Organisator   und 
berühmten  Dirigenten  bei  ähnlichen  Anlässen 
begehrten,  so   dass   in   manchem  Jahre  zwei 
solch  grosser  Feste  seine  Kraft  beanspruchten. 


Dazu  wartete  er  in  Hildesheim  mit  Treue  und 
Gewissenhaftigkeit  seines  ihm  immer  mehr 
Verpflichtungen  auferlegenden  Amtes.  Neben- 
bei war  er  auch  als  Musikschriftsteller  eifrig 
tätig,  die  Feder  in  den  Dienst  seines  Lieblings- 
werkes, der  Musikfeste,  stellend.  Diese  Ueber- 
anstrengungen  konnten  für  die  Dauer  nicht 
ohne  nachteiligen  Einfluss  auf  seinen  Orga- 
nismus sein.  Dazu  wollte  es  das  Unglück, 
dass  er  auf  der  Fahrt  zum  7.  Eibmusikfest 
1834,  zu  der  er  sich  in  letzter  Stunde  entschloss, 
durch  die  umstürzende  Schnellpost  einen 
schweren  Unfall  erlitt.  Ein  ernstes  Brustleiden, 
das  immer  grössere  Dimensionen  annahm, 
war  die  Folge.  Sein  sonst  so  sonniges  Ge- 
müt verdüsterte  sich.  Eine  nicht  zu  bannende 
Todesahnung  erfüllte  ihn.  Sie  trog  ihn  nicht. 
Am  7.  September  1841  ging  der  schaffens- 
freudige, rastlos  tätige  Künstler  zur  ewigen 
Ruhe  ein. 

An  ihn  und  sein  Werk  die  Nachwek  zu 
erinnern,  war  der  letzte  und  schönste  Zweck 
des  Jubiläums-Musikfestes,  .das  vom 
27.— 30.  Mai  a.  c.  in  Frankenhausen  am  Kyff- 
häuser  stattfand.  Am  ersten  Festtage,  dem 
28.  Mai,  wurde  nach  Enthüllung  einer  schlichten 
Bischoff-Gedenktafel  Haydn's  „Schöpfung" 
aufgeführt,  jenes  Werk,  für  das  Bischoff  eine 
so  hohe  Verehrung  besass  und  das  auf  dem 
Programm  der  Eibmusikfeste  immer  wieder- 
kehrt. Der  Cäcilienverein  zu  Franken- 
hausen war  durch  sangeskundige  Damen  und 
Herren  der  Umgegend  auf  275  Personen  .ge- 


—     212     — 


bracht  Er  löste  seine  Aufgabe  mit  wohltuender 
Sicherheit  und  hielt  sich  namentlich  in  den 
polyphonen  Schlusschören  recht  wacker. 

Der  Orchesterpart  wurde  von  der  Hof- 
kapelle  zu  Sondershausen  löblich  wieder- 
gegeben; nur  hätte  dieselbe  die  zahlreichen 
hübschen  Tonmalereien  dieser  Partitur  mit 
leuchtenderen  Farben  herausarbeiten  sollen. 
Von  hohem  künstlerischem  Werte  waren  die 
Darbietungen  des  Herrn  Emil  Pinks-Leipzig- 
Auch  Fräulein  Meta  Geyer- Berlin  leistete 
Vorzügliches  und  entzückte  ganz  besonders 
durch  ihre  sauberen,  leichtflüssigen  Kolora- 
turen. Weniger  zu  befriedigen  vermochte 
der  Bassist  Herr  Arthur  van  Eweyk- 
B erlin.  Sein  häufig  unreiner,  kühler  Gesang 
vermochte  weder  das  Ohr  zu  ergötzen,  noch 
das  Herz  zu  erwärmen.  Den  Taktstock  schwang 
Herr  Musikdirektor  OttomarTöpfer.  Er  hatte 
das  Ganze  gründlich  vorbereitet.  Seine  starke 
Hinneigung,  die  Tempi  zu  verbreitern,  schwächte 
allerdings  die  sonst  schönen  Wiikungen  des 
vielköpfigen  Gesanges  ab. 

Nachmittags  5  Uhr  folgte  ein  Instrumental- 
konzert, das  durch  die  Gegenwart  der  Fürstin 
Anna  und  Prinzess  Thekla  von  Schwarz- 
burg-Rudolstadt  ausgezeichnet  wurde..  Musi- 
ziert wurde  ganz  vortrefflich.  Unter  der  fein- 
fühligen, temperamentvollen  Leitung  des  Herrn 
Hofkapellmeisters  Herfurth  -  Rudolstadt 
spielte  das  Orchester  besonders  die  „Un- 
vollendete" von  Schubert  mit  berückendem 
Duft  und  hinreissender  Wärme.  Als  Solist 
trat  Herr  Hofkonzertmeister  K.  Corbach  auf. 
Er  entfaltete  im  „Violinkonzert"  von  Brahms 


gediegene  Technik,  gepaart  mit  gereifter,  ge- 
sunder Auffassung. 

Das  letzte  Wort  sprach  der  Tonriese 
Beethoven  mit  seiner  gewaltigen  „Fünften*'. 
Das  gigantische  Werk,  vorzüglich  dargeboten, 
machte  einen  tiefen  Eindruck  auf  die  empfäng- 
liche Zuhörerschaft. 

Am  folgenden  Sonntag  versammelte  sich 
abermals  eine  zahlreiche,  andächtig  lauschende 
Gemeinde  in  der  historischen  Unterkirche.  Die 
köstlichste  Gabe  in  diesem  Konzert  bot  das 
Röthig'sche  Soloquartett  aus  Leipzig 
mit  den  12  geistlichen  Volksliedern,  die  den 
Mittel-  und  Höhepunkt  der  ganzen  Veranstaltung 
bildeten.  Die  tief  empfundenen  und  meister- 
lich vorgetragenen  Weisen  dieser  vier  Send- 
boten des  evangelischen  Kirchenliedes  griffen 
mächtig  ans  Herz.  Es  lag  etwas  Unbeschreib- 
liches in  ihnen,  was  sich  eben  nur  nach- 
empfinden, niemals  aber  in  dürren  Worten 
wiedergeben  lässt.  Orgel  vortrage  von  Bach 
und  Rheinberger,  dargeboten  von  Herrn 
Organist  Räuber  und  Herrn  Kirchenmusik- 
direktor Köhler-Saalfeld,  ergänzten  das 
Programm.  Der  Chor  brachte  anmutig,  wenn 
auch  nicht  gerade  eindruckstief,  Mendels- 
sohn's  „42.  Psalm"  zu  Gehör,  in  welchem 
Frl.  Meta  Geyer-Berlin  das  Sopransolo  mit 
grosser  Ueberzeugungskraft  sang.  Händel's 
gewaltiges  „Halleluja**  bildete  den  glanzvollen 
Schlussakkord  dieses  Jubiläums-Musikfestes, 
das  in  seiner  ganzen  Art  wohl  geeignet  war, 
das  Andenken  eines  verdienstvollen  Kunst- 
jüngers und  edlen  Menschen  zu  ehren. 


^01)  der  VO^^ioarer  Sopi)ellas-f^eiep. 


Von 
Prof.  Dr.  Arthur  Seldl. 


„Ein  Cornelinsf est  findet,  nnd  zwar  im  An- 
schlüsse an  die  Frankfurter  Tonkünstler- Ver- 
sammlung des  AUg.  D.  Musik- Vereins,  im  Uross- 
herzoglichen  Hoftheater  zu  Weimar  statt.  Am 
9.  Juni  geht  die  Originalpartitur  des  .Cid""  in 
Szene;  am  Tage  darauf,  dem  Geburtstage  des 
Grossherzogs  Wilhelm  Ernst,  die  Originalpartitur 
zum  „Barbier  von  Bagdad*'.  Ihr  Titelblatt 
enthält  die  Worte:  „Franz  Liszt,  dem  Freund  und 
Meister,  in  Liebe  und  Dankbarkeit  gewidmet*. 
i>em  ersten  und  dritten  Akte  des  „Cid"  sind 
Stellen  aus  den  „Mocedades  del  Cid"  des  Guillen 
de  Castro  vorangesetzt,  nämlich:  „Justicia,  justicia 
pido"   und   „El   mio  lo  ho  llamado*^;   den  zweiten 


Akt  schmückt  ein  Zitat  aus  Herder's  „Cid":  „Un- 
endlich ist  der  Liebe  Macht".  Den  Prolog  zur 
ersten  Vorstellung  dichtet  Paul  Heyse.  —  Die 
Verlagshandlung  von  C.  F.  Eahnt  Nachfolger, 
Leipzig,  die  die  von  Felix  Mottl  im  Jahre  1881 
vollständig  umgearbeitete  Partitur  des 
Dichterkomponisten  Peter  Cornelius  zu  seinem 
komischen  Opern  werke  „Der  Barbier  von  Bagdad'* 
damals  in  ihren  Verlag  aufgenommen  hat,  ver- 
sandte dieser  Tage  eine  mehrfach  abgedruckte 
Notiz  an  die  Blätter,  in  der  gesagt  wurde,  dass 
voraussichtlich  auch  das  Hoftheater  za 
Weimar  zu  einer  Bearbeitung  der  Originalpartitor 
des  Werkes   greifen  werde.*     Wie  die  mehrfachen 


—    213     — 


öffentlichea  Ankündigungen  des  Festes  ergeben 
haben,  trifft  das  in  keiner  Weise  zu.  Der 
Barbier-Anfführnng  am  zweiten  Festtage,  dem 
10.  Jonl,  wild  streng  die  Originalpartitur  des  köst- 
lichen Opern  Werkes  zngninde  gel^g^,  die  das  Hof- 
theater  anter  Liszt's  Leitung  im  Jahre  1^58 
ankaufte.  Dasselbe  ist  mit  des  Komponisten 
grosser  Oper  „Cid^'  der  Fall,  dessen  Originalpartitnr 
es  sieben  Jahre  später  k&oflich  erwarb.  Die  Hono- 
rare wurden  nach  damaliger  Sitte  in  Lonisdor  be- 
zahlt. Die  Neoeinstadierong  erfolgt  nach  diesen 
Partitaren,  von  denen,  wie  bekannt  ist,  der 
..B&rbier'^  das  höchste  Lob  Franz  Liszt's  fand. 
Femer  wird  an  Solo-,  Chor-  and  Orchesterstimmen 
das  Material  benutzt,  das  vom  Hoftheater  damals 
abschriftlich  hergestellt  und  von  Cornelius' 
Hand  in  Bezug  auf  genaueste  Uebereinstimmung 
mit  den  Partituren  nachgeprüft  wurde." 

So  lautete  die  erfreuliche  Ankündigimg  und 
offizielle  Einladung,  welche  die  Weimarer  General- 
Intendanz  dieses  Frühjahr  in  den  Blättern  ergehen 
liesB.  und  zugleich  hatten  sie  sich  aus  Berlin, 
Leipzig,  München,  Magdeburg,  Dessau  und  ander- 
wärts, sogar  über  das  „grosse  Wasser''  her,  ein- 
gefunden —  Kritiker  wie  Künstler,  Schriftsteller 
und  Musikanten,  Kapellmeister,  Theaterleute,  Ver- 
leger, „Doktoren  gar**  und  selbst  Universitäts- 
«Professoren":  zu  diesem  Feste  der  Ehren  und 
zu  solcher  GMächtnisfeier,  aber  auch  hochnot- 
peiolich-kritischer  Nachprüfung  der  Sache,  um  ge- 
wissenhaft zu  untersuchen,  was  an  der  neu  auf- 
geworfenen „Frage*  sei,  und  schliesslich  an  Stelle 
des  bisher  wohl  nächstliegenden  Ausrufes:  „Weh 
mir,  man  mordet  meinen  Freund!*'  von  ganzem 
Herzen  froh  mit  dem  Kalifen  nun  zu  sagen:  „Sei 
ohne  Furcht;  sie  bringen  Dich  zu  mir,  dass  Deine 
Künste  Du  vor  mir  erprobest  und  Deines 
Lebens  Märchen  mir  erzählest!** . . .  und  freudig- 
bew^  einhellig  alsbald  auszubrechen  in  den 
Jabehuf:  „Heil  Dir,  mein  Cid!  Willkommen 
Da,  Ghimene!**  Der  alte  Berliner  und  Münchener 
Jagendfreund  des  allzu  frühe  verblichenen  Meisters, 
er  hatte  den  ,,Spruchsprecher**  der  Weihe  für  dies- 
mal mit  seinem  Prologus  abgegeben;  auch  so 
mancher  nähere  Freund  seiner  Person  wie  intimere 
Kenner  seiner  Muse  war  da  in  den  Zuschauer- 
fieihen  zu  bemerken,  während  freilich  noch  gar 
viele,  die  hierher  gehörten,  leider  fehlten.  Drunten, 
in  einer  Ftoszeniums-Loge  der  linken  Seite,  wohnte 
Fraa  Bosa  von  Milde,  die  von  Cornelius  selbst 
gleich  einer  „Madonna**  gebeneidete,  erste  „Elsa**, 
.Margiana*  und  „Chimene**  von  1850, 1868  und  1865 
(leider  ohne  ihren  vor  wenigen  Jahren  dahin- 
gegangenen, idealen  Künstler-Gatten  Feodor  von 
Milde)  als  würdiger  Ehrengast  der  Festvorstellung 
persönlich  an;  droben  sassen  die  überlebenden 
Kinder  des  Dichterkomponisten:  der  Kunsthistoriker 
Prof.  Dr.  Carl  Cornelius  von  der  Freiburger  Uni- 
versität und  Marie  Cornelius,  seine  Schwester,  aber 
auch  der  Neffe  Prof.  Dr.  Hans  Cornelius,  der  aus- 


gezeichnete Mathematiker  und  Philosoph  (mit  Fa- 
milie), welcher  in  seiner  wertvollen  «Einleitung  in 
die  Philosophie'*  —  ganz  im  Sinne  der  edlen  Tra- 
ditionen seines  Hauses  —  den  schönen  Satz  nieder- 
geschrieben: „Nicht  theoretische  Geistesausbildung, 
sondern  harmonische  Ausbildung  der  Persönlich- 
keit auf  der  Grundlage  tätiger  Erfüllung  der  durch 
die  jeweilige  Lebenssituation  unmittelbar  gegebenen 
Aufgabefl  und  der  Treue  gegen  die  erkannteii 
Werte  ist  die  höchste  und  an  alle  Menschen 
gleichmässig  gerichtete  Forderung**  .  .  .  und  es 
mag  hierbei  gerne  ganz  nebenher  auch  einmal 
darauf  hingewiesen  sein,  welch'  reiche  Kette  pro- 
duktiver Geister  —  Stern  an  Stern  —  der  Stamm 
.Cornelius**  überhaupt  unserer  Kultur  schon  zu- 
geführt hat,  da  er  ausserdem  nicht  weniger  als 
drei  namhafte  Schauspiel-Talente,  einen  vortreff- 
lichen Kupferstecher,  einen  berühmten  Maler  und 
einen  gediegenen  Historiker  noch  für  die  Geschichte 
aufweist.  Aus  so  mancher  der  Logen  wiederum 
grüsste  irgend,  ein  markanter  Künstlerkopf,  deren 
Weimar  in  Direktor  Hans  Gide,  Ludwig  von  Hoff- 
mann, Van  de  Velde  neuerdings  so  viel  charakte- 
ristische doch  aufzuzeigen  hat;  auch  der  vornehme 
Bildhauer  Hermann  Christ  aus  München  weilte« 
in  bedeutsamer  Mission  vielleicht,  eben  in  Weimar's 
klassischen  Mauern;  und  im  tiefen  Orkus  des  von 
Krzysanowski  derzeit  geleiteten  Hof  Orchesters 
unten  wnssten  Kundige  den  altverdienten  Kammer- 
musikus Herrn  Freiberg  mit  bei  der  Sckche  bezw. 
tätig  an  der  künstlerischen  Arbeit,  als  einzigen 
noch  Diensttuenden,  der  die  Uraufführung  des 
„Barbier**  unter  Franz  Liszt  seinerzeit  bereits  mit- 
gemacht hatte!  Ob  wohl  auch  der  eine  oder  der 
andere  jener  blamablen  Herren  Zischer  von  anno 
dazumal  hier  abermals  mit  anwesend  war  und  sich 
unter  dem  Beifalls-Enthusiasmus  der  Schlnss- 
vorstellung  mit  bestürzter  Miene  den  damals  an- 
gerichteten Schaden  still  besah?  .  .  .  „O,  wie  Du 
mich  verkennst!**  sagt,  wie  mit  einer  Vorahnung, 
ja  schon  der  Titelheld  selber  in  unserer  famosen 
„Türkenoper',  und  „Die  Kritik  ist  eine  Gans, 
doch  die  Tonkunst  ist  ein  Schwan!**  reimte  der 
so  jählings  durchgefallene  Genius  galgenhumoristisch 
damals  „an  Hans  von  Bronsart**,  und  das  will  um» 
Heutigen  denn  beinahe  schon  nach  .Parsifal**  in 
den  gereiften  Ohren  klingen. 

„Seit  dem  Tode  des  grossen  Künstlers  scheint 
man  sich  in  Deutschland  zu  regen  und  macht 
Miene,  seine  Erinnerong  ehren  zu  wollen.  Man 
begehrt  Nachrichten  über  sein  Leben,  man  möchte 
ein  nachträgliches  Bewusstsein  hervorrufen,  dass 
er  da  war,  und  wird  ihn  gewiss  mit  Stolz  unter 
die  Liste  der  grossen  Geister  aufnehmen,  deren 
wir  Deutsche  uns  rühmen  dürfen.  Da  wird  denn 
auch  ein  Wort  das  andere  geben,  Zug  für  Zug 
wird  man  seiner  gedrückten  und  ktUnmerlichen 
Künstler-Existenz  nachforschen,  man  wird  die 
üeberlebenden  fragen,  die  ihn  kannten,  man  wird 
die  Schriftstücke   auffinden   vom  Taufregister  bis 


—    214     — 


zum  Totenschein,  und  es  wird  nach,  dem  Zu- 
sammentragen aller  nötigen  Baosteine  dann  auch 
schliesslich  das  biographische  Denkmal  entstehen, 
welches  ans  ein  Bild  seines  Wirkens  gibt  Aber 
was  wird  auch  das  schönste,  geistvollste  Buch  nns 
lehren,  als  dass  lange  ein  grosser  Meister  anter 
xms  weilte,  lyon  dem  wir  nichts  wassten,  dessen 
„Werk^^  wir  nicht  kannten,  noch  heate  kaam  kennen, 
den  keine  Aoszeichnang  ehrte,  den  kein  Tiohn  des 
Lebens  erfreate,  der  nar  von  wenigen  erkannt, 
von  den  G-rossen  ignoriert  (?),  von  der  Masse  über- 
gangen warde;  einen  aktenmässigen  Beleg  mehr 
wird  ans  ein  solches  Bach  bringen,  dass  Deatsch- 
land  keine  Heimat  ftlr  den  Genius,  dass  der  wirkliche 
and  grosse  Künstler  anter  ans  darbt,  während  wir 
Anerkennung  und  Weltlohn  den  falschen  Söhnen 
Apolls  dahingehen."  —  So,  und  nicht  anders, 
schrieb  Peter  Cornelias  eigenhändig  1869  in  seiner 
durch  ihren  essayistischen  Gehalt  damals  viel  be- 
achteten Würdigung  Bonaventura  Genelli's  für 
Rudolf  V.  Gottschall's  „UnsreZeit**  —des grossen 
Weimarer  Malers,  dessen  Graf  Schack  später  sich 
als  Mäcen  angenommen.  Darin  brauchen  wir 
ja  nur  den  Zwischensatz  „von  den  Grossen  igno« 
riert''  zu  streichen,  da  wir  es  nun  einmal  besser 
wissen,  um  allsofort  zu  erkennen,  dass  sich  die 
hier  entworfene  Skizze  ohne  weiteres  mit  dem 
Bilde  unseres  armen  Freundes  vor  der  Weimarer 
Feier  treulich  deckt.  Als  wir  Mitglieder  des 
„Allg.  D.  Musik-Vereins*'  im  Jahre  1898,  anlässlich 
der  Mainzer  Tonkünstler-Versammlung,  früh  morgens 
vor  den  Konzertaufftthrungen  allen,  die  selbst  an 
dieser  heimischen  Stätte  nichts,  rein  gar  nichts, 
von  diesem  Meister  der  Tonkunst  bringen  sollten, 
am  stillen  Grabe  des  holden  Sängers  standen  — 
da  hatten  wir  so  recht  lebendig  diese  trübe  Empfin- 
dung. Ein  „Pechvogel"  und  „Durchfalls-Eandidat** 
war  er  Zeit  seines  Lebens,  unser  „Dichtermusiker''. 
So  hatte  er  als  Schauspieler  bei  seinen  Wiesbadener 
Debüts  nicht  angesprochen,  war  von  Franz  Liszt 
zunächst  nur  wenig  ermutigend,  im  Urteil  über 
seine  Berliner  Kompositionen,  zu  Weimar  auf- 
genonmien  worden,  musste  als  Bewerber  um  die 
Leitung  der  Mainzer  „Liedertafel'  beim  Probe- 
Dirigieren  nicht  weniger  als  zweimal  mit  Fiasko 
wieder  abziehen,  erlebte  mit  der  Erstaufführung 
seines  „Barbier''  1858  den  weit  und  breit  be- 
kannten vollen  B.ein-  und  Durchfall,  blieb  selbst 
zu  München  wieder  nur  als  „Bobinson  des  grossen 
Schiffbruches"  der  .Wagner-Partei  mutterseelen- 
allein und  verlassen  zurück,  und  sollte  zuletzt 
auch  noch  seine  „Gunlöd"  als  strittiges  Frag- 
ment uns  hinterlassen,  ohne  zu  seinem  eigent- 
lichen Lebenswerke  gekommen  zu  sein.  Und 
doch  war  er,  ein  anderer  „Frauenlob",  eine  wahre 
Zierde  seiner  Vaterstadt  Mainz,  von  echt  rhein- 
l&ndischer  Fröhlichkeit  des  Herzens,  ein  „Rhein- 
gold" an  innigem  Gemüt,  wie  köstlich  labender 
Wein  von  alter  Kultur  und  guter  Lagerung,  zu- 
dem  als   echtes   „Christkind"   seiner  Mutter   und 


dieser  schlimmen  Welt  just  am  Abende  eines 
21.  Dezember  in  die  Wiege  gelegt;  und  doch  hätte 
auch  dieser  „Cornelius  Nepos"  —  wenn  nur  alles 
immer  mit  rechten  Dingen  zugehen  wollte  auf 
dieser  unvollkommenen  Erden  —  wie  sein  Berliner 
Verwandter,  der  grosse  Onkel:  „Peter  von  Cor- 
nelius", gar  wohl  verdient,  in  der  Kunstgeschichte 
zu  heissen,  so  untadelig  war  er  persönlich  von  Nam' 
und  Art,  in  seinem  eigenen  Gemüte  und  Geblüte  — 
die  reine  Adelsseele;  frommer,  guter  Katholik  ger- 
manisch-religiöser Ideal-Kultur  und  uomo  singe- 
lare  einer  reifen  Benaissance-Bildung  in  Einem 
zusammen,  wie  seine  vielen,  herrlichen  Schriften 
(deren  bevorstehende  Herausgabe  durch  Prof.  Dr. 
Carl  Cornelius,  Prof.  Dr.  Adolf  Stern  und  Dr.  Edgar 
Istel  in  8  Bänden  soebeli  angekündigt  wird) 
vollends  erst  noch  erweisen  sollen,  soweit  nicht 
bisher  schon  Briefe  und  autobiographische  Kon- 
fessionen aller  Art  einen  tieferen  Einblick  hierin 
eröffnet  haben.  Das  ist  das  grosse  Märchen 
seines  (dramatischen)  Lebens,  wie  zugleich  das 
heilige  Mysterium  auch  seiner  (lyrischen)  Kunst: 
dass  er  ein  Gesamt  mensch  war  —  gar  kein 
„Nebenmensch",  wie  er  sich  allzu  bescheiden,  mit 
einem  „Nebenflusse"  vergleichend,  gelegentlich 
wohl  nannte;  ein  „synthetischer  Mann"  und  „Total- 
Charakter*  mit  sieben  Weltsprachen  und  in  sämt- 
lichen drei  Künsten,  kurz  Universal-Genie,  wie 
sein  humorvoll-überlegener,  ganz  prächtiger  „Barbier 
der  Nachwelt"  eines  ist,  zu  dem  überhaupt  der 
geistige  Schlüssel  in  dem  artigen  Gedichte  zu 
finden  sein  dürfte: 

Ich  habe  keine  Titel, 

Bin  nicht  Konmierzienrat, 

Ich  hab'  auch  keine  Mittel, 

Der  Fall  ist  desparat! 

Bin  so  ein  Stückchen  Dichter, 

Ein  Stückchen  Musikant; 

Solch'  hungriges  Gelichter 

Erfüllt  das  ganze  Land. 

Käfn'  nur  die  Zeit  recht  schnelle. 

Wo  man  den  Menschen  schätzt; 

Dann  blieb'  manch'  hohe  Stelle 

Ln  Land  wohl  unbesetzt. 

und  würden  alle  Hunde 

Und  Wölfe  dann  verbannt. 

Blieb'  wohl  für  mich  zur  Stunde 

Ein  Platz  als  Mensch  vakant. 
(Vgl.  hierzu  Abul  Hassan  Ali  Ebe  Bekar's  ge- 
läufige Aufzählung  all'  seiner  Fähigkeiten.) 

So  schreibt  er  auch  einmal  an  die  Weimarer 
Freundin  Frau  von  Milde  (27.  Juli  1859),  mit  un- 
verkennbarer Bedeutung,  von  Bekannten  seines 
neuen  Wiener  Verkehrskreises:  „mit  einem  Wort  — 
ee  sind  —  Menschenl"  So  kann  er  (Brief  an  die 
Mutter  vom  23.  Februar  1865)  nun  und  einmal 
nicht  von  der,  sondern  schlechterdings  nur  für 
die  Kunst  „leben*.  Und  so,  in  dieser  Lebens- 
lage und  aus  solchem  Milieu  von  Natur begabnug 
und  Anregung  heraus,  ist   auch   sein  „unvergess- 


—     215     — 


licher''  „Barbier  von  Bagdad"  die  eigentlich 
aristokratische  Spielart  der  komischen  Oper 
onseree  deutschen  Theater-Haashaltes  geworden, 
während  Wagner's  „Meistersinger**  doch  mehr  zu 
deren  demokratischer  Spezies  allezeit  gehören 
werden.  Dort:  Snblimiemng  nnd  Elite  —  be- 
rauschende Rosendüfte  von  Schiras  und  eitel 
Süssigkeit  der  Feigen,  ganz  „individuelle  Laune'* 
und  zartester  Idebeszauber  in  heisser  Mittags- 
schwüle,  zusammen  mit  Rückert'scher  Feinkunst 
in  weltliterarischer  Vers-Technik  und  exotisch- 
orientalischer Makamen-Form;  hier:  breiteste 
Volkstümlichkeit  —  deutsche  Reformation,  pittoresk- 
mittelalterliche  Architektur  und  groteske  Zunft- 
Enge,  Welt-Humor  und  Frühlings-Drang  in  duftiger 
Morgen-  oder  Abendmond-Stimmung,  gegossen  in 
die  drollige  Form  Hans  Sachse'scher  Knittel- Verse 
und  gehaltvoll  Goethe'scher  „Faust^'-Sprache.  (In 
beiden   freilich    der  betagte   Spiritus   rector    die 


Liebes  wirren  fein  zum  guten  Ende  lenkend.  Aber, 
wenn  es  auch  vermutlich  dabei  bleiben  wird,  dass 
diese  „Elrone  der  (3  in  unserer  Opemliteratur  vor- 
handenen) Barbiere"  den  vollen  Anspruch  darauf 
erheben  darf,  als  das  prägnanteste  Werk  für 
Cornelius'  Eigenart  zu  gelten,  so  trägt  es  wohl 
doch  nur  eben  das  besondere  Merkmal  des 
posthumen  Charakters  an  sich,  und  ist  nicht  etwa 
gar  das  „Problem  Humperdinck'S  auf  den  Fall 
Cornelius  hier  Übertragen.  —  Motto:  „Einmal 
ein  Treffer  und  nicht  wieder!"  Auch  von  seinem 
„Cid"  darf  seit  Weimar  zum  mindesten  gelten, 
was  Dr.  Edgar  Istel  mit  Fug  und  Recht  betont 
hat:  „Rein  objektive,  kritische  Erwägungen  [der 
Kenner  berechtigen  die  deutschen  Bühnenleiter 
keinesfalls  dazu,  ein  Werk  wie  dieses,  das  die 
seriösen  Musikdramen  sämtlicher  2ieitgeno88en  und 
Epigonen  Wagner*s  hoch  überragt,  einfach  zu 
ignorieren." 


Sie  f|at)dbalf*at)S  ^^^^  Kla^ierspiel 

Mi<  4ie  Berecfttigmifl  der  in  der  neii-aeNtscDeii  Klavimcbiik  gtforaerte«  t»nxrieDtii«9' 

Von 
£.  SftehtiBg. 


Von  der  guten  Handhaltung  und  Handführung 
beim  Klavierspiel  sind  der  Erfolg  und  die  Fort- 
schritte nach  Seite  der  Technik  hin  ganz  besonders 
abhängig.  Wie  schwer  ee  ist,  einen  Schüler  an  eine 
mhige  Handführung  und  schöne  Handhaltung  zu 
gewöhnen,  davon  weiss  der  erfahrene  Lehrer  und 
Pädagoge  ein  Lied  zu  singen.  Leider  wird  nun 
auch  betreffs  der  Handstellnng  beim  Anfangs- 
unterrichte viel  gesündigt,  da  in  den  meisten 
Schulen  überhaupt  nichts  darüber  verlautet  und 
andere  wiederum  Ansichten  haben,  die  geeignet 
ttnd,  die  Hand  eher  zu  verderben  und  zu  verbilden, 
als  dasjenige  zu  lehren,  was  von  einer  guten 
Methode  gefordert  werden  muss,  nämlich  die  Mittel 
and  Wege,  jede  Hand  zu  einer  „fähigen"  sogen. 
Klavierhand  zu  erziehen. 

Wenn  eine  ältere  Schule  (Damm)  lehrt,  die 
Hände  sollen  beim  Spielen  so  gehalten  werden, 
wie  die  Fasse  beim  Gehen  (nach  auswärts),  und 
die  Neu-deutsche  Schule  lehrt  das  Gegenteil,  wie  die 
Ilgur  auf  Seite  10  dieser  Schule  zeigt,  so  ist  diese 
Forderung  natürlich  etwas  Unerhörtes,  eine  Kühn- 
heit, denn  nach  der  altem  Schule  lernten  doch  so 
Viele  Klavierspielen.  Leider  ja,  aber  nur  um  bis  zu 
einer  gewissen  elementaren  Stufe  zu  gelangen; 
wer  etwas  höher  hinauf  will,  muss  leider  später 
die  Erfahrung  machen,  dass  er  mit  jener  Hand- 
haltung nicht  einen  Schritt  weiter  kommt. 

Wenn  Augenzeugen  berichten,  dass  xmsere 
Sröesten  Klavierkünstler  Liszt,  Rubinstein  etc. 
die  Hände  bei  Tonleitern  und  Passagen  ganz  schräg 
gegen  die  Tasten  gehalten  hätten,  so  ist  diese  Tat- 


sache Beweis  genug,  dass  die  in  der  Neudeutschen 
Schule  geforderte  Handstellung,  die„Axrichtung^, 
eine  Berechtigung  hat.  Stellt  man  z.  B.  den 
Daumen  der  Rechten  auf  die  Taste  c'",  so  regu- 
liert sich  die  Axrichtung  von  selbst,  d.  h.  die  Hand 
hat  die  natürlichste  Haltung  angenommen,  bei 
welcher  die  in  der  Verlängerung  des  Mittelfingers 
gedachte  Linie  als  eine  gerade  in  der  Axe  des 
Unterarmes  verläuft  und  gleichzeitig  parallel  zu 
den  Tasten;  bewegt  man  nun  die  Hand  langsam 
16  Töne  nach  links  bis  zur  Taste  c',  so  kommen 
wir  bei  Linehaltung  der  Axrichtung  zu  der  für 
den  ersten  Augenblick  überraschenden  schrägen 
Handstellung  (die  Handaxe  kreuzt  die  Tastenfläche), 
welche  aber  gerade  die  nattLrlichste  und  zweck- 
entsprechenste  ist. 

Es  kommen  ja  Fälle  vor,  wo  diese  Haltung 
nicht  möglich  ist,  z.  B.  bei  Oktaven  und  Akkorden 
in  der  Mitte  der  Tastatur,  jedoch  sind  dies  eben 
Ausnahmen.  Vergegenwärtigen  wir  uns  auch  die 
Haltung  beim  Kreuzen  der  Hände,  wie  ungeschickt 
sieht  es  aus,  wenn  der  Spieler  dabei  die  Hand  in 
der  unschönen  Weise  nach  Aussen  gebogen  hält 
und  wie  graziös  und  natürlich  mutet  uns  die  ge- 
rade Haltung,  also  die  Axrichtung  an. 

Zu  einer  richtigen  Fingerstellung  gelangt  man 
auf  folgende  Weise.  Man  halte  die  fiUmde  geballt 
auf  der  Tastatur  und  ziehe  nun  die  Finger  langsam 
hervor,  wobei  sich  dieselben  nur  in  den  Knöchel- 
gelenken bewogen  dürfen.  Das  erste  Fingerglied 
bildet  dann  die  Verlängerung  des  Handrückens, 
das   zweite  neigt  sich  schräg   gegen  die  Tasten- 


—    216     — 


fläche,  während  das  dritte  (Nagelglied)  nicht  ganz 
senkrecht,  sondern  etwas  nach  einwärts  gekrümmt 
zn  halten  ist,  wodurch  der  Andruck  gegen  die 
Tasten  präziser  und  der  Klang  intensiver  wird. 
A.uch  wird  hierdurch  das  fehlerhafte  Einknicken  des 
Nagelgliedes  nach  vom  vermieden.  Bach,  Mozart, 
Beethoven  sollen,  wie  Augenzeugen  berichteten, 
diese  Fingerstellung  gehabt  haben. 

Ein  grober  Missgriff  ist  es  auch,  eine  kleine 
Kinderhand  in  die  sogenannte  Fünffingerstellung 
(in  der  Mittellage),  d.  i.  jeden  Finger  auf  eine 
Taste  zu  zwingen,  wodurch  eben  die  schiefe  Haltung 
der  Hände  nach  aussen  (teckelartige)  hervorgerufen 
uod  die  Hand  von  vornherein  verdorben  wird, 
da  die  kleine  Hand  genötigt  wird,  cirka  ein  halbes 
Jahr  beim  Klavierspielen  in  derselben  Stellung  zu 
verharren,  was  nicht  allein  der  Entwickelung  der 
Hand  entgegenstrebt,  sondern  auch  bei  besonders 
zarten  Naturen  der  Gesundheit  gefährlich  werden 
kann.  Freiheit  und  Natürlichkeit  in  den  Be- 
wegungen beim  EQavierspiel  sei  fortan  die  Losung. 
Schon  beim  Spielen  der  fünf  Töne  c  bis  g  hat  die 
Hand  und  der  Arm  eine  merkliche  Seitenbewegung 
auszuführen,  was  nur  geschehen  kann,  wenn  die 
Hand  in  der  Axe  fixiert  wird.  (Vergl.  auch 
H.  Biemann,  Katechismus  des  Klavierspiels,  pag.  24 
Kap.  27.) 

Wenn  nun  schon  in  der  Fünffingerlage  die 
Hand  merklich  seitwärts  geführt  werden  soll*), 
um  wieviel  mehr  ist  bei  der  Tonleiter  und  Passage 
die  Seitwärtsführung  der  Hand  unter  Beibehaltung 
der  Axrichtuug  notwendig. 


*)  Die  sogen,  üebung  mit  stillstehender  Hand 
ist  daher  nach  alledem  ein  ganz  falscher  Ausdruck 
für  die  Ffinff ingerübungen,  und  müsste  es  demnach 
heiBsen:  Uebung  bei  ruhiger  Handführung. 


Ein  Spieler,  der  von  Anfang  an  nicht  mit  der 
Axrichtung  vertraut  wurde,  wird  es  nie  za  einer 
glatten  Tonleiter  bringen,  da  er  fortwährend  die 
Hand  beim  Untersetzen  des  Dactmens  im  Gelenk 
hin  und  her  bew^,  eine  unruhige,  das  flieseende 
Spiel  hindernde,  unschöne  Bewegung,  die  aber  bei 
Innehaltung  der  Axrichtung  wegfäljt.  (Siehe  auch  : 
Söchting,  ,Die  Lehre  des  freien  Falles**,  psLg.  56 
Kap.  XI  vom  Tonleiterspiel.) 

Einen  bestimmten  Ausdruck  gab  es  für  dieselbe 
bisher  noch  nicht.  Erst  die  Neudeutsche  Schale 
brachte  die  jedem  Schüler  sofort  einleuchtende 
kurze  Bezeichnung  „Axrichtung^.  Der  Name  tut 
bei  der  Sache  nichts,  es  könnte  ebensogut  ein 
anderer  sein,  wenn  nur  die  eben  beschriebene  einzig 
richtige  Handstellung  damit  gemeint  ist. 

Um  noch  durch  ein  Beispiel  die  Berechtigung 
der  „Axrichtung"  *zu  beweisen,  stellen  wir  den 
zweiten  Finger  rechter  Hand  auf  kleines  des,  als 
sollte  die  Des-dur  Tonleiter  begonnen  werden.  Wer 
würde  dann  die  Hand  wohl  anders  stellen,  als  in 
der  obenbeschriebenen  „Axrichtung**?  Jede  andere 
Haltung  wäre  hier  ungeschickt  und  unnatürlich. 
Wer  jahrelang  mit  falscher  Handstellung  Klavier 
gespielt  hat,  wird  Mühe  haben,  sich  an  die 
richtige  Handstellung  zu  gewöhnen,  doch  Fleiss, 
Energie  und  die  Aussicht  auf  besseres  Spiel  über- 
winden jede  Schwierigkeit.  Der  Anfänger,  welcher 
gleich  mit  der  richtigen  Handstellung  bekannt 
wird,  findet  sich  leichter  darin;  ich  selbst  bin, 
nachdem  ich  mich  noch  im  Alter  von  dO  Jahren  dieser 
Handstellung  beim  Spiel  befleissigt  habe,  zu  der 
festen  Ueberzeugung  gelangt,  dass  neben  richtiger 
Tonbildung  die  „Axiichtung*  ein  notwendiger 
Faktor  zur  Erlangung  eines  fliessenden  und  kunst- 
fertigen Klavierspiels  ist. 


Mitteilungen 


von  Hoohsohulen  und  Eonseryatorien. 


An  den  Musikschulen  Kaiser  in  Wien 
finden  auch  in  diesem  Jahre  wieder  Ferienkurse 
für  solche  Studierende  statt,  denen  ein  längerer 
Aufenthalt  in  Wien  nicht  möglich  ist.  Termin: 
18.  Juli  bis  10.  September.  Der  Unterricht  er- 
streckt sich  auf  Klavier-  und  Violinspiel,  Solo- 
gesang, Harmonielehre,  Kontrapunkt,  Methodik  des 
Klavierunterrichts  (Spezialkurs  für  Klavierlehrer) 
und  Vorbereitung  zur  k.  k.  Musik-Staatsprüfung. 
In  diesem  Schuljahre  wnrden  lö  Kandidaten  der 
„Musikschulen  Kaiser*^  staatlich  approbiert.  In  der 
Anstalt  besteht  auch  eine  Abteilung  für  brieflichen 
theoretischen  Unterricht. 

Die  Mozart-Stiftung  zu  Frankfurt  a.  M.  be- 
absichtigt, wie  die  ,.Frankf  nrter  Zeitung^'  schreibt, 


am  1.  September  1905  ein  Stipendium  zu  vergeben, 
dessen  Dauer  der  Ausschuss  von  Jahr  zu  Jahr  be- 
stimmt, jedoch  darf  dieselbe  vier  Jahre  nicht  über- 
steigen. Der  Stipendiat  erhält  für  den  Zeitraum 
des  Stipendiums  eine  Freistelle  am  Hoch 'sehen 
Konservatorium,  es  steht  ihm  aber  frei,  nach 
zwei  Jahren  Studium  an  diesem  Konservatorium 
seine  Ausbildung  anderwärts  zu  vollenden.  Ausser- 
dem gewährt  die  Stiftung  dem  Stipendiaten  noch 
einen  jährlichen  Zuschuss  von  1500  M.  Dem  Be- 
werber wird  die  Komposition  eines  vom  Ausschuss 
der  Stiftung  bestimmten  Liedes,  sowie  eines  In- 
stmmental-Quartettsatzes  aufgegeben.  Die  An- 
meldungen müssen  bis  zum  30.  September  d.  Ja. 
bei  dem  Vorsitzenden  des  Ausschusses  erfolgen. 


—     217     — 


Vermischte   Nachrichten. 


Für  die  Philharmonischen  Abonnements- 
Konzerte  der  n&chsten  Saison  hat  Prof.  Arthar 
Nikisch  folgende  Sinfonien  zur  erstmaligen  Auf- 
f&hmng  in  Aussicht  genommen:  A.  Brückner» 
No.  3,  d-moUf  A.  Dvorak,  No.  4,  g-moD, 
G.  Mahler,  No. 5,  und  Bichard  Strauss,  „Sin- 
fonia  Domestica'S  —  Ausserdem  werden  Sinfonien 
von  Beethoven,  Mendelssohn,  Brahms,  Faustsinfonio 
von  Ldszt  und  „Komeo  und  Julia'*  von  Berlioz  in 
den  Programmen  enthalten  sein. 

Dr.  Richard  Strauss  wurde  gelegentlich 
Beines  40.  Geburtstages  am  11.  Juni  von  der  „Kgl. 
schwedischen  Akademie'  für  Musik  in  Stock- 
holm, vom  „Akademischen  Gesangverein*'  zu 
Heidelberg  und  von  der  erst  kürzlich  begründeten 
„Vereinigung  schaffender  Tonkünstler"  in  Wien 
2Qm  £hrenmitgliede  ernannt. 

In  der  Generalversammlung  des  Stern 'sehen 
Gesang  -  Vereins,  die  am  22.  Juni  stattfand, 
wurde  offiziell  mitgeteilt,  dass  Professor  Gerns- 
heim,  der  langjährige  Dirigent  des  Vereins,  am 
1.  Oktober  sein  Amt  niederlegt.  Es  wurde 
darauf  die  Einsetzung  einer  aus  Vorstands- 
mitgliedern des  Vereins  bestehenden  Eonmiission 
beschlossen,  die  die  Wahl  eines  neuen  Dirigenten 
vorbereiten  und  der  nächsten  ausserordentlichen 
Generalversammlang  ihre  EntSchliessungen  unter- 
breiten soll. 

Professor  Dr.  Karl  Reinecke  feierte  am 
23.  JoBi  in  Leipzig  in  völliger  körperlicher  und 
geistiger  Frische  seinen  80.  G^eburtstag.  Zur  Ehrung 
des  greisen  Meisters  wurde  im  Leipziger  Stadt- 
theater seine  komische  Oper  ,  J>er  Gouverneur  von 
Tours"  aufgeführt.  Eine  ausführliche  Lebens- 
beschreibung und  eingehende  Würdigung  des 
Schaffens  Beinecke's  brachte  der  „El.  L."  im  Jahre 
1899  zur  Feier  seines  75.  Lebensjahres.  Damals 
föbrte  Beinecke  noch  den  Dirigentenstab  der 
Leipziger  Gtowandhauskonzerte  und  die  Direktion 
des  Konservatoriums.  Von  beiden  Posten  ist  er 
lettdem  zurückgetreten,  aof  dem  Gebiete  der  Kom- 
position blieb  er  aber  unausgesetzt  tätig;  be- 
wnndernngswürdig  ist  die  melodische  Frische,  der 
Beichtum  der  Erfindung  und  die  feine  Form- 
▼oilendnng,  die,  wie  stets,  sich  auch  in  den 
neaesten  Publikationen  des  80jährigen  Künstlers 
ausspricht.  Möge  ihm  diese  geistige  Elastizität 
noch  recht  lange  erhalten  bleiben. 

Felix  Mottl  bat  in  der  „New-Yorker  Staats* 
zeitnng'*  allerlei  aus  seinen  „Bayreuther  Er-» 
innerungen^*  veröffentlicht.  Er  berichtet  über 
seine  schon  früh  erwachte  Begeisterung  für  die 
Kunst  Richard  Wagner 's,  wie  er  den  Meister 
in  Wien  persönlich  kennen  lernte  und  durch  die 
Vermittlung  Hans  Bichter's  zu  den  ersten 
Proben  der  .Nibelungen-*  nach  Bayreuth  berufen 
wurde.  „Am  Geburtstage  des  Meisters,  22.  Mai", 
Bo  erzählt  er,  „kam  ich  in  Bayreuth  an   und  warf 


mich  sofort  in  Festtoilette,  um  bangen  Herzens 
meinen  Antrittsbesuch  in  Wahnfried  zu  machen. 
Wagner  war  in  fröhlichster  Geburtstagsstimmung 
und  begrüsste  mich  herzlich.  Scherzhaft  nannte 
er  mich,  da  ich  in  Frack  und  weisser  Kravatte  er- 
schienen war,  den  ^Grafen  Almaviva^  und  meinte, 
mein  Frack  müsste  bald  mit  dem  Arbeitsrock  ver- 
tauscht werden,  da  schon  am  Nachmittag  unsere 
Arbeiten  anf  der  Bühne  beginnen  sollten.  Ausser 
mir  waren  noch  als  musikalische  Assistenten  an- 
gestellt: Seidl,  Fischer,  ein  Herr  Zimmer  und 
ein  junger  Grieche,  namens  Lalas.  Wir  wohnten 
in  der  sogen.  Nibelungenkanzlei,  einem  kleinen 
Häuschen  in  der  Nähe  von  Wagner's  Wohnhaus, 
wo  sich  zu  uns  noch  Kapellmeister  Biemen- 
schneider  gesellte.  Mit  Fischer  wurde  ich  bald 
eng  befreundet,  während  Seidl  sich  anfangs  ziem- 
lich reserviert  gegen  den  neuen  Kollegen  verhielt. 
In  der  ersten  Bühnen  probe  wurden  zunäcnst  die 
verschiedenen  Stellungen  und  Bewegungen  der 
Bheintöchter  festgesetzt.  Die  damalige  Bühnen- 
technik war  noch  nicht  so  weit  vorgeschritten,  um 
die  eminenten  szenischen  Schwierigkeiten,  wie  sie 
im  ersten  Bilde  des  „Bheingold-*  gegeben  sind, 
vollkommen  zu  lösen.  1876  mussten  wir  uns  noch 
mit  den  schwerfälligen  Schwimmwagen  behelfen. 
Bei  jedem  der  drei  Wagen  waren  zwei  Arbeiter 
und  ein  musikalischer  Assistent  beschäftigt,  die, 
vom  Publikum  ungesehen,  das  Ganze  leiteten. 
Den  Wagen  Woglinde*s  führte  Seidl,  während 
Wellgunde's  und  Flosshilde*s  Wagen  ich  und  Fischer 
übernahmen.  Die  Genauigkeit  und  Aufmerksam- 
keit, mit  welcher  Wagner  diese  Proben  leitete,' 
läset  sich  nicht  beschreiben  ...  Es  wird  mir  ewig 
unvergesslich  bleiben,  wie  er  Jede  Bewegung  selbst 
vormachte.  Alles,  was  er  zeigte,  war  schau- 
spielerisch so  bestimmt  und  charakteristisch,  dass 
es  jedem,  der  an  diesen  Proben  teilnehmen  durfte, 
sofort  einleuchten  musste.  Seine  Behendigkeit, 
Frische  und  Elastizität  waren  nicht  genug  zu  be- 
wundem.  Da  war  keine  Versenkung  geöffnet, 
über  die  er  nicht  zum  Schrecken  des  Maschinen- 
meisters Brandt  hinwegsprang.  Wiederholt  setzte 
er  sich  in  die  Maschine,  welche  Alberich  von  der 
Spitze  des  Biffee  in  rasendem  Tempo  in  die  Tiefe 
führte,  .um  dem  etwas  furchtsamen  Karl  Hill 
Mut  zu  machen.  Einmal  Hess  er  sich  sogar  auf 
einem  Schwinmiwagen  herumführen,  um  auch  das 
zu  versuchen.  An  einem  besonders  heissen  Nach, 
mittage  hatten  wir  eine  Probe  des  ersten  Aktes 
der  „Walküre".  Ich  hatte  es  übernommen,  das 
Zeichen  zum  Aufspringen  der  Tür  (, Siehe,  der 
Lenz  lacht  in  den  Saal")  zu  geben.  Ich  sah  den 
Meister  auf  der  Bühne  herumgehen,  als  ob  er 
etwas  suchte.  Sofort  fragte  ich  ihn,  ob  ich  ihm 
mit  etwas  dienen  könnte,  worauf  er  sagte,  dass 
ihm  ein  Glas  Bier  sehr  erwünscht  wäre.  Ich  lief 
in  das  gegenüberliegende  Restaurant  und  kehrte 


—    218     — 


bald  stolz  mit  einem  Enige  zurück.  Inzwiscken 
war  aber  der  Moment  gekommen,  wo  die  Tür  hätte 
anfgpringen  sollen,  was,  da  ich  nicht  dabei  war, 
anterblieb.  Als  ich  ankam,  donnerte  mich  der 
Meister  mit  den  Worten  an:  „Sind  Sie  hier  als 
Kellner  angestellt?  Sie  haben  die  Zeichen  anf  der 
Bühne  za  geben.  Trinken  Sie  Ihr  dnmmes  Bier 
selbst  1'  Solche  Anfwallungea  waren  bei  ihm 
nichts  Seltenes.  Als  ich  einmal  bei  ihm  zu 
Tisch  geladen  war,  sprach  ich  das  Wort  Sieg- 
linde mit  der  falschen  Betonung  auf  der  zweiten 
Silbe  aus,  was  ihn  sehr  erzürnte  und  zu  Ausfällen 
gegen  die  Oesterreicher,  die  jeden  Sinn  für  die 
deutsche  Sprache  verloren  hätten,  veranlasste. 
Solche  Ausbrüche  dauerten  aber  nicht  lange  Sah 
er,  dass  der  Schuldige  wie  geknickt  dasass,  so  kam 
er,  klopfte  ihm  freundlich  auf  die  Schulter  und 
sagte:  „Na,  Kindchen,  so  schlimm  war's  nicht  ge- 
meint. Jetzt  wollen  wir  wieder  gute  Freunde 
sein!"*  Wagner  war  überhaupt  von  einer  unaus- 
sprechlichen Güte  und  liebte  es,  nach  der  Arbeit 
mit  seinen  Künstlern  im  gemütlichen  Gespräch 
zusammen  zu  sitzen.  Dann  kam  auch  sein  nie 
versiegender  Humor  zur  Geltung.  Als  es  einst  bei 


einer  solchen  Versammlung  im  Theaterrestanrant 
ziemlich  spät  geworden  war,  erschien  er  plötzlich 
auf  der  oberen  Gallerie.  Er  hatte  ein  Bärenfell  um 
seine  Schultern  gelegt,  trug  einen  Helm  auf  dem 
Kopf  und  einen  Spiess  in  der  Hand  und  sang  von 
oben  die  Worte  des  Nachtwächters  herunter: 
„Hört,  Ihr  Leut,  und  lasst  £nch  sagen!"  So  ver- 
ging die  Probezeit  in  ernster  Arbeit  und  heiterer 
Erholung.  Ich  erinnere  mich  eines  Bosenfestes, 
welches  der  Meister  Frau  Aiaterna  zu  Ehren  in 
Wahnfried  gab  und  wobei  jeder  Eingeladene  ver- 
pflichtet war,  Frau  Matema  durch  üeberreichen 
einer  Böse  zu  huldigen.  Dafür  gab  sie  dann  im 
Garten  der  .Sonne^^  ein  Abendfest  mit  Galasch 
und  Pilsener  Bier,  wobei  die  Ausgelassenheit  den 
höchsten  Grad  erreichte.  Hasch  war  eine  kleine 
Theaterbude  aufgestellt,  auf  der  wir  die  Produktion 
herumziehender  Komödianten  improvisierten.  Bei 
dieser  Gelegenheit  sah  ich  Lilli  Lehmann  mit 
dem  Dessauer  Balletmeister  Fr  icke  ein  regel- 
rechtes „Pas  de  deux'  tanzen,  das  von  mir  am 
Klavier  und  von  Hermann  Levi  auf  dergroeaen 
Trommel  begleitet  wurde. 


Bücher  und  Mnslkalieii. 


Wfinsehe  Ar  eine  musikaliseh  wertTOllere 
Begleitung  der  Alteren  Tiolln  -  Konzerte. 

Von 
Dagobert  Loewenthal. 

Viele  hübsche  Piecen,  musikalisch  und  the- 
matisch gut  gearbeitet,  für  unsere  Anfänger 
sind  in  diesen  Blättern  schon  öfters  besprochen 
worden,  traurig  sieht  es  dagegen  mit  der  Literatur 
für  die  vorgeschrittenen  Geiger  aus.  Der  G^igen- 
pädagoge  ist  schon  seit  vielen  Jahren  genötigt, 
zu  arrangierten  bekannten  Meisterwerken  von 
Schubert,  Schumann  und  Chopin  zu  greifen, 
um  zwischen  Studien  und  klassischen  Sachen  eine 
Abwechslung  zu  bringen.  Wer  kein  Puritaner  in 
der  Musik  ist,  wird  das  7.  und  8.  Konzert  von 
Bode,  das  19.  von  Kreutzer,  das  11.  und  12. 
Konzert  von  Spohr  als  Musikstücke  nicht  ver- 
werfen. Viotti's  berühmtes  A-moU  -  Konzert.. 
Spohr 's  Gesangsszene  und  9.  Konzert  erfordern 
bereits  einen  sehr  guten  Spieler,  vielleicht  sogar 
Künstler,  und  gehören  also  nicht  in  diese  Be- 
sprechung. 

Für  eine  bessere  Begleitung  Bo  de' scher  Kon- 
zerte würden  wir  uns  erlauben  zwei  Batschläge 
zu  erteilen:  „man  verändere  mitunter  die  eine 
oder  andere  sechzehntel  Note  der  Konzertpassagen, 
so  kann  man  mit  Hilfe  der  oft  sehr  urwüchsigen 
musikalischen  ersten  Themen  des  Tutti  ein  gutes, 
thematisch  gearbeitetes  Accompagnement  zu  Wege 
bringen.    Auch  die  Themen  der  letzten  Sätze  sind 


oft  so  charakteristisch,  dass  mit  ihrer  Hinzunahme 
etwas  Besseres  entstehen  könnte,  als  dies  klägliche, 
harmonisch  nackte  Gerippe,  wie  es  heute  vor  uns 
liegt.  Will  man  keine  neue  thematische  Arbeit 
vornehmen,  so  soll  die  Begleitung  wenigstens 
rhythmisch  belebt  werden,  damit  der  Schüler 
für  sein  Passagenwerk  eine  sichere  musikalische 
Unterlage  hat.  Diese  dünnen,  mitunter  zwei  und 
mehr  Takte  lang  ausgehaltenen  Akkorde,  wie  sie 
Inunerfort  vorkommen,  sind  für  den  Charakter 
eines  Konzerts  unbrauchbar.  In  einem  getragenen 
Musikstücke  im  Kirchenstil  lässt  man  sich  so 
etwas  wohl  gefallen.  Die  heute  gebrauchte  Be- 
gleitung wird  zur  gähnenden  Langenweile.  Wir 
bedürfen  heute  keiner  Konzerte  zu  Studien- 
zwecken, wie  einst  F.  David  in  Leipzig;  damit 
würden  wir  allen  den  Komponisten,  die  seit  bereits 
25  Jahren  in  verdienstvoller  Weise  für  ein  reiches 
Etüden-  uLud  XJebxmgsmaterial  gesorgt  haben, 
direkt  vor  den  Kopf  stossen.  Jeder  bessere  Lehrer 
lässt  auch  heutzutage  viel  mehr  Skalen,  Akkorde 
und  Gteläuflgkeitsübungen  spielen.  Also  entweder 
eine  bessere,  wirklich  musikalische  Begleitung  für 
unsere  alten  Konzerte,  oder  fort  damit  aus  den 
Lehrplänen.  —  David's  Variationen  und  Salon- 
stücke erscheinen  uns  viel  minderwertiger  als 
Bode's  7.  und  8.  und  Spohr's  11.  und  12.  Konzert 
Böriot  käme  ja  bei  dieser  Besprechung  nicht  in 
Betracht  mit  seiner  Begleitung,  diese  ist  nicht 
gerade  musikalisch  kunstwertig,  aber  wirkungsvoU; 
leider  sind   aber  auch  von  ihm  viele  ^Air  variös* 


—     219     — 


nicht  mehr  brauchbar,  weil  sie  anserem  G^chmack 
zu  trivial  erBcheinen. 


Herams    Kögler»    op.  6.    Grosse    Phantasie    für 

flanoforte. 

Breitkopf  *  Hirt«1»  Lelpil^ 

Hermann  Kögler's  Fis-moll  -  Klavierphantasie 
i&68t  ohne  weiteres  aof  das  Vorhandensein  eines 
nicht  onbedeatenden  Talents  schliessen.  Wenn  es 
da  anch  noch  gärt  nnd  braost,  ein  Einfall,  ein 
Gedanke  den  andern  jagt  nnd  verdrängt,  so  sind 
doch  eben  Gedanken  nnd  Einfälle  wirklich  da,  nnd 
dies  ist  am  Ende  die  Hauptsache.  Eögler^s  Kom- 
position ist  in  einsätzdger  Eorm  gegeben,  lässt  aber 
die  Dreiteiligkeit  auf  den  ersten  Blick  hin  erkennen. 
Ein  Andante  mit  einer  schönen,  markanten  Melodie 
beginnt,  bewegt  sich  anfänglich  in  einem  Kreise 
trüber  Gredanken,  nm  allmählich,  durch  die  Parallel- 
tonart A-dur  hindurchgehend,  sich  zu  dem  lichten 
Fis-dur  emporzuschwingen,  unmittelbar  schliesst 
sich  der  mittlere  Teil  (Ges-dur,  Tempo  di  minuetto) 
an,  den  Menuettcharakter  nur  ganz  leise  streifend 
and  vielmehr  lediglich  eine  Art  von  Durchgangs- 
ponkt  darstellend  zu  dem  in  Form  eines  fugierten 
Satzes  auftretenden,  wild  und  leidenschaftlich  be- 
wegten Finales  Als  Ganzes  betrachtet,  ist  die  in 
Bede  stehende  Phantasie  zum  mindesten  eine  sehr 
achtunggebietende  Leistung,  nur  wird  sie,  fürchtet 
Referent,  nicht  zu  viele  Spieler  finden.  Einesteils 
ist  der  Klaviersatz  nicht  durchweg  tadellos 
and  einwandfrei  und  sehr  viele  Stellen  erinnern 
an  das  Arrangement  eines  Klavierauszugs ;  andem- 
teüs  häuft  Kögler  Schwierigkeiten  auf  Schwierig- 
keiten, deren  unbedingt  notwendige  Existenz- 
berechtigung einsehen  zu  müssen  man  durchaus 
nicht  gesonnen  sein  dürfte,    Mässigung  nach  dieser 


Seite  hin  sei  dem  jedenfalls  doch  wohl  noch 
jüngeren  Tonsetzer  anzuraten,  denn  solcherlei 
Jonglieren  mit  entbehrlichen  Schwierigkeitsproble- 
men versperren  zu  leicht  nur  auch  begabten  Leuten 
den  heiss  ersehnten  Weg  in  die  Oeffentlichkeit. 

Albert  Becker.    Werke  für  Violine  und  Pianoforte. 
Band  I.    (Volksausgabe.) 
Breilkopf  A  Bärtel,  Leipalff. 

Die  genannte  Verlagshandlung  beabsichtigt 
Albert  Becker 's  Werke  für  Violine  und  Klavier 
herauszugeben.  Der  vorliegende,  mit  dem  wohl- 
getroffenen Bilde  des  Komponisten  gezierte  Band 
enthält  op.  84,  „Neue  Variationen  über  ein  altes  Lied*, 
op.  95  ^ Phantasie^  E-dur,  und  op.  66  „Konzert- 
stück" G-dur.  Alle  drei  Werke  sind  voll  schönen 
und  musikalisch  vornehmen  Inhaltes  xmd  bereits 
als  Kunstwerke  hinlänglich  gewürdigt  und  bekannt, 
sodass  nur  erübrigt,  auf  ihr  Erscheinen  in  dem 
neuen,  ihrer  würdigen  Gewände  warm  empfehlend 
hinzuweisen. 

Karl  Znschneidy  op.   60.     Zwei   Lmpromptus   für 
Pianoforte. 
Ikaex«ieke  VulksUealiaadUaff,  Stalftgart. 

In  seinem  op.  60  gibt  K.  Zuschneid  zwei  Stücke, 
„Melancolico"  tmd  „Marschmässig",  worin  einige 
hübsche,  wenn  auch  nicht  sonderlich  durch  Origina- 
lität hervorstechende  Gedanken  in  gefälliger  Weise 
Verwendung  finden.  Sehr  vortrefflich  finde  ich 
insonderheit  den  Klaviersatz,  der  allen  Anforderungen 
durchaus  gerecht  wird.  Beide  Stücke  würden  sich 
g^t  für  Unterichtszwecke  verwerten  lassen;  sie 
sind  sehr  spielbar  und  von  bester  Klangwirkung, 
sodass  sie  dem  Zwecke  masikalischer  Anregung 
und  Erholung  recht  wohl  dienen  können. 

Eugen  SegnUe. 


Vereine. 


Mulk-Sektion 
des  Allff.  Deutschen  Lehrerinneii-Tereiiii. 

Jahresbericht  der  Mnslkgmppe  Bremen. 

unsere  Musikgruppe  kann  unter  der  rtUirigen 
Leitung  ihrer  Vorsitzenden,  Fräulein  Gertrud 
H  ö  p  k  e  n ,  wieder  auf  eine  vielseitige  un  d  erfolgreiche 
'Hbtigkeit  zurückblicken.  Wir  hatten  in  diesem 
Winter  6  Versammluuffen  und  mehrere  Vorstands- 
sitzungen. In  den  Versammlungen  wurden  die 
wichtigen  Tagesfragen  besprochen,  Musikreferate 
▼erlesen,  es  schloss  sich  oft  eine  lebhafte 
Debatte  an.  Jedesmal  folgten  dann  musikalische 
Vortrage  (Klavier,  Geige,  G^esang),  wobei  viele 
neue,  auch  speziell  für  den  Unterricht  geeignete 
Kompositionen  zu  Ghehör  gebracht  wurden,  was  die 
Zusammenkünfte  besonders  anregend  machte. 

Vor  dem  Eintritt  in  die  Tagesordnung* findet 
regelmässig  eine  Lesestunde  statt;  —  die  Zeit- 
schriften und  Bücher  der  Musikbibliothek  des  Ver- 
eins werden  dazu  ausgelegt,  ausserdem  senden  auch 
einzelne  Mitglieder  Bücher  und  Schriften,  die  von 
Interesse  sein  können.  — 


Die  Begelung  in  der  ,,Honorarfrage**  hat 
sich  glänzend  bewährt  und  wird  von  allen  Mit- 
gliedern durchgeführt. 

Vor  Kurzem  hat  unsere  Gruppe  auch  eine 
Stundenvermittlung  in  der  Weise  eingerichtet,  dass 
die  fünf  Damen  des  Vorstandes  diese  übernehmen, 
und  zwar  vermitteln  G^anglehrerinnen  die  Klavier- 
stunden und  umgekehrt  Klavierlehrerinnen  die  Ge- 
sangstunden.  — 

Von  ganz  besonderem  Wert  für  unsere  Mit- 
glieder war  ein  Cyklus  von  SO  Unterrichtsstunden, 
die  Fräulein  Osten  gab  in  der  Methode  Battke 
für  „Gehörübungen  und  Primavista'';  Fräulein 
Osten  hatte  diese  Methode  im  vorigan  Sommer 
selbst  in  Berlin  bei  Herrn  Battke  studiert. 

Herr  Musikdirektor  Gareiss  hielt,  auf  Ver- 
anlassung unserer  Gruppe,  zehn  Vorträge  über 
Musikgeschichte,  die  im  nächsten  Winter  fort- 
gesetzt werden  sollen,  weil  sie  in  ihrer  Gründlich- 
keit sehr  lehrreich  und  von  grossem  Nutzen  sind, 
und  das  Material  in  einem  Winter  nicht  erschöpft 
werden  konnta 

Im  Dezember  gaben  wir  ein  Konzert,   dessen 


—     220     — 


Ertrag   —  wie  alll&hrlich  —  dem  Unterstütznngs- 
fonds  bedürftiger  MoBiklehrerinnen  überwiesen  ist. 

Jahresbericht  der  Mosikgrnppe  Chemnitz. 

Am  20.  April  1903  bildete  sich  in  Chemnitz  i.S. 
eine  Musikgrnppe  mit  vorläufig  17  Mitgliedern, 
denen  sich  bis  jetzt  noch  5  zagesellten.  Als  Vor- 
stand wurden  B  Damen  gewählt;  1.  Vorsitzende 
Frau  Prof  Frohberger.  Von  den  12  Monatsver- 
sammlungen dienten  je  sechs  den  Besprechungen 
gemeinschaftlicher  Interessen  und  zur  Anregung 
durch  musikalische  Vorträge  und  interessante  Vor- 
lesungen, zu  denen  Gäste  gebeten  wurden. 

Ausserdem  hielten  4  unserer  geschätztesten  Herren 
Bedner  Vorträge,  die  von  musikalischen  Vorträgen 
umrahmt  waren  und  den  allgemeinen  Beifall  des 
zahlreich  erschienenen  Publikums  fanden. 

Der  1.  Abend  bot  einen  Vortrag  des  Herrn 
Prof.  Dr.  Ohorn  über  „Schiller  und  Lotte".  - 
Der  2.  Abend  brachte  eiuen  Vortrag  über  die 
„Hauptepochen  im  Entwickelungs^ang  der  Klavier- 
musik ^  3.  Abend:  Vortrag  des  Herrn  Ose.  Hoff- 
mann über  „Ein  Streifzug  durch  die  musikalische 
Ornamentik".  4.  Abend:  Vortrag  über  „Richard 
Wagner's  Kuustschaffen",  speziell  Rheingold,  mit 
Erläuterungen  am  Flügel  und  Terzettgesängen 
der  I.  Szene.  Das  Ergebnis  der  6  Monatsver- 
sammlungen im  engen  Areis  bestand  zunächst  in 
der  Ausgabe  eines  Prospektes  an  alle  Mitglieder, 
betr.  die  Honorarfrage,  ähnlich  dem  der  andern 
Gruppen,  alsdann  in  der  Einrichtung  einer  Stunden- 
vermittelung;  Meldungen  dafür  anFrl.  E.  Weiker, 
Theaterstrasse  10.  —  Als  cirkulierende  Zeitschriften 
werden  gehalten  „Der  Klavierlehrer*',  Die  ,,MuBi- 
kalische  Kundschau"  und  ,J)ie  Lehrerin  in  Schule 
und  Haus." 

Zu  einer  Bibliotek  fehlt  es  leider  noch  an 
Mitteln.  In  der  Propaganda  -  Kommission  sind 
tätig  Frls.  Zöllner,  Krug,  Wenzely.  üeber  die  Auf- 
nahme neuer  Mitglieder,  die  eine  genügende  Aus- 
bildung nachweisen  und  die  Art  ihres  Unterrichts 
bekannt  geben  müssen,  entscheidet  bei  Abstimmung 
Stimmenmehrheit.  ~  Am  5.  Mai  d.  J.  fand  die 
1.  Jahres-  und  zugleich  Generalversammlung  statt. 


Die  Elsenacher  Mosikgrnppe  veran 
fang   Juni   zum   Besten   des   Thürin§ 


—  l^achdem  die  1.  Schriftführerin  die  Protokolle 
aller  Versammlungen  vorgelesen  hatte,  erfolgte 
der  Kassenbericht,  demzufolge  100  Mark  als  An- 
fangskapital zu  einer  ünterstützungskasse  zurück- 
gelegt werden  konnten.  Der  Gesamtvorstand 
wurae  einstimmig  wiedergewählt.  Im  2.  Vereins- 
Jahr  soll  der  Beitritt  inaktiver  Mitglieder  angestrebt 
werden;  diese  sind  berechtigt,  die  mit  Vorträgen 
ausgefüllten  MonatsversammTungen  zu  besuchen, 
ausserdem  die  für  nächsten  Winter  geplanten  Vor- 
trags- und  Kammermusikabende.  Zu  Anfang  der 
Saison  ist  ein  Konzert  mit  auswärtigen  Künstlern 
geplant,  dessen  Ertrag  zur  Hälfte  einer  wohltätigen 
Stiftung,  zur  andern  der  ünterstützungskasse  der 
Gruppe  zufliessen  soll. 

veranstaltete  An- 
iger  Feier- 
abendhauses eine  Aufführung  der  Jaques 
Dalcroze*Bchen  „Kinder-Tauz-  und  Volkslieder.** 
Die  Mitglieder  der  Gruppe  hatten  sich  mit  grosser 
Hingebung  der  Einstuoierung  unterzogen,  Herr 
Bertuch  leitete  das  Einüben  der  Reigen  und 
Tänze.  Eine  grosse  Schar  Knaben  und  Mädchen 
aus  idlen  Schichten  der  Bevölkerung  waren  gern 
und  freudig  dem  Rufe  der  Mitwirkung  gefolgt  und 
hatten  mit  grossem  Eifer  gelernt.  So  kamen  die 
reizenden  Lieder  zu  anmutigster  Wirkung.  Der 
Erfolg  war  nach  leder  Richtung  ein  glänzender, 
der  Besuch  so  stark,  dass  eine  Wiederholung  statt- 
finden konnte,  die  mit  gleichem  Gelingen  verlief. 
Die  Musikgruppe  Eisenach,  die  seit  ihrer  Gründung 
mit  dieser  Aufführung  zum  ersten  Mal  vor  die 
grössere  Oeffentlichkeit  trat,  darf  mit  freudiger 
Genugtuung  auf  ihre  erzielten  Erfolge  zurückblicken 

—  ktlnstlerisch  wie  pekuniär  — ,  es  konnte  eine 
hübsche  Summe  dem  Thüringer  Feierabendhaus 
gestiftet  werden.  —  Wir  benutzen  die  Gelegenheit 
aufs  Neue,  auf  die  reizvollen,  originellen  Schöpfungen 
Jaques  Dalcroze's,  die  den  innersten  Kernpunkt 
des  Kindeslebens  und  Empfindens  treffen,  hinzu- 
weisen; in  ihnen  ist  das  Problem  der  „Jugend- 
konzerte" in  Kanz  anderer  Weise  gelöst,  als  wenn 
man  den  Kinaem  eine  Kost  bietet,  die  sie  weder 
verstehen,  begreifen  noch  miterleben. 


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Konservatorium  der  Musik 
in  Kassel. 

Gegr.  1896.     Direktion:  L  Beyer.     Gegr.  1896. 

Ehrenvoniti:  Beeienrnn-PriMdant  T*a  TmM  ra  Svli» 
enf  KSalfidlirffy  Bxoellens  Generalin  tob  Coloaby 
Oberbürgermeister  MlUer  u.  A. 

Cnratorinm:  Pfarrer  Emm»  Sohnldirektor  Prof.  Dr.  Kru- 
■•eker»  Bankier  Plaal,  Jnstlcrath  Sckeffer  u.  A. 

Lehrer :  Die  Damen :  L«  Beyer,  Blasil-PSnter,  Königl.  Opem- 
■äDcerin,  eieeee-Pabroalf  A«  Teadlen.  Die  Herren: 
A.  Hartder^a«  KammerriztaGB.  Pro£  Dr.  HSbel« 
O.   Kaleteeh,  Kgl.  Kammermnttker,   K.   KletaMaaa, 

al.  Opernsänger,  W.  Meakaapty  Kgi.  K  ammennnaiker, 
.  MiMMtT&ffl-  Kammermusiker,  H.  Behaarbaseh, 
KgL  Kammermusiker  u.  A« 

IjDterrlchtfftcher:  Klavier,  Yiolin^  OeUo,  Harfe  und  alle 
übrigen  Orohesterinstnimente.  Gesang,  Harmonie- 
undKompoaitionslebre.  Musikgesohiohte.  Italienisoh. 
OrchesterspieL    Gehörttbung.  llusikdlktat. 

Organlsatioii:  Conoertklassen.  Seminarklassen.  Ober-, 
Mittel-  und  Elementarklassen. 

Slsftatea  sind  kostenft«i  su  beliehen  durch  die  Sohriftleitnng 
des  Konservatoriums  Kassel,  Wilhelmahdher  AUee  48L 


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BerUn  N.W.,  Luisen-Str.  36.                                  B«rlln  W.,  Lützowstr.  49. 

SprMtutnnden:  5—6,  Itittwoohs  n.  Somukb«nda  10—12,                                                   Spreohstnode:  1—2. 

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Berlin  W.,  Bülowstr.  28. 

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nehmen  wollen,  sind  gebeten,  event.  vorher  schriftliche  Klarlegung  ihrer  stimmlichen 
Veranlagung,  sowie  eines  von  einem  Arzt  ausgestellten  Berichtes  über  ihren  allge- 
meinen Gesundheitszustand  einzusenden. 

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Gesuchte  Stellen: 

Eine  vorzügliche  X>e8anff8|>iidagogin,  die  sich  durch 
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Stellenvermittlung  der  Musiksektion. 
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txmg   eines    MusiklekrerlnneBhelms    in    Breslau    bestimmt. 

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äussern  sich  sehr  anerkennend  Über  das  Werkchen. 

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Die  Aufnahme-Priiluns:  findet  an  den  Tagen  Dienstag»  Mittwocli  und  Donners- 
tag* den  27.,  28.«  und  29.  September  1904  in  der  Zeit  von  9  —  12  Ulir  statt.  Die 
persönliche  Anmeldung  zu  dieser  Prüf  uns:  liat  am  Montag»  den  26.  September  im  Bureau 
des  Conservatoriums  zu  erfolgen.  Der  Unterriclit  erstreckt  sicli  auf  alle  Zweige  der 
musilcalischen  Kunst,  nämlich  Klavier,  samtl.  Streich-  und  Blasinstrumente,  Org^el, 
Concertgesang  und  dramatische  Opernausbildung,  italienische  Sprache,  Kammer-. 
Orchester-  und  kirchliche  Musik,  Theorie  und  Composition,  Partiturspiel,  sowie  Musik- 
geschichte. Ausserdem  während  des  Winter-Semesters  (Oktober— Ostern)  Dirigier^Classe 
unter  Leitung  des  Studien-Direc^tors  Prof.  Arthur  Nikisch. 

Prospecte  in  deutscher  und  englischer  Sprache  werden  unentgeltlich  ausgegeben. 

Leipzig,  Juli  1904. 

Das  Directorium  des  Königlichen  Conservatorium  der  Musik. 

Dr.  Röntsch. 

^  ^,     ^    ^^  DoutieUands  TonU&Btlerin&aa 

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Musik-pädagogische  Zeitschrift  für  alle  Qebiete  der  Tonl<unst 

Organ  der  Deutschen  Musiklehrer-Vereine« 

der  Musik -Sektion  des  J\.  D.  L-V.  und  der  Tonkünstler- Vereine 

zu  Köln,  Dresden,  Hamburg,  Leipzig  und  Stuttgart 

Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslaur. 

Redaktion:  Anna  Morsch 

Berlin  W 

prSn» 


•  •  Ci»d>ciiit  mon«t1id>  iwffmal.  •  • 
Preis  virrteljSbrlid)  bei  allen  Bu4)«  und 
niMikAlicnbandlttnacn»  Pott  •  ünsUllcn 
mm  Do.  4170)  1,50  IDk.,  bei  direkter 
Zescndnnt  unter  Kreusband 
«crando  1.7$  mk.    Hueland  2 


Ansbacherstrasse  37. 


Inte  rate  «erden  fön  timmtlidien 
Hnnonccn-Gipeditloncii  «Ic  vom  Uerlag 
^Der  Klavier -Ccbrer"  Berlin,  01.50, 
Hntbacberttr.  37,  zum  Prelte  von  30  Pf. 
tflr  die  zwelgespAltenc  Peliizeile  ent* 
peycngenommen. 


No.  15. 


Berlin,  1.  August  1904. 


XXVII.  Jahrgang. 


lakalt;  Eliaabel h  Caland:  Physiologisch-anatomiache  Betrachtungen  zur  Auanfitzung  der  Kraftquellen  beim  Klavierapiel.  Joae 
Vianna  da  Motta:  Neue  Auagaben  ilterer  Klavierwerke.  Dia  königliche  Muaikachule  Würzburg.  Mitteilungen  von  Hochachuleei 
und  Konaervatorien.    Vermiachte  Nachrichten.     Bflcher  und  Muaikalien,  beaprochen  von  J.  Vianna  da  Motta.   Vereine.    Anzeigen. 


f)bYslologiscb  -  ai)a1'0ii)lscbe  Hetracbt'aoS^t) 
zur  ^usoützunä  ^^^  Kraftqaellet)  bein)  )ffa^hrsphV^ 


Von 
jeSllMbeth  Caland. 


Auf  dem  im  vorigen  Herbst  hier  ta^nden 
Kongreas  des  Musikpädagogischen  Verbandes  wurde 
der  Wunsch  geäussert,  dass  neben  der  gründlichen, 
allgemein  wissenschaftlichen  und  musikalischen 
Dnrchbildang  des  Lehrers  auch  Studien  über  die 
Anatomie  der  beim  Klavierspiel  tätigen  Glieder 
in  Aufnahme  kommen  möchten. 

Von  berufener  Seite  dazu  aufgefordert,  über 
das  künstlerische  Klavierspiel  in  Beziehung  zur 
Anatomie  einige  Winke  zu  geben,  lassen  wir  hier 
ErlAuterangen  folgen,  die,  wie  wir  hoffen,  an- 
regend wirken  soUen. 

Wenn  man  trotz  der  neuesten  Forschungen 
an!  dem  Gebiete  der  Bewegungslehre  und  Muskel- 
mechanik zu  der  Ansicht  gelangte,  dass  diese 
I^bre  eine  äusserst  komplizierte  ist  und  sogar  dem 
Gelehrten  vom  Fach  schwere,  wenn  nicht  xmmög- 
lich  zu  lösende  Aufgaben  stellt  und  wenn  im  all- 
gemeinen die  Physiologen  der  Ansicht  sind,  dass 
der  Laie  nicht  zu  wissen  braucht,  welche  Muskeln 
seines  Körpers  in  Tätigkeit  treten,  um  die  ver- 
schiedenen Bewegungen  richtig  auszuführen,  so 
^ben  praktische  Erfahrungen  uns  doch  den  Beweis 
geliefert,  dass  ein  Einblick  in  die  anatomische  Be- 


*)  Auszüge  aus  einer  mit  vielen  Illustrationen 
versehenen  demnächst  zu  erscheinenden  selb- 
ständigen Arbeit.  — 


schaffenheit  des  Oberkörpers  dem  das  ELlavierspiel 
Lehrenden,  nur  von  Nutzen  sein  dürfte. 

Beim  Spielen  auf  einem  Musikinstrumente  sind 
zuweilen  Bewegungen  erforderlich,  welche,  weil 
abweichend  von  dem  Althergewohnten,  dem  nicht 
Kunstgeschulten  fast  unnatürlich  erscheinen,  aber 
dabei  doch  der  menschlichen  Organisation  angepasst 
sind;  bei  diesen  haben  wir  es  von  grossem  Nutzen 
gefunden,  wenn  man  sich  bewusst  ist,  in  welcher 
Weise  die  Glieder  bewegt  und  welche  Muskeln 
zu  bestimmten  Kunstbewegungen  angespannt  und 
„ausgelöst*'  werden  sollen.  Oft  sogar  ist  es  uns 
nur  dann  gelungen,  eine  Bewegung  klar  zu  machen, 
wenn  wir  der  betreffenden  Person  an  dem  eigenen 
Körper  den  Muskel  zu  bezeichnen  versuchten, 
dessen  Tätigkeit  von  Bedeutung  sei. 

Vielleicht  dürfte  dies  bestätigt  werden,  indem 
wir  hier  ein  Wort  von  Dr.  R.  du  Bois-Beymond 
(^Spezielle  Muskelphysiologie  oder  Bewe- 
gungslehre*. Berlin  1903.  Verlag  von  August 
Hirschwald,  Seite  5)  zitieren,  wo  es  heisst:  „dass 
es  körperliche  Tätigkeiten  gibt,  in  denen  auoh  ein 
geschickter  Mensch  nicht  von  selbst  die  zweck- 
mässigste  Form  der  Ausführung  findet.'' 

Wenn  auch  der  SchtLler  keineswegs  sogleich 
mit  diesem  Wissen  belastet  werden  soll,  so  müsste 
doch  der  Lehrende  den  Apparat,  dem  er  die  Be- 
wegungen   vorschreibt,    wenigstens    einigermassen 


—    226    — 


kennen,  am  TJeberanfitrengangen  der  schwächeren 
Grlieder  zu  vermeiden,  die  oft  za  den  übelsten 
Folgen  führen  können,  denen  der  Lehrer  dann 
ratlos  gegenübersteht. 

Möchte  es  überhaupt  nicht  von  unschätzbarem 
Wert  sein,  wenn  eine  Grundlage  für  das  Klavier- 
spiel  allgemein  anerkannt  würde,  die  von  vorn- 
herein aUe  Ueberanstrengung  ausschliesst? 

Es  ist  ein  vielfach  verbreiteter  Irrtum,  dass  zum 
Klavierspiel  verhältnismässig  wenig  Kraftaufwand 
nötig  ist.  Beobachten  wir  aber  Künstler  während 
des  Vortrages  grösserer  Werke,  so  müssen  wir  zu- 
geben, dass  sowohl  ein  grosser  Aufwand  physischer 
wie  psychischer  Kraft  erforderlich  ist,  um  eine 
Komposition  mit  der  notwendigen  Beherrschung 
und   seelischen  Vertiefung   zu   Gehör  zu  bringen. 

Von  dieser  Erkenntnis  ausgehend,  werden  wir 
beim  Betrachten  unserer  Hände  und  Einger  uns 
sagen,  dass  diese  verhältnismässig  schwachen  Glied- 
massen allein  nur  sehr  wenig  Kraft  hergeben 
können,  es  daher  naturgemäss  wäre,  sie  durch  die 
Arm-,  Schulter-  und  Rückenmuskeln  zu  xmter- 
stützen. 

Dass  grosse  Künstler  mehr  oder  weniger  un- 
bewusst  bei  Ausübung  ihrer  Kunst,  auch  in  Bezag 
auf  Tonbildung,  das  Höchste  erreichen,  erklärt  sich 
dadurch,  dass  auch  sie  im  Ringen  nach  dem 
idealsten  Ausdruck,  dem  Winke  der  Natur  folgen, 
ihrer  Organisation  nachgehen  und  scheinbar  mühe- 
los zar  grössten  Fertigkeit  gelangen,  indem  sie  die 
ihnen  innewohnenden  Kräfte  und  Mittel  aufs 
intensivste  ausnutzen.  Sie  gelangen  also  auf 
empirischem  Wege  zu  dem  Resultat,  das  zu  er- 
reichen dem  minder  Begabten  gemeinhin  versagt  ist. 

Indessen  führt  zweifellos  ein  gerader  sicherer 
Weg  zu  dem  ersehnten  Ziele:  die  Bildung  eines 
schönen,  kunstgerechten  Tones  lässt  sich  ohne 
Umwege  lehren  und  die  künstlerische  Technik 
kann  von  jedem  erworben  werden. 

Was  aber  sollen  wir  tun,  um  ohne  Um- 
wege und  Irrungen  uns  eine  Technik  anzueignen, 
die  allen  Anforderungen  eines  künstlerischen  Spiels 
zu  genügen  vermag?  In  erster  Linie  müssen  wir 
danach  streben,  unsere  dem  Klavierspiel  dienenden 
Gliedmassen  so  zu  gebrauchen,  dass  jede  Ueberan- 
strengung vermieden  wird,  also  den  ganzen  Apparat 
des  Oberkörpers  in  folgerichtiger  Weise  in  Bewegung 
setzen  um  ihn  beim  Klavierspiel  anzuwenden. 
Folglich  Bolleo  wir  unsere  Körperteile  in 
harmonischer  Zusammenarbeit  wirken  lassen. 
Wir  versuchen  hier  einige  diesbezügliche  Winke 
zu  geben.  —  Unsere  Aufgabe  muss  die  sein,  uns 
von  den  Teilen  untereinander  eine  möglichst  ge- 
naue Vorstellung  zu  machen  und  von  den  ver- 
schiedenen Knochen,  Muskeln  und  den  sie  be- 
lebenden Nei*ven  unseres  Oberkörpers  Kenntnis  zu 
nehmen. 

Das  Gerüst  des  menschlichen  Körpers,  welches 
demselben  Halt  und  Stütze  gibt,  sind  die  durch 
die  Muskeln  etc.  mit  einander  verbundenen: 


Knochen. 

Die  Grundlage  des  Knochengerüstes  des 
Rumpfes  ist  die  in  sich  elastische  Wirbel- 
säule; sie  stellt  sich  aus  sieben  Hals-,  zwölf 
Brust-  und  fünf  Bauchwirbeln  zusammen;  die 
Halswirbel  krönt  der  Schädel;  die  beiden  letzten 
Halswirbel  sind  durch  besondere  Gelenke  mit  ein- 
ander verbunden  und  bewirken  die  Drehungen 
und  Bewegungen  des  Kopfes. 

Die  Rippen,  welche,  von  beiden  Seiten  der 
Wirbelsäule  ausgehend,  sich  dem  Brustbein  an- 
setzen, bilden  den  Brustkorb  (Thorax).  Dieser 
setzt  sich  aus  dem  Brustbein  und  den  zwölf 
Rippenpaaren  zusanmien.  Die  oberen  sieben 
Rippen  fügen  sich  unmittelbar  dem  Brustbein  an 
und  werden  die  „wahren  Rippen"*  genannt; 
die  untere  elfte  .und  zwölfte  Rippe  liegen  mit 
ihren  Enden  frei;  sie  werden  als  .freie  Rippen^ 
bezeichnet,  während  die  achte,  neunte  und  zehnte 
Rippe  sich  mit  dem  Knorpel  der  siebenten  Kippe 
verbinden  und  „falsche  Rippen*  benannt  werden. 

Eine  Seitwärtsneigung  des  Oberkörpers  nach 
rechts  und  links  ist  besonders  in  der  Bauchwirbel- 
säule in  ziemlich  umfangreicher  Weise  mög^lich, 
indem  der  Brustkorb  sich  über  dem  Becken  hin 
und  her  neigen  kann.  — 

Es  folgen  nun  die  Knochen  der  Schulter,  des 
Oberarme,  des  Unterarmee  und  der  Hand. 

Die  Schulter  stellt  sich  aus  Schlüssel- 
bein (Clavicula)  und  Schulterblatt  (Scapula)  zu- 
sammen, die  mit  einander  den  Schultergürtei 
bilden. 

Das  Schlüsselbein,  ein  länglicher,  kan- 
tiger Knochen,  verbindet  das  Schulterblatt  mit  dem 
Brustkorb  und  hält  es  zu  gleicher  Zeit  in  einiger 
Entfernung  von  demselben,  was  auch  zur  Be- 
wegungsfreiheit des  Armes  beiträgt. 

Das  Schulterblatt  ist  ein  dünner,  flacher, 
dreieckiger  Knochen,  welcher  oben  dem  Rücken  an- 
liegt. Am  oberen  äusseren  Winkel  desselben  befindet 
sich  der  „Schulterhaken"  (proccoracoideus),  an  seiner 
hinteren  Fläche  die  „Schultergräte"  (Spina  scapulaej, 
während  deren  höchsten  Punkt  das  „Acromion"^ 
oder  die  .Schulterhöhe",  bildet,  woselbst  das 
Schlüsselbein  sich  beweglich  ansetzt.  Schulter- 
haken und  Schulterhöhe  formen  zusammen  eine 
Art  von  Gewölbe,  welches  das  Gelenk  wie  zum 
Schutz  umgibt. 

An  der  äusseren  Kante  des  Schulterblattes  be- 
findet sich  oben  die  „G  e  1  e  n  k  p  f  a  n  n  e",  in  welche 
der  Oberannknochen  gebettet  ist;  er  kann  sich  in 
ihrer  Rundung  frei  bewegen. 

Der  Oberarm  besteht  aus  einem  starken 
Knochen,  dem  Oberarmbein  (Humerus).  Der  obere 
Teil  bildet  einen  runden  Gelenkkopf,  welcher  in 
der  obengenannten  Gelenkgrube  vermittelst  soge- 
nannter Bänder  befestigt  ist.  Zwei  am  Oberarm- 
bein mehr  oder  weniger  vorspringende  Stellen 
werden  der  „grosse  und  kleine  Höcker'*  genannt; 
die   am   unteren   Ende   nahe   dem  Ellbogen    stark 


-    227    — 


hervorspringenden  zwei  Stellen  werden  als  „äusserer 
and  innerer  Knorren**  bezeichnet,  an  welchen  Stellen 
gich  die  Sehnen  vieler  Mnskeln  ansetzen. 

Der  Unterarm  besteht  ans  zwei  neben- 
einanderlanf enden  Knochen:  Elle  (Dlna)  und  Speiche 
(Kadins).  Die  Bewegung  des  Unterarms  nach 
vorne  gegen  den  Oberarm  ist  die  Hauptbewegung, 
die  diesem  Gliede  innewohnt;  ausserdem  kann  die 
Hand,  welche  an  der  Speiche  angesetzt  ist,  sich 
am  Unterarm  nach  innen  und  aussen  wenden.  — 
Die  letztere  Bewegung  ist  die  Folge  einer  Eigen- 
tümlichkeit in  der  Beschaffenheit  des  Unterarms. 
Die  Elle  setzt  sich  mit  einer  Gelenkfläche  am  Ober- 
armknochen an,  und  an  der  Elle  befindet  sich  die 
Speiche.  Dieser  letztgenannte  Knochen  dreht  sich 
an  der  Elle,  d.  h.  er  dreht  sich  im  oberen  Teile 
nm  sich  selbst  und  zugleich  unten  um  die  Elle. 
Da  die  Hand  sich  an  die  Speiche  ansetzt,  wird 
dorch  diese  Beweglichkeit  der  Speiche  die  Dreh- 
barkeit der  Hand  veranlasst. 

Die  Bewegung  der  Speiche,  also  des  Unter- 
armes mit  der  an  ihr  befestigten  Hand  nach  innen, 
heisst  Pronationsstellung,  während  die  Be- 
wegung des  Unterarms  nach  aussen  Supination  s- 
stellung  genannt  wird.  —  Man  kann  sich  diesen 
Vorgang  leicht  vergegenwärtigen:  hält  man  die 
Hand  z.  B.  mit  der  inneren  Fläche  naeh  oben, 
dann  f&hlt  man,  wie  im  Unterarm  die  Elle  und 
Speiche  neben  einander  liegen;  dreht  man  die 
Handfläche  nun  nach  unten  (kommt  also  der 
Handrücken  nach  oben),  drehen  sich  beide  Elnochen 
umeinander.  Für  den  Klavierspielenden  kommt 
nur  die  Pronationsstellung  in  Betracht. 

Die  Hand  besteht  aus  Handwurzel,  Mittel- 
hand und  Finger.  Die  Handwurzel  oder  das  so- 
genannte Handgelenk  besteht  aus  zwei  Reihen  von 
kleinen  Knochen,  die  zusanmien  durch  ein  ziem- 
lich breites  Band  das  ;,Hand wurzelband'*  in  bogen- 
förmiger Wölbung  festgehalten  werden.  Das 
Handwnrzelband  schützt  zu  gleicher  Zeit  die 
Sehnen,  welche  vom  Unterarm  zu  den  Fingern 
verlaufen.  Die  durch  Gelenkbänder  an  der  Speiche 
sich  ansetzenden  drei  kleinen  Knochen  sind  „das 
Eahnbein,  das  Mondbein,  das  Dreieckbein ^*,  an 
welch  letzterem  sich  das  „Erbsenbein**  befindet. 
Die  zweite  Eeihe  zeigt  die  vier  Knöchelchen 
.Trapez,  Trapezoid,  Kopf-  und  Hakenbein". 
Die  Zusammenwirkung  von  beiden  Beihen  dieser 
aus  je  drei  und  vier  Knöchelchen  bestehenden 
Gelenke,  deren  jede  in  sich  fest  verbunden  sind, 
ergiebt  die  vier  verschiedenen  Bewegungen,  die  der 
Hand  zukommen:  nach  unten,  nach  innen,  nach 
oben  und  nach  aussen.  Durch  die  Kombination 
dieser  verschiedenen  Bewegungen,  kann  eine  voll- 
standige  kreisende  oder  runde  Bewegung  ent- 
stehen, die  anatomisch  als  „Gircumduction" 
bezeichnet  wird.  — 

An   die   zweite  Reihe  der  Handwurzel  setzen 
sieb  die   fünf  Knochen    der  Mittelhand  an,  und 


an  diese  fünf  Mittelhandknochen  (Metacarpus)  sind 
wiederum  die  Finger  befestigt,  von  denen  der 
Daumen  nur  zwei  Glieder  besitzt;  die  anderen  vier 
Finger  bestehen  aus  je  drei  Knochen,  dem  ersten, 
zweiten  und  dritten  Glied.  (Phalanx  prima,  secunda 
und  tertia.)  —  Im  Gegensatz  zu  dem  Mittelhand- 
knochen des  Daumens,  welcher  beweglich  an  der 
Handwurzel  befestigt  ist,  bilden  diese  Mittelhaud- 
knochen  der  vier  übrigen  Finger  mit  der  Hand- 
wurzelreihe (Handgelenk/  zusanmien  ein  in  sich 
wenig  bewegliches  Granzes.  An  die  Mittelhand- 
knochen setzen  sich,  wie  gesagt,  je  für  jeden 
Finger  die  drei  Knochen:  das  erste,  zweite  und 
dritte  Glied  an,  während  der  Daumen  nur  aus 
Mittelhandknochen,  erstem  und  zweitem  Glied  be- 
steht. — 

Die  Gelenke. 

Die  Knochen  sind  durch  Gelenke  in  der  Weise 
einander  angeschlossen,  dass  sie  sich,  verbunden 
durch  feste  Bänder  von  elastischer,  sehniger  Sub- 
stanz, „Knochenbänder^*  genannt,  an  einander  mehr 
oder  weniger*  frei,  je  nach  der  Art  des  betreffenden 
Gelenkes,  hin  und  her  bewegen  können.  Das 
„Kapselband'  ist  ein  ringförmiges  Band,  welches 
die  Gelenkhöhle  umschliesst  und  die  Knochenenden 
umfasst.  Die  Art  der  Gelenke,  die  für  uns  be- 
sonders in  Betracht  kommen,  sind  u.  A.  das 
Kugel-,  das  Dreh-  und  das  Oharniergelenk. 
Erst  eres,  das  „  Schul  tergelenk^*,  ein  freies  Gelenk, 
verbindet  die  Schulter  mit  dem  Oberarm.  Das  Ge- 
lenk des  Ellenbogens  ist  ein  zusammengesetztes, 
welches  aus  dem  Ghamier-  und  dem  Drehgelenk 
besteht. 

Das  Handgelenk,  eine  Zusammenstellung  ver- 
schiedener Gelenke,  besteht  hauptsächlich  aus  zwei 
in  sich  vereinten  Ohamiergelenken,  deren  Zusammen- 
wirkung vier  Bewegungen  erlaubt,  die  in  Kombi- 
nation die  „Gircumduction''  (die  von  uns  sooft 
beschriebene  „runde  Bewegung")  der  Hand  im 
Gelenk  beim  Klavierspiel  ermöglicht,  d.  h.  die 
Beugung  nach  der  Hohlhand,  Beugung  nach  dem 
Handrücken,  Beugung  nach  der  Speiche  (Daumen- 
seite) und  Beugung  nach  der  Elle  (Elein£nger- 
seite).  (Die  Beugung  nach  dem  Handrücken 
kommt  für  uns  weniger  in  Betracht.)  Die  Gelenke 
an  den  Köpfchen  der  Mittelhandknochen  stehen  in 
ihrer  Beschaffenheit  zwischen  Kugel-  und  Oharnier- 
gelenk, sie  unterstützen,  da  die  vier  dreigliedrigen 
Finger  mit  ihren  Köpfchen  an  ihnen  befestigt 
sind,  die  Elastizität  der  Hand. 

Die  Fingergelenke  der  dreigliedrigen  Finger 
sind  Ohamiergelenke,  während  der  Daxmien,  der 
nur  aus  zwei  Gliedern  besteht,  frei  beweglich  ver- 
mittelst seines  Mittelhandknochens  an  der  Hand- 
wurzel befestigt,  das  ausgeprägteste  Sattel - 
gelenk  zeigt.  — 

(Fortsetzung  folgt.) 


—     228     — 


j^eue  Ifüsgabei)  älferer  l^la^krVi^epl^c. 


Von 
JoB^  Ttaniia  da  Hotta« 


Die  jüngste  Entwickelang  der  musikalischen 
Philologie  und  Exegese  in  Form  von  „kritisch 
instruktiven"  Ausgaben  älterer  Werke  hat  neben 
hervorragenden  Leistungen  reifer  Interpretations- 
kunst, an  deren  Spitze  der  Name  H.  von  Bülow's 
zu  nennen  ist,  auch  eine  solche  Fülle  von  mehr 
oder  weniger  willkürlichen  Auslegungen  seitens 
geringerer  Geister  hervorgebracht,  dass  seit  einigen 
Jahren  eine  Beaktion  eingetreten  ist  und  der  Ruf 
nach  dem  Urtext  immer  lauter  wird,  damit  man 
der  Komponisten  Willen  einzig  und  allein  vor  sich 
habe,  ohne  Ergänzungen  oder  gar  Veränderungen 
eines  Kommentators.  Man  will  nicht  mehr  der 
Auffassung  des  Herrn  X.  oder  ü.  folgen,  sondern 
an  der  Hand  des  Urtextes  sich  selbst  seine  eigene 
Meinung  bilden.  Das  klingt  sehr  einfach  und  gut, 
ist  aber  gar  nicht  leicht  auszuführen. 

Man  darf  nicht  vergessen,  dass  die  Kunst  der 
schriftlichen  Fixierung  des  Vortrages  eine  ganz 
moderne  ist.  Am  konsequentesten  verfuhren  die 
Komponisten  bis  zu  J.  S.  Bach,  die  überhaupt 
keine  Angaben  über  Tempo,  Tonstärke,  Fhrasierung 
machten.  Der  Wille  des  Komponisten  wurde  nur 
persönlich  übermittelt  und  durch  die  Tradition  von 
Schüler  zu  Schüler  weiter  getragen,  und  die  An- 
sprüche an  die  Bildung  des  Spielers  waren  grösser. 
Die  „Tradition'  ist  aber  das  unsicherste  Ding  von 
der  Welt  und  konnte  schliesslich,  selbst  wenn  man 
sie  mit  der  besten  Absicht,  wahr  zu  bleiben,  fort- 
pflanzte, genau  zu  solchen  Entfernungen  vom 
Willen  der  Autors  führen,  wie  ein  moderner  „Her- 
ausgeber^. Ich  wenigstens  halte  es  für  ganz  un- 
möglich, selbst  bei  einer  lückenlosen  Kette  von 
Schülern,  dass  man  nach  100  Jahren  noch  genau 
die  Absichten  eines  Meisters  wiedergebe,  denn 
Missverständnisse,  eigene  Ergänzungen,  willkürlich 
oder  unbewusst,  der  individuellen  Natur  ent- 
springende, häufen  sich  unabweisbar  im  Laufe  der 
Zeiten.  Aber  noch  mehr,  ich  gehe  so  weit,  zu 
glauben,  dass  es  nicht  einmal  richtig  wäre,  selbst 
wenn  wir  eine  ganz  sichere  Tradition  besässen, 
die  Werke  eines  alten  Meisters  heute  noch  genau 
so  auszuführen,  wie  er  es  tat,  denn  die  Mittel 
verändern  sich  zu  sehr  im  Laufe  der  Zeiten:  z.  B. 
die  Besetzung  des  Orchesters  wird  stärker,  die  Säle 
werden  grösser  gebaut,  die  Instramente  verbessert, 
die  Klaviere  klangreicher,  die  Technik  nimmt  zu 
(oder  auch  ab,  wie  bei  der  Behandlung  der  Trom- 
peten und  Homer  zuBach's  Zeiten,  verglichen  mit 
heute)  —  dies  alles  bedingt  schon  eine  verschiedene 
Ausführung:  manches  können  wir  noch  vollendeter 
ausführen  als  der  Komponist  selbst,  der  hie  und 
da  den  Mitteln  seiner  Zeit  Rechnung  tragen 
musste,  anderes  müssen  wir  den  heutigen  Mitteln 
entsprechend  ändern,  so  dass  hier  nicht  mehr  genau 


die  vom  Komponisten  damals  gewollte  AusftLhrung 
gefordert  werden  kann,  sondern  vielmehr  eine  Aus- 
führung, wie  sie  der  Komponist  geben  ^-ürde. 
falls  ihm  diese  Mittel  zur  Verfügung  stünden. 

Abel  noch  stärker  stellt  sich  das  subjektive 
Empfinden   der  Tradition  entgegen.    Unter  dem 
Einfluss  der  allgemeinen  Entwickeluug  der  Geistes- 
und Lebensformen  verändert  sich  auch  das  Hören,  das 
Empfinden  von  Musik.    Jeder  ist  wohl  überzeugt, 
dass    wir   heute   Musik    g^z   anders    hören    und 
empfinden   als  unsere  Vorfahren.     Um  nur  einige 
äusserliche    Merkmale    anzuführen:    man    eriiiuert 
sich,  dass  der  Kaiser  von  Oestereich  „zu  viel  Noten* 
im  DonJuan  fand,  und  wie  ist  in  dieser  Beziehung 
Mozart  durch  Beethoven,  dieser  durch  Wagner 
und    auch  dieser  schon  durch  R.  Strauss  wieder 
überboten  worden,   wie   modern  erscheint  deshalb 
Bach's   Polyphonie.     Femer:    man    denke    über 
den  Schrecken,  den  ungewohnte  Dissonanzen  selbst 
in  den  Musikerreihen  immer   noch  verbreiten  und 
vergleiche  Mozart  mit    Strauss   und   Mahler, 
um  zu  sehen,  wie  sich  das  Ohr  auch  in  dieser  Be- 
ziehung   umbildet.      Eine    andere    folgenschwere 
Aenderung  erfährt  unser  Empfinden  des  Tempos. 
In    den   letzten  Jahren    ist    ganz    allgemein,    bei 
Solisten  sowohl  wie  bei  Dirigenten,  eine  fieberhafte 
Beschleunigung   des  Tempo's  eingetreten,  die  von 
älteren  Musikern   mit    grossem  Bedauern    wahr- 
genommen wird  und  der  sich  trotz  allem  Bemühen 
selbst  reifere  Künstler  nicht  ganz  entziehen  können. 
Es    wäre   möglich,    dass    dieses    Bedürfnis    nach 
rascheren  Tempi  so   tief  wurzelt  in  der  modernen 
Lebensführung,   dass   es  „metaphysischer"  Art  ist 
(wie  einer  unserer  Altmeister:   Klindworth  sich 
ausgedrückt   hat),    und    dass   wir    demnach    ein 
massigeres  Tempo  als  uncharakteristisch  und  falsch 
empfinden   würden.    Und   hier  muss   ich   als  be- 
sonders   bezeichnend   hervorheben,     dass    Reise- 
nauer's  befremdend  breite  Tempi  in  Liszt's  Werken 
gerade   auf  „Tradition"  beruhen.    Wenn  sich  aber 
unser  Hören  so  gründlich  ändern  kann,  wo  bleibt 
der  Wert  der  Tradition? 

Man  könnte  nun  behaupten,  dass  zwischen 
mündlicher  und  schriftlicher  Tradition  kein  Unter- 
schied bestehe  und  dass,  wenn  man  jene  nicht  als 
absolut  massgebend  ansehen  will,  auch  diese  nicht 
als  eine  solche  ansehen  kann.  Aber  ein  grosser 
Unterschied  besteht  doch:  wir  sahen  die  grosse 
Unsicherheit  mündlicher  Tradition;  die  schriftliche 
bietet  weit  mehr  Sicherheit  —  wenn  auch  hier 
noch  grosse  Schwierigkeiten  nach  und  nach  über- 
wunden werden  mussteu.  Was  dagegen  das  sub- 
jektive Empfinden  betrifft,  so  muss  natürlich  selbst 
die  schriftliche  Tradition  modifiziert  werden,  aber 
sie  lässt  wenigstens   keinen  Zweifel   über  die  Ab- 


229     — 


sieht  des  Autors,  falls  dieser  sie  klar  and  unzwei- 
deutig niedergesokrleben  hat,  so  dass  meiner 
Meinung  nach  die  Grenze  fdr  den  Subjektivismus 
im  Beprodazieren  auf  folgende  Weise  festgestellt 
werden  könnte:  was  der  Autor  vorgeschrieben  hat, 
muss  unbedingt  beachtet  werden,  jedes  Zeichen 
muss  ausgeführt  und  keins  darf  verändert  werden 
—  soweit  muss  man  objektiv  bleiben;  aber 
innerhalb  dieser  Zeichen  muss  man  Ergänzungen 
finden,  und  erraten,  welche  Feinheiten  der 
Komponist  etwa  noch  in  Bezug  auf  Modifikationen 
der  Tempi's,  der  Tonstärke  machen  würde,  —  und 
hier  ist  jeder  frei,  hier  muss  man  subjektiv 
verfahren.  Dagegen  scheint  mir  die  Objektivität 
falsch,  die  nnr  das  vom  Komponisten  ausdrücklich 
Vorgeschriebene  ausfähren  will,  wie  die  Subjekti- 
vität, die  des  Komponisten  Willen  nicht  achtet 
und  den  eigenen  für  einzig  berechtigt  hält. 
(Rubinstein  soll  erklärt  haben:  er  „liebe  keine 
Ausgaben^,  wenn  er  ein  Werk  studiert  hatte,  sah 
er  sich  die  Noten  Licht  wieder  an.) 

Aber   die    erste   grosse  Schwierigkeit  für   die 
schriftliche   Tradition   besteht  darin:   klar  und  er- 
schöpfend   zu   sein.    Dies  verstehen  exvt  die  aller- 
modernsten  Komponisten  zu  tun,  und  darin  haben 
sie  von   den   Kommentatoren   älterer  Werke   viel 
gelernt.     Als   Ph.  E.  Bach   zuerst  Angaben   über 
Tempo   und  Tonstärke  in  seinen  eigenen  Werken 
machte,  verrvendete  er  sehr  wenige  Zeichen,  indem 
er  immer  noch  der  Bildung  des  Spielers  vertraute 
and   ihm    vieles    zu    erraten   übrig   Hess.    So  ist 
z.   B.    bei    allen   älteren    Meistern    einschliesslich 
Beethoven's  in  seiner  ersten  Lebenshälfte  (unge- 
fährj  die  Phrasierung  nie  konseqoent  durchgeführt. 
Sie  bezeichneten  nur,  was  legato,  was  staccato 
gespielt   werden   sollte,   aber   nicht   wo   abgesetzt 
werden  soll,   so   dass   man   oft  zwei  Legatobogen 
Terbinden  muss,  um  die  Phrase  nicht  zu  zerstü  ekeln  i 
oder  einen  Bogen  verlängern,    um   sie  nicht   vor 
ihrem  Abschluss   abzubrechen.     Wenn  man   aber 
bei  Schindler  liest,  wie  Beethoven  über  Dekla- 
mation   in    seinen  Werken    dachte,    so    hat  man 
dadurch    den    (eigentlich    nicht   nötigen)    Beweis, 
dass  jene   Meister   in   der    Ausführung    wohl  der 
richtigen  Phrasierung  eine  grosse  Bedeutung  bei- 
massen  und   nur  in  der  Aui^eichnung  nachlässig 
waren.     Wenn   also    die   wissenschaftliche  Grund- 
lage der  Phrasierung  eine  moderne  Errungenschaft 
ist,  die  wir  besonders  H.  von  Bülow,  M.  Lussy 
xuid  H.  Biemann  verdanken,  so  muss  man  daraus 
nicht  schliessen,  dass  man  Beethoven  oder  Mozart 
nicht   phrasieren    darf,    als   wenn   das   gegen  den 
Geist  ihrer  Werke  wäre.    Beethoven  fühlte  selbst, 
dass  die  Deklamation   nicht  klar  genug  in  seinen 
Werken,   namentlich  der  ersten  Lebenshälfte,  an- 
gegeben ist,  und  wollte  deshalb  eine  neue  ^  usgabe 
veranstalten.    Wenn   hier  also  ein  modemer  Her- 
ausgeber an  den  Angaben  des  Komponisten  etwas 
^dert,  so    darf  man   das  nicht  ohne  weiteres  als 
npiet&tlos''  oder  „willkürlich"  verui  teilen.   Pietätlos 


wäre  im  Gegenteil  das  Befolgen  einer  falschen 
Phrasierung,  wie  z.  B.  folgendein  der  Lebert sehen 
Ausgabe  von  Mozart 's  Pantasie  in  C-moll: 


i 


:# 


Der  Punkt  über  dem  Achtel  d  ist  vom  Her- 
ausgeber noch  hinzugefügt  worden!  Bier  gehören 
beide  Takte  offenbar  zusammen  und  die  Bogen 
sind  nur  aus  Gewohnheit  über  jeden  Takt  einzeln 
gezogen,  anstatt  über  beide.  Solcher  Stellen  gibt 
es  unzählige.  Diese  unklare  und  nachlässige 
Phrasierung  in  einer  neuen  Ausgabe  „aus  Pietät" 
beibehalten  zu  wollen,  scheint  mir  durchaus  ver- 
kehrt. 

Noch  weniger  klar  sind  des  Autors  Angaben 
über  den  Charakter,  den  Ausdruck  in  seinen 
Werken.  Wenn  man  sich  früher  auf  Angabe  des 
Tempos  und  der  Tonstärke  beschränkte,  so  genügte 
das  Beethoven  längst  nicht  mehr,  und  er  gebrauchte 
immer  häufiger  Worte  zur  deatlicheren  Bezeich- 
nung, nicht  nur  solche,  die  musikalische  Begriffe 
enthielten,  wie  cantabile,  sondern  später  immer 
mehr  anderen  Begriffssphären  entlehnte,  wie  malin- 
conico,  appassionato,  hie  und  da  auch  deutsche 
Ausdrücke  wie  ängstlich,  ermattet.  EUer- 
bei  ist  es  hochinteressant  zu  beobachten,  wie  seine 
Bezeichnungsweise  aus  den  beiden  der  Musik 
früher  einzig  zugeschriebenen  Gebieten:  „heiter" 
und  „traurig"  allmählich  herauswächst  und  Fühlung 
gewinnt  mit  allen  Gemütsbewegungen.  Schumann 
und  Wagn  e  r  benutzten  dann  fast  durchweg  deutsche 
Ausdrücke,  um  ganz  klar  und  verständlich  zu  sein 
—  freilich  nur  dem  Kenner  der  deutschen  Sprache. 

Der  grösste  Lehrer  in  der  schriftlichen  Be- 
zeichnung des  Ausdrucks  und  der  ganzen  Vortrags- 
art war  aber  F.  Liszt.  Man  muss  die  ersten 
Ausgaben  seiner  Werke  kennen,  um  zu  sehen,  mit 
welch  peinlicher  Sorgfalt  Liszt  in  seiner  Jugend 
den  Vortrag  zu  fixieren  suchte.  Die  Zeichen 
häufen  sich  oft  derart,  dass  eine  moderne  Ausgabe 
nicht  komplizierter  aussehen  kann.  Es  ist  zu  be- 
dauern, dass  Liszt  viele  dieser  Zeichen,  die  er  zum 
Teil  erfunden  hatte,  später  wieder  fallen  liess.  Sie 
warfen  aber  ein  helles  Licht  auf  seine  Spielweise. 
So  brauchte  er  z.  B.  für  kurze,  geringe  Bitardando's 

und  Accellerando*s  folgende  Linien:  und 

f  I.    Später  gebrauchte   er  dafür  die  Buch- 

staben: B  und  A,  die  aber  nicht  so  plastisch  und 
nicht  so  genau  die  Dauer  der  Tempomodifikation 
angeben.  Für  kurze  Halte  (Luftpausen !  also  schon 
damals,  lange  vor  Bülow)  setzte  er  ein  kleines 
Fermatazeichen  Für  die  Bezeichnung  des  Aus- 
druckes hat  er  nun  gar  eine  fast  unerschöpfliche 
Fülle  von  neuen  Wörtern:  delirando,  ironico, 
amoroso,  diabolico  etc.  Nächst  ihm  ist 
A 1  k  a  n  am  interessantesten  zu  studieren  in  dieser 
Beziehung. 

In  einemPunkt  aber  hat  es  die  moderne  Kunst  der 
Niederschrift  noch  nicht  zu  der  erwünschten  Klar- 


—     230     - 


heit  und  Vollständigkeit  gebracht :  in  der  Bezeichnung 
des  Pedals.  Es  gibt  wohl  keiu  Stttck  und  keine  neue 
Ausgabe  äJterer  Werke,  wo  das  Pedal  konsequent  an- 
gegeben ist,  genau  so  wie  der  ausfflhrende  Künstler 
es  gebraucht.  Es  wird  immer  nur  an  den  wichtigeren 
Stellen  angegeben,  an  den  andern  wird  es  dem 
Spieler  überlassen,  den  richtigen  Gebrauch  zu 
finden.  Schumann  begnügt  sich  sogar  oft  mit  der 
einmaligen,  allgemeinen  Anweisung  zu  Anfang: 
eon  Ped.  Hier  muss  noch  eine  Reform  ein- 
greifen. Die  vorgeschlagene  Linie  unter  dem 
System,  wo  das  Pedal  in  Noten  werten  angegeben 
würde,  ist  eine  Notwendigkeit.  Aus  Mangel  an 
einer  gaten  Pedalbezeichnnng  ist  die  Kunst  des 
Pedalgebrauchs  noch  so  instinktiv  und  unsicher. 

Aus  dem  Angeführten  ersieht  man  schon,  wie 
wenig  es  nützen  kann,  den  Urtext  unverändert 
wiederzugeben.  Zu  diesem  Allen  kommt  aber  noch 
zweierlei  sehr  Schwerwiegendes  hinzu.  Die  ersten 
Ausgaben,  diese  mit  heiliger  Scheu  genannten 
„ürausgaben'',  sind  meistens  voller  Drnckfehler, 
Jedenfalls  nie  ganz  fehlerlos,  nicht  nur  in  Bezug 
auf  die  Noten,  sondern  auch  auf  die  richtige 
Stellung  der  Zeichen.  Welchen  Zweck  hat  es 
dann,  den  Urtext,  d.  h.  den  Text  der  ersten  Aus- 
gabe, mit  allen  Fehlem  wieder  abzudrucken?  Das 
tut  aber  die  ürtextausgabe  der  Beethove  n  sehen 
Sonaten.  Die  Aufgabe  sollte  darin  bestehen, 
den  Text  von  den  selbständigen  Zutaten  der  Ver- 
leger, Herausgeber  zu  reinigen,  aber  auch  von  den 


Fehlem  der  ersten  Ausgabe,  wie  Bülow  dies  iu 
der  seinigen  bereits  getan  hat.  Es  genügt  also  ' 
nicht,  den  „Urtext"  wiederzugeben,  man  mfisste 
auch  auf  die  Manuskripte  der  Komponisten  zurück- 
gehen. Aber  —  und  das  ist  das  Schlimmste,  auch 
die  sind  nicht  durchaus  zuverlässig,  wenn  sie 
überhaupt  noch  vorhanden  sind.  Einige  Kompo- 
nisten waren  sehr  nachlässig  in  ihren  Manuskripten, 
am  meisten  Chopin,  wie  wir  sehen  werden,  und 
selbst  Beethoven  ist  nicht  frei  von  Nachlässig- 
keiten oder  sagen  wir:  Zerstreutheiten. 

Von  diesen  Gesichtspunkten  aus  halte  ich  eine 
Urtextausgabe  nicht  für  nützlich  —  oder  nur  für 
Bibliotheken,  für  den  praktischen  Gebrauch  moss 
eine,  wenn  auch  noch  so  geringe  Revision  und 
Ergänzung,  um  nicht  zu  sagen  Bearbeitung,  vor- 
genommen werden.  Man  wende  nicht  ein,  dass 
jeder  bedeutende  Pianist  das  lieber  selbst  mache, 
denn  abgesehen  davon,  dass  nur  sehr  wenige  fähig 
wären,  es  zu  tun,  so  kostet  das  auch  sehr  viel 
Zeit,  und  Jeder  wird  dankbar  sein  für  eine  Aus- 
gabe, die  ihm  den  Text  fertig  bietet.  Von  dem 
Wert  beim  Unterricht  brauche  ich  nicht  zu  reden. 
Ich  kann  nicht  finden,  dass  z.  B.  Bülow  in  seiner 
Ausgabe  der  Individualität  des  Spielers  zu  wenig 
Spielraum  lasse  und  diesen  kneble.  Seine  Zutaten  sind 
nur  Anregungen,  man  kann  sie  annehmen  oder 
nicht,  da  sie  sich  durch  kleinere  Schrift  deutlich 
vom  Originaltext  abheben. 

(Fortsetzung  folgt.) 


]@lc  1<oi)ig1lcbe  i^asil<scbalc  VOärzbarg. 

Zun  biiiKlertlSDriflen  Beiteben. 


Die  Würzburger  Musikschule,  welche  am 
12.  Juli  die  Feier  ihres  lOOjährigen  Bestehens  be- 
ging, ist  die  älteste  Musiklehranstalt  Deutschlands. 

Im  Jahre  1797  war  unter  dem  kunstliebenden 
Fürstbischof  von  Würzburg,  Adam  Friedrich, 
Graf  von  Seinsheim,  der  eine  vorzügliche  Hof- 
kapelle unterhielt,  eine  „akademische  Musikgesell- 
schaft", mit  dem  Hofkammerrat  Reut  her  als 
Dirigenten,  gegründet  worden.  Die  in  den  folgen- 
den Jahren  auftretenden  Knegsunruhen  beein- 
trächtigten das  Wirken  der  jungen  Gesellschaft, 
die  erst  aufblühte,  als  der  junge  Hofmusiker  und 
Student  Franz  Joseph  Fröhlich  im  Jahre  1801 
zum  Direktor  ernannt  ward.  Derselbe  wusste 
es  durchzusetzen,  dass  die  Aula  der  Universität 
für  die  musikalischen  Uebungen  eingeräumt  wurde 
und  dass  mit  Genehmigung  des  letzten  Fürstbischofs 
Georg  Karl,  Freiherrn  von  Fechenbach  das 
Universitäts  -  Rezeptoratamt  die  Bestreitung  der 
Unkosten  für  Musikalien,  Instrumente,  Beleuchtung 
und  Heizung  übernahm 

Im  Jahre  1802  erfolgte  bei  der  Säkularisation 
die  Besitznahme  Würzburgs  durch  das  Kurfürsten- 


tum Bayern.  Unter  der  neuen  Regierung  arbeitete 
Fröhlich  im  Jahre  1808  einen  Plan  aus  zu  einer 
„öffentlichen  Musikanstalt  an  der  churfürstl.  Julius- 
Universität  zu  Würzburg".  Dieser  Plan  fand  Ge- 
nehmigung, als  am  10.  April  1804  unter  Kurfürst 
Maximilian  Joseph  der  junge  Fröhlich  zum 
Privatdozenten  an  der  Universität  ernannt  und 
zum  Direktor  des  „musikalischen  Instituts"  eingesetzt 
wurde  mit  der  Aufgabe :  Die  MusikQbungen  un- 
entgeltlich zu  leiten  und  Vorlesungen  über  Theorie 
und  Geschichte  der  Musik  abzuhalten.  Als  Gehalt 
wurden  ihm  400  fl.  angewiesen.  Mit  einer  Zahl 
von  20  Teilnehmern  (die  Universität  hatte  damals 
400  Hörer)  begann  das  „akademische  Musikinstitat" 
seine  Tätigkeit. 

Ein  Jahr  später  (1805)  wusste  es  Fröhlich  ein- 
zurichten, dass  auch  die  Schüler  des  Gymnasiums 
dem  Musikinstitut  angeschlossen  wurden.  Die 
Universität  hatte  damals  die  Obsorge  für  das 
Gymnasium,  dessen  Unterrichtsräume  sich  bis  zum 
Jahre  1829  auch  im  alten  Universitätsgebäude  be- 
fanden. 

Zu    Ende   des   Jahres  1805  übernahm  infolge 


—    231 


des  Pressburger  Friedens  Grossherzog  Ferdinand 
von  Toskana  die  Herrschaft  über  Franken. 
Dieser  neue  Landesherr  war  den  Bestrebungen 
Fröhliches  besonders  geneigt.  Das  junge  Musik- 
institut brauchte  wegen  erhöhter  Zahl  der  Teil- 
nehmer passende  Räume  —  in  seiner  Not  hatte 
es  sich  schliesslich  in  die  Sakristei  des  Domini- 
kanerklosters geflüchtet.  Auf  Fröhliches  Bitte  hin 
erhielt  am  7.  November  1807  das  Musikinstitut  den 
Wappensaal  im  Kapitelhause  des  ehemaligen  Dom- 
stiftes nebst  anstossenden  Räumen  überwiesen 
und  gewann  dadurch  ein  Heim,  wie  es  besser 
nicht  gewfinscht  werden  konnte. 

Aber  Fröhlich  ruhte  noch  nicht,  der  Kreis 
seiner  Tätigkeit  sollte  noch  ein  weiterer  werden. 
Um  der  Tonkunst  eine  möglichst  weite  Verbreitung 
zu  sichern,  sollten  auch  die  heranwachsenden 
Jugendbildner  beigezogen  werden. 

Am  28.  September  1811  verfügte  eine  gross- 
herzogliche Resolution,  dass  „in  Zukunft  alle  im 
Schullehr  er-Seminarium  stehenden  Schulkandidaten 
regelmässig  Anteil  an  dem  Unterrichte  im  musi- 
kalischen Institute  nehmen  sollen",  ebenso  wie  auch 
solche  Kunstbeflissene,  welche  nicht  an  der  Uni- 
versität oder  dem  Gymnasium  studieren,  sofern  sie 
nur  ein  vorzügliches  Talent  zur  Musik   besitzen. 

Dadurch  war  das  ursprünglich  auf  die  Uni- 
versität beschränkte  Institut  zu  einer  allgemeinen 
Musikschule  geworden.  Durch  die  Studierenden  der 
Universität  und  des  Gymnasiums  erwuchsen  später 
der  Kunst  mächtige  Beschützer,  während  die  Lehrer 
die  Pflege  guter  Musik  weit  hinaus  ins  Volk  trugen. 

Im  Jahre  1814  kam  Würzburg  infolge  der 
Abmachungen  auf  dem  Wiener  Kongress  definitiv 
zu  Bayern,  das  1806  zum  Königreich  erhoben  war. 
König  Maximilian  I.  liess  seinen  Sohn,  den  Kron- 
prinzen Ludwig,  in  Würzburg  residieren,  und  in 
ihm  erwarb  sich  das  Musikinstitut  einen  mächtigen 
Förderer. 

Im  Jahre  1820  wurde  die  Anstalt  durch  eine 
neue  Organisation  zum  „Königl.  Musikinstitut''  er- 
hoben, unter  die  Aufsicht  der  Kgl.  Kreisregierung 
gestellt  und  durch  eine  allgemeine  Singschuie  er- 
weitert Die  Zahl  der  Schüler  hob  sich  in  den 
folgenden  Jahren  weit  über  600.  Zu  den  glänzend- 
sten Aufführungen,  die  neben' den  gewöhnlichen 
öffentlichen  Proben  die  Anstalt  gab,  gehören  die 
Konzerte,  denen  König  Ludwig  I.  persönlich  an- 
wohnte, worunter  namentlich  eines  im  Jahre  1840 
die  Entwicklung  der  Musik  in  historischer  Folge 
darstellte. 

Fröhlich,  der    inzwischen    zum    Universitäts- 


professor  befördert  war,  erbat  sich  im  Jahre  1844 
eine  Geschäfts-  und  Unterrichtsaushilfe,  und  wurde 
ihm  demzufolge  der  seit  1839  an  der  Anstalt  an- 
gestellte Lehrer  Johann  Georg  Bfatsch  als 
zweiter  Dirigent  beigegeben. 

Am  30.  Mai  1858  trat  Fröhlich  nach  57jähriger 
Tätigkeit  von  der  Leitung  des  Institutes  zurück 
und  starb  tiefbetrauert  am  6.  Januar  1862.  Nun- 
.mehr  leitete  Bratsch  als  Direktor  die  Anstalt  bis 
zum  Jahre  1873.  Er  verlegte  das  Hauptgewicht 
der  Anstaltstätigkeit  auf  das  aus  Angehörigen  des 
Schullehrerseminars  gebildete  grosse  Orchester, 
das  jede  Woche  eine  öffentliche  Aufführung  zu 
geben  hatte.  Ausserdem  führte  er  unter  Mit- 
wirkung der  Gymnasialschüler  jedes  Jahr  ein  oder 
zwei  Oratorien  auf.  Dadurch  wurden  die  Schüler 
der  beiden  Anstalten  aber  vielfach  überlastet,  was 
zu  einschränkenden  Bestimmungen  durch  das  Kgl. 
Kultusministerium  führte. 

Von  hervorragenden  Schülern  des  Musik- 
instituts sind  vor  anderen  zu  nennen:  Konzert- 
meister Lauterbach  in  Dresden,  Konzertmeister 
Kömpel  in  Weimar,  Professor  Werner  in 
München,  Kammermusiker  Bürchl  in  Dresden 
u.  s.  f. 

Im  Jahre  1872  entsandte  das  k.  Staatsministe- 
rium den  Münchener  Generalmusikdirektor  Franz 
Lachner  nach  Würzburg  behufs  einer  Visitation 
des  Musikinstitutes.  Die  Folge  dieser  Visitation 
war,  dass  Bratsch  zum  Musikdirektor  am  Kgl. 
Studienseminar  in  Aschaffenburg  und  der  in 
Meiningen  befindliche  Komponist  Theodor 
Kirchner  zum  Direktor  des  Würzburger  Musik- 
institutes ernannt  wurden.  Kirchner  sollte  die 
vom  Ministerium  seit  10  Jahren  angebahnte  Neu- 
gestaltung der  Anstalt  durchführen.  Da  ihm  aber 
die  dazu  erforderliche  Energie  abging,  nahm  das 
Ministerium,  vertreten  durch  Ministerialrat  Dr.  von 
Hu  Her,  die  Reorganisation  selbst  in  die  Hand. 

Im  Sommer  1875  wurden  neue  Satzungen  ent- 
worfen und  am  1.  Oktober  dieses  Jahres  begann 
die  nunmehrige  „Kgl.  Musikschule"  ihre  Tätigkeit. 

Satzungen  und  Lehrplan  wurden  jenen  der 
Münchener  Musikschule  nachgebildet  und 
neben  den  Schüleraufführungen  auch  Konzerte 
mit  fremden  Solisten  eingerichtet.  Zum  Direktor 
wurde  Dr.  Kliebert  berufen,  der  mit  18  künst- 
lerischen Lehrkräften  seither  an  der  Anstalt  wirkt. 
Gegenwärtig  zählt  die  Musikschule  über  900  Eleven, 
darunter  233  Musikschüler. 

Ueber  den  Verlauf  der  Festlichkeiten  berichten 
wir  in  nächster  Nummer. 


Mittellungen 


von  HcohBohulen  und  Konservatorien. 


Der  54.  Jahresbericht  des  Stern 'sehen  Kon- 
servatoriams  für  Musik  zu  Berlin,  Direktor 
Professor     Gustav     Hollaender,      weist     eine 


Frequenz  von  insgesamt  901  Schülern  auf,  gegen 
836  im  Voijahre.  Ausserdem  waren  die  von  Herrn 
Max  Loewengard    geleiteten   „Sonderkurse"   in 


—     232     - 


Hannonielehre,  Kontrapunkt,  Kanon  und  Fuge 
von  73  ächülem  beencht,  so  dass  Bicb  die  Gesamt- 
besncbsziffer  der  Anstalt  auf  974  belief.  Das 
Konservatdrinm  veranstaltete  im  Lanfe  des  Scbnl- 
jahres  16  öffentliche  Aufführungen  im  Beethoven- 
saal, 1  geistliches  Konzert  in  der  Marienkirche, 
8  Aufführungen  der  Opemschule  im  Theater  des 
Westens  und  eine  grössere  Reihe  von  XJebungs- 
abenden  im  gprossen  Saale  des  Konservatoriums* 
Die  Lehrer  der  Anstalt  hatten  zum  Geburtstage 
des  Kaisers  ein  Festkonzert  im  Beethoven- 
saal arrangiert,  bei  welchem  der  Direktor,  Herr 
Professor  Hollaender,  die  Festrede  hielt.  Die 
bei  G^elegenheit  des  60j&hrigen  Bestehens  der 
Anstalt  gestiftete  Gustav  Hollaender-Medaille 
erhielten  bei  der  vierten  Bewerbung,  die  vor  einer 
berufenen  Jury  stattfand,  Frl.  Marga  Neufeld- 
Berlin  (aus  der  Klavierausbildungsklasse  des  Herrn 
Prof.  Jedliczka),  Frl.  Grete  Steffen-Köln  (aus 
der  Gesangsausbildungsklasse  des  Frl.  Anna 
Wüllner),  Herr  Petresku  Woiku-Kronstadt  (aus 
der  Violinausbildungsklasse  des  Herrn  Issay 
Barmas),  Frl.  Elsa  Streit-Karlsruhe  (aus  der 
Kompositionsklasse  des  Herrn  MazLoewengard). 
Ausserdem  wurde  Herrn  Max  Kanis-Wien  (Violin- 
ausbildungsklasse des  Herrn  Issay  Barmas)  eine 
von  dem  königl.  Hof-Geigenmacher'  Ludwig 
Neuner-Berlin  gestiftete  Violine,  sowie  Herrn 
Albert  Fischer-Aue  (Gesangsausbildungsklasse 
des  Herrn  Alexander  Heinemann)  in  Anbetracht 
seiner  Leistungen  als  Opern-  und  Konzertsänger 
ein  Diplom  zugesprochen.  Das  Seminar,  welches 
unter  Leitung  Prof.  Papendicks  steht,  wurde 
von  19  Schülerinnen  besucht.  12  Schüler  und 
Schülerinnen  der  Anstalt  erhielten  Anstellungen 
an  hervorragenden  Opembühnen  und  Theatern  des 
In-  und  Auslandes,  ebenso  als  Kapellmeister  und 
Kantoren.  Neu  eingetreten  in  das  Lehrerpersonal 
der  Anstalt,  das  sich  im  vergangenen  Jahre  aus 
96  Lehrkräften  zusammensetzte,  sind  für  Gesang 
die  Damen  Fr.  L.  Hollm,  Frl.  Gh.  Fleck  und 
Herr  Klibansky,  für  Klavier  Frl.  D.  van  der 
Hoeven  und  Herr  Stabernack. 

Das  Dr.  Hoch'sche  Konservatorium  für 
Musik  zu  Frankfurt  a.  M.,  Direktor  Prof. 
Dr.  Bernhard  Scholz,  schloss  sein  26.  Schul- 
jahr mit  einer  Gesamtfrequenz  von  609  Schülern 
ab.  Davon  besuchten  299  das  Konservatorium, 
179  die  Vorschule  und  81  die  Seminarschule.  Aus 
dem  Lehrerpersonal  schied  nach  lljähriger  erfolg- 
reicher Tätigkeit  Herr  Karl  Friedberg,  um 
einem  Hufe  nach  Wien  zu  folgen;  neu  eingetreten 
ist  Herr  Otto  Hegner  für  EUavier  und  Frl.  Anna 
Hegner  für  Violine.  Das  Konservatorium  erhielt 
die  bisherige  Staatssubvention  und  die  vertrags- 
mässige  Quote  aus  der  Mozart-Stiftung.  Ausser 
drei  Stipendiaten  hatte  die  Anstalt  im  letzten  Jahre 
18  Freischüler  und  gewährte  einer  grossen  Zahl 
Zöglingen  erheblich  ermässigte  Stndienhonorare. 
An   musikalischen   Aufführungen   verzeichnet   das 


abgelaufene  Jahr  8  öffentliche  Musikaufführnngen, 
21  Vortragsabende,  1  Volkskonzert  und  2  Vortrags- 
abende der  Zöglinge  der  Vorschule.  Ausser  reichen 
Zuwendungen  für  die  Bibliothek  und  erm&ssigten 
Preisen  für  Theater-  und  Konzertveranstaltungen 
erhielt  das  Konservatorium  von  den  Herren  Snlz- 
bach  ein  Geschenk  von  KXX)  Mk.  für  die  PeziBions- 
kasse  der  Lehrer»  und  von  Herrn  Firnberg 
160  Mk.  füi  die  ünterstützungskasse  der  Schüler. 
Das  neue  Schu^ahr  beginnt  Anfang  September. 

Professor  Julius  Stockhausen,  der  hervor- 
ragende Gesangsmeister,  wird  am  1.  September 
dieses  Jahres  die  Direktion  seines  Frankfurter 
Konservatoriums  niederlegen  und  nur  noch  Privat- 
unterricht geben.  Die  Musikdirektoren  Edmund 
Parlow  und  Theodor  Gerold,  welche  seit  langem 
als  Lehrer  in  seiner  Musikschule  tätig  sind,  werden 
gemeinsam  die  Leitung  übernehmen. 

Dr.  Fritz  Prelinger,  Direktor  der 
städtischen  Musikschule  zu  Aschaffenburg, 
hielt  daselbst  einen  Gyklus  von  8  Vorträgen  über 
das  Thema  ,Die  Blütenperiode  des  deutschen 
Kunstliedes'.  Der  Vortragende  gab  jedesmal 
zuerst  eine  erläuternde  Schilderung  der  Meister, 
und  sang  dann  die  auf  den  Programmen  angezeigten 
Lieder  unter  eigener  B^leitung  am  Klavier.  Er 
begann  mit  Liedern  von  Haydn,  Mozart,  Beet- 
hoven und  führte  von  ihnen  aus  die  Entwicklung 
des  Kunstliedes  bis  in  unsere  2ieit  fort.  Neben 
den  bekannten  Liedersängern  Schubert,  Schu- 
mann, Franz,  Weber,  Marschner,  Liszt  u.s. w. 
waren  unter  den  neueren  vertreten:  Jensen, 
Brückler,  Brahms,  Wolf,  Strauss,  Heger, 
Schillings, Gast,  Ar.  Mendelssohn, Pfitzner 
B e h n  und  Streicher.  Das  Unternehmen,  welchem 
dadurch,  dass  Vortrag  und  musikalische  Aus- 
führung in  einer  Person  vereinigt  waren,  ein  Zug 
von  Einheit  anhaftete,  fand  grossen  Erfolg.  Herr 
Dr.  Prelinger  beabsichtigt  den  Vortragscyklus  auch 
in  anderen  Städten  zu  halten. 

Die  nächsten  Ferienkurse  der  Fr.  Dr.  Luise 
Krause,  Berlin  W.,  Marburgerstr.  15,  in  ihrem 
preisgekrönten  Anschauungsunterricht,  werden  für 
die  Fremden  von  besonderem  Nutzen  sein,  da  mit 
Mitte  August  ein  ausgiebiges  Hospitieren  ermöglicht 
wird.  Anmeldungen  zum  1.  August  nimmt  die 
Vorsteherin  schon  jetzt  entgegen. 

Das  Königl.  Konservatorium  für  Musik 
zu  Dresden  war  in  seinem  abgelaufenen  Studien- 
jahr von  insgesamt  1464  Schülern  besucht  Davon 
gehörten  507  der  Hochschule,  111  den  Mittel- 
klassen, 784  der  Grundschule  an,  wozu  noch 
112  Uebungsschüler  konmien.  Das  seltene 
Jubiläum  der  40jährigen  Lehrtätigkeit  am 
Konservatorium  feierte  Hr.  Prof.  Georg  Schmole; 
er  wirkt  seit  dem  1.  Juni  1868  als  Lehrer  des 
Klavierspiels  an  der  Anstalt,  nachdem  er  vorher 
seine  künstlerische  Ausbildung  an  derselben  er- 
halten. Einen  schweren  Verlust  erlitt  das  Konser- 
vatorium  durch   den  Heimgang  des  Hofrats  Prof. 


—     233     — 


Eduard  Bappoldi.  Der  ausgezeichnete  Violin- 
virtuose  war  seit  1877  als  erster  Violinlehrer  an 
der  Anstalt  t&tig;  er  erteilte  jahrelang  den  Unter- 
richt In  der  Dirigierübung,  ebenso  leitete  er  mit 
ausserordentlichem  £rfolge  das  Anstaltsorchester. 
—  Die  Zahl  der  Aufführungen  aller  Art  belief 
sich  im  abgelaufenen  Jahre  auf  78.  Davon  waren 
59  In  Konzertform  (8  darunter  von  der  Grund- 
schule ▼eranstaltete)  und  19  in  Bühnen- 
dar  Stellung   (4  für    Oper,    15  für    Schauspiel). 


Nach  den  Hauptjabresprüfungen,  die  vom 
15.  Februar  bis  28.  März  stattfanden,  konnten  bei 
der  Schlussfeier  am  80.  März  eine  grosse  Reihe 
von  Reifezeugnissen,  teils  für  Unterricht  und  teils 
für  den  Konzertsaal,  Dirigentenamt,  Komposition 
u.  s.  w.  erteilt  werden.  4  Schüler  erhielten  Preis- 
zeugnisse, 41  öffentliche  Belobigungen.  Das  neue 
Semester  des  Königl.  Konservatoriums  beginnt  am 
1.  September. 


Vermischte   Nachrichten. 


Als  Ausklang  der  Weimarer  Festtage  am 
9.  und  10.  Juni  fand  im  Salon  der  Königl.  Kammer- 
sängerin FrL  Augusta  Götze  zu  Leipzig  eine 
sinnig  poetische  Nachfeier  für  den  Dichter- 
komponisten Peter  Cornelius  statt  Cornelius 
Bild  stand  im  festlich  geschmückten  Saale  vor  der 
schönen  Silbernagerschen  Liszt-Büste,  beide 
von  Lorbeerkrftnzen  umschlungen  und  verbunden. 
Vor  demselben  sprach  Frl.  Augusta  Grötze  folgenden 
von  ihr  selbst  gedichtete^  Prolog: 

Peter  Cornelius,  Dein  sei  die  Stunde, 

In  der  die  Kl&nge  Deiner  Muse  tönen, 

Dir,  der  Erwählten  Einem  aus  dem  Bunde 

Der  Schaffenden,  im  ew'gen  Reich  des  Schönen. 

Nach  langer  Jahre  sträflichem  Vergessen 

Hat  man  an  jener  Stätte  Dich  erweckt, 

V/o  ekler  Ränke  niedriges  Vermessen 

Dich  und  den  grossen  Freund  so  jäh  erschreckt. 

Ein  Nachhall  von  der  Ilm-Athener  Feier 
Sei  unser  Singen!    Nimm  es  gütig  an 
Zwiefach  Gfesegneter,  dess'  Doppelleier 
Das  Wort  des  Dichters  tönereich  umspann. 

Wir  sahen  dort  des  Cides  tragisch  Schreiten, 
Zu  dem  Dich  Wagner's  Genius  entfacht, 
Dann  des  Barbiers  G^talt  vorübergleiten 
In  sprudelnd  reicher  Melodienpracht. 

Und  wehmutvoll  erinnert'  ich  der  Stunde, 
In  der  Dein  Meisterwerk  man  frech  verhöhnt, 
In  der*s  gelungen  jener  bösen  Runde, 
Dass  Werk  und  Schöpfer  blieben  lang  verpönt. 

Doch,  wie  Erhebung  zog  mir's  dann  durch's  Herz, 
Wenn  ich  gedachte,  wie  Du  das  getragen. 
Empfunden  hast  Du  wohl  den  herbsten  Schmerz 
Als  Dir  das  Zischen  roh  ans  Ohr  geschlagen;  — 

Doch  niedrig  Tun  vermochte  nicht  zu  schwärzen 
Den  blanken  Schild  mit  einem  Hauche  nur, 
Der  den  umschloss,  der  gross  im  starken  Herzen 
Hinschritt  auf  vornehm  reiner  Lebensspur. 

Was  sie  Dich  leiden  Hessen,  nicht  verbittert, 
Nein  hehr  verkläret  hat  es  Dein  Gemüt; 
Ob  Deine  Freunde  standen  schwer  erschüttert 
In  Dir  nur  Dankes  lichte  Flamme  glüht. 


Des  Dankes  für  den  Meister,  der  dem  Schaffen 
Des  jungen  Freundes  Halt  und  Schutz  gegeben. 
Des  Dankes  für  die  Künstler,  die  entraffen 
Sich  ihrer  Kräfte  Bestes  für  sein  Streben, 

Dass  jenes  Unheil,  das  sein  Werk  betroffen. 
Nicht  seine  Künstler  hätte  schädigen  sollen, 
Dies  war  sein  Denken,  sein  Bestreben,  Hoffen 
Nicht  sich,  nur  ihnen  galt  sein  heisses  Wollen. 

Dass  die  Margiane,  die  dem  Ideale, 

Wie's  in  ihm  lebte,  hold  Gestalt  verlieh, 

Der  Anerkennung  Glorie  umstrahle, 

War  all  sein  Wünschen!    Sie,  nur  dacht'  er,  sie! 

Und  als  dann  der  Betäubung  Bann  gewichen 
Ob  dem,  was  Niedrigkeit  heraufbeschworen, 
Ist  er  nicht  schwach  entgeistert  wegg^eschlichen. 
Nein,  stolzen  Mut  sich  zum  G^ährt  erkoren, 

Zog  neuer  Stätte  hoffend  er  entgegen, 

Zu  der  des  grossen  Freundes  Rat  ihn  sandte, 

Der  tief  verstimmt,  im  edelsten  Erregen 

Sich  grollend  ab  von  Weimar's  Bühne  wandte. 

Und  neue  Schaffenslust  hielt  den  umfangen, 

Den  Ränke  nicht  gebeugt,  nein,  ihn  erhoben. 

Doch  ach,  des  Lebens  Forderungen  hangen 
Sich  an  den  Strebenden;  und  oft  zerstoben 

Sieht  er  im  Kampfe  mit  des  Lebens  Not 

Sein  ideales  Ringen;  fortgetrieben 

Sein  Langen  nach  dem  Höchsten!    Denn  ihm  droht 

Die  Sorge  um  das  teure  Haupt  der  Lieben. 

„Stunden",  seufzt  er,  „immer  Stunden! 
„Wer  hat  doch  die  Qual  erfanden? 
„An  den  Stuhl,  wie  angebunden, 
„Sitzt  man,  bis  der  Tag  entschwunden.^* 

Tief  schmerzt  das !  Stunden  nahmen  ihm  den  Glauben 
An  seinen  gottentstammten  Genius, 
Ihm  durite  bald  den  freien  Aufflug  rauben 
Der  harten  Pflichten  unerbittlich  „Muss!" 

Ward  ihm  die  Qual  erspart,  ward  ihm  ein  Leben 
Statt  von  der  Sorge  Mächten  heiss  umstritten. 
In  voller  Schaf fensfrische  frei  gegeben. 
So  war'  dem  Cid  die  GunlÖd  nachgeschritten. 


—     234 


Im  raschen  Impuls!    Pas  vollendet  Schöne 
War'  seiner  Leier  mühelos  entglitten; 
Jetzt  fehlen  ihr  noch  viele,  viele  Töne, 
Um  deren  Fehlen  einst  er  schwer  gelitten, 

Die  ihm  im  Innern  reich  und  herrlich  lebten, 
Die  er  uns  Andern  nicht  mehr  schenken  sollte; 
Die  auf  des  Schöpfers  Herzen  drängend  schwebten, 
Das  gross  und  vornehm,  edelste  G-ewollte. 

Wenn  seiner  Liederperlen  holder  Reigen 
uns  ganz  dahin  nimmt  in  Bewundrungswonne, 
Und  wenn  sein  Abul  Hassan  ihm  zu  eigen 
Das  Anrecht  giebt  auf  langen  Ruhmes  Sonne, 

So  war,  mit  Gunlöd  das  vielleicht  geboren, 

Was  ihn  den  AUergrössten  zugesellt! — 

Doch,  wenn  wir  tief  beklagen,  was  verloren, 
Ein  Fühlen  ist's,  das  unsem  Schmerz  erhellt: 

Ein  Grrösster  war  er  in  dem  Menschentume, 
Das  über  Kunst  und  irdischem  Glänze  schwebt, 
Ein  Opferreicher,  wo  es  galt  dem  Ruhme, 
Dass  er  nicht  sich  nur,  Andern  auch  gelebt. 

So  lasst  uns  denn  bei  dieser  Stunde  Feier 
Noch  seines  edeln  Menschentums  gedenken, 
Der  nicht  nur  Ideales  gab  der  Leier, 
Nein,  der's  gelebt!    Heil  seinem  Angedenken! 

Dem  Prolog  schlössen  sich  eine  Reihe  Lieder- 
vorträge an,  die  mit  einer  Arie  aus  der  unvollendeten 
Oper  „Gunlöd"  und  mit  den  beiden  nach  den 
Original-Handschriften  des  Komponisten  von  Max 
Hasse  bei  Breitkopf  &  Härtel  neu  heraus- 
gegebenen Duetten :  „In  der  Sternennacht**  und  „Ich 
und  Du'*  schlössen.  Die  Ausführenden  waren 
Schülerinnen  von  Frl.  Götze,  sie  bekundeten  die 
Lehrkunst  ihrer  Meisterin,  die  nicht  allein  als  er- 
fahrene Stimmbildnerin  wirkt,  sondern  auch  die 
künstlerischen  Fähigkeiten  ihrer  Zöglinge  in  hohem 
Grade  zu  entwickeln  weiss.  Ganz  besonders 
zeichnete  sich  unter  ihnen  Fr.  Lydia  Wegener 
aus,  eine  zu  voller  Künstlerschaft  gereifte,  tem- 
peramentvolle Sängerin ;  sie  sang  die  „Gunlöd- Arie** 
und  zwei  Lieder  aus  op.  1  und  4  „Nachts**  und  „In 
Nacht  und  Schmerzen**  mit  warmer  Empfindung 
und  geistig  belebtem  Vortrage.  Die  ganze  Feier 
mit  ihrem  stimmungsvollen  Milieu,  in  welches  die 
intimen  Schönheiten  der  Gomelius'schen  Muse  voll 
hineinpassten,  verlief  in  befriedigender  Weise  und 
war  dem  Geiste  des  so  früh  geschiedenen  Meisters 
würdig  angepasst. 

Einen  interessanten  Verlauf  nahm  am  Montag, 
den  27.  Juni,  das  von  Herrn  Musikdirektor  Dienel 
in  der  Marienkirche  gegebene  „Orgelkonzert**. 
Er  hatte  eine  ganze  Reihe  von  Hilfstruppen  hinzu- 
gezogen, die  das  Konzert  sehr  mannigfaltig,  nur 
etwas  zu  lang  gestalteten. 

Zu  allererst  wäre  die  Mitwirkung  von  Frl. 
Zitelmann*s  Gesangschule  zu  nennen.  Frl. 
Zitelmann  ist  als  Sängerin  allgemein  geschätzt: 
nach  den  Proben,  die  ihre  Schüler  an  diesem  Abend 
darboten,  zeigte  sie  sich  auch  als  ganz  vorzügliche 


Gesanglehrerin.  Stimmbildung,  Intonation  und 
Aussprache  waren  bei  allen  Damen  vortrefflich. 
Die  Einzelleistungen  natürlich  je  nach  Talent  nnd 
gehabter  Ausbildung  verschieden.  Am  rei&ten 
erschien  uns  Frau  Kipp,  die  ihren  grossen  und 
umfangreichen  Sopran  vollständig  beherrscht;  doch 
auch  Frau  Meckel  mit  ihrer  selten  schönen  Alt- 
stimme und  Frau  Höhne  mit  ihrem  lieblichen 
Mezzosopran  boten  sehr  Annehmbares.  —  Das 
Konzert  gab  auch  Gelegenheit,  den  Frauenchor 
der  Musikgruppe  Berlin,  der  von  Frl.  Schal  tze- 
Wöhler  dirigiert  wurde,  zum  erstenmale  öffent- 
lich zu  hören.  Der  Chor  ist  klein,  besitzt  aber 
einige  schöne  Stimmen  und  erscheint  sehr  ent- 
wicklungsfähig. Der  Eindruck  war  ein  guter.  — 
Der  Cellist  Herr  Torm in  spielte  mit  sehr  schönem, 
gesangvollem  Tone  Beethoven,  Schubert  und 
Goltermann,  und  Herr  Dienel  bewährte  sich, 
wie  stets,  in  Bach'schen  und  eigenen  Kom- 
positionen als  ein  Meister  seines  Instrumentes. 

Am  4.  Juli  feierte  in  Dresden  Professor 
Hof  rat  Heinrich  Döring,  Lehrer  am  König- 
lichen Konservatorium,  seinen  70  Geburtstag.  Ein 
früherer  Schüler  desselben,  Herr  Richard 
K  a  d  e  n  (Direktor  der  pädagogischen  Musikschule 
zu  Dresden)  schreibt  uns  über  seine  Wirksamkeit: 
„Döring  ist  mit  der  Geschichte  des  Dresdner 
Konservatoriums  aufs  innigste  verwachsen.  Der 
Schwerpunkt  seiner  Tätigkeit  fällt  in  die  70er  und 
dOer  Jahre.  Als  Dirigent  der  Elementarschule, 
als  Lehrer  des  höheren  Klavierspiels,  sowie  als 
Dozent  der  Musik-Pädagogik,  die  er  in  selbständiger, 
schöpferischer  Weise  ausgearbeitet  hatte,  wirkte 
er  tonangebend  auf  den  Geist  des  Institutes  ein. 
Nicht  kam  es  ihm  in  erster  Linie  auf  glänzende 
Schülerleistungen  an,  sondern  er  wollte  vor  allem 
die  heranwachsende  Generation  zu  einer  edlen 
Kunstpflege  erzogen  wissen.  Döring  ist  nicht  bloss 
Pädagoge,  sondern  eine  künstlerische  Persönlichkeit. 
Die  Kunst,  die  er  in  seinem  Herzen  trägt,  will  er 
der  Jugend  vermitteln.  Aber  auch  als  Pädagog 
ist  er  nicht  nur  Methodiker,  sondern  wiederum 
Künstler,  der  sich  auf  Grund  der  Beanlagung  des 
Schülers  ein  Ideal-Bild  von  diesem  entwirft  und 
dieses  zu  verwirklichen  sucht.  Wenn  man  nach 
dem  Philosophen  Krause  zwischen  Werken  und 
Wesen  bildenden  Künstlern  unterscheidet,  so  ver- 
einigt Döring  beide  Kunst-Gattungen  aufs  ^Hbk- 
Uchste.  Er  ist  Werke  bildender  Künstler  —  dafür 
legen  eine  grosse  Anzahl  Kompositionen  ein  be- 
redtes Zeugnis  ab  — ,  er  ist  Wesen  bildender 
Künstler,  d.  h.  Erzieher,  das  bekunden  seine  an 
die  Tausende  zählenden  Schüler. 

An  dem  4.  litauischen  Musikfest,  das  zu 
Pflngsten  1905  in  Memel  stattfindet,  werden 
sich  Gumbinnen,  Insterburg,  Tilsit  und  Memel  be- 
teiligen. In  einer  am  18.  Juni  in  Insterbui^g  ab- 
gehaltenen Versammlung  der  Vertreter  der  be- 
teiligten Chorvereine  wurde  das  Programm  wie 
folgt  beschlossen:  I.Tag:  „Israel  in  Egypten^^  von 


—     235     — 


Händel;  2.  Tag:  .^Pastoralsymphonie^*  von  Beet- 
hoven, Solo  vortrage  der  4  Vokalsolisten  des  Festes, 
,Tedeum**  von  Brnckner. 

Das  Programm  des  vom  11.— 14.  Angast  unter 
Felix  Mottl's  Leitung  stattfindenden  Salzburger 
Masikfestes  enth&It  von  Mozart'schen  Kom- 
positionen a.  a.  die  grosse  Cmoll-Messe  in  der 
AIojs  Schmitt'schen  Bearbeitung,  die  Esdar- 
Symphonie^  ein  Violinkonzert,  das  G  moll-Quintett 
and  Scenen  aus  der  „Entführung  ans  dem  Serail^*; 
ansserdeni  sind  noch  Bach,  Beethoven,  Brückner, 
Händel,  Liiszt,  Schubert  und  Spohr  im  Programm 
vertreten. 

Man  schreibt  uns  aus  Milwaukee:  Bas  Musik- 
leben Milwaukee's  hat  durch  die  nunmehr  bald 
einjährige  Wirksamkeit  des  Kgl.  Musikdirektors 
Max  Pnchat,  welcher  seit  vorigem  Jahr  den 
„Milwankee-Musik verein"  leitet,  einen  bedeutsamen 
Aufschwung  genommen.    Herr  Puchat  wurde  aus 


ca.  100  Bewerbern  seiner  Zeit  gewählt,  und 
merkte  man  bald,  dass  die  Wahl  eine  überaus 
glückliche  war,  denn  obwohl  der  Chor  bei  Herrn 
Puchat's  Amtsantritt  in  keineswegs  bestem  Zu- 
stande gewesen,  konnten  doch  bereits  im  ersten 
Vereinskonzert  die  „Jahreszeiten^^  in  wohlgelungener 
Weise  zur  Aufführung  gelangen.  Den  grössten 
Triumph  errang  der  Musikverein  mit  seinem 
Schlusskonzert,  in  welchem  der  „Traum  des 
Gerontius"  mit  grossartigem  Erfolge  unter  Herrn 
Puchat's  Leitung  aufgeführt  wurde.  Die  gesamte 
englische  sowohl  als  deutsche  Presse  zollte  der 
seltenen  Leistungsfähigkeit  des  neuen  Dirigenten 
uneingeschränktes  Lob.  —  Auch  als  Pianist  und 
Komponist  lieferte  Herr  Direktor  Puchat  Beweise 
hervorragender  und  vielseitiger  Künstlerschaft. 

Der  Chef  der  rühmlichst  bekannten  Firma 
„Hercules  Hinz  zu  AI tona",  Herr  Hercules  Hinz, 
feierte  am  10.  Juli  sein  25 jähriges  Geschäftsjubiläum. 


Büclicr  und  Musikalien. 


J.  Philipp:  Exercices  et  Etudes  techniques  de 
Piano  pour  la  main  gauche  seule. 
A.  Oannd  et  Flli,  Parti. 
Nach  einigen  vorzüglichen  Originalübungen 
bringt  der  Verfasser  12  Etüden,  gebildet  durch 
Transposition  von  einzelnen  TJebuuf  en  aus  Czerny's 
»Schule  des  Virtuosen^S  aus  Stücken  von  Weber» 
Hnmmel,  Mendelssohn,  Schumann  (Toccata),  Ph. 
£.  Bach,  Chopin  und  anderen.  Die  Etüden  No.  1 
und  2  aus  op.  10,  die  Terzen-  und  die  Sexten- 
Etüde  von  Chopin  sind  so  nützlich  und  so  an- 
genehm zu  studieren  mit  der  linken  Hand,  dass 
man  sich  wundem  müsste,  wenn  ein  Lehrer  nicht 
schon  von  selbst  darauf  gekommen  wäre.  Die 
2.  Etüde  aus  op.  10  hat  Philipp  auch  logisch  über- 
tragen in  symmetrischer  Umkehrung,  d.  h.  die 
Stimmen  des  Parts  für  die  rechte  Hand  um- 
getauscht, sodass  die  linke  nun  auch  die  chroma- 
tischen Gänge  mit  3,  4,  5  ausführt.  Eine  solche 
ümkehrung  hätte  ich  bei  der  11.  Etüde  aus  op.  25 
und  dem  Konzertstück  von  Weber  nötig  gefunden, 
denn  so  wie  sie  für  die  rechte  Hand  geschrieben 
sind,  bieten  sie  der  linken  unnatürliche  Schwierig- 
keiten, die  auch  in  der  Praxis  keine  Verwendung 
finden.  Auch  das  Scherzo  aus  Chopin's  H  nioU- 
Sonate  .scheint  mir  zu  „ antilinkisch ^.  Vorzüglich 
ist  dagegen  die  üebertragung  der  2.  Etüde  aus 
op.  25  und  der  Schlusssatz  der  B  moU-Sonate  in 
Oktaven,  wobei  nur  die  Vorschrift,  sie  auch 
legato  zu  Üben,  beim  letzten  Stück  fast  unaus- 
fahrbar ist.  Im  Fingersatz  verwendet  Philipp  bei 
Läufen  den  Daumen  öfter,  als  es  bequem  ist,  und 
den  Fiogerwechsel  zu  wenig.  Bei  Thompson 
in  Boston  gab  Philipp  ferner  zwei  Konzert- 
studien für  die  linke  Hand  heraus  nach 
Chopin's  Des  dur-Walzer  und  der  Sexten-Etüde. 
Es    sind    feine,    luftige    Bearbeitungen,    die    des 


Walzers  auch  voll  Geist  und  Witz  in  der  Verbin- 
dung mehrerer  Motive.  Wie  da  plötzlich  eine 
Mazurka  aufblitzt  zum  Lauf  der  linken  Hand,  das 
ist  höchst  amüsant. 

Man  sollte  mehr  solche  Studien  für  die  linke 
Hand  bilden,  aber  in  der  symmetrischen  Um- 
kehrung, die  so  leicht  zu  machen  ist,  wenn  man 
von  einem  der  beiden  Mittelpunkte  der  Klaviatur 
(d  und  as)  ausgeht,  Doppelgriffe  und  tonleiter- 
artige Passagen  müssten  aber  natürlich  unverändert 
benutzt  werden. 

Nachträglich  lerne  ich  noch  zwei  Werke 
Philipp' s  kennen,  die  der  in  meinem  Artikel  über 
ihn  gegebenen  Anregung,  zu  jedem  Zweige  der 
Klaviertechnik  eine  Sammlung  der  besten  Etüden  *) 
und  der  wichtigsten  Stellen  aus  den  Meisterwerken 
herauszugeben,  zuvorkommen :  nämlich  eine  Schule 
der  Doppelgriffe  und  eine  ebensolche  der 
Oktaven  (bei  Schirmer,  (New-York).  Beide  Werke 
sind  angeordnet  wie  dasjenige  über  den  Triller, 
zuerst  kommen  Original-Üebungen,  dann  Etüden 
verschiedener  Autoren,  schliesslich  zahlreiche  Bei- 
spiele aus  Werken  aller  Stile.  Philipp  besitzt 
eine  erstaunliche  Kenntnis  der  Literatur;  aus  der 
älteren  werden  manche  technisch  wertvolle  Stücke 
der  Vergessenheit  entrissen.  Mertke's  Oktaven- 
schule hat  nur  158  Beispiele,  Philipp's  dagegen  234. 

In  den  übrigens  geistreich  systematisierten 
Fingersätzen  für  Terzentonleitem  wundert  es  mich, 
dass  Philipp  noch  die  sogenannte  Gabel:  f  f  an- 
wendet, die  schon  Bülow  vermieden  wissen  wollte 
und  die  auch  bei  Tausig,  Rosenthal-Schytte    nicht 

*)  Eine  vorzügliche  Bubrizierunff  der  Etüden 
nach  dem  technischen  Zweck  bietet  JE! sc hmann- 
Ruthardt's  Führer  durch  die  Klavierliteratur. 
Noch  besser  ist  aber  die  lebendige  Sanmilung. 


—     236     — 


vorkommt.  Sodann  wäre  zu  w ansehen,  dass  bei 
chromatiscben  Terzen  der  moderne  Fingersatz  mit 
dem  Gleiten  des  zweiten  Fingers  angegeben  würde. 
Da  Philipp  eine  nene  Ansgabe  dieses  Werkes  ver- 
anstaltet, berücksichtigt  er   darin   vielleicht  diese 


Anregung.    Die  veralteten  Fingers&tze  bei  Gzemj 
könnten  auch  ersetzt  werden. 

Sonst  aber  besitzen  auch  diese  Werke  die 
Vorzüge  seiner  andern  Arbeiten,  sie  sind  wohl 
durchdacht,  nttt^Jich  und  fesselnd  für  das  Stadinm. 

J.  Vianna  da  Motta. 


Vereine. 


•  Musik-Sektion 

des  Allg.  Dentseken  Lekrerinnen-Tereiiu. 

Wir  teilen  unseren  Mitgliedern  mit,  dass  sich  in 
Mannheim  und  Düsseldorf  zwei  neue  Gruppen 
gegründet  haben.  Die  Vorsitzende  der  Mannheimer 
Gruppe  ist  Frl.  Elise  Keller,  D.  7.  18,  die  Vor- 
sitzende der  Düsseldorfer  Gruppe  Frl.  Charlotte 
Blank,  Camphausenstr.  27. 

Ausserdem  ist  mitzuteilen,  dass  sich  die 
Musik-Sektion  dem  Allg.  Wohlfahrtsverbande  als 
korporatives  Mitglied  angeschlossen  hat.  Näheres 
darüber  in  den  nächsten  „Mitteilungen". 

I.  A.:  Sophie  Henkel. 
I.  Vorsitzende. 

Jahresberiebt  der  Masikgrnppe  Darmstadt. 

Einige  Monate  später  aJs  sonst  fand  diesmal 
die  Hauptversammlung  statt.  Der  Bericht  erstreckte 
sich  demgemäss  über  die  Tätigkeit  unseres  Vereins 
über  die  Zeit  vom  Januar  1903  bis  heute.  -  In 
diesem  Zeitraum  fanden  statt:  5  Mitglieder- 
versanmilungen,  1^  Vorstand ssitzungen,  ausserdem 
8  Sitzungen  der  Konmiission  für  die  Honorarfrage 
und  2  Versammlungen  sämtlicher  Musiklehrenden 
Darmstadt's,  zu  welchen  die  Anregung  von  unserer 
Musikgruppe  ausging. 

Im  verflossenen  Vereinsjahr  hat  sich  die 
Grunpe  um  5  neue  Mitglieder  vermehrt,  ein  Mit^ 
gliea  verloren  wir  durch  den  Tod. 

An  dem  Bestand  der  „Lesemappe"  (sie 
enthält:  „Die  Musik",  den  „Kl- Lehrer",  „Die 
Lehrerin",  „Die  Frau**,  „Die  Blätter  für  Haus-  und 
Kirchenmusik"  und  „Die  Zeitschrift  d.  I.  M.  G.) 
hat  sich  im  Lauf  des  verflossenen  Jahres  nichts 
geändert.  Die  musikalische  Bibliothek  hat  sich 
um  Zusendungen  von  verschiedenen  Verlegern  ver- 
grössert.  — 

An  einem  Vortrag  des  Herrn  D.  Bäht  er  aus 
Leipzig  über  „Verborgenes  Tonblühen"  war  unsere 
Gruppe  insofern  beteiligt,  als  der  Vorstand  sich 
um  aas  Zustandekommen  der  Veranstaltung  be- 
mühte und  unser  Mitglied,  Frl.  Schreiner,  sich 
dabei  pianistisch  betätigte.  Ausserdem  wirkten 
noch  Herr  Professor  Kwast  und  Frau,  Frau 
Anna  öenff,  Herr  Hofm.  Fritz  Mehmel  mit. 
Bei  der  Generalversammlung  des  A.  D.  L.  V.  in 
Dresden  wurde  die  Gruppe  vertreten  durch  Frl. 
Dr.  Mensch,  die  in  der  darauffolgenden  Mitglieder- 
versanmilung  einen  sehr  eingehenden,  interessanten 
Bericht  über  die  dort  gepflogenen  Verhandlungen 
brachte.  In  dieser  Versammlung  wurde  unsere 
1.  Schriftführerin,  Frl.  H.  Streb,  als  2.  Schrift- 
führerin  in  den  Vorstand  der  Musiksektion  gewählt 

Das  Hauptinteresse  wurde  im  letzten  Ver<5ins- 
jahr  wieder  der  Honorarfrage  zugewandt,  die 
endlich  im  Oktober  des  verflossenen  Jahres  zu 
einem  befriedigenden  Abschluss  gebracht  werden 
konnte. 

Es  handelte  sich  vor  allem  darum,  das 
Publikum  mit  den  geplanten  Reformen  bekannt 
zu      machen     und      von      deren     Berechtigung 


und  Notwendigkeit  zu  überzeugen,  femer  die 
ausserhalb  unserer  Gruppe  stehenden  Musik- 
lehrenden  für  ein  gemeinsames  Vorgehen  zu  ge- 
winnen. Es  kostete  Zeit  und  Mühe,  dies  zu  er- 
reichen, aber  der  Erfolg  blieb  nicht  aus.  Namentlich 
in  den  Kammermusikern  Herrn  Diedrich  und 
Mehmel  fand  der  Vorstand  eine  kräftige  Stütze 
für  seine  Bestrebungen.  Sie  interessierten  ihre 
Kollegen  für  die  Honorarfrage  und  unterstützten 
uns  bei  den  Vorarbeiten  für  eine  Versammlung 
sämtlicher  hiesigen  Musiklehrer  und  -Lehrerinnen. 
Die  erste  allgemeine  Versammlung,  die  im  Sep- 
tember stattfand,  brachte  noch  nicht  die  erwünschte 
Einigung,  aber  in  einer  zweiten,  am  14.  Oktober, 
wurde  der  von  unserem  Vorstand  und  den  ge- 
nannten Herren  ausgearbeitete  Entwurf  der  neuen 
Honorarbestimmungen  einstimmig  angenommen, 
und  fast  sämtliche  Anwesenden  verpflichteten  sich 
durch  Namensunterschrift,  die  neuen  Bestimmungen 
beim  Unterricht  einzuführen.  Durch  einen  Bericht 
in  den  hiesigen  Blättern  wurde  das  Publikum  mit 
den  Beschlüssen  der  Versammlung  bekannt  ge- 
macht, die  neuen  Bestimmungen  wurden  gedruckt 
und  haben  seitdem  in  vielen  Häusern  zu  Nutz 
und  Frommen  des  Lehrers  wie  des  Schülers  Ein- 
gang gefunden.  Ich  denke,  wir  alle  empfinden 
täglich  die  Wohltat  dieser  Neuerung,  die  uns 
nicht  nur  vor  materiellem  Schaden  bewidirt.  sondern 
auch  unsere  Lehrtätigkeit  durch  die  grössere 
Begelmässigkeit  im  Unterricht  weit  erfreulicher 
und  erspriesslicher  macht.  — 

In  dem  nun  beginnenden  Vereinsjahr  soll  den 
Mitgliedern  auf  musikgeschichtlichem  und  musik- 
pädagogischem Gebiet  mancherlei  Anregung  ge- 
boten werden;  der  Vorstand  hofft,  dass  die 
Gemeinsamkeit  der  Interessen  unseres  Standes  die 
Mitglieder  zu  einem  immer  festeren  Zusammen- 
schluss  führen  wird. 

Jahresbericht  der  Mnslkgrappe  Siegen. 

Im  verflossenen  Winter  fanden  die  Versamm- 
lungen einmal  im  Monat  statt  und  waren  ziemlich 
regelmässig  besucht.  Die  Aufführungen  der 
„&nder-Tanz-  und  Volkslieder"  von  Jaques 
Dalcroze  brachten  viel  Anregung  und  wurde  da- 
mit ein  schöner  Kassenerfolg  zu  Gunsten  der  be- 
stehenden Kranken-  und  Alters versorgungskasse 
erzielt  —  Später  wurden  Statuten  beraten  und 
festgesetzt. 

Die  zirkulierenden  Journale,  JOavierlehrer" 
und  „Rheinische  Musik-  und  Theaterzeitung*  gaben 
zu  manchem  anregenden  Gedanken-  und  Meinungs- 
austausch Veranlassung.  Ebenso  die  von  Herrn 
D.  Rahter  aus  Leipzig  in  Köln  veranstalteten 
Abende  —  „  Vorführ  aiig  modemer  Klaviersachen"  - , 
welche  von  drei  Gruppen mitgliedem  besucht  wor- 
den sind.  Ein  schöner  Beweis  für  das  Interesse 
der  Mitglieder,  denn  die  Reise  nach  Köln  ist  ein 
ziemlicher  Kostenpunkt. 

Die  Gruppe  besteht  zur  Zeit  aus  10  ordent- 
lichen xmd  5  ausserordentlichen  Mitgliedem. 


—     237     - 


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Beriin  W..  Passanerstrasse  2«. 

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Verfasserin  von: 
„Die   Deppe*sche   Lehre 

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eveutl.  Theorie 

der  Elementar  -  Mit telklasseo,  ernst  nnd  gewissen- 
haft, im  29.  Lebensjahr,  verheiratet,  wflnscbt  eine 
daoernde  AnstellODg  an  einem  guten  Mnsikinstitnt. 
Vorzügliche  Zeugnisse  der  Professoren:  H.  Petri 
(Dresden),  Karl  Prill,  H.  Grädener  und  W.  Zsack 
(Wien),  aosserdem  für  das  Violinfach  von  der 
k.  k.  Prüfungskommission  für  das  Lehramt  der 
Musik  in  Wien  geprüft  Offerten  gefälligst  an 
Augustin  Zepnieky 
Bad  Kreuznach)  Jungstrasse  39. 


iü>in.eu  eif  oncn  » i  c  f  t  i  (|  c  n  (9c 
iiuf  au  bcn  freispielen  in  Buy. 
reath  ^aken, '•  bitte  ju:  otiu  Ufen. 

^ani  ».  fBolaoorn'f  W^xkt 

gbem.  Ceitf.)  bui(«  Ki   .  SBagnce« 

dtiiig  bc«  ftibclungrn  6r.  m.  i , 

geb.  Vi.  1.50. 
•iL^MinMU  de  2(ib«laiigeBi<  brock. 

M.  1.60,  r*L  M.  «^^ 

I  I       fiRinff  of  th«  MUMlunnnM 

I   Protp.  Kratisl  |  broeh.  M.  t.— ,  boaated  If.  |.0Oi 
'  ^  '    «riauteningen  |ittn  9Hbc(uagcn« 

a>tama  9».  i.— |    Öicflenip,  OtlAarb  Oagn  t  m  f. 
Jaunir.    «Ing  bei  jftbelung«"  JR!  8.-.  äcg.  gcbk! 

je»ie  blrtct  aegcii  Cfnfcnbung  be<  Ottraa«  Mm  %S» 
icgec  Feodor  B4BiBboth  in  Seipitg. 

.V  < .  r  .^•ft•^.^  y  ;r  .•.7<;-.*-.»;..;  r.»;.. .  ^•;y■v^^ 


BitU  Terlan««n  Si« 

Proepeete 

f&bv 

Rieh. 

Wagoer- 

Litteratur 


rottet 


ymm& 


Königliches  Conservatorium  zu  Dresden. 

49.  Sehaljahr.  Alle  Fächer  füi*  Musik  und  Theater.  Volle  Kurse  und  Einzelfiicher. 
iSIntrltt  Jederseit*  Haupteintritt  1.  September  und  1.  April.  Prospekt  und  Lehrerverzeichnis 
durch  das  Direktorlnin« 


C.  BECHSTEIN, 

Flttsel-  und  Pianlno-Fabrikant. 

Hoflieferant 

Sr.  Maj.  des  Kaisers  von  Deutschland  und  Königs  von  Preussen, 
Ihrer  Maj.  der  Kaiserin  von  Deutschland  und  Königin  von  Preussen^ 
Ihrer  Maj.  der  Kaiserin  Friedrich, 
Sr.  Maj.  des  Kaisers  von  Russland, 
Ihrer  Maj.  der  Königin  von  England, 
Ihrer  Maj.  der  Königin  Regentin  von  Spanien, 
Sr.  Königl.  Hoheit  des  Prinzen  Friedrich  Carl  von  Preussen, 
Sr.  Königl.  Hoheit  des  Herzogs  von  Sachsen-Coburg-Ootha, 
Ihrer  Königl.  Hoheit  der  Prinzessin  Louise  von  England  (Marchioness  of  Lome) 
L  Fabrik:  5— 7  Johannis-Str.  u.  27  Ziegel-Str 

n.  Fabrik:  21  Qrfinaner-Str.  u.  25  Wiener-Str 

lU.  Fabrik:  124  Reichenberser-Str. 


LONDON  W. 

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BERLIN  N. 

5—7  Johannle-Htr. 


Für  die  Redaktion  Terantwortlich:  Anna  Morsch,    Berlin  W.,  Ansbacherstr.  87. 

Expedition  und  Verlag  ^er  Klarier- Lehrer^,   M.  Wolff,  Berlin  W.,   AnsbacherstraBse  87. 

Druck:  J.  S.  Preuss,  Berlin  S.W.,  Kommandantenstr.  14. 


Der  KlavieF-Lebrer. 

Musik-pädagogische  Zeitschrift  für  alle  Qebiete  der  Tonkunst. 
Organ  der  Deutschen  Musiklehrer-Vereine, 

der  Musik-Sektion  des  A  D.  L-V.  und  der  tonkünstler-Vereine 
zu  Köln,  Dresden,  Hamburg,  Leipzig  und  Stuttgart. 
Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslaur. 
Redaktion:  Anna  Morsch 


•  •  €rtd)cinl  mon4lli4)  zweimal.  •  • 
^m  virricIiährMd)  bei  «lleti  Bud)'  und 
iQusikaltciibandlunacn,  Post  •  ühmaJicii 
ttüier  no.  4170)  130  lllk..  bei  direkter 
Siucndiuig  unter  Kreuzband  srAnii* 
merandd  1.75  TOk.    üusUnd  2  IDk. 


Berlin  W.« 

Ansbacherstrasse  37. 


Inserate  werden  v^n  timmindtm 
iliiiioncen'€xpedfiionen  wie  vom  Oerlj^ 
..Der  Klavier- Cehrer"  Berlin,  01.50, 
ilnsbad)cnir.  37,  zum  Preise  von  30  Pf. 
fflr  die  zweigespallene  Pelitzellc  eni« 
ocaenqenommen. 


No.  16. 


Berlin,  20.  August  1904. 


XXVII.  Jahrgang. 


labalt:  Eliaabeth  Caland:  Physiolofiisch-anatomiache  Betrachtungen  zur  AusnOtzung  der  Kraftquellen  beim  Klavierapiel.  (Foüsetzung) 
Jose  Vianna  da  Motta:  Neue  Ausgaben  älterer  Klavierwerke.  (Fortaetzung).  Dr.  Treitel:  Die  Siagstimme  der  Kinder.  Mitteilungen 
von  Hochschulen  und  Konservatorien.  Vermischte  Nachrichten.  Bücher  und  Musikallen,  besprochen  von  Eugen  Segnitz 
Vereine.    Briefkasten.    Anzeigen. 


zur  ^asi>ii)'2sui)§  der  ](Faf^que1kl)  beiii)  Ufla^lerspid. 


Die  Muskel n. 
Die  Muskeln  sind  Massen ,  welche  aus  roten, 
äeiscbigen  Pasern  bestehen  (sie  sind  Identisch  mit 
Fleisch),  die  die  Knochen  gewissermassen  einhüllen, 
indem  sie  sich  vermittelst  der  Sehnen  an  ver- 
schiedenen Knochenteilen  ansetzen,  dieselben  mit 
einander  verbinden,  (wie  der  Biceps,  der  seinen 
Ursprung  am  Hakenfortsatz  des  Schulterblattes 
hat  und  an  der  Speiche  ansetzt)  in  der  Zusammen- 
ziehung sich  verkürzend,  die  beideii  Knochen, 
an  welchen  sie  befestigt  sind,  einander  nähern. 
Eine  vollständige  Erschlaffung  tritt  kaum 
ein  (siebe  du  Bois-Beymond  Seite  204),  da  die 
Mnskeln  sogar  im  Ruhezustand  gedehnt  und  elastisch 
gespannt,  als  dauernd  gespannte  Stränge  an- 
zusehen sind.  Durch  ihre  Kontraktilität  (es  ist 
der  Wissenschaft  bis  jetzt  noch  nicht  gelungen, 
das  Wesen  des  Kontractionsvorgangs  physiologisch 
zu  erklären  —  siehe  Dr.  R.  du  Bois-Reymond, 
Seite  201)  bewirken  sie,  und  zwar  sie  allein,  die 
Bewegungen  der  Glieder.  Je  nach  Form  und 
Grösse  des  Muskels  ist  dessen  Zusammen- 
ziehnngsfähigkeit  stärker  oder  geringer.  Ihre 
Kontraktilität  ermöglicht  den  Gliedern,  Widerstände 
zn  überwinden  und  vermittelt  alle  Bewegungen. 
Die  Muskeln  bewirken  je  nach  ihrer  Lage  und 
Beschaffenheit  Streckbewegungen,  Beugebewegun- 
gen, wieder  andere  wirken  an-  und  abziehend;    so 


Von 
JBltsAbetli  Caland. 

(Fortsetzung.) 

gibt  es  zwei-,  drei-  oder  mehrköpiige,  breite,  ring- 
förmige, Hautmuskeln  u.  s.  w.  — 

Als  Fortsetzung  des  Muskels  sind  die 
Sehnen  zu  betrachten;  sie  bestehen  aus  festerem 
Stoff,  sind  dünner  und  setzen  sich  mit  ihrem 
äussersten  Teile  dem  Knochen  an,  den  Muskel  auf 
diese  Weise  dem  Gliede  verbindend:  Endsehne. 
Die  Sehnen  treten  auch  in  verschiedener  Form 
auf,  so  wie  eben  erwähnt,  als  Eudsebnen,  als 
Zwischensehnen  u.  s.  w.  — 

Es  wäre  jetzt  unsere  Aufgabe,  eine  kurze  Be- 
schreibung aller  Muskeln  des  Oberkörpers,  die  wir 
beim  Klavierspiel  gebrauchen  sollten,  folgen  zu 
lassen.  Da  man  sich  ohne  bildliche  Darstellung 
eine  nur  unklare  und  ungenaue  Vorstellung  der 
Muskulatur  machen  kann,  so  verweisen  wir  die- 
jenigen, die  sich  darüber  genauer  zu  unterrichten 
wüuiichen,  uuf  die  folgenden  Bücher:  „Anatomie 
für  Künstler"  von  August  Froriep, 
dritte  Auflage  1899.  und  „Plastisch-Ana- 
tomischer Handatlas"  von  Dr.  Fritz 
S  c  h  i  d  e  r ,  1902,  welch  letzerer  besonders  in  klarer 
Weise  eine  deutliche  Veranschaulichung  des  hier 
Folgenden  gibt. 

Wir  schicken  voraus,  dass  es  ausser  unserer 
Macht  steht,  einen  jeden  Muskel  mit  Bewusst- 
s  e  i  n  an  einer  beabsichtigten  Bewegung  teilnehmen 
zu    lassen.      Sogar    die    allergewöhnlichsten    Be 


—     242     — 


w^nngen  des  täglichen  Lebens,  z.  B.  das  Grehen, 
das  sich  Setzen,  das  An-  und  Auskleiden,  sind  der- 
artig komplizierte,  sie  sind  f^erworbene  Actionen 
von  Ganglienzellen,  welche,  nachdem  sie  oft  in  be- 
stimmter Beihenfolge  abliefen,  nunmehr  mit  bevor- 
zugter Leichtigkeit  in  derselben  Art  von  statten 
gehen"  (siehe  E.  du  Bois-Beymond  ,,üeber  die 
Hebung",  S.  25),  und  so  ist  es  nur  unsere  Auf- 
gabe, festzustellen,  welche  Muskeln  wir  mit  Be- 
wasstsein  gebrauchen  lernen  sollen,  damit  die 
anderen  Muskeln,  die  mit  diesen  In  natürlichem 
Zusammenhang  arbeiten,  beabsichtigte  Bewegungen 
herrorbrlngen»   Wir  kommen  hierauf  später  zurück. 

Vor  allen,  andern  Muskeln  sei  der  „gemein- 
schaftlicheBückenstrecker"  („Extensor 
trunci")  genannt,  der,  wie  uns  sein  Name  sagt,  die 
Wirbelsäule  aufrichtet  und  streckt;  er  ist  der 
längste  Rückenmuskel,  der  mit  seinen  äusseren 
Muskelbündeln  an  den  Lendenwirbel  und  an  den 
unteren  Hand  der  zehn  letzten  Bippen  ansetzend, 
zu  beiden  Seiten  des  Bückgrats  vom  Becken  bis 
zum  Schädel  verläuft. 

Seine  Antagonisten  (auf  die  Bedeutung  der 
Antagonisten  kommen  wir  später  zurück)  sind  die 
Bumpfbeuger,  erstens  der  „Darmbeinlenden- 
muskel''  (M.  iliopsoas),  der,  wenn  der  Bücken- 
strecker arbeitet,  diesem  entgegengespannt  ist,  damit 
derselbe  genau  gehende  Bewegungen  ausführt.  Er 
entspringt  zu  beiden  Seiten  der  Lendenwirbelsäule, 
vereinigt  sich  mit  dem  Hüftbeinmuskel  und  setzt 
sich  am  Oberschenkel  an. 

Zweitens  müssen  hier  die  Muskeln  genannt 
werden,  die  um  die  Taille  herum  mitarbeiten  und  die 
in  ihrer  Mitwirkimg,  der  Wirbelsäule  und  dem 
Schultergelenk  eine  Stütze  verleihen.  Die  Bauch- 
mnskulatur  trägt  zur  Steif ung  der  Wirbelsäule 
bei  (siehe  B.  du  Bois-Beymond,  Seite  262  und  270), 
während  sie  auch  die  seitlichen  Bewegungen  des 
Oberkörpers  bei  fixiertem  Brustkorb  über  dem 
Becken  veranlasst  (also  auch  das  Seitwärtsneigen 
des  Bumpfes  bewirkt).  —  Sie  wirkt  auch  er- 
heblich mit  beim  starken  Niederdrücken 
der  Hand  auf  die  Tastatur.  Es  sind  dies 
die  vier  folgenden  Muskeln:  „der  äussere  schiefe 
Bauchmuskel*  (obliquus  abdominis  ext.);  der 
„innere  schiefe  Bauchmuskel",  der  „quere 
Bauchmuskel*'  und  der  „grade  Bauch- 
muskel" (rectus  abdominis).  —  Der  hier  erst- 
genannte Muskel,  der  äussere  schiefe  Bauchmuskel, 
hat  seinen  Ursprung  an  den  acht  unteren  Bippen 
und  begegnet  mit  seinen  Zacken  oben  denen  des 
Sägemuskels  und  unten  denen  des  Latissismus 
dorsi;  stellt  sich  also  in  direkten  Zusammenhang 
und  Einfiuss  mit  beiden  letztgenannten  Muskeln, 
die,  wie  wir  sehen  werden,  für  uns  sehr  bedeutungs- 
voll sind. 

Der  „breite  Bückenmuskel"  (Latissismus 
dorsi),  hat  seinen  Ursprung  an  den  Lendenwirbeln, 
greift  also  ganz  tief  unten  am  Bücken  ein,  zieht 
sich   den  unteren  XeÜ  des  Backens   umschliessend 


bis  zum  Oberarm  hinauf  und  setzt  sich  an  den 
kleinen  Höcker  des  Oberarmkopfes  an;  er  senkt 
die  Schulter  und  zieht  den  Oberarm  nach  unten 
und  hinten.  Dies  ist  der  Muskel,  der  eine 
der  bedeutendsten  Wirkungen  für  den 
vollen  Kraftgebrauch  des  Niederdrückens 
der  Hand  auf  der  Klaviatur  ausübt.  —  Der 
„Sägemuskel"  (Serratus  anticus)  ist  ebenfalls 
von  grosser  Bedeutung  für  uns.  Er  entspringt  an 
den  acht  oberen  Bippen,  also  an  der  Brust,  und 
setzt  sich  am  inneren  Band  des  Schulterblattes  an; 
er  hält  das  Schulterblatt  fest;  seine  obere  Portion 
senkt  die  Schulter  und  sein  unterer  Abschnitt 
wirkt  zur  Hebung  des  Schultergelenkes  mit. 

Ferner  bewegt  der  „rautenförmige  MuskeP* 
(Bhomboideus)  das  Schulterblatt  aufwärts  und 
nach  innen  gegen  die  Wirbelsäule.  Er  verbindet 
die  oberen  Brustwirbel  und  das  Schulterblatt. 

Der  „Kappenmuskel"  (Trapezius),  dessen 
unterster  Teil  das  Schulterblatt  nach  unten,  dessen 
mittlere  Portion  den  hinteren  Band  des  Schulter- 
blattes gegen  die  Wirbelsäule  bewegt,  während 
die  Arbeit  des  ganzen  Muskels  mit  gleichzeitiger 
Zurückziehung  des  Schulterblattes  eine  Drehung 
des  untersten  Wirbels  im  lateralen  Sinne  bewirkt, 
beginnt  am  Bückgrat  und  den  Hals-  und  Brost- 
wirbeln  und  setzt  sich  am  Schlüsselbein  and  an 
der  Schultergräte  an. 

Dieser  Muskel  sowohl  wie  der  nun  folgende 
„kleine  Brustmuskel"  (Pectoralis  minor)  sind 
gleichfalls  für  uns  sehr  wichtig.  Letzterer  ent- 
springt an  der  dritten,  vierten  und  fünften  Bippe 
und  setzt  sich  am  Hakenfortsatz  des  Schulter- 
blattes an.  Er  zieht  das  Schulterblatt  nach  unten, 
also  fusswärts. 

Als  sein  Antagonist  weare  der  „Aufheber  des 
Schulterblattes"  (Levator  scapulae)  zu  be- 
trachten, der,  wie  sein  Name  uns  sagt,  das 
Schulterblatt  hebt  und  also  gegengespannt  wirkt, 
wenn  dasselbe  nach  unten  gesenkt  wird.  Er  hat 
seinen  Ursprung  an  den  vier  oberen  Halswirbeln 
und  setzt  oben  am  Schulterblatt  an. 

Die  gleichzeitige  Zusanmienziehimg  des  Säge- 
muskels und  die  Dehnung  des  rautenförmigen  Muskels 
bewirken  die  Fixierung  des  hinteren  Bandes  des 
Schulterblattes.  — 

Es  folgen  jetzt  die  Muskeln,  die  den  Oberarm 
im  Schultergelenk  nach  aussen  und  innen,  den 
Arm  also  auf  der  Klaviatur  nach  oben  und  unten 
bewegen,  ihn  heben  und  senken.  Zuerst  sei 
hier  wieder  der  oben  beschriebene  „breite  Bücken- 
muskel genannt,  der  nicht  allein  auf  die  Schulter, 
sondern  auch  kräftig  auf  den  Arm  einwirkt. 

Der  , grosse  Brustmuskel "  (Pectoralis 
major)  entspringt  am  Schlüsselbein,  an  der  Vorder- 
fläche des  Brustbeines  bis  zur  sechsten  Bippe  — 
sein  Ansatz  befindet  sich  am  Oberarmknochen. 
Er  wirkt  stark  an  den  Körper  anziehend,  zieht 
den  Oberarm  gegen  die  Vorderseite  der  Brust  und 
rollt  ihn  wie  gesagt  nach  innen. 


243 


Der  ^grosse  randliche  Muskel^  (Teres 
major)  zieht  den  Ann  nieder  und  beugt  ihn,  wenn 
«ach  nicht  in  bedeutendem  Masse  nach  innen.  £r 
entspringt  am  nnteren  Teil  des  Schulterblattes  und 
setzt  sich  am  Oberarmhöcker  an. 

Der  , Untergrätenmuskel''  (Infraspi- 
natus),  der  ebenfalls  unten  am  Schulterblatt  seinen 
Ursprung  hat,  am  grossen  Höcker  des  Oberarmes 
ansetzt,  hebt  den  Arm  und  dreht  ihn  nach  aussen 
<8upiniert). 

Der  „Del toideus'S  der  dieselbe  Wirkung 
ausübt,  d.  h.  er  hebt  und  zieht  nach  aussen  und 
innen,  entspringt  am  unteren  Hand  des  Schlüssel- 
beins, am  äusseren  Band  des  Acromions  und  an 
der  Schnltergräte  und  setzt  in  der  Mitte  an  der 
Aussenseite  des  Oberarmes  an.  — 

Wir  kommen  jezt  zu  der  Aufzählung  der 
Muskeln,  welche  den  Unterarm  bewegen. 

Zuerst  sei  der  „Biceps"  (zweiköpfiger  Muskel) 
genannt;  derselbe  entspringt  am  Hakenfortsatz 
des  Schulterblattes  und  setzt  sich  an  der  Speiche 
an;  seine  Hauptfanktion  ist  die  Beugung  des 
Vorderarms  im  Ellenbogengelenk,  indem  er  den 
Unterarm  dem  Oberarm  nähert;  ausserdem  wirkt 
er  beugend  auf  das  Schultergelenk  und  wirkt  auch 
nach  aussen  drehend  auf  den  Unterarm  ein,  indem 
er  die  Speiche  rotiert 


Der  „Triceps''  (dreiköpfiger  Armmuskel) 
streckt  den  Vorderarm;  er  setzt  sich  am  oberen 
Teil  des  Ellenbogens  an  und  entspringt  mit  seinen 
drei  Köpfen  an  dem  äusseren  Band  des  Schulter- 
blattes und  an  der  hinteren  Fläche  des  Oberarm- 
knochens. Der  lange  Kopf  vermag  auch  beugend 
auf  das  Schultergelenk  einzuwirken. 

Der  Biceps  und  Triceps  sind  Antagonisten; 
sie  stehen  in  fortwährender  Gegenwirkung;  wenn 
der  eine  Muskel  arbeitet,  ist  also  der  andere  ent- 
gegengespannt. 

Der  „innere  Armmuskel^  (Brachialis 
internus)  beugt  den  Vorderarm;  sein  Ursprung 
befindet  sich  vorne  am  Oberarm  und  sein  Ansatz 
an  der  Elle.  Ausser  diesem  letztgenannten  Muskel 
und  dem  Biceps  ist  der  dritte  Beugemuskel  des 
Ellenbogens,  der  „Arm  -  Speichenmuskel** 
(Brachio-radialis),  früher  Supinator  longus  genannt; 
er  reicht  mit  seinem  Ursprung  an  den  äusseren  Band 
des  Oberarmknochens  und  setzt  sich  nahe  am 
unteren  Ende  der  Speiche  an  dessen  vorderem 
Bande  an.  Diese  drei  Beugemuskcln  sind  auch  von 
grosser  Wirkung  für  das  von  uns  wiederholt  an- 
gegebene innere  aktive  Pizieren  (Festhalten)  der 
Glieder,  hier  des  Ellenbogens. 

(Fortsetzung  folgt.) 


JS^ue  ausgäbet)  äll^epcF  Kla^icriobcFl^c. 


Von 
Jos^  Tianna  da  Hotta. 

(Foiisetzung.) 


Zu  den  Meistern,  die  am  dringendsten  einer 
Bearbeitung  für  den  praktischen  Gebrauch  be- 
dürfen, gehört  J.  S.  Bach,  weil  er  der  Interpre- 
tationskunst gänzliche  Freiheit  lässt.  Hieraus  aber 
mit  Saint-Saens  zu  schliessen,  dass  es  zweck- 
los Bei,  seine  Werke  aufzuführen,  weil  man  doch 
nicht  wissen  könne,  wie  der  Autor  sie  nüanziert 
habe,  ist  sicher  falsch.  Interessant  ist  es,  dass 
ungefähr  zur  selben  Zeit,  als  Saint-Saens  sich 
gegen  die  Aufführbarkeit  Bach's  aussprach, 
S.  Ochs  voriges  Jahr  in  der  Allgemeinen  Musik- 
Zeitung  den  Buf  nach  „mehr  Bach**  erhob.  Selbst 
wenn  es  nicht  möglich  wäre,  den  Stil  für  Bach's 
Werke  zu  treffen,  den  der  Meister  selbst  gewollt 
—  und  in  allen  Punkten  wird  man  ihn  sicher 
nie  erraten  — ,  so  ist  es  doch  notwendig,  sich 
irgend  einen  Stil,  der,  unserem  Empfinden 
nach,  dieser  Musik  angemessen  ist,  dafür  zu  finden 
and  mit  aller  Kraft  dahin  zu  arbeiten,  dass  diese 
Wunderwerke  immer  und  immer  wieder  zum 
Leben  erweckt  werden.  Bach  vemachlälssigen 
biesse  eine  der  grössten  Kulturmächte  der  Mensch- 
beit  untergehen  lassen. 

Zum  Glück  sind  ernste  Musiker  bemüht,   von 


Bach  nicht  nur  Urtextausgaben  zu  veranstalten, 
—  die  hier  von  grösserer  Wichtigkeit  sind,  weil 
Bach  am  meisten  entstellt  worden  ist  im  Lauf 
der  Zeiten  — ,  sondern  auch  Bearbeitungen,  die 
einen  gesunden,  lebendigen  Stil  dafür  aufstellen. 
Als  Urtextausgabe  der  Klavierwerke  betrachte  ich 
die  von  Bischoff  (Steingräber)  als  mustergiltig, 
für  den  Stil  hat  B  u  s  o  n  i  neuerdings  das  Be- 
deutendste geleistet.*) 

Leider  stand  letzterer  bisher  allein  und  lässt 
immer  noch  auf  den  so  nötigen  2.  Teil  des  wohl- 
temperierten Ellaviers  warten.  Jetzt  ist  aber  ein 
Bachbearbeiter  erstanden,  der  durch  ihn  angeregt 
erscheint  und  den  man  ihm  fast  ebenbürtig  nennen 
kann.  Es  ist  Muggelini  (auch  ein  Italiener!), 
Klavierprofessor  am  „Liceo  musiceJe*'  in  Bologna« 
Muggelini  hat  bei  Bicordi  vier  Bände  Bach- 
scher Werke  herausgegeben,  die  man  mit  geringen 
Einschränkungen  als  meisterhaft  bezeichnen  kann. 
Der  erste  Band  (mir  unbekannt)  enthält  23  leichte 
Stücke,    die    drei    anderen    bringen    ausgewählte 


*)  Vgl.  im   Klavierlehrer   vom   1.   April   1903 
meine  Besprechung  einer  Bachausgabe  Busoni's. 


—     244     — 


französische,  englische  Saiten  nnd  Partiten.  Ich 
bedanie,  dass  der  Herausgeber  sich  zu  sehr  von 
der  Idee  des  praktischen  Gebrauchs  leiten  liess  und 
aus  dem  Grunde,  weil  der  Schüler  unmöglich 
alles  von  Bach  studieren  könne,  einige  weniger 
wertvolle  Suiten  nicht  aufgenommen  hat.  Seine 
Ausgabe  ist  aber  nicht  nur  für  Schüler,  sondern 
für  jeden  Musiker  von  hohem  Wert,  und  so 
wünschte  ich,  dass  Muggelini  selbst  die  ge- 
ringeren Suiten  bearbeitet  hätte.  Für  einen 
schweren  Eehler  halte  ich  es  ferner,  dass  in  dem 
Band  der  englischen  Suiten  die  bedeutendste  von 
allen,  die  Suite  in  D-moll,  fehlt,  weil  der  Verfasser  sie 
zu  schwer  fand  für  die  Stufe,  auf  der  die  andern 
stehen,  sodass  er  sie  später  mit  anderen,  den 
schwierigsten  Stücken  Bach's,  zusammen  heraus- 
geben will.  Das  sollte  nicht  sein,  sondern  alle 
englischen  Suiten  müssten  im  selben  Bande  stehen. 
Da  der  Herausgeber  so  freimütig  um  Vorschläge 
zu  Aenderungen  bittet,  so  erlaube  ich  mir,  auf  das 
entschiedenste  zu  empfehlen:  in  einer  späteren 
Ausgabe  alle  Suiten  zu  bringen.  Dies  betrifft  aber 
nur  die  äussere  Anordnung.  Die  innere  Arbeit 
lässt  fast  keinen  Wunsch  unerfüllt.  In  der  Nüan- 
zierung,  Tempobezeichnung,  Fhrasierung,  Aus- 
führung der  Verzierungen  herrscht  ein  reifer,  vor- 
nehmer Geschmack,  gründliches  Wissen,  Vertraut- 
heit mit  allen  Eigenheiten  des  Bach'schen  Stils. 
Sehr  interessante,  tiefgehende,  klare  Analysen  sind 
den  komplizierten  Stücken  beigegeben.  Nur  eins 
vermisse  ich  dabei:  den  Hinweis  auf  die  so 
wichtige  typische  Modulation  im  2.  Teile  aller 
Tanzstücke:  bei  Durstücken  der  Abschluss  in  der 
Parallel  -  Molltonart,  bei  Mollstficken  in  der 
Dominante  oder  Durtonart  der  Ober-  oder  Unter- 
terz. Muggelini  analysiert  die  Form  und  deutet 
zwar  oft  durch  Doppelstriche  die  Unterteilung  an, 
aber  auf  die  Modulation  sollte  noch  bestimmter 
hingewiesen  werden.  Auch  fehlt  der  Hinweis  auf 
den  Wechsel  des  Rhythmus  in  den  Couranten: 
8  X  2  ^>^d  2X9-  Alle  Anmerkungen  sind  sonst 
erschöpfend,  von  grossem  Interesse  und  bedürfen 
einer  Uebersetzung,  um  diese  hochwichtige  Aus- 
gabe in  Deutschland  verwendbar  zu  machen.  Der 
Verlag  wird  uns  hoffentlich  bald  eine  deutsche 
Ausgabe  schenken. 

In   der   Fhrasierung   wünschte    ich   öfter   ein 
Absetzen  an  anderer  Stelle.*)    Auch  könnte  öfter 


*)  Zum   Beispiel   in   der  englischen   Suite  in 
A-moU 
nicht :  y^ _-  _       -^       nicht : 


^JL^'ril^^^ 


sondern: 


sondern:^ 


In  der  G-moll-Suite: 


der  Beginn  einer  Phrase  durch  Trennnng^  des 
Balkens  plastischer  hervortreten.  Sonst  ist  sie 
jedoch  musterhaft.  Der  Fingersatz  ist  darchaus 
modern,  auf  Tausig*s  und  Bülow's  uner- 
schütterlichen Prinzipien  gebaut  und  reif  durch- 
dacht. Beim  konsequent  durchgeführten  Finger- 
wechsel (wohltuend  berührt  der  immer  angegebene 
Fingerwechsel  bei  Trillern  und  Pralltrillern)  scheint 
mir  Jedoch  die  Fingerfolge  in  der  linken  Hand: 


2      13 

nicht  gut,  man  sollte  da  immer  den  Daumen  anter 
die  Hand  nehmen:  iS  2  1,  die  Drehung  vom  2.  zum 
8.  Finger  ist  unbequem.  Ebenso  in  der  rechten 
Hand 


nicht:    8     4     9 


i 


Auch  nicht:  i  2  i     2 


sondern 


M 


4      8 


^ 


rt 


=efc=: 


oder: 


sondern: 

Sehr  fein  ist  die  schwierige  Frage  der  Triller- 
anfänge gelöst.  Ob  die  Triller  in  der  Sarabande 
der  französichen  E-dur-Suite  nicht  trotz  des  me- 
lodischen Terzenschritts  doch  mit  dem  Nebenton 
beginnen  könnten,  lasse  ioh  dahingestellt. 

Im  Gkkuzen  ist  Muggelini's  Ausgabe  auf  das 
dringendste  zu  empfehlen,  es  ist  die  definitive 
Ausgabe  der  Suiten  und  Partiten. 

Ueber  den  Druck  muss  noch  bemerkt  werdeD, 
dass  er  an  Unübersichtlichkeit  leidet  wegen  der  gar 
zu  grossen  Notenköpfe   und   der   zu   grossen  Ent- 
fernung   derselben    von    einander.      Es   wäre    zu 
wünschen,  dass  für  die  deutsche  Ausgabe  ein  neuer 
Stich  gemacht  würde.    Es  ist  auffallend,  wie  weit 
der  deutsche  Notenstich  allen  andern  überlegen  ist. 
Auch   möchte  ich    den  Verfasser   bitten,   zu  über- 
legen,   ob   es  nicht  besser  wäre,    anstatt  die  Aus- 
führung jeder   einzelnen  Verzierung  in  einem  be- 
sonderen   System  anzubringen,   sie  nur   im   Text 
einzufügen.    Ich  weiss  wohl,  dass  der  Herausgeber 
durch   Beibehaltung   der  Originalzeichen   das  Bild 
des    Urtextes    bewahren    wollte,    da    aber    unser 
ganzes  Schriftsystem   mit  Hecht   nach  einer  mög- 
lichst   plastischen    Darstellung    strebt,    so    sollte 
man  keine  symbolischen  Zeichen  bringen,  sondern 
gleich   die  auszuführenden  Noten,  damit  der  Text 
direkt  zu  uns  redet.    Es  genügte,  die  alten  Zeichen 
im   Vorwort   anzuführen   und   zu   erklären.     Eine 
ausgeschriebene  Verzierung  spielt  man  erfahrungs- 
gemäss   viel   melodischer   und  im  Zusammenhang, 
als  die  immer  gewissermassen  als  Nebensache  an- 
gesehenen Verzierungszeichen.    Der  Text  gewinnt 
dann    auch   an  Klarheit,    wenn    die   so    häufigen 
Doppelsysteme    wegfallen.      Und    wieviel    Raum 
würde  gespart! 

Von  Beethoven's  Sonaten  sind  zwei  neue 
Ausgaben  erschienen.  Das  grösste  Interesse  erregt 
die  von  Eugen  d' Albert  veranstaltete  (bei 
Forberg   in  Leipzig   erschienene)   durch   die  Be- 


—    245    — 


deatoQg  des  Künstlers,  der  sich  als  genialer 
Beethoveninterpret  den  grössten  Rnf  neben  Bttlow 
errungen  hat.  Bülow's  Bestreben  war,  seine  Auf- 
fassung der  Werke  möglichst  genau  schriftlich  zu 
fixieren.  Unwillkürlich  geht  man  an  d'Alberts 
Aasgabe  in  der  Erwartung,  daraus  zu  erfahren, 
wie  ein  so  hervorragender  Künstler  diese  Werke 
spielt.  Aber  man  sieht  gleich,  dass  d 'Albert  von 
ao deren  Prinzipien  ausgeht.  Er  leiirt  sich  eine  für 
uns  bedauerliche  Reserve  auf  und  will  als  „Heraus- 
geber** möglichst  zurücktreten,  so  dass  er  nur  wenige 
Ergänzungen  der  Originalzeichen  gibt,  nur  hie  imd 
da  eine  Anregung,  wahrscheinlich  in  dem  Bestreben, 
die  Individualität  des  Spielers  nicht  einzuengen 
(s.  oben).  Aber  hier  wäre  es  gerade  vom  höchsten 
Werte  gewesen,  durch  seine  Ausgabe  genau  die 
Auffassung  eines  solchen  Meis'ters  bekannt  zu 
machen,  selbst  dem,  der  keine  Gelegenheit  hatte, 
ihn  spielen  zu  hören.  Immerhin  erhalten  wir  in 
dem  Wenigen,  das  d' Albert  aus  seinem  Innern  uns 
gönnt,  wertvolle  Winke. 

Anmerkungen,  wie  sie  Bülow  gibt,  die  den 
Blick  in  ungeahnte  Tiefen  erschliessen,  findet  man 
bei  d'Albert    nicht,    auch    hier   dieselbe   Reserve. 


Seine  wenigen  Anmerkungen  beschränken  sich  auf 
ganz  allgemeine  Bezeichnungen  des  Charakters  oder 
des  Vortrags.  Einiges  ist  gewissermassen  dikta- 
torisch gesprochen,  ohne  Erläuterung,  dabei  gegen 
Bülow  polemisch  gerichtet,  ohne  ihn  zu  nennen, 
so  z.  B.  das  Verbot,  den  Akkord  im  4.  Takte  der 
Sonate  op.  26  zu  «brechen  und  die  lakonische  Be- 
merkung bei  der  berühmten  Rückgangsstelle  im 
ersten  Satze  von  op.  106:  „Natürlich  ais^^  Bülow 
ist  zwar  zuerst  für  dieses  als  eingetreten,  später 
aber  davon  zurückgekommen.  Man  lese  über  diese 
ganze  Stelle  die  ungemein  klare  und  überzeugende 
Darlegung  in  Klindworth's  Ausgabe,  der  Bülow 
beistimmte.  Auch  sagte  dieser,  dass  man  das  Auf- 
lösungszeichen wirklich  im  Manuskript  Beethoven's 
entdeckt  habe  (s.  meine  „Studien  bei  Bülow^).  Wie 
kommt  es  nun,  dass  d' Albert  das  ais  so  natürlich 
findet?  Er  gibt  uns  leider  nicht  seine  Gründe. 
Ziemlich  zahlreich  sind  die  Angaben  zur  Ausführung 
der  Verzierungen,  wobei  d' Albert  nicht  peinlich 
genau  den  alten  Regeln  folgt,  sondern  seinem 
äusserst  feinen  und  reifen  G^eschmack.  Aber  auch 
hier  fehlen  Anweisungen  bei  manchen  Trillern,  die 
mehrere  Lösungen  zulassen. 


(Fortsetzung  folgt.) 


@i^  Sii)2sHn)it)e  der  Kii)deF. 


Von 
Dr.  Treitel.») 


Der  Singstimme  der  Kinder  ist  bisher  von 
physiolog^cher  Seite  noch  wenig  Aufmerksamkeit 
geschenkt  worden.  Und  doch  verdient  sie  dieselbe 
nicht  minder  als  die  der  Erwachsenen,  sowohl  vom 
theoretischen  als  praktischen  Standpunkte.  Der 
Beginn,  der  Umfang  und  das  Wachstum  der  kind- 
h'chen  Stimme  sind  ganz  geeignet,  uns  einen  Ein- 
blick in  ihre  physiologischen  Verhältnisse  zu  ge- 
wahren, während  von  der  richtigen  Beurteilung 
derselben  ihre  zweckmässige  praktische  Ausbildung 
abhängt. 

Die  Untersuchungen,  die  bisher  in  dieser  Rich- 
tnng  gemacht  wurden,  sind  teils  nur  an  einzelnen 
Individuen  angestellt,  teils  umfassen  sie  das  schul- 
pflichtige Alter.  Ueber  den  Stimmumfang  im 
eigentlichen  kindlichen  Alter  fehlte  es,  wie  der 
Physiologe  Vlerordt  in  Gerhardt's  „Handbuch 
der  Kinderkrankheiten"  schrieb. 

Auf  meine  Veranlassung  hat  im  Jahre  1891 
Herr  Eduard  Engel,  Lehrer  für  Stimmbildung 
nnd  Sprachstörungen  in  Karlsruhe,  an  kleinen 
Kindern  umfassende  Untersuchungen  gemacht, 
deren  Resultate  er  mit  dankenswerter  Selbstlosig- 
keit mir  zur  Veröffentlichung  überlassen  hat.   Ehe 

*)  Mit  gütiger  Erlaubnis  des  Autors  aus  der 
Zeitschrift  „Prometheus",  No.  766,  Veriag  R.  Mücken- 
berger,  Berlin,  entnommen. 


ich  auf  dieselben  eingehe,  will  ich  von  den  wenigen 
Angaben  in  der  Literatur  Über  musikalisches  Gehör 
der  Kinder  im  ersten  Lebensjahr  berichten,  obgleich 
Ich  der  Ansicht  bin,  dass  es  in  der  Wirklichkeit 
häufiger  vorkommt.  Siegismund's  Knabe  sang 
schon  im  Alter  von  einem  Jahre  einfache  Melodien. 
Stumpf  berichtet,  dass  seine  9  Monate  alte  Tochter 
Jeden  Ton,  der  auf  dem  Klavier  angeschlagen  wurde, 
richtig  wiedergab.  Das  Kind  von  Dvor&k  hat  im 
Alter  von  l^s  Jahren  den  Fatinitzamarsch  gesungen. 
Meine  eigenen  Kinder,  ein  Elnabe  und  ein  Mädchen, 
haben  im  ersten  Jahre  auch  schon  einfache  Melodien 
nachgesungen,  wie  „Kommt  ein  Vogel  geflogen'' 
(natürlich  noch  nicht  die  Worte). 

Ueber  den  Umfang  der  Stimme  findet  sich  bei 
Meckel  die  allgemein  gehaltene  Angabe,  dass  er 
bis  zum  sechsten  Jahre  eine  Oktave  betrage,  femer 
dass  manche  Kinder  beide  Register  besitzen. 
Vierordt  veranlasste  einen  ihm  befreundeten 
Musiklehrer,  den  Stimmumfang  seiner  kleinen 
Kinder  zu  bestimmen.  Der  Knabe,  5  Jahre  alt, 
sang  sechs  ganze  Töne,  das  8%  Jahre  alte  Mädchen 
sang  zwischen  d^  nnd  A*,  also  auch  sechs  Töne, 
erreichte  aber  noch  bequem  c^.  Demnach  würde, 
folgert  Vierordt,  „schon  bei  Beginn  des  Knaben- 
alters der  Stimmumfang  an  Tiefe  bedeutend  ge- 
winnen, an  Höhe  etwas  verlieren^.    Diese  Behaup- 


=-     246     — 


tang  aber  würde  erst  bewiesen  werden  müssen 
dnrch  üntersnclinng  vieler  Knaben  in  verschiedenen 
Lebensaltern. 

Ausführliche  Tabellen  bringt  Vierordt  über 
die  Stimme  schnlpüichtiger  £[inder,  welche  einige 
Mnsiklehrer  in  Tübingen  anf  seine  Anregung 
prüften.  Es  ergab  sich,  dass  den  Mädchen  aller 
Altersklassen  von  6  bis  18  Jahren  sechs  ganze 
Töne,  von  e^  bis  c%  eigen  waren,  ihre  Stimme  also 
nicht  von  grösserem  Umfang  als  bei  den  jüngeren 
Kindern  war;  bei  den  EInaben  gleichen  Alters  be- 
trug der  Umfang  nur  ö^/j  Töne. 

Meckel  berichtet  von  der  Stimme  der  Schul- 
kinder, ohne  sie  genau  geprüft  zu  haben,  dass  der  zum 
Chorgesang  verfügbare  Tonumfang  von  den  Gesang- 
lehrem  auf  höchstens  zwei  Oktaven  geschätzt  werde. 

Die  Untersuchungen  von  Engel  über  den 
Stimmumfang  sechsjähriger  Kinder  bestätigten  im 
wesentlichen  die  Angaben  Vierordt's.  Er  be- 
rechnete nicht  den  durchschnittlichen  Umfang, 
sondern  bestimmte  prozentualiter  nur  die  Anzahl 
für  einen  und  denselben  Umfang. 

So  fanden  sich  unter  624  Knaben  im  Alter 
von  6  Jahren,  welche  zur  Untersuchung  kamen: 
J3,3    ^/o  mit  dem  Umfange  von  4  Tönen,  c^  bis  /i, 

14»5        n        n  n  n  w       &         n      i  C^     n     S\ 

16,67    „      „        „  „  »      6       „     ,  c*    „    a*, 

unter  691  Mädchen: 

4       o/o  mit  dem  Umfange  von  4  Tönen,  c^  bis  /*, 
10,28    „      „        „  „  ^      ^        n     iC^    r,    g\ 

8,7      „„       „  .  .     6       .    ,  ci    .    a\ 

5,35    .  „  „  „     7        ,     ,  ci    „    AS 

13,89    .      „        ,  ,  ,     8       .     ,  ^1    .     A 

Bemerkenswert  war,  dass  die  tiefen  Töne/,  gj 
a,  A,  c^  in  diesem  Alter  bereits  bei  dem  vierten 
Teil  aller  Knaben  und  dem  dritten  Teil  aUer 
Mädchen  vorhanden  waren.  Die  Knaben  bedienten 
sich  im  allgemeinen  des  Bmstregisters,  und  das  ist 
nach  Engel  für  sie  das  Natürliche,  während  die 
Mädchen  ohne  Schwierigkeit  und  Anstrengung 
Kopf-  und  Brustregister  anwenden  können.  Von  den 
Knaben  haben  82,7  und  von  den  Mädchen  78,6  % 
ein  gutes  musikalisches  Q-ehör.  Leider  fehlt  es  an 
Angaben  darüber,  wie  viele  von  den  Kindern 
wegen  eines  Ohrleidens  ein  musikalisches  Gehör 
nicht  hatten. 

Diese  Untersuchungen  hatte  Engel  schon 
1889  veröffentlicht*).  Auf  meine  Veranlassung  hat 
derselbe  noch  314  Kinder,  138  Knaben  und 
176  Mädchen,  im  Alter  von  2^/2  bis  5  Jahren,  auf 
ihre  Singstimme  untersucht  und  ist  zu  denselben 
Resultaten   gekommen,   wie   bei  den  sechsjährigen 

*)  Ueber  den  Stimmumfang  sechsjäh- 
riger Kinder  und  den  Schulgesang.  Ham- 
burg, Verlagsanstalt  und  Druckerei  A.-G„  1889. 


Kindern.  Insofern  unterscheiden  sich  die  Unter- 
suchungen von  Engel  von  denen  von  Vierordt, 
als  manche  Kinder  weniger  als  6  Töne  haben, 
andere  mehr,  7  bis  8  Töne,  also  eine  ganze  Oktave. 

Bereits  in  diesem  Alter  ist  die  tiefe  und  hohe 
Lage  der  Stimme  genau  zu  unterscheiden.  Das 
musikalische  Gehör  war  im  ganzen  besser  als  bei 
sechsjährigen  Kindern,  doch  fand  Engel  es  nicht 
nötig,  dasselbe  in  Zahlen  auszudrücken.  Die  Kraft 
der  Stimme  war  im  allgemeinen  der  körperlichen 
Entwicklung  proportional,  doch  war  sie  auch  bei 
dem  jüngsten  Kinde  gross  genug,  um  den  Umfang 
seiner  Singstimme  feststellen  zu  können. 

„Der  Stimmumfang*,  schreibt  Engel,  „ist  von 
der  besonderen  Individualität  abhängig  und  variiert 
von  drei  ganzen  Tönen  bis  zu  zwei  vollen  Oktaven. 
Den  geringsten  Umfang  fand  ich  meistens  bei 
Kindern  mit  geringem  musikalischem  Grehör,  und 
den  Umfang  von  zwei  ganzen  Oktaven  fand  ich 
nur  bei  einem  dre^ ährigen  Mädchen.  Ein  Stimm- 
umfang von  1^/2  Oktaven  ündet  sich  bei  Mädchen 
recht  häuüg,  bei  gleichaltrigen  Knaben  seltener. 
Die  Mädchen  sind  den  Knaben  in  dieser  Altersstufe 
auch  in  der  Stimmentwicklnng  voraus  und  besitzen 
in  den  meisten  Fällen  einige  Töne  mehr.  Es  haben 
Kinder  mit  tieferer  Stimmlage  immer  einen  geringeren 
Umfang  als  diejenigen  mit  hoher  Stimme." 

Auf  Grund  dieser  Untersuchungen  ist  mein 
Gewährsmann  der  Ansicht,  dass  mit  geringen  Aas- 
nahmen jedes  Kind  die  Stimmmittel  für  den  Ge- 
sang besitze,  und  er  stellt  die  Behauptung  auf, 
dass  ein  Kind  das  Nachsingen  von  Tönen  auf  den 
Vokal  viel  leichter  lernen  wird,  als  das  Nachsingen 
von  Sprachlauten.  Als  Grund  gibt  Engel  an, 
dass  die  Bildung  einzelner  Vokale  leichter  statt- 
findet als  diejenige  von  Worten,  Er  beruft  sich 
auf  die  bekannten  Beispiele,  wo  Kinder  nachsingen 
konnten,  ehe  sie  sprechen  konnten  (s.  oben). 

Die  verhältnismässig  geringe  Zunahme  des 
Stimmumfangs  beruht  auf  der  anatomischen  Ent- 
wicklang des  kindlichen  Kehlkopfs.  Derselbe 
wächst  nicht  vor  der  Pubertät,  daher  hat  die  Stimme 
von  jährigen  Kindern  denselben  Umfang  wie  die 
der  sechs-  bis  zwölfjährigen.  Bei  den  Mädchen 
beginnt  die  Pubertät  schon  im  12.  Jahre,  daher 
fängt  in  diesem  Alter  auch  schon  die  Stinmie  an, 
einen  grösseren  Umfang  zu  gewinnen.  Bei  Knaben 
tritt  die  Pubertät  erst  mit  dem  15.  Jahre  ein.  Aber 
wie  Engel  festgestellt  hat,  sind  die  Mädchen 
schon  in  der  Kindheit  den  Knaben  an  Umfang  der 
Stimme  überlegen. 

Während  der  Verstand  zum  Sprechenlemen 
notwendig  ist,  ist  er  zum  Singen  nicht  nötig.  £6 
gibt  musikalisch  begabte  Idioten  und  unter  ihnen 
sogar  Talente. 


^»   *^-)^ 


—     247     — 


Mitteilungen 


von  HochBohulen  und  KonserYatorien« 


Der  Direktor  des  Grossherzoglichen  Eon- 
serv  atorinxns  für  Musik  zn  Karlsruhe,  Professor 
Heinrich  Ordenstein,  wnrde  an  Stelle  des  aus- 
geschiedenen Generalmusikdirektors  Felix  Mottl 
zum  Mitglied  der  musikalischen  Sachver- 
ständigen-Kammer für  Württemberg,  Baden 
and  Hessen  ernannt. 

Der    20.    Jahresbericht    des    Grossherzog- 
lichen Konservatoriums  für  Musik  in  Karls- 
ruhe, Direktor  Professor  Heinrich  Ordenstein, 
verzeichnet  für  das   abgelaufene  Studienjahr   eine 
Frequenz    von   insgesamt    663    Zöglingen.      Unter 
ihnen    ^w^aren    470   Schüler    des    Konservatoriums, 
157  Hospitanten  und  36  Kinder,  die  in  dem  Kursus 
der  Methodik   des  Klavierunterrichts  unterwiesen 
wurden.     Im  Laufe   des   Jahres   fanden    24   Auf- 
führungen statt,  IL  davon  als  Öffentliche  Prüfungen 
im  grossen  Saale   des  Museums,  13  als  Vortrags- 
abende im  Konzertsaal  der  Anstalt.     Die   Gross- 
herzogin Luise  von  Baden,  die  hohe  Protektorin 
der    Anstalt,    gewährte     unbemittelten    begabten 
Schülern  wieder  reiche  Stipendien,  von   der   Stadt 
Karlsruhe  erhielt  das  Konservatorium  einen  Jahres- 
zQschuss   von  3000  Mark.    Weitere   Zuwendungen 
bestanden  in  einem  schönen  Flügel  von  Nanette 
Streicher  aus  dem  Anfang  des  19.  Jahrhunderts 
von  Herrn   Hofpianohändler    Maurer   und   zahl- 
reichen Büchern  und  Musikalien  für  die  Bibliothek. 
~  Das  neue  Schuljahr  beginnt  am  15.  September. 
Das     Haff-Konservatorium     zu    Frank- 
furt a.  M.,  welches  unter   dem   Direktorium   der 
Herren  Professoren  Maximilian  Fleisch  uudMax 
Schwarz  steht,  war  nach  seinem  22.  Jahresbericht 
im  abgelaufenen  Schuljahr  von  170  Eleven  besucht, 
▼OD  denen  47  den  Vorbereitxmgsklassen  angehörten. 
An    musikalischen    Aufführungen    fanden    statt: 
16  Vortragsabende  im  Saale  der  Anstalt,  6  öffent- 
liche Prüfungen,  3  dramatische  Aufführungen  auf 
der  Bühne  vor  geladener  Kritik.  —  Die  Bibliothek 
der  Anstalt  erhielt  auch  in   diesem  Jahre  wieder 
reiche  Zusendungen   an  Büchern  und  Musikalien. 
—  Das  neue  Studienjahr  beginnt  am  1.  September. 
Die    Kaiser    Franz     Josef-Musikschule 
des  Vereins  Konkor dia  zu  Kremsier  vollendete 
das  36.  Jahr  ihrer  Tätigkeit.    Die  Anstalt  war  im 
Laufe  des  Jahres  von  163  Zöglingen  besucht,  Unter- 
richt wurde  in  Klavier,  Streichinstrumenten,  Gesang, 
Chorgesang  und  Musiklehre  erteilt.    Begelmässige 
Orchesterübungen,  an  denen  sich  auch  Musikfreunde 
der  Stadt  beteiligten,  haben   sehr  zur  Hebung  des 
Musiklebens  und  zur  Aaregung  für  die  Schüler 
beigetragen.     Ausser  5    Schüler -Vortragsabenden 
veranstaltete   der   Lehrkörper    der   Anstalt   einen 
Kammermusik-Abend    zum    Besten     der     Unter- 
Btützungskasse  und  ein  Festkonzert  zum  Namens- 
tage des  Kaisers. 

Anton  Sistermans,  der  bekannte  Konzert- 


sänf  er,  hat  sich  vom  Oktober  d.  J.  am  Konser- 
vatorium Klindworth-Scharwenka,  Berlin, 
für  eine  Heihe  von  Vortragsstunden  verpflichtet. 

Der  Festakt  und  das  Festkonzert  zur 
Säkularfeier  der  Königlichen  Musikschule 
Würzburg  verlief  in  ebenso  würdiger,  wie 
glänzender  Weise.  Zum  Festakt  hatten  sich  die 
Vertreter  der  staatlichen  und  städtischen  Behörden, 
der  Rektor  des  Gymnasiums,  der  Direktor  des 
Schullehrerseminars,  Vertreter  der  Konservatorien 
zu  München, Frankfurta.M.,  Aschaffen- 
burg und  viele  andere  Abgesandte  eingefunden; 
die  Kantate  „Wachet  auf^S  ^^^  eleu  Schülern  der 
Anstalt  gesungen,  leitete  die  Feier  stimmungsvoll 
ein,  die  Festrede  hielt  der  Direktor,  Hofrat 
Dr.  K 1  i  e  b  e  r  t.  Der  Rektor  der  Universität, 
Dr.  Kunkel,  überreichte  eine  prächtig  aus- 
gestattete Glückwunschadresse,  der  Bürgermeister, 
Hofrat  V.  M  i  c  h  e  1 ,  ein  goldenes  Buch,  Frau  Pro- 
fessor Prym  stiftete  10,000  Mark  für  unbemittelte 
begabte  Schüler.  Das  Festkonzert  fand  am  Nach- 
mittag im  Schrannensaale  statt;  in  der 
Hauptsache  von  Lehrern  und  Schülern  der  Anstalt 
ausgeführt,  nahm  es  einen  glänzenden  Verlauf  und 
brachte  Herrn  Hof  rat  Kliebert,  der  am  Schluss 
den  „Aufzug  der  Meistersinger  und  Begrüssung 
Hans  Sachsens^  aus  Wagner's  Oper  selbst  leitete, 
begeisterte  Ovationen.  —  —  —  Die  Königliche 
Musikschule  war  in  diesem  letzten  Jahre  von 
ingesammt  944  Schülern  besucht,  von  denen  233 
die  Musik  berufsmässig  studierten,  die  übrigen 
waren  Hospitanten  der  Universität,  der  beiden 
Gymnasien  xmd  der  Chorgesangsklassen.  An  musi- 
kalischen Auf  führungeu  fanden  statt :  6  Abonnements- 
konzerte und  ein  Kirchenkonzert  unter  Mitwirkung 
sämtlicher  Lehrkräfte  der  Anstalt,  3  Vortrags- 
abende, 4  Morgenunterhaltungen  und  eine  Schluss- 
aufführung, von  den  Schülern  der  Anstalt  ausgeführt. 
Das  neue  Schuljahr  beginnt  am  19.  September. 

Das  HeidelbergerKonservatorium, 
welches  unter  der  Direktion  der  Herren  Otto 
S e e  1  i g  und  Heinrich  Neal  steht,  beendete 
mit  Ablauf  dieses  Schuljahres  das  erste  Jahrzehnt 
seines  Bestehens.  Aus  kleinen  Anfängen  hervor- 
gegangen, erstreckt  sich  der  Lehrplan  der  Anstalt 
jetzt  bereits  auf  alle  theoretlBchen  und  praktischen 
Fächer  der  Tonkunst,  die  Anzahl  der  £leven  ist 
im  beständigen  Steigen  und  erreichte  im  letzten 
Jahr  die  Zahl  von  115.  Es  fanden  5  öffentliche 
Schüleraufführungen  statt  und  zum  Schluss  zur 
Feier  des  10jährigen  Bestehens  der  Anstalt  eine 
musikalisch-deklamatorische  Aufführung  von  J.  G. 
Her  der 's  dramatischer  Dichtung:  „Admetus 
Haus"  mit  der  dazu  von  Direktor  Heinrich 
Neal  komponierten  Musik  für  Sopransolo,  Frauen- 
chor und  Piauoforte.  Der  ausgegebene  Jahres- 
bericht ist  durch  eine  beachtenswerte  Studie   von 


—     248     — 


Heinrich  Neal  „lieber  die  Grenzen  des  Inhalts 
in  der  mehrstimmigen  Mosik^*  eingeleitet. 

ProfefeNSor  Jnlins  Johannsen,  der  lang- 
jährige Lehrer  und  spätere  Direktor  des  Peters- 
burger Konserv  atoi  iums,  ist  Anfang 
August inLodJa-Paloniem,  Einland, 79 Jahr 
alt,  gestorben.  Johannsen,  aus  Kopenhagen 
gebürtig,  studierte  unter  Mendelssohn  und 
Moscheies  auf  dem  Leipziger  Kon- 
servatorium und  siedelte  1848  nach  Bussland 
über.  1 866  bot  ihm  Anton  Bubinstein  eine 
Professur  für  Harmonielehre  am  Petersburger  Kon- 
servatorium an,  Anfang  der  90er  Jahre  wurde  er 
Direktor  desselben  und  blieb  bis  1897  auf  diesem 
Posten. 

Unter  der  Direktion  des  städtischen  Musik- 
direktors Herrn  Traugott  Ochs  wird  im  Sep- 
tember in  Bielefeld  ein  „Konservatorium  für 
Musik*  eröffnet  werden. 

Aus  dem  Lehrkörper  des  Wiener  Konser- 
vatoriums sind  am  Schlüsse  des  Schuljahres 
die  Herren  Professor  Dr.  Gänsbacher  und 
Kammersänger    Staudigl    ausgeschieden.     Die 


Direktion  hat  an  ihre  Stelle  den  geechätzten  Ge- 
sanglehrer des  Dresdener  Konservatoriums,  Herrn 
August  Iffert,  und  die Konzertsängerin  Frau 
Marie  Seiff-Katzmayr  für  das  Institut  ge- 
wonnen. Beide  beginnen  ihre  Tätigkeit  am  An- 
fang des  neuen  Schotjahres. 

Die  Grossherzogliche  Musikschule  in 
Weimar  hat  im  vergangenen  Jahre  nach  dem 
jetzt  vorliegenden  Jahresberichte  70  Schüler  und 
92  Schülerinnen  unterrichtet.  Aus  dem  G-ross- 
herzogtum  Sachsen  stammten  97,  während  die 
anderen  sich  auf  die  verschiedensten  Staaten  des 
In-  und  Auslandes  verteilten.  An  öffentlichen 
Aufführungen  fanden  3  Orchester-,  2  Chor-  und 
Kammermusikauführungen,  sowie  ein  Vortrags- 
abend statt.  Zur  Anschaffung  von  Lehrmitteln 
spendete  der  Grossherzog  die  bedeutende  Summe 
von  8000  Mark,  wozu  noch  2000  Mark  von  der 
Weimarer  Sparkasse  kamen.  So  wurde  es  möglich, 
das  Lehrmittelinventar  der  Blasinstrumente  zu  er- 
gänzen und  den  Bau  einer  Konzertorgel  in  Auftrag 
zu  gehen.  Die  Bibliothek  ist  im  Berichtsjahr  auf 
0056  Werke  angewachsen. 


Vermischte  Nachrichten. 


Frl.  Helene  Staegemann,  die  bekannte  Kon- 
zeitsängerin,  wurde  anlässlich  ihrer  Mitwirkung  in 
einem  Hofkonzert  zu  Schwerin  zur  Grossherz. 
Mecklenb.  Kammersängerin  ernannt. 

Professor  Josef  Joachim  erhielt  das  Gross- 
komthurkreuz  des  Grossherz.  Mecklenb.  Greifen- 
ordens mit  dem  Stern. 

Oberregisseur  Hermann  Gura  in  Schwerin 
wurde  zum  Grossherz.  Mecklenb.  Kammersänger 
ernannt. 

Herr  Henri  Hinrichsen,  der  Inhaber  der 
weltbekannten  Firma  C.  F.  Peters,  Leipzig,  er- 
hielt vom  König  von  Schweden  und  Norwegen 
das  Bitterkreuz  I.  Klasse  des  Norwegischen 
St.  Olaf-Ordens. 

£ugen  d'Albert  und  seine  Gattin,  Frau 
Hermine  d'Albert-Fink,  werden  gegen  Ende 
der  nächsten  Saison  eine  gemeinschaftliche  Kon- 
zeitreise  nach  Amerika  unternehmen. 

Das  Lamoureux-Orchester  aus  Paris  wird 
unter  Leitung  seines  jetzigen  Dirigenten  Mr. 
Chevillard  im  Oktober   in  Berlin  konzertieren. 

Professor  Dr.  Ernst  Jedliczka,  der  ausge- 
zeichnete Pianist  und  vortreffliche  Pädagoge,  ist 
am  8.  August  zu  Berlin  im  50.  Lebensjahre  ge- 
storben. Jedliczka  stammt  aus  der  russischen 
Stadt  Poltawa  und  erhielt  seine  musikalische 
Ausbildung  auf  dem  Moskauer  Konservatorium, 
seine  Lehrer  waren  die  Professoren  Klindworth, 
Tschaikowsky  und  Nicolaus  Bubinstein. 
Nachdem  er  längere  Jahre  an  der  Anstalt  als 
Lehrer  gewirkt,  siedelte  er  nach  Berlin  über  und 
hat   hier   als    Lehrer   der  Ausbildungsklassen   am 


Stern'schen  Konservatorium  eine  grosse  verdienst- 
volle Tätigkeit  entfaltet.  Sein  früher  Tod  ist  ein 
schwerer  Verlust  für  die  Anstalt. 

Zwei  Tage  später  wird  aus  Hamburg  das  un- 
erwartete Ableben  Professoi  Arnold  Kruges  ge- 
meldet, der,  erst  56  Jahre  alt,  gleichfalls  als  an- 
gesehener Lehrer  des  Hamburger  Konservatoriums 
und  Komponist  einer  Anzahl  liebenswürdiger  Werke 
sich  einer  grossen  Beliebtheit  erfreute.  Arnold 
Krug  hat  eine  Beihe  feiner  sinniger  Klavierstücke 
für  die  Jugend  geschrieben,  ausserdem  viele  klang- 
volle Männerchöre,  die  Kantate  „Sigurd*,  die 
yBomanischen  Tänze'S  op    22  für  Orchester  u.  A. 

Professor  Wilhelm  Bischbieter,  der  aus- 
gezeichnete Dresdener  Musiktheoretiker  und  Korn* 
ponist,  feierte  am  20.  Juli  seinen  70.  Geburtstag. 
Im  Jahre  1834  in  Braunschweig  geboren,  studierte 
er  bei  Moritz  Hauptmann  und  wurde  1862  als 
Lehrer  der  Harmonie  und  des  Kontrapunktes  an 
das  Dresdner  Konservatorium  berufen,  wo  er 
noch  heute  erfolgreich  wirkt.  Bischbieter's  Bücher 
über  Musiktheorie  sind  aUgemein  geschätzt  und 
eingeführt.  Zahlreiche  Aufsätze  von  ihm  erschienen 
in  Fachzeitungen. 

Hans  Bichter  ist  vom  König  von  England 
zum  Ehreninhaber  der  4.  Erlasse  des  Königin 
Viktoria-Ordens  ernannt  worden. 

Eugen  Hildach  teilt  mit,  dass  er  nicht  von 
einem  Frankfurter,  sondern  von  dem  Wiener 
Konservatorium  der  Gesellschaft  der  Musik- 
freunde einen  Antrag  erhalten  habe,  die  Stelle 
eines  Gesanglehrers  zu  übernehmen;  im  Interesse 
seiner  jetzigen  Schüler  habe  er  jedoch   abgelehnt. 


—     249 


Der  in  weitesten  Kreisen  bekannte  Musik- 
historlker  und  Mosikästhetiker  Hofrat  Professor 
Dr.  Ednard  Hanslick  ist  am  7.  Angnst  in 
Baden  bei  Wien,  78  Jahre  alt,  ans  dem  Leben 
geschieden.  Hanslick,  am  11.  September  1825  zn 
Prag  geboren,  trieb  früh  mnsikalische  Studien 
unter  dem  Komponisten  Tomaschek,  widmete 
sich  aber  zunächst  dem  juristischen  Studium  und 
trat  1849  in  den  Staatsdienst  ein.  Die  Liebe  zur 
Mosik  führte  ihn  jedoch  zu  eingehenden  geschicht- 
lichen und  ästhetischen  Studien,  1856  habilitierte 
er  sich  an  der  Wiener  Universität,  wurde  1861 
zun  ausserordentlichen  und  1870  zum  ordentlichen 
Professor  ernannt,  in  welcher  Stellung  er  bis  zu 
seinem  70.  Lebensjahre  verblieb.  Grosses  Ansehen 
errang  er  sich  durch  seine  Musikkritiken  in  den 
Wiener  Zeitungen,  zuletzt  an  der  „N.  Fr.  Presse**, 
sein  Urteil  war  jahrelang  das  tonangebende  im 
Wiener  Musikleben.  Sein  im  Jahre  1855  er- 
schienenes Werk  „Vom  Musikalisch  Schönen'  er- 
regte wegen  der  bestinmit  ausgesprochenen  forma- 
listischen Tendenz  grosses  Aufsehen»  es  ist  eine 
Art  ästhetischen  Glaubensbekenntnisses  und  aus  ihm 
heraus  ist  Hanslick's  spätere  Stellung  zur  neu- 
dentschen  Richtung,  sein  Kampf  gegen  Wagner 
ond  seine  Beformen  leicht  zu  verstehen.  Hanslick 
veröffentlichte  später:  „Geschichte  des  Konzert- 
wesens in  Wien",  verschiedene  Werke  über  die 
neueren  Komponisten  und  die  moderne  Oper,  eine 
zweibändige  „Autobiographie''  (1895).  Alles,  was 
er  schrieb,  zeugt  von  umfassender  Bildung  und 
gründlichsten  Kenntnissen,  sein  Urteil  war  scharf 
ond  entschieden,  dazu  schrieb  er  einen  glänzenden 
Stil,  gewürzt  mit  den  Waffen  des  Humors  und  der 
Satire  und  von  scharfer  Dialektik,  Trotz  seiner 
feindlichen  Stellung  zu  der  modernen  Musik  und 
ihren  Meistern  hat  er  sich  überall  als  eine  Persön- 
lichkeit von  starker  Ueberzeug^ungstreue  auch  die 
Achtung  seiner  G^ner  zu  erzwingen  gewusst. 
Ein  inneres  Leiden,  welches  ihn  seit  etwas  länger 
wie  ein  Jahr  befallen,  bereitete  dem  immer  noch 
Schaffensfreudigen  das  jetzt  erfolgte  Ende. 

Die  in  ihrer  Glanzzeit  in  ganz  Deutschland 
gefeierte  dramatische  Sängerin  Aloyse  Krebs- 
Michalesi  starb  am  4.  August  in  Dresden- 
Strehlen.  Sie  war  von  1850—1870  Mitglied  der 
Dresdener  Hofbühne.  Seit  dem  Tode  ihres  Gatten, 
des  Eofkapelimeisters  Krebs,  und  ihrer  Tochter, 
der  berühmten  Pianistin  Mary  Krebs-B reu ning, 
lebte  sie  in  stiller  Zurückgezogenheit. 

Die  grosse  Orgel  in  der  Marienkirche  zu 
Berlin  wird  auch  während  der  Sommerferien  jeden 
Kontag,  abends  V/^  Uhr,  vom  Musikdirektor  Otto 
Dienel  konzertmässig  gespielt.  Am  4.  Juli  wurden, 
ausser  Orgelkompositionen,  Terzette,  Arien,  Lieder 
nnd  Streichquartette  ausgeführt,  Mitwirkende  waren 
der  Königl.  Württemberg  ische  Hof  Opernsänger  Herr 
Albin  Günther,  Frau  Marta  Höhne,  Frau 
Constanze  Meckel,  Geschwister  Else,  Gertrud 
und  Bosa  Paetzold,   das    Quartett    der   Herren 


Merlin,  Kronig,  Sager  und  Liebermann, 
Herr  Herbert  Förster  und  Musikdirektor  Dienel. 
Der  Eintritt  zu  den  jeden  Montag  TV«  Uhr 
stattfindenden  Orgelvorträgen  ist  unentgeltlich. 
Text-Programme  werden  am  Eingang  der  Kirche 
für  10  Pfg.  verabfolgt. 

In  Halle  a.  S.  fand  Ende  Juli  eine  B  o  b  e  r  t 
Franz-Feier  statt, *  welche  der  studentische 
Gesangverein  Fridericiana  in  Halle,  dessen 
ehemaliger  Dirigent  und  Ehrenmitglied  Franz  war, 
veranstaltet  hatte.  Der  Feier  wohnte  ein  zahl- 
reiches Auditorium  bei.  Die  Universität,  deren 
akademischer  Musikdirektor  Franz  bekanntlich  war, 
war  durch  den  Bektor  Professor  Dr.  Lindner, 
zahlreiche  Professoren  und  Studenten  vertreten. 
Auch  die  Familie  des  Gefeierten  und  der  Franz- 
Biograph  Dr.  W.  Waldmann  waren  anwesend. 
Das  Programm,  mit  dem  Bildnis  des  Meisters  ver- 
sehen, enthielt  ausführliche  Erläuterungen.  Die 
Leitung  lag  in  den  Händen  des  neuen  Dirigenten 
der  Fridericiana,  königl.  Musikdirektors  Otto 
Bichter  aus  Eisleben. 

Die  neue  Bachgesellschaft  hat  sich  u.  a. 
die  hohe  Aufgabe  gestellt,  den  Werken  des  grossen 
dentscben  Tonmeisters  Johann  Sebastian  Bach 
eine  belebende  Macht  im  deutschen  Volke  und  auch 
in  der  übrigen  Welt  zu  schaffen,  wozu  die  regel- 
mässig wandernden  „Bachfeste*^  in  erster  Linie 
beitragen  sollen.  Das  zweite  dieser  Bachfeste 
wird  nun  vom  1.— 8.  Oktober  d.  Js.  in  Leipzig 
stattfinden  und  bringt  eine  Fülle  meist  wenig 
gekannter  Schöpfungen  Bach's,  wie  auch  eini- 
ger anderer  zeitgenössischen  Meister.  Es  ge- 
langen Werke  der  verschiedensten  Art  zur 
Aufführung  weltliche  und  geistliche  Gesang- 
musik, wie  auch  Listrumentalmusik.  Ausser  der 
üblichen  Sonnabend  -  Motette  finden  statt:  ein 
grosses  Orchesterkonzert  im  Gewandhaus  mit 
dem  Gewandhaus-Orchester,  ein  Kammermusik- 
Konzert  im  kleinen  Saale  des  G(ewandhauses,  ein 
Gottesdienst  mit  Liturgie  und  Musik,  ganz  wie 
zu  Bach*s  Zeiten,  und  zum  Schlüsse  ein  Kirchen- 
konzert. Die  künstlerische  Leitung  hat  Karl 
Straube,  Organist  an  St.  Thomae  in  Leipzig  und 
Dirigent  des  Bachvereins,  übernommen.  —  Die  Be- 
teiligung an  diesen  Konzerten  ist  auch  Nichtmit- 
gliedern  der  Gesellschaft  gestattet  und  Freunden 
Bach'scher  Muse  zu  empfehlen. 

Das  LangenbachstiftinBonn,  welches 
bejahrten  Musiker witwen  und  Musiklehrerinnen 
eine  Heimstätte  bieten  soll,  wurde  am  2.  u.  8.  Juli 
seiner  Benutzung  übergeben.  Die  Kölnische  Zeitung 
schreibt  über  die  Feier:  „Zum  Besten  des  Stifts 
fand  am  2.  Juli  in  der  Beethovenhalle  zu 
Bonn  unter  Musikdirektor  Hugo  Grüters  ein 
Konzert  statt,  das  H  a  y  d  n  's  „Schöpfung^  zum 
Inhalt  hatte  und  äusserst  stark  besucht  war.  Auch 
künstlerisch  nahm  es  einen  hervorragenden  Verlauf, 
dank  den  frischen,  prächtig  klingenden  Chören 
und    den    solistischen   Leistungen.      Mitwirkende 


—     250     — 


waren:  Frau  Hiller-Kückbeil,  Herr  G.  A. 
Walter  ans  Düsseldorf  und  Herr  Hofopern- 
Sänger  WillyFenten  aus  Mannheim.  Herr 
Professor  Pranke  führte  die  Orgelpartie  meister- 
haft durch.  Der  Ertrag  des  Konzerts  kam  der 
Langenbach-Stiftung  zu  gut.  —  Weit  draussen  in 
der  Koblenzerstrasse  erhebt  sich  das  Haus  des 
Langenbachstifts:  es  ist  ein  prunkloser,  aber 
schmucker,  modemer  Bau,  der  nach  dem  Plan  des 
Begierungsbaumeisters  Bahr  vom  Architekten 
Keim  errichtet  worden  ist.  Es  sind  Räume  für 
nicht  weniger  als  40  Stiftsdamen  vorgesehen,  von 
denen  jede  ein  Wohn-  und  Schlafzimmer  zu- 
gewiesen erhält.  Gemeinschaftlich  sind  Lese-, 
Schreibzimmer,  die  Bibliothek,  das  grosse  Speise- 
zimmer und  das  einzige  Musikzimmer  des  Stifts. 
Die  innere  Einrichtung  ist  überaus  wohnlich  und 
zweckmässig;  ein  geräumiger  Garten  mit  weiten 
Basenflächen  fehlt  nicht,  nach  hinten  zu  schliesst 
sich  an  das  Gebäude  im  ersten  Stockwerk  eine  weite 
Terrasse  an,  von  wo  aus  der  Blick  das  ganze 
Bheintal  bis  zur  Buine  Godesberg  und  zum 
Drachenfels  umspannt.  Im  Musik-  und  Speisesaal 
fand  am  3.  Juli  vormittags  der  eigentliche  Weihe- 
akt statt.  In  der  Mitte  der  ersten  Sitzreihe  hatten 
die  prinzlich  Schaumburgischen  Herr- 
schaften mit  Frau  Langenbach  zu  ihrer 
Bechten  Platz  genommen.  Gönner  beiderlei  Ge- 
schlechts, städtische  Vertreter  und  sonstige  Gäste 
füllten  den  übrigen  Baum.  Vom  Inneren  Garten 
her  erklang  weihevoll  das  altniederländische  Volks- 
lied „Wir  treten  zum  Beten",  von  Militärmusikem 
geblasen.  Im  Musiksaal  sass  Herr  Ernst  Wolff 
inmitten  eines  aus  seinen  und  Fräulein  Sir^s 
Schülerinnen  gebildeten  Damenchors,  um  die  An- 
wesenden mit  Schubert 's  Psalm  „Der  Herr  ist 
mein  Hirt*^  zu  begrüssen.  Nach  dem  gesungenen 
Wort  trat  das  gesprochene  in  seine  Hechte,  zuerst 
gereimt  aus  Kindesmund,  dann  in  Prosa  seitens 
des  Justizrats  Meyer  an  Stelle  des  erkrankten 
Vorsitzenden  Justizrats  Dr.  Schumacher,  darauf 
des  Oberbürgermeisters  Spiritus,  der  dem  Ver- 
waltungs-  und  Finanztalent  der  Frau  Langenbach 
eine  humorvolle  Würdigung  zuteil  werden  Hess, 
und  des  Frl.  Josepha  Wüllner,  die  seit 
langer  Zeit  namentlich  in  Köln  eine  begeisterte 
Tätigkeit  für  den  Verein  entwickelt  hat  und 
namens  der  Kölner  Vereinsmitglieder  eine  kostbare 
elektrische  Lampe,  von  einer  Kölner  Dame  ein 
Legat,  sowie  ausserdem  noch  eine  Summe  Geldes 
überbrachte.  Bargiel's  „Frühlingschor"  verlieh 
der  Feier  einen  fröhlich  stimmungsvollen  Abschluss. 
Ein  Bundgang  durch  das  Gebäude  unter  Vorantritt 


der  hohen  Herrschaften  ermöglichte  den  Gästen 
erfreuliche  Einblicke,  denen  sich  hoffnungsvolle 
Ausblicke  in  die  Zukunft  angliederten.  Vorlaufig 
reichen  die  vorhandenen  Mittel  zur  Aufnahme  von 
acht  Pensionärinnen,  die  der  Feier  bereits 
beiwohnten  und  unter  denen  sich  auch  die  beliebte 
Kölner  Gesangslehrerin  JulieBotheuberger 
befand.  Mit  dem  Langenbach-Stift  hat  sich  die 
Wohltätigkeit  zum  erstenmal  eines  Gebietes  be- 
mächtigt, das  ihrer  so  bedürftig  ist  wie  nur  irgend 
eines.  Sind  schon  Witwen  und  unvermählt  ge- 
bliebene ältere  Damen  im  allgemeinen,  in  unserer 
menschlichen  Gesellschaftsordnung  herzlich  schlecht 
gestellt,  so  bildet  das  Los,  das  die  Musiklehrerinnen 
und  Musikerswitwen  im  Alter  erwartet,  einen 
kläglichen  Gegensatz  zu  der  Freude,  die  sie  w&hrend 
ihres  Wirkens  eben  dieser  Gesellschaft  erwiesen 
haben.  Unser  Wunsch,  dass  das  Langenbachstift 
recht  bald  die  ganze  vorgesehene  Anzahl  von 
Pensionärinnen  aufzunehmen  imstande  sei,  und 
dass  das  Beispiel  der  Frau  Langenbach  recht 
vielfache  Nachahmungen  finde,  möge  darum  kein 
platonischer  bleiben". 

Der  Musikalienverlag  von  D.  Bäht  er, 
Leipzig,  beging  am  13.  August  die  Feier  seines 
25jährigen  Bestehens.  Die  Firma  wurde  von 
Daniel  Bähte r,  dem  langjährigen  Chef  der  be- 
deutendsten Musikalienhandlung  von  A.  Büttner 
in  Petersburg,  im  August  1879  zu  Hamburg 
gegründet  und  entwickelte  sich  stetig  unter 
seiner  zielbewussten  Leitung ;  Namen  wie 
Tschaikowsky,  B.  Strauss,  Arensky,  Busoni,  Cui, 
Henselt,  Beinecke,  Schutt  und  viele  andere  kenn- 
zeichnen die  vornehme  Bichtung,  der  auch  die 
Nachfolger,  als  Bahter  im  Jahre  1890  starb,  treu 
geblieben  sind.  Die  geschäftliche  Leitung  lag  seit- 
dem in  den  Händen  von  Franz  Schäffer,  1901 
trat  der  älteste  Sohn  des  Begründers,  Herr 
J.  Ohr.  D.  Bahter  in  das  Geschäft  ein,  und  ihm 
dankt  die  Firma  eine  Beihe  von  Erwerbungen 
auf  dem  Gebiet  der  musikalischen  Jugendliteratur: 
Henriques,  Karganoff,  A.  Krug,  A.  Nölck, 
A.  Tofft  u.  A.,  des  Besten,  was  wir  auf  diesem 
Gebiet  besitzen.  Durch  eine  Beihe  von  Vorträgen 
in  verschiedenen  Grossstädten  unter  Mitwirkung 
erster  Kräfte  hat  sich  Herr  Bahter  ein  grosses 
Verdienst  um  die  Einführung  dieser  feinen  Jugend- 
literatur erworben. 

Die  Firma  E.  Bisping  (Gründer  und  Inhaber 
E.  Bisping),  Musikalien-,  Piano-,  Harmonium- 
und  Instrumentenhandlung  in  Münster  i.  W., 
feierte  am  1.  August  ihr  35jähriges  G^chäfts- 
jubiläum. 


251     — 


Bücher  und  Musikalien. 


<](«staT  Beekmaiui,  op.  6.    „Zwölf  Vor-  nnd  !Nach- 
spiele  für  die  Orgel". 
8*  D.  BsedMkar»  Eaaea. 

Gustav  Beckmann^s  zwölf  Vor-  und  Nach- 
spiele für  die  Orgel  (mit  zwei  Manualen)  über 
die  bekanntesten  und  weit  verbreitetsten  pro- 
testantischen Choräle  sind  für  den  Gebrauch 
beim  Gottesdienste  gedacht  und  komponiert.  Sie 
beweisen,  dass  ihr  Autor  hinlänglich  mit  all  dem 
notwendigen,  seinem  Zwecke  dienlichen  technischen 
Rüstzeug  ausgestattet  ist.  Sämtliche  Choral- 
bearbeitungen zeichnen  sich  aus  durch  klare  und 
übersichtliche  Disposition  und  durch  fliessende, 
selbständige  Stimmenführung.  Auch  in  der 
Behandlung  seines  Instrumentes  bekundet  Gustav 
Beckmann  Umsicht  und  Sicherheit  und  versteht 
sich  auf  die  rechte  Art,  seinen  Gedanken  das  er- 
forderliche musikalische  Kolorit  zu  verleihen.  Die 
Registrierung  betreffenden  Anmerkungen  und  Hin- 
weise sind  in  nur  beschränktem  Masse  g^eben, 
genügen  aber,  um  dem  Spieler  die  künstlerischen 
Intentionen  des  Tondichters  nahe  za  legen. 

Jos.  KeSTera,    op.   97.     ,3icordanza*'  für   Violine 
und  Klavier. 
Pr.  A.  Urbiaek,  Vng. 

Jos.  Nebvera*s  „Ricordanza**  benannte  kleine 
Komposition  erhebt  sich  nicht  unwesentlich  über 
die  Durchschnittslinie  dessen,  was  gemeiniglich 
unter  der  Flagge  des  musikalischen  G^nrestücks 
auftaucht.  Der  Komponist  bietet  Violinspielern 
von  guter  Technik  ein  dankbares  Vortragsstück, 
dessen  Klavierbegleitung  unschwer  auszuführen 
ist  und  dessen  hübscher  melodischer  Gedanken- 
Inhalt  eine  Hervorhebung  an  dieser  Stelle  mit  Fug 
und  Recht  verdient. 

0.  Fr.  Händel:  „Sonata  da  Camera''  (H-moll)   für 
Orgel  gesetzt  von  F.  W.  Franke. 
Laalerbach  A  KmIih»  Lelpslg. 

Oben  genannte  fünf  sätzige  Sonate,  im  Original 
für  Flöte  (oder  Oboe)  mit  beziffertem  Bass  bestimmt, 
hat  durch  F.  W.  Franke  eine  treffliche  Bearbeitung 
erfahren.    Sie  nimmt  sich  in  ihrer   neuen   Gestalt 


für  Orgel  (mit  zwei  Manualen  und  Pedal)  trefflich 
aus  und  erbringt  den  erfreulichen  Beweis,  dass 
der  Bearbeiter  tief  in  das  Wesen  Händerscher 
Kunst  und  Eigenart  eingedrungen  ist.  Die  Re- 
gistrierung ist  genau  und  verständnisvoll  angegeben, 
die  Aussetzung  des  bezifferten  Basses,  bekanntlich 
des  öfteren  eine  etwas  heiide  Sache»  mit  musika- 
lischem Feingefühl  vollführt,  sodass  wir  das  Ganze 
für  den  öffentlichen  und  privaten  Gebrauch  an- 
gelegentlich zu  empfehlen  imstande  sind. 

Rnd.  Frlml,   op.  4.    „Konzertetude''   (Fis-dur)   für 
Pianoforte. 
Fr.  A.  Urbimek,  Prtg. 

Rud.  FrimPs  Konzertetüde  (Fis-dur)  ist  eine  für 
Konzertzwecke  wie  Studium  höchst  verwendbare 
Komposition,  in  der  Erfindung  zwar  nicht  sonder- 
lich Neues  bietend,  aber  in  der  Darstellung  und 
feinen  Verwendung  aller  Klangeffekte  des  Piano- 
fortes  trefflich  und  von  sehr  brillanter  Wirkung. 
Sie  bildet  eine  Akkordstudie  vornehmerer  Art,  die 
wir  Virtuosen  und  allen,  die  es  werden  wollen, 
recht  empfehlen  können. 

Jean-Marie  Leclair    (rainö).     Sonata  VU.    B-dur 
für    Violine    oder    Flöte    mit 
Pianofortebegleitung.  Neuaus- 
gabe von  Rob.  Eitner. 
Breltkopf  A  Hartel,  Leipslg. 
Die  Werke  des  altfranzösischen  Violinmeisters 
Jean-Marie  Leclair   des  Aelteren    wieder   weiteren 
Kreisen  nahe  zu  bringen,  darf  als  besonderes  Ver- 
dienst erachtet  werden.    Nachdem  F.  David  früher 
schon  9  Sonaten  dieses  Komponisten  veröffentlichte, 
hat  Rob.  Eitner  die  vorliegende  Sonate  B-dur   für 
Violine    oder   Flöte    mit   Continuo   herausgegeben 
und  mit  einer  gut  ausführbaren  Klavierstimme  ver- 
sehen.   Die  aus  vier  Sätzen,  nämlich  Largo,  AUegro 
manon  troppo,  Aria  undGiga  bestehende  Komposition 
bietet  reine   unverfälschte   Kammermusik   und    es 
wäre  sehr  erfreulich,  wenn    des  Herausgebers  red- 
liche   Bemühung    um    die   Wiederbelebung   dieser 
schönen  Musik  durch  das  Interesse  ernsterer  Freunde 
der  Tonkunst  belohnt  würde. 

Eugen  Segnitz^ 


Vereine. 


Der    Dresdener    Masikpädagogische    Tereiu 

gab  .der  dankerfüllten  Verehrung  und  auf- 
richtigen Bewunderung  für  Herrn  Richard  Buch- 
mayer,  der  als  hervorragender  Pianist  und  gründ- 
licher Musikfqrscher  in  der  Kunstwelt  einen  be- 
deutenden Namen  hat",  Ausdruck  durch  dessen 
Ernennung  zu  seinem  Ehrenmitgliede.  Das 
künstlerisch  prächtig  ausgestattete  Diplom,  von  der 
Königlichen  Hof  buchdruckerei  C.  C.  Meinhold 
&  Söhne  hergestellt,  wurde  am  Sonntag  von  den 
Herren  Königlichen  Musikdirektor  Seifhardt, 
Kammervirtuos  Scholtz  und  Direktor  Zillmann 
im  Namen  und  Auftrag  des  Musikpädagogischen 
Vereins  Herrn  Buchmayer  überreicht. 


Jahresbericht  der  Mnsikgrnppe  Berlin  1908-04. 

Unsere  Gruppe  zeigt  das  Bild  einer  stetig 
ruhigen  Weiterentwicklung.  —  Die  Vereinsabende, 
die  regelmässig  in  jedem  Monat  stattfinden,  wurden 
verschönt  und  bereichert  durch  Vorträge,  bei  denen 
die  Damen  Stieglitz,  Leo  zweimal,  Kuypers, 
Cassius,  Arnheim  und  Sprengel,  sowie  Herr 
Privatdozent  Dr.  Wolf  beteiligt  waren.  Einen  breiten 
Raum  beanspruchten  bei  den  Sitzungen  die  Be- 
ratungen über  den  Kongress  und  die  Stellung- 
nahme der  Gruppe  zu  den  offenen  Fragen  des 
Musikpädagogischen  Verbandes.  Gesellige  Abende 
fanden  in  diesem  Winter  nicht  statt.  Der  Besuch 
der  Vereinsabende  war  im  ganzen   ein  erfreulieb — 


—     252     — 


und  zeigte,  dass  das  Interesse  der  Mitglieder  für 
die  gemeinsame  Arbeit  allmählich  zanimmt.  Die 
höchste  Ziffer  wurde  an  dem  Vortragsabend  von 
Erl.  Knypers  erreicht.  Einige  Abmeldungen,  die 
grösstenteils  dnrch  Fortzng  entstanden  waren ,  er- 
gänzten sich  darch  Neaanmeldnngen. 

Der  Verein  zählt  jetzt  154  ordentliche  nnd 
8  ausserordentliche  Mitglieder.  Als  sehr  bemerkens- 
werte Neueinrichtung  in  diesem  Jahre  ist  die  Er- 
öffnung der  Bibliothek  zu  erwähnen.  — 

Der  Bericht  von  Frl.  Valerie  Zitelmann 
über  die  unter  ihrer  Leitung  stehende  Stunden- 
vermittlung zeigt,  dass  diese  nicht  in  dem  ge- 
wünschten und  erstrebten  Masse  gewachsen  ist. 
Trotz  dauernder  Inserate  und  eifrigster  Mühe- 
waltung sind  nur  9  Vermittlungen  abgeschlossen. 
Leider  sieht  sich  Frl.  Zitelmann  gezwangen,  ihr 
Amt  niederzulegen,  eine  Mitteilung,  die  allgemeines 
und  aufrichtiges  Bedauern  hervorrief.  -  Das  Ergeb- 
nis des  Kassenberichts  von  Frl.  Hedwig  Ribbeck 
kann  als  ein  sehr  günstiges  bezeichnet  werden. 
Es  war  möglich,  ein  Staatspapier  im  Werte  von 
600  Mark  zu  erwerben  und  dieses  der  ünter- 
stützungskasse  zu  überweisen.  —  Dieünterstützungs- 
kasse  wurde  zweimal  in  Anspruch  genommen,  und 
zwar  wurde  jedesmal  eine  Hilfe  von  25  Mark  gewährt. 

Frl.  HedwigBoldt  erstattete  den  Bericht  über 
die  Tätigkeit  in  der  Bibliothek.  Die  Vorstands- 
wahl ergabt  als  Kesuitat  die  einstimmige  Wieder- 
wahl des  alten  Vorstandes. 

Jahresbericht  der  Matlkgmppe  Halle  a.  8. 

Im  Laufe  des  letzten  Vereinsjahres  sind  inner- 
halb der  Gruppe  erhebliche  Veränderungen  nicht 
vorgekommen.  Die  Mitgliederzahl  ist  mit  ^3 
ordentlichen  und  5  ausserordentlichen  Mitgliedern 
nahezu  die  gleiche  geblieben.  Eine  kleine  Neuerung 
ist  insofern  eingeführt  worden,  als  für  die  Vereins- 
abende ein  bestimmter  Tag,  Jeder  dritte  Donnerstag 
im  Monat,  festgesetzt  ist,  damit  es  den  Damen  er- 
möglicht wird,  sich  bei  Zeiten  für  denselben  frei- 
zumachen. Ferner  ist  es  der  Gruppe  gelungen, 
für  ihre  Versammlungen  ein  Zimmer  mit  einiger- 
massen  gutem  Instrument  zu  mieten,  sodass  die 
von  den  Verlegern  in  reichem  Masse  eingesandten 
Musikalien  gleich  praktisch  demonstriert  und  auch 
sonst  nach  Wunscn  Musikstücke  vorgetragen  wer- 
den können 

Nachdem  im  Februar  vorigen  Jahres  hierorts 
die  Honorarverhältnisse  gemeinsam  mit  den 
Lehrern  neugeordnet  und  Prospekte  gedruckt  wor- 
den waren,  ergab  sich  die  Notwendigkeit,  auch 
den  Modus  der  Einführung  zu  besprechen,  sowie 
die  Erfahrungen  darüber  auszutauschen,  wie  sich 
das  Publikum  zu  den  Neuerungen  stellte.  Die 
meisten  Schüler,  resp.  deren  Eltern  haben  anstands- 
los die  neuen  Bedingungen  acceptiert,  und  auch 
diejenigen  Lehrerinnen,  welche  anfangs  den 
Aenderungen  abhold  waren,  sind  recht  zufrieden 
und  h-euen-  sich  namentlich  der  so  wohlverdienten 
und  doch  nicht  honorarlosen  Ferien.  -  Zu  Beginn 
des  Winters  1903—04  waren  es  die  Berichte  über 
den  musikpädagogischen  Kongress  und  die 
darüber  veröffentlichten  Verhandlungen  mit  den 
Früfungsentwürfen,  welche  in  den  Diskussions- 
abenden das  regste  Interesse  in  Anspruch  nahmen 
und  mehrere  Abende  ausfüllten.  Auch  einige  der 
von  den  anderen  Gruppen  gestellten  Aufgaben 
wurden  besprochen,  das  Thema :  „  Wie  leitet  man 
den  Schüler  zur  Modulation  ?"  schriftlich  bearbeitet. 
So  waren  die  Vereinsabende  voll  ausgefüllt,  und 
das  Verlangen  nach  anderer  äusserer  Anregung 
machte  sich  kaum  geltend.  Erst  zum  Schluss  des 
Winters  hatten  wir  die  Freude,  einen  sehr  inter- 
essanten Vortrag   des   Hrn.  Musikdirektor  Hoff- 


mann  zu  hören:  „üeber  die  Entwicklung^  der 
Musik  bis  ISOO"*.  -  Einmal  beteiligte  sich  die 
Gruppe  an  einer  Veranstaltung  des  Lehrerinnen- 
Vereins,  nämlich  bei  einer  Schwindfeier,  die 
nach  den  Michaelisferien  stattfand.  —  Einen  sehr 
befriedigenden  Verlauf  nahm  das  Weihnachtsfest, 
welchf  s  die  Gruppe  im  engsten  Kreise  beging:  nnd 
bei  welchem  weder  der  strahlende  Lichterbanm, 
ncch  Gesang  und  kleine  Geschenke  fehlten. 

Eine  Veranstaltung  grössseren  Stil's  bildete 
der  zum  Besten  der  ünterstützungskasse  be- 
stimmte Beethovenabend  (IV.  historische  Mnsik- 
abend)  zu  Ende  des  Wintersemesters;  es  war  das 
erste  Mal,  dass  sich  die  Musikgruppe  an  die 
Oeffentlichkeit  wendete,  da  alle  bisherigen  Veran- 
staltungen innerhalb  des  Liehrerinnen Vereins  Ktatt- 
gefunden  hatten.  Wenn  auch  der  pekuniäre  Er- 
folg wegen  der  vorgerückten  Saison  kein  sehr 
glänzender  wurde,  so  war  doch  der  morallsclie 
umso  erfreulicher,  als  eine  ganze  Reihe  tüchtiger 
Kräfte  sich  als  zur  Musikgruppe  gehörig  doku- 
mentieren konnten. 

Der  Lesezirkel  der  Gruppe  erfreut  sich  dauern- 
der Beliebtheit;  es  kursieren  die  Zeitschriften: 
„Der  Klavierlehrer",  „Die  Lehrerin",  „Die  allge- 
meine Musikzeitung*,  „Die  Musik",  „Die  Signale", 
^Der  Kunstwart**. 

Die  dem  Verein  gehörige  Bibliothek,  die 
über  100  Nummern  aufweist,  wird  von  Frau 
Peneter  verwaltet. 

Jahresbericht  der  Maslkgnippe  Stettin. 

Im  Jahre  1903  fanden  in  unserm  Verein  7 
Vorstandssitzungen  und  die  Generalversammlung 
statt  Ausserdem  hatten  wir  in  Zwischenräumen 
von  6—8  Wochen  Mitgliederversammlungen,  deren 
Zahl  sich  auf  6  innerhalb  des  Jahres  belief.  Wir 
besprachen  auf  denselben  Dinge  von  allgemeinem 
musikalischen  Interesse,  verlasen  die  eingegangenen 
Arbeiten  auf  die  von  den  verschiedenen  Gruppen 
gestellten  Aufgaben  und  hatten  für  die  beiden  letzten 
Zusanmienkünfte  musikalische  Vorträge  veran- 
staltet, die  allseitigen  Beifall  fanden. 

unter  Anderen  hielt  am  8.  März  1908  Frl. 
Stieglitz-Berlin  einen  interessanten  Vortrag  über 
„Musik  und  Ethik**,  HerrM.  Battke  einen  solchen 
über  ^Entwickelung  des   Tonsinnes"   am  8.  April. 

Die  anderweitige  Tätigkeit  unseres  Vereins  er- 
streckte sich  zunächst  auf  die  Regelung  der 
Honorarfrage.  Nach  Aufstellung  unserer  Bedin- 
gungen, die  von  allen  Mitgliedern  beraten  und  ge- 
nehmigt wurden,  Hessen  wir  Formulare  drucken 
und  sämtlichen  Damen  zugehen. 

Die  Zahl  der  ordentlichen  Mitglieder  betrug 
1908:  60  und  die  der  ausserordentlichen:  78.  Der 
Vorstand  wurde  durch  die  Wahl  einer  weiteren 
Dame  vergrössert. 

Ausgetreten  ist  ein  Mitglied;  durch  den  Tod 
verloren  wir  die  frühere  Vorsitzende  unseres  Ver- 
eins, die  demselben  als  immerwährendes  Mitglied 
angehört  hatte. 

Der  Kassenbericht  ergab  ein  sehr  günstiges 
Resultat.  Nach  Abzug  der  Ausgaben  von  den 
laufenden  Einnahmen  und  den  Zinsbeträgen  haben 
wir  einen  Kassenbestand  von  8609  Mk. 

Unter  unseren  Mitgliedern  kursieren  Lese- 
mappen, die  ausser  dem  .Klavierlehrer'  und  der 
„Lehrerin^^  verschiedene  von  den  Mitgliedern  ge- 
spendete Journale  enthalten,  wie  z.  B.  Neue  Musik- 
zeitung u.  a. 

Unsere  Bibliothek,  welche  eine  frühere  Musik- 
lehrerin hochherzig  gestiftet  hat,  enthält  etwa 
210  Hefte  Musikalien  und  10  theoretische  Werke. 
Bibliothekarin  ist  Frl.  M.  Rusch,  Kronprinzen- 
strasse  1. 


—     253     — 


Eine  UnterrichtsvermittlaDg  wurde  ebenfalls 
1908  ins  Leben  gerofen,  ihre  Inanspruchnahme 
war  yorlaofig  nnr  gering,  doch  hoffen  wir  auf  ihr 


Aofbltihen.      Frl.    Lösche,    Grabowerstr.    35III, 
verwaltet  die  Standenvermittluog. 


Briefkasten. 


Ein  Abonnent  fragt  an:  Gibt  es  ein  Werk, 
in  welchem  der  Nutzen  des  Violinspiels  für  die 
Geistesbildung   im  allgemeinen  und   für    die 


musikalische  Ausbildung  im  besondeicn 
behandelt  wird?  Gefällige  Auskauft  wird  an  die 
Eedaktion  erbeten. 


Konservatorium  der  Musik 
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Gegr.  1896.     Direktion:  L  Beyer.     Gegr.  1895. 

EhrenTOnlti:  Begiemnn-Präsident  tob  Troll  la  8«lSy 
Ovsf  KSml^dorfl;  Bzeellenx  Genenüin  tob  Coloab, 
Oberbürgermeister  MfllJer  u.  A. 

Cvatorivm:  Pfarrer  Baal,  Sohnldirektor  Prof.  Dr.  Knui- 
Meeker»  Bankier  Plaal,  Jnstisrath  Bekeffer  vl  A. 

htikrtr :  Die  Damen :  L.  Beyer»  Biassl-PSrslery  Königl.  Opem- 
sftogerin,  CKeeee-Fabroal,  A.  Tkadlea.  Die  Herren: 
A.  Harldes^n»  Kammeryirtaoe.  Pro£  Dr.  Möbel, 
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Berlin  W.,  BGIowatr.  28. 

Konzert-Vertr.:  H.  WoliT,  Berlin. 

G^esangunterricht  erteilen: 

Frau  Felix  Schmidt-KOhne 

Ck)ncert8ängerin  -  Sopran. 
Sprechstonde:  3—4. 

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BerliH  W^  Eisholzstrasae  sn. 

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Pianist. 
Berlin  W.»  Passnoerstrasse  26. 

€li$abetb  U\9xA, 

Verfasserin  von: 

„Die   Deppe'sche   Lehre 

des  Klavierspiels". 

Ausbildung  im  höheren  Klavienpiel 

Ottilie  Liehterfeid 

JPiamXm 
UmUn  IF.,  AnOcMfr.  98. 

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Berlin  W.,  Passaaeretrasae  22  n. 

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dem  preisgekrönten  Anschauungsunterricht  ^tx  Vorsteherin. 

Berlin  W.,                                                                Granewald, 
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Direktion:    Prof.  Ph.  Schmitt. 

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nehmen  wollen,  sind  gebeten,  event.  vorher  schriftliche  Klarlegung  ihrer  stimmlichen 
Veranlagung,  sowie  eines  von  einem  Arzt  ausgestellten  Berichtes  über  ihren  allge- 
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Für  die  Redaktion  yerantwortlich:  Anna  Morsch,    Berlin  W.,  Ansbacherstr.  87. 

Expedition  und  Verlag  ^Der  Klarier «Lehrer^y  M  Wolff,  Berlin  W.,    Ansbacherstrasse  87. 

Dmck:  J.  S.  Preuss,  Berlin  S.W.,  Kommandanteustr.  14. 


Der  Klavier-Iiebrer. 

Musik-pädagogische  Zeitschrift  für  alle  Qebiete  der  Tonkunst 
Organ  der  Deutschen  Musiklehrer-Vereine, 

der  Musik-Sektion  des  h.  D.  L-V.  und  der  Tonkünstler-Vereine 

zu  Köln,  Dresden,  Hamburg,  Leipzig  und  Stuttgart, 

Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslaur. 


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Redaktion:  Anna  Morsch 

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No.  17. 


Berlin,  1.  September  1904. 


XXVII.  Jahrgang. 


Inhalt:  Mustkpädagogischer  Verband.  Elisabeth  Caland:  Physiologisch-anatomische  Betrachtungen  zur  Ausnützung  der  Kraft- 
quellen  beim  Klavierspiel  (Fortsetzung).  Jose  Vianna  da  Motta:  Neue  Ausgaben  filterer  Klavierwerlce.  (Schluss).  Mitteilungen 
von  Hochschulen  und  Konservatorien.  Vermischte  Nachrichten.  BQcher  und  Muailralien,  besprochen  von  Eugen  Segnitz 
und  Dagobert  Löwenthal.    Anzeigen. 


usil^pad&gogiscbcp  Verband. 

Kongress  und  Qeneral-Versammlung 

6.  bis  8.  Oktober  zu  Berlin. 


Die  bereits  in  No.  11  des  „Klavier-Lehrer** 
gebrachte  vorläufige  Ankündigung  über  den 
Termin  und  die  Tagesordnung  des  2.  musik- 
pädagogischen Kongresses  kann  heute 
ergänzt  und  näher  präzisiert  werden.  Der 
Kongress  findet  bestimmt  in  den  Tagen  vom 
6.  bis  8.  Oktober  in  Berlin  statt;  es  sind  bei 
der  grossen  Fülle  von  wichtigen  Arbeiten,  die 
ihrer  Erledigung  harren,  Vor-  und  Nachmittags- 
sitzungen in  Aussicht  genommen,  ausserdem 
Sondersitzungen  der  einzelnen  Abteilungen.  Die 
genaue  Tagesordnung  mit  den  Namen  der  Vor- 
tragenden, Referenten  und  der  Reihenfolge  wird 
im  September  veröffentlicht  und  allen  Mitgliedern 
des  Verbandes  zugesandt;  nachstehend  folgt 
die  für  jetzt  projektierte  Gruppierung,  die,  je 
nach  dem  Verlauf,  in  Einzelheiten  noch  kleinen 
Aenderungen  unterworfen  sein  wird. 

Die  Aufgaben  des  Kongresses  gliedern 
sich  in  drei  Gruppen:  1.  Allgemeine 
musikpädagogische  Fragen  wissenschaft- 
lichen und  theoretischen  Inhaltes  in  Bezug 
auf  die  Um-  und  Ausgestaltung  der  Seminare 
zur  Ausbildung  für  das  Lehrfach;  2.  Der 
Kunstgesang  und  die  Ausbildung  der 
Gesangslehrkräfte;  3.  Reformen  auf  dem 
Gebiete  des  Schulgesangs. 


Allgemeine  musikpädagogisohe  Fragen. 

Der  erste  Tag  bringt  nach  den  einleitenden 
begrüssenden  Worten  des  L  Vorsitzenden, 
Professor  Xaver  Schar wenka,  zunächst 
einen  zusammenfassenden  Bericht  über  die 
auf  dem  vorigen  Kongress  angeregten  und 
seitdem  geleisteten  Arbeiten:  Satzungen, 
Prüfungsordnung,  Honorarfrage,  Ferien-  und 
Sonder kurse,  Zusammensetzung  der  Prüfungs- 
kommissionen u.  s.  w.  In  Bezug  auf  die 
letzteren  dürfen  die  Erfolge  als  hocherfreuliche 
bezeichnet  werden,  die  hervorragendsten  Ver- 
treter unseres  Standes  haben  sich  in  den  Dienst 
unserer  Bestrebungen  gestellt  und  durch  sym- 
pathische Zuschriften  bewiesen,  auf  welch' 
fruchtbaren  Boden  der  Gedanke  der  Reformen 
gefallen  ist.  An  diesen  Bericht  schliessen  sich 
die  Referate  über  die  laufenden  Arbeiten  an.. 
Die  auf  dem  vorigen  Kongress  angeregten 
Fragen:  ^Sichtung  des  Unterrichtsmate- 
rials", „Aufstellung von  Lehrplänen**,  führten 
Herrn  Musikdirektor  Mengewein  zu  dem  er- 
weiterten Antrage,  die  Literatur  der  musik- 
wissenschaftlichen Disziplinen  in  ähn- 
licher Weise  einer  Durchsicht  zu  unterziehen 
und  passende  Werke  auszuwählen,  die  dem 
seminaristischen  Unterricht  zu  Grunde   gelegt 


—     258    — 


werden  können,  bei  ev.  Mangel  aber  die  Auf- 
gabe zu  stellen,  neue  zu  verfassen,  jedenfalls 
aber  auch  für  diese  Unterrichtszweige  Lehr- 
pläne auszuarbeiten.  Die  durch  den  An- 
trag gegebene  Anregung  führte  zur  Bildung 
von  Kommissionen,  deren  Mitglieder  die  Auf- 
gabe übernahmen,  die  einschlägliche  Literatur 
der  verschiedenen  Lehrzweige  durchzusehen 
und  die  Werke  auf  ihre  praktische  Verwert- 
barkeit zu  prüfen;  der  Vorstand  verpflichtete 
sich  ausserdem,  bekannte  tüchtige  Kräfte  aus 
weiteren  Kreisen  zur  Mitarbeit  heranzuziehen. 

Das  Interesse  an  diesen  nicht  leichten 
und  jedenfalls  Zeit  und  Mühe  erfordernden 
Aufgaben  ist  ein  sehr  reges,  es  wurden  dem 
Vorstand  einerseits  schon  eine  Reihe  von 
wertvollen  Arbeiten  eingeliefert,  von  denen 
einige  bereits  in  den  Beiheften  des  „Kl.-L." 
zum  Abdruck  kamen,  andererseits  erfolgten 
Anmeldungen  von  bezüglichen  Referaten  für 
den  Kongress,  die  zum  Vortrag  und  zur  Dis- 
kussion bestimmt  sind.  Es  werden  u.  A. 
sprechen:  Herr  G.  Capellen-Osnabrück 
„Reformen  auf  dem  Gebiet  des  theoretischen 
Unterrichts",  Professor  Walbrül-Stuttgart 
und  Fräulein  Leo-Berlin  „Die  Pädagogik  als 
Lehrgegenstand  im  Musiklehrer-Seminar " , 
Fräulein  Stieglitz-Berlin  und  Professor 
Hennig-Posen  „Die  Musikästhetik  und  ihre 
praktische  Einführung",  Herr  L.  Riemann- 
Essen  „Musikalische  Akustik",  Herr  Musik- 
direktor Mengewein  „Das  Musikdiktat  und 
seine  Pflege".  Die  Referate  über  „Musikalische 
Formenlehre",  „Musikgeschichte",  „Anatomie*^ 
u.  A.  stehen  noch  aus. 

Dieser  Teil  der  Verbandsaufgabe  birgt  einen 
immensen  erzieherischen  Wert.  Wird  sie  in 
befriedigender  Weise  gelöst,  erhalten  wir  gute 
praktische  Lehrbücher  und  Lehrpläne,  die 
sicher  auf  die  gesteckten  Ziele  hinführen,  so 
wird  den  Konservatorien  bei  der  Umgestaltung 
der  Seminare  der  Weg  geebnet  und  die  Ein- 
führung der  bisher  nur  nach  Willkür  gehand- 
habten, oder  auch  noch  gar  nicht  gepflegten 
wissenschaftlichen  Disziplinen  erleichtert.  Es 
sei  hier  noch  einmal  betont  und  auf  den 
leitenden  Gedanken  bezüglich  der  Lehrpläne 
hingewiesen,  sie  sollen  kein  Zwang  sein, 
keine  Beschränkung  der  eigenen  individuellen 
Lehrmethode,  sie  sind  vielmehr  nur  als  Weg- 
weiser gedacht  und  Niemandem  wird  die 
Verpflichtung  auferlegt,  sich  sklavisch  nach 
ihnen  zu  richten.  Dass  sie  aber  den  Wünschen 
und  Bedürfnissen  Vieler  entgegenkommen, 
hat  jetzt  schon   die  Erfahrung  bestätigt:   die 


Nachfrage  nach  den  zum  grossen  Teil  frei- 
willig eingereichten  Vorarbeiten  und  Ent- 
würfen zu  Lehrplänen,  die  in  den  Beiheften 
des  „Kl.-L."  zum  Abdruck  kamen,  war 
eine  äusserst  lebhafte,  und  von  vielen  Seiten 
wurde  der  Befriedigung  über  ihre  Veröffent- 
lichung Ausdruck  gegeben. 

Auf  dem  Programm  des  ersten  Tages  stehen 

ferner  noch  folgende  Vorträge  und  Anträge: 

Fräulein   Toni  Bandmann-Hamburg   und 

Herr      Dr.      Steinhausen  -  Hannover 

„Ueber   die   Psychologie    des   Anschlags 

und  der  Bogentecbnik". 

Herr  G.  Capellen-Osnabrück:    „Reformen 

auf  dem  Gebiet  der  Notenschrift". 
Herr  Direktor  Vogt-Hamburg:  „Ausarbeitung 
eines  Führers  durch   die  Klavierliteratur**. 
Herr  Robert  Huch-Braunschweig:  Noten- 
leselehrmethode" . 

Auf  der  Tagesordnung  des  zweiten  Kon- 
gresstages steht: 

„Der  Kunstgesang  und  die  Ausbildung  der 

Gesangslshrkrftfts." 
Vorträge    zu   diesem    Thema    sind    von 
folgenden  Herren  und  Damen  angemeldet: 
Herr  Hofopernsänger  Siga  Garsö-Bremen, 
Fräulein  Cornelia  van  Zanten-Berlin, 
Herr  Professor  Carlo  Somigli-London, 
Frau  Nana  Weber-Beil,  München. 

Der  dritte  Kongresstag  wird  den 
„Reformen  auf  dem  Gebiete  des  Schulgesanges" 
gewidmet  sein. 

Auf  Wunsch  der  Regierung,  welche  diesem 
Zweige  der  Arbeiten  des  musikpädagogischen 
Verbandes  grosses  Interesse  entgegenbringt, 
wurde  die  bereits  im  vorigen  Jahre  zusammen- 
getretene Kommission  durch  einige  Mitglieder 
erweitert,  es  waren  die  Herren  Professor 
Cebrian,  Domsänger  Rolle,  Musikdirektor 
Handwerg.  Die  Arbeiten  erstreckten  sich 
zunächst  auf  die  Ausarbeitung  von  Frage- 
bogen, die  zur  Sammlung  dokumentarischen 
Materials  an  die  Direktoren  und  Vorsteher 
der  Schulen  versandt  werden  sollen.  Da  nach 
einem  neueren  Reskript  derartige  Umfragen 
der  Genehmigung  der  Behörde  unterliegen,  so 
mussten  die  fertiggestellten  Entwürfe  zunächst 
dem  Ministerium  zur  Begutachtung  vorgelegt 
werden.  Der  Fortschritt  der  Arbeiten  erleidet 
durch  den  noch  ausstehenden  Versand  keine 
Verzögerung,  Material  ist  privatim  in  Fülle 
gesammelt  um  die  Reformfragen  kräftig  in 
die  Wege  zu  leiten.  Zur  Beteiligung  und 
zum  ev.  Referat  liegen  eine  ganze  Reihe 
von  Anmeldungen   vor,    einige   darunter  mit 


—    259     — 


Vorbehalt,  da  das  Kommen  der  Referenten 
von  ihrer  Urlaubserteilung  abhängig  isi.  Zum 
Wort  haben  sich  gemeldet:  Hr.  Hänssel- 
Leipzig,  Hr.  Ludwig  Riemann-Essen, 
Frl.  Cornelie  van  Zanten  und  Fr.Dr.Müller- 
Liebenwalde  —  hier,  Hr.  Robert  Huch- 
Braunschweig  undHr.Emil  Paul-Dresden. 
Erwartet  werden  ausserdem  zur  Beteiligung: 
Hr.  Arno  Werner-Bitterfeld,  Hr.  Gustav 
Borchers  -  Leipzig,  Hr.  Dr.  Niemeyer- 
Landsberg  u.  s.  w. 

Das  einleitende  Referat  übernimmt  ein 
Mitglied  der  Berliner  Kommission.  Es  wird 
an  nachstehende  Thesen  anknüpfen: 

Die  Untersuchungen  über  die  mangelhafte 
Handhabung  des  heutigen  Schulgesangunter- 
richts haben  das  Ergebnis  gezeitigt,  dass  die 
Schuld  hauptsächlich  in  der  ungenügenden 
Ausbildung  der  Fachlehrkräfte  zu  suchen  ist. 
Es  gilt  somit  zu  erörtern: 

Welches  sind  die  Schäden  des  heu- 
tigen Schulgesangunterrichts? 
Wie  ist  die  Ausbildung  der  Gesangs- 
lehrkräfte heut  und  wie  müsste 
sie  sein? 
Welches  sind  die  Stätten,  an  denen 
sie  die  heutige  Ausbildung  em- 
pfangen? Wie  müssten  dieselben 
reformiert  werden? 

Den  öffentlichen  Sitzungen   fügt  sich  am 
Schluss  die   General-Versammlung 

des  Musikpädagogisohen  Verbandes 

an,  zu  der  nur  die  auf  Grund  der  neuen,  im 
April  versandten  Satzungen  in  den.  Verband  ein- 
getretenen Mitglieder  und  die  Delegierten  der  an- 
geschlossenen Vereine  Zutritt  haben.  Die 
Tagesordnung  der  Gen.- Vers,  umfasst  den  ge- 
schäftiichen  und  Kassen-Bericht,  die  Neuwahl 
des  geschäftsführenden  Berliner  Vor- 
stand und  des  nach  den  Statuten  vorge- 
sehenen künstlerischen  Vorstand  von 
6  Personen  ausserhalb  Berlins,  Beschlüsse 


über  die  auf  den  Kongress-Sitzungen  neu  an- 
geregten Aufgaben,  Berichte  über  begonnene 
Arbeiten,  die  noch  nicht  weit  genug  gediehen 
waren,  um  sie  auf  dem  Kongress  zu  behan- 
deln, weitere  Aufgaben  und  Ziele  des  Ver- 
bandes. Zu  den  begonnenen  Arbeiten  gehört 
die  „Verzierungslehre",  die  „Geschichte  der 
musikalischen  Pädagogik",  die  „Nutzbar- 
machung der  älteren  Klavier-,  Violin-  und  Ge- 
sangsmusik aus  den  Denkmälern  deutscher 
und  österreichischer  Tonkunst"  für  instruktive 
Zwecke;  weitere  Aufgaben  sind  zunächst  die 
„Einrichtung  von  Ferien-  und  Sonderkursen 
für  jüngere  Lehrkräfte".  Die  schon  einmal 
hierzu  vom  Vorstande  ergangene  Bitte  um  Vor- 
schläge sei  hiermit  erneuert. 


Alle  Musikpädagogen  Deutschlands,  auch 
des  Auslandes,  die  sich  für  die  Bestrebungen 
des  Verbandes  interessieren,  sind  hiermit  aufs 
herzlichste  zur  Teilnahme  an  den  Arbeiten 
eingeladen  und  werden  um  recht  zahlreiches 
persönliches  Erscheinen  gebeten.  Die  vor- 
liegenden hochwichtigen  und  für  die  Förde- 
rung unserer  Kunst  und  unseres  Standes  tief 
eingreifenden  Fragen  bedingen  eine  Beratung 
in  möglichst  grosser  Gemeinschaft,  ein  Aus- 
sprechen der  eigenen  Erfahrungen  und  Kunst- 
anschauungen, ein  persönliches  Zusammen- 
wirken zu  schönem  erstrebenswerten  Ziele. 
Der  ernsteste  WUle  des  Einzelnen  ist  macht- 
los, nur  die  Vereinigung  vieler  Kräfte  fördern 
den  Fortschritt  des  Werkes.  Darum  noch 
einmal  die  Bitte  um  recht  zahlreiches  persön- 
liches Erscheinen.  — 

Die  Anmeldungen  zum  Kongress  wer- 
den möglichst  bald  an  die  Geschäftsstelle, 
W.,  Ansbacherstr.37,  erbeten,  dieTeiln eh  mer- 
karten kommen  nach  dem  15.  September 
zum  Versand.  Es  sei  zum  Schluss  bemerkt, 
dass  Anmeldungen  zur  Diskussion  zu  dem 
oben  aufgestellten  Programm  noch  stets  will- 
kommen sind. 


zuF  ^usi)iil*zui)g  deF  KFafl^qadlei)  beiit)  Kla^ieFSpieL 

Von 
£lisabeth  Caland. 

(Tortsetzimg.) 
£b    folgt  jetzt  der    ^rundliche   Einwärts-      arm   nach  innen  dreht;   auch  ist  er  starker  Arm- 
wender*^  (Pronator  teres),  der  die  für  uns  so  über-      benger;  er  hat  seinen  Ursprung  am  Oberarm  und 
ans  wichtige  Tätigkeit  ausübt,  indem  er  den  Unter-      seinen  Ansatz  in  der  Mitte  der  Speiche. 


—     260 


Wir  gehen  jetzt  zu  der  Nennnng  der  Muskeln 
über,  die  noch  unmittelbarer  die  Hand  bewegen; 
es  sei  an  erster  Stelle  des  „viereckigen  Ein- 
wärtswenders**  (Pronator  quadratus)  gedacht. 
Die  Hand  setzt,  wie  wir  es  bei  Beschreibung  der 
Knochen  gesehen  haben,  an  der  Speiche  an;  dieser 
Muskel  bringt  rait  dem  Pronator  teres  (siehe  oben) 
das  für  uns  so  bedeutungsvolle,  scharfe  nach  innen 
Wenden  der  Hand  (starke  Pronationsstellung)  her- 
vor, er  entspringt  an  der  Elle  und  setzt  sich  in 
fast  gleicher  Höhe  an  der  Speiche  an  und  ist  eine 
dünne  Muskelplatte,  welche  die  beiden  Unterarm- 
knochen  nahe   ihrem   unteren  Ende  verbindet. 

Der  innere  Speichenmuskel  oder  „Speichen- 
handbeuge r"  (flexor  carpi  radialis)  und  der 
»Ellenhandbeuger*  (flexor  carpi  ulnaris)  sind 
kräftige  Beuger  des  Handgelenks,  sie  bewirken 
also  die  Beugung  nach  der  Hohlhand  hin;  ersterer 
hat  auch  eine  adduktorische  (anziehende)  Wirkung. 
Beide  haben  ihren  Ursprung  an  dem  inneren 
Knochen  des  Oberarms,  während  der  Erste  an  dem 
Mittelhandknochen  des  Zeigefingers  und  der  Letztere 
am  Erbsenbein  und  an  den  Mittelhandknochen  des 
fünften  Fingers  sich  ansetzen. 

Der  „Ellenhandstrecker^  (extensor  carpi 
ulnaris)  streckt  das  Handgelenk  und  wirkt  auch 
im  beugenden  Sinne  auf  das  Ellenbogengelenk  ein ; 
sein  Ansatz  befindet  sich  am  Mittelhandknochen 
des  fünften  Fingers  und  sein  Ursprung  am  äusseren 
Knorren  des  Oberarms. 

Es  folgen  noch  der  „lange  und  kurze 
Speiche nhandstrecker"  (Mm.  extensores  carpi 
radialis  longus  et  brevis),  welche  die  Hand  strecken 
und  überstrecken;  sie  wirken  also  auch  bei  dem 
sogenannten  „aus  dem  Handgelenkspiel"  mit,  auch 
vermitteln  sie  die  starke  Beugung  des  Ellenbogen- 
gelenks und  bewirken  mit  dem  obengenannten 
Ellen-  und  Speichenhandbeuger  die  abziehende 
und  anziehende,  also  die  Seitenbewegungen  der 
Hand  im  Gelenk  nach  aussen  und  innen.  Beide 
Muskeln  entspringen  am  Oberarmknorren,  der 
lange  befestigt  sich  am  Mittelhandknochen  des 
Zeigefingers,  während  der  kurze  sich  an  dem  des 
dritten  Fingers  ansetzt. 

Schliesslich  sei  noch  des  „langen  Hohlhand- 
muskels^  (Palmaris  longus)  gedacht,  der  Vorder- 
arm und  Hand  beugt,  am  Oberarm  entspringt  und 
an  der  Hohlhand  sich  ansetzt. 

Die  Beugemuskeln  des  Vorderarms  haben 
ihren  Ursprung  an  der  inneren  Seite  des  Oberarm- 
knociiens  und  die  Streckmuskeln  entspringen  an 
der  äusseren  Seite  derselben. 

Von  den  Muskeln,  welche  die  Bewegungen 
der  Hand  und  Finger  vermitteln,  wäre  der  „ge- 
meinschaftliche Fingerstrecker"  (Extensor 
digitorum  communis)  zuerst  zu  nennen.  Er  ent- 
springt am  äusseren  Oberarmknorren,  indem  er  sich 
vom  Handgelenk  an  in  vier  bandförmige  Sehnen 
teilt,  die  sich  an  der  Kückenfiäche  der  Nagelglieder 
der  vier  dreigliedrigen  Finger  ansetzen.    Ausserdem 


erhält  der  Zeige-  sowohl  wie  der  fünfte  Finger 
noch  einen  besonderen  Streckmuskel,  den  „Zeige- 
fingerstrecker'' (extensor  indicis  proprios)  und 
den  „Kleinfingerstrecker**  (extensor  digiti 
minimi  proprius).  Ersterer  liegt  verborgen  unter 
dem  gemeinschaftlicben  Fingerstrecker  undLretzterer 
befindet  sich  zwischen  dem  äusseren  EUenhaDd- 
Strecker  und  dem  gemeinschaftlichen  Fingerstrecker. 
Ihre  Wirkungen  sind:  Streckung  und  Ueber- 
streckung  der  Finger  (also  Hebung  der  Finger). 

Es  folgen  nun  ,der  oberflächliche  und 
tiefe  Fingerbeuger'  (Mm.  flexor  digitorum 
sublimus  et  profundus),  wovon  ersterer  (der  „ober- 
flächliche") das  zweite  Fingerglied  xmd  letzterer 
(der  „tiefe")  das  dritte  Glied  der  Finger  beugt. 
Der  erstgenannte  entspringt  mit  seinen  Sehnen  am 
Oberarmknorren,  während  der  tiefliegende  Beuger 
seinen  Ursprung  an  der  Elle  hat.  Der  oberfläch- 
liche Fingerbeuger  setzt  mit  vier  starken  Sehnen 
am  Mittelglied  des  zweiten,  dritten,  vierten  und 
fünften  Fingers  und  der  tiefliegende  ebenfalls  mit 
vier  Sehnen  am  Nagelglied  derselben  Finger  ao. 
Man  sieht,  wie  weitgreifend  die  Wirksamkeit 
der  Beuger  ist,  indem  sie  über  verschiedene 
(relenke  hinweggehen;  sie  wirken  nicht  allein 
beugend  auf  die  Finger,  aber  auch  im  selben  Sinne 
auf  das  Ellenbogengelenk,  so  wie  sie  eine  starke 
Beugung  auf  das  Handgelenk  ausüben.  Ans 
diesem  Grunde  ist  ein  Spiel  mit  gebeugten  Fingern, 
weil  viel  beherrschter,  auch  stets  dem  mit  gestreckten 
Fingern  vorzuziehen. 

Die  „Spnlwurmmuskeln"  (Mm. lumbricales). 
die  sich  auch  an  der  Beugung  des  vorletzten  Finger- 
gliedes beteiligen,  sind  lange,  dünne  Muskeln,  die 
an  dem  vorderen  Hand  der  vier  Sehnen  des  tiefen 
Fingerbeugers  ihren  Ursprang  haben  und  nach  dem 
Bücken  der  Finger  durchtrete^,  indem  sie  in  die 
Streckmuskeln  übergehen. 

Die  „Zwischenknochenmuskeln"  (Mm.  in- 
terrossei  externi)  die  äusseren,  die  am  Brücken  der 
Hand  liegen  und  den  zweiten,  dritten,  vierten  und 
fünften  Finger  spreizen,  sind  stärker  wie  die  „Mm. 
interrossei  intemi";  diese  sind  die  innenliegenden, 
welche  mit  ihrem  fleischigen  Teil  mehr  in  die 
Hohlhand  treten,  diese  letzteren  schliessen  die 
vier  Finger  der  Hand.  Sie  sind  von  Bedeutung 
für  das  von  uns  so  oft  betonte  „Ausdehnen"  und 
„Zasammenziehen"  der  Hand  und  Finger  (siehe 
„die  Deppe'sche  Lehre  des  ELlavierspiels",  Seite  35): 
ausserdem  wirken  sie  zur  Streckung  des  zweiten 
und  dritten  Fingergliedes  mit. 

Jetzt  wären  noch  der  „Abzieher,  Beuger, 
Zuzieher  und  Cregensteller  des  Daumens" 
und  die  verschiedenen  Muskeln  des  Kleinfinger- 
ballens wie:  „Abzieher,  kurzer  Beuger  und 
Oegensteller"  desselben  zu  nennen.  Der  Ab- 
zieher des  kleinen  Fingers  (M.  abductor  dig.  V),  der 
kurze  Kleinfingerbeuger  (M.  flexor  brevis  V)  und  der 
(xegensteller,  ganz  besonders  der  Abzieher,  haben 
einen  fleischigen  Bauch  und   sind  verhältnismässig 


—    261     — 


kraftige  Muskeln.  Man  sieht  aus  Letzterem,  dass 
der  sogenannte  schwache  fünfte  Finger  mitUn- 
i-echt  als  solcher  bezeichnet  wird;  es  handelt  sich 
vielmehr  darum,  ihn  richtig  und  naturgemäss  zu 
gebrauchen. 

Die  Nerven. 
Die  Nerven  sind  weisse  E&den  (Nervenfasern), 
die  von  drei  Zentren  aus  (dem  Gehirn,  dem  Bücken- 
mark und  den  Nervenknoten  [Ganglien]),  zweig- 
artig nach  allen  Seiten  hin  in  alle  Teile  unseres 
Körpers  sich  verbreiten  uud  in  die  Muskeln  sich 
erstrecken.  Der  Zusammenziehungsvorgang  der 
Moskeln  ist  ein  willkürlicher,  d.  h.  ei  wird  durch 
unseren  Willen  vollführt,  indem  die  Bewegungs- 
nerven (motorische  Nerven  genannt),  welche 
ihren  Ursprung  im  Gehirn  haben  und  von  hier  aus 
durch  den  ganzen  Körper  unsem  Willen  in  die 
Moskeln  als  Nervenreiz  leiten,  diese  veranlasst  sich 
za  verkürzen.  Man  vergleicht  den  Vorgang  der 
Nervenfasern    mit    elektrischen    Strömen,   welche 

(Schluss 


unmittelbar  Befehle,  die   vom  Gehirn  ausgegeben 
werden,  an  die  betreffende  Stelle  übertragen. 

Im  Gegensatz  zu  ddn  motorischen  Nerven 
stehen  die  Empfindungsnerven  (sensiblen 
Nerven  genannt),  welche  von  aussen  her  die 
Empfindung  ihrem  Zentrum  zuführen  und  un- 
mittelbar daselbst  das  Bewusstsein  der,  Art  der 
Empfindung,  das  sie,  durch  Schmerz,  Wohl- 
geschmack etc.  veranlasst,  wecken. 

Von  Wichtigkeit  für  das  Empfinden  in  den 
Eingerspitzen  (Deppe:  „bewusste  Fingerspitzen") 
ist  u.  a.  auch  der  Tastsinn,  der  seinen  Sitz  in 
der  äusseren  Haut  hat.  Dieser  wird  durch  „Haut- 
wärzchen'* übermittelt,  in  welchen  Nerven  in  Tast- 
körperchen (Nervenpapillen)  endigen.  Von  der  An- 
zahl dieser  Tastkörperchen  hängt  die  Schärfe  und 
die  Empfindlichkeit  des  Tastsinns  ab,  welche 
gerade  in  den  Eingerspitzen  durch  üebung  sehr 
zu  entwickeln  ist  und  auf^s  Höchste  ausgebildet 
werden  kann.  — 
folgt.) 


j^eue  ausgäbet)  äll^cpep  K1a^iepi^ep1<e. 


Von 
Jo»e  Tianna  da  M otta. 

(Schluss.) 
Sehr  zu  bedauern  ist,   dass  d' Albert  die  Phra- 
sierong  kaum  einer  Revision  unterzogen  hat,  denn 
Bogen  wie  nachstehende 


k  füJ  tLLf  \-tm 


op.  2. 


^^,  j,jJJ  ^"^^F^p 


Klindworth 


Wieviel  gleichmässiger  und  geschmeidiger  kommt 
die  Passage  mit  Klindworth^s  Eingersatz  heraus! 
Selbst  bei  lauter  Untertasten  wiederholt  d'Albert 
den  Daumen: 


op.  101. 

däiften  nicht  in  einer  modernen  Ausgabe  beibehalten 
werden. 

Im  Eingersatz  gibt  d' Albert  den  reichsten  Stoff, 
lüer  ist  er  am  genauesten.  Dieser  Eingersatz  ist 
ganz  eigenartig.  Er  ist  so  individuell,  so  wenig 
systematisch,  dass  er  wahrscheinlich  nur  durch 
lange  Hebung  bequem  werden  kann.  Wer  an 
Tausig  und  Bülow  seine  Eingersetzung  gebildet 
liat,  wird  bei  d' Albert's  oft  stutzen.  Am  meisten 
^Ut  der  häufige  Gebrauch  des  Daumens  auf. 
^0  Tausig  die  Passage  in  symmetrische  Gruppen 
von  vier  Fingern  einteilt  —  und  das  war  eine 
der  frachtbarsten  Entdeckungen  Tausig's  — ,  wendet 
d' Albert  den  Daumen  von  2  zu  2  Noten  an,  z.  B.: 


op.  27 

Man  vergleiche  in  folgender  Stelle  die  Einger- 
sätze, 
d' Albert: 


•"op.  26 
Bülow: 
Klindw.: 


.      ,            '4      l'     8      1        iB      1      8      1,. 

-fet>i;  ni^^f  ^-~  r\  \   u  \ 

—     262     — 


Die  Redaktenrin  dieses  Blattes  war  Schülerin 
Tansig's  xmd  erz&hlt,  dass  dieser  gepredigt  habe: 
der  Daamen  ist  ein  plumper  Finger,  man  muss 
vermeiden,  ihn  so  oft  zn  bringen.  Ein  festes 
Prinzip  der  modernen  Fingersetznng  ist  Ja  aach: 
immer  möglichst  lange  Reihen  von  Fingern.  Des- 
halb ist  nnch  der  Fingersatz  für  chromatische 
Skalen  in  Gmppen  von  ^  ^  ^  ^  ^  ^  "ganz abgeschafft, 

selbst  die  Gmppen  ^_?_!_?_i?_?  noch  wenig  in  Ge- 
branch nnd  meistens  die  folgende  verwendet 
Leider 


Sonderbar  ist  auch  folg. 


läsl  128 
c — 


wird 
auf    den 


zu 


letztere-  noch   viel 
ersten    Stufen.     Selbst 


wenig    gelehrt 

12846 

e  —  gis  müsste  beizeiten  geübt  werden, 
oder  h  ~  dis 

Schliesslich:  welche  Vorlage  d' Albert  für  den 
Text  gedient  hat,  ist  nicht  ersichtlich,  denn  teil- 
weise bringt  er  offenbare,  alte  Druckfehler,  die 
Bülow  bereits  verbessert,  unverändert  wieder.  Es 
ist  auch  zu  bedauern,  dass  die  hübschen,  so 
charakteristischen  deutschen  Bezeichnungen  in  op. 
110  fortgefallen  sind. 

Somit  ist  d' Albert's  Ausgabe  nicht  eigentlich 
als  „kritisch-iostruktive''  anzusehen,  sondern  nur 
als  anregende.  Die  bedeutendste  nachbülow'sche 
Ausgabe  Beethoven's  bleibt  immer  noch  diejenige 
Elindworth's  (bei  Bote  und  Bock,  Berlin),  die 
Bülow  selbst  empfahl  und  höher  stellte  als  seine 
eigene.    Am  besten  ist  es,  man  benutzt  beide. 

Eine  andere  Ausgabe  der  Beethoven'schen 
Sonaten  gibt  Adolphe  F.  Wouters,  Professor 
am  Brüsseler  Konservatorium,  bei  Breitkopf  und 
Härtel  heraus. 

In  dieser  Ausgabe  ist  alles  Individuelle  sorg- 
fältig vermieden.  Sie  ist  sehr  genau  bezeichnet, 
aber  gibt  eigentlich  nur  das  Selbstverständliche 
xmd  wendet  sich  somit  mehr  an  den  Anfönger  als 
an  den  Künstler.  Der  Fingersatz  hält  teilweise 
an  längst  überwundenen  Formeln  fest  wie  in  op.  7: 


S 


a 


^^ 


2   19    1 

Das  sind  unmögliche  Fingersätze.  Sehr  aus- 
führlich sind  die  Angaben  über  Verzierungen. 
Wouters  befolgt  gar  zu  pedantisch  die  alten  Regeln 
Ph.  E.  Bach's,  die  man  auf  Beethoven  nicht  so 
konsequent  anwenden  kann.  So  lässt  er  jeden, 
aber  auch  jeden  Triller  mit  der  Nebenoote  an- 
fangen. Hier  muss  aber  doch  die  melodische  Linie 
fein  in  Betracht  genommen  werden,  wie  Muggelini 
es  bei  Bach  so  vorzüglich  tut.  Wohin  die  gedanken- 
lose Befolgung  der  alten  Regeln  führt,  zeigt  folgende 
Stelle: 

op.  7.  Ausführung: 


i 


t 


ft 


^ 


SS. 


f:ß  I,  f  mff 


^^m 


Das  folgende  Arpeggio: 


Wlilti 


s 


halte  ich  für  stilwidrig. 

üeber  Verzierungen  sollte  man  Ehrlich*) 
und  Dannreu ter**)  konsultieren. 

Die  Ausgabe  ist  noch  nicht  vollendet.  Sie 
wird  nur  23  Sonaten  bringen,  ausgeschieden  sind 
u.  a.  op.  26,  57  (!),  81a  (!). 

Nun  wende  ich  mich  zu  zwei  nicht  gerade 
neuen  Ausgaben,  aber  die  aufs  neue  empfohlen 
werden  müssen,  weil  bei  Chopin  wahrhafte  Rat- 
losigkeit herrscht  über  die,  die  unter  den  fast 
zahllosen  Ausgaben  am  besten  zu  benutzen  sei. 
Chopin's  Werke  haben  neben  Bach*s  am  meisten 
gelitten  unter  den  Bearbeitungen,  die  ihr  zuteil 
geworden  sind,  und  das  ist  nicht  allein  Schuld  der 
Herausgeber,  sondern  des  Komponisten  selbst. 
Wenn  man  noch  erwägt,  dass  jeder  Pianist  gerade 
bei  Chopin  sich  zu  allen  Willkürlichkeiten  be- 
rechtigt fühlt,  so  dass  man  nicht  nur  seine  Vor- 
tragsbezeichnungen nach  eigener  Auffassung  ändert, 
sondern  auch  den  Text,***)  so  muss  man  zugeben, 
dass  hier  die  dringendste  Notwendigkeit  einer  Ur- 
textausgabe vorliegt,  sonst  würde  es  bald  so  viele 
Chopin's  geben  wie  Ausführende. 

Leider  ist  es  bei  Chopin  am  schwersten,  viel- 
leicht unmöglich,  einen  Urtext  festzustellen.  Die 
Gründe  hat  Mikuli  in  seiner  schönen  Ausgabe 
Chopins  (bei  Kistner  in  Leipzig)  sehr  klar  dar- 
gelegt: 

1.  die  Nachlässigkeit  in  Chopin's  Manuskripten, 
die  von  Fehlern  „wimmeln",  so  dass  diese  durch- 
aus nicht  massgebend  sind; 

2.  der  Umstand,  dass  dreierlei  Original- Ausgaben: 
französische,  deutsche  und  englische,  existieren, 
von  denen  die  französischen  die  druckfehler- 
frelesten  sind,  weil  der  Autor  sie  öfter  korri- 
giert hat; 

8.  die  Aenderungen,  die  Chopin  in  den  später  er- 
schienenen deutschen  und  englischen  Ausgaben 
anbrachte,    and    dies   scheint   mir   die  grösste 

*)  Ornamentik   in   Bach's     und    Beethoven's 
Werken  (Steiugräber). 

*•)  Musical  ornamentation  (Augener). 
***)  Ich  erinnere  nur  beispielsweise  an  Rubin- 
stein's  An-  und  Abschwellen  im  Trauermarsch, 
an  Pachmann's  Zusatz  von  Oktaven  in  einigen 
melodischen  Stellen,  Busoni'S  Umarbeitung  des 
Trio's  der  As-dur-Polonaise  und  Wiederholung  des 
Schlusssatzes  der  B-moll-Sonate. 


—    263     — 


Schwierigkeit  für  Feststellong  eines  Urtextes  zu 
bieten:   nämlich   das   eigentümliche  Schwanken 
bei  Chopin  in  der  Fixiernng  gewisser  Harmonieen 
and  Intervalle.    Zum  Teil  liegt  dies  wohl  in  dem 
Charakter  seiner  Empfindung,    der,   wie    Lonis 
treffend  sagt,   der  Halbton  noch  zu  gross   er- 
schien, es  ist  jene  D&mmening  des  Bewnsstseins, 
die  seinen  Kompositionen   so  einzigartigen  Heiz 
gibt.     Neben   diesem   Grand   aber   erkenne   ich 
noch  einen,   den  ich  auf  die    G-efahr   hin,    von 
Chopinanbetem   gesteinigt   zu    werden,    annm- 
wnnden  aasspreche:  seine  geringe  wissenschaft- 
liche   Bildung.    Dieser   Mangel   ist  sehr  leicht 
an  seinem  Satz,  seiner  Polyphonie  zu  bemerken, 
die   etwas   (pardoni)  Gtonial-dilettantisches    hat, 
und   an   der  Art  seiner  Aufzeichnung,   die  oft 
unklar  und  unlogisch  ist.    üeber  seinen  Kontra- 
punkt sind  wohl  die  Musiker  einig,   dass  er  in- 
stinktiv ist  wie  der  Schubert*s,  aber  seine  Schreib- 
weise ist  wohl  noch  wenig  geprüft  worden.  Es 
genügt,  als  Beispiele  die  Etüden  Nr.  5  und  9  ftos 
op.25  in  der  Originalzeichnung  mit  der  der  Stimm- 
führung geDauer  folgenden  Schreibweise  Klind- 
worth's  zu  vergleichen. 
Unter   diesen  Umständen  sieht  man  ein,  wes- 
halb  der  vorzügliche  Biograph  Chopin's,  Niecks, 
und  Ruth ar dt  in    seinem    „Führer**    keine    der 
vielen  Ausgaben  Chopin's   bestimmt  zu  empfehlen 
wagen.    Buthardt  neigt  zu  Peters.     Mendels- 
sohn soll   gesagt   haben,    es   sei   bei  Chopin    oft 
nicht  möglich   zu  entscheiden,    was    richtig  oder 
falsch  seit!).    Diese  für  Mendelssohn's  unmoderne 
Empfindung     charakteristische     Auffassung     hat 
etwas  Wahres,   wenn  man  sie  dahin  abändert:  es 
sei   nicht    von   so   grosser  Wichtigkeit,    zwischen 
f  oder  f  is  zu  entscheiden.    Bei  Beethoven  ist  alJes 
felsenfest,   nur   eine  Möglichkeit   gibt  es  (wie  es 
für  mich   auch  bei  dem  a  oder  als  in  op.  106  un- 
zweifelhaft a  heissen   muss),  bei  Chopin  dagegen 
sind  oft  mehrere  gleich  „richtige**  Fassungen  mög- 
lich.   „Dann   sollte  man  natürlich  die  wählen,  für 
die  sich   der  Autor    entschieden   hat.**    Aber  das 
kann  man  bei  Chopin  eben  nicht  feststellen !     Was 
getan  werden  muss,   ist,    alle  Varianten  des  Kom- 
ponisten bekannt  machen  —  oder  ein  bedeutender 
Mnsiker   muss   die  beste  wählen,  denn  ich  glaube 
nicht,  dass  man  sicher  ginge,  wenn  man  die  letzte 
für  die  beste  hielte. 

Das  unvergängliche  Verdienst,  zuerst  die 
Originalausgaben  verglichen  und  daraus  den  besten, 
mit  reifem  und  gründlich  gebildetem  Geschmack 
gewählten  Text  festgestellt  zu  haben,  hat  sich 
Klindworth  erworben  in  seiner  Ausgabe 
Chopin's.  Sie  erschien  Anfang  der  7Uer  Jahre  in 
Moskau  und  später  in  Berlin  bei  Bote  A  Bock. 
Was  scharfsinnige,  feine  Kritik  für  einen  guten 
Text  bei  Chopin  tun  kann,  ist  hier  geschehen,  und 
alle  späteren  Herausgeber,  denen  nur  wenig  mehr 
Material  zur  Verfügung  stand,  hatten  an  Klindworth 
ein  gutes  Vorbild,  aber  waren  zu  zaghaft  und  be- 


sassen  nicht  genug  Bildung,  um  so  feine  Kritik 
zu  üben.  Daher  kommt  es,  dass  Klindworth's 
auf  den  Originalausgaben  basierte  Ausgabe  doch 
von  andern,  ebenfalls  auf  jenen  aufgebauten  sehr 
oft  differiert.  Dass  es  sich  dabei  nicht  um  will- 
kürliche Aenderungen  Klindworth's  handeln  kann, 
wie  Steingräber's  Ausgabe  oft  insinuiert,  glaube 
ich  einem  Meister  wie  Klindworth  ohne  weiteres. 
Nur  einem  Herausgeber  standen  mehr  Mittel  zu 
Gebote  als  allen,  die  sich  nur  auf  die  Original- 
ausgaben stützen,  das  war  M  i  k  u  1  i ,  der  für  seine 
Ausgabe  viele  Korrekturen  benutzen  konnte,  die 
Chopin  seinen  SchtLlem  in  die  Hefte  geschrieben. 
Diese  ist  denmach  die  beste  Urtextausgabe,  die 
auch  wegen  der  teils  von  Chopin  selbst  herrühren- 
den, teils  auf  seinen  Grundsätzen  aufgebauten 
Fingersetzung  grosses  Interesse  erweckt.  Aber 
selbst  hier  könnte  man  oft,  selbst  entgegen  dem 
ausgesprochenen  Willen  des  Autors,  eine  andere 
als  die  von  ihm  gewählte  Fassung  bevorzugen;  ich 
erwähne  nur  zwei  Fälle:  Präludium  Nr.  24  Takt  5. 


1 


^ 


m 


Bei  Klindworth   b.   Sonate   H-moll,    1.   Satz,    bei 
Wiederholung  des  2.  Themas: 


^,  J  jj  ^^ 


Bei  Klindworth  his. 

Höchst  lesenswert  ist  Mikuli*s  „Vorwort**, 
das  ein  äusserst  lebensvolles  Bild  von  Chopin's 
Lehrsystem  entwirft. 

Aber  Chopin  bedarf  für  den  praktischen  Ge- 
brauch noch  mehr  einer  Bearbeitung  als  andere 
Komponisten.  Die  allgemeinen  Gründe  habe  ich 
in  der  Einleitang  auseinandergesetzt.  Von  der  un- 
logischen Art  der  Aufzeichnung  sprach  ich  oben. 
Seine  oft  komplizierte  Stimmführung  (s.  z.  B.  das 
Trio  im  Scherzo  der  H-moU-Sonate)  ist  zuerst  durch 
EUindworth  zu  einer  klaren  Darstellung  gekommen. 
Nun  die  Fhrasierung!  Chopin  soll  (wie  jeder  be- 
deutende Meister)  die  peinlichste  Sorgfalt  auf  eine 
lebendige  Deklamation  verwendet  haben  und  ver- 
langte viel  von  den  Schülern  in  dieser  Beziehung. 
Aber  schriftlich  hat  er  von  dieser  Deklamation 
kaum  Andeutungen  gegeben.  Um  sich  davon  zu 
überzeugen,  genügt  es,  einen  Blick  auf  die  Taran- 
teile zu  werfen  und  die  langen  Bogen  zu  sehefn, 
die  sich  da  meilenweit  über  die  Takte  erstrecken. 
Was  würde  aus  diesem  sprudelnden  Stücke  werden, 
wenn  man  sie  wörtlich  nähme  und  es  in  charakter- 
losen, langgedehnten  Phrasen  spielte!  Also  noch 
mehr  als  andere  überlässt  Chopin  dem  Spieler  die 
Auffindung  der  richtigen  Fhrasierung.  Diese  ist 
bei  Klindworth  schlechterdings  meisterhaft  und 
man  braucht  in  diesem  Punkt  sich  nur  blindlings 
ihm  anzuvertrauen. 


—     264 


In  Ergänzung  der  Nuancen  ist  Klindworth 
sehr  vorsichtig  and  immer  fein  künstierisch.  Wem 
sie  nicht  behagen,  kann  ja  leicht  bei  Miknli  ver- 
gleichen, was  original  ist. 

Der  Pingersatz  ist  aber  durchgängig  so  vor- 
trefflich, dass  man  ihn  oft  dem  Chopin's  vorziehen 
wird.  Oft  überraschen  kühne  Fingerfolgen,  die  in 
der  .  Praxis  sich  als  ganz  bequem  und  der  Hand 
entsprechend  herausstellen.  £s  sind  wahre 
trop.vailles.     Man  sehe  z.  B.  die  Terzenetüde. *) 

Vielfach  getadelt  worden  ist  die  rhythmische 
Einteilung  der  Ornamente.  Ich  verstehe  nicht 
warum.  Welchen  Geschmacklosigkeiten  und 
welcher  Batlosigkeit  wird  nicht  dadurch  begegnet! 
Denn  irgendwie  müssen  sie  doch  in  den  Takt 
verteilt  werden!  Wie  notwendig  schliesslich 
Qhopin's  Pedalbezeichnung  einer  Revision  bedarf, 
bezeugt  allein  folgende  Stelle,  die  entgegen  dem 
Phra^eneinschnitt  und  dem  Harmoniewechsel  peda- 
Usieit  ist: 

op.  10,  Nr.  11. 


Ped.  e 


Manchem  wird  die  Ausfährung  der  Triller 
auffallen.  Es  ist  eben  wenig  bekannt,  dass  Chopin 
darin  durchaus  Ph.  E.  Bach  folgt.  Der  Vorschlag 
vor  dem  Triller  iQ  bedeutet  nur,  dass  die- 
ser Triller  mit  der  (cp  j^  I  Haaptnote  beginnt,  die 
soll  also  nicht  tr  noch  einmal  angeschla- 
gen werden.  Deshalb  bindet  Klindworth  immer 
den  Vorschlag  an  den  Triller.  Wie  oft  hört  man 
aber  die  Triller  im  H-dur-Noctume  falsch  aus- 
führen,  selbst  von  grossen  Künstlern!  Bei  Triller- 


*)  Hie  und  da  verwendet  auch  Klindworth 
den  Daumen  mehr  als  nötig.  Man  kann  aber  leicht 
finden,  wo  neben  der  Gruppe  12  3  auch  12  3  4 
eingeschoben  werden  kann. 


ketten  würde  ich  allerdings  nicht  mit  Klindworth 
die  Triller  mit  der  Nebennote  beginnen. 

Also  habe  ich  für  mich  jedenfalls  die  Frage 
nach  der  besten  Chopinausgabe  entschieden: 
Mikuli-Klindworth.  BtÜow,  der  bekannt- 
lieh  einzelne  besonders  durch  die  Anmerkuai^D 
höchst  anregende  Ausgaben  einiger  Werke.  Chopin's 
veranstaltete,  verweist  immer  auf  Klindworth.  In 
einem  köstlichen  Briefe  „an  einen  Konservatoristen'*, 
der  leider  in  der  von  Prau  von  Bülow  heraas* 
gegebenen  Sanmilung  nicht  enthalten  ist,  nennt 
er  sie  „eine  Exegese  ohne  Worte'  und  erklart, 
dass  er  nie  versäumt,  vor  jedem  öffentlichen  Vor- 
trag sich  Bat  zu  holen  bei  Klindworth's  Ausgabe 
von  Chopin's  Werken,  trotzdem  er  diese  seit  vielen 
Jahren  in  Kopf  und  Herz  trage.*) 

Ein  bedeutendes  Werk  ist  auch  Lehrgang 
im  Klavierunterrichte  von  Eugen  Krantz 
(Ries  &  Erler,  Berlin).  Der  Verfasser  dieses  1882 
zuerst  erschienenen  Werkes  zeigt  sich  als  ein 
ernster  Künstler  und  Denker,  der  die  Grundformen 
der  Klaviertechnik  aufdecken  und  dem  Schüler 
nicht  nur  diese  oder  jene  Bewegungen  lehren  will, 
sondern  auch  das  Warum.  So  führt  er  alle  Ein- 
wendungen gegen  manche  Neuerung  an,  um  sie 
zu  widerlegen,  und  regt  so  zu  einer  tieferen  Er- 
fassung der  Probleme  des  Kiavierspiels  an.  Sein  Buch 
soll  ein  „Stellvertreter  und  Ersatz  des  Lehrers  beim 
häuslichen  Ueben^  sein.  Es  besteht  aus  zwei 
ineinander  greifenden  Teilen,  die  neben  der  voll- 
ständigen Theorie  auch  die  technischen  Hebungen 
(in  verständig  vereinfachter  Anzahl)  bringen.  Einige 
Fingersatzschemata  sind  neu  und  geistreich.  Bei 
dem  modernen  Standpunkt  des  Verfassers  fällt  nur 
der   schlechte   Terzenfingeransatz   auf   mit  f  f  |  §. 

*)  Sehr  dankenswert  wäre  es,  wenn  die  Ver- 
lagshandlung Bote  &  Bock  sich  zu  einem  neuen 
Druck  der  Klindworth'schen  Ausgaben  entschliessen 
würde,  weil  man  dann  auch  die  letzten  Besultate, 
die  der  Meister  in  den  vielen  Jahren  seit  ihrem 
ersten  Erscheinen  gewonnen  hat,  aufnehmen  könnte. 
Das  wäre  eine  künstlet ische  Tat! 


Mittellungen 


Yon  Hoohaohulen  und  Konserystorien. 


Professor  Martin  Krause  ist  als  Nachfolger 
des  verstorbenen  Professors  E.  Jedliczka  an  das 
Stern'sche  Konservatorium  in  Berlin  berufen 
worden.  Martin  Krause,  1853  geboren  und  auf 
dem  Leipziger  Konservatorium  ausgebildet,  hat 
von  1880  an  in  Leipzig  als  Lehrer  und  Schrift- 
steller gewirkt  und  gründete  1883  dort  den  Liszt- 
Verein,  der  sich  unter  seiner  enei^giscnen  Leitung 
zu  einem  wesentlichen  Faktor  des  Leipziger  Musik- 
lebens entfaltete.  Vor  einigen  Jahren  siedelte  er 
nach  München  über  und  hat  sich  sowohl  als 
Ellavierpädagoge,  als  auch  als  musikalischer  Schrift- 
steller einen  hochgeachten  Namen  verschafft. 


Der  bekannte  OrgeWirtuose  A.  W.  Gott- 
schalg  in  Weimar  welcher  der  dortigen  gross- 
herzoglichen Musikschole  seit  Anfang  der  1870er 
Jahre  als  Lehrer  seines  Instrumentes  angehört  hat, 
ist  jetzt,  77  Jahre  alt,  aus  dem  Lehrkörper  dieses 
Listituts  ausgeschieden.  Als  Lehrer  sowohl  wie 
als  Bedakteur  und  Schriftsteller  ist  Gottschalg,  der 
^lit  Liszt  intim  befreundet  war,  in  Weimar  seit 
1870  tätig  gewesen. 

Djsr  vorliegende  Jahresbericht  des  „Branden- 
bnrgischen  Konservatoriums  für  Musik  zu 
Berlin,  welches  unter  der  Leitung  Bruno 
KittePs,   Musikdirigent    am   Königl.    Schauspiel- 


—     265     - 


haose,  steht,  ge^Bvährt  einen  ungemein  erfreulichen 
Einblick  in  die  innere  Organisation  der  Anstalt. 
Das  Eonservatorinm  hat  sich  die  Pflege  der  Or* 
chestermoBik  zur  besonderen  Aufgabe  gestellt  und 
ein  Institutsorcbester  ausgebildet,  wie  es  wohl  zum 
zweitemnale  an  einem  Piivatinstitut  nicht'  wieder- 
zufinden ist.  Mit  grossem  £rfolge  trat  es  in  je 
eiaem  öffentlichen  Prüfungskonzert  in  der  Sing- 
Akademie  und  im  Deutschen  Hofe  auf,  wirkte 
aosserdem  in  bedeutsamen  Veranstaltungen,  u.  a. 
zweimal  in  der  Philharmonie  mit, .  wo  es  die  Be- 
gleitung von  Bach 's  „Matthäus-Passion**  in  den 
von  Herrn-:  Musikdirektor  Mengewein  für  die 
Arbeiter  Berlin^  geleiteten  Aufführungen  mit 
seinem  Oratorienverein  ausführte,  war  ausserdem 
2a  einem  Konzertabend  des  Vereins  katholischer 
Lehrerinnen  herangezogen,  um  eine  Pestkantate 
Professor  Th.Krause's  zu  begleiten,  und  hat  sich 
neuerdings  mit  dem  rühmlichst  bekannten  Or- 
ganisten Bernhard  Irrgang  zur  Aufführung 
grösserer  Werke  für  Orgel  und  Orchester  ver- 
einigt. Am  23.  Juni  fand  das  erste  dieser  Konzerte 
in  der  Kirche  zum  Heiligen  Kreuz  statt.  Ab- 
gesehen von  diesen  Leistungen,  die  nur  durch  die 
gewissenhafteste,  ununterbrochene  Schulung  zu  er- 
reichen sind,  interessieren  aus  dem  Jahresbericht 
die  Kundgebungen  aus  den  wissenschaftlichen 
Kursen,  die  Handhabung  derselben  und  die  Teil- 
nahme der  Schüler.  Es  gibt  Klassen  für  Instru- 
mentation, deren  erfolgreiche  Arbeiten  für  die 
öffentlichen  Aufführungen  verwandt  werden 
konnten,    Eüassen    für   harmonische   Analyse; 


in  der  Musikgeschichte  waren  die  Schüler  zu 
eigenen  Vorträgen  verpflichtet,  die  Akustik  ist 
in  den  Lehrplan  hineingezogen  und  wird  an  eigens 
angeschafften  Apparaten  demonstriert,  das 
Musik-Diktat  wird  mit  Erfolg  gepflegt  u  s.  w. 
-^  Das  Institut  war  im  abgelaufenen  Jahr  von 
219  Schülern  besucht. 

DasKönigl.  Konservatorium  für  Musik 
in  Stuttgart,-  Direktor  Professor  S.  de  Lange, 
hat  seinen  Jahresbericht  über  das  47.  Schuljahr 
versandt.  Die  Anstalt  wies  eine  Frequenz  von 
491  Schülern  auf,  von  denen  173  Schüler  sich  der 
Musik  berafsmässig,  318  als  Dilettanten  widmeten. 
9  Studierende  erhielten  Stipendien  aus  der 
„Königin  Olga-Stiftung",  7  weitere  ebensolche  aus 
den  Stiftungen  des  „Vereins  zur  Förderung  der 
Kunst",  der  Firmen  „Schiedmayer*'  und  „Schied- 
mayer &  Söhne^',  auch  die  Subventioneu  der  Stadt 
wurden  wesentlich  erhöht,  so  dass  es  möglich  war, 
Erweiterungen  in  den  Nebenfächern  einzuführen. 
Aus  dem  Lehrkörper  schieden  die  Herren  Professor 
Blattmacher  und  Professor  Skraub  aus,  durch 
den  Tod  verlor  die  Anstalt  ihren  langjährigeii 
treuen  Mitarbeiter  Kammermusikus  E.  Seifriz. 
Vortragsabende  im  Saale  der  Anstalt  fanden  15 
statt,  femer  5  öffentUche  Prüfungskonzerte  in 
anderen  Sälen;  2  Konzerte  zum  G-eburtstage  des 
Königs  xmd  der  Königin,  endlich  noch  2  Klavier- 
abende von  Professor  Max  Pauer  und  Gesang- 
und  Orgel  vortrage  von  den  Professoren  O.  Frey- 
tag  und  S.  de  Lange.  —  Das  neae  Studienjahr 
begiunt  am  15.  September. 


Yermischte  NachrichteD. 


Der  Musikschriftstelier  Albert  Pfeiffer  in 
Bonn  ist  gegenwärtig  mit  den  Vorarbeiten  zu 
einem  von  ihm  geplanten  umfassenden  Gesamt- 
werke über  den  1896  in  Berlin  verstorbenen  Ton- 
dichter Martin  Plüddemann  beschäftigt,  das 
1907  zum  10jährigen  Gedenktag  an  dessen  frühen 
Tod  erscheinen  und  in  sechs  Bänden  dessen  Schriften 
und  Briefe  vereinigen  soll ;  als  Schluss  des  Werkes 
wird  diesen  späterhin  die  Biographie  Plüddemann's 
aas  der  Feder  des  Herau sgebers  nachfolgen.  Plü dde- 
mann wurde  1854  in  Co  1  borg  geboren  und  zeigte 
früh  eine  Begabung  zum  künstlerischen. Berufe; 
er  kam  in  einem  Hause  zur  Welt,  in  dem  die 
Pflege  der  Musik  einen  Teil  der  täglichen  Pflichten 
aasmachte,  hat  er  doch  apäter  mit  Stolz  erzählt, 
dass  Löwe  in  seinem  grossväterlichen  Hause  in 
Stettin  ein- und  ausgegangen  sei.  Nachdem  Plüdde- 
mann das  Gymnasium  absolviert,  bezog  er  das 
Leipziger  Konservatorium  und  lag  bei  dem  be- 
rühmten Thomaskantor  E.  R.  Kichter  kontra- 
panktischen  Studien  ob;  früh  fühlte  er  sich  von 
dem  Schaffen  Lowe's  und  Wagner's  aufs 
mächtigste  angezogen  und  das  Erstehen  Bayreuth's 
zog  ihn  ganz  zu  Wagner  hin,  zu  einem  von  dessen 


gelehrigsten  Jüngern  er  sich  von  da  ab  entwickelte 
und  als  einer  seiner  wichtigsten  Vorkämpfer  er 
sich  für  alle  Zeit  bewährte.  Mit  Wort  und  Tat 
kämpfte  er  für  seinen  Meister,  mit  dem  er  bis  zu 
dessen  Tode  in  engem  persönlichen  Verkehr  stand, 
und  er  war  wohl  der  Allererste,  der  in  einem  Flug- 
blatl^  öffentlich  „Staatshilfe  für  Bayreuth''  forderte; 
er  erzählte  später,  wie  ihn  Wagner  so  sehr  in 
seinen  Bannkreis  gezogen  habe,  dass  er  zum 
eigenen  Schaffen  andaaemd  unfähig  gewesen  sei. 
Nach  dem  siegreichen,  glanzvollen  Erstehen  unseres 
Olympia  aber  gewann  Plüddemann  seine  eigene 
Kraft  wieder,  und  indem  er  sich  Ende  der  70er 
Jahre  nach  München  wandte,  um  sich  nun  ganz 
unter  der  Führung  Julius  Hey*s  gesanglichen 
Studien  zu  widmen,  zeigten  sieh  zugleich  die 
Früchte  seiner  eifrigen  kompositorischen  Studien. 
Hier  schuf  er  seine  ersten  grösseren  Balladen  werke, 
durch  die  er  bald  seinen  Namen  begründete  und, 
allmählich  zu  immer  grösserer  Selbständigkeit  her- 
anreifend, verlor  er  sein  grosses  Vorbild  auf  dem 
Gebiet  seines  Schaffens,  Löwe,  doch  nie  aus  den 
Augen;  auch  Richard  Wagner^s  künstlerische  Lehren, 
soweit  sie  zu  dieser  Anwendung  berechtigt  waren 


—     266     — 


sind   in   seinen    Werken    zu  verfolgen.    Nachdem 
sich    Plüddemann    in    den    dOer   Jahren   in    ver- 
schiedenen    Städten     vergebens    nach    einem   ihn 
wirklich    befriedenden    Wirkungskreis    umgesehen 
hatte  —  er  war  in  Landsberg,   Ratibor,   Wien  — , 
bot   sich  ihm  ein  Platz  für  seine  Tätigkeit  in  Graz; 
hier  trat   er  literarisch   wie  künstlerisch    in   den 
Mittelpunkt  des  Kuustlebens  der  steirischen  Haupt- 
stadt und  bildete  einen   Ejreis   von  treuen  Jüngern 
um  sich;   H-ausegger,   Eienzl,  E.osegger  und 
Andere  waren  seine   Freunde.     In   G-raz  glaubte 
Plüddemann  ein  dauerndes  Heim  gefunden  zu  haben, 
aber  der  dort  im  Beginn  der  90er  Jahre  auftretende 
Hugo  Wolf-Kult  trieb  ihn  am  Ende  des  Jahres  93 
wieder   von    dort    fort.       Mag    Hugo    Wolf    als 
künstlerischer      Denker      auch     ungleich     höher 
stehen   wie  Plüddemann,  so  besitzen   beide   doch 
viel     Wesensverwandtes,     und     das    dürfte    den 
Anhängern    Hugo    Wolfs    aus    manchem    bisher 
noch  unveröffentlichen    Chorwerke   Plüddemann's 
einst    noch    offenbar    weiden.      Mit    Becht     hat 
Professor    Helm    in    Wien    darauf  hingewiesen, 
dass  man  zu  Unrecht  gerade  in  Wien  in  der  Ueber- 
schätzung  Wolfs'   Plüddemann   weit  unterschätzt 
hat;  doch  dürfte  sich  das  mit  der  Zeit  ändern.   Für 
den  lange  totgeschwiegenen  Hugo  Wolf  brach  der 
Tag   an,    für   Plüddemann   ist   er  allmählich    im 
Dämmern  begriffen.    1893  kam  Plüddemann  nach 
Berlin,  woselbst  er  seit  dem  Herbste  94  die  populären 
Tondieb  terabende  des  Schiller-Theaters  leitete  und 
das  Amt  des  Kunstberichterstatters  an  der  deutschen 
Zeitung  bekleidete.   In  schwer  ringendem  Kampfe 
um  die  Existenz  trat  das  blühende  Schaffen  Plüdde- 
mann's   bald   in   den  Hintergrund;   er  hatte  früh- 
zeitig   seine   Stimme    verloren   und   durch    einen 
ungeschickten  Zug  schuf  er  sich  die  Berliner  Presse 
zum  Gegner,  die  ihn  nun  mit  ihrem  Hass  und  ihren 
verletzenden  »Waffen   unterdrückte   und   verfolg^, 
(einer   lebt  eben   auf  Kosten    des    anderen),    und 
physisch  gebrochen    erlag  er    einem    frühzeitigen 
plötzlichen  Tode.    Wie  in  Plüddemann,    wie   sein 
einstiger  Biograph  Dr.  Batka  sagte,  das  germanische 
Prinzip  am  lautesten  sich  äusserte,  so  müssen«  wir 
seine  Werke   als   wahrhaft  urdeutsche   erkennen. 
Im  Sinne  seines  Meisters  B.  Wagner  hat  er  dessen 
Kulturlehren   aufs    eifrigste    betätigt.     In    seinen 
Schriften  zeigt  sich   Plüddemann    als    glänzender 
Stilist,  und  ebenso  formvollendet,  wie  seine  Briefe 
äusserlich    abgefasst   sind,    bergen   sie    einen    be- 
deutenden Inhalt  an.  geschichtlichem  und  ethisch- 
ästhetischem Wertgebalt;  als  Musikerbriefe  stellen 
sie  sich  von  selbst  in  die  Beihe  derer,  die  Wagner, 
Liszt,  Bülow  u.  A.  zu  Verfassern  haben.     Dürfte 
auch   ein    kompendiöses   Werk    über   Plüddemann 
als  etwas  früh  an  der  Zeit  erscheinen,    weil   viele 
sich  des  Nichtwissens  schämen  werden,  so  können 
wir   doch   mit  Nietzsche   inbezug   auf   das   starke 
Licht    deutscher    Kultur,    auf    Plüddemann    aus- 
rufen: Heil  uns,  wehe  uns,  der  Tau  wind  weht!  — 
Herr  Pfeiffer  wird  am  Ende  dieses  Jahres  oder  im 


Anfang  des  nächsten  einen  Vortrag  über  Plüdde- 
mann im  Verein  zur  Förderung  der  Kunst  halten 
und  gedenkt  diesen  in  Dresden,  Leipzig,  Wien  und 
Graz  zu  wiederholen. 

Professor  Xaver  Scharwenka  konzertierte 
am  8.  August  mit  unserem  Philharmonischen 
Orchester  in  Scheveningen.  Er  spielte  unter 
dem  Beifallsjubel  der  zahlreichen  Versammlung 
sein  B-moU  „Klavierkonzert',  leitete  das  Vorspiel 
zu  seiner  Oper  „Mataswintha*  und  trug  ausserdem 
noch  Werke  von  Schubert,  Liszt  und  Mendels- 
sohn vor. 

Die  Philharmonischen  Konzerte  det 
nächsten  Saison  unter  der  Leitung  Professor  Arthut 
Nikisch  finden  am  10.  und  24.  Oktober,  7.  und 
28.  November,  12.  Dezember,  16.  Januar,  6.  und 
20,  Februar,  13.  und  27.  März  statt  Folgende  So- 
listen haben  bis  jetzt  ihre  Mitwirkung  zugesagt: 
Anton  van  Rooy,  Eugen  Jsaye,  Leopold 
Godowsky,  Eugen  d'Albert,  Frau  Pauline 
Strauss-de  Ahna.  Dr.  Richard  Strauss  wird 
am  12.  Dezember  die  Erstaufführung  seiner  .Sin- 
fonie  domestica*^  leiten. 

Die  Singakademie  wird  nach  beendetem 
Umbau  am  3. Oktober  mit  Händers  „Judas  Mac- 
cabäus^  eröffnet  werden. 

Felix  Mottl  hat  sich  verpflichtet,  den  grössten 
Teil  der  Wiener  Philharmonischen  Konzerte 
in  der  nächsten  Wintersaison  zu  leiten.  Zu  den 
übrigen  Konzerten  sollen  Gastdirigenten  heran- 
gezogen werden. 

Professor  Alexander  Winterberger,  der 
bekannte  Leipziger  Komponist,  Organist  und  Musik- 
schriftsteller, feierte  am  14.  August  seinen  70.  Ge- 
burtstag in  völliger  körperlicher  und  geistiger 
Frische.  1834  zu  Weimar  geboren,  genoss  er  seine 
musikalische  Ausbildung  auf  dem  Leipziger 
Konservatorium,  studierte  dann  noch  unter  Liszt 
in  Weimar,  der  ihm  riet,  sich  die  Orgel  als 
Hauptinstrument  zu  wählen.  Nach  ausgedehnten 
Konzertreisen  Hess  er  sich  1861  in  Wien  nieder, 
siedelte  1869  nach  Petersburg  als  Lehrer  des 
dortigen  Konservatoriums  über  und  kam  1872  zu 
bleibendem  Aufenthalt  nach  Leipzig.  Hier  hat 
er  als  trefflicher  Pädagoge,  feinsinniger  Musik- 
kritiker und  Komponist  zahlreicher  Chor-  und 
Orgelkompositionen  eine  überaus  reiche,  frucht- 
bringende Tätigkeit  entfaltet. 

Der  französische  Musikschriftsteller  Arthur 
P  o  u  g  i  n  vollendete  am  6.  August  sein  70.  Lebens- 
jahr. Die  Vossische  Zeitung  schreibt  über  ihn: 
Pougin  bat  sich  insbesondere  um  die  Musik- 
geschichte seines  Vaterlandes  verdient  gemacht. 
Denn  während  Camille  Bellaigue,  Adolf 
Pullien,Barbedette  und  andere  mehr  inter- 
nationaler Art  gewesen  sind  und  bei  ihren  Arbeiten 
fleissig  im  Ausland  Umschau  gehalten  haben,  hat 
Pougin  sich,  mit  geringen  (wenngleich  nicht  un- 
wesentlichen) Ausnahmen,  auf  sein  Vaterland  be- 
schränkt.    £s   erscheint    nicht    unwahrscheinlich, 


—     267     — 


dass  Pougln^s  Jugend,  die  eine  ziemlich  trübe  war 
Tmd  den  Unermüdlichen  bald  zur  Einkehr  und 
Selbstschau  brachte,  ihn  genötigt  hat,  beim  Nächst« 
liegenden  anzufangen.  In  der  Biographie,  welche 
die  unter  seiner  eigenen  Eedaktion  stehenden 
Supplementbände  zur  F^tis'schen  ,^iographie 
universelle  des  Musiciens^  enthalten  und  die  so- 
mit auf  Authentizität  vollen  Anspruch  machen 
kann,  ist  gar  beweglich  zu  lesen,  wie  scharf  und 
energiscli  der  Kampf  um's  Dasein  an  ihn  heran- 
getreten ist,  und  wie  wohl  die  Not  den  jangen 
Musiker,  der  als  Virtuose  und  Kapellmeister  in 
Paris  nicht  recht  festen  Fass  fassen  konnte,  ge- 
zwungen hat,  in  der  Literatur  sein  Heil  zu  ver- 
sachen.  £r  war  erst  25  Jahre  alt,  als  er  die  Hand 
an  jene  Serie  historischer  Monographien  legte,  die 
18ß4  unter  dem  IHtel  „Mu^iciens  fran^ais  du 
XV m.  Biecle^  erschienen  und  insofern  für  seine 
schriftstellerische  Tätigkeit  tonangebend  geblieben 
sind,  als  sie  die  französische  Oper  im  allgemeinen 
und  die  Op^ra  comique  im  besonderen  in  den 
Vordergrund  des  Interesses  stellten.  Denn  wenn 
Pougin  sich  in  späteren  Jahren  und  mit  erweitertem 
Gesichtskreis  auch  mit  nichtfranzösischer  Musik 
beschäftigt  hat,  wovon  namentlich  seine  auch 
in's  Deutsche  übersetzte  Biographie  V  e  r  d  i  's  und 
sein  Essay  über  die  Musik  in  Russland 
Kunde  geben:  im  wesentlichen  ist  er,  der  ehemalige 


Orchestergeiger  und  Theater kapellmeister,  doch  der 
französischen  Bühne  bezw.  der  Oper  treu  geblieben, 
den  Grundsatz  befolgend:  „In  der  Beschränkung 
zeigt  sich  erst  der  Meister/^  Man  kann  zur  Zeit 
im  wesentlichen  die  Tätigkeit  des  unermüdlichen 
Mannes  als  abgeschlossen  betrachten;  zu  bedauern 
bleibt  nur,  dass  der  Schriftsteller  keine  Zeit  ge^ 
funden  hat,  den  „F^tis^*  durch  weitere  Supplemente 
(die  letzten  beiden  Bände  erschienen  1878—1880) 
weiterzuführen  oder,  was  natürlich  noch  besser 
wäre,  das  ganze  wertvolle  Werk  neu  durchzu- 
redigleren.  Jedenfalls  aber  wird  die  Musikgeschichte 
des  fleissigen  und  gewissenhaften  Mannes  stets  in 
Dankbarkeit  zu  gedenken  haben. 

Gleichzeitig  mit  dem  Jubiläum  des  Musikver- 
lags D.  Rah  t er  beging  der  verdienstvolle  Pro- 
kurist der  Firma,  Herr  Franz  Schaff  er,  den 
Tag  seiner  25Jährigen  Tätigkeit.  Ihm  lag  nach 
dem  Ableben  des  Gründers  die  alleinige  Leitung 
der  Geschäfte  ob.  Ina  Jahre  1897  trat  ihm  der 
jetzige  Juniorchef,  Herr  Daniel  Bahter,   zur  Seite. 

Herin  Julius  Hornauer,  dem  langjährigen, 
verdienstvollen  und  ersten  Prokuristen  der  Firma 
C.  A.  Klemm  in  Leipzig,  Dresden  und  Chemnitz, 
wurde  von  Sr.  Majestät  König  Georg  von  Sachsen 
das  Ritterkreuz  11.  Klasse  des  Albrechtsordens 
verliehen. 


Bücher  und  Musikalien. 


Kompositionen  von  Hax  Reger. 

Op.  49.  No.  2.    Sonate  (Fis-moll)  für  Klarinette 
und  Fianoforte. 
Jm.  Albl  TerUff,  MAneüeo. 
Op.  72.    Sonate  (C-dur)  für  Violine  und  Fianoforte. 
Op.73.   Variationen  und  Fuge  über  ein  Original- 
thema für  Orgel. 
Op.74.   Streichquartett  (G-moll). 

Ltatorbteb  mnd  Kahn,  Lalpil^. 
Die  beiden  oben  angezeigten  Sonaten  op.  49 
No  2  und  op.  72  von  Max  Beger  lassen  deutlich 
die  Wandlungen  erkennen,  welche  der  Tonsetzer 
darchgemacht  hat.  Vor  allem  macht  sich  in  der 
letzteren  eine  grössere,  immer  mehr  Boden  ge- 
winnende Neigung  zu  harmonischen  Kombinationen 
bemerkbar  —  in  so  starkem  Masse,  dass  man  wohl 
^&8t  Ursache  hat  zu  meinen,  der  Autor  sei  an  der 
Grenze  des  Erreichbaren  und  Möglichen  ange- 
kommen. Die  schöne  Klarinetten-Sonate  erscheint, 
^on  diesem  einen  Paukte  betrachtet,  einfach  und 
liarmlos  gegen  die  Violin-Sonate.  Aber  sie  ist  auch 
in  der  gesamten  Anlage  und  Ausführung  bei 
weitem  klarer  und  einfacher.  Das  op.  72  erfordert 
ein  eingehendes  Studium,  und  auch  dann  er- 
scheinen viele  seiner  Partieen  noch  immer  in  ge- 
heimnisvolles Dunkel   gehüllt.    Aber  beide  Werke 


sind  Produkte  eines  gewaltig  schöpferischen  und 
tiefen  Geistes,  eines  Künstlers,  dessen  Weg  eben 
anderen  Zielen  zuführt  wie  derjenige  mancher 
kleineren  Leute,  und  die  Zeit,  die  man  der  genauen 
Prüfung  seiner  Kompositionen  widmet,  wird  nie- 
mals verloren  sein.  Unseres  Dafürhaltens  ist  die 
C-dur-Sonate  für  Violine  und  Klavier  wohl  die 
härteste  Nuss,  die  Max  Beger  seinen  Freunden 
und  Verehrern  dargeboten  hat.  Viele  haben  Beger's 
scharf  ausgeprägtes  Begehren  nach  ganz  eigen- 
artigen Modulationen  und  seine  chromatische 
Schreibweise  für  gemacht  und  manieriert  erklärt, 
ich  hingegen  halte  solches  eher  eben  für  die  ihn 
kennzeichnende  Art  seiner  Darstellungs weise,  für 
eine  Ingredienz  seines  musikalischen  Stils  und  für 
etwas,  was  zu  seiner  ganzen  musikalischen  Fr- 
scheinung  gehört,  das  man  unbedingt  vermissen 
würde,  wäre  es  vielleicht  plötzlich  gemildert  oder 
gar  etwa  nicht  mehr  vorhanden.  Auch  das  D-moU- 
Streichquartett  op.  74  macht  uns  Beger's  fesselnde 
geistige  Potenz  von  Neuem  klar.  G-anz  auf  dem 
Boden  der  Kammermusik  erwachsen,  wo  der  Kom- 
ponist ohnehin  ja  längst  heimisch  ist,  scheint  es 
verhältnismässig  weniger  kompliziert  in  harmo- 
nischer und  modulatorischer  Beziehung  als  die 
C-dur-Sonate,  ist  dieser  vielleicht  inhaltlich  über- 
legen,  in  der  Ausführung  und   Durchführung  des 


268     - 


idealen  Greh&ltes  aber  anbedingt  klarer,  übersicht- 
licher und  leichter  verständlich.  Auch  in  diesem 
Werke  tritt  Keger's  Polyphonie  in  ihrer  ganzen 
Eigentümlichkeit  dem  Leser  der  Partitur  entgegen, 
meisterhaft  in  ihren  vielfachen  Verschlingongen, 
unendlichen  Kombinationen  und  immer  von  Neuem 
fesselnden  kontrapunk tischen  Künsten.  Das  Streich- 
quartett, wie  auch  die  anderen  zwei  Kammermusik- 
werke, stellen  die  denkbar  höchsten  Anforderungen 
an  die  Ausführenden.  Das  (ileiche  gilt  von  dem 
op.  73,  Variationen  und  Fuge  (Fis-moll)  Über  ein 
Originalthema  für  Orgel,  worin  übrigens  die  Chro- 
matik  wieder  einmal  erneute  Triumphe  feiert.  Dem 
Werke  geht  eine  sehr  eindrucksvolle  und  tief- 
sinnige  Einleitung  voraus.  Das  iu  schöner  melo- 
discher Linie  geführte  Thema  scheint  meines  Er- 
achtens  unter  der  ganz  merkwürdigen  harmonischen 
Einkleidung  zu  leiden,  wäre  diese  an  manchen 
Punkten  nur  ein  wenig  anders,  nämlich  einfacher, 
gestaltet,  so  dürfte  es  vielen  Hörern  im  Verlaufe 
des  immerhin  ziemlich  ausgedehnten  Werkes  leichter 
im  Gedächtnisse  haften.  Die  Variationen  selbst 
gehören  mit  zu  dem  Geistreichsten,  was  B«ger  bis- 
her zu  geben  hatte,  und  enthalten  bis  zxmi  Ein- 
tritte der  Fuge  Steigerung  auf  Steigerung.  Das 
Thema  ist  scharf  ausgeprägter  Natur,  von  geringem 
Umfange  und  zu  allen  kontrapunktischen  Ver- 
wickelungen ausgezeichnet  geeignet,  die  Fuge 
selbst  steht  in  ihrer  Ausdehnung  in  einem  schönen 
Verhältnisse  zum  ganzen  Werke  überhaupt.  — 
Die  vorstehend  genannten  Werke  Reger's  werden 
ohne  Zweifel  ebenso  viele  Freunde  als  Feinde 
finden.    Auf   alle  Fälle   aber   muss   ohne  weiteres 


zugegeben  werden,  dass  aus  ihnen  ein  durchaus 
selbständiger  und  vollkommen  moderner  Greist 
spricht,  dessen  Emanationen  einfach  Ignorieren  zu 
wollen  ganz  undenkbar  geworden  ist.  Und  der- 
jenige Tonsetzer  muss  heutzutage  schon  viel  gleiten, 
dem  es  möglich  ist,  Künstler  und  Kunstfreunde  zu 
einer  Stellungnahme,  sei  sie  nun  zustimmender 
oder  ablehnender  Natur,  zu  seinem  Lebenswerke 
zu  zwingen. 

Ei^en  Segniiz. 

QnstaT  Holländer,  op.  62.    Leichtes  Violin- 
Konzert  mit  Klavier-Beg^L 
Ed.  Bote  mnd  G.  Bock,  BeillB« 

An  Stelle  der  veralteten  Opern-Potpourris  mit 
Var.  sog.  Fantasieen  sind  uns  jetzt  in  den  letzten 
Jahren  einige  leichte  Schüler-Konzerte  bescheert 
worden.  Das  vorliegende  Werk  trägt  von  den  bis 
jetzt  erschienenen  der  geringen  Aujsdauer  und 
Fingerkraft  eines  Kindes  am  meisten  Kechnong; 
es  sind  nicht  zu  viel«»  ermüdende  Passagen  darin^ 
die  Melodieen  sind  dankbar  und  im  letzten  Satze 
(lOgar  charakteristisch.  Der  zweite  Satz  „Andante 
religloso"  ist  etwas  zu  süsslich  geraten.  Holländer 
hat  in  seinem .  wirkungsvollen  .Spinnerlied^,  „Am 
Strande",  .Cascade"  etc.  kräftigere  und  wertvollere 
Gedanken  ausgesprochen.  Die  Begleitung  ist  the- 
matisch sehr  gut  gearbeitet,  leider  aber  etwas  dünn. 
Jedem  Lehrer,  dem  an  einer  korrekten  Tonbildung, 
Bogenführung  und  gutem  Vortrag  seiner  Schüler 
gelegen,  ist  dieses  Opus  bestens  zu  empfehlen. 

Dagobert  Löwenthetl. 


Anzeigen. 


Konservatorium  der  Musik 
in  Kassel. 

Gegr.  1895.     Direktion:  L  Beyer.     Gegr.  1896. 

EhrenTOrsitz:  Beeierangs-Präsident  tob  Troll  sa  S«U, 
6nf  K5nlgfldorff,  BxoellenE  Generalin  tob  Golomb, 
OberbürgermeiBter  MflUer  u.  A. 

Curatorinm:  Pfarrer  Bem,  Sohaldiroktor  Prof.  Dr.  Kru- 
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Lehrer :  Die  Damen:  L.  Beyer,  Btaiii-FSnler,  Eönigl.  Opem- 
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A.  Hartdep^a«  Kammervirtnoe,  Pro£  Dr.  USbel, 
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des  Konservatoriums  Kassel,  Wilhelmshöher  Allee  4B. 


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Für  Flanoforte  zn  2  Händen. 

Ansorge,  C    Op.  1.    Sonate  FmoU. 

Neue  Ausgabe  .     .     .    4.— 

Parlow,  E.  Op.  76.   Bunte  Eeihe.   6  leichte 
Vortragsstücke  für  die  J  ugend. 

No.  1.  Singvögelchen —.60 

No.  2.  Wellenspiel —.60 

No.  3.  Schelmerei —.60 

No.  4.  Schlummerndes  Kind  .         .     .  —  .60 

No.  5.  Trotzköpfchen —.60 

No.  6.  Lustiges  Spiel -.60 


C.  BECHSTEIN, 


Flügrel-  und  Ptanlno- Fabrikant. 

Hoflieferant 

Sr.  Maj.  des  Kaisers  von  Deutschland  und  Königs  von  Preussen, 
Ihrer  Maj.  der  Kaiserin  von  Deutschland  und  Königin  von  Preussen, 
Ihrer  Maj.  der  Kaiserin  Friedrich, 
Sr.  Maj.  des  Kaisers  von  Russland, 
Ihrer  Maj.  der  Königin  von  England, 
Ihrer  Maj.  der  Königin  Regentin  von  Spanien, 
Sr.  Königl.  Hoheit  des  Prinzen  Friedrich  Carl  von  Preussen, 
Sr.  Königl.  Hoheit  des  Herzogs  von  Sachsen-Coburg-Gotha, 
Ihrer  Königl.  Hoheit  der  Prinzessin  Louise  von  England  (Marchioness  of  Lome) 
I.  Fabrik:  5-7  Johannis-Str.  u.  27  Ziegel-Str. 

n.  Fabrik:  21  Qrfinaoer-Str.  u.  25  Wiener-Str. 

in.  Fabrik:  124  Relclienberger-Str. 


LONDON  W. 

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BERLIN  N. 

5—7  Johannlft-Str. 


Fttr  die  Redaktion  yerantwortlich:  Anna  Morsch,    Berlin  W.,  Ansbacherstr.  87. 

Expedition  und  Verlag  9,Der  Klavier- Lehrei^y  M.  Wolff ,  Berlin  W.,   Ansbacherstrasse  S7. 

Dmck:  J.  S.  Preuss,  Berlin  S.W.,  Kommandantenstr.  14. 


Der  Klavier-üebrer. 

Musik-pädagogische  Zeitschrift  für  alle  Qebiete  der  Tonkunst 

Organ  der  Deutschen  Musiklehrer-Vereine, 

der  Musik-Sektion  des  K  D.  L-V.  und  der  Tonkunstler-Vereine 
zu  Köln,  Dresden,  Hamburg,  Leipzig  und  Stuttgart. 
Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslaur. 
Redaktion:  Anna  Morsch 

Berlin  W., 


•  •  €r«d)cinl  monatlfd)  zweimal.  •  • 
Prris  ftcrtciiäbriid)  b«i  allen  Budi-  und 
IDttsikalUnbandlunocn,  Pott '  ünsultcn 
unter  Do.  4170)  1,50  TtOt.,  bei  direkter 
Zisendnng  unter  Kreuzband  pranu» 
merand«  1.75  IDk.    Ausland  2  mk. 


Ansbacherstrasse  37. 


Inicratc  werden  ton  slmmtlftken 
JInnencen«€xpedIiionen  wie  vom  Ucrlag 
»»Der  Klavier -Cebrer"  Berlin,  01.50, 
JTntbad)erttr.  37,  zum  Preise  von  30  Pf. 
ffir  die  zwelflespaltene  Pctltzeilc  cnt- 
ocacnaenommen. 


No.  18. 


Berlin,  15.  September  1904. 


XXVII.  Jahrgang. 


Inkult:  Elisabeth  Caland:  Physiologisch-anatomische  Betrachtungen  zur  Ausnützung  der  Kraftquellen  beim  KlavierspieL  (Schluss.) 
F.  Kromayer:  Der  Mechanismus  des  musikalischen  Ausdrucks.  A.  Böhme-K6hler:  Naturgemässe  Lautbildung  beim  Singen  und 
Sprechen  in  der  Schule.  Mitteilungen  von  Hochschulen  und  Konservatorien.  Vermischte  Nachrichten.  BQcher  und  Musikalien, 
besprochen  von  Ferruccio  Busoni,  Dr.  W.  Niemann,  J.  Vianna  da  Motta,  Eugen  Segnitz  und  Ludwig  Riemann.    Anzeigen. 


Von 
Elisabeth  Caland. 

(SchlnsB.) 


Wandt,  „Grondriss  der  Physiologie**,  Seite  352, 
sagt:  „Der  erste  Impnls  der  Bewegung  geht  vom 
WiUensmotiv  ans;  die  zweckmässige  Art  der  Ans- 
fühnmg  ist  znnächst  eine  Wirkung  der  zentralen 
Coordinationsmechanismen,  nnd  diese  gestalten  sich 
endlich  wieder  infolge  der  unter  der  Leitung  des 
Willens  stattfindenden  individuellen  TJebungen 
fortwährend  zweckmässiger.'*  Hieraus  geht  her- 
vor, dass  die  ursprünglich  zusammengesetzten,  schwer 
anzulernenden  Bewegungen  Willenshandlnngen 
sind,  die  durch  üebnng  uns  allmählich  ganz  ge- 
läufig und  fast  reflektorische  Bewegungen  werden 
können   — 

Die  Anfzälilong  aller  hier  obengenannten 
Muskeln  beweisst,  welch  ein  grosser  Komplex 
von  Muskelkräften  uns  zur  Verftigung  steht;  uns 
diesen  nutzbar  zu  machen,  sollen  wir  bestrebt  sein, 
denn  wir  gehen  von  dem  Grundsätze  aus,  dass,  je 
mehr  Muskeln  des  Oberkörpers  sich  bei  der  für 
das  Riavierspiel  geforderten  Bewegung  beteiligen. 
je  schöner  und  voller  die  Tongebung  sein  muss, 
desto  leichter  auch  Hand  und  Finger  alle  Schwierig- 
keiten überwinden  lernen  werden. 

Die  Hand  darf  also,  wie  schon  oben  erwähnt, 
nicht  allein  arbeiten,  sondern  sie  soll  getragen 
werden  (statt  dass  sie  sich  auf  der  Klaviatur  be- 
legt, wird   sie    bewegt).     Der   Ursprung    der 


Bewegung  muss  folglich  in  die  Rückenmuskeln 
verlegt  werden,  denn  von  der  Hand  an  nach  oben 
nehmen  die  Muskelkräfte  an  Stärke  zu  und  im 
Kücken  liegen  die  kräftigsten  Mnskeln,  vermittelst 
welcher  der  Arm  bewegt  wird.  — 

Um  das  Bewusstsein  der  so  überans  wichtigen 
Mitwirkung  dieser  Rückenmuskeln  in  dem  Spielen- 
den zu  wecken,  wurde  in  ,J)ie  Deppe'sche  Lehre 
des  Klavierspiels'*  1897  (Seite  9  und  10)  als  Vor- 
Übung  die  Armhebung  nach  vorne  aufgestellt. 
Es  heisst  daselbst:  „Um  sich  des  Gefühls  bewnsst 
zu  werden,  wie  man  die  Hand,  durch  den  Arm 
vom  Rücken  ans  getragen,  leicht  machen  kann, 
hebe  man  die  Arme,  von  den  Schultern  ans,  nach 
vorne,  ohne  jedoch  die  Schultern  selbst 
hinaufzuziehen.  Man  lenke  seine  volle 
Aufmerksamkeit  auf  die  Muskeln  der 
Schultern  und  des  Rückens  während  dieser 
Uebung  —  des  intensiven  Gefühls,  dass  die 
Arme  vom  Rücken  aus  getragen  und  fest- 
gehalten werden,  muss  man  sich  voll  bewnsst 
bleiben,  indem  man  die  Arme  langsam  auf  die 
Tasten  niedersinken  lässt.** 

Wir  betonten  also  besonders,  dass  »die  Schultern 
sich  nicht  heben  sollen";  die  Vorschrift  ist  von 
weittragendster  Bedeutung,  denn  sobald  man  den 
Arm   auf  gewöhnliche   Weise   höher  wie  bis   zur 


274     — 


wagerechten  Höhe  hebt,  wird  der  Schiütergürtel 
mehr  oder  weniger  mitgehoben,  und  haben  wir 
wahrgenommen,  dass  alsdann  der  nntere  Teil  des 
„breiten  Bückenmuskels^  (sowie  die  nntere  Fortion 
des  Trapezius)  sich  nur  unbedeutend  an  der  Be- 
wegung beteiligen.  Gerade  dieser  kräftige  „breite 
Etickenmuskel'',  der  ganz  tief  im  Rticken  an  den 
Lenden  seinen  Ursprung  hat  und  an  den  Oberarm 
ansetzt  (und  der  untere  Teil  des  Trapezius),  ist 
von  grösster  Wichtigkeit  für  den  Schwung  und 
Druck  des  Armes  auf  die  Tasten.  — 

Indem  wir  noch  weiter  gehen  und  aufsteUen, 
dass  die  Schulter  sich  nicht  heben  darf, 
aber,  dass  das  Schulterblatt  sich  etwas 
senken  und  in  dieser  gesenkten  Lage  fixiert 
(festgehalten)  bleiben  soll,  während  man 
den  Arm  von  der  Achselhöhle  aus  nach 
vorne  erhebt  (man  kann  dies  bis  zirka  %  der 
senkrechten  Lage  des  Armes  ausftlhren),  so  ge- 
langen wir  an  den  Schwerpunkt  der  hier 
aufgestellten  Begeln  für  die  Mitarbeit  der 
tiefen  Bückenmuskeln.  Wenn  uns  diese, 
durch  unseren  Willen  herbeigeführte 
„Eunstbewegung^^  mit  der  etwas  gesenkten 
und  nach  innen  gezogenen  Schulterblatt- 
Fixierung  gelungen,  so  haben  wir  uns  die 
Kraftquelle  der  Bückenmuskulatur  er- 
schlossen. Der  breite  Bückenmuskel,  der  untere 
Teil  des  Trapezius  sowie  der  Serratus  anticus  sind 
unbedingt  bei  der  Senkung  und  Fixierung  des 
Schulterblattes  beteiligt.  — 

Die  Figuren  I,  11,  III  (Beilage)  sind  ver- 
kleinerte Umrisse  nach  Böntgenbildern  des 
Lebenden;  sie  zeigen  uns  drei  verschiedene  Schulter- 
blattstellungen. Auf  Bild  I  befindet  sich  das 
Schulterblatt  bei  herabhängendem  Arm  in  der 
Buhelage.  Bild  11  veranschaulicht  die  Hebung 
des  Armes  (um  135^)  auf  gewöhnliche  Weise  (also 
mit  gleichzeitiger  Hebung  des  Schultergürtels), 
während  auf  Bild  in  der  Arm,  bis  zur  selben  Höhe 
wie  auf  Bild  II  gehoben,  uns  die  gleichzeitige 
Senkung  des  Schulterblattes  (ungefähr  um  zwei 
Zentimeter)  zeigt.  Man  vergleiche  auch  die 
Stellung  des  Schlüsselbeins  von  Bild  n  und  III 
und  man  wird  sich  ebenfalls  überzeugen,  dass  das- 
selbe sowie  auch  das  Schulterblatt,  auf  Bild  HL 
bedeutend  nach  unten  gezogen  ist.  — 

Lässt  man  nun  den  Arm  bei  gesenkt-fi-xiertem 
Schulterblatt  langsam  auf  die  Tasten  sinken,  so 
soll  man  versuchen ,  sich  des  Gefühls  der 
Lage  und  der  Wirkung  des  „breiten  Bücken- 
muskels"  voll  bewusst  zu  bleiben.  Hat 
man  sich  einmal  seine  bewusste  Mitarbeit  gesichert, 
so  kann  man  Überzeugt  sein,  dass  alsdann  auch 
die  anderen  Bücken-,  Brust-,  sogar  die  Bauch- 
muskeln, in  harmonischer  Weise  eingreifend,  sich 
beteiligen.  Beim  Spielen  nach  oben  und  unten 
auf  der  Klaviatur  sollen  auch  die  Schultern  sich 
ruhiger  und  etwas  tiefer  steUen,  wie  dies  bei  all- 
täglicher Ausführung   ähnlicher   Bewegungen   der 


Fall  wäre.  Das  Schulterblatt  bleibt  dadurch  in  mehr 
oder  weniger  gesenkt^üxierter  Stellung,  was  in  der 
Hauptsache  durch  das  Anziehen  des  SSgemnakels, 
des  Latissimus  dorsi,  des  Pectoralis  major  und 
minor,  des  Trapezius  und  auch  der  übrigen  Schulter- 
muskeln  geschieht. 

Das  Heruntersenken  des  Schulterblattes 
veranlasst  eine  stärkere  Spannung  der 
Bücken-  und  Schultermuskeln,  die  Arm 
mit  Hand  heben,  und  gewährt  eine  Fest- 
stellung für  die  Muskeln,  die  den  Arm 
niederdrücken;  diese  Bedingung  ist  von  grösster 
Bedeutung  für  die  Freiheit  und  den  Schwung  der 
Bewegungen  der  Hand  und  deshalb  ausschlag- 
gebend. Man  beachte  wohl,  dass  der  Brust- 
korb währepd  der  Senkung  des  Schulter- 
blattes fixiert  sei,  sich  nicht  nach  der  be- 
treffenden Seite  beugt  oder  senkt  und  die 
andere  Schulter  dadurch  veranlasst  sich  zu  heben. 

Der  Brustkorb  soll  fixiert  (festgehalten) 
werden;  es  ist  nur  das  Schulterblatt  allein, 
welches  sich  zu  senken  hat.  (Man  vergleiche 
Bild  I,  n  und  in,  wo  alle  Bippen  in  gleicher  horizon- 
taler Lage  stehen  und  folglich  keine  Beugung  des 
Brustkorbes  nach  der  Seite  hin  stattfindet) 

Damit  nun  aber  die  Bückenkraft  bis  in  die 
Fingerspitzen  übertragen  wird,  ist  es  notwendig, 
dass  auch  Ellenbogen  und  Handgelenk  innerlich 
festgehalten,  d.  h.  fixiert  werden,  was  wir 
in  „Technische  Batschläge  für  Klavierspieler^" 
1902,  siehe  Seite  7,  ausdrücken,  indem  wir  vor- 
schreiben, „das  der  Winkel  zwischen  Ober-  und 
Unterarm,  sowie  die  Stellung  des  Handgelenks  und 
der  Finger  zu  einsmder  unverändert  bleibt,  während 
die  Hand  mit  festgespannten  Fingern  vermittelst 
der  Bückenmuskeln  kraftvoll  niedergedrückt  wird^'. 
Sogar  der  Brustkorb  soll  über  dem  Becken  fixieit 
(festgehalten)  werden.  Hält  man  im  Moment 
der  Tonbildung  und  der  Bewegung  auf  den  Tasten, 
die  Gelenke  des  Armes  und  der  Hand  nicht  inner- 
lich fest,  so  würde  die  Kraft,  die  wir  im  Bücken 
auf  den  Arm  und  Finger  übertragen,  unterbunden 
werden  und  würde  an  dem  Teile  des  Armes  und 
der  Hand  welcher  nicht  beherrscht  wird  und  also 
aus  seiner  vorgeschriebenen  Stellung  heraustritt, 
sich  brechen. 

Von  unvergleichlichem  Vorteil  erweist  sich 
die  dem  Deppe'schen  Spiele  eigentümlich  schräge, 
nach  innen  gerichtete  Handstellung.  Hält  man 
hingegen  die  Hand  beim  Skalenspiel  etc.  auswärts 
(also  in  Abdnction),  so  ist  eine  stete  Drehung  der 
Hand  im  Gelenk  erforderlich,  damit  der  Daumen 
beim  Untersetzen  die  Tasten  berühren  kann,  was 
Zeitverlust  und  Ungleichheit  der  Tongebang 
herbeiführt;  hält  man  aber  die  Hand  schräg  nach 
innen  (also  Adduction  —  Bandbewegung  der  Hand 
speichenwärts),  so  kann  der  ganze  Arm  bis  in  die 
Fingerspitzen  hinein  vom  Bücken  und  den  Schultern 
aus  (da  der  Daumen  bei  der  gegebenen  Lage  über 
der  Taste  schwebt)  in  fast  unveränderter  Stellung 


Physiologisch-anat 
zur  Ausnutzung  der  Kn 


BliM 


Bild  L 


Beilage  zu  No.  18 


ische  J^etrachtungen 
;|uellen  beim  Klavierspiel. 


Caland. 


UIJ. 


Bild  in. 


ies  .Klavier-Lehrer''. 


_^ 


—     275     — 


hin  und  her  über  der  Klaviatur  bis  zur  Grenze 
unserer  auf  diese  Weise  zu  erreichenden  Zone  be- 
wegt werden.  Sobald  auf  höheren  und  tieferen 
Oktaven  der  Klaviatur  gespielt  wird,  neigt  sich 
der  Oberkörper  beliebig  über  dem  Becken,  der  Be- 
weglichkeit der  Wirbelsäule  entsprechend,  nach 
rechts  oder  links,  hin  und  her.  —  (Siehe  „die 
Deppe'sche  Lehre,  Seite  22).  Die  Muskeln,  die  diese 
letzte  Bewegung  des  Oberkörpers  bewerkstelligen, 
sind  die  Bauchmuskeln;  hauptsächlich  „der  äussere 
schiefe  Bauchmuskel"  (obliquus  abdominis  ext.) 

Damit  nun  der  oben  beschriebene  Vorgang  in 
naturgenxässer  und  in  der  von  uns  beabsichtigten 
Weise  ausgeführt  wird,  müssen  die  Muskeln  nicht 
alle  zu  gleicher  Zeit  fixiert  (angespannt  und  festge- 
halten) werden,  denn  dadurch  würde  sich  eine 
krampfartige  Steifheit  einstellen,  aber  die  Muskulatur 
soll  in  einen  gemeinschaftlichen  Bbythmus 
treten,  d.  h.  sie  soll  ineinandergreifend  arbeiten; 
nur  durch  diesen  innerlichen  Vorgang 
bleibt  die  notwendige  Elastizität  der  Glie- 
der untereinander  gesichert.  Diese  Elasti- 
zität ist  die  Bedingung  einer  runden,  vollen  Ton- 
gebung.  Wir  können  daher  nicht  genug  vor 
einem  leblosen  Steifhalten  der  Glieder 
warnen.  — 

Was  die  bewusste  Mitarbeit  der  Mus- 
kulatur anbelangt,  so  ist  es  wie  wir  schon  früher 
andeuteten,  selbstverständlich  ausgeschlossen,  dass 
es  in  unserer  Macht  steht,  jeden  einzelnen  Muskel 
im  geeigneten  Augenblick  ganz  bewusst  in  der 
ineinandergreifenden  Spannung  und  Erschlaffung 
(Auslösung)  zu  gebrauchen.  Jedoch  scheint  es 
uns  notwendig,  wie  schon  öfters  erwähnt  wurde, 
einige  Muskeln,  von  deren  Arbeit  die  Wir- 
kung der  anderen  rhythmisch  mitarbeiten- 
den Muskeln  abhängig  ist,  ganz  unter 
unseren  Willen  zu  zwingen.  Dass  wir  uns 
die  Kückenmoskeln  bewusst  dienstbar  machen 
können,  haben  wir  durch  die  Schulterblattsenkung 
und  dessen  Fixation  in  der  gesenkten  Lage  zu  er- 
klären versucht.  Es  wird  uns  durch  Uebung 
gelingen,  den  „breiten  Bückenmuskel"  beliebig 
i  .anzuspannen  und  wieder  in  Erschlaffung  zu  setzen. 
'  (Der  Muskel  wird  wieder  ausgelöst,  wenn  wir  das 
I  Schulterblatt  in  die  gewöhnliche  Lage  bringen: 
also  nicht  mehr  senken  oder  festhalten.)  — 

Zum    Schlüsse    möchten    wir    hier   noch   auf 

Punkte  hinweisen,  in  denen  nach  unserer  Ansicht 

die  älteren  Methoden   irrten,   die   ganz   besonders 

gesundheitschädigend,  sowie   gleichzeitig  als  mehr 

I  oder   weniger   kunstwidrig   hervorzuheben   wären. 


1  Vor  allem  dürfte  es  dem  aufmerksamen  Leser 
I  verständlich  sein,  dass  die  Arbeit  der  einzelnen 
schwachen  Glieder,  also  der  Einger  und  das  so- 
genannte .aus  dem  Handgelenk  spielen",  sowie  die 
Bewegung  des  Unterarms  allein,  durchaus  nicht 
den  Anforderungen  zu  gentigen  vermag,  die  wir  an 
eine  scböne  Tonbildung  und  Spielfertigkeit  stellen. 
Das   stete  forcierte  Heben    der    Finger    oder    das 


fortgesetzte  im  Gelenk  sich  auf  und  ab  bewegen  der 
Hand  („Ueberstreckung**  nennt  es  der  Physiologe) 
sind  Eraftäusaerungen  verhältnismässig  schwacher 
Gliedmassen.  Das  „feste  Nehmen  der  Töne"  hin- 
gegen, welches  wir  vorschreiben,  gibt,  wenn  richtig 
ausgeführt,  keine  Veranlassung  zu  Sehnenscheiden- 
entzündungen, da  es  hauptsächlich  die  kräftigeren 
Beugemuskeln  sind,  die  die  Hauptarbeit  ausführen. 

Das  bogenförmige  von  oben  beherrschte,  also 
durch  die  Bückenkraft  unterstützte  herumgehen 
der  Hand  im  Gelenk,  macht  unsere  Bewegungen 
viel  ausgibiger  und  verringert  ihre  Heftigkeit. 

Durch  das  Ausdrehen  der  Hand  im  Gelenk 
nach  innen  in  etwas  gebeugter  Stellung  (also  nach 
der  Daumenseite  zu  ~  starke  pronatorische  Badial- 
fiexionsstellung)  wird  dem  Handgelenk  grös- 
sere Ereiheit  gegeben;  ausserdem  sind  wir  im- 
stande, durch  diese  Arm-  und  Handstellung  mehr 
wirkliche  Kraft  zu  entfalten :  die  Physiologie  lehrt 
uns,  dass  die  starke  Pronationsstellung,  weil  sie  durcb 
das  Aneinanderstossen  der  ünterarmknochen  an 
der  Kreuzungsstelle  derselben  eine  feste  Grenz- 
stellung herbeiführt,  eine  Fixation  (Festhalten)  der 
Glieder  untereinander  günstigst  beeinfiusst  und  sie 
daher  von  bedeutenderer  Wirkung  ist  wie  die 
supinatorische  und  abducierende  Stellung  des  Unter- 
arms und  Handgelenks;  die  Fixation,  also  das 
Festhalten  dieser  Gliedmassen  untereinander 
durch  die  starke  Pronationsstellung  voUständiger 
sein  kann.  -  Je  grösser  die  Anspannung  des 
Pronator  teres  und  des  Flexor  carpi 
radialis  (also  desto  schärfer  die  Adduction 
und  Pronationsstellung),  desto  grösser  die 
Beherrschung  und  die  Gewalt  bei  der 
Handführung. 

Auch  entfalten  die  Adductionsmuskeln 
(anziehende)  mehr  Kraft  als  die  Abductions- 
muskeln  (abzieheiide),  und  dürfte  hierin  wohl  die 
physiologische  Erklärung  zu  finden  sein,  warum 
es  dem  Klavierspielenden  im  allgemeinen  leichter 
wird,  Passagen  nach  der  Mitte  der  Klaviatur  hin 
zu  spielen,  also  für  rechts  nach  unten  und  links 
nach  oben,  als  umgekehrt,  also  für  rechts  nacb 
oben  und  links  nach  unten.  Schon  allein  der 
Pectoralis  major,  der  grosse  Brustmuskel,  ein  so 
starker  Muskel,  unterstützt  sehr  bedeutend  das  An- 
ziehen des  Armes  nach  der  Brust  zu. 

Wir  sehen  also,  dass  eine  starke  adduzierte 
Pronationsstellung  uns  zu  grösserer  Spielsicherheit 
und  ELraft  im  Unterarm  verhilft,  und  steht  es  zweifellos 
fest,  wie  sehr  ein  zuviel  nach  aussen  wenden 
der  Hand  im  Gelenk  (Abduction),  das  heute  so- 
gar noch  viele  Schulen  lehren,  den  Unterarm 
steif  macht  and  beschwert.  Durch  diese 
Stellung  der  Hand  werden  die  Extensor  ulnaris 
und  fiexor  ulnaris  in  Tätigkeit  gesetzt,  welche 
diesen  ungünstigen  Einfiuss  auf  den  Onterarm  aus- 
üben. Auch  können  wir  nicht  genug  vor  einem 
zu  hohen  Sitz  warnen;  der  Ellenbogen  soll  sich 
stets  etwas  tiefer  stellen  wie  das  Handgelenk;  wir^ 


—     276 


dies  nicht  beobachtet,  so  übt  der  Vorderarm  einen 
schädigenden  Druck  auf  die  Hand  aus,  was  leicht 
zu  Ueberbeinen  etc.  Veranlassung  gibt.  — 

Wenn  hier  auch  viel  von  Muskeln  und  immer 
wieder  Muskeln  die  Bede  war,  so  soll  doch  aus- 
drücklich betont  weiden,  dass  die  praktische  An- 
wendung der  obigen  Vorschriften  nach  aussen  hin 
in  keiner  Weise  sich  als  Kraftproduktion  zeigt. 
Der  ganze  Vorgang  spielt  sich  durchaus 
innerlich  ab;  die  Haltung  des  Spielers  ist  eine 
vornehme  ohne  jede  Steifheit;  ein  leichtes  Hin-  und 
Hemeigen  ohne  Affektation,  wie  sie  die  Bewegung 
des  Spiels  nach  oben  und  unten  auf  der  Klaviatur 
erfordert,  ist  selbstverständlich,  ohne  dass  der 
Bhythmus  des  Muskelspiels  äusserlich  wahrnehm- 
bar wäre.  —  Auch  lag  es  nicht  in  unserer  Absicht, 
eine  gelehrte  physiologischeAbhandlung  zu  schrei  ben ; 
vielmehr  wünschten  wir  nur  das  dem  Klavier- 
spielenden Nützliche  klar  zu  legen,  indem  wir 
eine  mehr  allgemein  verständliche  üebersicht  über 
anatomisch  für  uns  wichtige  Vorgänge  einfiochten. 
Ganz  besonders  bedeutungsvoll  erscheint  uns  die 
physiologisch  bisher  feststehende  Annahme,  dass 
in  der  Buhelage  des  Schulterblattes  ein  bis  über 
die  horizontale  Hebung  des  Armes  ohne  Aufziehen 
oder  Nachgeben  des  Schultergürtels,  nicht  gut 
ausführbar  sei.  —  Persönliche  Beobachtungen 
fahrten  uns  zu  der  Tatsache,  dass  der  Arm  ohne 
Hebung  des  Schulterblattes,  sogar  mit  Senkung 
der  Schulter  und  des  Schlüsselbeins,  sich  bedeutend 
höher  wie  bis  zur  horizontalen  Lage,  heben  lässt."*") 

Wir  meinten  diese  Tatsache  feststellen  zu 
müssen,  nicht  allein  weil  in  ihr  die  grosse  Wich- 
tigkeit der  Willensäusserung  auf  den  menschlichen 
Organismus  sich  wiederspiegelt,  aber  hauptsächlich, 
weil  durch  diese  ganz  bewusste  Bewegung 
dem  Klavierspieler  die  grossen  Kraft- 
quellen sich  erschliessen,  die  ihm  die  Mit- 
arbeit der  tiefsten  Bückenmuskulatur  so- 
wie der  um  die  Lenden  sich  befindenden 
Muskeln  gewähren,  die   alle   in   Mitleiden- 

*)  Schon  in  „Die  Deppe'sche  Lehre  des  Klavier- 
spiels" 1897  betonen  wir,  dass  ohne  hochziehen  der 
Schulter  der  Arm  nach  vorne  zu  heben  sei,  um  der 
Mitwirkung  der  Bückenmuskeln  sich  zu  versichern. 
Im  ^üebungsbuch^^  1900  und  in  den  „Technischen 
Batschlägen  für  Klavierspieler"  1902,  wurde  wieder- 
holt auf  diese  Bückenmuskelarbeit  und  Spannung 
aufmerksam  gemacht. 


Schaft  gezogen  werden  bei  dieser  eigen- 
tümlichen Schulterblattsenkung.  Ausser- 
dem haben  unsere  Beobachtungen,  die  wir  durch 
Böntgenaufnahmen  der  verschiedenen  SteUungen 
untersuchen  liessen  und  durch  diese  zur  vollen 
Bestätigung  unserer  obigen  Behauptung  gelangten, 
gezeigt,  dass  mit  der  Senkung  des  Schulterblattes 
und  des  Schlüsselbeins  gleichzeitig  ein  ge^wisses 
Einziehen,  d.  h.  ein  nach  der  Wirbelsäule  za  sich 
Nähern  der  Schulterblätter  sich  vollzieht;  die  Brust 
tritt  etwas  nach  vorne  hervor  und  der  Bücken  iat 
gestreckt,  wodurch  eine  vornehme  und  doch  nicht 
steife  Haltung  erzielt  wird,  was  also  auch  ge- 
sundheitlich von  Vorteil  sein  dürfte. 

Herr  Dr.  B.  du  Bois-Beymond  und  Herr 
Dr.  med.  Fr.  Kronecker  haben,  während  und 
nach  dem  Befund  der  Böntgenaufnahmen,  dieselben 
eingehend  geprüft  und  festgestellt,  dass  tatsächlich 
eine  Erhebung  des  Armes  von  45^  (also  185^  von 
der  senkrechten  Lage  aus),  mit  gleichzeitiger 
Senkung  des  Schulterblattes  von  ungefähr  2  cm 
stattgefunden  hat.  — 

Dass  die  obigen  Winke  bezüglich  der  An- 
wendung der  vollen  Bückenmuskulatur,  sich  haupt- 
sächlich an  Erwachsene  und  Vorgeschrittene  wenden, 
versteht  sich  von  selbst.  Diese  Art  des  Spiels  ist 
gerade  für  das  grosse  künstlerische  Spiel  von  grosster 
Wirkung,  ebenso  wie  es  dem  feinsten  Ausfeilen 
der  zartesten  Tongebung  die  Mittel  in  ausgibigster 
Weise  bietet.  Der  Lehrende  wird  aus  dem 
Obengesagten  aber  gewiss  auch  schöpfen  können; 
es  sei  ihm  besonders  ans  Herz  gelegt,  dass  bei 
Kindern  das  freie  Armspiel  (d.  h.  mit  dem  von  der 
Schulter  aus  getragenen  Arm),  genügen  möchte. 
Einem  in  dieser  Weise  vorbereiteten  Schüler,  wird 
es  später  ein  Leichtes  sein,  auch  die  tiefer  liegenden 
Bückenmuskeln  in  Anwendung  zu  bringen.  — 

Es  gereicht  xms  zur  besonderen  Ehre,  Herrn  Dr. 
B.  du  Bois-Beymond  Dank  zu  sagen  für  dessen 
überaus  gütiges  Entgegenkommen  und  liberalste 
TJnterstütztmg  bei  den  Untersuchungen  in  der  obigen 
Angelegenheit.  Herrn  Dr.  med.  F.  Kronecker, 
der  uns  in  ausgibigster  Weise  instand  setzte,  unsere 
Bewegungen  durch  Böntgenaufnahmen  in  seinem 
Laboratorium  zu  untersuchen,  fühlen  wir  xms  dank- 
barst verpflichtet.  Die  Zeichnungen  nach  den 
Böntgenstrahlen  sind  von  Herrn  Dr.  Kronecker's 
Techniker,  Herrn  E.  Engelmeyer,  angefertigt. 


ßci"  ^ecbai)istt)us  des  it)asi1<a1iscbei)  f{nsdriic\{s. 

Ms  m.  Sahirs  tXa  Muiique  et  la  p$ycl)opl)v$iologie'\ 

Uebersetzt  von 
F.  Kromayer. 

ni. 

Der    Anschlag     und      der    Gehörsinn.      Mannigfaltigkeit   des   Klanges   durch    die  Ver- 

Bei   einem   künstlerisch  analysierten  Studium      schiedenartigkeit  des  Anschlags  hervorgerufen 

der  Tastempfindungen  entdeckt  man,  welch'  eine      wird  und  welche  Bückwirkungen  dieselbe  auf  die 


277     — 


OehÖrsempfindangen  und  auf  die  geistige  Vorstel- 
lang  der  Töne  aasübt. 

üeber  den  Einflass  der  Bewegung  auf  die  G-e- 
danken  bat  man  zwar  schon  viel  experimentiert, 
aber  bis  Jetzt  ist  dieser  Einfluss  noch  nicht  auf 
ein  musikalisches  Instrument  ausgedehnt  worden. 
Die  Kunst  des  Anschlags  wird  nicht  nur  durch 
die  demselben  vorangehenden  und  nachfolgenden 
Bewegungen  erreicht,  sondern  durch  den  der  Taste 
übermittelten  Druck  selbst. 

Von  jeher  hat  man  einen  schönen  Anschlag 
für  eine  angeborene  Gabe  gehalten,  jetzt  ist  es  er- 
wiesen, dass  nach  dreimonatlicher  üebung  bei  dem 
unbegabtesten  Schüler  eine  schlechte  Klangfarbe 
durch  so  harmonische  Töne  ersetzt  werden  kann, 
dass  man  nicht  mehr  denselben  Schüler  zu  hören 
glaubt. 

Die  Ausdehnung  der  Berührungs- 
fläche ist  von  der  grössten  Wichtigkeit  für  den 
Wohlklang.  Diese  Ausdehnung  ist  am  geringsten* 
wenn  der  Anschlag  gemacht  wird,  während  man 
das  erste  Fingerglied  nach  dem  Innern  der  Hand 
umbiegt,  um  die  Taste  sozusagen  mit  der  Spitze 
des  Nagels  herunterzudrücken;  sie  erreicht  ihr 
Maximum,  wenn  der  Anschlag  mit  dem  ganzen 
Tastglied  gemacht  wird.  Diese  Hilfsmittel  sind 
praktisch  unbekannt,  weil  sie  beim  üeben  nicht 
entwickelt  werden.  Abgesehen  davon,  muss  aber 
die  Berührung  mit  möglichst  geringem  Kraftauf- 
wand geschehen,  denn  die  Feinheit  der  Klangfarbe 
kann  nur  durch  leichte  Berührung  entwickelt 
werden.  Die  Empfindsamkeit  unserer  Tastglieder 
ist  derart,  dass  sich  unser  Tastsinn  viel  weniger 
aosbildet,  wenn  man  grosse  Kraft  zum  Nieder- 
drücken der  Taste  anwendet,  während  sich  die 
Empündscunkeit  durch  leichte  Berührungen  ver- 
mehrt, besonders  wenn  man  den  Umfang  der  Be- 
rührung während  der  Dauer  des  Anschlags  ver- 
ändert 

Die  Oberfläche  der  Haut  ist  keine  regelmässige 
Ebene,  sondern  durch  eine  Menge  kleiner  Abtei- 
langen  gebildet.  Aus  jeder  derselben  erhebt  sich 
ein  kleiner  Vorsprang,  eine  Art  mikroskopisch 
kleiner  Finger,  und  diese  kleinen  Finger  verviel- 
fältigen sich  immer  mehr  an  den  Stellen,  wo  die 
Empfindungen  am  feinsten  und  zartesten  sind. 

An  gewissen  SteUen,  wo  die  Empfindlichkeit 
lebhaft,  aber  unklar  ist,  sind  diese  Tastorgane  ge- 
wöhnlich sehr  unregelmässig  verteilt.  Aber  wenn 
die  Tastempfindungen  entwickelter  sind,  ordnen 
«ich  diese  Organe  in  Beihen,  werden  gradlinig  und 
parallel  zu  einander.  Die  Veränderung  des  Um- 
gangs in  der  Berührungsfläche  erweckt  nicht  nar 
nene  Tastempfindungen,  sie  erlaubt  auch  den 
schmalen  Fingern  in  der  Länge  zuzusetzen,  was 
Urnen  in  der  Breite  fehlt.  Die  Veränderungen  in 
^er  Klangfarbe  darf  man  aber  nicht  mit  denjenigen 
verwechseln,  welche  durch  den  Druck  des  Fingers 
oder  die  Anschlagsbewegung  selbst  hervorgebracht 
werden. 


Die  Bewegungstätigkeit  der  Tast- 
glied e  r.  Ch.  F6re  macht  in  seiner  „Pathologie 
des  Emotions"  darauf  aufmerksam,  dass  Individuen 
mit  schwachem  Verstand  die  isolierte  Krüm- 
mung der  beiden  letzten  Fingerglieder  und  des 
letzten  Daumengliedes  gamicht  oder  nur  mit  ganz 
geringer  Kraft  ausführen  können,  woraus  man 
schliessen  kann,  dass  dieser  Anschlag  wohl  ge- 
eignet ist,  den  Verstand  derjenigen  zu  entwickeln, 
welche  ihn  erlernen.  Ch.  F6t6  fügt  hinzu:  „Das 
Ausbleiben  oder  die  Schwäche  der  Bewegung  des 
Daumentastgliedes  ist  besonders  bemerkenswert, 
denn  diese  Bewegung  wird  durch  den  langen 
Beugemuskel  bewirkt,  von  welchem  Gratiolöt  be- 
wiesen hat,  dass  dieser  Muskel  charakteristisch  für 
die  menschliche  Hand  ist,  da  man  ihn  bei  den 
höher  entwickelten  Affen  nicht  findet.  Anderer- 
seits hat  Dachenne  erkannt,  dass  dieser  Muskel  die 
wichtigste  BoUe  in  den  zartesten  Bewegxmgen  der 
Hand  spielt.'' 

Diese  entscheidende  Rolle  föUt  ihm  beim  Stu- 
dium des  Anschlags  natürlich  auch  zu;  denn  dem 
Anfänger,  der  die  Hand  frei  ausstreckt,  indem  er 
den  Daumen  gerade  macht,  ist  es  unmöglich,  die 
Kreisbewegung  des  Anschlags  mit  starker  Biegung 
der  beiden  letzten  Glieder  der  anderen  Finger  zu 
machen,  sei  es,  dass  er  sie  gleichzeitig  oder  nach- 
einander auszuführen  sucht.  Sobald  dagegen  das 
Tastglied  des  Daumens  gekrümmt  ist,  bewegen 
sich  die  letzten  Glieder  der  anderen  Finger  mit 
einer  unwillkürlich  erreichten  Leichtigkeit 

Der  Gehörsinn.  Die  Entwicklung  des 
Gehörsinnes  kann  durch  die  Verschiedenartigkeit 
des  Anschlags  künstlich  hervorgerufen  werden. 
Bain  sagt:  Das Bewusstsein  wird  nur  durch  Ver- 
änderung, die  Veränderung  nur  durch  Bewegung 
ermöglicht.  Bei  der  praktischen  Anwendung  dieser 
Theorie  wird  man  durch  die  Verschiedenartigkeit 
der  Fingerbewegungen  dahin  kommen,  dem 
schwächsten  Gehör  eine  Verschiedenartigkeit  der 
Tonwahmehmung  zum  Bewusstsein  zu  bringen, 
und  dies  Besultat  muss  durch  die  verschiedenartige 
Bertihrung  derselben  Taste  erreicht  werden.  Wenn 
diese  Kenntnis  des  Wechsels  in  der  Schwingungs- 
f  orm  erworben  ist,  kann  sie  auf  den  Wechsel  in 
der  Schwingungs  z  a  h  1  übertragen  werden.  Man 
kann  hier  das  Sprichwort  umkehren  und  sagen: 
Qui  peut  le  moins,  peut  le  plus.  Wenn  ein  unge- 
bildete» Gehör  das  Spielen  verschiedener  sich  an- 
einander reihender  Töne  nicht  unterscheidet,  so 
übt  dagegen  die  Schönheit  der  Klangfarbe,  sobald 
sie  mit  starken  Tastempfindungen  verbunden  ist, 
auf  dasselbe  G^hör  eine  fast  magische  Wirkung 
aus.  Die  Eindrücke,  welche  nur  durch  den  Cha- 
rakter der  Ober-  und  Untertöne  hervorgerufen 
werden,  üben  diesen  Beiz  nicht  aus,  sodass  die 
Töne  ohne  die  verschiedene  Klangfarbe  wie  ab- 
stossend  wirken.  Darum  kann  man  sagen:  den 
Zauber  der  Klangfarbe  empfinden  heisst  musikalisch 
werden.    Das  G^hör  wird   dadurch,  dass  es  fähig 


—     278     — 


ist,  die  einem  einzelnen  Ton  innewohnende  Har- 
monie zu  erfassen,  schon  künstlerisch  entwickelt. 
Diese  erste  Stufe  za  erreichen   ist  das  Wichtigste. 

In  diesem  ersten  Impuls  ist  schon  die  Fähig- 
keit eingeschlossen,  auch  den  Reiz  der  Tonfolgen 
zu  unterscheiden  und  so  den  eigenartigen  Zauber 
zu  empfinden,  welchen  die  Melodie  ausübt. 

Wenn  die  Einger  imstande  sind,  statt  aufein- 
anderfolgender Töne  dieselben  gleichzeitig  durch 
wohlklingende  Akkorde  hervorzurufen,  dann  gesellt 


sich  ein  neues  Element  den  G-ehÖrsempfindungen 
zu,  die  in  unserer  modernen  Kunst  so  mannigfach 
entfaltete  Harmonie  des  Musiksystems. 

Die  Ezperimental-Fhysiologie  beobachtet  den 
menschlichen  Organismus  in  Bezug  auf  zwei  ver- 
schiedenartige Zustände :  die  Kraft  und  die 
Schwäche.  Zwischen  diesen  beiden  kann  der 
Musiker  durch  die  Kunst  ihm  die  Schönheit, 
d.h.  den  harmonischen  Gebrauch  seiner  Sjraft  ver- 
leihen. 


beiit)  i^iDS^i)  ai)d  J^precbei)  ii)  der  Jicbule 


nach 
A.  Böhme-Kdhler. 


Im  Juli  hielt  Herr  Kantor  Wilhelm  Hänssel 
in  der  Aula  der  XII.  Bürgerschule  in  Leipzig  eine 
Musterlektion  über  Lautbildung  beim 
Singen  undSprechen  mit  Knaben  des  ersten 
und  Mädchen  des  6.  Schuljahres.  Ausser  dem 
Schulrat  Professor  Dr.  Müller,  verschiedenen 
Schuldirektoren  und  einer  stattlichen  Anzahl  von 
Lehrern  hatten  sich  auch  solistisch  gebildete 
Sänger  und  Sängerinnen  eingefunden,  sodass  der 
grosse  Schulsaal  bis  auf  den  letzten  Platz  dicht 
gefüllt  war.  Das  grosse  Interesse,  welches  man 
dieser  Lektion  entgegenbrachte,  ist  einmal  dadurch 
erklärlich,  dass  sich  Herr  Kantor  Hänssel  als  Lehrer 
und  Musiker  und  seit  Vertauschung  seines  Orga- 
nistenamtes mit  einem  Kantorate  besonders  auch 
als  Gesangspädagog  grosser  Wertschätzung  in 
Fachkreisen  erfreut,  vor  allem  aber  dadurch,  dass 
er  auf  Grund  seiner  Studien  bei  Frau  Böhme- 
Köhler  zeigen  wollte,  welche Keform  die  Schule 
beim  Singen  und  Sprechen  einzuschlagen  hat, 
wenn  die  ewigen  Klagen  Über  Verbildnng  der 
Kinderstimmen  endlich  verstummen  sollen. 

Frau  Böhme-Köhler  ist  eine  der  wenigen  Ge- 
sangspädagoginnen,  die  den  Namen  „Pädagogin'' 
in  der  Tat  verdienen.  Als  ehemalige  Schülerin 
von  Professor  Franz  Götz  vermag  sie  ihren 
Schülern  nicht  nur  ideal  schöne  Töne  vorzusingen, 
sondern  hat  sich  auch  unter  dessen  Anleitung  und 
Kontrolle  im  Erteilen  von  Gesangnnterricht  längere 
Zeit  geübt. 

Ihre  Lautbildungslehre  gliedert  sich  in  einen 
theoretischen  und  praktischen  Teil.  Ersterer  er-' 
fährt  in  der  neuen  dritten  Auflage  wesentliche 
Ergänzungen. 

Von  grösster  Bedeutung  sind  die  Ausfüh- 
rungen über  die  Entstehung  der  sogenannten  Be- 
gister  und  die  Klarlegungen,  wie  man  zu  einer 
^registerlosen'^  Stimmbildung  gelangt.  Dass 
zwischen  Theorie  und  Praxis  kein  Widerspruch 
besteht,  dafür  bürgt  die  langjährige  Erfahrung  der 


Frau  Böhme-Köhler  im  Erteilen  von  Gesangunter- 
richt. Ausserordentlich  wichtig  ist  ihr  Leitfaden 
für  die  Lautbildung  in  der  Volksschule. 

Auch  Frau  Böhme-KÖhler  ist  der  Meinung, 
dass  an  Volks-  und  höheren  Schulen  die  Kinder- 
stimmen sehr  verbildet  werden,  sie  zeigt  aber  jenen 
zugleich  klar  und  sicher  den  Weg  zur  rich- 
tigen Lautbildung.  Sie  überschätzt  dabei  keines- 
falls Zweck  und  Aufgabe  des  Schulunterrichtes, 
erbringt  vielmehr  den  Beweis,  wie  mit  den  ein- 
fachsten Mitteln  die  Kinderstimme  erzogen  werden 
kann. 

Als  Vorübungen  für  das  Singen  und  Sprechen 
verlangt  sie:  1.  wiederholtes  Oef inen  und Schliessen 
der  Kiefer,  2.  horizontales  Strecken  der  Zunge, 
3.  Weiten  des  Itachens  und  4.  einfache  Tiefatmung. 
Die  eigentlichen  Tonstudien  nimmt  sie  zunächst 
nur  an  den  Vokalen  u,  o,  a  vor.  Sie  verbindet 
damit  bald  die  Konsonanten  und  übt  mit  besonderer 
Sorgfalt  die  langen  und  kurzen,  hellen  und  dunklen 
Vokale  und  die  Konsonantenhäufungen.  Die  Vokale 
ei  -  ai  übt  sie  zunächst  nur  ohne  Konsonanten, 
die  Mischlaute  und  die  Doppellaute  au,  ei  (ai),  eu 
(äu)  später  sofort  in  geeigneten  Wörtern.  Neben- 
bei kommen  verschiedene  ganz  einfache  Tonfolgen 
auf  die  Vokale  a,o  (legati)  und  in  zweckentsprechen- 
den Wörtern  zur  Ausübung,  die  ihre  Anwendang 
dann  nach  Ueberwlndung  der  (^esangselemente  im 
Lied  finden.  Diese  gesangstechnischen  Uebungen 
bilden  zugleich  die  sicherste  Grundlage  für  die 
eigentliche  Sprechtechnik,  die  im  2.  Teile  des  Leit- 
fadens planvoll  und  lückenlos  zur  Darstellung 
kommt. 

So  einfach  auch  alle  diese  Uebungen  erscheinen^ 
so  erfordern  sie  doch  die  ganze  Aufmerksamkeit 
des  Schülers.  Sein  Organ  wird  dadurch  sicher, 
schnell  und  natürlich  erzogen,  der  Ton  edel  und 
resonanzvoll,  die  Aussprache  der  Konsonanten 
mühelos  und  richtig. 

Dies     wies     Herr    Kantor    Hänssel     aufs 


—     279     — 


schlagendste  durch  die  oben  erwähnte  Mnsterlektion 
nach.  Durch  Vorführung  der  Elementaristen  er- 
brachte er  zunächst  den  Beweis,  dass  es  wohl 
möglich  ist,  schon  sechsjährige  Kinder  unter  Ver- 
meidung des  zu  Hoch-  und  Lautsprechens  zu  einer 
phonetisch  richtigen,  dialektfreien,  wohllautenden 
und  deutlichen  Sprache  zu  erziehen. 

Allgemein  überraschten  die  Leistungen  der 
3.  Mädchenklasse.  Dieselbe  war  nicht  ganz  ein 
Jahr  lang  im  Singen  und  Deutsch  im  Sinne  und 
Geiste  von  Frau  Böhme-Köhler  von  Herrn  Hänssel 
onterrichtet  worden.  Nach  übersichtlicher  Vorfüh- 
rung der  rein  technischen  TJebungen  im  Singen 
und  Sprechen  fanden  dieselben  Anwendung  durch 
Vortrag  verschiedener  Gedichte,  Choräle  und  Volks- 
lieder. 

Die  £[inder  sprachen  ohne  alle  Künstelei  voll- 
ständig bühnengemäss,  ihr  Organ  klang  rund  und 
voll;  Jeder  Laut  kam  zu  seinem  Rechte,  und  man 
merkte  es  den  Kindern  deutlich  an,  dass  sie  ihre 
Laute  bewusst  zu  bilden  verstanden. 


Bei  Vortrag  der  Choräle  und  Volkslieder  fiel 
die  aussergewöhnliche  Klangfülle  auf.  Ohne  jedes 
Forcieren  und  bei  vollster  Tongabe  entwickelten 
einzelne  Mädchen  Töne,  wie  man  sie  von  EÜnder- 
stimmen  noch  nicht  erwartet.  Hier  konnte  man 
so  recht  deutlich  sehen,  wie  entwicklungsfähig 
schon  das  Stimmorgan  des  Bandes  ist,  wenn  es  die 
Besonanzverhältnisse  bereits  in  der  Schule  kennen 
lernt. 

Durch  die  Vorführung  der  höchst  gelungenen 
Leistungen  seines  Knaben-Kirchenchores  hat  Herr 
Hänssel  den  praktischen  Nachweis  geliefeit,  dass 
die  Kinderstimme  registerlos  zu  schulen  ist.  Die 
üebungen,  Lieder  und  Choräle  hatten  den  Stimm- 
umfang von  a  bis  ä  und  geschahen  ohne  Kegister- 
wechsel,  was  grosses  Interesse  und  ungeteilten 
Beifall  erweckte. 

Einen  theoretischen  Vortrag  über  die  register- 
lose Stinmibildung  und  die  Stimmbildung  in  den 
Schulen  behält  sich  Herr  Hänssel  für  Fachkreise 
später  vor. 


Mltteilnngen 


von  Hoohsohulen  und  Konservatorien* 


Aus  dem  soeben  erschienenen  Jahresbericht 
des .  Konservatoriums  Klindworth- 
Scharwenka  in  Berlin,  Direktor  Dr.  Hugo 
Goldschmidt,  ist  zu  entnehmen,  dass  die  An- 
stalt im  abgelaufenen  Schuljahre  von  389  Schülern 
besucht  war.  Aus  dem  Lehrerkollegium  schieden 
mit  Ablauf  des  Jahres  aus  Hr.  ConradAnsorge 
(Klavier)  und  Frl.  Lina  Beck  (Q^sang).  An 
ihre  SteUe  wurde  für  die  EQavierklassen  Herr 
Anton  Förster,  für  Gesang  Hr.  Anton 
Sistermanns  gewonnen.  Ausser  den  musi- 
kalischen Vortragsabenden  und  Prüfungskonzerten, 
von  denen  insgesammt  17  stattfanden,  wurden 
folgende  Vorträge  gehalten:  Otto  Lessmann 
.Geschichte  der  Klaviermusik  im  19.  Jahrhundert**, 
Br.  W.  Kleefeld  „Geschichte  der  Musik  im 
Mittelalter  bis  1600«,  Dr.  H.  Gold  Schmidt 
.Mozart'ß  Leben  und  Werke",  Dr.  H.  Leichten- 
tritt „Formenlehre  der  klassischen  Instrumental- 
musik". Die  Vorträge  über  „Methodik  des  Klavier- 
Bpiels**,  über  „G^angsphysiologie"  wurden  von 
Prof.  X.  Scharwenka  und  Dr.  H.  G o  1  d - 
sclmiidt,  in  Vertretung  des  letzteren  von  Herrn 
fingen  Brieger  gehalten.  Der  Direktor 
Dr.  Goldschmidt  hatte  in  diesem  Schuljahr  einen  , 
Preis  von  200  Mk.  für  die  beste  Leistung  im 
Elavierspiel  ausgesetzt,  er  wurde  von  einer  Juxy 
einstimmig  Hm.  Otto  Klemperer,  einem 
Schüler  von  Prof.  James  Kwast,  zuerkannt. 

Das  Vogt 'sehe  Konservatorium  für 
Mnsik  in  Hamburg,  Direktor  Friedrich 
Vogt,  beschloss  sein  6.  Schuljahr  mit  einer 
Frequenz  von  171  Schülern.   In  das  Lehrerkollegium 


neu  aufgenommen  wurde  Hr.  RudolphPhilipp 
für  Theorie,  Formenlehre  und  Musikgeschichte, 
ferner  der  bekannte  Komponist  Arthur  Sey- 
bold  für  Violine.  Vom  1.  Oktober  d.  J.  ab  wird 
der  Direktor,  welcher  als  Mitglied  dem  „Musik- 
pädagogischen Verbände''  beigetreten  ist,  das  seiner 
Anstalt  angegliederte  Seminar  ganz  nach  den 
Vorschriften  und  Anforderungen  des  Verbandes 
einrichten,  und  sind  die  Aufnahme-Bedingungen 
und  Prüfungsordnung  ihnen  entsprechend  in  dem 
ausgesandten  Prospekte  angegeben. 

Als  Nachfolger  Anton  Dvorak's  ist  zum 
künstlerischen  Leiter  des  Konservatoriums  in 
Prag  nun  endgiltig  Prof.  Karl  Knittl  ernannt 
worden. 

An  der  Universität  Kiel  hat  sich  Dr.  Albert 
Mayer-Beinach  aus  Berlin  als  Privatdozent 
der  Musikwissenschaft  habilitiert.  Die  Antritts- 
vorlesung behandelte  das  Thema  „Friedrich  der 
Grosse  und  die  Musik*. 

Frau  Co  rinne  Levasseur,  Solistin  der 
Pariser  Colonne-  xmd  Lamoureux-Konzerte  ist  in 
die  Acad^mie  de  Musique  in  Genf, 
Direktor  C.  H.  Richter,  als  Gesaugsprofessorin 
eingetreten. 

Prof.  Dr.  Arthur  Seidl  ist  eingeladen 
worden,  an  Stelle  des  zum  Ordinariat  an  die  Ber- 
liner Universität  jüngst  berufeneu  Prof.  Dr. Her- 
mann Kretzschmar  die  Vorlesungen  über 
Musik-Geschichte  und  Aesthetik  am  Leipziger 
„Kgl.  Konservatorium"  zu  übernehmen.  Mit 
höchster  Genehmigung  wird  er  diesem  ehrenvollen 
Rufe,    unbeschadet   seiner    dramaturgischen   Ver- 


—     280     — 


pflichtangen  am  Herzogl.  Hoftheater,  von  Dessau 
ans  nachkommen. 

An  der  Pädagogischen  Musikschule 
Frl.  von  Mertschinskys  zu  Dresden  hält 
Herr  Dir.  BichardKaden  im  Laufe  des  Sep- 
tember drei  Vorträge,  und  zwar  über  die  Themen: 
1.  „Die  Geschichte  der  Musik.''  —  2.  „Musikalische 
Interpretation,  musikalisches  Verständnis  und  musi- 
kalische Erziehung/  —  3.  „Die  schöngeistige  Pflege 
des  Klavier-  und  Violinspiels  in  konzentrischen 
Kreisen. '^  — 

An  Stelle  des  ausscheidenden  Prof.  Dr.  D i e z 
aus  dem  Lehrkörper  des  König  1.  Konser- 
vatoriums für  Musik  zu  Stuttgart  tritt 
Prof.  Dr.  Meyer.  Er  beginnt  im  Wintersemester 
mitVorträgen  über  Aesthetik,  Kunst-  und  Literatur- 
geschichte. 

Die  König  1.  Akademie  derTonkunst 
zu  München,  Direktor  Professor  B.  Stavenhagen, 
verzeichnete  im  verflossenen  Studienjahr  eine 
Frequenz  von  314  Schülern  und  Schülerinnen,  und 
zwar  von  54  Eleven  und  34  Elevinnen  der  Vor- 
schule, 109  Elevinnen  der  höheren  weiblichen  Ab- 
teilung, 109  Studierenden  der  Hochschule  und 
2  Hospitanten  und  6  Hospi tantinnen  für  Chor- 
gesang.  Von  den  31^  Erequentanten  waren  205 
aus  Bayern,  47  aus  dem  Übrigen  Deutschen  Reich 
und  62  aus  dem  Ausland  (17  aus  Oesterreich-Üngam, 
je  10  aus  Bussland,  England  und  Amerika  etc.) 
gebürtig.    Eine  ganze  Anzahl  Studierender  wurde 


mit  Stipendien  und  Belobungen  bedacht.  Vier 
Studierende  und  zwei  Elevinnen  erhielten  Reise- 
stipendien  zum  Besuch  der  diesjährigen  Bayienth er 
Festspiele.  Die  „M.  N.  N.*"  hatten  nach  Schloss 
des  Studienjahres  an  den  letzten  Vortragsabend  die 
nachstehenden  Betrachtungen  geknüpft:  „Für  den 
frischen  und  lebendigen,  dem  Neuen  und  künst- 
lerisch Fortschrittlichen  liebevoll  entgegenkom- 
menden Geist,  der  mit  Stavenhagen  in  unsere 
Akademie  eingezogen  ist,  und  für  die  in  vieler 
Beziehung  auf  der  respektabelsten  Höhe  stehende 
Leistungsfähigkeit  der  Anstalt  lieferte  gerade  der 
schöne  Verlauf  dieses  letzten  Vortragsabends  einen 
neuen  Beweis.  Gewiss  wird  sich  auch  in  der  Zu- 
kunft die  unermüdliche  Tätigkeit  eines  so  ener- 
gischen und  vielseitigen  Künstlers,  wie  Staven- 
hagen einer  ist,  für  die  Akademie  vom  höchsten 
Segen  erweisen,  wenn  seiner  Leitung  diejenige 
Unabhängigkeit  und  Bewegungsfreiheit  gewahrt 
bleibt,  ohne  die  nun  einmal  ein  wie  immer  geartetes, 
künstlerisches  Arbeiten  nicht  denkbar  ist. 

Hofkapellmeister  Professor  Mannstaedt  hat 
die  Ausbildungsklasse  für  Klavierspiel  am  Wies* 
badener  Konservatorium,  Direktor  A. 
Michaelis,  übernommen. 

In  Bromberg  wird  am  1.  Oktober  ein 
Konservatorium  für  Musik,  verbunden  mit 
einem  Musiklehrer-Seminar,  unter  Leitung 
von  Hrn.  A  Schattschneider  eröffnet.    , 


YermlBchte  Nachrichten. 


In  Chicago  feierte  der  Nestor  der  amerikani- 
schen Kapellmeister,  Theodor  Thomas,  das 
Jubiläum  seiner  50jährigen  Tätigkeit  als  Dirigent. 
Ihm  ist  das  Verdienst  zuzuschreiben,  dass  deutsche 
imd  französische  Musik,  ältere  wie  moderne,  sieg- 
reich über  den  Ozean  herüberdrang.  Als  Dirigent 
der  philharmonischen  Konzerte  von  Newyork, 
Cincinnati  und  Chicago  hat  er  sich  einen  ehrenvollen 
Buf  begründet,  der  selbst  den  Buhm  eines  Dam- 
rosch  verblassen  Hess.  Am  11.  Oktober  1885  zu 
Esens  in  Ost-Friesland  geboren,  kam  Thomas  be- 
reits als  12j ähriger  Knabe  nach  Newyork;  Amerika 
ward  seine  zweite  Heimat.  Noch  heutigen  Tages 
ist  der  fast  Siebzigjährige  Direktor  am  Konser- 
vatorium zu  Chicago  und  Leiter  der  dortigen  phil- 
harmonischen Konzerte. 

In  Boppard  verstarb  am  21.  August,  nach 
einem  Leben  reich  an  Erfolgen  auf  dem  Gebiete 
der  katholischen  Kirchenmusik  und  Musikpädagogik, 
der  Kgl.  Musikdirektor  imd  Seminaroberlehrer 
Peter  Piel  im  Alter  von  69  Jahren.  Fast  50 
Jahre  hat  der  Verewigte  in  Kempen  und  Boppard 
eine  grosse  Zahl  von  Lehrern  herangebildet,  welche, 
seinem  Beispiel  folgend,  segensreich  in  Kirche  und 
Schule   wirken.    Seine  glänzenden  GTeistesanlagen, 


sein  reiches  Wissen,  sein  unermüdlicher  Pflicht- 
eifer, sowie  seine  gemütvolle,  offene  und  herzliche 
Art  im  Verkehr  haben  ihm  allgemeine  Wert- 
schätzung erworben  und  sichern  ihm  in  den 
Herzen  seiner  Kollegen  und  Schüler  ein  dauerndes, 
ehrendes  Andenken.  Seine  Bestrebungen  fanden 
auch  Anerkennung  durch  Verleihung  des  Kgl. 
Kronenordens  und  des  Päpstlichen  Ehrenkreuzes 
pro  ecclesia  et  pontiflce. 

Bichard  Hof  mann  inLeipzig,  der  bekannte 
Musikpädagog,  Komponist  und  Musikschriftsteller, 
wurde  zum  kgl.  Professor  ernannt. 

Wie  bereits  berichtet  wurde,  veranstaltet  die 
Neue  Bachgesellschaft  vom  1. — 3.  Ok- 
tober d.  J.  in  Leipzig  im  Gewandhause  und  der 
Thomaskirche  das  zweite  seiner  Bachfeate,  zu 
dem  auch  Nichtmitglieder  Zutritt  haben.  Das 
reichhaltige  Programm  nennt  eine  Anzahl  Werke 
des  Altmeisters  Bach,  die  trotz  ihrer  hohen  Be- 
deutung nur  den  Wenigsten  durch  Aufführungen 
bekannt  sind.  So  wird  die  Sonnabend  -  Motette 
(1.  Okt.)  die  zwei  achtstimmigen  Motetten  „Singet 
dem  Herrn"  und  „Der  Geist  hilft  unsrer  Schwach- 
heit auf"  bringen,  während  im  Orcheeterkonzert 
u.   a.    die    seltener    gehörte    „D-dur-Suite",    das 


—    281     — 


yI>-iiioll-Konzert'*  für  3  Klaviere,  ein  .Concerto 
grosso**  von  Händel  und  endlich  die  grosse  welt- 
liche Kantate  „Vom  Streit  zwischen  Phoebns  nnd 
Pan*.  ein  Werk,  das  Bach  als  künstlerischen  Pole- 
miker zeigt,  znr  Aufführung  gelangen.  Das  „vierte 
Brandenburgische  Konzert",  Solowerke  für  Gesang, 
für  Klavier,  für  ViolonceU,  und  die  humoristische 
9  Kaffeekantate"  (Schweigt  stille)  kommen  in  der 
Kammermusik-Matinee  (2.  Okt.)  zur  Aufführung. 
Das  Hauptwerk  des  Nachmittag  -  Gottesdienstes 
(2.  Okt)  wird  die  mächtige  Reformationskantate 
,Gott  der  Herr  ist  Sonn'  und  Schild"  sein, 
und  mit  den  vier  Kantaten  „Herr,  gehe  nicht  in's 
Gericht",  ^Jesus  schläft«,  „Wachet,  betet*  und 
«Erfreuet  Euch,  Ihr  Herzen **  Endet  das  Kirchen- 
konzert (3.  Okt.)  und  somit  das  ganze  Fest  seinen 
Abschluss. 

Zu  diesen  Veranstaltxmgen  werden  Dauerkarten 
zum  Preise  von  je  10  Mk.  und  Eintrittskarten  für 
die  einzelnea  Konzerte  zum  Preise   von  je  4  Mk. 
ausgegeben.    Anmeldungen  zur  Teilnahme  können 
schon  jetzt  bei  den  Schatzmeistem  der  Gesellschaft, 
Breitkopf  &  Härtel  in  Leipzig,  erfolgen, 
die  auch  zu  jeder  weiteren  Auskunft  gern  bereit  sind. 
In  Salzburg  hat  Pelix  Mottl   bei  Gelegen- 
heit des  Festes  im  Namen  der  Wiener  Philhar- 
moniker eine  Rede  gehalten,  die  interessant  genug 
ist,  um  sie  mit  einigen  Kürzungen  wiederzugeben. 
Er  sagte:    „Ich  danke  Ihnen  im  Namen  der  Phil- 
harmoniker,   weil    ich   mich   schon  jetzt  mit  dem 
Philharmonischen  Orchester  solidarisch  fühle.    Das 
ist  ein   grosses  Wort,   ich  weiss   das  wohl.    Wer 
die  künstlerischen  Eigenschaften  der  Philharmoniker 
kennt,  weiss,  was  ich  damit  sage.     Wir  haben  uns 
in  der  kurzen  Zeit  schon  ganz  gut  verstanden  und 
werden  uns   auch   in  Zukunft  sehr  gut  verstehen. 
Ba  ich  die  Ehre  haben  werde,  das  Philharmonische 
Orchester  auch  in  Wien   zu   dirigieren,  so  scheint 
es  mir  von   guter  Vorbedeutung   zu  sein,  dass  ich 
hier  im  Zeichen  des  grössten  musikalischen  Genius, 
der  je  gelebt   hat,   meine  Tätigkeit    bei    den  Phil- 
harmonikern beginnen  konnte.  Mozart  ist  für  uns 
Mosiker  das  Heiligste,  was  wir  uns  denken  können. 
Ich  habe   nie   recht  verstehen  können,  wenn  man 
bei  Mozart  immer  nur  von  Heiterkeit  und  von  der 
gewissen    Schönheit   spricht.    Es    schien   mir,  als 
glaube  man,   dass  Mozart  nur  die  Oberfläche  der 
Erscheinxmgen    berührt   habe.    Mozart   war    aber 
der  tiefste  und  imiigste  Mensch,  der  je  gelebt  hat. 
£s  gibt  eine  Wehmut   in   der  Heiterkeit,   es   gibt 
einen  Schmerz  in  der  Freude,  der  die  Menschen  in 
Höhen  führt,  von  denen  herab  nur  die  Göttlichsten 
zu  uns  armen  Menschen  sprechen   können.    Auf 
dieser  Höhe   hat  Mozart  gestanden.     Wir   dürfen 
also  nicht    nur   von  Heiterkeit   und   von    absolut 
muBikalisch  Schönem  sprechen,  sondern  wir  müssen 
von  himmlisch  ünbegpreiflichem,  grossartig  Schönem 
f^prechen,  wenn  wir  von  Mozart  reden,  der  für  alle 
Zeiten  ein  Gegenstand  der  Verehrung  und  der  An- 
^>«tung  für  jeden  Künstler  war. 


Dass  ich  unter  diesem  Zeichen  meine  Tätigkeit 
mit  den  Philharmonikern  beginnen  konnte,  ist  für 
mich  ein  unendlich  freundliches  2^ichen,  das  ich 
nicht  anders  bezeichnen  kann,  als  eine  Fügung 
des  Schicksals,  für  die  ich  dem  lieben  Gott  danke. 
Heutzutage  gibt  es  in  der  Musik  so  viel  Modernes, 
Unwahres,  Hässliches,  Scheussliches,  was  sich 
fälschlich  Fortschritt  nennt,  dass  man  glücklich 
sein  muss,  wenn  man  zu  den  heimischen  PenatüU 
zurückkehrt.  Mozart  war  der  ktlhnste  Neuerer, 
den  es  Je  gegeben  hat;  er  war  der  fortschrittlichste 
Musiker,  der  je  gelebt;  denn  er  hat  wirklich  etwas 
ganz  Neues,  Unerhörtes  in  die  musikalische  Kunst 
gebracht:  er  hat  die  einzelnen  Instrumente  des 
Orchesters  sprechen  gelehrt,  er  hat  ihnen  Seele 
gegeben  —  mit  einem  Worte,  durch  Mozart  ist  die 
Musik  in  einem  gewissen  Sinne  erst  entdeckt 
worden.  Wir  müssen  nämlich  in  der  heutigen 
Zeit,  wo  so  viel  Entdecker  existieren,  Gott  danken, 
dass  er  uns  einen  so  himmlischen  Menschen  ge- 
geben hat.  Wenn  Mozart  jetzt  lebte,  so  würde  er, 
wenn  wir  morgen  Liszt  und  Brückner  aufführen, 
sagen:  Führt  sie  nur  auf,  das  ist  ganz  iu  meinem 
Sinne  I" 

FrauQois  Auguste  Gevaert,  der  Direktor 
des  königlichen  Konservatoriums  zu  Brüssel,  ist 
zum  auswärtigen  Bitter  des  Ordens  pour  le 
m^rite  für  Wissenschaft  und  Künste  ernannt. 
Gevaett  zählt  zu  den  hervorragendsten  lebenden 
Musikhistorikern.  Seine  „Geschichte  und  Theorie 
der  Musik  des  Altertums"  (1875  bis  1881,  2  Bde.) 
zeigt  ihn  als  einen  gewissenhaften  und  gründlichen 
Forseber  von  imponierender  Gestaltungskraft;  es 
ist  ein  Werk,  dessen  hohe  Bedeutung  durch  die 
Einwände,  die  gegen  die  Auslegung  der  alten 
Schriftsteller  erhoben  worden  sind,  nicht  ge- 
schmälert werden  kann.  Sein  Vortrag  über  ,J)ie 
Ursprünge  des  liturgischen  G^sanges^  (1890)  und 
das  Werk  „La  m^lopöe  antique  dans  le  chant  de 
l'^glise  latine^  (1895)  trugen  dazu  bei,  seinen  Huhm 
als  Musikgelehrter  zu  vermehren*.  Aus  früheren 
Jahren  stammen  zwei  musiktheoretische  Bücher: 
ein  Lehrbuch  des  gregorianischen  Gesanges  (1856) 
und  ein  «Trait^  dlnstrumentation"«  (1863).  Das 
letztgenannte  Werk  erschien  später  in  sehr  er- 
weiterter Form  und  ist  von  Hugo  Biemann.  der 
es  „zur  Zeit  das  bedeutendste  Werk  über  Instru- 
mentierung*^ nennt,  in 's  Deutsche  übertragen 
worden.  Auch  als  Komponist  ist  Gevaert  erfolg- 
reich tätig  gewesen.  Er  hat  11  Opern  geschrieben, 
von  denen  wir  in  Deutschland  freilich  so  gut  wie 
gar  nichts  wissen.  Nur  die  elfte,  „Les  deuz  amours^, 
ist  1861  zu  Baden-Baden  aufgeführt  worden.  Ein 
Requiem,  ein  Stück  für  Männerchor  und  Orchester 
(„Super  flumina  Babylonis"),  Festkantaten,  Chor- 
werke mit  Orchester  (Jacques  van  Artevelde*')  und 
Balladen  für  Sologesang  mit  Orchester  wären 
femer  zu  nennen.  Geboren  ist  Gevaert  am 
81.  Juli  1828  zu  Huysse  bei  Audenaarde.  Seine 
Studien   begann  er   auf    dem    Konservatorium   in 


—    282     — 


I 


Qent  Et  setzte  sie  in  Paris  fort;  dann  unter- 
nahm er  zn  seiner  weiteren  Ansbüdnng  Reisen 
nach  Spanien,  Italien  nnd  Deutschland,  bis  er  sich 
endlich  im  Jahre  185  ^  dauernd  in  Paris  niederliess. 
1867  wurde  er  Musikdirektor  der  grossen  Oper, 
1871  ging  er  nach  Brüssel,  wo  er  als  Direktor  des 
königl.  Konservatoriums  überaus  segensreich  wirkte. 
Durch  Aufführungen  von  Werken  aus  allen 
Epochen  der  Musikgeschichte  weckte  er  den 
historischen  Sinn;  ganz  besondere  Verdienste  In- 
dessen erwarb  er  sich  durch  die  Pflege  der 
Musik  Bach's. 

Anmeikung  der  Redaktion.  Aus 
Versehen  ist  zu  dem  „Schulgesangslehrplan'  von 
Frl  HeleneNöring,  Königsberg,  (Beiheft 


9  zu  No.  16  des  „Kl.  L.^)  eine  einleitende  Bemer* 
kung  fortgeblieben,  deren  Inhalt  nachsteliead 
erfolgt: 

Die  .Musik-Sektion  des  All.  D.  L.  V.'  erstrebt 
seit  Jahren  eine  Reform  des  Schulgesang^es  nnd 
die  fachgemässe  Ausbildung  von  Schulg^esang- 
lehreiinnen.  Der  mit  den  Arbeiten  betrauten 
Kommission  gehört  Frl.  Nöring  als  Mitglied  an, 
(die  übrigen  Damen  sind:  Frl.  Luise  Mfiller- 
Darmstadt,  Frl.  Elise  Hesse-Er f nrt, 
Frau  Dr.  Müller-Liebenwalde-Berlin), 
sie  hatte  in  erster  Linie  ihren  Lehrplan  für  die- 
selbe ausgearbeitet.  Im  Interesse  und  zur  Förde- 
rung der  Schulgesangsfrage  überliess  sie  der  Re- 
daktion ihre  Arbeit  zur  Veröffentlichung  im  „Kl.  L  ^ 


Bücher  und  MusikaUen. 


€h.  T.  Alkan  (aln^)   op.    54.      „Benedictus*^     pour 
Piano  k  Ciavier  de  P^dales.  Transcrit 
pour  deux  Pianos  a  quatre  mains  par 
Josä  Vianna  da  Motta. 
CotUllat  ft  Co.,  Parts. 

Von  Charles  Valentin  Alkan  ain^  sind  diejenigen 
Stücke,  welche  für  Pedal-Flügel  (und  versteckter- 
weise für  Orgel)  gedacht  sind,  die  innigsten  und 
tiefsten  an  Empfindung.  Und  in  dieser  Reihe 
nimmt  das  „Benedictus'  einen  erhöhten  Platz  ein. 
Rechts  die  ,Prieres<'  und  links  die  .Pröludes'S  in 
der  Mitte  das  „Benedictus^*:  so  gruppiert,  stellt 
sich  die  Serie  als  ein  erhebendes  Altarbild  dar. 
In  Ermangelung  der  Pedal-Tastatur  will  Alkan  sie 
„dreistimmig**  gespielt  wissen;  aber  in  ihnen  ist 
Reichtum  genug,  um  zwei  Pianisten  an  zwei 
Flügeln  damit  zu  bedenken.*) 

So  ist  der  Gledanke  da  Motta's  ein  richtiger 
gewesen,  als  er  die  Bearbeitung  dieser  religiösen 
Tondichtung  für  zwei  Klaviere  unternahm.  Er 
hat  sie  mit  Geschmack  und  Takt  durchgeführt, 
hat   sie    pianistisch    und    wohlklingend    gestaltet. 

Eine  grössere  Fülle  und  vollere  Grösse  hätte 
hie  und  da  ausgestreut  werden  können;  etwas 
mehr  „Freiheit"  hätte  vielleicht  die  Wirkung, 
zumal  im  Konzertsaale,  gesteigert.  Doch  zwingt 
die  Arbeit  da  Motta's  unsere  volle  Achtung  ab, 
die  seine  Pietät  noch  verstärkt. 

Das  Ausbrechen  des  „Hosanna",  welches  in 
seiner  befreienden  Freudigkeit  über  die  lange  und 
bange  Sehnsucht  des  ersten  Satzes  triumphiert  — 
(das  sind  „Erlebnisse",  durchgelittene  und  durch- 
genossene, verschwiegen  zurückgehalten  und  nun 
in  Musik  austönend!)  —  erlangt  in  da  Motta's  Be- 
arbeitung seinen  vollen  Ausdruck. 

Wer  über  die  Bedeutung  und  Stellung  Alkan's 
noch    im    Zweifel    sein    sollte,    wird    in    diesem 


*)  Man  vergleiche   das    lesenswerte  Vorwort 
zu  da  Motta's  hier  besprochener  Ausgabe. 


Hefte    einen    überraschenden    Aufschluss    darüber 
finden. 

Ferrucdo  Bu9oni 

Sandra  Droacker:  .Erinnerungen  an  Anton 
Rubin  stein".  Bemerkungen,  An- 
deutungen und  Besprechungen  (mit 
vielen  Notenbeispielen)  in  seiner  EUasse 
im  St.  Petersburger  Konservatorium. 
Barlh.  Seaff,  Lelpilg. 
Den  Pfeiffer-da  Motta*schen  Studien  und 
Aussprüchen  aus  B  ü  1  o  w  's  Klavierklassen, 
A.  Rubinstein 's  in  seinen  Schriften  „Die  Musik 
und  ihre  Meister",  Gedankenkorb,  „Erinnerungen*" 
niedergelegten  Anschauungen,  tritt  obengenanntes, 
von  der  Verlagsbuchhandlung  köstlich  ausgestattetes 
Büchlein  einer  Rabinstein-Schülerin  als  interessante 
Ergänzung  zur  Seite.  Es  hat  ihre  und  andrer 
Schüler  authentische  Aufzeichnungen  während  seiner 
Unterrichtsstunden  zum  fesselnden  Inhalt.  Es  er- 
gänzt auch  insofern  die  Bülow'schen,  die  klassischen 
Werke  am  ausführlichsten  berücksichtigenden  Er- 
läuterungen, als  es  den  Schwerpunkt  von  Rubin- 
stein's  mündlichen  Erklärungen  auf  die  Meister 
der  Romantik,  Schumann  und  namentlich  Chopin, 
(Pr^ludes  u.  a.)  verlegt.  Da  ist  es  denn  ein  Genuss, 
zu  lesen,  wie  knapp  und  treffend,  oft  mit  einem 
glücklich  gewählten  Bilde,  der  Meister  seine  Schüler 
in  den  geistigen  Gehalt  eines  Werkes  und  seine 
charakteristischen  Eigentümlichkeiten  einzuführen 
wusste.  Neben  diesen  beiden  Meistern  ist  auch 
Schubert,  Beethoven,  Balakireff  u.  a.  berücknichtigt. 
So  wird  sich  jeder  Klavierspieler,  namentlich  was 
Schumann  und  Chopin  anbetrifft,  reiche  Belehrung 
aus  ihm  holen.  In  einem  Punkte  freilich  suche 
er  sie  nicht:  in  der  Charakteristik  der  Stilarten 
älterer  Meister  (letzte  S.):  das  sind  allzu  sub- 
jektive, verallgemeinerte  und  mit  Recht  anfecht- 
bare Urteile,  wie  sie  Rubinstein  eben  immer  gab. 
Er     war     ein     absolut     subjektiver,  .  gewaltiger 


—     283     — 


Kfinstler,    aber    kein   sorgsam    and    kritisch,    ab- 
wägender Kopf. 

Dr.  W,  Niemann. 

Oscar  Beiinger:  .Technibche  Stadien".  36.  Auf- 
lage. 
Bosworth  k  Co.,  Lelpiig. 
Obgleich  es  viele  hervorragende  technische 
Werke  gibt,  wie  diejenigen  G-ermers,  Eschmann- 
Daxniir's,  Vetter 's  u.  A.,  ist  es  doch  nicht  über- 
ftüssi^y  immer  wieder  auf  ausgezeichnete  Werke 
dieser  Gattung  hinzuweisen,  da  jedes  etwas  Be- 
sonderes bringt  und  es  fast  keins  gibt,  das  alle 
andern  entbehrlich  machte.  Ein  verhältnismässig 
älteres  Werk,  da  es  bereits  in  36.  (!)  Auflage  er- 
schien, sind  die  oben  genannten  technischen 
Studien  des  in  London  ansässigen  Tausigschülers 
Oscar  Beringer.  Es  umfasst  die  gesamte 
Klaviertechnik  in  vorzüglich  erdachten  Uebungen 
mit  Anweisungen  über  ihre  Ausführung.  Be> 
achtenswert  ist  es,  dass  der  Verfasser  oft  Chopin^sche 
Motive  ausbeutet.  In  Chopin's  Etüden  steckt  ein 
Stndienstoff,   der  noch  nicht  erschöpft  worden  ist. 

J.   Vianna  da  Motta, 

J.  Krjjanowskj,  op.  2.    „Sonate"   für   Violoncello 
und  Klavier, 
op.  3.    „Phantasie   für  Klavier." 
H.  P.  BeUieff,  Leipxiff. 
VoD  den  beiden  hier  angezeigten  Werken  darf 
die    G-moll-Sonate     für    Violoncello     und 
Klavier  als  das   bedeutendere  gelten,   eine  treff- 
liche Komposition   von  schönem  und  leidenschaft- 
lichem Schwnnge  und  edlem  Pathos  ei  füllt,  als  ein 
op.  2  nun  vollends  ein  guter  Wechsel  für  die  Zu- 
kunft.   Der  Komponist   erscheint   hier   bereits  als 
selbständige,    stark    beanlagte    und    schöpferische 
Natur,  von  kräftigem  Eigenwillen  beseelt  und  mit 
ausgesprochen  tüchtigem  technischen  Können  aus- 
gestattet.   Die  drei  Sätze  der  Sonate  sind  trefflich 
disponiert  und  in  Hinsicht  auf  ihre  Thematik  von 
lebendigen  Gregensätzen  und  packenden,  wohl  vor- 
bereiteten   Steigerungen    erfüllt.     Zwischen    den 
beiden  Ecksätzen    und   ihrer  stürmischen  Bewegt- 
heit bildet    der   Mittelsatz,    Komanze,    mit   seiner 
schön    sich    ausbreitenden  Kantilene    einen    will- 
kommenen   Ruhepunkt.      Alles    ist    in     den    drei 
Sätzen  aufs  Wirkungsvollste   gestaltet,   ohne  dass 
von    einem    unkünstlerischen    Haschen    nach    ge- 
wollten Effekten   die  B^de  sein  könnte;   es  findet 
sich  vielmehr  alles  das  von  selbst  und  wächst  mit 
sichtlicher   Triebkraft    aus    einem    einzigen  Keime 
hervor.    Das  Violoncello   hat   den  Hauptanteil  am 
Ganzen,   immerhin   aber   ist   dem  Pianoforte  doch 
nicht    allein     die    Bolle     des     Begleiters     zuge- 
dacht.    Wie   dieses  Werk,   so   setzt  auch  die  Es- 
moll-Phantasie    für    Klavier    (op.    3)    sehr 
tüchtige  Spieler  voraus.    Diese  Komposition  macht 
in  der  Tat  den  Eindruck   einer  Improvisation  und 
enthält  zahlreiche  sehr  schöne  Stellen,  die  bedeutende 


Erfindungskraft  und  f ruchtbringendesKombinations- 
vermögen  verraten.  In  unverkennbarer  Weise 
wiegt  in  der  Phantasie  ein  gewisses  Streben  nach 
virtuoser  Entfaltung  aller  Kräfte  und  eine  merk- 
liche Freude  an  rein  klanglicher  Wirkung  vor. 
Aber  sei  dem,  wie  ihm  wolle,  man  hat  doch  seine 
Freude  an  diesem  Drange  nach  künstlerisch-musi- 
kab'scher  Betätigung,  an  dem  grossen  Zuge,  der 
durch  dieses  Werk  hindurchgeht! 

Gerh.  Schjeldemp:  „In  Baldurs  Hain"*.  Für 
Violine  u.  Ellavier. 
„Phantasiestück',  B-dur 
für  Violoncello  u.  Klavier. 
Bieltkopf  k  HSrtel,  Lflipil«. 
Grerhard  Schjelderup's  Komposition  „InBaidur's 
Hain"  für  Violine  und  Pianoforte  (oder  Orchester) 
ist  ein  schönes,  von  warmer  Poesie  durchhauch tes 
Stimmungsbild.  Es  gilt,  den  Frühlingsgott  Baidur 
zu  feiern,  Jungfrauen  und  Jünglinge  betreten 
nächtlicher  Weile  den  heiligen  Hain,  um  sich  unter 
Brausen  des  erdverj  fingen  den  Frühlingssturmes  von 
des  Gottes  Geist  ekstatisch  erregen  zu  lassen;  ein 
dichterischer  Vorwurf,  der  den  Tonkünstler  zu 
einem  innig  belebten,  warm  empfundenen  Satze 
inspiriert  hat.  Neben  Stimmungsgehalt  spielt  hier 
das  Kolorit  eine  nicht  zu  unterschätzende  Haupt- 
rolle, weshalb  zweifellos  die  Orchesterbegleitrmg 
vorzuziehen  sein  dürfte.  Das  Stück  gibt  dem 
Solisten  reichliche  Gelegenheit,  mit  schönem,  gesang- 
vollem Ton  hervorzutreten  und  sich  der  Führer- 
schaft zu  bemächtigen,  wenn  auch  die  Be- 
gleitung durchaus  symphonischer  Natur  ist.  — 
Das  Phantasiestück  (B-dur)  für  Violoncello  mit 
Pianofortebegleitung  ist  ein  breit  angelegtes 
Larghetto  von  intensiver  Melodik  und  wirksamer 
seelischer  Steigerung  im  Mittelteile,  in  der  Stim- 
mung wie  sein  Vorgänger  ebenfalls  sehr  glücklich 
getroffen  und  von  edlem  Gedankeninhalte.  Wir 
weisen  Violoncellspieler  um  so  lieber  auf  das 
prächtige  Stück  hin,  als  noch  immer  für  den 
öffentlichen  Vortrag  mit  wunderlicher  Vorliebe 
Arrangements  (und  zwar  oft  recht  bedenklich 
niederen  Wertes)  bevorzugt  werden. 

Alfr.  Moffat:  ,«Trio-Sonaten  alter  Meister*'  ftlr  zwei 
Violinen  und  Violoncello.    No.  2:  D- 
moll  von  Pietro  Locatelli.    No.  4, 
D-moll  von  Antonio  Vivaidi. 
N.  SImroekf  BerlU. 
Alfred  Moffat  ist  schon  früher  mit  Neubearbei- 
tungen  von  Werken    alter  Meister  hervorgetreten 
und  hat  auch  im  vorliegenden  Falle  sich  ein  Ver- 
dienst   mit    der    Herausgabe   je    einer    Triosonate 
(beide  in  D-moll)  von  Pietro  Locatelli  und  Antonio 
Vivaidi  erworben.    Nach   der  Originalausgabe  hat 
Moffat  an  Stelle  des  bezifferten  Basses   eine  sorg- 
sam  ausgearbeitete  Klavierbegleitung   gesetzt  und 
das  Ganze  mit  genauen  Bezeichnungen  des  Tempos 
und  der  Dynamik  versehen,  sodass  also  musikalisch 


—     284     — 


wertvolle  und  aasgezeichnet  schöne  Stücke  als 
Beiträge  edler  Hausmusik  allen  Interessenten  in 
die  Hand  gegeben  worden  sind.  Meines  Erachtens 
kann  der  rein  musikalische  und  zugleich  grosse, 
rein  erzieherische  Wert  solcher  Veröffentlichungen 
garnicht  hoch  genug  angeschlagen  werden.  Die 
Sachen  sind  von  ungemein  schöner  Klangwirkung, 
obwohl  an  keines  der  beteiligten  Instrumente 
irgend  welche  besondere  Ansprüche  erhoben  wer- 
den —  ein  Grand  mehr,  sie  zur  Hand  zu  nehmen 
und  sich  an  ihrem  schönen  Inhalte  zu  erfreuen. 
Auch  für  das  Zusammenspiel  werden,  nach  genauer 
Kenntnisnahme  einer  jeden  einzelnen  Stimme, 
schwerlich  bemerkenswerte  Schwierigkeiten  einer 
exakten  und  befriedigenden  Ausführung  im  Wege 
stehen. 

Bruno  Kittel,  „Technische  Studien''  zur  Nachhilfe 
und  Erweiterung  der  Fertigkeit  im 
Violinspiel. 

Bnift  Bolenbarv,  Leipilg. 
Bruno  KittePs  technische  Stadien  für  Violin- 
spieler bieten  Materialien  als  Lehrstoff  für  den 
ersten  Unterricht,  wie  auch  für  weitere  aufsteigende 
Schwierigkeitsgrade.  Sobald  der  Schüler  die 
leichteren  Tonarten  in  der  ersten  Position  beherrscht, 
mag  er  die  in  Bede  stehenden  Studien  vornehmen 
und  sie  sich  in  einer  vom  Lehrer  gebotenen  ver- 
ständigen Auswahl  und  Beihenfolge  nutzbar 
machen.  Das  Anfangskapitel  ist  der  Bogenf ührung, 
den  Stricharten  auf  leeren  Saiten  und  deren 
Wechsel  gewidmet,  denen  sich  für  Erzielung  ruhiger 
Handhaltung  und  elastischen  Fingeraufsatz  be- 
stimmte Fingerübungen  anschliessen.  Bogen-  und 
Fingerübungen  für  Saitenwechsel,  Spiel  auf  zwei 
und  vier  Saiten,  verschiedene  Stricharten,  Arpeggien, 


Doppelgriffe  und  Akkorde  machen  das  dritte  Kapitel 
aus,  während  das  folgende  sich  mit  rhythmiscliea 
Studien,  das  fünfte  mit  Verzierungen,  und  zwar  in 
dankenswert  sehr  ausführlicher  Weise  befasst.  Das 
vorletzte  Kapitel  hat  Lagenübungen  zum  Ghe^gen- 
stande  des  Studiums  und  bezweekt  vor  allem  eine 
grundlegende  Ausbildung  im  Verbinden  und  Treffen 
der  einzelnen  Lagen.  Die  das  Werk  beschliessende 
Abteilung  gibt  die  am  häufigsten  zur  Verwendung 
kommenden  Flageolettöne  und  u.  a.  auch  Beispiele, 
nach  deren  Muster  sich  von  einem  jeglichen  Tone 
aus  künstliche  Flageolettöne  bilden  lassen.  Ein 
dem  Werke  beigegebener  Anhang  enthält  Stadien 
in  Tonleitern  und  Akkorden  für  Fortgeschrittenere. 
Aas  allem  geht  hervor,  dass  die  in  Bede  stehenden 
Materialien  von  sehr  fachkundiger  Hand  zusammen- 
gestellt sind  und  ihre  Verwendung  beim  Unter- 
richte von  bestem  Erfolge  sein  wird.  Wir  empfehlen 
sie  daher  Lehrern  und  Schülern  als  genauester 
Benutzung  in  hohem  Grade  wert. 

Bugen  Segnitz. 

G.  GapeUen,  op.  26.    „Shogakti   shoka**,   Japa- 
nische Volksmelodien  als  Charakter- 
stücke für  Klavier  gesetzt. 
Breitkopf  *  Hirtel,  Leipxtff. 
Ein    äusserst    interessantes  Werk    für   musi- 
kalische Feinschmecker,   umsomehr,   als  der  Kom- 
ponist   seine    bis    heute  wenig  gekannten,   neuen, 
genialen    Ideen     über    Klangzusammenstellungen 
praktisch  verwirklicht.    Mit  japanischem  Kampfes- 
mut   bietet    er    durch    seine    herrlichen    Klang- 
wirkungen den  Musikfreunden   im  Schlafrock  den 
Krieg   an.    Aber,   aber!    Ob   nicht   auch   hier  die 
üeberzahl  siegen  wird? 

Ludwig  Riemann, 


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Gegr.  1896.     Direktion:  L  Beyer.     Gegr.  1896. 

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OberbürgermeiBter  MSUer  n.  A. 

Curatorimn:  Pfarrer  Baa«,  Sehaldirektor  Prof.  Dr.  Kraa- 
Maeker,  Bankier  Plaat,  Jnatiarath  SehefTer  tu  A. 

Lehrer :  Die  Damen :  L.  Beyer,  Blaixi-FSntery  Königl.  Opern- 
BäDgerin,  Gleese-Fabroal,  A*  TaadleB.  Die  Herren: 
A.  Hartdeg^By  Kammerrirtnoe.  Prof.  Dr.  HSbel, 
0.  Kaletaek,  KgL  Kammermnsiker,  K.  KietaaiaaBv 
Kgl.  Opemsäncer,  W«  HOBhaapty  Kgl.  Kammermusiker, 
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Mittel-  und  Elementarklassen. 

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des  KonserTatoriums  Kassel,  Wilhelmshöher  Allee  4a 


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einem  umfassenden  Miuiker-Oeburts-  und  Sterbckalendcr 

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Vorsteherin  der 

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dem  preisgekrönten  Rnschauungsunterricht  der  Vorsteherin. 
Berlin  W.,                                                                  Omnewald, 

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Stelleiioernittlung  aer  musiksektion 
des  jnige«.  D^iitscbeft  EebreriMiieM-Uereiiis. 

Centralleituiig:  Berlin  W.,  Luitpoldstr.  43. 


Auszug  aus  dem 

Stellenvermittlungs-Register. 


Offene  Stellen: 

In  einer  lebhaften  und  reichen  Stadt  Pommerns  wäre 
die  NiederlaMUDff  einer  Yiolinlehrerin  sehr  erwünscht. 

Geeuchte  Stellen: 

Kine  vorsügliche  Gesangspädagogin,  die  sich  durch 
ichriftstelleriache  Arbeiten  auf  dieeem  Gebiete  einen  Namen 
gemeoht  hat,  sucht  Engagement  an  einem  Konservatorium. 

Eine  gute  Konserts&ngerin  und  Oesanglehrerinf  Schü- 
lerin von  SiBtarmann,  sucht  geeigneten  Wirlungskreis. 

Verkauf: 

In  einer  kleinen  Stadt  Sohlesien's  sind  Klavierklassen 
ra  verkaufen.  Preis  incL  Inventar,  2  Pianinos,  1  Flügel, 
Kroise  Bibliothek  etc.  1800  Mark. 


Meldungen  sind  su  richten  an  die  Centralleitung  der 
Stellenvermittlung  der  Musiksektion. 
A-dresse:   Frau  H.  Burghansen,   Berlin  W.,  Luitpoldstr.  4S. 


Beibücher  zu  jeder  Klavierschule. 
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richtswerke  gehören  zn  den  brauchbarsten  ihrer  Art. 
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Verlag  ^^  Oppenhelmeri -Hameln. 


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Ihrer  Maj.  der  Königin  von  England, 

Ihrer  Maj.  der  Königin  Regentin  von  Spanien, 

Sr.  Königl.  Hoheit  des  Prinzen  Friedrich  Carl  von  Preussen, 

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brosch.  je  1,50  M.,  geb.  1,80  M.  —  Vokalmusik,  brosch.  2,25  M.,  geb.  2J5  M. 
;  Gesangskunst  ron  R.  Dannenberg,  2.  AufL  —   Violinspiel  ron  C.  Schroeder,   2.  AuCL  —  Vioionceuosptei  Ton 
CSchroeder.  ^  Taktieren  und  Dirigieren  von  C.  Schroeder,  2.  Aufl.,  brosch.  je  i.so  M.,  geb.  1,80  M.  —  Zither- 


■piel  Yon  H.  Thauer,  brosch.  2,40  M..  geb.  2,80  M. 
-  Zu  beziehen  durch  jede  Buchhandlung,  sowie  direkt  von   Max   Hense'i»   Verlag,    Leipzig. 


Musikschule  und  Seminar 

zur  Ausbildung  für  den  Lehrberuf 

Gegr.  1889.  [fl     ErfUrt.  ge<yr-  188». 

=  Direktorin  Frl.  A.  Hesse.  =:^=. 
Mitte  Oktober  beginnen  neue  Kurse  im  Seminar, 
gleichzeitig  Fortbildungskurse  für  Jüngere 
Musikiehrerinnen  und  Erzielierinnen. 

-^  Näheres  durch  Prospekte.  »<- 


Verlag  Breitkopf  &  Härte!,  Leipzig, 

Gerhard  Schjelderup. 


VortragsstQcke. 


In  Baldors  Hain.    Für  Violine  n.  Pfte.    .  M.  3,90 
Phantftsiestttek  in  B  dnr.    Für  Violoncello 

u.  Pfte.    .    .    ,  jfC  2/30 

=  Empfohlen  vom  ,<,Klavier- Lehrer*'.  ^^= 


Neue  Klavierkompositionen 


im  Verlage  von  JH.  P«  Belaleff  in  liCipzi^. 


Th.  Akimeiiko. 

Op.  16.    3  MorceanXy  Komplett       .    .    . 

No.  1.   Ghant  d'antomne    .    .    . 

No.  2.   Idylle 

No.  3.   Valse 

Op.  21.    5  Morceanxy  Komplett  .... 

No.  1.   Pr^lude       

No.  2.   Intermezzo 

No.  3.   Valse 

No.  4.   Melodie 

No.  5.   Esqnisse 

(§(•  Barmotlne. 

Op.  1.    Tema  con  Tariazioni 

Op.  2.    3  Bomanceii  Sans  paroles«  Komplett 
^         No.  1.   fa#     .....*.. 

No.  2.   sorjt 

No.  3.   Sol  > 

r.  Blmnenfeld. 
Op.  33.    2  Fragrments  caract^risliqnes    . 
Op.  34.     Ballade  (en  forme  de  Variations) 
Op.  85.    Mazonrkasy  Komplett     .... 

No.  1.   La  b 

No.  2.   do 

No.  3.   Mi  b 

A.  Glamoonow. 
S6r^nade    da    Troubadour    de    la    snite 
„Moyen-age<<  op.  79. 
Arrang6e  par  A.  Siloti  .    .    . 

—  La  meme,  Edition  simpllfi^e     . 

—  Pizzicato  du  ballet  ^^Baymonda^ 
op.  57.   Arrang^e  par  A.  S  i  1  o  t i 

J.  Kryjamowski. 

Fantasie 

A.  liiadow. 

3  Bagatelles 


Op.  3. 


Op.  53. 


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JL 

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H.  Hedteer. 
Op.  5.    Sonate  (fa) 

A.  SeriJ^bine 

Sonate  (No.  4,  Fa  j0 
4  Prelndes 

2  Pommes.    Komplett 
Söpar^ment. 

Poeme  No.  1      .    .    .    . 
Poeme  No.  2      .    .    .    . 

4  Prelndes 

Po^me  tragiqne     .    .    . 

3  Prelndes 

Poöme  sataniqne   .    .    . 

4  Prelndes 

Valse 

4  Prelndes 

2  Maznrkas 

Po^me 

8  Etndes,  Komplett  .    . 

S^parement. 


Op.  80. 
Op.  31. 
Op.  32. 


Op.  33. 
Op.  34. 
Op.  35. 
Op.  36. 
Op.  87. 
Op.  38. 
Op.  39. 
Op.  40. 
Op.  41. 
Op.  42. 


*M<    3,50 


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Op.  30. 


R6  b 

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J.  Wlhtol. 

Prelndes,  Komplett JU 

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No. 
No.  2. 
No.  3. 
No.  4. 
No.  5. 
No.  H. 
No.  7. 
No.  8. 


Op.  10.    Sonate 


B.  Zolotareff. 


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1,40 

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-,40 
-,80 

8,50 


Für  die  Redaktion  TerantworUich:  Anna  Morsch,    Berlin  W.,  Ansbacherstr.  37. 
Expedition  und  Verlag  ^^Der  Klarier- Lehrer^,  M.  Wolff ,  Berlin  W.,   Ansbacherstrasse  87. 
•  Dmck:  J.  S.  Preuss,  Berlin  S.W.,  Kommandantenstr.  14. 


290 


^usikpädagogischer  Verband. 


ixr 


Tages-Ordnung 

far  den 

Zweiten  Musikpädagogischen  Kongress 

6.  bis  8.  Oktober  zu  Berlin 
im 

I^eichstagsgebäude  —  Königsplatz. 


Erste  Sitzung« 

Donnerstag^  den  6.  OktobePi  Vormittags  10  Uhr  pQnktlich. 

1.  Eröffnung  des  II.  Musikpädagogischen  Kongresses. 

Herr  Professor  Xaver  Scharwenka,  I.  Vorsitzender. 

2.  Jahresbericht. 

Frl.  Anna  Morsch,  I.  Schriftführerin. 

3.  Bericht  über  die  Prüfungskommissionen. 

Herr  Professor  Gustav  Hollaender,  II.  Vorsitzender. 

4.  Einleitungsbericht  zu  den  folgenden  Referaten  und  Hinweis  auf,  die  Auf- 

gaben des  Musikpädagogischen  Verbandes. 
Herr  Musikdirektor  Mengewein. 

5.  Die  Pädagogik  als  Lehrgegenstand  im  Musiklehrer-Seminar. 

Frl.  Leo-Berlin,  Herr  Professor  WalbrOI-Stuttgart 

6.  Psycho-physiologischer  Musikunterricht. 

Frl.  Jna  Löhner-Nürnberg. 

Pause. 

7.  Die  Musikästhetik  und  ihre  praktische  Einführung. 

Frl.  Olga  Stieglitz-Berlin,  Herr  Professor  Hennig-Posen. 

8.  Die  Notwendigkeit  der  Einführung  der  Akustik  in  den  Lehrplan. 

Herr  Ludwig  Riemann-Essen. 

9.  Das  Musikdiktat  und  seine  Pflege. 
Herr  Musikdirektor  Mengewein-Berlin. 

^=4^ 


291 


Zweite  Sitzung. 

Donnerstag,  den  6.  Oktober,  Nachmittags  4  Uhr. 

1.  Reformen  auf  dem  Gebiet  des  theoretischen  Unterrichts. 

Herr  G.  Capellen-OsnabrUck. 

2.  Musikgeschichte  und  Formenlehre  auf  dem  Seminar. 

Herr  Direktor  Kaden-Dresden. 

3.  Zusammenfassender  Bericht  über  die  vom  Vorstand  begonnenen  Arbeiten. 

Frl.  Anna  Morsch-Berlin. 

4.  Ausarbeitung  eines  Führers  durch  die  Klavierliteratur. 

Herr  Direktor  Voqt-Hamburg. 

5.  Notenlese-Lehrmethode  auf  Grundlage  des  Intervallesens. 

Herr  Robert  Huch-Braunschweig. 

N.  B.    Die  Leitgedanken  zu  den  Referaten  und  den  Vorträgen  der  drei  SSitzungs- 
tage  werden,  soweit  sie  vorliegen,  gesondert  gedruckt  und  in  der  1.  Sitzung  verteilt. 

«"^^^-^ 

Dritte  Sitzung. 


Freitag,  den  7.  Oktober,  Vormittags  10  Uhr  pünktlich. 
Der  Kunstgesang  und  die  Ausbildung  der  Gesanglehrkräfte. 

1.  Die  Erlernung  des  losen  Tones. 

Herr  Professor  SIga  Garsö-Bremen. 

2.  Die  Anforderungen  des  Examens  für  Kunstgesangspädagogik. 

Frl.  Comelle  van  Zanten-Berlin. 

P  a  u  8  e. 

3.  Der  Kunstgesang  und  die  Ausbildung  der  Gesanglehrkräfte. 

Herr  Professor  Carlo  Somigli-London. 

4.  Gesangspädagogische  Reformen. 

Frau  Nana  Weber-Pell-München. 

Vierte  Sitzung:* 


Freitag,  den  7.  Oktober,  Nachmittags  4  Uhr. 

1.  Welches  sind  die  Grundfehler  unserer  heutigen  Methodik? 

Frl.  Toni  Bandmann-Hamburg. 

2.  Die  Physiologie  der  Bogentechnik. 

Herr  Dr.  Steinhausen-Hannover. 

3.  Reformen  auf  dem  Gebiet   der  Notenschrift,   beruhend   auf   dem  Prinzip 
der  Einheitlichkeit  und  Relativität  der  Zeichen.  /.\ 
Herr  6.  Capellen-Osnabrück.                                                                J^ 


292 


Fünfte  Sitzung. 

Sonnabend^  den  8.  Oktober,  Vormittags  10  Uhr  pünktlich. 

Reformen  auf  dem  Gebiet  des  Schulgesanges. 

1.  Einleitende  Referate  der  Kommissionen: 

a)  des  musikpädagogischen  Verbandes  für  die  Knabenschulen. 
Referent:  Herr  Domsänger  Rolle-Berlin. 

b)  der  Musik-Sektion  für  die  Mädchenschulen. 
Referentin:  Frl.  Helene  NOring-Königsberg. 

2.  Der  Schulgesang  in  Holland. 

Frl.  Cornelie  van  Zanten-Berlin. 

3.  Der  Schulgesangunterricht  auf  Grundlage  des  blossen  Intervallesens. 

Herr  Robert  Huch-Braunschweig. 

Pause. 

4.  Die  Stimmbildung  in  der  Volksschule  mit  praktischen  Vorführungen. 

Herr  Kantor  Hänssel-Leipzig. 
Diskussionsredner:  Herr  Ludwig  Riemann-Essen,  Herr  Ernst  Paul-Dresden. 
Frau   Dr.  MDIIer-Llebenwalde-Berlin,  Herr    Gustav  Borchers-Leipzig, 
Herr    Arno    Werner  -  Bitterfeld,     Herr     Dr.     HIemeyer  -  Landsberg, 
Herr  Max  Battke-Berlin. 

5.  Schluss  des  Kongresses. 

Sonnabend,  den  8.  Oktober,  Nachmittags  4  Uhr. 


@iet)eFa1«)9ersaii)it)1at)g 


des 

usiHpädagogIscbet)  ^^erbandes. 

Nur  für  die   Mitglieder. 
Geschäftsbericht. 
Kassenbericht. 
Beschlüsse  über  die  Beratungen  des  Kongresses  und   über   die  weiteren 

Aufgaben  des  Verbandes. 
Beratung   über  Einrichtung  von  Ferien-    und    Sonderkursen   für  jüngere 

Lehrkräfte. 
Wahl  des  Berliner  geschäftsführenden  Vorstandes  und  des  künstlerischen 

Vorstandes  ausserhalb  Berlins. 
Beratung  über  Zeit  und  Ort  des  nächsten  Kongresses. 

Der  Vorstand. 

L  A.: 
Professor  Xaver  Scharwenka 

Ordentl.  Mitglied  und  Senator 
der  Königl.  Akademie  der  Künste  zu  Berlin. 


293 

f  !$•  ÄJüsil^pädagogiscbcF  ^ot)§if^ss.  f 

Schlusswort  vor  den  Verhandlungen. 

Von 
Anna  Horseh. 

In  den  nächsten  Tagen  tritt  der  IL  Musikpädagogische  Kongress  in 
seine  Beratungen  ein.  Das  reichhaltige  Programm,  welches  die  vorstehenden  Seiten 
verzeichnet  haben,  lässt  trotz  der  Mannigfaltigkeit  doch  einen  einheitlichen  Zug 
erkennen;  alle  Themen  beziehen  sich  auf  die  Haupt-  und  Kernfragen,  die  den 
Impuls  zur  Gründung  des  Musikpädagogischen  Verbandes  gaben,  auf  die 
„Hebung  des  Musiklehrerstandes  durch  erweiterte  künstlerische  und  geistige 
BUdung." 

Dank  der  wachsenden  Erstarkung  der  jungen  Vereinigung  konnte  schon 
an  manche  Detailarbeit  herangetreten  werden,  das  Programm  des  ersten  Tages 
legt  Zeugnis  davon  ab;  die  Themen  zum  Kunst-  und  zum  Schulgesang  rücken 
immer  wieder  die  Frage  in  den  Vordergrund:  Welche  F'orderungen  haben 
wir  an  die  Lehrenden  zu  stellen,  denen  die  künstlerische  Erziehung  der  nach 
uns  kommenden  Generation  anvertraut  ist? 

Bei  der  Bedeutung,  die  den  neuen  Arbeiten  zuzumessen  ist,  scheint  es 
geboten,  der  früheren  zu  gedenken  und  in  knapper  Zeichnung  die  bisherige 
Entwicklung  zu  skizzieren. 

Der  vorjährige  erste  musikpädagogische  Kongress  war  vornehmlich 
grundlegender  Tendenz.  Eine  neue  Institution  sollte  geschaffen  werden, 
ein  Band  geknüpft,  um  alle  hervorragenden  Führer  auf  dem  Gebiet  des  Unter- 
richtswesens zu  gemeinsamer  Arbeit  zu  vereinen,  es  galt  Reformgedanken  zu 
verkörpern,  die  seit  länger  wie  50  Jahren  die  Musikerkreise  bewegen,  und  in 
ungezählten  Notrufen  zum  Ausdruck  kamen.  Die  kleine  Gruppe,  die  zu  dem 
Versuch  zusammengetreten,  die  gebieterischen  Forderungen  der  Zeit  in  die  Tat 
umzusetzen,  war  sich  wohl  der  einzuschlagenden  Wege  bewusst;  ihr  Appell 
allein  würde  aber  in  der  Reihe  der  sich  kreuzenden,  unendlich  verschiedenen 
und  entgegengesetzten  Richtungen  wirkungslos,  wie  so  viele  frühere,  verhallt 
sein.  So  hiess  es  die  Kunstgenossen  zum  Wort  in  ihrer  eigenen  Sache  aufzu- 
rufen, eine  weitverzweigte  Vereinigung  zu  gründen,  die  sich  über  Zweck  und 
Mittel  des  zu  Erstrebenden  verständigte  und  in  dem  Widerstreit  der  Meinungen 
die  ruhenden  Pole  auffand,  in  denen  alle,  denen  die  Kunst  und  ihre  Entwicklung 
Herzenssache  ist,  einig  sein  konnten,  einig  sein  mussten. 

Unter  diesen  Auspizien  trat  der  erste  musikpädagogische  Kongress  zu- 
sammen. Er  wollte  keinen  Abschluss  herbeiführen,  nur  einen  Anfang  ein- 
leiten. Er  stellte  die  Fundamentalfragen  auf:  „Welche  Ansprüche  haben  wir  an 
den  Kunstlehrer  zu  stellen"  ?  „Wie  und  wo  soll  er  sich  die  Summe  von  Kennt- 
nissen erwerben,  die  von  dem  Lehrer  und  Führer  zu  fordern  sind,  damit  er 
durch  Umsicht  in  seinem  speziellen  Beruf,  durch  Intelligenz,  durch  seine  allge- 
meine Bildung  sich  die  unserer  Kunst  würdige  Lebensstellung  erringt  und  ein 
berufener  Leiter  der  nachstrebenden  Generation  wird"? 

Diese  Kardinalfragen  kamen  bei  der  ersten  Zusammenkunft  zur  gemeinsamen 
Erörterung  und  wurden  durch  den  Vorstand  der  weiten  Oeffentlichkeit  zu  per- 
sönlicher Beurteilung  übergeben.    Sie  zeitigten  die  Resultate,  die  in  den  Satzungen 


294 


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des   Verbandes,   in   der   Prüfungsordnung  niedergelegt   sind  und  zur  Wahl  der 
Prüfungskommissionen  führten. 

So  war  der  Grundstein  gelegt,  der  Bau  im  Umriss  und  in  der  Gliederung 
angedeutet.  Nun  hiess  es  an  die  feinere  Detailarbeit  herantreten.  Eine  Fülle 
von  Stoff  gab  es  hier  zu  bewältigen  und  die  Frist  eines  Jahres,  das 
fast  zur  Hälfte  mit  den  ersten  abschliessenden  Arbeiten  belastet  war,  konnte 
selbstverständlich  nicht  Alles  zum  Abschluss  bringen.  Aber  Manches  steht  vor 
der  Entscheidung,  Vieles  ist  eingeleitet  und  sieht  der  Weiterentwicklung  entgegen 
und  von  dem  zweiten  Kongress  und  seinen  zahlreich  angemeldeten  Referaten 
erhofft  der  Verband  weitere  kräftige  Förderung. 

Reorganisationen,  Neugestaltungen,  die  einen  Kampf  gegen  decennienlange 
Gepflogenheiten  bedeuten,  lassen  sich  nicht  plötzlich  durchführen;  jeder  Fortschritt^ 
an  dem  die  Massen  beteiligt  sind,  gleicht  dem  Wellenandrang  des  Meeres,  dem 
scheinbar  ein  gleich  weiter  Rückschlag  folgt.  Neue  Gedanken,  neue  Ziele,  die 
die  Menschheit  vorwärts  treiben,  erfahren  Zweifel  und  Widerspruch,  gefährden 
auch  wohl  die  Interessen  Einzelner,  sie  bedürfen  vor  allem  der  Zeit,  der  Er- 
fahrung, um  voll  auszureifen.  So  Hessen  sich  auch  die  vom  Verbände  ge- 
planten Reformen,  der  Ausbau  der  Seminare,  die  vermehrten  Forderungen  der 
künstlerischen  und  pädagogischen  Bildung  nicht  plötzlich  einführen;  auch  kann 
erst  die  praktische  Erfahrung  den  Beweis  liefern,  ob  die  aufgestellten  Pläne  sich 
als  richtig  erweisen,  ob  die  Ziele  zu  hoch  oder  zu  niedrig  bemessen.  Es  wurde 
daher  zur  ruhigen  Ausreifung  eine  dreijährige  Uebergangsperiode  anbe- 
raumt. Sie  ist  auch  zur  Beschaffung  der  oft  unzureichenden,  oft  fehlenden 
Bildungsmittel  unerlässlich.  Hier  erwächst  dem  Verbände  noch  ein  weites 
Arbeitsgebiet  und  hier  kann  der  bewegende  Grundgedanke  der  Vereinigung  zu 
vollem  schönen  Ausdruck  kommen:  Gemeinsamkeit  des  Strebens  zu  einem 
grossen  schönen  Ziel,  aber  Teilung  der  Arbeit!  Die  Erkenntnis  dieser 
„Losung  der  Zeit"  kann  mit  Freude  unter  den  Genossen  konstatiert  werden; 
mit  dankenswerter  Hingabe  beteiligten  sich  Viele  an  den  gestellten  Aufgaben 
Andere  haben  sich  jetzt  persönlich  zum  Wort  gemeldet,  um  ihre  Gedanken 
und  Erfahrungen,  ihre  Kenntnisse  auf  Spezialgebieten  auszusprechen  und  klar- 
zulegen. So  ist  ein  lebendiger  Fortschritt  auf  diesem  Arbeitsgebiete  von  den 
Verhandlungen  des  Kongresses  zu  erwarten. 

Auf  der  Tagesordnung  nehmen  die  Beratungen  über  „Reformen  des 
Schulgesanges**  einen  breiten  Raum  ein.  Von  dem  Gedanken  geleitet,  dass 
im  Schulgesangunterricht  die  Wurzel  der  musikalischen  Volkskraft  ruhe,  dass 
die  jetzige  Pflege  desselben  aber  keineswegs  den  zu  stellenden  Ansprüchen  ent- 
spricht, dass  die  mangelnde,  einheitliche  Leitung,  vielfach  fehlende  Fachbildung 
der  zum  Gesangunterricht  Berufenen  Schädigungen  der  Stimme  und  der  Gesund- 
heit zur  Folge  habe,  veranlassten  den  Vorstand,  die  Frage  auf  sein  Programm 
mit  zu  übernehmen.  Ein  abschliessendes  Resultat  ist  selbstverständlich  von 
dem  diesjährigen  Kongress  nicht  zu  erwarten.  Aber  durch  vielseitiges  Klarlegen 
der  Schäden,  durch  Meinungsäusserungen,  durch  Vorschläge  zur  Besserung,  -— 
aus  der  Summe  dessen,  was  gesprochen,  löst  sich  dann  leichter  das  Bild,  von 
dem  was  Not  tut  und  klärt  sich  damit  auch  der  Weg,  der  zur  AbhUfe  einzu- 
schlagen ist.  Was  uns  die  nächsten  Tage  geben  werden,  ist  das  grundlegende 
Material  zu  weiteren  Erörterungen. 

Im  übrigen  spricht  unser  reichhaltiges  Tagesprogramm  für  sich  selbst,  es 
zeugt  für  die  lebendige  Teilnahme,  die  den  Reformbestrebungen  entgegengebracht 


295 


wird  und  lässt  den  erwachenden  Solidaritälsgeist  erkennen,  der  gerade  den 
Musiklehrenden  noch  so  fem  lag.  Und  dieser  Geist  der  Gemeinsamkeit  wird 
auch  bei  den  bevorstehenden  Beratungen  überall  den  Boden  der  Verständigung 
zu  suchen  und  zu  finden  wissen,  so  dass  durch  das  einmütige  Zusammenwirken 
so  vieler  Kräfte  wir  dem  ersehnten  Ziele  wieder  um  einen  Schritt  näher  kommen. 


B<iS^^  K'anl'z  als  Kla^ieFpädagoge. 

(geb.  13.  September  1844,  gest.  26.  Mai  1898.) 

Von 

Ernst.  Paul. 

Der  Inhalt  des  Begriffes  Unterricht  schliesst  in  sich  ein  planmässiges 
Verfahren  der  Belehrung  zum  Zwecke  der  Vermittlung  von  Kenntnissen  und 
Fertigkeiten,  das  erst  dann  als  ein  pädagogisches,  d.  h.  erziehliches  bezeichnet 
werden  kann,  wenn  es  im  Dienste  der  Willensschulung,  der  Charakterbildung 
steht.  Die  Summe  der  Regeln  vom  Unterrichte  heisst  Unterrichtslehre  und 
die  durch  ihre  Anwendung  zur  Kunst  gewordene  Uebung  Unterrichtspraxis; 
die  erstere  befasst  sich  mit  dem  Ziele  des  Unterrichts,  mit  dem  Aufbau 
der  zu  behandelnden  Stoffe  und  mit  der  Art  ihrer  unterrichtlichen  Ver- 
wendung. Das  zielbewusste  Verfahren,  durch  geeignetes  Material  den  Unter- 
richtszweck zu  erreichen,  nennt  man  Methode  und  eine  Darlegung  derselben: 
Lehrplan  oder  Lehrgang;  in  seiner  Gestaltung  und  in  dem  Grade  der  Technik 
seiner  Anwendung  im  Unterrichte  ist  die  Kennziffer  gegeben  für  die  pädagogische 
Bewertung  eines  Lehrers.  Im  Lichte  der  durchaus  zeitgemässen  Bestrebungen 
des  Musikpädagogischen  Verbandes,  die  darin  gipfeln,  diese  Kennziffer  bei  der 
Allgemeinheit  der  Unterrichtgebenden  auf  eine  der  Bedeutung  des  Faches  ent- 
sprechende Durchschnittshöhe  zu  bringen,  sei  in  Kürze  das  Musterbild  eines 
Klavierpädagogen  gezeigt,  mit  dessen  frühem  Hinscheiden  die  Musiklehrerwelt 
einen  der  Besten  verlor,  dessen  unerschöpflich  scheinende  Arbeitskraft  Vieles 
und  Bedeutsames  erwarten  liess  und  dessen  hervorragende  Wirksamkeit  noch 
unter  der  Feder  merklich  wächst,  besonders  beim  Hinblicke  auf  die  von  uns 
erstrebten  Reformen  auf  dem  Gebiete  des  Musikunterrichts:  Eugen  Krantz, 

Er  war  Schüler  des  Dresdener  Konservatoriums,  wurde  1869  Lehrer  von 
dieser  Anstalt,  übernahm  1877  die  Leitung  des  Klavierlehrerseminars,  das  seine 
Gründung  im  Jahre  1867  einer  Anregung  des  verdienstvollen  C.  H.  Döring  ver- 
dankt, und  wurde  1890  Direktor  des  vielbesuchten  Instituts.  1882  erhielt  er  den 
Titel  „Professor"  und  1896  den  eines  Königl.  Sachs.  Hofrates.  Er  starb  am 
26.  Mai  1898  in  Gohrisch  bei  Königstein. 

Krantz  legte  die  Grundsätze  des  Lehrverfahrens  nieder  in  seinem  „Lehr- 
gang im  Klavierunterrichte.  Methodische  Anleitung  für  Lehrende, 
musikalische  Elementarlehre  und  technischeUebungen  für  Lernende.** 
Berlin  1882,  Ries  und  Erler. 

Er  fasst  die  Aufgaben  des  Musiklehrers  in  3  Punkten  zusammen: 

1.  Entwicklung    des    Verstandes    zur    Auinahme    notwendiger 
Kenntnisse, 

2.  Schulung  der  Technik, 
Ausgestaltung  des  musikalischen  Empfindungsvermögens. 


296 


Als  unentbehrlich  fordert  er  eine  Durcharbeitung  der  musikalischen 
Elementarlehre,  deren  einzelne  Kapitel  in  der  Weise  vorgenommen  werden, 
dass  vorliegende  technische  und  musikalische  Aufgaben  theoretisch  ausreichend 
erläutert  sind.  Er  bietet  reiferen  Schülern  kurze  Belehrung  über  das  physikalische 
Weseti  des  Klanges  und  über  die  Art  des  zu  erlernenden  Instrumentes;  den 
Anfänger  führt  er  zunächst  ein  in  das  Verständnis  der  Notenschrift,  dem  sich 
die  Kenntnis  vom  Verhältnis  der  Noten  zu  den  Tasten  zugesellt.  Seine  Art, 
das  Notenlesen  zu  erlernen,  stützt  sich  nicht  allein  auf  das  Gedächtnis,  sondern 
vor  allem  auf  die  Erkenntnis  des  Stufenverhältnisses  der  Noten  untereinander; 
das  Verfahren  hat  den  Vorteil,  den  häufig  zu  beobachtenden  Uebelstand  zu 
verhindern,  der  sich  in  einer  noch  nach  Jahren  bemerkbaren  Unsicherheit  in  der 


Erfassung  der 
Der  Schüler  lernt 
den  Schüsseln 
Anfange  an  lesen 
nicht  in  die  Ver- 
noten  in  eine  ge- 
abhängigkeit  vom 
zu  bringen, 
des  Tonnamens 
samen  „H")  mit 
zen:  Bis,  Bisis, 
halte  ich  für  eine 
werte  Anregung, 
nissen  des  sich 
Spieles  erweitem 
oretischen  Kennt- 
im Anschluss  an 
ton"  und  „Ganz- 
Versetzungen 
behandelt,  sodann 
Töne,  wobei  die 
längerten  Werte 
schaulichen     Er- 


Eugen  Krantz. 


Bassnoten  zeigt, 
die  Noten  in  bei- 
gleich von  allem 
und  kommt  gar 
suchung,  Bass- 
wisse  Differenz- 
Diskantsysteme 
Die  Anwendung 
„B"  (statt  des  selt- 
den  Konsequen- 
Bes  und  Beses 
recht  beachtens- 
Mit  den  Bedürf- 
entwickelnden 
sich  auch  die  the- 
nisse;  es  werden 
die  Begriffe  „Halb- 

tonschritt**  die 
und  ihre  Zeichen 
dieZeitdauerder 
durch  Punkte  ver- 
einer recht  an- 
klärung  bedürfen, 


weil  dem  Durchschnittsschüler  selbst  einfache  Operationen  mit  Bruchzahlen 
Schwierigkeiten  verursachen.  Weiterhin  werden  die  Pausen  behandelt  und  Er- 
klärungen gegeben  über  Rhythmus,  Takt  und  Tempo  —  Gebiete,  über  die  später 
zusammenfassende  Uebersichten  gewonnen  werden.  Wesentlich  ist  die  Vermittlung 
einer  klaren  Einsicht  über  die  Lehre  von  den  Tonarten,  Intervallen  und  Ak- 
korden, weil  das  umfängliche  Gebiet  der  technischen  Uebungen  nur  dann  frucht- 
bringend ausgebaut  werden  kann,  wenn  dem  Schüler  die  angeführten  Kenntnisse 
vollkommen  geläufig  sind.  Dem  theoretischen  Materiale  gegenüber  fordert  Krantz 
vom  Lehrer:  Eigene  genaue  Kenntnis  des  Stoffes;  die  Fähigkeit,  sich 
jedemVerständnisseanzupassen;strengeßeachtunglogischerKorrektheit 
zu  welcher  notwendig  ist,  dass  sich  der  Stoff  im  Bewusstsein  des  Schülers  allmählich 
aufbaut,  ihm  aber  nicht  als  ein  Fertiges  zu  mechanischer  Aneignung  überlassen 
wird;  endlich  Gewissenhaftigkeit,  die  sich  u.  a.  darin  erweist,  dass  der 
Lehrer  durch  dauernde,  dem  Schüler  interessant  gemachte  Wiederholung  Be- 
herrschung der  theoretischen   Stoffe   erstrebt.    Die   straffe  Selbstzucht  und  die 


297 


grosse  Elastizität  seines  pädagogischen  Taktes  in  der  Behandlung  der  einzelnen 
Schüler  nach  ihrer  besonderen  Eigenart  war  bei  Krantz  beispielgebend  und  fand 
ihre  Erklärung  in  sorgfältiger,  stetiger  Beobachtung  der  Schüler,  in  fortwährender 
Beurteilung  der  eigenen  erziehlichen  Arbeit  und  in  dem  unausgesetzten  Streben 
nach  Vervollkommnung  seines  Tuns. 

Mit  vollem  Erfolge  war  er  tätig  als  Lehrerbildner;  in  seinem  Seminar 
fand  er  reichlich  Gelegenheit,  seine  Lehrgrundsätze  praktisch  zu  erproben,  die 
hundertfaltig  Frucht  trugen.  „Wir  wollen  Lehrer  bilden  —  schreibt  er  bei 
Veröffentlichung  seines  Programms,  nachdem  er  die  Anstaltsleitung  über- 
nommen hatte —  nicht  in  dem  landläufigen  Sinne,  nach  welchem  jeder 
zum  Lehren  des  Faches  für  befähigt  gilt,  welches  er  selbst  einmal 
mehr  oder  weniger  schlecht  oder  recht  gelernt  hat,  sondern  mit  der 
Absichtsrichtung,  den  zukünftigen  Lehrer  auf  diesen  Beruf  in  ge- 
eigneter Weise  vorzubereiten.  Wir  verlangen,  dass  der  Zukunfts- 
lehrer das  von  ihm  zu  lehrende  Fach  selbst  tüchtig  beherrsche,  dass 
seine  fachlichen  Kenntnisse  lückenlose  seien,  dass  von  ihm  insbe- 
sondere die  Grundsätze  des  Lehrverfahrens  gut  begriffen  werden 
und  endlich,  dass  die  ersten  Lehrversuche  nicht  auf  Kosten  des 
Publikums  führerlos  und  oft  als  missglückende  Experimente  ver- 
laufen, sondern  dass  sie  in  der  Anstalt  selbst  unter  ratender,  helfender 
Ueberwachung  ausgeführt  werden.**  Und  wie  nahe  Krantz  unseren  „Re- 
formen** stand,  das  erkennt  man  aus  dem  Vorworte  bei  Gelegenheit  der  2.  Auf- 
lage vom  1.  Teile  seines  Lehrganges,-  wo  es.u.  a«  heisst:  „Es  gibt  kaum  ein 
anderes  Lehrgebiet,  auf  dem  so  viele  Unfähige  Schaden  stiftend  sich  breit 
machen,  als  auf  dem  des  Klavierunterrichts.^  Sind  es  nicht  Unsummen,  die  für 
schlechten  Musikunterricht  zum  Fenster  hinaus  geworfen  werden?  Ist  die  Zeit- 
und  Kräftevergeudung  dabei  je  wieder  einzubringen?  Laufen  ungeschickt  ge- 
leitete Studien  nicht  oft  genug  auf  Gesundheitsschädigung  hinaus?  —  Ja,  den 
Stimmen,  welche  von  einer  „Klavierseuche**  sprechen,  könnten  sich  die  fähigen 
Klavierlehrer  anschliessen,  wenn  man  mit  dem  bösen  Ausdrucke  die  Masse  der 
schlechten  Klavierspielerei  treffen  wollte.  Wenn  nun  auch  eine  Anzahl  treuer 
Kämpfer  für  sorgfältigen,  die  edle  Musik  pflegenden  Unterricht  unermüdlich  tätig 
ist,  dem  Pfuschertum  Boden  abzugewinnen,  so  glaube  ich  doch  nicht  an  durch- 
greifende Erfolge,  so  lange  nicht  die  staatliche  Gesetzgebung  dem  Zu- 
strömen unberufener  Elemente  durch  Einrichtung  von  Musiklehrer- 
prüfungen Einhalt  tut.  Nun  bis  dahin  muss  eben  weiter  gekämpft  werden. 
—  Auch  mein  „Lehrgang*  sollte  hierbei  gute  Dienste  leisten.**  —  Als  eine  der 
schwersten  Aufgaben  des  Lehrers  stellt  Krantz  die  Entwicklung  der  Technik 
hin;  auf  Grund  seiner  vielfachen  Erfahrungen  klagt  er,  dass  so  viele  sich  nicht 
zurecht  finden  bei  der  Mannigfaltigkeit  des  technischen  Studiums  —  trotz  des 
Gebrauches  geeigneter  Lehrwerke,  dass  den  meisten  die  nötige  Erfindungsgabe 
und  Gestaltungsfahigkeit  fehlt,  um  den  Besonderheiten  der  Schüler  und  ihren 
Einzelbedürfnissen  zu  genügen,  dass  viele  es  kurzweg  für  zu  langweilig  erklären, 
den  Schüler  mit  „trocknen**  Fingerübungen  zu  „quälen"  —  sie  alle  schimpfen 
weidlich  aus  Gründen,  die  für  den  Eingeweihten  recht  durchsichtig  sind,  auf 
das  geistmordende  Technikstudium  und  preisen  den  unendlich  höher  stehenden 
Wert  der  Erfassung  des  „geistigen  Gehaltes.,4PQJCuftstjyerke**.  Krantz  lässt  sich 
von  der  Ansicht  leiten,  dass  die  Vernachlässigung  des  technischen  Studiums 
von  selten  des  Lehrers  immer  auf  den  Mangel  von  Eigenschaften  zurückzu- 


298 


führen  ist,  ohne  die  ein  pädagogisches  Wirken  gar  nicht  denkbar  ist;  da  fehlt 
es  an  Ausdauer,  um  jeder  Neigung  zur  Oberflächlichkeit  entgegenzutreten,  an 
Geduld,  um  physische  und  psychische  Schwächen  zu  beseitigen,  an  Schaffens- 
kraft, um  der  Ungeschicklichkeit  und  Plumpheit  mit  ihren  reichen  Variationen 
durch  wirksames  Verfahren  zu  begegnen.  Man  vergegenwärtige  sich  den  Zu- 
stand des  Neuschülers,  der  vor  der  Riesenleiter  moderner  Technik  steht!  Der 
eine  mit  steifen  Gelenken,  die  nur  durch  jahrelang  betriebene  turnerische 
Uebungen  verwendbar  gemacht  werden  können;  der  andere  mit  überlockeren, 
haltlosen  Fingern,  die  bei  jedem  Anschlagsversuche  kraftlos  einknicken;  wieder 
einer  mit  zu  geringer  Spannfähigkeit  der  Hände,  mit  einzelnen  ungünstig  ent- 
wickelten Fingern  ...  da  gehört  zähe,  sorgfältige  Arbeit  dazu,  um  solche  Spiel- 
glieder gebrauchsfertig  zu  machen  —  erst  in  millionenfachem  Falle  höhlt  der 
Tropfen  den  Stein!  Und  wie  häufig  liegen  die  Uebel  noch  tiefer.  Wie  oft 
zeigen  sich  Defekte  in  der  Willensleitung,  dass  ein  ganz  anderes  Anschlagsglied, 
als  das  gewollte  in  Tätigkeit  tritt,  dass  zwischen  Willensentschliessung  und 
Handlung  gar  zu  beträchtliche  Reaktionszeiten  sich  einschieben  —  Umstände, 
die  nur  dadurch  erklärlich  sind,  dass  es  an  der  nötigen  Schulung  der  motorischen 

Nerven  fehlt. 

(Schluss  folgt.) 


Allerhand  Gedanken-Betrachtungen 

von 
Iwaa  Knorr. 

I.  Die  Harmonielehre. 
„Sind  Sie  mosikaliscli?''  Wer  möchte  heutzutage  gex-n  mit  einem  ehrlichen  „Nein^ 
darauf  antworten!  Kein  Französisch  zu  verstehen,  nicht  Klavier  spielen  zu  können  — 
welch*  beschämende  Lücken  der  Bildung!  Kein  Wunder,  dass  so  viele  Unberufene, 
statt  sich  von  der  spröden  Muse  zu  wenden,  weiter  musizieren  —  sich  und  dem  lieben 
Nächsten  zur  Qual.  Aber  auch  die  Berufenen  finden  nicht  immer,  was  sie  suchen. 
Eines  schönen  Tages  befriedigt  das  mechanische  Einüben  von  Stücken  intelligentere 
Köpfe  nicht  mehr.  Sie  möchten  mehr  von  dem  inneren  Wesen  und  den  Gesetzen  der 
Musik  wissen,  sie  wünschten  ihr  Urteil  über  ein  neues  Werk  sachlicher  begründen  zu 
können,  kurz,  sie  wollen  „Theorie  treiben".  Nicht  immer  kommt  ein  solcher  Wunsch 
des  Schülers  den  Lehrenden  ganz  gelegen.  Vielbeschäftigte  Klavierlehrer  stöbern  dann 
wohl  aus  einer  Ecke  des  Bücherschranks  einen  verstaubten  „Kichter"  hervor,  den  sie 
seit  der  seligen  Konservatoriumszeit  nicht  mehr  in  seiner  beschaulichen  Ruhe  gestört 
haben,  und  ackern  die  „Verbote^*  mit  dem  Schüler  durch.  Sie  weisen  ihm  die  Schänd- 
lichkeit seiner  Handlungsweise  nach,  wenn  er  „Quinten*'  und  „Oktaven*  geschrieben 
hat,  sie  warnen  ihn  vor  dem  bösen  „Querstand**,  sie  belehren  ihn  darüber,  dass  feiner 
organisierte  Naturen  schon  bei  „verdeckten"  Quinten  und  Oktaven  einen  gelinden  Schauder 
zu  empfinden  haben.  Daneben  gönnen  sie  dem  strebsamen  Schüler  den  Oenuss,  die 
Ziffern  über  einem  Basse  in  Noten  zu  verwandeln.  Einem  denkenden  Menschen  pflegen 
während  dieser  Beschäftigung  recht  gründliche  Zweifel  zu  kommen,  ob  ihn  das  alles 
musikalischer  mache.  Mit  g^heirQer  Schadenfreude  kann  er  nun  zwar  auch  den  Meistern 
J^  gelegentlich  eins  auswischen.  Er  erkennt  die  mangelhafte  Ausbildung  dieser  bisher  so 
5l      verehrten  Herren,  wenn  er  den  alten  Bach,  den  Yater  Hay dn,  den  Götterliebling  Mozart 


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299 


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wie  sie  alle  heisseo,  auf  verbotenen  Wegen  ertappt,  wenn  er  merkt,  dass  anch  Rie 
zuweilen  mit  den  Paragraphen  des  musikalischen  Strafgesetzbuches  in  Konflikt  geraten. 
Nicht  sehr  leicht  wird  ihm  aber  um  das  Herz,  wenn  er  sich  auf  das  Gewissen  fragt, 
was  er  nach  beendetem  Stadium  nun  selber  kann.  Ist  er  imstande,  das  einfachste 
Volksliedchen  geschmackvoll  zu  harmonisieren?  Ach,  leider  nein!  Sind  ihm  die  Gesetze 
des  musikalischen  Schaffens  klarer  geworden,  vermag  er  zu  beurteilen,  ob  der  Komponist 
die  Form  beherrsche,  weiss  er,  was  ein  Rondo,  ein  Scherzo  ist?  Zumeist  kann  er 
ja  nicht  einmal  die  Harmonien  richtig  erkennen,  wenn  sie  sich  ihm  nicht  vierstimmig, 
wie  sie  „im  Buche  stehen",  präsentieren! 

Man  wird  mir  einwenden,  dass  der  General  bass  oder  die  Harmonielehre  doch  nur 
ein  Teil  eines  grösseren  Ganzen  sei,  und  dass  es  ungerecht  wäre,  von  einem  Teile  zu 
verlangen,  was  nur  das  Ganze  zu  gewähren  vermag.  Ich  will  dem  gewiss  nicht  wider- 
sprechen, sondern  nur  konstatieren,  dass  in  unzähligen  Fällen  der  theoretische  Unter- 
richt mit  der  Harmonielehre  beginnt,  aber  anch  damit  abschliesst,  und  dass  alle  Be- 
teiligten dabei  zu  kurz  kommen.  Um  einzusehen,  was  eigentlich  Not  tut,  und  um  zu 
vermeiden,  dass  wir  auch  ferner  den  Hangemden  Stein  anstatt  Brot  bieten,  müssen  wir 
vor  allem  zwei  ganz  verschiedene  Kategorien  von  Theorielemenden  unterscheiden. 

Zur  ersten  gehören  zunächst  die  künftigen  Komponisten  und  Dirigenten,  denen 
ein  ganz  eingehendes  Detailstudium  sämtlicher  theoretischer  Fächer  nicht  zu  erlassen  ist. 
Ueber  den  dabei  za  verfolgenden  Lehrgang  will  ich  mich  hier  nicht  weiter  auslassen. 
£r  steht  in  seinen  Grundzügen  ziemlich  fest.  Nur  nebenbei  sei  bemerkt,  dass  es  gut 
wäre,  das  Entbehrliche  nach  Kräften  auszuscheiden  und  den  Zusammenhang  der  üebungen 
mit  der  lebendigen  Kompositionspraxis  weniger  häufig  aus  dem  Auge  za  verlieren. 

Zur  zweiten  Kategorie  rechne  ich  alle  Musiktreibenden,  denen  es,  ans  welchen 
Gründen  immer,  unmöglich  ist,  einige  Stunden  täglich  für  die  Beschäftigung  mit  der 
musikalischen  Theorie  za  erübrigen.  Ich  denke  dabei  an  Instrumentalisten,  die  den 
grössten  Teil  ihres  Tages  dem  Studium  ihres  Instruments  opfern,  und  an  Dilettanten, 
denen  nur  spärliche  Mussestunden  für  das  Musizieren  zu  Grebote  stehen. 

Die  einzuschlagenden  Wege  scheinen  mir  für  beide  Kategorien  sehr  verschieden 
zu  sein.  Der  angehende  Komponist  darf  z.  B.  die  Fugenformen  nicht  nur  kennen, 
er  muss  sie  auch  können. 

Die  Andern,  denen  das  Können  unerreichbar  ist,  müssten  es  aber  doch  zum 
Kennen  bringen. 

Glücklich,  wem  es  beschieden,  die  Wunder  der  Erde  mit  eigenen  Augen  zu 
gehauen!  Sollte  aber  der  Aermste,  dem  es  nicht  so  gut  geworden,  nicht  wenigstens  von 
allen  den  Herrlichkeiten  hören,  sie  im  Bilde  betrachten  dürfen? 

Dem.  der  sehnsüchtig  nach  tieferer  Erkenntnis  der  Meisterschöpfungen  unserer 
Kunst  strebt,  können  die  ungelenken  bezifferten  Bässe,  mit  deren  Bearbeitung  sein  Studium 
beginnt  und  schliesst,  keine  Befriedigung  bringen. 

Unseren  Freund  zieht  es  hinaus  in  die  blaue  Feme,  er  will  wissen,  wie  die  Welt 
hinter  seinen  Bergen  aussieht,  anstatt  ihm  davon  zu  erzählen,  überreichen  wir  ihm  einen 
,.  Auszug  aus  dem  Eisenbahnregulativ  *  I 

Es  mag  lehrreich  sein,  zu  erfahren,  dass  das  „Hinauslehnen  während  der  Fahrt*^ 
nicht  statthaft  ist,  es  ist  gut,  zu  wissen,  dass  zwei  Stimmen  nicht  „in  Qainten  fort- 
schreiten dürfen*^  &ber  führt  uns  das  alles  an  das  Ziel  unserer  Wünsche? 

Ich  trete  jetzt  der  Frage  näher,  welche  Anordnung  des  Lehrstoffes  ich  vorzu- 
schlagen hätte.  Es  ist  nicht  ratsam,  alle  Zöglinge  sofort  mit  dem  Studium  der  Harmonie- 
lehre beginnen  zu  lassen,  zum  mindesten  nicht,  wenn  dasselbe  so  betrieben  wird,  wie 
ich  später  auseinandersetzen  will. 

Bei  den  HarmonieschÜlem  setze  ich  die  Fähigkeit  voraus,  eine  nicht  zu  verwickelte 
sangbare  Melodie  durch  blosses  Lesen  zu  erfassen,  und  erwarte,  dass  es  ihnen  späterhin 
gelinge,  einfache  Harmonien  mit  dem  innem  Ohre  richtig:  zu  vernehmen. 

Es  ist  höchst  peinlich,  wenn  unsere  Schutzbefohlenen  absichtlich  geschriebene 
groteske  Kakophonien  an  der  Tafel  mit  einer  ungetrübten  Bube  des  Gemütes  betrachten. 


300 


als  wären  es  die  himmlischsten  Wohlklänge,  nnd  wenn  sich  die  erwarteten  Verzerrungen 
der  Gesichter  erst  einstellen,  während  man  den  Unsinn  durchspielt.  Dergleichen  Leate 
sind  nicht  reif  für  die  Harmonielehre,  nnd  wären  sie  noch  so  intelligent;  für  sie  siud 
methodisch  geordnete  Gehör-  (Diktat-)  Uehnngen  eine  zuträglichere  Kost  Für  diese 
Klassen  des  Dr.  Hoch'schen  Konservatoriums  verwenden  wir  die  von  meinem  einstigen 
Schüler,  Herrn  B.  S ekles*),  in  Anpassung  an  meine  Methode  verf aasten  Uebungen,  aas 
denen  die  Grundgedanken  dieser  Methode  leicht  zu  ersehen  sind. 

In  vielen  Pällen  wird  sich  das  bis  dahin  ungeübte  Gehör  wesentlich  entwickeln 
lassen,  es  gibt  aber  auch  unheilbare  PatieDten!  Da  bleibt  nichts  übrig,  als  mit  dem 
Dichter  zu  sagen:  „Wer's  nicht  kann,  der  stehle  weinend  sich  aus  diesem  Kreis  i'^  Blinde 
müssen  ja  nicht  gerade  Maler  werden. 

Ausser  genügendem  Gehör  sind  bei  den  Zjöglingen  der  Harmonieklassen  natürlich 
auch  die  nötigen  Vorkenntnisse  (Tonleitern,  Vorzeichnungen,  Intervalle  u,  s.  w.)  vor- 
auszusetzen. 

Es  entsteht  nun  die  Präge,  welche  Ziele  der  Unterricht  in  der  Harmonielehre  zu 
verfolgen  habe,  was  damit  erreicht  werden  solle  und  könne.  In  den  ersten  Jahren 
meiner  Lehrtätigkeit  gebrauchte  ich,  als  Schüler  des  ehrwtlrdigen  hochbegabten  Thomas- 
kantors E.  Pr.  flieh ter  selbstverständlich  das  Buch  meines  Meisters.  Wenn  ich  offen 
sein  soll,  muss  ich  gestehen,  dass  ich  mitunter  unbehagliche  Momente  durchlebte.  Die 
musikalisch  am  wenigsten  Begabten  meiner  Schüler  arbeiteten  zwar  eine  Aufgabe  in 
bezifferten  Bässen  nach  der  andern  herunter,  ohne  zu  mucksen,  die  Talentvolleren  wurden 
mir  aber  bisweilen  unbequem  durch  allerhand  recht  verfängliche  Prägen:  ob  das  eigent- 
lich Musik  sei  und  wozu  in  aller  Welt  man  das  lernen  müsse?  Die  in  solchen  Pällen 
üblichen  Phrasen,  dass  alles  das  nun  einmal  zur  musikalischen  Bildung  gehöre,  dass  es 
der  althergebrachte  Weg  sei,  den  auch  die  grossen  Meister  hätten  wandeln  müssen  u.  s  w., 
gingen  nicht  ganz  leicht  von  den  Lippen,  und  mir  war  viel  wohler,  wenn  meine  Zög- 
linge etwas  stumpfsinniger  waren.  Infolge  dieser  Erfahrungen  bestrebte  ich  mich  eifrig, 
die  Harmonielehre  in  einer  Weise  zu  behandeln,  die  die  erwähnten  fatalen  Prägen  nicht 
aufkommen  liesse. 

Der  begabte  Kompositionsschüler  mag  die  Harmonielehre  im  Pluge  absolvieren, 
ihre  G^esetze  werden  ihm  einleuchten  und  nur  bestätigen,  was  er  schon  zuvor  mehr  oder 
weniger  deutlich  gefühlt  hat.  Er  mag  meinethalben  das  dürre  Wüstenland  des  eigent- 
lichen „Generalbasses'  passieren,  wenn  man  das  durchaus  für  nötig  hält.  Pur  die 
andern,  die  dem  Studium  des  Kontrapunkts  und  der  Pormen  nicht  selbstschaffend 
werden  obliegen  können,  ist  die  Harmonielehre  von  ganz  anderer  Bedeutung.  Ihnen 
sollte  sie  ein  Mittel  zur  Erweckung  gesunden  musikalischen  Empfindens  und 
zur  Verfeinerung  des  Geschmacks  werden.  Das  kann  sie  aber  nur,  wenn  man  den 
Schüler  beizeiten  veranlasst,  unter  verschiedenen  Harmonien  die  für  den  gegebenen  Pall 
passendste  selbst  zu  wählen.  Wählen  heisst  einem  Dinge  vor  andern  den  Vorzug 
geben.  Das  ist  für  den  Schüler  schwerer,  aber  auch  unendlich  viel  nutzbringender! 
Er  kann  seinen  Wagen  nicht  mehr  auf  den  Schienen  des  bezifferten  Basses  entlang 
gleiten  lassen,  hier  heisst  es  des  Weges  kundig  sein  und  selbst  steuern. 

Bekanntlich  hat  jeder  musikalische  Satz  eine  Melodie,  oder  er  sollte  sie  doch 
haben.  Die  Melodie  ist  aller  Musik  so  notwendig,  wie  dem  Menschen  das  Antlitz,  und 
wäre  es  auch  ein  recht  einfältiges.  Ist  es  wohl  pädagogisch  richtig,  den  Schüler  geradezu 
systematisch  an  eine  ,melodielose^  Musik  zu  gewöhnen?  Die  zufällig  sich  bildende 
Oberstimme  des  vierstinmiigen  Satzes  erhält  Ja  ungefähr  mit  derselben  Sicherheit  eine 
vernünftige  Gestalt,    wie  das  Blei,    das  wir  in  der  Sjlverstemacht  in  das  kalte  Wasser 


Behandeln  wir  lieber  sobald  als  tunlich  die  Sache  .von  oben  herab'*,  gehen  wir 
von  der  Melodie  aus  und  zwar  von  der  wohlgegliederten,  rhythmisch  bewegten 
Melodie.    Wir   erhalten   alsdann   anstatt   der  schwerfälligen,   formlosen  Gebilde  kleine 


*)  B.  Sekles:     „Musikdiktat'',  B.  Schott  Söhne,  Mainz. 


301 


Musikstücke,  an  denen  wir  wenigstens  eine  bescheidene  Freude  haben  können.  Sie 
werden  im  Anfange  sehr  einfach  und  harmlos  aasfallen,  sich  aber  allmählich  immer 
interessanter  gestalten  lassen,  da  wir  ausser  den  ursprünglichen  8  Hanptdreiklängen  in 
der  Folge  den  ganzen  reichen  Apparat  der  Harmonien  anwenden  lernen.  Wollte  ich 
jede  einzelne  Phase  der  Lehre  genau  schildern,  so  müsste  ich  ein  Buch  schreiben,  und 
zwar  ein  recht  dickes.  Ich  gestatte  mir,  anstatt  dessen  auf  meine  „Aufgaben  zur 
Harmonielehre*  hinzuweisen,  ein  Werkchen,  das  bei  aller  Kürze  der  Ausführungen 
immerhin  nähere  Aufschlüsse  über  die  Sache  geben  wird. 

Aengstliche  Gemüter  könnten  fürchten,  dass  alles  das  zu  schwer  für  den  lieben 
Schüler  sei  —  theoretisch  ganz  gut  konstruiert,  aber  praktisch  nicht  durchführbar !  Zur 
Beruhigung  versichere  ich,  dass  ich  seit  zwei  Jahrzehnten  die  Harmonieklassen,  in  die 
ich  allerdings  keine  musikalischen  Krüppel  aufnehme,  in  der  angegebenen  Weise,  die 
Selbstdenken  und  Selbstempfinden  anregt  und  voraussetzt,  mit  dem  gewünschten  Erfolge 
führe.  Die  gelangweilten  Gesichter  von  ehedem  sind  verschwunden,  der  Eifer,  es  mir 
und  sich  selbst  recht  zu  machen,  lässt  selten  zu  wünschen  übrig,  und  die  Frage,  warum 
man  das  lernen  müsse,  beantwortet  sich  von  selbst.  Ich  setze  freilich  voraus,  dass  der 
Lehrer  es  versteht,  die  Zeit  so  praktisch  als  möglich  auszunützen  und  die  Aufmerksam- 
keit seiner  Schüler  immer  rege  zu  erhalten.  Als  ich  selbst  noch  die  Schulbank  im 
Konservatorium  drückte,  pflegten  wir  uns  malerisch  um  einen  langen  Tisch  zu  gruppieren, 
an  dessen  einem  Ende  der  gestrenge  Herr  Lehrer  sass.  Er  durchlas  unsere  Versuche 
mit  ziemlich  missmutiger  Miene  und  unterbrach  seine  genussreiche  Lektüre  nur  zeit- 
weilig, indem  er  mit  einem  vielsagenden  „Hm,  hm*^  auf  die  Stellen  hinwies,  die  ihm 
nicht  ganz  zweifelsohne .  schienen.  Ich  halte  es  für  weit  anregender,  die  Au^ben 
deutlich  am  Klavier  durchzuspielen,  damit  Jeder  die  Auffassung  des  Anderen  kennen 
lerne.  Man  kann  das  „Hm,  hm*^  ja  während  des  Spielens  anbringen,  wenn  man  nicht 
vorzieht,  seinen  Gefühlen  beredteren  Ausdruck  zu  geben.  Führt  man  alsdann  die 
bearbeiteten  Beispiele  selbst  mustergiltig  an  der  Tafel  aus  und  lässt  man  sie  vierstimmig 
singen,  so  wird  sich  die  Empfindung  dafür,  welche  Harmonien  den  gegebenen  Melodien 
am  angemessensten  waren,  bedeutend  gesteigert  haben.  Um  die  Sicherheit  der  Auffassung 
darch  das  GFehör  zu  vermehren,  ist  es  zweckmässig,  kürzere,  an  der  Tafel  notierte 
Sätzchen  auswendig  nachschreiben  oder  nachspielen  zu  lassen.  Ein  andermal  spielt 
man  ähnliche  Sätzchen  auf  dem  Klavier  vor  und  lässt  sie  nachschreiben.  Diese  Aufgabe 
wird  freilich  auch  Solchen  oft  misslingen,  denen  man  sonst  musikalischen  Sinn  nicht 
absprechen  kann.  Um  sich  zu  vergewissem,  ob  das  an  die  Tafel  Geschriebene  richtig 
gehört  werde,  bringe  man  beim  Durchspielen  allerhand  kleine  Aenderungen  an  und  lasse 
sich  sagen,  worin  sie  bestehen. 

Bisweilen  liefern  Schüler,  die  schon  früher  Harmonielehre  „gehabt'  haben,  Arbeiten 
voller  greulicher  Geschmacklosigkeiten.  Fragt  man  sie,  wie  ihnen  diese  Musik  zu  Hause 
beim  Durchspielen  gefallen  habe,  so  erhält  man  die  verblüffende  Antwort,  sie  hätten  sie 
nicht  gespielt,  da  der  frühere  Lehrer  die  Benutzung  des  Instrumentes  bei  den  Aufgaben 
verboten  habe.  Welch  ein  Unverstand!  Gewiss  soll  man  sich  nicht  halbwegs  passende 
Akkorde  auf  dem  Klavier  zusammenstochern!  Man  versuche,  sie  sich  beim  Schreiben 
so  dentb'ch  wie  möglich  vorzustellen,  die  fertige  Arbeit  aber  spiele  man  sorgfältig  und 
wiederholt  durch  und  achte  gespannt  darauf,  ob  Vorstellung  und  Wirklichkeit  sich 
decken.  Es  ist  sogar  nicht  vom  üebei,  sich  die  Aufgaben  mit  hübschem  Anschlag  und 
gut  musikalischem  Vortrag  zu  Gehör  zu  bringen. 

Es  mag  sein,  dass  ich  im  Bestreben,  klar  zu  machen,  wie  ich  mir  den  Harmonie- 
unterricht denke,  zu  weitläufig  geworden  bin,  und  doch  konnte  ich  nur  die  gröbsten 
Umrisse  des  Bildes  geben,  das  ich  entwerfen  wollte. 

Vielleicht  ist  es  mir  ein  andermal  vergönnt,  einzelne  Partien  noch  schärfer  zu 
beleuchten  und  ein  Wort  über  den  weiteren  Studiengang  zu  äussern. 


302 


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Mitteilnngen 

von  Hoohsohulen  und  Konservatorien. 


Das  Stern'sche  Konservatorium  der 
Musik,  hier,  Direktor  Professor  Gustav 
Hollaender,  veranstaltete  am  25.  September 
im  Beethoven-Saal  eine  Trauerfeier  zum 
Gedächtnis  ErnestJedliczk  a's,  der  seinem 
Wirkungskreise  als  Lehrer  der  Anstalt  so 
früh  entrissen  wurde.  Auf  dem  Podium, 
das  reich  mit  Palmen  und  Blattpflanzen 
geschmückt  war,  stand  das  mit  Trauerflor 
und  einem  Lorbeerkranz  geschmückte  Bild- 
nis des  Dahingeschiedenen.  Der  Trauer- 
marsch aus  der  „Götterdämmerung''  er- 
öffnete die  Peier,  ihm  folgte  die  Gedächtnis- 
rede, die  Professor  Hollaender  dem  Ver- 
ewigten widmete  und  in  der  er  den  künst- 
lerischen Entwicklungsgang,  die  Verdienste 
Jedliczka's  als  Künstler  und  Lehrer  in  be- 
redten Worten  schilderte.  Choräle  von 
Bach,  Brahm's  Gesang  „O  Tod«,  Schu- 
ber t's  y Litanei*  und  das  Terzett  aus 
Mendelssohn's  „Elias"  beschlossen  die 
ernste  würdige  Feier. 

Die  Akademie  der  Tonkunst  in 
Darmstadt,  Direktor  Professor  Philipp 
Schmitt,  hat  ihrem  Lehrplan  neuerdings 
eine  Gesang-Schule  für  Konzert,  Oper  und 
Haus  angegliedert.  Leiter  derselben  isit 
Herr  Willy  Pahr. 

Der  Direktor  der  Dresdner  Musik- 
schule, Herr  K.  L.  Schneider,  feierte 
Anfang  September  sein  25  Jähriges 
Lehr  er  Jubiläum.  Im  Namen  des  Lehrer- 
kollegiums der  von  ihm  begründeten  und 
zu  so  hohem  Ansehen  gebrachten  Dresdner 
Musikschule  überreichten  die  Herren  Pro- 
fessor Böckmann,  Kammervirtuos 
Schmidt,  Musikdirektoren  Reichert 
und  V.  Wistingbausen  eine  geschmack- 
voll ausgefühlte  -  Adresse.  Zahlreiche 
Glückwünsche  von  nah  und  fem  bezeugten 
die  allgemeine  Verehrung,  deren  sich 
Direktor  Schneider  als  Musikpädagog  und 
Leiter  seiner  Anstalt  erfreut. 

Henri  Marteau,  der  seit  5  Jahren 
als  1.  Violinprofessor  am  Genfer  Kon- 
servatorium wirkt,  wurde  vom  Komitee 
dieser  Anstalt  in  das  Direktorium  des 
Instituts  berufen  und  wird  seine  neue 
Funktion  im  Juli  1905  antreten. 

Das  Krefelder  Konservatorium 
derMusik  (Dir.:  Theod.  Müller-Reuter) 


wird  zum  1.  Oktober  eine  Opern  schule 
eröffnen. 

Das  Konservatorium  zu  Dortmund, 
unter  Leitung  der  Herren  C.  Holt- 
schneider  und  G.  Hüttner,  wurde 
im  abgelaufenen  Schuljahr  1903/1904  von 
401  Studierenden  besucht.  Davon  entfaUen 
auf  die  üntetklassen  161,  auf  die  Mittel- 
klassen 179,  auf  die  Ober- und  Ausbildungs- 
klassen  61  Schüler.  Der  Unterricht  wurde 
in  allen  Zweigen  der  Musik  von  24  Lehrern 
erteilt.  Populäre  Kammermusiken  fanden 
alle  14  Tage  statt.  Ausserdem  wurden  12 
Schüler-  und  3  Chor- Aufführungen  („Elias" 
von  Mendelssohn,  Requiem  von  Verdi, 
IX.  Sinfonie  von  Beethoven)  veranstaltet. 
Von  den  mitwirkenden  Solisten  seien  ge- 
nannt: Prau  Tilly  Cahnbley- Hinken, 
Frau  Strauss-de  Ahna  (Sopran),  Frl. 
Maria  Philippi  (Alt),  die  Herren 
H.  Bruns  und  B.  Fischer  (Tenor)  und 
Paul  Böpple  (Bass),  Hofkapellmeister 
Felix  Weing artner,  Hofkapellmeister 
Dr.  Eich.  Strauss  und  Professor 
E.  Krause  (Hamburg). 

Der  dritte  deutsche  Ferienkursus 
für  Chordirigenten  und  Schul- 
gesanglehrer fand  mit  Genehmigunjs^ 
des  kgl.  Sachs.  Ministeriums  des  Kultus 
und  öffentlichen  Unterrichts  in  den  Tagen 
vom  18  Juli  bis  6.  August  in  Leipzig 
statt.  Der  Veranstalter  desselben,  Herr 
Konzeresänger  Kantor  Gustav  Borchers, 
hatte  zu  Mitarbeitern  die  Professoren  an 
der  Universität  Leipzig  Dr.  med.  A. Barth 
(„Die  anatomisch -physiologischen  Grund- 
lagen der  Stimmbildung*),  Dr.  jur.  et  phil. 
A.  Prüfer  („Geschichte  des  a  capella-Ge- 
sanges")  und  den  Eründer  der  Tonwort- 
methode, Carl  Eitz-Eitileben  („Grund- 
lagen der  Schulgesangsmethodik^*),  ge- 
wonnen, während  er  selber  „die  Verwer- 
tung der  für  den  Kunstgesang  massgeben- 
den Stimmbildungsgrnndsätze  für  den 
Schul-  und  Chorgesang'*  theoretisch  und 
praktisch  vorführte.  Die  wachsende  Zahl 
der  Teilnehmer  aus  den  Kreisen  der  Volks- 
schullehrer, Kantoren  und  (resanglehrer  an 
höheren  Schulen,  sowie  der  erfolgreiche 
Verlauf  auch  dieses  Kursus  haben  wiederum 
bewiesen,    dass    dieses   Unternehmen    und 


303 


^ 


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■*<^- 


seine  aUjährliche  Wiederholung  einem 
dringenden  Bedürfnisse  entspricht.  um 
auch  Damen  die  Teilnahme  an  dem  für  die 
Sommerferien  1905  geplanten  Kursus  zu 
ermöglichen,  ist  die  Konssertsangerin  Frau 
Hildegard  Börner  in  die  Methode  Eitz- 
Borchers  eingeweiht  und  als  Lehrerin  für 
die  nächsten  Kurse  verpflichtet  worden. 

Die  verdienstvolle  Leiterin  der  Prank> 
farter  Musikschule,  Frl.  Sophie 
Henkel,  beging  am  4.  September  die 
Feier    ihrer    25 jährigen    Lehrtätigkeit    an 


dem  genannten  Institut.  Lehrer  und 
Schüler  hatten  sich  vereinigt,  den  Tag 
festlich  zu  begehen.  Musikalische  Dar- 
bietungen wechselten  mit  Ansprachen;  unter 
letzteren  sind  die  Festrede  Herrn  A  schaffen- 
bürg 's,  eines  Lehrers  der  Anstalt,  die 
Glückwünsche  der  Frankfurter  Musik- 
gruppe und  des  Frankfurter  Lehre- 
rinnen-Vereins zu  erwähnen.  Von 
Schülern  und  Schülerinnen  wurde  Frl. 
Henkel  ein  Lorbeerkranz  überreicht. 


Ycrmischte   Nachrichten. 


Prof.  Franz  Litterscheid  feierte 
am  1.  September  zu  Koblenz  sein 
25  jähriges  Organisten -Jubiläum,  zugleich 
den  30.  Jahrestag  seiner  künstlerischen 
Wirksamkeit  als  Lehrer,  Musikdirektor  und 
Komponist.  Dem  Jubilar  wurden  von  Seiten 
der  Stadt,  der  Koblenzer  Gesangvereine 
und  vieler  hervorragender  Künstler  von 
Nah  und  Fern  reiche  Ehrungen  zuteil. 

Bernhard  Irrgang,  der  verdienst- 
volle Organist  der  Heiligen  Kreuz- Kirche, 
hier,  ist  zum  KönigL  Musikdirektor  ernannt 
worden. 

Budolf  Fiege,  der  langjährige  Musik- 
kritiker der  Norddeutschen  Allg.  Ztg.  ist 
zum  Königl.  Professor  ernannt  worden. 

In  Mödling  bei  Wien  wurde  am 
4.  September  ohne  besondere  Feier  an  dem 
sogenannten  Christhof -Hause  daselbst, 
Babenbergergasse  36,  eine  Beethoven- 
Gedenktafel  angebracht.  Die  Tafel 
erinnert  an  den  Sommeraufenthalt  Beetbo- 
ven^s  in  diesem  Hause  im  Jahre  1820  und 
hat  folgende  Inschrift:  „In  diesem  Hanse 
wohnte  im  Sommer  des  Jahres  1820  Lud- 
wig van  Beethoven,  an  seiner  Missa  So- 
lemnis  schaffend**. 

Der  Berliner  Gesangspädagoge  Richard 
Schulzweida  hielt  am  20.  September  im 
Saal  des  Dr.  Hoch^schen  Konservatoriums 
zu  Frankfurt  a.  M.  und  am  26.  Sep- 
tember im  Saal  Bechstein  in  Berlin  eine 
„Vorlesung  über  dramatische  Ge- 
sangsknnst  mit  besonderer  Bezug- 
nahme auf  das  Studium  und  Singen 
der  Weike  Richard  Wagner's*. 

Am  Sonnabend,  den  24.  September  gab 
Herr  Moritz  Diesterweg,   Direktor   der 


gleichnamigen  Akademie  für  höheres  Klavier- 
spiel, im  grossen  Saale  des  Architekten- 
hauses ein  Konzert,  welches  eine  zahlreiche, 
den  ganzen  Saal  füllende  Zuhörerschaft  an- 
gelockt hatte.  Das  Programm  bestand  aus 
2  Teilen,  von  denen  der  erste  nur  Kom- 
positionen des  Konzertgebers,  der  zweite 
aber  die  Ouvertüre  zum  „Fliegenden 
Holländer**  und  das  Meistersinger-Vorspiel 
von  Wagner,  beides  aaf  4  Konzertflügeln 
ausgeführt,  verzeichnete.  In  die  Ausführung 
des  I.  Teils  hatten  sich  geteilt:  Heir 
Richard  Koennecke  mit  seinem  Be- 
gleiter Herrn  C.  Müller  und  Lehrkräfte 
der  Anstalt:  die  Damen  M.  Taube,  Klavier, 
und  Frl.  R.  Hirsch  her g  (Viola),  sowie  die 
Herren  B.  Heinze  (Violine)  und  Max 
Schulz-Fürstenberg  (Violoncell).  Den 
II.  Teil  bestritt  die  Konzertklasse  der 
Diesterweg-Akademie.  Dass  Herr  Diester- 
weg ein  vorzüglicher  Pädagoge  ist,  dürfte 
bekannt  sein;  kann  doch  sein  Name  schon  als 
Berechtigung  eines  pädagogischen  Systems 
gelten,  denn  kein  Geringerer,  als  der  hervor- 
ragende deutsche  Schulmann  und  päda- 
gogische Schi if tsteller  Friedrich  Adolf 
Wilhelm  Diesterweg  war  sein  Grossvater. 
Die  Unterrichtskunst  steckt  ihm  also  im 
Blute.  Dies  bestätigte  vor  allem  der  Vortrag 
der  genannten  Wagner'schen  Stücke,  die 
von  8  Schülerinnen  in  glänzender  Weise  mit 
Schwung  und  Verve  durchgeführt  wurden. 
Die  Vorträge  des  I.  Teils  bestanden  in 
8  E^lavierstücken,  einem  Trio  („aus  der 
Jugendzeit'*)  für  Violine,  Viola  und  Violon- 
cell und  6  Liedern.  Mit  der  Beurteilung 
von  Kompositionen  hat  es  seine  eigene  Be- 
wandtnis.   Ich  halte  dafür,  dass  man  dabei. 


304 


wenn  es  sich  nicht  etwa  um  offenbare  Un- 
geschicklichkeit eines  Komponisten  handelt, 
sehr  vorsichtig  sein  mnss.  Das  Becht,  zu 
sagen:  dies  oder  jenes  gefällt  mir,  oder 
auch:  gefällt  mir  nicht,  hat  freilich  jeder, 
aber  mit  weitergehender  Kritik  übernimmt 
man  leicht  eine  Verantwortung,  der  die 
Zukunft  gefährlich  werden  kann.  Ich  sage 
also:  Das  Trio  hat  mir  sehr  gut  gefallen, 
auch  einige  der  Lieder,  und  betone  dazu 
die  vortreffliche  Wiedergabe  aller  Stücke 
durch  die  beteiligten  künstleiischen  Kräfte. 
Alles  in  allem  genommen  bezeichnet  das 
KoDzert  ein  echt  künstlerisches  Streben, 
das  die  reiche  Anerkennung  verdient,  die 
ihm  von  den  Zuhörern  durch  starke  Bei- 
fallsäusserungen  gezollt  wurde. 

Der  „Dresdener  Anzeiger^*  veröffent- 
licht nachstehende  Notizen  über  Be- 
ziehungen des  Dresdener  Kompo- 
nisten Heinrich  Schulz-Beuthen  zu 
Mathilde  Wesen  donk:  „Heinrich Schulz- 
Beuthen  hat  acht  Dichtungen  von  Mathilde 
Wesendonk  für  eine  Singstimme  mit 
Klavierbegleitung  komponiert.  Die  durch 
ihre  Beziehungen  zu  Richard  Wagner  in 
letzter  Zeit  in  den  Vordergrund  getretene 
bedeutende  Frau  hat  bei  ihrer  üiebeoszeit 
auch  Schulz-Beuthen  persönlich  näher  ge- 
.xtanden.  Sie  verfolgte  mit  regem  und  tat- 
kräftigem Interesse  die  Entwicklung  seines 
Schaffens  bis  an  ihr  Lebensende.  Die 
Komposition  dieser  Lieder  fällt  in  die  Zeit, 
wo  die  Familie  Wesendonk  in  Zürich  auf 
dem  grünen  Hügel  wohnte  und  Frau 
Wesendonk  auch  die  Anregung  zu  Schulz- 
Beuthen*s  Oper  „Aschenbrödel**  gab,  deren 
Textbuch  der  Komponist  nach  einer  Dich- 
tung aus  der  Feder  von  Mathilde  Wesendonk 
frei  bearbeitete.** 

Das  Amati- Violoncello  des  verstorbenen 
Konzertmeisters  und  Kammervirtuosen 
G-rützmacher  in  Dresden  ist  jüngst 
für  den  Preis  von  26000  M.  von  einem 
Hamburger  Musiker  erworben  worden. 

„Irrlicht"  betitelt  sich  eine  neue 
dreiaktige,  abendfüllende  Oper,  Text  von 
Ludwig  Fernand,  Musik  von  Leo 
Fall,  die  am  Hof-  und  National-Theater 
zu  Mannheim  mit  Beginn  der  Saison  zur 
Uraufführung  gelangen  wird. 

Die  Firma N.  Simrock,  hier,  G.m.b.H., 
hat  in  Leipzig  eine  Zweignieder- 
lassung    errichtet    und    demgemäss    die 


Auslieferung  ihres  gesamten  Verlages  in 
Leipzig  in  eigene  Verwaltung  genommen. 

No.  78  der  „Mitteilungen**  der 
Musikalienhandlung  Breitkopf  &  Härtel, 
Leipzig,  ist  Anfang  September  erschienen . 
Eine  umfangreiche  Anzeige  über  die  noch 
in  diesem  Winter  bevorstehende  Eröffnung 
einer  neuen  Sammlung,  betitelt  „Meister- 
werke deutscher  Tonkunst'*,  steht  an  der 
Spitze  des  Heftes.  Diese  Sammlang  hat 
den  Zweck,  nach  und  nach  die  besten 
Werke  älterer  deutscher  Tonsetzer  des 
16.— 18.  Jahrhunderts  für  den  Gebrauch  in 
Kirche,  Schule,  Konzert  und  Haus  einge- 
richtet, in  heutiger  Notenschrift  der  G^en- 
wart  leicht  zugänglich  zu  machen.  Die 
Veröffentlichung  der  „Meisterwerke  deut- 
scher Tonkunst**  geschieht  unter  Leitung 
und  Mitwirkung  hervorragender  Vertreter 
der  Musikwissenschaft,  der  Herren  Guido 
Adler,  F.  X.  Haber  l,  Hermann 
Kretzschmar,  Kochus  Freiherr  von 
Liliencron,  Adolf  Sandberger, 
Max  Seiffert  und  Emil  Vogel. 

Von  den  grösseren  Abschnitten  des 
Heftes  nennen  wir  noch  :  Hermann 
B  äu e  r  1  e ,  ausgewählte  vierstimmige  Werke 
von  Palestrina  und  Vittoria  in  mo- 
dernen Gesangspartituren ;  Mitteilungen 
über  den  ersten  Kongress  der  Internatio- 
nalen Musikgesellschaft  zu  Leipzig  am 
30.  September  und  das  zweite  deutsche 
Bachfest  ebenda  am  1.— 3.  Oktober  1904; 
Musik  am  sächsischen  Hof  herausgegeben 
von  Otto  Schmid;  Dr.  Paul  EHengel's 
Lebensbeschreibung. 

Von  einem  Besucher  des  „Mo  zart - 
hauses*'  zu  Salzburg  wurde  der  „Köl- 
nischen Zeitung**  über  einen  goldenen  Bing 
berichtet,  der  im  Mozartmuseum  aufbe- 
wahrt wird  und  den  Mozart  sehr  in  Ehren 
gehalten  haben  muss,  da  er  ihn  auf  seinen 
Iteisen  und  in  seinen  Konzerten  stets  am 
Finger  trug  und  der  Ring  auch  auf  ein- 
zelnen Mozartbildem  verewigt  worden  ist. 
Mozart  erhielt  ihn  als  sechsjähriger  Knabe 
im  September  1762  von  der  Kaiserin  Maria 
Theresia,  nachdem  er  in  Schönbrunn  vor 
ihr  gespielt  hatte.  Der  Ring  ist  mit  einem 
grossen  Adular  (opalisierender  Feldspat) 
geschmückt,  den  zwölf  kleine  Diamanten 
umgeben.  Als  der  vierzehnjährige  Mozart 
im  Jahre  1770  die  Italiener  durch  sein 
Spiel  in  Erstaunen   versetzte,   vermuteten 


-«>^r>: 


305 


sie  in  Mozart  einen  2lianberkäD8tler,  nnd 
im  Konzert  des  Conservatorio  alla 
pietä  in  Neapel  bezeichnete  man  damals 
den  King  als  den  Zanberrlng,  der  den 
jungen  Künstler  zn  seinem  Spiele  befähige. 
Mozart  wurde  das  hinterbracht;  da  zog  er 
den  Hing  vom  Finger  nnd  spielte  nun, 
wenn  möglich,  noch  besser  als  zuvor.  Jetzt 
kannte  die  Verwunderung  der  Neapolitaner 
keine  Grenzen.  So  genial  Mozart  mit  den 
Händen  die  Klaviatur  zu  behandeln  wusste, 
so  nnbehülflich  war  er  übrigens  sonst  da- 


mit Nicht  einmal  das  Fleisch  konnte  er 
bei  der  Mahlzeit  selbst  schneiden,  sodass 
seine  geliebte  Konstanze  ihm  wie  einem 
Kinde  vorlegen  musste.  Das  schreibt  sie 
selbst  ausdrücklich  in  einem  Briefe,  der 
sich  ebenfalls  im  Mozartmuseum  beündet. 
Der  Hing  wurde  von  Konstanze,  die  erst 
1842  starb,  der  Gattin  Spontini*s  geschenkt. 
Von  ihr  erhielt  ihn  Madame  Erard  in  Paris, 
und  diese  stiftete  den  „Zauberring'*  dem 
Museum  in  Salzburg. 


Bücher  und  Musikalien. 


Masikerbriefe. 

Frani  Llsst's  Briefe  an  Carl  Gille«  Heraus- 
gegeben von  Adolf  Stern. 
Brellkopf  k  Hirtel,  Lelpsl;. 

Goethe  zählte  Briefe  zu  den  wich- 
tigsten Dokumenten,  die  ein  Mensch  hinter- 
lassen kann.  Wagner  erklärt  bei  der 
Lektüre  des  Briefwechsels  Schiller's  mit 
Lotte,  dass  er  auch  die  kleinsten  Billets 
mit  Interesse  lese:  „sie  erst  machen  mich 
mit  den  lieben  Menschen  leben^^ 

Von  diesem  Gesichtspunkt  aus  ist  na- 
türlich Jeder  Brief,  ungeachtet  seines  In- 
halts, von  Bedeutung  für  die  Persönlichkeit 
des  Schreibenden.  Tieferes  Interesse  erregt 
jedoch  bei  den  Lesern  der  Inhalt,  nicht 
der  Stil.  In  Musikerbriefen  ist  aber  der 
Inhalt  nicht  immer  bedeutend,  weil  sie, 
trotz  der  gegen  früher  bei  ihnen  ungeheuer 
gesteigerten  allgemeinen  Bildung,  oft  nicht 
über  ihre  eigene  Kunst  zu  sprechen  ver- 
stehen. Oder  sie  sind  überhaupt  schlechte 
Briefschreiber.  Denn  auch  ein  Brief,  dieser 
natürlichste  Ausfluss  der  eigenen  Gedanken 
und  Empündungen,  ist  ein  kleines  Kunst- 
werk und  verlangt  eine,  wenn  auch  unbe- 
wusste  Gestaltung  des  Stoffes. 

Es  gibt  auch  Personen,  deren  Briefe 
wenig  Persönliches  enthalten,  als  wenn 
sie  eine  Mimosennatur  besässen,  die  selbst 
dem  intimsten  Freunde  sich  zu  enthüllen 
scheut. 

Zu  solchen  Briefschreibern  gehört 
Franz  Liszt.  Selbst  seine  Herzens- 
freundin, die  Fürstin  Wittgenstein,  beklagte 
sich,  dass  er  zu  wenig  von  sich  erzähle. 
Aber  auch  über  seine  Kunst  spricht  er  im 


allgemeinen  wenig  in  Briefen,  der  in 
Essays  einen  so  glänzenden,  ganz  eigen- 
persönlichen Stil  entfaltet  (dessen  teilweise 
schwülstige  Ausdrucksweise  auf  die  Mit- 
wirkung der  Fürstin  zurückzuführen  ist). 
Am  wenigsten  liebt  es  Liszt  aber  über 
seine  eigenen  Werke  zu  sprechen.  £r 
schafft  für  sich,  in  aller  Stille,  stellt  sie 
der  Wölt  hin  mit  Vertrauen  auf  ihren 
Wert,  aber  ohne  davon  zu  reden,  anders 
als  in  kurzen  Andeutungen.  Er  schrieb 
über  alle  von  ihm  bewunderten  Künstler 
Aufsätze,  die  das  Verständnis  für  sie  er- 
leichterten und  vertieften,  aber  nie  auch 
nur  eine  Zeile  über  seine  eigenen  Sachen. 
Wagner  musste  ihm  die  Zusendung  seiner 
Orchesterwerke  geradezu  abzwingen. 

In  diesem  Sinne  ündet  man  also  in 
Liszt's  Briefen  wenig  Persönliches,  und 
doch  wie  warm,  wie  bestrickend  tritt  seine 
Persönlichkeit  aus  seinen  Briefen  hervor, 
wenn  man  den  Menschen,  den  Charakter 
darin  auf  sich  wirken  lässt!  Tiefe,  an- 
regende Gedanken,  Aufschlüsse  über  Kunst- 
Probleme  findet  man  wenig  darin,  aber 
welchen  Besitztum  an  überströmender 
Liebe!  Liszt  handelte,  sprach  nicht. 
Dass  er  einer  der  berückendsten  „Causeurs^ 
war,  ändert  daran  nichts.  So  sind  alle 
seine  Briefe  doch  von  grossem  Interesse, 
und  man  wird  auch  die  neueste  Veröffent- 
lichung: die  Briefe  an  Carl  Gille  mit 
Genuss  lesen.  Die  Verhandlungen,  be- 
treffend den  Allgemeinen  Tonkünstler- Ver- 
ein, bilden  einen  grossen  Teil  des  Inhalts, 
daneben  kommt  aber  auch  Intimeres  zur 
Sprache.     Entzückend   klingt  hie   und  da 


-«>^?=>= 


306 


;^=jfe-i. 


der  joviale  Ton    des    doch    schon   älteren 
Herrn  hindurch.*) 

Die  Briefe  siod  von  Adolf  Stern 
herausgegeben,  der  seinem  verehrten 
Freunde  Gille  eine  etwas  zu  breite  (LXV  S.) 
biographische  Skizze  widmet.  Zwei  Briefe 
von  Wagner  und  vier  von  Cornelius  an 
Gille  vervollständigen  den  kleinen  Band 
(96  S),  dessen  hoher  Preis  (5  M.)  auffällt. 
(Fortsetzung  folgt.) 

«7.   Vianna  da  Motta, 

Bernh.  Dessaiiy  op.  27 :  Vortragsstücke  für 
Violine  und  Pianoforte. 
Otto  Werathtly  Berlin. 
Von  B.  Dessau's  oben  genannten  vier 
Stücken  liegen  uns  drei  vor,  nämlich 
Marsch,  Wiegenlied  und  Humoreske.  Die 
kleinen,  für  Vortrags-  und  Unterrichts^ 
zwecke  sehr  zu  empfehlenden  Sachen  sind 
formal  hübsch  abgerundet,  enthalten  wohl- 
klingende Musik  und  bieten  einer  guten 
Ausführang  keinerlei  Schwierigkeiten.  Sehr 
hübsch  ist  die  Humoreske  mit  ihrem  lusti- 
gen, kecken  Tone,  zu  dem  das  gesangvolle 
Trio  in  wirksamem  Gegensatze  steht.  Das 
Wiegenlied  ist  anter  den  drei  Stücken  in 
der  Erfindung  am  schwächsten,  macht  dies 
aber  durch  besonderen  Klangreiz  wieder 
vergessen.  Der  Marsch  ist  schneidig  und 
kräftig,  auch  hieran  werden  die  kleinen 
Musici  ihre  Freude  haben.  Die  Stücke 
sind  unter  dem  einzig  richtigen  Gesichts- 
punkte konzipiert,  dass  Inhalt  und  Aus- 
drucksmittel immer  einander  decken  müssen. 

Fabian  Rehfeld,  op.  25,  ^o.  8.    ün  songe. 
op.  43.     Vision.    Füx  Vio- 
line und  Pianoforte. 
Otto  WernthAl,  Berlin. 
Von     beiden     vorliegenden     Stücken 
schätzen  wir  die  „Vision"  nach  Erfindung 
und  Inhalt  höher  ein,  wenn  uns  auch  der 
Untertitel  „Dramatische  Szene"  etwas  über- 
trieben   erscheinen    will.     Aber   sie  ist  in 
rein  musikalischer  Beziehung  gamicht  übel, 
und    die    rezitativischen   und    ariosen  Mo- 
mente bilden  einen   wirkungsreichen  Kon- 
trast darin.    Das  erstgenannte  Stück  steht 


•)  Von  Liszt's  unerschöpflicher  Güte 
und  Hochherzigkeit,  die  er  immer 
schweigend  und  wie  selbstverständlich 
ausübte,  erfahren  wir  einen  bedeutenden 
Zug  in  der  Ehrengabe  für  B.  Franz. 


einige  Stufen  tiefer  und  leidet  vor  allem 
unter  einem  bedenklich  trivialen  Beglei- 
tungsmotive. Auch  halten  wir,  im  Hin- 
blick auf  sinngemässen  Klaviersatz,  das 
Tremulando  der  Klavierbegleiturg  auf  S.  5 
der  „Vision'  für  unrichtig.  Beide  Stücke 
sind  für  gelegentlichen  Vortrag  in  Salon 
und  Gesellschaft  mit  Erfolg  zu  verwenden. 
Der  Spieler  möge  aber  nach  Kräften  viel 
von  seiner  eigenen  mubikalischen  Persön- 
lichkeit bei  der  Wiedergabe  hinzutun ! 

Alb.  Lorlziüg :  Ali  Pascba  Oper  in  einem 
Akt  Kl avierauszug  mit  Teitt. 
Berthold  8cBff,  Leipilf. 
Mit  vorliegendem  Werke  erfährt  Bert- 
hold Senffs  .Opem-Bibliothek"  eine  neue, 
schätzenswerte  Bereicherung.  Diese  Neu- 
ausgabe älterer  Opern  bezweckt,  den  Sinn 
für  die  Vergangenheit  zu  wecken  oder  rege 
zu  erhalten,  zu  zeigen,  wie  die  Vorgänge 
und  die  Grundlagen  unserer  modernen 
Opern,  insbesondere  auch  des  musikalischen 
Dramas,  beschaffen  waren.  Lortzing*s 
Oper  „Ali  Pascha  von  Janica''  entstand 
vor  genau  80  Jahren;  ihre  ersten  Auffüh- 
rungen fanden  im  Jahre  1828  zu  Münster 
und  Osnabrück  statt.  Sie  ist  des  Kompo- 
nisten Erstlingswerk  und  lässt  daher  ein 
doppeltes  Interesse  erwachen,  da  sie  den 
Aasgangspunkt  seines  musikalisch-drama- 
tischen Schaffens  für  die  deutsche  Opern- 
bühne  bildet.  Georg  Bichard  Kruse,  der 
sich  um  Albert  Lortzing's  Lebens-  und 
Künstlergeschichte  durch  zahlreiche  Dar- 
stellungen längst  verdient  gemacht  hat, 
gab  den  Klavierauszug  mit  Text  und  voll- 
ständigem Dialog  heraus,  wie  er  nun  in 
trefflicher  Ausstattung  vor  uns  liegt.  In 
textlicher  Hinsicht  ist  manches  gektLrzt  oder 
leichti  geändert,  je  nachdem  es  der  ver- 
änderte Zeitgeschmack  zu  erfordern 
schien,  die  Musik  selbst  ist  jedoch  unver- 
ändert geblieben.  Nur  am  Schlüsse  des 
Ganzen  sind  besondere  Stimmen  für  die 
Solisten  eingefügt  worden,  um  diese  noch 
einmal  neben  dem  Chor  in  den  Vorder- 
grund des  Interesses  zu  stellen.  Wir  em- 
pfehlen die  Beachtung  dieses  Lortzing'schen 
Jugendwerkes  in  neuer  Gewandung  einem 
allseitigen  Interesse.  Einen  Kommentar 
über  Entstehung,  Inhalt  and  Erstauf  fühmng 
der  Oper  hat  die  Verlagshandlung  dem 
Klavierauszuge  beigefügt. 


307 


Glas.  Martncciy  op.  79.    „Tre  piccol*'  nezzi 
per  Pianoforte." 
Gaiifrh  nad  Jfialcliea,  Lelpil«  «nd  HstUad. 

G.  Martacci's  Kompositionen  begegnet 
man  immer  gern.  Aach  seine  hier  ange- 
zeigten neuen  Klavierstücke  sind  geistreiche, 
fein  empfundene  und  mit  künstlerischer 
Sorgfalt  gearbeitete  Sachen.  Das  Präladiaim 
ist  eine,  mit  chromatischen  Elementen 
reichlich  durchsetzte  Akkordstudie  in 
höherem  Sinne;  femer  bietet  sich  die  Can- 
zonetta  in  origineller,  gedankenreicher 
Passnng  dar  und  interessiert  auch  besonders 
durch  ganz  eigentümlich  rhythmische  und 
harmonische  Momente.  Der  Saltarello  ist 
ein  glänzendes  Stück  von  virtuoser  Wirkung, 
worin  sich  der  lebhaft  a.nsgebildete  Klang- 
sinn  Martucci's  aufs  Nene  offenbart. 
Tüchtigen  Pianisten  sind  diese  Komposi- 
tionen angelegentlichst  zu  empfehlen. 

Peter  KOnig,   „Sonate*  (B-dur)  für  Piano- 
forte. 
SBddeaUeher  VerJtff,  Straubaif  I.  E. 

Peter  König's  Kl'aviersonate  (B  dur) 
mutet  den  Spieler  freundlich  an.  Zunächst 
ist  es  nicht  der  Inhalt,  der  in  Frage  kommt, 


sondern  die  angenehme  Porm,  die  Mitteil- 
samkeit des  Komponisten  und  seine  an- 
mutige Hnterhaltungsgabe.  W  a  s  er  sagt, 
ist  kaum  sonderlich  neu  oder  staunener- 
weckend, aber  wie  er  es  sagt,  befriedigt 
und  lässt  Manches  im  Herzen  des  Hörers 
widerklingen.  Es  ist  die  saubere,  reinliche 
Arbeit  eines  Wohltalentierten,  die  man  vor 
sich  sieht,  keineswegs  das  Werk  eines 
Stürmers  und  Drängers,  aber  man  wird 
darin  das  und  jenes  finden,  was  durch  geist- 
volle Kombination  anzieht  und  durch  wohl- 
gelungene Gegenüberstellung  der  Gregen- 
sätze  Aufmerksamkeit  erregt.  Sehr  lobens- 
wert ist  das  treffliche  Verhältnis  zwischen 
Gedanken  Inhalt  und  musikalischer  Ein- 
kleidung; das  deckt  sich  alles  gut  mitein- 
ander und  so  entspricht  das  Aeussere  dem 
Innern.  Peter  König  zeigt  sich  in  seiner 
viersätzigen  Sonate  vorwiegend  von  der 
lyrischen  Seite,  beherrscht  in  gewandter 
Weise  die  Porm  und  versteht  dem  In- 
strumente sehr  gute  Klangwirkungen  ab- 
zugewinnen. Die  Komposition  dürfte  sich 
vor  allem  für  instruktive  Zwecke  ausser- 
ordentlich passend  verwerten  lassen. 

Eugen  Segnitz. 


Vereine. 


Der  TonkUustlervareiu  zu  Dresden  ver- 
öffentlicht soeben  den  Bericht  über  sein 
fünfzigstes  Yereinsjahr,  *  von  Ende 
Mai  190B  bis  Ende  Mai  1904.  In  klarer, 
übersichtlicher  Darstellung  schildert  er  die 
dem  Jubeljahr  gewidmeten  Festlichkeiten, 
die  zahlreichen  Ehrxmgen,  die  dem  Verein 
zu  teil  wurden  und  die  von  ihm  an  ver- 
dienstvolle Mitglieder  und  Gönner  aus- 
gingen, um  darnach  den  Bericht  über  die 
ordentliche  Generalversammlung  vom 5.  Juni 
d.  J.  folgen  zu  lassen.  Aus  diesem  geht 
hervor,  dass,  wie  bisher  üblich,  auch  dies- 
mal reichliche  Unterstützungen  gewährt 
wurden:  400  Mk.  der  ünterstützungskasse 
des  hiesigen  Musikpädagogische^  Vereins; 
350  Mk.  zur  Gewährung  einer  Preisteile 
am  Königl.  Konservatorium  für  Musik  zu 
Dresden;  350  Mk.  zur  Gewährung  einer 
Freistelle  an  der  „Dresdner  Musikschule" 
des  Herrn  Direktor  itL.  Schneider;  8144 Mk. 
zur  Barverteilung:  Ehrengaben  und  Zeit- 
entschädigungen. Die  Zahl  der  Ehrenmit- 
glieder beträgt  zur  Zeit  43.  Der  Bestand 
der  ordentlichen  Mitglieder  beziffert  sich 
auf  274.  der  ausserordentlichen  auf  412. 
Der  Vorstand  setzt  sich  zusammen  aus 
den  Herren:  Generaldirektor  E.  v.  Schuch, 
Ehrenpräsident;  Professor  Böckmann,  Vor- 


sitzeiider;  Professor  Schmole,  stellvertreten- 
der Vorsitzender;  Königl.  Musikdirektor 
W.  Seyfhardt,  Schriftführer;  L.  Hoffarth, 
Schatzmeister;  Kammermusiker  F.  Schubert 
und  It.  Stolzenberg.  Die  im  Berichte  zu- 
sammengestellten Programme  geben  Kunde, 
dass  Herr  Professor  Böckmann  es  wohl 
verstanden  hat,  im  ersten  Jahre  seiner  ver- 
antwortungsreichen Wirksamkeit  die  Kon- 
zerte des  Vereins  auf  der  künstlerischen 
Höhe  zu  erhalten,  die  sie  unter  dem  Vorsitze 
seines  verblichenen  Vorgängers  erreicht 
hatten.  Fast  alle  Gebiete  der  reinen 
Musik  sind  auch  im  50.  Vereinsjahre  wie 
bisher  mit  Ernst  und  Liebe  gepflegt  worden. 
Das  würdige  Alte  wurde  wieaer  gebührend 
berücksichtigt,  das  gute  Keue  nicht  ver- 
nachlässigt. —  Der  Tonkünstler- Verein,  der 
auf  eine  stolze  Vergangenheit  zurückblicken 
kann,  hat  am  Ende  auch  ein  gutes  Hecht 
zu  einem  fröhlichen  Ausblick  in  die  Zu- 
kunft. Zwar  ist  es  schwieriger,  den  Huhm 
zu  bewahren,  als  ihn  zu  erwerben.  Aber 
getrost  darf  er  den  kommenden  Jahren 
entgegenschauen.  Sind  doch  die  Bedin- 
gungen für  ein  weiteres  gedeihliches  Wirken 
vorhanden,  da  der  Verein  über  erprobte 
Ejräfte  verfügt  und  seine  Grundsätze  be- 
währt sind. 


308 


Der  Gesamtauflage  liegt  ein  Prospekt  von  £.  Bisping,  Munster  i  W.:  Netu 
Klavierschule '  Bisping '  Rose  u.  A.,  einem  Teil  dieser  Auflage  liegen  die  folgenden 
Prospekte:  Edition  Steingräber,  Leipzig:  ^,Verlagsverzeichnis  1^04 — 7905*'.  Thies'eche  Hof- 
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BerUn  ÜW.^   Beuthstr.   10, 

Erk^    Lfiprinfrittr.  -  f^pitfplmnrkt. 


Georg  JPlothow 

Musikalienhandlung^  L^ihansiali 
4ß(»  gegr.  IHHß  4S#* 


Notenstich  uod  Druck 
Autographie 


^^^%^^ 


iV^aUett 


-Dr 


ucV^etei 


NVu^Sf^JattWji 


petttsp^' 


Cb. 


tteUung  mu 


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311 


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Hervorragendes  Unterrichtswerk  I 


Meiier  Ijehrg^ans 
dies  HlaTlersptels 

erläatert  durch  eine  Abhandlung  über  die  leitenden 
Grandsätze  in  Form  einer  Broschüre,  von 

Sucfen  Zctzcl 

Preis,  einschl.  Broschüre M    3.—  no. 

Broschüre  einzeln „    —.30    , 


Ueber  diese  ernste  und  hochbedentcnde  Arbeit 
des  geschätzten  Pädagogen  liegen  die  glänzendsten 
Urteile  erster  Autoritäten  vor;  die  von  dem  Autor 
eingeschlagenen  neuen  Bahnen  seien  daher 
weitester  Beachtung  empfohlen. 

Einen  ausfülirlichen  Prospekt  darüber 
werden  wir  für  die  vereliri.  Kongress-Teil- 
nelimer  im  Vorraum  des  Sitzungssaales 
zur  Verteilung  gelangen  lassen,   rser  »es»  n^ 

Zur  Zusammenstellung  von  Auswahlsendungen 
unserer  als  vorzüglich  anerkannten  Unterrichts- 
musik sind  wir  jederzeit  gern  bereit. 

1^  Conpl.  Verlasskatalos  gratis  nnd  franko.  ■■■ 
C:isoldt  Äc  HohUramer 

^usik  -  TerUg 

Berliii  $«Ul.ii,  KSniSSramrstL  29  3o. 


Karl  Mengeweln 

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Dr.  J e d li c z k a  und  andere  Meister  des  Klavierspiels. 
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heftet   Mk.   6,—    netto,   gebunden    Mk.  7,50  netto. 

Verlag  der  Freien  Musikalischen  Vereinigung, 
BERLIN  W.,  Nflrnbergerstr.  69a. 


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zur  Ausbildung  ifür  den  Lehrberuf 
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Gegr,  1HHS. 


Direktorin  FrL  A-  Hesse. 


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gleichzeitig  Fortbildungskurse  für  jüngere 
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2.  Grossmutter  erzählt  Märchen. 

3.  Wie  Grossmütterchen  tanzt. 

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—     312    — 


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Belir, 


Borg, 


9  Fr.    Petita  Pommes.  10  ganz  leichte 
Stücke compl.  netto 

W.  Petite  Snite  facile .  compl.  netto 
No.  1.  Gaten  Morgen,  Mama 
„  2.  Kleines  Tänzchen  .  . 
ti    3.    Kindlein's  Traum   .    . 


Hark 
1,5() 

1,50 
-,75 
-.76 
-,75 


BOSSi,  M.  E.  op.  1 14.  No.  1.  Valse     . 
«  2.  Gavotte 


Bossi, 


3.  Petite  Polka  .    . 
r  4.  Impromptu    .    . 
n  5.  Canzone-Serenata 
9,  6.  Bomance   .    .    . 

M.  E.    op.  122.    Jugend-Alhum. 


No.  1.  Caresses 

n    2.  Souvenir  .    .    . 

n    3.  Scherzando    .    . 

»    4.  Nocturne  .    .    . 

*     I.    5.  Bahillage  .    .    . 

n    6  Gondoliera    .    . 

n    7.  Valse  charmante 

n    8.  Berceuse  .    .    . 

BOSSL  M.  E.    op.   124.    Miniatures. 
^  8   kleine  Stücke 

No.  i.  Bluette 

„    2.  Chitarrate 

„    3.  Nuit  ötoil^e 

„    4.  Romance  . 

„    5.  Ländler     .    . 

„    6.  Sur  les  Vagues 

„    7.  Consolation  . 

„    8.  Danse  exotlque 


Bottazzo, 


op.  li 
No.  1, 

.    8. 


125. 


Berceuse    . 

Minuetto 

Notturnino 


op.  42.     Bltder  ans  der 
Kluderwelt.   10  leichtere 
Unterhaltnngsstücke. 
2  Hefte  ä  netto     .    .    . 


1.  Heft 


2.  Heft 


No.  1. 

::  1: 

"  B 

„  b, 

«  7. 

'•  i 

..  10. 


Marsch  nach 
dem  Walde  . 

Lager  am  Bache 

Ziegeuner     .    . 

Ewigen     .    .    . 

Wiesenhlumen . 

Wildfang      .    . 

Musik  im  Dorf- 
wirthshaus    . 

Auf  Bergeshöh' 

Lustige 
G^chichte 

Abschied .    .    . 


Ploridia,  p.  op  u. 


1,25 
1.25 
1.2'> 
1,25 
1,25 
1,25 


1,- 
1- 
1- 
1- 
1- 
1- 
1.- 
1,- 


1.25 
1,25 
1,25 
1,25 
1.25 
1.25 
1,25 
1,25 


1.- 
1- 
1- 


2- 

-,G0 
-,60 
-,6ü 
-,60 
-,60 
-,60 

-,60 
-,60 

1- 

-,60 


Schwanengesang, 

Preludio    ....  1,50 

2.  Nachtfalter  .    .    .  1,50 

3.  Unter  den  Linden  1,25 

4.  DielustigeMüUerin  1,25 

5.  Willkommenes 
Ständchen     ...  1,25 


Franzoff,  b 


No.  6.    Schiff er*s  Klagelied 

.    7.    PatosI 

8.    Capricdoso.    Valse 


Lied  ohne  Worte  . 
Momento  capriccioso 
Sonnet 


Fragatta,  6  o|> 


G'iirlitt,  c.  op.  215. 


45. 
J. 
2. 
3. 
4. 
5. 


Barcarola 
Valse   .    . 
Melodia    . 
Scherzino 
Tarantella 


Für  die  Jagend. 

6~  melodische  TonstOcke 

compl.  netto 
No.  1.  FröhlicheGesellschaft 

.    2.  Jagdstück     .... 

,    3   Der  kühne  Beiter     . 

„    4.  Der  schneidige  Soldat 

„   5.  Ernstes  G^präch.    . 

„    6.  Zum  Abschied      .    . 

EirChnSr,  Fr.  op.701.  Albmnfarjange 

PlanUten.     6  leichte 

Stücke,   compl.  netto 

No.  1.    Bondino    .    . 

Schweizerlied 

Wiegenlied    . 

Jagdlied    .    . 

Lied  ohne  Worte 

Idylle    .    .    . 


2. 

3. 
4. 
5. 
6. 


Lack« 


Th. 


op. 
op. 
op. 
op. 
op. 
op. 
op. 
op. 
op. 


185. 
186. 
187. 
188. 
189. 
190. 
215. 
216 
216. 


Traute  Botschaft 
Sör^uade  Madrilene 
Anette- Valse  .    . 
Mazurka-Keverie 
L*AveuauBal.  Valse 
Oaprice-Tarentelle 
Joyeux  Caprice  . 
No.  1.   Vafse  blonde 
„    2.   Valse   brune 


Martußci,  g.  op  78.  no.  i 


lorley, 


Ch. 


1.  Heft 


Mark 

1,25 
1,25 
1,25 

1,50 
1,50 
1,- 


1- 
1,25 

1- 

1,25 
1,75 


2_ 

— ,'(iO 

-,60 


o 

1,- 

-,(5 
-,75 
-,75 
-.75 


Serenata    . 

Minuetto  . 

,   3.  Capriccio  . 

op.  79.  No.  1.  Preludio    . 

„  2.  Canzonetta 

„   3.  Saltarello  . 

5  Stücke  von  Händel 

übertragen 
No.  1.    Minuetto    . 
„    2.    Giga.    .    . 
„    3     Siciliana     . 
„    4.    Gavotte 
„    5     Mennetto   . 

Frische  Blithen.    10  in- 
struktiv melodiöse 
Klavierstücke  ohne  Ok- 
tavenspannung. 2  Hefte 
k  netto 
No.  1.    In  der  Matrosen- 
schänke   .    •     . 
.    2.    Es  war  einmal    . 


1.- 
1,50 
1,25 

l,iÄ 
1,50 
1,50 
1,50 
1,50 

1- 
1- 
1,25 
1,25 
1,25 
1,2^ 


1,25 
1,25 
1,2,^ 
1,25 
1,25 


2,oO 

1,- 
1,- 


—     313     — 


1.  Hoft 


2.  Heft 


No.  3. 

„    4. 
„    5. 


7. 

8. 

9. 
10. 


Italienischer 

Eriegstanz  .    . 
An  die  Abendsonne 
Vorüberziehende 

Soldaten  .  .  . 
Nach    polnischer 

Weise.  .  .  . 
Osterglocken  .  . 
Sicilianische 

Serenade .  .  . 
Die  Dorf- 

musikanten  .  . 
In  der  Kirche     . 


ßavanello,  o.  op.  52. 

No.  1. 


2. 
8. 


Gavotta 
Mazurka 
Romanza 


SärtOriO,   A.    op.  350.     e   lelchte   nnd 

melodische  ünterhaltnngsstücke 

für   die  Jugend,  compl.   netto 

No.  1.    Eeldeinsamkeit   . 

„    2.    Muntere  Burschen 

„    3.    Zur  Maienzeit     . 

;,    4.    Schelmerei.    .    . 

„    5.    Sommerabend     . 

.    6.    Ländler.    .    .    . 


1- 
1- 

1- 

1- 

1- 

1,- 
1- 


1,- 
1,- 
1,25 


Auf  dem  Meere  —  In 
der  Kaserne  —  In  der 
Kirche  —  Die  Quelle  — 
Beim  Abendgebet  — 
Nachts  —  Bei  Sonnen- 
untergang —  Bei  Tages- 

StrSlOZki)  A.  Album  de  six  petits  Mor 

ceaux  lyriques  compl.  netto 

No.  1.    Sehnsucht 

..    2 


2 

-176 
-.60 


z%  Wachs, 


Scontrino, 


A.  12  Bozetti  compl.  netto 
(Bangigkeit — Zufrieden 
—  Auf  dem  Lande  — 
Zu  beziehen  durch 


2, 

-,80 
-,60 
-,80 
-,80 
-,60 
1- 

2,~ 


aUe 


Weisse  Rose 
\\    8.    hrwachte 

Hoffnung    .    .  —,60 
„    4.    Stummes  Leid    .  —,60 
„    5.    Jugend- 
erinnerung .    .  —  ,60 
„    6.    Hoffnungstraum  —,60 
Ländliches  Ständchen     .    .    .     1,— 
Nouvelle  Valse  mignonne   .    .     1,— 

Die  Seufzer 1,50 

Südafrikan.  Waldweisen  netto     2,60 

Valse  Viennoise 1,50 

P.    Belle  de  Nuit.  Tarenteile    .     1,75 

La  Coquette 1,25 

Gentillesse 1,25 

Pas  d*  Arlequin,  Morceau  joyeux  1,25 

WCtUgOniaillll,  O.    op.l2.Val8ebrillantel,25 

Zusclmeld,  k.  Ma.X'^-  ^'"':^r  i- 

Gavotta       1, — 

Musikalienhandlungen. 


Neue  Klavierkompositionen 

im  Verlage  von  II.  P.  Belaieff  in  lieipzi^. 


Op.  16. 


Op.  21. 


Th.  Akimenko. 

3  Morceanxy  Komplett 

THo,  1.   Chant  d'automne    .    .    . 

No.  2.   Idylle 

No.  3.  Valse 

5  Morceauxy  Komplett  .... 

No.  1.   Prölude       

No.  2.   Intermezzo 

No.  3.   Valse 

No.  4.   Mölodie 

No.  5.  Esquisse 

i§(«  Barmotlne« 

Tema  con  Tarlazioni 

3  Bomancei«  sans  paroles.  Komplett 

No.  1.   fa  Ä 

No.  2.   sorÄ 

No.  8.   Sol  b 

F.  Blamenfeld. 
2  Fragments  caract^ristiqiies    . 
Ballade  (en  forme  de  Variations) 
8  Mazonrkas,  Komplett      .    .    . 

No.  1.   La  b 

No.  2.   do 

No.  3.  Mi  b 

A.  Olasonmow. 
S^r6aade   du    Troubadour    de    la    suite 
y^oyen-Age^  op.  79. 
Arrang^e  par  A.  Siloti  .    .    . 
—         La  m§me,  ödition  simplifiäe 
Pizxicato   du  ballet  „Baymonda^   op.  57. 
Arrang^  par  A.  Siloti    .    .    . 

J.  Kryjanowskl« 

Op.  3.    Fantaisie 

A.  liiadow. 
Op.  53.    8  Bagatelles 


tMi 


Op.  i 
Op.  2 


Op.  33. 
Op.  34. 
Op.  35. 


t^Ci 


t/m 


»M^ 


1,40 
-,60 
-,40 
1,20 
1,60 
-,40 
-,60 
-,80 
-,40 
-,60 

2,50 

1,20 

—,60 

-,60 

-,60 

-,80 
1,60 
1,40 
-,80 
-,60 
-,60 


-,60 
-,60 

-,40 

1,80 

-,60 


Op.  30. 
Op.  81. 
Op.  32. 


Op.  33. 
Op.  U. 
Op.  35. 
Op.  36. 
Op.  37. 
Op.  38. 
Op.  39. 
Op.  40. 
Op.  41. 
Op.  42. 


H.  Hedtner. 

Op.  5.    Sonate  (fa) ^ 

A.  Serll^biBe. 

Sonate  (No.  4,  Fa  tt)      .    .    .    .  M 

4  Prelndes « 

2  Pommes.    Komplett     .    .    .    .  „ 

Poeme  No.  1 « 

Poöme  No.  2 n 

4  Prelndes » 

Po^me  tragiqne » 

3  Prelndes •  » 

Fo^me  sataniqae » 

4  Prelndes » 

Yalse » 

4  Prelndes » 

2  Maznrkaa r^ 

Po^me n 

8  Etndes,  Komplett ,, 

No.  1.  Bö  b » 


3,50 


No.  2. 
No.  3. 
No.  4. 
No.  6. 
No.  6. 
No.  7. 
No.  8. 


fatt 
Fal 
Faf , 
utl 

f  a  .    . 
Mi  b . 


1,40 
-,80 

1.— 
-,8ü 
-,60 
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1,- 
—,80 

1,20 
-,80 

1,20 
-,80 
-,80 
—,80 

2,50 
-,80 
-,40 
-,60 
-,60 
-,80 
-,60 
-,40 
-,60 


Op.  30. 


Op.  10 


J.  Wihtol. 

Prelndes,  Komplett M^  1,40 

No.  1.   si  b 7,  -flO 

No.  2.   mi «  -,40 

No.  3.   si „  -,80 

B«  Zolotorelf. 

Sonate „  3,50 


114 


Ppiedrleh  BrandstStter,  Leipzig, 


AuguMte  Bölime-Hühler 

Leitfaden 

„LautbilcluDg  beim  Siogeo  und  SpreclieQ" 

3,  bedeulend  erweiterte  Aullage.    Preis  Mk,  5,~. 

Die  plastische  Darstellung 
der  Lautbildung 

Apftaratß  Grösse  A.  Mk.  100.— ^  GröeseB.  Mk.  60.—. 

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Weihnachtsmusik. 

Durand,  Weihnachts-Fantasie 1,50 

—  Am  heiligen  Abend 1,50 

—  Christkindleins  Ankunft 1,50 

—  Das  allerbelieb  teste 'Weihnachtsalbum  1,50 
RnrnmUng,  Süsse  Weihnacht 1,20 

—  Weihnachtsläuten        1,20 

Krön,  Der  Weihnachtsengel Oß) 

Retnedte,  0  Sanctissimo 1,20 

—  Stille  Nacht 1,20 

Sartorio,  O  selige  Weihnachtszeit     .    .    .    .1,20 

—  Stille  Nacht 1,- 

—  0  du  fröhliche  Weihnachtszeit  .     .  l,— 

—  Süsser  die  Glocken 1,— 

—  0  Tannenbaum l,— 

—  Neues  leichtes  Weihnachts- Album  1,50 
Sdieel,  Ihr  Kinderlein  kommet       1, — 

—       Stille  Nacht 1,— 

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Fftr  die  Redaktion  TerantwortUch:  Anna  Morsch,    Berlin  W.,  Ansbacherstr.  87. 

Expedition  und  Terlag  ^^Der  KlaTier-Lehrer^^,  Ml  Wolff ,  Berlin  W.,    Ansbacherstrasse  87. 

Druck:  J.  S.  Preuss,  Berlin  S.W.,  Eommandantenstr.  14. 


1878 


1904 


^J      Aus      H 
dem   Inhalt: 

iL  Musikpädagogischer  Kongress. 

Ernst  Paul:  Eugen  Krantz  als  Klavier-Pädagoge. 

Eugen  Segnitz:  Das  li.  Bachfest  in  Leipzig. 

Dr.  Karl  Storck:  Kritische  Rückschau  über  Konzert 
und  Oper. 

Mitteilungen  von  Hoclischuleii  und  Konservatorien. 

Vermischte  Nachrichten. 

Bücher  und  Musikalien. 


Ü9 


20.  Oktober  1904. 


318 


?2^  7ö"sil<pädagogiscbeF  KooS'css.  ^^ 

Bericht  Ober  die  Sitzuii8:en  des  6.  bis  8.  Oktober. 

Von    . 
Anna  Horseh. 

Es  ist  nicht  leicht,  sofort  nach  dem  Schluss  eines  Kongresses,  nach  dem 
Verhallen  der  letzten  Worte  eine  sichere  Bewertung  seiner  Bedeutung,  seiner 
Resultate  zu  bieten.  Die  Fülle  der  Eindrücke  ist  zu  gross,  zu  viel  Persönlich- 
keiten zeigten  sich  in  ihrer  charakteristischen  Eigenart,  um  schon  jetzt  sagen 
zu  können,  diese  oder  jene  Erfolge  haben  wir  erzielt,  diese  oder  jene  Wirkung 
wird  der  Kongress  in  die  Ferne  üben.  Eins  ist  sicher:  in  seiner  ganzen  Orga- 
nisation, in  seinem  Aufbau,  in  seiner  Themefizusammenstellung  lag  ein  grosser, 
einheitlicher  Zug,  er  legte  ein  starkes  Zeugnis  ab  von  dem  Wollen  des  musik- 
pädagogischen Verbandes,  von  seinem  Streben,  seinen  Zielen.  Diesem  inneren 
Kern  der  Sache  gesellte  sich  der  Rahmen,  in  dem  der  Kongress  sich  diesmal 
präsentieren  durfte:  die  wundervollen  Räume  des  Reichstagsgebäudes  mit  seinen 
grossartigen  Sälen,  seinen  Wandelgängen,  seiner  glänzenden  Ausstattung,  den 
prächtigen  Erfrischungsräumen,  dem  Blick  aus  den  Fenstern  auf  den  weiten 
Königsplatz  mit  seinen  rauschenden  Fontänen  und  dem  markigen  Bismarck- 
Standbild  in  der  Mitte  — ,  überall  stimmungsvolle  Bilder,  welche  dem  künst- 
lerischen Impuls  erhöhtes  Lebensgefühl  verliehen.  —  Dazu  durften  die  Leiter 
des  Kongresses  mit  freudiger  Genugtuung  die  grosse  Teilnahme  begrüssen,  die 
ihr  Aufruf  gefunden,  besonders  schätzenswert  war  die  offizielle  Beteiligung,  das 
Ministerium  hatte  einen  Vertreter  in  der  Person  Prof.  Dr.  JosefJoachim's 
entsandt,  die  Königl.  Hochschule  war  durch  die  Professoren  Adolf  Schulze 
und  Andreas  Moser,  der  Senat  der  Künste  durch  Prof.  Dr.  Krebs  vertreten, 
die  Stadt  Berlin  sandte  die  Schulräte  Herren  Dr.  Stier  und  Dr.  Hausen  zu 
Beisitzern  in  der  Schulgesangsfrage,  die  Regierung  hatte  den  Gesanglehrern  der 
Monarchie  generellen  Urlaub  erteilt  und  Reisezuschüsse  gewährt;  eine  grosse  Zahl 
königlicher,  städtischer  und  privater  Konservatorien  waren  durch  Delegierte  ver- 
treten, ebenso  entsandten  die  angeschlossenen  Korporationen:  die  Musik - 
Sektion  des  AUg.  D.  L.-V.,  der  Essener  und  Posener  Musiklehrer-  und  Lehre- 
rinnen-Verein, die  Musikgruppen  von  Berlin,  Stettin  und  Eisenach  ihre  Ver- 
treter, —  ein  Zeugnis  der  Zustimmung,  der  Sympathie  mit  den  Zielen  des  Verbandes. 

Heut  ist  es  nur  möglich,  eine  Skizze  von  dem  Gesamtverlauf  des  Kon- 
gresses zu  geben,  das  Wesentliche  der  fünf  Sitzungen  in  grossen  Zügen  zusammen- 
zufassen; —  es  liegt  in  der  Absicht,  die  Referate  und  Vorträge  zur  allgemeinen 
Kenntnis  zu  bringen,  teils  durch  Sonderdruck,  teils  durch  den  „Klavier-Lehrer*, 
um  sie  auch  den  Ferngebliebenen  zu  vermitteln  und  dadurch  wieder  zu  weiterer 
Aussprache  anzuregen.  So  viel  des  Schönen  und  Gedankenvollen  wurde 
geboten,  so  viel  beherzigenswerte  Worte  tönten  an  unser  Ohr,  dass  es  als  Pflicht 
erscheint,  auch  Andere  daran  teUnehmen  zu  lassen. 

Die  Eröffnung  des  Kongresses  geschah  durch  den  ersten  Vorsitzenden, 
Professor  Xaver  Scharwenka,  der  die  Versammlung  mit  herzlichen  Worten 
begrüsste  und  sich  die  Erlaubnis  erbat,  ein  Telegramm  an  Seine  Majestät  den 
Kaiser  absenden  zu  dürfen.  Der  durch  die  Schriftführerin  Frl.  Anna  Morsch 
verlesene  Jahresbericht  enthielt  eine  Schilderung  der  reichen  Tätigkeit,  welche  der 


T 


319 


junge  Verband  in  der  kurzen  Zeit  seines  Bestehens  entfaltet  hat,  er  gab  Kunde  über 
die  abgeschlossenen  Arbeiten  und  ihre  Einführung,  über  die  weiter  begonnenen  und 
das  Interesse,  das  ihnen  entgegengebracht.    Anschliessend  daran  berichtete  der 
n.  Vorsitzende,  Professor  Gustav  Hollaender,  über  die  Prüfungskommissionen, 
über  die  Einleitung  und  den  Modus  ihrer  Zusammensetzung.    Die  Resultate  der 
Aufforderungen   sind   hochbefriedigende;    mit  Genugtuung  kann   der   Vorstand 
konstatieren,  dass  mit  verschwindenden  Ausnahmen  Alle  dem  Rufe  folgten  und 
ihre  Zuschriften  oft  sehr  warme,  sympatische  Worte  enthielten.    Die  Organisa- 
tion vollzog  sich  in  der  Weise,   dass   die  Aufforderungen   zunächst   immer   an 
eine  hervorragende  Persönlichkeit  der  Stadt  oder  der  Provinz  erging  und  diese 
gebeten  wurde,  weitere  Vorschläge  zu  machen.    Wenn  Zweifel  vorlagen,  wenn  in 
den  grossen  Musikzentren   nicht  eine,   sondern  2,   3  und   mehr  hervorragende 
Künstler   sich   befanden,    zwischen   denen   ein  Abwägen   ihrer  hervorragenden 
Bedeutung  von   vornherein   ausgeschlossen   war,   da  wählte  der  Vorstand  die- 
jenigen heraus,   auf  welche  die  meisten  Stimmen  in  den  im  vorigen  Jahre  her- 
ausgesandten „Verhandlungen"  sich  vereinigt  hatten.    Um  aber  jedem  Verdacht 
der  Parteilichkeit,  der  persönlichen  Neigung  vorzubeugen,  wurde  vom  Vorstande 
folgender  Modus  vorgeschlagen:    Die  Prüfungskommissionen   werden  nur  auf 
einen   bestimmten  Zeitraum   gewählt  —  drei   Jahre  etwa  — ,  dann  scheidet  die 
Hälfte   aus   und   neue  treten   an   ihre  Stelle.    Zwei  Gesichtspunkte  waren  hier 
massgebend:    Einmal   ist  das  Ehrenamt  eines  Prüfungskommissars  mit  Opfern 
an  Zeit  und  Kraft  verknüpft,  sodass  Entlastung  geboten  ist,  andererseits  jedoch 
können  trotz  aller  Vorsicht  Missgriffe  vorgekommen  sein,  die  sich  durch  einen 
Wechsel  leicht  ausgleichen  lassen.     Es   war   ein   diesbezüglicher  Protest   ^or 
dem    Kongress    in    Form    eines   Antrages   bereits   eingelaufen,   dem    aber   auf 
der  Generalversammlung  nicht  Raum  gewährt  werden  konnte,  weil  die  Antrag- 
steller  nicht   Mitglieder  des  Verbandes  waren.  —  Der  Modus   der   dreijährigen 
Wahl,  des  Ausscheidens   der  Hälfte  der  Kommissionsmitglieder   wurde  auf  der 
Generalversammlung  des  Verbandes  zum  Beschluss  erhoben. 

Nachstehend  folgt  nun  die  Liste  der  Mitglieder  der  Prüfungskommissionen 
mit  den  Schlussbemerkungen  der  noch  schwebenden  Verhandlungen. 

Provinz  Schlesien:  Kapellmeister  Riemenschneider,  Pianist  Ludwig, 
Prof.  Dr.  Bohn,  Konzertmeister  Himmelstoss.  Provinz  Pommern:  Prof.  Dr. 
Lorenz,  Königl.  Musikdirektor  Robert  Lehmann,  Konzertsänger  Ph.  Gret- 
scher,  Pianistin  Frl.  Rusch.  Provinz  Hannover:  Hofpianist  Prof.  Heinrich 
Lutter,  Königl.  Chordirektor  K.  Lüders,  Königl.  Musikdirektor  J.  Frischen, 
Königl.  Kammervirtuos  E.  Blume,  Konzertmeister  O.  Riller.  Provinz  West- 
falen: Königl.  Musikdirektor  Julius  Janssen,  Dr.  W.  Niessen,  Königl. 
Musikdir.  W.  Frank,  Königl.  Musikdir.  A.  Knabe.  Provinz  Hessen-Nassau: 
Prof.  Iwan  Knorr,  Prof.  Hugo  Becker,  Pianist  Ernst  Engesser,  Violin- 
virtuose Fritz  Bassermann.  Rheinprovinz:  Dr.  Otlo  Neitzel,  Musikdir. 
Erlemann,  Prof.  ßuths.  Provinz  Schleswig-Holstein:  Musikdirektor  Carl 
Borchers,  Frl.  Anna  Kroymann,  Herr  Organist  Johann sen.  Provinz  Ost- 
preussen:  Musikdirektor  Bernecker,  Professor  R.  Schwalm,  Frau  Luise 
Dehmlow,  Königl.  Musikdirektor  Wilhelm  Wolff.  Provinz  Posen:  Prof. 
R.  Hennig,  Königl.  Musikdirektor  Geisler,  Organist  Erbe,  Musikdirektor 
Gambke,  Fr.  Dr.  Theile,  Musikdirektor  Schattschneider.  Provinz  Sachsen 
und  thüringische  Staaten:  Musikdirektor  Zuschneid,  Musikdirektor 
Krzyzanowski,     Professor  Rabich,    Professor  Thureau.     Hamburg   und 


320 


Altona:  Kapellmeister  Max  Fiedler,  Prof.  C.  v.  Holten,  Oxganist  Fr.  Färber. 
Bremen:  Professor  Panzner,  Chordirigent  Schubart,  Konzertmeister  Schein- 
pflug, Pianist  Bromberger.  Lübeck:  Prof.  C.  Stiehl,  Kapellmeister 
Kassier,  Frl.  Klara  Herrmann,  Hr.  und  Fr.  Kapellmeister  Afferni.  Schwerin 
und  Rostock:  Professor  Dn.  Thierfelder,  Musikdirektor  Schondorf,  Hof- 
kapellmeister Meissner,  Hofmusikdirektor  Romberg.  Grossherzogtum  Hessen: 
Professor  Dr.  Fritz  Volbach.  Oldenburg:  Hot musikdirektor  Manns,  Hr.  u.  Fr. 
Hofkonzertmstr.  Kufferath,  Prof.  W.  Kuhlmann,  Kammermusiker  Düster- 
behn.  Königreich  Sachsen:  Pianist  H.  Vetter,  Oberlehrer  Ernst  Paul  (noch 
nicht  abgeschlossen).  Königreich  Bayern:  Prof.  Bernhard  Stavenhagen, 
Professor  Victor  Gluth,  Professor  Schmid-Lindner,  Professor  Wilhelm 
Weber.  Elsass  -  Lothringen:  Professor  F.  Stockhausen.  Baden:  Pro- 
fessor Heinrich  Ordenstein,  Pianist  Kurt  Herold,  Walter  Petzet,  Konzert- 
sänger Fritz  Haas,  Konzertmeister  Deecke,  Professor  Philipp  Wolfrum.— 
Die  Berliner  Prüfungskommission,  die  gleichfalls  noch  nicht  abgeschlossen 
ist,  setzt  sich  aus  folgenden  Herren  und  Damen  zusammen:  Prof.  Benno 
Stolzenberg,  Prof.  Waldemar  Meyer,  Prof.  Martin  Krause,  Pianist 
Feruccio  Busoni,  Frl.  Emma  Koch,  Hr.  Florian  Zajic,  Hr.  Musikdirektor 
Dienel,  Hr.  Gustav  Kulenkampff,  Hr.  Domsänger  Rolle.  In  Korrespondenz 
zur  Vervollständigung  der  Kommissionen  steht  der  Vorstand  noch  mit  Leipzig, 
Dresden,  Danzig,  Stuttgart,  Halle  und  Hamburg;  es  darf  jedoch  der  Hoffnung 
Raum  gegeben  werden,  dass  sich  auch  hier  der  Kreis  zu  voller  Zufriedenheit 
schliessen  wird,  da  Anknüpfungen  bereits  überall  geschehen. 

Im  Anschluss  hieran  sprach  Herr  Musikdirektor  Menge  wein  einige  Worte, 
die  die  Ueberleitung  bildeten  zu  den  Referaten  und  Vorträgen  des  Kon- 
gresses. Diese  selbst  gliederten  sich  in  drei  grosse  Gruppen:  1.  „Musikpäda- 
gogische Reformfragen",  2.  „Kunstgesang"  und  3.  „Schulgesang**.  Die  ersteren 
behandelten  hauptsächlich  solche  Disziplinen,  die  auf  den  Seminaren  der  Kon- 
servatorien der  Reform  bedürfen  oder  neu  einzuführen  sind.  So  sprach  Fräulein 
Maria  Leo-Berlin  über  die  „Pädagogik  als  Lehrgegenstand",  sie  betonte  die 
Notwendigkeit  des  pädagogischen  Unterrichts  und  zeichnete  den  Weg,  den  der- 
selbe einzuschlagen  hat;  ferner  erläuterte  sie  die  Einführung  in  die  praktische 
Ausübung  des  Unterrichtens  und  die  Verteilung  des  pädagogischen  Unterrichts 
und  der  praktischen  Uebung  auf  die  drei  Seminarjahre.  Ihr  unmittelbar  an 
schloss  sich  Frl.  Ina  Löhner-Nürnberg,  die  langjährige  Mitarbeiterin  Lina 
Ramann's,  der  ältesten  Pionierin  auf  dem  Gebiet  der  musikalischen  Pädagogik. 
Ihr  Thema  lautete  „Psycho-physiologischer  Unterricht",  und  sie  erntete  grossen 
und  anhaltenden  Beifall  mit  ihren  sich  vielfach  auf  geschichtlicher  Basis  be- 
wegenden Ausführungen. 

Das  Thema  „Die  Musikästhetik  und  ihre  praktische  Einführung"  behandelte 
Frl.  Olga  Stieglitz-Berlin:  Sie  kennzeichnete  den  Wert,  der  der  Musikästhetik 
als  Lehrgegenstand  innewohnt,  begründete  ihre  Notwendigkeit,  um  echte  „Erzieher 
zur  Kunst"  heranzubilden  und  legte  in  sachlicher  und  lichtvoller  Weise  die  Gliederung 
des  Unterrichtsstoffes  klar,  den  sie  in  einen  geschichtlichen  und  einen  systemati- 
schen Teil  geordnet  wissen  will.  Hauptwert  beim  Unterricht  sei  darauf  zu  legen, 
dass  dem  Schüler  nicht  blos  Voi träge  geboten  würden,  sondern  dass  er  mitdenkt 
und  mitarbeitet.  Die  Frage,  ob  die  Aesthetik  auch  als  Gegenstand  der  Prüfungs- 
ordnung mit  heranzuziehen  sei,  wollte  die  Rednerin  vorläufig  noch  verneinen, 
praktische  Versuche  müssen  erst  ergeben,  einerseits,  welches  notwendige  Mass 


321 


von  Kenntnissen  festzustellen  sein  wird,  andererseits,  wie  weit  die  teilweis 
schwierigen  Lehren  der  Musikästhetik  einem  an  abstraktes  Denken  wenig 
geübten  Schülerkreis  zugänglich  gemacht  werden  können. 

Herr  Professor  Hennig-Posen,  der  den  gleichen  Gegenstand  als  Thema 
gewählt,  stützte  sich  in  seinen  Ausführungen  hauptsächlich  auf  seinen  im 
„Kl.-L.**,  Beiheft  9  „Musikpädagogische  Reformen*-  veröffentlichten  „Lehrplan 
für  den  Unterricht  in  der  Aesthetik  an  Konservatorien  und  Musik -Seminaren". 
Aehnlich  Herr  Ludwig  Riemann-Essen,  der  „Die  Notwendigkeit  der  Ein- 
führung der  Akustik  in  den  Lehrplan"  befürwortete.  Sein  Lehrplan,  der  ausser- 
ordentlich klar  und  sachlich  ausgearbeitet  ist,  war  in  No.  7  und  8  der  Beihefte 
enthalten.  Die  Diskussionen  über  die  vorstehenden  Themen  bewegten  sich  nach 
verschiedenen  Richtungen;  einerseits  wurde  vor  Ueberbürdung  gewarnt,  wenn 
alle  diese  Disziplinen  obligatorisch  gefordert,  den  Seminarien  wären  praktischere 
Dinge  von  grösserem  Nutzen,  andere  Sprecher  plaidierten  aufs  lebhafteste  für 
die  geistige  Ausbildung,  für  die  Praxis  sei  genügend  gearbeitet,  es  gälte,  die 
wissenschaftliche  Bildung  der  angehenden  Lehrkräfte  zu  vertiefen  und  sie  mehr 
in   die  Grundlehren   der  Pädagogik   und   der  Musikwissenschaften  einzuführen. 

Auch  zu  dem  Thema  „Die  Ausbildung  des  musikalischen  Gehörs**,  über 
welches  Herr  Musikdirektor  Mengewein  referierte,  ist  schon  in  No.  11  der 
„Beihefte"  der  Anfang  eines  Lehrplanes  erschienen;  der  Redner  entwickelte  hier  ein 
Gesamtbild  seiner  Ansichten  übert,Die  systematische  AusbUdung  des  musikalischen 
Gehörs",  die  für  jeden  Musikstudierenden,  gleichviel  welchem  Zweige  unserer  Kunst 
er  sich  widme,  von  grösster  Wichtigkeit  sei,  da  sie  ihm  nicht  nur  eine  technische, 
theoretische  und  ästhetische  Schulung  verbürge,  sondern  die  feste  Basis  für  eine 
wirklich  künstlerische  Betätigung  auf  irgend  einem  Gebiete  der  musikalischen 
Kunst  stellt.  —  Von  ausserordentlichem  Interesse  waren  die  Darlegungen  Herrn 
Capellen's- Osnabrück  über  „Reformen  auf  dem  Gebiet  des  theoretischen 
Unterrichts",  welche  zu  einer  längeren  Diskussion  Veranlassung  gaben.  Seine 
Lehre  stösst  unsere  jahrhundertelang  geübte  Theorie  vollständig  um,  und  ver- 
sucht absolut  Neues  an  ihre  Stelle  zu  setzen.  Der  Raum  verbietet  hier  näher 
auf  das  System  Hrn.  Capellen's  einzugehen,  sein  Vortrag  wird,  um  weitere 
Kreise  damit  bekannt  zu  machen,  im  Wortlaut  gedruckt.  —  In  sehr  an- 
regender Weise  wusste  Hr.  Direktor  Kaden-Dresden  die  Behandlung  der 
Musikgeschichte  und  der  Formenlehre  an  den  Seminaren  zu  schildern,  um  ihre 
Aufgabe  so  zu  erfüllen,  wie  sie  wünschenswert  ist.  Die  Musikgeschichte  soll 
an  den  Schulen  nicht  als  Wissenschaft  betrieben  werden,  sondern  in  einer  ent- 
wickelnden Methode,  die  alle  Erscheinungen  der  Musik  in  einem  übersichtlichen 
grossen  Zusammenhang  zeigt  und  immer  an  das  künstlerische  Interesse  anknüpft. 
Aehnlich  die  Formenlehre.  Die  Aesthetik  hat  die  musikalischen  Formen  in 
gründlichster  Weise  zu  behandeln,  sie  hat  über  den  Geist  der  Formen  Auf- 
schluss  zu  geben,  trotzdem  brauchen  wir  die  Formenlehre  noch  als  selbständige 
Disciplin,  um  durch  praktische  analytische  Uebungen  den  individuellen  Bau  der 
Musikstücke  erkennen  zu  lernen.  An  kurzen  Beispielen  für  beide  Disziplinen 
zeigte  Herr  Direktor  Kaden  die  praktische  Ausführung  seiner  Methode. 

Mit  einem  Referat  Herrn  Robert  Huch's-Braunschweig  über  seine 
„Notenlese-Lehrmethode  auf  Grundlage  des  Intervallesens"  schloss  die  Reihe 
der  zur  Erörterung  gestellten  „Musikpädagogischen  Fragen"  ab.  Eingefügt  war 
noch  ein  Vortrag  Hrn.  Direktor  Vogt's- Hamburg  über  „Ausarbeitung  eines 
Führers  durch  die  Klavierliteratur".   Herr  Vogt  legte  seine  Gedanken  über  einen 


322 


solchen  klar  und  erläuterte  die  Vorarbeiten,  die  er  bereits  gemacht.  Er  bean- 
tragte die  Einsetzung  einer  Kommission,  die  die  Arbeiten  weiter  führt.  Es 
wurde  beschlossen,  diese  Kommission  auf  der  Generalversammlung  zu  berufen. 

(Schluss  folgt.) 


Biiget)  Kfao^z  als  l^la^ierpädagoSe. 

(geb.  13.  September  1844,  gest.  26.  Mai  1898.) 

Von 
Ernst  Paul. 

(Schlußs.) 

Derartige  Hindernisse  müssen  natürlich  vom  Lehrer  erkannt  und  gehoben 
werden;  Chopin'sche  Walzer  sind  freilich  dazu  nicht  zweckdienlich,  da  helfen 
nur  die  verlästerten  technischen  Uebungen,  die  nach  der  ganz  verschiedenen 
technischen  Veranlagung  der  Schüler  in  geeigneter  Weise  angeordnet,  umge- 
wandelt und  ausgedehnt  werden  müssen.  Der  Lehrgang  muss  elastisch  sein, 
um  jeder  individuellen  Forderung  genügen  zu  können. 

Nach  Krantz  sind  technische  Uebungen  Tonfiguren,  welche,  von  ge- 
danklichem Inhalt  und  musikalischer  Form  absehend,  die  beim  Spiel  eines  In- 
strumentes in  Anspruch  zu  nehmenden  Gelenke  und  Glieder  auf  alle  technischen 
Erfordernisse  vorbereiten.  Die  Hauptvoraussetzung  ist  die  Angewöhnung  „guter 
Haltung^,  unter  der  Krantz  jene  Stellung  der  Anschlagsglieder  versteht,  welche 
die  speziell  vorliegende  technische  Aufgabe  am  korrektesten  und  bequemsten 
zu  erfüllen  gestattet;  naturgemäss  wird  sie  sich  der  Eigenart  des  Handbaues 
gemäss  modifizieren  müssen.  Unnachsichtig  wird  der  Lehrer  solche  Haltungs- 
fehler zu  bekämpfen  haben,  die  ihren  Grund  tragen  in  falscher  Gewöhnung,  im 
Hange  zur  Nachlässigkeit,  Unaufmerksamkeit  und  Willensschwäche.  Den  „A  n- 
schlag"  erklärt  Krantz  als  diejenige  Tätigkeit  bestimmter  Glieder,  die  den 
Niederschlag  von  Tasten  zu  tönender  Erregung  der  Saiten  zum  Ziele  hat.  Der 
Bildung  des  kunstgerechten  Anschlags  wandte  er  seine  ganze  Einsicht,  Energie 
und  Beharrlichkeit  zu  —  im  kleinsten  Punkte  die  grösste  Kraft  zu  sammeln, 
war  ihm  hierbei  Leitspruch.  Als  grundlegende  Uebungsgruppen  gibt  er  Studien 
mit  stillstehender  Hand  bei  gefesselten  und  freien  Fingern  und  mit  fort- 
rückender Hand;  besonderen  Wert  legt  er  auf  die  Vorübungen  zum  Ton- 
leiterspiel (Untersetzen  und  Vor  bewegen  des  Daumens,  Fortschieben  und 
Uebersetzen  der  Hand),  dem  das  Tonleiterspiel  selbst  folgt  in  allen  Möglich- 
keiten und  mit  allen  Erschwerungen.  Gleichzeitig  beginnt  die  Schulung  des 
Stakkatoanschlags  aus  verschiedenen  Gelenken,  der  Doppelgriffe  und  der 
fortlaufend  gebrochenen  Akkorde.  Seiner  Art  der  Behandlung  der  sogenannten 
„SpezialÜbungen":  Triller,  Hände  an  —  und  Ineinanderstellung,  Springen 
und  Händeüberschlagen,  die  übrigen  Verzierungen  (in  ganz  vorzüglicher  Be- 
arbeitung!), rhythmische  Uebungen  und  nicht  zuletzt  Pedalstudien  —  ist  das 
Urteil  einer  hervorragenden  Bedeutung  kaum  abzusprechen. 

Sehr  nachahmenswert  ist  die  Art,  wie  Krantz  seine  Schüler  nötigt,  immer 
mit  ungeteilter  Aufmerksamkeit  bei  der  Aufgabe  zu  sein  durch  selbsttätiges 
Ausrechnen  der  technischen  Uebungen  nach  logischem  Schema,  das 
in  den  gezogenen  Grenzen  alle  Möglichkeiten  erschöpfte;  dabei  beginnt  er  kon- 

c^ 


323 


'•^^^^SSHt 


sequent  mit  der  linken  Hand  als  der  von  Natur  schwächeren  und  durch  unsere  ^C 
Lebensgewohnheiten  leider  vernachlässigten.  Aus  ähnlichen  Gründen  bevorzugt  4  . 
er  die  Schulung  der  einzelnen  Finger  immer  von  der  Seite  des  Fünften  her. 
In  besondere  Pflege  nimmt  er  anfangs  das  Legatissimo-Spiel,  das  bekannt- 
lich am  nachdrücklichsten  einwirkt  auf  die  Sicherheit  der  Wechselbeziehung 
zwischen  Wille  und  den  zu  bewegenden  Muskeln;  hierbei  ist  allerdings  Voraus- 
setzung, dass  die  Anschlagstätigkeiten  vereinzelt  auftreten  und  im  langsamen 
Zeitmasse  mit  besonderer  Energie  vollzogen  werden.  Weiterhin  bringt  Krantz 
Tastenlagen  und  Tonarten  in  Anwendung;  die  Uebungen  werden  mit  beiden 
Händen  gespielt  in  verschiedenen  Bewegungsrichtungen,  mit  rhythmischen  Ver- 
änderungen, in  kontrapunktartiger  Zweistimmigkeit,  mit  Nüancierung  etc.  und 
mit  gesteigerter  Schnelligkeit.  Dieses  eigenartige  Verfahren  veranlasste  Lehrer 
und  Schüler  beständig  zur  Konzentration  der  Gedanken;  die  Zerstreutheit  konnte 
nicht  gut  aufkommen.  In  der  unablässigen  geistigen  Inanspruchnahme  lag  der 
Zauber  seines  interessanten  Unterrichts;  denn  langweilig  ist  nur  das,  was  die 
Seele  ungenügend  beschäftigt.  Beim  Tonleiterspiel  auf  elementarer  Stufe  wurde 
die  Vorzeichnung  aufgesagt,  Veränderungen  in  Moll,  Fingersatzgruppe  und  Regel 
für  die  Stellung  des  4.  Fingers,  Anfangsfinger;  ebenso  schnell  und  fliessend 
forderte  er  beim  Akkordspiel  die  Tonleiterzugehörigkeit  mit  den  entsprechenden 
Stufen  und  die  Regel,  nach  der  bei  Dreiklängen  der  3.  oder  4.  Finger  in  An- 
wendung kommt.  Damit  erfolgte  zugleich  eine  dauernde  Auffrischung  des 
elementaren  Theoriewissens,  das  allmählich  in  Fleisch  und  Blut  überging.  Den 
Eintrag  in  die  Aufgabenbücher  vollzog  er  selbst  während  des  Unterrichts 
mit  peinlicher  Sorgfalt;  die  musterhafte  Gruppierung  des  Materials  im  „Lehr- 
gange" ermöglichte  dabei  Uebersicht  und  Ordnung  und  Hess  Missverständnisse 
als  ausgeschlossen  erscheinen. 

Die  durch  technische  Uebungen  erworbene  Fertigkeit  verlangt  nun  Um- 
prägung für  den  künstlerischen  Gebrauch;  hier  tritt  die  Etüde  ein  als  nützliches 
Zwischenglied  von  Fingerübung  zum  Musikstück.  Sie  verarbeitet  schematisch 
technische  Figuren,  indem  sie  die  Bedingungen  von  Harmonik,  Kontrapunkt, 
Rhythmik  und  auch  Vortrag  gestaltend  auf  sich  einwirken  lässt.  Den  Anfang 
machen  Etüden,  die  sich  eng  an  das  technische  Studium  anschliessen  und  die 
nichts  anderes  sind,  als  Fingerübungen  in  musikalischem  Kleide;  am  Ende 
stehen  jene  geist-  und  glanzvollen  Charakterstücke,  welche  in  ihrem  konzert- 
mässigen  Gewände  die  Bezeichnung  „Etüde"  nur  damit  rechtfertigen,  dass  der 
Komponist  für  den  Ausdruck  seiner  Gefühlswerte  die  Anwendung  einer  einzelnen 
technischen  Formung  wählte.  Auf  allen  Stufen  der  technischen  Entwicklung 
gibt  Krantz  dem  Bachspiel  Raum,  als  unerschöpflicher  Kraft-  und 
Gesundheitsquelle;  es  fördert  die  Unabhängigkeit  der  Finger  untereinander, 
macht  den  Geist  scharf  und  umsichtig  und  vertieft  das  Empfinden. 

Das  Vorbildliche  in  der  Krantz'schen  Lehrerpersönlichkeit  offenbarte  sich 
unter  anderem  auch  in  der  unermüdlichen  Sorgfalt,  mit  der  der  Meister  auf  die 
genaueste  Beachtung  des  Notentextes  hielt;  Flüchtigkeiten  in  Anschlags- 
weise, Fingersatz  und  Stimmführung  waren  bei  seinem  Unterrichte  ausge- 
schlossen. Eigenhändig  zerlegte  er  die  Etüde  in  Uebungsabschnitte,  prüfte 
mit  kritischem  Auge  Fingersatz  und  Phrasierung,  verbesserte  nach  dem  Grund- 
satze: Es  darf  nichts  notwendiges  fehlen,  nichts  überflüssiges  stehen  bleiben. 

Etüden  und  technische  Uebungen  sind  nur  Bausteine  zur  künstlerischen 
Entwicklung,  die  ihre  Abrundung  erfährt  im  Studium  von  Musikstücken. 


324 


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Was  nennt  man  in  unseren  Tagen  nicht  alles  „Musikstück"!  Hier  höchst-  ^ 
stehende  Eingebungen,  die  eine  künstlerische  Idee  schön  und  wahr  gestalten;  ^ 
dort  geringere,  die  sich  darin  gefallen,  durch  äusseren  Glanz  die  blosse  Technik 
wirken  zu  lassen  —  und  da  tiefstehende  Produkte  mit  seicht  harmonisierten, 
nichtssagenden  Melodien,  mit  trivialen  Rhythmen,  die  ihren  Daseinszweck  er- 
füllen mit  oberflächlicher  Ergötzung  des  Gehörsinnes  und  mit  der  Wirkung,  den 
Körper  in  tanzendes  Erregen  zu  versetzen.  Jede  Stufe  hat  ihr  Publikum  und 
von  jeder  Stufe  aus  tritt  an  den  Lehrer  das  Verlangen  nach  Unterricht;  hier 
erschliesst  sich  ihm  ein  weites  Feld  seiner  Betätigung.  Da  kann  er  zeigen, 
dass  er  kein  Schlendrianslehrer  ist,  der  trag  und  gleichgültig  mit  jedem  Schüler 
dieselben  Stücke  jahraus  und  jahrein  wiederkäut;  kein  Pedant  der  Klassizität, 
der  es  unter  seiner  Würde  erachtet,  einmal  in  tiefere  Regionen  hinabzusteigen, 
obgleich  mitunter  der  Stoff,  mit  dem  gewisse  Schüler  allmählich  der  Kunst  be- 
freundet werden  können,  nur  in  den  Niederungen  zu  finden  ist;  keiner  von 
jenen  Virtuosen,  die  sich  ohne  pädagogischen  Beruf  zum  Unterrichtgeben  herab- 
lassen und  die  durch  prinziplose  Auswahl  des  Stoffes  dem  Schüler  den  Magen 
verderben!  Es  ist  die  erhabenste  Aufgabe  des  Musikpädagogen,  an 
der  Hebung  des  allgemeinen  Kunstniveaus  mitzuarbeiten.  Freilich, 
eine  saure  und  entsagungsvolle  Arbeit!  Ein  schwaches  Talent  zu  einem  musik- 
verständigen Spieler  zu  entwickeln,  benötigt  vielmehr  unterrichtliche  Tüchtigkeit, 
als  hervorragende  Begabung,  die  das  meiste  aus  sich  selbst  dazu  gibt,  zur 
Konzertfähigkeit  zu  fördern.  Nach  der  Eigenart  des  Schülers  und  nach  seinen 
Zielen  richtet  sich  die  Wahl  der  Musikstücke.  Eine  folgerichtige  Entwicklung 
des  Musikverständnisses  geht  den  Fingerzeigen  der  Musikgeschichte  nach;  wenn 
der  Schüler  in  seinem  Entwicklungsgange  ein  gedrängtes  Bild  des  gesamten 
Kunstschaffens  durchlebt  hat,  dann  wird  er  sich  auf  allen  Stufen  befriedigt  und 
wohlgefühlt  haben,  und  er  wird  alle  Perioden  und  Stile  der  Musikentwicklung 
ohne  Einseitigkeit  mit  Verständnis  und  Hochschätzung  gemessen. 

Nach  Krantz'schem  Ausspruch  reicht  aber  des  Musiklehrers  Tätigkeit  noch 
viel  weiter,  denn  sie  muss  sich  auch  darauf  erstrecken,  den  künstlerischen 
Geist  zu  entfalten  und  die  Empfänglichkeit  für  den  Stimmungsgehalt 
eines  Kunstwerkes  zu  wecken  und  zu  steigern.  Das  ganze  technische 
Rüstzeug  muss  in  solchem  Grade  durchgeistigt  zur  Anwendung  gelangen,  dass 
der  feinempfindende  Hörer  zu  gleichem  Fühlen  gestimmt  wird,  wie  der  Kom- 
ponist in  der  Stunde,  da  er  sein  Werk  schuf.  Das  ist  für  viele  Lehrer  eine 
schwere  Aufgabe,  die  sie  nur  lösen  können  durch  eigenes  Vorspiel,  durch  persön- 
liches Einwirken  während  des  Spiels  und  durch  Uebertragung  des  eigenen 
künstlerischen  Empfindens. 

Zur  Befruchtung  der  Gefühlsäusserung  trägt  das  ,,Zusammenspiel** 
vieles  bei;  Krantz  schätzt  es  aber  auch  als  wichtiges  Bildungsmittel  zur  Ent- 
wicklung des  Sinnes  für  Takt,  Tempo  und  Rhythmus  und  wendet  es  bereits 
auf  elementarer  Stufe  an  in  seiner  einfachsten  Form,  dem  Vierhändigspiel, 
das  freilich  nur  dann  nutzbar  wird,  wenn  das  Studium  vierhändiger  Stücke  nicht 
Regel  ist,  sondern  Ausnahme  bleibt;  wenn  femer  bei  der  Auswahl  darauf  ge- 
sehen wird,  dass  beide  Hände  selbständige  Tonreihen  zu  spielen  haben;  wenn 
endlich  das  Primo-  und  Sekondospielen  in  regelmässiger  Abwechslung  erfolgt. 
Zu  den  weiteren  Pflichten  des  Lehrers  zählt  Krantz  die  Einführung  in  das 
„Vomblattspiel",  jener  Fertigkeit,  die  dem  Schüler  beim  Einstudieren  viel  Zeit 
und  Kraft  spart  und  die  ihm  den  reichen  Schatz  der  Literatur  erschliesst.  Recht 


325 


beachtenswert  sind  auch  seine  Hinweise  über  das  „Vorspielen**;  er  will  den 
natürlichen  Zustand  der  Befangenheit  bekämpft  wissen  durch  Stärkung  des 
Selbstvertrauens,  das  durch  gewissenhafte  Schulung  und  durch  das  Bewusstsein 
des  stetigen  Wachsens  von  Kennen  und  Können  gesteigert  wird,  und  durch 
möglichst  frühzeitig  beginnende  Gewöhnung  an  das  Vorspielen.  Von  hohem 
Nutzen  ist  das  „Auswendigspielen*;  doch  muss  dabei  dem  mechanischen 
Memorferen  das  judiciöse  vorangehen,  das  dem  Gedächtnis  Dauerhaftigkeit  und 
Dienstbarkeit  vermittelt. 

In  einem  Punkte  war  Krantz  seinen  Mitarbeitern  weit  überlegen,  das  war 
seine  „individuelle  Lehrweise",  seine  den  Unterricht  durchdringende  Eigen- 
art, die  in  Seel  und  Blick  Begeisterung  für  seinen  Beruf  und  für  sein  Spezialfach 
erkennen  Hess.  Sein  Unterricht  war  jederzeit  klar,  lebendig  und  straff;  immer 
zeigte  sich  Krantz  als  Herr  des  Stoffes  und  der  Methode,  als  Herr  über  sich 
selbst  und  über  seine  Schüler. 

Mit  psychologischem  Feinsinn  und  ausgesprochenem  päda- 
gogischen Takte  verstand  er  Rücksicht  zu  nehmen  auf  die  Eigentümlich- 
keiten seiner  zahlreichen  Schüler,  die  sich  zeigten  in  den  Verschiedenheiten 
nach  Geschlecht,  Temperament,  Alter,  Intelligenz  und  Charakter.  Wie  konnte 
er  Willensschwache  stählen,  Zerstreute  sammeln.  Gedankenlose  zu 
geistigem  Tun  anregen,  flattrige  Elemente  zügeln,  Aengstliche  mit  Zartheit 
behandeln!  Von  bestimmendem  Einflüsse  auf  die  Willensbildung  seiner 
Schüler  war  das  eigene  konsequente  Handeln  nach  einheitlich  ge- 
ordneten Grundsätzen.  Wenn  man  von  der  Krantz'schen  Methode  spricht, 
dann  sollte  man  damit  nicht  bloss  die  eigenartige  Behandlung  des  Unterrichts- 
stoffes verstehen,  sondern  vor  allem  jene  seltene  Gabe  der  Lehrtechnik,  die  als 
Geisteshauch  den  Unterricht  belebte  und  wie  mit  einem  Zauber  geheimnisvoll 
verklärte.  Er  zeigte  sich  als  das  Musterbild  eines  Klavierpädagogen, 
würdig  des  Schiller  Wortes: 

„Dich  erwähr  ich  zum  Lehrer,  zum  Freund.    Dein  lebendiges  Bilden 

Lehrt  mich.  Dein  lehrendes  Wort  rühret  lebendig  mein  Herz." 


l^as  IL  ßacbfcsf 
ii)  beipzig  ^oti)  1.-3.  Q\{foh^v  I904. 

Von 

Bei  der  Anfstellang  des  Programms  des  IL  Bachfestes  war  man  daraof  ausge- 
gangen, des  Meisters  Schaffen  nacb  geistiger  und  weltlicher  Seite  hin  anschaulich  zu 
machen,  und  ferner  hatte  man  auch,  mit  vollem  Rechte,  von  der  Wahl  eines  seiner 
grossen  abendfüllenden  Werke  Abstand  genommen,  sondern  vielmehr  be- 
sonders seine  Motetten  in  Betracht  gezogen,  weil  die  darin  vielfach  verborgen  ruhenden 
musikalischen  Schätze  noch  keineswegs  als  gänzlich  gehoben  und  ans,  Licht  der  Kunst- 
weit  gefördert  betrachtet  werden  müssen.  Drittens  war  neben  Bach  auch  dem  und 
jenem  Meister  höherer  und  niederer  Ordnung  Haum  gegönnt,  der  zu  dem  Altmeister 
and  seiner  2ieit  in  engerer  oder  fernerer  Beziehung  gestanden  hatte. 


326 


W^ 


^L  Das    Orchesterkonzert   im    grossen  Saale   des   Gewandhauses   bot   n.  a.  zwei 

^  grosse  Instrumentalwerke,  Bachs  IV.  Snite  nnd  Handels  XII.  Concei-to  grosso,  die  von 
dem  unter  Herrn  Karl  Straub e's  Leitung  stehenden  Theater-  und  Gewaudhausorchester 
eine  treffliche  Wiedergabe  erfuhren.  Herr  Straube,  Organist  an  St.  Thomä  und  JLieiter 
des  Bachvereins,  waltet  erst  unlängst  des  Dirigentenamts,  woraus  sich  mancherlei 
kleine  Unregelmässigkeiten  wohl  begreifen  lassen.  Aber  aufrichtige  Begeisterung, 
künstlerische  Energie  und  tiefe  Erkenntnis  halten  landläufiger  Boutine  die  Wage,  so- 
dass die  Darbietungen  als  Ganzes  wohlgelangen.  Herr  A.  Beisenauer  spielte  Bach's 
D-dur-Konzert  mit  grossem  Erfolge,  insbesondere  war  uns  die  wundervolle  Wiedergabe 
des  langsamen  Mittelsatzes  ein  unbeschreiblicher  G^nuRS.  Der  bedeutende  Künstler  ver- 
einigte sich  mit  den  Herren  Fem  bau  er  und  von  Rössel  zur  Vorftlhrung  des  Bach'schen 
D-moll  Konzerts  für  drei  Klaviere  und  Orchester,  das  ebenfalls  den  hellen  Beifallsjubel 
des  Auditoriums  wachrief.  Weniger  sympathisch  berührte  der  Vortrag  einer  Händel'schen 
Arie  aus  „Acis  und  Galathea'',  die  dem,  übrigens  sehr  geschätzten  Tenoristen,  Herrn 
Pinks  mancheilei  zu  schaffen  machte.  Das  Dramma  per  musica  ,Der  Streit  zwischen 
Phöbus  und  Fan"  bildete  den  Beschluss.  Die  Soli  lagen  in  den  Händen  der  Damen 
E.  Buff-Hedinger  und  M.  Fhilippi  und  der  Herren  Fink s,  O.  Noe,  A.  van  Ewejf k 
und  Mergelkamp.  Das  Werk,  eine  musikalisch  ausgezeichnete  Komposition  auf  einen 
herzlich  läppischen  Text,  birgt  eine  stattliche  Anzahl  fein  humoristischer,  auch  stark 
satyrischer  Züge  in  sich,  die  unseres  Erachtens  fast  durchweg  schärfere  Betonung  erfahren 
hätten  müssen.  Von  den  beiden,  das  Ganze  umrahmenden  Chören,  erschien  der  erste  sehr 
überhetzt,   während  der  andere  klangschön  und  subtil  dynamisch  behandelt  herauskam. 

Den  Beginn  der  Kammermusik- Matinee  im  kleinen  Saale  des  Gewandhauses 
am  2.  Oktober  machte  Bachs  IV.  Brandenburgisches  Konzert  für  konzertierende  Violine, 
zwei  Flöten  nebst  Stieichorchester  und  Cembalo,  bei  dessen  Aufführung  unter  dem  Fest- 
dirigenten Herrn  Straube  sich  die  Herren  Konzertmeister  Wollgandt,  Schwedler 
und  Fischer  wesentlich  hervortaten.  Das  andere  grössere  Werk  des  Konzerts  war 
die  weltliche  (sog.  .Kaffee^*)  Kantate  „Schweigt  stille,  plaudert  nicht*',  worin  sich  der 
Vater  Bach  als  Humorist  reinsten  Wassers  erzeigt.  In  dieser  Solokantate  war  Herrn 
van  Eweyk  unstreitig  die  schwierigste  Aufgabe  gestellt,  die  er  glänzend  löste,  wenn 
auch  ab  und  zu  noch  mehr  Humor  hätte  entwickelt  werden  können.  Die  kaffeelüsteme 
Tochter  vertrat  Frau  Buff-Hedinger  in  anerkennenswerter  Weise  und  Herr  Finks 
begnügte  sich  mit  der  kleinen  Bolle  des  Erzählers.  Herr  Bich.  Buchmayer  aus 
Dresden  spendete  eine  Anzahl  alter  Klavierstücke  von  unbekannten  norddeutschen  Kom- 
ponisten, sowie  von  Böhm,  Bitter  undTelemann  und  errang  mit  seinem  fein  ciselierten, 
vornehmen  Spiele  die  lebhaftesten  Sympathien.  Mit  Herrn  Frof.  Dr.  Jos.  Joachim  trug  er 
auch  Bachs  E-dur  Klavier- Violinsonate  vor.  Joachim  wurde,  vielleicht  weniger  als 
Geiger,  denn  als  verdienstvoller  langjähriger  Vertreter  und  Vorkämpfer  für  Bach'sche 
Musik  aufs  Wärmste  gefeiert.  Ebenso  Herr  Frof.  Jul.  Kiengel,  dessen  Wiedergabe 
der  eminent  schwierigen  C-moll  Suite  für  Violoncellosolo  eine  Meisterleistung  bedeutete. 
Als  angenehme  Abwechselung  des  sehr  ausgiebigen  instrumentalen  Teils  sang  Herr 
Finks  ein  Händel'sches  Liebeslied  mit  warmer  Empfindung  und  sehr  schöner  Tongebung. 

Das  Programm  des  Konzerts  in  der  Thomaskirche,  am  8.  Oktober,  bestand 
aus  Bach's  Kantaten  „Herr,  gehe  nicht  ins  Gericht")  „Jesus  schläft,  was  soll  ich  hoffen*, 
, Wachet,  betet,  seid  bereit*  und  „Erfreuet  euch,  ihr  Herzen-;  durchgehends  Meister- 
werke von  hervorragenden  Schönheiten  und  wahrhaft  genialer  Beherrschung  aller 
seelischen  DsLrstellungsmittel,  dazu  von  packender  Gegensätzlichkeit  des  poetischen 
Inhalts  und  oft  von  geradezu  elementarer  Wirkungskraft.  Die  Aufführung  durch  den 
Bachverein  und  Herrn  K.  Straube  war  durchaus  lobenswert  und  klangschön.  Gegen 
Temponahme  der  Choräle  hätte  sich  mancherlei  einwenden  lassen,  und  die  Begleitung 
des  Orchesters  stimmte  mit  den  Solisten  nicht  allerorten  zusammen.  Solisten  waren 
wieder  die  Damen  Buff-Hedinger  und  Fhilippi  und  die  Herren  Finks  und 
van  Eweyk,  die,  sieht  man  von  einigen  fauts  pas  der  Sopranistin  ab,  ihre  Aufgaben 
trefflich  lösten.    Der  Eindruck   der  Ghesamtaufführung   des  Abends   war  jedenfalls   ein 


327 


ebenso  tiefgehender  wie  bleibender.  Das  in  Rede  stehende  Ex>nzert  leitete  der  schöne 
Vortrag  des  Orgelchoralvorspiels,  „In  dir  ist  Freude''  von  S.  Bach  durch  den  Landgrafen 
Alexander  Friedrich  von  Hessen  ein. 

Zum  Beschluss  sei  noch  mehrerer  kleinerer  Veranstaltungen  der  Neuen  Bach- 
Gesellschaft  gedacht.  In  der  Thomaskirche  fand  ein  Gottesdienst  statt  in  der  litur- 
gischen Gestaltung  der  Zeit  Bachs,  der  seinen  musikalischen  Schwerpunkt  in  H.  L. 
Hasslers  Motette  „Dens  noster  refugium''  und  S.  Bachs  Kantate  .Gott  der  Herr  ist 
Sonn'  und  Schild^  hatte  und  worin  gregorianische  Tonweisen  und  Tonsätze  kürzeren 
Umfanges  von  S.  Bach,  Altnikol  und  Schein  zu  Gehör  kamen.  Die  Motette  und  Kantate 
fanden  eine  wundervolle  Wiedergabe  durch  den  Thomanerchor  unter  der  Leitung 
des  Kantors  Herrn  Professor  Gustav  Schreck,  ebenso  die  Soli  durch  die  Damen 
Buff-Hedinger  und  Philipp!  und  Herrn  van  Eweyk.  Der  genannte  Chor  und 
sein  Leiter  machten  sich  auch  in  der,  das  Bachfest  einleitenden  „Motette^*  in  der  Tho- 
maskirche (am  1.  Oktober)  durch  die  excellente,  musikalisch  und  technisch  tadellose 
Wiedergabe  der  beiden  Bach'schen  Motetten  „Singet  dem  Herrn  ein  neues  Lied**  und 
,,Der  Geist  hilft  unserer  Schwachheit  auf**,  hochverdient.  Herr  K.  Straube  bezeugte 
seine  hohe  Meisterschaft  in  der  Kunst  des  konzertanten  Orgelspiels  mit  dem  Vortrage 
zweier  grosser  Werke  von  Bach.  —  Erwähnen  wir  noch,  das  in  der  Hauptversammlung 
der  Neuen  Bach- Gesellschaft  von  den  Herren  P.  Greulich,  Dr.  M.  Seiffert  und  Dr.  A. 
Heuss,  Vorträge  Uber  Bach  und  den  evangelischen  Gottesdienst,  femer  über  praktische 
Bearbeitungen  Bach'scher  Kompositionen  und  über  Bachs  Becitativbehandlung  mit  be- 
sonderer Berücksichtigung  der  Passionen  hielten,  so  hätten  wir  von  allen  künstlerischen 
und  wissenschaftlichen  Ergebnissen  des  IL  Bachfedtes  in  Leipzig  in  übersichtlicher  Kürze 
Bericht  erstattet. 


Kritische  Bfickschau 


über  EoüBert  und  Oper. 

Von 

Dr.  Karl  Storck. 

Die  diesjährige  Musiksaison  hat  mit  übertriebener  Pünktlichkeit  noch  acht  Tage 
früher  eingesetzt,  als  in  anderen  Jahren,  und  wenn  man  nach  diesem  Vorpostengefechte 
urteilen  darf,  so  steht  uns  eine  Spielzeit  bevor,  die  an  Masse  des  Gebotenen  die  voran- 
gehenden noch  hinter  sich  zurücklässt.  Dazu  kommt  die  Neueröffnung  des  Nationaltheaters 
am  Weinbergsweg,  durch  die  die  andere  Privatoper  im  Theater  des  Westens  auch  zu 
eifrigerer  Tätigkeit  angestachelt  wird.  Bedenkt  man  die  Kilometerentfernungen  zwischen 
diesen  beiden  Bühnen  und  den  fünf  Konzertsälen  und  überlegt,  dass  an  allen  diesen 
Orten  fast  an  jedem  Abend  irgendwelche  Solisten  den  Wunsch  haben,  ihre  Leistungen 
vom  Kritiker  gewürdigt  zu  sehen,  so  erkennt  jeder,  dass  obbesagten  Musikkritikem  zwar 
gesundheitsbefördernde  Bewegung  in  so  überwiegendem  Masse  beschieden  ist,  dass  sie 
es  mit  den  bewährtesten  Landbriefträgem  aufnehmen  können,  dass  aber  andererseits  bei 
dieser  SchneUläuferei  keine  2jeit  für  den  Konzertbesuch  übrig  bleibt.  Und  schliesslich 
gehört  der  denn  doch  auch  zur  Kritik.  Dieser  aber  muss  es  jetzt  doch  wohl  allgemein 
klar  werden,  dass  es  ihre  Aufgabe  nimmennehr  sein  kann,  ihrer  Leserschaft  zu  berichten, 
ob  A  wirklich  schon  eine  Tonleiter  rein  singen  kann,  ob  B  eine  Lisztsche  Bhapsodie 
fehlerlos  herunterspielt,  ob  C  in  einer  Beethovenschen  Sonate  eine  völlig  neue,  höchst 
persönliche  Auffassung  bekundet  habe,  ob  D's  Geigenspiel  französische  oder  deutsche 
Schule  bekunde  u.  s.  w.  u.  s.  w.  Man  wird  allmählich  einsehen  müssen,  dass  nur  die 
Leistungen  von  solchen  Leuten  die  Oeffentlichkeit  etwas  angehen,  die  ein  Kecht  haben, 
die  Aufmerksamkeit  der  Oeffentlichkeit  für  sich  zu  verlangen.  Es  kann  nicht  die  Auf- 
gabe der  Elritik  sein,  jene  Zensorenstelle  zu  übernehmen,  die  bereits  der  gewissenhafte 
Lehrer  hätte  ausüben  müssen.    So  werde  icti  also  auch  an  dieser  Stelle  nur  über  solche 


328 


Künstler  berichten,  die  berofen  sind,  oder  es  doch  za  sein  scheinen,  in  dem  vielstimniigen 
Wirrwar  nnseres  öffentlichen  Musiktreibens  einen  eigenen  Ton  wert  darzustellen;  darüber 
hinaus  gilt  unsere  Teilnahme  allen  schöpferischen  Bestrebungen,  denn  sie  bleiben  das 
Wichtige,  das  Entscheidende  über  alle  blos  wiedergebende  Kunst  hinaus. 

Unsere  erste  Rückschau  soll  bloss  den  Erscheinungen  im  Opernleben  gelten.  So 
ist  für  unser  Berliner  Musikieben  von  besonderer  Wichtigkeit  die  Eröffnung  des 
.National-Theaters^'am  Weinbergsweg.  In  „pietätvollem  Gedenken  an  das  altberühmte 
Theater  der  Mutter  Grräberf^,  das  einst  an  dieser  Stelle  gestanden,  hat  Direktor  Becker 
laut  Programm  sein  neues  Opernhaus  auch  „Nationaltheater''  genannt.  Mir  wäre  es  lieber, 
er  hätte  das  aus  Pietät  gegen  die  deutsche  Kunst  getan  und  des  ferneren  aus  dem  Gefühl 
heraus,  dass  auch  die  Oper  der  Plutokratie  entrissen  werden  muss.  Warum  sollen  wir 
nicht  so  gut  wie  ein  Schillertheater  auch  ein  —  sagen  wir  Weber  —  oder  Lortzingtheater 
mit  billigen  Preisen  bekommen.  Der  Geist  Webers  wäre  noch  ein  besserer  Schutz,  als 
der  Lortzings,  der  allzu  leicht  aus  Behaglichkeit  zu  philiströser  Sattheit  führt.  Nun,  die 
Preise  im  Nationaltheater  sind  etwas  billiger,  als  sonst;  und  im  leicht  zugänglich  gemachten 
Abonnement  ist  der  Besuch  auch  für  den  Mittelstand  öfter  erschwinglich. 

Das  ist  ein  Fortschritt,  ein  zweiter  ist  das  Haus  als  Bau.  Allerdings  nicht  vom 
ästhetischen  Standpunkt  aus.  Dem  Bau  fehlt  von  aussen  und  mehr  noch  innen  jede 
Monumentalität,  obwohl  er  so  gross  ist,  dass  er  den  grössten  Zuschauerraum  in  Berlin 
birgt.  Andererseits  fehlt  dem  Zuschauerraum  aber  auch  alle  Behaglichkeit.  Die  Farben 
sind  kalt.  Man  sieht  zu  viel  Tünche,  und  der  dekorative  Schmuck  ist  nicht  immer  von 
gutem  Geschmack  eingegeben.  Die  roten  Türvorhänge  sind  unvornehm,  und  geradezu 
bedenklich  stimmt  es,  wenn  man  den  eisernen  Vorhang  dadurch  „stimmungsvoller^^  machen 
will,  dass  man  auf  ihn  ein  eisernes  Gitter  malt,  auf  dem  sich  Blumen  ranken.  Ich  möchte 
wissen,  was  sich  der  Dekorateur  dabei  gedacht  hat.  Das  schlimmste  ist,  dass  einem  in 
dem  Kaum  nicht  wohl  wird,  dass  man  das  Geiühl  hat,  er  sei  blos  für  kurze  Zeit  errichtet. 
Ich  musste  immer  an  ein  Ausstellungstheater  denken. 

Aber  von  dem  allen  sieht  man  nichts  mehr,  wenn  die  Lichter  ausgedreht  sind 
und  gespielt  wird.  Und  hier  liegt  der  Vorzug  des  Neubaues.  Er  hat  nur  ein  amphi- 
theatralisch  aufsteigendes  Parkett;  jeder  muss  fühlen,  dass  das  die  einzige  richtige  Form 
für  ein  Volkstheater  ist.  Volk  im  Sinne  von  Nation.  Also  für  ein  Theater,  das  nicht 
höfischen  Festzwecken  oder  dem  Protzbedürfnis  von  Hang-  und  Logenbesuchern,  die 
gesehen  werden  wollen,  entspricht  —  in  dem  sich  vielmehr  das  Volk  zum  Theatergenuss 
vereinigt.  Ganz  ist  freilich  die  bauliche  Aufgabe  der  ansteigenden  Sitzreihe  nicht  gelöst. 
Ich  glaube,  sie  müssten  etwas  steiler  ansteigen;  wenn  es  nur  für  jede  Reihe  2—3  2ienti- 
meter  wären,  so  würde  hinten  der  Zwischenraum  mit  dem  1.  Bangbalkon  vermieden* 
Ich  fürchte,  dieser,  ja  auch  dem  „Stil*^  widersprechende  tiefe  Balkon  wird  die  Akustik 
schwer  schädigen.  Nach  den  bisherigen  Aufführangen  will  ich  über  diese  sehr  wichtige 
Frage  kein  Urteil  fällen,  die  Sänger  wissen  selber  noch  zu  wenig  Bescheid.  Ich  fürchte, 
die  Töne  klingen  bei  Mittelstärke  leicht  hart  und  trocken. 

Dass  zur  Eröffnungsvorstellung  Verdis  „Troubadour"  gewählt  wurde,  war  für 
ein  Nationaltheater  ein  Fehlgriff.  Dass  die  Aufführung  bis  y^  ^^  ^^  dauerte,  mag  mit 
den  erschwerenden  Umständen  einer  solchen  ersten  Aufführung  entschuldigt  werden« 
Es  kommt  überhaupt  zunächst  vor  allem  darauf  an,  dass  Direktor  Becker  eingesehen 
hat,  dass  er  mit  gutem  Material  arbeiten  muss,  und  nicht  mit  hilflosen  Anfängern 
oder  in  der  hintersten  Provinz  unmöglichen  Kräften  arbeiten  darf.  Er  hat  ein  Personal 
engagiert,  in  dem  einzelne  Namen  von  Klang  sind.  Oberregisseur  ist  Karl  Tetzlaff, 
der  in  gleicher  Stellung  jahrelang  an  der  königlichen  Oper  tätig  war.  Das  Orchester 
ist  stark  und  scheint  sich  schnell  einzuspielen.  Ich  fürchte  freilich,  dass  Kapellmeister 
Sänger,  der  nicht  mehr  als  ein  sehr  geschickter  Boutinier  ist,  an  erster  Stelle  fehl  am 
Orte  ist.  Mit  dem  Leiter  der  ersten  Aufführung,  Wilhelm  Kelch,  könnte  man  über 
viele  zu  laugsame  Tempos  rechten;  er  scheint  aber  ein  echter  Musiker  zu  sein,  für  den 
der  Begriff  dramatische  Steigerung  nicht  mit  einem  äusseren  Crescendo  zusammenföUt 
Bobert  Erben  ist  in  Berlin  längst  als  trefflicher  Musiker   geschätzt,   bei   der  2.  Auf- 


329 


ftüinmg  zeigte  er,  dasB  er  auch  die  nötige  Theatererfahrung  hat  üeberraschend  gnt 
bew&hrte  sich  bisher  der  Chor.  Die  Dekorationen  wirkten  bis  aaf  den  Klostergang 
gat;  die  Regie  kam  im  „Troubadour  **  nur  mit  riesiger  Anstrengung  aus  der  Schablone 
heraus.  Wir  wollen  also  spätere  Leistungen  abwarten.  Da  für  das  neue  Unternehmen 
die  Wahl  der  Er&fte  von  entscheidender  Bedeutung  ist,  sei  hier  ihrer  im  einzelnen  gedacht. 

Der  „Troubadour''  gibt  yler  Sängern  Gelegenheit,  sich  gut  einzuführen.  Hier  tats 
noch  ein  fünfter,  Franz  Bosa,  der  in  der  kleinen  Bolle  des  Ferrando  einen  guten  Bass 
zeigte.  Sicher  eine  Stütze  der  Bühne  wird  der  Baritonist  Hans  Melms.  Ich  habe  ihn 
vor  neun  Jahren  wiederholt  in  Chemnitz  gehört  und  sein  Aufwärtssteigen  bis  in  die 
Wiener  Hofoper  mit  Genugtuung  verfolgt.  Jetzt  bereitete  mir  Herr  Melms  insofern  eine 
Enttäuschung,  als  er  zwar  manches  hinzugelernt,  aber  leider  nichts  vergessen  hat.  Das 
letztere  aber  tut  ihm  not.  Die  Massloftigkeit,  das  stete  Arbeiten  mit  stärksten  Akzenten, 
das  man  dem  Jüngling  verzieh,  muss  beim  Mann  einem  harmonischen  Gestalten  Platz 
machen.  Nun,  vielleicht  wollte  er  nur  so  recht  zeigen,  was  er  mit  seiner  Prachtstimme 
könne;  und  es  ist  ja  altes  Schicksal,  dass  die  Eünstlerschaft  leidet,  wenn  ein  Künstler 
sein  Können  zeigen  will.  Der  Tenor  JohannesReinhard  befriedigte  im  ganzen  weniger, 
aeigte  aber  im  Verlauf  des  Abends  noch  ausgiebige  Stimmmittel  und  eine  für  einen 
deutschen  Tenor  schon  ganz  ansehnliche  Schulung.  Da  die  guten  Eigenschaften  gegen 
Schluss  hervortraten,  darf  das  weniger  Gelungene  vielleicht  der  Aufregung  zugeschoben 
werden.  Es  wäre  schade,  wenn  nicht  diese,  sondern  mangelhaftes  Gehör  an  dem  viel- 
fachen Zutief  singen  die  Schuld  trüge.  Die  Leonore  war  der  Koloratursängerin  Paula 
von  Lichtenfels  anvertraut,  die  eine  schöne  Leistung  bot.  Ihre  Technik  ist  nicht 
gerade  hervorragend,  die  Stimme  in  einzelnen  Tönen  flach,  aber  sie  hat  Empfinden  und 
ist  musikalisch.  Ebenso  Etelka  Boda,  der  die  Acuzena  zu  tief  liegt,  die  aber  ein 
echtes  Theaterblut  ist  und  im  späteren  Verlauf  des  Abends  auch  gesanglich  Befrie- 
digendes bot. 

Den  günstigen  Eindruck  der  ersten  Aufführung  verstärkte  die  zweite,  die  Lort- 
zings  „Wildschütz^  galt,  also  dem  ureigensten  Gebiete  der  neuen  Bühne.  Diese  hat 
in  Jjudwig  M antler  einen  Bassbuffo  ersten  Banges.  Sein  Schulmeister  „Baculus^ 
war  eine  Leistung  von  durchaus  eigenartiger  Charakterkomik ;  überdies  ist  aber  Mantler 
ein  sehr  guter  Sänger  mit  gewaltiger  Stimme,  der  die  „5CX)0  Thaler-Arie*'  zu  einem 
Kabinettstück  mnsikalischen  Humors  gestaltete.  Schade  dass  die  Koloratursoubrette 
Bella  Alten  bald  nach  Newyork  geht.  Sie  war  als  Baronin  Freimann  in  Spiel  und 
G^ang  gleich  vorzüglich.  Gustav  Zeitschel  ist  ein  angenehmer  Spieltenor ;  über  die 
Uebrigen  will  ich  noch  kein  Urteil  fällen;  immerhin  kann  man  jetzt  schon  sagen,  dass 
das  Ensemble  besser  ist,  als  wir  es  in  Berlin  sonst  bei  Privatopem  gewöhnt  sind. 

Besser  vor  allem  als  das  des  „Theaters  des  Westens".  Dieses  hat  jetzt  allerdings 
in  C.  Hansen  einen  prächtigen  lyrischen  Tenor,  dem  die  Natur  soviel  mitgegeben  hat, 
dass  er  leicht  ein  erstrangiger  Sänger  werden  kann,  wenn  er  gründlich  studiert.  Er 
mag  sich  dafür  ein  Beispiel  an  dem  Italiener  Enrico  Caruso  nehmen,  der  an  der  ge- 
nannten Bühne  zweimal  gastiert.  Hier  sind  die  unvergleichlichsten  Naturgaben  doch 
nur  Material,  das  der  Künstler  nicht  müde  wird  in  strengster  Schule  zu  bearbeiten. 
Und  wie  massvoll  verwendet  dieser  Stimmkrööus  sein  Biesenkapital.  Niemals  protzt  er 
mit  dem  Glanz  seiner  Stimme;  auch  sonst  ist  er  frei  von  den  bekannten  Fehlem  des 
Stars.  Da  ist  wirklich  wieder  einmal  ein  grosser  Sangeskünstler.  Ueber  den  Spielplan 
des  „Theaters  des  Westens*  ist  sonst  nichts  zu  sagen.  Er  bewegt  sich  in  ausgefahrenen 
(Geleisen.  Zu  bemerken  wäre  nur,  dass  man  umsonst  bemüht  war  Bossinis  „Teil**  zu 
neuem  Leben  zu  erwecken.  Es  wäre  sündhaft,  wenn  ein  Volk,  dem  Schillers  ,Tell** 
gehört,  sich  diese  Theaterpuppen  gefallen  Hesse.  — 


^-^fe"""^t^-^ 


330 


Mitteilungen 


von  Hoohsohulen  und  KonserYatorien. 


Der  Pianist  Herr  Carl  Friedberg  in 
Frankfurt  a.  M.  hat  aaf  besonderen 
Wnnscli  des  Generalmnsikdirektors  Stein- 
bach  in  Köln  seinen  Vertrag  mit  dem 
Wiener  Konservatorinm  gelöst,  um  als 
Leiter  der  neugebildeten  Ausbildungsklasse 
für  Pianisten  am  städtischen  Konservatorium 
in  Köln  zu  wirken.  Herr  Friedberg  wird 
seine  Stellung  daselbst  Anfang  Oktober 
antreten. 

Prof.  Hugo  Heermann,  der  aus  dem 
Lehrerkollegium  des  Hochschen  Konserva- 
toriums in  Frankfurt  a.  M.  ausgetreten  ist 
und  einen  Ruf  nach  Berlin  erhielt,  hat 
letzteren  abgelehnt  und  gründete  in  Frank- 
furt eine  Violinschule. 

Prof.  Hermann  Ritter,  der  ausge- 
zeichnete Virtuose  auf  der  von  ihm  kon- 
struierten Viola  alta,  feierte  am  15.  Oktober 
sein  26jähriges  Pienstjubiläum  als  Lehrer 
an  der  kgl.  Musikschule  zu  Würzburg. 

Professor  Bernhard  Stavenhagen 
hat  sein  Amt  als  Direktor  der  Königl. 
Akademie  der  Tonkunst  zu  München 
niedergelegt.  Die  Anstalt  erhält  fortan 
zwei  Direktoren,  von  denen  der  eine  die 
künstlerische,  der  andere  dagegen  die 
administrative  und  disziplinare  Leitung 
der  Anstalt  übernehmen  soll.  Zum  ersten 
Direktor  wurde,  unbeschadet  seiner  bis- 
herigen Stellung,  General  -Musikdirektor 
Mottl  und  zum  zweiten  Direktor  der  bis- 
herige Inspektor  Bussmeyer  ernannt. 
Stavenhagen  bleibt  in  München,  er  hat 
bereits  eine  Meisterklasse  für  Klavierspiel 
eingerichtet,  in  die  seine  bisherigen  Schüler 
von  der  Akademie  eingetreten  sind. 

Die  ausgezeichnete  Konzert-  und  Ora- 
toriensängerin Frl.  Fanny  Opfer  ist 
dem  Lehrer-Kollegium  des  Prof.  Breslaur- 
sehen  Konservatoriums,  Direktor  Gustav 
Lazarus,  beigetreten. 

Das  Königliche  Konservatorium  zu 
Dresden  hat,  wie  in  den  letzten  Jahren, 
so  auch  bei  dem  diesjährigen  Wettbewerb 
um  die  Preise  der  Felix-Mendelssohn- 
Bartholdy-Stiftung  Erfolge  errungen, 
und  zwar  wurden  durch  Preise  ehrenvoll 
ausgezeichnet:  Frau  Geidel-Kleinert  aus 
der  G^angsklasse  des  Fräulein  Professor 
Orgeni   und   Fräulein   DöUing    aus    der 


Klavierklasse  der  Frau  Hofrat  Professor 
Eappoldi  -  Kahrer.  Dar  Wettbewerb 
fand  unter  Vorsitz  des  Herrn  Professor 
Joachim  in  der  Königlichen  Akademischen 
Hochschule  für  Musik  in  Berlin  statt. 

Vorlesungen  über  Musik  finden  im 
Winter  1904/05  an  folgenden  grösseren 
Universitäten  statt: 

Berlin.  Prof.Dr.HermannKretz8ch- 
mar:  „Die  Organisation  der  deutschen 
Musik«,  .Geschichte  der  Oper«.  —  Prof.  Dr. 
Fleischer:  „Einführung  in  das  Studium  der 
Musikwissenschaft  [Wesen,  Ziele,  Quellen, 
Hilfsmittel  und  Geschichte  der  Musik- 
wissenschaft] Allgemeine  Musikgeschichte 
des  19.  Jahrhunderts*',  „Musikwissenschaft- 
liche üebungen:  Lektüre  des  „Micrologus 
(de  disciplina  artis  musicae)*'  des  Guido 
von  Arezzo  [in  der  königl.  Sanunlung  alter 
Musikinstrumente".  —  Dr.  Max  Fried- 
länder: „Allgemeine  Geschichte  der  älteren 
Musik;  erster  Teil:  Von  Dnfay  bis 
Palest rina  und  Lasso **,  „Musikwissenschaft- 
liche üebungen:  Erklärung  ausgewählter 
musikalischer  Kunstwerke*',  „Chorübungen 
für  stimmbegabte  Kommilitonen  niit  einem 
Kolloquium  über  die  Elemente  der  Musik- 
theorie**. —  Dt.  J.  Wolff:  Repetitorium  der 
Musikgeschichte**,  „Hebungen  zur  evan- 
gelischen Choralkunde'*. 

Leipzig.  Prof.  Dr.  H.  Riemann: 
„Musikalische  Palaeographie :  üebungen  im 
üebertragen  alter  Notierungen**,  „Musika- 
lische Aesthetik**.  —  Prof.  Dr.  A.  Prüfer: 
„Historische  Kammermusikübungen  .Colle- 
gium  musicum**,  „Geschichte  der  Musik  im 
18.  Jahrhundert**,  „Musikwissenschaftliche 
Hebungen**.  —  Dr.  med.  et  phil.  O.  Fischer: 
,,Die  Lehre  von  den  Tonempfindungen 
[Physiologie  des  Gehörs,  der  Stimme  und 
Sprache**].  —  Prof.  Dr.  theol.  Rietschel: 
„Geschichte  des  Kirchenliedes  und  des 
Kirchengesanges**.  —  Dr.  phil.  Seydel: 
„Liturgische  üebungen  für  Theologen*^ 

München.  Prof.  Dr.  A.Sand  berger: 
„Geschichte  der  Oper  und  des  musikalischen 
Dramas  von  den  Anfängen  bia  zur  Gegen- 
wart**.  —  Privatdozent  Dr.  von  der 
Pforten:  „Entwicklungsgeschichte  der  Oper 
von  ihrem  Ursprung  aus  der  klassischen  Tra- 
gödie bis  zum  modernen  Musikdrama**.   — 


331 


r Privatdozent  Dr.  Kroyer:  „Geschichte  des 
Oratoriums  von  Händel  bis  zur  G^enwart 
mit  Demonstrationen",  „Historisch-kritiBche 
Lieictüre  neuer  musikgeschichtlicher  Litera- 
tur in  Auswahl. 

Halle  a.  S.  Dr.  Abert:  „Johann  Se- 
bastian Bach  und  sein  Zeitalter',  „Ein- 
führungen in  das  Musikdrama  Richard 
Wagners,  nebst  Erklärung  des  „Nibelangen- 
lUnges'^  -  Prof.  Beabke:  ,,Hftrmonielehre, 
I.  Teil.  >  Kontrapunktische  Studien  ftir 
Vorgeschrittene*'. 

Breslau.  Prof.  Dr.  E.  Bohn:  „Ueber 
L.  van  Beethovens  Klaviersonaten'*,  „Har- 
monielehre", n.  Teil.  -  „Orgelunterricht", 
„Orgelunterricht  für  Seminaristen".  —  Dom- 
kapellmeister M.  Eilke:  „Uesangübungen 
des  St.  Cäcilienchors'',  „GesangüLungen  der 
gemischten  Chorklassen  **. 


Heidelberg.  Prof.  Dr.  Wolf rum: 
,  J.  S.  Bach  besonders  als  Orgelkomponist**. 

—  „Elementar-Musiklehre".  —  „Harmonie- 
lehre, I.  Teil»-.       „Harmonielehre,  II.  Teil". 

-  „Kontrapunktische  üebungen".  —  „Orgel- 
spiel''. 

Bonn.  Prof.  Wolff:  „Geschichte  der 
Oper,  IV.  Teil:  li).  Jahrhundert".  -  „Har- 
monielehre tmd  Kontrapunkt".  ~  „Unter- 
richt im  Orgelspiel". 

Göttingen.  Prof.  Preiberg:  „Har- 
monielehre". —  „Hebungen  im  Ensemble- 
spiel". —  „Unterricht  im  Violin-,  Klavier- 
und  Orgelspiel".  —  „Üebungen  im  ge- 
mischten Chol". 

Marburg.  Prof.  Jenner:  „Der  evan- 
gelische Kirchengesang  und  seine  Ge- 
schichte". —  „Harmonielehre  mit  praktischen 
Üebungen".  —  „Unteriicht  im  Orgeispiel". 


Yormischte  Nachrichten. 


Der  Komponist  Oskar  Fried  in  Ber- 
lin ist  zum  Dirigenten  des  „Stern'schen 
Gesangvereins"  daselbst  gewählt  worden. 

Man  schreibt  aus  Prankfurt  a.  M.: 
Kapellmeister  Kämpfer t,  Dirigent  des 
Palmengarten-Orchescers,  hat  kürzlich  in 
der  Notenbibliothek  des  Palmen- 
gartens eine  dreiaktige  komische 
Oper  von  Josef  Haydn  im  Klavier- 
auszug aufgefunden.  Der  Verlag  von 
N.  Simrock,  der  s.  Zt.  den  Klavierauszng 
herausgegeben  hat,  und  an  den  man  sich 
wegen  näherei  Information  über  das  Werk 
gewandt  hatte,  teilte  mit,  dass  dieses,  so- 
wohl was  Textbuch  als  Partitur  anbelangt, 
vermutlich  verschollen  ist.  Offenbar  handelt 
es  sich  um  eine  der  vielen  Opern,  die 
Haydn  für  den  Fürsten  Nikolaus  Esterhazy 
komponierte  und  im  Schlosstheater  in 
Esterhaz  aufführte.  Herr  Kämpfert  wird 
im  ersten  Sinfoniekonzert  am  11.  Oktober 
einige  Nummern  dieses  Werkes  aufführen. 
Da  nur  die  Ouvertüre  in  Partitur  und 
Stimmen  vorhanden  war,  hat  Herr  Kapell- 
meister Kämpfert  die  übrigen  zur  Auf- 
führung gelangenden  Nummern  instru- 
mentiert. 

Das  6.  Jahresfest  des  Niedersächsischen 
Kirchenchorverbandes  fand  Ende  September 
in  Alten  bürg   statt.     Dem    Verbände  ge- 


hören 100  Vereine  mit  ca.  4500  Sängern 
an,  derselbe  ist  Jedoch  nur  eins  der  22 
Glieder,  aus  denen  der  grosse  deutsche 
Kirchenchorbund  mit  seinen  58  000  Sängern 
besteht.  Das  Fest,  das  von  zahlreichen 
auswärtigen  Geistlichen  und  Kirchenchor- 
leitern besucht  war,  trug  dem  ausgezeich- 
neten Oldenburger  Verein  unter  Leitung 
des  Prof.  Kuhlmann  reiche  Ehren  ein, 
aber  auch  die  Vereine  der  Nachbarstädte 
Brake  und  Wilhelmshaven  zeichneten  sich 
durch  ihre  Leistungen  untei  ihren  Diri- 
genten Lehrer  Kunst  bezw.  Lehrer  Heers 
aus.  Es  wurde  viel  und  vielerlei  geistliche 
Musik  gemacht,  die  Musik  aber  auch  in 
ausserordentlicher  Weise  in  der  Festpredigt 
des  Pastor  Qu  an  dt  aus  Bremen  gefeiert. 
Der  geistliche  Herr  führte  nach  den  Ol- 
denburger „Nachrichten  für  Stadt  und 
Land"  den  Gedanken  aus,  „dass  unsere 
evangelische  Kirche  die  geistliche  Musik 
nicht  entbehren  könne.  War  es  doch  der 
deutsche  Choral,  der  wesentlich  zar 
schnellen  Verbreitung  der  Reformation 
beitrug.  Und  wenn  unsere  Kirche 
schliesslich  Schwertund  Schild  (Wort 
und  Predigt)  verlieren  würde,  und 
wir  behielten  die  Harfe,  dann  wäre 
noch  nicht  alles  verloren.  Wir  haben 
aber  auch  Grund,    die  geistliche  Musik  zu 


332 


^<&^ 

pflegen,  noch  viel  mehr  Grand  als  D<ivid, 
der  Aesaph,  nachdem  die  Stiftshütte  glück- 
lich in  Jerusalem  geborgen  war,  damit  be- 
trante,  in  ihr  den  Gottesdienst  durch  Musik 
zu  verschönen.  Aber  die  geistliche  Musik 
soll  nicht  etwa  nur  zur  Ausschmückung 
des  Gottesdienstes  dienen,  sondern  sie 
möchte  eine  Begleiterin  durch  unser  ganzes 
Leben  sein.  Dazu  ist  sie  wie  keine  andere 
Kunst  geeignet.  Ihr  H  a  1 1  e  1  u j  a,  mit  dem 
sie  dem  Höchsten  Lob  darbringt,  lässt  uns 
hoch  aufjauchzen  und  hebt  uns  hinauf  in 
lichtere  Höhen;  die  Musik  ist  eine  Meisterin 
des  Lobens,  aber  auch  des  Betens.  Ihr 
Hosianna  erklingt  in  allen  Lagen  unseres 
Lebens,  zur  Zeit  der  Not,  der  Angst,  ebenso 
wie  zur  Zeit  des  Glückes;  immer  ist  sie 
imstande,  Hoffnung,  Seligkeit  in  unser 
Herz  zu  senken.  Ihr  Miserere  endlich 
bringt  auch  dem  Menschen,  der  in  Schuld 
sich  vor  Gott  beugt,  Trost  und  Erquickung 
ins  zerrissene  Herz.  Darum  gilt  es,  der 
Musica  Sacra  immer  mehr  und  an  allen 
Orten  den  Platz  einzuräumen,  der  ihr  ge- 
bührt, und  es  ist  gamichts  dagegen  zu 
sagen,  vielmehr  mit  Freude  zu  begprüssen, 
wenn  ein  hoher  Festtag  in  der  Kirche 
durch  die  Aufführung  eines  Oratoriums 
gefeiert  wird." 

Der  Bohn'sche    Gesangverein   in 


Breslau  veranstaltet  auch  im  bevor- 
stehenden Winter  wieder  vier  historische 
Konzerte.  Das  erste  wird  den  „Humor  in 
der  deutschen  Oper"  (von  der  Mitte  des 
18.  bis  zur  Mitte  des  19.  Jahrhunderts)  be- 
handeln. Im  zweiten  kommen  „Deutsche 
Kinderlieder  aus  alter  und  neuer  Zeit' 
zum  Vortrag.  Das  dritte  ist  „Shakespeare 
in  der  Musik"  gewidmet.  Das  vierte  und 
zugleich  100.  historische  Konzert  des  Ver- 
eins wird  einen  Üeberblick  über  das  welt- 
liche deutsche  Lied  von  der  Mitte  des 
15.  Jahrhunderts  bis  zur  Gftgenwart  geben. 
Ans  Anlass  dieses  letzten  Jubiläumskonzertes 
erscheint  eine  Festschrift  in  Druck,  die 
eine  Chronik  der  historischen  Konzerte, 
sämtliche  hundert  Programme,  die  Ver- 
zeichnisse der  aufgeführten  Kompositionen 
u.  s.  w.  enthalten  wird. 

Nach  der  ,Frankf.  Ztg."  hat  sich  in 
Köln  a/Kh.  unter  dem  Vorsitz  des  Ober- 
präsidenten der  Rheinprovinz  ein  Komitee 
zwecks  Veranstaltung  von  Fest- 
spielen im  Stadttheater  gebildet.  Es 
sollen  „mustergiltige  Aufführungen"  der 
,. Meisterwerke  aller  hervorragenden  Kom- 
ponisten alter  und  neuer  Zeit"  unter  Mit- 
wirkung erster  Künstler  Deutschlands 
ausserhalb  der  Spielzeit  der  Theater,  etwa 
im  Juni,  zur  Darstellung  gebracht  werden 


Bücher  und  Musikalien. 


Otto  Dresel:  Ludwig  van  Beethoven^s 
Symphonien  für  Fianoforte 
zu  4  Händen. 
F.  E«  G.  LeBekarty  Leipilf . 

Während  Männer  wie  Klindworth, 
Bülow,  Tausig,  Joseph  Hubinstein 
uns  vollendete  Klavierauszüge  der 
Wagner'schen  Werke  schenkten,  kennt 
manfürBeethoven's  Sinfonieen  ausser 
der  bewunderungswürdigen,  notengetreuen 
Bearbeitung  Liszt's  für  Klavier  zu  zwei 
Händen  (die  9.  Sinfonie  ausserdem  auch  in 
genialer  Weise  für  2  E^laviere),  die  für  den 
gewöhnlichen  Gebrauch  des  Dilettanten 
noch  zu  schwer  ist,  allgemein  keine  andere 
Bearbeitung  als  die  weitverbreiteten  vier- 
händigen bei  Peters  und  andern,  die  eben- 
so gut  Entstellungen  genannt  werden 
können.    £s    ist    ein    wahrhafter  Jammer, 


dass  die  Mehrzahl  der  Musiktreibenden  auf 
solche  Weise  diese  Werke  kennen  lernt. 
Das  oberste  Prinzip  bei  diesen  Bearbeitungen 
scheint  gewesen  zu  sein:  Bequemlichkeit 
für  die  Spieler,  und  da  beim  vierhändig 
Spielen  jeder  Spieler  nur  eine  Hälfte  des 
Klaviers  beherrscht,  so  kann  man  sich 
denken,  wieviel  geopfert  wird,  wenn  das 
Stimmgewebe  nur  mit  Rücksicht  darauf 
imter  die  vier  Hände  verteilt  wird,  wobei 
auch  eine  Kreuzung  der  Hände,  sowohl 
bei  demselben  Spieler,  wie  des  einen  mit 
dem  andern,  ängstlich  vermieden  wird. 
Von  einer  klaren  Wiedergabe  der  Stimm- 
führung ist  da  keine  Eede.  Bücksichtslos 
wird  eine  Stimme  hier  begonnen,  dort 
(womöglich  von  dem  zweiten  Spieler !)  fort- 
gesetzt.  Wenn  nun  gar  mehrere  Stimmen 
in  derselben  Lage  zusammentreffen,   dann 


333 


kommt  der  Bearbeiter  in  die  höchste  Ver- 
legenheit, dann  wird  wep^gelassen  oder  In 
eine  andere  Oktave  versetzt,  was  nicht  zn 
jenem  obersten  Prinzip  passt.  Auf  feinere 
Klangwirkungen  wird  noch  weniger  ge- 
sehen. Z.  £.  eine  £eachtaug  von  Eede 
nnd  G^enrede  zwischen  verschiedenen 
Instromenteng^uppen  kommt  gamicht  vor, 
anstatt  solche  streitenden  Gruppen  durch 
die  beiden  Spieler  repräsentieren  zu  lassen, 
werden  beide  gleichmässig  unter  beide 
Spieler  verteilt  nur  nach  ,Höhe^  der  Tasten! 
Wie  wichtig  aber  solches  Abwechseln  der 
Klangfarbe  (meistens  ein  Spiel  zwischen 
Streichern  und  Bläsern)  gerade  bei 
Beethoven  ist,  weiss  jeder  —  der  die  Sin- 
fonieen  nicht  nur  vierhändig  spielt.  Gerade- 
zu unerträglich  ist  jedoch  der  Missbrauch, 
der  mit  den  höchsten  Lagen  des  Klaviers 
getrieben  wird.  In  dem  Bestreben,  mög- 
lichst «voll*^  zu  setzen,  greift  der  Bearbeiter 
bei  den  Tuttis  immer  nach  diesen  schrillen 
Lagen,  die  gamichts  voller  machen  (auch 
hier  wäre  „weniger"  —  „mehr")  und  zu 
dem  Charakter  der  Beethoven'schen  Musik 
wie  die  Faust  aufs  Auge  passen,  als  wenn 
bei  diesen  Sinfonieen  ein  ganzer  Chor  von 
Pikkoloflöten  reichlich  verwendet  würde ! 
S  0  lernt  man  diese  erhabenen  Werke 
kennen.  Und  man  weiss  nicht,  dass  eine 
meisterhafte  Bearbeitung  existiert,  die  alle 
gerügten  Fehler  xmterlässt,  die  aufs  feinste, 
klanglich  und  polyphonisch  das  Orchester- 
bild wiedergibt:  es  ist  die  von  Otto 
Dresel. 

Dresel  hat  augenscheinlich  die  Liszt'sche 
zweihändige  Bearbeitung  mit  grossem  Er- 
folg studiert  und,  von  denselben  Prinzipien 
ausgehend,  eine  vierhändig^  Bearbeitung 
gelief ert,  die  den  Spielern  doppelten  Genuss 
gewährt:  den,  das  Werk  klar  und  dem 
Original  getreu  zu  hören  und  den,  das 
Geschick  des  Bearbeiters  zu  bewundem. 
Bequemlichkeit  ist  aber  hier  nicht  das 
oberste  Prinzip,  und  das  wird  gleich 
manchen  „Faulpelz"  abschrecken.  Ja,  will 
man  denn  Beethoven*sche  Sinfonieen  mit 
einem  übergeschlagenen  Bein  oder  einer 
Cigarre  im  Munde  spielen?!  Manche 
Kreuzung,  manches  Abwechseln  der  beiden 
Spieler  bei  Dresel  ist  nicht  ganz  bequem, 
aber  inmier  spielbar  und  pianistisch. 
K  Manche  unpianistische  Stelle  der 
JL      andern    Bearbeitungen   ist   viel   schwerer. 


wh^^ 


Dresel  achtet  vor  allem  auf  Plastizität 
der  Darstellung,  nicht  nur  für  das  Ohr, 
sondern  auch  für  das  Auge.  Er  macht 
sich  nichts  daraas,  wenn  beide  Hände 
(horribile!)  einmal  in  einem  Tone  zu- 
sammenta^effen,  sogar  wenn  (piü  horribile !!) 
es  die  Hände  der  beiden  Spieler  sind,  die 
zusammenkommen.  Er  verlangt  mehr  von 
der  technischen  Fähigkeit  des  Spielers  als 
andere  Bearbeiter,  aber  niemals  iSachen, 
die  man  als  „vlrtuosenhaft^  zu  bezeichnen 
pflegt.  Bei  dem  Bestreben,  solche  Werke 
nur  ja  recht  „leicht"  zu  setzen,  kommt 
man  schliesslich  zu  einer  ganz  verblassten 
2ieichnung,  die  kaum  noch  die  umrisse  er- 
kennen lässt.  Mit  B«cht  nutzt  er  auch 
alle  Klangmittel  des  Instrumentes  aus  und 
rechnet  auf  eine  feine  Pedalbehandlung, 
die  er  aber  genau  angibt,  sodass  man  ihm 
nur  zu  folgen  braucht.  Kurz,  es  ist  eine 
wahrhaft  künstlerische  Arbeit,  die  der 
ernstesten  Beachtung  wert  ist,  denn  sie 
wird  veredelnd  wirken  auf  den  Geschmack. 
Hätten  wir  nur  erst  solche  Auszüge  der 
Mozart'schen  Opern,  anstatt  der  üblichen 
Skelette.  Dresel  hat  auch  drei  Menuette 
aus  Sinfonieen  Mozart's  zweihändig  gesetzt. 

Karl  Rlindworth:  Erleichterte  Klavieraus- 
züge der  Wagnerschen  Ton- 
dramen „Der  Bing  des  Nibelungen,' 
Meistersinger  und  Parsifal'^ 
B.  Beboll'i  SShme,  HalBB. 
Der  Verlagshandlung  Schott 's  Söhne, 
dem  unermüdlichen  Klavierauszügler  Karl 
Klindworth  gebührt  Dank  dafür,  dass 
sie  Kleinmichel's  Erleichterungen  der 
Wagner'schen  Klavieranszüge,  diese  Ver- 
stümmelungen, aus  der  Welt  geschafft 
haben.  Wer  noch  solche  Kleinmicherschen 
Auszüge  besitzt,  möge  sie  nur  schleunigst 
dem  Feuer  übergeben.  Da  ist  nämlich  auf 
die  Weise  erleichtert,  dass  irgendwo  „weg- 
genommen" wird,  ohne  jede  Bücksicht  auf 
den  Satz,  ob  die  Harmonien  oder  Motive 
unvollständig  bleiben!  Nun  waren  einige 
Auszüge,  namentlich  die  meisterhaften  des 
Nibelungenringes  von  Klindworth,  wirklich 
sehr  schwer  zu  spielen.  Das  machte  Kapell- 
meistern und  Musikfreunden  das  Leben 
sauer.  Diesen  zu  Liebe  hat  Klindworth 
die  gewaltige  Mühe  nicht  gescheut,  die 
sechs  Werke,  Bing,  Meistersinger  und 
Parsifal   neu   zu   bearbeiten.     Mit   künst- 


334 


lerischem  Peingefühl  und  grossem  Geschick 
ist  nun  der  Orchestersatz  vollständig  wieder- 
gegeben und  doch  in  den  Giiffen  und 
Passagen  leicht  spielbar.  —  Es  fehlt  nichts 
—  nur  scheint  mir,  dass  Klindworth  öfter 
zu  ängstlich  im  Vermeiden  von  Schwierig- 
keiten vorging.  Für  Pianisten,  die  sie  be- 
wältigen können,  behalten  die  Original- 
bearbeitungen ihren  Wert.  In  der  neuen 
Ausgabe  ist  die  Stimmführung  nicht  immer 
ganz  plastisch  aufgezeichnet,  aach  einige 
Druckfehler  findet  man,  die  wohl  in  der 
nächsten  Auflage  verschwinden  werden. 
Die  Ausstattung  ist  prächtig. 

C.  Eschmann-D amnr:  Nouvelle  Edition  des 
Preludes  et  Exercises 
de  M.  Olementi. 
Bnit  Enleabu-y,  Lelpslff« 
Von  Clementi's  Preludes  etBxer- 
cices,  diesem  so  wichtigen  Werke  für  das 
Tonleiterstudium  gieb  t  Eschmann-Dumur 
eine  neue  Ausgabe  heraus,  deren  Wert  in 
der  neuen  Fingersetzung  beruht.  Der  von 
Eschmann  zuerst  gefundene  „symmetrische*' 
Fingersatz  für  Tonleitern  ist  von  grosser 
Bedeutung  für  die  runde  Ausführung  der 
Tonleitern  sowohl  wie  für  das  Denken  des 
Spielers,  da  er  ihn  zu  Entdeckongen  auf 
technischem  Gebiete  anregt,  in  dieser 
Ausgabe  ist  der  neue  Fingersatz  durch- 
geführt. Bei  aufmerksamer  Analyse  wird 
man  dadurch  manchen  Fehler  der  alten 
Fingersetzung  erkennen  inbezug  aaf  die 
Wahl  des  überzusetzenden  Fingers.  Und  das 
führt  zu  weitreichenden  Folgen.  Die  Be- 
deutung dieser  Ausgabe  ist  somit  gross. 
Man  hätte  gewünscht,  dass  der  Herausgeber 
noch  Anweisungen  zum  Studium  und 
Varianten  angegeben  hätte. 

J,  Vianna  da  MoWu 

Esehmanns  „Wegweiser  durch  die  Klavier- 
literatur''.   6.  Auflage,    heraus- 
gegeben von  A.  Kuthardt. 
eebr.  Bug  St  Co.,  Leipstg  imd  Zflrieta. 
Das  vortreffliche  Werk,  auf  dessen  hohe 
Bedeutsamkeit  der  „Kl.-L."  wiederholt  bei 
früheren    Auflagen    hingewiesen    hat,    ist 
jetzt  in  6.  Auflage  (die  5.  datiert  von  1900) 
mit  wiederum  bedeutend  vermehrtem  Um- 
fange erschienen.    Es  ist  in  seiner  inneren 
Anlage  unverändert  geblieben,  dagegen  in- 
haltlich in  den  einzelnen  Abteilungen  um 


«*:^: 

alle  hervorragenden  Schöpfungen  der  Neu- 
zeit bereichert.  Wir  finden  gleich  anfangs 
in  der  Abteilung  „Klavierschulen,  rein 
technische  Studien*'  eingefügt  die  trefflichen 
Werke  von  Malwine  Br^e,  B.  Joseffy, 
K.  Klindworth,  Fr.  Kullak,  M.  Mosz- 
kowski,  J.  Pembaur,  X.  Scharwenka, 
Th.  Wiehmayer,  K.  Zuschneid  u.  s.  w. 
Aehnlich,  in  noch  erweitertem  Masse  bei 
der  Vortragsliteratur  durch  die  guten  und 
besten  Neuerscheinungen.  Einen  erfreulichen 
Zuwachs  erhielt  auch  das  Kapitel  der  „Em- 
pfehlenswerten Schriften  über  Musiker  und 
Musik",  aufgenommen  sind  u.  A.  die 
neueren  Werke  von  A.  Carpe,  O.  Klau- 
woll,  H.  Merian,  L.  Bamann,  H  Bie- 
mann,  H.  Bitter,  M.  Seiffert  und  viele 
Andere.  —  Der  Eschmann-Buthardt'sche 
„Wegweiser"  darf  als  das  vollständigste 
und  wertvollste  Werk  seiner  Gattung  be- 
zeichnet werden  und  sollte  in  der  Hand 
keines  Klavierspielers  fehlen. 

Anna  Marsch. 

Wilhelm  Rohde,  op.  21.    Trio,  FmoU  für 
Pianoforte,     Violine     und 
Violoncello. 
Chr.  Frledr.  TIeiref,  Berlla  •  Or Jis-Llohterfislde. 

Auf  dem  Gebiet  der  Kammermusik 
vermag  sich  vor  allem  der  ernste  Sinn,  die 
kräftige  Erfindung  und  technische  Ge- 
wandtheit eines  Komponisten  in  überzeu- 
gender Weise  zu  zeigen.  In  Wilhelm 
Bohde's  FmoU  Klaviertrio  ist  solches  der 
Fall;  es  ist  ein  interessantes,  in  der  mu- 
sikalischen Diktion  vornehmes,  in  der 
formalen  Bildung  trefflich  gelungenes  Werk 
von  bedeutendem  G^dankeninhalte  und 
strenger  und  konsequenter  Durchführung 
des  einmal  in's  Auge  Gefassten.  Neben 
lebenskräftigen  und  charakteristischen  The- 
men weist  das  Trio  auch  sehr  tüchtige 
musikalische  Durcharbeitung  im  Motivischen 
und  vollkommene  Beherrschung  aller  rein 
technischen  Mittel  auf;  zudem  ist  die  aus- 
gesprochen ernste  und  melancholische 
Stimmung  allen  vier  Sätzen  eigen  und  dies 
erzeugt  in  Summa  eine  packende  und  tief- 
gehende Wirkung  im  Gemüte  des  Hörers. 
Und  obwohl  Bhode's  Komposition  g^e- 
wissermassen  unter  dem  Schatten  trüber 
und  trauriger  Gefühle  steht,  so  verliert  sie 
sich  dennoch  nirgends  in  fruchtloses  und 
ziellos     umherirrendes     Empfindein     und 


335 


Sinnieren,  sondern  bietet  in  mannigfachen, 
von  grosser  nnd  starker  Leidenschaftlich- 
keit erfüllten  Stellen  willkommene,  dnrch 
das  Prinzip  des  G^egensatzes  herbeigerufene 
Abwechselang.  Freunde  der  Kammermusik 
dürfen  an  Wühelm  Rhode's  Klaviertrio 
nicht  achtlos  vorübergehen,  denn  es  gehört 
durchaus  zu  den  guten  Erscheinungen  seiner 
Gattung.  Mit  seiner  reichen  Polyphonie 
und  der  schönen  Verteilung  der  Aufgabe 
xmter  alle  Ausführende  setzt  das  Werk  be- 
deutendes technisches  Können  und  warme 
innerliche  Anteilnahme  voraus.  Jedenfalls 
aber  wird  man  sich  für  ein  eingehendes 
Studium  durch  grossen  musikalischen  Qte- 
nuss  und  schönen  Erfolg  reichlich  belohnt 
sehen. 

Hago  Kann,  op.  84.   Vier  Klavierstücke. 
D.  Bahter,  Leipiig* 

Hugo  Kaun's  op.  34  enthält  prächtige 
Sachen.  Aus  allen  vier  Klavierstücken 
spricht  wieder  ein  reger  schöpferischer 
Geist,  eine  lebendige  Phantasie  zu  dem 
Hörer.  In  den  ersten  beiden  Stücken  singt 
und  klingt  es  warm  und  innig,  die  Menuett- 
Phantasie  (Esdur)  ist  von  wirklich  seltenem 
melodischen  Heize  und  dabei  rhythmisch 
und  harmonisch  aaf*s  Peinste  gefasst  und 
liebevoll  ausgestaltet.  Es  ist  die  geistreiche 
Paraphrase  eines  Menuetts,  ich  möchte 
beinahe  sagen,  eine  Novellette  im  EAhmen 
eines  Tanzes.  Und  mit  aller  liebenswürdigen 
Grazie  uud  Schalkhaftigkeit  eint  sich  damit 
im  Zwischensatze  tiefe  Empfindung  und 
warmes  Gefühl,  sodass  man  dieser  Art  von 
Musizieren  nicht  anders  als  hochgeneigt 
sein  kann.  Die  fünf  Walzer  sind  ebenfalls 
Abschnitte  eines  allerliebsten  Tanzidylls, 
melodisch  höchst  anziehend  und  in  der 
Erfindung  ausserordentlich  wohl  geglückt. 
Neben  der  reich  quellenden  Melodik  zogen 
uns  hier  insbesondere  die  feinen  und  ge- 
schmackvollen rhythmischen  Wendungen 
und  Verschiebungen  an.  Das  Ganze  gleicht 
einem  fein  gegliederten  Arabeskenwerke, 
das  Über  ein  und  denselben  Grund-  und 
Farbenton  sich  hinzieht.  Die  beiden  letzten 
Stücke  von  Kann's  op.  84  sind  Studien 
konzertanter  Natur,  die  eine  will  den  Vor- 
trag der  von  Unter-  und  Oberstimmen  um- 
sponnenen Melodie   fördern   und  erfordert 


viel  Klang-  und  Vortragssinn,  während  die 
andere  sich  aufs  Gebiet  der  höchsten 
Bravour  wendet  und  dem  verblüffend  vir- 
tuosen Oktavenspiele  Rechnung  trägt, 
beide  Hände  mit  der  Ausführung  betraut 
und  sich  für  Studium  wie  Vortrag  in 
gleicher  Weise  geeignet  erweist.  Wir 
wünschen  herzlich,  dass  sich  tüchtige 
Pianisten  der  Kaun'schen  EUaviermusik  an- 
nehmen möchten;  wir  halten  sie  sehr  hoch 
und  ziehen  sie  vielen  anderen  neueren 
Erscheinungen  bei  weitem  vor. 

Fr.   86itz,   op.  24:   „Zwei   Mazurken'*   für 

Violine  mit  Klavierbegl.  No.  2 

(Gdnr). 
op.  26:  „Zwei  leichte  Stücke"  für 

Violine  mit  Klavierbegl.  No.  1: 

„Chanson-*,  No.  2:  „Tarantella", 
op.  27:    „Zwei    Charakterstücke" 

für  Violine    und   Klavierbegl. 

No.   1:    „Ständchen",   No.   2: 

„Begegnung". 
Albert  Bathke,  Hagdebarf . 
Friedrich  Seitz'  vorliegende  neue  Werke 
für  Violine  mit  Begleitung  des  Pianofortes 
wollen  unterhaltende  und  geschmackvolle 
Musik  bieten  und  erreichen  auch  diesen 
ihren  Zweck  vollkommen.  Die  Mazurka  des 
op.  24  wendet  sich  an  technisch  etwas  Vor- 
geschrittenere, während  die  vier  Stücke  aus 
op.  26  xmd  29  für  die  erste  bis  dritte  Lage 
bestimmt  sind  und  Anfängern  zur  Bildung 
von  Geschmack  und  Vortrag  überlassen 
werden  dürfen.  Sämtliche  sehr  wohlklin- 
gende Stücke  sind  Lehrern  und  Schülern 
zur  Beachtung  zu  empfehlen.     . 

A.  QretschaniuoWf  op.  9.     „Hegrets"  pour 
Violon  et  Piano. 
M.  P.  BaUleS;  Lelpslg. 

Ein  sehr  fein  empfundenes  Vortrags- 
stück voU  innerlicher  tiefer  Stimmung,  das 
durch  einfache  und  edle  Tonsprache  höchst 
anziehend  wirkt  und  auch  hinsichtlich  der 
äusseren  Form  trefüich  gelungen  ist. 
G^ger,  die  über  gprosse,  noble  Tongebung 
und  reiches  Mitempfinden  verfügen,  werden 
mit  dem  Vortrage  dieses  tonpoetischen 
Satzes  des  begabten  Russen  sich  einen 
schönen  Erfolg  erspielen.  — 

Eugen  Segnitz, 


-^^s^^(^^ — 


-esS 


—     336     — 


||^*  Der  Gesamtauflage  liegt  ein  Prospekt  der  Colleciion  Liiolff,  Braunschwa/g : 
„Führer  durch  die  Klavier" Müsik'%  einem  Teil  der  Auflage  liegen  die  folgenden  Prospekte: 
Otto  Juane,  Leipzig:  ,^Neue  vorzügliche  Unterrichtswerke^\  Heinrichshof en' s  If erlag,  Magdeburg: 
j^Emil  Söchtingj  Neudeutsche  Klavierschule^  System  Deppe^\  H.  Ä.  Krenizlin,  Berlin:  ^^Bewährte 
instruktive  Unterrichtswerke  und  melodiöse  Vortragsstücke''*  bei,  auf  die  wir  unsere  Leser 
besonders  aufmerksam  machen,  D.  E. 


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Gegr.  1895.     Direktion:  L  Beyer.     Gegr.  1896. 

ChreilTOrsitz :  BegieranKS-PrlSsideiit  tob  TroU  sn  S^U, 
Gnf  KSal^dorff,  Sxoefiex»  Generalin  tob  Coloaiby 
Oberbürgermeister  Müller  n.  A. 

Caratorinm:  Pfarrer  Haae,  Sohnldirektor  Prof.  Dr.  Knai- 
maeher«  Bankier  Plaal,  Jostiarath  Seheffer  o.  A« 

Lehrer :  Die  Damen :  L.  Beyer,  Bia»l-F9rster,  Königl.  Opem- 
säofferin,  fileefe-Fabroal,  A.  Taadlea*  Die  Herren: 
A.  uartder^By  Kammerrirtnos,  Pro£  Dr.  Hobel» 
0.  Kaletoeh,  Kgl.  Kammermnsiker,  K.  KlelBmaaa« 
Ksl.  Opernsänger,  W  •  Hoahaapty  Kgl.  Kammermusiker, 
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und  für  die  Verbreitung,  die  sie  bereits  gewonnen.    Das  Werk  ist  bestens  zu  empfehlen." 

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„Jedem  Eachmann  muss  es  bei  der  Durchsicht  dieser  Schule  einleuchten,  dass  keine  andere 
Schule  an  die  ilamma*sche  heranreicht;  sie  ist  lustanregend  für  den  Schüler.  Alles  Unnütze  ist 
über  Bord  geworfen,  so  dass  Lehrer  mit  einigermassen  fleissigen  Schülern  bei  der  Benutzung  der 
Hamma'schen  Schule  ihre  Freude  haben  werden/^  Centralblatt  fflr  Instrumentalmusik. 

„Die  Schule  ist  ohne  Frage  praktisch  und  gut  und  nur  zu  empfehlen.'*         Die  Tonkunst. 

„Dieses  Lehrwerk  ist  mit  allem  Fleisse  entworfen  und  gehört  zu  dem  Besten  seiner  Art" 

Pfldag.  Jahresbericlit. 

„Unter  den  vielen  Wegen,  die  zum  Ria  vierspiel  führen,  ist  dies  gewiss  einer,  den  man 
unbedingt  empfehlen  kann.**  Nene  Berliner  Musikzeitong. 


—     337     — 


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Berlin  N.W.,  Luisen-Str.  36.                Berlin  W.,  Biilowstr.  2  (am  Nouendorfpittz). 

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Berlin  W.,  Bendler-Strasse  8. 

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Orgel,  Klavier,  Harmonielehre. 

Berlin  W.,  Stoinmetzstr.  49n. 

Martha  Remmert, 

Hofpianistin,  Kammervirtaosin. 
Berlin  W.,  Taaenzienstr.  6. 

JBBznzna  2:ooJl» 

Pianistin. 
Berlin  W.,  Neue  Wisterfeldstr.  16. 

Konxert-Vertr.:  H.  Wolff,  Berlin. 

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Berlin-Ciiarlottenbarg, 

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Berlin  W.,  Elsholzstrasse  5U, 

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nehmen  wollen,  sind  gebeten,  event.  vorher  schriftliche  Klarlegung  ihrer  stimmlichen 
Veranlagung,  sowie  eines  von  einem  Arzt  ausgestellten  Berichtes  über  ihren  allge- 

Käte  Freudenfeld, 

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gegründet  1851  

Dairmidtadt 

Elisabetbenstrasse  86. 

Direktion:    Prof.  Ph.  Schmitt. 

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Vorsteherin  der 

Schweriner  IVIusiicschule 

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dem  preisgekrönten  Rnschauungsunterrkht  der  Vorsteherin. 

Berlin  W.,                                                                  «rnmewald, 
Harburgerstnsse  15.                                              KSainallee  Is,  earienbans. 

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brieflichen  theoretischen  Unterricht.  —  Jährliche  Freauenz:  350  Schüler  und  Schüle- 
rinnen aus  dem  In-  und  Auslande.  —  Lehrkräfte  ersten  (langes.                    1 

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HERVORRAGENDE  KLAVIERMUSIK. 


Pianoforte  gweihändig. 

Blech«  Leo,  Kapellmeister  am  kgl.  Landes- 
theater in  Prag.   op.  11.    Sechs  Stücke  ans 

den  Kleinigkeiten Mk,  1.50. 

Daleroze- JaqueSf  £.,  Prof.  am  Conservat.  in 
Genf.  op.  44.  3  Stücke.  1.  Arabesque  — 
2,  Romanze  (1.)  -   3.  Impromptu  Capriccio. 

ä  Mk.  2.—. 

op.  45.   3  Stücke.   l.Eglogue  —  2.  Humores- 

que  (s.)  —  3.  Nocturne  .     .     .     .    a  Mk.  2. — . 

op.  4H     3  Stücke.     1.  Ballade.  —  2.  Capriccio 

appassionato  (s.)  —  3.  Aria.      .    a  Mk.  2.—. 

op.  47.    Polka  enharmoniqne      .    .     Mk.  3.  -  • 

Helmes bera er,  Josef.    Neun  Vortrassstttcke. 

1.  Albumblatt.    2.  Serenade.     3.   Menuette. 

4.  Wiegenlied.    5.  Gondoliere.     (>.  Gavotte. 

7.  Valse  lente.  8.  Les  Papillons.  9.  Elfen- 
tanz  Mk.  1.50. 

Herzfeld,  Victor  von,  Prof.  a.  d.  kgl.  Musik- 
akademie in  Budapest.  „Bunte  Keihe", 
Heft  I,    6  leichte  Stücke.    1.  Reiterliedchen. 

2.  Stille  Sehnsucht.  3.  Soldatenstück.  4.  Volks- 
lied. 5.  Bitten  und  Schmeicheln.  6. 
Schlummerliedchen Mk.  1.50. 

Heft   II,    f>    leichte    Stücke.      1.    Romanze. 
2.  Märchen.    3.  Scherzetto.    4.  Wiegenlied. 

5.  Heimliches  Tänzchen.     6.   Haschern ann. 

Mk.  1.50. 

Konig«  Peter,  Sonate  b-dur    .    .    .    Mk.  4.50. 

Paal,  Henry,  op.  22.  10  leichte  Stücke.  I.  Heft. 
1.  Ritomelle.  2.  Passe-pied.  3.  Pastorale. 
4.  Menuett o.  II.  Heft.  5.  Gavotte  a  la 
Reine.  6.  Courante.  7.  Humoresque.  III.  Heft 

8.  Burlesque.  9.  Berceuse.  10.  Bourree. 
Heft  I-III ä  Mk,  2.-. 

Einzeln:    1-4  4  Mk.  -.80.    5-8  a  Mk.  1.20. 

9-10  a  Mk.  1.-. 

Rath«  Felix,  vom  op.  9,  3  Tanzidyllen.  Mk.  1.50. 

Sehafer,  Dirk,  4  kleine  Stücke.  1.  Pastorale  (al 

antica)  Mk.  I.—.    2.  alla  Men netto  Mk.  1.20. 


3.  Chant  melancholique       .     .     .     Mk.  1.—. 

4.  2  me  Valse Mk.  1.50. 

Schlegel«  Leander,  op.  13.  Zwei  phantastische 

Studien.       1.     Also     hört    zu!      2.     Beim 

Wein Mk.  3.-. 

op.  15.     H  Phantasien.    Heft  I.    1.  Vivos  voco 
—    Mortnos   plango.     2.   Mondscheingänge. 

3.  Nach  hohem  Ziel.  Heft  II.  4  Vom 
gestrigen  Tag.  5.  Ballerlebnisse.  B.  Ver- 
lassene Stätte.  pro  Heft  Mk  3.—. 

Wolf«  J.«  Seminaroberlehrer  in  Strassburg  1«  £. 
op.  28.  Technische  üebanren  fttr  Anachlag 
andGelftnUgkeit  nebst  praktischer  Anleitnng 
zor   Ansfllhroiig   der  wichtigsten  Verxier- 

nngen Mk.  2.-. 

ursprünglich    für    die    Präparan  den- An- 
stalten und  Seminare  geschrieben  und  in  jahre- 
langer,  unterrichtender    Tätigkeit   erprobt    und 
verbessert,    sollen   diese    Studien   auch   solchen 
Pianisten    dienen,  denen    eine  virtaosenmässige 
Ausbildung  nicht  vergönnt  ist. 
Wolff«   Erich,  J.,    op.  5.    12  Slavische  Volks- 
weisen.    1.  Meine  Saiten.    2.  Der  fröhliche 
Zecher.  3.  Tatra.   4.  Der  Musikant,  ö.  Bos- 
nisches Volkslied.    6.  Mein  Schatz.    7.  Das 
verlorene  Mägdlein.    8.  Slavisches  Volkslied. 
9.  Das  Mädchen.  10.  Der  Abschied.  11.  Polka. 
12.  Studentenlied Mk.  1.50. 

Pianoforte  vierhändig« 

Blech«  Leo,  op.  1 1.  10  Kleinigkeiten.  Heft  I. 
1.  Marsch.  2.  Melodie.  3.  Mazurka.  4.  Steirisch. 

5.  Walzer.  Heft  II.  6.  Menuett.  7.  Wiegenlied. 
8.  Scherzo.  9.  Gondellied.     10.  Fuge. 

pro  Heft  Mk.  1.50. 

WolfT,  Erich,  J.,  op.  4.  6  kleine  Tänze.    Heft  I. 

1.  Walzer.  2.  Walzer.  3.Negertenz.  Heft  11. 

4.  Mazurka.    5.  Walzer.    6.  Slavischer  Tanz, 
pro  Heft  Mk.  1.20. 

12  Slavische  Volks- 
Mk,  2.-. 


Wolff,    Erich,  J.,    op.    5. 

(Siehe  Pianof.  2  h.) , 


weisen. 


—     340     — 


Musikschule  und  Seminar 

zur  Ausbildung  für  den  Lehrberuf 


Gegr.  JM9. 


in  Erfurt. 

Direktorin  Frl,  A.  Resae, 


188», 


Mitte  Oktober  beginnen  neue  Kurse  im  Seminar, 
gleichzeitig  Fortbildungskurse  für  Jüngere 
Musiklehrerinnen  und  Erzieherinnen. 

--^  Näheres  darch  Prospekte.  »^- 

Lieder  am  Klavier 

von 

ARNOLDO  SARTORIO. 


a  1  Mk. 


No.  1.    Chopin,  Das  Einglein. 

„    2.    Spinn,  Spinn. 

„    8.    St.  Lucia. 

„    4.    Menzler,  Wiegenlied. 

„    5.    Sandmännchen. 

„     6.    Mozart,  Das  Veilchen. 

„  7.  Chopin,  Mädchens  Wunsch. 
Diese  reizend  gesetzten,  sehr  ansprechenden 
Transcriptionen  lassen  sich  beim  Unterricht  vor- 
trefflich verwenden.  No.  5  erschien  bereits  in 
V.  Auflage.  Durch  jede  Musikhandlg.  zur  Ansicht 
—  sonst  portofrei  durch  den  Verlag 

H.  Oppenheimeri  Hameln. 


nriAlittilfllfltl  en>^obte  Lehrerin,  Konzert- 
W1U1IIII9UII|  Spielerin,  suclit  Ntellnnp  an 

einem  grösseren  Konservatorium.  Prima  &ife- 
zeugnis  und  Kritiken.  Offerten  unter  L  H.  100 
an  die  Expedition  dieser  Zeitung. 

^Deutschlands  Tflnltunstlerliineii. 

125  biographische  Slcizzen  aus  der  Gegenwart 

Von 

Anna  Morsch.' 

Das  obige  Werk  wurde  im  Auftrage  des 
Deutschen  Frauencomit^'s  für  die  Welt- 
ausstellung in  Chicago  verfasst  und  enthält 
die  biographischen  Skizzen  von  ca.  125  Tonkunst- 
lerinnen:  Komponistinnen,  Musikschriftstellerinnen, 
Sängerinnen,  Virtuosinnen  des  Klaviers,  der  Violine 


u.  s.  w. 


Preis  brosoh.  1,50  Mk. 


Veriag  „Der  Klavier-Lehrer''  (M.  Wolff),  Beriin  W.  50. 


Die  Einf  flhnmg  der  modernen  Etüde 


Pr,  90  Pfg 


Im  Unterrichtsplan. 

(„Klavier-Lehrer"  1902,  No.  19—21.) 
Von 


Anna  Morsch. 


Pr.  90  Pfg. 


Der  Jtalienische  Kirchengesang  bis  Palestrina. 

10  Vorträge,  gehalten  im  Viktoria -Lyceum  zu  Berlin 

von 

Anna  forsch. 

IL  Auflage.    Pr.  brosch.  2  Mk.     Verlag  ,Der  Klavier-Lehrer"  (M.  Wolfl),  Berlin  W.  50. 

Inhalt:  1.  Einleitung.  2.  Der  Kirchengesang  unter  Ambrosius  und  Gregor  L  3.  Der  gregorianische 
Gesang.  4.  Organum  und  Neumenschrift.  5.  Theorie  und  Symbolik.  6.  Der  Einflnss  der  nieder- 
ändischen  Kunst.  7.  Die  Künstler  in  Bom  vor  Palestrina.  8.  Palestrina.  9.  Palestrina's  Nach- 
folger in  Hom.    10.  Die  Venetianer. 


unter  den  zahlreichen  anerkennenden  Kritiken,  die  das  Werk  erhielt,  möge  hier  die  von  Benüiard 
Togel  aus  der  ^enen  Zeitschrift  fflr  Musik^  Platz  ünden.    Er  schreibt: 

nDie  Verfasserin  stellt  in  vorliegendem  Baohe  die  sehn  Vortrfii^e  snsammen,  die  sie  im  VictoriA  -  Lyoeom  sn  Berlin 
Aber  die  Bntwiokelnnff  des  italienisohen  Kirohenfcesanges  von  den  ältesten  Zeiten  bis  zu  Palestrina  nnd  dessen  unmittel- 
baren Nachfolgern  ^ehalten  bat.  Sie  darf  dafür  bei  allen  denen  auf  warmen  Dank  rechnen,  die  weder  vombildet  noch 
ansdanemd  genng  sind,  um  aus  den  älteren  Quellen  sich  alles  das  heranssulesen,  was  aber  die  Meister  und  w'erke  jener 
Zeit  bereits  Kesohrieben  worden.  —   —  Sie  fasst  ihre  Aufgabe  keineswegs  oberflächlich  auf:    weloher  Ernst  sie  beseelt, 

geht  eines  Theiles  schon  aus  dem  Motto  hervor,  das  sie  ihrem  Buche  vorgesetzt:  „Die  Wahrheit  suchen  ist  des  Menschen 
hlüok**  und  andern  Theils  aus  den  S&taen  der  Vorrede,  worin  sie  dem  Wunsche  Ausdruck  giebt,  Musik  und  Musikgeschichte 
mÜBste  man  als  Kulturmacbt  auffassen,  wenn  anders  dem  Streben  nach  Vertiefung  auch  beim  Laien pnblikum  Vonchab 
geleistet  werden  solle.  In  diesen  Vorträgen  findet  nun  auch  das  kunstgeschichtliohe  Interesse  die  gleichen  Anrcffungen 
wie  das  kulturhistorische,  und  diese  Verwebung,  dieses  stete  Ineinandergreifen  von  Welt-  und  Musikgeschichte,  weiss  uns 
die  Verfasserin  so  sur  Anschauung  su  bringen,  dass  man  ihr  aberall  hin  mit  ungesohwäohter  Aufknerksamkeit  folgt.* 


—     341     — 


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Xaver  Scharwenka 

op.  77.    Technische  Klavierstadien 

Beiträge  zur  Fingerbildung:. 

Heft  I.      Hand   und   Finger  in   der  Grundstellung.      Übungen   mit  Stützfinger. 

Für  die  Elementar-  und  Mittelklassen. 
Heft  IL    Finger-Spreizübungen.    Für  Vorgeschrittene. 
Heft  III.  Übungen  im  einfachen  und  kombinierten  Seitenschlag. 

=  Jedes  Heft  3  Mk.  = 

„Der  Klavier-Lehrer"  schreibt  über  dieses  Werk: 

Die  Übungen  bilden  eine  hervorragende  Bereicherung  innerhalb  unserer 
technischen  Literatur  und  dürfen  allen  angehenden  Virtuosen  aufs  dringendste 
zum  Studium  empfohlen  werden. 


Ausgabe  Breitkopf  &  Härtel- Leipzig. 


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Prof.  Richard  Hofmann's 
Praktische 

Instrumentationslehre. 

Zvyeite  Auflage. 

Inhall :  Teil  I.  Die  Streichinstrumente  5  JC> 
—  Teil  11.  Die  Holzblasinstrumente  fi  JC.  — 
Teil  HL  Die  Streich-  und  Holzblasinstrumente 
zusammenwirkend  3  JC.  —  Teil  IV.  Die 
Hörner  3  ^.  —  Teil  V.  Die  Vermischung 
der  Streich-  und  Holzblasinstrumente  nebst 
Hörnern  3  ^.  —  Teil  VI.  Die  Trompeten, 
Kornette,  Posaunen,  Tuben  und  Schlaginstru- 
mente ^\  Jt.  —  Teil  VII.  Die  Harfe,  Mando- 
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FUr  die  Redaktion  rerantwortllch :  Anna  Morsch,    Berlin  W.,  Ansbacherstr.  37. 

Expedition  und  Terlag  y,Der  Klarier -Lehrer^,  M.  Wolff,  Berlin  W.,    Ansbacherstrasse  37. 

Druck:  J.  S.  Preuss,  Berlin  S.W.,  Kommandanteustr.  14. 


Der  I(lavier-Iiehper. 

Musik-pädagogische  Zeitschrift  für  alle  Qebiete  der  Tonkunst 

Organ  der  Deutschen  Musiklehrer- Vereine, 

der  Musik-Sektion  des  K  D.  L-V.  und  der  Tonkunstler-Vereine 
zu  Köln,  Dresden,  Hamburg,  Leipzig  und  Stuttgart. 
Begründet  1878  von  Professor  Emil  Bresiaur. 
Redaktion:  Anna  Morscli 

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No.  21. 


Berlin,  1.  November  1904. 


XXVII.  Jahrgang. 


lahalt:  Musikpädagogiacher  Verband.  Dr.  Karl  Storck:  Die  Uchechische  Muaik.  (Fortaetzungj  Dr.  Karl  Storck:  Kritiache 
Rückaehau  über  Konzert  und  Oper.  Mitteilungen  von  Hochachulen  und  Konaervatorien.  Vermiachte  ^Nachrichten.  Bücher 
und  Mnaikalien,  beaprocheo  von  Eugen  Segnitz  und  J.  Vianna  da  Motta.    Vereine.    Anzeigen. 


Bericlit  fiber  die  Sitzungen  des  6.  bis  8.  Olctober. 

Von 
Anna  Morsch. 

(Sohloss.) 


Auf  dem  2.  Kongresstage  kam  das  Thema: 
„Der  Kunstgesang  und  die  Ausbildung  der 
Gesangslehrkräfte'*  zur  Besprechung;  vier  Vor- 
träge standen  auf  der  Tagesordnung,  ihnen 
schlössen  sich  eine  grosse  Reihe  von  Dis- 
kussionsrednern an,  es  gab  eine  Fülle  von 
interessanten  und  belehrenden  Anregungen. 
Den  Anfang  machte  Herr  Professor  Siga 
Garso-Bremen,  welcher  über  die  „Erlernung 
des  losen  Tones  als  Fundament  alles  Kunst- 
gesanges** sprach.  Er  wies  darauf  hin,  dass 
die  Anstrengung  beim  Singen  der  Kardinal- 
fehler sei,  auf  dessen  Beseitigung  man  in 
erster  Linie  zu  achten  habe.  Der  Wahlspruch 
des  Sängers  müsse  lauten;  „leicht  und  lose 
singen**,  nur  dadurch  könne  er  sich  vor  dem 
drohenden  Verlust  seiner  Stimme  bewahren. 
Seine  Ausführungen  zur  Beseitigung  des  Fehlers 
knüpften  sich  an  die  Thesen:  „Freiheit  des 
Tones",  „genaue  Beobachtung  des  Kopftones**, 
,das  Vorziehen  des  Tones  auf  die  Lippen  im 
Ansatz**,  endlich  skizzierte  der  Redner  kurz 
seine  Lehrmethode  zur  Gewinnung  des  losen 
Tones.  —  Gleich  nach  seinem  Vortrage  setzte 


die  Debatte  mit  äusserster  Lebhaftigkeit  ein, 
es  kamen  die  verschiedensten  Anschauungen 
über  Stimmbildung,  Atemmethoden,  Mund- 
stellung, Beobachtung  des  Kehlkopfes,  richtiges 
Sprechen  u.  s.  w.  zur  Sprache.  Beteiligt  an 
der  Diskussion  waren  Hr.  Kantor  Hänssel- 
Leipzig,  Hr.  Gustav  Borchers-Leipzig, 
Frl.  van  Zanten-Berlin,  Hr.  Dr.  Katzen- 
stein-Berlin, Hr.MusikdirektorDeisenroth- 
Pforta,  Frl.  Cassius-Berlin,  Hr.  Prof. 
Engel -Dresden,  Hr.  Kantor  Böttcher- 
Berlin,  und  manche  andere  mit  kurzen 
Zwischenbemerkungen.  —  Die  zweite  Rednerin 
desTages,Frl.Cornelie  van  Zanten-Berlin, 
sprach  über  das  Thema  „Die  Anforderungen 
des  Examens  für  Kunstgesangspädagogik**. 
Frl.  van  Zanten  war  lange  Jahre  hin- 
durch Mitglied  einer  Prüfungskommission 
in  Holland  und  konnte  daher  aus  der 
Erfahrung  schöpfen,  wenn  sie,  an  ihre  Thesen 
anknüpfend,  die  Anforderungen  erörterte,  die 
man  bei  einem  Examen  sowohl  an  den 
Examinator,  als  auch  an  den  Examinand  zu 
stellen  hat.    Sie  richtete  an  den  Vorstand  die 


—     346     — 


Aufforderung,  den  Gesangspädagogen  Gelegen- 
heit zu  bieten,  in  regelmässigen  Zusammen- 
künften ihre  Ansichten  auszutauschen,  um  auch 
denjenigen,  die  nicht  gern  vor  einem  grossen 
Kreise  sprechen,  aber  dennoch  etwas  zu  sagen 
haben,  Gelegenheit  zum  Ausdruck  ihrer 
Meinungen  zu  geben.  —  Der  Vorsitzende  be- 
grüsste  die  Anregung  Frl.  van  Zanten's  mit 
grosser  Sympathie  und  versprach  sie  in  ernste 
Erwägung  zu  ziehen. 

Der  Vortrag  des  Hrn.  Professor  Somigli- 
London  beschäftigte  sich  mit  den  nachsteh- 
enden Fragen:  Aus  welchen  Werken  soll  die 
vollständige  Ausbildung  der  Gesangsorgane 
erreicht  werden?  Beseitigung  von  sogenannten 
„wunderlichen  Methoden"  im  befähigten  Ge- 
sangsunterricht — ,  der  Redner  gab  hier  aus 
seinen  Londoner  Erfahrungen  verschiedene 
ergötzliche,  durch  marktschreierische  Anzeigen 
verkündete  Methoden  zum  Besten,  die  aber, 
wenn  sie  auch  ergötzlich  klingen,  doch  tief 
beklagt  werden  müssen,  weil  sie  nicht  nur 
künstlerisch,  sondern  auch  hygienisch  und 
pekuniär  grossen  Schaden  bringen.  Er  betonte 
schliesslich  die  Notwendigkeit  das  Gesangs- 
studium auf  der  Basis  sprachlicher  und 
phonetischer  Prinzipien  zu  betreiben.  An 
der  Diskussion  beteiligten  sich  Fr.  Dr.  Theile- 
Posen,  Hr.  Kantor  Hänssel-Leipzig  und 
Signor  Professor  Fava-Berlin.  — 

Den  4.  Vortrag  hielt  Frau  Nana  Weber- 
Beil-München  über  „Gesangspädagogische 
Reformen".  Sie  stellte  die  Wissenschaft 
als  den  Kernpunkt  aller  Kunst  hin.  Jede  ge- 
sangliche Kunstleistung  muss  den  Anforder- 
ungen einer  psychisch-ästhetischen  Analyse 
gerecht  werden,  darum  ist  Lehrkräften  und 
Schülern  das  Studium  der  erforderlichen 
Wissenszweige  zugänglich  zu  machen.  Das 
Material  dieses  Lehrsystems  gehört  den  Form- 
wissenschaften an,  es  erfordert  die  Kenntnis 
physikalisch-physiologischer  und  psycholo- 
gischer Akustik,  die  Theorie  der  Vokalklänge 
von  Helmholtz,  der  Psychophysik  in  ihrem 
Grundriss,  des  Gesetzes  der  Bewegung 
elastischer  Körper,  endlich  der  allgemeinen 
wie  musikalischen  Aesthetik.  —  Eine  Dis- 
kussion schloss  sich  ihrem  Vortrage  nicht  an. 

Im  Laufe  des  Vormittags  war  auf  die  am 
ersten  Tage  abgesandte  Depesche  an  Se. 
Majestät  dem  Kaiser  eine  Rückantwort  folgenden 
Wortlautes  eingetroffen: 

Seine  Majestät  der  Kaiser  und  König 
haben  den  freundlichen  Gruss  des  Kongresses 
huldvollst  entgegengenommen  und  lassen  für 


diese  Aufmerksamkeit  bestens  danken.    Auf 
allerhöchsten  Befehl. 

Der  Geh.  Kabinetsrat  von  Lukanus. 

Der  Nachmittag  des  zweiten  Tages  brachte 
zwei  Fachvorträge  heterogener  Natur.  Frl. 
Toni  Bandmann-Hamburg  sprach  über 
„Die  Grundfehler  unserer  heutigen  Klavier- 
Methodik";  die  Vortragende  ist  eine  Schülerin 
Ludwig  Deppe's,  hat  sich  aber  durch  anato> 
mische  und  physiologische  Studien  ein  eigenes 
System  aufgebaut  Zu  ihrem  Vortrage  sprachen 
Hr.  Musikschriftsteller  Breithaupt- Berlin, 
Frl.  Dietrich-Potsdam  und  Hr.  Musikdirektor 
Mengewein-Berlin,  der  vor  allen  über- 
triebenen Methoden  warnt,  es  wird  Niemand 
ein  Musiker,  und  wenn  er  auch  tausend  Ge- 
lenke bewegt,  der  nicht  auf  das  Ohr  Rücksicht 
nimmt.  Das  ist  gerade  in  unserer  Zeit  not- 
wendig. „Wenn  ihr's  nicht  hört,  ihr  werdet's 
nicht  erjagen." 

Der  zweite  Redner  des  Nachmittags,  Herr 
Georg  Capellen-Osnabrück,  sprach  über 
„Reformen  auf  dem  Gebiete  der  Notenschrift, 
beruhend  auf  dem  Prinzip  der  Einheitlichkeit 
und  Relativität  der  Zeichen".  Seine  Reform- 
versuche lassen  unsere  heutige  Tonschrift  un- 
angetastet, verbesserungsbedürftig  ist  sie  nur 
hinsichtlich  der  zufalligen  Versetzungszeichen, 
der  Oktav-  und  Schlüsselzeichen  wegen  des 
völligen  Mangels  an  Einheitlichkeit  und  Konse- 
quenz. An  Stelle  der  bisherigen  achtfachen 
zufälligen  Tonversetzungsbezeichnung  tritt 
eine  einzige,  für  alle  Fälle  passende  Signatur, 
ebenso  verschwinden  die  C-Schlüssel,  als 
Einheitsschlüssel  ist  unser  G-Schlüssel  zu 
wählen.  Der  Redner  beleuchtete  den  Ein- 
fiuss,  welchen  seine  Reformen  auf  die  Parti- 
turen üben  würden,  wie  ihre  Gestaltung  und 
Lesart  sich  vereinfachte  und  sich  auch  die 
Notwendigkeit  ergäbe,  den  Blechinstrumenten— 
Hörnern  und  Trompeten  —  die  Tonartvor- 
zeichen herauszusetzen.  Gleichen  erleichtern- 
den Einfluss  übt  die  einheitliche  Schlüssel- 
bezeichnung auf  Klaviaturen,  auf  Gesangs- 
begleitungen; Lieder  am  Klavier  stellen  sich 
ausser  in  der  Originaltonart  ohne  Weiteres 
noch  in  3  bis  4  Tonarten  ein,  eine  einzige 
Stichausgabe  passt  daher  für  alle  Stimm- 
gattungen. —  Eine  Diskussion  schloss  sich  dem 
Vortrage  nicht  an;  die  Materie  war  zu  neu 
und  überraschend,  es  wurde  aber  der  Beschluss 
gefasst,  den  Vortrag  im  Verbandsorgan  „Der 
Klavier-Lehrer"  zu  veröffentlichen,  damit  sein 
Inhalt  zu  allgemeiner  Kenntnis  kommt  und  Gut- 
achten darüber  geäussert  werden  können. 


—     347 


Der    dritte    und    letzte   Tag,    den    „Re- 
formen  des    Schulgesanges**    gewidmet,   sah 
den    grossen   Saal    des    Reichstagsgebäudes 
bis    auf     den     letzten    Platz     gefüllt.      Er- 
schienen waren   als  Vertreter  der  Regierung: 
Herr  Prof.  Dr.   Joseph   Joachim,   als   Ver- 
treter  des  Senats  der  Künste  Herr  Professor 
Adolf  Schulze;   die  Stadt  Berlin  hatte  die 
Schulräte  Dr.  Kaute   und  Dr.   Hausen   ent- 
sandt;  aus  allen  Richtungen  der  Monarchie 
waren    die    Schul-Gesanglehrer    gekommen, 
um  teilzunehmen  an  den  Verhandlungen.   Die 
Vorarbeiten  der  in  Berlin  zusammengetretenen 
Kommission  fanden   ihren  Ausdruck   in   dem 
Referat  von  Herrn  Domsänger.  Rolle,   der  in 
ernsten,  gedankenvollen  Worten,  in  einer  der 
Bedeutung    der    hohen    Sache    angepassten 
begeisterten  Sprache,   in  mannhaft  kraftvoller 
Form   die  Lage  des  Schulgesanges   klarlegte 
und    den  Appell    für   ihre   Reformen    an    die 
Regierung  richtete.    Er  fasste  in   scharf  um- 
rissener  Zeichnung  die  Schäden  des  heutigen 
Schulgesangsunterrichtes  zusammen,   aber  er 
wies  auch  auf  die  Wege   zur  Besserung   hin. 
An  den  Volksschulen  ist  eine  radikale  Um- 
gestaltung heut  bei  dem  System  des  Klassen- 
unterrichts   nicht    möglich,    wohl   aber   eine 
partielle,   durch  Fortbildungskurse,   Muster- 
iektionen,  Wandervorträgen,  Kreislehrerkonfe- 
renzen u.  s.  w.;  an  den  höheren  Schulen   ist 
sie  jedoch    möglich    und    hier   ist    an    erster 
Stelle    die  Forderung   einer   Fachlehrer- 
prüfung zu    stellen.     Für   alle    Disciplinen, 
selbst   für   den   Zeichen-  und  Turnunterricht, 
werden  Fachprüfungen  gefordert,  nur  bei  dem 
Gesang,     diesem     bedeutungsvollen     Faktor, 
dessen  Aufgabe  es  ist,  Kultur  und  Humanität 
in  die  jungen  Seelen   zu  pflanzen,   hält   man 
eine  Prüfung  bis  heute  für  überflüssig.     Der 
Redner  entwickelte  dann  seine  Gedanken  über 
die  Ausbildung  des  Schulgesanglehrers  und 
die  für  die  Lehr  plane  des  Schulgesangunter- 
richts  aufzustellenden    Grundsätze.     Letztere 
sind:  1.  Schön  singen;  2.  selbständiges  Singen 
nach  Noten.     3.  Erwerb  eines  unverlierbaren 
Liederschatzes  für  das  Leben.  Für  den  Ersteren 
fordert  er   die   Schaffung  der   fehlenden  Bil- 
dungsstätten, —  es   könnten  Fachklassen   an 
die     grossen     Konservatorien      angegliedert 
werden,    —    sorgfältigste   Ausbildung,    Fach- 
prüfung,  Gleichstellung  der  Gesanglehrer   mit 
den  übrigen   wissenschaftlichen  Lehrern    der 
Anstalt    in     Bezug    auf    die    Beratung    im 
Kollegium  und  der  festen,  pensionsberechtigten 
Anstellung.  Zum  Schluss  appellierte  der  Redner 


an  ein  Institut,  das  sich  bisher  zu  diesen  die 
höchsten  und  edelsten  Fragen  der  Musik  be- 
rührenden Punkten  stillschweigend  verhalten 
hat,  an  den  Senat  der  Königlichen  Akademie 
der  Künste  zu  Berlin,  die  oberste  Behörde 
für  den  Gesangunterricht  in  der  Schule.  Der 
Schulgesang  steht  gleichberechtigt  neben  allen 
übrigen  wichtigen  Fragen  der  Musik,  darum 
ist  es  aber  auch  die  heUige  Pflicht  des 
Senates  darüber  zu  wachen,  dass  die  hohe 
Kunst  in  der  Schule  diejenige  Pflege  findet, 
die  ihr  gebührt.  Im  Schulgesange  ruht  die 
musikalische  Zukunft  des  Volkes. 

Die  Worte  des  Vortragenden  wurden  mit 
langanhaltendem  brausenden  Beifall  begrüsst.— 
Unmittelbar  daran  schloss  sich  das  Referat 
von  Frl.  Helene  Nöring-Königsberg,  als 
Delegierte  der  Schulgesangskommission  der 
Musiksektion,  die  bereits  seit  Jahren  tür  die 
fachliche  AusbUdung  der  Gesangslehrerinnen, 
behufs  Anstellung  an  Mädchenschulen,  arbeitet 
Sie  berichtete  über  die  von  ihrer  Kommission 
seit  dem  Jahre  1900  geleisteten  Vorarbeiten, 
welche  zunächst  in  der  Beschaffung  eines 
Ueberblicks  über  die  zeitige  Handhabung  des 
Gesangunterrichts  in  den  Mädchenschulen  be- 
stand und  deren  Mängel  auf  die  3  Punkte: 
„Ungenügende  musikalische  und  gesangs- 
pädagogische Ausbildung  der  Lehrkräfte", 
„Abfassung  der  Lehrpläne",  „System  der  kom- 
binierten Gesangsklassen "  zurückzuführen 
sind.  Da  die  ungenügende  Vorbildung  immer 
den  Kernpunkt  der  Frage  trifft,  so  reichte  die 
Musiksektion  im  Jahre  1901  dem  preussischen 
Kultusministerium  eine  Petition  um  Einführung 
einer  Fachprüfung  für  Gesanglehrerinnen  ein, 
die  aber  ohne  Antwort  blieb.  Dieser  erste 
Misserfolg  schreckte  die  Kommission  in  keiner 
Weise  ab,  sie  setzte  ihre  Arbeiten  emsig 
fort  und  schloss  sich  der  Aufforderung  des 
Musikpädagogischen  Verbandes,  gemeinsam 
vorzugehen,  gern  an.  Ihre  spezielle  Aufgabe 
sieht  sie  jedoch  darin,  dass  bei  diesen  Be- 
strebungen der  weiblichen  Lehrkraft  an  den 
Mädchenschulen  ein  grösseres  Arbeitsfeld  wie 
bisher  eröffnet  werde.  Die  Macht  des  Beispiels 
ist  in  diesem  Punkt  nicht  hoch  genug  anzu- 
schlagen. Nur  die  Frauenstimme  kann  der 
Kinder-  und  Mädchenstimme  als  Vorbild  dienen, 
ebenso  ist  es  nur  der  weiblichen  Lehrkraft 
möglich,  die  Behandlung  der  Mädchenstimme 
in  der  Entwicklung  zu  beurteilen  und  zu  leiten^ 
und  das  ist  ein  weiterer  Grund  zur  Motivierung 
der  Forderung,  die  die  Kommission  s.  Z.  ob- 
jektiv zu  beurteilen  und  anzuerkennen  ersucht. 


—     348 


Nachdem  Frau  Dr.  Müller-Lieben- 
walde-Berlin  noch  einige  ergänzende  Worte 
Jt^inzugefügt,  —  sie  unterstützte  die  Forderung 
weibliche  Lehrkräfte  an  den  Mädchen- 
schulen anzustellen  und  fordert  ein  früheres 
Beginnen  der  stimmlichen  Pflege  als  es  heute 
an  den  preussischen  Schulen  üblich  ist  — , 
nahm  Herr  Professor  Adolf  Schulze  das 
Wort  und  versuchte,  wenn  auch  nicht  mit  viel 
Glück,  den  Senat  der  Künste  gegen  die  ihm 
vorgeworfene  Unterlassungssünde  zu  ver- 
teidigen. 

Eine  lange,  lebhafte  Diskussion,  die  viel 
interessante  Details  zu  Tage  förderte,  schloss 
sich  an.  Zunächst  überreichte  Hr.  Ludwig 
Riemann-Essen  dem  Vorstande  5  Anträge, 
die  auf  zwei  Vorversammlungen  der  Schul- 
gesanglehrer beraten  und  beschlossen  waren. 
Sie  lauten: 

1.  Antrag  Riemann-Essen:  Für  die 
Zukunft  sollen  nur  solche  Lehrkräfte  für  den 
Gesangunterricht  an  höheren  Schulen  ange- 
stellt werden,  welche  vor  einer  staatlichen 
Prüfungskommission  ihre  Befähigung  nach- 
weisen. 

2.  Antrag  Ziegler  und  Walk-Berlin: 
Die  Zulassung  zur  staatlichen  Gesanglehrer- 
prüfung soll  nicht  vom  Besuche  eines  Kon- 
servatoriums abhängig  gemacht  werden,  viel- 
mehr soll  die  Art  der  Vorbereitung  auf  dieselbe 
jedem  Bewerber  überlassen  bleiben. 

8.  Antrag  Ast-Berlin:  Da  jeder  Volks- 
schullehrer auch  im  Gesänge  Unterricht  erteilen 
muss,  so  ist  es  nötig,  dass  in  den  Lehrer-  und 
Lehrerinnenseminaren  Unterricht  in  der  Stimm- 
bildung gegeben  wird.  Zu  diesem  Zweck 
muss  die  Zeit  für  die  Ausbildung  der  Seminar- 
Musiklehrer  auf  mindestens  zwei  Jahre  aus- 
gedehnt und  am  Institut  für  Kirchenmusik  in 
Berlin  der  Stimmbildungsunterricht  obligatorisch 
gemacht  werden. 

4.  Antrag  Ast-Berlin:  Auch  in  mehr- 
stufigen Volksschulen  ist  für  den  Gesang- 
unterricht das  Fachlehrersystem  anzustreben. 
Deshalb  möge  der  Staat  Kurse  für  die  gesang- 
liche Weiterbildung  der  Lehrer  einrichten. 

5.  Antrag  Beckmann-Essen:  Mit  Rück- 
sicht auf  die  physische  und  psychische  An- 
strengung dieses  Unterrichtsgegenstandes  ist 
die  Pflichtstundenzahl  in  angemessener  Weise 
herabzusetzen. 

Herr  Riemann,  der  die  Anträge  verlas 
und  die  nähere  Erörterung  auf  der  General- 
Versammlung  erbat,  fügte  noch  die  Erklärung 
hinzu,  dass  es  nicht  in  der  Absicht  der  Gesang- 


lehrer läge,  höhere  Gehälter  zu  fordern,  ihre 
Bitte  sei  einzig  auf  eine  bessere  Ausbildung 
gerichtet.  Zur  Sache  sprachen  noch  Hr.  Ast- 
Berlin,  der  sich  gegen  die  krankhaften  Be- 
strebungen wendet,  möglichst  viel  Neuerungen 
mit  Treff-  und  Singemaschinen  zu  erfinden, 
wodurch  die  Gefahr  einer  Verschiebung  des 
Gesangunterrichtszieles  droht;  Hr.  Ziegler- 
Berlin,  der  für  die  menschliche  Stimme,  das 
„natürlichste  und  köstlichste  Instrument'', fähige 
Bildner  fordert;  Frl.  Leo-Berlin,  die  die 
mangelhafte  Gesangausbildung  am  KönigL 
Lehrerinnen-Seminar  schildert;  Hr.  Borchers- 
Leipzig,  der  über  die  Leipziger  Schulgesang- 
verhältnisse berichtet;  endlich  Hr.  Handwerg- 
Berlin,  der  die  gänzlich  schutzlose  Stellung 
der  Gesanglehrer  an  den  staatlichen  Anstallen 
klarlegt.  Auch  die  beiden  anwesenden  Stadt- 
schulräte, Dr.  Kaute  und  Dr.  Hausen,  griffen 
in  die  Debatte  ein  und  zwar  versuchte  der 
erstere  eine  Lanze  für  die  Berliner  Schulgesang- 
lehrer zu  brechen,  deren  Ausbildung  ihm  ge- 
nügend erscheine,  während  der  letztere  sich 
in  scharfer  Replik  gegen  diese  Auffassung 
wandte  und  vollkommen  den  klargelegten 
Schäden  und  den  Wünschen  der  Antragsteller 
zustimmte. 

Nachdem  dann  noch  Hr.  Robert  Huch- 
Braunschweig  Propaganda  für  seine  Noten- 
lese-Lehrmethode zu  machen  versuchte,  sich 
aber  von  Hrn.  Bucha- Weimar  eine  ziemlich 
scharfe  Abwehr  gefallen  lassen  musste,  führte 
Hr.  Kantor  Hänssel-Leipzig  seine  „Stimm- 
bildungsmethode   in    der    Volksschule"     mit 
praktischen  Demonstrationen  vor.    Hr.  Hänssel 
ist  ein   Schüler   der  Gesangspädagogin  Frau 
Böhme-Köhler-Leipzig,  deren,  nach  ihren 
Angaben  angefertigter,  „zerlegbarer  Kehlkopf" 
in  den  Wandelhallen  des  Reichstagsgebäudes 
ausgestellt   war.      Er    hatte    12    Kinder   aus 
einer  Leipziger  Volksschule,   an  der  er  unter- 
richtet,    mitgebracht    und     liess     sie,     vom 
Leichten     zum     Schwereren     fortschreitend, 
Vokale,  Konsonanten  und  beide  in  Verbindung 
singen.    Er  bewies,  dass,  wer  richtig  physio- 
logisch fehlerfrei  singen,  auch  ebenso  richtig 
sprechen  könne;   ein  Gedicht,,  das  wechsels- 
weise  von    den    Kindern    deklamiert   wurde, 
kam   klar,  jede   Silbe  verständlich   und,    be- 
sonders bewunderungswürdig,  völlig   dialekt- 
frei  zum  Vortrag;   dann   sangen  die   Kinder 
ein-  und  zweistimmige  Liedchen,  tadellos  rein 
und  mit  derselben  mustergültigen  Aussprache. 
Grosser  und  ungeteilter  Beifall  lohnte  Herrn 
Hänssel  für  seine  treffliche  Vorführung.  Nach- 


349    — 


dem  Frl.  van  Zanten  einige  ergänzende 
Worte  über  den  „Schuigesang  in  Holland" 
gesprochen,  —  es  ging  aus  ihnen  hervor,  dass 
in  Holland  bezüglich  des  Schulgesanges  ähn- 
liche Zustände  herrschen  wie  bei  uns  —  nahm 
Hr.  Hofrat  Dr.  Kliebert,  Direktor  der  Königl. 
Musikschule  zu  Würzburg  noch  das  Wort, 
um  über  die  Verhältnisse  in  Bayern  einige 
Erläuterungen  zu  geben.  Die  bayerische 
Regierung  ist  angelegentlichst  bestrebt,  den 
Volksgesang  zu  heben  und  zu  stützen.  Die 
beiden  Königlichen  Institute  München  und 
Würzburg  sind  angewiesen,  nach  jeder 
Richtung  hin  fördernd  auf  den  Schulgesang 
einzuwirken,  sie  haben  nicht  nur  die  Pflicht 
der  Kontrolle,  sondern  die  Aufgabe,  auf 
alles  Bessere  hinzuweisen,  ebenso  würde 
an  den  Schulen  keine  Gesangslehrkraft,  ob 
männlich  oder  weiblich,  angestellt,  die  sich 
nicht  durch  eine  Prüfung  als  befähigt  dazu 
erwiesen.  Endlich  haben  die  Gesanglehrer 
feste  Anstellungen  an  den  Schulen.  Herrn 
Hofrat  Dr.  Kliebert's  Ausführungen  wurden 
mit  grossem  Beifall  aufgenommen,  die  Ver- 
sammlung entnahm  aus  ihnen,  dass  die  heut 
aus  ihrem  Kreise  heraus  an  die  Regierung 
gerichteten  Bitten  und  Forderungen  keine  un- 
erreichbaren Utopien  enthalten,  dass  sie  sich 
vielmehr  in  Bayern  bereits  erfüllt  und  somit 
wieder  einmal  die  Wahrheit  des  Ausspruchs 
erhärten:  „Wo  ein  fester  Wille  vorhanden,  da 
findet  sich  auch  der  Weg". 

Nach  kurzen  herzlichen  Dankesworten, 
die  der  Vorsitzende  an  die  Versammlung  für 
ihre  lebhafte  Anteilnahme  richtete,  forderte  er 
sie  zu  einer  Huldigung  für  den  anwesenden 
unvergleichlichen  Künstler  und  edlen  Menschen 
Josef  Joachim  auf,  der  die  Anwesenden   mit 


begeisterten  Jubelrufen  folgten.  So  klang  der 
Kongress,  nachdem  Meister  Joachim  noch  ein 
Paar  schlichte  Dankesworte  gesprochen,  in 
schönstem  harmonischen  Vollklange  aus. 

Wenn  wir,  rückblickend,  des  vorigen 
ersten  Kongresses  gedenken,  das  Interesse  von 
damals  und  jetzt  vergleichen,  so  dürfen  wir 
es  wohl  mit  freudigem  Stolz  aussprechen, 
dass  die  Jahresarbeit  keine  vergebliche  ge- 
wesen ist.  Die  grundlegenden  Ideen  des 
Musikpädagogischen  Verbandes,  die  im  vorigen 
Jahre  nur  angedeutet  werden  konnten,  haben 
feste  Wurzeln  gefasst,  eine  Schaar  Ge- 
sinnungsgenossen hat  sich  uns  zugesellt  und 
so  sind  nicht  nur  die  ersten  Aufgaben  in 
lebenskräftiger  Förderung  begriffen,  sondern 
neue  Arbeitsgebiete  konnten  erschlossen 
werden:  „Kunstgesang**  und  „Schulgesang**. 
Für  den  Ersten  zielt  das  Bestreben  dahin, 
die  wissenschaftliche  Grundlage  zu  finden, 
auf  welcher  der  Widerstreit  über  die  Methoden 
einen  ruhenden  Pol  findet,  für  letzteren  heisst 
es  frisch  und  kräftig  in's  Leben  greifen,  aus 
der  Praxis  schöpfen  und  durch  gemeinsame, 
zielbewusste  Bestrebungen  der  Fachlehrer  und 
Lehrerinnen  Staat  und  Behörden  zu  Reformen 
anzuregen.  Die  Hebung  des  Schulgesanges 
ist  eine  Kulturfrage,  in  ihm  ruhen  die  Wurzeln 
unserer  gesamten  Fortentwicklung.  Es  ist 
dem  Vorstande  bereits  gelungen,  auch  für 
dieses  Gebiet  eine  Reihe  tüchtiger  Fachmänner 
zur  Mitarbeit  gewonnen  zu  haben,  die  bereit 
sind,  ihre  Kräfte  der  grossen  Aufgabe  zu 
widmen,  und  da  ausserdem  der  Staat  und  die 
Behörden  den  Bestrebungen  wohlwollend 
gegenüberstehen,  so  darf  er  auch  dieser  neuen 
Arbeitsperiode  voller  Vertrauen  auf  segens- 
volles Gelingen  entgegensehen. 


@k  l^scbccbiscbe  ^usil^. 


Von 
Dr.  Karl  Storek. 


Eortsetznng 

Das  Lob  Bameys  gebt  allerdings  mehr  aal 
die  reprodoktive  Ausübung  der  Tonkunst,  und  in 
dieser  Hinsicht  ist  Böhmen  bis  auf  den  heutigen 
Tag  eine  g^te  Bezugsquelle  ftir  die  Orchester  aller 
^nder  geblieben,  zumal  das  1811  eröffnete  Prager 
Konservatorium   stets   seinen  Schwerpunkt  in  der 

*)  Wegen  langer  schwerer  Krankheit  des  Autors 
^nn  die  Fortsetzung  des  Artikels  leider  erst  jetzt 


aus  Nr.  14.  *) 

Heranbildung  guter  Instrumentalisten  hatte.  Im 
18.  Jahrhundert  aber  trug  vor'  allem  der  Adel, 
allerdings  im  Interesse  seiner  eigenen  Ergötzung, 
dazu  bei,  dass  die  Musikübung  bis  in  die  untersten 
Volksschichten  drang.  Die  reichen  Magnaten 
richteten  fast  alle  Hauskapellen  ein,  deren  Mit- 
glieder aus  der  Dienerschaft  gebildet  waren.  Die 
Dorfschullehrer  hatten  hauptsächlich  auf  die  Heran- 
bildung musikalischer  Talente  zu  achten;   die  Be- 


—    350 


herrschung  eines  Instniments  war  ein  Hanpt- 
erfordemis  für  jeden  Livreebedienten.  Nooh  vom 
Jahre  1789  entnimmt  Fohl  der  .Wiener  Zeitang"" 
folgende  Anzeige:  „Für  ein  hiesiges  Herrschafts- 
hans wird  ein  Bedienter  gesucht,  welcher  die 
Violine  gut  spielen  und  schwere  Klaviersonaten  zn 
accompagnieren  versteht."  Das  war  ja  sehr  schön, 
aber  wir  erkennen  auch  hier  eine  der  Haupt- 
ursachen,  weshalb  die  Musiker  solange  für  gesell- 
schaftlich nicht  voll  angesehen  wurden.  Selbst 
eines  Meisters  wie  Haydn  Stellung  bei  dem  ihm 
wohlwollenden  Fürsten  Esterhazy  —  in  Ungarn 
herrschten  dieselben  Verhältnisse  —  war  ein 
Zwitterding  zwischen  Beamten  und  Bediententum, 
nicht  die  eines  Künstlers.  Die  Namen  Beethoven, 
Karl  Maria  v.  Weber  und  Liszt  sind  die  wichtigsten 
in  der  Geschichte  der  gesellschaftlichen  Emanzi- 
pation der  Musiker. 

Immerhin,  viele  dieser  böhmischen  Adligen 
waren  wahre  Musikfreunde.  Im  Leben  unserer 
Klassiker  haben  sie  eine  rühmenswerte  Bolle 
gespielt.  So  gehörten  zu  Beethoven^s  tätigsten 
Gtönnern  Graf  Kinsky  und  Fürst  Lobkowitz.  Manche 
von  ihnen,  zumal  die  Damen  des  Adels,  übten  auch 
selber  die  Musik  aus,  und  als  gegen  Ende  des 
18.  Jahrhunderts  die  meisten  Privatkapellen  ein- 
gingen, wurden  die  adligen  Häuser  die  besten 
Pflegestätten  vornehmer  Kammermusik.  Für  diese 
Hauskapellen  und  Kammermusikabende  arbeiteten 
dann  auch  eine  grosse  Zahl  böhmischer  Komponisten 
Symphonien,  Quartette,  Trios  u.  dergl.  Das  for- 
male Musikantentum  überwiegt  dabei  natürlich. 
So  hat  Wenzel  Pichl  (1741-1805)  700  Werke  ge- 
schrieben, darunter  88  Symphonien  und  eine  Un- 
masse von  Kammermusikwerken  aller  Art.  Auf 
100  Symphonien,  die  glücklicherweise  meistens 
Manuskripte  blieben,  brachte  es  Johann  Baptist 
Wanhal  (1739—1813).  Heute  ist  er  vergessen, 
seinerzeit  aber  hat  er  trotz  seiner  Flachheit  neben 
Haydn,  Mozart  und  Beethoven  sich  einen  be- 
deutenden Platz  im  Konzertleben  behauptet.  Nicht 
so  fruchtbar  war  Paul  Wranitzky  (1756—1803), 
der  seit  1785  Kapellmeister  an  der  Wiener  Hofoper 
war.  Deutschen  Bluts  dagegen  war  wohl  Dionys 
Weber*  (1766-1842),  dessen  zahlreiche  Klavier- 
kompositionen einst  sehr  beliebt  waren.  Sein 
Verdienst  beruht  aber  hauptsächlich  auf  seiner 
Lehrtätigkeit,  für  die  er  als  erster  Direktor  des 
Prager  Konservatoriums  ein  breites  Wirkungs- 
feld hatte. 

Eine  kaum  übersehbare  Zahl  böhmischer 
Musiker  ging  in  dem  internationalen  Musikleben 
auf.  So  Franz  Dussek  (1736—1799),  der  eine  be- 
kannte Schlachtmusik  auf  die  Niederlage  der  grossen 
holländischen  Flotte  durch  den  englischen  Admirai 


Duncan  schrieb  und  nicht  mit  dem  viel  bedeutenderen 
Klaviervirtuosen  Johann  Ladislaus  Dussek  (1761 
bis  1812)   verwechselt  werden  darf.     Auch  dieser 
war    Böhme,    wie    ebenfalls   der  noch  heute  oia 
seiner     Ünterrichtswerke     willen     hochgeschätzte 
Karl  Czerny  (1791—1857).      Die    meisten   dieser 
böhmischen  Komponisten  fanden  natürlich  in  Wien 
ihr  Arbeltsfeld,  so  Adalbert  Gyrowetz  (176B-18&0), 
der   als   Hofkapellmeister  auf  das  zeitgenössische 
Musikleben  grossen  Einfluss  übte,  aber  noch  selber 
den  Buhm  seiner   einst  so  gefeierten  Werke  über- 
lebte.   Leopold  Anton  Kozeluch  (1752—1818)  war 
gefeierter   Balletkomponist,    während   sein   Vetter 
Johann  Anton  (1738—1814)   als  EÜrchenkomponist 
hervorragte.  Viel  wertvoller  sind  Franz  Krommer's 
(1760—1881)   Kammermusikwerke,    die   er  zumeist 
noch  als  Kaiserlicher  Kammertürhüter  geschrieben 
hat.      Aus    dieser   Stellung;    machte   er    allerdings 
1818  den  einzigartigen  Sprung  ins  Hofkapellmeister- 
amt.     Johann   Wenzel   Stamitz  (1717—1761)  hat 
gute  Werke   für  Klavier  und  Violine,   auf  der  er 
Meister  war,  hinterlassen.     Er  starb  als  Konzert- 
meister in  Mannheim;  äeine  dort  geborenen  Söhne 
Karl  xmd  Anton  hatten  sein  Virtnosentalent  geerbt. 
Näher    hätten     nationale    Musikbestrebungen 
auf  dem  Gebiet  der  Oper  gelegen.    Aber  auch  hier 
ist  kaum  davon  zu  berichten.     Die  allherrschende 
italienische  Oper  hielt  auch  in  Böhmen  ihren  sieg- 
reichen Einzug  und  behauptete  sich  von  1780,  wo 
Graf  von  Spork  die  erste  italienische  Opemgeseli- 
schaft  berufen  hatte,  bis  1807  ununterbrochen  auf 
dem  Boden  von  Prag.    Seit  1783  bestand  daneben 
allerdings   noch   ein   zweites  Theater,   das  1798  in 
nationalen  Besitz  überging.    Der  Ruhmestitel  dieser 
Bühne    ist,   dass    Mozart    1787   seinen   Don   Juan 
dafür    schrieb,    und    für    ihre    Leistungsfähigkeit 
zeigt  es,   dass  das  Orchester  die  erst  in  der  Nacht 
vor    der    Aufführung    vollendete    OuverttLre    vom 
Blatt  spielen  konnte,   wobei,    wie  der  Meister  sich 
äusserte,   „zwar   einige  Noten   unter  die  Palte  ge- 
fallen   sind,    das   Ganze   aber  doch  recht  gut  ge- 
gangen  ist.^*      Von   Opern   in  tschechischem  Text 
wird  dagegen  nur  ganz  vereinzelt  berichtet.  Vinzent 
Maschek  (1755—1881)  hat  einige  geschrieben.    In 
noch  höherem  Masse  als  er  wusste  Tucek  in  seiner 
„Lanassa*^  zumal  für  die  Chöre  nationale  Melodien 
auszunutzen.     Es   lassen  sich  noch  einige  weitere 
Opernnamen  beibringen  —  ich  nenne  ihres  volkstüm- 
lichen Stoffs  wegen  noch  Voiteseks  „Die  Müller 
von    Prag''    — ,    aber    das   ist   umso  weniger  not- 
wendig,   als    alle    diese    tschechischen   Werke  ja 
keineswegs     nationalistischen     Bestrebungen     zu 
danken  waren,   sondern   nur  als   eine  Art  mund- 
artlicher Literatur  neben  der  anerkannten  Schrift- 
sprache des  italienischen  Opemstils  stehen. 


(Fortsetzung  folgt.) 


361     — 


=  Kritische  Bückschau  : 

über  Konzert  und  Oper. 

Von 
Dr.  K»rl  Storek. 


Aus  der  königlichen  Oper  ist  von  neuen 
Taten  noch  nicht  zu  berichten.  Die  Nenein- 
stadiemng  von  Mozarts  „Schanspieldirektor**  hielt 
sich  leider  an  die  unwürdige  Textbearbeitung 
Loais  Schneiders.  Dagegen  möchte  ich  aus 
inneren  Gründen  ausführlicher  über  die  Neu- 
einstudierung des  ^Rienzi"  sprechen  und  dabei 
das  Problem  Hienzi  innerhalb  des  Qeeamtwerkes 
Wagners  etwas  beleuchten.  Seit  Sylvas  Abgang 
ist  der  „lUenzi"  an  unserer  Oper  nicht  mehr  auf- 
geführt worden  und  in  den  Wandelgängen  hörte 
man  die  Besucher  sich  vielfach  darüber  streiten, 
ob  es  wirklich  im  Geiste  Wagners  gebandelt  sei, 
dieses  Werk  auf  der  Bahne  zu  halten.  Bayreuth 
scheint  es  zu  verneinen;  denn  während  man  sonst 
alle  Werke  Wagners  dort  aufgeführt  hat,  blieb 
der  yRienzi^  von  Wahnfried  ausgeschlossen.  Mit 
Unrecht,  wie  ich  meine.  Die  Aufführung  des 
„fliegenden  Holländers'*  in  Bayreuth  hat  erwiesen, 
dass  auch  dieses  zweite  Werk  Wagners  keine  Oper, 
sondern  ein  Musikdrama  ist.  Ich  halte  es  für 
möglich,  durch  eine  völlig  neu  aufgefasste  Dar- 
stellongs weise  zu  zeigen,  dass  auch  in  „Rienzi** 
der  Musikdramatiker  Wagner  stärker  ist  als  der 
Opernkomponist,  trotzdem  Wagner  selbst  hier  noch 
nicbts  anderes  sein  wollte.  £s  ist  wunderbar,  zu 
verfolgen,  wie  im  Verlaufe  dieses  Werkes  der 
Musikdramatiker  in  Wagner  sich  entwickelt.  Der 
dritte  Akt  bildet  die  Scheide.  Hier  siegt  zum 
erstenmal  der  Dramatiker  tlber  den  Theatermann, 
jener  gibt  den  günstigen  Abschluss  preis,  auf  den 
dieser  niemals  verzichtet  hätte,  um  uns  einen  ver- 
hängnisvollen Wechsel  in  der  Stimmung  des  Volks 
psychologisch  zu  begründen.  Ob  ihm  das  vollauf 
gelungen  oder  nicht,  ist  Nebensache,  das  Ent- 
scheidende ist,  dass  es  versucht  wird.  Kein  älterer 
Komponist,  auch  Spontini,  Cherub ini,  ja  selbst 
Gluck  nicht,  hätte  sich  ein  Gewissen  daraus 
gemacht,  uns  einfach  im  vierten  Akt  vor  die 
vollendete  Tatsache  des  Stimmungsumschlags  zu 
stellen.  Auch  unsere  Opernhäuser  haben  sich  nie 
davor  gescheut  und  haben  sonst  inmier  diese 
letzten  Szenen  des  dritten  Aktes  gestrichen.  Es 
ist  ein  grosses  Verdienst  xmseres  Opernhauses,  das 
Werk  wieder  vollständig  hergestellt  zu  haben, 
zomal  die  Aufmachung  dieses  Striches  die  Auf- 
fühmng  nicht  unwesentlich  verlängert  und  auch 
der  Begie  die  sehr  schwierige  Aufgabe  stellt,  ein 
^ttt  gleiches  Bühnenbild  kurz  hintereinander  so  zu 
wiederholen,  dass  das  zweite  gegenüber  dem  ersten 
eine  Steigerung  bedeutet.  Auch  die  Begie  hat 
ihre  Aufgabe  gelöst,  wenn  ich  es  auch  schöner 
^de,  wenn  die  Tragbahre  mit  der  Leiche  des 
alten  Colonna  nicht  in  den  Vordergrund  gebracht 
würde.    Wenn  n^an  den  toten  Colonna  dahin  trägt, 


warum  nicht  auch  den  toten  Orsini?  Just  darum, 
damit  Adriane  die  Leiche  seines  Vaters  sofort 
sehen  muss,  wäre  eine  Boheit,  die  dem  Charakter 
Bienzi's  widerspricht.  Das  ist  also  wieder  einmal 
ein  Stückchen  Theaterschablone,  aus  der  auch 
unsere  Begisseure  nicht  herauskommen,  und  fast 
immer  bringen  sie  sich,  wenn  sie  so  in  ansge* 
fahrenen  G-eleisen  wandeln,  um  eine  schöne  künst- 
lerische Wirkung.  Es  wäre  viel  ergreifender, 
wenn  Adriane,  der  sich  bis  dahin  im  Vordergrund 
gehalten,  auf  den  Bnf  hin,  dass  Colonna  tot  sei, 
in  den  Hintergrund  zu  der  Leiche  seines  Vaters 
stürzte,  viel  wirksamer  wäre  es  auch,  wenn  von 
dort  aus  der  Jüngling  den  Finch  gegen  seinen 
Freund  schleuderte,  und  auch  der  Einflass,  den 
dieser  plötzlich  auf  die  Stimmung  der  Masse  hat, 
würde  glaubwürdiger  wirken,  weil  Colonna  dann 
in  die  Qmgebung  der  Frauen  zu  stehen  käme,  die 
viel  eher  diesem  Stimmangswechsel  unterworfen  sind. 
Es  ist  ja  der  leidige  Beruf  des  Kritikers,  dass 
er  gerade  dort,  wo  seine  Teilnahme  aufs  lebhafteste 
erregt  ist,  das  zuerst  hervorheben  wird,  was  ihm 
nicht  erftUlt  zu  sein  scheint.  Dass  ich  damit  nicht 
nörgeln  will,  wird  mir  jeder  meiner  Leser  ohne 
weiteres  zugeben.  Und  so  muss  idi  also  weiter- 
fahren und  sagen,  dass  der  Chor  seine  Aufgabe  in 
„Rienzi'  noch  nicht  gelöst  hat.  Ich  habe  den 
Chor  der  Königlichen  Oper  noch  selten  so  bewegt, 
seine  Mitglieder  fast  noch  nie  so  individualistisch 
tätig  gesehen,  wie  diesmal.  Man  hat  also  an 
leitender  Stelle  offenbar  erkannt,  dass  hier  die 
wichtigste  Aufgabe  liegt,  aber  bei  weitem  noch 
nicht  genug;  denn  hier  heisst  es,  Wagner  zu  ver- 
bessern, hier  gilt  es,  mit  Liebe  auszufüllen,  wo 
er  die  Schablone  noch  nicht  durchbrochen  hat. 
Der  rein  musikalische  Wert  des  Chors  in  der 
älteren  grossen  Oper,  seine  Bedeutungslosigkeit 
für  die  dramatische  Entwicklung  lässt  uns  gleich- 
giltig,  weil  der  Chor  überall  blos  Masse  ist.  Im 
„Bienzi^*  aber  beruht  der  dramatische  Konflikt 
gamicht  in  der  Seele  und  im  Handeln  des  Helden, 
sondern  in  der  Seele  des  Volkes.  Rienzi  ist  b^nah 
ein  Oratorienheld,  mehr  Werkzeug  als  Selbst- 
bestimmungsmensch, und  darum  glaube  ich  auch, 
dass  Grüning  auf  dem  rechten  Wege  ist  für  die 
Darstellung  Bienzi's,  trotzdem  er  dabei  blos  aus 
der  Not  eine  Tugend  machte  und  man  auch  im 
ganzen  Hause  immer  wieder  den  Namen  Albert 
Niemann 's  heraufbeschwören  hörte.  Es  mag 
sein,  dass  auch  Wagner  dabei  an  den  grossen 
stattlichen  Heldensänger  gedacht  hat,  dessen  blosses 
Erscheinen  genügt,  das  Volk  hinzureissen  und  zu 
entflammen,  aber  dann  hat  das  im  Meister  noch 
schlummernde  Ghenie  Grösseres  vollbracht,  als  der 
Dichter  selbst  beabsichtigte;   grösser,   weil   wahr- 


—     352     — 


hafter,  ob  anch  historisch,  darauf  kommt  es  ja 
gamicht  an.  Aber  der  Notar  Cola  Hienzi,  wie 
ihn  Wagner  angelegt  hat,  ist  kein  Tatmensch, 
sondern  ein  Träumer.  Es  sind  die  Ereignisse,  die 
ihn  erst  zu  den  Taten  tieiben  müssen,  sein  eigener 
Wille  ist  es  nicht.  Darum  neigt  er  überall  zur 
Milde,  zum  Verzeihen,  darum  schiebt  er  die  ent- 
scheidenden Handlungen  immer  hinaus,  und  wie 
bezeichnend  ist  es,  dass  er,  bevor  er  den  ent- 
scheidenden Schritt  wagt,  zu  dem  ihn  alles  drängt, 
sich  beim  Kardinal  erkundigt,  ob  er  immer  auf  die 
Unterstützung  der  Kirche  rechnen  könne,  und  wie 
bezeichnend  auch  sein  Gebet  im  letzten  Akt.  Pur 
die  Kirche  hat  er  alles  getan  und  für  das  Volk. 
Es  fehlt  ihm  alle  Selbstsucht  des  Tatmenschen, 
darum  predigt  er  auch  durch  das  ganze  Werk 
seinen  Landsleuten  immer  wieder,  dass  nicht  er, 
nicht  seine  Person,  im  Mittelpunkt  stehe,  sondern 
die  Sache.  Das  ist  alles  kein  eigentliches  Helden- 
tum, das  ist  in  der  Tat  Vorrenaissance.  Die 
eigentlichen  Gewaltmenschen  des  14.  Jahrhunderts 
das  waren  die  Colonuas  und  Orsinis,  die  in  den 
Tag  hineinlebten,  sich  nicht  darum  kümmerten, 
was  morgen  geschah,  wenn  nur  heute  die  Macht 
ihnen  gehörte.  Ihnen  war  die  Kleinheit  aller 
staatlichen  und  politischen  Verhältnisse  gerade 
willkommen,  und  ein  Volk  furchtgebändigter  Sklaven 
war  für  ihr  Tun  Vorausbedingung.  Die  Männer, 
die  Ideale  hatten,  waren  in  jener  Zeit  Stuben- 
gelehrte oder  Künstlernaturen.  Sie  sahen  die 
Ueberreste  alter  Herrlichkeit  in  den  Bauwerken 
und  fragten  naturgemäss  danach,  wie  gross  ihre 
Ahnen  gewesen  sein  mussten,  die  so  Gewaltiges 
aufgebaut  hatten,  während  unter  ihren  Enkeln  das 
Ueberkommene  sogar  zerfiel.  'Und  dann  lasen  sie 
in  den  Berichten  der  Alten  von  der  Grösse  der 
Bepublik,  von  Caesar  und  Brutus,  und  da  sie 
Caesaren  im  Kleinen  genug  hatten,  erträumten  sie 
sich  einen  Brutus,  weil  sie  glaubten,  der  Dolch, 
der  den  Tyrannen  beseitige,  sei  das  Wichtigste; 
das  Volk  ihrer  Gegenwart  wtLrde  dann  ebeuso  gut 
ein  Herrschervolk  werden,  wie  es  die  Ahnen  ge- 
wesen. Darum  gefiel  es  mir,  dass  Grüning  nicht 
als  kraftstrotzender  Held  erschien,  sondern  als 
bleicher,  übernächtigter  Mann.  Es  ist  ja  psycho- 
logisch bezeichnend,  dass  in  seinem  Leben  die 
Liebe  als  Konfiikt  nicht  auftritt,  wozu  doch  die 
Gesamtlage  geradezu  herausfordert,  nein,  auch  hier 
ist  es  die  mehr  weichliche,  sorgliche  Hingabe  des 
Bruders,  nicht  die  begehrende  Leidenschaft  des 
Mannes.  Zu  dieser  ganzen  Auffassung  der  Gestalt 
stimmt  es  auch,  dass  die  Macht  dieses  Mannes  auf 
seiner  Beredtsamkeit  beruht,  und  es  ist  psycho- 
logisch ein  sehr  feiner  Zug,  dass  er  durch  seine 
Bede  immer  seine  ganze  Umgebung  entfiammt, 
dass  er  selber  aber  dann  den  Anstoss  zur  Tat  von 
eben  dieser  Umgebung  erst  erhalten  muss. 

Neben  Grüning  wirkte  in  erster  Iteihe  Prau 
Goetze  als  Adriane.  Diesem  fällt  die  schwere 
Aufgabe  zu,  den  Wandel  der  Gesinnung,  den  beim 


Volk  die  Unreife  erklärt,  auch  für  den  Freund 
glaubhaft  zu  machen.  Gewiss,  sein  Vater  ist  im 
Kampf  mit  Bienzi  gefallen,  aber  dass  die  Schuld 
nicht  bei  diesem,  sondern  bei  jenem  liegt,  das 
weiss  und  fühlt  auch  dieser  Sohn,  und  trotzdem 
nun  der  Hass  ausschliesslich  gegen.  Bienzi!  Allo'- 
dings,  auch  in  Adriano  lebt  ja  das  Blut  der 
Colonnas,  aber  das  haben  wir  vorher  noch  nicht 
erfahren.  Auch  diese  Gestalt  lässt  der  Dichter  in 
demselben  unfertigen  Zustand,  in  dem  eigentlich 
das  ganze  Werk  ist.  Wir  können  sagen,  dass  das 
musikdramatische  G^nie,  das  in  Wagner  lebte,  ihn 
verhinderte,  eine  blosse  grosse  Oper  im  her- 
kömmlichen Stil  zu  schreiben,  dass  es  aber  anderer- 
seits noch  nicht  so  lebendig  tätig  war,  um  an 
Stelle  des  Ueberwundenen  das  Musikdrama  zu 
setzen.  So  kommen  wir  eigentlich  nur  dazu,  fort- 
während zu  fühlen,  was  der  grossen  Oper  fehlt, 
und  sicherlich  hat  das  keiner  von  allen  stärker 
gefühlt  als  Wagner  selbst.  Gerade  über  der  Arbeit 
am  „Bienzi^*  ist  er  sich  der  Aufgabe  der  Musik- 
dramatik bewusst  geworden.  Darum  vermochte 
er  auch  sofort  mit  seiner  Vergangenheit  zu  brechen 
und  im  „Pliegenden  Holländer*  etwas  völlig  Neues 
herzustellen. 

Neben  den  Trägern  der  beiden  Hauptrollen 
sind  auch  andere  Solisten  lobend  zu  erwähnen, 
und  dieses  Lob  ist  in  gesteigertem  Masse  auf  Chor 
und  Orchester  auszudehnen.  Es  war  vollauf  be- 
rechtigt, wenn  man  immer  wieder  nach  Dr.  Muck, 
dem  Leiter  der  Aufführung  rief;  denn  diese  Musik 
kann  sehr  hohl  und  geschmacklos  ausgeführt  werden, 
sie  kann  theatralischer  und  äusserlicher  wirken  als 
Spontini  und  Cherubini,  ja,  sogar  als  Meyerbeer. 
Nur  wer  ein  so  ausgeprägtes  Gefühl  für  die  Gre- 
Samtarchitektur  eine«  Werkes  hat,  wie  Muck,  und 
damit  eine  so  ausharrende  Liebe  zu  jener  Schönheit 
im  einzelnen  verbindet,  wie  er,  vermag  in  diesem 
Masse  zu  zeigen,  wie  viel  innerliches  Empfinden 
unter  der  äusserlichen  Pracht  versteckt  ist.  Begie 
und  Dekoration  stand  im  Durchschnitt  auf  der 
Höhe.  Warum  freilich  in  den  Kleidern  der  Bömer 
und  vor  allem  der  Bömerinnen  alle  Parbeu  so  ge- 
dämpft waren,  sehe  ich  nicht  recht  ein.  Zuweilen 
auch  wirkte  das  „Volk"  spärlich,  zumal  beim  Peste 
im  zweiten  Akt,  da  muss  sich  doch  ganz  Bom 
hinzudrängen.  Wie  leicht  müsste  es  sein,  wenn 
man  im  Hintergrunde  noch  einige  Beihen  auf- 
stellt, den  Anschein  zu  erwecken,  als  sei  ein  Ge- 
dränge, um  in  den  Saal  zu  kommen,  dann  anch 
wird  es  erst  begreiflich,  dass  Orsini  und  Colonna 
sich  so  ohne  Widerstand  gefangen  nehmen  lassen, 
nicht  aber,  wenn  diese  Bauf holde,  wie  bei  der 
hiesigen  Aufführung,  in  der  Uebermacht  sind. 

Alles  in  allem  kann  man  die  Neuaufnahme 
des  „Bienzi''  für  unseren  Spielplan  nur  aufrichtig 
begrüssen.  Wenn  die  Verschiebung  des  Ganzen 
aus  der  grossen  Heldenoper  in  die  Charakteroper 
auch  weniger  Absicht  ist,  sondern  eine  Polge  der 
gebotenen  Besetzung,   so  kann  doch  gerade  dieser 


—     353 


Umstand  fttr  die  Einschätzang  des  ganzen  Werkes 
von  Einflnss  sein.  Es  ist  ja  sehr  einfach,  die 
Hände  über  dem  Kopf  zusammenzuschlagen  nnd 
anf  die  rätselhafte  Erscheinung  hinzuweissen,  dass 
zwischen  diesem  „Rienzi'  und  „Tristan  und  Isolde** 
nur  19  Jahre  liegen  (Rienzi  wurde  zwar  erst 
1842  aufgeführt,  war  aber  schon  1840  vollendet), 
und  es  ist  dann  sehr  leicht,  durch  einen  dicken 
Strich  den  „Kienzi**  aus  dem  eigentlichen  Schaffen 
Wagners  auszustreichen.  Aber  das  geht  nicht  an, 
es  ist  vielmehr  unsere  Aufgabe,  zu  ergründen,  wo 
die  Persönlichkeit  Wagner's  im  .Eienzi*^  sich  trotz 


des  ganz  verschiedenen  äusseren  Gebahreos  bereits 
ankündigt,  und  es  ist  durchaus  nicht  schwierig, 
eine  grosse  Zahl  von  Fäden  zu  dem  übrigen  Schaffen 
Wagners  hinüberzuspinnen.  Das  ist  ja  im  Grunde 
natürlich,  denn  auch  in  diesem  Werke  ist  Wagner 
ein  ehrlicher  Künstler,  der  durchaus  aus  seiner 
Persönlichkeit  heraus  gedichtet  und  gesungen  hat. 
Dass  diese  Persönlichkeit  Wagner's  in  einem  so 
langsamen  Werdeprozess  heranreifte,  das  ist  aller- 
dings das  Merkwürdigste  in  seiner  Erscheinung 
und  in  der  ganzen  Kunstgeschichte  eigentlich  nur 
an  ihm  in  diesem  Masse  zu  beobachten. 


Mittellungen 


von  Hoohsohulen  und  Konservatorien. 


An  der  Königl.  Musikschule  zu  Würzburg 
fand  am  15.  Oktober  ein  Festakt  zu  Ehren  Prof. 
Hermann  Hitter's  statt,  der  25  Jahre  als  Lehrer 
an  der  Anstalt  wirkt.  Prof.  Ritter  ist  der  Erfinder 
der  Viola  alta  und  hat  sich  als  Fachschriftsteller 
darch  seine  „Enzyklopädie  der  Musikgeschichte** 
bekannt  gemacht. 

Das  diesjährige  Staats-Stipendium  der  Felix 
Mendelssohn-Bartholdy-Stiftung  für  aus- 
übende Tonkünstler  ist  der  früheren  Studierenden 
der  Königl.  akademischen  Hochschule  für  Mnsik  in 
Berlin,  Violinistin  Palma  van  Paszthory  ver- 
liehen worden,  das  Stipendium  für  Komponisten 
ist  unverliehen  geblieben. 

Die  Königl.  Akademie  der  Tonkunst  zu 
München  berief  als  Nachfolger  für  den  aus- 
geschiedenen Prof.  Martin  Krause  den  Pianisten 
Karl  Boesger  aus  Leipzig  zum  Lehrer  des 
obligatorischen  Klavierspiels. 

Das  von  Professor  Emil  Breslaur  gegründete 
Konservatorium  und  Klavierlehrer- Seminar 
feiert  am  1.  November  das  Fest  seines  25  jährigen 
Bestehens.  Eine  grosse  Zahl  ausgezeichneter  Mu- 
siker nnd  Pädagogen  ist  aus  dem  Institut  hervor- 
gegangen, besonders  rühmend  darf  der  semi- 
naristifichen  Ausbildung  gedacht  werden,  die  Stu- 
dierenden empfingen  hier  für  ihr  selbständiges 
Wirken  einen  unverlierbaren  Schatz  methodischer 
und  pädagogischer  Bildung,  wie  er  sonst  selten  zu 
finden  war.  Das  Institut  ging  nach  dem  im 
Jahre  1899  erfolgten  Tode  des  Begründers  in  die 
H ände Direktor  GustavLazarus'  über,  der  damals 
bereits  seit  10  Jahren  an  der  Anstalt  tätig  war 
nnd  seitdem  bemüht  ist,  die  Anstalt  im  Sinne  des 
Verstorbenen  fortzuführen. 

Von  der  Dresdener  Musikschule,  Direktor 
H.  L.  Schneider,  ist  soeben  der  Bericht  über  das 
13.  und  14.  Schuljahr  — ,  ltK)2  bis  1904  -,  er- 
schienen. Aus  der  Chronik  der  Schule  entnehmen 
^ir,  dass  die  Schule  am  Abschluss  des  letzten 
Jahres  einen  Schülerbestand  von  412  Schülern  zu 
Terzeichnen  hatte  und  dass  in  den  beiden  Jahren 


80  Schüleraufführnngen,  4  Gesellschaftskonzerte 
und  ein  Freistellenkonzert  stattfanden.  Der  Jahres- 
bericht veröffentlicht  die  gesamten  in  diesen  Auf- 
führungen zu  Gehör  gebrachten  Werke.  In  den 
Lehrplan  der  Anstalt  neu  aufgenommen  ist  der 
Virgil-Unterricht  in  der  Fachschul- Abteilung. 
Dem  Lehrkörper  neu  hinzugetreten  sind  unter 
anderen:  Frl.  W.  v.  Mühlheim  (Gesang).  Hr.  Ed. 
de  Glimes  (Klavier),  Frl.  P.  Tullinger  (Gesang 
und  dramatische  Darstellung)  und  Hr.  Alfred 
Sittard  (Orgel).  Ueber  zwei  Stiftungen,  die 
speziell  idealen  Zielen  dienen  und  deren  Erträgnisse 
hauptsächlich  zu  Freistellenzwecken  verwendet 
werden  konnten,  die  „Stiftung  des  Lehrer- 
Kollegiums"  und  die  «Gesellschaft  zur  För- 
derung der  Dresdener  Musik-Schule"  g^bt 
der  Jahresbericht  gönaue  Auskunft.  Sie  legen 
lebendige  Beweise  der  Sympathien  ab,  die  sich  die 
Anstalt  im  Laufe  der  Jahre  durch  ihr  künstlerisches 
Streben  erworben  hat.  —  Die  den  Bericht  ein- 
leitenden Worte  des  Direktors  der  Anstalt,  Herrn 
B.  L.  Schneider's  «Splitter  und  Bruchstücke  aus 
meinen  Schlussreden"  enthalten  manches  treffliche 
Wort,  in  denen  sich  der  erfahrene  und  denkende 
Pädagoge  spiegelt. 

In  Hannover  hat  Frl.  Clara  Degener  eine 
„Klavierschule**  in  Verbindung  mit  seminaristischer 
Ausbildung  eröffnet.  Unterrichtsfächer  sind:  Klavier, 
Theorid,  Chorgesang,  Musikgeschichte,  Methodik 
und  Pädagogik.  Zur  Mitwirkung  verpflichtet  haben 
sich:  Frl.  Bock  und  die  Herren  E.  Taegener, 
L.  Wuthmann,  Prof.  Gurke  und  Dr.  Gräfen- 
hain. 

Herr  Pianist  Fritz  Häckel,  Lehrer  an  der 
Hochschule  für  Musik  in  Mannheim  wird  im 
Laufe  des  Winters  sämtliche  Klaviersonaten  von 
Beethoven  in  chronologischer  Beihenfolge  zum 
Vortrag  bringen.  Die  Vorträge  finden  im  Vortrags- 
saale der  Hochschule  für  Musik  statt;  sie  sind 
zunächst  für  die  Studierenden  der  Anstalt  bestimmt, 
sollen  aber  auch  aussenstehenden  Musikfreunden 
zugängig  gemacht  werden. 


—     354     — 

Herr   Otto    Seelig,    Direktor    des    Heidel*  Frl.  Hedwig  Meyer,  die  sich  als  yorz%liche 

berger  Konservatorinins,  veranstaltet  aach  in  Beethoven-Interpretin  einen  grossen  Bnf  errangen 

diesem    Winter    wieder    5   Kammennnsikkonzerte  hat,  ist  als  Klavierlehrerin  für  das  Kölner  Kon- 

nnter     Mitwirkung     des     Frankfurter,     Böh-  servatorium  gewonnen  worden, 
mischen  und  Brüsseler  Streichquartetts. 


Vermischte   Nachrichten. 


Ottokar  Sevcik,  Lehrer  am  Prager  Kon- 
servatorium, Verfasser  der  weltbekannten  Meister- 
werke für  Violine,  erhielt  vom  Kaiser  von  Oestereich 
das  Bitterkreuz  des  Franz  Joseph-Ordens. 

Herr  Jos^Vianna  da  Motta.  der  sehr 
geschätzte  Mitarbeiter  des  „Kl.  L.^S  beginnt  Mitte 
Januar  eine  Konzerttournee,  die  ihn  durch  Nord- 
Amerika  zwischen  New- York  und  S.  Franzisko 
führen  und  ca.  80  Konzerte  umfassen  wird.  Sieben 
Konzerte  finden  mit  dem  Sinfonie- Orchester  unter 
Leitung  von  Damrosch  statt.  Während  der 
Abwesenheit  des  Künstlers  übernimmt  Hr.  Henry 
B  u  e  g  g  e  r ,  ein  bedeutender  Pädagoge  ans  Grenf , 
die  Leitung  seiner  Schüler. 

Per  von  dem  Königl.  Musikdirektor  Richard 
Francs  am  21.  Oktober  zu  K  a  s  s  e  1  veranstaltete 
,,Beethoven^Abend^'  war  von  ausserordentlichem 
Erfolge  begleitet.  Der  Künstler  spielte  6  Sonaten, 
op.  27  Nr.  2,  op.  tS.  101, 109, 110  u.  111  mit  muster- 
gültiger Technik  und  in  echt  Beethovenschem 
Geiste.  £r  wurde  in  vorzüglicher  Weise  durch 
einen  prachtvollen  Flügel  unterstützt,  es  war 
der  erste,  der  aus  der  weit  bekannten  Pianino- 
Fabrik  der  Gebr.  Scheel-Kassel  hervor- 
gegangen ist. 

In  Leipzig  kommt  am  Beformationsfest 
Heinrich  Zoellners  Oratorium  ,,Luther*'  durch 
die  Leipziger  Singakademie  zur  ersten  Aufführung. 

Eugen,  d' Albert's  neuestes,  eben  vollendetes 
Chorwerk  mit  grossem  Orchester  betitelt  sich  „An 
den  Genius  von  Deutschland'^  es  wird  seine  Erst- 
aufführung in  Berlin  zum  Geburtstage  des 
Kaisers  erleben. 

Der  diesjährige  Wettbewerb  um  den  Preis 
der  G.  Meyerbeer-Stiftung  für  Tonkünstler 
ist  ergebnislos  geblieben.  Auf  Grund  eines  Gut- 
achtens des  Preisrichterkollegiums  ist  die  somit 
heut  frei  gewordene  Preissumme  von  4500  M.  dem 
Sieger  bei  der  letztvorausgegangenen  Konkurrenz, 
Felix  Nowowieski,  zur  Fortsetzung  seiner 
Studien  nochmals  überwiesen  worden. 

Auf  dem  ain  21.  und  22.  Mai  1905  in 
Dortmund  stattfindenden  7.  Westfälischen 
Mnsikfest  sind  als  Hauptwerke  E.  Bossi's 
„Verlorenes  Paradies'*  und  Bichard  Strauss' 
„Symphonia  domestica*^,  unter  Leitung  des  Kom- 
ponisten in  Aussicht  genommen. 

Die  Verwaltung  der  „Concerts  le  Bey"  zu 
Par^s,  in  dencA  seit  2  Jahren  junge  Komponisten 
ihre  Werke  zur   Aufführung   bringen,   hat  einen 


Wettbewerb  um  eine  Sinfonie  klassischen  Stils 
für  Orchester  ausgeschrieben.  Die  Manuskripte 
sind  bis  zum  30.  Dezember  d.  J.  einzuliefern.  Das 
mit  dem  ersten  Preise  gekrönte  Werk  soll  noch  im 
Verlaufe  der  Saison  in  den  von  Frederic  le  Bey 
und  Paul  Viardot  dirigierten,  im  Theater  Marigni 
stattfindenden  Konzerten  gespielt  werden. 

Das  „Wiener  Fremdenblatt"  schreibt:  Der  Vor- 
Ktellung  der  Lortzing  sehen  Oper  „ün  d  i  n  e*^  am 
13.  d.  M.  im  Kaiser  Jubiläums-Stadttheater  wohnte 
auch  die  jetzt  76  Jahre  alte  Tochter  des  Komponisten 
Frau  Karoliue  Kr  äfft  bei.  Sie  sass  in  einer 
Loge  mit  Frau  Pauline  Lucca  (Baronin  Wall- 
hofen)  und  Frau  M  a  t  e  r  n  a  und  schenkte  der 
Aufführung  der  Oper  ihres  berühmten  Vaters  leb- 
hafte Aufmerksamkeit.  Frau  Krafft  hat  viel  durch- 
gemacht in  ihrem  langen  Leben.  Zu  Münster  ge- 
boren kam  sie  als  junges  Mädchen  mit  ihren  An- 
gehörigen im  Jahre  1846  nach  Wien,  woselbst  ihr 
Vater  im  Theater  an  der  Wien  engagiert  war. 
Karoline  widmete  sich  der  Bühne  und  naiun  ein 
Engagement  nach  Pressburg  an.  Auch  Lortzing 
wollte  damals  nach  Pressburg  übersiedeln,  doch 
die  Heirat  seiner  Tochter  mit  dem  Lampenfabrikanten 
Krafft,  die  die  Bühnenkarriöre  der  Karoline 
Lortzing  abbrach,  machte  diesen  Schritt  unnötig,  da 
Herr  Krafft  mit  seiner  Gattin  in  Wien  lebte.  Später 
verlor  ihr  Gatte  fast  sein  ganzes  Vermögen,  wurde 
selbst  schwer  krank  und  Frau  Krafft  erteilte  bis 
zu  seinem  Tode  —  vor  etwa  zwei  Jahren  — 
Unterricht  im  Klavierspiel  und  in  Sprachen.  Von 
den  Kindern  des  Ehepaars  leben  ein  Sohn,  der 
Beamter  ist,  sowie  zwei  Töchter  in  Wien,  ein  Sohn 
ist  Kapellmeister  in  der  Provinz.  Frau  Krafft 
erhält  seit  einiger  Zeit  eine  Pension  vom  Deotschen 
Bühnen  verein  und  ein  Prozent  von  den  Tantiemen 
der  Opern  ihres  Vaters. 

Ein  Grabdenkmal  für  Hugo  Wolf 
ist  am  Donnerstag  auf  dem  Zentralfriedhof  in 
Wien  enthüllt  worden.  Wolfsche  Chöre  leiteten 
die  Enthüllungsfeier  ein  und  beschlossen  sie.  Hr. 
Dr.  Haberlandt,  der  Freund  Hugo  WoUs  und 
der  Obmann  des  Hugo  Wolf-Vereins,  hielt 
die  Gedächtnisrede.  Dann  widmete  Bürgermeister 
Lueger  den  Manen  Wolfs  ehrende  Worte  und 
übernahm  das  Denkmal  in  die ,  Obhut  der  Stadt 
Wien.  Das  Denkmal  ist  <  von  Professor  Edmund 
Hellmer  im  Auftrage  des  Hugo  Wolf- Vereins 
ausgeführt.  Es  ist  aus  einem  auf  drei  Stufen 
lagernden  gelbroten  Marmorblock  gebildet,  der  sich 


—     355     — 


zu  einer  Höhe  von  SVg  Meter  erbebt.  Formal  bält 
es  die  strengen  Linien  eines  Opferaltars  fest.  Im 
oberen  Drittel  seirer  Stirnfläche  ist  in  kräftiger 
Plastik  der  Kopf  des  Tondichters  en  face  herans- 
gearbeitet,  dessen  Züge  ans  seinen  letzten  Lebens- 
jahren zeigend.  Ueber  dem  Hanpte  schwebt  ein 
Lorbeerzweig  Ans  den  Elanken  des  Denksteines 
lösen  sich,  ans  dem  Gestein  heransstrebend,  zwei 


Eignrengrappen.      Sie    versinnlichen    Liebe    nnd 
Schmerz,  Lnst  und  Leid. 

Die  EnthtQlnng  des  Denkmals  für  C^sar 
Franck  fand  am  Sonntag  den  29.  Oktober  zn 
Paris  in  den  Saint  Clotilde- Anlagen  statt.  Der 
Feier  wohnten  der  Seine-Präfekt,  der  Pariser 
Mnnizipalrat,  der  Direktor  der  schönen  Künste  nnd 
der  Leiter  des  Konservatoriums  für  Musik  bei. 


Bücher  und  Musikalien. 


Hago  Kann,  op.  60.     «Konzerf^  (E-moU)  für  Piano- 
forte  und  Orchester. 
D.  Balit«r,  Haabir^  wnd  Lelpslf . 

Eiue  ausgezeichnet  schöne  Komposition,  dieses 
E-moU-Klavierkonzert  von  Hugo  Kann,  einheitlich 
in  Form,  Inhalt  und  Stimmung,   in  einem  grossen 
Zuge  hingeworfen  und  von  energischem,  wahrhaft 
mannlichem    Geiste    durchweht!     Kann    ist    einer 
derer,  die,  unbekümmert  um  Andere,  rüstig  in  der 
Stille  weiterschaffen,  und  mit  diesem  seinen  Konzert 
ist  ihm   unseras  Erachtens    ein   glücklicher  Wurf 
gelungen.  Eine  energisch  darauflosgehende  Kadenz 
leitet  das,  Leopold  G-odowsky  gewidmete  Werte  ein, 
dessen     ersterem     Satze      ein     schwerwiegender, 
schmerzlich  erregter  Hauptgedanke  zu  Grunde  liegt, 
dem  ein  wunderschönes,  Leid  und  Zweifel  lösendes 
Nebenthema  gegenübergestellt  ist    Diesem  Satze, 
wie  den  beiden  folgenden,  eignet  eine  vortreffliche 
Durcharbeitung  und  höchst  geschmackvolle,  innige 
Verbindung  von  Soloinstmment  und  Orchester,  die 
symphonisch  zu  einander  stehen,  wo  aber  das  Piano- 
forte  Jederzeit  den  Prinzipat  behauptet.    Im  ersten 
tmd  dritten  Satze  steht  auch  der  voUgiltige  musi- 
kalische  Gehalt   der   konzertanten   Entwickelung 
des  Pianofortes  durchaus  nicht  im  Wege,  im  Gegen- 
teil begünstigt  und  veredelt   er  diese.    Der  lang- 
same Satz  ist  von  innigster  Empfindung  beseelt;  er 
steht  unter  dem  altehrwtirdigen Motive B—A~C—H, 
welches   immer   in  fein  musikalischer,   thematisch 
migemein   fesselnder  Weise  wiederkehrt  und   zum 
weiteren  Aus-  und  Aufbau  des  ganzen  Satzes  eine 
wahrhaft  künstlerische  Verwendung  flndet.     Sehr 
schön  wirkt  der,  allmählich  in  grössere  Bewegung 
geratende  Mittelteil   des  Satzes  (G-dur),   dem   sich 
der  sehr  belebte,  freudig  erregte  Finalsatz  (Es-dur) 
amnittelbar  anschliesst.   Auch  hier  offenbart   sich 
durchgängig   ein  spezifisch  raännlicbes  Empfinden 
das  die  herben,   schweren  Stimmungsprozesse  des 
ersten  Satzes  paralysiert    und    den  Hörer  in  freie, 
lichte  Höhen  emporhebt.    Auch   hier  gibt  das  mit 
ausserordentlicher    Feinheit    behandelte    Orchester 
den  Goldgrund   ab,   auf   den  die  Parben  des  Solo- 
instroments  eingerragen  sind.     Das  ganze  Konzert 
aber  bildet  eine   hohe  künstlerische  Aufgabe  für 
Pianisten  von  tadellosen  technischen  Eigenschaften 
Tind    vornehmer    künstlerischer    Denkungs weise. 
Letztere  gehört  freilicli  dazu,  soll  das  schöne  Ton- 


gedicht Hugo  Kann's  in  allen  seinen  Einzelschön- 
heiten und  in  seiner  gesamten  Bedeutung  zu  voll- 
kommenster Geltung  kommen.  Ich  rechne  es  ohne 
Bedenken  zu  den  bedeutendsten  Erscheinungen  der 
letzten  Jahre. 

E.  Jaqaes-Dalcrose.     Op.  45.   No.  2,     Humoreske 
für  Pianoforte. 
SBddenlwher  XMlkTerUff»  Stnuwbarv  i.  8. 

7iele  Stücke  segeln  unter  der  Elagge  des 
Humoresken-Titels  in  die  Welt  hinaus  —  diese  hier 
ist  endlich  wirklich  *mal  eine.  Es  ist  ein  Humor 
darin,  der  oft  zwischen  Weinen  und  Lachen  kämpft, 
ein  Humor,  der  zuweUen  auch  ein  wenig  stachelig, 
jedenfalls  aber  immer  einer  ist.  Und  eine  gute 
Dosis  von  toller  Laune  kommt  auch  noch  hinzu, 
mancher  krause  Gedanke  wird  nicht  sonderlich  ge- 
glättet, aber  es  ist  darin  ein  guter  und  gesunder 
Kern  und  man  soll  einem  so  hoch  talentierten 
Künstler  wie  Jaques-Dalcroze  es  durchaus  nicht 
verargen,  wenn  er  seinen  eigenen  Weg  —  auf  dem 
nachzufolgen  freilich  manch  anderem  Menschen- 
kinde schwer  und  unbequem  erscheinen  möchte!  — 
geht  Der  wahrhaft  selbständigen  Naturen  und 
ausgesprochenen  Physiognomien  sind  heutzutage 
nicht  übermässig  viele  und  darum  freut  es  um  so 
mehr,  wenn  wir  uns  einmal  ein  wenig  bemühen 
müssen,  dem  Gedankengange  eines  Tondichters  stu 
folgen.  Mit  Obigem  glauben  wir  die  treffliche,  in 
jeder  Wendung  bleibend  gekennzeichnet  zu  haben 
und  wünschen  nur  noch,  dass  —  recht  viele  sich 
unserer  Meinung  anschliessen  möchten 

Eugen  Segnitz. 

La  Mara:  Briefe  hervorragender  Zeitgenossen  an 
Frans  Lisst.    3.  Band. 
Brellkopff  k  Biete],  Leipstgr- 
Man  bedauert  oft,  dass  nicht  immer  der  voll- 
ständige Briefwechsel  abgedruckt  wird,  wie  man 
es   tut,   wenn   beide  Korrespondenten  bedeutende 
Menschen   sind,   wie  bei  Schiller  und  Goethe, 
Wagner   und    Liszt.     Wohin    würde  aber  das 
führen,  da  wir  schon  an  den  „einseitigen"  Briefen 
so  viel   Material   zu    ^Überwinden*    haben!     Vor- 
trefflicb  war  aber   die  Idee,   die  Briefe  hervor- 
ragender   Zeitgenossen     an     Lissst     heraus- 
zugeben, da  es  gerade  bei  diesem  „Weltmann"  von 


356 


besonderer  BedentuDg  ist,  die  Korrespondenz  kennen 
zu  lernen,  die  man  mit  ihm  führte.  Nicht  nur 
seinen  „Weltverkehr"  lernt  man  dadarch  kennen, 
sondern  anch  die  faszinierende  Wirkung,  die  seine 
Persönlichkeit  ansübte.  Wie  rührend  sind  die  An- 
reden seiner  Schüler  von  «hochverehrtester**, 
«teneister**,  „geliebtex"  bis  „angebeteter  Meister!" 
Den  zwei  früher  von  La  Mara  herausgegebenen 
Bänden  ist  ein  dritter  Band  hinzugefügt  worden, 
der  viel  Interessantes  enthält:  Briefe  von  Berlioz, 
ergreifende  Berichte  über  Bülows  Krankheit  im 
Jahre  1876,  seine  Stellung  zu  den  damaligen  Fest- 
spielen, über  Wagners  Tod,  Verhandlungen  über 


Aufführungen,  eigentümliche  Briefe  von  hohen 
Geistlichen,  die  diese  Atmosphäre  in  Ldszts  Leben 
uns  nahe  führen  und  auch  einige  amüsante  Kuriosa. 

J.   Vimma  da  Motten 


Anmerkung  der  Redaktion.  Auf 
vielfache  Anfragen  erwidere  ich,  dass  die  von  Pro- 
fessor Iwan  Knorr  in  seinem  Artikel  „i>ie 
graue  Theorie"  erwähnten  und  von  ihm  verfassten, 
ganz  vortrefflichen  „Aufgaben  zur  Harmonielehre'* 
im  Verlage  von  Breitkopf  &  Härtel, 
Leipzig,  erschienen  sind. 


Vereine. 


Miisikpädagogischer  Verband. 

Auf  der  dem  Musikpädagogiscben  Kongresse 
am  Sonnabend  den  8.  Oktober  sich  anschliessenden 
General-Versammlung  wurden  geschäftliche  An- 
gelegenheiten erledigt,  ein  knapp  gehaltener  Jahres- 
bericht von  der  I.  Schriftführerin  Frl.  Anna 
Morsch  verlesen  — ,  ein  ausführlicher  war  auf 
dem  1.  Kongresstage  gegeben  worden  —  er  fasste 
die  vom  Vorstande  geleisteten  Arbeiten  zusammen: 
Aussendung  der  Verhandlungen,  Sichtung  der  ein- 
gelaufenen Meinungen,  AusarbeituDg  der  Satzungen 
und  der  Prüfungsordnung,  Zusammensetzung  der 
Prüfungskommissionen,  Ausarbeitung  von  Lehr- 
plänen, Beratung  über  Honoi  arbedingungen  usw. 
Der  im  Referat  von  Hm.  Prof.  HoUaender 
vorgeschlagene  Modus,  dass  aus  den  Prüfungs- 
kommissionen nach  Ablauf  von  3  Jahren  die  Hälfte 
der  Mitglieder  ausscheidet  und  neue  an  ihre  Stelle 
treten,  wurde  von  der  Versammlung  angenommen. 
—  Den  Kassenbericht  legte  Hr.  Direktor  M  a  s  b  a  c  h 
ab,  er  ergab  eine  Einnahme  von  insgesamt  M.  1058,35, 
der  eine  Ausgabe  von  M.  1071,77  gegenüberstand. 
Die  von  den  B«viBoren  beantragte  Decharge  wurde 
einstimmig  erteilt.  Die  auf  dem  Kongress  bereits 
vorgelesenen  Anträge  der  Schulgesanglehrer  kamen 
zur  Durchberatung,  es  wurde  eine  Kommission 
erwählt,  welche  die  Arbeiten  weiter  zu  führen  hat. 
Sie  besteht  Jetzt  aus  folgenden  Mitgliedern:  Den 
Herren  Domsänger  Rolle,  Direktor  Handwerg, 
Gustav  Kulenkampff,  M.  Ast,  den  Damen 
Fr.  Dr.  Müller-Liebenwalde  und  Frl.  van 
Zanten,  sämtlich  aus  Berlin,  den  Herren  Rie- 
mann  und  Beckmann-Essen,  Herren  Prof. 
Engel  und  Ernst  Paul -Dresden,  Herren 
Borchers  und  Hänssel-Leipzig,  Herrn  Zu- 
reich-Karlsruhe.  Der  Vorstand  behielt  sich 
das  Recht  vor,  die  Kommission  nach  Bedarf  durch 
geeignete  Persönlichkeiten  zu  erweitern.  Die  Neu- 
wahl des  Vorstandes  ergab  folgendes  Resultat: 
Prof.  Xaver  Scharwenka  1.  Vorsitzender,  Prof. 


Gustav  HoUaender  2.  Vorsitzender,  Frl.  Anna 
Morsch  1.  Schriftführerin,  Direktor  Nürnberg 
2.  Schriftführer,GustavKulenkampff  I.Kassierer, 
Direktor  Lazarus  2.  Kassierer.  Beisitzer:  Musik« 
direktor  Menge  wein,  Frl.  Olga  Stieglitz,  Prof. 
Richard  Schmidt,  Frl.  Cornelie  van  Zanten, 
Frl.  Martha  Remmert,  Direktor  Hutschen- 
reuter. —  Für  die  Wahl  des  künstlerischen 
Vorstandes  ausserhalb  Berlins  wurden  aus  der 
Versammlung  heraus  eine  Reihe  von  Vorschlägen 
gemacht,  es  ergehen  jetzt  Schreiben  an  die  betr. 
Persönlichkeiten,  sobald  die  Zusammensetzung  ab- 
geschlossen, erhalten  die  Mitglieder  Nachricht  — 
Die  Satzungen  wurden  nach  längerer,  lebhafter 
Debatte  für  ein  Jahr  bestätigt,  auf  der  im  nächsten 
Jahr,  Oktober,  nach  Berlin  einzuberufenen  General- 
Versammlung  sollen  sie  neu  beraten  werden.  Ein  Kon- 
gress soll  zu  gleicher  Zeit  wieder  in  Berlin  stattfinden. 

NB.  Die  Formulare  der  „ünterrichtsbedin- 
gungen  für  den  Privatunterricht**,  desgl.  die 
„Verträge  zwischen  Anstaltsleitern  u.  ihren  Lehr- 
kräften^ liegen  jetzt  fertig  gedruckt  vor  und 
können  durch  die  Geschäftsstelle  des  Verbandes 
jederzeit  bezogen  werden.    Näheres  im  Liseratenteil. 

Die  Mitgliedsbeiträge  sind  von  jetzt  ab 
an  unseren  ersten  Kassierer,  Hrn.  Gustav 
Kulenkampff,  W.  Landgrafenstr.  9  zu 
senden.  j   ^. 

Xaver  Schartpenka, 
L  Vorsitzender. 


Mnsik-Sektlon 
des  AUg«  Dentschen  Lehrerjtnnen-Vereliis* 

Wir  teilen  unseren  Mitgliedern  hierdurch  mit, 
dass  sich  in  Hamburg  eine  neue  Gruppe  gebildet 
hat.  Vorsitzende  Frau  E.  Grumbach,  Kott- 
witzstr.  20.  I   A  • 

Sophie  Henkd, 
L   Vorsitzende. 


H^*  Einem  Teil  dieser  Auflage  liegt  ein  Prospekt  von  Julius  Hafnauer,  Br99lau:  ^  Neues 
für  den  Klavierunterricht''  bei,  auf  welchen  wir  unsere  Leser  besonders  aufmerksam  machen. 

D.  E. 


—     357     — 


Konservatorium  der  Musik 
in  Kassel. 

Gegr.  1895.      Direktion:  L  Beyer.     Gegr.  1896. 

EhreilTOrsits :  Begleninffs-Präsident  tob  Trott  h  8«]s, 
Oraf  KSalgfdorff,  BxcellenB  GeDeralin  tob  Coloaby 
Oborbürgenneister  Hflller  n.  A. 

Cnratoriniu:  Pfarrer  Ham,  Sohtadirrfctor  Prof.  Dr.  Knua- 
BBOher,  Bankier  Plaat,  Jnatiarath  Sekoffer  u.  A. 

I^krer :  Die  Damen :  L.  Beyer,  Btaasl-FSreter,  Königl.  Opern- 
säDfferin,  Sleeae-Fabroal,  A.  Taadlea.  Die  Herren: 
A.  Hartdef^By  Kammervirtnos.  Prof.  Dr.  USbel» 
O.  Kaleteci«  KgL  Kammermusiker,  K.  KletemaBB» 
Kgh  OpemsänKer,  W.  HoBhaapty  Kgl.  Kammermusiker, 
Vd.  BekHldt,  Kgl.  Kammermusiker,  H.  BehBarbBich, 
K^L  Kammermusiker  u.  A. 

Unteirichtfftcber:  KUvier,  Violine.  CeUo,  Harfe  und  alle 
übriffen  Oroheeterinsti-umente.  Gesang^,  Harmonie- 
nnd  Kompositionslehre.  Musikgeschichte.  Italienisch. 
OroheaterspieL    Qehörübung.    Musikdiktat. 

OrffUlisation:    Concertklassen.     Seminarklassen.     Ober-,* 
Mittel-  und  Klementarklassen. 

StstuleB  sixkd  kostenfrei  su  besiehen  durch  die  Sohriftleitung 
des  Konaerratoriums  Kassel,  VVilhelmshöher  Allee  4S. 

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Direction:  Gustav  Lazarus. 

BerUn  N.W.,  Lulsen-Str.  36.  BerUn  W.,  BUlowstr.  2  (tm  Noutndorfpiati). 

SpxeohBtimden:  b—Q,  lOttwoohs  u.  Soxmabendi  10—12.  Spreohstmiden:  8—10  a.  1—2. 


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Dirlflr^nt  des  «Phüharm.  OhoreB". 

Berlin  W.,  Bendler-Strasse  8. 

SpreohBt  nur  ▼.  11—18  Uhr  Yonn. 


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Orgel,  Klavier,  Harmonielehre. 

Berlin  W.,  Steinmetzstr.  49^. 


Martha  Remmert, 

Hofpianistiii,  Kanmiervlrtaoem. 
Berlin  W.,  Taaenzienstr.  6. 


Sznma  X.00II9 

Pianistin. 
Berlin  W.,  Neue  Winterfeldstr.  15. 

Konzert-Vertr.:  H.  Wolff,  Berlin. 


Flora  Scherres-Friedenthal 

Pianistin. 

Berlin-Charlottenburgy 

Kantatr.  160a. 


Prof.  Jul.  Heys  Oesangschule. 
Berlin  W..  Elsholzstrasse  sn, 

am  Botanischen  Garten. 


G^esangantemclit  erteilen: 

Frau  Felix  Schmidt-KOhne 

Concertsängerin  -  Sopran. 
Sprechstande:  8—4. 

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in  biegsamer  Weichheit,  etwas  kokett,  etwas  schwärmerisch,  das  weibliche  G^egenstQck  bildet.  Hörer 
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Für  die  Redaktion  Terantwortlich:  Anna  Morsch,    Berlin  W^Ansbacherstr.  87. 

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Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslaur. 
Redaktion:  Anna  Morsch 

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No.  22. 


Berlin,  15.  November  1904. 


XXVII.  Jahrgang. 


lakalt:  Dr.  Max  Areod:  Pietro  Guglielmi.  Dr.  Karl  Storck:  Die  tschechische  Musik.  (Fortsetzung.)  Dagobert  LOwenthal :  Reform- 
Torschläge  zur  VioUnpidagogik.  Dr.  Karl  Storck:  Kritische  Rückschau  über  Konzert  und  Oper.  Mitteilungen  von  Hoch- 
schulen und  Konservatorien.  Vermischte  Nachrichten.  Bücher  und  Musikalien,  besprochen  von  Jos6  Vianna  da  Motte. 
Vereine.    Anzeigen. 


PWfro  @iaS1ie1tt)i 


(t  19.  November  1804) 
Ein  Qedeokblatt  zu  seinem  hundertjährigen  Todestage. 

Von 
Dr.  Max  Arend. 


Guglielmi  (sprich  Gulljelmi)  —  nicht 
Guglielmo,  wie  das  Schuberthsche  „Musi- 
kalische Konversations-Lexikon"  (11.  Auflage 
von  Breslaur)  und  das  Gastnersche  „Uni- 
versal-Lexikon  der  Tonkunst"  (Stuttgart  1849) 
angeben  —  ist  aus  der  Geschichte  der 
italienischen  Oper  des  18.  Jahrhunderts  her 
wohl  bekannt.  Er  ist  einer  der  bedeutendsten 
Vertreter  der  komischen  Oper  und  rang  in 
Neapel  mit  Cimarosa  und  Paesiello,  ohne 
2u  unterliegen,  um  die  Palme.  Von  Cimarosa 
erscheint  hier  und  da  die  „heimliche  Ehe" 
(1792  für  Wien  komponiert)  als  Experiment 
auf  einer  Bühne,  und  die  Edition  Peters 
bietet  den  Klavierauszug  dieses  Meisterwerkes, 
so  dass  jedermann  in  der  Lage  ist,  sich  von 
der  Individualität  dieses  durch  seinen  Reich- 
tum an  originellen  und  sozusagen  aus  dem 
Aermel  geschüttelten  musikalischen  Themen 
bei  den  Italienern  berühmten  Komponisten 
ein  Bild  zu  machen,  während  Paesiello 
durch  die  Beethovenschen  Klaviervariationen 
über  ein  Lied  aus  der  „Molinara"  als  der 
Sänger  der  weichen  Freude  oder  Wehmut, 
eine  Art  von  musikalischem  Iffland,  bekannt 
ist.  Für  Guglielmi  dagegen  bedeutet  die  Tat- 


sache, dass  das  18.  Jahrhundert  fiir  unsere 
Bühne,  auch  für  die  italienische,  abgesehen 
von  Mozart,  regelmässigen  Experimenten 
mit  Gluck  und  ganz  vereinzelten  Experimenten 
mit  andern  Meistern  tot  ist,  ein  völliges  Ver- 
gessensein. Ob  man  freilich  nicht  unsem 
Bühnen  die  Aufgabe  stellen  müsste  und 
stellen  wird,  abgesehen  vom  19.  Jahrhundert, 
dessen  Repertoire  nebenbeigesagt  reichliche 
Striche  vertragen  würde,  uns  auch  regel- 
mässige historische  Cyklen  von  den  Meister- 
werken des  18.  und  des  17.  Jahrhunderts  zu 
bieten,  welche  in  der  Geschichte  der  Oper 
Epoche  gemacht  haben,  eine  Aufgabe  frei- 
lich, die  nur  auf  Grund  reicher  historischer 
Kenntnisse,  feinsten  Geschmackes,  sowie 
mit  liebevollster  Sorgfalt  in  der  Ein- 
studierung von  Werken,  deren  Stil  wir  erst 
wieder  verstehen  lernen  müssten,  gelöst 
werden  könnte,  darüber  ist  hier  nicht  der  Ort 
zu  reden.*)   Denjenigen  aber,  die  da  glauben, 

*)  Mit  Entzücken  lese  ich,  dass  in  Paris  die 
„Schola  cantorum"  unter  d'Indy  in  diesem  Winter 
neben  anderen  Werken,  darunter  Gluck*s  „Iphigenie 
in  Aulis",  «Pincoronazione  di  Poppea"  von  Monte- 
verdi  (1642),  wie  schon  früher  den  .Orfeo"  (1607), 
geben  wird. 


—     362     — 


das  Verschwinden  von  der  Bühne  enthalte  ein 
gerechtes  Werturteil,  das  heisst,  die  Werke 
des  17.  und  18.  Jahrhunderts,  welche  nicht 
mehr  gegeben  werden,  verdienten  dies  auch 
nicht,  gebe  ich  einstweilen  zu  bedenken,  dass 
es  an  sich  unwahrscheinlich  ist,  dass  man  nur 
im  19.  Jahrhundert  gute,  zur  Zeit  eines  Bach 
oder  Händel  aber  lediglich  wertlose  Opern 
schreiben  konnte.  Glaubt  man  denn  im  Ernste, 
die  Monteverdi,  A.  Scarlatti,  Rameau, 
hätten  keine  Note  geschrieben,  die  klingens- 
wert wäre?  die  wert  wäre,  zum  wenigsten 
neben  der  —  „Martha"  oder  dem  „Trom- 
peter von  Säckingen**  gehört  zu  werden? 
Dass  freilich  die  meisten  Werke  des  17.  und 
18.  Jahrhimderts  vergessenswert  sind,  teilt 
diese  Zeitperiode  durchaus  mit  dem  19.  Jahr- 
hundert. Die  angeregten  historischen  Cyklen 
würden  sich  nur  auf  Werke  zu  erstrecken 
haben,  in  denen  mehr  liegt,  als  der  Zeit- 
geist, in  denen  ein  ewiger  Funke  ruht, 
der  eben  seiner  Ewigkeit  wegen  nicht  ver- 
dient, mit  dem  Zeitgeist  unterzugehen. 

Es  liegt  nicht  in  meiner  Macht,  vor  dem 
Auge  des  Lesers  eine  stilgerechte  Aufführung 
eines  der  besten  Werke  Guglielmis,  etwa  der 
,due  gemelli"  (1787),  vorüberziehen  zu  lassen, 
was  zweifellos  die  angemessenste  Gedenk- 
feier zu  Ehren  des  vor  100  Jahren  Verstor- 
benen sein  würde.  Wir  wollen  darum 
literarisch  dem  alten  Meister  möglichst  nahe 
zu  kommen  versuchen.  Damit  gewinnen  wir 
zugleich  einen  tieferen  Einblick  in  die  Ge- 
schichte der  komischen  italienischen  Oper, 
denn  Kunstgeschichte  ist  stets  nur  Betrachtung 
einer  Anzahl  von  hervorragenden  Künstlern, 
die  einer  vom  andern  gelernt  haben,  von 
denen  einer  dem  andern  entgegengetreten  ist. 

Guglielmi  wurde  in  Massa-Carrara  im 
Mai  1727  —  der  Tag  ist  nicht  bekannt  — 
als  Sohn  des  Giacomo  Guglielmi,  der 
Kapellmeister  im  Dienste  des  Herzogs  von 
Modena  war,  geboren.  Wir  finden  wieder 
den  Erfahrungssatz  bestätigt,  dass  kaum  je 
ein  bedeutendes  musikalisches  Talent  von  der 
Natur  in  einer  Generation  hervorgebracht 
worden  ist,  dass  vielmehr  das  musikalische 
Talent  gleichsam  schrittweise  auf  dem  Wege 
des  Erbgangs  entsteht  und  später,  wenn  es 
im  Verfolge  der  Generationen  seinen  Höhe- 
punkt erreicht  hat,  sogleich  wieder  abnimmt 
—  man  denke  an  Mozart,  seinen  Vater,  und 
seinen  Sohn,  der  Familie  Bach  zu  geschweigen. 
Zwei  der  Söhne  Pietro  Guglielmis  werden  uns 
■^och    als    Musiker    begegnen.     Im  Alter  von 


18  Jahren  kam  Guglielmi  nach  Neapel  auf 
das  Konservatorium  Santa  Maria  di  Loreto 
und  wurde  dort  Schüler  Durantes.   Er  zeigte 
sich   jedoch   dieser   berühmten  Anstalt  —  in 
der    er   nach   damaligem  Brauche   nicht  nur 
Unterricht,  sondern  auch  Wohnung  und  Ver-     ! 
pflegung  erhielt  —  und  seines  grossen  Lehrers     . 
zunächst  recht  unwürdig,  indem  er  zu  träge     j 
zum   Arbeiten   war    und    auch   nur   dürftige     ! 
musikalische   Anlagen    zeigte.     Es   wird   er- 
zählt,    dass    Durante    wiederholt    bezüglich 
Guglielmis  geäussert  habe:  Di  queste  orrecchie 
d*asino  ne  voglio  fare  orrecchie  musicali 
(Aus  diesen  Eselsohren  will  ich  keine  musi- 
kalischen Ohren   machen).     Immerhin   würde 
diese   drastische   Beurteilimg   beweisen,  dass 
etwas  an  Guglielmi  dem  grossen  Lehrer  auf- 
gefallen war,  dass  jener  also  doch  hoffnungs- 
volle musikalische  Keime  sehen  Hess.    Damit 
deckt  es  sich,  dass  Durante  seinen  ungelehr- 
igen   Schüler   immer   wieder    bei  den  ersten 
Kontrapunktübungen  anfangen  liess.    Endlich 
nahmen  die   Dinge   eine    günstige  Wendung. 
Es  wurde  ein  Preis  auf  die  beste  8  stimmige 
Fuge,    die    einer   der   Zöglinge    des   Konser- 
vatoriums  schriebe,    gesetzt.     Am  Tage   vor 
dem  Ablieferungstermin  hatte  Guglielmi  seine 
Arbeit  noch  nicht  begonnen.    Dagegen  störte 
er  die  Aufmerksamkeit   seiner   eifrig   an  der 
Arbeit  sitzenden  Mitschüler  durch  allerlei  Un- 
fug,   und    schliesslich   wurde  er  von   diesen 
aus  dem  Arbeitssaal  hinausgeworfen.    Dieser 
Schimpf    aber    liess    ihm    keine    Ruhe    und 
stachelte  alle  seine  Fähigkeiten  auf.  Er  zog  sich 
in  sein  Zimmer  zurück,  arbeitete  30  Stunden 
ohne    Unterbrechung '  und    hatte    die  Genug- 
tuung, dass  der  alte  Durante  seine  Fuge  mit 
dem  Preise  auszeichnete,  indem  er  vor  Freude 
über  die  plötzliche  Verwandlung  seines  Schülers 
weinte  und  ausrief:  „Ich  habe  mich  also  nicht 
getäuscht!     Ich  habe  aus  ihm  einen  meiner 
besten  Schüler  gemacht." 

Im  ganzen  blieb  Guglielmi  etwa  9  Jahre 
auf  dem  Loreto-Konservatorium.  1755  brachte 
er  dann  in  Turin  seine  erste  Oper  mit  glän- 
zendem Erfolge  zur  Aufführung.  Allerdings 
verwahrt  das  Kgl.  Archiv  in  Neapel  das  Text- 
buch einer  Oper  Chichibio,  welche  Guglielmi 
1739,  also  im  Alter  von  12  Jahren,  kom- 
poniert haben  soll.  Näheres  über  diese 
Jugendarbeit  ist  indessen  nicht  bekannt ;  man 
geht  aber  wohl  nicht  fehl,  wenn  man  an- 
nimmt, dass  eben  der  Rückblick  auf  diese 
Arbeit,  die  jedenfalls  sein  Vater  überw'acht 
hatte,  Guglielmi  dem  strengen  Studium  unter 


363 


Durante  sehr  abhold  sein  Uess;  andererseits 
würde  diese  Jugendarbeit  —  die  mit  Rücksicht 
auf  die  primitiven  Formen  der  damaligen 
Opemmusik  gar  nichts  so  unerhörtes  bedeuten 
würde  —  das  Interesse  erklären,  das  Durante 
offensichtlich  trotz  seiner  scheinbaren  verächt- 
lichen Ablehnung  an  seinem  faulen  und  keine 
Fortschritte  zeigenden  Schüler  nahm. 

Der  glänzende  Erfolg  in  Turin  hatte  die 
gewünschte  Nebenwirkung, dass  jetzt  Guglielmi 
die  Karriere  eines  italienischen  Opemkompo- 
nisten  offen  stand.  Er  erhielt  aus  den  be- 
deutendsten italienischen  Städten  Opemauf  träge, 
und  wir  finden  ihn  in  den  nächsten  Jahren 
bald  hier,  bald  dort.  1762  wurde  er  nach 
Venedig  gerufen  und  brachte  hier  mehrere 
Opern  zur  Aufführung.  Sie  vermehrten  seinen 
Ruhm  so  sehr,  dass  er  über  die  Alpen  ge- 
nifen  wurde,  und  wir  finden  ihn  in  den 
nächsten  Jahren  als  kurfürstlichen  Kapell- 
meister in  Dresden,  später  in  Braun- 
schweig und  1772 — 1777  in  London. 
Ueberall  wurde  er  mit  Ehrenbezeugungen 
und  mit  —  Gold  reich  beschenkt,  aber  es 
scheint,  dass  er  in  London  schliesslich  einer 
Intrigue  weichen  musste,  trotzdem  hochge- 
stellte Gönner  ihn  zu  halten  versuchten. 

Im  Alter  von  50  Jahren  kehrte  er  nach 
Neapel  zurück,  aber  es  ging  ihm  in  der 
Heimat,  wie  manchem  italienischen  Künstler 
seiner  Zeit,  der  gleich  ihm  über  die  Alpen 
gegangen  war  —  z.  B.  wenige  Jahre  zuvor 
Sarti  — :  man  hatte  ihn  vergessen,  seine 
früheren  Werke  waren  überholt,  und  er 
musste  sich  aufs  neue  seinen  Platz  erobern. 
In  Neapel  beherrschten  zu  jener  Zeit  jüngere 
Meister  die  Bühne:  Cimarosa  und  Paesiello. 
Aber  Guglielmi  nahm  den  Kampf  mit  allen 
Kräften  auf,  ja  derselbe  schien,  wie  schon 
einmal  im  Konservatorium,  als  es  galt  zu 
zeigen,  dass  er  nicht  ganz  wertlos  sei,  seine 
Kräfte  zu  steigern,  und  seine  besten  Werke 
stammen  aus  jener  Zeit,  darunter  die  „Serva 
innamorata"  (1778)  —  die  neben  der  bereits 
genannten  Oper  „i  due  gemelli"  später  auch 
in  Paris  gegeben  worden  ist  — ,  „la  pastorella 
nobile"  (1788),  „La  Didone"  (1785)  und  „Le 
vicende  d'amore"  (1784).  Es  wird  berichtet, 
dass  Paesiello  —  nicht  auch  Cimarosa  — 
selbst  niedrige  Intrigue  gegen  Guglielmi  nicht 
gescheut  hat,  so  einmal  durch  seine  Anhänger 
bei  der  Premiere  eines  Werkes  von  Guglielmi 
so  viel  Lärm  im  Zuschauerraum  machen 
liess,  dass  man  kaum  der  Musik  folgen 
konnte.     Um    die    Möglichkeit    dieses    Trics 


einzusehen,  muss  man  die  Gewohnheit  eines 
italienischen  Theaterpublikums  der  damaligen 
Zeit  kennen,  sich  während  der  Auffühnmg 
recht  imgeniert  zu  unterhalten,  insbesondere 
z.  B.  bei  der  Ouvertüre.  Guglielmi  hatte 
aber  das  Glück,  dass  während  des  ersten 
Finales  der  König  eintrat.  Das  Finale  be- 
gann von  neuem,  und  es  herrschte  jetzt  mit 
Rücksicht  auf  die  Anwesenheit  des  Königs 
Ruhe;  und  gerade  dieses  Finale,  „ein  präch- 
tiges Stück,  voll  von  komischer  Kraft**,  wie 
Fetis  es  beurteilt,  erzielte  einen  solchen  Ent- 
husiasmus, dass  der  dirigierende  Komponist 
zum  Schlüsse  im  Triumphe  herumgetragen 
wurde.  Der  Fürst  von  San-Severo,  ein 
leidenschaftlicher  Musikliebhaber  und  ins- 
besondere Verehrer  der  Werke  von  Guglielmi, 
Cimarosa  und  Paesiello,  soll  einen  originellen 
Versuch  gemacht  haben,  die  drei  streitbaren 
Künstler  zu  versöhnen.  Er  lud  sie  nämlich, 
wie  erzählt  wird,  zu  einem  opulenten  Gast- 
mahle zusammen  zu  sich  ein,  liess  sie  sich 
umarmen  und  sich  Freundschaft  geloben. 
Wie  dem  auch  sein  mag,  jedenfalls  scheinen 
die  drei  Komponisten  eingesehen  zu  haben, 
dass  es  im  gemeinsamen  Interesse  für  sie 
lag,  Frieden  zu  halten,  und  wir  sehen  sie 
bald  darauf  im  gemeinsamen  Kampfe  gegen 
die  Theateruntemehmer.  Diese  nämlich  ver- 
gaben Opemaufträge  an  den  —  mindest- 
f ordernden  Komponisten;  Guglielmi,  Cimarosa 
und  Paesiello  aber  kamen  überein,  keine  Oper 
unter  600  Dukaten  (1  Dukat  nach  der  Währung 
des  Königreichs  Beider  Sicilien  ungefähr  = 
4  V4  lire,  also  600  Dukaten  etwa  =-  2000  M.) 
zu  liefern,  und  da  sie  gemeinsam  die  Theater 
beherrschten,  konnten  sie  ihre  Forderimg 
durchsetzen.  Dieser  Preis  2000  M.  für  eine 
Oper,  den  drei  der  berühmtesten  Opemkom- 
ponisten  noch  gemeinschaftlich  erkämpfen 
mussten,  ist  übrigens  ein  Koulissenblick  in 
die  Theaterwirtschaft  der  damaligen  Zeit,  der 
uns  die  Ursache  der  Massenproduktion  leb- 
haft vor  Augen  führt,  selbst  wenn  wir  den 
höheren  Wert  des  Geldes  zur  damaligen  Zeit 
mit  in  Betracht  ziehen. 

Als  1793  die  Stellung  eines  Kapell- 
meisters an  der  Peterskirche  in  Rom 
vakant  wurde,  erhielt  Guglielmi  diesen  hohen 
Ehrenposten.  Er  lieferte  ihm  Gelegenheit, 
für  die  Kirche  zu  komponieren  und  die  Werke, 
die  er  jetzt  schuf,  werden  allgemein  zu  seinen 
besten  gezählt.  Zingarelli  (1752—1837), 
sein  Nachfolger  als  Kapellmeister  der  Peters- 
kirche in  Rom  (1804—1811),  betrachtete  das 


—     364 


Oratorium  „Debora  e  Sisara"  als  Guglielmis 
Meisterwerk  und  äusserte  sich  überhaupt  über 
seinen  Amts  Vorgänger :  „In  hohem  Alter  zum 
Kapellmeister  von  St.  Peter  gewählt,  hat 
Guglielmi  doch  noch  viel  gearbeitet,  und 
zwar  immer  mit  seiner  bewundernswerten 
Klarheit,  denn  sein  Stil  war  sehr  rein  und  er 
verstand  es  mit  wenig  Noten  harmoniereich 
zu  sein."  In  dieser  letzten  Zeit  schrieb 
Guglielmi  noch  2  grosse  Opern  für  Neapel : 


„il  trionfo  di  Camillo*  und  „rAdmeto.**  Von 
Kirchenkompositionen  sind  noch  die  doppei- 
chörigen  Werke  »laudate  pueri*  und  „in 
convertendo"  hervorzuheben. 

Er  starb  in  rüstigem  Greisenalter,  mit 
den  Vorbereitungen  zu  einer  Jagdpartie  be- 
schäftigt —  einem  Vergnügen,  das  er  sehr 
liebte  —  im  Alter  von  77  Jahren  am  19.  No- 
vember 1804  in  Rom. 

(Schluss  folgt.) 


&ie  fscbecbiscbe  ^as!l<. 


Von 
Dr.  Karl  Storek. 

(Fortsetztmg.) 


So  sticlite  sich  das  angeborene  Theatertalent 
des  slavischen  Stammes  auf  auswärtigen  Bühnen 
ein  Betätigungsfeld.  Diese  erhielten  nicht  nnr 
eine  sehr  grosse  Zahl  bedeutender  Sänger  nnd 
Sängerinnen  ans  dem  Böhmerlande,  sondern  auch 
eine  beträchtliche  Zahl  schöpferischer  Meister; 
über  deren  Anpassungsfähigkeit  braucht  man  sich 
freilich  bei  der  Intemationalität  des  damaligen 
Musikstils  nicht  zu  sehr  zu  verwundem.  Ich  nenne 
nur  einige  charakteristische  Beispiele.  Johann 
Mysliweczek  (1797—81),  der  bei  den  Italienern  so 
grossen  Erfolg  gewann,  dass  sie  ihn  zu  den  ihren 
zählten  und  ihn,  ähnlich  wie  unseren  Hasse,  den 
„Sassone'^,  il  Boemo  nannten.  Johann  Medricky 
(etwa  1760—1880)  leistete  sich  das  schwere  Kunst- 
stück, sich  so  sehr  in  den  Wiener  Volkscharakter 
einzuleben,  dass  er  mit  seinen  Singspielen  »Der 
Schlosser«,  .Die  Rose",  .Die  Rekruten*,  .Der 
letzte  Bausch^*  lebhaften  Beifall  gewann.  Er  er- 
leichterte dabei  den  Wienern  die  Aussprache  seines 
Namens,  indem  er  ihn  in  Mederitsch  umwandelte, 
wobei  er  freilich  keine  so  getreue  Uebersetzung 
ins  Deutsche  gab,  wie  mit  der  latinisierten  Form 
seines  Namens,  die  er  für  Kirchenmusik  wählte, 
wobei  er  sich  G-alluB  (der  Hahn)  nannte.  Böhme 
war  auch  der  als  Theoretiker  noch  heute  wirksame 
Anton  Reicha  (1770-1836),  der  in  Paris  mit  Sym- 
phonien freilich  mehr  Erfolg  hatte,  als  mit  den 
komischen  Opern  .Kagliostro''  (1810)  und  .Sappho^ 
(1822).  Mehr  als  Seltsamkeit  ist  zu  erwähnen,  dass 
an  den  böhmischen  Schulen  vielfach  lateinische 
Opern  zur  Aufiührung  kamen.  Diese  reichen  bis 
in  den  Beginn  des  18.  Jahrhunderts  hinauf. 

Der  Schwerpunkt  der  böhmischem  Komposition 
im  18.  Jahrhundert  aber  liegt  in  der  katholischen 
Kirchenmusik.  Es  ist  nun  eine  gan^  eigen- 
artige Erscheinung,  die  nur  auf  dem  Hintergrund 
einer  ausgedehnten  Darlegung  der  Kulturverhält- 
nisse  völlig  verständlich  wäre,  dass  diese  böhmische 
Kirchenmusik  nicht  nur  ein  Hort   des  ernstesten 


deutschen  Kirchenstils,  wie  er  durch  J.  S.  Bach 
seine  höchste  Entfaltung  erlebt  hat,  darstellt, 
sondern  gleichzeitig  ein  festes  Bollwerk  gegen  die 
allgemeine  Verwelschung  durch  die  italienische 
Musik  ist  und  ein  Vertreter  des  germanischen 
Ideals  einer  individualistischen  und  nationalen 
Musik  wird.  Es  ist  klar,  dass  diese  nationalen 
Momente  in  der  eigentlichen  Kirchenmusik  weniger 
sichtbar  werden,  aber  es  war  wertvoll  genug,  dass 
der  allgemeinen  Ueberwucherung  mit  dem 
italienischen  Opernstil  entgegengearbeitet  wurde. 
Das  geschah  zunächst  mit  dieser,  von  deutschem 
Geiste  erfüllten  Elirchenmusik,  die  sich  lange  Zeit 
in  Böhmen  treulich  überlieferte.  Auch  das  Prager 
Konservatorium  wirkte  in  diesem  Geiste,  und  die 
Programme  der  1803  gegründeten  .Tonkünstler- 
sozietät^  in  Prag  weisen  bis  1843  fast  nur  deutsche 
Werke  auf.  Aber  es  ist  andererseits  auch  unver- 
kennbar, dass  dieses  Betonen  eines  eigenen  Cha- 
rakters in  einem  geographisch  eng  umschriebenen 
Gebiete  der  späteren  tschechisch-nationalen  Musik- 
bewegung einen  günstigen  Boden  geschaffen  hat. 
Das  entspricht  freilich  nur  der  allgemeinen  Wirkung 
der  Anregungsarbeit  deutschen  Geistes.  Gerade 
weil  in  ihm  das  Recht  der  Persönlichkeit  vor 
allem  cmderen  betont  wird,  zeigt  sich  deutscher 
Einfluss  bei  fremden  Völkern  nicht  in  einer 
sklavischen  Nachahmung  des  deutschen  Vorbildes, 
sondern  in  Betonung  der  eigenen  Art.  Man  braucht 
nur  an  die  Wirkung  der  deutschen  Romantik  anf 
die  Literatur  der  anderen  Völker  zu  denken. 
Gleicherweise  hat  ja  auch  die  aus  deutschem 
Wesen  entwickelte  symphonische  Dichtun^^  überall 
das  Erwachen  nationaler  Programmmusik  znr 
Polge  gehabt. 

Hier  in  Böhmen  trugen  allerlei  religiöse 
Stimmungen  und  kulturelle  Beziehungen  dazu  bei, 
der  katholischen  Kirchenmusik  zu  einer  ähnlichen 
Bedeutung  in  Oesterreich  zu  verhelfen,  wie  die 
evangelische  Kirchenmusik  Sachsen-Thüringens  sie 


—    365    — 


für  den  Norden  gewonnen  hatte.  Allerdings  brachte 
diese  böhmische  Kirchenmusik  keine  so  gewaltigen 
Persönlichkeiten  hervor,  wie  Bach  und  Handel. 
Genies  gibt  es  in  keiner  Epoche  in  grosser  Zahl, 
aber  sicher  lag  das  auch  daran,  dass  die  zu  einer 
gewissen  Objektivität  zwingende  katholische 
Kirchenmusik  die  Entfaltung  der  Persönlichkeit 
nicht  80  begünstigte,  wie  der  Protestantismus,  der 
auch  für  seinen  Kultus  den  Komponisten  damals 
eine  subjektive  Freiheit  Hess,  wie  später  nie  mehr. 
Vermag  doch  heute  die  evangelische  Kirche  für 
Bach  keinen  Platz  in  ihrer  Liturgie  zu  erübrigen. 
(Alle  diese  Prägen  werden  reiflich  untersucht  in 
einer  gedankenreichen,  nur  allzusehr  mit  philo- 
sophischen Exkursen  beschwerten  Studie  von 
Otto  Schmid  „Musik  und  Weltanschauung" 
Leipzig  1901). 

Als  Vater  dieser  böhmischen  katholischen 
Kirchenmusik  wird  gefeiert  der  Franziskaner 
Bohnslav  Gzernohorsky  (1684—1740),  der  in 
einem  längeren  Aufenthalte  in  Italien  die  klassische 
Kirchenmusik  der  Niederländer  und  Palestrinas 
sich  zu  eigen  gemacht  hatte,  aber  danach  auch 
durch  Johann  Josef  Fuz  in  die  Geheimnisse 
deutscher  Kontrapunktik  tief  eingedrungen  war. 
£r  verdient  seinen  Ehrennamen  umsomehr,  als  er 
ein  väterlicher  Erzieher  jüngerer  Talente  war.  Von 
seinen  Schülern  schlugen  der  Oeiger  Tartini 
und  unser  Gluck  andere  Wege  ein  als  ihr  Lehrer. 
Auf  dem  Gebiete  der  Kirchenmusik  aber  bewährte 
sich  Josef  Seeger  (1716—82),  ein  glänzender  Or- 
gamst  und  vorzüglicher  Lehrer.  Der  geniale 
Johann  Zach  (1699—1773)  dagegen  endete  nach 
dnem  zerfahrenen,  von  falschem  Ehrgeiz  und 
äusserlichem  Virtuosentum  zerrütteten  Leben  im 
Irrenhause  zu  Bruchsal,  wohin  er  aus  seiner  Stellung 
als  knrmaiuzischer  Kapellmeister  verbracht  worden 
war.  Der  bedeutendste  von  allen  war  Franz 
Tuma  (1704—74),  den  der  grosse  Fax  noch  in 
seine  strenge  Schule  nahm.  Als  Kammerkomponist 
der  verwitweten  Kaiserin  Elisabeth  schuf  er  mit 
eistanniicher  Leichtigkeit  eine  Fülle  musikalischer 
Werke,  die  weit  über  die  blosse  kontrapunktische 
Künstarbeit  hinausreichen  und  einen  starken  perw 
sönlichen  Uehalt  eines  mit  den  Problemen  des 
Daseins  schwer  ringenden  Geistes  bekunden.  Zumal 
die  Messen  in  d-moU  und  e-moll  machen  es  be- 
greiflich, dass  ein  Mozart,  als  ihm  in  Leipzig 
J.  S.  Bachs  gewaltige  Persönlichkeit  aufging,  be> 
Bonders  lebhaft  an  den  heimischen  Tuma  dachte. 
Ans  der  grossen  Zahl  der  übrigen  nenne  ich  nur 
noch  Franz  XaverBrixi(1732— 71) und  Johann 
Disma  Zelenka  (1679—1745).  Des  ersteren 
Messen  werden  noch  heute  in  Böhmen  aufgeführt, 
und  von  Zelenka  haben  sich  einzelne  Kompositionen 
bis  in  die  letzten  Jahre  in  der  Dresdener  Hof- 
kirche, wo  er  als  Organist  wirkte,  gehalten.  Er 
bewährte  sich  auch  in  weltlicher  Musik,  und  eine 
köstliche  Trompetensuite  in  f ,  die  bei  Breit  köpf 
nnd  Härtel  neu  herausgegeben   worden  ist,   ver- 


diente ihres  sonnigen  Hxmiors  wegen  in  unseren 
Konzertprogrammen  einen  ständigen  Platz  zu  er- 
halten« 

Nach  den  Worten  des  in  Böhmen  geborenen 
grossen  Musikhistorikers  Ambros  (1816—76),  der 
eine  Zierde  des  Prager  Konservatoriums  war,  blieb 
in  der  ersten  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts  in  Böhmen 
„Mozatts  Ansehen  und  Einfluss  unbegrenzt.  Man 
hätte  nichts  dagegen  gehabt,  mit  Mozart  abzu- 
schliessen'.  Der  Einfluss  Beethovens  war  da- 
gegen mehr  äusserlicher  Art.  Es  blieb  also,  wie 
es  sich  beim  Gesamtstand  der  tschechischen  Kultur 
fast  von  selbst  versteht,  die  formale  Musikauffassung 
vorherrschend.  Wir  werden  sehen,  dass  auch 
später,  als  das  „Dichten  in  Tönen*  zum  Programm 
gemacht  wurde,  die  tschechischen  Komponisten  im 
Grunde  in  der  alten  Art  stecken  blieben,  wie  sie 
auch  eigentlich  nicht  aus  der  Oper  zum  Musik- 
drama gelangt  sind. 

In  der  Geschichte  der  Oper  bedeutet  Mozart, 
trotz  aller  äusseren  Verwandtschaft  mit  der 
italienischen,  die  Besiegung  dieser  durch  die 
deutsche.  Der  Sieg  musste  auf  diese  Weise  mit 
den  Waffen  des  Feindes  errungen  werden,  wenn 
in  einem  Lande,  dem  es,  nach  Goethes  Ausspruch 
in  „Dichtung  und  Wshrheit^,  „niemals  an  Talenten, 
wohl  aber  an  nationalem  Gehalt  fehlte",  dieser  zur 
Vorherrschaft  gelangen  sollte.  Man  musste  die 
eigene  Nationalität  erst  in  der  fremden  Form  lieben 
lernen,  bevor  man  für  sie  die  ihr  entsprechende 
Form  schuf.  Wie  man  über  Beethovens  „Fidelio*, 
über  Weber  und  Marschner  in  Wagner  zu 
dieser  Form  kam,  gehört  nicht  hierher.  Aber  wir 
halten  fest,  dass  sich  ein  bewusster  nationaler 
Gehalt  in  der  Musik  am  ersten  in  der  Oper  aus- 
sprechen kann,  weil  hier  die  Dichtung,  und  sei  es 
sclüiesslich  nur  mit  der  Sprache,  das  nationale  Be- 
wusstsein  bekundet  Das  braucht  da  durchaus  noch 
nichts  von  separatistischen  Bestrebungen  an  sich 
zu  haben,  hat  überhaupt  nichts  von  jener  politischen 
Stimmung,  die  so  leicht  aus  der  Behauptung  des 
eigenen  Wertes  zur  Bekämpfung  Jedes  anderen 
wird.  Auch  ist  diese  Bewegung  von  Jener 
Systematik  frei,  die  geiade  in  der  Kunst  der 
Musik,  die  als  Seelensprache  über  alle  nationalen 
Grenzen  ganz  natürlich  hinauswächst,  von  Unheil 
wird,  weil  sie  die  Entwicklung  hemmt.  Es  ist  nun 
einmal  nichts  daran  zu  ändern,  dass  die  Ent- 
wicklung der  Musik  zur  Kunst  das  Verdienst 
weniger  Kulturvölker  ist.  Treten  nun  neue  Nationen 
in  den  Wettbewerb  der  Kulturarbeit  ein,  so  wäre 
es  von  ihnen  umso  wahnwitziger,  das  bei  ihnen 
im  Ruhezustand  liegende  Material  von  vornherein 
dem  in  langer  Kulturarbeit  gesäuberten  für  gleich- 
wertig zu  erachten,  als  ihre  Art  der  Bearbeitung 
Ja  eben  von  diesen  Kulturvölkern  übernommen  ist. 
Was  will  es  schliesslich  bedeuten,  dass  slavische 
Komponisten  die  Motive  ihrer  symphonischen 
Dichtungen  ihrem  Volksliederschatz  entnehmen, 
wenn   die  ganze   Art   der  Verarbeitung  und  Be- 


366     — 


arbeltang,  durch  die  aus  dem  Marmorblock  erst  die 
Statae  wird,  der  deutschen  symphonischen  Dichtung 
entlehnt  ist?  Erst  wo  der  Geist  dieser  künst- 
lerischen Arbeit  national  wird  —  es  ist  bei  einzelnen 
dieser  Komponisten  der  Fall  —  wird  man  von 
wirklich  nationaler  Knnstarbeit  sprechen  können. 


Alles  andere  ist  nnr  änsserlich,  ist  nur  Körper, 
nicht  Seele.  Anf  diese  aber  kommt  es  an.  Hier 
liegt  der  innerste  Qmnd,  weshalb  der  grösste  Teil 
der  nenslavischen  Mnsik  nns  nichts  rechtes  sagt, 
jedenfalls  nicht  mehr  gibt,  als  die  Volkslieder  and 
Tänze  der  betreffenden  Nation. 


(Fortaetznng  folgt.) 


]^cfoFtt)^orscb1äge  zuf  ^!o1li)pädagogl1<. 


Von 
Dai^obert  lidwenthal. 

Der  nachstehende  pädagogische  Vorschlag  be-  können  wir 
zweckt  für  nnsere  Geigenlehrer  die  Erreichung 
einer  gewissenhafteren,  energischeren  Unterweisung 
und  Durchführung  der  technisch  so  schwierigen 
Grundlagen  des  G^eigenspie1s.  ( Bogenhaltung, 
Bogenführung,  Bogeneinteilung  und  korrekten 
Fingersatz.) 

Zur  Ehre  meiner  Kollegen  muss  ich  es  aus- 
sprechen, dass  von  unmusikalischen,  unrhyth- 
mischen und  technisch  vollständig  mangelhaften 
Leistungen  bei  Streichinstrumentisten  gewiss  sehr 
selten  die  Rede  sein  wird.  Es  ist  höchst  dankens- 
wert, dass  in  diesen  Blättern  so  oft  gegen  die  eben 
erwähnten  schlechten  Eigenschaften  beim  Klavier- 
unterricht in  erfolgreicher  Weise  zu  Felde  ge- 
zogen wird;  die  pädagogische  Frage  liegt  aber  beim 
Geigenunterricht  vielfach  anders.  Jemand,  der 
ein  Streichinstrument  spielt,  ist  schon  von  Anfang  an 
auf  das  Zusammenspieien  mit  anderen  Instrumenten, 
besonders  Piano,  angewiesen  und  wird  dadurch 
schneller  und  gründlicher  musi- 
kalisch; zweitens  aber  wirken  die  Orchester  der 
Jetztzeit,  besonders  in  Deutschland,  in  musikivlischer 
und  technischer  Beziehung  durchaus  erzieherisch. 
Orchester  ersten  BAuges  unter  grossen  Dirigenten, 
in  denen  überhaupt  nur  vorzügliche  Spieler  ange- 
nommen werden,  brauchten  hier  eigentlich  kaum 
genannt  zu  werden.  Nun  bekommt  man  aber  von 
vielen  unserer  Theater-,  Infanterie-,  Stadt-  und 
Bade-Kapellen  solch*  b  r  a  v  e  Leistungen  zu  hören, 
dass  wir  heutzutage  entschieden  jedem  guten 
Orchesterspieler  eine  grosse  Achtung  ent- 
gegenzubringen haben. 

Das  Orchester  ist  aber  für  die  meisten  Streich- 
instrumentisten eine  Notwendigkeit  zu  ihrem 
Lebensunterhalt.  Der  Unterricht  ist  ihnen 
nur    eine,    wenn    auch   nicht    immer    erwtlnschte. 


aber  notwendigeNebenbeschäftigung. 
Wer  eine  lange  Vormittags-Orchester-Probe  oder 
ermüdenden  Militärdienst  hinter  sich  hat  und 
abends  wieder  in  die  Arbeit  muss,  von  dem  ist 
nicht  immer  zu  verlangen,  dass  er  dem  Kratzen 
verschiedener  Anfänger  gegenüber  Freudigkeit  und 
Liebe  zur  Sache  in  die  Stunde  mitbringen  soll. 
Aber  Gewissenhaftigkeit   und  Energie 


entschieden  verlangen,  wenn  der 
ganze  Stand  des  Lehrers,  den  auch  wir 
immer  mehr  zn  heben  wünschen,  nicht  darunter 
leiden  soll.  Es  sind  daher  wiederholentlich 
Probe-Lektionen  im  Unterrichte  für  An- 
fänger wie  für  Vorgeschrittene  dringend  erforder- 
lich. Wer  nur  zu  oft  Schüler  bekommen  hat,  die 
schon  früher  einen  oder  sogar  mehrere  andere 
Lehrer  hatten,  könnte  eine  Anzahl  von  Karrika- 
turen  zeichnen,  die  die  Leutchen  bei  ihrer  Bogen- 
haltung  und  -führung  bilden.  Der  Eine  fasst  den 
Bogen  wie  eine  Holzaxt  an,  der  Andere  zappelt 
mit  den  4  Fingern  auf  der  Bogenstange  hemm, 
wie  ein  FJötenbläser  auf  seinen  Klappen,  und 
glaubt,  er  spiele  mit  losem  Handgelenk. 

Von  der  Bogenrichtung,  die  dicht  an  der 
rechten  Hüfte  oder  am  linken  Auge  vorbeiführt, 
mag  man  schon  gamicht  weiter  reden.  —  Die 
Literatur  für  kleine  Anfänger  ist  eine  so  hübsche, 
musikalische  und  reichhaltige  geworden,  dass  der 
Lehrer  nur  die  in  diesen  Blättern  besprochenen 
Sachen  allein  zu  verfolgen  nötig  hätte,  er  würde 
dann  sehen,  dass  man  den  kleinen  Schüler  immer 
von  neuem  anregen  und  doch  mit  eiserner  Energie 
die  Fundamente  des  Geigenunterrichtes  durchführen 
kann.  Es  kommt  ja  vor,  dass  der  Eine  oder  Andere 
aus  einer  sog.  Lehre  oder  kleinen  Stadtkapelle 
hervorgegangene  Geiger  seine  Technik  hauptsach- 
lich im  Orchester  erlangt  hat;  dass  solche  Leute 
ein  Seminar  besuchen  müssen,  ist  vollständig  ge- 
rechtfertigt; man  kann  keinen  vorgerückteren 
Schüler  unterweisen,  wenn  man  das  Studienmaterial 
und  die  Musikstücke  nicht  selbst  gründlich  musi- 
kalisch und  technisch  beherrschen  kann. 

Aber  selbst  Geigern,  die  früher  einen  wirklich 
guten  Unterricht  genossen  haben,  würde  ein  Re- 
petitionskursus  im  Lehrer-Seminar  durchaus  nütz- 
lich sein.  Es  wäre  zu  wünschen,  dass  die  Leiter 
der  an  den  deutschen  Konservatorien  bestehenden 
Seminare,  auf  denen  heut  fast  ausschliesslich 
Klavierlehrer  ausgebildet  werden,  ihr  Augenmerk 
auch  der  Ausbildung  von  Violinlehrern  zuwen- 
deten. Sie  bedürfen  der  methodischen  und  päda- 
gogischen Schulung  und  der  vertieften  musikwissen- 
schaftlichen Bildung  genau  so  wie  der  Klavierlehrer. 


—     367     — 


=  Kritische  Bückschan  : 

über  Konsert  und  Oper. 

Von 
Dr.  Karl  Storek. 


Die  diesjährige  Konzertsaison  scheint  in  der 
Masse  der  Darbietungen  die  früheren  noch  über- 
bieten zu  sollen.  Die  ersten  vier  Wochen  brachten 
durchweg  24  bis  90  Konzerte.  £s  ist  allmählich 
für  den  einzelnen,  zumal  noch  ein  neues  Opernhaus 
hinzugekommen  ist,  ganz  unmöglich,  dem  öffent- 
lichen musikalischen  Leben  in  seinen  Einzel- 
erscheinungen zu  folgen.  Dies  ist  aUerdings  auch 
nicht  notwendig,  denn  ein  grosser  Teil  dieser  Kon- 
zerte —  ich  rede  noch  gamicht  von  denen,  der 
übeihanpt  noch  nicht  konzertberechtigten  Anfänger, 
sondern  ich  meine  Jene,  die  für  das  Publikum  von 
Interesse  sind  —  gehen  die  Kritik  nichts  an.  Es 
sind  das  die  zahlreichen  Veranstaltungen  aner- 
kannter oder  doch  tüchtiger  Künstler,  die  all- 
jährlich ihr  Konzert  zu  geben  pflegen,  ohne  dass 
sie  sich  bemühen,  in  ihrem  Programm  das  neue 
Schaffen  so  heranzuziehen,  dass  von  diesem  Ge- 
sichtspunkt aus  der  Kritiker  ihre  Darbietungen 
beurteilen  müsste.  In  diesem  Fall  genügt  es  dann 
eben  zu  sagen,  dass  die  Betreffenden  ihr  Konzert 
gegeben  haben.  Schlinmier  als  diese  Ueberfüllung, 
die  ja  in  gewisser  Hinsicht  dem  Bedarf  an  musi- 
kalischen Veranstaltungen  entgegenkommt,  ist  es 
mit  den  zahlreichen  Konzertnovizen  bestellt.  Die  Art, 
wie  diese  sich  der  Oeffentllchkeit  vorstellen,  ist  so 
unverantwortlich,  dass  man  immer  nur  mit  einem 
geheimen  Bangen  In  ein  Konzert  geht,  dessen  Ver- 
austalter  einem  noch  nicht  bekannt  ist.  Die  Pro- 
gramme sind  durchweg  von  furchtbarer  Oede, 
bringen  nur  das  ohnehin  allzu  oft  öffentlich  Ge- 
spielte und  bringen  dieses  zumeist  durchaus  nicht 
in  der  selbsterarbeiteten  Auffassung  des  Konzert - 
gebers,  sondern  in  der  seines  Lehrers.  Es  lässt 
sich  also,  selbst  bei  ausgiebigem  Anhören  eines 
solchen  Konzerts,  in  der  Regel  nur  über  die 
äusseren  technischen  Pählgkeiten  urteilen. 

Und  wie  mühselig  meistens  diese  Programme 
zusammengeklittert  sind,  um  nur  die  zwei  Konzert- 
stunden einigermassen  anständig  auüBzufüllen!  Hier 
sollte,  da  wir,  wie  mir  scheint,  uns  doch  einmal 
dleseu  Prüfungskonzerten  nicht  entziehen  können, 
eine  Neuerung  platzgreifen,  die  die  Konzert- 
direktion Hermann  Wolff  in  grösserem  Bahmen 
bereits  eingeführt  hat,  nämlich  das  Zusammen- 
wirken mehrerer  Künstler  an  einem  Konzertabend, 
wobei  dann  jeder  nur  ein  oder  zwei  Nummern  des 
Programms  zu  bestreiten  hätte.  An  den  soge- 
uannten  ^Künstlerabenden'^  der  genannten  Konzert- 
direktion treten  in  dem  grossen  Bahmen  der  Phil- 
harmonie  gleich  mehrere,  hier  noch  unbekannte 
Solisten  auf,  die  anderswo  sich  bereits  Beachtung 
▼orschafft  haben.  Durch  Hinzuziehung  eines 
bereits  bewährten  Künstlers   wird   dafür  gesorgt, 


dass  das  Publikum  sicher  auf  seine  Kosten  kommt. 
Am  ersten  Abend  war  der  Klavierspieler  Baoul 
Pugno  dieser  „sichere**  Mann.  Er  bewährte  seinen 
Buf  im  glänzenden  Vortrag  des  vor  allem  in  den 
zwei  ersten  Sätzen  charakteristischen  A-moll  Kon- 
zerts von  Edvard  Grieg.  Enttäuscht  haben  da- 
gegen  die  Schwestern  Emllle  und  Gabriele 
Christman  von  der  Petersburger  Hof oper.  Keine 
von  beiden  besitzt  die  ausreichende  Koloratur- 
technik, um  solche  VirtnosenstÜcke,  wie  die 
„Wahnsinnsarie'*  aus  der  „Lucia  von  Lanmiermoor*' 
oder  die  „Glöckchenarie**  aus  „Lakme**  vorführen 
zu  können.  Der  Triller  ist  sehr  ungleich,  die  Stac- 
catis  setzen  zu  schwer  an;  die  Stimme  ist  in  der 
Höhe  sehr  scharf,  der  besseren  Mittellage  fehlt 
jeder  Glanz.  Das  urteil  gilt  für  beide  Damen. 
Ihre  Stimmen  haben  eine  merk  würdige  Aehnlichkeit, 
ebenso  wie  die  äussere  Erscheinung  —  und  darauf 
beruht  wohl  der  ganze  Witz  ihrer  Berühmtheit. 
Das  Theater  wäre  aber  eher  der  Ort,  an  dem  ein 
solcher  Witz  verstanden  würde. 

Ein  sehr  tüchtiger  Violintechniker  ist  dagegen 
Jaroslaw  Kocian.  Ich  habe  das  virtuose  Bei- 
werk in  Paganinis  „D-dur  Konzert"  .noch  nie  so 
gut  gehört.  Die  Doppelgriffe  waren  glockenrein, 
die  Pizzlcati  und  Gllssandi  u.  s.  w.  vollendet. 
Leider  verdarb  sich  der  Künstler  die  Wirkung 
durch  eine  völlig  unzulängliche  Behandlung  des 
rein  Musikalischen,  was  am  schlimmsten  in  einer 
endlos  langen  Kadenz  zu  Tage  trat. 

Das  Ergebnis  dieses  ersten  Künstlerabends 
war  trotz  alledem  immerhin  noch  besser  als  das 
des  „zweiten  philharmonischen  Konzerts*', 
trotzdem  diese  Bewährtes  bringen  sollten.  Aber 
das  war  ein  recht  verlorener  Abend.  Für  Beet- 
hovens knorrige  „Coriolan-Ouverture"  ist  Ni- 
ki seh  nicht  der  rechte  Mann.  Die  Orchester- 
neuheit „Istar"  von  Vincent  d'Indy  zeigte  von 
neuem,  dass  die  französischen  Komponisten  der 
Gegenwart  die  „symphonische  Dichtung"  sehr 
äusserlich  auffassen.  Mendelssohns  dagegen 
reiche  „italienische  Symphonie*'  ist  doch  nicht  ge- 
haltreich genug,  um  für  einen  sonst  leeren  Abend 
zu  entschädigen.  Denn  der  Sollst  Eugene  Ysaye 
leistete  sich  eine  ganz  unmögliche  üebersetzung 
des  Bachschen  E-dur  Konzerts  in  französisches 
Virtuosentum.  Ausserdem  spielte  er  zwei  kleinere 
Stücke  von  Ghausson  und  St.-Saens  —  das 
letztere  hatte  er  sich  selbst  bearbeitet,  —  die  ge- 
radezu bösartig  flach  waren.  Dass  Ysaye  ein 
glänzender  Virtuose  mit  berückend  schönem  Ton 
ist,  zeigte  sich  übrigens  auch  dieses  Mal.  So  blieb 
dieses  zweite  philharmonische  Konzert  weit  hinter 
dem  ersten   zurück,   das  durch   die  Wiederholung 


—     368     — 


von  Brackners  gewaltiger  „neunter  Symphonie*' 
seine  Bedentang  erhielt.    Ich  habe  über  das  glän- 
zende Werk  im  letzten  Jahre  an  dieser  Stelle  aus- 
führlich gehandelt,  und  möchte  mich  nicht  wieder- 
holen.   Das  aber  müsste  ich  mit  allerdings  noch 
gesteigertem  Ausdruck  der  Bewunderung  für  den 
tiefgehenden  Eindruck,    den  mir   das    Werk   bei 
dieser  zweiten  Aufführung  in  noch  viel  stärkerem 
Masse   gemacht  hat,    als   beim  erstenmale.     Die 
breitere  Zuhörerschaft  scheint  sich  allerdings  nur 
sehr  schwer  zu  dieser  seltsam  knorrigen  und  doch 
wieder  so  harmlos  kindlichen  Natur  hinanzuünden. 
Daneben    brachte    das    Konzert    eine     aus    dem 
Nachlass  herausgegebene   „Serenade*'   von   Hugo 
Wolf.    Ein   niedliches,   durch   graziöse  Feinarbeit 
ausgezeichnetes  Werk,   das  freilich  durch   die  ge- 
waltige Nachbarschaft  mit  Brückners  Symphonie 
erdrückt    wurde,    einen    andererseits     aber    doch 
wieder  vor  die  Frage  stellt,  wie  es  denn  nur  mög- 
ich    ist,    dass   solche   Werke    anfangs    durchaus 
nicht  den  Weg  in  die  Oeffentlichkeit  finden  können, 
wo  sie  doch   in   keiner  Hinsicht  Schwierigkeiten 
bereiten,   weder  für  die  Aufführung,   noch  ftLr  die 
Aufnahme.  Aber  das  scheint  nun  einmal  Geschick 
unserer  deutschen  Komponisten  zu  sein,  dass  man 
ihnen  erst  in  der  rechten  Stimmung  gegenübertritt, 
wenn  sie  gestorben  sind.    Nun  ist  man  nur  allzu 
eifrig  dabei,  die  hinterlasseiien  Werke  Hugo  Wolfs 
für  den  Konzertsaal  zu  erobern.   Ich  möchte  sogar 
sagen,   dass  man  damit  manchmal  dem  Andenken 
des  Komponisten  unrecht  tut,   denn   es   ist  sicher, 
dass  er  sein  Bestes   doch  in  den  Liedern  gegeben 
hat.    Ganz  anders  aber  liegt  die  Sache,  wenn  man 
sich  fragt,   was   wohl   dieser  Komponist  geleistet 
hätte,   wenn  er  bereits  zu  Lebzeiten   diese  eifrige 
Förderung   erfahren  hätte.     Sicherlich    wäre   da- 
durch unsere  symphonische  Literatur,  das  beweist 
die  jyPenthesilea"  ja  mit  jedem  Takte,   um  wert- 
volle Werke  bereichert  worden.    Der  Solist  dieses 
ersten   philharmonischen  Konzerts   war  Dr.  Felix 
Kraus,  der  für  den  erkrankten  van  Boy  einge- 
sprungen war  und  leider  ebenfalls  die  von  diesem  an- 
gekündigte Schlussscene  aus  Wagners  „Walküre" 
sang.    Ich  sehe  nicht  ein,   weshalb  man  dieses  so 
durchaus  auf  die  Bühne  berechnete  und  nur  dort  zu 
voller  Wirkung  gelangende  Stück  in  den  Konzert- 
saal zerrt,  wo  doch  allen  die  Möglichkeit  geboten  ist, 
es  an  der  Stelle  zu  hören,  für  die  es  bestimmt  ist. 
Von  den  übrigen  orchestralen  Veranstaltungen 
gaben  die  beiden  ersten  Symphonieabende  der 


königlichen  Kapelle  zu  keinen  weiteren  Bemer- 
kungen Veranlassung.  Es  wurden  nur  erprobte 
Werke  gespielt  und  diese  in  der  bei  dieser  Körper- 
schaft fast  selbstverständlich  gewordenen  Voll- 
endung ausgeführt.  Zu  verzeichnen  wäre,  dass 
das  Publikum  in  fast  leidenschaftlicher  Weise  kund 
tat,  dass  es  seinen  Weingartner  behalten  will;  die 
Kritik  ist  in  der  angenehmen  Lage,  sich  diesem 
Wunsche  von  Herzen  anschliessen  zu  können. 

Sehr   grosses   Interesse    weckten    die  beiden 
Konzerte  des  Lamoureux-Orchesters  aus  Paris. 
Die  um   die  Verbreitung   deutscher  Musik,  zumal 
die  Wagners,  hochverdiente  Kapelle  bewährte  sich 
bei   diesen   Konzerten    als   eine  der    besten   Ver- 
einigungen,  die  es   überhaupt  gibt.     Der  Unter- 
schied gegenüber   unseren   besten    deutschen  Ka- 
pellen  sprang   dabei   scharf   in    die   Augen.      Im 
Gegensatz  zu  unseren  Vereinigungen  von  Künstlern 
haben  wir  hier   eine  Kunstvereinigung.    Einzelne 
der  Mitglieder  treten  nirgends  hervor.    Die  Schu- 
lung ist   von   militärischer  Exaktheit.     Am   ver- 
blüffendsten   wirkt    der  gleichmässige  Strich   der 
Geiger,  die  auch  bei  stärkster  Kraftentfaltung  auf 
Schönheit  des  Klanges  bedacht  sind.    Ich  glaube 
gern,   dass  dieses  Orchester   einem  Dirigenten  das 
denkbar  willkommenste  Werkzeug  ist,  denn  es  hat 
keinen    eigenen    Willen.     Der  Dirigent   des    Or- 
chesters, Camille  Chevillard,  ist  nun  allerdings 
selber  keiner  von  den  Subjektiven;  er  ist  eine  ein- 
fache  Natur,   die  die  Wirkung   im  wesentlichen 
durch     den    Gegensatz    der    Dynamik     anstrebt. 
Beethoven  wie  Schumann    blieb   er  viel  schuldig, 
indem  er  sie   allzu  sehr  von  der  bloss   formalen 
Seite  nahm,   schlechthin  vollendet  dagegen  waren 
die   Vorträge  Wagnerscher  Werke,   bei    dem    die 
grosse   Linienführung  des   architektonischen  Auf- 
baues  mit   überzeugender   Kraft   in   Erscheinung 
trat.   Ausserdem  führte  das  Orchester  eine  grössere 
Zahl   von  Werken  neuerer  französischer  Kompo- 
nisten auf,  von  denen  aber  auch  nicht  ein  einziges 
einen  stärkeren  Eindruck  zu  hinterlassen  vermochte. 
Die   Darbietungen    der   Vereinigung   wurden  mit 
reichem  Beifall  überschüttet,  der  wohl  noch  stärker 
gewesen   wäre,    wenn   nicht  die   ausserordentlich 
schlechte  Akustik  des  grossen  Konzertsaales  in  der 
Königlichen  Hochschule  dem   Orchesterklang  da- 
durch gefährlich  geworden  wäre,   dass  bei  starker 
ELlangentwicklung   die  Töne    solange  nachhallen, 
dass    sie  sich  mit  den  folgenden  verwischen  und 
vermengen. 


Mitteilungen 

von  HoohBohulen  und  KonserYatorien. 

Die  Hochschule  ftLr  Musik  in  Mannheim,  zu  führen  und  wird  in  diesem  Winter  eine  Folge 

Direktor   W.    Bopp,    hat    es   sich   zur   Aufgabe  systematischer    Vorträge     über    Fragen    bringen, 

gestellt,   Meisterwerke   alter   und  neuer  Zeit  dem  welche  zum  Verständnis  der  Kunstwerke  beitragen. 

Verständnis  des  musikliebenden  Publikums  näher  Unter  dem  Titel  „Enzyklopädie  der  Musik^  werden 


—     369     — 


müfiikgeschichtliclie,  theoretische  und  andere  Fragen 
der  Tonknnst  zur  Erörterong  kommen.  In  Aassicht 
genommen  sind  folgende  Vorträge:  1,  Zur  G^ 
schichte  des  Klaviers  and  der  Klaviermasik.  2.  Die 
Bifite  des  italienischen  Konstgesanges.  3.  bis  8. 
Die  VereinigoDg  der  Pormen  za  grösseren  Gebilden: 
a)  Messe,  Oratoriam,  Oper;  b)  Sonate,  Symphonie, 
Onvertäre.  9.  Die  Vereinigang  der  verschiedenen 
Künste  zom  Qesamtknnstwerk:  Falestrina,  Seb. 
Bach,  Gluck,  Wagner.  Die  Vorträge  finden  an 
jedem  Donnerstage  im  neuen  Vortragssaal  der 
flochschule  für  Musik  statt. 

Die  Eönigl.  Musikschule  zu  Wtirzburg, 
Direktor  Hofrat  Dr.  Kliebert,  hat  ihre  die»- 
winterlichen  Kammermusikvorträge  mit  einem 
Konzert  des  böhmischen  Streichquartetts  eröffnet. 
Ausser  Mozart's  d-moU  und  Schumann's  A-dur 
Streichquartett  kam  ein  Qaartett  von  Josef  Suk, 
des  zweiten  Geigers  der  Böhmen,  zum  Vortrag,  das 
durch  seine  originelle  Erfindung  und  fesselnde 
Klangwirkungen  grossen  Beifall  fand. 

Die     Itollfass'sche     „Musik-Akademie     für 


Damen**  zu  Dresden,  Direktor  Gastav  Schu- 
mann, versendet  ihren  Bericht  über  die  Schuljahre 
1902—1904.  Die  Alcademie  hat  in  diesem  Jahre, 
14.  September,  den  Verlust  ihres  einstigen  Be- 
gründers, Prof.  Bernhard  HoUfuss  zu  beklagen, 
der,  wenn  er  auch  die  Leitung  seiner  Anstalt  seit 
11  Jahren  Gustav  Schumann  übertragen  hatte, 
derselben  doch  stets  als  Berater  zur  Seite  blieb  und 
ihr  seine  künstlerische  Unterstützung  bis  zu  seinem 
Ende  widmete.  In  dem  Bericht  wird  dem  Ver- 
storbenen von  dem  Musikschriftsteller  Otto 
Schroid  ein  warmer  Nachruf  gewidmet  —  Die 
Anstalt  war  in  den  letzten  beiden  Jahren  von 
155  Schülerinnen  besucht,  Unterrichtsfächer  der 
Anstalt  sind  E^lavier,  Violine,  Solo-  und  Chorgesang, 
Theorie  und  Musikgeschichte.  Die  Auswahl  der 
in  den  16  Vortragsabenden  zu  Gehör  gekommenen 
Kompositionen,  deren  Programme  der  Bericht  ver- 
öffentlicht, zeugte  von  echt  künstlerischem 
Geschmack;  klassische  und  moderne  Musik,  letztere 
in  feinsinniger  Auswahl,  sind  in  gleicher  Weise 
vertreten. 


Vermischte  Nachrichten. 


Professor  Rudolf  Palme  Lat  am  23.  Oktober 
zu  Magdeburg  seinen  70.  Geburtstag  in  voller 
körperlicher  und  geistiger  Frische  gefeiert.  £r  ist 
seit  Jahrzehnten  in  Magdeburg  als  Musikpädagoge 
und  Organist  an  der  Heil.  Geistkirche  tätig.  Mit 
stiller,  aber  segensreicher  Arbeit  hat  Palme  der 
Kunst  und  seinem  Beruf  gedient.  Seine  Sammel- 
werke für  gemischten  Chor,  Männerchor  und 
Schalen  sind  nicht  nur  weit  über  Magdeburgs 
Maaem  eingebürgert,  sondern  haben  auch  jenseits 
des  Ozeans  viele  Verehrer  gefunden.  Treffliche 
Kompositionen,  Chöre  und  namentlich  Orgelwerke, 
geben  Zeugnis  von  seinem  Schaffen  rtnd  Können. 
Gross  ist  die  Schar  der  Schüler,  die  Palmes  strengen 
nnd  gewissenhaften  Unterricht  genossen  haben 
und  die  ihm  dafür  heute  noch  Dank  wissen. 
Aeossere  Anerkennung  und  Ehrungen  wurden  ihm 
zu  Teil:  1880  wurde  Palme  zum  königl.  Musik- 
direktor ernannt,  1899  erhielt  er  den  Titel  eines 
Professors  der  Musik. 

Im  Musik-Salon  Bertrand  Both  zu  Dresden 
waren  die  53.  und  64.  Aufführung  zeit- 
genössischen Tonwerken  gewidmet.  Werke  von 
Hans  xmd  Ingeborg  von  Bronsart  füllten  den 
einen  Abend,  der  zweite  brachte  Schöpfungen  von 
Philipp  Scharwenka,  Bichard  Strauss  und 
Hugo  Kaun. 

Wie  verlautet  hat  Felix  Weingartner  seine 
Entlassung  als  kgl.  Kapellmeister  und  Dirigent  der 
äinfoniekonzerte  des  kgl.  Orchesters  nachgesucht, 
80  dass  wahrscheinlich  die  gegenwärtige  Saison 
die  letzte  sein  wird,  in  der  der  geniale  Dirigent  in 
Berlin  tätig  ist.    Es  braucht  nicht  gesagt  werden, 


dass  Weingartners  Bücktritt  von  der  Leitung 
der  Sinfoniekonzerte  im  Opemhause  einen  un- 
ersetzlichen Verlust  bedeutet. 

Prof.  Wilhelm  Weber,  der  Leiter  des 
Oratorien  Vereins  zu  Augsburg,  lässt  den  Auf- 
führungen regelmässig  eingehende  Erläuterungen 
der  zum  Vortrage  kommenden  Werke  in  den  Tages- 
zeitungen vorangehen. 

Die  Berliner  Barthsche  Madrigal- 
Vereinigung  brachte  in  ihrem  ersten  Konzert 
am  20.  Okt.  klassische  Madrigale  des  16.  und  17. 
Jahrhunderts  und  zwei  für  Berlin  neue  Gesänge 
aus  den  „Kim es  italiennes**  von  Sweelinck  für 
drei  Frauenstimmen  mit  Harfenbegleitung  zu  Gehör. 

Die  Beichsmusikbibliothek  scheint  nun 
doch  ihrer  Verwirklichung  entgegenzugehen. 
Nachdem  der  Vorstand  des  Vereins  der  deutschen 
Musikalienhändler  prinzipiell  sich  für  Errichtung 
der  von  der  deutschen  Weltflrma  Breitkopf  n. 
Härtel  im  Verein  mit  dem  Oberbibliothekar 
Dr.  Wilhelm  Altmann  angestrebten  Eeichsmusik- 
bibliothek  ausgesprochen  bat,  werden  die  Mitglieder 
des  Vereins  jetzt  aufgefordert,  ihre  Verlags  werke 
der  zu  errichtenden  Bibliothek  zur  Verfügung  zu 
stellen.  Da  nach  den  bisherigen  Verhandlungen  sich 
kaum  eine  Firma  ausschliessen  dürfte,  wird  der 
Verein,  deren  Vorsitzender  Kommerzienrat  Felix 
Siegel  sich  auch  besonders  für  die  Idee  dieser 
Einrichtung  interessiert,  baldigst  die  massgebenden 
Stellen  im  Beiche  ersuchen  können,  die  Unter- 
haltung der  in  freiwilliger  Spende  dargebrachten 
Schätze  zu  übernehmen.  Es  ist  kaum  anzunehmen, 
dass      die     Beichsregierung     dieses      grossartige 


—     370     — 


Geschenk  aoBSchlagen  wird,  zamal  da  die  Not- 
wendigkeit einer  Seichsmusikbibliothek  als  ein 
Knltnrbedfirfnis  seitens  des  deutschen  Volkes 
erfasst  worden  ist. 

Am  25.  Oktober  starb  zu  Paris,  77  Jahre  alfr, 
Maria  Teresa  Milanollo,  eine  der  berühmtesten 
Violinvirtuosinnen  ihrer  2^it,  die  mit  ihrer  lungeren 
Schwester  Maria  Margher ita  einst  ganz  Europa 
bereiste  und  in  Entzücken  versetzte.  Am 
28.  August  1827  in  Savigliano  in  Piemont  geboren, 
begann  sie,  erst  8  Jahre  alt,  ihre  Virtuosenlaufbahn 
in  Marseille.  An  Lafont  in  Paris  empfohlen,  ward 
sie  dessen  Schülerin;  nach  verschiedenen  erfolg- 
reichen Konzerten,  die  ihr  Lehrer  mit  ihr  in  Paris, 
in  Belgien,  in  Holland  und  in  England  veranstaltet 
hatte,  studierte  sie  weiter  bei  Mori,  einem  Schüler 
Viottis,  kehrte  nach  Frankreich  zurück,  wo  sie  mit 
ihrer  von  ihr  unterrichteten  sechsjährigen  Schwester 
Maria  Margberita  öffentlich  auftrat,  weitere  Studien 
bei  Habeneck  betrieb  und  am  18.  April  1841  mit 
unerhörtem  Erfolge  im  Konzert  des  Konservatoriums 
spielte.  Von  da  ab  begannen  die  Triumphreisen 
der  beiden  Schwestern  durch  Europa.  Nach  dem 
plötzlichen  Tode  ihrer  kaum  16  Jahre  alt  gewordenen 
Schwester  zog  sich  Teresa  Milanollo  auf  längere 
Zeit  von  der  Oeffentlichkeit  zurUck,  konzertierte 
dann  aber  wieder  bis  1857,  wo  sie  den  damaligen 
Hauptmann,  jetzigen  General  Parmentier  heiratete 
und  damit  ihre  öffentliche  Karriere  beschloss. 

Die  von  der  Genossenschaft  Deut- 
scher Tonsetzer  im  vorigen  Jahr  gegründete 
Anstalt  für  musikalisches  Auffüh- 
rungsrecht ist  bei  ihrem  ersten  Auftreten  in 
der  Oeffentlichkeit  einem  lebhaften  Widerstände 
begegnet,  der  indessen  jetzt  schon  bei  den  ernsten 
Elementen  der  deutschen  Musikpflege  einer  ein- 
sichtigen Würdigung  der  Bestrebungen  der  Ge- 
nossenschaft Platz  gemacht  hat.  Von  den  Musik- 
instituten,  die  anfänglich  das  Bestreben  der  Ge- 
nossenschaft als  eine  Schädigung  der  deutschen 
Musikpflege  angesehen  hatten,  haben  nunmehr  die 
hervorragendsten  erkannt,  dass  ihre  Befürchtungen 
auf  einem  Missverständnisse  beruhten  und  dann 
nicht  gezögert,  einen  Pansch  vertrag  mit  der  Ge- 
nossenschaft abzuschliessen.  Aus  dieser  Gruppe 
sind  zu  nennen:  Die  G^wandhauskonzertdirektion  in 
Leipzig,  die  Gürzenichgesellschaft  in  Köln,  die 
Königl.  Kapellen  in  Berlin  und  Dresden,  die 
Konzertdirektion  Wolff  in  Berlin,  der  Verein  der 
Musikfreunde  in  Lübeck,  die  Mannheimer  Akademie, 
die  städtischen  Orchester  in  Elberfeld,  Barmen, 
Magdeburg,  Düren,  Heidelberg,  die  Kur-  und 
Badeverwaltungen  in  Wiesbaden,  Nordemey 
ReichenHall,  Kolberg,  Wyck,  Zinnowitz,  Trave- 
münde  usw.  Ausserdem  haben  eine  grosse  Anzahl 
von  Zivil-  und  Militärkapellen,  Etablissements, 
Theater-  und  Variötö-Direktoren,  einzelne  Künstler 
und  Künstlervereinigungen  ein  gütliches  Abkommen 
mit  der  Anstalt  getroffen.  Besonders  ist  hervor- 
zuheben, dass  auch  die  Gesangvereine  der  Anstalt 


verständnisvoll  entgegengekommen  sind.  Nachdem 
schon  der  Schlesische  Sängerbund  mit  dem  guten 
Beispiel  vorangegangen  war,  für  seine  Mitglieder 
eine  korporative  Verständigung  mit  der  Genossen- 
schaft zu  treffen,  hat  nunmehr  auch  der  Gesamt- 
ausschuss  des  grossen  Deutschen  Sängerbundes  den 
Beschluss  gefasst,  seinen  Vereinen  zu  empfehlen, 
ihre  bisherige  abwartende  Stellung  aufzugeben  und 
sich  mit  der  Genossenschaft  zu  verständigen. 
Erfreulicherweise  hat  sich  in  den  führenden  Knagen. 
der  deutschen  Muoikpflege  der  Umschwung  zn- 
gunsten  der  Genossenschaft  Deutscher  Tonsetzer 
in  überraschend  kurzer  Zeit  vollzogen.  Die  Ent- 
wicklung, welche  die  Wirksamkeit  der  Anstalt 
genommen  hat,  lässt  schon  Jetzt  einen  günstägen 
Jahresabschluss  erwarten. 

üeber  „Eine  neue  Kinder-Musikzeitung' 
wird  aus  Paris  geschrieben:  Dass  der  Pranzose 
ein  grosser  Kinderfreund  ist,  erkennt  man  schon  an 
seiner  Vorliebe  für  alles  Spielerische  im  Kunst- 
gewerbe und  in  der  Musik.  Menuett,  Musiquette, 
Operette  —  das  sind  spezifisch  französische  Musik« 
gattungen.  Es  ist  daher  nicht  zu  verwundem, 
wenn  er  auch  auf  dem  Gebiet  der  Jugend-Musik- 
Zeitung  originelle  Wege  geht.  Seit  kurzem  erscheint 
ein  neues  „Journal  des  petits  Musiciens^^  unter  dem 
Titel  „Miousic"  (bei  Enoch  &  Cie,  Paris,  27  Bou- 
levard des  Italiens).  Die  erste  Seite  der  ersten 
Nummer  ziert  die  Imitation  eines  zeitgenössischen 
Stiches,  „Mozart  als  Kind  an  dem  Spinett"  dar- 
stellend. Eine  ganze  Beihe  von  Artikeln  sollen 
die  Kindheit  grosser  Musiker  behandeln.  Ferner 
bringt  das  Blatt  kleine  Singspiele,  Erzählungen, 
Musikbeilagen  (nur  leicht  spiel  bar).  Eine  Spe- 
zialität sind  musikalische  Bilderrätsel,  deren  richtige 
Lösung  einen  Preis  verleiht,  und  andere  Preis- 
bewerbungen. Eine  originelle  Rubrik,  die  der 
Nachahmung  in  Deutschland  za  empfehlen  wäre, 
bilden  Anweisungen  zur  eigenhändigen  Herstellung 
kleiner  Musikinstrumente. 

Aus  London  wird  berichtet:  Die  Nachricht, 
dass  die  seit  Jahren  verlorene  Partitur  von 
Richard  Wagner's  Ouvertüre  .Rule  Bri- 
tannia"  von  Herrn  Cyrus  Gamble  in  der  Stadt 
Leicester  aufgefunden  wurde,  hat  grosses  Aufsehen 
erregt,  nicht  nur  in  der  musikalischen  Welt  sondern 
besonders  in  Grossbritannien,  wo  der  Verlast  schon 
seit  Jahren  beklagt  und  bereut  worden  ist.  Der 
ernste  Wunsch  des  britischen  Volkes,  die  schöne 
alte  Ode  zur  Ehre  Grossbtitanniens  endlich  hören 
zu  dürfen,  und  zwar  vom  grössten  musikalischen 
Genius  der  ganzen  Welt  für  Orchester  komponiert, 
wird  nun  Erfüllung  finden.  „Rule  Britannia"*  wird 
jetzt  dem  britiscüen  Volke  zum  zweiten  Maie 
gegeben  werden.  Ihre  eigenen  Wünsche,  das 
jugendliche  Werk  des  Meisters  der  Oeffentlichkeit 
zu  entziehen,  hat  nun  Frau  Cosima  Wagner  mit 
grosser  Liebenswürdigkeit  ausser  acht  gelassen, 
und  hat  der  Londoner  Firma  Metzler  and  Oo. 
sämtliche  Rechte  der  Anffüiirong  and   Veroffent- 


—     371     — 


iichang'  für  die  ganze  Welt  Übertragen.  Das  Lied 
,RnIe  Britannla*^  wnrde  im  Jahre  1740  von 
Dr.  Arne  für  sein  Maskenspiel  „Alfred'  zur  Ehre 
det  Thronbeeteigangsfeier  Georg's  des  Ersten  kom- 
poniert nnd  wnrde  bald  die  beliebteste  britische 
politische  Hymne.  Wagner  soll  selbst  gesagt 
haben,  dass  der  ganze  Charakter  des  britischen 
Volkes  in  den  ersten  acht  Noten  derselben  ein- 
verleibt wäre.  Die  Geschichte  der  Wagnerschen 
Partitur,  insofern  sie  bekannt,  ist  sehr  interessant. 
Die  Skizze  ftlr  die  Ouvertüre,  welche  im  Archiv 
za  Bayreuth  lieg^,  wurde  im  Jahre  183B  entworfen, 
nnd  die  Partitur  erst  März  1837  in  Königsberg 
komponiert.  „Knie  Britanuia*^  kam  dort  einmal 
nnd  später  in  Biga  unter  Wagners  Leitung  zur 
Aufführung.  Als  Wagner  London  im  Jahre  1839 
zum  ersten  Male  flüchtig  aaf  einer  Beise  von  Biga 
nach  Paris  besuchte,  wurde  die  Partitur  der 
„Philharmonischen  Gesellschaft^*  London  übergeben 


in  der  Hoffnung,  dass  das  Werk  aufgeführt  würde. 
Diese  Hoffnung  fand  leider  keine  Verwirklichung 
und  die  Partitur  wurde  nach  Wagner's  Wohnung 
geschickt.  Der  Wirt  sandte  das  Manuskript  un- 
frankiert nach  Paris,  und  da  Wagner  den  teueren 
Portobetrag  nicht  bezahlen  wollte,  nahm  er  das 
Packet  nicht  an.  Die  weitere  Geschichte  der 
abgewiesenen  Sendung  und  wie  die  Partitur  in 
den  Besitz  des  alten  Musikers  Thomas  gelangt,  ist 
unbekannt.  Bei  der  Versteigerung  von  Thomas' 
Effekten  im  Jahre  1892  kaufte  Mr.  Cyms  Gamble 
einen  Wagen  voll  Musikalien,  worunter  er  erst  im 
Mai  d.  J   das  kostbare  Original  entdeckte. 

Die  Weltflrma  Julius  Blüthner  in  Leipzig, 
die  auf  der  Weltausstellung  St.  Louis  sowohl  im 
Leipziger  Musikzimmer  als  auch  im  Deutschen  Hause 
mit  ihren  Flügeln  und  Pianinos  vertreten  ist,  hat  für 
ihre  ausgezeichneten  Leistungen  auf  dem  Gebiete 
des  Instrumentenbaues   den  Grand   prix  erhalten. 


Bücher  und  Musikalien. 


loiitz  Hoszkowskj:  Schule  der  Doppelgriffe. 
Eaoek  A  Co.,  Pftria. 

Ein  sehr  anregendes  Werk!  Die  Schule  zer- 
fallt in  drei  Teile,  die  zaerst  die  Doppelgriffskalen, 
dann  XJebungen,  endlich  vier  grosse  Originaletüden 
bringen.  Von  Franz  Kullak  besitzen  wir  ein 
ähnliches  Werk:  „Die  höhere  Elaviertechnik'' 
(F.  E.  C.  Leukart,  Leipzig),  dttö  theoretisch  ein- 
gehender ist.  Moszkowsky  gibt  aber  ganz  neue, 
eigene  Fingersätze  für  Terzentonleitem ,  die 
höchste  Beachtung  verdienen.  Auch  die  XJebun- 
gen sind  sehr  anregend,  namentlich  wenn  Passagen 
aas  bekannten  Werken  Chopin's,  Schumann's  be- 
natzt werden.  Die  Etüden  sind,  wie  alle  Kompo- 
sitionen des  bekannten  Salonkomponisten  : 
pianistisch  glatt,  wohlklingend,  oberflächlich. 

Rafael  Joseffj;  „School  of  advanced  piano  playing". 
▲.  Sflktmer,  New-Tork,  und  F.  Hofmeister,  Leipilff. 

Eins  der  geistreichsten  Studienwerke,  die  seit 
Tansig  und  Liszt  erschienen  sind,  hat  Joseffy 
in  obiger  Schule  geschaffen.  Sein  Werk  enthält 
nicht  nur  vereinzelte  geistreiche  Kombinationen, 
wie  das  Tausig'sche,  sondern  wie  das  Liszt'sche 
eine  vollständige  Sammlung  von  allen  Grund- 
formen der  Klaviertechnik  in  systematischer  Ein- 
teilang,  aber  weit  ausführlicher  als  Liszt^s  Werk, 
das  wir  leider  nur  fragmentarisch  besitzen,  da 
eine  „gewissenhafte"  Schülerin  den  Best  —  ver- 
loren hat. 

Joseffy  zeigt  wahrhaft  erfinderischen  Geist. 
Fast  alles  ist  neu  —  was  nicht  wenig  sagen  will 
auf  diesem  Felde  —  und  wenig  ist  unentbehrlich. 
Die  XJebungen  sind  inmier  mit  Scharfsinn  ausge- 
dacht, um  ihren  Zweck  auf  dem  direktesten  Wege 
ZQ  erreichen.    Sehr    wertvoll    ist    es,    dass    auch 


solche  Mittel  der  modernen  Technik,  die  noch 
Eigentum  der  Virtuosen  sind,  dem  Schüler  allge- 
mein zugänglich  gemacht  werden,  wie  einige  neue 
Fingersätze  für  Terzen-  und  Legat-Oktaven.  In 
der  vortrefflichen  Uebung  für  Daumenuntersatz 
könnte  die  Aufzeichnung  plastischer  sein,  wenn 
z.  B.  anstatt  der  Vorschlagsnote  eine  eckige  Note 
angewendet  würde,  zum  Zeichen,  dass  der  Daumen 
stumm  unterzusetzen  sei.  Auf  dieselbe  Art  könnte 
noch  eine  üebung  für  Arpeggien  gemacht  werden, 


zum  Beispiel : 


unter  den  „rhythmischen  Studien"  ist  manches, 
das  nur  als  Baffinemeot  Bedeutung  hat.  Eine  da- 
von enthält  in  der  r.  H.  eine  Stimme  in  Quintolen, 
eine  zweite  in  Triolen,  dazu  Vi«  ^  der  1.  H.  Für 
die  r.  H.  wäre  folgende  B,echnung  nötig: 


-12-13  — U- 15 


1-2  — 3-f— 5  — 6-7  — 8  — 9-10  — 11- 

'         '         ' 

Und  dann  wären  noch  die  4  Noten  der  1.  H. 
unter  die  15  Zählzeiten  zu  verteilen!  Selbst  wenn 
man  die  Geduld  hätte,  das  zu  studieren,  wäre  der 
Nutzen  doch  zu  gering.  Anderes  jedoch  gerade  in 
diesem  Kapitel  ist  nicht  nur  geistreich,  sondern 
auch  fördernd.  Unbegreiflich  ist  es,  weshalb  bei 
den  abgekürzten  Modulationen  der  letzte  Ton  immer 


—     372 


dem   letzten  Akkord   entnommen  ist,    anstatt  den 
Anfang  des  nfichsten  zn  bezeichnen,  z.  £. : 

etc,        ?     anstatt  As-dnr. 


^^^ 


Dies  ist  so  verwirrend,  dass  alle  solche  Stellen 
unbedingt  in  einer  künftigen  Auflage  verbessert 
werden  müssen. 

Das  Werk  wird  auch  Künstlern  Freude  be- 
reiten. 


Leider  wird  der  Einfühnmg  dieses 
gezeichneten  Werkes  in  Deutschland  der  Preis  im 
Wege  stehen.  Für  Amerika  sind  3  Dollars  fOr  ein 
Üebungswerk  nicht  hoch,  aber  in  DentschlaLnd 
wird  Jeder  Schüler  davor  zurückschrecken,  12  Mark 
dafür  auRzugeben.  .  Es  w&re  in  seinem  dgenen  Inter- 
esse, wenn  der  Verleger  den  Preis  ermässigte,  v^e 
Eulenburg  es  für  Eschmann-Dumurs  Technik 
getan  hat. 

J.  Viatma  da  Motto. 


Vereine. 


Mvslkpädagoglscher  Yerband. 

Yorstandssitzung. 
Donnerstag,  den  20.  Oktober  1904. 

In  der  ersten  nach  dem  Eongress  statt- 
findenden Sitzung  fand  zunächst  eine  Beratung  über 
den  Modus  der  Veröffentlichung  der  auf  dem 
Kongrese  gehaltenen  Vorträge,  Referate  und 
Diskussionen  statt.  Es  wurde  beschlossen,  sie 
gesammelt  in  Form  einer  Broschüre  herauszugeben, 
die  allen  Interessenten  zum  Preise  von  Mk.  1,35 
bei  franko  Zusendung  zur  Verfügung  steht.  Es 
schien  dringend  geboten,  auch  die  Diskussionen, 
die  in  anregender  Weise  vielfach  neue  Gesichts- 
punkte boten,  in  gedrängter  Fassung  mit  auf- 
zunehmen. Um  die  Höhe  der  Auflage  einiger- 
massen  bestimmen  zn  können,  sind  Voraus- 
bestellungen bei  unserer  Geschäftsstelle  sehr 
erwünscht. 

Die  auf  der  General- Versammlung  vorgeschla- 
genen Persönlichkeiten  zur  Bildung  des  künst- 
lerischen Vorstandes  ausserhalb  Berlins  haben 
Aufforderungsbriefe  zur  Annahme  des  Ehrenamtes 
erhalten  und  hofft  der  Vorstand,  seinen  Mitgliedern 
demnächst  Mitteilungen  über  den  Erfolg  machen 
zu  können. 

Der  von  Frl.  Cornelie  van  Zanten  auf  dem 
zweiten  Kongresstage  gebrachten  Anregung,  der 
Vorstand  möchte  den  Vertretern  des  Kunstgesanges 
Gelegenheit  geben,  sich  über  grundlegende  Fragen 
aussprechen  zu  können,  um  eine  allgemein  gültige 
Basis  für  die  G^angsprinzipien  zu  finden,  ist  be- 
reits Folge  geleistet  und  eine  Kommission  hiesiger 
hervorragender  Gesangspädagogen  zusammenbe- 
rufen, die  in  den  nächsten  Tagen  ihre  erste  Sitzung 
abhalten  wird.  Eine  Erweiterung  dieser  Kom- 
mission durch  Berliner  und  auswärtige  G^sangs- 
pädagogen  hat  sich  der  Vorstand  vorbehalten.  Die 
Aufgabe  der  Kommission  besteht  darin,  in  ernster 
gemeinsamer  Arbeit  strittige  Fragen  zu  klären, 
Probleme  zu  lösen,  weiteren  Kreisen  von  fest- 
gestellten Tatsachen  Mitteilung  zu  machen,  An- 
fragen in  sachgemässer  Weise  zu  beantworten  und 
die   Forderungen   der   bereits   im    vorigen   Jahre 


aufgestellten    Prüfungsordnung    für    den    Kunst- 
gesang  näher  zu  präzisieren. 


Sitzung  der  Schulgesangs-Kommission. 
Montag,  den  24.  Oktober  1904. 
In  der  ersten  Sitzung  der  Schulgesangs- 
Kommission  wurde  über  eine  zweckmässige 
Fortführung  der  Arbeiten  und  Verteilnng 
derselben  unter  die  hiesigen  und  auswärtigen 
Kommissionsmitglieder  beraten.  Folgender  Arbeits- 
plan kam  zur  Verlesung: 

Die  Arbeit  der  Schulgesangskommission  umf  asst 
zwei  Hauptaufgaben: 

I.  Die  Beform  des  Gesangunterrichts  an 
höheren  Schulen  und  die  Ausbildung 
der  Fachlehrkräfte, 
n.  Die  Beform  des  Gesangunterrichts  an 
Volksschulen  und  die  Ausbildung  der 
Gesangslehrkräfte  an  den  wissenschaft- 
lichen Lehrer-  und  Lehrerinnensemi- 
naren. 

Aufgabe  I  gliedert  sich  in  5  Unterab- 
teilungen, deren  Bearbeitungen  kleinen  Kom- 
missionen von  Je  2  bis  8  Persönlichkeiten  zu  über- 
tragen wäre. 

1.  Die  Ausgestaltung  der  Stätten  zur  Aus- 
bildung der  Schulgesanglehrer  und 
-Lehrerinnen  (Seminar  für  Schulgesangslehr- 
kräfte.) 

a.  Aufnahmebedingungen. 

b.  Alter  für  männliche,  resp.  weibliche  Stu- 
dierende. 

c.  Forderungen  bezüglich  der  Vorbildung. 

d.  Dauer  des  Studienganges. 

e.  Angabe  der  zu  lehrenden  Fächer. 

f.  Einrichtung  der  Uebungs-  und  Chorschulen. 

2.  Aufstellung  des  Lehrplans  für  das 
Seminar. 

8.  Die  Prüfung. 

a.  Aufstellung  der  Prüfungsordnung. 

b.  Abgangszeugnisse. 

c  Zusammensetzung        der        Prüfungskom- 
missionen. 


—     373     — 


4.  Ein  richtang  von  F  ortbildnngs- 
nnd  Ferienkursen. 

a.  Für  Lehrer. 

b.  Für  Lehrerinnen. 

5.  Anfstellang  von  Masterlehrplänen  für 
die  höheren  Knaben-  nnd  Mädchen- 
schnlen.  Desgl.  von  Mnsterprogrammen 
für  Schulfeiern. 

Aufgabe  II  umfasst  8  Unterabteilungen, 
die  wie  oben  angedeutet  zu  bearbeiten  wären. 

1.  Lehrplan  für  Ausbildung  der  Gesangs- 
lehrkräfte an  den  bestehenden  wissen- 
schaftlichen Lehrer-  und  Lehrerinnen-Seminaren. 

a.  Angabe  der  Fächer. 

b.  Welche  Forderungen  sind  für  die  einzelnen 
Fächer  zu  stellen. 

c  Aufstellung  der  Prüfungsordnung  für  das 
Examen  beim  Abgang  aus  dem  Seminar. 

2.  Einrichtung  von  Fortbildungs- u.  Ferien- 
kursen für  Volksschul- Gesanglehrer 
und -Lehrerinnen,  Pläne  für  Musterlektionen, 


Themen    für   Wandervorträge,    Vorschläge    für 

Ereislehrerkonferenzen. 
8.  Aufstellung    von   Musterlehrplänen   für 

die  Knaben-  und  Mädchenschulen. 
Die     Aufstellung     der     Lehrpläne      bedingt 
zugleich  eine 

^Sichtung  der  einschläglichen  Unter- 

richtsliteratur** 
und  zwar: 

a.  Für  die  Seminare  zur  Ausbildung  der  Gesangs- 
lehrkiäfte. 

b.  Für  die  Lehrpläne  der  höheren  Schulen. 

c.  Für  die  Lehrpläne  der  Volksschulen.     . 

üeber  die  Verteilung  der  Arbeiten  erfolgt 
demnächst  Bericht,  der  Vorstand  ersucht  jedoch 
alle  Interessenten  dringend  ihre  Meinungen  la 
dem  obigen  Arbeitsplan  zu  ämsern«  Ergänzungen 
hinzuzufügen  and  sonstige  Wünsche  auszusprechen. 
Zuschriften  sind  an  den  I.  Vorsitzenden  Prof. 
Xaver  Scharwenka,  W.  Blumenthalstr.  17, 
zu  richten. 


Konservatorium  der  Musik 
in  Kassel 

G^rr.issB.     Direktion:  L  Beyer.     G^gr.  1896. 

EhreBTOrslts:  B6gieninn-PriMiid«nt  tob  TroM  ■■  Sali» 
Bnf  KSBlffidorff;  Bzoellenc  0«n«raUn  tob  Colonby 
Oberbürgermeister  Hliller  n.  A. 

Gnritorinm:  Pfarrer  Hau,  Sohnldirektor  Prof.  Dr.  Ktwb- 
Bweber«  Bankier  Plaal,  Jostiaraih  Scheffer  u.  A. 

Lehrer:  DI«  Damen :  L.  Beyer,  BiasBi-FSnter,  Königl.  Opern- 
säDfferin,  Oieeae-rabroBl,  A.  TaadleB.  Die  Herren: 
1.  Hartder^a,  Eammervirtuoe.  ProC  Dr.  HSbel, 
0.  Kaletech,  KgL  Kammermneiker,  K.  KlettMaaa, 
Kffl.  Opernsänger.  W.  HOBhaapI,  Kgl.  Kammermusiker, 
S4U  Behmldt,  Sgl.  Kammermnsiker,  H«  BehBarbaseh, 
KgL  Elammerrnnsiker  n.  A. 

Ulterrlchtrftcher:  Klavier,  Violine»  GeUo,  Harfe  und  alle 
übrigen  Orchesterinstramente.  Oesang,  Harmonie- 
ond  Kompositionslehre.  Iftnsikgesohiohte.  Italienisoh. 
OrcherterspieL    Oehördbnng.    linsikdiktat. 

Organisation:  Concertklassen.  Seminarklassen.  Ober-, 
Mittel-  nnd  Elementarklassen. 

Stotitea  sind  kostenfrei  sn  besiehen  doroh  die  Sohriftleitong 
d«  KonBervatorioms  Kassel,  Wilhelmahöher  Allee  48L 


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Herren  und  Damen  vom  Lehrfach,  sowie  ausQbende  Künstler,  die  Unterricht 
nehmen  wollen,  sind  gebeten,  event.  vorher  schriftliche  Klarlegung  ihrer  stimmlichen 
Veranlagung,  sowie  eines  von  einem  Arzt  ausgestellten  Beriätes  über  ihren  allge- 
meinen Gesundheitszustand  einzusenden. 


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—     375     — 


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376    — 


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ziehen  vom  Verfasser 

Bobert  Haeh,  Brawusehweis* 


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Für  die  Redaktion  rerantwortlich:  Anna  Morsch,    Berlin  W.,  Ansbacherstr.  87. 

Expedition  und  Yerlagr  »yBer  Klayier- Lehrer^,  M.  Wolff,  Berlin  W.,   Ansbacherstrasse  87. 

Druck:  J.  S.  Preuss,  Berlin  S.W.,  Eommandantenstr.  14. 


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Musik-pädagogische  Zeitschrift  für  alle  Qebiete  der  Tonkunst 

Organ  der  Deutschen  Musiklehrer-Vereine, 

der  Musik-Sektion  des  R.  D.  L-V.  und  der  Tonkunstler-Vereine 
zu  Köln,  Dresden,  Hamburg,  Leipzig  und  Stuttgart 
Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslaur. 
Redaktion:  Anna  Morsch 

Berün  W., 

Ansbachentrasse  37. 


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No.  23. 


Berlin,  1.  Dezember  1904. 


XXVII.  Jahrgang. 


lakalt:  Dr.  Max  Arend:  Pietro  Guglielmi.  (Schiusa.)  Dr.  Karl  Storck:  Die  tschechiache  Musik.  (Fortsetzung.)  O.  Cassius:  Der 
mensclüiche  Stimmapparat  und  seine  Behandlung  nach  A.  Kuypers.  Dr.  Karl  Storck:  Kritische  Kflckschau  über  Konzert  und 
Oper.  Mitteilungen  von  Hochschulen  und  Konservatorien.  Vermiachte  Nachrichten.  BQcher  und  Musikalien,  besprochen  von 
Anna  Morsch,  Jos6  Vianna  da  Motta  und  Eugen  Segnitz.    Vereine.    Anzeigen. 


(t  19.  November  1804) 

Ein  Qedenkblatt  zu  seinem  hundertjährigen  Todestage. 

Von 
Dr.  Hax  Arend* 

(Schluss.) 


Man  hat  Guglielmi  vielfach  für  einen 
Musiker  zweiten  Ranges  gehalten,  z.  B.  verficht 
Stendhal  in  seiner  Biographie  Rossinis*) 
diese  Ansicht.  Fetis  tritt  dieser  Ansicht,  die 
er  darauf  zurückführt,  dass  nur  2  Opern 
Guglielmis,  wie  schon  erwähnt  wurde,  nach 
Paris  gelangten  und  sich  dort  nicht  lange 
hielten,  mit  Lebhaftigkeit  entgegen  und  führt 
an,  dass  Guglielmi  gegen  seine  jüngere 
Rivalen  Cimarosa  und  Paesiello  20  Jahre  lang, 
ohne  zu  unterliegen,  sich  behaupten  konnte, 
und  dass  die  Italiener  ihn  für  jenen  eben- 
bürtig hielten.  Wenn  er  weniger  Ueberfluss 
an  glücklichen  musikalischen  Motiven  habe 
als  Cimarosa  imd  ihm  auch  die  Weichheit 
und  das  Pathetische  Paesiellos  fehle,  so  be- 
sitzt er  doch  gleichwertige  Qualitäten,  in  denen 
er  jene  übertreffe:  Belebtheit  des  Ausdrucks 
im  buffa-Stile,  Fröhlichkeit  und  die  Fähigkeit 
fortzureissen,  zumal  in  seinen  Ensemble- 
stücken. Insbesondere  sei  in  diesen  bezüg- 
lich der  thematischen  Arbeit  die  Wiederkehr 


*)  Seite  30. 


der  Themen  stets  so  natürlich  und  glücklich, 
dass  jedes  dieser  Stücke  wie  aus  einem  Gusse 
komponiert  schiene.  Femer  sei  Guglielmi 
vielseitig,  und  dies  sei  das  sicherste  Anzeichen 
wahren  Talentes:  in  seiner  Kirchenmusik 
sei  er  erhaben  und  majestätisch.  Wenn  sich 
unter  seinen  vielen  (etwa  200)  —  Riemann 
kennt  die  Titel  von  115  Opern  —  auch 
flüchtig  gearbeitetes  und  minderwertiges  finde, 
so  müsse  dies  durch  die  oft  äusserst  be- 
schleunigte Arbeit  erklärt  werden. 

Um  nicht  auf  das  Urteil  von  Fetis  allein 
angewiesen  zu  sein,  habe  ich  einige  hand- 
schriftliche Sachen,  die  mir  auf  Bibliotheken 
zugänglich  waren,  durchgelesen.  Zunächst 
fand  ich  die  achtstimmigen  Werke  für  die 
Kirche  „laudate  pueri"  und  „in  convertendo" 
mit  Orgel  und  continuo.  Sie  verraten  sichere 
Gestaltungskraft  und  völlige  Beherrschung 
des  Stiles,  sowie  eine  Erhabenheit  und  Würde 
des  Ausdrucks,  die  mich  umsomehr  über- 
raschte, als  ich  mir  von  Guglielmi  das  Bild 
eines  leichtzunehmenden  Komponisten  von 
buffa-Opem    gemacht   hatte.    Dann   sah  ich 


—     378     — 


ein  Terzett  für  2  Soprane  und  Bass  aus 
„Le  vicenda  d'amore"  (Rom  1784)  in  Partitur. 
Das  Orchester  erscheint  wie  üblich  als  eine 
„monströse  Guitarre"  wie  Wagner  sich  aus- 
drückt; ausser  dem  Streichorchester  —  bei 
dem  die  Bratsche  selbständig  geführt  ist  - 
treten  Oboen  und  Homer  auf.  Die  Be- 
gleitung ist  zurücktretend  gegenüber  dem 
Glanz,  den  die  Singstimmen  entfalten  sollen, 
aber  bei  aller  Einfachheit  äusserst  lebhaft, 
ja  unermüdlich.  Von  pikanter  Wirkung  muss 
das  staccato  an  der  Bogenspitze  sein,  welches 
der  Komponist  ausdrücklich  für  die  Begleit- 
achtel der  2.  Geige  und  der  Bratsche  vor- 
schreibt. Ich  fand  also  die  Urteile  von  Fetis 
und  Zingarelli  vollkommen  bestätigt.  Gerne 
\\1irde  ich  als  Musikbeilage  eine  Probe  von 
Guglielmi  veröffentlicht  haben,  jedoch  müssen 
sich  zur  Aufführung  eines  Terzettes  schon 
mindestens  4  Personen  zusammenfinden,  und 
die  8  stimmige  Chormusik  ist  vollends  unge- 
eignet für  meinen  Zweck.  Eine  Solo-Arie 
aber,  die  sich  wohl  am  besten  hierzu  eignen 
würde,  ist  mir  nicht  ohne  unverhältniss- 
mässige  Mühe  zugänglich.  So  muss  ich  mich 
denn  damit  begnügen,  zu  sagen,  dass  Fetis 
und  Zingarelli  den  alten  Meister  richtig  be- 
urteilt haben.  Auch  ein  Bild  von  Guglielmi 
habe  ich  mir  vorlegen  lassen,  um  meinem 
Manne  einmal  sozusagen  persönlich  in  die 
Augen  zu  schauen:  es  ist  der  Scottische 
Pamass  nach  Gerber,  auf  dem  Guglielmi  zu- 
sammen mit  Gasparini  eine  engere  Gruppe 
bildet.  Der  Kopf  scheint  der  eines  originellen 
und  phantasiereichen  Menschen  zu  sein. 

Von  Guglielmi  in  seinem  Verhalten  den 
Sängern  gegenüber  erzählt  man  einige  hübsche 
Anekdoten,  die  übrigens  wertvoll  sind,  in- 
sofern sie  zeigen,  dass  die  Forderungen  eines 
Gluck  damals  sozusagen  in  der  Luft  lagen. 
In  London  sagte  er  der  berühmten  Mara, 
die  es  für  angemessen  hielt,  ihrer  Rolle  einige 
Züge  hinzuzufügen:  „Meine  Aufgabe  ist  es 
zu  komponieren,  die  Ihrige  zu  singen.  Singen 
Sie  also  und  verderben  Sie  nicht,  was  ich 
komponiere.*  Bei  einer  ähnlichen  Gelegenheit 
sagte  er  zu  dem  berühmten  Tenor  B  ab  bin  i: 
„Mein  Verehrtester,  singen  Sie  bitte  meine 
Musik  und  nicht  die  Ihrige!"  Der  nicht  minder 
berühmte  David  weigerte  sich,  das  Duett  „al 
mio  contento  il  seno"  aus  dem  genannten  Ora- 
torium „Debora  e  Sisara"  wegen  seiner  über- 
grossen Einfachheit  zu  singen ;  Guglielmi  aber 
blieb  fest  und  hatte  die  Genugtuung,  dass  diese 
Nummer  einen  enthusiastischen  Erfolg  hatte. 


Wenig  löbliches  weiss  Fetis  über  das 
Familienleben  Guglielmi's  zu  erzählen.  Dieser 
soll  sich  jung  verheiratet  und  von  seiner  Frau 
8  Söhne  erhalten,  seine  Frau  aber  verlassen 
imd  sich  um  seine  Kinder  nach  ihrem  Tode 
gar  nicht  gekümmert,  dieselben  vielmehr  der 
Barmherzigkeit  eines  Kaufmanns  in  Neapel 
eines  alten  Freundes,  überlassen  haben, 
während  er  selbst  als  ein  wahrer  Don  Juan 
lebte  und  die  bedeutenden  Summen,  die  er 
ausserhalb  Italiens  erworben  hatte,  mit  seinen 
Mätressen,  zuletzt  mit  der  durch  ihre  Schönheit 
und  ihre  Abenteuer  berühmten  Sängerin  Oliva, 
durchbrachte.  Im  Alter  von  60  Jahren  habe 
er  noch  jungen  Männern  ihre  schönsten  Er 
oberungen  streitig  gemacht;  er  sei  eine  der 
gefürchtetsten  Klingen  Neapels  gewesen  und 
man  habe  ihn  einst  einige  Strolche,  die  zu 
seiner  Ermordung  gedungen  waren  und 
geglaubt  hatten,  leichtes  Spiel  mit  dem  alten 
Manne  zu  haben,  auseinandertreiben,  ver- 
wunden und  entwaffnen  sehen. 

Nur  schade,  dass  diese  Mordgeschichten 
so  wenig  vereinbar  sind  mit  dem,  was  uns 
sonst  von  Guglielmi  bekannt  ist.  Zwei  der 
Söhne  Gugliemis  haben  sich  als  Musiker  aus- 
gezeichnet: der  ältere,  Pietro  Carlo,  wurde 
1763  geboren,  trat  im  Alter  von  20  Jahren 
(also  1783)  mit  seiner  ersten  Oper  im  Theater 
Santo  Carlo  in  Neapel  auf,  was,  wie  Fetis 
sagt,  „bis  dahin  ohne  Vorgang  war,  denn  an 
jener  Bühne  liess  man  keine  Erstlingswerke 
zu**,  und  ahmte  den  Stil  seines  Vaters  nach. 
Sein  Vater  aber  befand  sich  doch  zu  jener 
Zeit  in  Neapel,  und  es  ist  mehr  als  wahr- 
scheinlich, dass  er  seinem  Sohne  zu  der 
Aufführung  verholfen  hat.  Der  8.  Sohn 
Guglielmi's  wurde  1782  geboren.  Bis  dahin 
also  mindestens  muss  seine  Frau  gelebt  und 
mit  ihrem  Gatten  zusammengelebt  haben.  Zu 
jener  Zeit  aber  war  Guglielmi  55  Jahre  alt. 
Dieser  8.  Sohn  Chiacomo  wurde  Tenorist  und 
trat  1809  in  Paris  in  seines  Vaters  ^Serva 
innamorata"  auf.  Gegen  Fetis  sprechen  noch 
eine  Reihe  weiterer  Bedenken:  1793  wurde 
Guglielmi  zum  Kapellmeister  der  Peterskirche 
in  Rom  gewählt,  und  das  würde  wohl  nicht 
geschehen  sein,  wenn  er  in  Neapel  ein  stadt- 
bekannter Raufbold  gewesen  wäre  und  den 
Lebenswandel  geführt  hätte,  den  Fetis  ihm 
andichtet.  Nun  könnte  man  vermuten,  er 
habe  seine  Frau  während  seiner  Kunstreisen 
nördlich  der  Alpen  in  Italien  gelassen.  Es 
wird  uns  aber  ausdrücklich  in  Gerber's 
„historisch-biographischem  Lexikon  der  Ton- 


-     379 


künstler**   (Leipzig,   1790)   berichtet,    dass   er 
mit  seiner  Frau  nach  London  gekommen,  und 
dass  diese  dort  als  Sängerin  aufgetreten  sei. 
Keine    frühere    Quelle    —    ausser   der   Bio- 
graphie universelle  (Michaud),  aus  der  Fetis 
offensichtlich  geschöpft  hat,  denn  der  Schreiber 
des    Artikels    Guglielmi    in    diesem    Werke 
erzählt,    dass    er    den    geschilderten    Kampf 
Guglielmi's  mit  den  Strolchen  gesehen  habe 
erwähnt    der    angeblichen    Liebschaften 
Guglielmi's,  vielmehr  wird  uns  erzählt,  dass 
er  als  Lehrer  (des  Gesangs  und  der  Kompo- 
sition) in  Ansehen  gestanden  habe  und  dass 
man  ihn   „als  einen  vortrefflichen  Menschen 
gerühmt*  habe.     Ich  war  aber  in  der  glück- 
lichen Lage,  noch  femer  die  Gedächtnisrede 
aufzufinden,    die   am    4.   Oktober    1806    von 
Joachim    Lebreton,     dauemdem    Sekretär 
der  „classe  des  beaux-arts"  und  Mitglied  der 
^classe   d'histoire  et  litterature  ancienne*  des 
^Institut   national   de    France**    in   Paris,    zu 
dessen  8   auswärtigen  Mitgliedem  Guglielmi 
gehörte  —  eine  Ehre,    die   nur  ein  Musiker 
mit  ihm  teilte:  Joseph  Haydn  —  gehalten 
wurde.     Sie  findet  sich  gedruckt  im  „Magasin 
encyclopedique",  herausgegeben  von  Miliin, 
Band  6,  Seiten  98-105,  Paris   1806.     Hier 
heisst  es  ausdrücklich:  „Pietro  Guglielmi  war 
ein  guter  Gatte,  ein  guter  Vater  und  ein 
guter  Freund,  gefällig  und  sowohl  dem  Neide 
als   den    Schwächen    künstlerischer   Rivalität 
unzugänglich."     Wenn    es  schon  heisst  „de 
mortuis  nil  nisi  bene",  so  hätte  doch  Lebreton 
es  vor  einer  so  erlauchten  Gesellschaft  und 
bei  offizieller  Veranlassung  nicht  wagen  dürfen, 
ausdrücklich  von  Guglielmi  als  gutem  Gatten 
und  Vater  zu  sprechen,  wenn  dieser  ein  no- 


torischer Don  Juan  und  Raufbold  gewesen 
wäre  und  sich  in  sträflicher  Rücksichtslosigkeit 
der  Fürsorge  für  seine  Kinder  entzogen  hätte, 
abgesehen  davon,  dass  Guglielmi  —  in 
diesem  Falle  kaum  die  Auszeichnung  erhalten 
haben  würde,  zum  auswärtigen  Mitgliede  des 
Institut  national  de  France  emannt  zu  werden. 

Nach  Deutschland  sind  in  deutschen  Be- 
arbeitungen eine  ganze  Anzahl  der  komischen 
Opern  Guglielmis  —  in  der  tragischen  Oper 
sind  seine  Leistungen  nach  dem  einstimmigen 
Urteile  seiner  Biographen  schwach,  was  um 
so  auffallender  ist,  als  er  auf  dem  Gebiete 
der  Kirchenmusik  zweifellos  etwas  geleistet 
hat  —  gelangt,  insbesondere  die  „schöne 
Fischerin"  (La  bella  pescatrice),  die  „adelige 
Schäferin"  (La  pastorella  nobile)  und  „Robert 
und  Calliste"  (La  sposa  fedele).  Auch  deutsche 
Klavierauszüge  sind  im  Dmck  erschienen, 
was  zu  jener  Zeit  bedeutend  mehr  besagte 
als  heute. 

Verklungen  und  vergessen  scheint 
Guglielmi  zu  sein.  Man  übersehe  aber  nicht, 
dass  Mozart  sich  auf  die  italienische  opera 
buffa  stützt,  dass  er  ihre  musikalischen  Mittel 
genau  kennt  und  dass  uns  also  die.  Lebhaftig- 
keit und  das  Feuer  der  Guglielmischen 
Ensemblestücke  nicht  verloren  gegangen  ist, 
vielmehr  noch  auf  unsem  Bühnen  klingt, 
wenn  sich  etwa  das  Finale  des  Don  Juan 
vor  unseren  Ohren  und  Augen  abspielt.  Und 
eben  dämm  hat  es  auch  heute  noch  ein 
Interesse  des  Mannes  zu  gedenken,  von  dem, 
wie  Fetis  vorher  sagte,  heute  kaum  noch 
irgend  jemand  mehr  kennt  als  den  Namen, 
den  Namen 

Pietro  Guglielmi. 


@le  tscbecbfscbe  ^asi1<. 


Von 
Dr.  Karl  Storck. 

(Fortsetznng.) 


Auch  in  der  tschechischen  Musik  haben  wir 
ZQ  unterscheiden  zwischen  eii-er  Periode,  die 
einfach  das  natürliche  Recht  der  tschechischen 
Sprache  anf  Mnsik  betont,  nnd  einer  zweiten,  die 
systematisch  eine  selbständige,  von  aller  anderen 
verschiedene  national  -  tsci  echische  Tonkunst 
scliaffen  will.  Diese  letztere  entsteht  mit  der  poli- 
tischen Selbständigkeitsbewegnug  des  Tschechen- 
tQmB  etwa  1848  nnd  zeigt  in  mancher  Hinsicht 
äieaelhe   unreife    des    Denkens.      Der   wichtigste 


Name  ans  der  ersten  Periode  ist  Franz  Skronp 
(1801-62).  Er  hat  bereits  1826  ein  Singspiel  in 
tschechischer  Sprache,  „der  Drahtbinder**,  anf  die 
Bohne  gebracht,  diese  später  durch  die  Opern 
„Udalrich  nnd  Bozena**  nnd  ,,Libnssas  Hochzeit** 
bereichert.  Dass  ihm  dabei  jegliche  deutschfeindliche 
Absicht  fem  lag,  beweist  die  Tatsache,  dass  seine 
Hauptarbeit  als  Kapellmeister  in  Prag  der  Ein- 
führuDg  der  Wagnerschen  Musikdramen  galt,  wie 
er  auch  später  die  Leitung  der  dentschen  Oper  in 


—    380 


Botterdam  übernahm.  Auch  sein  Brader  Johann 
Nepomnk  (1811—92)  hat  einzelne  Opern  ge- 
schrieben, wenn  anch  der  Schwerpunkt  seines 
Schaffens  auf  dem  Gebiet  der  Kirchenmusik  lag. 
Franz  Skuherskys  (1830-92)  Opern  „Wladimir" 
und  ^Lora"  mussten  sogar  erst  aus  dem  Deutschen 
ins  Böhmische  übersetzt  werden,  was  wahrschein- 
lich nie  geschehen,  wenn  nicht  1862  in  Prag  ein 
böhmisches  Nationaltheater  eröffnet  worden  wäre, 
das  für  seinen  Spielplan  Opern  in  tschechischer 
Sprache  brauchte  und  natürlich  nicht  blos  Ueber- 
Setzungen,  sondern  auch  die  Neuschaffung  solcher 
anregte.  Von  diesen  tschechischen  Komponisten 
verdienen  Erwähnung  Karl  Sebor  (geboren  1843) 
und  Josef  Bozkosny  (geboren  1833)  mit  roman- 
tischen und  historischen  Opern,  WilhelmBlodeck 
(1834—74)  und  Zdenko  Fibich.  Während  des 
letzteren  Opern,  darunter  auch  die  beliebteste 
„Arkonas  Fall",  keinen  höheren  Wert  beanspruchen 
können,  erkennt  man  in  seinen  Symphonien  und 
Kammermusikwerken  eine  warmblütige  Musiker- 
natur. Leider  hält  mit  seiner  reichen  Erfindung  und 
seiner  glücklichen  Melodik  die  geistige  Verarbeitung 
nicht  Schritt,  so  dass  seine  Werke  über  schöne 
Einzelheiten  nicht  hinauskommen. 

Von  aUen  diesen  Komponisten  ist  kaum  einer 
auf  die  deutsche  Bühne  gekommen,  der  man  doch 
gewiss  schroffe  Deutschtümelei  oder  irgend  eine 
Voreingenommenheit  gegen  fremde  Werke  nicht 
vorwerfen  kann.  Blodeks  Operchen  „Im  Brunnen", 
das  gelegentlich  aufgeführt  wurde,  erwies  sich 
schon  mehr  als  TJnsinn,  denn  als  Harmlosigkeit, 
und  wenn  von  Smetana  und  Dvo¥Äk  einzelne 
Werke  sich  auf  der  deutschen  Bühne  behauptet 
haben,  so  haben  sie  das  nicht  ihren  dramatischen, 
sondern  ihren  ausgesprochen  musikalischen  Vor- 
zügen zu  danken,  wie  es  bezeichnenderweise  auch 
bei  diesen  beiden  hervorragendsten  Komponisten 
ihre  Werke  im  alten  Opemstil  und  nicht  ihre 
Musikdramen  sind,  die  sich  auf  der  deutschen 
Bühne  behauptet  haben.  Dass  die  Ursache  dieser 
Erscheinung  an  einem  Mangel  dramatischer  Be- 
gabung überhaupt  liegt,  soll  damit  nicht  behauptet 
werden;  an  Theatertalent  fehlt  es  den  Tschechen 
bekanntlich  nicht,  aber  zu  einer  tiefen  Dramatik 
ist  das  tschechische  Volk  auch  in  seiner  Literatur 
ja  noch  nicht  vorgedrungen.  Ueberhaupt  bewegen 
sich  alle  diese  Werke  im  Bannkreis  einer  inmierhln 
engen  Heimatkunst.  Es  werden  für  die  Texte 
nationale  Sagen,  geschichtliche  Vorgänge  oder  auch 
Dichtungen  aufgegriffen,  die  jedem  Tschechen 
bekannt  sind.  Der  tschechische  Zuschauer  bringt 
also  ins  Theater  bereits  die  Kenntnisse  des  Stoffes 
mit  und  verlangt  vom  Komponisten  nunmehr  die 
musikalische  Ausmalung  einzelner  Stimmungsbilder. 
Dasselbe  Verhältnis  hat  meines  Erachtens  auch 
Tschaikowskys  Opern  schwer  geschädigt. 
Jedem  Bussen  ist  z.  B.  „Eugen  Onegin''  so  in 
Fleisch  und  Blut  tibergegaugen,  dass  er  es  gar 
nicht    vermisst,    wenn    ihm    der   Komponist    nur 


einige  Szenen  aus  dem  Werke  musikalisch  illustriert, 
ihm  aber  keineswegs  das  iseelische  Drama  tob 
Oneglns  Entwicklung  vorführt.  Diese  Verhältnisse 
schädigen  auch  das  Schaffen  des  hochbegabten 
jetzigen  Kapellmeisters  am  tschechischen  Theater 
in  Prag,  Karl  Kovarowic,  dessen  Oper  ,Auf  der 
alten  BJ eiche'*  ungewöhnlich  reich  an  musikalischen 
Schönheiten  ist,  und  vielleicht  hat  es  der  mit  der 
deutschen  Musik  wohlbekannte  Oskar  Nedbal 
aus  dieser  Erkenntnis  heraus  vorgezogen,  seinen 
Siegfriedstoff  „der  dumme  Hans"  nicht  zur  Oper, 
sondern  zur  Pantomime  zu  gestalten. 

Es  dürfte  nach  dem  Gresagten  leicht  begreiüich 
sein,  dass  die  Bedeutung  des  Schaffens  der  beiden 
hervorragendsten  tschechischen  Komponisten,  Sme- 
tana und  Dvorak,  auf  instrumentalem  Gebiete 
liegt,  so  eifrig  sich  auch  beide  um  die  Oper 
gemüht  haben.  Ihr  Wirken  verdient  eine  etwas 
eingehendere  -Betrachtung.  Man  hat  Friedrich 
Smetana  als  Vater  der  tchechischen  Musik  gefeiert. 
Mit  Recht;  denn  wenn,  abgesehen  von  den  oben 
genannten  Opemkomponisten,  auch  manche  Sym- 
phoniker, wie  Tomascekin  der  Es-dur-,  J.  Fried. 
Kittl  in  einer  melodienreichen  „Jagdsymphonie^', 
aus  dem  reichsprudelnden  Brunnen  der  böhmischen 
Nationalmusik  geschöpft  haben,  so  war  das  doch 
nie  grundsätzlich  geschehen.  Oanz  anders  bei 
Smetana,  dem  Verktinder  des  Jung-Hussitentums 
in  der  Oper  wie  in  der  Symphonie.  Für  jene  griff 
er  für  den  Text  wie  für  die  Musik  in  den 
Schatz  heimatlicher  Ueberlieferungen,  für  diese 
gaben  ihm  Geschichte,  Leben  und  Natur  Böhmens 
die  Anregung.  Aber,  und  das  ist  das  Wichtige: 
das  alles  sind  bei  ihm  positive  Werte,  nicht  Be- 
kämpfung eines  Fremden,  sondern  Betätigung  des 
Eigenen.  Man  müsste  sehr  einseitig  sein,  wenn 
man  dem  Tschechentum  diese  Betätigung  seines 
Volkstums  verargen  wollte.  Wir  sehen  bei  Sme- 
tana, dass  das  auch  dort,  wo  es  programmmässig 
geschieht,  durchaus  nichts  mit  Hetzerei  gegen  das 
Deutsche  zu  tun  zu  haben  braucht,  sondern  in  sich 
genug  Werte  trägt.  Vielleicht  sind  diese  solange 
ungenutzten  Volkswerte  einstweilen  so  zahlreich 
und  so  leicht  greifbar,  dass  es  daher  rührt,  dass 
auch  die  beiden  grössten  tschechischen  Komponisten 
keine  Seelenkünder  geworden  sind,  dass  sie  mehr 
die  Aussen  weit  widerspiegeln,  als  die  Linenweit 
einer  reichen  Persönlichkeit,  eines  starken  Erlebens 
schildern. 

Das  gilt  auch  für  Smetana,  trotzdem  er  die 
Tragödie  des  Menschen  an  sich  selber  schwer 
genug  erlebt  hat.  Er  war  am  2.  März  1824  in 
Leitomischl  geboren  und  zeigte  schon  als  Kind  so 
hervorragende  musikalische  Anlage,  dass  er  sich 
bereits  mit  sechs  Jahren  in  Konzerten  auf  dem 
Klavier  hören  lassen  konnte.  Er  setzte  auf  dem 
Gymnasium  seine  musikalischen  Studien  bei  Josef 
Proksch  fort  und  entschloss  sich  bald,  sich  ganz 
der  Musik  zu  widmen.    Aber  trotz  alles  Eifers  kam 


—    381     — 


er  vor  viel  Schlechteren  nicht  zur  Anerkennung. 
In  schrecklicher  Notlage  wandte  er  sich  am 
23.  März  1848  in  einem  erschütternden  Briefe  an 
Liszt  um  Hilfe,  und  Liszt  half,  wie  er  immer 
^holfen  hat.  Dank  ihr  konnte  Smetana  in  Prag 
eine  eigene  Musikschule  gründen,  bis  ihn  1856  die 
Philharmonische  Gesellschaft  in  Gothenburg 
^Si'hweden)  zu  ihrem  Dirigenten  berief.    1866  wurde 


er  dann  Kapellmeister  am  tschechischen  Theater 
in  Prag  und  verblieb  in  dieser  Stellung,  bis  ihn 
1874  Taubheit  zwang,  sie  aufzugeben.  Er  Hess  sich 
durch  sein  Unglück  nicht  beirren  und  schuf  rastlos 
weiter,  bis  ein  böses  Geschick  dem  in  seinen  Sinnen 
geschwächten  Künstler  auch  die  Seele  trübte.  Am 
12.  Mai  1884  ist  er  im  Prager  Irrenhaus  gestorben. 
(Fortsetzung  folgt.) 


ßcF  tt)ei)scb1icbe  J$Htt)tt)appaFaf  ai)d  seii)e  ]|ebai)dlai)S 


Von 
O.  Cassliis. 


„Es  gibt  keine  vollendeteren  Maschinen  als 
unsere  Muskeln  es  sind.**  —  In  der  Tat,  wenn  wir 
diejenige  Maschine  am  vollkommensten  nennen, 
welche  bei  geringstem  Kraftaufwand  die  meiste 
Arbeit  leistet,  so  müssen  wir  bewundem,  was 
beispielsweise  die  Muskeln  unseres  Stimmorganes 
vermögen,  wenn  sie  richtig  gebraucht  werden. 
Viele  Werke  sind  darüber  geschrieben  worden. 
Von  diesen  ist  „Die  Stimmbildung"  von  A. 
Kuypers  unter  den  Kednern  wohl  bekannt  und 
anerkannt,  und  es  soll  hier  meine  Aufgabe  sein, 
auch  die  Aufmerksamkeit  der  Musiker  resp.  der 
Sänger  darauf  zu  lenken,  indem  ich  versuche 
darzulegen,  wie  diese  Stimmbildung  aus  der  Natur 
des  menschlichen  Organismus  herausgewachsen  ist. 

Beim  Gebrauch  der  Stimme  haben  wir  mit 
zwei  Kräften  zu  rechnen,  mit  einer  senkrechten 
treibenden  und  mit  einer  horizontalen 
hemmenden.  Der  ersteren  dienen  zwei  Muskeln, 
von  welchen  der  sichtbare  kleinere,  der  Zungen- 
muskel  oder  das  Zungenband,  von  uns  will- 
kürlich bei  der  Artikulation  in  Bewegung  gesetzt 
wird,  der  unsichtbare  grössere,  das  Zwerchfell, 
ist  dagegen  unwillkürlich  tätig.  Beide  Muskeln 
stehen  durch  die  Atmungsluft  in  engster  Beziehung 
zu  einander.  Ist  daher  die  Arbeit  des  Zungen- 
muskels  eine  energische  gleichmässige,  so  wird  es 
auch  diejenige  des  Zwerchfelles;  arbeitet  der 
Zungenmuskel  schwach  und  unregelmässig,  so 
verliert  auch  das  Zwerchfell  an  Leistungsfähigkeit. 
In  diesem  Falle  übernehmen  diejenigen  Organe, 
welche  sich  zwischen  den  in  Frage  stehenden 
Muskeln  befinden  und  lediglich  als  Luftwege  ohne 
willkärliche  Tätigkeit  funktionieren  sollen,  einen 
Teil  der  Arbeit,  und  sofort  ist  eine  falsche  Muskel- 
bewegung  eingeleitet,  welche  die  Stimme,  wenn 
auch  nicht  in  jedem  Falle  an  Kraft,  so  doch  an 
Leistungsfähigkeit  beeinträchtigt,  was  sich  früher 
oder  später  bei  anhaltendem  G-ebrauch  der  Stimme 
geltend  macht. 

Der  horizontal  wirkenden  hemmenden  Kraft 
dienen  zwei  kleine  Muskel  im  Innern  des  Kehl- 
kopfes, die  Stimmbänder.    Dieselben  üben  eine 


willkürliche  Tätigkeit  nur  beim  Gebrauch  des 
Glottisschlages  aus,  d.  h.  beim  Anschlag  eines 
Vokales  ohne  vorhergehenden  Konsonanten,  indem 
sie  einen  Augenblick  gegen  einander  schlagen  und 
auf  diese  Weise  in  die  tonerzeugenden  Schwin- 
gungen geraten.  Der  Glottisschlag  kräftigt  anfangs 
die  Stimmbänder,  wird  aber  bei  häufiger  Anwendung, 
wie  aus  der  zarten  Struktur  der  Stimmbänder  er- 
klärlich, der  Stimme  sehr  gefährlich,  weshalb  er 
nach  Möglichkeit  abzuschwächen  oder  zu  ver- 
meiden ist.  Im  übrigen  haben  wir  willkürlich  mit 
der  Bewegung  der  Stimmbänder  nichts  zu  tun,  sie 
wird  durch  den  Gedanken  sprechen  oder  singen  zu 
wollen  hervorgerufen  und  durch  das  Ohr  modifiziert. 

Beim  ruhigen  Atmen  sind  die  Stimmbänder 
untätig  und  lassen  die  Stimmritze  in  einer  fast 
dreieckigen  Gestalt  offen  stehen.  Erst  wenn  wir 
sprechen  oder  singen  wollen,  veranlasst  der  Ge- 
danke diese  Tätigkeiten  auszuüben,  dass  die 
Stimmbänder  sich  gespannt  nebeneinander  legen 
und  die  Stimmritze  abschliessen.  Die  Atem- 
bewegung gerät  dadurch  ins  Stocken  und  wird 
nicht  eher  frei,  als  bis  die  Artikulation  geschieht 
Die  Atembewegung  ist  also  beim  Sprechen  und 
Singen  eine  Folge  der  Artikulation.  Wollen  wir 
daher  den  für  das  Sprechen  und  Singen  so  wichtigen 
Faktor,  die  Atembeweg ang,  in  unsere  Gewalt 
bringen,  so  müssen  wir  die  Artikulation  beherrschen 
lernen.  Da  die  Stimmbänder  beim  Sprechen  und 
Singen  schon  durch  ein  sehr  geringes  Quantum 
Luft  in  Schwingungen  versetzt  werden  können,  so 
kommt  es  bei  der  Beherrschung  des  Atems  weniger 
darauf  an,  grosse  Mengen  Luft  in  den  Luftwegen 
anzustauen,  als  vielmehr  auf  müheloses  unmerkliches 
Aufnehmen  der  Luft  und  unmittelbar  darauf- 
folgende richtige  Verwertung  derselben,  indem 
man  für  eine  kräftige  ungestörte  Bewegung  der 
Luft  durch  richtige  energische  Artikulation 
Sorge  trägt. 

Hier  setzt  die  Stimmbildung  von  A.  Kuypers 
ein,  indem  sie  den  Zungenmuskel  zu  ausserordent- 
licher Kraft  und  Beweglichkeit  entwickelt  und  die 
ganze  Arbeit  der  Artikulation,  sö  weit  sie  bewusst 


—     382 


cL  h.  willkürlich  geschieht,  in  den  Vordermnnd 
verlegt.  Das  ist  für  viele  Schüler  eine  schwer  zu 
bewältigende  Aufgabe,  wenn  ihnen  kein  gutes 
musikalisches  Gehör  dabei  zu  Hilfe  kommt.  Aber 
auch  solche  erreichen  schliesslich  das  Ziel,  da  die 
üebnngen  nicht  mit  Worten  beginnen,  sondern 
mit  einzeln  en  Konsonanten  und  darangeschlossenen 
Vokalen,  z.  £.  la,  le,  li,  lo,  lü;  tala,  tale,  tali,  talo, 
talü.  Denn  indem  alle  Konsonanten,  auch  die 
gutturalen,  im  Vordermunde  gebildet  werden,  ist 
ein  praktischer  Weg  gefunden,  die  Vokale  gleich 
dort  anzuschlagen,  wo  sie  erklingen  sollen,  nämlich 
vorn  am  harten  Gaumen  hinter  den  oberen  Vorder- 
zähnen. Dem  bewussten  G^hÖr  fällt  alfidann  nur 
noch  die  Aufgabe  zu,  die  Vokale  dort  festzu- 
halten. 

Dass  das  G,  Ng,  K,  das  vordere  und  hintere 
Oh  und  J  ohne  Ausnahme  am  harten  Gaumen  ge- 
bildet werden  soll,  will  manchem  Anfänger  nicht 
gleich  einleuchten,  da  ihm  die  Aussprache  dieser 
Konsonanten  mit  dem  Teil  des  Zungenrückens, 
unter  welchem  sich  der  Zungenmuskel  befindet, 
anfangs  sehr  schwer  fällt.  Nach  einiger  üebxmg 
aber  überzeugt  sich  jeder,  dass  diese  Konsonanten 
sich  allein  durch  ihre  Geräusche  unterscheider, 
welche  ebenso  gut  vom  als  hinten  im  Munde 
erzeugt  werden  können. 

Grundsätzlich  werden  alle  Geräusche  der  Kon- 
sonanten so  unmittelbar  wie  möglich  in  den  Vorder- 
mund geleitet,  da  alle  Konsonanten  lediglich  dazu 
dienen,  die  Vokale  an  der  richtigen  Stelle,  nämlich 
vom  am  harten  Gaumen,  anzuschlagen.  Hat  der 
Schüler  hierin  einige  üebung  erlangt,  und  kann  er 
die  Vokale  an  den  oberen  Vorderzähnen  festhalten, 
dann  wird  es  ihm  auch  nicht  mehr  schwer,  sie  mit 
Hilfe  des  Glottisschlages  richtig  zu  bilden,  da  das 
Ohr  sich  bereits  zu  feinerer  Arbeit  entwickelt  hat. 
£s  dauert  dann  auch  nicht  lange,  bis  er  den 
Glottisschlag  beherrscht. 


Durch  fleissiges  üeben  der  Konsonanten  und 
späteres  Silben-  und  Wörterlesen  entwickelt  sich 
die  neue  Sprache  so  weit,  dass  sie  auch  im  gewöhn- 
lichen Leben  mit  Leichtigkeit  angewandt  wird. 
Dann  hat  sich  die  Muskeltätigkeit  der  Zunge  von 
der  Wurzel  derselben  fort  nach  vorn  gewöhnt  und 
der  Kehlkopf  ist  vollständig  von  jedem  Druck  von 
oben  befreit.  Auch  von  unten  erleidet  er  keine 
Störung  mehr.  Denn  da  bei  der  Artikulation  im 
Vordermund  mit  sehr  wenig  Luft  gearbeitet  werden 
kann,  brauchen  wir  keine  willkürlichen  Bewegungen 
mit  den  Lungen  zu  machen.  Die  Organe  des 
Kehlkopfes  können  nun  ganz  ungehindert  arbeiten, 
und  die  klingenden  Schwingungen  der  Stimm- 
bänder entwickeln  sich  ungestört  in  dem  ohne 
willkürliche  Bemühungen  erweiterten  Racfaeo. 
Stundenlanges  Beden  und  Lesen  hat  dann  nicht 
die  geringste  Ermüdung  zur  Folge,  man  fühlt  im 
(Gegenteil  eine  angenehme  Freiheit  und  Kühle  in 
den  Halsorganen.  Dabei  klingt  durch  die  leichte 
Behandlung  des  Tones  die  Stimme  ganz  natürlich 
und  ohne  iede  deklamatorische  Beimischung,  folgt 
in  der  Modulation  jeder  Begung  des  Gemütes  und 
ist,  auch  wenn  sie  von  Natur  klein  ist,  im  grössten 
Baume  deutlich  vernehmbar. 

Erwägt  man,  dass  der  Unterschied  zwischen 
Sprechton  und  Sington  nur  darin  besteht,  dass 
die  Stimmbänder  bei  ersterem  unregelmässige, 
bei  letzterem  aber  regelmässige  Schwingungen 
machen,  so  ist  wohl  et  sichtlich,  welche  Vorteile 
dem  Gesangs  beflissenen  aus  der  Ausbildung  seiner 
Sprechstimme  erwachsen  müssen.  Sind  die  tiefen 
Töne  durch  die  Uebung  beim  Sprechen  voller  und 
runder  geworden,  so  sprechen  die  hohen  leichter 
an ;  Brust-  und  Kopf  resonanz  gleichen  sich  in  dem 
erweiterten  Bachen  räum  mit  Leichtigkeit  aus,  aod 
infolge  der  geringen  Anstrengung  erlangt  die 
Singstimme  bald  die  Unermüdlichkeit,  welcher  die 
Sprech  stimme  sich  rühmen  kann. 


Kritische  Rückschau 


über  Konsert  und  Oper. 

Von 

Dr.  Karl  Storek. 


In  fast  überreichem  Masse  wird  wieder  die 
Kammermusik  gepflegt.  Die  hier  ansässigen 
Vereinigungen  haben  alle  ihre  Tätigkeit  wieder 
aufgenommen.  Die  von  Joachim,  Holländer 
und  Waldemar  Meyer  geführten  Quartette  hielten 
sich  dabei  an  erprobte  Werke,  ebenso  bewegten  sich 
die  Böhmen  an  ihrem  „DvorÄk-Abend"  auf  dem 
ihnen  vertrautesten  Felde.  Ich  möchte  aber  nicht 
verschweigen,  dass  gerade  diesesmal  das  etwas  auf 
Schaustellung  berechnete  Musikantentum  der  Herren 
recht  störend  hervortrat.  Ein  sehr  interessantes 
Werk  brachte  dagegen  das  Halir-Quartett  an 
seinem   ersten    Abend    zur   Aufführung.      Dieses 


Jugend  werk  von  Hugo  Wolf,  ein  Quartett  in 
D-mol],  weckte  auch  wieder  das  bittere  Geföhi, 
was  uns  wohl  dieser  Komponist  unter  besseren 
Verhältnissen  alles  hätte  werden  können.  Voll 
starker  persönlicher  Kraft  sind  die  beiden  ersten 
Sätze;  „entbehren  sollst  du,  sollst  entbehren"  ist 
als  Motto  vorangesetzt,  und  das  faustische  Bingen 
der  Seele  wie  des  Geistes  gegenüber  dem  schweren 
Geschick  des  in  die  Kleinheit  irdischer  Verhältnisse 
eingebannten  faustischen  Menschen  wird  in  ihnen 
in  gewaltigem  Anlauf  darzustellen  versucht  Man 
wird  sich  nicht  verhehlen  können,  dass  der  Kom- 
ponist nicht   voll   erreicht  hat,   was  er  erstrebte. 


383     — 


Es  ist  ihm  nicht  gelangen,  sich  dorchzuriDgen,  und 
so  läsat  er  gegen  Schlasa  der  Sätze,  wie  ermattet, 
immer  vom  £Lampfe  ab.  Vielleicht  war  damals  der 
noch  nicht  so  oft  enttäuschte  Jüngling  auch  noch 
helleren  Stimmungen  zugänglich,  als  dass  er  den 
dfisteren  Stoff  so  hätte  bemeistem  können.  Jedenfalls 
kommt  auch  dieses  Quartett  mit  dem  Beethovens 
Geist  atmenden  Scherzo  in  eine  andere  Bahn,  auf 
der  es  in  einem  frischen  glänzenden  Schlusssatze 
zuversichtlich  zu  Ende  geht.  Wir  schulden  den 
Herren  aufrichtigen  Dank  für  die  Vermittlung 
dieser  an  sich  ja  keineswegs  meisterhaften,  aber 
für  die  Erkenntnis  der  Persönlichkeit  Hugo  Wolfs 
sehr  wertvollen  Neuheit. 

Auch  die   bekannten  Trio- Vereinigungen   von 
Arthur  Schnabel,  Professor  Barth  und  Anton 
Witek  haben  ihre  Konzerte  wieder  aufgenommen. 
Sie  haben  auch  den  gewohnten  Erfolg  wiederum 
gefunden.     Ob  nicht  die  von  Arthur  Schnabel  ge- 
führte   Vereinigung    doch    zu   bewusst    alles    ins 
Intime   überträgt?     Die  Art,   wie  in  dem  letzten 
Konzert    Schuberts     „B-dur    Trio»*     aufgeführt 
wurde,  konnte  einen  doch  befürchten  lassen,  dass 
das  gesunde  Musizieren,  das  der  Natur  Schuberts 
am  besten  entspricht,  auf  diese  Art  zu  kurz  kommt. 
Davon  abgesehen   verdiente    auch    dieseemal    das 
immer    reifer    und   ausgeglichener   werdende  Zu- 
sammeuspiel    der   drei  Künstler   die   höchste   An- 
erkennung.  Von  fremden  Vereinigxmgen  war  ausser 
den    schon    fast    hier   heimischen    Böhmen,    das 
Petersburger  Streichquartett  hier,  das  zeigte, 
dass  der  Beifall,   der  ihm  im  letzten  Jahre  zu  teil 
wurde,  vollauf  berechtigt  war.     Der  Vortrag  des 
Beethovenschen   „B-dur   Quartetts**   Opus   130 
zeigt  die  Herren  als  tief  empfindende,  dem  klassischen 
Stil  voUauf  gewachsene  Künstler,   was   nach   der 
zweiten  Nummer,   einem  „Klaviertrio  D-moU"  von 
Arensky,    überraschen  konnte.     Jedenfalls    ver- 
stehe ich   nicht  recht  die  Aufnahme  der  breiten 
und  allzu  harmlosen  Schöpfung  zwischen  Mozart 
nnd  Beethoven.    In  einem  Privatsalon  würde  diese 
Saite  ja  allenfalls  am  Platze   sein,   nicht  aber  in 
einem  ernsten  Konzerte. 

Im  Zusammenspiel  und  in  ernster  Kunst- 
aoffassung  dieser  ausländischen  Vereinigung  vollauf 
ebenbürtig  zeigte  sich  das  „Münchener  Streich- 
quartett** (Kilian,  Knauer,  VoUnhals.Kiefer), 
das  gleich  mit  seinem  ersten  Konzert  einen  vollen 
Erfolg  gewann,  und  für  das  zweite  das  oben 
besprochene  d-moll  Quartett  von  Hugo  Wolf  in 
Aussicht  stellt. 

Die  Solisten  müssen  diesmal  noch  zurücktreten, 
da  wir  zunächst  über  einige  Komponisten  zu 
reden  haben,  die  mit  eigenen  Kompositionen  Kon- 
zerte veranstalteten.  Die  Konzertsaison  wurde  mit 
zwei  solcher  Abende  eröffnet;  seither  ist  allerdings 
nicht  mehr  sehr  viel  dergleichen  versucht  worden. 
I^as  Konzert  Moritz  Diesterwegs  ist  im  „Kla- 
vier-Lehrer" bereits  besprochen  worden.  Ich  habe 
iiür  leider  dabei  nicht  verhehlen  können,  dass  hier 


ein  ernster  Musiker  mit  tüchtigem  Können  sich 
umsonst  bemüht,  ein  Eigenes  auszudrücken.  £s 
fehlt  ihm  bei  manchem  schönen  Einfall  im  Ein- 
zelnen die  überzeugende  Kraft  des  Ausdrucks, 
sowie  überhaupt  die  persönliche  Note.  —  Eine 
ausgesprochene  Persönlichkeit  ist  dagegen  Ludwig 
Hess,  der  sich  als  Tenorsänger  längst  allgemeiner 
Wertschätzung  erfreut.  Von  ihm  wurden  14  Lieder 
und  drei  Gesangsquartette  mit  Klavier  aufgeführt. 
Der  Eindruck  des  Abends  war  für  den  Menschen 
und  den  Künstler  Hess  sehr  günstig,  vermochte 
aber  nicht  den  Beweis  zu  erbringen,  dass  die  ur- 
sprüngliche schöpferische  Kraft  des  Sängers  aus- 
reicht, sein  grosses  Wollen  in  gleichwertige  Tat 
umzusetzen.  Wenn  Sänger  Lieder  schreiben,  pfiegen 
diese  gewöhnlich  auf  die  äusserliche  Wirkung  be- 
rechnet zu  sein,  sie  haben  aber  gegenüber  diesem 
Mangel  zumeist  den  Vorteil,  dass  sie  echter  Sanges- 
lust entsprossen  sind.  Die  Lieder  von  Hess,  die 
übrigens  alle  gedruckt  vorliegen  (im  Verlag  von 
Lauterbach  <Sb  Kuhn,  Leipzig),  haben  nichts 
von  solchen  Sängerliedern  an  sich.  Sie  sind 
einerseits  nicht  für  den  G-eschmack  des  Publikums 
berechnet,  andererseits  sind  sie  aber  auch  nicht 
Schöpfungen  eines  sangesfrohen  Gemüts:  der 
Kunstverstand  ist  in  ihnen  mächtiger,  als  der 
Schöpfungsdrang.  Ich  habe  diesen  Liedern  von 
Hess  gegenüber  das  Gefühl  einer  ausgeprägten 
Kultur.  Hess  wählt  Texte,  deren  Art  und  deren 
Wert  nicht  in  ihrer  lyrischen  Sangbarkeit,  sondern 
in  dem  geistigen  Gehalt  oder  in  der  Eigenart  ihres 
formalen  Ausdrucks  liegt;  Konrad  Ferdinand 
Meyer,  der  grosseKulturpoet,  Friedrich  Hebbel, 
der  tiefe  Seelengrübler,  Gottfried  Keller,  der 
Ziseleur  feinster  Kostbarkeiten,  das  sind  seine 
Lieblinge.  Ihnen  tritt  er  gegenüber,  wie  Hugo 
Wolf  es  Mörike,  Eichendorff  und  Goethe 
gegenüber  tat.  Aber  selbst  wenn  beide  Kompo- 
nisten wirklich  gleichartig  wären,  Hugo  Wolf's 
Schöpfungen  müssten  musikalischer  sein,  da  sie 
aus  Texten  schöpften,  in  denen  wirklich  eine  heim- 
liche Musik  lebt.  Hess  verschärft  noch  diesen 
Abstand,  indem  bei  ihm  der  Gtosamtgehalt  des 
Gedichts,  in  welchem  so  oft  der  eigentliche  musi- 
kalische Wert  liegt,  zurücktreten  muss  hinter  der 
Einzelheit.  Er  komponiert  eigentlich  nicht  Ge- 
dichte, sondern  Verszeilen.  Hierin  bietet  er  aller- 
dings oft  Wunderhübsches,  und  wo  das  Gedicht 
selbst  sehr  geschlossen  ist,  kommt  auch  er  zu  ge- 
schlossenen Wirkungen.  Der  Chor  „Nachtlied**  ist 
dafür  vielleicht  der  beste  Beweis.  Aber  im  ganzen 
löst  er  durch  seine  Musik  ein  Gedicht  in  seine 
einzelnen  Teile  auf,  während  es  doch  umgekehrt 
die  eigentliche  Aufgabe  der  Vertonung  wäre,  uns 
den  tiefen  seelischen  Urgrund  ahnen  zu  lassen, 
aus  dem  das  Gedicht  erst  erwuchs.  Ich  wünsche 
dem  hochgeschätzten  Künstler,  dass  es  ihm  einmal 
auch  beim  Komponieren  gelinge,  ein  rechter 
deutscher  Sangesbruder  zu  werden,  der  ruhig  drauf 
los  singt,  wie  es  ihm  um's  Herz  ist,  und  der  über- 


—     384    — 


haapt  singt,  weil  er  singen  mass,  unbekümmert 
darum,  ob  er  auch  singen  kann.  Da  bei  Hess 
dieses  Können  in  hohem  Masse  vorhanden  ist,  da 
er  ein  grosses  Stück  imserer  literarischen  Kultur 
in  sich  aufgenommen  hat,  braucht  er  keine  Äugst 
zu  haben,  dass  er  als  Sangesbruder  trivial  wird; 
die  Gegengewichte  sind  allzu  schwer. 

Alles  in  allem  genommen  war  der  wertvollste 
der  bisherigen  Kompositionsabende  der  von 
Eduard  Behm.  Allerdings  ist  seine  Persönlichkeit 
nicht  so  scharf  ausgesprochen  und  so  eigenartig, 
dass  es  seinem  Schaffen  zugute  kommt,  wenn  man 
zu  viel  auf  einmal  davon  hört.  Seine  Werke 
sollten  uns  öfter  einmal  neben  andern  begegnen. 
Dann  würde  man  seiner  zurückhaltenden,  feinen 
Natur,  in  der  sich  hohe  Schätzung  der  Form  in 
architektonischer  (an  den  Klassikern  geschult),  wie 
in  malerischer  (Wohllaut  der  Orchestrierung)  mit 
modernem  lyrischem  Empfinden  glücklich  verbindet, 
doppelt  froh  werden.  Behm's  Kompositionen  fehlt 
am  meisten  die  Energie  der  Kürze,  sie  würden 
durch  Zusammendrängen  alle  gewinnen.  Das„Vio> 
linkonzert*',  das  Bernhard  Dessau  sehr  gut 
spielte,  verdient  ins  Repertoir  der  Geiger,  die  „drei 
Gesänge'»  mit  Orchester,  für  die  Lala  Mysz- 
G  mein  er  eintrat,  in  das  guter  Sängerinnen  auf- 
genommen zu  werden.  Jedenfalls  ist  Behm  ein 
sehr  ernst  strebender  Künstler,  der  noch  eine  reiche 
Entwicklung  verspricht  und  die  ernste  Beachtung 
aller  ernsten  Musikfreunde  verdient. 

^^egen  ist  es  schwer,  gegenüber  dem  „Con- 
certo  für  Klavier^  Orchester  und  Chor,  op.  39" 
von  Ferruccio  Busoni  nicht  ins  kritische 
Henkeramt  zu  verfallen.  Ein  Amt,  das  ich  hasse, 
wo  ich  im  Kritiker  viel  lieber  den  Gärtner  der 
Kunst  sehe,  der  wohl  mit  scharfem  Messer  be- 
schneidet und  säubert,  aber  doch  im  Hegen  und 
Pflegen  seine  Aufgabe  sieht.  Ohne  Messer  geht  es 
dieses  Mal  freilich  nicht.  Denn  je  anspruchsvoller 
ein  Kunstwerk  auftritt,  umso  anspruchsvoller 
müssen  auch  wir  sein.  Busoni's  Concerto  dauerte 
über  eine  Stunde;  das  Publikum  bereitete  dem 
Künstler  nach  jedem  Satze  einen  stürmischen 
El  folg.  Da  gilt  es  klar  festzustellen,  dass  dieser 
Erfolg  der  Person  (nicht  der  Persönlichkeit)  Basoni's 
galt.  Wir  können  uns  dieser  amerikanischen  Art 
der  Begeisterung  nicht  freuen.  Busoni  sagt  von 
seinem  Werke:  „Es  unterscheidet  sich  von  der 
Stammgattung  zunächst  durch  die  äussere  Form, 
die  zum  erstenmale  auf  fünf  Sätze  erweitert  wird. 
Das  zweite  Merkmal  ist  der  Hinzutritt  des  Ge- 
sanges, eines  Männerchors;  ein  drittes  Kennzeichen 
liegt  in  dem  stellenweise  Anklingen  an  die  Melodie 
und  die  Rhythmen  Italiens' .  Was  Busoni  hier 
so  mitteilenswert  flndet,  sind  ja  lauter  äusser- 
liche  Dinge.  Mir  ist  es  gleichgiltig,  ob  ein  Werk 
einen  oder  zwanzig  Sätze  hat,  ob  es  für  ein  ein- 
fältiges Klavier  oder  für  Riesenorchester  mit  Wind- 
maschine und  dergleichen  komponiert  ist,  wenn 
nur   die   Form   dem   Inhalt  entspricht,   oder   noch 


besser,  wenn  die  Form  mit  Inhalt  gefüllt  ist.  Ba* 
soni  scheint  nicht  dieser  Meinung  zu  sein,  denn  er 
fasst  die  ganze  Form  des  Konzerts  in  sehr  äusserlich 
formaler  Weise  als  ein  „Zusammenwirken  ver- 
schiedener Klangmittel"  auf.  Das  war's  zu  Anfang; 
aber  wenn  Beethoven  Konzert  mit  Tonwettkampf 
oder  Tonstreit  übersetzte,  so  gab  er  mit  der  üeber- 
setzung  gleichzeitig  die  Bereicherung.  Ja,  er 
stellte  der  Form  des  Konzerts  damit  eine  Aufgabe, 
die  noch  immer  nicht  erfüllt,  eigentlich  kaum  recht 
versucht  ist.  Soloinstrument  und  Orchester  im 
Wettkampf  mit  einander.  Wie  herrlich  gerade  für 
das  Klavierkonzert.  Das  Klavier  umf  asst  die  ganze 
Ton  weit  ebensogut  wie  das  Orchester;  aber  in 
einer  Farbe  gegenüber  der  Buntheit  des  Orchestern. 
Das  Klavier  entspricht  also  dem  Einzelmenschen 
gegenüber  der  Welt  des  Orchesters.  Diesen  für*s 
Geistige  wie  für's  Formale  gleich  fruchtbaren 
Gegensatz  haben  unsere  Komponisten  nur  gele- 
gentlich, nur  in  Einzelheiten  erfasst.  Bei  Busoni 
besteht  der  Gegensatz  nicht  einmal  formal,  indem 
er  die  instrumentale  Verschiedenheit  nicht  zum 
Gegen  wirken,  sondern  zum  „Concerto",  d.  i.  Zu- 
sammenwirken ausspinnt.  Daher  denn  auch  das 
Klavier  trotz  der  virtuosen  Behandlung  des  Satzes 
kaum  eine  Wirkung  tut.  Es  ist  eben,  rein  instru- 
mental genommen,  zu  minderwertig. 

Leider  reicht  nun  Busoni's  rein  musikalische 
Erflndungskraft  nicht  für  eine  solche  formale 
Musikbehandlung  aus.  Jene  Alten,  die  beim  „Con- 
certo* nur  eine  klangliche  Wirkung  erstrebten, 
haben  ganz  andere  Themen  erfunden  und  haben 
diese  zu  fein  durchgearbeiteten  Kunstformen  auf- 
gebaut, Busoni's  Themen  sind  charakterlos,  ihre 
Entwicklung  entbehrt  der  Logik.  Das  ist  ein  end- 
loses Auf  und  Ab ;  man  erwischt  viele  Einzelheiten, 
aber  nirgends  das  Ganze. 

Und  doch  geht  —  und  damit  kann  ich  endlich 
das  kritische  Messer  aus  der  Hand  legen  —  ein 
gewisser  Zug  von  Grösse  durch  das  Werk,  der 
einen  immer  wieder  zur  Aufmerksamkeit  zwingt. 
Es  ist  das  grosse  Wollen  des  Künstlers  und  li^ 
in  einer  gewissen  rhythmischen  Kraft,  die  sich  in 
der  „Tarantella"  zu  einer  packenden  Wildheit 
steigert.  Der  Komponist  hat  seinem  Werke  — 
trotz  der  vielen  schönen  leeren  Blätter  im  Fro- 
grammbuch  —  keine  erläatemde  Führung  mit- 
gegeben. Aber  ich  glaube  deutlich  zu  erkennen, 
dass  die  drei  Mittelsätze  Bilder  aus  dem  italienischen 
Leben  sind.  Das  „pezzo  giocoso'  stellt  irgend  ein 
mannigfaltiges  Jahrmarktstreiben  dar;  das  darauf 
folgende  „pezzo  serioso*'  führt  einen  Leichenzag 
durch  die  mit  geschäftigen  Menschen  erfüllten 
Strassen;  die  „Tarantella"  gibt  die  bekannte  wilde 
Volksszene.  Es  wäre  das  Ganze  ins  Geistige  zu 
übertragen.  So  gliedert  sich  der  Schluss  logisch  an 
„Herzen  erglüheten,  Herzen  erkalteten,  Spielend 
umwechselten  Leben  und  Tod."  Freilich  brauchte 
Busoni  dazu  nicht  zur  schlechten  Uebertraguug 
der  dänischen  Dichtung  aus  dem  Orient  zu  greifen. 


—     385     — 


sondern  liätte  In  Goethe's  ,,Grenzen  der  Menschheit" 
den  gewollten  Gregensatz  zwischen  dem  Hasten  des 
Irdischen  und  der  Daaer  des  Göttlichen  schöner 
und  auch  verständlicher   ausgesprochen   gefunden. 

Also  alles  in  allem  ein  Fehlschlag,  aber  doch 
einer,  der  einen  zur  Auselnandersetzang  mit  dem 
Komponisten  reizt,  weil  man  doch  überall  die  Per- 
sönlichkeit spürt.  Dagegen  fühle  ich  gar  keinen 
Anreiz,  näher  zu  begründen,  weshalb  ichC  Gold- 
mark's  Ouvertüre  „In  Italien"  ablehne,  die  die 
Neuheit  des  „3.  philharmonischen  Konzertes*'  bildete. 
Das  ist  weiter  nichts,  als  gespreizte  greisenhafte 
Unfähigkeit.  Die  foimale  Glätte  und  der  sinnliche 
Aufputz,  den  Goldmark  ehedem  zu  geben  hatte, 
sind  geschwunden ;  geblieben  ist  der  alte  Kern,  der 
die  Merkwürdigkeit  hat,  gehaltlos  zu  sein.  Der 
Wert  des  Goldmark 'sehen  Schaffens  beruhte  eben 
immer   nur   in    der   mit  Flitter   verzierten  Schale. 

Ein  köstlicher  Kern   steckt   dagegen   In  Paul 


Scheinpflug,  dessen  „Worpsweder  Stimmungen** 
ja  zuweilen  eine  recht  rauhe  und  stachlichte  Schale 
zeigen.  Noch  ist  hie  und  da  der  Ausgleich  zwischen 
Empfinden  und  formaler  Aussprache  nicht  erreicht. 
Dadurch,  dass  diese  dem  Gewöhnlichen  aus  dem 
Wege  geht,  beanspracht  sie  zuweilen  die  Auf- 
merksamkeit so  sehr,  dass  man  vergessen  könnte, 
dass  sie  auch  an  diesen  Stellen  dem  Komponisten 
nur  Mittel  zum  Zweck  ist.  Aber  Scheinpflug  ist 
ja  noch  so  jung,  er  gehört  zu  den  Wenigen,  auf 
die  ich  sehr  grosse  Hoffnungen  setze.  Die  Auf- 
führung im  Konzert  des  „ Dessau-Quartetts' '  blieb 
leider  dem  Werk  das  beste  schuldig.  Hofkapell- 
meister Edmund  von  Strauss  fehlt  auch  am 
Klavier,  wie  am  Dirigentenpult,  jegliche  Intimität, 
und  durchaus  fehl  am  Orte  war  der  Sänger  Hei- 
nemaun.  dessen  brutales  Draufgängertum  diesen 
innigen  Stimmungen  völlig  verständnislos  gegen- 
überstand. 


Mitteilungen 


von  Hoohsohulen  und  Konseryatorieiu 


Am  5.  November  fand  in  der  Aula  des  Falk- 
Realgj-'^mnasiums  in  Berlin  die  16.  Schüler- 
Aufführung  des  Prof.  Breslaur'schen  Kon- 
servatoriums, Direktor  Gustav  Lazarus,  statt. 
Die  Leistungen  des  Abends  waren  durchweg  aus- 
gezeichnete, wir  erwähnen  u.  a.  die  Klavier- 
Vorträge  der  Damen  Boeltje  und  Lasch  und  des 
Herrn  Lilienthal.  Auch  die  Herrn  Blum  und 
Friedewald  boten  in  Violin -Vorträgen  Hervor- 
ragendes. Die  bekannte  Konzertsängerin  und 
Lehrerin  des  Konservatoriums  Frl.  Fanny  Opfer 
erfreute  durch  den  prächtigen  Vortrag  von 
Schubert's  ^^Allmacht*  und  einer  Reihe  von 
Kinderliedern  von  Gustav  Lazarus.  Die 
Aufführung  erbrachte  wiederum  den  Beweis,  in 
welch'  ernsthafter  und  künstlerischer  Weise  das 
Konservatorium  geleitet  wird  und  wie  hocherfreulich 
die  erzielten  Resultate  sind. 

In   das  Konservatojium   von   Emil   Olbrich 


—  Berlin  W.  Schöneberg,  Apostel  Paulusstr.  7  — 
ist  der  viele  Jahre  in  Petersburg  tätig  gewesene 
Kapellmeister  Franz  Schröder,  ehemaliges 
Mitglied  des  Schröderschen  Quartetts,  als  Leiter 
des  Violinunterrichts  eingetreten. 

Die  Verwaltungskommission  der  von  Rossini 
in  Pesaro  gestifteten  „Musikhochschule**,  von 
deren  Leitung  Mascagni  aus  bekannten  Umständen 
zurücktreten  musste,  hat  als  Leiter  den  Tonkünstler 
AmilcareZanellafür  dieses  wichtige  Amt  berufen. 
ZaneUa  ist  erst  29  Jahr  alt,  hat  sich  aber  als 
Klaviervirtuose,  als  Komponist  und  Dirigent  bereits 
einen  bedeutenden  Ruf  erworben.  Eine  Oper  von 
ihm,  „Osanna**,  wird  demnächst  in  Genua  auf- 
geführt. 

Die  Konservatorien  von  Petersburg  und 
Moskau  veranstalteten  am  20.  November,  zur 
10jährigen  Wiederkehr  des  Todestages  Rubin- 
stein's,  Gedenkfeiern  für  ihren  Begründer. 


Vermischte 

Josef  Joachim  wird  demnächst  auf  eine 
sechzigjährige  Lehrtätigkeit  zurückblicken 
können.  Da  wird  seinen  zahlreichen  Schülern  ein 
Werk  willkommen  sein,  welches  seine  Anschau- 
nngen  vom  Wesen  des  Violinspiels  in  ein  metho- 
disch geordnetes  System  bringt.  Von  diesem 
Werk  (Violinschule  in  3  Bänden),  welches  der 
Meister  im  Verein  mit  seinem  früheren  Schüler 
und  langjährigen  Mitarbeiter  Andreas  Moser 
fertig  gestellt  hat,  erscheint  der  erste  Band  im 
Anfang  des  nächsten  Jahres  bei  N.  Simrock, 
6.  m.  b.   H.   in    Berlin.     Als   Ziel    ihrer    Arbeit 


Nachrichten. 

haben  die  Verfasser  sich  gestellt:  „Das  Violinspiel 
durch  einen  rationellen  Lehrgang  so  zu  fördern, 
dass  das  erworbene  technische  Können  der  Musik 
als  solcher  zu  Gute  komme!'' 

Ein  prächtiges,  lebenswahres  Bild  von 
Brahms  erscheint  soeben  in  der  bekannten  „Por- 
trätkollektion berühmter  Personen",  welche  die 
Münchener  Verlagsanstalt  F.  Bruckmann  heraus- 
gibt. Es  ist  eine  Heliogravüre  auf  Chinapapier 
in  Kabinettformat. 

Die    Barth'sche   Madrigal  -  Vereinigung, 
Berlin,  veranstaltet  Dienstag,  den  27.  Dezember  in 


386     — 


der  Singakademie  ein  popaläres  Konzert  zn  Ein- 
trittspreisen von  2  nnd  1  Mk,  um  auch  den  we^ 
testen  Eieisen  das  Bekanntwerden  mit  den 
schönen,    klassischen   Madrigalen   za   ermöglichen. 

Professor  Kichard  Barth  zu  Hamburg 
erhielt  von  der  Marburger  Universität  den 
Doktortitel,  honoris  causa.  Prof.  Barth  war  vor 
seiner  Uebersiedelung  nach  Hamburg  in  Marburg 
üniversit  ätsm  usikdirektor. 

Professor  AlexisHolländer  hat  die  Direktion 
des  Cäcilienvereins  niedergelegt,  der  Verein  hat 
sich  nach  41jährigem  Bestehen  aufgelöst.  Wie 
verlautet,  plant  Professor  Holländer,  als  Epilog 
seiner  Dirigenten tätigkeit  eine  «Geschichte  des 
Cäcilienvereins''  zu  schreiben,  die  einen  Beitrag  zur 
Geschichte  des  Berliner  Musikgeschmacks  liefern 
wird,  an  dessen  Entwicklung  der  Verein  und  sein 
rastlos  tätiger  Dirigent  in  unentwegtem  Streben 
ihren  wohlverdienten  Anteil  beanspruchen   dürfen. 

Von  Freunden  und  Verehrern  des  der  Kunst 
leider  viel  zu  früh  entrissenen  Komponisten  und 
Musikschriftstellers  Benno  Horwitz  sind  eine 
Beihe  von  „Gedächtnis-Konzerten'*  geplant,  welche 
den  Zweck  verfolgen,  seine  nachgelassenen  Werke, 
die  zum  grössten  Teil  Manuskripte  sind,  zu  Gehör 
zu  bringen.  Das  erste  dieser  Konzerte  fand  am 
23.  Oktober  in  der  Singakademie  statt  und  erfreute 
sich  der  Mitwirkung  von  Frau  Emilie  Herzog, 
Frau  Antonie  Stern,  Frl.  Marie  E/Cimann, 
der  Herren  Professor  Dr.  H.  Eeimann,  Violinist 
Julius  Ruthström  und  des  Adolf  Schulze- 
schen Chores.  Zur  Aufführung  kamen  Adagio 
für  Violine  und  Orgel,  Klavier-  und  Violin-Soli, 
Lieder  für  Sopran  und  Alt,  2  fünfstimmige  a  capella- 
Chöre  und  2  Frauenchöre.  Ganz  besonderen  Beifall 
errangen  sich  die  Vokalkompositionen,  an  ihrer 
Spitze  die  Chöre,  aber  auch  von  den  Solo-Liedern 
hatten  verschiedene  durchschlagenden  Erfolg,  so 
wurde  u.  A.    das  Lied    für   Sopran   „Komme,   ach 


komme  doch"  und  das  Lied  für  Alt  „Die  Korn- 
blumen*' lebhaft  beklatscht  und  da  capo  verlangt. 
In  einem  zweiten  Konzerte  kommt  eine  sinfonische 
Dichtung  „Dämonion"  und  ein  „Quartett"  in 
F-moU  zur  Aufführung. 

Das  Herzogliche  Hoftheater  zu  Dessau 
hat  ein  neues  Märchenspiel  für  Kinder:  „Das 
böse  Prinzesschen"  von  Gabriele  Reuter, 
mit  Musik  von  Max  Marschalk,  zur  üraufführuDg 
angenommen.  Das  feinsinnige  Stück,  das  eine 
wirklich  poetische  Bereicherung  der  einschlägigen 
Literatur  erhoffen  lässt,  weil  hier  die  Moral  restlos 
Aesthetik  geworden  ist,  soll  womöglich  schon  in 
der  ersten  Hälfte  des  Dezember  an  genannter 
Bühne  in  Scene  gehen. 

Ein  wichtiges  Stück  aus  dem  Brahms- 
schen  Nachlass  wird  in  der  Ende  November 
erscheinenden  3.  Auflage  des  Werkes  „Hermine 
Spies"  ein  (Jedenkbuch  für  ihre  Freimde, 
(Leipzig,  G.  J.  Göschen'sche  Verlagshandlnng,^ 
veröffentlicht  werden.  Es  handelt  sich  um  den 
gesamten  Briefwechsel  zwischen  dem  grossen  Kom- 
ponisten und  der  berühmten  Sängerin. 

Am  22.  d.  M.  findet  in  Strassburg  i.  E.  die 
mit  Spannung  erwartete  Uraufführung  des  musi- 
kalischen Wald-Dramas  „Die  Vogesentanne"  von 
J.  M.  Erb,  Oper  in  einem  Akte,  statt. 

Von  einer  Anzahl  grösserer  Institute  haben 
sich  die  musikalischen  Leiter  zu  dieser  Vorstellung 
bereits  angemeldet. 

Die  „Geschäftsstelle  der  Lebens-,  AUerspensions- 
und  Invaliditätsversicherung"  der  Mitglieder 
deutscher  Frauenvereine  „Friedrich  Wilhelm". 
Leiterin  Frl.  Henriette  Goldschmidt,  befindet 
sich  seit  dem  1.  November  d.  J.  wieder  in  ihrem 
alten  Heim,  Berlin  W.,  Behrenstrasse  60/61  p. 
Frl.  Goldschmidt  ist  dort  täglich  von  10— l  üiir 
vormittags  anwesend,  um  alle  Aufragen,  mündliche 
und  schriftliche,  zu  erledigen 


Bücher  nnd  Mnsikalien. 


Max  Uesse's   „Deutscher  Musiker-Kalender"  1905. 
Max  Hetse'f  TerUf,  Lelpilpr* 

Der  im  20.  Jahrgang  erscheinende  Kalender 
ist  mit  den  beiden  ausgezeichnet  gelungenen 
Portraits  von  Dr.  Ed.  Hanslick  und  Anton 
DvolrÄk  geschmückt.  Beiden  wird  im  Text  eine 
Skizze  ihres  Lebens  und  Wirkens  gewidmet.  — 
Die  innere  Einrichtung  des  Kalenders  ist  im 
übrigen  die  alte,  durch  die  Praxis  bewährte,  ge- 
blieben, das  Postadressenmaterial  der  grossen 
Städte  wurde  vermehrt;  zu  bedauern  ist  nur,  dass  der 
Herausgeber  mehr  und  mehr  die  kleineren  Städte 
verschwinden  lässt.  Hierin  lag  ein  besonderer 
Vorzug,  der  den  Hesse'schen  Kalender  vor  seinem 
älteren  Kollegen  auszeichnete.  Einen  interessanten 
Einblick  in  die  Musikpfiege  der  heutigen  Zeit 
bietet    der    53    enggedruckte    Seiten    umfassende 


„Konzertbericht  aus  Deutschland",  hier  gewinnt 
man  einen  genauen  Einblick  über  dasjenige,  was 
aufgeführt  wird,  aber  auch  von  wem  es  zu  Gehör 
kam.  Ein  alphabetisches  Namensverzeichnis  der 
im  Kalender  angeführten  Musiker  Deutschlands 
ist  auch  diesem  Jahrgang  wieder  eingefügt. 

Anna  Morsch. 

Kleine  Partituren. 

Immer  häufiger  erscheinen  jetzt  kleine  Partitur- 
ausgaben von  Orchester  werken:  eine  höchst  dankens- 
werte und  auch  dankbare  Idee.  In  Eulenburg's 
Sammlung  erschien  nun  auch  Bach 's  Matthäas- 
passion  in  gewohnter  Ausstattung.  Namentlich 
die  eingebundene  Ausgabe  mit  der  hübschen 
Zeichnung  auf  der  Decke  und  einer  vorzüglichen 
Wiedergabe  des  Portraits  Bach's  bildet  ein  kfinst- 


—     387     — 


lerisch  wertvolles  Bändchen.  Hoffentlich  folgen 
ihr  weitere  Werke  Bach's.  Brahms'  Sinfonieen 
and  dentsches  Requiem  -  sind  *  ebenfalls  dem  all- 
gemeinen Studinm  erschlossen  dnrch  diese  billigen 
Ausgaben.  Aach  sollte  dieser  Verlag  seiner  vor- 
trefflichen Aaswahi  aus  Berlioz'  Werken  dessen 
Requiem  und  Faast,  sowie  das  Te-Deum  an- 
schliessen,  drei  Werke,  die  man  studieren  muss, 
wenn  man  wissen  will,  wer  Berlioz  ist.  Dagegen 
halte  ich  die  Heraasgabe  von  Klavier  werken  in 
Taschenformat  für  weniger  wichtig,  da  die  Klassiker 
in  so  billigen  Ausgaben  erschienen  sind,  dass  deren 
Besitz  jedermann  zugänglich  und  das  Nachlesen  von 
Klaviersolo  werken  eher  nachteilig  als  fördernd  ist. 
Von  Wagner  besitzen  wir  nun  den  Bing, 
die  Meistersinger  und  Parsifal  in  kleiner 
Aasgabe,  B.  Schottes  Söhne,  Mainz,  die  nur 
durch  das  praktischen  Bedürfnissen  entgegen- 
kommende Einfügen  dreier  Sprachen  für  den 
Text  leider  an  Klarheit  verloren  hat,  aber  in 
der  Ausgabe  auf  Chinapapier  doch  ein  Kunst- 
werk ist.  Die  zahlreichen  Druckfehler  müssen 
künftig  noch  ausgemerzt  werden.  Breitkopf  & 
Härtel  lassen  leider  noch  immer  auf  Tristan 
and  Lohengrin  warten  in  gleicher  Form,  dagegen 
ist  der  Tannh&user  bei  Fürstner  erschienen, 
unbegreiflich  ist  es  nur,  dass  der  Verleger  die 
Aenderungen  der  Pariser  Bearbeitung  nicht  auf- 
genommen hat.  Abgesehen  davon,  dass  diese 
nach  Wagner*s  Wille  die  definitive  Form  ist,  die 
er  seinem  Werke  gegeben,  sind  auch  diese  nach- 
komponierten Scenen  orchestral  vom  allerhöchsten 
Interesse  für  das  Studium.*)  Hier  muss  der  Ver- 
leger sich  unbedingt  zu  einem  Supplement  ent- 
schliessen.  So  fehlen  also  nur  Holländer  und 
Rienzi  (ausser  Tristan  und  Lohengrin)  zum 
vollständigen  Oyclns. 

Leuckart's  Verlag  hat  von  R.  Strauss' 
Heldenleben  eine  reizende  kleine  Partitur  durch 
ein  neues  Verfahren  hergestellt:  nämlich  auf 
photographischem  Wege.  Dies  hat  den  Vorteil, 
dass  die  kleine  Ausgabe  der  grossen  genau  gleicht 
und  also  ganz  frei  von  Druckfehlern  ist.**)  Sowohl 
bei  diesen  Partituren  wie  bei  der  Sinfonia 
domestica  von  R.  Strauss  bei  Bote  Sc  Bock 
ist  das  FoiTuat  so  gewählt  worden,  dass  alle  Seiten 
immer  in  derselben  Richtung  zu  lesen  sind.  Das 
halte  ich  für  einen  grossen  Vorzug.  Die  Sinfonia 
domestica  bietet  die  harmonischsten  Verhältnisse 
f&r  ein  bequemes  Ueberschauen  und  leichtes  Lesen. 
Das  kleine  Taschenformat  war  ja  ursprünglich  für 
Quartette  bestimmt.  Für  moderne  sinfonische 
Werke  sollte  das  von  Bote  &  Bock  als  Vorbild  dienen. 

♦)  Ja,  der  Venusberg  allein  ist  in  dieser  Be- 
ziehung reicher  an  Anregung  als  der  ganze  Tann- 
häüser. 

♦*)  Die  Notenköpfe  sind  freilich  sehr  klein  ge- 
worden, aber  sehr  deutlich,  namentlich  durch  das 
gute  Papier.  Sehr  ungünstig  und  augenverderb- 
Bch  in  beiden  Beziehungen  sind  die  Bruckner- 
Bchen  Sinfonieen,  gedruckt  bei  Doblinger  (Wien). 


Otto    Singer:    „Das    Heldenleben    von   Bichard 
Strauss**,  Bearbeitungen  für  Kla- 
vier  zu  2  und  4  Händen    und  für 
2  Klaviere  zu  4  Händen 
r   E.  C.  L«aekarl,  Leipslir. 

Besser  als  die  früher  besprochenen  Ueber- 
tragungen  der  Klassiker  wurden  die  modernen 
Komponisten  übersetzt,  trotz  der  weit  grösseren 
Schwierigkeiten. 

Otto  Singer,  der  fleissige  Bearbeiter  für 
Bichard  Strauss,  hat  das  „Heldenleben**  für 
2  Klaviere,  für  ein  Klavier  vierhändig  und  sogar 
zweihändig  bearbeitet  Letztere  Aibeit  ist  die  be- 
wunderungswürdigste, denn  da  es  sich  hier  nicht 
um  eine  genaue  Wiedergabe  des  komplizierten 
Gewebes  mit  virtuosen  Mitteln  handeln  konnte, 
musste  Singer  die  reiche  Struktur  vereinfachen. 
Wie  er  hierbei  Spielbarkeit  erreicht  hat,  dabei 
nicht  ein  blosses  Skelett,  sondern  so  zu  sagen  die 
Badierung  eines  G^mälde;^  gibt,  das  verdient  die 
grösste  Anerkennung.  Am  wenigsten  befriedigt 
die  vierhändige  Bearbeitung.  Hierbei  muss  freilich 
zugegeben  werden,  dass  die  Themenbildung  bei 
Strauss,  die  meistens  von  riesigem  „Umfang**  ist, 
sich  am  wenigsten  eignet  für  eine  Ausführung, 
wo  jeder  Spieler  räumlich  begrenzt  ist.  Hieraus 
erwachsen  fast  unüberwindliche  Schwierigkeiten 
für  den  Bearbeiter,  der  nicht  immer  die  Stimm- 
führung einem  Spieler  vollständig  überlassen 
konnte  (in  der  „Schlacht**  beginnt  der  erste  Spieler 
das  Thema,  aber  der  zweite  setzt  es  fort  u.  a.  m.)*) 
Sehr  gelungen  ist  dagegen  die  Bearbeitung  für 
2  Klaviere.  Nachahmenswert  ist  die  Einrichtung, 
die  Takte  zu  numerieren. 

Von  Liszt's  genialer  Uebersetzung  der  Sin- 
fonie fantastique  von  Berlioz,  die  nicht  bloss 
ein  Klavierauszug,  sondern  eine  Umbildung  des 
Orchesterklangs  durch  entsprechende  pianistische 
Mittel  ist,  hat  dieselbe  Verlagshandlung,  F.  E.  C. 
Leuckart,  Leipzig,  eine  neue  Ausgabe  veranstaltet, 
die  gegenüber  der  älteren  französischen  von  Liszt 
verbessert  worden  ist  und  im  Preis  fast  um  die 
Hälfte  billiger.  Dies  Werk  ist  eine  Fundgrube 
für  Virtuosen.  Auch  für  den  Vortrag  von  Original- 
klavier werken  lernt  man  hier  viel. 

«7.   Vianna  da  Motta, 

Felix   Tom    Rath,    op.    9.     Drei   Tanzidyllen   für 

Pianoforte. 

BBddeatieher  MailkrerUf,  StrMsbarg  1.  B. 

Felix  vom  Bath  bietet  in  seinem  op.  9  drei 
sehr  hübsche  Stücke.  Das  erste  in  Mazurkenform, 
das  andere  könnte  vielleicht  „in  deutschei  Weise" 
überschrieben  sein,  ein  Tanzlied  mit  einfach-lieb- 
licher Melodik,  das  dritte  entlehnt  seine  äussere 
Umrahmung  wohl  dem  Walzer,  ist  aber  doch 
wesentlich  mehr.    In  den  drei  Tanzidyllen  ist  viel 


*)  Auch    die   hohen  Lagen   werden   mehr  als 
nötig  verwendet. 


—     388     — 


Stimmangf  viel  innige  Masik,  die  eines  leisen  me- 
lancholischen Anhauches  nicht  entbehrt  nnd  eben 
darum  um  so  anziehender  erscheint  Wir  rechnen 
vom  Sath's  Tanzidyllen  zu  den  sehr  schätzens- 
werten Beiträgen  der  neueren  Vortragsmusik,  und 
zwar  umsomehr,   als  sie   auch   im  Klaviersatz  und 


nobler  Klangwirkung  gleich  vorzüglich  geraten 
sind.  Sie  stellen  an  den  Ausführenden  keine  über- 
grossen Anforderungen  in  der  Technik,  wollen  in- 
dessen fein  und  genau  in  jeder  Vortragsnaance 
ausgearbeitet  sein.    Dann  aber  werden  sie  samtlich 


beste  Wirkung  tun. 


Eugen  Segnitz. 


Vereine. 


Musik-Sektion 
des  AUg,  Deutschen  Lehrerinnen- Yerelns. 

Wir  teilen  unseren  Mitgliedern  hierdurch  mit, 
dass  sich  in  Köslin  und  Bromberg  zwei  neue 
Gruppen  —  die  30.  und  31.  unserer  Sektion  — 
gebildet  haben.  Vorsitzende  der  Köslin  er  Gruppe 
ist  Frl.  Anni  Kuhn,  Holzmarkt  2,  der  Brom- 
berger  Frl.  Kosa  Passarge,  Rinkauerstr.  23. 


Der   Wortlaut    der    von   der   Königsberger 

Gruppe   gestellten  Aufgabe  ist:    „Wie   kann  die 

Musiklehrerin  ihre  pädagogische  Bildung  vertiefen?'^ 

Termin  1.  Februar.     Die  Ausarbeitungen   sind   an 

Frl.  Streb,  Darmstadt,  Martinsstrasse  11^2 

zu  ssnden.  ta       -rr       j.      :> 

•  Der  Vorstand. 

I.  A. 

Sophie  Henkd. 


mr  Einem  Teil  dieser  Auflage  liegt  ein  Prospekt  der  Edition  Steingräber,  Leipzig: 
^Die  Klavierunterrichtswerke  der  Edition  Steingräber^  bei,  auf  welchen  wir  unsere  Leser 
besonders  aufmerksam  machen,  D.  E. 


Konservatorium  der  Musik 
in  Kassel. 

Gegr.i89B.     Direktion:  L  Beyer.     Gegr.  189B. 

EhrenTOnltc :  BeeiemneB-Präsident  Tom  TroM  i«  S«U, 
6nf  Köaiyfdorir,  Ezcellens  Generalin  tob  Colonb, 
Oberbürgermeister  MttlJer  n.  A. 

Curatorinm:  Pfarrer  Bau,  Sobaldirektor  Prof.  Dr.  Kram- 
maelier»  Bankier  Plaat,  JuBtiarath  Beheffer  tu  A. 

Lehrer :  Die  Damen :  L.  Beyer,  Blaisl-FSreter,  Königl.  Opem- 
sftoeerin,  Slefee-Pabroal,  A,  Taadlea.  Die  Herren: 
1.  Bartdee:««a,  Kammervirtuos.  Prof.  Dr.  HSbely 
O.  Kaletsch,  Kgl.  Kammermusiker,  K.  KletsMaaa, 
Kgl.  Opernsänger,  W.  Moahanpl,  Kgl.  Kammermusiker, 
Ed.  Sehnldt,  Kgl-  Kammermusiker,  fl.  Hehnarbaacli, 
Kgl.  Kamm  ermusiker  u.  A. 

Unterrlchtfächer:  Klavier,  Violine,  Cello,  Harfe  und  alle 
ÜbriMn  Orchesterinstrumente.  Gesang,  Harmonie- 
und  Kompositionslehre.  Musikgeschichte.  Italienisch* 
OrchesterspieL    Gehörabung.    Musikdiktat. 

Organisation:  Concertklassen.  Seminarklaesen.  Ober-, 
Mittel-  nnd  Elementarklassen. 

Slatatem  sind  kostenfrei  eu  besiehen  durch  die  Schriftleitnng 
des  Konservatoriums  Kassel,  Wilhelmshöher  Allee  4a 


W' 


Friedrieh  Brandstatter,  Leipzig. 


„Lantbildnng  beim  Singen  nnd  Sprechen" 

Ein  Leitfaden 

von 
Augaste  Böhme-Köhler« 

3.  bedeutend  erweiterte  Auflage.    Preis  Mk.  5.—. 

Die  plastische  Darstellung 
der  Lautbildung 

Apparate  Grdsse  A.  MIl  100.—,  GrOeee  B.  MIl  60.—. 

Za  beziehen  durch  alle  Bach-  und  Mnsik- 
handlangen,  and  direkt  von  Fraa  A.  BOlime- 
KShier,  Leipzig,  Liebigstr.  8. 


musikpddagogisdier 
Verband. 


^ 


^ 


Für  die  Mitglieder: 

Unterrichtsbedingungen 
für  Musllc-Lehrer  und  -Lehrerinnen. 

Verträge 

zwisclien  Konservatoriumsleitem 

und  ihren  Lehrkräften. 

Je  15  Formulare  25  Pffg> 

Zu  beziehen  gegen  vorherige  Einsendung  des 

Betrages  in  Briefmarken  von  der 

Geschäftsstelle  des  Verbandes, 

W.  Ansbacberstr.  37. 
o         9 


S 


DtstaoUaBdi  TonUnstleriuwn 

125  biographische  Skizzen  aus  der  Gegenwart 

Von 

Anna  Morsch. 

===  Preis  brosch.  1,60  Mk.  === 


Verlag  „Der  Klavier-Lehrer**  (M.  Wolff),  Beriin  W.  5. 


Notenlese  -  Lehrmethode 

anf  Qrandlage  des  blossen  Intervalllesens. 

G^gen  Einsendung  von  Mk.  1. —  zu  be- 
ziehen vom  Verfasser 

Robert  Hacli,  Bravnsehwelg:. 


—    389     — 


Adressen-Tafel. 

5  Zeilen  lO  Hk.  Jfthrlicb,  weitere  5  Zeilen  5  Jük. 


Prot  €.  Breslanr's  K^nsmatorium  und  Seminar. 

Direction:  Gustav  Lazarus. 

Berlin  N.W.,  Luisen-Str.  36*  BerUn  W.,  Bülowstr.  3  (am  NoUendoriputz). 


Spredhatvnden:  b—6,  IGttwoohs  u.  Sonnabends  1(^19. 


Spreohstanden :  8—10  u.  1—2. 


Aufnahme  jederseit. 


Erste  Lebrkrftfte,  vollsiftndige  masikalische  und  pädagogische  Ausbildung.     Elementariclassen. 


Prof.  Siegfried  Ochs. 

Dizigent  dei  «PhiUiarm.  Ghorei". 

Berlin  W.,  Bendier-Strasse  8. 

Sprecüut  nur  ▼.  11—18  Uhr  Vorm. 


Franz  Grunicice, 

Orgel,  Klavier,  Hannonielehre. 

Berlin  W.,  Steinmetzstr.  49  u. 


Martha  Remmert, 

Hofpianistin,  Kammervirtnosin. 
Berlin  W.,  Tanenzlenstr.  6. 


SäZnina  Xooh^ 

Pianistin« 
Beriln  W.,  Neue  WInterfeldstr.  15. 

Konzert-Vertr.:  H.  Wolff,  Berlin.* 


Flora  Scherres-Friedenthal 

Pianistin. 

Berlin-Charlottenburg, 

Kantstr.  160a. 


Prof.  Jul.  Hey'S  Cesangschule. 
Berlin  W.,  Elsholzstrasse  S». 

am  Botanischen  Garten. 


Geeangimterricht  erteilen: 

Frau  Felix  SchmIdt-KOhne 

Concerts&ngerin  -  Sopran. 
Sprechstande:  8—4. 

Prof.  Felix  Scfimidt. 

Berlin  W.,  Taaenzlenstrasse  21. 


€lf$dbet1)  ealatid 

CI)arlotteiiburg-ßerHn 

0oetbestras$c  SO. 

Huebildung  im  böbcren 

Ktavicrspicl  nach  Deppe'scbcn 

Orundeitzen« 


Ottilie  Lichterfeld 

BerUn  IF.,  Schaperair.  35. 


EmlHe  0.  gramer 

Gesangunterricht  (Meth.  Marchesi). 
Berlin,  Bayrentherstr.  27. 


9«$^  Uianna  d4  mona, 

Pianist. 
Berlin  W..  Passanerstrasse  26. 


Käte  Freudenfeid, 

Konaert-  o.  Oratoriena&iigerln  (Alt) 
Qeeaiifl^ehrerin,  Athemgymnaetik. 

Berlin  W.,  Passanerstrasse  22». 


Jlttguste  B$biiie-K$Mer 

erteilt  in  Leipzig,  Ltebintr.  8 1,  und  in  Llndhard-Namiliof  (Bahnlinie  Leipsig- 
Döbeln-Dresden)  von  Juni  bis  einschl.  September 

äesaitdsumerrlcbt 

Herren  und  Damen  vom  Lehrfach,  sowie  ausabende  KQDstler,  die  Unterricht 
nehmen  wollen,  sind  gebeten,  event.  vorher  schriftliche  Klarlegung  ihrer  stimmlichen 
Veranlagung,  sowie  eines  vod  einem  Arzt  ausgestellten  Beriäites  aber  ihren  allge- 
meinen Gesundheitszustand  einzusenden. 


Prof.  Franz  Kuilak. 

Klassen  für  bAheres  KlavierspleL 

Berlin  W.,  Habsburger  Str.  4. 


Atemgymnastiic  -  Gesang. 

Hathilde  Parmentler 

(Alt^  und  Mezzo-Sopran). 
Beriia  W.,   filsenacherstrasse  lao. 


|Vlusil('Institut 

und  Seminar  für  Musiklehrerinnen 
von  Jlnsa  mor$cb,  BerHn  W«,  JIn$bad)er$tr.  37. 

==  Prospeicte  gratis,  auf  Olunsd)  aud)  brleflid).  == 


Prof.  Pli.  Schmitf  8 

Alcademie  für  Tonkunst 

gegründet  1851  

Dairm  Stadt 

Elisabethenstrasse  86. 

Direktion:    Prof.  Ph.  Schmitt. 

Anf nähme  jederzeit. 


Frau  Dr.  Luise  Krause 

Vorsteherin  der 

Schweriner  IVIusikschuie 

Schule  für  höheres   Klavierspiel    und  Ausbildung   von   Lehrkräften    nach 
dem  preisgekrönten  Anschauungsunterricht  der  Vorsteherin. 


Berlin  W., 

Marbnr^rstrasse  IS. 


Gramewald« 
KSalfsallee  la«  earteahaaa. 


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Allgemeine  musikalische 

Erzieh-  nnd  Lehr -Methode  fflr 

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Berlin  W.,  Regensburgerstr.  286"- 


Musikschulen  Kaiser,  Wien. 

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Oegründet  1874.  ^= 

Vorbereitungskurs  zur  k.  k.  Staatsprüfung.    —    Kapellmeisterkure.    —    Ferialkurse 

"■" "       lalkurse  für  Klavierlehrer.  —  Abtheilung 

Jährliche  Frequenz;  850  Schüler  und  Schüle- 


tspi „- 

;Juli- September).  —  Methodische  Spezialkurse  für  I^lavierlehrer.  —  Abtheilung  für 
rieflichen  theoretischen  Unterricht.  —  Jährliche  Freauenz;  850  Schüler  ui 
dem  In-  und  Auslande.  —  Lehrkräfte  ersten  Ranges. 


(Ju 
bri( 


nnnen  aus  i 


-^  Prospeefte  fraaeo  dareh  die  iBstlfeatskaaslel,  Wlea  Yll/lb.  Hh 


390    — 


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PUalstlB. 

Konzert  und  Unterricht  (Meth.  Carreno). 
BerllD  W.,  Marborgerstr.  17  lU- 


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Lebens-,  Alterspensions-,  Invaliditäts-  und  Kinder- 
versicherung der  Nlitglieder  Deutscher  Frauenvereine 

„Friedrich  Wiihelm",  Berlin  W.,  Beiirenetrasse  60/61, 

Leiterin  Frl.  Henriette  Goldecliinlclty  angeeohloisaii  81  Frauen-  nnd  gearftakti 

Vereine  in  Denteohland,  bietet  die  omiaMendste  SiohersteUong  für  daa  Alter 

und  gegen  eintretende  Brwerbeunfiihigkeit. 

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bereitung für  den  Lehrberuf. 

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für  Klavier-,  üesang-  u.  Violinitunden.  Lehrerinnen  mit  guten  Zeugnissen  oder 
Empfehlungen  v  erden  kosienloi  nachgewiesen  durch  die  Vorsteherin  F'rau  H.  Bwg- 
Berlin  W.  80,  Luiipoldstr.  4a    Sprechet:  Montag  Nachm.  d^/t-^ 


Franknirter 
Mnsiksolinle. 

Leitung  S«  Henkel. 

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des  JUlgetueiiieii  Deutscbeii  EebrerimiewereiM. 

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gegründet  1878 

Elisabeth  Simon 

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Nürnberg,  mittL  Pirkheimerstr.  24ni. 
Erlangen,  Luitpoldstr.  18. 


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Gegründet  1882. 

Erfurt)    Sohillerstrasee    27. 


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Anleitung  zum  Lehrberuf.    Einzelunter- 
richt   Klassenunterricht. 


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Berlin  N.W.,  Claudiutstr.  16ii- 


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Stimmbiidung 

fOr  Redner,  Schauspieier  u.  Sänger 

Methode  A.  Kaypers. 

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BERLIN  W.9  Ansbacherstr.  40. 


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Hameln  an  der  Weser. 
Musikalienhandlung  und.   Verlag 

gegrOndet  1887. 

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Berlin  W.^  Pöißdamerstr.llS. 


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Autographie 


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Vollstindige  Her- 
stellung musikalischer  Werke, 
Notenschreibpapiere  in  allen  Linlaturen. 


Mason  &  Hamlin, 

L  amerikan.  HarmoBlnnis, 

Vertreter:  Paul  Koeppen, 

S.W.,  Priedrichstr.  286  (Tel.  VI,  8887). 


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(zum  1.  April  1905  oder  früher)  für  ein  namhaftes 
Konservatoriam  Norddentschlands,  und  zwar: 

1.  zwei  Ijehrkrilfte  für  Kiavlernnter- 
rieht  (Unter-  und  Mittelklasse,  Mittel-  und 
Oberklasse);  gleichzeitige  Lehrbefähigung  für 
theoretische  Fächer  resp.  für  Anfangs- Violin- 
nnterricht  bevorzagt; 

2.  eine  Lehrkraft  ffir  Tiolinanter- 
rickt  (alle  Stnfen);  gleichzeitige  Lehrbe- 
fähignng  für  theoretische  Fächer  resp.  für 
Anfangs-Klaviernnterricht  bevorzugt. 

Eewerbnngen  (mit  Lebenslauf,  Zeugnissen  und 
Photographie)  unter  H.  6835  an  die  Expedition  d.  Bl. 

Stellenoernmitttig  der  IDuslksektioii 
de$  JUigetH*  Deiitscben  Cebrerimieii-Uereiiii. 

Centralleitung:  Berlin  W.,  Lultpoldstr.  43. 


Auszug  aus  dem 

Stellenvermittlungs-Register. 

Offene  Stellen: 

In  einer  lebhaften  und  reichen  Stadt  Pommerns 
wäre  die  Niederlassung  einer  Violinlehrerin  sehr 
erwünscht. 

Gesuchte  Stellen: 

Eine  vorzügliche  GesangBpädagogln,  die  sich 
durch  schriftstellerische  Arbeiten  auf  diesem  Ge- 
biete einen  Namen  gemacht  hat,  sucht  Eogage- 
ment  an  einem  Konservatorium. 


Eine  gute  Konzerteängerin  und  Geitanglehrerin, 
Schülerin  von  Sistermann,  sucht  geeigneten  Wir- 
kungskreis. 

Eine  vorzügliche,  sehr  erfahre  e  Klavier- 
lehrerin und  -Spielerin  (Methode  K.eman  ),  die 
über  sehr  gute  2^ugni8se  verfügt,  wü  Hcrt  ge- 
eigneten Wirkungskreis.  Sehr  erwün.-cht  wäre 
selbständige  Leitung  oder  dergl. 

Meldungen  sind  zu  richten  an  die  Central- 
leitung der  Stellenvermittlung  der  Musiksektion. 
Adr.:  Frau  H.  Burgbausen,  Berlin  W.,  Luitpoldtsr.  43. 


Alctiver  Teilhaber  gesucht 

zur  Entlastung  des  Leiters  eines  angesehenen  und 
nachweislich  gut  rentablen  Konservatoriums  in 
grösserer  Provinzialhauptstadt. 

Nur  besonders  tüchtige  Klavier-  oder  Violin- 
spieler mit  gründlichster  theoretischer  Durchbildung 
und  Lehrerfahrung  wollen  sich  melden. 

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dieses  Blattes. 


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unter  günstigen  Zahlungsbeding.  durch  Uebernahme 
eines  ersten,  bestrenommierten,  über  26  Jahre  be- 
stehenden Institutes  in  lebhafter  Provinzialstadt 
nahe  i5erlin.  Monatl.  Verdienst  lt.  Büchernachweis 
über  260  Mk.  Kaufpreis  2600  Mk.  Geß.  Offerten 
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Durand,  Weihnachts-Fantasie 1,60 

—  Am  heiligen  Abend 1,60 

—  Christkindleins  Ankunft 1,60 

—  Das  allerbelieb  teste  Weihnachtsalbum  1,60 
Krlmmltng,  Süsse  Weihnacht 1,20 

—  Weihnachtsläuten        1,20 

Krön,  Der  Weihnachtsengel 0,80 

Reinedic,  O  Sanctissimo 1,20 

—  Stille  Nacht 1,20 

Sartono,  0  selige  Weihnachtszeit     ....  1,20 

—  Stille  Nacht 1,— 

—  0  du  fröhliche  Weihnachtszeit  .    .  1,— 

—  Süsser  die  Glocken 1,— 

—  O  Tannenbaum 1,— 

—  Neues  leichtes  Welhnachts- Album  1,60 
Scheel,  Ihr  Kinderlein  konmiet       1, — 

—      Stille  Nacht 1,— 

Ausser  obigen  Compositionen  empfehle  ich 
CdetbnachtsmuBtk  für  piano  zu  4  Dänden,  für 
TtoUne,  Gesang  etc«  und  versende  darüber  Cataloge 
oder  offeriere  Auswahl-Sendungen.  Fast  alle  in 
diesem  Blatte  angezeigten  Musikalien  sind  zur 
Ansicht  erhältlich. 

H.  Oppenheimer,  Hameln 

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(gegr.  1867) 


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Conservatorium  der  Musik  und  Opemschule 

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BERLIN  W,9  Steglitzerstrasse  19)  nahe  der  PotadamerstraMe  (Gartenhaua). 

Direktion:  Dr.  Hugo  Goldschmidt.    Steilvertr.  Direktoren:  Prof.  Xaver  u.  Philipp  Scharvirenka. 

Zweiganstalten:   N.W.  Lessingstr.  31,  Ubiandstr.  53.     Leiter:  Kapellmeister  R.  Robitschek. 

Hauptlehrer:  Gesang:  Frls.  E.  Arnold,  M.  Berg,  Fr.  Prof.  Blanck-Peters,  Frls.  T.  Kunz, 
M.  Palm,  A.  Salomon,  Herren  £.  Brieger,  Dr.  H.  Goldschmidt,  A.  Sistermans.  Klarier:  Herren 
R.  Ebel.  A.  Foerster,  K.  Kessler,  Dr.  W.  Kleefeld,  Prof.  J.  Kwast,  Prof.  W.  Leipholz,  M.  Mayer- 
Mahr,  P.  Oehlschläger,  Prof.  X.  Scharwenka,  Prof.  Ph.  Scharwenka,  A.  Schumann,  H.  Torshof, 
Frls.  E.  Eckhardt,  M.  Haase,  D.  Heyden,  E.  Hirsch,  E.  Kollberg,  C.  Krause,  C.  Kuske,  M.  Pick, 
F.  Prietzel,  M,  Siebold.  Yiollne:  Frls.  J.  v.  Brennerberg,  G.  Steiner,  Herren  R.  Broemel,  M.  Grün- 
berg,  J.  Huffy  Kammervirtuos  Fl.  Zajic,  G.  Zimmermann.  Cello:  T.  van  Lier.  Orgel:  F.  Grunicke. 
Composition:  H.  Herrmann,  Dr. H. Leichtentritt,  Prof  Ph.  Scharwenka.  Schauspielschule:  M.Lippert. 
Abtheilnng  für  Maslkwissenschaf ten :  Herren  Dr.  H.  Goldschmidt  Dr.  W.  Kleefeld,  Dr.  H.  Leichten- 
tritt, O.  Lessmann.    Seminar:  Prof.  X.  Scharwenka,  Prof.  W.  Leipholz. 


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C.  BECHSTEIN, 

Flfig^el-  und  Planino-Fabrikant. 

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Sr.  Maj.  des  Kaisers  von  Deutschland  und  Königs  von  Preussen, 
Ihrer  Maj.  der  Kaiserin  von  Deutschland  und  Königin  von  Preussen, 
Ihrer  Maj.  der  Kaiserin  Friedrich, 
8r.  Maj.  des  Kaisers  von  Russland, 
Ihrer  Maj.  der  Königin  von  England, 
Ihrer  Maj.  der  Königin  Regentin  von  Spanien, 
Sr.  Königl.  Hoheit  des  Prinzen  Friedrich  Carl  von  Preussen, 
Sr.  Königl.  Hoheit  des  Herzogs  von  Sachsen-Coburg-Gotha, 
Ihrer  Königl.  Hoheit  der  Prinzessin  Louise  von  England  (Marchionesa  of  Lome) 
I.  Fabrik:  5—7  Johannis-Str.  n.  27  Ziegel-Str. 

n.  Fabrik:  21  Grfinaner-Str.  u.  25  WIener-Str. 

III.  Fabrik:  124  Reichenberger-Str. 


LONDON  W. 

40  Wli^more  Street 


BERLIN  N. 

5—7  Johannls-Sitr. 


Fttr  die  Redaktion  Terantwortlich:  Anna  Morsch,    Berlin  W.,  Ansbacheratr.  87. 

Expedition  und  Yeriag  yyDer  Klarier- Lelirer^y  M.  Wolff,  Berlin  W.,    Ansbacherstrasse  87. 

Dmck:  J.  S.  Prenss,  BerUn  S.W.,  Kommandantenstr.  14. 


Der  KlatfleF-Iiebrer. 

Musik-pädagogische  Zeitschrift  für  alle  Qebiete  der  Tonkunst 

Organ  der  Deutschen  Musiklehrer- Vereine, 

der  Musik-Sektion  des  f\.  D.  L-V.  und  der  Tonkünstler-Vereine 
zu  Köln,  Dresden,  Hamburg,  Leipzig  und  Stuttgart. 
Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslaur. 

;^.  S?«lJ?!UrÄ\r^^^^^^  i:         Redaktion :  Anna  Morscli 

~    "  "*    'Mndinnacn.    Post  •  JlntUltcii  ^      .. 

«170)  i»5o  miL.  bei  «fckicr  Berlin  W«« 

.  viitcr    KrtHSbaiid    »rinii« 
1.75  IDk.    JliitUiid  2 


BhiiilulinibMdlnnacn.  Post  •  JlutUltcii 
unitr  Qo.  4170)  l»50  IDk.,  bei  difckicr 
ZnoiAMit  .  «JitMr    Krtiiibaiid    prinii« 


Ansbacherstruse  37. 


Inserate  ««rdoi  im  siimitil^M 
üiwoiiccn-ExptdltioncB  »U  vom  Ocrbf 
„Der  RUvIcfCcbrtr"  Berlin,  0.50, 
Jlnsb«d>f rsir.  37,  um  Pvtüc  von  30  Pf. 
für  die    iwcigcipaltene   PemstOc   ent« 


No.  24. 


Berlin,  15.  Dezember  1904. 


XXVli.  Jahrgang. 


lafenlt:  Dr.  Karl  Storck:  Die  tscbechiacho  Muiik.  (Schluaa.)  Olga  Stioglitz:  Dio  Musiiciatbetik  und  ihre  praktiaehe  BiofQlining. 
Dr.  Karl  Storck:  Kritische  Kücksehau  Qber  Konzert  und  Oper.  Mitteilungen  von  Hochschulen  und  Konservatorien.  Vermischte 
Nachridtten.  BQcher  und  Musikalien,  besprochen  von  Anna  Morsch  und  Eugen  Segnits.  Empfehlenswerte  BOcher  für  den 
Weihnachtstisch.    Vereine.    Anzeigen. 


S^p  Uila^iep-bebpcp 


beginnt  am  1.  Janaar  seinen  28.  Jahrgang  and  wird,  getrea  seinem  bei  der  (rründnug  aufgestellten 
Programm,  auch  im  neaen  Jahre  an  den  bisher  befolgten  Tendenzen  festhalten  nnd  nnentw^g^  an  der 
Fördemng  und  Hebang  des  Mnsiklehrerstandes  weiterarbeiten. 

Durch  den  im  vorigen  Jahre  gegründeten  „Mnsikpädagogischen  Verband"*,  zu  dessen  Organ  der 
„Klavier-Lehrer"  gew&hlt  wurde,  als  Organ  der  „Ma8ik-Sektion*  des  Allg.  D.  L.-V.  hat  sich  der  Arbeits- 
kreis des  „K1.-L/*  beständig  erweitert,  da  die  Tendenzen  beider  grossen  Verbände  sich  auf  jenes  Ziel 
richten,  welches  der  Begründer  des  „Klavier-Lehrer"  und  seine  jetzige  Leiterin  seit  länger  wie  20  Jahren 
als  höchstes  Kunstideal  angesehen,  nämlich  die 

Bildsagsziele  des  mNsiklebrerstaaaes 

ZQ  erweitern,  und  zwar  durch  die  Macht  der  Erkenntnis,  die  den  Lehrenden  über  die  Schranken  seines 
beengten  Kreises  hinaus  auf  die  Kunst  und  ihre  Lehre  in  ihrem  ganzen  umfang  führt,  die  sein  Streben 
auf  das  Wahrhafte  in  der  Kunst  richtet,  ihn  aber  auch  gewillt  macht,  das  Erkannte  treu  zu  vertreten. 
Der  hier  in  Berlin  vom  6.  bis  8.  Oktober  stattgefundene 

II.  masikpidagogiscbe  Honnress, 

dem  aber  600  Teilnehmer  aas  ganz  Deutschland  beigewohnt,  hat  den  Ernst  der  Bestrebungen  des  Musik- 
pädagogischen Verbandes  klar  erkennen  lassen,  aber  auch  gezeigt,  welche  Sympathien  seine  Beformideen 
in  ganz  Deutschland  gefunden  haben.     Ausser  seinem  im  vorigen  Jahre  aufgestellten  Programm: 

Rerorm  aer  masiklebrersemlaare 

an  den  Konservatorien,  die  der  „Klavier-Lehrer"  durch  fortlaufende  Artikel  aus  dem  Gebiet  der 
Pädagogik,  Methodik  und  der  übrigen  Musikwissenschaften  unterstützt  und  zur  weitesten 
Verbreitung  der  Prinzipien  die  eingereichten  Lehrpläne  in  den  als  Beilage  erscheinenden  äeften 

»»IDusikpjiaadediscbe  Reformen'' 

Cebn^line  —  tebrxiele 

veröffentlicht,  hat  der  Musikpädagogische  Verband  auf  dem  diesjährigen  Kongress  sich  zwei  neue 
Arbeitsgebiete  erschlossen : 


—     394     — 


und 


Dm  KttttstgeiMg  irna  die  Jliibiiawig  der  6e$a««lebrkrjlfie 
Referaieii  auf  den  eeurm  de$  S^HMgesMiies. 


Für  beide  Gf'biete,  —  auf  letzterem  arbeitet  die  Musik-Sektion  bereits  seit  Jahren  — .  sind 
Kommissionen  zur  Fortfühnmg.  der  Arbeiten  eingesetzt  und  wird  der  „Klavier- Lehrer"  fortlaufend 
Berichte  über  den  Stand  derselben  bringen,  gleichfalls  aber  auch  eine  Reihe  von  einschläglichen 
Artikeln,  die  geeignet  sind,  die  Kommissionsarbieiten  zu  unterstützen. 

Die  wissenschaftlichen,  musikgeschichtlichen  und  ästhetischen  Artikel,  Biographien  berühmter 
Musiker,  Gedenktage  verstorbener  Künstler  erleiden  dadurch  keinen  Abbruch ;  sie  erfolgen  wie  gewohnt 
an  erster  Stelle  als  Leitartikel. 

Die  Redaktion. 


@ie  i'scbecbiscbe  ^asil<. 


Yon        1    .. 

Dr.  Karl  S^torck. 


Für  das  ts<'hechis<'lie  National theater  schuf 
Smetana  acht  Werke  und  mit  ihnen  einetscliechische 
Nationaloper.  Freilicli  j^elang  ihm  das  in  vollem 
Masse  nur  für  die  komis<'he  Oper.  Hier,  wo  es 
nicht  schwere  dramatische  KonÜikte  zu  lösen  ^alt, 
wo  es  ^enü^te.  den  musikalischen  Stinimun^s- 
gehalt  heiterer  oder  lyrischei- Szenen  auszuschöpfen, 
bevor  er  dann  in  den  nationalen  S<',hatz  von  Tänzen 
xind  Volksliedern  ^riff.  bot  er  Entzückendes.  Seine 
„verkaufte  Braut*'  (1866).  die  übrifi^ens  von  des 
Komponisten  Landsleuten  zunächst  ab^elelmt  wurde, 
ist  eine  Perle  der  komischen  Opernliteratur.  Sie 
wirkte  bei  ihrem  ei-sten  Bekanntwerden  in 
Deutschland  (1892)  umso  erquickender,  als  sie 
gegenüber  den  schweren  Musikdramen  Wagners 
eine  Abwechselang,  gegenüber  dem  italienischen 
Verismo  aber  eine  wahre  Erfris<"liung  darbot.  Von 
gleiclier  Ai*t  sind  die  anderen  komischen  Opern 
Smetanas  ,,der  Kuss".  ,,das  Geheimnis'*  und  ..zwei 
Witwen'*.  Leider  genügt  keiner  der  Texte  auch 
nur  bescheidenen  dramatischen  Ansprüchen.  Wenn 
man  auf  manchen  Seiten  diese  Werke  aber  gar 
y;egen  Richard  Wagner  ausspielte,  so  handelte  man 
sicher  niclit  im  (reiste  des  Komponisten,  der 
vielmehr  in  seinen  grossen  Schöpfungen  dem 
Bayreuther  Meister  nacheiferte.  Er  sah  in  diesen 
komischen  Opern  nur  Kleinigkeiten,  auf  die  er 
keinen  Wert  legte,  wir  dagegen  werden  gerade 
sie  immer  lieben,  wälirend  uns  sein  „Dalibor*', 
„die  Brandenburger  in  Böhmen*'.  „Libussa*'  und 
die  ,,Teuf eis  wand"  nichts  sagen.  Es  liegt  das  nicht 
nur  an  den»  im  Bannkreis  der  grossen  Oper  oder 
gar  der  hohlen  Ritterromantik  stecken  gebliebenen 
Textbüchern,  sondern  auch  daran,  dass  der  Musik 
alle  dramatische  Schlagkraft  abgeht.  Die  wunder- 
vollste Kunstarbeit,  einzelne  Perlen  ein- 
schmeichelndster Melodik  vermögen  das  Ganze 
nicht   zu    retten.      Die    Natur    in    den    komischen 


(Schluss.) 

Opern  Smetana*;  bleil)t  uns  viel  lieber  alü  alle 
Kuust.  die  er  an  seine  grossen  Werke  in  eifriirer 
Arbeit  verschwendet  hat. 

Auch  als  Symphoniker  bekannte  sieb  Smetana 
zum  .  Anhänger  der  Lisztschen  Richtung.  Das 
zeigt  sich  am  deutlichsten  in  den  drei  symphonischen 
Dichtungen,  die  er  1856—61  in  (TOthenbui*g  *^- 
schaffen  hat.  wie  schon  ihre  Titel  „Richanl  111". 
,.Hakon  ,Jarl"  und  ,.\Vallensteins  Lager**  zeigen. 
Aber,  bei  aller  Achtung  vor  der  in  ihnen  ent- 
haltenen Kunstarbeit  -  den  echten  Smetan.i 
zeigen  sie  uns  niclit.  Dieser  entdeckte  audi  als 
Symphoniker  erst  sein  Herz,  als  sich  seine  Musik 
im  Jungbrunnen  der  Heimat  erneuert  hatte.  Als  er 
das  Theater  hatte  aufgeben  müssen,  wandte  er  sich 
der  ,  InstmmentÄlkomposition  zu  und  sclmf 
„ma  Vlast".  das  ist  „mein  Vaterland*',  ein  gi*os> 
angelegtes  und  mit  Grösse  durchgeführtes  WVrk. 
das  in  seinen  sechs  Teilen  gewissermassen  das 
musikalische  Epos  Böhmens  ist:  eine  begeisterte 
Verherrlichung  seiner  Geschichte,  seiner  Helden, 
voll  trunkener  Liebe  zu  seiner  Natur,  ein  vÖlligp> 
Aufgehen  in  seinem  Volkstum.  Jeder  dieser  sechs 
Teile  besteht  aus  einem  Satze,  der  verhältnismässiir 
einfach  angelegt  ist  uud  kaum  zu  der  Bezeiclmung 
symphonische  Dichtung  bei*echtigt.  Für  das  erste, 
dritte,  fünfte  und  sechste  Stück  schöpft  er  den 
Stoff  aus  der  heimatlichen  (reschichte  und  Sagen- 
welt. Ins  sagenhafte  Altertum  reicht  zurii<'k 
„Vysehrad".  Auf  diesem  Felsen  stand  die  ln^h^ 
Burg  der  Premyslideu.  der  kriegeris<*,hen  Herrscher 
des  alten  Bcihmerlandes.  Ihre  lustigen  Feste,  ihiv 
stolzen  Heerfahrten,  ihr  letztes  verawei  fei  tes  Kämpfen 
schildert  uns  der  Künstler  mit  grosser  Kraft.  Viel 
schwächer  ist  der  dritte  Teil  ,,Sarka",  der  die 
wenig  sympathische,  auch  von  Egon  Ebert  in 
einer  Dichtung  verwertete  .rudithsage  behandelt, 
wie  diese  Anführerin  im    böhmischen  Jungfrauen- 


395 


kriege  den  Ritter  tötet,    der   sie   aus   erheuchelter 
Si'hmach  hefreit  hat.     Voll  echter  Kraft,   die   sich 
zuweilen    bis    zu    grausamer    Härte,    an    andern 
Stellen    aber   auch   zu   hinreissender   Leidenschaft 
steigert,  sind  die  beiden  letzten  Teile  „Tabor"  und 
..Blanick'^,  deren  erster  die  Tapferkeit  der  Hussiten- 
krieger  feiert,  während  der  zweite,  nach  einer  Art 
von  Kyffhäusersage,  das  Wiedererstehen  des  alten 
Hussitenreiches   schildert.    Fär  uns  Nichtböhmen 
aber,  überhaupt  für  den  Freund  einer  üppig  quel- 
lenden, sinnigen  und  schönheitsseligen  Musik   viel 
wertvoller  sind   der  zweite  und   vierte  Satz  dieses 
Zyklus:    „Ultawa*^    das    ifet   ,,Moldau^S    ^^^   ji^^^ 
Bölimens  Hain  und  Flur".     In  beiden  entroUt  uns 
der  Komponist   wie   in   langen  Wandelpanoramen 
eine  Beihe   köstlichster   Bilder   aus    der   schöuen 
Landschaft    und     dem     bewegten    Leben    seiner 
Heimat.    Man   fühlt,   dass  er  ein  echter  Sohn  der 
Natur  war,   dass   er  oft  den  schweren  Fluten  der 
Moldau    lauschte,    dass    er    oft    in    den    düsteren 
Wäldern   seiner  Heimat  die    heiligen  Schauer   der 
Einsamkeit  erlebte,  dass  er  manchmal   von   stiller 
Höhe    aus    mit    trunkenen   Blicken   sah,    wie    die 
Sonne   die  reichen  Kornfelder  seiner  Heimat  ver- 
goldete.   Und  doch  gibt  er  vielleicht  noch  Besseres, 
wenn  er  uns  seine  Laudsleute   schildert.    Hier  er- 
kennen wir,  wie  aus  seinen  komischen  Opern,  dass 
Smetana,    trotz  seines  schweren  Leidens,   sich  das 
heitere,   sangesfrohe    und  tanzlustige   Gemüt   des 
Böhmen  bewahrt  hat.    Da  waltet  loderndes  Tem- 
perament, das  zumeist  in  ausgelassener  Lustigkeit 
sich    Luft    macht,    dem    aber    auch    die    heissen 
Standen  wilder  Leidenschaftlichkeit  nicht  fremd  sind. 
Fehlt   es   mir  so  keineswegs  an  der  grössten 
Hochachtung  vor   diesem  gewaltigen  Werke  Sme- 
tana's,   vor   dem    sich  darin  bekundenden  musika- 
lischen  Beichtum,    vor   der   Feinheit   und    Stärke 
mancher  £mpündung,   vor  der  grossen  Kunst   der 
Arbeit,   in  der  dieser  Böhme   keinen  Vergleich   zu 
scheuen   braucht,    so   dass   ich    unbedenklich  den 
Zyklus    „mein  Vaterland''   in   die   allererste  Eeihe 
des   symphonischen    Schaffens    der   letzten   Jahr- 
zehnte stelle,   so   fühle  ich  mich   umsomehr   ver- 
pflichtet,   stark   zu  betonen,    dass    diese    sympho- 
nischen Dichtungen   durch   einen   gewaltigen  Ab- 
stand getrennt  sind  von  Beethoven's  „Dichten   in 
Tönen''.   Das  alles  ist  und  bleibt  mehr  ein  Schil- 
dern in  Tönen,   ein  Verarbeiten   von  Eindrücken, 
nicht  ein    Verkünden   von   Erlebtem;   denn   diese 
Eindrücke  kommen  alle  mehr  von  aussen,  als  dass 
sie  innen  entstanden  sind.   Wir  können  alles  dahin 
zusammenfassen,    dass    das   Seelische   nicht   stark 
genug  ist  gegenüber  dem  bloss  geistigen  Erfassen 
der  Welt.    Wenn    trotz  der  herben  Erlebnisse  des 
Komponisten  diese  Welt  heiter  und  genussfreudig 
bleibt,  so  ist  das  noch  keineswegs  Humor,  denn  es 
lehlt  der  Kampf  um  den  Frieden,  das  Hindurch- 
nngen    durch    Leid    zur   Freude,    es    fehlt   eben 
überhaupt  das  Faustische,  und  darum  haben  wir 
auf  der  anderen   Seite  wohl  gewaltige  Ereignisse, 


aber  kein  tragisches  Erlebnis.  Einmal  ninmit 
Smetana  den  Anlauf  dazu,  innerstes  Erleben  zu 
künden,  in  seinem  Streichquartett  „aus  meinem 
Leben**  (1871),  worin  er  die  Tragik  des  Verlustes 
seines  Gehörs  schildern  will.  Erreicht  er  das  Ziel 
auch  hier  nicht,  denn  die  Mittel  der  Darstellung 
bleiben  zu  äusserlich,  und  vielleicht  ist  ja  auch 
diese  gewiss  bedauerliche  Heimsuchung,  die  einen 
Abschluss  von  der  Aussenwelt  bedeutet,  nicht  mehr 
als  ein  äusserer  Eingriff  in  das  Leben  eines 
Künstlers,  dem  innen  eine  Welt  klingt.  Auch 
Beethoven  hat  das  Schicksal  erlebt  und  schwer 
darunter  gelitten;  aber  das  Tragische  lag  bei  ihm 
vor  dem  Ereignis,  in  der  Furcht,  dass  ihm  da- 
durch die  Welt  verschlossen  würde,  aus  der  er 
künstlerisch  schöpfte.  Als  er  aber  erkannte, 
dass  ihm  die  Gottesgabe,  zu  sagen  was  er  leide, 
vollauf  verblieben  war,  schuf  er  sich  eine  Welt 
von  einer  so  überragenden  seelischen  Grösse,  dass 
aUes  körperliche  Leiden  darin  unterg^g,  höchstens 
ein  Stachel  blieb  zu  umso  kühnerem  Vordringen 
durch  die  düstere  Nacht  zu  jener  Lichtwelt,  der 
der  schöne  Götterfunke,  Freude,  entsprüht. 

Sehen  wir  in  Smetana  den  höchsten  Vertreter 
eines  geistigen  Tschechentums,  so  ist  Anton 
DvorÄk  die  glänzendste  Verkörperung  des  böh- 
mischen Musikantentums.  Darunter  verstehe  ich 
das  Vorwalten  rein  musikalischer  Instinkte  über 
die  geistige  Kultur  auch  dann,  wenn  dieser  In- 
stinkt nicht,  wie  bei  den  Zigeunern,  sich  fessellos 
austobt,  sondern  zu  Gebilden  von  hoher  formaler 
Vollendung  gelangt.  Freilich,  wo  die  Form  zum 
gebietenden  Teil  wird,  wie  in  der  mittelalterlichen 
Kontrapunktik,  wird  man  eher  an  schulmeisterliche 
Pedanterie,  als  an  freies  Musikantentum  denken. 
Aber  dass  dieses  umgekehrt  eine  Form  von  hoher 
Begelmässigkeit  nicht  ausschliesst,  beweist  schon 
die  eine  Tatsache,  dass  alle  Tanzmusik  naturgemäss 
einem  streng  formalen  Bewegungsgesetz  unter- 
worfen ist.  Und  aus  diesem  Gegenüber  der  ver- 
schiedenartigen Bewegungsformen  der  Tänze  haben 
sich  die  höchsten  Musikformen  über  Suite  und 
Sonate  zur  Symphonie  entwickelt.  Die  Musik  aber 
hatte  in  diesem  Formenspiel  Gelegenheit,  nicht  nur 
eine  hohe  sinnliche  Schönheit,  sondern  auch  ein 
tiefes  Empfinden  auszudrücken.  Letzteres  blieb 
freilich  in  den  elementaren  —  ich  sage  besser  all- 
gemeinen —  Empfindungen  des  Lebens  stecken,  — 
Liebe,  Freude,  Leid,  Trauer,  Schmerz,  jauchzende 
Lust,  Kampfesmut,  hilfloses  Zagen  —  o,  es  ist 
eine  lange  Skala  von  Gefühlen,  sie  scheint  fast 
unerschöpflich,  wenn  man  bedenkt,  dass  Mozart's 
und  Haydn's  instrumentales  Schaffen  darin  Platz 
haben.  Und  doch,  es  ist  sicher  kein  Zufall,  wenn 
Mozart's  Symphonien  im  Konzertsaal  immer  weniger 
wiederkehren.  Viel  zu  wenig,  —  ich  bedauere  es 
ehrlich,  —  aber  doch  gestehe  ich  auch,  dass 
Mozart's  Symphonien  allein  uns  nicht  mehr  aus- 
zufüllen vermögen:  wir  fühlen  unser  Tiefstes  erst 
ergriffen  beim  Namen  Beethoven.    Das   aber  be- 


396 


deutet  einen  völligen  Wechsel  in  der  Anschaanng 
vom  Wesen  der  Mnsik,  wenn  er  anch  den  Zeit- 
genossen der  beiden  Meister  nicht  znm  Bewnsst- 
sein  kam.  Denn  jene  Musik  ist  beherrscht  von 
„der  Triebkraft  des  zar  Schönheit  verklärten  Uni- 
versums", während  wir  hier  den  Menschen  mit 
all  seiner  Kraft,  seinem  Kingen  und  Streben, 
seinem  Scheitern  und  Vollbringen  vor  Augen 
haben.  Hier  wogen  die  höchsten  Leidenschaften 
des  Individuums,  hier  erscheinen  Jauchzen  und 
Wehklagen,  das  furchtbarste  Herzeleid,  der  tra- 
gische Schmerz,  die  humoreske  Verzerrung  wie  in 
Shakespeare's  Dramen  nicht  als  allgemeine  Stim- 
mungszustände,  sondern  als  Erleben  eines  persön- 
lichen Individuums.     (Kohler  „Vom  Lebensweg".) 

Anton  Dvorak  hat,  wie  Viktor  Jobs  nach  Ge- 
sprächen mit  ihm  berichtet  („Die  Musik",  Band  11, 
S.  401  ff.),  diesen  Unterschied  gefühlt.  Er  hat 
erkannt,  dass  es  der  psychische  Konflikt  ist,  der 
der  Beethoven'schen  Symphonie  Inhalt,  Kraft  und 
Grösse  gibt,  und  Dvorak  hat  sich  zeitlebens  nach 
dieser  Welt  Beethoven's  gesehnt.  Es  ist  ihm  aber, 
trotzdem  er  das  gelobte  Land  gesehen  hatte,  nicht 
gelungen,  hineinzukommen.  Und  so  erscheint  mir 
Dvorak,  trotz  der  Heiterkeit  seiner  Musik,  als  eine 
im  Gnmde  tragische  Erscheinung.  Vielleicht  ist 
er  ein  Opfer  seines  Volkstums,  vielleicht  ist  dieses 
stärkste  tschechische  Musiktalent  ein  Beweis  da- 
für, dass  die  Kultur  seines  Volks  noch  nicht  ent- 
wickelt genug  ist,  um  die  kostbarsten  Früchte  am 
Baum  der  Kunsterkenntnis  pflücken  zu  können. 
Dass  der  Komponist  unter .  diesen  Verhältnissen 
ständig  gelitten  habe,  glaube  ich  nicht,  wohl  aber 
erklären  sie  manches  aus  seinem  Leben. 

Er  wurde  am  8.  September  1841  zu  Mnhl- 
hausen  als  Sohn  eines  Gastwirts  und  Eleischer- 
meisters  geboren.  Nur  unter  unsäglichen  Opfern 
konnte  der  Knabe  seinen  Hang  zur  Musik  be- 
friedigen, da  er  dem  Vater  tagsüber  in  seinem 
Gewerbe  helfen  musste.  Als  Sechzehnjähriger 
machte  er  sich  aber  frei  und  kam  nach  Prag,  wo 
er  im  Orchester  niedrigster  Gattung  sich  ein  karges 
Brot  verdiente.  Endlich  erhielt  er  1862  eine  An- 
stellung als  Bratschist  im  Orchester  des  eben 
eröffneten  Nationaltheaters,  aber  die  mühselige 
Lohnarbeit  hinderte  ihn  nicht  an  einer  eifrigen 
schöpferischen  Tätigkeit,  die  vor  allem  aus  Smetana^s 
Werken  Anregung  schöpfte.  So  war  es  natür- 
lich, dass,  trotzdem  er  die  ältere  klassische  Musik 
eifrig  studierte,  er  ganz  in  diese  tschechische 
Richtung  hineingeriet,  der  auch  die  erste  von  ihm 
1873  aufgeführte  Komposition,  ein  grosser  Hymnus 
für  Chor  und  Orchester,  „Die  Erben  des  weissen 
Berges",  angehört.  Der  Erfolg  dieses  Werkes 
änderte  die  Lebensverhältnisse  des  Komponisten} 
der  schon  im  Jahre  darauf  mit  der  komischen 
Oper  „Der  König  und  der  Köhler"  einen  neuen 
Erfolg  gewann.  Wichtiger  war  für  ihn,  dass 
durch  diesen  Erfolg  Brahms  auf  ihn  aufmerksam 
wurde,   dessen    Empfehlung   er   eio    vom   Kultus- 


ministerium bewilligtes  Ehrengehalt  in  erster  B.eihe 
zu   danken  hatte.    Brahms   führte  nun  den  Kom- 
ponisten der  von  ihm  selbst  vertretenen  IRiclitung 
zu,   und   es   ist   auch  ganz  sicher,   dass  diese  dem 
Wesen  von  Dvorak  am  besten  entsprach.   In  seiner 
Bearbeitung  „slavischer  Tänze"  für  Klavier  zn  vier 
Händen,   denen   bald   «neue  slavische  Tänze^'  und 
„Rhapsodien   für  Orchester"    folgten,   bewährte  er 
sich  als  glänzender  Bearbeiter  des  nationalen  Meio- 
dienschatzes,    der  sich   den   ererbten  Kunstformen 
leicht   anpassen   liess.    In   gleichem   Geiste    schuf 
Dvorak   auch   fünf   Symphonien   und   eine   grosse 
2iahl    von    Kammermusikwerken,    die    ihm    einen 
ersten   Platz    unter    den   Instrumentalkomponisten 
der  Gegenwart   sichern.    Es   ist  hier  ein  Schaffen 
aus   einer  solchen  musikalischen  EüUe  heraus,   so- 
viel  gesundes   Temperament,    ein    einfaches,    aber 
darum  keineswegs  untiefes  Empfinden  und  letzter- 
dings,   bei   manchen  Härten   und   Kühnheiten   im 
einzelnen,   eine   so   klare  und  durchsichtige  Form, 
dass   der  Erfolg  leicht  begreiflich  erscheint,    umso 
leichter,   als   durch  die  Verwendung  tschechischer 
Volksmusik  oder  durch  ein  Neuschaffen  innerhalb 
der   ihr   eigenen  Rhythmen   und   für   sie   charak- 
teristischen Melodiengänge  diese  Musik  einen  aus- 
geprägten  Charakter    erhielt,    der    im    Gedächtnis 
leicht  haften  blieb.    Während  so  alle  mit  dem  Er- 
folg Dvoräk's   zufrieden  waren,   war  es  der  Kom- 
ponist selber   nicht.     Er  erkannte  sehr  wohl,    wie 
weit  sein  Schaffen  hinter  dem  ihm  als  Ideal  vor- 
schwebenden Beethoven's  zurückblieb,  und  es  ent- 
ging ihm  keineswegs,  dass  er  für  die  musikalische 
Welt  weniger  als  selbständiger  Schöpfer  bedeutete, 
denn    als   bester   Vertreter   des  Tschechentums  in 
der  Musik.    Da  glaubte  er  seine  eigene  Persönlich- 
keit  schärfer   zum  Ausdruck   bringen   zu  köunen, 
wenn   er   musikalisch   vom    Volkssinn   unberührte 
Stoffe   wählte,   denen   er   erst   aus    eigener  Kraft 
die  musikalische  Gestaltung  geben  würde,   und  so 
wurde   er,   der   durch  23  Jahre  als  ein  Hauptver- 
treter   der    absoluten    Musik    gegolten    hatte,    zn 
einem    eifrigen    Anhänger    der    Liszt'schen    sym- 
phonischen Dichtung.    Es   war  Dvorak  mit  dieser 
Abkehr  von  der  formalistischen  Kunst  bitter  ernst, 
aber  er  vermochte  das  Gebiet  der  symphonischen 
Dichtung  nicht  zu  erobern.    Er  war  dazu  eine  viel 
zu  naive  Natur,  die  der  schweren  Gedankenarbeit, 
der    Verarbeitung    der    von    ihm    aufgegriffenen, 
meist   tragischen  Vorwürfe   seiner   symphonischen 
Dichtungen   nicht   gewachsen  war,  und  so  leicht 
es  seiner  reichen  Musiknatur  fiel,  sich  das  ganze 
Hüstzeug   des   modernen   Orchesters   zu   eigen  zu 
machen,   so   wenig   wurde    er   frei   von   den  ihin 
völlig  Wesens  verwandten  Gesetzen  der  geschlosse- 
nen   Musikform.      So    sind    seine    symphonischen 
Dichtungen  „Der  Wassermann",  „Die  Mittagshexe", 
„Das  goldene  Spinnrad",  „Die  Waldtaube",  Zwitter- 
schöpfungen, die,  trotz  ihrer  reichen  Schönheit  im 
einzelnen,   nirgendwo    eine   seelische  Entwicklung 
des  meist  recht  ausführlichen  Programms  erreichen. 


—    397     — 


Aehnlich  erging  es  Dvorak  anf  dem  Gebiet 
der  Oper.  Preilich  hatte  er  gar  keinen  Blick  für 's 
eigentliche  Theatralische,  geschweige  denn  für's 
Dramatische.  Aber  wo  er  sich  damit  begnügt,  zn 
komischen  oder  doch  heiteren  Stoffen,  die  dem 
Leben  seiner  Heimat  entnommen  waren,  eine  warm- 
empfnndene  nnd  sehr  feine  Stimmungsmtisik  zu 
schreiben,  erreichte  er  vorzügliche  Wirkungen. 
^Der  König  nnd  der  Köhler^,  „Hartschädel^^  nnd 
Tor  allem  „Der  Bauer  als  Schelm"  (1878)  zeugen 
dafür.  Wo  er  aber  nach  der  grossen  Oper  strebte, 
wie  in  ,Wanda",  „Dimitrj"  and  zuletzt  in  der 
..Armida^^,  da  kam  er  über  eine  hohle  Tbeater- 
mache  nicht  hinaus.  So  ist  Dvorak  vielleicht  das 
überzeugendste  Beispiel  dafür,  dass  das  Volkstum 
einem  Komponidten  doch  nur  das  Geringere,  näm- 


lich die  stoffliche  Welt,  zu  geben  vermag,  dass 
das  wirklich  Grosse  und  Dauernde,  das  in  seiner 
Wirkung  über  alle  geographischen  Grenzen  hinaus- 
reicht, aus  dem  Gehalt  der  eigenen  Persönlichkeit 
geschöpft  werden  muss.  Können  wir  da  Dvor&k 
nicht  sehr  hoch  einschätzen,  so  wollen  wir  nicht 
verkennen,  dass  er  uns  manche  schöne  Gabe  ge- 
boten hat,  das  Schönste  in  den  Klavierstücken  und 
Liedern  und  jenen  Abschnitten  seiner  Symphonien, 
in  denen  er  weiter  nichts  sein  wollte,  als  ein  vor- 
züglicher, in  formaler  Hinsicht  meisterhafter  böh- 
mischer Musikant. 

Man  darf  wohl  dasselbe  für  die  gesamte 
tschechische  Mosik  sagen,  was  von  ihrem  besten 
Vertreter  gilt. 


Die  ^usi1<äsi*bei'il<  ut)d  Ihre  ppa1<Hscbe  B^ofübruoS« 


Von 
Ol«»  Stieslits.*) 


Leitgedanken. 

1.  Der  Wert  der  Musikästhetik  als  Lehrgegenstand 
der  Seminare. 

2.  Gliederung  des   Unterrichts   in  zwei  getrennte 
Disziplinen. 

3.  Form  des  Unterrichts. 

4.  Frage:    Soll  Musikästhetik   als  Prüfungsgegen- 
stand betrachtet  werden? 


Als  ich  auf  dem  vorjährigen  Musikpädagogischen 
KoDgress  das  Wort  ergriff  und  mir  —  als  Stimme 
aus  dem  Publikum  —  einen  Einwand  gegen  die 
provisorisch  aufgestellte  Prüfungsordnung  erlaubte, 
geschah  es,  um  eine  Lanze  für  die  allgemeine 
Bildung  des  Musiklehrerstandes  zu  brechen. 
Damals  plaidierte  ich,  der  Musikpädagogische 
Verband  wolle  für  den  Eintritt  in  die  nach  seinen 
(irrundsätzen  zu  errichtenden  Seminare  den  Nachweis 
einer  bestimmten  Schulbildung  verlangen,  eine 
Forderung,  welche  nachmals  von  der  Majorität  der 
Kongressteilnehmer  und  interessierten  Fachgenossen 
als  notwendig  anerkannt  worden  ist. 

Die  kurze  Auseinandersetzung,  für  die  ich  mir 
in  dieser  Viertelstunde  die  Aufmerksamkeit  der 
verelirten  Anwesenden  erbitte,  liegt  in  ähnlicher 
Richtung.  Ich  bleibe  in  der  Tonart,  die  ich 
damals  anschlug. 

Wir  sind  uns  wohl  alle  bewusst,  'dass  jenes  fest- 
gesetzte Minimum,  für  die  Damen  die  Absolvierun^ 
der  Oberklasse  einer  höheren  Mädchenschule,  für 
die  Herren  ein  Schulabgangszeugnis,  das  die 
Berechtigung  zum  einjährigen  Dienst  gibt,  eine 
höhere  oder  überhaupt  nur  eine  abgeschlossene 
Bildung  irgend  welcher  Art  nicht  darstellt. 

Gewährleistet     wird     damit     höchstens    eine 

*)  Vortrag,  gehalten  auf  dem  11.  Musikpäda- 
gogischen Kongress,  6.-8.  Oktober  d.  J. 


gewisse  Grundlage  von  Begriffen  und  allgemeinen 
Kenntnissen,  die  zu  der  Hoffnung  berechtigt,  mit 
Erfolg  jene  Schulung  des  Geistes  vollziehen  zu 
können,  deren  jeder  Lehrer  bedarf,  welcher  nicht 
nur  als  Techniker  betrachtet  werden  soll.  Wir 
wissen  alle,  dass  durch  den  Mangel  an  Kontrolle 
heutigen  Tages  zahlreiche  unserer  Berufsgenossen, 
den  Anforderungen,  die  man  an  Kunstpädagogen 
stellen  darf,  nicht  entsprechen.  Fehlt  es  oft  am 
Können,  so  häufiger  noch  am  Wissen,  an  der 
Fähigkeit,  das  Erlernte  selbständig  zu  verwerten, 
es  in  Freiheit  und  Gewandtheit  anderen  zu  über- 
mitteln. Die  Schuld  daran  trifft  kaum  den  einzelnen, 
oder  doch  nur  in  beschränktem  Masse.  Die  Ge- 
legenheit zu  einer  umfassenden,  künstlerisch 
wissenschaftlichen  Ausbildung  war  bisher  nicht 
ausgiebig  oder,  wenn  ich  so  sagen  darf,  nicht 
in  konzentrierter  Weise  vorhanden.  Wer  sie  erwarb, 
eignete  sie  sich  entweder  auf  dem  mühevollen 
Wege  des  Autodidaktentums  an,  oder  es  war  ihm 
vergönnt,  verschiedenartige  Lehrstätten  zu  besuchen. 
Die  Mehrzahl  der  bestehenden  Musikschulen  ver- 
folgte entweder  den  Zweck,  Dilettanten  zu  dienen 
oder  virtuose  Sänger  und  Spieler,  gelegentlich 
auch  Komponisten  auszubilden.  Die  speziellen 
Bedürfnisse  des  Lehrertums  blieben  unberück- 
sichtigt. Diese  Sachlage  nötigt  den  Musik- 
pädagogischen Verband  nicht  nur  die  eingeführten 
Unterrichtsfächer  umzugestalten,  sondern  auch 
neue  Lehrgegenstände  hinzuzufügen.  Hierzu  ge- 
hören Psychologie,  Pädagogik,  Akustik  und 
Musikästhetik.  Von  diesen  Disziplinen  steht 
die  letztgenannte  den  praktischen  Zwecken  des 
Lehramts  augenscheinlich  am  fernsten,  und  ich  irre 
daher  wohl  nicht  in  der  Annahme,  dass  manche 
der  verelirten  Anwesenden  ihrer  Einführung  etwas 
skeptisch   gegenüberstehen,    sie    als    überflüssigen 


—     398     — 


Ballast,  Zeitverschwendung  oder  entbelirlicheii 
Luxus  betrachten.  Im  Geiste  sehe  ich  zur  Abwehr 
ausgestreckte  Hände,  die  vor  einem  „ne  quid  nimis^*, 
einer  üeberspannung  des  Wissensmasses  warnen. 
Bedenken  dieser  Art  sind  zwar  nicht  unberechtigt, 
denn  die  bekannte  Folge  eines  jeden  „Zuviel"  ist 
Zersplitterung  und  Halbwissen,  aber  es  lässt  sich 
dagegen  einwenden  —  und  das  ist  der  Standpunkt, 
auf  dem  ich  stehe  —  dass  jede  nur  auf  praktische 
Ziele  gerichtete  Fachbildung  fast  notwendig  zur 
Einseitigkeit  führt.  Nun  ist  es  aber  eine  Tat- 
sache, dass  innerhalb  der  künstlerischen  Berufs- 
arten der  Musiker  am  meisten  zur  Einseitigkeit 
neigt,  denn  Musik  ist  nicht  Freiluft-  sondern 
Kammer-  oder  Stubenkunst.  Der  Komponist 
bedarf  nicht  wie  der  Bildhauer,  Maler,  Dichter  der 
Vorbilder  in  Natur  und  Menschenleben,  sondern  er 
muss  sich  in  sein  Inneres  versenken.  Der  ausübende 
Musiker  aber  ist,  so  lange  er  studiert  —  und  das 
tut  er  oft  sein  halbes,  ja  sein  ganzes  Leben  hindurch 
—  für  viele  Stunden  täglich  an  den  Platz  vor  seinem 
Instrument  innerhalb  seiner  vier  Wände  gebannt. 

Dass  hierdurch  leicht  eine  gewisse  Enge  des 
geistigen  Horizontes  entstehen  kann,  ist  ausser 
Frage.  Aufgabe  einer  pädagogischen  Ausbildung 
ist  es  aber,  dem  rechtzeitig  entgegen  zu  arbeiten. 
Kann  es  doch  nicht  Ziel  der  Seminare  sein,  nur 
korrekt  geschulte  Klavier-,  Gesang-,  Geigenlehrer 
in  die  Welt  zu  schicken,  sondern  diese  aUe  sollen 
doch  auch  zugleich  —  oder  wohl  sogar  in  erster 
Linie  —  „Erzieher  zur  Kunst"  sein.  Nun 
bilden  aber  weder  die  freien  Künste  mit  einander, 
geschweige  irgend  eine  Einzelkunst  eine  in  sich 
abgeschlossene  Sphäre,  sondern  sie  stehen  mit  ihrer 
jeweiligen  Umwelt  in  lebendiger  Verbindung, 
Zwischen  ihnen  und  den  herrschenden  Bildungs- 
elementen, den  Zeitideen,  findet  ein  ununter- 
brochenes Hinüber-  und  Herüberströmen  von 
Beeinflussungen  und  Beziehungen  statt. 

Diese  Erkenntnis  darf  keinem  Künstler  ver- 
schlossen bleiben,  und  für  den  künftigen  Musik- 
lehrer ist  von  besonderer  Wichtigkeit,  dass  er 
seine  Kunst  nicht  isoliert,  sondern  im  Zusammen- 
hange mit  Natur  und  Kultur  begreifen  lerne.  Um- 
fassender als  Musikgeschichte  erfüllt  Musikästhetik 
diese  Aufgabe.  Indem  sie  das  innere  Wesen  der 
Klangwelt  von  verschiedenen  Seiten  —  vom 
Standpunkt  des  Schaffenden,  des  N^chschaffenden 
und  des  Geniessenden  —  zu  erfassen  und  zu  werten 
sucht,  gibt  sie  nicht  nur  dem  Begriff  der  Tonkunst 
weiteren  Umfang  und  tieferen  Inhalt,  sondern  vor 
allem  Einheitlichkeit. 

Durch  Einordnung  der  Musik  in  das  Gesamt- 
gebiet philosophischer  Betrachtung  des  Schönen 
schlägt  sie  auch  theoretisch  die  Brücke  hinüber 
zu  den  sogenannten  Greisteswissenschaften,  wie  zu 
den  übrigen  Künsten. 

Die  Frage,  wie  die  von  diesem  Gesichtspunkt 
als  wichtig  erkannten,  aber  teilweise  schwierigen 
Lehren     der     Musikästhetik    für     einen    Schüler- 


kreis fruchtbar  gemacht  werden  können,  dessen 
Durchschnitt  nicht  wissenschaftlich  geschult, 
an  abstraktes  Denken  wenig  gew^öhnt  ist,  läs^t 
sich  kurzer  Hand  nicht  entscheiden.  Ver- 
mutlich w^ird  erst  eine  Reihe  praktischer  Versuche 
nötig  sein,  bis  man  unter  verschiedenen  Wegen 
einen  guten  herausfindet  —  ich  sage  absichtlich 
nicht  den  besten  —  da  das  Beste  meiner  Ansicht 
nach  stets  etwas  recht  Eelatives  bleibt.  Einige 
theoretische  Erörterungen  des  Problems  sind  mir 
jüngst  in  die  Hände  gekonamen,  darunter  ein  Ar- 
tikel „Musikästhetik  als  Unterrichtsgegenstand*' 
aus  der  Feder  des  Herrn  Dr.  Schmidkunz,  der 
mir  in  Bezug  auf  die  negative  Seite  der  Sache 
interessant  war.  Er  gibt  nämlich  vortreffliche  Be- 
lehrung darüber,  wie  es  nicht  gemacht  werden 
muss,  indem  die  Klippen  aufgewiesen  werden,  an 
denen  der  Unterricht  zu  scheitern  vermag.  Der 
Verfasser  betont  mit  Recht,  dass  sich  Musikästhetik 
als  Unterricht  wesentlich  von  den  Vorlesungen 
über  diesen  Gegenstand,  wie  sie  an  wissenschaft- 
lichen Hochschulen,  speziell  den  Universitäten  ge- 
halten werden,  zu  unterscheiden  habe,  sowohl  in 
der  Auswahl  des  Stoffes,  als  dessen  Behandlung. 
Dem  Lehrer  aber,  der  die  Gefahr  vermeiden  will, 
über  die  Köpfe  der  Zuhörer  hinweg  zu  dozieren, 
drohen  Fehler  anderer  Art.  Entweder  verfällt  er 
in  eine  populäre  Schönrednerei,  bei  der  nichts  Po- 
sitives herauskommt  und  der  wissenschaftliche 
Gehalt  verloren  geht,  oder  er  will  das  Verständnis 
hauptsächlich  auf  praktischem  Wege  erschliessen 
durch  Gehörversuche,  musikalische  Analyse  etc., 
wobei  unwillkürlich  eine  Verschiebung  des  Stoffes 
zu  Gunsten  der  Akustik,  Kompositions-  und 
Formenlehre  stattfindet. 

Um  letzteres  zu  vermeiden,  möchte  ich  vor- 
schlagen, dass  die  Musikästhetik  den  Schülern  erst 
in  der  zweiten  Hälfte  ihrer  Seminarbildung  ge- 
boten  wird,  wenn  sie  in  praktischen  wie  theore- 
tischen Fächern  schon  einen  Vorrat  von  Kennt- 
nissen gesanmielt  haben.  Der  Lehrer  wird  auch 
dann  gut  tun,  sich  des  Verständnisses  seiner  Hörer 
zu  vergewissem,  aber  er  wird  nicht  nötig  haben, 
bei  den  Elementen  so  lange  zu  verweüen,  dass  es 
zu  ihrer  Verwertung  im  eigentlich  ästhetischen 
Sinne  nicht  mehr  kommt. 

Bestimmt  man  nun  für  dieses  Unterrichtsfach 
ein  Jahr,  so  würde  sich  meines  Erachtens  als  na- 
türliche Verteüimg  des  Lehrstoffs  ergeben,  das 
eine  Semester  der  Geschichte  der  Musikästhetik, 
das  andere  ihrer  systematischen  Darstellung 
zu  widmen. 

Der  Lehrplan,  den  wir  Herrn  Professor 
Hennig-Posen  in  einer  der  als  „Musikpäda- 
gogische Beformen"  betitelten  Beilagen  zum  „Kla- 
vier-Lehrer" verdanken,  berücksichtigt  nur  den 
systematischen  Teil.  Er  fusst  auf  des  Ver- 
fassers 1896  erschienenen  „Aesthetik  der  Tonkunst*', 
ein  Werk,  das  vermöge  übersichtlicher,  gemein- 
verständlicher Darlegung  wohl  geeignet  sein  dürfte,. 


—     399     — 


künftigen  Liehrem  der  Musikästhetik  an  den  Se- 
minaren als  Wegweiser  zu  dienen.  Daneben  halte 
ich  es  aber  für  notwendig,  dass  auch  die  histo- 
rische Entwickelung  der  Musikgeschichte  im  Zu- 
sammenhang vorgetragen  wird,  denn  der  Schüler 
dieser  Stufe  hat  ein  Anrecht  zu  erfahren,  auf 
welche  Weise  dieser  oder  jener  Standpunkt  der 
gegenwärtigen  Aesthetik  gewonnen  wurde. 

Seit  dem  Auftreten  des  Aristoteles  ist 
niemand  mehr  imstande,  ein  philosophisches  System 
irß:end  welcher  Art  frei  zu  erfinden,  d.  h.  aus  rein 
originaler  Denkkraft  zu  gestalten.  Ein  jeder  stützt 
sich  auf  Begriffe  und  Erkenntnisse,  die  vor  ihm 
gewonnen  wurden,  knüpft  an  frühere  Errungen- 
8<*haften  an.  Das  gilt  auch  von  der  Aesthetik, 
obwohl  sie  eine  verhältnismässig  junge  Wissenschaft 
ist  indem  erst  ein  Philosoph  der  Leibnitz- 
Wolf  fachen  Schule,  Alexander  Baumgarten 
1750  der  Erkenntnistheorie  des  Schönen  diesen 
tarnen  und  den  Rang  einer  selbständigen  philo- 
sophischen Disziplin  verlieh.  Immerhin  liegt  auch 
hier,  selbst  wenn  wir  von  den  mannigfachen  Vor- 
arbeiten absehen,  die  von  ältester  Zeit  her  dafür 
geleistet  wurden,  eine  über  160  jährige  Entwickelung 
vor.  Der  Einblick  in  ein  derartiges  Werden  und 
sich  Wandeln  von  Begriffen  und  Erkenntnissen  ist 
aber  für  den  angehenden  Kunstjünger  äusserst 
wertvoll,  zur  Entwicklung  seines  Denkvermögens 
und  zur  Bildung  selbständiger  Auffassxmg. 

Natürlich  kann  eine  historische  Uebersicht  an 
dieser  Stelle  nur  in  grossen  Zügen,  nur  im  Sinne 
einer  Einführung  in  die  Geschichte  der  Aesthetik 
im  allgemeinen,  der  Musikästhetik  im  besonderen 
gegeben  werden.     Befürworten    möchte  ich  aber, 
den  Begriff  der  letzteren  nicht  zu  eng  zu  fassen, 
d.  h.  den   Schwerpunkt  nicht  in  eine  Kritik  der 
neueren    Fachmustkästhetiker    zu    verlegen.       Es 
erscheint  mir  richtiger,  hier  die  eigentlichen  Philo- 
sophen zu  bevorzugen,  selbst  auf  die  G-efahr  hin, 
gelegentlich    über   den   Eahmen   des    ünterrichts- 
gebietes  hinauszugehen.     Einiges  Wissen  um  die 
grossen  Denker  und   die   von   ihnen   formulierten 
Begriffe,  einschliesslich  der  dafür  gebräuchlichen 
Terminologie  ist  heutigen  Tages  fast  notwendig  für 
jeden,    der    Anspruch    auf    höhere  Geistesbildung 
erheben  will.    Die  Philosophie  spielt  zu  mannigfach 
in  das  Leben  der  Gegenwart  hinein.     Nicht  nur 
die  fachwissenschaftliche,  sondern  auch  die  belle- 
tristische und  feuilletonistische  Literatur  ist  von 
ihr  durchsetzt,   und    durch  die  Kunstkritik  zieht 
8ie  Bich  hindurch  wie  ein  roter  Faden.     Es  darf 
daneben   aber    auch    die    tatsächliche    Bedeutung 
der  eigentlichen  Philosophen   für   die   ästhetische 
Wertung   der   Musik    nicht  unterschätzt  werden, 
denn   sie    haben    stets    die    Grundpfeiler    gelegt, 
von  ihnen  stammt   das  Edelmetall,  das  nachmals 
durch  die  ästhetischen  Musikschriftsteller  gemünzt 
^nirde. 

So  unzulänglich,  ja   teilweise   sonderbar   uns 
z-  B.  heute  die  Beurteilung  erscheint,  welche  der 


unmusikalische  Kant  der  Tonkunst  zuteil  werden 
liess,  für  die  philosophische  Betrachtung  der  Musik 
ist  er  dennoch  von  grosser  Bedeutung,  indem  er 
durch  seine  1790  erschienene  „Kritik  der  Urteils- 
kraft" der  Begründer  der  gesaraten  modernen 
Aesthetik  wurde.  Ebenso  erkennen  wir  in  den 
musikphilosophischen  Lehren  eines  Her  hart 
mannigfache  Irrtümer;  trotzdem  verdienen  sie 
besondere  Beachtung,  indem  sie  die  Bichtung 
anbahnten,  welche  in  Eduard  Hanslicks  be- 
kannter Erklärung,  das  Wesen  der  Musik  bestehe 
in  „tönend  bewegten  Formen",  ihren  prägnanten 
Ausdruck  fand. 

üeber  Hanslicks  weltberühmtes  Buch  „Vom 
musikalisch  Schönen"  mag  man  urteilen  wie  man 
will,  das  Verdienst,  der  Musikästhetik  dadurch, 
einen  mächtigen  Impuls  zur  Weiterentwicklung 
gegeben  zu  haben,  kann  ihm  nicht  bestritten 
werden. 

Wie  mannigfache  Früchte  Schopenhauers 
Versuch  einer  metaphysischen  Deutung  der  Musik 
gezeitigt  hat,  bedarf  wohl  kaum  der  Erwähnung. 
Bich.  Wagners  schriftstellerische,  ja  auch  seine 
dichterisch-kompositorische  Tätigkeit  legt  beredtes 
Zeugnis  dafür  ab.  Aber  auch  die  Philosophen  von 
gestern  und  heute  —  ein  Nietzsche,  Ed. 
V.  Hartmann,  Wilhelm  Wundt  —  sind  so 
eng  mit  dem  Begriffe  modemer  Tonkunst  im 
schöpferischen  wie  kritischen  Sinne  verbunden, 
dass  sie  in  einer  Geschichte  der  Musikästhetik 
nicht  übergangen  werden  dürfen.  Es  ist  mithin 
ein  nicht  unerhebliches  Material  direkt  philo- 
sophischer Kenntnisse,  das  dem  Schüler  hier  zu 
übermitteln  wäre  und  für  das  ich  dringend  plai- 
dieren  möchte  im  Interesse  der  allgemeinen  Bildung, 
zur  Erweiterung  seines  geistigen  Horizontes. 

In  Bezug  auf  die  Form  des  Unterrichts  stimme 
ich  mit  Herrn  Dr.  Schmidkunz  darin  überein,  dass 
sich  der  Seminarlehrer  nicht  darauf  beschränken 
darf,  nur  vorzutragen,  es  vielmehr  seine  Aufgabe  ist, 
die  Schüler  durch  Fragen  zum  Mitdenken  und  Mit- 
arbeiten heranzuziehen.  Namentlich  gilt  dies  von 
der  „systematischen  Lehre",  während  für  den 
„historischen"  Teil  wohl  die  grössere  Geschlossenheit 
zusammenhängender  Darstellung  nötig  ist.  Vielleicht 
wäre  hier  der  Modus  zu  empfehlen,  je  einen  der 
Schüler  zu  Beginn  der  Stunde  ein  kurzes  Referat 
über  den  vorigen  Vortrag  des  Lehrers  abstatten 
zu  lassen,  wodurch  Gelegenheit  geboten  wird, 
etwaige  Irrtümer  zu  berichten,  die  gewonnenen 
Kenntnisse  zu  befestigen. 

Zum  Schlüsse  sei  noch  die  Frage  berührt,  ob 
Musikästhetik  auch  als  Prüfungsfach  zu  gelten 
hat.  Aus  zwei  Gründen  möchte  ich  für's  erste 
dagegen  stimmen :  einmal  um  dem  Schreckgespenst 
des  Examens  nicht  noch  grössere  Dimensionen  zu 
geben,  femer  jedoch  auch,  weil  das  Mass  unbedingt 
notwendiger  Kenntnisse  sich  auf  diesem  Gebiet, 
das  für  die  Seminare  noch  Neuland  ist,  zunächst 
schwer    abgrenzen    lässt.      Wünschenswert    wäre 


—     400     — 


allerdings,  dass  den  Prtifungszengnissen  von  Seiten 
des  Lelirers  eine  Note  hinzugefügt  wird,  die  über 
äussere  wie  innere  Teilnahme  des  Schülers  an 
diesem  Unterricht  Auskunft  gibt. 

Das  ideelle  Ziel  des  Lehrers  kann  durch  den 
Umstand,  ob  später  in  diesem  Gegenstand  geprüft 
wird  oder  nicht,  in  keiner  Weise  verändert  werden. 
Die  Hauptaufgabe  jedweden  Unterrichts  darf  doch 
niemals  darin  bestehen,  für  ein  Examen  vorzu- 
bereiten. Gilt  es  doch  vielmehr,  wichtige  Ein- 
sichten und  Kenntnisse  für  das  konmiende  Berufs- 
leben zu  liefern.  Mag  nun  auch  für  letzteres  der 
unmittelbar  praktische  Nutzen  der  Musikästhetik 
ein  geringer  sein,  der  Grewinn,  der  durch  sie 
erzielt  werden  kann,  ist  darum  nicht  minder 
wertvoll.  Der  Einblick  in  das  innere  Wesen  der 
Kunst,   die  Bekanntschaft   mit   anderen  Wissens- 


zweigen, die  dadurch  übermittelt  werden,  gereichen 
der  ganzen  geistigen  Persönlichkeit  des  künfti^n 
Lehrers  zum  Vorteil. 

Wenn  Fichte  gesagt  hat:  „Das  Volk  Tvird 
am  grössten  und  mächtigsten  sein,  das  in  seinen 
Tiefen  ganz  von  Bildung  durchdrungen  ist",  so  darf 
ich,  daran  anknüpfend,  wohl  auch  behaupten,  der 
Stand  wird  am  grössten  und  mächtigsten  sein,  der 
in  seinen  Tiefen  ganz  von  Bildung  durchdnm/^en 
ist.  Dass  unser,  der  Musiklehrerstand  aber  gross 
und  mächtig  werde  im  idealen  Sinne,  müssen  wir 
alle  wünschen,  denn  in  seinen  Händen  liegt  die 
Zukunft  einer  Kunst,  die  vor  anderen  berufen  ist, 
dem  Materialismus  entgegenzuarbeiten  und  auf  das 
Gtemüt  des  Volkes  zu  wirken,  dieses  zu  veredeln 
und  zu  vertiefen. 


Kritische  Bfickschau 


über  Konsert  and  Oper. 

Von 

Dr.  Karl  Storek. 


Um  den  nächsten  Bericht  ganz  für  die  Solisten 
frei  zu  behalten,  will  ich  einige  Opernaufführungen 
heute  erledigen.  Mit  der  Nichtigkeit  der  „kleinen 
Lämmer^,  die  das  „Theater  des  Westens"  als 
Neuheit  brachte,  werde  ich  meine  Leser  nicht 
langweilen.  Dagegen  rede  ich  über  Emma  Cal- 
ves  Gitstspiel  als  „Carmen^*  in  der  königlichen 
Oper  etwas  ausführlicher,  weil  man,  wohl  aus 
Kache  dafür,  dass  die  erwaitete  Sensation  ausblieb, 
zu  wenig  daraus  macht. 

Nach  dem  ersten  Akt  sagte  ich  mir:  sie  ist 
eine  grosse  Sängerin;  nach  dem  zweiten:  sie  ist 
eine  grössere  Schauspielerin;  nach  dem  dritten: 
sie  ist  durchaus  Virtuosin.  Zum  Schluss  gingen 
alle  diese  Eindrücke  zusammen  und  erhöhten  den 
Oesamteindruck.  Trotzdem  möchte  ich  nicht  ge- 
rade sagen :  die  Calvö  ist  eine  sehr  grosse  Künstlerin. 
Sicher  war  sie  eine  sehr  grosse  Sängerin,  heute 
ist  sie  dazu  zu  sehr  Virtuosin.  Es  hört  sich  ja 
ganz  gut  ai^,  dieses  „Beschränken  auf  ein  kleines 
Gebiet,  hier  aber  Meister  sein",  das  die  Calve  als 
ihren  Grundsatz  verkünden  liess.  Jeder  weiss, 
dass  die  Pariser  Primadonna  nur  ein  sehr  kleines 
Bepertoir  hat,  und  die  Tatsache,  dass  sie  auf  ihrer 
Gastspielreise  durch  Deutschland  nur  die  „Carmen^« 
singt,  ist  beredt  genug.  Eine  solche  Einseitigkeit 
muss  sich  immer  rächen,  wenn  nicht  die  gesamte 
Öffentliche  künstlerische  Tätigkeit  entsprechend 
eingeschränkt  wird.  Das  ist  bei  Fräulein  Calvö 
nicht  der  Fall,  die  die  Carmen  diesseits  und  jen- 
seits des  Ozeans  schon  mehrere  hundert  Male  ge- 
sungen hat. 

Die  Calvö  ist  eine  grosse,  üppige  Erscheinung, 
die  eigentlich  dem  Bilde  nicht  entspricht,  das  man 


sich  gerade  in  Deutschland  von  dieser  liebreizenden 
Bestie  macht.  Das  mag  manche  gestört  haben, 
ebenso  wie  die  durchaus  französisch-spanische  Art 
des  Schminkens  durch  starkes  Rotauftragen  unter 
die  Augen.  Für  den  Kenner  spanischer  Verhält- 
nisse wirkt  sie  dadurch,  wie  durch  ihr  echtes 
Kostüm,  das  auch  vielen  Zuschauem  nicht  spanist^h 
genug  war,  gerade  echt.  Durchaus  berechtigt.,  ja 
vielleicht  die  einzig  richtige,  ist  die  Art,  wie  die 
Calv6  den  Charakter  Carmens  anlegt.  Völlig  aus- 
geschaltet ist  jede  Sentimentalität,  andererseits 
auch  eigentliche  Dirnenhaftigkeit.  Diese  Carmen 
liebt  wahrhaft,  wenn  sie  liebt,  aber  nur,  so  lange 
sie  noch  etwas  zu  erobern  hat,  so  lange  sie  in  dem 
Geliebten  eine  überlegene  Kraft  sieht.  Im  übrigen 
ist  sie  das  durchaus  egoistische,  in  ihrer  bewussten 
Schönheit  herrschsüchtige,  immer  nur  sinnlich 
begehrende,  niemals  hingebungsvolle  VTeib. 
Nietzsche  begeisterte  sich  für  diese  Oper  so,  wahr- 
scheinlich weil  er  in  Carmen  diese  Mischung  von 
Herrennatur  und  von  jener  Bestie  sah,  zu  der  der 
Mann  nur  mit  der  Peitsche  gehen  soll.  Die  Calv6 
betont  wiederholt  den  perversen  Zug.  Sie  hat  den 
geschilderten  Charakter  vorzüglich  angelegt  und 
führt  ihn  logisch  durch.  Etliche  Posen,  das  Hin- 
arbeiten auf  den  „  Applomb"  neben  dem  sonst  derb 
realistischen  Spiel  mag  den  deutschen  Beobachter 
eigentümlich  berühren ;  aber  wir  dürfen  nicht  ver- 
gessen, dass  der  Franzose  immer  bewusst  Komödie 
spielt,  dass  er  auf  der  Bühne  nicht  Leben,  sondern 
Theater  geben  will.  Nun  aber  bringt  es  das 
Virtuosentum  im  Verein  mit  der  mehr  verstandes- 
mässigen  Natur  der  Künstlerin  mit  sich,  dass  sie 
ein  Zuviel  gibt.    Von   der  Kartenszene  im  dritten 


—    401     — 


Akt.  abgesehen,  wird  man  keinen  Einzelzug  nennen 
können,  der  nicht  berechtigt,  der  an  sich  nicht  fein 
ist.  Aber  wir  erhalten  eine  solche  Unmasse  von 
Einzelzüg^n,  dass  sie  sich  nicht  mehr  zu  einem 
«einzigen  Gesammtbild  zusammenfügen  lassen. 
Hierzu  kommt  ein  stetes  Spielen  in's  Publikum. 
Also  alle  die  Unarten,  die  das  reisende  Virtuosen- 
tum,  das  Nichtauf  gehen  im  Ensemble,  mit  sich 
bringt. 

Glücklicherweise  hat  sich  die  Sängerin  Calv^ 
von  allem  Virtuosenhaften  freier  gehalten,  als  die 
Schauspielerin  —  sie  singt  den  fiizet'schen  Noten- 
text sehr  getreu,  und  sie  singt  gut.  Ihre  umfang- 
reiche, in  der  Tiefe  wie  in  der  Höhe  gleich  schöne 
Stimme  ist  so  wohlgeschult,  dass  sie,  ohne  gerade 
stark  zu  sein,  doch  leicht  durch  den  grössten 
Haum  trägt.  Alles  in  allem  bedeutet  dieses  Gast- 
spiel für  jene,  die  immer  meinen,  vom  Ausland 
müsse  das  Heil  der  Kunst  kommen,  eine  gewisse 
Enttäuschung.  Derjenige,  der  auch  dem  be- 
rühmtesten und  teuersten  Virtuosentom  mit  Miss- 
trauen entgegensieht,  wird  froh  gewesen  sein, 
durch  all  den  Aufputz  hindurch  eine  echte  Künst- 
lerin kennen  gelernt  zu  haben.  Aber  dafür  ist  sie 
auch  Ausländerin  und  vertritt  eine  undeutsche 
Kunst.  Da  ist  der  Standpunkt  des  Interessanten 
gerade  der  richtige. 

Mit  völliger  Herzensanteilnahme  kann  ich  da- 
gegen über  die  Neueinstudierung  der  „lustigen 
Weiber"  sprechen.  Diese  bedeutet  in  jeglicher 
Hinsicht  ein  Verdienst  der  königlichen  Oper.  Seit 
Mozart^s  „Entführung"  ist  keine  zweite  deutsche 
komische  Oper  geschaffen  worden,  die  dem  auch 
leider  unter  den  Opern  ihres  Schöpfers  allein- 
stehenden Meisterwerk  Nicola i's  gleichgesetzt 
werden  könnte.  Dieses  Werk  erfüllt  gleichzeitig 
alle  dramatischen  und  alle  musikalischen  Anforde- 
nmgen.  Was  in  Shakespeare's  Gelegenheitsdrama 
wirklich  lebendig  ist,  hat  es  ausgeschöpft.  Anderer- 
seits will  es  nicht  mehr  geben.  Boito,  der  Text- 
dichter von  Verdi's  „Falstaff",  hat  den  Fehler  ge- 
macht, dass  er  Ealstaff  den  Grossen  in  dieses 
Spiel  hineinzog,  in  dem  nur  Falstaff  der  Dicke 
einen  Platz  hat.  Gewiss  ist  der  Italiener  dadurch 
dem  genialen  Urbild  Fallstaff's  näher  gekommen, 
aber  was  soll  das  Heidelberger  Fass  in  einem 
bürgerlichen  Weinkeller?  Aber  Nicolai  entgeht 
trotzdem  aller  Philistrosität,  der  Lortzing  durch 
seine  altberlinische  Gemütlichkeit  immer  verfällt. 
Nicolai  ist  viel  zu  sehr  Weltmann,  um  sich  gehen 
zu  lassen.  Und  dann  besitzt  er  im  Gegensatz  zu 
Lortzing  die  echte  Opemmelodie.  Lortzlng^s  Musik 
geht  auf   das  Lied  zurück,   seine  Werke  sind  ge- 


hobene Liederspiele.  Nicolai  ist  echter  Dramatiker, 
geht  vom  Rezitativ  aus  und  innerer  Natürlichkeit 
an  der  musikalisch  gehobenen  Stelle  zur  Arie.  £r 
hat  alles  Gute  der  italienischen  Opemform  bei- 
behalten, sie  durch  sorgsame  deutsche  Arbeit  ver- 
tieft und  das  Fehlende  ergänzt  und  erfüllt  nun 
das  Granze  mit  warmem  deutschem  Empfinden. 
Seltsam,  wie  dieses  Werk  so  ganz  allein  steht  in 
der  deutschen  Opernliteratur,  xmd  doch  wundert 
man  sich  gar  nicht,  es  da  zu  finden,  so  natürlich 
ist  sein  Wachsen.  Es  bedeutet  die  zweite  Er- 
oberung der  italienischen  Oper  für  Deutschland. 
Mozart  gab  die  erste.  Nicolai  schafft  wie  er  mit 
den  Mitteln  italienischer  Kunst  ein  deutsches  Werk. 
Darin,  dass  trotzdem  kein  Zwiespalt  zwischen  Form 
und  Inhalt  klafft,  liegt  die  Meisterschaft.  O,  sie 
sind  selten,  aber  wir  haben  in  Deutschland  Maien- 
tage, wo  der  ELimmel  so  blau  und  die  Luft  so 
weich  und  die  Erde  so  blühend  ist,  wie  nur  je  am 
Ufer  des  Gardasees.  Und  dann  ist  es  gerade  be- 
sonders schön,  dass  es  nicht  bleiche  Citronen-, 
sondern  rotbäckig  gesunde  Apfelblüten  sind,  scheint 
der  Himmel  doppelt  so  blau,  weil  es  gestern  ge- 
regnet hat,  dringt  die  Luft  balsamischer  in  unsere 
Brust,  weil  diese  noch  vor  wenigen  Tagen  vor 
Kälte  erschauerte.  So  entstand  auch  die  höchste 
Schönheit  aller  Melodie  in  deutschen  Landen. 
Dass  wir  Mozart  haben  und  solch  ein  Werk  von 
Nicolai,  das  sind  Wunder  in  unseren  Breiten,  und 
es  bedarf  zu  ihrem  Entstehen  einer  viel  höheren 
göttlichen  Kraft,  als  in  südlichen  Landen.  Darum 
strahlt  auch  aus  ihnen  ein  stärkeres  Licht  gött- 
licher Schönheit. 

Die  Aufführung  im  Opernhaus  Hess  diese 
Schönheit  in  frischem  Glänze  erstehen.  Eine  vor- 
zügliche Hegie,  unübertreffliche  musikalische 
Leitung,  eine  prächtige  Darstellung  und  sehr  g^ter 
Gesang.  Schlechthin  meisterhaft  sind  der  Dirigent 
RichardStrauss,  unter  dessen  köstlicher  Leitung 
alle  Einzelheiten  der  Partitur  und  ihre  strotzende 
rhythmische  Kraft  aufleben,  Frau  Herzog  als 
„Frau  Fluth"  und  Herr  Naval  als„Fenton".  Dicht 
heran  reichen  die  Herren  Hoffmann  "(Fluth), 
Knüpfer  (Falstaff),  Mödlinger  (Reich),  Lieban 
(Spärlich),  die  Damen  Bothauser  (Frau  Reich) 
und  Dietrich  (Anna).  Alles  in  allem  wieder  ein- 
mal ein  Abend,  an  dem  man  sich  aus  vollem 
Herzen  freuen  und  ergötzen  kann.  O  du  goldiger 
Humor,  da  kann  einem  an  einem  grossstädtischen 
Winterabend  werden,  als  wandert  man  an  einem 
Frühlingstage  durch's  schwarzwälder  Wiesental, 
in  dem  hunderttausend  goldige  Himmelsschlüssel 
blühen! 


^=S^-- 


—     402     — 


Mitteilnngen 

von  Hoohsohalen  und  Konseryatorien. 


Ein  Lehrstuhl  für  Musikgeschichte  Ist 
an  der  Pariser  Universität  probeweise  auf  fünf 
Jahre  errichtet  und  Dr.  Jules  Combarieu  über- 
tragen worden.  Durch  verschiedene  musikkrilische 
und  ästhetische  Studien  hat  sich  Combarieu  vorteil- 
haft in  der  musikalischen  Welt  bekannt  gemacht. 
Besonderes  Aufsehen  erregte  sein  Buch  „LUnfluence 
de  la  musique  allemande  sur  la  musique  fran^aise". 
Ein  bekannter,  reicher  Eunstmäcen,  Namens  Mors, 


hat  zu  dem  Zwecke  die  Summe   von  30000  Ffcs. 
gestiftet. 

Am  Wiener  Konservatorium  hält  Herr 
Professor  Adolf  Prosnitz  eine  B«ihe  von  Vor- 
trägen über  die  Klaviermusik  Seb.  Bach*s,  zu 
welchen  auch  auswärtige  Hörer  gegen  vorherige 
Anmeldung  in  der  Schulkanzlei  Zutritt  haben.  Die 
Vorträge  nahmen  am  4.  November  d.  J.  ihren 
Anfang. 


Yermischte  Nachrichten. 


Frau  Anna  Saphse-Hofmeister,  die  einst 
hochgefeierte  dramatische  Sängerin  unserer  Ber- 
liner Hofbühne,  ist,  erst  B2  Jahre  alt,  am  15.  No- 
vember gestorben.  Sie  war  eine  feinsinnige,  sym- 
pathische Künstlerin,  die  sowohl  als  Wagner- 
Sängerin:  Senta,  Sieglinde,  Elsa,  als  auch  in 
Mozart'schen  und  Verdi'schen  Opern  gleich  vor- 
zügliches leistete.  Durch  ihren  geläuterten  Kunst- 
geschmack,  ihr  vornehmes  Masshalten  wusste  sie 
ihre  Zuhörer  nachhaltig  zu  fesseln.  Sie  trat  schon 
im  Jahre  1889  von  der  Bühne  zurück  und  wirkte 
nur  noch  in  Konzerten,  hat  sich  aber  bald  ganz 
von  der  Oeffentlichkeit  zurückgezogen. 

Die  Städte  Danzig,  Königsberg  und  Ei- 
bin g  wollen  sich  zur  abwechselnden  Abhaltung 
„altpreussischerMusikfeste^Wereinigen,  deren 
erstes  zu  Pfingsten  1905  in  Königsberg  statt- 
finden soll  und  als  Hauptwerk  Mozart's  grosse 
C-moll-Messe  in  der  A.  Schmitt'schen  Restau- 
rierung in  Aussicht  stellt. 

Eine  illustrierte  Chopin-Biographie  er- 
scheint noch  vor  Weihnachten  dieses  Jahres  als 
sechzehnter,  in  sich  abgeschlossener  Band  der  von 
der  Verlagsgesellschaft  „Harmonie^^  in  Berlin  unter 
der  Bedaktion  von  Professor  Dr.  Heinrich  Bei- 
mann herausgegebenen  Monographiensammlung 
„Berühmte  Musiker",  welche  auf  den  Weltaus- 
stellungen in  Paris  und  neuerdings  auch  in 
St.  Louis  prämiiert  wurde.  Die  Ausstattung  und 
Illustration  wird,  ebenso  wie  bei  den  früheren 
Bänden,  eine  hervorragende  sein.  Der  Verfasser 
dieses  Bandes  ist  der  bekannte  Musikschriftsteller 
Dr.  Hugo  Leichtentritt. 

Frau  Emilie  Herzog-Welti  erhielt  vom 
Herzog  von  Anhalt  anlässlich  ihrer  Mitwirkung  im 
m.  Abonnements-Konzert  der  Herzoglichen  Hof- 
kapelle den  „Anhaltinischen  Verdienst-Orden  für 
Wissenschaft  und  Kunst". 

Der  Königl.  Kammervirtuose  Franz  Pönitz, 
erster  Harfenist  der  KönigL  Kapelle,  feierte  am 
1.  Dezember  das  Jubiläum  seiner  40jährigen 
Zugehörigkeit  zur  Königl.  Kapeile.  Bereits 
mit  14  Jahren  erhielt  er  vom  Vater  des  jetzigen 


Litendanten,  Herrn  v.  Hülsen,  seine  Anstellung, 
sodass  der  jetzt  erst  54  jährige  das  älteste  Mitglied 
der  Königl.  Kapelle  ist.  Pönitz,  der  Meister  der 
Harfe,  gilt  gleichzeitig  als  einer  der  besten  Har- 
moniumspieler. Als  Komponist  ist  er  nicht  so  be- 
kannt geworden,  wie  seine  Schöpfungen  verdienten. 
Seine  Tondichtungen  bleiben  breiteren  Kreisen  da- 
durch verschlossen,  dass  sie  zumeist  der  Haifen- 
und  Harmoniumliteratur  angehören.  Seine  Sinfo- 
nietta,  sein  Leander,  Nordische  Ballade,  Todestanz 
der  Willis  etc.  sind  Werke  edelster  Tonkunst,  die 
dem  Komponisten  eine  grosse  Ereundesschar  er- 
worben haben. 

Das  18.  Heft  der  „Mitteilungen''  für  die 
Mozart-G^emeinde  in  Berlin  enthält  einen 
längeren  Bericht  über  Mozart's  erste  italienische 
Beise  nebst  dem  Bilde  des  damals  14jährigen,  das 
in  Verona  gemalt  wurde,  und  einen  Satz  ans 
Mozart's  erstem  Streichquartett,  das  er  zn 
Lodi  am  15.  März  1770  komponierte.  Ein  zweiter 
Artikel  ist  dem  lOjährigeu  Bestehen  der  Ber- 
liner Mozart-Gemeinde  gewidmet  —  ein  Fest- 
konzert fand  aus  gleichem  Anlass  am  7.  Dezember 
in  der  Königl.  Hochschule  statt  — ,  dem  Bückblick 
sind  18  Künstlerproträts  hinzugefügt,  die  Mit- 
wirkenden bei  den  verschiedenen  Musik -Anf- 
führungen.  Dr.  Budolph  Gen^e  teilt  bei  dieser 
Gelegenheit  mit,  dass  er  von  der  Leitung  der 
hiesigen  Mozart-Gemeinde  zurücktritt  und  dass 
Herr  Franz  Bies  sein  Amt  übernimmt  Die 
Bedaktion  der  „Mitteilungen"  wird  Dr.  Gen^  vor- 
läufig noch  beibehalten. 

Der  „Evangelische  Kirchenchor*  zu  Essen 
veranstaltete  am  27.  November  aus  Anlass  seines 
1 0jährigen  Bestehens  eine  geistliche  Musik- 
auf führung  in  der  Kreuzeskirche  zu  £s8en  unter 
Leitung  seines  Dirigenten  Gustav  Beckmann 
Es  kamen  eine  grosse  Beihe  Werke  von  Altmeisteni 
deutsch  -  evangelischer  Kirchenmusik  zu  Gehör, 
u.  a.  von  Samuel  Scheidt,  Hans  Leo  Hassler, 
Johann  Eccard,  Michael  Frätorius,  Hein- 
rich Schütz  u.  8.  w.  Die  Neuzeit  war  durch 
Albert  Becker  und  Bob ert  Badecke  vertreten. 


—    403     — 


An  der  solistischen  Mitwirkung  war  Frl.  Otti 
Müller-Brüggemann,  Aachen  (Alt),  Kammer- 
virtaoB  £agen  Sandow,  Berlin  (Cello),  und 
Gnstav  Beckmann,  Essen  (Orgel),  beteiligt. 
Der  dem  Programm  hinzagefügte  „Greschichtliche 
Rückblick*'  gibt  ein  lebendiges  Bild  von  der  ansser- 
ordentlichen  Kührigkeit  des  Kirchenchors,  der 
angenblicklich  120  ordentliche  und  77  ansserordent* 
liehe  Mitglieder  zählt.  Ganz  besonders  rühmens- 
wert ist  die  vorzügliche  Literatur,  welche  von  dem 
<^^hor  gepflegt  wird,  wie  ans  den  aufgeführten  Pro- 
grammen ersichtlich  ist,  und  die  die  besten  Namen 
nennen,  welche  unsere  alte  und  neue  Kirchenmusik, 
deutsch  und  italienisch,  kennt. 

Nummer  79  der  „Mitteilnngen"  der  Musikalien- 
handlung  Breitkopf   &   Härtel   ist   erschienen. 
Die  Titelseite   ist  mit   dem   Bilde  Peter  Corne- 
lius' geziert,   der   im  Vordergrund   des  Interesses 
steht.     Die  Veröffentlichung  der  Ersten  Gesamt- 
ausgabe  seiner  literarischen  Werke,  die  im  Auf- 
trage derPamilte  Cornelius  erfolgt,  beginnt  im 
1   und  2.  Bande  mit  seinen  Briefen,  Tagebuch- 
blättern und  Gelegenheitsgedichten,  heraus- 
gegeben  von   seinem  Sohne  Carl  Maria  Corne- 
lius.     Der   1.    Band,   799    Seiten    stark,    der   die 
Lebensperiode  Mainz- Wiesbaden,   Berlin,  Weimar, 
des  Dichterkomponisten   umfasst,   liegt  Im  Druck 
fertig   vor;    der  2.  Band  —  München  —  erscheint 
noch   in  diesem  Monat.    Ein  8.  Band,  „Aufsätze 
über  Musik  und  Kunst*,  von  Dr.  Edgar  Istel 
herausgegeben,    ist   gleichfalls    bereits    erschienen 
nnd   darf,   da  die  Sammlung  dieser  in  schwer  zu- 
gänglichen Zeitschriften  fast  verschollen  gewese- 
nen Comelius'schen  Aufsätze  einem  Bedürfnis  der 
Oegenwart  entspricht,  von  den  Freunden  des  sym- 
pathischen  Tondichters    mit   grosser   Preude    be- 
grüsst  werden.   An  musikalischen  Schriften  künden 
die  „Mitteilungen"  femer  an:  Band  10  der  Gesamt- 
ausgabe der  literarischen  Werke  von  Berlioz  (die 
grosse  Instrumentationslehre,    herausgegeben   von 
Felix  Weingartner),   H.   von  Bülow's  Briefe 
Band  5,  Franz  Liszt's  Briefe  Band  8  (LaMara). 
Bichard   Wagner 's   Briefe,   nach  Zeitfolge  und 
Lihalt  verzeichnet  von  Dr.  W.  Altmann,   wird  im 
Dezember    ausgegeben.      Besonders    dürfte   inter- 


essieren, das«  die  Gloria-Symphonie  von  J.  L.  Ni- 
cod^,  die  auf  der  letzten  Frankfurter  Tonkünstler- 
versammlung allgemeines  Aufsehen  erregte,  dem- 
nächst im  Druck  erscheinen  wird.  Für  den 
Weihnachtstisch  sind  zwei  Sammlungen  der  besten 
geistlichen  und  weltlichen  Lieder  aller  Zeiten  be- 
stimmt, das  Geistliche  Liederbuch  und  das 
Weltliche  Gesangbuch. 

Eingehende  Berichte  über  Werke  von  E.  Uhl, 
E.  Istel,  «Toh.  Ev.  Habert,  sowie  über  musik- 
geschichtliche Werke,  musikalische  Zeitschriften, 
Nachrichten  über  einige  bemerkenswerte  Gregen- 
stände  des  gegenwärtigen  Musiklebens  und  eine 
Zusammenstellung  der  in  den  Monaten  Juli-Ok- 
tober erschienenen  Neuigkeiten  des  Hauses 
Breitkopf  &  Härtel  vervollständigen  das  Heft. 


Anmerkung  der  Bedaktion.  Herr  Greneral- 
oberarzt  Dr.  Steinhausen,  der  im  letzten  Mo- 
ment verhindert  wurde,  den  2.  Musikpädagogischen 
Kongress  zu  besuchen,  —  sein  Vortrag  „Zur 
Physiologie  der  Bogentechnik^'  üel  daher  leider 
aus  —  hat  sich  in  gleicher  Weise  im  Dienst  der 
Wissenschaft  mit  der  Technik  des  Klavierspiels 
beschäftigt,  und  ersucht  die  Bedaktion  zur  weiiteren 
Förderung  seiner  Untersuchungen  um  ihre  ünter- 
stützuDg.  Er  sandte  die  nachstehende  vorläufige 
Notiz  ein: 

„Zur  Feststellung,  welcher  Art  die  durch  an- 
gestrengtes Klavierüben  entstandenen  Schädigungen 
der  Muskeln,  Sehnen  und  Nerven  in  besonderem 
Grade  und  in  besonderer  Häufigkeit  erkranken, 
wird  auf  Anregung  von  Dr.  F.  A.  Steinhausen 
einer  der  nächsten  Nummern  des  „EUavier-Lehrer* 
ein  Fragebogen  beiliegen.  Um  Beteiligung  aller 
Interessenten,  welche  irgend  in  der  Lage  sind,  zu 
dieser  bedeutungsvollen  Frage  einen  Beitrag  zu 
liefern,  wird  freundlichst  gebeten." 

Selbstverständlich  stimmten  wir  dem  Vor- 
schlage Dr.  Steinhausen's,  eine  f  üi  unsere  Klavier- 
spieler so  hochwichtige  Sache  fördern  zu  helfen, 
mit  grosser  Freude  zu;  der  von  Dr.  Steinhausen 
entworfene  Fragebogen  erscheint  schon  mit  der 
1.  Januar-Nummer   des   „Klavier-Lehrer.** 


Bücher  und  Musikalien. 


DoBenico  Scarlattt:  „11  Sonatensätze  für  Piano- 
forte.**  Bevidierte  Neuausgabe  von 
Heinrich  Germer. 

Stephen  Heller,  op.  80.  „Wanderstunden.^'  6  Cha- 
rakterstücke. Neu  -  Ausgabe  für  den 
Unterricht  von  Heinrich  Germer. 

Robert  Schnniaiiii,  op.  56.    Studien  für  den  Pedal- 
Flügel  für  2Pianoforte  bearbeitet  von 
Aug.  GrÜters. 
Johaam  Andr«»  Offeabaeh  •.  H. 
Die  beiden  erstgenannten  Neuausgaben   unter 


der  bewährten  Feder  Heinrich  Germer's  sind 
für  instruktive  Zwecke  ausserordentlich  empfehlens- 
wert. Von  Scarlatti,  dem  Vertreter  des  strengen 
Stils,  liegt  hier  eine  Auswahl  seiner  leichteren 
Sonatensätze  vor,  die  schon  für  Schüler  der  Mittel- 
stufe verwertbar  sind.  Durch  ihre  frische  Melodik 
und  lebendigen  Rhythmus  sind  sie  besonders 
geeignet,  den  Studierenden  in  die  klassische  Lite- 
ratur einzuführen.  —  Die  reizenden  „Wander- 
stunden** von  St.  Heller  finden  durch  diese  Neu- 
ausgabe   und    Bearbeitung    vielleicht     lebhaftere 


—     404     — 


Beachtnng,  als  ihnen,  ebenso  wie  einer  grossen 
Anzahl  anderer  Heller'schen  Kompositionen,  bisher 
zu  teil  ward.  Sie  bergen  eine  ganze  Fülle  fein- 
sinniger, charaktervoller  Musik.  —  Sehr  will- 
kommen dürfte  allen  Freunden  des  Ensemblespiels 
die  Bearbeitung  der  Schumann'schon  „Pedal- 
flügel-Studien für  2  Klaviere''  vierhändig  sein,  das 
Werk  wird  dadurch  erst  weiteren  Kreisen  zugäng^g. 
Der  Bearbeiter  hat  der  Originalpedalstimme  freie 
Füllnoten  hinzugefügt,  die  aber  nach  Wahl  zurück- 
gelassen werden  können.  Das  Werk  ist  eine  wert- 
volle Bereicherung  der  einschlägigen  nicht  zahl- 
reichen Literatur. 

Im  gleichen  Verlage  erschieuen:  „Vorstufe  zu 
Clementi's  und  Kuhlau^s  Sonatinen",  eine  Aus- 
wahl der  leichtesten  Sonatinen,  Rondino*s,  Uebungs- 
stücke,  geordnet  und  mit  Fingersatz  herausgegeben 
von  Paul  Zilcher;  „Klassisches  Jugend- Alb  um", 
20  leichte  Originalklavierstücke  von  W.  Fr.  Bach, 
Beethoven,  Händel,  Haydn,  Mozart  und  Schubert, 
bearbeitet  von  J.  0.  Armand.  Beide  Sammlungen 
enthalten  viel  hübsches  und  wertvolles  Studien- 
material. —  In  einer  durch  Prof.  Dr.  H.  Rie- 
mann  bearbeiteten  Neuausgabe  liegen  auch  Henri 
Herz'  weltbekannte  „Gammes''  vor.  Alle  Aus- 
gaben zeichnen  sich  durch  ihre  schmucke  Aus- 
stattung und  tadeUosen  Stich  aus. 

Anna  Morsch. 

0«  Fr*  Uftsdel:  Der  Messias.  Klavieranszug  mit 
Text  von  Max  Seiffert. 
Breitkopf  k  Hirtel,  LelpElff. 
Der  vorliegende  neue  Klavierauszug  mit  Text 
ist  nach  der  Partitur  des  Händel'schen  „Messias", 
wie  sie  Friedrich  Chrysander  bearbeitete  und  für 
die  Aufführung  einrichtete,  hergestellt  worden. 
Auch  die  (auf  älteren  Uebertragungen  basierende) 
deutsche  Uebersetzung  ist  beibehalten  worden.  Max 
Seiffert  hat  für  einen  trefflich  ausführbaren  Klavier- 
satz Sorge  getragen,  dem  Ganzen  eine  kurze 
orientierende  Einleitung  vorangestellt  und  eine 
Reihe  von  sehr  brauchbaren  Winken  für  die  Auf- 
führung selbst  gegeben.  Die  letzteren  beziehen 
sich  auf  die,  durch  ein  beigefügtes  Schema  ver- 
anschaulichte Normal- Aufstellung  von  Dirigenten, 
Solisten,  Chor,  Orgel  und  Orchester,  auf  die  Be- 
setzung des  Orchesters,  auf  die  Teilung  des  Streich- 


orchesters in  zwei  Hälften,  das  Concertino  für  die 
Begleitung  von  Arien,  akkompagnierten  B.esitativen 
und  Chören,  und  das  Concerto  grosso  (die  Hipieni) 
bei  Ritomellen  und  Chören  als  tonfüllende  Er- 
gänzung. Weitere  kleinere  Anmerkungen  erstrecken 
sich  auf  die  Kadenzen,  die  begleiteten  und  die 
Seccorezitative.  Die  hier  angezeigte  Neaansgabe 
eines  der  berühmtesten  Werke  der  Oratorien-Lite- 
ratur präsentiert  sich  in  einem  durchaus  ivürdigen 
Gewände  und  sei  Künstlern  wie  Kunstfreunden 
gleicherweise  empfohlen. 

Y.  F.  Skop,   op.  15.      Suite    für   Streichorchester, 
Klavier  und  Harmonium. 

Chr.  Friedrich  Tlewegy  Berlla-Grost-LlekterfleMe. 

Wohl   wird   unter  der  Maske  der  Hausmusik 
gar  mancherlei  minderwertiges  Gut  auf  dem  Mnsi- 
kalienmarkte   eingeschmuggelt,   aber  das  oben  ge- 
nannte Werk  verdient  die  Bezeichnung  im  besten 
und  vornehmsten  Sinne.    Denn  es  ist  von  freund- 
lichen Stimmungen  durchaus  intimer  Natur  erfüUt 
und    ohne  jegliches    prätentiöses    Verfahren    dar- 
gestellt.     Die    fünf    Sätze,    Präludium,     Ländler, 
Langsamer  Walzer,   Andante  mit  Variationen  und 
Finale,  enthalten  wirklich  liebenswürdige,  in  feiner 
Form   dargebotene   Musik    von   heiter   und    naiv 
empfindender   Art   und   reizender   JOangwirkung. 
F.  Skop   hat  in  seine  Partitur   ganz  ausserordent- 
liche   Klangkombinationen     und     Tonmischnngen 
niedergelegt,  die  aus  der  kenntnisreichen  Behand- 
lung aller  beteiligten  Instrumente  herrühren.   Nach 
meiner  Meinung  darf  man  sich,   zu  Gunsten  einer 
zu  ermöglichenden  Aufführung,  das  Streichorchester 
auf  einen  gewissen  minimalen  Bestand   zurückge- 
führt denken,  ohne  dadurch  die  treffliche  Wirkung 
des  Ganzen  zu  schädigen.    Der  Autor  stellt  an  die 
Kräfte   der  Ausführenden  ausnahmelos  nur  leicht 
zu  befriedigende  Anforderung^en,  und  in  der  Haupt- 
sache  wird  es  sich  um  ein  gutes  und  seelisch  be- 
wegtes Zusammenmusizieren  handeln.    Man   wird 
nicht  vielen  Werken  wie  dem  in  Bede  stehenden 
begegnen,   die  in   allen  Punkten  so  durchaus  zu- 
frieden stellen  —  Grund  genug,  alle  Interessenten 
an    sein   Vorhandensein    recht    angelegentlich  zu 
erinnern. 

Bugen  Segnitz. 


Empfehlenswerte  Bücher 

Yerlag  von  Brellkopf  k  Härtel,  Leipsig: 
Hector  Berlioz:  Gesamtausgabe  seiner  literarischen 
Werke.      Band     III     „Vertraute 
Brief e%   Band  IV  „Neue  Briefe', 
Band  IX   .Die  Musiker  und   die 
Musik". 
F.  GiistaT  Jansen:  «Eobert  Schumann's  Briefe''. 
Neue  Polge. 


für  den  Weihnachtstisch. 

Rudolf  Louis:  „Hector  Berlioz'*. 

Arthur  Laser:  „Der  moderne  Dirigent**. 

W.  J.  v,  Waslelewski:  .Die  Violine  und  ihre 

Meister".    4.  Auflage. 

Guido  Adler:  „Eichard  Wagner**.   Vorlesungen, 

gehalten  an  der  Universität  zu  Wien. 

Hans  T.  B&low:  „Briefe  und  Schriften^  Bd.V. 

La  Mara:  „Franz  Liszt's  Briefe^    Band  VHI. 


405     — 


Peter  Comellns:  ^Erste  Gesamtausgabe  seiner  lite- 
rarischen Werke".  Bd.  I  „Aus- 
gewählte Briefe''.  Band  m  „Auf- 
satze Über  Musik  und  Kunst. 

Verlag  ron  Hax  Hesse,  Leipslg: 
Hugo  Blemanii:  „Katechismus  der  Musik**. 

„  „Katechismus    der   Musikin- 

strumente". 
„  ,,  , Katechismus     des     Musik- 

Diktats*. 
„  „  .Musik-Lexikon".     6.  Auflage. 

Liegt   mit  der  24.  Lieferung  ab- 
geschlossen vor. 

Libralrte  anoienne  et  moderne  Aug.  Bertont,  Paris: 
Eigene  Rapln:  Histoire  du  Piano  et  des  Pianistes. 

J.  G.  Cotta'sche  Bnchhandliuig,  Stuttgart: 
Otto  Neltiel:  „Eichard  Wagner's  Opern^  in 
Text,  Musik  und  Scene.     8.  Auflage. 


0.  J.  Gdsehen'sche  Yerlagsbandlnng,  Leipzig: 

Hermine  Spies:  Ein  Gedenkbuch  für  ihre  Freunde 

von  ihrer  Schwester.  3.  verbesserte 

und  durch  Briefe  von  Joh.  Brahma 

und  Kl.  Groth  vermehrte  Auflage. 

Yerlag  von  Adolph  Schomann,  Leipzig: 
Bobert  HSyker:  „Anleitung  zum  Vortrag  Beet- 
hoven'scher      Klavierwerke* 
von     Adolf     Bernhard     Marx. 
Neue  Auflage. 

Yerlag  von  C.  Boysen,  Hambnrg: 
Emil  Krause:  „Die  Entwickelung  der  Kammer- 
musik". 

Yerlag  von  Paul  de  Wlt,  Leipzig: 
Pänl  de  Wit:  Katalog  des  Musikhistorischen  Mu- 
seums von  Paul  de  Wit,  Leipzig. 


Vereine. 


Mnaikpftdagogiscber  Yerband. 

Schulgesangs-Kommlssion. 


Antrag  Hiemann-Essen. 
Für  die  Zukunft  sollen  nur  solche  Lehrkräfte 
für  den  G^sangunterricht  an  höheren  Schulen  an- 
gestellt   werden,     welche    vor    einer   staatlichen 
Prüfungskommission  ihreBeföhigung  nachweisen.  — 

Begründung. 

Bezüglich  der  Anstellungsf&higkeiten  bez< 
•bedingungen  der  Gesanglehrer  an  höheren  Schulen 
li^  bei  der  preussischen  Behörde  keine  ein- 
heitliche Hegelung  vor.  Die  Anstellung  richtet 
sich  nach  der  Grösse  der  Anstalt  und  nach  den 
zar  Gewohnheit  gewordenen  verschiedenen  An- 
nahmebedingungen in  den  einzelnen  Provinzen, 
d.  h.  man  stellt  Gesanglehrer  an,  welche  nur  mit 
Gesangunterricht  beschäftigt  werden,  oder  semi- 
naristisch gebildete  Lehrer,  die  den  Gesang- 
xmterricht  im  Verein  mit  anderen  Pächem  zu  er- 
teilen haben.  Zur  ersten  Kategorie  gehören  in  der 
Kegel  Musikdirektoren,  Organisten  und  Kantoren, 
die  zwar  eine  allgemeine  musikalische  Bildung  ge- 
nossen haben,  aber  eine  besondere  musikpäda- 
gogische und  gesangstechnische  Ausbildung  nur  in 
seltenen  Fällen  nachweisen  können.  Die  zweite 
Kategorie  setzt  sich  aus  seminaristisch  gebildeten 
oder  akademisch  gebildeten  Lehrern  zusammen,  die 
entweder  keine  besondere  musikalische  Vorbildung 
hinter  sich  haben,  oder  an  dem  Königl.  Institut 
für  Kirchenmusik  in  Berlin,  seltener  an  Konser- 
vatorien vorgebildet  worden  sind. 

Die  verschiedenen  Anstellungsarten  haben  nun 
Hissstände  gezeitigt: 
1.  fehlt  ein  einheitlicher  Lehr-  und  Stoffplan  und 


eine  fachmännische  Behandlung  und  Pflege  der 
Kindersingstimme. 
2.  liegen  eine  Beihe  von  AnsteUungen,  besonders  von 
seminaristisch  gebildeten  Lehrern  und  Oberlehrern 
vor,  die  keine  staatliche  Berechtigung  zur  Er- 
teilung des  G^sangunterrichtes  besitzen.  Dadurch 
werden  viele  Lehrer,  die  z.  B.  das  Listitut  für 
Kirchenmusik  mit  Erfolg  besucht  haben,  in  ihrer 
Existenz  geschädigt. 
Aus  diesen  Gründen  bitte  ich  den  Musikpäd. 
Verband,    obigen   Antrag    der   Regierung   einzu- 
reichen.   Ich  weiAS  nicht,  ob  der  Ausdruck  ,,staat- 
liche   Prüfungskommission'*    zweckmässig    ist,    da 
wir  eine  solche  noch  nicht  besitzen.    Sollte  darum 
der  Verband  nicht  gleichzeitig  einen  Antrag  zur 
Einsetzung  der  Prüfungs-Kommission  einreichen, 
bitte  ich  dafür  zu  setzen:   akad.  „Kircheninstitut, 
Berlin^  oder  staatlich  anerkanntes  Konservatorium. 

Antrag  Ziegler  und  Walk-Berlin: 

Die  Zulassung  zur  staatlichen  Gesanglehrer- 
prüfung soll  nicht  vom  Besuche  eines  Konser- 
vatoriums abhängig  gemacht  werden,  vielmehr  soll 
die  Art  der  Vorbereitung  auf  dieselbe  jedem  Be- 
werber überlassen  bleiben. 

Dieser  Antrag  wurde  veranlasst  durch  einen 
andern,  der  die  Zulassung  zur  Gesanglehrer-Prüfung 
von  dem  Besuch  des  Kgl.  Instituts  für  Kirchen- 
musik oder  eines  vom  Staate  anerkannten  Konser- 
vatoriums abhängig  gemacht  wissen  wollte. 

Als  Begründung  des  vorstehenden  Antrags 
sei  Folgendes  gesagt: 

1.  Das  Königliche  Institut  für  Kirchen- 
musik stellt  zwar  Zeugnisse  aus  über  Befähigung 
als  G^sanglehrer  an  höheren  Lehranstalten,  lässt 


—    406 


jedoch   bei   der  Aasbildtmg  der   „Eleven*    das 
Wichtigste,   nämlich    den    Sologesang,    fast 
unberücksichtigt:  aas  diesem  Grande  ist  dies 
Institut  nicht  die  geeignete  Stätte  für  die  Aus- 
bildung von  Gesanglehrem. 
2.  Der  Besuch  des  Egl.  Instituts  für  Kirchenmusik 
wird  abhängig  gemacht  von  einer  nicht  geringen 
Eertig&eit     im     Orgelspiel;     demnach     bleiben 
manchem   die   Pforten   dieser   Hochschule   ver- 
schlossen, weil  er  ein  Instument  nicht  beherrscht, 
das  für  ihn  als  Gesanglehrer  unwesentlich  ist. 
8.  Der  Besuch  eines  Konservatoriums  wird 
manchem,  der  sich  auf  die  Gesanglehrer-Prüfung 
vorbereiten  will,  sehr  erschwert  und  zwar 
,a.  weil  in  seinem  Wohnort  oder  in  der  Nähe 
desselben    eine    Anstalt    dieser   Art   nicht 
vorhanden  ist, 
b.  weil  die  berufliche  Tätigkeit  während  der 
mehrere  Jahre  dauernden  Ausbildung   un- 
möglich  gemacht    würde,    was    in    vielen 
Fällen     gleichbedeutend     wäre     mit    dem 
Verzicht  auf  Erreichung  des  gesteckten  Zieles. 
4.  Der  Privatunterricht  bei  tüchtigen  Lehrern  be- 
seitigt alle   unter   1—3   angeführten   Bedenken 
und  Schwierigkeiten. 
Daher    soll    die   Zulassung   zur   staat- 
lichen   Gesanglehrer-Prüfung    nicht    von 
dem     Besuch     eines     Instituts     abhängig 
sein;  es  soll  vielmehr  das  „Wie*  und  „Wo* 
seiner    Ausbildung  dem    Bewerber    über- 
lassen bleiben. 

Antrag  Beckmann-Essen  (Kuhr): 
Mit  Bücksicht  auf  die  physische  und  psychische 
Anstrengung  dieses  ünterrichtsgegenstandes  ist  die 
Pflichtstundenzahl  in  angemessener  Weise  herab- 
zusetzen. 

Begründung:  Dieser  Antrag  betrifft  die- 
jenigen Gesanglehrer,  die  neben  dem  Unter- 
richt im  Gesänge  auch  noch  in  anderen  Fächern 
an  höheren  Knabenschulen  (Beal-  und  Oberreal- 
schulen, Realgymnasien  und  Gymnasien)  Unterricht 
zu  erteilen  verpflichtet  sind.  Ihre  Normalstundenzahl 
beträgt  28  pro  Woche,  d.  h.  sie  können  also  bis 
zu  2d  Stunden  herangezogen  werden.  Diese 
Stundenzahl  ist  schon  mit  Rücksicht  auf  diejenige 
der  Zeichenlehrer  an  höheren  Knabenschulen,  welche 
nur  bis  zu  24  Stunden  verpflichtet  sind,  zu  hoch. 
Nun  ist  es  aber  allgemein  bekannt,  dass  der  G^sang- 
unterricht  bedeutend  anstrengender  ist,  als  der 
Zeichenunterricht.  Das  geben  Professoren  und 
Oberlehrer  unumwunden  zu,  die  sich  selbst  einmal 
im  Leiten  eines  Schulchores  versucht  haben.  Sie 
sagen:  Eine  Chorgesangstunde  wiege  mehrere 
andere  Stunden  reichlich  auf.  Wenn  man  bedenkt, 
dass  in  einem  solchen  Schulchor  100—160  Schüler 
der  verschiedensten  Klassen  und  Lebensalter 
meistens  dichtgedrängt  nebeneinander  sitzen,  die 
alle  mehr  oder  minder  zu  stören  geneigt  sind  und 
woza  ihnen  das  Nahebeieinandersitzen  willkommene 


Gelegenheit  bietet,  so  wird  man  die  erhöhte  und 
darum  anstrengendere  Aufmerksamkeit  des  Ijehrers 
vollauf  verstehen.  Dazu  kommt  noch,  dass  de^ 
G^sanglehrer  in  vielen  Fällen  nicht  diejenig^e  Au- 
torität —  beispielsweise  —  eines  OberlehrerR  besitzt. 
Dass  häng^  aber  damit  zusammen,  dass  die  Schüler 
den  Gesang  —  mit  den  anderen  Fächern  verg^lichen 
—  nicht  für  ebenbürtig  halten.  Auch  den  Zensoren, 
die  sie  in  diesem  ünterrichtsfache  davontrag^en, 
stehen  sie  ziemlich  gleichgültig  gegenüber.  H&ngt 
doch  von  ihnen  für  sie  gar  nichts  ab,  da  die 
Zensur  im  Gesänge  bei  der  Ausrechnung  der  Wert- 
ziffer fürs  ganze  Zeugnis  vollständig  ausser  Acht 
gelassen  wird.  Wäre  dieses  anders,  würde  der 
Gesang,  wie  das  Zeichnen  gewertet,  sässe  der 
Gbsanglehrer  wie  der  Zeichenlehrer  in  der  Prüfungs- 
kommission und  hätte  wie  dieser  darin  auch  das 
Becht  der  Abstimmung,  so  würde  sich  die  Auto- 
rität des  Gesanglehrers  mit  einem  Male  heben  und 
die  körperliche  Anstrengung  wäre  um  ein  nicht 
geringes  herabgemindert  worden. 

Wollte  man  aber  auch  eine  tadellose  Auf- 
merksamkeit der  Schüler  und  ein  mustergültiges 
Betragen  derselben  voraussetzen,  so  wäre  doch  der 
Gesangunterricht  immer  noch  aufreibender,  als 
Jeder  andere  UnteiTicht.  Denn  bei  keinem  Fache 
wird  die  Seele  so  stark  tangiert  und  in  Mit- 
leidenschaft gezogen,  wie  gerade  im  Gesang- 
unterricht. Ein  Gesang  ohne  Gemütsbewegung 
lässt  sich  gar  nicht  denken,  und  wo  ein  solcher 
gegeben  wird,  da  fehlt  ihm  schliesslich  das  beste 
und  heiligste.  Aber  auch  die  vielen  Armbewegungen 
und  der  volle,  wuchtige  und  fast  ununterbrochene 
Klang  in  den  Ohren  strengt  sehr  an.  Während 
der  Zeichenunterricht  meistens  im  Unterhaltungston, 
oder  gar  im  Zwiegesprächston  erteilt  werden  kann, 
muss  der  Gesanglehrer  zu  dem  ganzen  Chor 
sprechen  und  diesen  vorspielen  und  vorsingen. 
Von  den  Schulfeiern  und  Schülerauf fühmngen,  bei 
denen  der  Chor  stets  mitzuwirken  hat,  von  den 
vielen  Proben  und  Generalproben  dazu,  soll  hier 
weiter  nicht  gesprochen  werden.  Alles  ist  auf- 
reibend. 

Der  E^lassengesang  ist  im  Gegensatz  zum 
Chorgesang  nicht  so  anstrengend.  Aber  auch  er 
erfordert  weit  mehr  physische  und  psychische 
Kräfte  wie  Jeder  andere  Unterricht. 

Schliesslich  ist  es  auch  ein  Akt  der  Ge- 
rechtigkeit, wenn  der  Gesanglehrer  in  der  Stunden- 
zahl dem  Zeichenlehrer  mindestens  gleich- 
gestellt wird.  Letzterer  hat  denn  immer  noch 
ein  höheres  Einkommen  voraus,  obgleich  die 
Ausbildung  beider  Lehrkräfte,  was  die  Zeit 
ihrer  Ausbildung  betrifft,  fast  dieselbe  ist. 

1.  Antrag  Ast-Berlin: 
Da  Jeder  Volksschullehrer  auch  im  Ge- 
sänge   Unterricht     erteilen    muss,     so     ist     es 
nötig,    dass    in    den    Lehrer-    und   Lehrerinnen- 
seminaren  Unterricht  in  der  Stimmbildung  gegeben 


407 


wird.  Zu  diesem  Zweck  muss  die  Zeit  für  die 
Aasbildnng  der  Seminar  >  Mnsikleiirer  auf  min- 
destens zwei  Jahre  aasgedehnt  and  am  Institut 
für  Kirchenmusik  in  Berlin  der  Stimmbildnngs- 
nnterriclit  obligatorisch  gemacht  werden. 
Begründung: 
Die  JBIrfahrung  lehrt,  dass  eine  grosse  2jahl  der 
Volksscliiillehrer  beim  Eintritt  ins  Amt  mit  leich- 
teren oder  schwereren  Hals-,  bezw.  Kehlkopf- 
kranklieiten  zu  kämpfen  hat.  Das  liegt  zum 
grössten  Teile  daran,  dass  die  Lehrer  ihr  Stimm- 
organ beim  Sprechen  und  Singen  nicht  kunst- 
gerecht gebrauchen.  Alles  dies  wiirde  verhindert, 
wenn  jeder  Lelirer  als  Seminarist  Stimmbildungs- 
unter rieht  genossen  hätte.  Der  zweite  und 
nicht  minder  hoch  anzuschlagende  Vorteil  wäre 
dann  auch  die  Fähigkeit,  das  für  Sprechen  und 
Singen  Gewonnene  nun  auch  zum  Wohle  der 
Schuljugend  verwenden  zu  können.  Die  Ausbildung 
der  Lehrer  nach  dieser  Seite  hin  liegt  naturgemäss 
in    der  Hand  des  Seminar-Mnsiklehrers. 

Im  Institute  für  Kirchenmusik,  dem  Aus- 
bildnngsorte  der  Masiklehrer,  ist  aber  unter  den 
heutigen  Verhältnissen  eine  Ausbildung  der  Stu- 
dierenden in  diesem  Sinne  nicht  möglich. 
Zunächst  wäre  dazu  die  Studienzeit  von  einem 
Jahre,  wie  sie  jetzt  üblich  ist.  zu  gering,  sodann 
sind  es  zu  viel  Disziplinen,  die  heute  neben  dem 
Sologesang  in  wöchentlich  6  Stunden  —  für 
sämtliche  Studierenden  in  Summa  —  Platz  haben 
müssen.     Deshalb   ist  es  wünschenswert,   dass  die 


Zeit  für  die  Ausbildung  der  Seminar-Musiklehrer 
am  Institute  für  Kirchenmusik  auf  mindestens 
2  Jahre  ausgedehnt  und  Stimmbildungsunterricht  an 
diesem  als  obligatorisches  Pach  eingerichtet  werde. 

2.  Antrag  Ast-Berlin: 
Auch  in  mehrstufigen  Volksschulen  ist 
für  den  Gresangunterrlcht  das  Fachlehrersystem 
anzustreben.  Deshalb  möge  der  Staat  Kurse  für 
die  gesangliche  Weiterbildung  der  Lehrer  ein- 
richten. 

Begründung: 
In  mehrstuügen  Volksschulen  sind  die  An- 
forderungen an  die  Gesanglehrer  der  Oberstufe 
ziemlich  hohe,  da  hier  ein  Chor  gebildet  werden 
muss,  mit  dem  8-  oder  gar  4-stimmige  Chöre 
eingeübt  werden  sollen.  Nun  ist  aber  ein  er- 
spriessliches  Arbeiten  auf  dieser  Stufe  nur  möglich, 
wenn  die  Ausbildung  schon  auf  der  Unter-  und 
Mittelstufe  die  richtige  war.  Da  nun  nicht 
alle  Lehrer  allgemein  mnsikalisch  und  speziell 
gesanglich  auf  der  erforderlichen  Höhe  stehen, 
so  ist  es  wünschenswert,  dass  der  G^angunter- 
richt  möglichst  einer  nach  dieser  Richtung  hin 
ausgebildeten  Lehrkraft  übertragen  werde.  Da 
zur  Zeit  wohl  kaum  eine  genügende  Anzahl  von 
solchen  Lehrkräften  vorhanden  sein  dürfte,  so  em- 
pfiehlt es  sich,  dass  man,  wie  für  die  Zeichenlehrer, 
Fortbildungskurse  für  Gesanglehrer  ein- 
richte, in  denen  neben  Stimmbildung  auch 
Theorie,  musikhistorische  und  ästhetische 
TJebungen  Platz  haben  müssten. 


Mit  dieser  Hummer  sohiiesst  das  i¥,  Quarta/,  und  bitten  wir  um  reo/itzeitige  Erneuerung 
des  Abonnements,   damit  in  der  Zusendung  des  Blattes  keine  Verspätung  eintritt. 

Unsern  geschätzten  Abonnenten,  weiche  die  Zeitung  direlcf  unter  Kreuzband  erhalten, 
senden  wir  dieselbe,  falls  nicht  ausdrücklich  Abbestellung  oder  Rücksendung  der  ersten  Hummer 
erfolgt,  wie  bisher  weiter. 

Das  Inhalts^  Verzeichnis  des  Jahrganges  1904  wird  der  Hummer  ¥om  /.  Januar  1905 


beigefügt  Die  Ezpedition. 


Anzeigen. 


tftatf^H 


Karl  REenseweiii 

Schule  der  Klavier-Technik, 

(Sohool  of  Piano  Toohnio). 

Empfohlen  durch  E.  d'Albert,  C.  Ansorge,  Prof. 
Dr.  J  e  d  1  i  c  z  k  a  und  andere  Meister  des  Klavierspiels. 
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Verlag  der  Freien  Muelkallaohen  Vereinigung, 
BERLIN  W^  Nfimber^erstr.  69a. 


Deutschlands  T^nkflnstlerlnnen. 

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Anna  Morsch. 

Dsfi  obige  Werk  wnrde  im  Anftrage  des 
Deutschen  Pranencomitö's  für  die  Welt- 
anssteUung  in  Chicago  verfasst  nnd  enthält 
die  biographischen  Skizzen  von  ca.  125  Tonkunst- 
lerinnen:  Koniponistinnen,  Musikschriftstellerinnen, 
Sängerinnen,  Yirtuosiimeii  des  Klaviers,  der  Violine 

Veriag  „Der  Klavier-Lehrer''  (M.  Wolff),  Beriln  W.  50. 


—     408     — 


Konservatorium  der  Musik 
in  Kassel 

Gegr.  1895.     Direktion:  L  Beyer.     Gegr.  1895. 

EhrenTOrsitz:  B«>ffienin|i;8-Präsident  tob  TroM  m  Smli, 
8nf  EÖBlytdorff,  Exoellens  Generalin  tob  Colomb, 
OberbürgermeiBter  Miller  o.  A. 

Cnratoriam:  Pfarrer  Hsm,  Sohnldirektor  Prof.  Dr.  Knm- 
maehery  Bankier  Plaat^  Jnatizrath  Scheffer  o.  A. 

Lehrer :  Die  Damen :  L.  Beyer,  Biassl-FSrsler,  Königl.  Opem- 
BftDgerin,  OleMe-Fabronl,  A.  Taadlea.  Die  Herren: 
A.  Harideg^m.  Kammervirtaos.  Pro£  Dr.  H5bel, 
0.  Kaletoch,  Kgl.  Kammermnaiker,  K.  Eletamaaa« 
E«l.  Opems&nffer,  W.  Moabaopt,  Kgl.Kammermnaiker, 
Bd.  Behmldt,  Kgl.  ELammermasiker,  H.  Behnurbaaehy 
KgL  Kammermosiker  o.  A. 

Unterricht  fachen  Klavier,  VicUne,  CeUo,  Harfe  nnd  alle 
übriffen  Orohesterinstmmente.  Oesang,  Harmonie- 
und  Kompoaitionslehre.  Masikgeeohiohte.  ItalieniBoh. 
OroheeterBpieL    Qehörttbong.    Ilneikdiktat. 


Organisation:     Concertklassen.     Seminarklassen. 
Mittel-  und  Elementarklassen. 


Ober-, 


Stataten  sind  kostenfrei  su  beliehen  doroh  die  Schriftleitnng 
des  Konservatoriums  Kasse),  Wilhehnshöher  Allee  48. 

iTür  ein  Mosikinstitut  wird  eine  KlaTler- 
^  lehrerin  gesucht.  Gehalt  1000-1200  Mk. 
eldongen  anter  N.  0.  1210  an  die  Exped.  d.  Bl. 

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M.  1.50,  rol.  M.  S.— . 

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Pro»p.  itrstial  I  ^£Of.^-  M-  S— «  bonntod  M.  S.M. 

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VI.  S.T6;  Sto^n,  SliA.  ilBagncc  u.  \int  &A'6pfunatn 
Uoät   a«.  8.60,  pca^tbb.  mit  eolbfd^n.  Vi.  "- 


'    (Ertauteninoen  )uin  Wibclunacu* 
SR   I — i    eitOcnit;,  Stl^arb  8Bagn  c  in  f. 
4Lr»M,r.w.  tjMitiQ  bei  Nibelungen''  SW.  S.— .  elea.     " 
VI.  S.T6;  Sto^n,  SliA.  ilBagncc  u.  Unt&Mpiu 
'^-oät   9».  8.M.  pca^tbb.  mit  eolbfd^n.  Vt.  8.M: 

g>ur4  aflc  8u(^  u.  Vhtfirbanbtunflen  »u  beliehen, 
jenie  blrcci  gcaen  Cinfcnbunfl  bei  «etraaf  oom  8«c* 
leset  Foodor  S«intM>tb  1«  Scl^iis. 


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ünterrichtsbedingungen 
für  Musik-Lehrer  und  -Lehrerinnen. 

Verträge 

zwischen  Konservatoriumsleitem 

und  ihren  Lehrkräften. 

Je  IS  Formulare  25  Pfg> 

Zu  beziehen  gegen  vorherige  Einsendung  des 

Betrages  in  Briefmarken  von  der 

Geschäftsstelle  des  Verbandest 

W.  Ansbaclierstr.  37. 
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V   ^S 

to  be- 
Werlci 

Musik.  8proch-SchatBkftstlein  v.  R  Petri, 

Halle  a.  S.  (ff.  Kart.,  50  Ff.)  d.  a.  Bach-  a.  Mnsikhdlg. 

Durand,  Weihnachts-Fantasie 1,50 

—  Am  heiligen  Abend I,b0 

—  Christkindleins  Ankanft 1,50 

—  Das  allerbelieb  teste  Weihnachtsalbum  1^ 
Krlmmllng,  Süsse  Weihnacht 1,20 

—  Weihnachtsläuten        1,2C> 

Krön,  Der  Weihnachtsengel 0,Ä) 

Reincdie,  O  Sanctissimo l,2ü 

—  StÜle  Nacht 1,20 

8artono,  O  selige  Weihnachtszeit     .    .     .    .1,20 

—  Stille  Nacht 1,- 

—  0  du  fröhliche  Weihnachtszeit  .     .  1,— 

—  Süsser  die  Glocken 1,— 

—  0  Tannenbaum 1,— 

—  Neues  leichtes  Weihnachts- Album  1,50 
BihteXf  Ihr  Kinderlein  kommet       1,— 

—       Stille  Nacht 1,- 

Ausser  obigen  Compositionen  empfehle  ich 
<IClelbnacbt9niu8lk  fOr  ßtano  zu  4  feinden,  für 
TioUne,  6eeang  etc.  und  versende  darüber  Cataloge 
oder  offeriere  Auswahl-Sendungen.  Fast  alle  in 
diesem  Blatte  angezeigten  Musikalien  sind  zur 
Ansicht  erhältlich. 

H.  Oppenheimer,  Hameln 

Speoial'Gesohift  für  UnterriohtBmnsik 

(gegr.  1867) 


Notenlese  -  Lehrmethode 

auf  Grundlage  des  blossen  Intervalllesens. 

G^egen  Einsendung  von  Mk.  1. —  zu  be- 
ziehen vom  Verfasser 

Robert;  Hnch,  Bra vnschwei  s* 


—    409    — 


Adressen-Tafel. 

5  Zellen  10  llk.  Jfthrlleli,  weitere  5  Zellen  5  llk. 


Prot  €.  Bmlaufs  Kotisen^atoriuin  und  Seminar. 

Direction:  Gustav  Lazarus. 

Berlin  N.W.«  Lulsen-Str.  36.  Berlin  W.»  Bülowstr.  3  (am  NoUendorfpiatx). 

Spreohstnnden:  5—6^  MittwoohB  o.  Sonnabends  1(W-12.  Sprechstiioden :  8—10  u.  1—2. 

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Prof.  Siegfried  Ochs. 

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Berlin  W.,  BendJer-Strasse  8. 

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Berlin  W.,  Steinmetzstr.  49  n- 


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Berlin  W.,  Tanenzienstr.  6. 


XSmina  :KoolXf 

Pianistin. 
Berlio  W.,  Nene  Winterfeldstr.  15. 

Konzert-Vertr.:  H.  Wolff,  Berlin. 


Flora  Scherres-Friedenthai 

Pianistin. 

Berlin-Charlottenburg, 

Kantetr.  160a. 


Prof.  Jul.  Hey'S  Oesangschule. 
Berlin  W^  Elsholzstrasse  5U, 

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Frau  Felix  Schmidt-KOhne 

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Sprechstunde:  3—4. 

Prof.  Felix  Schmidt 

Berlin  W^  Taaenzienstrane  21. 


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Berlin,  Bajrentherstr.  27. 


3e$<  Uiüiiiia  aa  motta, 

Pianist. 
Berlin  W.«  Passanerstrasse  26. 


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Konaert-  o.  Oratoriena&ngeriix  (Alt) 
Oooanglehrerin,  Athemgynmaatik. 

Berlin  W.«  Passanerstrasse  22  h. 


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erteilt  in  Leipzig.   Lieblntr.  8 1,  und  in  Lindhard-Nannhof  (Bahnlinie  Leipzig- 
Döbeln-Dresden)  vod  Juni  bia  einschL  September 

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Herren  und  Damen  vom  Lehrfach,  sowie  susabende  Künstler,  die  Unterricht 
nehmen  wollen,  sind  gebeten,  event.  vorher  sciiriftliche  Klarlegung  ihrer  stimmlichen 
Versnlagung,  sowie  emes  von  einem  Arzt  ausgestellten  Berichtes  über  ihren  allge- 
meinen Gesundheitszustand  einzusenden. 


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Briangen,  Luitpoldstr.  18. 


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nnd 

Anna  Hesse* 

Gegründet  1882. 
Brfortf   Sohilleretraeee   27. 


Helene  Nöring, 

Gesanglehrerin.  Tonbildung  (Luise  Ress), 
Gehörbildung  (Methode  Chev6). 

KSnigeberg  I.  Pr.,  Traghetm-Passage  3. 


Valeska  Kotsehedoff^ 

BEBIilM  W.,  litttaow-Vfto  1  !▼• 

KlnsaBf  GMithlaantr. 
Klavierunterricht,  Theorie.  Ensemblespie], 
Anleitung  zum  Lehrberuf.    Einzelunter- 
richt   Klassenunterricht. 


Gertrad  WIJa-lHeyer, 

Koaserlsiagerin  Meaaoaopran. 
Seeauglehrerimy  akademisch  geprüft. 

Beriin  N.W.,  Clandiutstr.  16  H- 


u.  Helene  Cassius 

Stimmbiidung 

fOr  Redner,  Scbauepieler  u.  Sänger 

Methode  A.  Eaypers. 

Gesang-  und  Kiavierunterricbt 

BERLIN  W.,  Ansbacherstr.  40. 


Hermann  Oppenhelmer, 

Hameln  an  der  Weeer. 
Musikalienhandlung  und   Verlag 

gegründet  1807. 

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Musikalienhandluttg^  Leihaustali 
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Berlin  W^  Potsdamersi/r.llS. 


Notenstich  und  Druck 
Autographie 


Bei 


-OrttSÄ 


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^i'i"  NotenschrcfboaDierc  in  aU 


Vollständige  Her- 

miMlkaliscber  Werke, 

Notenschrcfbpaplerc  in  aUcn  Llniatnren. 


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Vertreter:  Paul  Keeppen, 

S.W.,  Friedriohstr.  286  (TeL  VI,  8897). 


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Musikalienhandlung,  Leih-Anstalt 

Berlin  W.,  Französischestr.  23. 


Paul  KoeppeDf 


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Berlin  N.,  Brunnenstrasse  IL 

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und  Pianinos  von  Steinway,  Beehstein,  Sohweohten,  Bltlthner,  Duysen  usw. 

Dem  Herren  KlaTlerlehrem  Toraiigsprelae. 

Theilzabinng  gestattet.  Den  nen  ersoblenenen  Katalog  sende  auf  Wunsoh  gratis  nnd  fraaoo. 


—    411     — 


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■ehnellatens  und  in  Banberstar  Aos- 
fUhrons  in  Notaotypen-Dmok  sn 
biUicsftMi.  Preisen.  Muiter  undPi^Ü- 
bersnhtiTnijg'  jeders^it. 

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HersouL  Hofbnoh-  n.  Steindmokerei, 
Thüringen. 


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SeliieÄiiiayeiT  .^  So^line, 

Friedrifclistrame  285    (Chaznis80:-Han8). 

Katnioge  kottenfreif  ' 


Berlin  S.W«, 


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Flfifiiely  äarmoniums 
Berlin  C,  Seydelstr. 


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^u<^>  unb  ^uttfibntcllferei.! 
Bertia  $.(0t  Kommandantenitr.  14. 


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Die  anerJka^tbeate  Quinte  Fadua  ik  0,6Ö. 

Schulgeigen  von  10— 50  Mk.     —     Meistergeigen  von  30  Mk  an. 


TT,   Opp^entkeiivneir,   JECameln. 


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Edtfioii  Andre«' 

Empfehlenswerte  Werke 
fär  den  Kbvier-lhiterricht. 

Piano  ä  2>matait.    . 

Nerz,  Henry-  n^^^^^^*-    BurcKgesehen  und 

ergänzt  von  Prof.  Dr.  H.Riemann.  Pr.  n.  Jd  1.— 

Scarlatll,  Dom.    11  Sonatensätze  in  revi- 
dierter Nenaasgabe  für  den  Stadien- 
gebrauch  der  Mittelstufe 
von  Prof.  H.  Germer   .    .    .    .  Pr.  n.  JC.  1.50 

Heller,  St,  op.  80.    „Wanderstunden". 

Neue   Ausgabe    für   den  'Unterricht,  ., 
von 'Prof.  H.  Germer   .  ^    .    ,  Pr,  n.  ../Ä  2.— 

GlatoiscMo  Jugend-Album.  20  leichte  Original, 
stücke  von  W.  Fr.  Bach,  Beethoven, 
Händel,  Haydn,  Mozart,  Schubert. 
In  progressiver  Folge  geordnet 
und  für  den  Unterricht  bearbeitet 
von  1.0.  Armand     .  Pr.  n.  ./^  1.50 

Vtrstuftn-Album,  Vorstufe  zu  Clementi's  und 
.  K^hiau's  Sonatinei^.  Ji^ine  Aa^wafal 
der  leichtesten  Sonatin en,  Bondinos 
etc.  für  Pianoforte  von  Beethoven, 
Schumann,  Müller,  Herr,'  Köhler, 
Hunten  und  Anderen. 

In  fortschreitepder  Ofdnung  mit 
Fingersatz  heraus^eg.  von  P.  Zilcher. 

Pr.  n.  JC  1.60 

2  Pianos  k  4  malns  (2  Spielor). 

Solittmana,   Rob.     Studien    für   den    Pedal- 
Flügel     (6    Stücke    in    canonischer 
Form)  op.  56. 
Bearbeitet  von  Aug.  GrOters    .  Pr.  n.  JC.  1.50 

Jobann  Andre,  Mu8ik-Voriag,01fenbacha.M. 

Aktiver  Teilhaber  gesucht 

zur  Entlastung  des  Leiters  eines  angesehenen  und 
nachweislich  gat  rentablen  Konservatoriums  in 
grosserer  Provinzialhauptstadt. 

Nur  besonders  tÜGlitige  Klavier-  oder  Violin- 
spieler  mit  gründlichster  theoretischer  Durchbildung 
und  Lehrerfahrung  wollen  sich  melden. 

Offerten  befördert  unter  M.  1928  die  Expedition 
dieses  Blattes. 


StelletioeriHittlUHfl  der  mu$ik$el(tioti 
ae$  HIlfleiH.  Dekitscbcii  CeDrertmieii-Uereiiis. 

Centralleltung:  Berlin.  W.,  Luitpoldotr.  43. 


Auszug  aus  dem 

StellänVermittlungs-Register. 

Offene  Stellen: 

'  In  einer  lebhaften  und  reichen  Stadt  Pommerns^ 
wäre  die  Niederlassung  einer  Violinlehrerii|  J^hr 
erwünscht. 

Gesuchte  Stellen: 

Eine  vorzügliche  Gesangspädagogln,  die  sich 
durch  schriftAtellerische  Arbeiten  auf  diesem  Ore- 
biete  einen  Namen  gemacht  hat,  sucht  Engage- 
ment an  einem  KonFervatorium. 

Eine  gute  Konzeitsängerin  und  Gesanglehreriu, 
Schülerin  von  Sistermann,  sucht  geeigneten  Wir- 
kungskreis. 

''Eine  VorzügHcb^;  sehr  eifahrene  Klavier-, 
lehrerin  und  -Spielerin  (Methode  Riemann),  die 
über  sehr  gute  Zeugnisse  verfügt,  wünscht  ge- 
eigneten Wirkungskrei«.  Sehr  erwünscht  wäre 
selbständige  Leitang  oder  dergl. 

Meldungen  sind  zu  richten  an  die  Central- 
leltung der  Stellenvermittlung  der  Musiksektion. 
Adr.:  Frau  H.  Burghauoen,  Berlin  W.,  Luitpoldtsr.  43. 

^  Lehrkräfte  gesucht  m 

(zum  1.  April  1905  oder  früher)  für  ein  namhaftes 
Konservatorium  Norddeutschlands,  und  zwar: 

1.  zwei  Ijehrkrftfte  fflr  KlaTlentiiter- 
rleht  (Unter-  und  Mittelklasse,  Mittel-  und 
Oberklasse; ;  gleichzeitige  Lehrbefähigung  für 
theoretische  Fächer  resp.  für  Anfangs- Violin- 
unterricht bevorzugt; 

2.  eine  Lelirkraft  f&r  Tiolinamter- 
rieht  (alle  Stufen);  gleichzeitige  Lehtbe-' 
fähigung  für  theoretische  Fächer  resp.  für 
Anfangs-Klavierunterricht  bevorzugt. 

Bewerbungen  (mit  Lebenslauf,  Zeugnissen  und 
Photographie)  unter  H.  6835  an  die  Expedition  d.  Bl. 


—    412    — 


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Max  Hesses 

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Mit  Portrait  u.  Biographic  Anton  Dvofak*i  u.  Eduard 
llanslick*s  —  einem  mehr  als  loo  Seiten  starken  Notixbuchc  — 
einem  umfassenden  Mosiker-Oeburts-  und  Sterbekalendcr 

—  einem  Konzert-Bericht  aus  Deutschland  (Juni  1903—1904) 

—  einem  Verzeichnisse  der  MusIk-Zeitschriften  und  der 
Musikallen -Verleger  —  einem  ca.  25000  Adresien  ent- 
haltenden Adreubucbe  nebst  einem  alphabetischen  Namens- 
verzeichnisse der  Musiker  Deutschlands  etc.  etc. 

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peinlichste  Oenauigkeit  des  Adressen- 
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(25  Klavlerkompoaitionen) 
von 

Xaver  Scharwenka 

Ed.-No.  3067 a/b.  2  Bde.  a  Mk.  2,60. 

Instruktive  Ausgabe  für  den  Unterricht 
genan  bezeichnet  nnd  mit  Fingereatz  versehen  vom  Verfasser. 


C.  BECHSTEIN. 

Flfigr.el-  und  Planino-Fabrikant. 

Hoflieferant 

Sr.  Maj.  des  Kaisers  von  Deutschland  und  Königs  von  Preussen, 
Ihrer  Maj.  der  Kaiserin  von  Deutschland  und  Königin  von  Preusaen, 
Ihrer  Maj.  der  Kaiserin  Friedrich, 
Sr.  Maj.  des  Kaisers  von  Russland, 
Ihrer  Maj.  der  Königin  von  England, 
Ihrer  Maj.  der  Königin  Regentin  von  Spanien, 
Sr.  Königl.  Hoheit  des  Prinzen  Friedrich  Carl  von  Preussen, 
Sr.  Königl.  Hoheit  des  Herzogs  von  Sachsen-Coburg-Gotha, 
Ihrer  Königl.  Hoheit  der  Prinzessin  Louise  von  England  (Marchioness  of  Lome) 
I.  Fabrik:  5-7  Jobannis-Str.  n.  27  Ziegel-Str 

n.  Fabrik:  21  Qrfinauer-Str.  n.  25  Wiener-Str. 

in.  Fabrik:  124  Reicbenberser-Str. 


LONDON  W. 

40  WiffViore  Street. 


BERLIN  N. 

5—7  Jehannie-Str. 


Fttr  die  Redaktion  Terantirortlich:  Anna  Morsch,    Berlin  W.,  Ansbacherstr.  87. 

Expedition  and  Verlag  ^Der  Klavier- Lehrer^,  M.  Wolff,  Berlin  W.,    Ansbacherstrasse  87. 

Druck:  J.  S.  Preuss,  Berlin  S.W.,  Kommandantenstr.  14. 


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=s^^=JUr==*^ 


^^ 


«1 


Per 

Musikpädagogische  Zeitsclirift  für  alle  Qebiete  der  Tonkunst. 
Organ  der  Musiklehrer-  und  Tonkünstler -Vereine 

zu  Köln,  Dresden,  Hamburg,  Stuttgart,  Leipzig, 

der  Musik-Sektion  des  A.  D.  L.-V. 

und  des  Musikpädagogischen  Verbandes. 

Begründet  1878 

von 

Professor  Emil   Breslau  r. 
Redaktion:  Anna  Morsch. 


—Ä- 


^^■.^«?>         _£■        o 


Achtundzwanzigster  Jahrgang 

1905. 


■■5 V 


=? ST 


BERLIN. 
Verlag  „Der  Klavier-Lehrer"  (M.  Wolfif). 

t^-^i ^ 


-id 


3nhdts°VerzeiGhnis  1905. 


Seite 

6rS$$ere  Jlufiitxe. 

Arend,  Dr.  M.     Gluck-Cyklus  unter  A.  Nikisch, 

Leipzig 374 

Bässler,  K.  M.     Neue  Tonschrift- Vorschläge  343,  361 

Berliner  Singakademie  auf  Reisen 221 

Beckmann,  Gustav.    Robert  Radecke  ....  325 
Bieler,  G.     Ein  angedrucktes  Schreiben  Mey er- 
beers       346 

Capellen,  G.     Tonschrift- Reform -Capellen  24, 

38,  56,  71,  89,  106 
Da  Motta,  J.  V.     Hans    v.  Bülow   Briefe  und 

Schriften 4 

Wagner-Literatur 88,  105 

Peter  Cornelius'  literarische  Werke    .     .  265 

Neue  kleine  Partituren 282 

—  Matthis  Lussy  und  Hugo  Riemann    .     .  309 

—  -    Von  Bach  bis  Wagner 347 

—  —  Neues  über  Beethoven 375 

Der   18.  Deutsch-evangelische  Kirchengesang- 
vereinstag     267 

fearius- Sieber,  A.     Das   7.  Kammermusikfest 

in  Bonn 201 

Oermer,  H.  Pädagogische  Lesefrüchte  .  .  .  239 
^Trell,  Fr.  Leber's  Lehrgang  im  Notensingen  284 
(rninsky,  Dr.  K.     Tristan    und    Isolde    in   der 

grossen  Oper  in  Paris      .     .       5 
Haass,  C.     Virtuosen  und  Dilettanten  der  römi- 
schen Kaiserzeit ....  200,  216,  232 
Hermanny,  M.     Ivan  Knorr's  Marienlegende  .     73 
Herter,  Dr.  G.    Ueber   die  Mechanik  der  dem 
Klavierspiel     dienenden     Be- 
wegungen    85,  101 

Hiller,   G.     Schillerfeier  bei  Augusta  Götze     .  251 

Jaell,  Marie.     Das  Pedal 233 

Klauwell,  Dr.  0.     Wer   ist  musikalisch?    120, 

135,  152 
Löwenthal,  D.     Violinschule   von    J.    Joachim 

und  A.  Moser     ....     169,  184 
Mecklenburg,  A.     Liszt  in  seinen  Beziehungen 
zu    Robert    Schumann     117, 

133,  149,  165,  181 

Moi-sch,  Anna.    Robert   Eitner  f 108 

5.  Gen.-Vers.  der  Musik-Sektion     .    202,  218 

Musikp'ädagogischer  Verband 42 

Niemann,  Dr.  W.  John  Field  197,  213,  229,  245 
0.  B.     Zur  Schulgesangsreform 283 


Seite 

Riemann,  L.  Der  akustische  Einfiuss  der  alten 
und  heutigen  Klaviere  auf  die 
Kompositionstechnik      247,  263, 

280,  298,  328 

Rischbieter,    W.    Vereinzelte    Gedanken    eines 

alten  Musikers      .     183,  250,  378 

Schaub,  H.  Zur  Reform  des  theoretischen 
Unterrichts  auf  unseren  musi- 
kalischen Lehranstalten     .     296,  311 

Schmitz,  E.     Hugo  Wolfs  Penthesilea    .       53,     69 

Segnitz,   E.     Ueber   Franz  Liszt's  „Ann^es  de 

Pelerinage« 1,  21,     37 

Felix  Draesecke 293 

—  —  Jean    Paul    und    die   musikalische    Er- 

ziehung     341,  357 

Steinhausen,  Dr.  F.  A.  Ueber  Zitterbew^egungen 
in     der     instrumentalen 

Technik 167 

Storck,  Dr.  K.     E.  Humperdinck's  „Die  Heirat 

wider  Willen"     .     .     ...     .     .  154 

—  —  Die    Einheit   in   R.  Wagner's    Schaffen 

261,  277 

—  —  Die  Bedeutung  der  komischen  Oper  .     .  359 

Krftiicbe  Klchicbau. 

Seite  7,  27,  40,  58,  74,  91,    121,  137,   300,   312, 

330,   348,    364,  376 


Künttler  -  Uerxef  cbnii. 

d'Albert,  Eugen 58 

Ansorge,  Konrad 122 

Bauer,  Harold 122 

Bellincioni,  Gemma 377 

Behm,  Eduard a32 

Behr,  Therese 75 

Berger,  Hr 76 

Berliner  Singakademie 139,  330 

Blech,  Leo       58 

Bluhm,  Marie 348 

Boehe,  Ernst 92 

Böhmisches  Streichquartett 12.3 

Bramsen,  Henry 332 

Brüsseler  Streichquartett 122 

Burmester,  Willy 122 


Seite 

Busoni,  Ferruccio 92,  122,  331 

Cleve,  Halfdan 331 

Culp,  Julia 75 

Dehmlow,  Hertha 75 

Dessoir,  Susanna     .     .     , 75,  332 

Destinn,  Emmy 8,  137 

Dolores,  Antonia 75 

Dreyer,  Arnold 378 

Dreyer-Wolff,  Martha 349,  378 

Dröscher,  Hr 8 

Dyk,  Hr.  van 76 

Ekleblad,  Frl 315 

Ekman,  Ida 331 

Erler,  Klara 331 

Fano,  Alberto 92 

Fischer,  Gertrud 75,  139 

Fleischer-Edel,  Fr 93 

Flesch,  Karl 332 

Fried,  Oscar 137 

Friedmann,  Ignaz 122 

(xodowsky,  Leopold 122 

Götze,  Maria 315 

Gregor,  Hans 364 

Griswoold,  Hr 314 

Grunicke,  Franz 8,  94,  139 

Grüning,  W 8,  315 

Gunning,  Nella 348 

Halir,  Karl 331 

Hambourg,  Boris 332 

Hansen,  Christian 377 

Hausmann,  Robert SM 

Heinemann,  Alex 332 

Hempel,  Wine 314 

Herzog,  Emilie 93 

Hess,  Ludwig 75 

Hessert,  Hans  von 377 

Heyse,  Carl 9 

Hoeven,  Cato  van  der      .     , 349 

Hoffmann,  Hr 8,  315 

Joachim,  Joseph 331 

Jörn,  Hr 315 

Irrgang,  Bernhard 9,  348,  349,  378 

Juon,  Paul 92 

Kahn,  Robert 331 

Koenen,  Tilly 75 

Komische    Oper,    Berlin:    Hoffmann's    Erzäh- 
lungen von  Offenbach      ....  364 
Königl.  Oper,  Berlin: 

Der  Roland  von  Berlin  v.  Leoncavallo  ,       7 
Rübezahl  u.  d.  Sackpfeifer  v.  H.  Sommer    75 

Wasserträger  v.  Gherubiui 318 

Das  Fest  auf  Solhaug  v.  Stenhammer  .  314 

Leonore  v.  Beethoven 364 

Königl.  Sinfoniekapelle,  Berlin 331 

Knüpfer,  Paul 8,  76 

Kothe,  Robert 93   i 

Kraft,  Edwin  Arthur 8,  94  . 

Kratz,  Walter 9   I 

Kraus,  Ernst 76 

Kubelik.  Jan 122 

Labauve.  Gertrud 9 

Lederer-Prina,  Felix 349 

Mahler,  Gustav 91,  122 

Marteau,  Henri 122   I 

Marx-Goldschmidt,  Berthe 122 

Maschek,  Julius 349 

Mauen,  Joan 122 

Messchaert,  Johannes       93,  138,  139 

Meyrowitz.  Walter 92 

Miles,  Gwilym 94   ; 

Moran,  Dora 332 


Morris,  Hr 364 


Muck,  Dr.  Carl 8.  315   ; 

Mülilfeld  Richard 123,  331   ' 

Münchlioff,  Mary 75   I 


Seit** 

Mysz-Gmeiner,  Lula 75,  331,  332 

Nagel,  Cliristian 8 

Nationaltheater,  Berlin: 

Dornröschen  v.  August  Weweler  .  .  .  4<> 
Die  Zauberglocke  v.  Saint-Saens  ...  41 
Die  neugierigen  Frauen  v.  Wolf-Ferrari  58,  31 -i 

Nikisch,  Arthur 9:i 

Ochs,  Siegfried las 

Oratorien  verein,  Berlin 13H 

Philharmonischer  Chor 92,  138,  331 

Philharmonische  Konzerte 27,  331 

Plaichinger,  Thila 76.      i)3 

Pohlig,  Hofkapellmstr 9:5 

Reimers,  Paul 75,  331 

Reinhold,  Eva :Ui* 

Reisenauer,  Alfred 12:^ 

Reske,  Hr 378 

Rosenthal,  Moritz VJ-J 

Rückbeil-Hiller,  Emma 138,  139 

Rüdiger,  Hans 7r> 

Ruthström,  Julius 139 

Sager,  Hr 37H 

Sänger,  Bertrand 40 

Sarasate,  Pablo  de 122 

Scamoni,  Gertrud 122 

Scherrer,  Heinrich 93 

Schmidt,  Elsa 139 

Schnabel,  Ai-thur 75,  l*Jii 

Scholander,  Sven 75 

Schorys,  Franz 122 

Schubert,  Ludwig JMt* 

Schumann,  Georg :J31 

Sembrich,  Marcella 3i^2 

Seret,  Maria 75 

Sommerfeld-Kröning,  Martha 9,  349 

Stapelfeldt,  Martha 13« 

Stephan,  Anna 75 

Stem'scher  Gesangverein 137 

Strauss,  Richard 27 

Suter,  Hermann 3^50 

Szarka- Ahlers,  Agnes H 

Theater  d.  Westens,  Berlin  :    Die  neugierigen 

Frauen  von  Wolf -Ferrari  .     .313 

Der  Opemball  von  Heubei^er      .313 
Traviata,  Feodora,  A  Santa  Luoia  377 

Tiecke,  Franzi 75 

Tillson,  George,  R        139 

Wagner- Verein  Berlin      ...  9H 

Waldemar  Meyer-Quartett 3'{2 

Walter,  Georg 139 

Wi<*kham,  Florence      .     .  377 

Wolzogen's  Komische  Oper,  Berlin       .     .     .     .  31'-< 

Wüllner,  Ludwig 75,  332 

Zur  Mühlen,  Reinhold  von 7ö 

Bocbfcbttlei  ntd  KOMiervatorie«. 

Augsburger  Musikschule 300 

Augsburger  städtische  Singschule 349 

Beyer'sches  Konservatorium,  Kassel     ....  333 

Birminghamer  Universität 9 

Bologneser  Musik-Lyceum 109 

Bonner  Konservatorium 333 

Brandenburgisches  Konservatorium,  Berlin       .  157 

285,  315 
Braunschweiger  Konservatorium      .     .     .171,  365 

Breslauer  Musikschule,  E.  Simon 172 

Breslaur*8  Konsei*\'atorium,  Berlin    .     140,  285,  341» 

Bromberger  (resangschule 2K) 

Brünner  Musikschule 124 

Charlottenburger  Konservatorium  des  Westens  300 
Darmstädter  Akademie  der  Tonkunst      .     .     .  315 
Darmstädter  Ferienkurse  für  Schulgesanglehre- 
rinnen     171 

Diesterweg- Akademie,  Berlin 315 


Seite 

Dortmunder  Konservatorium 316,  333 

Dresdener  Kgl.  Konservatorium    60,    236,  253,  365 

Dresdener  Musikschule 349 

Düsseldorfer  Musik- Akademie 9 

Ferienkurse  von  D.  v.  d.  Hoeven 109 

Ferienkurse  füf  Chordirigenten  pp.,  Leipzig    .  204 
Fi:>oher'sche  Musikschule,  Magdeourg  ....  124 

Fis<:her'sche  Musikschule,  Stettin 140 

Frankfurter  Musikschule      .     .  - 157 

Freibuij^r  Konservatorium 253 

Freie  Mochschnle,  Berlin      ........     76 

(lesan^chule  von  ^iga  Garso,  Berlin       .     .     .  285 
(4rr>ssherzogl.  Musiklehrereeminar,  Eisenach  59 

Halle'sches  Musikinstitut 124 

Hanauer  Musik-Akademie ,     .  285 

Heidelberger  Konservatorium  .         27U 

Hoch*  sc  lies    Konservatorium,   Frankfurt   a.  M.     94 

123,  140,  236 

Int)wrazlawer  Musikschule 109 

Kaiser' sehe  Musikschulen,  Wien 315 

Karlsmlier  Grossherz.  Konservatorium     .    188,  253 
Klindworth-Scharwenka-Konservatorium     123,  188, 

204,  253,  269,  332 

Koblenzer  Chorgesangschule 349 

Kölner  Konservatorium         83^5,  365 

Kiinigl.  Hochschule  f.  Musik,    Berlin    42,  139, 

236,  315,  349 
Kr»iner*sches  Musikinstitut.  Giessen  ....  157 
Krain'sches  Konservatorium,  Breslau  .     .    109,  157 

Krakauer  Musikschule 188 

Krefelder  Konservatorium    .     .     .       29,  42,  60,  300 

Leipziger  Konservatorium 29,  254 

Manchester,  Royal  College  of  Music    ....  365 
Mannheimer  Hochschule    für   Musik    42,    139, 

269,  365 
Meisterschule  für  Gesang,  Rob.  Weiss,  Berlin  9 
Mimi  Pinson- Konservatorium,  Paris  ....  156 
Münchener  Akademie  der  Tonkunst    .     .     29,  270 

Musikhistorisches  Seminar,  Berlin 42 

Musik  Wissenschaf  tl.  Vorträge  an  Universitäten 

109,  333,  365 
iVew-Yorker  Konservatorium   ....    9,  236,  285 

Paderborner  Kirchenmusikschule 236 

Pariser  Konservatorium 110,  204 

Pariser  Rubinstein-Preis 270 

Petersburger  Konservatorium 140 

Pfälzisches  Konsen-atorium 270 

Pf)hrsches  Konservatorium,  Schöneberg-Berlin  157 
Raff -Konservatorium,  Frankfurt  a.  M.     ...  236 

Riemann-Konservatorium,  Stettin 140 

Rollfuss-Musik- Akademie,  Dresden       ....  333 
Schlesisches  Konservatorium,  Breslau  ....  333 

Schweriner  Musikschule,  Berlin 77 

Stem'schee  Konservatorium    94,  171,  204,  222, 

235,  264,  800,  332 

Strassburger  Konservatorium 76 

Stuttgarter  Königl,  Konservatorium     .     .    285,  816 

Tokio'er  Konservatorium 222 

Uppinghamer  Musikschule 171 

Violinschule  von  Prof.  Heermann,  Frankfurt  a.M.    60 
^Veima^er     Grossh.     Musik-     und    Orchester- 
schule    .     .  171 

Wiener  Konservatorium 188 

Würzburger  Königl.  Musikschule   29,    76,  139, 

171,  188,  253 

Ueniif cbte  nacbrlcMfi. 

Seite  9,  29,  43,  60,  77,  94,  110,  124,  140,  157,  172, 
188,  204,  222,  236,  254,  270,  285,  300,  316, 
333,  350,  366,  379. 

Büthtf  una  mmikaliem 

A/i^ghäzy,  Carolus,    Ungarische  Stimmungen      190 
Alexander  Friedrich  v.  Hessen,   op.  2.    Phan- 
tasiestück.     .  159 


Seite 

Allg.  Deutscher  Musiker-Kalender  für  1906    .  353 

Ansorge,  Conrad,  op.  1.     Sonate 367 

Armand,  J  O ,  op.  20.  Zehn  Phantasiestücke  367 
Barmötine,  8.,  op.  1.     Thema  mit  Variationen  174 

—  —  op.  2  Drei  Lieder  ohne  Worte  .  .  .  301 
Becker,  Albert,  Werke  f.  Viol.  u.  Klav.  .  .  .  159 
Beethoven,  L  v.  AUegro  und  Menuetto  .  .  207 
Berlioz,  Hector.  (Gesamtausgabe  seiner  Werke  i)84 
Biehl,  Albert,  op.  166.  3  Salon-Etüden  ...  318 
Birkedal-Barfod,  L.,  op.  21.     (^inq  Tableaux    .  287 

Ol).  22.     Oktaven-Etüde 287 

Blumer,  Theodor,  op.  12.     Erinnerung     .     .     .  303 

Bölsche,  Franz.     Frühlingswehen 96 

Borregaard,  Ed.     Adoration  f.  Klav 224 

Brodersen,  von.    op.  1.     Symphonische  Suite     .     62 

Brüll,  Ignaz.    op.  93.     Berceuse 302 

Buhle,  Edward.     Die  musikal.  Instrumente  in 

den    Miniaturen  des    frühen 

Mittelalters 12 

Bülow,  Marie  v.    Hans    v,    Bülow    Briefe  und 

Schriften 384 

Casimir,  Heinrich.  Abendstinmiung  ....  318 
C'hop,  Max.  Vademekum  f.  d.  Klavierspiel  .  207 
Chopin,  Fr.,  op.  22.  Andante  und  Polonaise  159 
Cornelius,  Peter.  Gesamtausgabe  seiner  Werke  384 
Deutsch,  Wilhelm,  op.  5.     2  Walzer    .     .     .     .  3a5 

op.  6.     Harlekin 336 

op.  7.    2  Stücke i\m 

Deutscher  Musiker-Kalender  für  1906  ...  353 
Dohndnyi,  E.  v.,  op.  10.    Serenade   für  Klav., 

Viol.  u.  Cello  ...     12 

—  —  —  op.  5.  Konzert 335 

—  —  -—  op.  11.  4  Rhapsodien 335 

Döring,  C.  H,  op.  255.  Lenzknospen    ....     46 

Dvorak,  Anton.  Walzer  f.  Klavier 224 

Edition  Litolff,  Neuausgaben 208 

Eggeling,  Georg,  op.  82.  Valse  Impromptu  .  143 
op.  87.     Valse  Capriccio 148 

—  —  op.  88.    La  Fontaine 143 

op.  91.     Die  Mühle  im  Tale 143 

op.  90.     18  mel.  Okt  -Etüden      ....  382 

Enna,  August.     Drei  Klavierstücke      ....  302 

Fibich,  Zdenek.    5.  Symphonie 207 

Filiasi,  Fr.    Orgel-Präludien  u.  Fugen  von  Bach 

f.  Kl.  bearbeitet 191 

Friese,    Karl.    op.     8.      Tonleiter    u.    Akkord- 
Studien     78 

Glazounow,  A.     Pizzicato 301 

Golther,  W.    Wagner  als  Dichter 225 

Gura,  Eugen.  Erinnerungen  aus  meinem  Leben  384 

Haas,  Joseph,  ou.  1.     3  Lieder 141 

op.  2.     6  Klavierstücke 191 

Hacke,  Heinrich.     Lerne  singen 384 

Hasse,  Max.    Peter  Cornelius    u.   sein  Barbier 

V.  Bagdad 174 

Hess,  Ludwig,  op.  14.  Lied  lein  aus  der  Heimat  141 
Hopf,  Waldemar.  op.  14.  2  melod.  Kinderstücke  45 
Horwdth,  Gt^za.  op.  48.  3  Morceaux  ....  367 
Jacques  Dalcroze,  E.    op.    44.    3  Stücke  f.  Kl.  302 

op.  45.    8  Stücke  f.  Kl 302 

op.  46.    3  Stücke  f   Kl 302 

—  —  —  op.  47.     Polka  enharmonique    .     .     .  302 

Jahn,  Otto.     W.  A.  Mozart 384 

Jansen,  F.  Gustav.  Rob.  Schumann's  Briefe  .  30 
Joachim,  J.  Beethoven's  Sonaten  f.  Kl.  u.  Viol.  238 
Kahn,  Robert,  op.  18.  7  Klavierstücke  .  .  352 
Karlowicz,  Souvenir  inMits  de  Chopin  .  .  .  Ml 
Kann,  Hugo.  op.  56.  3  Klavierstücke  ...  383 
Kienzl,  Wilhelm,  op.  30.  Kinderliebe  u.  Leben  367 
Kirchner,  Th.     20  Charakterstücke 173 

—  —  op.  70.    5  Sonatinen  ........  352 

Kiengel,  Paul.  Sarabande  u.  Tambourin  f.  V.  111 
Klob,  Carl  Maria.     Beitrage   z.    Geschichte  d. 

deutschen  komischen  Oper  383 
Krentzlin,  R.    op.  9.     Die  ersten  Blüten       .    .  45 


Seite 

Krentzlin,  R.  op.  15.  Hunte  Bilder  ....  45 
Kuiler,  Kor.    op.  26.    6  Klavierstücke  ....  318 

op.  27.    6  Klavierstücke 190 

Lacombe,  Paul.  op.  112.  Feuilles  volantes  .  13 
La   Mara.     Aus   der   Grlanzzeit    d.    Weimarer 

Altenburg 384 

Lamprecht,  Kai-1.  Zur  jüngsten  deutschen  Ver- 
gangenheit   256 

Lazarus,  Gustav,  op.  89.  Fantasiestücke  .  .  46 
Levy,  Gustav.    Richard  Wagner's  Lebensgang 

in  tab.  üebersicht  .  ...  31 
Liek,  A.  op.  26.  Dramatische  Phantasie  .  .  207 
Litzmann,  Berthold.     Klara  Schumann  II  B.  .  384 

Louis,  R.    Anton  Brückner 383 

MalJing,  Otto.  op.  80  Quartett,  C-moU  .  .  189 
M  anderscheid,  P.     Klassische  Chorgesänge      .  224 

Melcer,  Henryk.     Klavier- Konzei-t 383 

Mendtner,  N.    op.  5.     Sonate  f.  Kl 174 

Möricke,  Eduard.     Gesammelte  Schriften  .  384 

Moszkowski,  Moritz,  op.  69.  Valse  de  Conzert  303 
Neal,  Heinrich.  Deutsche  Khapsodien  .  .  .  174 
Neitzel,  Otto.  Richard  Wagner 's  Opern  .  .  384 
Niggli,  Friedrich,  op.  7.  bonate  f.  Kl.  u.  V.  110 
Parlow,  Edmund,  op.  76.  Bunte  R«ihe  .  .  45 
Petersen- Berger.  Lyrisches  Album  f.  Kl.  .  .  224 
Popper,  David,     op.  74.     Streichquartett      .     .  302 

Prochäzka,  Jos.     Frühlingsmotive 126 

Rath,  Felix  vom.    Im  Mai 883 

Reger,  Max.   op.  81.     Variationen  u.  Fuge  .     .     62 

—  —  Romanze  f.  Harmonium 190 

op.  76.     Schlichte  Weisen 141 

Reinhold,  Hugo,  op.  52.     Klavierstücke  ...    96 

—  —  op.  58.  Jugenderinnerungen  ....  287 
op.  53.    Auf  der  Wanderschaft ....    96 

—  —  op.  59.    Arabesken 96 

—  —  op    60.     Silhouetten 96 

Reitlinger,  A.    Exercises  chromatique     ...     13 

Riemann,  Hugo.    Musik-Lexikon 30 

Handbuch  der  Musikgeschichte      .     .     .  384 

Ritter,  Hermann.     Viola-Schule 190 

Rose,  Alfred.    40  Sonatinen  pp 126 

Sauer,  Emil.     Grosse  Sonate 334 

Schäfer,  Dirk  4  kleine  Klavierstücke  .  .  .  224 
Scheinpflug,  Paul.  op.  5.    W^orpswede     .     .    .  271 

op.  6.    5  Gedichte  ....  351 

Schering,    A.      Geschichte    des    Instrumental- 
konzert«   303 

Schlegel,  L,    op.  13.     Phantastische  Studien    .     13 

—  —  op.  15.    Phantasiestücke  f.  Kl.    .     13 
Schmidt,  Leopold.    Die  moderne  Musik  .     .     .  384 
Schmitt,    Hans.   op.  66.    Drei   sonnige   Phan- 
tasiestücke   .......  287 

Schreyer,  Joh.     Harmonielehre         .     .     .     .     .  382 

—  —  Von  Bach  bis  Wagner  .  .  .  384 
Schule    des    Triospiels.      Bearb.    v.    M.   Reger 

und  K.  Straube 13 

Schutt,  Edouard,  op.  68.  Pages  intimes  .  .  239 
Schwartz,  Rudolf.  Jahrbuch  d.  Musikbibliothek 

Peters 159 

Schytte,  Ludwig,  op.  3.     Impromptu  ....  224 

op.  133.    Phantasien  u.  Bilder    62 

Scriabine,  A.    Kompositionen  f.  Kl 11 

Singer.  Otto.  6  Stücke  von  P.  Tschaikowsky  79 
Sitt,  Hans.    op.  87.    Menuett  und  Gavotte  für 

Violine  und  Klavier 12 

Suite 382 

Sjögren,  Emil.    op.  35.     Sonate  e-moll      .     .     .  126 

—  op.  38.    Präludium  u.  Fuge    .  126 

Smetana,  B.     Polka  f.  Kl 207 


Seite 

Steinhausen,   Dr.   F.  A.    Die   physiologischeii 
Fehler  und  die  Umgestaltung  der 

Klaviertechnik 367 

Stiehl,  H.     Abendstimmung 111 

Storck,  Dr.  Karl.     Geschichte  der  Musik    381,  3^4 
Streicher,  Theodor.   6  Lieder  und  30*Lieder  aus 

des   Knaben    Wunderhom.  141 
Szäntö,  Th.    4  Bach'sche   Choralvorspiele   von 

der  Orgel  f.  Kl.  übertragen     .     .  206* 

Wagner,  Kichard.    Fantasie  fis-inoU    ....  2SS 

Briefe  und  Ta^gebuchblätter  es3 

Wasielewski,  W.  J.  v.     Die  Violine   und   ihre 

Meister 3-^4 

Weiss,  Jos.   op   23.    6  kleine  Klavierstücke     .  19<> 
Wittenbecher,   O.     op.    11.     Miniaturen.      Für 

Cello  und  Klavier  12 

Wolf,  Erich,  J.    op.  4.     Sechs  kleine  Tänze     .  28« 

—  —                     op.  5.  12  slavische  Volksweisen  28b 

Wolf,  Hugo.    Lieder  aus  der  Jugendzeit     .     .  78 

Wolf-Ferrari,     op.  11.     Vier  Rispetti  ....  »j 

Woyrsch,  Felix,    op.  60.   Skaldische  Rhapsodie  79 

€npfebleft$werte  BilcDer  fir  ac«  OleifenacMstiscb« 

Seite  383. 

meinungiaustaufck 

Wethlo,  F.    Zur  Methodik  des  Unterrichts  in 

der  Harmonielehre 191 

üereiae. 

Berliner  Gymnasiallehrer- Verein 3^jS 

Deutsch  evangelischer   Kirchengesang  -  Verein  208 

Dresdener  Toäcünstlerverein 303 

Essener  Musik-Lehrer-  und  -Lehrerinnen- Verein  336 

Internationale  Musikgesellschaft 209 

Musikp'ädagogischer  Verband 

14,  63, 80, 111, 126, 143, 175, 240,  288, 318, 337, 384 
Musiklehrerinnen- Verein  f  Mähren  u.  Schlesien  14 
Musik-Sektion  d.  A.  D.  L.  V. 

31  46, 81, 127, 144, 159, 192, 208,  272, 337, 368, 384 

Musik-Gruppe  Berlin 127 

„  Breslau 32,  3^ 

„  Braunschweig      ....    81 

Hagen 272 

„  Hamburg 31 

„  Hannover 81 

„  Hildesheim 337 

„  Iserlohn  ..:....  144 

„  Kreuznach 1^»2 

„  Leipzig 31,  368 

Mainz 192 

„  Nordhausen li^2 

„  Osnabrück 192 

„  Potsdam U>2 

„  Wiesbaden 192 

Zittau 144 

Posener  Musik-Lehrer-  und -Lehrerinnen- Verein  176 
Schulgesangs-Kommission  des  Musikpädagogi- 
schen Verbandes  63,  80,  111,  126,  143,  175,  240 

Stuttgarter  Tonkünstler- Verein 208 

Verein  der  Musiklehreriimen  in  Wien      .     .    .  209 
Verein  der  Wiener  konzessionierten  Musikschul- 

Leiter  und  -Leiterinnen 176 


Briefkasten. 


Seite  14,  128. 


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* 


Druck  von  J.  S.  Preass,  Berlin  S.W.,  Kommandautenstr.  14. 


Der  UlavieMiehreF. 

Musik-pädagogische  Zeitschrift  für  alle  Qebiete  der  Tonkunst 

Organ  der  Deutschen  Musiklehrer- Vereine, 

der  Musik-Sektion  des  K  D.«  L-V.  und  der  Tonkünstler-Vereifie 
zu  KöIHi  Dresden,  Hamburg,  Leipzig  und  Stuttgart. 
Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslaus 
Redaktion:  Anna  Morscli 


•  •  Cncbcinl  monatUd)  iwcfmal.  •  • 
PTcIt  vicridiJibrlid)  bei  allen  Bud>«  und 
IDusilialienbandlunaen,  Post  •  üntulien 
(unter  Do.  4170)  1,50  mk.»  bei  dircliter 
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mcrando  I.7S  IDk.    üuiland  2  IDk. 


Berlin  W.» 

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Inserate  werden  von  tämmilidyeii 
Annoncen'Cxpediiionen  wie  vom  Ucriag 
..Der  Klavier 'Cebrer'*  Berlin.  Ol.  SO. 
i1nsbad)ertlr.  37.  zum  Preise  von  30  PI. 
für  die  zweigrtpaiienc  Petitzeile  ent' 
fledcniieiiommCB. 


No.  1. 


Berlin,  1.  Januar  1905. 


XXVIII.  Jaiirgang. 


Inhalt:  Eugen  Segoitz:  Ueber  Franz  Liszt*«  „Annöes  de  P6lerinage*.  J.  Vianna  da  Motta:  Hang  von  Bülow.  Dr.  K.  Grunsky: 
.Tristan  und  Isolde"  in  der  grossen  Oper  in  Paria.  Dr.  Karl  Storck:  Kritische  KQckschau  aber  Konzert  und  Oper.  Mitteilungen 
von  Hochschulen  und  Konservatorien.  Vermischte  Nachrichten.  Bacher  und  Musikalien,  besprochen  von  Eugen  Segnitz  und 
J.  Vianna  da  Motta.    Vereine.    Briefkasten.    Anzeigen. 


^ebcr  f^raoz  biszfs  9,Ani)ees  de  pclerloa^e''. 


Von 
EnKeii  ISSen^mltss. 


»Wäre  es  nicht  erlaubt**,  fragte  Ludwig 
Tieck  einmal,  „in  Tönen  zu  denken  und  in 
Worten  und  Gedanken  zu  musizieren? 
0,  wie  schlecht  wäre  es  dann  mit  uns 
Künstlern  bestellt!  O,  arme  Sprache,  ärmere 
Musiki  Denkt  ihr  nicht  so  manche  Gedanken 
so  fein  und  geistig,  dass  sich  diese  in 
Musik  hereinretten,  um  nur  endlich  Ruhe  zu 
finden?"  In  den  Werken  der  grössten 
Dichter  atmet  nicht  selten  der  Geist  einer 
anderen  Kunstjund  die  Romantiker  waren  es, 
welche  die  „wunderbaren  Affinitäten  aller 
Künste  und  Wissenschaften"  darlegten,  die 
Künste  einander  wieder  zu  nähern  suchten 
und  sich  bestrebten,  Uebergänge  aus  einer  in 
die  andere  zu  finden.  In  diesem  Sinne  ge- 
hört auch  Franz  Liszt,  der  grosse  Begriffs- 
bildner einer  neuen  Zeit,  zu  den  Romantikern. 
Denn  wie  jene,  suchte  er  ebenfalls  das  Ge- 
meinschaftliche in  den  verschiedenen  Künsten 
darzustellen,  auch  in  seinem  romantischen 
Charakter  fanden  sich  jene  sonderbaren 
Mischungen,  Dämmerungen  und  Rätsel,  auch 
seinem  Geiste  belebten  sich  Bildsäulen  zu 
Gemälden,  Gemälde  wurden  für  ihn  Gedichte, 
Gedichte  aber  zu  Musik. 


Liszt's  dreiteiliges  Klavierwerk  „Annees 
de  Pelerinage**  enthält  nun  solche  in  Musik 
umgesetzte  Gedichte,  die  an  sich  wieder  die 
Ergebnisse  tiefer  Eindrücke  aus  Natur,  Kunst 
und  Leben  waren.  Dieses  Wanderbuch  zeigt 
uns  den  Meister  als  lyrisch-musikalischeri 
Poeten,  es  berichtet,  wie  dieser  Künstler  die 
Welt  sah,  wie  sie  seiner  individuellen 
Phantasie  erschien  und  sein  schöpferisches 
Vermögen  befruchtete.  Echte  Gelegenheits- 
gedichte im  Goethe'schen  Sinne,  halten  die 
Tonpoesien  der  in  Rede  stehenden  Sammlung, 
alle  Eindrücke  fest,  welche  Liszt  auf  seiner 
langen  Lebenspilgerschaft  empfing,  denn  sie 
dehnen  sich  über  die  Zeit  senies  ersten 
Aufenthaltes  in  Italien  (1839)  bis  in  das  letzte 
Jahr  der  römischen  Zeit  (1869)  aus,  um- 
spannen also  ein  ganzes  Menschenalter  und 
sind  so  recht  der  Abglanz  alles  dessen,  was 
des  Tondichters  grosse  Seele  bewegte  und 
begeisterte.  Poesie  und  Musik  stehen  hier 
einander  gegenüber  und  verbinden  sich  doch, 
erstere  repräsentiert  das  Bewusste,  letztere 
das  Unbewusste,  und  man  kann  auch  hier 
beobachten,  wie  Poesie  Musik  werden  will 
und  die  Musik  Poesie:   die  Poesie  bemächtig 


—    2     — 


sich  dunkler  Stimmungen,  die  allgemein  wie 
Ton,  Farbe  und  Geruch  auf  unser  Wesen 
einwirken,  die  Musik  hingegen  erregt  wie 
das  Wort  unserem  Geiste  bestimmte  Vor- 
stellungen. 

Der  erste  Teil  (^Premiere  Annöe**)  des 
nun  eingehender  zu  betrachtenden  Werkes 
enthält  jene  Stimmungen  und  Eindrücke,  die 
Lizst  auf  seiner  denkwürdigen  Reise  durch 
die  Schweiz  empfing,  und  beginnt  mit  der 
»Tellskapelle".  Wie  in  den  meisten 
Liszt*schen  Kompositionen  gelangt  auch  hier 
ein  höchst  bedeutsames,  religiöses  Moment 
zum  Durchbruch  und  der  Inhalt  des  Stückes 
wird  dann  weit  verständlicher,  wenn  an  sein 
früheres  Motto  „Einer  für  alle,  alle  für  einen*' 
erinnert  wird.  (Leider  sind  in  der  uns  vor- 
liegenden Ausgabe  der  „Ann^es  de  P^lerinage" 
von  B.  Schott's  Söhne,  Mainz,  zum  Teil  die 
Motti  ausgelassen  worden.)  Liszt  schuf  hier 
einen  Hymnus,  worin  die  höchsten  mensch- 
lichen Güter,  Freiheit  und  Licht,  gefeiert 
werden,  von  jener  ursprünglichen  Gewalt 
und  Kraft  des  musikalischen  Ausdrucks,  die 
des  Künstlers  titanischem  Wesen  entspringt. 
Auch  hier  tritt  uns  Liszt  als  Romantiker  ent- 
gegen, als  Entdecker  des  Unbewussten, 
Dämonischen  in  der  Natur  des  Menschen. 
Die  das  ganze  Stück  beherrschenden  breiten, 
stark  accentuierten  Akkordfolgen  offenbaren 
sicherlich  den  unumstösslich  festen  Willen 
nicht  allein  des  Einzelnen,  sondern  des  ganzen 
Volkes,  und  es  darf  als  treffliches  Beispel 
Liszt'scher  Charakterisierungskunst  angesehen 
werden,  mit  wie  relativ  einfachen  Mitteln 
hier  der  Hörer  in  den  Bann  einer  Situation 
hineingezwungen  wird.  Frei  aus  sinnigem 
Naturgenusse  herausgeschöpfte  Bilder  sind 
die  vier  folgenden  Stücke.  „Au  Lac  de 
Wallenstadt"  ist  ein  Poem  von  wunderbar 
beruhigter  Stimmung,  eine  Zeichnung  in 
zartesten  Linien  und  von  bewunderungs- 
werter Einheit  dichterischer  Stimmung,  ein  in 
Wahrheit  tönendes  Gemälde,  worüber  ein 
unsäglich  feiner  Duft  gebreitet  ist.  Ein 
stilles  Träumen,  Insichverlorensein  und  Hin- 
aufblicken zum  Aether  tritt  hier  an  Stelle 
jeder  markanten  Ausdrucks  weise;  es  ist  eine 
Zwiesprache  der  Dichterseele  mit  der  sie  um- 
gebenden Natur,  ja  ein  Stück  tiefsinniger 
Naturreligion  selbst.  lieber  der  wellen- 
kräuselnden Bassfigur  zieht  die  Melodie 
lieblich  sanft  dahin:  ein  Bild  der  im  tiefsten 
Urgründe  träumenden  Menschenseele.  Rein 
und     echt     lyrischen     Charakters     ist    das 


„Pastorale**,  ein  Vorläufer  seiner  Gattung, 
worin  Liszt  im  Rahmen  verschiedener  Kom- 
positionen, z.  B.  „Pr^ludes"  und  „Christus*-, 
so  überraschend  Schönes  gegeben  hat  Köst- 
lich einfach  in  Melodie,  Rhythmus  und 
Modulation  kommt  hier  ein  freiempfundenes, 
inniges  Gefühl  zum  Ausklingen,  ein  ent- 
zückender Gedanke,  in  aller  Naivität  liebens- 
würdig ausgesprochen  und  vom  Hörer  auf- 
genommen. Die  gleiche  tiefgründige  Be- 
obachtungsgabe zeigt  das  folgende,  „Au  bord 
d'une  source"  überschriebene  Stück,  ge- 
wissermassen  eine  in*s  Musikalische  über- 
tragene Naturstudie,  deren  Farben  klingen, 
deren  Töne  malen.  Es  ist  in  der  Tat  hierin 
eine  merkwürdige  Analogie  der  Farben  und 
Töne  zu  finden  und  Liszt  war  hier  schon  der 
Symboliker  des  Tons,  als  welchen  er  sich  im 
Laufe  der  Zeiten  immer  erweisen  sollte.  Ein 
gä/izlich  Neuer,  tritt  der  Tondichter  dem 
Hörer  in  der  folgenden  Studie,  „Orage*,  ent- 
gegen. Wie  man  Liszt  den  Meister  des 
modernen  Pastorales  nennen  darf,  so  auch 
des  Sturms.  Eine  michelangeleske  Kraft 
bricht  da  aus,  ein  Stürmen,  Toben  und 
Wüten,  wie  es  zu  damaliger  Zeit  noch  kaum 
für  möglich  erachtet  >Aurde.  ,Orage"  möchte 
ich  ebenfalls  nicht  allein  als  eine  Studie  nach 
der  Natur  angesehen  wissen,  sondern  viel- 
mehr recht  nach  der  innerlichen  Seite  hin 
deuten,  nämlich  als  Symbol  der  Kämpfe  und 
Stürme,  die  des  Menschen  Seele,  zumal  die- 
jenige des  Künstlers,  aufrühren  und  mit  un- 
geheurer, unbezwinglicher  Kraft  durchbrausen. 
Zu  den  wertvollsten  und  anziehendsten 
Nummern  des  Heftes  gehört  die  „Vallee 
d*  Obermann**  bezeichnete  Komposition,  eine 
Tondichtung  von  grösserer  Ausdehnung,  als 
die  vorangegangenen.  Sie  ist  nach  Stellen 
aus  dem  Brief- Roman  „Obermann"  von 
Senancourts  komponiert.  Der  genannte  fran- 
zösische Autor  (1770—1848)  hat  mit  «Ober- 
mann*" eine  Selbstbiographie  in  Briefen  ge- 
geben, deren  Held,  Obermann,  die  Ent- 
deckung macht,  dass  die  Menschen  weder  so 
fühlen  wie  er,  noch  dass  die  ihn  umgebenden 
Verhältnisse  seinen  Anschauungen  nach 
irgend  einer  Seite  entsprechen.  Eine  dem 
Werther  ähnliche  Gestalt,  sieht  er  schliesslich 
ein,  dass  zwischen  ihm  und  der  menschlichen 
Gesellschaft  eine  üebereinstimmung  irgend 
welcher  Art  nicht  möglich  ist.  Vor  allem 
scheint  mir  der  58.  Brief  für  Liszt's  Tonpoem 
von  Interesse  zu  sein:  „Que  veux  —  je?  que 
suis  —  je?  que  demander  a  la   nature?  .... 


—     3 


Toute  cause  est  invisible,  toute  fin  trompeuse; 
toute  forme  change,  toute  duree  s'epuise  .  .  . 
je    sens,     pour     me     consumer    en    disirs 
indomptables,  pour  m'abreuver  de  la  s^duction 
d'une    monde   fantastique,  pour  rester   attere 
de      sa     voluptueuse    erreur.**    —    Auf    die 
Konzeption    dieses,    wie    der    übrigen    vor- 
liegenden   Stücke    wirkten   auch    Byron'sche 
Dichtungen,    insbesondere    »Childe    Harold", 
und  es  ist  von  Interesse,  zu  hören,  wie  Liszt 
bereits  hier  sich  über  programmatische  Musik 
einmal    George    Sand    gegenüber    mit    den 
Worten  äussert:   „Da   des   Musikers  Sprache 
mehr  wie  jede  andere  sich  unbestimmten  und 
willkürlichen   Auslegungen   leiht,  so  ist  nicht 
unnütz  und  vor  allem  nicht  „lächerlich",  wenn 
der  Komponist   in   einigen  Zeilen  die  geistige 
Skizze  seines  Werkes  angibt,  wenn  er,  ohne 
in  kleinliche  Auseinandersetzungen  und  ängst- 
lich   gewahrte    Details  zu    verfallen   die  Idee 
ausspricht,  welche   seinen   Kompositionen  zur 
Grundlage  gedient  hat."    Und  gerade  „Vall^e 
d'Obermann",  diese  tiefsinnig  tonphilosophische 
Studie,  bedarf    sicherlich    zu    eindringendem 
Verständnisse   eines   Kommentars   durch  das 
Wort.     Wesentlich   leichter   zu  erfassen  sind 
hingegen      die     beiden     folgenden     Stücke, 
„Eglogue"  und  „Le  mal  du  pays",  denn  hier 
entspringen  alle   Stimmungen   wiederum  der 
den   Tondichter   umgebenden   Natur,   hier  ist 
es,  wie  Liszt  selbst  sagt,    „insbesondere   der 
Musiker,  welcher  sich  an  der  Natur  begeistert, 
ohne    sie    zu    kopieren",   er  haucht  vielmehr 
nur    die    zartesten    Geheimnisse    seiner    Be- 
stimmung  aus,    indem    er    durch    die    Natur 
denkt,    fühlt    und    spricht.      Gleichfalls    als 
Naturstudie  in  weiterem  Sinne  möchte  ich  die 
Schlussnummer   des  Schweizer-Albums  „Les 
cloches     de    Geneve"      bezeichnen:      ein 
wundervoll    zauberhaftes    Landschaftsbild  bei 
sinkender  Abendsonne,  in  das  hinein  plötzlich 
die  tiefen   Glocken   aus   der   entfernten  Stadt 
nur  das  Gefühl  inneren  und  äusseren  Friedens 
noch  vertiefen   und  stärker  zum  Bewusstsein 
bringen.  — 

Der  zweite  Teil  (Seconde  Annee) 
unseres  Werkes  entstand  unter  den  mannig- 
fachen Eindrücken,  welche  Liszt  Italien 
verdankte.  Er  hat  es  selbst  niemals  ausge- 
sprochen, dass  der  begeisterte  Mensch,  sei  er 
Dichter,  Künstler  oder  Philosoph,  immer  die 
brennende  Sehnsucht  nach  Italien  wie  ein 
geheimes  Weh  in  sich  trage,  und  dass  das 
Heimweh  nach  Italien  das  Heimweh  edler 
Geister    sei.       „Bei     meinem     Entschlüsse", 


schreibt  Liszt  an  Berlioz,  „die  Hauptstädte 
Italiens  nacheinander  kennen  zu  lernen,  ohne 
mich  irgendwo  auf  länger  niederzulassen, 
musste  ich,  wenn  ich  nicht  töricht  sein  wollte, 
auf  Ausübung  eines  dauernden  Einflusses 
verzichten.  Es  wäre  Wahnsinn  gewesen, 
auf  Andere  einwirken  zu  wollen  und  mir 
selbst  dabei  eine  Aufgabe  vorzubehalten^  die 
nur  dazu  gedient  hätte,  mich  nach  aussen  zu 
zersplittern,  ohne  ein  Resultat  zu  ermöglichen. 
So  beschränkte  ich  mich  denn  auf  eine  kleine 
tägliche  Ration  von  Studien  und  persönlichen 
Arbeiten.  Da  ich  in  der  Gegenwart  Italiens 
nichts  zu  suchen  wusste,  so  machte  ich  mich 
daran,  in  seiner  Vergangenheit  zu  blättern, 
und  da  ich  nur  weniges  von  den  Lebenden 
erlangen  konnte,  wandte  ich  mich  an  die 
Toten." 

Und  so  war  es  in  der  Tat.  Der  zweite 
Teil  von  Liszt's  Wanderjahren  entstand  unter 
den  Anregungen  der  Werke  von  grossen 
Toten  Italiens:  Dante,  Petrarca,  Raffael, 
Michelangelo  und  Salvator  Rosa!  Von  den 
hier  näher  zu  betrachtenden  Klavierpoesien 
entstand  zuerst  die  Fantasia  quasi  Sonata. 
„Apres  une  Lecture  du  Dante"  am  Gestade  des 
Comer  Sees,  wo  Liszt  von  seinem  Wohn- 
hause aus  die  melancholische  Klage  der  am 
steinigsten  Ufer  ersterbenden  Wogen  vernahm 
und  die  letzten  bergvergoldenden  Strahlen  der 
untergehenden  Sonne  sah.  Hier  hielt  der 
jugendliche  Meister,  von  der  Gräfin  d'Agoult 
begleitet,  1837  Villegiatur.  „Vor  der  ärgsten 
Tageshitze  flüchten  wir  uns  oft  unter  den 
Platanenschatten  der  Villa  Melzi  und  lesen 
die  „Göttliche  Komödie"  zu  Füssen  von 
ComoUi's  Bildsäule  „Dante,  geführt  von 
Beatrice".  Welch  ein  Stoff!"  Liszt  war  in 
Dante's  Werk  tief  eingedrungen.  Er  studierte 
es  unablässig,  führte  es  auf  allen  seinen 
Reisen  mit  sich  und  schöpfte  daraus  immer 
neue  Anregung.  Die  Dante-Phantasie,  in 
gewissem  Sinne  eine  Vorstudie  zur  Dante- 
Symphonie,  spiegelt  nur  einen  kleinen  Teil 
dessen  wieder,  was  Liszt  während  der 
Lektüre  des  gewaltigen,  ganze  Welten  um- 
spannenden Gedichtes  empfand.  Aber  über- 
all empfindet  man  in  dieser  Komposition  das 
stille,  untrügliche  Walten  eines  wahrhaft 
dantesken  Geistes,  überall  macht  sich  des 
Tonpoeten  Neigung  für  Zustände  asketischer 
Stimmung,  mystischer  Verzückung  und  tief 
religiöser,  glaubensinniger  Andacht  mit  der 
ganzen  Kraft  einer  starken  Persönlichkeit 
geltend.    Vor  allem  tritt  uns  auch  hier  Liszt's 


4     — 


Fähigkeit  entgegen,  den  Kreis  einer  einmal 
gefassten  Stimmung  völlig  auszuleben  und 
dem  Hörer  mit  wenigen  Strichen  ein  Bild  vor 
die  Seele  zu  zaubern,  dessen  glühende 
Farben  und  wundervolle  Zeichnung  unaus- 
löschliche  Eindrücke  hinterlassen.     Wohl  ist 


diese  Fantasia  quasi  Sonata  nur  eine  Skizze, 
kein  in  den  Einzelheiten  ausgeführtes  Werk, 
aber  die  Skizze  eines  Meisters  von  be- 
deutendstem Werte  und  wichtig  als  Markstein 
seiner  Weiterentwicklung. 

(Fortsetzung  folgt.) 


f{at}s  ^01)  üälo^. 


Briefe  mid  SCftrifteil,  e.  Band,  heransgegeben  von  Wiätit  0011  BlIO». 

(Breitkopf  M  Hirtel»  Lelpslg.) 

Besproclien  von 
J.  Tlanna  da  Motfta. 


Nach  längerer  Pause  ist  nun  wieder  ein  Band 
(der  vorletzte)  der  Briefe  Bülow's  erschienen,  die 
in  jeder  Beziehung  das  höchste  Interesse  erregen: 
kQnstlerisch,  menschlich,  historisch.  Mit  be- 
wunderungswürdiger Energie,  Ausdauer  und  Ge- 
schicklichkeit hat  sich  Frau  von  Bülow  der 
grossen  Aufgabe  gewidmet.  Wenn  auch  zu  Anfang 
sich  Stimmen  gegen  das  Unternehmen  an  sich  und 
gegen  die  Art  der  Durchführung  desselben  erhoben, 
so  müssen  heute,  wo  wir  fast  das  gesamte  Werk 
übersehen  können,  alle  Einwände  schweigen.  Es 
war  eine  edle  und  eine  notwendige  Tat,  durch  Her- 
ausgabe dieser  Briefe  das  Bild  einer  der  markantesten, 
aber  am  meisten  missverstandenen  und  entstellten 
Persönlichkeiten  des  19.  Jahrhunderts  festzulegen., 
„ecce  homo,  so  war  er,  nun  beurteilt  ihn.^  Und 
gerade  jetzt  musste  das  geschehen,  da  Bülow's  An- 
denken noch  lebendig  in  allen  ist  und  weil  niemand 
später  eine  so  erschöpfende  Auswahl  des  Materials 
hätte  treffen  können,  mit  soviel  warmer  Anteil- 
nahme imd  soviel  Kenntnis  des  Wesentlichen  und 
Charakteristischen,  ja  weil  das  Material  später  über- 
haupt nicht  mehr  in  solcher  Vollständigkeit  zu  be- 
schaffen gewesen  wäre.  Auch  gegen  die  Auswahl 
kann  keinerlei  Vorwurf  bestehen.  Bülow's  Leben 
zieht  lückenlos  an  dem  Leser  vorüber,  jede  Seite 
seines  Lebens  kommt  zum  Ausdruck,  jeder  cha- 
rakteristische Zug  ist  mit  historischer  Treue  und 
Unbefangenheit  beibehalten^  Sowohl  seine  anfäng- 
liche Abneigung  gegen  Brahms  (s.  den  vorigen 
Band),  wie  seine  spätere  Abwendung  von  den 
Werken  Liszt's  (s.  gegenwärtigen  Band)  kommen 
ganz  zur  Aussprache.  Wir  mögen  diese  Wendung 
in  Bülow's  Sympathien  beklagen,  dass  aber  die  Her- 
ausgeberin  hier  aus  Parteinahme  für  Brahms  iigend 
etwas  verschwiegen  hätte,  ist  ein  Vorwurf,  der 
angesichts  der  beiden  letzten  Bände  ganz  hinfällig 
geworden  ist.  Von  dem  unschätzbaren  Material, 
das  diese  Sammlung  für  die  Kenntnis  einer  der 
wichtigsten  Epochen  der  Masikgeschichte  liefert, 
die  uns  alle  am  meisten  aufregt,  weil  wir  alle 
etwas  davon  erlebt  haben  und  doch  —  nicht  so 
recht  hinter  die  Kulissen  gucken  konnten,  brauchen 


wir  nicht  zu  reden.  Dafür  sind  wir  alle  der  Heraus- 
geberin dankbar.  Ihr  Werk  wird  auch  bereits  von 
den  Forschern  benutzt. 

Auf  niemand  wie  auf  Bülow  kann  man  Hattens 
Wort  besser  anwenden:  „ich  bin  kein  ausgeklügelt 
Buch,  ich  bin  ein  Mensch  mit  seinen  Wider- 
sprüchen.* Man  wird  Bülow's  tiefleideDSchaft- 
liebes,  liebebedürftiges,  rücksichtslos  idealistisches 
Wesen  nie  verstehen,  wenn  man  die  Widersprüche, 
die  in  j  e  d  e  r  Persönlichkeit  stecken,  bei  ihm  aber 
durch  Schicksalsschläge  noch  viel  stärker  ent- 
wickelt wurden,  nicht  zugibt.  Wer  Bülow  in  den 
letzten  Lebensjahren  gekannt,  dem  flösste  er  eine 
mit  Furcht  gemischte  Bewunderung  ein,  wenn 
man  nicht  gar,  in  einem  „unglücklichen^^  Augen- 
blick, sich  an  ihm  „ärgerte*^  Man  nahm  seine 
Beizbarkeit  als  seinem  Charakter  eigen  ohne  weiteres 
an,  hielt  ihn  für  einen  despotischen  Künstler. 
Von  seiner  verschwenderischen  Orossmut  und 
seiner  wahrhaft  ritterlichen  Gesinnung  wusste  man 
nichts  und  fragte  nicht:  Wie  ist  dieser  Mann  so 
geworden?  Die  Antwort  geben  diese  Briefe,  und 
wer  hart  über  den  Lebenden  urteilte,  muss  dem 
Toten  im  Geiste  Abbitte  tun.  Denn  nach  Kenntnis 
seines  Lebens,  seines  äusserlichen,  wie  seines  inner- 
lichen, nach  Kenntnis  seiner  unaussprechlichen 
Leiden,  wie  seiner  reichen,  allseitigen,  sehr,  nur  zn 
sehr  gehemmten  Tätigkeit,  wächst  diese  Gestalt 
zu  wahrhaft  tragischer  Grösse  empor. 

Der  vorliegende  Band  beginnt  mit  den 
Konzertreisen,  die  Bülow  als  Heimatloser,  um  sich 
ein  Kapital  für  seine  Kinder  zu  erspielen,  in 
Deutschland,  Russland  und  England  unternahm, 
vom  Sommer  1872  bis  Herbst  1875.  Wie  der 
äusserst  sensitive,  körperlich  schwache,  wenn  auch 
zähe  Mann  herumgehetzt  worden  ist,  spottet  aller 
Beschreibung.  Es  erweckt  Grausen,  zuzusehen, 
wie  er,  gleichsam  von  einem  inneren  Dämon  ge- 
trieben, sich  verzehrt.  Fleissiges  Studium  (täglich 
7  Stunden),  lange  Beisen,  verlorene  Nächte,  die 
unglaublichsten  Anstrengungen,  wie  z.  B.  Nachtr 
fahrt  nach  dem  Konzert,  am  nächsten  Morgen 
Probe,  oder   zwei   Konzerte  an   einem   Tage   (in 


—     5     — 


England :  eins  um  3,  das  andere  um  8,  dazwischen 
schreibt  er  einen  langen  Brief),  Spielen  nach 
27  stündiger  Fahrt,  zahllose  Besuche  und  —  Briefe, 
deren  Schreiben  seiner  Hand  so  schädlich  ist,  wie 
er  sich,  oft  beklagt.  Auf  den  langen  Eisenbahn- 
fahrten lernte  er  neue  Stücke  auswendig!  Buonamici 
konnte  trotz  seiner  Jugend  und  kräftigen  Eonsti- 
tntion das  Leben  mit  Bülow  so  wenig  aushalten, 
das  er  auf  einige  Zeit  fortreisen  musste,  um  „mal 
12  Stunden  auszuschlafen^^  Hierauf  folgt  die 
grosse,  mit  Enthusiasmus  begonnene,  totkrank 
abgebrochene  Heise  in  Amerika,  1875—76,  auf  der 
er  in  8  Monaten  139  Konzerte  gibt.  Und  mit 
welchen  Programmen!  Eine  rührende  Liebesepisode 
zei^  uns  Bülow  hier  in  einem  neuen  Licht, 
Sein  warmes  Herz,  seine  Verehrung  der  Schönheit, 
die  Jugendlichkeit  bei  seinen  45  Jahren  („Alter 
schlitzt  vor  Jugend  nicht",  sagt  er  ein  anderes 
Mal)    wirken  mit  entzückender  Erische. 

Dann  kommen  die  erschütternden  Briefe  von 
der  schwel  en  Krankheit  im  Jahre  der  ersten 
Bayreather  Festspiele.  Hier  bricht  der  in  der 
Tiefe  seines  Wesens  bohrende  Schmerz  durch: 
^Ich  allein  unter  so  manchen  noch  Unwürdigeren, 
bin  durch  Schicksal  und  Welttücke  als  ein  Ver- 
dammter ausgeschlossen,  dem  wichtigsten  Eunst- 
gesehichtsereignisse  des  Jahrhunderts  beizuwohnen.' 
Immer  blieb  er  Wagner  in  künstlerischer  Ver- 
ehrung zugetan:  „Wenn  Bayreuth  nicht  zustande 
käme,  wäre  es  eine  National  schände^*,  hatte  er 
Bronsart  geschrieben.  Einer  Freundin  schenkt 
er  1000  Mark  zum  Besuch  der  Festspiele.  Im 
Jahre  1878  nimmt  er  sich  vor,  durch  „Vorlesungen 
von  Beethoven's  Testament^^  (die  5  letzten  Sonaten) 
10000  Mark  für  Bayreuth  zu  „erklimpern*'.  Das 
Endresultat  betrug  nahezu  17000  Mark. 

Dieser  eine  Grundzug  in  Bülow's  Wesen  genügt, 
ihn  für  immer  verehrungs würdig  zu  machen,  sein 
Bedürfnis,  zu  bewundern.  Keiner  wie  er  empfand 
so  warm  die  innigste  Freude  des  Menschen,  von 
der  Carlyle  spricht,  „zu  bewundern  wo  er  kann; 
uichts  hebt  ihn  über  alle  kleinlichen  Einschrän- 
kungen so  hinaus,  wie  wahre  Bewunderung." 

Der  Adel  seiner  Gesinnung  kommt  auch  in 
seinem  Verhalten  Bubinstein  gegenüber  zur 
Geltung,  seinem  einzigen  Kivalen,  den  er  trotz 
allem   bewundert   in   Schutz   nimmt.      Er   spricht 


offen  aus,  dass  ihm  manches  fehle,  was  Bubinstein 
in  stärkerem  Masse  besitze  —  wie  allerdings  auch 
umgekehrt. 

Nachdem  er  sich  langsam  von  der  Krankheit 
erholt,  die  ihn  an  Grabesrand  gebracht  hatte,  be- 
ginnt 1877  wieder  die  fieberhafte  Tätigkeit,  dies- 
mal unter  so  glänzenden  Auspizien  in  Hannover, 
in  Gemeinschaft  mit  dem  edelsten,  ihn  ver- 
stehenden, liebenden  Freunde:  Hans  von  Bronsart, 
ein  ebenso  enthusiastischer,  aber  nicht  so  rück- 
sichtsloser Idealist.  Aber  schon  2  Jahre  darauf 
zerschellt  das  edle  Streben  des  Beformators  an 
seiner  eigenen  Ungeduld  und  an  dei  Unzulänglich- 
keit und  Eitelkeit  der  anderen.  Der  Humor  verlies 
ihn  freilich  nie.  Als  ein  Sänger,  der  sich  beleidigt 
fühlte,  ihn  forderte,  soll  er  geantwortet  haben:  er 
nehme  die  Forderung  an,   aber  nur  auf  Kanonen. 

Was  die  heftigen  Szenen  zwischen  Bülow  und 
dem  Theaterpersonal  hauptsächlich  hervorrief,  war 
nach  Dr.  Fischer's  interessanter,  leider  in  einem 
hilflos  ungeschickten  und  oft  trivialen.  Stil  ge- 
schriebenen Broschüre:  H.  von  Bülow  in 
Hannover  (Hahn'sche  Buchhandlung  in  Hannover), 
dass  Bülow  Nichtkönnen  für  Nichtwollen 
nahm.  Ich  glaube,  dass  die  Aufregung,  in  die 
Bülow  durch  die  Talentlosigkeit  geriet,  aus  der 
Tiefe  seines  künstlerischen  Gefühls  stammte;  er 
fühlte  sich  dann  quasi  beleidigt  als  Vertreter  einer 
höheren  Macht. 

Und  so  hinterlässt  uns  der  640  Seiten  starke, 
inhaltsreiche  Band  mit  dem  deprimierenden  Ge- 
fühl: wieviel  von  der  Saat,  die  grosse  Männer 
ausstreuen,  geht  auf?  Wenn  man  auch  mit 
Liszt^s  genialem  Ausspruch  sich  trösten  wollte: 
Les  obstacles  deviennent  des  moyens,  hier  haben 
die  „obstacles^*  doch  gar  zu  viel  Grosses  und 
Schönes  im  Keime  zerstört. 

Ans  dieser  Zeit  stammen  zwei  Werke  Bülow's, 
die  geeignet  tind,  noch  heute  Interesse  zu  erregen 
und  wieder  belebt  zu  werden  verdienten:  das 
feine,  graziöse,  pianistisch  vollendete  Impromptu 
„Lacerta^^  und  die  entzückenden  Bearbeitungen 
von  Tanzweisen  aus  Gluck's  Opern.  Erstes 
ein  gutes  Konzertstück,  letztere  köstliches  Unter- 
richtsmaterial, die  steh  wie  Originale  spielen. 
Beide  sind  in  die  Universaledition  Wien,  auf- 
genommen worden. 


,,^r\slat}  at)d  Isolde''  ii)  dep  gFOSsct)  ®pcF  it)  ^aris. 


Nachdem  „Lohengrin"  1891,  „Walküre"  1893, 
„Tannhänser"  1895,  „Meistersinger"  1897,  „Sieg- 
fried" 1902  in  die  Pariser  Oper  eingezogen  sind, 
ist  nun  am  14.  Dezember  auch  „Tristan"  aufge- 
führt worden. 


Von 
Dr.  K.  Oronsky. 

Es  geschehen  wahre  Wunder.  Deutsch  ge- 
sungene Lieder  von  Schubert,  Liszt,  Brahms,  Wolf 
sind  in  Pariser  Konzertsälen  keine  Seltenheit  mehr. 
Sogar  in  einem  Variete  beklatschte  man  die 
deutsche  Einlage.    Gestern  herrschte  eine  gehobene 


—     6     — 


Stimmuiig  in  der  Grossen  Oper.  Nichts  mehr  von 
der  KampfesschwiÜe  des  Jahres  1861,  als  anstatt 
Tristan's  der  Tannhänser  —  niedergepfiifen  wnrde  ; 
keine  Spur  jener  blinden  Volkswut,  welche  die 
ersten  Lohengrinaufführnngen  zu  verhindern  suchte. 

Ganz  das  Gegenteil:  während  sich  der  Pariser 
im  Theater  fast  wie  im  Salon  geberdet,  war  am 
Mittwoch  Kühe  und  Stille,  und  die  Claque  hatte, 
wie  im  Siegfried,  Anweisung,  vor  offener  Szene 
zu  schweigen.  Lamoureux  gab  im  Nouvean  Theatre 
1898  bei  der  ersten  Pariser  Tristanaufführung  das 
2jeichen  zu  solchen  Reformen,  die  bei  uns  einge- 
bürgert sind  oder  nicht  erst  eingebürgert  zu  werden 
brauchen,  aber  mitten  im  Trubel  der  französischen 
Hauptstadt  auffallend  genug  enscheinen.  Selbst  die 
2^it  des  Beginns  der  Vorstellung  ist  unerhörter- 
weise auf  7V2  statt  8  Uhr  festgesetzt,  um  das 
Ende  nicht  viel  über  Mittemacht  hinauszuschieben. 
Nur  2  kleine  Striche  im  2.  und  3.  Akt  hatte  man 
für  nötig  erachtet. 

Dass  ein  Grossstadtpublikum  keine  ganz  reine 
Darstellung  des  Tristan  zulässt  (den  Wagner  an- 
fangs gamicht  freigeben  wollte!),  das  ist  in  Paris 
deshalb  besonders  bedauerlich,  weil  die  aufge- 
wendeten Mittel  aussergewöhnlich  reich  sind  und 
tatsächlich  dem  Dienst  des  Kunstwerks  mit  einer 
Sachlichkeit  zugeführt  werden,  die  von  deutschem 
Ernste  nicht  zu  übertreffen  ist.  Unsere  Leser 
interessiert  vor  allem  das  Musikalische.  Meister 
Taffanel  hatte  sich  die  Partitur  nicht  bloss  nach 
seinem  Sinne  zu  eigen  gemacht,  sondern  in  Deutsch- 
land die  genauesten  Erkundigungen  über  jede 
l^uance  eingezogen.  Wenn  der  herrliche  Vollklang 
des  Orchesters  manchmal  den  Singstimmen  eher 
ein  Damm  als  die  tragende  Welle  war,  so  lag  dies 
am  eigentümlichen  Temperament  der  französischen 
Musiker,  die  z.  B.  den  Wiener  Philharmonikern 
vielleicht  etwa«  an  Wärme  nachstehen,  aber  ge- 
wiss nichts  an  Feuer  und  Glanz  nachgeben.  Auch 
nichts  an  leidenschaftlichem  Gesang!  Und  vom 
Gesang  aus  findet  der  Franzose  den  erprobten  Weg 
zur  feinsten  Kunst  der  Phrasierung.  Lussy  war 
vor  Riemann. 

Am  vorzüglichsten  schienen  die  Holzbläser  be- 
setzt zu  sein ;  ihre  Stimmen  kamen  dem  wirklichen 
Gesang  stellenweise  fast  ununterscheidbar  nahe. 
Aus  dem  reichen  sinfonischen  Gewebe  Wag^er's 
traten  besonders  Mittelstimmen  hervor,  die  man 
sonst  kaum  je  vernimmt.  De  Musiker  vom  ersten 
bis  zum  letzten  Pult  spielen  mit  einer  Hingabe, 
als  hinge  das  Schicksal  des  Werkes  von  jedem 
einzelnen  ab,  ich  beobachtete  dies  auch  im  Konzert 
Colonne  letzten  Sonntag,  als  ich  vor  der  Haupt- 
probe zum  Tristan  Beethoven 's  7.  Sinfonie  und 
Bach 's  21.  Kantate  hörte. 

Mit  unsern  Begriffen  von  Disziplin  ist  das 
Verhalten  der  französischen  Orchestermusiker  nicht 
vereinbar,  aber  es  verleiht,  wie  mir  scheint,  dem 
Gesamtklang  die  eigentümliche,  freudig  bewegte 
Energie. 


Die  Hauptrollen  wurden  von  den  Damen 
Grandjean  (Isolde)  und  Föart  (Brangäne)  und 
von  Alvarez  (Tristan),  Delmas  (Knrwenal), 
Gresse  (König  Marke)  gesungen;  Ernst'sUeber- 
Setzung,  die  6.  französische,  hfitte  man  mit  pein- 
lichster Sorgfalt  verbessert,  sodass  nun  die  dichte- 
rische Schönheit  der  Sprache  und  die  Einheit  der 
sprachlichen  und  musikalischen  Betonung  dem 
Originale  so  nahe  wie  möglich  gebracht  worden 
sind.  Die  französischen  Singstimmen  haben,  trotz 
der  Neigung,  zu  tremolieren,  eine  unvergleichliche 
Art,  musikalisch  zu  phrasieren,  selbst  über  Atem- 
pausen weg  die  melodische  Linie  zu  wölben.  Mehr 
als  irgendwo  sonst  scheint  mir  in  Paris  für  die 
Wahl  derZeitmasse  der  natürliche  Fluss  der  Sing- 
stimmen entscheidend  zu  sein.  Das  meiste,  was 
uns  durch  Langsamkeit  oder  !Raschheit  auffallen 
muss,  erklärt  sich  aus  gesanglichen  Bedürfnissen 
der  Melodieführung.  In  beiden  Hauptpartieen. 
auch  in  der  Bolle  der  Brangäne,  traten  für  meine 
Wahrnehmung  oft  neue  Schönheiten  der  Melodie 
hervor.  Der  majestätischen  Grandjean  als  Isolde 
wäre  augenblicklich  höchstens  die  Mildenburg  in 
Wien  au  die  Seite  zu  stellen;  Alvarez  als  Tristan 
vielleicht  nur  Ernst  Kraus.  Ferner  beneide  ich 
die  französischen  Zuhörer  um  das  rhythmische 
Gefühl  ihrer  Sänger;  man  achte  in  deutschen 
Landen  einmal  darauf,  wann  eigentlich  die  Sing- 
stimmen genau  mit  dem  Orchester  zusammen- 
gehen —  es  ist  oft  eine  Qual,  dieses  Ungefähr  er- 
tragen zu  müssen.  Von  der  eigenartigen  französi- 
schen Auffassung  einen  Begriff  zu  geben,  ist  nicht 
leicht;  man  empfindet  so  etwas  deutlicher,  als  man 
es  aussprechen  kann.  Der  französische  Sänger  ist 
ein  geborener  Schauspieler.  Er  löst  auch  die  fdr 
uns  fast  nnmögliche  Aufgabe:  die  innere  Handlaug 
des  Tristandramas  dem  Auge  anschaulich  zn 
machen.  Alle  Bewegungen  werden  mit  einzig- 
artiger Schönheit  und  Anmut  ausgeführt.  In  der 
Liebesnacht,  da,  wo  der  Deutsche  gerne  die  Augen 
schliesst,  um  sich  ganz  der  Musik  hinzugeben, 
wurden  die  Charaktere  der  beiden  Liebenden  klar 
unterschieden.  In  Rücksicht  auf  diese  Angenkunst 
war  die  Pariser  Aufführung  vielleicht  das  Höchste, 
was  bis  jetzt  geleistet  worden  ist. 

Die  G^taltnng  der  prächtigen  Bühnenbilder 
verriet  Wissen,  Können  und  Geschick  genug;  ncr 
was  wir  Deutsche  Stimmung  nennen,  war  nicht 
immer  erreicht.  Könnten  nur  solchen  bedeutsamen 
Erstaufführungen  (od.  Wiederaufnahmen  des  Tristan, 
wie  in  Wien  1903)  alle  einflussreichen  Persönlich- 
keiten anwohnen,  um  neue  Anregungen  zu  schöpfen. 
In  Paris  hatte  man  reichlich  Gelegenheit,  zn  be- 
obachten und  Beobachtungen  auszutauschen. 

Noch  etwas:  die  komische  Oper  bringt  in  den 
nächsten  Tagen  zum  erstenmal  den  , «Fliegenden 
Holländer";  so  sieht  das  Ende  des  „Wagnerkultas'* 
aus,  das  Herr  Welt  rieh,  liebevoll  um  seine  „geistig** 
verirrten  Mitmenschen  besorgt,  sehnlichst  herbei- 
wünscht. 


—     7 


Kritische  Bückschan 


über  Konzert  und  Oper. 

Von 
Dr.  Karl  Storek. 


£iidlich.  hat  die  diesmalige  Mnsiksaison  ihre 
zwei  grossen  Abende  gehabt.  Im  Königlichen 
Opernhaose  wurde  „Der  Boland  von  Berlin '^i  Oper 
in  vier  Akten,  Dichtung  upd  Mnsik  von  K. 
Leoncavallo,  nach lOjährigem  Warten  aufgeführt. 
Ich  brauche  mich  auf  die  äussere  Entstehungs- 
gescliichte  nicht  einzulassen,  sondern  wende  mich 
ohne  alle  Nebenrücksichten  znr  Besprechung  des 
Werkes. 

„Unter  Benutzung  des  gleichnamigen  Bomans 
von  Willibald  Alexis'^  steht  auf  dem  Textbuch, 
wie  das  bei  solchem  Verhältnis  Sitte  ist.  Anders 
konnte  sich  der  Textdichter  auch  nicht  gut  ans- 
drücken.  In  Wirklichkeit  war  die  ihm  vom  Kaiser 
gestellte  Aufgabe,  den  Gehalt  des  Bomans  in  ein 
Drama  zu  bringen.  Diese  Aufgabe  war  kaum  zu 
lösen.  Denn  der  wertvolle,  dauernde  Inhalt  des 
Romans  ist  der  Kampf  der  verschiedenen  Gesell- 
schaftsklassen einer  Stadt  untereinander  und  der 
Kampf  dieser  Städte  gegen  die  ihnen  feindlichen 
Gewalten:  „Adel  und  Fürstentums^  Ein  solcher 
Vorwurf  kann  auch  an  sich  schon  dramatisch  sein. 
In  Schiller's  „Wilhelm  Teil''  haben  wir  das  Bei- 
spiel dafür.  Aber  hier,  in  diesem  Kampfe  der 
märkischen  Städte  wider  ihren  Kurfürsten  oder 
gar  im  kleinlichen  Zank  zweier  Nachbargemeinden 
liegt  nichts  dramatisches.  Das  alles  kann  kultur- 
geschichtlich unterhaltsam  sein,  es  ist  auch  von 
geschichtlicher  Bedeutung,  dass  der  Kurfürst  der 
Herr  wird,  —  aber  dramatisch  ist  hier  nichts.  Die 
Güter,  um  die  gekämpft  wird,  sind  zu  nichtig ;  wir 
fühlen  dabei  immer,  dass  es  den  Beteiligten  so 
oder  so  ganz  gut  ergehen  kann.  Mit  eiuem  Wort, 
es  fehlt  der  Kampf  um  ein  begeisterndes  Ideal. 
Es  ist  doch  schade  um  jeden  Blutstropfen,  wenn 
ein  Bürgermeister  gegenüber  einer  befreundeten 
Heeresmacht  auf  ein  Stadtrecht  pocht,  wodurch 
alle  Einquartierung  verboten  ist.  Darum  wirkt 
denn  auch  der  Tod  Hennings,  den  Leoncavallo 
entgegen  dem  Dichter  einführte,  als  tückischer 
Zufall,  darum  verletzend  und  keineswegs 
tragisch.  Leoncavallo  hat  selber  wiederholt  auf 
Wagner's  „Bienzi"  hingewiesen.  Aber  dieser  Stoff 
besitzt,  was  dem  „Boland''  fehlt.  Bienzi  kämpft 
für  die  Freiheit  wider  wirkliche  Tyrannen.  Und 
sein  Tod  ist  tragisch,  weil  er  die  logische  Folge 
des  Widerstreites  zwischen  seinen  Idealen  und  der 
Beschränktheit  seines  Handelns  ist.  Es  treten  hier 
dauernde  Werte  in  Handlung.  Trotzdem  vermag 
der  „Bienzi''  nur  wenige  Teilnahme  zu  wecken, 
weil  für  unser  Empfinden  diese  Greschlechterkämpfe 
zu  fem  liegen.  Und  er  würde  noch  weit  weniger 
wirken,  wenn  es  Wagner  nicht  gelungen  wäre,  die 
menschliche  Teilnahme  dadurch   zu   wecken,   dass 


der  Sohn  des  erbittertsten  Feindes  von  Bienzi  die 
Schwester  des  Tribunen  liebt.  So  erhalten  wir 
wenigstens  seelische  Konflikte. 

Wo  diese  eintreten,  da  genügt  freilich  ein  noch 
viel  kleinerer  politischer  Hintergrund.  Aus  dem 
xmi  kindischer  Ursachen  willen  ohne  jedes  Ideal 
geführten  Geschlechterkampf  der  Montechi  und 
Capuletti  erwächst  die  Tragödie  von  „Bomeo  und 
Julia".  Dazu  brauchte  es  allerdings  einen  Shake- 
speare, um  das  leichte  Histörchen  Boccaccio*s 
zur  welterschütternden  Historie  von  der  Gewalt 
junger  Liebe  zu  steigern.  Dass  Leoncavallo  kein 
Shakespeare  ist,  sei  willig  hingenommen.  Aber  er 
besitzt  auch  leider  nicht  das  rohe  dramatische 
Zimmermannstalent  eines  Scribe.  V/enn  Scribe 
diesen  Boman  zur  Dramatisierung  erhalten  hätte, 
würde  er  sich  etwa  folgendes  gesagt  haben :  Diese 
ganzen  Städtekämpfe  und  dickköpfige  Verfechtung 
städtischer  Gerechtsame  kümmern  uns  heute  keinen 
Deut.  Solche  Zankereien  haben  wir  viel  schöner 
in  unseren  Parlamenten.  Das  einzige,  was.  uns  in 
diesem  Boman  dramatisch-menschlich  packen  kann, 
ist  die  Liebe  zwischen  dem  Tuch w irker  Henning 
und  der  vornehmen  Patriziertochter  Elsbeth. 
Schön;  hier  muss  also  so  lange  der  Gegensatz  deiw 
Mächte  gehäuft  werden,  bis  ein  rechter  Wall 
zwischen  die  beiden  Liebenden  kommt.  Denn  wir 
Heutigen  empfinden  ja  wiederum  den  Abstand 
zwischen  einem  tüchtigen  und  wohlhabenden  Tuch- 
fabrikanten und  einer  Bürgermeisterstochter  nicht 
80  unüberbrückbar.  Dem  Dramatiker  aber  fehlt, 
entgegen  dem  Bomanschreiber,  die  Zeit,  uns  klar 
zu  machen,  weshalb  damals  das  ein  grosser  Gegen- 
satz war.  Wenn  wir  dagegen  diesen  Henning  und 
den  Bürgermeister  Bathenow,  den  Vater  der 
Elsbeth,  zu  den  Führern  der  entgegenstehenden 
Parteien  machen,  jenen  als  Mann  des  befreienden 
Fortschritts,  diesen  als  starren  Vertreter  des  be- 
stehenden Bechts,  so  ist  der  Untergrund  für  den 
dramatischen  Konflikt  geschaffen.  Der  lässt  sich 
nicht  allzu  schwer  durch  wechselseitige  persönliche 
Verpflichtungen  der  beiden  Männer  verschärfen, 
für  den  j  ungen  Henning  entsteht  aber  die  schwere 
Wahl  zwischen  der  Pflicht  und  des  für  sein  Ideal 
kämpfenden  Mannes  und  seiner  Liebe. 

„Aber  wo  bleibt  da  der  Kurfürst?"  würde  der 
Mitarbeiter,  den  Scribe  auch  ia  diesem  Falle  sicher 
gehabt  hätte,  eingeworfen  haben.  „Der  Herr  Kollege 
hat  wohl  ganz  vergessen,  dass  das  Werk  für  ein 
Königliches  Opernhaus  bestimmt  ist".  Darauf 
Scribe:  „Nein,  mein  junger  Freund.  Aber  sehen 
Sie,  Verehrtester,  ich  weiss  aus  alter  Erfahrung, 
dass  Fürsten,  die  wirklich  gelebt  haben,  auf  der 
Bühne    am    besten    wirken,    wenn    sie   möglichst 


—     8     — 


dekorativ  verwendet  werden.  Denn  sehen  Sie, 
mein  Lieber,  es  ist  In  diesen  engen  mittelalter- 
lichen Kämpfen  immer  sehr  schwer  zn  beweisen, 
wo  das  Becht  ist.  Ich  meioe  das  kleine  Becht, 
das  sich  schreiben  lässt,  nicht  das  grosse  Becht 
der  geschichtlichen  Entwicklang.  So  bedürfte  es 
auch  langer  Weitemngen  und  Erklärungen,  um 
zu  beweisen,  dass  der  Kurfürst  aus  dem  grossen 
Becht  heraus  die  Pflicht  hatte,  über  die  kleinen 
Bechte  hinwegzuschreiten.  Lassen  wir  also  alle  diese 
Bechtsgeschichten  möglichst  zurücktreten  und  be- 
tonen wir  das  Menschliche,  den  KurfiSrst  be- 
kommen wir  doch  auf  die  Bühne.  Denn  sehen 
Sie,  feindliche  Partelen  der  Stadt  rufen  seinen 
Schutz  an.  Er  kommt,  erkennt  in  der  Sache 
Hennings  das  Becht  der  Entwickelung,  in  der  des 
alten  Bathenow  aber  auch  ein  gesundes  Bechts- 
gefühl,  —  er  verbindet  die  Liebenden  und  damit 
die  feindlichen  Parteien  zu  gemeinsamer  Tätigkeit 
für  den  höheren  Gedanken  der  Arbeit,  für  das 
grössere  Gemeinwesen  des  Staates/^ 

So  ungefähr  hätte  nach  meinem  Gefühl  ein 
Mann  wie  Scribe  gesprochen,  der  kein  grosser 
Dramatiker,  aber  ein  ausgezeichneter  Theatraliker 
war.  Und  auf  diese  Weise  hätte  selbst  in 
schwächeren  Händen  ein  wirksamer  Text  entstehen 
können.  —  Leoncavallo  ist  kein  Scribe,  sondern 
ein  blosser  Versemacher.  Wenn  ein  Stoff  in  sich 
bereits  dramatisch  fertig  ist,  wie  die  „Bajazzi^S  so 
i*eicht  sein  Yerstalent  aus.  Zu  mehr  nicht.  Beim 
^,Boland  vonBerlin^^  war  das  nicht  der  Fall,  Leon- 
cavallo hat  mit  einer  gewissen  kecken  „Wurschtig- 
keit^, die  die  italienischen  Opern textdichter  von 
altersher  besassen,  geholfen.  Er  nahm  die  Per- 
sonen und  etliche  wirksame  Szenen  aus  dem  Bo- 
man  und  reihte  sie  aneinander.  Die  Musik  und 
die  Kulissen  halten  nachher  die  Geschichte  schon 
zusammen.  Eine  bitterböse  Stunde  war  es  mir, 
als  er  den  Tragiker  in  sich  zu  entdecken  vermeinte 
und  den  guten  Henning  am  Ende  so  ganz  neben- 
her erschlagen  Hess.  Ja,  warum  denn?  Das 
müsste  jetzt  noch  geändert  werden.  Auf  allge- 
meines Verlangen  des  Pablikums,  des  Schattens 
des  ehrlich  verstorbenen  Wilhelm  Härin^,  ge- 
nannt Willibald  Alexis  und  des  heute  üblichen 
dramatischen  Anstands,  wonach  auf  der  Bühne 
Leute  nur  aus  dramatischer  Notwendigkeit  ge- 
tötet werden,  müssen  Henning  und  Elsbeth  ein 
Paar  werden. 

Man  darf  es  mir  nicht  verübeln,  wenn  ich  die 
ganze  Bolandgeschichte  etwas  leicht  nehme.  Man 
hat  viel  zu  viel  Lärm  darum  gemacht.  Warum 
soll  unser  Kaiser  nicht  auch  einmal  eine  Oper  be. 
stellen?  Wenn  über  jede  Denkmalsbestellung  so- 
viel gesprochen  würde,  die  Zeitungen  reichten  ja 
nicht  aus.  Und  doch  ist  ein  Denkmal  wichtiger, 
weil  es,  einmal  aufgestellt,  gewöhnlich  auch  stehen 
zu  bleiben  pflegt,  während  unsere  Opernhäuser 
eine  Versenkung  haben,  in  der  eine  Unmenge 
grosser  Opern  Platz  haben. 


Auch  LeoncavaUo's  „Boiand  von  Berlin'^  ivird 
bald  dorthin  gelangen.  Denn  auch  die  Musik  be- 
sitzt keine  lebengebenden  Kräfte.  Das  wird  man 
bei  den  Wiederholungen  bald  erfahren.  DieMnsik 
klingt  immer  gut,  packt  aber  nirgends  tiefer,  ist 
weder  eigenartig,  noch  auch  nur  in  einem  Stack 
80  italienisch-melodiös,  dass  man  es,  wie  den  Prolog 
der  „Bajazzi",  mit  nach  Hause  nehmen  könnte. 
Das  einzige  dazu  geeignete  Stück,  die  Liebes^w^eise 
Henning's,  besitzen  wir  leider  schon  im  ^Fata 
morgana"-Walzer,  der  bereits  dem  älteren  „Sei 
nicht  bös'^  des  Obersteigers  nachempfunden  war. 
Dieser  Anklang,  der  dem  Italiener  vielleicht  gar- 
nicht  zum  Bewusstsein  gekommen  ist,  kann  dem 
Werk  ernstliche  Gefahr  bringen.  Siegfried's 
„Schwertmotiv"  begrüsst  man  dagegen  mit  ver- 
ständnisinnigem Dank  für  die  Verbreitung  der 
Werke  Wagner*s  jenseits  der  Alpen.  Auch  dass 
drei  Berliner  Batsherren  sich  zum  Bhythmns  einer 
Polonaise  unterhalten,  wird  uns  nicht  stören 
dürfen,  da  wir  uns  Goethe 's  „Mignon"  in  der 
Thomas'schen  Verarbeitung  auch  so  gefallen 
lassen. 

Vor  diesen  Dingen  wären  wir  wohl  bewahrt 
geblieben,  wenn  der  Kaiser  seinen  Auftrag  einem 
deutschen  Komponisten  erteilt  hätte.  Ob  sonst 
das  Werk  besser  geworden  wäre?  Ich  glaube 
kaum,  oder  doch  nur  durch  den  glücklichen  Zu- 
fall, dass  der  betreffende  Komponist  den  mensch- 
lichen Gehalt  im  Bomanstoff  entdeckt  hätte.  Sonst 
wäre  ebenfalls  eine  solche  „grosse'^  Oper  der  Art 
Meyerbeer  entstanden.  Diese  Gattung  aber  ist 
tot  und  nicht  mehr  zu  wecken. 

Die  Aufführung  im  Opernhause  war  sehr  gut. 
Die  Herren  Grüning,  Knüpfer,  Hoffmann 
und  Fräulein  Destinn  sind  mit  besonderen  Ehren 
zu  nennen,  ebenso  der  Begisseur  Dröscher  und 
Kapellmeister  Dr.  Muck.  Die  erste  Aufführung 
hatte  einen  starken  Erfolg.  Der  Komponist  erhielt 
nach  jedem  Aktschlüsse  mehrere  Hervorrufe,  am 
Ende  grosse  Lorbeerkränze  und  den  Kronenorden 
zweiter  Klasse.  Kur  die  Musikgeschichte  geht 
ganz  leer  aus. 


Zu  wohltätigem  Zwecke  fand  am  Mittwoch, 
den  7.  Dezemberin  der  St  Georgenkirche,  Berlin, 
ein  Konzert  statt,  welches  die  treffliche  Gesangs- 
meisterin Frau  Agnes  Szarka- Ahlers  mit  ihren 
Schülerinnen  veranstaltete.  Die  wohlgelungenen 
Vorträge  zeugten  von  regem  Fleiss  und  erbrachten 
den  Beweis,  dass  die  Damen  ihre  Kunst  ernst 
nehmen,  die  Schülerinnen  machten  ihrer  Lehrerin 
alle  Ehre.  Ausser  dem  mitwirkenden  Violinisten 
Herrn  Christian  Nagel  machte  sich  Herr 
Edwin  Arthur  Kraft,  ein  hochbegabter  Schüler 
des  bekannten  Organisten  Herrn  Franz  Grnnicke, 
sehr  verdient.  Er  leitete  das  Konzert  mit  der 
g-moll-„Fantasie  und  Fuge*  von  J.  S.  Bach  ein 
und  verschaffte  den  Hörern  durch  sein  klares 
künstlerisches  Spiel  grossen  Genuss.  Ferner  brachte 


—    9    — 


er  ^Allegretto  graziöse'  von  B.  Tours,  „Inter- 
znesBzo"  von  J.  Calla  er  ts  und  .Fiat  Lax"  von 
T.  Dnbois  zu  Gehör  nnd  beschloss  das  Konzert 
mit  dem  „Marche  Triomphale"  .von  G.  P.  Hägg. 
^Wir  lernten  Herrn  Kraft  nicht  nar  als  tüchtigen 
Orgelspieler,  sondern  auch  als  äusserst  gewandten 
Begleiter  schätzen;  er  hatte  die  Begleitung  sämt- 
licher Gesänge  Übernommen.  Möge  Herr  ELraft 
auf  dem  schwierigen  Wege  der  Oeffentlichkeit 
fortschreiten  und  weitere  schöne  Erfolge  erzielen. 

Af.  DUU. 


Herr  Musikdirektor  Irr  gang  hatte  in  seinem 
Orgelkonzert  am  Donnerstag,  den  1.  Dezember,  in 
der  Heilig-Kreuz- Kirche  wiederum  Herrn  Carl 
Heyse  aus  Dresden  seinen  Platz  an  der  Orgel 
überlassen.  Bereits  im  Frühjahr  hatten  wir  Ge- 
legenheit, in  anerkennendster  Weise  des  Orgelspiels 
des  Dresdener  Künstlers  zu  gedenken.  Herr  Heyse 
liess  sich  diesmal  besonders  als  Bach-Spieler 
hören,  denn  er  hatte  zwei  der  grössten  Orgelwerke 
Bach*s,    „Präludium   und    Fuge''   in   a-moll  und 


„Toccata**  in  f-dur,  auf  s  Programm  gesetzt.  Beide 
Werke  führte  Herr  Heyse  mit  einer  Klarheit  und 
technischen  Vollkommenheit  durch,  die  manchem 
Orgelspieler  als  Muster  zu  empfehlen  wäre.  Be- 
sonders anzuerkennen  ist  seine  klare  Gliederung 
der  einzelnen  Sätze  durch  kunstsinnige  Hegistrie- 
rung,  ein  Vorteil,  der  auch  der  Liszt'schen  Fan- 
tasie über  die  Buchstaben  des  Namens  Bach  zu 
gute  kam.  £s  regt  sich  allenthalben,  auf  dem  Ge- 
biete des  Orgelspiels  sowohl,  als  auch  auf  dem  Ge- 
biete der  Orgelliteratur.  Die  Zeit  der  angenehmen 
Beschaulichkeit  scheint  vorüber  zu  sein,  es  weht 
ein  frischer,  lebendiger  Geist  durch  die  Organistea- 
welt,  und  so  begprüssen  wir  mit  Freuden  jede  neue, 
wertvolle  Erscheinung  auf  diesem  Gebiete,  das  so 
lange  brach  gelegen  hat.  —  Ausser  Herrn  Heyse 
wirkten  Frau  Gertrud  Labauve  (Sopran),  Frau 
Marta  Sommerfeld-Kröning  (Alt)  und  Herr 
Walter  Kratz  (Violine)  mit  und  bereicherten  das 
Programm  auf's  vorteilhafteste.  Die  Begleitung 
lag  in  den  Händen  des  Konzertgebers. 


Mitteilungen 


von  Hoohaohulen  u 

Thaddens  von  Hanitzky,  der  früher  in 
Berlin  als  Musiklehrer  und  Musikschriftsteller 
tätig  gewesen,  grtlndete  im  vorigen  Jahre  mit 
Bewilligung  des  russischen  Ministeriums  in 
Kamenetz  (Podolien)  eine  Musikschule,  die  sich 
in  erfreulicher  Weise  entwickelt  hat.  Sie  zählt 
bereits  über  100  Schüler;  Lehrfächer  sind  Klavier- 
und  Violinspiel,  Solo-  und  Chorgesang,  Theorie 
und  Komposition.  ESine  Schauspielschule  ist  vor 
Kurzem  neu  angegliedert  worden,  das  Institut 
verspricht  ein  Mittelpunkt  für  die  Pflege  guter 
Musik  in  dem  Gouvernement  zu  werdeu. 

Für  einen  Lehrstuhl  der  Musik  an  der 
Universität  zu  Birmingham  sind  von  einem 
muaikllebenden  Engländer  225000  Mk.  gestiftet 
worden.  Er  knüpfte  nur  die  Bedingung  daran, 
dass  der  auch  bei  uns  wohlbekannte  Komponist 
Edward  Elgar  der  erste  Professor  werde.  Der 
Senat  der  Universität  ging  auf  diese  Bedingung  ein. 

In  New- York  wird  demnächst  ein  neues 
Konservatorium  für  Musik  „The  Webster  and 
Pirani  Musical-Institute"  eröffnet  werden.  Be- 
gründer und  Leiter  sind  der  bekannte  Komponist 
und  Klaviervirtuose  Eugenio  Pirani  und  Mrs. 
Webster-Powell. 

Eine   Meisterschule   für   Gesangskunst, 


nd  KonBeryatorien* 

anlehnend  an  die  traditionelle  Stimmerziehungsart 
der  klassischen  Italiener,  hat  der  Kammersänger 
E.  Robert  Weiss,  hier,  Bambergerstrasse  15,  be- 
gründet. Der  Ktlnstler,  als  vortrefflicher  Sänger 
aus  den  Berliner  Konzertsälen  bekannt,  hat  die 
systematische  Ausbildung  des  Stimmorgans  bis  zur 
höchsten  technischen  Vollendung  in  Sprache  und 
Gesang  zu  seiner  Spezialität  ausgebildet. 

Der  Königl.  Sachs.  Hofopemsänger  Zarko 
Savitsch  eröffnet  am  1.  März  1905  eine  „Musik- 
Akademie"  in  Düsseldorf,  deren  Statuten  und 
Schulordnung  sich  auf  die  Prinzipien  des  „Musik- 
pädagogischen Verbandes**  stützen  werden.  Die 
Akademie  gliedert  sich  in  eine  „Vorschule  für 
schulpflichtige  Bender",  eine  „Abteilung  für 
Dilettanten'^  und  die  eigentliche  .Akademie**,  die 
eine  „Geeangsschule**,  eine  „Opemschule**,  die 
„Schule  für  Musikwissenschaft',  die  „Schule  für 
Instrumentalmusik'*  und  „das  pädagogische  Seminar" 
umfasst.  Die  Prüfungen  der  Lehramtskandidaten 
des  letzteren  sind  genau  der  von  dem  musik- 
pädagogischen Verbände  aufgestellten  Prüfungs- 
ordnung angepasst.  Die  Lösung  des  ernsten 
Unterrichtsprogrammes  wird  nur  Spezialfach- 
lehrern  anvertraut  sein. 


Vermischte  Nachrichten. 

In  Nizza  starb  im  Alter  von  80  Jahren  ein  Instrumente  hinterlassen  hat.  Die  von  dem  Ver- 
Kunst- und  Musikfreund,  Antoine  Gautier,  der  storbenen  in  seinem  Heim  regelmäseig  veran- 
eine   kostbare   Sammlung    altitalienischer    Saiten-  stalteten     Kammermusikaufführungsn,    in    denen 


—     10 


Küostler  wie  Hugo  Heermann,  Ysaye,  Thomson, 
Diömer,  Pogno,  Harold  Baaer  u.  a.  m.  auftraten, 
genossen  an  der  ganzen  Kiviera  eines  grossen 
Rufes.  Seine  schöne  InstrumeDten-Eoliektion  be- 
steht aus  Lauten,  Lyren,  Violes  d'amour,  Gamben, 
Violinen,  Bratschen  und  Violoncellos  der  besten 
italienischen  Meister. 

Die  letzten  musikalischen  Matineen  des  Musik- 
Salon  Bertrand  Roth  in  Dresden  waren  zeit- 
genössischen Tondichtem  gewidmet.  Eine  Auf- 
führunggalt den  Werken  Alexander  Fr  iedrich's 
Landgraf  von  Hessen,  und  zwar  kamen  zu  G-ehör: 
op.  1  „Streichquartett",  op.  2  „Phantasiestück"  für 
Klavier,  op.  4  „Fatthüme",  Gesangsszenen  für 
Bariton  und  Orchester.  Die  zweite  Auffühmng 
war  Werken  von  Kurt  Striegler  gewidmet, 
Liedern,  Klavierstücken  und  Duo's  für  Klavier  und 
Violine.  Den  pianistischen  Teil  führte  der  Kom- 
ponist selbst  aus. 

Henri  Marteau,  der  ausgezeichnete  Violin- 
virtuose, wurde  vom  Herzog  von  Sachsen- 
Coburg-Gotha   zum   Kammervirtuosen   ernannt. 

Li  Paris  soll  im  Mai  1905  auf  dem  Trocadero- 
Platz  ein  Beethoven-Denkmal  errichtet  werden, 
dessen  Ausführung  dem  jungen  Bildhauer  Josä 
de  Charmoy  übertragen  ist.  In  Verbindung  mit 
der  Enthüllung  findet  ein  Musikfest  statt,  zu 
dem  hervorragende  Beethoven-Dirigenten  ver- 
schiedener Länder  gewonnen  sind.  Die  „Grosse 
Oper**  bereitet  für  den  Vorabend  des  Festes  eine 
besonders   sorgfältige    „Fidelio" -Aufführung  vor. 

Als  eines  der  reizendsten  Werke  Gluck's,  eine 
der  wenigen  heiteren  Kompositionen  des  grossen 
Meisters,  galt  bisher  das  vielgespielte,  graziöse 
Schäferspiel  „Die  Maienkönigin".  Wie  sich 
jetzt  aber  herausgestellt  hat,  ist  das  Werk  über- 
haupt nicht  von  Gluck.  Text  und  Musik  sind 
französischen  Ursprungs.  In  der  Brüsseler  Kon- 
servatoriumsbibliothek fand  sich  das  Original- 
textbuch, und  aus  diesem  hat  sich  ergeben,  dass 
Gluck  das  Werk  um  die  Mitte  des  18.  Jahr- 
hunderts als  Kapellmeister  in  Schönbrunn  für  eine 
Aufführung  vor  der  kaiserlichen  Familie  wohl 
instrumentiert  und  eingerichtet  hat,  aber  nicht 
selber  komponierte.  Es  war  eines  von  den 
Werken,  die  der  kaiserliche  Hof  sich  aus  Frank- 
reich verschrieb  und  von  Gluck  bearbeiten  Hess, 
wodurch  sich  der  Bibliothekar  der  Wiener  Hof- 
bibliothek veranlasst  sah,  Gluck  als  ihren  musi- 
kalischen Autor  zu  nennen.  Die  Musik  zu  der 
Oper  dürfte  aus  französischen  Gesängen  und 
Volksliedern  zusammengestellt  sein. 

Der  Musikschriftsteller  Dr.  Karl  Grunsky  in 
Stuttgart  wird  von  1905  an  als  Nachfolger 
Dr.  R.  Batka's  die  musikalische  Abteilung  der 
Zeitschrift  „Der  Kunstwart"  redigieren. 

Die  Genossenschaft  Deutscher  Ton - 
Setzer  (Anstalt  für  musikalisches  Aufführungs- 
recht) in  Berlin  hat,  dank  der  gedeihlichen,  stetig 
fortschreitenden      Entwicklung      ihrer      Tätigkeit 


wiederum  einen  erheblichen  Erfolg  errangen,  der 
ihre  Wirksamkeit  für  alle  Zukunft  sicher  stellt. 
Die  bedeutendste  und  älteste  aller  Autorengesell- 
Schäften,  die  im  Jahre  1851  gegründete  Societe 
des  auteurs,  compositeurs  et  ^ditears  de 
musique  in  Paris  hat  nunmehr  ein  Abkommen 
mit  der  Genossenschaft  Deutscher  Tonsetzer  ge- 
troffen, wonach  beide  Gesellschaften  sich  gegen- 
seitig die  ausschliessliche  Verfügung  über  ihre  Auf- 
führangsrechte  übertragen.  Durch  dieses  am 
1.  Dezember  d.  Js.  in  Kraft  getretene  Abkommen 
hat  die  Genossenschaft  Deutscher  Tonsetzer  die 
Verfügung  über  die  Aufführungsrechte  aller  der 
Pariser  Gesellschaft  angeschlossenen  Komponisten 
und  Musik  Verleger  erlangt,  zu  denen  ausser  den 
namhaftesten  französischen,  belgischen,  italienischen 
und  anderen  ausländischen  Komponisten  und 
Musikverlegem  auch  namhafte  Deutsche  und 
Oesterreicher  gehören,  so  z.  B.  die  Komponinten : 
Drescher,  Einödshofer,  Komzak,  Kremser,  Li^har, 
Paul  Lincke,  Millöcker,  Reinhardt,  Strauss,  Sappe, 
Felix  Weingartner,  Zeller,  Ziehrer  u.  s.  w.,  sowie 
die  Verleger:  Benjamin,  Blaha,  Bosworth  &  Co., 
Chmel,  Aug.  Cranz,  Doblinger  (Herzmansky), 
Eberle  &  Co.,  Robitschek,  J.  Schuberth  &  Co. 
(Felix  Siegel),  Weinberger  u.  s.  w. 

In  Bielefeld  ist  unter  Leitung  des  Musik- 
direktors Traugott  Ochs  eine  Künstlerver- 
einigung in's  Leben  getreten,  die  den  Weg  der 
Reorganisation  des  Streich-Quartetts  auf 
der  Basis  zur  Durchführung  bringen  will,  dass  an 
Stelle  der  ü.  Violine  die  5  saitige  Altgeige  gesetzt 
und  die  bisherige  Tätigkeit  der  Bratsche  von  der 
Tenorgeige  übernommen  wird.  Grundlegend  hier- 
für sind  die  Ideen  Hermann  Ritter's  gewesen, 
die  indes  durch  den  Umstand  eine  Modifizierung 
erfahren  mussten,  dass  der  Besitzstand  unserer 
klassischen  und  modernen  Quartett-  und  Orchester- 
literatur nicht  gefährdet  werden  durfte,  sondern 
auch  durch  das  neue  Quartett  reproduzierbar  sein 
und  erhalten  werden  musste.  Es  gelang  mit  An- 
wendung aller  Energie,  Hindemisse,  die  in  der 
Sache  selbst  lagen,  zu  beseitigen;  die  Quartett- 
vereinigung trat  am  Donnerstag,  den  10.  No- 
vemberin Barmen  zum  erstenmal  an  die  Oeffent- 
lichkeit.  —  Es  wurden  nur  Werke  von  Felix  Wein- 
gartner aufgeführt;  der  gefeierte  Komponist  war 
selbst  anwesend  und  hatte  in  seinem  „Sextett", 
op.  38,  den  Klavierpart  übernommen.  Ueber  den 
Erfolg  und  die  Klangschönheit  des  neuen 
„Ritter'schen Streichquartetts*  äusserte  sich 
die  Tagespresse  in  durchweg  lobender  Weise. 

In  Amsterdam  wird  der  Wagnerverein 
Anfang  Juni  Wagner's  «ParsifaP  ohne  Kürzung 
zur  Aufführung  bringen.  Die  Proben  sollen  bereits 
im  Januar  beginnen  und  für  die  Aufführung  die 
besten  Solisten  Deutschlands  herangezogen  werden. 
Die  Dekorationen  sind  für  70000  Mk.  in  Wien  be- 
stellt. Frau  Cosima  Wagner  hat  Protest  gegen 
die  Aufführung   des  Weihefestspiels  eingelegt,  die 


—    11    — 


Amsterdamer  Bind   aber  überzeugt,  dass  sie  damit 
nichts  erreichen  wird. 

Aus    Mainz   wird    nns   berichtet,    dass    der 
Kaiser  dernenen  Kaiserin  Friedrich-Stiftung 
der  Mainzer  Liedertafel   sein   Interesse  durch  eine 
Zuwendung   von   1000   Mk.    zum   Stiftungskapital 
praktisch  betätigt  hat.    Das  Schreiben,  in  dem  der 
Protektor     der    Stiftung,     der    Grossherzog    von 
Hessen,   die    Genehmigung   des   Kaisers   zur   ge- 
wählten   Benennung   derselben    erbittet,    ist    von 
diesem   in   folgender  Weise   beantwortet   worden: 
Durchlauchtigster  Purst, 
freundlich  geliebter  Vetter  und  Bruder! 
Euere  Königliche  Hoheit  haben  die  Freund- 
lichkeit  gehabt,    Mir   mittelst    Schreibens    vom 
23.   Juni   d.   J.   davon    Mitteilung   zu    machen, 
dass  der  Verein  „Mainzer  Liedertafel  und  Damen- 
gesangverein^    unter    dem   Protektorate    Euerer 
Königlichen    Hoheit    eine    „Kaiserin    Priedrich- 
Stiftnng^^  zu  begründen  beabsichtigt,  welche  die 
mustergültige    Aufführung    und    tunliche    Ver- 
breitung der  Werke  Händeis,  sowie  anderer  her- 
vorragender    Werke    der    Musik-Literatur    be- 
zweckt.     Ich    habe   mich    über   das   pietätvolle 
Gedenken  Meiner  in  Gott  ruhenden  Prau  Mutter 
und    Ihrer     Verdienste     um    die    Händel-Auf- 
führungen    sehr  gefreut    und    spreche    Euerer 
Königlichen     Hoheit     Meinen     verbindlichsten 
Dank  aus.     Die   erbetene   Genehmigung  zu  der 
Benennung  der  Stiftung   will  Ich  hiermit  gerne 
erteilen.    Meine   wärmsten  Wünsche   und   Mein 
lebhaftes  Interesse  begleiten   die   neue  Kaiserin 
Friedrich-Stiftung,   und  Ich   zweifle  nicht,  dass 
es  derselben  unter  dem  Schutze  ihres  Erlauchten 
Protektors   gelingen   wird,   der    gestellten   Auf- 
gabe,     der     Pflege     Händel'scher     Musik,     in 


glänzender    Weise     gerecht    zu    werden.      Als 
Zeichen    Meiner     Teilnahme     an     diesen     Be- 
strebungen  habe  Ich    zu   dem   Stiftungskapital 
einen  Beitrag   von   Mk.  1000   bewilligt  und  die 
Zahlung    desselben    an    den    Verein    „Mainsser 
Liedertafel  und  Damengesangverein"  angeordnet. 
Mit    der    Versicherung    der   wahren    Hoch- 
achtung und  Freundschaft  verbleibe  ich 
I^^eues  Palais,  den  7.  November  1904. 
Euerer  Königlichen  Hoheit 
freund  williger  Vetter  und  Bruder 
{gez.)  Wilhelm  R. 
An  des  G-rossherzogs  von  Hessen 
und  bei  Hhein  Königliche  Hoheit. 
Die    Uraufführung   des   neuesten   Chorwerkes 
„Meine   Göttin-'    op.  21,    für    Bariton-Solo,    ge- 
mischten Chor  und  Orchester  von   A.  von  Othe- 
graven  hat  am  6.  Dezember  v.  J.  im  Gürzenich 
zu  Köln    —    unter    Leitung    des    G-eneralmusik- 
direktors  Pritz  Steinbach  —  mit  grossem  nach- 
haltigem Erfolg  stattgefunden. 

Die  Oper  „König  Drosselbart^^  von  Max 
Burkhardt,  die  im  Januar  vor.  Jahres  mit  so 
grossem  Erfolg  im  neuen  Stadttheater  in  Köln  in 
Szene  ging,  wird  im  Januar  1905  unter  Direktor 
Lohse  daselbst  neu  einstudiert  wieder  zur  Auf- 
führung kommen.  Ausserdem  ist  die  Oper  zur 
Aufführung  in  dieser  Saison  von  der  Direktion  des 
Stadttheaters  in  Erfurt  erworben  worden. 

Anmerkung  der  Bedaktion.  Den  bereits 
in  voriger  Nummer  des  „Kl  L."  angekündigten 
von  Generaloberarzt Dr.  Steinhausen  entworfenen 
Fragebogen  fludeu  die  Leser  dieser  Nummer 
beigelegt  und  ergeht  die  herzliche  Bitte 
an  alle  Interessenten,  denselben  recht  genau  nach 
Vorschrift  auszufüllen. 


Bücher  und  Musikalien. 


Ä.  Skriäbine :  Kompositionen  für  Pianoforte  zu  zwei 
Känden. 

H.  P.  Belaleff,  Leipsig. 

Es  liegen  mir  dreizehn  Hefte  von  Pianoforte- 
kompositionen aus  der  Feder  des  rassischen  Kom- 
ponisten A.  Skriäbine  vor.  Für  sehr  wertvoll  er- 
achte ich  die  acht  Etüden  (op.  42),  ausserordent- 
lich gut  zu  verwendende  Studien,  sehr  wohl  ge- 
raten in  der  Erfindung  und  gar  manche  schwierige 
Probleme  für  die  Technik  bietend.  Die  Sachen 
sind  besonders  interessant  und  verdienen  die  all- 
gemeine Beachtung,  weil  sie  nach  beiden  Seiten 
hin,  der  rein  technischen  und  spezifisch  musika- 
lischen, von  grossem  Nutzen  sind.  Ueber  die 
Fis-dur-Sonate  (op.  30)  werden  die  meisten  Leute 
mit  gutem  Hechte  die  Köpfe  schütteln;  die  zwei- 
sätzige  Komposition  verdient  diese  Bezeichnung 
durchaus  nicht,  denn  sie  bietet  lediglich  zwei  von 
sich   unabhängige   Stimmungsbilder,    aufgeregten, 


fast  erotisch  zu  nennenden  Inhaltes,  der  aber  auf 
die  Dauer  infolge  seiner  Gedankenleerheit  kaum 
fesseln  wird.  W*  sentlich  höher  schätze  ich  fünf  Hefte 
Präludien  (op.  31,  33,  35,  37  und  39)  ein.  Sie 
enthalten,  oft  in  denkbar  kleinstem  Rahmen,  un- 
gemein viel  des  üeberraschenden  und  Interessanten 
und  verraten  dem  Spieler  ohne  weiteres,  dass  er 
einem  grossen  Talente  gegenüberstellt.  Dass  hin- 
gegen dieses  ausgesprochene  Talent  auf  das  ent- 
schiedenste der  Klärung  bedarf,  bezeugen  hin- 
wiederum die  Dichtungen  (op.  32),  Poem  (op4l). 
Satanische  Dichtung  (op.  36)  und  Tragödie 
(op.  34)  benannten  Klavierwerke.  Hamlet  fordert 
einmal  mehr  Stoff  und  minder  Kunst,  ich  möchte 
fürderhin  umgekehrten  Falls  von  A,  Skriäbine 
minder  Stoff  und  mehr  Kunst  verlangen.  Minder 
Stoff  insofern,  als  er  übersichtlicher  geordnet  und 
als  Gedankenmaterial  kritischer  gesichtet  sein 
müsste.    A  Skriäbine  verfügt  allem  Anschein  nach 


—     12 


über  eine  ganz  ungewöhnlich  stark  fliessende  Ue- 
dankenquelle,  nnd  so  handelt  es  sich  in  vielen 
Fällen  um  ein  bedenkliches  Zuviel  auf  einmal. 
Und  „minder  Kunst^*  sollte  der  begabte  Tonsetzer 
auf  den  harmonischen  Teil  anwenden.  Er  geht  in 
der  Harmonisierang  mit  seinen  Modulationen 
geradezu  sinnlos  verschwenderisch  um.  Solches 
interessiert  nicht  mehr,  sondern  verblüfft  anfangs 
und  enttäuscht  schliesslich  hinterdrein.  Dass 
A.  Skriäbine  hierin  wohl  auf  Mass  und  Ziel  bedacht 
sein  könne,  gibt  er  in  den  zweiMazurken(op.  40) 
nnd  den  Walzern  (op.  38)  selbst  ge Wissermassen 
zu.  Diese  beiden  Werke  sind  ganz  trefflich  ge- 
raten, vornehm  im  Ausdruck,  von  ungewöhnlich 
stark  entwickeltem  melodischen  Heize  und  von 
einer,  in  gewissen  Grenzen  bleibenden  Harmoni- 
sierungs-  und  Modulationskunst.  A.  Skriabine's 
Klavierkompositionen  sind  übrigens  auch  ohne 
Ausnahme  von  einem  höchst  lobenswerten  Satz, 
der  dem  Wesen  des  Instrumentes  durchgehends 
entspricht.  Jedenfalls  verdient  dieser  russische 
Komponist,  dass  man  seiner  weiteren  £ntwickelung 
aufmerksamst  folge. 

£•  T*  DohnÄnyl,  op.  10.  Serenade  für  Violine, 
Viola  und  Violoncello.  Partitur 
und  Stimmen. 
Ludwig  Dobllmger«  Wien. 
Was  wir  früher  in  diesem  Blatte  von  dem 
jungen  Komponisten  Ernst  von  Dohnänyi  gesagt 
haben,  trifft  ein.  Seine  künstlerische  Physiognomie 
nimmt  nunmehr  bestimmtere,  fester  umrissene 
Züge  an,  seine  musikalischen  Gedanken  gewinnen 
an  Originalität  und  seine  Ausdrucksweise  erscheint 
weit  individueller  gefärbt  denn  Je.  Dies  alles  ist 
auf  seine  Serenade  für  Streichtrio  in  vollem  Um- 
fange anzuwenden,  ein  sehr  feines  und  liebens- 
würdiges Werk,  das  in  Partitur  und  Stimmen,  so- 
wie im  Klavierauszuge  zu  vier  Händen  (von 
J.  Brandts-Bujs)  vorliegt.  Ein  kurzer  Marsch 
leitet  die  Serenade  ein,  dem  eine  melodisch  sehr 
anziehend  geformte  und  auch  im  harmonischen 
Teile  überaus  interessante  !Romanze  folgt.  Breiter 
angelegt  und  mit  musikalischem  Witz  durchgeführt, 
ist  das  Scherzo  auf  ein  stark  chromatisiertes  Motiv 
aufgebaut  und  reich  ausgestattet  durch  interessante 
Ueberraschungen  in  der  thematischen  Arbeit.  Ein 
gesaugvoUer  Zwischensatz  in  heUem  D-dur  bietet 
einen  wirkungsvollen  Kontrast  zu  dem  unruhigen 
Hauptthema  in  D-moll.  Den  Variationensatz  ver- 
mögen wir  leider  nur  gering  einzuschätzen  und 
halten  ihn  für  die  Achillesferse  des  Ganzen. 
Dohnänyi  lässt  sich  durch  das  eigene,  an  sich 
wohl  recht  prägnante  Thema  zu  wenig  zu  Umbil- 
dungen und  NeuBch äffen  anregen,  und  es  kommt 
kaum  über  leichtes  Ansetzen  und  Versuchen  hin- 
aus. Das  Finale  mit  seiner  Grazie  und  dem 
leichten  melodischen  Flusse  hingegen  entschädigt 
die  Hörer  wiederum  reichlich  und  verleiht  dem 
sehr    empfehlenswerten   Werke    einen    trefflichen 


Abschluss.    Der  vierhändige  Klavierauszng  ist  sehr 
gut  gearbeitet  und  ungemein  brauchbar. 

Hans  Sltt,  op.  87.    Menuett  und  Gavotte  for  Vio- 
line und  Pianoforte. 

Otto  Forberr,  Lciyslir* 
Die  beiden  oben  genannten  Kompositionen 
sind  ganz  treffliche,  in  Inhalt  und  Form  liöchst 
anziehende  Vortragsstücke,  denen  altfranzosische 
Melodien  zu  Grunde  liegen.  Sie  sind  von  reizender 
Wirkung,  für  Studium  und  Vortrag  in  g:leicber 
Weise  geeignet  und  unschwer  ausführbar.  Der 
Violinpart  ist  sehr  genau  bezeichnet,  die  Klavier- 
stimme trefflich  gesetzt,  und  so  empfehle  ich  diese 
zwei  allerliebsten  Sachen  recht  angelegentlich. 

0*  Wlttenbectaer:  Op.  11.  Miniaturen.  4  Stücke 
für  Violoncello  und  Pianoforte. 
Otto  Forbery,  L«lpslf . 
Otto  Wittenbecher's  vier  Stücke  für  Violon- 
cello und  Pianofortebegleitung  sind  infolge  ihrer 
liebenswürdigen  melodischen  Keize  und  der  ihnen 
eigenen  Klarheit  der  musikalischen  Struktur  mit 
bestem  Erfolge  für  Unterricht  und  Vortrag  zu 
verwenden.  Die  vier,  Fröhlingslied,  Barcarole, 
Elegie  und  Walzer  überschriebenen  kleinen  Stim- 
mungsbilder empfehle  ich  sehr  gem.  Die  Violon- 
cellostimme ist  überdies  auf  das  genaueste  bezeich- 
net, wodurch  die  Arbeit  des  Lehrers  und  des 
Schülers  wesentliche  Erleichterung  findet.  Be- 
sondere Schwierigkeiten  bieten  Wittenbecher's 
Miniaturen  kaum  und  können  darum  schon  ver- 
hältnismässig frühzeitige  Benutzung  erfahren. 

Edward  Buhle :  „Die  musikalischen  Instrumente  in 
den  Miniaturen  des  frühen  Mittel- 
alters.**  Ein  Beitrag  zur  Geschichte 
der  Musikinstrumente.   I.  Die  Blas- 
instrumente. 
Breltkopf  ä  mUUl,  Lelptlff« 
Die    vorliegende,    auf   eingehende   gründliche 
Studien   und  umfassende  Untersuchungen  funda- 
mentierte  Arbeit  bietet  einen  sehr  wertvollen  Beitrag 
zur  Geschichte  der  Instrumentalmusik.    Während 
die   Streichinstrumente   mehrfach    in    älterer    und 
neuerer    Zeit   behandelt    wurden,    sind    die   Blas- 
instrumente    und     ihre    Entwickelungsgeschichte 
bisher   wenig   beachtet   worden.      Dies  sowie  der 
Umstand,  dass  für  die  vorliegende  Darstellung  die 
Quellen  weniger  reichlich  flössen,  lassen  das  von 
Ed.   Buhle   Geleistete    um    so   anerkennens-    und 
schätzenswerter   erscheinen.      Der   erste   Teil   des 
Werks   zieht   die   Hominstrumente,   die  Vorläufer 
unserer  heutigen  Blechinstrumente,   in   den  Kreis 
der  Betrachtung,  der  folgende  beschäftigt  sich  mit 
den  Pfeifeninstrumenten,  die  als  Ureltern  der  mo- 
dernen Holzblasinstrumente  zu  gelten  haben.    Das 
hier   mit  grossem  Fleisse  Gesammelte  und  in  in- 
teressanter und   abgerundeter  Form  Gebotene  ist 
als  grundlegendes   Material  für  weitere  Arbeiten 


—     13     — 


za  betrachten.  Der  dritte  Teil  bietet  Beiträge  zur 
Literatur,  G^chichte  nnd  Konstruktion  der  Orgel 
in  der  Zeit  des  frühen  Mittelalters,  also  eigentlich 
ihre  Vorgeschichte,  wie  sie  in  solcher  Ausführ- 
lichkeit eben  so  neu  als  auch  willkommen  sein 
dürfte.  Mit  Recht  hat  Buhle  die  Orgel  mit  in  den 
Kreis  der  Blasinstrumente  hineingezogen,  da  es 
doch,  allein  auf  die  Art  der  Tonerzeu^ng  —  in 
diesem  Palle  also  die  Schwingungen  der  Luftsäule  — 
ankommt.  Mit  vorzüglicher  Fachkenntnis  hat  Buhle 
das  vorhandene  Material  gesammelt  und  zu  über- 
sichtlicher Darstellung  gesichtet  und  damit  endlich 
m«hr  Licht  über  dieses,  bislang,  noch  recht  im 
Dunkel  liegende  musikwissenschaftliche  Forschungs- 
gebiet Terbreitet.  Zahlreiche  Textfiguren  und  Bilder- 
tafeln tragen  in  reichem  Masse  das  ihrige  zur  Ver- 
anscbaulichung  bei. 

Paul  Lacombe,  op.  112.  Feuilles  volantes.  Kleine 
Stücke  für  Pianoforte. 
Breltkopf  «ad  Härte],  Leipsiy. 
Vornehme,  fein  klingende  und  melodisch 
sinnige  Stücke,  die  ihren  Verfasser  als  Meister  der 
musikalischen  Miniaturmalerei  erkennen  lassen. 
Diese  acht  allerliebsten  Stucke  sind  ohne  Aus- 
nahme auf  ^8  beste  geraten  und  zeichnen  sich  nach 
allen  Seiten  hin  aus.  Sie  können  bereits  auf  der 
unteren  Mittelstuf e  des  Unterrichts  benutzt  werden 
und  haben  neben  dem  rein  dichterisch-musikalischen 
Inhalte  ganz  unvermerkt  einen  erzieherischen,  ge- 
schmackbildenden Hintergrund,  der  sie  besonderer 
Hinweisung  in  den  Spalten  dieses  Blattes  würdig 
erscheinen  lässt.  Lacombe's  kleine  Sachen  sind 
ausserordentlich  anziehend,  mögen  sie  viele  und 
recht  gewissenhafte  Spieler  finden.  Das  verdienen 
sie  in^der  Tat. 

8€hvle  des  Triospiels:  „J.  S.  Bach's  2stimmige  In- 
ventionen  für  Orgel  bearbeitet**  von 
M.  Beger  und  K.  Straube. 
L»Bl«rbaeh  k  Kahm«  Leipilf. 
Zweck  der  oben  genannten,  von  den  beiden 
excellenteu  Kennern  des  Orgelspiels  Max  Beger 
und  Karl  Straube  herausgegebenen  Sbhule  des 
Triospiels  ist  zunächst  ein  rein  technisches  Ziel, 
nämlich  die  absolute  Unabhängigkeit  der  beiden 
Hände  sowohl  von  einander,  wie  von  der  Führung 
des  Pedals,  zu  erreichen.  Auf  dem  ersten  Manual 
ist  stets  mit  der  rechten  Hand  die  Bach'sche  Ori- 
ginaloberstimme, im  Pedal  stets  die  Originalunter- 
stimme zu  spielen.  Die  von  den  Bearbeitern  neu 
hinzugefügte  Mittelstimme  bleibt  der  linken  Hand 
auf  dem  zweiten  Manual  auszuführen  überlassen- 
Es  bedarf  kaum  mehrerer  Worte,  um  die  Nütz- 
lichkeit des  Beger-Straube*schen  Unternehmens 
noch  besonders  dem  Leser  darzulegen,  sie  liegt 
klar  zu  Tage,  da  es  dazu  dient,  den  Sinn  für  Poly- 
phonie  als  Eigentümlichkeit  des  echten  und  wahren 
Orgelspiels  zu  erwecken  und  zu  beleben.  Es  sei 
lediglich   noch  erwähnt,    dass    die    neue   (Mittel-) 


Stimme  mit  grösatem  m\isikalischen  Verständnisse 
und  künstlerischer  Feinfühligkeit  dem  Ganzen  ein- 
gefügt und  die  Finger-  und  Pedalapplikatur  mit 
peinlichster  Akkuratesse  und  Gewissenhaftigkeit 
gegeben  sind  —  alles  in  allem  ein  ausgezeichnetes, 
sicher  zum  gewünschten  Ziele  führendes  Studien- 
werk, das  strebsamen  Orgelspielern  hier  in  die  Hand 
gegeben  wird. 

L*  Schlegel)  op.  13.    Phantastische  Studien  für 
Pianoforte. 
op.  15.    H.  1.  Phantasien  für  Pianoforte. 
88dde«tieher  MntikrerUr»  Htratibvrv  I.  E. 

Leander  Schlegel's  vorliegende  Phantasien 
dürfen  sich  allerorten  hören  lassen.  Der  Kompo- 
nist, ein  schon  seit  langen  Jahren  in  Holland 
wirkender  Deutscher,  spricht  hier  eine  vernehm- 
liche, charakteristische  Sprache,  seine  Ausdrucks- 
weise ist  innerlich  ausgereift  und  der  Gedanken- 
inhalt seiner  Klavierkompositionen  neu  und  eigen- 
artig. Die  erste  der  Phantastischen  Studien 
(op.  13)  ist  mehr  gemütvollen,  erzählenden  Genres, 
die  andere  ein  wenig  aufgeregt,  ja  hier  und  da 
fast  unwirsch,  beide  aber  sind  aus  dem  Vollen 
geschöpft  und  sehr  musikalisch.  Das  erste  Heft 
des  op.  15  enthält  drei  Stücke  („Vivos  voco, 
mortuos  plango^,  „Mondscheingänge"  und  „Nach 
hohem  Ziele^^),  auf  die  das  eben  Gesagte  gleich- 
falls ohne  irgend  welche  Einschränkung  wieder- 
holt werden  dürfte.  In  diesen  Charakterstudien 
offenbart  sich  eine  vornehme  Musikematur,  die  nur 
das  allein  an  die  Oeffentlichkeit  stellt,  was  sie 
wirklich  dichterisch  empfindet,  und  die  durch  sehr 
tüchtiges  Können  in  ihren  künstlerischen  Be- 
strebungen starke  Unterstützung  findet.  Mit  den 
allen  Stücken  beigegebenen  Ueberschriften  versetzt 
der  Tondichter  seine  Hörer  zugleich  immer  in 
einen  gegebenen  und  ziemlich  genau  beg^nzten 
Stimmungskreis  und  hält  dann  auch  sein  Wort, 
indem  er  eben  diese  Stimmungen  in  erschöpfender 
Weise  auszubeuten  und  klar  zu  macheu  versteht. 
Nach  untrer  Meinung  ist  L.  Schlegel  als  Ton- 
setzer noch  durchaus  nicht  nach  Verdienst  bekannt 
und  gewürdigt  worden.  Möchten  diese  Zeilen 
dienen,  ihn  vielen  Musikfreunden  näher  zu 
bringen!  — 

Eugen  Segnitz^ 

A.  Beitliuger:  „Exercises  chromatique^. 

Coitallst  A  Co.,  ParU. 
Als  eine  sehr  geistreiche  Arbeit  sind  die  Exercises 
chromatique  zu  bezeichnen.  Aus  der  chromatischen 
Fünffingerfolge  bildet  der  Verfasser  gegen  150 
Udbungen  mit  und  ohne  Stützfinger,  für  Triller, 
Untersetzen  u.  s.  w.  Nur  vom  musikalischen  Stand- 
punkte aus  mnss  man  diese  Kombinationen  nicht 
betrachten,  es  kommen  oft  solche  vor,  die  man 
nicht  gern  hört.  Technisch  müssen  sie  sehr  förder- 
lich sein.  Pädagogisch  nicht  richtig  ist  es,  dass 
sie  vollständig  ausgeschrieben  sind.    Man  muss  es 


—     14     — 


dem  Schüler  nicht  6o  leicht  machen  und  ihn  zom 
selbständigen  Denken  zwingen.  Wäre  von  jeder 
Uebang  nur  der  Anfang  angegeben,   wie   es   seit 


Tansig   üblich,   würde   auch  mehr  als  die  Hälfte 
an  Ranm  erspart 

J.   Vianna  da  Motto. 


Vereine. 


Muslbpädagogischer  Yerband. 


Die  Kommission  für  ^Reformen  auf  dem  Ge- 
biete des  Kunstgesanges  und  der  Gesangspadogogik** 
hat  sich  in  zwei  Sitzungen  jetzt  fest  konstituiert, 
mit  Vorbehaltung  der  Erweiterung,  und  wird 
regelmässige  Monats  Versammlungen  abhalten.  Auf 
der  Tagesordnung  der  zweiten  Sitzung  stand  „Die 
Besprechung  der  besten  technischen  Uebungen  zur 
Vorbereitung  des  Kunstgesanges".  HerrDr.  Gutz- 
mann  legte  zunächst  vom  medizinischen  Stand- 
punkt aus  klar,  welche  Muskeln  bei  der  natür- 
lichen Atmung  in  Funktion  treten,  —  er  bediente 
sich  zur  Erläuterung  einiger  Zeichnungen,  —  und 
plaidierte  für  Feststellung  der  notwendigen  Be- 
nennungen. Dann  sprach  Frl.  van  Zanten  über 
die  „Vorbereitungen  des  Atmens"  zum  Singen. 
Die  Schüler  haben  in  fast  allen  Fällen  eine  ver- 
kehrte Einsicht  in  die  Tätigkeit  der  einzelnen 
Muskeln,  und  ohne  Vorübungen  wird  der  Atem  nie 
die  Stütze  der  Stimme,  oder,  nach  dem  Ausspruch 
der  Altitaliener ,^  «La  sedia  della  voce".  Die  Kunst 
verlangt  von  der  Muskulatur  weit  mehr  als  die 
Natur.  Darum  sind  Uebungen  der  einzelnen 
Muskeln  notwendig.  Das  Thema  wird  in  der 
nächsten  Sitzung  noch  näher  erörtert  werden, 
ausserdem    stehen    „Beratungen    über    eine    feste 


Nomenklatur   in   der   Gesangspädagogik"  auf  der 
Tagesordnung. 

Der  Vorstand. 
I   A.: 
Xaver  Schanctnka. 

Der  MnglUlehrerinnenTerein    für  Mähren  und 

Schlesien,  Vorsitzende  Frl.  Wally  Finger,  ver- 
sandte seinen  E«chenschaftsbericht  über  das  abge- 
laufene H.  Vereinsjahr,  der  über  die  erfreuliche 
Weiterentwicklung  des  Vereins  Auskunft  gibt. 
Der  Verein  zählt  mit  Einschluss  der  unterstützenden 
Mitglieder  insgesamt  112  Mitglieder,  besitzt  eine 
Bibliothek,  einen  Pensionsfond,  einen  ünter- 
stützungs-  und  einen  Reservefonds,  deren  Bestand 
im  letzten  Jahre  durch  Konzertveranstaltungen  - 
es  wurden  u.  a.  zweimal  die  Kinder-Tanz-  und 
Volkslieder  von  £.  JaquesDalcroze  aufgeführt  — 
und  sonstige  Spenden  erheblich  vermehrt  wurde. 
Die  Verdienste  der  Gründerin  und  I.  Schriftführerin 
des  Vereins.  Frl.  Anna  Werner,  deren  uner- 
müdeter  Tatkraft  der  Verein  das  überraschende 
Aufblühen  verdankt,  erfuhren  durch  ihre  ein- 
stimmige Ernennung  zum  Ehrenmitglied  die  gerechte 
Würdigung,  der  Ausschuss  überreichte  ihr  bei 
dieser  Gelegenheit  ein  kunstvoll  ausgeführtes 
Diplom  mit  schönem  Bahmen. 


Briefkasten. 


Auf  vielfache  Anfragen  teile  ich  mit,  dass  von 
den  auf  dem  2.  musikpädagogischen  Kongress  auf- 
genommenen Photographien  -  Gesamtbild  im 
Plenarsaal,  und  Sonderbild  des  Vorstandes  —  Ab- 


zöge ä  Stück  3  Mk.,  von  der  Bedaktion  des  Lokal- 
Anzeiger,  Klichee- Abteilung,  Berlin,  SW.,  Zimmer- 
strasse 87 — 41,  zu  beziehen  sind. 


Konservatorium  der  Musik 
in  Kassel. 

Gegr.i89B.     Direktion:  L  Beyer.     Gegr.  1896. 

EhrenVOrsitz :  Begjemnn-Präsident  tob  TroM  t«  Salt, 
Qnf  Kdatgsdorir,  Bxoellens  Generalin  rom  Coloak, 
Oberbürgermeister  MflUer  n.  A. 

Caratorinm:  Pfarrer  Haas,  Sohuldirektor  Prof.  Dr.  Kran- 
fliaeher,  Bankier  Plaal,  Jastiarath  SchelTer  o.  A. 

Lehrer :  Die  Damen :  L.  Beyer,  BlasBl-Pönter,  Königl.  Opern- 
Sängerin,  Gleaae-Fabronl«  A.  Taadlea.  Die  Herren: 
A.  HartdegAa,  Kammervirtaos.  Pro£  Dr.  USbel, 
0.  Kaletach,  Kgl.  Kammermusiker,  K.  Kletensaa, 
Kgl.  Opernsänger,  W.  Moahaaply  Kgl.  Kammermusiker, 
Bd.  Sehaildl,  Kgl.  Kammermusiker,  H.  Sehaarbasi^ 
KgL  Kammermusiker  n.  A. 

Unterricht fächer:  Klavier,  Violine,  GeUo,  Harfe  und  alle 
übrigen  Orchesterinsti-umente.  Oeaang,  Harmonie* 
und  Kompositionslehre.  Musikgeachichte.  Italienisch. 
Orchesterspiel.    Oehörübung.    Muaikdiktat. 

Organisation:  Concertklassen.  Seminarklaaaen.  Ober-, 
Mittel-  und  Elementarklassen. 

Statuten  sind  kostenfrei  zu  beziehen  durch  die  SohrifUeitung 
des  Konservatoriums  Kassel,  Wilhelmshöher  Allee  48. 

Fehlende  Nummern 

des  ^Klarier -Lelirer^^  können    ä   30  Pfg.    durch 
jede  Buchhandlung  nachbezogen  werden. 


—     15 


Adressen-Tafel. 

K  Zellea  lO  Mk.  Jfthrlleh,  weitere  5  Zellea  5  Mk. 


Prof.  €.  Bmlaiir's  Hons^i^atoHttm  und  Seminar. 

Direction:  Gustav  Lazarus. 

Berlin  N.W.,  Lulsen-Str.  36.  Berlin  W.,  BQIowstr.  2  (am  Nouendorfputz). 

Spreohstmiden :  6—6,  Mittwochs  n.  Sonnabenda  10—12.  Spreohstanden:  8—10  u.  1—2. 

— — ^    Aufnahme  jederaeit.    _-^— — ^ 

Erste  Lehrkrftfte,  vollständige  musikalische  Hnd  pädagogisclie  Ausbildung.     Eiementarkiassen. 


Prof.  Siegfried  Ochs. 

Diris«nt   des  .Philharm.  OhorM**. 

Berlin  W.,  Bendier-Strasse  8. 

Sinreohst  nur  t.  11—12  Uhr  Vorm. 


Franz  Grunicke, 

Orgel,  Klavier,  Harmonielehre. 

Berlin  W.,  Stelnmetzstr.  49^ 


Marttfa  Remmert, 

Hofpianistiii,  Kammervirtaosin. 
Berlin  W.»  Tanenzienstr.  6. 


JSznma  .Kooli, 

Pianistin. 
Beriln  W.,  Neue  Winterfeldstr.  15. 

Konzert-Vertr.:  H.  WollT,  Berlin. 


Flora  Scherres-Friedenthal 

Pianistin. 

Berlln-Ciiariottenburgf 

Kantstr.  160a. 


Prof.  Jui.  Hey'S  Cesangschule. 
Berlin  W.,  Eisholzstrasse  5U, 

am  Botanischen  Garten. 


Gresangxmterricht  erteilen: 

Frau  Felix  Schmidt-KOhne 

Goncertsfingerin  -  Sopran. 
Sprechstande:  8—4. 

Prof.  Felix  Schmidt. 

Berlin  Wn  Taaenzieutruse  21. 


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Goetbestrasie  $0- 

Huebtldung  Im  höheren 

KlaTtersptcl  nach  Dcppe'schen 

Grundsätzen. 


Ottilie  Lichterfeld 

jpianifttn 
BerUn  W.^  Sehaperser,  35. 


emilie  o«  gramer 

Gesangunterricht  (Meth.  Marcbesi). 
Berlin,  Bayrentiierstr.  27« 


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Pianist. 
Berlin  W.,  Passanerstrasse  26. 


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nehmen  wollen,  sind  gebeten,  event  vorher  scliriftliche  Klarlegung  ihrer  stimmlichen 
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meinen Gesundheitszustand  einzusenden. 


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gestiftet  durch  Vermächtnis  des  Herrn  Dr.  Josef  Paul  Hoch,  eröffnet  im  Herbst  1878  unter  der 
Direktion  von  Joachim  BalL  seit  dessen  Tod  geleitet  von  Prof.  Dr.  Bernhard  Scholz,  beginnt  am 
1.  Mftn  ds«  Js.  den  Sommer-Knrsus. 

Der  Unterricht  wird  erteilt  von  den  HH.  L.  üzielli,  E.  Engesser,  0.  Hegner,  Musikdir.  A. 
OlQck,  Frl.  L.  Mayer,  Herrn  Chr.  Eckel,  Frl.  M.  «Odecke,  Frau  E.  Yeldkamp,  Frl.  J.  FiUgge,  Frl.  U.  Schnitze 
und  Herrn  H.  Golden  (Pianoforte),  H.  Gelhaar  (Orgel),  den  H.H.  Ed.  Bellwidt,  S.  Bigntini,  Frl.  Cl. 
Sohn,  Frl.  Marie  Scholz  und  Herrn  ▲•  Leimer  (Gesang),  den  H.H.  Prof.  J.  Naret-Koning,  F.  Bassermann, 
Konzertmeister  A.  Hess,  Konzertmeister  A«  Bebner,  Frl.  Anna  Hegner  und  F.  Kttchler  (Violine  bezw. 
Bratsche),  Prof.  B.  Cossmann.  Prof.  Hngo  Becker,  J.  Hegar  und  Hngo  Schlemttüer  (Violoncello), 
W.  Seitrecht  (Kontrabass),  A.  K9nitz  (Flöte),  B.  Mttns  (Oboe),  L.  Mohler  (Klarinette),  F.  Tttrk  (Fagott), 
C.  Prensse  (Hom),  J.  Wohllebe  (Trompete),  Direktor  Prof.  Dr.  B.  Scholz,  Prof.  J.  Knorr«  C.  Breidenstein, 
B.  Sekles  und  K«  Kern  (Theorie  und  (beschichte  der  Musik),  Prof.  G.  Hermann  (Deklamation  und 
Mimik),   Herr   Prof.  Dr.   B«   Schwemer  (Literatur),   Fräul.   del   Lnngo  (italienische  Sprache). 

Prospekte  sind  durch  das  Sekretariat  des  Dr.  Hochschen  KooserTatoriams,  Eschersheimer  Land- 
strasse 4,  gratis  und  franco  zu  beziehen. 

Baldige  Anmeldung  ist  zu  empfehlen,  da  nur  eine  beschränkte  Anzahl  von  Schülern  angenommen 
werden  kann. 

Die  Administration:  Der  Direktor: 

Emil  Sulz  bach.  Professor  Dr.  B.  Scholz* 

Verlag  von  Prenss  &  Jflnger  (A.  Jünger)  Breslau. 


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Der  Ertrag  dieser  Schrift  ist  aU  Beitrag  Biir  Brrioh- 
tuDg  eines  MasiUekrerinBeBhelmi  in  Bresla«  bestimmt. 
Kamhafte  Musiker  wie  BelMeeke,  BhelBberger,  Klaawell  o.  a. 
äussern  sich  sehr  anerkennend  über  das  Werkohen. 

Zu  besiehen  durch  jede  Buch-  und  Musikalienhandlung 
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Briefe  dieses  einzigen  Künstlers  ans  einer 
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bis  1880)  sei  allen  ernsten  Künstlern  und 
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Nr.  8.     Der  graue  Berg:  „Der  graue  Berg  ragt  träumend" 

von  Hermann  Hölty. 
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Op. 
Op. 

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8.    12  Etndea Gomplet  8.60 

Söpar^ment. 


No.  1.  Cis 
No.  2.  fis  . 
No.  3.  h  . 
No.  4.  H  . 
No.  6.  £  . 


-.60  I  No.  7. 
-.60  i  No.  8. 
-.80  No.  9. 
-.40  No.  10. 
.60  ;  No.  11. 


b  . 

As 


No.  6.  A  .    .  -.60  1  No.  12.  die 


-.60 
—.60 
-.80 
-.60 
-.6J 
-.60 


Op.     9. 


1.— 


-.40 


Op. 
Op. 


10. 


11. 


Prtflnde  et  Nocturne  pour  la  main 
ganche  senle  ....     Gomplet 

S^par^ment. 

No.  1.    Pr^lude 

No.  2.    Nocturne —.60 

2  Impromptus      .    .    .     Gomplet    1.40 

S^parement. 
No.  1.  fa  j(    .  -.80    No.  2.  La  .    .  -.80 
24  Fremdes     ....     Gomplet    8.— 

Separement. 

Gabler  I  (No.  1-6) 1.20 

Gahier  II  (No.  7—12)     ....    l.'iO 

Gahier  III  (No.  13—18)      ...    1.20 

Gahier  IV  (No.  19-24)  .    .    .    .    1.— 

Op.  12.    2  Impromptus      .    .    .     Gomplet    1.40 

Separement. 
No.  1.  Fa  J(  .  -.80    No.  2  si  t'     .  -.60 

13.  6  Pr^Indes 1.40 

14.  8  Impromptus      .    .    .     Gomplet    1.20 
S^par^ment. 

No.  1.  Si  .     .  —.60    No.  2  fajf      .  -.60 

15.  5  Prdludes 1.40 

16.  5  Prtfludes 1.40 

17.  7  Pr^iudes 1.60 

18.  Aliegro  de  Concert 1.40 


Op. 
Op. 


Op. 
Op. 
Op. 
Op. 


Op.  19.    Sonate-Fantaisle  No.  2,  en  sol  jj^ .    1.60 

Op.  21.    Polonaise  en  si  t^ 1.40 

Op.  22.    4  Pr^ndes 1.—  _ 

Op.  28.    Sonate  No.  3,  en  fa  |     .    .    .    .    2.-   |f 
Op.  25.    9  Maxnrkas     ....     Gomplet    3.—   ' 
Separement. 
No  1.  Fa .    .  -  80    No.  6.  Fa4    .  -.80 
No.  2.  Ut.     .  -.60    No.7   BA      .  -.80 
No.  3.  mi  .    .  -.40  '  No.  8.  Si  .    .  -.40 
No  4   Mi  .    .  -.80  ,  No  9.  mi  7    .  -.60 
No  5   ut  jl    .  -  .60  , 

Op.  27.    2  Pr^ludes -.80 

Op.  28.    Fantaisie 1.40 

Op.  30.    Sonate  (No.  4,  Fa  Jf) 1.40 

Op.  31.    4  Pr^ludes -.80 

Op.  32.    2  Pommes Gomplet    1.— 

Separt^ment. 
No.  1.  Poeme    —.80    No.  2.  Poeme  —.60 

Op.  88.    4  Pr^ludes —.80 

Op.  34.    Po^me  tragique 1.— 

Op.  35.    8  Pr^iudes .  —.80 

Op.  36.    Poime  satanique 1.20 

Op.  87.    4  Pr^ludes —.80 

Op.  88.    Valse 1.20 

Op.  39.    4  Pr^lndes -.80 

Op.  40.    2  Mazurkas -.80 

Op.  41.    Potee -.80 

Op.  42.    8  Etudes Gomplet    2.50 

separement. 
No.  1.  Re  b   .  -  .80  I  No.  5.  ut  if    .  -.80 
No  2.  fa  ft     .  -.40 ,  No.  6.  Rö  b  .  -.60 
No.  3.  FaTt    .  —.60 .  No.  7.  fa   .     .  -.40 
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Hauptlehrer:  Geaang:  Frls.  E.  Arnold,  M.  Berg,  Fr.  Prof.  Blanck-Peters,  Frls.  T.  Kunz, 
M.  Palm,  A.  Salomon,  Herren  E.  Brieger,  Dr.  H.  Goldschmidt,  A.  Sistermans.  Klarier:  Herren 
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Mahr,  P.  Oehlschläger,  Prof.  X.  Scharwenka,  Prof.  Ph.  Scharwenka,  A.  Schumann,  H.  Torshof, 
Frls.  E.  Eckhardt,  M.  Haase,  D.  Heyden,  E.  Hirsch,  E.  Kollberg,  C.  Krause.  C.  Kuske,  M.  Pick, 
F.  Prietzel,  M.  Siebold.  Yioline:  Frls.  J.  v.  Brennerberg,  G.  Steiner,  Herren  R.  Broemel,  M.  Grün- 
berg,  J.  Huff,  Kammervirtuos  Fl.  Zajic,  G.  Zimmermann.  Cello:  J.  van  Lier.  Orgel:  F.  Grunicke. 
Composition:  H.  Herrmann,  Dr.  H. Leichtentritt,  Prof  Ph.  Scharwenka.  Schaaspielschale :  M.Lippert. 
Abtheilnag  fttr  Mosikwlssenschaf leu :  Herren  Dr.  H.  Goldschmidt.  Dr.  W.  Kleefeld,  Dr.  H.  Leichten- 
tritt, O.  Lessmann.    Seminar:  Prof.  X.  Scharwenka,  Prof.  W.  Leipholz. 


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Sr.  Maj.  des  Kaisers  von  Russland, 
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Ihrer  Maj.  der  Königin  Regentin  von  Spanien, 
Sr.  Königl.  Hoheit  des  Prinzen  Friedrich  Carl  von  Preussen, 
Sr.  Königl.  Hoheit  des  Herzogs  von  Sachsen-Coburg-Qotha, 
Ihrer  Königl.  Hoheit  der  Prinzessin  Louise  von  England  (Marchioness  of  Lome). 
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Für  die  Redaktion  Terantwortllch:  Anna  Morsch,    Berlin  W.,  Ansbacherstr.  37« 

Expedition  tmd  Yerlag  ^Der  Klayler-Lehrer^y  M.  Wolff,  Berlin  W.,    Ansbacheratraase  87. 

Druck:  J.  S.  Preuss,  Berlin  S.W.,  Kommandantenstr.  14. 


Der  Ulai/ier-LebM. 

Musik-pädagogische  Zeitschrift  für  alle  Qebiete  der  Tonkunst 
Organ  der  Deutschen  Musiklehrer-Vereine, 

der  Musik-Sektion  des  R.  D.  L-V.  und  der  Tonkunstler-Vereine 
zu  Köln,  Dresden,  Hamburg,  Leipzig  und  Stuttgart. 
Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslaun 
Redaktion:  Anna  Morscli 

Berlin  W., 

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TDusikaltcnbandlunacn,  Post  •  ünslalten 
(unter  Do.  4170)  1.50  IDk.,  bei  direkter 
Zusendung  unter  Kreuzband  pranu* 
•ncrando  1.7S  IDk.    üusland  2  iDk. 


Inserate  «erden  ton  slmmllidten 
JInnencen'€xpedltionen  wfc  vom  Verlag 
„Der  Klavier  •  Ccbrer*'  Berlin,  01.50. 
JVnsbad)ersir.  37.  zum  Preise  von  30  PI. 
tür  die  zwcigcspaliene  Petitzeile  cnt- 
pedcnuenommen. 


No.  2. 


Berlin,  15.  Januar  1905. 


XXVIII.  Jahrgang. 


Itthalt:  Eugen  Segnitz:  Ueber  Franz  Liazt^a  „Annees  de  Pilerinage*.  (Fortsetzung.)  Georg  Capellen-Osnabrack:  Tonachrift-Reform 
Capellen  beruhend  auf  dem  Prinzip  der  Einheitlichkeit  und  Relativität  der  Zeichen,  ohne  Aenderungen  am  Noten-  und  Linien- 
syatem.  Dr.  Karl  Storck:  Kritische  Rückschau  über  Konzert  und  Oper.  Mitteilungen  von  Hochschulen  und  Konaervatorien 
Vermischte  Nachrichten.  Bücher  und  Musikalien,  besprochen  von  Anna  Morach,  J.  V.  da  Motte  und  Eugen  Segnitz.  Vereine.  Anzeigen. 


@cbeF  f^rai)2[  Iflszl^'s  ,,f{Dt}i^s  de  PeleHoage''. 


Von 
Engem  8eg]iite. 

(Fortsetznng.) 


Das  erste  Stück  im  italienischen  Wander- 
buche ist  unter  dem  Eindrucke  von  Raffaers 
„Sposalizio"  entstanden.  Von  den  Kom- 
positionen des  italienischen  Wanderbuches 
könnte  Wilhelm  SchlegeFs  Wort  gelten:  „In 
den  Werken  des  grössten  Dichters  atmet  nicht 
selten  der  Geist  einer  anderen  Kunst.  Sollte 
das  nicht  auch  bei  den  Malern  der  Fall  sein? 
Malte  nicht  Michelangelo  in  gewissem  Sinne 
wie  ein  Bildhauer,  Raffael  wie  ein  Architekt, 
Corregio  wie  ein  Musiker?"  So  decken  sich 
auch  Raffael's  Bild  und  Liszt's  Kom.position  in 
wunderbarer  Weise;  in  beiden  ist  der  gleiche 
Wohllaut  und  lyrische  Stimmungsgehalt;  hier 
wie  dort  finden  sich  die  warmen,  goldigen, 
klaren  Töne,  jene  ersten  Morgenstrahlen  einer 
Schönheitssonne  und  etwas  knospenhaft  Ge- 
schlossenes, halbträumend  in  sich  Ver- 
sunkenes ist  ohne  Zweifel  beiden  Kunst- 
scböpfungen  in  hohem  Grade  eigen.  Auch 
beide  Künstler  standen,  als  sie  die  genannten 
Werke  schufen,  in  ähnlichen  Lebensverhält- 
nissen. Beiden  gelang  es,  Leben  und  Liebe 
zu  gemessen  und  künstlerisch  zu  gestalten, 
in  der  Ausübung  der  Kunst  zugleich  die  volle 


Lebensfreude  zu  finden.  Beide  Werke 
sind  fernerhin  lyrische  Gedichte  zum  Aus- 
drucke von  Stimmungen  und  slillen  Ge- 
danken, und  aus  ihnen  beiden  spricht  zu  uns 
jener  wundersame  Ton,  der  nach  Weise  des 
Genies  den  Uebergang  aus  dem  kirchlich 
Herkömmlichen  in  das  Weltwirkliche  angibt. 
Ein  Wort  Michelangelos  kann  man  leicht  auf 
Liszt  beziehen:  „Die  rechte  Kunst  ist  edel 
und  fromm  durch  den  Geist,  in  dem  sie 
arbeitet.  Denn  für  die,  welche  es  begreifen, 
macht  nichts  die  Seele  so  fromm  und  rein,  als 
die  Mühe  etwas  Vollendetes  zu  schaffen; 
denn  Gott  ist  die  Vollendung,  und  wer  ihr 
nachstrebt,  der  strebt  dem  Göttlichen  nach." 
Und,  da  wir  uns  nun  der  zweiten  Kompo- 
sition, „II  -Penseroso"  überschrieben,  zu- 
wenden, wie  Michelangelo  war  auch  Liszt 
damals  bereits  fest,  in  sich  abgeschlossen, 
dem  Gemeinen  feind.  Ein  Schöpfer  neuer 
Formen,  ein  Träger  neuer  Ideen,  gross  an- 
gelegt, stand  er  schon  in  jener  Zeit  einsam 
da  wie  alles  Erhabene.  „U  Penseroso  ** 
konzipierte  Liszt  unter  dem  Anschauen  von 
Michelangelo*  s  Grabmal  des  Herzogs  Lorenzo 


—     22     — 


in  der  neuen  Sakristei  von  San  Lorenzo  in 
Florenz.  Sicher  hat  hier  des  italienischen 
Meisters  wundervoller  Vers  auf  unseren  Ton- 
künstler eingewirkt:  „Wohl  mir,  dass  ich 
schlafe,  mehr  noch,  dass  ich  von  Stein  bin, 
solange  die  Schmach  und  Schande  bei  uns 
dauern;  nichts  zu  sehen,  nichts  zu  hören,  ist 
das  glücklichste  Schicksal,  deshalb  wecke 
mich  nicht,  bitte,  sprich  leise."  In  diesem 
Tonstücke  schon  spricht  sich  Liszt's  durch 
keine  Ueberlieferung  beschränkte  Eigenart 
aus;  er  erfindet  und  gestaltet  wie  der  Geist 
ihn  antreibt,  das  Werk  ist  aus  seiner  Seele 
herausgeboren,  die  allein  Bestimrnungsgrund 
und  Mass  seines  Tuns  bildet.  Hier  spricht 
das  Leiden  und  Ringen  einer  edlen  grossen 
Seele  zu  dem  Hörer  und  es  ist  unschwer 
empfindbar,  wie  bereits  die  Umgebung  in 
Leben  und  Kunst  mit  ihren  schroffen  und 
unvereinbaren  Gegensätzen  auf  Liszt's  An- 
schauung und  Empfindung  gewirkt  hatten. 
Ueber  diesem  Tonstück  liegt  eine  ungeheuer 
ernste,  tiefe,  fast  niederdrückende,  dunkel- 
geheimnisvolle Stimmung  ausgebreitet.  Was 
noch  den  beiden  Stücken  „Sposalizio"  und 
„II  Penseroso"  gegenüber  ins  Gewicht  fällt, 
ist  der  Umstand,  dass  Liszt  hier  mit  aller 
Nachdrücklichkeit  die  Verwandtschaftsidee  der 
Künste  betonte  und  der  Musik  ein  durchaus 
neues  Stoffgebiet  eröffnete  und  ihr  neue 
Ideen  zuführte.  Ob  diese  Ideen,  kann  man 
ferner  mit  L.  Ramann  bemerken,  aus  der 
Geschichte,  aus  der  Religion,  aus  der  Natur, 
aus  der  Zeit,  aus  der  Poesie,  aus  der  Malerei, 
aus  der  Skulptur  oder  der  Architektonik  dem 
Komponisten  zufliessen,  wird  bezüglich  der 
Tatsache,  dass  die  Musik  Gefühle  zu  ihrer 
Voraussetzung  haben  muss,  sich  ganz  gleich 
bleiben.  Nur  das  bleibt  sich  nicht  gleich  — 
und  hierauf  beruht  der  wesentliche  Gewinn 
für  die  Musik  — ,  dass  der  Ausgangspunkt 
dieses  Gefühlskreises  auf  die  Charakteristik 
und  musikalische  Formgebung  einwirkt, 
wodurch  er  stofferweiternd  und  form- 
gebend wird.  — 

Die  folgenden  vier  Klavierstücke  ent- 
sprangen der  Fühlung  Liszt's  mit  der  italieni- 
schen Literatur.  Wie  sich  der  Künstler  in 
das  Studium  Dante's  versenkte,  so  wurde  seine 
Phantasie  auch  durch  die  Poesien  eines 
Salvator  Rosa  und  Francesco  Petrarca  be- 
fruchtet. Die  ,,Canzonetta  del  Salvator 
Rosa"  ist  ein  heiteres,  frohgemutes  Stück 
über  den  Text:  „Vado  ben  spesso  cangiando 
loco  ma  non  so  mai  cangiar  disiro"   etc.  und 


charakterisiert  aufs  treffendste  den  wunder- 
lichen italienischen  vielseitigen  Maler,  Musiker 
und  Dichter  (1615 — 73),  einen  lustigen  Ge- 
sellen, der  abwechselnd  in  Rom  und  Florenz 
lebte,  mit  vielen  Spassvögeln  gut  Freund  war 
und  auch  gelegentlich  als  Schauspieler  vor 
das  Publikum  trat.  Ganz  anders  stimmen  uns 
natürlich  Liszt's  drei  Sonette  nach 
Petrarca' s  Dichtungen,  worin  das  Rauschen 
des  Quells  von  Vaucluse  und  der  flutende 
Wohllaut  der  poetischen  Gedanken  von  zwie- 
facher Wirkung  ist!  Liszt  hatte  die  Sonette 
(Nr.  47,  104  und  123)  für  eine  Singstimme  mit 
Klavierbegleitung  komponiert.  Indessen  war 
es  mehr  bei  der  blossen  Skizze  geblieben,  als 
zu  reicher  künstlerischer  Aus-  und  Durch- 
führung gekommen,  und  erst  die  nun  hier 
vor  uns  liegenden  drei  Klavierübertragungen 
stellen  sich  in  der  notwendigen,  ihres 
Schöpfers  allein  würdigen  Abrundung  und 
Vollendung  als  Kunstwerke  dar.  Von  diesen 
drei  heissblütigen  tief  empfundenen  und  von 
italienischem  Lebensgefühl  durchglühten  Kom- 
positionen geht  der  Zauber  der  reinen  klaren 
Form  aus.  In  ihnen  ist  die  Liebe  als  Genuss 
der  Schönheit  aufgefasst,  die  Liebe  als  un- 
mittelbarer Aushauch  der  verschiedenen 
Seelenstimmungen,  die  Liebe  mit  ihrem 
Sehnen  und  Dürsten,  mit  ihrem  heissen  Ver- 
langen und  ihrer  demütigen  Resignation. 
Ueber  dieser  Art  von  Kunstbetätigung  scheint 
wirklich  die  Sonne  des  Lebens,  deren  Urquell 
der  Enthusiasmus  der  Liebe  ist,  und  die  Seele 
des  Dichters  wie  des  Musikers  stellt  sich 
hier  ganz  und  gar  als  geistige  Einheit  dar. 
Das,  was  allein  das  Auge  des  Liebenden  an 
der  Geliebten  sieht,  das  Gefühl,  dass  die 
Lösung  aller  Rätsel  im  Geheimnis  der  Liebe 
liegt  und  zu  unermüdlichem  Fluge  antreibt  — 
dieses  mystische  Element  wirkt  in  Liszt's 
Tondichtungen  und  bildet  das  Thema  für  die 
Variationen  eines  und  desselben  Gedankens, 
der  im  Sonett  ausklingt.  Die  drei  Sonette 
Liszt*s,  die  schon  an  sich,  was  die  äussere 
Form  anbelangt,  auf  Satz,  Gegensatz  und 
Vermittlung  hinweisen,  ragen  durch 
Originalität  und  Wahrheit  des  Gefühls  heraus 
über  die  Unmenge  gleichzeitiger  Klavierwerke 
und  beweisen  die  Richtigkeit  des  Satzes  der 
romantischen  Zeiten,  dass  nur  zu  häufig 
Poesie  zu  Musik  und  Musik  zu  Poesie  wird. 
Im  wechselvollen  irdischen  Dasein  war  es 
Liszt  wie  Wenigen  vergönnt,  das  Bleibende, 
göttlich  Schöne  der  mittelalterlichen  Liebes- 
poesie zu  erkennen,  mit  allen  ihm  zu  Gebote 


—     23     — 


stehenden  Mitteln  zu  fixieren  und  zu  einem 
Freudenhymnus  auf  ein  Idealbild  der  weib- 
lichen Natur  auszugestalten. 

Eine   Reihe    von   Jahren    liegt  zwischen 
dem  z>veiten  und  dritten  Bande   der  „Ann^es 
de  Pelerinage".    Der  zweite  Teil  („Troisieme 
Annee")    entstand   in    des    Meisters   reiferen 
Jahren.      Gelegentlich   seines  Aufenthaltes  in 
Rom     unternahm    Liszt   in    der   Sommerzeit 
einige     Ausflüge    in    die    Umgebungen    der 
ewigen    Stadt  und   besuchte   auch  den   Erz- 
bischof    (späteren    Cardinal)    Gustav    Fürst 
Hohenlohe,    in   dessen    herrlicher    Besitzung, 
der    Villa    d'Este  (dem    Kardinal   Hohenlohe 
vom  Herzog  von  Modena  auf  Lebenszeit  ab- 
getreten und  überlassen)  er  alljährlich  Wochen, 
ja    Monate    hindurch   ungestörter    Ruhe  und 
stillen    Friedens    gemessen    sollte.      In    ihrer 
Einsamkeit,    in    der    schönen    Wildnis    ihrer 
Laubengänge,       bei       dem       träumerischen 
Rauschen   ihrer    Wasser  und   Springbrunnen 
und    unter   ihren    alten   Cypressen    war    es 
Liszt    oft    vergönnt.   Stunden   der   Erholung 
und   Sammlung  zu  verleben   und  Eindrücke 
hochpoetischer  Natur  zu  gewinnen.    Ein  Ge- 
sang   der   Schutzengel,    „Angelus",   eröffnet 
den    dritten    Band    der    Wanderjahre.      Die 
Komposition   ist  eigentlich   für  Streichquartett 
komponiert  und   wurde   erst  in  der  Folgezeit 
für      Klavier       bearbeitet.        Nach      August 
Göllerich's  Mitteilung  hängt  in  Villa  Wahn- 
fried zu  Bayreuth   ein  edelgedachtes  Bild  des 
russischen    Malers    und    Freundes    Wagner's 
und  Liszt's,  des  Barons  Joukowsky,  die  heilige 
Familie  darstellend,   wie  sie  musizierend  Gott 
lobsingt.    Die   einzelnen  Gestalten  tragen  die 
Gesichtszüge     der     Bewohner    Wahnfried's. 
Liszt  aber  hat  jenen  Teil  des  Bildes,  welcher 
die      musizierenden    Engelsgestalten     seiner 
Enkelinnen    Eva,    Isolde   und   Daniela   zeigt, 
dem     Titelblatte     der    ersten    Ausgabe    des 
„Angelus''      beigegeben.       Man    wird     bald 
empfinden,  dass   das  in  Rede  stehende  Stück 
von  vornherein  für  Streichinstrumente  gedacht 
ist  und   dass  die  Klavierbearbeitung  manches 
von   dem   Reize  vermissen  lässt,  welchen  es 
in  sich  birgt.    Seine  Melodie  ist  von  grösster 
Eindringlichkeit   und   von  wunderbarer  Ruhe 
erfüllt,  seine  Harmonien  denklich  einfach  und 
doch   von    weitgehendster  Wirkungskraft.  — 
Die    folgenden   drei     Kompositionen,     „Aux 
Cypres  de  la  Villa   d'Este"  (No.  1  und  2) 
und  „L es  jeux  d'eaux  ä  la  Villa  d'Este**, 
spiegeln   durchaus  den  Stimmungsgehalt  der 
in     der   Villa    verlebten   Zeit    aufs    treuste 


wieder.  Es  ist  genügend  bekannt,  dass  Liszt 
sich  während  seines  zweiten  römischen 
Aufenthaltes  vorzugsweise  kirchlichen  Arbeiten 
hingab  und  dass  er,  nachdem  die  auf  eine 
eheliche  Verbindung  mit  der  Fürstin  Sayn- 
Wittgenstein  abzielenden  Pläne  scheiterten, 
sich  allmählich  mit  seinem  gesamten  Denken 
und  Fühlen  auf  geistliches  Gebiet  hinüber- 
rettete. In  den  beiden  erstgenannten  Stücken 
sind  nun  ganz  entschieden  durchaus  welten- 
flüchtige, teils  in  sich  gekehrte,  teils  in  hohe 
religiöse  Begeisterung  ausbrechende  Empfin- 
dungen niedergelegt  und  zum  Ausdruck  ge- 
kommen. Auch  die  „Wasserspiele  der  Villa 
d'Este"  sind  keineswegs  lediglich  äusserem 
Anlasse  entsprungen  oder  geschrieben,  um 
etwa  ein  landschaftliches  Stimmungsbild  zu 
fixieren,  sondern  haben  ihren  eigentlichen 
Grund  und  Boden  gleichfalls  in  des  Meisters 
tiefem  religiösen  Gefühle.  Dies  beweist  die 
(S.  35  als  Fussnote  gegebene)  Schriftstelle: 
„Wer  aber  trinket  von  diesem  Wasser,  soll 
nimmermehr  dürsten;  das  Wasser,  das  ich 
ihm  geben  will,  wird  ihm  zur  Quelle  ewigen 
Lebens"  (Joh.  4,  14).  Um  den  Ideengehalt 
gerade  dieser  Stücke  klar  zu  machen,  sei  ge- 
stattet, auf  die  Worte  aus  Liszt*s,  am  14.  Sep- 
tember 1860  der  Fürstin  Sayn-Wittgenstein 
zugesandten  Testamentsentwurf  hinzuweisen, 
aus  denen  sich  Liszfs  religiöse  Gesinnung 
ergibt.  Der  14.  September  ist  der  Festtag  der 
Kreuzerhöhung.  Liszt  schreibt:  „Die  Benennung 
dieses  Festes  ist  auch  die  des  glühenden 
und  geheimnisvollen  Gefühls,  welches  mein 
ganzes  Leben  wie  mit  einem  heiligen 
Wundenmale  durchbohrt  hat.  Ja  —  Jesus 
Christus  am  Kreuze  — ,  das  sehnsuchtsvolle 
Verlangen  nach  dem  Kreuze  und  die  Er- 
höhung des  Kreuzes:  das  war  immer  mein 
wahrer,  innerer  Beruf;  ich  habe  ihn  im 
tiefsten  Herzen  empfunden  seit  meinem 
siebzehnten  Jahr,  wo  ich  mit  Tränen  und 
demütig  bat,  man  sollte  mir  erlauben,  in  das 
Pariser  Seminar  einzutreten.  Damals  hoffte 
ich,  es  würde  mir  vergönnt  sein,  das  Leben 
der  Heiligen  zu  leben  und  vielleicht  selbst 
den  Tod  der  Märtyrer  zu  sterben.  —  So  ist 
es  leider  nicht  gekommen,  aber  doch  ist  nie 
in  mir  —  ungeachtet  der  Vergehen  und  Ver- 
irrungen,  die  ich  begangen  habe  und  wegen 
deren  ich  eine  aufrichtige  Reue  und  Zer- 
knirschung empfinde,  —  das  göttliche  Licht  des 
Kreuzes  ganz  entzogen  worden.  Manchmal 
sogar  hat  der  Glanz  dieses  göttlichen  Lichtes 
meine  ganze  Seele  überflutet."    (Schluss  folgt.) 


—     24    — 

^oi)scbi"ffNRcfoFii)  @apellet)^ 

umtnA  auf  aen  Prinxfp  der  eiiiDeitllcDReit  «na  Kelativitat  der  Zekbeft, 
oDiie  Jlcnaerttttg  an  noteii'  und  £iiikii$y$tetii. 

Von 
GeoriC  Capellen-OsnabrAck.  *) 

H^  Zur  Orieatierang.  •+*?  ^     «>    /^    ßsis    gis     g    fis   f     e 

Das    bisherige    System    der    zafälligen    Ver-      ge^^^^er: 


setzimgszeicLeii  leidet  an  nicht  weniger  als  drei- 
zehn Mängeln. 

Figur  1. ' 

e.w: " 


^    e-auf  fis  fis'auf  gis  äb'gis  fis  ab-fis  e 

OS       a       b         h         c  ces       b      bb     OS 
genauer: 

OS  as-auf  b     b-auf    c  ab'C     b    ab-b   as 


t^m 


'.;;;;  NB.  Handschriftlich  werden  ans  den  Keilen 

*      1^     l||ii      U      l|o       I    Striclie. 


^-H 


Figur  2. 


Figur  3. 


Dieselben  chromatisclien  Tonleitern   nunmehr      Ein  Muster  von  Kompliziertheit  des  Notenbildes! 
einheitlich  so  zu  schreiben: 

Tonarten-Variaoteo 
o^o^OfOfO^^  einer  Stelle  aus  „Mit  Myrten  und  Rosen" 
c        eis        d       dis        e         es         d       des        c  ^otl  R.  Sch.umann. 

genauer:  Klavierbegleitung  bei  der  Stelle:    .Doch  aufs 

c     c-auf     d     d-auf     e      ab-e       d      ab-d       c      Neu'  die  alte  Glut  sie  belebt":  ' 


Alte  Notierungen. 


1/«  ^UtA/. 


'^^''^im^%mi^i^ 


7w  7  Vtr  5: 


Pes.X 


"•'  '  ;J  U  j  J  ü  i;i^ 


ZU  Berlin.    Die  dem  Vortrage  h.ler  vorangeschickte 

*)    Vortrag,    gehalten    auf    dem    IL    Musik-       .Orientierung^  war  auf  dem  Kongress  in  einem 

pädagogisclien  Kongress,  6.-8.  Oktober  1904      Sonderabdruck  unter  die  Zuhörer  verteilt  worden. 


—     25     — 


H.i 


-  4I.U^. 


T  ff  r  fffr  "f  t  [ 


'''"  'ijiji  Mii 


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X)  .  i>vl^.  < 


I 


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Neue   Notierung   dieser  (um  einige  Takte  vermelirten)  Stelle, 
für  alle  4  Tonarten  passend. 


>">', 


C^WA.  I^*flr         'M^ltri^jOA^  3!7/M«t/  XtA  ,  ^tt  4**  .»WvnV  4m4    -t«  .  .  l*MAiti4«^ 


f  .J  J'  J  ^      I  r  v  i'  J  J  J  \J^f  ,1'  J_;p 


^st«A/M^ 


* 


4^       4«^ 


/n«    .   .    .AU.iXiU^.'iM)^'''       ^>^4^*         '^     ^.    .   .  >U 


^1  "  j  j 


■I  'I  J  .1 


SjUrt    Ait    4i  .  JM>t,^jt*v*\^c^  I^ie  Vorsetzung  der  Oktavziffem  vor  die  zweite  und 

die  folgenden  Zeilen  ist  Sache   des  Stecherfaktors,  nicht 
des  Komponisten. 

Anzahl  der  Tonversetzungsstriche  in  diesem  Liede 
bisher  472,  jetzt  nur  128;  Noten  hilf sstriche  bisher  276, 
jetzt  nur  164. 


^  ')-  i     4==^ 


—     26     — 


Figur  5, 


Stereotype  Pussnote  bei  Instramenten  mit 
Doppelliniensystem  (Für  Solo-  und  Gesangssttlcke). 

Ausser  in  der  im  Liniensystem  nach  dem 
Eröffnungstaktstricli  angezeigten  Originaltonart 
kann  das  Stück  auch  in  den  übrigen  dargestellten 
Tonarten  mit  entsprechender  Oktav  Versetzung  der 
normalen  Schlüssellagen  (s.  die  Oktavziffern 
oben  und  unten!)  direkt  abgelesen  werden.  Im 
weiteren  Verlaufe  zeigen  die  „Oktavstriche'' 
Richtung  und  Sitz  der  folgenden  Note  im  Ver- 
hältnis zur  vorhergehenden  an.  Total  Verzeichnung 
und  Oktavstriche  gelten  fort  bis  zu  ihrer  Abänderung. 

Die  vorgezeichnete  Tonart  (Tonleiter),  in 
welcher  jeweils  gespielt  wird,  ist  für  alle  Ton- 
versetzungen massgebend.  Die  Keile  rechts  auf- 
wärts und  links  abwärts  an  den  Noten  bedeuten, 
dass  rechts  bezw.  links  die  unmittbar  nächste  (bei 
etwaigen  Doppelkeilen  die  zweitnächste)  Taste  des 
betreffenden  Tonleitertones  gegriffen  werden  soll. 
Noten  ohne  Keile  sind  stets  Tonleitertöne  der  ge- 
wählten Tonart.  (Notenstiele  ohne  Notenköpfe 
zeigen  Ton-  oder  Akkord  Wiederholungen  an.) 


-J— h 


JPiguT  6. 

Theoretische  Darstellung 
des  bisherigen         des  neuen  Doppelviolin- 
Violin-  Systems  und  Doppelbass- 

Basssystems:  Systems: 


i 


o    * 


s 


C.  ^ 

^.   I. 


\.9f 


c.» 


Figur  7. 

Die  Vorzeichnung  der  neaen 
Einheitspartitur. 

Meyerbeer:  ^Hugenotten', 
4.  Akt,  Cavatine. 


^ 


Figur  8. 


Beethoven,  7.  Symphonie,  aus  Satz  11  (mit  Weg- 
lassung der  Streichinstrumente). 


<axu  31»AtU/UuH^. 


Hutjfi,. 


(SU. 


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Ausgeschriebene  Stimmen  dazu: 


»u  "■  if  LJiffi 


Stereotype  Eussnote  zu  Partituren: 
Die   über   und   unter   die  Klammer   gesetzte 


—     27     — 


Takt-  nnd  Tonartvorzeiclinnng  bezieht  sich  anf 
alle  Inetrumente,  welche  daher  ihrem  wirklichen 
Klange  nach  notiert  sind,  nnd  zwar  einheitlich 

im  ik.     Die  absolate  Höhenlage  der  Instrumente 

ist  bei  jeder  Klammer  herausgesetzt.  Relative 
Höhen  Verschiebungen  im  Verlauf  der  Zeile  sind 
durch  Oktavstriche  angezeigt,  welche  Richtung 
und  Sitz  der  folgenden  Note  im  Verhältnis  zur 
vorhergehenden  angeben. 


Die  vor  gezeichnete  Tonart  ist  für  alle  Ton- 
versetzungen massgebend.  Die  Keile  rechts  auf* 
wärts  und  links  abwärts  an  den  Noten  fordern 
Versetzungen  der  betreffenden  Tonleitertöne  (nach 
oben  bezw.  unten)  um  einen  Halbton,  etwaige 
Doppelkeile  Versetzungen  um  2  Halbtöne.  Noten 
ohne  Keile  sind  stets  Tonleitertöne  der  vor- 
gezeichneten Tonart. 

(Fortsetzung  folgt.) 


=  Kritische  Rückschau  : 

über  Konsert  und  Oper. 

Von 

Dr.  Karl  Htorck. 


Wenn  man  von  den  immer  prickelnd  wirken- 
den „Wunderkinderkonzerten''  absieht  und  die 
Aufregung  über  den  Fall  Rosenthal  in  seiner 
stammverwandschaftlichen  Begrenztheit  erkannt 
hat,  so  war  das  fünfte  ^^philharmonische  Konzert** 
der  er8<:e  sogenannte  grosse  Abend  dieser  Saison. 
Dass  g^leich  der  darauf  folgende  Dienstag  mit 
Leoncavallo  sofort  die  zweite  Sensation  brachte, 
war  in  Anbetracht  derer,  die  überall  dabei  ge- 
wesen sein  müssen,  etwas  rücksichtslos. 

Im.  übrigen  hat  Berlin  sich  bescheiden  gelernt. 
Vor  bald  einem  Jahre  durfte  Amerika  die  „Sym- 
phonie Domestica**  unseres  Hofkapellmeisters 
Bichard  Strauss  geniessen.  Im  Juni  kam  sie  beim 
Frankfurter  Musikfest  zur  Aufführung,  und  erst 
mehr  als  ein  halbes  Jahr  später,  nachdem  bereits 
kleinere  Städte  in  die  häuslichen  Verhältnisse  eines 
modernen  Musikers  einblicken  durften,  wird  Berlin 
dieses  Vertrauens  gewürdigt.  Und  siehe  da,  kein 
Groll,  keine  Klage.  Berlin  W.  zeigt  eine  nie  ge- 
ahnte Grösse  der  Besignation,  füllt  in  der  so 
koQzertfeindlichen  Weihnachtszeit  die  Philharmonie 
in  der  Hauptprobe,  wie  bei  der  abendlichen  Auf- 
führung bis  auf  den  hintersten  Winkel  nnd  be- 
reitet dem  Komponisten  einen  stürmischen  Erfolg. 
Ich  sage  mit  Absicht  dem  „Komponisten'  und  nicht 
der  neuen  symphonischen  Dichtung.  Denn  auch 
dieses,  wie  behauptet  wird,  die  Rückkehr  zur  Ein- 
fachheit ankündigende  Werk,  ist  eine  so  schwierige 
Aufgabe  für  den  Hörer,  dass  dieser  beim  erst- 
maligen Hören  es  gar  nicht  voll  erfassen  kann. 
Das  Ist  durchaus  kein  Tadel,  weder  für  den  Kom- 
ponisten, noch  für  die  Hörerschaft.  Die  letztere 
ist  freilich  vielfach  in  so  unverantwortlich  naiver 
Weise  hochmütig  und  von  sich  eingenommen,  dass 
sie,  wenn  sie  ein  Werk  nicht  gleich  versteht,  dies 
verurteilt.  Gegenüber  dem  einfachsten  technischen 
Kechanismns  ist  man  bescheidener,  als  gegenüber 
der  verwickeltsten  künstlerischen  Schöpfung.  Wie 
können  wir  denn  verlangen,  dass  die  künstlerische 
Arbeit  von  Jahren  ims  in  Minuten  völlig  zum 
Eigentum  werde. 


Manchmal,  wenn  ich  eiaen  mit  dem  Urteil 
schnell  fertigen  Freund  vor  einem  Kunstwerk  zu 
dieser  ganz  natürlichen  Bescheidenheit  mahne,  er- 
widert er  mit  dem  Hinweis  auf  Beethoven:  „Das 
verstehe  ich  doch  alles  sofort".  Ich  erlaube  mir 
ja  auch  zu  solchen  Behauptungen  ein  Fragezeichen 
zu  machen.  Und  zwar  mit  dem  völlig  ruhigen 
Selbstbewusstsein,  mit  dem  ich  mein  musikalisches 
Auffassungsvermögen  doch  immerhin  auf  den 
besseren  Durchschnitt  einstelle.  Ich  aber  gestehe 
iür  meine  Person  gern,  dass  mir  Beethoven  mit 
jeder  neuen  Aufführung  mehr  wird.  Also  habe 
ich  ihn  seinerzeit  doch  nicht  in  allem  verstanden, 
nehme  das  nicht  einmal  heute  in  Anspruch,  hoffe 
vielmehr,  in  Zukunft  immer  tiefer  in  diese  Kunst 
einzudringen.  Aber  abgesehen  davon:  die  Zeit- 
genossen Beethoven*s  haben  seine  Werke  auch  für 
masslos,  für  ungesund,  für  geistige  Missgebnrten 
erklärt.  Uns  hilft  die  2^it  zur  tieferen  und  leich- 
teren Erkenntnis.  Das  gilt  für  die  neuere  Musik 
in  noch  höherem  Masse,  als  die  geistigen  und 
seelischen  Probleme,  die  sie  sich  zur  Aufgabe  stellt, 
immer  verwickelter  und  schwerer  werden.  Dass 
sie  vielfach  gleichzeitig  zu  individuell,  zu  sehr  nur 
für  eine  einzige  Person  berechnet  sind,  dass  ihnen 
die  Erhöhung  ins  Typische  fehlt,  ist  dabei  sicher 
ein  grosser  Mangel.  Und  es  ist  der  stärkste 
Fortschritt  in  Richard  Strauss'  Tonschaffen,  dass 
er  weit  über  „Heldenleben"  und  „Tod  und  Ver- 
klärung" hinaus  in  dieser  „Symphonia  domestica'' 
ein  allgemein  menschliches  Lebensproblem  in  all- 
gemein gültigen  und  verständlichen  Verhältnissen 
behandelt  hat. 

Ein  zweites,  was  bei  Richard  Strauss  Schwierig- 
keiten macht,  ist  sein  Orchester.  Ich  sehe  nach 
dieser  Aufführung  ein,  dass  man  das  erweiterte 
Orchester  für  Richard  Strauss  als  fertiges  In- 
strument ansehen  muss.  Bislang  konnte  man  die 
Erweiterung,  die  Vergrösserung  des  Orchesters  als 
Ausdrucksmittel  für  den  einzelnen  Zweck  ansehen, 
jetzt  zeigte  sich,  dass  Strauss  auch  für  den  ver- 
hältnismässig sehr  einfachen  Vorwarf  dieses  riesige 


—     28     — 


Ansdmcksmittel  braucht.  Das  ist  kein  das  Wesen 
der  Dinge  beeinflossender  Umstand.  Das  Orchester 
Beethoven's  ist  gegenüber  dem  Haydn's  gewaltig. 
Trotzdem  gelingt  es  Beethoven,  innerhalb  seines 
Orchesters  dieselbe  Zartheit  und  Feinheit  auszu- 
drücken, wie  Haydn.  Alle  künstlerischen  Aus- 
drucksmittel haben  an  sich  keine  absoluten  Werte. 
Sie  erhalten  sie  erst  durch  das  Verhältnis  unter- 
einander. Das  hat  Böcklin  für  die  Malerei  am 
schönsten  dargelegt,  wenn  er  das  Wesen  der 
Earbigkeit  eines  Bildes  nicht  im  unmöglichen  Wett- 
eifer mit  der  Farbigkeit  der  Natur  sah,  sondern  in 
der  Ausnutzung  der  auf  der  Palette  gebotenen 
Gegensätze  innerhalb  des  Bahmens  eines  Bildes. 

Also  an  die  Vergrösser nng  des  Orchesters 
haben  wir  uns  einfach  zu  gewöhnen,  und  wir 
werden  uns  daran  gewöhnen.  Dabei  bleibt  be- 
stehen, dass  sich  nicht  für  jeden  diese  Vergrösser ung 
schickt.  Und  zwar  nicht  bloss  für  Akademiker, 
such  ganz  Moderne  können  durch  ihre  Natur 
zu  kleineren  Ausdxucksmiiteln  angewiesen  sein. 
Richard  Strauss  aber  kann  das  grosse  Orchester 
nicht  entbehren.  Das  äussert  sich  auch  darin,  dass 
die  Wirkung  seiner  Werke  nicht  auf  der  Kraft 
des  thematischen  Materials  und  dessen  formaler 
Aasnutzung  besteht,  sondern  auf  der  Farbe,  der 
instrumentalen  Charakteristik.  Wenn  er  dasselbe 
Thema  von  verschiedenen  Instrumenten  weiter- 
führen lässt,  so  geschieht  es  nicht,  um  dieses 
Thema  zu  entwickeln,  sondern  um  durch  die 
Verse  biedenartigkeit  ih.  der  Farbenzusammenstellung 
zu  charakterisieren.  Ich  glaube,  dass  hier  auch 
der  innerste  Grrund  für  die  grosse  Ausdehnung  der 
Werke  von  Kichard  Strauss  liegt.  Andererseits 
aber  auch  jene  überraschende  Tatsache,  dass,  was 
bei  anderen  als  Wiederholung  wirken  würde,  bei 
ihm  als  neu  erscheint.  Es  wird  einem  eben  zuletzt 
gleichgültig,  dass  er  wieder  und  wieder  dasselbe 
Thema  sagt,  man  hört  garnicht  mehr,  dass  es 
dasselbe  Thema  ist,  und  man  sieht  bloss  die  Neu- 
artigkeit der  Aussprache.  Wenn  eine  Serpentin- 
tänzerin ihre  stets  gleichförmigen  Bewegungen  bei 
gleichmässigem  Tageslicht  machen  würde,  so  wäre 
das  ermüdend;  bei  der  stets  wechselnden  Be- 
leuchtung offenbaren  sich  immer  neue  Schönheiten. 
Dass  dieser  Farbenwechsel  bei  Strauss  gleichzeitig 
seelischer  und  geistiger  Stimmungswechsel  ist, 
darin  liegt  der  grosse  Wert. 

Es  kommt  hinzu,  dass  Strauss  erkannt  hat, 
wie  die  Kontrapunktik  sich  zu  einer  gedank- 
lichen Bereicherung  ausnutzen  lässt.  Er  besitzt 
eine  kontrapu aktische  Kunst,  wie  ein  Josqain  und 
die  anderen  niederländischen  Meister.  Aber  er  hat 
diese  Kontrapunktik  aus  dem  Formalen  ins  Ge- 
dankliche übertragen  und  in  ihr  so  das  wesent- 
lichste Ausdrucksmittel  für  den  geistigen  Gehalt 
der  symphonischen  Dichtung  gefunden.  Ein  so 
grosser  Künstler,  wie  Richard  Strauss,  schafft  eben 
aus    der   Not   immer    eine  Tagend.      Bei   Strauss 


bleibt  die  seelische  Entwicklung  Immer  hinter  der 
geistigen  zurück.  Es  fehlt  ihm  für  die  Gesamt- 
g^talt  des  Werkes  —  für  Einzelheiten,  insbesondere 
die  Liebesinbrunst,  hat  er  es  —  jene  höchste 
Schöpferkraft,  die  nicht  aus  gedanklicher  Ueber- 
zeugung,  sondern  aus  innigster  Notwendigkeit 
schafft.  Sein  Erkennen  bleibt  induktiv,  ist  nicht 
intuitiv.  Daher  fehlt  ihm  auch  die  Ruhe  des  Zu- 
ständlichen  in  der  Stimmung.  Alles  bleibt  in 
steter  Bewegung  nach  einem  Zustand  hin,  dieser 
wird  aber  nie  erreicht.  Niemals  en  eicht  Straoss, 
was  Beethoven  in  seinen  Schlusssätzen  immer  be- 
sitzt, die  göttliche  Heiterkeit  des  Vollendetseins, 
des  über  allem  Werden  Stehens,  des  Seins.  Bei 
Strauss  bleiben  wir  immer  in  der  Beweg^nng. 
Strauss  sucht  nach  diesem  Höhezustand.  Das 
beweisen  auch  seine  Schlusssätze.  Aber  die  Kraft 
derselben  beruht  auch  im  Emportragen,  das  hier 
die  Hast  verloren  hat  und  alle  Kräfte  eint.  Aber 
Bewegung  bleibt  es  doch,  im  günstigsten  Falle 
haben  wir  die  Hoffnung,  die  Höhe  zu  erreichen. 
Darum  bringt  bei  Strauss  der  Schluss  so  gern  den 
Verzicht,  den  Tod,  das  Ende.  Bei  Beethoven  ist 
der  Schluss  immer  der  Besitz,  die  Lebenshöhe. 

Ich  sehe  in  der  „Symphonia  domestica^  einen 
grossen  Fortschritt  In  zwiefacher  Hinsicht.  Ein- 
mal gerade  darin,  dass  alle  Entwicklung  in  höherem 
Masse  als  früher  nach  dem  Erreichen  eines  Zu- 
ständlichen  strebt.  Noch  ist  das  Ziel  nicht  er- 
reicht, und  vielleicht  war  es  gerade  im  vorliegen- 
den Falle  nicht  zu  erreichen,  weil  es  das  Ergebnis 
ja  schliesslich  ist,  dass  die  Eltern  sich  entsch Hessen, 
ihr  Kind  sich  ruhig  entwickeln  zu  lassen.  Der 
zweite  Fortschritt  beruht  darin,  dass  Strauss  das 
Wesen  der  „symphonischen  Dlchtung^^  noch  nie 
so  tief  erfasst  hat,  wie  hier.  Es  zeugt  für  die 
jämmerliche  Oberüächlichkeit  der  kritischen  Be- 
trachtungsweise, wenn  dieses  Werk  als  eine  Art 
Rückkehr  zur  Symphonie  alten  Stils  (also  nicht 
Beethoven's,  die  mit  der  Art  Haydn's,  Mozart's  oder 
gar  der  Nachklassiker  nichts,  aber  auch  gar  nichts 
gemein  hat)  bezeichnet  wurde.  Nur,  weil  der 
Komponist  sagt,  es  bedürfe  zu  ihrem  Verständnis 
keines  Programms.  Ja,  du  lieber  Gott,  es  bedarf 
keine  symphonische  Dichtung  des  Programmführers, 
wenn  wir  ihren  Stoff  so  beherrschen,  wie  im  vor- 
liegenden Falle,  wo  das  Verhältnis  der  Eltern 
untereinander  und  zum  Kinde  dargestellt  wird. 
Doch  an  diese  Frage  darf  ich  nicht  rühren.  Ich 
müsste  sonst  die  Entwicklung  der  Symphonie  znr 
symphonischen  Dichtung  schildern  und  die  innersten 
Wesensmerkmale  beider  aufdecken.  Das  wäre  eine 
lockende  Aufgabe;  sie  ist  aber  im  Rahmen  einer 
Besprechung  nicht  zu  lösen.  In  dieser  habe  ich 
nur  noch  zu  sagen,  dass  ich  jedem  Musikfreund 
rate,  die  Gelegenheit,  die  neueste  Schöpfung  von 
Richard  Strauss  kennen  zu  lernen,  zu  benutzen. 
Er  wird  dabei  die  bedeutendste  Leistung  der 
neueren    symphonischen  Literatur   kennen   lernen. 


29     — 


Mittellungen 


von  Hoohsohulen  nnd  Konseryatorien. 


I>as  Leipziger  Konservatoriiim  erhielt 
durch  den  Geh.  Kommerzienrat  Julias  Blüthner 
zar  Stärkung  des  Pensionsfonds  für  die  Lehrer 
and  Beamte  der  Anstalt  die  Snmme  von  15000  Mk. 
als  Geschenk. 

Max  Reger  ist  als  Lehrer  für  Kontrapankt, 
Kompositionslehre  und  Orgel  von  der  König]. 
Akademie  der  Tonkunst  in  München  ge- 
wonnen worden. 

An  das  Konservatorium  der  Musik  zu  Krefeld, 
Direktoren  Herren  Th.  Müller-Keuter  und 
C.  Pieper,    ist  Herr   Franz  Kösler   aus  Berlin 


als  Lehrer  für  Klavierspiel  der  Oberklassen,  Theorie 
und  Chorgesang  berufen  worden. 

Die  Königl.  Musikschule  zu  Würzburg, 
Direktor  Hofrat  Prof.  Dr.  Kliebert,  führte 
Liszt's  Oratoriam  „Die  Legende  der  heiligen 
Elisabeth"  in  würdigster  Welae  auf.  Die  vor- 
züglichen Chor-  und  Orchesterleistungen  der  Anstalt 
wurden  durch  die  trefflichen  solistischen  Leistungen 
der  Münchener  Kammersängerin  Frl.  LiliDressler 
und  Frl.  Auguste  Gerstorfer  wirkungsvoll 
unterstützt. 


Yermlschte  Nachrichten. 


Herr  Gustav  Kulenkampff,  Berlin,  Kom- 
ponist und  Dirigent,  erhielt  den  Titel  alsKönigl. 
Professor. 

Die  beiden  letzten  historischen  Konzerte  des 
Bohn'schen  Gresangvereins  zu  Breslau, 
Dirigent  Prof.  Dr.  E.  Bohn,  brachten  interessante 
Programme.  Das  97.  Konzert  war  dem  „Hamor 
in  der  deutschen  Oper**  gewidmet,  es  kamen  Arien, 
Lieder,  Duette,  Kavatinen,  Ensembles  aus  Opern 
von  Reinhard  Keiser,  J.  Adam  Hiller, 
Wenzel  Müller,  Mozart,  Schubert,  Fesca, 
Weber,  Marschner  und  Nicolai  zum  Vortrag. 
Das  Programm  des  93.  Konzertes  lautete  „Deutsche 
Kinderlieder  aus  alter  und  neuer  Zeit".  Neben  den 
Altmeistern  unserer  Tonkunst  wie  Sethus  Cal- 
visius,  Antonius  Scandellus,  Laurentius 
Lemlin  (16.  Jahrhundert)  sind  auch  unsere  le- 
benden Komponisten  E.  Bohn,  E.  Humperdinck, 
C.  Reinecke,  C.  Ansorge,  Max  Reger  und 
manche  Andere  durch  das  Programm  zu  Wort  ge- 
kommen. 

Aglaja  Orgeni,  die  berühmte  Dresdener 
Gresangsmeisterin,  feierte  im  Dezember  ihren  60.  Ge- 
burtstag. 

Unter  dem  Titel  „Recht  verlangen  wir,  nichts 
als  Recht,"  hat  das  Präsidium  des  Allg. 
Deutschen  Musikerverbandes,  Präsident 
Ernst  Vogel,  eine  Broschüre  erscheinen  lassen, 
welche  in  eingehendster  Darlegung  die  Schäden 
beleuchtet,  welche  den  deutschen  Zivilmusikern 
durch  die  Koukurrenz  der  Militärkapellen  erwächst. 
Insonderheit  wird  die  Konkurrenz  hervorgehoben, 
welche  durch  eine,  der  militärischen  Musikerorga- 
nisation unwürdige  Reklame  hervorgerufen  wird. 
In  der  Broschüre  sind  eine  grosse  Reihe  belastender 
Konzertankündigungen  zusammengestellt,  die  Ma- 
terial für  die  Klagen  der  Zivilmnsiker  liefern.  Eine 
Erwägung  dieser  hier  klargelegten  Uebelstände  an 
kompetenter  Stelle,  eine  Prüfung  der  Zustände 
scheint  dringend  geboten. 


Eine  neue  Elsässische  Volksoper  „Die 
Vogesentanne",  ein  „musikalisches  Walddrama", 
Dichtung  und  Musik  von  M.  J.  Erb,  kam  am 
Strassburger  Stadttheater  zur  Erstaufführung 
und  errang  einen  glänzenden  Erfolg.  Die  Dichtung 
behandelt  eine  Sage  aus  dem  Vogesenwalde  in  der 
Nähe  des  Odilienberges. 

Von  dem  auf  dem  Gebiete  der  geistlichen  Musik 
tätigen  Pfarrer  Hermann  Barth  in  Ruhls- 
dorf-Niederbarnim  ergeht  ein  Preisaus- 
schreiben an  Theologen  und  Fachmusiker  zur 
Gewinnung  neuer  eigener  Melodien  für  eine 
Reihe  Kirchenlieder,  die  heut  nach  wenig  pas- 
senden Paraliel-Melodien  gesungen  werden.  Text 
und  Melodie  decken  sich  bei  unseren  Chorälen  oft 
recht  wenig.  So  wird  z.  B  die  Melodie  „Was 
Gott  tut,  das  ist  wolgetan"  zu  19  Gesangbuchliedern, 
deren  Stimmungsgehalt  in  sich  so  verschieden  wie 
möglich  ist,  gesungen.  Es  ist  ein  verdienstliches 
Unternehmen,  einen  Preis  für  neue  passende  Me- 
lodien auszuschreiben  Bedingung  ist,  dass  die 
Melodien  den  kirchlichen  Ansprüchen  genügen,  für 
den  Gemeindesang  geeignet  sind  und  sich  dem 
Gredankeoinhalt  des  Textes  anschmiegen.  Als 
Preisrichter  sind  gewonnen:  Pastor  Lic.  Breest 
in  Berlin,  Prinz  Heinrich  XXIV.  Reuss  j.  L., 
Konsi stör ial rat  Professor  D.  Knoke  in  Göttingen, 
Professor  Theodor  Krause  in  Berlin,  Musik- 
direktor Lubrich  in  Sagan,  Superintendent  N eile 
in  Hamm,  Pfarrer  Dr  Orphal  in  Dobbrikow  und 
Professor  Rad  ecke,  Direktor  des  Kgl.  Akadem. 
Instituts  für  Kirchenmusik  in  Berlin.  Die  die 
leitenden  Gedanken  des  Preisausschreibens  ent- 
haltende Broschüre  ist  für  45  Pfg.  in  Brfm.  fko. 
von  Paul  Pitt  ins  Verlag,  Berlin  SW.,  Alte  Jakob- 
strasse 13,  zu  beziehen 

Von  der  leitenden  Kommission  der  „Denkmäler 
der  Tonkunst  in  Oesterreich",  Vorsitzender:  Prof. 
Dr.  G.  Adler,  wurde  Dr.  Walter  Niemann- 
Leipzig  in  Anerkennnng  seiner  Bemühungen  um 


—     30     — 


die  Volksausgaben  aus  diesen  „Denkmälern^*  zum 
wirkenden  Mitgliede  ernannt.  Einige  dieser  gleich 
der  „Frobergerlana"  von  ihm  besorgten  praktischen 
Auswahlen  werden  in  einiger  Zeit  in  Breitkopf 
&  Hart  eis  „Meisterwerken  deutscher  Tonkunst" 
erscheinen. 


Der  „ Totentanz* ,  ein  dreiaktiges „Tanz-  und 
Singspiel*  nach  Dichtung  Max  Morold's,  Musik 
von  Josef  Reiter,  Komponist  des  „Bundschuh", 
eines  „B^quiems"  etc,  wurde  vom  Herzoglichen 
Hoftheater  in  Dessau  zur  alsbaldigen  Urauf- 
führung angenommen. 


Bücher  und  Musikalien. 


Dr.  Hngo  Rlemaim:  „Musik-Lexikon^S    6.  Aufl. 

Max  Hesie'fl  VerU^,  Lelpilf. 

Wie  schon  in  No.  24  v.  J.  berichtet  wurde, 
trafen  die  Schlusslieferungen  der  Neuauflage  von 
.H.  Biemann's  Lexikon"  noch  rechtzeitig  zum 
Weihnachtsmarkt  ein.  Es  erübrigt  einige  Worte 
den  bereits  früher  gewürdigten  Lieferungen  hinzu- 
zufügen. Man  darf  es  ohne  jeden  Vorbehalt  aus- 
sprechen, dass  das  Biemanu'sche  Lexikon  alle 
übrigen  Musiklexiken  überholt  und  in  den  Schatten 
gestellt  hat,  schon  aus  dem  Grunde,  weil  es,  auf 
den  letzten  Quellenforschnngen  beruhend,  bei  den 
sich  in  kurzen  Zeitabschnitten  wiederholenden,  not- 
wendigen Neuauflagen  stets  zum  Neuen  das  Neueste 
fügt,  so  dass  der  Suchende  die  G-egenwart  mit 
allen  ihren  Erscheinungen  aufs  vollständigste  ver- 
treten findet  In  gleicher  Weise  ist  aber  auch  auf 
die  ältere  Zeit  Bücksicht  genommen.  Der  gewaltige 
Umschwung,  den  die  musikalische  Forschung  in 
den  letzten  Jahren  genommen,  das  Erscheinen  des 
Eitner'schen  ^Quellen-Lexikons",  das  eine  Fülle 
bibliographischen  und  biographischen  Materials  zu 
Tage  förderte,  verur-sachten  eine  Darcharbeitung 
des  Materials,  das  die  Neuauflage  allerdings  zu 
einer  aasserordentlich  schwierigen,  aber  auch  desto 
vollkommeneren  machte.  Eine  besonders  hervor- 
zuhebende Bereicherung  erfuhr  die  6.  Auflage  durch 
die  von  Herrn  Oscar  v.  Biesemann  in  Moskau 
durchgeführte  Bearbeitung  der  Biographien  russi- 
scher Komponisten,  welche  dem  Lexikon  durch 
die  im  Verlage  von  P.  Jurgenson,  Moskau,  er- 
schienene russische  Uebersetzung  zugebrekcht 
wurde.  Man  erhält  dorch  diese  Einfügung  ein 
Bild  von  der  hohen  Blüte  nationaler  Masikpflege 
in  Bussland.  Der  Vermehrung  der  Biographien 
neuerer  Tonsetzer  hält  die  durchgreifende  Um- 
arbeitung einer  grossen  Zahl  von  historischen  und 
ästhetischen  Fachartikeln  die  Wage.  Auch  nur 
annähernd  hier  die  Namen  der  eingefügten  Künstler 
oder  die  Umarbeitung  früherer  Artikel  zu  nennen, 
ist  im  Bahmen  dieser  Besprechung  völlig  ausge- 
schlossen, es  möge  genügen,  darauf  hinzuweisen, 
dass  trotz  Kürzung  älterer,  minder  wichtiger  Artikel 
die  Neuauflage  den  Umfang  von  1508  Seiten  nebst 
XX  Seiten  Nachtrag  erreicht  hat,  gegen  1284  Seiten 
der  5.  Auflage,  —  Biemann's  Musiklexikon  ist,  um 
es  kurz  zusammenzufassen,  ein  unentbehrliches 
Vademecum  für  jeden  Musiker. 

Anna  Morsch, 


Hasikerbriefe. 

Schluss  aus  Nr.  21,  1904. 


Robert  Schnmann'g  Briefe.  Herausgegeben  von 
F.  Gustav  Jansen.  Neue 
Folge.    2.  Auflage. 

Breltkopf  ft  Hirtel,  Lelpslf. 

Von  einer  weniger  grossen,  aber  ebenfalls 
liebenswürdigen  Künstlernatur,  von  BobertSchu- 
mann,  ist  der  2.  Band  der  Briefe  in  stark  erweiterter 
Auflage  (590  gegen  früher  312  Briefe)  erschienen. 
Schumann  gehört  zu  den  „guten"  Briefschreibern. 
Seine  Briefe,  namentlich  aas  der  Jugendzeit,  ent- 
halten wahre  Poesie,  wenn  auch  in  deutlicher 
Nachahmung  des  üppigen  Stiles  Jean  Paul*s,  die 
aus  den  späteren  Jahren  weitvolle  Urteile  Über 
Kunst  und  Künstler  und  äusserst  interessante  Ein- 
blicke in  seine  eigene  PersöaÜchkeit.  Wir  stimmen 
dem  Herausgeber  vollkommen  zu,  wenn  er  Schu- 
manns auf  Schunk  bezügliche  Worte  auf  ihn 
selbst  anwendet:  ein  hoher  Künstler  und  ein  noch 
höherer  Mensch  —  nur  kein  Genie.  Darüber  ist 
man  heute  wohl  bei  aller  Verehrung,  die  Schumann 
verdient,  einig.  £s  zeigt  sich  nicht  nur  in  seineu 
Werken,  sondern  namentlich  in  seiner  Kunst- 
anschauung, die  revolutionär  anfängt  und  fast 
konservativ  endet.  Der  in  der  Jugend  mit  Be- 
geisterung für  L  i  s  z  t  und  Chopin  eintrat,  betete  den 
glatten  Formmenschen  Mendelssohn  an  (bis  zu 
dem  Grade,  dass  er  einen  Sohn  Felix  taufen  Hess),  ver- 
stand nicht  das  Neue  an  Wagner,  bei  dem  er 
„vierstimmige  Choralgeschicklichkeit*  (!)  vermisste 
und  glaubte  dagegen  in  dem  von  Vorgängern  so 
stark  beeinflussten  Brahms  den  Propheten  einer 
neuen  Welt  zu  erkennen.  Aber  wenn  auch  die 
spätere  Entwickelung  Schumann's  Urteile  oft  nicht 
bestätigt  hat,  so  enthalten  seine  Briefe  doch  eine 
Fülle  feinster  Bemerkungen,  sie  sind  für  die  Kenn- 
zeichnung des  modernen  Musikers  unschätzbar, 
wenn  et  z.  B.  „von  den  Schmerzen  und  Freuden, 
die  die  Zeit  bewegen^^,  der  Musik  erzählen  will. 
Von  grosser  biographischer  Bedeutung  sind  die 
Briefe,  die  neues  Material  zu  der  unerquicklicheo 
Af faire  mit  Wieck  liefern.  Schumann's  wanne, 
rührende  Natur  zeigt  sich  aufs  schönste  in  diesen 
Briefen.  Erschütternd  sind  die  Briefe  aus  Endenich, 
wohin  er  zur  Heilung  seiner  Geistesumnachtung 
gegangen  war. 


—     31     — 


SoüTenirs  Inödits  de  Chopin^  heransgegeben   von 
Karlowicz. 

H*  Welter,  Paiii. 

Das  Bach,  bereitet  einige  Enttäaschung.  Es 
enthält  Briefe  Chopin's  an  seine  Familie,  die  Briefe 
seines  Vaters,  seiner  Brant,  seiner  Schüler  (bei 
diesen  verständigerweise  nnr  ein  B^sum^  des 
Inhalts)  nnd  einiger  Freunde.  Chopin^s  Briefe 
sind  Inhaltlich  wenig  bedeutend.  Er  erzählt  seiner 
Familie  ausführlich  von  seinem  äusseren,  wenig 
Yon  seinem  inneren  Leben,  ausgenommen  von  dem 
Bruch  mit  George  Sand,  auf  den  durch  diese 
Briefe  neues  Licht  geworfen  wird,  nnd  fast  nichts 
von  seinen  Kompositionen.  Sie  dienen  also  nur 
zur  Erkenntnis  des  liebenswerten  Charakters 
Chopins,  seiner  rührenden  Anhänglichkeit  an  die 
Familie,  seines  Lebens  in  den  Jahren  1832—49. 
Auch  über  seine  Differenz  mit  Liszt  fallen  be- 
zeichnende Worte.  Der  Vater  rät  ihm,  die  Sachen 
so  zu  führen,  dass  die  Schuld  ganz  auf  Liszt 
zurückfalle.  Dieser  „rächte^^  sich  nach  Chopin*9 
Tode  durch  sein  enthusiastisches  Buch :  „F.  C  h  o  p  i  n^M 
Immer  der  unerschütterlich  Edle.  Sehr  interessant 
ist  es,  die  Art  des  Verkehrs  zwischen  Chopin  and 
seinen  Schülern  zu  verfolgen. 

Lnmerhin  ein  interessantes  Buch,  das  wichtiges 
biographisches  Material  enthält.  Sehr  bedauerlich 
ist  der  Mangel  eines  Registers  und  der  schlechte 
Druck:  ein  zu  den  kleinen  Typen  disproportioniertes 
Format,   schlecht   broschiert,   Papier,   das  oft  den 


Druck  durchscheinen  lässt  und  nicht  immer  ge- 
lungene Wiedergabe  von  Portraits  Chopin's  und 
seiner  Familie.  Den  Druck  der  Briefe  George 
Sand 's  verboten  ihre  Erben.  Sie  stehen  aber  in 
der  polnischen  Ausgabe  desselben  Buches. 

J.  Tianna  da  Motta. 

Gnstar  Levj:   Richard    Wagner^s   Lebensgang   in 
tabellarischer  Uebersicht. 
TerlAiriyeMlliehafl  „Harnoale*',  Berlin. 

Gustav  Levy  hat  seine  Darstellung  des  Lebens- 
gangs Richard  Wagner's  in  tabellarischer  Ueber- 
sicht fundiert  auf  des  Meisters  Schriften  und  Brief- 
wechsel, ferner  auf  die  Biographien  von  Houston 
Stewart  Chamberlain  und  Carl  Fr.  Glasenapp. 
Auch  wurden  Schriften  von  Lichtenberger,  von 
Wolzogen,  Nohl,  Tappertu.  A.  aufs  Förderlichste 
in  Betracht  gezogen.  Der  Heraasgeber  hat  alles 
zu  Gebote  stehende  Material  mit  Fieiss  und  Gründ- 
lichkeit benutzt  und  in  höchst  übersichtlicher 
Kürze  und  bester  Anschaulichkeit  geordnet  und 
zur  Darstellung  gebracht.  Das  kleine,  mit  einem 
wohlgetroffenen  Brustbilde  des  Bayreuther  Meisters 
gezierte  Buch  wird  für  den  Zweck  schneller  und 
sicherer  Informierung  gute  Dienste  tun,  umso- 
mehr,  als  Fussnoten  bibliographischen  und  histo- 
rischen Inhalts,  Zitate  aas  Wagner's  Munde  und 
wissenschaftliche  Hinweise  seinen  Wert  zu  erhöhen 
imstande  sind. 

Eugen  Segnitz. 


Vereine. 


Musik-Sektion 
des  Allg.  Dentschen  Lehrerinnen-Yereiiis. 

Die  Ende  September  v.  J.  gegründete  Musik- 
gruppe  zu  Hamburg,  deren  Mitgliederzahl  bereits 
auf  72  gestiegen  ist,  bestätigte  in  ihrer  letzten 
Versammlung  die  Satzungen  und  den  bisher  provi- 
sorisch gewählten  Vorstand.  Die  idealen  Zwecke 
des  Vereins  sind:  Förderung  und  Hebung  des 
Masiklehrerinnenstandes  nach  jeder  Richtung,  um 
dem  in  keinem  Berufe  so  wie  in  dem  Lehrfach 
der  Musik  auftretenden  Proletariat,  mit  Ent- 
schiedenheit entgegenzuwirken.  Nach  dem  Vor- 
gehen des  Musikpädagogischen  Verbandes  in  Berlin 
liat  sich  die  Hamburger  Musikgruppe  entschlossen, 
eine  ernste  Prüfung  für  alle  diejenigen  zu 
verlangen,  die  die  Unterrichts  Vermittlung  in 
Anspruch  nehmen  wollen.  In  eingehender  Aus- 
fährong  wies  die  vom  Verein  gewählte  Prüfungs- 
kommission, die  Herren  Prof.  Emil  Krause 
(Theorie  und  Musikwissenschaft),  Herr  Julius 
Levin  (Klavier  und  Klavierpädagogik]  und  Herr 
Üichard  Dannenberg  (Gesang  und  Gesangs- 
pädagogik), auf  die  Vorbedingungen  für  das  ab- 
zulegende Examen  hin.  Die  genannten  Künstler 
stellen  im  Interesse  der  idealen  Bestrebungen  des 
Vereins  demselben  ihre  Kräfte  bereitwilligst  zur 
Verfügung.  Um  auch  den  minder  Bemittelten  den 
Weg  zur  Fortbildung  oder  zum  Examen  zu  ebnen, 
werden  die  Herren  vom  1.  Januar  ab  Kurse  ein- 
lichten,  die  es  jedem  ermöglichen  sollen,  das  Ziel 
zu  erreichen. 


In  der  Leipziger  Musikgruppe  hielt  Herr 
Dr.  A.  Schering  einen  äusserst  fesselnden  Vortrag 
über  die  .Entwickelung  der  Instrumentalmusik* 
im  17.  und  zu  Anfang  des  18  Jahrhunderts.  Von 
den  frühesten  Anfängen  instrumentaler  Tonkunst 
ausgehend  zeigte  er,  wie  diese  allmählich  aus  ihrer 
dienenden  Stellung  als  Gesangsbegleiterin  zur 
Seil  ständigkeit  erwuchs.  Von  solcher  zeugen 
schon  die  „Sinfonien"  zu  den  Oratorien  eines 
Carissimi,  Bartali  u.  a.  (1660—1684),  mehr  noch 
die  Serenaden  für  Violine  mit  Orchester begleitung 
von  Vivaldi.  Vivaldi  dürfte  auch  der'  erste 
Programm-Musiker  gewesen  sein.  Einee  seiner 
Werke  versinnbildlicht  die  vier  Jahreszeiten  in  zum 
Teil  recht  ansprechender  Weise.  Es  scheint  sowohl 
Haydn,  wie  dessen  Vorgänger  im  Esterhazi- 
Orchester,  Greg.  Jos.  Werner,  zu  verwandten 
Schöpfungen  angeregt  zu  haben.  Werner  schrieb 
1748  einen  Zyklus  von  13  Instrumentalstücken,  die 
er  „Neuer  und  sehr  kurioser  Jahreskalender"  be- 
nannte. Die  Proben,  die  Dr.  Schering  auch  aus 
diesem  Werke  gab,  erregten  durch  ihre  Naivetät 
aligemeine  Heiterkeit.  Ungleich  poetischer  hat 
Joh.  Jakob  Walther  seine  Aufgabe  in  einer 
ähnlich    angelegten   Komposition:    „Das    Blumen- 

firtlein"  erfasst.  Um  1700  entstand  als  neue 
unstform  das  „Pastorale*',  deren  sich  bald  alle 
Komponisten  der  damaligen  Zeit  bedienten.  Es 
war  ein  wiegender  %-Ilhythmus  alla  Siciliano,  der 
den  Hirtengesang  und  das  Schaukeln  der  heiligen 
Wiege  nachahmen  sollte.  Der  Vortragende  nannte 
als  solche,   die  einer  Wiederbelebung  wert  wären. 


—     32     — 


die  Weihnachtssymphonjen  von  Valentin i,  Man- 
fredini, Corel )i  nnd  wies  anf  den  deatlich 
erkennbaren  Einfio^s  ;hin,  den  diese  Ton  werke 
anf  das  allbekannte  Hirtenspiel  in  Bach 's  ,  Wei- 
nach tsoratorimn  gehabt  haben. 

Die  Bestrebungen  Frl.  Elisabeth  Simonis, 
der  Vorsitzenden  der  Mnsikgrnppe  Breslau,  zur 
Gründung  eines  „Musiklehrerinnen -Altersheims" 
für   die   Provinzen    Schlesien    und    Posen   sind 

ie  le  näher  gekommen : 
im  Dezember  wurde  der  Neubau  des  in  Pöpelwitz 


im  Bau  begriffenen  Altersheims  unter  Dach  ge- 
bracht. Der  Akt  der  Schlusssteinlegung  war  mit 
einer  kleinen  Feier  verbunden.  Sie  wurde  durch 
den  Gesang  des  „Engelterzetts''  aus  dem  £  1  i  a  s 
eröffnet,  Hr.  Oberkonsistorialrat  Dr.  v  H  a  s  e  hielt 
die  Festansprache,  in  der  er  den  Verlauf  des  Liebes- 
werkes  schilderte,  dann  folgte  die  Verlesang  der 
Urkunde,  die  mit  dem  Schlussstein  dem  Bauwerk 
eingefügt  werden  sollte,  —  mit  dem  Choral  „Lobe 
den  Herrn^*  nahm  die  kurze,  aber  würdigte  Feier 
ihren  Abschluss.  Die  Einweihung  des  Heimes  ist 
im  FrUhjahr  zu  erwarten. 


Konservatorium  der  Musik 
in  Kassel. 

Gegr.  1895.     Direktion:  L  Beyer.     Gegr.  1896. 

EhreilTOrsiti :  Begienuifcs-Präsident  tob  Trott  i«  Smli, 
6nf  KdBigtdorff,  Bzoellens  Generalin  tob  Coloaiby 
Oberbürgermeister  Müller  n.  A. 

CliratOliain :  Pfarrer  Baaa,  Sohnldirektor  Prof.  Dr.  Krui- 
■laeher,  Bankier  Plaat,  Jnstdarath  Scheffer  u.  A. 

Lehrer :  Die  Damen :  L.  Beyer,  BUiil*F5nter,  Königl.  Opern- 
Bäneerin,  OleMe-fabronl,  A.  Taadiea.  Die  Herren: 
A.  Hartdeg««.  Kammenrirtuos.  Pro£  Dr.  USbel» 
0.  KaletMb,  Kgl.  KammermuBiker,  K.  Kletsaiaaa, 
Kgl.  Opemsänffer,  W.  Moabaapty  Kgl.KammermaBiker, 
Ed.  8etaBildt,  Kgl.  Kammermusiker,  fl.  Bebnarbaacb, 
KgL  Kammermnsiker  u.  A. 

Unterrichtfilcher:  KUyier,  Violine,  Cello,  Harfe  und  alle 
übrigen  Orchesterinstmmente.  Oeeang,  Harmonie- 
nndKompoaitionBlehre.  IfuBikgeBchiohte.  Italieniwoh. 
OrcheBterBpieL    GebOrabong.    lAaeikdiktat. 

Organisation:  ConcertklaBsen.  SeminarklasBon.  Ober-, 
Mittel-  und  BlementarklasBen. 

Stataten  Bind  koBtenfrei  cu  beliehen  durch  die  Sohriftleitung 
des  Konservatoriums  Kassel,  Wilbelmshöher  Allee  4S. 


P 


Musikpädagogischer  Verband. 


Soeben  erschienen: 

Zweiter 
Mttsikpädagogischer  Koagress 

6.-8.  Oktober  1904 
ZU  Berlin. 


— >^>«- 


Vorträge  und  Referate 

Herausgegeben 

von  dem  Vorstande 

des 

Mnsikpadagogischen  Verbandes. 

(Eigentum  des  Verbandes.) 

Preis  Mk.  1,35. 

(Ausland  Mk.  1,60.) 

Zu  beziehen  gegen  vorherige  Einsendung 
des  Betrages  (für  1  Expl.  in  deutschen  Brief- 
marken) von  der  Geschäftsstelle: 


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Verlag  „Der  Klavier-Lehrer", 
Berlin  W.  50. 


Fehlende  Nummern  JSLr^Vao pfVd^ 

jede  BQolihandliing  naohbesogen  werden. 


W 


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Unsere  Abonnenten    S 

machen    wir    darauf   aufmerksam,    dass   für 
das  Jahr  1904  elegante 

Einbanddecken 

für  den  „Klavier-Lehrer" 

in  ganz  Leinwand  mit  Titelpressung  und  Gold- 
druck (genau  wie  die  vorjährigen)  ä  Mk.  1,20 
durch  jede  Bncb-  and  JMosikaHenbaiidlons 
zu  beziehen  sind,  sowie  direkt  unter  Kreuz- 
band.    (Porto  30  Pf.) 

Verlag  „Der  Klavier-Lehrer"  (M.  Wolf!) 
0  Berlin  W.  SO.  cJ 


1^ 


^ 


—    33    — 


Adressen-Tafel. 

5  Zellen  IG  Hk.  Jfthrllch,  weitere  6  Zeilen  5  Hk. 


Prof.  €.  Bre$laur'$  Konservatorium  und  Seminar. 

Direction:  Gustav  Lazarus. 

Berlin  N.W.«  Lulsen-Str.  36.  Berlin  W.«  Bülowstr.  2  (am  NoUendorfpiatz). 

Spreohstanden:  6—6,  Mittwochs  u.  Sonnabends  10—12.  Sprechstunden:  8—10  n.  1—2. 

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Erste  Lehrkräfte,  volletandige  musikalische  und  pftdagogische  Ausbildung.     Elementarklassen. 


Prof.  Siegfried  Oclis. 

Dirigent  des  .Philharm.  Chores". 

Berlin  W.,  Bandler-Strasse  8. 

Spreohst  nur  ▼.  11— IS  Uhr  Vorm. 


Franz  Grunicice, 

Orgel,  Klavier,  Harmonielehre. 

Berlin  W.,  Steinmetzstr.  49^ 


Martha  Remmert^ 

Hof  Pianistin,  Kammervirtnosln. 
Berlin  W.,  Tanenzienstr.  6. 


Emma  JEocJl, 

Pianistin. 
Berlin  W.,  Neue  Winterfeldstr.  15. 

Konzert- Vertr.:  H.  Wolff,  Berlin. 


Flora  Scherres-FriedenthaJ 

Pianistin. 

Berlin-Cliarlottenbarg, 

Kantstr.  IGOa. 


Prof.  Jul.  Hey'S  Oesangschule. 
Berlin  W.,  Eisholzstrasse  5«* 

am  Botanischen  Garten. 


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Frau  Felix  Schmidt-KOhne 

Goncertsängerin  -  Sopran. 
Sprechstande:  3—4. 

ProL  Felix  Schmidt 

Berlin  W^  Tanenzienstrasse  21. 


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Pianist. 
Berlla  W.,  Passaaenlnsse  U. 


Käte  Freudenfeld, 

Koniert-  u.  Oratoriens&ngerin  (Alt) 
Oetanglehrerin,  Athemgymnastik. 

Berlin  W.,  Passanerstrasse  22". 


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erteilt  in  Leipzig,   Llebigstr.  8 1,  und  in  Llndhard-Naunhof  (Bahnlinie  Leipzig- 
Döbeln- Dresden)  von  Juni  bis  einschl.  September 

0e$and$uitterricht. 

Herren  und  Damen  vom  Lehrfach,  sowie  ausübende  Künstler,  die  Unterricht 
nehmen  wollen,  sind  gebeten,  event.  vorher  schriftliche  Klariegung  ihrer  stimmlichen 
Veranlagung,  sowie  eines  von  einem  Arzt  ausgestellten  Berichtes  über  ihren  allge> 
meinen  Gesundheitszustand  einzusenden. 


Prof.  Franz  Kullak. 

Uassen  fflr  höheres  Klavierspiel. 

Berlin  W.,  Habsburger  Str.  4. 


Atemgymnastiic  -  Gesang. 

üathilde  Parmentler 

(Alt-  und  Mezzo-Sopran). 
Berlin  W.,  ßlsenacherstrasse  lao. 


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und  Seminar  für  Musiklehrerinnen 
von  Jlttiia  morscbt  Berlin  Ol.»  JInsbad)er$tr.  37. 

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gegründet  1851  

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dem  preisgekrönten  Anschauungsunterricht  der  Vorsteherin. 


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Vorbereitungskurs  zur  k.  k.  Staatsprüfung,    —    KapeUmeisterkurs.    —    Ferialkurse 
(Juli -September).  —  Methodische  Spezialkurse  für  Klavierlehrer.   —  Abtheilune  für 
brieflichen  theoretischen  Unterricht  —  Jährliche  Frequenz:  850  Schüler  und  Schüle- 
rinnen aus  dem  In-  und  Auslande.  —  Lehrkräfte  ersten  Ranges. 
-i^  Prospeete  fraaeo  dareh  die  lastUaSskaaslel,  WIea  Yli/lb.  ^-gk 


—     34     — 


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Piamlttln. 

Konzert  und  Unterricht  (Meth.  Carreno). 

Berlin  W.,  Marbnrgerstr.  17  HL 


Anna  Harmsen, 

Klavier-Unterricht  und  Begleitung. 
W.,  Lfitzowstr.  63,  Gartenhaus. 


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Lebens-,  Alterspensions-,  Invaliditäts-  und  Kinder- 
versicherung der  Mitglieder  Deutscher  Frauenvereine 

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Leiterin  Frl.  Henriette  Goldseliinldt,  axigeeohlogeen  81  Frauen-  und 


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und  gegen  eintretende  ErwerbsunflUiigkeit. 

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bereitung füi  den  Lehrberuf. 

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für  Klavier-,  Oeaang-  u.  Violinstunden.  Lehrerinnen  mit  guten  ZeuRniseen  oder 
Empfehlungen  ^^  erden  kostenlos  nachgewiesen  durch  die  Vorsteherin  Frau  H.  Bort* 
hiusen-Leubutoher»  Berlin  W.80,  Luitpoldstr.  4a    Sprechst:  MonUg  Nachm.  8^/«— & 


Frankierter 
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nebst  Vorschule 

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Anszug  aus  dem 

Stellenvermittlungs-Register. 


Gesuchte  Stellen: 

Eine  tüchtige  Gesanglehrerln,  vorzüglich  für 
Stimmbildung,  wünscht  geeigaeten  Wirkungskreis 
an  einem  grösseren  Institute.  Beteiligung  eventl. 
Kauf  einer  gut  renommierten  Schule  nicht  aas- 
gefichlossen. 

Eine  vorzügliche  Oesangspädagogin,  die  sich 
durch  schriftstellerische  Arbeiten  auf  diesem  Ge- 
biete einen  Namen  gemacht  hat,  sucht  Engage- 
ment an  einem  Konservatorium. 


Eine  gute  Konzertsängerin  und  Gesanglehrerin, 
Schülerin  von  Sistermann,  sucht  geeigneten  Wir- 
kungskreis. 

Eine  vorzügliche,  sehr  erfahrene  Klavier- 
lehrerin und  -Spielerin  (Methodo  Kiemann),  die 
über  sehr  fctite  Zeugnisse  verfügt,  wünscht  ge- 
eigneten Wirkungskreis.  Sehr  erwünscht  wäre 
selbständige  Lieitung  oder  dergl. 

Meldungen  sind  zu  richten  an  die  Central- 
leitung  der  Stellenvermittlung   der  Musiksektion. 

Adr.:  Frau  H.  Burghauseo,  Berlin  W.,  Luitpoldtsr.  43. 


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Ein  Werk,  das  in  kürzester  Zeit  das  Interesse 
aller  ernsthaft  strebenden  Ciavierspieler  erregt  hat 
und  sowohl  durch  seinen  pädagogischen  Wert  als 
durch  seinen  musikalischen  Gehalt  dazu  bestimmt 
scheint,    einen    dauernden    Platz   in    der    Ciavier- 
Literatur  zu  behaupten.  Eine  Reihe  der  bedeutendsten 
Virtuosen  wie  M.  Rosenthal,  J.  L^vinne,  M.  Ham- 
bourg,  L.  Diemer,  S.  Stojowski,  H  Bauer,  Clotilde 
Kleeberg,  Marie  Panthes,    Berthe  Marx  etc.  haben 
die  den  dritten  Teil  des  Werkes  bildenden  Concert- 
Etuden  bereits  ihrem  Eepertoire  einverleibt. 
Per  aspera 
15  Stades  de  Tirtaosite 
op.  72. 
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In  diesen  Etüden   hat    der  Autor   alle  Haupt- 
zweige der  Ciaviertechnik  behandelt  und  eine  mög- 
lichst gleichmässige  Ausbildung  beider  Hände  an- 
gestrebt. 

«»— -  Tonleiter -Baeh  — » 
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Heft  I.    Die   Tooleitem   in   einfachen    Noten  (Les 
Gammes  en  Notes  simples) 
Preis:  Mk  2.40. 
Heft   IL    Die   Tonleitern    in    Doppelgriffen    (Les 
Ganmies  en  Doubles-Notes) 
Preis:  Mk.  3.20. 
Sowohl  im  ersten  als   im  zweiten   (der  Schule 
des   Doppelgriffspiels   entnommenen)   Hefte    giebt 
der  Autor  eine  grosse  Anzahl  von  gänzlich  neuen 
Eingersätzen,   deren  rationelle  Begründung   in  der 
Vorrede  dargelegt  ist. 

Henry  Litolff  s  Verlag  in  Braunschweig« 
(Enocb  &  Cie,,  Paris). 


—    36    — 


Erschienen  ist: 


D 


Max  Hesses 

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20.  Jahrg.         fÜF    1905#        20.  Jahrg. 

Mit  Portrait  u.  Biographie  Anton  DTofak*8  u.  Eduard 
Ilan8llcl(*s  —  einem  mehr  als  lOO  Seiten  starken  Notizbuctae— 
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Dr.  Hoch's  Konservatorium  in  Frankfurt  a.  M. 

gestiftet  durch  VermächtniB  des  Herrn  Dr.  Josef  Faul  Hoch,  eröffnet  im  Herbst  1878  unter  der 
Direktion  von  Joachim  RalT,  seit  dessen  Tod  geleitet  von  Prof.  Dr.  Bernhard  Schols,  beginnt  am 
1.  M&rs  dg.  Js.  den  Sommer-Knrsns. 

Der  Unterricht  wird  erteilt  von  den  HH.  L.  Uzielli,  £.  Engesser,  0.  Hegner.  Mnsikdir.  A« 
Glttck.  Frl.  L.  Mayer,  Herrn  Chr.  Eckel,  Frl.  M.  Gödecke,  Frau  E.  Yeldkamp,  Frl.  J.  Fiflgge.  Frl.  fl.  Schaltae 
nnd  Herrn  H.  Golden  (Pianoforte),  H.  Gelhaar  (Orgel),  den  H.H.  Ed.  Bellwidt,  S.  Bigntini,  Frl.  Cl. 
Sohn,  Frl.  Marie  Scholz  und  Herrn  A.  Leimer  (Gesang),  den  H.H.  Prof.  J.  Naret-Koning,  F.  Baasermann, 
Konzertmeister  A.  Hess,  Konzertmeister  A«  Bebner,  Frl.  Anna  Hegner  und  F.  Kfichler  (Violine  bezw. 
Bratsche),  Prof.  B.  Cossmann.  Prof.  Hugo  Becker,  J.  Hegar  nnd  Hngo  Schlemfiller  (Violoncello), 
W.  Seitrecht  (Kontrabass),  A.  KSnitz  (Flöte),  11.  Müns  (Oboe),  L.  Mohler  (Klarinette),  F.  Türk  (Fagott), 
C.  Prensse  (Hom),  J.  Wohllebe  (Trompete),  Direktor  Prof.  Dr.  B.  Scholz,  Prof.  J.  Knorr,  C.  Breidenstein, 
B.  Sekles  nnd  K.  Kern  (Theorie  nnd  Geschichte  der  Musik),  Prof.  C.  Hermann  (Deklamation  und 
Mimik),   Herr  Prof.  Dr.  R.   Schwemer  (Literatur),   Fräul.   del  Lnngo  (italienische  Sprache). 

Prospekte  sind  durch  das  Sekretariat  des  Dr.  Uochschen  Konserratorioms,  Eschershelmer  Land- 
strasse 4,  gratis  und  franco  zu  beziehen. 

Baldige  Anmeldung  ist  zu  empfehlen,  da  nur  eine  beschränkte  Anzahl  von  Schülern  angenommen 
werden  kann. 

Die  Administration:  Der  Direktor: 

Bmil  Sulzbaeh.  Professor  Dr.  B.  Scholz. 


C.  BECHSTEIN. 


Flügel-  und  Planlno- Fabrikant. 

Hoflieferant 

Sr.  Maj.  des  Kaisers  von  Deutschland  und  Königs  von  Preussen, 
Ihrer  Maj.  der  Kaiserin  von  Deutschland  und  Königin  von  Preussen, 
Ihrer  Maj.  der  Kaiserin  Friedrich, 
Sr.  Maj.  des  Kaisers  von  Russland, 
Ihrer  Maj.  der  Königin  von  England, 
Ihrer  Maj.  der  Königin  Regentin  von  Spanien, 
Sr.  Königl.  Hoheit  des  Prinzen  Friedrich  Carl  von  Preussen, 
Sr.  Königl.  Hoheit  des  Herzogs  von  Sachsen-Coburg-Gotha, 
Ihrer  Königl.  Hoheit  der  Prinzessin  Louise  von  England  (Marchioness  of  Lome) 
I.  Pabrik:  5-7  Jotaannis-Str.  u.  27  Ziegel-Str. 

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40  Wig^inore  Street. 


BERLIN  N. 

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Für  die  Redaktion  yerantwortllch:  Anna  Morsch,   Berlin  W.,  Ansbacherstr.  87. 

Expedition  und  Verlag  ^^Der  Klarier -Lehrer^^  M.  Wolff,  Berlin  W.,   Anebaeherstraase  87. 

Dmck:  J.  S.  Freuss,  Berlin  S.W.,  Kommandanteustr.  14. 


Der  Rlatfier-IiehreF. 

Musik-pädagogische  Zeitschrift  für  alle  Qebiete  der  Tonkunst 
Organ  der  Deutschen  Musiklehrer-Vereine, 

der  Musik-Sektion  des  K  D.  L-V.  und  der  Tonkünstler-Verelne 
zu  Kölrii  Dresden;  Hamburg^  Leipzig  und  Stuttgart. 
Begründet  1878  von  Profeseor  Emil  Breslaur. 
Redaktion:  Anna  Morsch 

Berlin  W.. 

Antbachentrasse  87. 


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acgcnacn«mmen. 


No.  3. 


Berlin,  1.  Februar  1905. 


XXVIII.  Jahrgang. 


Inhalt:  Eugen  Segnltz:  Ueber  Franz  Liszt*t  „Ann6es  de  Pelerinage*.  (Schlusa.;  Georg  Capellen-Osnabr&ck:  Tonachrift-Reform 
Capellen.  (Fortsetzung.)  Dr.  Karl  Storck:  Kritische  Kflckachau  über  Konzert  und  Oper.  Mitteilungen  von  Hochschulen  und 
Konservatorien.  Musikp&dagogischer  Verband.  Vermischte  Nachrichten.  BOcher  und  Musikalien,  besprochen  von  Anna  Morach. 
Vereine.    Briefkasten.    Anzeigen. 


3^ber  f^Faoz  biszf s  ,,Ant)^es  de  ^elerioaä^''- 


Von 


Engen  8egnits 

(Schloss.) 
Ich  finde  auch  inn  folgenden  Stücke,  „En     lebens. 
Mode     Hongrois*     bezeichnet     und     „Surt 
lacrymae    rerum"     überschrieben,     immer 
wieder  Liszfs  religiöses  Wesen  zum  Durch- 
bruch kommen. 

Wie  alle  Kunst  von  der  Religion  ausgeht, 
so  bildeten  auch  Liszt*s  Wünsche  und  Neigun- 
gen in  Jugend  und  Alter  einen,  sein  ganzes 
Leben  umschliessenden  Ring.  Das  in  Rede 
stehende  fünfte  Klavierstück  ist  wiederum 
jener  Liszt'schen  redenden  Kunst  und  jenem 
eigentümlich  packenden  deklamatorischen 
Klavierstil  entsprungen,  der  unseres  Meisters 
Werke  so  auszeichnet.  Die  Stimmung, 
energisch  festgehalten  und  mit  Ausnahme  des 
kurzen  Zwischensatzes  von  besonderer  Herbe 
und  Schärfe  des  musikalischen  Ausdrucks, 
könnte  gewissermassen  einem  Klag-  und 
Busspsalm  entnommen  sein.  Nur  leise  wird 
hierin  ein  gewisses  versöhnliches  und  be- 
ruhigendes Moment  zur  Andeutung  gebracht. 
Ein  Trauermarsch  grossen  Stils,  dem 
Andenken  des  (am  19.  Juni  1876  erschossenen) 
Kaisers  MaximUian  I.  von  Mexiko  gewidmet, 
ist  die  sechste  Nummer.  Es  ist  ein  er- 
greifender Epilog  auf  das  Ende  eines  reichen, 
edlen,   wenn    auch    irregeführten    Menschen- 


Diese   seine   Meinung  deutete  Liszt 
auch    an     durch     Vorsetzung    des    Mottos: 
„Grosses  auch  nur  gewollt  zu  haben,  genügt.^ 
Einen  schönen  und   versöhnenden  Abschluss 
findet     der     in    Rede     stehende    Band    der 
„Annees  de  Pelerinage**,  der  in  Wahrheit  dem 
Hörer  den  Inhalt  einer  Anzahl   von  Kapiteln 
aus  Liszt's  Lebensgeschichte  mitteilt,  mit  dem 
„Sursum  Corda"   („Erhebet  euere  Herzen**) 
überschriebenen  Tonstück.    Auch  hier  möge 
eine,  allerdings  schon  1862  niedergeschriebene 
Rriefstelle   des    Meisters    als    Führer   dienen. 
Denn  seine  Worte  sind  der  beste  Kommentar 
für    seine   Werke.     Er   schreibt,    die  beiden 
verstorbenen    Kinder,   Daniel    und    Blandine, 
verblieben  ihm  als  ^  Fürbitter  mit  dem  Zurufe 
„Sursum  Corda**!  „Wenn  einst  der  Tod  heran- 
naht, soll  er   mich   nicht  unvorbereitet  oder 
zagend  treffen.    Unser  Glauibe  hofft  und  harrt 
nach  der  Erlösung,   der  ^r  uns  zuführt    So- 
lange wir  aber   auf  E;fden   sind,   müssen  wir 
unser  Tagewerk   ve;iTichten.    Das   meine  soll 
nicht  brach   liegen^/  So  wenig  man  auch  da- 
von halten  mag.^  es  ist   für  mich  unerlässlich. 
Für  meine  Se^ientränen  muss  ich  mir  gleich- 
sam   Lacrymeatorien     anfertigen,    für    meine 
lieben    Lebaf^^en    Flammen    anzünden    und 


-    38    - 


meine  lieben  Toten  in  geisteskörperlichen 
Urnen  aufbewahren.  Dahin  stellt  und  deutet 
sich  die  Kunstaufgabe  für  mich."  Wie 
nur  eine  so  hohe  und  reine  Seele  als  die- 
jenige Liszt's  so  gross  und  edel  empfinden 
und  seine  Gemütsstärkung  und  Nahrung 
allein  auf  dem  Boden  tiefer  und  wahrer 
Religiosität  finden  konnte,  so  wurde  auch 
ihm,  ähnlich  wie  Goethe,  jegliches  innere, 
seelische  Ergebnis  zu  einem  künstlerischen 
Gelegenheitsgedichte  höherer  Art,  so  suchte 
und  fand  auch  er,  ein  Vorbild  für  uns  alle, 
Trost  und  Stärkung  in  seinem  künstlerischen 
Berufe.  Indem  er  alles,  was  sein  Inneres  be- 
wegte, in  dem  ihm  eigenen  Idiom  zur  Sprache 
brachte,  schuf  er  seiner  oft  bedrückten 
Seele  Freiheit  und  erlöste  sein  Ich  von  den 
Bürden,  die  so  häufig  und  schwer  darauf 
lasteten. 

^Sind  Sie  jemals**,  fragte  Liszt  in  einem 
seiner  Reisebriefe  Heinrich  Heine,  „in  Venedig 
gewesen.^  Sind  Sie  jemals  in  dunkler  Gondel 
über  die  schlafenden  Gewässer  des  Canalezzo, 
an  den  Ufern  des  Giudecca  dahingeglitten? 
Haben  Sie  das  Gewicht  des  Jahrhunderts  bis 
zum  Erdrücken  auf  Ihrer  Einbildungs- 
kraft   liegen  gefühlt? Haben  Sie  die 

blassen  Mondstrahlen  fahle  Lichter  auf  die 
Kuppel  von  Sankt  Markus  werfen  sehen?" 
—  An  diese  Worte  sei  der  freundliche  Leser 
erinnert,  wenn  er  die  Gondoliera  aus 
„Venezia  e  Napoli'*,  dem  Supplementbande 
zum  zweiten  Bande  der  „Annies  de  Pelerina^^e*', 
studiert.  Das  im  höchsten  Glänze 
schimmernder  Liszt'scher  Klaviermusik  auf- 
tretende Stück  ist  eine  Paraphrase  einer 
Canzone  des  Cavaliere  Peruchini  „La  bion- 
dina  in  gondoletta",  eine  Komposition  von 
feiner  poetischer  Stimmung  und  lauterstem 
Wohlklange,  ein  Erinnerungsblatt  an  Liszt's 
Aufenthalt  in  der  Lagunenstadt  im  April  und 
Mai    1838.      Die    beiden    folgenden    Stücke, 


Canzone  und  Tarantella,  sind  Reflexe  des 
italienischen  Volkslebens,  wiewohl  der  Meisler 
seinen  lange  gehegten  Wunsch,  nach  dem 
sonnendurchfluteten  Kampanien  zu  gelangen, 
nie  zur  Ausführung  zu  bringen  vermochte 
Die  Canzone  ist  eine,  Meister  Rossini  dar- 
gebrachte Huldigung,  denn  ihre  Melodie  über 
die  Dante'schen  Worte  ,,Nessün  maggior 
dolore"  ist  Rossini's  Oper  „Othello"  ent- 
nommen. Auch  die  Tarantella  ist  auf  einer 
volkstümlichen  Melodie  aufgebaut,  ein  Bravour- 
stück von  bedeutendster  Wirkung,  in  den 
Gegensätzen  des  Tarantella-Themas  und 
des  lyrischen  Zwischensatzes,  einer  ein- 
schmeichelnden neapolitanischen  Canzone, 
von  ganz  besonderem  Reize.  —  — 

Wir  sind  zu  Ende  mit  unserer  Wanderung 
durch  einige  von  Liszt's  Lebenskapiteln.    Die 
vorstehende  Arbeit  hatte   zweierlei  im  Auge. 
Sie  wollte  die  Leser  dieses  Blattes  auf  Liszt's 
Original  werke   hinlenken,   auf  diese  wunder- 
vollen Tonpoesien,   die  noch   längst  nicht  die 
ihrer  würdige  Beachtung   in  weiteren  Kreisen 
von    Lehrern    und    Schülern,    von    Künstlern 
und   Kunstfreunden   gefunden    haben.      Zum 
andern    war  hier   der  Versuch   einer  Aus- 
legung ihres  tondichterischen  Inhaltes  gemacht 
worden  von  Einem,  der  von  des  Meisters  un- 
endlich   hoher   Bedeutung   für  unser   ganzes 
modernes    Kunstleben   tief   durchdrungen  ist. 
Sollte   aber  dem  Schreiber  dieser   Zeilen  der 
Versuch    nicht   zu    allgemeiner  Zufriedenheit 
gelungen   sein,   so   findet   er   in  den  Worten 
eines    Liszt   congenialen  deutschen  Dichters, 
Göihe,   dennoch    eine    gewisse    Beruhigung: 
„Die  Kunst   ist   eine  Vermittlerin  des  Unaus- 
sprechlichen,  darum   scheint  es  eine  Torheit, 
sie    wieder    durch    das    Wort    vermitteln   zu 
wollen.    Doch  indem  wir  uns  darum  bemühen, 
findet   sich    für    den    Verstand   so    mancher 
Gewinn,  der  dem  ausübenden  Vermögen  auch 
wieder  zugute  kommt." 


^oi)scbFifN|^efopii)  (3apellei)f 

»eruDena  duf  dem  Prinzip  aer  EinDeitlicblceit  nna  Relativität  der  Selcben, 
9hm  Jlenderung  am  Hoteit-  und  Ciniensysteii. 


Vortrag.    \ 

Es  sind  im  Laufe  der  Zeit  ailin|llilicli  so  viele 
Vorschlüge    zur   Verl>essening    unserer   Tonschrift 


Von  (Fortsetzung.) 

Ci^eort:  Capellen-Osnabrfiek. 

hervorgetreten,  dass  eine  offizielle  Stellungnahme 
dazu  dringend  nötig  ist.  Diese  muss  meines  Br- 
ach tens  davon  ausgehen,  dass  die  bisherigt 
Tonschrift  an  Anschaulichkeit,   Charakte- 


-     3fl    - 


ristik  und  Srhönheit  nichts  zu  wünsduMi 
übrig  lässt,  wie  ja  ihr  langer  Bestand  und  ihre 
internationale  Greltun^  hinlänglich  beweist.  Ver- 
fehlt sind  daher  von  vornherein  alle  Eeformver- 
siiche,  w^elche  das  Noten-  und  Linienbild  antasten, 
aeue  Schlüssel,  neue  Tonartvorzeii'lien  und  Takt- 
einteilungen einführen. 

Sehr  diskutabel  ist  aber  die  Fra^e,  ob  die  bis- 
lierige  Tonschrift  bereits  das  Ideal  an  Einheit- 
lichkeit, Logik  und  Konsequenz  ist.  Ist 
diese  Frage  zu  verneinen,  so  muss  die  Berechtigung 
von  Keformen,  die  jenes  Ideal  zu  erreichen  suchen, 
prinzipiell  anerkannt  werden.  Aussicht  auf  prak- 
tische Durchführung  hat  aber  eine  Tonschriftrefonn 
um-  bei  Erfüllung  folgender  Bedingxingen : 

1.  Sie  muss  eine  wesentliche  Vereinfachung 
der  bisherigen  Schrift  sein,  ohne  deren  An- 
schaulichkeit und  Schönheit  einzubüssen. 

2.  Sie  muss  alle  Verwechselungsmöglichkeiten 
mit  schon  vorhandenen  Zeichen  meiden  imd 
darf  letzterem  keine  neue,  abweichende  Be- 
deutung geben. 

3.  Sie  muss  eine  bequeme  Handschrift  zulassen, 
die  zudem  mit  dem  Notendruck  im  wesent/- 
lichen  übereinstimmt. 

4.  Sie  darf  keine  dem  Faclunann  unannehm- 
bare Konzessionen  an  Laien  und  Dilettanten 
machen. 

Prüfen  wir  nunmehr  unsere  Tonschrift  im 
einzelnen,  so  erscheint  vor  allem  das  bisherige 
System  der  zufälligen,  d.  h.  der  im  Verlauf 
eines  Musikstückes  nötig  werdenden  Ver- 
setzungszeichen als  sehi'  verbesseningsbedürf  tig, 
<la  es  Einheitlichkeit  und  Konsequenz  durchaus 
vermissen  lässt  und  den  Anforderungen  der  mo- 
dernen Praxis  in  keiner  Weise  genügt.  Ich  glaube 
dies  in  meiner  Abhandlung  in  der  Zeitschrift  „Die 
Musik"  (erstes  Aprilheft  1904)  durch  Aufzählung 
von  13  IJebelständen  unwiderleglich  nachgewiesen 
zu  haben.*)  tim  die  Eigenart  des  Tonversetzungs- 
wesens recht  zu  würdigen,  bedarf  es  einer  kurzen 
theoretischen  Darlegung  der  drei  prinzipiellen 
Möglichkeiten  des  Verhältnisses  der  Tonarten  zu 
C-dur  als  Normaltonart: 

I.  Totale  Unselbständigkeit  der  Tonarten. 
Das  ist  mit  kurzen  Worten  die  Charakteristik 
der  üblichen  absoluten,  d.  h.  alle  Tonarten  auf 
(.'-dur  beziehenden  und  demgemäss  die  Tonver- 
setzungen handhabenden  Methode.  Nicht  nur  für 
die  wesentlichen,  die  Tonartvorzeichen,  sondern 
auch  für  die  zufälligen  Versetzungszeichen  ist 
C-dur    als    Grundtonart    allein    massgebend.     Bei- 

*)  Ein  längerer  Briefwechsel  mit  Dr.  H. 
Stephani-Sonderburg  gab  dem  Verfasser  die  An- 
regung zu  nicht  unerheblichen  formalen  Ver- 
^)es8erungen,  die  in  der  vorliegenden  Sclirift  und 
auch  bereits  in  dem  Aufsatz  des  Dr.  Stephani 
..Einheitlichkeit  in  unser  Notenbild!"  (Neue  Zeit- 
schrift f.  Musik,  Heft  vom  15.  Juni  1904)  ver- 
wertet sind. 


spiele ;  In  E-dur  sind  tis  und  gis  Haupttfine,  deren 
Erniedrigungen  F  und  g  aber  Nebentöne,  analog 
d  und  e,  des  und  es  in  C-dur.  Der  Notierung  und 
Benennung  nach  sind  aber  F  und  g  in  E-dur 
wiederhergestellte  C-d ur tinie,  also  keine  Neben- 
t()ne,  sondern  Haupttöne.  Weiter:  In  As-dur  sind 
a  und  h  nach  Notiening  und  Benennung  ebenfalls 
wiederhergestellte  C-durtcme,  also  Haupttöne, 
während  sie  doch  im  Bereiche  der  As-durtonart 
Nebentöne,  Erhöhungen  von  Tonleitertönen  sind, 
analog  eis  und  dis  in  C-dur.  Endlich:  In  E-dur 
wird  die  Erliöhung  der  zweiten  Stufe  nicht  durch 
ein  einfaches  Versetzungszeichen  (^  vor  fis) 
kenntlich  gemacht,  sondern  durch  ein  doppeltes 
( X  vor  F),  ebenso  in  As-dur  die  Erniedrigung  der 
zweiten  Stufe  nicht  durch  l?  vor  b,  sondern  durch 
W  vor  h.  Alles  Beweise,  dass  die  Tonartvor- 
zeichen  nur  scheinbar  wesentliche,  in  Wirklich- 
keit aber  zufällige  Bestandteile  der  Töne  sind,  so- 
dass die  Heraussetzung  der  Vf)rzeichen  nur  die 
Bedeutung  einer  Ersparune:  der  steten  Wieder- 
holung vor  jeder  Note,  also  einer  rein  handwerks- 
mässigen  Erleichterung  hat.  Dieser  Zustand  zieht 
als  letzte  Konsequenz  die  Alleinherrschaft  der 
0-durtonart  und  die  Aufhebung  des  Unter- 
schiedes zwischen  wesentlichen  und  zufälligen  Ver- 
setzungszeichen nach  sich;  denn  wie  kann  man 
noch  von  verschiedenen  selbständigen  Tonart-en 
reden,  wenn  alle  Töne  derselben  foiixiauemd  von 
C-dur  aus,  also  absolut  bestimmt  werden? 

Einheitlich  und  konsequent  ist  zwar  diese 
absolute  Methode,  aber  dieser  Vorzug  wird  erkauft 
durch  die  Opferung  der  Symmetrie  der  chromatisch- 
enharmonischen  Tonleitern,  wie  die  Vergleichung 
der  Skalen-Ausschnitte  in  Fig.  1  beweist.  Die 
Markierung  der  analogen  Versetzungen  ist  hier 
nichts  v«reniger  als  übereinstimmend,  trotz  gleicher 
Intervallverhältnisse  in  allen  Tonarten!  Wie  sehr 
dieser  Uebelstand  das  Transponieren  erschweren 
muss,  ist  ohne  weiteres  klar. 

IL  Totale  Selbständigkeit  der  Tonarten. 
Das  Ideal  der  tonalen  Schreibweise  ist  die 
alleinige  Verwendung  von  C-dur  in  dem  neuen 
Sinne,  dass  von  dort  aus  alle  anderen  Tonarten 
durch  eine  mechanische  Verschiebung  der  ganzen 
Klaviatur  gewonnen  werden,  sodass  man  immer  in 
C-dur  spielt  und  das  Transponieren  durch  das  In- 
strument selbst  besorgen  lässt,  wie  bei  dem  En- 
harmonium  von  Tanaka  imd  mittels  der  Stimm- 
bögen bei  Hörnern  und  Trompeten.  Durch  dieses 
mechanische  Transponieren  würde  der  Forderung 
der  musikalischen  Logik,  dass  die  Grleicliheit  der 
Verhältnisse  in  allen  Tonarten  auch  in  der  Gleich- 
heit der  Vorzeichnung  imd  der  zufälligen  Ver- 
setzungen zum  Ausdruck  kommen  muss,  voll  ent- 
sprochen werden.  Jede  Tonart  würde  dann  auf 
sich  selbst  bezogen  werden  und  gleichen  EAng 
neben  C-dur  behaupten,  der  Unterschied  zwischen 
Haupt-  und  Nebentönen    träte    in    allen   Tonarten 


-    40    - 


deutlich  hervor.  Leider  sind  die  technischen 
Schwierigkeiten  eines  solchen  Mechanismus  bisher 
nicht  überwunden  und  vieD eicht  überhaupt  nicht 
gänzlich  zu  überwinden.     Aber   selbst   wenn   dies 


(Fortsetzung  folgt.) 


einmal  geschehen  sollte,  so  würde  doch  bei  der 
Verschiedenheit  der  Instrumente  eine  einheitliche 
Durcliführung  der  C-dumotierung  nicht  niöglich 
sein,  das  Transponierproblem  also  bestehen   bleiben. 


=  Kritische  Rückschau  : 

über  Konzert  und  Oper. 

Von 

Dr.  Karl  dtorck. 


Die  zweite  Hälfte  der  Saison  scheint,  im  (Gegen- 
satz zur  ersten,  uns  ein  reicheres  Leben  in  der 
Oper  zu  bringen.  So  habe  ich  jetzt  über  drei 
neue  Opern  zu  berichten.  Die  erste  derselben 
sollte  allerdings  noch  gewissermassen  als  Weih- 
nachtsgeschenk unserer  Bevölkerung  dargebracht 
werden,  die  ab6r  leider  für  August  Weweler's 
vieraktige  Märchenoper  „Dornröschen"  keinen 
rechten  Geschmack  zeigte.  Ich  sage  leider  und 
befinde  mich  damit  in  Widerspruch  zur  gesamten 
Berliner  Kritik.  Nicht  als  ob  ich  ihr  gegenüber 
eine  „Rettung"  an  diesem  Werke  versuchen  wollte 
und  nun  zu  einer  Meisterschöpfung  zu  stempeln 
gedächte,  was  so  vielen  urteilsfähigen  Richtern  als 
minderwertig  erschien.  Aber  ich  glaube  doch,  dem 
Werke  ist  schwer  Unrecht  geschehen.  Einmal, 
weil  man  ausschliesslich  die  Schwächen  betonte 
und  nicht  das  viele  Grute,  das  vor  allem  der  Musiker 
in  ihm  bietet;  auf  der  anderen  Seite,  weü  man 
wieder  einmal  erkannt  hat,  dass  für  den  Spielplan 
gerade  einer  Volksoper,  wie  sie  doch  schliesslich 
das  Nationaltheater  sein  will,  manches  Werk  auch 
dann  sehr  wohl  sich  eignet,  wenn  es  den  mehr 
theoretisch-kritischen  Ansprüchen  an  die  Gattung 
„Musikdrama"  nicht  vollauf  genügt.  Endlich  aber 
liess  man  auch  das  Werk  viel  zu  selir  eine  ihm 
durchaus  nicht  gerecht  werdende  Auffüliining 
büssen.  Das  Nationaltheater,  das  sonst  so  eifrig 
arbeitet,  hat  bisher  mit  seinen  zwei  Premieren 
kein  Glück  gehabt.  Ich  halte  es  für  meine  Pflicht, 
zu  sagen,  dass  ich  die  Hauptschuld  daran  dem 
ersten  Kapellmeister  dieses  Theaters  beimesse. 
Herr  Bertrand  Sänger  hat  dui'chaus  ke in  Gef ülü 
für  eine  feinere  leichte  Musik.  Er  ist  im  höchsten 
Masse,  aber  auch  im  bösesten  Sinne  Routinier.  Ich 
glaube,  er  würde  sehr  gut  den  Platz  eines  vor- 
bereitenden Kapellmeisters  ausfüllen,  nimmer  aber 
vermag  er  einem  mehr  auf  lyrischen  Stimmimgs- 
gehalt,  als  auf  rhj^thmisches  Draufgängertum  ab- 
zielenden Werke  zu  einer  wirklich  gerecliten  Auf- 
führung zu  verhelfen.  Dann  aber  lässt  man  es  im 
Nationalthtater  an  der  genügenden  Zahl  von  Proben 
felilen.  Gerade  bei  der  Dornröschenaufführung 
merkte  man  fast  den  ganzen  Abend  über  die  Un- 
sicherheit, die  ja  immer  ein  zu  lautes  Gebaren  zur 
Folge  hat.  Bei  einem  Werke,  das  nun  gerade  in 
etwas  stillen  Tönen  gehalten  sein  müsste,   schadet 


das  doppelt.  So  -  ist  es  gekommen,  dass  dies«*s 
durchaus  gesunde  und  bei  einigen  nicht  schwer- 
eingreifenden  Aenderungen  lebensfähige  Werk,  da« 
an  mehreren  auswärtigen  Bühnen  eine  sehr  freudige 
Aufnahme  gefunden  hat,  hier  nach  den  üblichen 
drei  Aufführungen  vom  Spielplan  verschwand. 

Die  Oper  hat,    wie  von  vornherein  zugegelx'n 
sei,    bedenkliche    Schwächen,   Schwächen,    die  auf 
der  Bühne  viel  greller  und  scliroffer  hervortreten, 
als  im  Klavierauszug  (erschienen  bei  Bote&  Bock 
in  Berlin),  den  ich  allen  Freunden  einer  heiteren, 
sinnfälligen    Hausmusik    warm    empfehlen     kann. 
Die  Grundschwäche  liegt  im  Text.     Sein  Dichter. 
Hans  Eschelbach,  hat  sich  als  Lyriker  von  ge- 
fälligem   Formtalent    und    gesunder     Sinnliclikeit 
einen    guten  Namen   gemacht.     Seiner   zur    etwas 
abgeschwächten  Romantik  neigenden  Natur  mochte 
eine  Bearbeitung  des  Domröschenmärchens  wirklich 
entsprechen.      Leider   felilt    ilini    auch    das    letzte 
Tröpfchen  jenes  Theaterblutes,    von    dem  in  ganz 
besonderem  Masse  Mephisto's  Wort  gilt   „Blut  ist 
ein    besonderer  Saft".     Sonst   hätte    er   unmöglich 
einerseits  auf  die  vielen  humoristischen  Wirkungen 
verzichten  können,  die  in  dem  Märchenstoff  liegen, 
andereraeits  dafür  die  abgebrauchtesten  Requisiten 
eines  Vereinstheaters,  als  da  sind,  Kukuksruf  und 
Storchenbiss,  Wassennänner,    Zwerge,    Elfen    und 
dergleichen  mehr  ausgenutzt,  um  in  unglaublicher 
Redseligkeit    dem    Königspaar    die  Ankunft   eine^i 
Kindes  zu  verkünden.    Schon  in  diesem  Akte  zeigt 
sich   auf's    verhängnisvollste    die  Redseligkeit   des 
Textdichters,    dessen    gewiss    ja    meistens     recht 
schöne    und  klangreiche   Worte  sich,    zumal  wenn 
man    an    das  Deutsch    früherer  Opemtexte   denkt, 
recht   gut   lesen,    einen  wohl   gar   als    dichterisch 
anmuten   mögen,    die    dagegen   dem  Komponisten 
fast  unüberwindliche  Schwierigkeiten  bieten.  Dann 
hat  Eschelbach  zwar  auf  jede  tiefe  Symbolik  ver-   • 
ziehtet,  arbeitet  dafür  aber  in  breitester  Allegorie, 
die  so  dekorativ  bleibt,    dass   er  nicht  einmal  den 
von  üim  schön  empfundenen  Gegensatz  von  Liebe 
und  Sorge   und   von    der  Bedeutung   dieser  Sor^ 
für    den    Wert    der    Liebe    tiefer    aixsfülu-te.     Im 
letzten  Akte  endlich  spielt  dem  Dichter  die  philo- 
logische   Erinnerung    an   die  Verwandtschaft    des 
Dornröschenstoffes    mit    der    Siegfriedsage     einen 
bösen  Streich,  indem  die  Szene  ein  fast  unfreiwillig 


—     41     — 


humoristisches  Seifehstück  zu  Siegfried's  Begegnung 
mit   Woten  und  zum  Flammen  ritte    im  3.  Akt  des 
WaßTier'schen  „Siegfried"    zeigt.    Noch   Schimmer 
ist,    class   auch,  hier  wieder  im  letzten  Augenblick 
der  Dichter  davor  zurückschrickt,  das  Gelingen  des 
ITutemehmens  von    der  persönlichen  menschlichen 
Tüchtigkeit  des  Prinzen  abhängig  zu  machen  und 
statt  dessen  die  reichlich  abgenutzte  Wirkung  des 
Kreuzes   gegenüber   bösem  Zauber   zu  Hilfe    ruft. 
Ich  hielt  es  filr  nötig,  die  Schwächen  des,  wie 
srlioii  einmal  gesagt,  im  einzelnen  manche  dichte- 
risi'hen  Schönheiten   bietenden  Textbuches   scharf 
hervorzuheben,    -weil  vielfach  dieses  Textbuch  auf 
Kosten  des  Komponisten   gelobt  wurde   und   dem 
letzteren  mehr  oder  weniger  allein  die  Schuld  am 
Misslingen  des  Werkes  zugeteilt  wurde.     Li  Wirk- 
lichkeit  scheint    im  Gegenteil   der  Komponist  ein 
Opfer    seines    Textes    zu    sein,    dessen    dauernde 
Wiederholungen    von    Stimmimgssituationen    ihn 
ebenfalls  zu  einer  verhängnisvollen  Gleichmässigkeit 
zwang.    So  tritt  uns  Weweler  hier  fast  ausschliess- 
lii'h  als  Stimmungslyriker  entgegen.    Zum  Schaden 
seines  Werkes,    aber    doch    auch    zur    Steigerung 
unserer  Hoffnung,  dass  wir  in  ihm  einen  Künstler 
haben,    der    bei    günstigen    Vorbedingungen   einer 
j;eeigneten  Textunterlage  den  rechten  Ton  für  eine 
leichte  deutsche  Spieloper   finden  kann.     Weweler 
ist    vüllivi^   frei    von   einer    direkten  Beeinflussung 
Wa^i^ner's.    Trotzdem  schreibt  er  keine  altmodische 
Musik.     Er   kennt   das  Orchester    von    heute    und 
verzichtet  keineswegs  auf  die  Mitwirkung  der  ge- 
steigerten Instrunientationskunst.    Noch  wichtiger 
ist,    dass   er    ein  Gefühl    hat   für    die  dramatische 
Wahrheit   der    Musik.     Denn    so    sehr   er   der  ge- 
sclilossenen  Porm   zustrebt,    so    behandelt  er  diese 
doch  nirgendwo  als  für  sich  stehend,  sondern  ent- 
wickelt sie  folgerichtig  aus  dem  dramatischen  Zu- 
sammenhang.    Einzig   und    allein    seine  Chorsätze 
s<.heinen    mir    weniger    auf    die  Bedingungen    der 
Huhne  berechnet  zu  sein,  insofern  sie  in  ihrer  be- 
wegten Stinnnführung  unsern  Chorsängern  so  viele 
Schwierigkeiten  machen,  dass  diese  nicht  mehr  auf 
•las   He r\-or bringen    dramatischer    Wirkungen    be- 
da(!ht  sein  können.    Was  er  dagegen  im  Ensemble- 
satz an  dramatischer  Ausdruckskraft  zu  leisten  ver- 
steht,    das     beweisen     die     entzückenden     Szenen 
zwischen  Dornröschen    und  ihren  Gespielinnen  im 
dritten  Akt.     Im    übrigen  knüpft  Weweler  unver- 
kennbar an  Mozart  an,  verfällt  nur  ganz  gelegent- 
lich in  den  Stil  Lortzing's  und  fällt  damit  dann 
auch  gleich  aus  seinem  eigenen,  ilim  entsprechenden 
Stil.    Tn    der  Melodie    hat    er    unverkennbar    eine 
«:likkliche  Hand.     Die  Gesangsnielodie  klingt  fast 
immer  sinnfällig  und  doch  keineswegs  hergebracht, 
der  Klaviersatz    im  Klavierauszug  klingt  ebenfalls 
vorzüglich;    über    die    Klang\'erhältnisse    des    Or- 
chesters   steht   mir  nach  der  hiesigen  Aufführung 
kein  Urteil  zu,    denn    bei  der  tatsächlich  brut-alen 
r^rauflosgängerei  desselben    und  den  rohen    akus- 
tischen Verhältnissen  des  Nationaltheaters   konnte 


man  von  jener  feineren  Stimmführung  des  Orchesters, 
die  uns  auswärtige  Berichte  rühmen,  nichts  unter- 
scheiden.   Aber    das    eine   glaube    ich    denn  doch 
nach  diesem  Erstlingswerke  sagen  zu  dürfen,  dass 
wir   zu    reichen  Hoffnungen  auf  die  weitere  Ent- 
wicklung   des   Komponisten    allen    Grund   haben. 
Dass    das    Nationaltheater   sich    durch    diesen 
Misserfolg  nicht  von  dem  schönen  Streben,  uns  mit 
für  Berlin  neuen  Werken  bekannt  zu  machen,  ab- 
halten lässt,  verdient  warmes  Lob.    Leider  ist  auch 
der  Versuch,    „die  Zauberglocke"    von    Saint- 
Saens    bei    uns  einzubürgern,    misslungen.     Zwar 
kann  auch  von  dieser  Aufführung  nicht  verschwiegen 
werden,    dass    sie,  zimial  im  Orchester,    wiederum 
nicht  auf  wünschenswerter  Höhe  stand;    aber  ich 
nehme    zur  Entschuldigung  an,    dass  man  bereits 
bei    den  Proben    das  Gefühl   hatte,    dass    hier  ein 
Erfolg   nicht   zu    gewinnen    sei.     Mir  ist  es  über- 
haupt  unbegreiflich,   wie   man   dieses  Werk  jetzt 
zur  Auf fülirung  annehmen  konnte,  nachdem  es  be- 
reits vor  einem  Menschenalter  seine  Wirknng  ver- 
sagt hat,  und  auch  in  Frankreich,  wo  man  gerade 
in    den    letzten  Jahren    so    sehr   bestrebt   ist,    die 
nationale  Musik  nach  Möglichkeit  zur  Geltung  zn 
bringen,  für  „le  timbre  d'argent"  ein  Erfolg   nicht 
herauszuarbeiten  war.    Auf  deutschen  Bülinen  war 
er    umsoweniger   zu    erwarten,    als    der  Stoff   der 
Oper    eine    grosse  Aehnlichkeit  mit  Offenbach's 
reizender  komischer  Oper  „Hof  fmann's  Erzählungen" 
hat,  leider  aber  für  die  Romantik  dieser  köstlichen 
Schöpfung  eine  sehr  unglückliche  Lösung  dadurch 
findet,    dass    sich    zum  Schluss    alles  als  ein  böser 
Traum    zeigt.     Die    Musik   von    Saint-Saens    zeigt 
natürlich  den  erprobten  Meister,  gehört  aber  doch 
als  Ganzes  nicht  zu  den  wertvolleren  Schöpfungen 
des  ja  so  sehr  ungleichen  Komponisten.     Wirklich 
wertvoll    sind    eigentlich    nur    die   Tänze,    und   es 
Hesse    sich    durch    ihre    Zusammenstellung    unter 
Hinzunahme    einzelner    lyrischer  Stücke    allenfalls 
eine  sehr  hübsche  Konzertsuite  gewinnen,  wie  das 
auch    aus  Bizet-Daudet's  „Mädchen  von  Arles" 
(rArlesienne)    gelungen  ist.     Hoffentlich  lässt  sich 
das   Nationaltheater    auch    durch    diesen    zweiten 
Misserfolg  nicht  entmutigen.     Es  ist  ja  ganz  klar, 
dass  eine  zweite  Oper  sich  auf  das  Experimentieren 
verlegen  muss,  um  dem  sonst  allzu  eintönigen  oder 
zu    bekannten  Spielplan    neue  Anziehungskraft  zu 
verleihen.      Wenn    ich    mir    einen    Hat    erlauben 
dürfte,    so  wäre    es  der,    doch  Goldmark's  „Götz 
von  Berlichingen",    der   uns    auch  im  Theater  am 
Weinbergsweg  in  Aussicht  steht,  nicht  aufzuführen. 
Der  Erfolg,    den  diese«?,   die  ganze  Altersschwäche 
des  Komponisten    verratende  Werk,    das    überdies 
im    Text    eine    ganz    bösartige    Bearbeitung    der 
Goethe'schen  Dichtung  ist,    bei  der  Uraufführung 
in  Prankfurt  gefunden  hat,  war  von  jener  Art,  die 
für  jeden  Theaterkenner   nur  eine  durch  günstige 
äusserliche  Verhältnisse  herbeigefülu'te  Verhüllung 
einer  Niederlage  ist.    Dabei  macht  die  Oper  grofise 
Arbeit   und  venirsacht   bei  würdiger  Ausstattung 


—     42     — 


"beträchtliche  Kosten.  Beides  lässt  sich  viel  l)esser 
verwenden.  Leo  Fall's  „Irrlicht"  wäre  eine  viel 
günstigere  Erwerbung,  und  in  noch  nachdrück- 
licherer Weise  möchte  ich  die  Direktion  auf  ein 
Werk  aufmerksam  machen,  das  ich  im  Manuskript 
kennen  gelernt  habe,  nämlich  „die  Nazarener**  von 
Viktor    Hans  mann.      Ich    halte    es    für   meine 


Priiclit,  hiei-  «iffentiich  auf  ein  noch  nicht  ver- 
öffentlichtes Werk  hinzuweisen,  das  ich  zufäl li;j 
kennen  und  schätzen  lernte:  denn  Angebot  und 
Annahme  von  Opernmanuskripten  sind  und  bleiben 
ein  Lotteriespiel.  Wenn  man  da  eiji  klein  bischen 
mehr  ,.corriger  la  fortune"  spielen  könnte,  so  wa«.^ 
das  ein  Verdienst. 


Mitteilungen 

von  Hoohsohulen  nnd  Konser vatorien 


Das  Krefelder  Konservatorium  der  Musik, 
Direktoren  Herren  Müller-Beuter  und  Carl 
Pieper,  hat  seinen  Bericht  über  das  8.  Unter- 
richtsjahr veröffentlicht.  Es  wurden  in  demselben 
415  Schüler  und  Schülerinnen  unterrichtet,  denen 
ein  Lehrkörper  von  82  Herren  und  Damen  gegen- 
überstand. Seit  Herbst  1904  ist  dem  Konservatorium 
eine  „Opera schule"  angegliedert,  die  die  Aus- 
bildung von  Elementarbegriffen  der  G-esangskunst 
bis  zur  vollständigen  Bühnenreife  bezweckt.  Es 
fanden  5  öffentliche  Prüfurgsaufführangen  für  die 
Schüler  der  Anstalt  statt,  auf  Grund  derselben 
wnrden  4  Preise,  2  an  Klavierschüler,  je  einen  für 
Violine  und  Violoncello,  in  Noten  bestehend, 
verteilt.  Ausser  diesen  Prüfungskonzerten  fanden 
19  Vortrags- Abende  und  5  Kammermusik-Konzerte 
statt.  Das  Konservatorium  gewährte  5  ganze  und 
21  halbe  Freistellen  beanlagten  Schülern,  welche 
die  Musik  zum  Lebenslauf  erwählt  haben. 

Die  Hochschule  für  Musik  in  Mannheim, 
Direktor  Wilhelm  Bopp,  wurde  im  Unterrichts- 
jahre 1903/4  von  410  Studierenden  und  Schülern 
besucht,  die  von  40  Lehrern  unterrichtet  wurden 
Der  Lehrplan  umfasste  81  Fächer.  Als  neue  Lehr- 
kräfte wurden  gewonnen:  Frl.  Amalie  Inghoff 
aus  Baden-Baden,  Herr  Albert  Hieber  aus 
Freiburg  und  Herr  Karl  Julier  für  Q^sanglehre, 
Herr  Pianist  Fritz  Häckel  und  Herr  Musik- 
direktor Fritz  Vögely  für  Klavierspiel  und 
Theorie,  Herr  Musikdirektor  Arthur  Berg  für 
Theorie,  Herr  K.  C.  Bühler  als  Solorepetitor.    Die 


Hochschule  für  Musik  veranstaltete  8  üeb angs- 
auf führungen,  17  Vortragsabende,  3  Prüfungs- 
abende,  6  Prüf nngsauf führungen ;  unter  letzteren 
1  Schauspiel  auf  führung  und  1  vollständige  Opem- 
auf ftihrung  (Figaros  Hochzeit  von  Mozart).  9  öffent- 
liche Vorträge  wurden  von  4  Vortragenden  erstattet 
über  Literatur-  und  Kunst-Geschichte,  über 
Händel,  Bach,  Berlioz,  Wagner  sowie  über 
verschiedene  masikwissenschaftliche  Fragen. 

Die  Begründung  eines  Musikhistorischon 
Seminars,  das  den  Studierenden  der  Musik- 
wissenschaft selbständiges  Arbeiten  und  Unter- 
sachen ermöglichen  soll,  ist  an  der  Universität 
Berlin  in  Aussicht  genommen.  Zur  Bestreitung 
der  sächlichen  Ausgaben  desselben  sind  im  neuen 
Etat  jährlich  800  Mk  vorgesehen,  zur  Beschaffung 
von  Unterrichtsmitteln  bedarf  es  der  Aufwendang 
eines  einmaligen  Betrages  von  4000  Mk.  —  Seit 
11K)1  stellt  bekanntlich  der  preussische  Staat  jährlich 
80(XX)Mk.  zu  den  Kosten  der  Veröffentlichung' 
der  bedeutendsten  Werke  der  deutschen  Ton- 
kunst vom  15.  bis  18.  Jahrhundert  zur  Ver- 
fügung; auch  für  das  kommende  Jahr  ist  eine 
gleiche  Summe  zn  dem  Zwecke  in  den  Etat  ein- 
gestellt. 

An  Stelle  des  infolge  Krankheit  beurlaubten 
Prof.  Hertel  hat  der  hier  lebende  bekannte  Kom- 
ponist und  Theorielehrer  Paul  Jnon  den  Unter- 
richt in  der  Harmonielehre  und  dem  Kontrapunkt 
ander  Kgl.  Hochschule  für  Musik  übernommen 


MuslkpSdagogischer  Verband. 


Der  Vorstand  beschäftigte  sich  in  seinen  letzten 
Sitzungen,  neben  anderen  geschäftlichen  Angelegen- 
heiten, mit  Beratungen  über  den  inneren  Ausbau 
der  Musiklehrerseminare,  mit  Festsetzung  der 
obligatorischen  Fächer,  der  Stundenzahl  für  die- 
selben und  ihres  systematischen  Lehrganges,  d.  h. 
der  Verteilung  des  Lehrstoffes  auf  die  für  die 
Ausbildung  in  Aussicht  genommene  Studienzeit. 
An  der  Hand  eines  vorliegenden  Entwurfes,  der 
für  die  Hauptfächer  die  Jahrespensen  bereits 
detailliert  hatte,  konnten  die  Beratungen  zu  einem 
vorläufigen    Resultat   geführt    werden,    das   jetzt 


zunächst  in  einem  Auszage  dem  auswärtigen 
künstlerischen  Vorstande  zur  Begutachtung  vorliegt. 
—  DiB  Einteilung  ist  in  grossen  Zügen  folgender- 
massen  gedacht :  1.  Praktisches  Hauptfach  (Klavier, 
Gresang,  Violine  pp ),  wöchentlich  2  Unterrichts- 
stunden, 2  Theorie,  Harmonielehre,  Kontrapnnkt. 
1  Wochenst.,  8.  Formenlehre,  1  St.,  4.  Musik- 
geschichte, 1  St.,  5.  Pädagogik  und  Methodik,  l 
bis  2  St.,  6.  Gehörbildung  und  Musikdiktat,  1  Si , 
7.  Ensemblespiel,  1  St.,  8.  Chorgesang,  1  St. 

Diesen  auf  die  draijährige  Studienzeit  bereih- 
neten  Fächern    würde   sich    noch   im   2.  Jahr  ein 


43     - 


halbjähriger  Knrsus  in  Akustik  und  im  8.  Jahr 
ein  einjähriger  in  Aeethetik  einfügen 

Das  geforderte  Pensum  lägst  sich,  je  nach  der 
Be^^abung  des  Studierenden,  mit  Einschluss  der 
Unterrichtsstunden,  in  einer  täglichen  B  bis  8- 
st findigen  Arbeitszeit  bequem  absolvieren.  Zwei 
bis  drei  Stunden  tägliches  Ueben  sind  für  das 
praktische  Fach  in  Aussicht  zu  nehmen,  2  bis  H- 
stündiges  Arbeiten  für  die  wissenschaftlichen 
Fächer;  ihnen  würden  sich  noch  mehrere  Wochen- 
st linden  Hospitieren  in  den  verschiedenen  Lehr- 
stunden anreihen. 

Der  Stundenplan  eines  Seminarschülers  würde 
demgemäss  für  das  1.  Studienjahr  ungefähr 
folgendermassen  aussehen: 


sich  selbst  seine  Tageszeit  für  die  verschiedenen 
Arbeiten  einzuteilen  hat  Auch  werden  die 
natürlichen  Veranlagungen  der  Seminaristen  eine 
Verschiebung  der  für  die  einzelnen  Fächer  ange- 
nommenen Arbeitszeiten  zar  Notwendigkeit  machen. 
Es  wäre  nun  erwünscht,  wenn  dem  Vorstande 
aus  Berufskreisen,  besonders  von  den  Konser- 
servatoriensleitern.  Urteile  über  den  vorstehenden 
Plan  eingesendet  würden,  etwaige  Wünsche  aus- 
gesprochen, Ergänzungen  hinzDgefügt  —  wir 
stehen  am  Beginn  einer  Neueinrichtung,  einer 
Umgestaltung  des  Bestehenden,,  das  seine  Un- 
zulänglichkeit durch  die  herrschenden  Missstände 
erwiesen  —,  da  ist  jeder  ans  der  Erfahrung  ge- 
schöpfte Beitrag  willkommen  zu  heissen. 


1.  Seminarjahr. 


Montag 

Dienstag 

Mittwoch              Donnerstag 

Freitag 

Sonnabend 

2  Stunden 

praktisches 

Ueben 

Theorie, 
Harmonielehre 

Pädagogik 
Arbeit 

Yormittag  ^stttndige  Arbeltsielt. 

2  Stunden 

praktisches 

Ueben 

Theorie, 
Formenlehre 

2  Stunden 

liraktisches 

Ueben 

UBterrickt 

in 
Hauptfach 

2  Stunden  '           2  Stunden 
praktisches            praktisches 
1          Ueben                     Ueben 

Metbodlk.              ""*«""« 
1       ""••''»'^"'               H.»'p«.cU 

,,       .^.                       Theorie 

Hospitieren                  »  ^   ..l 

^                           Arbeit 

1 

2  Stunden 

praktisches 

Ueben 

Mnsiiidiktat. 
Gehörbildung 

Arbeit  für 

Musik- 
geschichte 

Arbeit 

für 

Musikdiktat 

Hospitieren 

Theorie 
Arbeit 

Arbeit 

für 

Musikdiktat 

Arbeit 

für 

Formenlelire 

Praktisches 

Ueben  oder 

Wissenschaft!. 

Arbeiten 

Nachmittag  2-49tfindige  Arbeitfize 

Arbelt  für                  Arbeit 
Musik-                        für 

geschichte            Formenlehre 

_i '__ __     _^ 

Ensemblespiel       Musikgeschichte 

Praktisches            Praktisches 
Ueben  oder            Ueben  oder 
,    Wissenschaf tl.        wissenschaftl. 
Arbeiten                 Arbeiten 

it. 

Pädagogik 
Arbeit 

Methodik 
Arbeit 

Methodik 
Arbeit 

Hospitieren 

Cborgesang 

Praktisches 

Ueben  oder 

wissenschaftl. 

Arbeiten 

Praktisches 

Ueben  oder 

wissenschaftl. 

Arbeiten 

Praktisches 

Ueben  oder 

wissenschaftl. 

Arbeiten 

Die  fettgedruckten  Fächer  bezeichnen  die  Unterrichtsstunden, 
die  übrigen   die  häuslichen  Arbeitsstunden. 


Der  vorstehende  Entwurf  verfolgt  selbst- 
verständlich nur  den  Zweck,  eine  planmässige 
Arbeitseinteilung  anzudeuten ;  es  muss  jedem  Eon- 
servatoriumsleiter  überlassen  bleiben,  den  Stunden- 
plan für  sein  Seminar,  der  Zeit  und  dem  Raum 
angepasst,  aufzustellen,  ebenso  wie  jeder  Studierende 


Ueber      die      Arbeiten      der     Schulgesangs- 

Kommission,    die   bereits    tüchtig   gefördert   sind. 

folgt   ein    ausführlicher   Bericht   in   der    nächsten 

Nummer.  y    * 

1.  A.: 

Xaver  Schmioenka, 

I.  Vorsitzender. 


Vermischte  Nachrichten. 


Kapellmeister  C.  Kassier  in  Lübeck,  der  am 
1   Januar  das  25jäbrige  Jubilänm  als  Dirigent  der 


dortigen  „Liedertafel^^   feiern   konnte,   ist   in   An- 
erkennung  seiner  Verdienste   um   die  Musikpflege 


—     44     — 


and  speziell  um  das  Männergesangwesen  in  Lübeck 
vom  Senate  der  Stadt  Kum  „Professor*  ernannt 
worden. 

Der  Prinzregent  von  Bayern  verlieh  dem 
Professor  Hermann  Bitter  an  der  Königl. 
Masikschule  in  Würzbarg  die  goldene  Medaille 
für  Konst  and  Wissenschaft. 

Der  Kheinisch  -  Westfälische  Orga- 
nistenverband liielt  seine  Jahresversammlang 
Ende  Dezember  in  Bielefeld  ab.  Der  noch  jonge 
Verband,  dessen  Vorsitzender  Organist  Gustav 
Beckmann-Essen  ist,  zählt  schon  über  200  Mit- 
glieder, seine  Tendenz  ist  „Weckang  des  Interesses 
für  Kirchenmusik',  speziell  Orgelmusik  in  Stadt 
und  Land.  In  der  öffentlichen  Versammlang 
sprach  Hr.  Beckmann  über  das  Thema  „Der 
Organist  im  Hauptamt',  Hr.  Superintendent 
Elingemann-Essen  über  „Der  evangelische 
Gottesdienst  als  Dienst  und  Werk  der  Gemeinde*. 
Einen  Vortrag  über  den  .Orgelton"  hielt  Hr. 
Kektor  August  Grosse  aus  Weischede- 
B  och  um  auf  der  General- Versammlung  des  Ver- 
bandes. Ln  Anschluss  an  den  Verbandstag  fand 
in  der  Neustädter  Kirche  eine  geistliche  Musik- 
aufführung statt,  auf  deren  Programm  nur  Werke 
von  J.  S.  Bach  und  Max  Beger  standen.  Von 
ersterem  kamen  Präludium  und  Fuge  in  a-moll 
und  G-dur,  Adagio  und  Sarabande  für  Violine  und 
Orgel,  Air  aus  der  D-dur  Suite,  und  eine  „Sinfonia" 
aus  der  Kantate  „Ich  hatte  viel  Bekümmernis'' 
für  Streichquartett,  Oboe  und  Orgel  zu  Gehör. 
Ausserdem  3  geistliche  Lieder  für  Mezzo-Sopran. 
Von  Eeger  kamen  zur  Aufführung:  Toccata  op. 
65  für  Orgel,  2  Choralvorspiele,  die  grandiose 
„Symphonische  Fantasie  und  Fuge  op.  B7  für  Orgel 
und  das  geistliche  Lied  „Wenn  in  bangen  trüben 
Stunden".  Mitvrirkende  waren  die  Herren  Gustav 
Beckmann,  Wilhelm  Kipp  und  Friede- 
mann Meyer  und  die  Konzertsängerin  Frau 
J.  V.  Fossard- Bückeburg.  Ausserdem  das 
Ravensberger  Streich-Quartett  und  Hr.  Lausch- 
mann-Bückeburg (Oboe). 

Jos6  Vianna  da  Motta,  der  geschätzte  Mit- 
arbeiter des  „Kl.-L.",  ist  am  6.  Januar  zu  einer 
mehrmonatlichen  Konzerttournee  nach  Amerika 
abgereist. 

Eugen  d'Albert  hat  sich  mit  seiner  Gattin 
nach  Amerika  eingeschifft.  Das  Künstlerpaar 
wird  in  den  Vereinigten  Staaten  und  Mexiko 
in  einer  Beihe  von  Konzerten  auftreten. 

Die  „Neue  Bachgesellschaft  hat,  wie  aus 
Eisenach  berichtet  wird,  das  Geburtshaus 
Joh.  S  eb.  Bach's  in  Eisenach  für  26000  Mk. 
angekauft.  Die  Absicht,  das  betreffende  Haus  zu 
erwerben,  um  es  für  alle  Zeiten  zu  erhalten  und 
ein  „Bach-Museum"  darin  zu  errichten,  bestand 
seit  langem,  und  es  ist  erfreulich,  dass  sie  nun  zar 
Tatsache  geworden  ist. 

Hervorragende  Berliner  Künstler  und 
Kunstfreunde  sind  zu  einem  Komitee  zusammen- 


getreten, um  zum  Gedächtnis  des  Geigenmeisters 
Heinrich  de  Ahna's  zur  Gründung  einer 
„Heinrich  de  Ahna- Stiftung '^  anzuregen,  deren 
Zinsen  zu  wohltätigen  Zwecken  verwandt  -werden 
sollen. 

Die  Einladung  des  Komitees  lautet: 

„Prof.  Heinrich  de  Ahna  hat  während  30  Jahren 
im  Mittelpunkt  des  Berliner  Musiklebens  gestanden 
und  durch  sein  unvergleichliches  Violinspiel 
Tausende  erfreut.  Er  war  als  Solist  wie  als  Inter- 
pret der  Kammermusik  gleich  hervorragend. 

An  unserem  Hofe  erfreute  er  sich  sowohl  aU 
Künstler,  wie  als  Mensch  einer  ganz  besonderen 
Beliebtheit,  und  zu  seinen  zahlreichen  Schülern 
zählt  auch  Se.  Kgl.  Hoheit  der  Kronprinz. 

Es  dürfte  kaum  in  Berlin  ein  durch  Wohltatig- 
keits-Veranstaltungen  entstandenes  gemeinnützlg^es 
Unternehmen  geben,  zu  welchem  de  Ahna  mit 
seiner  Kunst  nicht  helfend  beigesteuert  hätte. 

Darum  hoffen  wir  auch,  dass  es  nur  diesem 
Kufes  bedarf,  um  zu  einem  freudig  gewährten 
Beitrag  zu  der  geplanten  Stiftung  zu  veranlassen, 
und  bitten  wir,  die  Spenden  einem  der  unterzeich- 
neten Komiteemitglieder  gütigst  zu  übersenden. 
Die  Namen  der  Geber  werden  in  eine  der  Witwe 
zu   überreichende   Adresse    eingetragen     werden.** 

Prof.  Wal  de  mar  Meyer  ist  Schriftführer 
des  Komitees,  demselben  gehören  an:  E^oellenz 
Becher,  Greneralleutn.  z.  D.,  Prof.  Heinrich  Barth, 
Baron  G.  de  Crano,  Porträtmaler  Fedor  Encke, 
Amtsgericlitsrat  Dr.  Felix  Friedmann, Pastor  Richard 
Hassencamp,  Dr.  med.  Paul  Heubach,  Excellenz 
Bolko  Graf  von  Hochberg,  Prof.  Gustav  Holländer, 
Excellenz  von  Hülsen,  Prof.  Dr.  Joseph  Joachim, 
H.  Kretzschmar,  August  Meisemann,  Gebeimer 
Kommerzienrat  Ernst  von  Mendelssohn-Bartholdy, 
Prof.  Paul  Meyerheim,  Prof.  Waldemar  Meyer, 
Geheimer  Ober-Reg.-Rat  Miessner,  Prof.  Arthur 
Nikisch,  Prof.  Siegfried  Ochs,  Prof.  Xaver  Schar- 
wenka,Prof.  Oskar  Schubert,  Hauptmann  Schweder, 
Baron  Wilhelm  v.  Stransky-Greiffenfels,  Geheimer 
Baurat  Prof.  Fritz  Wolff. 

Professor  Hans  Schmitt,  der  berühmtfc 
Musikpädagoge,  feierte  am  14.  Januar  in  seinem 
Heim  in  Wien  seinen  70.  Geburtstag.  Haus 
Schmitt,  zu  Koken  in  Böhmen  geboren,  studierte 
am  Prager  Konservatorium  die  Oboe,  hatte 
Stellung  an  der  Bukarester  Bühne  und  dem  Wiener 
Burgtheater,  wurde  aber  durch  ein  Halsleiden  ge- 
zwungen, sein  Instrument  zu  verlassen,  studierte 
von  1859  ab  Klavier  und  Komposition  am 
Wiener  Konservatorium  und  erhielt  schon  1862 
an  demselben  eine  Anstellung  als  Lehrer.  Bis  zimi 
Jahre  1900  hat  er  dort  segensvoll  gewirkt  und 
eine  grosse  Anzahl  ausgezeichneter,  grundlegender 
Studienwerke  geschaffen.  In  den  letzten  Jahres 
wirkte  Prof.  Schmitt  als  Lehrer  des  Gesanges  am 
Mozarteum  in  Salzburg,  ist  aber  jetzt  wieder 
nach  Wien  zurückgekehrt.  Zahlreiche  Ehrungen 
wurden  ihm  zu  seinem  70.  Geburtstage  dargebracht 


—     45     — 


Eine  Deputation  des  Konservatoriums  unter  Führung 
Direktor  von  Perger ^s,  bestehend  aas  den  Herren 
Professoren  Epstein,  Bauch,  Scheiner  und 
Zottmann,  ferner  Musikverleger  Herzmansky, 
Dr.  Schiff,  die  Damen  Schnabel  -  Stand- 
h  artner,  Miksch-Exner,  Mautner  u.a.,  erschien 
am  Mittag  in  seiner  Wohnung,  um  ihm  ihre 
Glückwünsche  darzubringen.  Direktor  v.  Ferger 
hielt  an  den  Jubilar  eine  schwungvolle  Ansprache, 
in  der  er  einen  fiückblick  auf  die  langjährige  ver- 
dienstvolle Tätigkeit  auf  musikalischem  und  speziell 
auf  musikalisch-pädagogischem  Gebiete  warf,  und 
beglückwünschte  ihn  sodann  im  eigenen  wie  im 
Namen  des  ans  zahlreichen  Freunden,  Kollegen 
und  ehemaligen  Schülern  des  Jubilars  zusammen- 
gesetzten Komitees  aufs  herzlichste.  Herr 
Dr.  Schiff  verlas  hierauf  die  ihm  gewidmete 
kunstvoll  ausgestattete,  in  den  wärmsten  Aus- 
drücken abgefasste  Glückwunsch  adresse.  Ausserdem 
kam  eine  Fülle  von  Geschenken,  Blumengrüssen 
und  Kränzen.  Die  „Gesellschaft  der  Musikfreunde" 
in  Wien  beglückwünschte  Professor  Schmitt  in 
einem  vom  Vizepräsidenten  Herrn  Regenhart 
von  Zapory  und  dem  Generalsekretär  .Regierungs- 
rat Ludwig  Koch  unterzeichneten  längeren 
Schreiben. 

Theodor     Thomas,     der     hervorragendste 
deutschamerikanische  Dirigent,  ist  am  4.  Januar  in 


Chicago  gestorben,  kurz  nachdem  er  sein 
Lebenswerk  durch  die  Vollendung  der  neuen 
prachtvollen  Musikhalle  in  Chicago  und  die  Sicher- 
stellung seines  Orchesters  durch  eine  beinah  eine 
Million  betragende  Spende  des  amerikanischen 
Volkes  gekrönt  sah.  Thomas  ist  im  Jahre  1835 
zu  Esens  in  Ostfriesland  geboren,  kam  aber 
schon  in  jungen  Jahren  nach  Amerika  und 
giündete  dort,  nachdem  er  in  den  besten  Orchestern 
als  erster  Geiger  gewirkt,  im  Jahre  1864  das 
„Thomas-Orchester",  durch  welches  er  seinen 
Namen  der  ganzen  musikalischen  Welt  bekannt 
machte.  Im  Jahre  1872  wurde  er  Leiter  der 
„Cincinnati-May-Festivals",  von  1878-1880  war  er 
daneben  Direktor  der  „Musikschule  in  Cincinnati^S 
leitete  die  Konzerte  des  „New-Yorker  und 
Brooklyner  Philharmonischen  Orchester",  dirigierte 
von  1885  bis  1887  die  „grosse  Oper  in  New- York" 
und  liess  sich  endlich  1891  in  Chicago  nieder. 
Sein  Herzenswunsch,  seinem  Orchester  ein  Heim 
und  eine  gesicherte  Existenz  zu  schaffen,  hat  sich 
noch  erfüllt,  nicht  aber  sein  Wunsch,  „unter  den 
neuen  Verhältnissen  noch  ein  paar  Jahr  tätig  sein 
zu  können".  Das  Andenken  jedoch,  das  er  sich 
als  ein  unermüdlicher  Pionier  der  deutschen  Kunst 
im  Fremdlande  erworben,  ist  ein  bleibendes,  un- 
auslöschliches. 


Bücher  und  Musikalien. 


Tortragsstfleke  ffir  die  Jagend. 

B.  KreBtaliii,  op.  9  „Die  ersten  Blüten", 
op.  15  „Bunte  Bilder". 
H.  B«  EraatBlia,  Berlin. 
Beide  Werke  enthalten  Je  4  Stückchen  und 
zwar  treffen  wir  in  op.  9  auf  die  leichtesten 
Vortragsstückchen  für  Anfönger,  beide  Hände  im 
Violinschlüssel  gesetzt.  Die  kleinen  Satze:  „Marsch 
ins  Freie",  „Im  frischen  Grün",  Tänzchen"  und 
, Kinderspiel*  bauen  sich  auf  den  natürlichsten 
Harmonien  auf,  'sind  schlicht,  heiter,  aber  immer 
melodiös  erfunden  und  bieten  eine  erfrischende 
Unterbrechung  im  strengen  Studiengang  der 
Schule.  Die  „Bunten  Bilder",  op.  15  „Kinder- 
Polonaise",  „Hasche-Mann",  „Tanz  der  Zwerge", 
„Erntefest",  sind  ein  wenig  schwerer,  aber  immer 
noch  für  die  Unterstufe  zu  benutzen;  auch  in 
ihnen  ist  der  kindliche  Standpunkt  durch  Ver- 
wendung einfacher  Harmonien,  leichtf asslicher, 
sangbarer  Melodien  zum  Ausdruck  gekommen, 
sodass  sie  sich  trefflich  eignen,  bei  der  Jugend  die 
Lost  am  Studium  wach  zu  halten. 

Wtldemar  Hopf,  op.  14  Zwei  melodiöse  Kinderstücke. 
H.  B.  KromtillB,  Berlin. 

„Tumerlied**  und  „Puppentanz"  sind  die  Titel 


dieser  beiden  Stückchen,  die  sich  in  der  Schwierigkeit 
dem  oben  besprochenen  op  9  von  Krentzlin  an- 
reihen. Es  sind  einfache,  hübsch  klingende,  im 
Auffassungsvermögen  und  Empfinden  des  kleinen 
Anfängers  geschriebene  Stückchen,  die  gut  in 
den  Unten  ichtsplan  der  Unterstufe  einzuschieben 
sind. 

Edmund  Parlow,  op.  76.    „Bunte  Eeihe'^    6  leichte 
Vortragsstücke  für  die  Jugend. 
Fr.  Klitaer,  Leipilf. 

In  diesen  6  Yortragsstückchen  empfangen  wir 
ein  sehr  empfehlenswertes  Material  für  den  Jagend- 
Unterricht.  Verbunden  mit  fliessendem  Tonsatz 
baut  der  Autor  auf  originell  erfundenen,  frischen, 
rhythmisch  lebendigen  Motiven  seine  kleinen  Ton- 
stückchen auf,  meist  heiteren  Inhalts,  wie  das 
„Singvögelchen",  mit  seinem  lockenden  Motiv, 
„Schelmerei"  und  „Lustiges  Spiel**,  in  welchem  ein 
lastiges  Triolenmotiv  durch  Ober-  und  ünter- 
stimmen  neckend  flattert.  Die  gewandte  Durch- 
arbeitung der  Motive,  die  immer  natürlich  und 
fliessend  ist,  die  Verwendung  einfacher,  aber  stets 
wohlklingender  Harmonien,  sind  ein  besonderer 
Vorzug  der  Par  low 'sehen  Stücke,  die  sie  wertvoll 
und  trefflich  geeignet  für  den  Jugendunterricht 
machen. 


—     4B     — 


Carl  Heinrich  DcJ^rin?,  op.  256.  „Lenzknospen". 
J.  Sehnberth  k  Co.»  I.olpily. 
Der  Autor  bat.  es  in  seinen  vielen,  bekannten 
und  weitverbreiteten  Werken  stets  verstanden,  den 
Ton  der  Jagend  zq  treffen  und  zur  Jagend  zu 
sprfcben,  die  kindliche  Pantasie  anzuregen  und 
seinen  kleinen  Stimmungsbildern  einen  charak- 
teristischen Inhalt  zu  geben.  Wir  linden  alle 
diese  für  die  Jugendliteratur  so  schätzenswerten 
Eigenschaften  auch  in  diesen  5  „Frühlingsstücken*' 
wieder,  in  denen  die  heitere  I^ust  der  sorglosen 
Kindheit  geschildert  ist,  wenn  nach  dem  Winter- 
schlaf der  Natur  der  Frühling  mit  seinem  Sonnen- 
schein und  Blütenduft  die  frohe  Schar  in  Wald 
und  Wiese  lockt.  Döriug's  Schreibweise  ist 
bekannt,  er  verfügt  über  einen  unversiegbaren 
vSchatz  melodiöser  Motive,  die  er  geschickt  zu  form- 
schönen Tonstückchen  auszugestalten  weiss.    Auch 


die  „Lenzkuospen"    weisen  diese  Vorzüge  auf  nnd 
dürfen  warm  empfohlen  werden. 

GastaT  LazarnSy  op  H^>   „Fantasiestücke*^  2  Hefte. 
Chr.  Fr.  Vleweir,  GrosM-Llehlerfelde. 

Diese  „Fantasiestücke''  gehören  gleichfalls  noch 
zur  Jugendliteratur  und  finden  ihren  Platz  auf  den 
Pulten  musikalischer  Schüler  der  Mittelstufen.  Es 
sind  kleine  sinnige  Sätzcheu:  „Elfen  im  Mond- 
schein** mit  feinem  zierlichen  Stakkato-Motiv,  ela 
^.Kleines  Scherzo^'  im  Schubert'schen  Stil,  ein  sehr 
sinniges  , .Schlummerlied**,  ferner  noch  „Walzer". 
„Serenade'^,  „Kleine  Ballade*'  und  „Humoreske*', 
letztere  pikant  und  flott  mit  hübschem  Mittelsatz 
in  Dur.  Das  ganze  Werk  eine  empfehlenswerte 
Bereicherung  unserer  Jugendliteratur. 

Anna  Morsch. 


Vereine. 

Mugik-Sektloii 

des  Allg.  Deatschen  Letarcrinnen-Yereins.  15.  März  an  die  Unterzeichnete  einzusenden.    Der 

Wir  teilen  unseren  Mitgliedern  mit,    dass    die  Wortlaut  der  Tagesordnung  erfolgt  zum  satzungs- 

General-Versammlung   der   Musik-Sektion    zu  gemässen  Termin.  TA* 

Pfingsten  d.  J.  in  Bremen  stattfindet      Anträge  o    i-    tt    ?  i 

j         1  j         An  ^     ,j      u.        -i.    i.  Sophie  Eenkel, 

dazu  sind  von  den  (iruppenvorstanden  bis  spätestens  j    Vorsitzende 


Briefkasten. 


Auf  viele  Anfragen.  Die  Vortrage  und 
Referate  des  II.  Musikpäd.  Kongresses  sind  er- 
schienen  und   gegen    Einsendung    von   Mk.    1,35, 


Ausland  1,60,  von  der  Greschäftsstelle  des  Musik- 
pädagogischen Verbandes,  W.  50,  zu  beziehen.  Die 
Anzeige  stand  bereits  in  No.  2. 


_  Dieser  Auflage  liegen  die  Prospekte  von:  C.  F.  Kahnt  Machfi.,  Leipzig:  ^Rudolf 

M.   Breithaupt,    Die    natürliche    K lavier te chnik'' ,    und   Ernst    Euhnburg,    Leipzig:    „Kleine 
Partitur-Ausgahen*^  bei,  auf  die  ivir  unsere  Leser  besonders  aufmerksam  machen.       D.  E. 


Konservatorium  der  Musik 
in  Kassel 

Gegr.  1895.     Direktion:  L  Beyer.     Gegr.  18%. 

EhrenTOrslts:  Bt^giernngs-Präsident  tob  Trotl  nm  Stlt, 
Gnf  K5Bl^dorff,  Bzoelleni  Oeneralin  tob  Coloab, 
Oberbürgermeister  HBiler  n.  A. 

Caratorinm:  Pfarrer  Haas,  Sohaldirektor  Prof.  Dr.  Kras- 
■aehery  Bankier  PUmI,  Jnsüarath  Scheffer  u.  A. 

Lehrer :  Die  Pamen :  L.  Beyer,  Blaiil-F5nter,  Königl.  Opern- 
BäDgerin,  OleMe-Fabronly  A.  Teadiea.  Die  Herren: 
A.  Hartrdeg«a.  Kammervirtuos.  Pro£  Dr.  USbel, 
0.  Keleteeh,  Kgl  Kammermusiker,  S.  SfletoMaaif 
Kgl.  Opernsänger,  W.  Moahaaply  Kgl.  Kammermusik«-, 
Bd.  Sehnldl,  Kgl.  Kammermusiker,  H.  8ebmarbBS(ä| 
Kgl.  Kammermusiker  u.  A. 

Unterricht  fächer:   Klnvier,  Violine,  OeUo,  Harfe  nnd  alle 
I  übrigen  Orchesterinsti-umente.     Gesang,  Harmonie- 

I  und  Kompositionslehre.  Musikgeschiohte.  Italienisch. 

Orohesterspiel.    Qehör Übung.    Ilusikdiktat. 

OrganisaUon:  ConoertUassen.  SeminarkUssen.  Obe^, 
Mittel-  und  Elementarklassen. 

Slatotea  sind  kostenfrei  su  beliehen  durch  die  Sohriftleitaitf 
des  Konservatoriums  Kassel,  Wilhelmshöher  Allee  Ü. 


—     47     — 


Adressen-Tafel. 

5  Zeilen  lO  Hk.  Jfthrlich,  weitere  5  Zellen  5  JHk. 


Prof.  €.  Breslaur's  Honsmatorium  und  Seminar. 

Direction:  Gustav  Lazarus. 

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Prof.  Felix  Schmidt. 

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Berlin,  Bayrentiierstr.  27. 


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Berlin  W.,  Pusanerstrasse  26. 


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Döbeln- Dresden)  von  Juni  bii  einschL  September 

Scsandsunterrlcbt. 

Herren  und  Damen  vom  Lehrfach,  sowie  ausübende  Künstler,  die  Unterricht 
nehmen  wollen,  sind  gebeten,  event.  vorher  schriftliche  Klarlegung  ihrer  stimmlichen 
Veranlagung,  sowie  eines  von  einem  Arzt  ausgestellten  Berichtes  über  ihren  allge- 
meinen uesundheitazustand  einzusenden. 


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Berlin  W.,  Habsburger  Str.  4. 


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(AU-  und  Mezzo-Sopran). 
Berlin  W..  Biaenaclierstraase  lao. 


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Tonbildung  und  Qesangstechnlk 

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Berlin  Vf.  80,  Bambergerstr.  15. 


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Berlin  W»,  Ansbacherstr.  37. 


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gegründet  1851  

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Direktion:    Prof.  Ph.  Schmitt. 

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Herausge^ben  von  Felix  W  e  i  n  g  a  r  t  n  e  r. 
Uebersetzt  von  Dr.  Detlev  Schultz.  Mit  An- 
hang: D«r  Dirigent.  Zur  Theorie  seiner 
Kunst.  Uebersetzt  von  Dr.  Walter  Niemann. 
Sämtliche  Notenbeispiele  sind  gestochen  und 
an  den  betr.  Stellen  in  den  Text  eingerückt. 
307  Seiten.  Kl.  8».  M.  o.-.  in  Lwd.  -eb.M.  B.-  -. 
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bilden  einen  Band  für  sich.     125  Seiten.    Gr.  8° 
M.  5.—,  ffeb.  M.  r>.50. 

Berlioz'  Buch  ist  heute  noch  infolge  der  groß- 
artigen instiTimentalen  Phantasie  sowie  der 
idealen  künstlerischen  Empfindung  seines  Autors» 
das  wertvollste  Buch  für  alle,  die  sich  für  die 
Orchesti'ation  interessieren.  Es  hat  durch  die 
Herausgabe  von  Felix  Weingartner  neuen  Wert 
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Technik  des  modernen  Orchesters 

Ein  Supplement  zur  grossen  Instru- 
mentationslehre von  Hector  Berlioz 

Aus  dem  Französisclien  übersetzt 

von  Hugo  Riemann.     2B9  Seiten.     8". 

M.  10.-,  in  Lwd.  geb.  M.  11.-. 

In  diesem  W^erk  hndet  sich  das,  was  gegenüber 

der  heutigen  Orchesterpraxis  in  Berlioz*  Werk 

noch  nicht  behandelt  ist. 

Breitkopf  &  Härtel,  Musikverlag,  Leipzig. 


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des 

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Orchester  summen netto    .    20.— 

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netto  r,    10,— 

CZur  Aufführung"  für  zwei  Klaviere  sind  zwei  Exemplare  nötig.) 
m^^    AuBgezeiohnet  duroh  den  Bösendorfer-Preis. 

Op.  11.   Vier  Rhapsodien  f.  Klavier  zu  zwei  Händen     .    .    .    netto  „     5.— 
Novität  aus  Dohnanyi's  Kouzertprogramm. 

Früher   erschien    von   demselben   Komponisten: 

op.   1.    Quintett  (C-moU)  für  IClawier,  zwei  ¥iolinen,  Viola  und  Violoncell    .  „  15.~ 

Dasselbe  für  Klawier  zu  vier  Händen  bearbeitet  von  </.  Brandts-Bu/e  .  ^  8.  - 
op.  4.  Variationen  und  Fuge  über  ein  Thema  von  E.  G.  für  Klavier 

zu  zwei  Händen ,  4. — 

op.  6.   Passacaglia  fQr  Klavier  zu  zwei  Händen „  4.— 

op.  7.    Quartett  (A-dur)  für  zwei  Violinen,  Viola  und  Violonoell. 

Partitur  8^  netto  M.  2.— Stimmen  „  8.— 

Dasselbe  für  Klavier  zu  vier  Händen  bearb.  von  «/.  Brandts-Bu/s  . .     .  „  8. — 
op.  10.    Serenade    für    Viotine,    Viola   und    Violonoell. 

Partitur  8®  netto  M.  2.— Stimmen  ,  8.— 

Dieselbe  für  Klavier  zu  vier  Händen  bearb,  von  J.  Brandts-Bu/s    .     .  „  8.— 

Weitere  hervorragende  Novitäten; 

Jan  Brandte-BuySy  Quintett  (D-dur)  für  Flöte,  zwei  Violinen,  Viola 

und  Violonoell,     Partitur  8®  netto  M.  2.~        ...  Stimmen  „      8.— 
Dasselbe   tür  Violine   obligat,   zwei  Violinen,   Viola  und  Violoncell. 

Stimmen  „      8. — 
Dasselbe  für  Klavier  zu  vier  Händen  arr.  v.  Komponisten    .     .     .     .  „      8.— 
Peter  StojanovitSy  op.  l.  Konzert  (D-moU)  für  Violine  u.  Orchester. 

Für  Violine  und  Klavier netto  „     5.— 

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Preis  brosch.  nnr  3  Mk.  —  (Gebunden  4  Mk. 
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KaiserL  und  Königl.  Hoflieferant 


Julius  Bluthner 


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Filiale  Berlin,  Potsdamer-Strasse  27b. 


Conservatorium  der  Musik  und  Opernschule 

Klindworth-Scharwenka 


=^ 


BERLIN  W.,  Steglitxerstrassd  19,  nahe  der  Polsdameratrasse  (Gartenhaue). 

Direktion:  Dr.  Hugo  Goldschmidt.    Stellvertr.  Direktoren:  Prof.  Xaver  u.  Philipp  Scharwcnka. 
Zweiganstalten:  N.W.  Lessingotr.  31 ,  Uhlandstr.  53.    Leiter:  Kapellmeister  R.  Robitschek . 

Haupllehrer:  Gesaug:  Frls.  E.  Arnold,  M.  Berg,  Fr.  Prof.  Blanck-Peters,  Frls.  T.  Kunz, 
M.  Palm,  A.  Salomon,  Herren  E.  Brieger,  Dr.  H.  Goldschmidt,  A.  Sistermans.  Klarier:  Herren 
R.  Ebel,  A.  Foerster,  K.  Kessler,  Dr.  W.  Kleefeld,  Prof.  J.  Kwast,  Prof.  W.  Leipholz,  M.  Mayer- 
Mahr,  P.  Oehlschläger,  Prof.  X.  Scharwenka,  Prof.  Ph.  Scharwenka,  A.  Schumann,  H.  Torshof, 
Frls.  E.  Eckhardt,  M.  Haase,  D.  Heyden,  E.  Hirsch,  E.  Kollberg,  C.  Krause,  C.  Kuske,  M.  Pick, 
F.  Prietzel,  M.  Siebold.  Yiolino:  Frls.  J.  v.  Brennerberg,  G.  Steiner,  Herren  R.  Broemel,  M.  Grün- 
berg, J.  Huff,  Kammervirtuos  Fl.  Zajic,  G.  Zimmermann.  Cello:  T.  van  Lier.  Orgel:  F.  Grunicke. 
CoiniiosHion:  H.  Herrmann,  Dr.H.Leichtentritt,  Prof  Ph.  Scharwenka.  SchaanpleUcliale:  M.Lippert. 
Abtheilong  fOr  Mnsikwisseiischaf ten :  Herren  Dr.  H.  Goldschmidt.  Dr.  W.  Kleefeld,  Dr.  H.  Leichten- 
triit,  O.  Lessmann.    Seminar:  Prof.  X.  Scharwenka,  Prof.  W.  Leipholz. 

II  ===  Prospekte  gratis  durch  das  Secretariat.    Sprechstunden  4—6.  =^=^  •! 


C.  BECHSTEIN, 


Flfigel-  und  Planino-Fabrlkant. 

Hoflieferant 

Sr.  Maj.  des  Kaisers  von  Deutschland  und  Königs  von  Preussen, 
Ihrer  Maj.  der  Kaiserin  von  Deutschland  und  Königin  von  Preussen, 
Ihrer  Maj.  der  Kaiserin  Friedrich, 
Sr.  Maj.  des  Kaisers  von  Russland, 
Ihrer  Maj.  der  Königin  von  England, 
Ihrer  Maj.  der  Königin  Regentin  von  Spanien, 
Sr.  Königl.  Hoheit  des  Prinzen  Friedrich  Carl  von  Preussen, 
Sr.  Königl.  Hoheit  des  Herzogs  von  Sachsen-Coburg-Qotha, 
Ihrer  Königl.  Hoheit  der  Prinzessin  Louise  von  England  (Marchioness  of  Lome). 
L  Fabrik:  5-7  JohanniB-Str.  n.  27  Ziegel-Str. 
n.  Fabrik:  21  Qrfinauer-Str.  u.  25  Wiener-Str. 
HL  Fabrik:  124  Reichenberger-Str. 


LONDON  W. 

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BERLIN  N. 

5—7  Johannfa-filtr. 


Für  die  Redaktion  Terantwortlich:  Anna  Morsch,    Berlin  W^,  Ansbacherstr.  87. 

Expeditton  nnd  Terlag  ^er  marler-Lehrei^,  M.  Wolf f ,  Berlin  W.,   Ansbacheratrasse  87. 

Druck:  J.  S.  Preuss,  Berlin  S.W.,  Kommandantenstr.  14. 


Der  Rlatfier-Iiehrer. 

Musik-pädagogische  Zeitschrift  für  alle  Qebiete  der  Tonkunst 
Organ  der  Deutschen  Musiklehrer-Vereine, 

der  Musik-Sektion  des  R.  D.  L-V.  und  der  Tonkünstler-Vereine 
zu  Köln,  Dresden,  Hamburg,  Leipzig  und  Stuttgart. 
Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslaur. 
Redaktion:  Anna  Morsch 

Berlin  W., 

Ansbacheratrassc  37 


•  •  Evscbcini  moMiUd)  zwrim«!.  •  • 
Preis  vicrtdfibrlid)  bei  allen  Sud)*  und 
musikalicabandlungcn,  Poit  •  ünttalicn 
(antcr  Do.  4170)  U50  rok.,  bei  direkter 
Zusendung  unter  Kreuzband  pranu* 
ncrmd«  1.75  IDk.    Jiustand  2  rak. 


Inserate  werden  von  iammtlld>tn 
ifnnoncen«€xpediilonefi  wie  vom  Uerlag 
„Der  Klavier  •  Cebrer"  Berlin,  Ol.  50, 
ünibad)erttr.  37,  zum  Preise  von  30  PI. 
ffir  die  zwcigespaltene  PcHizcilc  ent* 
acyeniicnommcn. 


No.  4. 


Berlin,  15.  Februar  1905. 


XXVIII.  Jahrgang. 


Inlinlt:  Eugen  Schmitz:  Hugo  Wolfs  ^.Penthesilea".  Georg  Capellen-OsnabrOck:  Tonschrift-Rerorm  Capellen.  (Fortsetzung.) 
Dr.  Karl  Storck:  Kritische  Kückschau  über  Konzert  und  Oper.  Mitteilungen  von  Hochschulen  und  Konservatorien.  Ver> 
atischte  Nachrichten.  Bücher  und  Musikalien,  besprochen  von  Eugen  Segnitz  und  Anna  Morsch.  Musikpidagogischer  Verband. 
Anzeigen. 


Eine  hermeneutische  Studie 


liOfl^en  Slehmitz. 


Das  grosse  Interesse,  welches  m^n  in  den 
letzten  Jahfen  dem  genialen  Liederkomponisten 
Hugo  Wolf  entgegenbrachte,  hatte  naturgemäss 
die  F'olge,  dass  nun  auch  die  anderen  Ton- 
schöpfungen dieses  Meisters  der  unverdienten 
Missachtung,  der  ja  vor  nicht  allzu  langer 
Zeit  auch  die  Lieder  noch  verfallen  waren, 
entrissen  und  zum  tönenden  Leben  erweckt 
wurden.  So  hat  Wolfs  bedeutendstes  Instru- 
mentalwerk, die  sinfonische  Dichtung  „Penthe- 
silea",  im  Laufe  der  vorigen  Konzertsaison 
zahlreiche  Aufführungen  erlebt  und  überall 
lebhaftes  Interesse  hervorgerufen;  die  Urteile 
über  das  Werk  freilich  fielen  recht  zwiespältig 
aus.  Während  die  „Wolfianer**  —  man  darf 
heute  bereits  von  solchen  sprechen  —  in  be- 
geisterten Hymnen  das  Lob  der  „genialen 
Schöpfung"  sangen,  wollten  skeptischere  Be- 
urteiler in  der  „Penthesilea**  einen  zwar  von 
Genie  zeugenden,  im  grossen  und  ganzen  aber 
doch  misslungenen  Versuch  auf  einem  dem 
Komponisten  ferner  liegenden  Gebiet  erkennen. 
Die  Wahrheit  dürfte,  wie  in  so  manchen  Fällen, 
auch  hier  in  der  Mitte  liefen;  um  jedoch  ein 
selbständiges  und  möglichst  richtiges  Urteil 
über  das  Werk  zu  gewinnen,   muss   man   es 


einer  gründlichen  musikalisch-technischen  und 
ästhetischen  Prüfung  unterziehen ;  dies  soll  nun 
im  folgenden  unsere  interessante  Aufgabe  sein. 
Die  „Penthesilea**  ist  Programmmusik; 
Wolf  lehnt  sich  in  seiner  sinfonischen  Dich- 
tung an  das  bekannte  gleichnamige  Drama 
von  Heinrich  von  Kleist  an.  Kleist  war 
Wolfs  Lieblingsdichter  und  zahlreiche  Anek- 
doten kursieren  darüber,  auf  welch  seltsame 
Weise  der  Komponist  oft  diese  seine  Neigung 
betätigte.  Dass  im  übrigen  der  Penthesilea- 
stüff  ungemein  passend  als  Grundidee  einer 
sinfonischen  Dichtung  war,  konnte  dem  an 
dem  Vorbilde  Liszt's  geschulten  Künstler 
ebenfalls  nicht  entgehen.  So  machte  er  sich 
mit  voller  jugendlicher  Begeisterung  ans  Werk 
und  in  den  Sommermonaten  des  Jahres  1888 
wurde  die  Partitur  im  grossen  und  ganzen 
fertiggestellt;  mit  Ausarbeitungen  der  Details 
war  Wolf  allerdings  noch  längere  Zeit  be- 
schäftigt, und  wohl  erst  im  Herbst  1884  kam 
die  Tondichtung  zum  definitiven  Abschluss. 
Wolf,  der  damals  als  Musikkritiker  in  Wien 
lebte,  bemühte  sich  nun  verschiedene  Male 
vergebens,  eine  Aufführung  der  „Penthesilea" 
durchzusetzen;  weder  auswärts,  noch  in  Wien 


—    54    - 


wollte  es  damit  glücken.  Nur  zu  einer  ver- 
unglückten Probe  bei  den  Wiener  Philharmo- 
nikern kam  es;  sonst  hat  der  Meister  sein 
Werk  nie  gehört.  Doch  beschäftigte  er  sich 
noch  in  seinen  letzten  Jahren  mit  diesem 
seinem  Schmerzenskind.  Im  Herbst  1897,  als 
der  unglückliche  Komponist  bereits  in  der 
Nervenheilanstalt  sich  befand,  hat  er  noch 
einen  langsamen  Zwischensatz  in  den  Schluss- 
teil seines  Werkes  hineinko  t  poniert;  später 
hat  er  jedoch  dieses  Einschiebsel  wieder  ver- 
nichtet. Nach  dem  Tode  Wolfs  hat  der 
Wiener  „Hugo  Wolfverein"  die  im  Nachlass 
vorgefundene  Partitur,  nachdem  sie  einer, 
namentlich  bezüglich  der  Instrumentation  not- 
wendigen Ueberarbeitung  von  Hellmes- 
berger  unterzogen  worden  war,  veröfTent- 
licht.  -- 

Das  Programm  zu  seiner  Tonschöpfung 
hat  Wolf  also  dem  bekannten  Trauerspiel 
»Penthesilea"  von  H.  v.  Kleist  entnommen; 
sein  Anschluss  an  diese  Dichtung  ist  jedoch 
ein  sehr  freier;  um  zur  Wiedergabe  durch  ein 
sinfonisches  Werk  tauglich  zu  sein,  musste 
die  Idee  des  Penthesilea-Stoffes  erheblich  ver- 
einfacht werden.  Bei  Kleist  ziehen  die  Ama- 
zonen unter  ihrer  Königin  Penthesilea  den 
Trojanern  wider  die  Griechen  zur  Hilfe.  Die 
gefangenen  P'einde  werden  nach  Themiscyra 
zur  Vermählung  am  Rosenfeste  gebracht. 
Penthesilea  sehnt  sich,  den  herrlichen  Helden 
Achilles  zu  gewinnen.  Sie  unterliegt  ihm 
zwar  im  Kampfe,  aber  man  verheimlicht  ihr 
dies.  Als  sie  schliesslich  doch  die  Täuschung 
erfährt,  und  nun  Achilles,  der  ebenfalls  in 
Liebe  zu  ihr  entbrannt  ist,  sie  abermals  zum 
Kampfe  herausfordert,  fest  entschlossen,  sich 
diesmal  von  ihr  besiegen  zu  lassen,  da  sieht 
sie  voll  Verblendung  in  dieser  Herausforderung 
nur  Spott  und  Hohn,  ihre  heisse  Liebe  ver- 
wandelt sich  in  wahnwitzige  Rachsucht  und 
sie  tötet  den  unvorsichtigen  Helden  im  Zwei- 
kampf und  zerfleischt  seinen  Leichnam. 
Wieder  zur  Besinnung  gelangt,  sieht  sie  das 
ganze  Schreckliche  ihrer  Untat  ein  und  stirbt 
nun  aus  Gram  und  Reue  an  dem  Grabe  des 
Geliebten,  mit  dem  Tode  ihre  Schuld  sühnend. 

Wolf  hat  sich  im  Wesentlichen  darauf 
beschränkt,  das  Gemütsleben  Penthesileas  in 
Tönen  wiederzugeben;  nur  im  ersten  Teil 
seiner  sinfonischen  Dichtung  geht  er  etwas 
genauer  auf  das  Kleist'sche  Drama  ein,  indem 
er  es  unternimmt,  hier  den  „Aufbruch  der 
Amazonen  nach  Troja"  vorzuführen.  Mit 
einem   stürmischen  Synkopenmotiv,  begleitet 


von  rollenden  Sechzehntelläufen  der  Bässe  be- 
ginnt der  Satz: 


man  sieht  förmlich  die  mutigen  Schlachten- 
jungfrauen ihre  Rosse  tummeln.  Nach  einigen 
Takten  Steigerung  verlangsamt  sich  die  Be- 
wegung; Trompetenfanfaren  ertönen,  die 
Hörner  blasen  zum  „Sammeln**,  ein  fein 
realistisches  Bild,  dessen  Wirkung  durch  den 
mannigfachen  Wechsel  der  Tonarten,  in 
welchen  die  Fanfaren  gehalten  sind,  noch 
gesteigert  wird  (edur,  es  dur,  fdur,  hdur, 
c  dur);  ein  markanter  punktierter  Rhythmus 
setzt  ein,  die  Itttel  Bewegung  der  Bässe  ver- 
dichtet sich  zu  regelmässigen  straffen  Triolen; 
dann  abermals  ein  Ruhepunkt:  einige  Takte 
leise  Paukenrhythmen;  hierauf  beginnt  der 
eigentliche  „Aufbruch".  Dieser  Ruhepunkt  ist 
wie  wir  später  sehen  werden,  auch  für  die 
reinmusikalische  Gliederung  unseres  Satzes  be- 
merkenswert. In  hübscher  Polyphonie  er- 
klingen nun  gleichzeitig  zwei  marschartige 
Melodien:  in  den  Violinen  eine  lebhafte  Folge 
von  Triolen: 


—    55    — 


führt  uns  die  kühnen  Reiterinnen  vor  Augen; 
eine  gewisse  Stilähnlichkeit  dieses  Gedankens, 
wie  überhaupt  mancher  Teile  des  ersten  Satzes 
der  „Penthesilea»'  mit  Woirs  „Feuerreiter"  (für 
Chor  und  Orchester)  lässt  sich  nicht  ver- 
kennen. Die  Fagotte  und  Homer  bringen 
eine  ruhig  schreitende  melodische  Tonfolge: 
man*)  hat  sie  auf  das  Fussheer  der  Ama- 
zonen gedeutet: 


r>Vi>  j'^  j'u.  1  K^^'ifi 


Ä 


^v  i  1  ri 


^^^ä^ 


1 


ein  kleines  Holzbläsermotiv,  das  in  der  Folge 
den  beiden  Marschmelodien  an  die  Seite  tritt, 


i^,^[*^grirQ'f^^^^ 


lässt  das  drängende  Verlangen  der  Reiterinnen 
nach  dem  Ziel  und  dem  Kampf  durchblicken. 
Eine  schöne  As-dur  Kantilene 


^ 


;;[^lrJII 


bringt  einen  angenehmen  Kontrast  gegen  das 
vorherige  Stürmen  und  Drängen  Sie  wird 
zuerst  vom  Streichquartett  gebracht,  dann  von 
den  Holzbläsern  übernommen;  aber  von  langer 
Dauer  ist  dieser  Ruhepunkt  nicht;  der  erste 
Takt  erfährt  alsbald  eine  Umbildung,  wodurch 
er  einen  drängenden  und  treibenden  Charakter 
erhält.  ^ ^ 


m 


!u  ^Ln  r  i 


Die  Triolenbewegung  macht  sich  im  Orchester 
in  immer  steigendem  Masse  geltend,  energisch 
aufstürmende  Läufe  der  Violinen  führen  zu 
einer  kräftigen  dynamischen  Steigerung,  mit 
der  ein  Motivglied  aus  der  gangartigen  Marsch- 
melodie (vgl.  Beispiel  3,  den  eingeklammerten 
Takt)  in  den  Violinen  einsetzt  und  von  diesen 
abwechselnd  mit  der  ersten  Posaune  einige 
Takte  durchgeführt  wird  mit  stetiger  Trans- 
position auf  höhere  Stufen.  Nach  einem 
dynamischen  Höhepunkt,  der  namentlich  durch 
einen  mächtigen  Unisono-Takt  kraftvoll  mar- 
kiert ist,  schwächt  sich  der  Tonstrom  rasch 
ab  und  pp.  wie  zuerst  treten  wieder  die 
beiden  Marschmelodien  (oben  Beispiel  2  und  8) 

*l  R.  Baüca  in  seinem  kleinen  MusikfQhrer  zur 
Penthesiiea. 


ein.  Die  nun  folgende  Partie  ist  eine  genaue 
Repetition  des  „Aufbruchs**;  man  vergleiche  in 
der  Partitur  die  Stelle  von  Buchstabe  H  bis  K 
mit  Seite  11  bis  16  (dritter  Takt);  dann  aber 
wird  statt  des  Eintretens  der  As  dur  Kantilene 
das  Marschtempo  8  abermals  von  den  Violinen 
aufgenommen;  in  den  Holzbläsern  flimmern 
Teile  von  Thema  4,  verlieren  sich  jedoch  all- 
mählich: Die  Amazonen  sind  ermüdet,  ihr 
vorwärtsslrebender  Eifer  hat  sich  verloren,  die 
Natur  fordert  ihre  Rechte  und  man  macht  sich 
daran  das  Lager  aufzuschlagen,  um  zu  ruhen. 
Das  Marschthema  3  sinkt  in  immer  tiefere 
Tonregionen  herab,  schliesslich  bleibt  nur  noch 
der  erste  Takt  davon  übrig,  der  von  den 
Streichern  einigemale  noch  pp  und  pizzicato 
gebracht  wird;  wie  aus  weiter  Ferne  erklingt 
ein  leiser  Posaunenakkord  und  mit  leisen 
Paukenwirbeln,  unterstützt  vom  Pizzicato  der 
Kontrabässe,  tönt  der  Satz  aus:  nächtliche 
Stille  hat  sich  auf  das  Lager  gesenkt.  — 
Werfen  wir  nochmal  einen  Rückblick  auf  den 
betrachteten  Satz,  so  sehen  wir,  dass  er  eine 
auch  rein  musikalisch  wohlverständliche  Form 
aufweist.  Die  Partie  bis  zum  Eintritt  der 
beiden  Marschmelodien  kann  als  Einleitung 
betrachtet  werden;  diese  beiden  Melodien  selbst 
bilden  das  „erste  Thema",  in  der  As  dur-Kan- 
tilene  (Beispiel  5)  tritt  ihnen  ein  kontrastierendes 
„zweites  Thema"  gegenüber,  das  auch  „vor- 
schriftsmässig  in  der  Paralleltonart,  der  Grund- 
tonart (f  moU),  gehalten  ist.  Nach  der  Verar- 
beitung desselben  tritt  die  Reprise  des  ersten 
Teiles  ein,  welche  mit  einer  neuen  Coda 
endigt.  Würde  statt  dieser  Coda  nochmal 
das  Thema  5  kommen,  so  hätten  wir  im 
Wesentlichen  die  Form  des  ersten  Sinfonie- 
satzes, wie  sie  sich  bei  Haydn*s  Vorgängern, 
den  Mannheimer  Sinfonikern,  findet.  Zwar 
bedarf  die  Programmmusik  im  allgemeinen 
überhaupt  keiner  reinmusikalischen  Form,  und 
es  ist  der  bedeutsame  historische  Fortschritt 
Liszt*s,  dass  er  diesbezüglich  über  Berlioz,  der 
stets  noch  an  der  Sonatenform  haftete,  hin- 
ausging. Allein  je  logischer,  ohne  Wider- 
spruch mit  dem  programmatischen  Vorwurf, 
auch  der  reinmusikalische  Aufbau  einer  sinfo- 
nischen Dichtung  ist,  desto  vorteilhafter  wird 
das  für  das  Werk  sein,  denn  desto  leichter 
vermag  es  dann  das  Verständnis  des  Hörers 
zu  gewinnen.  Es  ist  daher  ein  grosser,  nicht 
zu  übersehender  Vorzug  des  ersten  Teils  der 
»Penthesiiea",  dass  er  auch  reinmusikalisch  so 
fest  umrissen  ist. 

(Schltae  folgt.) 


—     56     — 


^oi)scbFifNRefoFii)  (Sap^Het), 

berabena  auf  «en  Prittsfp  der  einbeitlicDReit  wA  Helativit»  «er  Zeltbett, 
Ohne  Jtettdenittg  aai  Dotett'  «ttd  Eittiettsystem. 

Von 
^eBvg  Capellen-Osnabraek. 

(Fortsetzung.) 


m.  Partielle  Selbständigkeit  der  Tonarten. 

Mit  dieser  dritten  Methode  betreten  wir  die 
goldene  Mittelstrasse,  die  wie  überall  der  beste 
Weg  25um  Ziel  ist.  Wir  nehmen  die  variable  Ton- 
artvorzeichnung, bezogen  auf  C-dur,  als  notwendiges 
üebel  hin,  sehen  aber  die  Heraussetzung  der  Vor- 
zeichen nicht  mehr  als  rein  handwerksmässige 
Erleichterung  an  Stelle  der  steten  Wiederholung 
vor  den  Noten  an,  sondern  betrachten  jene  Vor- 
zeichen als  unauflösliche  Bestandteile  der 
davon  betroffenen  Noten  und  Töne  und  ver- 
dichten so  die  Akzidenz  zur  Lnmanenz.  Jetzt 
werden  die  Tonarten  nur  noch  als  G-anzes,  als 
Tonleiterkomplex  von  C-dur  aus  als  dem  musika- 
lischen Meeresspiegel  bestimmt,  dagegen  werden 
die  Erhöhungen  und  Erniedrigungen  der  Ton- 
leitertöne auf  das  Niveau  der  speziellen  Tonart 
bezogen,  also  nicht  mehr  absolut,  sondern  relativ 
bestimmt.  Nunmehr  sind  f  und  g  in  E-dur  nicht 
Haupttöne  (im  Sinne  von  C-dur),  sondern  Neben- 
töne (im  Sinne  von  E-dur),  ebenso  a  und  h  im 
Sinne  von  As-dur.  Femer  ist  in  E-dur  und  As-dur 
die  Erhöhung  bezw.  Erniedrigung  der  zweiten 
Stufe  hinfort  durch  ein  einfaches  Versetzungs- 
zeichen kenntlich  zu  machen,  da  ja  die  zweite 
Stufe  gemäss  der  Tonartvorzeichnung  in  E-dur 
nicht  =  f,  sondern  ^  fis,  in  As-dur  nicht  ~-  h, 
sondern  =  b  ist. 

Die  jeweilsj  vorgezeichnete  Tonart  (Tonleiter) 
ist  also  für  die  Qualifizierung  der  Noten  als  Haupt- 
oder Nebentöne,  sowie  für  die  Tonversetzungs- 
signatur allein  massgebend. 

Die  beste  praktische  Durchführung  der  neuen 
relativen  Methode  geschieht  bei  strikter  Befolgung 
der  nachstehenden  drei  Begeln: 

1.  Haupttöne  der  jeweils  vorgezeichneten 
Tonart  bleiben  stets  ohne  Versetzungs- 
zeichen, auch  nach  vorhergehender 
Versetzung  im  selben  Takt.  Alle  Wieder- 
herstellungszeichen fallen  also  fort. 

2.  Jede  Veränderung  von  Haupttönen  der 
jeweils  vorgezeichneten  Tonart  wird 
stets  von  Neuem  angezeigt,  auch  im 
selben  Takt. 

ii.  Alle  zufälligen, Versetzungen  von  Haupt, 
tönen  der  jeweils  vorgezeichneten  Ton- 
art werden  djurch  ein  einziges  Zeichen 
ausgedrückt. 

Welches  ist  nun  das  vorzuschlagende  ein- 
heitliche ^Versetzungszeichen  ?  Im  Notendruck  der 
Keil,  der  in  der  Richtung^der  Längsdiagonale  an 


die  Note  angefügt  wird  und  rechts  aufwärts  die 
Erhöhung,  links  abwärts  aber  die  Erniedrigung 
des  betreffenden  Tonleitertones  um  einen  Halbton 
anzeigt  (Fig.  2,  4,  5).  Handschriftlich  kann  sich 
der  Keil  zum  Schrägstrich  verflüchtigen. 

Die  Vorteile  der  „Keilschrift"  in  Verbindung 
mit  der  relativen  Methode  sind  folgende: 

1.  Die  Keilschrift  stellt  sich  als  natürliche  Ent- 
wicklung des  bisherigen  Versetzungswesens  dar. 
Bisher  wurden  nämlich  je  nach  den  Tonarten  Ton- 
erhöhungen durch  jf^  ll))  X)  Tonemiedrigongen 
durch  1?,  i),  bt^  angezeigt.  Es  ist  daher  gerecht- 
fertigt, das  diesen  2ieichen  Gbmeinseune,  ihr  Sub- 
strat, als  neues  Einheitszeichen  zu  benutzen.  Da» 
(gemeinsame  ist  aber  der  Schrägstrich,  der  somit 
gar  nicht  einmal  etwas  Neues  ist. 

2.  Die  alte  und  neue  Tonschrift  können  unge- 
stört neben  einander  bestehen ;  denn  das  neue  Noteu- 
bild  hebt  sich  von  dem  alten  so  deutlich  ab,  dass 
der  Leser  sofort  sieht,  ob  er  nach  der  bisherigen 
absoluten  oder  nach  der  neuen  relativen  Methode 
Töne  und  Akkorde  aufzufassen  hat.  Es  entsteht 
also  kein  schädliches,  unerträgliches  Uebergangs- 
stadium  imd  die  bisherige  Notenliteratur  braucht 
vorläufig  nicht  zum  alten  Eisen  geworfen  zu 
werden.  Aber  noch  mehr:  Die  alte  Tonschrift  wird 
gar  nicht  radikal  beseitigt,  sondern  möglichst  bei- 
behalten. Nicht  nur  das  Noten-  und  Liniensystem 
bleibt  unversehrt,  sondern  auch  die  herausgesetzten 
wesentlichen  Versetzungszeichen  werden  über- 
nommen, da  sich  die  Eeform  nur  auf  die  zu- 
fälligen Ton  Versetzungen  im  Verlaufe  des  Musik- 
stücks bezieht.  Es  bleiben  also  ^  und  t^  (eventuell 
auch  X  und  W)  nach  wie  vor  in  der  Tonartvor- 
zeichnung bestehen,  mithin  auch  die  Tonnanien 
auf  -is  und  -es  Diese  Namen  sind  nicht  nur  bei 
der  nackten,  von  Harmonie  und  Tonalität  losge- 
lösten Tonnotierung  zu  verwenden,  sondern  auch 
bei  den  innerhalb  eines  Musikstücks  vorkommenden 
Tonversetzungen.  Es  bleibt  also  die  absolute, 
alle  Töne  auf  C-dui'  beziehende  Methode  bei 
den  Tonbenennungen  bestehen?  Jawohl;  denn 
es  kann  oft  zweifelhaft  sein,  ob  ein  Ton  Haupt- 
ton oder  Nebenton  ist.  Es  werde  z.  B.  in  Edui- 
nach  G-dur  moduliert,  dann  würde  angesichts 
der  4  Ä- Vorzeichnung  der  Ton  g  Nebenton  sein, 
im  harmonisch-tonalen  Sinne  aber  Hauptton  von 
G-dur.  Ein  solcher  Konflikt  zwischen  Notienmg 
und  Auffassung  findet  sich  auch  bei  der  Do- 
minantterz in  Moll,  z.  B.  bei  gis  in  A-moU. 
Diese  Terz   ist   nämlich   nicht,    wie   es   nacli  der 


-     57 


Toiiartrvorzeichnung  scheint,  Nebenton,  sondern 
Hauptton,  wie  hier  nicht  näher  auseinander- 
zusetzen ist.  Diese  Fälle  genügen,  um  zu  be- 
weisen, dass  wir  auch  fernerhin  Tonversetzungen 
allgemein  durch  die  üblichen  absoluten  Namen 
kemuseichnen  dürfen. 

Dass  aber  in  Fällen,  wo  die  Charakterisierung 
als  Hauptton  oder  Nebenton  unzweideutig  ist,  die 
bisherige  Methode  nicht  imstande  ist,  die  Ton- 
qualität in  der  Benennung  auszudrücken,  ist  ein 
entscldedener  Mangel.  Der  neunfach  verschiedenen 
tonalen  Bedeutung  ein  und  derselben  Taste  ent- 
sprach, bisher  nur  eine  dreifache  Benennung. 
Nehmen  wir  die  Taste  g!  Dieses  g  kann  erstens 
Hauptton  sein,  z.  B.  in  C-dur,  zweitens  erhöhter 
Hauptton  (also  Nebenton),  z.  B.  in  Ges-dur,  drittens 
erniedrigter  Hauptton  (also  ebenfalls  Nebenton), 
i..  B.  in  E-dur.  Die  Taste  g  kann  femer  als  Fisis 
oder  asas  zu  verstehen  sein.  Auch  dieses  Fisis 
kann  erstens  Hauptton  sein,  z.  B.  in  Gis-dur» 
zweitens  erhöhter  Hauptton  (Nebenton),  z.  B.  in 
E-dur,  drittens  doppelt  erhöhter  Hauptton  (Neben- 
ton), z  B.  in  C-dur.  Endlich  kann  auch  asas 
erstens  Hauptton  sein,  z.  B.  in  Eses-dur,  zweitens 
erniedrigter  Hauptton  (Nebenton),  z.  B.  in  Ges-dur, 
<lrittens  doppelt  erniedrigter  Hauptton  (Nebenton), 
z.  B.  in  B-dur.  Indem  es  der  absoluten  Methode 
versagt  ist,  in  der  angegebenen  Weise  zu  speziali- 
sieren, haben  die  Benennungen  g,  fisis,  asas  nur 
^^  Bedeutung  von  Sammelnamen,  ebenso  wie 
alle  sonstigen  Tonbenennungen. 

Dagegen  vermag  die  relative  Methode  der  ver- 
schiedenen tonalen  Bedeutung  der  Töne  gerecht 
zu  werden,  indem  die  Töne  genauer  so  benannt 
werden,  wie  Fig.  2  zeigt.  Die  Taste  g  würde  jetzt 
im  Vergleich  zu  oben  so  charakterisiert  werden 
können:  „g"  (Hauptton),  „ges-auf"  (Nebenton), 
„Ab-gis"  (Nebenton);  das  enharmonisch  identische 
Fisis  so:  „Fisis"  (Hauptton),  „fis-auf"  (Nebenton), 
,.F-doppelauf"  (Nebenton);  endlich  asas  so:  „asas" 
(Hauptton^  „Ab-as*  (Nebenton),  „Doppelab-a" 
(Nebenton).  Notenbild  und  Name  würden  sich 
also  vollständig  decken. 

Ausdrücklich  sei  aber  nochmals  hervorgehoben, 
dass  nur  die  Möglichkeit,  dagegen  kein  Zwang  be- 
steht, sich  der  genaueren  relativen  Tonnamen  an 
Stelle  der  absoluten  Sammelnamen  zu  bedienen. 

3.  Die  neue  relative  Keilschrift  bedeutet  eine 
;?anz  wesentliche  Vereinfachung  des  Versetzungs- 
wesens, ohne  der  Anschaulichkeit  und  Schönheit 
der  bisherigen  Schrift  verlustig  zu  gehen.  An 
Stelle  der  bisherigen  8  Versetzimgszeichen  (j(,  [?, 
S'  ><»  t^j  i}k[j  ijjf?  i)!')  tritt  ein  einziges,  der  Keil, 
der  sich  deutlich  von  der  Note  abhebt  (Fig.  4). 
Man  hat  jetzt  weiter  nichts  zu  tun,  als  sich  die 
jeweils  vorgezeichnete  Tonart  (Tonleiter)  genau 
vorzustellen  und  die  im  Laufe  des  Musikstücks 
vorkommenden  Versetzungen  stets  im  Verhältnis 
'/'U  jener   Tonart-,    also   relativ    abzulesen.     Ob    die 


Versetzung  in  Erhöhung  oder  Erniedrigung  eines 
Tonleitertones  (Haupttones)  besteht,  zeigt  sowohl 
die  Richtung,  wie  die  Stellung  des  Keils  plastisch 
an.  Rechts-  und  LinkssteUung  des  Keiles  ent- 
sprechen dem  Rechts-  und  Linksgefühl  bei  Klavia- 
turen. 

Erhöhungen  und  Erniedrigungen  um  einen 
Granzton  sind  bei  der  relativen  Methode  selten 
(s.  vorstehend  No.  2).  Wenn  aber  Versetzungen 
um  einen  Ganzton  anzuzeigen  sind,  z.  B.  in  G-dur, 
fisis  oder  heses,  so  ist  die  Note  mit  einem  Doppel- 
keil zu  versehen. 

4)  Das  ganze  Notenbild  wird  bedeutend  ein- 
facher und  übersichtlicher;  denn  einmal  wird  da- 
durch, dass  die  Haupttöne  der  vorgezeichnet^n 
Tonart  stets  ohne  Keil,  die  Neb^ntöne  aber  stets 
mit  Keil  erscheinen,  das  Wesentliche  gegenüber 
dem  Unwesentlichen  hervorgehoben,  indem  die 
Haupttöne  sich  scharf  von  den  Nebentönen  ab- 
heben; sodann  fällt  die  Kompliziertheit  des  modem- 
chromatischen Notenbildes,  verursacht  durch  die 
Häufung  von  Versetzungszeichen,  fort,  insbesondere 
sind  Sekundintervalle  viel  leichter  lesbar. 

Ein  Muster  von  Kompliziertheit  ist  Fig.  3,  die 
ein  beredtes  Zeugnis  für  die  Reformbedürftigkeit 
des  bisherigen  Versetzungswesens  ablegt.  Wie 
einfach  und  lichtvoll  nimmt  sich  dagegen  die  neue 
Notierung  in  Fig.  4  aus,  die  zuweilen  sich  von 
selbst  in  allen  4  Tonarten  (D-,  Des-,  H-,  B-dur) 
für  das  Auge  \ind  Ohr  richtig  einstellt!  (Näheres 
darüber  weiter  unten.) 

Ebenso  fallt  in  Fig.  5  der  Vergleich  zwischen 
alter  und  neuer  Notierung  durchaus  zu  gunsten 
der  letzteren  aus. 

5.  In  das  Versetzungswesen  wird  jetzt  endlich 
Logik  und  Konsequenz  gebracht.  Gleichen  Inter- 
vallverhältnissen in  den  Tonarten  entspricht  jetzt 
überall  gleiche  Versetzungsbezeichnxmg  (Fig.  2 
gegenüber  Fig.  1!).  Nebensächliche  Versetzungen 
haben  nicht  mehr  die  Macht,  folgende  Haupttöne 
im  selben  Takt  oder  gar  noch  über  den  Taktstrich 
hinaus  auszulöschen,  wie  ebenfalls  Fig.  2  gegen- 
über Fig.  1  beweist.  (In  Fig.  1  erhalten  in  C-dur 
die  Haupttöne  d  und  c  wegen  des  vorhergegangenen 
dis  und  eis  Wiederherstellungszeichen!)  Femer 
kommt  jetzt  das  Prinzip  der  gegensätzlichen 
Gleichheit  zur  Greltung,  indem  jeder  Hauptton 
(z.  B.  d  in  G-dur)  bei  Erhöhung  und  Emiedrigping 
gleichmässig  verändert  wird,  ebenso  wie  analoge 
verschiedene  Töne,  z.  B.  in  A-moll  die  erhöhte 
Septime  g  und  die  erniedrigte  Sekunde  h. 

6.  Bisher  wirkten  zufällige  Versetzungszeichen 
im  selben  Takt  weiter,  mussten  also  im  Gedächtnis 
behalten  werden,  obwohl  dieses  nur  zu  häufig  ver- 
sagt. Dieser  Uebelstand  fallt  jetzt  fort,  da  zu- 
fällige Versetzungen  stets  von  neuem  bei  jeder 
Note  angezeigt  werden.  Zugleich  kann  jetzt  jede 
beliebige  aus  einem  Takt  herausgegriffene  Note 
prima  vista  richtig  abgelesen  werden. 


(Fortsetzung  folgt.) 


—    -68     — 


=  Kritische  Rfickscliau 


über  Konsert  und  Oper. 

Von 
Dr.  Karl  titorck. 


Viel  glücklicher  als  das  Nationaltheater  war 
endlich  einmal  das  Theater  des  Westens  mit  der 
Aufführung  eines  neuen  Werkes.  Ermanno 
Wolf-Ferrari's  musikalisches  Lustspiel  in  drei 
Aufzügen  „Die  neugierigen  Trauen"  hat  einen 
vollen  Erfolg  errungen,  über  den  sich  einmal  die 
Kritik  noch  viel  mehr  freuen  muss,  als  das  Publi- 
kum. De^n  wenn  wir  theoretisch  längst  einsehen, 
dass  die  Weiterentwicklung  des  Musikdramas, 
oder  sagen  wir  bescheidener  ein  glückliches  Schaffen 
auf  diesem  Gebiete  nur  dann  möglich  ist,  wenn 
wir  uns  dem  überwältigenden  Einfluss  Richard 
Wagner's  zu  entziehen  vermögen,  so  ist  doch  das 
lebendige  Beispiel  unendlich  wirksamer,  als  die 
theoretische  Darlegung.  Grerade  wir  Deutschen 
brauchen  eigentlich  gar  nicht  so  weit  zu  suchen, 
um  zu  fühlen,  was  uns  fehlt.  Die  Wundertaten 
Mozart's,  das  eine  herrliche  Werk  Otto  Nicolai*s 
sind  fast  ohne  Nachfolge  geblieben.  Nur  zwei 
Komponisten  sind  auf  diesem  Wege  zum  musi- 
kalischen Lustspiel  weiter  fortgeschritten:  Her- 
mann Götz  in  „der  Widerspänstigen  Zähmung" 
und  Peter  Cornelius  in  seinem  „Barbier  von 
Bagdad".  Beiden  Werken  pflegte  man  immer  als 
stilwidrig  eine  allzuschwere  Orchestrierung  vorzu- 
werfen. Bei  Hermann  Götz  nicht  ohne  Berech- 
tigung, bei  Peter  Cornelius,  wie  sich  jetzt  durch 
den  Nachweis  Max  Hassels  herausgestellt  hat,  mit 
schwerem  Unrecht.  Vielleicht  ist  die  schwere 
Wucht,  mit  der  das  ungeheure  Kunstwerk  Wagner's 
auf  dem  zeitgenössischen  Musikschaffen  liegt,  nie 
deutlicher  gezeigt  worden,  als  dadurch,  dass  man 
einer  in  durchaus  eigenem  Stile  sich  leicht  hin- 
bewegenden komischen  Oper  nicht  anders  durch- 
helfen zu  können  glaubte,  als  indem  man  sie  im 
bösesten  Sinne  wagnerisierte.  Die  herrliche  Wirkung, 
die  „Der  Barbier"  von  Cornelius  seit  nunmehr  einem 
halben  Jahrhundert  hätte  tun  können,  ist  für  uns 
so  verloren  gegangen.  Dabei  hat  sich  im  Rück- 
schlag gegen  die  Alleinherrschaft  des  schweren 
musikdramatischen  Stils,  im  Rückschlag  femer 
wider  den  brutalen  Verismus  Jungitalien's  in  immer 
weiteren  Kreisen  die  Ueberzeugung  durchgerungen, 
dass  die  Wiederbelebung  der  Oper  für  uns  auf 
jenem  Gebiete  zu  suchen  sei,  das  von  Wagner 
nicht  bearbeitet  worden  ist,  also  in  der  komischen 
Oper,  im  musikalischen  Lustspiel.  Hätten  wir 
noch  offenere  Augen  für  Wundererscheinungen 
auf  künstlerischem  Gebiete,  so  hätte  des  greisen 
Verdi  „Falstaff"  uns  schon  länger  den  Weg  ge- 
wiesen. Oder  ist  es  etwa  nicht  ein  Wunder,  dass 
dieser  Mann,  der  durch  ein  ganzes  Leben  hindurch 
alle  Strömungen  auf  dem  G«biete  der  Musikdramatik 
in  sich  aufnimmt,  sie  dabei  stets  innerhalb  seiner 


Persönlichkeit  neu  helebt  und  als  ein  durchaus 
Eigenes  neu  gestaltet,  dass  dieser  fruchtbare  Kom- 
ponist am  Ende  eines  schier  unbegreiflich  reichen 
Lebens  uns  endlich  die  völlig  ihm  gehörige  Tat 
schuf  und  im  „Fabtaff "  der  Welt  das  musikalisclie 
Lustspiel  der  Neuzeit  gab.  Woher  kommt  es  wohl, 
dass  dieses  gerade  von  den  Musikern  der  ganzen 
Welt  so  tief  bewunderte  Werk  nicht  eindringlicher 
wirkt,  vor  allen  Dingen  die  Schaffenden  nicht 
stärker  befruchtet?  Zeigt  sich  hier  wieder  einmal 
die  in  der  Kunstgeschichte  oft  zu  beobachtende 
Erscheinung,  dass  ein  wirklich  vollendetes  Meister- 
werk keine  nachhaltigen  fruchtbaren  Anregungen 
für  das  künftige  Schaffen  hinterlässt,  da  sein  Ein- 
druck so  gewaltig  ist,  dass  er  diejenigen,  die  sich 
ihm  hingeben,  zu  Nachahmern  macht,  nicht  aber 
zu  selbständig  Weiterstrebenden.  Jedenfalls  können 
wir  bis  heute  in  der  deutschen  Opemprodoktion 
kaum  von  einer  stärkeren  Nachwirkung  des  Meister- 
.  Werkes  des  greisen  Verdi  sprechen.  Vielmehr  haben 
jene  unserer  Komponisten,  die  erkannten,  dass  die 
nächste  Zukunft  unserer  Opemproduktion  auf  dem 
Gebiete  der  komischen  Oper  liegt,  sich  ihre  eigenen 
Wege  gesucht.  Am  ehesten  zeigt  sich  Umlauft 
in  „Das  Unmöglichste  von  allem"  von  Verdi  beein- 
flusst.  Leider  ist  der  Komponist  ein  Deutscher, 
und  so  hielten  es  unsere  Bühnen  nicht  für  not- 
wendig, die  gewiss  ungewöhnlich  grosse  Arbeit, 
die  dieses  für  die  Sänger  ausserordentlich  schwie- 
rige Werk  verlangt,  daran  zu  wenden. 

Die  stärksten  Hoffnungen  hege  ich  immer  von 
Eugen  d'Albert  und  Leo  Blech.  Wenn  der 
letztere  zu  der  Erkenntnis  durchdringt,  dass  ein 
leichter  Stoff  auch  eine  leichte  Orchestrierung  ver- 
langt, wenn  er  sich  von  der  grossen  Linie  des 
Wagnerischen  Orchestrierungsstils  frei  macht  and 
erkennt,  dass  der  Stil  einer  kleinen  Verhältnissen 
angepassten  Kunst  vor  allem  Kleinarbeit  verlangt 
so  wird  er  nach  meinem  Dafürhalten  uns  wert- 
volle komische  Opern  zu  geben  haben.  Engen 
d' Albert  hängt  nach  meiner  festen  Ueberzeugung 
durchaus  vom  Textbuch  ab.  Wie  er  als  Klavier- 
spieler trotz  seiner  starken  Persönlichkeit  mit  ge- 
radezu intuitiver  Sicherheit  den  Stil  jedes  Werkes 
trifft  und  sein  Persönlichstes  nur  in  der  ansser 
ordentlichen  Kraft,  mit  der  er  das  Beste  eines 
Kunstwerkes  erfasst,  zur  Geltung  bringt,  so  lässt 
er  sich  auch  von  dem  ihm  gebotenen  Stoff  und  der 
Darstellungsweise  des  von  ihm  komponierten 
Textes  so  völlig  durchdringen  und  erfassen,  dass 
er  sich  den  der  Dichtung  entsprechenden  Stil 
schafft.  Das  ist  dann  für  den  oberflächlichen 
Blick  ein  unsicheres  Herumtasten  und  Versuchen, 
während   doch  der  Künstler  durchaus  im  Zwange 


—    59 


seiner    Persönlichkeit   handelt   und   gerade   diese 
Persönlichkeit  im   höchsten   Masse   sich    für   das 
musikdramatische  Grebiet  eignet.    Allerdings  zeigt 
sich    bei   ihm,   wie   vielleicht   noch    nie,  das  Tra- 
tsche   im  Wesen  der  Opemkomposition,  dass  zur 
wirklichen   Erzielung    eines    echten   Musikdramas 
die  völlige  üebereinstimmung  zweier  künstlerischer 
Persönlichkeiten  notwendig  ist.    Man  sehe  einmal 
daraufhin  d*Alberts  Opern  an.  Wie  er  in  „Grernod" 
m.it   der  schweren  Ritterrüstung  des  „Tristan  und 
l8olde"-Stils    einherschreitet,    wie    er  in  „Rubin" 
dem    eigentümlichen    Gremisch    von    Pathos    und 
barockem  Märchenhumor,  der  seltsamen  Mischung 
von   Komantik  und  philosophischem   Klassizismus 
wiederum,   wenn  auch  wahrscheinlich  unbewusst, 
dadurch   gerecht   wird,  dass  sich  hier  die  für  ihn 
charakteristische   Mischung    Wagner-Brahms    an- 
bahnt.    Wie  er  dann  in  der  „Abreise"  zur  Ueber- 
raschung  Aller    geradezu   einen   vornehmen    Ope- 
rettenstil geschaffen,  während   der  „Kain"  infolge 
der  reichlich  epigonenhaften  Dichtung  kein  neues 
Moment   erbringen    konnte.    Freilich   leidet    auch 
die  „Abreise"  unter  allzu  schwerer  Orchestrierung. 
£s  ist,  als  ob  das  Orchester,  wie  es  nun  Wagner 
einmal  geschaffen  hat,  in  seiner  Zusammensetzung 
für    unsere    Komponisten   bereits   ein  fertiges  In- 
strument  darstellen  wollte,   während  doch  gerade 
der  ungeheure  Wert  gegenüber   aller   andern  Art 
der    Instrumentalmusik    darin    beruht,    dass    der 
Komponist   in  jedem  Augenblick  durch  die  völlig 
in  sein   Belieben  gegebene   Zusammensetzung  der 
mitwirkenden   Kräfte  imstande  ist,  sich  ein  neues 
Instrument  zu  schaffen.    Grerade  wir,  die  wir  den 
hohen  Wert   des  Kammermusikstils   wiederum  zu 
schätzen  wissen,  sollten  die  Freiheit,  die  sich  hier 
in  der  Kammermusik  der  Komponist  unbedenklich 
nimmt,    kecklich   auf   die   Oper   übertragen.    Für 
den    Stilbildner    d' Albert    aber    am    allerbezeich- 
nendsten   ist   seine   letzte   Oper   „Tiefland".    Wie 
er  hier  vermocht  hat,  zu  einer  Dichtung,   die  an 
sich  der  Musik  gamicht  mehr  bedarf,  im  Orchester 
eine   Art    instrumentaler    Deklamationsbegleitung 
zu   schaffen,    zeigt,    dass  d' Albert    nunmehr   vom 
Wagnerorchester  völlig   frei  geworden  ist,  dass  er 
also   nur   einen  Text   zu  finden  brauchte,  der  die 


echte  Lustspielorchestration  verlangt,   um  uns  ein 
wahres  musikalisches  Lustspiel  zu  geben. 

Während  dieser  unermüdliche  Sucher  mit 
seinem  hochentwickelten  Stilgefühl  infolge  dieser 
ungünstigen  Umstände  bis  heute  ein  rein  musi- 
kalisches Lustspiel  noch  nicht  zu  schaffen  ver- 
mochte, fand  Ermanno  Wolf -Ferrari  mit  keckem 
Zugreifen,  trotz  viel  geringerer  musikalischer  Kräfte, 
dje  für  ihn  glückliche  Lösimg.  Jedenfalls  kam 
ihm  dabei  zu  statten,  dass  er  Deutsch-Italiener  ist. 
Denn  so  hatte  er  einerseits  ein  Grefühl  für  die 
deutsche  Musik  Mozart*s,  deren  üeberlegenheit  über 
die  verwandte  ital '  »nische  Opemmusik  er  sehr 
richtig  in  der  orchestralen  imd  musikalischen  Ar- 
beit erkannte  —  ich  spreche  hier  natürlich  nur 
von  der  technischen  Seite  dieser  Musik;  die  gött- 
liche Seele  Mozarts  ist  ein  unwägbarer  Wert  — , 
andrerseits  aber  lebte  in  ihm  noch,  wie  in  jedem 
Italiener,  das  echte,  rechte  Verständnis  für  die 
ungeheuer  erhöhende  Kraft  der  Musik  gegenüber 
einer  Dichtung,  wie  sie  uns  die  opera  buffa 
hundertfältig  bestätigt.  So  schuf  er  also  eine  neue 
opera  buffa,  bei  der  der  Geist  Mozart's  Pate  ge- 
standen hat,  bei  der  des  ferneren  die  technische 
Errungenschaft  des  modernsten,  selbst  an  Richard 
Strauss'  geschulten  Orchesterstils  einer  möglichst 
zerteilten  und  individualisierten  Behandlung  jedes 
einzelnen  Instruments  aufs  glücklichste  aus  dem 
grossliniegen  Stil  der  schweren  sympho- 
nischen Dichtung  in  die  Kleinkunst  des 
leichten  Lustspieltons  übersetzt  wurde.  Iq  dieser 
Uebersetzung  liegt  das  wesentliche,  selbständige 
Verdienst  Wolf-Ferrari*s,  der  im  übrigen  keine 
starke  schöpferische  Persönliclikeit  ist.  Wohl  aber 
verfügt  er  über  hohe  künstlerische  Intelligenz. 
Und  wenn  seine  motivische  und  melodiöse  Erfin- 
dung von  Mozart,  Hossini,  Verdi  überall  beeinflusst 
erscheint,  so  zeugt  die  Art,  wie  er  mit  den  kleinen 
Motiven  arbeitet,  alles  mehr  andeutet,  als  ausführt, 
zahllose  kleine  Einfälle  geschickt  und  unaufdringlich 
verwertet,  nicht  nur  von  grossem  Können,  sondern 
auch  von  vollendetem  Geschmack  und  vor  allem 
von  sicherem  Stilgefühl.  Möge  er  in  dieser  Hin- 
sicht Schule  machen ;  dann  wird  ihm  unsere  Kunst 
immer  zu  Dank  verpflichtet  sein. 


Mitteilungen 


von  Hoohsohulen  nnd  KonserYatorien. 


Professor  Hermann  Thureau  zu  Eisenach 
feierte  am  19.  Januar  in  vollster  körperlicher  und 
geistiger  Frische  sein  40j  ährig  es  Dienstjubi- 
läum  als  Musiklehrer  des  Grose  herzoglichen 
Lehrerseminars  und  als  Leiter  d  s  Eisenacher 
Musikvereins.  Geboren  am  21.  Mai  1836  in  Claus- 
thal, besuchte  er  dort  das  Gymnasium,  studierte 
auf  dem  Konservatorium  zu  Leipzig  und  genoss 
daselbst  noch  Privatunterricht  bei  dem  bekannten 


Komponisten  Dr.  Moritz  Hauptmann.  Dann  siedelte 
er  nach  Dresden  über  und  wurde  von  dort  1863 
als  Organist  nach  EiseDach  und  zwei  Jahre  später 
als  Musiklehrer  an  das  Grossherzogliche  Lehrer- 
seminar als  Nachfolger  Mtillerhärtuog's  berafen. 
Die  von  dem  Seminar  in  den  letzten  89  Jahren 
entlassenen  Lehrer  des  Weimarischen  Landes  haben 
ihre  musikalische  Ausbildung  sämtlich  von  ihm 
erhalten.    So  blickt  der  Jubilar  auf  einen  Schüler- 


60     -■ 


kreis  zurück,  der  oach  vielen  Hunderten  zählt. 
Professor  Thnreaa  ist  als  feinfühliger  Musiker,  als 
Komponist  stimmungsvoller  Motetten, sowiegrösserer 
Chorwerke  und  als  ganz  vorzüglicher  Chor-  und 
Orchesterdirigent  weit  über  die  Grenzen  Thüringens 
hinaus  bekannt. 

Das  Eönigl.  Konservatorium  für  Musik 
zu  Dresden  hat  mit  seinen  öffentlichen  Prtifnngs- 
Aufführungen  begonnen;  der  erste  Musik- Abend 
fand  am  2.  Februar  im  Saale  des  Musenhauses 
statt  und  brachte  Klavier-,  Violin-  und  Gesangs- 
vorträge. Das  neue  Semester  des  Konservatoriums 
beginnt  am  1.  April. 

Herr  Prof.  Heermann  in  Frankfurt  a.  M. 
hat  Herrn  HugoKortschak  als  Hilfslehrer  und 
Leiter  der  technischen  Vorbereitung  für  seine 
Violinschule  engagiert  und  sich  damit  einer  sehr 


schätzbaren  Hilfskraft  versichert.  Herr  Kortschak 
hat  seine  Ausbildung  bei  0.  Sevcik  in  Pragr,  dem 
Lehrer  von  Knbelik,  Kocian,  Ondricek  u.  a.  erlangt 
und  wird  von  diesem  selbst  als  der  geeig^netste 
Vertreter  seiner  Schule  bezeichnet 

In  den  Lehrerverband  des  Konserva- 
toriums der  Musik  zu  Krefeld,  —  Direktorium 
Königl.  Musikdirektor  Th.  Müller-Reuter,  Karl 
Pieper  — ,  ist  als  Lehre:-  für  Sologesang  Herr 
Richard  Huhn,  eingetreten,  der  neben  Frau 
Craemer-Schleger,  Herrn  Gustav  Pielken. 
Fräulein  Gerda  Loock  vom  l  Februar  ab  unter- 
richten wird.  Herr  Hahn,  der  schon  eine  erfolg- 
reiche Tätigkeit  als  Konzert-  und  Opernsänger 
hinter  sich  hat,  widmete  sich  in  letzter  Zeit  be- 
sonders dem  Stimmbildungsstudium. 


Yermischte  Nachrichten. 


Professor  Philipp  Scharwenka  erhielt  ge- 
legentlich des  diesjährigen  Ordensfestes  den  Roten 
Adlerorden  IV.  Klasse. 

Für  April  1906  wird  in  Berlin  ein  grosses 
dreitägiges  Händelfest  geplant.  Ein  Komitee 
ist  in  der  Bildung  begriffen,  an  dessen  Spitze  Graf 
Hochberg  steht;  Josef  Joachim,  Siegfried 
Ochs  und  Georg  Schumann  haben  ihre  Be- 
teiligung an  den  Aufführungen  zugesagt. 

Professor  Robert  Eitner,  der  hochverdiente 
Musikschriftstellcr,  ist  am  2.  Februar  zu  Templin 
im  Alter  von  72  Jahren  aus  dem  Leben  geschieden, 
kurz  nach  Vollendung  seines  epochemachenden 
„Qnellenlexikons  der  Musiker  und  Musikgelehrten ^*. 
Eine  eingehendere  Würdigung  des  Wirkens  und 
Strebens  des  unermüdlich  tätigen  Schriftstellers, 
dessen  Feder  stets  nur  idealen  Zielen  diente,  folgt 
in  nächster  Zeit. 

Dr.  Alfred  Dorf  fei,  der  verdienstvolle 
Musikhistoriker  und  ehemalige  Oustos  der  musi- 
kalischen Abteilung  der  Leipziger  Stadtbiblio- 
thek, ist  am  20.  Januar,  kurz  vor  seinem  84.  Ge- 
burtstage gestorben.  Der  Verstorbene  hat  sich 
durch  seine  1884  erschienene  „Geschichte  der  Leip- 
ziger Gewandhauskonzerte^^  grosse  Verdienste  er- 
worben; die  philosophische  Fakultät  der  Univer- 
sität Leipzig  verlieh  ihm  auf  Grund  dieser  Arbeit 
1886  den  Doktorgrad. 

Ans  Prag  wird  berichtet,  dass  Professor  Gu- 
stav Kraus  auf  einer  Studienreise  durch  Schwe- 
den in  Gotenburg  eine  Anzahl  unbekannter  Ma- 
nuskripte Friedrich  Smetana's,  des  Kompo- 
nisten der  „Verkauften  Braut",  aufgefunden  habe. 
Da  Smetana  in  den  Jahren  1856—1861  Dirigent 
des  dortigen  Musikvereins  war,  so  ist  die  Echtheit 
der  Werke  wohl  anzunehmen. 

Der  Kaiser  von  Oesterreich  hat  dem  Rechts- 
anwalt  Faisst   für    seine   Verdienste    um   Hugo 


Wolf    das   Offizierkreuz    des   Franz   Josef -Ordens 
verliehen. 

Der  „Rühl'sche  Gesangverein"  fährte 
am  16.  Januar  zu  Frankfurt  a.  M.  ein  grösseres 
Chorwerk,  „Marienlegende"  von  Prof.  Iwan 
Knorr  zum  ersten  Mal  mit  grossem  Erfolge  auf. 
Der  Frankfurter  „Herold"  schreibt  darüber: 
„Der  Komponist  ist  kein  Massenproduzent,  was  er 
aber  aus  der  Hand  gibt,  trägt  den  Stempel  einer 
eigenartigen,  reifen  musikalischen  Persönlichkeit 
und  einer  ungewöhnlich  hohen  Virtuosität  der  Or- 
chesterbehandlung. —  Das  Ganze  machte  einen 
sehr  erfreulichen  Eindruck.  Trotzdem  Knorr  über 
alle  Mittel  des  modernen  Orchesters  frei  verfügt, 
erhält  man  nirgends  den  Eindruck  der  Ueber- 
treibung,  es  ist  Musik  in  des  Wortes  wirklicher 
Bedeutung.  Das  Publikum  war  derselben  Ansicht 
und  bereitete  dem  Musiker  sehr  schmeichelhafte 
Ovationen.  Das  Werk  bedeutet  eine  Bereicherung 
der  Oratorienliteratur  und  wird  sicherlich  im  Kon- 
zertsaale seinen  Weg  machen. 

Der  Mozart-Verein  zu  Düsseldorf  veran- 
staltete Anfang  dieses  Monats  ein  Konzert,  dessen 
Programm  aus  Kompositionen  von  Joh.  Seb. 
Bach  und  seinen  4  Söhnen:  Wilhelm  Friede- 
mann, Friedrich  Emanuel,  Johann  Chri- 
stoph und  Johann  Christian  bestand.  Dem 
Konzerte  ging  ein  Vortrag  über  die  Werke  der 
Söhne  Bach's  und  ihre  kulturelle  Bedeutung  voraus. 

Prof.  Dr.  Bernhard  Scholz  in  Frankfurt  a. M« 
hat  für  die  im  Mai  d.  J.  dort  stattfindende 
Schillerfeier  das  Schillersche  Gedicht  „Nänie" 
für  Männerchor  komponiert.  Die  vereinigten 
Männerchöre  Frankf  nrt*s  werden  das  Werk  singen. 

Der  berühmte  Gesanglehrer  Manuel  Garcia, 
der  Bruder  von  Pauline  Viardot-Garcia,  wird 
am  17.  März  d.  Js.  in  London  seinen  100.  Ge- 
burtstag feiern.    Manuel  Garcia  hat  bekanntlich 


61 


im  Jahre  1855  den  Kehlkopfspiegel  erfunden,  nnd 
am  dieser  epochemachenden  Erfindung  willen 
haben  die  Laryngolog^schen  Gesellschaften  Europas, 
an  der  Spitze  die  Londoner,  beschlossen,  dem 
greisen  Gesangsmeister  zu  seinem  100.  Geburtstage 
eine  £h  reo  gäbe  zu  überreichen. 

Der  Casseler  Verein  „Mnsica  sacra'^  der  im 
Jalire  1894  von  dem  Königl.  Musikdirektor  Lorenz 
Speng-ler  ins  Leben  gerufen  wurde,  hat  sich,  wie 
sein  Name   andeutet,   die  Pflege   der   „klassischen 
Kirchenmusik'*  zur  Aufgabe  gestellt.    Seit  seinem 
ersten  Konzerte,   27.  März  1895.    kann  der  Verein, 
der  aach  ausser  Cassel  in  Göttingen,  Arolsen, 
Hersfeld,     Marburg    Kirchenkonzerte     veran- 
staltete,  auf   ca    50   wohlgelungene  historische 
Kirchenkonzerte       zurückblicken.      —      Jede 
Epoche  der  Musikgeschichte,  vom  12  Jahrhundert 
an,    ist   durch   die  künstlerisch  geschulte   Sänger- 
vereinigung  in   reinster,   edelster  Form   zur   Auf- 
führung  gebracht   und    so   die   Neubelebung    der 
klassischen    Kirchenmusik     älterer     und    neuerer 
Meister    mit    grossem    Erfolge    durchgeführt.    — 
Der  Verein   hatte  die  Freude,   im  August  1903  in 
einem    zum    Besten   des   Vaterländischen   Frauen- 
vereins gegebenen  „Wohltätigkeitskonzerte"  in  der 
GamisoDkirche    die    Ksiseria    mit    den   jüngbten 
kaiserlichen    Kindern    und   dem   Hofstaate    unter 
»einen  Zuhörern  zählen  zu  dürfen  und  hohes  Lob 
von    seinen    fürstlichen   Gästen    zu   ernten.      Das 
letzte  Konzert   der  ,.Mu8ica  sacra*,   als   Nachfeier 
des    Weihnachts festes,    brachte    eine    Reihe    ans- 
erwählter  Gaben ;  von  älteren  Gesängen  J.  8.  B ac h '  s 
„Ich   steh'    an  Deiner  Krippe   hier",    Hans    Leo 
Hasler's  dreistimmiges  „Benedictus",  von  neueren 
ein  „Benedictus*    für   Frauenchor   von    Fr    Lux, 
„Uns  ist  ein  Kind  geboren*"  von  CarlMengewein, 
das     durch     seine     feine     Stimmenführung     und 
charakteristischen    Harmonien     einen     besonders 
tiefen  Eindruck  hinterliess.     Ausserdem  eine  Reihe 
alter  Weihnachtslieder,  Satz  von  LorenzSpengler 
und  eine  „Weihnachtskantate"  von  demselben  für 
Sopransolo,  Frauenchor,  Violine  und  Orgel. 

In  der  St.  Petersburger  Deutschen  Zeitung 
erschien  Ende  v.  J.  folgende  Bekanntmachung: 
„Glinka- Prämie".  Wir  endesunterzeichneten 
Testamentsvollstrecker  M.  P.  Beljajew's  (Belaieffs) 
—  N.  A.  Bimsky-Korssakow,  A.  K.  Ljadow  und 
A.  K.  Glasunow  —  bringen  zu  allgemeiner  Kenntnis, 
dass  weü.  M.  P.  Beljajew  ein  Kapital  von 
75003  Rbl.  hinterlassen  hat,  aus  dessen  Zinsen 
alljährliche  Prämien  denjenigen  Komponisten 
rassischer  Untertanenschaft  ausgezahlt  werden 
sollen,  deren  Werke  als  die  besten  im  Druck  er- 
schienen anerkannt  werden.  Die  Prämien  sind 
vom  Erblasser  „Glinka-Prämien**  benannt  worden 
nnd  ihre  Auszahlung  hat  alljährlich  am  27.  No- 
vember —  dem  Datum  der  Er.«*taufführung  beiJer 
Opern  Glinka's  —  zu  erfolgen.  Mit  der  Zu- 
erkennung  der  Prämien  hat  der  Erblasser  uns  als 
Testamentsvollstrecker    betraut,    und  in  der  Folge, 


nach  Bestätigung  der  Statuten  des  Kuratoren- 
konseils  zur  Unterstützung  rassischer  Komponisten 
und  Musiker,  —  den  ersten  Mitgliedern  desselben. 
Die  Prämien  zerfallen  —  je  nach  der  Art  der 
Kompositionen  —  in  fünf  Kategorien,  und  ihre 
Höhe  ist  vom  Erblasser  in  dem  von  ihm  aus- 
gearbeiteten Projekt  der  Statuten  des  Kuratoren- 
komitees genau  festgesetzt  worden,  wobei  alljährlich 
Prämien  im  Betrage  von  nicht  mehr  als  3000  Rbl. 
zur  Verteilung  gelangen. 

Der  ersten  Zaerkennung  der  „Glinka- Prämien*' 
am  27.  November  1904  wurden  gewürdigt: 
A.S. Arenski's  Klaviertrio  D  mollOp.32      500 Rbl. 
S.    M.     Ljapunow^B     Klavierkonzert 

EsmoU 500    „ 

S.  W.  Rachmaninow's  Klavierkonzert 

C  moll 600    „ 

A.  N.  Skrjabin's  Klaviersonate  No.  3 

Fis  moll  Op.  23 300    „ 

A.  N.  Skrjabin's  Klaviersonate  No.  4 

Op.  30 200    „ 

S.  J.  Tanejew*s  Symphonie  in  Cmoll 

Op.  12 1000    „ 

Zugleich  halten  wir  es  für  unsere  Pflicht  mit- 
zuteilen, dass  wir  Testamentsvollstrecker  Beljajew's, 
solange  wir  Mitglieder  des  Kuiatorenkonseils 
bleiben,  unsere  Kompositionen  von  dem  Bewerb 
um  die  Glinka-Prämie  ausschliessen  und  das  uns 
im  Pkt.  14  der  Stataten  zuerkannte  Recht  hierauf 
ablehnen.  N.  Rimski-Korssakow. 

An.  Ljadow. 
A.  Glasunow. 

Es  wird  berichtet  dass  die  Direktion  der 
„Vatikanischen  Bibliothek"  in  Rom  jetzt 
endlich  die  seit  Jahrhunderten  verweigerte  Er- 
laubnis znm  Studium  der  musikalischen  Hand- 
schriften der  Capeila  Sistina  Interessenten 
gewährt  habe.  Die  gesamte  musikalische  Welt 
wild  diese  Nachricht,  wenn  sie  sich  bewahrheitet, 
mit  grosser  Freude  begrüssen. 

No.  80  der  Mitteilungen  der  Musikalienhandlung 
Breitkopf  A  Härtel  in  Leipzig  trägt  das  Bild 
von  Peter  Cornelias  im  Titel.  Die  Veröffent- 
lichung der  ersten  kritischen  Gesamtausgabe  seiner 
musikalischen  Werke  beginnt  mit  der  bisher  noch 
nicht  gedruckten  ersten  Ouvertüre  in  H  moll  zum 
„Barbier  von  Bagdad",  den  unveröffentlichten 
Liedern,  Duetten  undChören  und  wird  binnen  Jahres- 
frist abgeschlossen  sein.  Sie  wird  eine  beträchtliche 
Anzahl  zum  erstenmal  erscheinender  Werke  von 
Cornelius  enthalten,  ebenso  wie  die  erste  Gesamt- 
ausgabe seiner  literarischen  Werke  (4  Bände  Briefe, 
Aufsätze   und  Gedichte)    viel  Neues   gebracht  hat. 

Joh.  Hermann  Scheines  Werke  (heraus- 
gegeben von  A.  Prüfer)  sind  jetzt  bis  zum  2.  Band 
(Musica  boscareccia  und  weltliche  Gelegenheits- 
kompositionen) gediehen.  Professor  Robert  Eitner 
veröffentlicht  als  29.  Band  seiner  Publikationen 
den  zweiten  Teil  der  „kurtz weiligen  guten  frischen 
teutschen  Liedlein"  von  Georg  Forster. 


—     62     — 


Die  Neue  Bachgesellscliaft  hat  ein  Bach- 
Jahrbuch  1904  heraustiiegebeii.  Dasselbe  enthält 
alle  kirchlichen  Ansprachen,  Vorträge  und  Ver- 
handlungen, die  am  zweiten  deutschen  Bachfest 
in  Leip  ig(l.— 3.  Oktober  1904)gehalten  worden  sind. 

Aus  dem  Inhalt  der  „MitteiluDgen"  seien  ferner 
hervorgehoben  die  Abschnitte  über  .Japanische 
Musikus  v^6i^^^^i^lft6>^  d^  evangel.  Kirchen- 
gesangvereines für  Deutschland^*  und  „Werke  er- 
lauchter Tonsetzer",  sowie  Werke  von  L.  Bonvin, 
H.   Cleve,   H.   Kann,   J.   Knorr,  F.  Volbach 


und  Edward  Mac  DowelL  Den  Orundbeetandteil 
der  ^Mitteilungen''  bilden  die  Verzeichnisse  und 
Listen  der  ueuerschienenen  und  vorbereiteten 
Werke  des  Breitkopf  &  Härtei^schen  Verlages. 
Diesen  ist  ein  kurzer  Musik- Verl agebeficht  über 
das  vergangene  Jahr  1904  vorangeschickt,  sowie 
die  Ankündigung  des  neuen  vollständig^en  Ver- 
zeichnisses des  Musikalien  Verlages  von  Breitkopf 
&  Härtel,  nach  Gruppen  geordnet,  welches  auf 
Wunsch  zu  eingehender  Benutzung  unentgeltlich 
geliefert  wird. 


Bücher  und  Musikallen. 


T.  Brodersen,  op.  l.  Symphonische  Saite  (E  dur) 
für  Pianoforte. 
Nordiieher  MvtikTerlag,  Kop«Bhmrea« 
Wohl  ist  V.  Brodersen's  £-dar- Klaviersuite 
eine  Anfängerarbeit.  Auch  ohne  Beifügung  des 
op.  1  wäre  es  unschwer  zu  erkennen.  Aber  wir 
weisen  darauf  hin,  weil  wir  glauben,  dass  der 
Autor  über  kurz  oder  lang  Tieferes  und  Bedeuten- 
deres zu  geben  imstande  sein  wird.  v.  Brodersen 
beweist  darin  zunächst  formales  Verständnis,  ferner 
lebendiges  Empfinden  für  warme  und  sympathische 
melodische  Linienführung.  Die  5  Sätze  des  Werkes 
legen  hierfür  lebhaft  Zeugnis  ab.  Anderenteils 
wünschten  wir  gar  manches  kräftiger,  männlich 
bestimmter  empfunden  und  zum  Ausdruck  ge- 
bracht —  mehr  Dissonanz  im  musikalischen  Sinne! 
Der  Klaviersatz  des  Autors  ist  dem  Instrumente 
angepasst  und  .gemäss.  Eine  Ausnahme  hiervon 
bilden  die  fast  zu  reichlich  in  Anwendung  ge- 
brachten weiten  Akkordlagen,  womit  der  Kompo- 
nist die  Ausführung,  vollends  bei  nicht  selten  ver- 
langter schneller  Temponahme,  in  beinahe  unüber- 
legter, jedenfalls  gänzlich  unnötiger  Weise  er- 
schwert. Auch  grossen,  grifffähigen  Händen  wird 
es  häuüg  unmöglich  sein,  die  verlangten  Span- 
nungen ohne  gewaltsames  Arpeggieren  auszuführen, 
da  sie  nicht  klaviermässig  gedacht,  sondern  dem 
Orchestersatz  entnommen  sind.  Die  Suite  aber 
ist  zweifellos  ein  anziehendes  und  auch  harmonisch 
nicht  uninteressantes  Werk,  dessen  nähere  Be- 
kanntschaft gemacht  zu  haben  uns  nicht  reute. 
Gut  technisch  vorbereiteten  und  musikalischen 
Spielern  wird  sie  bei  genauerer  Kenntnisnahme 
ebenfalls  zusagen. 

Max  Rfger,   Op.   81.   Variationen   und  Fuge  üb-er 
ein  Thema  von  J.  S.  Bach  für  Klavier 
zu  zwei  Händen. 
Lnterbteh  nrnd  Kaha,  Lelpsly. 
Max   Reger   ist   zweifelsohne   eine  der  disku- 
tabelsten künstlerischen  Erscheinungen  der  Gegen- 
wart.    Mag   sein   musikalisches  Schaffen  die  ent- 
gegengesetztesten Meinungen  hervorrufen,  mag  es 
immerhin   nur   teilweise  Anerkennung  oder   auch 


gänzliche  Verarteilung  finden   —    immerhin   wird 
man  es  genau  beachten   und  in  seinem  Forfgaaige 
verfolgen  müssen,   keinesfalls    aber    unbeobachtet 
lassen   dürfen.     Das   neue  Opus  für  Pianoforte  zu 
zwei  Händen  halte  ich  für  einen  der  Höhepunkte 
seiner     kompositorischen     Tätigkeit.       In      ganz 
modernem  Sinne  ist  hier  das  Thema  in  mehr  oder 
minder  hohem  Grade  nur  der  Keim,    woraus   der 
Tondichter  seine  eigensten  Anregungen  entnimmt 
Oft  geht  das  Thema  im  persönlichen  Nachschaffen 
beinahe  ganz   unter,   häufig  erscheint  es  nur  als 
ein  An-  und  Nachklang.     Aber  immer  ist   alles, 
was  Max  Heger  zu  geben  hat,  interessant  in  jeder 
Note.    Es  läs«t  weder  Mühsal  noch  Nachlassen  der 
starken  Produktivität  verspüren  und   verrät  eine 
künstlerisch  formende   Hand,    eine  Einsicht    und 
Kenntnis   des    Wesens    der    Variationenform.,    die 
ihresgleichen    suchen    dürften    in    der   gesaunten 
neueren  Pianoforteliteratur.     Beger's  neues  Werk 
ist  von  immenser  Schwierigkeit,  es  stellt  durcliweg 
aussergewöhnliche  Ansprüche  Im  die  Technik  und 
ist,  wie  dies  bei  den  meisten  seiner  letzten  Arbeiten 
der  Fall  ist,  von  unglaublichen  Komplikationen  in 
Ehythmus  und  Modulation  erfüllt    Man  wird  sehr 
langer  2ieit  bedürfen,   um  sich  vollkommen  in  die 
Eigenart    dieser     Musik     hineinzuversetzen     und 
hineinzuleben,  aber  man  lasse  es  darauf  ankommen 
und  wird  eine  selten  reiche  Ernte  neuer  Anregungen 
mit  da  vonnehmen.    Max  Reger's  gesamte  Künstier- 
schaft   ist   meines   Erachtens   lediglich   aus   dem 
Wesen     der     hochstehendsten     und    absolut    be* 
herrschten  Kontrapunktik  zu  begreifen.    Auch  das 
in  Bede  stehende  Werk   bezeugt  mir   dieses.     Es 
sind    Variationen    über   Bach    aus    Bach    heraus 
geboren,    altes  und   neues   in   geradezu    wimder- 
barer  Weise  verbunden. 

Eugen  SegniU. 

Ludwig  Schjtte,  op.  133.  „Phantasien  und  Bilder". 

8  Klavierstücke. 

Arthur  P.  SokaMt,  LeIptSf. 

In    ihrem    kleinen    Rahmen    sehr    wertvolle 

Klavierliteratur.     Die   Stückchen   geben    sich  als 

feine,    vornehme   Vortragsstücke,    enthalten    aber 


—     63     — 


eine  ganze  Fülle  instraktiver  Werte  durch  mannig- 
fachen, wechdelvoUen  Rhythmus,  durch  An- 
forder angen  an  den  Vortrag  in  Bezog  auf  dyoa- 
mi»chen  Auibau,  reiche  Nüanzierungen  und  Not- 
wendigkeit eines  fliessenden  Spiels.  No.  1,  2  und 
4  Terwerten  nationale  Weisen,  schwedische,  spa- 
nische, maurische,  No.  8  „Einsame  Stunde",  No.  5 
„Sonimertränme^S  ^o.  G  „Waldgeister"  sind  fein 
empfandene  Stimmungsbildchen  voll  Poesie,  Anmut 
und  Sinnigkeit,  in  No.  8  „Fest  im  Dorf"  entfaltet 
der  Antor  einen  frischen,  fröhlichen  Humor,  bei 
aller  Lust  imd  Sorglosigkeit  immer  die  feine 
Grenzlinie  des  Vornehmen  innehaltend.  Die  Stück- 
chen eignen  sich  hinsichtlich  der  technischen 
Schwierigkeiten  insgesamt  für  Schüler  der  Hittel- 
stafen,  sie  wollen  Jedoch  fleissig  studiert  sein, 
tragen  dann  aber  zur  Bildung  des  Geschmacks 
und  Förderung  des  musikalischen  Empfindens  ein 
Wesentliches  bei. 

Karl  Friese,  op.  8:  „Tonleiter-  und  Akkord-Studien*. 
3  Hefte. 
TklMs'sche  HofmulkaUealiMdUAffy  Dtrautadt« 
Tonleiter-  und  Akkordstudien  besitzen  wir  in 
Unmenge;  neue  Werke,  die  den  gleichen  Stoff  be- 
handeln, sind  für  den  Pädagogen  nur  dann  von 
Interesse,  wenn  sie  neue  Gesichtspunkte  bieten 
oder  von  solchen  ausgehen.  Das  ist  in  vorliegendem 
Werke  der  Fall.  Der  Autor  briugt  das  Tonleiter- 
materiai  in  rhythmischer  Fassung  und  mit  Akkord- 
bogleitang.  Die  rechte  Hand  beginnt  mit  der 
C-dur-Tonleiter  durch  eine  Oktave,  achtel  Noten 
und  4/4  Takt  sind  notiert,  die  beiden  hohen  Töne 
h,  c  werden  wiederholt,  um  den  zweiten  Takt  aus- 
zufüllen und  zugleich  zur  Stärkung  der  beiden 
schwachen  Finger  beizutragen.  Die  linke  Hand 
begleitet  mit  dreistimmigen  Akkorden,  erster  Takt 
Tonischer  Dreiklang,  zweiter  Takt  Dominant-Septi- 
menakkord,  Schluss  im  dritten  Takt  auf  der  Tonika. 
Der  Dnrtonleiter   schliessen  sich  sofort  die  beiden 


parallelen  Mollreihen  in  gleicher  Behandlung  an. 
Mit  wechselnder  Hhythmik  wird  in  dieser  Weise 
der  ganze  Quintenzirkel  durchgearbeitet.  Dann 
bekommt  die  linke  Hand  die  Tonleiterpassage,  die 
rechte  Hand  die  akkordliche  Begleitung.  Aehnlich 
werden  im  2.  Heft  die  Dreiklänge  undDom.-Sept.-Ak. 
behandelt;  zuerst  werden  sie  von  der  rechten  Hand 
in  Einzel  töne  zerlegt,  beide  kombiniert  gebracht 
und  von  der  linken  begleitet,  später  umgekehrt. 
Die  Hände  verlassen  die  Oktavenspannung  nicht, 
die  üebungen  fangen  jedoch  in  den  verschiedenen 
Lagen  des  Dreiklanges  an,  ebenso  sind  sie  in 
mannigfachster  Figurierung  au^-geführt.  Diese 
beiden  Hefte  sind  durchaus  originell  und  nützlich 
zum  Studium,  werden  beim  Schüler  die  Lust  am 
Tonleiterspiel  wach  erhalten,  da  durch  Rhythmik 
und  Begleitung  das  mechanische  Einerlei  abgestreift 
ist.  Weniger  befriedigt  uns  das  3.  Heft.  Es  ent- 
hält die  gesamten  Tonleitern,  mit  beiden  Händen 
zugleich  zu  spielen  nnd  durrh  zwei  Oktaven  durch- 
geführt. Allerdings  ist  jeder  eine  kleine  Studie 
nachgeschickt,  aber  einerseits  ist  das  Ausschreiben 
der  gesamten  Tonleitern  überflüssig  und  unpäda- 
gogisch, da  der  Schüler  dadurch  gur  nicht  zum 
eigenen  Nachdenken  angehalten  wird,  anderer- 
seits sind  die  begleitenden  Studien  von  grosser 
Einförmigkeit  ->,  nur  2  Varianten  treten  bei  den 
gesamten  Eeihen  auf,  im  übrigen  laufen  sie,  beide 
Hände  unisono,  in  gleichmässigen  Achteln  immer 
im  Umfang  von  7  Takten  fort.  Das  füllt,  da  auch 
die  Tonleitern  in  einfachen  Teizen  und  Sexten  in 
gleicher  Breite  mit  denselben  Studien  ausgeschrieben 
sind,  einen  Kaum  von  45  Seiten,  nnd  damit  schliesst 
das  Heft.  Dem  Titelblatt  zufolge  scheint  der  Autor 
noch  3  Hefte  anschliessen  zu  wollen,  es  wäre  zu 
wünschen,  wenn  er  die  Fortsetzung  des  Materials 
im  Sinne  der  beiden  ersten  Hefte  bearbeitete,  die, 
neu  und  instruktiv  behandelt,  in  der  Tat  zu 
empfehlen  sind. 

Anna  Morsch, 


MusikpSdagogischer  Verband. 

Sehulgesangs- Kommission. 


Die  Arbeiten  der  „Schulgesangs  -  Kom- 
mission^* erfahren  an  der  Hand  des  aufgestellten 
und  veröffentlichten  Arbeitsplanes  ihre  weitere 
Förderung.  Es  ergingen  Schreiben  an  alle  aus- 
wärtigen Eommissions-Mitglieder  mit  der  Auf- 
forderung, sich  zu  dem  Plane  zu  äussern  und  sich 
mit  Spezialausführungen  der  einzelnen  Punkte  zu 
betätigen.  Die  Antworten  liefen  prompt  und  mit 
erfreulichem  Inhalt  ein,  der  Arbeitsplan  hatte  all- 
gemeine Billigung  gefunden;  einzelne  Punkte 
wurden  von  den  besonders  dafür  Interessierten  er- 
gänzt und  Vorschläge  für  ihre  Durcharbeit^^hg 
gemacht.  —  Im  Nachstehenden  kann  nur  ^  eine 
Skizze  geboten  werden,   die  aber  den  Zweck  ver- 


folgt, den  leitenden  Gedanken  des  fortschreitenden 
Ganges  in  der  Bewältigung  des  Arbeitsmaterials 
klar  zu  legen  und  die  Interessenten  der  Frage  auf 
dem  Laufenden  zu  erhalten.  —  Erwähnt  sei  vorher 
noch,  dass  sich  der  hiesige,  seit  mehreren  Jahren 
bestehende  „Verein  der  Gesanglehrer  der 
höheren  städtischen  Schulen'^  dem  „Musik- 
pädagogischen Verbände"  korporativ  angeschlossen 
hat  und  aus  ihm  die  Herren  Professor  Cebrian, 
Prof.  Alexis  Hollaender  und  Musikdirektor 
Wiedermann  von  der  Kommission  zu  Mitgliedern 
kooptiert  sind.  ~  Der  Kongress  hat  gleichfalls 
Anregung  gegeben,  dass  sich  die  Gesanglehrer  der 
hiesigen  Kommunalschulen  zu  einem  Verein  unter 


—     65     — 


seit  InngerZeit  getroffen,  er  dispensiere  nur  solche 
Schüler,  die  während  des  Gesaagonterrichts  in  der 
Sexta  und  Qairta  sich  als  vollständig  unmusi- 
kalisch erwiesen  hätten  oder  krank  seien.  Die  mu- 
tierenden Schüler  dispensiere  er  nicht,  sondern 
diese  seien  durch  Zuhören  oder  theoretische  Ar- 
beiten zu  beschäftigen.  Die  Willkür  im  Gesang- 
nnterricht,  hervorgerufen  durch  die  mangelnde 
Kontrole,  trägt  einzig  die  Schuld,  dass  derartige 
Einrichtungen  nicht  allgemein  getroffen  sind. 
Allerdings  stehen  im  Schulplan  für  jede  Klasse 
2  wöchentliche  Gesangsstunden,  aber  auf  sehr 
vielen  Anstalten,  besonders  schwach  besuchten, 
ist   die  Zahl   der  Gesan^stunden   eine   so  geringe, 


dass  nicht  jeder  Schüler  2  solche  Stunden  erhält. 
Herr  Direktor  Handwerg  beklagt  es,  dass  der 
Gesangunterricht  bereits  in  Qaarta  aufhört; 
die  Unwissenheit  der  grösseren  Schüler,  die  nach 
der  Mutation  wieder  am  Gesang  teilnehmen,  ist 
erschreckend.  Dasselbe  betont  Herr  Musikdirektor 
Wiedermann.  Bei  dem  Chorgesang  in  den  hohen 
Klassen  bleibt  keine  Zeit  für  theoretische  Unter- 
weisung, für  Stimmbildung  u.  s.  w.,  die  Ueber- 
gangszeit  könnte  trefflich  nach  diesem  Sinne  aus- 
genutzt werden.  Jedenfalls  müssen  die  hier  ange- 
deuteten Mängel  und  Schäden  bei  einem  späteren 
Herantreten  an  die  Regierung  kräftig  betont 
werden.  (Fortsetzung  folgt) 


m^  Dieser  Auflage  liegt  ein  Prospekt  von  F,  E.  C.  Leuckari,  Leipzig:  „  Beethoven^ s 
sämtliche  Symphonien  bearbeitet  von  Otto  Dreser  bei,  auf  den  wir  unsere  Leser  besonders 
aufmerksam  machen.  D,  E. 


Konservatorium  der  Musik 
in  Kassel. 

Gegr.  1895.     Direktion:  L  Beyer.     Gegr.  1896. 

EhrenTOreits :  Benerann-PräBident  tob  Troll  so  Suis, 
Gnf  KSBlyidorffy  Ezoellens  GeDeralin  tob  ColOMb, 
Oberbürgermeister  HBller  u.  A. 

Cvratorinm:  Pfarrer  Haas,  Soboldirektor  Prof.  Dr.  Emm- 
■aeher,  Bankier  Plaal,  Jostisrath  Sekeffer  n.  A. 

I^hrer :  Die  Damen :  L.  Beyer,  Biasil-FSreler,  Königl.  Opern- 
Ȋofferin,  Gleaie-Fabroal,  A.  Taadtea.  Die  Herren: 
A.  Hartdes««,  Kammervirtuos.  Prof.  Dr.  Udkely 
O.  Kaielack,  KgL  Kammermusiker,  K.  KleUaiaBa, 
Kgl.  Opemsftnffer,  W.MOBhaapI,  Kgl.  Kammermusiker, 
Bd.  8ehBiidl,  Kgl.  Kammermusiker,  H.  8ehBBrbasc!i, 
KgL  Kammermusiker  u.  A. 

Unterricht fächer:  Klavier,  Violine,  CeUo,  Harfe  und  alle 
übrigen  Orchesterinst nimente.  Oesang,  Harmonie- 
und  Kompositionslehre.  Musikgeschichte.  Italienisoii. 
OrcheitterspieL    Oehörübung.    Ilusikdiktat. 

Organlsalion:  Concertklassen.  Seminarklasson.  Ober-, 
Mittel-  und  Blementarklassen. 

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dea  Konservatoriums  Kassel,  Wilbelmshöher  Allee  48. 


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H.   Oppenlieimei*,   JECamelii« 

—     64     — 


dem  Namen  „Vereinigung  zur  Förderung  des  Volks- 
■chnlgesanges"  zasammengeschlossen  haben,  der 
gleichfalls  bestrebt  ist,  die  Arbeit  dt  r  Kommission 
aaf  seinem  Spezialgebiete  kräftig  zu  fördern. 

Es  folgen  nachstehend  Auszüge  aus  den  Zu- 
schriften. 

Herr  Professor  £d.  Engel-Dresden  betont 
die  Notwendigkeit  bei  Feststellung  eines  zweck- 
mässigen Lehrplanes  die  technische  Seite  vor 
der  formalen  zu  erörtern,  die  Frage:  ,Was  soll 
gelehrt  werden"^  dem  Wo  und  Wie  voranzustellen. 
Die  Grundlage  muss  eine  Stimmbildungslehre 
sein,  die  auf  unantastbarer  Basis  ruht  und  iu  ihren 
Gesetzen  die  Gewähr  leicht  fasslicher  Uebert  ragung 
und  dauernder  Wirkung  mit  sich  trägt.  Herr 
Professor  Engel  wird  sich  nach  dieser  Eichtung 
aktiv  an  den  Arbeiten  beteiligen. 

In  ähnlicher  Weise,  die  Wichtigkeit  der 
Stimmbildung  betonend,  äussert  sich  der  Grossh. 
Seminarmusiklehrer  Franz  Zureich-Earlsruhe, 
der  seit  längeren  Jahren  an  Badenser  Lehrer- 
hlldungsanstalten  als  Musiklehrer  beschäftigt  ist, 
in  seiner  Tätigkeit  der  besseren  stimmlichen 
Ausbildung  der  Seminaristen  durch  Einführung 
der  Stimmbildung  vor  Beginn  des  Gesangnnterrichts 
seine  Aufmerksamkeit  zuwendet  und  seine  Aufgabe 
durch  Ausgestaltung  derselben  praktisch  zu  lösen 
sucht.  Herr  Zureich  wiid  seine  Ansichten  über 
Stimmbildungslehre  gleichfalls  näher  präzisieren. 
Er  schreibt  ferner:  Dringender  Erwägung  bedürftig 
ist  die  für  den  Gesangunterricht  an  den  Schulen 
zugemessene  Zeit.  Sie  ist  an  vielen  Anstalten  viel 
zu  knapp  bemessen  und  entbehrt  jeglicher  Ein- 
heitlichkeit. Es  wäre  zu  verlangen:  „Eine  der 
Wichtigkeit  des  Gesaugunterilchts  entsprechende 
angemessene  Stundenzahl,  die  für  alle  Anstalten  — 
der  Grösse  angemessen  —  gleichmässig  festgesetzt 
wäre  und  die  es  ermöglicht,  wenigstens  im  Anfang 
die  Ausbildung  des  einzelnen  Schülers  zu  über- 
wachen und  ihn  zum  richtigen  Gebrauch  seines 
Sprach-  und  Gesangsorgans  anzuleiten.^*  Ebenso 
wären  Vereinbarungen  über  die  mutierenden  Schüler, 
ihre  musikalische  Fortbildung  zu  treffen,  sowie 
dem  Missbrauch  der  gar  zu  leicht  zu  erlangenden 
Dispensationen  vom  Gesangunterricht  zu  steuern. 
—  Auch  über  diese  Punkte  wird  Herr  Zureich 
Ausarbeitungen  einreichen. 

.Herr  Ernst  Paul -Dresden,  Seminarober- 
lehrer, fügt  Aufgabe  II  des  Arbeitsplanes  „Die 
Beform  des  Gtesangunterrichts  an  Volksschulen 
und  die  Ausbildung  der  Gesangslehrkräfte  an  den 
wissenschaftlichen  Lehrer-  und  Lehrerinnen- 
seminaren** einige  Bemerkungen  hinzu,  welche  in 
grossen  Zügen  die  Hauptaufgaben  des  Musik- 
unterrichts an  den  wissenschaftlichen  Lehrer- 
seminaren skizzieren  und  a)  die  zu  erlangenden 
Musikkenntnisse  und  Fertigkeiten,  b)  das  gesangs- 
technische Rüstzeug  der  Seminaristen  feststellen, 
c)  die  Art  der  Einführung  in  Methode  und  Praxis 
klarlegen.      Seine    sehr    wichtigen    Ausführungen 


kommen  nebst  einem  „Lehrplane  für  den  Ge- 
sangunterricht in  der  Üebungsschnle  des 
Dresdener  König!.  Seminars**  in  dem  heutigen 
Beiheft  „Lehrpläne— Lehrziele**  zum  Abdrack. 

Von  Herrn  Gustav  Beckmann-Essen  lag 
folgender  Antrag  vor: 

„Die  nicht  zum  Schulchor  herangezogenen 
Schüler  der  Klassen  Qnar^a  bis  Prima  inkl.  haben 
wöchentlich   1-2  Stunden   einstimmigen  Gesang.** 

Begründung.    „Nach  den  aufgestellten  Lehr- 
plänen für  höhere  Schulen  soll  jeder  Schaler  der 
Klassen    Quarta    bis    Prima    2    Stunden     Gesang 
haben.    Nun    besteht    aber   in    den    allermeisten 
Schulen  die  Einrichtung,  dass  nur  die  mit  gutem 
musikalischen     Gehör   und    schöner    Stimme     be- 
gabten   Schüler    zum    Chorgesange    herang^ezogen 
werden.    Schon   vielfach   ist  dem  Direktor  meiner 
Anstalt    der    Wunsch    von    Eltern    ausgesprochen 
worden,   dass  auch   die  oben  bezeichneten  Schüler 
im  Gesänge   unterrichtet   werden   möchten.      Um 
nun  diesen  berechtigten  Wünschen  zu  entsprechen, 
hat   Direktor    Dr.  Steinecke  Vorsorge  getroHen, 
dass   diese  musikalisch    weniger   begabten  Schüler 
von  Ostern    1905   ab    wöchentlich   2  Stunden  ein- 
stimmigen  Gesang   haben.    Zur   Einübung    sollen 
nur  leichtere  Sachen    liedmässigen  Charakters   ge- 
langen.  Das  Kunstlied  und  die  Eunstgesänge 
sind,    da   sie   sich   weniger    oder    gar    nicht    zum 
Klassengesange  eignen  dürften,  grundsätzlich  aus- 
geschlossen.   Dem  Inhalt  nach  müssten  besondere 
Wander-,    Soldaten-,    Turn-,    Natui-,    Vaterlands- 
und Heimatslieder  gehörsmässig  zur  Einübung  ge- 
langen.   Auch  gute  und  fröhliche  Studentenlieder 
sollen  in  der  1.  Gruppe  (Obersekunda  -  Oberprima' 
Berücksichtigung  erfahren.    Die  oben  angegebenen 
Lieder    sind   mehr    für    die    Schüler    der    unteren 
Klassen    (Quarta  -  Untersekunda)    bestimmt.      Um 
auch  hier  einen  einigermassen    reinen  Gesang  zu 
erzielen,   sind  die  Schüler,    die  noch  nicht  mutiert 
haben,   streng   von  den   anderen  zu  scheiden.    Im 
wesentlichen    trifft  dieses  bei   der   obigen  Teilung 
der  Klassen  schon  zu. 

Bei  der  Einrichtung  dieser  Kurse  wird  nun 
zweierlei  erreicht.  Einmal  wird  dadurch  dem  Ge- 
sanglehrer die  Sichtung  des  gesamten  Stimm- 
materials wesentlich  erleichtert,  da  kein  Schüler 
sich  mehr  am  Gesang  vorbeidrückeu  kann,  und 
zum  anderen  werden  die  zum  einstimmigen  Gesang 
bestimmten  Schüler  vor  sogenannten  Gasaenhaaern 
mehr  oder  weniger  bewahrt,  ganz  abgesehen  na- 
türlich von  der  gesunden  Lungengymnastik,  die 
jeder  Gesang  im  Gefolge  hat*  — 

In  der  Kommissionssitzung,  in  der  der  vor- 
stehende Antrag  zur  Beratung  kam,  erinnerte  Herr 
Domsänger  Georg  Rolle -Berlin  daran,  dass  er 
ähnliche  Ansichten  bereits  in  seinem  Beferat  aof 
dem  Kongress  ausgesprochen  und  für  die  allge- 
meine Einrichtung  von  Klassen  für  unbegabtere 
Schüler  zu  einstimmigem  Gesang  plaidiert  Ef 
selbst  habe  diese  Einrichtung  an  seiner  Realschule 


seit  Innrer  2jeit  getroffen,  er  dispensiere  nur  solche 
Schüler,  die  während  des  Gesaagunterrichts  in  der 
Sexta  und  Qainta  sich  als  vollständig  nnmnsi- 
kalisch  erwiesen  hätten  oder  krank  seien.  Die  mu- 
tierenden Schüler  dispensiere  er  nicht,  sondern 
diese  seien  durch  Zuhören  oder  theoretische  Ar- 
beiten zu  beschäftigen.  Die  Willkür  im  Gesang- 
Unterricht,  hervorgerufen  durch  die  mangelnde 
Kontrole,  trägt  einzig  die  Schuld,  dass  derartige 
Einrichtungen  nicht  allgemein  getroffen  sind. 
Allerdings  stehen  im  Schulplan  für  jede  Klasse 
2  wöchentliche  Gesangsstunden,  aber  auf  sehr 
vielen  Anstalten,  besonders  schwach  besuchten, 
ist    die  Zahl    der  Gesangstunden   eine   so  geringe, 


65     — 

dass  nicht  jeder  Schüler  2  solche  Stunden  erhält. 
Herr  Direktor  Handwerg  beklagt  es,  dass  der 
Gesangunterricht  bereits  in  Qaarta  aufhört; 
die  Unwissenheit  der  grösseren  Schüler,  die  nach 
der  Mutation  wieder  am  Gesang  teilnehmen,  Ist 
erschreckend.  Dasselbe  betont  Herr  Musikdirektor 
Wiedermann.  Bei  dem  Chorgesang  in  den  hohen 
Klassen  bleibt  keine  Zeit  für  theoretische  Unter- 
weisung, für  Stimmbildung  u.  s.  w.,  die  Ueber- 
gangszeit  könnte  trefflich  nach  diesem  Sinne  aus- 
genutzt werden.  Jedenfalls  müssen  die  hier  ange- 
deuteten Mängel  und  Schäden  bei  einem  späteren 
Herantreten  an  die  Regierung  kräftig  betont 
werden.  (Fortsetzung  folgt) 


B^^  Dieser  Auflage  liegt  ein  Prospekt  von  F,  E,  C.  Leuckart,  Leipzig:  „BeetAoven's 
sämtliche  Symphonien  bearbeitet  von  Otto  DreseV^  bei,  auf  den  wir  unsere  Leser  besonders 
aufmerksam  machen.  D.   E» 


Konservatorium  der  Musik 
in  Kassel 

Gegr.  189B.     Direktion:  L  Beyer.     Gegr.  1896. 

EhrenTOnitc :  BegieruDRs-Prästdent  tob  Trott  sn  Sils, 
Grmf  KSslfffdorffy  Exoellenx  Oenerftlin  tob  Coloaib, 
Oberbürgermeister  Mlliler  u.  A. 

Ciratorinm:  Pfarrer  Haat»  Soholdirektor  Prof.  Dr.  Kram- 
■aeher,  Bankier  Plaat,  Jnstiarath  Sebeffer  lu  A. 

Lehrer  :  Die  Damen :  L.  Beyer,  Blasil-Fdnter,  Königl.  Opem- 
aäneerin,  Gleaae-fabroal,  A.  Taadlea.  Die  Herren: 
A.  HartdesAVy  Kammervirtuos.  Prof.  Dr.  Udbely 
O.  Kalelachy  KgL  Kammermasiker,  K.  Kletimaaat 
Kgl.  Opemstoger,  W.  Monhaapt,  Kgl.Kammermnsiker, 
Bd.  Bcbaildt,  Kgl-  Kammermasiker,  B.  üiehBarbnaf  hj 
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Mittel-  and  Elementarklassen. 

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Direction:  Gustav  Lazarus. 

Berlin  N.W.,  Luisen-Str*  36.  Berlin  W.,  BUlowstr.  2  (am  NoUcndoifpiatz). 


Spreohfltanden :  5— 6,  Mittwochs  u.  Sonnsbends  10—18. 


Spreohatuoden :  8—10  u.  1—2. 


Aufnahme  jederseit^ 


Erste  Lehrkräfte,  vollstandiee  rousfkalieehe  und  pftdagooische  Autbildung.     Eleneotarklaeseii. 


Prof.  Siegfried  Ochs. 

Diriflrent   des  nPhilharm.  Chores". 

Berlin  W.,  Bendler-Strasee  8. 

Sprechet  nur  ▼.  11—12  Uhr  Vorm. 


Franz  Grunicice, 

Orgel,  Klavier,  Harmonielehre. 

Berlin  W.,  Steinmetzstr.  49  ^i* 


Martha  Remmert, 

Hofpianistin,  Kammervirfcoosln. 
Berlia  W«,  Taoenzleiistri  6. 


EjTnma  Koohf 

Pianistin. 
Berlin  W ,  Neue  Winterfeldstr.  15. 

Konzcri-Vertn:  H.  Wolff,  Berlin. 


Flora  Scherres-Friedenthal 

PianistiiL 

Berlin-Charlottenburg, 

Kantstr.  160a. 


Prof.  Jul.  Hey'S  Cesangscbule. 
Berlin  W.,  Elsbotatrasse  5H, 

am  Botanischen  Garten. 


Gesangnnterricht  erteilen: 

Frau  Felix  Schmidt-KOhne 

Ooncertsängerin  -  Sopran. 
Sprechstunde:  3—4. 

Prof.  Felix  Schmidt. 

Berlin  W.,  Taaenzlenstrasse  21. 


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Charlottcnbuvg-BcrUn 

^oetbestrasse  SC 

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KUvterepicl  nach  Deppe'eebcn 

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PianiMtin 


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Berlin,  Bayrentherstr.  27. 


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Pianist. 
Berlin  W.,  Passanerstrasse  26. 


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G^eeanglehreriOf  Athemgymnastik. 

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erteilt  in  Leipzig.  Llebigstr.  8 1,  und  in  Ltadhard-NaanlijOf  (Behnlinie  L.eipzig- 
Döbeln- Dresden)  von  Juni  bis  einschl.  September 

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Herren  und  Dsmen  vom  L.ehrfach,  sowie  ausQbende  Kfinstler,  die  Unterricht 
nehmen  wollen,  sind  gebeten,  event.  vorher  schriftliche  Klarlegung  ihrer  stimmlichen 
Veranlagung,  sowie  eines  von  einem  Arzt  ausgestellten  Berichtes  üt>er  ihren  allge> 
meinen  Gesundheitszustand  einzusenden. 


Prof.  Franz  Kullak. 

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(Alt-  und  Mezzo-Sopran). 
Berlin  W.,   Elsenacherstrasse  lao. 


Meisterschule 

fQr  Knnstgesang, 
Tonbildung  und  Gesangstechnik 

von  Kammersänger 

E.  Robert  Weiss, 

Berlin  W.  80,  Bambergerstr.  15. 


^usiH-Institut 

und 

Seminar 


von 


Hnna  )ttor9cb 

Berlin  W«,  Ansbaclierstr.  37. 


Prof.  Ph.  Schmitt'8 

Akademie  für  Tonkunst 

—  gegründet  1851  

X>  m*iiistndt 

Elisabethenstrasse  86. 
Direktion:    Prof.  Ph.  Schmitt. 

Anfnahme  jederzeit. 


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Vorsteherin  der 

Schweriner  Musikschule 

Schule  fQr  iiöheres   Klavierspiel    und  flusblldung   von  Lehrkräften    nach 

dem  preisgekrönten  Anschauungsunterricht  der  Vorsteherin. 

Berlin  W.,  Omsiewald, 

Harbargerelrasse  IS.  KSaigsallee  la,  Oartoaliaas. 


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Erzieh*  und  Lehr- Methode  für 

die  Jagend  nach 

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Berlin  W.,  Regensburgerstr.  28  G"- 


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Vorbereitungskurs  zur  k.  k.  Staatsprüfung.    —    Kapellmeisterkurs.    —    Ferialkurs« 

(Juli -September).  —  Methodische  Spezialkurse  fflr  Klavierlehrer.   —  Abtheilung  fQr 

brienichen  theoretischen  Unterricht.  —  Jährliche  Freauenz:  850  Schüler  und  Schfiie- 

rinaen  aus  dem  In-  und  Auslande.  —  Lehrkräfte  ersten  Ranges. 

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-    67    — 


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gegründet  1878 

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Königliches  Conservatorium  der  Musilc  zu  Leipzig. 

Die  Aufnahme-Prüfung  findet  an  den  Tagen  Mittwoch  und  Donnerstag^,  den 
26.  und  27.  April  1905  in  der  Zeit  von  9—12  Uhr  statt.  Die  personliche  An* 
meldung  zu  dieser  Prüfung  hat  am  Dienstag,  den  25.  April  im  Bureau  des 
Conservatoriums  zu  erfolgen.  Der  Unterricht  erstreckt  sich  auf  alle  Zweige  der 
musikalischen  Kunst,  nämlich  Klavier,  sämmtl.  Streich-  und  Blasinstrumente, 
Orgel,  Concertgesang  und  dramatische  Opernausbildung,  Kammer-,  Orchester- 
und  kirchliche  Musik,  sowie  Musikgeschichte  und  Theorie. 

Prospekte  in  deutscher  und  englischer  Sprache  werden  unentgeltlich  aus- 
gegeben. 

Leipzig,  Januar  1905. 

Das  Directorium  des  Königlichen  Conservatorium  der  Musik. 

Dr.  Röntsch. 


Kapellmeister, 


Ein  noch  ^tes,  gebrauchtes 


akademisch  gebildet,   praktische  Erfahrung  darch        ^    VlrOÜ  "TOChnik  *  KlaViOr    $ 

Tätigkeit    als    Correp.,    Chordirektor   und    Kapell-  ,   ^,,^^^  ^,,  ^^,,f^^,.  ^•i.^„fc«^«^r 

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Für  die  Redaktion  Terantwortlich:  Anna  Morsch,    Berlin  W.,  Ansbacherstr.  87. 

Expedition  und  Verlag  ^Der  Klarier- Lelirer^«,  M.  V^olff,  Berlin  W.,    Ansbacherstrame  37. 

Dmclc:  J.  S.  Preuss,  Berlin  S.W.,  Kommandantenstr.  14. 


Der  Rlavier-Iiehrer. 

Musik-pädagogische  Zeitschrift  für  alle  Qebiete  der  Tonkunst 
Organ  der  Deutschen  Musiklehrer-Vereine, 

der  Musik -Sektion  des  J\.  D.  L-V.  und  der  Tonkünstler-Vereine 
zu  Köln;  Dresden^  Hamburg,  Leipzig  und  Stuttgart. 
Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslaur. 
Redaktion:  Anna  Morsch 

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No.  5. 


Berlin,  1.  März  1905. 


XXVlil.  Jahrgang. 


lahalt:  Eugen  Schmitz:  Hugo  Wolfs  „Penthesilea".  (Schluss.)  Georg  Capellen-Oanabrack:  Tonachrift-Reform  Capellen.  (Fort- 
setzung.) Max  Hermanny:  Iwan  Knorr*s  Marienlegende.  Dr.  Karl  Storck:  Kritische  KOckschau  Über  Konzert  und  Oper. 
Mitteilungen  von  Hochschulen  und  Konservatorien.  Vermischte  Nachrichten.  Bücher  und  Musikalien,  beaprochen  von  Prof. 
Arno  Kleffel,  Eugen  Segnitz  und  Dagobert  LÖweothal.    Vereine.    Anzeigen. 


Ha&o  Wolfs  „^eotb^^sllea**. 

Eine  hermeneutische  Studie 

von 

ISni^eii  SehmltsB. 

(Schlass.) 


Der  zweite  Teil  unserer  Tondichtung  trägt 
die  Ueberschrifl:  ,Der  Traum  Penthesilea's 
vom  Rosenfest**.  Wie  ungemein  dankbar  diese 
Idee  namentlich  für  einen  musikalischen 
Lyriker  ist,  leuchtet  auf  den  ersten  Blick  ein. 
In  diesem  —  leider  recht  kurzen  —  Teil,  gab 
denn  auch  Wolf  sein  Bestes;  diese  Musik 
steht  ebenbürtig  neben  seinen  besten  Lied- 
schöpfungen. Das  Thema,  in  klangvollem 
As  dur  gehalten,  ist  eine  wunderbare  Eingebung, 
wie  sie  nur  Genies  ersten  Ranges  zuteil  wird. 


Violinen,  Flöten  und  Klarinetten  bringen 
es  zuerst.  Der  Charakter  des  weich  Hin- 
schmelzenden, Sehnsüchtigen,  wie  er  in  dem 
abwärtsschreitenden,  chromatischen  Tongang 
des  2.  und  3.  Taktes  sich  ausspricht,  findet 
in  der  zwar  sanft  (—  wie  ganz  anders  würde 
hier  eine  grosse  Septime  wirken!  — ),  aber  doch 
energisch  auftretenden,  kleinen  Septime  einen 
wirksamen  Gegenpol,  der  das  Thema  vor  der 
Gefahr,  in's  Weichliche  zu  verfallen,  schützt. 
Unter    fortwährenden    leisen    Arpeggien   der 


Harfe  wird  das  Thema  von  den  verschiedenen 
Instrumenten  übernommen.  Die  holdesten 
Bilder  weisen  sich  in  hehrster  Ahnung  der 
schlafenden  Königin.  Da  plötzlich  tritt  in  den 
Bässen,  wie  ein  feindlich  drohendes  Unheil, 
eine  Gruppe  von  wuchtig  abwärts  schreitenden 
Tönen  ein: 


^ 


^ 


UUi:^4^ 


1 


die  Bewegung  wird  lebhafter,  die  Posaunen 
bemächtigen  sich  des  drohenden  Motivs,  indem 
sie  ihm  eine  noch  breitere  und  wuchtigere 
Fassung  geben: 


E^ 


m 


^ 


^m 


I 

in  den  hohen  Streichern  fängt  es  an  zu 
schwirren,  die  Hörner  mischen  klagende  Seuf- 
zer hinein  (man  denkt  dabei  unwillkürlich  an 
die  berühmte  Fagottstelle  in  der  Einleitung  der 
Freischützouvertüre.)  Die  wonnigen  Traum- 
bilder sind  verschwunden,  unruhig  wälzt  sich 


-     70    - 


Penthesilea  auf  ihrem  Lager,  ein  kräftiger 
Sechfcehnt^Uauf  der  Violinen:  sie  fährt  vom 
Lager  auf,  sie  ist  erwacht. 

Unmittelbar  anschliessend  beginnt  nun  der 
dritte  und  längste  Teil  der  sinfonischen  Dich- 
tung. „Kämpfe,  Leidenschaften,  Wahnsinn, 
Vernichtung"  hat  Wolf  ihn  überschrieben;  er 
verschmäht  es,  irgendwelche  malerische  De- 
tails zu  bringen.  Das  Seelenleben  der  un- 
glücklichen Königin  schildert  er  uns  in  einem 
erschütternden  Gemälde.  Mit  voller  Kraft 
setzt  das  Orchester  in  fmoU  ein;  zu  einer 
bleibenden  Motivbildung  kommt  es  zunächst 
noch  nicht,  nur  Bruchstücke  und  Ansätze 
bringen  die  verschiedenen  Instrumente.  In 
den  Holzbläsern  taucht  dann  zunächst  ein 
Thema  auf: 

i%2 « 


m 


^ 


-4r_ 


^ 


^ 


das  namentlich  durch  seinen  dritten  Takt  für 
die  weitere  Entwickelung  von  Bedeutung  ist; 
einige  zwanzig  Takte  lang  beherrscht  es  aus- 
schliesslich die  Flöten,  Oboen  und  Klarinetten, 
während  die  Violinen  sich  in  mkchlvoU  auf- 
wärts drängenden  chromatischen  Gängen,  die 
teilweise  in  wuchtigen  J  gehalten  sind,  dazu- 
gesellen.  Im  Blech  und  in  den  Bässen  kün- 
digt sich  mit  immer  wachsender  Entschieden- 
heit der  Rhythmus:  J  #1  J  J  an,  in  welchem 
das  neu  einsetzende  eine  Hauptthema  unseres 
Satzes  gehalten  ist: 


2gEeig^iP^ 


± 


Das  Wilde  Aufbäumen  der  kraftvollen  Viertel- 
triolen  verleiht  dieser  melodischen  Phrase  mit 
eminenter  Charakteristik  den  Typus  des 
Leidenschaftlichen,  gemischt  mit  einem  Zuge  von 
kampfesfrohem  Heroismus.  Den  einen  Gegen- 
pol dazu  bildet  ein  gleichzeitig  in  den  Cellis 
erstmalig  auftretendes  längeres  Melodiegebilde : 


aus  dem  resignierender  Unmut  spricht,  wobei 
jedoch  der  .  kraftvoll  aufstrebende  Schluss 
nicht  zu  überseheri  ist.  Ein  zweiter  und  noch 
wichtigerer  Gegenpol  ist  dagegen  das  ebenfalls 
in  den  Oboen  eintretende  Liebesmotiv: 


U\'  r  I  r^Ji-fU^p^^m 


das  einen  Hauch  Tristan'schen  Geistes  ver- 
spürt hat  und  das  sehnsuchtsvoll  liebende 
Weib  Penthesilea  charakterisiert.  In  der  nächsten 
Folge  der  Entwicklung  reisst  die  Triolenbe- 
wegung  vom  Beispiel  11  die  Herrschaft  an 
sich;  in  den  Hörnern  zeigen  sich  Ansätze  zu 
dem  aus  dem  zweiten  Teil  bereits  bekannten 
drohenden  Thema  9,  bis  sich  die  ISlemente 
der  Themen  11,  12  und  9  in  den  Violinen  zu 
einer  neuen  Melodie  vereinen: 


i 


fe 


es 


± 


r_aULiJ  ] 


i 


fe^ 


m 


^^^i^-^i 


=i= 


1 


in  der  alle  bisherigen  Affekte  zu  einem  Auf- 
schrei wutvoller  Verzweiflung  vereinigt  er- 
scheinen; plötzlich  bricht  die  hochleidenschaft- 
liche Stimmung  ab :  das  fT  geht  in  ein  unver- 
mitteltes pp  über,  in  einer  Solovioline  ertönt 
das  Thema  des  Liebestraumes  aus  dem 
zweiten  Teil  (Beispiel  7)  und  Klarinette  und 
Oboe  lassen  dazu  die  sehnsüchtige  Liebesme- 
lodie, Beispiel  18  (diesmal  in  Viertelbewegung) 
hören.  Doch  das  ist  nur  ein  momentaner 
Ruhepunkt  vor  dem  furchtbarsten  Ausbruch 
des  Sturmes.  Eine  Art  Umkehrung  von  Bei- 
spiel 12  erscheint  in  den  Bässen,  abgelöst  von 
wild  stürmenden  Rhythmen  der  Bläser  und 
Streicher : 


I 

bis  auf  den  Gipfel  der  Leidenschaft  Therna  9 
mit  vernichtender  Kraft  in  den  Posaunen  er- 
tönt; in  den  Holzbläsern  und  Violinen  aber 
erscheint  der  zur  Grimasse  verzerrte  erste 
Takt  des  Motivs  des  Liebestraumes: 

Abermals  legt  sich  der  Sturm;  wie  eine 
rührende  Klage  ertönt  ein  rezitalivisch  dekla- 
miertes  Bratschensolo,  dann  folgt  wieder  un- 


-    71    - 


entstellt  das  Motiv  des  Liebestraumes,  aber 
diesmal  im  4teUigen  Rhythmus.  Den  ersten 
und  zweiten  Takt  desselben  greifen  alsbald 
die  Violinen  auf,  ihn  einigemale  auf  immer 
höhere  Stufen  transponierend;  ein  wilder 
Triolenrhythmus  erfasst  das  ganze  Orchester, 
aus  dem  nun  die  markigen  chromatischen 
Viertelgänge  der  Blechbläser  herausiönen. 
Nun  folgt  in  den  Bässen  ein  genaues  Citat 
der  rollenden,  stürmischen  Sechzehntelfiguren 
aus  der  Einleitung  unserer  sinfonischen  Dich- 
tung (vgl.  Beispiel  1  den  Bass),  während  in 
den  Violinen  Thema  14  mit  kleinen  Ab- 
weichungen und  auf  die  Hälfte  reduzierten 
Werten  erscheint;  im  Drange  der  Entwicklung 
bleibt  schliesslich  nur  das  Motiv: 


^^ 


übrig,  welches  atemlos  hin  und  her  gehetzt 
wird.  Die  nun  folgende  Partie  ist  eine  fast 
ganz  genaue  Repetition  der  Einleitung  zum 
ersten  Teil  (Aufbruch  der  Amazonen),  nur  im 
Einzelnen  viel  wilder  und  stürmischer  noch 
gehalten.  An  der  Stelle  jedoch,  wo  im  ersten 
Teü  der  „Marsch"  beginnt,  tritt  hier  ff  mit 
mehrmaliger  Steigerung  das  Thema  16  ein, 
die  Verzerrung  des  Motivs  des  Liebestraumes, 
dann  einige  Ansätze  zu  Thema  11,  schliess- 
lich in  denkbf^r  grösstem  dynamischen  Auf- 
wand Thema  9:  der  endgültige  Vernichtungs- 
schlag. Wie  ein  ermattendes  Zusammenbrechen 
ertönt  es  in  Hörn  und  Posaune: 


^^ftöi 


dazu   dumpfer,  ersterbender  Paukenwirbel.    In 
reinem  Glänze   strahlt  aber  nun  noch  einmal 


das  Auge  der  sterbenden  Königin.  Das  Motiv 
des  Liebestraumes  erklingt  nochmals  in  unge- 
trübter Klarheit;  mit  einem  versöhnenden  Ein- 
druck wird  der  Hörer  entlassen. 

Wir  haben  zuletzt  bei  Besprechung  der 
melodischen  Kombinationen  es  nicht  mehr  für 
nötig  erachtet,  die  jeweiligen  Affekte  aus- 
drücklich zu  kennzeichnen,  einmal  weil  sie 
keinesmal  zu  verkennen  sind,  und  dann,  weil 
sie,  im  Grunde  genommen,  sich  stets  gleich- 
bleiben. Und  darin  liegt  ein  nicht  zu  ver- 
kennender Mangel  dieses  letzten  und  längsten 
Teils  unserer  sinfonischen  Dichtung.  Wolf 
geht  hier  allzu  einseitig  auf  die  Darstellung 
der  stürmischen  Leidenschaften  in  ihren  ele- 
mentarsten Erscheinungen  aus.  Das  Thema 
der  Liebessehnsucht  (Beispiel  13)  hätte  viel 
ausführlicher  und  eindringlicher  in  dem  thema- 
tischen Aufbau  verflochten  werden  sollen,  wo- 
durch nicht  nur  die  Entwicklung  der  Affekte 
eine  menschlich  logischere,  sondern  auch  die 
rein  musikalische  Offenbarung  eine  viel  kon- 
trastreichere geworden  wäre. 

Wolf  hat  das  selbst  sehr  wohl  gefühlt 
und  deshalb  noch  in  seinen  letzten  Jahren 
einen  langsamen  Mittelsatz  für  diesen  Schluss- 
teil nachkomponiert,  den  er  aber  dann,  wie 
schon  eingangs  erwähnt  wurde,  später  wieder 
vernichtet  hat.  Auch  der  rein  musikalische 
Aufbau  dieses  Schlussteils  ist  trotz  der  kunst- 
vollen Motivarbeit  nicht  so  geschlossen,  wie 
der  der  beiden  anderen  Teile;  allein  das  kann 
dem  Charakter  des  Ganzen  keinen  Abbruch 
tun,  und  ausser  allem  Zweifel  besitzen  wir  in 
Wolfs  „Penthesilea**  einen  wertvollen  neuen 
Bestandteil  unseres  instrumentalen  Konzert- 
repertoires, der  nicht  nur  als  Werk  eines 
genialen  Liedermeisters,  sondern  auch  kraft 
seines  eigenen  künstlerischen  Wertes  sich 
wohl  behaupten  kann.  — 


^oi)scbFlfNRcfopif)  (Sap^llei)^ 

»enibeiia  awf  de«  Priiuip  der  EiRbeitlUAReit  URd  KelatiMtat  der  ZeicDeR, 
ohne  JlenderNiig  m  noteii-  uad  £iiiieii$y$teiR. 

Von 
Georg;  Oapellen-Osnabrllek. 

(Fortsetzung.) 


7.  Für  den  Komponisten  fällt  die  Kalamität 
des  Vergessens  von  Verse tzungszeiclieii  nnd  die 
Peinlichkeit  des  Korrekturlesens  fort,  da  die  strikte 
Befolgung  der  Regel:  Hauptt^ne  der  vorgezeioli- 
iieteu     Tonart    stets    ohne,     versetzte    Haupttr>ne 


(Nebentöne)  stets  mit  Keil  (Schrägstrich!)  eine 
viel  grössere  Sicherheit  der  Handschrift  gewährt, 
als  die  übliche  Schrift  mit  ihren  weiterwirkenden 
nnd  Wiederherstellungszeichen. 

8.  Durch  die  relative  Methode  wird  das  Trans- 


72     — 


ponieren  ganz  bedeutend  erleichtert,  wegen  der 
G-leichlieit  aller  chromatisch-enharmonischen  Ton- 
Leitern  (Fig.  2  gegenüber  Fig.  1,  Fig.  4  gegentiber 
Fig.  3!).  Nur  sehr  wenigen  wird  es  gelingen,  in 
Fig.  3  die  Notierung  in  D-dur  mühelos  direkt 
nach  Des-,  H-,  B-dur  zu  übertragen,  da  die  ab- 
solute Methode  je  nach  den  Tonarten  eine  Aenderung 
der  Versetzungszeichen  erfordert. 

9.  Auch  der  Harmonie-,  Klavier-  und  GJesang- 
unterricht  muss  von  der  gleichen  Notierung  aller 
Tonleitern,  von  der  Hervorhebung  der  Haupttöne 
gegenüber  den  Nebentönen,  also  des  Wesentlichen 
gegenüber  dem  Unwesentlichen  den  grössten  Nutzen 
haben. 

10.  An  Zeit  und  Baum  wird  durch  die  neue 
Tonschrift  erheblich  gespart..  Handschriftlich  er- 
fordern Jl  und  ll}  4  Striche,  während  die  Haupt- 
sache, die  Note,  mit  1  oder  2  Strichen  (Bogen) 
fertig  wird.  Dagegen  verlangt  die  neue  hand- 
schriftliche Signatur  nur  einen  Strich.  Dass  dem- 
gemäss  die  2ieiterspamis  durchschnittlich  eine 
vierfache  ist,  wird  durch  die  Untersuchungen  be- 
stätigt. So  ist  in  dem  Myrten-  und  Bosenliede 
von  B..  Schumann  die  Anzahl  der  Tonversetzungs- 
striche bisher  =  472,  jetzt  dagegen  nur  r=  128.  (Für 
^  und  X  sind  2  Striche  gerechnet.)  Noch  mehr 
wird  an  Zeit  und  Baum  gewonnen,  wenn  die  Ton- 
artvorzeichnung nur  einmal  bei  Beginn  jeder 
Seite  gesetzt  wird.  Die  Wiederholung  der  Vor- 
zeichen vor  jeder  Zeile  ist  nicht  nur  unbequem, 
sondern  auch  unlogisch,  da  sie  der  Taktfort- 
schreibung, wie  6ie  bei  endloser  Zeile  sein  würde, 
widerspricht.  (Wird  ein  Takt  zur  einen  Hälfte 
auf  die  endende,  zur  anderen  Hälfte  auf  die  neu 
anfangende  Zeile  gesetzt,  so  empfiehlt  sich  vor 
letzterer  ein  gestrichelter  Taktstrich). 

Auch  dadurch  wird  an  Baum  gespart,  dass 
die  Keile  (Schrägstriche)  sogar  bei  Terzintervallen 
unter  einander  gesetzt  werden  können,  während 
bisher  ttv  t[r  t^  wegen  ihrer  Höhenausdehnung  nicht 
einmal  bei  Quart-  oder  Quintintervallen  unter 
einander  treten  konnten  (Figur  4  gegenüber 
Figur  8!). 

11.  Das  Stecherhandwerk  wird,  ebenfalls  er- 
leichtert, da  ein  einziger  Stahlstempel  für  die 
Note  und  den  mit  ihr  fest  verbundenen  Keil  aus- 
reicht und  jeder  Stempel  sowohl  für  Erhöhung  wie 
Erniedrigung  gebraucht  werden  kann. 


Gegen  die  11  aufgezählten  Vorzüge  der  Keil- 
schrift lassen  sich  3  Einwände  erheben,  die  aber 
leicht  zu  widerlegen  sind: 

a)  Man  kann  sagen,  es  sei  umständlieh,  gleiche 
Tonversetzungen  im  selben  Takt  immer  aufs  neue 
zu  kennzeichnen;  z.  B.  müsse  in  C-dur  bei  4  dis- 
Tönen    innerhalb     eines     Taktes   jede    Note     den 


Schrägstrich  (Keil)  erhalten.  Ganz  recht!  Jedo<-h 
bedenke  man,  dass  die  viermalige  Strichanbringong: 
nicht  mehr  2jeit  beansprucht,  als  ein  einmal  ge- 
setztes jl  mit  ebenfalls  4  Strichen. 

Fühlbar  würde  die  Umständlichkeit  erst  l)ei 
Achtel-,  Sechzehntel-  etc.  Noten  w^erden;  daher 
empfiehlt  es  sich  hier,  die  Notenstiele  ohne  die 
Köpfe  als  Vertreter  identischer  Noten  und  Akkord«- 
zu  setzen.  (Fig.  5.)  Diese  „Bepetierstriche"  verun- 
stalten, wenn  sie  zu  mindestens  zwei  aufeinander 
folgen,  das  Notenbild  durchaus  nicht,  ja,  sie  sind 
sogar  eine  Erleichterung  für  das  Auge,  daher  aucli 
für  den  Notendruck  geeignet. 

2.  Es  fragt  sich,  ob  bei  Se  kun d no  ten  die  Keile 
immer  deutlich  anzubringen  sind.  In  der  Tat  kann 
dies  bei  entsprechender  Ordnung  der  Sekimdnoten 
stets  geschehen,  wie  folgende  Beispiele  zeigen: 


^uk»\'»\L  iid.l.^-^KJ  \^''^^''f  I  jf/^ 


Handschriftlich  würde  die  hier  erforder- 
liche Ueberleg^ng  stören;  daher  kann  mit  Beib«»- 
haltung  der  üblichen  Notenstellung  und  der  Strich- 
richtung ausnahmsweise  die  Bechts-  und  Links- 
stellung der  Striche  geopfert  werden,  wie  tolfrt: 


i 


w^ 


^-* 


i 


^f''#ri4< 


Ob  nicht  auch  für  den  Notendruck  diesen 
Ausnahmeverfahren  sich  eignet,  darüber  mag  die 
Praxis  entscheiden. 

3.  Schliesslich  ist  dem  Einwand  der  Gewohn- 
heit einfach  durch  den  Hinweis  zu  begegnen,  dass 
ihre  Macht  schon  einmal  auf  dem  Gebiete  der 
Tonschrift  gebrochen  wurde,  indem  noch  bis  in;« 
18.  Jahrhundert  hinein  |?  das  Auflösungszeichen 
des  jl  und  ^  oder  ll|  das  Auflösungszeichen  des  ^ 
war.  (H.  Biemann,  Musiklexikon  sub  „Versetzungs- 
zeichen'*). Wenn  es  gelang,  denselben  Zeichen 
einen  anderen  Inhalt  einzuimpfen,  so  muss  es  doch 
erst  recht  gelingen,  einem  unähnlichen,  also  nicht 
stöi'enden  Zeichen,  wie  es  der  Keil  ist,  Eingang  zu 
verschaffen,  zumal  angesichts  der  enormen  Ver- 
einfachungen und  Erleichteiningen,  welche  dir 
neue  Schrift  und  Methode  mit  sich  bringt. 


(Fortsetzung  folgt.) 


—     73     — 


i^Qt)  ]4i)0i*p's  ^ai*iei)leS^i)d«. 


Nicht  häuüg  sind  heute  solche  Kunstwerke, 
die  einen  tiefen,  bleibenden  Eindruck  hinterlassen, 
die  wert  sind  des  stillen,  eindringlichen  Sinnens, 
des  leisen,  verständigen  Nachwandelns  der  heim- 
lichen Wege  des  Künstlers,  das  allein  zu  seelischem 
Begreifen  führt.  Wir  haben  ein  solches  tüchtiges» 
fertiges  Werk  in  der  „Marienlegende"  für  Soli, 
Chor  und  Orchester  von  Iwan  Knorr,  die  am 
17.  Januar  d.  Js.  in  Frankfurt  a.  M.  durch  den 
KüM'schen  Gresangverein  zum  ersten  Mal  aufgeführt 
wurde,  vor  uns. 

Wenn  man  die  sechs  Volkslieder  liest,  die  der 
Komponist  ausgesucht  und  zusammengestellt  hat 
und  die  ihn  verlockten,  den  ganzen  gewaltigen 
Apparat  der  modernen  Ausdrucksmittel  zu  be- 
nutzen, nur  obenhin  liest,  möchte  man  versucht 
sein  zu  fragen: 

„Wie  kann  man  mit  so  einfachen  Dingen 
solchen  Aufwand  treiben?" 

Sieht  man  jedoch  genauer  zu,  liest  man  die 
(redichtchen  in  ihrer  schlichten  Einfalt  so,  wie  sie 
gelesen  sein  wollen,  wie  G-oethe  zu  lesen  wusste, 
dann  vertieft  sich  die  Frage  schnell.  Es  wächst 
das  Einfache  aus  zu  einem  wundersam  Vielfältigen, 
bloss  Angedeutetes  gewinnt  Bedeutung,  Verstecktes 
kommt  zu  Tage.  Scheinbar  lose  nebeneinander 
stehende  Begebenheiten  reihen  sich  zu  einem  ge- 
schlossenen Schicksale  des  Lebens  der  Mutter 
eines  göttlichen  Sohns,  eines  Lebens  mit  Almung 
und  Erfüllung,  Freude  und  Sorge,  Leid  und  Ver- 
klärung. 

„Wir  verehren  die  Götter,  als  wären  sie 
Menschen." 

Das  ist  dafi  unsäglich  Bührende  dieses  Lebens 
der  Maria,  dass  es  ein  Menschendasein  ist.  Li 
tausendfacher  Crestalt  wird  immer  wieder  ihr  Los 
erlebt  von  Müttern,  auch  wenn  sie  keinen  Gott 
geboren  haben. 

Einen  GK>tt!  warum  einen  Gott?  Auch  des 
Gottessohnes  Erdenwandel  ist  Menschenschicksal. 

Welcher  Bessere  fühlte  nicht  die  Beschränkt- 
heit des  vergänglichen  Lebens,  die  Enge,  die  Not? 
welcher  nicht  die  inbrünstige  Sehnsucht,  sich  und 
die  Menschheit  darüber  hinauszutragen? 

Und  wenn  ein  Guter  dahingegangen  und  sein 
sterblich  Teil  im  Schosse  der  Erde  geborgen  ist, 
erhebt  sich  dann  nicht  das  Unvergängliche  und 
zieht  uns  nicht  die  von  den  Schlacken  des  Lrdischen 
gereinigte  Gestalt  nach  sich  in  die  Gefilde  des 
Seligbefreiten? 

Ich  meine,  man  braucht  nicht  Katholik,  nicht 
Christ  zu  sein,  um  das  Kunstwerk  zu  verstehen; 
man  braucht  nur  Mensch  zu  sein. 

Der  Komponist,  welcher  dieser  hohen  Idee 
eines  Kunstwerks  gerecht  werden   wollte,  in  dem 


Von 

Max  HermaiiBj« 

Menschliches  zu  göttlicher  Grösse  und  Schönheit 
sich  steigert,  bedurfte  in  der  Tat  der  ganzen 
Mittel.  Schon  bei  der  grossen  Disposition  über 
die  Verwendung  dieser  Mittel,  in  der  Wahl  der 
Form,  zeigt  sich  die  natürliche  Weisheit  und  der 
feine  Sinn  des  Künstlers. 

Die  Lieder  sind  das  Führende,  das  Orchester 
gibt  den  Grund. 

Was  für  Lieder?  Wie  wunderbar  hat  Knorr 
den  Ton  getroffen.  Volkston  wird  man  ihn 
nennen  können,  wiewohl  eine  solche  scheinbare 
Einfachheit  das  Ergebnis  einer  künstlerischen 
Oekonomie  ist,  die  nur  der  fertige  Meister  besitzt. 
In  ihrer  Geschlossenheit  und  Schlichtheit  sind  die 
Melodien  Muster,  in  Wohlklang  und  Fülle  suchen 
sie  ihresgleichen.  Man  meint,  sie  entstammten 
entlegenen  Zeiten,  und  in  der  Tat  sind  hier  und 
da  alte  Motive  benutzt,  aber  dabei  ist  alles  auf 
die  eigenartigste  Weise  neu. 

Das  Orchester  gibt  den  Grund.  Es  ist  damit 
nicht  gemeint,  dass  ihm  die  Bolle  eines  simplen 
Begleiters  zufiele;  im  Gegenteil,  es  ist  durchaus 
selbständig,  soweit  nicht  das  feste  Gefüge  der  ein- 
zelnen Tonsätze  in  dem  Ganzen  es  bindet.  Die  kontra- 
punktisch geführten  Motive  durchziehen  in  mannig- 
faltiger Vermischung  das  Werk  und  geben  ihm  einen 
ausserordentlichen  Beichtum  an  Stimmungen  und 
Klangwirkungen,  alles  ohne  den  Gesamtchar^ter 
des  Satzes  und  den  Gang  der  leitenden  Melodie 
zu  stören.  Das  Werk  ist  im  schönsten  Sinne 
polyphon. 

Ueber  Einzelheiten  zu  reden,  liegt  ausser- 
halb meiner  Absicht,  aber  eine  kurze  Charakteri- 
sierung der  einzelnen  Sätze  wird  wenigstens  einen 
gewissen  Begriff  von  der  Anordnung  und  Ent- 
wicklung geben. 

1.  „Mariae  Traum"  (Baritonsolo).  —  Der  Gottes- 
mutter träumt  die  Geburt  des  Heilandes,  dessen 
Ende  hier  schon  vorwegerzählt  ist:  „Mit  seiner 
bittem  Marter  hat  er  uns  all*  erlöst." 

Der  Satz  bildet  gewissermassen  die  Exposition. 
Er  ist  traumhaft  geheimnisvoll,  andeutend  dunkel. 
Die  im  Ganzen  vorkommenden  musikalischen 
Motive,  die  sich  später  an  ihrer  Stelle  frei  zeigen, 
sind  hier  sozusagen  versteckt  eingewoben. 

2.  „Des  Heilands  Geburt"  (Mit  Benutzung  der 
Choralmelodie:  „Uns  ist  ein  Kindlein  heut  ge- 
boren.") —  Chor.  —  Ein  Gesang  der  Freude  und 
jubelnder  Lust  über  die  Geburt  des  Erlösers. 

3.  „Maria  an  der  Wiege".  (Altsolo.) 
Ein   innigsüsses  Wiegenlied.    All*  die  warme 

Güte  der  Mutterliebe-  und  -sorglichkeit  scheint  es 
mir  zu  erschöpfen.  Von  unbeschreiblicher  Wirkung 
ist  der  gedämpfte  Befrain  des  Chors:  „Jesulein, 
schlafe  ein!" 


~     74     — 


4.  „Mariae  Meerwandening.*'     (C>hon) 

„Maria,  die  miisst'  wandern  weit. 

Um  Jesnm  trug  sie  bitter  T^eid." 
Sie  kommt  ans  Meer.  Der  Schiff smann  macht 
zur  Bedingung  der  Ueberfahrt  die  Eh'.  Da  geht 
die  Grottesmutter  unter  überirdischen  Zeichen  über 
das  Wasser.  Die  Grlocken  auf  Erden  und  im 
Himmel  läuten.  Das  Hohe  darf  durch  das  Ge- 
wöhnliche nicht  entweiht  werden!  Dem  Schiffs- 
mann bricht  das  Herz.  —  Auch  dieser  Satz  ist  \in- 
endlich  zart  und  lieblich.  Der  abgerissene  Schluss 
ist  ganz  im  Sinne  der  Volkspoesie. 

5.  „Maria  vor  dem  Kreuze."  (Chor,  Sopran- 
solo, Baritonsolo  (Jesus),  Tenorsolo  (Johannes.)  — 
Der  Satz  ist  dramatisch  bewegt;  Trauer  der  Maria, 
zur  Verzweiflung  gesteigert;  übermenschliche  Liebe 
des  Sohnes  im  Tode;  er  empfiehlt  die  Mutter  dem 
Johannes;  Versprechen  des  Johannes;  Tod  des  Hei- 
landes, düster,  gewaltig. 

Wegen  ihrer  Tiefe  und  klassischen  Einfachheit 
erwähne  ich  zwei  Stellen,  die  auch  der  Komponist 
bewältigt  hat,  aus  den  Worten  Jesus' : 


^Nimm's  <die  Mutter )  bei  der  Hand  und  führs 

hin  tau. 

,.Dass  sie  nicht  seh'  meine  Leiden  an. 
Aus  des  Johannes'  Erwiderung : 

„Ich  will  sie  trösten  also  sclKin, 

„Wie'n  Kind  seine  Mutter  trösten  soll. 
So  etwas  spricht  für  sich  selbst. 

6.  „Mariae  Tröstung."  (Erauencbor,  die  Engt^l, 
Soloquartett;  Chor.  Mit  Benutzung  der  Choral - 
melodie:  Christus  ist  erstanden.)  —  Eine  Hymne 
von  grösster  Wucht  und  Stärke.  — 

Es  ist  ohne  weiteres  klar,  wie  in  diesem 
Werke  Mildes  und  Zartes  mit  Erhabenem  und 
Grrossartigem  sich  mischt  luid,  wenn  ich  sage,  dass 
Knorr  an  keiner  Stelle  das  Mass  des  Gegebenen 
überechritt,  so  ist  das  das  höchste  Lob,  welches 
man  einem  Künstler  erteilen  kann. 

Ich  weiss,  dass  die  besten  Worte  über  ein 
Kunstwerk  die  Wirkimgen  nicht  ersetzen,  die  in 
ilun  selbst  liegen;  aber  anregen  können  sie  viel- 
leicht und  Lust  zur  Aufführung  erregen. 


=  Kritische  Biickschau  = 

über  Konsert  und  Oper. 

Von 

Dr.  Karl  »torck. 


Wir  stehen  jetzt  im  Höhepunkt  der  Konzert- 
saison, indem  meistens  Beachtenswertes  geboten 
wird.  Die  Neulinge,  die  die  Wiedereröffnung  der 
Konzertsäle  nicht  abwarten  konnten,  sind  nun  in 
die  ersehnte  Oeffentlichkeit  eingeführt  und  haben 
allen  Grund,  auf  die  Kritik  zu  schimpfen,  die  in 
ihnen  das  Genie  nicht  zu  entdecken  vermochte, 
an  das  sie  selber  so  fest  glaubten.  Nun  kommt 
erst  wieder  gegen  Schluss  der  Spielzeit  ein  ganzer 
Schwann  halb  unfiügger  Konzertvögel,  die  wie- 
derum nicht  bis  zur  nächsten  Spielzeit  zu  warten 
vermögen  und  jetzt  schon  mit  dem  vom  Lehrer 
überkonmaenen  künstlichen  Flugapparat  fliegen  zu 
können  glauben.  Aber  von  der  zweiten  Hälfte 
Januar  ab  und  im  Februar  beherrschen  die  bereits 
Bekannten  und  Erprobten  das  Feld.  Auch  da  ist 
sehr  viel  falscher  Schein.  Auch  von  diesen  Kon- 
zerten könnte  man  die  grösste  Hälfte  gern  ent- 
behren. Zumal  seitdem  es  bei  jedem  Konzertgeber, 
der  etwas  bedeuten  will,  Gewohnheit  geworden 
ist,  mehrere  Konzerte  zu  veranstalten.  Künstler, 
die  man  an  einem  Abend  reichlich  genug  kennen 
lernt,  die  mit  der  Zusammenfassung  aller  Kräfte 
für  ein  einzelnes  Konzert  auch  wirklich  Beachtens- 
wertes zu  leisten  vermöchten,  veranstalten  drei, 
oft  noch  mehr  Abende,  bei  denen  dann  na- 
türlich  auch  mancherlei  FüDsel  unterläuft.  Wir 
Kritiker  haben  es  in  dieser  Zeit  besser;  denn  da 
die  Mehrzahl  der  erprobten  Künstler  sich  nur  mit 
erprobten   Werken    abgibt,    genügt    es   eigentlich. 


wenn  wir  sagen,  dass  der  und  der  sein  Konzert 
gegeben  habe.  Erst  recht  trifft  das  für  die 
Wiederholungsabende  zu.  Hin  und  wieder  a!)er 
darf  nun  auch  der  Kritiker  bloss  Empfangender 
sein,  und  das  ist  selbst  dann  ein  angenehmer  Zn- 
stand, wenn  das  Gebotene  einen  geistig  nicht  mehr 
tiefer  aufzuregen  vermag,  weil  man  es  oft,  allzu 
oft  bereits  genossen  hat. 

Ich  besitze  eine  selir  elastische  Natur,  aber  es 
fällt  mir  doch,  offen  gestanden,  recht  scrhwer. 
selbst  Werken  von  Beetlioven  gegenüber  sofort  in 
die  richtige  Weihestimmung  des  Geniesseuden  zu 
konmien,  mich  von  Vergleichen  fernzuhalten  oder 
nicht  mit  einer  gewissen  Uebersättigiuig  mir  ein 
Konzert,  das  ich  in  dieser  Saison  vielleicht  schon 
zwauzigmal  hören  musste,  inmier  wieder  vorspielen 
zu  lassen.  Und  gerade,  dass  man  es  so  oft  in  un- 
zulänglicher Weise  si)ielen  luiren  musste,  stört 
einen  auch  bei  der  nun  wirklich  vollendeten  Vor- 
führung. Das  ist  die  unglücklichst«  Mode  in  im- 
serem  Musikleben,  dass  nur  inmier  die  Werke 
dieser  ganz  Grossen  vorgeführt  werden:  das  sieht 
so  grossartig  aus  und  mag  auch  Uneingeweihten 
den  Eindruck  einer  hochstehenden  Musikkultiu- 
machen.  In  Wirklichkeit  wäre  es  viel  besser, 
wenn  die  Anfänger  uns  die  grosse  Literatur  zweiten 
Ranges  vorführen  wollten.  Es  wäre  das  nicht  nur 
abwechslungsreicher  luid  belehrender  für  den  Kon- 
zertbesucher, sondern  wäi'e  auch  für  die  Konzert- 
geber von  hohem  Gewinn,    sofern  diese  eher  auch 


—     76     — 


die  Kritik  befriedigende  Leistungen  zustande 
bräoiiten,  weil  man  natürlich  dann  nicht  immer 
die  durgebotene  Leistung  mit  der  vollendeten  der 
^n issteil  Künstler  vergleichen  würde.  Vor  allen 
Dingen  aber  niüsste  auch  in  den  grösseren  Kon- 
zerten Mozart  einen  viel  breiteren  BÄum  im 
Spielplan  einnehmen.  Danach  wäre  vor  allen 
Dingen  die  Mozartschule  (Hummel,  Henselt 
u.  s.  w.)  für  Darbietungen  jüngerer  Künstler  ge- 
eignet. Jetzt  spielen  sie  alle  immer  und  immer  . 
wietleir  Bach,  Beethoven,  Brahms,  und  immer 
wieder  dieselben  gewaltigen  Werke.  Es  ist,  als 
würden  an  unseren  Theatern  immer  nur  die 
jLrnissten  Tragödien  Shakespeare's  gespielt,  aber  mit 
.stets  wechselndem  Darstellerpersonal,  wobei  dann 
jede  Auffühning  Öffentlich  gewürdigt  werden 
sollte.   - 

In  der  Berichtszeit  hörte  ich  von  bereits  be- 
kannten Sangeskünstlern  Lula  Mysz  Gmeiner, 
Therese  Behr,  Anna  Stephan,  Antonia  Do- 
lores, Julia  C-ulp,  Hertha  Dehmlow,  Tilly 
Koenen,  Maria  Seret,  Mary  Münchhoff, 
Susanna  Dessoir,  die  Herren  van  Dyk,  Lud- 
wig Hess.  Wüllner,  von  zur  Mühlen  und 
Sven  Sc  holander.  Ich  will  wenigstens  einige 
rharakterisiei'ende  Worte  zu  geben  versuchen. 

Frau  Mysz  hat  ihre  feste  Gemeinde,  was  bei 
der  schönen  Stimme  und  der  prächtigen  Schule 
derselben  leicht  erklärlich  ist;  aber  ich  glaube,  die 
Dame  wird  doch  stark  überschätzt.  So  Vollendetes 
sie  in  der  G-attung  des  Neckischen,  Leichten  bietet, 
sc»  versagt  sie  doch  überall  doit,  wo  es  in  die 
Tiefen  der  Gefühlswelt  geht.  Da  bietet  sie  iiuu 
Mthöne  Fonn,  aber  keinen  starken  Inhalt.  Therese 
Behr  ist  tiefer;  aber  sie  erfasst  mehr  mit  den 
Nerven  als  mit  starkem  Gefühl.  Ihre  Darbietungen 
haben  deshalb,  trotz  aller  scheinbaren  äusseren 
Ruhe,  leicht  einen  Stich  ins  Nerviise,  mitimter 
sogar  Krankhafte.  Aber  die  Art,  wie  sie  mit 
ihrem  Begleiter,  Arthur  Schnabel,  Schumann's 
..Dichterliebe"  vorführt,  ist  wirklich  ergreifend. 
Kine  reife  Künstlerin  ist  Anna  Stephan,  deren 
Darbietungen  von  einem  starken  Innenleben  zeugen. 
Leider  sind  bei  der  Ausbildung  der  Stimme  so 
schwere  Mängel,  zumal  in  der  Atmung,  geblieben, 
dass  es  der  Sängerin  schon  heute  schwer  fällt,  einen 
Saal  zu  füllen.  Glücklichste  Ausbildung  des  Organs 
zeigt  dagegen  Antonia  Dolores,  deren  ganzes 
Wesen  gesunde  Lustigkeit  ist.  Julia  Culp  und 
Hertha  Dehmlow,  beide  im  Besitze  herrlicher 
Stimmen,  dringen  immer  tiefer  ein  ins  wahre 
Reich  der  Kunst,  in  dem  Tilly  Koenen  nun 
festen  Stand  gewonnen  hat.  Darum  dürfte  die 
letztere  auch  bereits  uns  mehr  vom  Glück  des  be- 
ruhigten Besitzes  fühlen  und  braucht  nicht  bei 
jeciem  Liede  das  strhwere  Ringen  um  die  Höhen- 
kunst uns  miterleben  lassen.  Aber  zu  den  er- 
freulichsten Erscheinungen  des  Konzertsaales  ge- 
lüjren  diese  drei  Künstlerinnen.  Von  der  ihnen 
allen  eigenen  vollen  Hingabe  an  die  Aufgabe  wäre 


Maria  Seret  etwas  zu  wünschen.  Sie  würde 
dann  zu  einer  volleren  Ausnutzung  ihrer  herr- 
lichen Mittel  gelangen.  Mary  Münchhoff  und 
Susan  na  Dessoir  wirken  als  bei  uns  recht 
seltene  Erecheinunp'en  einer  bewussten  Schönheite- 
kultur. Die  ei'stere  verlegt  dabei  den  Nachdruck 
auf  die  spielende  Beherrschung  schwieriger  Formen, 
die  letztere  adelt  das  einfache  Gebilde  durch  sin- 
nigen Liebreiz. 

Von  den  genannten  Herren  ejittäuschte  van 
Dyk  in  jeder  Hinsicht  schwer:  fast  hätte  man  nur 
von  einem  Routinier  sprechen  mögen.  Ludwig 
Hess  und  Ludwig  Wüllner  sind  Meister  der 
Vergeistigung  und  glänzen  darum  dort,  wo  die 
geistige  Erfassung  der  Aufgabe  den  Ausschlag 
gibt,  versagen  leicht,  wo  die  rein  sinnlichen  Mittel 
der  Musik  zur  Lösung  der  Aufgabe  berufen  sind. 
Von  zur  Mühlen,  ein  Nervenkünstler  ersten 
Ranges,  hat  es  durch  riesige  Arbeit  vermocht, 
seine  Stinmie  zu  gewaltigen  Leistungeli  zu  zwingen 
und  alle  Grade  sinnlichen  Ausdrucks  seinen  gei- 
stigen Absichten  dienstbar  zu  machen.  Sven 
Sc  holander  endlich,  ja  das  ist  doch  der  einzige, 
dem  ich  immer  noch  einige  Stunden  länger  zu- 
hören möchte,  als  seine  durch  Zugaben  ohnehin 
sehr  gedehnten  Konzerte  dauern.  Da  wird  eben 
jedes  Lied  zum  Erlebnis.  Es  ist  nicht  mehr  Kunst- 
werk, das  ins  Leben  tritt,  sondern  Blüte  eines  Er- 
lebens. Die  ganze  Situation  ersteht  vor  einem, 
aus  der  das  Lied  erstand:  die  Personen,  denen  es 
gehört,  werden  aus  der  allgemeinen  Unbestimmtheit 
zum  Individuum  verdichtet.  Scholander  singt 
nicht  sclum,  aber  es  gibt  wenig  Menschen,  bei 
denen  man  so  an  ein  Singen  müssen  glaubt,  wie 
bei  ihm.  Und  so  tut  er,  wie  sein  halbgöttlicher 
Landsmann,  der  uralte  Nöck:  ,.mit  Singen  kann 
er  lachen  und  selig  weinen  machen." 

Unter  den  Neulingen  der  Gesangskunst,  die 
sich  voi-stellten,  war  keine  geradezu  zwingende 
Persönlichkeit.  Allenfalls  könnte  man  das  von 
dem  Tenoristen  Paul  Reimers  behaupten,  nur 
dass  dieser  Künstler  gai*  zu  sehr  auf  den  einen 
Ausdruck  des  weich  Lyrischen  festgelegt  erscheint. 
Sonst  lindet  man  gerade  bei  Tenören  selten  eine 
so  feine  Schulung.  Hätte  Hans  Rüdiger  nur  die 
Hälfte  derselben,  er  würde  einem  viel  Preude  be- 
reiten. Unter  manchen  schönen  Frauenstimmen, 
die  ich  bei  Anfängeriimen  hörte,  sind  mir  die  von 
Gertrud  Fischer  und  Franzi  Tiecke  am  ange- 
nehmsten in  Erinnerung  geblieben.  — 

Von  den  Instrumentalsolisten  soll  das  nächste 
Mal  die  Rede  sein;  heute  gelte  der  Rest  des 
Raumes  einer  neuen  Oper. 

Die  Königliche  Oper  brachte  zur  ei*sten  Auf- 
führung „Rübezahl  und  der  Sackpfeiffer  von 
Neisse",  Dichtung  von  E])erhard  König,  Musik 
von  Hans  Sommer. 

Das  Werk  hat  eine  ehrende  Aufnahme  und 
eine  ehrfurchtsvolle  Ablehnung  erfaliren.  Ein 
seltsames,  aber  im  letzten  Jahrzehnt  bei  ähnlich  ge- 


—     76 


arteten  Werken  nicht  seltenes  Verhältnis.  Hohes 
Streben,  bedeutendes  Können,  künstlerisches  Ver- 
mögen, vielfache  Schönheiten  im  einzelnen  und 
schliesslich  auch  eine  alle  Vorzüge  ins  Licht 
stellende  Aufführung  bringen  bei  der  Erstauf- 
führung jene  achtungsvolle  Stimmung  zuwege,  die 
auf  keinen  Fall  eine  deutliche  Ablehnung  zulässt, 
überdies  aber  auch  den  Beifall  einer  Minderheit 
ruhig  sich  aussprechen  lässt.  Diese  Stimmung 
kann  den  Erfahrenen  nicht  trügen.  Nach  etlichen 
Wiederholungen  wird  auch  dieses  Werk  vom 
Spielplan  verschwinden  und  nicht  wieder  aufge- 
weckt werden  können.  Mir  tut's  herzlich  leid, 
diese  Ueberzeugung  haben  zu  müssen;  wie  gerne 
hätte  man  dem,  dem  Greisenalter  nahen  Kompo- 
nisten, schon  um  seiner  idealen  Gesamthaltung 
willen,  einen  daueniden  Erfolg  gegönnt. 

Das  Werk  scheitert  am  nichtvei-standenen 
Wagnerianertum.  Sonmier  ist  bis  zur  Verleugnung 
seiner  im  Kern  volkstümlichen  Nattu»  Wagner- 
jünger.  Aber  ach,  wie  die  meisten,  hat  er  nicht 
erkannt,  dass  das  Wesen  der  Kunst  Wagner's  Stil 
ist.  Stil  aber  heisst  das.  innige,  innerlich  be- 
gründete Verhältnis  von  Wort,  und  Ton,  ist  das 
gesunde  Verhältnis  der  aufgebotenen  Ausdrucks- 
mittel zum  Inhalt.  Sommer  aber  übernimmt  die 
Musiksprache  Wagner's  und  redet  in  ilu*  von 
Dingen,  die  viel  zu  klein  und  nichtig,  um  diese 
schwere,  grosslinige  Ausdrucksweise  zu  recht- 
fertigen. Man  wird  die  Dichtung  von  Eberhard 
König  zumeist  loben  hören.  Dennoch  vei-schuldet 
sie  das  Misslingen.  Es  ist  von  vornherein  zu- 
gegeben, dass  Sprcbche  und  Charakteristik  besser 
sind  als  bei  der  Mehrzahl  der  Textbücher.  Aber 
die  Sprache  ist  unmusikalisch,  für  die  Vertonung 
widerharig.  Die  Charakteristik  aber  verleitet  den 
Dichter  zu  plötzlichem  Wechel  zwischen  idealisti- 
scher   und     realistischer     Sprechweise,     der    der 


Musiker  —  vor  allem  aber  der  Wagnerianer  — 
nicht  folgen  kann.  Das  Schlimmste  aber  ist,  dasfe 
der  Dichter  nicht  recht  weiss,  ob  er  eine  Komödie 
oder  ein  Trauerspiel  beabsichtigt.  Er  endigt  mit 
dem  Tod  eines  tyrannischen  Landvogts,  und  die 
Toten  müssen  auferstehen,  um  ihn  Lüge  zu  strafen. 
Wozu  das  alles?  Damit  das  Pflegekind  des  Land- 
vogts  einen  jungen  Maler  heiraten  darf.  Weiter: 
der  Landvogt  ist  ein  Tyrann,  das  Volk  empört 
sich  gegen  ihn.  Das  Volk  hat  also  eigentlicK 
recht.  Aber  der  Dichter  verachtet  mit  dem  Land- 
vogt den  wetterwendischen  Pöbel  und  macht  ihn 
lächerlich.  Bis  zum  Ende  des  dritten  Aktes  kann 
man  auf  heitere  Fortfühi-ung  rechnen.  Derdritt* 
vei-spricht  sie  eigentlich  sogar.  Denn  als  Rübe- 
zahl-Sackpfeiffer  ins  Gefängnis  abgeführt  wird,  sagt 
er:  „Jetzt  geht  der  Spass  erst  recht  los."  Ich 
danke,  wenn  das  Spass  sein  soll.  Dabei  hat  dieser 
Sackpfeiffer  eine  so  köstliche  Pfeife.  Wer  einen 
auf  rühreiischen  Volkshaufen  so  schnell  zum  Tanzen 
bringen  kann,  sollte  doch  auch  ohne  Grespenster- 
spuk  mit  einem  störrischen  Landvogt  fertig  werden. 

Nein,  nein,  da  ist  leider  nichts  zu  retten.  Audi 
Sommer  findet  kein  Mass.  Sind  denn  Bauern 
W^alhallbe wohner?  Ist  ein  hübsches  schlesisches 
Maidlein  eine  W^alküre,  ein  unreifer,  aber  braver 
Maler  Siegfried?  Man  lacht  daiüber,  wenn  dieser 
dün*e  Sclineider  Kürassierstiefel  anzieht,  aber  in 
unserer  Musik  gibt's  überhaupt  keine  kleinen 
Schuhmasse  mehr.  Sie  können  alle  auf  der  Bühne 
weder  recht  stehen  noch  gehen.  Noch  einmal:  es 
ist  schade  um  die  schöne,  vortreffliche  Arbeit,  das 
elirliche  Streben.  Aber  so  ehrfurchtsvoll  es  ge- 
schieht, wir  müssen  das  Werk  doch  ablehnen. 

Die  Aufführung  war  gut.  Obenan  standen 
die  Herren  Knüpf  er  und  Berg  er  und  Frau 
Plaichinger.  Kraus  wäi-e  hierbei  ein  rechter 
Siegfried  gewesen. 


Mitteilungen 


von  Hoohsohulen  n 

An  der  „Freien  Hochschule"  zu  Berlin 
liest  Hr.  Dr.  R.  Hohenemser  über  „Die  Ent- 
wicklung der  Tonkunst  bis  Beethoven."  Klavier- 
und  G^sangsvorträge  erläutern  seine  Darstellung. 
Eine  zweite  Vortragsreihe  über  „Beethoven"  wird 
sich  dem  ersten  Cyklus  anschliessen. 

DasKonservatorium  der  Musik  zu  Strass- 
burg  konnte  am  6.  Februar  auf  ein  oOjähriges 
Bestehen  zurückblicken.  Es  wurde  im  Jahre 
1855  von  der  Munizipalkommission  der  Stadt  be- 
gründet, der  aus  der  „ApffeTschen  Stiftung", 
die  von  ihi*em  Erblasser  zur  „Pflege  der  di-ama- 
tischen  und  musikalischen  Kunst"  bestimmt  war, 
damals  ein  Zinsenertrag  von  53000  Frcs.  zur  Ver- 
fügung stand.  Die  Anstalt  wurde  mit  43  Zög- 
lingen eröffnet,  ilxr  Leiter  war  der  KapeDmeister 
Hasselmans. 


nd  Konservatorien. 

Die  Königl.  Musikschule  zu  W^ürzburg. 
Direktor  Hof  rat  Dr.  Kliebert,  veröffentlicht  eine 
Festschrift  „Die  zweiten  100  Konzei-te  der  Königl. 
Musikschule",  1891-1906.  Die  kleine  Schrift  liefert 
zugleich  einen  Beitrag  zur  C^hronik  der  Anstalt, 
sie  berichtet  über  die  seit  dem  Winter  1875  einge- 
richteten Konzerte  der  Musikschule,  die  den  Zweck 
verfolgen,  Lehrern  und  Schülern  der  Anstalt  eiue 
anregende  Ausübung  ihrer  Kunstfertigkeit  zu 
bieten.  Sie  haben  sich  im  Laufe  der  Jahre  l)e- 
wähi't  und  bilden  jetzt  einen  festen  Kern  iiu 
öffentlichen  Musikleben  Würzburgs.  Es  finden  iu 
jedem  Jahre  3  Orchesterkonzerte,  2  Kammermusik- 
abende  und  je  eine  Oratorienaufführung  und  ein 
Kii'chenkonzert  statt.  Die  vorliegende  kleine  Fest- 
schrift veröffentlicht  die  Programme  der  2.  hundert 
Konzert/e  mit  ihren  Ausführenden  und  bringt,  zum 


—     77 


Srlilnt»  noch  eine  systematische  Zusammenstellung 
der  aufgeführten  Werke. 

Neue  Ausbildungskurse  in  dem  preisgekn'mten 
Anschauungsunterricht  von  Fr.  Dr.  Luise  Krause 


Leiterin  schon  jetzt  in  ihrer  Wohnung,  Berlin  W. , 
Marburgerstrasse  15,  Anmeldungen  entgegen. 
Die  Methode  gewinnt  immer  mehr  Boden,  wie  aus 
zahlreichen    Zuscliriften,   die  an   Fr.    Dr.    Krause 


beginnen    im    nächsten    Quartal,  und    nimmt    die      gelangen,  ersichtlich  ist. 


Vermischte  Nachrichten. 


Herr  Gustav  Lazarus- Berlin  gab  am 
11.  Februar  in  Wien  im  Saale  Ehrbar  ein  Konzeil 
mit  eigenen  Kompositionen.  Zur  Aufführung 
kamen:  »Trio*  op.  56,  E-moll,  , Sonate **  op.  56,  D-moU 
für  Violoncello  und  Klavier,  bei  denen  ausser  dem 
Komponisten  die  Herren  Karl  Prill  und  Wil- 
helm J^ral  mitwirkten,  eine  Reihe  Solo-Klavier- 
stücke: ,3  Litermezzi",  aus  op.  15,  „Air*  aus  op. 
53;  „Am  Waldquell*  aus  op.  64  und  ein  «Sonaten- 
satz- aus  op.  73.  Von  Frl.  Ella  Koleit  wurden 
8  Sololieder  gesungen.  Herr  Lazarus  erntete  so- 
wohl als  Komponist,  als  auch  als  Klaviei-spieler 
reichen  Beifall. 

Der  Herzog  Friedrich  von  Anhalt  hat  den 
Betrag  von  1000  Mk.  aus  dem  Erlöse  der  „Meister- 
singer-Vorstellung* seines  Dessauer  Hoftheaters 
vom  13.  Februar  ds.  Js.  (dem  Todestage  des 
Meisters)  dem  „R.  Wagner-Stipendien-Fonds 
(Jubiläums- Stiftung")  in  Bayreuth  überweisen 
lassen. 

Die  von  Oberbibliothekar  Dr.  Wilhelm  Alt- 
mann,  Berlin,  in  seiner  Broschüre  ^Oeff entliche 
Musikbibliotheken,  ein  frommer  Wunsch"  gegebene 
Anregung  zur  Gründung  einer  Reichsmusik- 
bibliothek, der  auch  im  „Kl.-L.  "eingehende  Würdi- 
gling zuteil  ward,  ist  auf  fruchtbai*en  Boden  ge- 
fallen. Der  Vorstand  des  Vereins  der 
deutschen  Musikalienhändler  in  Leipzig 
hat  sich  mit  einer  Eingabe  an  den  Reicliskanzler 
gewendet,  in  der  er  die  Gründung  einer  Reichs- 
musikbibliothek empfiehlt  und  mitteilt,  dass 
eine  stattliche  Reihe  von  deutschen  Musikverlegeru 
sich  bereit  gefunden  hat,  für  eine  zu  begründende 
Reichsmusikbibliothek  ihi-e  Verlagserzeugnisse 
völlig  kostenlos  zur  Verfügung  zu  stellen.  Es 
heisst  in  der  Eingabe:  Wenn  es  im  allgemeinen 
auch  nicht  als  Aufgabe  des  Reichs  gilt,  für  Kunst 
und  Wissenschaft  zu  sorgen,  und  dei-aitige  Be- 
strebungen bisher  den  Einzelstaaten  überlassen 
worden  sind,  so  stellt  das  Reich  doch  andererseits 
beachtenswerte  Mittel  für  die  Monuinenta  Germa- 
niae  historica,  für  das  Germanische  Museum  in 
Nürnberg,  für  die  archäologischen  Institute  zu 
Rom  und  Athen,  für  das  deutsche  kunstlüstorische 
Institut  zu  Florenz,  für  Vollendung  des  Gi-inmi'schen 
Wörterbuchs,  ja  sogar  für  die  .,  Internationale  Biblio- 
graphie der  Naturwissenschaften"  zur  Verfügung. 
Hiemach  wird  es  auch  die  für  die  Unterhaltung  und 
Verwaltung  der  Reichsmusikbibliothek  erforder- 
lichen   Mittel    nicht    versagen    und    sii*h  der  An- 


nahme der  gewiss  beachtensweiten  Spende,  die 
den  weitaus  grössten  Teil  der  musikalischen  Welt- 
literatur umfasst,  nicht  entziehen  dürfen.  Die 
Bitten  an  den  Reichskanzler  werden  schliesslich 
folgendermassen  formuliert:  1)  den  der  deutschen 
Nation  seitens  der  deutschen  Musikalienverleger 
hiermit  unentgeltlich  dargebotenen  Grundstock  für 
eine  Reichsmusikbibliothek  namens  des  Reiches 
annehmen  zu  wollen,  und  2)  dem  deutschen  Reichs- 
tage baldmöglichst  eine  Vorlage  zugehen  zu  lassen, 
durch  die  die  Mittel  zur  Unterhaltung  und  Ver- 
w^altung  der  Reichsmusikbibliothek  gefordert 
werden.  Oberbibliothekar  Dr.  Wilhelm  Alt- 
mann wird  als  Organisator  der  Reichsmusik- 
bibliothek empfolilen. 

Die  Kammersängerin  Fanny  Moran-Olden 
Ist  in  Schüneberg  im  „Maison  de  sant^*"  ihren 
langen  Leiden  erlegen.  Die  Künstlerin  hat  ihr 
50.  Lebensjahr  nicht  voll  erreicht.  Als  Schülerin 
von  Auguste  Götze  begann  sie  1877  unter  dem 
Pseudonym  Fanny  Olden  ihre  künstlerische  Lauf- 
bahn in  Leipzig,  Dresden  und  Frankfurt  a.  M. 
Als  hervorragende  Wagner-Sängerin  wurde  sie  18iH 
für  die  Münchener  Hofoper  verpüichtat,  an  der 
sie  bis  1896  tätig  war,  sich  aber  durch  ausgedehnte 
Gastspieli'eisen,  die  sie  durch  Europa  und  Amerika 
fülirten,  ihren  gi-ossen  Ruf  erwarb.  Ihre  ausser- 
gewöhnlichen  Stimnmiittel  und  ihre  hervorragende 
Gestaltungskraft  machten  sie  zur  vollendeten  Ver- 
körperung der  verschiedensten  Rollen  der  heroischen 
Oper  ganz  besonders  geeignet,  ihre  Ortrud, 
Fidelio,  Isolde,  Brunhilde,  Eglantine, 
Nornia  u.  v.  a.  leben  im  Gedächtnis  ihrer  Höi-er 
fort.  Frau  Moran-Olden  ist  im  Jahre  1903  in 
Breslau  zum  letzten  Mal  aufgetreten. 

Herr  Ludwig  Riemann-Essen  hielt  in 
Köln  im  dortigen  Tonkünstler -Verein  einen  in- 
teressanten Vortrag  über  ^den  akustischen  Ein- 
tiuss  der  alten  und  heutigen  Klaviere  auf  die 
Kompositionstechnik",  der  mit  praktischen  Er- 
läuterungen auf  dem  Virginal,  Klavichord.  Cembalo 
und  Hammerklavier  begleitet  war.  Herr  Riemann 
stellte  die  Forderung  auf,  dass  die  alte  Klavier- 
musik auf  den  Instrumenten  ausgefttlirt  werden 
solle,  für  die  die  Komponisten  sie  geschrieben.  Er 
fügte  seinen  Ausfühiningen  eine  kurze  Uebersicht 
über  die  Entwicklung  der  Klavierkomposition  bis 
auf  unsei-e  heutigen  Tage  hinzu. 

Die  „Deutsche  Gesellschaft  für  Kunst  und 
\Viss<^ns<'hnft-^    zu    Posen,    Abteilung  für  Musik, 


—     78     — 


führtf^  am  3.  Fehrmir  nntor  l^eitunpf  ihres  Diri- 
genten, Professor  ('.  i\.  IlcMuiift-,  das  Oratorium 
,.  Pranziökiis"  von  Ed^ar  Tijiel  auf.  Solisten 
waren  Frl.  Fromm  und  die  Kammersänger 
Lndwi«^  Hess  und  Franz  Fitzau.  Das  ^'oss- 
ai-tige  Werk,  vorzüglich  einstudiert,  errang  einen 
tiefgehenden  Erfolg,  das  Publikum  bereitete  dem 
Dirigenten  und  den  Ausführenden  begeisterte. 
Ovationen. 

Die  Konzeit4lirekti(»n  „J^eonard",  Berlin, 
schreibt  einen  Preis  von  KKX)  Mk.  für  ein  dank- 
bares und  musikalisch  wertvolles  Violinkonzert 
mit  Orchester  aus,  das  eventl.  anc^h  mit  Klavier- 
begleitung wirkungsvoll  zum  Vortrag  gel)racht 
werden  kann.  Die  Manuskrij)te  sind  unter  den 
üblichen  Formalitäten  bis  zum  1.  August  d.  Js.  an 
die  genannt!»  Konzertdirektion,  Berlin  \V., 
Linksstrasse  2(),  einzui-eichen.  Das  Preis- 
richteramt hal)en  die  Herren  Willi  Bnrmester, 
Pn>f .  G  e  r  n  s h e  i  m  und  Prof,  P  h  i  1  i  pj)  S  c h  a  r - 
wenka  übernommen.  Das  preisgt» krönte  Werk 
soll  in  einem  Orchesterkonzerto  in  der  Saison 
1^105  — 1JM)6  in  Berlin  zur  »Aufführung  gebracht 
werden.  An  der  Preisbewerbung  können  sich 
Komponist« Ml  aller  Länder  bet4»iligen. 

Der  Verein  , Beethoven- Haus*  in  Bonn 
veranstaltet  in  den  Tagen  vom  28.  Mai  bis  L  Juni 
d.  Js.  w ieder  ein  K  a m  m  e  r m  u  s  i  k  f  e s  t.  Es  sol  1 
auf  demselben  u.  a.  ältere  Musik  in  Original- 
besetzung durch  die  Pariser  ,,Societe  des  instni- 
ments  anciens**  nnd  die  ^.Societe  des  instruments 
a  vent  (Bläservereinigung  am  l'uriser  Conservatoire) 
zum    Vortrag    gebracht    werden.     Pn»f.    Joachim 


hat  seine  Mitwirkung  bei  dem  Feste  zugesagt: 
auch  <r  Albert  hofft  man  für  dasselbe  zu  ge- 
winnen. 

Hofkapellme ister  Max  v.  Krdmannsdörf fer 
zu  München  ist  am  14.  Februar  an  Blinddarment- 
zündung gestorben.  Eine  Operation,  der  er  sich 
am  9.  Februar  unterzog,  war  anscheinend  gilii^stiu 
verlaufen,  sodtiss  Hoffnung  auf  Erhaltung  seine^ 
Ijebens  war;  dejinoch  trat  der  Tod  5  Tage  später 
ein.  Wir  kommen  auf  das  Wirken  des  verdienst- 
vollen Künstlere  noch  eingehender  zurück. 

Am  19.  Febniar  konstituierte  sich  liier  eine 
„Franz  Liszt-Ge Seilschaft*,  welche  sich  nai-h 
den  einstimmig  aogenommenen  Statuten  die  Auf- 
gabe gest<dlt,  Jieben  künstlerischer  Betätigung 
Verbesserungen  in  der  sozialen  Lage  der  Musiker 
anzustreben.  Das  Protektorat  hat  die  Frau  Prinzes> 
Heinrich  VH.  Beuss  übernommen.  Ihr  leb- 
haftes Interesse  und  ihre  Zusage  für  tätige  Mit- 
hilfe haben  bis  jetzt  unter  anderen  verspn»rlieii 
die  Frau  Fürstin  11  oben  lohe- Schillings  fürst, 
die  Hoftheater-lntendant^nv.  Hülsen,  v.  Possart. 
V.  Puttlitz  und  der  Meffe  Franz  Liszt*s,  Herr 
( reheimrat  Professoi-  v.  L  iszt-  Berlin,  die  Freiherren 
Ernst  und  Hans  v.  Wolzogen,  die  Professoren 
Door-Wien,  Epstein- Wien,  Kellermann- 
München,  Carl  Klindworth,  Waldemar 
Meyer,  Arthur  Nickisch,  E.  E.  Taubert-Ber- 
lin, Cäsar  Cui-Petersburg  etc. 

Berichtigung.  Prof.  Kobert  Eituer'> 
Todestag  ist  in  der  letzten  Nummer  irrtümlich 
angege})en.     Er  starb  am  22.  Jan.  d.  Jahres. 


Bücher  nnd  Musikalien. 


Hugo  Wolf;  Lieder  aas  der  Jugendzeit.  Tiefe  Aus- 
gabe. Herausgegeben  von  Ferd.  Foll. 
LaaterbMli  ä  KbIiii,  Leipilf. 
Wir  sind  leicht  geneigt,  nachgelassenen  und 
erst  nach  dem  Tode  bedeatender  Komponisten 
edierten  Werken  etwas  skeptisch  und  misstrauisch 
gegeoüber  zu  stehen,  denn  wir  wissen  aus  £r- 
fahmng,  dass  die  Hinterlassenschaft  sogar  mancher 
unserer  grossen  Meister  —  wir  nennen  nur  Chopin 
und  Mendelssohn  —  zum  Teil  aus  minderwertigen 
Schöpfungen  besteht.  Sobald  wir  uns  aber  er- 
innern, dass  sich  im  Nachlass  eines  Franz  Schubert 
aach  Perlen  von  so  nnvergleichlicher  Schönheit 
wie  das  D-moll-Quartett,  die  C-dar-  und  die  un- 
vollendete H-moU-Symphonie  vorfanden,  so  werden 
wir  gut  ton,  in  Zukunft  Jede  Veröffentlichung 
nachgelassener  Kompositionen  bedeatender  Meister 
mit  aufrichtigster  Teilnahme  zu  begrüssen,  wenn 
uns  dadurch  nur  die  Möglichkeit  geboten  wird, 
jedes  bedeutende  Werk  vor  der  Vergessenheit  zu 
bewahren.  Die  vorliegenden  Lieder  werden  den 
Freunden  der  Wolf  sehen  Muse  schon  deshalb  will- 


kommen sein,  well  sie  von  dem  künstlerischen  Ent- 
wicklungsgang des  unglücklichen  Komponisten  ein 
interessantes  and  anschauliches  Bild  bieten.  Die 
ersten  zwei  Nummern  stammen  ans  dem  Jahre  1877 
und  sind  in  Windischgräz  komponiert,  die  übrigen 
zehn  ein  Jahr  darauf  in  Wien,  seinem  späteren, 
bleibenden  Wohnort.  Der  bemerkenswerteste  Zug 
dieser  Jugend lieder  ist  der  tiefe,  melancholische 
Ernst,  der  fast  jedes  einzelne  durchzieht.  Gleich 
die  erste  Nummer  beginnt  mit  den  Lenau'schen 
Worten: 

O  wag'  es  nicht,  mit  mir  zu  scherzen, 
Zum  Scherze  schloss  ich  keinen  Bund, 
O  spiele  nicht  mit  meinem  Herzen; 
Weisst  Du  noch  nicht,  wie  sehr  es  wund? 
Hat   der   damals   erst   17jährige   Jüngling,  "^ 
drängt  sich  uns  die  Frage  auf,  schon  so  tiefes  Leid 
erfahren   und   ist   es   nicht    merkwürdig   und  er- 
greifend, dass  ihn  gerade  die  Poesien  jenes  Dichters 
zuerst  zur  Vertonung  anregten,    über  den  dasselbe 
furchtbare  Geschick  hereingebrochen  war,  das  anch 
ihn  in  kurzer  Frist  in  der  Fülle  seines  Lebens  da- 


79     — 


hin  raffen  sollte?  Von  Jagendliedern  wird  Niemand 
billigerweise  schon  Meisterwerke  erwarten,  nmso- 
znehr  mnss  es  ttberrasclien,  dass  sich  in  den  ersten 
Nummern  bereits  eine  fest  geschlossene  Indivi- 
daalität  ansprSgt  nnd  das  vierte  Lied  „Nächtliche 
Wanderung^  zu  einer  Höhe  emporsteigt,  wie  sie 
nur  Anserwählte  in  glücklicher  Stunde  zu  erreichen 
vermögen.  Schon  der  Anfang  mit  dem  verminderten 
Septakkord  in  tiefer  Lage  und  den  zwei  dröhnenden 
Hammerschlägen,  die  wie  Scliicksalsrafe  in  den 
verschiedensten  Tonarten  und  Wendungen  wieder- 
kehren, dann  die  eigenartige  und  doch  festgegliederte 
Form,  vor  allem  aber  die  äusserst  charakteristische, 
oft  wie  stnrmdnrchbebte  Klavierbegleitung  mit 
dem  prachtvollen  Zwischenspiel  in  Cis-dur,  das 
dann  in  A-dur  zum  düsteren  Schlnss  hintiberleitet, 
dies  alles  verleiht  diesem  Lied  eine  nnmittelbar 
und  tief  ergreifende  Wirkung.  Erreicht  auch  keines 
der  daraoffolgenden  mehr  diese  Höhe,  so  ist  doch 
kein  einziges  Lfed  unbedeutend  und  physiognomie- 
los, vielmehr  ist  in  jedem  schon  der  Stempel  Wolf- 
scher Eigenart  unverkennbar  ausgeprägt.  Da  das 
ganze  Heft,  wie  man  annehmen  sollte,  vom  Ver- 
leger wie  vom  Herausgeber  mit  grösster  Sorgfalt 
vorbereitet  worden,  so  ist  es  verwunderlich,  wie 
mehrere  störende  und  im  ersten  Moment  sinnver- 
wirrende Druckfehler  stehen  bleiben  konnten.  Vor 
allem  wird  sich  Über  das  falsche  Fes  im  ersten 
Takt  auf  Seite  34  und  über  das  ungeheuerliche 
Ges  in  der  Singstimme  im  12  Takt  auf  Seite  30 
wahrscheinlich  schon  mancher  Dilettant  den  Kopf 
zerbrochen  haben.  Eine  lahme  und  mattwirkendo 
Stelle  auf  Seite  36  gibt  mir  zu  einer  Bemerkung: 
Veranlassung.  Der  C-dur- Akkord  zu  Anfang  des 
seclisten  Taktes  raubt  zumal  als  Niederschlag  der 
darauffolgenden  Schlusskadenz  G  C  jede  Kraft  und 
Bedeutung,  und  zwar  umsomehr,  als  dieser  C-dur- 
Akkord  in  der  ersten  Lage  kurz  vorher  schon  ein- 
mal erklingt.  Verändert  man  aber,  wie  es  natür- 
licher wäre,  das  ominöse  C  in  G  als  Grundton  des 
{-Akkordes,  so  verlieren  wieder  die  beiden  darauf- 
folgenden Quartsextakkorde  ihren  Glanz  und  ihre 
Schlagkraft.  Man  kann  die  Stelle  drehen  wie  man 
will,  es  bleibt  immer  ein  Satzverstoss  übrig,  den  der 
sonst  80  gewissenhafte  Komponist  vor  der  Ver- 
öffentlichung seiner  Jagendlieder  ohne  Zweifel 
entfernt  haben  würde.  —  So  wie  das  erste  Lied  be- 
gonnen, ebenso  schwermütig  klingt  das  letzte  aus; 
es  ist  ein  Heine^sches  Gedicht  und  beginnt  mit  den 
Worten  , Ernst  ist  der  Frühling,  seine  Träume  sind 
traurig".  Kein  Freund  Wolf  scher  Lieder  wird  dieses 
Jagendheft  ohne  Ergriffensein  aus  der  Hand  legen. 

Arno  KUffeL 

Felix  Woyrsch:  Op.  50.  Skaldische  Rhapsodie. 
Konzert   (D-moll)   f.   Violine   u.    Orchester. 

€hr.  Friedrieh  Yiewef,  BerllB-Orots-Lfeliterfelde. 

Die  Violinkonzerte  von  Mendelssohn  und  Broch 
sind  für  das  vorliegende  Werk  Felix  Woyrsch's 
vorbildlich   gewesen,   womit   ihm   keineswegs   die 


Daseinsberechtigung  abgesprochen  werden  soll. 
Im  Gegenteil,  die  drei  Sätze  der  ,Skaldischen 
Khapsodie^  enthalten  sehr  viel  schöne  und  vor 
allem  auch  charakteristische  Musik,  so  ein  gewisses, 
ganz  unverkennbares  lokales  Kolorit,  eine  Herbheit 
und  Strenge  des  Ausdrucks,  die  frisch  belebend 
auf  den  Hörer  einwirkt  und  die  Erwartung,  die 
durch  die  Hinweis  geben  den  üeberschriften  „Helden- 
sage',  „Ballade^^  und  „Heimfahrt^'  erregt  wird, 
durchaus  erfüllt.  Die  in  Rede  stehende  Komposi- 
tion zeichnet  sich  durch  ihren  rein  tondichterischen 
Gehalt  vor  vielen  anderen  ihrer  Gattung  aus  und 
bereitet  auch  insbesondere  durch  schöne  formale 
Ausgestaltung  Wohlgefallen.  Felix  Woyrsch  ist 
im  musikalischen  Ausdruck  immer  treffend  und 
scharf,  dabei  kurz  und  bündig  und  gibt  dankens- 
werterweise hierbei  niemals  zu  viel  oder  zu  wenig. 
Sein  Konzert  ist  auch  besonders  im  bekannten 
Sinne  für  den  Geiger  dankbar  und  bietet,  mit  er- 
schöpfender Kenntnis  des  Soloinstrumentes  ge- 
schrieben, technische  Schwierigkeiten  genug,  die 
einen  ganzen  Mann  (und  tüchtigen  Musiker  dazu !) 
erfordern.  Die  orchestrale  Begleitung  (mir  liegt 
der  gut  gearbeitete  Klavierauszug  vor)  ist  durchaus 
symphonisch  gehalten,  lässt  aber  der  Solovioline 
überall  genügend  Spielraum,  sich  frei  und  künst- 
lerisch zu  betätigen.  In  der  Charakterisierung  ist 
Woyrsch  ungemein  glücklich  gewesen  und  hat  es 
verstanden,  das  Ganze  zwar  mit  einer  bestimmt 
umgrenzten  Stimmung  zu  umkleiden,  andemteils 
hingegen  eine  reiche  Fülle  von  verschiedenen,  leise 
differierenden  und  doch  der  Gefühlshaupttonart 
eng  verwandten  neuen  Empfindungen,  gewisser- 
massen  durch  jene  wachgerufen,  zu  Worte  kommen 
zu  lassen,  also  Gegensätze  in  der  Thematik  zu 
schaffen,  welche  ohne  weiteres  Bürgen  einer  be- 
deutenden und  vornehmen  Wirkung  sein  müssen. 
Dem  trefüichen  Werke  ist  Eingang  und  Verbreitung 
in  allen  musikalischen  Kreisen  bestens  zu  wünschen. 

Eugen  Segnitz. 

Otto  Singer:  Sechs  Stücke   von   Peter   Tschai- 
kowsky  für  Viol    mit  Klavierbegl. 
No.  1.  Chant  sans  paroles,  op.  2  No.  8. 
„    2.  Mazurka  de  Salon,    „    9    »    3. 
,    3.  Nocturne  (F-dur),      „  10    „     1. 
F.  K.  ۥ  Leaeksrty  Lelpsiir. 
Wiederum  greifen   wir,   wie  schon  so  oft  bei 
Schubert,  Schumann  und  Chopin,  für  die  Geige  zu 
arrangierten  Sachen.    „Chant  sans  paroles''  ist  schon 
lange   in   Sammlungen   beliebter  Geigenstücke  er- 
schienen; es  ist  jedenfalls  von  grossem  Werte,  dass 
jüngere    Schüler    diesen    bedeutenden    russischen 
Komponisten  schon  frühzeitig  kennen  und  schätzen 
lernen.     Tschaikowsky's   Violinkonzert   wie    seine 
Kammarmusikwerke    sind   Dilettanten    überhaupt 
kaum  zugänglich     Wir  können  diese  Arrangements 
seiner  beliebtesten  Klavierstücke  von  Singer  daher 
nur  freudig   begrüssen.     Wer  Schumann   „Aus- 
gewählte Stücke'*  (Edition  Peters;  gespielt,  Talent 


80     — 


für  Vortrag  und  einen  ^uten  Bogenstrich  hat.  dem 
können  diese  Sachen  sogleich  in  die  Hand  gegeben 
werden,  die  technischen  Schwierigkeiten  in  der 
linken  Hand  sind  nicht  gross.  Ich  glanbe  aber, 
dass  anch  Künstler  einzelne  dieser  Stücke  in  ihr 
Programm  aufnehmen  werden,  da  sie  ebenso  dank- 
bar sind  wie  verschiedene  viel  gespielte  Werke 
von  Schumann.  Deshalb  heben  wir  die  3  ersten 
Nummern  besonders  hervor.  Tsch/s  Kompositionen 
haben,  wie  die  meisten  russischen  und  slawischen, 
immer  einen  melancholischen  Anstrich,  daher  trägt 


No.  2,  trotz  des  Titels  „Mazurka  de  Salon*,  keinen 
so  brillanten  Charakter,  wie  wir  es  z.  B.  bei 
Chopin's  Mazurken  gewöhnt  sind;  man  möchte  da 
vielleicht  an  Schnbert's  „Ländler*  erinnern,  die 
auch  selten  eine  fröhliche  Stimmung  anfkommen 
lassen.  Die  liebliche,  innige  Melodie  von  No.  3 
wird  jeder  Geiger  gewiss  gern  zum  Vortrags  wählen; 
ab  und  zu  geht  durch  diese  Komposition  eine  dem 
„roten  Sarafan*  ähnliche  Stinmiung. 

Dagobert  Löioenthal. 


MusikpSdagogiscber  Verband. 

Sehulgesangs-KommiMion. 

(Fortsetzung.) 


Zu  dem  Punkt  des  Arbeitsplanes  „Sichtung  des 
Unterrichtsmaterials  für  die  höheren  Lehranstalten" 
wollte  Herr  Gustav  Beckmann  noch  eine  Unter- 
scheidung gemacht  wissen  zwischen  den  Lehr- 
plänen für  die  6stufigen  und  denen  der  9  stufigen 
Anstalten.  Für  die  ersteren  müsbe  der  Stoff  we- 
sentlich beschränkter  sein.  Er  sandte  für  die 
9  klassigen  höheren  Anstalten  folgenden  Ent- 
wurf ein: 

Stoffauswahl  für  9  stufige  höhere  Anstalten. 

1.  Im  grossen  und  ganzen  dürfen  nur  4  stim- 
mige a  cappella-Chöre  berücksichtigt  werden. 

2.  Diese  dürfen  nicht  zu  schwierig  und  müssen 
Perlen  der  Chorliteratur  sein. 

3.  Die  Chöre  müssen  möglichst  geringen  Um- 
fangs  sein  und  dem  Stimmenumfang  der  jugend- 
lichen Sänger  entsprechen. 

4.  Es  sollen  im  grossen  und  ganzen  nur 
Originalchöre  von  anerkannten  Meistern  be- 
rücksichtigt werden;  muss  die  Stimmführung 
geändert  werden,  so  geschieht  das  durch  kleine 
Noten,  damit  man  gleich  das  Original  klar  er- 
kennen kann. 

6.  Gute  Tonsätze  von  Chorälen  und  Liedern 
dürfen  berücksichtigt  werden,  doch  soll  die  Bear- 
beitung von  Kunstliedern  möglichst  unterbleiben. 

6.  Bei  der  Auswahl  sollen  nach  Möglichkeit 
viele  musikalische  Formen  berücksichtigt 
werden. 

7.  Die  Anordnung  und  die  Auswahl  des  Stoffes 
nach  dem  Inhalt  der  Lieder  und  Gesänge  (z.  B. 
Heimats-,  Abschieds-,  Wanderlieder  etc.)  soll  fort- 
fallen; auf  die  Schulfestlichkeiten  soll  nicht 
wie  bisher  ausschliesslich  Rücksicht  genommen 
werden. 

8.  Die  Anordnung  und  Auswahl  des  Stoffe« 
soll  vielmehr  nach  musikgeschichtlichen  Ge- 
sichtspunkten erfolgen,  sodass  das  Chorbnch  für 
den  Schüler  gewissermassen  eine  Skizze  der  Muäik- 
geschichte  bildet.  Der  Stoff  gruppiert  sich  eben 
um  die  Komponisten,  die  Träger  der  Musik- 
geschichte sind.  Diesen  würden  sich  andere  tüch- 
tige  Komponisten    anreihen.     Das    Chor  buch    be- 


ginne also  mit  italienischen  Meistern  und  schüesse 
mit  neudeutschen  Komponisten,  soweit  sich  das  er- 
möglichen Hesse 

Zu  diesem  Plan  haben  sich  die  Herren  Pro- 
fessor Cebrian,  Domsänger  Rolle,  Musikdirektor 
Wiedermann   in    nachstehender   Weise   geäussert: 

Zu  1.  Es  sind  vorwiegend  4  stimmige  a  cap- 
pella-Chöre zu  berücksichtigen;  es  müssen  in  9  stu- 
figen höheren  Lehranstalten  aber  auch  Chorwerke 
mit  Instrumentalbegleitung  eingeübt  werden. 

Zu  8.    Erste  Hälfte  des  Satzes  streichen. 

Zu  4.  Bei  Abänderungen  des  Tonzatzes  genügt 
es,  wenn  die  Originalgestalt  In  der  Partitur  des 
Gesanglehrers  steht. 

Zu  5.  Beethoven's:  „Die  Himmel  rühmen*, 
Schumann's:  „So  sei  gegrüsst^,  Mendelssohn's :  „Der 
Frühling  naht**  sind  verbreiteter  in  der  Gestalt  von 
Bearbeitungen,  als  in  der  Originalform.  In  solchem 
Falle  z.  B.  sind  Bearbeitungen   wohl   verwendbar. 

Zu  Punkt  7  und  8,  die  sich  auf  Sammlungen 
(Chorbücher  und  dergleichen)  beziehen  .- 

Die  chronologische  Anordnung  der  G^esänge 
hat  gewiss  manches  für  sich;  sie  wird  aber  zwei- 
fellos auch  viele  Lücken  in  der  musikhistorischen 
Entwickelung  aufweisen.  Diese  Frage  mögen  die 
Verfasser  derartiger  Sanmilungen  selbst  entscheiden, 
zumal  sehr  viel  davon  abhängt,  wie  ein  Autor  ein 
solches  Buch  gestaltet. 

Weitere  Meinungsäusserungen  der  Kommissions- 
mitglieder sind  dringend  erwünscht.  Jj]s  ergeht 
überhaupt  die  Bitte  an  die  Mitglieder,  sich  zu  allen 
Publikationen  der  Schulgesangsfrage,  die  teils  im 
redaktionellen  Teile  des  ,K1.  L.",  teils  in  den 
Beiheften,  ev.  auch  durch  direkte  Zuschriften 
erfolgen,  zu  äussern  und  Zustimmungen,  Zusätze 
oder  auch  Bedenken  in  druckreifer  Form  einzu- 
senden Sie  kommen  dann  in  rascher  Folge  zur 
Veröffentlichung  und  zur  Kenntnis  aller  Inter- 
essenten. Der  vorigen  Nummer  des  „Kl.  L.''  war 
als  Beiheft  15  eine  Arbeit  von  Herrn  Seminar- 
oberlehrer Ernst  Paul- Dresden  über  den 
„Lehrplan  der  Uebuiigsschule  am  Dresdener  Königl. 


—     Hl      — 


Seminar**  beigegeben,  in  der  diesmaligen  folgea 
Arbeiten  von  den  Herren  Professor  Ed.  Engel - 
Dresden  nnd  Franz  Zureich-Karlsruho, 
welche  Vorschläge  für  Lehrpläne  zur  „Stimm- 
bildnng"  enthalten.  Ferner  beginnt  eine  grössere 
Abhandlung  über  die  Au.sbildung  und  Prüfung  der 
Gesanglehrer  und  Lehrerinnen  an  den  höheren 
Schulen.  Mit  der  Sichtung  und  Prüfung  der 
zahlreich  der  Berliner  Kommission  eingereichten 
Literatur  für  den  Schulgesang  ist  Herr 
Musikdirektor  Wiedermann  beschäftigt. 

L  A.; 
Xaver  Scharwenka. 


Musik -Sektion 
des  Alliir«  Dentsclien  Lelirerinnen-Yereius. 

Wir  teilen  unseren  Mitgliedern  mit,  dass  sich 
in  Hannover  und  Braun  schweig  zwei  neue 
(fruppeii  gebildet  haben  Vorsitzende  der  Han- 
noverschen Gruppe  ist  Frau  Professor  Gtircke, 
Friesenstr.  24  a,  der  Braun  Schweiger  Frl.  Bertä 
Bastian,  Campestr.  38. 

Der  Vorstand. 

L  A.: 
Sophie  Henkel, 


_  Dieser  Auflage  liegt  ein  Prospekt  von  Heinrichshofen's  Vorlag,  Magdeburg:  ^Aus- 

gewählte Klaviermusik  zu  2,  4,  6  und  8  Händen''  bei^  auf  den  wir  unsere  Leser  besonders 
aufmerksam  machen,  D.  E. 


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Konservatorium  der  Musik 
in  Kassel. 

Gegr.  1895.     Direktion:  L.  Beyer.     Gegr.  1896. 

ElirenTOraitz :  Beffieninn-Präaident  toh  Trott  lo  8als, 
Qrftf  KSmlgMorlTy  Ezoelleni  Generalin  toh  ColOMb, 
Oberbürgermeister  Mfiller  u.  A. 

Coratoriam:  Pfarrer  Haas,  Sohnldirektor  Prof.  Dr.  Krasi. 
maoher»  Bankier  Plaat,  Jnstixrath  Scheffer  n.  A. 

Lelirer :  Die  Damen :  L.  Beyer,  Blasal-Förster,  Königl.  Opem- 
süDgrerin,  Olesse- fabronl,  A.  Taadlea.  Die  Herren: 
A.  Harlde>«a,  Kammervirtuos.  Prof.  Dr.  Udbel, 
O.  Kaletscb,  KgL  Kammermusiker,  K.  KleUmana, 
Kgl.  Opernsänger.  W.  Moabsapl,  Kgi.  Kammermusiker, 
Bd.  8ebBildl,  Kgl.  Kammermusiker,  H.  Sebnarbosfh, 
Kgl.  Kammermusiker  u.  A. 

Unterrtchtfächer:  KUvier,  Violine,  OeUo,  Harfe  und  alle 
übrigen  Orchesterinsti-umente.  Oesang,  Harmonie- 
und  Kompo^tionslehre.  Musikgesohiohte.  Italienisch. 
Orchesterspiel.    Oehörabung.    Musikdiktat. 

Organisation:  Ck>ncertklassen.  Seminarklasson.  Ober-, 
Mittel-  und  Elementarklassen. 

8tatalea  sind  kostenfrei  su  bestehen  durch  die  Schriftleitung 
des  Konservatoriums  Kassel,  Wilhelmshöher  Allee  48. 


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Direction:  Gustav  Lazarus. 

Berlin  N.Wm  Luisen-Str.  36.  BerUn  W.,  Biilowstr.  2  (am  Noiieodorfpiatx). 

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Berlin  W.,  Taoenzienstr.  6. 


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Koiusert-Vertr.:  H.  Wolff,  Berlin. 


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Berlin  W.»  Passanerstrasse  22". 


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erteilt  in  Leipzig«   Liebintr.  S 1,   und  in  Lladhard-Nauiihof  (Bahnlinie  Leipzig- 
Döbeln- Dresden)  von  Juni  bis  einschl.  September 

6e$aiidsuiiterri€bt. 

Herren  und  Damen  vom  Lehrfach,  sowie  ausQbende  Küostler,  die  Unterricht 
nehmen  wollen,  sind  gebeten,  event.  vorher  schriftliche  Klarlegung  ihrer  stimmlichen 
Veranlagung,  sowie  eines  von  einem  Arzt  ausgestellten  Berichtes  Ober  ihren  allge- 
meinen Gesundheitszustand  einzusenden. 


Prof.  Franz  Kuilaic 

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Berlin  W.,  Habsburger  Str.  4. 


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Tonbildnng  und  Qesangstechnik 

von  Kammersänger 

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Berlin  W«*  Ansbacherstr.  37. 


Prof.  Ph.  Schmitt'8 

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dem  preisgekrönten  Rnschauungsunterricht  der  Vorsteherin. 

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Fflr  die  Redaktion  verantwortlicli:  Anna  Morsch,   Berlin  W.,  Ansbacherstr.  87. 

Expedition  und  Verlag  |,I>er  Uavier-Lelirer^,  M.  Wolff ,  Berlin  W.,   Ansbacherstraase  87. 

Drock:  J.  S.  Preuss,  Berlin  S.W.,  Kommandantenstr.  14. 


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der  Musik-Sektion  des  K  D.  L-V.  und  der  Tonkünstler-Verelne 
zu  KöIh;  Dresden^  Hamburg^  Leipzig  und  Stuttgart. 
Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslaur. 
Redaktion:  Anna  Morsch 

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No.  6. 


Berlin,  15.  März  1905. 


XXVIII,  Jahrgang. 


Inhalt:  Dr.  G.  Heiter:  Ueber  die  Mechanik  der  dem  Klavierspiel  dienenden  Bewegungen.  J.  Vinnna  da  Motta:  Wagner-Literatur. 
GeoiK  Capellen-QanabrQck:  Tonachrift-Refonn  Capellen.  (Fortsetzung.)  Dr.  Karl  Storck:  Kritische  Kflekschau  über  Konzert 
und  Oper.  Mitteilungen  von  Hochschulen  und  Konservatorien.  Vermischte  Nachrichten.  Bacher  und  Musikalien,  besprochen 
von  Prof.  Arno  Kleffel  und  Eugen  Segnitz.    Anzeigen. 


@cber  die  ^ecbanil^ 
dei0  dcif)  Kla^iepspkl  diet)et)dci)  HeiS^cguoSen. 


Von 
Dr^  O.  Herter. 


Wozu  ein  gelehrter  Aufsatz  über  eine  so 
einfache  Sache  .^  Lernt  das  Kind  nicht  spielend 
seine   Glieder   bewegen.?     Treiben   wir   nicht 
täglich    alle    möglichen    Hantierungen,    ohne 
lange  zu  überlegen,  wie  wir  es  anfangen,  den 
Fuss  hierhin  oder  dorthin  zu  setzen,  den  Kopf 
zu  wenden  oder  die  Augen  zu  erheben?    Ist 
der  Anblick   einer  Tänzerin   darum   weniger 
anmutig,  weil  sie  niemals   über  die  Gesetz- 
mässigkeit   ihrer    Bewegungen    nachgedacht 
hat,   oder  rührt  uns   ein  Schlummerlied  we- 
niger, weil  die  Mutter  sich  der  mechanischen 
Bedingungen    ihrer    Stimme    nicht    bewusst 
wird?    Spottet  Mephisto  nicht  mit  Recht? 
„Dann  lehret  man  Euch  manchen  Tag, 
Dass,  was  ihr  sonst  auf  einen  Schlag 
Getrieben,  wie  Essen  und  Trinken  frei. 
Eins!  Zwei!  Drei!  dazu  nötig  sei." 
Bei  oberflächlicher  Betrachtung  möchte  es 
so    scheinen,    indes   ist  doch    eine   wissen- 
schaftliche   Untersuchung    der    Körperbewe- 
gungen  nicht  nur,   wie  jeder  Einblick  in  die 
Werkstatt  der  Natur,  von  allgemeinem  Inter- 
esse,  sondern   auch  von    bestimmtem   prak- 
tischen  Wert   für   denjenigen,    welcher    eine 


schwierige  Bewegungstechnik,  wie  sie  das 
Klavierspiel  darstellt,  beherrschen  will.  Was 
dagegen  zu  sprechen  scheint,  sind  eben  nur 
Scheingründe.  Gewiss  erlerntauch  der  Natur- 
mensch vieles  unbewusst  aus  sich  heraus 
oder  durch  Nachahmung  Anderer,  aber  wie 
unvollkommen  oft  und  aufweichen  Umwegen! 
Und  wenn  wir  an  den  täglichen  Bewegungen 
eines  Kindes  oder  an  den  urwüchsigen 
Lebensäusserungen  eines  nur  von  der  Natur 
unterrichteten  Menschen  unsere  Freude  haben, 
so  liegen  dem  Vorstellungen  auf  ganz  anderem 
Gebiet  zu  Grunde:  der  Anblick  des  Unbe- 
holfenen, Ungekünstelten  gewährt  uns  die 
wohltuende  Empfindung  des  Gegensatzes  zu 
den  angespannten  Anforderungen  abgemes- 
sener Berufstätigkeit.  WiU  man  aber  hohen 
Ansprüchen  genügen,  dann  muss  man  me- 
thodisch vorgehen.  Dass  das  Marschieren  im 
Sinne  einer  möglichst  schnellen  Fortbewegung 
gelernt  sein  will,  weiss  jeder  Rekrut;  und  wie 
hier,  so  müssen  wir  auf  allen  Gebieten,  wo 
technische  Leistungen  verlangt  werden,  die 
grundsätzliche  Forderung  jeder  Technik  be- 
achten:  Erfüllung  einer  bestimmten  Aufgabe 


86 


in  möglichster  Vollkommenheit,  in  möglichst 
kurzer  Zeit  und  mit  möglichst  kleinem  Kraft- 
verbrauch. 

Von  diesem  Gesichtspunkt  aus  lohnt  es 
auch,  die  Mechanik  des  Klavierspiels  ins  Auge 
zu  fassen,  nachdem  einige  allgemeine  Be- 
merkungen vorausgeschickt  sein  werden. 

Die  Bewegungsmöglichkeit  des  mensch- 
lichen Körpers  ist  durch  die  beweglich  mit 
einander  verbundenen  Teile  des  Knochen- 
gerüsts gegeben,  deren  anatomische  Anord- 
nung Stellungsveränderungen  der  einzelnen 
Knochen  gegeneinander  bis  zu  einem  gewissen 
Grade  gestattet.  Nehmen  wir  als  einfachstes 
Beispiel  den  Fall  zweier  stabförmiger  Knochen, 
welche  mit  ihren  zugekehrten  Enden,  von 
denen  das  eine  abgerundet,  das  andere  ent- 
sprechend ausgehölt  ist,  durch  elastische 
Bänder  so  unter  einander  verbunden  sind, 
dass  sie  gegen  einander  in  einer  bestimmten 
Ebene  chamierartig  bewegt  werden  können. 
Bewirkt  wird  diese  Bewegung  durch  meist 
langgestreckte,  spindelförmige  Muskeln,  deren 
sehnige  Enden  mit  je  einem  der  beiden 
Knochen  verwachsen  sind.  Diese  Muskeln 
besitzen  nun  die  Fähigkeit,  sich  unter  gleich- 
zeitiger Dickenzunahme  zu  verkürzen,  wodurch 
ihre  beiden  Ansatzpunkte  einander  genähert 
und  die  vorher  in  geradliniger  Fortsetzung 
an  einander  stossenden  Knochen  in  eine 
Winkelstellung  gebracht  oder  aus  einer 
solchen  Winkelstellung  in  die  geradlinige 
Stellung  zurückgeführt  werden.  Solcher  Mus- 
keln gibt  es  nun  an  allen  Gliedmassen  eine 
grosse  Menge.  Sie  umgeben,  einzeln  oder  zu 
Gruppen  vereinigt,  die  Knochen  und  Gelenke 
und  bilden  in  ihrer  Gesamtheit  das,  was  man 
im  gewöhnlichen  Leben  Fleisch  nennt.  In  An- 
ordnung und  Ansatz  sehr  verschieden,  bringen 
sie  je  nach  Umständen  einzeln  oder  in  ge- 
meinschaftlicher Betätigung  alle  die  mannig- 
faltigen Bewegungen  hervor,  welche  gemäss 
dem  Bau  der  Knochen  und  Gelenke  überhaupt 
möglich  sind. 

Ausserordentlich  vielseitig  ist  in  dieser 
Beziehung  der  Arm  ausgestattet,  den  wir  nun- 
mehr näher  betrachten  wollen.  Man  unter- 
scheidet am  Arm  drei  Abschnitte:  den  aus 
einem  Knochen  bestehenden  Oberarm,  den 
Unterarm  (auch  Vorderarm  genannt)  mit  zwei 
neben  einander  liegenden  Knochen  und  die 
Hand.  Diese  setzt  sich  ihrerseits  zusammen 
aus  acht  kleinen,  die  Handwurzel  bildenden 
Knochen,  fünf  röhrenförmigen  Mittelhand- 
knochen   (von   denen  vier  ziemlich   fest  und 


dicht  nebeneinander  liegen,  während  der  dem 
Daumen  zugehörige  fünfte  freier  beweglich 
ist)  und  14  Fingergliedern  (am  Daumen  2,  an 
den  übrigen  Fingern  je  3)  Das  oberste,  an 
der  Stelle  der  sogenannten  Knöchel  an  den 
betreffenden  Mittelhandknochen  stossende 
Fingerglied  heisst  Grundglied,  das  nächste 
Mittelglied,  das  letzte  Endglied;  dem  Daumen 
fehlt  das  Mittelglied. 

Am  Schultergelenk  hängt  der  Oberann- 
knochen mit  einem  kugeligen  Gelenkkopf  in 
einer  entsprechend  ausgehöhlten  Gelenkpfanne 
des  Schulterblatts,  mit  deren  Rand  er  durch 
ein  weites  Kapselband  verbunden  ist.  Die 
Schlaffheit  dieses  Bandes  und  der  Umstand, 
dass  die  Gelenkpfanne  den  viel  grösseren  Ge- 
lenkkopf nur  zum  kleineren  Teile  umfasst, 
hat  zur  Folge,  dass  die  Bewegungen  im 
Schultergelenk  nach  allen  Richtungen  in 
grosser  Ausgiebigkeit  möglich  sind,  so  dass 
wir  z.  B.  mit  der  Hand  jeden  Punkt  unserer 
Körperoberfläche  erreichen  können. 

An  der  Bildung  des  Ellenbogengelenks 
beteiligen  sich  der  Oberarmknochen  einer-  und 
die  beiden  Unterarmknochen  andererseits.  Von 
diesen  liegt  die  Speiche  an  der  Daumenseite, 
die  Elle  an  der  Kleinfingerseite;  beide  zu- 
sammen bilden  mit  dem  unteren  Ende  des 
Oberarmknochens  ein  Charniergelenk,  in  dem 
der  Unterarm  bis  zu  einem  Winkel  von  180® 
gestreckt  und  bis  zu  einem  solchen  von  etwa 
400  gebeugt  werden  kann.  Eine  darQber  hin- 
ausgehende Bewegung  wird  durch  Knochen- 
vorsprünge an  der  Vorder-  und  Rückseite  des 
Gelenks  gehemmt.  Daneben  ist  aber  im  Ellen- 
bogengelenk noch  eine  andere  Bewegung 
möglich,  und  zwar  unabhängig  von  dem  Grad 
der  Beugestellung  des  Gelenks.  Die  Speiche 
kann  nämlich  mit  ihrer  Längsachse  um  die 
feststehende  Elle  im  Halbkreise  herumgeführt 
werden,  wobei  die  Hand  dem  sich  drehenden 
unteren  Ende  der  Speiche  folgt,  während  das 
obere  Ende  seinen  Platz  nicht  verlässt.  Bei 
parallel  neben  einander  liegenden  Unterarm- 
knochen eines  am  Körper  herabhängenden 
Armes  ist  der  Handteller  nach  vom  gerichtet, 
während  er  durch  die  fragliche,  einen  Bogen 
von  180°  umfassende  Drehung  nach  hinten  zu 
liegen  kommt.  Soll  die  Drehung  noch  über 
die  bezeichnete  Grenze  hinaus  gesteigert 
werden,  so  ist  dies  zwar  ausführbar,  aber 
nicht  mehr  im  Ellenbogengelenk,  es  muss 
vielmehr  eine  ergänzende  Bewegung  im 
Schultergelenk  zu  Hilfe  genommen  werden. 

Das    Handgelenk    (Handwurzel)    ist  aus 


—     87     — 


einer  grösseren  Anzahl  kleiner,  unter  einander 
in  Verbindung  stehender  Gelenke  zusammen- 
gesetzt, die  in  ihrer  Gesamtheit  eine  ziemlich 
ausgiebige  Beweglichkeit  ermöglichen.  Die 
Bewegungen  im  Handgelenk  bestehen 
einmal  aus  Beugung  und  Streckung  (beides  zu- 
sammen in  einem  Winkel  von  120^)  und  dann 
in  einer  massigen  Seitenwendung  (Zuziehung 
nach  der  Seite  der  Speiche,  Abziehung  nach 
der  Seite  der  Elle).  Die  beiden  Ebenen,  in 
denen  diese  verschiedenen  Bewegungen  er- 
folgen, liegen  senkrecht  aufeinander.  Indem 
man  beide  Bewegungsarten  vereinigt,  kann 
man  die  Hand  die  Oberfläche  eines  Kegels 
beschreiben  lassen,  dessen  Spitze  dem  Hand- 
gelenk entspricht.  Auch  hierbei  ist  die  Stel- 
lung des  Ellenbogengelenks  und  ebenso  der 
Grad  der  Drehbewegung  der  Speiche  ohne 
Einfluss. 

Die  Mittelhandknochen  des  2.  bis  5. 
Fingers  liegen  ungefähr  in  einer  Ebene  neben 
einander  und  bilden  den  unbeweglichsten  Teil 
der  Hand,  insofern  die  Form  der  Mittelhand 
nur  im  Sinne  einer  leichten  Wölbung  und 
Wiederabflachung  in  querer  Richtung  verändert 
werden  kann.  Eine  Ausnahmestellung  nimmt 
hierin  der  zum  Daumen  gehörende  Mittelhand- 
knochen ein,  der,  mit  dem  entsprechenden 
Handwurzelknochen  durch  ein  sattelförmiges 
Gelenk  verbunden,  allseitiger  Bewegungen 
fähig  ist.  Bei  ihm  kann  man  wie  beim  Hand- 
gelenk einerseits  Beugung  und  Streckung 
(d.  i.  bei  flach  aufgelegter  Handfläche  Senkung 
und  Hebung),  andererseits  Zuziehung  (nach 
dem  Zeigefinger  zu)  und  Abziehung  (vom 
Zeigefinger  fort)  unterscheiden,  deren  Ver- 
einigung auch  hier  zu  einer  der  Oberfläche 
eines  Kegels  folgenden  Bewegung  führt. 
Findet  gleichzeitig  Beugung  und  Zuziehung 
statt,  so  erfolgt  eine  Bewegung  des  Daumens 
nach  der  Hohlhand  zu,  was  der  Anatom  Gegen- 
stellung (gegenüber  den  anderen  Fingern),  der 
Klavierspieler  Untersetzen  des  Daumens  nennt. 
Hierbei  kommt  unwillkürlich  und  unvermeidlich 
auch  eine  leichte  Drehung  des  Daumens  um 
seine  Längsachse  zustande.  Während  nämlich 
bei  flach  aufgelegter  Hand  die  Kuppen  des  2. 
bis  5.  Fingers  abwärts  gerichtet  sind,  wird  die 


Unterlage  vom  Daumen  ohnehin  nur  mit 
seinem  äusseren  Rand  berührt,  und  dieser 
dreht  sich  beim  Untersetzen  des  Daumens 
noch  mehr  nach  abwärts.  Soll  der  Daumen 
wieder  aus  der  Hohlhand  entwickelt  und  neben 
den  Zeigefinger  gestellt  werden,  dann  muss 
Streckung  und  Abziehung  des  Mittelhand- 
knochens zusammenwirken. 

Auch  die  Mittelhandfingergelenke  des  2. 
bis  5.  Fingers  seigen  Beugung  und  Streckung 
(jene  bis  zum  rechten  Winkel,  diese  soweit, 
dass  das  1.  Fingerglied  mit  dem  Mittelhand- 
knochen eine  gerade  Linie  bildet),  femer  Zu- 
und  Abziehung  (Spreizung)  und  im  Zusammen- 
wirken eine  kreisförmige  Bewegung  des 
Fingers.  In  engen  Grenzen  lässt  sich  auch, 
wie  beim  Daumen,  eine  Gegenstellung  (Unter- 
setzen) jedes  dieser  Finger  erzielen. 

Die  Gelenke  zwischen  den  einzelnen 
Fingergliedern  sind  einfache  Charniergelenke 
und  gestatten  daher  lediglich  Beugung  und 
Streckung,  und  zwar  erstere  bis  zu  einem 
Winkel  von  90»,  letztere  soweit,  dass  die 
Finger  eine  gerade  Linie  darstellen. 

Von  Wichtigkeit  ist  es  nun,  diejenige 
Stellung  der  Gelenke  zu  kennen,  die  sie 
eirmehmen,  so  lange  keine  besondere  Bewe- 
gung auf  sie  ausgeübt  wird,  so  dass  lediglich 
ihr  anatomischer  Bau  und  die  natürliche  Span- 
nung der  Gelenkbänder  und  der  Muskeln  zur 
Geltung  kommt«  Diese  sogenannte  Ruhe- 
stellung nimmt  der  Arm  an,  wenn  man  ihn 
schlaff  am  Körper  herabhängen  lässt.  Dann 
hängt  der  Oberarm  senkrecht  nach  unten, 
während  der  Unterarm  kaum  merkbar  gebeugt 
und  soweit  nach  innen  gedreht  ist,  dass  die 
Hohlhand  nach  hinten  und  etwas  dem  Rumpf 
zugewendet  ist.  Das  Handgelenk  steht  in 
einer  Mittelstellung  zwischen  Beugung  und 
Streckung,  die  Fingergelenke  befinden  sich  in 
leichter  Beugung,  die  Finger  selbst  berühren 
einander  eben. 

Erhebt  man  den  Unterarm  um  90®,  dann 
bemerkt  man,  dass  die  Hand,  ihrer  Schwere 
folgend,  in  Beugestellung  herabsinkt,  wobei  die 
Kleinfingerseite  noch  etwas  tiefer  zu  stehen 
kommt,  als  die  Zeigefingerseite. 
(SchlnsB  folgt.) 


—    88    — 


Von 
Jo»e  TiaiiBa  da  llotta. 


Die  deutsche  Literatur  ist  jüngst  um  eines 
ihrer  schönsten  und  ergreifendsten  Bücher  ver- 
mehrt worden.  Es  ist:  Wagner's  Briefe  und 
Tagebuchblätter  an  Mathilde  "Wesendonk 
(bei  Duncker  in  Berlin).  Wagner's  menschliche  Per- 
sönlichkeit erschien  bisher  noch  nicht  in  ihrer 
ganzen  Grösse  und  Reinheit,  wie  in  diesen  Briefen, 
die  an  Intimität  des  Inhalts,  B.ückhBlt8lo8igkeit 
und  Leidenschaftlichkeit  des  Ausdrucks  alle  bisher 
veröffentlichten  Briefe  des  Meisters  übertreffen. 
Aber  nicht  nur  die  menschlich  ergreifende  Grösse 
Wagner's  und  des  Ehepaares  Wesendonk  gegen- 
über ihrem  wunderbaren  Schicksal  tritt  uns  aus 
diesem  Buche  entgegen,  es  hat  eine  ungeheure  Be- 
deutung auch  durch  die  Aufschlüsse,  die  Wagner 
über  sein  künstlerisches  Wesen  gibt  und  die  höchst 
bedeutenden  Aeusserungen,  die  er  über  jede  Er^ 
Bcheinung  des  Lebens  und  der  Kunst  macht.  Denn 
wieGroethe  der  Frau  von  ^tein,  teilt  Wagner  der 
geliebten  Prau  alles  mit,  was  sein  Inneres  bewegt 
und  seinen  G^ist  beschäftigt.  So  treffen  wir  auf 
tiefgehende  Analysen  seines  eigenen  Wesens,  die 
an  die  Art  HebbePs  mahnen,  Pläne  zu  den  Siegern^ 
dem  Parsifal;  die  Musik  zu  „Tristan  imd  Isolde" 
sehen  wir  gleichsam  entstehen  (dieser  Teil  des 
Buches  bietet  fast  den  grössten  Heiz),  hören  sein 
(Scharfes  Urteil  über  seine  frühere  j„ Kulissen- Venus", 
die  die  Pariser  Umarbeitung  nötig  machte,  schliess- 
lich taucht  auch  die  Meistersinger-Dichtung  auf.  Es 
war  die  fruchtbarste  Zeit  in  Wagner's  Schaffen.  Er 
selbst  sagt:  ^Portan  brauche  ich  nur  in  meinen 
eigenen  Vorrat  zurückzugreifen."  Ich  weiche  der 
Versuchung  nicht  aus,  einige  Stellen  anzuführen, 
aber  der  Leser  glaube  ja  nicht,  dadurch  der  Pflicht 
entbunden  zu  sein,  das  Buch  selbst  zu  lesen.  Von 
höchstem  Interesse  ist  sein  Geständnis,  dass  er 
um  das  30.  Lebensjahr  (die  Zeit  des  „Holländers") 
noch  Zweifel  an  seiner  Begabung  hegte,  weil  er 
noch  so  viel  Einfluss  und  Nachahmung  in  sich 
spürte.  Dagegen  vergleiche  man  sein  Erstaunen 
über  die  unerhörte  Neuheit  der  Musik  zum  „Tristan" 
bei  den  Proben  in  den  Pariser  Konzerten,  wobei 
ihm  erst  klar  wurde,  welchen  Weg  er  in  den 
letzten  8  Jahren  zurückgelegt  habe.  Wenn  er  von 
den  „Extremen  der  Stimmung"  spricht  (S.  188), 
wer  dächte  da  nicht  an  „Tannhäuser"!  (vgl.  Be- 
merkungen zur  Aufführung  des  Tannhäusers  in 
den  „Schriften",  5.  Band.)  Noch  oft,  wenn  er  von 
sich  spricht,  wird  es  uns  klar,  wieviel  von  seinem 
eigenen  Wesen  jede  seiner  Gestalten  enthält. 

Was  er  von  seiner  Kunst  der  feinen  Ueber- 
gänge  sagt,  klärt  den  Blick  für  die  Erkenntnis 
des  tiefen  Pormgefühls  dieses  „Freiheits*'-Apostels. 

Wie  man  den  Dichter  beim  Schaffen  hier  be- 
lauschen kann,  das  ist  von  wundersamer  Wirkung. 


Noch  eine  Seite  in  Wagner's  Wesen,  die  in 
seinen  Schriften  wenig  hervortritt  und  nur  in 
Briefen  mehr  durchbricht,  erscheint  hier  in 
grösserer  Breite:  sein  sprudelnder  Humor. 
Prächtig  äussert  sich  des  Künstlers  Freude  über 
seine  eigene  Schöpfung,  z.  B.  beim  dritten  Akt 
des  Tristan:  ^Ich  habe  keinen  Menschen,  micli  zu 
loben,  gerade  wie's  dem  lieben  €h>tt  damals  —  vor 
circa  6000  Jahren  —  ging,  und  so  sagte  ich  mir 
denn  unter  anderem :  Richard,  Du  bist  ein  T—kerl!^ 
Schade  ist  es,  dass  uns  nicht  die  zwei  Stellen  aus 
dem  2.  Akt  mitgeteilt  werden,  die  nur  in  der 
Skizze  komponiert  w^orden  und  von  grosser  musi- 
kalischer Schönheit  sein  sollen. 

Eine  Stelle  ist  besonders  bedeutsam  und  weist 
auf  seine  Hans-Sachs-Natur  hin.  Nachdem  er  vom 
Witz  des  Weltverächters  gesprochen,  f  üg^  er  hinzu : 
„Auch  ich  fühle  mich  nach  Leiden  immer  erst 
genesen,  sobald  dieses  Lächeln  mir  wieder  durch 
den  G^ist  zieht,  das  unter  umständen,  wenn  die 
Enttäuschung  über  besonders  grosse  Illusionen 
mit  hinzu  tritt,  bis  zum  herzlichen  Lachen  arten 
kann.^*  Nur  dass  bei  Hans  Sachs  das  Lächeln 
der  Enttäuschung  die  ganze  Milde  einer  ruhigen 
Heiterkeit  erreicht  hat  (vgl.  das  Programm  zum 
Vorspiel  des  3.  Aktes  der  Meistersinger  im  Nach- 
lassband.) 

Auch  von  Wagner's  Tierliebe  erfahren  wir 
entzückende  Züge.  Mit  aller  Zartheit  .der  ent- 
sajg^nden  Liebe  verspricht  ihm  die  Freundin  ein 
Hündchen  zu  erziehen,  wenn  es  sie  dann  recht 
lieb  habe,  will  sie  es  ihm  schicken.  Von  dich- 
tericher  Schönheit  erfüllt  sind  die  Stimmungsbilder 
aus  Venedig. 

Erschütternd  wirken  seine  Klagen,  seine 
Kämpfe  um  die  Liebe  zu  der  edlen  Frau,  die  er 
besiegen  will  und  nicht  kann.*)  (Tristan:  „im 
Sterben  mich  zu  sehnen,  vor  Sehnsucht  nicht  zu 
sterben!")  Welch  furchtbares  Schicksal  dieses  rast- 
lose Wandern  von  Ort  zu  Ort,  ohne  Heim,  ohne 
Hoffnung,  ohne  Verständnis  für  seine  höchsten 
Ziele  zu  finden,  trotz  vereinzelter  „Erfolge",  trotz 
Opfer  seiner  Freunde,  unter  denen  Wesendonk  der 
edelste  war! 

Der  Briefwechsel  bricht  ab,  als  der  Meister 
den  König  findet,  der  dem  Künstler  endlich  Ruhe 
verschafft  und  zum  Teil  Verwirklichung  seiner 
Pläne  und  das  weibliche  Gemüt,  in  das  er  „rück- 
haltlos  untertauchen   konnte",**)   die   grosse  und 


*)  Einmal  stand  er  auf  dem  Balkon  seines 
Palastes  in  Venedig,  in  der  Absicht,  sich  in  den 
Kanal  zu  stürzen! 

**)  Welches  Liebebedürfnis  in  diesem  „herri- 
schen* Menschen!  „Wenn  man  mich  liebt,  kann 
man  mit  mir  machen  was  man  will!** 


—    89    — 


geuiale  Frau,  nach,  der  er  so  lange  sich,  geselmt 
hatte  und  die  ihm  selbst  die  edle  Freundin  nicht 
^ranz  sein  konnte,  weil  „Pflichten"  sie  noch, 
fesselten. 

Die  Fülle  tiefsinniger  Bemerkungen  über 
Philosophie,  Kunst,  Leben,  Menschen  ist  über- 
^rältigend  und  bestätigt  vollständig  ein  wunderbar 
schönes,  schmerzlich  intimes  Wort  des  Meisters: 
^^'Wie  mit  heiligem  Grauen  vor  meiner  eigenen 
Herrlichkeit  durchschauert  mich  das  Bewusstsein, 
von  Dir  in  so  ganzer  Fülle,  so  süss  zärtlich 
luid  doch  so  innig  keusch  geliebt  worden  za 
sein!" 

Wie  beschämt  von  solcher  Hoheit  müssen  die 
stehen,  die  an  der  Entsagung  Tristan's  gezweifelt 
und  gemeint  haben,  das  sei  eben  gewöhnliches 
Liiebespaarschicksal :  nach  genossenem  Liebesglück — 
Todessehnsucht!  Die  Briefe  sind  höchst  dankens- 
werter Weise  ohne  jede  Auslassung  wiedergegeben. 
Im  Anhang  folgen  14  Briefe  Frau  Wesendonk's» 
aus  denen  eine  stete,  warme,  aber  unterdrückte 
Liebe  und  ein  feiner  Geist  herausspricht.*) 

Zur  Ergänzung  sind  die  Briefe  Wagner 's  an 
Otto  Wesendonk  (Verlag  der  Allgemeinen 
Musik-Zeitung)  und  Glasenapp's  Wagner-Bio- 
graphie (Breitkopf  und  Härtel)  heranzuziehen. 
Letztere  erscheint  soeben  in  3.  erweiterter  Auflage 
und  ist  bis  zur  ersten  Hälfte  des  dritten  Bandes 
gediehen.  Es  ist  ein  wundervolles  Werk,  das  für 
sich  als  literarisches  Produkt  genossen  werden 
kann.  Mit  bewunderungswürdigem  Fleisse  hat 
Glasenapp  aus  allen  schriftlichen  und  mündlichen 
Mitteilungen  das  Leben  Wagner*s  rekonstruiert 
und  mit  peinlichster  Sorgfalt  die  Zuverlässigkeit 
der  Quellen  geprüft,  sodass  sein  grosses  Werk  ein 
historisches  Dokument  ohne  Grleichen  bilden  wird. 


Wie    der  Biograph   die  Geschichte.  Wagner's  zum 
Leben  wiedererweckt,  das  ist  erstaunlich. 

Von  Glasenapp  ist  ebenfalls  ein  weniger  be- 
kanntes Werk:  ^Wagner-Encyclopaedie*  (C.  F. 
Siegel,  Leipzig).  Wagner's  Aeusserungen  über  Er- 
scheinungen der  Kunst-  und  Kulturgeschichte,  wie 
sie  in  den  ,.gesammelten  Schriften"  und  Briefen 
zerstreut  sind,  hat  Glasenapp  zu  kleinen  Abhand- 
lungen zusammengezogen,  sodass  sein  Werk  nicht 
nur  ein  vorzügliches  Nachschlagebuch  und  Register 
zu  Wagner's  Schriften  bildet,  sondern  sich  wie 
ein  Original  Wagner's  liest,  das  selbst  den  Kennern 
der  „Schriften"  Neues  bietet  durch  die  Zu- 
sammenfassung der  einzelnen  weitgetrennten 
Stellen  über  denselben  Gegenstand.  Diese  mit 
grossem  Geschick  und  einer  Kenntnis,  der  nichts 
Wichtiges  entgeht,  ausgeführte  Arbeit  ist  nicht 
nur  die  beste  Einführung  zu  den  Schriften  des 
Meisters,  sondern  auch  für  den,  der  diese  bereits 
studiert,  ein  höchst  bedeutendes  Mittel  zu  besserer 
Erfassung  imd  Durchdringung  der  Weltanschauung 
W^agner's.  Leichter  als  aus  den  einzelnen  Schriften 
gewinnt  man  hier  einen  imponierenden  Eindruck 
von  der  Einheitlichkeit  und  der  Universalität  des 
Wagnerischen  Geistes.  Also  nicht  als  Surrogat 
der  Schriften  (obgleich  sie  „Fauleren"  auch  als 
solches  dienen  kann),  sondern  als  Ergänzung  sollte 
man  die  Encyclopaedie  benützen.  Aber  vollständig 
wird  sie  erst  durch  das  Wagner-Lexikon  von 
H.  Stein  (bei  Cotta,  Stuttgart),  der  die  Ethik 
und  Aesthetik  Wagner^s  darstellt  (ebenfalls  in 
wörtlichen  Anführungen),  somit  die  Grundbe- 
griffe der  Wagnerischen  Weltanschauung  be- 
handelt.*) 


*)  Das  Begister  müsste  zu  einem  Sachregister 
erweitert  werden. 


*)  Wagner's  Aeusserungen  über  die  Ent- 
stehung und  den  CJharakter  seines  „Fliegenden 
Holländers"  hat  H.  von  Wolzogen  vereinigt  in 
einer  höchst  interessanten  Brochüre  zur  Bayreuther 
Aufführung  dieses  Werkes. 

(SchluPS  folgt.) 


^oi)scbr!ft'1^cfoFtt)  @apellct)i 

»eriiDeiia  auf  aeii  Priiueip  der  eiiitoeltiicbkeit  iiiia  Kelativit»  der  Seicben, 
ototie  Jleiiaeriing  a«  note»-  md  £iiiien$y$teM. 

Von 
Georg:  Capellen-Osnabraek. 

(Fortsetzrmg.) 


Nicht  nur  die  Versetzungszeichen,  sondern 
auch  die  Schlüssel-  und  Oktavzeichen  sind  reform- 
bedürftig, da  es  auch  hier  an  Einfachheit  und  Ein- 
heitlichkeit mangelt.  Wir  kommen  damit  zu  den 
Partituren,  dem  Schmerzenskinde  der  bisherigen 
Tonschrift.  Dass  die  Partituren,  die  wohl  jedem 
einzelnen  Instrumente,  nicht  aber  dem  Leser 
Eechnung    tragen,    eine    verständlichere    Sprache 


reden  als  bisher,  wäre  im  Literesse  der  Kompo- 
nisten, Dirigenten,  Kunstfreunde  und  Verleger  sehr 
zu  wünschen.  Sollten  Musiker  hier  einwenden, 
dass  ihnen  das  Ablesen  auch  modemer  Partituren 
mit  ihren  oft  mehr  als  20  Liniensystemen  keine 
Schwierigkeiten  mache,  so  vergessen  sie,  welche 
unermüdliche  geisttötende  Uebung  dazu  gehört  hat, 
um    Auge    und    Geist    zur    augenblicklichen    Be- 


—     90    — 


herrscliimg  so  vieler  Systeme,  Schlüssel  nnd 
Stimmiingen  geschickt  zu  machen ;  denn  mau  wird 
doch  unmöglich  behaupten  können,  dass  ein  Meister 
im  Partiturenlesen  sozusagen  vom  Himmel  fällt. 
„Liegt  der  Wert  eines  Dirigenten  etwa  in  seiner 
staunenswerten  Kunst  zu  transponieren,  in  seiner 
immensen  Fähigkeit,  Partituren  zu  entziffern?" 
ruft  Dubitzki  mit  Hecht  in  seinem  beherzigens- 
werten Aufsatze  im  Musikalischen  Wochenblatt 
(1904,  No.  35—37)  aus.  Unsere  heutige  ZiCit  drängt 
dahin,  alles  Zunftmässige  in  der  Kunst  zu  be- 
seitigen, ihre  Exklusivität  aufzuheben,  durch  Aus- 
lieferung ihrer  Geheimnisse  imd  Heiligtümer  an 
die  empfängliche,  begeisterungsfähige  Allgemein- 
heit. Mit  dieser  Zeitrichtung  hängt  das  Streben, 
das  Technisch-Handwerksmässige  möglichst  ein- 
fach, einheitlich  und  rationell  zu  gestalten,  aufs 
engste  zusammen. 

Das  Ideal  wäre,  dass  die  Partituren  in  gleicher 
Weise  Gremetngut  aller  (gebildeten  würden,  wie  die 
Aufzeichnungen  der  übrigen  Künste,  dass  in  den 
Begalen  der  Hausbibliothek  neben  Shakespeare, 
Goethe  und  Schiller  auch  Beethoven.  Mozart  und 
Wagner  angetroffen  würden.  Dieses  auch  für  die 
Verleger  höchst  willkommene  2jiel  ist  nur  erreich- 
bar, wenn  alle  Instrumente  in  der  effektiven 
Tonart,  wie  sie  durch  die  Bässe  und  Streicher 
angezeigt  wird,  mittels  eines  einheitlichen 
Schlüssels  notiert  werden.  Das  anstrengende, 
unablässige  Aufmerken  auf  die  verschiedenartigen 
Schlüssel  im  Beginn  und  Verlauf  eines  Tonstücks, 
auf  die  bunte  Heihenfolge  der  Stimmungen  und 
Spezialtonarten  der  Instrumente  fiele  dann  von 
selbst  fort,  der  Komponist  würde  sich  freier  fühlen 
und  auch  dem  Kunstfreunde  wäre  geholfen,  da 
er  nunmehr  ohne  das  trockene  und  zeitraubende 
Studium  einer  Instrumentationslehre  den  flüchtigen 
Konzertgenuss  durch  eine  verständnisvolle  Lektüre 
der  Partitur  vertiefen  könnte. 

Massgebend  für  die  Einrichtung  der  Zukunfts- 
partitur sind  folgende  wissenschaftliche  Gesichts- 
punkte : 

1.  Dem  angeborenen  Gefühl  der  Einheitlich- 
keit und  Symmetrie  entspricht  die  Verwendung 
und  vergleichsweise  Zugrundelegung  eines  einzigen 
Schlüssels,    der   nur  der    am   meisten   gebrauchte. 


also  j 


sein  kann. 


2.  Die  sofortige  Erkennung  der  richtigen 
Tonhöhen  im  Sinne  eines  einzigen  Schlüssels 
ist  viel  wichtiger,  als  die  sofortige  Erkennung  der 
richtigen  Oktavhöhen  im  Sinne  verschiedener 
Schlüssel. 

3.  Die  Vorstellung  der  richtigen  Oktavhöhe  der 
nach  dem  wirklichen  Klange  notierten  Noten 
ist  viel  leichter,  als  die  Entzifferung  der  vom 
Standpunkt  des  Einheitsschlüssels  aus  nach  Ton- 
sitz  und  Tonbedeutung  unterschiedenen 
Noten. 


Es  ist  doch  offenbar  weniger  beschw^erlicb, 
ein  auf  der  Mittellinie  stehendes  h  eine  Oktave 
tiefer  abzulesen,  als  sich  vorzustellen,  dass  gemäss 
dem  vorgezeichneten  Altschlüssel  diese  Note  nicht 
h  ist,  sondern  eine  Septime  tiefer  liegt,  also  eist. 

Unvereinbar  mit  unserer  Devise:  Gleicher 
Tonsitz  —gleiche  Tonbedeutung!  ist  die  Aufrecht- 
erhaltung der  C-schlüssel.  Die  Erkenntnis  von 
der  Ueberflüssigkeit  der  C-schlüssel  ist  bereits  in 
so  weite  Kreise  gedrungen  und  so  oft  betont 
worden  (neuerdings  auch  von  Dubitzky),  dass  es 
nur  eines  offiziellen  Machtspruches  bedarf,  um.  jene 
antiquierten  Gebilde  vollends  wegzublasen.  Sind 
doch  jene  Schlüssel  zum  Glück  bei  Vokal- 
stimmen schon  fast  völlig  ausgemerzt  1  Und  kommen 
etwa  die  Bratschisten  und  Cellisten  mit  ihrem 
Alt-  bezw.  Tenorschlüssel  aus?  Keineswegs,  da 
nur  zu  oft  für  die  höheren  Töne  der  Violinschlüssel 
gebraucht  wird.    Wenn  der  Cellist  sogar  mit  drei 

Schlüsseln:  Q*,  ^  ^^  arbeiten  muss,  so  kann  ihm 

dieser  Wechsel  der  Notenbedeutung  doch  unmög- 
lich Vergnügen  machen.  In  meinem  Aufsatz  in 
der  „Musik"  habe  ich  bereits  hervorgehoben,   dass 

alle  C-schlüssel  vollkommen  einwandfrei  durch  ifc 

ersetzt  werden  können,  indem  an  Stelle  der  bis- 
herigen Notierung  mit  Alt-  oder  Tenorschlüssel 
alle  Noten  eine  Oktave  höher  geschrieben  werden 
als  sie  klingen,  ein  Verfahren,   das    früher  bereits 


vielfach    im    Cello   beim  (gebrauch   von 


geübt 


wurde.  Als  Beispiel  für  die  Unbedenklichkeit  der 
neuen  Notierung  wählen  wir  den  ausgebreiteten 
C-durakkord  auf  der  Bratsche: 


Früher:        Jetzt: 


Fig.  ?a. 


m 


Wie  soll  nun  die  Oktavversetzung  angezeigt 
werden?  Etwa  durch  einen  neuen  Schlüssel  oder 
Sinnänderung  der  alten  C-schlüssel?  Beides  wäre 
verfehlt,  da  im  Interesse   der  Einheitlichkeit  aus- 


schliesslich 


zu  gebrauchen  ist  und  eine  Um- 


wertung der  C-schlüssel  von  Tonhöhenzeichen  zu 
Oktavhöhenzeichen  (Dubitzky)  den  gewohnheits- 
mässigen  Gedankenassociationen  »zuwiderlaufeii 
würde.  Das  einfachste  und  praktischste  ist  die 
Heraussetzung  der  Oktavlage  mittels  derZif  fern 
8,  16  (24),  die  je  nachdem  über  oder  unter  das 
Liniensystem  gestellt  werden,  während  die  normale 
Höhenlage  durch  eine  längliche  0  te  xLer  Mitte  des 
Systems  gefordert  wird,  die  als  selbstverständlich 
jedoch  fehlen  kann.  Durch  dieses  Verfahren  ist 
eine  vollkommene  Analogie  zur  Tonartbezeichnung 
geschaffen,  die  ja  auch  herausgesetzt  wird. 


91     — 


Ein  Bild  der  neuen  „Einheitspartitur"  bietet 
Fig.  7.  Der  i^  ist  hier  als  selbstverständlich  überall 

fortgelassen,  Takt-  und  Tonartvorzeichnung  sind  der 
Bequemlichkeit  halber  über  und  unter  die  Klammer 
fl^esetzt.  Die  verkürzten  Instrumentalnamen  sind 
auf  jeder  Partiturseite  zu  wiederholen,  ebenso  die 
über-  und  untergesetzte  Tonartvorzeichnung. 

TJeberall  ist  in  Fig.  7  die  vorgezeichnete  Ziffer 
eine  tiefstehende  8  (16),  nicht  nur  bei  den  nicht 
transponierenden  Instrumenten  mit  Alt-  oder  Tenor- 
Bchlüssel  (bei  Meyerbeer:  Bratschen,  Fagotte,  Raoul 
und  Cello),  sondern  auch  bei  einigen  transpo- 
nierenden Instrumenten  (Clar.  in  A,  Homer  in  H, 
Kontrabass).  Die  8  bedeutet,  dass  alle  Noten  eine, 
die  16,  dass  sie  2  Oktaven  tiefer  abzulesen  sind. 
In  Normallage  notiert  sind  Englisch-Hom  und 
Clar.  in  B,  sowie  die  Violinen,  die  Nullsignatur 
ist  weggelassen.  Die  Wahl  der  Oktavlage  ist  keine 
ein-  für  allemal  feststehende,  sondern  geschieht 
nach  Bequemlichkeit:  Wie  bei  Flauto  picc.  eine 
hochgestellte  8  oder  16,  so  kann  auch  bei  der  ein- 
fachen Flöt«  und  bei  den  Violinen  eine  hoch- 
gestellte 8  vorgezeichnet  werden,  um  viele  Hilfs- 
ßtriche  an  den  Noten  zu  vermeiden.  Aber  soll 
nicht  wenigstens  Q  für  die  Bässe  beibehalten 
werden?  Gewiss  kann  das  geschehen.  Indessen 
sprechen  für  die  Ausmerzung  auch  des  Q  in 
Partitur  und  Stimmen  3  Gründe:  a)  Die  gute 
üebersichtlichkeit  und  Lesbarkeit  der  Partituren 
bei  konsequenter  Durchführung  der  Schlüssel-Ein- 
heitlichkeit, b)  die  Ersparnis  an  Hilfsstrichen  bei 
den  tiefen  Bassnoten,    indem    z.  B.    das  Kontra-F 

im  ^  4  Hüfsstriche,  im  ^^  dagegen  nur  drei  er- 
fordert, c)  die  Vereinfachung,  welche  für  die 
Notierung  die  schlüssellose  Partitur  (Fig.  7)  be- 
deutet, deren  Voraussetzung  ebenfalls  Schlüssel- 
Einheitlichkeit  ist. 

In  welcher  Weise  sollen  angesichts  der  Ein- 
heitspartitur die  ausgeschriebenen  Stimmen 
notiert  werden?  Auch  hier  sind  Alt-  und  Tenor- 
schlüssel durch  den  Violinschlüssel  mit  Oktavziffer 
zu  ersetzen.  Bei  transponierenden  Instru- 
menten muss  dagegen  aus  instrumental-tech- 
nischen Gründen  die  bisherige  transponierende 
Schreibweise  in  den  ausgeschriebenen  Stimmen 
beibehalten  werden,  denn  bekanntlich  bleiben 
Fingersatz  und  Lippendruck  in  den  verschiedenen 


auf  c  bezogenen  Stimmungen  unverändert,  sodass 
die  Transposition  der  Skalen  nicht  vom  Spieler, 
sondern  vom  Instrument  selbst  besorgt  wird. 
Notieren  somit  Partitur  und  Stimmen  bei  trans- 
ponierenden Instrumenten  verschieden,  so  ge- 
raten dennoch  Dirigent  und  Kopist  keineswegs  in 
eine  missliche  Lage;  denn  bei  Anwendung,  der 
Keilschrift  und  der  relativen  Methode  muss  wegen 
der  Gleichheit  aller  chromatisch-enharmonischen 
Tonleitern  die  ausgeschriebene  Stimme,  abgesehen 
von  der  fortlaufend  gleichen  Notendistanz,  dasselbe 
Aussehen  haben,  wie  die  Originalstinmie  in  der 
Partitur.  Fig.  8  bringt  eine  Stelle  aus  der 
7.  Symphonie  von  Beethoven  in  alter  und  neuer 
Notierung  und  die  ausgeschriebenen  Stinmien  der 
transponierenden  Instrumente  (Clar.  in  A  und  Comi 
in  E).  Die  A-Clarinetten  sind  in  der  Einheits- 
partitur dem  Klange  nach  in  A-moll  notiert,  aus- 
geschrieben dagegen,  wie  bisher,  in  C-moU,  jedoch 
mit  Verwendung  der  Keilschrift.  Würde  das  gis 
in  A-moll,  wie  üblich,  durch  tt  gefordert  werden, 
das  entsprechende  h  in  C-moU  dagegen  durch  i|, 
so  ginge  die  Gleichheit  des  Tonversetzungsbildes 
sofort  verloren.  Die  relative  Methode  leistet  also 
auch  bei  Partituren  die  besten  Dienste.  Nötig  ist 
aber  auch  bei  Hörnern  und  Trompeten  die 
Heraussetzung  der  Tonartvorzeichen,  an  Stelle  der 
üblichen  konsequenten  C-durvorzeichnung  und  An- 
bringung der  Versetzungszeichen  vor  den  jeweiligen 
Noten.  Offenbar  spielen  doch  Hömer  und  Trom- 
peten nur  dann  in  C-dur,  wenn  die  Stimmung  des 
Instruments  der  effektiven  Tonart  entspricht. 
Differieren  dagegen  Stimmung  und  Tonart,  so 
spielen  jene  Instrumente  nicht  in  C-dur,  sondern 
in  einer  Tonart,  die  um  soviel  höher  (tiefer),  als 
die  effektive  Tonart  liegt,  wie  die  Stimmung  tiefer 
(höher)  als  C-dur  ist.  Steht  z.  B.  das  Tonstück  in 
Es-dur,  so  spielt  ein  F-Horn  nicht  in  C-,  sondern 
in  B-dur.  Die  bisherige  Methode  der  steten 
Wiederholung  der  Horntonartvorzeichen  vor  den 
Noten  ist  eine  ebenso  grosse  Umständlichkeit 
und  Inkonsequenz  wie  unwürdige  Konzession  an 
die  Bläser,  wie  auch  Gevaert  bereits  hervor- 
hebt (Instrumentenlehre  §  80,  Schluss,  und  §  129 
Anm.).  In  den  ausgeschriebenen  Homstimmen 
Fig.  8  sind  die  Vorzeichen  der  Tonart  F-moll,  in 
welcher  die  E-hömer  spielen,  herausgesetzt;  in- 
folgedessen ist  auch  bei  den  Hörnern  das  Noten- 
büd  dasselbe  wie  in  der  Einheitspartitur. 
(SchlusB  folgt.) 


=  Kritische  Mckscbau  = 

über  Konsert  und  Oper. 

Von 

Dr.  KmI  ütorck. 


Ueber  Gnstay  M ahler U  fünfte   Symphonie 
fasse  ich  mich  so  kurz  wie  möglich.    Ich  habe  bei 


der  Aufführung  der  dritten  Symphonie  Mahler's  an 
dieser   Stelle  gesagt,  dass  ich   über  diese  Musik 


—     92    — 


nicht  urteilen  könne,  weil  ich  kein  Verhältnis  zu 
ihr  finde,  betonte  aber  gleichzeitig,  dass  mir  das 
äussere  Einfachtnn  in  Verbindang  mit  einer  ins 
Virtuosentnm  gesteigerten  Effekthascherei  der 
Orchestertechnik  im  höchsten  Grade  bedenklich  er- 
scheine. Nach  dieser  fünften  Symphonie  wage 
ich  zu  nrteilen,  zq  —  verurteilen.  Das  ist  keine 
Musik,  das  ist  Noten-Mathematik.  Dabei  arbeitet 
diesesmal  die  Rechenmaschine  noch  nicht  einmal 
verblüffend.  Die  Technik  ist  so  aufs  äusserste  an- 
gespannt, dass  sie  überspannt  wird  und  versagt. 
In  dieser  entsetzlich  grossen  Wüste  war  keine 
Oase,  höchstens  einmal  ein  ganz  kümmerliches 
Bltimlein.  Das  aber  war  fremd  in  dieser  Welt. 
Es  ist  erstaunlich,  wie  unbekümmert  der  Herr  Hof- 
kapellmeister von  Wien  von  Mendelssohn  bis 
Johann  Strauss,  von  Haydn  bis  Wagner  sich  seine 
musikalischen  Gedanken  zusammenholt.  Aber 
vielleicht  treibt  er  nur  seinen  Ulk  mit  uns,  hält  in 
souveräner  EünstlMlaune  uns  blödes  Publikum  zum 
Narren.  Das  ist  ja  auch  anderswo  Mode.  Nun 
wohl,  so  müssen  wir  einmal  sackgrob  werden  und 
gehörig  darauf  losklopfen;  vielleicht  kommt  dann 
der  wahre  Kerl  zum  Vorschein.  Wenn  der  was  taugt, 
will  ich  gern  pater  peccavi  sagen  für  meine  jetzige 
Meinungsäusserung,  dass  Maliler's  Begabung  allen- 
falls für  kleine  Formen  ausreicht,  dass  alles  andere 
künstlicher  Aufputz,  hohle  Mache  ist.  Vor  allem 
haben  wir  uns  mit  Mahler  erst  dann  auseinander- 
zusetzen, wenn  er  uns  wahrhaft  entgegentritt  und 
die  kokettierenden  Mätzchen  mit  künstlerischer 
Einfachheit  beiseite  lässt. 

Solche  Werke  müssten  schweigend  abgelehnt 
werden;  ich  denke,  der  Beifall  galt  Niki  seh  und 
den  Philharmonikern,  die  mit  Einsatz  aller  Kräfte 
sich  an  die  undankbare  Aufgabe  machten.  Unter 
diesen  Umständen  ist  die  Ablehnung  hart,  aber 
schliesslich  doch  auch  vom  Dirigenten,  der  gleich- 
zeitig  Wähler  der  Neuheiten  ist,  verdient.  Jeden- 
falls entsteht  bei  dieser  Trennung  von  Werk  und 
Aufführung,  wo  dann  die  Zischer  dem  Beifall  ant- 
worten, ein  falsches  Bild,  eine  Art  von  künstleri- 
schem Wettstreit,'  wo  es  nichts  zu  streiten  gibt. 

An  neuen  Kompositionen  wurde  vielerlei  ge- 
boten, aber  nichts,  was  als  dauernde  Bereicherung 
zu  erscheinen  vermöchte.  Das  Oktett  von  Paul 
Juon  lässt  den  geistigen  Untergrund  dieser  Wahl 
von  Instrumenten  so  stark  vermissen,  dass  die 
Instrumente  nicht  einmal  ihre  rein  tonalen  Fähig- 
keiten zu  erweisen  vermögen.  Auch  der  musikali- 
sche Inhalt  an  sich  ist  dürftig,  und  die  Formen- 
gebung  beharrt  mit  einer  übel  angebrachten  Starr- 
köpfigkeit auf  der  Wiederholung  bestimmter 
rhythmischer  Gänge.  Hoffen  wir,  dass  der  für  die 
Kammermusik  sehr  begabte  Komponist  das  nächste 
Mal  mehr  Glück  hat 

Völlig  bedeutungslos  war  der  Kompositions- 
abend Guido  Alberto  Fano's.  Das  ist  musikalische 
Massenfabrikation,  charakterlos  wie  solche,  aber 
überdies   ohne  jede  technische   Vollendung.     Der 


Eindruck,  den  die  Kompositionen  Fini  Henriques 
machten,  war  insofern  besser,  als  hier  ein  starkes 
Bemühen  um  Grösse  hervortritt  und  der  Komponist 
als  Spieler  lebhaftes  Temperament  zeigte.  Im 
übrigen  war  auch  hier  nachhaltige  Anreg^ong  nicht 
zu  holen.  Da  ist  denn  Ernst  Boehe's  ^Insel  der 
Kirke^,  der  zweite  Teil  des  umfangreichen  Werkes 
„Aus  Odysseus'  Fahrten**,  inmier  noch  die  bedeu- 
tendste Leistung.  Und  die  charakteristiscliBte,  denn 
sie  zeigt,  dass  unsere  Komponisten  inmier  mehr  in 
ein  Orchestervirtuosentum  hineingeraten,  das 
musikalisch  in  keiner  Hinsicht  reicher  ist,  als  das 
der  Beproduzierenden.  So  fühlt  man  einem  Mann 
wie  Walter  Meyrowitz  gegenüber  geradezu 
Dankbarkeit.  Er  hat  einem  nichts  Bedeutendes 
zu  sagen,  aber  er  tut  auch  nicht  so.  Diese  Kunst 
ist  innerlich  vollauf  berechtigt  und  an  ihrem  Platze 
sehr  wertvoll.  Freilich  ist  dieser  Platz  sicherlich 
nicht  die  Oeffentlichkeit  des  Konzertsaales. 

Noch  habe  ich  über  den  dritten  Orchesterabend 
Busoni's  zu  berichten,  bei  dem  der  Veranstalter 
ganz  bescheiden  im  Hintergrund  blieb.  Die  drei 
Komponisten  dirigierten  ihre  Werke  selber.  Es  ist 
schade,  dass  Busoni  mit  seinen  von  echtem 
Idealismus  eingegebenen  Veranstaltungen  nicht 
mehr  Glück  hat.  Wenn  uns  wirklich  keine 
besseren  Werke  zur  Verfügung  stehen,  so  steht  es 
um  unser  zeitgenössisches  Musikschaffen  sehr 
schlimm.  Eine  Symphonie  von  Alberic  Magnard 
war  eitel  Tönegebraus.  Hans  Pfitzner^s  Scherzo 
st  eine  Jugendarbeit,  gut  gemacht  und  nett,  aber 
unbedeutend  und  ohne  Jeden  persönlichen  Gesichts- 
zug. Wozu  es  also  hervorkramen?  Glücklicher  war 
der  Abschluss.  Des  Finnen  Jean  Sibelius  zweite 
Symphonie  ist  trotz  der  etwas  verworrenen  zwei 
ersten  Sätze  ein  wertvolles  Werk.  Heimatkunst, 
wie  alles,  was  dieser  KtLnstler  schafft.  Ich  glaube, 
seinen  Landsleuten  klingen  auch  die  beiden  ersten 
Sätze  verständlicher,  als  uns.  Was  wissen  wir 
heute  noch  viel  vom  Wind  und  den  Geschichten, 
die  er  erzählt?  Aber  die  blauäugigen  Kinder  im 
Land  der  Seen  stecken  noch  voll  Märchengeist 
und  lauschen  ahnungsvoll  hinaus  in  stürmische 
Nächte.  Konmit  dann  solch  wilder  Stoss,  so  fängt 
einer  im  Kreise  an,  erzählt  aus  Kalewala  von 
Kalewa's  Söhnen,  wie  sie  ins  Nordland  fuhren, 
sich  Bräute  zu  holen;  ein  altes  Mütterchen  singt 
Aino's  Hochzeitslieder  dazu,  bis  ein  ernster  Mann 
von  Kulervo's  Taten  berichtet,  aus  der  Zeit,  die 
der  „verkörperte  Fluch  der  Knechtschaft**  war.  Da 
trifft  dann  die  graue  Vergangenheit  mit  der  on- 
mittelbaren  Gegenwart  zu  scharfem  Klang  zu- 
sammen, und  lauter,  klarer  und  fester  wird  auch 
des  Komponisten  Lied.  Ich  glaube  noch  lange 
nicht  an  den  Untergang  dieses  Stammes,  der  noch 
so  von  seiner  Heimat  singt. 

Auch  das  dritte  Konzert  des  ,phil har- 
monischen Chors**  galt  zum  grösseren  Teil 
neuen  Werken.  Bei  Karl  Neff  müssen  wir  leider 
selber   mit  ihm   in   die  Klage  der  Toten  mit  ein- 


—     93     — 


atimmen.  Als  jungen  Baum  hat  ihn  der  Tod  ge- 
fallt, noch  ehe  es  dem  schlank  emporwachsenden 
Stamm  gelang,  ans  dem  dichten  Untergehölz  recht 
heransznkommen  und  sich  frei  zu  entwickeln. 
Schade.  Dieser  Mann  konnte  sehr  viel  and  empfand 
«ehr  stark.  Die  beiden  Chöre,  die  von  ihm  ge- 
sungen wurden,  stehen  gewiss  im  Banne  Wagner's, 
zeugen  aber  andererseits  von  eigenem  Erfassen  der 
Welt  Bach's.  Neben  dem  Formalen  aber  steht 
ein  Geistiges  von  eigener  Art,  das  sich  wahr- 
scheinlich stärker  darchgerongen  hätte,  wenn  der 
Komponist  nicht  in  so  jangen  Jahren  gestorben 
wäre.  -*  Danach  kam  J.  S.  Bach's  köstliche 
„Operette":  „Der  zofriedengestellte  Aeolus",  deren 
spnidelnder  Humor  umso  erquickender  ist,  als  ein 
recht  ernsthaftes  kontrapunktisches  Zöpflein  sich 
umsonst  bemüht,  den  £mst  zu  wahren.  Nun  folgte 
zum  Schluss  Bichard  Strauss'  „Taillefer'*.  Dass 
Straussauf  seinem  Orchester  spielt,  ist  klar.  Das 
ist  sein  Instrument,  darum  ist  nicht  zu  rechten. 
Nimmt  man  dieses  Biesenformat  an,  so  muss  man 
sagen,  dass  Strauss  diesen  „Taillefer**  ganz  echt 
im  Stile  der  Volksballade  komponiert  hat.  Wäre 
die  Philharmonie  dreimal  so  gross,  sodass  der 
angebotene  Künstlerkörper  Platz  zur  Entwicklung 
hätte,  man  sollte  über  die  monumentale  Wirkung 
staunen.  Unter  den  jetzigen  Verhältnissen  ver- 
schwimmt zu  viel.  Der  Chor  ist  bereits  zu  gross. 
Seine  Leistungen  standen  übrigens  wieder  auf  der 
Höhe.  Unter  den  Solisten  waren  zwei  Meister- 
sänger: Frau  Herzog  und  Professor  Messe haert. 
Man  hätte  wenigstens  für  den  Tenor  einen  eben- 
bürtigeren Vertreter  wählen  müssen. 

An  der  anderen  Grenze  einer  höchsten  Einfach- 
heit stand  der  Vortrag  „Deutscher  Volkslieder  und 
Balladen  zur  Laute'^  von  Bobert  Kothe.  Die 
Veranstaltung  an  sich  ist  prächtig.  Kothe  ist  kein 
grosser,  aber  ein  sympathischer  Säoger.  Lächerlich 
ist's,  ihn  den  deutschen  Scholander  zu  nennen.  Er 
ist  etwas  ganz  anderes,  viel  einfacher  und  darum 
für  die  Kunsterziehung  wertvoller.  Er  singt  die 
köstlichen  alten  Stücklein,  wie  man  sie  zuhause 
singen  soll.  Ueber  sein  Unternehmen  sagt  er  selber 
gute  Worte,  die  hier  einen  Platz  haben  sollen. 

„Die  Laute  und  ihre  heute  meist  gebräuchliche 
Abart,  die  Guitarre,  hat  viel  Schicksale  gehabt. 
Von  der  Königin  der  Instrumente  sank  sie  herab 
zur  Dienerin  von  virtuosen  Künsteleien,  denen 
ihre  klangschöne,  aber  zarte  Stimme  nicht  ge- 
wachsen ist,  und  diese  äusserliche,  ungesunde  Ent- 
wicklung führte  notwendig  zu  einem  inneren  Ver- 
fall, aus  dem  sie  sich  erst  in  unseren  Tagen  wieder 
zu  erheben  beginnt.  Die  Laute  denkt  nicht  daran, 
mit  dem  Klavier  einen  Wettstreit  zu  beginnen, 
sie  will  nur  das  kleine  Gebiet,  das  ihr  von  Natur 
aus  zukommt  und  das  nie  dem  Klavier  hätte  an- 
vertraut werden  soUen,  zurück  haben.  Der  K.  B. 
Kammermusiker  Heinrich  Scherrer  in  München, 
ein  grauer  Kenner   der  Guitarrd,    hat   die  alte. 


hochentwickelte  Lautenmusik  eingehend  studiert 
und  zu  einer  grossen  Anzahl  von  Volksliedern  Be- 
gleitungen geschaffen,  die  auf  dieser  alten  Lauten- 
musik beruhen  und  die  der  ziemlich  gleich  klingen- 
den Spielart  der  Guitarre  angepasst  sind.  Sie  sind 
im  guten  Sinne  volkstümlich,  trotzdem  aber  in 
vorteilhafter  Weise  verschieden  von  den  mehr  als 
einfachen  Liedbegleitungen  der  Guitarre,  welche 
wir  aus  Grossvaters  Zeiten  noch  kennen.  Die 
Lieder  und  ihre  Weisen  sind  den  herrlichen  Samm- 
lungen deutscher  Volkslieder  entnommen,  die  unser 
Volk  bereits  seit  langem  —  leider  meist  nur  in 
staubigen  Bibliotheken  —  besitzt.  Ich  nenne  nur 
die  Sammlungen  von  U bland,  Hoffmann  von  Fallers- 
ieben, G.  Scherer,  Bochus  von  Liliencron  (in 
Kürschner's  deutscher  Nationalliteratur),  Erk  und 
Böhme  (8  Bände).  Laute  und  Volkslied  gehören 
zusammen,  beide  aber  nicht  eigentlich  in  den  Kon- 
zertsaal; wenn  sie  dahin  gehen,  so  tun  sie  es  nur, 
um  sich  weiteren  Kreisen  wieder  in  Erinnerung 
zu  bringen.  Wir  haben  verlernt,  traute  häusliche 
Feste  wirklich  zu  feiern.  Was  ist  aus  unserer 
Hausmusik  geworden?  Einen  der  köstlichsten 
Schätze,  dessen  goldene  Klänge  einst  laut  wurden 
in  den  Weihestunden  des  Abends,  im  Dunkel  ver- 
schwiegener Wälder,  auf  lachenden  Fluren,  haben 
wir  in  Winkeln  verstauben  lassen.  Und  doch 
wäre  gerade  die  ursprüngliche  Kraft,  die  diese 
Dichtungen  aus  warmem  Volksherzen  aufspriessen 
Hess,  berufen,  auf  den  überreizten  Menschen  unserer 
Tage  verjüngend  und  stählend  einzuwirken.  Ge- 
länge es  dem  Sänger,  die  Liebe  zum  deutschen 
Volksliede  neu  zu  beleben,  so  wäre  dies  sein 
schönster  Lohn.'^ 

Sehr  schön  verlief  das  zweite  Wagnerver- 
einskonzert. Liszt's  „Faustsymphonie"  wirkte 
unter  des  Stuttgarter  Hofkapeilmeisters^  Pohlig 
Leitung  hinreissend.  Ebenso  grosszügig  kam  das 
Vorspiel  zu  „Tristan  und  Isolde"  zum  Vortrag, 
und  den  Liebestod  habe  ich  im  Orchester  über- 
haupt noch  nie  so  schön  gehört.  Uebrigens  be- 
währte sich  hier  wieder  Frau  Pia  ich  ing  er  in  be- 
deutsamer Weise;  ihr  Weggehen  wäre  für  imsere 
Hof bühne  ein  Verlust,  für  den  ich  zunächst  keinen 
Ersatz  wüsste.  Frau  Fleischer-Edel,  die  acht 
Tage  zuvor  an  gleicher  Stelle  dasselbe  Werk  sang, 
liess  trotz  ihrer  prächtigen  Stimmmittel  infolge 
der  geistigen  Bedeutungslosigkeit  des  Vortrags 
völlig  kalt.  Leider  kam  auch  dieses  Mal  wieder 
ein  Stück  „Parsifal"  zur  Aufführung.  Wem  soll 
dieses  Beginnen  nutzen  ?  Ich  für  meinen  Teil  schaffe 
mir  in  stillen  Abendstunden  am  Flügel  ein  viel 
treueres  Abbild  des  hehren  Werkes,  weil  da  die 
Phantasie  zur  Mitarbeit  frei  ist.  Bei  diesen  Kon- 
zerten aber  ist  trotz  des  riesigen  Apparates  überall 
Unzulänglichkeit;  das  Wesentliche  zum  Festspiel 
fehlt:  das  Spiel  und  leider  auch  die  Festlichkeit. 
Die  Wagnervereine  haben  wirklich  Besseres  zu 
tun,  als  offene  Türen  einzurennen. 


—     94    — 


Am  25.  Februar  fand  in  der  Lntherkirclie, 
Berlin,  wieder  eines  der  beliebten  Orgelkonzerte 
des  Organisten  Franz  Grnnicke  statt.  Das 
Fnbliknm  fand  hier  Gelegenheit,  das  wahrhaft 
künstlerische  Spiel  des  in  letzter  Zeit  viel  genannten 
hervorragenden  Schülers  Franz  Grnnicke's,  Arthur 
Edwin  Kraft,  zu  bewundem.  Als  Einleitungs- 
nummer stand  das  grosse  ,,  Präludium"  und  die 
lyFuge**  in  e-moU  auf  dem  Programm,  die  Herr 
Kraft  mit  gewohnter  Sauberkeit  und  Klarheit  zu 
G^hör  brachte.  Tiefen,  nacbhaltigen  Eindruck 
hinterliess  der  junge  Künstler  mit  dem  Vortrage 
der  Max  Reger'schen  „Fantasie  und  Fuge*^  über 
B-A-C-H,  diesem  wunderbaren  Tongebilde,  das  in 
der  Orgelliteratur  den  wertvollsten  Kompositionen 
eingereiht  zu  werden  verdient  und  an  das  sich  nur 
fertige  Orgelspieler  heranwagen  dürfen  Ausser 
einer  .Toccata"  v.  Bartlett  und  einem  „Inter- 
mezzo** V.  Callaerts  machte  uns  Herr  Kraft  noch 
mit  zwei  Stücken  französischer  Schule,  dem  „Prä- 
ludium** aus  der  VI.  und  der  „Toccata**  aus  der 
V.    Orgelsymphonie    v.    Widor    bekannt.     Auch 


diese  höchst  ansprechenden  Orgelwerke  wurden 
von  Herrn  Kraft  geschmackvoll  vorgetragen.  In 
dem  mitwirkenden  Baritonisten  Mr.  Gwilym 
Miles,  welchem  ebenfalls  ein  grosser  Anteil  des 
glänzend  verlaufenen  Konzerts  gebührt,  lernten 
wir  einen  Sänger  kennen,  der  ein  höchst  sym- 
pathisches, sorgfältig  ausgebildetes  Organ  besitzt 
und  über  bedeutende  Stimmmittel  verfügt.  Mr. 
Miles  sang  die  Arie  aus  M  endeis  so  hn*s  Elias 
„Es  ist  genug",  femer  „Gloria**  v.  Bussi-Peccia 
und  „ConfutatiB  maledictis*'  aus  dem  Requiem  von 
Verdi  und  erregte  mit  der  künstlerisch  vollendeten 
Wiedeigabe  dieser  Stücke berechtigtenEnthnsiasmos. 
Herr  Kraft  begleitete  die  Gesänge  aufs  sorgföltigvte. 
Wir  hätten  dem  Konzert,  dessen  Ertraf^  für  die 
Armen  der  Gemeinde  bestinmit  war,  nur  einen 
noch  regeren  Zuspruch  gewünscht,  die  Zuhörer- 
schaft bestand  wohl  meist  aus  Amerikanern.  Pie 
Luthergemeinde  sollte  stolz  sein,  wenn  zu  ihren 
Gunsten  sich  solche  Künstler  in  den  Dienst  der 
Wohltätigkeit  stellen.  if.  />. 


Mitteilungen 


▼  on  Hoohsohulen  nnd  KonservatoriexL 


Das  Hoch'sche  Konservatorium  zu 
Frankfurt  a,  M.  -—  Direktor  Prof  essor  B.  Scholz  — 
hat  Prof.  Johannes  Messchaert  als  ersten  Ge- 
sanglehrer für  die  Anstalt  gewonnen. 

Prof.  Gustav  Hollaender,  Direktor  des 
Stern'schen  Konservatoriums,  feierte  am 
15.  Februar  zugleich  mit  seinem  50.  Geburtstage 
das  10jährige  Jubiläum  als  Leiter  der  be- 
rühmten Anstalt  in  festliaher  Weise.  Es  fand 
eine  Matinee  im  Beethovensaal  statt,  die  mit  dem 
Beethoven'schen  Chore:  „Die  Himmel  rühmen 


des  Ewigen  Ehre**  eröffnet  wurde.  Professor 
E.  E.  Taubert  hielt  die  Ansprache,  in  der  er  der 
Verdienste  des  Jubilars  gedachte,  er  überreichte 
eine  Adresse,  die  Stiftungsurkunde  einer  aus  An- 
lass  dieses  Jubiläums  begründeten  Krankenunter- 
stützungskassa für  das  Lehrerkollegium  des  Stern- 
scheu  Konservatoriums.  Es  folgten  Aufführungen 
Hollaender'scher  Kompositionen  für  Gtesang, 
Violine  und  Orchester.  Zum  Schluss  dankte  Prof. 
Hollaender  mit  bewegten  Worten  allen  Beteiligten 
für  die  ihm  bereiteten  Huldigungen. 


Yermischte  Nachrichten. 


Der  Königl.  Musikdirektor  Hermann  Prüfer, 
Direktor  des  Berliner  Königl  Hof-  und  Domchors, 
erhielt  den  Titel  als  Königl.  Professor. 

Professor  nnd  Musikdirektor  Alexis  Hol- 
laender zu  Berlin  erhielt  den  Boten  Adlerorden 
vierter  Klasse. 

Die  Königliche  Bibliothek  zu  Berlin  ist 
durch  eine  namhafte  Bewilligung  aus  dem  aller- 
höchsten Dispositionsfonds  in  den  Stand  gesetzt, 
die  wertvolle  i^Bach-Sammlnng'*  zu  erwerben,  die  von 
Franz  Hauser  (f  1870)  angelegt  worden  ist  und 
sich  Buletzt  im  Besitz  seines  Sohnes,  des  im  Vor- 
jahr verstorbenen  Kammersängers  JosefHanser, 
befand.  Die  Sammlung  umfasst  nach  dem  „2jen- 
tralbl.  für  Bibliothekswesen**  xmter  anderem  194 
Kantaten,  die  Originalhandschrift  der  Lukas- 
Passl«"      ^  ^chiedene  Instrumental  werke,    im 


ganzen  282  Blätter  von  der  Hand  Johann  Se- 
bastian Bach's  und  21  von  Emannel  Bach, 
femer  Originaldrncke,  zum  Teil  von  Bach  selbst 
in  Kupfer  gestochen,  nnd  alte  Abschriften  von 
Walter  und  Penzel.  Die  Kgl.  Bibliothek,  die 
bereits  einen  unvergleichlichen  Schatz  Bach'scher 
Originalwerke  besitzt,  hat  mit  der  eben  beschriebenen 
diejenige  Bach-Sammlung  hinzuerworben,  die  nach 
ihrer  eigenen  als  die  grösste  und  bedeutendste  an- 
erkannt war. 

Der  Bohn'sche  Gesangverein  zn  Breslao, 
Leiter  Prof.  Dr.  Emil  Bohn,  gab  am  19.  Februar 
und  5.  März  sein  99.  und  100.  „Historisches 
Kon  z  ort**.  Auf  dein  Progranun  des  ersten  standen 
>,Gesänge  aus  Shakespeare's  Dramen",  Kompo- 
sitionen von  altenglischen  Komponisten  wie  T  hom  sb 
Morley,    John    Wilson,     Benjamin    Cooke, 


—     95     — 


Matthew  Locke,  John  Stevens,  Th.  A.  Arne, 
Henry  Pnrcell  nnd  anderen  niederländischen 
nnd  deutschen  Komponisten;  das  zweite  war  dem 
ydenttchen  weltlichen  Liede  vom  15.  bis  19.  Jahr- 
hundert* gewidmet.  Es  fährte  von  Heinrich 
Finck,  Ludwig  Senfl,  Jakob  Regnart,  Hans 
Leo  Hasler,  Heinrich  Stein,  Joh.  A.  P. 
Schulz  hinüber  zu  Mozart, Beethoven,  Weber» 
Schubert  bis  zu  unseren  neuesten  Brahms  und 
Hugo  Wolf.  Ein  Epilog  ^Das  alte  Lied  vom 
Scheiden"  von  Emil  Bohn  beschloss  das  100* 
Konzert.  Eine  Festschrift  wird  dieser  letzten  Auf- 
führung folgen. 

In  der  Ortsgruppe  Leipzig  der  Int.  Mus.-Ges. 
führte  Prof.  Dr.  Kiemann  zum  erstenmal  die 
Leistungen  seines  akademischen  „CoUegium 
musicnm^^  (historische  Kammermusikübnngen)  einer 
grösseren  Zuhörerschaft  vor.  Ein  kleines  Orchester 
von  ca.  20  Mitwirkenden  brachte  eine  Reihe  von 
Riemann  bearbeiteter  und  im  Verlage  von  Breit- 
kopf &  Härtel  herausgegebener  Werke  aus  der 
ersten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts  zum  Vortrag 
und  erregte  nicht  geringe  Verwunderung  über  die 
Fülle  ergreifender  Wirkungen,  welche  diese  lange 
ganz  vergessene  Literatur  birgt.  Es  wurde  gespielt 
je  eine  Triosonate  von  E.  F.  dairAbttCO(1675  bis 
1742),  Joh.  Fr.  Fasch  (1688-1758),  G.  B.  Per- 
golese  (1710-1736),  J.  Chr.  Gluck  (1714-1887), 
Ph.  E.  Bach  (1714-1788)  und  zwei  von  Johann 
Stamitz(1717-1757),denRiemannalsden  Begründer 
des  Stils  der  Wiener  Klassiker  vorstellte.  Freunde 
älterer,  wertvoller  Kammermusik  seien  bei  dieser 
Gelegenheit  nochmals  auf  die  Rlemann'schen  Ver- 
öffentlichungen besonders  aufmerksam  gemacht. 

Am  18  Februar  ist  Arrey  v.  Dommer,  der 
hervorragende  Theoretiker  nnd  Historiker,  seinen 
langen  Leiden  im  Krankenhause  Hephata  bei 
Treysa  erlegen.  In  ihm  verliert  die  Musikwissen- 
schaft einen  ihrer  vornehmsten  Vertreter.  Am 
9.  Februar  1828  zu  Danzig  geboren,  ging  er  1851 
zum  •  Studium  der  Musik  nach  Leipzig,  war  dort 
Schüler  von  Richter,  Lobe  und  Schellenberg 
und  studierte  an  der  Universität  die  schönen 
Wissenschaften.  1863  siedelte  er  nach  Hamburg 
über,  hielt  dort  Vorlesungen  und  war  7  Jahre  lang 
als  Musik-Referent  am  Hamburger  Gorrespondenten 
tätig.  Von  1873—89  wirkte  er  als  Sekretär  der 
Hamburger  Stadtbibliothek,  die  ja  mit  ihrem 
reichen  Bestände  an  wichtigen  älteren  Manuskripten 
neben  den  Sammlungen  des  Vatikans,  des  Britischen 
Mosenrns,  der  Münchener,  Wiener,  Berliner,  Dres- 
dener und  Wolfenbütteler  Bibliotheken  eine  Haupt- 
Stätte  für  musikhistotische  Quellen  -  Forschung 
bildet  und  für  einen  musikalischen  Fachgelehrten 
wohl  einen  zusagenden  Wirkungskreis  bieten 
konnte.  Die  äusseren  Spuren  von  Dommer's  Mit- 
arbeit in  der  Stadtbibliothek  traten  in  dem  von 
ihm  angelegten  Katalog  der  musikalischen  Werke 
hervor.  Seine  Hauptverdieuste  bestehen  jedoch  in 
der  Herausgabe  des  von  ihm  völlig  neubearbeiteten 


„Koch'schen  Musik-Lexikons  (1865)  und  des 
grossen  „Handbuches  der  Musikgeschichte^^ 
(1868).  Beide  Werke  sind  jedem  Musik-Studierenden 
heute  noch  unentbehrlich.  Besonders  das  letztere, 
das  in  streng  wissenschaftlicher  Methode  in  schöner 
Sprache  eine  knappe  und  erschöpfende  Darstellung 
der  musikalischen  Kunst  und  ihrer  Meister  von 
der  Blüte  der  altgriechischen  Tonkunst  an  bis  ein- 
schliesslich Beethoven  bietet.  Es  wäre  sehr  zu 
wünschen,  dass  das  vortreffliche  Buch,  das  sich 
durch  seine  lichtvolle  Klarlegung  und  Stoffgrup- 
pierung vorzüglich  zum  Selbststudium  eignet,  bald 
eine  Neuauflage  erfülire,  es  ist  seit  Jahren  ver- 
griffen. Dommer  veröffentlichte  ausser  diesen 
Werken  noch:  „Elemente  der  Musik«"  (1862),  einen 
achtstimmigen  Psalm,  vierstimmige  Melodien  von 
Joh.  Wolf  gang  Franck«  sowie  ^  Lutherdrucke  aus 
der  Hamburger  Stadtbibliothek.''  Seine  letzten 
Lebensjahre  hat  Dommer  seinerleidenden  Gesund- 
heit wegen  in  völliger  Zurückgezogenheit  in  Mar- 
burg und  Thüringen  verbracht. 

Zum  Besten  des  Fonds  zur  Erhaltung  von 
J.  S.  Bach's  Geburtshaus  in  Eisenach,  das, 
wie  in  No.  8  des  Kl.-L.  berichtet,  von  der  „Neuen 
Bach-(>esellschaft'*  angekauft  ist,  veranstaltete  der 
studentische  (xesang verein  „Friedericiana"  zu 
Halle  unter  Leitung  des  Königlichen  Musikdirektors 
Otto  Richter-Eisleben  ein  Konzert,  das  in 
seinem  Programm  eine  Reihe  der  wertvollsten 
Graben  bot.  Orchester-,  Chor-  und  Solosätze  waren 
ausgewählt  nach  ihren  Beziehungen  zum  aka- 
demischen Leben  und  zur  studentischen 
Musik.  Brahms'  , Akademische  Festouvertüre" 
eröffnete  das  Konzert,  dann  führten  Solo-  und 
Chorgesänge  von  HeinrichAlbert  (Königsberger 
Studentenmusik  zur  Begrüssung  Martin  Opitz**  — 
über  Joh.  Herm.  Schein,  Adam  Krieger  bis 
in  die  neue  und  neueste  Zeit  hinein  zu  Rein  ecke, 
A.  Becker,  R.  Schumann,  Rheinberger  und 
Fr.  Liszt,  der  mit  seiner  so  gut  wie  unbekannten 
Humoreske  «Gaudeamus  igitur!^*  für  grosses 
Orchester,  Ohor  und  Solo  das  Programm  ausser- 
ordentlich wirkungsvoll  abschloss.  Sehr  interessant 
gestaltete  sich  der  historische  Teil  des  Konzertes, 
umsomehr,  als  tiier  wirklich  frische  und  ursprüng- 
liche Musik  zu  G^ör  gebracht  wurde,  die  heute 
die  Herzen  noch  so  empfänglich  stimmt,  wie  vor 
Jahrhunderten.  Besonders  die  Studentenlieder 
Adam  Krieger's  (geb.  1634),  die  nicht  öffentlich 
zu  haben  sind  und  die  demnächst^  wie  das  an 
Umfang  und  lohalt  einer  musikalischen  Doktor- 
dissertation gleichende  Programm  bekundete,  in 
den  „Denkmälern  deutscher  Tonkunst*'  erscheinen, 
hatten  ihre  zündende  Kraft  so  trefflich  unter  dem 
Staube  der  Archive  bewahrt,  dass  sie  lauten  Beifall 
weckten.  Auf  diese  Komposition  Adam  Krieg  er 's, 
des  grössten  Liedermeisters  vor  Franz  Schubert, 
sei  hier  besonders  hingewiesen. 

Am  Bremer  Stadttheater  ist  ein  Zyklus, 
der  die  „geschichtliche  Entwicklung  der  deutscher 


—     96    — 


Spieloper*'  veranscbaolichen  soll,  mit  der  Auf- 
führangvon  Job.  Ad.  Hiller 's  1770  entstandener 
„Jagd*'  eröffnet  worden.  Die  in  der  ürgestalt 
hente  nicht  mehr  bühnenfähige  Oper  wurde  zam 
erstenmale  wieder  seit  75  Jahren  in  der  durch- 
greifenden Neubearbeitung  gegeben,  die  einst 
Albert  Lortzing  für  das  Hoftheater  in  Detmold 
hergestellt  hatte,  wo  sie  1830  unter  lebhaften 
Ovationen   für   den    damaligen    Fürsten  in  Szene 


ging.  Die  hochinteressante  Partitur  hat  seit  dieser 
2^t  still  verborgen  geruht,  bis  sie  durch  Georg 
Richard  Kruse,  der  auch  das  Textbuch  bei 
Reclam  herausgab,  wieder  zutage  gefördert  wurde. 
Das  reizvolle  und  musikgeschichtlich  zwiefach 
bedeutsame  Werk  fand  bei  guter  Darstellung  anter 
4er  Spielleitung  Gustav  Burckard's  eine  iusaerst 
freundliche  Aufnahme. 


Bücher  und  Musikalien. 


E.  Wolf-Ferrari,  op.  11,  „Vier  Rispetti",  für  Sopran. 

D.  Bmbter»  Himbarg  «nd  Lelpily. 

Wolf-Ferrari  ist  der  glückliche  Komponist  der 
komischen  Oper  ^Die  neugierigen  Frauen",  die  fast 
allabendlich  im  Theater  des  Westens  zum  Ent- 
zücken des  Publikums  gegeben  wird  und  somit 
einen  Erfolg  errungen,  wie  seit  Jahren  keine  Oper 
auf  der  deutschen  Bühne.  Wenn  man  nun  fragt, 
worin  das  Geheimnis  dieses  Erfolges  liege,  so  gibt 
es  nur  eine  Antwort:  In  der  Natürlichkeit,  darin 
dass  der  Komponist  den  Mut  hatte,  wieder  einmal, 
unbekümmert  um  alle  tiefgründigen  Probleme,  so 
zu  schreiben,  wie  ihn  das  Herz  bewegte.  Man 
wird  vielleicht  einwenden:  die  Rispetti  sind  aber 
nicht  originell.  Nun  gut,  antworte  ich,  dann  ist 
auch  das  Kauschen  des  Waldes  und  das  Rieseln 
der  Quelle  nicht  originell,  denn  wir  haben  sie 
schon  unzähligemale  gehört  und  hören  sie  noch 
alltäglich.  Aber  wie  wir  uns  immer  wieder  an 
ihnen  aufs  Neue  erquicken,  so  wird  uns  auch 
immer  wieder  jedes  wirkliche  Kunstwerk  von 
Neuem  erheben  und  begeistern,  sofern  es  nur  wahr 
empfunden  und  natürlich  gestaltet  ist,  aber  Grübelei 
und  Künstelei  haben  noch  niemals  ein  Kunst- 
werk, und  sei  es  auch  das  kleinste  Lied,  hervor- 
gebracht. Deshalb  werden  auch  die  kleinen 
Rispetti,  ebenso  wie  die  neagierigen  Frauen,  überall 
wo  sie  erklingen,  durch  ihre  lachende  Lebens- 
lust und  ihren  frohen  üebermut  Freude  und 
Behaglichkeit  verbreiten,  und  zwar  umsomehr,  als 
sie  ausserordentlich  sanglich  geschrieben  sind.  Es 
w&re  nicht  mehr  wie  billig  gewesen,  auch  den 
Namen  des  gewandten  Uebersetzers  zu  vermerken, 
dem  die  Uebertragung  ins  Deutsche  meisterhaft 
gelungen. 

FrsBi  Bölsche,  „Frühlingswehen''.    Für  eine  Sing- 
stimme. 
N.  Siaurocky  Berllm« 
Ein   «chwungsvolles   Lied,   das   sich  vermöge 
seiner  reich    harmonischen    Gestaltung    und    der 
frisch  hinausjubelnden  Führung    der    Singstimme 
ganz    besonders   für   den    Konzertvortrag    eignet. 
Dass  der  Komponist  kein  Klavierspieler  ist,  brauchte 
er  aber  nicht  mit  so  ruhender  Offenherzigkeit  zu  ver- 
raten,   das    hätte   jeder    Eingeweihte    schon    von 
selbst    herausgefunden.    Er    ging    vielleicht   von 


der  Ansicht  aus,  dass  der  Klavierbegleiter  sich  die 
vier  Takte  der  linken  Hand  auf  Seite  5  nach  Art 
der  früheren  Konzertkadenzen  je  nach  dem  C^rad 
seiner  Gewandtheit  und  Fertigkeit  selbst  mn- 
ändem  und  ausschmücken  wird.  Der  Sicherheit 
halber  und  weil  unsere  2jeit  nicht  dazu  angetan  ist, 
künstlerische  Ehrlichkeit  und  Anspruchslosigkeit 
nach  ihrem  Werte  einzuschätzen,  wird  Herr 
Bölsche  gut  tun,  seinen  feurigen  Weisen  in  Zukunft 
eine  ebenso  feurige  Begleitung  doch  lieber  selbst, 
und  zwar  mit  möglichster  Genauigkeit  unterzu- 
legen. 

Arno  KUffd. 

Hogo  Keinhold,  op.  52.    „Klavierstücke*. 

op.  53.     „Auf   der  Wanderschaft" 

op.  69.    „Arabesken." 

op.  60.  .Sühouetten.« 
Lmdwif  Doblimrer,  Wlem. 
Die  hier  angezeigten  vier  Klavier  werke  von 
Hugo  Reinhold  bewegen  sich  ihrem  inneren  musi- 
kalischen Gehaltenach  in  aufsteigender  Linie,  allen 
gemeinsam  aber  ist  sehr  wohlklingender  Klavier- 
satz  und  unschwere  Spielbarkeit,  Grund  genug, 
ihnen  eine  Stelle  in  der  ünterricbtsliteratur  einzu- 
räumen. Von  den  Werken  des  op.  52  wünschte 
ich  nur  das  dritte  („Fhantasiestück^*)  übergangen 
zu  wissen;  sein  Hauptgedanke  wiegt  gar  so  leicht 
und  erscheint  auch  knapp  salonfähig.  Hingegen 
finde  ich  die  Novellette  sehr  frisch,  die  „Etüde' 
recht  brauchbar  und  das  abschliessende  Scherzo 
sehr  hübsch  erfunden  und  an  inneren  Gegensätzen 
reich.  Die  Charakterskizzen  ,.Auf  der  Wander- 
schaft" enthalten  sehr  viel  Anerkennenswertes, 
z.  B.  die  „Merkwürdige  Begegnung"  mit  dem 
scharfen  Rhythmus,  die  lyrische  Szene  „Im  Rosen- 
garten", die  Geschichten  vom  „Zigeunermädchen' 
und  an  der  „Lieben  Stelle",  endlich  auch  die  beiden 
letzten  Stücke  «Bei  der  Hochzeit'  und  „Rascher 
Entschluss".  Sehr  viel  ^ianistische  Anregung 
bieten  die  Arabesken  (op.  59),  die  ich  zugleich  als 
vorzüglich  wirkende  und  auch  fördernde  Studien 
betrachten  möchte,  weil  darin  vielfach  ein  und 
dasselbe  Motiv  Verwendung  findet  und  in  W^ahr- 
heit  Nützliches  mit  Angenehmem  leicht  verbunden 
werden  kann.  Höchst  angenehm  berührte  mich 
die  Bekanntschaft    mit   Reinhold's  op.  60.    Diese 


—     97 


„Silhonetten*  sind  fein  entwarf ene,  mit  schöner 
TüTSOTge  in  allen  Einzelheiten  ausgeführte  Minia- 
toren,  zweifellos  anch  nach  Seite  der  Erfiindang, 
Melodik  und  Harmonik  unter  den  in  Rede  befindlichen 
Werken  am  höchsten  stehend.  Sämtliche  vier 
Klavierhefte  Itago  Keinhold's   kann   man  bereits 


gnt  vorbereiteten  Schülern  der  Mittelstafe  in  die 
Hände  geben.  Sie  sind  mit  ihrem  mannigfachen 
Inhalte  durchgängig  geeignet,  Lust  und  Liebe  an 
gut  musikalischem  Vortrage  mit  wecken  zu  helfen 
und  können  insbesondere  als  Yortragsstücke  immer 
gute  Verwendung  finden.  Eugen  Segnite, 


Konseryatorium  der  Musik 
in  Kassel. 

Gegr.  1895.     Direktion:  L  Beyer.     G«gr.  1896. 

EhreBTOniti:  lUffiemnM-Präsident  tob  Trott  ■■  SmIi, 
Gimf  KSaltMorfl;  BxoellenB  Generalin  tob  Golomby 
Oberbürgermeieter  MSller  n.  ▲. 

CaratOliam:   Pfarrer  Haeo,  Soholdirektor  Prof.  Dr.  Kram- 
,  Bankier  Plaaty  JnflÜsrath  Seheffer  n.  A. 


I^lirer :  Die  Damen :  L.  Beyer»  Blassl-FSrttery  KönigL  Opern- 
sänsrerin,  CMeese-FabroBl»  A.  Ta««leB.  Die  Herren: 
A«  Hartder««.  Kamxnerrirtaos.  Pro£  Dr.  USbel» 
0.  Kaleleei»  KgL  Kammermosiker,  E.  KletsaiaBBt 
Kffl.  Opemsänffer,  W*  Hoahaapty  Kgl.  Kammermusiker, 
B«.  Be^mlät,  Kgl.  Kammermusiker,  H.  BehBarbaidi, 
KgL  KammermnBiker  n.  A. 

UnteiTlehtfftcher:  KUTier,  VicUne,  OeUo,  Harfe  nnd  alle 
übrigen  Oroheeierinstmmente.  Gesang,  Harmonie- 
ondKompoAitionslelire.  Mnsikgeschiohte.  Italienisch. 
QroheoterspieL    GehOrttbong.    Mnsikdiktat. 

Organisatioii:  Conoertklassen.  Seminarklassen.  Ober-, 
Mittel-  und  Elementarklassen. 

Stataten  sind  kostenfrei  su  besiehen  durch  die  Scbriftleitnng 
des  KonserTatorioms  Kassel,  Wilhelmshöher  Allee  4& 


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Aufnahme  jederieit. 


Erste  Lehrkräfte,  vollständiae  musikalische  md  pldagogieche  Auebildmg.     ElemeiiturklassM. 


Prof.  Siegfried  Ochs. 

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Berlin  W.,  Neue  WInterfeldstr.  15. 

Konzert-Vertr.:  H.  Wolff,  Berlin. 


Flora  Scherres-Friedenthal 

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Gesanglehrerin,  Athemgsmmastik. 

Berlin  W.,  Passanerstrasse  22  u. 


6e$atig$uiiferricbt »« 


Herren  und  Damen  vom  Lehrfach,  sowie  aasQbende  Kflnstler,  die  UnleiTiGht 
nehmen  wollen,  sind  jrebeten,  event  vorher  schriftliche  Klarieguug  ihrer  stinunlichea 
Veranlaavng,  sowie  eines  von  einem  Arzt  ausgestellten  Berichtes  Aber  ihren  allge- 
meinen Gesundheitszustand  einzusenden. 


Prof.  Franz  Kullak. 

Klassen  lAr  höheres  Klavierspiel. 

Berlin  W.,  Habsburger  Str.  4. 


Atemgymnastilc  -  Gesang. 

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(Alt-  und  Mezzo-Soprsn). 
Berlin  W.,  filseaaeheratrasae  izo. 


Meisterschule 

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Tonbildong  nnd  Qesangstechnik 

von  Kammersänger 

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Berlin  W.  80,  Bambei;gerstr.  15. 


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nnd 

Seminar 

von 

Hnna  ]VIorBcb 

Berlin  W.»  Ansbacberstr.  37. 


Prof.  Ph.  Schmitfs 

Akademie  für  Tonkunst 

— ' —  gegründet  1851  

I>a.i*iii  Stadt 

Elisabetbenstrasse  86. 
Direktion:    Prof.  Ph.  Schmitt. 

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Frau  Dr.  Luise  Krause 

Vorsteherin  der 

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brieflichen  theoretischen  Unterricht.  —  Jährliche  Frequenz:  SCO  Schüler  und  SchOle- 


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lehrerin  und  -Spielerin  (Methodo  Riemann),  die 
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eigneten  Wirkungskreis.  Sehr  erwünscht  wäre 
selbständige  Leitung  oder  dergl. 

Meldungen  sind  zu  richten  an  die  Central- 
leitung der  Stellenvermittlung  der  Musiksektion. 
Adr.:  Frau  H.  Burgliausen,  Berlin  W.,  Lultpoldtsr.  43. 


Für  Klavier 


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billig  zum  Verkauf.  Klavierauszüg^  und 
Stimmen  sind  gut  erhalten,  letztere  zum 
grossen  Teil  gedruckt,  einige  klar  und  schön 
geschrieben.  Vertreten  sind  Werke  älterer 
und  neuerer  Zeit  von  unseren  vornehmsten 
Komponisten:  Caldara,  Chembini,  Bach,  Hasse 
bis  herauf  zu  Grell,  Mendelssohn,  Blomner, 
Brahns  u.  s.  w. 

Näheres  unter  „Fraueuchor^^  an  die  Exp. 
dieser  Zeitschr. 


DratscUa&ds  TonUnstlerianen 

125  biographische  Skizzen  aus  der  Gegenwart 

Von 

Anna  Momeh. 

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C.  BECHSTEIN, 


Flfisel-  und  Planlno-Fabrlkant. 

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Sr.  Maj.  des  Kaisers  von  Deutschland  und  Königs  von  Preussen, 
Ihrer  Maj.  der  Kaiserin  von  Deutschland  und  Königin  von  Preussen, 
Ihrer  Maj.  der  Kaiserin  Friedrich, 
8r.  Maj.  des  Kaisers  von  Russland, 
Ihrer  Maj.  der  Königin  von  England, 
Ihrer  Maj.  der  Königin  Regentin  von  Spanien, 
Sr.  Königl.  Hoheit  des  Prinzen  Friedrich  Carl  von  Preussen, 
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LONDON  W. 

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BERLIN  N. 

5—7  Johsinnls-ISItr. 


Für  die  Redaktion  verantwortlich :  Anna  Morsch,    Berlin  W.,  Ansbacherstr.  87. 

Expedition  und  Verlag  y^Der  Klavier- Lehrer<<y  M.  Wolff ,  Berlin  W.,    Ansbacherstrasse  87. 

Druck:  J.  S.  Preuss,  Berlin  S.W.,  Kommandantenstr.  14. 


DeF  Rlavier-Iiehrer. 

Musik-pädagogische  Zeitschrift  für  alle  Qebiete  der  Tonkunst 

Organ  der  Deutschen  Musiklehrer-Vereine, 

der  Musik-Sektion  des  K  D.  L-V.  und  der  Tonkunstler-Vereine 
zu  Köln,  Dresden,  Hamburg,  Leipzig  und  Stuttgart. 
Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslaur. 
Redaktion:  Anna  Morscli 


•  •  Crtd^ciiH  monaill^)  xwcfniAl.  •  • 
PrcU  vifricllibrlid)  bei  «llcn  Bud)*  und 
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tlcgennenoniRieii. 


No.  7. 


Berlin,  1.  April  1905. 


XXVIII.  Jahrgang. 


iahalt:  Dr.  G.  Herter:  Ueber  die  Mechanik  der  dem  Klavierspiel  dienenden  Bewegungen.  (Schluaa.)  J.  Vianna  da  Motta:  Wagner- 
Literatur.  (Schluas.)  Georg  Capellen-Osnabrack:  Tonschrift-Reform  Capellen.  (Schlnaai)  Anna  Morsch:  Robert  Eitner.  Mit- 
teilungen von  Hochschulen  und  Konservatorien.  .  Vermischte  Nachrichten.  BQcher  und  Musikalien,  besprochen  von  Eugen 
Segnitz  und  Dagobert  Löwenthal.    Musikp&dagogischer  Verband.    Anzeigen. 


@cbep  die  ^ecbaoiH 
der  den)  Kla^iersplel  diei)ei)dei)  }|ei3t^egai)S^n. 


Von 
Br.  G.  Herter. 

(Schluss.) 


Sehen  wir  vom  Ellenbogengelenk  ab,  so 
ist  die  Ruhestellung  zugleich  diejenige  Stellung, 
die  etwa  in  der  Mitte  zwischen  äusserster 
Beugung  und  Streckung  u.  s.  w.  liegt,  daher 
mit  der  vergleichsweise  geringsten  Anstren- 
gung innegehalten  werden  kann  und  für  die 
Bewegungen  nach  allen  Richtungen  hin  den 
bequemsten  Ausgangspunkt  bildet.  Das  Ellen- 
bogengelenk  gewinnt  diese  Mittelstellung 
durch  Erhebung  um  90®  zum  Oberarm,  die  ihn 
in  wagerechte  Lage  bringt.  Da  er  sich  nun 
mit  dem  Tätigkeitsfelde  des  Spielers,  der 
Tastatur,  in  gleicher  Höhe  befinden  muss,  so 
ist  hiemach  die  sehr  wichtige  Regelung  des 
Sitzes  vorzunehmen.  Für  die  Stellung  der 
Hand  ergibt  sich  die  Vorschrift,  dass  der 
Handrücken  mit  der  oberen  Fläche  des  Unter- 
arms in  einer  wagerechten  Ebene  liegt.  Denn 
wollte  man  das  Handgelenk  sinken  lassen, 
dann  könnten  die  Finger  nicht  zu  der  ge- 
nügenden Höhe  gehoben  werden;  wollte  man 
es  aber  hochstellen,  dann  würde  die  Anschlag- 
bewegung weniger  ausgiebig  und  weniger 
kräftig  ausfallen.    Es   ist  ferner  zu  beachten, 


dass  die  Kleinfingerseite  der  Hand  aus  ihrer 
natürlichen,  etwas  gesenkten  Lage  soweit  ge- 
hoben werden  muss,  dass  der  Handrücken 
auch  in  querer  Richtung  eine  wagerechte 
Ebene  bildet,  weil  anderenfalls  der  4.  und  5. 
Finger  sich  nicht  ebensoweit  über  die  Tasten 
erheben  Hessen  wie  die  übrigen  Finger.  Diese 
Hebung  der  Kleinfingerseite  kann  durch  Ein- 
wärtsdrehen der  Speiche  im  Ellenbogengelenk 
bewirkt  werden;  da  man  damit  aber  bis  an 
die  Grenze  dieser  Drehbewegung  gehen 
müsste,  was  bald  als  gezwungen  und  er- 
müdend empfunden  werden  würde,  kommt 
man  ihr  durch  eine  leichte  Hebung  des  Armes 
im  Schultergelenk  entgegen,  so  dass  der 
Ellenbogen  nicht  mehr  dem  Körper  anliegt, 
sondern  ein  klein  wenig  von  ihm  absteht. 
Während  der  mit  seinem  äusseren  Rande 
auf  den  Tasten  ruhende  Daumen  in  seinen 
Gelenken  nur  soweit  gebeugt  wird,  dass  sein 
2.  Glied  senkrecht  zur  Vorderkante  der  Tasten 
steht,  und  der  Daumenballen  durch  Abziehen 
des  Mittelhandknochens  aus  der  Hohlhand 
herausgebracht  wird,   muss   die  Stellung  des 


—     102     — 


2.  bis  6.  Mittelhandfingergelenks  in  der  Mitte 
zwischen  Beugung  und  Streckung  so  gewählt 
werden,  dass  Mittelhand  und  1.  Fingerglied 
in  einer  wagerechten  Ebene  liegen.  Für  das 
Gelenk  zwischen  1.  und  2.  Fingerglied  ergibt 
sich  aus  demselben  Gesichtspunkte  eine  einen 
rechten  Winkel  nicht  ganz  erreichende  Beuge- 
stellung. Hierbei  das  Endglied  zum  Zweck 
einer  festeren  Hammerwirkung  des  Fingers 
vollends  zu  strecken,  so  dass  es  mit  dem  Mittel- 
glied eine  gerade  Linie  bildet,  geht  wegen  der 
eigentümlichen  Muskel  Verhältnisse  nicht  an. 
Diese  scheinbare  UnvoUkommenheit  wird  aber 
insofern  ein  Gewinn,  als  der  Anschlag  durch 
eine  gewisse  Federung  des  Endgliedes  eine 
grössere  Weichheit  erhält.  Die  Beugung 
des  (kürzesten)  kleinen  Fingers  wird  üb- 
rigens etwas  geringer,  diejenige  des  (längsten) 
Mittelfingers  etwas  grösser  sein  müssen,  als 
die  des  2.  und  4.  Fingers,  da  die  Kuppen 
aller  4  Finger  annähernd  gleich  weit  von  den 
Obertasten  entfernt  nebeneinander  liegen  sollen. 

Die  Beugestellung  der  Finger  kann  indess 
nur  so  lange  aufrecht  erhalten  werden,  als  es 
sich  um  das  Spiel  auf  den  unteren  Tasten  in 
enger  Lage  handelt.  Bei  gleichzeitigem  Spiel 
auf  unteren  und  oberen  Tasten  werden  immer 
einzelne  Finger  mehr  oder  weniger  gestreckt 
werden  müssen;  und  bei  weiten  Lagen  muss 
die  Beugung  aufgegeben  werden,  weil  die 
Spannweite  durch  Streckung  der  Finger 
wächst,  und  zwar  nicht  etwa  nur  der  nächst- 
beteiligten Finger,  sondern  beispielsweise  beim 
OktavengrifT  mit  Daumen  und  kleinem  Finger, 
auch  durch  Streckung  des  2.,  3.  und  4.  Fingers. 
Die  für  die  Spannweite  erforderliche  Spreizung 
der  Finger  kann  durch  Uebung  allmählich  ge- 
steigert werden,  weniger  durch  Betätigung  der 
beteiligten  Muskeln,  als  durch  Dehnung  der 
hemmenden  Bänder,  gewiss  aber  nicht  durch 
die  erstere  allein. 

Dass,  wie  jeder  weiss,  die  Streckung  des 
4.  Fingers  nur  zugleich  mit  der  des  3.  und  5. 
Fingers  leicht  und  vollständig  gelingt,  zu- 
sammen mit  nur  einem  von  beiden  aber 
schwieriger  und  für  sich  aUein  am  alier- 
schwierigsten  ist,  wird  allgemein  richtig  damit 
erklärt,  dass  die  Strecksehne  des  4.  Fingers 
Verbindungen  mit  den  Strecksehnen  des  3. 
und  5.  Fingers  besitzt,  die  seine  Einzel- 
streckung hemmen.  Fleissige  Uebung  vermag 
auch  hier  (durch  Dehnung  der  Verbindungen) 
viel  zu  bessern. 

Für  das  Spiel  in  hoher  und  tiefer  Lage 
ist  eine  entsprechende  Bewegung  im  Schulter- 


gelenk in  Verbindung  mit  einer  Streckung  im 
Ellenbogengelenk  unentbehrlich,  um  die  wach- 
sende Entfernung  der  Tasten  zu  überbrücken. 
Zugleich  muss  eine  Zuziehung  im  Handgelenk 
erfolgen,  um  der  Hand  die  senkrechte  Haltung 
zu  der  Tastatur  zu  wahren.  Eine  entgegen- 
gesetzte Bewegung  im  Schulter-  wie  im  Hand- 
gelenk ist  natürlich  erforderlich  beim  Ueber- 
setzen  des  einen  Armes   über  den   anderen. 

Wir  kommen  nun  zur  Erörterung  des 
Anschlags,  der  ja  für  den  Wohlklang,  für  die 
Deutlichkeit  und  den  geistigen  Eindruck  des 
Vortrags  von  der  allergrössten  Bedeutung  ist 
Er  soll  gleichmässig  und  bestimmt,  dabei 
weich  und  nach  Bedarf  leise  oder  kräftig  sein. 
Nur  die  vollkommene  Beherrschung  aller 
Stärkegrade  und  ihrer  Uebergänge  befähigt 
den  Anschlag,  als  Ausdrucksmittel  mannig- 
falliger  künstlerischer  Empfindungen  zu  dienen. 
Der  Anschlag  kann  durch  Bewegung  ver- 
schiedener Gelenke  erfolgen,  nämlich  1.  der 
Gelenke  zwischen  Grund-,  Mittel-  und  Endglied 
des  2.  bis  5.  Fingers,  2.  der  Mittelhandfinger- 
gelenke (Knöchelgelenke,  beim  Daumen  des 
Gelenks  zwischen  Mittelhandknochen  und 
Handwurzel),  3.  des  Handgelenks,  4.  des  Ellen- 
bogengelenks und  5.  des  Schultergelenks,  wobei 
zunächst  jedesmal  die  Feststellung  aller  übrigen 
Gelenke  vorausgesetzt  wird,  kombinierte  Be- 
wegungen aber  ebenfalls  möglich  sind.  Jede 
dieser  Anschlagsarten  hat  ihre  besondere 
Klangwirkung  und  findet  danach  ihre  Ver- 
wendung beim  Spiel.  Allerdings  ist  dabei  zu 
beachten,  dass  für  schnelle  Bewegungen  (Läufe) 
nur  der  Fingeranschlag  in  Betracht  kommen 
kann,  weil  denanderen  Anschlagsalten  wegen 
der  Länge  des  beanspruchten  Hebelarms  die 
nötige  Schnelligkeit  der  Bewegungen  fehlen 
würde,  und  weil  im  Gegensatz  zu  ihnen  beim 
Fingeranschlag  stets  5  Finger  zu  schnellster 
Aufeinanderfolge  bereit  sind. 

Was  zunächst  die  Kraft  des  Anschlags 
betrifft,  so  wächst  diese  mit  der  Länge  des 
bewegten  Hebelarms  und  der  Stärke  der  be- 
wegenden Muskulatur.  Demgemäss  ist  der 
Fingeranschlag  der  wenigst  kräftige,  während 
der  Schulteranschlag  die  grösste  Kraft  zu  ent- 
wickeln vermag;  Handgelenk-  und  Ellenbogen- 
gelenkanschlag stehen  in  der  Mitte.  Wissen 
wir  ja  doch  auch,  dass  der  Uhrmacher  für  seine 
feinen  Arbeiten  die  Finger-  und  Handgelenke, 
der  Schlosser  für  die  schwereren  Arbeiten  die 
Ellenbogen-  und   Schultergelenke    bevorzugt 

Die  so  sehr  geschätzte  Weichheit  des  An- 
schlags wird  erreicht,   indem  man  die  Tasten 


-    103    - 


nicht  heftig,  sondern  mit  gemässigter  Ge- 
schwindigkeit sanft  niederdrückt.  Die  Weichheit 
ist  nicht  an  ein  bestimmtes  Gelenk  gebunden, 
es  leuchtet  aber  ein,  dass  Bewegungen  mit 
kurzem  Hebelarm  und  zierlicher  Muskulatur 
sich  besser  beherrschen  und  massigen  lassen, 
als  unter  entgegengesetzten  Verhältnissen, 
dass  also  der  Fingeranschlag  unter  sonst 
gleichen  Umständen  leichter  weich  zu  halten 
ist,  als  die  anderen  Anschlagsarten.  Es  muss 
aber  hervorgehoben  werden,  dass  auch  der 
Schultergelenkanschlag  durchaus  weich  erfolgen 
kann  und  dann  etwas  besonders  charakteris- 
tisches bekommt  Um  sich  diesen  eigentüm- 
lichen weichen  Schultergelenkanschlag  zu  ver- 
anschaulichen, denke  man  an  einen  der 
grossen  Stahlhammer  in  Eisenwerken,  die 
trotz  ihres  mächtigen  Gewichts  so  fein  ge- 
steuert werden  können,  dass  der  Arbeiter  sie 
nach  seinem  Willen  an  jeder  Stelle  mit 
Sicherheit  und  durchaus  „weicher"  Hemmung 
anzuhalten  vermag.  So  lässt  sich  durch 
Uebung  auch*  die  Bewegung  des  Armes  zur 
Erzielung  des  weichen  Schulteranschlags 
(Portamento)  beherrschen. 

Welchen  Anschlag  man  aber  auch  wählen 
mag,  immer  muss  das  Anschlagsgelenk  frei 
und  lojker  beweglich  bleiben,  im  wesentlichen 
nur  durch  die  natürlichen  Elastizitätsmomente 
der  Bänder  und  Muskeln  gehalten.  Erscheint 
das  Anschlagsgelenk  nicht  völlig  entspannt, 
so  ist  das  ein  Zeichen  störender  und  zu  ver- 
meidender Mitbewegungen,  von  denen  noch 
weiter  die  Rede  sein  wird.  Sie  lassen  keine 
Geläufigkeit  zustande  kommen  und  führen 
um  so  eher  zur  Ermüdung,  je  weniger  Zeit 
den  Muskeln  zu  ihrer  Erholung  gelassen  wird. 

Der  Anschlag  soll  endlich  bebtimmt  und 
entschlossen,  nicht  zögernd,  und  gleichmässig, 
d.  h.  genau  mit  der  beabsichtigten  Kraft  und 
nach  dem  vorgeschriebenen  Zeitmass  erfolgen. 
Das  GegenteU  würde  zu  einem  unsauberen, 
verschwommenen  und  unruhigen  Spiel  führen. 

Als  letzter  Punkt  bleibt  nun  noch  die  Be- 
teiligung des  Nervensystems  an  den  Muskel- 
bewegungen  zu  erörtern.  Diese  Beteiligung 
ist  eine  geradezu  beherrschende,  denn  ohne 
sie  kommen  Bewegungen  wie  die,  von  denen 
hier  die  Rede  ist,  -  überhaupt  nicht  zustande. 
Insbesondere  ist  zum  Auslösen  einer  willkür- 
lichen Bewegung  nötig,  dass  in  unserem 
Gehirn  der  Wille  dazu  entsteht,  und  dass 
dieser  Willensreiz  zu  dem  betreffenden  Muskel 
auf  dem  Wege  der  Nervenbahnen  hingeleilet 
wird.    Der   Muskel    beantwortet   diesen   Reiz 


dann  mit  einer  Zusammenziehung.  Zur 
sicheren  Uebertragung  des  Willens  und  zu 
einem  diesem  Willen  genau  entsprechenden 
Ablauf  der  Bewegung  gehört  nun  vor  allen 
Dingen  die  scharfe  Richtung  der  Aufmerk- 
samkeit auf  die  gewollte  Bewegung  und  die 
Beschränkung  des  Bewegungstriebs  auf  die- 
jenigen Muskeln  oder  diejenigen  Muskelgruppen, 
welche  in  Tätigkeit  treten  sollen.  Wird  hier- 
gegen gefehlt,  dann  läuft  der  Antrieb  leicht 
auf  Nebenbahnen  über,  deren  Beteiligung  gar 
nicht  beabsichtigt  war;  und  dann  kommt  es 
neben  der  willkürlichen  Bewegung  zugleich 
zu  verschiedenen  unwillkürlichen  Bewegungen, 
die  unzweckmässig,  wenn  nicht  sogar  störend 
sind.  So  vermögen  viele  Menschen  nicht 
einen  einzelnen  Finger  zu  strecken  oder  zu 
beugen,  ohne  mit  den  anderen  Fingern  ähn- 
liche Bewegungen  zu  machen;  manche 
Menschen  bewegen,  während  sie  schreiben, 
regelmässig  Zunge  oder  Lippen;  der  Anfänger 
im  Reiten  oder  Schlittschuhlaufen  setzt  ausser 
den  willkürlich  bewegten  Muskeln  unwill- 
kürlich einen  grossen  Teil  der  übrigen  Körper- 
muskulatur in  Spannung,  ohne  damit  etwas 
anderes  zu  erreichen,  als  vorzeitige  Ermüdung. 
Ist  es  schon  eine  Aufgabe  der  Erziehung  im 
allgemeinen,  den  unbewussten  Drang  zu  der- 
artigen Mitbewegungen  zu  unterdrücken,  so 
gUt  dies  vollends  für  den  Klavierspieler,  der 
den  Bewegungsreiz  in  ganz  bestimmten  Nerven- 
bahnen isolieren  und  dadurch  jede  seiner  Be- 
wegungen beherrschen  lernen  muss. 

Es  gibt  nun  aber  ausser  und  in  gewissem 
Gegensatz  zu  den  Mitbewegungen  andere  Be- 
wegungs-Verknüpfungen, die  nicht  wie  jene 
störend  und  verpönt,  sondern  durchaus  zweck- 
mässig und  ge>^  oUt  sind,  man  nennt  sie  asso- 
ciierte  Bewegungen.  Wie  die  Unterdrückung 
der  Mitbewegungen,  so  muss  die  Ausbildung 
associierter  Bewegungen  durch  zielbewusste 
Uebung  gefördert  werden,  gleichviel,  ob  die 
associierten  Bewegungen  gleichzeitig  nebenein- 
ander verlaufen,  oder  in  schneller  Folge  an- 
einander gereiht  werden  sollen.  So  sahen 
wir  oben,  dass  zur  Erreichung  der  richtigen 
Handhaltung  mehrere  Bewegungen  nötig  sind: 
Geraderichtung  des  Handgelenks  und  der 
Mittelhandfingergelenke,  Hebung  der  Klein- 
fingerseite, Entwicklung  des  Daumenballens. 
Der  Ungeübte  wird  sie  einzeln  wollen,  aus- 
führen und  mit  Bewusstsein  festhalten  müssen, 
der  Geübte  dagegen  alle  mit  einem  Schlage  asso- 
ciieren.  Eine  musikalische  Figur,  eine  chro- 
matische Tonleiter  gelingt  um  so  leichter,  je 


—     104    — 


fester  die  Associationen  eingeübt  sind.  Ja  es 
genügt  oft  schon  die  Richtung  des  Willens 
auf  ein  einzelnes  Glied  der  Reihe  zur  Hervor- 
rufung aller  übrigen.  So  brauchen  beim 
Spielen  eines  Trillers  nur  die  ersten  Schläge 
durchaus  willkürlich  ausgeführt  zu  werden, 
alle  folgenden  sind  dann  zwar  beabsichtigt, 
aber  nicht  jeder  erfordert  einen  besonderen 
Willensakt.  Associierte  Bewegungen  erfolgen 
sogar  bisweilen  schon  auf  die  blosse  Vor- 
stellung hin  (z.  B.  bei  einem  Triller,  einem 
Doppelschlag),  und  ihre  Verkettung  kann  so 
fest  werden,  dass  man  behaupten  darf,  eine 
besondere  WiUer  stätigkeit  sei  dann  eher  zu 
ihrer  Unterbrechung,  als  zu  ihrer  Fortsetzung 
erforderlich. 

Die  Bahn,  welche  unser  Wille  auf  seinem 
Wege  zum  Muskel  im  Nerven  beschreibt,  ist 
einem  Waldpfade  vergleichbar,  von  dem  viele 
andere  Pfade  in  verschlungenen  und  ge- 
kreuzten Windungen  sich  abzweigen.  Auch 
der  Wanderer  wird  aufmerken  müssen,  um 
nicht  vom  rechten  Wege  abzuweichen;  ist  er 
ihn  aber  oft  gegangen,  läuft  er  kaum  noch 
Gefahr,  ihn  zu  verlieren.  Wie  der  kundige 
Wanderer  auf  ausgetretenem  Wege,  so  läuft 
der  Bewegungstrieb  auf  „ausgeschlifTenen" 
Nervenbahnen  leicht  und  sicher  dahin,  so 
sicher,  dass  er  sogar  seiner  treuen  Führerin, 
der  Aufmerksamkeit,  streckenweise  entraten 
kann. 

Und  das  ist  gut,  denn  wir  müssen  auch 
lernen,  wUlkÜrliche  Bewegungsreihen  für  ganz 
verschiedene  Zwecke  gleichzeitig  auszuführen, 
z.  B.  für  das  Spielen  mit  beiden  Händen,  für 
das  Treten  des  Pedals  oder  für  den  selbst  be- 
gleiteten Gesang.  Je  mehr  wir  uns  bei  alledem 
bezüglich  der  einfacheren  Bewegungen  in 
«ausgeschliflenen*'  Bahnen  finden,  desto  unge- 
teilter kann  die  Aufmerksamkeit  auf  die  Be- 
achtung alles  Ungewöhnlichen  und  Schwierigen, 
auf  Zeichen  und  Vortrag  verwendet  werden. 

Der  Lehrer  soll  jede  Uebung  leiten,  ihren 
Erfolg  im  Auge  behalten  und  Fehler  undUn- 
vollkommenheiten  rügen.  Aber  auch  der 
Schüler  selbst  ist  imstande,  das  Mass  der  er- 
langten Ausbildung  einigermassen  zu  beur- 
teilen, vorzugsweise  natürlich  durch  das  Ohr, 
aber  auch  durch  das  Gefühl,  nicht  so  sehr 
durch  das  Tastgefühl  seiner  Fingerspitzen, 
als  durch  das  Musketgefühl,  welches  uns  über 
die  Anspannung  unserer  Muskeln  und  die 
Lage   unserer  Glieder  in   jedem   Augenblick 


genaue  Rechenschaft  gibt.  Das  befähigt  ihn 
in  gewissem  Grade  zu  einem  Urteil,  wie  wät 
er  den  Anforderungen  eines  guten  Anschlags 
genügt  und  sich  ein  so  ausgeglichenes  Spiel 
zu  eigen  gemacht  hat,  wie  es  nur  durch  gleich- 
massige  Uebung  und  völlige  Beherrschung 
aller  Teile  ermöglicht  wird. 

Damit  sind  wir  an  der  Grenze  dessen 
angelangt,  was  wir  uns  mechanisch  vorzu- 
stellen vermögen.  Es  würde  den  Rahmen 
unserer  Aufgabe  weit  überschreiten,  wollten 
wir  den  unendlich  komplizierten  Bewegungs- 
reihen im  Einzelnen  nachgehen  oder  gar  die 
lebhaften  geistigen  Vorgänge  und  seelischen 
Regungen  verfolgen,  aus  denen  sich  ein  voll- 
endetes Spiel  zusammensetzt 

Wenn  Jemand  durch  viele  verschlungene 
Strassen  zu  einem  Freunde  geht,  unterwegs 
in  Gedanken  so  vertieft,  dass  er  zwar  Hinder- 
nissen ohne  besondere  Ueberlegung  aus  dem 
Wege  geht,  auch  Grüsse  Bekannter  erwidert 
aber  sonst  des  Weges  und  der  Mensche 
nicht  achtet,  und  wenn  er,  innerlich  leiden- 
schaftlich bewegt,  schliesslich  das  erstrebte 
Ziel  doch  anstandslos  erreicht,  so  ist  es  er- 
staunlich, wie  sich  die  Orientierung  im  Gewirr 
der  Strassen  und  zu  gleicher  Zeit  ein  innerer 
Gedankenwechsel  durch  ein  wiederholtes 
schnelles  Abspringen  von  einer  VorsteUungs- 
reihe  zur  anderen  behauptet  Aehnlich  der 
Tonkünstler,  welcher  am  Klavier  zugleidi 
singend  sich  begleitet:  Jede  Note,  jedes  Zeichen, 
jedes  Wort  wird  mit  Blitzesschnelle  nachein- 
ander aufgefasst  und  gleichzeitig  in  Bewe- 
gungstriebe für  Stimme  und  Sprache  umgesetzt 
Daneben  läuft  unter  der  Schwelle  der  durch 
den  Gesang  gefesselten  Aufmerksamkeit  und 
nur  durch  blitzschnelles  Abspringen  von  jener 
Vorstellungsreihe  in  Gang  erhalten,  unentwegt 
die  Begleitung  in  harmonischer  Verbindung. 
Und  das  alles  beherrscht  von  der  Höhe  musi- 
kalischen Verständnisses,  durchflutet  und 
belebt  von  den  Schwingungen  der  Seele,  ohne 
welche  höchster  künstlerischer  Genuss  weder 
empfunden,    noch   vermittelt    werden    kann! 

Dergleichen  lässt  sich   nur   bewundernd 
erleben,     nicht     verstandesmässig    in    seine 
letzten  Bestandteile  zergliedern. 
„Wenn   ihr's  nicht  fühlt,  ihr  werdet*s   nicht 

erjagen. 
Wenn  es  nicht  aus  der  Seele  dringt 
Und  mit  urkräftigem  Behagen 
Die  Herzen  aller  Hörer  zwingt* 


—     105     — 


Von 
Jos^  TlABBa  da  Hotta. 


(Schloss.) 


Unmittelbar  an  die  Periode,  die  den  Brief- 
wechsel mit  Frau  Wesendonk  unifasst,  schliesst 
sich  an:KichardWagner  und  KönigLudwigll. 
von  Sebastian  Röckl  (Beck'sche  Verlags- 
bachhandlnng,  München.)  Mit  grossem  Fleiss 
gibt  der  Verfasser  eine  wertvoUe  Sammlung  aller 
schriftlichen  und  mündlichen  Aeusserungen,  die 
sich  auf  Wagner*s  Leben  und  Schaffen  in  den 
Jahren  1864—65  beziehen  in  fliessender  Dar- 
stellung. Namentlich  sind  die  Briefe  an  den  König 
und  von  diesem  höchst  merkwürdig  und  ihi-e  Zu- 
sammenstellung von  grossem  Wert.  Das  Büchlein 
bietet  wichtige  biographische  Dokumente. 

Eine  Eeihe  fnsch  geschriebener  Artikel  an- 
regenden Inhalts  bringt  Erich  Kloss  in  seinem 
Wagner-Lesebuch  (nur  dieser  Titel  ist  fürchter- 
lich!) „Volkstümliches  über  Wagner  und  Bayi-euth". 
Es  sind  namentlich  Besprechungen  der  jüngst  ver- 
öffentlichten Briefe  Wagner's,  in  denen  der  Autor 
Jedesmal  ein  treffendes  Charakterbild  der  be- 
treffenden KoiTespondenz  zeichnet  Besonders  in- 
teressant sind  die  Kapitel  über  Wagner's  Tierliebe 
(die  in  einer  Broschüre  H.  von  Wolzogen's; 
Wagner  und  die  Tierwelt,  bei  Härtung  in 
Leipzig,  höchst  anmutig  geschildert  worden  ist), 
über  Bülow,  die  Fürstin  Wittgenstein  u.  A.  Mit 
Begeisterung  tritt  der  Verfasser  für  Bayreuth  ein. 
Sein  Buch  ist  durchaus  volkstümlich  gehalten. 
Sehr  amüsant  sind  die  parodistischen  Auszüge  aus 
dem  Kladderadatsch,  der  bekanntlich  schon  um 
1856  für  Wagner  eintrat. 

Dieses  letzte  Kapitel  führt  uns  zu  einem 
kleinen,  köstlichen  Buch,  das  ein  Stück  tragi- 
komischer Kulturgeschichte  enthält:  es  ist 
Tappert's  „Richard  Wagner  im  Spiegelder 
Kritik",  zweite  vermehrte  Anfiage des „Wagner- 
lexikons*^  das  vor  etwa  25  Jahren  als  „Wörterbuch 
der  [JnhÖflichkeit  gegen  R.  Wagner"  erschien  (C.  F. 
Siegel).  Es  ist  eine  ebenso  amüsante  als 
beschämende  Lektüre.  Selbst  wenn  diese  uner- 
hörten Rohheiten  sich  nicht  gegen  einen  solchen 
Meister  richteten,  wären  sie  beschämend,  weil  sie 
den  Tiefstand  zeigen,  bis  zu  dem  der  menschliche 
Greist  herabsinken  kann.  Denn  aui  die  Namen 
muss  man  achten  und  auf  das  Datum.  Selbst 
aus  jüngster  Zeit  stehen  da  Aussprüche,  die  un- 
würdig sind  in  ihrer  Form.  Wenn  man  das  liest, 
an  das  Berliner  Wagner-Denkmal  denkt,  das  in 
seinen  Gruppen  die  krauseste  Unkenntnis  der 
Werke  des  Meisters  verrät  und  das  allein  durch 
das  Fehlen  der  Gestalt  Hans  Sachsens  (^^  Ehret 
Eure  deutschen  Meister!*)  sich  selbst  verurteilt  — 
an  die  Entweihung  des  „Parsifals"  in  Amerika  — 
und   was  noch  schlimmer  ist,  an  die  Haltung  der 


deutschen  Künstler  dieser  Schändung  gegenüber 
und  eines  grossen  Teils  der  Presse  zu  der 
hochherzigen  Frau,  die  sich  für  das  Festhalten  des 
Ideals  ihres  Gatten  mutig  opfert  -  -  so  könnte  man 
daran  zweifeln,  ob  die  Genies  zum  Heile  der 
Menschheit  gelebt  haben,  wenn  man  nicht  an 
Ibsen's  Wort:  „Die  Majestät  hat  immer  Unrecht" 
Trost  fände.  Glücklicherweise  trat  eine  Minorität 
der  Fresse  gegen  solche  Kunstschändungen  auf, 
aus  der  ich  nur  den  Klavierlehrer,  den 
Kunst  wart  und  die  Jugend  nenne.  Es  gibt 
nichts  Traurigeres  in  der  Geistesgeschichte,  als 
wenn  ein  grosser  Mann  anföngt  ^populär^^  zu 
werden.  Dieses  Verhängnis  für  Wagner  herbei- 
geführt zu  haben,  ist  Conried*s  Verdienst,  wozu 
er  selbst  sich  naiv  bekennt. 

Ein  vorzügliches  Büchlein,  das  viel  Missver- 
Ständnisse  aufklärt  und  das  Gefühl  für  Wagner's 
Kunst  vertieft,  ist  Golther's  Monographie  über 
Bayreuth  in  der  unter  dem  Titel  „Theater"  bei 
Schuster  <&Löffler  erscheinenden  Sammlung. 
Mit  Recht  tritt  der  Verfasser,  der  wie  wenige 
Wagner*8  Gedanken  darchdrangen,  der  noch  immer 
weitverbreiteten  Autfassung  Wagner's  als  eines 
blossen  .Opemkomponisten^'  entgegen.  In  kurzen, 
aber  inhaltreichen  Kapiteln  schildert  er  die  Ent- 
stehung und  Bedeutung  des  Wagnerischen  DramAs 
und  der  Bayreuther  Festspiele.  Es  ist  höchst 
erfreulich,  dass  in  letzter  Zeit  so  viele  vorzügliche 
Schriften  erscheinen,  die  im  besten  Sinne  populär 
gehalten,  die  Gedanken  Wagner's  in  die  Allgemein- 
heit tragen.  So  wird  die  würdige  Popularität 
Wagner's  angebahnt.  Hübsche  Abbildungen 
schmücken  das  Bändchen,  unter  denen  namentlich 
die  schöne  Wagnerbttste  hervorragt,  die  neben 
Egusquiza's  Radierung  das  beste  Portrait  if|. 
Aber  warum  fehlt  ein  Inhaltsverzeichnis? 

Golther's  Buch  wird  ergänzt  durch  Wol- 
zogens  gleichnamige  Monographie  in  der  Samm- 
lung „Musik''  (Marquardt,  Berlin).  Wolzogen 
gebt  noch  tiefer  ein  aaf  die  gan2  einzigartige 
Wirkung  Bayreuth's  und  erörtert  in  erschöpfender 
und  klarster  Weise,  weshalb  Wagner  den  Parsifal 
für  die  eine  Stätte  reservieren  wollte'  and  wie  an 
irgend  einer  anderen  niemals  der  Eindruck  der 
Weihe  zu  Stande  kommen  könnte.  Sehr  interessant 
wird  dann  die  Geschichte  der  Festspiele  behandelt 
und  der  Künstler,  die  daran  mitgewirkt  haben. 
Noch  reichere,  schönere  Illustrationen  als  bei 
Goither  schmücken  diesen  Band.  Im  gleichen  Ver- 
lag gab  Wolzogen  ein  „Wagnerbrevier"  heraus, 
das  in  kurzen  Auszügen  aus  den  Schriften  in  fein- 
geordneter  Auswahl  ein  knappes  aber  plastisches 
Bild  von  Wagner's  Gedankenwelt  und  PersÖnlicli 


106 


keit  bildet.  An  diesen  warm  zn  empfehlenden 
Monographien  ist  nur  zweierlei  auszasetzen.  Trotz 
der  Kürze  jeden  Bandes  wäre  wenigstens  ein  In- 
haltsverzeichnis der  einzelnen  Kapitel  notwendig. 
Man  mnss  doch  selbst  bei  einem  kleineren  Werk 
eine  üeberticht  haben  über  den  Anfbau.  Ferner 
ist  die  Ausstattung  za  tadeln,  die  zwar  elegant, 
aber  un&sthetisch  ist:  das  Format  ist  fast  viereckig, 
die  Letten!  sind  so  kraus,  dass  man  sie  ungern 
sieht  und  mühsam  liest.  Die  gothischen  Charaktere 
sollten  überhaupt  nicht  mehr  benutzt  werden,  da 
sie  weder  schön,  noch  durch  die  Eigentümlichkeit 
der  Sprache  bedingt  dind. 

Obgleich  niclit  zu  diesem  Thema  gehörig,  sei 
doch  hier  hingewiesen  auf  Bruneau's  Geschichte 
der  französischen  Musik  in  derselben  Samm- 
lung, ein  unerschrockenes  und  gutes  Buch,  bei  dem 
nur  die  schlechte  Uebersetzung  voller  Gallicismen 
zu  bedauern  ist. 

Eine  hochinteressante  und  schöne  Publikation 
ist  das  Facsimile  der  Meistersingerdichtung, 
die   B.  Schot  t's  Söhne   in  Mainz  herausgegeben. 


Nicht  nur  wegen  der  wundervollen  Schrift  Wagner^s, 
die  ein  französischer  Graphologe  als  eine  der 
schönsten,  die  alle  Merkmale  des  Genies  tr^^,  an- 
führt, sondern  auch  wegen  einiger  Abweichungen 
von  der  komponierten  Fassung.  So  ist  z.  B.  der 
Choral  der  Gemeinde  im  Anfang  nachträglich  im 
Bande  hinzugefügt  und  Walther's  Lied  im  IIL  Auf- 
zug (infolgedessen  nattlrlich  auch  Beckmesser's 
Parodie)  ganz  verschieden  von  der  späteren  Fassung. 
Bemerkenswert  ist  Wagner's  Aeusserung  an  Frau 
Wesendonk:  er  habe  diese  Verse  nach  der  Melodie 
gemacht,  die  er  im  Kopfe  hatte. 

Zum  Schluss  noch  ein  literarischer  Hinweis. 

Wer  sich  mit  Wagner's  Werken  beschäftigt^ 
wird  auch  angeregt  werden,  die  gewaltigen 
deutschen  Sagen  zu  studieren,  und  da  kann  er  dann 
kein  vorzüglicheres  Werk  benutzen,  alsHerrman  n's 
„Deutsche  und  Nordische  Mythologie^ 
(Engelmann,  Leipzig),  das  alles  Wissenswerte 
in  anziehender  Form  auf  wissenschaftlicher  Ghrund- 
läge  bietet.  Die  geniale  Konzentrationskraft  des 
Dichters  Wagner  wird  dann  erst  ganz  offenbar. 


4Fot)scbHfl'']^efopif)  @apellef)i 

»eriiDeiia  aiif  ae«  Prfnsip  aer  Einbeitticbkeit  tina  KelAtlviMt  der  Seicbe«» 
oDne  Jlcnaening  m  ßoten-  UMd  tinientystcM. 

Von 
Georg  Capellen-OsnabrOek. 


(SchluBS.) 


Wie  sollen  etwaige  im  Verlaufe  der  Noten- 
zeile notwendig  werdenden  Oktavversetzungen 
angezeigt  werden?  Das  bisherige  8«^^  ist  wegen 
der  fortlaufenden  Schlangenlinien  umständlich  und 
würde  ausserdem  bei  der  neuen  Methode  störend 
sein;  denn  bisher  zeigte  S***' stets  die  Veränderung 
der  normalen  Höhenlage  an,  während  jetzt  im 
Hinblick  auf  eine  bereits  vorgezeichnete  Oktav- 
ziffer 'S.  in  Fig.  7  denKontrabassI),  eine  8**^  auch 
die  Aenderung  einer  bereits  versetzten  Oktavlage 
anzuzeigen,  also  dann  nicht  absolut,  sondern  relativ 
zu  wirken  hätte.  Dieser  zwiespältige  Grebrauch 
der  Oktavziffer  als  Vorzeichnung  und  als  zufälliges 
Oktavversetzungszeichen  wäre  entschieden  ver- 
wirrend. Es  empüehlt  sich  daher,  die  relative 
Natur  des  letzteren  unzweideutiger  und  anschaulicher 
zum  Ausdruck  zu  bringen.  Das  geschieht  durch 
den  „Oktavstrich"  in  Fig.  9. 
Cellonotierung  bisher: 


^ 


-»-»- 


^ 


jetzt: 


I 


oder  bei  Verteilung  auf  zwei  Zeilen: 


I 


i 


-#— «^ 


Die  Oktavstriche  zeigen  hier  (ohne  Schlüssel- 
änderung!) sinnfällig  sowohl  die  Richtung  nach 
oben  an,  welche  die  vorhergehende  Note  ninunt, 
als  auch  im  Verhältnis  zu  ihr  den  Sitz  der 
folgenden  Note.  Zweckmässig  wird  der  Strich 
besser  durch  einen  pfeilartig  gebrauchten  Keil  (mit 
oder  ohne  Pfeilspitzen)  ersetzt,  um  e1)waige  Ver- 
wechslungen des  isolierten  Schrägstrichs  mit  den 
bisherigen  Abbreviaturen  für  Pausen,  Tremolo, 
Ton-  und  Notengruppenwiederholungen  radikal 
auszuschliessen. 

Die  theoretische  Begründung  des  neuen  Oktav- 
strich Verfahrens  ist  folgende:  Nachdem  man  ein- 
mal sich  in  der  vorgezeichneten  Oktavlage  einge- 
stellt hat,  werden  alle  Noten  nach  den  Intervallen, 
also  relativ  gelesen  und  gegriffen.  Es  genügt 
daher,  die  absolute  Hohe  vor  jeder  2jeile  durch 
die  Oktavziffer   anzuzeigen,    im  Verlauf   der  Zeile 


~      107     — 


aber  Höhen  Verschiebungen  lediglich  relativ  kennt- 
lich zu  machen.  Nunmehr  ist  die  Behandlung  der 
Ton-  und  Höhenversetzungen  eine  ganz  gleiche 
«evsrorden:  Die  wesentlichen  Oktavhöhen- 
zeirhen  werden  ebenso  herausgesetzt  wie 
die  wesentlichen  TonhÖhenzei<!hen,  zu- 
fällige Höhenveränderungen  werden  eben- 
so relativ  angezeigt  wie  zufällige  Tonver- 
änderungen. Zur  Vorzeichnung  sowohl  von 
Oktav-  wie  Tonhöhen  werden  bisher  üb- 
liche Signaturen  verwendet  (8,16  —  jj^  b;, 
zur  Kenntlichmachung  zufälliger  Hohen- 
und  Tonveränderungen  dagegen  die  neuen 
Keile  (handschriftlich  Striche).  Also  überall 
schönste  Einheitlichkeit  und  konsequente  Durch- 
führung der  relativen  Methodel*» 

Noch  einige  Winke  für  die  Beformieruug  der 
Partituren : 

1.  £s  ist  eine  ein-  für  allemal  international 
festgelegte  Reihenfolge  der  Instrumente  anzu- 
streben. 

2.  Die  Holz-,  Blech-  und  Streichinstrumente 
sind  durch  nur  in  der  betreffenden  Gruppe  durch- 
gezogene, sonst  aber  intermittierende  Taktstriche 
der  bessei-en  Uebersicht  halber  zusammenzufassen, 
während  die  Generalklammer  als  ununterbrochene 
Linie  fett  vorzudrucken  ist. 

3.  Keine  Auflösung  der  Tonartvorzeichen  beim 
Cebergang  zu  einer  neuen  Tonartvorzeichnung! 
Die  Auflösung  ist  ja  selbstverständlich. 

4.  Die  Töne  sind  stets  korrekt  so  zu  sclireibeu, 
wie  sie  in  die  herrschende  Tonart  gehören.  In 
der  citierten  Kavatine  von  Meyerbeer  ist  daher 
innerhalb  G^sdur  das  Geigentremoio  nicht  als 
h  ^  d  zu  notieren,  sondern  als  ces  ^  eses. 

5.  Wird  für  2  Instrumente  das  gleiche  Linien- 
Ävstem  gebraucht  und  schweigt  eins  von  ihnen,  so 
kann  man  sich  eine  lange  Folge  von  Pausenzeichen 
ersparen  durch  die  konsequent  durchgeführte  Noteu- 
stielrichtung  nach  oben  bezw.  unten. 

6.  Bei  dieser  Methode  tritt  auch  die  Be- 
schränkung eines  Oktavstriches  auf  die  Stimme, 
bei  der  er  steht,  deutlich  hervor. 

7.  Für  tiefe  Homnoten  ist  hinfort  kein  Bass- 
ächlQssel  zu  verwenden,  sondern  es  bleibt  beim 
Violinschlüssel,  indem  die  Höhenveränderung  durch 
den  Oktavstrich  anzuzeigen  ist. 

8.  Die  italienische  Sprache  ist.  als  inter- 
nationales Verständigungsmittel  möglichst  beizu- 
behalten. 

Es  ist  nunmehr  -noch  der  Nutzen  nachzu- 
weisen, den  das  Prinzip  der  Einheitlichkeit  und 
Relativität  der  Zeichen  ftirKlaviaturent  Klavier, 
Orgel,  Harfe)  hat,  also  für  Instrumente  mit 
doppeltem  Liniensystem.    Nehmen  wir  zunächst 

*)  Nur  insofern  besteht  ein  Unters«  hied.  als 
Ton  Versetzungskeile  nur  für  die  betreffenden  Noten 
;^lten,  Oktawersetzimgskeile  dagegen  bis  zu  ihrer 
Abänderung  fortwirken  (Fig.  9). 


an.  dass.    wie  bishei\ 


als  Schlüssel   im  oberen, 


Q  als  Schlüssel  im  unteren  System  vorgezeichnet 
sei.  Die  im  Interesse  der  Einheitlichkeit  imd 
Uebersichtlichkeit  zu  stellende  Forderung,  dass 
jedes   System   stets   im  Sinne   ein   und    desselben 

Schlüssels  zu  lesen,  ein  Hinüberwandern  des  ^^ 
in  das  Q-system    und  des  9  in  das  ^^syslem 

daher  zu  vermeiden  ist,  kann  durch  die  bisherige 
Tonschrift  nicht  erfüllt  werden,  wohl  aber  durch 
das  neue  Oktavstrich  verfahren.  Im  oberen  Klavier- 
system der  Fig.  4  wechselt  bei  der  alten  Notierung 

inH-dur  von  ,,totengleioh"  .au   ^^   mehrmals    mit 

^.  In  der  neuen  Notierung  mit  Oktavschlüssel 
ist  dieser  Schlüssel  Wechsel  vermieden,  die  Einheit- 
lichkeit der  Tonauffassung  also  gewahrt,  üeber- 
haupt  wird  mit  Hilfe  der  herausgesetzten  Oktav- 
ziffem  und  der  Oktavstriche  die  Mögliclikeit 
gewährt,  stets  in  bequemster  Weise,  mit  Ver- 
meidung vieler  Hilfsstriche,  die  Noten  einzu- 
zeichnen und  die  Höhenverschiebungen  für  weitere 
Strecken  fortwirken  zu  lassen,  in  Würdigung  des 
Trägheitsgesetzes  (Fig.  4  .  Wie  kompliziert  bisher 
durch  fortwährenden  Schlüsselwechsel  ein  Musik- 
stück werden  konnte,  zeigt  das  Lied  „Frühlings- 
nacht" von  R.  Schumann  mit  seinem  40maligen 
Schlüssel  tausch  im  Basssystem.  —  Aber  nicht  nur 
Einheitlichkeit  wird  durch  die  neue  Methode  in 
das  Doppelsysteni  gebracht,  sondern  es  wird  auch 
ein  sofortiges,  müheloses  Transponieren  jeder  Ton- 
art in  die  chromatisch  gleichstufige  ermöglicht, 
was  bisher  äusserst  ei-schwert  war  ( vergl.  in  Fig.  3 
D-  und  Des-dur,  H-  und  B-dur!).  Es  kann  jetzt 
jedes  Tonstück  mit  mehr  als  8  Vorzeichen  in  der 
leichteren  Tonart  mit  höclistens  3  Vorzeichen  abge- 
spielt werden,  z.  B.  Fis-dur  (6jJ)  als  F-dur  (1  t^), 
Ges-dur  (6  t^)  als  G-dur  (1  p.  Soviel  über  das 
Violinbasssystem ! 

Man   kann    aber   noch  weiter  gehen  und    das 


Doppelliniensystem  einheitlich  im 


oder*  Q 


schreiben,  mit  KektiUzierung  der  Oktavlage  durch 
die  herausgesetzte  Ziffer,  wie  es  Fig.  6  zeigt.  In 
Fig.  6  ist  das  bisherige  Violinbasssystem  und  das 
neue  Doppelviolin-  und  Doppelbasssystem  theore- 
tisch dargesteUt,  mit  Einzeichnung  gestrichelter 
Linien.  Der  Unterschied  ist,  dass  im  theoretischen 
Elfliniensystem  der  Uebereinstimmung  zwischen 
Notierung  und  effektiver  Oktavhöhe  die  Symmetrie 
der  Schlüssel,  im  theoretischen  Zwölfliniensystem 
dagegen  der  Symmetrie  der  Schlüssel  die  Ueber- 
einstimmung zwischen  Notierung  und  effektiver 
Oktavlage  geopfert  wird.  Um  den  Vorzug  der 
Schlüsseleinheitlichkeit  zu  würdigen,  muss  man 
sich  in  die  Seele  des  Anfängers  hinein  versetzen. 
Einem  Anfänger  ist  es  viel  leichter,  Noten  in  eine 


—     108     — 


anderen  Oktavlage  bei  gleichen  Schlüsseln  zu 
lesen,  als  in  der  effektiven  Oktavlage  bei  ver- 
schiedenen Schlüsseln.  Die  bisherige  Nicht- 
übereinstimmung zwischen  Tonsitz  und  Ton- 
bedeutung in  beiden  Liniensystemen  Ist  in  der 
Tat  ein  Mangel  und  kann  nicht  durch  den  Hin- 
weis auf  die  theoretische  Konstruktion  des  Violin- 
basssystems  in  Fig.  6  gerechtfertigt  werden, 
da  in  der  Praxis  wegen  des  unvermeidlichen 
grösseren  Raumes  zwischen  den  Systemen  jedes 
derselben  selbständig  für  sich  nach  Massgabe  des 
vorgezeichneten  Schlüssels  abgelesen  wird.  Die 
Einführung  des  neuen  Einheitsystems  hat  daher 
Alles  für  sich  und  ist  umso  weniger  zu  bean- 
standen, als  ja  bereits  /S^  bezw.  Q   häufig   genug 

als  einheitliche  Vorzeichnung  beider  Liniensysteme 
vorkommt.  Nunmehr  wird  Fig.  4  erst  in  ihrer 
ganzen  Tragweite  klar.  Die  eine  Darstellung  des 
Liedes  gentigt  für  alle  Stimmumfänge,  da  sich  die 
Noten  von  selbst  in  4  Tonarten  richtig  einstellen, 

je    nachdem    man    das   Ganze    einheitlich    im  J^ 

oder  Q  abliest.  Die  Verleger  können  sich  also 
hinfort  eine  zweifache  oder  gar  dreifache  Stich- 
auQgabe  von  Liedern  mit  Klavierbegleitung  er- 
sparen, indem  stets  4  oder  5  Tonarten  zur  Ver- 
fügung stehen  und  so  genügend  Spielraum  für  die 

16 
Stimmentfaltiuig  bleibt.  (Q  ist  stets  für  hohe 
Stinmien  zu  verwenden).  Auch  der  Komponist 
und  der  Wissenschaftler  kommen  bei  dieser  No- 
tierung zu  ihrem  Recht,  indem  die  Original- 
tonart (in  Fig.  4  D-dur)  stets  ersichtlich  ist  an 
der   Vorzeichnung   nach    dem   eröffnenden  Takt- 


sti-ich.  Die  Totalvorzeichnung  ist  der  Ueber- 
sichtlichkeit  halber  bei  Beginn  jeder  Seite  zu 
wiederholen ;  die  Oktavzif fem  vor  der  zweiten  und 
jeder  weiteren  Zeile  hat  der  Stecherfaktor  als 
Eesultate  etwaiger  zufälliger  Höhen  Verschiebungen 
zu  bestimmen  und  ihrer  Anfangsstellung  ent- 
sprechend links  und  rechts  vom  Taktstrich  zü 
setzen,  wie  es  in  Fig.  4  geschehen  ist.  Die  Wieder- 
holung der  Ziffern  vor  jeder  Zeile  dient  dazu,  um 
dem  ausser  Zusammenhang  Spielenden  sofort  die 
effektive  Oktavhöhe  bei  Beginn  der  Zeile  bemerk- 
lich zu  machen.  Für  den  im  Zusammenhang 
Spielenden  ist  diese  Orientierung  nicht  nötig,  da 
er  nach  dem  IntervaDgefühl  von  selbst  die  Noten 
in  richtiger  Höhe  ablesen  wird. 

Fig.  4  ist  eine  sehr  gute  Veranschaulichung 
von  dem  Nutzen  der  Einheitlichkeit  und  Eelativität 
der  Tonschrift.  Ohne  die  relative  Wirkung  der 
neuen  zufälligen  Ton-  und  Oktawersetsningszeichen 
würde  ihre  richtige  Selbsteinstellung  in  allen  vier 
Tonarten  unmöglich  sein. 

So  einleuchtend  indessen  auch  die  neue  Ton- 
schrift jedem  denkenden,  vorurteilslosen  Musiker 
sein  muss,  so  ist  dennoch  bei  der  Schwerfälligkeit 
und  Untemehmungsunlust  gegenüber  Neuerungen 
nichts  zu  erreichen,  wenn  nicht  ein  g^sserer 
Verband  tatkräftig  für  die  Reform  durch  ein  Gut- 
achten eintritt,  das  als  Flugblatt  möglichst  in  den 
Hauptsprachen  abzufassen  ist,  wegen  der  inter- 
nationalen Greltung  der  Tonschrift.  Greschehen 
muss  endlich  einmal  etwas,  um  der  Mindest- 
forderung zu  genügen,  dass  musikalische  Gredanken 
in  einer  möglichst  vollkommenen  Schrift  ausge- 
d  nickt  werden  können.  Kann  dieses  Schriftideal 
ohne  Antastung  des  Noten-  und  Linienbildes  er- 
reicht werden,  um  so  besser  für  die  Eeform! 


Robert  Eltner 

t  22.  Januar  1905. 


Die  Nachricht  von  dem  Ableben  des  verdienst- 
voilen  Musikforschers  wurde  bereits  in  No.  4  des 
„Kl.  L."  gebracht,  es  sei  gestattet,  in  Nach- 
stehendem noch  etwas  eingehender  auf  das  Wirken 
und  die  Verdienste  des  Verstorbenen  liinzuweisen. 
Robert  Eitner  gehörte  zu  den  wenigen  Menschen, 
die  in  selbstloser  Hingabe  ihr  ganzes  Leben,  ihre 
ganze  Tatkraft  ideellen  Zielen  widmen ;  er  hat  das 
Arbeitsfeld,  das  er  sich  in  früher  Jugend  erkor, 
die  „Musikbibliographie",  mit  nie  ermüdender 
Sorgfalt  gepÜegt  und  ihr  erst  durch  seine  Vor- 
arbeiten die  wissenschaftliche  Grundlage  ge- 
schaffen, der  sie  bisher  noch  gänzlich  entbehrte. 
Es  geschah  hauptsächlich  auf  seine  Veranlassung, 
dass  im  Jahre  1868  —  Eitner  lebte  damals  als 
Muslklchrer  in  Berlin  —  die  „Gesellschaft  für 
Musikforschung'*  mit  Franz  Commer  an  der 
Spitze,  gegründet  wurde.     Die   redaktionelle   und 


geschäftliche  Leitung  der  von  der  Oesellschaft 
herausgegebenen  „Monatshefte  für  Mnsik- 
geschichte"  wurde  in  Eitner's  H&nde  gelegt;  er 
hat  sie  bis  zum  Janaarhefte  d.  J.  geführt,  sie 
liegen  in  36  Bänden  vor.  Wenige  Jahre  nach  der 
Gründung  wurde  von  der  Gesellschaft,  haupt- 
sächlich wieder  auf  Eitner's  Veranlassung,  mit  der 
Herausgabe  von  .Publikationen  älterer  praktischer 
und  theoretischer  Musikwerke^^  begonnen,  sie 
bergen  in  23  Bänden  eine  Fülle  wertvollen  Ma- 
terials ans  der  älteren  Mnsikgeschichte.  Erw&hnt 
seien  u.  a.  nar  die  Liedersammlangen  von  Joh. 
Ott  (1544),  H.  L.  Hassler  (1601),  Oeglin  (1512). 
Heinrich  und  Hermann  Finck,  Joh.  Walter 
u.  8.  w.  Ferner  eine  Reihe  alter  Opern  von 
Orazio  Vecchi,  Caccini,  Gagllano,  Cavalli, 
Cesti  u.  s.  w.,  musiktheoretische  Werke  von  Vir- 
dung, Schlick,  Prätorius,  Agricola  nnd  viele 


—     109     -^ 


andere  zur  £rfor8chang  der  Mnaikgeschichte  hoch- 
bedeatuDgsvolle  Dokamente.  Eitner  ist  aaBserdem 
der  Heraasgeber  folgender  Werke:  „Bibliographie 
der  Masiksammelwerke  des  16.  und  17.  Jahr- 
hnnderts",  .Verzeichnis  neaer  Ausgaben  alter  Ma- 
sikwerke  von  der  frühesten  Zeit  bis  zam  Jahre 
1800*,  n^as  deutsche  Lied  des  15.  und  IB.  Jahr- 
hunderts in  Wort,  Melodie  nnd  mehrstimmigem 
Tonsatz*^,  „Qaellen  und  Hilfswerke  beim  Studium 
der  Musikgeschichte/*  —  Ausser  verschiedenen 
kleineren  Arbeiten,  z.  B.  einer  Beihe  Kataloge 
älterer  musikalischer  Bibliotheken,  die  zum  Teil 
als  Beilagen  zu  den  Monatsheften  für  Musik- 
geschichte erschienen,  ist  aber  Eitner's  Lebenswerk, 
sein  „Quellenlexikon  der  Musiker  und  Mu- 
sikgelehrtender  christlichen  Zeitrechnung 
bis  zur  Mitte  des  19.  Jahrhunderts*,  als  ein 
bis  jetzt  einzig  dastehendes  Werk  deutschen 
Sammelfleisses  zu  nennen.  Li  10  starken  Bänden, 
von  denen  der  erste  1899  erschien,  liegt  hier  vor, 
was  der  Verfasser  im  Laufe  einer  mehr  wie  SOJäh- 
rigen  Tätigkeit  zusammengetragen  hat.  Das  Werk 
steht  in  seiner  Weise  bis  jetzt  einzig  da,  es  fasst 
den  Inhalt  aller  dem  Verfasser  zugänglichen 
Bibliothekskataloge  und  alle  sonstigen  Nachrichten 
aber  noch  vorhandene  Musikalien  in  einem  ein- 
zigen Lexikon  zusammen,  es  bringt  biographische 
Notizen  über  die  Komponisten  von  der  frühchrist- 


lichen Zeit  an  bis  zum  Anfang  des  19  Jahrhunderts, 
es  gibt  vor  aUem  Aufschluss  über  die  noch  vor- 
handenen Werke,  über,  die  Bibliotheken,  in  denen 
sie  sich  heut  befinden  u.  s.  w. 

Eitner  hat  mit  diesem  Werke  der  zukünftigen 
Musikforschung  einen  unschätzbaren  Dienst  ge- 
leistet, sein  Werk  ist  das  erste  dieser  Art,  und 
wenn  es  ihm  auch  von  Beginn  an  selbst  bewusst 
war,  dass  er  keine  lückenlose  Arbeit  schaffen 
könne,  so  ging  er  doch  von  der  Ansicht  aus,  dass 
einmal  ein  Anfang  gemacht  werden  müsse,  weil 
ohne  ein  derartiges  Hilfsbuch  der  Fortschritt  der 
musikhistorischen  Arbeiten  unmöglich  sei.  Seinen 
Nachfolgern  wird  es  vorbehalten  sein,  in  seinem 
Sinne  ergänzend  weiterzuarbeiten.  Bobeft  Eitner 
hat  die  letzten  20  Jahre  seines  Lebens  in  dem 
kleinen  Städtchen  Templin  in  der  Uckermark  zu- 
gebracht und  dort  in  stiller  Zurückgezogenheit 
ganz  seiner  Wissenschaft  gelebt.  Ln  Jahre  1902 
erhielt  er  den  Titel  als  königlicher  Professor.  Der 
Schlussband  seinesQuellenlexikons  erschien  im  Herbst 
1904.  und  schon  trug  ersieh  mit  dem  Plan,  das  Werk 
durch  Bearbeitung  und  Hinzufügung  des  19.  Jahr- 
hunderts zum  Abschluss  zu  bringen.  Da  nahm 
der  Tod  dem  Bastlosen  die  Feder  aus  der  Hand 
und  die  Wissenschaft  trägt  Trauer  um  einen  ihrer 
selbstlosesten  idealsten  Vertreter. 

Anna  Maraeh. 


Mitteilungeil 


von  Hoohsohulen  und  Konservatorien. 


Frl.  Dina  van  der  Hoeven,  die  bekannte 
Pianistin  und  langjährige  Assistentin  Teresa 
Carreno*s,  richtet  auch  in  den  Osterferien  in 
ihrer  Wohnung,  Berlin,  W.  Marburgerstr.  17, 
wieder  „Ferienkurse"  für  solche  Lehrer  und 
Lehrerinnen  ein,  die  sich  in  technischer  Hinsicht 
fortbilden  wollen.  Meldungen  unter  obiger  Adresse 
werden  schon  jetzt  entgegengenommen. 

Das  Musik-Lyceum  zu  Bologna,  eines  der 
angesehendsten  Institute  Italiens,  feiert  sein  100- 
jähriges  Bestehen.  In  Vorbereitung  zur  Jubelfeier 
ist  eine  Ausstellung  von  Antographen,  Manuskripten. 
Instrumenten  und  dergleichen.  Am  2.  April  findet 
eine  grössere  Festversammlung  statt,  bei  der  Ga- 
briele d'Annunzio  die  Festrede  hält.  Für  die 
Zeit  vom  1.  bis  10.  April  sind  eine  Beihe  von 
Konzerten  geplant,  u.  a.  ein  Orchesterkonzert 
unter  Leitang  von  Toscanini,  ein  geistliches ' 
Konzert  in  der  Kirche  San  Jakobe  unter  Leitung 
von  Galloti,  in  welchem  der  Mailänder  Dom- 
chor alte  Vokalkompositionen  bolognesischer  Ton- 
setzer  singt,  ein  zweites  geistliches  Konzert  in 
San  Giovanni  in  Monti,  In  welchem  ein  Be- 
quiem  a  cappella  aufgeführt  wird,  an  dem  ver- 
schiedene italienische  Tonsetzer,  u.  a.  Maestro 
Torchi   gearbeitet   haben.     Verschiedene  Schtiler- 


auff ührungen  reihen  sich  diesen  grossen  Konzerten 
an.  — 

Die  Musikschule  Anderlik  in  Inowraz- 
law  errang  sich  mit  ihrem  letzten  Pnlfungs- 
konzert  einen  beachtenswerten  Erfolg.  Das  Pro- 
gramm zeigte,  besonders  in  der  Auswahl  der  Lite- 
ratur für  die  Kleinen,  eine  sehr  hübsche  Zusammen- 
stellung, es  waren  Werke  von  Gurlitt,  Klein- 
michel, Baff,  Bossi,  Ph.  Scharwenka  u.  A. 
vertreten.  Von  tüchtigem  Studium  legten  die 
Ensemblestücke  —  2  Klaviere  und  Streichinstru- 
mente —  Zeugnis  ab. 

Ein  Schülerkonzert  des  Oscar  Krain'schen 
Konservatoriums  zu  Breslau,  welches  im 
Saale  des  Gräil  Saurma'schen  Palais  stattfand, 
stellte  dem  ernsten  Streben  des  Leiters  aufs  Neue 
ein  treffliches  2jeugnis  aus.  Die  Leistungen  glngeli 
weit  über  das  Durchschnittsmass  hinaus.  Er- 
freulich wirkte  die  Auswahl  der  Stücke,  die  die 
ausgetretenen  Pfade  vermied,  und  u.  a.  eine  Violin- 
sonate von  Tartini,  eine  Polonaise  von  Xavet 
Scharwenka,  Lieder  von  Grieg  und  Lowe's 
seltener  gehörte  Ballade  „Kaiser  Otto,  Weinachts- 
feier* aufwies. 

Dozent  Dr.  Dietz  hält  in  Wien  3  Vor- 
en      über:       «Das       europäische.   .Ton- 


—     110     — 


drama  bis  Händel'^,  in  denen  sonst  nie  ge- 
hörte Stücke  ans  Opern  der  berühmten  Meister 
des  17.  nnd  18  Jahrhunderts,  von  Monteverdi, 
Cavalli,  Gesti,  Legrenzi,  Scarlatti,  Leo,  Kaiser, 
Lnlly.  Campra,  Destouche  nnd  Händel  als  Hin- 
Btrationen  zum  Vortrag  gelangen. 

Prof .  Dr.  Theodor  Dnbois,  der  greise  Leiter 
des  Pariser  Konservatoriums,   wird,  wie  gemeldet, 


ans  seinem  Amte  scheiden,  um  einer  jöngeren 
Kraft  den  Platz  einzuräumen.  Als  Nachfolger 
werden  genannt  Saint  Saens,  Reyer  und  Linep- 
veu. 

Giovanni  Battista  Lamperti,  der  Sohn 
des  berühmten  Mailänder  Gesangsmeisters  Fran- 
cesco Lamperti,  beabsichtigt  von  Dresden  na^h 
Berlin  zu  übersiedeln. 


y ermischte  Nachrichten. 


Musikdirektor  Otto  Dienel,  der  hochverdiente 
Leiter  der  Konzerte  in  der  Marienkirche,  ist  am 
Freitag  nach  längerem  schwerem  Leiden  gestorben. 
In  ihm  verliert  Berlin  einen  seiner  volkstümlichsten 
Organisten,  der  durch  seine,  Woche  für  Woche 
stattfindenden  freien  Orgelkonzerte  in  weitesten 
Kreisen  bekannt  geworden  ist  und  sich  mit  seinen 
Bestrebungen  den  Dank  vieler  Tansende  erworben 
hat.  ZehnJahie  hindurch  hat  er  diesen  Konzerten 
den  besten  Teil  seiner  Kraft  gewidmet,  und  er 
durfte  es  erleben,  wie  sich  neben  den  vielen  ge- 
legentlichen Besuchern  allmählich  eine  feste  Ge- 
meinde bildete,  die  selbst  die  weitesten  Wege  und 
das  schlechteste  Wetter  nicht  scheute,  um  an  den 

Konzerten    teilzunehmen.      Als    nach    seiner    Er- 

j      

krankung  kurz  vor  Weihnachten  die  Orgelvorträge 
ausgesetzt  werden  mussten,  war  das  Bedauern 
allgemein  und  die  Teilnahme  grosä.  Otto  Dienel 
wurde  am  11.  Januar  1839  in  Tiefenfiirth  (Kreis 
Banzlau)  als  Sohn  des  Kantors  Wilhelm  Dienel 
geboren.  Seit  1869  war  er  Organist  an  der  Marien- 
kirche, hat  somit  dieses  Amt  über  35  Jahre 
verwaltet. 

Manuel  Garcia,  der  berühmte  Gesangs- 
meister, der  am  17.  März  seinen  100.  Geburtstag 
feierte,  erhielt  vom  deutschen  Kaiser  in  Würdigung 
der  Bedeutung  seiner  Erfindung  des  Kehlkopf- 
spiegels die  grosse  goldene  Medaille  für 
Wissenschaft  verliehen.  Sie  wurde  ihm  im 
Auftrage  des  Kultusministeriums  von  Geheimrat 
Prof.  B.  Franke  1  persönlich  überreicht. 

Musikdirektor  Irgang,  seit  langen  Jahren 
als  Organist  und  Musiklehrer   am  Pädagogium  zu 


Züllichau  tätig,  tritt  am  1.  April  in  den  Ruhe- 
stand und  siedelt  nach  Bremerhaven  über.  Seine 
„Allgemeine  Musiklehre^*  und  eine  „ Harmonielehre^ 
haben   in   weiten   Kreisen   Verbreitung   gefunden. 

Hof kapellmeister  Franz  Mikorey  in  Dessaa, 
der  kürzlich  im  Bückeburger  Hofkapellkonzert 
seine  Sinfonie  „An  der  Adria*  mit  grossem  Erfolge 
dirigierte,  wurde  anlässlich  dieser  Aufführung  vom 
Fürsten  von  Schaumburg-Lippe  durch  Verleihung 
des  „Ordens  für  Kunst  und  Wissenschaft*^  aus- 
gezeichnet. 

Die  Verlagshandlungen  Breitkopf  A  Härtel 
und  P.  Pabst  in  Leipzig  veröffentlichen  Ver- 
zeichnisse von  Chor-,  Orchester-  und  Solowerken, 
die  zur  Aufführung  bei  den  bevorstehenden 
Schillerfeiern  geeignet  sind.  Die  Verzeichnisse 
werden  Interessenten  auf  Verlangen  kostenfrei  zn- 
gesandt 

Prof.  O.  W ermann  führte  am  11.  März  mit 
dem  Chor  der  Kreuzkirche  zu  Dresden  zwei 
fünf  stimmige  Motetten  von  Benno  Horwitz. 
.  dem  so  früh  Dahingeschiedenen,  auf.  Beide  Chöre. 
„Gott  ist  die  Liebe*  und  „Er  hat  den,  der  von 
keiner  Sünde  wusste",  hinterliessen  einen  tiefen 
Eindrack. 

Der  ..Oratorien- Verein"  zu  Stolp,  —  Dirigeot 
Musikdirektor  Boenig  — ,  veranstaltete  am  15.  Man 
eine  wohlgelungene  Auffahrung  von  Max  Bruch'i^ 
„Gustav  Adolf".  Die  Solopartien  waren  vertreten 
durch  die  Herren  Dr.  Robert  Mannreich  und 
iludolf  Scheffler,  Berlin,  und  Frl.  Klara  Höhne. 
Stettin.     Orchester:    die    Mitzlaff'sche    Kapelle. 


Bücher  und  Musikalien. 


Frifdrieh    Niggll,   op.   7.    Sonate   für    Klavier 
und  Violine,  E-dur. 
Gebrflder  Eng  k  Co.»  Leipxiir  ■nd  ZBrIeh. 
Friedrich  Niggli   gehört   zu  den  jüngeren  Ta- 
lenten, denen  künstlerisch  und  musikalisch  sich  mit- 
zuteilen  Lebensbedürfnis    ist.    die,    was    sie   auch 
immer   zu   sagen   haben,    als  tatsächliches  inneres 
Erlebnis  erfahren  haben    und  sich  gewissermassen 
durch  Fixierung   ihrer   Gedanken    selbst   befreien. 
Man  lasse  sich  nicht,  wie  zuweilen  wohl  geschehen 


mag,  durch  die  niedrige  Opuszahl  als  vor  einem 
Anfängerwerk  zurückschrecken,  sondern  greife  za 
Niggli's  E-dnr-Klavier- Violinsonate  und  man  wird 
einen  sehr  erfreulichen  Genuss  haben.  Die  Vor- 
länferin  des  obengenannten  Werkes  war  eine  Sooare 
für  Pianoforte  und  Violoncello  (op.  6)  von  dunklerem 
und  ernsterem  Ton;  diese  hier  ist  von  heiterer 
Stimmung  und  atmet  eine  unverkennbare  Freude 
an  schönem  und  liebenswürdig-gefälligem  Wesen 
Unverkennbar  ist  zweierlei,  nämlich:  ein  natürlicher 


-    111   — 


Schaffensdrang,  der  ebenso  wahrhaft  als  nnwider- 
stelLlich  scheint,  dessen  innere  Notwendigkeit  sich 
zudem  in  scharf  nnd  knapp  gefasster  Ansdrncks- 
weise  dem  Hörer  öberzengnngsvoli  knndtnt,  und 
anderenteils  des  Komponisten  streng  künstlerischer 
Ernst,  womit  die  Aufgabe  erfasst  und  gelöst  erscheint. 

H« Stiehl:  „Abendstimmung/*  Melodie  f ür  Pianoforte. 
B.  Sekotl'i  85hme,  MaiBi. 
Ein  Salonstück,  dem  zwar  keineswegs  besondere 
Erfindung«  aber  doch  Wohlklang  nnd  Anstand  in 
der  Form  der  äusseren  Erscheinung  nachgesagt 
werden  kann.  Vielleicht  ist  die  Wirkung  desselben 
noch  grösser,  wenn  die  Ausführung  dem  Violon- 
cello, der  Violine  oder  Flöte  —  auch  in  diesen 
Bearbeitungen  liegt  es  vor  —  übergeben  wird. 

Eugen  Segnitz, 


Paul  Klengel:  Sarabande  und  Tambourin  für 
Violine.    Von  Leclair  für  Violine 
und  Pianoforte  bearbeitet. 
F.  B.  C.  LeaekAFt,  Lei^itf . 
Ein  Musikstück,    das  Jedem   besseren  Geiger 
schon  lange  aus  der  hohen  Schule  des  Violinspiels 
▼on  David  bekannt  ist;   es  ist  heute  noch  jedem 
strebenden  Violinspieler   zum  Studium  für  Finger- 
und Bogentechnik  bestens  zu  empfehlen.    Ein  so 
tüchtiger  Musiker  wie  P.  Elengel  hat   denn  auch 
den  Ansprüchen  an  eine  volltönende  charakteristische 
Klavierbegleitung   Genüge   getan.     Mögen   dieser 
Bearbeitung  noch  andre  alter  Geigen-Kompositionen 
folgen;  es  ist  In  diesen  Blättern  schon  einmal  aus- 
führlich darauf  lilngewiesen  worden. 

Dagobert  LöwenthaL 


MusikpSdagogIscher  Verband. 


Schulgeaangs- 

Zu  dem  Entwurf  „Sichtung  des  Unterrichts- 
materials für  die  höheren  Lehranstalten'*  von 
Herrn  Gustav  Beckmann  (Vergl.  „Kl.  L."  No.  5, 
S.  80)  hat  Herr  Ludwig  Rlemann  nachste- 
hende Bemerkungen  eingesandt: 

ad.  1.  Die  Beschränkung  des  Stoffes  für 
Bstnfige  Anstalten  im  Gegensatz  zu9stuflgen  kann 
sich  nicht  auf  den  Klassengesang,  sondern  nur  auf 
den  Ghorgesang  beziehen.  Die  unterschiedlichen 
Lehrpläne  sind  übethaupt  schwer  aufzustellen, 
denn  der  Gesangunterricht  tritt  in  folgender 
äusseren  Gestaltung  auf: 

Klassengesang:  a)  bloss  in  Sexta  und  Quinta, 
b)  in  mehr  oder  sogar  allen  Klassen,  c)  2  Stunden 
wöchentlich,  d)  3  Stunden  wöchentlich. 

Chorgesang;  a)  von  stimmfähigen  Schülern  der 
Quarta  bis  Prima,  b)  Trennung  einer  1.  und  2. 
Chorklasse  (Berlin),  c)  8-  und  4stimmiger  Männer- 
chor  als   Unterabteilung  des  gemischten   Chores. 

Nach  diesen  ünterscheldangen  würde  meines 
Erachtens  der  ünteirichtsplan  besser  eingeteilt 
werden  können,  als  nach  dem  Klassensystem.  Die 
Stoffauswahl  dürfte  z.  B.  für  63tufige  Anstalten 
dieselbe  bleiben,  nur  in  dstimmlger  Bearbeltang 
Twie  sie  z.  B.  Lorenz  und  Kriegesko  tten  bringen). 

Die  Forderung:  im  grossen  und  ganzen  nur 
a  cappella  Chöre  einzuüben  —  deckt  nicht  die  Be- 
dürfnisse. Die  4st]mmige  Vokalform  ist  unbe- 
stritten als  schönste  Musikausübung  fQr  die 
Schüler  anzuerkennen,  denn  sie  veredelt  das  Gemüt 
und  schärft  und  bildet  das  musikalische  Gehör, 
abgesehen  von  den  historischen  Vorzügen.  Die 
Chorwerke  mit  Instrumentalbegleitung  bieten  aber 
auch  Vorteile: 

1.  erweitem  sie  die  Pflege  des  Gemütslebens 
durch  Darstellung  reicherer  akustischer  Mittel: 
z.    B.    wirkt     ein     vaterländischer    Gesang    mit 


-Kommission. 

Instrumental-Begleitung  ungleich  kraftvoller,  im- 
posanter und  deshalb  eindringlicher.  Die  Literatur 
ist  nach  dieser  Itichtung  viel  reicher  bedacht,  als 
die  Zahl  der  a  cappella- Vaterlandsgesänge; 

2.  wird  dem  Schüler  dadurch  ein  grösserer 
Umfang  musikalischer  Formen  geboten.  Für 
den  a  cappella-Gesang  dürften  nur  drei  Formen: 
1.  strophische,  2.  durchkomponierte,  3.  historische 
in  Frage  kommen; 

8.  hekommt  der  Schüler  eine  grössere  Literatur- 
kenntnis. 

ad.  4.  Für  Schüler  passende  Originalchöre 
anerkannter  Meister  kann  man  zählen.  Die  Aus- 
wahl scheitert  in  der  Regel  an  dem  erotischen 
und  kirchlichen  Charakter.  Ja,  wenn  wir  die 
4stimmigen  volksmässigen  Gesänge  früherer  Zeiten, 
z.  B.  von  Ott,  Regnart,  Forster,  Hassler  mit 
hineinbringen  könnten!  Wir  können  die  Bearbei- 
tungen nicht  entbehren. 

Die  Herren  Cebrian  etc.  wollen  die  Gegen- 
überstellung des  Originals  mit  der  Bearbeitung 
nur  in  der  Partitur  vorgesehen  wissen.  Dieser 
Wunsch  kann  sich  nur  auf  Ausgaben  von  Einzel- 
stimmen beziehen,  nicht  auf  die  stets  in  Partitur 
gebrachten  „Chorbücher*.  Meiner  Ansicht  nach 
genügt  ein  Vermerk  des  Originals  stets  als  »Fuss- 
note**  (in  ähnlicher  Art  wie  bei  den  Germ  er 'sehen 
Klavierausgaben),  das  Auge  des  Schülers  wird 
durch  die  kleinen  Noten  an  Ort  und  Stelle 
gestört. 

ad.  5.  Das  Kunstlied  im  Chor:'  Der  Unter- 
schied zwischen  Lied  und  Kunstlied  ist  aus  dem 
Entwurf  nicht  klar  ersichtlich  und  darum  eine 
genaue  Formulierung  der  Gegengründe  schlecht 
möglich. 

Die  Bearbeitung  der  Kunstlieder  kann  nicht 
umgangen  werden 


—     112 


1.  aus  dem  von  den  Herren  Gebrian  etc.  ge- 
brachten Grande, 

2.  infolge  Mangels  von  passenden  profanen 
Originalcbören, 

8.  infolge  der  in  ad  6  anfgesteUten  Forderung 
des  Beckmann*schen  Entwurfes. 

b)  Das  Kunstlied  im  Klassengesang:  Die 
Ausscbliessang  der  einstimmigen  Kunstlieder 
bezw.  Kunstg-esänge  würde  ich  als  eine  bedauer- 
liche   Beschränkung    der    Stoffauswahl    auffassen. 

Ich  kann  nur  annehmen,  dass  gesangstech- 
nische Gründe  diese  Aufstellung  veranlasst  haben. 
Prof. Eriedländer,  der  feine  Kenner  des ,,deutschen 
Liedes",  würde  sich  wahrlich  gegen  die  Aus- 
schliessung einfacher,  der  Scbülerintelligenz  ent- 
sprechenden Kunstlieder  wehren.  Und  ich  auch. 
Warum  sollen  wir  der  begeisterten  Jünglingswelt 
z.  B.  die  Balladenform  (natürlich  mit  Auswahl) 
vorenthalten?  Drängen  nicht  eine  ganze  Eeihe 
von  Liedern  grösseren  Genres  geradezu  auf  die 
Wiedergabe  im  Chorgesang  hin?!  Ich  betreibe 
diese  Gesangaform  seit  Jahren  und  freue  mich 
jedesmal  über  die  lebhafte,  ehrliche  Beteiligung 
der  grossen  Schüler.  Kleinere  Schüler  würden 
selbstverständlich  diesem  Kunstzweig  verständnislos 
gegenüberstehen.  Ich  gehe  sogar  noch  weiter. 
Zum  Entsetzen  einzelner  Gesanglehrer  (Herr  Beck- 
mann war  nicht  zugegen)  habe  ich  in  einem 
Schülerkonzert  vor  mehreren  Jahren  ausländische 
Volksgesänge  gebracht,  z.  B.  chinesische,  japa- 
nische, indische,  arabische,  schottische  etc.  etc. 
G^esänge.  Warum  soll  man  den  Schülern  nicht 
einmal  einen,  wenn  auch  nur  schwachen,  Begriff 


geben,  wie  die  anderen  Völker  singen?  Eine  Regel 
daraus  zu  konstruieren,  wäre  natürlich  Unsinn. 
Der  Gegengrund,  dass  wir  Gesanglehrer  genug  mit 
der  Erschliessung  deutscher  Volkslieder  zu  tun 
hätten,  scheitert  an  der  geringen  Auswahl  in  den 
Chorbüchera.  Der  Forderung,  eine  grössere  Aas- 
wahl zu  schaffen,  wird  wohl  kein  Gesanglehrer 
entgegentreten. 

ad  8.  Der  Ansicht  der  Herren  Gebrian  etc., 
dass  eine  chronologische  Anordnung  viele  Lücken 
aufweisen  würde,  kann  ich  nur  zustimmen.  Wo 
würde  z.  B.  das  4stimmige  weltliche  Lied  der  2. 
Hälfr«  des  18.  Jahrhunderts  bleiben?  Die  rapide 
Entwickelung  der  Monodie  hat  das  Wachstum  des 
volksmässigen  48tinmiigen  Vokalsatzes  bis  zum 
Beginn  der  altromantischen  Zeitepoche  äusserst 
ungünstig  beeinflusst.  Dazu  die  notwendige,  be- 
schränkte Auswahl  ftlr  Schülerchöre.  —  Die  Ein- 
teilung des  Inhaltes  nach  den  Lebensgewohnheiten, 
Sitten,  Jahreszeiten,  Schulfestlichkeiten  dürfte 
doch  wohl  als  die  natürlichere  gelten.  Aber 
eine  reichere  Auswahl  an  Weihnachtsliedern, 
frischen,  fröhlichen  Natur-,  Marsch-  und  Wander- 
liedern wäre  mehr  willkonmien.  —  Der  Antrag, 
für  dieQaarta  bis  Prima  1—2  Stunden  wöchentlich 
Klassengesang  zu  fordern,  kann  nicht  eindringlich 
genug  unterstützt  werden,  wenn  ich  auch  mehr 
der  Einführung  der  Theorie  und  Musikgeschichte 
das  Wort  rede,  als  dem  Singen.  Die  G^ahr,  in 
der  Mutation  die  Stimme  anzustrengen,  liegt 
zu  nahe. 

L  A.; 
Xaver  Sehanoenka. 


Anzeigen. 


mmwm^mmmmwm^mm^m 


Konseryatorium  der  Musik 
in  Kassel. 

Gegr.  1896.     Direktion:  L  Beyer.     Gegr.  i89B. 

GhrOBTOrslti:  R^g{ernn»-PrJUideQt  tob  Trott  s«  8«U, 
Onf  ESBifidorfl;  BzoeUens  Oeneralin  tob  ColoMb, 
Oborbfirgermeister  Miller  u.  A. 

Cvrmtorllini:  Pfarrer  Hau,  Sobald  trektor  Prof.  Dr.  KniM- 
meliert  Bankier  Plaat,  Jostizrath  Hcheffer  n.  A. 

Ukrttl  Die  Damen :  L.  Beyer,  RIaBal-KSnter,  Königl.  Opern- 
■äDgerin,  Oleeee-PabroBl«  A.  Taadlea.  Die  Herren: 
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K|(1.  Opemsftnirer.  W.Moabaaft,  Kgl.kammennatiker, 
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und  Kompoidtionslehre.  Ifosikgeeohichte.  Italienisoh. 
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Mittel-  und  Blementarklassen. 

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Berlin  Wm  Taneazienstr.  6. 


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Berlin  W.,  Nene  Wlaterftldetr.  16. 

Konxert-Vertr.:  H.  Wolff,  Berlin. 


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nehmen  wollen,  aind  gebeten,  event  vorher  achrifUiche  Klarlegung  ihrer  stimmlichen 
Veranlaaiing,  sowie  eines  von  einem  Arzt  ausgestellten  Beridites  über  ihren  allge- 
meinen Gesundheitszustand  einzusenden. 


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Berlin  W.,  Blaanactaaratraaaa  lao. 


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brieflichen  theoretischen  Unterricht.  —  Jährliche  Freauenz:  850  Schüler  und  Schüle- 
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ge^chlossen. 

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biete einen  Nsmen  gemacht  hat,  sacht  Engage- 
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aupgebildec  am  Münchener  Konservatorium,  sucht 
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Organ  der  Deutschen  Musiklehrer-Vereine, 

der  Musik-Sektion  des  R.  D.  L-V.  und  der  Tonkunstler- Vereine 
zu  Köln,  Dresden,  Hamburg;  Leipzig  und  Stuttgart. 
Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslaur 
Redaktion:  Anna  Morsch 


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No.  8. 


Berlin,  15.  April  1905. 


XXVIII.  Jahrgang. 


Inkalt!  A.  Mecklenburg:  Liazt  in  aeinen  Beziehungen  zu  Robert  Schumann.  Profeasor  Dr.  Otto  Klauwell:  Wer  iat  muaikaliach? 
Dr.  Karl  Storck :  Kritiache  Rflckachau  aber  Konzert  und  Oper.  Mitteilungen  von  Hochachulen  und  Konaervatorien.  Vermlachte 
Nachrichten.    Bücher  und  Muaikalien,  beaprochen  von  Eugen  Segnitz  und  Anna  Morach.    Vereine.    Briefkaaten.   Anzeigen. 


\9\sxf  ii)  scioei)  K^2iebut)Sci)  zu  l^obcFl"  )icban)at)t). 


Von 
Am  Hecklenbarg. 


Es  war  unstreitig  Liszt*s  Verdienst,  als 
erster  den  schöpferischen  Genius  Robert 
Schumann's  erkannt  und  ihm  den  Weg  in 
die  Oeffentlichkeit  geebnet  zu  haben.  Eine 
der  liebenswürdigsten  und  der  Verehrung 
wertesten  Eigenschaften,  die  wir  an  dem 
Wesen  des  Künstlers  und  Menschen  Liszt  be- 
merken, war  die,  überall  da,  wo  er  nur  ein 
ursprüngliches  Talent  fand,  diesem  auf  jede 
Weise  ein  fördernder  Freund  und  Bahnbrecher 
gewesen  zu  sein.  Man  könnte  hier  eine 
ganze  Reihe  von  Künstlern  aufzählen,  die 
ihren  ersten  Erfolg  in  der  Oeffentlichkeit,  das 
Einheimsen  ihrer  ersten  Ruhmeskränze  ganz 
allein  Franz  Liszt  zu  verdanken  haben.  So 
darf  Liszt  auch  mit  Fug  und  Recht  das  hohe 
Verdienst  in  Anspruch  nehmen,  als  erster  die 
Aufmerksamkeit  der  gesamten  musikalischen 
Welt,  sowohl  der  Berufs-Musiker  und  -Kritiker, 
als  auch  des  Laienpublikums  auf  Robert 
Schumann's  Kompositionsgenie  hingelenkt  zu 
haben.  Liszt  war  es  vorbehalten,  Schumann, 
dem  Klavierkomponisten,  als  erster  das 
volle  Verständnis  für  die  aus  seinen  frühen 
Klavierwerken  hervorstrahlende  Eigenart  ent- 
gegengebracht zu  haben. 

Es  war  im  Jahre  1837,  als  Liszt  die 
Klavierwerke  von  Robert  Schumann  op,  5, 11 


und  14  in  einer  der  bedeutendsten  musikali- 
schen Zeitschriften  der  Welt,  in  der  „Gazette' 
musicale**,  No.  46,  einer  eingehenden  kritischen 
Besprechung  unterzog  und  ihre  Bedeutung  mit 
ebensoviel  inniger  Wärme  als  tiefgehendem 
kongenialen  Verständnis  an's  Licht  stellte*). 
In  der  Einleitung  dieses  Aufsatzes  teilt  Liszt 
die  Werke  der  Kunst  ganz  im  allgemeinen 
in  8  Kategorien  ein;  in  solche,  welchen  die 
Popularität  wohl  anfangs  schnell  liebkosend 
entgegenkommt,  die  sie  aber  bald,  vielleicht 
schon  in  der  nächst  kommenden  Generation,' 
fallen  lässt,  sobald  diese  ihren  unter  dei 
schimmernden  AussenhüUe  verborgenen  Un- 
wert erkennt,  sodannrin  solche,  „welche  von 
Dunkelheit  lange  umhüllt  sind  und  deren  ver- 
schleierte Schönheiten  sich  nur  dem  aufmerk- 
samen, sie  mit  Liebe  und  Ausdauer  suchenden 
Auge  entdecken,  während  die  rauh  dahin- 
eilende Menge  zerstreut  an  ihnen  vorübergeht*, 


*)  Der  damalige  Eigentümer  der  „Qazette 
masicale'S  Maurice  Schlesinger,  ersachte  Liszt, 
einen  Aufsatz  über  irgend  eine  neue  Erscheinunft 
der  Kunstwelt  in  sein  Blatt  einzurücken.  Zu 
diesem  Behufe  schickte  ihm  Schlesinger  monatelang 
allerlei  Nova,  worunter  Liszt  aber  nichts  zu  finden 
vermochte,  was  ihm  lobenswert  erschien.  Endlich 
am  Comer-See  bekam  er  Schumann's  erste  Klavier- 
werke  in  die  Hände,  die  ihn  dann  zu  dem  elogieuseu 
Aufsatz  in  der  Gazette  begeisterten. 


-    118    - 


endlich  in  solche,  die  sich  wie  im  Fluge  die 
Bewunderung  der  Menge  und  der  Kritiker  er- 
ringen, weil  ihre  auf  der  Wahrung  allge- 
mein gültiger  Kunstgesetze  beruhenden  Schön- 
heiten auch  leicht  erkennbar  sind  und  allge- 
mein empfunden  werden  können.  Die  Klavier- 
werke Schumann's  nun,  soweit  sie  Liszt  vor- 
liegen, weist  dieser  der  zweiten  Gruppe  zu. 
Liszt  sieht  auf  den  ersten  Blick,  dass  die  in 
op.  5,  11,  14  liegenden  Schönheiten  sich  nur 
dem  mit  höherer  musikalischer  Intelligenz 
Ausgerüsteten  enthüllen  können;  den  ober- 
flächlich musikalisch  Gebildeten,  den  Geistern, 
die  nur  an  der  Oberfläche  haften,  rauschen 
die  Zauberbronnen  des  Schumann*schen 
Genius  vergeblich,  sie  sind  hörbar  und  ver- 
nehmlich nur  dem  in  die  Tiefe  Dringenden; 
nur  der  Genius  versteht  den  Genius  ganz. 
Liszt  will  nicht  die  Frage  untersuchen,  ob 
Schumann  der  neuen  oder  der  alten  Schule 
angehöre,  „der  Schule,  die  anfängt  zu  sein, 
oder  der,  die  nichts  mehr  zu  tun  hat.**  — 
Aussprüche,  die  aus  dem  Aufsatz  von  Fetis 
„DieHerren  Thalbergund  Liszt"  herstammen, 
mit  denen  Liszt  F^tis  ironisiert,  wie  überhaupt 
in  unserem  Aufsatz  die  Thalberg-Polemik 
nachklingt.  —  Auch  will  Liszt  nicht  die  künst- 
lerische Richtung  Schumann's  irgendwie 
schematisieren  oder  in  irgend  ein  System  hin- 
einzwängen, wie  man  Gegenstände  der  Natur 
in  einem  Naturalienkabinet  klassifiziert,  —  nur 
dies  Eine  will  Liszt  herausstellen  und  der 
allgemeinen  Würdigung  unterbreiten,  dass 
dem  Autor  das  Zeugnis  eines  höchst  originellen 
und  tiefen  Geistes  auszustellen  sei.  Zu  diesem 
Urteil  kommt  Liszt  einzig  und  allein  auf 
Grund  einer  Analyse  der  wenigen  ihm  vor- 
liegenden Werke  von  Schumann.  Ohne 
Schumann  das  Patent  auszustellen,  „als  Be- 
gründer einer  Schule  oder  als  Erfinder  eines 
Systems**  zu  gelten,  kann  Liszt  unter  dem 
Eindruck  der  Werke  5,  11,  14  nicht  umhin, 
Schumann  „die  meiste  Individualität,  die  meiste 
Neuheit,  das  meiste  musikalische  Wissen*" 
unter  den  Autoren  der  jüngsten  Zeit  zu  vindi- 
zieren. Liszt  lässt  in  dieser  Beziehung  aus 
der  Reihe  der  letzteren  vor  dem  Forum  seiner 
musikalischen  Kritik  fast  nur  einen  Einzigen 
neben  Schumann  bestehen  -  nämlich  Chopin. 
In  einem  Briefe  Liszt's  ohne  Datum  an  Schu- 
mann, den  dieser  am  5.  Mai  1888  empfing, 
gelangt  Liszt  zu  demselben  Urteil,  das  wir 
keineswegs  als  Ausdruck  einer  konventionellen 
Schmeichelei  anzusehen  haben,  da  solche  der 
W«*MBhBitsliebe   Liszt's   vollkommen   fern  lag. 


Er  sagt  in  diesem  Briefe  unumwunden:  ^Pour 
parier  franc  et  net,  il  n'y  a  absolument  que 
les  compositions  de  Chopin  et  les  vötres  qui 
soient  d'un  puissant  intöret  pour  moi:  Le 
reste  ne  vaut  pas  Thonneur  d'etre  nomme 
ä  peu  d'exceptions.** 

Das  Impromptu  über  eine  Romanze  von 
Clara  Wieck,  op.  5  von  Schumann,  stellt 
Liszt  auf  eine  Stufe  mit  den  „Es-dur  Varia- 
tionen** Beethoven's  über  ein  Thema  der 
Symphonie  „Eroica*",  ja  sogar  mit  seinen  33 
Variationen  über  ein  Thema  von  Dia  belli, 
von  denen  einst  Hans  von  Bülow  sagte, 
dass  sie  in  nuce  die  ganze  Welt  der  musika- 
lischen Formen,  sowie  einen  Auszug  der  ge- 
samten Klaviertechnik  enthielten.  Erscheint 
uns  die  künstlerische  Bewertung  des  Impromptu 
durch  diesen  Vergleich  von  selten  Liszt*s 
etwas  zu  hoch  gegriffen,  so  bleibt  doch  das 
andere  ohne  Zweifel  bestehen,  was  in  dem 
Urteil  Liszt's  hervorgehoben  ist,  dass  das 
Impromptu  hochbedeutsame  musikalische 
Schönheiten  enthält  und  förmlich  überschäumt 
von  rhythmisch  und  melodisch  neuen  Kom- 
binationen, wobei  Liszt  auf  die  Seiten  4,  8, 
9,  10  und  19  hindeutet.  Und  nun  die  gerechte, 
bei  aller  subjektiven  Begeisterung  doch  objek- 
tive Würdigung,  welche  die  Fis  moU-Sonate 
bei  Liszt  gefunden  hat! 

Als  Verfasser  dieser  Zeilen  vor  Jahren 
diese  Sonate  studierte  und  zum  erstenmale 
dem  kurzen  Eingang  nahe  trat,  hatte  er  die 
Empfindung,  als  träte  er  in  die  Vorhalle  eines 
heiligen  Doms,  in  der  ihn  die  Schauer  der 
Ewigkeit  anfassten!  Auch  heute  kann  ich 
dieses  einleitende  Adagio,  besonders  die  Stelle: 


welche  auch  das  melodiöse  Fundament  zu 
der  Arie  auf  Seite  14  und  15  bildet,  nicht 
spielen,  ohne  das  Regen  einer  andachtsvollen 
Wehmut  in  der  entzückten  Seele  zu  verspüren. 
Wie  war  ich  überrascht,  als  ich  bei  der 
Lektüre  unseres  Liszt'schen  Aufsatzes  ent- 
deckte, dass  der  grosse  Tonmeister  darin  der- 
selben Empfindung  Ausdruck  verlieh!  Nach 
Liszt  ist  der  Eingang  von  einer  einfachen^ 
traurigen   Feierlichkeit     Liszt   vergleicht  das 


^     IIÖ     - 


einleitende  Adagio  jenen  Pronaonen,  die  den 
Griechen  entlehnt,  von  den  ersten  christlichen 
Baumeistern  den  Basiliken  vergebaut  wurden, 
und  die  den  Eintritt  in  den  Tempel  vorbe- 
reiteten. 

Die  Charakterisierung,  welche  die  ein- 
zelnen Sätze  der  Sonate  bei  Liszt  linden,  ist 
durchaus  richtig,  wie  es  ja  bei  einem  Liszt 
als  Kritiker  selbstverständlich  sein  muss,  der 
in  reproduktiver  und  produktiver  Hinsicht  auf 
so  stolzer  Höhe  thront.  Denn  nur  der  Kri- 
tiker kann  unserer  Ueberzeugung  nach  ein 
objektiv  richtiges  Urteil  fallen,  der  zugleich 
ausübender  und  schaffender  Künstler  ist  Was 
dem  ersten  Satz  der  Fis-moU  Sonate  be- 
sonders eigentümlich,  ist  die  energische  Hand- 
habung der  kontrapunktischen  Form,  der  un- 
erbittlichen Logik,  mit  der  die  musikalischen 
Ideen  hier  nach  unbeugsamem  Gesetz  ent- 
wickelt sind,  und  diese  Festgeschlossenheit 
der  musikalischen  Formen,  die  gesetzmässige 
Entfaltung  der  von  kräftigem  Leben  pulsieren- 
den musikalischen  Gedanken  ist  es  gerade, 
die  Liszt  an  diesem  ersten  Satz  lobend  her- 
vorhebt. Der  folgerechte  Aufbau  der  musika- 
lischen Ideen,  der  die  Fülle  der  Originalität 
keineswegs  ausschliesst,  so  wie  hinter  den 
mannigfachen,  oft  originellen,  ja  phantasti- 
schen Gewinden  der  Epheuranken  die  festen 
Linien  klassischer  Säulen  hindurchschimmern, 
ist  nach  Liszt  überhaupt  ein  Charakteristikum 
Schumanh'scher  Komposition.  —  Die  Arie 
auf  Seite  14  und  15  trägt  Liszt  kein  Bedenken, 
»eines  der  vollendetsten  Stücke"  zu  nennen, 
die  er  überhaupt  kennt.  Es  gibt  wohl  kaum 
ein  Stück  unter  den  Schumann*schen  Gebilden, 
das  diesem,  was  den  Ausdruck  der  tiefsten 
sehnsuchtsvollen  Schwärmerei  betrifft,  gleich- 
käme. Der  Eusebius-Charakter  mit  seinem 
phantastischen  Traumleben  —  die  zweite  Seite 
in  Schumann's  Doppelnatur  neben  der  ersten, 
dem  Florestan  -  Charakter,  der  mehr  das 
heroisch  -  pathetische  Element  vertritt,  — 
kommt  hier  zur  schönsten  und  reinsten 
Geltung.  Nach  Liszt  ist  der  Charakter  dieser 
Arie,  obwohl  der  Autor  an  den  Rand  „senza 
passione**  geschrieben  hat,  voll  leidenschaft- 
lichster Hingabe,  die  sich  allerdings  mehr 
verrät  als  ausbricht  Und  fürwahr,  wer 
Stellen  wie  die  folgenden: 


^* 


s^ 


mZ 


[t*ii'-^P/^^  I J  j'  ^  J3 


sinngemäss  und  inspiriert  von  dem  Hauche 
der  Sehnsucht,  der  das  Ganze  belebt,  spielt, 
wird  von  dem  wahren  und  tiefen  Gefühl,  das 
hier  unverfälscht  zum  Ausdruck  kommt,  im 
Innersten  ergriffen  werden.  An  dem  Scherzo 
rühmt  Liszt  die  Originalität  des  Rhythmus  und 
der  harmonischen  Effekte.  Obwohl  in  dem 
Finale  die  Logik  in  der  Entwicklung  der  Haupt- 
idee nicht  ganz  fehlt,  wird  nach  Liszt  „die 
allgemeine  Wirkung  dieses  Satzes  oft  unter- 
brochen". Aber  wer  Hesse  sich  solche  dem 
leitenden  Grundgedanken  allerdings  femer 
stehende  Intermezzo's : 


nicht  gefallen,  besonders  da  sie  in  der  Folge 
transpositorisch  als  Bausteine  zur  Aufrichtung 
des  Ganzen  echt  künstlerisch  verwertet  wer- 
den! Wir  stimmen  jedoch  Liszt  darin  bei,  dass 
es  i\n  manchen  Stellen  notwendig  gewesen 
wäre,  den  poetischen  Gedanken  besonders  an- 
zugeben. Nach  einer  geistreichen  Exkursion 
über  die  Berechtigung  der  sogenannten  Pro- 
grammmusik, wobei  Liszt  sich  der  kurz  vor- 
her in  der  Gazette  musicale  niedergelegten 
Ansicht  von  Berlioz  anschliesst,  wird  noch 
op.  14  als  ein  Werk  gewürdigt,  das,  „in  ein- 
samer Begeisterung"  empfangen,  hie  und  da 
viel  mehr  die  freie  Form  der  Phantasie  vor- 
herrschen lässt,  als  es  sich  mit  dem  strengen 
Charakter  einer  Sonate  verträgt;  die  Triebkraft 
der  unerschöpflichen  Phantasie  Swhumann's 
sprengt  eben  hie  und  da  die  überlieferten 
Klassischen  Formen.  —  Wir  haben  uns  die 
kleine  Mühe  genommen,  hier  etwas  eingehend 
die  Beurteilung  der  Schumann'schen  Werke 
ö,  11,  14  durch  Liszt  wiederzugeben,  allein  in 
der  Absicht,  um  zu  zeigen,  wie  wahr  und  tief 
Liszt  die  Schumann'sche  Muse  bei  ihrer  ersten 


-     120     — 


Offenbarung  begriffen  und  wie  sehr  er  es 
verstanden  hat,  §ich  mit  sinnendem  und  akko- 
modationsfähigem GemQt  in  die  sich  ihm  vor 
allen  anderen  zum  erstenmale  enthüllenden 
Tiefen  des  Schumann'schen  Genius  zu  ver- 


senken, um  dort  die  verborgenen  Perlen 
musikalischer  Schönheit  zu  suchen,  zu  finden 
und  an  die  Oberfläche  des  allgemeinen  Ver- 
ständnisses zu  schaffen.  — 

(Fortoetziing  folgt.) 


Von 
Brmfemimr  Dr.  Otto  Klanwell. 


Das  Wort  „Mtisikalisch"  tunfasst  einen  Begriff, 
mit  dem  in  unserem  stetig  anwachsenden  Musik- 
leben ein  leider  in  gleichem  Masse  asunehmender 
Missbranch  getrieben  wird.  Es  ist  wohl  nicht 
zn  weit  gegangen,  wenn  ich  behaupte,  daes, 
wenn  alle  die  Menschen,  die  sich  für  musikalisch 
halten  und  dafür  ausgeben,  es  wirklich  wären, 
unsere  heutigen  Musikzustände  wesentlich  andere 
sein  wünlen,  als  sie  iu  Wirklichkeit  sind.  Es  dürfte 
dann  wohl  manches  Werk,  das  heute  gerade  von 
der  grossen  Masse  des  Publikums  mit  lärmenden 
Beifallskundgebungen  und  anscheinender  Begeiste- 
rung aufgenommen  und  gefeiert  wird,  sich  mit 
einem  bescheideneren,  weniger  geräuschvollen  Er- 
folge zu  begnügen  haben,  während  manche  ältere 
Tonschöpfung,  die  heute  sehr  zu  unrecht  vernach- 
lässigt wird  und  fast  der  Vergessenheit  anheimzu- 
fallen droht,  sich  die  ihr  zukomm^-nde  Ehrenstellung 
in  unserem  Musikleben  wieder  zurückeroberte 
Angesichts  solcher  Verhältnisse  verlohnt  es  sich 
wohl,  einmal  die  Bedingungen  aufzusuchen,  an  die 
das  Musikalischsein  im  wesentlichen  geknüpft  ist. 
Es  wird  sich  dabei  herausstellen,  da^s  viel  mehr 
dazu  gehört,  als  viele  zu  glauben  scheinen,  es  wird 
uns  aber  auch  klar  werden,  dass  das  Musikalisch- 
sein in  seinem  letzten  Kerne  eine  angeborene  Eigen- 
schaft ist,  eine  Eigenschaft,  die  man  sich  nicht 
willkürlich  beilegen  kann,  wenn  man  sie  auch 
durch  geeignete  Studien  erheblich  zu  entwickeln 
und  zu  vervollkommnen  vermag.  Ich  erhebe 
übrigens  keinen  Anspruch  darauf,  in  meinen 
Darlegungen  etwas  wesentlich  Neues  zu  sagen, 
glaube  vielmehr,  dass  sich  meine  Ausführungen  in 
Gedankenkreisen  bewegen,  die  Allen  wohlbekannt 
und  vertraut  sind. 

unser  heutiges  Musikleben  bietet  dem  Be- 
trachter das  Bild  einer  erschreckenden  UeberfüUe 
öffentlicher  musikalischer  Darbietungen,  eines  Zu- 
viel an  Musik,  das  weder  in  einer  überquellenden 
Produktion  unserer  Zeit,  noch  in  den  —  richtig 
verstandenen  —  künstlerischen  Bedürfnissen  des 
Publikums  seine  zureichende  Begründung  findet. 
Und  wenn  auch  manche  ia  diesem  musikalischen 
Schlaraffenleben  ein   mit  Freude  zu  begrüssendes 


*)  Vortrag,  gehalten  im  Kölner  Musik-Lehrer- 
nnd  Lehreriunen-Yerein  am  6.  Februar  1905. 


Anzeichen  dafür  erblicken,  dass  unsere  herrliche 
Kunst  zam  wirklichen  Gemeingut  der  NaUou  ge- 
worden sei  und  dass  sie  wie  keine  andere  Kunst 
im  Herzen  des  Volkes  Wurzel  geschlagen  habe,  so 
fehlt  es  doch  auch  nicht  an  Stimmen,  die,  von 
einer  höheren  Warte  aus,  die  un verhältnismässige 
Ausbreitung  der  Musikpflege  in  unserem  geistigen 
Gesamtleben  für  ein  bedenkliches  ZiOichen  einseitiger 
G^isteskultur  erklären.  Ohne  mich  hier  in  eine 
Erörterung  dieser  Frage  einlassen  zu  wollen,  möchte 
ich  nur  einem  Fehlschlüsse  vorbeugen,  der  ange* 
sichts  der  überfüllten  Theater-  und  Konzertsäle 
leicht  platzg^eifen  könnte,  der  Ansicht  nämlich, 
dass  der  Fülle  der  öffentlichen  musikalischen  Auf- 
führungen und  der  unleugbar  stärken  Teilnahme, 
der  sie  in  allen  Schichten  des  Publikums  begegnen, 
nun  auch  eine  gleich  tiefe  und  umfassende  musi- 
kalische Bildung  dieses  Publikums  entsprechen 
müsse.  Schon  ein  flüchtig  prüfender  Blick  belehrt 
uns  eines  anderen.  Wie  verschiedenartig  sind  nicht 
die  Beweggpründe,  die  die  Menschen  in  die  Konzerte 
treiben!  (Von  der  Oper  als  einer  nicht  rein  musi- 
kalischen Kunstgattung  darf  hier  füglich  abgesehen 
werden).  Der  eine  folgt  blindlings  der  herrschen- 
den Mode,  die  den  Konzertbesuch  nun  einmal  zu 
den  Erfordernissen  des  guten  Toaes  rechnet,  er 
geht  in  die  Aufführungen,  um  dort  zu  „sehen" 
und  „gesehen  zu  werden**;  ein  anderer  lässt  die 
Konzerte  über  sich  ergehen,  um  wenigstens  den 
Schein  musikalischer  Bildung  und  musikalischen 
Interesses  zu  erwecken;  einen  dritten  gelüstet  es, 
die  (gleichviel,  in  w&s  für  Stücken)  auftretenden 
Virtuosen  zu  hören  und  in  ihrer  äusseren  Kunst^- 
fertigkeit  zu  bewundem;  ein  vierter,  schon  in  ge- 
wissem Sinne  musikalisch  zu  nennender,  liebt  es, 
sich  durch  die  Musik  in  einen  Dunst  nebelhafter 
Gefühle  und  Stimmungen  einspinnen  zu  lassen, 
um  nur  desto  ungestörter  seinen  G^anken  freien 

Spielraum  zu  gewähren ; nur  eine  verschwindend 

geringe  Minderheit  kommt  dem  Kunstwerk  mit 
dem  festen  Willen  und  zugleich  mit  der  Fähigkeit 
entgegen,  es  in  der  ganzen  Fülle  seiner  Daseins- 
bedingungen auf  sich  wirken  zu  lassen  und  den 
gewonnenen  Eindruck  in  selbsttätiger  Geistesarbeit 
zum  bewussten  Kunstgenuss  zu  erheben.  Diese 
Minderheit  —  fast  möchte  ich  sie  eine  Gemeinde 
nennen  —  vertritt  das  eigentlich  so  zu  nennende 


121     — 


musikalische  Publikom,  das  ia  seiner  Weseaheit 
weit-  und  grundverschieden  ist  von  dem  grossen 
Haufen  derjenigen,  die  sich  im  landläufigen  Sinne 
musikalisch  zu  nennen  belieben.  Wie  mancher 
hält  sich  für  musikalisch,  weil  er  ein  Bischen 
Klavier  spielt  oder  ein  Bischen  singt,  wohl  gar 
Mitglied  eines  berühmten  Gesangvereins  fst,  wie 
mancher  auch,  weil  er  seit  einem  Menschenalter  alle 
besseren  Mnsikaufführungen  besucht,  alle  berühmten 
Künstler  gehört  hat!  Das  ist  alles  ganz  schön,  hat 
aber  das  Musikalischseln  so  wenig  notwendig  im 
Gefolge,  dass  es  sich  nicht  selten  sogar  mit  einem 
vollständigen  Unmusikalischsein  ganz  gut  verträgt. 

"Welches  sind  denn  nun  —  so  muss  man  fragen 
—  die  Eigenschaften,  deren  Besitz  einen  Menschen 
musikalisch  erscheinen  lässt? 

Um  hierüber  ins  Klare  zu  kommen,  bedarf  es 
zuvor  eines  kurzen  A&ckblicks  auf  das  eigeniüm- 
liche  Wesen  der  musikalischen  Kunst,  aus  dem 
sich  die  Bedingungen  ihres  Verständnisses  leicht 
von  selbst  dann  ergeben  werden. 

Das  Material  der  Musik  bilden  die  Töne,  und 
aus  der  vielfältigen  Art  und  Weise^  wie  diese  zu 
einem  gp'össeren,  organisch  sich  entwickelnden 
Ganzen  zusammentreten  können,  entspringt  die 
unerschöpfte  und  unerschöpfliche  Möglichkeit  ver- 
schieden gearteter  Kunstwerke.  Die  Gesichtspunkte, 
unter  denen  die  Töne  sich  zu  künstlerischen  Ge- 
bilden vereinigen,  sind  durch  die  drei  Grundelemente 
der  Musik  an  die  Hand  gegeben,  die  Melodie, 
den  Rhythmus  und  die  Harmonie,  ohne  deren 
ununterbrochene  Betätigung  ein  Musikstück  über- 
haupt nicht  gedacht  werden  kann.  Man  nehme 
den  kleinstmöglichen  Ausschnitt  aus  einer  Kom- 
position, zwei  aufeinanderfolgende  Töne,  so  werden 
diese  notwendig  in  einem  bestimmten  melodischen 
und  rhythmischen  Verhältnis  zu  einander  stehen 
müssen.  Und  dass  eine  Folge  mehrerer  Töne, 
selbst  wenn  sie,  wie  es  vorübergehend  der  Fall 
sein  kann,  ohne  Begleitung  auftreten  sollte,  stets 
auf  dem  Grunde  einer  bestimmten  —  im  Falle  der 
Einstimmigkeit  von  uns  hinzugedachten  — 
Harmociefolge  aufgefasst  und  verstanden  wird,  ist 
ebenfalls  eine  Tatsache  der  Erfahrung.  Alle  drei 
Ausdrnckselemente  sind  derart  an  dem  bestimmten 
Charakter  einer  Stelle  beteiligt,  dass  eine  gering- 
fügige Aenderung  schon  eines  einzigen  derselben 
oft  eine  starke  Wandlung  ihres  Charakters  zur 
Folge  hat.    Ausser  diesen  elementaren  Grundlagen 


jeder  Musik  ist  für  die  Eigenart  eines  bestimmten 
Kunstwerks  von  Bedeutung  seine  Form, d.  h.  die 
Art  und  Weise,  wie  in  ihm  das  motivische  und 
thematische  Material  aus  verhältnismässig  unschein- 
baren Anfängen  heraus  entwickelt  und  zu  einem 
grösseren,  innerlich  zusammenhängenden  Ganzen 
ausgestaltet  worden  ist.  Mag  sich  hierbei  der 
Komponist  einer  der  durch  unsere  grossen  Meister 
festgelegten  Kunstformen  anschliessen  oder  mag 
er  in  kühnem  Fortschrittsdrange  neae,  imbetretene 
Pfade  einzuschlagen  suchen:  ein  bestimmtes  Prinzip 
der  formalen  Gestaltung  wird  in  seiner  Schöpfung 
immer  zu  erkennen  sein  müssen,  wenn  anders  sie 
den  Namen  eines  Kunstwerks  verdienen  soll.  Wie 
nun  aber  jedes  Tonstück  er^ t  durch  die  praktische 
Wiedergabe  zum  wirklichen  Leben  und  zur  Betäti- 
gung seiner  künstlerischen  Wirksamkeit  gelangt, 
so  werden  manche  seiner  wesentlichen  Eigen- 
schaften auch  erst  hier  zutage  treten  und  erkannt 
werden  können.  Hierzu  rechnen  wir  die  Eigen- 
schaften, die  auf  der  Klangfarbe  beruhen,  die 
also  mit  der  Wahl  und  Verbindang  verschiedener 
Instrumente  oder  mit  der  verschiedenartigen  Be- 
handlung eines  und  desselben  Instrumentes  durch 
den  Spieler  zusammenhängen,  sodann  diejenigen, 
die  sich  aus  den  Modifikationen  des  Vortrages 
ergeben,  denen  zufolge  ein  Stück,  je  nach  der  Auf- 
fassung und  Darstellung  des  Vortragenden,  eine 
mehr  oder  weniger  einschneidende  Veränderung, 
ja,  im  schlimmsten  Falle  eine  gänzliche  Entstellung 
des  ihm  vom  Komponisten  zugedachten  Charakters 
erleiden  kann. 

Zu  allen  diesen  wesentlichen  Grundlagen  der 
musikalischen  Kunstwerke,  auf  denen  ihr  Inhalt, 
ihre  Eigenart,  ihr  Wert,  ihre  Wirkung  beruhen, 
muss  derjenige,  der  das  Prädikat  musikalisch 
auf  sich  angewandt  wissen  will,  in  einem  mehr 
oder  weniger  nah  vertrauten  Verhältnis  stehen. 
Es  ist  demnach  durchaus  kein  unbestimmter, 
schwankender,  in  Allgemeinheiten  sich  verlierender 
Begriff,  den  man  mit  dem  Wort  „musikalisch^*  zu 
verbinden  hat,  es  treten  vielmehr,  nach  dem  Ge- 
sagten, ganz  bestimmte  Forderungen  hervor,  ohne 
deren  Erfüllung  der  Anspruch,  musikalisch  zu  sein, 
nicht  erhoben  werden  darf.  Suchen  wir  diese 
Forderungen,  im  Anschluss  an  das  über  die  wesent- 
lichen Grundlagen  der  Mosik  soeben  kurz  Ausge- 
führte, im  Einzelnen  näher  festzustellen. 
(Schluss  folgt) 


Kritische  Rückscliau  = 

iber  Konsert  und  Oper. 

Von 

II  r.  Karl  Storck. 


Da«  Musikleben  verläuft  diesen  Winter  in 
rerht  ^leichmässif^en  Bahnen.  Die  Wunderkinder 
ütheineu    die    einzige    „Sensation*'    zu    bleiben,  du 


Ricl>ard  Strauss'  allzu  geräuschvolle  Schilderung 
seiner  Häuslichkeit  fast  mit  selbstverständlicher 
Freude    und     Dankbarkeit    angenommen     wurde. 


1-22    — 


Aber  selbst  der  Aer^er  war  nicht  stark  genug,  um 
aus  Mahler' s  5.  Sympbonie  einen  Skandal  zu 
machen.  Auch  unser  Pul)likum  ist  durch  die  Art 
des  öffentlichen  Miisikbetriebes  mürbe  geworden. 
In  den  offiziellen  besuchspflichtigen  Konzerten 
hari-t  man  aus  und  lässt  alles  über  sich  ergehen. 
In  Konzerte,  bei  denen  man  nicht  ganz  „sicher" 
ist,  geht  man  nicht  melir.  Gute,  bewährte  Künstler 
spielen  vor  halbleeren  Bänken  und,  was  schlimmer 
ist,  vor  halb  teilnahmsloser  Zuhörerschaft.  Da- 
gegen scheint  der  ungesunde  Personen-  und  Vir- 
tuosenkultus zuzunehmen.  Das  Wiederaufblühen 
und  der  geschäftliche  Erfolg  der  „Elitekonzerte" 
mit  ihrer  varieteartigen  Vorführung  zugkräftiger 
Nummern  ist  höchst  bedenklich.  der  ade  ein 
2ieichen  von  Gesundlieit  ist*s  auch  nicht,  dass  fast 
jeder  Künstler,  der  einer  kleinen  Gemeinde  sicher 
ist,  gleich  ganze  Konzertserien  veranstaltet.  Bei 
Rosenthal  z.  B.  wurden  aus  einem  einzigen  Klavier- 
abend ihrer  fünf,  wobei  es  am  fünften  noch  deut- 
licher war,  als  am  „einzigen"*,  da«s  er  nur  Tech- 
niker ist.  Erfreulicher  ist's,  wenn  An  sorge  vier- 
mal zeigt,  wie  „er  es  fühlt*',  und  uns  seine  Auf- 
fassung von  so  und  so  vielen  Meisterwerken  vor- 
träumt. Gerade  gesund  erzieherisch  wirkt  aber 
sein  nur  den  eigenen  Ansorgestil  kennendes  Musi- 
zieren sicher  nicht.  Die  Reproduktion  hat  nun 
einmal  Pflichten;  und  die  erste  ist  die  Wahrung 
des  Stils  des  vorzutragenden  Kunstwerks.  Da 
konnte  man  bei  Artur  Schnabel  und  Alfred  R  eise- 
nauer  seine  helle  Freude  haben.  Der  erstere  hat 
sich  Vorzüglich  entwickelt.  Freilich,  seine  Seele 
wird  nie  in's  völlige  Gleichgewicht  mit  seinem 
überstarken  Kopfe  gelangen.  Abei-  er  bietet  ge- 
radezu Kultur  am  Klavier.  An  Godowsky  freue 
ich  micli  nur,  soweit  er  Pianist  ist;  als  Musiker 
hat  er  nichts  zu  geben;  seine  pianistisch-instru- 
mentalen Fähigkeiten  aber  stehen  auf  fast  ein- 
samer Höhe.  Busoni  gab  einen  gi'ossen  Ueberblick 
über  Liszt's  Schaffen:  leider  fehlt  ihm  der  impro- 
visatorische Charakter  Liszt's  vollkommen,  und  so 
klingt  alles  das  leer,  wo  die  Persönlichkeit  des 
Reproduzierenden  das  Beste  einsrhliessen  muss. 
Von  neuen  Leuten  machten  mir  Harold  Bauer 
durch  die  Wucht  der  Steigerung  in  grosser  Linie 
und  Ignaz  Friedman n  als  Gesamterscheinung 
den  stärksten  Eindruck;  von  letzterem  wird  man 
nach  meiner  üeberzeugung  noch  Grosses  hören. 
Ebensowenig  wie  hier  ist  die  Ausbeute  an 
neuen,  wertvollen  Erscheinungen  auf  dem  Gebiet 
des  Violinspiels.  Gertiiid  Scamoni,  die  von  Henri 
Marteau  eingeführt  wurde,  scheint  ein  gottbe- 
gnadetes Talent.  Jan  Kubelik  ist  ein  technischer 
Hexenmeister;  in  Joan  Mauen  steckt,  glaube  ich, 
noch  mehr.  In  herrlicher  Grösse  aber  ei*schien 
jetzt  Henri  Marteau,  der  ideale  Schönheit  des 
Tones,  unfehlbare  Technik  mit  erstaunlicher  Tief- 
gründigkeit und  einem  fast  beispiellosen  Idealismus 
im  Eintreten  für  neue  Werke  verbindet.  Trefflich 
bewälu-te   sirh   auch  Willy  Burmester;  s(.iist  gab 


es    auch    bei    Erprobten    eher  Enttäuschuugeii    ah 
Steigeningen    gegentiber    früheren    Jahren-       Eine 
sehr   böse    Stunde    aber   erlebte  ich  bei  Pablo  de 
Sarasate.     Ich  halte  es  für  meine  Pflicht,  da*  zu 
begründen;    denn    solche  Künstler,   die  sich   derart 
überlebt  hal>en,  können  geradezu  zu  Kulturschäden 
werden.      Ich     glaube    gern,     dass    Sarasate,    der 
immer  die  ungeheure  Macht  rein  sinnlichen  Wohl- 
lauts  zu   schätzen   wusste   und   sie   allein  pflegte, 
einst   geradezu   zauberhafte  Wirkungen  geübt  hat. 
Heute   ist   von    dieser    Schönheit    des    Spiels    nur 
selten  und  eigentlich  nur  an  den  lyrisch  getragenen 
Stellen  etwas  zu  merken.     Dieser  Mann  leidet   am 
Konzertgeben,    das    ihm    mit    all'  der  Mühselig^keit 
des  Reisens  und  des  Sichwiederanputzens  zu  einer 
Qual    geworden    ist.      Kein    Wunder.      Wäre     e« 
schon  entsetzlich,    öfter  hintereinander  solche   fade 
Musik    anzuhören,    wie   muss    es   erst   sein,   w^eiin 
man    sie    vorträgt.      Aber    Sarasate    scheint   dot'h 
nichts    anderes   zu    vertragen.      Er   bearbeitet  alle 
möglichen,    nicht   gerade   unbedeutenden   Musiker, 
wie  z.  B.  Mozart  oder  Joh.  Seb.  Bach  zu  Sarasate. 
Er   erlaubt  sich,    einer   nach  Tausenden  zählenden 
Zuhörermenge    eine    geradezu    gemein    äusserliche 
Potpourribearbeitung  einiger  Melodien  aus  Mozart 's^ 
„Don  Juan"  aufzutischen,    die  er  dort,    wo  sie  mit 
technischen    Kunststücken  arbeitet,    technisch  gar- 
nicht  mehr  sauber  auszuführen  vermag.   Unddami 
konzertiert    er    immer    in    (remeinschaft   mit  Frau 
Berthe   Marx-Goldschmidt.      Was    diese   Dame 
mit   ihrer  unzulänglichen    Tedinik  und  ilirer  aurh 
bescheidene    Salon ansprüche    nicht    befriedigenden 
Auffassung   sich    an    Sünden    wider    den    heiligen 
Geist  der  Musik  unserer  Grössten  leistet,  kann  ihr 
auch    der   gütigste  Engel   nicht  verzeihen.     Sie  ist 
übrigens   von    ihrem    Meister    auch    bereits    ange- 
steckt.    Bearbeitet    er    Bach    und    Mozart,    so   sie 
Sarasate,    dessen    ,,Zigeuner weisen**    sie    zu    einer 
grossen  Rhapsodie  für  Klavier  mit  Orchester  umge- 
staltet   hat.     Man    kann    sich   vorstellen,    was    aus 
einem    an    sich    dünnen  Wein  wird,    wenn    er  mit 
einigen  Eimern  Wassers  vermischt  wird.     Und  bei 
einem   solchen  Konzert   ist  nicht  nur  die  Pliilhar- 
monie   bis  auf  den  letzten  Platz  ausverkauft,    son- 
dern  es  herrscht  auch  ein  begeisterungstrunkener 
Jubel!! 

Hocherfreu litrh  ist  dagegen  die  Pflege  der 
Kammermusik.  Hier  wird  zumeist  vorzügliches 
geboten.  An  allererste  Stelle  aber  setze  icli  das 
Brüsseler  Streichquartett.  Ich  habe  norli 
nie  schöner  Quartett  spielen  hören,  als  von  diesen 
Herren  unter  Führung  Franz  Schörj'S.  Sie  sind 
viel  feiner  und  vornelimer  als  die  Bölimen,  dabei 
nicht  weniger  temperamentvoll.  Die  Klangschön- 
lieit  des  Zusammenspiels  ist  geradezu  ideal,  die 
Unterordnung  der  Einzelnen  unter  die  Gesamtheit 
vollkommen.  Leider  war  die  von  den  Herren  vor- 
geführte Neuheit,  ein  O-dur-Quartett  des  Italieners 
Leone  S  i  n  i  g  a  g  I  i  a ,  wert  los.  was  um  so  schnieiv.licher 
wirkte,    als    das  Werk  unendlich   lang  ist.     Dieser 


123     - 


Italiener  könnte  eine  ei'quickende  Musik  scihi-eiben, 

weiin  er  den  Mut  hätte,  ein  echter  Italiener  zu  sein, 

il.  H-    wenn  er  auf  alle  musikalische  Grelehrsanikeit, 

alle     auffällige  Eigenart   verzichtete   und   sich  auf 

die    'Wirkung   verliesse,    die  eine  einschmeichelnde 

Musik    in   packendem  Rhythmus   immer   übt.     Es 

sind,  einige  derartige  Stellen  im  Werke,  bei  denen 

iiia^ii  beglückt  aufatmet.  Schon  im  nächsten  Augen- 

bliok    ertötet   eine   falsche  Ueberhitztheit   alles.  — 

Aber  wie  singen  diese  Herren  Haydn,  wie  jubeln 

üie  Hozart,  wie  ergreifend  folgen  sie  Beethoven 

bis     in    die  geheimnisvollsten  Tiefen  seiner  letzten 

Quartette.      In    unvergessiicher    Erinnening    aber 

blieb  mir  auch,  wie  sie  Tschaikowsky's  kleines 

C-dur-Quartett   (op.  11)    träumten.      Das   Andante 

caiitabile,  das  Chopin's  Art  so  vei-wandt  ist,  erklärte 

mir,    warum    der  Kusse    den   Polen    nicht    leiden 

mochte.      Bei   jenem    ist    Natur,    was    bei    diesem 

Salon  ist.     Wir  Deutsche   fühlen    das   sonst  nicht 

so    leicht   der    sla vischen  Musik    gegenüber.     Erst 

der    Vergleich    unter   Werken,    die    dem    gleichen 

Boden  entsprossen  sind,  zeigt  diese  inneren  Wesens- 

nnterschiede. 

Traurig  ist  es  nun,  berichten  zu  müssen,  dass 
bei  den  Konzerten  dieser  Herren  der  kleine  Bech- 
steinsaal  kaum  halb  voll  war.  Das  ändert  sich 
hoffentlich  bald  zur  gleichen  Teilnahme,  die  das 
böhmische  Streichquartett  jetzt  findet.  Von 
den  sechs  Konzerten  der  Vereinigung  in  diesem 
AVinter  ist  mir  vor  allem  in  Erinnerung  geblieben 
der  Brahmsabend,  an  dem  einige  der  schönsten 
Werke  des  Komponisten,  das  Streichquartett  A-moll 
und  das  Klarinettenquintett  H  -  moU  vorgeführt 
w^ui'den.  Beim  letzteren  wirkte  Meister  Richard 
Mühlfeld  aus  Meiningen  mit.  Wunderbar,  wieder 
Klang  der  Klarinette  sich  mit  dem  der  ersten  Geige 
vermischte!  Ich  hatte  vorher  in  der  Philharmonie 
eine  Aufführung  der  D-dur-Symphonie  von  B  r  a  li  m  s 
^hört,  die  zwar  nicht  glänzend,  aber  doch  ti-eu 
war,  und  empfand  wieder  einmal  aufs  stärkste, 
dass  die  Kammermusik  das  eigentliche  Gebiet  der 
Kunst  dieses  Meisters  ist.  In  noch  höherem  Masse 
als  das  Lied,  insofern  die  Kammermusik  eine  höhere 
Kunst  der  Arbeit  zulässt  und  in  viel  stärkerem 
Masse  Stil  erheischt.  Aber  darüber  hinaus  ist 
Bralims  auch  auf  dem  ihm  eigensten  Gebiete,  am 
glücklichsten  in  den  kleinen  Sätzen.  Die  Innen- 
sätze seiner  Kompositionen  stehen  weit  über  den 
Aussensätzen.    Der  Gesang  des  Adagio  und  —  man 


gestatte  mir  das  Fremdwort  -  -  Ausnutzung  einer 
Situation  im  schnellen  Satz,  das  sind  Meistei*stücke, 
in  denen  Forai  und  Inhalt  sich  vollkommen  decken. 
In  den  Aussensätzen  ist  die'  Form  weiter,  grösser 
und  umfangreicher,  als  der  Inhalt,  wenigstens  so 
weit  dieser  ursprünglich  mit  empfunden  war. 
Darum  sucht  Brahms  die  Aussensätze  in  geistiger 
Hinsicht  künstlich  zu  vertiefen.  Er  beginnt  hier 
hineinzugeheimnissen,  und  darum  sind  sie  so 
„schwer  zu  verstehen".  Ich  halte  es  für  ein  un- 
glückliches Verkennen,  das  dem  lebenden  Brahms 
sehr  viel  gesclxadet  hat  und  für  das  letzte  Verhält- 
nis zu  den  Werken  des  toten  Meisters  auch  schäd- 
lich ist,  dass  man  ihn  immer  und  immer  wieder 
mit  Beethoven  zusammenbringt.  Er  hängt  vor 
allem  in  den  grösseren  Werken  nur  in  formaler 
Hinsicht  mit  Beethoven  zusammen.  Er  hat  die 
Schreibweise  Beethoven's  übernonmien  und  meinet- 
wegen auch  weitergeführt.  Der  Greist  seiner  Musik 
ist  dem  der  Beethoven'schen  dagegen  fremd. 
Beethoven  lehnt  in  seinen  Briefen  immer  wieder 
den  Ausdru(;k  „komponieren"  ab.  Er  dichtet. 
Brahms  komponiert.  Beethoven  gibt  immer  und 
überall  die  Entwicklung  eines  Gefühls  zum  andern, 
Brahms  sserfasert  einen  Gefühlszustand.  Seine 
Musik  ist  ihrem  geistigen  Gehalt  nach  der  Haydn's 
und  Mozart's  viel  ähnlicher  als  der  Beethoven's. 
Wie  jene,  gibt  er  in  jedem  Satze  eine  Stimmung, 
eine  Situation.  Jeder  der  Sätze  steht  für  sich  und 
ist  geistig  in  sich  ein  geschlossenes  Werk.  In 
Beethoven's  Werken  dagegen  ist  jeder  der  Sätze 
nur  ein  Akt  eines  Dramas.  -  Zwischen  den 
beiden  Kammermusikwerken  sang  Therese  Behr 
zwei  Lieder  mit  Klavier  und  Viola,  Schöne  Stim- 
mungsbilder. Aber  gerade  das  geistliche  Wiegen- 
lied, dem  ein  Text  Lope  de  Vega's  zugrunde  liegt, 
gibt  ein  vorzügliches  Beispiel  dafür,  wie  Brahms 
nur  manchmal  Kunstarbeiter,  meinetwegen  Gold- 
schmidt, ist.  Das  ganze  Lied  ist  ein  Spielen  mit 
der  Melodie  des  altdeutschen  Weihnachtsliedes 
„Jesus,  lieber  Jesus  mein".  Wenn  das  Gredicht 
gewissermassen  den  festen  MetaUkörper  darstellt, 
so  ist  die  Art  der  musikalischen  Bearbeitung  ein 
Herumziselieren  auf  diesem  Goldgefäss.  Ich  glaube, 
das  trifft  für  sehr  viele  Lieder  von  Brahms  zu,  der 
nicht  umsonst  eine  lange  Heihe  von  Volkslied- 
melodien künstlich  ausgearbeitet  hat.  Nur  tritt 
es  natürlich  dort,  wo  er  das  Melodiethema  selbst 
erfunden  hat,  nicht  so  deutlich  hervor. 


MitteiluDgen 


Yon  Hoohsohulen  und  KonservatoriexL 


Professor  Naret-Koning,  der  ausgt: zeichnete 
Violinpädagoge,  Lehrer  am  Hoch'schen  Konser- 
vatorium zu  Frankfurt  a.  M.,  Mitglied  des 
Heermann-Quartetts,  ist  am  28.  März  daselbst, 
67  Jahr  alt,  gestorben. 


Am  24.  März  fand  in  der  Singakademie  ein 
Schüler- Vortragsabend  des  Klindworth-Schar- 
wonka -Konservatoriums  statt,  das  den  Lei- 
stungen des  Instituts  aufs  Neue  ein  glänzendes 
Zeugnis   ausstellte.     Auf   dem  Programm  standen 


—     124    — 


Klavierkonzerte  von  Bach  und  Xaver  8char- 
wenka,  Violinkonzerte  von  Bach  und  Brach, 
Oes&Dge  von  Schubert,  Schumann,  Lortzing, 
B/ahms  n.  a.  Die  vortragenden  Schiller,  von 
denen  einige  völlig  konzertreife  Leistungen  boten, 
gehören  den  Klassen  der  Herren  M.  Mayer-Mahr, 
Anton  Förster,  James  Kwast,  Max  Grün- 
berg, Plorian  Zajic,  Anton  Sistermans, 
Eugen  Brieger  und  der  Damen  Fr.  Blanck- 
Peters  und  Erl.  Lippert  an.  Das  unter  der 
Leitung  des  Herrn  Max  Grünberg  stehende 
Schülerorchester  begleitete  die  Konzerte  in  treff- 
licher Weise. 

Zur  Feier  des  25jährigen  Bestehens  des  Her- 
mann Fischer'schen  Musik-Institutes  zu 
Magdeburg  ist  eine  kleine  Festschrift  erschienen, 
welche  in  schlichten  Worten  von  der  Gründung, 
Entwicklung  und  dem  Blühen  des  in  Magdeburg 
hochangesehenen  Institutes  berichtet.  Ein  Fest- 
konzert, gegeben  von  den  Lehrern  und  Schülern 
der  Anstalt,  fand  am  1.  April  im  Saale  der  Stadt- 
mission statt 

Aus  dem  TIT.  Jahresbericht  des  Bruno 
Jleydrich'schen  Konservatoriums  zu  Halle 
a  S.  ist  das  erfreuliche  Emporblühen  des  jungen 
Instituts  zu  entnehmen.  Die  SchtÜerzahl  stieg  von 
187  auf  190,  die  innegehabten  B&ume  in  der 
Marienstrasse  erwiesen  sich  als  zu  eng,  sodass  die 
Anstalt  schon  Im  Juli  v.  J.  in  die  grossen,  mit 
eigenem  Saal  und  praktischer  Anstaltsbühne  ein- 
gerichteten Räume  Poststrasse  21  verlegt  wurde. 
Der  Lehrerverband  ist  durch  die  Herren  Ernst 
Schache  und  Fritz  Yolkmann  und  die  Damen 
Else   Lorenz    und    Margarete    Schiott,    der 


Lebrplan  durch  französische  und  italienische 
Sprache  erweitert  worden.  Für  1905  in  Aussicht 
genommen  sind  Schauspiel-  und  Bläserklassen. 
8  Musikaufführungen  fanden  im  Laufe  des  HL 
Jahres  statt. 

Das  von  dem  ausgezeichneten  Pädagogen 
Heinrich  Janoch  zu  Brunn  veranstaltete 
Schülerkonzert  war  von  bestem  Erfolge  begleitet 
und  stellte  seinem  Leiter  anf*s  Neue  ein  glänzendes 
Zeugnis  über  seine  künstlerische  Führung  aus.  Hein- 
rich Janoch  wirkt  seit  19  Jahren  in  Brttnn,  dss 
Musikleben  der  Stadt  verdankt  ihm  seine  künst- 
lerische Hebung.  Eine  ganze  Reihe  seiner  Schüler 
und  Schülerinnen  haben  in  Wien  die  Staatsprüfung 
bestanden  und  wirken  im  Sinne  ihres  Meisters  fort. 
Diesmal  waren  es  9  seiner  Zöglinge,  die  mit  grossen 
und  schwierigen  Werken,  wie  Bach 's  „Chromati- 
sche Fantasie^S  Beethoven*s  „Appsssionata"", 
B  rahm 's  „D-moU-Konzert^*  und  ähnlichen  Stücken 
bewiesen,  was  sie  bei  ihrem  Lehrer  gelernt  und 
mit  welch  echt  künstlerischer  Erfassung  des  gei- 
stigen Inhalts  Heinrich  Janoch  seine  Schüler  in 
die  Meisterwerke  der  Tonkunst  einzuführen  weiss. 

Ein  Prüfungskonzert  des  Musikinstitutes  von 
Marie  Correns  zu  Stargard  gewährte  einen  er- 
freulichen Einblick  in  die  zielbewusste  Leitung  der 
Anstalt  Kinderchöre,  Klavier-  und  Violinvorträge 
wechselten  mit  einander  ab,  von  den  kleinsten 
Kinderstückchen  bis  zu  grossen  Konzertwerken 
aufsteigend,  Jedes  einzelne  in  liebevollster  Aus- 
arbeitung, sauberer  Technik  und  mit  geistigem 
Verständnis  des  GedankeninhaltB  der  Werke  aas- 
geführt. 


Yermlschte  Nachrichten. 


Der  Senat  der  König!.  Akademie  der 
Künste  zu  Berlin,  Sektion  für  Musik,  erlässt 
folgende  Bekanntmachung: 

Der  Wettbewerb  um  den  Preis  der  „Giacomo 
Meyerbeerschen  Stiftung  für  Tonkünstler^ 
wird  hierdurch  mit  Ermächtigung  des  Stiftungs- 
kuratoriums für  das  Jahr  1906  eröffnet. 

I.  Um  zu  demselben  zugelassen  zu  werden, 
muss  der  Konkurrent: 

1.  in  Deutschland  geboren  und  erzogen  sein 
und  darf  das  28.  Jahr  nicht  überschritten 
haben, 

2.  seine  Studien  in  einer  der  zur  König- 
lichen Akademie  der  Künste  gehörigen 
Lehranstalten  für  Musik  (Akademische 
Meisterschulen  für  musikalische  Kompo- 
sition, Akademische  Hochschule  für 
Musik,  Akademisches  Institut  für  Kirchen- 
musik), oder  in  dem  vom  Prof.  Stern  hier 
gegründeten  Konservatorium  für  Musik, 
oder  in  dem  Konservatorium  für  Musik 
in  Köln  gemacht  haben, 


3.  sich  über  seine  Befähigung  und  seine  Studien 
durch  Zeugnisse  seiner  Lehrer  ausweisen. 
IL  Die  Preisaufgaben  bestehen: 

a)  in  einer  achtstimmigen  Yokai-Doppelfuge, 
derer  Hauptthema  mit  dem  Text  von  den 
Preisrichtern  gegeben  wird, 

b)  in  einer  Ouvertüre  für  grosses  Orchester, 

c)  in  einer  durch  ein  entsprechendes  Listru- 
mentalvorspiel  einzuleitenden  dramati- 
schen Kantate  für  drei  Stimmen  mit 
Orchesterbegleitung,  deren  Text  den  Be- 
werbern mitgeteilt  wird. 

IlL  Die  Bewerber  haben  ihre  Anmeldung  nebst 
den  betreffenden  Zeugnissen  (ad  L  1,  2  und 
3)  mit  genauer  Angabe  ihrer  Wohnung  der 
Königlichen  Akademie  der  Künste  bis  zum 
1.  Mai  1905  auf  ihre  Kosten  einzusenden. 
Die  Zusendung  des  Themas  der  Vokal- 
Doppelfuge,  sowie  des  Textes  der  Kantate 
an  die  den  gestellten  Bedingungen  entspre- 
chenden Bewerber  erfolgt  in  der  Zeit  vom 
15.  Mai  bis  1.  Juni  1905. 


125     — 


IV.  Die  Arbeiten  mäasen  bis  zum  1.  Februar 
1906  in  eigenhändiger,  sanberer  nnd  leser- 
licher Schrift  versiegelt  an  die  Königliche 
Akademie  der  Künste  kostenfrei  abgeliefert 
werden.  Den  Arbeiten  ist  ein  den  Namen 
des  Bewerbers  enthaltender  versiegelter  Um- 
schlag beizufügen,  dessen  Anssenseite  mit 
einem  ebenfalls  auf  dem  Titel  der  Arbeiten 
befindlichen  Motto  zn  versehen  ist.  Das 
Manuskript  der  preisgekrönten  Arbeiten  ver- 
bleibt Eigentum  der  Königlichen  Akademie 
der  Künste.  Die  Verkündigung  des  Siegers 
nnd  Zuerkennung  des  Preises  erfolgt  Ende 
Mai  1906.  Die  uneröffneten  ümschl&ge 
nebst  den  betreffenden  Arbeiten  werden  dem 
sich  persönlich  oder  schriftlich  iQgitimiei  en- 
den Eigentümer  durch  den  Inspektor  der 
Königlichen  Akademie  der  Künste  zurück- 
gegeben werden. 
V.  Der  Preis  besteht  für  den  diesmaligen  Wett- 
bewerb in  einem  auf  4600  Mark  erhöhten 
Stipendium,  welches  der  Sieger  zum  Zwecke 
weiterer  musikalischer  Ausbildung,  insbe- 
sondere für  eine  Studienreise  nach  Massgabe 
später  erfolgender  besonderer  Anordnungen 
zu  verwenden  hat. 

Der  Sieger  ist   verpflichtet,    als  Beweis 
seiner  fortgesetzten  künstlerischen  Tätigkeit 
nach      gewissen     vorzuschreibenden     Zeit- 
räumen  an   die   unterzeichnete   Sektion  der 
Königlichen  Akademie  der  Künste  zu  Berlin 
zwei   eigene   grössere  Kompositionen  einzu- 
senden.   Die  eine  muss  eine  Ouvertüre  oder 
ein   Sinfoniesatz,   die   andere   das  Fragment 
einer  Oper  oder  eines   Oratoriums  (Psalms 
oder  einer  Messe)  sein,  dessen  Ausführung 
etwa  eine  Viertelstunde  dauern  würde. 
VI  Die  Zahlung   des   Stipendiums   erfolgt   auf 
Anweisung  des  Vorsitzenden   des  Stiftungs- 
Kuratoriums,  und  zwar  in  drei  Baten,  deren 
erste  beim   Antritt   der   Studienreise,  deren 
zweite  und  dritte  aber  erst  nach  Einsendung 
je   einer  der  unter  V.  geforderten  Arbeiten 
fällig  werden. 
VII.  Das    Kollegium     der    Preisrichter    besteht 
statutenmässig  aus  den  in  Berlin  wohnhaften 
Ordentlichen  Mitgliedern  der  Musik-Sektion 
der  Königlichen   Akademie  der  Künste,  den 
Kapellmeistern     der    hiesigen    Königlichen 
Oper    und   dem   Direktor   des   Stem'schen 
Konservatoriums. 
Die  Berliner   Sing-Akademie   unter  Lei- 
tung ihres  Direktors  Professor  Georg  Schumann 
veranstaltet  mit  dem   Berliner    Philharmonischen 
Orchester   am  26.  und  27.  Mai   drei  grosse  Bach- 
konzerte  in  Eisenach,  und  zwar  zu  Grünsten  der 
Erwerbung   von  Joh.   Seb.   Bach 's   dort  befind- 
lichen  Geburtshauses.     In  der  altehrwürdigen 
Georgenkirche,   vor   welcher   das  Denkmal  Baches 
steht,   kommen   am   Abend   des   26.  Mai   und  des 


27.  Mai  die  f^Johannispassion*^  und  die  ,,  Matthäus- 
passion ^  zur  Aufführung,  während  am  Vormittag 
des  27.  Mai  ein  Konzert  des  philharmonischen 
Orchesters  geplant  ist,  in  welchem  Bach'sche 
Instrumental-  und  Kammermusik-Kompositionen 
zu  Gehör  kommen.  Es  ist  Sorge  getragen,  dass 
die  solistischen  Mitwirkungen  allerersten  Hanges 
sind  Er  ist  das  erste  Mal,  dass  die  nun  seit  114 
Jahren  bestehende,  mit  der  Pfiege  Bach'scher 
Musik  so  eng  verwachsene  „Berliner  Sing- Akademie^* 
sich  ausserhalb  Berlins  hören  läset. 

In  Perchtoldsdorf  bei  Wien  wird  der 
Männergesangverein  an  dem  Hause,  in  dem  Hugo 
Wolf  von  1880—1886  lebte  und  arbeitete  (Brunner- 
gasse 86),  eine  Gedenktafel  stiften,  die  Anfang 
Juni  feierlich  enthüllt  werden  soll. 

In  Wien  hat  sich  ein  Komitee  gebildet,  das 
die  Errichtung  eines  Bichard  Wagner-Denk- 
mals gegenüber  dem  Hause  in  Hietzing,  das  der 
Meister  bewohnt  hat,  betreiben  will. 

In  Leipzig  führte  der  Riedel-Verein  unter 
Dr.  Göhler*s  Leitung  am  22.  d.  M.  in  der  Thomas- 
kirche das  „Bequiem"  von  Berlioz  in  der  Original- 
besetzuDg  auf.  Der  Chor  war  450  Stimmen,  die 
fünf  Orchester  im  ganzen  ISO  Musiker  stark.  Das 
Tenorsolo  sang  Herr  ür Ins- Leipzig. 

Das  diesjährige  Tonkünstlerfest  des  All- 
gemeinen Deutschen  Musikvereins  findet  in 
den  Tagen  vom  22.  bis  2*\  Mai  in  Graz  statt. 
Ein  Kirchenkonzert,  8  Orchesterkonzerte  und  2 
Kammermusikkonzerte  sind  in  Aussicht  genommen. 
Zur  Aufführung  kommen  u.  A.:  Liszt's  „Selig- 
preisungen" und  die  „Ideale*',  zwei  Sätze  aus  dem 
„Requiem''  von  Josef  Reiter,  „Tedeum"  von 
Brückner,  «Präludium  und  Fuge*'  für  grosses 
Orchester  von  Paul  Ertel,  2  Sätze  aus  der 
„11,  Sinfonie'  von  Guido  Peters,  .Appalachia", 
sinfonische  Dichtung  für  Orchester  und  Männer- 
stimmen von  Fr.  Del  ins,  «Odysseus  Heimkehr' 
von  Ernst  Boehe,  „Der  Tod  und  die  Mutter'  von 
Otto  Naumann,  »Dem  Verklärten',  hymnischer 
Glesang  von  Max  Schillings,  „Variationen' 
(Thema  von  Bach)  von  Max  Reger,  „Serenade' 
für  Streichquartett  von  E.  Jacques  Dalcroze, 
„Streichquintett' von  Felix  Draesecke,  , Streich- 
quartett^ von  Hans  Pfitzner,  Lieder  und  Chöre 
von  S.  von  Hausegger,  Th.  Streicher,  Otto 
Taubmann,  Hugo  Wolf  und  Gustav  Mahler, 
„Also  sprach  Zarathustra'  von  Richard  Strauss, 
„Kaisermarsch'    von    Wagner.      Am     27.     und 

28.  Mai  finden  in  der  Wiener  Hofoper  2  Festvor- 
steilungen statt,  und  zwar  Liszt's  „Heilige  Elisa- 
beth' in  szenischer  Darstellung  und  „Feuersnot'* 
von  Richard  Strauss. 

Ein  „Erstes  Elsass- Lothringisches 
Musikfest'  ist  für  die  Tage  vom  21.  bis  22.  Mai 
in  Strassburg  in  Aussicht  genommen.  Als  Fest- 
dirigenten sind  bereits  gewonnen:  Gustave  Char- 
pentier-Paris,  Gustav  Mahler- Wien,  Prof.  Stock- 
hausen-Strassburg,    Richard    Strauss -Berlin;    als 


—     126     — 


Solisten:  Frau  M.  Jämefeldt-Helsingfors,  Frau 
A.voiiKrfius-Osbome-Leipzig,  die  Herren  Commene- 
Paris,  Otto  Marak-Prag,  Panl  Daraux-Paris,  Felix 
von  Kraus-Leipzig,  Gerard  Zalsmann- Amsterdam, 
Fermccio  Busoni  -  Berlin ,    Henri    Marteau  -  Genf. 


Ferner    werden    das  verstärkte  Strassburger  städt 
Orchester,    sowie   ein   Festchor,  der  sich  aus  llit- 
gliedem   Strassburger  Chorvereine  zusammensetzt, 
mitwirken. 


Bücher  und  Musikalien. 


Jos.  Procbäzba:  Frühlingsmotive.  8  Stücke  für 
Violine  mit  Klavierbegleitung. 
Fr.  A.  UrbiBek,  Prag. 

Die  vorliegenden  drei  StBcke  sind  sehr  melo- 
discher Art,  in  der  Stimmung  ungemein  prägnant 
und  den  Inhalt  (,Lied^S  „Frühlingssturm"  und  ,,ln 
Gedanken')  bestens  charakterisierend.  Der  Violine 
ist  der  Hauptanteil  am  Ganzen  zugewiesen,  sie  ist 
die  eigentliche  Trägerin  des  melodischen  Gedankens. 
Dass  aber  immerhin  auch  das  Pianoforte  zu -^  eilen 
mit  hineinzureden  hat,  hier  eine  interessante  Akkord- 
reihe, dort  ein  nettes  kontrapunktisches,  aus- 
schmückendes oder  auch  selbständiges  Motiv  er- 
klingen iässt,  gereicht  dem  Tonsetzer  nur  zu  um 
so  höherer  Anerkennung.  Zur  Pflege  der  Haus- 
musik möchte  ich  Josef  Prochazka*s  Stücke  recht 
empfehlen,  sie  sind  überdies  nicht  schwer  aus- 
führbar und  werden,  bei  vorauszusetzender  guter 
Ausführimg,  immer  von  bester  Wirkung  sein. 

Emil  Sjögren«  op.  35.    Sonate  E-moU. 

op.  39.  Praeludium  und  Fuge. 
Wilhtlm  HaHfOBy  KopemhsgeM  «ad  Leipilg. 
Emil  Sjögren's  E-moU-Sonate  (op.  35)  besteht 
aus  drei  Sätzen,  deren  erster  und  dritter  wohl  am 
wertvollsten  sicid.  Das  Hauptthema  des  Allegro 
moderato  energico  ist  ziemlich  dunkel  und  schwer- 
mütig, der  Satz  an  sich  sehr  knapp  und  eng  be- 
messen gehalten  und  erst  der  Seitengedanke  bringt 
in  seinem  G-dur  hellere  Stimmung.  Das  Andante 
tranqaillamente  (H-dur)  birgt  in  sich  wieder  einen 
kontrastierenden  Gegensatz,  Pin  vivace  e  scherzaudo, 
und  ist  in  seiner  Zweiteiligkeit  mehr  nur  eine  Art 
von  Intermezzo,  geeignet,  die  Gegensätze  tmd  gegen- 
teiligen Empfindungen  der  beiden  Ecksätze  zu  über- 
brücken. Das  Finale  (Allegro  con  moto)  ist  von 
Lebeudigkeit  und  Spielfreudigkeit  durchdrungen 
und  bietet  auch  einen  sehr  hübschen,  volkstümlich 
gehaltenen  melodischen  Seitengedanken.  Sjögren 
gibt  mit  seiner  Sonate  kein  sonderlich  gedanken- 
schweres, aber  jedenfalls  warm  empfundenes  und 
liebenswürdiges  Werk,  das  sowohl  nach  melodischer 


wie  formaler  Seite  hin  durchaus  anzuregen  and  zu 
befriedigen  vermag.  Sehr  augenehm  berührte  mich 
des  Genannten  op.  39,  Praeludium  und  Fuge  In 
D-moll.  Das  Vorspiel  ist  sehr  ernsthaften,  würdig 
dahlnschreitenden  Charakters  von  schöner  melo- 
discher Linie  und  kräftiger  Steigerung  nach  dem 
Schluss  hin;  die  Fuge  in  ihrem  dreitaktigen  Thema 
charakteristisch  im  BJiythmus  und  vortrefflich  im 
Satz,  von  stark  iiiessender  musikalischer  Bewegung 
und  harmonisch  interessant.  Dem  Instrumente 
angepasste  Einkleidung  ist  beiden  Werken  Emil 
Sjög^n's  eigen;  sie  dürften  vielleicht  speziell 
beim  Klavierunterrichte  gute  Verwendung  finden, 
da  sie  technisch  keine  gar  grossen  Anforderuogen 
stellen,  sie  seien  darum  auch  warm  empfohlen. 

Eugen  Stgniiz. 

Alfred  Rose:  40  Sonatinen,   Sonaten,  Boudo's  und 
andere  Stücke  für   Klavier  in  fort- 
schreitender  Ordnung   zusammenge- 
stellt  und   mit  genauer  Fingersatz-, 
Phrasierungs-  und  Vortrags-Bezeich- 
nung versehen. 
B.  Bltpirny,  Mttailer  i.  W. 
Die  Sammlung  zeichnet  sich  vor  vielen  anderen 
dadurch  aus,  dass  sie  auch  weniger  bekannte  Sätze 
aus   der    älteren  Literatur   und   von  Komponisten 
verschiedener    Nationalitäten    berücksichtigt   hat. 
Ausser    den    bekannten    Sonatensätzen    von   Cle- 
menti,  Kuhlau,  Dussek  finden  sich  kleine  Sätze 
von  Bach    und    Händel,    femer   von  Ramean, 
Steibelt,    Martini,    Paradies;    von    modernen 
Meistern,  neben  Schumann  und  Mendelssohn, 
viele   hübsche  kleine  Sätze  von  Tscha^kowsky, 
Hose,  Bisping,  Heuser  und  Kjerulf.    DieBe- 
arbeitung  ist  mit  grosser  Sorgfalt  geschehen,  Phra- 
sierung  und  Finge,  satz  durchweg  zu  loben,  schönes 
Papier    und   klarer  Stich   kommen  hinzu,    um  die 
Sammlung    zu    einer    sehr    empfehlenswerten   zn 
machen. 

Anna  Manch. 


Mosikp&daKogisctaer  Terband. 

Schulgesangs-Kommission. 
3.  Antrag  Beckmann-Essen:  Für  den  Ge- 
sangunterricht an  höheren  Schulen  sind  im   Lehr- 
plan für  die  evangelischen  und  katholischen  Schüler 


Vereine. 

der    Klassen   Sexta   und  Quinta  noch  je  1  Stunde 
Ohoralgesang  anzusetzen. 

Begründung:  Vom  6  —9.  Lebensjahre  lernen 
die  Schüler  der  Volksschulen  sowohl  als  auch  der 
Vorschulen    nur    einen    ganz    geringen     Bruchteil 


—     127 


unseres  lierrlichen  Choralschatzes.  Nach  der  Auf- 
nahm«« ia  eine  höhere  Lehranstalt  gehen  auch  diese 
wenigen  Melodien  dem  Gedächtnis  bald  wieder 
verloien,  da  nach  genannter  Seite  hin  auf  den 
allermeisten  Anstalten  so  gat  wie  nichts  geschieht, 
aber  auch  fast  nichts  geschehen  kann.  Denn  an 
den  wöchentlich  angesetzten  2  G-esangstanden  für 
Sextaner  und  Quintaner  nehmen  Protestanten  und 
Katholiken  gleichmässig  teil.  Die  Einübnng  der 
evangelischen  Choräle  in  dieser  Zeit  würde  eine 
Zurücksetzung  der  katholischen  Schüler  bedeuten 
und  umgekehrt.  Und  doch  haben  beide  Kategorien 
Schulandachten  bezw.  Schulgottesdienste.  Der 
Gesang  in  diesen  bewegt  sich  daher  naturgemäss 
qualitativ  und  quantitativ  in  sehr  bescheidenen 
Grenzen.  Eine  Aendernng  tut  dringend  not,  zumal 
in  den  C  h  o  r gesangstunden  der  Klassen  Quarta  bis 
Prima  auch  nur  hin  und  wieder  mal  ein  Choral 
zur  Einübnng  gelangen  kann.  Aber  auch  hier 
dürfte  dieses  noch  wegen  der  meistens  gemischten 
Konfession  der  Schüler  hier  und  da  zu  Unannehm- 
lichkeiten führen. 

Abgesehen  von  der  Tatsache,  dass  sich  die 
Choräle  wegen  ihrer  einfachen  rhythmischen  Form 
vorzüglich  zu  Treffübungen  eignen,  dürften  auch 
beispielsweise  die  Kemlieder  der  evangelischen 
Kirche  ein  nicht  zu  unterschätzendes  musikalisches 
Bildungsmaterial  abgeben.  Ich  erinnere  nur  an 
„Christ  ist  erstanden**  (dorisch),  „Gelobt  sei  Gott", 
„Christ  lag  in  Todesbanden**  (dorisch),  „Erschienen 
Ist  der  herrlich  Tag**  (dorisch),  „Heut  triumphieret 
Gottes  Sohn**,  „Nan  komm  der  Heiden  Heiland" 
(äolisch),  „Gelobet  seist  Du,  Jesus  Christ"  (mixoly- 
disch),  „O  Haupt  voll  Blut  und  Wunden**  (phry- 
gisch),  ^Mit  Fried  und  Freud*  (dorisch)  u.  s.  w. 


Was  die  Aeasserungen  der  Herren  Professor 
Cebrian,  Domsänger  Rolle  und  Musikdirektor 
Wiedermann  zu  den  von  mir  aufgestellten  Ge- 
sichtspunkten: Stoff auswahl  für  den  Gesangunter- 
richt an  Ostufigen  höheren  Lehranstalten  betrifft, 
so  gestatte  ich  mir  ergebenst  darauf  folgendes  zu 
erwidern.  Wenn  die  Herren  zu  Punkt  1  meinen: 
yEs  sind  vorwiegend  4stimmige  a  cappella-ChÖre  zu 
berücksichtigen;  es  müssen  in  Ostufigen  höheren 
Lehranstalten  aber  Chorwerke  mit  Instrumental- 
b^leitung  eingeübt  werden',  so  ist  damit  m.  E. 
nichts  anderes  gesagt,  als  wenn  ich  in  1  feststelle: 
„Im  grossen  und  ganzen  dürfen  nur  4stimmige 
a  cappella- Chöre  berücksichtigt  werden".  Der 
a  cappella-Gesang  ist  bei  weitem  doch  die  Haupt- 
sache und  dürfte  wegen  seines  hohen  musikali. 
sehen  Bildungswertes  entschieden  die  Haupt  pflege 
und  den  Vorrang  vor  dem  begleiteten  Gesang 
beansprachen 

Zu  3.  Je  geringer  der  Umfang  der  C^höre  ist, 
desto  mehr  können  solche  eingeübt  werden,  desto 
höher  steigert  sich  die  Sangesfreude  der  Schüler. 
Diese  stellt  sich  erst  voll  und  ganz  ein,  wenn  der 


Chorist  die  Materie  vollständig,  d.  h.  technisch  wie 
inhaltlich  beherrscht. 

Zu  4.  Meine  aufgestellte  These  bezieht  sich 
auf  Schulchorbücher.  Es  ist  doch  wohl  kaum 
angängig,  dass  diese  in  2  Ausgaben,  für  Lehier 
und  Schüler,  hergestellt  werden  können.  Dazu 
sind  die  Kosten  zu  hoch.  Die  Aeusserung  der  oben 
genannten  Herren:  „Bei  Abänderungen  des  Ton- 
satzes genügt  es,  wenn  die  Originalgestalt  in  der 
Partitur  des  Gesanglehrers  steht",  kann  sich  somit 
nur  auf  Lieder  und  Gesänge  beziehen,  welche 
sich  einzeln  in  der  Hand  des  Schülers  befinden 
und  diesem  vom  Gesanglehrer  durch  Abdruck  zu- 
gänglich gemacht  worden  sind. 

Zu  6.  Hier  spreche  ich  meine  Ansicht  deut- 
lich dahin  aus,  dass  die  Bearbeitung  von  Kunst- 
liedern möglichst  unterbleiben  soll".  Ausnahmen 
wie  Beethoven's  „Die  Himmel  rühmen**,  Schumann's 
„So  sei  gegrüsst",  Mendelssohn's  „Der  Frühling 
naht**  sind  gestattet  und  bestätigen  nur  meine 
These.  Wohin  sollte  es  aber  führen,  wenn  sich 
nun  Gesanglehrer  ans  Werk  machten  und  alle 
passenden  Kunstlieder  für  vierstimmigen  Chor  be- 
arbeiteten? Es  könnte  dieses  zu  demselben  Unfug 
führen,  als  wenn  Originalsätzen  fremde  Texte 
untergel^  werden,  wie  das  Ja  oft  geschieht. 

Zu  6  und  7.  Die  Auswahl  und  Anordnung 
des  Stoffes  nach  dem  Inhalt  der  Lieder  und  Ge- 
sänge dürfte  höchstens  für  Gstufige  Anstalten  an- 
gängig sein.  Für  9stufige  Schulen  müsste  doch 
wohl  der  Stoff  nach  höheren  Gesichtspunkten 
eingeteilt  werden.  Fiugerweise  geben  uns  hier 
die  Lesebücher.  j   ^  . 

Xaver  Schanoenka. 

Musik-Sektion 

des  Allg«  Deutschen  Lehrerinnen-Yereiiis. 

Mnsikgrappe  Berlin. 

Generalversammlung,  Dienstag,  den  2.  Mai. 
Tagesordnung. 

1.  Jahresbericht  des  Vorstandes. 

2.  Kassenbericht. 

3.  Bericht  über  die  Stunden  Vermittlung. 

4.  Bericht  über  die  Bibliothek. 

5.  Antrag  von  Frl.  Maria  Leo: 

Die  Gen.- Vers,  wolle  beschliessen,  durch  Ein- 
richtung wöchentlicher  Lesestunden  und  Um- 
tauschgelegenheit die  Vereinsbibliothek  den 
Mitgliedern  zugänglicher  zu  machen. 

6.  Neuwahl  der  Prüfungskommission  für  Schüler- 
aufführungen. 

7.  Wahl  einer  Delegierten   für   die   Gen.-Vers.   in 
Bremen. 

8.  Vorstandswahl.  p^^.  Vorstand. 

L  A. 
Olga  Siieglitz^ 

Am  24.  März  versammelte  die  „Musikgruppe 
Berlin**     ihre    Mitglieder    und    zahlreiche    noch 


—     128     — 


ausserhalb  ihrer  Gemeinschaft  stehende  KollegiDnen 
im  grossen  Saale  des  Architektenhauses  zu  eint^r 
Veranstaltung,  deren  Zweck  als  «^Beitrag  zur 
Hebung  der  Hausmusik*^  bezeichnet  war. 

Der  Abend  galt  den  Tondichtem  Theodor 
Kirchner  und  Adolf  Jensen,  deren  Leben  und 
Schaffen  durch  Frl.  Anna  Morsch  kurz  und 
treffend  geschildert  wurde. 

Die  Vortragende  ging  von  der  Tatsache  aus, 
dass  die  Werke  dieser  beiden,  dem  romantischen 
Greiste  Robert  Schumann *8  nahe  verwandten 
Komponisten  bei  weitem  nicht  so  bekannt  und 
geschätzt  seien,  wie  sie  es  verdienten.  Möge  auch 
für  die  intime  Stimmungs-  und  Genremalerei  eines 
Kirchner  und  Jensen  der  Konzertsaal  nicht  die 
geeignetste  Stätte  sein,  so  sollte  man  ihr  im 
Hause  und  in  der  musikalischen  Erziehung  der 
Jugend  einen  viel  breiteren  Platz  als  bisher  einräumen. 
Können  doch  auch  hier  nur  wenige,  und  zwar 
keineswegs  die  bedeutendsten  Kompositionen  der 
genannten  Tonschöpfer  als  eingeführt  gelten.  Noch 
verkenne  man  u.  a.  den  instruktiven  Wert  von 
Kirchner's  Studien  op.  71  für  jüngere,  musikalisch 
veranlagte  Klavierschüler,  sowie  von  Jensen 's  Etüden 
op.  32  als  „Vorstudien  zu  den  Werken  der  neueren 
Schule".   —    Angesichts   der   reichen  Schätze,   die 


hier  ihrer  Nutzbarmachung  noch  harren,  fordert»» 
FrJ.  Mo*  seh  mit  warmen  Woi*ten  die  Anwesenden  zu 
eingehender  Beschäftigung  mit  den  instrumentalen 
wie  vokalen  Werken  der  beiden  viel  zu  früh  ver- 
gessenen Komponisten  auf.  Ihre  Belebung  sei  im 
hohen  Grade  geeignet,  gegenüber  manchem  seichten 
Erzeugnis  des  Tages  und  der  Mode  zur  Verfeinerung 
und  Veredelung  des  musikalischen  Geschmackes 
beizutragen. 

Im  engen  Anschluss  an  den  mit  grossem  Bei- 
fall aufgenommenen  Vortrag  brachten  Mitglieder 
der  Musikgruppe  eine  Beihe  von  vokalen  und  io- 
strumentalen  Erläuterungen  zu  Gehör.  Aufgeführt 
wurden  von  Kirchner:  „Sonatine",  op.  70  No.  1, 
Sätze  aus:  «Miniaturen*  op.  62,  „Aquarelle*  op.  21, 
Präludien*  op.  9,  „Nachtbilder"  op.  25,  „Lieder"  aus 
op.  3  und  6,  „Trio-Novelletten"  op.  15.  Von  Jensen 
„Etüden"  op.  32,  „Wanderbilder"  op.  17,  ,A!)end- 
musik"  op.  59,  »Idyllen"  op.  43,  „ilomantische 
Studien"  op.  8,  „Sonate"  op.  25,  „Lieder"  aus  op.  5,  i», 
21,  24,  35  und  57.  Es  machten  sich  darum  ver- 
dient die  Sängerinnen  Frls.  Braumann,  Le  Pretre 
und  Freudenfeld  nebst  einem  kleinen  Damen- 
chor, sowie  die  Instrumentalistlnnen  Frls.  Wieler, 
Bereut,  Küntzel,  van  der  Hoeven,  Danziger, 
Kurth  und  Steinberg. 


Briefkasten. 


A.  Ö.  in  K.  fragt  an,  ob  in  Nürnberg  .Ferien- 
kurse" für  Virgil-Technik  stattfinden  und  zu 
welcher  Zeit. 

Auf  Terschiedene  Anfragen.  Die  Fortsetzung 
der  „Lehrpläne*    für  das  Musiklehrer-Seminar  er- 


folgt in  den  „Beiheften*  so  bald  wie  möglieb.  Wir 
mussten  sie  im  Interesse  der  Schulgesangsfrage 
zurückstellen,  da  von  der  Regierung  die  baldige 
Fertigstellung  dieser  Arbeiten  erwartet  wird. 


Dieser  Auflage  liegt  ein  Prospekt  von  Julius  Hainauer^  Breslau:  Theodor  Kirchner, 
20  Charakterstücke  für  den  Klavierunterricht  in  revidierter  nNeuaus^abe  von  Heinrich 
Germer*^  bei,  auf  den  wir  unsere  Leser  besonders  aufmerksam  machen.  D,  E. 


Konservatorium  der  Musik 
in  Kassel. 

Gegr.  1895.     Direktion:  L  Beyer.     Gegr.  189B. 

EhrenTOrsits :  aegiemnn-PräAident  tob  TtoI»  b«  Sals, 
8nf  KSMigfldorff,  ^oellenc  Generalin  tob  Coloab, 
Oberbürgermeister  HfilJer  n.  A. 

Cnratorinm:  Pfarrer  Haas,  Soholdirektor  Prof.  Dr.  KroM- 
■seher,  Bankier  Plaat,  Justizrath  Seheffer  u.  A. 

Lehrer:  Die  Damen:  L.  Beyer,  Biassl- Förster,  Königl.  Opern- 
säDfferin,   C^lesse-Pabronl,  A.  Taedlei 
A.    HarMer^a,    Kammervirtuos.     P 

Ksletseh,  Kg].  Kammermusiker,    K.    KieltMaaa, 


Die  Herren: 
Prof.    Dr.    Hobel, 


Kgl.  Opernsänger,  W«  Moabaspt,  Kgl.  Kammermusik  er, 
Ed.  Sebaldt,  Kgl.  Kammermusiker,  H.  8ebnnrbiiscb, 
KgL  Kammermusiker  u.  A. 

UBterrichtfächer:  Klavier,  Violine,  OeUo,  Harfe  und  alle 
übriMn  Orcheeterinstrumente.  Gesang,  Harmonie- 
und  Kompositionslehre.  Musikgesohiohte.  Italienisoh. 
OrchesterspieL    Gehörabung.    Ilusikdiktat. 

Organisation:  Concertklassen.  Seminarklassen.  Ober-. 
Mittel-  und  Blementarklassen. 

StataleB  sind  kostenfrei  su  besiehen  dnroh  die  Scbriftleitupg 
des  Konservatoriums  KasseJ,  Wilbelmshöber  Allee  43. 


129     — 


Adressen-Tafel. 

5  ZeUea  lO  Hk.  JShrlieh,  weitere  6  Zelle«  5  Hk. 


Prof.  €.  Breslaiir's  K^nservatoiiiiiii  und  Scninar. 

Direction:  Gustav  Lazarus. 

Berlin  N.W.»  Luisen-Str.  36.  Berlin  W.,  Bülowstr.  2  (am  Noiiendorfpiati). 

Spreohftunden:  5—6^  ICittwoohi  n.  Sonnabends  10—12.  Spreohatnsden:  8—10  u.  1—2. 

— — —    Anfnahm«  jederzeit    — — ^ 

Erste  Lehrkrftfte,  vollständige  muaikallsche  und  pidagoflische  Ausbildung.     Elementarklassen. 


Prof.  Siegfried  Ochs« 

Dirigent  des  „Philluunn.  Ohorei". 

Berlin  W.,  Bendier-Strasse  8. 

Spreohzt  nur  t.  11—12  Uhr  Vorm. 


Franz  Grunicke, 

Orgel,  Klavier,  Harmonielehre. 

Berlin  W.,  Stalnmetzstr.  49  n. 


Martha  Remmert, 

Hofpianifitiii,  Kammervirtaosin. 
Berlin  W.,  Tanenzienstr.  6» 


JBznzna  2oo2i, 

Pianistin. 
Berlin  W.,  Neue  WInterfeldstr.  15. 

Konzert-Vertr.:  H.  Wolff,  Berlin. 


Flora  Scherres-Friedenthai 

Pianietln. 

Berlin-Charlottenbupgf 

Kzntstr.  160a. 


Prof.  Jül.  Hey'S  Cesangschule. 
Berlin  W.,  Elsholzstrasse  5», 

am  Botanischen  Garten. 


G^esangimterricht  erteilen: 

Frau  Felix  SchmidNKOhne 

Gonoertsängerlii  -  Sopran. 
Sprechstunde:  8—4. 

Prof.  Felix  Schmidt. 

Berlla  Wn  TaaemieMtraaie  21. 


Ellsabetb  Caland 

Cbarlottenburg-ßcrUn 

6oetbestrasse  $0. 

Husblldung  Im  bdhercfi 

KUTtcrspul  nach  Oeppe^scl^eii 

Grundsätzen. 


Ottilie  Liehterfeld 

Pkinistm 
BeMn  IF«,  Sehaperair.  85. 


€nllle  Oe  Iraner 

Gesangunterricht  (Meth.  Marchesi). 
Berlin,  Bajreatherstr.  27. 


3o$<  Uianna  da  monai 

Pianist. 
Berlin  W.«  Passanerstrasse  26. 


Käte  Freudenfeld, 

Konzert-  a.  Oratoilena&ngerin  (Alt) 
Geeaafl^ehrerin,  Athemgymnaetik. 

Berlin  W.,  Passanerstrasse  22  u. 


Httguste  B$l)tiie-K$bler 

erteilt  in  Leipzig •  Lleblgttr.  S 1,  von  Oktober  bit  einschl.  Mai  und  in  Ltadhardt« 
Nauaboff  (Bannlinie  Leipzig-DAbeln- Dresden)  von  Juni  bis  einschL  September 


6e$atidSttitiemcM. 


Herren  und  Damen  vom  Lehrfach,  sowie  ausübende  Künstler,  die  Unterricht 
nehmen  wollen,  sind  gebeten,  event.  vorher  schriftliche  Klarlegung  ihrer  stimmlichen 
Veranlagung,  sowie  eines  von  einem  Arzt  ausgestellten  Berichtes  über  ihren  allge- 
meinen Gesundheitszustand  einzusenden. 


Prof.  Franz  Kullaic 

Klassen  für  hftlier«s  Klavierspiel. 

Berlin  W.,  Habsbniger  Str.  4 


Atemgymna8til(  -  Gesang. 

HsitUlde  Pannentler 

(Alt-  und  Mezzo-Sopran). 
Berlin  W..  Biseaactaerstraese  lao. 


Meisterschule 

fflr  Knnstgesang. 
Tonbildnng  nnd  Qesangstechnik 

von  Kammersänger 

E.  Robert  Weiss, 

B«rllD  lr.  80,  Bambeigerstr.  15. 


i\lusil(-Institut 

und 

Seminar 

von 

Hnna  J^Iorocb 

Berlin  W.»  Ansbacberstr.  87. 


Prof.  Ph.  Schmitts 

Akademie  für  Tonkunst 

gegründet  18B1  

I>a]riii  Stadt 

Elisabetbenstrasse  86. 
Direktion:    Prüf.  Pli.  Sclmiitt. 

.  Anfnahme  Jederzeit. 


Frau  Dr.  Luise  Krause 

Vorsteberin  der 

Schweriner  Musikschule 

Schule  fOr  höheres   Klavierspiel    und  flusblldung   von   Lehrkräften    nach 

dem  preisgekrönten  Anschauungsunterricht  der  Vorsteherin. 

Berlin  W.,  emmawald, 

Marharterstrasse  IS.  KSalssallee  la,  Garteahaas. 


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Allgemeine  mosikaliscbe 

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die  Jagend  nach 

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==  Gegrünaei  1874. 


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(Juli -September).  —  Methodische  Spezialkurse  für  Klavierlehrer.  —   Abtheilung  fOr 
brieflichen  theoretischen  Unterricht.  —  Jährliche  Frequenz:  850  Schüler  und  Schüle- 
rinnen aus  dem  In-  und  Auslande.  —  Lehrkrifte  ersten  Ranges. 
-»f^  Prospeete  fraaeo  dereb  die  Usftilalskaaalei»  Wtea  Vli/lb.  Hh 


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Empfehlungen  werden  kostenlos  nachgewiesen  durch  die  Vorsteherin  Frau  H.  Bmn- 
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Schule 

für  höheres  Klavierspiel 

nebst  Vorsehale 

gegründet  1878 

Elisabeth  Simon 

BRESLAU,  Teichstr.  6i- 


Institut 

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unterricht 
mit  Lehrerinnenausbliduns: 

nach  Ramann-Vo  Ick  mann 
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Erlangen,  Luitpoldstr.  18. 


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Erfurt,   Sohillerstratee    27. 


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Königsberg  1.  Pr.,  Tragheim-Paasage  3. 


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richt   Klassenunterricbi. 


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Geeaeglehrerle,  akademiseh  irepräi't. 

Berlin  N.W.,  Clandinettr.  16  ^^ 


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Auszug  aus  dem 

Stellenvermittlungs-Reg  ister. 


Geauehte  Stellen! 

Eine  tüchtige  Gesanglehrerin,  yorzüglich  für 
Stimmbildung,  wünscht  geeigneten  Wirkungskreis 
an  einem  grösseren  Institute.  Beteiligung  eventl. 
Kauf  einer  gut  renommierten  Schuie  m'cht  aus- 
geschlossen. 

Eine  vorzügliche  Gesang»pädagogin,  die  fe>ioh 
dorch  schriftstellerische  Ar  leiten  auf  diesem  Ge- 
biete einen  Namen  gemacht  hat,  sucht  Engage- 
ment an  einem  Konservatorium. 


126  bioarapbitobo  Skizzen  aus  der  Gefeawart 

Von 

Anna  Morsch. 


Brela  broaoh.  1,50  Mk« 


Eine  tüchtige  Klavierspielerin  und  Lehrerin, 
ausgebildet  am  Münchener  Konservatorium,  sucht 
Stellung  an  oiner  Musikschule. 

Offene  Stellen: 

In  einem  der  ersten  Stahlbäder  Deutschlands 
ist  die  Stelle  der  Klavierlehrerin  in  einem  Pensionate 
zu  besetzen.  Verlangt  wird  täglich  nur  2  Stunden 
Klavier-Unterricht  und  französische  Konversation; 
eigener  Kurgebrauch  gestattet.  Antritt  spätestens 
1.  Juni. 

Verkauf: 

In  einer  sehr  lebhaften  Stadt  Süddeutsch- 
lands (100000  Einwohner)  i«t  die  Praxis  einer 
Musiklehrerin,  Hauptfach  Klavier,  Nebenfach  Ge- 
sang, zu  verkaufen.     Uebergabe  von  83  Schülern. 


Veriao  „Der  Klavler-Lebrer"  (M.  Wolff),  Berlin  W.  50. 


=  FortbildiingslLiirsiis  = 

für  Klavierlehrer  und  -Lehrerinnen 

in  den  Osterferien 
von 

Dina  ^mn  der  Hoeven 

Pianistin. 

Langjährige  vorher.  Assistentin  der  Frau  Carreno. 

BERLIN  W.,  Marburgeratr.  17. 


^ 


Meldungen   sind  zu   richten    an   die   Central-  ^ 
leitung  der  Stellenvermittlung   der  Musiksektion. 

Adr.:  Fraa  H.  Burobanten,  Beriin  W.,  Lultpoldtsr.  43. 


Fehlende  Nummern 

des  ,^aTler>Ii«lirer«  können   k  80  Pfg.    durch 
jede  Bachhandlang  nwshbezogen  werden. 


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musikpddagogisdier 
Verband. 


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Für  die  Mitglieder: 

Unterrichtsbedingungen 
für  Musik-Lehrer  und  -Lehrerinnen. 

Verträge 

zwischen  Konservatoriumsleitem 
und  ihren  Lehricrifteo. 

Je  15  Formulare  25  Pffg> 

Zu  beziehen  gegen  vorherige  Einsendung  des 
Betrages  in  Briefmarken  von  der 

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W.  Aosbacherstr.  37. 

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lationolebre,  tt.  Aofl.  —  Klavierspiel,  8.  Aiifl.  —  Kompositionslehre,  2  BAnde,  8.  Aufl. 
—  Musik  (Allgem.  Musiklehre),  H.  Aufl.  —  Musik-Aesthetik,  lt.  Amfl.  —  MHOikdiktat, 
«.  Aufl«   -   Musikgeschichte,  2  Bände,  ft.  Aufl.   -  Mosikinstrumeoto.  8.  Avfl.  - 
Orchestrierung.  —  Orgel,  8.  Aufl.  —  Partitursplei.  —  Phrasierung,  8.  AiüL 
Feraer:  Vokalmusik,  brosch.  2,25  Mk.,  geb.  2,75  M. 
Ausserdem:  Gesangskunst  von  R.  Dannenberg,  s.  Aufl.  —   Violinspiel  von  C.  Schröder,  3.  Aufl.  —  Violoncellospiel   von 
C.  Schroeder.  —  Taktieren  und  Dirigieren  von  C.  Schroeder,  2.  Aufl.,  brosch.  je  1,S0  M.,  ceb.  1,80  M.  —  Zitherspid  von 
H.  Thauer,  brosch.  2,40  M.,  geb.  2,80  M.  —  Stahl,  Geschichtl.  Entwicklung  der  evang.  Kirchenmusik,  brosch.  l  M.,  geb.  1,30  M. 
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m  Wegen  Anflösnng  eines  seit  25  Jahren 

Sv  bestehenden  Frauenchores  steht  der  reich- 
haltige Notenbesitz  einzeln  oder  Im  Ganzen' 
billig  znm  Verkanf.  Klavieransztige  und 
Stimmen  sind  gat  erhalten,  letztere  zum 
grossen  Teil  gedrackt,  einige  klar  nnd  schön 
geschrieben.  Vertreten  sind  Werke  älterer 
und  neuerer  Zeit  von  unseren  vornehmsten 

W  Komponisten :  Caldara,  Chernbini,  Bach,  Hasse 
bis  herauf  zu  Grell,  Mendelssohn,  Blnmner, 
Brahnis  u.  s.  w. 

Näheres  unter  „Frauenchor"  an  die  £zp. 

H  dieser  Zeitschr. 


Bine  gebildete,  katb.  Junge  Dame  aus 
guter  Familie,  nicht  unter  25  Jahre  alt, 
wird  zur  G-esellschaft  und  Beaufsichtigang 
eines  13  jährigen  Mädchens  zu  sofort  ge- 
sucht, ohne  gegenseitige  Vergütung,  aber 
völligem  Familienanschluss.  Dieselbe  muss 
fertig  Klavier  oder  G^ige  spielen.  Offerten 
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und  -Spielerin,  mit  guter  Privat-Ansbildong,  seit 
5  Jahren  unterrichtend  (Nebenfach  Violine  für  An- 
fänger), sucht  bald  oder  später  Stellung  an  einer 
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Für  die  Redaktion  veraiitwortlieh:  Anna  Morsch,    Berlin  W.,  Ansbacherstr.  87. 

Expedition  und  Verlag  ^Der  Klayier-Lelirer^y  M.  Wolff,  Berlin  W.,   Ansbacherstraase  87. 

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Der  Klavier-ItebreF. 

Musik-padagogische  Zeitschrift  fOr  alle  Gebiete  der  Tonkunst 

Organ  der  Deutschen  Muslklehrer-Vereine» 

der  Musik -Sektion  des  fl.  D.  L-V.  und  der  Tonkunstler-Vereine 

zu  Köln^  Dresden;  Hamburg,  Leipzig  und  Stuttgart. 

Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslaur. 

Redaktion:  Anna  Morsch 


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XXVIIi.  Jalirgang. 


Inhalt:  A.  Mecklenburg:  Liszi  in  scinrn  Beziehungen  zu  Robert  Schumann.  (Portietzung.)  Professor  Dr.  Otto  Klauwell:  Wer 
ist  musikalisch?  (Fortsetzung.)  Dr.  Karl  Storck:  Kritische  Rückschau  Qber  Konzert  und  Oper.  Mitteilungen  von  Hochschulen 
und  Konser\'storien.  Vermischte  Nachrichten.  Bücher  und  Musikalien,  besprochen  von  Professor  Arno  Kleffel  tmd  Anna 
Morsch.    Vereine.    Anzeigen. 


biszt  if)  seloei)  )iezicbut)§ct)  zu  l^obcpf  J^cbutoani). 


Von 
A.  ffeeklenbnrg. 

(Portsetzang.) 


Was  Liszt  bei  diesem  von  Begeisterung 
erfüllten  Hinweis  auf  Schumann's  damals  auf- 
strebendes Talent  die  Feder  in  die  Hand  drückte, 
waren  einzig  und  allein  seine  tiefernsten 
Kunstprinzipien,  auf  welchen  überhaupt  die 
moderne  Richtung  in  der  Musik  basierte  und 
deren  Anwendung  er,  wie  seinerseits,  so  auch 
von  Seiten  der  jüngsten  Tondichter,  für  uner- 
lässlich  hielt.  Die  künstlerische  Bewertung 
dieser  ersten  Schumann'schen  Werke  wurde 
allerdings  zur  Zeit  des  Erscheinens  seines  Auf- 
satzes von  den  Gegnern  der  neuen  Richtung 
mit  Gleichgiltigkeit  und  Verständnislosigkeit, 
ja  mit  Unwillen  aufgenommen;  die  Leipziger 
«Allgemeine  musikalische  Zeitung",  deren  Re- 
daktion aus  den  Händen  des  trefflichen  Roch- 
litz  in  die  Fink's  übergegangen  war,  sowie 
die  von  Rellstab  redigierte  „Iris"  sorgten  schon 
in  den  dreissiger  Jahren  mit  ihrem  Geist  ge- 
nügsamer, den  alten  Zopf  festhaltender  Selbst- 
zufriedenheit, mit  ihrer  am  Hergebrachten 
klebenden  Philistrosität  dafür,  dass  alle  nur 
irgendwie  von  lebensvollem  Talent  zeugenden, 
aussergewöhnlichen  Erscheinungen  als  den 
alten  Kunstregeln  widerstreitende,  einfach  tot- 
geschwiegen oder  .schonungslos  herunterge- 
rissen wurden,  — 


Unbekümmert  um  den  Krebsgang  der 
alten  musikalischen  Kritik,  um  die  Feindschaft 
der  alten  Schule,  trat  nun  Liszt  —  und  dies 
kann  ihm  nicht  genug  als  hohes  Verdienst 
angerechnet  werden  —  für  Schumann's  eben 
aufblühendes  Genie  auf  den  Plan,  einzig  und 
allein  deshalb,  weil  er  in  vollem  Umfange  er- 
kannte, dass  Schumann's  Erstlingswerke,  wenn 
auch  nach  den  neuen,  verachteten  Kunst- 
prinzipien gearbeitete,  so  doch  als  wirklich 
erhabene  und  bewundernswerte  Erscheinungen 
am  Kunsthimmel  aufstiegen,  die  eine  ganz 
neue,  herrliche  Aera  der  Kunst  für  die  Zu- 
kunft zu  verheissen  schienen. 

Mit  seiner  Schumann- Kritik  in  der  „Gazette 
musicale**  stellte  sich  Liszt  ganz  auf  den  Boden 
der  von  Schumann  in  Leipzig  begründeten 
„Neuen  Zeitschrift  für  Musik",  die  unter  Schu- 
mann's  energischer  Leitung,  ohne  mit  der 
alten,  sich  immer  mehr  verflachenden  Richtung 
Kompromisse  zu  schliessen,  rücksichtslos  für 
die  sich  anbahnende  neue  Richtung  der  Musik 
eintrat  und  siegesfreudig  die  Fahne  des  Fort- 
schritts hochhielt.  Wenn  Schumann  als  die 
Seele  des  Davidsbundes*)   nun  zunächst  sich 

*)  Der  «Davidsbnnd"  war  bekanntlich  ein 
idealer,  bloss   im  Kopfe   seines  Stifters   Schamann 


—     134    — 


darauf  beschränkte,  auf  dem  engumzogenen 
Felde  der  Klaviermusik  das  Panier  des  Fort- 
schritts zu  entfalten,  indem  er  durch  die  ver- 
ständnisvolle Würdigung  der  Klavierkom- 
ponisten Chopin,  Mendelssohn,  Hiller,  Stephen- 
Heller,  Taubert  etc.  und  ihre  Einführung  in 
die  musikalische  Welt  allmählich  eine  segens- 
reiche Reform  des  Geschmackes  anbahnte 
und  für  die  Einführung  gedankenvollerer, 
polyphoner  Gebilde  anstelle  der  überlebten, 
virtuosen  Passagenwerke  in  die  Klaviermusik 
eintrat,  —  so  konnte  dieses  künstlerische 
Vorgehen  Schumann's  nur  die  volle  Billigung 
und  Sympathie  eines  Liszt  erwerben,  dem 
alles,  was  nur  irgendwie  mit  dem  Klavierspiel 
resp.  der  Entwicklung  der  Klavierkomposition 
im  Zusammenhang  stand,  sozusagen  an  das 
Herz  gewachsen  war,  ja,  zur  Gewissenssache 
wurde,  —  der  als  der  geniale  König  des 
Klaviers  gerade  dieses  Instrument  zu  der 
königlichen  Bedeutung  erhoben  hat,  die  es  in 
der  breiten  Oeßentlichkeit  des  musikalischen 
Lebens  seit  seinem  Wirken,  ja  infolge  des- 
selben einnimmt.  Ich  will  hier  nur  an  die 
Liszt'schen  Worte  erinnern,  die  besonders  die 
Universalbedeutung  des  Klaviers  betonen.  An 
Adolphe  Pictet  schreibt  Liszt  von  Chambery 
im  September  1837:  „Ich  halte  das  Klavier 
für  sehr  wichtig,  ....  es  nimmt  meiner  An- 
sicht nach  die  erste  Stelle  in  der  Hierarchie 
der  Instrumente  ein Diese  Wichtig- 
keit und  Popularität  verdankt  es  der  harmo- 
nischen Macht,   die   es  besitzt Mein 

Klavier  ist  für  mich,  was  dem  Seemann  seine 
Fregatte,  dem  Araber  sein  Pferd,  mehr  noch! 
es  war   bis  jetzt  mein  Ich,   meine   Sprache, 

mein  Leben Ihm   hinterlasse   ich   alle 

meine  Wünsche,  meine  Träume Ich 

will  das  Studium  und  die  Entwicklung  des 
Klavierspiels  erst  aufgeben,  wenn  ich  alles 
getan  haben  werde,  was  mir  heutigentages  zu 
erreichen  möglich  ist Durch  die  an- 
haltende Arbeit  der  Klavierspieler,  durch  die 
bereits  gemachten   Fortschritte   erweitert  sich 


existierender  G^lieimbaiid  fortschrittlicher  Künstler, 
wie  Rakemann,  Knorr,  des  Pianisten  Schanke, 
Bank,  Lyser,  Klara  Wieck  etc,  der  den  König 
David,  den  Sieger  Über  die  Philister,  als  Schutz- 
patron verehrte.  In  Wort,  Schrift  und  Tat  cogen 
die  David sbündler  gegen  Jene  Heuchelei  und 
Pedanterie  zu  Felde,  die  in  dem  schablonenartigen 
Nachahmen  von  Formen,  die  sich  im  Laufe  der 
2^it  gebildet  hatten  und  durch  die  grossen  Meister 
in  den  G-rnndzügen  allerdings  zu  ewigen  Normen 
erhoben  waren,  das  alleinige  Ziel  erblickten 
and  die  blosse  nüchterne  Korrektheit  gern  als  die 
eigentliche  „Klassizität"  auf  den  höchsten  Thron 
erheben  mochten. 


die    Aneignungsfahigkeit    des    Klaviers   von 

Tag  zu  Tag." Wenn  wir  solche  Sätze 

Liszt*s  lesen,  die  seiner  ganzen  Liebe  und 
Begeisterung  für  das  Klavier  einen  so  hohen 
Ausdruck  verleihen,  bekommen  wir  einen  Be- 
griff davon,  mit  welcher  Freude  Liszt  das 
Unternehmen  Schumann's  begrüssen  musste, 
durch  seine  neue  Zeitschrift  zuerst  der  Ent- 
wicklung der  Klaviermusik  freie  Bahn  zu 
schaffen;  und  wenn  dieses  durch  Schumann 
dadurch  geschah,  dass  er  durch  geistreiche, 
in  das  phantastische  Gewand  Jean  Paul^scher 
Ausdrucksweise  gehüllte  Aufsätze  1)  auf  Be- 
kämpfung der  nur  auf  Steigerung  äusserlicher 
Virtuosität  ausgehenden  musikalischen  Mittel, 
2)  auf  die  Belebung  der  alten  klassischen 
Formen  der  Klaviermusik  durch  einen  neuen, 
zeitgemässen  phantasievollen  Inhalt,  '6)  auf 
die  Schaffung  neuer  Formen,  die  dem  jedes- 
maligen Inhalt  völlig  adäquat  waren,  so  ent- 
sprach dieses  ganz  dem  künstlerischen  Pro- 
gramm Liszt's,  das  sich  als  eine  Paraphrase 
des  Goethe'schen  Spruches  darstellt: 
ältestes  bewahrt  mit  Treue, 
freundlich  aufgefasst  das  Neue 
seinen  Kunsterwartungen,  welche  die  Virtuo- 
sität nicht  als  Selbstzweck,  sondern  als  im 
Dienste  der  wahrsten  und  darum  schönsten 
Idee  tätig  gelten  Hessen  und  die  sich  den 
Glauben  an  eine  neue  poetische  Aera  in  der 
Klaviermusik  nicht  rauben  lassen  wollten. 

Wie  als  Schriftsteller,  so  tat  Liszt  auch 
als  Virtuose  sein  Möglichstes,  Schumann  in 
die  breite  Oeffentlichkeit  einzuführen.  Anfangs 
des  Winters  1840  reiste  Liszt,  überall  kon- 
zertierend, von  Wien  über  Prag,  Dresden. 
Leipzig  nach  Paris.  Schumann  hatte  die 
freundschaftliche  Aufmerksamkeit,  Liszt  in 
Dresden  zu  bewillkommnen,  und  beide  Künstler 
reisten  zusammen  nach  Leipzig.  Hier,  wo 
Liszt  auch  persönlich  Schumann  recht  nahe 
trat  und  bekanntlich  Partei  für  Schumann  in 
seiner  Clara  Wieck  betreflenden  Familien- 
angelegenheit gegen  Wieck  nahm,  wo  beide 
„tagtäglich  und  tagelang"  mit  einander  ver- 
kehrten und  ihre  Künstlerseelen  sich  gegen- 
seitig auf  das  reichste  befruchteten,  wuchs 
Liszf  s  Verständnis  für  die  Schumann'schen 
ersten  Kla^rierwerke  unter  des  Autors  persön- 
licher Anregung  von  Stunde  zu  Stunde; 
während  Schumann  (als  neugebackener 
Doktor)  hier  Liszt  als  Virtuosen  bewundem 
lernte,  sodass  er  in  einem  Briefe  dieser  Tage 
unter  dem  Eindrucke  dieses  in  allen  Farben 
leuchtenden  Virtuosenglanzes   staunend  aus- 


—     136     — 


rufen  musste:  ^Liszt  erscheint  mir  alle  Tage 
gewaltiger!  (ich  bin  mit  ihm  fast  den  ganzen 
Tag  beisammen.  Er  sagte  mir  gestern,  mir 
ist's,  als  kenne  ich  Sie  schon  20  Jahre.)  Wie 
er  doch  ausserordentlich  spielt  und  kühn  und 
toll  und  wieder  zart  und  duftig,  dass  wir  alle 
zitterten  und  jubelten!"  ~  wurde  Liszt  immer 
vertrauter  mit  der  Schumann'schen  Klavier- 
muse, und  sie  enthüllte  ihm  ihre  verborgensten 
Schönheiten.  Aber  bereits  schon  in  dem  vor- 
hin erwähnten  Briefe,  der  am  5.  Mai  1838  in 
Schumann*s  Hände  gelangte,  sagt  der  grosse 
Virtuose,  der  Karneval  und  die  Fantasiestücke 
hätten  ihn  ausserordentlich  interessiert;  „ich 
spiele  sie  vraiment  avec  delices,  und  Gott 
weiss,  dass  ich  das  nicht  von  vielen  Sachen 
sagen  kann."  Und  wirklich  war  neben  den 
ersten  Stücken  Schumann's  gerade  der 
„Kameval",  den  Schumann  selbst  merk- 
würdigerweise ziemlich  abfallig  beurteilte, 
eins  der  Lieblingsstücke  Liszt's,  das  er  immer 
wieder  in  Privatzirkeln  und  Soireen,  in  seinem 
Hause,  bei  einflussreichen  Freunden  und 
Kunstmäcenen,  als  auch  in  Konzertsälen,  auf 
seinen  Konzertreisen,  z.  B.  in  Mailand,  Wien 
etc.  vor  allem  Ende  der  dreissiger  und  An- 
fang der  vierziger  Jahre  vorführte,  und  dem 
er  damals  fast  einen  ständigen  Ehrenplatz  in 
seinen  reichhaltigen  Konzertprogrammen  ein- 
räumte, ohne  freilich  bei  der  grossen  Masse 
des  Publikums  mit  dieser  Darbietung  in  jenen 
Jahren  einen  nennenswerten  Erfolg  zu  er- 
zielen. Und  wie  konnte  der  „Karneval**, 
diese  phantasievolle  Komposition  Schumann's, 
die  unter  dem  an  pikanten  Rhythmen  und 
bunten  Modulationen  reichen  Faschingsbild 
das  ganze  Ringen  des  Schumann*schen  Genius 
nach  der  höchsten  und  reinsten  musikalischen 
Freiheit  zum  Ausdruck  bringt,  von  einem 
Liszt  unbeachtet  bleiben!  Wie  wird  ihn  die 
bei  aller  Mannigfaltigkeit  der  Stimmungen 
doch  in  dem  beständig  wiederkehrenden  Motiv 
ASCH  festgehaltene  Einheit  des  Kunst- 
werks in  seinen  Kunstanschauungen  bestärkt, 


—  wie  wird  ihn  der  Gegensatz  zwischen  dem 
wild  und  humorvoll  sich  gebärdenden 
Florestan  und  dem  träumerischen  Eusebius 
ergötzt,  wie  werden  die  Anklänge,  vielmehr 
die  musikalischen  Charakterbilder  von  Paganini 
und  Chopin  und  zum  Schluss  der  himmel- 
stürmende, titanenhafte  Marsch  der  Davids- 
bündler  Liszt  bei  der  Ausführung  mit  sich 
fortgerissen  haben!  Diese  hehre  Begeisterung 
für  Schumann's  erste  Klavierwerke,  besonders 
für  den  „Karneval**,  dessen  „musikalisches 
Mark**  Liszt  nicht  genug  bewundem  konnte, 
brannte  wie  ein  heiliges  Feuer  immer  in 
Liszt's  Herzen  fort,  obwohl  sein  Vortrag  dieser 
Werke  gewöhnlich  einer  kühlen  Aufnahme 
beim  Publikum  begegnete.  Der  damaligen, 
absolut  herrschenden  flachen  Geschmacks- 
richtung lagen  diese  geistsprühenden  Opera 
Schumann's  so  ferne,  dass  man  sie  in  den 
banalen  Kreis  des  Beifalls  nicht  hätte  hinein- 
zwingen können.  So  musste  denn  Liszt,  als 
er  z.  B.  in  Leipzig  in  seinem  zweiten  Konzert 
im  Gewandhaus  den  „Karneval**  vortrug,  mit 
dieser  wohlgemeinten  Vorführung  Fiasko 
machen,  da  dieses  edle  Werk  weit  über  das 
Niveau  des  Verständnisses  des  Publikums  und 
der  ausübenden  anwesenden  Klavierspieler 
und  Kritiker  hinausragte.  Es  gelang  Liszt 
nicht,  den  ihm  gewöhnlich  zuströmenden 
Applaus  zu  erringen,  obwohl  seine  pianistische 
Darstellung  die  denkbar  sorgfältigste  war. 
„Die  Musiker  und  Musikverständigen  hatten 
damals,  „so  schreibt  Liszt  später  (9.  Januar 
1857  von  Weimar  aus  an  den  bekannten 
Schumannbiographen  J.  W.  von  Wasielewski 
in  Dresden,  dem  er  auf  seinen  speziellen 
Wunsch  einiges  über  seine  persönlichen  Be- 
ziehungen zu  Schumann  mitteilte),  „mit  wenig 
Ausnahmen  noch  eine  zu  dicke  Maske  über 
den  Ohren,  um  diesen  reizenden,  schmuck- 
vollen, in  künstlerischer  Phantasie  so  mannig- 
faltig und  harmonisch  gegliederten  Karneval 
zu  erfassen.** 

(Fortsetzung  folgt.) 


Wer  ist  tnuslHaliscb?*^ 


Von 
ProfeMor  Dr.  Otto  Klaawell. 

(PortBetzting.) 
Da  dürfte  denn,  in  Hinsicht  anf  das  melodische      nennen   pflegt,   masikalisches   Gehör   als  aller 
Element  in   der  Mnsik,   das   Verständnis   für  die      Fordemngen   oberste   bezeichnet  werden   müss^sn. 
Tonhöhennnterschiede  oder,   wie   man  es  knrz  zn      Der  Hörer  mnss  insbesondere  im  Besitze  relativen 


—    136    — 


Tongehörs  sein,  d.  h.  er  mnss  von  einem  gegebenen 
Tone   aus  die  Grösse  der  verschiedenen  Intervalle 
beurteilen  können,    wenn  er  den  melodischen  Vor- 
gängen   in    einer    Komposition     mit    Verständnis 
folgen    will.    Namentlich   muss   ihm    der  Bau  der 
Bur-  und  der   Molltonleiter   in   Fleisch   und   Blut 
übergegangen   sein,    als   unverrückbare  Grundlage 
zur    richtigen    Einordnung    und    dementsprechend 
sinngemässen  Anffassong  des  melodischen  Fadens. 
Und  wie  der  Charakter  einer  Melodie   im  engeren 
äinne,  d.  h.  abgesehen  von   den   gleichzeitig  mit- 
wirkenden   Elementen    des    Rhythmus    und   der 
Harmonie,  sich   nicht   sowohl    aus   den  einfachen, 
steigenden  und  fallenden   Intervallenfolgen  ergibt, 
als  vielmehr  besonders  daraus,  dass  in  ihr  einzelne 
Intervalle  der  Tonleiter  durch  ihre  Stellung  anderen 
gegenüber  mehr  oder  weniger  bevorzugt  ei  scheinen, 
so  muss  gerade  dies  vom  Hörer  deutlich  empfanden, 
wenn      er      des     vollen     melodischen     Eindrucks 
teilhaftig  werden    will.    Diese   Bevorzugung  und 
intensivere    Heraushebung   einzelner    melodischen 
Töne,  wie  überhaupt  die  ganze  Führung  der  melo- 
dischen   Tonlinie,   wird   noch  weiter  geregelt  und 
in   ihrer   Wirkung    verstärkt   durch   das    von   ihr 
untrennbare    Element    des    Rhythmus.      Ja,    der 
Machtbereich  des  Rhythmus  ist  noch  umfassender 
als  der  der  Melodie,  da  er  schier  unausgesetzt,  auch 
da,   wo   melodische   Bildungen   im  höheren  Sinne 
nicht   vorliegen,   wirksam   ist.    Und    so   erscheint 
ein  mehr  oder  weniger  ausgeprägtes  rhythmisches 
Gefühl   als   eine   weitere   an   den    musikalischen 
Hörer    oder    Spieler    zu  stellende  Forderung.    Das 
rhythmische   Gefühl   hat  sich   in  erster  Linie  zu 
betätigen    in    der   Beurteilung    der    Längenunter- 
schiede  der  einzelnen  Töne,  weiterhin,  von  einem 
höheren  Gesichtspunkte  aus,  in  der  deutlichen  Auf- 
fassung ganzer  Motive,  soweit  deren  Eigenart,  wie 
zumeist,  vorwiegend  durch  den  Rhythmus  bedingt 
wird.     Sind   die    Hauptmotive    eines    Stückes   im 
Bewusstsein  des  Hörers  sichergestellt,  so  ist  damit 
die   erste   Grundlage   gewonnen,  auf  der  das  Ver- 
ständnis des  Ganzen  mit  Erfolg  aufgebaut  werden 
kann.   Aber  nicht  nur  hinsichtlich  der  Hauptmotive, 
auch  den  verhältnismässig  bedeutungsloseren  Ver- 
bindungs-  oder  Ueberleitungsgliedern,  Begleitnngs- 
formen  u.  dergl.  gegenüber   darf   die   Schärfe   der 
rhythmischen   Beobachtung   nicht  nachlassen,  s^ll 
die  Deutiiclikeit  des   Gesamtein  drucks  keine  Ein- 
busse  erleiden.     Eng  verschw ister t  mit  dem  rhyth- 
mischen  Gefühl   (wie   auch   schon  mit  dem  melo- 
dischen)   ist    der    Sinn    für    die    Bedeutung    der 
schweren   und   leichten  Taktglieder,  der  schweren 
und  leichten  Takte,  ein  Sinn,  den  wir  metrisches 
Gefühl   nennen   möchten  und  ohne  dessen  Besitz 
der  Hörer  Gefahr  läuft,  den  Inhalt  der  Motive  und 
Themen,    das,   was  sie  besagen  wollen  und  sollen, 
zu    verkennen    und   damit  unter  Umständen  einer 
völlig   verfehlten   Auffassung   des   ganzen  Kunst- 
werks anheimzufallen.   Das  dritte  der  musikalischen 
Grnndelemente   endlich   verlangt   vom    Hörer    ein 


mehr  oder  weniger  eindringendes  Verständni» 
für  den  Zusammenhang  harmonischer  Bil- 
dungen. Was  hier,  zur  Anbahnung  allgemeinen 
Kiöistverständnisses,  vom  Hörer  zu  fordern  sein 
möchte,  Hesse  sich  etwa  in  die  folgenden  Funkte 
zusammenfassen:  Erkenntnis  des  Charakterunter- 
schiedes zwischen  Dur  und  Moll;  Erfassung  der 
Tonalität,  d.  h.  der  Zusammengehörigkeit  aller 
Harmonien,  die  im  Sinne  ihrer  Zugehörigkeit  zur 
angeschlagenen  Haupttonart  verstanden  werden 
sollen,  Erkenntnis  der  Modulationen;  Vermögen 
der  Unterscheidung  zwischen  Konsonanz  und 
Dissonanz;  Gefühl  für  die  natnrgemässe  Auf- 
lösung der  einzelnen  Dissonanzen,  daraus  folgend 
Erkennung  der  Tr agf ortschrei tungen;  Einsicht  in 
die  Schlosskraft,  die  Kadenzen.  Einem  mit  diesen 
Fähigkeiten  ausgestatteten  Hörer  wird  sich  eine 
Tonschöpfung  —  wofern  sie  nicht  der  zügellosen 
modernsten  Richtung  angehört  —  auch  nach  der 
harmonischen  Seite  mit  genügender  Deutlichkeit 
entschleiern,  um  ihn  auch  in  dieser  Hinsicht  über 
ihren  Inhalt  nicht  im  Zweifel  zu  lassen. 

Wenn  die  bis  hierher  erörterten  Anforderungen 
an  den  Hörer  hauptsächlich  zum  Zwecke  des  Ver- 
ständnisses der  musikalischen  Kleinarbeit  not- 
wendig erscheinen,  so  wird  er  des  weiteren  auch 
befähigt  sein  müssen,  den  Entwicklungszug  eines 
Ton  Stückes  im  Grossen  und  Ganzen  zu  überschauen, 
um  die  gewonnenen  Einzeleindrücke  in  einen  Ge- 
samteindruck aufgehen  zu  lassen,  der  für  die  Be- 
urteilung des  ganzen  Kunstwerks  vor  allem  anderen 
ausschlaggebend  ist.  Diese  Beföhigung  erwächst 
ihm  aus  der  Kenntnis  der  musikalischen 
Formbildung,  und  so  ist  auch  diese  von  dem 
Begriffe  des  Musikalischseins  nicht  hinwegzn- 
denken.  Die  Entwicklung  des  Motivs  zum  Thema, 
das  Thema  als  Quelle  aller  nachfolgenden  Durch- 
führungen, die  thematische  Arbeit,  symmetrische 
und  asymmetrische  Bildungen,  das  Prinzip  des 
Kontrastes  und  seiner  Schlichtung,  im  Anschluss 
hieran  wohl  auch  die  kontrapunktischen  Kunst- 
mittel und  was  hier  noch  zu  nennen  wäre:  für 
alles  dies  muss  der  Hörer  einen  verständnisvollen 
Blick  haben,  um  sich  in  dem  individuellen  Ent- 
wicklungsgang eines  bestimmten  Tonwerkes  zu- 
rechtzufinden und  an  der  Hand  des  Komponisten 
den  von  ihm  vorgezeichneten  Weg  mit  Erfolg  für 
die  richtige  Beurteilung  des  Ganzen  begehen  zu 
können.  Wo  es  sich  hierbei  um  eine  der  fest- 
stehenden überlieferten  Formen  handelt,  wird  der 
Hörer  vermöge  der  Analogie  mit  ihm  bekannten 
und  in  Fleisch  und  Blut  übergegangenen  Werken 
der  gleichen  Form  leicht  zurechtkommen;  schwie- 
riger gestaltet  sich  die  Aufgabe,  wenn  der  Kom- 
ponist, vorhandene  Typen  wesentlich  erweiternd 
oder  nmsch äffend  oder  neue  zu  schaffen  suchend, 
auch  den  Hörer,  mag  er  wollen  oder  nicht,  in  seine 
Gefolgschaft  zu  zwingen  sucht. 

Aus  der  Form  —  im  engeren  und  weitereu 
Sinne  —  ergeben   sich   ferner   gewisse  mehr  oder 


—     137 


weniger  verbindliche  Massregeln  für  den  Vor- 
trag, deren  nnmittelbare  Erkenntnis  einer  der 
sichersten  Gradmesser  musikalischer  Begabung  ist. 
Alle  die  ffir  einen  lebensvollen  Vortrag  unerläss- 
lichen,  auf  Schritt  und  Tritt  vorzunehmenden 
kleinen  Steigerungen  und  Vetringerungen  des 
Tempos  und  der  Stärke,  die  wechselnden  Betonun- 
gen, das  gelegentlich  anzubringende  tempo  rubato, 
die  richtige  Abschätzung  der  Fermaten,  die  Indivi- 

(Schluss 


dualisiemng  der  einzelnen  Stimmen,  die  Bfodlft- 
kationen  des  Anschlags  und  ähnliches:  alles  dies 
sind  Massnahmen  und  Fragen  des  Vortrages,  mit 
denen  sich  abzufinden  es  für  den  musikalischen 
Hörer  oder  Spieler  keiner  Verstandesarbeit  bedarf, 
deren  richtige  Behandlung  und  sinngemässe  Lösung 
sich  ihm  vielmehr  als  Konsequenz  der  von  ihm 
richtig  verstandenen  Anlage  des  Kunstwerks  von 
selbst  erächliessen. 
folgt.) 


Kritische  Ruckschau 


über  Konaert  und  Oper. 

Von 

Dr.  Karl  Mtorck. 


Mehrere  gewaltige  Chorveranstaltungen  gaben 
den  letzten  Konzertwochen  das  G^epräge  und 
brachten  überdies  wieder  einen  grossen  Zag  in 
unser  in  der  letzten  Zeit  immer  träger  und  gleich- 
förmiger dahinschleichendes  Musikleben.  Der  Stern- 
scheGesangverein  führte  seit  Jahren  zum  ersten- 
mal wieder  Liszt's  j.  Legende  von  der  heiligen 
Elisabeth'  auf.  Zunächst  ist  mit  grosser  Freude 
festzustellen,  dass  man  offenbar  in  Zukunft  diesen 
Chor,  den  sein  bisheriger  Leiter  Gernsheim  immer 
tiefer  herabgebracht  hatte,  wieder  unter  die  wert- 
vollen Kräfte  des  Berliner  musikalischen  Lebens 
wird  rechnen  dürfen.  Oskar  Fried,  der  sich 
durch  seine  Vertonung  des  „trunkenen  Liedes*  als 
berufener  Ghorkomponist  eingeführt  hat,  ist  offen- 
bar auch  ein  guter  Chordirigent.  Noch  fehlt  ihm 
die  Gewandtheit,  die  erst  die  Erfahrung  bringen 
kann,  noch  verfällt  er  leicht  einem  Arbeiten  mit 
zu  scharfen  Gegensätzen,  vor  allen  Dingen  nimmt 
er  auch  kleine  Crescendi  zu  wuchtig  und  schwer; 
aber  er  hat  die  Massen  in  der  Gewalt  und  hat 
dem  Chor  wieder  etwas  Temperament  und  Überdies 
reines  Singen  beigebracht.  Die  Aufgabe,  die  er 
sich  gestellt  hat,  gehört  zu  den  schwersten.  Liszt's 
, heilige  Elisabeth"  gehört  trotz  allem  auf  die 
Bühne.  Es  ist  das  ein  ganz  eigener  Fall.  In 
dieser  Legende  haben  wir  kein  eigentliches  drama- 
tisches Geschehen,  sie  bildet  mehr  eine  Folge  von 
Bildern,  aber  wirklich  lebenden  Bildern.  Das 
ruhige  Bild,  der  Abscbluss  des  Ganzen,  das,  was 
man  also  sonst  wohl  unter  dem  Begriff  „lebende 
Bilder"  fasst,  entwickelt  sich  vor  unseren  Augen, 
wird  in  geistiger  und  seelischer  Hinsicht,  aber 
auch  in  den  materiellen  Vorbedingungen  vorbereitet, 
sodass  dann  das  schliessliche  Bild  als  Ergebnis 
dasteht.  Man  glaubt  garnicht,  wie  stark  und  nach- 
haltig die  Wirkung  dieser  Bilder  auf  den  Zuschauer 
ist,  wie  dieser  durch  das  Schauen  im  musikalischen 
Genuas  unterstützt  und  vor  allem  in  einheitlicher 
Stimmung  gehalten  wird.  Ich  habe  das  nun  zwei- 
mal in  Weimar  und  in  Stuttgart  erfahren  und 
kann  nicht  begreifen,    weshalb    nicht   alle   unsere 


Bühnen  sich  dieses  Werk  zur  Aufführung  an  hohen 
Feiertagen  für  ihre  Oper  sichern.  IJeberhaupt 
scheint  mir  in  dieser  Hinsicht  die  , Legende  von 
der  heiligen  Elisabeth''  eine  Möglichkeit  der  Be- 
reicherung der  Opemgattung  anzudeuten.  Es 
würden  sich  viele  Legenden  und  auch  manche 
historischen  Stoffe  auf  diese  Weise  sehr  gut  für 
die  Bühne  gewinnen  lassen,  und  es  käme  eine 
Zwischenstufe  zwischen  Oratorium  und  Oper  heraus, 
die  nach  meinem  Dafürhalten  dann  vor  allem 
ausserordentlich  lebensfähig  und  wirkungsvoll  wäre, 
wenn  es  dabei  gelänge,  den  Chor  zu  breiter  Ent- 
faltung in  Festzügen  zu  verwenden  und  bei  den 
weltlichen  Stoffen  Tänze  und  dergleichen  einzu- 
beziehen.  Gherade  die  Befreiung  von  den  strengen 
Forderungen  an  die  innere  Entwicklung  der  Hand- 
lung und  der  Charaktere,  die  die  Oper  nach 
Wagner  keinesfalls  mehr  preisgeben  dai'f,  würde 
diese  Kunst  form  für  historische  Stoffe  besonders 
wertvoll  machen,  Hesse  auch  zwanglos  die  Beziehung 
auf  die  Gegenwart  zu.  Bei  Liszt's  ,  heiliger  Elisa- 
beth" beeinflusst  die  szenische  Darstellung  das 
Urteil  auch  in  der  Hinsicht,  dass  die  Chöre  dann 
eine  Art  geistiger  Teilung  erhalten,  in  verschiedenen 
Abteilungen  vorkommen  und  wieder  verschwinden. 
Dadurch  wird  selbst  eine  musikalisch  beinahe 
gleichartige  Stelle  innerlich  umgewandelt  und  er- 
neuert, und  damit  verschwindet  dann  auch  das 
Gefühl  der  Länge  und  Weitschweifigkeit,  das  man 
bei  der  blossen  Konzertaufführung  nicht  los  wird. 
Für  eine  Konzertaufführung  müsste  jedenfalls  viel 
mehr  gestrichen  werden,  und  keineswegs  erst  im 
Schlussteil,  wie  es  Fried  getan  hat.  Ausser  der 
Einleitung  verträgt  vor  allem  der  Abschnitt  „die 
Kreuzfahrer"  eine  starke  Kürzung.  Endlich  aber 
scheint  mir  gerade  diese  Legende  Liszt's  so  sehr 
nach  der  Bühnenaufführung  zu  verlangen,  weil 
sich  bei  ihr  die  mystische  und  andächtige  Stimmung 
eher  einstellen  würde,  als  im  Konzertsaal,  ^ei  der 
Aufführung  durch  den  Stern'schen  Gesang- 
verein war  alles  viel  zu  hell  und  offen.  Dabei 
war    Fräulein    Destinn    für   die    „Elisabeth*^    in 


—     138 


geistiger  Hinsicht  die  denkbar  ungünstigste  Ver- 
treterin, indem  sie  dnrch  die  Leidenschaft  ihres 
Vortrages  den  Charakter  völlig  verwischte. 
Messchaert,  der  sämtliche  Solls  für  Männer- 
stimmen sang,  war  weniger  gnt  bei  Stimme,  ausser- 
dem liegt  ihm  diese  Musik  nicht  in  gleichem  Masse, 
wie  die  ältere.  Sehr  gefreut  habe  ich  mich  über 
Hertha  Dehmlow,  in  der  wir  für  den  Konzert- 
saal einen  Mezzosopran  von  grosser  Kraft  und 
edelster  Schönheit  heranwachsen  sehen.  Das  ist 
hocherfreulich,  denn  um  das  Solistenmaterial  für 
unsere  grossen  Chor-  und  Oratorienaufführungen 
ist  es  geradezu  schlecht  bestellt.  Am  alier- 
schlimmsten  freilich  um  die  Tenöre,  wo  wir  zur 
Zeit  nur  vereinzelte  haben,  deren  Darbietungen 
man  nicht  als  Störung  empfindet,  geschweige  denn 
als  Erhöhung  im  Gesamtbilde. 

Diese  Unzulänglichkeit  des  Tenors  schädigte 
leider  auch  in  hohem  Masse  die  im  übrigen  meister- 
hafte Vorführung  von  „vier  Kantaten*  Johann 
Seb.  Bach's  durch  den  Philharmonischen 
Chor.  Im  übrigen  genügte  vom  Soloquartett  auch 
die  Sopranistin  Emma  Bückbeil-Hiller  nur  be- 
scheidenen Ansprüchen,  und  die  Altistin  Martha 
Stapel feldt  hat  zwar  sehr  schöne  Stimmmittel, 
leidet  aber  unter  einem  etwas  kehligen  Ansatz  und 
hat  vor  allem  geistig  noch  gar  kein  Verhältnis  zur 
Grösse  Bach's  gefunden.  So  blieb  nur  der  Meister- 
gesang Messchaert's  und  die  hervorragende 
Chorleistung,  für  die  kein  Wort  des  Lobes  zu 
hoch  gegriffen  ist.  Auch  in  geistiger  Hinsicht  hat 
mich  die  Vorführung  diesmal  reiner  befriedigt  als 
sonst,  da  Siegfried  Ochs  sich  weniger  auf  Tüf- 
teleien einliess  und  einen  grosszügigen  Stil  wahrte. 
Von  den  vier  Kantaten  ist  die  erste,  „Komm,  du 
süsse  Todesstunde^  seit  ihrem  Entstehungsjahre 
1780  wahrscheinlich  überhaupt  noch  nicht  wieder 
aufgeführt  worden.  Wo  ein  guter  Tenor-  und  Alt- 
solist zur  Verfügung  steht,  ist  dieses  ergreifend 
innige  Werk  auch  mit  einem  kleinen  Chor  aufzu- 
führen. Die  gesamte  Kunst  der  Welt  hat  nicht 
zum  zweitenmal  etwas  so  wunderbar  Ergreifendes 
aufzuführen,  wie  die  ziemlich  zahlreichen  „Todes- 
kantaten'* Joh.  Seb.  Bach's.  Diese  Todessehnsucht, 
die  völlig  fi-ei  ist  von  aller  krankhaftenWeichlichkeit, 
die  nirgendwo  einer  Schwäche  verfällt,  vielmehr 
immer  das  Ergebnis  eines  durchaus  gesunden 
Strebens  nach  Vollendung,  nach  Erzielen  des 
Höchsten  in  sich  trägt,  findet  bei  Bach  einen  ge- 
radezu unirdisch  schönen  Ausdruck.  Die  Mannig- 
faltigkeit, die  ihm  hier  zu  Gebote  steht,  zeugt  von 
einem  so  erstaunlichen  Reichtum  des  verschieden- 
artigen Ausdrucksvermögens  einer  ähnlichen  Stim- 
mung, dass  sich  nur  in  Goethe's  Lyrik  und  in 
BaffaePs  Madonnenreihe  etwas  Vergleichbares 
findet.  Schier  unbegreiflich  aber  wird  diese  Er- 
scheinung, wenn  man  die  erbärmlichen  Texte  liest, 
die  Bach  vertonen  musste,  weil  ihm  keine  besseren 
zur  Verfügung  standen.  Das  heisst,  unbegreiflich 
ist  es  nur,  weil  Bach  der  ihm  vorliegenden  Dichtung 


keineswegs  mit  der  in  jener  2ieit  üblichen  Gldch- 
giltigkeit  etwa  der  italienischen  Opernkomponisten 
gegenübersteht,  sondern  aus  dem  Teztworte  sich 
den  Grundcharakter  der  Stimmung  und  darüber 
hinaus  die  Charakteristik  der  ThemenbÜdung  und 
des  musikalischen  Satzgefüges  schöpft.  Ein  kühneres 
G^geneinanderspielen  zweier  völlig  geschiedener 
Tonwelten  als  in  der  Kantate  ,Du  Hirte  Israel' 
ist  kaum  zu  denken.  Auf  der  einen  Seite  der 
völlig  hirtenmässige,  weiche,  rein  lyrische  Ausdruck 
der  liebenden  Verehrung,  auf  der  anderen  das 
drangvolle  Ungestüm  der  zur  Gottheit  auf- 
schreienden Seele.  Hier  ist  denn  doch  die  kontra- 
p  unk  tische  Kunst  so  aus  dem  Formalen  ins 
Geistige  hinübergenommen,  dass  auch  in  der  Hin- 
sicht das  Verdienst  von  Bichard  Strauss,  in 
dessen  Orchesterwerken  ich  sonst  gerade  diese 
geistige  Ausnutzung  der  kontrapunktischen  Stimm- 
führung hochschätze,  sehr  zusammenschmilzt;  denn 
wie  durchaus  musikalisch  bleibt  Bach !  Wie  arbeitet 
er  auch  diese  geistigen  Gegensätze  rein  mit  den 
seiner  Kunst  eigenen  Mitteln  heraus,  wie  braucht 
er  so  gamicht  die  Beihilfe  gedankenhafter  Vor- 
stellung. Es  ist  hier  ein  ähiiliches  Verhältnis 
zwischen  der  Art  der  Vergeistigung  der  Kontra- 
punktik bei  Strauss  und  Bach,  wie  für  das 
heldenhafte  Emporringen  zwischen  dem  neueren 
Meister  und  Beethoven.  Und  immer  wieder  er- 
gibt sich  als  der  Grund  der  viel  grösseren  und 
weiteren  Wirkungskraft  der  älteren  Meister  ihre 
Fähigkeit,  aus  dem  Einzelerlebnis  heraus  die 
typische  Bedeutung  zu  gewinnen,  vielleicht 
könnte  man  sagen  ihre  Bescheidenheit  Für  sie 
hat  ihre  Person  und  deren  Erlebnisse  nur  insoweit 
Anspruch  auf  künstlerische  Verkündigung,  als  aus 
dem  Erlebten  des  Einzelnen  ein  bedeutender  Inhalt 
für  die  Gesamtheit  herauskommt.  Und  schliesslich 
ist  auch  hier  das  Entscheidende  die  grosse  Fähig- 
keit idealer  Menschenliebe;  denn  in  ihr  erscheint 
von  selbst  das  ELleinliche  und  Zufällige  des  Einzel- 
schicksals als  nichtig  gegenüber  den  Fragen,  die 
die  gesamte  Menscheit  quälen,  gegenüber  dem 
Sehnen  und  Leiden,  dem  Schaffen  und  Wollen  der 
Gesamtheit. 

Der  Eingangschor  in  der  Kantate  ,Es  erhub 
sich  ein  Streit^  ist  von  einer  so  gewaltigen 
Wildheit,  einer  so  titanenhaften  Grösse  des  Kampfe 
und  dabei  künstlerisch  so  klar  gegliedert,  so  über- 
sichtlich gestaltet,  dass  man  auch  hier  fast  mit 
Beschämung  des  Musiklärms  gedenkt,  den  unsere 
Modernen  bei  jeder  Kleinigkeit  ausführen.  Michel- 
angelo und  der  darauf  folgende  Barock.  Das 
ist  hier  wieder  der  Gegensatz.  Schon  Rubens 
erreicht  mit  seinem  kraftgenialischen  „Jüngsten 
Gericht^*  nicht  die  ungeheure  Grösse  und  Gewalt 
des  mit  erhabener  Klarheit  des  künstlerischen 
WoUens  gestaltenden  Florentiners.  Immer  mehr 
erkennt  man,  dass  gegenüber  jedem  Vorwurf,  und 
sei  er  geistig  noch  so  kühn  und  sei  er  seelisch 
noch  so  aufwühlend  und  läge  in  ihm  ein  noch  so 


—     139     — 


varwegenes  Empfinden,  für  die  Ennst  das  erste 
Gebot  bleibt,  dass  der  Künstler  die  üeberlegenheit 
dee  Schöpfers  behiüt,  sonst  kann  sich  nimmer  ans 
einem  Chaos  eine  geordnete  Welt  erheben. 

Ausserdem  hörte  ich  in  dieser  Zeit  Bach*8 
Passionsmnsiken  zu  Johannes  und  Matthäus. 
Die  erstere  wurde  von  der  Singakademie  in 
einer  schlechthin  musterhaften  Aufführung  ge- 
boten. Auch  die  Solisten  standen  auf  voller  Höhe. 
Frau  Bückbeil-Hiller  wetzte  die  Scharte  aus; 
Gertrud  Eischer's  Alt  reicht  ja  nicht  völlig 
aus,  aber  störte  doch  nirgends;  ausnehmend  schön 
und  nach  meinem  Gefühl  (bei  Johannes)  mit  vollem 
Recht  auf  den  lyrischen  Ton  gestimmt  sang  George 
Walter«  und  Messcbaert's  Christus  gehört  zum 
Erhebendsten,  was  man  erleben  kann.  Die  ,  Mat- 
thäus-Fassion** hörte  ich  vom  Oratorien  verein 
unter  Mengeweln's  hingebender  Leitung.  Auf 
diese  Weise  wird  Musik  wieder  zxun  Kultur  wert, 
üeber  die  beiden  Werke  selber  möchte  ich  nicht 
zu  sprechen  anfangen.  Da  ist  dann  kein  Aufhören. 
Nur  eins:  man  setze  keine  dieser  beiden  Schöpfungen 
vor  oder  hinter  die  andere.  Sie  sind  zwei  gleich 
schöne  Schwestern:  gross,  mit  ernsten  scharf- 
geschnittenen Zügen,  ein  Bild  der  Verehrung  die 
eine;  die  andere  kleiner,  weicher,  nicht  so  bedeutend, 
aber  von  einem  wunderbaren  Liebreiz  umflossen. 
Welche  soll  man  mehr  lieben?  Stehen  beide  neben- 
einander, mag  man  schwanken;  steht  man  einer 
allein  gegenüber,  so  ist  immer  diese  die  unvergleich- 
liche Einzige.  Seien  wir  glücklich,  zwei  solche 
Werke  zu  besitzen. 


Hoher  Kunstgenuss  wurde  den  Zuhörern  zu- 
teil, die  sich  am  14.  April  in  der  Luther kir che, 
Berlin,  eingefunden.  Ein  jugendlicher  Orgel- 
virtuose, Mr.  George  R.  Tills on,  aus  der  be- 
währten Schule  des  Organisten  Franz  Grunicke 


hervorgegangen,  veranstaltete  unter  Mitwirkung 
von  Gesangs-  und  Instrumentalkräften  sein  zweites 
Konzert.  Wir  hatten  bereits  Gelegenheit,  den 
jungen  Künstler  in  seinem  1.  Konzert,  das  am 
24.  Oktober  vorigen  Jahres  ebenfalls  in  der  Luther- 
kirche stattfand,  kennen  zu  lernen  und  uns  ein 
Urteil  über  sein  Können  zu  bilden.  Er  spielte 
damals  die  d-moU  „Toccata  und  Fuge^  von  J.  S. 
Bach,  „Canzonetta"  aus  op.  80  von  Max  Reger 
und  Franz  Liszt's  „Fantasie  und  Fuge^^  über 
B-A-C-H.  In  allen  Stücken  bekundete  Mr.  Tillson 
grosse  Fertigkeit  auf  dem  schwierigen  Instrument; 
ebenso,  gefiel  seine  Vortragsweise  durch  saubere 
Durchführung  und  Klarlegung  der  Stimmen; 
namentlich  in  der  feinsinnigen  Reger'schen  Can- 
zonetta,  welche  seinem  Lehrmeister  Franz  Grunicke 
gewidmet  ist,  verriet  Mr.  Tillson  feines  Verständnis 
und  künstlerische  Auffassung.  Sein  zweites  Konzert 
leitete  der  Künstler  gleichfalls  mit  einer  „Toccata" 
(F-dur)  von  J.  S.  Bach  ein,  ausserdem  hörten  wir 
„Suite  gothique*,  bestehend  aus  Choral,  Allegro, 
Friere  und  Toccata  von  R.  Boellmann  und  die 
5.  Orgelsonate  von  A.  Guilmant.  Sämtliche  Vor- 
träge, die  der  Konzertgeber  bot,  waren  Leistungen 
ersten  Ranges.  Die  mitwirkende  Sängerin,  Frau 
Elsa  Schmidt,  erfreute  durch  ihre  angenehm 
klingende  Mezzosopranstimme,  sie  sang  „G«bet^ 
von  Ferd.  Hiller  und  „Wem  der  Herr  ein  Kreuze 
schickt^  von  Rob.  Radecke.  Als  vollkommene 
Meisterleistxmg  darf  man  den  Vortrag  des  Violinisten 
Julius  Ruthström  bezeichnen,  er  brachte  die 
Sonate  op.  42  No.  4  für  Violine  allein  von  M.  Reger 
zu  Gehör.  In  technischer  wie  musikalischer  Hin- 
sicht erreichte  Herr  Ruthström  mit  der  Ausführung 
dieses  Werkes  den  Höhepunkt  und  kann  sich  der 
Komponist  wohl  keinen  besseren  Interpreten 
wünschen.  Die  Begleitung  der  Gesänge  ftihrte 
Mr.  Tillson  sauber  und  angemessen  aus. 

M.  Dietz. 


Mitteilungen 


von  Hoohsohulen  und  KonseryatoriexL 


Professor  Adolf  Schulze,  G^anglehrer  an 
der  Königl.  Hochschule  für  Musik  und  Mit- 
glied der  Königl.  Akademie  der  Künste,  vollendete 
am  13.  April  sein  70.  Lebensjahr  in  voller  Frische. 
Adolf  Schulze,  zu  Mannhagen  bei  Mölln  geboren, 
war  zuerst  Schullehrer,  1852  begann  er  in  Ham- 
burg bei  Karl  Voigt  musikalische  Studien, 
1868  gab  er  seinen  bisher  geübten  Beruf  ganz 
auf  und  ging  nach  London,  um  sich  bei  Garcia 
zum  Sänger  auszubilden.  1864  trat  Schulze 
dann  schon  in  Hamburg  mit  Erfolg  als  Konzert- 
sänger auf  und  Hess  sich  gleichzeitig  dort  als  Ge- 
sanglehrer nieder.  Anfangs  der  siebziger  Jahre 
wurde  Schulze  von  Joachim  als  Lehrer  an  die 
Berliner  Hochschule  für  Musik  berufen,  wo  er  bis 
heute  als  Vorsteher   der  Gesangklassen  und  Leiter 


des  A  cappella-Chores  unermüdlich  und  von  grossem 
Erfolge  begleitet  tätig  ist. 

Die  „Königl.  Musikschule"  zu  Würzburg 
brachte  bei  ihrer  letzten  Aufführung  ein  bisher 
ungedrucktes  Adagio  für  Klarinette  und 
Streichquartett  von  Richard  Wagner  zur  Auf- 
führung. Das  Stück  ist  dem  Klarinettisten 
Christian  Rummel  gewidmet,  der  von  1815  bis 
1841  Kapellmeister  in  Wiesbaden  war  und  1849 
dort  starb.  Wie  und  wo  Wagner  mit  diesem  als 
Komponist  für  sein  Instrument,  als  tüchtiger  Vio- 
linist und  vortrefflicher  Pianist  bekannt  gewordenen 
Künstler  in  Verbindung  gekommen  ist,  dürfte  kaum 
bekannt  sein. 

An  der  Hochschule  für  Musik  zu  Mann- 
heim haben    die    dies  winterlichen   Vorträge    zur 


—     140     — 


„Enzyklopädie  der  Mnsik",  'gehalten  von  Herrn 
Kapellmeister  Blase,  ihren  Abschlnss  gefunden* 
Es  waren  im  ganzen  18  Abende,  von  denen  eine 
Hälfte  das  Thema  »Ton  und  Klang",  die  andere 
die  f,GI«Bchichte  des  bei  canto^*  behandelte.  Die  Vor- 
träge waren  populär  gehalten,  sie  brachten  jedoch 
auch  manches  Neue,  die  Früchte  der  langjährigen 
Studien  des  Vortragenden.  Unter  anderen  war  es 
ein  neuer  Gesichtspunkt,  dass  die  alte  französisch- 
nationale Gesangsmethode  die  Grundlage  unserer 
neuen  deutschen  Gesangsschule  geworden  ist.  Die 
ürkundenbe weise,  die  Bedner  aus  Bacilly  und 
Berard  gab,  zwingen  zu  diesem  Schlüsse.  Was 
jener  1679  und  dieser  1756  schrieb,  über  „bien 
chanter*,  „bien  prononcer",  „bien  exprimer  ou 
passioner  ä  propos",  was  die  Franzosen  lehrten 
tiber  die  Einteilung  der  Vokale  und  über  „appui 
des  consonnes"  kehrt  bei  Stockhausen,  Julius 
Hey  und  Müller-Brunow  wieder,  neu  belebt 
und  übertragen  auf  die  Romantiker  Schumann  und 
Brahms  einerseits,  anderseits  auf  das  Musikdrama 
Eichard  Wagner 's.  Die  Sprachübnngen  hat  bereits 
Peter  von  Winter  (1824),  die  Grundsätze  über 
Gesang  und  Sprache,  über  den  singenden  Schau- 
spieler, über  geistige  Technik  proklamiert  um  1840 
der  Deutsch böhme  Johannes  Miecksch,  ein  Vor- 
läufer Bichard  Wagner 's  in  diesem  Betreff. 
Heute  stecken  wir  noch  mitten  in  diesen  Problemen 
der  deutschen  Schule,  sie  muss  sich  zunächst  durch- 
arbeiten und  bewähren. 

In  das  Riemann-Konservatorium  zu 
Stettin,  Direktor  Berthold  Knetsch,  traten 
am  1.  April  die  nachstehend  genannten  Herren  in 
den  Lehrkörper  ein:  Bruno  Schrader  für  Klavier- 
spiel und  Musikwissenschaften,  Mieczyslaw 
Eichstädt  für  Klavier,  Wenzel  Piotrowski  für 
Violine  und  Dr.  Richard  Münnich  für  Musik- 
wissenschaften. 

Die  diesjährigen  drei  Prüfungsaufführungen 
der  Musikschule  K.  A.  Fischer,  Stettin,  unter 
ihrer  Leiterin  Frau  Elfriede  Fischer,  stellten 
dem  in  hohem  Ansehen  stehenden  L[istitute  aufs 
neue  ein  glänzendes  Zeugnis  aus.  Frau  Fischer 
besitzt  ganz  hervorragende  ünterrichtsgaben  und 
weiss  sie  in  einer  vorzüglichen  Methode,  die  nicht 
nur  das  technische  Können,  sondern  auch  das  all- 
gemein musikalische  Wissen  und  Empfinden  des 
Schülers  entwickelt,  in  ihrer  Anstalt  zur  Geltung 
zu  bringen.  Das  prägte  sich  in  allen  Leistungen 
der  zahlreich  vorgeführten  Schüler  von  der  Ele- 
mentar- bis  zur  Oberstufe  aus.  Neben  einem  klaren 
gesunden  Klavierton  erfreute  das  durchweg  scharf 
rhythmische  Spiel,  die  genaue  Beachtung  der  dyna- 
mischen   Zeichen    und    ein    deutlich    erkennbares 


Eindringen  in  den  musikalischen  Inhalt  der  Werke. 
Sehr  erfreulich  berührt  die  Auswahl  der  Stücke 
und  die  Zusammensteliung  der  Programme,  die  die 
gewohnheitsmässe  Schablone  abgestreift  und  neben 
dem  bewährten  klassischen  Schatz  auch  Umschau 
in  der  modernen  Literatur  gehalten  hat.  Die  Ein- 
führung von  Jugendstückchen,  wie  sie  Bossi, 
Stöckle,  Karganoff,  Nölcku.  8.w.  geschrieben, 
verdient  alle  Anerkennung,  ebenso  die  Berücksich- 
tigung der  Werke  eines  Volkmann,  Raff, 
Sgambati,  Kirchner,  Jensen.  Wieselten  findet 
man  sie  auf  den  Schülerprogrammen;  die  vorliegende 
Ausnahme  bedarf  daher  einer  besonderen  Hervor- 
hebung! 

Am  1.  April  fand  in  der  Aula  des  Falkreal- 
gymnasiums in  Berlin  die  17.  Schüler- Auf- 
führung des  Prof.  Breslaur*schen  Konser- 
vatoriums und  Seminars  (Direktor  Gustav 
Lazarus)  statt,  und  konnten  die  Leistungen  als 
durchweg  gelungen  bezeichnet  werden.  Die  Vor- 
tragenden stammten  aus  den  Klavierklassen  des 
Direktors  Gustav  Lazarus,  der  Damen  Pick  und 
Tugend  reich,  aus  den  Violinklassen  der  Herren 
Otto  Grossmann  und  E.  Böhmert,  den  Ge- 
sangsklassen der  Damen  Frau  Bosch  Witz-David 
und  Frl.  Opfer. 

Professor  Dr.  Bernhard  Scholz,  dem  Leiter 
des  Dr.  Hoch*schen  Konservatoriums  zu 
Frankfurt  a.  M.,  wurde  zur  Feier  seines  70  jährigen 
Geburtstages  eine  Reihe  von  Ovationen  dargebracht. 
Das  Hoch'sche  Konservatorium  veranstaltete  dem 
Jubilar  zu  Ehren  ein  Kammermusikkonzert  und  ein 
Orchester-  und  Chorkonzert,  bei  denen  nur  Schok- 
sche  Kompositionen  gespielt  wurden,  während  ein 
Festredner  den  Lebensgang  und  die  Verdienste 
Scholz's  darlegte,  unter  den  auswärtigen  Ehren- 
gästen bei  dieser  Feier  befand  sich  unter  anderem 
auch  Joseph  Joachim,  der  Scholz  seit  dessen 
Tätigkeit  als  Hof -Kapellmeister  in  Hannover 
als  künstlerischer  Gesinnungsgenosse  nahesteht. 

Der  Konflikt  zwischen  der  Direktion  des  kaiser- 
lichen Konservatoriums  in  Petersburg  und  einem 
Teile  des  Lehrpersonals  hat  seine  Folgen  gehabt: 
Rimsky-Korssakow  hat  seine  Entlassung  er- 
halten, weil  er  öffentlich  den  Bemühungen  der 
Direktion  um  die  Herstellung  der  Ordnung  ent- 
gegengewirkt habe.  Nach  dieser  Massregelung  hat 
der  sechzigjährige,  sich  grösster  Sympathien  er- 
freuende Komponist  auch  die  Würde  eines  Ehren- 
mitgliedes der  kaiserlich  russischen  Musik- 
Gesellschaft  niedergelegt.  Des  weiteren  haben 
die  Professoren  A.  Glasunow  und  An.  Ljadow, 
auch  in  Deutschland  bekannte  rassische  Musiker, 
ihre  Lehrtätigkeit  am  Konservatorium   eingestellt 


Yermlschte  Nachrichten. 


hat 


Die  Genossenschaft  Den tscherTonsetz er 
in    der    Hauptversammlung     vom    26.    März 


d.  Js.    den  Bericht  für  das  erste  Geschäftsjahr  der 
von    ihr    gegründeten  „Anstalt    für   musikalisches 


—     141     ^ 


Aufführangsrecht*  genehmigt.  Hiernach  hat  die 
Anstalt  im  Jahre  1904  einschliesslich  der  für  die 
^Wiener  Antorengesellschaft  vereinnahmten  und  von 
ihr  bezogenen  Gebühren  insgesamt  66592,50  Mk. 
(darunter  Anfführungsgebühren  im  Betrage  von 
58168,39  Mk.)  erzielt  und  35338,39  Mk.  zur  Ver- 
teilnng  gebracht.  An  die  ünterstütznngkasse  der 
Grenossenschaft  wurden  8888,47  Mk.  überwiesen. 
Dieses  Ergebnis  wurde  von  der  Hauptversammlung 
mit  um  so  grösserer  Befriedigung  aufgenommen, 
als  die  Anstalt  anfangs  mit  erheblichen  Schwierig- 
keiten zu  kämpfen  hatte.  Der  Erfolg  entspricht 
ungefähr  den  Ergebnissen,  die  die  älteren  aus- 
ländischen Autorengesellschaften  erst  in  ihrem 
sechsten  Geschäftsjahre  erreicht  hatten.  Hervor- 
zuheben ist  noch,  dass  der  Ausschuss  der  Ver- 
trauensmänner, in  dem  namentlich  auch  die  her- 
vorragendsten Musikverl^ger  vertreten  sind,  eine 
voUe  üebereinstimmung  mit  der  Geschäftsführung 
der  Anstalt  ausgesprochen  hat. 

Max  Burkhardt's  Oper  .König  Drosselbart' 
hat  auch  in  Erfurt  einen  durchschlagenden  Erfolg 
gehabt.  Sie  wurde  innerhalb  10  Tagen  4 mal  bei 
völlig  ausverkauftem  Hause  aufgeführt. 

Felix  Weingar  tner  ist  von  der  Leitung  der 
Abonnementskonzerte  des  £aim  -  Orchesters  in 
München  zurückgetreten.  Zu  seinem  Nachfolger 
ist  Georg  Schn^evoigt  ernannt.  In  einem  sehr 
herzlichen  und  Dankbarkeit  ausströmenden  Schreiben 
bittet  Dr.  Kaim  den  jetzt  scheidenden  Kapell- 
meister, sich  künftig  als  Ehrendirigent  des  Orchesters 
zu  fühlen  und  in  dieser  Eigenschaft  dem  Institute 
verbunden  zu  bleiben. 

Jos^  Vianna  da  Motta's  Konzerttournee  in 
Amerika   ist   von   ausserordentlichem   Erfolge    be- 


gleitet. Der  Künstler  gab  in  New-York  sechs 
Konzerte,  vier  davon  mit  grossem  Orchester.  Die 
Kritik  rühmt  einstimmig  die  Schönheit  seines 
Tones,  die  Feinheit  der  Auffassung,  die  vollendete 
Phrasierung.  Nach  dem  New-Yorker  Aufenthalt, 
wo  da  Motta  in  einem  7.  Konzert  noch  mit  Ysaye 
zusammen  Beethoven's  Ejreutzer-Sonate  spielte, 
hat  er  sich  zu  einer  längeren  Toum^  nach  dem 
Westen  begeben. 

Der  Unterzeichnete  ersucht  uns  um  Aufnahme 
der  nachstehenden  Zuschrift: 

Aufruf  zur  Tonschriftreform. 

Die  geehrten  Leser  des  „Klavierlehrer'*  haben 
in  den  Heften  No.  2—7  d.  J.  Gelegenheit  gehabt, 
eine  Lösung  des  zur  Zeit  vielfach  erörterten  Pro- 
blems einer  Tonschriftreform  kennen  zu  lernen. 
Ob  nun  sofort  oder  später,  kommen  muss  diese 
Reform  einmal,  darüber  ist  man  sich  wohl  so  ziem- 
lich einig.  Leider  ist  gerade  auf  musikalischem 
Gebiet  die  Macht  der  Gewohnheit  und  der  Wider- 
stand gegen  den  Fortschritt  so  gross,  dass  nur 
durch  eine  allseitige  Stellungnahme  und  die 
demgemässe  Feststellung  des  praktisch 
Durchführbaren  der  Einzelne  etwas  erreichen 
kann.  DadieTonschriftreformCapellen  beanspruchen 
darf,  durch  die  Beibehaltung  des  bisherigen  Noten- 
und  Linienbildes  einen  gangbaren  Weg  der  Praxis 
vorgezeichnet  und  das  Problem  nach  allen  Seiten 
erschöpfend  behandelt  zu  haben,  so  muss  meine 
Bitte  an  die  Berufsgenossen  und  Kunstfreunde  um 
zahlreiche  kritische  Zuschriften  an  meine  Adresse 
im  Namen  der  Kunst  und  des  Fortschrittes  ver- 
ständlich erscheinen.    Mit  Dank  im  Voraus 

Georg  Capellen, 
Osnabrück,  Lotterstrasse. 


Bficher  und  Musikalien. 


Max  Reger,  op.  76.  Schlichte  Weisen. 
Theodor  Streicher:  6  Lieder  und  30  Lieder  aus 
„DesKnaben  Wunderhorn". 
Ludwig  Hessy  op.  14.  Liedlein  aus  der  Heimat. 
Joseph  Haas,  op.  1.  Drei  Lieder. 
LMterbAeh  k  Kahm,  Leipilg. 
Sämtliche  vorliegende  Liederwerke  sind  unver- 
kennbar unter  dem  Einfluss  Hugo  Wolf  scher  Lyrik 
entstanden  und  dürften  wohl'  die  Bichtung,  die  das 
moderne  Lied  bis  in  die  heutige  Zeit  genommen, 
auf  das  getreueste  widerspiegeln.  Allen  Liedern 
gemeinsam  ist  eine  gewisse  distinguierte,  dem  All- 
täglichen abgewandte  Melodik  und  ein  äusserst  fein, 
oft  sogar  geistreich  ausgearbeiteter  Klaviersatz, 
aber  der  Zug  echter,  unmittelbar  berührender  Herz- 
lichkeit, der  bisher  den  kostbarsten  Vorzug  gerade 
des  deutschen  Liedes  bildete  und  noch  neuerdings 
vielen  Wolf  sehen  Liedern  zu  ihrer  ausserordent- 
licher Popularität  verhalf,  ist  nur  in  einzelnen 
Reger'schen  Gesängen,  sonst  entweder  gar  nicht, 
oder  wie  bei  Hess,  in  embryonischen  Ansätzen  zu 


£nden.  Das  Bestreben  unserer  modernen  Kom- 
ponisten, ausgetretene  Pfade  zu  meiden,  neue 
Akkorde,  neue  Wendungen,  überhaupt  neue  Aus- 
drucksformen zu  ersinnen,  ist  gewiss  ein  löbliches 
und  begreifliches,  aber  in  keiner  Kunstsphäre  wird 
sich  der  Mangel  an  Innerlichkeit  so  empflndlich 
fühlbar  machen  und  so  bitter  rächen,  wie  gerade 
auf  dem  Gebiet  des  Liedes.  Wir  brauchen  nur 
einen  Blick  auf  die  reichen  Schätze  unserer  deutschen 
Gesangsliteratur  zu  werfen,  um  bald  inne  zu  werden, 
dass  sich  kein  Lied,  keine  Ballade,  überhaupt  kein 
G^sangswerk  irgend  welcher  Art  dauernd  dem 
Gredächtnis  des  Volkes  einprägte,  das  nicht  zugleich 
eine  Saite  seines  Gemütes  in  Schwingung  zu  setzen 
vermochte.  Ein  belehrendes  Beispiel  dafür  liefern 
„Die  Liedlein  aus  der  Heimat''  von  Hess.  Es  sind 
Volksgedichte  aus  den  Hessischen  Landen.  Statt 
sie  nun,  wie  es  die  Texte  verlangen,  mit  volkstüm- 
lichen Weisen  zu  versehen,  geht  der  Komponist 
mit  Ausnahme  von  No.  4  (Braut-Liedel)  mit  fast 
ängstlicher  Scheu  dem  Volkston  förmlich  aus  dem 


—     142     — 


'Wege  and  lässt  nnr  die  siebente  Ntunmer  «Soldaten- 
lied*  in  der  altkergebrachten  Melodie  (ans  Kar- 
hessen) erklingen,  and  was  ist  die  Folge?  Während 
die  vielleicht  schon  100  Jahre  alte  Volksmelodie 
vermöge  ihrer  einfachen  Fassung  sich  sofort  dem 
Gedächtnis  des  Hörers  einprägt  and  voranssichtlich 
noch  weitere  100  Jahre  erklingen  wird,  sind  die 
neaen  Hessischen  Weisen  ob  ihrer  geschraabten 
und  gekünstelten  Melodik  mit  dem  letzten  Ton 
schon  wieder  vergessen.  Als  die  wertvollsten  der 
angeführten  Lieder  erweisen  sich  die  schlichten 
Weisen  von  Reger.  Wenn  man  anch  ihnen  dieses 
Prädikat  nar  cum  grano  salis  zugestehen  and  die 
bei  weitem  grössere  Hälfte  derselben  in  ihrer 
komplizierten  Faktur  nichts  weniger  als  „schlicht" 
bezeichnen  kann,  so  spricht  sich  doch  in  allen  ein 
vornehmer  Gleist  aus,  und  viele  von  ihnen  inter- 
essieren ebenso  durch  ihre  reizvolle  Melodik,  wie 
durch  ihre  klare  und  doch  eigenartige  Form.  Diese 
Vorzüge  sind  den  Str  ei  eher 'sehen  Liedern  nur  in 
ganz  vereinzelten  Fällen  zu  eigen,  sie  kranken  fast 
alle  an  einem  üebermass  von  harmonischen 
Tüfteleien  und  rhythmischen  Bizarrerien,  ein  Uebel- 
stend,  der  um  so  unangenehmer  berührt,  als  der 
Komponist  seine  Texte  aus  „Des  Knaben  Wunder- 
hom^S  dem  Jungbrunnen  der  deutschen  Volks- 
poesien,  geschöpft  hat.  Ich  will  zugeben,  dass  sich 
fast  in  jeder  einzelnen  Nummer  geniale  Blitze  und 
originelle  Wendungen  vorfinden,  aber  diese  ewige 
Originalitätssucht  und  das  geflissentliche  Aus- 
weichen jeder  natürlichen  Folge  wirkt  auf  die 
Dauer  monoton  und  langweilig,  und  so  kann  von 
all'  den  36  Nummern  eigentlich  nur  das  kleine 
„Weinsüppchen'  auf  ein  wirkliches  Volkslied  An- 
spruch machen.  Noch  schlimmer  ist  es  mit  den 
drei  Liedern  von  Joseph  Haas  bestellt,  die  der 
Komponist  als  op.  I  veröffentlicht.  Der  ersten 
Nummer  liegt  das  Geibersche  Gedicht  „Gold'ne 
Brücken  seien  alle  Lieder  mir"  zu  Grunde.  Stett 
nun  nach  dem  Muster  unsrer  grossen  Meister  oder, 
wie  es  sich  eigentlich  von  selbst  versteht,  mit  den 
Anfangstakten  der  Klavierbegleitimg  den  Stim- 
mongsgehalt  des  G^ichtes  anzudeuten,  zermartert 
der  (wahrscheinlich  noch  jugendliche)  Tondichter 
sein  Gehirn,  nm  sich  ja  gleich  mit  den  ersten 
Noten  als  tiefgründiges  G^nie  anzukündigen.  Diese 
ersten  Takte,  mit  denen  er  sich  als  Liederkomponist 
in  die  Welt  einführt,  sind  schon  der  Aufzeichnung 
wert  und  lauten: 


Langsam. 


I 


m 


Sr 


%   fl^eßSnWJi: 


r^  V::^m± 


In  dieser  zergrübelten  Satzweise  geht  es  bis 
zum  Schluss.  Das  zweite  Lied  «Morgengrang*  wäre 
in  seiner  einfacheren  harmonischen  Einkleidung 
annehmbarer,  wenn  es  nicht  darch  hässllche 
Betonungen  bei  den  Worten  „schauen'*,  „tauen^^ 
und  namentlich  bei  der  Schlnssphrase  „die  Morgen- 
glocken'* enteteilt  würde.  Das  dritte  Lied,  das  sich 
„Dunkle  schöne  Nacht"  betitelt,  ist  in  derselben 
obstrusen,  zerklüfteten  Weise  illustriert  wie  das 
erste.  Dunkel  ist  es  gewiss  von  Anfang  bis  za 
Ende,  aber  von  einem  S ch ön hei ts Schimmer  Ist 
nichte  zu  spüren.  Da  der  Komponist  dieses  op.  1 
bei  alledem  Talent  zeigt,  so  wäre  es  für  ihn  ratsam, 
sich  einmal  die  ersten  Lieder  unserer  Meister  der 
neueren  Zeit,  wie  Brahms,  Kirchner,  Jensen,  Strands 
u.  s.  w.  anzusehen,  um  daran  zu  erkennen,  wie 
einfach  und  festgefügt  der  Grund  und  Boden  ist, 
auf  dem  auch  sie  ihre  Gebilde  aufbauten.  Geradezu 
naiv  uud  dürftig  erscheinen  uns  die  ersten  Wolf- 
schen  Jugendlieder,  auf  die  ich  kürzlich  an  dieser 
Stelle  hingewiesen.  Unterdessen  ist  ein  weiteres 
Wolf  sches  Jugendlied,  vermutlich  sein  allererstes 
aus  dem  Jahre  1877,  in  meine  Hände  gelangt.  Es 
betitelt  sich  „Bescheidene  Liebe**  und  beginnt  (in 
vereinfachter  Fassung)  folgendermassen: 

Launig. 


M 


loh 


^i 


^ 


bin   wie      andre 


^ 


ft=l 


m 


Mftdohen  nicht,  die, 


mm 


Gibt  es  etwas  Einfacheres  als  diese  Melodie, 
die  sich  in  dieser  zopügen,  altfränkischen  Weise, 
ohne  ein  einziges  Mal  nach  einer  fremden  Ton- 
art auszuweichen,  bis  zum  Schlüsse  fortsetzt  und 
an  alles  eher  als  unsere  moderne  Zeit  erinnert? 
Aber  wie  schnell  ist  Wolf  gestiegen  und  welch'  un- 
geheuren Aufschwung  nimmt  er  bereits  in  seinem 


—     143     — 


▼ierteD  Lied  „Nächtliche  Wandenmg'^  Wolf  hat, 
wie  jede  genial  yeranlagte  Natur,  nachher  manches 
Bizarre  nnd  Extravagante  geschrieben,  aber  nichts, 
was  fdch  nicht  ans  der  Stimmung  des  Gedichtes 
heraus  rechtfertigen  liesse,  und  niemals  hat  er  als 
echter  Musiker  den  Grund  und  Boden  unter  seinen 
Füssen  verloren.  Es  wäre  erfreulich,  wenn  Herr 
J.  Haas  aus  dem  Wolfschen  Entwickelungsgang 
für  sich  Lehren  ziehen  und  uns  bald  mit  natür- 
licheren und  lebenskräftigeren  Gaben  überraschen 
würde 

Arno  Ehffel, 

G.  Eggelingy  op.  82.   „Valse  Lnpromptu.' 

—  op.  87.   „Valse  Capriccio.' 

—  op.  88.   „La  Fontaine',  Konzert-Etüde. 


—  op.  91.   ,Die  Mühle  im  Tale.' 

Walfthar  8«]iT0«4«r,  Berllm. 

Die  vier  angeführten  Werke  enthalten  mittel- 
schwere, der  besseren  Salonmusik  zuzuzählende 
Literatur.  Es  sind  flott  und  fliessend  geschriebene 
Stücke,  die  den  gewandten  Stilistiker  erkennen 
lassen,  und  wenn  sie  uns  auch  nichts  sonderlich 
Neues  zu  sagen  wissen,  so  erfreuen  sie  doch  durch 
ihren  angenehmen  Klangreiz.  Am  empfehlens- 
wertesten sind  die  beiden,  ersten,  sich  dem  Walzer- 
Rhythmus  anschliessenden  Werke,  ihre  geschmei- 
digen, •  klingenden  Motive  und  Passagen  sind  voll 
Anmut  und-  Beiz;  weniger  angesprochen  haben 
uns  „La  Fontaine''  und  „Die  Mühle  im  Tale',  sie 
arbeiten  etwas  zu  sehr  mit  abgebrauchten  Passagen. 

Anna  Morsch. 


Vereine, 


Mnsikpftdagogischer  Verband. 

Schulgesangs-Kommission. 

Zu  dem  Lehrplan  des  Herrn  Ernst  Paul- 
Dresden  habe  ich  zu  bemerken: 

Das  Ziel  der  Tonbildung  ist,  die  Verschieden- 
artigkeit  der  E^angwirkung  der  einzelnen  Register, 
welche  im  Hinblick  auf  den  Gesang  als  eine 
Schwäche  in  der  menschlichen  Stioune  zu  betrachten 
ist,  auszugleichen.  Dies  kann  nicht  geschehen, 
wenn  jedes  Register  innerhalb  seiner  Grenzen  aus- 
gebildet und  den  spezifischen  Funktionen  der  Kehl- 
kopfmuskeln bei  der  Bildung  von  Tönen  gleichen 
Registers  besonders  Rechnung  getragen  wird.  Der 
Schüler  soll  vielmehr  anstreben,  sämtliche  ihm 
zu  Gebote  stehenden  Töne  mit  gleichem  Klang- 
gepräge zu  formen. 

Es  sollte  bei  der  Schulung  junger  Stimmen 
stets  mit  einem  bequem  gelegenen  Ton  begonnen 
werden.  Das  d  entspricht  wohl  in  den  seltensten 
Fällen  dieser  Anforderung.  Meistens  eignet  sich 
g  oder  ¥,  auch  dies  sind  ja  Sprechtöne,  für  die 
erste  Unterweisung  in  der  Tonbildung  am  besten. 

Das  An-  und  Abschwellen,  diese  grösste 
Schwierigkeit,  die  der  Kunstgesang  bietet,  schon 
im  ersten  und  zweiten  Schuljahr  studieren  zu 
lassen,  hemmt  die  Entwicklung  der  Stimmen  zur 
Tonfreiheit. 

Rela  Holtfreter-  Berlin. 

Die  Erfahrungen,  welche  ich  in  meiner  kurzen, 
erst  zweijährigen  Arbeit  auf  dem  Gebiet  des  Ge- 
sangunterricLtes  an  einem  Lehrerinnen-Seminar 
gesammelt  habe,  lassen  mir  den  Lehrplan  von  Herrn 
Ernst  Paul -Dresden  sehr  empfehlenswert  er- 
scheinen. Besonders  erfreulich  finde  ich,  dass  neben 
2  Klassenstunden  noch  im  Einzelunterricht  Stimm- 
bildung gelehrt  werden  kann  und  die  Betonung 
der  praktischen  Durcharbeitung  der  Harmonielehre. 

Aus  dem  Lehrplan  für  die  Uebungsschule 
möchte  ich  das  Feststellen  der  Register  gestrichen 
sehen.     Singt  der  Lehrende  gut  vor,  so  überwinden 


Kinder  Registerschwierigkeiten  spielend,  —  singt 
er  nicht  mustergültig,  so  wird  er  den  Schülern 
auch  kaum  die  Registerfrage  verständlich  machen 
können. 

Im  2.  Schuljahr  gibt*s  sogar  schon  Brust- 
stimme! Oder  sollte  damit  etwa  die  Mittelstimme, 
mit  welcher  Frauen  in  der  Lage  zu  singen  pflegen, 
gemeint  sein?  —  Bei  Schülerinnen,  welche  ich  aus 
Volksschulen  übernahm,  klang  die  Stimme  in  der 
Tiefe  oft  überraschend  voll,  jedoch  machten  sich 
ebenso  oft  schon  früh  Anzeichen  von  üeber- 
anstrengung  bemerkbar.  Ich  habe  stets  die  Ursache 
der  Ueberanstrengung  dem  N'achahmungstalent  der 
Kinder  zugeschoben,  denn  Kinder  wollen  sinken 
„wie  der  Lehrer  singt \  Kinderstimmen,  vor  allem 
Mädchenstimmen,  sollten  Frauen  anvertraut  werden. 

Muss  aber  der  Lehrer  den  Unterricht  erteilen, 
so  möge  er  die  Schüler  mit  Brustregister  ver- 
schonen; vielmehr  sei  er  eifrig  bemüht,  die  Kinder 
leise  singen  zu  lehren.  Ich  halte  es  sonst  für  un- 
möglich, dauernd  einen  schönen,  edlen  Klang  zu 
erzielen,  und  nach  diesem  Zdel  wollen  wir  doch 
Alle  streben. 

Sodann  flnde  ich  das  Ueben  von  Schwelltönen 
im  3.  und  4.  Schuljahr  verfrüht.  Wer  sich  der 
Schwierigkeiten  dieser  Uebungen  bewusst  ist,  wird 
Sander  nicht  damit  quälen.  Man  kann  im  Klassen- 
unterricht unmöglich  beurteilen,  wie  weit  die 
Leistungsfähigkeit  des  einzelnen  Schülers  geht,  und 
so  kann  bei  solchen  Versuchen  ein  übereifriger, 
sogar  schon  ein  eifriger  Schüler  sich  mehr  schaden, 
als  der  Lehrer  verantworten  kann.  Am  Lied  hat 
man  die  beste  Gelegenheit,  die  verschiedenen  Stärke- 
grade zu  Üben,  und  wenn  der  Vortrag  es  erfordert, 
mag  man  auch  einen  Schwellton  machen  lassen. 
Aber  Uebungen  im  An-  und  Abschwellen  im  hohen 
Register  werden  8-  und  9  jährige  Kinder  nicht 
ohne  Anstrengung  ausftihren  können  und  die  Folge 
wird  UebermÜdung  sein.  Mit  welcher  Vorsicht 
übt  man   den  Registerwechsel   mit   erwachsenen 


—     144    — 


Schülern,  nnd  non  soll  die  Kinderstimme  mehr 
oder  jedenfalls  soviel  wie  eine  Frauen-  oder  Männer 
stimme  leisten!  Man  pflege  die  Frende  am  schönen 
Klang,  die  Treffsicherheit,  Lautbildnng  und  alles, 
was  zur  Förderung  der  allgemeinen  musikalischen 
Bildung  beitragen  kann,  soviel  wie  eben  möglich. 
—  Das  Weitere  überlasse  man  später  einzusetzendem 
Einzelunterricht. 

Zu  den  .Fortbildungskursen  für  Qesanglehre- 
rinnen*  von  Frau  Dr.  Müller-Liebenwalde 
möchte  ich  bemerken,  ob  es  nicht  ratsamer  für  die 
unter  2.  aufgezählten  Fächer:  Methodik  etc.  wäre, 
wöchentlich  8—4  Stunden  anzusetzen? 

Man  klagt  bei  Fachlehrerinnen  meistens  über 
Mangel  an  pädagogischen  Kenntnissen  und  über 
die  dadurch  entstehenden  Unzulänglichkeiten.  Da 
der  Qesangunterricht  möglichst  in  allen  Klassen 
von  derselben  Lehrerin  erteilt  werden  soll,  so  muss 
sie  pädagogisch  ganz  besonders  gut  vorgebildet 
sein,  um  den  verschiedenen  A.lters8tufen  gerecht 
werden  zu  können.  ir  u     o  r  i*      » 

Mnsik-Sektloii 
des  Allg.  Deutschen  Lehreriiiiieii-yereiiis. 

6.  GeneralTersammlnng 

am  IL  und  12.  Juni  1905  in  Bremen. 

Tagesordnaog. 

L  Sitzung. 
Sonntag,  IL  Juni,  11  Uhr  vormittags. 

1.  Bericht   des  Vorstandes:   Frl.  Sophie  Henkel. 

2.  Kassenbericht:  Frl.  Helene  Nöring. 
8.  Bericht    der    Stellenvermittlung: 

Fr.  Helene  Burghausen. 

4.  Die  Tätigkeit  der  Gruppen:  Frl.  Anna  Morsch. 

5.  Die  Stellung  der  Musiksektion  zum  A.  D.  L.  Y. : 
Frl.  Sophie  Henkel. 

6.  Beratung   über    das  Kartellverhältnis    mit   dem 
Musikpädagogischen    Verbände: 

Frl.    Sophie  Henkel. 

7.  Berichte  der  Kommissionen: 

a)  Schulgesangskommission : 

Fr.  Dr.  Julie  Mtiller-Liebenwalde. 

n.  Sitzung. 
Montag,  12.  Juni,  11  Uhr  vormittags. 
1.  Fortsetzung  der  Berichte  der  Kommissionen: 

b)  Die   musikalische    Vorbildung    auf    dem 
wissenschaftlichen   Seminar: 

Frl.  Anna  Hesse. 

c)  Honorarfrage  undPropaganda-Kommission: 
Frl.  Olga  Stieglitz. 

d)  Sichtung  des  Unterrichtsmaterials  für  die 
4    ersten    Unterrichtsjahre: 

Frl.  Alice  Küster. 


e)  Die   Fürsorge  für   das  Alter: 
Frl.  Anna  Morsch. 

f )  Die  Satzungen  der  Musiksektion : 
Frl.  Olga  Stieglitz. 

2.  Beratung  der  eingegangenen  Anträge. 
8.  Vorstandswahl. 

Montag,  den  12.  Juni,  abends  7  Uhr. 
Oeffentliche  Versammlung. 

1.  Bedeutung  und  Einfluss  des  guten  Anfangs- 
unterrichtes auf  die  musikalische  Entwicklung 
unserer  Jugend.  Ein  Mahnwort  für  Musik- 
lehrerinnen  und  Erzieherinnen: 

Frl.  Alice  Küster-Erfurt. 

2.  Welche  ideellen  Vorteile  sind  von  der  Reform 
des  Schulgesanges  für  Lernende  und  Lehrende 
zu  erwarten?    Frl.  Hulda  Schultze-Bonn. 

8.  Die  Stellung  des  Musikunterrichts  im  allgemeinen 
Erziehungsplan,  Rückblicke  and  Ausblicke; 
Frl.  Maria  Leo-Berlin. 

Zeit  und  Ort  zur  Besprechung  der  Dele- 
gierten werden  in  Bremen  bekannt  gegeben. 

Bestellungen  auf  Wohnungen,  mit  der  Angabe, 
ob  Hotel,  Privatwohnung  oder  Freiquartier, 
sind  bis  zum  20.  Mai  an  Fräulein  J.  Meyer- 
holz,  Grünen  Weg  24,  zu  richten,  Frl.  G.  Höpken, 
Bremen,  Beim  steinernen  Kreuz  17,  erteilt  Aus- 
kunft in  Sachen  der  Musikgruppen. 

Der  Vorstand. 

1.  A. 

Sophie  Henkel, 

L  Vorsitzende. 

MBSlbgroppe  Halle  stellt  folgende  Themen  für 
L  November  1905: 

1.  Welchen  Einfluss  hat  die  Erforschung  und 
Kenntnisnahme  der  älteren  Mnsikliterator  auf 
die  Entwicklung  der  modernen  Musik  und   ihre 

Beurteilung? 

2.  Erhöht  das  Auswendigspielen  und  -singen  die 
musikalische  Ausdrucksfähigkeit? 

3.  Wie  muss  der  Gesangunterricht  auf  den  höheren 
Mädchenschulen  beschaffen  sein,  um  als  Vor- 
stufe für  den  Kunstgesang  gelten  zu  können? 

I   A. 
Sophie  Senkel. 

Wir  teilen  unseren  Mitgliedern  mit,  dass  in 
Zittau  und  Iserlohn  zwei  neue  Musikgruppen  ge- 
gründet sind.  Vorsitzende  der  ersteren  ist  Frl. 
Johanna  Gebaaer,  Neustadt  No.  S2,  der  letzteren 
Frl.  Hedwig  Bemmer,  Weststr.  3. 

L  A. 
Sophie  Henkel. 


Dieser    Auflage    liegen    die  folgenden    Prospekte:    Gebr.    Hug   A    Co.,    Leipzig: 

pHeinrich  Germer' s  Akademische  Ausgabe  klassischer  Piano/ortewerke^^,  C.  Bo/sen,  Hamburg: 
y.Prof.  Emil  Krause,  Musikalische  Schriften*",  Ferien-KursuM  der  Virgil-Klawier-Sohule,  Berlin  W. 
bei^  auf  welche  wir  unsere  Leser  besonders  aufmerksam  machen.  D.  E. 


—     146     — 


Konservatorium  der  Musik 
in  Kassel. 

Ge^.  1895.     Direktion:  L.  Beyer.     Gegr.  1895. 

EhrenTOnlti:  B^ffienmn-PrlUident  tob  Troll  tu  SsU, 
ersf  KSaifsdorff,  Bxeellens  Oeneralin  tob  ColoMk, 
Oberbürgermeister  MOller  u.  A. 

Cwrmtorinm:  Pfarrer  Haas,  Sohnldirektor  Prof.  Dr.  Kram- 
Biaeher»  Bankier  Plaal,  Justisrath  HchelTer  vl  A. 

I^hrer :  Die  Damen :  L.  Beyer,  Blassl-FSrslery  Königl.  Opem- 
sfogerin,  eieese-rabroal»  A.  Taadlea.  Die  Herren: 
A.  Harldea«By  Kammervirtnos.  Pro£  Dr.  USbel» 
0.  Kalelsea,  KgL  Kammermusiker,  K.  KlelssuMB» 
Kffl.  Opemsänffer,  W.  Moabeapl,  Kgl.  Kammermasiker, 
Kd.  Sehsildl,  Kgl.  Kammermusiker,  H.  Sehaarbasfb, 
KgL  Kammermusiker  n.  A. 

Unterricht fächer:  Klavier,  Violine,  OeUo,  Harfe  und  alle 
ttbrigen  Orchesterinstromente.  Gesang,  Harmonie- 
and  Kompo^tlonslehre.  Mnsikgesohiohte.  Italienisoh. 
Orckesterspiel.    QehOrflbang.  lliisikdiktat. 


OnfT^iMll  Ion :    Concertklassen.     Seminarklassen. 
Mittel-  and  Blementarklassen. 


Ober-, 


Statatea  sind  kostenfrei  sa  besiehen  daroh  die  Schriftleitang 
des  Konservatoriams  Kassel,  Wilhelmshöher  Allee  4a 

Stellenoermmiiing  aer  musiksektion 
des  nmm.  Dentsctoeii  CeDreriMiieii-Uereiiis. 

Centralleüuno:  Berlin  W.,  Luitpoldttr.  43. 

Auszug  aus  dem 

Stellenvermittlungs-Register. 

Gesuchte  Stellen: 

Eine  tüchtige  Gesanglehrerin,  vorzüglich  für 
Stimmbildung,  wünscht  geeigneten  Wirkungekreis 
an  einem  grösseren  Institute.  Beteiligung  eventl. 
Kauf  einer  gut  renommierten  Schule  nicht  aus- 
gesohlosseo. 

Eine  vorzügliche  Q^saDgf pädagogin,  die  sich 
dorch  schriftstellerische  Arbeiten  auf  diesem  Ge- 
biete einen  Namen  gemacht  hat,  sucht  Eogage- 
meot  an  einem  KouEervatorinm. 


Eine  tüchtige  Klavierspielerin  uod  Lehrerin, 
an^gebihiet  am  Münchener  KouFervatorium,  sucht 
Stellung  an  einer  Musikschule. 

Meldungen  sind  zu  richten  an  die  Central- 
ieitung  der  Stellenvermittlung  der  Musiksektion. 
Adr.:  Fra«  H.  Burgbausen,  Berlin  W.,  Luitpeldtar.  43. 


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Fehlende  Nummern 

des  9^aTier-Lelirer<<   können   k   80  Flg.    durch 
jede  Buchhandlung  nachbezogen  werden. 

Kla^lcHebfcrli) 

und  -Spielerin,  mit  guter  Privat- Ausbildung,  seit 
5  Jahren  unterrichtend  (Nebenfach  Violine  für  An- 
fänger), sucht  bald  oder  später  Stellung  an  einer 
Musikschule.    Offert,  sub.  C.  D.  an  die  Exp   d.  Bl. 


^ine  gebildete,  kath.  junge  Dame  aus 
p^^  guter  Familie,  nicht  unter  25  Jahre  alt, 
wird  zur  Gesellschaft  und  Beaufsichtigung 
eines  13  jährigen  Mädchens  zu  sofort  ge- 
suchty  ohne  gegenseitige  Vergütung,  aber 
völligem  Familienanschluss.  Dieselbe  muss 
fertig  Klavier  oder  Geige  spielen.  Offerten 
mit  JPhotographie  unter  K.  /8  an  die  Expe- 
dition des  „Klavier-Lehrer**  erbeten. 


«  Noten-Werke,  « 

UetferbSeber,  PsrtHursn,  SttmMsn  u.  •.  w. 
Bohnellstens  and  in  saabenter  Aos- 
führnng  in  Noten^ri>en-Draok  sa 
büligsten  Preisen.  Master  and  Preis- 
bereohnang  jederseit. 

F.  W.  Oadow  &  Schill 

Hersogl.  Hofbach-  a.  Steindraokerei, 
HNdburgbaiisen,  Thüringen. 


Der  kleinste  Hfidel  der  neiizeit! 

nur  1,50  Meier  iMsy  (KenilruldieB  getttzl.  fOMbeizt) 

S^oltiednmy^ei*  Äc   Soelioe« 
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zu  Köln,  Dresden,  Hamburg,  Leipzig  und  Stuttgart. 

Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslaur. 

Redaktion:  Anna  Morsch 


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gegengenemmen. 


XXVIII.  Jahrgang. 


ItthAlt:  A.  Mecklenburg:  Liszi  in  seinen  Beziehungen  zu  Robert  Schumann.  (Fortsetzung.)  Professor  Dr.  Otto  Klauwell:  Wer 
ist  musikalisch?  (Schluss.)  Dr.  Karl  Storck:  Engelbert  Humperdinck's  »Die  Heirat  wider  Willen".  Mitteilungen  von  Hoch- 
schulen und  Konservatorien.  Vermischte  Nachrichten.  Bücher  und  Musikalien,  besprochen  von  Anna  Morsch,  Dagobert 
Löwenthal  und  Eugen  Segnitz.    Vereine.    Anzeigen. 


biszt  it)  seioei)  ]|eziebut)get)  zu  l^obert  JScbuii)at)i)- 


Von 
A.  Heeklenbars^. 

(Fortsetzung.) 


Durch  die  Gleichgiltigkeit,  mit  der  das 
musikalische,  der  Verflachung  infolge  des 
vielen,  öden  Salongeklingels  anheimgefallene 
Publikum  seiner  Zeit  an  diesem  hochgenialen, 
feinnervigen  Werke  Schumann's  vorbeiging, 
liess  Liszt  sich  durchaus  nicht  in  der  Schätzung 
des  Karneval  beirren;  er  sah  mit  prophetischem 
Geist  voraus,  dass  dieses  Werk  in  der  allge- 
meinen Anerkennung  der  Kunstwelt  seinen 
Platz  (zur  Seite  der  33  Variationen  über  den 
Diabelli'schen  Walzer  von  Beethoven!)  auf 
immer  behaupten  würde.  Ja,  er  ging  in  seiner 
Begeisterung  für  den  Karneval  sogar  soweit, 
denselben,  was  melodiöse  Erfindung  und 
Prägnanz  anbetrifft,  über  das  bekannte 
Beethoven'sche  Variationenwerk  zu  stellen, 
was  wohl  übertrieben  ist  und  was  man  seinem 
ersten  aufflammenden  Enthusiasmus  zu  gute 
halten  muss.  Und  ist  diese  Prophezeiung 
Liszt's  nicht  zur  Wahrheit  geworden?  Heute 
ist  der  Karneval  ein  ständiges  Repertoirstück 
unserer  ersten  Klavierkünstler,  die  seine  pia- 
nistische Darstellung  sich  zur  Ehre  rechnen 
und  den  Vortrag  stets  insofern  interessant 
machen,  als  sie  in  der  ihnen  eigenen  indivi- 
dualistischen Färbung   ihm  den  Stempel  ihrer 


künstleriscen  Persönlichkeit  zu  verleihen  ver- 
stehen. Doch  mag  der  Karneval  auch  der 
Entfaltung  persönlicher  Eigenart  für  den  Vor; 
trag  genug  Spielraum  geben,  die  allgemeinen 
Grundzüge  seines  stilgerechten  Vortrags  sind 
durch  Liszt  ein-  für  allemal  für  die  Gegenwart 
und  Zukunft  festgelegt  worden.  Aehnlich,  wie 
Liszt  die  letzte  Nummer,  den  Davidsbündler- 
marsch,  vortrug,  —  mit  dieser  unverwüstlichen 
Titanengewalt  spielt  ihn  heute  z.  B.  sein 
Schüler  Moritz  Rosenthal. 

Als  Liszt  in  Wien  zum  erstenmale  kon- 
zertierte (April/Mai  1838),  erhielt  er  von  Schu- 
mann ein  Manuskript  mit  der  Widmung: 
„Gruss  an  Franz  Liszt  in  Deutschland".  Es 
war  dies  die  viel  später  unter  der  Opuszahl  21 
edierte  zweite  Novelette: 


etc. 


i 


i= 


ÖE 


die  schon  damals,  als  sie  noch  Manuskript 
war,  ein  Lieblingsstück  Liszfs  wurde.  Fast 
zu  derselben  Zeit  widmete  Schumann  seinem 
Freunde  die  herrliche  C-dur-Phantasie  op.  17 
„eine  tiefe  Klage  um  Clara",  aus  der  uns  die 


—     150     — 


Wundertiefen  und  -höhen  seines  Liebes- 
schmerzes und  seiner  Liebeswonne  entgegen- 
leuchten, und  die  als  Motto  den  Schlegel'schen 
Vers  trägt:  Durch  alle  Töne  tönet  im  bunten 
Erdenraum  ein  leiser  Ton,  gezogen  für  den, 
der  heimlich  lauscht**.  Erst  1854  beantwortete 
Lisit  diese  Dedikation  mit  der  Gegenwidmung 
seiner  H-moU- Sonate  (cf.  den  Brief  an 
von  Wasielewski  vom  9.  Januar  1857).  Wie 
Liszt  von  Albano  am  5.  Juni  1839  schreibt, 
erschienen  ihm  diese  zuletzt  ihm  gewidmeten 
Stücke  Schumann's  „admirables  d'inspiration 
et  de  facture",  und  besonders  nannte  er  die 
Fantasie  op.  17  „une  oeuvre  de  Tordre  le  plus 
eleve",  rune  grandiose  composition".  Er  be- 
schloss,  sie  von  Grund  aus  für  den  öffent- 
lichen Vortrag  zu  studieren,  um  jede  nur  mög- 
liche Wirkung  daraus  zu  ziehen.*)  Freilich 
erst  viel  später  wagte  es  Liszt,  mit  der  Fan- 
tasie vor  das  grosse  Publikum  zu  treten;  wie 
er  in  dem  vorhin  erwähnten  Briefe  vom 
5.  Juni  1839  sagt,  hielt  er  das  Publikum  noch 
nicht  für  reif  genug,  die  erhabenen  Schön- 
heiten dieses  Werkes  würdigen  zu  können.**) 
Ganz  anders  verhielt  es  sich  mit  den 
Kinderszenen;  diese  spielte  Liszt  wegen  ihres 
allgemein-verständlichen  Charakters  bald  nach 
ihrem  Erscheinen  öffentlich  (bereits  1839);  er 
fand  mit  ihnen  überall  reichen  Anklang.  — 
Es  möchte  wohl  auf  den  ersten  Blick  wunder 
nehmen,  dass  der  grosszügige,  weltmännische 
Liszt  gerade  eine  Vorliebe  für  diese  kleinen 
Kabinetstücke  fassen  konnte,  in  denen  sich 
die  intime  Kleinkunst  Schumann's  von  der 
evidentesten  Seite  zeigte.  Und  es  verhielt  sich 
tatsächlich  so.  Les  extremes  se  touchent. 
Liszt's  universaler  Geist,  der  stets  in  die  Weite 
schweifte,  ein  geistiges  Gebiet  nach  dem  andern 
heranzog,  um  es  nacheinander  zum  Vorwurf 
für  seine  proteusartige  musikalische  Aus- 
drucksfähigkeit zu  machen,  —  er  fand  ästhe- 
tisches Gefallen  an  diesen  liebenswürdigen 
musikalischen  Schilderungen  aus  dem  denkbar 
engsten  Gebiet  des  Kinderlebens  und  der 
Kinderstube;  er  ging  sofort  daran,  die  Probe 
für  die  intime  Wirkung  der  „Kinderszenen" 
auf  das  Kindergemüt  zu  machen.  Wie  günstig 
fiel  diese  Probe  aus!  Zwei-  oder  dreimal  in 
der  Woche  (cf.  den  Brief  an  Schumann  vom 
5.  Juni  1839)   spielte  Liszt   zu   seiner   Freude 

*)    Aassi,    veux-je   la  travailler   et  la  penetrer 
a  fond,  afin  d'en  tirer  tout  Teffet  possible. 

**)  Le  Kreisleriana  et  la  fantaisie  op.  17  sont 
de  digestioQ  plus  difficile  (als  der  Karneval,  die 
Davidsbündlertänze)  pour  le  public.  Je  les  reserverai 
pour  plus  tard. 


im  Sommer  1839  in  der  Abendzeit  die  Kinder- 
szenen seinem  liebreizenden  dreijährigen 
Töchterchen  Blandine  —  Rachel  vor,  sodass 
sich  helles  Entzücken  in  dem  Kindergesichtchen 
malte;  oft  wiederholte  Liszt  wohl  zwanzigmal 
die  erste  Lektion  ohne  weiterzugehen.  — 
„V'raimenl."  so  ruft  er  aus,  „je  crois  que  vous 
seriez  content  de  ce  succes,  si  vous  pouviez 
en  etre  temoin!"  Wenn  nun  auch  Liszt  einer- 
seits an  seinem  eigenen  Kinde  die  Erfahrung 
machen  durfte,  dass  die  „Kinderszenen"'  ihren 
naiven  Eindruck  auf  die  Kindesseele  nicht  ver- 
fehlen, so  war  er  sich  doch  andererseits  dessen 
bewusst,  dass  diese  Stücke  gerade  für  die  Er- 
wachsenen geschrieben  waren.  —  Nicht  kind- 
liche Gefühlsergüsse  sind  es,  mit  denen  eine 
geweckte  Kindesseele  die  äusseren  Begeben- 
heiten in  ihrem  Leben  begleitet,  vielmehr  sind 
es  Gefühlsprojektionen  einer  im  Weltleben  ge- 
reiften musikalischen  Künstlerseele,  die  rück- 
wärts in  das  entschwundene  Paradies  der 
Kindheit  ihren  mit  Wehmut  gefärbten  Schein 
werfen.  Die  glückliche  harmonische  Verteilung 
von  Licht  und  Schatten  im  Fortschreiten  von 
Begebenheiten  im  äusseren  Leben  des  Kindes 
zur  Schilderung  seiner  Innerlichkeit,  die  glück- 
liche Aufeinanderfolge  der  Stücke  wird  Liszt 
und  mit  ihm  jedem  denkenden  Künstler  zum 
Abbild  der  wunderbaren  äusseren  und  inneren 
Verkettungen  des  reifen  wirklichen  Lebens 
überhaupt.  Wenn  zum  Schluss  „der  Dichter 
spricht**,  so  gibt  er  seinen  Segen  all  den  kleinen 
Ereignissen  des  Tages  im  Leben  des  Kmdes, 
um  zugleich  aber  durch  seinen  denkenden 
Geist  deren  Bedeutung  auf  ein  viel  höheres 
Niveau  zu  stellen.  „Im  symbolischen  Spiegel*, 
so  lässt  sich  Liszt  über  „die  Kinderszenen* 
vernehmen,  „zeigen  sie  die  grossen  Begeben- 
heiten des  realen  reiferen  Lebens,  wie  sie  oft 
in  derselben  Folge,  von  denselben  Eindrücken 
angeregt  erscheinen**. 

Aber  auch  der  Komponist  Liszt  fand  durch 
Schumann  die  reichste  Anregung.  Nicht  allein, 
dass  die  herrlichen  Liederproduktionen  des 
„Liederjahres**  1840  von  Schumann  Liszt  An- 
lass  gaben,  eine  Reihe  von  Transskriptionen 
dieser  Lieder  zu  verfassen,  —  Arrangements, 
die,  um  den  tiefsinnigen  Intentionen  Schu- 
mann's formell  und  inhaltlich  gerecht  zu 
werden,  eine  ganz  neue  Art  von  Klaviertechnik 
ins  Leben  riefen;  —  Schumann's  vokales 
Schaffen  übte  direkt  auf  die  eigene  Produktion 
Liszt's  auf  diesem  vokalen  Gebiete  einen  nicht 
zu  unterschätzenden  Einfluss  aus.  —  Der  ge- 
mütstiefe  urdeutsche   Geist,  der  Schumann's 


—     151     — 


Lieder   beseelte,    liess    den   Franzosen    und 
Ungarn,   den  internationalen  Liszt,  sobald  er 
das    Gebiet   der  Liederkomposition,  beschritt, 
unter  der  Wirkung  des  Schumann'schen  Genius 
unwillkürlich  ebenfalls  deutsch,  ja  sogar  teil- 
weise urdeutsch  empfinden;   so  können  denn 
die  Ltederkompositionen  Liszt*s  fast  auschliess- 
lieh    für  die   deutsche    Musik   in  Anspruch 
genommen  werden;  in  seiner  Liedersammlung 
begegnen  uns  5  Lieder,  die  französischen  Esprit 
atmen,  1  ungarisches,  1  italienisches  Lied  und 
öJ    echt  deutsche   Lieder!    Der  Einfluss   des 
Liederkomponisten  Schumann  auf  den  Lieder- 
komponisten  Liszt  erstreckt   sich   aber  noch 
weiter  und   tiefer;   ist  es    ein    Hauptcharak- 
teristikum  der  Schumann*schen  Liederkompo- 
sition,   den    mannigfachen    Intentionen,    den 
wechselnden  Stimmungen,   dem  jedesmaligen 
Stimmungshintergrund  der  Poesie   durch  Er- 
schöpfung   des    musikalischen    Ausdruckver- 
mögens zu  entsprechen,  die  Versenkung  in 
den    poetischen    Grund-    und    Lokalton    des 
Poems   bis  zur  bewundernswerten  Gewissheit 
des   Selbsterlebtcn    und    Selbsterschauten    zu 
führen,  den  Klavierpart  in  reicher  Ausbildung 
mit  der  Gesangsmelodie  zu  unauflöslicher  Ein- 
heit zu  verschmelzen,  —  bei  Liszt  finden  wir 
dasselbe  künstlerische  Bemühen;   der  Lieder- 
komponist Liszt  schliesst  eben  historisch  neben 
Schubert  und  Franz  an  Schumann  an,  indem 
die  von  diesem  befolgte  Tendenz,  zwecks  der 
Ermöglichung     einer     bis     ins    Minutiöseste 
gehenden  Accommodation  der  Musik    an    die 
Textpoesie  eine  reiche  und  sinngemässe  Aus- 
gestaltung   des    Accompagnements    herbeizu- 
führen, die  seine  wird  und  für  ihn  die  letzten 
Konsequenzen  hergeben  muss,  so  dass  schliess- 
lich   bei  Liszt  die  Begleitung  die   eigentliche 
Trägerin   des  poetischen  Gedankens  wird.  — 
Aber   auch  auf  dem  Gebiet  der  Klaviermusik 
überhaupt  haben  wir  neben  Chopin,  Schumann 
als  den  Vorläufer  Liszt's  anzusehen. 

Wenn  Liszt's  Bedeutung  als  Klavierkom- 
ponist darauf  beruht,  dass  er  mit  vollstem  Be- 
wusstsein  die  von  Beethoven  eingeschlagene 
Bahn  weiter  verfolgt,  indem  er  unter  der 
Programmmusik  den  jedesmaligen  subjektiven 
Stimmungsgehalt  in  jedesmaligen,  diesem 
völlig  adäquaten  Klaviersatzformen  niederlegt, 
--  bei  Schumann  finden  wir  hierzu  bereits 
die  Ansätze  und  Keime,  und  zwar  innerhalb 
der  Grenzen,  die  den  Meister  der  kleinen  und 
kleifiSten  Formen  und  Gedankengebilde  in  den 
ihm  von  seinem  Genie  eng  umscnriebenen 
Ausdrucksbereich    festbannen.     Diese    Schu- 


mannschen  Keime  nahm  nun  Liszt,  um  mich 
des  Ausdrucks  eines  neueren  Aesthetikers  zu 
bedienen,  auf,  „um  sie  an  der  strahlenden 
Sonne  seines  mächtigen  Genius  zu  unge- 
ahnter Blüte  heranreifen  zu  lassen."  Was 
Liszt's  Schaffen  auf  dem  Gebiet  der  Klavier- 
musik anbetrifft,  so  finden  wir  bei  ihm  aUe 
individuellen  und  nationalen  Grenzen,  die  uns 
bei  Schumann  (und  Chopin)  entgegentreten, 
durchbrochen;  Liszt  ist  nicht  bloss  national, 
er  ist  auch  international;  —  er  hat  nicht  bloss 
einige  individuellen  Töne,  etwa  die  des  Hero- 
ischen und  des  Humors,  nicht  bloss  Florestan- 
und  Eusebiustöne,  die  ihm  in  reichster  Aus- 
bUdung  zur  Verfügung  stehen,  nein,  er  be- 
herrscht die  ganze  Skala  aller  Empfindungen, 
deren  das  musikalische  Herz  nur  fähig  sein 
kann,  vom  Naiven,  Kindlichen,  Schwärmeri- 
schen an  bis  zum  Pathetischen,  Extatischen,  bis 
zur  grausamsten  Tragik  des  Verzweiflungs- 
vollen; ihm  stehen  die  Stimmen  aus  der  Höhe 
und  aus  der  Tiefe,  seraphische  Aetherklänge 
des  Himmels,  aber  auch  die  dämonischen, 
abgrundtiefen  Seufzer  der  Hölle  zu  Gebote. 
Es  steht  uns  ausser  Frage,  dass  wir  betreffs 
des  Schaffens  Liszt's  in  der  Sphäre  der 
Klaviermusik  seine  schrankenlose  Universalität 
anzuerkennen  und  zu  bewundern  haben.  Steht 
bei  Schumann  die  Intensivität  seines  musi- 
kalischen Ausdrucksvermögens  im  Vorder- 
grund, bei  Liszt  die  Extensivität  desselben. 
Alles,  was  die  Natur  bietet,  wird  ihm  zum 
Anlass  musikalisch  beredter  Darstellung,  die 
immer  dem  spezifischen  Charakter  des  ge- 
schilderten Naturobjektes  entspricht.  Die  land- 
schaftlichen Eindrücke  der  Schweiz,  Italiens 
bieten  ihm  Anregung  zum  musikalischen  Pro- 
duzieren, und  zwar  jede  in  besonderer  Weise, 
„Les  cloches  de  Geneves"  wecken  in  ihm  durch 
ihren  Klangzauber  eigene  Träumereien;  in 
„au  lac  de  Wallenstädt"  hören  wir  förmlich  die 
Wellen  leise,  sanft  schmeichelnd  an  den 
Strand  kosen,  wie  es  hier  so  häufig  der  Fall 
ist;  —  die  dichterischen  Meisterwerke  fast  aller 
Kunstperioden  (z.  B.  die  Sonette  Petrarka's), 
die  Schicksale  hervorragender  Persönlichkeiten, 
Mazeppa's,  Don  Juan's,  entlocken  Liszt  Pro- 
duktionen, die  sich  charakteristischer  nicht 
denken  lassen.  Die  Melodik  des  Italieners  in 
ihrer  sinnlich  berückenden  Glut  oder  in  ihrer 
träumerischen  Weise,  wie  sie  z.  B.  über  den 
Lido  von  Venedig  in  seiner  Gondoliera  oder 
in  der  Canzonetta  dahinflutet,  das  leiden- 
schaftlich accentuierte  Feuer  des  Ungarn,  des 
Zigeuners     in    den    Rhapsodieen    mit    ihrer 


—     152     — 


sprühenden  Rhythmik,  die  Grazie,  die  Causerie, 
der  Esprit  des  Franzosen  und  last  not  least 
die  gemütswarme  Tiefe  des  Deutschen,  die 
goldenen  Bronnen,  aus  denen  urdeutsche 
Märchengestalten    zum    Vorschein    kommen, 

alles  dieses  reicht  sich  einander  die  Hand, 

um  einen  heiligen,  tanzenden,  dionysischen 
Kunstreigen  zu  bilden,  der  seine  Kreise  in  die 
Ewigkeit  fortschwingt  ....  Wie  aber  Liszt 
in  der  Klavierkomposition  auf  den  Schu.tern 
Schumann's  steht,  nur  dass  er  seinen  uni- 
versalen, sich  alles  untertänig  machenden  Sinn 
nicht  verleugnen  kann,  während  Schumann's 
Ideenkreis  beschränkter,  dafür  aber  auch  tiefer 
ist,  so  auch  in  formaler  Beziehung  als 
Schöpfer  des  modernen  Klaviersatzes.  Es 
gäbe  Reinen  Liszt,  wenn  ihm  Schumann  (natür- 
lich neben  Chopin)  nicht  vorgearbeitet  hätte. 
Ist  schon  bei  Schumann  das  Passagenwerk 
nirgends  dekorativ  (vielleicht  einige  Variationen 
über  Abegg  ausgenommen),  bei  Liszt  begegnen 
wir  nirgends  einer  nichtssagenden,  öden  Klavier- 
phrase;  sie   hat  immer  ihren  tiefen  Sinn  und 


entspricht  wenigstens  stets  dem  innersten  Stim- 
mungsgehalt. Was  er  an  Thalberg  tadelt,  dies 
zu  vermeiden,  hat  ihn  seine  innerste,  allem 
Flachen,  Oberflächlichen  abholde  Natur,  aber 
auch  Schumann  gelehrt.  Am  wunderbarsten 
erscheint  uns  die  innere  Konsequenz  zwischen 
Inhalt  und  Form,  zwischen  Stimmung  und 
Passagenwerk  u.  a.  in  der  herrlichen  Don  Juan- 
Fantasie!  Hier  ist  keine  Phrase,  die  nicht  ein 
wesentliches  Charakteristikum  des  inneren 
Gedankens  bildet!  Durch  welche  Passagen 
kann  man  das  vor  Lebenslust  überschäumende 
Temperament  besser  malen,  als  es  hier  ge- 
schehen ist!  Und  gleich  am  Anfang  die 
rollenden  (daher  chromatischen)  Donner  des 
Gerichts!  Und  dann  der  künstlerische  Auf- 
bau des  Ganzen!  Ebenso  geschlossen  und 
einheitlich  unter  Benutzung  der  Mozart'schen 
Motive,  wie  die  Schumann'schen,  ebenfalls  oft 
bekannte  Motive  verarbeitenden  Fantasiesätze, 
die  doch  auch  die  jedesmalige  Stimmung  unter 

allen  Umständen  festhalten! 

(Schlnss  folgt.) 


V0ep  \sY  tf)usiHa1iscb? 

Von 
Professor  Dr.  Otto  Klauwell. 

(Schlnss.) 


Za  den  hiermit  entwickelten  nn entbehrlichen 
Erfordernissen  des  Musikalischseios  tritt  schliess- 
lich als  notwendige  Ergänzung  ein  gntes  musi- 
kalisches Gedächtnis  —  notwendig,  teils,  um 
die  Grnndmotive  eines  Stückes  bei  ihrer  späteren 
Wiederkehr  auch  unter  erschwerenden  Umständen 
sicher  wiederzuerkennen,  teils,  um  die  mannig- 
faltigen Einzelerscheinungen  zum  richtigen  Gesamt- 
bilde zusammenzuschliessen,  teils  endlich,  um  aller- 
hand nutzbringende  Vergleiche  eines  Stückes  mit 
früher  gehörten  Stücken  desselben  oder  anderer 
Komponisten  anzustellen. 

„Zu  viel",  höre  ich  hier  ausrufen,  «was  da 
alles  von  einem  musikalischen  Hörer  verlangt  wird! 
Das  sind  Anforderungen,  die  für  den  Künstler, 
den  Komponisten,  den  Virtuosen  unerlässlich  sein 
mögen,  die  aber  an  den  einfachen  Hörer  billiger- 
weise nicht  gestellt  werden  können."  Zur  Beruhi- 
gung sei  hierauf  erwidert,  dass  die  Sache  sich  bei 
nähei'om  Zusehen  nicht  gar  so  schlimm  verhält, 
wie  es  den  Anschein  hat.  Ganz  richtig  zunächst, 
dass  jene  vom  musikalischen  Hörer  verlangten 
Eigenschaften  dieselben  sind,  über  die  auch  der 
Künstler,  mag  er  sich  produktiv  oder  reproduktiv 
in  der  Musik  betätigen,  in  souveräner  Weise  ver- 
fügen  muss,   ebenso  richtig  aber  auch,  dass  er  in 


der  Erfüllung  jener  Anfordeiningen  nur  von  dem 
richtig  beurteilt  werden  kann,  der  seine  Kunst- 
leistnng  nicht  nur  nach  ihrem  Gesamteindrack  za 
geniessen  versteht,  sondern  ihr  auch  in  dem  (Ge- 
webe ihrer  elementaren  Ausdrucksmittel  und  in 
ihrem  allmählich  sich  entwickelnden  Aufbau  mit 
aufmerksamem  Verdtändnis  zu  folg^en  weiss.  Der 
Unterschied  zwischen  Künstler  und  einfachem 
Hörer  ist  nun  darin  zu  suchen,  dass  von  jeneiu 
eine  bewuBSte,  ins  Einzelne  gehende  Kenntnis,  ein 
umfassendes,  begründetes  Wissen  aller  mit  den 
genannten  Anforderungen  zusammenhängenden 
musikalischen  Disziplinen  zu  fordern  ist,  während 
für  den  Hörer  ein  instinktiver  Hlick  für  das 
in  jenen  Disziplinen  zum  Ausdruck  kommende 
Gesetzmässige  in  der  Musik  zu  ihrem  Verständms 
genügt.  Der  Besitz  dieses  angeborenen 
Sinnes  für  das  Musikalisch-Gesetzmässige 
ist  es,  worin,  auf  die  kürzeste  Formel  ge- 
bracht, das  Wesen  des  Mu^ikalischseins  im 
letzten  Grunde  beruht.  Für  den  so  beanlagten 
Hörer  bedarf  es  nicht  der  namentlichen  Kenntnis 
der  einzelnen  Intervalle,  er  braucht  sich  nicht  die 
rhythmischen  Verhältnisse  einer  Komposition  rech- 
nerisch klarlegen  zu  können  und  kann  doch  der 
ganz  bestimmten,  aus  den  melodischen  und  rhyth- 


153     — 


mischen  Beziehungen  sich  ergebenden  ästhetischen 
Eindrücke  auf  sich  vollständig  sicher  sein.  Er  hat 
nicht  nötig  za  wissen,  was  man  anter  einem  über- 
mässigen Dreiklang,  einem  Qnintsextakkord,  einem 
verminderten  Septimenakkord  versteht,  ohne  doch 
im  gegebenen  Palle  über  die  Notwendigkeit  und 
bestimmte  Art  ihrer  Auflösung  im  Zweifel  zu  sein. 
Er  braucht  nicht  systematische  Studien  über 
Formenlehre  betrieben  zu  haben,  um  doch  die 
ästhetische  Logik  in  der  Entwicklung  einer  Kom- 
position und  den  Einfluss  ihres  Aufbaues  auf  die 
individuelle  Art  ihres  Vortrages  zu  empünden: 
alles  dies  unter  der  Voraussetzung  jenes  ihm 
eig^enen  instinktiven  Gefühls  für  musikalische 
Gesetzmässigkeit. 

Wenn  sich  schon  der  in  dem  dargelegten  Sinne 
musikalisch  zu  nennende  Hörer  in  seinem  Verhält- 
nis zum  Kunstwerk  gegen  den  unmusikalischen  in 
grossem  Vorteil  befindet,  so  wird  sich  jenes  Ver- 
hältnis noch  weit  fruchtbarer  gestalten,  wenn  er 
die  ihm  verliehene  Naturanlage  durch  zweckent- 
sprechende Studien  aus  ihrem  Naturalismus  heraus 
zum  bewussten  Besitz  zu  erheben  sacht.  „Was 
da  ererbt  von  deinen  Vätern  hast",  könnte  man 
gerade  ihm  mit  Recht  zurufen,  „erwirb*  es,  um  es 
zu  besitzen!*  Der  hierzu  einzuschlagende  Weg  er- 
gibt sich  nach  unseren  Ausführungen  von  selbst. 
Musik-,  Harmonie- und  Formenlehre  sind  die 
drei  Disziplinen,  in  denen  sich  der  musikalisch 
Begabte  mehr  oder  weniger  heimisch  zu  machen 
hätte.  Will  er  sein  Verständnis  noch  tiefer  gründen, 
so  mag  er  sich  einen  Einblick  in  die  kontra- 
punktischen Eonnationen  z  u  versch äffen  suchen , 
und  nicht  zuletzt  wird  ihn  endlich  auch  die  Be- 
trachtung der  historischen  Entwtckelung 
unserer  Kunst  davor  bewahren,  mit  falschen  Vor- 
aussetzungen und  unberechtigten  Ansprüchen  an 
ein  Kunstwerk  heranzutreten,  ihn  vielmehr  in  jedem 
Einzelfalle  stets  den  richtigen  Standpunkt  des  Ge- 
niessens und  Benrteilens  gewinnen  lassen. 

Man  kann  wohl  annehmen,  dass  wirklich  musi- 
kalisch heanlagte  Menschen  auch  Spieler  eines 
Instrumentes  sind,  obwohl  es  nicht  immer  der  Fall 
zu  sein  braucht.  Es  bedarf  daher  wohl  kaum 
noch  der  Betonung,  dass  neben  dem  bedachtsamen 
Musikhören  das  praktische  Musizieren  mehr 
als  alles  andere  geeignet  ist,  die  musikalische  Natur- 
anlage zu  entwickeln  und  zu  fördern.  Ja,  es  dürfte 
wohl  nur  geistig  ausserordentlich  hochstehenden 
Naturen,  und  auch  diesen  nur  unter  besonders 
günstigen  umständen,  gelingen,  ohne  jede  eigene 
praktische  Musikausübung  zu  einem  tieferen  Ver- 
ständnis des  allgemeinen  Wesens  der  Musik  und 
der  Eigenart  der  einzelnen  Kunstwerke  hindurch- 
zudringen. Das  praktische  Musizieren  hat  vor  dem 
blossen  Hören  den  grossen  Vorzug,  dass  man  nicht, 
wie  bei  diesen,  das  Kunstwerk  nur  einmal  (wer 
weiss,  für  wie  lange  2ieit?)  am  Ohre  vorüber- 
rauschen zu  lassen  braucht,  sondern  dass  man  es 
Fich  im  Ganzen  und  in  seinen  Teilen,  nach  Wunsch 


und  Bedürfnis,  wiederholt  vortühren  kann,  um  da- 
durch die  Bekanntschaft  immer  fester  zu  knüpfen, 
immer  nutzbringender  zu  verwerten.  Indem  man 
auf  diesem  Wege  nicht  nur  die  Besonderheiten  der 
einzelnen  Kunstwerke  genauer  kennen  lernt,  sondern 
vor  allem  auch  das  allen  echten  Kunstwerken 
Gemeinsame  durch  Vergleichung  sich  immer 
klarer  zum  Bewusstsein  führt,  muss  es  Einem  ge- 
lingen, die  Sprache  der  Musik,  ihren  Formenreich- 
tum und  ihren  Satzbau  immer  deutlicher  zu  er- 
fassen, immer  inniger  zu  durchdringen.  Es  muss 
Einem  dabei  ergehen  wie  mit  der  Muttersprache, 
die  man  dadurch,  dass  man  sie  von  Jugend  auf 
ausschliesslich  hört,  allmählich  verstehen  und  ge- 
brauchen lernt,  ohne  ihrer  Eegeln  und  Gesetze, 
auch  nachdem  man  sie  längst  selber  richtig  anzu- 
wenden gelernt  hat,  als  solcher  inne  zu  werden. 
Vieles  gewohnheitsmässige  Hören  und  Spielen  ist 
für  einen  grossen  Bruchteil  aller  Mnsiktreibenden 
die  einzige  Schule  gewesen,  in  der  sie,  auf  dem 
Grunde  ihrer  natürlichen  Anlage  und  technischen 
Ausbildung,  zu  musikah'schen  Menschen  im  höheren 
Sinne  herangereift  und  dadurch  in  die  liage  ver- 
setzt worden  sind,  ein  selbständiges  Urteil  in  musi* 
kaiischen  Dingen  abgeben  za  können. 

Mit  Bezug  auf  das  Musik  hören  möchte  ich 
zum  Schluss  die  Bemerkung  nicht  unterdrücken, 
dass  unsere  grossen  öffentlichen  Konzerte  in  der 
Form,  die  sie  nach  und  nach  angenommen  haben, 
und  mit  allen  den  Nebenumständen,  die  ihnen  not- 
wendig anhängen,  der  richtigen  und  förderlichen 
Aufnahme  der  Musik  nichts  weniger  als  günstig 
sind.  Die  Übergrosse  Ausdehnung  und  verschwende- 
rische Ausstattung  unserer  in  greller  Beleuchtung 
erstrahlenden  Konzertsäle,  die  in  die  Tausende 
gehende  Zahl  der  Zuhörer,  deren  weitaus  grösstem 
Teile  man  schon  an  den  Gesichtern  ablesen  kann, 
dass  sie  weder  Verständnis  noch  überhaupt  Inter- 
esse für  die  zu  erwartenden  Darbietungen  mit- 
bringen, die  bunte  Zusammensetzung  der  Pro- 
gramme, falls  es  sich  nicht  gerade  um  einheitliche 
grössere  Werke  handelt,  die  langen  Pausen,  die 
von  vielen  geübte  Unsitte  des  zu  spät  Kommens 
oder  zu  früh  Aufbrechens:  alles  das  ist  so  recht 
dazu  angetan,  die  zum  Musikgenuss  so  unerläss- 
liche  Sammlung  und  Buhe  des  Gemütes  von  vorn- 
herein zu  unterbinden,  den  ruhigen  Ablauf  des 
musikalischen  Denkprozesses  beständig  zu  unter- 
brechen, etwaige  tiefere  Eindrücke  schon  im  Ent- 
stehen zu  unterdrücken.  Prunklosere  aber  reinere 
Genüsse  verschafft  uns  der  Besuch  kleinerer, 
intimerer  Musikaufführungen,  wie  Elammeimusik- 
konzerte,  Liederabende  u.  dergl.,  ganz  besonders 
aber  das  schon  berührte  eigene  häusliche  Musi- 
zieren —  sei  es  allein  oder  mit  einigen  wenigen 
gleichgesinnten  Kunstfreunden  — ,  bei  dem  aktive 
und  passive  Musikpflege  fördernd  und  ergänzend 
einander  die  Hand  reichen.  Wenn  auch  die  grossen 
Orchesterwerke,  wenigstens  in  ihrer  Originalgestalt, 
von  solchen  Veranstaltungen  ausgeschlossen  bleiben 


154     — 


müssen,  so  ist  dennoch  die  hier  heranzuziehende 
Literatur  von  solchem  Umfang  and  solcher  Be- 
deutung, dass  sie  mehr  als  hinreicht,  die  schlum- 
mernde musikalische  Begahung  zu  wecken,  zu 
nähren  und  nach  jeder  Bichtung  bis  zur  Voll- 
kommenheit  auszubilden.    Und   so   sei  denn  auch 


in  diesem  Znsammenhange  allen  ernsthaft  Mn^ik- 
treibenden  die  Pflege  der  Hausmusik,  jener  ehe- 
dem so  hochgehaltenen,  heute  durch  den  öffent- 
lichen Musik  betrieb  so  arg  in  den  Hintergrund 
gedrängten  Gepflogenheit  des  Musizieren»,  mit  be- 
sonderem Nachdruck  ans  Herz  gelegt. 


Bogelbept  HutDperdiocVs  M@ie  Heirat  xifldw  SfOl\W\ 


Von 
llr.  Karl  ütorek. 


Die  peinlichen  Gradmesser  der  Aufnahme  n«  uer 
Werke  in  unserem  königlichen  Opernhanse 
stritten  sich  darum,  ob  es  mehr  sei,  als  ein  gewiss 
sehr  schöner  Achtungserfolg,  den  Humperdinck 
mit  seiner  neuen  Oper  errungen  habe.  Ich  ging 
still  für  mich  und  sagte  mir:  durch  etliche  un- 
barmherzige Striche  kann  hier  eine  Spieloper 
geschaffen  werden,  die  einen  lang  anhaltenden 
vollen  Erfolg  haben  wird.  Mir  aber  wäre  lieber, 
der  Erfolg  wäre  kleiner  und  gälte  dem  Versuch 
einer  wirklichen  deutschen  komischen  Oper* 
Der.n  eine  solche  ist  Humperdinck's  Werk  leider 
nicht;  vielleicht  aber,  gerade  weil  sie  uns  in  stoff- 
licher Hinsicht  wertvolle  Aufschlüsse  bringt,  ein 
Schritt  dazu.  Indessen  ich  will  löblich  der  Reihe 
nach  verfahren  und  zunächst  den  Inhalt  erzählen, 
der  dem  älteren  Geschlecht  aus  des  älteren  Dumas 
früher  oft  gespieltem  Lustspiel:  „Les  demoiselles 
de  St.-C^'^r"  (1843)  noch  bekannt  sein  dürfte.  Auch 
Dellinger  hat  bereits  einmal  den  Stoff  zu  seiner 
Operette  „Die  Mädchen  von  St.-Cyr*  benutzt. 
Humperdinck  hat  sich  sein  Buch  selbst  geschrieben 
und  damit,  von  einipfen  Entgleisungen  abgesehen, 
sicher  einen  der  unterhaltsamsten  Operntexte  ge- 
schaffen, die  uns  im  letzten  Jahrzehnt  vorgesetzt 
wurden.  Eine  kurze  Nacherzählung  wird  das  be- 
weisen und  gleichzeitig  unsere  nachherigen  Aende- 
rungsvorschläge  unterstützen 

Erster  Akt:  Die  Zöglinge  des  Fräuleinstiftes 
von  Sr.-Cyr  kommen  von  einem  Spaziergange  unter 
heiterem  Singen  zurück;  jetzt  ein  frommer  Gesang 
zur  Madonna,  dann  verschwinden  sie  im  Hause. 
Dieses  steht  unter  der  I^eitung  der  Frau  von 
Maintenon,  die  selber,  wie  das  ja  mehreren  könig- 
lichen Maitressen  geschah,  die  ruhige  Weisheit,  zu 
der  sie  durch  ein  unruhiges  Leben  gekommen, 
ihren  Zöglingen  gleich  in  der  Jugend  vermachen 
möchte.  Es  herrscht  im  Hause  also  strenge  Zucht ; 
trotzdem  gelingt  es  einer  der  besterzogenen  Damen, 
Hedwig  von  Merian,  im  Park  zurückzubleiben. 
Ihr  Herz  ist  in  stürmischer  Wallung,  da  ihr  der 
Graf  Montfort  zugeiiüstert  hat,  den  Brief,  den  er 
unter  der  Ulme  im  Parke  verborgen  hat,  zu  lesen 
Trotzdem  die  Liebe  auf  den  ersten  Blick  in  ihr 
Herz  eingezogen  ist,  würde  sich  Hedwig  über- 
winden und  den  Brief  ungelesen  lassen,  hätte  nicht 


ihre  Freundin  Luise  Mauclair  die  Aufregung  lled- 
wig^s  bemerkt.  Nun  eilt  das  lustige,  zu  allen  über- 
m fitigen  Streichen  aufgelegte  Bürgerkind  der  sec- 
timental  angelegten  Freundin  zu  Hilfe.  NatGrIich 
muss  solch  ein  Brief  gelesen  und  auch  das  darin 
verlangte  Stelldichein  zum  leutigen  Abend  be- 
willigt werden.  Da  kliirt  ein  Schlüssel  in  der 
Pforte,  herein  tritt  Graf  Montfort.  Hedwig  tlleht 
ins  Haus,  aber  in  Luise  hat  sie  die  denkbar  bi&to 
Vertretung.  Fi  au  von  Maintenon  muss  ihre  Schüu- 
linge  gründlich  vor  den  Herren  vom  Hofe  gewarnt 
haben,  jedenfalls  versucht  die  Kleine  wacker,  hintrr 
die  wahren  Absichten  des  Grafen  zu  kommeo. 
Trotzdem  dieser  die  Beinheit  derselben  betenert. 
traut  sie  ihm  nicht;  aber  wenn  hier  ein  Spiel 
beabsichtigt  ist,  will  bie  das  Spiel  gewinnen.  - 
Den  Grafen  lockte  in  der  Tat  das  Abenteuer. 
Freilich  ist  er  recht  verliebt  in  die  schöne  Hedwig:, 
die  er  beim  Schul  fest  der  Anstalt  gesehen,  aber 
heiraten  ?  —  Man  geniesst  doch  nicht  umsonst  deu 
ja  von  einem  Standpunkt  aus  —  und  die  Herrenwelt^ 
des  ancien  regime  liannte  keinen  anderen  —  be- 
neidenswerten Huf  eines  Don  Juän's.  Ein  Zofail 
erleichterte  ihm  das  Eindringen  in  diesen  Park. 
Der  Herzog  Philipp  von  Anjon,  der  am  nächsten 
Ta^e  nach  Madrid  abreisen  wird,  um  als  Philipp  V. 
Spaniens  Königsthron  zu  besteigen,  hat  den  Grafen 
mit  der  Erledigung  einer  Liebesangelegenheit  be- 
traut und  ihn  hierher  bestellt.  Die  schmeichelhafte 
Aufforderung,  den  König  als  maitre  de  plaisir  na<*h 
Madrid  zu  begleiten,  lehnt  Montfort  ab.  Philipp  V. 
hat  in  dieser  Hinsicht  Verständnis  für  „Liebes- 
affären''; so  verlässt  er  allein  den  Park.  Montfort 
bleibt  zurück.  Bei  Hedwig  hätte  er  also,  da  »ie 
ihn  liebt,  leichtes  Spiel ;  wenn  nur  diese  wachsame 
Luise  unschädlich  gemacht  werden  könnte.  Da 
kommt  in  jenem  just  richtigen  Augenblick,  in 
dem  die  Vorsehung  der  über  der  Bretter  weit  walten- 
den Gottheit  allen  Liebesleuten  grundsätzlich  zu 
Hilfe  kommt,  des  Grafen  Freund  Emil  Duval  des 
Weges.  Er  hat  eigentlich  gar  keinen  Grnnd,  so 
lustig  zu  pfeifen,  denn  in  anderthalb  Stunden  will 
er  heiraten:  eine  verarmte,  würdevolle  Adlige,  die 
ihm,  dem  schwer  reichen  G^neralpächterssohn,  den 
Baronstitel  einbringen  soll.  Als  er  aber  hört,  dass 
es    hier    ein    Abenteuer    gilt,    um    das    ihn  selbst 


155     — 


Prinzen  von  Geblüt  beneiden  werden,  ist  er  natür- 
lich gern  bereit,  seinem  Freunde  eine  Stunde  lang 
zu  helfen.  Zum  Heiraten  kommt  man  ja  immer 
noch  zarecht,  wie  er  meint;  nun,  er  kommt  zu 
spät  und  dadurch  zu  früh  dazu.  Indes,  zunächst 
geht  alles  nach  Wunsch.  Duval  fängt  Luise  ab 
und  überrascht  sie  durch  ein  leidenschaftliches  Be- 
kenntnis seiner  Liebe,  sodass  sie  ihre  Freundin 
völlig  aus  den  Augen  verliert.  Das  heisst:  Luise 
ist  ein  so  schlaues  Kätzchen,  vielleicht  lässt  sie  die 
Maus  nur  deshalb  so  sicher  naschen,  weil  sie  des 
Fanges  sicher  isfc.  Graf  Montfort  hat  mit  Hedwig 
^eichtes  Spiel;  ihr  Herz  gehört  ihm,  und  als  jetzt 
die  schmachvolle  Entdeckung  durch  das  in  Auf- 
ruhr geratene  Stift  droht,  tiberredet  er  sie  leicht 
zur  Flucht.  Beide  Paare  —  Duval  natürlich,  um 
zur  Trauung  zu  entHiehen  —  eilen  nach  der  Pforte. 
Diese  Öffnet  sich  —  davor  steht  eine  militärische 
Wache,  die  die  Liebhaber  nach  der  —  Bastille  zu 
bringen  den  Befehl  hat. 

Zweiter  Akt:  Ein  Gefängnis  in  der  Bastille. 
Kein  angenehmer  Aufenthalt  für  einen  Grafen, 
auch  nicht  für  einen  verwöhnten  und  obendrein 
hungrigen  Generalpächterssohn.  Mit  jener  ver- 
nichtenden Logik,  die  noch  heute  das  Vorrecht 
verliebter  Männer  ist,  wütet  Graf  Montfort  in 
rasendem  Schmerz.  Dass  ihn  diese  reine  Maid  be- 
trog, dass  sie  ihn  verriet,  dass  er  sie  —  doch  nein ! 
Gewiss,  erst  hatte  er  bloss  an  ein  Abenteuer  ge- 
dacht, aber  jetzt  spürt  er,  wie  wahrhaft  er  Hedwig 
liebt.  Und  dass  sie  ihn  an  Frau  Maintenon  verriet, 
ist  ihm  klar.  An  Luise  denkt  er  in  der  Ueber- 
legenheit  männlicher  Menschenkenntnis  gai-nicht. 
Und  es  gibt  gegen  Frau  Maintenon  keinen  Wider- 
stand. Ein  königlicher  Kabinetsbefehl  ist  bereits 
erwirkt:  die  beiden  verliebten  Herren  bleiben  so- 
lange bei  Brot  und  Wasser  in  der  Bastille,  bis  sie 
den  beiden  Fräulein  von  Saint- Cyr  durch  die  Heirat 
ihre  volle  Ehre  gegeben.  —  Nun  wohl,  so  bleibt  also 
nichts  übrig,  als  diese  Heirat  wider  Willen.  Aber 
die  Frauen  sollen  es  büssen;  unmittelbar  nach  der 
Trauung  werden  die  beiden  Freunde  nach  Spanien 
an  Philipp's  V.  Hof  eilen.  So  geschieht  es.  Die 
völlig  ahnungslose  Hedwig  bricht  darob  zusammen; 
Luise  ist  als  Frau  Duval  übermütiger  denn  je. 

Dritter  Akt.  Heute  ist  grosses  Fest  am  spani- 
schen Hofe,  und  damit  der  erste  lustige  Tag 
wenigstens  für  Duval;  denn  Montfort  kann  sein 
Erlebnis  mit  Hedwig  nicht  verwinden.  Er  hat 
doch  wahrhaft  geliebt  und  fühlt  sich  umso  grau- 
samer betrogen.  Da  waren  zwei  Fran2Ö8innen  ein- 
geführt. Wie  der  Gesandte  unseren  Freunden  ver- 
rät, haben  die  Damen  ohne  ihr  Wissen  den  Auftrag, 
den  König  für  sie  zu  gewinnen  und  ihn  so  dem 
Einfluss  seiner  bisherigen  Geliebten,  der  spanischen 
Gräün  Orsini,  zu  entziehen.  Die  beiden  Freunde 
sind  von  dem  Plan  begeistert,  denken  aber  bald 
anders,  als  sie  in  den  beiden  Damen  ihre  Frauen 
erkennen.  Duval  kommt  mit  seiner  Frau  schnell 
ins   Beine.     Montfort   ist   zwar,    wie  ihm  Hedwig 


sagt,  durch  Trennung  der  Ehe  frei,  aber  jetzt 
schlagt  die  Liebe  über  ihm  ihre  Flammen  zusammen, 
und  als  er  sieht,  wie  der  König  um  die  Liebe 
Hedwigs  wirbt,  tritt  er  dem  Fürsten  schroff  ent- 
gegen, ja  lässt  sich  so  hinreissen,  dass  er  den 
Degen  zieht.  Die  Wache  kommt,,  es  sieht  bedroh- 
lich aus;  aber  den  vereinten  Bitten  der  Liebenden 
vermag  Philipp  nicht  zu  widerstehen.  So  sind  sie 
denn  glücklich  vereint,  zumal  Luise  bekennt,  dass 
sie  es  gewesen,  die  etwas  Vorsehung  gespielt  hat. 

Es  hat  etwas  Rührendes,  wie  der  Deutsche 
in  Humperdinck  bei  diesem  französischen  Stoff 
sich  immer  wieder  zum  Worte  meldet  und  eigent- 
lich dadurch  die  dramatische  Wirkung  schädigt. 
Der  Deutsche  stösst  sich  an  der  leichtsinnigen  Art 
dieses  auf  Liebesabenteuerausgehens,  wie  es  hier 
geschildert  ist,  er  kommt  nicht  dahin,  eine  solche 
Don  Juannatur  als  etwas  von  vornherein  Be- 
rechtigtes anzusehen  und  muss  sich  nun,  da  doch 
dieser  Don  Juan  schliesslich  eine  sympathische 
Bolle  spielen .  soll,  damit  abgeben,  durch  breite 
Erklärungen  darzutan,  dass  es  eigentlich  garnicht 
schlecht  gemeint  war,  dass  er  schliesslich  auch 
ohne  Eingreifen  von  Zufällen  zu  derselben,  für 
unser  Gefühl  bloss  ehrlichen  Handlungsweise  ge- 
kommen wäre,  zu  der  er  jetzt  gezwungen  wird. 
Ebenso  glaubt  der  Deutsche  es  seinem  Mädchen- 
ideal schuldig  zu  sein,  jede  Verdächtigung,  als  ob 
dieses  Mädchen  durch  List  und  Schlauheit  dazu 
beigetragen  hätte,  sich  den  Geliebten  einzufangen, 
ausdrücklich  entkräften  zu  müssen.  Endlich  aber 
gar,  als  ein  König  sich  recht  unvermittelt  um  die 
Gunst  einer  verheirateten  Frau  bewirbt,  wobei  der 
ganz  durchsichtige  Zweck  ist,  dass  diese  seine 
Maitresse  werden  poll,  da  widerstrebt  dies  auch 
wieder  der  deutschen  Ehrfurcht  vor  dem  Gedanken 
der  Majestät,  und  so  geht  er  hin  und  macht  aas 
einem  vergnügungssüchtigen  Lebemann  die  fast 
tragisch  wirkende  Erscheinung  eines  Einsamen  auf 
der  Höhe  des  Thrones,  der  sich  da  unglücklich 
fühlt  und  nur  durch  die  verstehende  Liebe  eines 
reinen  Mädchens  getröstet  werden  kann.  Diese 
drei  Punkte,  in  denen  der  Deutsche  in  Humper- 
dinck zum  Ausdruck  kommt,  daneben  freilich  noch 
viele  kleine  einzelne  Worte,  haben  den  Erfolg  seiner 
komischen  Oper  wesentlich  beeinträchtigt.  Wenn 
der  Komponist  sich  entschliesst,  diese  Teile  weg- 
zustreichen, was  garnicht  schwer  ist,  da  sie  ja  mit 
dem  Organismus  des  französischen  Stoffs  garnicht 
verwachsen  sind,  so  wird  sein  Werk  als  Spieloper 
einen  viel  einheitlicheren  Eindruck  machen,  schlag- 
kräfti;^er  und  damit  erfolgreicher  werden.  Das 
französische  Vorbild  gibt  dazu  die  beste  Lösung 
an,  da  dort  König  Philipp  im  Einverständnis  mit 
den  beiden  Frauen  steht  und  nur  zum  Schein  den 
Liebesantrag  stellt,  um  Montfort  zu  reizen.  Ein 
altes,  aber  immer  wirksames  Bezept  im  Kampf  der 
Frau  mit  und  um  den  Mann. 

Auch  dem  Musiker  in  Humperdinck  hat  sein 
Deutschsein   bei   dem  fremden  Stoff  Schwierig- 


—     156 


keiten  bereitet.  Wie  ia  so  zahllosen  französischen 
Lustspielen  and  Opern ,  haben  wir  aach  hier  die 
zwei  verschiedenen  Paare.  Das  eine,  in  diesem 
Falle  bürgerliche,  von  zugreifender  Derbheit,  aus- 
gelassen lustig,  genussfreudig  und  lebensklug;  das 
andere,  hier  adlig,  etwas  sentimental,  schwärmerisch 
und  leicht  bei  dem  Höhenwandel  seiner  Gefühle 
den  Einblick  in  die  tatsächlichen  Verhältnisse  ver- 
lierend. Bei  sämtliche}!  französischen  Komponisten 
und  Dichtern  kreuzt  sich  dann  das  Wesen  dieser 
Art,  oder  wenigstens  hat  das  hohe  Paar  immer 
einen  ^anz  gehörigen  Einschuss  von  der  Lebensart 
des  niederen.  Zu  einer  solchen  Gestalt  von  Un- 
schuld und  Edelmutsftille  und  dabei  völliger  Un- 
fähigkeit, einer  schweren  Lebensprüfung  anders 
als  mit  Tränen  und  Duldung  entgegenzutreten, 
wie  sie  hier  Humperdinck  aus  dem  einen  Stifts- 
fräulein gemacht  hat,  hätte  sich  ein  französischer 
Komponist  niemals  verstiegen.  Sind  in  der  franzö- 
sischen Oper  die  Herren  der  Schöpfung  Lebelente, 
die  soviele  der  Blumen  zusammenraffen,  als  sie 
erreichen  können,  so  wissen  hier  auch  die  tugend- 
haften Prauen  ganz  genau  um  diese  Art  der 
Männer  Bescheid  und  begegnen  ihnen  darum, 
wenigstens  theoretisch,  mit  denselben  Waffen. 
Humperdinck,  der  auf  der  einen  Seite  für  das 
lustige  Paar  den  übermütigen  Ton  der  französischen 
Spieloper  sehr  gut  getroffen  hat,  nahm  das  Leiden 
und  Empfinden  der  anderen  Hälfte  so  ernst  und 
schwer,  dass  er  hier  ganz  ins  Fahrwasser  des 
ernsten  Musikdramas  hineingeriet.  So  geht  ein 
schwerer  Zwiespalt  durch  den  Stil  des  Ganzen, 
der  natürlich  nicht  zu  heilen  ist,  aber  durch  die 
angeregten  Kürzungen  wenigstens  abgeschwächt 
würde,  da  diese  fast  ganz  diese  ernste  Seite  des 
Werkes  träfen. 

Ergibt  sich  schon  hier  immer  als  Schluss  der 
Gedanken  reihe,  dass  wir  eine  echte  deutsche 
komische  Oper  nur  auf  Grund  eines  deutschen 
Stoffes  erhalten  werden,  so  gilt  das  doppelt  von 
einer  Natur,  wie  der  Humperdinck's.  Sicher  ist  er 
kein  Musiker  von  wirklich  schöpferischer  Eigenart. 
Wir  dürfen  nicht  vergessen,  dass  auch  in  „Hansel 
und  Gretel'*  der  thematische  Gehalt,  in  dessen  Ge- 
staltung sich  doch  die  elementare  Schöpf nngskraft 
zuerst  äussern  müsste,  fast  ganz  aus  dem  Schatze 
der  deutschen  Volksmusik  geschöpft  war.  Humper- 
dinck's  grosse  Kunst  beruht  in  der  Feinheit  der 
Verarbeitung  eines  Gegebenen.  Er  ist  mehr  Ciseleur, 
als  Modellierer,  mehr  Goldschmied,  als  Plastiker. 
So  auch  in  seinem  neuesten  Werk.  Die  Partitur 
weist  in  der  Orchestrierung  und  in  der  Verarbeitung 


des  thematischen  Materials  eine  Fülle  feinster  Zöge 
auf.  Aber  die  Melodieerfindung  an  sich  ist,  trotz- 
dem sie  von  eigentlichen  Entlehnungen  sich  frei- 
hält, nirgends  von  charakteristischer  Eigenart. 
Darum,  so  schön  alles  klingt,  so  liebenswürdig  und 
gewinnend  der  Vortrag  stets  ist,  wir  vermissen  die 
schöpferische  Persönlichkeit.  Humperdinck  hat 
offenbar  für  dieses  Werk  die  französische  Chanson 
besonders  eifrig  studiert  und  hat  sowohl  für  die  Poin- 
tierung  des  Vortrags,  wie  für  die  leichte  Bewegung 
einer  aus  der  Sprache  herausblühenden  Melodik 
davon  sehr  viel  gelernt.  Aber  wieviel  ansgiebiger 
und  glücklicher  hätte  gerade  er  bei  einem  deutschen 
Stoffe  wieder  aus  dem  unerschöpflichen  Borne 
deutscher  Volksmusik  schöpfen  können!  Wie  ganz 
anders  hätte  seine  an  unseren  alten  Meistern  ge- 
schulte Art  der  thematischen  Verarbeitung  sich 
dann  im  Einklang  mit  dem  thematischen  Material 
befunden.  Damm  muss  es  gerade  jetzt,  wo  wir 
den  Stil  der  deutschen  komischen  Oper  suchen, 
oberstes  Gesetz  werden:  deutsche  Komponisten, 
wählt  deutsche  Stoffe.  Sonst  erbalten  wir 
allenfalls  eine  Bereicherung  unseres  Spielplans, 
nicht  aber  die  neue  Gattung,  die  uns  nottnt. 


Zwei  unserer  angesehensten  Gesangslehre- 
rinnen führten  ihre  Schüler  in  grösseren  Auffäh- 
rungen dem  Publikum  vor:  Frl.  Cornelie  van 
Zanten  xmd  Frl.  Emilie  von  Gramer.  Ueber 
die  Leistungen  der  letzteren  hatten  wir  schon 
wiederholt  Günstiges  berichten  können  und  er- 
freuten uns  auch  diesmal  wieder  an  den  Dar- 
bietungen. Neben  der  vorzüglichen  Aussprache, 
der  sicheren  Intonation  befriedigte  besonders  die 
frische  und  feinsinnige  Auffassung,  die  durchweg 
einen  Zug  von  gesunder  Natürlichkeit  zeigt.  Bas 
geschmackvoll  zusammengestellte  Programm  nüt 
auserlesenen  Perlen  unserer  Liedliteratur  trug  das 
Seinige  zum  Gelingen  bei. 

Sehr  interessant  waren  auch  die  Vorführungen 
Frl.  van  Zanten*s.  Bei  tadelloser  Intonation  ent- 
wickelten die  meisten  ihrer  Schüler  und  Schüle- 
rinnen einen  vollen,  schönen  Ton,  überall  war  die 
äusserst  sorgfältige  Schulung,  das  Streben,  in  den 
Geist  der  Tonstücke  e  nzudringen.  bemerkbar. 
Sololieder  wechselten  mit  Duetten  und  Terzetten, 
eine  Keihe  nordischer  Komponisten,  wie  Kor 
Kuiler,  Cath.  van  Rennes,  Henri  Vink,  FI. 
van  Duyse  kamen  mit  ihren  Schöpfungen  za 
Wort  und  gestaltete  sich  auch  dadurch  die  Auf- 
führung, die  zum  Besten  eines  unbemittelten 
Schülers  stattfand,  zu  einer  sehr  anregenden. 


Mitteilungen 

von  HoohBohulen  und  Konservatorien. 

Das  von  Gustave  Charpentier  vor  einigen      Konservatorium"    hat    seine     Pforten     schliesaen 
Jahren  in  Paris  ins  Leben  gerufene  „Mimi  Pinson-      müssen.    Das   Institut   bezweckte   eine  Art  mnsi- 


157     — 


kalificher  Volksschule  zu  sein,  in  der  Arbeiterinnen, 
Nähmädchen,  Putzmacherinnen  u.  s.  w.  unentgelt- 
lichen Unterricht  in  verschiedenen  mit  der  Musik 
in  mehr  oder  weniger  engem  Zusammenhang 
stehenden  Disziplinen  erhielten.  Die  Bebucherinnen 
der  Schule  konnten  Tonleitern  und  Volkslieder 
singen,  Klavier.  Violine,  Harfe,  Mandoline,  auch 
Orgel  spielen,  deklamieren«  tanzen  und  fechten 
lernen,  und  die  Idee  fand  bei  den  Pariser  Midinettes 
soviel  Anklang,  dass  die  Unterrichtsstunden  stets 
gut  besucht  waren.  Aber  da  die  Stadt  und  der 
Staat,  auf  deren  tatkräftige  Unterstützung  des 
Unternehmens  gerechnet  worden  war,  sich  nur  mit 
kaum  nennenswerten  Beiträgen  beteiligten  und  die 
Privatwohltatigkeit  auch  hinter  den  Erwartungen 
zurückhlieb,  stellte  sich  bald  das  Gespenst  eines 
starken  Defizits  ein.  Obarpentier  selbst  beglich 
nach  dem  ersten  Greschäft'tjahr  die  Fehlsumme  von 
24100  Pres,  aus  seiner  Tasche,  da  er  aber  seiner 
Gesundheit  wegen  ein  südliches  Klima  aufsuchen 
musste,  verlor  das  Institut  seinen  grossherzigen 
und  freigebigsten  Göoner,  sodass  es  zu  bestehen 
aufhörte. 

Das  „Konservatorium  der  Musik^^  von  Max 
Pohl,  Schöneberg-Berlin,  hat  sich  in  kurzer 
Zeit  einen  guten  Ruf  erworben  und  z<)igte  durch 
sein  2.  Öffentliches  Prüfungskonzert,  mit  welchem 
Ernst  und  welcher  Gründlichkeit  in  technischer 
und  musikali'-'eher  Hinsicht  unter  der  gewissen- 
haften Fährung  des  Leiters  an  der  'Anstalt  ge- 
arbeitet wird.  Die  jüngeren  und  vorgeschritteneren 
Schüler  der  Klavier-  und  Violinklassen  —  letztere 
aus  den  Klassen  des  Herrn  Jängerich  —  legten 
beredtes  Zeugnis  davon  ab.  Herr  Emil  Severin, 
Gesanglehrer  der  Anstalt,  unterstützte  die  Auf- 
führung durch  den  meisterhatten  Vortrag  einiger 
Loe  welscher  Balladen  und  Seh  über t'scher  Lieder 
und  errang  wohlverdienten  Beifall. 

Die  Osterprüfungen  der  Frankfurter  Musik- 
schule —  Direktorin  Frl.  Sophie  Henkei  — 
fanden  in  den  Tagen  vom  12.  bis  18.  April  statt-, 
in  6  Aufführungen  mit  reichhaltigen,  geschmack- 
voll zusammengestellten  Programmen  hatten  An- 
fänger und  Vorgeschrittenere  Gelegenheit,  Zeugnis 


von  dem  abzulegen,  was  sie  unter  zielbewusster, 
den  künstlerischen  Höhepunkten  zustrebender 
Leitung  gelernt.  Es  produzierten  sich  Zöglinge 
aus  den  Klavier-,  Violin-  und  Gesangs-Klassen  der 
Damen  Henkel,  Westenberger,  Klein,  Anthes,  Recke 
Blijenburg,  Benkard,  der  Herren  Thomas,  Ratzka, 
Aschaffenburg,  Rode,  Appunn  und  Kahl.  —  Das 
Sommersemester  hat  am  4.  Mai  begonnen. 

Das  Konservatorium  der  Musik  von  Oskar 
Krain  zu  Breslau  bot  in  seinem  letzten  Konzert 
hochanerkennungswerte  Leistungen.  Das  Pro- 
gramm setzte  sich  zusammen  ans:  Mozart  „C-moll 
Fantasie*  mit  dem  von  Edward  Grieg  dazu  ge- 
setzten zweiten  Klavier,  Beethoven,  „Romanze* 
für  Violine  und  Klavier  und  „C-moll  Klavierkonzert', 
Haydn  „G-dur-Sonate"  für  Violine  und  Klavier. 
Alle  Vorträge  waren  auf's  sorgfaltigste  einstudiert, 
wurden  rhythmisch  fest  und  plastisch  und  musi- 
kalisch feinfühlig  vorgetra^i^en,  ebenso  lobenswert 
war  das  Zusammenspiel.  In  der  Mozart'schen 
Fantasie  und  der  Romanze  hatte  Herr  Krain  selbst 
das  zweite  Klavier  übernommen. 

Das  Musikinstitut  von  Minna  Körner  in 
Gi essen  veranstaltete  zur  Einweihung  seines 
Konzert-Saales  in  dem  Neubau  an  der  Westanlage 
eine  Beethoven-Soiree,  ausgeführt  von  Schülern 
und  Freunden  der  Anstalt  und  Frl.  Kömer  selbst. 
Ein  poetischer  Prolog  von  Ernst  v.  Wilde nbruch 
leitete  die  Feier  stimmungsvoll  ein. 

Das  Brandenburgische  Konservatorium 
der  Musik.  Direktor  Bruno  Kittel-Berlin,  ver- 
anstaltetein  der  Philharmonie  eine  Aufführung  seiner 
Opern-  und  Schauspielschule.  Das  „Schülerorchester* 
des  Instituts,  dem  der  Leiter  eine  ganz  besondere 
Sorgfalt  zuwendet,  eröffnete  den  Abend  mit  Richard 
Wagner 's  ,  Kaisermarsch",  der  flott  und  lebendig 
zu  Gehör  kam;  ganz  besonders  gelang  den  jugend- 
lichen Spielern  später  die  .Freischütz-Ouvertüre", 
die  schwungvoll,  mit  trefflicher  Nüanzierung  und 
rhythmisch  straff  ausgeführt  wurde.  Die  weiteren 
Gaben  des  Abends  bestanden  u.  a.  in  Szenen  aus 
dem  „Freischütz",  in  denen  besonders  die  Chor- 
leistungen zu  rühmen  waren,  und  dem  Lustspiel 
»Renaissance^^ 


Yermlschte 

Professor  Julius  K niese,  der  Leiter  der 
Wagner-Stilschule  zu  Bayreuth,  ist  am  24.  April 
in  Dresden  am  Herzschlag  gestorben.  Mit  ihm 
ist  eine  künstlerische  Persönlichkeit  dahingeschieden, 
deren  Wirken  auf's  innigste  mit  den  Bayreuther 
Festspielen  seit  mehr  als  zwei  Jahrzehnten  ver- 
knüpft war.  Kniese,  am  21.  Dezember  1848  zu 
Roda  in  Altenburg  geboren,  erhielt  seine  musika- 
lische Ausbildung  durch  Brendel  und  Riedel  in 
Leipzig.  Im  Jahre  1876  wurde  er  Dirigent  des 
RühTschen  Gesangvereins  und  des  Wagnerver- 
eins in  Frankfurt  a.  M.,    1884   städtischer   Musik- 


Nachricliten. 

direktor  in  A a c  h  e n.  Im  Jahre  1889  siedelte  Kniese, 
der  sich  bereits  bei  der  Einstudierung  der  Chöre 
der  ersten  Parsifalaufführungen  (1882)  hervorgetan 
hatte,  ganz  nach  Bayreuth  über.  Hier  fand  er, 
einer  der  begeistertsten  Wagnerkenner,  Gelegenheit, 
im  Sinne  des  Meisters  zu  wirken;  er  stand  der 
Wagnerstil  schule  vor,  er  suchte  für  die  Festspiele 
geeignete  Kräfte,  er  beteiligte  sich  an  den  Ein- 
stndierungen,  und  gar  manche  Bayreuther  Gresangs- 
grösse  wurde  von  Kniese  in  den  Bayreuthstil  ein- 
geführt. Die  grosse  Gemeinde  der  Wagner- Verehrer 
wird   dem   Dahingeschiedenen    als  einem   der   be- 


—     158    — 


rnfensten  Hüter  der  Wagnerischen  Hinterlassen- 
schaft ein  ehrenvolles  Andenken  bewahren. 

Das  Programm  nnd  die  Solisten  der  Bach- 
konzerte  der  Berliner  Sing-Akademie  in 
Eisen  ach  am  26.  nnd  27,  Mai  sind  nun  endgiltig 
festgestellt.  Es  kommen  ausser  der  Johannis- 
Passion  am  26.  Mai  nnd  der  Matthäus-Passion 
am  27.  Mai  an  Orchesterwerken  das  1.  Branden- 
burgischeKonzertF-dur,  das  Doppelkonzert 
für  2  Violinen  D-molI,  das  Doppelkonzert 
für  2  Klaviere  C-dur,  sowie  eine  Sopran- Arie 
mit  Violinsolo  aus  der  Cantate  ^Gott,  man 
lobet  dich  in  der  Stille*  und  die  Suite  in 
D-dur  (mit  dem  Air)  zur  Aufführung.  In  den 
Passionen  werden  Frau  Grumbacher-de  Jong, 
FrauMeta  Geyer-Dierich,  Frau  Geller- Wolter 
und  Frau  Walter-Choinanus.  sowie  die  Herren 
Dierich,  Georg  Walter,  Messchaert,  van 
Eweyk,  von  Milde  und  Halir  mitwirken.  Das 
Konzeit  am  27.  Vormittags  werden  neben  den 
Berliner  Philharmonikern  Prof.  Joachim 
und  Halir,  Frau  Teresa  Carreiio,  Prof  Georg 
Schumann  und  Frau  Grumbacher-de  Jong 
aui'f  Uhren. 

Bestellungen  auf  Sammelbillets,  für  die 
3  Konzerte  giltig,  zu  20,  15,  10  Mk.  nimmt  die 
Brunn  er 'sehe  Hof-Buchhandlung  in  Eisenach 
entgegen;  auch  in  der  Sing-Akademie  zu  Berlin 
wird  über  Billets,  ihre  Bestellung  und  andere  diese 
Konzeite  betreffenden  Angelegenheiten  Auskunft 
erteilt. 

Die  vierte  Preisbeweibang  um  den  Rubin- 
steinpreis im  Betrage  von  je  5000  Francs  für 
Komponisten  und  Pianisten  findet  am  3.  August 
I9ü5  in  Paris  statt.  Das  Programm  des  Wettbe- 
werbs ist  folgendes: 

a)  Für  Komponisten:  L.  Konzertstück  für 
Klavier  mit  Orchester.  Es  sind  zwei  Exemplare 
der  vollständigen  Partitur  eiozureichen,  ferner  ein 
Exemplar  der  üebertragung  der  Orchesterpartie 
für  ein  zweites  Klavier,  sowie  die  Orchesterstimmen, 
und  zwar  ausser  für  Bläser  und  Schlagzeug  je  3 
für  erste  und  zweite  Violinen,  und  je  zwei  für 
Bratschen,  Violoncell  und  Kontrabass.  2  Eine  So- 
nate für  Klavier  allein  oder  mit  einem  oder  mehreren 
Streichinstrumenten.  Einzaliefern  sind  zwei  Exem- 
plare der  Komposition  und  je  ein  Exemplar 
der  dazu  gehörigen  stimmen.  3.  Verschiedene 
kleine  Klavierstücke,  in  zwei  Exemplaren  jedes. 
Die  Stücke,  die  noch  nicht  veröffentlicht  sein 
dürfen,  muss  der  Autor  selbst  vorspielen. 

b)  Für  Pianisten:  2.  und  3  Satz  des  Rubin- 
stein'scheu  G  dur-Konzertes  mit  Orchester.  Ein 
Präludium  mit  vierstimmiger  Fuge  von  Bach,  ein 
Andante  oder  Adagio  von  Haydn  oder  Mozart, 
eine  der  Boethoven'schen  Sonaten  op.  78,  81,  yj, 
101,  106,  ICl».  110,  111,  eine  Mazurka,  ein  Nocturne 


und  eine  Ballade  von  Chopin,  ein  oder  zwei 
Nummern  ans  den  „Fantasiestücken-^  oder  der 
„Kreisleriana"  von  Schumann  und  eine  Etade 
von  Liszt. 

Nähere  Auskunft  erteilt  die  Societe  Im- 
periale Russe  de  Musique  in  Petersburg. 

Heinrich  von  Kleist^s  „Kätchen  von  Heil- 
bronn", in  der  neuen  Bühnen  Einrichtung  des 
t>essauer  „Herzoglich.en  Hoftheaters**  (be- 
arbeitet von  Prof.  Dr.  Arthur  Seidl),  ging  am 
ersten  Osterf eiertage  am  Stadttbeater  zu  Görlitz 
vor  ausverkauftem  Hause  mit  Erfolg  in  Szene. 

Händeis  „Messias",  in  der  Bearbeitung  von 
Dr.  Chrysander,  wurde  von  der  deutseben  .Gesell- 
schaft für  Kunst  und  Wissenschaf f*  zu  Posen 
unter  Leitu Dg  von  Prof.  Hennig  in  wohlgelungener 
Weise  aufgeführt.  Die  mitwirkenden  Solisten 
waren:  Fr.  Dierich  Geyer,  Frl.  Müller-Hansen, 
die  Herren  Dierich  und  Heinemann. 

Der  Pianofortefabrikant  Ibach  in  Berlin,  In- 
haber der  Firma  Rud.  Ibach  Sohn  in  Barmen, 
erhielt  vom  Kaiser  von  Oesterreich  das  Prädikat 
eines  k.  k.  Hof-Pianofortefabrikanten. 

No.  81  der  Mitteilungen  der  Musikalien- 
handlung Breitkopf  &Härtel  in  Leipzig  trägt 
das  Bild  des  jüngst  verstorbenen  Mnsikgelehrten 
Robert  Eitner  und  wird  in  einem  ausführlichen 
Abschnitt  über  Leben  und  Werke  den  Leistungen 
dieses  Forschers  gerecht.  Von  der  im  Gange  be- 
lind liehen  Gesamtausgabe  der  musikalischen  Werke 
von  Peter  Cornelius  sind  nun  die  Lieder,  die 
Chöre  und  die  Oper  „Der  Barbier  von  Bagdad'*  in 
Origiiialgestalt  erschienen.  Gleichzeitig  herans- 
gegebene  Volks-  und  Einzel-Ausgaben  sollen  diesen 
Werken  in  allen  musikliebenden  Kreisen  Eingang 
verschaffen.  Die  Gesamtausgabe  der  Balladen  nnd 
Gesänge  von  Carl  Loewe  wurde  vor  knrzem 
vollendet  und  umfasst  in  17  Bänden  über  5<)0 
Nummern.  Die  Internationale  Musikgesell- 
schaft gibt  ihre  neuen  Aufgaben  und  Ziele  bekannt 
und  wendet  sich  werbend  an  alle  emstgesinuten 
Musiker  nnd  Frennde  der  Musik.  Der  neue  Jahr- 
gang der  Denkmäler  der  Tonkunst  in  Oester- 
reich enthält  den  2.  Teil  des  Opus  musicnm  von 
J.  Handl  und  16  Violinsonaten  von  H.  F.  Biber. 
Für  die  Denkmäler  deutscher  Tonkunst 
1.  Fol^e  sind  im  Stich:  F.  W.  Zachow's  Gesammelte 
Werke.  An  neuen  Aufführungen  von  Opern  aus 
dem  Verlage  von  Breitkopf  <fe  Härtel  sind  zu 
nennen:  „PepitaJimenez"  vonJ.  Albenitz(Brüssel), 
„die  Blinde*  von  V.  Neuville  (Kiel),  „Eddystone* 
von  A.Wallnöfer  (Nürnberg,  Fürth).  Für  Deutsch- 
land wurde  übernommen  „Der  Roland  von  Berlin" 
von  Leoneaval lo.  Umfangreiche  Berichte  über 
erschienene  und  demnächst  erscheinende  Bücher 
beseht iessen  das  Heft. 


'■''-<9^^^- 


—     159     — 


Bücher  und  Musikalien. 


Rudolf  Schwartz:  .Jabrbnch  der  Mnsikbibliothek 
Peters  für  1904^. 
i\  F.  Peteri,  Laipilff. 

Das  Jabrbncb  der  Masikbibliotbek  Peters  ent- 
hält, wie  immer,  eine  Fülle  anregenden  Stoffes. 
Der  einleitende  Artikel  berichtet  über  die  Benutzung 
der  Bibliothek  und  über  den  Neuerwerb  von 
Werken  aus  der  älteren  und  neueren  Musikliteratur, 
unter  den  älteren  Werken  ist  als  besonders  wert- 
voll hervorzuheben  die  Handschrift  eines  „Gra- 
duale  aus  der  Mitte  des  15.  Jahrhunderts^,  ein 
Pergamentkodex  mit  ]2  schönen  Miniaturen  in 
Farben  und  Gold  und  zalil reichen  Initialen.  Die 
Noten  in  der  Form  der  Nota  quadratae,  die  F-Linie 
rot,  die  C  -Linie  gelb.  —  Der  Schluss  des  einleiten- 
den Artikels  bringt  die  Zusammenstellung  der  am 
meisten  benutzten  Werke.  Das  Jahrbuch  enthält 
folgende  Aufsätze:  Max  Seiffert:  ,,Neue  Bach- 
Funde^S  —  sie  stützen  sich  aaf  eine  gleichfalls 
handschriftliche  Neuerwerbung  der  Bibliothek,  die 
Sammlung MempelTs  und  Preller's.  Hermann 
Kretzschmar  lieferte  2  Artikel:  „Die  musikge- 
schichtliche Bedeutung  Simon  Mayr's"  und 
„Kant's  MuKik  auf  fassang  und  ihr  Einüuss  auf 
die  folgende  Zeit."  Bichard  Wallaschek  be- 
spricht „Das  ästhetische  Urteil  und  die  Tages- 
kritik" und  Paul  Müller  veröffentlicht  eine  Reihe 
bisher  ungedrackter  Briefe  von  ,Hugo  Wolf  an 
Paul  Müller".  Den  Beschluss  bildet  das  von  dem 
Herausgeber  Rudolf  Seh  war  tzzasam  mengestellte 
Verzeichnis  der  in  allen  Kulturländern  im  Jahre 
liH)-4  erschienenen  Bücher  und  Schriften  über 
Musik;  es  füllt  die  stattliche  Zahl  von  45  doppel- 
spaltigen  Seiten.  ^^^  ^^^^^,, 

Albert  Becker,  Werke  für  Violine  und  Pianoforte. 

Band  IL 

Brelikopf  k  llirtely  Letpslpr* 

W^enn  Becker's  Werke  auch  keinen  besonders 

originellen    Charakter    tragen,    so    sind    dieselben 

doch  immer  von  solchem  Ernst  und  solcher  Würde 

durchdrungen,  dass  sie  in  der  musikalischen  Welt 

öfters     zum     Vortrag     gebracht     werden  sollten. 

Leider    sind    die    Kompositionen    für    das   grosse 

Publikum    nicht    sehr    geeignet    und    nicht   sehr 

dankbar.    Becker  teilt  das  Geschick  mancher  sehr 


tüchtiger  Komponisten,  wie  z  B.  Herzogenbeig^s. 
Solche  Männer,  die  für  die  Tonkunst  immerhin 
manches  Schöne  geschaffen  haben,  werden  nur  von 
einer  kleinen  Anzahl  von  Kennern  richtig  geschätzt. 
Die  „Ballade",  op.  47  No.  1,  dem  bekannten 
Geiger  Fritz  Strnss  gewidmet,  enthält  keine 
grossen  technischen  Schwierigkeiten,  will  aber 
sehr  fein  vorgetragen  sein,  wenn  sie  wirken  soll. 
Der  Klavierpart  ist  vielleicht  verhältnismässig 
schwerer  als  die  Solostimme.  Man  könnte  nnr 
wünschen,  dass  Becker's  Kompositionen  von 
Künstlern  mehr  beachtet,  und  bald  einmal  vom 
Kx)nzert-Podinm  aus  zum  Vortrag  gebräche  würden. 
Auch  das  „Scherzo",  op.  47  No.  2,  in  virtuoser 
Weise  wiedergegeben ,  wird  seine  Wirkung  sicher 
nicht  verfehlen.  ^^^^^^^^  Löwenthal 

Fr.  Chopin,  op.  22,  „Andante  und  Polonaise.*  Für 
Pianofoite   und    Orchester    bearbeitet 
von  Xaver  Scharwenka. 
Breitkopf  *  HSrtel,  Leipzif. 
Fr.    Chopin^s  Andante    und    Polonaise  enthält 
schon  an  sich  eine  Reihe  ans  Orchestrale  streifender 
Wirkungen,  dass  es  ein  glücklicher  Gedanke  war, 
dieses  Werk  für  Pianoforte  mit  Orchesterbegleitung 
zu  setzen.     Scharwenka    ist    hierbei    mit   feinstem 
Empfinden    und    künstlerischer  Pietät    zu    Werke 
gegangen    und    hat    die    Aufgabe,    ein  vorzüglich 
wirkendes  Ensemblestück  herzustellen,  bestens  ge- 
löst.    Alles  ist  von  schöner,  symphonischer  Arbeit, 
die  Instrumentation  nirgends  aufdringlich  und  dem 
Pianoforte    bleibt    immer    der    Vorrang    gewahrt. 
Die  Bearbeitung  sei  als  Tat  eines  ausgezeichneten 
Musikers  und  Künstlers  angelegentlichst  empfohlen 

Alexander   Friedrich   von  Hessen,    op.  2.    Phan- 
tasiestück für  Pianoforte. 
ficnit  GermaBs  A  Co.,  Beyensbvrff. 

Ein  schönes,  gehaltvolles  Stück  für  Pianoforte, 
Brahms  zugeeignet  und  nach  Inhalt  und  Faktur 
auch  Brahms'schem  Geiste  eng  verwandt,  von  an- 
ziehendem musikalischen  Inhalte,  guter  Verarbeitung 
des  Gedaukenmaterials  und  vornehm  im  Ausdruck, 
dabei  von  angenehmer  Spielbarkeit.  Die  Spieler 
werden  mit  diesem  Phantasiestück  (D-dur)  eine  er- 
freuliche Bekanntschaft  ma(*hen. 

Eu/en  Segnitz. 


Vereine- 


Mii8ik*Sektioii 
des  AUg.  Deutschen  Lehrerinnen-Yereins. 

5«  Generalfergammlong 

am  11.  und  12.  Juni  1905  in  Bremen. 
Wortlaut  der  eingegangenen  Anträge: 
Musikgruppe  Danzig. 
Die    Musikgruppe    Danzig    beantragt,    in    die 


Statuten  der  Musiksektion  einen  Paragraphen  auf- 
nehmen zu  wollen,  in  dem  bestimmte  Bedingungen 
festgesetzt  sind,  unter  denen  sämtliche  Musikgruppen 
ihre  ordentlichen  Mitglieder  aufnehmen  dürfen. 
Musikgruppe  Siegen. 
1.  Dass  die  Vorsitzende  einer  Kommission  nur 
noch  einmal  als  Vorsitzende  einer  andern  Kom- 
mission gewählt  werden  kann. 


—     160     — 


2.  Mittel  und  Wege  zu  suchen,  um  dem  Wett- 
bewerb der  Elementarlehrer  im  musikalischen 
Privatunterricht  erfolgreich  zu  begegnen. 

Frl.  M,  Diller,  Danzig,  und  Frl.  A.  Ax,  Siegen, 
beantragen,  die  Handhabung  der  Propaganda  um- 
zuändern, damit  letztere  eine  intensivere  Aus- 
dehnung erfährt 

Musikgruppe  Dresden. 

Die  Musikgrni)pe  Dresden  beantragt,  die 
Generalversammlung  wolle  beschliessen.  dass  die 
Gruppen  nicht  verpflichtet  sind,  Mitglieder,  welche 
bereits  einer  andern  Gruppe  der  Sektion  angehörten, 
ohne  weiteres  aufnehmen  zu  müssen. 
Musikgruppe  Berlin. 

Die  Generalversammlung  wolle  beschliessen, 
in  der  nächsten  Geschäftsperiode  von  dem  aufge- 
stellten Programm  der  Satzungen  den 

S  I  No.  1 : 
„Gründliche  Ausbildung  für  alle  Zweige  des  musi- 
kalischen   Lehrberufs"     energisch    in    Anj^riff    zu 
nehmen. 

Julie  Müller- Lieben walde-B erlin. 
Die  Generalversammlung  wolle  beschliessen. 
dass  angesichts  der  zu  erwartenden  Reformen  auf 
dem  Gebiete  des  Schulgesangunterrichts  die  An- 
stellung von  Fachgesanglehrerinnen  an 
Mädchenschalen  und  an  Lehrerinnen- 
Bildungsanstalten  als  zeitgemässe  Forderung 
aufgestellt  und  in  einem  Antrage  eingereicht 
werde : 

1.  an  den   Herrn    Minister   für    Kultusange- 
legenheiten in  Preussen; 


2.  an    das     Preussische     Abgeordnetenhaus; 

3.  an  den  Deutschen  Reichstag. 

Im  Zunammenhange  damit  würde  die  For- 
derung einer  staatlichen  Prüfung  ement  ein- 
zubringen sein,  womit  zugleich  die  Frage  der 
Reziprozität  in  den  einzelnen  Bundesstaaten  zu 
verbinden  sein  würde. 

Julie  Müller-Lieben walde-Berlin. 

Die  Generalversammlung  wolle  beschliessen, 
zu  dem  nächsten  Runsterziehungstag  eine 
Vertretung  der  Musik-Sektion  abzuordnen, 
da  auf  seinem  Programm  in  erster  Linie  die  Musik 
resp.  der  Schulgesang  zur  Beratung  steht.  Wie 
verlautet,  wird  die  Tagung  im  August  d.  Js.  in 
Bayreuth  sein. 

Musikgruppe  Königsberg. 

Die  General versammlunc:  wolle  beschliessen. 
für  die  Musiksektion  ein  Verbandsthema  aufzu- 
stellen, zu  dessen  Bearbeitung  die  Musikgruppen 
unter  den  im  A.  D.  L.  V.  herrschenden  Bestim- 
mungen heranzuziehen  wären. 

Bestellungen  auf  Wohnungen,  mit  der  Angabe, 
ob  Hotel,  Privatwohnung  oder  Freiqnartier, 
sind  bis  zum  20.  Mai  an  Fräulein  J.  Meyer - 
holz,  Grünen  Weg  24,  zu  richten,  Frl.  G.  Höpken, 
Bremen,  Beim  steinernen  Kreuz  17,  erteilt  Aus- 
kunft in  Sachen  der  Musikgruppen. 

Der  Vorstand. 

L  A. 

Sophie  Henkel, 

I.  Vorsitzende. 


Anzeigen. 


Konservatorium  der  Musik 
in  Kassel. 

Gegr.  1896.     Direktion:  L  Beyer.     Gegr.  1895. 

EhreBTOrsltl :  B«cpenixiK:s-Prä8ident  tob  Trott  i«  Sals, 
Grsf  ESBlffMorir,  Bxoellens  Ganeralin  tob  Coloab, 
Oberbürgermeister  MflUer  u.  A. 

Cvratoriam:  Pfarrer  Hmo,  Sohnldirektor  Prof.  Dr.  Eni»- 
■leekert  Bankier  Plast,  Jnsüirath  SehelTer  u.  A. 

Lehrer :  Die  Damen :  L«  Beyer,  BlaBsl-rSreter,  Königl.  Opem- 
■ÜDgerin,  Gleeee-FabronI,  A.  Taadlea.  Die  Herren: 
A.  HartdegAB,  Kammerrirtnos,  Prof.  Dr.  Möbel, 
O.  Kaietech,  Kgl.  Kammermnaiker,  K.  KletaaiaBB, 
Kffl.  Opernsänger,  W.  HOBbaapt,  Kgl.Kammermnaiker, 
Bd.  Hehaildt,  Kgl-  Kammermusiker,  H.  HehBarbaach, 
KgL  Kammermosiker  a.  A. 

ÜBterrichtfftcher:  Klavier,  VicUne,  Cello,  Harfe  und  alle 
übrigen  Orohesterinatromente.  Gesang,  Harmonie- 
and  Kompositionslehre.  Ifusikgeschiobte.  Italienisch. 
OrchesterspieL    Oebörübong.    linsikdiktat. 

OrganisatlOB :  ConoertUassen.  Seminarklassen.  Ober-, 
Mittel-  und  Elementarklassen. 

Ktatatea  sind  kostenfrei  sn  besiehen  dnreh  die  Schriftleitang 
des  Konservatoriums  Kassel,  Wilhelmshöher  Allee  48. 


-I<(f<(^M(*feM(=!'^^^^^^^^ 


—     161     — 


Adressen-Tafel. 

5  Zellen  lO  Hk.  JAhrllch,  weitere  5  Zellen  5  nk. 


Prof.  €.  Breslaues  K^nsmatoriuin  und  Seminar. 

Direction:  Gustav  Lazarus. 

Berlin  N.W.,  Luisen-Str.  36.  Berlin  W.»  BUlowstr.  3  (am  Noiiendorfpiatz). 


Spreohstonden:  5—6,  Mittwochs  u.  Sonnabends  10—12. 


Spreohstanden :  8—10  n.  1—2. 


Aufnahme  jederseit. 


Erste  Lehrkräfte,  vollständige  musikalische  und  pädagogische  Ausbildung.     Elementarklassen. 


Prof.  Siegfried  Ochs. 

Dirii^ent  des  „Philharm.  Chores". 

Berlin  W.,  Bendler-Strasse  8. 

Sprechet  nur  v.  1 1—12  Uhr  Vorm. 


Franz  Gruniclce, 

Orgel,  Klavier,  Harmonielehre. 

Berlin  W.,  Steinmetzstr.  49  ^i 


Martha  Remmert, 

HofpianiBtin,  Kammervirtaosin. 
Berlin  W.,  Tanenzienstr.  6. 


Pianistin. 
Bertin  W ,  Nene  Winterfeldstr.  15. 

Konzert- Venr.:  H.  Wolff,  Berlin. 


Flora  Scherres-Friedenthai 

Pianistin. 

Berlin-Chariottenburg, 

Kantstr.  160a. 


Prof.  Jul.  Hey'S  Gesangschule. 
Berlin  W-  Eisholzstrasse  sn, 

am  Botanischen  Garten. 


Gesangonterricht  erteilen: 

Frau  Felix  SchmldNKOhne 

Ck>ncert8ängerin  -  Sopran. 
Sprechstunde:  3—4. 

Prof.  Felix  Schmldf. 

Berlin  W.,  Taoenzlenstrasse  21. 


Elisabeth  ealaitd 

Cbarlottenburg-Berlin 

0oetbestras$e  SO. 

Husbtldung  im  bdbercfi 

KUpicrepul  tiadi  Deppc'ecben 

Grundsätzen« 


Ottilie  Lichterfeld 

Ftanisiin 
BerUn>  IF.,  Sehapersir.  35. 


€iiiilie  0.  gramer 

Gesangunterricht  (Meth.  Marchcsi). 
Berlin,  Bayrentherstr.  27. 


30$^  Uianiia  aa  motta, 

Pianist. 
Berlin  W.,  Pasunerstrasse  26. 


Käte  Freudenfeld, 

Konsert-  u.  Oratoriexia&ngerin  (Alt) 
Qeeanglehrerin,  Athemgymnastik. 

Berlin  W.,  Gaishersstrasse  17U. 


jfittguste  BSbme-KSbler 

erteilt  in  Leipxlf  t  Lleblgstr.  S I,  von  Oktober  bis  einschl.  Mai  und  in  Llndhardt« 
Naunhof  (Baünhnte  Leipzig-Döbeln-Dresden)  von  Juni  bis  einschl.  September 

Sesangsttitierricbt 

Herren  und  Damen  vom  Lehrfach,  sowie  auaflbende  Künstler,  die  Unterricht 
nehmen  wollen,  sind  gebeten,  event.  vorher  schriftliche  Klarlegung  ihrer  stimmlichen 
Veranlagung,  sowie  eines  von  einem  Arzt  ausgestellten  Berichtes  über  ihren  allge- 
meinen Gesundheitszustand  einzusenden. 


Prof.  Franz  Kuliak. 

Klassen  fär  höheres  Klavlersplel. 

Berlin  W.,  Habsburger  Str.  4. 


Atemgymnastik  -  Gesang. 

Mathilde  Farmentler 

(Alt-  und  Mezzo-Sopran). 
Baiiln  W.,  Bisenacherstrasse  lao. 


Meisterschule 

für  Kunstgesang, 
Tonhildnng  und  Gesangstechnili 

von  Kammersänger 

E.  Robert  Weiss, 

Berlin  W.  80,  Bambergerstr.  15. 


Elisabeth  Dietrich. 

Ausblldungskurse : 

1.  in  der  auf  die  Klaviertechnik  ange- 
wandten musikalisch  -  physiologischen 
Bewegungslehre  von  Prof.  Stoewe  1886, 

2.  in  der  Pedallehre  von  Stoewe. 

P  o  t  B  o  B  m  -C/Darlosseiilioxf 
Alte  Luisenstrasse  47  a. 


Prof.  Ph.  Schmitf  8 

Akademie  für  Tonkunst 

—  gegründet  1861  

I>fi.]r  m  Stadt 

Elisabethenstrasse  86. 
Direktion:    Prof.  Ph.  Schmitt. 

Anfnahme  jederzeit. 


Frau  Dr.  Luise  Krause 

Vorsteherin  der 

Schweriner  Musikschule 

Schule  für  höheres   Klavlersplel    und  flusblldung   von   Lehrkräften    nach 
dem  preisgekrönten  Anschauungsunterricht  der  Vorsteherin. 


Berllm  W., 

■arbarferslrasae  16. 


Oramewald« 

KSalgsallee  la,  Oarteahaas. 


Anna  Otto 

Klavier-  Unterricht 

Allgemeine  musikalische 

Erzieh-  und  Lehr- Methode  für 

die  Jagend  nach 

Ramann- Volk  mann. 

Berlin  W^  Reflensburgerstr.  286"- 


Musikschulen  Kaiser,  Wien. 

I^hranstalten  für  aUe  Zweige  der  Tonkmist,  iacl.  Oper. 


GegrünOei  1874. 


Vorbereitungskurs  zur  k.  k.  Staatsprüfung.  —  Kapellmeisterkurs.  —  Ferialkurse 
(Juli -September).  —  Methodische  Spezialkurse  für  Klavierlehrer.  —  Abtheilung  für 
brieflichen  theoretischen  Unterricht.  —  Jährliche  Frequenz:  850  Schüler  und  Schüle- 


rinnen aus 


«^  Prospeefte  fraaeo  dareh  die  lasSItaftskaaslet,  WIea  fli/lb.  ^^ 


—     162     — 


Dlna  van  der  Hoeveiii 

PUHUtiB. 

Konzert  und  Unterricht  (Meth.  Carreno). 
Berlin  W..  Marbnrgerstr.  171"« 


Anna  Harmsen, 

Klavier-Unterricht  und  Begleitung. 
W.«  Lfitzow8tr.  63,  Gartenhaus. 


Die  Geschäftsstelle  der 

Lebens-,  Alterspensions-,  Invaiiditäts-  und  Kinder- 
versicherung der  IRitglieder  Deutscher  Frauenvereine 

„Friedrich  Willielm",  Berlin  W.,  Belirenstraete  60/61, 

Leiterin  Frl.  Henriette  Ooldscbmidt,  angeeohloMen  81  Frauen-  and  eemlinhle 

Yereiue  in  Deatsohlandf  bietet  die  omlaaeendete  SiohenteUnng  für  das  Alter 

und  gegen  eintretende  Brwerbeonf&higkeit. 

Treneste  Berata9ff  mündlich  nnd  eahriftliQh.  —  Spreohst  voa  10—1  Yonn. 


Olga  %Utmt, 

Klariemnterrioht,   Methodische   Vor- 
bereitung für  den  Lehrberuf. 

Berlin  W.,  Ansbacherstr.  26. 


Unterricbti'Ucniimiuiid  der  ittnsiKgnippe  Benm  (Aug.D.i:.-v.) 

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Leitung  S.  Henkel. 

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Erfurt)   Sohillerttraaed   27. 


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Eoasertsiagerin  Meaaosopran. 
Oeeaaglehrerie»  akademisch  ireprüft 

Beriln  ÜI.W.,  Ciaudiuestr.  IBU* 


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de$  JIllgeM*  Deiitscbeii  CeDrerMMen-Uereins. 

Centralleitung:  Berlin  W.,  Luitpoldttr.  43. 


Auszug  aas  dem 

Stellenvermittlungs-Register. 

Gesuchte  Stelien: 

Eine  tüchtige  Gesanglehrerin,  vorzüglich  für 
Stimmbildang,  wünscht  geeigneten  Wirkangskreis 
an  einem  grössei-en  Institute.  Beteiligung  eventl. 
Kauf  einer  gut  renommierten  Schule  nicht  aus- 
geschlossen. 

Eine  vorzügliche  G«saDg»pädagogfn,  die  »it-h 
durch  8chriftstelleri«che  Arbeiten  auf  diesem  Ge- 
biete einen  Namen  gemacht  hat,  sucht  Eogage- 
ment  an  einem  Kontervatorium. 


Eine  tttchtigA  Klavierspielerin  und  Lehterin, 
ausgebildet  am  Müncheuer  Koufervatorium,  sucht 
Stellung  an  oiner  Musikschule. 

Meldungen  sind  zu  richten  an  die  Central- 
leitung der  Stellenvermittlung  der  Musiksektion. 
Adr.:  Fra«  H.  Burgkausen,  Berlin  W.,  Luitpoldtsr.  43. 

Kla^kflebreHi) 

xmd  -Spielerin,  mit  guter  Privat- Ausbildung,  seit 
5  Jahren  unterrichtend  (Nebenfach  Violine  für  An- 
fönger),  sucht  bald  oder  später  Stellung  an  einer 
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Dr.  J e d li c z k a  und  andere  Meister  des  Klavicrspiels. 
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heftet  Mk.    6,—    netto,    gebunden    Mk.  7,50  netto. 

Verlag  der  Freien  Musikalisohen  Vereinigung, 
BERLIN  W..  Nfirnbergerstr.  69  a. 


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bis  herauf  zu  Grell,  Mendelssohn,  Blumner, 
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dieser  Zeitsclir. 


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125  blograpbltcbe  Skizien  aus  der  Gegenwart. 

Von 

Anna  Morsch. 

Das  obige  Werk  wurde  im  Auftrage  des 
Deutschen  Fr auencomitö's  für  die  Welt- 
ausstellung in  Chicago  verfasst  und  enthält 
die  biographischen  Skizzen  von  ca.  125  Tonkünst- 
lerinnen: Komponistinnen,  Musikschriftstellerinnen, 
Sängerinnen,  V  irtuosinnen  des  Klaviers,  der  Violine 
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Verlag  „Der  Klavier-Lehrer''  (M.  Wolff),  Berlin  W.  50. 


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164 


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lationslebre,  1t*  Aofl.  —  Klavierspiei,  3«  Anll*  —  Kompositionslehre,  2  Binde,  3.  Aufl. 
—  Musik  (Allgem.  iNusiklebre),  H.  Aufl.  —  iNusik-Aestbetik,  7t.  Anfl.  —   Mnslkdiktat, 
lt.  Aufl.   -   Musikgeschichte,  2  Bände,  lt.  Aufl.   ~   Musikinstrumente,  ».  Aafl.  - 
Orchestrieruno.  —  Orgel,  9S.  Aufl.  —  Partitursplei.  —  Phrasierung,  98.  Aufl. 
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C.  Schroeder.  —  Taktieren  und  Dirigieren  von  C.  Schroeder,  2.  Aufl.,  brosch.  je  1,50  M.,  geb.  I,M>  M.  —  Zitherspiel  \*on 
H.  Thauer,  brosch.  2,40  M.,  geb.  2,80  M.  —  Stahl,  Geschichtl.  Entwicklung  der  evang.  Kirchenmusik,  brosch.  1  M.,  geb.  1^  M. 
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Musikpädag^ogischer  Verband 


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Zweiter 
Musikpädagogischer  Kongress 

6.-8.  Oktober  1904 
ZU  Berlin. 

Vorträge  und  Referate 

Herausgegeben 

von  dem  Vorstände 

des 
Masikpadagogisehen  Verbandes« 

(Eigentum  des  Verbandes.) 

Preis  Mk.  1,35. 

(Ausland  Mk.  1,60.) 

Zu  beziehen  gegen  vorlierige  Einsendung 
des  Betrages  (für  1  Expl.  in  deutschen  Brief- 
marken) von  der  Geschäftsstelle: 

Verlag  „Der  Klavier- Lehrer*', 
^  Berlin  W.  50.  ö 


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in  den  Monaten  August  und  September 

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mit  besonderer  Berücksichtigung  des  Fachs^eBang- 

unterrichta   an  höheren  Mädchenschulen  und  der 

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«  Der  Ffllirer  dos  Pianisten  * 

von  Edmund  Georg! 

erscheint  soeben  in  2.  weseDtlich  verbesserter  und 

verm.  deutsch -englischer  Ausgabe. 
gr.  8^    112  S.  Pr^ls  2  Mk. 

Empfohlen  von  ersten  Autoritäten. 

Im  „Klavier-Lehrer**  vom  15.  VI.  1904  bezeichnet 
Anna  Morsch  das  Werk  als  einen  , höchst  prak- 
tischen und  mit  grosser  Literaturkenntnis 
zasammengestellten^  Führer,  in  welchem  durch 
eine  besondere  Rubriziernng  eine  Klarheit  geschaffen 
wurde,  die  man  in  allen  bisherigen  Führern  vermisst. 


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Qirer  Maj.  der  Kaiserin  von  Deutschland  und  Königin  von  Preussen, 
Ihrer  Maj.  der  Kaiserin  Friedrich, 
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Ihrer  Maj.  der  Königin  von  England, 
Ihrer  Maj.  der  Königin  Regentin  von  Spanien, 
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Fftr  die  Redaktion  Ter  antwortlich:  Anna  Morsch,    Berlin  W.,  Ansbacherstr.  87. 

Expedition  und  Verlag  ,yDer  ElaTier-Lehrer^,  M.  Wolff ,  Berlin  W.,    AnsbacherstraBse  87. 

Dmck:  J.  S.  Preuss,  Berlin  S.W.,  Kommandantenstr.  14. 


Der  Klavier-Lehrer. 

Musik-pädagogische  Zeitschrift  für  alle  Qebiete  der  Tonkunst 

Ors:an  der  Deutschen  Muslklehrer- Vereine, 

der  Musik- Sektion  des  fl.  D.  L-V.  und  der  Tonkunstler- Vereine 

zu  Köln,  Dresden,  Hamburg,  Leipzig  und  Stuttgart. 

Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslaur. 

Redaktion:  Anna  Morscti 


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für  die  zweigespaltene  Petitzeile  ent- 
gegengenommen. 


No.  11. 


Berlin,  1.  Juni  1905. 


XXVIII.  Jahrgang. 


InbAlt:  A.  Mecklenburg:  Liszt  in  seinen  Beziehungen  zu  Robert  Schumann.  (Fortaetzung.)  Generaloberarzt  Dr.  F.  A.  Steinhausen : 
Ueber  Zitterbewegungen  in  der  instrumentalen  Technik.  Dagobert  Löwenthal:  Violinschule  von  Joseph  Joachim  und  A.  Moser. 
Mitteilungen  von  Hochschulen  und  Konservatorien.  Vermischte  Nachrichten.  Bücher  und  Musikalien,  besprochen  von  Anna 
Morsch  und  Eugen  Segnitz.    Vereine.    Anzeigen. 


biszt  ii)  seit)ci)  )|ezlebai)§^t)  zu  Roberl*  iScbati)ai)t)* 


Von 
A.  Mecklenbnrc« 

(FortsetzTmg.) 

Dass  aber,  wie  Schumann  auf  Liszt,  so  zum  mindesten 
auch  umgekehrt  Liszt  auf  die  Schaffenstätig- 
keit Schumann's  höchst  bedeutsam  anregend 
einwirkte,  muss  hier  hervorgehoben  werden. 
Gleich  am  Anfang  ihrer  persönlichen  Be- 
ziehungen, 1838,  fordert  Liszt  Schumann  auf, 
sich  bald  in  grösseren  musikalischen  Formen 
zu  versuchen  als  bisher,  z.  B.  einige  Trios 
zu  schreiben  oder  gar  ein  Quintett  oder 
Septuor.  Er  hat  das  Vertrauen,  dass  Schu- 
mann solche  Aufgaben  „admirablement"  lösen 
würde.  Er  selbst  würde  es  sich  zur  Ehre 
schätzen,  solche  opera  dem  Publikum  bekannt 
zu  machen. 

Ein  Jahr  darauf,  1839,  (cf.  den  Brief  vom 
5.  Juni  1839)  wiederholt  Liszt  diese  Aufforde- 
rung dringend,  indem  er  gleichfalls  wieder 
seinem  Vertrauen  auf  die  Befähigung  Schu- 
mann's  hierzu  Ausdruck  gibt.*) 

Wenn  nun  Schumann  später  auf  dem 
Gebiet  der  Kammermusik  herrliche  Werke 
hervorbrachte,  die  eine  völlige  Beherrschung 
dieser  Form  verrieten,   so   ist  dies  eben  nicht 


*)  Me  pardonnez-vons  d'insister  encore  sar  ce 
point?  II  me  semble  que  vons  en  seriez  plas 
capable  que  qui,  que  ce  soit  aujourd'hui. 


auf  den  Einfluss  Liszt's  zu- 
rückzuführen. Mit  voller  Befriedigung  und 
sichtlicher  Freude  z.  B.  über  das  gelungene 
Quintett  seines  Freundes  konnte  Liszt  später 
von  Rom  aus  an  Madame  Laussot  am 
13.  Januar  1868  schreiben:  „Le  Quintetto  de 
Schumann  est  des  oeuvres  qu'un  public  bien 
eduque  doit  savoir  par  coeur.  Vous  ferez  donc 
au  mieux  de  le  reproduire  souvent."  Liszt 
trägt  kein  Bedenken,  in  demselben  Brief  dem 
Quintett  das  Prädikat  „celebre"  zu  erteilen. 

In  einem  Briefe  an  Schumann,  Weimar, 
5.  Juni  1849,  lobt  Liszt  das  Vornehmen  Schu- 
mann's,  seinem  Faust  noch  eine  grössere 
Breite  und  Länge  zu  geben,  da  grossartige 
Stoffe  auch  meistens  grossartige  Bearbeitungen 
verlangen;  am  26.  Juni  1852  gibt  Liszt  seinem 
Freunde  den  Rat,  die  Einleitungsmusik  zu  dem 
Ahriman-Chor  im  Manfred  (D-moU),  die  zu 
kurz  sei,  um  mindestens  60—100  symphonische 
Takte  zu  vermehren,  die  sicher  von  guter 
Wirkung  sein  würden.  „So  wie  Sie  ähnliches 
zu  schreiben  verstehen."  „Gehen  Sie  frisch 
an  Ihr  Pult.  Ahriman  kann  einige  poly- 
phonische  Sätze  vertragen,  und  es  lässt  sich 
bei  dieser  Gelegenheit  ganz   behaglich  wüten 


—     166 


und  wühlen"  —  eine  anregende  Weisung,  die 
Schumann  auch  befolgt  hat.  Wir  sehen  also, 
wie  Liszt,  immer  anspornend,  Schumann  da- 
hin bringen  wollte,  sich  die  umfangreichsten 
Instrumentalformen  durch  rastlose  Arbeit 
Untertan  zu  machen.  Ob  er  schliesslich  damit 
recht  getan  hat,  als  er  in  edelster  Absicht  den 
Schumann'schen  Genius  in  Bahnen  leitete,  die 
ihm  doch  seiner  ganzen  Anlage  nach  heterogen 
waren,  mag  dahingestellt  bleiben. 

Als  Schumann,  der  unerreichte  Meister 
musikalischer  Kleinkunst,  die  ja  seine  eigent- 
liche Domäne  war,  der  fortwährenden  An- 
regung Liszt's  Folge  leistend,  nun  wirklich 
später  immer  grösseren  Aufgaben,  wie  Oper 
und  Symphonie  sich  zuwandte,  wobei  er  frei- 
lich nicht  mehr  recht  in  der  Fahrstrasse  der 
ihm  von  seiner  Begabung  und  Natur  vor- 
geschriebenen Entwicklung  blieb,  da  konnte 
Liszt,  schliesslich  der  Wahrheit  die  Ehre 
gebend,  seine  kritischen  Bedenken  doch  nicht 
soweit  zurückstellen,  dass  er  nicht  dem  Be- 
dauern Ausdruck  geben  musste,  wie  hier  ein 
feinsinniges  Talent  doch  im  Grunde  vergeblich 
mit  der  Ausfüllung  von  Formen  rang,  die 
seinem  Genie  zu  weit  gesteckt  waren;  andrer- 
seits aber  musste  er  doch  die  vielen  Vorzüge 
und  Schönheiten  lobend  hervorheben,  die  z.  B. 
eine  Schöpfung  wie  Genoveva  immerhin  noch 
aufweist,  obwohl  sie,  unter  der  Lupe  des  dra- 
matischen Gesichtswinkels  betrachtet,  aner- 
kanntermassen  als  nicht  einwandfrei  anzu- 
sehen ist. 

Liszt  nennt  in  seinen  von  La  Mara  heraus- 
gegebenen Briefen  an  eine  Freundin  Schu- 
mann's  Genoveva  die  Schwester  des  Fidelio, 
nur  fehle  ihr  Leonorens  Pistole.  Was  dieser 
Ausdruck  besagen  will,  ist  klar.  Liszt  ver- 
misste  mit  Recht  in  dieser  Schöpfung  den  dra- 
matischen Schwung,  die  dramatische  Steige- 
rung und  der  Mangel  an  scharfen,  sich  immer 
mehr  zuspitzenden  Kontrasten,  der  die  Geno- 
vevamusik  auf  der  Bühne  wirkungslos  macht, 
musste  sich  besonders  Liszt  fühlbar  machen, 
dessen  oberster  künstlerischer  Glaubenssatz 
war,  dass  die  Musik  der  „passion"  absolut 
nicht  entraten  könne.  „II  fallait  surtout",  so 
spricht  er  sich  in  den  obengenannten  Briefen 
über  Genoveva  verallgemeinernd  aus,  „que 
Telement  premier  du  Drame  musical  sans  le- 
quel  tout  le  rest  devient  superflu,  la  passion 
n'y  manquät  pas.  La  musique  ne  peut  absolu- 
ment  pas  s'enpasser.  Elle  est  son  nerf  vital, 
plus  encore  que  Targent  pour  la  guerre". 
^Chez  Schumann   la   passion  arrive  rarement 


ä  ces  moments  d'expansion  ardente,  oü  eile 
fleurit  instantan^ment  dans  d'autres  coeurs." 
Man  möchte  sagen,  so  fährt  Liszt  fort,  dass 
die  dramatische  Leidenschaft  sich  in  den  Busen 
des  Autors  zurückzieht  und  sich  dort  kon- 
trahiert und  ihm  dann  Krämpfe  (des  crampes) 
verursacht.  Dann  „summt  und  brummt  er  so 
dahin  wie  ein  spezifisch  musikalisches  Spinn- 
rad**. —  Dessenungeachtet  muss  Liszt  aner- 
kennen, dass  die  Genoveva,  obwohl  in  ihr  das 
reflektierende  Moment  überwiege  und  sich 
Schumann  darin  als  vorwiegend  denkender 
(und  zwar  gesund  und  natürlich  denkender!) 
Musiker*)  zeige,  wegen  ihres  hervorragenden 
Stiles  und  vieler  geistreicher,  in  Schönheit  ge- 
tauchter Momente  eine  selbständige  Bedeutung 
in  der  Entwicklung  der  deutschen  Oper  ein- 
nehmen und  bewahren  werde.**) 

Dieselben  Licht-  und  Schattenseiten,  wie 
an  der  Genoveva  kehrte  Liszt  mit  Recht  auch 
in  seiner  Kritik  von  „Paradies  und  Peri"  her- 
vor. Er  nannte  dies  Werk  wegen  seiner  herr- 
lichen Klangschönheiten  und  seines  vornehmen 
Stiles  „un  bei  et  noble  ouvrage**  (cf.  den  Brief 
an  eine  Freundin  Ettersburg,  13.  Juni  1857): 
er  musste  zugeben,  dass  dieses  opus  viele 
schöne  und  herrliche  Momente  enthalte  (cf.  den 
Brief  an  eine  Freundin  vom  29.  Mai  1855). 
Und  wirklich  sind  ja  die  ausserordentlichen 
lyrischen  Schönheiten,  die  einander  in  langer 
Kette  folgen,  nicht  zu  verkennen.  Zugleich 
musste  Liszt  aber  sagen:  les  clairs  de  lune 
assez  päles  de  la  Peri  ne  sont  pas  plus  de 
mon  goüt  qu'il  ne  faut  (cf.  ebendaselbst). 
Eine  gewisse  Verschwommenheit  der  Konturen 
in  der  musikalischen  Gestaltung,  ein  gewisses 
Dämmerlicht,  das  besonders  in  den  Partieen 
des  letzten  Drittels  herrscht,  wo  die  einzelnen 
Stücke  nicht  genügend  kontrastieren,  nötigte 
Liszt  zu  obigem  Urteil.  Ja,  er  konnte  sogar 
eine  gewisse  „Monotonie"  und  „Hausbacken- 
heit" „dans  la  partie  declamatoire"  nicht  hin- 


*)  Joachim  me  disait  tres-justement  de  lui, 
von  allen  Komponisten  sei  er  derjenige,  der  am 
meisten  nnd  natürlich  Musik  denke.  C'est  quelque 
chose  et  meme  beancoup,  mais  par  le  tont  de  l'art, 
qui  doit  aspirer  a  plus  que  le  tont,  car  il  est  la 
tangente  de  Piufini,  la  source  vive,  qni  comme 
Tamonr  rejaillit  jusqu'ä  la  vie  etemelle. 

**)  Vgl.  das  Urteil  Liszt's  über  die  Grenoveva 
in  dem  Brief  Liszt's  an  Anton  Rnbinstein  (Weimar, 
3.  April  1855) :  ,,C'est  mi  ouvrage,  doiit  il  y  a  lieu 
de  tenir  compte  et  qni  porte  bien  le  cachet  du 
style  de  Tauteur.  Parmi  les  operas,  qni  se  sont 
prodnits  depnis  nne  qninzaine  d'ann^es,  c'est  cer- 
tainement  celni  que  je  pröfere  (Wagner  excepte, 
s'entend)  non  obstant  son  manqne  de  vitalite 
dramatique." 


167 


wegleugnen  (cf.  den  Brief  an  eine  P>eundin 
vom  13.  Juni  1857),  womit  er  den  fühlbaren 
Mangel  dramatischer  Schlaglichter  und  dra- 
matischer Steigerung  kennzeichnen  wollte. 
Eine  Stufe  höher  als  „das  Paradies  und  Peri** 
stellte  Liszt  den  Schumann'schen  „Manfred". 
Derselbe  war   ihm   nach  den  verschiedensten 


Richtungen  hin  höchst  interessant;  und  infolge 
der  Schumann'schen  Anregung  beschäftigte 
ihn  im  Spätsommer  und  Herbst  des  Jahres 
1862  derselbe  Stoflf,  der  seiner  Meinung  nach 
durch  Schumann  nicht  erschöpft  sei.  (cf.  den 
Brief  an  Brendel  vom  29.  August  1862). 
(Schloss  folgt.) 


Von 
GeaeraloberarBt  Dr.  F.  A«  8teinhaii«eii  Im  Danslg. 


Wie  alle  Bewegungen  unseres  Körpers,  so 
stehen  auch  die  musikalisch-technischen  Bewegungen 
unter  den  Gesetzen  der  Gelenk-  und  Muskel- 
mechanik, eines  Teilgehietes  der  physiologischen 
Wissenschaft.  Auch  die  Masiker  haben  das  einzu- 
sehen begonnen,  die  neueste  Zeit  zeigt  unter  ihnen 
das  rege  Bestreben,  über  die  Gesetzmässigkeit  der 
Bewegungen  beim  Spiel  der  Instrumente,  über  die 
natürlichen  Grundlagen  der  Technik  zu  tieferem 
Verständnis  sich  hindurchzuarbeiten.  Die  Erfahrung 
hat  aber  gelehrt,  dass  das  ohne  die  Hilfe  der 
Physiologen  nicht  möglich  ist.  Ich  selbst  habe 
versucht,  auf  diesem  bisher  noch  so  gat  wie  gar- 
nicht  bearbeiteten  Gebiet  mit  Studien  einen  Anfang 
zu  machen,  welche  hoffentlich  den  Fachmnsikem 
von  Nutzen  sein  werden;  es  sei  mir  gestattet,  auf 
meine  Arbeit  über  „die  Physiologie  der  Bogen- 
fiihrung  auf  den  Streichinstrumenten^  (Leipzig, 
Breitkopf  &  Härtel,  1908)  und  auf  ein  soeben  im 
gleichen  Verlag  erschienenes  Buch  über  „die  physio- 
logischen Fehler  und  die  Umgestaltung  der  Klavier- 
technik'^  hinzuweisen. 

Einen  kleinen,  aber  wichtigen  Teil  der  tech- 
nischen Bewegungen  bilden  die  durch  eine  hohe 
und  eigenartige  musikalisclie  Wirkung  aupgezeich- 
neten  zitternden  Bewegungen.  In  der  Masiksprache 
als  Vibrato,  Tremolo,  Bebung  u.  s.  w.  längst 
bekannt,  sind  sie,  wie  ein  Blick  in  die  einschlägige 
Literatur  zeigt,  keineswegs  verstanden;  sie  sind 
bisher  schwer  lehrbar  tind  schwer  nachzuahmen 
aus  dem  einfachen  Grunde,  weil  ihre  mechanische 
Gesetzmässigkeit  nicht  richtig  erfasst  ist.  Welche 
Verkennung  sie  treffen  kann,  das  lehrt  eine  der 
neuesten  Arbeiten  aaf  diesem  Gebiet,  „Die  natür- 
liche Klaviertechnik"  von  Breithaupt  (Leipzig 
1^)5).  Soviel  treffliches  dasBach  in  musikalisch-päda- 
gogischer Hinsicht  enthalten  mag  —  worüber  mir 
als  Physiologen  ein  Llrteil  nicht  zusteht  — ,  so 
mangelhaft  sind  leider  die  naturwissenschaftlichen 
Grundlagen  dieser  „natürlichen^*  Klaviertechnik. 
Eine  nähere  Kritik  darüber  findet  der  Leser  in 
einem  Nachtrag  zu  meinem  oben  erwähnten  Buch ; 
hier  sollen  uns  nur  die  Zitterbewegungen  beschäf- 
tigen, in  deren  Darstellung  Breithaupt  zwei  ganz 
verschiedene  Bewegungen,  und  noch  dazu  auf  ver- 


schiedenen Instrumenten,  zusammenwirft.  Eine 
solche  Entstellung  ist  geeignet,  bedenkliche  Ver- 
wirrung anzustiften,  und  man  kann  dazu  nicht 
schweigen. 

Das  Zittern  besteht  in  rascher  und  gleich- 
massiger  Wiederholung  der  gleichen  Bewegung,  die 
Zahl  der  Wiederholungen  schwankt  in  der  Sekunde 
etwa  zwischen  6  und  12.  Eine  über  12  hinaus- 
gehende Geschwindigkeit  gibt  es  nicht.  Nicht 
allen  gesunden  Menschen  —  das  pathologische 
Zittern  bleibt  ausser  Betracht  ~  gelingt  das  Zittern 
egal  leicht,  es  gibt  zahlreiche  Abstufungen  der 
angeborenen  Anlage,  dem  Einen  glückt  es  trotz 
vielfacher  Versuche  und  Uebnngen  niemals  mit 
der  vom  musikalischen  Ohr  erwünschten  Geschwin- 
digkeit und  Leichtigkeit,  dem  Anderen  gelingt's 
ohne  weiteres  schon  beim  ersten  Versuch.  Eine 
gewisse  Anlage  also  vorausgesetzt,  ist  das  Zittern 
an  sich  in  allen  Gelenken  möglich,  aber  die  Ge- 
lenke verhalten  sich  mechanisch  dafür  sehr  ver- 
schieden geeignet,  es  lassen  sich,  je  nach  dem  Bau 
der  Gelenke  und  der  zugehörigen  Muskeln  und  je 
nach  der  Grösse  der  schwingenden  Masse,  in 
dieser  Beziehung  begünstigte  und  weni^r  disponierte 
Gelenke  unterscheiden.  Man  kann  sich  leicht  über- 
zeugen, dass  das  Zittern  eines  Fingers  ~  Auf- 
einanderfolgen rascherBe  wegungen  verschiedener 
Finger  gehören  nicht  zum  Zittern  —  sehr  viel 
schwieriger  und  viel  weniger  rasch  auszuführen 
ist,  als  das  der  Hand  oder  des  ganzen  Armes.  Die 
kurzen  Fingerglieder,  welche  durch  lange,  über 
mehrere  Gelenke  hinüberlaufende  Sehnen  in  Be- 
wegung gesetzt  werden,  sind  normalerweise  ganz 
unfähig  zu  raschen  Zitterbewegungen,  und  nament- 
lich zu  solchen  mit  genügender  Schnelligkeit  und 
Kraft,  als  dass  sie  technisch  verwendbar  sind. 
Alle  Gelenke  einzeln  durchzugehen,  würde  zu  weit 
führen,  es  seien  nur  die  für  die  instrumentale 
Technik  wichtigsten  berücksichtigt. 

Ungleich  günstigere  Verhältnisse  im  Vergleich 
zu  den  Fingefgliedern  zeigt  schon  die  Hand:  ihre 
relativ  schwere  Masse  ist  leicht  in  zitternde 
Beugung-Streckung  zu  versetzen.  Führt  man  einen 
Versuch  des  Handzittern s  aus  und  verstärkt  Kraft 
und  Ausgiebigkeit  desselben,   so  gewahrt  man  die 


—     168 


wachsende  Beteiligung  des  ganzen  Armes  bis  zum 
Enmpf  hinauf.  Diese  Beobachtung  ist  von  grosser 
physiologischer  Bedeutung:  es  gibt  keine  isolierte 
Bewegung  eines  einzelnen  Gelenkes,  stets  beteiligen 
sich  alle  Gelenke  des  Armes  an  jeder  selbst  noch 
so  kleinen  Bewegung  eines  Gliedes.  Auch  im 
Ellbogengelenk  lässt  sich  eine  zitternde  Beuge- 
und  Streckbewegung  des  Unteitirms,  im  Schulter- 
gelenk eine  solche  des  ganzen  Armes  erzielen,  aber 
auch  hierbei  sind  stets  alle  anderen  Gelenke 
zwischen  Schulter-  und  Fingerspitze  beteiligt.  Da- 
her ist  das  Tremolo  der  Hand  beim  Elavierspiel 
von  dem  des  ganzen  Armes  niemals  scharf  zu 
trennen,  die  unterschiede  sind  nur  quantitativ  und 
allein  bedingt  durch  die  Grösse  der  in  Bewegung 
gesetzten  Masse. 

Von  ganz  besonderer  Schwingfähigkeit  und 
Disposition  zu  Zitterbewegungen  ist  aber  die 
Hollung  des  Unterarms  gemeinsam  mit  der 
Hand.  Sie  besteht  bekanntlich  in  einer  Drehung 
der  Speiche  mil  der  Elle  am  eine  vom  Ellbogen- 
zum  Handgelenk  verlaufende  Längs-  oder  Koll- 
achse. Ihre  ausserordentlich  leichte  Beweglichkeit 
verdankt  die  Unterarmrollung  der  günstigen  mecha- 
nischen Einrichtung  der  ihr  zugehörigen  Gelenke 
und  Muskeln.  Obgleich  sie  das  Unglück  hat,  von 
den  Musikern  stets  mit  den  Bewegungen  des  Hand- 
gelenks, mit  denen  sie  gamichts  zu  tun  hat,  ver- 
wechselt zu  werden,  so  könnte  eigentlich  doch  jeder 
Klavierspieler  sie  kennen,  da  er  sie  in  ihrer  reinen 
Form  als  Oktaventremolo  oft  genug  anwendet.  Die 
Stellung  der  Hand  zum  Unterarm  ist  dabei  gleich- 
giltig,  sie  kann  beliebig  mehr  gestreckt  oder  ge- 
beugt sein.  Dies  Tremolo  kann  selbstredend  auch  in 
anderen  Intervallen  als  Oktaven  ausgeführt  werden, 
viele  Pianisten  wenden  im  Gegensatz  zu  dem  Zwei- 
fingertriller, bei  dem  abwechselnd  zwei  Finger  ge- 
hoben (gestreckt)  und  gesenkt  (gebengt)  werden,  den 
Rolltriller  aus  dem  Unterarm  mit  stillstehenden 
Fingern  (z.  B.  Daumen  und  Mittelfinger)  an. 

Eine  weitere  Zttterbewegung  auf  dem  Klavier 
gehört  mehr  in  die  virtuose  Technik  und  bildet 
ein  glanzvolles  Effektstück,  nämlich  die  rasche 
Oktavenfolge.  Diese  „ Blitzoktaven ^*  fallen  wegen 
des  übergrossen  dazu  erforderlichen  Kraftaufwandes 
und  wegen  der  extremen  andauernden  Spreiz- 
stellung der  Finger  aus  dem  Rahmen  der  natür- 
lichen Klaviertechnik  heraus.  Der  grosse  Kraft- 
aufwand kann  nur  mittels  der  Masse  des  ganzen 
Armes  aus  dem  Schultergelenk  her  aufgebracht 
werden,  er  bedingt  es  gemeinsam  mit  der  Finger- 
spreizung,  dass  die  ganze  Muskulatur  des  Armes 
an  der  zitternden  Bewegung  sich  auf's  stärkste  be- 
teiligt. Während  das  Tremolo  der  Unterarmrollung 
leicht  verständlich  und  innerhalb  der  Schranken 
der  individuellen  Naturanlage  auch  lehr-  und  lern- 
bar ist,  sobald  die  Trennung  des  Handgelenkes  von 
der  Rollung  einmal  erfasst  ist,  lässt  sich  die 
zitternde  Oktavenfolge  erst  allmählich  durch  zweck- 
mässiges, stufenweises  Einüben    erlernen;  es  muss 


erst  „auf  der  Stelle^S  i^  einer  und  derselben  Tasten- 
lage geübt  werden,  ehe  zu  aufeinanderfolgenden 
Oktaven  übergegangen  wird.  Zunächst  gelingen 
deren  nur  wenige,  allmählich  erst  viele  in  längerer 
Folge.  Der  innere  Vorgang  ist  dabei  der,  dass  die 
rasch  sich  folgenden  MuskelzusammenziehungeD 
den  Muskeln  keine  2ieit  zum  Erschlaffen  lasfien, 
und  so  entsteht  eine  Art  krampfhafter  Versteifung. 
Dieser  Mangel  ist  nun  einmal  mit  jedem  Zittern 
mehr  oder  weniger  verbunden  und  nie  ganz  zq 
beseitigen,  aber  das  sich  mehr  und  mehr  anpassende 
Einüben  beseitigt  doch  von  der  anfanglichen  starken 
Versteifung  einen  grossen  Teil.  Mit  der  Zeit,  mit 
wachsender  Uebung  lässt  die  Muskelspannung  nach. 
sie  bleibt  aber  immer  in  einem  bestimmten  Grade 
bestehen,  weil  sie  eben  das  Wesen  des  Zitterns 
ausmacht.  Aus  alledem  geht  zur  Genüge  hervor, 
dass  das  Oktaven- Vibrato  zum  Glück  für  die 
Klavierspfelkunst  nicht  mehr  als  eine  überreife 
Frucht  des  Virtuosen tums  bedeutet  und  für  die 
Klaviertechnik  einem  Rückschritt  in  die  Fehler  der 
alten  Gymnastik  und  der  unnatürlichen  Muskel- 
spannungen und  -Versteifungen  gleichkommt. 

Auf  den  Streichinstrumenten  führt  die 
linke  Hand  das  bekannte  Vibrieren  aus,  welches 
durch  schnellen,  feinen  Wechsel  in  der  Länj^  der 
schwingenden  Saite,  mit  Mass  und  musikalischem 
Sinn  angewendet,  eine  eigentümliche,  der  erregten 
menschlichen  Stimme  ähnliche  Klangwirkung  er- 
zeugt. Es  handelt  sich  dabei  um  eine  zusammen- 
gesetzte Zitterbewegung,  an  der  wieder  die  Unter- 
armrollung den  Hau  ptanteil  hat.  Der  rechte  Unter- 
arm des  Streichers  führt  in  dem  Bogentremolo 
eine  Zitterbewegung  mit  grosser  Kraft  aus,  an  der 
sich  der  ganze  Arm  natürlich  beteiligt  und  die 
rasche  schwingende  Bewegung  auf  den  rasch  hin 
und  hergeschleuderten  Bogen  überträgt.  Auch  hier 
die  unvermeidliche  Versteifung,  welclie  die  etwas 
rauhe  Klangwirkung  erklärt. 

Technisch  ungleich  wichtiger  ist  das  Bogen- 
staccato,  eine  wirkungsvolle  Strichart,  die  Zitter- 
form der  Unterarmrollung,  die  immer  nur  wenigen 
besonders  beanlagten  Spielern  in  der  reizenden 
Vollendung  glückt.  Sie  ist  aber,  wenn  aach 
in  verschiedenen  Graden  der  Vollkommenheit^ 
von  Jedem  zu  erlernen,  es  muss  nur  betont  werden, 
dass  nicht  die  Strichart  an  sich,  sondern  die 
Fähigkeit  des  raschen  Vibrierens  auf  angeborener 
Anlage  beruht.  Ist  diese  ausgesprochen  vor- 
handen, so  kommt  der  angehende  Violin-  oder 
Cellospieler  nicht  selten  von  selbst  auf  die  richtige 
Technik  des  Staccato^s.  Aber  erst  die  Einsicht  in 
ihren  Mechanismus  macht  diese  Strichart  für  Jeden 
lehr-  und  lembar :  sie  besteht  aus  rasch  sich  wieder- 
holender Unterarmrollung  bei  freiester  Beweglich- 
keit des  Bogens  um  die  zwischen  Mittelfinger  and 
Daumen  liegende  ideelle,  der  Saite  parallele  Spiel 
achse.  Das  Staccato  ist,  wie  ich  nachgewiesen 
habe,  wegen  seines  Mechanismus  der  Schlüssel  für 
die  ganze  Bogen technik. 


—     169     — 


Die  zitternde  ünterarmroUang  beim  Bogen- 
staccato  and  die  Zitterbewegung  des  ganzen 
Armes  bei  dem  Oktavenvibrato  auf  dem  Klavier 
sind  also  ganz  verschiedene  Dinge,  die  nichts  als 
die  zitternde  Bewegungsform  gemeinsam  haben. 
Nach  Brelthaupt's  Behauptung  aber,  für  die  er 
jeden  Beweis  schuldig  geblieben  ist,  soll  kein 
Unterschied  zwischen  den  beiden  sein  (s.  Seite  32, 
51,  104  seines  Buches).  Eine  solche  Behauptung 
ist  nur  zu  erklären  durch  die  Unkenntnis  der  Vor- 
gänge bei  beiden  Bewegungen.  Ganz  abgesehen 
davon,  dass  schon  die  Verschiedenheit  der  Instru- 
mente mit  Notwendigkeit  verschiedene  Bewegungs- 
typen voraussetzt  und  Vorsicht  im  Vergleichen 
gebietet,  müssen  Verwechslungen  von  bestimmten 
Begpriffen  zu  Jener  Behauptung  geführt  haben. 
Das  Oktaven  -  Vibrato  ist  eine  Armbewegung 
von  der  Schulter  her,  das  Bogenstaccato  eine  solche 
der  Unterarmrollung  aus  dem  Ellbogengelenk. 
Während  die  Unterarmrollung  infolge  ihrer 
mechanischen  Leichtigkeit  sehr  geringe  Muskel- 
spannung beansprucht,  fordert  das  Vibrato,  na- 
mentlich anfange,  die  höchste  Kraft  und  Spannung 
aller  Muskeln.  Bei  Breithaupt  wird  diese  „innere^^ 
Spannung  sogar  zu  einer  „fixierten  Masse**.  Hier 
is^  also  Ursache  und  Wirkung  vertauscht.  Breit- 
baupt  kennt  auch,  wie  aus  vielen  Aeusserungen 
hervorgeht,  das  Wesen  der  Unterarmrollung  nicht 
richtig,    er   hält  sie  bald  für  eine  Schüttelung  mit 


Beteiligung  des  Oberarmes,  bald  für  eine  seitliche 
oder  horizontale  Bewegung  des  Unterarmes. 

Aus  allem  erhellt,  dass  die  Zitterbewegungen 
physiologisch  durchaus  genau  gekannt  und  in 
ihren  Phänomenen  vollkommen  erklärt  sind.  Breit- 
haupt macht  aber  aus  dieser  ganz  bekannten,  nur 
bisher  noch  nicht  in  die  Klavierlehre  aufgenommenen 
Sache,  dem  Vibrato  des  Armes  mit  der  unvermeid- 
lichen Muskelversteifung,  ein  „vorher  noch  nicht  ge- 
kanntes**, neu  entdecktes  „Naturgesetz",  auf  welches 
sich  die  „natürliche*  Klaviertechnik  aufbauen  soll. 
£s  ist  im  Interesse  der  Sache  recht  sehr  zu  be- 
dauern, dass  Breithaupt  nicht  bei  der  Abfassung 
seines  Werkes  einen  in  die  klaviertechnischen 
Fragen  eingeweihten  Physiologen  zu  Rate  gezogen 
hat.  Sicher  wäre  ihm  dann  diese  Entgleisung 
erspart  geblieben. 

Ist  auch  der  äussere  Anlass  zu  den  vor- 
stehenden Ausführungen  über  eine  zweifellos 
interessante  Form  musiktechnischer  Beweg^ungen 
zum  nicht  geringen  Teil  eine  notwendige  Kritik 
gewesen,  so  muss  doch  entschieden  anerkannt 
werden,  dass  ein  erfreuliches  und  die  Phy- 
siologie wiederum  geradezu  anregendes 
Streben  bei  den  Musikern  besteht.  Gelingt  es, 
die  Kräfte  zu  vereinter  Arbeit  zusammenzubringen, 
dann  muss  der  Erfolg  gesichert  sein:  die  physio- 
logisch-wissenschaftliche Durchdringung  der  künst- 
lerischen Technik. 


Yiolinschnle  von  Joseph  Joachim  und  k.  Moser.    Band  I. 

BT.  SiHroeky  Berlla»  Lelpilffy  K91b. 

Besprochen  von 
Dagobert  liHweMtlial. 


Vorwort 
von 
Joseph  Joachim.*) 
Während  meiner  langjährigen  Tätigkeit  als 
Lehrer  habe  ich  nur  zu  häuAg  die  Erfahrung 
machen  müssen,  wie  schwer  es  hielt,  ja  wie  es 
oft  unmöglich  wurde,  das  mir  vorschwebende  Ziel 
der  Meisterschaft  gerade  bei  solchen  Violinspielem 
zu  erreichen,  die  bereits  einen  gewissen  G-rad  durch 
lange  üebung  gewonnener  Fertigkeiten  mitbrachten 
und  sogar  in  Konzerten  mit  mehr  oder  weniger 
Erfolg  aufgetreten  waren.  Entweder  hatten  sie 
eingewurzelte  Gewohnheiten  des  rechten  Arms 
und  der  linken  Hand,  welche  eine  reine,  manier- 
freie 'Wiedergabe  der  vorzutragenden  Tonwerke 
hinderten,   oder  sie   waren   bei  erlangter  Eoutine 


♦)  Wir  schicken  das  Vorwort  von  Joachim 
der  Besprechung  unseres  geschätzten  Mitarbeiters 
voraus  und  lassen  in  der  nächsten  Nummer  auch 
das  Vorwort  von  Andreas  Moser,  da  es  wichtige 
pädagogische  G-rundsätze  ausspricht,  folgen. 

A.  Jf. 


durch  vieles  Musizieren  dennoch  nie  auf  die  nötigen 
theoretischen  Gi-undlagen  für  das  Erfassen  des 
geistigen  Gehalts  eines  Musikstückes  hingewiesen 
worden.  In  den  seltensten  Fällen  gelang  es,  über 
diese  Uebelstände  Herr  zu  werden ;  nur  dann,  wenn 
der  schwer  beizubringenden  Einsicht  in  die  Fehler 
die  nötige  Energie  des  Lernenden  beigesellt  wurde, 
langwierige  üebungen  vorzunehmen,  statt  flott 
weiter  zu  musizieren,  und  der  künstlerischen  Aus- 
bildung die  nötige  Zeit  zu  gönnen,  statt  einem 
baldigen  Broterwerb  nachzugehen. 

Immer  musste  ich  mir  sagen,  dass  die  er- 
schwerte Arbeit  des  Lehrens  durch  mangelhafte 
Vorbereitung  hervorgerufen  sei,  dass  nicht  ge- 
wissenhaft genug  die  gleichmässige  Ausbildung 
aller  zur  richtigen  Darstellung  eines  Kunstwerkes 
erforderlichen  technischen  und  geistigen  Eigen- 
schaften beim  vorangegangenen  Unterricht  im 
Auge  behalten  war,  und  dass  ein  Schulwerk, 
welches  die  Gewähr  systematischen  Vorgehens 
nach  dieser  Richtung  böte,  eine  wahre  Wohltat 
werden  könnte. 


170    - 


Da  icli  nun  selbst  nie  Gelegenheit  gehabt 
habe,  von  den  ersten  Anfängen  des  Violinspiels 
bis  zur  Wiedergabe  von  Kunstwerken  auf  diesem 
Instrament  Unterricht  zu  erteilen,  so  mnsste  es 
mir  mn  so  willkommener  sein,  als  einer  meiner 
früheren  Schüler,  welcher  meine  Art  ans  jahre- 
langer, trener  Beobachtung  gründlich  kannte  und 
dem  darch  liebevolle  ünterweisang  von  Anfängern 
seit  lange  wertvollste  Erfahrung  zu  Gebote  stand, 
mir  den  Plan  mitteilte,  eine  Yiolinschule  schreiben 
zu  wollen.  Hatten  wir  doch  oft  genug  über 
unsere  gemeinsame  Kunst  lebhaften  Ideenaustausch 
gepflogen,  und  war  mir  so  bekannt  geworden,  wie 
gründlich  mein  jüngerer  Freund  sich  seit  Jahren 
der  Geschichte  des  Violinspiels  forschend  zuge- 
wandt hatte.  Ich  drückte  darum  nicht  nur  freu- 
digst meine  Teilnahme  für  das  Unternehmen  aus, 
sondern  versprach  auch  willig  meine  Mitarbeit 
durch  Hat  und  Tat.  So  ist  denn  nach  und  nach 
die  Violinschule  zu  einem  gemeinsamen  Werk  ge- 
worden, deren  letzter  Band  eine  Bearbeitung  von 
Meisterwerken  für  die  Violine  durch  mich  erhalten 
wird,  während  die  beiden  ersten  von  Moser  her- 
rühren; aber  auch  diese  insofern  nicht  ohne  meinen 
Anteil,  als  auch  selbst  die  Behandlung  unschein- 
barer Detailfragen  erst  nach  gemeinschaft- 
licher Prüfung  und  völliger  Ueberein- 
stimmung  unserer  Ansichten  zum  Abschluss 
kam.  Wenn  ich  es  unternommen  habe,  als  Ab- 
schluss des  Ganzen  die  Bezeichnung  der  klassischen 
Meisterwerke  nach  meiner  Auffassung  vorzunehmen, 
so  bin  ich  mir  wohl  bewusst,  damit  nicht  etwa  die 
allein  seligmachenden  Mittel  zur  Wiedergabe  zu 
bieten;  können  ja  die  einzelnen  Passagen  mit  den 
verschiedensten  Fingersätzen  und  Bogenstrichen 
wirksam  wiedergegeben  werden,  und  jeder  Meister 
wird  die  ihm  am  bequemsten  liegenden  Mittel  der 
Ausführung  wählen.  Aber  selbst  die  gewissen- 
hafteste Befolgung  meiner  Vorschriften  würde 
keine  Gewähr  bieten,  dass  das  Ganze  nach  meinem 
Sinn  klingt.  Das  Individuelle  der  Auffassxmg 
lässt  sich  eben  nicht  in  technische  Vorschriften 
bannen.  Je  nach  dem  Temperament  des  einzelnen 
Ausführenden  wird  eine  Stelle  vielleicht  elegisch 
gefärbt  zum  Ausdruck  gelangen,  die  ich  mir  etwa 
in  ruhig  verklärter  Stimmung  schwebend  gedacht 
habe,  oder  eine  andere  feurig,  die  ich  humoristisch 
empfand  u.  s.  w.  in  infinitum!  Aber  es  wird 
schon  nützlich  sein,  wenn  der  strebend  Lernende, 
nachdem  er  in  sich  aufgenommen,  was  die  vor- 
ausgehenden Bände  über  Phrasierung  und  Vor- 
tragskunst lehren,  eine  von  mir  gewissenhaft  er- 
wogene Form  der  Ausfühiung  vor  sich  hat,  und 
die  von  mir  komponierten  Kadenzen  zur  Ver- 
fügung erhält.  —  Und  so  möge  denn  die  gemein- 
same Saat  zweier  zu  liebevoller  Arbeit  vereinigter 
Lehrer  die  ihrem  Hoffen  entsprechenden,  guten 
Früchte  bringen! 

Berlin,  im  Januar  1905. 


Eine  Violinschule  von  Meister  Joachim  ist  ein 
musikalisches  Ereignis  nicht  nur  für  seine 
zahlreichen  Schüler,  sondern  auch  für  diejenigen, 
welche  jahraus,  jahrein  den  Genuas  seines  Spiels 
gehabt  haben  und  für  das  Geigenspiel  ein  regeres 
Interesse  mitbringen.  Joachim  ist  uns  bereits  zn 
einer  lebenden  Violinschule  geworden,  durch 
seine  immer  gleichmässige  edle  Geigenhaltung  und 
durch  die  voUendete  Bogenführung,  bei  welcher 
auch  der  minimalste  Bogenstrich  noch  In 'Wohllaut 
getaucht  Ist.  Ueber  seine  vornehme  musikalische 
und  dabei  zum  Herzen  sprechende  Auffassong 
brauchte  man  wohl  kaum  noch  ein  Wort  zu  verliereii. 

Wer  die  Freude  hatte,  ein  Schüler  des  ver- 
ehrten Meisters  gewesen  zu  sein,  der  weiss,  dass 
Joachim  nicht  nur  das  zu  studierende  Musikstück  er- 
örtert, sondern  auch  in  der  liebenswürdigsten  Weise 
stets  bereit  ist,  alle  pädagogischen  Fragen  zu  beant- 
worten und  zu  besprechen.  —  Als  dieses  Werk  vor 
mir  lag,  fragte  ich  mich,  wirst  Du  darin  einen 
grossen  Teil  der  Lehren  wiederfinden,  die  Da  bei 
der  persönlichen  Unterweisung  des  grauen  Päda- 
gogen erhalten?  Zuversichtlich  kann  Ich  sagen, 
dass  ich  mich  nicht  getäuscht  habe.  Schon  die 
Vorrede  zeigt  unsdie  wertvollen  pädagogischen 
Grundsätze,  welche  wir  gamlcht  genug  schätzen 
können,  well  wir  durch  dieselben  am  schnellsten 
zu  einer  edlen  Wiedergabe  unserer  grossen 
klassischen  Musikwerke  gelangen.  — 

Die  Violinschule  hat  noch  einen  zweiten  Ver- 
fasser, Herrn  Prof.  Andreas  Moser,  den  prak- 
tischen Autor  der  ersten  beiden  Bände.  Moser  ist  ausser 
bei  seinen  Schülern  in  der  musikalischen  Welt  mit 
Eecht  durch  seine  interessante  Biographie  Joachim's 
bekannt  geworden;  er  hat  in  diesem  Werke  alles 
das  niedergelegt,  was  er  bei  Joachim  selbst  gelernt, 
und  eine  praktische  Erfahrung  durch  den  Unter- 
richt zahlreicher  Anfänger  steht  ihm  zur  Seite. 
Wie  ich  von  Moser  selbst  erfahren  habe,  hat  er 
alle  wertvollen  Violinschulen,  bis  zu  den  ältesten, 
zu  genauer  Durchsicht  vorgehabt.  Spohr  nnd 
Beriot  sind  in  diesem  Werke  wieder  zu  ihrem 
Hechte  gekommen.  —  Einsichtsvolle  Pädagogen 
werden  Moser  entschieden  Dank  wissen,  dass  er 
In  folgendem  eine  stichhaltige  Erklärung  für  die 
tiefe  Haltung  des  rechten  Ellbogens  und  des  wie 
gelähmt  senkrecht  herunterhängenden  rechten 
Arms  gegeben  hat:  „Die  in  fast  allen  deutschen 
Violinschulen  vorgeschriebene  tiefe  Haltung  des 
Ellbogens  resp.  Oberarms  für  alle  4  Saiten, 
beruht  auf  dem  gedankenlosen  Nachbeten  einer 
missverstandenen  Anweisung,  die  sich  von  Ge- 
schlecht zu  Geschlecht  fortgeerbt  hat.  Sie  mnss 
mit  allen  Mitteln  bekämpft  werden.  Jene  Vor- 
schrift ist  vor  150  Jahren  von  Leopold  Mozart, 
dem  Verfasser  der  ersten  deutschen  Violinschule, 
damals  allerdings  mit  vollem  Recht,  aufgei^ellt 
worden,  weil  man  die  Violine  rechts  vom  Saiten- 
halter unter  das  Kinn  setzte.  Jetzt,  wo  wir  die 
Geige   auf  der  linken  Seite  vom  Saitenhalter 


171     — 


halten,  ist  die  veraltete  Eegel  der  niedrigen 
Ellbogen  -  Haltung  eines  der  hauptsäch- 
lichsten Hindernisse  für  die  Aneignung  einer 
freien  Bogenführnng/^  — 

So  kann  der  Geigenlehrer  denn  endlich,  ohne 
irgendwelche  Zweifel  zu  hegen,  den  richtigen 
Gebrauch  aller  Gelenke,  sowie  die,  auch  ana- 
tomisch zu  rechtfertigende,  richtige  Haltung  des 
Unter-  und  Oberarms  lehren.  Letzterer  wurde 
früher  stets  als  ein  Unhold  des  Gelgenspiels  er- 
klärt; endlich  ist  der  in  den  Bann  getane  Oberarm 
wieder  zur  natürlichen  Bewegung  in  seine  Rechte 
eingesetzt.  Moser  beginnt  mit  dem  Studium  der 
D  -  d  u  r  -  Tonleiter.  Dass  man  dem  kleinen  Anfänger 
das  ziemlich  schwierige  Zurücksetzen  des  ersten 
Fingers  F.  auf  der  E-Saite  ersparen  will,  kann  nur 
gelobt  werden.  — 

Es  ist  hier  eine  grosse  Menge  von  ganz  leichten 
Uebungen  in  der  I.Lage  vorhanden.  Jeder  Lehrer 
weiss,  dass  sich  bald  beim  kleinen  Schüler  ein 
Nachlassen  des  Eifers  einstellt,  wenn  man  die- 
selben Uebungsstücke  mehrmals  hintereinander 
aufgeben  muss.  Ueber  das  Heben  des  Handgelenks 
am  Frosche  und  Einziehen  desselben  an  der  Spitze 
des  Bogens  ist  dem  Anfänger  zunächst  gamichts 
gesagt  worden,  Moser  spricht  erst  später  davon. 
Meister  Joachim  warnt  oft  genug  vor  der 
Uebertreibung  der  Handgelenkbewegungen, 


Geiger,  die  schon  viele  Jahre  spielen,  ja  selbst 
schon  wiederholentlich  öffentlich  aufgetreten  sind» 
haben  oft  eine  manierierte  Spielweise  durch  das 
übermässige  Heraustreten  oder  Einziehen  des  Hand- 
gelenks an  sich.  Die  einfache,  edle  Wiedergabe 
unserer  klassischen  Musikwerke  leidet  oft  ent- 
schieden darunter.  Auch  die  hässliche  Angewohn- 
heit, einen  Triller  durch  einen  Druck  des  Bogens 
in  die  Saite  leichter  hervorbringen  zu  wollen,  ist 
hier  gerügt.  Das  Trillern  ist  lediglich  eine  Ange- 
legenheit der  linken  Hand.  Es  gibt  selbst  unter 
Musikern  Geiger,  die  keinen  Triller  machen 
können,  ohne  erst  ein  Ankratzen  des  Bogens  auf 
der  Seite  ertönen  zu  lassen.  —  Es  ist  hübsch,  dass 
im  Anhange  kleine  Biographien  der  bedeutendsten 
Geigenbauer  und  Geigenkünstler  geboten  worden 
sind.  Zur  Erklärung  von  Bogenhalcung,  Geigen- 
haltung und  Fingeraufsatz  sehen  wir  sauber  an- 
gefertigte Photographien  und  nicht  die  mangpel- 
haften,  aus  ein  paar  flüchtigen  Strichen  enge- 
fertigen  Zeichnungen,  die  Lehrenden  und  Lernenden 
keine  klare  Uebersicht  geben.  —  So  sei  denn  diesem 
Werke  Meister  Joachim^s  und  seines  treuen  Mit- 
arbeiters Moser  ein  „herzliches  Willkommen'  zu- 
gerufen und  schon  jetzt  auf  die  beiden  nächsten 
Bände,  besonders  aber  auf  das  Erscheinen  des 
dritten,  der  die  Bezeichnungen  klassischer  Meister- 
werke von  Joachim  enthält,  aufmerksam  gemacht. 


Mitteilungen 


von  Hoohsohulen  und  KonBervatorien. 


Frl.  Luise  Müller-Darmstadt  richtet  in 
den  Monaten  August  und  September  in  Darm- 
stadt , Ferienkurse  für  Fachgesanglehre- 
rinnen an  höheren  Mädchenschulen**  ein. 
Die  Kurse  werden  von  4— 8 wöchentlicher  Dauer 
sein.  Anmeldungen  sind  bis  zum  1.  Juli  an  die 
obige  Adresse,  Darmstadt,  Moserstr.  15,  zu 
richten. 

Faul  David,  der  einzige  Sohn  von  Ferdinand 
David,  des  berühmten  ersten  Konzertmeisters  des 
Leipziger  Gewandhauses,  feierte  am  23.  Mai 
das  40jährige  Jubiläum  als  Leiter  der  hochange- 
sehenen Musikschule  zu  Uppingham  in  Eng- 
land. Die  Erfolge  seiner  künstlerischen  Tätigkeit 
finden  in  ganz  England  Anerkennung.  Von  den 
Schülern  Uppinghams  werden  nicht  nur  Oratorien, 
sondern  auch  Beethoven' sehe  Sinfonien*  in  den 
regelmässig  dreimal  im  Jahr  stattflndenden  Schul- 
konzerten aufgeführt.  Drei  bis  fünf  deutsche  Mu- 
siker, meist  von  der  Berliner  Hochschule,  wirken 
als  Assistenten  David's  beim  Instrumental- Unter- 
richt. Die  zahlreichen  ehemaligen  Schüler  haben 
durch  freiwillige  Beiträge  von  Musikfreunden  die 
Mittel  zur  Errichtung  einer  grossen  MusikhaUe  zu- 
sammengebracht, die  den  Namen  .David -Halle' 
führen  soll. 


Der  Königliche  Musikdirektor  Bernhard  Irr- 
gang ist   als  Lehrer    für    das  Orgelspiel  an   das 
S  t e r n'sche  Konservatorium,  Direktor  Prof.  Gustav 
Hollaender,  berufen. 

Für  die  von  Frau  Professor  Luisa  Prym  an 
der  kgl.  Hochschule  zu  Würzburg  mit  einem 
Kapital  von  20000  Mk.  eri-ichtete  Stiftung  zur  Ver- 
leihung von  Stipendien  für  Schüler  der  Anstalt  ist 
die  staatliche  Genehmigung  erteilt  worden.  Sie 
wird  den  Namen  „Frau  Luisa  Prym  -  Stiftung^* 
führen. 

Der  Grossherzog  Wilhelm  Ernst  von  Weimar 
hat  der  dortigen  Grossherzoglichen  „Musik-  und 
Orchesterschule"  die  Summe  von  150000  Mk.  zum 
Andenken  an  seine  verstorbene  Gemahlin  Caroline, 
die  eine  begeisterte  Verehrerin  der  Musik  war, 
zum  Geschenk  gemacht.  Die  Zinsen  dieses  Kapitals 
sollen  den  Zwecken  des  Instituts,  das  erst  kürzlich 
eine  prachtvolle  Orgel  von  Walker  in  Ludwigs- 
burg angeschafft  hat,  zu  weiterem  künslerischen 
Ausbau  dienen. 

In  drei  Prüfungskonzerten  legte  das  Konser- 
vatorium der  Musik  von  Direktor  Erich  Weg- 
mann in  Braun  schwel  gZieugnis  von  demFleiss 
und  der  Gründlichkeit  ab,  mit  welchem  an  demselben 
gearbeitet  wird.  Es  wurden  hochachtbare  Leistungen 


—     172     — 


geboten;  auf  den  Programmen  standen  Konzerte 
von  Mozart,  Moscheles,  Beethoven,  Schu- 
mann und  Rnbinstein,  die  teils  mit  Begleitung 
eines  2.  Klaviers,  teils  mit  Orchester  vorgetragen 
wurden ;  Solostücke  für  Klavier,  Violine  und  Cello, 
Gesänge  und  Frauencliöre  fügten  sich  in  geschmack- 
voller Auswahl  ein. 

Das  Prüfungskonzert  der  Schule  für  höheres 
Klavierspiel  in  Breslau,  welche  von  Fräulein 
Elisabeth  Simon  geleitet  wird,  nahm  einen 
ausserordentlich  günstigen  Verlauf  und  zeigte  von 
neuem,  dass  das  Institut  sich  auf  seiner  alten  Höhe 


erhalten  hat  und  jeder  Konkurrenz  siegreich  die 
Spitze  zu  bieten  vermag.  Die  gebotenen  Klavier- 
vorträge zeigten  durchweg  die  vorzügliche  Lehr- 
methode; ein  runder,  weicher  Ton,  geschmeidige 
Fingerfertigkeit  und  verständiger  musikalischer 
Vortrag  waren  die  guten,  grundlegenden  Eigen- 
schaften, die  in  allen  Darbietungen  zu  Tage  traten. 
Auch  die  4-  und  8  händigen  Ensemblesätze  kamen 
mit  rhythmischer  Prägnanz  zu  Gehör.  Durch  Herrn 
Dr.  Eugen  Biller's  Violinvorträge  wurde  die  Auf- 
führung in  wirkungsvoller  Weise  unterstützt. 


Yermischte  Nachrichten. 


Der  Königliche  Musikdirektor  Bernhard 
Irrgang  ist  als  Nachfolger  von  Otto  Dienel  ein- 
stimmig zum  Organisten  an  St.  Marien  berufen 
worden,  nachdem  er  über  12  Jahre  als  Organist 
und  Chordirigent  au  Heilig-Kreuz  gewirkt  und 
dort  über  9  Jahre  die  bekannten  Donnerstag-Kon- 
zerte veranstaltet.  Die  Konzerte  finden  in  St. 
Marien  ihre  Fortsetzung. 

Professor  Ernst  Pauer,  der  bekannte  Pianist 
und  Pädagoge,  ist  am  9.  Mai  im  Alter  von 
78  Jahren  in  Jugenheim  gestorben.  Zu  Wien  ge- 
boren, wurde  er  nach  gründlichen  Studien  dort 
und  in  München  1847  Musikdirektor  in  Mainz 
und  ging  1851  nach  London,  wo  er  nachmals 
erster  Professor  am  Boyal  College  of  Music 
wurde.  1896  trat  er  in  den  Ruhestand.  Pauer  hat 
lehrreiche  Bearbeitungen  und  Ausgaben  älterer 
Klaviermusik  herausgegeben  und  ist  auch  als  Kom- 
ponist von  Opern,  Kammermusik-  und  Orchester- 
werken mehrfach  in  die  Oeffentlichkeit  getreten.  Er 
ist  der  Vater  des  rühmlichst  bekannten  Pianisten 
Professor  Max  Pauer  in  Stuttgart. 

Der  Musikschriftsteller  Max  Steuer-Berlin 
ist  daselbst,  57  Jahre  alt,  gestorben. 

Aus  Eise  nach  wird  berichtet,  dass  bei  Auf- 
räumungsarbeiten in  einem  dem  Bergfiskus  ge- 
hörigen Gebäude  zu  Schwabenthal  ganz  zufällig 
alte  Handschriften  und  Notenblätter  aufgefunden 
worden  sind,  die  wahrscheinlich  aus  einem  der  am 
Fuss  des  Meissners  ehemalig  gelegenen,  durch 
Landgraf  Philipp  den  Grossmütigen  um  die  Mitte 
des  sechzehnten  Jahrhunderts  säkularisierten  Stifte 
oder  Kloster  stammen  und  später  von  dem  Bech- 
nungsführer  des  1580  in  Betrieb  genommenen 
Braunkohlenbergwerks  am  Meissner  als  Umschlag 
zu  den  Quartalsabrechnungen  verwendet  worden 
sind.  Soweit  durch  Sachverständige  bis  jetzt  fest- 
gestellt worden  ist,  umfassen  die  noch  sehr  gut 
erhaltenen  und  mit  vielfarbigen  prächtigen  Initialen 
versehenen  Blätter  22  Manuskripte  und  einen  Druck. 
Mehrere  Blätter  zeigen  die  älteste  Notenschrift,  die 
wir  aus  dem  Mittelalter  kennen,  und  stammen 
wahrscheinlich  also  aus  dem  zehnten  Jahrhundert. 
Andere  Stücke  enthalten  die  verschiedensten  neuereu 


Notenformen  vom  elften  bis  vierzehnten  Jahr- 
hundert, sind  lateinisch  geschrieben  und  setzen  sich 
zusammen  aus  Noten,  Hymnen,  Gebeten,  Bibel- 
texten und  Psalmen. 

Unter  dem  Präsidium  des  Dr.  Victor  lütter 
V.  Miller  zu  Aichholz  hat  sich  vor  kurzem,  wie 
die  Wiener  „N.  Fr.  Pr."  berichtet,  eine  Brahm»- 
Gesellschatt  konstituiert,  deren  Zweck  die  Er- 
haltung des  Andenkens  au  Johannes  Brahms 
ist.  Es  ist  vor  allem  geplant,  die  gesamte  Ein- 
richtung der  Wohnung  des  verstorbenen  Meisters 
zu  erwerben  und  die  von  Brahms  in  Wien  inne- 
gehabte Wohnung  zu  erhalten,  um  auf  diese  Weise 
eine  Art  Brahms-Museum  zu  schaffen.  Femer  soll 
mit  einer  Sammlung  von  Schriften,  Büchern  und 
anderen  Objekten,  die  aaf  Brahms  Bezug  haben, 
begonnen  und  mit  der  Zeit  eine  möglichst  voll- 
ständige Sammlung  von  Brahms-Breliquien  angelet 
werden.  Ganz  besonders  soll  auch  die  auf  den 
Verstorbenen  bezügliche  Literatur  gefördert  werden. 
Um  die  angestrebten  Ziele  schneller  zu  erreichen, 
wurde  beschlossen,  Hand  in  Hand  mit  der  Gesell- 
schaft der  Musikfreunde  in  Wien  die  Sache  in  An- 
griff zu  nehmen.  Dabei  wurde  gleichzeitig  in 
Aussicht  genommen,  die  archivalischen  Erwer- 
bungen in  die  Obhut,  eventuell  in  das  Eigentum 
der  Gesellschaft  der  Musikfreunde  zu  übergeben, 
doch  müsste  letztere  in  diesem  Falle  sich  ver- 
pflichten, diese  Erwerbungen  ungeteilt  für  Wien 
zu  erhalten.  An  der  Spitze  der  Gesellschaft  steht 
Dr.  Viktor  Bitt.er  von  Miller  zu  Aichholz.  Der 
Vorstand  wird  von  den  Herren  Arthur  Faber, 
Dr.  Erich  Bitter  v.  Hornbostei,  Max  Kalbeck, 
Adolf  Koch  V.  Langentreu,  Dr.  Eusebius 
Mandyczewski  und  Gottheif  Meyer  gebildet. 

Die  französische  Musikzeitung  „Le  mönestreh 
macht  auf  ein  Dokument  aufmerksam,  das  augen- 
blicklich ein  gewisses  aktuelles  Interesse  in  An- 
spruch nehmen  darf.  Es  handelt  sich  um  das  im 
Musikhistorischen  Museum  des  Herrn  Nicolas 
Manskopf  in  Frankfurt  a.  M.  befindliche  Pro- 
gramm eines  Konzertes,  das  am  Sonntag,  den 
9.  März  1845  in  Jena  stattgefunden  hat  und  in 
dem    der    Weimarische    Kapellmeister    Ch<^lard 


—     173 


(geb.  1.  Februar  1789  zu  Paris,  gest.  12.  Februar  1861 
zu  Weimar)  ein  Werk  zur  Aufführung  brachte, 
das  deinem  Programm  nach  als  ein  ideeller  Vor- 
läufer zu  Rieh.  Strauss'  „Sinfonia  domestica** 
gelten  kann.    Das  Werk  ist  betitelt: 

Les  premi^res  Harmonies  de  la  vie. 

Fantasie  joyeuse  pour  orchestre. 

compos^e parle Maitre  de  Chapelle  Ch^lard  de  Weimar 

Programme:  Naissance,  Bapteme,  Berceuse; 

Chanson  de  la  nourrice,  la  Mere,  TEnfant,  ses  jeux, 

la  premiere  le^on  ^poque  de  la  jeunesse,  Choral. 

Kich.  Strauss  hat  sein  Werk  in  drei  grosse, 
zusammenhängende  Abschnitte  eingeteilt,  die  er 
„der  Mann,  die  Frau,  das  Kind**  benennt ;.Ch41ard 
hat  den  ,Mann^  ausgeschlossen,  „Mutter  und  Kind^^ 
aber  in  sein  Programm  einbezogen.  Strauss 
schildert  in  seinem  Werke  die  Erlebnisse  nur  eines 
einzigen  Tages  in  der  Familie,  während  Ch^lard 
einen  grösseren  Lebensabschnitt  des  Kindes  ton- 
knnstlerisch  behandelt;  aber  bei  aller  Verschieden- 
heit des  Vorwurfs  und  seiner  künstlerischen  Be- 
handlung sind  doch  Analogien  in  Einzelheiten 
festzustellen. 

Folgende  Notiz  wurde  uns  zugesandt:  Land- 
graf Ernst  Ludwig  von  Hessen-Darmstadt 
1678-1739  und  die  deutsche  Oper.  (E.  Hofmann 
&  Co.,  Berlin.)  Ganz  überraschenden  Aufschluss 
über  die  Musikzustände  Mitteldeutschlands  im  17. 
und  18.  Jahrhundert  gibt  diese  soeben  erschienene 
Publikation,  die  sich  mit  einem  etwas  vernach- 
lässigten Teil  der  Musikgeschichte  befasst.  Der 
hessische  Landgraf  Ernst  Ludwig  ein  fein- 
gebildeter Musiker  und  Eunstförderer,  gründete 
1709  nach  Alt-Hamburger  Muster  in  Darm- 
stadt eine  deutsche  Hofoper,  deren  Hauptkräfte 
er  selbst  bei  seinen  Besuchen  in  Hamburg  aus 
dem  dortigen  Ensemble  ausgewählt.  Briegel, 
Granpner,  Telemann,  Keiser,  Hesse  traten 
in    Beziehung    zu    dem    Darmstädter   Hofe   und 


weckten  dort  ein  reges  Musiktreiben,  das  für  die 
ganze  Staatengrnppe  des  Südens  vorbildlich  wurde. 
Auch  als  Komponist  trat  der  Landgraf  in  Wett- 
bewerb mit  seinen  Musikern,  mit  welchen  ihn  eine 
leutselige  Vertrautheit  verband.  Der  bekannte 
Musikhistoriker  Dr.  Wilhelm  Kleefeld  hat  in 
dieser  Monographie  ein  umfangreiches  Material 
mit  sachkundiger  Hand  zusammengetragen,  das 
gewiss  allen  Freunden  deutscher  Musikgeschichte 
willkommen  sein  wird. 

Hervorgerufen  durch  die  lebhafte  Anteilnahme, 
die  der  „Kl.  L.*  den  „Beform bestrebungen  des 
Schulgesanges^  als  Organ  des  musikpädagogischen 
Verbandes  widmet,  gehen  der  Hedaktion  zahlreiche 
Programme  musikalischer  Veranstaltungen  an 
Gymnasien  und  anderen  höheren  Lehranstalten  zu, 
welche  den  Beweis  liefern,  dass  da,  wo  der  Unter- 
richt in  berufenen  Händen  liegt,  sich  auch  heut 
schon  Tüchtiges  erreichen  lässt.  Leider  fehlt  der 
Baum,  um  von  allen  Einsendungen  Notiz  zu 
nehmen;  Proben  von  Bermerkenswerten  sollen 
dennoch  von  Zeit  zu  Zeit  gebracht  werden.  Heute 
eine  Probe  von  einer  Schüleraufführung  am  Gym- 
nasium zu  Kreuznach,  an  dem  Herr  Geisen- 
heyner  den  Gesangunterricht  leitet.  Von  den 
unteren  Klassen  wurden  einstimmige  Kinderlieder 
von  Taubert,  Mo  zart 's  .Sehnsucht  nach  dem 
Frühling",  Andrö's  „Die  ewige  Schöpfung*  und 
zwei  italienische  Volkslieder  gesungen.  Vom  ge- 
mischten Chor  „Die  Nachtigall",  eine  russische 
Volksweise,  Möring's  „Gute  Nacht*,  zwei  Schel- 
menlieder von  Schöndorf,  „Der  Pfarrer  von 
Dundee"  von  Weinwurm  und  Zander's 
schwieriges  „Wenn  de  Lurk  treckt",  das  in  einen 
achtstimmigen  Schluss  ausklingt.  Die  tadellose 
Beinheit  und  Klangschönheit,  die  musterhafte 
Entwicklung  der  Kinderstimmen  wird  in  der  Kritik 
besonders  hervorgehoben. 


Bücher  und 

Theodor  Kirchner:    „20   Charakterstücke*«  für 
den   Klavierunterricht  in  revidierter 
Neuausgabe  von  Heinrich  Germer. 
Jmliu  Hstnaaeit  Brealan. 
Die  instruktive  Bedeutung,  der  erziehliche  Wert, 
der  den  meisten  Kirchner'schen  Tonschöpfungen  inne- 
wohnt, ist  von  unseren  Pädagogen  im  allgemeinen 
noch  sehr  wenig  gewürdigt.  Verständlich  ist  die  Tat- 
sache kaum,  aber  vorhanden  ist  »ie.   Wer  spielt  heut 
Kirchner  und  wo  findet  man  seine  Werke  auf  den 
Programmen  der  Schüleraufführongen,  auf  denen 
ihre  rechte  Stätte  wäre?   Kirchner,  ein  Tonpoet  von 
der  erlesensten  Vornehmheit  des  Empfindens,  der 
einen  Tonsatz  von  entzückf^nder  Feinheit  schrieb,  war 
schon  bei  seinen  Lebzeiten  vergessen,  es  scheint,  als 
weckte  erst  sein  Tod  das  Andenken  an  ihn.  Die  obige 
Ausgabe   ist  Jedenfalls  ein  erfreuliches  Zeichen  zu 


Musikalien. 

dem  Versuch,  die  ruhenden,  reichen  Schätze  flüssig 
zu  machen.  Aus  grösseren  Kompositionscyklen, 
(schade,  dass  die  Neu  ausgäbe  nicht  die  vollen  Titel 
anführt),  op.  39  „Dorfgeschichten",  op.  44  „Blumen 
zum  Strauss",  op.  46  „30  Kinder-  und  Künstler- 
tänze" und  op.  56  „In  stillen  Stunden'',  sind  20  der 
feinsten  Sätze  ausgesucht  und  in  Finzelheften 
herausgegeben.  Das  letztere  ist  noch  besonders 
hervorzuheben.  Der  vielgeplagte  Klavierlehrer  hat 
ja,  neben  so  vielem  Anderen,  leider  auch  mit  den 
Preisen  der  Noten  zu  rechnen.  Warum  werden 
denn  Czerny's  Etüden  und  Clementi's  und 
Kühl  au 's  Etüden  bis  zum  Ueberdruss  gespielt  und 
einschlägliche  moderne  Werke,  wie  z.  B.  die 
K  i  r  c  h  ne  r  'sehen  „5  Sona tinen'' ,  kleine  Kabinetstücke 
in  ihrer  rhythmischen  und  melodischen  Fassung,  sind 
ganz  unbekannt?  Ersteresind  billig,  letztere  teuer! 


—     174     — 


Um  80  willkommener  sind  diese  £inzelliefte,  sie 
schaffen  den  feinen  Tonsätzchen  leichtere  Bahn  zu 
den  EUavierpnlten.  Heinrich  Germer  hat  sie 
einer  sorgfältigen  Eevision  in  Bezug  anf  Eingersatz 
nnd  Phrasiemng  unterzogen  und  dem  Lehrer  da- 
mit in  die  Hand  gearbeitet.  Kleine  Textänderungen, 
auch  da,  wo  offenbare  Druckfehler  vorlagen,  sind 
durch  Fussnoten  zum  Vergleich  angedeutet.  — 
Wenn  ich  oben  bedauerte,  dass  die  Haupttitel  der 
verschiedenen  Werke  fehlen,  so  hat  dafür  der  Be- 
arbeiter den  Sätzen  aus  op.  44.  „Blumen  zum 
Strauss'',  sinnige  Bezeichnungen,  wie  „Epheu- 
ranken',  „Glockenblumen^*  mitgegeben,  auch  die 
„Tänze**  sind  nach  ihren  Bhythmen  und  Charakteren 
getauft,  da  haben  wir  einen  „festlichen**,  „länd- 
lichen', 0 deutschen**  und  anderen  Tanz,  einen 
„Reigen",  ein  „Tanzpoem**  u.  s.  w.  —  Die  Stücke 
sind  durchweg  von  mittlerer  Schwierigkeit,  be- 
sondere technische  Aufgaben  stellen  sie  nicht,  wohl 
aber  beanspruchen  sie  feinfühlige  musikalische 
Finger  und  ein  liebevolles  Versenken  in  den 
poetischen  Gehalt.  Möchten  sie  doch  recht  viel  be- 
nützt werden;  unsere  Jugend  kann  nicht  besser 
zur  Musik  ucd  zum  musikalischen  Empfinden  er- 
zogen werden,  als  durch  solche  gemütstiefe  und 
poesieerfüllte  Schöpfungen. 

Anna  Morsch. 

N.  Mendtner,  op.  5.  Sonate  (FmoU)  für  Fianoforte. 
M,  P.  Belftleffy  Leipilir. 

Der  erste  und  dritte  Satz  bieten  inhaltlich  das 
Wertvollste  dieser  Sonate.  Dort  fesselt  das  schöne, 
zu  melancholischem  Wesen  neigende  Hauptthema 
imd  die  gut  getroffene  Gegensätzlichkeit;  hier  die 
sich  immer  mehr  ausbreitende  Stimmung  und 
Steigerung  im  Gefühlsausdruck.  Beide  Sätze  sind 
trefflich  in  Arbeit  und  Disposition  und  nach  rhyth- 
mischer und  harmonischer  Seite  so  interessant,  dass 
sie  wohl  ein  genaueres  und  eiogehenderes  Studium 
lohnen.  Der  zweite,  Intermezzo  genannte  Satz, 
steht  unter  einer  wenig  angenehmen  und  fatale 
ünrulie  bereitenden  Modulation,  die  unablässig  hin 
und  her  schreitet  und  nichts  Erspriessliches  zu 
fördern  vermag.  Ein  kurzer  Nebengedanke,  der 
in  den  Grenzen  strengerer  Diatonik  gehalten  ist, 
vermag  hierfür  kaum  zu  entschädigen,  sondern 
lässt  vielmehr  den  Gegensatz  mehr  empfinden. 
Der  Schlusssatz  der  Mendtner'schen  Sonate  trägt 
in  der  Hauptsache  technischem  und  spielfreudigem 
Interesse  Eechnung.  Eine  sehr  angenehm  und 
melodisch  erfrischend  wirkende  Unterbrechung 
bildet  der  As  dnr- Zwischensatz  mit  seiner  schönen 
Empfindung  und  gewinnenden  Klarheit. 

S.  Barmotine^  op.  1.    Thema  mit  Variationen   für 
Fianoforte. 
M.  P»  BelalefTy  Lelpslg. 

Die  liier  angezeigten  Variationen  von  S.  Bar- 
motine  möchte  ich  als  eine  Art  Probestück  ansehen, 
das  ohne  Zweifel  für  die  Zukunft  zu  recht  guten 


Hoffnungen  Anlass  gibt.  Einzelne  der  Variationen 
sind  sehr  g^t  gelungen  und  erregen  unmittelbar 
das  musikalische  Interesse;  andere  hinwiederum 
bewegen  sich  mehr  oder  minder  häufig  nur  in 
akkordischer  Faraphrasierung.  Jedenfalls  aber  ver- 
dient der  angehende  Tonsetzer  Aufmunterung  zu 
weiterem  Schaffen,  und  zwar  umsomehr,  als  sein 
ganzes  Gebaren  durchaus  gesund  und  natürlich  ist, 
und  auf  die  Absolvierung  grundlegender  Studien 
schliessen  lässt. 

Max  Hasse:  „Feter  Cornelius  und  sein  Barbier  von 
Bagdad*.  Die  Kritik  zweier  Fartituren. 
Breitkopf  *  Hirlel,  Lelpslg. 
Der  Grund  zu  Max  Hasse's  vorliegender  Streit- 
schrift darf  bei  dem  Leser  als  bekannt  vorausgesetzt 
werden:  Felix  Mottl  unterzog  die  Originalpartitar 
des  „Barbier  von  Bagdad'  von  Peter  Cornelius  in- 
strumentalen Veränderungen,  die  vom  verstorbenen 
Münchener  Hofkapellmeister  Hermann  Levi  gnt- 
geheissen  wurden.  Gegen  die  praktische-  Ver- 
wendung dieser  Fartitur  und  für  die  Hehabilitation 
des  Originales  tritt  nun  Max  Hasse,  einer  der 
besten  Kenner  von  Cornelius'  Leben  und  Wirken, 
auf.  Auf  eine,  die  Entstehung  und  ferneren  Schick- 
sale der  Oper  darstellende  Einleitung  folgt  die 
eigentliche  Kritik  der  MottPschen  Bearbeitung, 
um  diese  und  den  Vergleich  zum  Originale  dar- 
zulegen, wären  Bände  erforderlich  gewesen.  Mit 
Fug  und  Hecht  wählt  daher  Max  Hasse  aus  dem 
Material  drei  Stücke  aus,  nämlich  eins  aus  dem 
Reiche  comelianischer  Lyrik,  eins  aus  dem  seines 
Orchesterwitzes  und  eins,  worin  das  pathetisch- 
humoristische  Moment  zu  vollster  Geltung  kommt. 
Eine  genaue  Vergleichung  der  alten  und  neuen 
Faxtitur,  resp.  der  hier  mitgeteilten  Stellen,  wird 
unschwer  erkennen  lassen,  wo  das  Richtige  zu 
finden  ist.  Wir  stehen  auf  selten  des  Komponisten 
und  begrüssen  M.  Hasse's  interessante  nnd  lehr- 
reiche Schrift  als  eine  mannesmutige  Tat  Die 
Aufführung  des  Werkes  bei  Gelegenheit  des  Cor- 
neliusfestes in  Weimar  im  verwichenen  Sommer 
hat  bewiesen,  dass  der  Originalpartitur  ganz  und 
gar  nicht  die  Schwächen  anhaften,  die  man  in  der 
Instrumentation  zu  finden  glaubte,  und  dass  der 
MottFsche  Bettungsversuch  durch  irgend  eine  dies- 
bezügliche Umformung  nicht  geboten  war. 

Heinrich  Neal :  Deutsche  Rhapsodien. 

Drei  symphonische  Klavierstücke. 
Frita  Hehmberth  Jr.,  Lelpstf. 
Die  Humoreske  (op.  38)  ist  unter  Heinrich 
NeaPs  oben  genannten  deutschen  Rhapsodien  die 
am  unmittelbarsten  wirkende  und  in  der  Erfindung 
frischeste.  Der  darin  lebende  Humor  ist  wirklich 
welcher  nnd  treibt  üppig  seine  Blüten.  Auch  ein 
gewisses  urwüchsiges  Element  fehlt  darin  nicht 
und  gibt  dem  Ganzen  etwas  ungemein  Lebens- 
fähiges und  Fackendes.  Am  wenigsten  sprach  uns 
die  Fathetische  Fhantasie  (op.  52)  an;   sie  ist  hin- 


175 


sichtlich  der  EriinduDg  am  schwächsten  geraten, 
im  Ansdmck  nnd  in  der  Wahl  der  Harmonien 
nicht  selten  gezwungen  nnd  weit  davon  entfernt, 
eine  schöne  Gesamtwirkung  zu  erzeugen  und  einen 
bleibenden  Eindruck  zu  hinterlassen.  Es  sind 
meines  Erachtens  zu  viel  Anläufe  und  zu  wenig 
Besnltate  vorhanden.  Für  eine  ausgezeichnete 
Komposition,  technisch  fördernd,  schön  musikalisch 


und  durchaus  im  vornehmen  Sinne  halte  ich  die 
Studie  (op.  47),  die  der  konzertanten  Ausführung 
des  Trillers  gewidmet  ist  und  für  bereits  vorge- 
rücktere Spieler  von  sehr  grossem  Nutzen  sein 
wird,  sich  auch  als  Vortragsstück  trefflich  bewähren 
dürfte.  Ich  empfehle  sie  und  die  Humoreske  an- 
gelegentlichst. 

Eugen  Segnitz. 


MosikpSdagogiBcher  Terband. 

Schulgesangs-Kommission. 

Zu  meinem  Entwurf  .Sichtung  des  Unter- 
richtsmaterials für  die  höheren  Lehranstalten^*  hat 
nun  auch  Herr  LudwigRiemannin  einer  längeren 
Zuschrift  an  den  Vorstand  des  Musikpädagogischen 
Verbandes  Stellung  genommen.  (Vergl.  ,E].-L'* 
No.  7.)  Nicht  aus  Bechthaberei,  sondern  lediglich 
im  Interesse  der  uns  allen  am  Herzen  liegenden 
Sache  möchte  ich  Herrn  Biemann's  Standpunkt 
hier  kurz  beleuchten. 

ad.  1 :  Meine  Stoffauswahl  berücksichtigt  nicht 
den  Klassen-,  sondern  nur  den  Chorgesang  an 
9 stufigen  Anstalten,  was  ja  auch  zur  Oenüge  aus 
der  Bemerkung  „4  stimmige  a  cappella-Chöre'  hervor- 
geht. Der  4 stimmige  Knabenchor  dürfte  bei  der 
geringen  Zeit  (Sexta  und  Quinta)  wohl  kaum  zur 
Anwendung  kommen.  Auch  vermittelt  ja  der 
3 stimmige  Kindergesang  den  jugendlichen  Sängern 
eine  Vorstellung  oder,  richtiger  gesagt,  ein  G-efühl 
von  den  Grundelementen  der  Harmonie,  was  Ja 
für  den  späteren  Chorgesang  ausserordentlich 
wichtig  ist.  Dass  die  Stoff auswahl  für  6 stufige 
Anstalten  eine  beschränktere  sein  muss ,  dürfte  doch 
schon  die  geringere  Besuchszeit  der  Schule  durch 
den  Choristen,  sowie  die  von  Herrn  Biemann  ge- 
forderte 8  stimmige  Bearbeitung  dartun.  „Männer- 
chöre aber  als  Unterabteilung  des  gemischten 
Chores  zu  bilden^,  halte  ich  wegen  der  SprÖdigkelt 
der  TenÖre  und  wegen  ihres  mehr  oder  minder 
baritonalen  Charakters  absolut  für  verfehlt.  Hier 
haben  diese  die  Führung  zu  übernehmen,  treten 
darum  zu  sehr  an  die  Obei-fläche,  während  sie  im 
gemischten  Chor  mehr  als  Füll  stimme  fungieren, 
deren  nicht  gerade  schöner  Charakter  noch  zudem 
von  den  Knabenstimmen  gedeckt  Yhrd.  Da  ist  es 
doch  meines  Erachtens  viel  vorteilhafter,  wenn 
auch  in  6  stufigen  Anstalten  4  stimmig  gesungen 
wird,  da  sich  hier  die  Möglichkeit  bietet,  dass  die 
TenÖre  durch  einen  2.  Alt  unterstützt  werden 
können,  vorausgesetzt  natürlich,  dass  das  betreffende 
Chorbuch  so  eingerichtet  ist,  dass  die  Tenorstimme 
auch  von  dem  Alt  gesungen  werden  kann  und  dass 
die  Bassstimme  nicht  zu  tief  geführt  ist.  Hier  ist 
das  Verfahren  von  Prof.  Palme  durchaus  am  Platze. 
—  Meine  1.  These  schliesst  den  Gesang  mit  Klavier- 
begleitung  nicht    aus,    weshalb    die    von  Herrn 


Vereine. 

Biemann  in  1—3  ausgeführten  Vorzüge  als  selbst- 
verständlich acceptiert  werden  müssen. 

ad.  4 :  Mein  aufgestellter  Grundsatz  richtet  sich 
nicht  gegen  Bearbeitungen.  Die  Auswahl  der 
OrignalchÖre  wegen  ihres  .erotischen  und  gar- 
kirchlichen Charakters"  scheitern  zu  lassen,  dürfte 
zu  weit  gehen.  In  unserer  Zeit  geht  man  doch 
meistens  wegen  «olcher  Sachen  zur  Tagesordnung 
über.  Der  Schüler  findet  aber  auch  gar  nichts  darin, 
wenn  man  sie  nur  als  selbstverständlich  be- 
trachtet. Warum  soll  er  nicht  vom  „Lieben'',  vom 
„Küssen'  etc.  singen?  Freilich  darf  der  Text  nach 
dieser  Seite  nicht  indiskret  sein. 

ad.  5:  Ich  halte  nach  wie  vor  an  der  Meinung 
fest,  dass  die  einstimmigen  Kunstlieder,  soweit 
auch  diese  sich  nicht  dem  Volksmässigen  nähern, 
vom  Schulgesange  auszuschliessen  sind.  Sie 
verlangen  doch  meistens  wegen  ihres  tiefen  und 
wechselnden  :Stimmungsgehaltes  ein  zu  individuali- 
siertes Singen,  als  dass  sie  im  Chorgesang  zur 
Geltung  kommen  könnten.  Dass  Herr  Biemann 
aber  seinem  Schülerkonzert  mit  den  chinesischen, 
japanischen,  indischen  und  arabischen  Gesängen 
das  Wort  redet,  zumal  sich  unter  den  japanischen 
sogar  ein  —  Bordelllied  befand,  dürfte  doch  wohl 
einhellige  Abwehr  erfahren.  „Eiumal"  ist  hier 
nicht  keinmal!  Mit  demselben Bechte  könnte  man 
auch  „einmal^*  Gassenhauer  singen  lassen.  Wo 
bleibt  hier  die  Pädagogik?  Oder  soll  sie  bei 
solchen  Sachen  ^fCinmal"  ihr  Haupt  verhüllen? 
Nach  meiner  Meinung  ist  die  ganze  Auswahl  des 
Stoffes  in  erster  Linie  nach  pädagogischen 
Grundsätzen  zu  treffen.  Das  dürfte  doch  wohl  die 
obe  rs  te  Forderung  sein.  In  manchen  Chorbüchern, 
namentlich  den  neueren,  ist  dem  deutschen  Volks- 
lied ein  breiter  Baum  gewährt. 

ad  8:  Meine  hier  angegebene  Stoff  auswahl 
halte  ich  für  künstlerisch  höherstehend.  Die 
biographischen  Notizen  kämen  besser  zur  Geltang 
und  der  Schüler  dürfte  durch  die  Zusammenstellung 
der  betr.  Komponisten  auch  gleich  ihre  Zusanmien- 
gehörigkeit  in  der  Kunstgeschichte  erkennen.  Mag 
die  chronologische  Anordnung  auch  mal  Lücken  auf- 
weisen. Was  tut's?  Diese  können  durch  kurze 
biographische  Angaben  der  Komponisten  und  ihrer 
Bedeutung  in  der  Kunstgeschichte  ausgefüllt 
werden.  „Die  Einteilung  des  Inhalts  nach  den 
Lebensgewohnheiten,  Sitten,  Jahreszeiten  und  Schul- 


—     176     — 


festlichkeiten,  wie  sie  der  alte  Prof.  Erk  beliebte, 
dürfte  in  unserer  Zeit  doch  wohl  för  9  stufige  An- 
stalten als  etwas  naiv  gelten.  £s  müssen  eben 
neue  Bahnen  beschritten  und  die  bequemen  Greleise 
der  liebgewordenen  Gewohnheit  verlassen  werden. 
Chistav  Beckmann-Essen. 


Veranstaltungen    innerhalb    des    Vereins    machen 
einen  Anschluss  an  denselben  sehr  empfehlenswert 


Terein  der  Mnsiklehrer  und  Mnsiklehrerlnnen 
zu  Posen«  Die  am  15.  Mai  stattgefundene  Ge- 
neralversammlung des  Vereins  war  erfreulicherweise 
sehr  zahlreich  besucht.  In  Vertretung  des  Vor- 
sitzenden, Herrn  königlichen  Musikdirektors 
Geisler,  eröffnete  der  Schriftführer,  Herr  Berg- 
gruen, die  Versammlung  mit  einem  Bericht  über 
das  abgelaufene  Geschäftsjahr,  worauf  der  Kassierer, 
Herr  Pianofortefabrikant  Ecke,  den  Kassenbericht 
erstattete,  der  ein  recht  erfreuliches  Resultat  auf- 
wies. Der  Gesamtvorstand,  bestehend  in  folgenden 
Mitgliedern:  Fr.  Dr.  Theile,  Herr  Musikdirektor 
Geisler,  Frl.  Fontane,  Herr  Berggruen,  wurde 
durch  Zuruf  wiedergewählt,  an  Stelle  des  bis- 
herigen Kassierers  Herrn  Ecke,  der  hedauerlicher 
weise  eine  "Wiederwahl  nicht  annehmen  konnte, 
Herr  Fabrikant  Broh  gewählt.  Der  Verein  zählt 
jetzt  ca.  50  Mitglieder  und  hat  einen  sehr  erfreu- 
lichen Aufschwung  genommen.  Das  vom  Verein 
herausgegebene  Unterrichts-Kontraktformular  hat 
sich  für  die  Mitglieder  als  überaus  segensreich 
erwiesen.  Zahlreiche  andere  Vergünstigungen,  so 
beispielsweise  der  durch  die  Güte  des  Herrn  Theater- 
direktors Thies  bedeutend  ermässigte  Eintrittspreis 
für    unser    Stadttheater,    sowie    die    interessanten 


Der  Verein  der  konzessionierten  MngiksclMl- 
Inhaber  und  Inhalierinnen  in  Wien,  hat  in  seiner 
diesjährigen  Generalversammlung  den  Jahres- 
bericht des  Ausschusses  entgegengenommen.  Mit 
grossem  Bedauern  wurde  zur  Kenntnis  gebracht, 
dass  der  bisherige  Vorstand,  Herr  Direktor  Franz 
Urban,  aus  Gesundheitsrücksichten  von  seinem 
Amte  zurückgetreten  ist.  Die  hierauf  erfolgten 
Wahlen  haben  folgendes  Resultat  ergeben :  Vorstand : 
Ernst  Pfriemer  (VIII.  Florianigasse  34);  Vorst.- 
Stellv.iFriedr.  Weisshappel  (XVEII.  Canongl9j; 
Schriftführer:  Franz  Prisching,  Isabella  Raffay; 
Kassierer:  Max  Adler;  Archivar:  G^za  Horvath; 
Ausschüsse:  Max  v.  Ambros,  Jos.  Herz,  Peregrin 
Lacomy,  Friedr.  Smetana.  Cäcilie  Schwarz,  Adolf 
Nesbeda;  Kevisoren:  M.  H.  Behbech,  Heinr. 
Teutscher,  J.  P.  Lippert,  Ida  Schnabel. 

Die  Aufnahme  neuer  Mitglieder  erfolgt  nach 
vorhergegangener  Anmeldung  beim  Vorstand  oder 
dessen  Stellvertreter  durch  den  Ausschuss.  Ordent- 
liches Mitglied  des  Vereins  kann  nur  ein  vom 
hohen  k.  k.  n.  oe.  Landesschulrat  konz.  Musikschul- 
inhaher  oder  Inhaberin  in  Wien  werden.  Anfragen 
und  Auskünfte  werden  durch  den  Ausschuss 
bereitwilligst  erteilt. 

Der  Pensionskasse  dieses  Vereines  können 
auch  sonstige  staatl.  geprüfte,  wie  auch  g^t 
akkreditierte  Mnsiklehrer  und  Lehrerinnen  als 
ordentliche  Mitglieder  beitreten. 


B^^  Dieser  Auftage  liegt  ein  Prospekt'.  Auguste  ßöhme-Köhhr,  Leipzig^  Leitfaden: 
„Lautbildung  beim  Singen  nnd  Sprechen^\  Apparat  zur  ^.Plastischen  Darstellung  der  Laut- 
bildung^''  bei^  auf  welche  wir  unsere  Leser  besonders  aufmerksam  machen.  D.  E* 


{i;0Mmmm%'i:Wm'iwMw^mW 


Konservatorium  der  Musik 
in  Kassel. 

Gegr.  1896.     Direktion:  L  Beyer.     Gegr.  1896. 

EhrenTOnltE :  B«gieninn-Prä«ident  tob  Trott  la  8«1b, 
Graf  KSmlgMorff,  Exoellons  Generalin  tom  €olOMby 
OberbürgermeiBter  Müller  u.  A. 

Cnratorinm:  Pfarrer  Hau,  Sohnldirektor  Prof.  Dr.  Krui- 
Mfteher,  Bankier  Plaat,  Jostiarath  Scheffer  n.  A. 

Lehrer :  Die  Damen :  L«  Beyer,  BUisi-FSrtter,  Eönigl.  Opern- 
Sängerin,  Oleeae-Fabroal,  ▲•  Taadlea.  Die  Herren: 
▲•  Hartdeg^a«  Kammervirtnos.  Pro£  Dr.  HSbel, 
0.  Kaleteeh,  Kgl  Kammermoeiker,  K.  Kletimaan« 
Kffl.  OpemB&nger,  W.  Hoahaapty  Kgl.Kammermoaiker, 
Bd.  SehMidt,  Kgl.  Kammermusiker,  H«  Sebaarbascb, 
KgL  Kammermusiker  n.  A. 

Unterrichtfftcher:  Klavier,  Violine,  CeUo,  Harfe  und  alle 
übrigen  Oroheeterinstrumente.  Gesang,  Harmonie- 
undKompoaitionslehre.  Musikgeschichte.  Italienisch. 
OrchesterspieL    Gehörfibung.    liusikdiktat. 


Organisation:    Ck>ncertkla8sen.     Seminarklassen. 
Mittel-  und  Elementarklassen. 


Ober-, 


Stataten  sind  kostenfrei  su  besiehen  durch  die  Schriftleitung 
des  Konservatoriums  Kassel,  Wilhelmshöher  Allee  48. 


177     — 


Adressen-Tafel. 

5  Zeilen  lO  JHk.  Jährlieh,  weitere  5  Zeilen  5  JHk. 


Prof.  €.  Bmlaur's  K^nservatoriiim  und  $«iiiinan 


Direction: 
Berlin  N.W.«  Luiseti-Str.  36. 


Gustav  Lazarus. 

Berlin  W.,  Biilowstr.  2  (am  Nollendorfplatz). 


Spreohstunden :  &— ^  Mittwochs  n.  Sonnabends  10—12.  Spreohstnnden:  8—10  n.  1—2. 

^^■^^■^—    Aufnahme  jederseit^    ^— ^-^-^ 

Erste  Lehrkräfte,  volletflndige  muelkalieche  und  pidagoglsche  Ausbildung.     Elementarklassen. 


Prof.  Siegfried  Ochs. 

Dhigent  des  ^hilharm.  Ohores". 

Berlin  W.,  Bendler-Straese  8. 

Siireohst  nur  ▼.  11—12  Uhr  Yorm. 


Franz  Grunicice, 

Orgel,  Klavier,  Harmonielehre. 

Berlin  W.,  Steinmetzstr.  49^* 


Martha  Remmert, 

HofpianlBtiii,  Kammervirtnosin. 
Berlin  W.,  Tanenzlenstr.  6. 


JSSznzna  JSloclif 

Pianistin. 
Beriin  W.,  Neue  WInterfeldstr.  15. 

Konzert-Vertr.:  H.  Wolff,  Berlin. 


Flora  Scherres-Friedenthal 

Pianistin. 

Berlin-Charlottenburg, 

Kantstr.  160a. 


Prof.  Juli  Hey'S  Cesangschule. 
Berlin  W.,  Eisbolzstrasse  S", 

am  Botanischen  Garten. 


G^esangnnterriclit  erteilen: 

Frau  Felix  Schmidt-KOhne 

Concertsängerin  -  Sopran. 
Sprechstande:  3—4. 

Prof.  Felix  Schmidt. 

Berlin  W^  Taaenzienstrasse  21. 


€li$abetb  ealand 

Cbarlottcnburg-ßcrlin 

0oetbe$tras$e  SO. 

Huebltdung  tm  böberen 

KUvterepul  nach  Deppe'scbcn 

Grundsätzen. 


Ottilie  Lichterfeld 

BerUn  IF.,  Sehapergtr.  35. 


emllie  V.  gramer 

Gesangunterricht  (Meth.  Marchcsi). 
Berlin,  Bayreutherstr.  27. 


30$^  Uiaima  da  IDotta, 

Pianist. 
Berlin  W.«  Passanerstrasse  26. 


Käte  Freudenfeid, 

Konsart-  u.  Oratoriena&ngerin  (Alt) 
Oesanglehrerin,  Athemgymnastik. 

Berlin  W.,  Qaisbergstrasse  17U. 


Jluguste  BSbme-KSbler 

erteilt  in  Leipzig.  Ltebigstr.  8 1,  von  Oktober  bis  einschl.  Mai  und  in  Llndhardt- 
Naniüiof  (Bannlinie  Leipzig-Oöbeln-Dresden)  von  Juni  bis  einschL  September 

Sesaitgsunterrlcbt. 

Herren  und  Damen  vom  Lehrfach,  sowie  ausübende  KQnstler,  die  Unterricht 
nehmen  wollen,  sind  gebeten,  event.  vorher  schriftliche  Klarlegung  ihrer  stimmlichen 
Veranlagung,  sowie  eines  von  einem  Arzt  ausgestellten  Berichtes  über  ihren  allge- 
meinen Gesundheitszustand  einzusenden. 


Prof.  Franz  Kullaic. 

Klassen  für  höheres  Klavierspiel. 

Berlin  W„  Habsburger  Str.  4. 


Atemgymna8tii(  -  Gesang. 

Mathilde  Parmentler 

(Alt-  und  Mezzo-Sopran). 
Berlin  W.,  Bisenacherstrasse  lao. 


Meisterschule 

fflr  Kunstgesang, 
Tonbildung  und  Gesansstectanik 

von  Kammersänger 

E.  Robert  Weiss, 

Berlin  W.  30,  Bambergerstr.  15. 


Elisabeth  Dietrich. 

Ausbilduns^skurse : 

1.  in  der  auf  die  Klaviertechnik  ange- 
wandten musikalisch  -  physiologischen 
Bewegungslehre  von  Prof.  Stoewe  1886, 

2.  in  der  Pedallehre  von  Stoewe. 
Potsdam-Cliarlotteiilior, 

Alte  Luisenstrasse  47  a. 


Prof.  Ph.  Schmitt'8 

Akademie  für  Tonkunst 

gegründet  1851  

I>  ai-m  Stadt 

Elisabethenstrasse  86. 

Direktion:    Prof.  Ph.  Schmitt. 

Aufnahme  Jederzeit. 


Frau  Dr.  Luise  Krause 

Vorsteherin  der 

Schweriner  iVIusikscIiuie 

Schule  für  höheres   Klavierspiel    und  flusbildung   von   Lehrkräften    nach 
dem  preisgekrönten  nnschauungsunterricht  der  Vorsteherin. 

Berlin  W.y  Qnmewsad« 

Harbarserstrasse  16.  KSnlfsallee  1b,  Garteahaas. 


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Allgemeine  musikalische 

Erzieh-  und  Lehr -Methode  für 

die  Jugend  nach 

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Berlin  W.,  Regensburgerstr.  28G"- 


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(Juli -September).  —  Methodische  Spezialkurse  für  Klavierlehrer.  —  Abtheilung  für 
brieflichen  theoretischen  Unterricht.  —  Jährliche  Frequenz:  350  Schüler  und  Scnüle- 


Vorbereitungskurs  zur  k.  k.  Staatsprüfung.    —    Kapellmeisterkurs. 

Kla 
che  l«"requ< 
rinnen  aus  dem  In-  und  Auslande.  —  Lehrkräfte  ersten  Ranges. 


Prospeefee  fraaoo  dareh  die  Instltatokaaslei,  WIea  Vll/lb.  Hh- 


—     178     — 


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PlaBlttlii. 

Konzert  und  Unterricht  (Meth.  Carreno). 
Berlin  W.,  Marbnrgeretr.  17  HI- 


Anna  Harmsen, 

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W.,  Lfitzowstr.  63,  Gartenhaus. 


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versicherung der  Mitglieder  Deutscher  Frauenvereine 

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Leitung  S.  Henkel. 
=  Frankfurt  a/M.  = 

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Centralleitung:  Berlin  W.,  Luitpoldttr.  43. 


Auszug  aus  dem 

Stellenvermittlungs-Register. 


Offene  Stellen : 

Für  ein  Musik-Institut  in  einer  belebten  Stadt 
Pommerns  wird  eine  Klavierlehrerin,  Ober- 
stufe, gesucht.  Violin-Elementarunterricht  gleich- 
zeitig erwünscht.    Antritt  1.  8.  oder  1.  9.  05. 

Gesaehte  Stellen: 

Eine  tüchtige  Gesanglehrerin,  vorzüglich  für 
Stimmbildung,  wünscht  geeigneten  Wirkungskreis 
an  einem  grösseren  Institute.  Beteiligung  eventl. 
Kauf  einer  gut  renommierten  Schule  nicht  aus- 
geschlossen. 

Eine  vorzügliche  Gresaogspädagogin,  die  sich 
durch  schriftstellerische  Arbeiten  auf  diesem  Gre- 
biete  einen  Namen  gemacht  hat,  sucht  Engage- 
ment an  einem  Konservatorium. 


Eine  tüchtige  Klavierspielerin  und  Lehrerin, 
ausgebildet  am  Münchener  Konservatorium,  sucht 
Stellung  an  oiner  Musikschule. 

Meldungen  sind  zu  richten  an  die  Central- 
leitung der  SteUen Vermittlung  der  Musiksektion. 
Adr.:  Frau  H.  Burghausen,  Berlin  W.,  Luitpoidtsr.  43. 


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Fftr  die  Redaktion  yerantwortllch:  Anna  Morsch,    Berlin  W.,  Ansbacherstar.  37. 

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der  Musik-Sektion  des  fl.  D.  L-V.  und  der  Tonkünstler-Vereine 

zu  Köln,  Dresden,  Hamburg,  Leipzig  und  Stuttgart. 

Begründet  1878  von  Professor  Emil  Brcslaur. 

Redaktion:  Anna  Morsch 


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gegengenommen. 


No.  12. 


Berlin,  15.  Juni  1905. 


XXVIII.  Jahrgang. 


lakalt:  A.  Mecklenburg:  Liszt  in  seinen  Beziehungen  zu  Robert  Schumann.  (Schluss.)  Wilh.  Kischbieter:  Vereinzelte  Gedanken 
einea  alten  Musikers.  Violinschule  von  Joseph  Joachim  und  A.  Moser.  Mitteilungen  von  Hochschulen  und  Koniervatorien« 
Vermiaebte  Nachrichten.    Bflcher  und  Musikalien,  besprochen  von  Eugen  Segnitz.     Meinungs-Austausch.    Vereine.    Anzeigen. 


bfszt  ii)  seioet)  K^2iebui)gci)  zu  ]^oberf  jScbatf)at)t). 


Von 
A.  Aeeklembitrg. 

(Schluss.) 


Unstreitig  ist  Liszt  das  Verdienst  zuzu- 
erkennen, diese  Werke  Schumann's  aus  seiner 
letzten  Schaffensperiode,  die  er  trotz  ihrer  er- 
erkannten Mängel  doch  wegen  ihrer  sonstigen 
ausgezeichneten  Eigenschaften  für  wert  hielt, 
der  Nachwelt  überliefert  zu  werden,  in  die 
Oeffentlichkeit  eingeführt  zu  haben.  Während 
der  Leitung  der  Weimarer  Oper  durch  Liszt 
von  1849—58  wurden  Schumann's  Manfred, 
Paradies  und  Peri,  Genoveva,  die  Faust-Schluss- 
szenen auf  das  sorgfältigste  einstudiert  und 
aufgeführt. 

Nachdem  die  Genoveva  bei  der  ersten, 
von  Schumann  selbst  dirigierten  Aufführung*) 
in  Leipzig,  die  sich  zum  grossen  Leidwesen 
Liszf  s  und  Schumann's  bis  zum  25.  Juni  1850 
hinauszog,  nicht  den  gewünschten  Erfolg  ein- 
geerntet hatte  —  man  applaudierte  ausser  der 
Ouvertüre  nur  noch  die  Aktschlüsse  — ,  brachte 
Liszt  die  Oper  seines  Freundes  in  Weimar 
unter  glänzendem  Erfolge  und  ebenfalls  unter 
Teilnahme  berühmter  Künstler  am  9.  April  1855 
auf  die  Bühne  (cf.  den  Brief  an  Franz  Brendel 


*)  Ansser  Liszt  nahmen  an  ihr  viele  Verehrer 
und  Frennde  des  Komponisten,  auch  mehrere  he- 
rtihmte  Künstler,  wie  Spohr  Meyerbeer,  Hiller  teil. 


vom  1.  April  1855).  Schon  früher,  Sonntags, 
am  13.  Juni  1852,  erlebte  der  Manfred  in 
Weimar  unter  eigener  Direktion  Liszt's  seine 
erste  Vorstellung,  zu  welcher  dieser  Schumann 
von  Düsseldorf  aus  und  auch  zum  Logement 
auf  der  Altenburg  eingeladen  hatte.  Schumann 
konnte  aber  dieser  freundlichen  Einladung 
nicht  Folge  leisten,  wie  aus  einem  Briefe  Liszfs 
an  Schumann  vom  26.  Juni  1852  hervorgeht. 
Die  auf  das  genaueste  von  Liszt  vorbereitete 
Aufführung  des  Manfred  erzielte  einen  „edlen, 
tiefen,  erhebenden"  Totaleindruck.  Die  Rolle 
des  Manfred  hatte  Pötsch  übernommen  und  in 
hervorragend  künstlerischer  Weise  durchge- 
führt —  (.ehrenhaft  und  verständig",  wie 
Liszt  sagt).  Die  Inszenierung  sachgemäss  in 
die  Wege  geleitet  zu  haben,  war  das  Verdienst 
des  Regisseurs  Genast.  Auch  in  späteren 
Jahren  wurden  auf  Liszt's  unermüdliche  An- 
regung diese  Schumann' sehen  Werke  auf- 
geführt, so  z.  B.  Genoveva  in  Weimar  1875 
(cf.  den  Brief  Liszt's  an  Adelheid  von  Schorn 
in  Rom  vom  17.  Mai  1875).  Wir  sehen  daraus, 
wie  Liszt's  künstlerisches  Interesse  an  diesen 
letzten  Schöpfungen  der  Schumann'schen  Muse 
niemals   erlahmte   und    er   sich  wohl   hütete. 


—     182 


sich  „des  Pilatus-Verbrechens"   in  Bezug  auf 
sie  schuldig  zu  machen. 

Das  Leben  führte  beide  Künstler  so  ausein- 
ander, dass  sie  persönlich  nur  einigemale  zusam- 
mentrafen; ausser  1840  noch  Ende  1841,  indem 
Schumann  zu  dem  zweiten  Aufenthalt  Liszt's 
in  Leipzig  die  Veranlassung  gab;  dann  noch 
1851,  wo  das  letzte  Zusammentreffen  beider 
Künstler  in  Düsseldorf  stattfand.  Den  einen 
führte  des  Lebens  Schicksal  in  den  Frieden 
des  häuslichen  Glückes,  in  die  Stille  eines 
engen,  aber  vor  Störungen  der  Welt  sicheren 
Kreises,  wo  er  ganz  den  Eingebungen  seines 
Genius  lauschen  und  ruhig  und  behaglich  die 
Zauberwelt  seiner  Phantasie  in  Töne  und  Noten 
umsetzen  konnte;  den  anderen  auf  die  Höhe 
des  Lebens,  in  den  vornehmen  Kreis  von 
Hochadligen,  Fürsten  und  regierenden  Herren, 
in  die  grosse  Welt  von  Rom  und  Weimar,  in 
den  lauschenden  Kreis  von  Schülern  und 
Schülerinnen  aus  aller  Herren  Länder  (z.  B. 
aus  Australien),  die  wie  gebannt  an  seinen 
Lehren  hingen,  ....  in  den  Kampf,  den  die 
Kunst  mit  sich  bringt,  in  den  Streit  wider  die 
Repräsentanten  der  Philistrosität  in  der  Musik, 
die  unter  der  Maske  des  reinen  Klassizismus 
jeden  gesunden  Fortschritt  in  der  Musik  wie 
die  Sünde  hassten,  in  den  Wettstreit  um  die 
Palme  der  Vollendung  als  geharnischter  Ritter 
der  in  der  neuen  Kunstära  Auserwählten; .... 
dies  alles,  ihn  so  voll  und  ganz  hinnehmend, 
sodass  er  oft  Mühe  hatte,  sich,  seinen  Genius 
in  dem  Gedränge  des  Tages  wiederzufinden, 
sich  in  den  heiligen  Hallen  seines  Kunsttempels 
seinen  Inspirationen,  seinem  Kunstschaffen 
hinzugeben  ....  Aber  wie  verschieden  sich 
auch  ihr  Lebensweg,  besonders  von  1840—1850, 
gestaltete,  darin  waren  beide  eins,  dass  sie  mit 
ganzer  Inbrunst,  mit  allen  Kräften  ihrer  Genies 
der  einen,  heiligen  Sache,  der  neuen  Kunst- 
richtung dienten,  ohne  je  dieses  hehre  Ziel 
aus  den  Augen  zu  verlieren;  —  in  „der 
Seeleneigenschaft,  in  der  geistigen  Region, 
die  unzerstörbar  ist",  blieben  beide  bis  zuletzt; 
ihre  Seelen,  die  eins  waren  in  dem  unver- 
wüstlichen Ringen  nach  Kunstvollendung,  nach 
dem  höchsten  Kunstideal,  umschlang  ein  un- 
auflösliches Band,  wenn  auch  ihre  äusseren 
Beziehungen  wegen  ihrer  sie  trennenden 
Lebensumstände  später  nicht  mehr  gepflegt 
werden  konnten.  Erkaltet  waren  die  Be- 
ziehungen Liszt's  zu  Schumann  jedenfalls  nie; 
niemals  hat  Liszt  seine  Sympathie  für  den 
Genius  Schumann's  verleugnet;  als  Päda- 
goge schliesslich  hat  Liszt  zu  jeder  Zeit,  be- 


sonders aber  in  Weimar,  nach  dem  Tode 
Schumann's  auf  die  hohe,  innere  Bedeutung 
der  Schumann'schen  Werke  und  auf  ihren 
höchst  instruktiven  Wert  hingewiesen. 

Wir  würden  der  uns  gesteUten  Aufgabe 
nicht  völlig  gerecht  werden,  wenn  wir  nicht 
wenigstens  am  Schlüsse  noch  dieser  päda- 
gogischen, propädeutischen  Tätigkeit  Liszt's 
mit  Anerkennung  gedenken  wollten.  „Hunderte 
können  bezeugen",  so  schreibt  Liszt  an 
V.  Wasielewski,  „wie  nachdrücklich  ich  stets 
ein  eingehendes  Studium  der  Werke  Schu- 
mann*s  empfohlen  und  mich  daran  erfrischt 
habe".  Dieser  sich  gestellten  Aufgabe  ist 
Liszt  bis  zu  seinem  letzten  Atemzuge  treu  ge- 
blieben. Am  26.  Juni  1886  wurde  die  letzte 
offizielle  „Stunde",  welche  Liszt  gab,  in  der 
Hofgärtnerei  zu  Weimar  abgehalten.  Das 
Programm  dieses  letzten  allgemeinen  Unter- 
richts Franz  Liszt's  erstreckte  sich  u,  a.  auch 
auf  die  bereits  erwähnte  Novellette  D-Dur, 
Heft  ni,  No.  5,  die  Liszt  als  ein  kleines 
„Meisterstück"  bezeichnete  und  deren  Widmung 
sich  der  Meister  bis  zuletzt  mit  inniger  Freude 
erinnerte. 

Es  war  wohl  eine  seltsame  Ironie  des 
Schicksals,  wenn  die  nächsten  Schumannianer, 
die  doch  allen  Grund  hatten,  Liszt  für  seine 
opferfreudige  und  opferwillige  Propaganda  für 
Schumann  dankbar  zu  sein,  Liszt  seinen 
Wagnerenthusiasmus  schwer  entgelten  liessen; 
vergessen  war  das  herzliche  Verhältnis,  das 
Liszt  und  Schumann  einst  so  innig  vereinigt, 
vergessen,  dass  Schumann  selbst  vordem  als 
kampfesbereiter  Davidsbündler  gegen  alle 
Kunstphilisterei  Front  gemacht  und  sein  Sieg- 
friedschwert geschwungen  hatte;  indem  sie  an 
die  Spitze  der  Philister  sich  stellten,  gebärdeten 
sie  sich  als  die  Tollsten  in  der  immer  grössere 
Dimensionen  annehmenden  Liszthetze. 

Nun,  die  Musikgeschichte  ist  darüber  hin- 
weggeschritten; in  die  wild  brodelnde  Be- 
wegung ist  allmählich  eine  Klärung  gekommen, 
welche  die  durch  Liszt  und  Schumann  ange- 
bahnte neue  Kunstrichtung  als  berechtigt  und 
naturnotwendig  anerkennt.  Die  heutigen 
Schumannianer  müssen  jedenfalls  anerkennen, 
dass  die  Ziele  Schumann's  und  Liszt's  im 
Grunde  dieselben  gewesen,  und,  wenn 
Schumann  jetzt  Gemeingut  der  gesamten 
musikalischen  gebildeten  Welt  geworden,  so 
haben  sie  und  alle  die,  die  keiner  Partei  an- 
gehören und  eigene  Wege  gehen,  dies  nur 
allein  dem  einzigartigen  propagandistischen 
Wirken  Liszt's  für  Schumann  zu  verdanken. 


183    — 


V^i'^iozelte  @edai)l<et)  eines  altet)  ^usil<cps. 


Von 
Wilfa.  BiTCbbleter. 


„Geist  ford'r  ich  vom  Dichter;  aber  die  Seele 
spricht  nur  Polyhymuia  aus."  Die  Musik  wirkt 
daher  als  Sprache  der  Seele  unmittelbar  auf  das 
Gemüt  und  nicht,  wie  die  Poesie,  direkt  auf  den 
Verstand.  Das  Prädikat  „geistreich"  kann  daher 
wohl  einer  Dichtung,  aber  keineswegs  einer  musi- 
kalischen Komposition  mit  vollem  Rechte  zuerkannt 
werden ;  denn  wii*  haben  es  in  der  Musik  nicht  — 
wie  in  der  Poesie  —  mit  Gedanken  zu  tun,  dei-en 
Verständnis  ein  mehr  oder  weniger  grosses  Nach- 
denken erfordern.  Es  würde  uns  auch  nicht  in 
grosse  Veri^Tinderung  versetzen,  wenn  wir  in  Er- 
fahrung brächten,  dass  zum  Beispiel  Franz  Schubert 
kein  geistig  hochbegabter  Mensch  gewesen  wäre. 
Bekanntlich  hat  es  auch  grosse  Komponisten  ge- 
geben, die  zugleich  geistreiche  Männer  waren; 
diese  Begabung  hat  aber  mit  der  musikalischen 
nichts  gemein.  Wenn  es  ein  derartiger  Komponist 
einmal  unternommen  haben  sollte,  ein  geist- 
reiches (?)  Musikstück  zu  komponieren,  so  ist  dies 
Jedenfalls  nicht  zum  Vorteil  der  betreffenden  Kom- 
position ausgefallen.  Das  echte  Genie,  namentlich 
das  musikalische,  schafft  naiv.  An  sein  Wissen 
wendet  sich  der  Künstler  erst  dann,  wenn  das 
unmittelbare  Können  ihn  verlässt. 

„Greistreiche"  Musik  hat  es  in  früheren  Zeiten, 
soviel  mir  bekannt,  überhaupt  nicht  gegeben.  Heut- 
zutage ist  von  einer  solchen  des  Öfteren  die  Rede. 
Werke,  wie  zum  Beispiel  „Figaros  Hochzeit"  und 
^,Don  Juan",  sind  allerdings  dabei  ausgeschlossen, 
was  ich  auch  ganz  in  der  Ordnung  ünde,  denn 
diese  Opemmusik  ist  nicht  geistreich,  sondern  ein- 
fach himmlisch.  Wenn  heutzutage  von  geist- 
reicher Musik  die  Bede  ist,  so  bezieht  sich  das 
meistens  auf  Werke  neuerer  Komponisten:  zum 
Beispiel  Berlioz,  Liszt  und*  Wagner.  Aber  auch 
bei  den  Werken  dieser  Komponisten  finde  ich  die 
Bezeichnung  „geistreich",  sofern  sie  sich  auf  den 
rein  musikalischen  Teil  bezieht,  ungehörig.  Geist- 
reich könnte  man  zum  Beispiel  viel  eher  den 
Gedanken  nennen,  aus  welchem  das  Musikdrama 
entspningen  ist,  oder  auch  wohl  diese  oder  jene 
Verwendung  der  musikalischen  Motive  in  dem- 
selben. 

Da  nun  von  „geistreicher"  Musik  am  aller- 
wenigsten bei  den  unvergänglichen  Werken  Bach*s, 
Mozart's  und  Beethoven's  die  Rede  sein  kann,  so 
könnte  sich  diese  Bezeichnung  nur  auf  solche 
Kompositionen  beziehen,  in  welchen  der  Kompo- 
nist es  unternommen,  etwas  rein  Aeusserliches  zu 
-pchildem,  oder  in  welchem  die  musikalischen 
Motive  auf  etwas  Bestimmtes  hindeuten  sollen; 
indem  dies  aber  nicht  die  Hauptaufgabe  der 
Musik  —  der  himmlischsten  aller  Künste  —  ist, 
so    stehen  derartige  Kompositionen  nicht  auf  der 


höchsten  Rangstufe.  Selbst  Beethoven's  —  in  ihrer 
Art  einzig  dastehende  —  Pastoral-Sinfonie  steht 
meiner  Ansicht  nach  mit  den  übrigen  Sinfonien 
dieses  Meisters  (die  erste  allenfalls  ausgenommen) 
nicht  auf  gleicher  Höhe. 

Nelimen  wir  einmal  an,  zu  Mozart's  „Zauber- 
flöte wäre  gleich  nach  seinem  Tode  das  Manuskript 
der  Ouvertüre  verloren  gegangen  und  dasselbe 
wäre  erst  wieder  gefunden  worden,  nachdem  schon 
ein  anderer  Komponist,  und  zwar  ein  Genie  ersten 
Ranges,  eine  Ouvertüre  zu  dieser  Oper  geschrieben 
hätte;  so  könnten  wir  sicher  darauf  rechnen,  dass 
die  nachkomponierte  Ouvertüi-e  hinsichtlich  ihrer 
künstlerischen,  einheitlichen  Gestaltung  und  ihres 
charakteristischen  Inhalts  schwerlich  einen  Ver- 
gleich mit  der  Mozart*schen  aushielte.  Sollte  diese 
aufgestellte  Hypothese  von  diesem  oder  jenem  be- 
gabten Komponisten  angezweifelt  oder  belächelt 
werden,  so  versuche  er  doch  einmal,  eine  zweite 
Ouvertüi*e,  welche  ebenso  charakteristisch  und 
knapp  in  der  Form  ist  wie  die  Mozart'sche,  zu  der 
„Zauberflöte"  zu  schreiben;  er  würde  hierbei  viel- 
leicht auch  zu  der  Ansicht  gelangen,  dass  es  für 
einen  Komponisten  (grosse  Begabung  vorausgesetzt) 
leichter  ist,  eine  passende  Ouvertüre  zu  einer 
ernsten,  ti*agischen  Oper  zu  schreiben,  als  zur 
„Zauberflöte",  und  nun  erst  die  geniale  Meister- 
schaft bewundem,  mit  welcher  Mozart  uns  auf  die 
Handlung  dieser  Oper,  in  welcher  Erhabenes  und 
Possenhaftes  bunt  durcheinander  läuft,  vorbereitet, 
und  nicht  etwa  in  einem  formlosen,  sondern  in 
einem  einheitlichen,  abgerundeten  Werke.  Wenn 
irgendwo,  so  gelten  hierbei  Goethe's  Worte: 
„Schöpft  des  Dichters  reine  Hand,  Wasser  wird 
sich  ballen."  Jedenfalls  hat  Alexander  Ulibischef f 
(1795  bis  1&^)  die  Ouvertüre  zur  „Zauberflöte" 
von  diesem  Standpunkte  ausgehend,  und  nicht 
dieselbe  als  Musikstück  an  und  für  sich  betrach- 
tend, so  überaus  hochgestellt.  —  Die  Ouvertüren 
von  Mozart  haben  für  seine  Opern  dieselbe  Be- 
deutung, die  seinerzeit  der  ,.Prologus"  zu  Shake- 
speares Theaterstücken  hatte:  Derselbe  bereitete  die 
Zuschauer  auf  das  Stück  vor,  welches  sie  zu  sehen 
bekamen;  die  Handlung  des  Stückes  deutete  er 
nur  au,  erzählen  tat  er  nichts.  Von  diesem 
Standpunkte  aus  betrachtet  sind  auch  die  Ouver- 
türen zu  Figaro's  Hochzeit  und  Don  Juan  Meister- 
werke allerersten  Ranges.  Im  Konzertsaale  sind 
dieselben  allerdings  nicht  von  Wirkung,  wie  zum 
Beispiel  die  Leonoren  -  Ouvertüre  No.  3  von 
Beethoven,  und  können  es  auch  nicht  sein.  Dafür 
sind  die  Mozart 'scheu  Opern-Ouvertüren  als  solche 
aber  auch  mustergiltig.  Als  Opern- Ouvertüre 
betraclitet,    ist    die   Leonoren-Ouvertüre  No.  3  für 


—     184    — 


die  kurze   Oper   ,,Fidelio"    zu   gross:  sie  sagt  uns 

zu  viel.    Wenn    ,^idelio"  ein  Schauspiel  wäre,  so 

verhielte  sich  die  Sache  anders;  aber  zu  der  kurzen 

Oper    st«ht  diese  Ouvertüre,  vvüe  schon  gesagt,  in 

keinem    rechten   Verhältnis.     Beethoven   hat    dies 

jedenfalls   auch    empfunden,    denn    sonst  hätt«  er 

wohl  nicht  noch  die  sogenannte  „Pidelio"-Ouvei*türe 

(E-dur)  nachträglich    komponiert.    Mir    ist    auch 

diese  Ouvertüre  sehr  lieb  und  wert,  aber  ich  höre 

dieselbe   lieber  in   einem    Konzerte,   als   zu    einer 

„Fidelio"- Aufführung;  denn  meinem  Grefühle  nach 

ist   dieselbe   für  diese   sehr   ernste    Oper   viel   zu 

heiter. 

* 

Wolil  keine  Sinfonie  von  Beethoven  hat  so 
verscliiedene  Beurteilungen  erfahren,  wie  die 
neunte.  Dass  der  Schöpfer  derselben  ein  Genie 
ersten  Ranges  war,  darüber  sind  auch  wohl  schon 
früher  alle  Kritiker  einig  gewesen;  aber  nicht 
darüber,  ob  dieses  Werk  die  Krone  der  Beethoven- 
schen  Sinfonien  bildet,  oder  nicht.  Es  gibt  heute 
noch  ästhetisch  durchgebildete  Fachleute  und 
Laien,  welche  die  fünfte  Sinfonie  (C-moll)  höher 
stellen.  Unter  diesen  Beurteilem  befinden  sich 
überwiegend  solche,  welche  den  gesanglichen  Teil 
in  der  neunten  Sinfonie  für  verfehlt  halten:  teüs 
an    und    für   sich,    teils    hinsichtlich    der    hohen 


Stimmlage.  W'as  das  letztere  betrifft,  so  lassst  sich 
allerdings  nicht  leugnen,  dass  die  Tadler  —  vom 
Standpunkte  der  Gesangstechnik  ausgehend  — 
nicht  ganz  unrecht  haben.  Es  ist  hierbei  aber 
auch  nicht  ausser  acht  zu  lassen,  dass,  wenn  die 
ziemlich  oft  sehr  hochliegenden  Solo-  und  Chor- 
stimmen zum  Beispiel  eine  Quarte  oder  Quinte 
tiefer  lägen,  die  Lage  der  Stinmien  zwar  dann 
eine  normalere  wäre,  aber  das  Jubilierende,  Dithy- 
rambische —  ja  man  könnte  sagen:  das  e<^ht 
Beethoven'sche  —  verloren  ginge. 

Wenn  ich  auch  nicht  zu  denen  gehöre,  welche 
diese  Sinfonie  für  die  beste  der  Beethovenschen 
halten,  so  ist  dieselbe  mir  doch  auch  ans  Herz 
gewachsen;  denn  sie  sondert  sich  meiner  Ansicht 
nach  von  den  anderen  Sinfonien  des  Meisters  unter 
anderem  auch  dadurch  ab,  dass  sie  uns  den 
Menschen  Beethoven  am  deutlichsten  veranschau- 
licht. -  Nur  ist  es  mir,  so  oft  ich  diese  Sinfonie 
gehört  habe,  immer  aufgefallen,  dass  Beethoven 
das  Hauptthema,  welches  aus  dem  Rezitativ: 
„0  Freunde,  nicht  diese  Töne,  sondern  lasst  uns 
heitere  anstimmen"  einsetzt,  schon  vorher  in  aus- 
gibiger Weise  gebracht  hat.  Meiner  Ansicht  na<:h 
wäre  es  nicht  nur  logischer,  sondern  auch  noch 
effektvoller,  wenn  der  Hörer  diese  „heiteren  Tone" 
nach  dem  Rezitativ  zum  erstenmale  vernähme. 


(Fortsetzung  folgt) 


Ylolinschule  Ton  Joseph  Joachim  und  A.  Moser.    Band  L 


N.  Simroeky  BerlU,  Leipiir»  Kola. 

Vorwort 

von 

Andreas  Moser.  *) 


Joseph  Joachim  wird  demnächst  auf  eine 
sechzigjährige  Lehrtätigkeit  zurückblicken 
können.  Da  wird  seinen  Schülern  ein  Werk  nicht 
unwillkommen  sein,  das  den  Versuch  unternimmt, 
seine  Anschauungen  vom  Wesen  des  Violinspiels 
in  ein  methodisch  geordnetes  System  zu  bringen. 

Der  Meister  hat  —  gerade  wie  L.  Spohr  — 
niemals  Anfangsunterricht  erteilt,  also  keine  Ge- 
legenheit gehabt,  seine  Lehre  auf  ihre  unmittelbare 
Keimfähigkeit  zu  prüfen.  Wohl  aber  hat  er  ihre 
Richtigkeit  und  ihren  Segen  bei  vorgeschrittenen 
2jöglingen  bestätigt  gefunden:  vererben  doch  hun- 
derte seiner  Schüler  die  ihnen  gewordene  Unter- 
weisung weiter  fort  und  erziehen  so  der  Mit-  und 
Nachwelt  ganze  G-eschlechter  von  geigenden  Enkeln 
und  Urenkeln  Joachimscher  Abstammung. 

Hieraus  ergibt  sich  ohne  weiteres  der  Anteil, 
den  jeder  von  uns  an  der  vorliegenden  Arbeit  hat: 
Während  ich  mit  den  ersten  beiden  Bänden  das 
Terrain  geebnet  und  die  Steine  zum  Unterbau 
geliefert  habe,   brachte  Joachim   das  Ganze   durch 

*)  Vergl.  die  Besprechung  in  Nr.  11. 


die  Bearbeitung  einer  Anzahl  klassischer  Meister- 
werke der  Violinliteratur  im  dritten  Band  znm 
Abschluss.  Dass  aber  trotz  der  äusserlichen  Arbeits- 
teilung ein  einheitliches  Werk  zustande  kam, 
ist  einerseits  durch  die  Selbstlosigkeit  begründet, 
mit  der  Joachim  meine  Untersuchungen  auf  dem 
Gebiete  der  Elementarlehre  gefördert  hat,  anderer- 
seits durch  meine  innige  Vertrautheit  mit  den 
künstlerischen  Intentionen  des  Meisters. 

Nurfürden  erläuternden  Text  und  diejenigen 
Notenbeispiele,  die  ohne  spezielle  Angabe  eines 
Autors  sind,  habe  ich  allein  die  Verantwortung  zu 
tragen.  Da  diese  den  Lehrgang  der  ersten  beiden 
Bände  bestimmen,  so  sei  mir  gestattet,  statt  einer 
besonderen  Einleitung  folgendes  darüber  zu  sagen. 

Nicht  die  Virtuosität  ist  unser  Endziel, 
sondern  der  Musiker,  der  sein  technisches 
Können  künstlerischen  Zwecken  dienstbar 
machen  soll.  Stein  auf  Stein  fügend  wollen  wir 
allmählich  den  Schüler  dahin  führen,  wo  das  hand- 
werksmässige  Geigen  aufhört  und  das  künstlerische 
Musizieren  beginnt.  Nach  den  ersten  Strich-  und 
Griffübungen  schon  soll  er  die  Elemente  des  Fhra- 


—     185     — 


sierens  kennen  lernen,  damit  er  so  früh  als  möglich 
sinngemässen  Ausdruck  und  Vortrag  nicht  als 
et-was  ausserhalb  Liegendes  ansieht,  sondern  als 
ein  mit  der  Sache  untrennbar  Verbundenes.  Dabei 
kommt  es  gamicht  so  sehr  darauf  an,  dass  der 
Zögling  imstande  sei,  die  auf  dieser  Stufe  vor- 
kommenden kleinen  Stücke  schon  ausdrucksvoll 
wiederzugeben,  als  dass  durch  Erörterungen  an  ge- 
eigneter Stelle  und  gelegentliches  Vorspielen  des 
Lehrers  sein  künstlerischer  Sinn  angeregt  werde. 
Da  nicht  alle  Schüler  hervorragende  Geiger  werden 
können,  so  ist  auch  das  ein  schöner  Erfolg,  wenn 
die  Lehre  urteilsfähige  Zuhörer  erzieht,  die  an 
edlen  Kunstleistungen  Freude  empfinden.  Die 
Heranziehung  von  Vergleichen  aus  den  Schwester- 
künsten  und  der  Sprache,  sowie  die  Zuhilfenahme 
von  Volksliedern  werden  die  Aufgabe,  die  auf  den 
ersten  Blick  schwerer  erscheint,  als  sie  in  der  Tat 
ist,  weeentlich  erleichtem. 

Diese  Ankündigung  enthält  zugleich  ein  Be- 
kenntnis: es  kommt  uns  weniger  darauf  an,  den 
Schüler  rasch,  wohl  aber  alles,  ihn  sicher  zu 
fördern.  Die  AnfangdgrQnde  sind  deshalb  in 
breitester  Ausführlichkeit  behandelt  worden.  Die 
Erfahrung  lehrt,  da<s  gerade  die  Unterlassungs- 
sünden in  der  ersten  Lage  am  folgenschwersten 
sind;  sie  müssen  deshalb  sowohl  im  Interesse  des 
Lehrers  wie  des  Schülers  vermieden  werden.  Wer 
etwa  der  Meinung  sein  sollte,  dass  ein  ausgiebiges 
Verweilen  bei  den  Elementen  die  Spielfreudigkeit 
des  Schülers  lahm  legen  könnte,  der  befindet  sich 
in  einem  verhängnisvollen  Irrtum.  Das  charakteri- 
siert ja  den  tüchtigen  Pädagogen  vor  dem  stunden- 
gebenden Handwerker,  dass  er  neben  der  unerläss- 
lichen  Geduld  und  Liebe  zum  Lehrberuf  auch  die 
nötige  Intelligenz  besitzt,  um  das  Interesse  des 
Schülers  auch  da  wach  zu  erhalten,  wo  es  sich  um 
die  mühsame  Aneignung  ernster  Dinge  handelt 

Wenn  sich  bei  der  Erörterung  schwieriger 
Fragen  beim  Schüler  eine  gewisse  Abspannung 
einstellt,  um  so  entschuldbarer,  je  jünger  er  ist,  so 
wird  der  gebildete  Lehrer  hundert  Mittel  und 
Wege  finden,  des  Schülers  Aufmerksamkeit  für  den 
zu  behandelnden  Gegenstand  wiederzugewinnen.*) 
In  solchen  Fällen  tut  der  Lehrer  gut,  eine  Pause 
zu  machen  und  während  derselben  dem  Schüler 
einiges  aus  dem  Leben  der  grossen  Musiker  zu  er- 
zählen :  wo  und  wann  sie  gelebt  und  gewirkt  haben, 
welches  ihre  Schicksale  waren,  worin  ihre  Bedeu- 
tmig  besteht,  und  dergleichen.  Bei  einer  anderen 
Gelegenheit  mache  er  ihn  mit  den  bedeutendsten 
Vertretern  des  Violinspiels  in  den  verschiedenen 
Ländern  bekannt,  wie  ihre  Lehrer  hiessen  und 
welche  Schüler  sie  wieder  herangebildet  haben  usw. 
Auch  die  Herkunft  der  Violine  und  die  Kunst  des 


Geigenbaues  ist  ein  dankbarer  Gegenstand  für  den 
in  Rede  stehenden  Zweck. 

Daraus  ergibt  sich  von  selbst,  dass  unser  Lehr- 
gang nicht  für  allzu  jugendliche  Schüler  berechnet 
ist.  Kur  wenn  es  sich  um  aussergewöhnlich  be- 
gabte Kinder  handelt,  ist  mit  dem  Violinunterricht 
vor  dem  7.  Lebensjahre  anzufangen;  aber  auch  dies 
nur  dann,  wenn  mit  dem  Talent  und  der  Lembe- 
gi^rde  eine  kräftige  Konstitution  Hand  in  Hand 
geht.  Die  Vorteile,  welche  durch  frühe  Schulung 
zuweilen  erreicht  werden,  kann  die  grössere  In- 
telligenz später  beginnender  Zöglinge  in  vielen 
Fällen  wieder  aufwiegen.  Das  günstigste  Alter 
für  den  Beginn  der  Geigenstunden  dürfte  zwischen 
dem  8.  und  10.  Lebensjahr  liegen. 

Hat  der  Lehrer  das  G^hör  und  die  körper- 
lichen Anlagen*)  des  ihm  anvertrauten  Schülers 
geprüft  und  genügend  befunden,  so  muss  er  die 
Anschaffung  eines  Instrumentes  veranlassen,  das 
den  Körperverhältnissen  des  Anfängers  entspricht. 
Das  Violinspiel  ist  gerade  schwierig  genug,  als 
dass  man  Kinder  auch  noch  mit  grossen  Geigen 
oder  zu  langen  Bogen  quälen  sollte.  Anfänger 
unter  8  Jahren  mögen  ihre  ersten  Versuche  stets 
auf  einer  halben  Greige  machen;  vom  10.  Lebens- 
jahr etwa  können  sie  auf  das  Dreiviertel-Format 
übergehen,  und  nur  in  ganz  seltenen  Fällen  ist 
einem  2^gling  vor  seinem  12.  Jahre  der  Gebrauch 
einer  ganzen  Geig^  anzuraten.  Aehnlich  verhält 
es  sich  mit  dem  Bogen.  Der  Uebergang  vom 
kleineren  zum  grösseren  Handwerkszeug  ist  mit 
keinerlei  Schwierigkeiten  verknüpft.  (Für  den  An- 
fangs-Unterricht ausreichende  halbe  und  Dreiviertel- 
Violinen  sind  bei  jedem  besseren  Geigenmacher  für 
20—30  Mark  käuflich.  In  der  Hegel  werden  sie 
sogar  bei  der  Anschaffung  einer  ganzen  Geige  mit 
in  Zahlung  genommen.) 

Von  fundamentaler  Wichtigkeit  ist  es,  dass 
das  musikalische  Vorstellungs vermögen  des  Schülers 
von  Anfang  an  eifrig  gepflegt  werde.  Er  muss 
singen,  singen  und  immer  wieder  singen! 
Schon  Tartini  sagte:  „Per  ben  suonare,  bisogna  ben 
cantare^^  (, Gutes  Ellingen,  braucht  gutes  Singen.^) 
Keinen  Ton  soll  der  angehende  Geiger  anstreichen, 
den  er  nicht  vorher  durch  die  eigene  Stimme  fest- 
stellt hat,  sich  also  dessen  vollkommen  bewusst 
geworden  ist,  was  er  hervorbringen  will.  Dies  ist 
einer  der  Gründe,  weshalb  die  ersten  Griff  versuche 
auf  der  D-Seite  zu  machen  sind.  Die  Töne  der 
ersten  Lage  auf  dieser  Saite  entsprechen  der  Stimm- 
lage eines  jeden  Kindes,  es  mag  Sopran  oder  Alt 
singen.  Sollte  aber,  wi^  zu  den  Seltenheiten  ge- 
hört, keinerlei  Stimm^orhanden  sein,  so  mag  das 


*)  In  Schillers  „Lied  von  der  Glocke^^  heisst  es : 
„Zum  Werke,  das  wir  ernst  bereiten, 
Geziemt  sich  wohl  ein  ernstes  Wort; 
Wenn  gute  Heden  sie  begleiten, 
Dann  messt  die  Arbeit  munter  fort."  — 


j^rer  setze  dem  Schüler  eine  Geige 
/u.inn   und   untersuche,   ob   die  Spann- 
vefhältniMfegeiner  linken  Hand,  bei  liegenbleiben- 
dem  1.  >Snd  3.  Finger,   das  Greifen   der  Tonfolge 


*)  Der 
unter   das 


ip=:  in  der  ersten  Lage  ermöglichen. 


—     186     — 


Pfeifen  als  Notbehelf  dienen.  Die  Hauptsache  ist, 
dass  der  Schüler  sich  ein  bewnsstes  Hören  aneigne. 
Dass  er  rein  oder  unrein  von  einander  zu  unter- 
scheiden weiss,  genügt  noch  keinesw^egs;  er  muss 
vielmehr  mit  Sicherheit  angeben  können,  ob  eine 
Note  richtig,  zu  hoch  oder  zu  tief  intoniert 
ist.  Die  auf  die  Schulung  des  Ohres  verwendete 
Zeit  und  Mühe  wird  besonders  bei  den  Doppel- 
griffstudien  ihren  Segen  erweisen;  wie  denn  über- 
haupt ein  scharfes  Gehör  die  selbstverständliche  Vor- 
aussetzung für  jedes  rechtschaffene  Musizieren  ist. 

Die  anderen  Gründe  für  die  Wahl  der  D-Saite 
als  Ausgangspunkt  für  unsere  üebungen  sind 
geigentechnischer  Natur.  So  zwingen  die  ersten 
Strichversuche  auf  der  leereu  D-  oder  A-Saite  den 
Schüler,  seinen  Bogen  stets  in  derselben  Winkel- 
neignng  zu  führen,  um  das  Anstreichen  der  Nach- 
barsaiten zu  vermeiden  —  ein  Vorteil,  der  jedem 
Geigenlehrer  einleuchten  wird,  wenn  er  sich  die 
absonderlichen  Stellungen  vergegenwärtigt,  zu 
denen  die  ersten  Strichübungen  auf  der  E-,  be- 
sonders aber  auf  der  G- Saite  bei  Anfängern  zu 
führen  pflegen,  und  die  nur  mit  unsäglicher  Mühe 
wieder  auszumerzen  sind. 

Der  Hauptgrund  aber,  mit  der  D-Saite  zu  be- 
ginnen, ist  die  linke  Hand.  Darüber  dürfte  ja  wohl 
kaum  ein  Zweifel  bestehen,  dass  das  Dur-Geschlecht 
dem  Fassungsvermögen  eines  Kindes  weit  näher 
liegt  als  das  in  Moll  oder  gar  eine  mittelalterliche 
Kirchentonart.  Da  nun  Tonarten  in  erster  Linie 
durch  ihre  Skalen  repräsentiert  werden,  so  muss 
die  Aufgabe  darin  bestehen,  mit  der  Tonart  zu 
beginnen,  die  auf  der  Violine  in  der  ersten  Lage 
am    leichtesten    auszuführen   ist.      Und    das    ist 

Cdur  JL. 


i 


2.  VierJing. 


1.  Tetrachord. 

entschieden  dieinDdur!  Denkt  man  sich  eine 
Dur-Tonleiter  in  ibre  beiden  Tetrachorde  (Vierlinge) 
zerlegt,  so  ergibt  sich  für  Ddur  auf  der  Violine 
die  ebenso  leichtfassliche  wie  übersichtliche  An- 
ordnung, dass  das  erste  Tetrachor d  auf  der  D-Saite, 
das  zweite  mit  genau  derselben*)  Fingerstellung 
auf  der  A-Saite  zu  greifen  ist: 

D 


Hat  der  Schüler  die  nötige  Sicherheit  In  dieser 
(ersten)  Griff art  erlangt,  so  ist  er  ohne  weiteres 
imstande,  auch  die  mit  den  entsprechenden  leeren 
Saiten  beginnenden  G  dur-  lund  A-dur-Tonleitem 
zu  spielen,  also  bei  einem  Stück  in  D  dur  in 
die  benachbarten  Gebiete  der  Ober-  und  Unter - 
dominante  zu  modulieren.  Erst  mit  der  Kenntnis 
der  zweiten  Griff  art,  dem  Moll-Vierling,  treten  wir 
an  die  Altlage  der  C  dur-Tonleiter  (c -c")  heran, 
während  ihre  höhere  Oktave  (c'—c'")  in  der  ersten 
Lage  wegen  des  zu  greifenden  Tritonus  (f'-h) 
und  der  Ueberstreckung  des  kleinen  Fingers  für  c ' 
ganz  zuletzt  behandelt  wird. 

Dass  das  Tetrachord  nicht  von  jeher  den  Aus- 
gangspunkt für  den  Violinunterricht  gebildet  har, 
gehört  zu  jenen  Wunderlichkeiten,  die  durch  ihr 
ehrwürdiges  Alter  nur  um  so  seltsamer  berühren. 
Sind  doch  zwei  Faktoren  für  den  Mechanismus 
ausschlaggebend:  die  Natur  des  Instrumentes  und 
die  bei  seiner  Verwendung  in  Frage  konmieodfn 
Körperteile.  Da  nun  die  Violine  seit  Jahrhunderten 
schon  fast  ausschliesslich  in  reinen  Quinten  ge- 
stimmt wird  und  die  Vorgänge  auf  dem  Griffbrett 
nur  von  vier  Fingern  ausgeführt  werden,  so  ergibt 
sich  daraus  von  selbst,  dass  die  ganze  Technik  der 
linken  Hand  unter  dem  Zeichen  des  Tetrachordes 
steht.  Das  mögen  auch  unsere  geigenden  Ahnen 
schon  deutlich  empfunden  haben;  um  so  mehr  als 
die  meisten  von  ihnen  ja  aus  klösterlichen  Sing- 
schulen hervorgegangen  sind,  in  denen  die  mittel- 
alterlichen Kirchentonarten  und  mit  ihnen  die 
Lehre  von  den  Tetrachorden  auch  dann  noch  fast 
ausschliesslich  gepflegt  wurden,  als  in  der  weltlichen 
Musik  der  Sieg  des  modernen  Tonsystems  bereits 
entschieden  war.  In  der  Uebergangsepoche  von 
der  alten  zur  neuen  Musiklehre  aber,  die  mit  den 
Anfängen  der  Kunst  des  Violinspiels  beinahe  zu- 
sammenfällt, hat  man  sich  dazu  verleiten  lassen, 
die  AnerJ^ennung  der  im  IG.  Jahrhundert  aufge- 
kommenen jonischen  Tonart  (c  d  e  f  g  a  h  c)  als 
Ausgangspunkt  für  den  Musikunterricht  auch  auf 
die  Geige  zu  übertragen.  Das  bedeutete  einerseits 
die  Verleugnung  der  Natur  unseres  Instrumentes, 
anderseits  einen  Mangel  an  pädagogischer  Ueber- 
legung.  Denn  wie  für  die  theoretische  Ein- 
sicht in  das  Wesen  der  Tonleitern  C  dur  ebenso 
günstig  ist,  wie  für  den  Klavierspieler,  der  seine 
ersten  Versuche  auf  den  weissen  Tasten  vornimmt, 
dur 


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GdiHc^ 

*)  Beim  Anfangsunterricht  kann  getapst  ange- 
nommen werden,  dass  die  beiden  Tetrach^orde  in 
ihrer  Anordnung  völlig  gleich  sind.  Lieber  ihre 
tatsächliche  Verschiedenheit  soll  bei  der  Einfilhrung 
der   Doppelgriffe    ausführlich    gesprochen    wfeirden. 


A  dur 


Die  Erörterung  des  grossen  und  kleinen  Ganztones 
würde  den  Anfänger  nur  verwirren;  andererseits 
wird  ein  von  der  Natur  mit  gutem  Gehör  bedachter 
Schüler  ganz  instinktiv  richtig  greifen  und  in- 
tonieren. 


—     187     — 


so  iet  diese  Tonart  für  den  angehenden  Geiger  die 
denkbar  ungeeignetste,  weil  ihre  korrekte  Ans- 
fühmng  mit  Schwierigkeiten  verbunden  ist,  die 
dem  Anfänger  erspart  werden  können,  folglich  also 
anch  erspart  werden  müssen. 

Die  Tatsache,  dass  auch  neuere  Meister  des 
Violinspiels  in  ihren  Schulwerken  immer  noch  von 
der  C  dur-Tonleiter  ausgehen,  lässt  nur  zwei  Er- 
klärungen zu.  Die  erste  ist,  dass  die  betreffenden 
Autoren,  wie  Spohr,  entweder  niemals  oder  doch 
nur  ausnahmsweise  Anfänger  unterrichtet  haben; 
die  zweite,  dass  sie,  mit  Schiller  zu  reden,  ,die 
Gewohnheit  ihre  Amme  nennen**.  Seit  Gorellls 
Schüler,  G^eminiani,  in  seiner  1740  erschienenen  Violin- 


schule   den    Griff 


Q        gl — 
Xr — 5?-4 — 


mit   der   Normal- 


stellung der  Finger  der  linken  Hand  identiiiziert 
hat,  treibt  dieser  berüchtigte  Griff  sein  Unwesen 
in  allen  späteren  Schulen,  da  sich  die  meisten 
aof  Geminiani  stützen. 

Allein  zu  Lebzeiten  unserer  geigenden  Vor- 
fahren war  jener  Griff  noch  keineswegs  der  Un- 
hold, zu  dem  er  sich  später  ausgewachsen  hat,  viel- 
mehr ein  ganz  vernünftig  Ding.  Vergegenwärtigen 
wir  uns  nämlich,  dass  bis  tief  in  die  2.  Hälfte  des 
AS.  Jahrhunderts  hinein  die  Hälse  der  Violinen 
2—3  Zentimeter  kürzer  waren  als  jetzt^  so  er- 
forderte die  Ausführung  des  fraglichen  Griffes  nur 
jene  Spannfähigkeit,  die  heute  etwa  nötig  wäre, 
um  ihn  in  der  8.  oder  4.  Lage  zu  spielen.  Jeder 
erfahrene  Pädagoge  aber  wird  die  Beobachtung 
gemacht  haben,  dass  nicht  die  Hälfte  seiner  An- 
fänger imstande  ist,  den  Geminianischen  Griff  auf 
unseren  mit  verlängerten  Mensuten  versehenen 
Geigen  mühelos  auszuführen,  ja,  dass  er  selbst 
manchen  Hervorragenden  Geigern  zeitlebens  schwer 
fällt.  Was  aber  der  Majorität  Schwierigkeiten  be- 
reitet und  von  vielen  gar  nicht  geleistet  werden 
kann,  soll  und  darf  niemals  als  Norm  aufgestellt 
werden.  Dieses  zugegeben,  fällt  auch  der  letzte 
Grund  fort,  welcher  der  Beibehaltung  der  C  dur- 
Tonleiter  mit  ihren  schwierigen  Griff  Verhältnissen 
beim  Anfangsunterricht  das  Wort  reden  könnte. 

C.  de  B^riot  scheint  der  Erste  gewesen  zu  sein, 
der  in  seiner  Violinschule  mit  der  althergebrachten 
Tradition  gebrochen  hat  und,  von  der  Ansicht  aus- 
gehend, dass  die  Violine  ein  G-Instiument  ist,  den 
Anfangsunterricht  mit  der  G  dur-Tonleiter  eröffnet. 
Die  angeführten  gesanglichen,  musikalischen  und 
bogentechnischen  Erwägungen  waren  die  Veran- 
lassung, die  Theorie  de  B^riot's  weiter  auszubauen 
und  das  Dur-Tetrachord  auf  der  D-Salte  zum  Aus- 
gangspunkt für  den  Anfangs-Unterricht  zu  nehmen. 
Auf  diese  Weise  gewöhnt  sich  der  Schüler  über- 
dies gleich  daran,  jede  Tonart  als  ein  selbständiges 
(rebilde  aufzufassen,  nicht,  wie  das  so  häuüg  vor- 
kommt, als  ein  durch  Versetzungszeichen  degene- 
riertes C  dur. 


Der  soeben  entwickelte  Studiengang  hat  frei- 
lich zur  Voraussetzung,  dass  der  Lehrer  in  den 
Anfangsstunden,  die  ja  hauptsächlich  mit  Strich- 
übungen auf  den  leeren  Saiten  ausgefüllt  werden, 
dem  Schüler  nach  der  Erklärung  der  Notenschrift 
eine  gründliche  Kenntnis  der  Intervallenlehre  bei- 
bringt. Das  fällt  schon  deshalb  nicht  schwer,  weil 
in  den  ersten  Unterrichtsmonaten  nur  die  ein- 
fachsten Tonschritte  des  Volksliedes  in  Betracht 
kommen. 

Das  Volkslied  ist  überhaupt  der  leitende  Faden, 
der  den  ganzen  e^ten  Band  durchzieht.  An  seiner 
gesunden  Melodik  und  leichtfasslichen  Harmonik 
muss  der  musikalische  Sinn  des  Anfängers  geweckt 
und  allmählich  entwickelt  werden.  Aber  auch  die 
Uebungen  und  Stücke  eigener  Erfindung  stützen 
sich  in  der  Hauptsache  auf  die  leicht  eingänglichen 
Wendungen  deutscher  Volkslieder  und  Tänze. 
Meine  Aufgabe  bestand  ja  nicht  darin,  geistvolle 
Kompositionen  zu  lielern,  sondern  praktische  Bei- 
spiele, die  den  Schüler  zuverlässig  fördern.  Des- 
halb ist  selbst  in  den  längeren  Stücken  die  be- 
gleitende zweite  Geige  ganz  einfach  gehalten;  sie 
soll  den  Anfänger  stützen,  nicht  aber  durch  G^ist- 
reicheleien  verwirren.  Um  den  Schüler  vor  Ein- 
seitigkeit zu  bewahren,  sind  an  passenden  Stellen 
Etüden  und  Stücke  von  anderen  Autoren  einge- 
schaltet worden. 

Bei  aller  Gebundenheit  an  das  Ziel  des  vor- 
liegenden Werkes  soll  doch  dem  Lehrer  die  not- 
wendige Bewegungsfreiheit  in  Einzelheiten  zuge- 
standen sein.  Es  bleibt  daher  ganz  seiner  Einsicht 
überlassen,  ob  er  den  eingeschlagenen  Weg  genau 
befolgen  will  oder,  je  nach  Alter  und  Fähigkeiten 
des  Schülers,  eines  oder  das  andere  Kapitel  Über- 
schlägt, um  später  darauf  zurückzukommen.  Nur 
darf  in  der  Kette  kein  Glied  fehlen,  weil  sich  die 
dadurch  entstandene  Lücke  früher  oder  später  un-\ 
fehlbar  rächen  würde.  Als  selbstverständlich  darf 
überdies  angenommen  werden,  dass  die  den 
Mechanismus  betreffenden  Regeln  nicht 
von  unbeugsamer  Strenge  sind,  sondern,  der 
körperlichen  Veranlagung  des  Schülers  entsprechend, 
nach  der  einen  oder  anderen  JElichtung  nicht  nur 
modifiziert  werden  dürfen,  sondern  sogar  müssen. 
Eine  Schule  kann  nur  allgemeine  Normen  auf- 
stellen, nicht  Vorschriften  für  jeden  Einzelfall 
geben.  Sache  des  denkenden  Lehrers  ist  es,  aus 
den  Anweisungen  das  für  jeden  Schüler  Passende 
und  Kichtige  herauszuschälen. 

So  übergeben  wir  denn  unsere  Arbeit  der 
Oeffentlichkeit  mit  dem  Wunsche,  dass  sie  Segen 
stiften  möge,  und  mit  der  Bitte,  sie  als  das  zu  be- 
urteilen, was  sie  sein  will: 

Ein  Versuch,  das  Violinspiel  durch 
einen  rationellen  Lehrgang  so  zu  fördern, 
dass  das  erworbene  technische  Können  der 
Musik  als  solcher  zu  gute  komme!  — 


—     188     — 


MitteilungeD 


Yon  Hoohsohulen  und  KonservatoriexL 


Der  bekannte  Violinvirtuose  Issay  Barmas, 
bisher  am  Stem'schen  Konservatorium  tätig,  ist  ab 
1.  September  1905  als  Lehrer  der  Ausbildungs- 
klassen seines  Instrumentes  für  das  Conser- 
vatorium  Klindworth-Scharwenka  (Direktor 
Dr.  H.  Goldschmidt)  gewonnen  worden. 

Im  Grossherzogliclien  Konservatorium 
für  Musik  in  Karlsruhe,  Direktor  Professor 
Ordenstein,  fand  kürzlich  eine  Prüfung  der 
Theorieschüler  der  Vorbereitungsklassen 
statt,  welche  der  Lehrer  des  betreffenden  Faches, 
Herr  "Worret,  unter  Leitung  des  Direktors  abhielt. 
Die  Prüfung  verlief  ausgezeichnet,  alle  Fragen 
wurden  präzise  und  zutreffend  beantwortet.  Vor 
allem  verrieten  die  Arbeiten  an  der  Tafel  selbst- 
ständiges  Denken  und  bewiesen,  dass  der  Stoff 
wirklich  von  den  Kindern  verstanden  und  geistig 
verarbeitet  ist.  Mit  Genugtuung  kann  konstatiert 
werden,  dass  dieser  wichtige  Unterrichtszweig  am 
Konservatorium  mit  Sorgfalt  gepflegt  wird. 

Das  Wiener  Konservatorium  der  „Ge- 
sellschaft der  Musikfreunde^^  wird  durch  An- 
gliederung  einer  Chorschule  für  weltlichen 
und  geistlichen  Ohorgesang  (einschliesslich 
des  gregorianischen  Chorals)  und  einer  Chor- 
dirigentenschule erweitert.  Zum  Leiter  beider 
Schulen  ist  Herr  Eugen  Thomas  berufen  worden, 
der  durch  den  von  ihm  ins  Leben  gerufenen 
„Wiener  a  cappellaChor^^  als   tüchtiger  Fachmann 


auf  dem  einschlägigen  Gebiete  verdientes  Ansehen 
geniesst. 

Die  Königl.  Musikschule  zu  Würzburg^ 
Direktor  Hof  rat  Dr.  Kliebert,  brachte  in  ihrer 
letzten  Aufführung  des  Franziskaner  Paters  P. 
Hartmann  Oratorium  „Das  letzte  Abendmahl' 
zu  Gehör.  Dsis  Werk  besteht  aus  zwei  Teilen,  der 
erste  behandelt  das  altjüdische  Passahfest,  der 
zweite  die  Einsetzung  des  christlichen  Abendmahls. 
Dem  Oratorium  folgte  Anton  Brückners  „Te 
deum^.  Solisten  bei  der  Aufführung  waren  die 
Damen  Marie  Berg  und  Agnes  Leydhecker 
und  die  Herren  Hans  Thomaschek,  Dr.  Otto 
Engelhardt  und  Georg  Grosch. 

In  der  Musikschule  Frl.  Eugenie  Rosen- 
berg's  zu  Krakau,  in  welcher,  ausser  dem  Klavier 
als  Hauptfach,  Theorie,  Methodik  und  Pädagogik, 
Musikgeschichte,  Musikdiktat  und  Instrumenten- 
kunde gelehrt  werden,  fanden  die  Prüf angskonzerte 
des  Instituts  in  Form  von  historischen  Abenden 
statt.  Das  Programm  des  ersten  enthielt  Werke 
von  Couperin,  Bameau,  Bach,  Händel,  Padre 
Martini  und  Ph.  Em.  Bach.  Das  zweite  brachte 
Kompositionen  in  chronologischer  Folge  von 
Rameau  an  bis  auf  die  Neuzeit.  In  einer  Prüfung 
der  Elementarklassen  wurden  u.  A.  die  reizendec 
Kinder-Trios  von  Gurlitt,  Söchting  und  L. 
Meyer  aufgeführt. 


Vermischte  Nachrichten. 


Die  Königliche  Kapelle  hat  für  die  nächste 
Saison  ihre  zehn  Abonnementskonzerte  unter 
Leitung  von  Felix  Weingartner  für  folgende 
Tage  angezeigt:  18.  Oktober,  2.  und  29.  No- 
vember,  8.    und    22.  Dezember    1905,    2.,    9.    und 

22.  März,  14.  April  und  7.  Mai  1906. 

Die  Philharmonischen  Konzerte  unter 
Leitung  von  Arthur  Nikisch  werden  in  der 
nächsten  Saison  an  folgenden  Tagen  stattfinden: 
16.  und  30.  Oktober,  18.  und  27.  November,  11.  De- 
zember 190B,  IB.  und  29.  Januar,  12.  und  26.  Fe- 
bruar und  12.  März  1906. 

Die  Singakademie  macht  bekannt,  dass 
in  der  Saison  1905/06  folgende  Aufführungen  in 
Aussicht  genommen  worden  sind:  20.  Oktober 
(Abonnementskonzert)  die  „Missa  solemnis^  von 
Beethoven;  26. November  „Begräbnisgesang,  Ge- 
sang der  Parzen,  Nänie  und  das  Deutsche  Requiem*^ 
von  Brahms;  22.  Dezember  Weihnachtsoratorium 
von  Bach;  23.  Februar  (2.  Abonnementskonzert) 
„Die    Apostel''    von    Edward    Elgar    (z.  1.  M.); 

23.  März  (3.  Abonnementskonzert)  Haydns 
„Schöpfung* ;  12.  und  13.  April  „Matthäus-Passion* 
von  Bach. 


Otto  Nicolai 's  letztes  Tagebuch,  von  dessen 
Bestehen  bisher  gisir  nichts  bekannt  war,  ist  von 
dem  Musikforscher  Georg  Richard  Kruse  auf- 
gefunden worden.  Während  es  in  der  Vorrede 
zu  den  von  B.  Schröder  1892  herausgegebenen 
Tagebüchern  Nicolai's  heisst:  „Nachdem  Nicolai 
Wien  verlassen,  trug  er  in  Ischl  1847  den  letzten 
drei  Jahre  umfassenden  Nachtrag  ein;  dann  brechen 
die  Aufzeichnungen  plötzlich  ab  und  wurden  später 
in  Berlin  nicht  wieder  fortg^esetzt",  enthält  der  nun 
vorliegende  Schlussband  den  noch  acht  Seiten  um- 
fassenden Rest  der  Ischler  Aufzeichnungen,  denen 
sich  noch  solche  von  Salzburg  und  Baden  bei 
Wien  anschliessen;  dann  folgt  die  im  Juli  1848 
auf  der  Insel  Wangeroog  geschriebene  Fortsetzung 
und  der  aus  Berlin  datierte,  bis  zum  4.  Oktober 
1848  reichende  Schluss.  In  dem  übrigen  Teil  des 
Buches  hat  darauf,  nach  Otto*s  Tode,  der  Vater  des 
Komponisten  die  Entwürfe  seiner  eigenen  Briefe 
und  Veröffentlichungen  bis  zum  19.  Dezember  1^5^ 
eingetragen,  die  noch  manchen  AufBchluss  über  die 
Verhältnisse  des  Sohnes  geben.  Nachdem  dieser 
für  das  Leben  und  Schaffen  des  Komponisten  der 
„Lustigen  Weiber  von  Windsor"  überaus  wichtijre 


—     189 


SchlassteiD  seiner  Selbstbekenntnisse  der  Verborgen- 
heit entzogen  und  anch  eine  bisher  unbekannte 
Reihe  von  Briefen  Nicolai's  zugänglich  geworden 
ist,  wird  nanmehr  in  Saide  die  von  Georg  Richard 
Kr  ase  seit  Jahren  vorbereitete  Biographie  Nlcolai's 
veröffentlicht  werden  können. 

Zar  Feier  des  50jährigen  Jubiläums  der 
Tonkünstlerin  und  Musiklehrerin  Fräulein  Julie 
V.  Ffeilschifterfandam  17.  Mai  ein  Gesellschafts- 
abend mit  musikalisch-deklamatorischen  Vorträgen 
in  der  Privat-Gemälde-Galerie  des  Herrn  Jaffe- 
Berlin  statt,  unter  Mitwirkung  von  Fräulein  Lola 
Kally,  Eönigl.  Opemsängerin  (Sopran),  Frau  Haupt- 
mann Liernur  (Sopran),  Fräulein  Anna  Kuz- 
nitzky  (Alt),  Frau  Therese  Janghans,  dem  Cello- 
Virtuosen  Herrn  Schrattenholz,  Mister  Norris  (Tenor) 
und  Herrn  Musikdirektor  Lowe.  Von  der  in  Berlin 
in  weitesten  Kreisen  bekannten  Philanthropin  Frau 
AnnaGoldbach  war  die  Feier  arrangiert.  —  Andere 
Freunde  und  Gönner  der  seit  langen  Jahren  in 
Wiesbaden  lebenden  und  wirkenden  Künstlerin 
sind  zusammengetreten  und  haben  unter  dem  Titel 
„Julie  von  Pfeilschifter",  Ein  Künstlerleben, 
bei  Karl  Elbing,  Mainz,  ein  Werk  herausge- 
geben, in  dem  die  Hauptdaten  und  Schicksale  der 
Künstlerin  zusammengefasst  sind. 

In  Rom  wurde  an  dem  Palazzo  Grifoni 
in  der  Via  Babuino  78,  in  dem  Richard  Wagner 
1877  gewohnt  hat,  eine  Gedenktafel  angebracht,  deren 
italienische  Inschrift  in   der  Uebersetzung   lautet: 

„In  diesem  Hause  wohnte 

Richard  W^agner 

im  Jahre  1877. 

Einige  Bewunderer  seiner  Kunst 

setzten  diesen  Stein  zu  seinem  Gedenken 

Rom  1905." 

Einem  grösseren  Kreise  von  Künstlern,    Musikern 

und  Kunstfreunden,  an  deren  Spitze  F&rst  G a  b  r  ie  1 1  i 

stand,  ist  die  Stiftung  zu  danken. 

In  den  5  letzten  Matineen  des  .Musik -Salon 
Bertrand  Roth"  zu  Dresden  wurden  durchweg 
Werke  zeitgenössischer  Tonsetzer  aufgeführt. 
Lieder  von  Strauss,  Grieg,  Schillings,  Drae- 
secke,  Roth  und  Streicher,  Klavier-  und  Kam- 


mermusikwerke von  Sinding,  Saint  -  Saens, 
Wolf -Ferrari,  Schutt;  eine  Auffährung  war 
allein  dem  Leipziger  Komponisten  Hermann 
Kögler  gewidmet. 

Die  von  Herrn  Professor  Georg  Schumann- 
Berlin  mit  dem  Chore  der  Berliner  Singaka- 
demie und  dem  Berliner  Philharmonischen 
Orchester  geleiteten  „3  Bach  -  Konzerte"  in 
Eisen  ach,  zum  Besten  der  Erwerbung  des  Bach- 
Hauses  in  Eisenach»  nahmen  einen  ausserordent- 
lich glanzvollen  Verlauf.  Es  kamen  die  „Johannes-^* 
und  die  ,.Matthäus-Passion**  in  der  Georgen-Kirche 
zur  Wiedergabe  und  ein  Instrumentalkonzert  im 
Saale  des  Fürstenhofes.  In  letzterem  wurden  auf- 
geführt: das  „Erste  Brandenburgische  Konzert^' 
F-dur,  die  „D-dur-Ouverture  mit  dem  .,Air**,  die  Solo- 
Violine  von  Pi*of.  Halir  gespielt,  das  „D-moll-Kon- 
für  zwei  Violinen",  Professoren  Joachim  und 
Halir,  das  „C-dur-Konzert  für  drei  Klaviere",  aus- 
geführt von  den  Herren  Prof.  Schumann,  Ar- 
thur Schnabel  und  Hinze  Reinhold,  endlich 
die  „Sopran-Arie"  aus  der  Kantate  „Gott,  man 
lobet  Dich  in  der  Stille",  gesungen  von  Frau  Grum- 
baclier  de  Jon g,  die  Solovioline  von  Professor 
Joachim  gespielt.  Ausser  den  Genannten  waren 
als  Solisten  bei  den  Passionen  beteiligt:  Frau 
Walter-Choinanus,  Fr.  Geller-Wolter,  Frau 
Geyer-Dierich,  sowie  die  Herren  Kammersänger 
Dierich,  v.  Milde,  Sistermans,  Walter,  van 
Eweyk,  Lederer-Prina,  Liepe  und  Günter. 
Die  Orgel  wurde  von  Prof.  W.  Kawerau-Berlin 
gespielt.  Der  Choral  der  Ripienstimme  „0  Lamm 
Gottes  unschuldig"  sang  der  Eisenacher 
Kirchen-  und  Gymnasialchor  unter  Professor 
Thureau's  Leitung.  Der  künstlerische  Erfolg 
der  drei  Konzerte  war  ein  ausserordentlich  grosser. 
In  mustergiltiger  Weise  haben  die  beiden  grossen 
Kunst- Vereinigungen  Berlins,  der  Chor  der  Sing- 
akademie und  die  Philharmoniker  ihre  Aufgaben 
gelöst,  zu  denen  die  Solisten  ihr  Bestes  hinzutrugen. 
Diese  Bach-Konzerte  in  Eisenach  waren  ein  künst- 
lerisches Ereignis  von  unschätzbarem  Wert,  un- 
vergessen werden  sie  in  den  Herzen  der  nach 
Tausenden  zählenden  Zuhörer  bleiben. 


Bücher  und  Musikalien. 


Otto  Mailing,  op.  SO.     Quartett  (C-moll)  für  Piano- 
forte,  Violine,  Viola  und  Violoncello. 
Fr.  Klutaer,  Lelpily. 
Otto  Malling's  C-moll-Klavierquartett   (op.  80) 
ist  ein  sehr   ansprechendes  Werk,   nach   rein   for- 
maler Seite  hin  ohne  Fehl  und  Tadel  und   inhalt- 
lich Partieen  von  grosser  Schönheit  bietend,  wenn 
anch    erfinderisch    nicht    mit    besonders    hervor- 
stechenden Zügen  ausgestattet.    W^as   aber  immer 
der  Komponist  zu  sagen  hat,  ist  nicht  bedeutungslos, 
sondern  vollwichtig  und  durchgängig  wert,  gehört 


zu  werden.  Nach  harmonischer  Seite  hin  tritt 
O.  Mailing  als  Anhänger  der  strikten  Observanz 
auf.  Alle  Harmonien  stehen  in  gutem,^  korrektem 
Verhältnisse  zu  einander,  nirgends  herrscht  Un- 
klarheit oder  Unübersichtlichkeit.  Dass  trotz  dieser 
relativen  Einfachheit  doch  alles  anziehend  und 
Interesse  erweckend  gestaltet  und  ausgebaut  ist» 
muss  dem  Tonsetzer  zu  besonderem  Verdienste  an- 
gerechnet werden.  Sehr  sinngemäss  und  von 
bester  Wirkung  ist  auch  die  Verteilung  der  Ge- 
samtaufgabe  unter   die   vier  Spieler  geraten.    Die 


—     190     - 


Instrumente  partizipieren  durchgängig  zu  gleichen 
Teilen  und  in  allen  Stimmen  herrscht  Selbständig- 
keit und  reges  musikalisches  Leben.  Die  Instru- 
mentation ist  ungemein  wirkungsreich  und  bleibt 
immer  das  entsprechende  Darstellungsmittel  der 
musikalischen  Gredanken.  Gewundert  habe  ich 
mich,  dass  Mailing  an  mehreren  Stellen  ein  ziem- 
lich lange  andauerndes  Tremolando  dem 
Pianoforte  überlässt.  Meines  Erachtens  wäre  die 
Wirkung  nicht  allein  grösser,  sondern  angemessener, 
wenn  es  den  Saiteninstrumenten  tibertragen  wäre. 
An  innerem  Werte  betr.  Erfindung  und  Themen- 
wahl wird  der  langsame  Satz  von  den  drei  übrigen  an 
Bedeutung  weit  überragt,  insonderheit  sind  die 
beiden  Ecksätze  des  Werkes  von  eigentümlich  be- 
stimmt ausgeprägtem  Stimmungscharakter  und 
sehr  prägnant  und  fesselnd  im  musikalischen  Aus- 
druck. Maliing's  C-moll-Klavierquart8tt  bietet  für 
das  Zusammenspiel  wie  auch  für  den  einzelnen 
Spieler  keine  gerade  erheblichen  Schwierigkeiten, 
also  auch  rein  technischerseits  Grund  genug,  von 
weiteren  Kreisen  recht  beachtet  und  fleissig  gespielt 
zu  werden. 

Max  Reger:    Romanze    (A-moll)    für    Harmonium 
(oder  Orgel;. 

Ein  kurzes '  Stück  von  sanft  melancholischer 
Färbung,  im  Mittelsatze  wohl  verhältnismässig  zu 
ausgiebig  mit  schnell  wechselnden  modulatorischen 
Wendungen  bedacht,  im  ganzen  aber  stimmungsvoll 
und  von  einheitlichem  Charakter,  insbesondere  auch 
für  den  Vortrag  auf  dem  Harmonium  seiner  glatten 
durch  nichts  behinderten  Ausführungsmöglichkeit 
wegen  angelegentlich  zu  empfehlen. 

Carolas   Agghäiy:    Ungarische    Stimmungen    für 

Pianoforte. 
VarUff  der  Peitlier  Backdr«ekereUktl6nfMel]seliftffe,B«dapMt. 

Die  ,,  Ungarischen  Stinomungen'^  von  Carolus 
Agghäzi  entstammen  keineswegs  einer  sonderlich 
fremden  oder  weit  entlegenen  Gefühlswelt,  sondern 
bleiben  fein  in  einem,  allen  lieben  Mitmenschen 
bekannten  Kreise.  Aber  sie  sind  doch  freundlicher 
und  liebenswürdiger  Art  und  es  hat  vielleicht  für 
Manchermann  Immerhin  Interesse  zu  schauen  und 
zu  hören,  was  man  sich  in  leichtem  Geplauder  in 
ungarischen  Salons  mitzuteilen  hat.  Angenehme 
Melodik  und  spielbarer,  dem  Pianoforte  angemessener 
Satz  sind  den  fünf  Stücken  kleinen  Umfanges 
eigen  und  gut  gewählte  Ueberschriften  leiten  die 
Auffassung  des  Spielers  leise  in  die  der  Darstellung 
angemessene  Bahn. 

Kor  Kailer,  op.  27.    Drei  Klavierstücke. 
A.  A.  Ifoake,  Mlddelbarf. 

Stücke  von  nicht  gerade  hervorragender  kom- 
positorischer Bedeutung,  aber  gefällig  im  Ausdruck 
und  von  guter  Klangwirkung.  Der  Klaviersatz 
macht  hier  und  da  den  Eindruck  des  Gezwungenen 


und  könnte  leicht  anders  und  einfacher  ausgestaltet 
sein.  Von  den  drei  kleinen  Stücken,  Bercense, 
Yalse  triste  und  Hymne,  hinterlässt  das  an  erster 
Stelle  genannte  weitaus  den  besten  Eindruck. 
Auch  die  im  Volkston  gehaltene  Hymne  ist  so  übel 
nicht,  nur  leuchtet  mir  keineswegs  ein,  warum  die 
Coda  so  gar  lang  ausgesponnen  und  die  einfache, 
an  sich  hübsch  erfundene  und  wirklich  auch  volks- 
tümlich gehaltene  Melodie  plötzlich  noch  einmal 
von  solch  weit  ausladenden  Akkordpassagea  um- 
sponnen wird.  Unbedingt  nötig  war's  sicherlich 
nicht  und  verflacht  den  angenehmen  Eindruck  des 
Ganzen  nicht  unwesentlich. 

Hermann  Ritter:  „Viola  Schule'  für  den  Schul- 
und  Selbstunterricht-  —  .Miscellen.*' 
Sammlung  von  Vortragsstncken  ver- 
schiedener Tondichter  für  Altvioia  und 
Pianoforte.  H.  1—2. 
C^kr.  Frtedriek  Yiewag,  Berlin- eroMlIekterfalde. 
Professor  Hermann  Ritter  (st  auf  dem  Gebiete 
des  Viola-Spiels  längst  als  eine  der  hervorragend- 
sten Autoritäten  bekannt,  sodass  seine  hier  ange- 
zeigte Schule  für  dieses  Instrument  kaum  noch  be- 
sonderer Empfehlung  benötigt.  Das  Material  für 
den  Unterricht  hat  durch  den  Herausgeber  treffliche 
Sichtung  und  streng  stufenweise  Anordnung  er- 
fahren. Von  den  ersten  Anfängen  ausgehend  führt 
Ritter  den  Schüler  zu  den  einfacheren  Uebungen, 
unterrichtet  ihn  über  die  verschiedenen  Bogen- 
stricharten und  gelangt  sodann  zum  Studium  der 
Skalen,  woran  sich  Uebungen  mannigfacher  Art  in 
sieben  Positionen  schliessen.  Eine  Reihe  von  ge- 
schmackvoll ausgewählten  Toiistücken  (Volks- 
lieder u.  a.),  sowie  mehrere  Stellen  aus  Orchester- 
werken neuerer  Meister  wie  Wagner,  Berlioz, 
R.  Stranss  und  H.  Ritter  dienen  in  hohem  Masse 
dazu,  den  Wert  der  trefflichen  Schule  zu  erhöhen 
und  sie  mit  den  Anforderungen  des  praktischen 
Musiklebens  in  engstem  Zusammenhang  zu  setzen. 
Das  Gleiche  bezweckt  Hermann  Ritter  mit  der 
„Miscellen*^  benannten  Sammlung  von  Vortrags- 
stücken für  Altviola,  jenes  Instrumentes,  das  ihm 
persönlich  Neubelebung  und  Wiedereinführung  ver- 
dankt. Die  beiden  Hefte  enthalten  Bearbeitungen 
von  Werken  von  Seb.  Bach,  Gluck,  Mozart, 
Beethoven,  Schubert,  Schumann  und  H.  Reber 
und  sind  mit  einer  leichten  Pianofortebegleitung 
versehen,  sodass  sie  vorzügliches  Vortragsmaterial 
bieten  und  zu  gleicher  2jeit  den  Spieler  technisch 
zu  fördern  und  seelisch  anzuregen  vermögen.  Die 
Alt  Viola-Stimme  ist  insbesondere  genau  bezeichnet 
und  der  Hauptaccenc  ist,  der  Natur  des  Instru- 
ments gemäss,  nicht  auf  virtuose,  sondern  gemüt- 
voll  belebte  Darstellung   und  Wiedergabe  gelegt 

Jos.  Weiss,   op.   23.    Sechs   kleinere  Klavier- 
stücke. 
C.  F.  KftkBt  NMkfolffer»  Lelpslff. 
Was  Jos.  Weiss   in   seinen  vorliegenden  sechs 


—     191     — 


Klavierstücken  za  sagen  hat,  imponiert  keineswegs 
dnrch  Wnchtigkeit  der  Gedanken,  noch  durch 
I^etiigkeit  der  Darstellung.  Aber  alles  wirkt  da 
geföllig  und  liebenswürdig,  Anmut  und  Grazie,  ja 
auch  feiner  Humor  (z.  B.  im  „Valse  stupide") 
regieren  und  verschaffen  Spielern  und  Hörern 
einige  Minuten  freundlicher  Unterhaltung.  Darum 
sei  diese  Salonmusik  in  ihrer  vornehmen  Ein- 
kleidung gern  und  angelegentlich  empfohlen. 

Joh.Seb.  Bach:  „Praeludien  und  Fugen  (A-dur 
und  G-dur)   für   Orgel,   für  Piano-forte 
bearbeitet  von  Francesco  Filiasi. 
Breltkapt  A  HMel,  Leipily. 
Francesco    Filiasi*3    vorliegende    Elavierüber- 
tragung    der   beiden  ßach'schen   Fugen  in  A-dur 
uud  G-dur   für  Pianoforte    halte   ich   für  ein  sehr 
verdienstvolles  Llnternehmen.    Sie  sind  bei  weitem 
nicht    von    so    enormer  Schwierigkeit   jener    von 
Keger,  Busoni  u.  A.   herrührenden  Bearbeitungen, 
sondern    vielmehr    in    gewissen  Grenzen  mittlerer 
Ausführungsmöglichkeit  gehalten,   von  sehr  ange- 
nehmer Spielbarkeit  und  dem  Pianoforte  durchaus 


angepasst   und  würden  sich  daher  sehr  als  ausge 
zeichnetes Studienmaterial  empfehlen.  Aber  anderen- 
teils werden   diese  schönen  Stücke   auch   für  den 
Eonzertvortrag  von  bedeutender  Wirkung  sein. 

Jos.  Haas,  op.  2.  Fünf  Stücke  für  Klavier. 
Laillerbaek  A  K^bx»  Leipslg. 
Ein  op.  2,  welches  nicht  gewöhnliche  Begabung 
des  Autors  vermuten  lässt.  Jos.  Haas'  fünf  Klavier- 
stücke sind  ungemein  interessant,  von  kraftvoller 
und  origineller  Erfindung,  sehr  hübschen,  melo- 
dischen Gedanken  und  von  jener  unmittelbaren 
Empfindung,  die  immer  sympathisch  berühren  wird. 
Irre  ich  nicht  ganz,  so  ist  der  Tonsetzer  mit  Max 
Heger's  Werken  ziemlich  eng  vertraut,  wenigstens 
lässt  seine  Art  zu  modulieren  diesen  Schluss  nicht 
unschwer  zu.  Die  fünf  Stücke  setzen  für  die  Aus- 
führung eine  ziemlich  bedeutend  entwickelte  Technik 
voraus,  sind  aber  hinreichend  interessant,  um  an 
den  Spieler  grössere  Ansprüche  machen  zu  dürfen. 
Ich  empfehle  sie  daher  guten  Musikern  und  ernst- 
haften Kunstfreunden. 

Eugen  Segnitz. 


Meinungs-AuBtausclh 


Zar  Methodik  des  Unterrichts  in  der  Harmonielehre. 

Dass  die  Erfolge  des  Theorie-Unterrichts,  spe- 
ziell der  Harmonielehre,  leider  so  oft  der  aufge- 
wendeten Mühe  des  Lehrenden  nicht  entsprechen, 
dürfte  ja  bekannt  sein.  Wenn  man  die  Erfahrung 
macht,  dass  einzelne  Schüler  den  theoretischen 
Lehren  geradezu  Widerwillen  entgegenbringen,  so 
ist  man  wohl  geneigt,  der  Materie,  dem  Lehrstoff 
selbst  Schuld  zu  geben.  Es  dürfte  aber  doch  die 
Frage  diskutabel  erscheinen,  ob  nicht  durch  Aende- 
rung  der  gebräuchlichen  Methoden  und  des  Lehr- 
verfahrens manches  gebessert  werden  könnte.  Es 
steht  deshalb  zu  hoffen,  dass  die  folgenden  Dar- 
legungen, die  nur  Vorschläge  sein  wollen,  nicht 
unwillkommen  sein  werden. 

Es  ist  gebräuchlich  die  Musik  geradezu  als 
Sprache,  Tonsprache  zu  bezeichnen.  Sie  bringt 
GManken  zum  Ausdruck,  hat  ihre  Laute,  ihre 
Schrift,  ihre  Formenlehre  und  in  Gestalt  der  Theorie 
auch  ihre  Grammatik.  Das  Studium  der  Musik 
gleicht  darum  in  vieler  Beziehung  dem  Erlernen 
einer  fremden  Sprache.  Wenn  der  junge  Musik- 
schüler beginnt,  in  die  Mysterien  der  Harmonie- 
lehre einzudringen  und  nun  kleine  Kadenzen  und 
Sätze  aufbaut,  so  gleicht  er  dem  Sextaner,  der 
grammatische  Kegeln  in  seinen  Sätzen  zur  An- 
wendung bringt  Beim  Unterricht  in  den  Sprachen 
besteht  nun  das  Wesen  der  neueren  Methoden  ge- 
rade darin,  den  Schüler  durch  mancherlei  Sprech- 
und  Konversationsübungen  zu  interessieren,  aber 
grammatische  Hegeln  ihm  erst  ziemlich  spät  zu 
gebc^n.    Wollte  man  davon  die  Nutzanwendung  für 


den  Unterricht   in   der  Harmonielehre  machen,   so 
könnte  man  folgenden  Lehrgang  vorschlagen: 

Schon  im  Anfang  ist  grösstes  Gewicht  darauf 
zu  legen,  dass  der  Schüler  keine  Note  schreibt, 
mit  der  er  nicht  eine  Tonvorstellung  verbindet. 
Darum,  welches  Instrument  er  auch  spielen  mag, 
er  lerne  nach  Noten  zu  singen  und  gehörte  Melo- 
dien niederzuschreiben  (Musik-Diktat).  Der  Har- 
monie-Unterricht beginne  damit,  dass  dem  Schüler 
ein  einfaches  Volkslied  zweistimmig  vorgespielt 
wird.  Er  erhält  die  gewiss  für  ihn  nicht  uninter- 
esFante  Aufgabe,  sich  zu  Haus  am  Klavier  einen 
solchen  zweistimmigen  Satz  allein  nach  dem  Ge- 
hör herauszusuchen  und  dann  aufzuschreiben.  Schön 
werden  die  Leistungen  zum  Anfang  nicht  immer 
sein,  aber  der  geduldig  bASsernde  und  beratende 
Lehrer  wird  bald  Fortschritte  erzielen.  Streng  ist 
wieder  darauf  zu  halten,  dass  der  Schüler  jede 
Note,  die  er  schreibt,  auch  erklingen  hört.  Wurde 
ihm  anfänglich  gestattet,  sich  den  zweistimmigen 
Satz  auf  dem  Klavier  zu  suchen,  so  hat  er  später 
solche  Uebuugen  aus  dem  Kopf  niederzuschreiben. 
Nicht  eher  seien  diese  Uebuugen  verlassen,  bis  er 
gelernt  hat,  zweistimmig  zu  hören.  Dann  erst 
kann  zum  drei-  und  vierstimmigen  Satz  fortge- 
schritten werden.  Aber  selbst  diesen  suche  der 
Schüler  nach  dem  Gehör,  so  gut  oder  so  schlecht 
er  es  eben  fertig  bringt.  Bass  und  Bezifferung 
werden  nicht  gegeben.  Welche  musikalichen  Un- 
geheuerlichkeiten und  Abscheulichkeiten  er  sich 
auch  leisten  mag,  ruhig  nehme  es  der  Lehrer  hin 
und   bessere   dem  Standpunkt    des  Schülers  ange- 


192 


messen.  Die  daran  geknüpften  Belehrungen  mögen 
anfangs  nur  das  Ziel  verfolgen,  ihm  deutlich  zu 
machen,  dass  die  Korrektur  des  Lehrers  „besser 
klinge^^  Nur  tropfenweise  und  gelegentlich  werde 
ihm  die  Lehre  von  den  Akkorden,  den  Auflösungen 
und  Fortschreitungen  beigebracht.  Das  regellose, 
vielleicht  von  Fehlern  strotzende  Machwerk  des 
Schülers,  das  er  sich  aber  mit  einer  gewissen 
Schaffensfreudigkeit  zusammengestoppelt  hat,  ist 
höher  zu  bewerten  als  die  korrekte  Kadenz,  wenn 
ihn  die  vorausgeschickten  Kegeln  der  Akkordbildung 
und  Stimmführung  mit  Widerwillen  erfüllt  haben. 
Ruhig  lasse  man  den  Schüler  manchen  Bogen 
Notenpapier  mit  fehlerhaftem  vierstinmiigen  Satz 
vollschreiben,  ehe  man  ihm  den  engen  Schuh  des 
gegebenen  und  bezifferten  Basses  anpasst.  Er  wird 
dann  vor  der  leider  so  verbeiteten  Unsitte  bewahrt 
bleiben,  die  Mittelstimmen  rein  mechanisch  hinzu- 


zufügen. Nur  —  es  sei  wiederholt  —  in  einem 
Punkte  übe  man  keine  Nachsicht:  Kein  Akkord, 
keine  Note  werde  vom  Schüler  geschrieben,  mit 
der  er  nicht  die  richtige  Tonvorstellung  verbindet. 
Bis  ein  derart  geleiteter  Unterricht  zum  ersten 
tadellos  richtig  gesetzten  Choral  führt,  wird  viel- 
leicht eine  etwas  längere  Zeitdauer  erfordern.  Aber 
so  mancher  Schüler,  der  das  langweilige,  trockene 
Theoriebuch  für  immer  in  die  Ecke  geworfen  hat. 
würde  solchem  Unterricht  mit  stetig  gesteigertem 
Interesse  gefolgt  sein  und  die  Mühe  des  Lehrers 
durch  Erfolge  gelohnt  haben.  Auch  auf  diesem 
Gebiete  möge  man  stets  die  Konsequenzen  des 
Wortes  ziehen: 

„Grau,  teurer  Freund,  ist  alle  Theorie, 
und  grün  des  Lebens  goldner  Baum.'' 

F.  Wethlo. 


Vereine. 


Mnfllk-Sektioii 
des  Allg«  Deutschen  Lehrerinnen-Tereins« 

Wir  teilen  unseren  Mitgliedern  mit,  dass  sich 
in  Wiesbaden,  Mainz,  Osnabrück,  Kreuz- 
nach, Nordhausen  und  Potsdam  neue  Gruppen 
gebildet  haben.  Die  Vorsitzenden  sind:  Mainz: 
Frl.  Catarine  Haas,  Schulstr.  40;  Wiesbaden: 
Frl.  Helene  He  uzeroth,  Goethestr.  1;  Osnabrück: 


Frl.  Elisabeth  Kollraeyer,Krahnstr.  21;  Kreuz- 
nach: Frl.  Henny  Picard,  Philippstr.  5;  Nord- 
hausen: Frl.  Helene  Martens,  Bahnhofstr.  11. 
Potsdam:  Fr.  Dr.  C.  Rahn,  Ebraerstr.  10. 

1.  A. 
Sophie  Berdcdt 
I.  Vorsitzenda 


Anzeigen. 


Konservatorium  der  Musik 
in  Kassel. 

Gegr.  1895.     Direktion:  L  Beyer.     Gegr.  1895. 

EhreilTOrsits:  Reffierann-Präsldent  tob  Trott  i«  8bU, 
Onf  KSmlftdorfl;  £zcellenE  GoDeralin  tob  Colomby 
Oberbürgermeister  Müller  n.  A. 

CnrAtorinm:  Pfarrer  Hau,  Sohaldirektor  Prof.  Dr.  KrBM- 
■aeher»  Bankier  Plaat,  Jottizrath  Bcheffer  u.  A. 

Lehrer :  Die  Damen :  L.  Beyer,  BlasBi-Fdnter,  Königl.  Opern- 
Sängerin,  eiesse-FabroBi,  A.  Taadlen.  Die  Herren: 
A.  HartdegAB,  Kammerrirtaoe.  Prof.  Dr.  H5bel, 
0.   Kaleteeli,  KgL  Kammermusiker,   K.    KletsMaaB, 

Sl.  Opems&nger,  W.  MoBhaspt,  Kgl.  Kammermusiker, 
.  SehMtdt,  Kgl.  Kammermusiker,  H.  SehaarbBSf h, 
KgL  Kammermusiker  n.  A. 

Unterrichtfächer:  Klavier,  Violine,  Cello,  Harfe  und  alle 
Übrigen  Orchesterinstinmente.  Oesang,  Harmonie- 
und  Kompositionslehre.  Musikgescbiohte.  Italienisoh. 
OrchesterspieL    QehOrübung.    Ilusikdiktat. 


Organisation:    Conoertklassen.     Seminarklassen. 
Mittel-  und  Elementarklassen. 


Ober-, 


Statuten  sind  kostenfrei  au  beziehen  durch  die  Sohrifbleitung 
des  Konservatoriums  Kassel,  Wilhelmshöher  Allee  48. 


tiN^^vtittMtvtüts^ 


—     193 


Adressen-Tafel. 

5  Zeilen  lO  IHk.  Jfthrlleh,  weitere  5  Zeilen  5  Hie. 


Prof.  6.  BmlaNr's  Konservatorium  und  Seminar. 

Direction:  Gustav  Lazarus. 

BerUn  N.W.,  Luisen-Str.  36.  Berlin  W.,  BQIowstr.  2  (am  Noiiendorfpiatx). 

Spreohatonden:  6—6,  lOttwooha  n.  Sonnabanda  10—12.  SpreohstxiDden :  8—10  n.  1-2. 

— — ^—    Aufnahme  jederaeit.    — ^— 

Erste  Lehrkräfte,  volletflndige  mueikalische  und  pädagogische  Ausbildung.     Elementarfclassen. 


Prof.  Siegfried  Ochs. 

Dizigant  daa  «Philhann.  Ghoraa**. 

Berlin  W.,  Bendler-Stra$8e  8. 

Sinreohat  nur  ▼.  11—12  Uhr  Vorm. 


Franz  Grunicite, 

Orgel,  Klavier,  Harmonielehre. 

Berlin  W.,  Steinmetzstr.  49^1 


Martha  Remmert« 

Hofpianistin,  Kaxnmervirtaosln. 
Berlin  W.«  Tanenzienstr.  6. 


JSxnina  JBioclu 

Pianistin. 
Berlin  W.,  Nene  Winterfeldstr.  15. 

Konzen-Vertr.:  H.  Wolff,  Berlin. 


Flora  Scherres-Friedenthal 

Pianiatin. 

Berlin-Charlottenburg« 

Kantatar.  160a. 


Prof.  Jul.  Hey'S  Cesangschule. 
Berlin  W^  Elsholzstrasse  5U, 

am  Botanischen  Garten. 


Geeangontenicht  erteilen: 

Frau  Felix  Schmidf-KOhne 

GoncertBängerin  -  Sopran. 
Sprechstunde:  3—4. 

Prof.  Felix  Schmidt. 

Berlin  W«  Taneozienstrasse  21. 


Elisabeth  Caland 

Charlottenburg-Bcrlfn 

6oetbe$traise  SO. 

Husbildung  Im  bShcrcn 

Klavlcrspul  nach  Dcppe'scben 

Orundeltzen. 


Otiilie  Lichterfeid 

PianitHn 
Berlin  TP.«  SehapenOr.  So. 


emilie  o.  0ramer 

Gesangunterricht  (Meth.  Marchesi). 
Berlin,  Bayreatherstr.  27. 


30$^  UiMna  da  motta, 

Pianist. 
Berlin  W.,  Paseanersirasse  26. 


Käte  Freudenfeld, 

Konaert-  n.  Oratoriena&ngerin  (Alt) 

Geaanglahrerin,  AthemgymnaatUu 
Berlin  W.,  Oalsbensstrasse  17  H. 


Jltt0u$te  B$hiiie-H$Mer 

erteilt  in  Leipzig,  Lleblgstr.  8 1,  von  Oktober  bis  einschl.  Mai  und  in  Llndliardt- 
Naanhof  (Bahnlinie  i^ipzig-Döbeln- Dresden)  von  Juni  bis  einseht  September 

^  ^  6e$aiig$unterrichf. 


Herren  und  Damen  vom  Lehrfach,  sowie  anaflbende  Kflnstler,  die  Unterricht 
nehmen  wollen,  sind  gebeten,  event  vorher  schriftliche  Klarierung  ihrer  stimmlichen 
Veranlagung,  sowie  eines  von  einem  Arzt  ausgestellten  Berichtea  Ober  ihren  allge- 
meinen Geaundheitszustand  einzusenden. 


Prof.  Franz  Kullak. 

Klassen  ffir  hAheres  Klavierspiel. 

Berlin  W.,  Habsburger  Str.  4. 


Atemgymnastilc  -  Gesang. 

Mathilde  Parmeiitler 

(Alt-  und  Mezzo-Sopran). 
Berlin  W.,  filaaaacheratraaae  lao. 


Meisterschule 

ffir  Kunstgesans, 
Tonhildung  und  Qesangstechnlk 

von  Kammersänger 

E.  Robert  Weiss, 

Berlin  W.  80,  Bambergerstr.  15. 


Elisabeth  Dietrich. 

Ausbildungskurse : 

1.  in  der  auf  die  Klaviertechnik  ange- 
wandten musikalisch  -  physiologischen 
Bewegungslehre  von  Prof.  Stoewe  1886, 

2.  in  der  Pedallehre  von  Stoewe. 
Potsdam«  ClsarlotteBliof  9 

Alte  Luisenstrasse  47  a. 


Prof.  Pli.  Sciimiit'8 

Akademie  für  Tonkunst 

gegründet  1851  

I>a  1*1X1  Stadt 

Elisabethenstrasse  86. 
Direktion:    Prof.  Ph.  Schmitt. 

Aufnahme  Jederzeit. 


Frau  Dr.  Luise  Krause 

Vorsteherin  der 

Schweriner  IVIusikscIiule 

Schuk  fQr  höheres   Klavierspiel    und  flusblldung   von   Lehrkräften    nach 
dem  preisgekrönten  Anschauungsunterricht  der  Vorsteherin. 


Berlin  W., 

Harbargerstnaae  16« 


Grnnewald, 

ESalasslIee  la,  eartaakaaa. 


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Klavier-  Unterrieht 

Allgemeine  musikalische 

Erzieh-  und  Lehr- Methode  für 

die  Jagend  nach 

Kamanu -Volkmann. 
Berlin  W.,  Regensburgerstr.  286"- 


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Lehranstalten  für  alle  Zweige  der  Tonlcunst,  incl.  Oper. 


Gegründei  1874. 


Vorbereitungskurs  zur  k.  k.  Staatsprüfung.    —    Kapellmeisterkurs.    —    Ferialkurse 
(Juli -September).  ~  Methodische  Spezi alkurse  fQr  Klavierlehrer.  —  Abtheilung  ftlr 
brieflichen  theoretischen  Unterricht.  —  Jährliche  Frequenz:  850  Schüler  und  Schüle- 
rinnen aus  dem  In-  und  Auslande.  —  Lehrkräfte  ersten  Ranges. 
•^  Prospeete  frsaeo  durek  die  iBSltlatekaHslel,  Wien  Tll/lb.  Hk 


—     194    — 


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Konzert  und  Unterricht  (Meth«  Carreno). 
Berlin  W.,  Marbnrgeretr.  17111- 


Anna  Harmsen, 

Klavier-Unterricht  und  Begleitung. 
Wm  Lfitzowstr.  63,  Gartenhaus. 


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Lebens-,  Alterspensions-,  Invaiiditäts-  und  Kinder- 
versicherung der  Mitglieder  Deutscher  Frauenvereine 

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Leiterin  FrL  Henriette  «oldsckaeidt,  angesohlowen  81  Fraaen-  und  ffealMMt 

Yereioe  in  D«atsohI*nd,  bietet  die  nmfaeeendite  Sloherttellimg  fOr  das  Altar 

und  gegen  eintretende  KnrarbennfUhigkait, 

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bereitung ftkr  den  Lehrberuf. 

Berlin  W.«  Ansbacberstr.  26. 


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fOr  Klavier-,  Gesang-  u.  Violinstunden.  Lehrerinnen  mit  guten  Zeugnissen  oder 
Empfehlungen  werden  kostenlos  nachgewiesen  durch  die  Vorsteherin  Frau  H.  Bi| 
Berlin  W.  80.  Luiipoldstr.  4&    Sprachst:  Montag  Nadim.  8^/^-6. 


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=  Frankfurt  a/M.  == 

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Musikpädäg^og^ischer  Verband. 


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Zweiter 
Musikpädagogischer  Kongress 

6.-8.  Oktober  1904 

ZU  Berlin. 


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Vorträge  und  Referate 

Herausgegeben 

von  dem  Vorstände 

des 
Musikpädagogiachen  Verbandes« 

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des  JUlgew*  Deutsebeii  EebreriftMeM-Uereiiis. 

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Auszug  aus  dem 

Stellenvermittluiigs-Register. 


Offene  Stellen: 

Für  ein  Musik-Institut  in  einer  belebten  Stadt 
Pommerns  wird  eine  Klavierlehrerin,  Ober- 
stufe, gesucht.  Violin-Elementarunterricht  gleich- 
zeitig erwünscht.    Antritt  1.  8.  oder  1.  9.  05. 

Geauehte  Stellen: 

Eine  tüchtige  Oesanglehrerin,  vorzüglich  for 
Stimmbildung,  wünscht  geeigneten  Wirkungskreis 
an  einem  grösseren  Institute.  Beteiligung  eventl. 
Kauf  einer  gut  renommierten  Schule  nicht  aus- 
geschlossen. 

Eine  vorzügliche  Gesangspädagogin,  die  sich 
durch  Bchriftstellerifiche  Ar^iten  auf  dieeem  Ge- 
biete einen  Namen  gemacht  hat,  sucht  Engage- 
ment an  einem  Konservatorium. 


Eine  tüchtige  Klavierspielerin  und  Lehrerin, 
ausgebildet  am  Müncbener  Konservatorium,  sucht 
Stellung  an  einer  Musikschule. 

Meldungen  sind  zu  richten  an  die  Central- 
leitung  der  Stellenvermittlung  der  Musiksektioo. 
Adr.:  Frau  H.  BurgbaHsen,  Berlin  W.,  Lvitpoldtsr.  43. 


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Ihrer  Maj.  der  Kaiserin  von  Deutschland  und  Königin  von  Preussen, 
Ihrer  Maj.  der  Kaiserin  Friedrich, 
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Ihrer  Maj.  der  Königin  von  England, 
Ihrer  Maj.  der  Königin  Regentin  von  Spanien, 
Sr.  Königl.  Hoheit  des  Prinzen  Friedrich  Carl  von  Preussen, 
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Für  die  Redaktion  Terantworüich:  Anna  Morsch,    Berlin  W.,  Ansbacherstr.  87. 

Expedition  und  Verlag  9,Der  Klavier -Lehrer^,  M.  Wolff,  Berlin  W.,   Ansbacherstrasse  87. 

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der  Musik-Sektion  des  fl.  D.  L-V.  und  der  Tonkünstler-Vereine 

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Begründet  1878  von  Professor  Emil  Brcslaur. 

Redaktion:  Anna  Morscii 


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No.  13. 


Berlin,  1.  Juli  1905. 


XXVIII.  Jahrgang. 


Inhalt:  Dr.  Walter  Niemann:  John  Field.  C.  Haass:  Virtuosen  und  Dilettanten  der  römischen  Kaiserzeit.  A.  Eccarius-Sieber:  Das 
siebente  Kammermusücfest  in  Bonn.  V.  General- Versammlung  der  Musik-Sektion  des  Ailg.  D.  L.-V.  Mitteilungen  von  Hoch- 
schulen und  Konservatorien.  Vermischte  Nachrichten.  Bücher  und  Musikalien,  besprochen  von  Jose  Vianna  da  Mot'ta. 
Dagobert  Löwenthal,  Eugen  Segnltz  und  Ludwig  Riemann.    Musikpädagogischer  Verband.    Vereine.    Anzeigen. 


Von 
Dr.  Walter  Hiemani 


Wir  leben  heute  in  einer  Zeit,  die  der  vor- 
urteilslosen, gerechten  Beurteilung  von  Klavier- 
komponisten, die  sich  in's  Gebiet  zwischen 
Klassik  und  Romantik  gruppieren,  der  Nach- 
folger und  Nebenmänner  unserer  klassischen 
Heroen,  nicht  günstig  ist.  Die  Klassiker  sind 
in  der  Klaviermusik  noch  heute  mit  Recht 
das  leuchtende  Zentralgestirn  geblieben,  die 
Romantiker  von  Schubert  bis  Brahrns,  der 
Neuromantiker  Liszt  die  strahlenden  Neben- 
sonnen. Ihre  Strahlen  haben  aber  eine  ganze 
Reihe  höchst  beachtenswerter,  älterer  Klein- 
meister unseren  Blicken  entzogen,  sodass  wir 
sie  nicht  genügend  mehr  beachten.  Das  gilt 
am  meisten  für  die  klassische  und  nach- 
klassische Zeit.  Vor  Haydn,  Mozart  und 
Beethoven  sind  die  Namen  bedeutender 
Männer  wie  Dittersdorf,  Eberl,  Mich.  Haydn, 
Hummel  u.  v.  a.  leider  fast  völlig  verblasst. 
Den  Gyrowetz,  Kotzeluch,  Pleyel,  Steibelt, 
Neukomm,  Wanhal  u.  v.  a.  werden  wir  keine 
Tränen  nachweinen,  wohl  aber  müssen  wir 
uns  besinnen,  ob  es  gut  und  recht  ist,  auf 
dem  Felde  der  selbständigen  Klavierkomposi- 
tion Künstler,  im  wesentlichen  Mozartischer 
Richtung,  wie  Hässler,  Dussek,  A.  E.  Müller, 
Tomaschek    und   namentlich  Field   mit  der 


heute  beliebten  Redensart  vom  „überwun- 
denen Standpunkt"  abzutun.  Wir  haben  sie 
über  die  klassischen  Etudenmeister  derselben 
Richtung  Clementi,  Gramer,  Diabelli  und  den 
flachen,  aber  noch  nicht  entbehrlichen  Czerny 
u.  a.  vergessen.  Der  Sieg  der  Wagnerischen 
Richtung,  die  dadurch  vielen  allmählich  aner- 
zogene Gewohnheit,  alles  mit  „dramatischem" 
Massstabe  zu  messen,  über  undramatisch 
veranlagte  Lyriker  der  Musik,  namentlich  der 
älteren  Zeit,  zur  Tagesordnung  überzugehen, 
hat  das  durch  die  Romantiker  Schumann, 
Chopin,  Brahms  u.  a.  veranlasste  Zurück- 
treten solch'  feinsinniger  Komponisten  noch 
erheblich  "beschleunigt.  Von  allen  Klein- 
meistern Mozartischer  Richtung  ist  Hässler 
bis  vor  kurzem,  trotzdem  er  als  einer  der 
bedeutendsten  Klavierkomponisten  der  Zeit 
zwischen  Mozart  und  Beethoven  angesehen 
werden  muss,  unbegreiflichster  Vernachlässi- 
gung anheimgefallen.  Das  ist  bedauerlich, 
denn  blieb  er  auch  in  seinen  langsamen 
Sätzen  im  freilich  liebenswürdigsten  und 
feinsten  Zopfstil  stecken,  so  verdienen  seine 
lebensfrischen  AUegri,  die  zu  den  vollendet- 
sten der  klassischen  Epoche  gehören,  eine 
allseitige   Berücksichtigung.    Die   Hüllmandel, 


—     198 


Sterkel,  Gelinek,  Wölffl  sind  meist  mit  Recht 
völlig  vergessen.  Von  Hummel  leben  leider 
kaum  mehr  als  zwei  Klavierkonzerte  (H-  und 
A-moll),  von  Steibelt,  dem  intriguanten 
Gegner  Field's  in  Moskau,  taucht  ganz  selten 
einmal  vielleicht  noch  das  Rondo  „L'Orage*"*) 
aus  seinem  E-dur  -  Konzert  wieder  auf,  die 
Gramer  und  Clementi  stehen  noch  in  altem 
Ansehen,  beide  durchaus  nicht  mit  Recht 
lediglich  als  Etüden-Popanze.  Mit  Unrecht, 
wie  gesagt,  spielt  man  so  verschwindend 
wenig  von  Dussek,  A.  E.  Müller  und  Field. 
Die  beiden  ersten  Komponisten  werden  mit 
ihren  Sonaten  und  Sonatinen  noch  einmal 
für  den  Unterricht  auf  den  beliebten  „unteren 
Mittelstufen"  verwandt,  Field  nur  gelegentlich 
vielleicht  mit  der  B-dur-Nocturne  zu  denselben 
Zwecken  ge-  oder  meist  missbraucht.  Das 
ist  das  Los  der  meisten  neben-  oder  nach- 
klassischen Kleinmeister,  aber  grade  hier  ein 
durchaus  ungerechtes.  Field  gehört  zu  den 
wenigen  echten,  schaffenden  Künstlern  jener 
Epoche,  die  von  ihren  Zeitgenossen  nach  nur 
kurzem  Stutzen  sofort  ihrem  eigentümlichen 
Werte  nach  erkannt  und  geschätzt  wurden, 
zu  den  allzu  zahlreichen  aber,  über  die  eine 
anders  fühlende  Gegenwart  mit  schiefen, 
leichtfertigen  Urteilen  rasch  bei  der  Hand  ist. 
Bis  in  die  sechziger  Jahre,  die  Zeit  der 
Romantik  umschliessend,  wurde  man  Field 
gerecht.  Jeder  kennt  die  aufrichtige,  aus 
romantischer  Wesensverwandschaft  hervor- 
gegangene Liebe  und  Verehrung,  die  Schu- 
mann für  Field  in  Rezensionen  seiner 
Klavierwerke  stets  an  den  Tag  legte.  Die 
Besprechung  des  Field'schen  C-moll-Konzerts 
Nr.  7**)  und  einiger  Nocturnes***)  gehört  zu 
dem  Poetischesten  und  Reizendsten,  was  der 
Meister  geschrieben,  und  wenn  er  den  lang- 
samen Satz  des  Konzerts  als  ein  „aus  Rosen- 
duft und  Lilienschnee  gewobenes  Mondschein- 
Notturno"  bezeichnet,  so  hat  er  mit  einem 
Striche  die  charakteristischeste  Eigenschaft 
Field'scher  Kunst  gezeichnet. 

Jeder  kennt  weiterhin,  wenn  er  ein  Freund 
Field's  ist,  Liszt's  warmes,  phantasiereiches 
Schriftchen  „Ueber  J.  Field's  Nocturne"!).  Es 
ist  das  die   ausführlichste,  feinsinnigste  Field- 

*)  Auch  Field  machte  in  seinem  5.  „L'incendie 
par  l'orage'*  betitelten  Klavierkonzert,  das  zu 
seinen  schwächsten  gehört,  dieser  Zeitmode  seine 
Reverenz. 

**)  Gesaram.  Schriften  I,  180. 
**♦)  Ebenda  I,  214,  Reklam-Ausgabe. 

t)  Hamburg,  Leipzig,  New- York  1859,  Jul. 
Schuberth. 


Monographie,   die  wir  besitzen.    Nur  will  sie 
als  Werk  eines  modernen  Künstlers  gelesen 
sein,  der  sich  über  die  geschichtliche  Stellung 
seines  Lieblings,   seine  Vorzüge   und  Schwä- 
chen,  kurz   über   das,   was   man  —  da  jede 
gute   Monographie    auch   musikwissenschaft- 
lichen Ansprüchen   genügen   sollte   —    unter 
weitem  Gesichtspunkt  des  musikalischen  Ge- 
schichtsschreibers   verlangt,    schuldig    bleibt 
Auch  führt   sie  uns  ja   nur   in   einen,  freilich 
wichtigsten   Teil   Field'schen   Wesens,  in  die 
Welt  seiner  Nocturnes,  ein.    Diese  sind  nun 
allerdings  niemals  verständnisvoller  und  feiner 
analysiert  worden,   wie   man  auch,  will  man 
Field   im    allgemeinen   kennen    lernen,    sich 
ruhig  der   Führung   dieses   Büchleins  anver- 
trauen  darf,   da  es   mit  der  Erläuterung  der 
Nocturnes     doch     zugleich     mit     treffenden 
Strichen   und    feingetönter   Schattierung    ein 
warmleuchtendes  Bild  der  ganzen  Field' sehen 
Persönlichkeit   gibt.     Ausführliches   über  ihn 
wurde  nach   Liszt   nicht   mehr   über  ihn  ge- 
schrieben.   C.  F.    Weitzmann   zitiert  ledig- 
lich Liszt   in   seiner   Geschichte   der  Klavier- 
musik     (Stuttgart      1879).        Noch      Louis 
Köhler   in   seinem   1860  erschienenen  wert- 
vollen   Werkchen    ^Der    Klavierunterricht**) 
sagt  in   dem   kleinen   historischen  Abriss  der 
Klavierliteratur,      dass      Field's      poesievolle 
Nocturno's   noch    „frisch  bekannt"  seien  und 
gibt  durch  andre  Aeusserungen  zu  erkennen, 
dass  seine  Wertschätzung   damals   mit  Recht 
noch  eine   hohe  war.    Das  änderte  sich  bald 
Schon  1873  muss  in  der  „Allgemein.  Musikal. 
Zeitung"**)    C.  von  Bruyck  in  einem  treff- 
lichen   kleinen     Aufsatze    „Repertorium    für 
ältere  und  neuere   Tonkunst**    auf   Field  als 
einen  mit  Unrecht  vergessenen  Komponisten 
hinweisen.     In    den    achtziger   Jahren    sagt 
A.  Reissmann***):    „Field  beschränkte  sich 
auf  jene  Weichseligkeit,  jenes  Dämmern  der 
Phantasie    und  das   selige  Erzittern  und  An- 
schwellen  der   Seele,   das   als   künstlerisches 
Darstellungsobjekt  nur  untergeordnete  Bedeu- 
tung haben  kann**;   das  ist  einseitige,  schiefe 
Phraseologie.     In    unsren   Tagen  hat  endlich 
O.   Bie,   der  geistreiche    Kulturhistoriker,   in 
seinem  mit  Recht  vielgelesenen  „Das  Klavier 
und  seine  Meister**  f)  mit  seinem  Urteile  über 
Field :  „  .  .  .  Die  Notturno's,  in  denen  er  seine 
sehnsüchtigen    Melodien,    seine    schwärmeri- 


*)  Verlai 


)  Verlag  J.  J.  Weber,  Leipzig,  S.  1 
)  Thg.  Vm.  S.  97  f. 
)  In  „Die  Hausmusik**,  Berlin  1884, 
t;  München,  Bruckmann,  S.  237. 


S.  255. 


—     199     — 


•sehen  Portamenti,  seine  Rosenketten  von 
duftigen  Koloraturen  vorzüglich  zur  Verwen- 
dung brachte.  Gegen  Chopin's  Nottumo's 
müssen  uns  diese  heute  recht  verblasst  und 
auch  recht  monoton  erscheinen,  aber  in 
seinem  ganzen  Wesen,  in  der  Form  seiner 
Stücke,  in  der  Feinheit  seines  Anschlags  war 
Field,  ähnlich  wie  in  ihrer  Art  Dussek  oder 
der  Prinz  Louis  Ferdinand,  ein  Vorspiel  zu 
Chopin  gewesen"  —  in  diesen  wenigen 
Worten  viel  ungemein  Feines,  Treffendes, 
aber  mit  dem  etwas  schief  geratenen  Ver- 
gleich mit  Chopin  und  der  „Monotonie" 
Field's  denn  doch  Ungerechtes  gesagt  End- 
lich hat  Ad.  Ruthardt  im  bekannten  „Weg- 
weiser durch  die  Klavier-Literatur"  von  Esch- 
mann-Ruthardt,  (5.  Aufl.,  Leipzig  1900)  Field 
die  gerechte  Würdigung  zuteil  werden  lassen 
<S.  142). 

Versuchen  wir  einmal  ein  ruhig  abwä- 
gendes, möglichst  gerecht  Vorzüge  und 
Schwächen,  Licht  und  Schatten  verteilendes 
kleines  Porträt  Fields  zu  geben.  Das  Wesen 
Field'scher  Kunst,  die  sich  am  reinsten  und 
unvergänglichsten  in  seinen  „Nocturnes**  aus- 
spricht, hat  man  uns  schon  oft  durch  passende 
oder  unpassende  Vergleiche  nahe  zu  bringen 
versucht.  Der  eine  zieht  Sterne'sche  Grazie, 
der  andere  Matthisson  heran.  Die  Mondes- 
strahlen sehen  aber  alle  seine  Verehrer  über 
diese  duftigen  Poesien  hinfliessen.  Sie  „liegen 
breit  darauf  und  küssen  die  Töne",  wie 
Schumann  hübsch  sagt*).  Ich  meine,  wir 
haben  in  der  Malerei  einen  Künstler,  der  sein 
Doppelgänger  sein  könnte:  es  ist  der  alte 
holländische,  unerreichte  Mondschein-Maler- 
poet des  17.  Jahrhunderts:  Aert  van  der 
Neer.  Field  ist  in  seinen  Nocturnen 
und  allen  langsamen  Sätzen  seiner  Kon- 
zerte und  Sonaten  ein  echter,  musikalischer 
van  der  Neer.  Seine  künstlerische  und  mensch- 
liche Individualität  zeigt  das  Träumerisch- 
Sinnige,  die  sanfte  Rührung,  die  englische 
Gemächlichkeit  —  die  ab  und  zu  auch  ein- 
mal in  eine  englische  sanfte  Langweiligkeit 
umschlagen  kann  — ,  die  ruhige  Gelassenheit 
und  köstliche  Naivetät  seiner  Melodik,  die  ihm 
so  einfach  und  rein  aus  dem  Herzen  quillt. 
Dem  Schmerze  gibt  er  nur  soweit  Raum,  als 
er  ihn  in  eine  milde  Wehmut  elegisch  ver- 
klärt, das  Tiefaufregende  des  verzweiflungs- 
vollsten Schmerzes,  der  in  den  meisten 
Chopin'schen    Nocturnen   oft  leidenschaftlich 


hervorbricht,  ist  ihm  fremd.  Im  grossen  und 
ganzen  müssen  wir  Field's  Kunst  als  eine 
der  mozartischen  Richtung  folgende  an- 
sprechen. Häufige  Kadenzierungen,  die  durch- 
aus nach  mozartischem  Vorbild  von  ihm  ge- 
macht werden,  belegen  diese  Feststellung 
schon  äusserlich.  Der  national-englische 
Gehalt  in  Field's  Klavierwerken  ist  freilich 
mit  Unrecht  immer  übersehen  worden.  Er 
tritt  aber  doch  manchmal  deutlich  zutage, 
weniger  in  der  Melodik  als  in  der  Rhythmik. 
So  in  dem  sprühenden,  an  einen  englischen 
Schiffertanz  erinnernden  letzten  Satz  des 
Klavierkonzerts  in  As-dur  —  des  schönsten 
und  wenigstens  heute  noch  nicht  ganz  ver- 
gessenen Field's  — ,  dem  Rondo  (Allegretto  '/J: 


r 


g-*^fg^=^^ 


Ein  zweites  Mal,  noch  ausgeprägter,  in 
dem  schon  äusserlich  dem  Namen  nach  solch' 
heimatlichen  Hintergrund  aufweisenden  B-dur- 
Rondeau  ecossais  („Speed  the  plough**)  mit 
seinem  gestossenen  Rhythmus  und  seiner 
energischen  und  echt  englischen  Gesamt- 
haltung. Im  übrigen  ist's  die,  wie  Schumann 
sagt,  manchmal  bemerkliche  „göttliche  Lange- 
weile**, die  wir  in  den  schwächeren  seiner 
Werke  hier  und  dort  einmal  deutlich  wahr- 
nehmen können.  Solche  Stellen  rufen  aber 
beileibe  keine  Langeweile  im  gewöhnlichen 
Sinne  in  uns  hervor,  im  Gegenteil,  gerade  sie 
haben  in  ihrer  sanften  und  still-ergebenen,  in 
ihrer  leicht  monotonen  und  verschleierten 
Grundstimmung  etwas  für  feiner  organisierte 
Naturen  besonders  Anziehendes.  Ein  Thema 
wie  zu  Anfang  des  zweiten  Satzes  desselben 
Konzertes  —  das,  alle  seelischen  Empfindun- 
gen von  der  kindlichen  Munterkeit  des  Schluss- 
Rondo  mit  seinen  derb  dreinfahrenden  leeren 
Quinten  bis  zur  sinnigsten  Träumerei  durch- 
laufend, einen  Mikrokosmos  Field'schen 
Wesens  darstellt  —  kann  man  eben  schQn 
auf  den  ersten  Blick  nur  Field  zusprechen: 

Uu  poco  Adagio,  ^^ 

P — • — ^ — • — I 


I 


§3 


E 


^ 


0*  ß  B# 


molto  esprcss. 
Es 


m 


Es 


•    P    • 


*)  Ges.  Schrift,  Reclam,  I,  2:53. 


I 


5^^ 


-etc. 


Es- 


—     200    — 


Aus  diesem  Satze  kann  man  auch  eine 
weitere,  für  Field  besonders  charakteristische 
Eigenschaft  erkennen:  die  souveräne  Herr- 
schaft über  eine  Naviierungskunst,  eine 
Kunst  der  musikalischen  Arabeske  voll  ent- 
zückendster Feinheit.  Um  sie  zu  erringen, 
ist  er  gehörig  bei  den  Klassikern,  speziell  bei 
Beethoven,  in  die  Schule  gegangen.  Diese 
Fülle  reizendster  Umschreibungen  seiner  Ge- 
danken   bei   ihrer  Wiederkehr,   ihre  duftigen 


Umhüllungen  mit  sinnigem  Koloraturen-  und 
Figuren  werk  ist  ein  klassizistischer  Zug;  er 
gibt  dadurch  seine  Eigenschaft  als  einer  der 
reinsten  und  feinsten  Epigonen  der  klassi- 
schen Tonkunst-Epoche  kund.  Die  Romantiker, 
voran  Chopin,  auf  den  Field,  wie  wir  später 
sehen  werden,  nachhaltig  gewirkt  hat,  haben 
diese  Kunst  in  gleicher  Ausübung  über- 
nommen. 

(Fortsetzung  folgt.) 


^ii'taosci)  ai)d  &!lel*1'ai)f'et)  dci^  röiDiscbci)  KaiscFZcih 


Beitrag  tut  Hmist-  und  SimtidescDicbte* 

Von 


Kom,  die  mächtige,  weltbeherrschende  Cäsaren* 
Stadt,  war  der  Mittelpunkt  des  ganzen  Kulturlebens 
der  alten  Welt.  Die  Kunstschätze  eroberter  Völker, 
der  Eeichtum  zinspfiiclitiger  Länder  aus  allen  Erd- 
teilen häuften  sich  in  ihren  Mauern,  und  wohl  kein 
Volk  verstand  es  so  wie  die  Römer,  seinen  Besitz 
zur  Erhöhung  des  Lebensgenusses,  zur  Verschöne- 
rung des  Daseins  auszubeuten.  Wie  alle  übrigen 
Künste  trat  daher  auch  die  Tonkunst  in  ihrem 
weitesten   Umfang  hier  In  den  Dienst  des  Luxus. 

Eine  eigentliche  nationale  Musik  hatten  die 
Römer  nicht.  Ihre  Musik  war  eine  Tochter  der 
auf  lateinischen  Roden  verpflanzten  griechischen 
Tonkunst,  welche  sich  unter  mancherlei  fremden 
Einflüssen  entwickelt  hatte.  Schon  bevor  griechische 
Künstler  ein  Feld  für  ihre  musikalische  Tätigkeit 
in  Rom  fanden,  hatten  etruskische  Histrionen  — 
Tempelsänger  nnd  Schauspieler  —  ihre  heimischen 
Klänge  nach  Latium  gebracht,  während  zur  Zeit 
des  Augustus  egyptisch-alexandrinische  Musiker 
den  kunstgeübten  Hellenen  den  Lorbeer  in  der 
Weltstadt  streitig  machten  und  die  Eroberungszüge 
im  Orient  und  Kleinasien  chaldäisch-babylonische 
Rhapsoden  und  syrisch-phönikische  Ambubaja  — 
Sänger,  Spieler  und  Tänzer  —  in  Scharen  herbei- 
führten, die  mit  ihren  nationalen  Instrumenten: 
Klappern,  Pfeifen,  Zimbeln,  Harfen  und  Pauken 
aufzogen  und  sich  auf  öffentlichen  Plätzen  zur 
Ohren-  und  Augenweide   des  Volkes  produzierten. 

Den  Griechen  war  die  Tonkunst  eine  gemüts- 
veredelnde, geisterhebende  Macht.  Bei  ihnen  ver- 
hand  sich  der  Musikunterricht  mit  dem  Unterricht 
in  der  Religion  und  war  ein  Hauptgegenstand  der 
Erziehung.  „Die  Ansicht,  dass  Musik  hauptsäch- 
lich zum  Vergnügen  dienen,  Seele  und  Sinnen 
schmeicheln  solle,  ist  falsch  nnd  durchaus  ver- 
werflich", sagt  der  edle  Weltweise  Piaton.  ,Dle 
Musik  soll  vielmehr  Liebe  zum  Guten,  Hass  und 
Abneigung  gegen  das  Schlechte  und  Gemeine  ein- 
flössen,  auf   dass   man   durch   sie   schön  und  gut 


werde.  Nichts  dringt  so  tief  in  die  Seele  und 
haftet  dort  so  fest  wie  Rhythmus  und  Harmonie. 
Darum  veredelt  gute  Musik  den  Hörer,  aber  schlechte 
verdirbt  ihn.  Die  beste  Musik  ist  nicht  die,  welche 
am  meisten  Vergnügen  macht,  sondern  jene,  die^ 
den  Edelsten  gut  gefällt." 

Anders  die  Römer,  sie  schätzten  die  Tonkunst 
von  ihrer  unterhaltenden,  erheiternden,  genuss- 
erhebenden  Seite  am  höchsten.  Musik  war  ihnen 
ein  angenehmes  Mittel  mehr  zur  Erhöhung  der 
Lebenslust.  Sie  waren  ein  Volk  von  keineswegs 
hervorragenden  musikalischen  Anlagen,  wiewohl 
mit  regem  Kunstsinn  begabt.  Die  Vorliebe  for 
Musik  war  daher  eine  allgemeine,  durch  alle  Stände 
verbreitete.  Fast  jeder  Partrizier  hatte  seine  eigene 
Hauskapelle,  die  sich  aus  dazu  herangebildeten 
Sklaven  oder  kunstbegabten  kriegsgefangenen  Leib- 
eigenen zusammensetzte.  Selbst  bei  Landausflagen 
und  kleinen  Reisen  nahm  man  die  Hauskapelle  znr 
Unterhaltung  mit.  Der  zu  grossem  Reichtum  ge- 
langte Chrysogenes,  ein  frei  gelassener  früherer 
Sklave  des  Sulla,  hatte  unter  seiner  Dienerschaft 
so  viele  Virtuosen,  dass  Tag  und  Nacht  die  Um- 
gebung seiner  Villa  von  Sang,  Flöten-  und  Saiten- 
klang erfüllt  war.  In  den  von  der  vornehmen 
Welt  besuchten  Badeorten  waren  musikalische  Ge- 
nüsse stets  an  der  Tagesordnung,  und  es  ist  nicht 
uninteressant  zu  beobachten,  wie  sich  in  der  Art 
der  Musikliebhaberei  historisch  hervorragender  Per- 
sonen ihre  Charaktereigentümlichkeit  ausprägte. 
Der  feinsinnige  Mäcenas  liebte  es,  sich  durch  die 
sanft  verhallenden  Töne  eines  in  der  Entfernung 
seiner  Villa  aufgestellten  Orchesters  in  Schlummer 
einwiegen  zu  lassen,  während  der  höchste  Musik- 
genuss  des  grausamen  Caligula  darin  bestand,  unter 
ohrbetäubendem  Schall  grosser  Gesangs-  und  In- 
strumentalchöre hei  üppigen  Gelagen  auf  Pracht- 
galeeren den  Ozean  zu  durchstreifen. 

Bei  keinem  nennenswerten  römischen  Gastmahl 
durfte    der    obligate    Ohrenschmaus   fehlen.     Die 


—     201     — 


Tafelmusik  war  etwas  so  Selbstverständliches,  dass 
sie  aach  der  wenig  Begüterte  nicht  entbehren 
mochte.  Der  berühmte  Dichter  Plinius,  dessen 
Mittel  nicht  den  Mosiklaxns  einer  Hanskapelle  ge- 
statteten, pflegte  den  wenigen  Gästen,  die  er  zn 
seinem  einfachen  Tisch  einzuladen  vermochte,  die 
Wahl  za  lassen  zwischen  der  Vorlegung  einer  neuen 
Lastspielszene  oder  einem  heitern  Vortrag  auf  seiner 
Leier,  zur  "Würze  des  Mahles.  Der  ebenso  wenig 
mit  irdischem  Gut  gesegnete  Musen  liebling  Martial 
verhiess  seinem  eingeladenen  Tischgenossen,  die 
frugale  Kost  durch  ein  selbstgeblasenes  Flötensolo 
zu  versüssen. 

Bei  den  prunkvollen  Festgelagen  in  den  Palästen 
-der  Vornehmen  und  Beleben  Hessen  sich  neben 
•dem  Hausorchester  hoch  bezahlte  fremde  Virtuosen 
und  Virtuosinnen  hören.  Beliebt  waren  auch  die 
Castagnetten-Tänze  graziöser  Andalnsierinnen  und 
Spanierinnen,  wozu  grosse  Gesangschöre  die  Musik- 
begleitung ausführten.  In  Kunstkenner-,  Dichter-, 
und  Gelehrten-Kreisen  behielt  die  edlere  griechische 
Tonkunst  den  Vorzug.  Hellenische  Sänger  und 
:Sängerinnen,  welche  die  lebensfrohen  Lieder  des 
Anakreon  und  der  Sappho  sangen,  waren  den 
Musikfeinschmeckem  stets  willkommen. 

Li  der  eleganten  Welt  Boms  gehörte  es  zum 
guten  Ton,  sich  durch  Musikluxus  hervorzutun, 
und  ein  Lebemann  suchte  den  andern  darin  zu 
überbieten.     Die   Festschmäuse   des   Emporkömm- 


lings Trinachio  haben  durch  ihre  musik-melodra- 
matische  Seltsamkeit  eine  gewisse  BertLhmtheit 
erlangt.  Die  ganze  Tafelordnung,  die  Bedienung 
der  Gäste,  das  Auf-  und  Abtragen  der  Speisen  und 
Getränke,  selbst  das  Abwischen  der  Tische  erfolgte 
unter  entsprechender  Gesangs-  und  Instrumental- 
begleitung. 

Beim  Tempeldienst  wie  bei  allen  öffentlichen 
Schauspielen  und  festlichen  Umzügen  war  die 
Musik  in  hervorragendem  Masse  beteiligt  und 
drang  dadurch  in  die  breitesten  Schichten  des 
Volkes.  Bei  der  unbeschränkten  Oeffentlichkeit 
der  Schauspiele  damaliger  Zeit  stand  es  jedem 
kostenlos  frei,  so  oft  ihm  beliebte,  da«  Theater 
zu  besuchen.  Dies  war  die  Hanptquelle  der 
Musikbildung  und  Musikliebhaberei  des  römischen 
Volkes. 

Schon  zu  Ciceros  Zeiten  gab  es  Kenner  genug, 
die  bei  den  ersten  Klängen  eines  Flötenritomells 
zu  sagen  wussten,  aus  welchem  beliebten  griechi- 
schen Drama  das  Stück  sei,  während  zwei  Jahr- 
hunderte vorher  der  Kunstgeschmack  des  römischen 
Volkes  noch  so  unentwickelt  und  roh  war,  dass 
die  bedeutendsten  griechischen  Flötenvirtuosen  mit 
ihren  Chören  das  öffentliche  Interesse  nicht  anders 
auf  sich  zu  ziehen  vermochten,  als  dass  sie  zu 
ihrer  Konzertmusik  eine  Art  dramatischer  Balgerpi 
in  Szene  setzten. 

(Fortsetzung  folgt.) 


@as  siebei)fe  ]{att)tt)eFit)asi1<fesf  ii)  )|ot)t). 


(20.  Mai-1.  Juni  1905.) 

Von 

4..  £ccariii«-8ieber. 


Einen  wesentlichen  Bestandteil  der  Darbietun- 
gen des  diesjährigen,  vom  „Verein  Beethovenhaus^^ 
Teranetalteten  Kammermusikfestes  zu  Bonn 
bildeten  die  Vorträge  des  mit  dem  Unternehmen 
von  Anfang  an  auf's  innigste  verwachsenen 
Joachim-Quartettes.  Dass  dabei  auch  diesmal 
wieder  Beethoven's  Muse  ausgiebig  gepflegt 
wurde,  erschien  nicht  mehr  wie  billig.  Die  ge- 
wählten Streichquartette  in  G-dur  (op.  18),  E-moll 
(op.  59),  F-moll  (op.  95)  und  als  piece  de  resistance 
des  Festes  das  letzte  in  Cis-moU  (op.  131)  repräsen- 
tierten zugleich  die  verschiedenen  Epochen  der 
fruchtbaren  Tätigkeit  des  grössten  Klassikers.  Die 
Vorführung  dieses  reichen  Kunstbesitzes  war  er- 
bauend. Eine  durch  Stileinheit  und  geistige  Ueber- 
legenheit  geadelte  Auffassung  der  Werke  seitens 
Joachims  beseelte  und  belebte,  wie  stets  so  auch 
neuerdings,  die  Leistungen  des  Ensembles  und 
liess  die  ideelle  Vollendung,  mit  welcher  der  Inhalt 
der  Schöpfungen  ausgedeutet  wurde,  gern  darüber 
hinwegsehen,  dass  dem  greisen,  74jährigen  Geiger- 


könig in  technischer  Hinsicht  und  hezüglich  einer 
schlackenreinen  Intonation  manches  missriet  und 
zu  wünschen  liess.  Ferner  gab  es  von  Streich- 
quartetten noch  zu  hören  einen  Haydn  (C-dur 
op.  54),  einen  Mozart  (Es-dur)  und  das  A-moll 
von  Brahms.  Mit  Ernst  von  Dohnanyi  am 
Klavier  spielte  Joachim  endlich  die  Klavier- 
Violinsonate  in  G-dur  (op.  96)  und  das  Es-dur-Trio 
op.  70,  von  Beethoven,  letzteres  unter  Assistenz 
Meister  Hausmannes. 

Die  Mitwirkung  der  unübertrefflichen  Blas- 
künstler der  weltberühmten  Soci^te  des  In- 
struments ä  Vent  aus  Paris  verschaffte  weitere 
auserlesene  Kunstgenüsse.  Zunächst  das  schlichte, 
heiter-harmlose  „Oktett"  in  F-dur  für  2  Oboen, 
2  Klarinetten,  2  Hörner  und  2  Fagotte  von  Haydn; 
ideal  in  Tongebung  und  Schattierung,  elegant  in 
technischer  Hinsicht  ausgeführt  von  den  Herren 
Bleuzet,Bourbon;  Mimart,Lebailly;  F^nable 
Vuillermoz;  Letellier,  Jacot;dann  das  durch- 
aus in  klassischem  Stile  gehaltene  „Oktett"  op.  71 


—     202     — 


in  Es  von  Th.  G-onvy,  in  welchem  an  Stelle  der 
ersten  Oboe  eine  Plöte  (Hr.  Hennebains)  trat, 
eine  gefällige  Komposition,  virtuos  interpretiert; 
weiter  das  herrliche  „Klarinettenqnintett*  in  Es 
von  Mozart,  nm  das  sich  die  Herren  v.  Dohnanyi, 
Bleazet,  Mimart,  Vnillermoz  nnd  Letellier 
verdient  machten,  xmd  endlich  das  „Quartett**  op.  79 
von  Saint-Saens,  eine  geistvolle,  knapp  gefasste 
Caprice  für  Klavier  (Feruccio  Bnsoni),  flöte  (Henne- 
bains), Oboe  (Bleuzet)  und  ELlarinette  (Mimart). 
Gleich  hier  mit  zu  erwähnen  wäre  auch  die  Schluss- 
piece  des  Festes,  das  jugendfrische  Septett  von 
Beethoven  unter  Joachim's  Führung  am  Violinpulte. 
Durch  die  Aufnahme  dieser  Werke  für  Blas- 
instrumente war  schon  eine  grosse  Abwechslung 
in  die  Yortragsfolge  gekommen;  die  letztere  wurde 
jedoch  noch  besonders  anziehend  gestaltet  durch 
eine  Beihe  von  Kompositionen  aus  der  vor- 
klassischen Zeit,  die,  in  der  Originalbesetzung 
für  Instrumente  der  damaligen  Kunstepoche  ge- 
boten, einen  interessanten  Einblick  in  jene  uns 
fremd  gewordene  Literatur  gestatteten.  Und  bei 
dieser  Gelegenheit  lernten  wir  die„Soci^te  des 
Instruments  Anciens^^  aus  Paris,  gegründet  1901, 
kennen  und  hochschätzen.  Die  Herrschaften  be- 
dienten sich  des  alten  Violenquartettes,  des  „Quin- 
ten^, einer  fünfsaitigen,  zarten  Diskantviole,  der 
„Viola  d'amour''  (6seitig,  mit  mitschwingenden 
Stahlsaiten),  sinnlich,  einschmeichelnd  im  Ton,  der 
sanften,  dem  Violoncello  ähnlichen  „Viola  da 
gamba",  des  dreisaitigen  „Gontrebasse^^  und  fügten 
diesen  Violen  da  braccia  und  da  gamba  noch  ein 
(von  Pleyel  rekonstruiertes)  „Clavecin"  bei.  Ge- 
hörten auch  das  zart  empfundene  „Divertissement^^ 
(D-dur)  von  J.  J.  Mouret  (1682—1738),  die  Stück- 
chen von  Destouches  (1672—1749),  eine  festlich 
klingende  Chaconne,  von  Mouret  (Air  des  graces), 


von  Cupis  de  Camargo  (1710— 64),  eine  reizende 
„Gavotte",  von  Ant.M  Gasp.  Sacchini  (1734-86), 
eine  graziöse  „Chim^ne",  femer  das  „Ballet-Diver- 
tissement''  von  Monte clair  (1666—1737)  nur  der 
leichteren,  amüsanten  (jhelegenheitsmuslk  an,  so 
zeigte  Bruni's  (1759—1823)  dritte  .Symphonie" 
(G-dur)  dafür  die  Merkmale  einer  vornehmen,  in- 
haltsreichen Kunst  und  erweckte  ein  „Konzert**  in 
D-dur  von  Mozart,  wie  vorher  genannte  Baritaten 
für  Quinton,  Viola  d'amour,  Viola  da  gamba,  0>ntre- 
hasse  und  Clavecin,  von  Madame  Casadesns- 
Dellerba,  Mr.  Henri  und  Mr.  Marcel  Casa- 
desus,  Mr.  Ed.  Nanny  und  Mademoiselle  Marg. 
Delcourt  bei  glockenreiner  Intonation  mit  unver- 
gleichlicher Virtuosität  und  Grazie  gespielt,  unend- 
lichen Enthusiasmus.  Amüsant  gefunden  und  in- 
folge einer  erstaunlich  virtuosen  Wiedergabe  doppelt 
freudig  begrüsst  wurden  auch  die  Stücke  für  Viola 
d'amour  und  Contrebasse,  eine  „Sonate**  von  Borghi 
(1787-  1800),  „Menuet  et  Gavotte^*  von  Lorenziti 
(1740)  und  „Le  coucou*  von  Bruni,  letzteres  fiei- 
lich  recht  geringwertig  in  der  Erfindung.  Auch 
eine  der  121  „Flötensonaten"  Friedrich  des 
Grossen,  von  Hennebains  stilvoll,  hervorragend 
schön  geblasen,  von  Md.  Delcourt  discret  aaf 
dem  Clavecin  begleitet,  zierte  das  Programm. 
Bleiben  noch  zu  erwähnen  die  Solisten.  Ernst  von 
Dohnanyi,  welcher  Beethoven's  Fis-dur  und 
Feruccio  Busoni,  der  desselben  Meisters  As-dur- 
Sonate  (op.  110)  spielte,  ersterer  etwas  konventionell, 
letzterer  wohl  interessant  in  Einzelheiten,  aber 
nicht  grosszügig  genug.  An  allen  fünf  Tagen  aus- 
verkauft, bewies  das  glänzend  verlaufene  Fest,  wie 
lebhaft  man  sich  neuerdings  für  die  ernste  Kunst 
der  Kammermusik  begeistert.  Kein  schlechtes 
Zeichen  für  unsere  2ieit! 


der  musik-SektiOH  des  m\i.  Deiitscben  CeDrerinnen-Uereins. 

Uertana  Att  DeMscAen  musikUDrerintieii. 

II.  unA  12*  Juni  zu  Bremen. 


Die  diesjährige  Generalversammlung  der  Musik- 
Sektion  fand,  wie  gewohnt,  im  Anschluss  an  die 
Generalversammlung  des  AUg.  D.  L.-V.  in  den 
Püngsttagen  zu  Bremen  statt  und  die  alte  Hanse- 
stadt bemühte  sich,  es  ihren  aus  allen  Städten  des 
Deutschen  Reiches  eintreffenden  Gästen  so  heimisch 
und  behaglich  wie  möglich  zu  machen.  Zahlreicher 
wie  je  waren  die  Mitglieder  der  Musik- Sektion 
eingetroffen,  eine  Folge  des  überraschenden  Auf- 
schwungs, den  sie  in  der  letzten  Arbeitsperiode 
genommen.  Frl.  Sophie  Henkel,  die  erste  Vor- 
sitzende, deren  kräftiger  Initiative  die  Sektion  ihre 


Entstehung  verdankt,  konnte,  als  sie  am  Püngst- 
Sonntag  auf  der  1.  geschäftlichen  Sitzung  die 
Kolleginnen  begrüsste,  mit  Genugtuung  konsta- 
tieren, dass  unsere  Vereinigung  nach  aussen  und 
innen  kräftig  erstarkt  ist,  17  neue  Ortsgruppen 
haben  sich  seit  der  Dresdener  Generalversammlung 
1903  konstituiert,  sodass  die  Sektion  jetzt  41  Gruppen 
mit  über  1450  ordentlichen  Mitgliedern  umschliesst 
Die  Neugründungen  vollzogen  sich  in  den  Städten 
Dessau,  Plauen,  Mannheim,  Düsseldorf, 
Hamburg,  Hannover,  Braunschweig,  Osna- 
brück, Iserlohn,  Zittau,  Wiesbaden,  Mainz. 


—     203     — 


Bromberg,  Köslin,  Nordhaasen,  Kreuznach 
nnd  Potsdam,  die  der  Sektion  gegen  400  neue 
Mitglieder  zuführten.  Einen  Einblick  in  das  Leben 
und  die  Tätigkeit  der  einzelnen  Ortsgruppen  ge- 
währte der  von  der  1.  Schriftführerin,  Frl.  Anna 
Morsch,  zusammenfassende  Gruppenbericht, 
der  sich  der  Verlesung  des  Kassenberichts 
durch  die  Kassiererin,  Prl.  Helene  Nöring, 
und  dem  Bericht  über  die  Stellenvermittlung, 
Frau  Helene  Burghausen,  durch  Frl.  Hesse 
verlesen,  anschloss.  Er  zeigte  deutlich,  dass 
unsere  Mitglieder  dem  gebieterischen  Kufe  der  Zeit 
nach  vertiefter  Bildung  zur  Hebang  des  gesamten 
Musiklehrstandes  ihr  Ohr  nicht  verschlossen  haben, 
dass  sich  mehr  und  mehr  die  Einsicht  Bahn  bricht, 
zum  Lehrberuf  genüge  es  nicht  allein,  eine  tüchtige 
Sängerin  oder  Klavierspielerin  zu  sein,  sondern 
dem  Fachstudium  habe  sich  eine  gründliche  musik- 
wissenschaftliche und  pädagogische  Ausbildung  zu- 
zugesellen. Dieses  Bewusstsein  hat  seinen  Aus- 
druck in  den  zahlreichen  musikwissenschaftlichen 
Fortbildungskursen  gefunden,  die  in  den  ein- 
zelnen Gruppen  eingerichtet  waren  und,  nach  den 
Berichten,  auch  lebhafte  Teilnahme  fanden.  Aus 
dem  Spezialbericht  kann  hier  nur  zusammenfassend 
berichtet  werden,  dass  theoretische  Kurse  in  8, 
musikgeschichtliche  in  4,  Kurse  für  Formenlehre 
in  2,  Musikdiktat,  Pädagogik  und  Akustik  in  je 
einer  Gruppe  stattfanden. 

Neben  diesen  in  Lehrform  abgehaltenen  Kursen 
fanden  in  den  meisten  der  Ortsgruppen  musik- 
wissenschaftliche Vorträge,  vielfach  mit  musi- 
kalischen Erläuterungen  oder  anschliessenden  Dis- 
kussionen, statt.  Sie  waren  mannigfacher  Natur. 
Oft  galten  sie  einzelnen  Meistern  unserer  Kunst 
und  rückten  deren  Stellung  in  der  Entwicklung 
unserer  Tonkunst  durch  Vorführung  ihrer  Werke 
in  das  rechte  Licht,  oft  diente  ein  gemischtes  Pro- 
gramm einem  wohltätigen  Zweck,  andere  waren 
darauf  berechnet,  zur  Hebung  der  Hausmusik  bei- 
zutragen, wieder  andere  dienten  lokalen  Interessen. 
Jedenfalls  fasste  der  Bericht  über  diese  Tätigkeit 
eine  Summe  von  geistigem  Leben,  gebotener  An- 
regung und  Belehrung  in  sich,  dessen  Bedeutung 
nicht  zu  unterschätzen  ist,  und  als  erfreuliches 
Zeichen  darf  es  bezeichnet  werden,  dass  die  Mitglieder 
mehr  und  mehr  aus  ihrer  Passivität  heraustreten 
und  sich  selbst  an  den  musikwissenschaftlichen 
und  historischen  Vorträgen  beteiligen,  ein  Beweis 
ihrer  über  das  Fachlehrertum  hinausgehenden 
gründlicheren  musikalischen  Durchbildung. 

Die  früher  vereinzelt  veranstalteten  Schäler- 
konzerte gewinnen  mehr  und  mehr  an  Beliebtheit; 
durch  sie  wird  der  Privatlehrerin  Gelegenheit  ge- 
boten, ihre  Schüler  einem  grösseren  Zuhörerkreise 
zuzuführen  und  durch  deren  Leistungen  den  Beweis 
ihrer  Tüchtigkeit  zu  erbringen.  -  Ganz  vorzüglich 
prosperieren  die  Bibliotheken,  die  Zeit  wird  nicht 
fern  sein,  in  der  jede  Gruppe  eine  solche  besitzt; 
—  auf  richtiger  Basis  angelegt,  bilden  sie  ein  erzieh- 


liches Moment  von  nicht  zu  unterschätzender  Be- 
deutung und  bieten  den  Lehrerinnen,  besonders  in 
den  kleineren  Städten,  Grelegenheit,  stets  mit  den 
Fortschritten  und  den  Neuerscheinungen  der  in- 
struktiven Literatur  in  Konnex  zu  bleiben. 

Den  ideellen  Bestrebungen  zur  Hebung  der 
Bildung  gesellen  sich  die  materiellen  zur  Sicherung 
der  sozialen  Lage  der  Mitglieder  hinzu.  Stunden- 
vermittlungen, einheitliche  Honorarbedingungeo, 
Gründungen  von  Kassen  für  kranke,  bedürftige 
oder  in  plötzliche  Not  geratene  Lehrerinnen,  Er- 
richtung von  Erholungs-  und  Altersheimen  — 
nach  Verwirklichung  aller  dieser  schönen,  humani- 
tären Einrichtungen  wird  in  den  Gruppen  nach 
Kräften  gearbeitet  und  manche  haben  schon  hoch- 
erfreuliche Besultate  erzielt.  Diese  Bestrebungen 
dienen  in  ähnlicher  Weise,  wie  die  ideellen,  das 
Solidaritätsgefühl  zu  wecken,  das  dem  Frauen- 
gemüt angeborene  Talent  des  Wohltuns,  der 
dienenden  Liebe  zu  lebendiger  Tatkraft  zu  ent- 
wickeln und  das  Band  der  Gemeinsamkeit  fester 
um  alle  Mitglieder  zu  schlingen.  —  Noch  eines 
solchen  verbindenden  Gliedes  gedachte  der  Bericht. 
Vor  zwei  Jahren  wurden  der  Schriftführerin  durch 
ein  ungenannt  sein  wollendes  Mitglied,  dessen 
stillem  Wirken  und  stets  opferbereiter  Hand  die 
Sektion  nicht  zum  geringsten  ihren  letzten  Auf- 
schwung verdankt,  die  u.  a.  durch  Stiftung  von 
500  Mk.  den  Grundstock  zu  einer  Reisezuschuss- 
kasse legte,  welche  den  kleineren  Gruppen  die 
Absend ung  einer  Delegierten  zur  Greneral Versamm- 
lung ermöglichen  soll  —  (es  erhielten  in  diesem 
Jahre  bereits  5  Gruppen  Reisezuschüsse)  — ,  die 
Mittel  zur  Herausgabe  eines  zwanglosen  „Mit- 
teilungsblattes^ zur  Verfügung  gestellt,  in  dem  alle 
internen  Angelegenheiten  der  Sektion  und  ihrer 
Ortsgruppen  zur  Verhandlung  kommen  sollten. 
Acht  Nummern  des  Blattes  sind  in  den  letzten 
zwei  Jahren  erschienen,  und  die  Vortragende  be- 
richtete, dass  ihr  die  Mittel  zur  Fortführung  des 
Blattes  auch  ferner  zur  Verfügung  gestellt  seien. 
So  konnte  der  Bericht  mit  dem  hoffnungsfrohen 
Ausblick  für  die  Zukunft  schliessen,  dass  die 
nächsten  Jahre  die  Gemeinschaft  in  gleich  auf- 
steigender Linie  finden  würde :  grösser  in  der  Zahl 
der  Angeschlossenen  und  wieder  einen  Schritt  näher 
den  gesteckten  hohen  und  idealen  Zielen. 

In  den  letzten  Jahren  war,  veranlasst  durch 
das  rasche  Aufblühen  der  Sektion,  zur  Erlangimg 
freierer  Bewegung  und  grösserer  Selbständigkeit 
verschiedentlich  der  Wunsch  aufgetaucht,  den  ge- 
schäftlichen Zusammenhang  mit  dem  Allg.  D.  L.-V. 
nach  anderen  Prinzipien  zu  regeln.  Auf  der  Tages- 
ordnung des  Allg.  D.  L.-V.  stand  in  diesem  Jahre 
die  Gründung  zweier  neuer  Sektionen,  und  im  An- 
schluss  daran,  auch  der  Entwurf  zu  neuen  Satzun- 
gen. Diese  Gelegenheit  wird  die  Musik-Sektion 
benutzen,  auch  ihrerseits  ihre  Wünsche  auf  Satzungs- 
änderungen in  einem  Entwürfe  dem  Vorstand  des 
Allg.  D.  L.-V.    zu   unterbreiten.     Es   handelt   sich 


—     204     — 


dabei  nur  um  die  Aenderang  einiger  Paragraphen, 
die  mit  der  Entwicklung,  die  unsere  Sektion  ent- 
gegen dem  ursprünglichen  Grründungsgedanken 
genommen,  nicht  mehr  im  Einklang  stehen.  Fr). 
Henkel  nahm  Veranlassung,  um  jedem  Missver- 
ständnis  vorzubeugen  und  weil  einer  grossen  Reihe 
unserer  neuen  Grappen  das  Verhältnis  der  Sektion 
zum  AUg.  D.  L.-V.  überhaupt  unklar  ist,  in  einem 
Bückblick  auf  den  Beginn  und  die  Entwicklung 
der  Sektion  hinzuweisen.  Sie  schilderte  in  kurzen 
Zügen,  wie  sie  aus  dem  1890  erfolgten  Zusammen  • 
schluss  der  wissenschaftlichen  Lehrerinnen  ihrer- 
seits die  Anregung  geschöpft,  auch  die  Musik- 
lehrerinnen zu  Ortsgruppen  zu  vereinen,  und  zwar 
im  Anschluss  an  die  bestehenden  Zweigvereine  des 
AUg.  D,  L  -V.,  weil  sie  durch  das  Zusammenarbeiten 


mit  der  wissenschaftlichen  Lehrerin  einen  Vorteil 
für  die  Bildung  der  Musiklehrerin  erblickte,  die  in 
früherer  Zelt  oft  zu  wünschen  übrig  Hess,  da  der 
Schwerpunkt  der  Ausbildung  nur  auf  Erwerbung 
möglichst  grosser  technischer  Fertigkeit  lag.  Nach 
Ueberwindung  verschiedener  Schwierigkeiten  — 
der  Vorstand  des  Allg.  D.  L.-V.  widerstrebte  zu- 
nächst einem  Anschluss  und  der  Bildung  einer 
Sektion  der  Musiklehrerinnen  innerhalb  seiner 
grossen  Vereinigung  —  gelang  es  ihr  endlich  im 
Jahre  1897,  auf  der  Generalversammlung  zu  Leipzig 
die  Gründung  der  Sektion  zu  vollziehen.  Unter 
dem  starken  Schutz  und  unterstützt  durch  die 
Vorstände  der  Zweigvereine  konnte  sie  sich  nun 
ki-äftig  fortentwickeln. 

(Schluss  folgt.) 


Mittellungen 


von  HoohBohulen  und  Konservatorien. 


Zum  Direktor  des  Pariser  Konservatoriums 
ist  Gabriel  Faurt?  berufen  worden.  Er  war 
bereits  seit  189G  als  Lehrer  für  Komposition  am 
Konservatorium  tätig. 

Das  Klindworth  -  Scharwenka-  Konser- 
vatorium, Direktor  Dr.  Hugo  Goldschmidt, 
veranstaltete  am  8.  Joui  in  der  Kaiser- Wilhelm 
Gedächtnis- Kirche  ein  Konzert  zum  Besten  des 
Zweigvereins  vom  Roten  Kreuz  Niederbarnim.  Die 
Leitung  führten  die  Herren  Prof.  Xaver  Schar- 
wenka und  Konzertmeister  Max  GrÜnberg,  Mit- 
wirkende waien  die  Damen  Prau  Blanck-Peters 
und  Prau  Brieger-Palm,  die  Herren  Prof.  Dr. 
H.  Beimaun,  Eugen  Brieger  und  H.  Jarskin, 
ferner  der  Chor  und  das  Orchester  des  Konserva- 
toriums. Das  erlesene  Programm  —  es  kamen  u. 
A.  zur  Aufführung:  „Magnificat"  für  Chor,  Soli, 
Streichorchester  und  Orgel  von  Durante,  „Domine 
Jesu*  für  Doppelchor,  Streiclioi  ehester  und  Orgel 
von  X.  Scharwenka,  „Andante  religioso"  für 
Streichorchester,  Harfe  und  Orgel  von  demselben, 
„Te-deum"  von  Mozart,  Sologesänge  von  H  a  y  d  n , 
Mozart  und  Brahms,  Toccata,  d-moU  für  die 
Orgel  von  Bach  —  kam  in  tadelloser  "Weise,  in 
vollendet  künstlerischer  AubführuDg  zu  Gehör,  ganz 
besondere  Anerkennung  verdienten  die  Leistungen 
des  Chors,  dessen  Stimmklang  von  bewunderns- 
würdiger Reinheit  und  Schönheit  war. 

Zwei  Schüleraaf Führungen  der  Opernschule  des 
Stern'schen  Konservatoriums,  die  unter  Leitung 


des  Direktors,  Prof.  Gustav  Hollaender,  im 
Theater  des  Westens  stattfanden,  waren  vom  besten 
Erfolge  gekrönt;  es  wurden  Bruchstücke  ans  den 
„Lustigen  Weibern",  der  „Zauberflöte',  „Mignon**. 
„Preischütz"  und  dem  „Nachtlager"  aufgeführt  und 
alle  Leistungen  bewiesen  den  Fleiss  und  das  ernste 
Streben,  mit  dem  an  dem  Institut  gearbeitet  wird. 
Es  wurde  viel  Vortreffliches  geboten  und  manch 
beachtenswertes  Tal(»nt  zeigte  sich  unter  den 
jugendlichen  Darstellern,  das  eine  schöne  Zukunft 
in  Aussicht  stellt.  Die  Sängerin  der  Prau  Finth. 
Frl.  Frieda  Hempel,  die  auch  die  Arie  der  Königin 
der  Nacht  in  der  Zauberflöte  sang,  ist  bereits  vom 
Schweriner  Hoftheater  engagiert. 

Der  diesjährige  Perienkursus  für  Chor- 
dirigenten (Kantoren),  Schulgesanglehrer 
und  -Lehrerinnen  des  Herrn  Oberlehrer  Gustav 
Borchers  findet  in  den  Tagen  vom  17.  Juli  bis 
5.  August  d.  J.  statt.  Zum  erstenmale  werden 
auch  Gesanglehrerinnen  zur  Teilnahme  einge- 
laden; zu  den  Dozenten  ist  Herr  Pastor  Dr.  S anne- 
mann-Hettstedt  neu  hinzugetreten,  der  über  , Ge- 
schichte des  Schulgesange«''  und  „Kirchenmusik 
auf  evangelischer  Grundlage*  sprechen  wird.  Die 
Innere  Ausgestaltung  der  Kurse  wächst  von  Jahr 
zu  Jahr,  wie  aus  dem  Prospekt  ersichtlich;  möchte 
auch,  wie  bisher,  die  Teilnehmerzahl  stetig  wachsen! 
Näheres  durch  den  Veranstalter,  Oberlehrer  Gustav 
Borchers,  Leipzig,  Hohe  Str.  49. 


Ter  mischte  Nachrichten. 


Einen  ausgezeiclmeten  Verlauf  nahm  das  letzte 
der  Orgelkonzerte,  welches  der  Organist  Franz 
Grün  icke    in    dieser   Saison    am    29.  Mai    in    der 


Lutherkirche  veranstaltete.  Mr.  George 
R.  Tillson,  sein  äusserst  strebsamer,  talentvoller 
Schüler,    gab   unter    Mitwirkung    hervorragender 


205     — 


Geeangskräfte  sein  Abschiedskonzert.  Wir  können 
nar  wiederholen,  was  wir  bereits  über  die  ersten 
beiden  Konzerte  des  jungen  Künstlers  gesagt 
haben;  sein  Spiel  zeichnete  sich  auch  diesmal  dnrch 
Sauberkeit,  Klarheit  nnd  künstlerischen  Vortrag 
ans.  Mr.  Tillson  vermag  allen  Anforderungen  ge- 
recht zu  werden,  die  man  heutzutage  an  einen 
tüchtigen  Orgelspieler  stellt.  Das  erlesene  Pro- 
gramm nannte  als  1.  Nummer  J.  S.  Bach's 
„Passacaglia"»  welche  der  Vortragende  dem  Bach- 
sehen  Stil  vollkommen  angemessen  zu  Gehör 
brachte  und  deren  Schwierigkeiten  er  siegreich 
überwand.  Auch  als  schaffenden  Toukünstler 
lernten  wir  Mr.  Tillson  kennen ;  seine  , A-dur-Fuge" 
ist  eine  achtenswerte  Leistung.  Sodann  hörten 
wir  noch  „Intermezzo**  aus  der  VI.  und  das  „AUe- 
gro"  aus  der  V.  Orgelsymphonie  von  Ch.  Widor; 
auch  diese,  die  moderne  französische  Orgelmusik 
repräsentierenden  Stücke  trug  der  Konzertgeber 
mit  gutem  GeÜDgen  vor.  An  Stelle  der  plötzlich 
erkrankten  Frau  Elfriede  Götte  trat  Frau  Kgl. 
Hof  Schauspieler  Christians  c-in  und  erfreute  die 
Zuhörer  mit  ihrer  kraftvollen,  vorzüglich  geschulten 
Sopranstimme;  Frau  Christians  saue:  die  Arie 
„Mein  gläubiges  Herze'*  aus  J.  S.  Baches  „Pflngst- 
kantate",  das  ., Gebet'*  von  Ferd.  Hiller  und 
zuletzt  im  Vereiu  mit  Mr.  Gwilym  Miles,  dem 
wir  schon  einmal  in  der  Lutherkirche  begegneten 
und  de^isen  Sangestüchtigkeit  uns  bereits  bekannt, 
M  endeis  so  hn*s  Duett  „Was  hast  du  an  mir 
getan"  aus  „Elias".  Es  war  ein  seltener  Genuss, 
den  uns  das  Künstlerpaar  mit  dem  Vortrage  dieses 
Duettes  verschaffte.  Mr.  Miles  sang  ausserdem  die 
Arie  „Gott  sei  mir  gnädig'*  aus  dem  Oratorium 
„Paulus**  und  „Spe  modo  vivitur'*  aus  dem  Ora- 
torium „Hora  novisfeima"  von  H.  W.  Parker. 

Die  Begleitung  sämtlicher  Gesänge  führte  der 
Konzertgeber  mit  gutem  Gelingen  aus. 

M.  D. 

Der  Musikdirektor  Louis  Schiott maun  ist 
nach  langen  und  schweren  Leiden,  fast  80  Jahre 
alt,  am  8.  Juni  zu  Berlin  gestorben.  Er  war  ein 
trefflicher  Pianist  und  hatte  als  geborener  Berliner 
Wilhelm  Taubert  und  Siegfried  Dehn  zu 
Lehrern.  N  ach  seinenW  an  derj  ah  reu,  die  ihn  auch  nach 
London  führten,  wo  er  mit  seinen  Konzerten  sehr 
viel  Erfolg  hatte,  Hess  er  sich  dauernd  hier  in 
seiner  Vaterstadt  als  Lehrer  nieder,  wurde  viel 
gesucht  und  geschätzt.  Als  Komponist  schuf  er 
Orchester-  und  Kammermusikwerke,  Klaviersachen 
und  mancherlei  ansprechende  Lieder.  Den  Titel 
als  Königl.  Musikdirektor  erhielt  er  im  Jahre  1ÖT5. 

Professor  Albert  Löschhovn,  der  greise 
Berliner  Tonkünstler  und  Lehrer,  ist  am  Sonntag, 
den  4.  Juni,  wenige  Tage  vor  seinem  vollendeten 
86.  Lebensjahre,  ge&torben.  Der  ,,K1-L.*-  brachte 
im  Jahre  1899  eine  ausführliche  Lebensskizze  des 
trefflichen  Meisters  nebst  eingehender  Würdigung 
seiner  Verdienste  als  Lehrer  und  Komponist.  Da- 
mals war  Löschhorn  noch  als  Lehrter  des  Klavier- 


spiels am  Königl.  Kircheninstitut  tätig:  er  ist 
bis  zum  Jahre  1902  auf  diesem  Posten  geblieben, 
sodass  er  seine  Kräfte  der  Anstalt  volle  51  Jahre 
gewidmet  hat.  Trotz  seines  hohen  Alters  setzte 
er  seine  Lehrtätigkeit  noch  privatim  fort,  war 
auch  bis  in  seine  letzten  Tage  hinein  schaffend 
tätig.  Lehrer  und  Schüler  des  Instituts  für 
Kirchenmusik,  Abgeordnete  der  König!.  Hochschule 
und  zahlr-eiche  Freunde  und  Schüler  gaben  ihm 
das  letzte  Geleit  Prof.  Krause  vom  Kirchen- 
institnt  leitete  die  Trauergesänge,  die  Gedenkrede 
hielt  Pastor  Dross  von  der  Zwölf  Apostel-Kirche. 
Sein  Andenken  wird  unvergesslich  bleiben. 

Dem  Königlichen  Musikdirektor  Otto  Dorn 
in  Wiesbaden,  Mnsiklehrer  nnd  Komponist,  ist 
vom  Kultusminister  der  „Professortitel'*  verliehen 
worden.  Prof.  Dorn  ist  ein  Sohn  des  langjährigen 
Berliner  Hofkapellmeisters  Heinrich  Dorn. 

Otto  Schmid-Dresden,  als  Musik  Schrift- 
steller in  weitesten  Kreisen  rühmlichst  bekannt, 
erhielt  vom  König  von  Sachsen  den  Titel  als 
„Professor  der  Musik*'. 

Prof.  Max  Pauer  wurde  vom  König  von 
Württemberg  durch  Verleihung  des  „Bitterkreuzes 
des  Ordens  der  Württembergischen  Krone**  aus- 
gezeichnet. 

Im  Auftrage  Kaiser  W^ i  1  h e  1  m ^ s  ist  bekannt- 
lich im  vorigen  Jahre  nach  dem  grossen  deutschen 
Sängerfeste  in  Frankfnii;  a.  M.  in  Berlin  eine 
Kommission  zusammengetreten,  welche  die  Heraus- 
gabe einer  Volksliedersammlung  für  Männerchöre 
veranstaltet.  An  der  Spitze  der  gesamten  Kom- 
mission, die  sich  in  eine  Arbeitskommission  und 
eine  beratende  Kommission  teilt,  steht  der  Volks- 
liederforscher Geheimer  Rat  Dr.  Freiherr  Rochus 
v.  Liliencron  zu  Schleswig.  Ihr  gehören  ausser 
den  hervorragendsten  Komponisten,  Musikschrift- 
stellern und  Gelehrten  des  Deutschen  Reiches  für 
Oesterreich  die  Herren  Thomas  Koschat,  Adolf 
Kirchl  und  Eduard  Kremser,  sowie  für  die 
Schweiz  der  Komponist  Friedrich  Hegar  in 
Zürich  an.  In  Oesterreich  ist,  wie  die  ,,N.  Fr. 
Presse**  berichtet,  die  Sammlung  bereits  zum  Ab- 
schluss  gelangt.  Es  wurden  dreissig  Volkslieder 
aus  allen  Teilen  der  Monarchie  ausgewählt,  ober- 
österreichische, steierische,  egerländische,  Volks- 
lieder aus  dem  Salzburgischen,  aus  Tirol  u.  a.,  und 
der  grossen  Kommission  nach  Berlin  eingesandt. 
Ueber  den  Umfang  der  gesamten  Volksliedersamm- 
lung wurden  noch  keine  bindenden  Schlüsse  ge- 
fasst  Da  jedoch  bereits  festgesetzt  worden  ist, 
dass  ausser  den  Volksliedern  auch  volkstümliche 
Lieder  Aufnahme  in  die  Sammlung  flnden  sollen, 
dürften  auch  Lieder  des  einfachen  Kunstgesanges 
aufgenommen  werden,  damit  die  Sammlung  ihrem 
von  Kaiser  Wilhelm  angestrebten  Zweck,  ein  gutes 
Repertoire  für  die  Männerchöre  zu  bieten,  möglichst 
vollständig  entspreche.  Der  Abschluss  des  ge- 
samten Werkes,  an  welchem  eine  grosse  Anzahl 
von   Komponisten   und  Gelehrten   arbeitet,   dürfte 


—     206     — 


jedenfalls  noch  geranme  2^it  auf  sich  warten 
lassen.  Der  Arbeitskommission  gehören  ausser 
Rochus  V.  Liliencron  der  Musikdirektor  Ferdi- 
nand Hummel  in  Berlin,  der  Professor  der  Musik- 
geschichte an  der  Berliner  Universität  Dr.  Max 
Fr  iedlän  der,  der  Oberlehrer  Professor  Dr.  Johan- 
nes Bolte  in  Berlin  und  der  Direktor  der  Berliner 
Singakademie  Prof.  Georg  Schumann  an. 

Prof.  Konrad  Heubner  zu  Koblenz,  städti- 
scher Musikdirektor  und  Direktor  des  Konser- 
vatoriums, ist  nach  nur  zweitägiger  schwerer  Krank- 
heit infolge  BauchfellentzänduDg  im  Alter  von 
45  Jahren  gestorben.  Der  talentvolle  Dirigent  und 
Komponist  war  in  Dresden  geboren  und  ein 
Schüler  von  Beiuecke,  Bichter,  Nettebohms 
und  Wüllner.  Von  1882  an  war  er  als  Dirigent 
der  Singakademie  in  Liegnitz,  der  Berliner  Sing- 
akademie, des  Instrnmentalvereins  Saarbrücken, 
seit  1890  hier  als  Leiter  des  Musikinstituts  und 
des  Musikkonservatoriums  mit  grossem  Erfolg  tätig. 
Unter  seiner  Wirksamkeit  nahm  das  musikalische 
Leben  in  unserer  Stadt  einen  bedeutenden  Auf- 
schwung. Als  Chor-  und  Orchesterleiter  genoss 
er  weithin  Buf  und  Ansehen.  Nicht  minder  her- 
vorragend war  er  als  Komponist.  Bekannt  von 
ihm  sind  Symphonien,  Streichquartette  für  Kammer- 
musik, Chorkompositionen  und  Lieder. 

In  diesem  Sommer  ünden  im  Prinzregenten- 
Theater  zu  Müixchen  nachfolgende  Bichard 
Wagner-Festspiele  statt:  Montag,  7.  August: 
Die  Meistersinger  von  Nürnberg.  Mittwoch, 
9.  August:  Das  Bheingold.  Donnerstag,  10.  August: 
Die  Walküre.  Samstag,  12.  August:  Siegfried. 
Sonntag,  13.  August:  Grötterdämmerung.  (Erster 
Nibelungenring.)  Dienstag,  15.  August:  Der  flie- 
gende Holländer.  Mittwoch,  IG.  August:  Tristan 
und  Isolde.  Freitag,  18.  August:  Die  Meistersinger 
von  Nürnberg.  Montag,  21.  August:  Das  Bhein- 
gold. Dienstag,  22.  August:  Die  Walküre. 
Donnerstag,  24.  August:  Siegfried.  Freitag, 
25.  August:  Grötterdämmerung.  (Zweiter  Nibe- 
lungenring.) Montag,  28.  August:  Tristan  und 
Isolde.  Mittwoch,  80.  August:  Der  fliegende  Hol- 
länder. Donnerstag,  31.  August:  Die  Meistersinger 
von   Nürnberg.     Samstag,   2.    Sept.:    Tristan   und 


Isolde.  Dienstag,  5.  Sept.:  Das  Bheingold.  Mitt- 
woch, 6.  Sept.:  Die  Walküre.  Freitag,  a  Sept.: 
Siegfried.  Samstag,  9.  Sept.:  Götterdämmenm^. 
(Dritter  Nibelungenring.)  Die  Mozart -Fest- 
spiele im  Kgl.  Besidenztheater  sind  auf  folgende 
Tage  festgesetzt:  Montag,  11.  Sept.:  Figaro's  Hoch- 
zeit. Mittwoch,  13.  Sept.:  Cosi  fan  tutte.  Freitag, 
15.  Sept.:  Don  Giovanni,  Sonntag,  17.  Sept: 
Cosi  fan  tutte.  Dienstag,  19.  Sept. :  Figaro'S  Hoch- 
zeit. Donnerstag,  21.  Sept.:  Don  Giovanni.  Die 
Namen  der  mitwirkenden  Künstler,  unter  denen 
sich  zahlreiche  hervorragende  Gäste  befinden, 
werden  später  bekannt  gegeben.  Ausführliche 
Programme  und  Eintrittskarten  sind  durch  die 
Generalagentur,  Reisebureau  Schenk  er  &  Co., 
München,  Promenadeplatz  16,  zu  beziehen. 

In  Venedig  hat  sich  ein  Komitee  gebildet 
zu  dem  Zwecke  einer  kritischen  Veröffent- 
lichung der  musikalischen  Kunstschätze, 
die  noch  ungedruckt  in  den  Bibliotheken 
und  Kapellen  Venedig's  ruhen.  Hand  in  Hand 
soll  damit  gehen  eine  Wiederbelebung  der 
alten  Oper  von  Monteverde  bis  Cimarosa, 
Neuerweckung  der  alten  Kirchenmusik,  Kam- 
mermusik und  Symphoniekonzerte.  Auch 
Volkskonzerte  zu  niedrigen  Eintrittspreisen  sind 
ins  Auge  gefasst  worden. 

Das  Philadelphia-Orchester,  das  im  Jahre 
19(X)  begründet  wurde  und  unter  Leitung  von  Fritz 
Schul  steht,  veranstaltete  in  der  Saison  1904  U> 
fünfzehn  Sinfonie  -  Konzerte  mit  Sinfonien  von 
Beethoven,  Brahms,  Dvorak,  Franck,  d'Indy, 
Strauss,  Tschaikowsky  und  anderen  klassischen  und 
modernen  Meistern.  Als  Solisten  traten  in  den 
Konzerten  auf:  Fanny  Bloomfield  -  Zeisler, 
V.  de  Fachmann,  J.  Hofmann,  E.  d'Albert, 
B,  Friml,  E.  Ysaye,  Fr.  Kreisler,  Liliaa 
Blauvett  und  andere  Künstler  und  Künstlerinnen. 
Das  Orchester,  das  auch  eine  Beihe  von  volkstüm- 
lichen Konzerten  arrangierte,  spielte  ausserdem  in 
Washington  und  Harrisburg;  am  16.  Februar  er- 
freute es  sich  der  Anwesenheit  von  Felix  Wein- 
gartuer,  der  u.  a.  seine  Sinfonie  No.  2,  op.  2^> 
dirigierte. 


Bücher  und  Musikallen. 


J.  8.  Bach:   Vier  Choralvorspiele,    Präludium    und 

Fuge   in   G-moll,    von   der   Orgel  für 

Klavier  übertragen  von  Th.   Sziintö. 

C.  F.  Kahnt  Nachfolger,  Leipzig. 

Diese  Uebertragungen  interessieren  namentlich 

dadurch,    dass  hier   zum  erstenmale   Busoni's   Stil 

der    Uebertragung   von    Orgelwerken    von    einem 

andern  durchgeführt  wird.     Bei   der    Grleichgiltig- 

keit,    die  die  meisten  Pianisten  den  Arbeiten  ihrer 

Kollegen  erweisen,  sind  Busoni's   epochemachende 


Bearbeitungen  sowohl  von  Ausführenden  wie  Kom- 
ponierenden leider  noch  nicht  so  beachtet  worden, 
wie  sie  es  verdienen.  Es  ist  deshalb  dankenswert, 
dass  ein  „Jüngerer"  es  unternimmt,  diesen  neuen 
Stil  zu  pflegen.  Man  muss  es  Szanto  nachrühmen, 
dass  er  mit  feinem  Verständnis  für  Bachs  Musik 
und  Klangsinn  vorgeht,  auch  Geschick  im  Satz 
zeigt.  Man  kann  nur  zweifeln,  ob  die  Wahl  der 
Stücke  richtig  war.  Einige  sind  gar  zu  orgel- 
mäss ig  für  eine  Klavierfassung,  die  Fuge  nicht  be- 


—     207     — 


deutend  genug,  um  eine  üebertragung  zu  ver- 
dienen. Manches  ist  etwas  aasgetüftelt,  auf's  Pedal 
recbunet  er  mehr,  als  gut  ist.  Immerhin  bieten  die 
Choralvorspiele  interessante  Aufgaben  für  den 
Spieler  und  —  schöne  Musik. 

J.   Vianna  da  Motta. 

L.  T.  BeethoTen:   ,,AIIegro   und   Menuetto^   für  2 
Flöten. 
Breitkopf  *  Hirtel,  Leipzig. 
Dieses  Flötenduett  trägt   nicht  die  Charakter- 
züge des  grossen  Meisters;  wir  könnten  die  Kom- 
position   auch    für    eine   solche   von   Mozart   oder 
Händel  halten.     Da  )ceine  der  Stimmen  besonders 
hoch  liegt,  so  ist  das  Werkchen  auch  für  2  Geigen 
von  Schülern  und  Dilettanten  ganz  gut  spielbar. 

Dagobert  Löwenthai 

Zdenek   Fibich:   5.  S3rmphonie  (E-moll)  für  grosses 
Orchester.    Klavierauszug  zu  vier 
Händen  vom  Komponisten. 
Fr.  A.  Urb&nek,  Prmg. 
Zdenek  Fibich  gehört  zu   denjenigen  Kompo- 
nisten,   die   in   Deutschland    vorläufig    noch    sehr 
wenig    oder   garnicht  bekannt  geworden  sind  und 
darum  heisse  ich  die  vierhändige  £[lavierbearbeitung 
seiner  dritten  Symphonie   in   £-moll  willkommen. 
Sie  ist  ein  treffliches,  lebensvolles,  in  warmes  Natio- 
nalkolorit getauchtes  Werk  von   schönem   musika- 
lischen  Inhalte   und    ausgezeichnet   formaler    Ge- 
staltung.    Das  Arrangement  selbst  ist   sehr  gut 
spielbar  und  lässt,  soweit  solches  grossen  Orchester- 
werken gegenüber  überhaupt  möglich  ist,  die  beiden 
Spieler  einen  guten  Einblick   in  die  Schaffenswelt 
des    berühmten    Meisters    tun,    der    sich,    im    55. 
Lebensjahre  stehend,  fast  auf  allen  Gebieten  unserer 
Kunst  eifrigst  betätigt  hat. 

Max  Chop:  „Vademecum**  für  den  Konzertsaal. 
1.  Bd.  Richard  Wagner. 
Aithiir  Parrhyslu,  Berlla. 
Max  Chop's  „Vademecum"  für  den  Konzert- 
saal will  in  Form  von  in  sich  abgeschlossenen 
Bänden  u.  a.  Rieh.  Wagner,  Fr.  Liszt  und  seine 
Einwirkung  auf  die  Symphoniker,  die  klassische 
Symphonie,  die  Schule  der  Romantiker  eingehend 
behandeln.  In  dem  vorliegenden  Bande  stellt 
M.  Chop  Richard  Wagner  in  seinen  Schöpfungen 
dar.  Der  Verfasser  vereinigt  gründliches  Wissen 
mit  schöner,  erwärmender  Begeisterung  für  seinen 
Stoff  und  einen  geschichtlich  weiten  Blick  mit 
wohlbegründeten  modernen  Anschauungen.  Seine 
Schreibweise  ist  klar  und  anschaulich  überzeugend, 
sein  urteil  streng  sachlich  und  vorsichtig  ab- 
wägend. Wir  stimmen  ihm  ohne  weiteres  zu, 
dass  in  Anbetracht  des  überreichlich  vorliegenden 
Stoffs  es  sich  lediglich  um  eine  besckränkte  Aus- 
wahl handeln  konnte,  diese  aber  ist  ihm  bestens 
gelungen  und  macht  seinem  Geschmack  alle  Ehre. 
Im  wesentlichen  sind  die  rein  orchestralen  Sachen 


einer  hellen  Beleuchtung  unterzogen  worden,  wie 
es  ja  die  schon  im  Gesamttitel  ausgesprochene  Ab- 
sicht ganz  von  selbst  verlangt.  Hauptabsicht 
Chop^s  ist  es,  dem  wissenswilligen  Hörer  vor  allem 
alles  musikalisch  und  geschichtlich  Interessante 
und  zu  wissen  Notwendige  so  nahe  als  möglich 
zu  bringen,  und  dieser  auch  bei  allen  folgenden 
Veröffentlichungen  zu  beachtende  Gesichtspunkt 
unterscheidet  die  in  Rede  stehende  charakterischer- 
weise  von  den  übrigen  Erscheinungen,  die  in  ana- 
lytischer Form  unter  Zuhilfenahme  von  Notenbei- 
spielen u.  8.  w.  dem  Studium  dienen  wollen.  Wir 
wünschen  dem  lobenswerten  Unternehmen  schnellen 
und  gedeihlichen  Fortgang,  denn  es  ist  sicherlich 
ein  ausgezeichnetes  und  zugleich  vornehmes  Mittel, 
die  Liebe  für  Wagner,  wie  überhaupt  für  die  Ton- 
kunst und  ihre  grossen  Werke  in  allen  Schichten 
der  Bevölkerung  zu  fördern,  zu  erwecken  und  zu 
vertiefen.  Die  Ausstattung  des  236  Seiten  starken 
Bandes  ist  trefflich,  der  Preis  gering  ~  umsomehr 
wird,  so  hoffen  wir,  der  löbliche  Zweck  erfüllt 
werden. 

A.  Liek,  op.  26.  „Dramatische  Phantasie*  für  Vio- 

loncello mit  Pianofortebegleitung. 
Chr.  Friedrieh  Tiewe;,  Berlln-Groii-Llehterfelde. 

A.  Liek*s  dramatische  Phantasie  für  Violon- 
cello mit  Pianofortebegleitung  ist  eine  sehr  wirkungs- 
volle Komposition,  worin  sich  Musikalisches  mit 
Konzertantem  bestens  einigt  und  somit  dem  tüchtigen 
Spieler  eine  ebenso  dankbare  wie  künstlerisch 
würdige  Aufgabe  geboten  wird.  Das  Werk  ist  ein- 
sätzig, fast  hätte  man,  durch  den  tüchtig  vei  ar- 
beiteten und  trefflich  dargestellten  Inhalt  des 
Ganzen  sehr  sympathisch  berührt,  eine  grössere 
Ausdehnung  in  mehrteiliger  Form  gewünscht.  Denn 
der  Komponist  hat  in  der  Tat  Phantasie  und  ver- 
fügt über  eine  schöu  melodische,  gemütswarme 
Ausdnicks  weise,  welche  überzeugend  wirkt  und 
auch  der  grossen,  leidenschaftlichen  Accente  durch- 
aus nicht  ermangelt.  Ist  auch  seine  Phantasie 
im  Grunde  von  einheitlicher  Stimjnung  erfüllt,  so 
fehlt  es  andernteils  keineswegs  an  dem  natürlichen 
und  erwarteten  Ge«i:ensatze.  Das  Werk  ist  jeden- 
falls eine  treftiiche  und  ernst  zu  nehmende  Leistung 
und  ein  Zuwachs  erfreulicher  Art  für  die  ein- 
schlägige Literatur. 

B.  Smetana.    Polka  für  Pianoforte. 

Fr.  A.  Urbanek,  Prag. 

Ich  zeige  die  (G-dur)  Polka  von  B.  Smetana 
(nicht  mit  Friedrich  Smetana  zu  verwechseln!)  hier 
an,  weil  sie  wirklich  allerliebste  Musik  bietet. 
Nicht  mit  Unrecht  ist  die  Polka  streng  verpönt 
und  rangiert  ziemlich  tief  in  der  Heihe  aller  Gat- 
tungen von  Tänzen.  Die  in  Hede  stehende  kann 
aber  unter  Umständen  auch  zugleich  als  nicht 
üble  Studie  des  Terzenspiels  angesehen  werden 
und  bietet  durch  scharfe  rhythmische  Belehrung 
gar  manches  Anziehende.    Also  darf  sie  in  diesem. 


—     208     — 


den  ernsten  künstlerisclien  und  pädagogischen  Be- 
strebungen gewidmeten  Blatte  doch  lobende  Er- 
wähnung finden. 

Eugen  Segnitz, 

Edition  Litolff,  „Neuausgaben"'. 

U.  Litolffy  Braaniehvreig« 

Neue  Ausgaben  der  Edition  Litolff  liegen  in 
reicher  Zahl  vor.  Wenn  mau  die  Konkurrenzbe- 
mühungen aller  „Editionen"  mit  den  früheren  Aus- 
gaben ä  la  Holle,  Wolfenbüttel,  vergleicht,  muss 
man  über  die  riesigen  Fortschritte  staunen ;  —  die 
neueste  Konkurrenz:  üniversaledition  in  Wien 
scheint  nun  die  deutschen  Firmen  auf  das  höchste 
Mass  des  zu  Bietenden  anzustacheln.  Litolff 
präsentiert  sich  denn  auch  in  seinen  neuen  instruk- 
tiven Ausgaben  in  unübertrefflicher  Ausführung. 
Papier  noch  widerstandsfähiger,  Druck  durch  Aus- 
dehnung des  Baumes  klarer  und  übersichtlicher, 
Fingersatz  und   Fhrasierung   peinlich    genau   und 


durch  die  Namen  erster  Klavierpädagogen  ver- 
bürgt. Preis  trotz  des  grösseren  Papierverbranchs 
derselbe  billige  wie  früher.  Besonders  sympathisch 
erscheinen  mir:  die  .Vorschule  zu  Bach*,  von 
Kühner  bis  zur  kleinsten  Ausführung  sachge- 
mäss  redigiert.  —  Die  Tausig'sche  Neuansgabe 
des  „Gradus"  von  Clementi  und  die  jetzt  „frei* 
gewordenen  „Violinkompositionen*  des  klassischen 
Vioiinpädagogen  Ferd.  David.  Die  „akad.  Aus- 
gabe der  Pianoforte-Klassiker",  herausgegeben  von 
Germer,  Kühner,  W.  Behberg,  erhebt  infolge 
des  grossen  Formats,  der  vorzüglichen  Bedigiemng 
und  des  grossen,  schönen  Drucks  mit  vollem  Bechte 
Anspruch  auf  dieselbe  hochstehende  Bedeutung 
anderer  Ausgaben.  Mir  erscheint  sie  noch  darüber 
hinauszuragen  und  wegen  ihrer  Billigkeit  be- 
sonders empfehlenswert  für  solche  Lehrer,  welche 
die  bisher  so  beliebte  Gesamtanschaffung  der 
Einzelklassiker  nicht  mehr  wünschen. 

Ludwig  Jiiemann. 


Musikpfidagogischer  Verband. 


Der  Vorstand  gestattet  sich  seinen 
Mitgliedern  mitzuteilen,  dass,  um  viel- 
seitig ausgesprochenen  Wünschen,  beson- 
ders seitens  der  Mitglieder  der  westlichen 
Provinzen  und  Süddeutschlands,  Bechnung 
zu  tragen,  der  Entschluss  gefasst  ist,  den 
für  Oktober  geplanten  8.  musikpftdagogisclien 
Kongress  in  die  Osterferlen  1906  zu  verlegen. 
■Dagegen  findet  die  auf  dem  vorigen  Kon- 
gress  beschlossene  General- YersauiiulDng  des 
Verbandes  bestimmt  in  der  ersten  Oktober- 
woche d.  J.  statt.  Die  Tagesordnung  wird 
in  der  ersten  August-Nummer  des  „Kl.  L." 
bekannt  gemacht.  Die  bereits  zu  den  Satz- 
ungen eingereichten  Anträge  kommen  zur 
Beratung,  weitere  Anträge  werden  um- 
gehend, spätestens  bis  15.  Juli  erbeten. 


Wir  haben  unseren  Mitgliedern  die  erfreuliche 
Mitteilung  zu  machen,  dass  das  Kultusministerinm 
den  Arbeiten  und  Bestrebungen  des  Verbandes 
fortgesetzt  Sympathie  entgegenbringt  und  sie  mit 
grosser  Aufmersamkeit  verfolgt.  Vor  kurzem  über- 
reichte der  Unterzeichnete  dem  Kultusminister  ein 
Memorandum  über  den  Stand  der  Arbeiten  unter 
Hinzufügung  eines  Exemplars  der  Kongressreferate 
und  aller  bisher  aufgestellten  Lehrpläne  und  sonstigen 
Entwürfe.  In  einem  eigenhändigen  Schreiben  an 
den  1.  Vorsitzenden  sprach  Exe.  Studt  seinen  Dank 
für  das  Eingelieferte  aus. 

Ein  Bericht  über  die  letzten  Sitzungen  des 
Vorstandes  und  der  Schulgesangs-Kommission  folgt 
in  nächster  Zeit. 

L  A.: 

Xaver  Scharwenkaj 
I.  Vorsitzender. 


Vereine. 


Der  Stuttgarter  Tonkttnstler  -  Yereln  veran- 
staltete in  der  abgelaufenen  Konzert-Saison  4  Mati- 
neen, die  durch  die  aufgestellten  Programme  die 
Tendenzen  des  Vereins,  dem  Höchsten  in  der  Kunst 
zu  dienen,  auf's  deutlichste  kennzeichneten.  Die 
erste  Matinee  war  ganz  dem  Andenken  Liszt's  ge- 
widmet, es  kamen  nur  Werke  von  ihm,  und  zwar 
neben  einer  Beihe  von  Liedern  „Les  Preludes" 
und  ,DJe  Ideale*  in  der  Bearbeitung  für  2  Klaviere 
—  Ausführende  die  Herren  Professoren  Po  hl  ig 
und  Pauer  —  zu  Gehör.  In  der  zweiten  Matinee 
kam  nach  Bach 's  Konzert  G-moU  für  Violine 
und  Streichorchester,  ßrahms  durch  seine  Walzer, 
Lieder  und  die  ,, Variationen  über  ein  Thema  von 
J.  Haydn''  zu  Wort.  Die  beiden  letzten  Matineen 
waren  moderneu  Komponisten  gewidmet,  es  standen 
W^erke  von  Draeseke,  B.  Strauss,  Schultze- 
Biesantz,  M.  Reger,  Fr.  Kauff mann.  Ernst  H. 


Seyffardt  u.  a.  auf  dem  Programm.  Die  Konzert- 
sängerin Frl.  Marie  Gross  und  die  Königl.  Hof- 
kapelle waren  bei  den  Aufführungen  betätigt. 

Am  17.  und  18.  Juli  d.  J.  wird  in  Bothen- 
burg  a.  d.  T.  der  XVIII.  Ileatsch  -  «Taugelii^che 
Kircheiigesaug  -  Vereiuslug  abgehalten  werden. 
Folgendes  Programm  ist  aufgestellt:  Montag, 
17.  Juli,  nachmittags  halb  3  Uhr;  Sitzung  des 
Zentralausschusses  des  Evangelischen  Kirchenge- 
sangvereins für  Deutschland.  5  ühr:  Aufführung 
des  „Weihnachtsmysteriums*  von  Philipp  Wolf- 
rum in  der  Jakobskirche,  Darbietung  des  Kirchen- 
gesau gvereins  für  Bayern  unter  Mitwirkung  von 
sechs  Chorvereinigungen.  Dienstag,  18.  Juli, 
vormittags  halb  8  Uhr:  Liturgische  Nforgenandacht 
mit  Psalmodie  und  Chor  (Schülerchöre).  Organist: 
Professor   Oechsler-Erlangen.     9  ühr:    Haupt- 


—     209     — 


versammluDg  des  Evangelischen  KirchenResang- 
Vereins  für  Deatechland  mit  Beferat  des  Pfarrers 
Dr.  Sannemann- Hettstedt  über  ,Die  Pflege 
der  Musik,  insbesondere  der  Kirchenmusik  an  den 
Gymnasien  und  Mittelschulen*.  Korreferent:  Gym- 
nasialprofe»sor  Hatz- München.  12  ühr:  Orgel- 
konzert in  der  Sankt  Jakobskirche.  4  ühr:  Hanpt- 
Cfottefidienst  mit  Liturgie  und  ständigen  Chören. 
Dirigent:  Musikdirektor  Schmidt-Bothenhurg, 
Organist:  E.  Hohmann  -  Anspach,  Prediger: 
Konsistorialrat  Beck-Baireuth. 

Internationale  Maslkgeiiellscliaft, 

Ortsgruppe  Berlin. 
In  einer  konstituierenden  Versammlunfi:  am 
21.  Mai  im  Saale  der  Singakademie  unter  Vorsitz 
von  Univ.-Prof.  Kretzschmar  wurde  eine  neae 
Ortsgruppe  Berlin  gegründet,  deren  Statuten  von 
der  Versan^mlung  durchberateu  und  festgelegt 
wurden.  Als  Vorsitzender  wurde  gewählt  der 
Direktor   der  Singakademie   Prof.    Georg   Schu- 


mann, nls  sein  Stellvertreter  Univ-Prof.  Dr.  Max 
Friedläiider,  als  Schriftführer  Pdv.-Doz.  Dr.  Joh. 
Wolf  (N.O.  55,  Prenzlauer  Allee  30),  als  sein  Steil- 
vertreter Dr.  £.  von  Hornbostelf  als  Kassenwart 
Direktor  Prof.  Dr.  Zelle,  als  Beisitzer  Ober- 
bibliothekar Dr.  Kopf  er  mann  und  Geh.  Ober- 
Beg.-Bat  Dr.  Freund. 

Der  Terein  der  Musik lehrer innen  in  Wien,  an 

dessen  Spitse  Frau  Marie  Schneider-Grün  zweig 
steht,  entwickelt  sich  in  kräftiger  Weise  fort  und 
bietet  seinen  zahlreichen  Mitgliedern  durch  fesselnde 
musikwissenschaftliche  Vorträge,  Schüler-Konzerte^ 
musikalische  Abende  reiche  Anregung.  Die  Ver- 
einigung vermag  ihren  Angehörigen  auch  in 
sozialer  Hinsicht  manche  Vorteile  zu  gewähren^ 
sie  besitzt  einen  Pensions-,  einen  Krankenunter- 
stützungs-  und  einen  Ferial-Fond  und  ist  der  erstere 
bereits  so  gut  fundiert,  dass  Prämienersatz  an  30 
versicherte  Mitglieder  in  Höbe  von  1425  Kronen 
gezahlt  werden  konnte. 


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EhrenTOrslts:  Begienmn-I 
Onf  KSalyidorflr,  Bxo4 


Konservatorium  der  Musik  |     NTeiie  Erwerbsfquelle 
in  Kassel. 

Gegr.  1895.     Direktion:  L  Beyer.     Gegr.  1895. 

i-PräMd«nt  Toa  TroU   in  Snli, 
xoelleni  Generalin  tob  Colomb, 
Oberbürgermeister  MfllJer  u.  A. 

Cvratorinm:  Pfarrer  HMf,  Soholdirektor  Prof.  Dr.  Kra«- 
Meeher»  Bankier  Plaaty  Jnstisrath  Scheffer  n.  A. 

Lehrer :  Die  Damen :  L.  Beyer,  Blaial-FSnter,  Königl.  Opera- 
•äDserin,  Sleeee-Fabronl»  A*  Taadlea.  Die  Herren: 
A.  HartdegA«.  Kammerrirttios.  Prof.  Dr.  M5bel» 
O.  Kaleteeta,  KgL  Kammermosiker,  K.  KletoaaBa, 
Kgl.  Opemeänffer,  W.  Hoahaapt,  Kgl.  Kammermusiker, 
■d.  Hehsildt,  Kgl.  Kammermneiker,  H.  8eha«Tbes«Si, 
KgL  Kammermusiker  o.  A. 

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übrigen  Orohesterinstmmente.  Oesang,  Harmonie- 
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I  Näheres  mündlich  oder  schriftlich  durch  M.  Sohlmmel, 
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Anna  Morsch. 

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Deutschen  Frauencomitö's  ftir  die  Welt- 
ausstellung in  Chicago  verfasst  und  enthält 
die  biographischen  Skizzen  von  ca.  125  Tonkünst- 
lerinnen: Komponistinnen,  Musikschriftstellerinnen^ 
Sängerinnen,  V  irtuosinnen  des  Klaviers,  der  Violine 


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Prof.  Felix  Schmidt. 

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Berlin  W..  Passauerstrasse  26. 


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Herren  und  Dsmen  vom  Lehrfach,  sowie  susQbende  Künstler,  die  Unterricht 
nehmen  wollen,  sind  {[ebeten,  event.  vorher  schriftliche  Klsrlegung  ihrer  stimmlichen 
Versnlagung,  sowie  eines  von  einem  Arzt  ausgestellten  Berichtes  über  ihren  allge- 
meinen Gesundheitszustand  einzusenden. 


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Direktion:    Prof,  Ph.  Schmitt. 

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Schule  für  höheres   Klavierspiel    und  flusblldung   von   Lehrkräften    nach 
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Die  Aufnahme-Prüfuns:  findet  an  den  Tasten  Dienstasr»  Mittwoch  und  Donnerstair» 
den  26.,  27.  und  28.  September  1905  in  der  Zeit  von  9—12  Uhr  statt.  Die  persönliche 
Anmeldung  zu  dieser  Prüfung  hat  am  /Vlontag,  den  25.  September  im  Bureau  des 
Conservatoriums  zu  erfolgen.  Der  Unterricht  erstreckt  sich  auf  alle  Zweige  der 
musikalischen  Kunst,  nämlich  Klavier,  sämmtl.  Streich-  und  Blasinstrumente,  Orgel, 
Concertgesang  und  dramatische  Opernausbildung,  Kammer-,  Orchester  und  kirchliche 
Musik,  sowie  Theorie,  Musikgeschichte,  Litteratur  und  Aesthetik. 

Prospekte  in  deutscher  und  englischer  Sprache  werden  unentgeltlich  ausgegeben» 

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Fflr  die  Redaktion  Ter  antwortlich:  Anna  Morsch,    Berlin  W.,  Ansbacherstr.  87. 

Expedition  und  Yerlag  ^er  Klarier- Lehrer^,  M.  Wolff,  Berlin  W.,   Ansbacherstraaee  87. 

Dmck:  J.  S.  Frenss,  Berlin  S.W.,  Kommandantenstr.  14. 


Der  KlavieF-Lehrer. 

Musik-padagogische  Zeitschrift  für  alle  Qebiete  der  Tonkunst 
Organ  der  Deutschen  Musiklehrer-Vereine, 

der  Musik- Sektion  des  fl.  D.  L-V.  und  der  Tonkünstler- Vereine 

zu  Köln^  Dresden^  Hamburg,  Leipzig  und  Stuttgart. 

Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslaur. 

Redaktion:  Anna  Morsch 

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gcgengenommen. 


No.  14. 


Berlin,  15.  Juli  1905. 


XXVill.  Jaiirgang. 


Inhalt:  Dr.  Walter  Niemann:  John  Fiel  d.  (Fortsetzung.)  C.  Haass:  Virtuosen  und  Dilettanten  der  römischen  Kaiserzeit  (Fortsetzung.) 
V.  General- Versammlung  der  Musik-Sektion  des  Allg.  D.  L.-V.  (Seblusa.)  Die  Berliner  Singakademie  auf  Reisen.  Mitteilungen 
von  Hochscbulen  und  Konservatorien.  Vermischte  Nachrichten.  Bflcher  und  Musikalien,  besprochen  von  Eugen  Segnitz,  Anna 
Morsch  und  Jose  Vianna  da  Motte.    Anzeigen. 


Hobt)  l^leld. 

Von 
Dr.  Walter  Hlemaiiii. 

(Fortsetzung.) 


Als  ein,  wie  Köhler  mit  Recht  sagt, 
wirklich  „genialer  Melodiker"  voll  jener  keu- 
schen, edlen  Sentimentalität,  wie  sie  ganz 
ähnlich  Dussek's  besten  Werken  eignet, 
neigt  er  am  liebsten  zu  Mozart  hin;  als  aus- 
übender Künstler,  in  der  Technik  seiner 
Klavierkompositionen  lässt  er  das  Beste  vom 
Geiste  seines  Lehrers  Clementi  gewahren*), 
so  vermittelt  er  zwischen  Beiden.  Seine 
Melodik  ist  stets  germanisch  geblieben.  Ob- 
wohl er  die  meisten  Jahre  in  Russland  lebte, 
so  kann  man  doch  von  einem  möglichen 
slavisch-russischen  Einfluss  in  einer  Nocturne, 
der  sog.  „Pastorale",  reden,  wo  die  Harmoni- 
sation 7.  28  etwas  exotisch  lautet: 

fTs-e 

In  der  Form  seiner  grösseren  Werke,  der 
Konzerte  und  Sonaten,  hält  er  sich  durchaus 
an  die  klassischen  Vorbilder,  stilistisch  sind 
sie  freilich  nicht  immer  klassisch-rein,  was  be- 

*)  „Seine  Art  des  Spiels  ist  die  Clementi'sche 
in  höchster  Steigerung  und  Vollendung**.  (AUgem. 
Musikal.  Zeitg,    Jhg.  1824,  S.  397.) 


sonders  von  seinen  Konzerten  gilt.  Sonder- 
bar genug  ist's,  dass  sich  die  Vorliebe  Field's 
für  unsre  Altklassiker  so  ganz  und  gar  nicht 
in  seinen  Werken,  wohl  infolge  mangelnder 
kompositorischer  Durchbildung  im  strengen 
Satze,  bemerklich  macht.  Wir  wissen  aus 
seinen  Kunstreisen  mit  Clementi,  dass  er 
schon  bei  seinem  ersten  Pariser  Auftreten 
durch  den  tiefen  und  vollendeten  Vortrag 
Bach'scher  und  H an deTscher  Klavierwerke, 
namentlich  ihrer  Fugen,  Aufsehen  erregte. 
Und  doch  hat  von  dieser  seiner  Vorliebe  so 
gut  wie  nichts  auf  seine  Kompositionsweise, 
ungleich  Rust  und  so  mancher  dieselbe  Nei- 
gung teilender  Zeitgenossen,  abgefärbt.  Field*s 
Klaviersatz  ist  ein  im  allgemeinen  durchaus  un- 
polyphoner und  bereits  romantischer,  er  ist 
der  eines  ausgesprochensten  Melodikers. 
Er  führt  nicht  zu  Hummel  —  denn  er  ist 
gerade  in  seinem  reichen  Figurenwerk  viel 
weniger  mechanisch,  viel  durchgeistigter  — , 
sondern  er  ist  unwienerisch  und  leitet  zu  den 
Romantikern,  insbesondere  Chopin, gerades wegs 
hinüber.  Im  Verein  mit  den  anderen  Cle- 
mentischülern  Ludw.  Berg  er  und  AL  Kien  gel 
hat  Field  die  rollenden  Clementi*schen  Skalen- 


—     214     — 


figuren  zur  Konzertpassage  verdichtet.  Er 
hat  dies  gleich  Hummel  auf  dem  Fundament 
Mozartischer  Harmonik  und  melodischer 
Führung  getan,  sie  aber  mit  ungleich  inner- 
licherer Empfindung  beseelt,  als  der  glänzendere, 
aber  kältere  Hummel. 

Will  man  den  Wert,  die  zeitliche  Eigen- 
tümlichkeit eines  schaffenden  oder  ausübenden 
Künstlers  klar  erkennen,  so  muss  man  ihn 
nicht  nur  vom  Standpunkt  der  Gegenwart  aus 
betrachten,  sondern  auch  die  Meinung  und 
das  Urteil  seiner  Zeitgenossen  eingehend 
befragen.  Da  ist  denn  bei  kleineren  Meistern 
wie  Field  so  gut  wie  alles  versäumt  worden. 
Wie  für  das  gesamte  erste  Drittel  des  19.  Jahr- 
hunderts von  den  Klassikern  an  bietet  die 
ßreitkopFsche  „Allgemeine  Musikalische 
Zeitung**  auch  für  Field  die  reichste  Aus- 
beute. Schicken  wir  das  zunächst  voraus: 
Der  Spieler  Field  begegnete  sofort  uneinge- 
schränktester Bewunderung.  Neben  einer  für 
damalige  Zeit  aussergewöhnlichen  unfehlbaren 
Technik  besass  er  das  Zaubermittel  eines 
wundervollen,  gesangreichen  Anschlages,  der 
seine  Zuhörer,  selbst  die  verwöhntesten,  in 
Entzücken  versetzte.  Man  nannte  ihn  da- 
mals „den  ersten  Klavierspieler  der  Welt". 
„Er  saugte"  —  wie's  im  Nekrolog  der  „Allge- 
meinen Musikal.  Zeitung"*)  heisst  —  „den 
Ton  mit  seinen  Fingerspitzen  aus  dem  Holze 
auf  eine  unvergleichliche  Art  zu  bewunderns- 
werter Schönheit  hervor".  Oder  an  anderer 
Stelle**):  „Im  Spiel  herrschte  er  durch  Gesang 
im  Leichten  wie  im  Schweren,  das  unter 
seinen  Händen  leicht  und  mühelos  erschien, 
als  ob  es  nicht  anders  möglich  wäre."  Will 
man  sich  einen  Begriff  davon  machen,  wie 
Field  als  Pianist  auf  seine  Zeitgenossen 
wirkte,  so  suche  man  nur  den  Bericht  über 
seine  vier,  im  Hofopern  theater  auf  der  Heimreise 
von  Neapel  nach  Russland  1835  gegebenen 
Wiener  Konzerte  in  der  „Allgem.  Musikal. 
Zeitung"***)  auf.  Wiederum  wird  er  „der 
Sänger  unter  den  Pianisten"  genannt  —  der 
„Allgemeine  Musikalische  Anzeiger"  f)  von 
1838  nennt  ihn  (S.  17)  gewiss  mit  Recht  gar 
den  „reizenden  Sänger"  —  und  zum  Schlüsse 
sagt  der  begeisterte  Referent:  „Field  kann  mit 
keinem  Zeit-Kunstgenossen  verglichen  werden; 

♦)  Jhg.    18:37    (XXXIX),   Nr.    29,   S.  4(>l-4(>8; 
Nr.    :J0,   S.    481-486.     Nekrolog    mit    Lebensbe- 
schreibung. 
**)  S.  4a5. 
***)  Jhg.  18:35,  S.  749/50. 
t)  Redig.    von   J.   F.    Castelli,   Wien,    Tob. 
Haslinger. 


er  steht  allein,  isoliert,  selbständig,  in  abge- 
schlossener Originalität."  Diesen  Erfolg  er- 
rang Field  damals  mit  den  einfachsten  Mitteln: 
er  spielte  lediglich  einige  Sätze  aus  seinem 
8.,  5.,  6.  u.  7.  Konzert,  einige  Rondo's  und  vor 
allem  eine  Auswahl  aus  seinen  Nocturnes. 
Welche  Stellung  er  in  Russland,  in  St.  Peters- 
burg und  Moskau,  als  Klavierspieler  und 
-Lehrer  einnahm,  ist  wohl  bekannt  genug,  als 
dass  es  hier  noch  ausführlicher  brauchte  dar- 
gestellt zu  werden.  Auch  im  Zarenreiche, 
wo  ja  Field  seine  eigentliche  Heimat  finden 
sollte,  bezauberte  sein  in  Anmut  und  Wohl- 
laut getauchtes  Spiel  Alles.  Er  wurde  der 
erste  Pianofortelehrer  seiner  Zeit.  Scharen 
von  Schülern  bemühten  sich,  bei  ihm  zu 
lernen  und  ihm  die  seltsam  unbewegliche, 
ruhige  Handhaltung  abzulauschen,  die  gleich 
einer  gelassenen  Ruhe  den  Grundzug  seiner 
Spielart  bildete.  Wie  Chopin,  erfreute  er  sich 
der  besonderen  Gunst  der  vornehmen  Damen- 
welt. Wie  jenem  und  Henselt,  so  wurden 
auch  ihm  „übertriebene  Spannungen"  im 
Klaviersatz  tadelnd  vermerkt.*) 

Als  ausübender  Künstler  begegnete  er 
also  sofortigem  Verständnis  und  bedingungs- 
loser Anerkennung.  Als  Komponist  machten 
seine  ersten  Klavierwerke  —  wie's  bei  jeder 
ausgesprochenen  grossen  oder  kleinen  Indi- 
vidualität geht  —  die  Zeitgenossen  doch  noch 
recht  stutzig,  allein  das  Erstaunen  wich  auch 
hier  verhältnismässig  rasch  dem  freudigen 
Verständnis.  In  der  „Allgemein.  Musikal. 
Zeitung"  ist  er  mit  Rezensionen  seiner  Werke 
ungleich  spärlicher  als  z.  B.  Dussek  oder  gar 
Hummel  vertreten;  auch  gerade  sehr  geist- 
reich sind  diese  Beurteilungen  nicht,  aber  als 
Gradmesser  für  die  schrittweise  sich  zu  ihm 
wendende  öffentliche  Meinung  doch  unent- 
behrlich. Die  erste  ausführliche  Kritik  dreier 
Nocturnes  finden  wir  im  Jahrgang  1814  der 
obenerwähnten  grossen  Musikzeitung  (S.  763). 
Eins  hebt  sie  schon  ganz  richtig  als  am 
meisten  charakteristisch  und  neu  an  den 
Stücken  hervor:  ihre  durchaus  gesangreiche 
Melodik:  „Das  Letzte  (sc.  Ohr)  wird  nun 
eben  durch  die  Benutzung  des  Instruments, 
als  sänge  es  recht  eigentlich  und  accompag- 
nierte  sich  dann  in  ganz  anderer  Weise 
selbst,  so  wie  durch  die  viele  Würze  seltsam 
durchgehender  Noten  und  dgl.  stets  gereizt 
und  oft  auch  befriedigt  .  .  .  ."  Wir  lächeln 
heute   über   die   „viele  Würze  seltsam  durch- 

*)  Vgl.    z.    B.    das    Rondo   aus   der    Es-dur- 
Sonate. 


—     215     — 


gehender  Noten",  die  die  damaligen  Empire- 
Bürger  an  Beethoven  doch  in  ganz  anderer 
Weise  zu  hören  bekamen;  wir  lächeln  noch 
mehr  über  den  Schlusssatz:  „  .  .  .  Mehrere 
Härten  in  der  Harmonie  muss  man  wohl 
auch  für  absichtlich  und  zu  der  seltsamen 
Individualität  gehörig  ansehen".  Von  1815  an 
werden  die  Kritiken  Field'scher  Klavierwerke 
häufiger.  So  geben  sich  zwei  weitere,*)  die 
mehrere  neue  Kompositionen  zusammen  be- 
sprechen, schon  weit  lobender;  so  spricht  die 
letztere  von  der  „wunderbaren  und  zuweilen 
ungemein  anmutig  träumenden  Phantasie,  so- 
wie der  eigenen  Weise,  das  Pianoforte  zu 
behandeln."  Eine  eingehendere  Kritik  finden 
wir  dann  noch  im  Jahrgang  1825  anlässlich 
des  Erscheinens  des  VI.  (C-dur)  Konzerts. 
Sie  ist  durchaus  verständnisvoll  bedingungs- 
los zustimmend,  aber  immer  noch  heisst's 
wieder:  „Die  Harmonie  ist  oft  .  .  .  sehr  ge- 
schärft und  zugespitzt.''  Auch  der  1837  er- 
schienene Nekrolog  enthält  warme  Worte  des 
Lx)bes.  Er  steht  in  der  Sichtung  und  Wür- 
digung der  einzelnen  Klavierwerke  Field's 
bereits  auf  dem  heutigen  und  durchaus  be- 
rechtigten Standpunkt. 

Die  Mehrzahl  der  Nocturnes  sieht  er  in 
richtiger  Weise  als  unvergängliche  Emana- 
tionen eines  feinen,  poetischen  Geistes  an. 
Unter  den  übrigen  Werken,  namentlich  unter 
den  in  der  grossen  Form  der  Sonate  und  des 
Konzerts  geschriebenen  hält  er  dagegen  eine 
strenge  und  im  wesentlichen  noch  heute 
massgebende  Sichtung.  Diese  Werke  haben 
Field  mit  verschwindenden  Ausnahmen  nicht 
überdauert. 

Wenden  wir  uns  zunächst  zu  seinen 
Nocturnes.  —  Zwanzig  liegen  von  ihm  vor, 
doch  hat  er  selbst  nur  zwölf  diesen  Namen 
gegeben.  Es  ist  schwer,  solchen  zum  Teil 
kostbaren,  zarten  Klavierpoesien  gegenüber 
nicht  in  den  Ton  entzückter  Begeisterung  zu 
verfallen,  noch  schwerer,  ja  unmöglich  und 
zwecklos,  nun  gleich  mit  dem  Finger  auf 
diese  oder  jene  als  „der"  schönsten  zu  weisen. 
Das  ist  allemal  ein  subjektives  und  anfecht- 
bares Verfahren.  Als  die  wohl  nach  aller 
Kenner  Urteile  herrlichsten  möchte  ich  (nach 
der  Liszt-Ausgabe  bei  Schuberth)  folgende 
bezeichnen:  No.  1,  Es-dur,  ein  Stück  in  glück- 
licher, selig-ruhiger  Stimmung,  No.  2,  C-moU, 
sehnsüchtig,  unruhig  und  schmerzlich  bewegt, 
No.  4,   A-dur  (ä  M™  Rosenkampf),   die  Liszt 

*)  Jhg.  1817,  S.  244,  580,  andere:  Jhg.  1818, 
S.  266:  1821. 


für  die  schönste  von  allen  hält.  Sie  ist's 
auch,  wenn  man  sich  einmal  ihren  Mittelsatz 
betrachtet.  Der  schlägt  innerlich  und  äusser- 
lich  schon  ganz  (im  Klaviersatze)  schumannisch- 
phaniastische,  echt  romantische  Züge  an,  be- 
sonders an  der  Stelle: 


— -#-  I  ■•- — -•-    — ■#- " 


± 


^     ^tl 


G 


D 


Ex- 


^= 


"cbte^  ^€l2M  tiXü^ 


Fll 


i?(? 


W 


-wzzrw  -\fw 


eic. 


US 


H" 

Auch  in  ihr  der  sehnsüchtig-drängende, 
leise  melancholische,  von  zarten  Seufzern 
unterbrochene  und  doch  wieder  (im  Hauptteil) 
so  anmutige  Grundton,  der  durch  alle  seine 
„Nachtgedichte"  hindurchtönt.  Die  folgenden, 
No.  5  B-dur,  No.  6  F-dur  (Berceuse)  und 
No.  7  A-dur,  alle  in  ruhig-heiterer,  sonniger 
Grundstimmung,  erreichen  sie  nicht  im 
Empfindungsgehalt;  aber  gerade  die  letztere 
bietet  ein  reizendes  Beispiel  für  Field*s  durch- 
aus zu  Chopin  hinüberleitende  Art  der  thema- 
tischen Variierung.  Bei  der  folgenden,  No.  8, 
Es-dur,  an  Chopin*s  in  unmittelbarer  An- 
lehnung an  sie  geschaffene  Es-dur-Nocturne 
erinnern  zu  müssen,  ist  wohl  überflüssig. 
Vergleicht  man  beide  genau  mit  einander,  so 
bleibt,  was  thematische  Erfindung  anlangt, 
für  Chopin  eigentlich  ungemein  wenig  übrig; 
ja  die  Einwirkung  erstreckt  sich  zum  Teil  auf 
wörtliche   Motivwiederholungen  wie  (7.  9/10): 


Und  doch,  zwei  im  einzelnen  verschiedene 
Wege  gehende  Individualitäten!  Thematisch 
steht  grade  diese  zu  einer  gewissen  Berühmt- 
heit gelangte  Nocturne  durchaus  nicht  hoch. 
Im  Gegenteil,  wie  alle  eine  ruhige,  zufriedene 


—     216     — 


Stimmung  zeigende  Nocturnes  gehört  sie  nicht 
zum  Besten  seiner  Werke.  Das  zeigt  sich 
auch  in  der  Nocturne-Pastorale  No.  X,  E-dur, 
der  bekannten  Nocturne-caracteristique  „Midi" 
No.  XII,  E-dur  mit  ihrem  noch  recht  harmlosen, 
ja  im  Mittelteil  direkt  nichtssagenden  Figuren- 
und  Läuferwerk,  am  Schlüsse  12  schlagenden 
Uhr-Nachahmung,  als  Ganzes  einer  etwas 
schwachen  und  reichlich  verblassten  Tusch- 
zeichnung, als  einer  Art  verfrühten  Entwurfes  zu 
den  späteren  reizenden  Aquarellen  der  Schu- 
mann'schen  ^Papillons".  Das  zeigt  sich  weiter 
an  der  an  übermässiger  Breite  krankenden 
No.  XVI,  C-dur,  so  schöne  Details  diese  viel 
zu  wenig  bekannte  Nocturne  aufweist,  und, 
nach  gewissen  Richtungen,  an  den  beiden 
letzten  No.  XVII,  C-dur,  XVIII,  F-dur.  In 
diesen  etwas  schwächeren  Erzeugnissen  tritt 
nämlich  ein  Moment  auf,  für  das  gerade  unsrer 
Zeit  das  Verständnis  abhanden  gekommen  ist: 
das  der  Empfindsamkeit.  So  sind  Kaden- 
zierungen  wie 


^ 


t^f^"ffn 


für  die  ganze  Zeit  und  auch  für  schwächere 
Stellen  in  Field's  Kompositionen  charakte- 
ristisch, werden  freilich  nach  jetzigem  Ge- 
schmack für  weichlich  angesehen.  Das  sind 
Zeugen  einer  seltsam  gespaltenen  Zeit,  der 
Denkungsart  in  der  bürgerlichen  Empirewelt. 
Zeichen  einer  Zeit,  die  Beethoven  s  „Fidelio*, 
aber  auch  Weigl's  „Schweizerfamilie",  Wenzel 
Müller*s  „Teufelsmühle*  in  kurzen  Jahren 
hervorbrachte,  einer  nach  den  Freiheitskriegen 
eingetretenen  Erschlaffung.  Alles  sah  sie 
durch  den  Tränenschleier;  in  die  Tagebücher 
wurde  von  ewiger  Freundschaft,  mit  beson- 
derer Vorliebe  aber  vom  Tod  und  gebrochenen 
Herzen  geschrieben,  die  Nächste  in  Stamm- 
büchern durch  gemalte  Grabumen  und  den 
Wunsch  „blumigt  seien  die  Pfade,  die  du 
wandelst",  erfreut.  Und  doch  war's  eine 
Zeit,  die  gerade  in  der  Kunst  so  Grosses- 
leistete! 

Von  diesem  Standpunkt  aus,  also  vonf> 
kulturgeschichtlichen,  muss  man  alle  zur  Rüh- 
rung und  Sanftmut  neigende  Musik  aus  jener^ 
Tagen  beurteilen,  mag  sich's  um  Weigl,  Nau- 
mann oder  Field  handeln,  will  man  ihr  ge- 
recht werden  und  über  ihre  kleinen,  ein 
wenig  spiessbürgerlichen  Schwächen  nicht 
leichtfertig  den  Stab  brechen. 


(Fortsetzung  folgt.) 


^fp^uoset)  ai)<]  @i1eHat)1*^i)  der  pött)iscbet)  KaiseFzeih 

Beitrag  tut  Kiiii$t«  iiiia  SittctigcscMcMe* 

Von 
€.  Haas«. 

(Fortsetzung.) 


Zar  Kaiserzeit  fanden  kanstgebildete  griechi- 
sche Solisten  überall  Beifall  in  Eom.  Sie  pflegten 
nach  hellenischem  Branch  im  kleidsamen  Virtnosen- 
kodtüm:  langem  faltenprächtigen,  goldgestickten 
Talar  und  buntverziertem,  reich  herabwallenden 
Purpurmantel  aufzutreten,  das  Haupt  geschmückt 
mit  einem  goldenen,  von  grossen  blitzenden  Edel- 
steinen besetzten  Kranz,  die  kunstvoll  gearbeitete, 
mit  Gold  und  Elfenbein  ausgelegte  Kithara*)  in 
der  Hand  haltend. 

Neben  den  Kitharöden,  die  ihren  Gesang  selbst 
begleiteten,  Hessen  sich  auch  Virtuosen  ohne  Gesang, 
auf  verschiedenen  Instrumenten,  wie  Harfe,  Lyra, 
Flöte,  Taba  und  selbst   der  Wasserorgel   als  Solo- 


*;  Griechische  Zither,  ein  antikes  harfenähn- 
liches Instrument,  das  mit  dem  Piektrum  (Stäbchen) 
gespielt  wurde,  und  dessen  EriinduDg  dem  alten 
Kulturvolk  der  Assyrer  zogeschrieben  wird. 


Spieler  hören,  und  ihrer  Kunstfertigkeit  wird  Er- 
staunliches nachgerühmt.  Es  ist  bekannt.,  dass- 
sich  auch  schon  die  Komponisten  und  Virtuosen 
der  antiken  Welt  mit  Tonmalerei  und  Programm- 
musik befassten.  Aber  auch  die  Kritik  regte  sicb^ 
damals  nicht  minder  wie  heute,  wenn  die  Musiker 
die  Darstellungsfähigkeit  ihrer  Kunst  überschätzten 
und  ihren  Instrumenten  unmögliches  zumuteten. 
Als  bei  Alexander  des  Grossen  Hochzeitsfeier  zu 
Ekbatana,  der  berühmte  Kitharöde  Timoteos  in 
einer  Tondichtung  zu  Ehren  des  Festes  auf  seinem 
anmutigen  Saitenspiel  einen  Seesturm  zu  malen 
unternommen  hatte,  meinte  der  witzige  Flöten- 
spieler Dorion,  man  könnte  in  siedenden  Suppen- 
töpfen weit  gewaltigere  Stürme  erleben.  Die 
römische  Knnstgescliichte  rühmt  jedoch  jenem 
Programmmusiker  der  alten  Welt  nach,  dass  er 
mit   „beredtem  Finger   die   Saiten  zu  rühren   und 


—     217     — 


gleichsam  mit  menschlicher  Stimme  ertönen  za 
lassen  verstanden  habe".  Auch  an  symbolischen 
Darstellungen  versuchten  sich  die  Tondichter  der 
Vorzeit  mit  Erfolg.  Beliebt  waren  in  Rom  griechi- 
sche Hochzeitsmnsiken  für  zwei  Flöten,  eine  von 
starkem,  die  andere  von  zartem  Klang,  die  durch 
ihr  Zusammenspiel  den  Brautleuten  die  beglückende 
Harmonie  des  häuslichen  Priedens  und  den  von 
den  Göttern  gesetzten  Vorrang  des  Mannes  vor 
<iem  Weibe  in  Tönen  versinnbildlichen  sollten. 

Wie  die  griechischen,  so  waren  auch  die  römi- 
schen Virtuosen  nicht  nor  ausübende  Musiker, 
sondern  auch  Komponisten  und  meist  auch  Sänger 
und  Dichter  ihrer  Gesangstexte.  Dass  man  in 
Rom  bereits  öffentliche,  konzertähnliche  Musik- 
aufführungen kannte,  darauf  lässt  eine  Stelle  aus 
-den  Schriften  des  Apulejus  schliessen,  wo  von 
einer  musikalischen  Unterhaltung  die  Rede  ist,  bei 
<der  Zither-  und  FlÖtenspiel,  Solo-  und  Chorgesang 
programmähnlich  mit  einander  wechselten,  und 
•die  süssen  Klänge  gepriesen  werden,  die  den  Ohren 
der  versammelten  Zuhörerschaft  schmeichelten. 

Die  römischen  Cresangskünstler  unterwarfen 
«ich  einer  streng  geregelten,  ja  bisweilen  zwang- 
vollen Lebensweise,  was  zur  Ausbildung  und  vor- 
nehmlich Kräftigung  ihres  Stimmorgans  noch  mehr 
wie  heute  geboten  schien,  in  Anbetracht  der  un- 
geheuer grossen,  oben  offenen  Musikräume.  Es  gab 
Theater,  die  40000  Sitzplätze  umfassten,  ein  Raum, 
-der  einen  Aufwand  von  Lungenkraft  und  Dauer- 
haftigkeit der  Stimme  erfordert,  wie  sie  der  heutigen 
Sängerwelt  nicht  entfernt  mehr  zugemutet  wird. 

Von  Nero,  der  sein  grösstes  Vergnügen  darin 
fand,  sich  als  Sänger  öffentlich  hören  zu  lassen, 
wird  erzählt,  er  habe,  um  seine  Stimme  zu  schonen, 
niemals  vor  dem  Heere  selbst  gesprochen,  sondern 
stets  durch  einen  Vertreter  zu  seinen  Soldaten 
sprechen  lassen,  auch  soll  er  dünne  Bleiplatten  auf 
der  Brust  getragen  haben,  um  den  Wohlklang 
«eines  Singorgans  zu  erhalten.  Ein  eigens  dazu 
4uige8tellter  Phonaseus-Singmeister  musste  ihm, 
sobald  er  zu  laut  sprach,  ein  Schnupftuch  vor  den 
Mund  halten,  um  ihn  zu  ermahnen,  dass  er  nicht 
nur  Kaiser,  sondern  auch  Künstler  sei.  — 

Die  Gesangseleven,  welche  die  Kunst  als  Be- 
ruf ergriffen,  hatten  eine  strenge  Schule  durchzu- 
machen. Aber  mit  der  vollendeten  Ausbildung 
begann  das  freie,  frohe,  ehrenreiche  Wanderleben 
des  Künstlers.  Grosse  Virtuosen  befanden  sich  fast 
immer  auf  Reisen,  denn  die  Römer  kannten  ebenso 
wenig  als  die  Griechen  stehende  Theater.  Alle 
Theateraufführungen  fanden  nur  bei  besonderen 
Festen  statt.  Es  gab  solcher  G^elegenheits Vorstellun- 
gen allerdings  so  viele,  dass  nach  den  Berichten 
zeitgenössischer  Schriftsteller  unter  der  Herrschaft 
des  musikenthusiastischen  Nero  kein  Tag  verging, 
wo  nicht  bald  an  dem  einen,  bald  an  dem  andern 
Orte  das  Volk  durch  Schauspiele,  musikalische 
Wettkämpfe  und  ähnliche  Vergnügen  unterhalten 
und  ergötzt  worden  wäre.    Hervorragende  griechi- 


sche Virtuosen  machten  damals  regelmässig  Rund- 
reisen durch  Kleinasien,  Griechenland  und  Italien 
und  fanden  auf  ihren  Kunstfahrten  nicht  selten  so 
begeisterte  Bewunderung,  dass  ihnen  manche  Städte 
Statuen  setzten,  das  Bürgerrecht  verliehen  oder 
andere  glänzende  Ehrungen  und  Auszeichnnngen 
zu  teil  werden  Hessen.  Die  Künstlerhonorare 
waren  in  der  Regel  sehr  hoch  und  überstiegen 
noch  um  ein  Erkleckliches  den  Auf  wand  der  heutigen 
Zeit.  Der  sonst  so  karge  Kaiser  Vespasian 
Hess  bei  den  Spielen,  die  er  zur  Einweihung  des  von 
ihm  wieder  hergestellten  Marzellustheater  gab, 
einige  berühmte  Virtuosen  auftreten  und  belohnte 
den  ersten  Tragöden  mit  400000,  die  Kitharöden 
Terpinus  und  Diodorus  mit  je  200000,  andere  mit 
100000  und  40000  Sesterzen*)  und  liess  überdies 
noch  eine  grosse  Anzahl  goldener  Kränze  an  her- 
vorragende Musiker  verteilen. 

Selbstredend  war  auch  der  Musikunterricht  in 
der  tonfrohen  Oäsaienstadt  recht  einträglich. 
Künstler  fanden  als  Lehrer  in  den  vornehmsten 
Familien  Zutritt.  Es  gehörte  zu  den  geselligen 
Talenten  junger  römischer  Damen  von  Stande,  zu 
singen,  Zither  oder  Nablion  zu  spielen. 

Die  hohen  Honorare,  welche  berühmte  Sänger 
und  Kitharöden  in  reichen  Häusern  für  ihre  maslk- 
pädagogischen  Bemühungen  einstrichen,  erregten 
nicht  selten  Missgunst  und  Unwillen  bei  der 
schlecht  bezahlten  Dichter-  und  Gelehi'tenwelt. 
Martial  schreibt  von  seinem  Landaufenthalt  nach 
Rom:  Er  werde  nicht  eher  wieder  in  die  Haupt- 
stadt zurückkehren,  bis  er  Kitharöde  geworden, 
und  rät  voll  bittern  Spottes  einem  Freunde,  der 
seinem  Sohne  eine  wissenschaftliche  Bildung  an- 
gedeihen  liess,  ihn  lieber  zu  enterben  oder  eine 
Kunst  lehren  zu  lassen,  die  Brot  gebe,  wie  das 
einträgliche  Zither-  und  Flötenspiel. 

Sänger  und  Spieler  besassen  stets  Verehrer 
und  Verehrerinnen  in  Menge.  Wie  heutzutage 
Autographen  grosser  Künstler  gesanmielt  werden, 
so  stellten  die  musikbegeisterten  Damen  Altroms 
den  Stäbchen  nach,  womit  die  kunstfertigen  Hände 
berühmter  Kitharöden  die  Saiten  gerührt,  um  sie 
als  kostbare  Andenken  aufzubewahren.  Manche 
brachten  bei  bevorstehenden  Preisbewerbungen 
musikalischer  Wettkämpfe  den  Göttern  Opfer  dar 
für  den  Erfolg  der  von  ihnen  bewunderten  Künstler. 
In  den  höchsten  Kreisen  bis  hinauf  zum  Kaiser- 
thron behaupteten  die  Virtuosen  eine  Ausnahme- 
stellung, die  oft  mit  Ehren  und  Auszeichnungen 
verbunden  war,  welche  die  höchsten  Erfolge  unserer 
Künstlerwelt  noch  bei  weitem  in  Schatten  stellen. 
Den  Kitharöden  An exenor  zeichnete  seine  Vater- 
stadt durch  die  Verleihung  eines  hohen  priester- 
lichen Amtes  aas,  wozu  ihm  der  Triumvir  Mark 
Anton  die  jährlichen  Staatssteuer  -  Einkünfte 
von  4  Städten  überwies  und  ihm  eine  Truppen- 


*)  Kleine  römische  Silbermünze  im  Wert  von 
circa  V4  Reichsmark. 


—     218 


abteilung  als  Ehrengarde  beigab.  Der  verwöhnte 
Liebling  des  Julins  Cäsar,  Sänger  nnd  FJöten Spieler 
Tigelins  Hermogenes,  war  an  den  Höfen  der 
Kleopatra  nnd  des  Angnstns  ein  so  vielvermögen- 
der Günstling,  dass  ihm  alles  erlaubt  schien  nnd 
nichts  unerreichbar  war,  soweit  die  Gewährung  in 
der  irdischen  Macht  seiner  hohen  Gönner  lag.  Neros 
Hofkitharöde  Menekrates  wurde  vom  Kaiser 
mit  einem  fürstlichen  Palast  und  einem  Landgut 
beglückt.  Dem  Dichterkomponisten  Mesomedes 
aus  Greta  setzte  Hadrian  ein  Jahresgehalt  aus,  das 
sein  Thronnachfolger  im  Staatsinteresse  zu  ver- 
mindern für  nötig  fand.  Nur  dem  Liebling  des 
Caligula,  Theatersänger  A pell  es,  wurde  die  kaiser- 
liche Musikleidenschaft  verhängnisvoll.  £r  hatte 
auf  die  Präge  des  Tyrannen:  ,fWer  ihm  grösser 
erscheine,  der  Götter vater  Jupiter  oder  der  Welt- 
beherrscher Roms?*  —  ehrenhafterweise  geschwie- 
gen, da  die  Antwort  wohl  schwerlich  zur  Zufrieden- 
heit seines  eiteln  Herrn  ausgefallen  wäre.  Caligula 
liess  ihn  peitschen,  um  sich  auch  einmal  an  den 
natürlichen  Schmerzensäusserungen  eines  grossen 
Künstlers  zu  erbauen,  und  die  Stimme  seines  miss- 
handelten Lieblings  klang  ihm  noch  im  Wut-  und 
Jammergeschrei  äusserst  angenehm. 

Das  üebermass  von  Glück,  Gunst  und 
schmeichelhafter  Teilnahme,  welche  den  Jüngern 
Apollo's  im  allgemeinen  zuteil  ward,  rief  natürlich 
auch  die  Kehrseite  der  Künstlerliebenswürdigkeit: 
Künstlereitelkeit  und  Künstlerlaune  hervor.  Horaz 
nennt  Launenhaftigkeit  das  charakteristische  Merk- 
mal der  Virtuosen.  „Alle  haben",  sagt  er,  „die 
unrühmliche  Angewohnheit,  unter  Freunden  sich 
durch  keine  Bitten  zum  Singen  oder  Spielen  be- 
wegen zu  lassen, 'aber  unaufgefordert  ihre  Künste 
zum  besten  zu  geben,  als  ob  sie  nicht  mehr  auf- 
hören wollten^S  Li  wie  weit  dies  noch  heute  bei 
Virtuosen  und  Dilettanten  zutreffen  mag,  soll  hier 
nicht  untersucht  werden,  aber  schwerlich  dürfte 
das  Bild  in  der  heutigen  Künstlerwelt  seines- 
gleichen finden,  das  Horaz  von  dem  vorerwähnten 
Günstling  des  Cäsar  und  Augustus  entwirft:  „In 
nicbts   blieb   er   sich   gleich.    Die   Nächte   durch- 


wachte er,  um  die  Tage  verschlafen  zu  können. 
Bald  lief  er  wie  von  Furien  verfolgt,  bald  zog  er 
seine  Strasse  langsam  und  majestätisch,  gleich  dem 
Grosswürdentrager  einer  Prozession.  Bald  waren 
200  Sklaven  zu  seiner  Bedienung  zu  wenig,  bald 
10  zu  viel.  Bald  deuchte  ihm  nichts  in  der  Welt 
gut  genug,  bald  gefiel  er  sich  in  dem  bescheidenen 
Glück,  nur  ein  notdürftiges  Obdach,  einen  kleinen 
dreifüssigen  Tisch,  ein  Salzfass  und  eine  warm- 
haltende härene  Toga  zu  besitzen,  um  zufrieden 
zu  sein.  Erhielt  er  aber  eine  Million  zum  Geschenk^ 
wies  er  sie  keineswegs  von  der  Hand,  in  wenig 
Tagen  war  jedoch  nichts  mehr  davon  In  seiner 
Kasse.  Mit  vollen  Händen  streute  er  den  leicht- 
er wQrbenen  Heichtum  ans  und  versammelte  durch 
seine  übelangewandte  Freigebigkeit  einen  Hofstaat 
von  schmarotzenden  Taugenichtsen,  Bettlern,  Quack- 
salbern, Tänzern  und  Strassenmnsikem,  Gauklern 
und  Spassmachern  um  sich.  Beliebte  es  ihn,  nicht 
zu  singen,  so  konnte  ihn  keine  Macht  der  Welt 
dazu  bewegen.  Selbst  den  Kaiser  Hess  er  dann 
vergebens  bitten.  Fiel  es  ihm  aber  ein,  sieb  hören 
zu  lassen,  so  schmetterte  er  sein  „Jo  Bacchus'^  vom 
ersten  bis  zum  letzten  Gange  der  Mahlzeit  in  allen 
Tonarten." 

Auch  der  Künstlemeid,  der  durch  die  musi- 
kalischen Wettkämpfe  stets  reg^  erhalten  wurde, 
trieb  seine  hässliche  Blüte  im  alten  Kom.  Er  rief 
unter  anderm  das  Institut  des  bezahlten  Beifalls, 
die  Claque,  hervor.  Dies  mühelose  Kunstgewerbe 
war  in  der  musiktollen  Weltstadt  eins  der  ein- 
träglichsten Geschäfte.  Selbst  die  berühmtesten 
Künstler  betraten  nicht  die  Bübne,  ohne  vorher 
den  Anführern  der  Claque  die  beifallklatschenden 
Hände  versilbert  oder  vergoldet  zu  haben.  Alle 
zitterten  vor  dem  Schicksal,  im  Pompejustheater, 
dem  grössten  römischen  Volkstheater,  ausgezischt 
zu  werden,  wo  sich  der  Künstler  vor  einer  viel- 
tausendköpfigen Zuhörerschaft  aus  den  höchsten 
bis  zu  den  untersten  Ständen  hören  lassen  mnsste,. 
und  wo  mitAeusserungen  desMissfallens  keineswegs 
gegeizt   wurde. 

(Schluss  folgt) 


V.  @ef)epa|-^epsatt)n)lat)S 

der  musik-Sektion  des  Ullg.  Deutscbeti  Cebrerfttneii-Uereins- 

UerMiia  der  DeMscben  Itlasikiebreriiiiiei« 


iu  und  12.  3uMi  xu  Brene«. 

(Schluss.) 


Der  nächste  Punkt  der  Tagesordnung  galt  der 
Beratung  über  das  ,,Kartellverhältnis^^  mit  dem 
Musikpädagogischen  Verbände.  Frl.  Sophie 
Henkel  legte  die  Vorgänge  klar,  die  auf  der  Gen.- 
Vers.  des  Musikpäd.  Verbandes  zur  Lösung  des  im 
Jahre  vorher  geschlossenen  Kartells  geführt  hatten. 


Sie  verlas  darauf  ein  offizielles  Schreiben,  das  Prof. 
Scharwenka  nach  der  Gen.- Vers,  an  sie  gerichtet 
worin  er  sein  Bedauern  über  die  Vorgänge  und  die 
Lösung  aussprach  und  die  Bitte  daran  knüpfte, 
das  Kartellverhältnis  wieder  zu  schllessen.  Der 
Vorstand  einigte  sich  zu  der  Antwort,  dass  er  die 


219     — 


Entscheidung  über  die  Erneaenmg  des  Kartells 
der  diesjährigen  Gen.- Vers,  vorlegen  wolle.  Frl. 
Henkel  schlag  nun  vor,  nur  unter  der  Bedingung 
wieder  in  Verbindung  zu  treten,  wenn  eine  beider- 
seitige ganz  bestimmte  Geschäftsordnung  aufge- 
stellt wird,  die  die  Funktionen  der  beiden  Vor- 
stände auf's  genaueste  regelt.  Die  Versammlung 
stimmte  dem  Vorschlage  zu,  es  wurde  sofort  eine 
Kommission  von  5  Damen  mit  Frl.  Henkel  an 
der  Spitze  gewählt,  welche  mit  der  Ausarbeitung 
der  Geschäftsordnung  betraut  wurde. 

Der  weitere  Verlauf  der  Tagung  brachte  die 
Berichte  der  Kommissionen  und  lieferte  den  Be- 
weis, dass  voQ  den  Mitgliedern  mit  grosser  Hin- 
gabe und  Opferfreudigkeit  gearbeitet  worden  ist. 
Es  sprach  zunächst  Fr.  Dr.  Müller-Liebenwalde 
über  die  „Schulgesangsfrage."  Tatkräftige  Mit- 
hilfe haben  derselben  geliehen:  Frl.  Helene 
Nöring-Königsberg  durch  Aufstellung  eines 
aus  praktischen  Erfahrungen  erwachsenen  „Lehr- 
planes für  den  Gesangunterricht  einer  9  klassigen 
höheren  Mädchenschule",  Fr.  Dr.  Walther-Darm- 
Btadt  mit  dem  „Entwurf  eines  Lehrplanes  für  den 
Gesangunterricht  an  Volksschulen*^  Frl.  Elsbeth 
Kausch-Berlin  mit  einem  „Lehrplan  für  das 
Gesanglehrererinnen-Seminar",  Frau  Heia  Holt- 
freter-Berlin  mit  zwei  Arbeiten:  „Lehrgang der 
Tonbildung  zur  Ausbildung  von  Fachlehrerinnen 
im  Schulgesangs  -  Seminar"  und  „Lehrgang  der 
Deklamation  für  den  Unterricht  im  Schulgesangs- 
Seminar".  Frl.  Luise  Müller-Darmstadt  reichte 
einen  „Lehrplan  zur  Ausbildung  von  Fachlehre- 
rinnen im  Schulgesangs-Seminar*'  ein;  es  schlössen 
sich  noch  an  die  beiden  von  der  Berichterstatte- 
rin verfassten  Arbeiten:  1.  „Ratschläge  für  den 
Gesangunterricht  an  höheren  Mädchenschulen  und 
Materialien  zur  Aufstellung  von  diesbezüglichen 
Lehrplänen",  2.  „Fortbildungskurse  für  Gesang- 
lehrerinnen an  Mädchenschulen  und  an  Lehrerinnen- 
Seminarien."  Alle  die  vorgenannten  Arbeiten 
wurden  durch  das  opferfreudige  Entgegenkommen 
des  Verlages  unseres  Vereins- Organes  „Der  Klavier- 
Lehrer*'  in  den  Beiheften  „Musikpädagogische 
Reformen"  in  grossen  Auflagen  zum  Abdruck  ge- 
bracht und  dadurch  den  weitesten  interessierten 
Kreisen  zugänglich.  Ungedrackt,  aber  für  späteren 
Druck  in  Aussicht  genommen  sind  noch  die  vor- 
liegenden Arbeiten  von  den  Damen  Frl.  Nöring 
und  Skrodzki-Königsberg  über  die  Ausge- 
staltung der  Stätten  zur  Ausbildung  der  Schulge- 
sangslehre rinnen",  Frl  Marie  Kunkel-Berlin 
„Skizze  ans  meinem  Lehrgang  für  den  Gesang- 
unterricht der  höheren  Mädchenschule**  und  einige 
„Meinungsäusserungen*'  zu  den  veröffentlichten 
Arbeiten.  Die  Referentiu  erwähnt  eines  im 
Druck  vorliegenden  Werkes  von  Frl.  Wadsack- 
Darm  Stadt  „Lehrgang  eines  human-erziehlichen 
Schulgesangunterrichts,  das  auf  Lina  Ramann- 
schen  Grundsätzen  fussend,  schon  darum  hohe 
Beachtung  verdient,   weil   es   eine  der  ersten  Er- 


scheinungen in  der  Schu^gesangsllteratur  aus  weib- 
licher Feder  ist. 

Den  kurzen  sachlichen  Besprechungen  der 
wertvollen  Arbeiten  fügte  die  Referentin  folgende 
beherzigenswerte  Worte  hinzu:  „Die  Betätigung 
der  Frau  auf  dem  Gebiete  des  öffentlichen  Schul- 
gesangswesens  ist  erst  neueren  Datums.  Noch  hat 
der  Mann  in  jahrhundertealter  Kultur  die  Vor- 
arbeit geleistet,  er  hat  den  Boden  bereitet,  wir 
danken  ihm  das  Rüstzeng  des  Geistes,  aliein  wie 
überall  bei  der  Mädchen erziehung  die  Berück- 
sichtigung der  weiblichen  Eigenart  nicht  entbehrt 
werden  kann,  so  fehlte  seither  ganz  besonders  in 
der  Leitung  der  Singstimme  im  Kindes-  und 
Jugendalter  das  vorbildliche  Wirken  der  geschulten 
Frauenstimme.  Merkwürdigerweise  ist  sich  die 
Frau  ihrer  eigentlichen  selbstverständlichen  Auf- 
gabe in  der  Erziehung  auf  diesem  Gebiete  erst 
sehr  spät  bewusst  geworden,  und  deshalb  muss  sie 
jetzt  nicht  nur  eifrig  bestrebt  sein,  sich  für  diesen 
Beruf  in  jeder  Hinsicht  eingehend  zu  bilden, 
sondern  sie  muss  auch  den  Beweis  erbringen, 
dass  sie  befähigt  ist,  den  Gesangunterricht 
an  den  Mädchenschulen  auf  eine  b5here 
Stofe  EQ  heben,  als  er  bisher  ifar,  damit  die 
Schulbehörden  Einsicht  und  Vertrauen 
gewinnen,  um  die  Anstellung  der  Frau  als 
Gesanglehrerin  an  allen  weiblichen  Lehr- 
instituten künftig  zu  befürworten  und  zu 
fördern,  anstatt,  wie  es  bisher  war,  sie  nur  ver- 
einzelt zuzulassen.  Um  dieses  Ziel  zu  erreichen, 
bedarf  es  ernster  gemeinsamer  Arbeit,  die  an  das 
vorher  besprochene  Material  anknüpfen  möge.  Es 
gilt  mustergiltige,  durchführbare  Lehr^ 
plane  zu  beraten,  Fortbildungskurse  zu 
^organisieren  und  an  der  Einrichtung  von 
Seminaren  mittätig  zu  sein.  Vereinigen  wir  nns 
zu  bestimmten  Gruppen,  bei  deren.  Zusammen- 
setzung nur  die  Erwägung  gelten  möge,  wo  jede 
ihren  Platz  am  besten  ausfülle,  um  zu  dem  (ge- 
deihen des  Ganzen  beizutragen. 

Wenn  wir  uns  so  in  den  Dienst  der  Sache 
stellen,  dann  erfahren  wir  für  uns  selber  wohl 
auch  einen  bleibenden  Gewinn  nach  dem  Worte 
von  Helmholtz: 

„Nur  die  Arbeit,  und  zwar  die  uneigennützige 
Arbeit  für  ein  ideales  Ziel  gibt  dauernde  Befrie- 
digung." 

Der  von  der  Referentin  gestellte  Antrag, 
zur  Lösung  der  Schulgesangsfrage  baldmöglichst 
eine  Petition  an  das  Kultusministerium,  sowie 
an  Reichstag  und  Abgeordnetenhaus  einzureichen, 
fand  volle  Zustinmiung,  es  soll  an  die  Verwirk- 
lichung herangetreten  werden,  sobald  die  vorbe- 
reitenden Arbeiten  zum  Abschluss  gelangt  sind. 

Ein  längeres  eingehendes  Referat  hatte  Frl.  Olga 
Stieglitz,  die  Vorsitzende  der ,, Kommission  zur  Re- 
gelung der  Honorarfrage  und  der  Propagandazur  Ver- 
breitung der  Ideen  unserer  Sektion**  eingereicht; 
es  wurde,    da  -  sie  selbst   am   Kommen  verhindert 


220 


war,  durch  Frl.  Morsch-Berlin  verlesen.  Der 
Gedanke  der  Begelnng  der  Honorarfrage 
durch  gedruckte  Unterrichtsbedingungen,  Monats- 
preise, Kündigungsfrist  etc.  ist  seit  der  1901  be- 
gonnenen Propaganda  bereits  derart  durchge- 
drungen und  zum  Allgemeingut  geworden,  dass  es 
kaum  noch  einer  besonderen  Kommissionsarbeit 
dafür  bedarf.  Fast  sämtliche  Gruppen  haben  die 
Bedingungen  acceptiert,  viele  ausserhalb  unserer 
Musik-Sektion  stehende  Vereine  von  Musiklehrem 
und  Lehrerinnen  haben  sich  den  Bestrebungen  an- 
geschlossen  und  gleichfalls  gedruckte  Formulare 
für  ihre  Mitglieder  entworfen.  So  ist  anzunehmen, 
dass  —  die  stete  Aufmerksamkeit  der  Gruppen- 
vorstände vorausgesetzt  —  sie  sich  in  stiller  Weise 
langsam  aber  sicher  weiterentwickeln  wird. 

Weniger  günstiges  berichtete  das  Beferat  über 
die  auf  der  Dresdener  General- Versammlung  be- 
schlossene Erweiterung  der  Honorarfrage, 
„die  Begulierung  der  Geschäftsbeziehungen 
zwischen  Konservatoriumsleitem  und  den  von 
ihnen  angestellten  Lehrerinnen  der  Elementar-  und 
Mittelklassen^S  Die  begonnene  Statistik  fand  so 
wenig  Unterstützung,  dass  das  Vorhaben  inner- 
halb unserer  Sektion  fallen  gelassen  werden 
musste. 

Der  Bericht  über  die  Propaganda  ergab  ein 
Bild  eifrigster  Tätigkeit  und  hocherfreulicher  Be- 
Bultate.  Nachdem  Frl.  Stieglitz  die  Entstehung 
des  Propaganda-Gedankens,  den  Organisationsplan, 
der  ein  Netz  über  ganz  Deutschland  spannt,  die 
Einsetzung  kleiner  Kommissionen  seitens  der 
Gruppenvorstände,  geschildert  hatte,  konnte  sie  als 
Resultat  die  Gründung  von  15  neuen  O.tsgruppen 
verkünden,  die  der  Sektion  annähernd  400  neue 
Mitglieder  zugeführt  haben.  Wenn  trotz  dieser 
vorzüglichen  Erfolge  eine  Aenderung  der  bis- 
herigen Organisation  beschlossen  wurde,  so  ist  die 
Besorgnis  nicht  äuszuschliessen,  ob  nicht  manches 
dadurch  gestöit,  zum  wenigsten  gehemmt  wird.  — 

Die  beiden  Kommissionen,  welche  sich  mit  der 
y  Musikalischen  Vorbildung  auf  dem  wissenschaft- 
lichen Seminar**  und  mit  der  „Sichtung  des  Unter- 
richtsmaterials für  die  4  ersten  Unterrichtsjahre'' 
beschäftigten,  haben  ihre  Arbeiten  noch  hicht  zum 
Abschluss  gebracht  und  beantragten  beiderseits 
Fortführung  des  JBegonnenen  und  teilweise  Ver- 
änderung des  Arbeitsmodus.  Auch  hier  ist  mit 
grossem  Fleiss  und  Hingabe  gearbeitet  worden. 
Besonders  steht  die  Kommission  für  die  Sichtung 
des  Unterrichtsmaterials  vor  einer  ausserordentlich 
schwierigen  Aufgabe,  die  viel  Zeit  und  Ausdauer 
erfordert.  Der  Bericht,  den  Frl.  Anna  Hesse- 
Erfurt  an  Stelle  des  verhinderten  Frl.  Alice 
Küster  vorlas,  besagte  u.  A.,  dass  von  den  Mit- 
arbeiterinnen allein  82  Klavierschulen,  97  Werke 
technischer  Studien,  340  Etüdenwerke  und  512  Vor- 
tragsstücke durchgesehen  und  geprüft  worden  sind. 
Frl.  Küster  beantragt  zur  Fortführung  der  Arbeit 
folgenden  Modus:  Sie  wendet  sich  an  die  Gruppen- 


vorstände und  erbittet  ihre  Mitarbeit.  Die  Mit- 
glieder werden  um  Aufstellung  des  von  ihnen  er- 
probten Unterrichtsmaterials  gebeten,  zu  welchem 
Zweck  sie  ihnen  Verzeichnisse  zum  Ausfüllen  über- 
nütteln  will  und  sie  übernimmt  später  die  Durch- 
sicht und  Zusammenstellung  des  Materials.  Ihrem 
Antrage  wurde  zugestimmt.  — 

In  die  Kommission  zur  „Musikalischen  Vor- 
bildung auf  dem  Seminar**  wurden,  da  Frl.  Anna 
Hesse,  die  den  Vorsitz  bisher  geführt  und  nm 
Entlastung  bat,  folgende  Damen  gewählt:  Fr.  Dr. 
Walther-Darmstadt,  als  Vorsitzende  und  die 
Damen  Frl.  Streb-Darmstadt  und  Frl.  Höpken- 
Bremen  als  Mitarbeiterinnen. 

Ueber  ,,Die  Fürsorge  für  das  Alter'  berichtete 
Frl.  Anna  Morsch.  Sie  hat  ihre  Arbeit  mit  einer 
statistischen  Enquete  begonnen  und  Fragebogen 
versandt,  um  Aufschluss  zu  erhalten,  ob  und  in 
welcher  Weise  die  Mitglieder  Sorge  für  ihr  Alter 
getragen.  Ein  übersichtliches  Bild  ergab  die 
Statistik  nicht.  Von  1000  ausgesandten  Fragebogen 
kamen  nur  ca.  300  zurück,  aber  schon  diese  Hesaen 
erkennen,  wie  wenig  im  allgemeinen  die  Kolleginnen 
an  ihr  Alter  denken,  wie  unzureichend  in  Ver- 
sicherungsfällen die  Renten  sind.  Durch  den  An- 
schluss  au  den  AUg.  D.  Wohlfahrtsverband  und 
der  durch  ihn  bewirkten  Sparrentenversiche- 
rung (Abt.  II.  der  Allg.  D.  Pensionsanstalt  für 
Lehrerinnen  und  Erzieherinnen)  erhofft  die  Refe- 
rentin  eine  grössere  Beteiligung  der  Musiklehre- 
rinnen, umsomehr,  wenn  es  der  Sektion  gelingt, 
die  PensionszuschusskassA,  die  bereits  ge- 
gründet ist,  so  kräftig  auszugestalten,  dass  sie  den 
Versicherten  Beihilfen  zu  den  Prämien  gewährt. 
Als  Grundstock  zu  dieser  Kasse  ist  die  Nutzbar- 
machung des  Paragraphen  des  Beichsinvaliden- 
gesetzes  gedacht,  der  die  Eltern  unserer  Schüler 
verpflichtet,  die  Half  te  des  Markengeldes  zu  zahlen. 
Die  schwere  Durchführung  des  Gesetzes  für  die  Privat- 
lehrerin ist  durch  Auf  nähme  eines  kurzen  Paragraphen 
in  unseren  Unterrichtsbedingungen  gehoben:  «Von 
jedem  Schüler,  resp.  dessen  Eltern  wird  jährlich 
einmal  eine  Mark  zur  Ablösung  ihrer  Verpflich- 
tungen erhoben  und  die  Lehrerin  liefert  die  Ueber- 
Schüsse  in  eine  von  jeder  Gruppe  zu  verwaltende 
Kasse".  Frl.  Morsch  konnte  zu  ihrer  Freude  be- 
richten, dass  fünf  unserer  Ortsgruppen  den  Modus 
eingeführt  und  bereits  UeberschÜsse  abgeliefert 
haben.  Weitere  Gruppen  werden  sich  demnächst 
dem  Vorgehen  anschliessen.  Es  ist  jetzt  aber  die 
Aufgabe,  dass  von  Seiten  unserer  Gruppenvorstände 
mit  voller  Energie  für  die  Einführung  des  ange- 
deuteten Paragraphen  und  die  Stärkung  der  Kasse 
gewirkt  wird;  es  gilt  einem  gemeinnützigen  Unter- 
nehmen, in  welchem  der  Geist  der  Einmütigkeit, 
der  dem  Grundgedanken  unserer  Vereinigung  ent- 
spricht, in  schönster  Weise  zum  Ausdruck  ge- 
langen kann. 

Unter  den  verschiedenen  Anträgen,  die  meist 
interne  Fragen  behandelten  und  sich  rasch  erledigten. 


—     221 


war  die  Aufstellong  eines  Verbandsthemas  von 
Wichtigkeit  Die  früher  zweimal  im  Jahr  von  den 
Gruppen  gestellten  Aufgaben,  die  der  freiwilligen 
Mitarbeit  überlassen  blieben,  hatten  sich  überlebt 
and  fanden  fast  gar  keine  Beteiligung  mehr;  — 
durch  das  Verbandsthema,  das  alle  Gruppen  zur 
Mitarbeit  heranzieht  und  dessen  Modus  nach  dem 
im  Allg.  D.  L.-V.  üblichen  eingerichtet  werden 
6oli,  hofft  der  Vorstand  diesem  Arbeitszweige  neues 
Leben  einzuhauchen.  —  Beschlossen  wurde  noch,  eine 
Vertretung  zum  nächsten  Kunsterziehungs- 
tage nach  Hamburg  zu  entsenden.  Gewählt 
wurde  Frau  Grumbach,  die  Vorsitzende  der 
Hamburger  Gruppe,  und  JFrau  Dr.  Müller- 
Lieben  w  aide- Berlin. 

Zu  berichten  ist  noch  die  Beschlnssfassung, 
dem  Titel  „Musik-Sektion  des  Allg.  D.  L.-V.'',  der 
öfter  zu  Missverständnissen  Veranlassung  gegeben 
hat,  den  Untertitel  „Verband  der  deutschen 
Musiklehrerinnen''  hinzuzufügeu,  ferner  dass  der 
Oesamtvorstand  wiedergewählt  wurde. 

Zum  erstenmal  hatte  die  Musik-Sektion  auf 
einer  Generalversammlung  neben  ihren  geschäft- 
lichen Sitzungen  Eaum  für  einen  öffentlichen  Vor- 
tragsabend erhalten.  £s  sprachen  am  Pfingstmon- 
tag vor  gut  besuchter  Versammlung  Frl.  Hui  da 
Schultze-Bonn  über  das  Thema :  „Welche  ideellen 
Vorteile  sind  von  der  Reform  des  Schulgesanges 
iür  Lernende  und  Lehrende  zu  erwarten?"  und 
Frl.  Maria  Leo- Berlin  über:  „Die  Stellung  des 
Musikunterrichts  im  allgemeinen  Erziehungsplan, 
Hückblicke  und  Ausblicke.'*  —  Beide  Vorträge  er- 
rangen lebhaften  Beifall,  der  Vorstand  hofft  sie 
dem  Druck  übergeben  zu  können,  damit  sie  zu 
allgemeiner  Kenntnis  der  Mitglieder  kommen. 

Der  ernsten  Arbeit  der  Sitzungen  gesellten  sich 


die  Stunden  der  Erholung  und  des  frohen  Zu- 
sammenseins. Mit  einer  nicht  hoch  genug  zu 
rühmenden  gastlichen  Sorge  hatte  sich  die  B  remer 
Musikgruppe  und  ihre  liebenswürdige  Vorsitzende, 
Frl.  Gertrud  Höpken,  um  das  Wohl  und  das 
Behagen  der  Kolleginnen  bemüht.  Das  prägte  sich 
schon  in  der  Sorge  um  die  Wohnungen  aus.  Zum 
Abend  des  Pfingstmontag  waren  Einladungen  zu 
einem  festlichen  Zusammensein  in  den  schönen 
Bäumen  des  Künstlerhauses  ergangen,  wo  den 
zahlreich  erschienenen  Gästen  neben  einem  er- 
lesenen Souper  ein  kleines  musikalisches  Festspiel 
geboten  wurde,  das  in  5  Bildern  die  Entwicklungs- 
epochen der  Musik  markierte,  mit  Orpheus  und 
Arion  beginnend  und  zum  Zukunftstraum  im  Jahre 
2000  führend,  wo  die  Musik  nur  noch  durch  Elek- 
trizität erzeugt  wird.  Das  Ganze,  in  mimischer 
Darstellung  mit  Gesang  und  Klavierbegleitung  und 
in  den  reizendsten  Kostümen  ausgeführt,  war  von 
einem  so  feinen,  vornehmen,  köstlichen  Humor  ge- 
tragen, dass  es  auf  stürmischen  Wunsch  wiederholt 
werden  musstr.  Am  Dienstag  Abend  fand  das 
grosse  offizielle  Festessen  mit  den  Mitgliedern  des 
Allg.  D.  L.-V.  statt,  an  dem  die  Senatoren  Bremens 
teilnahmen.  Zum  Mittwoch,  als  Ausklang  der  Tage, 
hatte  der  Norddeutsche  Lloyd  eine  Einladung 
erlassen  und  führte  seine  Gäste  auf  einem  Lloyd- 
dampfer nach  Bremerhaven  und  darüber  hinaus. 
Der  Schnelldampfer  „Kaiser  Wilhelm  der  Grosse" 
wurde  besichtigt,  nachmittags  5  Uhr  fand  ein  ge- 
meinsames Mittagessen  in  der  Lloydhalle  statt. 
So  klangen  die  arbeitsreichen  Bremer  Tage  im  frohen 
Zusammensein  und  von  der  Hoffnung  auf  weiteres 
erspriessliches  Zusammenwirken  beseelt,  in  harmo- 
nischem Vollklang  aus. 

Anna  Marsch* 


Die  BerliNtr  Singakaaenie  avf  Reisen. 


Es  dürfte  wohl  das  erste  Mal  sein,  dass  sich 
ein  grosser  gemischter  Chor  mit  seinem  ihn  stets 
begleitenden  Orchester  auf  eine  Kunstreise  zu  einer 
verhältnismässig  weit  entlegenen  Stadt  begibt. 
Und  doch  wäre  die  von  Professor  Georg  Schu- 
mann, dem  Direktor  der  „Berliner  Singakademie'', 
in  die  Wirklichkeit  umgesetzte  Idee,  in  Eisen  ach 
drei  Bach-Konzerte  zu  Gunsten  der  Erwerbung 
von  Bach's  Geburtshaus  zu  veranstalten,  mit 
verändertem  Zwecke  wirklich  der  Nachahmung, 
oder  vielmehr  der  Wiederholung  in  höchstem 
Masse  wert.  Wenn  neuerdings  der  Plan  auftaucht, 
in  Weimar  eine  „Nation albühne  für  die  deutsche 
Jugend"  zu  errichten,  so  könnte  man  einmal  auch 
an  dieser  Stelle  jährlich  wiederkehrender  Chorauf- 
führungen  in  einer  mitteldeutschen  Stadt  durch 
die  Berliner  Singakademie  ernstlich  das  Wort  reden. 
Dazu  wäre  denn  Eisenach  wegen  seiner  geschicht- 
lichen  Bedeutung   und   seiner  seltenen  Naturreize 


wie  geschaffen.  Ich  denke  dabei  zunächst  an  Dar- 
bietungen von  nur  Bach*schen  Werken,  wie  es  ja 
auch  dieses  Jahr  am  2B.  und  27.  Mai  in  so  aus- 
gezeichneter Weise  geschehen  ist.  Vielleicht  Hessen 
sich  die  Konzerte  in  die  Zeit  der  Pfingstferien  ver- 
legen, da  dann  die  vielen  mitwirkenden  Lehrer 
ungehindert  abkommen  können.  In  der  alten  und 
akustisch  vorzüglichen  St.  Georgenkirche  hätte  man 
eine  würdige  Stätte  gefunden,  worin  Baches 
Kirchenmusik  zum  tönenden  Leben  gebracht 
werden  könnte.  Der  neuerdings  immer  mehr  auf- 
tauchenden Forderung,  die  Kunstwerke  nur  an  den 
Stätten  aufzuführen,  für  die  sie  bestimmt  sind,  käme 
man  so  auch  in  schöner  Weise  entgegen.  Die  Neue 
Bachgesellschaft  aber  könnte  hier  wiiklich  eine 
kulturelle  Frage  von  grosser  Bedeutung  zur  Lösung 
bringen:  Eisenach  würde  eine  reiche  Quelle  der 
Erbauung,  Anregung  und  —  Belehrung  für  viele, 
namentlich  aber  für  die  Dirigenten! 

Gustav  Beckmann* 


—     222     — 


Mitteilungen 


von  Hochsohulen  und  Konservatorien. 


In  das  Stern^sche  Konservatorium  (Direktor 
Professor  Gustav  Hollaender)  werden  mit  Be- 
ginn des  neuen  Schu]jahre8  Professor  James 
Kwast,  bisher  am  Klindworth-Scharwenka- Kon- 
servatorium, sowie  dessen  Gattin.  Frau  Frieda 
Kwast-Hodapp,  Grossherzoglich  hessische 
Kammervirtuosin,  als  Lehrkräfte  für  die  Klavier- 
Ausbildungsklasse  eintreten.  Ausserdem  ist  Herr 
Theodor  Bohl  mann  (ein  Schüler  Karl  Klind- 
worth's),  der  seit  10  Jahren  am  Konservatorium  in 
Cincinnati  als  Pianist  und  Lehrer  wirkt,  als  Lehrer 
gewonnen.  An  Stelle  des  Violin- Virtuosen  Issay 
Barmas  übernimmt  Alfred  Wittenberg  eine 
Violin-Ausbildungsklasse,  desgleichen  der  I.Konzert- 
meister der  Komischen  Oper,  Prof.  Fritz  Aranyi, 
welcher  in  Budapest  als  Konzertmeisterider  dortigen 
Oper  und  Professor  des  dortigen  Konservatoriums 
tätig  war.  Die  Schauspielschule  des  Deutschen 
Theaters  (Direktor  Max  Reinhardt)  wird  mit 
der  des  Stern*schen  Konservatoriums  vereinigt. 

üeber  ein  Konservatorium  der  Musik  in 
Tokio  wird  berichtet:  Prinz  Karl  Anton  von 
Hohenzollern,  der  vor  seiner  Abreise  zum 
Kriegsschauplatz  dem  Kaiser  von  Japan  einen  Be- 
sach  abstattete,  ist  ein  Freund  guter  Musik. 
Schon  vor  seiner  Abreise  zur  Front  hatte  er  das 
Konservatorium  für  Musik  in  Tokio  besucht  und 
sich  von  den  Leistungen  der  unter  deutscher 
Leitung  stehenden  Schule  überzeugt.  Ans  An- 
lass  eines  zweiten  Besuches  am  3.  Mai  wurde  von 
Lehrern  und  Schülern  des  Konservatoriunis  ein 
Extrakonzert  veranstaltet,  zudem  auch  die  Deutschen 
Tokio^s  Einladungen  erhielten.  Professor  August 
Junker,  ein  Kölner,  der  nach  Amerika  ging  und 
von  dort   nach  Japan   kam,   ist   seit  5  Jahren  der 


Leiter  des  Konservatoriums.  Er  fand  e'n  Institut 
vor,  das  deutsche  Lehrkräfte,  besonders  Professor 
Dittrich,  schon  zu  ansehnlicher  Entwicklung  ge- 
bracht hatten.  Junker  hat  das  Konservatorium 
dann  durch  sein  Organisations-  und  Direktions- 
talent, sowie  dank  seinen  vielseitigen  Kennlaiissen 
als  ausübender  Musiker  sehr  gefördert.  Musikalisch 
gebildete  Männer,  wie  der  Philosophie- Professor 
Dr.  V.  Kö her,  derselbe,  der  Schwegler's  „Geschichte 
der  Philosophie^^  seiner  2jeit  in  München  neu  be- 
arbeitete, H.  Heydrich,  eine  Gesangslehrerin  und 
eine  Anzahl  in  Deutschland  ausgebildeter  japa- 
nischer Künstler  wie  die  beiden  Geschwister  Koda 
stehen  ihm  hilfreich  zur  Seite.  Was  der  Chor  und 
das  Orchester  des  Konservatoriums  schon  leisten 
können,  ersieht  man  am  besten  aus  folgendem 
Programm,  das  dem  Prinzen-Konzert  zu  Grande  ge- 
legt war:  Chöre:  „Adoramus''  von  Palestrina; 
„Heimweh"  von  Jork  (beide  a  cappella);  Orchester: 
„Suite  Arl^sienne"  von  Bizet;  Violin-Solo:  Bomanze 
von  Wieniawski,  „Perpetuum  mobile"  von  Ries. 
Eine  der  Damen  Koda  wirkte  als  Violinistin  mit. 
die  andere  sass  am  Klavier.  Femer  hörten  wir 
die  Arie:  „Ihr,  die  Ihr  Triebe"  von  Mozart  von 
Frau  Fujii.  In  Mendels  söhn 's  Klavierkonzert 
mit  Orchesterbegleitung  spielte  Dr.  v.  Köber  den 
Klavierpart.  Den  Schluss  bildete  Wagners 
„Kaiser- Marsch"  mit  Chor  und  Orchester,  unter 
Textunterlage  eines  modernen  japanischen  Sieges- 
hymnus. Das  Programm  wurde  zur  höchsten  Zu- 
friedenheit des  Publikums  absolviert.  Während 
man,  was  die  Technik  des  Spiels  anlangt,  an  die 
Japaner  hohe  Anforderungen  stellen  darf,  genügen 
ihr  Gesang  und  der  künstlerische  Vortrag  noch 
nicht  deutschen  Ansprüchen. 


Vermischte  Nachrichten. 


Direktor  Conried  hat  mit  der  Gesellschaft 
der  Metropolitan-Opera  Wagner* s  „Parsifal*  in 
zwei  Jahren  130  mal  in  New-York  und  andern 
Städten  der  Vereinigten  Staaten  aufgeführt.  Die 
Operntroppe  von  Henry  Savage,  die  ebenfalls 
Nord-Amerika  mit  dem  „Parsifal"  bereist,  hat  im 
ganzen  224  Vorstellungen  veranstaltet. 

Therese  Malten,  die  gefeierte  Dresdener 
Wagner-Sängerin,  feierte  am  21.  Juni  ihren  fünf- 
zigsten Geburtstag.  1855  zu  Insterburg  in  Ost- 
preussen  als  Tochter  eines  höheren  Militärbeamten 
namens  Müller  geboren,  verlebte  sie  ihre  Kinder- 
jahre in  Danzig,  wohin  ihr  Vater  bald  nach  ihrer 
Geburt  versetzt  wurde.  Es  wird  ei  zählt,  dass 
sie  bereits  mit  vier  Jahren  Arien  und  Lieder 
nachgesungen,  die  sie  von  ihrer  Mutter  ge- 
hört,   einer    stimmbegabten    Dame,    die,    ohne    je 


Gesangsunterricht  gehabt  zu  haben,  häufig  in 
Konzerten  mit  Erfolg  auftrat.  Dann  siedelten  ihre 
Eltern  nach  Berlin  über,  und  auf  Anraten  des 
seiner  Zeit  viel  gefeierten  Mitgliedes  der  Berliner 
Hofoper,  des  Herrn  Woworsky,  der  sie  zufällig 
in  einer  Gesellschaft  kennen  lernte,  nahm  sie 
Unterricht  bei  dem  Professor  an  der  Hochschule 
Gustav  Engel,  sowie  dramatischen  Unterricht 
beim  Hofschauspieler  Kahle.  Anfang  Juni  1873 
betrat  die  junge  Künstlerin  zum  erstenmale  am 
Dresdener  Hoftheater  die  weltbedeutenden  Bretter 
mit  solchem  Erfolge,  dass  sie  sofort  engagiert 
wurde,  und  zwar  für  das  eiste  Rollenfach,  das  sie 
seitdem  in  immer  weiterem  Umfange  beherrschte. 
Senta,  Elisabeth,  Eva,  Elsa,  Isolde,  Pidelio, 
Armide  etc.  sind  von  ihr  dargestellt  worden:  1882 
kreierte  sie  in  Baireuth  die  Kundry  im  „ Parsifal*^ 


223     — 


mit  ausserordentlichem  Erfolge.  ,Sie  sind  mir  za 
einem  schönen  Gewinnst  geworden,  and  vieles  er- 
hoffe ich  mir  noch  von  Ihrer  Mitwirknng  bei  allen 
meinen  ferneren  Unternehmangea**,  so  schrieb 
Richard  Wagner  im  Oktober  1882  in  einem 
längeren  Briefe  an  die  Künstlerin.  Mit  einem 
Jnbel,  welcher  selbst  in  Dresden  selten  ist,  hat 
man  im  Jahre  1898  das  fünfandzwanzigj ährige 
Jabiläam  der  Künstlerin  gefeiert.  Seit  einigen 
Jahren  ist  Therese  Malten,  die  in  Zschachwitz  bei 
Dresdtsn  eine  schöne  Besitzung  hat,  Ehren-Mitglied 
der  Dresdener  Hofbähne. 

Das  weltliche  Oratorium  „Von  den  Tages- 
zeiten'' von  Professor  Eriedrich  E.  Koch, 
welches  im  November  voiigen  Jahres  in  Aachen 
unter  Professor  Schwickeraht's  Leitung  einen 
durchschlagenden  Erfolg  erzielte,  ist  bereits  für  die 
nächste  Saison  von  den  Konzertgesellschaften  in 
Köln,  Essen,  Barmen,  Görlitz,  Lübeck.  Insterburg, 
Harlem  etc.  zar  Aufführung  angenommen. 

Dem  Chordirigenten  und  Musiklehrer 
königl.  Musikdirektor  Heinrich  Witte  zu 
Essen  ist  der  Titel  als  „Professor"  verliehen 
worden. 

Der  bekannte  Literarhistoriker  Prof.  Dr. 
Adolf  Stern  in  Dresden,  seit  mehr  als  30 
Jahren  Lehrer  an  der  kgl.  Technischen  Hoch- 
schule In  Dresden,  in  früheren  Jahren  lange  Zeit 
eifriges  Vorstandsmitglied  des  „Allgemeinen  Deut- 
schen Musikvereins,^*  feierte  am  14.  Juni  seinen 
70.  Geburtstag. 

In  der  Hauptversammlung  des  „Allgemeinen 
deutschen  Musikvereins'*  in  Graz  am  3.  Juni 
führte  in  Vertretung  des  ersten  Vorstandes,  Dr. 
Richard  Strauss,  Professor  Max  Schillings  den 
Vorsitz.  Aus  dem  Bericht  über  die  Mitgliederbe- 
wegung war  zu  ersehen,  dass  im  Vorjahre  bei  der 
Hauptversammlung  in  Frankfurt  a.  M.  der  Verein 
930  Mitglieder  zählte,  die  sich  bis  heute  auf  961 
erhöht  hat.  Die  von  Musikdirektor  Wirkner  aus 
Essen  überbrachte  Einladung  des  Oberbürger- 
meisters dieser  Stadt,  Essen  als  nächsten  Festort 
zu  bestimmen,  wurde  mit  grossem  Beifall  ange- 
nommen. Darauf  erstattete  Schatzmeister  Bassow 
den  Kassenbericht,  der  zar  Kenntnis  genommen 
und  genehmigt  wurde.  Danach  betrug  das  Ver- 
einsvermögen 46 195,81  Mk.  gegen  41 554,35  Mk. 
im  Vorjahre,  der  Vermögensbestand  der  Beet- 
hovenstiftung belief  sich  auf  24344,60  Mk.,  der 
der  Mansouroff Stiftung  32334,60  Mk.  und  der 
der  Lisztstiftung  104  046,61  Mk.  Bei  der  da- 
nach folgenden  Wahl  des  Vorstandes  wurde  über 
den  Antrag  des  Dr.  Weigand  aus  München  mit 
Stimmzettel  angenommen.  Das  Ergebnis  war: 
Hichard  Strauss  (1.  Vors.),  Max  Schillings 
(2.  Vors.),  Friedrich  Rösch  (Schriftf.),  Rassow 
(Schatzm.),  Felix  Mottl,  Dr.  Hans  Sommer 
und  Siegmund  v.  Hausegger  in  den  Vorstand 
und  in  den  Masikausschuss  Wolfrum,  Humper- 
dinck,    Dr.    Obrist,    Max    Heger    und    Hans 


Pf  it  zu  er.  Der  Antrag,  die  „Neue  Zeitschrift  für 
Musik"  als  ofüzielles  Vereinsorgan  anzuerkennen, 
wurde  abgelehnt.  Der  Beschluss  bezüglich  der 
sozialen  Lage  der  deutschen  Orchestermusiker,  den 
Dr.  Paul  Marsop  vorlas,  wurde  mit  grossem  Bei- 
fall aufgenommen.  Die  sich  anschliessende  Musik- 
aufführang  bei  verdecktem  Orchester  fand  das  un- 
eingeschränkte Lob  der  Versammelten. 

In  Pöchlarn,  einem  niederösterreichischen 
Städtchen  am  rechten  Ufer  der  Donau,  ist  ein 
Denkmal  geplant,  das  an  die  alte  Nibelungensage 
erinnern  soll.  Als  Platz  für  das  Denkmal  in  Pöch- 
larn, dem  „Bechelaren"  des  Nibelungenliedes,  wurde 
die  sogenannte  Stegau  gewählt,  am  Donauufer, 
wo  nach  der  Sage  der  Nibelungenzug  auf  der  Fahrt 
zum  König  Etzel  den  Fiuss  überschritt.  Felsige 
Stufen  führen  zum  Ufer  zu  der  Stelle,  wo  das 
Denkmal  gedacht  ist,  mit  der  überlebe nsgrossen 
Hauptfigur  des  Markgrafen  Rüdiger  von  Beche- 
laren,  über  zwanzig  Meter  hoch,  weit  von  der 
Donau  aus  sichtbar.  Am  Sockel  wird  eine  Anzahl 
von  Gruppen  angebrecht  werden:  der  Empfang- 
der  Nibelungen  darch  Rüdiger  und  seine  Familie 
die  Vermählung  Siegfrled'ö,  Siegfried*s  Tod  u.  s.  w. 
Direkt  anschliessend  an  dieses  Monument  will  der 
Schöpfer  des  Denkmals,  Wilhelm  Seibt,  auch 
das  Volksfestspielhaus  aufbauen. 

Rosa  von  Milde,  geb.  Agthe,  die  Elsa  bei 
der  Uraufführung  des  „Lohengrin"  in  Weimar, 
konnte  am  9.  Jon!  in  verhältnismässiger  Rüstig- 
keit  die  60.  Wiederkehr  des  Tages,  an  dem  sie  als 
Amine  in  der  „Nachtwandlerin*^  im  Hoftheater  zu 
Weimar  erstmals  die  Bühne  betrat,  feiern.  Die 
greise  Künstlerin  gehörte  der  grossherzoglichen 
Hofbühne  bis  zum  Jahre  1867  an;  später  wurde 
sie  zum  Ehrenmitgliede  dieses  Theaters  ernannt. 

Die  ehemalige  Hofopernsängerin  des  Berliner 
Kgl.  Opernhauses  Frau  Mila  Kupfer-Berger 
ist  am  12.  Mai  in  Neu  waldegg  bei  Wien,  58 
Jahre  alt,  einem  Schlaganfall  erlegen.  Fr.  Kupfer- 
Berger  begann  ihre  Laufbahn  in  Linz  im  Jahre 
1871  als  „Margarete*\  Bald  nachher  erhielt  sie 
einen  Ruf  an  die  Berliner  Hofoper.  Nach  vier- 
jährigem Wirken  wurde  sie  nach  einem  von  glän- 
zendem Erfolg  begleiteten  Gastspiel  in  Wien  für 
das  dortige  Hofoperntheater  verpüichtet.  Bis  zum 
Jahre  18S5  war  die  geschätzte  Säugerin  in  Wien 
tätig,  und  ihre  prächtigen  Leistungen  als  Elsa, 
i*'enta,  Aida  und  Elisabeth  machten  sie  bald  zum 
Liebling  des  Publikums.  Später  widmete  sie  sich 
der  italienischen  Oper,  und  auf  ihren  Reisen  in 
Europa  und  Amerika  erntete  sie  reichen  Lorbeer. 
In  den  letzten  Jahren  hatte  die  Künstlerin  in 
Wien  als  Gesangslehrerin  ihren  Wohnsitz  ge- 
nommen. 

Am  8.  Mai  starb  in  Florenz,  78  Jahre  alt, 
Frau  Jessie  Hillebrand,  geb.  Taylor,  die  Witwe 
des  1884  verstorbenen  Kulturhistorikers  Karl  Hille- 
brand, eine  hervorragende  musikalische  Mäcenin. 
Als  Frau  Jessie  Laussot  trat  die  Verstorbene  in 


—     224     — 


intim  freandscbaftlichen  Verkehr  mit  Liszt  and 
Bülow.  Als  sie  nach  der  Trennung  von  ihrem 
«rsten  Gatten  nach  Florenz  übersiedelte,  gründete 
and  leitete  sie  dort  als  vortreffliche  Klavier- 
spielerin einen  Inf nsik verein  ,Societä  Cherubini'S 
und  war  bemüht,  deutsche  Masik  za  pflegen  und 
den  künstlerischen  Geschmack  in  der  Amostadt  zu 
heben.  Zahllose  deutsche  Künstler,  die  Florenz 
besuchten,  fanden  in  ihrem  Hause  gastliche  Auf- 
nahme. Bülow  schätzte  die  „vortreffliche  Frau 
und  virtuose  Freundin*  besonders  hoch. 

Generalintendant  Ernst  v.  Possart  in 
München  hat  sein  Entlassungsgesuch  dem  Prinz- 
regenten eingereicht  und  die  Genehmigung  des 
JRücktrittes  erhalten.    Bei  den  grossen  Verdiensten 


Possart' s  —  es  darf  nur  an  die  mustergiltigeii 
Wagner-  und  Mozart -Aufführungen  im  Prinz- 
regententheater  erinnert  werden  —  erregt  sein 
Hücktritt  berechtigtes  Aufsehen. 


Erkl&rung. 
Im  Interesse  des  Herrn  Ludwig  Riemann 
und  um  Irrtümer  zu  vermeiden,  halte  ich  es  für 
meine  kollegiale  Pflicht,  zu  erkl&ren,  dasssich  der 
Ausdruck  ^^Bordelllied^  in  meiner  Erwiderung 
(Vergl.  „Klavierlehrer*  vom  1.  Juni)  nicht  auf  das 
Wort  ~  dieses  war  einwandfrei  — ,  sondern  auf 
die  Weise  bezog. 

Gustav  Beckmann. 


Bücher  und  Musikallen. 


Ladrlg    Schytte,   op.  3,   No.   2.     Impromptu   für 
Pianoforte. 
Wilhelm  HanieDy  KopenbAfeB  mrnd  Leipsiff. 

Ludvig  Schytte's  As-dur-Impromptu  aus  op.  3 
ist  eine  treffliche  Studie  für  Doppelgriffe  der  rechten 
Hand  in  Chopin'scher  Weise  und  ein  überaas  wohl- 
klingendes, anziehendes  kleines  Musikstück  zu- 
gleich, das  ich  nicht  umhin  kann,  es  allen  guten 
Pianisten  und  denen,  die  es  werden  wollen,  auch 
in  der  vorliegenden  Neuausgabe  zu  Studium  und 
Vortrag  als  höchst  förderlich  und  wirksam  ange- 
legentlich zu  empfehlen. 

Anton  Dvorak:  Walzer  für  Klavier  zu  zwei  Händen. 
Fr.  A«  Crbiaek»  Prag. 

Die  fünf  Walzer  Anton  Dvofäks  zu  veröffent- 
lichen war  gewiss  kein  unbedingtes  Gebot,  um 
80  weniger,  da  sie  von  der  Wesenseigentümlich- 
keit des  bedeutenden  böhmischen  Meisters  so  gut 
wie  gar  nichts  verspüren  lassen  und  sich  auch 
sonst  nach  keiner  Seite  hin  durch  Geist  oder  be- 
stechende melodische  Züge  hervortun. 

Dirk  Schäfer:  4  kleine  Klavierstücke. 

SSddevtaclier  HnalkTerUf,  Strastbarv  1.  E. 

Vier  sehr  hübsche,  melodisch  reizende,  in  der 
Form  höchst  geschmackvolle  Klavier  Sachen,  die 
sicherlich  grossen  und  kleinen  Leuten  viel  Freude 
und  Anregung  geben  werden.  Im  „Pastorale  air 
antico''  herrscht  eine  still  beschauliche,  freundliche 
Stimmung,  das  „Menuett*^  verbindet  feine  Klang- 
wirkung mit  gut  getroffenen  Gegensätzen  in  Haapt- 
und  Nebenteilen,  der  „Chant  m^lancoliqae^*  ist  wirk- 
lich einer,  auch  wenn  er  nur  einen  einzigen,  acht 
Takte  ausfüllenden  Gedanken  bietet,  der  „Walzer^* 
endlich  ist  von  liebenswürdiger,  heiterer  Grazie 
erfüllt  und  hat  nach  harmonischer  Seite  hin  gar 
Mancherlei  aufzuweisen.  Dirk  Schäfer's  Stücke 
erfreuen  nicht  allein,  sondern  werden  auch  zur 
Belebung   des  musikalischen  Sinnes  und  Vortrags- 


gefühls ungemein  viel  beitragen.    Man  spiele  sie 
fleissig. 

Peterson-Berger:  Lyrisches  Album  für  Pianoforte. 
▲br.  Iila44BUt»  Stoekholm. 

Den  Inhalt  von  Peterson-Berger'a  Lyrischem 
Album  bilden  sechs  zweihändige  Klavierstücke.  Sie 
sind  leicht  spielbar,  von  angenehmer  Klangwirkung 
und,  obwohl  dem  ausgesprochenen  Salongenre  an- 
gehörend, von  sehr  anständiger  und  annehmbarer 
Art.  Sie  mögen  Beachtung  finden,  nmsomehr,  als 
sie  recht  geeignet  erscheinen,  den  Tonsinn  zu  be- 
leben und  dem  Darstellungsvermögen  als  brauch- 
bares Material  zu  dienen. 

Eduard  Borregaard:  „Adoration*.    Quasi  una  Fan- 
tasia.   Legende  für  Pianoforte. 
Wilbalm  HaaMM»  Kopeahagea  aad  Lelpal«. 

Ein  Stück,  das  anfänglich  durch  seine  Harmonik 
befremdet,  bei  weiterem  Spielen  hingegen  sehr  ge- 
winnt. Der  Komponist  beliebt,  die  Melodieführung 
ziemlich  häuflg  in  Oktaven  vorzunehmen,  vielleicht 
wäre  Mehrstimmigkeit  hier  und  da  mehr  am  Platze 
und  von  bedeutenderer  Wirkung  gewesen.  Jedenfalls 
spricht  aus  dem  Ganzen  ernsthaftes  Streben  und 
lebendiger  Drang  nach  wirklich  künstlerischer  Mit- 
teilung. 

Eugen  SegniU. 

F.   Mandencheid:    ,  Klassische    Chor-Gesänge   für 
Frauenstimmen  mit  Klavierbegleitung. 
L.  Bebwaaa,  Daaaeldarf. 
Die  Sammlung  umfasst  4  Hefte  und  ist  in  der 
Hauptsache  zum  Gebrauche  in  höheren  Mädchen- 
schulen und  Lehrerinnenseminaren  bestimmt.    Bei 
der   nicht   grossen    Auswahl    guter    Frauenchöre 
wird  die  Sammlung  auch  über  ihren  Bestimmungs- 
kreis hinaus  willkonmien  sein.    Sie   enthält  Chöre 
von  Beethoven  „Kaiserlied"  (2-  bezw.  8 stimmig) 
von  Mendelssohn:  Frühlingschor  aus  , Walpurgis- 


—     225     — 


nacht^',  Ave  Maria  aus  „Loreley'S  ,,Motette'^  op.  39, 
No.  2,  von  Haydn  zwei  Chöre  ans  den  ,, Jahres- 
zeiten", von  „Schubert  der  23.  Psalm  „Grott  ist 
mein  Hirt"  (48timmig)  und  zwei  dreistimmige  Chöre 
von  Schümann  „An  Vögleins  G-rab"  nud  „Spinne- 
lied". Handliches  Format,  klarer  Stich  und  ein 
billiger  Preis  dürften  der  Sammlung  eine  grosse 
Verbreitung  sichern.  ^^^^  ^^^^ 

W.  lilolther:  „Wagner  als  Dichter". 
Bud  M  Marqvardy  Berlin. 
In   der   Monographiensammlnng    „Die    Lite- 
ratur" veröffentlichte  W.  Golther   eine   vorzüg- 
liche  Abhandlung   über  Wagner   als   Dichter. 
In  knapper  Form,   aber  alles  Wichtige  berührend, 


betrachtet  er  bei  jedem  Werke  Wagner's  die  Qaellen 
und  hebt  dann  die  Bedeutung  der  Wagnerischen 
Dichtung  hervor.  Auch  dieses  Büchlein  wird  viel 
Gutes  stiften  und  ein  tieferes  Verständnis  einer 
immer  noch  unterschätzten  Seite  des  Wagner 'sehen 
Schaffens  anbahnen.  Die  reichen  Illustrationen 
zeigen,  wie  die  Maler  von  Wagner  angeregt  worden 
sind  und  bieten  grosses  Interesse,  selbst  in  Beards- 
ley's  Kuriositäten.  Man  vermisst  einen  grossen 
unter  ihnen :  Egusquiza.  Im  Verlag  von  Schuster  & 
Löffler  in  der  Sammlung  „Die  Dichtung"  ist 
unter  demselben  Titel  eine  Monographie  von 
H.  von  Wolzogen*  erschienen,  die  obenerwähnte 
ergänzt. 

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228     — 


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Stellenvermlttltitig  aer  muslksektlon 
des  JlllgeM.  DeNticDe«  CeAr<rittN(ii'9ereiii$. 

CeBtrallettvno:  Berlin  W.,  Luitpoldttr.  43. 


S^^ 


Auszug  aus  dem 

Stellenvermittlungs-Register. 


Offene  Stellen: 

Für  ein  Masik-Institnt  in  einer  belebten  Stadt 
Pommerns  wird  eine  Klavierlehrerin,  Ober- 
st nfe,  gesacht.  Violin-Elementaranterricht  gleich- 
zeitig erwünscht.     Antritt  J.  8.  oder  1.  9.  05. 

Für  ein  ent  besuchtes  Musikinstitut  in  einer 
lebhaften  Stadt  im  S.  V.  wird  eine  tüchtige  Violin- 
lehrerin gesucht.  Das  Violin  fach  soll  neu  ein- 
gerichtet werden  und  wird  daher  vorläufig  kein 
Fixum  bewilligt. 

Gesuehte  Stellen: 

Eine  vorzügliche  Gesangspädagogin,  die  sich 
durch  schriftstellerische  Arbeiten  auf  diesem  Ge- 
biete einen  Namen  gemacht  hat,  sucht  Engage- 
ment an  einem  Konservatorium. 


Eine  tüchtig»  Klavierspielerin  und  Lehrerin, 
ausgebildet  am  Münchener  Konservatorium,  sucht 
Stellung  an  oiner  Musikschule. 


Meldungen   sind   zu   richten    an   die   Ceutral- 
leituDg   der  Stellenvermittlung   der  Musiksektion. 

Adr.:  Frau  H.  Burgiiausen,  Beriin  W.,  Luitpoidtsr.  43. 


Musikpädagogischer  Verband. 


"^ 


Zweiter 
Mnsikpädagogischer  Kongress 

6.-8.  Oktober  1904 
ZU  Berlin. 


. 


-->*«- 


Vorträge  und  Referate 

Herausgegeben 

von  dem  Vorstande 

des 
Musikpadagogiachen  Verbandes. 

(Eigentum  des  Verbandes.) 

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Zu  beziehen  gegen  vorherige  Einsendung 
des  Betrages  (für  1  Expl.  in  deutschen  Brief- 
marken) von  der  Geschäftsstelle: 


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Verlag  »»Der  Klavier- Lehrer''» 
Berlin  W.  50. 


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C.  BECHSTEIN, 


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Hoflieferant 

Br.  Maj.  des  Kaisers  von  Deutschland  und  Königs  von  Preussen, 
Ihrer  Maj.  der  Kaiserin  von  Deutschland  und  Königin  von  Preussen, 
Ihrer  Maj.  der  Kaiserin  Friedrich, 
8r.  Maj.  des  Kaisers  von  Russland, 
Direr  Maj.  der  Königin  von  England, 
Ihrer  Maj.  der  Königin  Regentin  von  Spanien, 
8r.  Königl.  Hoheit  des  Prinzen  Friedrich  Carl  von  Preussen, 
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Für  die  Uedaktion  Terantwortlich:  Anna  Morsch,    Berlin  W.,  Ansbacherstr.  87. 

Expedition  und  Verlag  ^I>er  Klarier- Lehrer^,  M.  Wolff,  Berlin  W.,    Ansbacherstrasse  87. 

Druck:  J.  S.  Preuss,  Berlin  S.W.,  Kommandant«ustr.  14. 


Der  I^lavieF-Itebrer. 

Musik-pädagogische  Zeitschrift  für  alle  Qebiete  der  Tonkunst. 
Organ  der  Deutschen  Musiklehrer-Vereine» 

der  Musik-Sektion  des  fl.  D.  L-V.  und  der  Tonkünstler-Vereine 
zu  Köln^  Dresden,  Hamburg,  Leipzig  und  Stuttgart. 
Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslaur. 
^rrisfÄ^irÄr^^^^^^  Redaktion:  Anoa  Morsch 

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filr  die  zweigespaltene  Petitzeile  ent- 
gegengenommen. 


No.  15. 


Berlin,  1.  August  1905. 


XXVIIi.  Jahrgang. 


Inhalt:  Dr.  Walter  Niemann:  John  Field.  (Fortsetzung.)  C.  Haaas:  Virtuosen  und  Dilettanten  der  römischen  Kaiierzeit  (Schluss.) 
Marie  Jaell:  Das  Pedal.  Mitteilungen  von  Hochschulen  und  Konservatorien.  Vermischte  Nachrichten.  Bücher  und  Musikalien, 
besprochen  von  Jose  Vianna  da  Motta,  Dagobert  Löwenthal  und  Eugen  Segnitz.  H.  Germer:  Musikalische  Lesefrüchte. 
Vereine.    Anzeigen. 


Uobi)  Field. 

Von 
Dr.  Walter  IVieniAiin« 

(Fortsetzung.) 


Solche  Stellen  sind  glücklicherweise  bei 
Field  selten  und  nur  in  seinen  schwächeren 
Kompositionen  zu  finden.  Das  Schönste  aber 
hat  er  doch  in  seinen  Nocturnen  —  so  rei- 
zend auch  die  sonnigen  unter  ihnen  sind  — 
da  gegeben,  wo  es  galt,  sehnsüchtig-schmerz- 
lichen, melancholischen  Stimmungen  tönenden 
Ausdruck  zu  geben,  wo  seine  Nocturnen  den 
ihnen  von  Fetis  etwas  zu  allgemein  ver- 
liehenen Titel  „Kleine  Elegieen"  wirklich  mit 
Recht  tragen.  Hierher  gehört  das  wunder- 
schöne Notturno  No.  IX,  E-moU,  mit  seinem 
wie  seufzend  ersterbenden  Schlüsse,  sowie 
das  vielleicht  allerherrlichste  No.  XI,  Es-dur, 
melodisch  jedenfalls  die  edelste  Perle  von 
allen: 


tr-H!  r^rrgit 


^ 


^ 


m 


c£r  r-  r- 1  r- 1 


£ 


£ 


mit  seinem  sich  aus  schmerzlich  bewegtem 
Herzen  gleichsam  mühevoll  losringenden,  ver- 
schleieiten    Anfange.      An   dieser    Stelle   sei 


auch  des  traurig-klagenden,  so  einfachen  und 
rührenden  „Liedes  ohne  Worte"  No.  XV, 
D-moll,  gedacht.  No.  XIII,  Reveria-Nocturne, 
C-dur,  interessiert  mehr  äusserlich  durch  die 
geistreiche  Verwertung  einer  obstinat  wieder- 
kehrenden Phrase,  No.  XIV,  G-dur,  durch  den 
bereits  ausgesprochenen  Chopin'schen,  weit- 
griffigen Klaviersatz.  —  Nie  kommt  es  frei- 
lich selbst  in  den  am  ernstesten  empfundenen 
Nocturnen  zu  Chopin's  dämonischer,  schmerz- 
lich wogender  Leidenschaft.  Field's  Nocturnen 
verhalten  sich  zu  ihnen  wie  ein  Aquarell  zu 
einem  farbenglühenden  Oelgemälde*).  Dem 
Namen  Nocturne  entsprechen  sie  eigentlich 
besser  und  decken  den  Begriff  wirklich  scharf. 
Es  sind  ausgesprochene  Stimmungsbilder  des 
Abends.  Der  Friede,  die  sanfte  Ruhe  der 
Nacht,  der  milde  Strahl  des  Mondes  lagert 
über  ihnen,  alle  Stürme  des  Tages 
lösen  sich  in  diesen  holden  Ton-Poesien  auf, 
aber   sie  zittern   in   ihnen   nicht  oder   kaum 


*)  So  konnte  denn  der  Chopinhasser  Kell- 
st ab  in  seiner  Zeitschrift  „Iris"  im  Jahre  1834 
schreiben:  „  .  .  .  und  namentlich  ist  sie  (die 
Field'sche  Nocturne)  eine  wahrhafte  Erouickung, 
wenn  man  sie  nach  einem  Chopin^schen  r^ottumo 
spielt.'* 


—     230    — 


merklich  nach.  Ganz  anders  bei  Chopin. 
Man  wird  der  melodischen  Schönheit  und 
Keuschheit,  der  ungesuchten  und  doch  so 
reizenden  Einfachheit  und  Anmut,  der  bald 
süssen,  sehnsüchtigen,  bald  in  leise  Melan- 
cholie getauchten  Empfindung,  kurz  der 
inneren  Gesundheit  in  Field's  Nocturnes, 
seine  Bewunderung  und  Liebe  nicht  versagen, 
die  meisten  unter  ihnen  sind  unvergänglich. 
Dass  sie  so  rasch  vergessen  und  heute  mehr 
gerühmt  als  gekannt  sind,  liegt  an  der  Ent- 
wicklung der  Zeit.  Unsere  Epoche  liebt  es 
nicht,  sich  sinnigen,  träumerischen  Stimmun- 
gen gelassen  hinzugeben.  Sie  ^hat  keine 
Zeit**  dazu.  Die  „Zufriedenheit",  aus  denen 
auch  z.  B.  in  alter  Zeit  die  AUemanden  ge- 
boren wurden,  hat  heute  keinen  Kurswert 
mehr.  Ganz  verkehrt  wäre  es  aber,  wie  es 
öfters  geschah,  diese  unverdient  geringe  Be- 
rücksichtigung der  Nocturnes  einer  mangel- 
haften, saloppen  Durcharbeitung  derselben  zu- 
schreiben zu  wollen.  Gewiss,  polyphon,  mit 
interessantem  Stimmengeflecht  wusste  Field 
trotz  seiner  Bach-  und  Händel- Vorliebe  nicht 
zu  schreiben.  Aber  welch*  köstliche  Fein- 
heiten enthüllen  sich  dem  aufmerksam  for- 
schenden Blick!  Wie  abwechselungsreich 
weiss  er  stets  den  Wiedereintritt  des  Themas 
zu  gestalten,  wie  fein  pflegt  er  ihn  jedesmal 
durch  andere  Harmonisation,  veränderte  Bass- 
führung, durch  seine  Variierungskunst  und 
seine  Filigranarbeit  im  Detail  immer  wieder 
reizvoll  zu  gestalten.  Ein  lehrreiches  Beispiel 
dafür  bietet  z.  B.  die  XII.  Nocturne  „Midi",  in 
der  er  das  Hauptthema  bei  seinen  Wiederein- 
tritten dreimal  verschieden  harmonisiert. 

Alle  diese  Nocturnes  sind  in  ihrem 
Empfindungsgehalt  noch  so  frisch  und  im 
einzelnen  abwechselungsreich  gestaltet,  dass 
einem  der  im  Nekrolog  (S.  486)  erzählte, 
authentische  Ausspruch  des  Komponisten, 
dass  er  „sich  bei  verschiedenen  seiner  Kom- 
positionon  ganze  Geschichten  dachte",  sehr 
glaubhaft  erscheint.  Erwähnt  sei  übrigens, 
dass  seine  Nocturnes  oft  als  Romanzen  oder 
Divertissements  herausgegeben  sind,  wie  denn 
viele  seiner  Werke  unter  verschiedenen  Titeln 
mehrfach  veröffentlicht  wurden. 

Nicht  geringer  als  der  rein  musikalische 
Wert  dieser  Stücke  ist  ihre  geschichtliche 
Stellung.  Alle  die  liedartigen  Formen  kla- 
vieristischer  Genre-Kleinkunst  der  Romantik, 
die  Romanzen,  Lieder  ohne  Worte,  Impromptu's 
Abendlieder,  Nachtstücke  u.  s.  w.  führen  ihren 
Ursprung  direkt  auf  die  Field'schen  Nocturnes, 


die  ihrerseits  zahllose  Nachahmungen  erlebten, 
zurück.  Sie  tragen  deren  Form  und  romanti- 
sches Element  schon  im  Keime  in  sich. 
Chopin  hat  ihnen  Namen  und  zum  Teil 
auch  die  Form  für  seine  Nocturnes  entlehnt. 
Er  ist  zur  Komposition  derselben  unmittelbar 
durch  sie  angeregt  worden  und  steht  auch 
in  der  Ausgestaltung  im  Kleinen,  in  der  das 
Thema  duftig  verbrämenden  Variierungskunst, 
gleich  Ludwig  Berger  u.  a.  auf  Field's 
Schultern.  Ebenso  wurde  er  wahrscheinlich 
auch  als  Pianist  von  Field  beeinflusst.*) 

Wie  steht's  nun  mit  seinen  übrigen 
Kompositionen?  Er  schrieb  ja  an  anderen 
kleineren  Stücken,  z.  B.  einige  Kammermusik, 
das  herrliche,  mit  Unrecht  vergessene  As-dur- 
Quintett  in  einem  Satze,  eine  grosse 
Kammermusik  -  Nocturne,  von  wunderbarer 
melodischer  Schönheit  (Neue  Ausgabe  von 
Breitkopf  &  Härtel)  (2  Divertissements  in 
A-  u.  E-dur),  sehr  hübsche  D-moU- Variationen 
über  ein  russisches  Lied,  2  Airs  en  Rondeau, 
Fantasie  über  „Guarda  mi  un  poco",  Fantasie 
über  die  Polonaise  „Ah,  quel  dommage", 
5  Rondo's,  Es-dur  Polonaise,  1  grossen  Walzer, 
die  „Vive  Henry  IV"  Variationen,  2  Airs 
anglais:  „Go  'to  the  deviP,  „Shake  yourself, 
Exercices,  3  Romanzen,  Variationen  über 
„Since  then  Tm  doom'd",  einige  Lieder  u.  a. 
Es  finden  sich  manch*  interessante  Einzel- 
heiten in  ihnen,  im  ganzen  aber  wird  einiges 
daraus  heute  mit  Recht  als  ein  durchaus  nicht 
trockenes,  bildendes  Uebungsmaterial  verwandt, 
als  Vortragsstücke  haben  diese  Kompositionen 
jedoch  lediglich  nur  ihrer  Zeit  gedient.  Diese 
hat  aber  ihr  stets  gerechtes  Richteramt  schon 
an  ihnen  ausgeübt.  Nur  die  bekannte  E-dur- 
Kavatine  „Reviens,  reviens!*'  — jenes  ent- 
zückende, zartgeistige  und  von  schwärmeri- 
scher Sehnsucht  durchtränkte  Stück,  aus  dem 
das  Frührot  der  Romantik  nicht  nur  aus 
dem  einfachen  und  edel  -  sentimentalen 
Thema: 


i 


Re-vi'Cns 


P 


-^ 


t- 


£: 


mit  seinen  wie  seufzend  ersterbenden  Echos, 
sondern  auch  aus  der  ungewöhnlich  farben- 
satten, weichen  Bassführung  herauslugt  — 
hat  sich  unter  der  Satellitenschar  der  Nocturnes 
dauernd  gehalten. 


'^)  Kalkbrenner  sagte  in  Pans  zu  ihm, 
der  Stil  seiner  Werke  erinnere  ihn  an  Gramer  (I), 
sein  Spiel  an  Field. 


—     23i     — 


Mit  seinen  Sonaten  und  Konzerten  er- 
ging's ihm  nicht  viel  anders.  Alle  Schöpfun- 
gen in  diesen  Gattungen  haben  an  einigen 
Schwächen  Field's  ein  ziemlich  frühes  Ende 
gefunden.  Es  sind  dies  vornehmlich  der 
Hang  zu  einer  rein  tonlichen  und  dann 
inhaltlich  recht  nichtssagenden  Spielfreudig- 
keit und  zu  übermässiger  Breite,  sowie  die 
Unfähigkeit,  in  den  eigentlichen  Durch- 
führungsteilen solcher  grösser  angelegten 
Werke  die  klassischen  Muster  durch  Be- 
herrschung strengerer  motivischer  Arbeit  er- 
folgreich nachzubilden.  Wenn  C.  van 
Bruyck*)  von  den  Sonaten  sagt  —  Field 
schrieb  4,  darunter  drei  Clement!  gewidmete, 
op.  1  in  A-dur,  Es-dur,  C-moU  und  eine  in 
H-dur  — ,  dass  sie  „ungleich  bedeutender  (als 
die  Nocturnes),  im  Einzelnen  oft  geradezu 
genial  ausgeführt"  seien,  so  hat  er  mit  der 
ersten  Behauptung  durchaus  Unrecht,  mit  der 
zweiten  aber  zweifellos  Recht.  Field's 
Sonaten  übertreffen  seine  Konzerte  noch  an 
stilistischer  Reinheit,  aber  abgesehen  vom 
1.  Satz  der  letzten  Sonate  in  C-moU,  mangelt 
ihnen  eben  gänzlich  jene  schon  einer  guten 
Sonate  notwendige  Plastik  und  monumentale 
Anlage,  deren  Fehlen  auch  seinen  Konzerten 
ein  frühes  Vergessen  brachte.  Sie  wurden 
noch  rascher  als  seine  Konzerte  in  den  Hinter- 
grund gedrängt;  so  erwähnt  sie  Louis 
Köhler  in  seinem  damals  den  Rang  unsres 
vortreft  liehen  „Eschmann-Ruthardt"  einneh- 
menden „Führer  durch  den  Klavierunterricht" 
(J.  Schuberth)  bereits  garnicht  mehr,  während 
er  von  den  Konzerten  wenigstens  noch  vier 
zum  a-vista-Spiel  empfiehlt.  Es  genügt  heute 
vollkommen  zum  Studium  Field'scher  Sonaten, 
wenn  man*s  bei  ausgewählten  einzelnen 
Sätzen  derselben  bewenden  lässt:  etwa  den 
I.  Satz  der  Es-dur-Sonate  wegen  ihrer  aus- 
nahmsweise gut  geratenen  Durchführung,  das 
Menuett  aus  der  A-dur-Sonate,  das  von 
drolligem,  gemächlichem  Humor  erfüllte  Rondo 


aus  der  C-dur-Sonate.  Alles  angenehm  unter- 
haltende formschöne  und  natürlich  empfun- 
dene Stücke,  deren  geistiger  Inhalt  aber  nicht 
an  den  der  klassischen  Sonaten  auch  nur  ent- 
fernt heranreicht. 

Von  seinen  Konzerten  hat  sich  das  in 
As-dur,  No.  2,  wenigstens  im  Unterricht,  noch 
bis  heute  als  gute  Vorstudie  zu  Chopin  ge- 
halten. Das  in  C-moll,  No.  7,  (von  Schumann 
begeistert  gelobt,)  hätte  dasselbe  Schicksal, 
namentlich  seines  schönen  Mittelsatzes  halber, 
verdient.  Unter  den  übrigen  weisen  nur  noch 
das  dritte  und  vierte,  beide  in  Es-dur,  zum 
Teil  grösseren  Kunstwert  auf.  Van  Bruyck 
zieht  Field's  Konzerte  den  HummeFschen 
ihres  durchgeistigteren  und  feineren  Figuren- 
werks halber  an  den  virtuosen  Stellen  vor, 
und  hat  von  diesem  Standpunkt  aus  Recht. 
Allein  es  fehlt  ihnen  im  Gegensatz  zu  jenen 
doch  recht  empfindlich  an  jener  grossen  Per- 
spektive, an  ienem  Zug  ins  Virtuos-Glänzende, 
Grosse  und  Monumentale,  den  ein  Klavier- 
konzert, das  sich  länger  behaupten  will,  un- 
umgänglich aufweisen  muss.  Der  letzte, 
geistsprühende  und  sonnige  Satz  des  As-dur- 
Konzerts  (Rondo),  ausgezeichnet  durchgeführt 
und  wirkungsvoll  für  das  Soloinstrument  ge- 
schrieben, behält  allerdings  trotz  einiger 
Breite  der  Anlage  noch  lange  seinen  Wert. 
Er  wirkt  heute  noch  so  frisch  wie  am  ersten 
Tage  und  zeigt  in  dem  immer  wieder  munter 
dreinfahrenden  Refrain  des  Tutti: 


m 


&^ 


*)  In:  „Die  Entwickelung  der  Klaviermusik 
von  Bach  bis  Schumann",  Leipzig  1879  (Samm- 
lung mnsikal.  Vorträge  von  Graf  Waldersee,  No.  3), 
S.  105. 

(Schlnss 


/ 

wirklich  originelle  Züge.  In  ihrer  Zeit  waren 
jedenfalls  alle  Konzerte  viel  bewundert  und 
gespielt.  Mit  den  klassischen  Konzerten  darf 
man  sie  natürlich  weder  geistig  noch  satz- 
technisch —  das  ideale  Verhäknis  zwischen 
Solo  und  Tutti,  die  Kunst  der  motivischen 
Entwicklung  und  thematischen  Ausarbeitung 
ist  von  Field  nicht  genügend  erreicht  —  ver- 
gleichen, wohl  aber  erfüllen  sie  nach  manchen 
Richtungen  hin  den  Zweck,  den  alle  Konzerte 
klassischer  Zeit  verfolgen:  den  einer  festlich 
gestimmten  und  guten  Gesollschaftsmusik. 
folgt.) 


"^^^^^^^ 


—     232     — 


^iftuosei)  ui)d  j&ilettao^^i)  ä^f  rött)iscbet)  KaiseFzeih 

Beitrag  tut  Hnnst-  und  SitteiigescMcMe. 


Von 
(Schlass.) 


Die  grosse  Empfänglichkeit  des  römischen 
Volkes  für  Musik  und  die  oberflächliche  Ver- 
gnügungssncht  führten  natürlich  im  gaten  wie  im 
schlimmen  Sinn  zum  ausübenden  Dilettantismus. 
Das  alte  Vororteil  gegen  das  Kunstgewerbe  der 
Musikanten  hatte  sich  längst  überlebt.  Galt  es 
früher  als  des  freigeborenen  Mannes,  des  ritterlichen 
römischen  Bürgers  unwert,  sich  mit  einer  Kunst 
zu  beschäftigen,  die  'von  Sklaven  und  bezahlten 
Virtuosen  ausgeübt  wurde,  so  war,  seitdem  sich 
die  Kaiser  in  höchsteigener  Person  der  Musik 
widmeten,  das  Musikmachen  Modesache  geworden. 
£s  gehörte  zum  guten  Ton  in  den  höchsten  Kreisen 
und  war  dem  gemeinen  Mann  ein  billiges  Ver- 
gnügen, denn  wenn  ihm  auch  kein  Instrument  zu 
Gebote  stand,  so  konnte  er  doch  pfeifen  und  singen, 
was  er  um  und  an  hörte. 

Nach  Ovid  UDd  Horaz  durfte  man  hoffen, 
durch  Fertigkeit  im  Singen  und  Spielen,  durch 
eine  schöne  wohlgeschulte  Stimme  nicht  nnr  den 
Damen  zu  gefallen,  es  war  auch  die  beste  Em- 
pfehlung, um  Zutritt  zu  jeder  guten  Gesellschaft 
zu  erlangen.  Das  musikalische  Talent  wurde  wegen 
seines  Wertes  für  die  unterhaltungs-  und  ver- 
gnügungsbeflissene Geselligkeit  geschätzt.  Daher 
rechnete  man  eine  angenehme  Fertigkeit  in  der 
Musik  zu  den  wesentlichen  Erfordernissen  einer 
eleganten  weiblichen  Bildung.  Da  aber  das  Haupt- 
ziel das  Vergnügen  blieb,  wurde  trotz  aller  Musik- 
leidenschaft das  Musik  treiben  in  B;om  kein  Herzens- 
bildungsmittel und  konnte  sich  nicht  zu  dem  volks- 
veredelnden Einriuss  erheben,  um  den  die  griechi- 
schen Jugenderzieher  die  Tonkunst  so  hoch  hielten. 
Dass  aber  der  gesellschaftliche  Wert  einer  musi- 
kalischen Dame  in  Hom  auch  bei  Eheschliessungen 
nicht  unterschätzt  wurde,  wissen  wir  aus  Statins. 
Der  Dichter  der  Thebais  zählt  unter  die  Vorzüge 
durch  welche  sein  Stieftöchterlein  verdiente,  eine 
glückliche  Hausfrau  zu  werden,  dass  sie  die  Lyra 
meisterlich  zu  schlagen  und  seine  Gedichte  nach 
selbstkomponierten  Melodien  zu  singen   verstände. 

Der  Musikunterricht  in  Rom  lag  nicht  nur 
in  den  Händen  freizügiger  fremder  und  einheimi- 
scher Virtuosen,  es  gab  bereits  stehende  Musik- 
schulen, in  welchen  Knaben  und  Mädchen  in  Ge- 
sang und  Spiel  wie  in  der  musikalischen  Satzkunst 
unterwiesen  wurden.  Der  Schriftsteller  Columella 
erwähnt  solcher  antiken  Musikkonservatorien  neben 
den  Hochschulen  der  Rhetoriker  und  Mathematiker. 
Schon  zur  Zeit  der  Gracchen  kannte  man  für  Be- 
ruf skünstler  und  Kunstliebhaber  Sing-  und  Tanz- 
nstitute  in  Rom,  die  auch  von  Kindern  aus  guter 


Familie  besucht  wurden.  Die  Musikscholaren  be- 
teiligten sich  an  öffentlichen  Aufführungen.  Chöre 
von  Knaben  und  Mädchen  aus  den  höchsten 
Ständen  wirkten  bei  religiösen  Festlichkeiten  mit. 
Im  Tempel  des  Apollo  sangen  zur  Säkularfeier 
3mal  neun  Knaben  und  Bmal  neun  Mädchen  die 
Festhymne  in  lateinischer  und  griechischer  Sprache. 
War  ein  Kaiser  gestorben,  so  pflegten  auf  dem 
Fomm  vor  der  aufgebahrten  Leiche  je  ein  Chor 
vornehmer  Jungfrauen  und  Jünglinge  Gesänge 
zu  Ehren  des  Toten  anzustimmen,  die  in  feier- 
licher klagender  Weise  gesetzt  waren. 

Unter  den  hervorragenden  Musikdilettanten 
Rom's  werden  die  hohen  und  höchsten  Herrschaften 
genannt.  Die  Reihe  der  musizierenden  Welt- 
szepterträger ist  keine  kleine.  Kaiser  Hadrian  war 
ein  fertiger  Zitherspieler.  Mark  Aurel  erholte  sich 
von  seinen  Regierungssorgen  beim  Flöteublasen 
und  Komponieren.  Caracalia  übte  neben  seiner 
grausamen  Menschenschlächterei  die  Kitharödik 
mit  grossem  Eifer.  Alexander  Severus  spielte  Lyra 
und  Flöte.  Heliogabalus  blies  die  Trompete,  spielte 
die  Panduia  und  Wasserorgel  und  sang  dramatische 
Szenen.  Norbanus  Flaccus  war  ein  eifriger  Tuba- 
bläser, der  selbst  am  Morgen,  als  er  das  Konsulat 
antreten  sollte,  sein  Musikpensum  nicht  zu  üben 
versäumte.  Die  vor  seinem  Palast  angesammelte 
Volksmenge  fasste  es  als  eine  böse  Vorbedeutung 
auf,  wie  sie  den  neuen  Weltherrscher  Kriegssignale 
probieren  hörte.  Caligula  tat  sich  etwas  zu  gut 
auf  seinen  dramatischen  Gesang,  zuweilen  zum 
Schrecken  seiner  Hofschranzen.  So  Hess  er  einmal 
8  seiner  Konsulen  aus  dem  Schlummer  wecken 
mit  dem  Befehl,  alsbald  vor  ihm  zu  erscheinen. 
Zitternd  fanden  sie  sich  ein  und  harrten  der  Dinge, 
die  da  kommen  sollten,  in  banger  Erwartcmg,  denn 
sie  versahen  nichts  Gutes  von  dem  unberechen- 
baren Tyrannen.  Doch  siehe  da  —  schmelzendes 
FJöteiispiel  ertönte  hinter  der  verhüllten  Tür  des 
kaiserlichen  Schlafgemachs,  der  Vorhang  wurde 
zurückgezogen  und  Caligula  sprang  kostümiert 
heraus,  sang  und  agierte  eine  dramatische  Szene 
und  trat  dann  ruhig  wieder  ab,  worauf  die  ge- 
ängstigten Zuschauer  in  Gnaden  entlassen  wurden. 
In  ähnlicher  Weise  mischte  sich  das  Lächerliche 
mit  dem  Grässlichen  bei  der  Musikliebhaberei  des 
Nero,  wie  es  nicht  anders  von  einem  Cäsar  zu  er- 
warten war,  der  selber  meinte,  vor  ihm  habe  kein 
Fürst  gewusst,  was  er  alles  tun  dürfe.  —  Er  Hess 
die  Christen,  als  angebliche  Verursacher  des  von 
ihm  angestifteten  grossen  Brandes  von  Rom,  auf» 
Grausamste  martern  und  verfolgen   und   sang   im 


—     233     — 


Theaterkostüm  vom  hohen  Tnrm  des  Mäcenas 
herab  die  Zerstörung  Trqja's,  während  ein  Flammen- 
meer im  wilden  Wüten  die  Weltstadt  verheerte 
nnd  in  Asche  legte.  Seine  höchste  Ehre  setzte  er 
darin,  als  Dichterkomponist,  die  Eithara  in  der 
Hand,  das  Hanpt  mit  einem  Lorbeerkranz  ge- 
schmt^ckt,  in  Kostüm  nnd  Maske  öffentlich  im 
Theater  in  Soloszenen,  die  in  beliebte  klassische 
Tragödien  eingelegt  waren,  aufzutreten,  wobei  er 
mit  peinlicher  Genauigkeit  alle  herkömmlichen 
Vorschriften,  die  für  Bemfskünstler  galten,  erfüllte. 
,, Meine  Herrschaften,  schenkt  mir  geneigtes  Ge- 
hör!' so  redete  er  das  Volk  an  und  empfahl  sich 
am  Schluss,  mit  Knie  und  Hand  der  Versammlung 
huldigend,  wie  ein  bezahlter  Virtuose  der  Gunst  der 
Zuhörer,  deren  Urteilsspruch  er  erwartete.  Aber 
wehe  dem,  der  die  kaiserliche  Kunst  nicht  gelobt 
hätte  oder  sich  gar  unterfangen,  dieselbe  zu  tadeln. 
Für  ein  ganzes  Heer  trefflich  geschulter,  wohl 
organisierter  Beifallsklatscher  war  stets  gesorgt. 
Auch  Spione  lauerten,  um  solche  anzugeben,  die 
nicht  geklatscht  oder  vor  der  Beendigung  des 
Vortrages  fortgegangen  oder  eingeschlafen  waren. 
Sie  waren  der  fürchterlichen  Bache  des  beleidigten 
Kitharöden  verfallen.  Niemand  durfte,  wenn  der 
Kaiser  sang,  unter  keiner  Bedingung  das  Theater 
verlassen.  Es  kam  vor,  dass  Leute  über  die  Mauer 
sprangen  oder  Schlaganfälle  heuchelten,  nur  nm 
wegzukommen.  Nero  dünkte  sich  kein  Dilettant 
zu  sein.  Er  wollte  als  gottbegnadeter  Bemfskünstler 
gelten.     Beim   Ausbruch    einer   Bevolte    soll    ihn 


nichts  so  tief  gekränkt  haben,  als  dass  er  im  Auf- 
ruf der  Empörer  ein  schlechter  Kitharöde  genannt 
war.  Er  liess  sich  kaum  darüber  beruhigen  und 
fragte  seine  Höflinge  immerzu:  Ob  sie  denn  einen 
besseren  kennten?  Die  üeberzeugung,  er  sei  zum 
Virtuosen  geboren,  beherrschte  ihn  bis  an  sein 
Lebensende  mit  der  Stärke  der  £xen  Idee  des 
Wahnwitzes  und  tröstete  ihn  noch  in  jenem  ver- 
zweifelten letzten  Augenblick  im  Landhaus  des 
Phaon,  als  er  um  Thron  und  Beich  gekommen, 
von  Gott  und  Menschen  verlassen  war.  Unter  den 
Worten:  „Welch  ein  Künstler  geht  an  mir  ver- 
loren!*^ stürzte  er  sich  in  die  Spitze  seines  Schwertes 
und  hauchte  seinen  letzten  Seufzer  aus  im  Ge- 
danken, ein  guter  Musiker  gewesen  zu  sein.  — 

Bei  einem  auf  Aeusserlichkeiten  abzielenden 
Virtuosentum  und  der  sich  damit  immer  mehr  ver- 
flachenden Kunstliebhaberei  konnte  natürlich  von 
einer  Entwicklung  der  römischen  Musik  im 
höheren,  edleren  Sinne  nicht  die  Bede  sein.  Der 
Niedergang  der  Sitten  zog  den  Verfall  der  Kunst 
nach  sich,  und  als  die  Kunst  sank,  erlangte  der 
Dilettantismus  im  übelsten  Sinne  die  Oberhand. 
Doch  das  Grab  der  heidnischen  Musik  wurde  die 
Wiege  der  christlichen.  Mit  der  beginnenden  Herr- 
schaft des  Christentums  ist  Bom  und  später 
Italien  die  Pflanz-  und  Pflegestätte  einer  neuen, 
die  ganze  Welt  bewegenden  Kunst  geworden,  auf 
deren  Grundlage  sich  im  Laufe  der  Jahrhunderte 
der  stolze  Prachtbau  der  modernen  Musik  ent- 
wickelt hat. 


@as 


Von 
narie  Jallll.'^) 


Der  Einfluss  der  Pedaltätigkeit  erstreckt  sich 
ebensowohl  auf  den  Vortrag  eines  musikalischen 
Werkes,  wie  auf  den  Vortragenden  selbst. 

Eine  falsche  Verwendung  des  Pedals  wirkt  auf 
die  geistige  Tätigkeit  des  Spielers,  wie  falsch  ge- 
wählte Brillen ;  dagegen  kann  eine  verständige  Ver- 
wendung des  Pedals  dem  Spieler  gewissermassen 
denken  helfen. 

Beim  Vortrag  trennt  und  bindet  das  Pedal  die 
Noten;  sein  Amt  besteht  darin,  die  Finger  in  dem 
unausführbaren  Aushalten  der  Töne  zu  ersetzen, 
die  Harmonie  durch  Verlängerung  der  Töne  zu 
er  weitem,  gewisse  richtige  Betonungen  hervorzu- 
heben, auf  die  verschiedenste  Weise  den  Ausdruck 
des  Instruments  zu  erhöhen.  Aber  wie  viel  Klippen 
müssen  vermieden  werden,  um  diese  Vorteile  zu 
erreichen ! 

„In  allen  Dingen,  die  ein  Mensch  besser  kennt, 

*)  Aus  „Die  Musik  und  die  Psycho-Phj'siologie* 
von  Marie  Jaell.  Deutsch  von  Franziska 
Kromayer.     Straesburger  Verlagsanstalt. 


als  andere  seinesgleichen,  erblickt  er  Unterschiede, 
die  andere  nicht  bemerken."  Diese  Worte  Bains 
können  sehr  richtig  auf  die  Spieler  angewandt 
werden,  die  sich  des  Pedals  schlecht  oder  gut  be- 
dienen. Die  ersteren  kennen  meist  nui*  einen  Vor- 
zug davon:  die  Verlängerung  der  Töne,  und  be- 
dienen sich  dessen  fortwährend  zu  diesem  Zweck 
mit  kraftloser  Beharrlichkeit,  die  letzteren  erkennen 
so  viel  verschiedene  Vorzüge  daran,  dass  sie  sich 
seiner  fortwährend  in  verschiedener  Weise  be- 
dienen. 

Es  ist  klar,  dass  das  Gewebe  der  aufeinander 
folgenden  Harmonien  bei  dem  Spiel  eines  Musik- 
werkes nicht  gehört  werden  darf,  deshalb  wird 
man  bei  der  Anwendung  des  Pedals  erkennen,  ob 
der  Spieler  musikalisch  ist  oder  nicht.  Er  wird 
sein  musikalisches  Talent  ebensowohl  'dadurch  be- 
weisen, dass  er  nicht  während  einer  Harmonie  das 
Pedal  mehrmals  hebt,  wie  man  gleichfalls  nicht 
zwischen  den  Silben  desselben  Wortes  Atem  holen 
soll,  als  auch  dadurch,   dass  er  es  mit  der  nötigen 


—     234     — 


Vorsiclit  hebt,  um  jeden  schädlichen  Uebergriff 
von  einer  Harmonie  auf  die  andere  zu  ver- 
meiden. 

Die  automatenhaften  Bewegungen  sind  für  den 
feinen  Mechanismus  der  Püsse  ebenso  schädlich 
wie  für  den  Mechanismus  der  Finger.  Die  Füsse 
bewegen  sich  wie  die  Finger  mit  einer  Bewusst- 
losigkeit,  die  Jede  künstlerische  Tätigkeit  hemmt. 
Der  Fuss  muss  das  Pedal  mit  ausserordentlich 
schneller  Bewegung  herunterdrücken.  Das  Auf- 
heben des  Fusses  muss  langsamer  geschehen  Man 
muss  also  zuerst  diese  mechanische  Abstufung  er- 
reicht haben,  ehe  man  lernen  kann,  das  Pedal  durch 
verständigen  Gebrauch  zu  regeln. 

Da  „die  künstliche,  rein  mechanische  Spannung 
eines  Muskels  auch  in  einem  entfernten  Körperteil 
eine  Vermehrung  der  Energie  hervorruft***),  müssen 
auch  die  Fortschritte  in  der  Muskeltätigkeit  der 
Hand  im  gegebenen  Augenblick  auf  die  Extre- 
mitäten der  Unterglieder  einwirken  und  den  Spieler 
befähigen,  die  Füsse  bei  der  Benutzung  des  Pedals 
mit  grösserem  Bewusstsein  zu  bewegen. 

Die  Langsamkeit  und  die  Ünbewussthelt  der 
Bewegungen  sind  so  unzertrennlich  miteinander 
verbunden,  dass  diejenigen  Personen,  welche  die 
Muskelanregungen  verlieren,  auch  das  Bewusst- 
sein für  die  Lage  ihrer  Glieder  verlieren,  wenigstens 
wenn  sie  dieselben  nicht  sehen. 

Ohne  gewisse  Spieler  mit  diesen  Kranken  ver- 
gleichen zu  wollen,  kann  man  doch  sagen,  dass 
dadurch,  dass  sie  die  Füsse  nicht  sehen,  ihnen  zu- 
weilen ein  Teil  der  Kontrolle  verloren  geht.  Natür- 
lich verlieren  sich  diese  Schwächen  bei  den  Spielern, 
die  musikalisch  sehr  entwickelt  sind,  denn  das 
Gehör  leitet  sie  und  lässt  sie  die  geringste  Be- 
wegung des  Fusses  empfinden,  als  ob  sie  ihn  sähen. 

Durch  die  Schnelligkeit  des  dem  Pedal  mit- 
geteilten Druckes  sollte  man  auch  die  Unabhängig- 
keit der  Fassbewegungen  erreichen,  die  oft  in 
doppelter  Abhängigkeit  stehen:  in  funktioneller 
Hinsicht  von  den  Bewegungen  der  Hände,  in  musi- 
kalischer Hinsicht  von  der  Betonung  der  starken 
Taktteile. 

Damit  diese  beiden  Hindemisse  nicht  die  fr^ie 
Tätigkeit  stören,  ist  es  gut,  sich  Uebungen  zu 
schaffen,  welche  z.  B.  erlauben,  bei  einem  *l^  Takt, 
dessen  erste  und  dritte  Hebung  stark  betont  sind, 
das  Pedal  nur  bei  dem  zweiten  Viertel  zu  nehmen 
und  es  bei  dem  vierten  aufzuheben,  damit  diese 
Tätigkeit  nicht  mit  den  ausgeführten  Betonungen 
zusammentreffe.  Zu  demselben  Zweck  könnte  man 
auch  das  Pedal  auf  den  zweiten  und  vierten  Takt- 
teil nehmen  und  auf  den  ersten  und  dritten  auf- 
heben. Diese  Art  der  Pedalanwendung  könnte 
natürlich  nur  ausnahmsweise  praktische  Verwen- 
dung bei  einem  Musikwerk  finden,  aber  wenn  der 
Fuss  gelehrig  ist,  so  können  diese  und  viele  andere 
Anwendungen    ausgeführt    werden.      Es    kommt 


*)  Fere,  la  pathologie  des  emotions. 


nur  darauf  an,  den  richtigen  Zeitpunkt  zu  finden, 
wo  sie  mit  Nutzen  verwandt  werden  können. 

Die  schädlichste  Verwendung  des  Pedals  ist 
gewöhnlich :  1.  es  zu  lange  festzuhalten,  und  2.  es 
zu  schnell  nach  dem  Aufheben  wieder  zu  nehmen. 

Es  ist  wahr,  gerade  in  dieser  doppelten  Form 
findet  man  es  gewöhnlich  bei  denjenigen  Werken 
von  Liszt  angegeben,  die  nicht  zu  seiner  letzten 
Periode  gehören.  Diese  Angaben  werden  nur  durch 
die  ausserordentliche  Präzision  gerechtfertigt,  welche 
Liszt's  Spiel  charakterisierte,  dessen  erhabene  Klar- 
heit keine  Pedalverlängerung  stören  konnte  Diese 
Angaben  waren  für  ihn  nützlich,  sind  aber  mit 
wenig  Aasnahmen,  wo  die  Verlängerung  gerecht- 
fertigt ist,  für  andere  schädlich. 

Am  besten  ist  es,  das  Pedal  prinzipiell  eben- 
solange zu  nehmen  wie  es  aufzuheben.  So  gibt 
Liszt  es  mit  Vorliebe  in  seinen  letzten  Werken 
an,  wo  er  ebenso  massig  beim  Gebrauch  des  Pedals 
wird,  wie  er  früher  damit  verschwenderisch  war. 

Man  glaubt  ziemlich  allgemein,  dass  es  genügt, 
das  Pedal  kurz  vor  dem  Wechsel  der  Harmonie 
zu  heben,  um  die  unharmonische  Verschmelzung 
der  Akkorde  zu  verhindern.  Man  muss  aber  im 
Gegenteil  im  Allgemeinen  die  Eüangfarbe  einer 
Harmonie  vermindern,  ehe  man  ihr  eine  andere 
folgen  lässt;  wenn  also  dieselbe  Harmonie  während 
eines  Taktes  festgehalten  wird,  so  müsste  man 
prinzipiell  das  Pedal  nur  während  zwei  Drittel  des 
Taktes  nehmen-,  wenn  eine  Harmonie  nur  den 
halben  Takt  vorhält,  müsste  man  sich  des  Pedals 
nur  für  ein  Viertel  des  Taktes  bedienen.  Die  Klar- 
heit der  Harmoniefolge,  diese  so  wichtige  Stütze 
des  musikalischen  Spieles,  wird  dadurch  erreicht. 
Man  nennt  dies  Verfahren  die  Kunst  das  Pedal  zu 
nehmen,  aber  man  sollte  es  richtiger  die  Kunst, 
das  Pedal  aufzuheben,  nennen.  Tatsächlich  sollte 
der  Spieler  die  Wirkungen  des  Pedalaufhebens 
genau  berechnen,  da  sie  ebenso  wichtig  sind  wie 
die  des  Nehmens.  Um  das  zu  verstehen,  sollte  er 
sich  bemühen,  sein  Stadium  für  die  Behandlung 
des  Pedals  beim  Aufheben  und  nicht  beim  Nehmen 
anzufangen. 

Das  Aufheben  muss  als  der  normale  Zustand 
angesehen  werden,  das  Nehmen  als  eine  höhere, 
dem  Spiel  mitgeteilte  Erregung,  die  nur  in  kürzeren 
oder  längeren  Zwischenräumen  benutzt  werden 
darf,  in  besonderen  Fällen,  wo  es  der  Vortrag  er- 
fordert. Daraus  folgt,  dass  bei  der  Mehrzahl  der 
Spieler  ein  Missbrauch  des  Pedals  als  chronischer 
Zustand  besteht.  Man  kann  sagen,  dass  er  ebenso 
geeignet  ist,  ihre  guten  Eigenschaften  zu  ver- 
bergen wie  ihre  Fehler. 

Natürlich  wenden  diejenigen,  welche  gut  spielen, 
das  Pedal  nur  mit  Vorsicht  an,  sobald  es  musi- 
kalisch geboten  ist;  die  anderen  nehmen  es  ohne 
Unterschied,  wo's  passt  und  wo's  nicht  passt,  aber 
gewöhnlich  da,  wo  ihr  Spiel  am  wenigsten  korrekt 
ist,  denn  sie  möchten  instinktiv  sich  selbst  und 
anderen    die    Fehler    ihres   Spiels    verbergen.      In 


—    235     — 


diesem  Fall  aber  verraten  sie  nichts  destoweniger 
ihr  inkorrektes  Spiel,  allerdings  in  der  besonderen 
Weise,  dass  sie  die  Töne  zu  einem  unharmonischen 
Ganzen  vermischen,  in  dem  man  die  Fehler  nicht 
mehr  so  genau  unterscheidet.  Man  kann  sagen 
dass  das  Pedal  in  den  Werken  von  Bach  verboten 
werden  sollte,  ausser  in  gewissen  Akkorden,  wo 
die  Verschmelzung  der  Noten  zur  Erschliessung 
der  Harmonie  unentbehrlich  ist.  In  den  Werken 
von  Beethoven  darf  man  sich  seiner  oft  nur  mit 
der  grössten  Vorsicht  bedienen,  denn  manchmal 
stört  es  mehr,  als  es  vervollständigt. 

Die  Kunst,  sich  seiner  so  wenig  wie  möglich 
zu  bedienen,  ist  noch  das  beste  Verfahren,  denn 
die  künstlerisch  sichersten  Mittel,  den  Ausdruck 
zu  übertragen,  gehen  von  den  Fingern  aus.  Je . 
mehr  sie  ganz  allein  das  darzustellen  vermögen, 
was  man  gewöhnlich  von  ihnen  im  Verein  mit  dem 
Pedal  verlangt,  um  so  besser  ist  es. 

Man  hüte  sich  aber  wohl,  es  zu  verschmähen, 
es  besitzt  das  Geheimnis,  ein  an  sich  schönes  Spiel 
zu  beleben,  zu  verwandeln,  zu  verschönern.  So 
scheint  uns  das  Schauspiel  der  untergehenden 
Sonne  unvollständig,  wenn  das  Grestirn  wie  eine 
rote  Kugel  auf  der  ruhigen  Oberfläche  des  Meeres 
verschwindet,  ohne  dass  Meer  und  Hinmiel  an 
seiner  Färbung  teilnehmen.  Sobald  in  einem  musi- 
kalischen Werk  eine  ähnliche  ün Vollkommenheit 
hervortritt,  muss  man  das  Pedal  gebrauchen,  denn 
es  wird  Meer  und  Himmel  mit  den  Purpurfarben 
der  Sonne  beleben.  Es  ist  ein  geniales  Binde- 
zeichen; aber  auch  die  Finger  besitzen  dieselben 
Bindezeichen,  es  kommt  ganz  darauf  an,  wie  die 
Schrift  geordnet  ist,  denn  oft  kann  man  teilweise 
Wirkungen  des  Pedals  erreichen,  indem  man  mit 
den  Fingern  gewisse  Noten  festhält,  um  die  Har- 
monie zu  unterstützen,  ohne  durch  die  Anwendung 
des  Pedals  die  Umrisse  einer  melodischen  Zeich- 
nung zu  verwischen. 

Nicht  nur  in  der  Intimität  eines  kleinen  Zu- 
hörerkreises kann  man  dieses  Verfahren  nützlich 
anwenden,  auch  in  den  grössten  Konzertsälen  ist 
ihre  Verwendung  sehr  schätzbar. 

Kurz,   indem   man  lernt   das  Pedal  mehr  und 


mehr  zu  entbehren,  ohne  dass  das  Spiel  weniger 
lebendig,  weniger  ausdrucksvoll  erscheint,  bildet 
sich  das  Urteil  über  die  richtige  Verwendung  des- 
selben. 

Man  muss  klar  erkennen,  was  das  Pedal  im 
Spiel  zerstört:  das  ist  der  Mittelpunkt  der  Orien- 
tierung. Sogar  die  schlechten  Spieler  bedienen 
sich  seiner  instinktiv  mit  Uebermass,  um  ihre 
Fehler  damit  zu  verdecken,  aber  wenn  die  guten 
Spieler  diese  Orientierung  haben,  so  vermindern 
sie  die  Schönheit. 

Die  erhabene  Schönheit  besteht  in  der  Kunst 
darin,  durch  die  kleinsten  Unterschiede  zu  wirken. 
Die  Aufgabe  des  Pedals  muss  ausserordentlich  ver- 
feinert werden,  damit  seine  Tätigkeit  nicht  der 
des  Schwammes  gleicht,  mit  dem  man  über  frisch 
gezogene  Linien  streicht  und  sie  verdirbt. 

(Jebrigens  wirkt  das  Pedal  verschieden,  je 
nachdem  mau  es  stärker  oder  schwächer  nimmt. 
Leicht  genommen,  gibt  es  dem  Tonklang  einen  ge- 
wissen Schmelz,  ohne  dass  die  Noten  sich  ver- 
mischen; je  stärker  man  es  nimmt,  umsomehr 
fliessen  die  Töne  ineinander. 

Da  es  vor  allem  darauf  ankommt,  die  Gehörs- 
wahrnehmungen zu  schützen,  muss  ein  partieller 
Druck  oft  zur  Verwendung  kommen,  damit  die 
Klarheit  des  Spiels  ungestört  bleibe. 

So  steht's  mit  der  Musik:  Die  Farbe,  die  Ton- 
färbung wirkt  nur  durch  den  Zauber  der  Inter- 
valle für  den  Musiker  bestrickend.  Die  Farbe  ist 
der  Sporn  für  die  Gefühle,  die  Intervalle  der  Noten 
sind  der  Sporn  für  das  Denken.  Ihre  Macht  er- 
streckt sich  also  auf  einen  wichtigen  Teil  unseres 
Wesens. 

Musikalisch  denken  lernen  heisst  ein  Unter- 
scheidungsvermögen erlangen,  das  immer  klarer 
und  präziser  zu  gestalten  von  der  grössten  Wichtig- 
keit ist.  Je  bewusster  der  künstlerische  G^nuss 
wird,  um  so  höher  wird  er.  Es  kommt  also  darauf 
an,  dies  Bewusstsein  durch  die  Mittel,  welche  es 
entwickeln  können,  zu  pflegen  und  die  unbe- 
stimmten Gefühle  zu  vermeiden,  wo  sie  sich  auch 
offenbaren  mögen,  weil  sie  in  unvollkommenen 
Kenntnissen  wurzeln,  welche  schädlich  sind.  — 


Mitteilungen 


von  HoohBohulen  und  KonBervatorien. 


Bei  der  Bewerbung  um  die  von  dem  Lehrer- 
Kollegium  des  Stern'schen  Konservatoriums 
gestiftete  Gustav  Hollaender-Medailleerhielten 
von  der  aus  den  Herren  Prof.  Arno  Kleffel, 
Kapellmeister  Wilhelm  Heinefetter,  Dr.  Paul 
£rtel,  Kapellmeister  Alexander  von  Fielitz 
und  Professor  Gustav  Hollaender  bestehenden 
Jury  folgende  Schüler  diese  Auszeichnung:  Frl. 
Paula  Hager  aus  Berlin  (aus  der  Klavierklasse 
des  Frl.  Emma  Koch),  Frl.   Frieda  Hempel  aus 


Leipzig  (aus  der  Gesangsklasse  der  Frau  Prof. 
Selma  Nicklass-Kemper),  Herr  Harold  Eisenberg 
aus  New- York  (aus  der  Violinklasse  des  Herrn 
Gustav  Hollaender),  Herr  Paul  Schnyder  aus 
Basel  (aus  der  Orgelklasse  des  Königl.  Musik- 
direktors Herrn  Bernhard  Irrgang).  Ein  Diplom 
für  hervorragende  Leistungen  erhielten  Herr 
Edwin  Fischer  aus  Basel  (E^lavierklasse  des 
Professor  Martin  Krause)  und  Frl.  Adelheid 
Bubens  aus  Berlin  (Gesangsklasse  der  Frau  Prof. 


—     236     — 


Selma  Nicklafs-Kemper).  Die  von  dem  Rönigl. 
Hofgeigenmacher  Herrn  Ludwig  Neuner  gestiftete 
Geige  erhielt  Herr  Maurice  Rubenstein  aus 
Bukarest  (Klasse  des  Herrn  Issay  Barmas).  Lobende 
Erwähnung  wurde  den  Damen  Elisabeth  Boke- 
meyer  aus  Berlin  und  Charlotte  Schulz  aus 
Berlin  (Klasse  des  Herrn  Prof.  Martin  Krause) 
zu  teil. 

Das  diesjährige  Karl  Haase-Stipendium 
der  Königl.  Hochschule  für  Musik  in  Berlin 
erhielt  der  Violoncellist  Arthur  Kautzenbach; 
das  Stipendium  beträgt  900  Mk. 

Das  Königl.  Konservatorium  für  Musik 
und  Theater  in  Dresden  beginnt  das  Winter- 
Semester  am  1.  September. 

In  der  A.  von  Sponer'schen  Musikschule 
zu  Leipzig  hält  Dr.  Alfred  Hf^uss  im  Sommer- 
semester zweimal  wöchentlich  Vorlesungen  über 
,,Die  Geschichte  des  deutschen  Liedes^. 

Das  Dr.  Hoch'sche  Konservatorium  zu  F  r  a  n  k- 
furt  a.  M.,  Direktor  Prof.  Dr.  Bernhard  Scholz, 
versandte  seinen  27.  Jahresbericht.  Die  Anstalt 
war  im  abgelaufenen  Jahre  von  insgesamt  476 
Zöglingen  besucht,  von  denen  273  das  Konser- 
vatorium, 14  das  Seminar,  die  übrigen  die  Vorschule 
besachten.  Die  Chronik  verzeichnet  die  schweren  Ver- 
luste, die  die  Anstalt  erlitten;  es  starben  u.  A.  Prof. 
Dr.  Naret-Koning,  ein  hochangesehener  Lehrer 
und  Heinrich  Hanau,  Mitglied  des  Kuratoriums. 
Neu  eingetreten  in  den  Lehrerverband  sind  Frl. 
Anna  und  Herr  Otto  Hegner,  dieser  nur  für 
ein  Jahr;  Prof.  Heermann  und  Eduard  Bell- 
widt  schieden  aus.  Mit  Beginn  des  neuen  Schul- 
jahrs, Anfang  September,  wird  Prof.  Messchaert 
als  Gesanglehrer  in  die  Anstalt  eintreten  und 
Hermann  Zilcher  an  Stelle  von  Hegner,  der 
nach  Hamburg  übersiedelt.  Der  Bericht  gedenkt 
ferner  der  Feier  des  70.  Geburtstages  des  Direktors 
Prof.  Bernhard  Scholz. 

Frau  Etelka  Gerster  hat,  wie  berichtet 
wird,    unter   glänzenden   Bedingungen    das   Aner- 


bieten erhalten,  für  das  neugegründete  Konser- 
vatorium in  New-York  die  Gesangsklassen 
einzurichten  und  alljährlich  für  kurze  Zeit,  zehn 
Wochen,  den  Gesangunterricht  selbst  zu  leiten. 
Die  in  .Amerika  in  bester  Erinnerung  stehende 
Künstlerin  hat  die  Berufung  angeoommen  und 
wird  die  Zeit  vom  1.  Januar  bis  15.  März  in  New- 
York  zubringen,  dann  aber  nach  Berlin  zurück- 
kehren und  ihre  hiesige  ausserordentlich  prospe- 
rierende Gesangsschule  fortführen.  Den  Unterricht 
in  Amerika  wird  für  die  übrige  Zeit  des  Schul- 
jahres eine  Schülerin  der  Frau  Grerster  erteilen, 
wie  auch  gereiftere  Schülerinnen  ihre  Meisterin 
während  deren  Abwesenheit  von  Berlin  vertreten 
werden. 

Der  Vorstand  des  Diözesan-Cäcilienver- 
eins  zu  Paderborn  hat  die  Gründung  einer 
„Kirchenmusikschule^^  beschlossen.  Der  Kursus 
ist  auf  neun  Monate  berechnet;  er  beginnt  jedes- 
mal mit  dem  15.  Oktober  und  schliesst  mit  dem 
15.  Juli,  üeber  den  Ünterrichtsplan,  die  Eintritts- 
bedingungen u.  s.  w.  orientiert  ein  Prospekt,  der 
vom  Vorstande  des  Diözesan-Cäcilienvereins  (Dom- 
vikar Cordes-Paderborn)  auf  Wunsch  zugesandt 
wird. 

Das  Baff-Konser  vatorium  zu  Frankfurt 
a,  M.  —  Direktoren  Herren  Max  Fleisch  und 
MaxSchwarz  —  versandte  soeben  seinen  25  Jahres- 
bericht für  das  Schuljahr  1904/5.  Das  Institut 
wurde  von  187  Eleven  besucht,  von  denen  121  aus 
Frankfurt  selbst  waren,  53  aus  dem  übrigen  Deutsch- 
land und  der  Rest  sich  auf  Frankreich,  die  Schweiz, 
Schweden,  England,  Bussland,  Oesterreich  und 
Holland  verteilt.  Der  Unterricht  wurde  von  28 
Herren  und  Damen  erteilt;  die  Resultate  derselben 
wurden  in  lö  Vortragsabenden,  6  Öffentlichen 
Prüfungen  imd  8  dramatischen  Aufführungen  im 
Kostüm  auf  der  Bühne  bekannt  gegeben.  Die 
Prüfungen  und  dramatischen  Aufführungen  fanden 
in  Gegenwart  der  öffentlichen  Kritik  statt.  Das 
neue  Schuljahr  beginnt  mit  dem  1.  September. 


Vermischte  Nachrichten. 


Prof.  Josef  Joachim  erhielt  vom  Könige  von 
England  die  goldene  Medaille  für  Kunst  und 
Wissenschaft. 

Dr.  Albert  Mayer-Reinach,  Privatdozent 
für  Musikwissenschaft  an  der  Kieler  Universität, 
ist  vom  „Kieler  Gesangverein",  dem  grössten  und 
ältesten  Chorverein  Kiels,  zum  Dirigenten  gewählt 
worden,  nachdem  er  dieses  Amt  nach  dem  Rück- 
tritte des  8eitherigenDirigenten,HermLewandowski, 
bereits  stell  vertretungsweise  verwaltet  hat. 

In  Wien  wurde  am  21.  d.  M.  im  Rathaus- 
parke das  Lau  ner-S  trau  SS-Denkmal  feierlich 
enthtlllt.  Zu  der  Feier  hatten  sich  Vertreter  des 
Hofes,    der  Regierung,    der    Stadtverwaltung,    der 


Künste  und  Wissenschaften,  der  Finanz  u.  s.  w.  ein> 
gefunden;  auch  die  Familien  der  beiden  ältesten 
Walzerkönige  hatten  verschiedene  Mitglieder  ent- 
sandt. Erzherzog  Friedrich  erwiderte  auf  eine 
vom  kaiserl.  Rat  Weidinger  gehaltene  Ansprache, 
in  der  er  die  Bedeutung  der  beiden  Komponisten 
für  Wien  beleuchtet  und  der  Erzherzog  ersucht 
wurde,  die  Enthüllung  des  Denkmals  zu  bewerk- 
stelligen, mit  folgenden  Worten:  ,In  Vertretung 
Sr.  Majestät  des  Kaisers  und  Königs  bin  ich  bei 
dieser  Feier  erschienen,  welche  dem  Andenken  der 
beiden  populärsten  Schöpfer  der  Altwiener  Tanz- 
musik gewidmet  ist.  Ich  hoffe,  dass  dieses  von 
der  Pietät  errichtete  Denkmal  ein   neuer  Schmuck 


237     — 


dieser  alten  Kaiserstadt  and  für  ihre  Bewohner 
ein  Wahrzeichen  der  Altwiener  rröhlichkeit  sein 
wird.  Möge  nunmehr  die  Hülle  fallen."  Von  dem 
Wiener  Männergesangverein  wurde  eine  von 
Dr.  Y.  Rad  1er  gedichtete,  von  Kremser  kompo- 
nierte Hymne  „Lanner  und  Strauss-*  gesnngen. 
Bärgermeister  Lneger  übernahm  das  Denkmal  in 
die  Obhut  der  Stadt,  mit  einer  Ansprache,  in  der 
er  seiner  Genugtuung  Über  die  Wahl  des  Platzes 
Ausdruck  gab.  In  einer  Festschrift  gibt  Dr. 
V.  Rad  1er  eine  treffende  Charakteristik  der  beiden 
Meister,  die  er  als  Reformatoren  und  geniale  Ver- 
edler der  Volksmusik  preist  und  die  als  solche 
neben  den  grossen  Meistern  Haydn,  Mozart,  Beet- 
hoven und  Schubert  schon  längst  ein  Denkmal  in 
Wien  verdient  hätten.  In  der  Festschrift  wird 
auch  dankend  erwähnt,  dass  der  vor  wenigen 
Wochen  verstorbene  Baron  Nathanael  v.  Roth- 
schild im  Jahre  1902  den  damals  noch  fehlenden 
Rest  des  Denkmalfonds  in  Höhe  von  30  500  Kronen 
beigesteuert  hat  mit  der  Bedingung,  dass  das 
Denkmal  nicht,  wie  ursprünglich  beabsichtigt  war, 
inmitten  des  Strassentrubels,  sondern  in  dem 
herrlichen,  lauschigen  Rathauspark  aufgestellt 
werde  —  Das  Denkmal  ist  ein  Werk  des  Bild- 
hauers Franz  Seifert. 

Die  Königsberger  „Singakademie^^  ^1® 
1906  ihr  vierzigjähriges  Jubiläum  feiert,  hat 
beschlossen  zu  Pfingsten  1906  das  „zweite  alt- 
preussische  Musikfest"  auf  eigene  Kosten  und 
unter  Leitung  ihres  Dirigenten  Prof.  Max  Brode 
abzuhalten.  Die  „Musikalische  Akademie"  zu 
Königsberg,  die  „Singakademie"  zu  Danzig  und 
der  „Philharmonische  Chor"  zu  Elbing  sollen  zur 
Aütwirknng  eingeladen  werden. 

Der  Leipziger  ,,Riedel-Verein"  hat  für  seine 
nächstwinterlichen  Konzerte  Händel's  „Messias'^ 
Mozart's  „Requiem"  und  Liszt's  „Graner  Fest- 
messe"  und   „13.  Psalm"  in  Aussicht  genommen. 

Um  zahlreichen  Wünschen  zu  entsprechen, 
lässt  die  Verlagshandlung  von  N.  Simrock, 
Berlin,  den  3.  Band  der  .,Violinschule"  von 
Joseph  Joachim  und  Andreas  Moser  schon 
vor  dem  2.  Bande  erscheinen.  Der  3.  Band, 
welcher  fast  ausschliesslich  von  Joseph  Joachim 
bearbeitet  ist,  enthält  16  Meisterwerke  der  Violin- 
Literatur,  durchweg  bezeichnet  und  mit  neuen, 
bisher  ungedruckten  Cadenzen  versehen  von  Joseph 
Joachim.  Der  Inhalt  setzt  sich  aus  Werken  von 
Bach,  Händel,  Tartini,  Viotti,  Kreutzer, 
Rode,  Mozart,  Beethoven,  Spohr,  Mendels- 
sohn und  Brahms  zusammen.  Der  Band  er- 
scheint Mitte  Oktober. 

Der  „Stern'sche  Gesangverein"  in  Berlin, 
dessen  Leiter  derzeit  Oskar  Fried  ist,  wird  in 
kommender  Saison  dessen  „Trunkenes  Lied"  zur 
Aufführung  bringen.  Gegenwärtig  ist  Fried  mit 
der  Komposition  eines  anderen  Nietzsche-Stoffes, 
„Der  Mistral*',  für  Männerstimmen  und  Orchester 
beschäftigt. 


Die  Königl.  Hof-  und  Staatsbibliothek  in 
München  erwarb  vor  kurzem  aus  der  Helbing- 
schen  Versteigerung  der  Sammlungen  aus  Schloss 
Miltenberg  für  3405  Mk.  die  Meisterlieder- 
Handschrift  des  Hans  Folz,  die  das  einzige 
zuverlässige  echte  Autograph  des  berühmten  Vor- 
gängers von  Hans  Sachs  bildet.  Mit  dem  un- 
gewöhnlichen Autographen  wert  eine  hohe  wissen- 
schaftliche Bedeutung  verbindend,  ist  der  Kodex 
eine  wichtige  Bereicherung  der  Quellen  zur  Ge- 
schichte des  Meistergesangs,  die  in  den  handschrift- 
lichen Schätzen  der  k.  Hof-  und  Staatsbibliothek 
aufbewahrt  werden. 

In  Oberammergau  wird  in  diesem  Jahre 
nach  dreissigj ähriger  Pause  wieder  einmal  „D  i  e 
Kreuzesschule",  eine  Art  verkleinertes  Gegen- 
stück der  grossen  Passion,  allsonntäglich  bis  in 
den  sinkenden  Herbst  hinein  aufgeführt.  Die 
Generalprobe  vor  einem  geladenen  Publikum  fand 
am  28.  Mai  statt  und  war  von  München  aus  sehr 
stark  besucht;  das  prachtvolle  Wetter  Hess  das 
unter  freiem  Himmel  stattfindende  Spiel  unter 
allergünstigsten  Verhältnissen  sich  abwickeln.  Die 
„Kreuzesschule"  gibt  das  Leben  David's  in  sieben 
dramatisierten  Szenen  wieder  und  hängt  einer 
jeden  als  Erfüllung  des  Vorbildes  die  Parallel- 
episode aus  dem  Leben  Christi  als  lebendes  Bild 
an.  Diese  Bilder  werden  vom  Chorführer  durch 
einen  gesprochenen  Prolog  eingeleitet  und  von 
Chor  und  Orchester  begleitet.  „Die  Kreuzesschule" 
hat  sich  langsam  aus  dem  grossen  Passionsspiel, 
in  welchem  sie  organisch  enthalten  war,  entwickelt 
und  selbständige  Form  angenommen.  Ersteres  hat 
sein  Bestehen  bekanntlicli  einem  Gelübde  der 
Oberammergauer  im  Pestjahre  1633  zu  verdanken. 
Die  erste  poetisch  selbständige  Gestaltung  erhielt 
die  „Kreuzesschule''  im  Jahre  1811  durch  Pater 
Weiss;  im  Jahre  1875,  gelegentlich  ihrer  letzten 
Aufführung  wurde  sie  vom  hochw.  Pfarrer 
Deisenberger  in  Oberammergau  überarbeitet. 
Das  Werk  wurde  diesmal  in  einer  neuen  Dichtung 
vom  Geistlichen  Rat  Josef  Hecher  und  mit 
neuer  Musik  von  dem  früheren  Münchener  Stadt- 
vikar Wilhelm  Müller  aufgeführt. 

Ein  „alter  Bayreuther"  schreibt  uns  bezüglich 
der  Notiz  über  Thereie  Malten  in  der  vor.  Nr. 
unsei-es  Blattes:  Die  Dame  hat  die  Kundry  in 
Bayreuth  1882  nicht  „kreiert".  Von  dem,  wie  so 
häufig,  falsch  gebrauchten  unschönen  Ausdrucke 
abgesehen  —  denn  kreiert  hat  Meister  Richard  die 
Kundry  —  ist  auch  die  Mitteilung  tatsächlich  un- 
richtig. Die  erste  Darstellerin  der  Kundry  war 
Amalia  Materna,  die  zweite  Marianne  Brandt. 
Erst  als  diese  sich  genötigt  sah,  auf  eine  fernere 
Tätigkeit  im  Festspielhause  zu  verzichten,  wo  sie 
schon  1876  durch  schnelle  Übernahme  der  Wal- 
traute eine  Aufführung  der  Götterdämmerung  ge- 
rettet hatte,  kam  Therese  Malten  als  dritte  Kundr}^ 
an  die  Reihe. 


—     238     — 


Bficher  und  Musikalien. 


R.  Wagner:  Fantasie  in  Eis-moU  für   Pianoforte. 
Nachgelassenes  Werk. 
C.  F.  Kaliiit  Nachfolger,  Lelpsig. 

Nach  den  ersten  Eompositionsversachen  (um 
1830),  die,  nach  Wagners  eigenem  Wort,  von  „Ud- 
sinnigkeiten^^  strotzten, .  machte  er  den  strengen 
Kursus  bei  We iniig  durch,  der  ihm  vorschrieb, 
„sich  von  allem  Schwulst"  frei  zu  machen.  So 
entstanden  die  fast  kindisch  erscheinenden  „Klavier- 
Sonate"  in  B- dar  und  die  vier  händige  „Polonaise"  j 
bei  denen  man  nicht  vergessen  darf,  dass  sie 
eigentlich  Uebungen  sind,  bei  denen  der  Komponist 
sich  Zwang  auferlegen  musste  und  dem  inneren 
Zug  nicht  folgen  durfte.  Dann  aber  gestattete  ihm 
der  Lehrer,  „etwas  nach  seinem  Gefallen"  zu 
schreiben,  und  das  war  vorliegende  „Pantasie". 
Sie  ist  also  das  erste  Erzeugnis  des  „selbständig" 
gewordenen  Komponisten  und  ein  Widerschein 
des  Seelenzustandes  des  achtzehnjährigen  Wagner. 
Sie  hat  aber  nicht  nur  historischen,  sondern  auch 
an  sich  künstlerischen  Wert  und  würde  uns  fesseln, 
auch  wenn  man  den  Nam<9n  des  Autors  nicht 
kennte. 

Breithaupt  hat  in  einem  Aufsatz  über 
„Wagner^s  Klaviermusik"  (Musik  III,  20)  eine  sehr 
eingehende  Analyse  des  Stückes  gegeben,  der  man 
im  grossen  und  ganzen  beistimmen  kann.  Nur 
musste  er  noch  mehr  betonen:  das  Wollen  ist 
grösser  als  das  Erreichte,  das,  was  nach  Ausdruck 
ringt,  grösser  als  das  Werk  selbst.  Es  ist  bei 
einem  Stück  dieser  Art  viel  leichter,  die  Einüüsse 
nachzuweisen,  unter  denen  der  junge  Komponist 
stand  (das  waren  namentlich  Mozart,  Beethoven 
und  Weber,  von  denen  Züge  sehr  deutlich  ausge- 
prägt sind),  als  die  Keime  des  späteren  Meisters 
aufzudecken.  Breithaupt  geht  oft  zu  weit  im  Suchen 
von  thematischen  Vorahnungen  späterer  Werke. 
Wirklich  auffallend  sind  nur:  „War  es  so  sehmäh- 
lich" (Walküre,  III)  und  Tannhäuser^s  Erzählung: 
Orchesterfigar  zu  „Inbrunst  im  Herzen".  Aber  ich 
meine,  viel  wichtiger  als  solche  einzelnen  Anklänge 
sind  für  die  Erkenntnis  des  embryonalen  Wagner 
der  dramatische  Zug  des  Ganzen,  die  offenbar  zu 
Grunde  liegende  poetische  Idee,  die  aus  dieser 
Fantasie  fast  eine  sinfonische  Dichtung  macht,  die 
Plastik,  das  Sprechende  in  den  Rezitativen,  das 
Dialogisieren,  das  nicht  nur  orchestral  wirkt,  indem 
man  verschiedene  Instrumentengruppen  herauszu- 
hören glaubt,  sondern  auch  dramatisch,  als  dekla- 
mierten verschiedene  Personen  eine  bewegte 
Szene. 

üeberraschend  ist  der  tief  düstere  Ton  des 
ganzen  Stückes.  Als  „Idee"  stellt  sich  greifbar 
deutlich  die  des  Kampfes  gegen  eine  drückende 
Macht  heraus  (ich  wage  nicht  „Schicksal"  zu 
sagen,  da  die  feindliche  Macht  im  Stück  nicht  ver- 
treten ist  und  der  Kampf  nicht  gross,  hart 
genug   ist;   wenn   Breithaupt   von    „wilder  Wut" 


spricht,  so  übertreibt  er  etwas).  Bei  weitem  am 
bedeutendsten  ist  der  Anfang.  Der  düstere,  ver- 
haltene Groll  ist  höchst  stimmungsvoll.  Das 
AUegro  ist  konventioneller  und  selbst  für  das  immerhin 
sehr  schöne  Adagio  (D-dnr)  kann  ick  mich  nicht 
so  begeistern  wie  Breithaupt.  Die  Itezitative  da- 
gegen sind  prächtig.  Da  ist  am  meisten  Grösse  und 
Kühnheit.  Vor  der  Heprise  spukt  Beethovens 
Neunte  Sinfonie  in  den  Heminiscenzen  aller  Themen, 
die  durch  Bezitative  unterbrochen  werden.  Sehr 
schön  ist  auch  das  ohnmächtige  Zurücksinken  am 
Schiuss.  Die  thematische  Arbeit  ist  bemerkens- 
wert, die  Harmonik  ganz  einfach. 

Der  Druck  scheint  dem  Manuskript  genau  zu 
folgen  bis  auf  das  Ausschreiben  der  Verzierungen. 
Eine  Ergänzung  der  Nuancen  und  Bevision  der 
Phrasierung  wäre  wünschenswert  für  das  Publi- 
kum. Leider  sind  auch  zahlreiche  Druckfeiiler 
vorhanden. 

Die  Veröffentlichung  dieser  Pantasie  ist  jeden- 
falls von  grosser  Bedeutung  und  dem  Hause 
Wahnfried  gebührt  Dank  dafür.  Der  Ertrag  ist 
der  R  Wagner-Stipendienstiftung  bestinmit. 

J.  Vianna  da  Motta. 

L.  van  Beethoven:  Sonaten  für  Piano  und  Violine. 
Bearbeitet  von  J.  Joachim. 
C.  F.  Peteri,  Leipilf. 
'Mancher  Geiger,  Dilettant  oder  Pachmano, 
legte  einst  mit  schwerem  Herzen  eine  mehr  als  50 
Jahre  alte,  ehrwürdige,  gut  gestochene  Ausgabe 
beiseite,  die  er  von  seinen  Eltern  oder  Grosseltern 
erhalten  und  an  die  er  sich  gewöhnt  hatte.  Warum 
war  er  dazu  genötigt?  Weil  der  Kiaviersümme 
die  Geigenstimme  nicht  übergelegt  war.  Es  ist 
schwer,  ein  sicheres  und  feinfühliges  Zusammen- 
spiel zu  erzielen,  wenn  sich  keine  Geigenstimme 
im  Klavierpart  beündet.  Wer  nun  die  neue,  von 
Meister  Joachim  herausgegebene  Peters- Ausgabe 
genau  durchsieht,  wird  zum  grossen  Teil  seine  alte 
liebe  bekannte  Edition  wiederä.nden.  In  meinem 
Besitze  beünden  sich  z.  B.  die  Sonaten  op.  30, 
No.  1,  2  und  3,  op.  23  in  der  alten  Peters'schen, 
op.  47  und  op.  96  in  der  Wiener  Haslinger'schen 
Ausgabe.  Wäre  es  nun  genügend  gewesen,  diese 
nur  in  neuer  Ausstattung  wieder  herauszugeben? 
Durchaus  nicht.  In  unserer  Zeit  sucht  man  alles 
entweder  nach  den  Original -Manuskripten  der 
grossen  Geister  direkt  oder  doch  zum  mindesten 
nach  ihren  Intentionen  erscheinen  zu  lassen. 
Wollen  wir  unsere  klassischen  Werke  nicht  nur 
als  Unterhaltungsmusik,  wie  das  wohl  früher  leider 
oft  geschah,  zum  Vomblattspiel  benutzen,  sondern 
für  unser  Leben  ein  musikalisches  und  tech- 
nisches Studium  haben,  so  müssen  dieselben 
immer  von  einer  Autorität  durchgesehen  und  zum 
Studium  eingerichtet  sein.  Ein  besserer  als  unser 
klassischer   Geigenmeister    Joachim    konnte   nicht 


239     — 


gefunden  werden.  Er  hat  die  Traditionen  der  alten 
kl  assisch enWiener  Geiger  Josef  Böhm,  Schappanzigh, 
Clement  trea  bewahrt.  Diese  3  Meister  haben 
unter  6eethoven*s  eigener  Leitung  seine  Quartette, 
andere  Kammermusikwerke  und  das  Violinkonzert 
studiert.  Josef  Böhm  ist,  wie  bekannt,  Joachim's 
Lehrer  gewesen.  Ausserdem  gehört  aber  Joachim 
zu  den  Kunstpriestern  unserer  Zeit,  welche  mit  dem 
Taktstock  und  Geigenbogen  in  der  Hand  oder  am 
Klavier  unsere  unsterblichen  Klassiker  bis  in's 
kleinste  zu  interpretieren  verstehen. 

Es  wäre  wünschenswert  gewesen,  wenn  die 
in  der  musikalischen  Welt  mit  Hecht  so  hochge- 
schätzte Verlagsfirma  Peters  schon  vor  20  Jahren 
uns  diese  Ausgabe  gebracht  hätte.  War  doch  die 
David'sche  Revision  der  Sonaten  von  Beethoven 
erstens  eine  Eselsbrücke  für  schlechte  Fhrasierung 
durch  zu  häufige  Anwendung  des  Hinüberziehen s 
der  ersten  Note  eines  Taktes  in  die  letzten  des  vor- 
hergehenden. Zweitens  bot  ein  vollständig  dilettan- 
tischer Fingersatz  trägen  Leuten  die  Gelegenheit, 
niemals  zweite  und  vierte  Lage  spielen  zu  lernen. 
Die  Klavierstimme  der  David'schen  Ausgabe  war 
mehr  im  klassischen  Geiste  gehalten  als  die  Geigen- 
stimme, weil  hier  die  Manieriertheit  seines  Geigen- 


spiels keinen  Platz  fand.  —  Besondere  Einzelheiten 
der  neuen  Edition  hervorzuheben,  ist  wohl  nicht 
notwendig;  jeder  bessere  Dilettant  und  Musiker 
kennt  diese  Meisterwerke  und  hat  sie  lieb.  So- 
bald er  das  neue  Notenheft  aufschlägt,  werden  ihm 
die  Vorzüge  dieser  Ausgabe  der  Sonaten  von  Beet- 
hoven in  die  Augen  fallen. 

Dagobert  Lötoenthal. 

Edouard  Schtttt,    Op.  68.     Pages   intimes.    Sechs 
Klavierstücke. 
N,  Slmroek,  6.  n.  b.  H.y  Berllm. 

Ausserordentlich  feine  Stücke,  fast  raffiniert 
im  harmonischen  und  durchaus  apart  im  melodischen 
Teil,  die  mich  ausnahmslos  interessiert  haben.  Diese 
reizenden  Charakterstücke,  deren  jegliches  eine 
ausgesprochene  und  scharf  abgegrenzte  Stimmung 
als  tondichterische  Basis  hat,  verlangen  sehr  ein- 
gehendes und  liebevolles  Studium,  wenn  sie  restlos 
zu  der  Wirkung  gelangen  sollen,  die  sie  hervorzu- 
bringen recht  wohl  imstande  sind.  Sie  dürfen 
allen  solchen  Spielern  warm  empfohlen  werden, 
die  geneigt  sind,  nicht  alltägliche  Pfade  zu  be- 
treten, und  werden  auch  empfönglichen  Zuhörern 
viel  Freude  bereiten. 

Eugen  Segnitz, 


Pädagogische  Lesefrüclite. 

Mitgeteilt  von 
Heinrich   Oermer. 


Die  Kunst  ist  Erweiterung  und  Erhebung  unseres  Ich. 
Die  Kunst  gehört  zuerst  den  Künstlern. 

F.  Kummer. 

Die  Musik  hat  ihre  Logik,  die  ebensowenig 
ungestraft  verletzt  werden  darf,  wie  die  des  Denkens. 
Aber  sie  ist  nicht  mittels  des  Verstandes  —  auch 
nicht  des  schärfsten  —  kontrolierbar,  sondern  nur 
mittels  des  musikalischen  Sinnes. 

E.  V   Hartmann. 

Wo  Logik  und  Aesthetik  um  den  Vorrang 
streiten,  hat  stets  die  Aesthetik  das  entscheidende 
Wort  zu  sprechen;  denn  in  der  Kunst  sind  die 
obersten  Gesetze  die  der  Schönheit. 

G.  Wustmann. 

Die  aesthetischen  Gesetze,  wo  stehen  sie  ge- 
schrieben, wo  sind  sie  zu  kaufen?  Diese  aesthe- 
tischen Gesetze  sind  ein  Produkt  der  Persönlich- 
keit, der  Bildung  und  Kunstübung.  Jeder  muss 
das  beste  von  diesen  aesthetischen  Gesetzen  sich 
in  eigener  Lebensarbeit  für  sich  selbst  zu  eigen 
machen. 

H.  Kretschmar. 

Die  Sänger  geben  sich  nicht  die  Mühe,  eine 
schöne  Schattierung  in  den  Gesang  zu  bringen; 
ihr  ganzes  Bestreben  ist  vielmehr  darauf  gerichtet, 
diesen  oder  jenen  Ton  mit  grosser  Kraft  hervor- 
zustossen.   Daher  ist  ihr  Gesang  kein  poetischer 


Ausdruck   der   Seele,   sondern    ein    physischer 

Kampf  ihres  Körpers. 

G.  Verdi. 

Ein  bloss  reinlicher,  bloss  korrekter  Vortrag  in 
der  Musik  hiesse  soviel  wie  ein  tötendes  Buch- 
stabieren. Er  gehört  unter  die  Rudimente.  Deut- 
liche Aussprache  ist  noch  kein  verständiges  Dekla- 
mieren; sinnvolle  Deklamation  ist  noch  nicht 
empfindungs-  und  somit  eindrucksvolle  Be- 
redsamkeit. Eine  Kunst  des  Vortrags  wird  aber, 
zumal  in  der  Tonsprache,  erst  durch  das  Zu- 
sammenwirken dieser  drei  Faktoren  begründet, 
von  denen  jeder  höhere  den  niederen  bedingt. 

H.  V.  Bülow. 

Freie  Deklamation  und  eindrucksvolle 
Phrasierang  —  nicht  Windmühle! 

F.  Liszt. 

Den  jungen  Schülern  sage  ich  :  Uebt  euch  be- 
ständig und  hartnäckig  im  Kontrapunkt,  bis  eure 
Hand  hinreichend  frei  und  stark  geworden  Ist,  um 
jede  iNote  nach  eurem  Willen  zu  beugen.  Bemüht 
euch,  mit  Sicherheit  zu  komponieren  und  ohne 
Künstelei  zu  modulieren.  Aber  hütet  euch  vor  dem 
verminderten  Septakkord,  der  Zuflucht  der  an- 
spruchsvollen Nichtskönner. 

G.  Verdi. 

Ein  nicht  gutes  Zeichen   für  die  Musik  ble^^^^ 


—     240     — 


es  immer,  wenn  sie  einer  Ueberschrlft  bedarf,  sie 
ist  dann  gewiss  nicht  der  inneren  Tiefe  entquollen, 
sondern  erst  durch  irgend  eine  äussere  Vermittel ung 
angeregt.  Dass  unsere  Kunst  gar  Vieles  ausdrücken, 
selbst  den  Gang  einer  Begebenheit  in  ihrer  Weise 


verfolgen  könne,  wer  wird  es  leugnen?  Die  aber, 
die  die  Wirkung  und  den  Wert  der  so  entstandenen 
Gebilde  prüfen  wollen,  haben  eine  leichte  Probe^ 
sie  brauchen  nur  die  Ueberschriften  wegzustreichen 

R,  Schumann. 


Vereine. 


Schal  gesangs-Kommlsslon. 

Um  dem  Widerstreit  der  Meinungen  zwischen 
den  Herren  Gustav  Beckmann  und  Ludwig  Riemann 
einen  Abschluss  zu  geben,  lasse  ich  nachstehend 
noch  die  fragliche  „Weise"  nach  Herrn  Riemann's 
Notierung  folgen: 


Der  Text  der  deutschen  üebersetzung  lautet: 
Kirschblüte!  Kirschblüte!  In  dem  Lenzeshimmel, 
soweit  man  ihn  Überblicken  kann,  sind  es  Kebel 
oder  Wolken?  O  nein!   Denn  Blütenduft  verbreitet 


sich.      Wohlan    denn,    wohlan    denn,  lasst    uns 
schauen  gehen!  — 

Die  JLeser  des  ,K1.-L."  mögen  nun  selbst  ein 

Urteil   fällen.     Die   Angelegenheit    hat  an    dieser 

Stelle  damit  ihren  Abschluss  gefanden.  A,  M. 


Munlkpädagogischer  Verband. 

General  -  VerBammlung 

Erste  Oktoberwoche  in  Berlin.*) 

Vorläufige  Tagesordnung. 

1.  Jahresbericht  des  Vorstandes. 

2.  Kassenbericht. 

3.  Beratung  der  Satzungen  und  der  zu  den- 
selben eingereichten  Anträge. 

L  A. 
Xaver  Schancenka^ 
I.  Vorsitzender. 

*)  Datum  und  Lokal  wird  in  der  2.  Sep- 
tember-Nummer bekannt  gemacht.  An- 
meldungen der  auswärtigen  Mitglieder 
und  der  Delegierten  der  angeschlossenen 
Vereine  werden  bis  zum  15.  September  bei 
dem  L  Vorsitzenden  Professor  Xaver 
Scharwenka,  oder  der  L  Schriftführerin 
Frl.  Anna  Morsch  erbeten. 


Anzeigen. 


Konservatorium  der  Musik 
in  Kassel 

Gegr.  1895.     Direktion:  L  Beyer.     Gegr.  i896. 

EhrenTOraitz :  Regiemnjcs-Prüsident  tob  TroM  in  8m1i, 
Gnt  Könlftdorff,  Ezoellenz  Oeneralin  tob  ColoMb, 
Oberbürgermeister  MQUer  u.  A. 

Cnratorinm:  Pfarrer  Baae,  Soholdirektor  Prof.  Dr.  Kram- 
maeber,  Bankier  PlaMi,  Joatizrath  Seheffer  u.  A. 

Lehrer :  Die  Damen :  L.  Beyer,  Blaiil-Fdntery  Königl.  Opem- 
säDgerin,  OleMe-Fabromly  ▲.  Taadlea.  Die  Herren: 
A.  HartdegABy  Kammervirtaos,  Prof.  Dr.  USbel, 
0.  Kaletoch,  Kgl.  Kammermaaiker,  K.  KletiMaBB, 
Kffl.  Opernsänger,  W.  HOBhaMpfe,  Kgl.Kammermuaiker, 
Ed.  Sehaiidt,  Kgl.  Kammermasiker,  B.  SehBBrbascb, 
K^l.  Kammermusiker  n.  A. 

Unterrichtfächer :  Klavier,  Violine,  CeUo,  Harfe  und  alle 
übrigen  Orchesterinsti-omente.  Gesang,  Harmonie- 
und  Kompositionslehre.  Musikgeschiohte.  Italienisch. 
Orchesterspiel.    Oehörübung.    Ilusikdiktat. 

OrganiMtion:  Concertklassen.  Seminarklassen.  Ober-, 
Mittel-  und  Elementarklassen. 

Stataten  sind  kostenfrei  zu  beziehen  duroh  die  Schriftleitung 
des  Konservatoriums  Kassel,  Wilhelmshöher  Allee  48. 


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Dr.  J  e  d  1  i  c  z  k  a  und  andere  Meister  des  Klavicrspiels. 
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heftet  Mk.    6,—    netto,   gebunden    Mk.  7,50  netto. 

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BERLIN  W.,  Nfirnberserstr.  69a. 


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5  Zellen  10  Hk.  JAhrllch,  weitere  5  Zellen  5  Hk. 


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Direction:  Gustav  Lazarus. 

Berlin  N.W.«  Lulsen-Str.  36.  Berlin  W.,  Biilowstr.  3  (am  Noiiendorfpiatx). 

Spreohstonden :  5—6,  Mittwochs  a.  Sonnabendi  1(V— 12.  SprechatuDden :  8—10  a.  1—2. 


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Prof.  Siegfried  Ochs. 

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Berlin  W.,  Stelnmetzstr.  49  ^i- 


Martha  Remmert« 

Hofpianistin,  Kammervirtnosln. 
Berlin  W.«  Taaenzienstr.  6. 


JEäZnzna  JBioolu 

Pianistin. 
Berlin  W.,  Neue  WInterfeldstr.  15. 

Konzert-Vertr.:  H.  Wolff,  Berlin. 


Flora  Scherres-Friedenthal 

Pianistin. 

Berlin-CharlottenbaTgt 

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Prof.  Jul.  Hey'S  Cesangschule. 
Berlin  W.,  Elsbolzstrasse  5U, 

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Käte  Freudenfeld, 

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Nauahof  (Batiniinie  Leipzig- Döbeln- Dresden)  von  Juni  bis  einschl.  September 

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Herren  und  Damen  vom  Lehrfach,  sowie  ausübende  KQnstler,  die  Unterricht 
nehmen  wollen,  sind  f^ebeten,  event.  vorher  schriftliche  Klarlegung  ihrer  stimmlichen 
Veranlagung,  sowie  eines  von  einem  Arzt  ausgestellten  Berichtes  über  ihren  allge- 
meinen Gesundheitszustand  einzusenden. 


Prof.  Franz  KuUak. 

Klassen  ffir  höheres  Klavlersplel. 

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Atemgymna8til(  -  Gesang. 

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(Alt-  und  Mezzo-Sopran). 
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1.  in  der  auf  die  Klaviertechnil<  ange- 
wandten musikalisch  -  physiologischen 
Bewegungslehre  von  Prof.  Stoewe  1886, 

2.  in  der  Pedallehre  von  Stoewe. 
Potsdam  «CliarlotCeiiliof, 

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Direktion:    Prof.  Ph.  Schmitt. 

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Vorsteherin  der 

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dem  preisgekrönten  Anschauungsunterricht  der  Vorsteherin. 


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zugleich  Theaterschule  für  Oper  und  Schauspiel. 

Besinn  des  Wintersemesters  15.  September  1905,  Aafnahmeprfifong  12.  September. 

Vollständige  Ausbildung:  in  allen  Fächern  der  Musik.  40  Lehrer,  u.  a.:  Edm.  Singer  (Violine), 
Max  Pauer,  C.  Linder,  Ernst  H.  Seyffardt  (Klavier),  S.  de  Lange,  Lang  (Orgel  und  Kom- 
position), J.  A.  Mayer  (Theorie),  O.  Freytag-Besser,  C.  Doppler  (Gresaug),  Seitz  (Violoncell), 
Faber  (Schauspiel)  etc. 

Prospekte  frei  durch  das  Sekretariat.  Prof.  S.  de  Lange,  Direktor. 


Grossh.  Konservatorium  für  Musik  zu  Karlsrulie 

zugleich  Theaterschule  (Opern-  u.  Schauspielschule). 

Unter  dem  Protectorat  Ihrer  Kgl.  Hoheit  der  Grossherzogin  Louise  von  Baden. 

Beginn  des  neuen  Schuljahres  am  15.  Sept.  1905. 

Der  Unterricht  erstreckt  sich  über  alle  Zweige  der  Tonkunst  und  wird  in 
deutscher,  englischer,  französischer  und  italienischer  Sprache  erteilt. 

Die  ausführlichen  Satzungen  des  Grossherzoglichen  Konservatoriums  sind  kosten- 
frei durch  das  Sekretariat  desselben  zu  beziehen. 

Alle  auf  die  Anstalt  bezüglichen  Anfragen  und  Anmeldungen  zum  Eintritt  in 
dieselbe  sind  zu  richten  an  den  Direktor 

Professor  Heinrich  Ordenstein, 

Sophienstrasse  35. 


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31.  AuHage!  KARL    URBAOH'S  31.  Auflag»! 

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flflger  CCipZig  Pianinos 

Dr.  Hochs  Konservatorium  in  Frankfurt  a.  M. 

gestiftet  durch  das  Vermächtnis  des  Herrn  Dr.  Josef  Panl  llochy  eröffnet  im  Herbst  1878  unter  der 
Direktion  von  Joachim  Raff,  seit  dessen  Tod  geleitet  von  Prof.  Dr.  Beruhard  Scholz,  beginnt  am 
1.  September  da«  Js.  den  IVinter-Karsas« 

Der  Unterricht  wird  erteilt  von  den  Herren  L.  Uzielli«  E.  Engesser,  Hermann  Zilcher,  Musikdir. 

A.  Glttck,  Frl.  L.  Mayer,  Herrn  Chr.  Kckel,  Frl.  M.  GSdecke,  Frau  E.  Yeldkamp,  Frl.  J.  Flagge, 
Frl.  H,  Schnitze  und  Herren  H.  Golden  (Pianoforte),  H.  Gelliaar  (Orgel),  den  Herren  Prof.  Joh. 
Messchaert,  S.  Rigatini,  Frl.  Cl.  Sohn,  Frl.  Marie  Scholz  und  Herrn  A«  Leimer  (Gesang),  den  Herren 
F*  Bassermann,  Konzertmeister  A.  Hess,  Konzertmeister  A.  Rebner,  Frl.  Anna  Hegner  und  F.  Küchler 
(Violine  bezw.  Bratsche).  Prof.  B.  Cossmann.  Prof.  Hugo  Becker,  J.  Hegar  und  Hogo  Schlem&ller  (Violon- 
cello), W.  Seitrecht  (Kontrabass),  A.  Könitz  (Flöte),  R«  Milns  (Oboe),  L.  Mohler  (Klarinette),  F.  TQrk  (Fagott), 
C.  Preasse  (Hom),  J.  Wohllebe  (Trompete),  Direktor  Prof.  Dr.  B.  Scholz,  Prof.  J.  Knorr,  C.  Breidensteln, 

B.  Sekles  und  K.  Kern  (Theorie  und  Geschichte  der  Musik),  Prof.  G«  Hermann  (Deklamation  und 
Mimik),  Literatur:  Herr  Prof.  Dr.  R.  Schwemer,  Frl.  del  Lnngo  (italienische  Sprache). 

Prospekte  sind  durch  das  Sekretariat  des   Dr.  Hochschen  Konserratorlams,  Eschershelmer  Land- 
Strasse  4,  gratis  und  franko  zu  beziehen. 

Baldige  Anmeldung  ist  zu  empfehlen,  da  nur  eine  beschränkte  Anzahl  von  Schülern  angenonmieD 
werden  kann. 

Die  Administration:  Der  Direktor: 

Emil  Sulzbaeh«  Prof.  Dr.  B.  Scholz. 


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Hoflieferant 

8r.  Maj.  des  Kaisers  von  Deutschland  und  Königs  von  Preussen, 

Direr  Maj.  der  Kaiserin  von  Deutschland  und  Königin  von  Preussen, 

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Ihrer  Maj.  der  Königin  von  England, 

Ihrer  Maj.  der  Königin  Regentin  von  Spanien, 

Sr.  Königl.  Hoheit  des  Prinzen  Friedrich  Carl  von  Preussen, 

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Ihrer  Königl.  Hoheit  der  Prinzessin  Louise  von  England  (Marchioness  of  Lome). 

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40  Wi8:tnore  Street 


BERLIN  N. 

5—7  Johannls-Sttr. 


Für  die  Redaktion  yerantwortlich:  Anna  Morsch,    Berlin  W.,  Ansbacherstr.  37. 

Expedition  nnd  Verlag  y^Der  Klarier -Lehrer^^  M.  Wolff,  Berlin  W.,    Ansbacherstraaae  37. 

Druck:  J.  S.  Freuss,  Berlin  S.W.,  Kommandantenstr.  14. 


DeF  Klavier-Iiehrer. 

Musik-padagogische  Zeitschrift  für  alle  Qebiete  der  Tonkunst. 

Organ  der  Deutschen  Musiklehrer-Vereine, 

der  Musik-Sektion  des  fl.  D.  L-V.  und  der  Tonkünstler-Vereine 
zu  Köln,  Dresden,  Hamburg,  Leipzig  und  Stuttgart 
Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslaun 
Prd.SÄr,r^^^^^^^^^^  Redaktion:  Anna  Morsch 

musikalifnbandlungtn,     Poil  •  JInstalten  ^      .. 

(unter  De.  4170)  1,50  IHk..   bei  direkter  Berlin   W.« 

Zusendung     unter     Kreuzband     pranu« 


merando  1,75  IDk.,  üutland  2  rak. 


Ansbacherstrasse  37. 


1  nie  rate  werden  von  iIniintHd>ci 
Ünnoncen-Cxpeditionen  »k  vom  Oerlag 
.Der  Klavier  »Cebrer*.  Berlin,  Ol.  50, 
Hntbad)eriir.  37,  zum  Preise  von  30  Pf. 
fllr  die  zwclgespalicne  Petltzdle  cnl« 
gegcngenomnen. 


No.  16. 


Berlin,  25.  August  1905. 


XXVIII.  Jahrgang. 


Inhalt:  Dr.  Walter  Niemann:  John  Field.  (Schluas.)  Ludwig  Rienoann:  Der  akuatisehe  Einfluss  der  alten  und  heutigen  Klaviere 
auf  die  Kooipoaitionatechnik.  Wilh.  Rischbieter:  Vereinzelte  Gedanken  einea  alten  Muaikera.  Georg  Hiller:  Schillerfeier  bei 
August  a  Götze.  Mitteilungen  von  Hochachulen  und  Konaervatorien.  Vermiachte  Nachrichten.  Bfleher  und  Musikalien,  be- 
sprochen von  J.  Vianna  da  Motte.    Anzeigen. 


Von 
Dr.  Walter  Niemaiin. 


(Schluss.) 


Die  Würdigung  eines  Künstlers  mit  einer 
trocknen  Erzählung  seiner  Lebensschicksale, 
einer  Aufzählung  aller  Ruhmes-  und  Ehren- 
titel zu  beginnen,  ist  ein  abschreckend,  ledern 
Ding,  Steht  uns  das  Bild  des  Gefeierten  als 
scharfe  Silhouette  geistig  vor  Augen,  so  will 
die  biographische  Zugabe  meist  nicht  mehr 
recht  munden.  Es  hiesse  aber  etwas  Un- 
vollständiges bieten,  wollte  man  nicht  auch 
mit  den  wichtigsten  Daten  aus  Field's  Lebens- 
geschichte sich  in  Kürze  vertraut  machen. 
Als  einzig  authentische  und  reichste  Quelle 
dazu  finden  wir  den  Nekrolog,  der  in  seinem 
Todesjahr  in  der  Leipziger  „Allgemeinen 
MusikaL  Zeitung"*)  erschien.  Er  ist  nach 
sichersten  Quellen  bearbeitet"  und  fusst  zum 
Teil  auf  eines  Herrn  Fr.  Alb.  Gebhard's 
authentische  Zeugnisse.  Er  wimmelt  von 
anekdotischem  und  erzählendem  Kleinkram, 
enthält  aber  doch  mancherlei  kleine,  kaum 
bekannte  Details.  —  Dort  mag  sich  jeder 
Interessent  in  alle  Einzelheiten  vertiefen.  — 
Field  wurde,  so  hören  wir  aus  ihm,  am 
26.  Juli  1782   zu  Dublin    in  Irland  als  Spross 

♦)  Jhrg.   1837,    No.  29,    S.    4ßl-468.    No.   30, 
S.  481-486. 


einer  richtigen  „Musikerfamilie"  geboren.  In 
jungen  Jahren  mit  seinem  Vater  nach  London 
übergesiedelt,  wurde  er  dort  ein  Schüler 
Clementrs,  des  grossen  Spielers  und  ebenso 
grossen  Geizkragens.  Mit  ihm  besuchte  er 
zuerst  Paris  und  Deutschland,  trat  auch  in 
Paris  gelegentlich  an  die  Oeffentlichkeit  und 
erntete  schon  dort  als  Bach-  und  Händel- 
Interpret  allgemeine  Bewunderung.  1802  ging's 
dann  nach  Wien.  Hier  plante  Clementi  den 
Unterricht  bei  Albrechtsberger  für  Field,  allein 
letzterer  liess  sich  nicht  dazu  bewegen,  ihn  auf- 
zunehmen, sondern  wusste  es  durchzusetzen, 
dass  sein  Meister  ihn  auf  flehentliches  Bitten 
mit  nach  St.  Petersburg  nahm,  wo  Clementi 
für  exorbitante  Preise  unterrichtete.  Durch 
Zufall,  als  er  seinen  Lehrer  eines  Abends  im 
„Englischen  Clubb"  als  Spieler  vertreten 
musste,  „entdeckt",  drohte  er  nach  Clementi's 
Fortgang  im  Frühjahr  1805  jenen  bald  als 
Lehrer  und  Spieler  zu  überstrahlen.  Davon 
konnte  sich  dieser,  als  er  im  nächsten  Jahre 
zurückkehrte,  gründlich  überzeugen.  Bereits 
1802  hatte  Field  dort  höchst  erfolgreich 
debütiert,  ein  weiteres  Konzert  folgte  1804  mit 
M««  Mara.     Als  Spieler  und  Lehrer  stieg  er 


246     - 


zu  ungeheurem  Ansehen  und  Popularität.  Er 
verdiente  durch  Unterrichten  ungeheure 
Stimmen,  kam  aber  sein  ganzes  Leben  lang 
infolge  seiner  übergrossen  Vorliebe  für  den 
Champagner  niemals  auf  einen  grünen  Zweig. 
Eine  kleine  Reise  nach  Mitau  und  Riga  abge- 
rechnet, blieb  er«  bis  1812  in  St.  Petersburg 
ansässig.  In  diesem  Jahre  siedelte  er  nach- 
einem  höchst  erfolg-  und  ertragreichen 
(6000  R.)  Konzerte  auf  kurze  Zeit,  1820  defi- 
finitiv  nach  Moskau  über.  1831  zog  es  ihn  von 
Russland  fort,  zunächst  nach  Paris  (1832),  wo 
er  aber  als  Pianist  nicht  mehr  wie  anfangs ' 
gefiel.  Seine  Werke  haben  in  Frankreich, 
obwohl  sein  Schüler  Charles  Mayer  in  Paris 
1818  sein  I.  Konzert  spielte,  nur  kurze  Zeit  bis 
zum  Auftreten  Moscheies*  und  Hummel's 
und  vorübergehend  festen  Fuss  gefasst.  Im 
Jahre  1883  setzte  er  seine  Kunstreise  bei  zu- 
nehmender Kränklichkeit  fort,  um  in  Belgien 
(Brüssel:  Frühjahr  1833),  Südfrankreich 
(Toulouse  u.  s.  w.),  die  französische  Schweiz 
(GenO  und  (1834)  Italien  von  Mailand  und 
Venedig,  wo  er  öffentlich  auftrat,  bis  Neapel 
zu  konzertieren.  War  er  schon  lange  Zeit 
durch  unregelmässiges,  den  Trunk  liebendes 
Leben  —  das  sogar  in  den  letzten  Jahren  die 
Schönheit  seines  Spiels  stark  gefährdete*;  — 
auf  seine  Gesundheit  eingestürmt,  so  ereilte 
ihn  hier  der  Anfang  vom  Ende.  Schwerkrank 
lag  er  9  Monate  im  Hospital,  bis  ihn  die 
russische  Familie  Rachmanow  in  seine  zweite 
Heimat,  Russland,  zurücknahm.  Auf  der 
Rückreise  gab  er  in  Wien  1835  jene  obener- 
wähnten, denkwürdigen  4  Konzerte**).  Im 
selben  Jahre  langte  er  wieder  in  Moskau  an 
und  gab  auch  hier  noch  ein  Konzert.  Doch 
schon  zwei  Jahre  später,  am  11.  Januar  1837, 
verschied  er  daselbst,  als  Mensch  eine  zartbe- 
saitete, feine  und  zur  Melancholie  neigende 
Persönlichkeit,  in  ganz  Russland  aufrichtig 
betrauert. 

Fragen   wir   uns   einmal    zum   Schlüsse, 
was  Field   uns  heute  ist  und  sein  kann,  was 


*)  So  sagt  R eil  Stab  in  seiner  „Iris",  Jhg. 
1835,  Berlin,  S.  142:  „Jetzt  soll  er  sich  freilich 
und  leider  ohne  eigene  Schuld  um  die  Sicherheit 
der  Hand  gebracht  haben." 

**)  Hanslick  (Geschichte  d.  Konzertwesens 
in  Wien,  Wien  1869,  S.  328;  lässt  Field  1830  drei 
Konzerte  im  Wiener  Kämtnerthor-Theater  absol- 
vieren. In  der  „Allgem.  Musik.-Ztg."  findet  sich 
kein  Beleg  dafür  in  den  Wiener  Korrespondenzen 
d€S  betr.  Jahrganges.  Bei  dem  auf  selbständigen 
archivarischen  Studien  beruhenden  Werte  des 
Hänslick'schen  Werkes  ist  an  der  Glaubwürdig- 
keit   dieser   Mitteilung   wohl   nicht    zu    zweifeln. 


wir  endlich  noch  von  ihm  lernen  können.  Als 
Komponist  für  den  Konzertsaal  ist  er  endgiltig 
verstummt.  Nur  einige  Nocturnes  kann  man 
noch  ab  und  zu  von  feinsinnigen  Virtuosen 
wie  Risler,  Pauer  u.  a/ hören.  Ihr  Beispiel 
sähe  man  gerne  z.  B.  von  der  Careno,  Klee- 
berg u.  a.  allseitig  nachgeahmt!  Von  seinen 
Konzerten  verirrt  sich  das  in  As-dur  noch 
einmal  in  das  Studierzimmer  des  Pianisten. 
Seine  wenigen  Kammermusikwerke  sind  ver- 
gessen, ein  Schicksal,  von  dem  man  das  die 
edelste  Hausmusik  .  repräsentierende  As-dur- 
Quintett  gern  verschont  sähe.  Diese  im  allge- 
meinen durchaus  mit  Unrecht  geschehene  Zu- 
rückdrängung des  feinen  Meisters  ist  höchst  be- 
dauerlich. Field  wird  nach  seinem  wahren  Werte 
wiederum  nur  dann  geschätzt  werden  können, 
wenn  die  deutsche  Hausmusik  sich  seiner 
von  neuem  annimmt.  Hier  eröffnet  sich  der 
Wiedergabe  seiner  Werke  der  passendste  und 
weiteste  Tummelplatz  Welche  beruhigende, 
läuternde  Wirkung  haben  noch  seine 
Nocturnes,  zur  rechten  Zeit  an  friede- 
vollen Sommer-,  an  heimeligen  Winterabenden 
von  verständnisvollen  Spielern  vorgetragen! 
Lernen  von  ihnen  können  wir  noch  heute  die 
Kunst  natürlichster  und  doch  unmittelbar  zu 
Herzen  gehender  Melodik,  die  schwere  Kunst, 
nicht  mehr  geben  zu  wollen,  als  es  das  Talent 
gestattet,  nur  das,  was  die  Naturanlage  zu 
geben  erlaubt.  Das,  was  seinen  Werken  in 
ihrer  Gesamtheit  innewohnt,  die  innere  Ge- 
sundheit, lässt  sich  freilich  nicht  erlernen; 
gerade  unsrer  Zeit  tut  sie  dringend  not. 

Ein  Wort  noch  zum  Schlüsse  über  Neu- 
ausgaben Field'scher  Kompositionen.  Den 
reichsten  Vorrat  bieten  Breitkopf  &  Härtel.  Da 
findet  man  alles,  nicht  nur  18  Nocturnes  in 
Carl  Reinecke's  Ausgabe,  sondern  auch  alle 
Konzerte,  seine  Kammermusik,  Lieder,  kurz 
alle  in  dieser  Studie  erwähnten  Kompositionen, 
vor.  Will  man  sich  aus  den  besten  seiner 
Klavierwerke   ein  geschlossenes  Bild  von  der 


F^tis  in  seiner  ,,Biographie  universelle  des 
Musiciens",  Paris  1862,  III.  S.  245  f.,  erwähnt  nichts 
davon,  wohl  aber  Mendel -Reissmann*s 
Musikal.  Konversations-Lexicon,  III,  S.  514,  das 
wiederum  von  den  1835  in  Wien  gegebenen  Kon- 
zerten nichts  weiss,  dafür  jene  Wiener  Konzerte 
vor  das  erste  Mailänder  Auftreten  1834,  also  eiwa 
in*s  vorhergehende  Jahr  (Durchreise  von  Sfldfrank- 
reich  und  der  Schweiz  nach  Italien)  setzen  muss. 
Auch  der  Nekrolog  weiss  nur  von  Wiener  Kon- 
zerten im  Jahre  1835  zu  erzählen.  Fanden  solche 
auch  1830  dort  statt,  so  können  sie  von  Field  nur 
auf  seiner  Durchreise  von  Russland  nach  England 
gegeben  sein. 


—     247     — 


künstlerischen  Persönlichkeit  Field's  machen, 
so  greife  man  zu  dem  von  Rieh.  Kleinmichel 
vortrefflich  besorgten  „Field-Buch**  bei  Senff. 
Man  findet  in  ihm  eine  sorgfältige  Auswahl 
aus  seinen  schönsten  Nocturnen,  Konzerten, 
Sonaten  und  kleineren  Kompositionen  (Rondo's, 
Fantasien  u.  a.).  Die  Nocturno's  sind  mehr 
oder  weniger  vollzählig  in  zahlreichen  guten 
Ausgaben  zugänglich.  An  erster  Stelle  sei 
die  ausgezeichnete  Liszt*sche  Ausgabe  mit 
Vorwort  bei  J.  Seh  über  th  genannt  Daneben 
eine  Separatausgabe  des  „Reviens**  von 
Klaus  er  in  demselben  Verlage.  Weiter  ver- 
öffentlichten die  Nocturnes:  Peters  (L.  Köhler, 
17),  Litolff  (Clem.  Schultze,  17),  Cotta  (A. 
Löschhorn,  17,  mit  A-dur-Sonate),  Universal- 
Edition  (Alph.  Duvernoy),  Steingräber 
(Phrasierungsausgabe,  Riemann,  17,  und 
„Reviens"),   einzelne  derselben  Schlesinger 


(A.  Holländer),  Kahnt  (Schucht,  5  Nummern), 
Siegel  (^Musikal.Universal-Bibl.**,  4Nummem) 
und  Rahter  (Leschetizky,  1  Nocturne).  Das 
As-dur-Konzert  wurde  ausserdem  auch  noch 
von  Peters  veröffentlicht*). 

Möchte  diese  Studie  recht  viele  veranlassen, 
den  fast  vergessenen,  duftigen  Blumengarten 
eines  gemütvollen,  zartsinnigen  Meisters  der 
Klavierkomposition  zu  betreten,  dessen  an-^ 
mutige  Blüten  noch  heute  in  Stunden  innerer 
Einkehr  uns  erfreuen  und  Abendfrieden 
bringen  können.  Mit  Bishop,  Balfe,  Bennett, 
Barnett,  Sullivan,  mit  Mackenzie,  Stanford  und 
Elgar  gehört  Field  jedenfalls  zu  den  Meistern, 
welche  die  alberne  Mär  von  dem  unmusikali- 
schen England  glänzend  widerlegt  haben. 


*)  Die  Ausgabe  dreier  Nocturnes  „als  Vor- 
studien zu  Chopin^^  von  Sara  Heinze  ist  als  Ver- 
ballhornisierung  ohne  Existenzberechtigung. 


@ep  a1<asHscbe  ßiof luss  der  all^et)  ui)d  bcuHget)  Kla^kpe 
auf  die  ](oiT)posi1*ioi)s1*ecbi)lk« 


Von 
liOdwiif  Blenann.*) 


Ehe  ich  in  mein  Thema  eintrete,  müssen  wir 
uns  über  einen  Begriff  einigen,  der  die  ganzen 
Betrachtungen  wie  ein  roter  Paden  durchzieht. 
Das  ist  der  Begriff  Tonschönheit. 

Wir  nennen  einen  Ton  schön,  wenn  er  als 
Klang  unter  günstiger  Resonanz  in  Begleitung 
seiner  harmonischen  Obertöne  an  unser  Ohr  tritt, 
oder,  empirisch  ausgedrückt,  wenn  ein  voller,  ge- 
sättigter, weicher  Klang  dem  Tonkörper  entströmt. ' 
Der  Grund  des  Gefallens  kann  sowohl  in  der  Ton- 
form,  wie  in  der  Tonmaterie  gesucht  werden.  Die 
schöne  Tonform  kann  für  die  Musikästhetik  nur 
aus  der  Verbindung  des  Grundtones  mit  seinen 
harmonischen  Obertönen  geholt  werden,  da  die 
Akustik  als  Quelle  jedes  Tones  nur  diese  Zu- 
sammensetzung des  Klanges  kennt.  Die  Schön- 
heit der  Tonmaterie  mit  ihrer  Klangfarbe  kann 
natürlich  eine  variable  sein.  So  nennen  wir  z.  B. 
einen  weichen  Trompetenton  ebenso  gerne  schön, 
wie  einen  weichen  Geigenton.  Das  Gefallen  an 
der  Tonmaterie  und  der  Klangfarbe  ist  seit 
Menschengedenken  ein  zeitliches  und  wechselndes 
gewesen.  Damit  streifen  wir  die  Eigenschaft  des 
Schönheitsbegriffes  selbst,  der  bekanntlich  nicht 
als  absolut,  sondern  nur  als  relativ  definiert  werden 
kann.     Wenn  wir  die  Kammermusik  als  den  intim- 


•)  Vortrag,  gehalten  im  Tonkünstl erverein  zu 
Köln,  mit  Vorführung  alter  Instrumente:  Klavichord, 
Virginal,  Spinett,  Cembalo,  Ibachord. 


Bten  Aufenthalt  der  musikalischen  Kunst  ansehen, 
schätzen  wir  von  diesem  Gesichtspunkte  aus  den 
Klavier-  und  Geigenton  als  den  beliebtesten  und 
weit  verbreite.<iten.  Der  Gesangston  nimmt  insofern 
eine  beneidenswerte  Ausnahmestellung  ein,  als  er 
zn  allen  Zeiten  als  vornehmster  Klang  geschätzt 
worden  ist.  Wir  wissen,  dass  die  Herrscliaft  des 
Ella  vier-  und  Geigen  t.ones  noch  gar  nicht  so  alt 
ist.  Noch  zur  2^it  unserer  Grosseltem  galten  im 
Familienkreise  die  Guitarre,  die  Flöte  und  die 
Vorläufer  unseres  Hammerklavieres  als  die  belieb- 
testen Musikinstrumente.  Lassen  wir,  historisch 
rückwärts  schreitend,  die  Klangfarben  der  jeweilig 
herrschenden  Modeinstrumente  an  uns  vorüber- 
gehen, so  dürfen  wir  staunen  über  die  Geschmacks- 
richtungen, denen  das  menschliche  Ohr  folgen 
musste. 

Da  nun  mein  Thema  ein  durchaus  objektives 
Betrachten  der  zeitlich  herrschenden  Klangwir- 
kungen voraussetzt,  so  möchte  ich  bitten,  dass  wir 
uns  der  Vorliebe  für  den  heutigen  Modeton  voll- 
ständig entäuBsem  und  die  alten  Klänge  vorur- 
teilslos und  aufnahmefreudig  an  uns  herantreten 
lassen.  Wir  müssen  bedenken»  dass  nach  hun- 
dert Jahren  unsere  Nachkommen  ebenso  unsem 
heutigen  Klavierton  belächeln  werden,  wie  wir 
uns  heute  über  die  Zeugen  vergangener  Zeiten 
amüsieren.  Ich  beginne  mit  den  Vorläufern 
unseres  Klaviers  und  bitte  deshalb,  mir  in  d/le  ge- 


—     248 


heimDlsvolIe  Reeonaozstatte  eines  Klavichords  za 
folgen.  Man  denke  sich  eine  Saite,  an  welche 
mittels  der  Taste  ein  kleiner,  breiter  Eisenstift 
drückt.  Dieser  Eisenstift  versetzt  die  Saite  in  zwei 
schwingende  Teile,  von  denen  der  kleinere  Teil  in 
der  Hegel  gedämpft  wird.  Infolge  des  Druckes 
anf  der  Anschlagstelle  nimmt  die  Saite  eine  Win- 
kelstellnng  an.  Anf  dieselbe  Saite  schlägt  aber 
auch  abwechselnd  eine  andere  Taste,  sodass  durch 
andere  Teilung  ein  neuer  Ton  entsteht.  In  eine 
Saite  teilten  sich  oft  3-4  Tasten,  sodass  das  ge- 
bundene Klavichord  mehr  Tasten  als  Saiten  hatte, 
(z.  B.  45  Tasten  zu  26  Saiten.) 

Zwar  konnte  die  Tonstärke  nur  eine  äusserst 
dürftige  bleiben,  da  die  Tonerregung  gleichsam 
indirekt  vor  sich  ging.  Als  Vergleich  denke  maq. 
sich  eine  Violinsaite  durch  blossen  Pingerauf schlag 
zum  Tönen  gebracht.  Jedoch  wurde  ein  reizvoller 
Vorzug  durch  diese  Anschlagsart  geschaffen:  Das 
Beben,  durch  welches  dem  Klavichord  bis  weit  in 
das  18.  Jahrhundert  hinein  eine  Lebensfähigkeit 
gesichert  war.  Der  Einfluss  auf  die  Kompositions- 
technik ist  aus  dem  Klangmechanismus  leicht  her- 
zuleiten. Infolge  des  Herhaitons  einer  Saite  für 
mehrere  Tasten  war  die  Mehrstimmigkeit  naturge- 
mäss  beschränkt.  Zu  jener  Zeit  fiel  dieses  Manco 
aber  nicht  in's  Gewicht,  da  die  Melodie  in  ihrer 
monodischen  und  polyphonen  Art  ihre  Herrschaft 
ausübte.  Wie  geschaffen  war  die  Klavichord- 
technik für  die  Verzierungsmusik.  Die  leichten 
riorituren,  Verschnörkelungen,  Ausfüllungen  zwi- 
Haupttönen  ersetzen  die  Dürftigkeit  in  der  Klang- 
dauer. Das  unbewusste  Sehnen  nach  Harmonie 
fand  hierdurch  seine  Nahrung  in  ähnlicher  Art, 
wie  wir  es  noch  heute  in  der  Musik  der  orientali- 
schen Kulturvölker  finden. 

Die  Anschauungen  der  Komponisten  über  den 
Wert  der  Instrumente  fielen  wegen  der  Modula- 
tionsfähigkeit des  Klanges  vielfach  zu  Gunsten  des 
Klavichords  aus.  So  lobten  Ph.  Em.  Bach  und 
Quantz  den  gut  singenden  schmeichelnden  Ton. 
Bachsagt^):  „Das  Clavichord  unterstützt  am  besten 
eine  Ausführung,  wo  die  grössten  Eeinigkeiten  des 
Geschmackes  vorkommen.  Das  vollkommenste 
Akkompagnement  beym  Solo  ist  ein  Clavichord 
nebst  dem  Violoncell.'* 

Mau  sieht,  wie  bescheiden  die  Musiker  jener 
Zeit  in  ihren  Ansprüchen  waren.  Eür  das  General- 
bassspiel blieb  das  Clavichord  natürlich  ausge- 
schlossen, bezw.  auf  kleine  Räume  beschränkt. 
Wir  müssen  jedenfalls  festhalten,  dass  im  17.  und 
18.  Jahrhundert  Kompositionen  geschrieben  worden 
sind,  die  den  Klavichordklan^,  z  B.  das  Beben, 
in  einer  Oantilene  zur  Voraussetzung  hatten.  Der 
Verlast,  unsererseits  jetzt  daran  keinen  Geschmack 
mehr  zu  finden,  ist  zwar  begreifiich,  schadet  aber 
der  historischen  Treue. 


*)  Versuch  über  die  wahre  Art,  das  Klavier  zu 
spielen. 


Als  man  anfing,  die  Musik  in  grosseren  Räu- 
men aufzuführen,  z.  B.  in  den  grossen  fürstlichen 
Musiksalons,  den  Kameras,  kamen  die  Konkurrenz- 
Instrumente:  das  Klavicembalo  und  Hammer- 
klavier zu  ausgedehnter  Herrschaft.  Um  die 
akustische  Bedeutung,  die  Klangfarben  dieser 
Instrumente  als  Grundlagen  ftlr  die  Kompositions- 
technik  voll  zu  begreifen,  müssen  wir  uns  vor- 
stellen, dass  das  Klavier  von  allen  Musik- 
insti-umenten  die  meisten  Verwandlungsformen 
durchgemacht  hat.  Alle  Orchesterinstrumente 
gleichen,  bebonders  in  der  Entstehung  des  Tones, 
fast  ausnahmslos  ihren  Vorgängern.  Also  nicht 
die  Tonerreger,  sondern  die  Ton-  and  Besonanz- 
körper  waren  Wandlungen  und  Verbesserungen 
unterworfen  (z.  B.  Vermehrung  der  Klappen).  Aber 
bei  dem  Klavier  haben  sich  beide  —  Tonerreger 
und  Tonkörper  —  auf  die  Dauer  der  Jahre  ver- 
ändert. Scbon  die  Herkunft  deutet  auf  ganz  ver- 
schiedenartig gebildete  selbstäodige  Vorgänger,  die 
sich  auf  3  Linien  zusammenziehen  lassen. 

1.  Monochord,    2.  Psalterium,    3.  Harfe, 


Klavichord. 


Haokebrett, 

Klavicembalo, 

Virginal, 

Spinett, 

Klaveclns, 

Tafelklavier, 

Plügel. 


Arpichord, 

Klavicytheriam, 

Giraffenklavier, 

Kielflügel, 

Pianoforte, 

Pianino. 


Nahezu  400  Jahre  musste  es  dauern,  ehe  die 
in  der  Tastatur  sich  gleichenden,  aber  im  Klang- 
charakter sich  sehr  unterscheidenden  Ahoen 
unseres  Klaviers  in  die  beiden  heutigen  Instru- 
mente, Flügel  und  Piano,  sich  vereinigten.  Nor 
die  Saite  als  gemeinsamer  Tonkörper  und  das 
Schlagen  oder  Reifisen  des  Tonerregers  machen  es 
verstau dlich,  dass  die  sehr  verschiedenartigen  drei 
Urahnen:  Monochord,  Hackebrett  und  Harfe,  sich 
überhaupt  zu  einem  gemeinsamen  Instrument  ver- 
schmelzen konnten.  Man  denke  dagegen  z.  B.  an 
die  Vorfahren  der  Streichinstrumente.  Noch  heute 
gelten  die  italienischen  Muster  der  Tonkörper  aus 
dem  17.  u.  18.  Jahrhundert  als  vorbildlich.  Alle 
anderen  Versuche,  Stahlgeigen,  die  Stelzner^schen 
Formen  vermochten  die  Muster  nicht  zu  ver- 
drängen. Die  Herabsetzung  der  Saitenzalil  als 
einzige  einschneidende  Umänderung  führte  nur  zu 
anderer  Anschliessung  der  Kompositionstechnik, 
aber  nur  in  der  Zusammensetzung  der  Doppel- 
griffe. Die  z.  B.  für  Viola  di  gamba  oder  Viola 
d^amour  geschriebenen  melodischen  Formen 
konnten  unbeschadet  auf  die  heutigen  analogen 
Instrumente  übertragen  werden.  Die  Tonstücke 
aber,  welche  für  die  Liste  der  Klavierverwandten 
seit  400  Jahren  geschrieben  worden  sind,  erfahren, 
ungeachtet  ihrer  verschiedenen  Klangvoraus- 
setzungen, auch  dieselbe  Behandlung.  Flügel  und 
Piano  beherrschen  heute  die  gesamte  Literatur 
ihrer  Vorfahren.    Dieses   eingebürgerte  Hecht  ein- 


—     249 


mal  Daher  zu  untersuchen,  gilt  mit  als  Haupt- 
zweck meines  Vortrages. 

Das  Hecht  der  Alleinherrschaft  unseres  Kla- 
viers stützt  sich  auf  die  Annahme,  dass  mit  der 
Vervollkommnung  die  Tonschönheit  gleichen  Schritt 
gehalten  hahe.  Dieses  einmal  vorausgesetzt, 
mtissten  die  alten  Klavierstücke  heute  schöner 
klingen,  einen  tiefereu  Eindruck  hinterlassen  als 
zur  Zeit  des  CembaIo*s.  Dieses  Urteil  wäre  aber 
einseitig,  denn  es  entspricht  zunächst  dem  subjek- 
tiven Schönheitsurteil.  Man  prüfe  einmal  sein 
masikalisches  Gewissen  beifolgender  Behauptung: 
Herrscht  bei  dem  Spiel  der  alten  Fugen  und 
sonstigen  Kompositionsformen  unserer  Altmeister 
auf  dem  heatigen  Klaviere,  abgesehen  von  der 
Bewunderang  für  den  Anfbau  und  den  Fluss  der 
Stimmen,  die  echte  Freude,  die  Gennssfülle,  eine 
Ergriffenheit  des  Gemüts,  wie  wir  sie  bei  den 
Werken  des  19.  Jahrhuuderts  kennen?  Ich  sage 
nein  (wohlverstanden,  ich  meine  die  Klaviermusik). 
Ist  nicht  die  Wiedergabe  der  Klavierstücke  unserer 
Altmeister  zu  einer  reinen  Verstandesarbeit  ge- 
worden, die  besonders  bei  den  Musikstudierenden 
nur  darauf  ausgeht,  die  Fiugertechnik  zu  erhöhen 
uud  allenfalls  die  theoretischen  Grundlagen  zu  er- 
kennen? Ich  sage  ja!  Ist  es  nicht  bezeichnend* 
dass  mit  der  Entstehung  des  heutigen  Klavier- 
tones die  Klavierfuge  allmählich  von  der  Bild- 
üäche  verschwand,  dass  zur  2jeit  der  Umwandlung 
der  belederten  Häjnmer  in  die  beülzten,  also  mit 
Mendelssohn  und  Schumann,  die  letzten  Klavier- 
fagen  geschrieben  worden  sind.  Ausnahmen  aus- 
geschlossen. Hat  doch  schon  Chopin  es  unter- 
lassen, überhaupt  Fagen  zu  komponieren,  nicht 
blos^s  deshalb,  weil  ihm  diese  Kompositionstechnik 
nicht  behagte,  sondern  weil  sein  sensibles  Gefühl 
den  Klavierton  seiner  Zeit  nicht  dazu  geeignet 
erklärte. 

Das  Verschwinden  der  Klavierfoge  auf  Rech- 
nung der  Mode,  des  musikalischen  Geschmack- 
wechsels zu  setzen,  geht  nicht  gut  an,  denn  auf 
der  Orgel  wird  eine  Fngenkomposition  heute  noch 
mit  derselben  Genussfreudigkeit  gehört  und  geübt 
wie  früher,  ja  die  dynamischen  Schattierungen  ge- 
statten heute  noch  einen  tieferen  Genuss.  Woran 
liegt  es  nun,  dass  die  polyphonen  Stücke  früherer 
Zeiten  auf  dem  heutigen  Klavier  kalt  und  trocken 
klingen?  Ich  glaube  einen  Grund  gefunden  zu 
haben.  Abgesehen  von  der  Wandlung  des  musi- 
kalischen Geschmackes  überhaupt,  haben  wir  total 
vergessen,  dass  die  früheren  Kompositionen  unter 
ganz  anderen  Klangvoraussetzungen  geschaffen 
worden  sind,  als  wie  wir  sie  heute  kennen.  Es 
fehlt  uns  der  Klangvergleich  mit  den  Vorläufern 
unseres  Klaviers,  die  in  den  Musikinstrumenten- 
sammiungen  ihr  letztes  kümmerliches  Dasein 
fristen. 

Von  den  drei  Tonerregungsarten  der  Tasten- 
instrnmente  haben  wir  bereits  das  Klavichord  aus- 
geschieden.      Als     Hauptvertreter     dieser     Liste 


bleiben  uns  nun  noch  das  Klavicembalo  und  das 
Hammerklavier.  Die  Anschlagsmechanik  des 
Klavicembalos  und  dessen  Verwandten  führte 
durch  Reissen  mit  einem  eisernen  und  später  be- 
lederten Stift  den  Ton  herbei,  ähnlich  wie  der 
Finger  die  Harfensaite  anreisst.  Die  Mechanik  des 
Hammerklaviers  ist  bekannt.  Die  Akustik  lehrt, 
dass  der  Tonerreger,  also  hier  Hammer  oder  Stift, 
den  grössten  Ein  fluss  auf  die  Klangfarbe  einer 
Saite  ausübt,  insofern  die  Obertöne  als  Ursache 
der  Klangfarbe  mehr  oder  minder  dabei  ausge- 
schaltet werden.  Verfolgen  wir  nun  kuiz  den 
Vorgang  beim  Hammerschlag. 

Der  Hammer  bringt  durch  s»inen  plötzlichen 
Schlag  die  Saite  plötzlich  ans  dem  Gleichgewicht. 
Nun  ist  es  akustische  Tatsache,  dass  bei  der  Ent- 
stehung jedes  Klanges  die  Obertöne  bezüglich  ihrer 
Stärkegrade  in  stetem  Kampfe  liegen  mit  ihrem 
Grundton.  Das  Hervortreten  des  Grundtones  hängt 
lediglich  von  der  Tonerregung,  also  hier  vom 
Hammerschlag  ab.  Ist  der  Hammer  und  sein 
Schlag  hart,  so  treten  mit  der  grösseren  Stärke 
des  Grundtones  die  fast  ebenso  stark  erregten 
Obertöne  in  Aktion.  Wir  haben  dafür  die  Aus- 
drücke klimpern,  schrill,  stechend.  Ist  der  Hammer 
weich,  elastisch,  so  entstehen  drei  Vorzüge:  1.  läuft 
die  Bewegungswelle,  die  durch  die  Gleichgewichts- 
störung entsteht,  langsamer,  sodass  die  Ober- 
töne später,  einen  Bruchteil  einer  Sekunde  zur 
Greltung  kommen,  2.  können  sich  die  Obertöne 
wegen  der  geringeren  Kraftwirkung  schlechter  an 
Stärke  entfalten,  und  3.  weiss  die  heutige  Hammer- 
mechanik durch  die  genau  abgemessene  Lage  des 
Niederschlags  die  unharmonischen  Obertöne  zu- 
rückzuhalten. Aus  diesen  3  Vorzügen  entsteht  in 
der  Mittel  läge  des  Klaviers  ein  sonorer,  harmo- 
nischer Klang.  In  den  tiefen  Lagen  hat  der 
Hammer  nicht  die  Kraft,  die  Bewegungswelle  so 
zu  regeln,  dass  der  Grundton  in  derselben  Stärke 
dominiert.  Die  Teiltöue  treten  nach  der  Tiefe  hin 
immer  mehr  in*s  Gewicht,  sodass  bekanntlich  der 
Grundton  der  5  tiefsten  Tasten  nur  schwer  zu  er- 
kennen ist.  In  den  höchsten  Lagen  des  Klaviers 
hat  der  Hammer  infolge  des  weichen  Filzes  gar 
nicht  mehr  die  Kraft,  die  Saite  überhaupt  zu  zer- 
legen, wenn  das  Geräusch  des  Aufschlages  nicht 
hörbar  sein  soll.  Um  dieses  Manko  auszugleichen, 
geht  die  Mechanik  des  rechten  Pedals  bei  allen 
Klavieren  nicht  über  das  dreigestrichene  g  hinaus. 
Zu  den  drei  verschiedenen  Klangwirkungen  tritt 
dann  noch  eine  vierte,  verderbliche,  die  durch  das 
Abnutzen  der  Filzhämmer  und  durch  allmähliche 
Veränderung  des  Resonanzbodens  entsteht. 

Der  Klavicembaloton  gibt  uns  im  Gegensatz 
zum  Klavierton  ein  ganz  anderes  Bild.  Der  be- 
lederte Holzstift  bringt  durch  rutschendes  An- 
reissen  alle  Teile  der  Saite  zu  gleicher  Zeit  in 
Spannung,  d.  h.  in  die  Fähigkeit,  mit  gleichem 
Zeitanfang  zu  schwingen.  Die  Bewegungswelle, 
die  sich  beim  Klavierton  von  dem  Punkt   der  An- 


—     250    — 


schlagstelle  au«  über  die  Saite  hin  fortpflanzen 
mnss,  fällt  hier  vollständig  fort,  da  infolge  des 
Anreissens  die  Störung  des  Gleichgewichts  sich 
aof  alle  Teile  der  Saite  erstreckt,  und  daher  alle 
Teile  der  Saite  zu  gleicher  2^it  anfangen  zu 
schwingen.  Die  Spannung  versetzt  die  ersten  5—6 
Obertöne  mit  dem  Grundton  gleichzeitig  in  Be- 
wegung, wodurch  zwar  der  Grund  ton  dem  Klavier- 
grundton  gegenüber  an  Kraft  einbüsst,  letzteren 
aber  au  Gleichmässigkeit  und  harmonischem  Reiz 
übertrifft  Es  entsteht  ein  harmonisch  wohl- 
klingender Ton,  den  der  Laie  mit  harmoninm-ähn- 
llch  bezeichnet,  ein  Klang,  dessen  Zaaber  wir  uns 
noch  heute  gerne  bei  der  ähnlichen  Harfenklang- 
farbe hingeben.  Eiu  anderer  Klang^nterschied  der 
beiden  Tasteninstrumente  liegt  in  der  Zeitdauer. 
Durch  die  plötzliche  Erregung  des  Hammeran- 
schlages ist  uns  der  Grundton  in  seiner  ganzen 
Stärke  an  das  Ohr  getreten,  «he  die  Obertöne  zum 
Färben  kommen.  Wenn  dieses  geschieht,  tritt  die 
G«samtschwingang  der  Saite  schon  wieder  zurück 
und  der  Grundton  nimmt  sehr  schnell  ab.  In  der 
Regel  kommt  der  Klavierton  wegen  seiner  kurzen 


Dauer  in  Tonstärken  nicht  über  dieses  erste  Stadium 
hinaus.  Lässt  man  ihn  aber  durch  Niederhalten 
der  Taste  länger  zufrieden,  so  entsteht  das  zweite 
Stadium.  Die  Bewegungs welle  hiuterlässt,  sobald 
sie  sich  über  die  ganze  Saite  ausgebreitet  hat,  ein 
vollkommenes  gleichzeitiges  Zusammenwirken  des 
Grand tones  mit  allen  harmonischen  Oberlöoen. 
Bei  feinfühlendem  Anschlag  nennen  wir  dieses 
Stadium  .Singen  des  Klaviertones*.  Es  wird 
manchem  neu  sein,  dass  der  schönste  Ton  also 
nicht  zu  gleicher  Zeit  des  Hammerschlages  ent- 
steht, sondern  erst  nachher  Das  Zeitliche  hierbei 
haben  wir  natürlich  mit  Brachteilen  einer  Sekunde 
zu  messen.  Halten  wir  die  Taste  noch  langer 
nieder,  so  entsteht  das  dritte  Stadium.  Der  Grnnd- 
ton  tritt,  weil  er  den  ersten  Anstoss  bekommen 
auch  zuerst  zurück,  und  einzelne  Obertöne,  be- 
sonders der  drittle,  fangen  an  ihn  zu  übertönen. 
Da  beim  Tone  des  Klavicembalo  der  Grnndton  zu- 
gleich mit  den  Obertönen  auftritt,  ist  auch  das 
Abnehmen  des  Gesamtklanges  ein  gleichzeitiges 
seiner  Einzeltöne. 

(Fortsetzung  folgt.) 


^^vz\t)7i^\U  @edai)l<^t)  eii)es  a11*ei)  ^usil^ers. 


Von 
Wilhelm  Biachbieter. 

(Fortsetzung.) 


„Wer  ist  grösser,  Mozart  oder  Beethoven? 
Goethe  oder  Schiller?"  Wie  oft  sind  diese  Fragen 
wohl  schon  aufgeworfen  und  erörtert  worden, 
ohne  endgiltig  entschieden  zu  sein!  Abgesehen 
davon,  dass  es  uns  eigentlich  ganz  gieichgiltig 
sein  kann,  welche  von  den  Genannten  die  beiden 
Grössten  sind,  so  ist  es  auch  gar  nicht  möglich, 
diese  Fragen  objektiv  zu  beantworten;  denn  das 
Kunstprodukt,  vor  allem  das  musikalische,  ist  ein 
subjektives,  und  wird  daher  von  jedem  seiner 
Individualität  entsprechend  aufgefasst  und  be- 
urteilt. In  Bezug  auf  die  Werke  der  Dichter 
könnte  obige  Frage  vielleicht  noch  eher  beant- 
wortet werden;  denn  die  Dichtungen  teilen  sich 
zunächst  unserem  Verstände  mit  und  wirken  erst 
dann  auf  unser  Gemüt,  nachdem  wir  den  Sinn 
derselben  erfasst  haben.  Aber  auch  hier,  bei  der 
Dichtkunst,  könnte  wieder  die  Frage  aufgeworfen 
werden,  ob  derjenige  Dichter,  der  es  unternimmt, 
die  Wirklichkeit  zu  idealisieren  (Goethe),  der  echte 
ist,  oder  derjenige,  welcher  das  Ideal  verwirk- 
lichen will  1  Schiller».  Zu  der  ersteren  Klasse  ge- 
hören unter  anderen  Homer  und  Shakespeare;  zwei 
Grössen  allerersten  Hanges. 

Die  Musik  wirkt,  im  Gegensatz  zur  Poesie, 
zunächst  auf  unser  Gemüt;  sie  nimmt  auch  ihren 
Stoff  nicht,  wie  die  Poesie,  aus  dem  wirklichen 
Leben,  und  ist  daher  die  innerlichste,  seelen- 


vollste aller  Künste.  Seine  Seele,  seine  Empfin- 
dung hat  aber  jeder  für  sich  allein,  während  er 
sein  Wissen  mit  „vorgezogenen  Geistern"  teilt; 
und  darum  wird  die  Antwort  auf  die  Frage:  wer 
grösser  sei,  Mozart  oder  Beethoven,  immer  eine 
mehr  oder  weniger  subjektive  sein.  Man  kann 
annehmen,  dass  diejenigen,  welche  ihrer  Natur 
nach  mehr  für  das  Leidenschaftliche,  Gewaltiire 
schwärmen,  Beethoven  über  Mozart,  Schiller  über 
Goethe  und  Michel  Angelo  über  Ilaphael  stellen 
werden;  während  die  anderen,  welche  mehr  zu 
hinneigen,  die  Goethe  mit  den 
„Ein  süsser  Friede  kommt  auf 
wie  mir  geschah",  entgogen- 
sein  werden.  —  Dass  Mozart 
das  grösste  musikalische  Genie  war,  welches  je 
gelebt,  steht  wohl  zweifellos  fest.  Hat  das  doch 
selbst  Bichard  Wagner  —  dessen  Werke  über- 
wiegend leidenschaftlicher  Natur  sind  -  anerkannt. 

Wenn  sich  jemand  als  Schüler  eines  Konser- 
vatoriums aufnehmen  lässt,  imi  zunächst  Harmonie, 
dann  Kontrapunkt  und  später  Komposition  zu 
studieren,  so  wird  er  in  der  Liste  als  „Theorie- 
schüler'*  bezeichnet  und  selbstverständlich  von 
einem  „Theorielehrer"  unterrichtet.  Diese  Bezeich- 
nungen —  Theorieschüler  und  Theorielehrer  — 
sind  aber  hier,  in  der  Musik,  nicht  ganz  zutreffend ; 


Seelenstimmungen 
Worten  ausdrückt: 
mich,  weiss  nicht 
gesetzter   Ansicht 


—    251 


denn  unter  „Theorie"  versteht  man.ün  allgemeiüen 
die  wissenschaftliche  Erkenntnis  einer  Sache,  und 
steht  dieselbe  also  zu  der  Praxis  in  einem  direkten 
Gregensatze.  Ein  Schüler  der  musikalischen  Theorie 
muss  aber,  wenn  er  über  die  Anfangsgründe  hin- 
aus ist,  nicht  nur  etwas  wissen,  sondern  auch 
etwas  können;  denn  er  muss  die  Eähigkeit  be- 
sitzen, Melodien  zu  harmonisieren,  und  später, 
wenn  er  Kontrapunkt  studiert  hat,  muss  er  figu- 
rierte Choräle  und  Fngen  schaffen.  Das  gelingt 
aber  keinem  Schüler  ordentlich,  wenn  er  nicht 
musikalisch  begabt  ist,  denn  mit  dem  Verstand 
allein,  wenn  derselbe  auch  noch  so  gross  ist,  lassen 
sich  diese  Sachen  —  wie  alle  schöngeistigen 
Kunstprodukte  —  nicht  schaffen.  Ein  tüchtiger 
Theorie  lehre  r  muss  also  nicht  nur  die  wissen- 
schaftlich theoretische  Erkenntnis  der  Harmonie 
besitzen,  sondern  auch  ein  tüchtiger  Künstler  sein, 
und  deshalb  bin  ich  der  festen  Ueberzeugung,  dass 
selbst  der  hochberühmte  Physiker  v.  Helmholtz 
(Verfasser  des  epochemachenden  Werkes  „Lehr- 
buch von  den  Tonempfindungen")  nicht  imstande 
gewesen  wäre,  mit  Erfolg  Harmonieunterricht  zu 
erteilen.  Dass  Helmholtz  (selbstverständlich  unbe- 
schadet sein#*r  Grösse  als  Gelehrter)  nicht  viel 
musikalische  Kenntnisse  besass,  ist  mir  namentlich 
dadurch  zum  Bewusstsein  gekommen,  dass  er  die 


grosse  Sexte  für  eine   vollkommenere  Konsonanz 
hielt,  als  die  kleine. 

Wie  aus  dem  oben  Mitgeteilten  hervorgeht, 
gibt  es  also  eine  wissenschaftliche  und  eine 
praktische  Harmonielehre.  Das  geflügelte  Wort; 
„grau  Freund,  ist  alle  Theorie"  kann. sich  daher 
hinsichtlich  dieser  beiden  Arten  der  Harmonie- 
lehre nur  auf  die  wissenschaftliche  beziehen.  Aber 
ist  denn  die  Theorie  wirklich  „grau"?  Fragt  doch 
einmal  bedeutende  Gelehrte,  ob  ihnen  ihre  Wissen- 
schaft grau  oder  öde  vorkommt!  Die  soeben  ange- 
führten Worte  sind  allerdings  von  keinem  Gerin- 
geren, als  Goethe;  wir  dürfen  aber  bei  diesen 
Worten  nicht  ausser  acht  lassen,  dass  Goethe  die- 
selben dem  Mephisto  in  den  Mund  gelegt,  der 
dem  „Schüler"  gegenüber ,, wieder  recht  den  Teufel 
spielen"  und  ihm  die  Wissenschaft  verleiden  will. 
Dass  für  Goethe  die  Wissenschaft  nicht  „grau" 
war,  beweist  unter  anderem  seine  Farbenlehre, 
auf  die  er  sich  —  wie  aus  einer  seiner  Aeusse- 
rungen  hervorgeht  mehr  eingebildet,  als  auf 
seinen  „Faust".  Für  Goethe's  Ueberzeugung  gelten 
daher  vielmehr  die  Worte,  welche  Mephisto  aus- 
spricht, nachdem  er  den  Faust  seiner  Wissenschaft 
abtrünnig  gemacht: 

„Verachte  nur  Vernunft  und  Wissenschaft, 
Des  Menschen  allerhöchste  Kraft." 


(Fortsetzung  folgt) 


Scbilierfeier  bei  Augasta  Götze/) 


Von 
Geori:  Hiller. 


Literarische  Salons  sind  im  allgemeinen  wohl 
nicht  mehr  anzutreffen,  das  flüchtige  Leben  der 
Grossstadt,  die  Sorgen  des  Daseins  Überwuchern 
die  rein  geistige  Seite  des  Menschen;  für  das 
Gemüt  bleibt  wenig  übrig.  Nerven  und  Sinne 
stehen  obenan,  sie  zu  reizen  und  zu  kitzeln,  das 
ist  die  Aufgabe  einer  gewissen  literarischen  Pro- 
duktion unserer  Zeit  Wir  wollen  darüber  nicht 
rechten;  auch  sie  hat  ihre  Aufgabe,  auch  sie  hat 
ihre  Berechtigung.  Dass  uns  aber  trotz  alledem 
der  Idealismus  nicht  verloren  gegangen  ist,  dass 
wir  uns  auf  uns  selbst  besinnen,  zeigte  uns  In  der 
letzten  Zeit,  wie  das  Andenken  Schi  Her 's  geehrt 
wurde.  Zu  den  vielen  Schillerfeiern  gesellte  sich 
nun  an  einem  der  letzten  Abende  eine  Feier  in 
einem  auserwählten  Kreise.  Fräulein  Augusta 
Götze,  unsere  berühmte  Gesangslehrer) n,  huldigt 
nicht  nur  der  Musik,  sondern  ist  auch  ein  bevor- 
zugtes Kind  der  Muse  der  Dichtkunst.  Es  ist  be- 
kannt, dass  Ihre  Vollendung  des  „Demetrius*  echt 
Schiller'schen  Geist  atmet,  und  ihre  Tragödie 
^Vittorla  Accaramboni"  ist  ein  grosszügig  und 
genial   angelegtes   Werk   mit   marmorgemeisselten 


♦)  Durch  besondere  Umstände  verspätet. 


Versen  und  leidenschaftlicher  Sprache.  —  Augusta 
Götze  ist  in  Weimar  geboren,  ihre  Jugend  haben 
noch  jene  Männer  und  Frauen  geleitet,  die  die 
Grossen  von  Weimar  von  Angesicht  gesehen  und 
gekannt  haben;  sie  war  ein  Liebling  des  ihrem 
Vater  eng  befreundeten  Franz  Liszt  —  kein 
Wunder,  wenn  in  ihr  alter  Weimarischer  Geist 
lebt,  in  ihrem  Hause  Weimarische  Tradition  ge- 
pflegt wird.  Und  so  war  denn  auch  die  Schiller- 
feier in  ihrem  Hause  warm  und  innig;  hervor- 
ragende Männer  und  Frauen  der  Literatur  und 
Musik  wohnten  ihr  bei.  In  gedrängter  Kürze  fasste 
Fräulein  Götze  Gedanken  über  die  Schiller'sche 
Muse  und  ihre  Entwicklung  in  einem  Prolog  zu- 
sammen (s.  u.)  und  trug  dann,  wie  diesen  Prolog, 
auch  den  Monolog  der  Marfa  und  später  den 
„Pilgrim"  mit  Meisterschaft  vor.  Zur  Ausführung 
der  mit  poetischem  Feinsinn  gewählten  Gesänge 
hatte  Fräulein  Götze  einige  ihrer  stimmbegabtesten 
Schülerinnen  herangezogen,  unter  denen  sich  eine 
frühere  Elevin  von  ihr.  Frau  Käte  Simon- 
Koberstein,  hervortat,  welche  —  gerade  als  ein 
glänzender  Kontrakt  mit  Graf  Hochberg  für  die 
Berliner  Hofoper  abgeschlossen  werden  sollte  —  es 
vorzog,   nachdem  sie   noch    im   Gewandhaus    mit 


—     252     — 


schönstem  Erfolge  gesungen,  die  Verheissangen 
der  Künstlerlaufbafan  mit  Hymen's  glücklichen 
Banden  zu  vertauschen.  —  Von  den  Nammem  des 
Programms  Interessierte  noch  ganz  besonders: 
„Gruppe  aus  dem  Tartarus",  interpretiert  durch  die 
herrliche  Altstimme  des  Fräulein  Elisabeth 
Honigmann ,  und  dasEinale  aus  der  Tschaikowski- 
sehen  Oper  ,,Johanna  D*Arc",  welches  Fräulein 
G-ötze  aus  dem  Eussischen  tibertragen  und  mit 
Schiller'schen  Worten  unterlegt  hatte.  —  Es  wurde 
von  einer  jungen  Dame  mit  auffallend  schöner  und 
reicher  Sopranstimme,  JohannaKttrzel,  nut  dem 
prächtig  studierten  Frauenchor  gesungen. 

Am  Flügel  waltete  mit  ebenso  vorzüglicher 
als  ausserordenlicher  musikalischer  Begleitung  der 
Gesänge  Herr  Dr.  Paul  Klengel. 


Prolog 

von  Augusta  Goetze 
zu  ihrer  „Schillerfeier"  am  23.  Mai  1905. 

Zu  Deinen  Festen  lass'  auch  uns  Dir  nah^n, 
Den  grossen  Dichtergenius  zu  grQssen, 
Es  legt  der  Töne  Kunst,  Dir  Untertan, 
Ihr  Opfer  huldigend  zu  Deinen  Füssen. 

Denn :  Was  zum  schönen  W^ohllaut  ward  geboren, 
Gehört  Dir  an,  Du  lebst  in  jedem  Klang, 
Du,  der  der  Schönheit  Dienst  sich  zugeschworen, 
Der  holder  Anmut  hehrste  Weisen  sang. 

Zuerst  durch  Sturm  und  Drang  der  Räuberbanden 
Tön'  heut*  Andromacheen's  Abschiedswehe, 
Aus  diesem  genialen  Brausen  dann  erstanden 
Verklärte  Werke  auf  geweih'ter  Höhe. 

Durch  Jugendleid  und  Bitternis  hervor 
Bangst  Du  Dich  in  des  Werdens  Kampfestagen 
Zum  wahren,  reinsten  Menschentum  empor, 
Von  dem  Dein  Leben,  Deine  Sänge  sagen. 

Der  Leidenschaften  trügende  Dämonen, 
Sie  wollten  auch  Dein  edles  Sein  umgarnen; 
Doch  kurze  Frist  nur  könnt'  bei  ihnen  wohnen 
Der,  den  der  Gottbegabung  Stimmen  warnen. 

Rein  stiegest  Du  hinauf  zu  dem  Vollenden, 
Für  das  Dich  Gottes  Odem  angeweht; 
Zu  deutschen  Drama's  wundervollen  Spenden, 
In  dem  der  Griechen  Grösse  neu  ersteht. 

Mit  Griechen-Grösse,  die  den  warmen  Odem 
Des  jungen  Schicksalskünders  in  sich  trägt, 
Schufst  Du  in  neuer  Welt,  nicht  jener  toten  — 
Uns  Typen,  für  die  Ewigkeit  geprägt. 

Aus  ihrer  Fülle  tret'  Euch  Tell's  Gestalt 
Im  Lied  des  Fischers  lebensvoll  entgegen. 
Des  Wallensteines  herrlich'  Kind,  es  malt 
Im  Sang  vom  Eichwald  ihres  Herzens  Regen. 


Von  giösster  Liederschöpfer  Sang  umwunden 
ümtönen  Euch  des  edlen  Dichters  Weisen; 
Im  holden  Lied  durch  Wohlklang  ihm  verbunden 
Rauscht  ihre  Harfe  heut'  zu  Schiller's  Preisen. 

Von  der  Gedichte  überreicher  Fülle 
Sag'  Euch  die  Gruppe  aus  dem  Tartarus; 
Und  wie  der  .Frühling"  Frohes  Euch  enthülle, 
So  führt  sie  Euch  hinab  zum  Styx*schen  Flnss. 

Und  dann  zulelzt:  Lasst  die  Gestalt  Euch  grüssen, 
Die  strahlend  hell  in  Aller  Herzen  lebt: 
Die  Jungfrau  hört,  die  zu  der  Jungfrau  Füssen 
Ob  ihrer  Sendung  Grösse  zitternd  bebt. 

Seht  sie  im  Kampfe  vor  den  Engelssoharen, 
Die  Knie  gebeugt,  um  Stärke  sie  zu  fleh'n; 
Wer  betet  nicht  mit  ihr,  dass  sie  bewahren 
Ihr  Werk  und  sie  vor  schlimmen  Untergeh'n? 

Vergebens!    Denn  des  grossen  Dichters  Walten 
Schuf  ihrer  Schuld  den  ird'schen  Untergang; 
So  hehr  doch  könnt'  er  ihre  Schuld  gestalten, 
Dass  sie  im  letzten  Kampf  drob  Sieg  errang. 

Die  Schuld  verhängend,  weil  ohn' Schuld  und  Sünden 
Kein  echtes  Drama  sich  gebären  kann, 
Wusst'  er  der  Schuldverklärung  Pfad  zu  finden, 
Wie  ihn  vor  ihm  kein  Andrer  noch  ersann. 

Kein  Sterblicher  darf  es  hienieden  wagen. 
Das  rätselhaft  geheimnisvolle  Weben 
Der  SchiciEsalsmächte  murrend  anzuklagen. 
Die  siegvoll  walten  über  Tod  und  Leben. 

Doch  trauern  dürfen  wir  in  ew'gen  Klagen, 
Dass  auf  dem  Schreibtisch,  der  von  seiner  Hand 
So  viel  vollendet  Grosses  hat  getragen, 
Am  Tag  des  Tod's  sich  nur  ein  Torso  fand  — 

Torso  des  Werkes,  das  mit  letzter  Kraft, 
Mit  heisser  Dichterglut  er  hielt  umschlungen; 
Für  das  er  seinem  siechen  Sein  entrafft 
Noch  Herrlichstes,  dem  Tode  abgerungen. 

„Demetrius",  ihm  galt  sein  letztes  Sehnen! 
Vom  grossen  Werke  geh'n,  eh'  es  vollbracht! 
Fühlt  Ihr  die  heissen,  schweren  Geistestränen. 
Die  drum  geweint  in  schmerzensvoller  Nacht! 

Und  ewig  ob  des  Torso  klagt  die  Bühne, 
Denn  keinem  N achgebor 'nen  wird's  gelingen, 
In  hehrester  Verkettung  Schuld  und  Sühne 
Gleich  ihm  dem  wilden  Chaos  abzuringen. 

Lasst  Euch  daran  mit  Marfa's  Worten  mahnen, 
Den  letzten  Worten,  die  sein  grosses  Herz 
Uns  schenkte;  und  das  wehmutsvolle  Ahnen 
Euch  in  die  Seele  senken:  Welchen  Schmerz 

Die  Trennung  von  dem  Werke  ihm  beschieden, 
Um  das  er  rang  mit  heissen  Wunsches  Streben, 
Und  das,  wenn  ihm  Vollendung  ward  hienieden, 
Als  grösste  seiner  Taten  würde  leben!  — 


4* 


—     253     — 


Mitteilungen 


von  Hoohflohulen  und  Konseryatorien. 


Die  Königliche  Musikschule  zu  Würz- 
burg, Direktor  Hof  rat  Dr.  £arl  Eliebert,  welche 
ihren  90.  Jahresbericht  versandt  hat,  verzeichnet 
eine  Gesamtf requenz  von  998  Eleven.  Davon  waren 
250  Musikschüler,  die  das  Studium  der  Musik  be- 
rufsmässig betreiben,  80  Hospitanten  von  den  Chor- 
gesangklassen,  206  Hospitanten  einzelner  Lehrfächer 
und  422  Angehörige  der  beiden  Gymnasien  und 
des  JLiehrerseminars,  die  von  Lehrkräften  der  An- 
stalt Unterricht  im  Chorgesang  erhielten.  Der 
Lehrkörper  besteht  aus  19  Lehrkräften,  von  denen 
Prof.  Dr.  fiaier  am  Schlnss  des  Schuljahres  aus- 
schied. An  musikalischen  Aufführungen  fanden 
statt:  6  Abonnementskonzerte  und  1  Kirchenkonzert 
onter  Mitwirkung  sämtlicher  Lehrkräfte  der  An- 
stalt, 3  Vortragsabende,  eine  Schlusfrfeier  und 
4  Morgenandachten,  von  Schülern  ausgeführt.  Prof. 
Hermann  Ritter  feierte  im  Oktober  v.  J.  sein 
25 jähriges  Jubiläum  als  Lehrer  der  Anstalt.  Am 
16  Februar  1905  fand  d»s  200.  Konzert  der  Musik- 
schule statt.  Die  Stiftung  der  Frau  Luisa  Prym, 
deren  Kapital  20000  Mk.  beträgt,  wurde  von  der 
Staatsregiernng  bestätigt.  Ausserdem  stiftete  Frl. 
Constanze  Schweich  500  Mk.  für  unbemittelte 
und  würdige  Musikschüler.  Das  neue  ünterrichts- 
jahr  beginnt  am  Montag,  den  18.  September. 

Aus  dem  6.  Jahresbericht  des  Freiburger 
Konservatoriums,  Direktor  Carlo  del  G-rande, 
ist  das  erfreuliche  Wachsen  der  jungen  Anstalt, 
die  unter  dem  Protektorat  der  Grossherzogin  von 
Baden  st  ht,  zu  erkennen.  Das  Institut  war  von 
347  Schülern  besucht,  darunter  genossen  19  Schüler 
Freistellen,  12  Halbfreistellen.  Das  Institut  erhielt 
von  der  Stade  Freiburg  eine  Subvention  von 
3000  Mk.  Am  Schlüsse  des  Schuljahres  fanden 
10  Prüfungsvorträge,  2  davon  Öffentlich,  statt;  der 
Geburtstag  der  Grossherzogin  wurde  durch  einen 
Festakt  mit  musikalischen  Vorträgen  gefeiert.  Das 
neue  Schuljahr  beginnt  am  Mittwoch ,  den 
20.  September. 

Der  soeben  erschienene  21.  Jahresbericht  des 
Grossherzoglichen  Konservatoriums  für 
Musik  zu  Karlsruhe,  Direktor  Prof.  Heinrich 
Ordenstein,  weist  wiederum  eine  bedeutende 
Vermehrung  der  Schüler  zahl  auf.  Im  ganzen  war 
die  Anstalt  von  793  2jöglingen  besucht  (gegen  663 
im  vorigen  Jahre),  darunter  waren  eigentliche 
Schüler  494  (im  Vorjahre  470),  271  Hospitanten  und 
28  Kinder,  die  im  Kursus  der  Methodik  des  Klavier- 
unterrichts —  Abteilung  für  praktische  ünterrichts- 
übung  —  unterwiesen  wurden.  Es  wurden  im  Laufe 
des  Schuljahres  24  Aufführungen  veranstaltet,  näm- 
lich: 13  VortragEübungen  im  Saale  der  Anstalt, 
9  öffentliche  Prüfungen  im  grossen  Saale  des 
Museums,  welcher  die  Kritik  einstimmig  höchstes 
Lob  erteilt,  1  öffentliche  Theorieprüfung  der  Vor- 
bereitungsklassen und  1  Vortragsübung  auf  Befehl 


und  in  Anwesenheit  Ihrer  König!.  Hoheit  der 
Grossherzogin  im  Saal  der  Anstalt.  Der  Unterricht 
wurde  von  26  Lehrern  und  12  Lehrerinnen  erteilt. 

Das  neue  Schuljahr  beginnt  am  15.  Sep- 
tember 1905. 

Das  Königl.  Konservatorium  für  Musik 
und  Theater  zu  Dresden,  Direktorium  Herren 
Johannes  und  Gurt  Krantz,  versandte  den  Be- 
richt über  das  49.  Studienjahr.  Die  Frequenz  der 
Schüler  betrug  1505,  von  denen  518  als  Vollschüler 
bei  Hochschullehrern  unterrichtet  wurden.  An 
Aufführungen  aller  Art  fanden  82  im  abgelaufenen 
Schuljahre  statt,  darunter  1  Trauerfeier  zum  Ge- 
dächtnis des  verstorbenen  Königs,  7  Wohltätig- 
keitskonzcrte,  11  Prüfungsaufführungen,  10  Musik- 
aufffihrungen,  5  Bühnen  Vorstellungen  und  ^0  Muslk- 
Vortragsübungen.  Eine  Iteihe  von  Reifezeugnissen 
für  die  verschiedenen  Zweige,  sowohl  als  aus- 
übende Künstler  als  auch  für  das  Lehrfach, 
konnten  erteilt  werden,  ausserdem  4  Preiszeug- 
nisse und  35  öffentliche  Belobigungen.  Bei  der 
Konkurrenz  um  die  Preise  der  Felix  Mendels- 
sohn-Stiftung in  Berlin  wurden  2  Schülerinnen 
mit  Preisen  ehrenvoll  ausgezeichnet.  Die  Biblio- 
thek, welche  im  abgelaufenen  Jahre  durch 
Schenkungen  und  Anschaffungen  wieder  bedeutend 
vergrös8ert  wurde,  umfasst  jetzt  einen  Bestand  von 
10230  Nummern.  Der  Jahresbericht  ist  durch 
einen  Artikel  von  Ernst  Paul  „Eugen  Krantz 
als  Klavierpädagog^*  (Nachdruck  aus  dem  „Kl.-L.^ 
No.  17  und  18,  Jahrgang  1904)  eingeleitet.  —  Das 
neue  Schuljahr  des  Konservatoriums  beginnt  am 
1.  September. 

Am  Konservatorium  Klindworth  -  Schar- 
wenka  in  Berlin  tritt  mit  d^m  1.  Oktober  d.  J. 
innerhalb  des  Direktoriums  eine  Personal  Verände- 
rung ein.  Dr.  Hugo  Goldschmidt,  der  lang- 
jährige Leiter  der  Anstalt,  scheidet  aus  seinem 
Amte,  um  fortan  ungestört  seinen  wissenschaft- 
lichen Arbeiten  leben  zu  können.  An  seine  Stelle 
tritt  Kapellmeister  Robert  Hobitschek,  der  der- 
zeitige Vorsteher  der  Zweiganstalten  des  Konser- 
vatoriums, welcher  in  Gemeinschaft  mit  den  bis- 
herigen Direktionsmitgliedern,  den  Professoren 
Philipp  und  Xaver  Scharwenka,  die  Leitung 
des  Konservatoriums  führen  wird.  Die  neue 
Direktion  wird  u.  a.  ein  erhöhtes  Gewicht  auf  die 
streng  seminaristische  Ausbildung  von  Musik- 
lehrern und  Lehrerinnen  legen.  Zu  diesem  Zwecke 
sollen  din  am  Konservatorium  bereits  bestehenden 
Seminare  für  Klavier-  und  Gesanglehrer 
einen  erweiterten  Stundenplan  erhalten,  der 
in  engstem  Anschluss  an  dus  Prüfungspro- 
gramm des  Musikpädagogischen  Verbandes 
zur  Hebung  des  Musiklehrerstandes  gehalten  sein 
wird.  Als  Neuschöpfung  wird  ein  Seminar  für 
Violinlehrer  hinzutreten,  in  dem  die  Lehramts- 


—     254     — 


kandidaten  durcli  den  Kammervirtaoseii  Florian 
Zajic  und  Konzertmeister  Max  Qrünberg  theo- 
retisch und  praktisch  für  ihren  Beruf  vorbereitet 
Tverden  sollen. 

Der  soeben  erschienene  Jahresbericht  über  das 
65.  Schuljahr  des  Stern*schen  Konservatoriums 
für  Musik,  Direktor  Professor  Gustav  Hol- 
laender,  verzeichnet  eine  Gesamtfrequenz  von 
865  Schülern,  zu  denen  noch  56  Besucher  der 
musiktheoretischen  Sonderkurse  des  Herrn  Wil- 
helm Klatte  zuzuzählen  sind.  Aus  dem  Lehr- 
körper schieden  u.  a.  Herr  Kapellmeister  A.  v. Eielitz 
und  Herr  Issay  Barmas  aus.  Neu  eingetreten 
sind  Fr.  Sandra  Drouker,  Fr.  Lydia  Hollm, 
Musikdirektor  Irrgang,  Prof.  Martin  Krause, 
Musikschriftsteller  J.  C.  Lusztig  u.  a.,  zu  denen 
sich  im  neuen  Schuljahre  Prof.  James  Kwast, 
Fr.  Frieda  Kwast-Hodapp ,  Prof.  Fritz  Arknyi 
und  Herr  Alfred  Wittenberg  gesellen  werden. 
Ln  Laafe  des  Schuljahres  fanden  statt:  85  üebungs- 
abende,  17  öffentliche  Aufführungen  im  Beethoven- 
saal, 3  Aufführongen  der  Opernschule  im  Theater 
des  Westens  und  3  öffentliche  Aufführungen  der 
Elementarklassen.  Ausserdem  zum  Geburtstag  des 
Kaisers  und  zur  Feier  des  10jährigen  Direktor- 
Jubiläums  und  50.  Geburtstages  Prof.  Gustav 
Hollaender*s  2  Festkonzerte.  Bei  Gelegenheit 
des  letzteren  stiftete  das  Lehrer-Kollegium  eine 
Kranken unterstützungskasse,  welcher  Prof. 
Hollaender  die  Summe  von  1000  Mk.  zuwies. 
Die  am  1.  September  in*s  Leben  tretende  Schau- 
spielschule des  Deutschen  Theaters,  unter 
Direktion  von  Max  Reinhardt,  wird  mit  der 
Schauspielschule  des  Stern'schen  Konservatoriums 
vereinigt.  —  Das  neue  Schuljahr  beginnt  am 
1.  September. 

Vom  Leipziger  Kgl.  Konservatorium  ist 
eine  bemerkenswerte  Neuerung  aus   dem   eben  zu 


Ende  gehenden  Jahrgange  zu  verzeichnen.  Nach- 
dem dort  schon  seit  letztem  Herbst  —  und  zwar 
im  besonderen  Interesse  einer  allgemeineren  Geistes- 
wie  G^mütsbildung  der  angehenden  Tonkünstler  — 
die  Vorlesungen  über  Musikgeschichte  syste- 
matische Ausdehnung  auch  auf  die  Gebiete  Lite- 
ratur undAesthetik  erfahren  haben,  fanden  mit 
Genehmigung  des  Leipziger  Stadtrats  unlängst 
unter  Leitung  des  betreffenden  Dozenten,  Herrn 
Prof.  Dr.  Arthur  Seidl,  und  (der  starken  Be- 
teiligung wegen)  in  getrennten  Abteilungen,  einige 
Führungen  im  dortigen  Kunstmuseum  für  die 
Hörer  der  Anstalt  statt.  Klinger's  „Beethoven^ 
stand  dabei  begreiflicherweise  im  Vordergründe 
dieser  Besichtigungen;  aber  auch  Böcklin,  v.  Uhde, 
Greiner,  Preller  kamen  zu  ihrem  Bechte,  und  Andere, 
—  alte  wie  neuere  Meister  —  werden  bei  späteren 
derartigen  Veranstaltungen,  die  als  alljährliche  ge- 
plant sind,  folgen.  Solch'  eingehende  Besprechungen, 
bei  denen  nach  Lichtwar k*8  bewährter  Methode 
der  ganze  Nachdruck  auf  die  intensive  Be- 
trachtung immer  nur  weniger  Kunstwerke  föllt, 
sollen  zugleich  über  das  Verhältnis  der  Tonkunst 
zur  Schwesterkunst,  von  Programm-Musik  zu  Pro- 
gramm-Malerei etc.,  prinzipiell  aufklären.  —  Nach 
literarischer  Seite  hin  war  im  Laufe  dieses  Sommer- 
Semesters  u.  a.  durch  zeitgemässe  Vorträge  zur 
Schillerfeier  für  entsprechende  Belehrung  Sorge 
getragen.  Auch  ein  instruktiver  Besuch  von 
de  Witt' 8  hochinteressantem  Musik-Listnunenten- 
Museum,  bekanntlich  einer  Zierde  Leipzig's,  ist  für 
das  nächste  Schuljahr  in  Aussicht  genommen.  Und 
selbst  über  berufsgenossenschaftliche  Angelegen- 
heiten, wie  fachwirtschaftliche  und  dergleichen 
Fragen  der  Zeit,  zur  Vorbereitung  für  den  Eintritt 
ins  Leben  mit  seinen  ernsten  Forderungen,  werden 
die  Zöglinge  des  Kgl.  Konservatoriums  jetzt  im 
näheren  unterrichtet. 


Yermischte  Nachrichten. 


Der  Kammervirtuose  Florian  Zajic  erhielt 
vom  Grossherzog  von  Baden  den  Professortitel. 

Aus  Dresden  wird  berichtet,  dass  mit  Beginn 
des  Jahres  1906  die  berühmten  musikalischen  Auf- 
führungen in  der  katholischen  Hofkirche  nicht 
mehr  allsonntäglich,  sondern  nur  noch  an  den 
hohen  Festtagen  aas  Ersparnisgründen  stattfinden 
werden.  Vom  künstlerischen  wie  vom  sozial- 
politischen Standpunkt  aus  ist  die  Beschränkung 
dieser  fast  unerreicht  dastehenden  kirchenmusi- 
kalischen Aufführungen  der  kgl.  Hoftheaterkapelle 
lebhaft  zu  bedauern.  Die  Uranfänge  der  kgl. 
musikalischen  Kapelle  sind  in  der  alten  Hof- 
kantorei, welche  in  Dresden  seit  den  Tagen  des 
Kurfürsten  Moritz  bestand,  zu  suchen.  Diese 
Kantorei  ging  aber  wenige  Jahre  nach  dem  Be- 
gierungswechsel  Friedrich   August  L   ein  und 


an  deren  Statt  entstand  ein  den  jetzigen  Begriffen 
von  musikalischer  Kapelle  vollkommen  entsprechen- 
des Institut.  August  der  Starke  beauftragte 
den  Vizekapellmeister  der  Hofkantorei,  Johann 
Christoph  Schmidt,  mit  Einrichtung  einer  neuen 
Hofkapelle  und  Hess  85  Instrumentalmasiker  be- 
rufen. Neben  den  Kapellmeistern  wurden  Kirchen- 
komponisten angestellt,  welche,  gUich  jenen,  das 
Institut  mit  trefflichen  Kompositionen  bereicherten. 
Im  Jahre  1716  übergab  August  der  Starke  die 
Oberaufsicht  über  die  musikalische  Kapelle  einem 
seiner  geheimen  Räte,  eine  Stellung,  die  in  der 
Folge  —  seit  1815  —  den  Titel  eines  General- 
direktors mit  sich  führte.  Unter  der  Leitung  von 
Männern  wie  Lotti,  Heinichen,  Schürer, 
Hasse,  Naumann,  Schuster,  Seydelmann, 
Paer,  Morlacchi,  Weber,    Marschner,    Reis- 


—     255     — 


Biger  und  Krebs  gedieh  die  Kapelle,  ein  schönes 
Ergebnis  des  Kunstsinnes  sächsischer  Fürsten,  za 
künstlerischer  Höhe.  In  der  Kirchenmnsikgeschichte 
Dresden*8  ist  übrigens  schon  früher  einmal  eine 
ähnliche  Veränderang  wie  die  bevorstehende  zu 
verzeichnen  gewesen.  Bis  1827  wurden  nämlich 
alljährlich  am  Ostersonnabend  nachmittags  Ora- 
torien in  italienischer  Sprache  nach  den  Kompo- 
sitionen von  Hasse,  Naumann,  Schuster,  Seydel- 
mauD,  Paisiello  und  Morlacchi  in  der  katholischen 
Hofkirche  aufgeführt.  Da  jedoch  diese  musikalische 
Feier  manchen  Anlass  zu  Störungen  im  Gottes- 
hause gab  und  die  Andacht  beeinträchtigte,  ge- 
nehmigte der  damalige  König  Friedrich  Aagnst 
die  Verfügung  des  Bischofs  Mauermann,  nach 
welcher  diese  Aufführungen  vom  Jahre  1827  an 
unterblieben.  Das  letzte  am  Ostersonnabend  1826 
aufgeführte  Oratorium  war  Naumann's  berühmtes 
Werk:  „I  Pellegrini  al  Santo  sepolcro".  Seitdem 
finden  diese  Musikaufführungen  alljährlich  am 
Palmsonntage  im  grossen  Opern  hause  statt. 

In  dem  Juli-Heft  der  , Revue  de  Paris**  be- 
spricht Bomain  BoUand  das  im  Mai  zuStrass- 
burg  stattgefundene  ,1.  Elsass-Lothringische 
Musikfes t*  und  kommt  zum  Schluss,  nachdem 
er  die  mitwirkenden  französischen  Musiker  getadelt, 
dass  sie  sich  nicht  besser  vorher  über  das  Pro- 
gramm informiert,  zu  folgendem  urteil:  „Die 
grösste  Gefahr,  welche  der  Musik  in  Deutschland 
droht,  ist  die  Ueberfülle  an  Musik.  Die  Musik 
ertränkt  die  Musiker.  Feste  folgen  auf  Feste. 
Die  Konzerte,  die  Theater,  die  Gesangvereine,  die 
Vereine  für  Kammermusik  absorbieren  das  ganze 
Leben  des  Musikers.  Wann  hat  er  Zeit,  allein  zu 
sein  und  anf  seine  innere  Musik  zu  horchen! 
Diese  Ströme  von  aufdringlicher  Musik  fluten  bis 
in  die  Tiefe  seiner  Seele,  sie  vermindern  seine 
Kraft,  sie  zerstören  die  heilige  Einsamkeit  und 
den  Schatz  der  geheimen  Gedanken.  Zu  Zeiten 
der  grossen  Klassiker  war  es  nicht  so.  Die  er- 
staunliche Verbreitong  an  musikalischer  Bildung 
in  Deutschland  seit  hundert  Jahren  steht  in  keinem 
Verhältnis  zu  den  künstlerischen  Schöpfungen. 
Es  geht  der  deutschen  Mosik  wie  dem  „Zauber- 
lehrling^*: die  magischen  Kräfte  sind  entfesselt, 
keiner  kann  sie  mehr  bannen,  und  das  musikalische 
Deutschland  ist  im  Begriff,  in  dieser  Ueber- 
schwemraang  zu  ertrinken. 

Prof.  Wilh.  Weber  in  Augsburg,  der  Diri- 
gent des  dortigen  Oratorienvereins,  wird  in  nächster 
Saison  die  Legende  für  Chor,  Soli  und  Orchester 
„Der  Kinderkreuzzug^  (,La  Croisade  des  en- 
fants**)von  Gabriel  Piern6  zur  ersten  Auf ftlhrung 
in  Deutschland  bringen,  und  zwar  in  einer  von 
ihm  selbst  veranstalteten  Bearbeitung  in  deutscher 
Sprache.  Das  Werk  wurde  in  Paris  zweimal  im 
Januar  d.  Js.  von  Colonne  mit  grossem  Erfolge 
aufgeführt. 

Interessante  Illustrationen  zur  Musik- 
geschichte  bot  das  Programm    des  kürzlich  ab- 


gehaltenen Sommerkon2erts  der  bekannten  stu- 
dentischen Sängerschaft  „Fridericiana**  in  Halle 
(früher  dirigiert  von  Kobert  Franz».  Das  sehr 
stark  besuchte  Konzert  stand  unter  dem  Zeichen 
des  Volksliedes  von  1226—1860  und  vermittelte 
die  Bekanntschaft  mit  einer  Beihe  bisher  noch 
nicht  aufgeführter  Werke.  Von  besonderer  Wir- 
kung erwiesen  sich  u.  a.  die  von  Otto  Richter, 
dem  gegenwärtigen  Leiter  der  ,Fridericiana",  ge- 
setzte altengiische  Rotamelodie  „Sumer  is  comen 
in"  aus  dem  Jahre  1226,  sowie  die  (im  Urtext  ge- 
botenen) Gesänge  aus  der  Locheimer  Liederhand- 
schrift (1452—1460),  desgleichen  ein  von  O.  Richter 
aufgefundenes  und  in  Partitur  geset/tes  „Nürn- 
bergisches Quodlibet"  aus  dem  Jahre  1650. 
Dieses  fünfstimmige  Stück  wurde  mit  besonderem 
Jubel  aufgenommen.  Es  scheint,  wie  den  Richter- 
scheu  Programm-Erläuterungen  zu  entnehmen  ist, 
in  doppelter  Beziehung  bemerkenswert,  zunächst 
deshalb,  weil  sich  in  ihm  nicht  nar  der  Anfang 
des  altnürnbergischen  Nacht  wächterruf  es  Endet, 
den  auch  Richard  Wagner  (wenn  auch  in  etwas 
anderer  Form)  in  den  „Meistersingern  von  Nürn- 
berg" verwendet  hat,  sondern  weil  in  einem  darin 
vorkommenden  Melodiestück  („Lasst  Pfanna  flicken, 
ihr  Weiber!")  eine  auffallende  Aehniichkeit  mit 
dem  Anfange  der  Fr.  Zeiter'schen  Weise  zu  „Es 
war  ein  König  in  Thule"  zu  erkennen  ist,  so  dass 
die  Frage,  ob  Zelter  bei  der  Konzeption  seiner  be- 
kannten Melodie  etwa  dieses  altnürnbergische  Lied- 
stück als  Vorlage  gedient  hat,  vielleicht  nicht  un- 
berechtigt erscheint.  Aber  auch  in  anderer  Be- 
ziehung ist  dieses  humorvolle  Quodlibet  vielleicht 
der  Beachtung  wert,  weil  es  nämlich  alte  Ausrufer- 
melodien verwendet,  welche  anscheinend  dem  Altar- 
gesang  der  Kirche  entstammen.  Zweifellos  haben 
mehrere  in  dem  interessanten  Stücke  vorkommende 
Melodien  eine  Aehniichkeit  mit  der  melodischen 
Formel  des  alten  „Accentus  medius"*  der  Kirche 
und  der  des  „Accentus  gravis",  wie  ja  noch  heute 
die  bekannten  „Gesänge"  der  Bahnhofskellner 
(„Belegte  Brötchen,  warme  Würstchen**  u.  s.  w.) 
stark  an  die  melodische  Wendung  des  altkirchli'^hen 
und  noch  heute  lebendigen  „Accentus  immutabilis" 
erinnern.  Neben  dieisen  und  andern  Gesangsstücken 
erregten  in  dem  Konzert  besonderes  Literesse  zwei 
Instrumentalwerke,  deren  Heimat  ebenfalls  die  alte 
Volksmusik  ist.  Es  war  dies  eine  köstliche  Suite 
für  Blasinstrumente  von  Paul  Peurl  (Bäwerl), 
dem  um  1580  geborenen  Schöpfer  der  deutschen 
Variationen-Suite,  welche  Komposition  von  der 
königlichen  Üniversitäts-Bibliothek  Göttingen  für 
diese  Aufführung  der  „Fridericiana"  zur  Vorführung 
gestellt  und  von  Otto  Richter  in  Partitur  gesetzt 
worden  war.  Das  andere  Werk,  eine  prachtvolle 
„Paduana"  für  fünf  Blasinstrumente  und  „Con- 
tinuo",  hatte  Johann  Rosenmüller  (geboren 
um  1620)  zum  Komponisten  und  entstammte  dessen 
erst  kürzlich  von  Karl  Nef  aufgefundener  „Stu- 
dentenmusik'^    Dieses,  ebenso  wie  die  Suite  Pearls, 


—     256     — 


nur  in  alten  Stimmdrncken  vorliegende  Stück  war 
von  der  Bibliothek  der  „Allgemeinen  Mosikgesell- 
Schaft*'  zn  Zürich  für  das  Konzert  überlassen 
worden.  Die  mitwirkende  Sängerin  (Lina 
Schneider)  bot  selten  gehörte  Volkslieder  ans 
Schottland,  Schweden,  Jütland  n.  a.  Die  Sänger- 
schar   nnd   sie  wurden,    wie   Inan   Eschweiler  im 


„Hall.  Gen.-Anz.''  berichtet,  mit  BeifaU  überschüttet 
Anwesend  waren  viele  Angehörige  des  Corpns 
academicnm,  darunter  die  Geheimrfite  Droysen, 
Schrader,  Conrad,  Loofs  nnd  Hanpt,  sowie  von 
der  Internationalen  Mnsikgesellschaft  die  Professoren 
Arthar  Prüfer  nnd  Dr.  Schering  ans  Lieipzig. 


Bücher  und  Musikalien. 


Karl  Lamprecht:   Zur    jüngsten     deutschen    Ver- 
gangenheit.     Erster   Ergänzungsband 
zur  deutschen  Geschichte. 
OaertBer's  YerUfftbuehhaAdlnnir,  B«rliB. 

In  diesem  Ergänzungsband  zu  seiner  deutschen 
Geschichte  behandelt  der  Verfasser  die  Kunst  und 
die  Weltanschauung  der  modernen  Zeit.  Er  tadelt 
das  blosse  Aneinanderreihen  historischer  Tat- 
sachen nnd  will  die  , treibenden  seelischen  Kräfte^ 
aus  der  Vergleichung  der  Tatsachen  herausschälen. 
Dies  ist  ihm  namentlich  in  den  Abschnitten  über 
bildende  Kunst,  Dichtkunst  und  "Weltanschauung 
gelungen.  Wie  er  ganz  zwanglos,  aus  den  Er- 
sehe! nnngen  selbst,  seine  Schemata  ableitet,  jeder 
Individualität  gerecht  wird,  ohne  sie  in  ein  enges 
System  einzuz wiegen  und  doch  grosse  Znsammen- 
hänge und  weit  umspannende  Linien  in  der  Ent- 
wickelung  aufdeckt,  das  feinste  Verständnis  für 
jedes,  oft  abstrus  scheinende  Streben  der  modernen 
Kunst  offenbarend:  das  ist  schlechthin  bewunde- 
rungswürdig, lehrreich,  eröffnet  neue  Perspektiven 
und  bereitet  grossen  G^nuss. 

Besonders  glücklich  sind  die  Bezeichnungen, 
die  er  für  die  verschiedenen  Perioden  des  Geistes- 
lebens gefunden  hat.  Die  Urzeit  und  das  Mittel- 
alter nennt  er  die  Zeitalter  des  symbolischen, 
typischen,  konventionellen  Seelenlebens.  Die  neuere 
Zeit  ist  das  Zeitalter  individuellen  Seelenlebens. 
Es  folgt  die  neueste  Zeit,  das  Zeitalter  subjektiven 
Seelenlebens.  Plir  die  Zeit,  in  der  wir  leben,  hat 
er  das  vorzügliche  Wort  geprägt:  Zeitalter  der 
Beizsamkeit.  Ein  solches  Wort,  das  statt  einer 
umständlichen  Definition  die  Sache  konzis  nnd  aus- 
drucksvoll bezeichnet,  ist  von  grösster  Tragweite. 
„Nervosität*'  ist  immer  mit  dem  Begriff  des  Krank- 
haften verbunden.  Darum  vertauscht  Lamprecht 
es  mit  dem  Worte  Beizsamkeit  und  versteht  da- 
runter „bewusst  gewordenes  Leben  der 
Nerven",  das  eben  das  Hauptcharakteristikum 
unserer  Zeit  ist.  Man  muss  die  Begründung  dieser 
Einteilung,  die  der  Verfasser  mit  viel  Bedacht  aus 
der  Geschichte  ableitet,  an  Ort  und  Stelle  nach- 
lesen. Von  hohem  Interesse  ist  die  Parallele,  die 
er  dann  zwischen  dem  jetzigen  bewussten  Nerven- 
leben und  dem  instinktiven  der  Urzeit  zieht. 
Hier  gibt  er  uns  ungeahnte  Massstäbe  zur  Be- 
urteilung moderner  Kunst  in  die  Hand.  Da  stellt 
sich  z.  B.  das  Vereinfachende,  scheinbar  Unfertige, 


Formlose,  das  unserer  Kunst  oft  eine  Aehnlichkeit 
mit  den  naiven  Erzeugnissen  der  Urzeit  gibt,  als 
gerade  beabsichtigt  heraus,  während  die  Urzeit  in- 
Btinktiv,  unbeholfen  schaffte.  ^Der  Kulturprozess 
ist  eigentlich  ein  Prozess  der  Selbsterkenntnis',  das 
unbewnsste  Seelenleben  wird  inmier  mehr  in  das 
Bereich  klarer  Vorstellungen  gehoben. 

So  ist  auch  das  Gesamtkunstwerk  Wagner*s 
„der  Gedanke  eines  bestimmten  Zeltalters,  einer 
ganzen  Epoche'*,  ein  bewusstes  Zusammenfassen 
aller  künstlerischen  Kräfte  des  Menschen,  die 
dieser  in  der  Urzeit  eben  instinktiv  ausübte,  indem 
er  Gesang.  Dichtkunst  und  Tanz  vereinigte. 

Am  kürzesten  ist  die  Tonkunst  behandelt 
Wie  der  Autor  gesteht,  war  er  bei  dieser  Kunst 
am  meisten  von  fremdem  Urteil  abhängig.  Wenn 
er  auch  aus  der  reichhaltigen  Lektüre  sich  ein 
möglichst  selbständiges  und  gerechtes  Urteil  zu 
bilden  versucht,  so  fühlt  mau  doch  hier  am  meisten, 
dass  ihm  nicht  nur  das  Technische  femer  steht, 
sondern  überhaupt  das  Gefühl  für  Musik.  So  lange 
er  sich  im  allgemeinen  bewegt,  gibt  er  auch  hier 
Vorzügliches,  sobald  er  aber  auf  Besonderes  ein- 
geht, erregt  er  oft  Widerspruch.  Da  kommt  z.  B. 
gleich  die  unhaltbare  Behauptung,  dass  das  Pariser 
Bacchanale  im  Tannhäuser  ein  , Zugeständnis"  seL 
Wann  wird  wohl  diese  unselige  Idee  aus  der  Welt 
verschwinden?  Selbst  nach  den  keinen  Zweifel 
mehr  übrig  lassenden  Briefen  an  Prau  Wesendonk 
hält  sie  sich!  Aber  so  antworte  man  doch  auf 
die  Frage:  ist  das  Bacchanale  in  der  ersten  Fassung 
des  Tannhäuser  etwa  nicht  vorhanden?  Was 
die  Pariser  wollten,  war  ein  Ballet  im  zweiten 
Akt.  Wagner  hat  ihnen  so  wenig  ein  Zuge- 
ständnis gemacht,  dass  sie  sich  durch  den  berühmten 
Skandal  dafür  rächten.  Die  Erweiterung  und  Ver- 
stärkung der  Glut  in  der  MusiJc  ergab  sich  ganz 
einfach  aus  den  Forderungen  der  Dichtung. 
Die  erste  Venus  war,  wie  Wagner  selbst  bemerkt, 
eine  „Kulissen- Venus",  das  „Grauen"  des  Venus- 
berges wirkte  nicht  überzeugend,  die  Göttin  selbst 
hatte  kein  Leben.  Selbst  wenn  man  zugeben 
wollte,  dass  der  Stil  dieser  Szene  nunmehr  mit 
dem  übrigen  Werk  kontrastiert,  so  ist  auch  das 
gerade  eine  Notwendigkeit  der  Dichtung:  der 
Venusberg  muss  den  schroffsten  Kontrast  zur 
Elisabeth  bilden.  Nur  wenn  jener  so  sinnberückend 
ist,  versteht  man  Tannhäuser's  Wesen.  Welch'  über- 


—     257 


triebenes  Gewicht  hat  man  auch  aaf  die  paar 
Reminiscenzen  ans  Tristan  gelegt!  Im  Charfreitags- 
zanber  ist  eine  solche  an  den  Pilgerchor,  viele 
andere  Parallelen  »ind  in  Wagoer's  Werken  nach- 
weisbar (vgl.  Bayrenther  Blätter).  Deshalb  allein 
darf  dieses  geniale  Stück,  das  einzig  in  seiner  Art 
ist,  nicht  ans  dem  Theater  in  den  Konzertsaal 
verpflanzt  werden. 

80  wären  noch  andere  Pankte  in  Lamprecht*8 
Beurteilung  Wagner*s,  dem  er  sonst  das  feinste 
Verständnis  entgegenbringt,  zu  berichtigen,  z.  B. 
dass  in  den  Meistersingern  das  nene  Ideal  des 
Mnsikdramas  noch  nicht  erreicht  sei  nnd  anderes 
mehr. 

In  der  Darstellung  der  Entwicklnog  der  Musik 
erweckt  der  Verfasser  den  Eindruck,  als  müsse 
alles  Neue  auch  ein  Fortschritt,  ein  Besseres  sein. 
Daa  trifft  aber  nur  in  der  Wissenschaft  zu,  wo 
allerdings  eine  Erkenntnis  durch  eine   neue  Ent* 


deckung  ganz  aafgehoben  werden  kann«  Von 
Beethoven  darf  man  aber  nicht  sagen,  dass  er 
durch  Brahms  an  Grosszügigkeit  und  Einheit 
Übertroffen  wird.  Beethovens  reifste  Werke  sind 
nicht  zu  übertrefien,  sein  Geist  hat  darin  den  voll- 
kommensten Ausdruck  gefunden  und  die  Sinfonie- 
form bis  zur  Vollendung  geführt  Neuer  Geist 
beansprucht  allerdings  neue  Form,  aber  nicht,  weil 
die  alte  mangelhaft  war,  sondern  weil  sie  erschöpft 
ist  und  Neues  darin  nicht  mehr  gesagt  werden 
kann. 

Sehr  erfreulich  und  als  Zeichen  für  die  Be- 
deutung, die  man  Wagner  als  Denker  endlich  zollt, 
ist,  dass  Lamprecht  seine  Weltanschauung  breit 
erörtert. 

Wir  haben  also  hier  ein  hochbedeutsames 
Buch,  das  reinigend,  klärend,  befruchtend  wirken 
wird. 

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Ihrer  Maj.  der  Kaiserin  Friedrich, 
8r.  Maj.  des  Kaisers  von  Russland, 
Ihrer  Maj.  der  Königin  von  England, 
Ihrer  Maj.  der  Königin  Regentin  von  Spanien, 
8r.  Königl.  Hoheit  des  Prinzen  Friedrich  Carl  von  Preussen, 
Br.  Königl.  Hoheit  des  Herzogs  von  Bachsen-Coburg-Qotha, 
Ihrer  Königl.  Hoheit  der  Prinzessin  Louise  von  England  (Marchioness  of  Lome). 
I.  Fabrik:  5—7  Johannis-Str.  u.  27  Ziegel-Str. 
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LONDON  W. 

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5-7  J«li«aiiis-»tr. 


Ftlr  die  Redaktioii  Terantwortlicli:  Anna  Morsch,    Berlin  W.,  Ansbacherstr.  87. 

Expedition  und  Verlag  ^Der  Klarier -Lehrer^,  M.  Wolff,  Berlin  W.,   Ansbacheratrasae  87. 

Druck:  J.  S.  Preusa,  Berlin  S.W.,  Eommandantenstr.  14. 


Der  KlavieF-Iiebrer. 

Musik-padagogische  Zeitschrift  für  alle  Qebiete  der  Tonkunst 
Organ  der  Deutschen  Musiklehrer-Vereine» 

der  Musik -Sektion  des  fl.  D.  L-V.  und  der  Tonkünstler- Vereine 

zu  Köln^  Dresden^  Hamburg,  Leipzig  und  Stuttgart 

Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslaur. 

Redaktion:  Anna  Morsch 

Berlin  W«, 

Ansbacherstrasse  37. 


•  •  €nd)c1ni  menailltb  zweimal.  «  • 
Fifft  «IcrtcliSbrlicb  bei  allen  Bud>*  und 
IDutlkallcnbandlunacn,  Foit  •  Hnttalun 
(unicr  ne.  4170)  1,50  Hlk.,  bei  dirckicr 
Zusendung  unter  Kreuzband  pränu- 
merando 1,7$  lOk.,  Ausland  2  IDk. 


Inicratc  werden  von  tlmmindjen 
Jlnnoncen'6xpfdltionen  wie  v«m  Ucrlag 
J)er  Klavier 'Ccbrer",  Berlin,  Ol.  50, 
llnibad)er»tr.  57,  zum  Preise  von  30  Pf. 
tfir  die  zweiflctpaliene  Peiitzelle  enl- 
gegcnflcnommcn. 


No.  17. 


Berlin,  1.  September  1905. 


XXVIII.  Jahrgang. 


iBkalt:  Dr.  Karl  Storck:  Die  Einheit  in  Richard  Wagner'a  Schaffen.  Ludwig  Riemann:  Der  akuatische  Einflusa  der  alten  und 
heutigen  Klaviere  auf  die  Kompositionatechnik.  (F'ortsotzung )  J.  Vianna  da  Motta:  Peter  Comellua'  literariache  Werke.  Der 
XVm.  deutach-evangeliaehe  Kirchengesangrereinatag.  Mitteilungen  von  Hochachulen  und  Konservatorien.  Vermischte  Nach- 
richten.    Bücher  und  Musikalien,  beaprochen  von  Eugen  Segnitz.    Vereine.    Anzeigen. 


Sie  B^obeit  ii)  I^icbard  VOagoep's  j^cbaffet). 


Von 
Dr.  Karl  Storck. 


Die  Wagnerliteratur  ist  in  den  letzten 
Jahren  zu  einer  Bibliothek  angewachsen,  und 
es  ist  heute  schon  recht  schwierig,  sich  einen 
Ueberblick  darüber  zu  erhalten;  umsomehr, 
als  Wiederholungen  und  reichlich  phantasti- 
sche, durch  wenig  innere  Kenntnis  gestützte 
panegyrische  Schriften  gerade  hier  sehr  häufig 
sind.  Umso  freudiger  und  dankbarer  begrüsst 
man  dann  ein  Buch,  das  bei  verhältnismässig 
geringem  Umfang  und  ohne  jede  gelehrte 
Umschreibung  einem  das  tiefste  Wesen  dieses 
Künstlers  offenbart.  Ich  meine  die  „Tage- 
buchblätter und  Briefe  Richard  Wag- 
ner's  an  Mathilde  Wesendonk",  die  in 
dem  letzten  Jahre  bei  Alexander  Dunker  in 
Berlin  erschienen  sind.  Es  ist  soviel  über 
diese  für  jeden,  der  sich  mit  Wagner  be- 
schäftigt, unschätzbare  Schrift  geschrieben 
worden,  dass  ich  hier  nicht  etwas  reichlich 
spät  nach  dem  Erscheinen  nochmals  auf  das 
Buch  zurückkommen  würde,  wenn  es  mir  nur 
darauf  ankäme,  eine  Art  Besprechung  dieses 
Buches  zu  liefern.  Ich  würde  mich  dann  be- 
gnügen, es  mit  allen  Kräften  jedem  aufs 
dringendste  zur  Lesung  zu  empfehlen.  Aber 
der  hohe  Wert  dieses  Buches  beruht  darin, 
dass  wir  aus  ihm  über  den  Menschen   und 


über  das  innerste  Schaffen  des  Künstlers 
Richard  Wagner  mehr  erfahren,  als  aus  irgend 
einem  anderen,  und  gerade  diese  Seite  kann 
nicht  eingehend  genug  beleuchtet  werden,  da 
über  die  Persönlichkeit  Wagner's  selbst  bei 
jenen,  die  ihn  als  Künstler  zu  kennen  meinen, 
doch  recht  irrige  oder  oberflächliche  Ansichten 
verbreitet  sind.  Um  uns  an  das  Tatsächliche 
und  rein  Biographische,  in  diesem  Buche  zu- 
nächst zu  halten,  sei  doch  darauf  hingewiesen, 
dass  auch  jene,  die  die  Sinnlichkeit  Wagner's 
keineswegs  in  dem  oberflächlichen  und  ge- 
wöhnlichen Sinne  der  Masse  auflassten  und 
sehr  wohl  wussten,  dass  dieser  Mann  ein 
ausserordentlich  hohes  sittliches  Verant- 
wortungsgefühl besass,  sobald  sie  auf  die 
Züricher  Zeit  des  Meisters  und  sein  Verhält- 
nis zu  Mathilde  Wesendonk  zu  sprechen 
kamen,  in  einer  etwas  peinlichen  Lage  waren. 
Man  spürte,  dass  man  mit  dem  blossen  Hin- 
weis auf  „Tristan  und  Isolde**  und  den  alten 
König  Marke  nicht  recht  auskam,  denn  der 
dichterischen  Vorstellung  standen  doch  recht 
materielle  und  beherzigenswerte  praktische 
Verhältnisse  gegenüber,  deren  Nichtachtung 
oder  gröbliche  Verletzung  es  jedem  crnbtcn 
Verehrer   Wagner's  schwer  gemacht   hätten, 


—     262     — 


über  alle  für  gewöhnliche  Irdische  geltenden 
Schranken  hinwegzusehen.  Das  wussten  und 
nutzten  auch  jene  zahlreichen  „Kunstfreunde", 
die  in  Kunst lerbiographien  mit  einer  gewissen 
Genugtuung  alle  jene  Seiten  aufstöbern,  durch 
die  sie  den  Grossen  und  sonst  so  Unnah- 
baren sich  in  recht  behagliche  Nähe  herab- 
ziehen können.  Da  wirkt  es  denn  für  den  wah- 
ren Kunstfreund  wie  eine  befreiende  Tat  und 
man  spürt  seinen  seit  den  Jugendtagen  so 
oft  gekränkten  Idealismus  mit  aller  Kraft  und 
Lebendigkeit  wieder  aufstreben,  wenn  man 
aus  diesem  Buche  erfährt,  dass  dieses  Ver- 
hältnis des  Künstlers  zu  der  Frau  des  Freun- 
des nicht  nur  rein  nach  gewöhnlichen  Be- 
griffen war,  sondern  dass  es  über  das  hinaus 
einen  Heldenkampf  vorstellt,  den  zwei  reine 
Menschen  aus  höchstem  Pflichtgefühl  gegen 
wühlende  Leidenschaft,  heftigstes  Begehren 
und  schweres  Leiden  führen.  In  der  grossen 
Briefliteratur  aller  Zeiten  und  Völker  finde 
ich  kaum  einen  zweiten  Briefwechsel  zwischen 
einem  liebenden  Paare,  in  dem  sich  das  Her- 
anreifen durch  schwere  Anfechtung  und  bitte- 
ren Schmerz  zu  still  verzichtender  Heiterkeit 
so  erhaben  ausdrückt,  wie  hier.  Denn  in 
diesem  Falle  wird  der  Verzicht  nicht  nur  zur 
Quelle  eines  verklärenden  Humors,  sondern 
zu  einem  Urgrund  einer  neuen,  starken  Liebe 
zum  Nächsten,  zur  Welt,  in  der  diese  Liebe, 
dieses  Beglücken  wollen  anderer  den  Ersatz 
bietet  für  die  eigene  Entsagung. 

So  unschätzbar  diese  Erkenntnis  für 
unsere  Einschätzung  Wagner's  ist,  so  ge- 
winnt sie  für  den  Kunsthistoriker  doch  erst 
dadurch  ihren  ganz  besonderen  Wert,  dass 
wir  an  der  Hand  dieses  Buches  erkennen, 
dass  diese  menschliche  Entwicklung 
durchaus  eins  ist  mit  der  künstlerischen. 
Nach  diesem  Buche  können  wir  sagen,  dass 
auch  Wagner*s  Kunstschaffen  niemals  etwas 
anderes  war,  als  der  durchaus  wahre  Aus- 
druck seines  persönlichsten  Erlebens.  Man 
pflegt  so  etwas  sonst  bei  einem  modernen 
Künstler  fast  als  selbstverständlich  anzu- 
nehmen. Wenn  aber  einer  wie  Wagner  nur 
die  grössten  nationalen,  also  im  Volk  ent- 
standenen und  dem  Volk  gehörigen  Stoffe  ge- 
staltet, wenn  er  für  alle  seine  Kunst  die  denk- 
bar öffentlichste  Aussprache  eines  auf  tausende 
von  Zuhörern  berechneten  Bühnenspiels  wählt, 
wenn  er,  wie  es  scheint,  niemals  das  Be- 
dürfnis gehabt  hat,  zu  einem  allein  zu 
sprechen,  oder  gar  nur  die  eigene  Stimme 
SAina&  Herzens  zu  belauschen,   so   mag   man 


doch  eine  derartige  Behauptung  übertrieben 
finden.  Und  in  der  Tat  konnte  man  t)ei  den 
manchmal  recht  lächerlichen  Streitereien  über 
die  Nationalität  und  die  Rasse  Wagner*s  bei 
Leuten,  die  ihren  Gobineau  wohl  nur  von 
aussen  kannten,  recht  oft  der  Meinung  be- 
gegnen, es  sei  doch  für  einen  Deutschen  eine 
recht  eigentümliche  Erscheinung,  dass  dieser 
Mann  so  ganz  im  Theater  aufging,  also  so 
ganz  des  Heimlichen  und  Verschwiegenen 
bar  gewesen  sei.  Es  gibt  auch  wirklich  in 
der  ganzen  Kunstgeschichte  kaum  ein  zweites 
Beispiel  dafür,  dass  mit  einer  sonst  fast  nie 
wieder  vorhandenen  Vielseitigkeit  der  künst- 
lerischen und  geistigen  Begabung  sich  eine 
so  auffällige  Einseitigkeit  der  Verkündigungs- 
art verbindet,  wie  bei  Wagner.  Man  könnte 
auf  Shakespeare  hinweisen,  wird  aber  hier 
sofort  den  Unterschied  zwischen  dem  mehr 
die  objektiven  Werte  erfassenden  und  schil- 
dernden Dichter  -  Dramatiker  und  dem  doch 
durchaus  subjektiven  Musiker  bemerken.  Näher 
schon  liegt  der  Vergleich  mit  Schiller,  dessen 
innerste  Natur  sich  ja  auch  am  alierklarsten 
in  den  Dramen  offenbart,  die  man  seltsamer- 
weise häufig  als  objektiv  bezeichnen  hört, 
wo  sie  doch  nur  der  begeisterte  Niederschlag 
des  ganz  persönlichen  Denkens  und  Em- 
pfindens des  Dichters  waren. 

Richard  Wagner,  der  zu  jenen  Künsüem 
gehört,  die  sich  nachträglich  über  ihr  Schaffen 
immer  sehr  genau  Rechenschaft  zu  geben 
vermochten,  hat  selber  auf  diese  Eigentüm- 
lichkeit seiner  Natur  in  einem  Briefe  hinge- 
wiesen, wenn  er  sagt:  «Die  Musik  macht 
mich  nun  einmal  ganz  nur  zum  exklamativen 
Menschen,  und  das  Ausrufungszeichen  ist  im 
Grunde  die  einzige  mir  genügende  Interpunk- 
tion, sobald  ich  meine  Töne  verlasse.  Das 
ist  auch  der  alte  Enthusiasmus,  ohne  den 
ich  nicht  bestehen  kann;  und  Leiden,  Kummer, 
ja  Verdruss,  üble  Laune  nimmt  bei  mir  diesen 
enthusiastischen  Charakter  an  —  weshalb  ich 
denn  auch  gewiss  anderen  soviel  Not  mache.'' 
Gerade  dieses  Wort,  dass  seine  ganze  Kunst 
Enthusiasmus  sei,  weist  auf  Schiller  hin,  und 
man  möchte  da  doch  den  Grund  dieser  Offen- 
barungsart tiefer  suchen.  Schiller  hat  sein 
gesamtes  Schaffen  dem  seelischen  Leid  und 
dem  körperlichen  Leiden  abgetrotzt,  und  die 
Art,  wie  er  sich  in  der  letzten  Lebens.^eit,  als 
er  den  nahen  Tod  voraussah,  jeden  Tag  ein 
vorgeschriebenes  Pensum  von  Versen  abrang, 
wirkt  um  so  erschütternder,  als  man  gerade 
diesen   letzten  Arbeiten   niemals   den   Zwang 


—     263     — 


der  Arbeit  oder  eine  Trockenheit  oder  sonst 
ein  Nachlassen  anmerken  kann,  vielmehr  loht 
gerade  in  ihnen  ein  verzehrendes  Feuer  und 
eine  jeden  Zweifel  an  der  inneren  Wahrheit 
niederschlagende  Begeisterung.  Es  findet  sich 
in  den  Briefen  Wagner*s  an  Frau  Wesendonk 
eine  Stelle,  die  diese  Erscheinung  wohl  zu  er- 
klären vermag.  ^Vielleicht  entsinnen  Sie  sich, 
wie  ich  Ihnen  schon  früher  einmal  mitteilte, 
im  Laufe  meines  Lebens  immer  lebhafter  inne 
geworden  zu  sein,  dass  die  Kunst  mir  erst 
dann  ungeahnteste  Seeligkeit  bereiten  würde, 
wenn  alles  und  jedes  Gut  meines  Lebens  mir 
entrissen,  alles,  alles  verloren  und  jede  Mög- 
lichkeit des  HofTens  abgeschnitten  wäre.  Ich 
entsinne  mich  noch,  um  mein  30.  Jahr  herum 
mich  innerlich  zweifelhaft  gefragt  zu  haben, 
ob  ich  denn  in  Wirklichkeit  das  Zeug  zu  einer 
höchsten  künstlerischen  Individualität  besässe: 
ich  konnte  in  meinen  Arbeiten  immer  noch 
Einfluss  und  Nachahmung  verspüren  und 
wagte  nur  beklommen  auf  meine  fernere  Ent- 

(Schlnss 


wfcklung  als  durchaus  originell  Schaffender 
zu  blicken.  Damals,  als  ich  Ihnen  jene  Mit- 
teilung machte,  in  den  Zeiten  wunderbarer 
Leidenschaft,  war  mir  eines  Tages  auf  ein- 
samem Spaziergange  plötzlich  die  Möglichkeit 
des  Verlustes  eines  Gutes  erschienen,  dessen 
möglicher  Besitz  mir  von  je  undenklich  hatte 
scheinen  müssen.  Da  fühlte  ich,  dass  die  Zeit 
kommen  würde,  wo  mir  die  Kunst  eine  ganz 
neue,  ganz  wunderbare  Bedeutung  erhalten 
rhüsste:  die  Zeit,  wo  keine  Hoffnung  mehr  das 
Herz  zu  umstricken  imstande  sein  würde." 
Also  erst  wenn  alles  verloren  war,  konnte 
die  Kunst  zu  ihrem  vollen  Werte  und  zu 
ihrer  vollen  Entfaltung  bei  diesem  Künstler 
gelangen.  So  ähnlich  mag  es  auch  bei 
Schiller  gewesen  sein,  und  das  beiden  Künst- 
lern gemeinsame  Pathos  der  Aussprache  würde 
sich  daraus  erklären,  dass  es  immer  erst  in 
amen  selbst  eines  tragischen  Konfliktes  be- 
durfte, bevor  die  künstlerische  Auslösung  er- 
folgte, 
folgt.) 


ßep  al^usHscbe  Sit)f luss  der  a11*ei)  ui)d  beuHget)  Klariere 
auf  die  Koropositioostecboik- 


Von 


Der  Cembaloklang  bleibt  bis  zam 
Schwinden  ein  einheitlicher.  Selbstverständiich 
können  die  Zeichnungen  (anf  grossen  Blättern zarVer- 
anschanlichung  dargeboten)  die  Verschiedenheiten 
desKlavierklanges  nur  andeuten.  Die  psycho -physio- 
logischen Untersach angen  über  den  Klavierklang, 
den  Klavierschlag,  das  „Persönliche^^  im  Klavier- 
anschlag  sind  noch  im  Entstehen.*)  Eine  wissen- 
schaftliche Beleuchtung  dieses  Gegenstandes  fehlt 
bis  heute  durchaus.  Der  immense  Vorzng  des 
Klaviertones  ist  das  starke  Herausragen  des  Grund- 
tones vor  den  Obertöaen,  es  bat  dem  Klavierton 
zu  der  glänzenden  Siegeslaufbahn  verholfen,  die 
wir  ja  alle  an  ihm  kennen.  Es  ist  aber  auch  ganz 
natürlich,  dass  sich  infolge  der  vierfachen  Klang- 
wirkungen auf  dem  Klavier  akustische  Missstände 
herausstellen,  die  sowohl  der  Wiedergabe  alter 
Klavierwerke  im  Wege  stehen,  als  auch  der 
heutigen  Kompositionstechnik  andere  Grenzen 
stecken.  Diese  Missst&nde  liegen  zunächst  in  den 
Schwebungen  der  Doppel-  und  Akkordgriffe  tiefer 

*)  Toni  Bandmann,  Dr.  Körte,  Dr.  Steinhansen 
und  L.  Biemann  werden  ein  entsprechendes  ge- 
meinschaftliches Werk  darüber  herausgeben. 


liudwiif  Biemaan. 

(Fortsetzung.) 
letzten  Töne  und  der  Sekundgriffe  hoher  Töne.  Die 
Schwebungen  beein£nss3n  den  Wohlklang.  Wohl- 
klang ist  eine  der  ersten  Triebfedern  der  Kompo- 
sitionstechnik. Deshalb  müssen  die  Komponisten 
die  Einzel-  und  Zusammenklänge  jedes  Instru- 
mentes, wofür  komponiert  wird,  so  legen,  dass  die 
hässlichen  Schweb ungen,  soweit  diese  vom  Ohr 
unterschieden  werden,  beiseite  bleiben.  So  sehr 
diese  Hegel  bei  den  Streich-  und  Blasinstrumenten 
beobachtet  wird,  so  sehr  wird  in  der  Klavierkom> 
Position  dagegen  gesündigt.  Man  beobachte  z.  B. 
den  Zusammenklang  der  Klaviertöne  F,  A  in  der 
grossen  Oktave.  Das  gleichzeitige  Erklingen  ergibt 
folgende  Diskontinuität: 


^Ä 


_  etcZ 


'©- 


W^ 


Die  bei  den  vier  Halbstufen  enstehenden 
Schwebnngen  geben  der  Grundterz  die  Rauhigkeit, 
das  Knarrende,   welche   Eigenschaften  nach  unten 


—     264     — 


hin  noch  immer  schlimmer  auftreten,  da  anBser 
diesen  Obertönen  noch  höhere  mit  dissonieren. 

Bei  dem  gleichmässigen  Ablauf  des  Elavi- 
cembalotooes  können  die  Schwebungen  durch 
Obertöne  lauge  nicht  in  dem  Masse  den  Klang 
F,  A  verderben,  wie  am  Klavier,  weil  der  Ton- 
erreger nur  kleine  Schwingungsbreiten  erzeugt. 
F,  A  klingt  deshalb  hier  wohltuend  und  ange- 
nehm. Selbstverständlich  sind  die  Beobachtungen 
an  beiden  Instrumenten  typisch  für  alle  Zu- 
sammenklänge in  den  tiefen  und  mittleren  Lagen. 
Vom  ~c  an  bis  zu  den  höchsten  Lagen  ist  die  Zahl 
der  Schwebungen  zwischen  den  Obertönen  zu 
hoch,  um  noch  von  dem  Ohre  intermittierend  ver- 
nommen zu  werden,  sodass  Terzen  und  grössere 
Intervalle  auf  beiden  Instrumenten  an  Wohlklang 
nichts  einbOssen.  Dagegen  aber  werden  die  Halb- 
stufen auf  dem  Klavier  nach  der  Höhe  hin  im 
Zusammenklang  immer  schriller,  da  sie  im  An- 
schlag hart  aufeinander  stossen.  Dieser  Mangel 
fällt  beim  Klavicembalo  fort,  wegen  der  geringeren 
Tonstärke  der  Grundtöne,  sodass  z.  B.  Vorhalte- 
töne  in  ihrer  Dissonanz  niemals  auffallen,  hervor- 
treten, ähnlich  wie  bei  der  Singstimme. 

Diese  tonphysikalischen  Tatsachen  sind  von 
jeher  für  die  Klavier kompositionstechnik  von  tief- 
greifendem Einfluss  gewesen.  Für  die  Vorläufer 
des  Klaviers  konnten  z.  B.  Klänge  in  der  grossen 
Oktave  wie 


unbeanstandet  als  Schlussakkorde  genommen 
werden.  Die  polyphone  Klaviermusik  konnte  in 
Vorhai tstöuen  und  sonstigen  Dissonanzen  schwel- 
gen. Die  Mehrstimmigkeit  durfte  vom  Klavi- 
bembalo  an  bis  zu  den  belederten  Hammerklavieren 
wohlklingend,  lieblich,  silbern  rauschend  an  das  Ohr 
klingen,  ohne  von  nennenswerten  Schwebungen 
beeinträchtigt  zu  werden.  Der  gleichmässige  Ab. 
lauf  der  EUänge,  die  geringere  gegenseitige  Be- 
lästigung der  Grundtöne  bei  den  Dissonanzen  sind 
meiner  Ansicht  nach  die  Schlüssel  für  uns,  zu  ver- 
stehen, dass  die  Musikfreunde  früherer  Zeiten  an 
den  polyphonen  Kompositionen,  nur  auf  dem  Cem- 
balo und  Klavichord  vorgetragen,  ihre  Freude  und 
ihren  rechten  Genuss  gehabt  haben  müssen.  Sie 
können  dies  als  Tatsache  daran  erkennen,  dass  zur 
Zeit  des  Cembalo's  die  polyphone  Kompositions- 
technik trotz  des  Aufblühens  der  Monodie  ihre 
Herrschaft  bis  weit  in  das  18.  Jahrhundert  hinein 
behauptete. 

Die  Schlussfolgerungen,  die  wir  für  den  heuti- 
gen Gebrauch  daraus  zu  ziehen  haben,  liegen  auf 
der  Hand.  Das  Klavier  ist  in  seiner  Jetzigen  Ent- 
wicklung so  sehr  von  den  älteren  Tasteninstru- 
menten abgewichen,  dass  es  ein  Anrecht  auf 
Wiedergabe  der  altklassischen  Musik  des  17.  und 
18.  Jahskunderts   verloren  hat.     Bei  dem  heutigen 


zweifachen  Zweck  dieser  Musik,  nämlich  1.  zu 
Studien.  2.  zu  Vortragszwecken,  werden  wir 
allerdings  gezwungen  sein,  im  ersten  Falle  den 
Klaviergebrauch  zu  belassen,  denn  es  wird  wohl 
schwer  halten,  in  den  Konservatorien  zu  diesem 
Zwecke  Klavicembalo'S  einzuführen.  Aber  sobald 
es  zum  Vortrag  kommt  in  Konzerten  oder  im 
Hause  des  Künstlers  oder  Dilettanten,  empfehle 
man  den  Gebrauch  des  Cembalo's.  Eigentlich 
müsste  es  uns  Fachleuten  als  selbstverständlich  er- 
scheinen, dass  wir  neben  dem  tieferen  Grenuss  auch 
die  historisctie  Treue  in  den  Vorträgen  solcher 
Musik  wahren  wollen  Es  würde  uns  doch  allen 
lächerlich  vorkommen,  wenn  man  ein  historisches 
Drama  oder  ein  sonstiges  Schauspiel  oder  eine 
Oper,  welche  in  früheren  Jahrhunderten  spielen, 
in  heutigen  ModekostÜmen  aufführen  wollte.  Man 
denke  sich  z.  B.  den  Schiller'schen  „Wallenstein'* 
in  heutigen  Militäruniformen,  oder  .Fidelio"  im 
Frack!  oder  „Siegfried"  im  smoking! 

Allerdings  wird  es  uns  schwer  fallen,  die  be- 
treffende alte  Musik  in  wahrheitsgetreuer 
Wiedergabe  im  Geiste  der  alten  Instrumente  za 
bewerkstelligen.  Sind  wir  uns  doch  noch  nicht 
einmal  in  der  Uebersetzung  der  Verzierungszeichen 
ganz  einig!  Dazu  fehlt  der  Allgemeinheit  ganz 
und  gar  die  Vorstellung  eines  Vortrages  auf  den 
früheren  Cembalo's,  weil  das  damals  blühende  Zeit- 
alter des  Subjektivismus  heute  gar  nicht  mehr 
ausgeübt  bezw.  verstanden  wird,  mit  anderen 
Worten,  weil  uns  2  Traditionen  des  Bachzeitalters 
verloren  gegangen  sind:  Das  ist  das  Generalbass- 
spiel und  die  reine  Verzier ungsmusik.  In  der 
königlichen  Musikinstrumentensammlung  zu  Berlin 
befindet  sich  ein  Bach'sches  Klavicembalo,  dessen 
Einrichtung  uns  in  Erstaunen  setzen  muss*): 
Doppeltes  Manual  —  Sie  entsinnen  sich  einzelner 
Stellen  in  den  Inventionen  von  Bach,  bei  denen 
die  Hände  in  einander  greifen  müssen,  weil  wir 
heute  nur  eine  Tastatur  besitzen  —  für  jeden  Ton 
vier  Saiten,  eine  im  16  Fuss,  zwei  im  8  und  eine 
im  4  Fuss,  sodass  man  mit  einer  und  derselben 
Taste  Grundton,  Oktave  und  Doppeloktave  zn 
gleicher  Zeit  oder  nacheinander  anschlagen  kann. 
Dem  Fortissimo  des  vollen  Werkes  steht  ein 
Pianissimo  gegenüber,  erzeugt  durch  den  soge- 
nannten Lautenzug,  der  eine  Beihe  von  Filzstück- 
chen an  die  eine  8  Fusssaite  andrückt  and  dem 
Klange  den  Charakter  des  harfenartigen  Lauten- 
tones verleiht  Das  erste  Präludium  aus  dem 
Wohltemperierten  Klavier  beispielsweise  gibt  dem 
Hörer  einen  gauz  ungeahnten  Begriff  von  seinem 
wundervollen  architektonischen  Aufbau,  dessen 
Prinzip  die  allmähliche  Steigerung  dieser  Klang- 
mittel zu  sein  scheint.  Auf  dem  einen  Manual 
kann  mau  die  stärkere  Melodie  hervorheben,  während 
die  begleitende  Partie  auf  dem  schwächeren  Manual 

•)  „Das  Bach'sche  Klavicymbel  und  seine  Neu- 
konstruktion" von  0.  Fleischer,  Zeitschrift  der 
Int.  Mus.  I,  163. 


—     265     — 


spielt.  Mit  wie  viel  Schwierigkeiten  haben  wir 
heute  bei  Schtllern  zn  rechnen,  wenn  sie  auf  dem 
Klavier  eine  Cantilene  vor  der  Begleitung  heraus- 
heben oder  bei  höherer  Forderung  ein  Fugenthema 
innerhalb  der  anderen  Stimmen  betonen  sollen. 
Das  Fugenspiel  erhält  auf  dem  Bach'schen  Clavi- 
«^.ymbel  einen  ganz  eigenen  Heiz  und  so  zu  sagen 
einen  romantischen  Glanz.  Der  klirrende,  rauschende 
Klang  der  ausserordentlich  dünnen  und  langen 
Saiten  verleiht  dem  Fngenspiel  etwas  Pompöses, 
Grravitätisches  und  Prächtiges,  was  unseren  Klavieren 
völlig  abgeht.  —  üebrigens  beweist  die  Verwendung 
des  Cembalos  in  den  Chorwerken  von  Bach  und 
Händel  und  in  den  immer  mehr  auftauchenden 
historischen  Konzerten,  dass  ich  mit  meiner  An- 
sicht nicht  allein  stehe.  Die  Kückkehr  des  Cem- 
balos zur  Familie  wird  uns  allerdings  erschwert, 
da  die  Massenfabrikation  heute  noch  fehlt     Aber 


für  die  Konzerte  sollten  wir  die  Forderung  auf- 
stellen, dass  die  Klaviervirtuosen  für  ihre  Solo- 
vorträge Bach,  Händel,  Scarlatti  u.  s.  f.  nicht  allein 
die  Aufstellung  eines  Flügels,  sondern  auch  eines 
Clavicembalos  von  dem  Klavierhändler  der  Stadt 
verlangen. 

Die  Meinung,  dass  der  Cembaloton  für  einen 
grossen  Saalraum  nicht  ausreiche,  mag  für  den 
Solovortrag  stimmen.  Diese  Ansicht  ist  aber  ein 
Zeichen  der  Zeit,  eine  Sucht,  jede  Solo-  und 
Ensemblemusik  in  grosse  Konzerträume  zu  bringen. 
Die  Musik  der  Vorzeit  bis  zu  Beethoven  war  für 
kleinere  Räume  berechnet,  man  soll  sie  auch  darin 
belassen.  Kammermusik  gehört  in  die  Kammer. 
Üebrigens  ist  schon  bei  Aufführungen  der  Matthäus- 
Passion  bewiesen  worden,  dass  der  Cembaloton 
wohl  für  seinen  Zweck  ausreicht. 
(Fortsetzung  folgt.) 


Peter  Cornelias'  literarische  Werke. 

Breltkoff  ä  HIrtely  Lelpily. 

Von 

J.  Tianna  da  Hotta. 


Im  Auftrage  der  Familie  wird  hier  zum  ersten- 
male  eine  Gesamtausgabe  der  literarischen  Werke 
von  Peter  Cornelius  veranstaltet.  Man  kannte 
davon  bis  jetzt  nur  eine  unvollständige  Sammlung 
der  Gedichte  und  die  Briefe  an  das  Sängerpaar 
von  Milde.  Diese  Gesamtausgabe  enthält  in  den 
beiden  ersten  starken  (zu  starken)  Bänden  698  aus- 
gewählte Briefe,  Auszüge  aus  Tagebüchern  und 
Gelegenheitsgedichte  (herausgegeben  von  seinem 
Sohne  Carl  Maria\  Der  3.  Band  bringt  Aufsätze 
über  Mui?ik  und  bildende  Kunst  (von  Edgar  Istel 
herausgegeben),  der  4  die  nunmehr  auf  Grund  des 
Familienarchivs  und  eifriger  Nachforschung  bei 
Cornelius^  Freunden  vervollständigte  und  berichtigte 
Sammlung  der  Gedichte  (von  Adolf  Stern  besorgt 
und  mit  einer  interessanten  Einleitung  über  Cor- 
nelius' Leben  und  Charakter  versehen). 

Wer  die  entzückend  liebenswürdige  Natur  des 
Dichtermusikers,  diese  fascinierende  Mischung  von 
Schwärmerei,  Humor  und  Güte  kannte  und  liebte, 
nalun  die  Ausgabe  seiner  literarischen  Werke  mit 
Begeisterung  auf,  umsomehr  als  jeder  empfand, 
wie  Cornelius  selbst  gesteht,  dass  er  mehr  Dichter 
als  Musiker  war.  Den  hochgespannten  Erwartungen 
entsprechen  jedoch  nur  die  eigentlich  literarischen 
Werke:  die  Aufsätze  und  die  Gedichte.  Alle  die 
herrlichen  Eigenschaften  seines  feinen  Geistes  und 
seines  warmen  Herzens,  derBeichtum  seinerFantasie, 
die  virtuose  Behandlung  der  Sprache  und  vor  allem 
der  einzigartige,  herzerquickende  Humor,  der,  wie 
A.  Stern  bemerkt,  nie  zum  erbarmungslosen  Hohn 
wird,  sondern  immer  mit  Rührung  vermischt  ist, 
heiter,  ohne  Spott:  das  alles  strömt  hier  in  solcher 


Fülle,   dass    die  Lektüre   dieser  beiden  Bände  den 
reinsten  Genuas  bildet. 

Nicht  ebenso  erquickend  ist  die  Lektüre  der 
beiden  Brief  bände.  Zum  Teil  liegt  dies  an  der  Art 
der  Auswahl  und  der  Herausgabe.  Bei  Cornelius' 
Gewohnheit  sehr  ausführlich  über  sein  äusserliches 
Leben  zu  berichten,  hätte  man  die  Auswahl  der 
Briefe  noch  mehr  einschränken  können.  Denn 
nicht  alles  ist  notwendig  zur  Entfaltung  seines 
Charakterbildes,  und  bedeutende  Gedanken,  künst- 
lerische Urteile  kommen  zu  wenig  vor.  Fast  durch- 
weg interessanter  als  die  Briefe  sind  die  Tagebuch - 
blätter,  worin  Cornelius  fesselnde,  zum  Teil  er- 
greifende Aufschlüsse  über  sein  innerstes  Wesen 
gibt.  Wtlnschte  man  eine  geringere  Anzahl  Briefe, 
so  wünschte  man  dagegen  längere  Auszüge  aus 
diesen  Tagebüchern,  als  der  Herausgeber  gewählt 
hat.  Viele  Wiederholungen  in  den  Briefen  wären  auch 
besser  vermieden  worden.  Ebenfalls  zu  bedauern 
ist  es,  dass  der  Herausgeber  auf  Erläuterungen  fast 
ganz  verzichtet  hat.  Hierin  hätte  er  die  Ausgabe 
der  Briefe  Bülow's  zum  Muster  nehmen  können. 
Denn  nicht  alles  in  den  Briefen  ist  verständlich,  wie 
z.  B.  seine  Differenzen  mit  dem  Weimarer  Kreis.  Es 
entstehen  dadurch  oft  Lücken  in  der  Darstellung 
seiner  Lebensgeschichte,  die  in  diesen  Briefen  eben 
hervortreten  soll.  Gar  zu  viel  ist  auch  von  seinen 
Berichten  über  Geldnot  stehen  geblieben.  Natür- 
lich durfte  dieser  Zug  in  dem  Lebensbild  Cornelius' 
nicht  fehlen,  aber  wenn  man  schon  im  Briefwechsel 
Wagners  mit  Liszt  des  ersteren  Klagen  über  diesen 
Punkt  peinlich  empfunden  hat,  wieviel  mehr  noch 
Mer,  wenn  Cornelius  genau  vorreciinet,  wieviel  ihm 


—     266     — 


Mittag-  and  Abendbrot  kostet  oder  wie  er  sich  mit 
der  Kleidung  einrichtet.  Wagner*8  Not  hat  doch 
immer  etwas  G-rosses,  Cornelius'  Kleinliches,  sie  wird 
zur  Misere.  Einige  Andeutungen  hätten  genügt, 
um  zu  zeigen,  wie  mühevoll  Cornelius  sich  hat 
durchkämpfen  müssen. 

Durchkämpfeij  ?  Gekämpft  hat  er  eigentlich 
nicht.  Er  liess  sich  treiben.  Sehr  charakteristisch 
sagt  er  von  seiner  Rückkehr  nach  München,  dass 
sie  ganz  in  seiner  Weise  geschah,  ohne  dass  er 
die  Initiative  ergriff,  sondern  indem  das  Geschick 
es  ihm  nahe  legte  (aus  Weimar,  7.  Juli  1865). 
Sobald  er  vor  einer  Entscheidung  steht,  wartet  er, 
dass  etwas  von  aussen  ihn  zum  Entschluss  in  einer 
bestimmten  Richtung  zwinge.  Das  war  ihm  ver- 
hängnisvoll für  das  ganze  Leben,  und  soviel  Schuld 
auch  seine  Zeitgenossen  am  Martyrium  seines 
Lebens  hatten,  so  muss  man  doch  einen  Teil  davon 
auf  Rechnung  seines  Charakters  setzen.  Eine 
andere  grosse  Gefahr,  die  er  nie  ganz  überwunden 
hat,  war,  wie  er  wieder  selbst  sagt,  dass  er  „nie 
die  Energie  hatte,  es  in  einer  Sache  zu  einer 
wirklichen  Höhe,  zu  einem  glänzenden  Abschlnss 
zu  bringen'  (Ang.  1870).  Bei  seiner  vielseitigen 
Begabung  war  er  ,in  der  steten  Gefahr,  sich  zu 
zersplittern'*,  er  schwankte  lange  zwischen  Poesie 
und  Musik,  unrerdrückte  dann  (leider)  auf  Wunsch 
und  Rat  der  Familie  seine  lyrischen  Neigungen, 
lernte  aber  alle  Sprachen,  alle  interessierten  ihn 
(natürlich  nicht  philologisch,  sondern  künstlerisch), 
selbst  als  Musiker  erkannte  er  nicht  oder  zu  spät 
seine  grösste  Begabung,  die  für  das  Lied,  hielt 
sich  für  einen  grossen  Dramatiker,  wollte  den 
Tristan  überholen  und  „in  einer  sinnigen,  milden 
Begrenzung  des  von  Wagner  Errungenen  das 
rechte  Kunstwerk  der  Zeit  finden",  seine  Wi  rke 
arbeitete  er  immer  wieder  um,  war  auf  jeder  Stufe 
sehr  entzückt,  um  sie  auf  der  nächsten  wieder  zu 
verwerfen.  „Ich  habe  einen  schrecklichen  Bildungs- 
drang und  fange  immer  wieder  von  vom  an  zu 
lernen",  und  ein  anderes  Mal  enthüllt  sich  ihm 
ganz  das  Geheimnis  seines  Wesens:  „Ich  bin 
im  Werden  und  bleibe  es  immer,  das  ist 
das  Rätsel  meines  Lebens"  (Tagebuchblatt 
von  Pfingsten  1868). 

Gewiss  eine  rührende  Gestalt,  aber  nicht  im- 
ponierend, nicht  sehr  männlich.  Denn  so  schwankend 
er  über  sich  selbst  war,  so  war  er  es  auch  in  Bezug 
auf  andere.  Sein  So!  n  versucht  im  Vorwort  seine 
Stellung  zu  Wagner  zu  erklären.  Aber  das  fort- 
währende Oscillieren  zwischen  Zuneigen  und  Ab- 
wehren in  den  Bri3fen  wirkt  gar  zu  peinlich.  Alle 
paar  Seiten  ändert  sich  seine  Meinung  über  Wagner, 
nicht  nur  als  Menschen,  sondern  auch  als  Musiker. 
Seine  Purcht,  dass  Wagners  herrische  Natur  ihn 
als  schaffenden  Künstler  hemmen  würde,  nimmt 
beinahe  lächerliche  Dimensionen  an.  Sein  Miss- 
trauen führt  ihn  zum  offenbaren  Miss  verstehen 
der  begeisterten  Wärme,  mit  der  Wagner  ihn  auf- 
^4h  München  zu  kommen,  Ausdrücke,  die 


ihn  entzücken  sollten  durch  den  Eifer,  mit  dem 
Wagner  seine  Nähe  wünschte,  nahm  er  übel.  Er 
glaubte,  Wagner  „ liebe  die  Menschen  nur,  so  lange 
er  sie  brauchte",  und  sah  nicht,  dass  er  ihm  auch 
helfen  wollte,  abgesehen  davon,  dass  das  Glück, 
in  der  Nähe  eines  solchen  Genies  zu  leben,  ihn 
hätte  begeistern  müssen.  Oft  wird  er  dann  doch 
wieder  von  Wagners  Persönlichkeit  fasziniert  und 
schreibt  ins  Tagebuch,  dass  alle  Intriguen,  Wagner 
ihm  zu  entfremden,  an  Wagners  „grossen  Herzen 
scheiterten"  (dick  unterstrichen).  Aber  im  Grunde 
war  ihm  Wagners  Natur  unheimlich.  Er  hatte 
kein  Verständnis  fQr  das  Dämonische  des 
Genies.  Hierin  macht  er  oft  einen  bürger- 
lichen, hausbackenen  Eindruck,  wenn  er  die 
übermütigen  Launen  oder  misanthropischen  Ex- 
zesse Wagner's  bespöttelt.  Auch  sein  Freund 
Alexander  Ritter  meinte,  Wagner  lebe  „im  be- 
ständigen Delirium".*')  Dabei  ist  er  empfindlich 
über  Wagner's  Kritik  am  Cid  und  rächt  sich  da- 
für mit  der  Bemerkung,  dass  Wagner  ja  nicht 
wisse,  wieviel  er  am  Tristan  auszusetzen  habe! 
Und  doch,  wie  hätte  der  Cid  gewonnen,  wenn  er 
auf  Wagner  gehört  hätte.  Ganz  dieselbe  Unsicher- 
heit fühlt  er  bei  der  Wahl  eines  Stoffes  für  eine 
Oper.  Wieviel  Zeit  verbringt  er  mit  Lektüre  aller 
möglichen  Geschichten,  will  dem  Mythologischen 
ans  dem  Wege  gehen,  nur  das  Reale  inter- 
essiere, lernt  dann  aber  die  Edd>  kennen  und  er- 
klärt, sie  habe  ihn  „wieder  zum  Wagnerianer"" 
gemacht!  Oft  hat  er  sich  schon  für  einen  Stoff 
entschieden,  beginnt  die  Ausarbeitung,  gibt  sie 
bald  wieder  auf.  Auf  diese  Weise  vergehen  Jahre 
ganz  unproduktiv.  Somit  hat  seine  Zurückhaltung 
vor  Wagner  ihm  doch  wenig  Vorteil  gebracht,  denn 
viele  Werke  hat  er  infolge  dieser  so  ängstlich 
gehüteten  Selbständigkeit  nicht  geschaffen. 

Man  kann  sich  des  Eindrucks  nicht  erwehren, 
dass  an  den  Miss  Verständnissen  zwischen  ihm  und 
Wagner  Cornelius  die  grössere  Schuld  trag,  denn 
er  war  zu  misstrauisch.  Wie  musste  das  Wagner 
kränken,  der  mit  der  ganzen  Wärme  seines  Herzens 
ihm  entgegen  kam.  Namentlich  seine  unbegreif- 
liche Gleichgiltigkeit  gegen  die  Tristan-Aufführung, 
die  Bülow  das  „grösste  kunstgeschichtlicbe  Ereig- 
nis des  Jahrhunderts"  nennt,  musste  Wagner  auf 
das  schmerzlichste  berühren.  Ond  was  tat  Cornelias 
unterdessen?  Er  sass  nach  der  Aufführung  des 
Cid  monatelang  in  Weimar,  bezog  sein  Gehalt  vom 

*)  In  dem  Brief  vom  24.  Januar  1865  entwirft 
Cornelius  ein  köstliches  Bild  von  dem  Leben  bei 
Wagner,  wie  er  .anstrenge"  in  seiner  „ewigen 
Hitze".  Kaum  sei  er  da,  greife  er  zu  Firdusi,  lese 
eine  Anzahl  Gesänge  vor,  in  ein  paar  Minuten  sitze 
er  schon  wieder  tief  im  Tristan,  singe  einen  ganzen 
Akt,  kaum  fertig,  erzähle  er  von  Parsifal  —  so 
gehe  es  bis  tief  in  die  Nacht.  Sieht  man 
nicht  deutlich,  wie  fremd  ihm  Wagner's  glut- 
volles Genie  war?  Merkwürdig  ist  es,  dass  er 
trotzdem  begeisterte  und  verständnisvolle  Au&atze 
über  Wagner  schrieb,  vgl.  namentlich  die  Gber 
Lohengrin  und  die  Meistersinger. 


—     267     — 


König  von  Bayern   and   tat  weiter  nichts,   als  an 
seine  Brant  zn  schreiten. 

Dies  führt  uns  zu  seinem  Verhältnis  za  den 
Frauen.  Ck>rnelius  war  äusserst  liehebedtirftig  und 
leicht  erregbar.  Vielleicht  durch  seine  Gabe,  alles 
mit  dem  Glanz  der  Poesie  zu  verklären,  eine  Gabe, 
die  ihn  zum  Gelegenheitsdichter  im  Goetheschen 
Sinne  machte,  steigerte  er  die  Eindrücke,  die  er 
vom  andern  G«8chlechte  empüng,  gleich  zuv 
Schwärmerei,  sodass  er  sich  in  einem  permanent 
verliebten  Zustande  befand.  Jedenfalls  erwartete 
er  ,,das  Gltick^^  vom  Weibe,  und  naiv  gesteht  er 
seiner  Braut,  dass  er  sonst  beim  Anblick  einer  Frau 
sich  heimlich  fragte:  „Könnt'  es  diese  nicht  sein?" 
Wenn  jemand  ,,xmglücklich"  liebt,  ist  man  immer 
geneigt,  dem  andern  Teil  die  Schuld  zuzumessen, 
weil  er  seine  glühende  Liebe  nicht  erwiedert. 
Cornelius  glaubte  immer,  sein e Glut  müsste  schliess- 
lich die  Widerspenstigen  schmelzen.  Aber  merk- 
würdigerweise hatte  er  bei  Frauen  wenig  Glück, 
trotz  seines  glänzenden  Geistes  und  seiner  warmen 
Empfindung.  Sie  scheinen  sich  gern  von  ihm  be- 
singen zn  lassen  und  halten  ihn  deshalb  hin,  bis 
sie  —  einen  andern  nehmen.  Aber  sehr  gute  Figur 
macht  CorneKut»  bei  diesen  geduldigen  Belagerungen 
nicht,  man  begreift  nicht,  dass  er  in  so  intimen, 
entzückten  (und  entzückenden)  Ausdrücken  immer 
wieder  an  die  Spröde  schreibt,  die  ihn  kaum 
beachtet.  Mit  40  Jahren  fand  er  diejenige,  die 
seine  Frau  wurde.  Und  wie  seine  Liebesgedicbte 
die  schönsten  unter  den  Gedichten  sind,  so  auch 
seine  Liebesbriefe  unter  den  Briefen.  Die  über- 
strömende 2järtlichkeit,  die  Glut  seiner  Empfindung, 


seine  kindliche  Verehrung  und  Dankbarkeit  kommen 
überwältigend  zum  Ausdruck.  In  diesem  Spiegel 
erscheint  auch  seine  Frau  als  eine  äusserst 
sympathische  Persönlichkeit,  die  ihm  das  reinste 
Glück  gebracht  hat  Schade,  dass  der  Heraus- 
geber auch  hier  zu  viel  gibt,  denn  die  end- 
losen Wiederholungen  zärtlicher  Ausdrücke  wie 
„Dein  Hundebub,  Dein  Hundelchen,  Dein  Männel- 
cheu"  wirken  auf  die  Dauer  ermüdend.  Das  ge- 
hört zu  den  Intimitäten,  die  keinesfalls  öffentlich 
preisgegeben  werden  dürften. 

Wenn  also  die  Briefe  auch  manchen  Zug  in 
Cornelius*  Wesen  verraten,  der  uns  kleinlich  dünkt, 
so  bleibt  dieser  trotzdem  eine  verehrungs-  und 
liebenswerte  Persönlichkeit.  Der  trefflichen  Schilde- 
rung seines  Charakters,  die  A.  Stern  gibt,  kann 
man  unbedingt  zustimmen. 

Im  Anhang  werden  einige  Briefe  an  Cornelius 
und  seine  Witwe  mitgeteilt,  unter  denen  nament- 
lich ein  langer,  intimer  Erguss  Wagners  und  die 
Briefe  der  Fürstin  Wittgenstein  interessieren. 

Ausdrücklich  muss  gegen  die  Einbanddecke 
Einspruch  erhoben  werden.  Man  begreift  nicht, 
wie  diese  sonst  so  vornehme  und  geschmackvolle 
Firma  dazu  gekommen  ist.  Schon  bei  Wagner*s 
Briefen  an  Röckel  ist  dieser  Typus  verwendet 
worden.  Er  könnte  das  Publikum  vom  Kauf  zu- 
rückschrecken. 

Im  selben  Verlag  erscheint  auch  eine  Gesamt- 
auflage der  musikalischen  Werke  P.  Cornelius*, 
über  deren  Wert  kein  Wort  mehr  gesagt  zu  werden 
braucht.  Ule  Lieder  und  der  .Barbier  von  Bagdad'* 
gehören  zu  den  nnvei*gän  glichen  Werken. 


Der  XYIII.  deutsch-evangelische  Klrchengesangvereinstiig. 


Am  17.  und  18.  Juli  fand  in  Rothenburg 
a.  d.  Tauber  der  18.  deutsch-evangelische 
Kirchengesangvereinstag  statt.  Aus  dem 
Jahresbericht,  den  der  G^h.  Kirchenrat  D.  Köstlin 
abstattete,  sei  nachstehendes  entnonimen:  Der  Be- 
stand des  Evangelischen  Kirchengeeangvereins  für 
Deutschland  lässt  ein  stetiges  Wachstum  erkennen: 
er  umfasste  am  1.  Juli  1905  in  22  Landes-  und 
Pro  vinzia]  vereinen  1996  Lokal  vereine  (gegen  1962 
im  Jahre  1904)  mit  ungefähr  60000  aktiven  Mit- 
gliedern. Die  Chöre  sind  der  grossen  Mehrzahl 
nach,  was  die  Beschaffung  der  Mittel  betrifft,  in 
der  Hauptsache  noch  auf  sich  selbst  gestellt.  Doch 
erhalten  viele  von  ihnen  Beiträge  zu  den  Kosten, 
mindestens  Lokal,  Heizung  und  Licht,  zum  Teil 
die  Musikalien,  aus  den  Örtlichen  Kirchenkassen. 
Die  Kirchengemeinde  Krefeld  gibt  150  Mk  jährlich 
für  ihre  Chöre,  dazu  alle  Musikalien ;  dieGlemeinde 
Malchin  60  Mk.  Die  Synode  des  Konsistorial- 
bezirks  Frankfurt  a.  M.  hat  im  Jahresbudget 
1905/06  für  Jede  Gemeinde  mit  eigener  Kirche 
800   Mk.,  für  jede    neu   sich  bildende    Gemeinde 


200  Mk.  zur  Unterstützung  der  Kirchenchöre  aus- 
geworfen. Unter  den  Synoden  stehen  in  der  Be- 
tätigung des  Literesses  für  die  Debung  des  Chor- 
gesanges im  €k)ttesdienst  durch  wirksame  Unter- 
stützung mit  Geldmitteln  obenan  Rheinland  und 
Westfalen  (500  Mk.),  unter  den  Kirchenbehörden 
das  Oberkonsistorium  und  die  Landessynode  des 
Grossherzogtums  Hessen  (800  Mk.);  die  Konsistorien 
von  Braunschweig,  Hannover,  Posen  geben  we- 
nigstens je  100  Mk.,  von  anderen  Kirchenbehörden 
ist  nichts  bekannt.  Es  ist  also  noch  immer  nicht 
überflüssig,  an  das  Wort  Luthers  (anlässlich  der 
Auflösung  der  fürstlichen  Kantorei  zu  Torgau  im 
Jahre  1530)  zu  erinnern:  „Etliche  von  Adel  und 
Scharrhansen  meinen,  sie  haben  meinem  gnädigen 
Herrn  an  der  musica  3000  Gulden  erspart,  indes 
vertut  man  unnütz  30  000  Gulden !  Könige,  Fürsten 
und  Herren  müssen  die  musica  erhalten,  denn 
grossen  Potentaten  und  Herren  gebtlhrt  solches, 
einzelne  Privatleute  können  es  nicht  tun.*  Heut- 
zutage richtet  sich  dies  Wort  in  erster  Linie  an 
die   kirchlichen  Behörden,   sofern    ihnen   die  Yer- 


—     2fi8     — 


ftigttDg  über  die  kirchlichen  Finanzen  zugestanden 
ist.    Dass  die  staatlichen  Organe  in  dieser  Hinsicht 
manchmal  sich    taub    stellen,   lässt  sich  am  Ende 
begreifen;  sie  müssen  für  gar  so  vieles  andere  noch 
aufkommen.    Doch  sollten  sie  sich  doch  daran  er- 
innern,  dass  ihnen   auch   die  Pflege   der   idealen 
Güter   und   Kräfte    des  Volkslebens   befohlen   ist, 
dass   zu   diesen    die  Pflege   des  gediegenen  Volks- 
gesanges,  vorab   des   kirchlichen  Volksliedes   (des 
„Volkslieds     auf     der     Potenz"     nach    Vischer's 
Aesthetik!)  gehört.     Dem  Staat,    nicht  der  Kirche 
sind  die  Schulen  und  die  Lehrerbildungsanstalten 
unterstellt.      Dass   aber    selbst   kirchliche  Organe 
häuflg  so    wenig  Verständnis    für   die  Bedeutung 
zeigen,   die    der  Ghorgesang   für   die  Hebung   des 
Q^meiudegesanges,  unsere  Chöre  für  das  Gemeinde- 
leben  haben,   das   verstehe,   wer 's  kann!     Unsere 
Chöre  sehen  mit  Reclit  ihre  Hauptaufgabe   in  der 
Mitwirkung  bei  den  Gottesdiensten  der  Gemeinde. 
Leider  beschränken  sehr  viele  dieselbe  auf  die  Fest- 
tage.   Würden  sie  die  Auswahl  der  Gesänge  mehr 
nach  ihren  Kräften  bemessen    und  sich   nicht   da 
und  dort  zu  einseitig  auf  schwierige  künstliche 
Sätze  versteifen,  statt  der  Gemeinde  vor  allem  ihr 
eigenes    Lied    im    Schmuck    des    mehrstimmigen 
Satzes,   sei  es  im  Wechselgesang,  sei  es  als  Chor- 
gabe für  sich  darzubieten,  so  könnte  man  es  nicht 
unschwer  dahin  bringen,   dass   der  Chor  in  jedem 
Hauptgottesdienste  sänge,   was   doch  anzustreben 
wäre.    Freilicli  müsste  ihm  dann  auch  überall  ein 
fester  Platz  in   der  Gottesdienstordnung  gewährt 
sein.  —  Auch  ausserhalb  des  Gottesdienstes  stellen 
sich  die  Kirchengesangvereine  gern  in  den  Dienst 
der  Gemeinde.    Nach  Versammlungen  zu  kirchlichen 
Festen,   Gemein  de- Abende  u.  a.   lassen   sich   ohne 
ihre  Mitwirkung  bereits   gar   nicht  mehr   denken. 
Und   das  ist  gut  so.    Der  Chor  wirkt    veredelnd 
und  vertiefend   auf  die   Geselligkeit,   verleiht  ihr 
den  rechten   Grundton   und    gute   Zacht      Schon 
durch  seine  Zusammensetzung  aus  allen  Schichten 
der  Gemeinde  wirkt  er  sozial  vermittelnd  und  aus- 
gleichend.   Nur  lässt  der  Geschmack   in  der  Aus- 
wahl des  Stoffes  bei  solchen  Anlässen  da  und  dott 
noch    zu    wtLnschen    übrig.      Dem    gaten,    echten 
Volkslied,   dem  geistlichen  und  weltlichen,   dürfte 
noch  mehr  Pflege   zu   teil   werden.    Einzelne   be- 
vorzugte Vereine  wagen  sich  teils  ausnahmsweise, 
teils    regelmässig   einmal    im    Jahr    auch    an    ein 
grösseres  Tonwerk  („Messias"  von  Händel,  Bach's, 
Schütz*,  Woyrsch's  „Passionen"  u.  a.).    Sofern  die 
Hauptaufgabe,    die    regelmässige   Mitwirkung    im 
Gottesdienste,  nicht  darunter  leidet  und  die  Kräfte 
wirklich  dazu  ausreichen,   ist  nichts  hiergegen  zu 
sagen.   Solche  grössere  Aufgaben  stählen  die  Kraft, 
heben   das   Niveau,   regen   an.      Aber    doch    liegt 
darin  eine  Gefahr  und  Versuchung.    Die  Kirchen- 
gesangvereine treten  in  Konkurrenz  mit  den  unter 
ganz  anderen  Voraussetzungen  gebildeten  Vereinen 
für   klassische   Musik,    sie    werden    leicht  Musik- 
vereine zweiter  Güte.    Blieben   sie   bei  der  Pflege 


der  ihnen,  zugewiesenen  Kirchenmusik,  tfo 
könnten  sie  darin  die  erste  Stelle  behaupten  und 
einen  Platz  ausfüllen  auch  im  Kunstleben  grosser 
Städte,  auf  dem  kein  anderer  Verein  mit  ihnen 
konkurrieren  kann. 

lieber  ^Die  Beziehungen  der  Gymnasien 
und  Mittelschulen  zur  Kirchenmusik* 
sprach  Pfarrer  Dr.  Sannemann  aus  Hettstedt 
in  Thüringen.    Er  stellte  folgende  Leitsätze  auf: 

1.  Die  Beziehungen  der  Gymnasien  und  Mittel- 
schulen zur  Kirchenmusik  gehören  der  Ge- 
schichte an  und  sind,  abgesehen  von  Ausnahmen 
wie  der  Thomanerchor  in  Leipzig,  der  Chor  der 
Kreuzschule  in  Dresden  und  das  Gymnasium  in 
Torgau,  abgebrochen. 

2.  So  lange  der  Kantor  Lehrer  einer  höheren 
Schule  war,  hatte  er  eine  Doppelstellung  als 
Schul-  und  als  Kirchenbeamter;  wie  die  anderen 
Schulämter,  Bektorat,  Kor-  und  Subrektorat  etc. 
war  auch  das  Kantorat  Durchgang  zum 
Pfarramt. 

3.  Die  Aufsicht  der  Kirche  über  die  Schule  er- 
streckte  sich  auch  auf  die  Methodik  und  Praxis 
des  Schulgesanges. 

4.  Der  Musikunterricht  der  alten  Lateinschulen 
hatte  eine  doppelte  Aufgabe: 

a)  die  Musica  ist  ein  Teil  des  wissenschaftlichen 
Unterrichtes  und  wird  theoretisch,  gleich- 
berechtigt mit  den  übrigen  Künsten,  Bhe- 
torik,  Dialektik,  Grammatik,  vielfach  als 
mathematisches  Fach  gelehrt. 

b)  Die  Musik  wird  praktisch  getrieben  und 
flndet  ihre  Verwendung  im  Schul  leben  und 
ausserhalb  desselben:  im  kirchlichen  Leben, 
im  Gottesdienst,  Trauung  und  Begräbnis, 
sowie  im  börgerlichen  Leben  auf  der  Strasse, 
bei  Gastmählern  u.  s.  w. 

5.  Die  Reformation  fand  die  Schulchöre  in  Kirchen- 
und  Klosterschulen  vor,  behielt  sie  bei,  schuf 
neae  und  organisierte  sie.  Gründe:  Man 
brauchte  den  Schülerchor  zum  Gottesdienst, 
Musik  gehörte  zu  den  freien  Künsten  und  darum 
in  die  Schule,  man  gab  der  Gemeinde  durch 
Stiftungen  und  freiwillige  Gaben  an  Brot  und 
Geld  für  unbemittelte,  aber  befähigte  und 
fleissige  Knaben  Gelegenheit,  sich  in  der  Wohl- 
tätigkeit zu  üben,  und  wirkte  dadurch  sozial 
ausgleichend,  indem  auch  Kinder  der  niederen 
Stände  in  höhere  Lebensstellungen  einrücken 
konnten. 

6.  Die  Verschiedenheit  der  Bedürfnisse  des  kirch- 
lichen Lebens  und  der  sozialen  Stellung  der  Ge- 
meindeglieder erforderte  eine  Trennung  der 
Schülerchöre: 

a)  in  die  Kurrende,  bestehend  aus  Schülern  der 
unteren  Klasse  einer  Lateinschule,  oder  einer 
mit  einer  Lateinschule  verbundenen  Armen- 
schule, oder  einer  deutschen  Schule.  Die 
Kurrendaner  singen  nur  einstimmige,  deutsche 
Kirchenlieder  u.    s.   w.    (choraliter)   im    ein- 


—     269     — 


fachen  Gottesdienst  (Metten,  Vespern  n.  s.  w.) 
nnd  für  unbemittelte  und  ungebildete  E^reise. 
b)    In  den  Chorus  musicus  oder  symphoniacus, 
bestehend   aus  Schülern   der  Klassen  Prima 
bis  Quarta.   Der  Chorus  musicus  singt  mehr- 
stimmige, fast  nur  lateinische  Kunstgesftnge 
(figrnraliter)  geistlichen  Inhalts  in  der  Schule 
(hier   auch   weltliche),   im  Gottesdienst,  bei 
Trauung  und  Begräbnis  angesehener,  reicher 
und   gebildeter   Leute,    sowie    dieselbe   Art 
von   Gesängen    auf    der   Strasse,    bei   Gast- 
mählern u.  s.  w. 
7.   Die   schon  vom  16.  Jahrhundert   an   erhobenen 
Bedenken  gegen  das  kirchliche   und  öffentliche 
Auftreten  der  Schulchöre  —  Störxmg  des  Unter- 
richts, Niedergang    der  Leistungen    —   führten 
nicht  allein  zu  ihrer  Aufhebung,    sondern  auch 
die   sich   allmählich  vollziehende  Trennung  des 
Kantoramtes  vom  Lehramt  der  höheren  Schule, 
der  Uebergang  des  Kantortitels  auf  die  Lehrer 
der   Volksschule,    die    daraus    sich    ergebende 
Deckung  der  kirchenmusikalischen  Bedürfnisse 
durch    den    Schülerchor    der   Volksschule,    die 
Lösung   der   höheren  Schule   von  der  Aufsicht 
der   Kirche,   der    Umstand,    dass    der    Chorus 
musicus  zuweilen  zu  Seminaren  für  Volksschul- 
lehrer umgewandelt  wurde,  nicht  zum  wenigsten . 
endlich  der  Aufschwung,  den  die  Instrumental- 
musik  durch    Haydn,    Mozart,    Beethoven   ge- 
nommen ujid  eine  Höherbewertung  dieser  Musik 
vor  der  Gesangmasik  im  Gefolge  hatte,   unter- 
gruben die  Lebensfähigkeit  der  Schulchöre.   Der 
Rechtsgrandsatz  von  Leistung  und  Gegenleistung, 
sowie  Angebot  und  Nachfrage  bestimmten  Blüte 
und  Verfall  der  Schul chöre. 
8.    Eine    Wiederholung    des    alten    Verhältnisses 
zwischen  Schule   nnd   Kirchenmusik   ist   nicht 
möglich;   wohl  aber  kann  die  Kirche  ihr  musi- 
kalisches Bedürfnis  in  einer  bestimmten  Bichtung 
befriedigen  durch  Gründung  von  Alumnaten  in 
Verbindung   mit   höheren    Schulen    (nach   dem 
Vorbilde    der  Alumnate    der   Thomasschale    in 
Leipzig  und  der  Kreuzschule  in  Dresden),  mög- 
lichst   in    Universitätsstädten,    damit  die   auch 
vom    Evangelischen    Oberkirchenrat    zu  Berlin 
geforderte   kirchenmusikalische  Ausbildung  der 
Theologen   durchgeführt  werden  kann,    and  so 


der  E^rche  in  ihren  Behörden,  ihren  Pfarrern 
und  ihren  Gliedern  ein  Geschlecht  heranwächst, 
das  die  Kirchenmusik  nicht  mehr  als  berech- 
tigten Luxus,  sondern  als  notwendiges  Lebens- 
element ansieht.  Gleichzeitig  ist  dadurch  be- 
fähigten, aber  unbemittelten  Knaben  jeden 
Standes  die  Möglichkeit  gegeben,  einen  ihren 
Fähigkeiten  entsprechenden  Lebensberuf  zu  er- 
greifen. 
Die  Versammlung  nahm  auf  Grund  dieser  Leit- 
sätze folgende  Besolution  einstimmig  an: 

„Der  XVIII.  deutsch-evangelische  Kirchen- 
gesangvereinstag dankt  den  beiden  Bednem  für 
ihre  Vorträge,  beschliesst  ihre  Drucklegung  nnd 
bittet  die  Kirchen-  und  gegebenenfalls  die 
Staatnbehörden,  festzustellen,  welche  Stiftungen 
für  Zwecke  der  Ausbildung  der  Schüler  höherer 
Lehranstalten  in  der  Kirchenmusik,  insbesondere 
im  Kirchenlied,  in  der  Vergangenheit  gemacht 
worden  sind  und  welche  noch  jetzt  dafür  Ver- 
wendung finden;  ferner  darauf  hinzuwirken, 
dass  diese  Stiftungen  ihrem  Zweck  wieder  zu- 
geführt werden,  sowie  die  Kirchen-  und  ge- 
gebenenfalls die  Staatsbehörden  zu  bitten,  in 
Erkenntnis  der  Wichtigkeit  der  Ausbildung  der 
Schüler  der  höheren  Lehranstalten  in  dem 
Kirchengesang  für  die  Teilnahme  am  gottes- 
dienstlichen Leben  nicht  nur,  sondern  für  die 
gesamte  geistige,  religiöse  und  sittliche  Bildung 
der  Schüler,  der  Pflege  des  Gesangs,  insbesondere 
des  Kirchengesanges  an  den  höheren  Lehr- 
anstalten, erneute  und  fortgesetzte  Aufmerksam- 
keit zu  widmen,  ein  nicht  zu  gering  bemessenes 
Mindestmass  von  Kirchenmelodien  zur  Einübung 
im  Gesangunterricht  aller  höheren  Lehranstalten 
festzusetzen  und,  wenn  möglich,  noch  darüber 
hinaus  die  Fähigkeit  zur  Teilnahme  am  ge- 
steigerten gottesdienstlichen  Leben  der  evange- 
lischen Gemeinden  tunlichst  zu  fördern,  ins- 
besondere auch  durch  reichliches  Singen  in  den 
täglichen  Andachten  oder  in  Anstaltsgottes- 
diensten." 

Eine  besondere  Anziehung  unter  den  dar- 
gebotenen musikalischen  Festgaben  war  die  Auf- 
führung von  Philipp  Wollrum's  .Weihnachts- 
mysterium*' unter  eigener  Leitung  des  Komponisten. 


MittellungeD 


von  Hoohsohulen  und  Konservatorien. 


Josef  M.  van  Veen,  der  vortreffliche  Geiger 
des  „Holländischen  Trios*',  ist  vom  1.  Oktober  an 
für  das  Konservatorium  Klindworth-Schar- 
wenka  als  Lehrer  der  Violin-Ausbildungsklassen 
verpflichtet  worden. 

Die  Hochschule  für  Masik  in  Mann- 
heim wurde  im  Unterrichtsjahre  1004/5  von  zii'ka 


400  Studierenden,  Hospitanten  und  Schülern  be- 
sucht, die  von  42  Lehrkräften  unterrichtet  wurden. 
Im  Laufe  des  Jahres  fanden  statt:  15  Vortrags- 
abende, 8  Üebnngsaufführungen,  sowie  Auf- 
führungen von  Werken  von  Liszt  (2),  Beet- 
hoven (diese  zu  Gunsten  des  Vereins  für  Volks- 
bildung)  Händel,    Brahms  (2)    und    Pfitzner. 


—     270 


Dem  Gedächtnis  Schillers  waren  8  Anf Führungen 
(zwei  in  der  Anstalt,  eine  im  Mnsensaal  des 
Rosengarten)  gewidmet.  Aasserdem  wurden  Auf- 
führungen veranstaltet,  die  dem  Gedächtnis  Frie- 
drich Nietzsche's,  Eduard  Mörike's  bezw. 
Hugo  Wolfes  geweiht  waren.  Der  Anstaltslehrer, 
Herr  Pianist  Fritz  Häckel,  brachte  an 9  Abenden 
die  sämtlichen  32  Klaviersonaten  Beethoveii*8  frei 
aus  dem  Gedächtnis  zum  Vortrag.  Neben  8  Prü- 
fungsabenden wurden  interne  Prüfungen  sämt- 
licher Klassen  in  allen  Unterrichtsfächern  während 
der  Zeit  vom  1.  bis  15.  Juli  abgehalten.  Das  neue 
(siebente)  (Jnterrichtsjahr  beginnt  am  15.  Sep- 
tember 1905. 

Das  Heidelberger  Konservatorium  für  Musik, 
welches  unter  Direktion  der  Herren  Otto  Seelig 
und  HeinrichNeal  steht,  versandte  seinen  Jahres- 
bericht über  das  11.  Schuljahr  1904/5  Die  Anstalt 
wurde  von  125  Schülern  und  Hospitanten  besucht 
und  veranstaltete  im  Laufe  des  Jahres  7  Schüler- 
auffühtungen,  von  denen  4  öffentlich  waren.  Im 
neuen  Schuljahre  wird  im  Stadtteil  Neuenheim  eine 
Zweiganstalt  des  Konservatoriums  eröffnet,  zu- 
nächst nur  für  die  Hauptfächer.  Das  neue  Schul- 
jahr beginnt  am  16.  September. 

Den  Pariser  Rubinstein-Preis  für  Pia- 
nisten gewann  der  Zögling  des  Leipziger  Konser- 
vatoriums Backhauss,  der  gegenwärtig  in  Man- 
chester lebt.  Ehrenvolle  Anerkennungen  für  vor- 
zügliches Klavierspiol  erhielten  Eisner- Wien, 
Hellberger  -  Frankfurt,  Kreuzer  •  Petersburg, 
Turkat  und  Swirsky-Paris. 


Die  neuen  Statuten  der  Akademie  der  Ton- 
kunst zu  München  enthalten  folgende  einschnei- 
dende Aenderungen.  Mit  Beginn  des  Schuljahres 
1905/06  wird  ein  Seminar  zur  Ausbildung  für 
den  Lehrberuf  im  Klavierspiel  gebildet.  Als 
unterste  Altersgrenze  für  die  Aufnahme  in  das 
Seminar,  dessen  Kurs  ein  Jahr  dauert,  ist  das 
vollendete  18.  Lebensjahr  festgesetzt.  Dement- 
sprechend fordern  auch  die  besonderen  Vorbe- 
dingungen eine  weitgehendere  Musikkenntnis. 
Infolge  der  Bildung  des  Seminars  kommt  die  Vor- 
schule im  Klavierspiel  in  Wegfall.  Dagegen  wird 
die  Vorschule  nur  auf  die  Orchesterinstrumente 
beschränkt;  für  die  Aufnahme  in  die  Vorschule 
ist  neben  anderen  Bedingungen  das  vollendete 
13.  Lebensjahr  erforderlich.  Ausserdem  wird  das 
Schuljahr  in  zwei  gleiche  Hälften  geteilt,  die  erste 
Hälfte  vom  16.  September  bis  15.  Februar  gehend, 
die  zweite  Hälfte  vom  15.  Februar  bis  15.  Joli. 
Die  neue  Direktion  besteht  aus  zwei  Direktoren, 
und  zwar  aus  dem  ersten  Direktor,  Generalmusik- 
direktor Felix  Mottl,  d-;m  hauptsächlich  die 
künstlerische  Leitung  der  Anstalt  obliegt,  und  dem 
zweiten  Direktor,  Professor  Hans  Bnssmeyer, 
dem  vorwiegend  die  administrative  und  disziplinare 
Leitung  der  Akademie  und  die  üeberwachung  des 
'  Unterrichts  Übertragen  ist. 

In  Neustadt  a.  d.  H.  wird  am  15.  September 
ein  Konservatorium  unter  dem  Namen  ,^f&lzi- 
sches  Konservatorium  für  Musik*'  eröffnet. 
Die  Leitung  liegt  in  den  Händen  des  Musik- 
direktors Ph.  Bade's. 


Yermischte  Nachrichten. 


Die  Wiederkehr  des  300.  Geburtstages  Simon 
Dach 's,  29.  Juli  d.  J.,  hat  die  Erinnerung  an  den 
Sänger  des  Liedes  „Aennchen  von  Tharau*  wieder 
lebhaft  geweckt.  Simon  Dach  ist  in  Memel  ge- 
boren, er  studierte  Theologie  in  Halle  und  wurde 
schliesslich  Professor  der  Beredtsamkeit  an  der 
Königsberger  Universität,  wo  er  mit  dem  Kompo- 
nisten Heinrich  Albert  intime  Freundschaft 
schloss.  Sein  Name  wird  in  der  Geschichte  des 
deutschen  Kirchenliedes  mit  Ehren  genannt,  wenn 
auch  seine  Dichtungen  den  kernhafteren  und 
schwungvolleren  eines  Paul  Gerhardt  nach- 
stehen. Dach  hat  neben  seinen  Kirchenliedern 
aber  zahlreiche  Gelegenheitsgedichte  zu  allerlei 
festlichen  Veranlassungen  geschrieben,  am  an- 
sprechendsten gibt  er  sich  aber  in  seinen  G^sell- 
schaftsliedem,  in  denen  er  einen  edlen  und  vollen 
Ton  warmen  Empfindens  anzuschlagen  weiss.  Das 
zum  Volkslied  gewordene  Gedicht  .Aennchen  von 
Tharau"  ist  vielfach  als  einem  persönlichen  Er- 
lebnis des  Dichters  entsprungen  bezeichnet  worden; 
das  ist  aber  ein  Irrtum,  denn  Dach  hat  das  Lied, 
zu  dem    H.  Albert   die  Melodie   schuf,    tatsächlich 


als  Hochzeitslied  zur  Vermählung  seines  Freundes, 
des  Pfarrers  Johannes  Portatius,  mit  der 
Pfarrerstochter  Anna  Neander  von  Tharau  ver- 
fasst.  In  H.  Albert's  „Lustwäldlein*^  das  in 
Königsberg  erschien,  hat  das  jetzt  vielfach  um 
die  Schlussverse  verkürzte  und  in  hochdeutscher 
Sprache  gesungene  Lied  folgende  Fassung: 

„Anke  van  Tharaw  Öss,  de  my  gefÖUt, 
Se  Öss  mihn  Lewen,  mihn  Goet  on  mihn  Gölt 

Anke  van  Tharaw  heft  wedder  eer  Hart 
Op  my  geröchtet  ön  Low'  on  ön  Schmart. 

Anke  van  Tharaw,   mihn  Rihkdom,   mihn  Goet 
Du  mihne  Seele,  mihn  Fleesch  on  mihn  Bloet 

Quöm'  allet  Wedder  glihk  ön  vns  tho  schiahn, 
Wy  syn  gesonnt  by  een  anger  tho  stahn. 

Kranckheit,  Verfälgung,  Bedröfnis  on  Pihn. 
Sal  vnsrer  Löve  VernÖttlnge  syn. 

Recht  ass  een  Palmen-Bohm  äver  söck  stöcht. 
Je  mehr  en  Hagel  Ön  Regen  anfocht. 

So  wardt  de  Low'  an  vns  mächtich  vn  groht, 
Dörch  Kryhtz,  dörch  Lyden,  dörch  allerlei  Noht, 

Wördestu  glihk  een  mahl  van  my  getrennt, 
Lewdest  dar,  wor  öm  dee  SÖnne  kuhm  kennt; 


271     — 


Eck  wöU  dy  folgen  dörch  Wöler,  dörch  Mär, 
Dorch  ThsB,  dörch  Ihsen,  dörch  fihndlöcket  Hahr. 

Anke  van  Tharaw,  mihn  Licht,  mihne  Sonn, 
Mihn  Leven  schlnht  öck  Ön  dihnet  henönn. 

Wat  öck  gehöde,  wart  van  dy  gedahn. 
Wat  Öck  verböde,  dat  lätetn  my  etahn. 

Wat  helft  de  Löve  dach  ver  een  Bestand, 
Wor  nich  een  Hart  ose,  een  Mund,  eene  Hand? 

Wor  öm  söck  hartaget,  kabbelt  on  echleyht, 
On  glihk  den  Hangen  on  Katten  begeyht. 

Anke  van  Tharaw,  dat  war  wy  nich  dohn, 
l>a  böst  min  Dyhfkeu,  myn  Schnaphken,  min  Hoho. 

Wat  öck  bogehre,  begehrest  Da  ohck. 
Eck  iaht  den  Rock  dy,  da  lähtst  my  de  Brohk. 

Dit  Öss  dat,  Anke,  da  söteste  Rah, 
Een  Lihf  on  Seele  wart  vht  öck  on  Da. 

Dit  mahckt  dat  Lewen  tom  Hämmlischen  Rik 
Dörch  Zancken  wart  et  der  Hellen  gelihk.*^ 

Friedrich  Hegar  hat  ein  grösseres  Männer- 
chorwerk  mit  Tenor«  and  Bariton-Solo  und  Or- 
chester vollendet,  „Das  Herz  von  Donglas"  be- 
titelt. Es  ist  dies  die  erste  Männerchor-Ballade, 
die  Hegar  mit  Oichesterbegleitang  geschrieben 
hat;  sie  wird  grossen  Vereinen  sehr  willkommen 
sein.  Der  Wiener  Männergesangverein  hat 
das  interessante  Werk,  das  Hegar's  Meisterschaft 
aafs  Nene  zeigt,  bereits  für  kommende  Saison  anfs 
Programm  gesetzt. 

In  Bonn  findet  vom  22.  bis  24.  Mai  nächsten 
Jahres  ein  Musikfest  statt,  das  dem  Andenken 
Robert  Schumann's  gewidmet  sein  soll,  dessen 
50.  Todestag  1906  wiederkehrt.  Ein  vorbereitender 
Aosschuss  ist  bereits  in  Wirksamkeit.  Die  Leitung 
des  Festes  wird  wahrscheinlich  Josef  Joachim 
übernehmen.  Zar  Aufführung  geplant  sind  eine 
Symphonie,  Teile  aus  dem  „Faust",  das  „Klavier- 
konzert" und  eine  Reihe  kleinerer  ^erke  ohne 
Orchester. 

Der  III.  Eunsterziehungstag  findet  vom 


18.— 15.  Oktober  in  Hamburg  statt;  auf  ihm  soll 
die  künstlerische  Erziehung  der  Jugend  im  Hin- 
blick auf  Musik  und  Gymnastik  behandelt 
werden.  In  einer  Reihe  von  Vorträgen  hervor- 
ragender Autoritäten  auf  den  verschiedenen  in 
Betracht  kommenden  Gebieten  kommt  am  13.  Ok- 
tober die  Musik  zur  speziellen  Behandlung.  Am 
15.  Oktober  findet  ein  Konzert  für  Volksschüler 
statt.  Zur  Vorbereitung  des  Tages  ist  ein  Komitee 
aus  hiesigen  und  auswärtigen  führenden  Persön- 
lichkeiten zusammengetreten.  Mitteilungen  und 
Anfragen  sind  an  Herrn  Schulinspektor  H.  Fr  icke, 
Hamburg  19,  Am  Weiher  27,  zu  richten. 

Adolf  Kullak's  berühmtes  Buch  „Die 
Aesthetik  des  Klavierspiels^^  erscheint  jetzt 
von  Dr.  Walter  Niemann  vollständig  neu- 
bearbeitet in  vierter  Auflage  bei  C.  F.  Kahnt 
Nachfolger,  Leipzig. 

Um  die  Liszts'sche  Muse  und  hauptsächlich 
LiBzt*s  herrliche  Lieder  weiteren,  nichtsingenden 
Kreisen  zugänglich  zu  machen,  hat  der  Verlag 
C.  F.  Kahnt  Nachfolger,  Leipzig,  dieselben  jetzt 
in  einer  leichten  Uebertragung  für  Klavier  zu 
zwei  Händen  von  Otto  Singer  bearbeitet,  heraas- 
gegeben. 

Der  ,N.  Fr.  Pr."  wird  aus  Salzburg  ge- 
schrieben: Vor  wenigen  Monaten  erst  hat  der 
Kaiser  sein  Interesse  für  die  Bestrebungen  der 
internationalen  Stiftung  „Mozarteum"  und  der 
Mozait- Gemeinde  in  Salzburg  durch  Ueber Weisung 
der  Spende  von  20000  K.  an  den  Mozart-Haus- 
baufonds an  den  Tag  gelegt.  Jetzt  hat  der  Kaiser 
auch  genehmigt,  dass  anläcsllch  des  im  nächsten 
Jahre  in  Salzburg  zur  Feier  der  150.  Wiederkehr 
df*s  Geburtstages  W.  A.  Mozarts  stattfindenden 
grossen  Musikfestes  mit  dem  Personal  des 
Wiener  Hofoperntheaters  zwei  Vorstellungen  in 
Salzburg  veranstaltet  werden,  deren  Kosten  das 
Hofärar  trägt. 


Bücher  und  Musikalien. 


Paal  ScbelDpflng,   Op.  6.     „Worpswede".      Stim- 
mungen aus  Niedersachsen,  gedichtet 
von   Franz    Dlederich.     Ftlr   mittlere 
Singstimme,      Violine,     Englibchhoin 
(oder  Viola)  und  Klavier. 
HelariohhofeM  Terlsgy  Kairdebnrf . 
Paul  Scheiopflug's  „Worpswede"  ist  eins   der 
eigenartigsten  und  inhaltsreichsten  Werke  auf  dem 
Gebiete   der    Kammermusik,    die    mir    je    vorge- 
kommen sind.    Das  für   eine  mittlere  Singstimme, 
Violine,    Englischhorn   (oder    Viola)    und    Klavier 
gedachte  Werk  enthält,  auf  Dichtungen  von  Franz 
Diederich  gestützt,  Stimmungen,  die  der  Natar  und 
ihrem  Leben  direkt  abgelauscht   zu  sein  scheinen. 
Man   muss,    wie   Scheinpfiug,    selbst   ein  Dichter 
sein,  will  man  so  die  mannigfachen  Erscheinungs- 


formen der  Natur  in  sich  aufnehmen,  sie  so  mit 
innerem  Auge  schauen  und  so  aus  eigenem  reich 
entwickeltem  und  phantasieerfülltem  heraus  reflek- 
tieren lassen  Das  Werk  zerfällt  in  Prolog,  vier 
Teile  und  Epilog.  Das  Vorspiel  ist  der  Ausführung 
der  drei  gedachten  Instrumente  allein  über- 
lassen und  versetzt  den  Hörer  unverzüglich 
hinein  in  jenes  „stille  braune"  Land,  dessen  Lob 
Dichter  und  Musiker  zu  bingen  sich  vorgesetzt 
haben.  (Jeher  den  schwer  lastenden  Klavier- 
akkorden erklingt  der  Flageoletton  der  Violine, 
bis  das  Englischhorn  eine  schwermütige  Weise 
einsetzt  und  bald  von  genanntem  Streichinstrument 
abgelöst  wird.  Aber  nicht  lange,  und  über  dem 
„Lande  der  Einsamkeit*'  liegen  hellere,  wärmere 
Farbentöne,  die  Stimmung  (im  Mittelsatze,  H-dur) 


—     272     - 


wird  lebendiger  and  intensiver,  bis  der  ganze 
Satz  endlicli  in  die  Hanpttonart  D-dur  und 
zn  der  anfänglichen  Rahe  nnd  Träamerei 
zurückkehrt.  Das  nun  folgende  erste  Stück  des 
Ganzen,  woran  sich  aach  die  Singstimme  be- 
teiligt, schildert  und  preist  mit  warmfreadigem 
Aosdrnck  die  Herrlichkeit  and  Schönheit  der 
niedersächsischen  Natnr,  ein  ernster  and  dabei 
doch  lustdnrchzitterter  Hymnas  an  die  engere 
Heimat.  Im  zweiten  Stücke  erklingen  wieder 
andere,  viel  frohere  und  lebenskräftigere  Stirn- 
man  gen  darch.  £s  ist  ein  Lenzlied  und  Früh- 
lingssang von  ungemeiner  Schönheit  und  ent- 
zückender Feinheit  des  Mitempfindens,  ein  Idyll, 
wie  es  nur  von  Meisterhand  dargestellt  and  aus- 
geführt werden  konnte.  Das  dritte  Stück  lässt  in 
ergreifender  Weise  die  korrespondierenden  Gefühle 
und  Stimmungen  von  Menschen-  und  Naturleben 
ineinander  übergehen;  die  Fähigkeit,  im  allmäh- 
ligen  wechselnden  Spiel  der  Tonfarben  und  Farben- 
töne wahrhaft  künstlerisch  zu  wirken,  feiert  hier 
einen  echten  Triumph.  Das  „Herbstfrühgang"  be- 
nannte vierte  Stück  ist  das  weitest  ausgeführte, 
mit  allerlei  darch  die  Natur  der  Sache  gegebenen 
Gegensätzen  am  meisten  ausgestattete  und  gibt 
wieder  davon  beredtes  2jeagnis,  in  wie  hohem 
Grade  P.  Schein  pflüg  in  restloser  Weise  zu  er- 
schöpfen weiss,  was  ihm  die  Natur  darbietet. 
Wundervoll   findet   sich   hier   der  Uebergang   aus 


dem  öden  Dämmerungsgrau  za  östlichfemer  Helle 
In  allen  seinen  Phasen  bis  zum  Hervorbrechen  des 
Lichtes  und  zam  Zerrelssen  der  Nebelschleier  und 
endlichem  Sonnenaufgänge  dargestellt  In  cyklischer 
Form  kehrt  der  Tonkünstler  im  Epiloge  auch 
thematisch  zum  Anfange  zurück  und  läset  das 
Ganze  auf  diese  Weise  harmonisch  aosklingen. 
Nach  seinen  hier  vorliegenden  Worpsweder  Stün- 
mnngen  halte  ich  Paul  Schelnpflog  für  ein^ 
unserer  bedeutendsten  lyrischen  Talente,  unver- 
gleichlich sicher  und  zielbewusst  im  Ergreifen  und 
Fixieren  tiefer  seelischer  Stimmungen  und  ebenso 
klar  im  Ergreifen  der  betreffenden  künstlerischen 
Ausdrucksmittel.  Die  ün  vorliegenden  Falle  zur 
Verwendun^j^  gebrachten  Faktoren  greifen  durchaus 
ineinander,  weder  Singstimme,  noch  Planoforte, 
noch  auch  Blasinstrument  tritt  auf  Kosten  der 
anderen  zu  sehr  in  den  Vordergrund,  sondern  er- 
scheint nur  gerufen  durch  den  gerade  in  Frage 
kommenden  poetischen  Moment.  Diese  in  Wahr- 
heit Kunstsinn  höchster  Art  verratende  Be- 
schränkung und  musikaliche  Oekonomie,  die  über 
der  Ausführung  des  Ganzen  liegt,  bildet  einen  der 
Hauptvorzüge  von  Scheinpflugs  Tondichtung.  Was 
der  Genannte  uns  bietet,  ist  ein  Werk  echtester 
und  edelster  Heimatkunde,  dem  alle  Türen  und 
Herzen  offen  stehen  sollten,  dem  ich  nur  herzlich 
allgemeinste  Kenntnisnahme  und  weiteste  Ver- 
breitung wünschen  kann. 

Eugen  Segnüz. 


Vereine. 


MnsÜL-Sektion 
des  Allg.  DentsclieB  Lehrerümen-Tereiiis. 

Wir   teilen   unseren  Mitgliedern   mit,  dass  in 
Hagen  i.  W.  eine  neue  Gruppe  begründet  ist 


Vorsitzende 
Strasse  30. 


Frl.    Cornelie    Flues,     Kömer- 

I.  A.:  Sophie  Henkd, 
I.  Vorsitzende. 


Anzeigen. 


Konservatorium  der  Musik 
in  Kassel. 

Gegr.  1896.     Direktion:  L  Beyer.     Gegr.  1896. 

Ehrenronits:  Boeieranes-Fräaident  Toa  TroU  la  Sali, 
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Oberbfirgermeister  MtUeT  n.  A. 

Cwratorinm:   Pfarrer  Haas,  Sohnldirektor  Prof.  Dr.  Kram- 
r»  Bankier  Plaafty  JostiRath  Seheffer  u.  A. 


Lelirer :  IA%  Damen ;  L.  Beyer,  Biassi-FSreter,  Königl.  Opem- 
■ängeria^  eieMe-Fabronly  A.  Tsadien.  Die  Herren: 
A.  BartdecAm.  Kammervirtno«.  ProC  Dr.  U9bel, 
0.  Kaleteea,  KgL  gammermnaiker,  K.  KleteMaan» 
Kgl.  Opernsänger,  W.  Moahaopty  Kgl.Kammermnsiker, 
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KgL  Kammermusiker  n.  A. 

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übrigen  Orohesterinstromente.  Oesang,  Harmonie- 
nndKompoutionslehre.  Mnsikgesohiohte.  Italienisoh. 
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Mittel-  und  Blementarklassen. 

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nehmen  wollen,  sind  ji^ebeten,  event.  vorher  schriftliche  Klarlegung  ihrer  stünmlichen 
Veranlagung,  sowie  eines  von  einem  Arzt  ausgestellten  Berichtes  über  ihren  allge- 
meinen Gesundheitszustand  einzusenden. 


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No.  a  Erzählang 1.50 

No.  4L  Gavotte 1.50 

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No.  6.  Ständchen 1.50 

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No.  1.     Erotische  Ronoanze    .     .  1.50 

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Ffi  r  Pianoforte,  ¥loIlne  n.  VlolooGolL 

SaflTe,  F.    Op.  13.    Romanze    .    .    .    2.- 

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Stndien  als  Vorbereitung  zu 
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Sobytte,  L    Op.  140.    Genrebilder. 
8  leichte  Stücke. 
No.  1.    Dämmerstunden     .    .    .    1.20 
No.  2.    Gmss  ans  der  Heimat  .     1.20 
No.  3.    Die  Marionetten  tanzen.    1.20 
No.  4.    Serbische  Abendmnsik  .    1.20 
No.  5.    Festzug  der  Banemdarch 

das  Dorf 1.20 

No.  6.    Glockenspiel 1.20 

No.  7.    Der  Zitherspieler  auf  der 

Alm 1.20 

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Hauptlehrer:  Gesang:  Frls.  E.  Arnold,  M.  Berg,  Fr.  Prof.  Blanck-Peters,  Frau  M.  Brieger-Palm, 
Frls.  T'.  Kunz,  A.  Salomon,  Herren  E.  Brieger,  Dr.  H.  Goldschmidt,  A.  Sistermans.  KlaTier:  Herren 
R.  Ebel.  A.  Foerster,  K.  Kessler,  Dr.  W.  Kleefeld,  Prof.  J.  Kwast,  Prof.  W.  Leipholz,  M.  Mayer- 
Mahr,  P.  Oehlschläger,  Prof.  X.  Scbarwenka,  Prof.  Ph.  Scbarwenka,  A.  Schumann,  H.  Torshof, 
Frls.  E.  Eckhardt,  M.  Haase,  D.  Heyden,  E.  Hirsch,  E.  Kollberg,  C.  Krause,  C.  Kuske,  M.  Pick, 
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R.  Broemel,  M.  Grünberg,  J.  Huff,  Kammervirtuos  Fl.  Zajic,  G.  Zimmermann.  Cello:  J.  van  Lier. 
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Fflr  die  Redaktion  yerantwortllch:  Anna  Morsch,    Berlin  W.,  Ansbacherstr.  87. 

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Druck:  J.  S.  Preuss,  Berlin  S.W.,  Kommandantenstr.  14. 


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Musik-pädagogische  Zeitschrift  für  alle  Qebiete  der  Tonkunst 
Organ  der  Deutschen  Musiklehrer-Vereine, 

der  Musik- Sektion  des  fl.  D.  L-V.  und  der  Tonkunstler- Vereine 

zu  Köln^  Dresden,  Hamburg,  Leipzig  und  Stuttgart. 

Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslaur. 

Redaktion:  Anna  Morsch 

Berlin  W., 

Ansbacherstrasse  37. 


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Prdi  vicrtcIjSbrIicb  bei  allen  Bud)*  und 
musikallcnbandlungen,  Pott  •  ünstaltcn 
(unter  llo.  4170)  1,50  IDk.,  bei  direkter 
Zusendung  unter  Kreuzband  pranu* 
merando  1,75  IRk.,  Ausland  2  IHk« 


Inserate  werden  von  tltnniflld>c« 
Jfnnoncen>€xpeditionen  wie  t»om  Uerlaa 
,,Der  Klavier -Cebrer',  Berlin,  Ol.  50, 
JInsbad)erstr.  37,  zum  Preise  ««n  50  Pf. 
für  die  zwelgespaliene  Petitzeile  ent- 
gegengenommen. 


No.  18. 


Berlin,  15.  September  1905. 


XXVlil.  Jahrgang. 


fataalt:  Dr.  Karl  Storck:  Di«  Einheit  in  Richard  Wagner*a  Schaffen.  (Schluss.)  Ludwig  Riemann:  Der  akuatischa  Einfluaa  der 
alten  und  beutigen  Klaviere  auf  die  Kompositiooatechnik.  (Fortsetzung.)  J.  Vianna  da  Motta:  Kleine  Partituren.  Zur  Schul- 
geaaagsreform.  Mitteilungen  von  Hochschulen  und  Koniervatorien.  Vermischte  Nachrichten.  BQcher  und  Musikalien, 
besprochen  von  Eugen  Segnitz.    Musikpädagogischer  Verband.    Anzeigen. 


j^lc  ßinbclf  if)  I^icbard  \0&&t>^r*s  Scbaffei). 


Von 
Dr.  Karl  Storck. 

(Schlnss.) 


In  Richard  Wagner's  Seelenleben  war  die 
Entsagung  der  Liebe  zu  Mathilde  Wesendonk 
der  tragische  Höhepunkt.  Sein  Leben  bis 
zum  Zusammentreffen  mit  Mathilde  war  Sehn- 
sucht. Die  Sehnsucht  nach  einem  Herzen, 
in  dem  er  einen  bergenden,  erlösenden  Hafen 
finden  konnte,  in  dem  er  ganz  und  voll  auf- 
genommen würde.  Nur  in  einer  solchen 
völlig  sich  vereinigenden  Liebe  zu  einem 
Weibe  konnte  er  hoffen,  die  Erlösung  von 
dem  schweren  Widerspruche  zu  finden,  in 
den  ihn  sein  eigenes  Wesen  gegenüber  der 
Welt  gesetzt  hatte.  Nun,  da  er  endlich  dieses 
Wesen  gefunden,  musste  er  ihm  entsagen. 
Und  es  ist  dieses  Entsagenmüssen,  dieses 
Verlieren  des  Teuersten,  was  ihm  die  Welt 
bieten  konnte,  und  nicht  das  schöne  voran- 
gehende Zusammenleben  mit  allen  seinen  un- 
endlich reichen  Anregungen,  was  seiner  Kunst 
zum  höchsten  Gewinn  wurde.  Er  spricht 
auch  das  an  einer  Stelle  dieses  Buches  deut- 
lich aus:  „Dass  Du  es  vermochtest,  in  alles 
erdenkliche  Leid  der  Welt  Dich  zu  stürzen, 
um  mir  sagen  zu  können:  „ich  liebe  Dich!** 
—  das  hat  mich  erlöst  und  mir  jenen  heiligen 
Stillestand  gewonnen,  von  dem  aus  nun  mein 


Leben  eine  andere  Bedeutung  erhalten  hat.  — 
Aber  dieses  Göttliche  war  eben  nur  mit  allen 
Leiden  und  Schmerzen  der  Liebe  zu  gewinnen: 
wir  haben  sie  bis  auf  die  Hefe  genossen!  — 
Und  jetzt,  nachdem  wir  alle  Leiden  gelitten, 
kein  Schmerz  uns  gespart  blieb,  jetzt  muss 
sich  klar  der  Kern  des  höheren  Lebens  zeigen, 
den  wir  durch  die  Leiden  dieser  schmerzlichen 

Geburtswehen  gewonnen Diese  letzten 

Entscheidungen  zwischen  uns  haben  mich  zu 
dem  klaren  Bewusstsein  gebracht,  dass  ich 
eben  nichts  mehr  zu  suchen,  nichts  mehr  zu 
ersehnen  habe.  Nach  der  Fülle,  in  der  Du 
Dich  mir  gegeben  hast,  kann  ich  das  nun 
nicht  Resignation  nennen,  am  allerwenigsten 
Verzweiflung.  Diese  verwegene  Stimmung 
stand  mir  früher  als  Ausgang  meines  Suchens 
und  Sehnens  gegenüber,  von  ihrer  Notwendig- 
keit bin  ich  aber,  durch  Dich  tief  beglückt, 
erlöst.  Mir  ist  das  Gefühl  einer  heiligen 
Sättigung  zu  eigen,  der  Drang  ist  ertötet, 
weil  er  vollkommen  befriedigt  ist." 

Das  wirklich  Wertvolle  am  Menschentum 
Richard  Wagner's  beruht  nun  darin,  wie  sich 
diese  Sättigung  ausdrückt.  Es  ist  ihm  glück- 
licherweise gelungen,   in   ihr'  eine  unendlich 


278     — 


höhere  Stufe  zu  erreichen,  als  sie  in  diesen 
Briefen  sich  kundgibt  oder  als  die,  auf  der 
diese  Briefe  entstanden.  Denn  es  wäre  ja 
im  Grunde  nur  wenig,  wenn  an  die  Stelle  des 
früheren  pessimistischen  Hasses  gegen  die 
Welt  nun  eine  Art  gleichgiltiger  Objektivität 
oder  kühler  Nichtbeachtung  getreten  wäre. 
Wir  müssen  uns  überhaupt  klar  werden,  dass 
alle  vielgerühmte  Toleranz  für  die  seelische 
und  geistige  Entwicklung  der  Menschheit 
herzlich  wenig  bedeutet.  Denn  all  dieses 
Dulden  eines  anderen  bleibt  ein  Erdulden, 
ein  Ertragen,  und  das  ist  auf  alle  Fälle  ein 
unfruchtbarer  Wert.  Es  kann  nie  und  nimmer 
genügen,  dass  wir  die  Welt  ertragen, 
sondern  wir  müssen  sie  1  i  e  b  e  n.  Wir  müssen 
bei  unseren  Nebenmenschen,  wir  müssen  in 
der  gesamten  Weltordnung  jene  Stellen  finden, 
an  denen  bei  aller  äusserlichen  Verschieden- 
heit von  unserer  eigenen  Natur,  bei  aller  Un- 
voUkommenheit  oder  scheinbaren  Schlechtig- 
keit die  Keime  zu  fruchtbarer  Güte  liegen. 
Und  diese  überall  vorhandenen  Keime  zum 
Guten  sind  es,  deren  Vorhandensein  einer- 
seits unsere  Liebe  rechtfertigt,  ja  gebietet,  bei 
denen  wir  andererseits  mit  unserem  Liebes- 
werke einsetzen  müssen,  indem  wir  uns  be- 
streben, ihnen  immer  neue  Nahrung  zuzu- 
führen, sie  so  zu  stärken,  dass  sie  empor- 
wachsen in's  Licht  und  eins  werden  mit  all* 
dem  Schönen  und  Guten,  was  die  Liebe  ge- 
schaffen hat.  Die  Kunst  Richard  Wagner's 
hat  diese  schwerste  Aufgabe  eines  fruchtbaren 
Lebens  erfüllt. 

Es  ist  für  Richard  Wagner's  Schaffensart 
sehr  bezeichnend,  dass,  soviel  er  in  seinem 
Zusammensein  mit  Mathilde  Wesendonk  em- 
pfing, die  Produktion  doch  erst  nach  der 
Trennung  einsetzte.  Nun  hatte  er  die  alte 
Märe  von  „Tristan  und  Isolde"  selber  so 
herbe  und  bitter  erfahren,  wie  nur  einer. 
Aber  dieser  Tristan  bezwang  sich,  und  als 
ihn  das  Schicksal  von  ihr  gehen  hiess,  ward 
ihm  die  Trennung  nicht  zur  sehrenden 
Wunde,  sondern  zum  Heilquell  für  seine 
Kunst;  denn  jetzt  schuf  er  sein  Werk,  „um 
an  ihm  die  tiefe  Kunst  des  tönenden  Schwei- 
gens für  mich  zu  Dir  sprechen  zu  lassen." 
Die  wunderbare  Todessehnsucht  in  Tristan 
und  Isolde,  die  ja  auch  für  den  lebensfrohesten 
Menschen  so  etwas  seltsam  Bezwingendes 
und  Verlockendes  hat,  ist  die  letzte  Aeusse- 
rung  der  Ichsucht  im  Menschen  Wagner. 
Sie  entspricht  jenem  heiligen  Gesättigtsein, 
von  dem  er  in  dem  oben   angeführten   Briefe 


schreibt,  in  dem  der  Drang  ertötet  wird,  weil 
er  vollkommen  befriedigt  ist.  Und  weU  man 
so  gleichgiltig  ist  gegen  die  Welt,  die  man 
nicht  mehr  hasst  oder  auch  nicht  mehr  be- 
gehrt, so  verlangt  man  nach  eigener  Auf- 
lösung. Es  gibt  aber  ein  höheres  Gebot,  und 
das  heisst:  „Du  sollst  Gott,  das  ist  das  Gute, 
das  eigentlich  Lebende  und  Lebensfähige, 
lieben  über  alles  und  Deinen  Nächsten  wie 
Dich  selbst.''  Nur  dadurch,  dass  wir  diesen 
Nächsten  lieben,  dass  wir  das  Gute  in  ihm 
lieben,  gelangen  wir  zur  über  uns  und  dem 
Nächsten  schwebenden  Verkörperung  des 
Guten,  zu  Gott.  Die  Liebe  zum  Nächsten  ist 
also  keineswegs  ein  Ausfluss  der  Liebe  zur 
Gottheit,  sondern  die  Vorstufe  dazu. 

Diese  Entwicklung  nun  können  wir  deutlich 
an  Richard  Wagner's  Schaffen  verfolgen.  Wenn 
wir  sehen,  wie  er  aus  der  Nacht  der  Todes- 
sehnsucht im  „Tristan"  in  das  himmelblaue 
Land  des  heiteren  Verzichts  aus  Liebe  und 
Begiückenwollen  anderer  in  den  „Meistersin- 
gern "  gelangt,  wie  vom  Ueber  winder  Hans  Sachs 
der  Weg  weiter  führt  in  die  vom  göttlichen 
Licht  erfüllte  Welt  Parsifals,  der  gerade  durch 
sein  Mitleid,  das  ist  die  Liebe  zum  Nächsten, 
des  Wissens,  das  ist  hier  die  Gottheit,  teil- 
haftig geworden  ist. 

Nietzsche,  der  in  seinen  guten  Stunden 
der  tiefste  Erkenner  Wagner's  war,  hat  ein- 
mal die  Nachbarschaft  von  „Tristan  und 
Isolde"  und  den  „Meistersingern"  als  eine 
wahre  Offenbarung  des  Wesens  deutscher 
Kunst  gepriesen.  Er  hätte  den  „Parsifal"  mit 
hineinbeziehen  müssen  und  hätte  aus  dem 
Nebeneinandersein  dieser  drei  Werke  erst 
schliessen  können,  dass  Richard  Wagner  trotz 
der  öffentlichen  Art  seiner  Kunstverkündigung 
das  Urbild  eines  deutschen  Künstlers  ist. 
Denn  diese  drei  Werke  gehören  zusammen, 
und  aus  den  Briefen  an  Frau  Wesendonk  er- 
halten wir  den  Beweis  dafür,  dass  diese  drei 
Gestalten  Personifikationen  desselben  Men- 
schen in  den  verschiedenen  Stadien  seiner 
Entwicklung  zur  Liebe  sind. 

Man  müsste,  um  das  bis  in  s  einzelne  zu 
beweisen,  die  Briefe  fast  ausschreiben,  denn 
ihre  ständig  wechselnden  Stimmungen,  der 
sehr  leicht  zu  fühlende,  man  möchte  sagen  der 
musikalische  Untergrund,  aus  dem  sie  jeweils 
entstehen,  lässt  sich  nicht  schildern,  sondern 
nur  empfinden.  Ich  halte  es  für  fruchtbarer, 
an  dieser  Stelle  aus  einer  Begleiterscheinung 
einen  in  den  Briefen  nur  indirekt  gegebenen 
Beweis  für  die   oben  aufgestellte  Behauptung 


—     279     — 


herauszuschälen.  Die  künstlerische  Entwicklung 
eines  grossen  künstlerischen  Genies  ist  ebenso 
von  einer  inneren  Notwendigkeit  beherrscht, 
wie  die  Entwicklung  eines  Volkes.  Wenn 
geniale  Menschen  wie  Goethe,  Beethoven  oder 
Richard  Wagner  ein  von  ihnen  geplantes 
Werk  nicht  schaffen,  wir  müssen  wohl  immer 
sagen  nicht  schaffen  können,  so  hat  dies 
viel  tiefer  liegende  Gründe,  als  man  gewöhn- 
lich annimmt.  Der  beliebte  Ausdruck:  ,Er 
liess  diesen  und  diesen  Plan  fallen**  ist  nur 
Gelegenheitsausdruck  und  zeugt  dafür,  dass 
man  vom  innersten  Wesen  künstlerischen 
Schaffens  keine  Ahnung  hat.  Aber  gerade 
weil  das  Genie  —  und  darin  unterscheidet 
es  sich  ja  am  allerwesentlichsten  vom 
Talent  —  in  steter  Weiterentwicklung  be- 
griffen ist,  ist  es  unmöglich,  dass  es  sich  in 
seiner  echten  Schöpfertätigkeit  wiederholen, 
dass  es  zweimal  dasselbe  in  verschiede- 
ner Gestaltung  darbieten  kann.  Wir  haben 
für  diese  Tatsache  in  unseren  Briefen  zwei 
merkwürdige  Belege.  Der  erste  ist  die  budd- 
histische Oper  „der  Sieger".  Wagner  be- 
schäftigte sich  in  diesen  so  tief  erregten 
Stunden  nach  der  Trennung  von  Mathilde 
Wesendonk  so  eingehend  und  ausführlich  mit 
diesem  Plan,  dass  sein  nachheriges  Fallen- 
lassen umsomehr  einer  inneren  Begründung 
bedarf,  als  eine  äussere  Veranlassung  dazu 
garnicht  vorlag.  Der  Grund  ist  meines  Er- 
achtens  nicht  schwer  zu  finden.  Ein  Buddha 
kann  nur  durch  Selbstverneinung  Sieger 
werden.  In*s  Deutsche  übertragen  haben  wir 
diese  Verneinung  in  der  Todessehnsucht 
Tristan*s.  Die  äussere  Einkleidung  dieser 
Empfindungen,  alles  äussere  Geschehen  war 
in  den  beiden  Fällen  so  grundverschieden, 
dass  der  Intellekt  Wagner*s  sich  über  die 
Gleichheit  hinwegtäuschen  konnte,  nicht  aber 
die  innerste  schöpferische  Natur,  die  beim 
Künstler  eben  unendlich  stärker  ist,  als  seine 
verstandesmässige  Erfassung.  Sie  versagte 
sich  einer  zweiten  Gestaltung  des  bereits  ge- 
lösten Problems,  und  darum  liess  er  den 
Plan  fallen. 

Umgekehrt  liegt  es  beim  zweiten  Falle. 
Bis  zu  diesem  Jahre  1857,  noch  lange  in  die 
Arbeit  am  ^Tristan"  hinein,  hatte  Wagner  die 
Gestalten  Parsifal's  und  Tristan's  im  gleichen 
Werke  vereinigt,  sie  sollten  hier  als  Ver- 
körperung zweier  verschiedener  Weltanschau- 
ungen sich  begegnen.  Jetzt  auf  einmal  löst 
sich  der  Parsifal  vom  Tristan  völlig  los  und 
wird  zum  selbständigen  Gebilde.    Es  ist  sehr 


lehrreich,  in  den  Briefen  nachzulesen,  dass 
Wagner  für  diesen  so  bedeutsamen  Schritt 
keine  stichhaltigen,  verstandesmässigen  Gründe 
beibringen  kann,  und  es  ist  ganz  sicher,  dass 
ihm  in  diesem  Augenblicke  wenigstens  die  in 
seiner  inneren  Natur  vollzogene  Erkenntnis 
garnicht  zum  klaren  Bewusstsein  gelangt  ist, 
dass  diese  beiden  Gestalten  durchaus  nicht 
Verkörperungen  zweier  entgegengesetzter  Welt- 
anschauungen sind,  sondern  nur  zwei  ver- 
schiedene Stufen  darstellen,  im  Heranreifen 
zur  Liebe.  Von  der  Liebe  im  Tristan  zur 
Liebe  im  Parsifal  aber  war  der  Schritt  ein  so 
gewaltiger,  dass  ihn  Wagner  nicht  auf  einmal 
tun  konnte.  Und  so  muss  er  wieder  aus 
innerstem  Zwang  den  Parsifal  trotz  aller 
heimlichen  Verwandtschaft  mit  dem  Tristan- 
stofT  zunächst  zurückstellen.  Er  muss  erst 
die  Zwischenstufe  erreichen,  muss  erst  in 
Hans  Sachs  das  heitere  Verzichtenkönnen 
darzustellen  vermögen,  bevor  er  die  höhere 
Stufe  zu  erreichen  vermag,  bei  der  die  Liebe 
zum  Anderen  das  einzige  Mittel  des  Selbst- 
beglückens  wird.  Und  so  entsteht  denn  nach 
dem  Liede  der  Todessehnsucht  die  herrliche 
Verklärung  der  Lebensfreude  in  heiterer 
Selbstbeschränkung,  wie  sie  Hans  Sachs  uns 
zeigt.  Dann  erst,  Jahrzehnte  später,  vermag 
es  der  Meister  als  Greis,  im  „Parsifal"  das 
höchste  Wesen  irdischer  Liebe  zu  erkennen 
und  zu  schildern,  indem  das  unerfahrene 
Kind,  „der  reine  Tor",  durch  Miüeid  des 
höchsten  Wissens  und  der  Fähigkeit  göttlichen 
Entsühnens  teilhaftig  wird. 

So  umschliesst  ein  enges  Band  diese 
drei  Werke  der  zweiten  Lebenshälfle  Richard 
Wagner's  und  erweist  die  innerste  Wesens- 
verwandtschaft dieser  für  den  oberflächlichen 
Blick  untereinander  so  sehr  verschiedenen 
Schöpfungen.  Darüber  hinaus  aber  erkennen 
wir  die  enge  Beziehung  des  persönlichen 
Lebens  Richard  Wagner's  zu  seiner  Kunst. 
Auch  auf  ihn  passte  das  Wort  Goethes,  das 
ja  schliesslich  von  allen  künstlerischen  Genies 
gilt,  dass  sie  sich  nur  freidichten  von  ihrem 
Erleben.  Es  wäre  nicht  schwer,  auch  die 
übrigen  Werke  Richard  Wagner's  in  diesen 
Kreis  einzubeziehen,  wobei  man  für  die 
Werke  der  ersten  Periode  die  Sehnsucht  nach 
Erlösung  aus  dem  Zwiespalt  mit  der  Welt 
als  treibenden  Grundgedanken  erkennen  würde, 
während  der  Nibelungenring  beide  Gruppen 
zusammenschliesst,  und  zeigt,  dass  die  Liebe 
in  jedem  Falle  das  einzig  Fruchtbare  in  der 
Weltentwicklung  ist,   wobei  eben   der  Nibe- 


—     280    — 


lungenring  Wagner  am  meisten  in  jener  fast 
unpersönlichen  Höhe  des  herangereiften  Dra- 
matikers und  durchaus  bewussten  Künstlers 
zeigen  würde,  wie  wir  sie  auch  in  den  späte- 
ren Werken  Shakespeare's  anstaunen,  indem 
hier  der  Künstler  mehr  ein  Bild  der  Gesamt- 
welt gibt,  als  danach  strebt,  seine  eigene 
Stellung  innerhalb  dieser  Welt  zu  befestigen 
oder  zu  erklären.    Ich  möchte  es  gerade  für 


das  letztere  mit  diesem  kurzen  Hinweise  ge- 
nügen lassen  und  nur  zum  Schlüsse  den 
Wunsch  ausprechen,  dass  recht  viele  Leser 
zu  diesem  herrlichen  Buche  selber  greifen 
möchten,  das  ihnen  den  Menschen  Wagner 
so  greifbar  nahe  bringt,  dass  sie  für  die  Zu- 
kunft zum  Künstler  ein  viel  engeres  Ver- 
hältnis finden  werden,  als  bisher. 


Scr  al^usHscbc  Bif)f liiss  der  altei)  ai)d  beuHgei)  Kla^^^i*^ 
auf  die  ljfott)posiHot)sf*ecbi)lH* 


Von 
Lndwla:  BleatABii. 

(FortsetzuDg.) 


Wir  dürfen  nicht  vergessen,  dass  andere  Ge- 
hörsempfindnngen  heute  imsern  Geschmack  diri- 
gieren. Im  Jahre  1781  wurde  der  Leipziger  Ge- 
wandhaussaal eingeweiht.  1789  gab  Mozart  in 
diesem  Saale  Clavecin-Konzerte,  die  doch  jedenfalls 
gerne  gehört  wurden  und  Erfolg  eintrugen.  Bei 
den  nan  folgenden  Vorträgen  bitte  nochmals  ein- 
dringlichst, sich  in  Jene  Zeit  zurückzuversetzen. 
(Gespielt  wurden  auf  dem  Virg^nal  [Jangfern- 
klavier]  eine  Gagliarda  aus  dem  Fitz  William  Virginal 
Book,  1564  —  auf  dem  Cembalo  bez.  Ibachord*) 
ein  Pastorale  von  Scarlatti  —  für  Violine  und 
Ibachord  eine  Sonate  von  Nardini  —  für  Sopian 
und  Ibachord  ein  Schäferlied  von  J.  Haydn  und 
Arie  aus  der  , Genügsamkeit'  von  Ph.  Em.  Bach.) 
Ausserdem  hat  der  ErEnder 
balos,     Herr    Pianofabrikant 


des  modernen  Cem- 
J.    Rehbock,    zwei 


*)  Das  neue  Ibachord  ist  nicht  als  eine  Be- 
konstraktion  des  alten  Cembalo  zu  betrachten, 
sondern  vielmehr  als  eine  Fortbildung  desselben, 
und  zwar  nach  drei  Bichtuuften,  nämlich  inbezug 
auf  die  Qaalität  des  Tones,  die  Modulationsfähig- 
keit desselben  und  die  Mechanik.  Der  Ton  der 
altenlnstr amente  war  verhältnismässig  karz^während 
der  des  Ibachords  auffallend  lang  gedehnt  ist  und 
dadurch    den    Vortrag   getragener  Sachen  ebenso 

fut  ermöglicht,  wie  das  Staccatospiel.  Der  Ton 
es  alten  Cembalos  war  ferner  starr,  die  Tonstärke 
folgte  nicht  der  Stärke  des  Fingerdrucks,  im 
Gegensatz  zum  Ibachord.  welches  eine  Modulation 
der  Tonstärke  zulässt.  Endlich  berührte  bei  den 
alten  Instrnmenten  der  die  Saite  anreissende  Baben- 
kiel  beim  Bückfall  die  schwingende  Saite,  wodurch 
ein  für  unser  modernes  Gefühl  höchst  unange- 
nehmes und  störendes  Nebengeräusch  entstand, 
was  durch  die  Ibachord-Mechanik  gänzlich  be- 
seitigt ist.  Der  langgezogene,  an  Obertönen  reiche 
und  im  Vergleich  zum  Klavierton  im  Entstehen 
weniger  aufdringliche  Ton  des  Ibachords  scheint 
dasselbe  ganz  besonders  geeignet  zur  Znsammen- 
wirkung mit  Streichinstrumenten  zu  machen,  wie 
der  Vortrag  des  Geigensolos  mit  Ibachordbegleitung 
ennen  Hess. 


Klaviaturzithem,  zu  beziehen  von  J.  Behbock, 
Duisburg,  ausgestellt,  deren  nuancenreiche  Tonge- 
Btaltung  eine  ausgezeichnete  Wiedergabe  der  alt- 
klassischen  Literatur  ermöglichen«  Herr  Behbock 
bezeichnet  es  als  „Volksinstrument^  zum  Ersatz 
der  Harmonika,  jedenfalls  mit  Hecht,  denn  es  hat 
zwei  sehr  zu  schätzende  Vorzüge:  leichte  Trans- 
portfähigkeit und  gering^  Anschaffungskosten 
(60-100  Mk.). 

Meine  vorhin  ausgesprochene  Forderung  ging 
dahin,  dass  die  Klaviermusik  des  16.  bis  zu  den 
letzten  Jahrzehnten  des  18.  Jahrhunderts  dem 
heutigen  Klavier  femgehalten  bleibe.  Wir  haben 
nun  zu  untersuchen,  wie  der  akustische  Einflnsa 
der  Hammerklaviere  auf  die  Kompositionstechnik 
von  Bach  an  sich  entwickelt  hat.  Die  Kom- 
positionstechnik vor  Bach  lag  infolge  der  subjek- 
tiven Art  za  musizieren  sehr  im  Argen;*)  Man  sollte 
es  kaum  für  möglich  halten,  dass  der  grössere 
Prozentsatz  aller  Mnsik  bis  zu  Bach  hin  nur  in 
Notenskizzen  dargestellt  wurde,  mit  Bücksicht 
auf  die  persönlichen  Zusätze  der  ausführenden 
Spieler.  Jeder  konnte  au  Verzierungen  und  Akkord- 
griffen so  viel  in  die  Komposition  hineinbringen, 
als  ihm  gut  dünkte.  Dass  diese  abscheuliche  Manier 
mit  der  geringen  Klangstärke  der  damaligen  Musik- 
instrumente zusammenhing,  ist  zweifellos.  Ich 
möchte  hierzu  bemerken,  dass  z.  B.  bei  den  Streich- 
instrumenten selbst  nach  Bach*s  Zeiten  die  Haare 
des  Bogens  ohne  Schraube,  also  locker  an  der 
Stange  befestigt  waren.  Der  Daumen  der  rechten 
Hand  zog  die  Haare  nach  Belieben  loser  oder  fester 
an.  Die  Klangstärke  konnte  also  unmöglich  eine 
kräftige,  dauernd  eindringliche  sein,  wie  hente. 
Nun  denke  man  sich  ein  Klavichord  oder  ein  ein- 
manualiges   Klavicymbel    dazu,    dann  wird  Ihnen 

*)  cf.  Dr.  Schering:  Verschwundene  Traditionen 
des  Bachzeitalters  —  Neue  Zeitschrift  f.  Mus.,  1904. 
No.  40. 


—     281     — 


klar,  waram  Praetorlns  sich  gegen  solches  Musik- 
treiben  mit  folgenden  Worten  wehrt:*)  „Wenn 
daher  mehr  andere  Instrumente  vorhanden  seien, 
so  müssen  sie  eins  auf's  andere  sehen,  ihnen  unter- 
einander Kaum  und  Platz  geben,  nicht  gegen- 
einander gleichsam  stossen,  sondern,  wenn  ihrer 
viel  sind,  ein  jedes  seine  Zeit  erwarten,  bis  dass 
die  Reihe,  sein  Schertzi,  Trilli  und  Accent  zu  er- 
weisen, auch  an  ihn  komme,  und  nicht  wie  ein 
Haufen  Sperlinge  untereinander  zwitschern.*^  — 

Bei  der  heutigen  gewaltigen  Klangstärke  der 
Instrumente  wäre  ein  solches  Musizieren,  selbst 
wenn  uns  die  subjektive  Freiheit  belassen  worden 
wäre,  nicht  möglich.  Ein  hübsches  Abbild  haben 
wir  allerdings  noch  heute  im  Zusammenspiel  der 
Orchesterinstrnmente  vor  Anfang  des  Theaters 
oder  eines  Konzerts.  Den  Streichinstrumenten 
blieb  es  vorbehalten,  vermöge  ihrer  Aehnlichkeit 
mit  der  Singstinmie  am  Anfange  des  18.  Jahr- 
hunderts einen  vollständigen  Umschwung  in  der 
Kompositionsweise  und  Musikausübung  herbeizu- 
führen. Mit  der  wachsenden  Selbständigkeit  der 
Instrumentalkomposition  begann  das  Zeitalter  des 
Virtuosentums.  Dieses  alles  lässt  sich  auf  die 
rapide  Entwicklung  der  Tonkörper  zurückführen, 
deren  akustischer  Einflass  infolge  der  steten  Ver- 
besserungen in  der  Tonerregungsmechanik  immer 
grösser  und  einüussreicher  auf  die  Technik  der 
Komposition  wurde.  Um  einmal  bei  der  Violine 
zu  bleiben,  war  nur  der  merkwürdige  Bogenstrich 
imstande,  die  polyphone  Doppelgriffstechnik  der 
4— 7  saitigen  Streichinstrumente  zu  umfassen.  Ur- 
sache und  Wirkung  lassen  sich  natürlich  auch  hier 
schwer  unterscheiden.  Wir  können  nicht  ent- 
scheiden, ob  die  Klangverbesserungen  der  In- 
strumente aus  den  wachsenden  Ansprüchen  der 
Kompositionen  entstanden  sind,  oder  umgekehrt. 
Jedenfalls  wurde  durch  die  Fähigkeit,  mehr  wie 
zwei  Saiten  zu  gleicher  Zeit  zu  spielen,  eine  Kom- 
positionstechnik ausgeübt,  die  von  den  heutigen 
Violinen  nur  schwer  ausgeführt  werden  kann. 
Schering  sagt  in  seinem  Bach-Artikel**)  ganz  mit 
Eecht:  „Akkordverbindungen,  wie  sie  in  der 
g-moll-  und  c-dur-Fuge  in  der  Ghaconne  stehen, 
werden  heute  mühsam  durch  Zurückwerfen  des 
Bogens  auf  die  tieferen  Saiten  hervorgebracht, 
während  ihnen  früher  durch  augenblickliches 
Lockerlassen  der  Haare  —  sodass  sie  sich  über 
dem  dünnen  Saitenbezug  wölbten  ^  jegliche  Härte 
genommen  wurde.  —  Der  orgelartige  Klang  dabei 
ist  uns  heute  vollständig  fremd  geworden.  Bach's 
vielstimmige  Fugen  und  namentlich  Sätze  wie 
Siziiiano  der  g-moll  Sonate,  welchem  selbst  bei 
vollkommenster  Ausführung  durch  moderne  Geiger 
immer  ein  technischer  Schlackenrest  anhaften  wird, 
finden  aus  dieser  Praxis  heraus  ihre  Erklärung 
und  wir  können  nur  bedauern,   dass   mit  ihr   ein 


gut  Teil  der  grossartigsten  Wirkungen  alter  Violin- 
musik unwiederbringlich  verloren  gegangen  ist. 

Ja,  nicht  nur  der  Solo-,  sondern  auch  die  der 
orchestralen  Streichmusik.  Denn  erst  in  Hinsicht 
auf  die  angeführte  Technik  wird  z.  B.  die  Hin- 
neigung der  alten  Meister  zu  Echo  Wirkungen 
ganz  verständlich.  Die  Wirkung,  welche  das 
plötzliche  I^ockerlassen  der  Haare  durch  den  ganzen 
Streichkörper  —  etwa  im  ersten  Satz  des  zweiten 
brandenburgischen  Konzertes  —  übte,  lässt  sich 
heute  schwerlich  ahnen.  Der  säuselnde  ätherische 
Ton  mag  in  der  Tat  einem  „Echo^^  bei  weitem 
näher  gekommen  sein,  als  ein  modernes  pp.^^  —  Im 
übrigen  liegen  für  die  Wiedergabe  der  alt- 
klassischen Violinliteratur  viel  günstigere  Verhält- 
nisse vor,  als  bei  den  alten  Klavierstücken,  denn 
der  Darmsaitenton  ist  im  grossen  und  ganzen 
derselbe  geblieben.  Die  für  Teaitige  Instrumente 
geschriebenen  Stücke,  z.  B.  für  Viola  d'amour 
oder  Baryton,  werden  heute  entweder  gamicht 
mehr  gespielt,  oder  erst  bearbeitet.  Die  historische 
Treue  wird  lange  nicht  in  dem  Masse  verletzt, 
wie  bei  den  alten  Klavierstücken.  Diese  kleine 
Abschweifung  bringt  uns  zurück  auf  die  Nach- 
forschung der  Gründe,  inwieweit  das  Klavier  beim 
Untergang  des  polyphonen  Musikstiles  beteiligt 
war.  Zwei  Faktoren  waren  für  den  Untergang 
des  polyphonen  Musikstiles  massgebend: 

1.  Die  aufstrebende  Herrschaft  der  längst  im 
Volke  lebenden  Einzelmelodie  mit  nackter  Harmonie- 
begleitung und  2.  die  Vervollkommnung  der  Musik- 
instrumente, insbesondere  des  Hammerklavieres. 
Zwar  hat  dieses  nahezu  100  Jahre  gebraucht,  um 
das  Cembalo,  den  instrumentalen  Träger  des  poly- 
phonen Kompositionsstiles,  zu  verdrängen.  Mit  der 
Vergrösserung  des  Tones  musste  aber  die  Ver- 
wendung der  Harmonie-  und  Dtssonanzklänge  auf 
ganz  andere  Bahnen  kommen;  selbst  der  allge- 
waltige Bach  ahnte  dieses  schon.  Der  krasse 
Gegensatz  seiner  Klavierpräludien  zu  den  anderen 
Stücken  deutet  wenigstens  darauf  hin.  Bis  zum 
19.  Jahrhundert  hinein  schrieb  man  auf  Titelblätter 
immer  noch  die  Wahl  für  Klavecin  oder  Piano- 
forte,  wie  u.  a.  das  Titelblatt*)  dreier  Mozart'schen 
Sonaten  beweist  Diese  Tatsache  zeigt  klar,  dass 
die  damaligen  Tasteninstrumente  sich  im  Klange 
durchaus  noch  ähnlich  waren,  im  Gegensatz  zu 
dem  heutigen  weitklaffenden  Unterschied.  Nach 
den  vorhandenen  historischen  Instramenten  stimmt 
dieses  auch  ganz  genau.  Ich  habe  eine  Keihe 
alter  Klavierinstrnmente,  soweit  ich  ihrer  habhaft 
werden  konnte,  untersucht  und  gespielt,  und  sind 
die  gefundenen  Besultate  nicht  uninteressant.  Die 
ersten  Hammerklaviere  hatten  hölzerne  Hämmer 
und  brachten  deshalb  einen  rauschenden,  nicht  an- 
genehmen Klang  hervor,  ähnlich  wie  das  heutige 
„ungarische  Cymbal".    Dann  fing  man   an,   unter 


*)  M.  Praetorius,  Syntagma,  II.  Teil. 
*♦)  Verschwundene  Traditionen  etc. 


*)  III  Senates  pour  le  Clavecin  ou  Piano-Forte, 
compos^es  par  W.  A.  Mozart. 


282     — 


die  Saiten  Leder  zn  legen,  sodass  beim  Schlage 
des  hölzernen  Hammers  die  schrille  Wirknng  ab- 
geschwächt wurde.  Ein  solches  Instrument  wurde 
noch  1791  von  Samuel  Kühl  wind  gebaut.  Dann 
finden  wir  das  Leder  am  Holzhammer  selbst  be- 
festigt. In  Berlin  steht  ein  Mozart'sches  Reise- 
klavier mit  Lederhämmem,  ebenso  ein  ElÜgel  mit 
Lederhämmern  im  Besitze  von  Karl  Maria  v.  Weber 
aus  dem  Jahre  1809.  Pemer  ein  Instrament,  Eigen- 
tum der  Königin  Marie  Antoinette  (1787),  bis  zum 
kleinen  „h"  mit  Lederüberzug,  von  „h^  ab  mit 
weichem  weissen  Waschlederbezug.  Berlin  weist 
sogar  noch  einen  Meyerbeer'schen  Flügel  mit 
Waschlederhämmem  aus  dem  Jahre  1840  auf.  Die 
Familie  Silbermann,  die  sich  bekanntlich  grosse 
Verdienste  xun  die  Verbesserung  des  Klaviertones 
erworben  hat,  bringt  Leder-  und  Pergamenthämmer 
in  verschiedenen  Arten.  —  Nach  dem  akustischen 
Grundgesetz:  je  härter  der  Tonerreger,  umsomehr 
Obertöne  klingen  mit  —  mussten  die  Holz-,  Leder- 
und  Waschlederhämmer  einen  ähnlichen  spitzen 
Klang  hinterlassen,  wie  beim  Cembalo.  (Zur  Ver- 
anschaulichung führte  Herr  Dr.  Neitzel  den  Klang 
eines   alten  Hammerklaviers   aus   dem  Jahre  1800 


mit  einem  Eondo  von  Hummel  vor.*)  —  So 
konnten  diese  Instrumente  Jahrzehnte  lang 
nebeneinander  her  existieren.  Der  akustische  £in- 
fluss  auf  die  Kompositionstechnik  war  derselbe. 
Der  Klavierton  hätte  aber  niemals  weitere  Port- 
schritte gemacht,  wenn  nicht  der  monodische  Stil 
dem  Wert  des  Einzel tones  einen  höheren  Inhalt 
gegeben  hätte.  Darum  die  bis  zum  heutigen  Tage 
fortgesetzten  Bestrebungen  der  Instrnmentenbauer, 
den  Klavierton  zu  verändern,  zu  vergrössem.  Ich 
fand  allein  in  der  Königlichen  Musikinstrumenten- 
sammlung  zu  Berlin  13  klavierartige  Instrumente 
mit  Lederanschlag,  alle  ans  der  Wendezeit  des  18. 
zum  19.  Jahrhundert.  In  den  Schriften  voa 
Ph.  Em.  Bach  nnd  des  Flötisten  Quanz  finden  wir 
den  Streit  zur  Einf  Qhrung  dieses  oder  jenes  Klavier- 
instrumentes aufgezeichnet.  Sehr  bald  aber  kam 
man  zu  der  Einsicht,  das  „Pianoforte**  allen  anderen 
Stammesgenossen  vorzuziehen,  denn  „dieses  hat  die 
zum  guten  Accompagnement  nötigen  Eigenschaften 
am  meisteij  in  sich^,  wie  Quanz  sagt. 


(Portsetzung  folgt.) 


♦)  Früheres  Eigentum  einer  Nichte  Rückens, 
von  Hummel  viel  gespielt. 


Neue  kleine  Partituren. 

Von 
Jf  Tlanna  da  Hotta. 


Der  Gedanke,  den  Payne*s  Verlag  vor  etwa 
15  Jahren  in's  Leben  rief,  billige  kleine  Partituren 
der  klassischen  Kammermusik  zum  Nachlesen 
während  der  Aufführung  herzustellen,  war  so- 
glücklich,  dass  heute  bereits  eine  bedeutende 
Bibliothek  solcher  Partituren  existiert,  die  nicht 
nur  die  Kammermusik,  sondern  sinfonische,  vokale, 
dramatische,  alte  und  moderne  Musik  umfasst.  Die 
Erweiterung  des  ursprünglichen  Planes  ist  nament- 
lich das  Verdienst  Eulenburg' s,  der  Payne's  Ver- 
lag übernahm.  Naturgeniäss  ist  sein  Verlag 
kleiner  Partituren  der  reichste.  Zu  dem  Grund- 
stock klassischer  Werke  sind  zahlreiche  Werke  von 
modernen  Musikern  hinzagekommen,  unter  denen 
namentlich  die  von  Berlioz  und  Brahms  freudig 
zu  begrüssen  sind.  Eulenburg  hat  auch  auf  die 
Ausstattang  Sorgfalt  verwendet  und  Bände  von 
künstlerischem  Wert  geschaffen,  wie  z.  B.  den  der 
Matthäuspassion.  Der  Text  wird  jetzt  genauer 
korrigiert  als  zur  Zeit  Payne's,  Smolian  schrieb 
wertvolle  Einleitungen  zu  einigen  Werken:  kurz, 
diese  Ausgabe  entspricht  den  ernstesten  Bedürf- 
nissen des  Studiums. 

Dem  Stadium  der  Partitur  wird  mit  Recht 
immer  mehr  Beachtung  geschenkt.  Nicht  nur 
der  Komponist,  bei  dem  eine  genaue  Kenntnis 
des  Orchesters  selbstverständlich  für  nötig  gilt, 
auch   jeder    bloss    reproduzierende   Musiker   sollte 


ileissig  Partituren  lesen,  nicht  nur  am  den  Orchester- 
klang feiner  aufzufassen  (denn  man  hört  besser, 
wenn  man  weiss,  wie  die  Klangwirkungen 
zustande  konmien,  manche  Dilettanten  behaupten 
aber  das  Gegenteil),  sondern  das  Gefühl  für  Musik 
vertieft  sich  durch  solches  Studium,  z.  B.  das  Ge- 
fühl für  Polyphonie,  die  Pantasie  wird  durch  Klang- 
vorstellungen stärker  angeregt  Kein  Musiker  braucht 
dieses  Studi am  mehr  und  kann  es  leichter  pÜ^;en  als 
der  Pianist,  dem  das  Orchester  doch  immer  das  an- 
regende Element  sein  muss.  Aber  nicht  nar  der 
Musiker,  Jeder  Dilettant,  der  sich  der  Musik  mit  eini- 
gem Ernst  widmet,  sollte  Partituren  studieren.  Viele 
scheaen  noch  die  Schwierigkeit  der  Lektüre  und 
man  hat  deshalb  vielfach  vorgeschlagen,  die  transpo- 
nierend en  Instrumente  umzuschreiben  oder  gar  die 
Partitur  auf  weniger  2jeilen  zu  reduzieren.  Hoffen 
wir,  dass  es  nicht  dazu  komme!  Eine  solche  Par- 
titur wäre  bloss  ein  Partiturauszug  und  würde 
dem  Musiker  nichts  sagen.  Das  richtige  Bild  vom 
Orchester  kann  nur  durch  die  vollständige  Partitur 
erweckt  werden.  Schon  gibt  es  leider  Reduktionen, 
die  gewiss  notwendig  sind,  aber  doch  das  Bild 
nicht  ganz  deutlich  hervortreten  lassen,  wie  bei 
modernen  Werken  das  AnftUiren  nur  der  gerade 
beschäftigten,  nicht  auch  der  pausierenden  Instru- 
mente, wie  es  früher  bei  dem  kleiner  besetzten 
Orchester  üblich  und  möglich  war.    Ja,  dass  man 


—    283     — 


die  Bläser  gewöhnlich  paarweise  anf  je  eine  Linie 
schreibt,  ist  schon  eine  bedauerliche  Abkürzung, 
die,  wie  Wagner  w&hrend  der  Komposition  der 
Meistersinger  za  Weissheimer  bemerkte,  oft  die 
Komponisten  verleitet,  die  zweiten  Stimmen,  die 
Polyphonie  überhaupt  zu  vernachlässigen.  Immer- 
hin kann  man  ja  diese  beiden  Deduktionen  als 
notwendig  ansehen  aus  Bücksicht  auf  den  Raum 
und  die  Uebersichtlichkeit.  Granz  falsch  wäre  es 
aber,  die  transponierenden  Instrumente  nicht  transpo- 
nierend aufzuschreiben.  Man  übertreibt  zu  sehr 
die  Schwierigkeiten,  die  daraus  für  die  Lektüre 
entstehen.  Erstens  ist  eine  Partitur  in  erster 
Linie  zum  blossen  Lesen,  nicht  zum  Spielen  be- 
stimmt, und  da  kommt  es  doch  nicht  darauf  an, 
dass  man  im  Augenblick  sich  jede  Note  einer 
langen  Seite  vorstelle.  Beim  Hören  gar  ist  es  ja 
gleichgültig,  ob  man  die  wirklich  gespielte  Note 
vor  sich  sieht,  oder  die  Tonart  des  Instrumentes, 
die  Linie  kann  man  so  auch  verfolgen.  Zweitens 
aber,  und  das  ist  das  Wichtigste,  ist  der  Charakter 
der  transponierenden  Instrumente  so  verwachsen 
mit  der  ihrer  Aufzeichnung  (wenigstens  für  den, 
der  gewöhnt  ist,  Partituren  zu  lesen),  dass  die 
Transposition  gerade  ein  Mittel  ist,  das  Instrument 
zu  erkennen,  ohne  jedesmal  nach  dem  Namen  am 
Anfang  der  Zeile  sehen  zu  müssen. 

Weingartner  hat  sich  entschieden  gegen 
die  Aufhebung  der  transponierenden  Schreibart 
ausgesprochen,  und  es  ist  zu  hoffen,  dass  die  Ver- 
leger den  Wünschen  der  gar  zu  bequemen  Dilettanten 
nicht  nachgeben  werden,  selbst  wenn  einige  Musiker 
sie  stützen  sollten.  Dann  hätten  wir  keine  Par- 
tituren mehr. 

In  neuen  kleinen  Partituren  liegen  jetzt  einige 
sehr  bedeutende  Werke  vor.  In  Enlenburg*s  Verlag 
Brabms'  beide  Klavierkonzerte,  das  „Violinkonzert** 
und  Liszt's  „£s-dur-Konzert**.  Bach 's  „Branden- 
burgische Konzerte**,  von  Steinbach  nuanciert, 
werden  fortgesetzt.  Zur  IBO.  Wiederkehr  von 
Mozart's  Geburtstag  gibt  £ulenburg  das  Requiem, 


drei  Sinfonien,  drei  Ouvertüren,  zwei  Violinkon- 
zerte, ein  Klavierkonzert  und  die  Haffner-Serenade 
heraus.  Auf  die  vorzüglichen  Sammelbände  sei 
besonders  hingewiesen:  Zu  den  früheren  Kammer- 
musiksammlungen kommen  jetzt  u.  a.  eine,  die 
Violinkonzerte  in  Partitur  enthält  von  Bach,  Mozart, 
Beethoven,  Mendelssohn  und  Brahms.  Ein  reizendes 
Geschenk  für  Geiger.  Von  dem  rührigen  Verlag 
wünschen  wir  recht  bald  Bach's  „H-moU-Messe"  zu 
sehen,  die  mit  der  „Matthäuspassion**,  Beethoven 's 
„Messe**  und  Brahms'  und  Mo  zart 's  Requiems" 
eine  wundervolle  Sammlung  bilden  würde. 

Kahnt's  Verlag  hat  Liszt's  „Christus** 
und  „Die  heilige  Elisabeth**  in  kleinen  Par- 
tituren herausgegeben  zu  einem  bei  modernen 
Werken  unerhört  billigen  Preis :  8  Mark  jede  Par- 
titur (broschiert,  bleibt  noch  eine  gebundene  Aus- 
gabe zu  wünschen  übrig).  Diese  Tat  der  Pinna 
Kahnt  ist  mit  freudigem  Dank  aufzunehmen;  es 
wird  das  Studium  dieser  erhabenen  Werke  dadurch 
erleichtert  und  das  Verständnis,  dafür,  das  im 
Steigen  begriffen  ist,  immer  mehr  verbreitet. 

Die  Ausgaben  zeichnen  sich  vor  anderen  durch 
das  Format  aus,  das  von  der  Grösse  der  Klavier- 
auszfige  in  8^  ist,  sodass  selbst  bei  der  grössten 
Anzahl  Linien  die  Partitur  immer  in  derselben 
Richtung  gedruckt  werden  konnte  und  die  Grösse 
der  Notenköpfe  nichts  zu  wechseln  braucht.  Das 
sind  grosse  Vorteile  für  die  Bequemlichkeit  der 
Lektüre  und  Schönheit  des  Druckes.  Das  kleinere 
Format  bei  Eulenburg  war  ja  ursprünglich  für  die 
Kammermusik  gewählt  und  passt  auch  für  die 
meisten  andern  dort  erschienenen  Werke.  Für 
Wagner'd  Werke  hätte  Schott  jedoch  ein  grösseres 
Format  wählen  müssen,  seine  Partituren  leiden 
sehr  darunter.  Kahnt  hat  das  Richtige  getroffen. 
Seine  Ausgaben  müssen  nun  als  Vorbild  gelten 
für  kleine  Partituren  modemer  Werke.  Hoffentlich 
erhalten  wir  bald  auch  die  Graner -Messe  in 
solcher  Form,  die  in  ihrem  unförmlichen  Original- 
format geradezu  erschreckend  wirkt. 


Zur  Schulgesangsreform. 

In  der  Zeit  von  Mitte  April  bis  Juni  fand  in  verschiedenen  Alters, 
Leipzig  unter  Lieitung  der  Gesangslehrerin  Frau 
Böhme-Köhler  für  Lehrer  an  Volksschulen  ein 
36  stündiger  Kursus  zum  Zwecke  der  Stimmbildung 
statt.  Das  Unternehmen  war  durch  Herrn  Kantor 
Hänssel-Lindenau  in  die  Wege  geleitet.  Seit  Jahren 
in  der  Schule  der  Leipziger  Gesangspädagogin 
stehend,  hat  er  erfolgreich  darnach  unterrichtet, 
für  die  Anerkennung,  Verbreitung  und  Befolgung 
derselben  gewirkt  und  durch  einen  Vortrag,  ver- 
bunden mit  Gesangs-  und  Deklamationsdarbietungen 
seiner  Schülerinnen  vor  der  Leipziger  Lehrer- 
schaft gezeigt,  nach  welcher  Richtung  eine  Ver- 
besserung dieses  wichtigen  Teiles  der  Schularbeit 
zu   erstreben   und   zu   erhoffen  sei.     48   Kollegen 


meist  Gesangs-  und  Ele- 
mentarlehrer, waren,  nachdem  sie  bezüglich  ihrer 
stimmlichen  Anlage  und  Beschaffenheit  geprüft 
und  in  drei  Gruppen  verteilt,  an  dem  Kursus  be- 
teiligt und  bestrebt,  unter  der  fachkundigen  Leitung 
der  Frau  Böhme-Köhler  an  der  Bildung  und 
Besserung  ihrer  Stimme,  dieses  wichtigsten  und 
doch  infolge  mangelhafter  Unterweisung  recht  oft 
missbrauchten  Werkzeuges  aller  Lehrtätigkeit,  zu 
arbeiten. 

Mit  Hilfe  ihrer  vortrefflichen  Modelle  führte 
Frau  Böhme-Köhler  vor  Beginn  der  Uebungen 
den  menschlichen  Tonorganismus  in  seinem  Bau 
und  seiner  Vorrichtung,  in  normalem  und  ver- 
bildetem Zustand,  den  Vorgang  der  Tonerzeugung, 


—     284     — 


die  Führung  des  Atems,  die  Stellung  des  Kehl- 
kopfes, die  verschiedene  Spannung  der  Stimm- 
bänder, die  Bedeutung  der  falschen  Stimmbänder, 
die  Verengung  und  Erweiterung  des  Resonanz- 
raumes  durch  Zungenwurzel,  Zäpfchen,  Gaumen- 
segel, Unterkiefer  und  Lippe  kurz  und  deutlich 
vor  Augen.  Die  anatomisch-physiologischen  wie 
akustischen  Forschungen  und  Entdeckungen,  die 
Frau  Böhme-Köhler  in  ihrem  Lehrbuche  aus- 
führlich darstellt,  bilden  die  sichere  Grundlage, 
aaf  welcher  sich  ihre  Methode  aufbaut.  Nach 
dieser  erscheint  als  Hauptziel  aller  Üebungen: 
einen  vollen,  losen  Ton  beim  Singen  und  Sprechen 
zu  gewinnen,  die  von  Natur  gegebenen  Gesangs- 
und Sprachwerkzeuge  gebrauchen  zu  lernen  und 
die  Stimme  von  Schwächen  und  Schäden,  die  durch 
falsche  Gewöhnung  und  verkehrte  Anleitung  ent- 
standen sind,  möglichst  zu  befreien.  Als  das  ein- 
fachste und  bewährteste  Hilfsmittel  hierzu  ver- 
wendete Frau  Böhme-Köhler  das  unausgesetzte 
Einzel-  und  Zusammensingen  der  Vokale  in  der 
Heihenfolge  u,  o,  a,  e,  i.  Durch  Beispiel  und 
Gegenbeispiel,  durch  Vor-  und  Nachbildung,  durch 
verschiedene  äussere  Massnahmen  und  haupt- 
sächlich durch  genaueste  gegenseitige  und  eigene 
Beobachtung  und  schärfste  Spanifung  des  Gehör- 
sinnes und  des  Tondenkens  erreichte  sie  langsam, 
aber  sicher,  dass  die  gepressten,  flackernden,  ver- 
schleierten, rauhen,  kehligen,  gaumigen  und 
nasigen,  flachen  und  mageren  Töne  mehr  und 
mehr  verstummten  und  dass,  bei  einem  müheloser 
als  beim  andern,  die  verschiedenen  Vokale,  einzeln 
oder  in  verschiedener  Ordnung  verschmolzen,  frei 
und  vollschwingend,  gleichmässig  und  festgesponnen, 
rein  und  warm  dem  Tonkörper  entströmten.  Da- 
durch, dass  sie  bei  allen  Hebungen  von  einem  be- 
quemen Ton  der  Mittellage  ausging  und  chro- 
matisch auf-  und  abwärts  schritt,  wurden  unbe- 
merkt die  sogenannten  Register  ausgeglichen, 
schwache,  versagende  und  brüchige  Töne  gefasst 
und  gekräftigt  und  die  Grenzen  des  ümfanges  bei 
Tenor-  und  Bassstimme  erweitert,  und  je  nach  dem 
verschiedenen  Laut  und  der  Höhe  des  Tones  trat 
wechselwirkend  die  Kopf-  und  Brustresonanz  in 
Kraft.  Nach  einigen  Wochen  erweiterte  sich  der 
Kreis  der  üebungen  ebenso  bedeutend  wie  an- 
regend durch  die  Halbvokale,  die  stimmhaften  und 
stimmlosen  Konsonanten,  durch  die  Fremd-,  Um- 
und  Doppellaute,  durch  die  drei-  und  fünfstuflgen 
Tonreihen,  durch  Intervall-  und  Skalenvorübungen. 
An  der  Hand  des  Leitfadens  der  Frau  Böhme- 
Köhler  durchgenommen,  bildeten  diese  üebungen 
sodann  die  wohibegründete  und  breite  Vorstufe 
der  üebungen  im  Sprechen;  hierbei  wurde  auf  die 
Unterscheidung  klangverwandter  Vokale  und  Kon- 
sonanten, auf  Silben  und  Wörter  mit  Lautähnlich- 
keit, Lauthäofung  und  Lautzusammenstoss,  auf 
Vermeidung  mundartlicher  Fehler  und  Schwächen 
besonderer  Fleißs  verwandt.  Die  abschliessenden 
Bemühungen  galten  der  Erziel nng  eines  schweben- 


den, gesangvollen  Sprechtones,  einer  fliessenden, 
klingenden  Bede  und  Deklamation  und  eines  reinen, 
quellenden  Liedgesanges.  Als  die  letzte  gemein- 
same üebung,  die  einen  weiten  Kreis  aufmerksamer 
Ko^egen  zu  Ohrenzeugen  hatte,  beendet  war. 
hatten  die  Teilnehmer  das  frohe  Bewusstsein,  das 
Wesen  eines  edlen,  künstlerischen  Gesanges  und 
einer  schönen  bühnenmässigen  Sprache  zwar  noch 
nicht  errungen,  aber  im  Kern  doch  erkannt  zu 
haben.  Der  langgehegte  Wunsch  Frau  Böhme- 
Köhler's,  der  Schule,  Lehrern  und  Schülern,  dem 
Lese-,  Deutsch-  und  Gesangsunterricht  der  Volks- 
schule die  Früchte  ihrer  langjährigen  theoretiscli- 
praktischen  Tätigkeit  und  Erfahrung  zagnte 
kommen  zu  lassen,  der  deutschen  Muttersprache 
und  dem  deutschen  Lied  einen  Dienst  erweisen 
zu  können,  ist  gewiss  schon  mit  diesem  ersten 
Kursus  seiner  Erfüllung  etwas  näher  gerockt 
worden.  Mit  dem  Wahlspruch  des  Leipziger 
Lehrergesangvereins:  , Deutsches  Wort  in  reinem 
Sang,  aus  treuer  Brust:  o  schöner  Klang!**  fand 
der  Kursus  sein  Ende.  O.  B. 


In  Gegenwart  des  Stadtschul-Inspektors  Hern 
Llpp,  einiger  Oberlehrer  von  Volksschulen  und 
mehrerer  Lehrer  der  städtischen  Singschnle  gab 
Herr  Lehrer  Le  ber  aus  Grei  z  mit  Beiziehung  von 
Volksschulen!  eine  Probelektion  im  Notensingen 
mit  gleichzeitiger  Anwendung  des  von  ihm  kon- 
struierten Wand-  und  Tisch-Harmoniums. 

Sein  Lehrgang  im  Notensingen  deckt  sich  wohl 
mit  dem  Verfahren  jedes  erfahrenen  und  denkenden 
Gesanglehrers;  neu  und  eigenartig  aber  ist  die 
Unterstützung  der  Singübungen  durch  das  Har- 
monium, und  zwar  durch  dieses  Harmonium. 
Das  kleine  Instrument  kann  nämlich  auch  an  der 
Tafel  oder  der  Wand  so  aufgehängt  werden,  dass 
die  Tasten  nicht  horizontal  neben  einander,  sondern 
senkrecht  über  einander  liegen.  Dadurch  findet 
das  Ohr  in  seiner  Auffassung  der  verschiedenen 
Tonhöhe  eine  wesentliche  Unterstützung  durch  das 
Auge,  und  das  ist  der  Hauptvorzug,  den  dieses 
Harmonium  vor  der  Geige,  dem  Klavier  und  dem 
gewöhnlichen  Harmonium  voraus  hat  —  nicht  zu 
vergessen  auch  die  sehr  schätzenswerte  Eigenschaft, 
dass  es  sich  immer  in  gleicher  und  reiner  Stimmung 
erhält  und  das  gleichzeitige  und  fortdauernde  Er- 
klingen der  Akkordtöne  ermöglicht.  Bietet  das 
Leber'sche  Harmonium  somit  Jedem  Gesanglehrer, 
mag  er  nun  nach  diesem  oder  jenem  Lehrgang 
unterrichten,  ein  erwünschtes  Hil&mittel,  so  ist  es 
für  Lehrer  und  Lehrerinnen,  die  im  Violinspielen 
und  in  musikalischer  Beziehung  überhaupt  schwach 
sind  und  doch  Gesangsunterricht  erteilen  müssen, 
von  unschätzbarem  Werte.  Da  das  Instrument 
leicht  transportabel  ist,  kann  es  in  Schulen  mit 
mehreren  Klassen  ohne  weiteres  von  einem  Zimmer 
ins  andere  gebracht  werden. 

Friedrich  Orell, 
Dirigent  der  städt.  Singschule,  München. 


—     285     — 


Mitteilungen 


Ton  Hoohsohulen  und  Konservatorien. 


Siga  Gar86f  der  bekannte  Meister  des  Kunst- 
gesanges,  ist  mit  seiner  Gresangschnle  von  Bremen, 
wo  er  seit  Jahren  erfolgreich  tätig  war,  nach 
Berlin  übergesiedelt.  Garsö  hat  gelegentlich  des 
vorjährigen  Musikpädagogischen  Kongresses  Oktober 
1904  sni  Berlin  mit  seinem  Vortrag  über  „die  Lehre 
des  losen  Tones"  grossen  Beifall  gefunden,  auch 
sind  verschiedene  Broschüren  von  ihm  über  den 
Kunstgesang  erschienen. 

In  das  Lehrer-Kollegium  des  Prof.  Breslau r- 
schen  Konservatoriums  und  Seminars,  Di- 
rektor Gustav  Lazarus,  traten  ab  1.  September 
ein:  Fräulein  Fanny  Opfer,  Konzertsängerin, 
Herr  Felix  Meyer,  Kgl.  Kammervirtuose,  und 
Herr  Hofkapellmeister  Otto  Thienemann  für 
Opernschule  und  dramatischen  Unterricht. 

In  dem  uns  zugesandten  Jahresbericht  1904/05 
des  Brandenburgischen  Konservatoriums 
für  Musik,  Direktor  Bruno  Kittel,  ist  über  die 
Tätigkeit  des  in  steter  erfreulicher  Entwicklung 
befindlichen  Instituts  eingehend  berichtet.  Das 
Schülerorchester  der  Anstalt,  dessen  künstlerische 
Ausgestaltung  den  Schwerpunkt  derselben  bildet, 
war  im  letzten  Winter  bei  acht  öffentlichen 
Matineen  mit  Orchester-,  Solo-  und  Deklamations- 
vorträgen beteiligt,  die  eine  davon,  in  der  die 
vollständige  Musik  zum  „Sommernachtstraum" 
aufgeführt,  wurde  in  der  Singakademie  wieder- 
holt; in  einem  Konzert  in  der  Philharmonie  kam 
Richard  Wagner^s  „Kaisermarsch* *  zu  Gehör, 
während  der  neueingerichtete  gemischte  Chor  in 
der  Ouvertüre  „Meeresstille  und  glückliche  Fahrt" 
mitwirkte.  In  den  3  Aufführungen  der  „Matthäus- 
Passion"  des  Oratorienvereins  unter  Leitung  des 
Musikdirektors  Mengewein  führte  das  Orchester 
den  lustmmentalpart  aus;  endlich  wirkte  es  in  5 
Orgelkonzerten  Musikdirektor  Irrgang 's  in  der 
ELirche  zum  heiligen  Kreuz  mit.  Das  Institut  war 
von  263  Schülern  besucht,  die  von  einem  Lehr- 
körper von  23  Herren  und  Damen  unterrichtet 
wurden.  Eine  ganze  Beihe  von  Schülern  der 
Orchesterklassen  und  der  Schauspielschule  fanden 
bei  dem  Verlassen  der  Anstalt  sofortiges  Engagement. 

Das  Königliche  Konservatorium  der 
Musik  in  Stuttgart,  Direktor  Professor  S. 
de  Lange,  hat  den  Bericht  über  sein  48.  Schul- 
jahr versandt.  Es  hatte  am  13.  Oktober  v.  Js.  das 
Hinscheiden  seines  ältesten  Lehrers  und  Mit- 
begründers der  Anstalt,  Professor  Eduard  Koller, 


im  90.  Lebensjahre  zu  beklagen.  An  seine  Stelle 
ist  Professor  Lang  getreten.  Neu  eingetreten  in 
das  Lehrerkollegiam  sind  ausserdem  Kammer- 
virtuos Karl  Koch,  Dr.  Theodor  Meyer,  Adolf 
Benzinger  und  die  Damen  Glockner  und 
E.  Paulus.  Bei  der  Prüfung  des  Klavierlehrer- 
seminars wurden  zwei  Damen,  ManiaAlwens  und 
Stephanie  Vetter,  das  Diplom  als  „Lehrerin^ 
zuerkannt.  Das  Thema  der  schriftlichen  Prüfungs- 
arbeit lautete:  ,Ueber  die  zur  Ausübung  des  Kla- 
vierlehrerberufs im  weiten  Sinne  erforderlichen 
Eigenschaften  mit  Einschluss  der  musikalischen  Er- 
ziehnng  des  Schülers  im  allgemeinen."  In  den 
Elementarklassen  verteilte  das  Konservatorium  in 
diesem  Jahre  zum  erstenmale  Preise,  und  zwar 
einen  ersten  und  fünf  zweite  Preise,  während  zwei 
Schüler  Belobigungen  erhielten.  Die  Anstalt  war 
von  490  Schülern  besucht,  von  denen  179  die 
Musik  berufsmässig  studierten.  Es  fanden  ins- 
gesamt 34  Aufführungen  statt,  darunter  2  Fest- 
konzerte, 3  Klavierabende  Professor  M.  Pauer's, 
1  Vortragsabend  der  Professoren  Singer,  Frey  tag- 
Besser  und  S.  de  Lange,  ferner  7  Prüfungs- 
konzeite. 

In  New-York  wird  in  diesem  Herbst  ein 
nenes  Konservatorium  für  Musik  unter  dem 
Namen  „Institute  of  Musical  Art"  eröffnet. 
Es  ist  als  Musikschule  grossen  Stils  völlig  nach 
deutschem  Muster  gedacht.  Als  Leiter  ist  Frank 
Damrosch  berufen,  ein  Sohn  des  verstorbenen 
bekannten  Dirigenten  der  grossen  New -Yorker 
Oper,  Leopold  Damrosch.  Als  weitere  Lehrer  sind 
gewonnen:  S.  Stojewski  für  Klavier,  Etelka 
Gerster  für  Gesang,  Dr.  Götschius  und  L.  V. 
Saar  für  Theorie  und  Komposition.  Der  Gründer 
des  Instituts  ist  der  Bankier  Loeb,  der  es  mit 
einer  Summe  von  500000  Dollar  fundierte. 

In  Hanau  wird  der  Cellist  Heinrich  Appun 
aus  Frankfurt  eine  Musikakademie  eröffnen. 
Als  Lehrkräfte  sind  u.  a.  Musikdirektor  Edmund 
P  a  r  1  o  w  und  Frau  Küchle  r-Frankf urt  verpflichtet. 

In  Bromberg  wird  Fräulein  Bosa  Passarge 
ihre  G^sangschule  durch  Einrichtung  einer  Aus- 
bildungsklasse für  Gesanglehrerinnen  und 
Berufssängerinnen  erweitern.  Es  werden  dazu 
folgende  Unterrichtsfächer  eingerichtet:  Dekla- 
mation, Italienisch,  Anleitung  in  der  Klavier- 
begleitang  und  Anleitung  zum  Unterrichten  im 
Gesang,  Masikgeschichte   und  Theorie   der  Musik. 


Yermischte  Nachrichten. 


Georg  Schumann,  dessen  neue  Sinfonie  in 
diesem  Winter  zur  ersten  Aufführung  kommt,  hat 
soeben   ein  neues   Orchesterwerk,    „Ouvertüre   zu 


einem  Drama",  vollendet.  Auch  dieses  Werk  wird 
zu  Beginn  des  Winters  noch  im  Verlage  von 
F.  E.  C.  Leuckart  in  Leipzig  erscheinen. 


286     — 


Ein  „Handbuch  für  Konzertveranstalter"  wird 
von  dem  österreichischen  Därerbnnd  herausgegeben, 
das  eine  von  Dr.  Bichard  £a>tka  verfasste  voll- 
ständige Anleitung  zur  Veranstaltung  von  Kon- 
zerten enthält.  Nachstehende  Fragen  werden  er- 
örtert: Wie  veranstaltet  man  ein  Konzert?  Der 
Konzertveranstalter,  Konzertarten,  das  Engagement, 
der  Verkehr  mit  den  Künstlern,  das  Programm,  der 
Saal,  die  Propaganda,  Konzertsitten.  Konzert- 
agenturen. Konzertierende  Künstler.  Städteschau. 
Gesetze.  —  Das  Werk  erscheint  bei  Breitkopf 
und  Härtel  in  Leipzig. 

In  Strassburg  trat  am  17.  August  der  Inter- 
nationale Kongress  für  gregorianischen 
Gesang,  zu  welchem  Papst  Plus  X.  bekanntlich 
im  Jahre  1908  durch  den  Hinweis  auf  die  Reform- 
bedürftigkeit  dieses  kirchlichen  Gesanges  die  An- 
regung gegeben  hat,  unter  dem  Protektorat  des 
Strassburger  Bischofs  Dr.  P  r  i  t z  e n  zusanunen.  Fast 
aus  allen  europäischen  Staaten,  auch  aus  anderen 
Erdteilen  waren  Anhänger  des  gregorianischen 
Gesanges  erschieneD,  Geistliche  jeden  Ranges  und 
Laien,  um  beizutragen,  in  den  vielumstrittenen 
Fragen  der  Ausführung  des  traditionellen  Choral- 
gesanges Einigkeit  in  der  katholischen  Welt  zu 
schaffen.  Den  Kongress  eröffnete  Professor 
Dr.  P.  Wagner,  Direktor  der  Gregorianischen 
Akademie  in  Frelburg  (Schweiz),  mit  einer  An- 
sprache, in  der  er  erklärte,  man  werde  auf  dem 
Kongress  nicht  über  gelehrte  Dinge  streiten,  sondern 
bestrebt  sein,  die  deutsche  Kirchenmusikpflege  auf 
die  allgemeine  Praxis  auszudehnen.  Geschichtliche 
Probleme  sollten  nicht  gelöst,  sondern  der  Wunsch 
des  Papstes  eriüUt  werden.  Dem  ständen  gar  keine 
so  übermässigen  Schwierigkeiten  entgegen;  die 
Verschiedenheiten  der  Auffassung  würden  sich 
leichter  ausgleichen  lassen,  als  man  vielfach  glaube. 
Vom  Kardinal-Staatssekretär  Mery  del  Val  war 
ein  im  Auftrag  des  Papstes  an  Bischof  Fritzen  ge- 
richtetes Schreiben  eingelaufen,  in  dem  der  Papst 
seine  grosse  Befriedigung  über  den  Zusammentritt 
des  Kongresses  aussprach,  der  bestimmt  sei,  die 
Restauration  des  traditionellen  Choralgesanges  her- 
beizuführen, und  von  grossem  Nutzen  sein  werde,  da 
er  durch  friedlichen  Austausch  auseinandergehender 
Ansichten  eine  Einmütigkeit  der  Anschauungen 
herbeiführen  könne. 

Die  Herren  Fritz  Bassermann  und  Ernst 
Eugesser,  Lehrer  am  Dr.  Hoch'cchen  Konser- 
vatorium zu  Frankfurt  a.  M.,  erhielten  den 
Professor-Titel. 

Für  das  1906  in  Kiel  stattfindende  „Hol- 
steinische Musikfest*  IstHofkapellmeistei  Bernhard 
Stavenhagen  in  München  zum  Festdirigenten 
gewählt. 

Frau  Dr.  Luise  Langhans,  geb.  Japha, 
die  bekannte  Komponistin  vieler  reizvoller  Klavier- 
stücke, Lieder  und  Chöre,  wurde  anlässlich  ihres 
bevorstehenden  80.  Geburtstages  zum  Ehrenmit- 
gliede   der   Hamburger  Musikgruppe,  Zweig- 


verein der  Musik-Sektion  des  A.  D.  L.  V.  ernannt 
und  durch  Aufführung  einer  Reihe  ihrer  Werke 
geehrt. 

Professor  Edmund  Kretschmer,  der  Kom- 
ponist der  „Folkunger*^  und  zahlreicher  Lieder  und 
Chorwerke,  feierte  am  81.  August  in  Dresden  seinen 
75.  Geburtstag  in  vollster  körperlicher  wie  geistiger 
Frische  Eine  eingehende  Biographie  seines  iiebeos 
und  Wirkens  brachte  der  „KL-L."  zu  seinem 
70.  Geburtstage,  Jahrgang  1900,  Nrn.  17  u.  18. 

Ueber  die  neue  Orgel  im  Berliner  Dom 
schreibt  die  Vossische  S^eitung:  „Die  Orgel  wird  in 
Bezug  anf  ihre  Grösse  von  keiner  anderen  in 
Deutschland,  Frankreich  und  Italien  erreicht,  ihr 
Reichtum  an  Solostimmen  aber  stellt  sie  als  Kon- 
zertinstrument an  die  erste  Stelle  der  Welt.  Ohne 
die  Verdienste  ihres  Erbauers,  W.  Sauer  in  Frank- 
furt a.  0.,  schmälern  zu  wollen,  ist  die  Schönheit 
und  Harmonie  des  zusammenklingenden  vollen 
Orgelwerks  immer  nur  ein  Werk  des  Zufall«,  und 
je  charakteristischer  die  einzelnen  Stimmen,  z.  B. 
die  Violin-  und  Flötenstimmen  oder  die  der  Blas- 
instrumente geprägt  werden,  um  so  grösser  wird 
die  Abhängigkeit  vom  Zufall.  Es  kann  geschehen, 
dass  das  Werk  in  seinen  Solostimmen  von  vollendeter 
Schönheit,  in  seiner  Gesamtheit  aber  matt,  ohne 
Glanz,  ja  zerrissen  klingt.  Die  neue  Orgel  ist  in- 
dessen nach  der  glücklichen  Seite  hin  ansgefallen, 
trotz  ihres  Reichtums  an  Solostimmen.  Erweisen 
sich  die  Prinzipalchöre  aller  Klaviere  als  von  funda- 
mentaler Kraft  und  vorzüglicher  Abtönung  unter 
einander,  so  zeigen  die  sanfteren  Flöten-  und 
Gambenstimmen  dasselbe  Ebenmass,  und  ebenso 
ordnen  sich  die  Rohr  werke  ohne  jede  schreiende 
Schärfe  dem  Ganzen  harmonisch  ein.  Die  Orgel 
besitzt  112  klingende  Stimmen  mit  6724  Pfeifen 
und  ein  Glockenspiel.  Zwischen  der  grossen  Haupt- 
orgel und  der  kleinen  aus  der  Chorbrüstung  her- 
vortretenden Vororgel  (Rückpositiv),  die  hauptsäch- 
lich der  Begleitung  solistischer  Gesänge  dient,  ist 
der  Spieltisch  freistehend  aufgestellt  Er  enthält 
oben  4  Klaviere  (von  C  bis  af*  reichend),  um  die 
sich  die  Register  in  einer  eigenttlmlichen  Anord- 
nung gruppieren.  Man  möchte  diese  am  besten 
mit  einem  Billetschalter  vergleichen,  der  grüne  und 
weisse  Fahrkarten  enthält.  Die  Fahrkarten  liegen 
neben  einander,  sodass  ihr  Aufdruck  genau  za 
lesen  ist.  Ein  Druck  auf  die  untere  Hälfte  der 
Karte  (die  allerding«  aus  Porzellan  ist)  löst  das 
Register  aus,  ein  Druck  auf  die  obere  Hälfte  schiesst 
es.  Ausserdem  enthält  dieser  Teil  des  Spieltisches 
noch  zahlreiche  kleine  Knöpfe  für  frei  einstellbare 
Kombinationen,  die  es  z.  B.  erlauben,  dass  ein 
Konzertstück  mit  drei  Sätzen  von  vornherein  för 
jeden  Satz  fertig  registriert  wird.  Ferner  sind  hier 
die  Züge  für  10  Koppeln  (Verbindungen  der  Klaviere 
unter  einander  und  mit  dem  Pedal)  für  Forte  und 
Tutti  eingeordnet.  Im  unteren  Teil  des  Spiel- 
tisches liegt  das  Pedal  (von  C  bis  /^  reichend)  und 
darüber  eine  Walze,  deren  Drehung  allmählich  das 


—     287 


ganze  Werk  zum  Erklingen  briogt.  Diese  einfache 
nnd  übersichtliche  Einrichtung  des  Spieltisches  er- 
möglicht es  dem  Künstler,  sein  Werk  bis  ins 
Kleinste  zu  beherrschen  und  ohne  Schwierigkeit 
die  mannigfaltigsten  Klangschattierungen  hervor- 
zurufen. Die  Klaviere  schwächen  sich  in  ihrer 
Intonierung  derart  ab,  dass  das  am  stärksten  in- 
tonierte unten,  das  zarteste  oben  liegt.  Ausserdem 
stehen  die  Stimmen  des  3.  und  4.  Manuals  in  einem 
Kasten  mit  Jalousiesch  weller,  der  ein  diskretes  An- 
und  Abschwellen  des  Tonee  ermöglicht.  In  der 
kleinen  Vororgel  sind  fünf  sehr  weiche  Register 
eingebaut.  Die  Solostimmen,  die  der  Orgel  ihren 
Wert  als  Konzertinstrument  erst  verleihen,  sind, 
soweit  es  überhaupt  erreicht  werden  kann,  äusserst 
charakteristisch.  Leider  ist  ja  bei  den  streichenden 
Stimmen  der  Orgel  das  Charakteristische  der 
Streichinstramente  nur  in  sehr  beschränktenGrenzen 
zu  schaffen  —  gewisse  technische  Schwierigkeiten 
sind  hier  nie  zu  überwinden  —  immerhin  besitzt 
die  Orgel  einen  sehr  schönen  Geigenprinzipal  und 
im  Pedal  ein  Cello,  das  in  eioer  bestimmten  Ton- 
lage sich  dem  Charakter  seines  Originals  stark 
nähert.  Auch  die  Gambe,  eine  der  ersten  Solo- 
stimmen der  Orgel,  hat  einen  ungemein  sanften, 
streichenden  Charakter.  Viel  ähnlicher  sind  aber 
die  Blasinstrumente,  die  teilweise  eine  sehr  glän- 
zende Klangfarbe  haben.  Erwähnung  verdient  auch 
die  weiche  Oboe  und  die  täuschend  charakterisierte 


Klarinette.  Unter  den  Flöten  ragt  eine  wunder- 
volle Konzertflöte  hervor.  Im  Pedal  steht  ausser 
den  Posaunen  eine  sehr  starke  Trompete  und  ein 
Fagott,  dessen  Ton  vom  Originalinstrument  kaum 
zu  unterscheiden  ist.  Ausser  den  Grund-  und  Solo- 
stimmen enthält  die  Orgel  auch  eine  grössere  An- 
zahl von  gemischten  Stimmen.  In  der  Quinte  er- 
klingen nicht  weniger  denn  7  Stimmen,  in  der 
Terz  2  und  im  Pedal  steht  sogar  eine  Septime,  die 
aber  trots  ihrer  Kleinheit  sehr  durchdringend  ist. 
Diese  Stimmen  dienen  natürlich  lediglich  zum  Füllen 
des  vollen  Werkes,  was  sie  auch  vollkommen  er- 
reichen, ohne  dass  die  Dissonanzen  bemerkbar 
werden.  Im  dritten  Manual  befindet  sich  das  schon 
erwähnte  Glockenspiel,  dessen  Anwendung  aber 
wohl  sehr  beschränkt  sein  dürfte.  Endlich  sei  noch 
der  akustischen  Wirkung  der  Orgel  gedacht.  So 
schwierig  vielleicht  das  Problem  der  Akustik  mit 
Beziehung  auf  den  Kanzelredner  zu  lösen  sein  wird, 
so  vollendet  ist  die  Akustik  der  Orgel.  Ihre  voll- 
kommene Ansprache  ist  überall  sofort  vernehmbar, 
und  der  Nachhall,  der  ja  nur  den  letzten  Akkord 
begleitet,  ist  von  eigenartiger  Schönheit.^ 

Herr  Walther  Schroeder,  Musikalienhand- 
lung hier,  ersucht  uns  um  die  Mitteilung,  dass  der 
gesamte^ Musik- Verlag  von  Eduard  Annecke, 
ebenso  der  Musik- Verlag  von  6.  Philipp  u.  Sohn, 
beide  in  Berlin,  in  seinen  Besitz  übergegangen  sind. 


Bücher  und  Masikallen. 


L.  Blrkedal-Barfod,  op.  21.  Cinq  Tableaux  musi- 
caux  pour  Piano  ä  4  mains. 
op.  22.  Oktaven-Etüden  für 
Pianoforte. 
Wilhela  HftBseB,  Kopeshag««  nad  Lelpily. 
In  beiden  Werken  von  L.  Birkedal  -  Barf od 
findet  sich  feinsinnige  nnd  liebenswürdige  Musik. 
Die  fünf  Stücke  des  op.  21  finde  ich  allerliebst, 
klangvoll  and  von  angenehmer  Melodik,  im  Klavier- 
satze für  vier  Hände  überdies  sehr  wohlgelungen. 
Man  wird  die  kleinen,  sehr  ansprechenden  Sachen 
vorzüglich  für  Uebangs-  wie  Vortragszwecke  ver- 
wenden können.  Grerade  in  ihrer  Einfachheit  und 
in  ihrem  ungesuchten,  natürlichen  Wesen  liegt  ein 
ungemeiner  Reiz.  Die  Oktaven-Etüden  (op.  22) 
dürfen  als  passende  Vorbereitung  und  Einleitung 
für  eingehende  Stadien  auf  diesem  Spezialgebiete 
des  Klavierspiels  gelten.  Denn  sie  stellen  vorerst 
noch  keine  übermässigen  Anforderungen  und  sind 
bequem  auszuführen,  auch  wenn  das  Tempo  eine 
gewisse  Steigerung  erfährt.  Die  linke  Hand  ist 
hier  ebenfalls  bedacht  worden;  meines  Erachtens 
hätte  solches  indessen  auch  in  der  vierten  ^tudle 
in  höherem  Grade  der  Pall  sein  dürfen.  Jedenfalls 
ist  L.  Birkedal-Barfod*s  Klaviermusik  der  Beach- 
tung angelegentlich  zu  empfehlen. 


Hngo  Reinholdy  op   58.    „Jugenderinnerungen^S 

10  Vortragsstücke  für  Pianoforte. 
UanB  Schmitt)    op.   66:   „Drei   sonnige  Phantasie- 
stücke" für  Pianoforte. 
Ludwig  DobllBgar,  Wlem. 

Mit  den  unter  dem  Gesamttitel  „Jugend- 
erinnerungen*^  vereinigten  Stücken  für  Pianoforte 
verfolgt  Hugo  Keinhold  zunächst  instruktive 
Zwecke,  schreibt  aber  so,  dass  zugleich  Herz  und 
Gemüt  der  kleinen  Spieler  angeregt  werden  und 
musikalische  Nahrung  empfangen.  Als  üebungs- 
und  Vortragsstücke  leichteren  Stils  sind  die 
hübschen  kleinen  Sachen  durchaus  Lehrern  und 
Lernenden  zu  empfehlen. 

Unter  den  „Drei  sonnigen  Phantasiestücken*^ 
des  op.  66  von  Hans  Schmitt  sagte  mir  insbe- 
sondere das  letzte  zu.  Es  ist  ein  lebenspiühender 
Saltarello  von  sehr  glücklich  melodischer  Erfindung, 
rhythmischem  Schwünge  xmd  vortrefflichem  Klavier- 
satze, der  ein  ganz  ausgezeichnetes  Vortra^sstück 
abgibt.  Mancheilei  Hübsches  findet  sich  auch  im 
ersten,  „Unter  ihrem  Fenster"  betitelten  Stücke, 
doch  will  mir,  seh'  ich's  einmal  vomehmerweise 
als  programmatische  Musik  an,  vieles  nicht  recht 
in  den  durch  die  Ueberechrift  gegebenen  Stimmungs- 
kreis passen.    Das  mittlere  der  drei  Stücke  ist  ein 


—     288     — 


Minnelied,  das  In  seinem  melodischen  Gehalte 
eigentlich  mehr  den  Eindruck  eines  Fragmentes, 
einer  Miniatur  hinterlässt  —  zn  viel  Arabeske, 
möchte  man  beinahe  sagen.  Aber  auf  den  Sal- 
tarello  in  Hans  Schmitt's  op.  66  sei  nachdrücklich 
hingewiesen. 

Sechs  kleine  Tänze  für  Klavier 
zu   vier  Händen.    H.  1.  2. 
12  slawische  Volksweisen  für 
Klavier  zu  2  oder  4  Händen. 
SSddratteher  MvillCTerlaf,  StraMbwrf  1.  E. 
Die   vorliegenden   Hefte    enthalten    insgesamt 
allerliebste,  liebenswürdige  und  ebenso  leicht  spiel- 
bare als  leicht  fassliche  Musik  für  Pianoforte.    Die 


Erich  J.  Wolf,  op.  4. 

op.  5. 


sechs  kleinen  Tänze  des  op.  4  bieten  trefflich  er- 
fundene Tonsätze  kleineren  ümfangs  für  Unter- 
richt und  gute  Unterhaltung;  die  zwölf  slawischen 
Volksweisen  sind  mit  intuitiver  Kraft  der  Aeusse- 
rung  der  Volksseele  nachempfunden  und  in  höchst 
ansprechender,  musikalisch  feiner  Einkleidung  dar- 
geboten. Alle  Stücke  zeichnen  sich  durch  denklich 
guten  Klaviersatz  und  durch  prächtige,  durch 
häufig  überraschend  einfache  Mittel  hervorgerufene 
Klangwirkung  aus  und  empfehlen  sich  wirklich 
nach  aller  und  jeder  Hinsicht  so  sehr  von  selbst, 
dass  Unterzeichnetem  nur  übrig  bleibt,  die  Leser 
mit  ihrem  Vorhandensein  bekannt  zu  machen. 

Eugen  Segnitz. 


maiikpädagofliicber  Uerband. 


Die   General  •  Versammliing   des  Musikpäda- 
gogischen Verbandes  findet  am 
Sonnabend,  den  7.  Oktober,  Nachniittags  0  Uhr, 

im  Saale   des  Klindworth-Scharwenka-Kon- 
servatoriums,  Steglitzerstr.  19,  statt. 

Der  Vorstand  gestattet  sich  dazu  folgende  Mit- 
teilungen: 

Die  General- Versammlung  dient  ausschliesslich 
dem  Zweck,  die  auf  der  vorigen  General- Versamm- 
lung für  ein  Jahr  bestätigten 
Satinngen 
auf  Grund  der  dazu  eingereichten  Anträge  durch- 
zuberaten  und  endgültig  festzustellen. 

Der  für  Oktober  geplante  Kongress  ist  wegen  der 
noch  nicht  abges'^hlossenen  Schulgesangsfrage  auf 
Ostern  1906  verschoben.  Auf  demselben  wird  genau 
Bericht  über  alle  Arbeiten  des  Verbandes  erstattet. 


Zur  General  -  Versammlung  haben  nur  die 
direkten  Mitglider  gegen  Vorzeigung  ihrer  Mit- 
gliedskarte und  die  Delegierten  der  ange- 
schlossenen Vereine  gegen  Vorzeigung  einer 
Delegierten-Karte  Zutritt.  Es  ist  den  Vereinen 
gestattet,  soviel  Delegierte  zur  Gheneral- Versamm- 
lung zu  entsenden,  als  sie  nach  ihrer  Mitglieder- 
zahl satzungsgemäss  Stimmen  haben. 

Die  Anmeldung  der  Delegierten  und  der  Mit- 
glieder hat  bis  zum  15. September  an  den  I.Vor- 
sitzenden zu  erfolgen. 

Nach  Schluss  der  Versammlung  findet  eine 
gesellige  Zusammenkunft  im  NoUendorf- 
Casino,  Kleiststr.  41,  statt. 

I.  A. 

Xaver  Schanvenka, 
I.  Vorsitzender. 


_  Dieser  Auflage  liegen  die  Prospekte  von  Ernst  Eu/enburg,  Leipzig:  ^^Kleine  Partitur- 

Ausgaben^^   und  H,  B.   Krenizlin,  Berlin:    .^Bewährte ^  instruktive  Onterrichtswerke  und  Vor- 
tragsstücke^^  beiy  auf  die  wir  unsere  Leser  besonders  aufmerksam  machen.  D.  E. 


Konservatorium  der  Musik 
in  Kassel. 

Gegr.  1895.     Direktion:  L  Beyer.     Gegr.  1896. 

ChrenTOrsitz:  Beffierann-Präsldent  tob  TroU  su  Smls, 
Onf  KSHlyMorffy  Excellens  Generalin  tob  ColOBby 
OberbürgermeiBtor  Miller  o.  A. 

Cnratorinm:  Pfarrer  Hmi,  Soholdirektor  Prof.  Dr.  Krma- 
■ueher,  Bankier  Plaaty  Jastisrath  Seheffer  u.  ▲. 

Lehrer :  Die  Pamen :  L.  Beyer,  Bi«isl*F8xstery  Eönigl.  Opem- 
eäogerin,  OleMe-Kabroaly  A.  Taadlea.  Die  Herren: 
▲•  HartdeyfiB.  KammerriitnoB.  Prof.  Dr.  U5bely 
0.  Kaletoch,  Kgl.  Kammermusiker,  K.  KletaaaaB« 
Kffl.  Opemeftnffer,  W«  Hoakaupty  Kgl.  Kammermusiker, 
Ed.  BehmMI,  Kgl.  Kammermusiker,  U.  HehBurbasek, 
Kffl.  Kammermusiker  u.  A. 

Unterrichtfäeher:  Klavier,  yiolln^  CoUo,  Harfe  und  alle 
abriffen  Orohesterinstmmente.  Oosang,  Harmonie- 
undKompoaitionsIehro.  Musikgesohiohte.  Italienisoli. 
OrchesterspieL    Oebdrübung.    MusikdikUt. 

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Mittel-  und  Elementarklassen. 

Statnten  sind  kostenfrei  su  bestehen  durch  die  Sohriftleitung 
des  Konservatoriums  Kassel,  Wilhelmshöber  AUoe  48. 


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Erschienen  ist: 

Max  Hesses 


21.  Jahrg.        f  ÜF    lOOOe        21.  Jabrg. 

Mit  Portrail  Prof.  Dr.  Herrn.  Kretzschmars  u.  Btographie 

aus  der  Feder  Dr.  A.  Scberiogs  —  einem  Aufsatze  „Ezotifctae 
Musik**  von  Prof.  Dr.  Huco  Ricmann  —  einem  NotUbuchc 

—  einem  umfassenden  Mttilxer-Qcbttrts-  uod  SterbekalCBder 

—  einem  Konzert-Bericht  aus  Deutschland  (Juni  1904— >190S) 

—  einem  Verzeichnisse  der  Mufik-Zeitschriften  und  der 
Musikallen-Vcrleger  —  einem  ca.  2S00O  Adretseo  ent- 
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Direction:  Gustav  Lazarus. 

Berlin  N.W.»  Luisen-Str.  36.                Berlin  W.»  Biilowstr.  2  (am  Noiicndorfpiatz). 

Spreohatiiiid«n:  5-^  Mittwoobs  u.  Sonnabend!  10—12.                              SpreohBtunden :  8—10  n.  1—2. 

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nehmen  wollen,  sind  gebeten,  event.  vorher  schriftliche  Klarlegung  ihrer  stimmlichen 
Veranlagung,  sowie  eines  von  einem  Arzt  ausgestellten  Berichtes  über  ihren  allge- 

Prof.  Franz  Kullak. 

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Berlin  W.  64,  Behrenstr.  72. 

Nähere  Auskunft  erteilt  bis  auf  weiteres  Frl.  Anna  Morsch,  Berlin  W.,  Ansbacherstr.  37. 


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Stellenoermmitiiig  der  IDusiksektion 
4es  Jlllgciii*  Deiitscbeii  Eetorerinneti-Uereiiis. 

Centralleitung:  Berlin  W.,  Luitpoldttr.  43. 


Auszug  aus  dem 

Stellenvermittlungs-Register. 

Offene  Stellen: 

Für  ein  gut  besuchtes  Musikinstitut  in  einer 
lebhaften  Stadt  im  S.  V.  wird  eine  tüchtige  Violin- 
lehrerin gesucht.  Das  Violinfach  soll  neu  ein- 
^rerichtet  werden  und  wird  daher  vorläufig  kein 
Fixum  bewilligt. 

Gesuchte  Stellen: 

Eine  vorzügliche  Gresangspädagogin,  die  Fleh 
dnrch  schriftstellerische  Arl^iten  auf  dienem  Ge- 
biete einen  Namen  gemacht  hat,  sucht  Engage- 
ment an  einem  Konservatorium. 


Eine  tüchtige  Klavierspielerin  und  Lehrerin, 
ausgebildet  am  Münchener  Konservatorium,  sucht 
Stellung  an  oiner  Musikschule. 

Meldungen  sind  zu  richten  an  die  Central- 
leitung der  Stellenvermittlung  der  Musiksektion. 
Adr.:  Frau  H.  Burgbausen,  Berlin  W.,  Luitpoldtsr.  43. 


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».  Aufl.   —   Musikgescbicbte,  2  Bände,  ft.  Anfl.  —  {Nusikinstnimente.  8.  Avfl.  - 
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der  Musik-Sektion  des  fl.  D.  L-V.  und  der  Tonkunstler-Vereine 

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Redaktion:  Anna  Morsch 


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Berlin,  1.  Oktober  1905. 


XXVIll.  Jahrgang. 


lahAlt:  Eugen  Segnitz:  Felix  Draoseke.  Hans  Schaub:  Zur  Reform  des  theoretischen  Unterrichts  auf  unseren  musikalischen  Lehr, 
anstalten.  Ludwig  Riemann:  Der  akuKtische  Einfluss  der  alten  und  heutigen  Klaviere  auf  die  Kompositionstechnik.  (Fort- 
setzung.) Mitteilungen  von  Hochschulen  und  Konservatorien.  Vermischte  Nachrichten.  BQeher  und  Musikalien,  besprochen 
von  Eugen  Segnitz,  Ludwig  Riemann  und  M.  J.  Rehberg.    Vereine.    Anzeigen. 


Von 
Eugen  SegnÜB. 


Es  ist  w^ohl  immer 
das  alte  Lied  von  Künst- 
lers Erdenwallen:  Erst 
nicht  beachtet  oder  an- 
gefeindet zu  werden, 
dann  allmählich  mehr 
Würdigung  erfahren, 
endlich  nach  dem  Tode 
selig  gesprochen  zu 
werden.  „Lamento  e 
trionfo"  —  das  Alpha 
und  Omega  eines  jeden 
Künstlerlebens. 

Auch  Felix  Drae- 
seke  hat  die  Wahrheit 
des  eben  Gesagten  reich- 
lich an  sich  erfahren 
müssen.  Sein  Dasein 
ist  hinsichtlich  des  Er- 
folges und  der  Ver- 
breitung seiner  Werke 
eine  lange  Wartezeit  ge- 
wesen. Er  ist  bislang 
von  Vielen  angestaunt 
und  bewundert,  aber  nur 
von  Wenigen  geliebt  und 
verehrt  worden.     Aber 


Felix  Draeseke. 


doch  hat  es  den  An- 
schein, als  ob  man  sich 
endlich  des  Rechten  be- 
sinnen und  dem  grossen, 
greisen  Meister  die  ihm 
gebührende  Stellung  auf 
dem  deutschen  musika- 
lischen Pamasse  ein- 
räumen wollte.  Es  ist 
eine  Charaktereigentüm- 
lichkeit des  Deutschen, 
sich  oft  erst  eine  gute 
Weile  zu  besinnen,  be- 
dächtig zu  prüfen  und 
abzuwarten,  wie  sich  ein 
Ding  gestalte.  Draeseke 
schuf,  unbekümmert  um 
Mit-  und  Nebenmen- 
schen, Werk  auf  Werk, 
Hess  seine  starke,  scharf 
umrissene  künstlerische 
Persönlichkeit  immer 
bestimmter  hervortreten 
und  fand  das  Verständ- 
nis für  sein  Schaffen 
in  nicht  hinreichendem 
Masse.     Man  sah  ihm 


—     294     ^ 


halb  mit  Verwunderung,  halb  mit  Kopfschütteln 
zu  und  ging  an  ihm  vorüber.  Ganz  allmählich 
bildete  sich  ein  Kreis  um  ihn  von  Freunden 
und  Verehrern,  die  guten  Willens  und  befähigt 
waren,  ihm  auf  seinen  verschlungenen  Künstler- 
pfaden zu  folgen.  Auch  die  nachstehende 
biographische  Skizze  will  das  Interesse  auf 
den  Meister  hinlenken  und  dem  Leser  über 
seines  Wesens  Eigenart  Aufschlüsse  und  Hin- 
weise geben  —  mit  einem  Worte,  den  Kreis 
der  Kenner  Draesekescher  Werke  erweitem 
helfen. 

Der  äussere  Lebensgang  Draesekes  ist 
bald  erzählt.  Am  7.  Oktober  1835  als  Sohn 
des  Hofpredigers  Draeseke  in  Coburg  ge- 
boren, war  der  Jüngling  anfänglich  für  die 
Laufbahn  des  Theologen  bestimmt.  Aber  es 
währte  nicht  lange  und  eine  „andere  Fakultät*' 
zog  ihn  weit  stärker  und  unablässiger  an, 
nämlich  die  Musik.  So  geschah  es,  dass 
Draeseke  mit  väterlicher  Sanktion  das  Kon- 
servatorium der  Musik  in  Leipzig  besuchte 
(1852)  und  unter  Julius  Rietz*  und  Moritz 
Hauptmannes  Leitung  Komposition  studierte. 
Aber  die  hier  wehende  akademische  Stuben- 
luft bekam  dem  Jüngling  nicht  sonderlich.  Er 
fühlte  sich  nicht  heimisch.  Und  als  er  nun 
vollends  in  Weimar  Wagner 's  „Lohengrin** 
unter  Liszt's  Leitung  gehört  hatte,  war  es  mit 
der  Freude  an  musikalischer  Schulweisheit 
überhaupt  vorbei.  Alsbald  schwur  er  auf 
Wagner,  was  ihm  gelegenüich  der  Prüfungen 
in  der  genannten  Anstalt  erheblich  schadete, 
und  trat  (unter  dem  Namen  Biterolf)  in  den 
Kreis  der  Mitarbeiter  der  Schumann-Brendel- 
schen  „Neuen  Zeitschrift  für  Musik"  ein.  Die 
Uebemahme  der  Lokalberichterstattung  schlug 
gleichsam  dem  Fass  den  Boden  aus.  Draeseke 
sah  sich  bald  einer  wahren  Phalanx  von 
Feinden  gegenüber.  Nach  vierjährigem  Aufent- 
halte wandte  sich  der  junge  Künstler  (1856) 
nach  Berlin,  dem  Aufenthalt  des  ihm  eng 
befreundeten  Hans  von  Bülow.  Hier  ver- 
lebte er  acht  frohe  Monate  und  begab  sich 
dann  nach  Weimar,  wo  er  im  Kreise  von 
Franz  Liszt  sofort  gütige  Aufnahme  und 
manchen  neuen,  trefflichen  Freund,  u.  a.  Peter 
Cornelius,  gewann.  In  Bülow's  Gesellschaft 
hatte  Draeseke  Liszt's  „Mazeppa"  und  „Les 
Preludes**  gehört  und  schrieb  darauf  die 
Analyse  der  Symphonischen  Dichtungen  des 
Meisters.  Er  teilt  sich  über  die  in  Rede 
stehende  Zeit  wie  folgt  mit: 

„Schon  damals  war  ich  für  die  Mängel 
dieser  Werke  nicht    ganz   blind,    aber  sprach 


nicht  von  ihnen.  Hatte  selbst  Vorliebe  für 
die  Liszt'sche  Paprika,  ungewöhnliche  Wag- 
nisse und  Tollkühnheiten,  meist  harmonischer 
Natur,  und  im  übrigen  für  gigantischen  Auf- 
bau ungeheuerlich  grossartiger  Stücke,  die 
alles  überragen  und  durch  Steigerungen 
von  ungewöhnlicher  Ausdehnung  verblüfifen 
sollten.  Ein  auf  Anregung  Liszt's  bei 
Wagner")  in  Luzem  August  1904  gemachter 
Besuch,  wo  ich  die  Beendigung  der  Tristan- 
Partitur  als  Augenzeuge  erlebte  und  mit  dem 
Meister  Rigi  und  Pilatus  erstieg,  hatte  guten 
Einfluss,  insoweit  als  Wagner  keineswegs  die 
Tollkühnheiten  und  Unnatürlichkeiten  be- 
günstigte, vielmehr  auf  Beethoven  zurück- 
wies und  besonders  das  melodische  Prinzip 
dieses  Meisters  (in  den  Symphonien  haupt- 
sächlich) in  solcher  Weise  betonte,  dass  ich 
hiervon  einen  unerlöschlichen  Eindruck  er- 
hielt, sowie  eine  Mahnung  für  weiteres 
Schaffen.  Kleist's  „Germania**  enthält  einen 
rein  diatonischen  Marsch,  das  als  erstes  Zeichen 
späterer  Umkehr  anzusehen  ist.  Es  folgt 
aber  die  symphonische  Dichtung  „Julius 
Caesar",  das  Gewagteste  wohl,  was  die  Zu- 
kunftsschule geschrieben,  dem  die  andere 
»Frithjof"  in  drei  Teilen  folgte,  welche  eine 
bedeutende  Umwandlung  besonders  nach  Seite 
der  früher  unsinnig  massenhaft  gestalteten 
Instrumentation  erkennen  lässt,  aber  jener 
Zeit  auch  wohl  noch  unmöglich  erschienen 
wäre.  Von  den  beiden  grossen  Werken  hat 
nie  jemand  etwas  zu  hören  bekommen.  Das 
schrecklicheRenommee,  das  mich  als  schlinunste 
Spezies  der  Zukunftsmusik  bezeichnete,  ist 
zu  verdanken  einem  aus  der  Germania  ge- 
zogenen, aber  selbständig  gestalteten  Marsche, 
der  unsinnig  massenhaft  instrumentiert  und 
von  einer  totmüden  Kapelle  am  Schluss  einer 
grossen  Tonkünstlerversammlung  (in  Weimar) 
gespielt,  einen  für  zarte  Gemüter  sehr  furcht- 
erregenden Eindruck  gemacht  hatte.  Diese 
Komposition  bestimmte  nun  für  lange  Zeit 
das  Bild  des  Komponisten  bei  vielen  Leuten, 
sodass,  als  er  später  Symphonien  in  geklär- 
tester,  rein  klassischer  Form  schrieb,  ganz 
gescheite  Leute  in  ihnen  Spuren  von  Wüst- 
heit, Unordnung,    vor  allem   aber    einer  ent- 


, .Draeseke  ist  noch  bei  mir,  sein  Besuch  macht 
mir  Freude**,  schreibt  Wagner  im  August  1859  an 
Liszt,  worauf  dieser  antwortete:  „Es  freut  mich, 
dass  Du  ihn  liebgewonnen.  Er  ist  ein  prächtiger 
Mensch.  In  unserem  ganz  kleinen  Kreise  von 
Vertrauten  wird  er  „der  Recke"  genannt  —  Hat 
er  Dir  seine  Ballade  „König  Helge"  gezeigt?  — 
es  ist  ein  herrliches  Ding.  — 


—     296 


setzlichen  Herbigkeit  finden  wollten,  die  dem 
Komponisten  bis  zu  dem  heutigen  Tage  nach- 
gesagt wird."  — 

Im  Jahre  1857  wandte  sich  Draeseke 
nach  Dresden,  das  ihn  fünf  Jahre  lang  be- 
herbergen sollte.  Er  trug  sich  mit  der  Ab- 
sicht, die  Dirigentenlaufbahn  einzuschlagen, 
die  aber  vereitelt  wurde  durch  ein  schon  aus 
der  Zeit  frühester  Kindheit  herrührendes  Ohren- 
leiden. Infolgedessen  widmete  er  sich  der 
musikpädagogischen  Tätigkeit,  nahm  eine 
Stellung  als  Lehrer  des  Klavierspiels  am  Kon- 
servatorium der  Musik  in  Lausanne  (Schweiz) 
an  und  verblieb  dort  fast  ununterbrochen 
in  den  Jahren  1862—76.  Nur  1868  bis  1869 
Avar  er  vorübergehend  dem  Rufe  Hans  von 
Bülow's  an  die  Königliche  Musikschule  in 
München  gefolgt.  Aber  immer  wieder  zog 
«s  Draeseke  nach  der  deutschen  Heimat  und 
1876  wählte  er  Dresden  zu  seinem  Wohn- 
sitze. Das  Konservatorium  der  Musik  berief 
ihn  als  Lehrer  der  Komposition,  eine  grosse 
Anzahl  begabter  Schüler  sass  zu  seinen  Füssen, 
und  hochgeachtet  und  beliebt,  froh  und  heiter, 
trotz  seines  Ohrenleidens,  lebte  der  Künstler 
im  eigenen  Heim  in  Eibflorenz. 

Draeseke*s  Werke  sind  der  Spiegel,  worin 
des  Schöpfers  kraftvolle  Natur,  seine  Energie 
und  Individualität,  die  Tiefe  und  Zartheit 
seines  Gemüts  reflektieren.  Auf  allen  musi- 
kalischen Gebieten  war  der  Meister  tätig. 
Aber  nur  zu  vieles  des  von  ihm  Geschaffenen 
-wird  uns  in,  ich  möchte  beinahe  sagen,  rück- 
sichtsloser Weise  vorenthalten.  Hierher  ge- 
hören in  erster  Linie  die  dramatischen 
Werke.  Draeseke  schrieb  fünf  Opern.  Ein 
Jugendwerk  ist  „Sigurd",  das  in  Weimar 
gerade  aufgeführt  werden  sollte,  als  Liszt  an- 
lässlich des  bekannten  Cornelius-Skandals  den 
Dirigentenstab  niederlegte.  Liszt  hatte  ins- 
besondere dem  ersten  Akte  der  Oper  sein 
volles,  uneingeschränktes  Lob  zuteil  werden 
lassen.  In  den  Jahren  1878—79  entstand 
.Herrat"  und  wurde  im  Dresdener  Hofopem- 
hause  mit  durchschlagendem  Erfolge  zur  Auf- 
führung gebracht;  leider  wurde  es  in  der 
Folge  durch  die  Krankheit  eines  Sängers  nach 
neunmaligem  Erscheinen  bei  Seite  gelegt.  Die 
Oper  „Gudrun"  wurde  leider  nur  im  Theater 
zu  Hannover  gegeben  und  die  kleine  komische 
Oper  „Fischer  und  Chalif*  wurde  jüngst  mit 
lebendiger  Anteilnahme  in  Prag  aufgenommen. 
Eine  andere  gross  angelegte  Oper,  „Bertrand 
de  Born",  ist  überhaupt  noch  nicht  zur  Auf- 
führung gekommen. 


Ganz  besondere  Beachtung  verdient 
Draeseke  als  Tonsetzer  auf  oratorischem 
Gebiete.  Sein  aus  einem  Vorspiel  und  drei 
Oratorien  bestehendes  Mysterium  „Christus"*) 
halte  ich  für  eine  der  monumentalsten  Schöp- 
fungen der  Kunst  überhaupt,  für  das  Be- 
kenntnis eines  wahrhaft  grossen  Menschen 
und  Musikers.  Es  ist  ein  Herzenswunsch 
Draesekes,  diese  Trilogie  als  Ganzes  aufge- 
führt zu  wissen,  aber  bis  heute  ist  es  nur  zu 
wenigen  Aufführungen  einzelner  Teile  ge- 
kommen. Femer  ist  hier  zu  nennen  das 
„Requiem",  eine  gedankentiefe,  kirchliche 
Komposition  von  höchster  Bedeutung,  und  das 
„Adventlied".  Es  steht  in  seinen  grossen 
Gegensätzen  zu  jenem  und  ist  von  plastischem 
Ausdruck,  packendster  Stimmung  und  ganz 
hervorragenden  Steigerungen  erfüllt.  Ich  er- 
innere auch  noch  an  die  „Columbus-Kantate" 
für  Männerstimmen  und  Orchester  und  an  die 
„Osterszene"  aus  Goethe*s  „Faust"  für  Ba- 
ritonsolo, gemischten  Chor  und  Orchester, 
Werke,  die  zu  den  allerbesten  ihrer  Art  in 
der  neueren  Zeit  gehören. 

Wie  in  den  vorgenannten  Werken,  so 
konnte  Draeseke  auch  in  den  drei  Symphonien 
(G-dur,  F-dur  und  C-moU)  u.  a.  seine  unum- 
schränkte, ja  oft  beinahe  fabelhafte  Kunst  im 
Kontrapunktieren  beweisen.  Diese  sympho- 
nischen Werke,  darunter  die  C-moll-Symphonie 
(„Tragica")  das  bedeutendste,  schliessen  sich 
in  formaler  Richtung  an  Beethoven  an,  stehen 
aber  nach  Seite  der  Harmonik,  Thematik  und 
Instrumentation  auf  durchaus  modernem  Boden. 
Sie  lassen  Draeseke's  künstlerisches  Wesen 
bezüglich  des  originellen,  markigen  Aus- 
drucks, der  Tiefe  des  Gedankeninhalts  und 
einer  kaum  zu  leugnenden  Herbe,  die  sich  oft 
bis  zur  Schroffheit  zu  steigern  vermag,  recht 
erkennen.  Hingegen  ist  die  überaus  fein 
orchestrierte  D-dur-Serenade  auf  weit  milderen 
Ton  eingestimmt.  Wie  meisterhaft  Draeseke 
zu  charakterisieren  versteht,  geht  aus  den 
„Symphonischen  Vorspielen"  zu  Calderon's 
„Das  Leben  ein  Traum"  und  Kleists  „Pen- 
thesilea",  endlich  auch  aus  der  „Jubelouver- 
türe" hervor. 

Mit  fruchtbarstem  Eifer  baute  unser 
Meister  auch  das  Feld  der  Kammermusik  an. 
Er  schenkte  der  musikalischen  Welt  drei 
Streichquartette,     ein    Streichquintett,    je    ein 


*)  Lauterbach  &  Kuhn,  Leipzig.  Die  weiter 
angeführten  oratorischen,  symphonischen  und 
Kammermusikwerke  sind  sämtlicn  bei  Fr.  Kistner, 
Leipzig,  erschienen. 


—     296     — 


Klavierquartett  und  -Quintett,  sowie  mehrere 
Werke  für  Hörn,  für  Klarinette  und  Klavier. 
Den  grösseren  Formen  näherte  er  sich  in  dem 
ausgezeichnet  schönen  Es-dur  Klavier-Konzert- 
op. 36  (Fr.  Kistner,  Leipzig),  in. einem  Violin- 
und  Violoncellokonzert.  Nicht  vergessen  sei 
an  dieser  Stelle  auf  seine  sehr  beachtens- 
werten, musikalisch  ungemein  wertvollen 
Klavierwerke  hinzuweisen.  Unter  Liszt's  Ein- 
fluss  entstand  die  grosse  Klaviersonate  op.  6 
(Rözsavölgyi,  Budapest),  während  die  „Rück- 
blicke", op.  43,  und  „Was  die  Schwalbe  sang* 
op.  21  (Fr.  Kistner,  Leipzig),  durchaus  selb- 
ständige Phantasiegebilde  sind.  Ebenso  zu 
empfehlen  sind  den  Lesern  die  »Ghaselen" 
op.  132,  die  treffliche  Fuge  op.  15  (Bote  & 
Bock,  Berlin),  und  die  (vierhändigen)  Kanons 
zu  6,  7  und  8  Stimmen,  op.  37,  sowie  die 
Kanonischen  Rätsel  op.42  (Fr.  Kistner,  Leipzig). 
Auch  der  Lyriker  Draeseke  findet  meines 
Erachtens  bei  weitem  noch  nicht  die  aus- 
reichende, ihm  unzweifelhaft  zukommende 
Würdigimg.  In  seinen  zahlreichen  Lieder- 
heften hat  der  Meister  einen  wahren  Schatz 
überraschendster  Schönheiten  geborgen.  In 
wunderbarer  Weise  verbinden  sich  hier  fast 
stets  Wort  und  Ton  miteinander  und  die 
Skala  der  menschlichen  Leidenschaft  und 
Empfindung  steht  dem  Tonsetzer  zur  Ver- 
fügung, wenn  es  gilt,  dem  Dichter  zu 
folgen  und  die  entsprechende  Weise  zu  finden 
für  den  poetischen  Gedanken.  Auch  hier 
müsste  von  rechts-  und  geschmackswegen 
Wandel  geschafft  und  dem  Komponisten  durch- 
aus mehr  Raum  in  Haus  und  Konzert  gegeben 
werden. 


Von  Draeseke*s  schrankenlosem  Können, 
von  seiner  Befähigung  zum  musikalischen 
Lehramt  und  von  seiner  schriftstellerischen 
Begabung  legen  verschiedene  Werke  Zeugnis 
ab.  Das  Lehrbuch  des  Kontrapunktes  und 
der  Fuge*)  darf  ein  Meisterwerk  genannt 
werden.  Von  besonderem  Werte  sind  die 
kleineren  Schriften  „Anweisung  zum  kunst- 
gerechten Modulieren"  und  „Die  Beseitigung 
des  Tritonus*;  die  den  scharfsinnigen  Theore- 
tiker in  hellstem  Lichte  erscheinen  lassen. 
Eine  sehr  liebenswürdige  und  freundliche 
Gabe  endlich  ist  „Die  Lehre  von  der  Har- 
monia,  in  lustige  Reimlein  gebracht",  worin 
Draeseke's  glücklicher  Humor  und  Lust  an 
witzigen  Einfällen  überraschend  in  die  Er- 
scheinung treten. 

Hier  wäre  in  gebotener  Kürze  Felix 
Draeseke's  Lebensgang  und  Lebenswerk  dar- 
getan. Die  Bedeutung  des  Meisters  liegt  in 
seiner  bestimmten,  kraftvollen  Persönlichkeit, 
in  seinem  unermüdlichen,  von  allen  rein 
äusseren  Einflüssen  streng  abgewandten 
Schaffen,  und  in  der  Strenge  und  Kontinuität 
seiner  künstlerischen  Anschauungen.  Draeseke 
ist  der  grössten  deutschen  Künstler  einer. 
Man  gebe  ihm  die  Ehre,  die  ihm  gebührt,  und 
man  danke  ihm  für  alles,  was  er  seinem 
Volke  gegeben  hat.  Der  greise  Künstler 
empfange  sein  Geschenk  gewissermassen  von 
der  Nation  zurück:  nämlich  durch  dauernde 
und  wiederholte  Aufführung  seiner  Werke. 
Dies  sei  mein  herzlicher  Wunsch  zu 
seinem  70.  Geburtstage! 

*)  Die  theoretischen  Werke  sind  sämtlich  bei 
Breitkopf  Sc  Härtel,  Leipzig,  erschienen. 


2uF  l^efoFit)  des  l^beoFeHscbet)  ^tyUrrlchfs  auf  uoscpei) 
ii)usil<aliscbei)  ]$zhrat}sfQ\Ht}. 


Von 
Hans  Schanb. 


I. 


Voransgesetzt,  dass  man  die  Konservatorien 
als  das  ansieh t,  als  was  sie  sich  vorstellen,  nämlich 
als  Akademien  nnd  damit  als  AnsgangspuDkte  des 
musikalischen  Lebens  nnd  Vorwärtsschreitens  eines 
Volkes,  nicht  nur  aber  lediglich  als  Pflanzstätten 
des  Virtaosentnms  und  des  höheren  Dilettantismus, 
dann  tritt  die  Präge  an  uns  heran,  ob  die  diesen 
Anstalten  vor  40  Jahren  vorgeworfene  allgemein 
zugestandene  Erfolg  —  und  Nutzlosigkeit"  (Kichard 


Wagner:  Entwurf  zur  Errichtung  einer  Musik- 
schule in  München)  nicht  in  einer  Beziehung 
eigentlich  noch  heute  existiert,  nämlich  in  Bezug 
auf  den  —  allmählich  zum  Schmerzeusktnde  dieser 
Anstalten  gewordenen  —  Theorie-  und  Kompos  i- 
tions- Unterricht. 

Die  Konservatorien,  die  einen  bedeutenden 
Paktor  unseres  geistigen  Lebens  darstellen,  geben 
uns  in  ihren  Prospekten  und  Ankündigungen  in 
der   Hegel   die   Versicherung,   dass    sie    imstande 


—     297     — 


sind,  allen,  die  es  ernst  mit  der  Musik  meinen,  die 
vielseitige  Ausbildong  zn  geben,  die  sich  privatim 
doch  nar  unter  grossen  pekuniären  Opfern  erlangen 
lässt.  Sie  lassen  es  also  sich  damit  eine  Pflicht 
sein,  ihre  Zöglinge  zu  Musikern  zu  bilden  und 
ihnen  im  schlimmsten  Falle  das  beizubringen, 
was  sie  in  den  Stand  setzt,  wenn  sie  denn  nicht 
selbst  Schöpfer  von  bedeutenden  Werken  oder 
Reprodozenten  derselben  geworden  sind,  doch  das 
Echte  zu  erkennen  und  zu  geniessen,  indem  sie 
ihnen  die  theoretische  Bildung  zn  teil  werden 
lassen,  die  unbedingt  erforderlich  ist,  eine  fieet- 
hoven*Bche  Sonate,  eine  Fuge  von  Bach,  wenn  nicht 
vollkommen  spielen  —  so  doch  vollkommen  hören 
zu  können. 

Neben  einem  tüchtigen  praktischen  Studium 
eines  Instrumentes  sollte  ein  theoretisches  Studium 
als  völlig  gleichberechtigt,  d.h.  nicht  minder 
wichtig  besteheu ,  und  zwar  obligatorisch,  damit 
es  nicht  von  denen  umgangen  oder  vernachlässigt 
werden  könnte,  die  ihr  Streben  auf  Erlangung 
leeren  Virtuosentums  richten. 

Dass  man  sich  allgemein  dazu  entschlösse, 
dem  theoretischen  Unterricht  eine  seinem  Gegen- 
stände entsprechende  Bedeutung  auch  praktisch 
zuzuerkennen,  halte  ich  für  die  höchte  2ieit;  denn 
wenn  auch  eine  erstaunliche,  fast  möchte  ich 
sagen  erschreckende  Zahl  von  weit  das  Mittelmass 
überschreitenden,  mit  einer  mehr  oder  minder 
fabelhafter  Technik  ausgerüsteten  Künstlern  und 
Künstlerinnen  alljährlich  aufs  neue  die  Konzert- 
säle überschwemmt,  beweist  nicht  das  Geringste 
gegen  die  bestimmte  Annahme,  dass  die  allge- 
meine und  deshalb  wichtigste  musikalische  Bildung 
dank  der  jeglicher  Methode  entbehrenden  lang- 
weiligen und  schweiiälligen  TJnterrichtswelse  seit 
einem  Menschenalter  enttehieden  zurückge- 
gangen ist.  Gewiss,  wir  haben  heute  in  I>eutsch- 
land  keinen  Mangel  an  bedeutenden  reproduzierenden 
Künstlern  und  an  guten,  ja  vorzüglichen  Kapell- 
meistern; in  jedem  Provinzstädtchen  finden  wir 
heute  sicherlich  überall  einen  tüchtigen  Lehrer  für 
Klavier-  oder  Gkigenspi^l  —  wie  es  aber  mit  dem 
Gros  der  in  das  musikalische  Leben  hinaustretenden 
, Kunstbeflissenen**  steht  —  das  ist  eine  andere 
Frage.  Weit  entfernt  von  der  Zeit,  in  der  jeder 
Pianist  und  Organist  seinen  Generalbass  in  und 
auswendig  können  musste,  erleben  wir  es  heute 
kaum  noch,  dass  der  durchschnittliche  „Musiker^, 
der  sein  Konversatorinm  verlässt,  die  Gegenstände, 
die  neben  seinem  Listrumente  sein  eingehendes 
Studium  hätten  bilden  sollen,  wie  Harmonielehre, 
Contrapunkt  und  *  Formenlehre  (allgemeine  und 
angewandte),  eigentlich  überhaupt  nur  richtig  kennt, 
geschweige  denn  sich  etwa  in  denselben  genügend 
geübt  hätte.  Und  dann  tritt  man  in  die  Oeffent- 
lichkeit  und  musiziert  drauf  los! 

Wie  schwer  sich  dieser  Missstand  rächen  wird, 
muss  man  einsehen,  wenn  man  daran  denkt,  dass 
der  Fortschritt  des  musikalischen  Lebens  nach  der 


Seite  der  Aufnahmefähigkeit  und  der  Kritik  hin 
und  damit  untrennbar  verbunden  der  gegen- 
wärtige Stand  der  musikalischen  Beproduktion  da- 
von abhängt,  wie  das  Publikum,  das  vorgibt,  die 
Literessenten  unserer  Konzerte,  die  Lehrer  unserer 
Jugend,  die  Diener  unserer  hehren  Kunst  zu  sein, 
den  mit  diesen  Pretensionen  verbundenen  An- 
fordet ungen  gerecht  wird.  Ueber  jeden  Zweifel 
erhaben  ist  somit,  dass  nicht  nur  die  „Meister- 
schulen" und  die  internationalen  allerersten  Kon- 
servatorien, sondern  alle  musikalischen  Lehran- 
stalten, die  ihrem  idealen  Ziele  wirklich  dienen  und 
deren  Leiter  nicht  damit  zufrieden  sind,  dass  sich 
ihre  Anstalten  wirtschaftlich  rentieren  und  sie 
jährlich  das  ihrige  dazu  beitragen,  die  Welt  mit 
neuen  „Virtuosen^  und  .Virtuosinnen"  zu  be- 
glücken —  dass  diese  Akademien  der  Tonkunst 
vor  allem  ihr  Augenmerk  darauf  richten  müssen, 
diejenigen  Schüler,  die  ihnen  die  wichtigsten  sein 
sollten  —  ihre  Theorieschüler  mit  .allen  Waffen  zu 
rüsten,  statt  dieselben  auf  die  fragmentarische  all- 
gemein übliche  Weise  zu  belehren,  —  die  ab- 
stossend  und  langwellig  dann  den  Effekt  hat,  der 
Rieh.  Wagner's  Worte  rechtfertigt.  Li  welchen 
Punkten  wäre  also  ein  theoretischer  Unterricht  zu 
reformieren,  wie  sollte  der  Lehrgang  geändeit 
werden  und  schliesslich  wer  soll  Theorie  treiben? 

Theorie  soll  von  jedem  angehenden  Ton- 
künstler erlernt  werden,  eingehend  und  gründlich; 
denn  wenn  auch  bis  zum  Können  und  Beherrschen 
nur  diejenigen  durchdringen,  die  sich  zum  Berufe 
eines  Komponisten  für  befähigt  erachte ü,  können 
doch  auch  die  anderen,  die  den  Gei&t  eines  Werkes 
nachdichtend  wiedergeben  sollen,  wie  dies  bei  jedem 
wirklichen  Gesang-  und  Instrumental  -  Künstler 
der  Fall  sein  muss,  es  bis  zum  genauen  Kennen 
bringen.  Wie  fängt  man  es  aber  heute  an,  um  zu 
diesem  Ziele  zu  gelangen? 

Es  ist  an  vielen,  wohl  den  meisten  unserer 
musikalischen  Lehranstalten  üblich,  nach  voraus- 
gegangener Kenntnisnahme  der  elementaren  Dinge, 
wie  Noten-  und  Pausenschrift,  Tonleitern  und 
Intervallenlehre,  sofort  zum  Studium  der  Harmonie- 
lehre überzugehen,  statt  mindestens  ein  Jahr  für 
diese  so  unendlich  wichtigen  Theorieelemente 
anzuberaumen.  Wer  diese  Zeit  für  als  zu  lange 
berechnet  hält,  dem  kann  ich  die  tröstliche  Ver- 
sicherung geben,  dass  dieselbe  meistens  sogar, 
wenigötens  beim  Klassenunterricht,  nicht  ausreicht, 
wenn  man  mit  den  theoretischen  Studien  praktische 
verbindet,  wie  sie  die  Gehör-  und  Bbythmusübungen 
darbieten.  Man  soll  ein  Intervall  nicht  nur  an- 
geben, nein,  man  soll  es  auch  genau  treffen  können. 
Derartige  Klassen  sollen  für  alle  Sänger  und 
Instrumentalisten  obligatorisch  sein,  praktische 
Elemente,  wie  Tonleiterspiel,  Treff-  und  Griff- 
Uebungen  sollen  aus  der  theoretischen  Unterweisung 
direkt  hervorgehen.  Nur  demjenigen,  welcher 
diese  Klasse  völlig  mit  bestem  Erfolge  absolviert 
hat,   sei  ein  weiteres  Studium  zu  gestatten,   wenn 


—    298    — 


nicht  der  den  Konserratorien  oft  gemachte  Vor- 
wurf: Brutanstalten  des  musikalischen  Proletariats 
zu  sein,  einen  Schein  ron  Berechtigung  erlangen 
soll.  Schüler,  denen  das  Gtehör  oder  die  Intelligenz 
mangelt,  sind  nicht  nur  aus  den  Theorieklassen, 
sondern  unter  allen  ümstftnden  aus  der  Anstalt 
überhaupt  zu  verweisen.  Als  X3ebungsbuch  für 
diese  Klassen  möchte  ich  neben  Hugo  Biemann's 
,,  Allgemeiner  Musiklehre'*  das  Torzügliche  Werkchen 
meines  ehemaligen  Mitschülers  und  geschätzten  Kol- 
legen Bernhard  Sekles  ^ Musikdiktat''  (B.  Schott 
Söhne,  Mainz)  bestens  empfehlen,  ausserdem  halte 
ich  eine  derartige  Klasse  für  die  beste  Stelle,  an 
der  eine  allgemein  gehaltene  Q-eschichte  der 
Notenschrift  und  der  Tonsysteme  eingehend 
abgehandelt  werden  könnte.  Als  Nachschlagebuch 
sei  hier  nochmals  Biemann  (Katechismus  der  Musik- 
geschichte) angeführt.  Hier  hat  denn  nun  der  Lehrer 
strenge  darauf  zu  halten,  dass  jeder,  sei  es  auch 
der  kleinste  Nutzen  für  die  Praxis  aus  diesem  ge- 
schichtlichen Vortrage  gezogen  wird.  Vor  allem 
übe  sich  der  Schüler  in  den  sogenannten  „E^rchen- 


tonleitem",  was  ihm  um  so  nützlicher  sein  wird, 
als  er  dieselben  auch  in  seinem  Violin*  oder  KlaTier- 
spiel  verwenden  kann,  in  welch  letzterem  Falle  sie 
sogar  eine  prächtige  Studie  für  ihn  werden,  wenn 
er  sie  mit  den  2  Fingersätzen,  dem  tonleiter- 
massigen  und  dem  sogenannten  uniformen  Finger- 
satz (Daumenuntersatz  auch  auf  Obertasten)  studiert 
Ferner  ist  es  hier  am  Plafcze,  die  für  das  Trans- 
ponieren und  das  spätere  Partiturenstudinm  so 
unendlich  wichtigen  8  Gesangschlüssel  genau  zu 
merken  und  sich  im  Lesen  derselben  zu  üben,  in- 
dem man  ihre  Kenntnis  für  sein  Instrument  praktisch 
dadurch  verwertet,  dass  man  seine  Fingerübungen 
u.  s.  w.  in  diesen  3  OSchlüsseln  liest  und  übt 
Sollte  nun  noch  ausserdem  am  Schlüsse  des  2.  Se- 
mesters etwas  Zeit  für  musikalische  Gedächtnis- 
übungen und  Kenntnisnahme  der  Veizierungen 
(musikalische  Ornamentik)  übrig  geblieben  sein, 
dann  dürfte  es  nun  wohl  der  Fall  sein,  dass  der 
Schüler  am  £nde  seines  ersten  Studienjahres  etwas 
Hechtes  und  Tüchtiges  kann. 

(Fortsetzung  folgt) 


IScF  a1{as1iscbe  Bit)f lass  der  all^et)  at)d  b^uMS^O  Klariere 
aaf  die  Kott)posiHof)s^ecbl)i^• 


Von 


Der  daraus  resultierende 
einen  gedeihlichen  Boden  in  dem  „galanten"  und 
Virtuosenstil  eines  Couperin,  Scarlatti  und  Bameau 
und  in  der  Erfindung  gewisser  Manieren  der  har- 
monischen Begleitung,  z.  B.  der  Alberti'schen 
Bässe.  Mit  der  akustischen  Steigerung  des  Einzel- 
tones musste  die  Willkür  im  Generalbassspiel  und 
in  der  Verzierungsmusik  durchaus  ein  Ende  finden. 
Aus  den  Buinen  dieser  musikalischen  Eigenarten 
blühte  der  moderne  Klavierstil  auf.  Drei  mächtige 
Pioniere  ebneten  den  Weg :  Ph.  Em.  Bach,  Haydn 
und  Mozart.  Besonders  Mozart  wird  mit  seinem 
feinen  Gehör  alle  Klangfinessen  des  damaligen  Pi- 
anoforte  herausgeholt  haben.  Das  peinliche  Ge- 
wissen wird  allerdings  folgende  Fragen  auf  werfen : 
Ist  das  heutige  Klavier  berechtigt,  die  ELlavier- 
werke  der  drei  genannten  Klassiker  wiedergeben 
zu  dürfen?  Ans  voller  üeberzeugung  dürfen  wir 
hier  mit  „Ja!"  antworten.  Der  Mozart'sche  Klavier- 
stil zeigt  eine  peinlich  genaue  Befolgung  der 
Rechte  und  Wirkungen  des  Einzeltones;  die 
uns  bezaubernden,  himmlischen  Harmonien  und 
Melodien  offenbaren  lediglich  eine  geheimste 
Belanschung  akustisch  schöner  Klangzusammeur 
Setzungen.  Wieviel  mehr  darf  der  heutige  Klavier- 
ton, der  an  Grösse  und  Schönheit  seinen  einzigen 
Verwandten,    den   alten    Hammerklavierton,   weit 


Lodwii;  Bleaiann. 

(Fortsetzung.) 
Klaviers til  fand  überholt  hat,  Anspruch  darauf  erheben,  diesen 
Klangzusammensetzungen  mit  noch  schönerer  Wir- 
kung Leben  einzuhauchen!  Dsss  neben  der  Klang- 
Schönheit  das  Passagenwesen  und  die  figurierten 
Spielarten  in  der  Kompositionstechnik  nicht  aus- 
starben, beweisen  die  Werke  der  Zeitgenossen 
Mozart's,  nämlich  Clementi,  Gramer,  Field,  Dussek. 
Obgleich  wir  nun  Mozart  als  den  grössten  Klavier- 
klanginterpreten des  18.  Jahrhunderts  schätzen 
dürfen,  war  seine  Kompositionstechnik  doch  zn 
reflektionslos,  zu  spontan,  um  über  die  Fähigkeiten 
des  damaligen  Klaviertones  hinauszugehen.  Wir 
sehen  es  ja  bei  der  ihm  gleichgültigen  Wahl  für 
Klavecin  oder  Pianoforte.  Erst  dem  gewaltigen 
Genie  Beethoven's  gelang  es,  die  alten  Stilfonnen 
zu  durchbrechen  und  dadurch  neue  Klangkombi- 
nationen auch  auf  dem  Klavier  zu  erfinden,  die 
den  ledernen  Klavierklang  wahrhaft  erschüttert 
haben  müssen.  Der  Graf  sehe  Flügel  im  Beethoven- 
Museum  zu  Bonn  gibt  un^  Zeugnis  von  der 
Dürftigkeit  des  Klaviertones  jeuer  Zeit.  Die  In- 
strumentenbauer konnten  sich  anscheinend  nicht 
von  dem  ledernen  Klavierhammer  trennen.  So 
kamen  immer  noch  eine  Reihe  von  Obertönen  znr 
Mitwirkung,  die  die  Herrrschaft  des  Grnndtones 
beeinträchtigten.  Ich  erwähnte  früher  schon  den 
hieraus  resultierenden  Vorteil   der  Klangschönheit 


—    299 


der  tiefen  Akkordkläuge,  ähnlich  wie  beim  Cembalo. 
Diesen  Vorteil  nutzte  Beethoven  redlich  bei  Akkor- 
den und  Kantilenen  ans.  Die  tiefen  Akkordkl&nge 
gereichen  unseren  Klavieren  allerdings  wieder  zum 
Nachteil,  denn  sie  klingen  uns  heute  zu  schwer, 
zu  dick,  infolge  des  massiveren,  lauteren  Grund- 
klanges. Wir  können  annehmen,  dass  Beethoven 
wahrscheinlich  manche  markante  tiefe  Akkord- 
stellen, z.  B.  den  Anfang  der  Waldsteinsonate, 
in  höherer  Lage  komponiert,  wenn  er  unsem 
heutigen  Elttgel  unter  Händen  gehabt  hätte.  Diese 
akustische  Feinheit  verschlägt  aber  nichts  gegen 
die  grosse  unbezwingUche  Sehnsucht  Beethoven*s 
nach  einer  grösseren  Fülle  des  Klavierklanges  an 
sich,  wie  seine  Sonate  für  das  Hammerklavier  be- 
weist. Mit  dem  Tode  Beethoven*s  schwand  all- 
mählich der  Sinn  für  die  subjektive,  absolute  Musik. 
Der  musikalische  Qeschmack  nahm  eine  reflek- 
tierende Form  an.  Man  fing  an,  die  Gefühle  zu 
malen,  statt  zu  empfinden,  wie  es  in  der  absoluten 
Musik  geschieht,  kurz  gesagt  —  die  Programm- 
musik, die  bis  dahin  nur  sporadisch  in  den  Klavier- 
kompositionen auftrat,  ergriff  jetzt  die  völlige 
Herrschaft  über  das  Klavier.  Wodurch  war  dieses 
möglich?  Nur  durch  die  Einführung  des  „Filz- 
bammers!*,  der  anfsngs  der  80  er  Jahre  seine 
Siegeslaufbahn  begann.  Infolge  der  Vorliebe  der 
Deutschen,  besonders  der  Norddeutschen  für  satte 
harmonische  Klänge  entwickelten  sich  aus  dem 
Filzhammeranschlag  zwei  mächtige  Strömungen 
des  musikalischen  Geschmackes:  1)  Das  Aufblühen 
der  schwerwiegenden  harmoniereichen  Kunstmusik 
eines  Beethoven,  Brahms  bis  zu  Komponisten  der 
Jetztzeit  für  den  ernsten  Musikfreund  und  2):  Die 
Entstehung  des  seichten  Salonstiles  für  den  ober- 
flächlichen Dilettantismus.  Ich  bemerke  noch,  dass 
diese  beiden  Stilgattungen  sich  geradn  in  Deutsch- 
land sehr  scharf  gegenüberstehen,  viel  schärfer  als 
in  Frankreich,  Bussland,  Italien,  weil  in  diesen 
Ländern  viel  mehr  Zugeständnisse  an  Melodie  und 
Rhythmus,  als  au  geistlose  blosse  Harmonie- 
bildungen gemacht  werden  <  Femer  möchte  ich 
nebenbei  erwähnen,  dass  suf  Grund  des  ausge- 
prägten harmonischen  Gefühls  der  Nord-  und 
Westdeutschen  die  Frozentzahl  des  Klavierver- 
triebes in  den  betreffenden  Ländern  grösser  ist 
als  in  anderen  Ländern. 

Die  erstgenannte  Stilgattung  der  Klaviermusik 
begründet  sich  auf  akustische  Faktoren :  1)  Die 
Fähigkeit  des  Einzelklanges,  mit  Hilfe  seines 
Nüancenrelchtums  andere  gleichzeitig  erklingende 
Töne  zu  töten,  bezw.  unwirksam  zu  machen,  2)  auf 
die  kunstgerechte  Benutzung  des  rechten  Pedals, 
die  bis  dahin  gefehlt  hatte.  Diese  beiden  Faktoren 
stellten  die  Kompositionstechnik  auf  eine  ganze 
neue  Basis.  Das  Hervorkehren  einzelner  Töne  vor 
anderen,  das  Aufsaugen  schlechter  Töne  durch 
gute  gaben  dem  Dlssonanzverhältnisse  eine  ganz 
andere  Bichtung,  eine  weit  giössere  Entfaltung  als 


früher.  So  hässlich  die  Dissonanzen  im  Fugenspiel 
infolge  der  gleichen  Tonstärken  klingen,  so  unauf- 
fällig vermögen  die  Dissonanzen  im  modernen 
Klavierstil  aus  vorgenanntem  Grunde  aufzutreten. 
DiQ  Dissonanz  bekommt  dadurch  die  Eigenschaft 
des  Gewürzigen,  des  Farbigen,  Prächtigen,  des 
Glanzvollen.  Es  ist  selbstverständlich,  dass  die 
Kompositionstechnik  den  kolossalen  ungeahnten 
Beichtum  der  Dissonanzmöglichkeiten  aufgriff  und 
damit  eioe  Beihe  von  gleichwertigen  Einzelstil- 
gattungen schuf,  die  sich  in  den  Hauptvertretem 
der  Klaviertonpoesie  wiederspiegeln  Es  begann 
die  Blütezeit  der  Klangfarbe,  der  Nuance. 
Untrennbar  verknüpft  damit  war  das  rechte  Pedal. 
Der  feinsinnige  Tondichter  empfand  längst  die 
akustischen  Missstände  der  engen  Legen,  besonders 
in  der  kleinen  und  grossen  Oktave.  Der  Pedal« 
gebrauch  hat  uns  von  dem  Bann  der  engen  Akkord- 
lagen befreit.  Der  Komponist  blieb  nicht  mehr 
darauf  beschränkt,  die  Intervalle  und  Akkorde  im 
Umfange  der  Hände  zu  schreiben.  Dieses  geschah 
allerdings  allmählich.  Als  die  kühnsten  Befreier 
nach  dieser  Bichtung  sind  Liszt  undHenselt  zu 
bezeichnen.  Ein  anderer  Erfolg  lag  in  den  „tönen- 
den Pausen^.  Unter  tönenden  Pausen  versteht 
man  die  Ausfüllung  stark  angeschlagener  Melodie- 
noten durch  harmonische  Begleitungsformen,  z.  B. 
Arpeggio  oder  Akkordgriffwerien  bei  Daumen- 
und  Kleinfingermelodien.  Diese  akustische  Aus- 
nutzung stammt  von  Thalberg  her.  Das  Arpoggio 
ist  eine  Frucht  der  weiten  Lagen,  deren  Ausartung 
bekannt  sein  dürfte.  Die  Beliebtheit  des  Arpeggio 
läset*  sich  herleiten  aus  dem  Bestreben,  die  Schwe- 
bungen der  engen  Lagen  zu  umgehen  und  aas  der 
tonpsychologischen  Eigenart,  Akkordtöne  im  Nach- 
einanderklingen  tiefer  zu  empfinden,  als  im  Gleich- 
zeitigerklingen. Ein  dritter  Erfolg  des  ernsten 
modernen  Klavierstiles  entwickelte  sich  aus  der 
Herrschaft  der  unteren  Akkorde  über  die  oberen 
Melodietöne.  Dieser  akustische  Einfluss  wird  ge- 
nährt durch  nnser  TonalitätsgefÜhl  und  durch  den 
anerzogenen  Willen,  jeder  Melodie,  auch  der  fremd- 
ländischen, eine  harmonische  Unterlage  zu  geben. 
Infolge  dieser  uns  Deutschen  anhaftenden  Sucht, 
kann  man  wohl  sagen,  erfreute  sich  der  monodi- 
sche Klavierstil  bei  den  Komponisten  regster  Be- 
nutzung, zumal  unser  Klavier  in  erster  Linie  für 
harmonische  Effekte  wie  geschaffen  erscheint.  Von 
allen  Klavierpoeten  ragte  wohl  neben  Liszt  Chopin 
als  derjenige  hervor,  der  das  Edle,  Schöne,  die 
Fülle  des  Klanges,  das  Blühende,  die  schwelgende 
Lust,  die  der  Klavierklang  in  seinem  Schosse 
birgt,  am  meisten  herausgeholt  hat.  Mozart  war 
der  grösste  Klavierklanginterpret  des  18.,  und 
Liszt  und  Chopin  die  grössten  Beherrscher  des 
Klavier k langes  im  19.  Jahrhundert.  Wie  ich 
schon  andeutete,  liegen  der  modernen  Satzweise 
eine  grosse  Beihe  von  Pedaleffekten  zu  Grunde. 
(Scbluss  folgt.) 


—     300    — 

=  Kritische  Rückschau  == 

über  Konsert  und  Oper. 

Von 
Dr.  Karl  Utorck, 

Die  regelmässigen  Berichte  über  Konzert  nnd  Oper  aus  der  Feder  unseres  geschätzten  Beferenten 
beginnen  mit  der  nächsten  Nummer.  D.  B. 


Mitteilungen 

von  Hoohsohulen  und  KonseryatoriexL 


Das  Konservatorium  des  Westens,  Char- 
lottenburg am  Savignypiatz,  das  bisher  unter 
der  Leitung  Konzertmeisters  Willy  Seibert 
stand,  ist  in  die  Hände  von  Direktor  Otto 
flutschenreu  ter,  Besitzer  des  altbekannten 
Schwantzer'schen  Konservatoriums,  überge- 
gangen, und  wird  derselbe  beide  Institute  nach  ein- 
heitlichen Prinzipien  einer  völligen  Neugestaltung 
unterziehen.  Direktor  Otto  Hutschenreuter,  der 
zum  Vorstande  des  Musikpädagogischen  Verbandes 
gehört,  beabsichtigt  die  vereinigten  Institute  ganz 
nach  den  Prinzipien  des  Verbandes  einzurichten 
und  wird,  neben  der  grtlndlichen  Pachbildung, 
den  Schwerpunkt  der  Ausbildung  auf  umfassende 
musikwissenschaftliche  Kenntnisse  der  angehenden 
Lehrkräfte,  ebenso  auch  der  Orchestermasiker  ver- 
legen. Das  Seminar  für  Ausbildung  von  Lehr- 
kräften wird  streng  nach  den  Prinzipien  des  Ver- 
bandes ausgestaltet  werden.  Mit  den  Konservatorien 
ist  eine  Opern-  und  Schauspielschule  verbunden. 
Die  neuen  Kurse  der  Anstalten  beginnen  am 
1.  Oktober. 

Dem  Konservatorium  der  Musik  zu 
Krefeld  —  Direktorium  Königl.  Musikdirektor 
Th.  Müller-Beuter  und  Carl  Pieper  —  ist 
nach  Mitteilung  des  Königl.  Amtsblattes  die  staat- 


liche Konzession  als  Unterrichtsanstalt  erteilt 
worden.  Das  Listitut  besteht  seit  9  Jahren  and 
wird  z.  Z.  von  ca.  410  ISchülern  besucht. 

Professor  Arno  Kleffel,  der  bis  vor  kurzer 
Zeit  als  erster  Kapellmeister  am  Stadttheater  und 
als  Lehrer  am  Konservatorium  der  Musik  in  Köln 
gewirkt  hat,  ist  als  Lehrer  der  Komposition  and 
der  Opernschule  für  das  Stern'sche  Konserva- 
torium gewonnen  worden.  Gleichzeitig  über- 
nimmt er  die  Leitung  des  gemischten  Chors. 
Schon  vor  einer  Beihe  von  Jahren  war  Arno 
Kleffel  am  Stern'schen  Konservatorium  (unter 
Direktion  Jenny  Meyer)  in  hervorragender  Stellung 
als  Lehrer  tätig. 

Der  Direktor  der  Augsburger  Musikschule, 
Budolf  Artaria,  seit  1878  zunächst  als  Lehrer 
der  Anstalt  tätig,  seit  dem  Tode  Dr.  Schletterers, 
1893,  des  Begründers  der  Schule,  mit  der  Direktion 
betraut,  scheidet  aus  Gesuodheitsrücksichten  aus 
seinem  Amte.  Die  Leitung  der  Anstalt  geht  in 
die  Hände  der  Herren  J.  Slunicko  ab  erster 
und  Herrn  Professor  Wilhelm  Weber  als  zweiter 
Direktor  über.  Für  die  Klavierausbildungsklasse 
ist  Herr  Otto  Hollenberg  aus  Stuttgart  ge- 
wonnen. 


Aus  dem  mannigfaltigen  Inhalte  der  Nr.  82  der 
„Mitteilungen'  der  Musikalienhandlung  Breitkopf 
&  Härtel,  Leipzig,  ist  vor  allem  das  bevorstehende 
Erscheinen  der  vollständigen  Partitur  zu  Wagner's 
Tristan  in  Taschenformat  hervorzuheben,  dann  die 
„Meisterwerke  deutscher  Tonkunst'*,  die  diesen 
Winter  erscheinen  werden.  Sie  enthalten  zunächst 
Werke  älterer  deutscher  Tonsetzer  in  praktischer 
Ausgabe  für  Kirche,  Schule,  Konzert  und  Haus. 
Ein  besonderer  Abschnitt  ist  dem  von  Professor 
Hugo  Biemann  herausgegebenen  Collegium 
musicum  gewidmet,  einer  Sammlung  älterer 
Kammermusikwerke,  die  in  praktischer  Bearbeitung 
bereits  45  Trios  und  Qaartette  zählt.  Neu  sind 
2  Kantaten- Torsos  von  J.  S.  Bach,  rekonstru- 
iert von  B.  Todt.  Nach  den  bisher  veranstalteten 
Aufführungen    versprechen    diese    Stücke    Glanz- 


Yermischte  Nachrichten. 

nummern  der  Konzertprogramme  zu  werden.  Eben- 
so dürfte  wohl  auch  Edgar  TineTs,  des  Kompo- 
nisten des  Franziskus,  „Te  Deum**,  das,  ganz  den 
von  Papst  Pius  X.  in  seinem  bekannten  Motu 
proprio  an  Kirchenmusik  gestellten  Anforderungen 
entsprechend,  bei  seiner  Aufführung  gelegentlich 
der  Jubiläumsfeierlichkeiten  in  Brüssel  einen  über- 
wältigenden Eindruck  auf  die  Zuhörer  machte, 
bald  in  die  Programme  unserer  deutschen  Chor- 
vereinig^ungen  übergehen.  Von  Weingartner's 
einstimmigen  Liedern  ist  eine  neue  Ausgabe  in 
8  Bänden  angezeigt. 

Von  der  Verlagshandlung  F.  Pabst  in  Leipzig 
ist  soeben  eine  kleine  Broschüre  veröffentlicht^ 
welche  ein  Verzeichnis  von  Richard  Wagner 's 
Werken,  Schriften  und  Dichtungen,  deren  haupt- 
sächlichsten Bearbeitungen,   sowie  von   besonders 


301     — 


intereesanter  Literatur,  Abbildangen,  Büsten  nnd 
Kunstblättern,  den  Meister  und  seine  SchÖpfangen 
betreffend,  enthält.  Das  Verzeichnis  erhebt  nicht 
den  Ansprach,  die  so  ausserordentlich  umfang- 
reiche Wagnerliteratur  lückenlos  aufzuführen.  £s 
soll  vielmehr  nur  einen  üeberblick  über  diejenigen 
Werke  u.  s.  w.  geben,  an  welchen  nach  den 
Erfahrungen  des  Händlers  das  Publikum  wirklich 
Interesse  genommen  hat.  Das  Verzeichnis  ist  nur 
direkt  von  der  Verlagshandlung  zu  beziehen,  wird 
aber  deigenigen  unserer  Abonnenten,  die  sich  für 
Wagnerliteratur  interessieren,  von  der  Firma  auf 
direkte  Bestellung  hin  gratis  übersandt. 

Prof.  Wolfgang  Golther,  der  die  Briefe 
Wagner's  an  Mathilde  Wesendonck  heraus- 
gab, bereitet jet'ct  auch  die  Briefe  des  Meisters 
an  Otto  Wesendonck  zur  Herausgabe  vor. 

Eine  Heinrich  de  Ahna- Stiftung  hat  vor 
kurzem  die  Genehmigung  des  Staates  erhalten  und 
ist  in  die  Verwaltung  des  Senats  der  Akademie  der 
Künste  übergegangen.  Die  Zinsen  der  Stiftung 
gehen  an  die  Witwe  Frau  Prof.  de  Ahna;  nach 
deren  Tode  an  ihre  Tochter,  Frl.  Leontine  de  Ahna, 
—  solange  dieselbe  unverheiratet  —  und  erst  nach 
deren  Tode  an  hilfsbedürftige  Musiker,  in  erster 
Linie  Geiger.  Das  kleine  Kapital  der  Stiftung  be- 
trägt zur  2^it  7100  Mark;  weitere  Beiträge  sind 
erwünscht  und  müssen  an  die  Kasse  der  könig- 
lichen Akademie,  Berlin  W.,  Potsdamer  Strasse  120, 
direkt  überwiesen  werden.  Der  Witwe  Heinrich 
de  Ahna's  ist  eine  Mappe  mit  Widmung,  Namen 
der  Stifter  und  der  Stiftungsurkunde  überreicht 
worden. 

Dem  Inhaber  der  Firma  „C.  F.  Kahnt  Nach- 
folger**,  Musikalien  Verlag  in  Leipzig,  Herrn  Alfred 
Hoff  mann,  wurde  von  dem  Herzoge  von  An- 
halt der  Titel  eines  Hof  musikalienhändlers  verliehen. 

Bichard  Strauss,  der  schon  in  seiner  Sym- 
phonia  domestica*'  die  selten  gebrauchte  Oboe 
d'amore  anwendet,  hat  in  der  Instrumentierung 
seiner  neuesten  Oper  „Salome"  ein  bis  jetzt  un- 
bekanntes Holzblasinstrument,  das  ,.Heckel- 
phon*^  verwendet.  Dem  von  dem  Hof-Instru- 
mentenmacher Wilhelm  Heckel   in   Biebrich 


a.  Hh.  erfundenen  Instrument  werden  von  Richard 
Strauss  grosse  Vorzüge  nachgerühmt.  Auch  Hans 
Bichter,  Felix  Weingartner,  Arthur  Nlkisch,  Fritz 
Steinbach  und  andere  hervorragende  Dirigenten, 
die  das  „Heckelphon'*  gehört  haben,  erblicken  in 
dem  -neuen  Instrument  eine  wertvolle  Bereicherung 
der  Holzbläsergrnppe.  Sein  Klangcharakter  ist, 
bei  aller  Weichheit  und  Schönheit,  von  durch- 
dringender Kraft  und  Fülle;  er  erscheint  ~  in 
gleicher  Tonlage  —  saftvoller  als  das  Fagott, 
machtvoller  als  das  Englisch-Horn,  gesättigter  und 
dunkler  in  der  Färbung  als  die  Oboe,  mit 
welchem  Instrument  es  im  übrigen  dieselbe  Griff- 
appllkatur  teilt.  Das  Heckelphon  wird  sicher  in 
den  Partituren  unserer  modernen  Komponisten 
weitgehende  Bolistische  Verwendung  finden.  Speziell 
Richard  Strauss  erhofft  für  seine  „Salome^^  eigen- 
artige, neue  Klangwirkungen  vom  Heckelphon, 
dessen  Erfindung  übrigens  schon  auf  eine  An- 
regung Bichard  Wagner's  zurückzuführen  ist. 

Die  Firma  „Carl  Kühle,  Leipzig",  Mu- 
sikalien-Verlag, feierte  am  14.  September  das  Fest 
ihres  25jährigen  Bestehens.  In  einer  zu  diesem 
Jubiläum  erschienenen  Festschrift  wird,  neben 
der  Gründung  und  Entwicklung  des  Verlages,  auch 
ein  Lebensbild  des  Begründers,  des  Senior-Chefs 
Carl  Buhle,  geboten. 

Das  Herzogliche  Hoftheater  zu  Dessau  bringt 
auf  seiner  Bühne  in  der  kommenden  Saison  an 
Opern  werken  u.  a.  zur  erstmaligen  Aufführung: 
F.  £.  Wittgenstein  „Antonius  und  Kleopatra", 
Ingeborg  von  Bronsart  „Hjarne^S  E.  Wolf- 
Ferrari  „Neugierige  Frauen'*,  Ivan  Knorr 
„Dunja^*  u.  s.  w. 

Frau  Dr.  Luise  Krause,  hier,  erhielt  von 
der  Jury  der  Brüsseler  Ausstellung  für  die  Unab- 
hängigkeit Belgiens  für  ihre  „Anschauungsmethode'' 
die  goldene  Medaille  nebst  Ehrenkreuz. 

Felix  vom  Bath,  einer  unserer  jüngeren 
hervorragenden  Komponisten,  ist  im  Alter  von 
89  Jahren  aus  dem  Leben  geschieden.  Erschienen 
waren  von  seinen  Werken  bisher  einige  Lieder- 
hefte, ein  Klavierquartett  und  ein  Klavierkonzert 
in  B-moll. 


Bücher  und  Musikalien. 


A.  Glaionnow:  „Pizzicato"    aus   dem   Ballet  „Kay- 
monda"  und  , Serenade"  aus  der  Suite 
„Moyen-Age*.  Für  Fianoforte,  über- 
tragen von  AI.  Siloti. 
S.  Bamötiii,   op.  2.   Drei  Lieder  ohne  Worte  für 
Fianoforte. 
H.  P.  Belaleff«  Leipsif* 
Mit  seiner   Bearbeitung   des   „Pizzicato"    aus 
dem  Ballet  „Baymonda"   und   der   Serenade    aus 
der  Suite  „Moyen-Age"    von   A.  Glazounow  bietet 
Alexander   Siloti   zwei   ausserordentlich  melodiöse 
und  fein  pointierte  Salonstücke,   die  so  vorzüglich 


gearbeitet  und  dem  Instrumente  angepasst  sind, 
dass  sie  sich  in  der  Tat  wie  Original-Kompositionen 
ausnehmen  und  mau  gut  tun  wird,  darauf  zurück- 
zukommen, wenn  man  um  moderne  Stücke  dieses 
Genres  einmal  verlegen  sein  sollte.  Genaueste  Be- 
zeichnung des  Fingersatzes  und  des  Pedalgebrauchs 
wird  das  Studium  dieser  keineswegs  einfachen 
Stücke,  deren  Wiedergabe  viel  Geschmack,  ja 
vielleicht  sogar  einiges  Raffinement  erfordert,  sehr 
wesentlich  erleichtem. 

Die  Lieder  ohne  Worte  des  op.  2  von  S.  Bar- 
mötin    sind    drei,    auf   gleichmässigen    elegischen 


302 


Ton  gestimmte  Kiarlerstücke,  die  ohne  Zweifel 
viel  Talent  verraten.  Am  besten  wirken  die  ersten 
beiden;  sie  sind  sehr  warm  empfunden,  zart  gefügt 
und  von  nnlengbar  tondichterisohem  Reize  nnd 
einem  Stimmnngsgehalte,  der  sich  in  gleicher 
Weite  von  Unnatur  als  auch  von  übertriebener 
Sentimentalit&t  fernhält. 

£•  Jaqae»-DaloroBe:  Ela Vierkompositionen. 

op.  44.    Drei  Stücke 

op.  45.    Drei  Stücke. 

op.  46.    Drei  Stücke. 

op.  47.  Polka  enharmoniqne. 
8adA««lfehar  MailkferUv»  Stnstlkvrf  L  B. 
E.  Jaqnes-Dalcroze  bietet  vier  interessante 
Klavierwerke.  Sein  op.  44  enthält  je  eine  Arabeske 
nnd  Ilomanze  nnd  ein  Impromptu.  Die  ersten 
beiden  Stücke  sind  mehr  elegischer,  intimer  Natnr, 
wo  der  breite  melodische  Gesang  dominiert;  das 
letzte  eine  witzige,  leicht  bewegliche  Caprice,  der 
Einfall  eines  schaffensgünstigen  Moments.  Ausser- 
ordentlich schön  ausgeführt  ist  auch  der  Inhalt 
des  op.  45.  Eglogue  und  Nocturne  sind  zart  ge- 
zeichnete, inhaltlich  vielsagende  Stimmungsbilder; 
sehr  unterhaltsam  und  witzig  ist  die  Humoreske, 
volle,  überschäumende  Straft  und  Lebenslust  ver- 
ratend, in  jeder  Wendang  Überraschend  und  das 
Interesse  immer  wieder  aufs  neue  fesselnd.  Der 
Ballade  des  op.  46  liegt  ein  ideal  gesangvolles 
Thema  zu  Grunde,  und  der  erzählende,  allmählich 
innerlich  gesteigerte  Ton  ist  bestens  getroffen. 
Einen  wirksamen  Gegensatz  hierzu  bildet  das  von 
grosser  Leidenschaft  erfüllte  Capriccio.  Es  kann, 
ganz  abgesehen  von  dem  anziehenden,  rein  musi- 
kalischen Inhalte  zugleich  eine  treffliche  Studie  für 
Terzen-  und  Akkordspiel  abgeben.  Die  Axia  bietet 
eine  in  schön  melodischem  Bogen  geschwungene 
Melodie  auf  harmonisch  interessanter  Basis,  eine 
Studie  für  vornehme  Tongebung  und  ein  wirkungs- 
reiches Stück  für  Vortragszwecke  zugleich.  Viel 
Anklang  wird  auch  E.  Jaques-Dalcroze's  Polka 
enharmoniqne  (op.  47)  finden;  ein  vornehm  ge- 
dachter, durchaus  liebenswürdiger  musikalischer 
Scherz,  der  des  Tonsetzers  musikalischen  Peinsinn 
und  künstlerisches  Geschick  im  hellsten  Lichte  er- 
scheinen lässt. 

Da?ld  Popper,  op.  74.    Streichquartett  (C-moIl). 
Frledtiek  Hoteelft^ty  Lelpil^. 

Soviel  ich  weiss,  ist  David  Popper  bisher  nur 
mit  einer  Beihe  von  Solosachen  als  Komponist  an 
die  Oeffentlichkelt  getreten,  die  bei  Violoncello- 
spielem  wegen  gewisser  Vorzüge  ungemein  beliebt 
sind.  Das  oben  angezeigte  Werk  ist  dem  „Böhmi- 
schen Streichquartett'*  gewidmet  nnd  hat  Anspruch, 
als  anständiger  Beitrag  zur  Streich  quartettliteratur 
zu  gelten.  Nach  rein  technischer  Seite  hin  ist 
kaum  etwas  in  der  Komposition  zu  bemängeln. 
Formal  ist  alles  in  bester  Ordnung  und  in  klang- 
licher  Beziehung  weist   sich   der  Autor  als  treff- 


licher Kenner  der  Saiteninstrumente  aus.  Der 
erste  Satz  (c-moll  ^l^\  Allegro  moderato  ma  non 
troppo)  eröffnet  mit  Inhalt  und  Ausdrucksweise, 
deren  Kürze  hier  in  der  Tat  die  Würze  abgibt, 
keineswegs  neue  Perspektiven.  Es  ist  alles  hübsch 
glatt  und  fein  ordentlich.  Sehr  unterhaltsam  hin- 
gegen finde  ich  das  Scherzo  (Es-dnr  */|),  worin  es 
ungemein  lustig  zugeht  und  sich  auch  im  Trio  (in 
der  Haupttonart  des  Ganzen,  C-moll)  ein  sehr 
wirksamer  und  auch  warm  empfundener  C^ensatz 
vorfindet,  der  die  Eigenschaft  des  ihn  umgrenzenden 
Hauptsatzes  um  so  schärfer  und  bestimmter  her- 
vortreten macht.  Das  Adagio  (As-dur,  %)  ist  nach 
meinem  G^ühl  ein  wenig  zu  kurz  gehalten.  Es 
hat  ein  wirkungsreiohes,  echt  gesangliches  Thema, 
dem  ich  jedoch  eine  anhaltendere  Weiter-  und 
Durchführung,  sowie  auch  noch  schärfere  Kon- 
trastierang gewünscht  hätte,  üeberdies  macht  sich 
der  homophone  Charakter  in  diesem  Satze  ziemlich 
aufdringlich  bemerkbar.  So  wie  das  Adagio  be- 
schaffen ist,  wirkt  es  mehr  als  blosse  Einleitung 
zum  Finale.  Dieses  selbst  (C-moll,  Allegro  vivace) 
halte  ich  für  den  bestgelungenen  Teil  des  Werkes 
überhaupt.  Es  ist  ein  prächtig  klingendes,  frisch 
empfundenes  und  auch  in  der  musikalischen  Ver- 
arbeitung und  Durchführung  des  thematischen  Teiles 
anziehendes  Stück,  das  bei  gutem  und  temperament- 
vollem Vortrage  gewiss  von  ausgezeichneterWirkung 
sein  dürfte,  und  zwar  umsomehr,  als  sich  gerade 
hier  mehr  Anläufe  zu  polyphoner  Ausgestaltung 
nachweisen  lassen. 

AvgnstEnna:   Drei  Klavierstücke.  „Auf  der  Haide. 
Ib  und  Kirstine.    Zigeunertanz. ^ 
Wilhelm  HamieM«  Kop0mhaf«m  mad  L^ipatf . 

Sicherlich  ist  es  von  Interesse,  dem  bekannten 
dänischen  dramatischen  Tonsetzer  auch  einmal  anf 
dem  Gebiete  der  Klaviermusik  zu  begegnen.  Seine 
oben  genannten  drei  Stücke  sind  stimmungsvolle 
Tonpoesien  von  ungemein  charakteristischem  Aus- 
druck und  feiner  musikalischer  Ausarbeitung. 
Einigemale  empfindet  man  freilich  wohl,  dass  der 
Klaviersatz  nicht  die  eigentliche  Domäne  des 
Autors  ist,  denn  vieles  ist  orchestral  gedacht  und 
gibt  sich  in  der  Darstellung  mehr  in  Form  eines 
guten  Klavieranszugssatzes.  An  sich  sind  Enna's 
drei  Stücke  leicht  zu  spielen  und  verdienen  freund- 
liche Beachtung. 

Ignai   BrttU,    op.    93.    Berceuse,   Impromptu  und 
Beigen  für  Pianoforte. 
Boiwortli  k  €o«y  Ii«lpiiv. 
Drei  fein  empfundene,   geschmackvoll  ausge- 
führte und  klanglich  reizvolle  Pianofortestficke  von 
leichterer  Ausführbarkeit,   die   sowohl   für   Unter- 
richt,  als   auch  Vortrag  vortreffliche  Verwendung 
finden    können.      Sie    sind    in    ihrer   freundlich- 
anspruchslosen Art  und  wegen  der  ansprechenden 
Einfachheit  in  Melodie,  Harmonie  und  Rhythmus 
durchaus  zu  empfehlen. 


—    303     — 


Morlti  Mosikowftki,  op.  69.  Valse  de  Concert. 
iallu  Halaamfr,  BrttiM« 
M.  MoBzkowski's  Fdar-Walzer  (op.  69)  i8t  ele- 
gant, melodiös  und  nnterkaltend.  Die  feine  Sohreib- 
weiae  des  bekannten  Antors  kommt  anch  hier  in 
dem  ganz  trefflichen  Klaviersatze  za  voller  Wirkongs- 
f&higkeit.  Jedenfalls  ist  das  Stück  als  Beitrag  zu 
besserer  Unterhaltungsmusik  zn  empfehlen. 

Euften  SegniU. 

Am  SeherlBgs  „Geschichte  des  Instmmentalkonzerts^*. 
Brellkopf  nd  Hittel,  Lelpils. 

Dieses  bedeutsame  Werk  stellt  sich  uns  als 
eine  Ausgabe  der  ,,Kleinen  Handbücher  der  Musik- 
geschichte, herausgegeben  von  H.  Kretzschmar", 
vor.  Die  „nicht  völlig  widerspruchsfreie  Dar- 
legung des  feinen  musikalischen  Eormgewebes" 
der  Zeit  von  ca.  1600  bis  in  die  neueste  Zeit  er- 
fährt in  dieser  von  grossem  Sammelfleiss  zeugenden, 
musikwissenschaftlichen  Arbeit  elue  klare,  die 
Musikgeschichte  von  bestimmter  Seite  anschaulich 
erhellende  G^estaltung.  Und  das  tut  not  Denn 
die  summierenden  alles  umfassenden  musikgesrhicht- 
liohen  Werke  genügen  angesichts  der  fort- 
währenden erfolgreichen  Einzelforschungen  und 
Ausgrabungen  nicht  mehr  dem  ernstdenkenden 
Musiker.  Verfasser  lenkt  seine  Scheinwerfer  auf 
die  Anfänge  des  InstrumentalkoDzerts,  wobei  er 
das  Eonzertieren  alschorisches  illustriert.  Ferner 
auf  die  Konzertsinfonie,  Concerto  grosso,  Solo- 
konzert, die  Konzerte  der  norddeutschen,  Mann- 
heimer und  Wiener  Schule,  die  verschiedenen 
Stadien  des  Klavier-,  Violinkonzerts  und  nebenbei 
auf  die  Violoncell-,  Viola-  und  Bläser-Konzerte. 
Fesselnd  und  mit  knappen,  treffenden  Worten 
charakterisiert  Verfasser  die  Vertreter  der  einzelnen 
Bichtungen  und  die  Geburt  der  einzelnen  Formen 
aus  den  vorhergehenden.  Er  rückt  die  Beurteilung 
der  Konzertkompositionen  in  ein  neues,  uns  unge- 
wohntes Licht  und  erhöht  dadurch  die  Urteilskraft 
des  Musikstudierenden.  Vielleicht  hätten  die  Fäden 
der  immer  kunstvolleren  musikalischen  Verflech- 
tungen aus  dem  Mangel  bezw.  den  Verbesserungen 
der  jeweiligen  Instrumente  (Tasteninstrumente, 
Beschränkung  der  Streichinstrumentenarten  im 
Bahmen  des  Konzerts)  eine  gründlichere  Ansein- 
snderlegung  erfahren   können.    Auch  ist   der  ge- 


schichtlichen Mitwirkung  der  Orgel  im  Konzert 
zu  wenig  Baum  gegeben.  Femer  der  in  der  Be- 
setzung grossen  Kammermusikformen,  die  vollständig 
zu  ihrer  Zeit  das  Gepräge  eines  Instrumental- 
konzertes trugen,  zu  wenig  Erwähnung  getan. 
Denn  auch  die  „konzertaien**  Formen  gehören  mit 
in  die  Geschichte  des  Instrumentalkonzerts.  Eine 
Deutung  der  Schicksale  des  „Kadenzenwesens''  im 
19.  Jahrhundert  fehlt  ganz.  Schade,  denn  das  schlecht 
auszurottende  freie  Musizieren  und  Konzertieren, 
das  schliesslich  in  dem  Zwang  der  ausgeschriebenen 
Kadenz  bis  zu  unserer  Zeit  seinen  letzten  Ausläufer 
hatte,  war  in  der  ersten  2^it  von  nicht  geringem 
Einfluss  auf  die  Entwickelnng  des  Instrumental- 
konzerts. Die  praktische  Ausnutzung  des  interessan- 
ten Werkes  dürfte  durch  Einschaltung  „  vollständiger** 
Beispiele  und  bildnerische  Darstellung  der  Instru- 
mente, besonders  der  früheren  Epochen,  erhöhten 
Wert  erfahren.  Zu  wünschen  für  eine  neue  Auf- 
lage wäre  die  HinzufÜgung  einer  Geschichte  des 
Orchesterkörpers,  der  Gestaltungen  der  verschieden- 
artigen Kapellen  und  Stadtpfeifereien,  also  der 
Organe,  die  das  „Instrumental konzert"  zur  Aus- 
führung brachten.  Auch  wäre  die  Einfügung  einer 
Gtoscbichte  des  „Konzertes"  mit  seinen  Sälen  und 
Programmen  wohl  dem  Titel  unterzuordnen. 

Ludwig  Riemann. 

Theodor  Blumer  Jan.»  op.  12.   Erinnerung,  Wiegen- 
lied, Humoreske. 

B»rlkolf  S«mf  i;  Ii«lf  tif . 

Das  erste  Stück  „Erinnerung'  atmet  viel  Innig- 
keit und  kraftvolle  Leidenschaft  und  ist  mit 
wechselndem  Tempo  zu  spielen.  Die  Triolenflguren 
müssen  bei  aller  Lebendigkeit  durchaus  gleich- 
massig  wiedergegeben  werden. 

Von  zarter  Empfindung  ist  das  .Wiegenlied* 
in  Fis-dnr.  Der  Komponist  hat  es  verstanden,  der 
etwas  abgebrauchten  Form  einen  neuen,  originellen 
Inhalt  zu  geben.  —  Die  „Humoreske^  No.  8  ist 
von  gefälliger  Grazie  und  nicht  ohne  poetischen 
Gehalt,  um  ihr  die  erwünschte  Leichtigkeit  zu 
geben,  muss  sie  mit  lockerem  Anschlag  und  dis- 
kretem Pedalgebrauch  gespielt  werden. 

Alle  drei  Stücke  bieten  einem  Schüler  der 
Oberstufe  dankbare  Aufgaben  und  sind  zum  Studien- 
gebrauch ZQ  empfehlen. 

Af .  J.  Rehberg. 


Dresdeser  Toiiklliistlerverein. 

Der  Bericht  über  das  51.  Vereinsjahr  des 
Dresdener  Tonkünstler-Vereins  gedenkt  zu- 
nächst des  verstorbenen  Königs  Georg,  der  dem 
Vereine  unausgesetzt  ein  Gönner  und  Beschützer 
gewesen,  und  berichtet  weiter  über  eine  Audienz 
bei  dem  jetzigen  König  Friedrich  August,  die 
derselbe  einer  Deputation  mit  Hofrat  von  Schach 
an  der  Spitze  gewährt  hat.    Zum  80.  Geburtstage 


Vereine. 

Prof.  Carl  Reinecke*s  wurde  ihm,  der  Ehren- 
mitglied des  Vereins  ist,  eine  künstlerisch  aus- 
geschmückte Adresse  durch  eine  Deputation  über- 
reicht. Die  Mitgliederzahl  des  Vereins  hat  sich, 
trotzdem  duich  Tod  und  Verzug  mancher  Verlust 
eintrat,  in  erfreulicher  Weise  vermehrt;  der  Bestand 
der  ordentlichen  Mitglieder  bezifferte  sich  am 
Schlüsse  des  Vereinsjahres  auf  289,  der  ausser- 
ordentlichen auf  430  Mitglieder.  Es  fanden  ausser  der 


—     304     — 


General- Versammlang  und  den  VorstandBsitznngen 
12  üebnngs-  nnd  4  Aaff ührungsabende  statt,  auf 
denen  eine  Reihe  interessanter  älterer  wie  neuerer 
Werke  znr  erstmaligen  Anfführang  kamen,  unter 
den  mitwirkenden  aasw&rtigen  Künstlern  sind  zn 
nennen  die  Herren  Willem  Kes-Moskan,  Frank 
Howgrave-London,  Prof.  Georg  Schumann- 
Berlin  nnd  Dettmar  Dressel-London.  Der 
Verein  konnte  wieder  eine  Reihe  von  Unter- 
Stützungen  gewähren,  nnd  zwar  400  Mk.  für  die 
ünterstützungtfkasse  des  dortigen  Musikpädagogi- 
schen Vereins,  je  300  Mk.  zur  Gewährung  einer 
Freistelle   dem   König! .   Konservatorium    und    der 


Dresdener  Musikschule,  Direktor  B.  L.  Schneider, 
100  Mk.  der  Krankenkasse  des  Allg.  Musiker- Vereins, 
500  Mk.  als  ausserordentliche  Zuwendung  sor  Ja- 
biläumsgabe,  endlich  die  Summe  von  2B32  Mk.  zu 
Ehrengaben  und  Zeitentschädigungen  an  ordent- 
liche Mitglieder.  Von  Herrn  Adolf  Renner  war 
dem  Jubiläumsfond,  der  sich  auf  7410  Mk.  belauft, 
ein  Geschenk  von  500  Mk.  gestiftet  worden.  Der 
Vorstand  besteht  aus  den  Herren  Prof.  Book- 
man n  L,  Prof.  Schmole  II.  Vorsitzender,  Musik- 
direktor W.  Seifhardt  Schriftführer  und  Ludwig 
Hoffarth  Schatzmeister. 


Der  Gesamtauflage  liegen  die  Prospekte  von  Lauterbaoh  A  Kuhn,  Leipzig:  „JVr- 
lagS' Katalog  JQO^^^  und  H.  R,  Kren f z/in,  Berlin:  ^^ Bewährte^  instruktive  Unterrichtswerke 
und  Vortragsstücke^\  einem  Teil  der  Auflage  liegt  ein  Prospekt  der  Edition  Sieingräher, 
Leipzig:  ^.Verlagsverseichnis  ipoj-igoö*''  bei^  auf  die  wir  unsere  Leser  besonders  auf- 
merksam  machen.  D.  E. 


Wem  an  der  schnellen  Erlangung  einer 
Mollden  KlaTlerteohnik 

gelegen  ist,  der  übe  die 

Tausig-  Ehrlich'schen 
„Täglichen  Studien'' 

oder  die 
entsprechenden  Vorstudien  und  Ergänzungen. 

Diese  geniale  Methode  ist  als  klassisches,  päda- 
gogisches Meisterwerk  noch  immer  unerreicht. 
Es  giebt  keine  andere  Etüden- Sammlung,  die  so 
schnell  die  Finger  kräftigt  und  eine  so  virtuose 
und  solide  Technik  verleiht;  sie  ist  deRhaib  jedem 
strebsamen  Laien  und  Kfinstler  noentbebrllch,  wird 
sie  doch  selbst  von  den  grössten  Klavierkünstlern 
täglich  zur  Erhaltung  der  Virtuosität  zur  Hand 
genommen. 

Chrisander,  Nils.    123  teehniache  Studien    Mk. 
alt  Vorschule  zu  den  Tausig-Ebrllch- 

•chen  „Täglichen  Studien'' 4.00 

Dechend»  Hans.    Auswahl  aus  den  «Täg- 
lichen Studien''  von  Tansig-Ehrlicb 
zum  Selbstunterricht  und  fOr  die 
Mittelstufe  mit  Ergänzungen  .  .  no.  3.00 
Tauslg-Ehrlich.    Tägliche  Studien.  Heft  I  5  00 

Heft  II  und  III  ä  4.00 
Dechend,  Hans.  Ergänzungen  zu  denTausig- 

Ebrllcb'scben  „Täglichen  Studien"  5.00 
Ehrlich,  H.  Wie  äbt  man  am  Klavier  7  Betrach- 
tungen und  Ratschläge  nebst  ge- 
nauer Anweisung  für  den  rich- 
tigen Gebrauch  der  Tansig-Ehr- 
lich'schen  „Täglichen  Studien"  no.  1.50 
Ehrlich»  H.  INusikstudium  und  Klavierspiel. 
Betrachtungen  über  Auffassung, 
Khythmik,  Vortrag  u.  Gedächtnis 

no.  1.50 
Ehrlich,  H.    Der  musikalische  Anschlag. 

Zwölf  melodische  Studien  für 
Pianoforte  und  Entwicklung  des 
Anschlags  jedes  einzelnen  Fingers  4.50 

Heinrichshofen's  Verlag 

=====  Magdeburg. 


Konservatorium  der  Musik 
in  Kassel. 

Gegr.i8d5.     Direktion:  L  Beyer.     G^gr.  189&. 

EhrenTOrelii:  Bf^fflenugs-Prisidant  T0H  TtoM  s«  SbIb, 
enf  ESmliTMorlTy  EzoelUns  Oenenüin  Ten  G«!*«^» 
OberbürgermeisUr  HBlIer  u.  A. 

Caratorinin:   Pfarrer  HaUt  Sohuldiraktor  Prof.  Dr.  Krui- 
Bankier  Plaat,  Jnatiarath  Schoffar  n.  A. 


Lehrer :  Die  Damen :  Im  Beyer«  Rlaial-FSnter«  Köni^  Opern- 
aänserin,  Oleiae-Fabroal,  A.  Taadlen.  Dia  Harren: 
▲•  Hartder««.  Kammervirtnoa.  Pro£  Dr.  HSbal« 
0.  Kaletach,  KgL  Kammennnaiker,  E.  EietaHann« 
Kgl.  Opemaftncer,  W.  Heabaapft,  K|{l.  Kammennnaiker, 
Ed.  HeliaildtrKgl  Kammermutfiker,  B.  Behnarlbaach, 
KgL  Kammermoaiker  n.  A. 

UBierrichtfftcher:  Klavier,  Violine,  Cello,  Harfe  nnd  alle 
übrigen  Oroheaterinatiiimente.  Oeaang,  Harmonie- 
nnd  KompoAitionBlehre.  Mnaikgeaefaichie.  Italien ieoh. 
OrcheaterspieL    Oehörabnng.    Ilnaikdiktat. 

OrgEBlMliOB:  Conoertklaaaen.  Seminarklaaaen.  Ober-, 
Ifiitel-  nnd  Blementarklaaaen. 

(Stataten  aind  koetepiVei  an  boaieben  dnreh  die  SchrifUeitnng 
des  KonMrvatorinma  Kaaael,  Wilhelmahöber  Allee  48L 


Staatlich    genehmlstes    Koa 
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Entworfen  von  Prof.  B.  Breslanr. 
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jede  Bnchhandlnng  naobbeaogen  werden. 


—     305    — 


Adressen-Tafel. 

5  Zeilen  10  Hk.  jährlich,  weitere  ft  Zeilen  6  JHk. 


Prof.  €.  Breslaiir'$  KonservatorMin  und  Seminar. 

Direction:  Gustav  Lazarus. 

Berlin  N. W.,  Luisen-Str.  36.                Berlin  W.,  BUlowstn  a  (am  Nouendorfpiati). 

Spreohatonden :  5—8,  Mittwoehs  u.  Sonnabendi  10—12.                              Spreohstnoden :  8—10  u.  1>2. 

Erste  Lehrkrifte,  vellstiMlIge  ■aslkalltcbe  md  pidagoglscbe  Ambnämg.     ElemirtarklUMa. 

Prof.  Siegfried  Ochs. 

Dirigent  des  .Philharm.  Chorea". 

Berlin  W.,  Bendler-Strasse  8. 

Spreohat  nur  v.  11—19  IJhr  Vorm. 

Franz  Grunicke, 

Orgel,  Klavier,  Harmonielehre. 

Berlin  W.,  Stoinmotzstr.  49" 

Martha  Remtnert, 

Hof  Pianistin,  Eammervirtaoain. 
Berlin  W«,  Tanenzlenatr.  6« 

Emma  JRoQh. 

Pianistin. 
Beriln  W.,  Neue  Wlnterfaldstr.  15. 

Konsert-Vertr.:  H.  Wolff,  Berlin. 

Flora  Scherres-Friedenthal 

Pianistin. 

Berlin-CharlottenbuTg, 

Kantatr.  160a. 

Prof.  Jui.  Hey'S  Cesangschule. 
Berlin  W.,  EUkolzstrasse  sn, 

am  Botanischen  Garten. 

GeB&ngniiterricht  erteilen: 

Frau  Felix  SchmldNKOhne 

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nehmen  wollen,  sind  (gebeten,  event.  vorher  schriftliche  Klarlegung  ihrer  stunmlichen 
Veranlagung,  sowie  eines  von  einem  Arzt  ausgestellten  Berichtes  Qber  ihren  allge- 
meinen Gesundheitszustand  einzusenden. 

Prof.  Franz  Kullak. 

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zugleich  Gesang-Schule  far  Konzert,  Oper  und  Haus. 

Gegründet  1851.                                                                                   Elisabethenstr.  86. 

Unter  dem  Protektorat  Ihrer  Durchlaucht  der  Farstin  zu  Erbach-Schönberg; 

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Direktor:  Professor  Ph.  Schmitt,  Grosvh.  MusiKdirektor. 

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dem  preisgekrönten  Rnschauungsunterrlcht  der  Vorsteherin. 

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brieflichen  theoretischen  Unterricht.  —  Jährliche  Frequenz:  350  Schüler  und  Schüle- 
rinnen aus  dem  In-  und  Auslande.  —  Lehrkräfte  ersten  Ranges. 
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Zweiganstalten:   N.W.  Lessingstr.  31,  Uhlandstr.  53.     Leiter:  Kapellmeister  R.  Robitschek. 

Hauptlehrer:  Gesang:  Frls.  E.  Arnold,  M.  Berg,  Fr.  Prof.  Blanck-Peters,  Frau  M.  Brieger-Palm, 
Frls.  T.  Kunz.  A.  Salomon,  Herren  £.  Brieger,  Dr.  H.  Goldschmidt,  A.  Sistermans.  Klavier :  Herren 
R.  Ebel,  A.  Foerster,  K.  Kessler,  Dr.  W.  Kleefeld,  Prof.  J.  Kwast.  Prof.  W.  Lcipholz.  M.  Mayer- 
Mahr,  P.  Oehlschläger,  Prof.  X.  Scharwenka,  Prof.  Ph.  Scharwenka,  A.  Schumann,  H.  Torshof, 
Frls.  E.  Eckhardt,  M.  Haase,  D.  Hcyden,  E.  Hirsch,  E.  Kollberg,  C.  Krause,  C.  Kuske,  M.  Pick, 
F.  Prictzel,  M.  Siebold,  H.  Stubenrauch.  Tiollne:  Frls.  J.  v.  Brennerberg,  G.  Steiner,  Herren 
R.  Broemel,  M.  Grünberg,  J.  Huff,  Kammervirtuos  Fl.  Zajic,  G.  Zimmermann.  Cello:  J.  van  Lier. 
Orgel :  F.  Grunicke.  Coinpositlon :  H.  Herrmann,  Dr.  H.  Leichtentritt,  Prof.  Ph.  Scharwenka.  Schan- 
spleluchale :  M.  Lippert.  Abteilung  für  Musikwissenschaften :  Herren  Dr.  H.  Goldscbmidt,  Dr.  W. 
Kleefeld,  Dr.  H.  Leichtentritt,  O.  Lessmann.     Seminar:  Prof.  X.  Scharwenka,  Prof.  W.  Leipholz. 

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Ihrer  Maj.  der  Kaiserin  von  Deutschland  und  Königin  von  Preussen, 

Ihrer  Maj.  der  Kaiserin  Friedrich, 

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Ihrer  Maj.  der  Königin  von  England, 

Ihrer  Maj.  der  Königin  Regentin  von  Spanien, 

Sr.  Königl.  Hoheit  des  Prinzen  Friedrich  Carl  von  Preussen, 

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BERLIN  N. 

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Für  die  Redaktion  Terautwortlich:  Anna  Morsch,    Berlin  W.,  Ansbachorstr.  37. 

Expedition  nnd  Verlag  ^^Der  Elarler- Lehrer^,  M.  Wolff,  Berlin  W.,    Ansbacherstraase  87. 

Druck:  J.  S.  Prenss,  Berlin  S.W.,  Kommandantenstr.  14. 


Der  Klavier-IiehFer. 

Musik-pädagogische  Zeitschrift  für  alle  Qebiete  der  Tonkunst. 

Organ  der  Deutschen  Musiklehrer-Vereine, 

der  Musik-Sektion  des  fl.  D.  L.-V.  und  der  Tonkunstler-Vereine 

zu  Köln,  Dresden,  Hamburg,  Leipzig  und  Stuttgart. 

Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslaur. 

^reuÄMtl^aiÄ^  Redaktion:  Anna  Morsch 

musIkaUenbandlungcn,     Post  •  JfntUlicn  _       .,       ___ 

(unitr  no.  4170)  1,50  lUk.,  bei  direkter  Berlin   W.» 

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für  die  zweigespaltene  Petlueile  ent* 
gegengenommen. 


No.  20. 


Berlin,  15.  Oktober  1905. 


XXVIII.  Jahrgang. 


Inhalt:  J.  Vianna  da  Motta:  Mathis  Lussy  und  Hugo  Riemaan.  Hans  Schaub:  Zur  Reform  des  theoretischen  Unterrichts  auf 
unseren  musilcalischen  Lehranstalten.  (Fortsetzung.)  Dr.  Karl  Storck:  Kritische  RQcIcschau  über  Konzert  und  Oper.  Mitteilungen 
von  Hochschulen  und  Konservatorien.  Vermischte  Nachrichten.  Bficher  und  Musikalien,  besprochen  von  Eugen  Segnitz  und 
M.  J.  Rehbein.    Musikpädagogischer  Verband.    Anzeigen. 


ISiafhls  JfUssY  ut)d  ¥{^§^0  f(hn}at)t). 


Von 
Jf  Tiannn  da  Motta. 


Wer  sich  in  Deutschland  für  die  Lehre 
der  musikalischen  Rhythmik  und  Phrasierung 
interessiert,  kennt  fast  nur  den  Namen  und 
die  Werke  Hugo  Riemanns.  Aber  noch 
vor  ihm  oder  zu  gleicher  Zeit,  jedenfalls  un- 
abhängig von  ihm  arbeitete  der  Schweizer 
Mathis  Lussy  auf  demselben  Gebiet.*) 
Diesen  beiden  Männern  sind  die  heutigen 
Ergebnisse  dieser  jungen  Wissenschaft  fast 
einzig  zu  verdanken,  denn  Mitarbeiter  hatten 
sie  wenige  und  von  den  Vorgängern  haben 
sie  sich  gänzlich  abgewendet  und  gehen 
andere  Wege.  Lussy  sagt  lakonisch,  dass  er 
die  Gelehrten  bewundert  und  sie  bei  Seite  ge- 
lassen hat,  er  wollte  im  Buch  der  Natur  lesen; 
unterrichtend  (er  war  über  30  Jahre  in  Paris 
als  Lehrer  tätig),  die  Meister  hörend,  in 
selbständiger  Forschung  hat  er  musikalische 
Vivisektion  getrieben.  Und  Riemann  spricht 
es  klar  aus,  dass  man  vor  ihm  immer  musi- 
kalische Rhythmik  mit  poetischer  (Sprach)- 
Metrik  verwechselt  hatte;  indem  man  nur  die 


*)  Traitö  de  rexpression  musicale  von  Lussy, 
I.  Auflage,  1873.  Musikalische  Dynamik  und  Agogik 
von  Riemann,  1884.  Das  sind  die  beiden  Haupt- 
werke, in  denen  die  Verfasser  zum  ersten  male 
ihre  Lehre  im  Zusammenhang  darstellen,  denen 
aber  natürlich  Einzelaufsätze  vorangingen. 


Gesetze  dieser  auf  jene  anzuwenden  ver- 
suchte, kam  man  zu  keiner  Klarheit,  weil 
das  Problem  von  vornherein  nicht  klar  ge- 
stellt war.  Lussy  und  Riemann  sind  also 
wahre  Entdecker  einer  neuen  Wissenschaft. 
Lussy^s  „Traite  de  Texpression  musi- 
cale" hat  bereits  über  7  französische  Origi- 
nalausgaben erlebt  und  ist  in  mehrere  Sprachen 
übersetzt  worden*),  sein  Rhythme  musical 
erschien  1897  in  dritter  Auflage,  sein  letztes 
und  bedeutendstes  Werk,  TAnacrouse  dans 
la  musique  moderne  erschien  1903  (beide 
bei  Heugel,  Paris).  Im  selben  Jahre  ver- 
öffentlichte Riemann  sein  System  der 
musikalischen  Rhythmik  und  Metrik 
(bei  Breitkopf  &  Härtel),  eine  neue  Darlegung 
seiner  Lehre,  von  der  er  bescheiden  sagt, 
dass  es  eine  „Skizze"  sei,  die  aber  den 
früheren  Versuch:  „Dynamik  und  Agogik** 
überholt.  Es  wäre  interessant,  die  Methoden 
beider  Männer  bis  in  Einzelheiten  zu  ver- 
gleichen. Ich  will  mich  jedoch  nur  auf 
Hauptpunkte  beschränken. 

Lussy   geht   mehr  empirisch  zu  Werke. 
Er  formuliert   auch  Gesetze,    findet   treffliche 


*)  Deutsch  bei  Leuckart,  Leipzig. 


—     310    — 


Definitionen,  aber  erhebt  sie  nicht  bis  zu 
einem  allgemeinen  System,  nach  dem  er 
übrigens  auch  kein  Bedürfnis  fühlt.  Ist  dies 
auf  einer  Seite  ein  Mangel,  so  hat  es  auf  der 
andern  Seite  den  Vorteil,  nie  den  Zusammen- 
hang mit  dem  Lebendigen  der  Kunst  zu  ver- 
lieren. Lussy  lässt  für  Ausnahmen  den 
weitesten  Spielraum.  —  Riemann  konnte  man 
früher  den  Vorwurf  machen,  dass  er  öfter  der 
Kunst  Zwang  antat,  um  sie  in  ein  System  zu 
bringen.  Aber  er  hat  sich  geklärt  und  tritt 
jetzt  weniger  schroff  auf,  sein  System  ist 
biegsamer  geworden.  Vor  Lussy  hat  er  die 
grössere  philosophische  Bildung  voraus. 

Sehi  interessant  ist  es,  dass  jeder  von 
ihnen  den  Rhythmus  auf  ein  anderes  Ur- 
phänomen  zurückführt:  Riemann  auf  den 
Herzschlag,  Lussy  auf  die  Atmung.  Rie- 
mann nimmt  den  Pulsschlag  als  die  normale 
Messzeit  des  Rhythmus.  Lussy  erklärt  das 
Urmotiv  der  musikalischen  Rhythmik  (auch 
von  Riemann  als  solches  anerkannt)  ^||l  als 
Einatmen  (2)  und  Ausatmen  (1).  Diese  Er- 
klärung ist  sehr  glücklich  und  wirft  viel  Licht 
auf  Auftaktbildungen.  Für  den  Geiger  ist  es 
gleichbedeutend  mit  dem  Auf-  und  Niederstrich. 

Dieser  Grundunterschied  beider  Forscher: 
Empirie  und  System,  macht  sich  überall  fühl- 
bar. Lussy's  Darstellung  ist  etwas  um- 
ständlich, wortreich,  sprunghaft,  unruhig,  aber 
immer  warm.  Nur  zu  oft  unterbricht  er  seine 
Erklärungen,  um  in  Begeisterung  auszubrechen : 
quel  genie!  qüel  chef-d'oeuvre !  oder  um 
seine  Bewunderung  für  Meister  des  Klavier- 
spiels auszudrücken,  namentlich  Bülow  und 
Rubinstein,  die  er  die  beiden  grössten  Klavier- 
spieler nennt,  die  er  das  Glück  hatte  zu 
hören  (Bülow  nahm  den  regsten  Anteil  an 
Lussy's  Arbeiten).  Oft  notiert  er  ihre  Inter- 
pretationen und  analysiert  sie,  was  von  grösstem 
Interesse  i-t.*J  Aber  diese  Begeisterungsaus- 
brüche haben  oft  nichts  mit  der  Materie  zu 
tun,  die  er  behandelt,  und  wenn  er  neben 
Bach,  Beethoven  auch  Schumann  und  gar 
Mendelssohn  als  Genies  in  dieselbe  Reihe 
stellt,  so  ist  eine  solche  unterschiedlose  Be- 
wunderung bedenklich  und  riecht  etwas  nach 
—  der  Verfasser  verzeihe  mir  das  harte 
Wort  —  Dilettantismus.  So  wäre  Lussy's 
Ausdruck:  vivisection  musicale  eher  auf 
Riemann     anzuwenden,     denn    dieser    seziert 

*)  Bei  den  hübschen  Beispielen  der  Mazurken 
Chopins  auf  S.  40  der  »Anacrouse"  hat  im  ersten 
Falle  Rubinstein,  im  zweiten  Bülow  zweifellos 
Recht. 


mit  der  grössten  Ruhe  und  Kälte,  nur  seinen 
augenblicklichen  Zweck  vor  Augen.  Streng 
systematisch  geht  er  vom  allgemeinen  zum 
besonderen,  teilt  und  ordnet  alles  nach 
Gruppen  mit  Unterabteilungen.  Im  „Traite 
de  Texpression  musicale"  teilt  auch  Lussy 
den  Stoff*  nach  allgemeinen  Rubriken  ein. 

Femer  lässt  sich  oben  bezeichneter  Unter- 
schied in  der  Terminologie  verfolgen.  Lussy 
hatte  mit  der  französischen  Sprache  zu 
kämpfen,  die  neue  Wortbildungen,  wie  sie  hier 
für  dieses  neu  entdeckte  Gebiet  nötig  waren,  bei 
weitem  mehr  erschwert  als  die  deutsche.  So 
ist  er  gezwungen,  oft  griechische  Ausdrücke 
wie  „Ictus",  „Anacrouse"  zu  verwenden,  oder 
den  geläufigen  wie  „rhythme",  „mesure", 
verschiedene  Bedeutungen  zu  geben,  die  er 
erst  durch  Definitionen  feststellen  muss.  Das 
erschwert  aber  die  Lektüre.  Riemann  konnte 
sich  eine  eigene,  neue  Terminologie  bilden, 
die  an  Präzision  nichts  zu  wünschen  übrig 
lässt. 

So  wie  in  der  Terminologie  lässt  sich 
auch  an  andern  Zügen  erkennen,  dass  Lussy 
noctt  am  bestehenden  hält,  während  Riemann 
überall  von  Grund  aus  neu  bauen  will.  Dass 
Lussy  viel  aus  der  Praxis  der  grossen  Musiker 
ableitet,  erwähnte  ich  schon.  Riemann  da- 
gegen beschäftigt  sich  gamicht  damit.  Er 
sucht  die  Gesetze  allein  in  den  Werken  und 
erwähnt  höchstens  hie  und  da  die  theore- 
tische Auffassung  Bülow's.  Sehr  interessant 
ist  es  dann  auch,  dass  Lussy  unsere  Noten- 
schrift vorzüglich  findet,  von  vollendeter 
Plastik,  während  Riemann  bekanntlich  sie 
ganz  und  gar  reformieren  will.  Hier  ist  eine 
Hauptschwäche  Riemanns.  Denn  wenn  seine 
komplizierte  Art  der  Notierung  für  die  sub- 
tile Analyse  gute  Dienste  leistet,  so  ist  sie 
doch  für  den  praktischen  Gebrauch,  wie  sie 
in  seinen  Ausgaben  angewendet  wird,  höchst 
verwirrend.  Es  ist  ganz  unmöglich,  dass  der 
Spieler  im  Augenblick  des  Vortrags  sich  ge- 
naue Rechenschaft  gibt  von  jedem  Motiv, 
jedem  kleinsten  Teil  des  musikalischen  Baues. 
Das  alles  muss  vielmehr  beim  Studium,  dem 
langsamen  Analysieren  geschehen,  dann  aber 
einzig  und  allein  ins  Gefühl  übergehen,  aber 
für  das  Auge  muss  das  musikalische  Bild 
notwendig  vereinfacht  werden.  Es  genügt 
dann,  dass  die  Grundrisslinien  klar  hervor- 
treten. So  stimme  ich  Lussy  vollkommen 
bei,  dass  unsere  Notenschrift  sehr  gut  ist. 
Aber  allerdings  muss  man  zugeben,  dass  die 
Komponisten  nicht  immer  genügend  sich  der 


—   3ir  — 


Mittel  bedienen,  die  sie  bietet,  um  den  musi- 
kalischen Bau  klar  darzustellen.  Namentlich 
die  zahlreichen  Irrtümer  in  der  Wahl  der 
Taktarten,  von  denen  sowohl  Lussy  als  Rie- 
mann  höchst  interessante  Beispiele  geben, 
(auch  bei  den  besten,  z.  B.  Chopin  sehr  häufig) 
sind  erstaunlich. 

Einen  unbegreiflichen  Fehler,  den  Lussy 
in  seinem  „Traite  de  Texpression"  und  im 
„Rhythme  musical"  beging,  hat  er  glück- 
licherweise in  seinem  letzten  Werk  beseitigt: 
das  war  die  Wahl  der  Beispiele.  Diese 
w^aren  nämlich  zum  grössten  Teil  der  aller- 
seichtesten  Literatur  entnommen,  man  staune : 
den  Lysberg,  Godefroid,  Lefebure  Wely, 
Ravina  etc.!  Er  rechtfertigt  es  damit,  dass 
die  Gesetze  allgemeine  Giltigkeit  haben  und 
auch  auf  die  schlechte  Musik  Anwendung 
finden.  Aber  die  schlechte  Musik  existiert 
einfach  nicht  für  den  gebildeten  Musiker,  und 
dem,  der  Bildung  sucht,  muss  man  sie  nie, 
auch  nicht  in  einzelnen  Beispielen  nahe  bringen; 
wer  aber  jene  Literatur  pflegt,  wird  sich 
wenig  um  Phrasierung  sorgen.  Schliesslich 
interessiert  die  Anwendung  jener  Gesetze  ^och 
eben  nur  auf  die  gute  Musik.  Wir  wollen 
lernen,  wie  man  Beethoven's  Musik  phrasiert, 
nicht  die  Klosterglocken!  Hoffentlich  reinigt 
Lussy  noch  sein  verdienstvolles  „Traite"  von 
jenen  Beispielen.  Dagegen  wäre  bei  beiden 
Verfassern  zu  wünschen,  dass  sie  mehr  Bei- 
spiele aus  der  modernen  Musik  brächten.  Das 
ist  höchst  bedauernswert.  Beide  hören  bei 
Chopin  auf,  schon  Liszt  ist  gar  nicht  vertreten. 
Bei  Riemann  höchstens  Brahms.  Warum? 
Lassen  sich  ihre  Gesetze  auf  moderne  Musik 
nicht  anwenden?  Bietet  nicht  gerade  diese  viele, 
zum    Teil    noch    kompliziertere    rhythmische 


Probleme  als  die  ältere  Musik?  Beide  Ver- 
fasser scheinen  aber  überhaupt  der  Musik 
gegenüber  einen  konservativen  Standpunkt 
einzunehmen.  Lussy  bringt  nur  Beispiele 
aus  der  Klavier-  und  (wenige)  aus  der  Ge- 
sangsliteratur. Riemann  keine  aus  der  Vokal- 
musik, aber  dafür  auch  aus  Orchester- 
Werken. 

In  einem  Hauptpunkt,  der  früher  beide 
stark  von  einander  trennte,  haben  sie  sich 
genähert.  Lussy  ging  vom  Accent  aus,  Rie- 
mann vom  Anschwellen  und  Abnehmen 
als  Grundlage  des  musikalischen  Ausdrucks 
und  mass  dem  Auftakt  die  grösste  Bedeutung 
bei;  die  Entdeckung,  dass  die  meisten  musi- 
kalischen Bildungen  auftaktig  sind,  ist  wohl 
Riemann  zuzuschreiben.  Schon  im  Rhythme 
musical  (1882,  also  allerdings  vor  Riemann's 
„Dynamik  und  Agogik")  hatte  Lussy  das  in- 
teressante Kapitel  über  die  Anacrouse  ge- 
schrieben (alle  Auftakte  sind  Anacrouses,  aber 
nicht  alle  Anacrouses  sind,  was  der  Deutsche 
Auftakte  nennt).  Von  dieser  allein  handelt 
sein  letztes  Werk,  das  mir,  wie  gesagt,  sein 
tiefstes  zu  sein  scheint. 

Ob  die  Unbildung  bei  den  Musikern  in 
Bezug  auf  diese  Fragen  wirklich  so  gross  ist, 
als  Lussy  oft  mit  Entrüstung  sagt,  ist  schwer 
festzustellen.  Eigentümlich  ist  es  jeden- 
falls, dass  fertige  Künstler  sich  gewissermassen 
genieren,  darüber  zu  sprechen.  Sind  ihnen 
diese  Fragen  so  geläufig,  dass  sie  ihnen  zu 
einfach  oder  selbstverständlich  erscheinen,  oder 
wissen  sie  wirklich  nicht,  wie  viele  Probleme 
hier  stecken?  Die  meisten  helfen  sich  wohl 
mit  dem  bequemen  Faustwort:  „Gefühl  ist 
alles."  Man  wird  aber  gut  tun,  Lussy  und 
Riemann  zu  studieren.     Und  zwar  beide. 


J^w  RcfoFif)  des  l^beopcHscbct)  ^tyUwlchfs  auf  ut)scFet) 
tt)usi1<aliscbet)  ]$ihvat}sfa\Ut}. 


II. 

Die  eigentliche  musikalische  Theorie  beginnt 
Htm  im  2.  Jahre  des  Konservatoriumsaufenthaltes 
nach  einer  vorher  abzulegenden  eingehenden  Prü- 
fung. Keinesfalls  sei  es  einem  musikalisch  Schiff- 
brüchigen erlaubt,  als  „blinder  Passagier"  in  der 
nun  folgenden  Klasse  „probeweise"  weiter  mit  zu 


Von 
Hans  Schanb. 

(Fortsetzung.) 

segeln,  man  drücke  ihm  getrost  ein  Ketourbillet 
in  die  Hand,  denn  damit  wird  man  ihm  selbst  nur 
das  Beste  tun.  Das  geschieht  nun  leider  in  der 
Regel  nicht,  unser  Elementartheoretiker  sitzt  als- 
bald in  der  „Harmoniestunde"  und  „setzt  Basse" 
aus,  gewöhnlich  nach  dem  Lehrgang  der  Harmonie- 
lebre  von  E.  Fr.  Richter,  deren  stets  neu  erfolgende 


—  .312     — 


Auflagen  beweisen,  wie  weit  man  noch  davon  ent- 
fernt ist  einzusehen,  was  hier  not  tut  und  wie 
frucht-  und  anregungslos  all  die  Paragiaphen  dieses 
musikalischen  Strafgesetzbuches  für  den  armen 
Schüler  sind.  Da  werden  denn  „offene"  und  „ver- 
deckte" Quinten  und  Oktaven  vermieden,  behäbig 
in  halben  Noten  wandelnde  Bässe  „ins  vierstimmige" 
übersetzt,  jede  Rhythmik  und  Melodik  vernach- 
lässigt und  die  jungen  Köpfe  desorganisiert  und 
untauglich  gemacht,  indem  man  alle  Phantasie 
und  Schaffensfreude  systematisch  unterdrückt  und 
ertötet.  Jede  Gelegenheit,  diese  wahrhaft  „graue** 
Theorie  mit  der  Praxis  zu  verbinden,  bleibt  unbe- 
nutzt, da  es  der  Lehrer  in  den  Gesang-  und 
Instrumental-Stunden  in  der  Regel  unterlägst,  in 
dieses  Wespennest  von  „Verboten"  und  „Regeln" 
zu  stechen,  —  „er  weiss  wohl  warum",  —  Und 
80  kaun  man  es  denn  erleben,  das^  nach  einiger 
Zeit  unsere  aufgegebenen  Patienten  aus  der  Ele- 
menrartheorie  mit  grosser  Verve  Bässe  aussetzen, 
während  sich  die  Talentierten  im  Stillen  fragen, 
zu  was  denn  um  Himmels  willen  diese  ganze 
flache  Handwerkerarbeit  sei.  Hier  ist  also  ein 
mächtiger  Stein  des  Anstosses  vorhanden,  der 
nicht  schnell  genug  entfe  nt  werden  kann.  Man 
gebe  unseren  Schülern,  die  'ja  nunmehr  alle  musi- 
kalisch und  intelligent  genug  sind,  ferner  keine 
Steine  für  Brot,  sondern  lasse  sie  ruhig  rhythmisch 
bewegte  Melodien  mit  eigens  gewählten  Akkorden 
versehen,  damit  sich  ihr  Geschmack  übe  und  ihr 
Empfinden  in  musikalischer  Beziehung  zu  seinem 
Rechte  komme.  Namentlich  das  Kapitel  von  den 
harmoniefreien  Tönen  sei  vielfacher  aufmerksamster 
Durcharbeitung  unterworfen;  hierzu  können  i^icht 
genug  Aufgaben  gemacht  werden,  und  die  gerade- 
zu leichtsinnige  Behandlung  dieses  äusserst  wich- 
tigen Gegenstandes  in  dem  Richter'schen  Lehrbuch, 
welches  überhaupt  zu  diesem  Abschnitte  gar  keine 
Aufgaben  gibt,  ist  einer  der  vielen  Gründe,  die 
die  Theorielehrer  endlich  bestimmen  sollten,  mit 
dieser  „Methode"  endgiltig  zu  brechen.  Auch  auf 
die  ,  Modulationsieh rc"  wird  zu  wenig  Zeit  und 
Mühe  verwandt,  der  Schüler  lerne  nicht  nur 
wie,  sondern  auch  wo  und  warum  er  zu  modu- 
lieren hat,   man    lasse    ihm  besonders  schöne  und 


interessante  Wagnerische  Modulationen  dorch  den 
Quarten-  und  Quintenzirkel  transponieren,  öffne 
ihm  die  Augen,  warum  zum  Beispiel  die  Modulation 
am  Anfange  des  Durchführungsteils  des  ersten 
Satzes  der  g-moll-Siofonie  Mozart*8  so  unvergleich- 
lich schön  ist,  man  zeige  ihm  allmählich  die  Meister- 
werke selbst  und  flösse  ihm  dadurch  zugleich  mit 
der  Lehre  Begeisterung  und  Liebe  zu  seiner  Kunst 
ein,  indem  man  sein  urteil  schärft  und  begründet. 
Nie  werde  ins  Blaue  hineingearbeitet,  stets  diene 
die  Arbeit  einem  Zweck,  eine  gründliche  Analyse 
der  Meisterwerke  ist  hier  unerlassllch  und  ein 
solches  Studium,  getragen  von  der  Freude  am 
Schönen  und  an  der  erwachenden  eigenen  Kraft, 
gestützt  auf  Beispiele  der  Meister,  muss  Früchte 
tragen.  —  „Man  lernt  nur  an  Beispielen"  sagt 
Richard  Wagner,  —  sehen  wir  uns  also  mit  unseren 
Schülern  in  dem  reichen  Schatze  um,  den  uns 
unsere  herrlichen  Meister  hinterlassen  haben,  er- 
klären wir  ihm  nötigenfalls  warum  an  dieser  und 
jener  Stelle  Bach  oder  Mozart  jene  Quinte  „gemacht^* 
haben,  warum  in  der  oben  angeführten  Sinfonie 
die  „Querstände"  in  den  Holzbläsern  fo  entzückend 
schön  klingen,  statt  mit  scheuem  Seitenblick  an 
diesem  „faux  pas"  vorüber  zu  gehen,  froh  ungefragt 
zu  bleiben.  Man  belebe  diese  scheinbar  trockene 
Materie,  man  verknüpfe  sie,  wo  nur  möglich,  mit 
der  Praxis  und  es  wird  auch  uns  wohler  sein,  als 
es  uns  früher  war,  wenn  wir  an  den  „Präparaten", 
als  welche  die  bezifferten  Bässe  fungierten,  unseren 
Schülern  zeigten,  dass  das  jetzt  ,.Musik"  sei. 

Ob  sich  die  Harmonielehre  selbst  mit  begabten 
und  eifrigen  Schülern  in  einem  Jahre  völlig  er- 
ledigen lässt,  ist  eine  Frage  für  sich,  die  ich  ver- 
neine, auf  alle  Fälle  aber  ist  der  Schüler  am  Schlüsse 
dieses  zweiten  Jahres  imstande,  den  „strengenSatz'' 
in  Angriff  zu  nehmen  und  neben  seinem  Harmonie- 
unterricht, der  nun  von  wöchentlich  2  Stunden 
auf  eine  reduziert  werden  kann,  auch  diese  nene 
Disziplin,  mit  welcher  die  eigentliche  Fachbildung 
für  den  Tonsetzer  beginnt,  wöchentlich  einmal  zu 
treiben.  An  dieStelle  der  zweiten  Harmoniestunde  trete 
von  nun  ab  für  diejenigen,  welche  Komposition  als 
Hauptfach  treiben  wollen,  eine  Kompositionsstunde. 
(Fortsetzung  folgt.) 


=  Kritische  Rückschau  = 

über  Konsert  und  Oper. 

Von 
Dr.  Karl  titarck. 


unser  öffentliches  Musikleben  gleicht  einer 
Sturmflut.  Sie  bricht  fast  plötzlich  herein.  Höch- 
stens, wenn  man  den  Anzeigenteil  der  haupt- 
städtischen Blätter  oder  die  Schaukästen  jener 
Musikalienhandlungen,  die  den  Billetverkauf  über- 
nommen haben,  ansieht,  erhält  man  rechtzeitig 
Kunde   von   dem    drohenden    Unheil.     Aber   was 


hilft's,  wir  werden  uns  ihm  nicht  entziehen  können. 
Wir  wissen*8  ja  nun  aus  der  Erfahrung  verschie- 
dener Jahre;  im  nächsten  Winter  werden  wir 
600  Konzei-te  haben,  von  denen  reichlich  400  völlig 
überflüssig  sind.  Von  den  übrigen  200  wird  viel- 
leicht, gut  gerechnet,  ein  Drittel  zu  jenen  gehören, 
denen  man  nicht  nur  die  Vermittlung  eines  äugen- 


—     313     — 


blicklichen  Kanstgennsses,  sondern  auch  eine  tiefere 
Einwirkung  auf  die  musikalische  Eulturbereiche- 
ruDg  zusprechen  kann.  Ich  wiederhole  das  alte 
Lied  nur  deshalb  in  neuer  Strophe,  um  von  vorn- 
herein wieder  zu  bekennen,  dass  ich  gerade  gegen- 
über diesen  Umständen  die  Aufgabe  der  Kritik 
nicht  in  der  Berichterstattung  über  alles  Geschehene, 
sondern  in  der  Auswahl  des  zu  Besprechenden  sehe. 
Heute,  wo  noch  für  einige  Tage  die  Türea  der 
Konzertsäle  verschlossen  sind,  habe  ich  über  einige 
Erscheinungen  aus  unserem  Opernleben  zu  berichten. 
Ueber  das  meiste  kann  ich  mich  kurz  fassen  und 
dadurch  Baum  gewinnen  für  die  Besprechung  eines 
neuen  Werkes.  Die  zweite  Berliner  Oper,  die 
vor  Jahresfrist  mit  stolzen  Ankündigungen  am 
Weinbergsweg  eröffnet  wurde,  ist  glücklich  ein- 
gegangen. Während  sie  sich  immerhin  ein  halbes 
Jahr  lang  behauptete,  fiel  die  komische  Oper, 
die  Wolzogen  aus  dem  Boden  stampfen  zu  können 
vermeinte,  schon  nach  wenigen  Wochen.  Das 
letztere  war  vorauszusehen  und  eigentlich  eine 
verdiente  Strafe.  Man  darf  im  Theater  gern  lustige 
Komödien  spielen.  Ich  bin  auch  nicht  griesgrämig 
genug,  um  ein  Stück  völlig  zu  verschmähen,  das 
weiter  keine  Aufgabe  hat,  als  einen  Abend  totzu- 
schlagen, das  Theater  an  sich  aber  darf  nicht 
zur  Komödie  werden.  Wo  es  so  ganz  ohne  ernste 
Auffassung  von  seiner  Aufgabe,  ohne  innere  Stellung 
zum  Volke  erscheint,  da  ist  es  ein  Glück,  wenn  es 
möglichst  bald  wieder  verschwindet  Denn  im 
günstigsten  Falle  ist  es  dann  ein  Parusit  am  künst- 
lerischen Leben  unseres  Volkes  Ernster  stimmt 
der  Fall  des  „Nationaltheaters".  Dass  eine 
zweite  Oper  für  Berlin  ein  dringendes  Bedürfnis 
ist,  aus  rein  künstlerischen  wie  aus  volkserziehe- 
rischen GriSnden,  ist  unleugbar.  Um  so  schlimmer, 
wenn  ein  mit  beträchtlichem  Aufwand  ins  Leben 
gerufenes  Unternehmen  so  kurzsichtig  geleitet  wird, 
dass  es  die  klar  vorgezeichneten  Wege  zum  Ge- 
deihen nicht  finden  kann.  Aus  diesem  National- 
theater,  bei  dem  der  Name  ,.national**  seine  schöne 
Bedeutung  des  Volkstümlichen  wohl  hätte  erreichen 
können,  wird  nun  ein  Vari^t^.  Wir  müssen  in  den 
Sumpf  geraten,  wenn  wir  nicht  mit  aller  Ent- 
schlossenheit ausgerüstet  sind,  langsam.  Schritt  für 
Schritt,  auf  dem  m'üh  sei  igen  Weg  zum  Hochland 
emporzusteigen.  Wer  auf  diesem  Wege  herum- 
hüpfen will,  wer  heute  einen  kühnen  Hochlauds- 
flug untornehmen  will,  nachdem  er  gestern  si  *h 
im  Sumpf  der  Operette  und  der  Trikotposse  herum- 
gewälzt hat,  der  stürzt.  Nun  steht  in  wenigen 
Wochen  uns  die  Eröffnung  einer  neuen  komi- 
schen Oper  bevor.  Der  ganze  Zuschnitt  des 
Unternehmens  ist  so,  dass  es  auf  Volkstümlichkeit 
nicht  rechnet.  Dass  es  für  unsere  Kunst  grosse 
Aufgaben  erfüllen  und  damit  indirekt  unsere  ganze 
musikalische  Volkskultur  bereichern  kann,  sei  nicht 
geleugnet.  Wir  dürfen  also  wieder  einmal  hoffen. 
Dass  unsere  königlichen  Bühnen  sich  die 
Gelegenheit  entgehen  Hessen,  diese  komische  Oper 


zu  schaffen,  ist  bezeichnend  genug  für  die  geringe 
Ausbildung,  die  an  dieser  Stelle  die  Auffassung 
von  den  künstlerisch  sozialen  Aufgaben  eines 
so  hoch  gestellten  Instituts  erfahren  hat.  Den 
Gedanken,  dass  unsere  königlichen  Bühnen  einmal 
gar  die  Aufgabe  erkennen  sollten,  dass  sie  berufen 
wären,  den  sozial  weniger  gut  gestellten  Kreisen 
des  Volks  ßute  musikdramatische  Aufführungen 
zugänglich  zu  machen,  also  ge Wissermassen  ein 
Seitenstück  zu  den  Schillertheatern  zu  schaffen, 
wagt  man  garnicht  mehr  zu  hegen.  —  So  wollen 
wir  schon  dankbar  dessen  gedenken,  dass  in  diesem 
Sommer  das  Neue  Königliche  Opernhaus  wenigstens 
nicht  schlechten  Zwecken  gedient  hat.  War  es  in 
den  letzten  Jahren  den  Sommer  hindurch  der 
Schauplatz  sehr  massiger  Operettendarstellungen, 
so  wurde  in  diesem  Sommer  draussen  von  einem 
Privatdirektor  mit  einem  tüchtigen  Ensemble  die 
einfachere  Oper  gepflegt.  Die  Darbietungen  be- 
wegten sich  auf  anständiger  Höhe;  dass  man  ge- 
legentlich auch  auf  ein  so  vernachlässigtes  Werk 
wie  Cheru bin i 's  „Wasserträger"  zurückgriff,  war 
ein  ausgesprochenes  Verdienst.  Leider  kann  man 
ja  nie  damit  rechnen,  dass  bei  einem  solchen,  nur 
für  eine  kurze  Zeit  zugänglichen  Ensemble  derartige 
Aufgaben  von  weiteren  Gesichtspunkten  aus  gelöst 
werden;  dass  also  eine  solche  ältere  Oper  für  die 
Neuauffassnng  von  den  Schlacken  gereinigt  würde, 
die  sich  um  sie  gelegt  haben.  Ohne  grosse  Schwie- 
rigkeiten Hesse  sich  der  Text  von  Cherubinfs  Oper 
so  bearbeiten,  dass  er  unseie,  dank  der  Wirkung 
unserer  Grossen  gewachsenen  Ansprüche  befriedigen 
könnte.  Dumit  würde  ein  edles  und  musikalisch 
reiche*  Werk  unserem  Spielplan  dauernd  gewonnen 
werden. 

Dem  „Theater  des  Westens"  ist  die  Arbeit 
im  letzten  Winter  durch  den  Erfolg  von  Wolf- 
Eerrari's  „Neugierigen  Frauen*  leicht  geworden. 
Wenn  ich  an  den  gelegentlichen  Besuch  anderer 
Aufführungen  denke,  muss  ich  sagen:  zu  leicht. 
Auch  jetzt  hat  das  Theater  in  der  neuen  Spielzeit 
gleich  einen  Griff  getan,  der  einen  äusseren  Erfolg 
verbürgt.  Heuberger's  Operette  „Der  Opemball** 
hat  bei  der  ersten  Aufführung  einen  lauten  Erfolg 
gehabt  und  beherrscht  jetzt  den  Spielplan.  Ich 
gönne  dem  Theater,  das  so  lange  mit  flnanziellen 
Schwierigkeiten  zu  kämpfen  hatte,  von  Herzen  einen 
Erfolg.  Im  Interesse  der  künstlerischen  musika- 
lischen Volkserziehung  ist  es  aber  doch  recht  be- 
dauerlich, dasä  nun  ein  Stück  mit  denkbar  seichtem, 
stellenweise  sogar  frivolem  Inhalt  für  so  viele  Abende 
edlere  und  reifere  Werke  fernhalten  wird.  Denn 
auch  die  Musik  Heuberger's  hat  nicht  einen 
starken  Wert  aufzuweisen.  Sie  ist  gefällig,  auch 
geschickt  gemacht.  Aber  jeglichem  tieferen  Em- 
pflnden,  jeglichem  starken  Ton  geht  sie  ängstlich 
aus  dem  Wege. 

Das  ist  nun  der  Fluch  der  grossstfidtischen 
Theaterverhältnisse.  In  einer  kleineren  Stadt  reicht 
solch    ein    Erfolg    für    fünf,    sechs   Aufführungen 


—     314    — 


aas.  Hier  könuens  leicht  ihrer  50-60  im  Winter 
werden.  Wenn  daa  mit  nnseren  Schanfpielbühnen 
geschieht,  so  ist  es  nicht  so  schlimm,  da  ja  noch 
viele  andere  Theater  daneben  stehen,  die  eine 
Bereichernng  des  Spielplans  ganz  von  selbst  herbei- 
führen. So  aber  haben  wir  für  die  2Vi  Millionen 
Einwohner  Berlins  und  der  Vororte  zwei  Opern- 
hänser.  Das  Königliche  ist  dnrch  den  ganzen 
äusseren  Zuschnitt  nur  den  wohlhabenden  Kreisen 
zugänglich.  Was  bleibt  nun  an  musik-dramatischen 
Genüssen  für  diese  riesige  Menschenmasse  übrig, 
wenn  die  Leistungsfähigkeit  der  zweiten  Bühne 
zu  einem  Drittel  von  einer  in  höherem  künstlerischen 
Sinne  doch  wertlosen,  wenn  auch  unterhaltsamen 
Operette  ausgefüllt  wird? 

Die  KönigUche  Oper  rief  die  Kritik  zunächst 
zu  einigen  Gastspielen.  Das  von  Wine  Hempel 
lehrte  uns  eine  hervorragend  begabte  Koloratur- 
sängerin, die  offenbar  sehr  musikalisch  ist,  kennen, 
scheint  aber  zu  keinem  Engagement  geführt  zu 
haben.  Dagegen  wurde  der  Bassist  Griswoold 
verpflichtet,  der  über  schöne  Stimmmittel  verfügt, 
offenbar  auch  musikalisch  ist,  dessen  Stimme  aber 
leider  keinen  Basscharakter  trägt.  So  vermag  er 
vor  allem  in  den  Ensemblesätzen  seine  Aufgabe 
nicht  zu  erfüllen. 

Dann  aber  brachte  die  königliche  Bühne  eine 
Erstaufführung.  Es  war  „DasEest  auf  Solhaug'', 
Oper  in  drei  Aufzügen.  Dichtung  von  Henrik 
Ibsen.  Musik  von  Wilhelm  Stenhammar. 
.  Ibsen's  Dichtung  ist  1855  in  Bergen  entstanden; 
es  war  für  die  Stiftungsfeier  des  norwegischen 
Nationaltheaters  bestimmt.  Wenn  ich  das  Wort 
„Nationaltheater^*  lese,  so  fallen  mir  viele  deutsche 
Versuche  ein,  in  der  bösen  Zeit  äusserer  Zerklüf- 
tung und  kultureller  Abhängigkeit  von  der  Fremde 
dem  eigenen  Volkstum  im  Theater  eine  Gelegen- 
heit darzubieten,  sich  künstlerisch  auszuleben  und 
durch  diese  Betätigung  sich  zu  stärken.  Herrliche 
Namen  sind  mit  diesen  Stätten  verbunden  — 
Lessing  -  Hamburg,  Schiller  -  Mannheim, 
Mozart-Wien  — ;  dennoch  hatten  sie  kein  langes 
Bestehen.  Für  das  Wortdrama  ist  das  nicht  von 
so  schlimmen  Folgen  gewesen,  wie  für  die  Oper, 
Bichard  Wagner  hat  uns  das  nationale  Musik- 
drama  grossen  Stils  gegeben ;  eine  Nationaloper,  im 
Sinne  von  Volksoper  als  gehobenes  Singspiel,  fehlt 
uns  noch  immer.  Dabei  sind  in  musikalischer  Hin- 
sicht die  Vorbilder  durch  Mo  zartes  „Entführung" 
und  „Zauberflöte"  in  herrlichster  Weise   gegeben. 

Für  die  Dichtung  könnten  wir  aus  diesem 
„Fest  auf  Solhaug*'  Ibsen's  lernen.  Es  ist  sehr 
schade,  dass  der  Dichter  nicht  von  vornherein  mit 
der  Form  der  Oper  gerechnet  hat.  Der  Stoff  ist 
so  mit  Musik  durchtränkt,  dass  der  Wechsel  von 
Prosa  und  Vers  allein  nicht  ausreicht.  Das  Werk 
ist  denn  auch  immer  mit  Musik  gegeben  worden; 
die  Uraufführung  soll  von  einem  dänischen  Kom- 
ponisten Müller  hergerührt  haben.  Aber  da  der 
Dichter   nicht   von  vornherein   mit  der  Musik  ge- 


rechnet hat,  sind  die  Uebergänge  aus  dem  Prosa- 
dialog zu  den  mehr  lyrischen  Stellen,  die  oft  ge- 
radezu zum  Liede  werden,  schwer  zu  schaffen. 
Der  Dichter  hat  schon  mit  den  stärksten  Gegen- 
sätzen seiner  Kunst  gearbeitet;  wenn  die  Masik 
nun  noch  zu  der  einen  Seite  hinzutritt,  werden 
die  Gegensätze  noch  schroffer.  Das  Prosaisch- 
Naturalistische  drüben,  das  Lyrisch-Mystische  hier 
—  die  Musik  muss  hier,  wenn  sie  nur  das  vom 
Dichter  bereits  musikalisch  Erfüllte  erfasst,  statt  za 
binden,  trennen.  Die  Einheit  des  Schauspiels 
Ibsens,  die  wir  beim  blossen  Lesen  empflnden, 
würde  dann  unheilbar  gebrochen  sein. 

Stenhammar  (geb.  1871)  fühlte  also  ganz 
richtig,  als  er  sich  entschloss,  das  ganze  Werk  ein- 
schliesslich des  Prosadialogs  in  Musik  zu  setzen. 
Nur  hat  er  sich  die  Teztarbeit  zu  leicht  gemacht 
und  sich  im  musikalischen  Stil  völlig  vergriffen. 
Dadurch,  dass  man  aus  einem  Drama  so  und  so- 
viel wegstreicht,  entsteht  kein  Opembach.  Man 
schädigt  nur  die  Deutlichkeit  der  Entwickelong. 
Stenhammar  ist  bei  der  Kürzung  viel  geschickter 
vorgegangen,  als  in  ähnlichen  Fällen  Zöllner,  — 
aber  beeinträchtigt  ist  auch  bei  ihm  Gang  und  Ver- 
ständlichkeit der  EntWickelung.  Dass  dann  eine 
durchaus  naturalistische  Prosa  gegenüber  der  Musik 
denkbar  widerharig  ist,  läset  sich  denken.  Gerade 
der  Wagnersche  Sprachgesang  erheischt  eine  Sprache, 
in  der  bereits  das  Singen  liegt.  Schlinmier  ist 
das  völlige  Vergreifen  im  musikalischen  Stil. 

Stenhammar  hat  das  Musikdrama  Wagner's 
vorgeschwebt;  er  strebt  den  Sprachgesang  Wagners 
an.  Er  übersah,  dass  Wagner's  Sprachgesang  in 
seiner  Sprache  wurzelt,  bloss  die  denkbar  aus- 
drucksvollste Deklamation  der  Worte  ist.  Dass 
Ibsen's  Prosadialog  dafür  ungünstig  ist,  wurde  be- 
reits oben  gesagt.  Die  lyrischen  Stellen  bei  Ibsen 
sind  aber  so  ganz  aus  dem  nordischen  Volkslied, 
der  nordischen  Ballade  heraus  empfunden,  dass 
auch  der  Komponist  hier  aus  dieser  Quelle  schöpfen 
muss.  Nun  aber  ist  naturgemäss  dieser  aus  dem 
Volksliede  geschöpfte  Stil  einfacher,  leichter  und 
lichter  als  der  Wagnerische.  So  ex^ibt  sich  nun 
dass  innerhalb  des  ganzen  Werkes  die  eigentlich 
musikalischen  Stellen  mit  schwächeren  musika- 
lischen Mitteln  ausgestattet  erscheinen,  als  die  un- 
musikalischen. 

Hier  lag  einmal  ein  Fall  vor,  wo  das  Melo- 
drama ans  innerer  Notwendigkeit  sich  ergeben 
konnte.  Melodrama  etwa  in  der  Art,  wie  Humper- 
dinck  in  den  „Königskindern"  es  anstrebte,  so 
dass  also  auch  das  bloss  Gesprochene  bereits  in 
musikalischen  Rhythmus  gebracht  worden  wäre. 
Daraus  konnte  dann  bei  den  lyrischen  Stellen  die 
reichere  musikalische  Form  ohne  Zwang  bis  ztim 
ganz  geschlossenen  liedartigen  Gebilde  heraus- 
wachsen. 

Stenhammar  hat  diesen  Weg  leider  nicht  ge- 
funden, trotzdem  ihn  sein  künstlerisches  Empfinden 
deutlich  genug   darauf  hinwies.    Denn  seine  Ver- 


—     315 


tonnng  des  Prosadialogs  trägt  wider  seinen  Willen 
melodramatischen  Charakter.  Nor  dass  die  auf  der 
Bühne  sich  hemühen  zn  singen,  wo  die  Natnr  zn 
sprechen  gebietet;  nar  dass  das  Orchester  zu 
wQchtig  ist.  Aber  die  Masik  an  sich  wird  gerade- 
zu Illustration  der  Textworte,  illustriert  zu- 
weilen (z.  B.  Bengt's  Trinken  im  dritten  Akt)  mit 
geschmackloser  Aufdringlichkeit  das  Selbstver- 
ständlichste. Eine  Kurzatmigkeit  in  der  thema- 
tischen Arbeit  und  die  unbedeutende  Verwendung 
der  an  sich  prächtigen  Leitmotive  ist  eine  weitere 
Folge. 

Meine  Ausführungen  betouten  bis  jetzt  so  sehr 
die  grundsätzlichen  Bedenken,  dass  man  daraus 
eine  volle  Ablehnung  des  Stenhammar'schen  Werkes 
folgern  könnte.  Doch  bin  ich  davon  weit  entfernt. 
Ich  halte  das  Werk  als  Ganzes  für  verfehlt,  sagen 
wir  besser  vergriffen.  Aber  die  triumphierende 
Kraft  echten  Volkstums  pulsiert  in  diesem  Werke 
so  stark,  dass  man  über  vieles  hinwegkommt. 
Ueberdies  erweist  sich  Stenhammar,  der,  solange 
er  Wagner  nachstrebt,  nur  ein  geschickter  Musikant 
ist,  in  den  rein  lyrischen  Stellen  als  so  gesunden, 
echt  volkstümlich  empfindenden  und  erfindungs- 
reichen Musiker,  dass  ich  von  Herzen  in  den  Bei- 
fall einstimme,  den  das  Werk   bei  der  ersten  Auf- 


führung im  Opernhause  gefunden  hat.  Es  handelt 
sich  hier  ja  Überdies  um  ein  Jngendwerk,  das  Sten- 
hammar als  Zweiundzwanzigj ähriger  geschrieben 
hat.  Gerade  in  seinen  ästhetischen  Ansichten,  in 
der  Kunsttechnik,  stand  er  also  erst  im  Anfang 
der  Entwicklung. 

An  dem  Beifall  hatte  die  Aufführung  reich- 
lichen Anteil.  Frau  Götzens  reife,  edle  Künstler- 
schaft feierte  wieder  einmal  einen  vollen  Triumph, 
den  ich  keinem  Mitglied  unserer  Oper  mehr  gönne 
als  dieser  Künstlerin,  die  mit  höchster  Veranlagung 
eisernen  Fleiss,  unermüdliches  Streben,  Pflichteifer 
und  eine  edle  Bescheidenheit  verbindet  Nur  in 
der  Maske  war  Frau  Götze  nicht  ganz  glücklich; 
sie  hätte  statt  des  schwarzen  lieber  brandrotes 
Haar  tragen  müssen.  Fräulein  £  kleblad  war  die 
lichte,  reine  nordische  Jungfrau;  etwas  Sonniges 
liegt  in  ihrem  Wesen  und  in  ihrem  Gesaug.  Eine 
prächtige  Charakterfigur  —  eine  schwere  Leistung 
bei  der  Unbestimmtheit  der  Anlage  der  Gestalt  in 
der  Dichtung  —  schuf  Herr  Uoffmann  als  Beugt. 
Die  Herren  Grüning  und  Jörn  waren  gut, 
würden  aber  mit  Vorteil  ihre  Rollen  tauschen. 
Herr  Dr.  Muck  leitete  die  Aufführung  mit  be- 
kannter Meisterschaft. 


Mitteilungen 


von  Hoohsohulen  und  Konseryatorien. 


Die  Diesterweg-Akademie  zu  Berlin, 
Direktor  Moritz  Diester  weg,  feierte  am  24.  Sep- 
tember ihr  10 jähriges  Bestehen  durch  eine  Matinee 
im  Beethovensaal.  Ausführende  waren  die  Klavier- 
Aus  bildungsklasse  des  Direktors,  die  Gesang- 
lehreriu  der  Akademie,  Frl.  Gertrud  Bischof, 
und  die  Ensembleklasse.  Es  kamen  ausser 
einer  "Reihe  von  »Solo-Klavierstücken  Lachner's 
„Festmarsch'  aus  op.  113,  Beethoven 's  „Egmont. 
und  Leonoren-Ouvertüren^  auf  4  Flügeln  in  lobens- 
werter Ausführung  zu  Gehör.  Besonderes  Interesse 
erregten  die  Kompositionen  des  Direktors:  eine 
Reihe  von  Liedern,  durch  Frl.  Bisch  off  vorge- 
tragen, und  eine  Ballade  und  Capriccio  für  Klavier, 
in  denen  sich  eine  feine,  kunstsinnige  Empfindung 
aussprach. 

Die  unter  dem  Protektorat  der  Fürstin  zu  Er- 
bach-SchönbergstehendeProf.Ph.Schmitt'sche 
Akademie  für  Tonkunst  zu  Darmstadt  hat 
ihren  Lehrplan  durch  einen  Kursus  für  Deklamation, 
dramatischen  Unterricht,  dialektfreie  Aussprache, 
Mimik  etc.  erweitert.  Als  Lehrer  für  diese  Fächer 
wurde  der  Grossh.  Hof  Schauspieler  Willy  Loehr 
gewonnen.  Durch  die  stets  wachsende  Frequenz 
der  Anstalt,  sowie  durch  mehrfache  Erweiterungen 
des  Lebrplanes  erwies  sich  mit  der  Zeit  das  alte 
Haus  als  zu  klein.  Die  Direktion  sah  sich  deshalb 
veranlasst,   für  einen  Neubau,   der  allen  modernen 


Anforderungen  entspricht,  zu  sorgen.  Das  neue 
Haus  wird  am  1.  Juli  1906  bezogen  werden. 

Der  Violin  virtuos  AlexanderSebald,  Königl. 
Konzertmeister  der  Berliner  Hofoper,  ist  als  Lehrer 
für  die  Meisterklassen  im  Violinspiel  an  das  Bran- 
denburgische Konservatorium  verpfiichtet 
worden  und  begann  seine  Tätigkeit  am  1.  Okto- 
ber d.  J. 

Das  diesjährige  Felix  Mendelssohn- 
Bartholdy- Staatsstipendium  für  Kompo- 
nisten ist  der  ehemaligen  Schülerin  der  Köoig- 
lichen  akademischen  Hochschule  für  Musik  in 
Berlin,  derzeitigen  Studierenden  der  musikalischen 
Meisterschule  für  Komposition  des  Professors 
Dr.  Bruch  in  Berlin,  Elisabeth  Kuyper,  ver- 
liehen worden.  —  Das  Stipendium  für  ausübende 
Tonkünstler  wurde  der  ehemaligen  Studierenden 
der  Königlichen  akademischen  Hochschule  für 
Berlin,  Violinistin  Helene  Ferchland,  zuerkannt. 

An  den  Musikschulen  Kaiser  in  Wien 
werden  in  diesem  Schuljahre  zwei  neue  „Meister- 
schulen" errichtet  und  zwar  für  Gesaug  (Oper) 
unter  Leitung  der  k.  u.  k.  Kammersängerin  Frau 
Friedrich-Materna  und  für  Violine  unter  Leitung 
des  k.  u.  k.  Kammervirtuosen  Franz  Ondricek. 
Der  Unterricht  in  den  Meisterschulen  beginnt  am 
16.  Oktober,  resp.  1.  November  und  dauert  bis 
15.  Juni  resp    1.  Juli.   Eine  weitere  Neueinführung 


—     316     — 


sind  die  für  die  Zeit  vom  1.  Mai  bis  15.  Jani  ge- 
planten „Künstlerknrse*,  In  welchen  ansser  den 
bereits  genannten  Persönlichkeiten  noch  andere 
hervorragende  Künstler  ein  vorher  festgesetztes 
Bepertoire  (zum  Teil  mit  Orchesterbegleitung)  zur 
Darchführung  bringen  werden.  Die  Teilnehmer 
an  diesen  Kursen  teilen  sich  in  aktive  und  Hospi- 
tanten; für  erstere  bestehen  Aufnahmeprüfungen, 
deren  Terrain  demnächst  bekannt  gegeben  wird. 
Am  Schlüsse  der  Kurse  werden  Zeugnisse  resp. 
Frequentationsbestätigungen  ausgestellt.  Alles 
Nähere  ist  aus  den  Prospekten  zu  ersehen,  welche 
auf  Verlangen  durch  die  Schulkanzlei,  Wien, 
VlI.  Bez.,  Zieglergasse  29,  zugesendet  werden. 

Das  Konservatorium  zu  Dortmund,  Direktoren 
die  Herren  Htittner  und  Holtschneider,  war 
im  Laufe  des  Schuljahres  1904,05  von  insgesamt 
406  Schülern  besucht,  welche  von  24  Lehrern  unter- 
richtet wurden.  Es  entfallen  auf  die  Unterklasse 
152,  Mittelklacse  183  und  Ausbildungsklasse  G6. 
Während   des   Schuljahres    fanden  8  interne   und 


9  öffentliche  Schüleraufführungen  statt.  Der  Chor 
des  Konservatoriums  orachte  ausser  a  cappella* Chören 
bei  den  regelmässig  stattfindenden  Orgel-Konzerten 
die  „Schöpfung*  von  Haydn  im  Stadt-Theater  zar 
Aufführung  und  wirkte  beim  , Westfälischen  Musik- 
fest*  mit. 

Am  Sonntag,  den  1.  Oktober  feierten  2  Lehrer 
des  Königl.  Konservatoriums  für  Musik  zu  Stutt- 
gart —  Kammermusiker  Karl  S'^.hneider  und 
Kammervirtuos  Anton  Schoch  —  das  Jubilänm 
ihrer  25jährigen  Tätigkeit  am  genannten  Knnst- 
institut  Zu  Ehren  der  Jubilare  fand  im  Saale  des 
Konservatoriums  eine  stimmungsvolle  Feier  statt. 
Der  Direktor,  Prof.  S.  de  Lange,  gedachte  in 
herzlichen  Worten  der  Verdienste  der  beiden  Herren 
und  übergab  Herrn.  Kammermus.  Schneider  das  ihm 
von  S.  M.  dem  König  verliehene  Hitterkrenz 
IL  Klasse  des  Priedrichsordens.  Hierauf  folgte 
eine  Ansprache  des  Ehrenvorstandes  Herrn  Pro- 
fessor EdmundSinger  mit  anschliessender  Ueber- 
reichung   der  Geschenke   des  K.  Konservatoriums. 


Vermischte  Nachrichten. 


Prof.  Isidor  Seiss,  fast  ein  Mensche  aal  ter 
hindurch  der  erste  Lehrer  am  Kölner  Konser- 
vatorium, ist  im  Alter  von  65  Jahren  gestorben. 
Mit  ihm  ist  einer  der  hervorragendsten  Pädogogen 
und  Klavierspieler,  einer  der  edelsten  Menschen 
heimgegangen.  Wer  auch  immer  das  Glück  hatte, 
sein  Schüler  zu  sein  —  und  deren  sind  gar 
viele  — ,  wird  ihm  ein  treues  Andenken  bewahren 
und  seiner  in  unabänderlicher  Dankbarkeit  ge- 
denken. —  Die  Stunden  bei  ihm  waren  uns  Schülern 
stets  ein  Ereignis,  auf  das  wir  uns  freuten  und  vor 
dem  wir  uns,  häufig  wenigstens,  auch  —  fürchteten. 
Denn  streng  und  pflichtgetreu  war  unser  Meister. 
Aber  da  war  keiner,  welcher  ihn  nicht  liebte  und 
welcher  seinen  Sarkasmus,  seinen  beissenden  Witz 
und  sein  oft  hartes,  stets  aber  geistreiches  Urteil 
nicht  gern  und  dankbar  hinnahm.  Wundervoll 
waren  seine  Erklärungen  und  Auslegungen  der 
Meister,  und  ich  erinnere  mich  kaum,  Beethovens 
G-dur  Konzert,  seine  Variationen  in  C-moll  oder 
Es-dur,  Weber'sF-moll  Konzertstück,  Schumann'sche 
Werke  schöner  gehört  zu  haben,  als  wie  von  Seiss. 
Selbst  ein  Meister  der  Technik,  war  er  uns  ein 
leuchtendes  Vorbild,  und  die  hohen  Anforderungen, 
welche  er  an.  sich  selbst  stellte,  machte  er  auch 
an  seine  Schüler.  Wer  Schüler  Seiss*  gewesen, 
der  hatte  etwas  gelernt,  und  so  waren  auch  seine 
Schülerklassen  diejenigen,  welche  bei  öffentlichen 
Aufführungen  immer  mit  Auszeichnung  bestanden. 
Im  Leben  war  der  Verstorbene  ein  höchst  an- 
spruchsloser und  bescheidener  Mensch,  sein  Heim 
war  trotz  seines  B«ichstums  —  er  hatte  eine  wohl- 
habende Gattin  heimgeführt  —  altväterlich  und 
einfach  eingerichtet.  Aber,  wo  es  galt,  einem 
armen  Kollegen   oder   Schüler   zu   helfen,    da   gab 


Seiss  geine,  mit  vollen  Händen  —  aber  stets  im 
Geheimen,  ein  edler  Wohltäter,  den  Niemand  kennen 
noch  nennen  durfte.  So  ist  der  verehrte  Meister, 
ein  Schönheitsapostel  der  klassischen  und  roman- 
tischen Periode,  heimgegangen.  Alle,  welche  ihm 
je  näher  getreten  sind,  stehen  trauernd  an  seiner 
Bahre  und  werden  des  edlen  Mannes  in  Liebe,  Treue 
und  Dankbarkeit  gedenken.  Gustav  Lazarus. 

Anschliessend  an  obigen  Nachiuf  ist  zu  be- 
richten, dass  Isidor  Seiss  zu  wohltätigen 
Zwecken  die  Summe  von  534000  Mk.  ausgesetzt 
hat.  Wie  die  „Kölnische  Zeitung^^  berichtet,  sind 
davon  200000  Mk.  zum  Besten  von  Kölner  Volks- 
schullehrern und  -lehrerinnen,  200000  Mk.  zur  Ver- 
teilung an  die  bei  seinem  Tode  am  Konservatorium 
wirkenden  Lehrer  alier  Fächer  und  100000  Mk. 
für  Kölner  Krankenhäuser  bestimmt.  Femer  sollen 
20000  Mk.  zur  gleichmässigen  Verteilung  an  die  bei 
seinem  Tode  einer  seiner  Unterrichtsklasse  zuge- 
wiesenen Schüler  gelangen  und  10  000  Mk.  der  Lehrer- 
Pensionskasse  des  Konservatoriums  zugeteilt  werden. 

Am  23.  September  verschied  zu  Eisenach 
Professor  Hermann  Thureau  an  den  Folgen 
eines  Schlaganfalls.  Hermann  Thureau  war  die 
Seele  des  Elsenacher  Musiklebens,  und  die  von 
ihm  alljährlich  veranstalteten  grossen  Konzerte,  die 
neben  Kammermusik  vor  allen  Dingen  die  Anf- 
f  Ührung  grosser  Chor-  und  Orchesterwerke  bildeten, 
erfreuten  sich  des  lebhaftesten  Besuchs  musik- 
liebender Kreise  aus  den  verschiedensten  Teilen 
Thüringens.  Obwohl  nahezu  70  Jahre  alt,  wagte 
er  sich  noch  bis  zuletzt  au  die  grössten  und  be- 
deutendsten Werke  der  Neuzeit  heran.  So  hat  er 
soeben  mit  bewundernswerter  Energie,  mit  seltenem 
Geschick  und  Fleiss  das  neue  Oratorium  „Luther' 


—     317     — 


von  Zöllner-Leipzig  einstadiert,  um  es  am  Ke- 
formatlonstage  in  „Luthers  lieber  Stadt"  in  muster- 
giltiger  Weise  zu  Gehör  zu  bringen.  Prof.  Thnreau 
galt  als  ein  geschickter  Orchesterleiter.  £r  ist  der 
Schöpfer  einer  Anzahl  vielgesangener  kirchlicher 
Motetten  nnd  Männerchöre,  sowie  einiger  grösserer 
wirkungsvoller  Chorwerke  mit  Orchesterbegleitang. 
Als  Musiklehrer  des  Grossh.  Lehrerseminars  hat  er 
in  reichgesegneter  Tätigkeit  während  der  letzten 
41  Jahre  den  Lehrern  des  Grossherzogtnms  die 
musikalische  Ausbildung  gegeben.  Prof.  Thureau 
war  am  21.  Mai  1836  in  der  £ergstadt  Clausthal 
geboren.  Als  sein  Vater,  der  Bauadministrator  war, 
frühzeitig  starb,  musste  Thureau  wegen  Mangels 
an  Mitteln  das  Gymnasium  in  Sekunda  verlassen. 
Ohne  Vermögen  konnte  er  seinen  Lieblings  wünsch, 
sich  ganz  der  Musik  zu  widmen,  nicht  verwirk- 
lichen, weshalb  er  in  ein  Buchbindergeschäft  in 
Göttingen  eintrat.  Später  wurde  er  daselbst  Klavier- 
lehrer. Um  seine  Studien  zu  vervollständigen,  be- 
suchte er  nach  einigen  Jahren  das  Konserva- 
torium in  Leipzig  und  nahm  Privat;interricht 
bei  Dr.  Moritz  Hauptmann.  Dann  siedelte  er 
nach  Dresden  über,  von  wo  er  1868  als  Nachfolger 
Müller  Hartung's  nachEisen&ch  ging. 

Dem  scheidenden  Münchener  Hoftheater- 
iDtendanten  Ernst  von  Possart  wude  der  Titel 
eines  königlichen  Geheimen  Rates  verliehen. 
Am  7.  und  8.  Oktober  veranstaltete  die  ^Ma- 
sikalische  Gesellschaft''  zu  Essen  a.  d. Ruhr 
im  grossen  Saal  des  städtischen  Saalbaues  zwei 
Bach-  und  Reger-Kouzerte  mitgewähltem  Pro- 
gramm. In  dem  ersten  der  beiden  Konzerte  spielte 
der  Leipziger  St.  Thomas-Organist  Carl  Straube 
Orgelwerke  von  Max  Reger:  Symphonische  Phan- 
tasie und  Fuge  op.  57,  Choralp b an ta&ie  über 
j^ Wachet  auf,  ruft  uns  die  Stimme'',  op.  62  No.  2, 
und  Seb.  Bach:  Präludium  und  Puge  in  D-dur, 
Andante  a.  d.  4.  Orgelsonate,  Piäludiam  uudFu(;e 
in  E  moll.  Am  zweiten  Abend  (Symphonie-Abend) 
kamen. unter  Generalmusikdirektor  Mottl's  Leitung 
Mozart's  Serenade  für  4  Orchester  und  Max 
Reger's  Sinfonietta  op.  90  (Uraufführung)  zu  Ge- 
hör. Zwischen  diesen  beiden  Werken  Seb.  Bach 's 
5.  Brandenburgisches  Konzert  und  Reger's>che 
Lieder,  welche  von  Fr.  Anna  Münz  aus  Barmen 
in  stilvoller  Auffassung  vorgetragen  wurden. 

Der  Vortragsabend  des  Herrn  D.  Rahter: 
Vorführung  moderner,  instruktiver  Literatur,  spe- 
ziell für  die  Jugend,  welcher  am  29.  September  im 
Saale  des  Stern'schen  Konservatoriums  statt- 
fand, bot  viel  Anregendes.  Professor  James 
Kwast  und  die  Herren  Julius  Ruthstroem  und 
Max  Laurischkus  waren  an  der  Ausführung  mit 
bekannter  Meisterschaft  beteiligt  und  verliehen 
den  Kompositionen  die  beste  Beleuchtung.  Sehr 
feine  und  zierliche  Klavierstücke  liefert  August 
Nölck  in  seinem  op.  70,  ähnlich  FiniHenriques 
in  den  Stückchen  „Blindekuh",  „Brummkreisel", 
„Der   kleine   Jockei",     unter    den    Kompositionen 


von  Max  Laurischkus  interessierte  sein  op.  17, 
No.  3  „Schäfer  und  Schäferin"  am  meisten.  Klang- 
volle J  ngend  werke  von  GenariKarganoff  dürften 
zur  Einfühlung  in  den  Unterrichtsplan  ebenfalls  zu 
empfehlen  sein.  Unter  der  Geigenliteratnr  wären 
Gustav  HoUaender's  op. 61,  No. 6  undRenato 
Brogis*  „Arietta  all'  antico"  am  besten  zur  Ein- 
führung geeignet,  den  Werken  von  Petschnikoff 
und  Seybold  mangelte  es  vielfach  an  Eigenart. 

In  einigen  musikalischen  Kreisen  war  die  Be- 
fürchtung laut  geworden,  dass  die  Reichmusik- 
bibliothek nicht  zustande  kommen  würde,  da  sich 
bisher  noch  verschiedene  Musikalien  Verleger,  be- 
sonders Berliner  Firmen,  zurückgehalten  hätten. 
Dem  gegenüber  kann  nunmehr,  wie  die  2jeitschrift 
„Musikhandel  und  Musikpflege"  berichtet,  mit  Be- 
stimmtheit versichert  werden,  dass  die  Reichs- 
musikbibliothek, für  die  wahrscheinlich  der  Name 
„Deutsche  Musiksammlung"  gewählt  werden 
wird,  voraussichtlich  schon  am  1.  April  1906  ins 
Leben  tritt,  da  mittlerweile  alle  die  grossen 
Firmen,  die  sich  bisher  abwartend  verhalten  haben, 
in  Erkenntnis  der  grossen  Bedeutung  eines  solchen 
Listituts  für  die  nationale  Kunst  ihre  Beteiligung 
zusagten.  Mit  besonderer  Freude  muss  es  auch 
begrüsst  werden,  dass  eine  ganze  Anzahl  nicht 
reichsdeut  scher  Firmen,  namentlich  die  ersten 
Wiener  Verlagshäuser,  ferner  russische,  ungarische 
und  italiinische  Firmen  sich  gleichfalls  beteiligen 
nnd  dadurch  zum  Ausdruck  bringen,  wie  eng  ihre 
Fühlung  zu  den  deutschen  Musikkreisen  und  dem 
deutschen  Musikleben  ist. 

Das  in  der  ganzen  musikalischen  Welt  bekannte 
musikhistorische  Museum  Paul  de  V^lt's  in 
Leipzig  ist  an  einen  Kölner  Privatmann  verkauft 
worden  und  wird  von  diesem  dem  Kölner  Kon- 
servatorium geschenkt  werden.  Es  enthält 
alle  Arten  von  Instrumenten,  u.  a.  Versuche  be- 
deutender Instrumentenmacher  früherer  Zeit.  Ge- 
krönte Häupter  brachten  der  Sammlung  grosses 
Interesse  entgegen,  Kaiser  Franz  Josef  verlieh  dem 
Besitzer  die  goldene  Medaille  für  Kunst  und  Wissen- 
schaft, König  Albert  liess  sich  dort  einige  Weisen 
auf  russischen  Hifthörnern  und  Eintonhörnern  vor- 
spielen. Die  Sammlung  verschlang,  wie  die  »Leip- 
ziger N.  N.**  erfahren,  in  letzter  Zeit  derartige 
Summen,  dass  ein  einzelner  Privatmann  sie  nicht 
mehr  erhalten  konnte.  So  kam  es  zum  Verkauf, 
und  es  ist  anzuerkennen,  dass  Herr  de  Wit  nicht 
auf  die  hohen  Angebote  amerikanischer  Agenten 
eingegangen  ist.  Für  Leipzig  ist  der  Verkauf 
schon  deswegen  ein  besonderer  Verlust,  weil  das 
Museum  viele  Erinnerungen  an  Johann  Sebastian 
Bach  birgt,  u.  a.  die  Tastatur  der  alten  Orgel  aus 
der  JohHuniskirche,  auf  der  der  grosse  Thomas- 
kantor sehr  oft  gespielt  hat.  Der  Käufer  der  Samm- 
lung ist,  wie  nachträglich  berichtet  wird,  einer 
der  Inhaber  der  bekannten  Papiergrosshandlung 
Poensgen  &  Heger,  der  Kaufpreis  soll  über  400000 
Mark  betragen 


—     318     — 


Bücher  und  Musikallen. 


HelDrich  Casimir.  „AbendsHmmang  undünrahe  der 
Nacht."     Zwei  Klavierstücke. 
Fr.  Klfteer»  Lelpsly. 

Verse  ans  HermanD  Conradi'ä  „Lieder  eines 
Sünders*'  haben  Heinrich  Casimir  za  zwei  Elavier- 
tonpoesien  inspiriert,  denen  man  seine  Anerkennung 
kaum  ZQ  versagen  vermag.  Freilich  wird  man  sicn 
mit  ihnen  ziemlich  beschäftigen  und  gewissermassen 
einen  Pankt  abgewinnen,  von  dem  man  einen 
tieferen  Einblick  in  des  Tonsetzers  Wesenseigen- 
tümlichkeit ZU  tan  vermag.  Beide  Stücke  sind 
inhaltlich  und  technisch  ziemlich  kompliziert, 
kommen  aber  den  als  seelische  Riclitschnur  dienen- 
den Versen  Conradi^s  vollkommen  nach,  geben  also 
den  musikalischen  Extrakt  oder  die  Uebertragnng 
des  Inhaltes  in  das  Idiom  des  Tonkünstlers.  Es 
ist  reine,  unverfälschte  Programmmusik,  möglicher- 
weise nicht  gerade  für  jedermann,  aber  keinesfalls 
genauerer  Kenntnisnahme  und  näherer  Bekannt- 
schaft unwert. 

Eugen  Segnitz. 

Kor  Koller,  op.  26.  Voor  de  Jeugd.  6  Klavier- 
stakjes,  11.  Budel. 
▲.  ▲.  Noske»  MIddelbarf. 
Das  zweite  Heft  enthält  6  kleine  Kompositionen, 
Tongeschichtchen  von  ganz  eigenem  musikalischen 
Keiz.  Wenn  dieselben  für  die  Jugend  erdacht  sind, 
so  ist  wohl  die  reifere  Jugend  damit  gemeint,  denn 
Kinder  dürften  den  Aufgaben,  welche  gleich  No.  1 
yVertellinz^*  stellt,  nicht  gewachsen  sein.  Der  er- 
zählende Ton  ist  darin  recht  glücklich  getroffen. 
Das  hübsche  Thema,  das  von  den  verschiedenen 
Stimmen  aufgenommen  und  verarbeitet  wird,  muss 
ausdruckvoll  hervorgehoben  werden.  Leichter  ist 
No.  2  „Schertz".  Es  verlangt  nur  eine  zierliche 
Ausführung  mit  lockerer  Hand,  die  einfachen  kleinen 
Achtel motive  in  der  rechten  Hand  mit  leichter 
Akkord  begleitung  links  bieten  keinerlei  Schwierig- 


keiten. Auch  No.3,  Marsch  van  „Klein  maar  dapper^ 
ist  mehr  in  kindlichem  Ton  gehalten.  Burleske 
No.  4  verlangt  einen  zierlichen  Anschlag.  Das 
neckische  Hauptthema  wird  oft  von  übermütigen 
Sprüngen  unterbrochen.  Die  dynamische  Ab- 
tönung verlangt  ein  geistiges  Erfassen  des  In- 
halts der  Komposition.  „Treuermarsch  voor  Fox* 
in  C-moll  und  Klavierstnk  No.  6  in  F-moll  sind 
einfach  getragen  und  streng  legato  auszuführen. 
Warum  bei  der  Vortragsbezeichnung  nicht  durch- 
weg das  Italienische  beibehalten  wurde,  ist  nicht 
zu  verstehen.  Bemerkungen  wie:  iets  vengger  und 
iets  terugh  nehmen  sich  dicht  neben  dem  Jedem 
verständlichen  espressivo  und  anderen  gewohnten 
Vortragszeichen  merkwürdig  genug  aus.  Auch 
wäre  neben  der  holländischen  Ueberschrift  die 
deutsche  Uebersetzung  am  Platze  gewesen. 

Albert  Blehl,  op.  166.    Drei  Salon-Etüden. 
Arlhu  P.  SehBidt,  Leipsl^. 

Dieselben  bieten  ein  ansprechendes  Unterrichts- 
material für  die  Mittelstufe.  No.  1  F-dur  „Am 
Spinnrad'*  bringt  Sechzehntelüguren  für  die  rechte 
Hand  mit  leichter  ein-  bis  zweistimmiger  Begleitung 
in  der  linken.  Etwas  schwieriger  ist  No.  2  „An 
der  Wiege*'  in  As-dur.  Hier  fällt  die  Hauptaufgabe 
der  linken  Hand  zu,  welche  sich  vorwiegend  aof 
Obertasten  bewegt  und  dem  zweiten  Finger  Ge- 
legenheic  bietet,  Gelenkigkeit  im  Uebersetzen  zn 
zeigen  Die  Oktavenstimme  rechts  muss  sehr  ge- 
bunden gespielt  werden.  No  3  Ges-dur  ,Am  fernen 
Strande''  ist  eine  Terzen-Üebung  für  die  rechte 
Hand  und  setzt  eine  bequeme  Oktavenspannuog 
in  derselben  voraus.  Die  Modulation  ist  in  allen 
drei  Stücken  einfach,  die  Melodik  ansprechend,  die 
Harmonik  leicht  verständlich.  Die  beabsichtigte 
Stimmung  ist  gut  getroffen.  Als  Vortragsetüden 
sind  die  drei  Stücke  zu  empfehlen. 

M.  J.  Behbein. 


musikpädagofliicber  Uerbanl 

IL  General -Versammlung. 

Die  General- Versammlung  des  Musik-  Mit  den  Berliner  direkten  Mitgliedern  zu- 
pädagogischen Verbandes  fand  am  7.  Ok-  sammen  waren  54  Personen  anwesend.  —  Nach 
tob  er,  Nachmittag  6  Uhr,  im  Saale  des  Klind-  Eröffnung  der  Versammlung  durch  den  I.  Vor- 
worth-Scharwenka-Konservatoriums  statt.  sitzenden,  Prof.  Xaver  Scharwenka,  wurde  der 
Delegierte  hatten  entsandr.:  Der  Verein  der  Ge-  Jahresbericht  durch  die  1.  Schriftführerin,  Frl, 
sanglehrer  der  Berliner  höheren  Schu-  Anna  Morsch,  verlesen.  Der  Bericht  fasste  die 
len,  die  Berliner  Musikgruppe  und  die  Tätigkeit  des  Vorstandes  im  abgelaufenen  Jahre  in 
Stettiner  Musik gruppe.  Auswärtige  direkte  kurzen  Zügen  zusammen.  Es  fand  zunächst,  nach 
Mitglieder  waren  erschienen  aus  Altona,  Ham-  Vorschlägen  der  vorigen  General- Versammlung  die 
bürg,    Celle,    Frankfurt,    Halle,     Dresden,  Wahl  des   künstlerischen  Vorstandes  statt.    Er 


Königsberg,  Hirschberg,  Hannover,  Kiel 
und  Schulpforta.  Der  künstlerische  Vorstand 
war  durch  Hrn.  Heinrich  Germer-Dresden 
vertreten. 


setzt  sich  jetzt  zusammen  aus  folgenden  Herren 
und  Damen:  Hofrat  Dr.  Kliebert-Würzburpf, 
Tonkünstler  Heinrich  Germer-Dresden,  Frl- 
Lina   Beck-Köln,   Prof.    Spengel-Hamburg, 


—    319     — 


HofkapeUmeister  Pohlig-Stattgart  nnd  Prof.  Dr. 
Carl  Fachs-Danzig. 

Der  vorige  Kongrees  gab  auf  Antrag  Fil.  van 
Zanten's  Anregang  zur  Bildani^  einer  „Kom- 
miasion  für  wissenschaftliclie  nnd  prak- 
tische Forschungen  auf  dem  Gebiete  des 
Kunstgesanges".  Ihr  gehören  ausser  einer 
Keihe  hervorragender  Gesangs-Pädagogen  und  Pä- 
dagoginnen auch  drei  Aerzte,  Spezialisten  auf  dem 
Gebiete  der  Stimmhygiene,  und  z^var  Dr.  Katzen- 
stein, Dr.  Gutzmann  nnd  Dr.  Flatan,  an.  Die 
Kommission  hält  regelmässige  monatliche  Sitzungen. 

Ebenso  regten  die  Verhandlungen  des  vorjäh- 
rigen Kongresses  über  die  Schulgesangsfrage 
zur  Bildung  einer  Vereinigung  der  Schulge- 
sangslehrer der  Berliner  Volksschulen 
unter  Leitung  von  Herrn  Max  Ast  an.  Dann 
schloss  sich  der  schon  längere  Jabre  hier  bestehende 
yVerein  der  Gesanglehrer  der  höheren 
Schulen*  dem  Musik  pädagogischen  Verbände  kor- 
porativ an;  und  die  Herren:  Prof.  Cebrian,  Prof. 
Alexis  Hollaender  und  Königl.  Musikdirektor 
Wiedermann  traten  zur  Mitarbeit  in  die  schon  be- 
stehende .Kommission  für  Sehniges  ang*  ein.— 

An  dem  Ausbau  der  „Seminare  zur  Aus- 
bildung für  den  Lehrberuf"  an  den  Konser- 
vatorien ist  unausgesetzt  weitergeai  beitet  worden. 
Beratungen  über  die  obligatorischen  Disziplinen, 
Lehrweise  derbelber,  Verteilung  des  Unterrichts- 
stoffes auf  3  Seminar  jähre,  Art  der  Prüfung,  Be- 
schaffung von  Lehrplänen,  Aufstellung  von 
Stundenplänen,  Zeugnisformularen  u.  s.  w.  fanden 
nach  ausgearbeiteten  Entwürfen  statt  und 
haben  zu  manchem  erfreulichen  Resultat  geführt. 
Der  erste  Schritt  zur  Umsetzung  der  reformatori- 
schen Ideen  in  die  Tat  konnte  aus  dem  Vorgehen 
der  beiden  Konservatorien  Stern  und  Klindworth- 
Scharwenka  berichtet  werden,  die  beide,  Oktober 
dieses  Jahres,  Seminare  mit  dreijähriger 
Studienzeit,  auf  den  Grundsätzen  der  Prüfungs- 
ordnung des  Musikpädagogischen  Verbandes  fussend, 
eingerichtet  haben.  Andere  hiesige  und  aus- 
wärtige Konservatorien  arbeiten  nach  dem  gleichen 
Ziele  hin. 

Der  Jahresbericht  betonte  schliesslich  noch, 
dass,  nach  Feststellung  der  Satzungen,  die 
Prüfungsordnung  noch  einmal  einer  genauen 
Hevision  unterzogen  und  zur  Beurteilung  vorgelegt 
werden  solle.  Ebenso  bedürfen  die  bis  jetzt  ge- 
wählten Prüfungskommissionen  noch  mannig- 
facher Ergänzung  und  der  Vorstand  ist  gern  bereit, 
allen  dazu  ausgesprochenen  Wünschen  so  weit  wie 
möglich  entgegenzukommen. 

üeber  die  Erneuerung  des  Kartell-Verhält- 
nisses mit  der  Musik-Sektion  berichtet  der 
L  Vorsitzende,  Prof.  Xaver  Scharwenka.  Auf 
eine  Aufforderung  des  Vorstandes  an  Frl.  Henkel- 
Frankfurt,  1.  Vorsitzende  der  Musik -Sektion, 
das  auf  der  vorigen  General  -  Versammlung 
gelöste     Kartell    wieder    zu    erneuern,    war    die 


Antwort  zurückgekommen,  dass  die  Entscheidung 
darüber  der  General  -  Versammlung  der  Musik- 
Sektion,  Püngsten  in  Biemen,  anheimgestellt 
werden  solle.  Später  kam  die  Nachricht  von 
Frl.  Henkel,  dass  die  General-Versammlung  der 
Erneuerung  des  Kartells  im  Prinzip  zugestimmt 
habe,  sie  aber  auf  Grund  einer  bestimmten  Ge- 
schäftsordnung zur  E«gelung  der  Funktionen  der 
Vorstände  wünsche  und  dass  mit  der  Ausarbeitung 
bis  nach  Erscheinen  der  neuen  Satzungen  ge- 
wartet werden  solle.  Wegen  der  Vorgänge 
auf  der  vorigen  General-Versammlung  sprach  FrL 
Henkel  in  einem  Schreiben  an  Herrn  Prof.  Schar- 
wenka den  Wunsch  aus,  dass  die  inzwischen  ge- 
pflogenen Verhandlungen  der  General-Versammlung 
des  Musikpädagogischen  Verbandes  mitgeteilt 
würden;  ihr  Wunsch  war  durch  diese  Klar- 
legung erfüllt  worden. 

Zur  Schulgesangsfrage  und  dem  Stande 
ihrer  Arbeiten  gaben  die  Herren  ProL  Cebrian,^ 
Lehrer  und  Organist  Max  Ast  und  Musikdirektor 
Wiedermann  erläuternde  Referate;  es  war  aua 
ihnen  zu  entnehmen,  dass  die  Ai bellen  bis  Ostern 
znm  Abschluss  gebracht  sein  werden,  um  dann  auf 
einem  Kongress  zur  Öffentlichen  Klarlegung  und 
zur  spruchreifen  Einreichung  durch  eine  Petition 
an  die  Regierung  zu  kommen. 

Beim  Eintritt  in  die  Beratung  über  die  Sat- 
zungen teilte  der  I.  Vorbitzende  mit,  dass  der  Ver- 
band sich  entschlossen  habe,  die  Rechte  einer 
juristischen  Person  zu  erwerben  und  dass  die 
Satzungen  daher  durch  rechtskundige  Hand,  und 
zwar  durch  Hrn.  Kapellmeister  Rösch,  der  der 
Versammlung  beiwohnte,  den  Forderungen  des 
Bürgerlichen  Gesetzbuches  gemäss  überarbeitet 
wären.  Die  einzelnen  Paragraphen  wurden  darauf 
verlesen  und  beraten,  einige  riefen  lebhafte  Dis- 
kussion hervor,  trotzdem  kam  der  ganze  Entwurf, 
einige  wenige  formelle  Aenderungen  ausgenommen, 
zur  Annahme  und  Bestätigung.  Das  Gesuch  um 
Eintragung  in  das  Vereinsregister  wird  demnächst 
beim  Königlichen  Amtsgericht  eingereicht. 

Die  Vorstandswahl  erfolgte  durch  Zuruf,  und 
zwar  wurde  der  Gesamtvorstand  wiedergewählt. 
Er  besteht  aus  folgenden  Personen:  Prof.  Xaver 
Scharwenka,  I  Vorsitzender;  Prof.  Gustav 
Hollaender,  IL  V'orsitzender;  Frl.  Anna  Morsch^ 

I.  Schriftführeiin;    Direktor    Carl    Nürnberg, 

II.  Schriftführer;  Prof.  Gustav  Kulenkampff, 
I.  Kassierer;  Direktor  Gustav  Lazarus,  IL  Kas- 
sierer. Btisitzende  sind:  die  Damen  Frls.  Martha 
Remmert,  Olga  Stieglitz  und  Coruelie  van 
Zanten;  die  Herren  Musikdirektor  Mengewein, 
Prof.  Richard  Schmidt  und  Direktor  Hut  sehen- 
reuter. 

Der  Vorsitzende  schloss  damit  die  2.  General- 
Versammlung,  nachdem  er  vorher  noch  neben  dem 
allgemeinen  Dank  mit  warmen  Worten  Herrn 
Kapellmeister  Rösch  den  Dank  des  Vorstandes 
für   seine   hingebende    und  aufopferungsvolle  Mit- 


320    — 


arbeit  bei  den  Satzungen,  in  welchen  die  Ver- 
sammlang  mit  lebhaftem  Zorof  einstimmte,  aus- 
sprach. —  Ein  zwangloses  geselliges  Zusammensein 
im  NoUendorf-Casino  hielt  die  auswärtigen  und 
heimischen  Mitglieder  noch  bis  spät  in  die  Nacht 
hinein  znsammen. 


Vor  El  Öffnung  der  General  -  Versammlung 
machte  Herr  Prof.  Scharwenka  auf  eine  „Pedal - 
Fussbank'*  aufmerksam,  welche  Herr  Direktor 
Petri  aus  Halle  zur  Begutachtung  eingesandt 
hatte.  S.e  wurde  von  den  Versammelten  einer 
eingehenden  Besichtigung  unterzogen. 


Dieser  Auflage  liegen  die  Prospekte  von  Gebr,  Hug  &  Co,,  Leipzig:  „Friedrich 
Chopin^s  Etüden*^t  Akademische  Neuausgabe  von  Heinrich  Germer  und  Carl  ßränitiger, 
Stuttgart:  „IVeue  Musik  Zeitung^  bei^  auf  die  wir  unsere  Leser  besonders  aufmerksam 
machen*  D.  E. 


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Wilhelmshöher  Allee  43. 

Gegr.  1895.  Direktion:  Luise  Beyer.   Gegr.  1895. 

EhrenTOrsltl :  Begierangs-Pritoident  Graf  tob  Bermttorff, 
Gnf  KSal^dorir,  Ezoellens  Generalin  tob  Coloab, 
Oberbürgermeiiter  Mfiller  n.  A. 

Cnratorlam:  Pfarrer  H«««,  Schnldirektor  Prof.  Dr.  ErvM- 
maelier,  Bankier  Plaul,  Juttisrath  Seheffer  u.  A. 

'Lehrer:  Die  Damen:  Lalte  Beyer,  lUe  Berka,  Königl.  Sobau- 
•plelerin.  Biaiil-I'öreler,  KöniRl.Operndäugerin.Olrase- 
Pabbronl,  A.  Taadli««.  Die  Herren:  Beas  AltaBller, 
Prof.  Fraasy  Mubikdirektor  Rallwaeha,  Kammervirtaos 
▲.  Uartdeg«>a»  Prot;  Dr.  Udbel,  Kgl.  Kammervirtuoi 
O.  Kalelachy  Kgl.  Opernsänger  K.  KleismaaB,  Kgl. 
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BBd  alle  Hbrigea  Oreheater-InatrBBieBte.  Geaang. 
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HbBBgeB.  MBaikdiktat.  flarmoale*  aad  KompoalttoBt- 
lehre;  Analyse;  Partltarspiel ;  Geaehlrhte  der  Maatk; 
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Theodor  Wlehmayer 

Lehrer  am  Konservatorium  zu  Leipzig. 
Preis  JU  5.—. 

Der  Verfasser  gibt  in  seinem  Werke, 
von  gänzlich  neuen  Geslchtep unkten  aus- 
gehend, zum  erstenmal  eine  wirklich  metho- 
dische Entwicklung  des  Tonleiteispiels,  die 
geeigoet  erscheint,  das  ebenso  wichtige  als 
langwierige  Studium  der  Tonleitern  nm  ein 
bet rächt liches  zu  vereinfachen  undabzukUrzen. 

Die  Touleiterschule  enthält  in  drei  Ab- 
teilungen und  einem  Anhang  sämtliche  Formen 
der  Tonleitern  und  Arpeggien  und  dürfte  in 
Zukunfc  zum  eisernen  Bestand  des  Studien- 
materials aller  derjenigen  gehören,  die  das 
Klavierstudium  mit  Ernst  betreiben  und  be- 
strebt sind,  auf  direktem  Wege  schnell  und 
sicher  zum  Ziel  zu  gelangen. 


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Schule  fOr  höheres   Klavierspiel    und  Ausbildung   von  Lehrkräften    nach 
dem  preisgekrönten  Anschauungsunterricht  der  Vorsteherin. 


Berlin  W., 

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(Juli -September).  —  Methodische  Spezialkurse  für  Klavierlehrer.   —   Abtheilung  für 
brieflichen  theoretischen  Unterricht.  —  Jährliche  Frequenz:  850  Schüler  und  Schüle- 
rinnen aus  dem  In-  und  Auslande.  —  Lehrkräfte  ersten  Ranges. 
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—     322     — 


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Empfehlungen  werden  Icostenlos  nachgewiesen  durch  die  Vorsteherin  Frau  H.  Bora- 
Iktuscn-Leubttseher,  Berlin  W.80,  Luiipoldstr.  4a    Sprechst.:  Montag  Nachm.  8^/,-& 


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Conserpatorium  der  IHusik 

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Berlin  W.,  Steglitzerstrasse  19. 

Zweiganstalten : 
Berlin  W.,  Uhlandstr.  58.  Berlin  NW.,  Lessingstr.  81. 

Direktorium: 
Prof.  Xaver  Scharwenka.    Prof.  Philipp  Sciiarwenlca.    Kapellmeister  Robert  Robitschek. 

Administration:  Kapelim.  Robert  Robitsctaek. 

Die  Schule  gliedert  sich  in  folgende  Abteilungen. 

A.  Aasbildung  in  der  ausübenden  Kunst:  a)  Gesang:  Hauptlehrer:  Frau  Matja  v.  Nissen-Stone, 
Frau  Prof.  M.  Blank-Peters,  Herr  A.  Sistennans,  Herr  E.  B  rieger,  Frau  M.  Brieger-Palm. 
b)  Klavier:  die  Herren  Prof.  X.  Scharwenka,  Prof.  Ph.  Scharwenka,  Prof.  W.  Leipholz, 
M.  Mayer-Mahr,  A.  Foerster.  c)  Violine:  die  Herren:  Kammervirtuos  Fl.  Zajic,  J.  Barmas, 
J.  M,  van  Veen.  d)  Violoncello:  J.  van  Lier.  e)  Orgel:  F.  Grunicke.  f)  Harfe:  F.  Hummel. 
g)  Flöte:  Kgl.  Kammermusiker  C  Eössler.  Instrumental-Elenientarklassen  für  Kinder  bis  13  Jahre. 

B.  Kammermusikklassen:   J.  van  Lier,  M.  Mayer-Mahr,  Kapelim.  R.  Robitschek. 
Orchester-  und  Chorgesang:  Prof.  X.  Scharwenka,  Kapelhn.  Eobert  Pobitschek. 

C.  Theorie  und  Komposition:  Prof.  Ph.  Scharwenka,  Kapelim.  11.  Pobitsrhek,  H.  Hermann, 
Dr.  H.  Leichten  tritt  (englisch),  A.  Schumann,  H.  Kann. 

D.  Opernschule:  Leitung  Kapelim.  R.  Robitschek.     Deklamation  und  Mimik  sub  E. 

E.  Schauspielschule:  Frl.  M.  Lippert.     Deklamation,  Mimik,  Rollenstudium. 

F.  Ausbildung  zum  Kapellmeister:  Anleitung  zum  Dirigieren :  Kapelhn.  R.  Robitschek.  Partiturspiel: 
Prof.  Ph.  Scharwenka,  R.  Robitschek 

0.  Schule  für  Musikwissenschaften,  insbesondere  Musikgeschichte,  Formenlehre,  BUavier-  und 
Gesangspädagogik:  Docenten:  Dr.  H.  Goldschmidt,  Dr.  W.  Kleefeld,  Dr.  H.  Leichtentritt, 
0.  Lessmann,  Prof.  X.  Scharwenka,  Prof.  Edgar  Stillmann-Kelley. 

H.  Seminar:  zur  Ausbildung  von  Musiklebrern  und  -lehrerinnen  (Klavier,  Violine,  Gesang,  Orgel) 
auf  Grund  der  vom    „Musikpädagogischen  Verband"    aufgestellten   Lehr-  und  Lernziele  unter 

Oberleitung  von  Prof.  Xavcr  Scharwenka. 

Sprechstunden  von  11—1  und  IV2—S  Uhr.    Prospekte  und  Jahresberichte  gratis  durch 

das  Sekretariat. 

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aus  der  Feder  Dr.  A.  Scherings  —  einem  Aufsatze  „Exotische 
Musik**  von  Prof.  Dr.  Hueo  RIemann  —  einem  Notizbuche 

—  einem  umfassenden  Musiker-Qeburts-  und  Sterbekalender 

—  einem  Konzert- Bericht  aus  Deutschland  (Juni  1904—1905) 

—  einem  Verzeichnisse  der  Muslk«ZeltschrIften  und  der 
Musikalien- Verleger  —  einem  ca.  25000  Adressen  ent- 
haltenden Adressbuche  nebst  einem  alphabetischen  Namens- 
verzeichnisse der  Musiker  Deutschlands  etc.  etc. 

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mit  Fingersatz,  Phraslerungen,  ÄDmerkungen 

und  Zusätzen  von 

Bruno  Mugellini, 


Stelletioermittlttiig  der  musiksektion 
de$  JUlgen,  Deut$cl)en  Cebreritmen-Uereins. 

Centralleltung:  Berlin  W.,  Lultpoldstr.  43. 


Auszug  aus  dem 

Stellenvermittlungs-Register- 


Offene  stellen: 

Für  ein  gut  besuchtes  Musikinstitut  in  einer 
lebhaften  Stadt  im  S.  V.  wird  eine  tüchtige  Violin- 
lehrerin gesucht.  Das  Violinfach  soll  neu  ein- 
prerichtet  werden  und  wird  daher  vorläufig  kein 
Fixum  bewilligt. 

Gesuehte  Stellen: 

Eine  vorzügliche  Gresang^pädagogin,  die  sich 
dorch  schriftstellerische  Arbeiten  auf  diesem  Ge- 
biete einen  Namen  gemacht  hat,  sucht  Eagage- 
ment  an  einem  KoDfervatorium. 


Eine  tüchtige  Klavierspielerin  und  Lehrerin, 
ausgebildet  am  Münchener  Konfiervatoriam,  sucht 
Stellung  an  oiner  Musikschule. 


Eine  in  Dresden  ausgebildete  tüchtige  Gesang- 
und  Klavierlehrerin  (für  Gesang  Konzertbefähignng) 
wünscht  passendes  Engagement. 


Meldungen  sind  zu  richten    an   die   Central- 
leltung der  Stellenvermittlung  der  Musiksektion. 

Adr.:  Frau  H.  Burghausen,  Berlin  W.,  Luitpoldtsr.  43. 


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kaufen«  Wertv.,  selten  günstige  Offerte  für 
Vereine,  Künstler  und  höhere  Musikschulen  (Kon- 
servatorien).   Sachverständige  erbeten. 

C.  Harnaeke,  Pianolager  in  Eiaenach. 


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Ihrer  Maj.  der  Kaiserin  Friedrich, 

8r.  Maj.  des  Kaisers  von  Russland, 

Ihrer  Maj.  der  Königin  von  England, 

Ihrer  Maj.  der  Königin  Regentin  von  Spanien, 

Sr.  Königl.  Hoheit  des  Prinzen  Friedrich  Carl  von  Preussen, 

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BERLIN  N. 

5—7  Johannla-»tr. 


Für  die  Redaktion  rerantwortlich:  Anna  Morsch,    Berlin  W.,  Ansbacherstr.  87. 

ExpediUon  und  Verlag  „Der  KlaTier- Lehrer^,  M.  Wolff,  Berlin  W.,   AnsbachorstraaBe  87. 

Druck:  J.  S.  Preuss,  Berlin  S.W.,  Kommandantenstr.  14. 


Der  Klaviep-ItehreF. 

.  Musik-pädagogische  Zeitschrift  für  alle  Qebiete  der  Tonkunst 

Organ  der  Deutschen  Musiklehrer-Vereine« 

der  Musik -Sektion  des  fl.  D.  L-V.  und  der  Tonkunstler-Vereine 

zu  Köln;  Dresden,  Hamburg,  Leipzig  und  Stuttgart 

Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslaur. 

Redaktion:  Anna  Morscli 


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freit  vfcrtcliSbrlid)  bei  tllcn  Bud)*  un4 
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gegenflenommen. 


No.  21. 


Berlin,  1.  November  1905. 


XXVIII.  Jahrgang. 


Inhalt!  Gustav  Beckmann:  Robert  Radecke.  Ludwig  Riemaon:  Der  akustische  £influss  der  alten  und  heutigen  Klaviere 
auf  die  Kompostionstechnik,  (Schluss.)  Dr.  Karl  Storck:  Kritische  RQckschau  über  Konzert  und  Oper.  Mitteilungen  von 
Hochschulen  und  Konservatorien.  Vermischte  Nachrichten.  Bücher  und  .Musikalien,  besprochen  von  Eugen  Segnitz.  Vereine 
Anzeigen. 


Ein  Gedenkblatt  zu  seinem  75.  Geburtstage  (31.  Oktober) 


von 
eastaT  Becki 


,Aus  der  Jugendzeit, 
aus  der  Jugendzeit 

Klingt  ein  Lied  mir 
immerdar; 

O  wie  liegt  so  weit, 
o  wie  liegt  so  weit, 

Was  mein  einst  war!*  — 

Wem  hätten  sich 
nicht  schon  diese  tief- 
empfundenen Worte 
Rückert's  unwillkür- 
lich auf  die  Lippen  ge- 
drängt, wenn-  in  stillen, 
dem  ruhelosen  Treiben 
und  Hasten  unsererTage 
abgegeizten  Mussestun- 
den  die  Gedanken  wie 
Glück  suchend  in  das 
Paradies  der  goldenen 
Jugendzeit  zurückflüch- 
teten und  den  Traum 
der  Kindheit  von  neuem 
zu  träumen  sich  an- 
schickten. 

Aber  den  breiten 
Schichten  unseres  san- 
gesfreudigen Volkes  ist 


dieses  Lied   doch    erst 

bekannt  geworden, 
nachdem  ein  wahrhaft 
fühlendes  Künstlerge- 
müt zum  rechten  Wort 
auch  die  rechte  Weise 
gefunden  und  damit  dem 
Liede  Schwingen  ver- 
liehen hat,  mit  denen 
es  in  die  fernsten  Gauen 
des  Vaterlandes,  ja  weit 
über  dessen  Grenzen 
hinausgeflattert  ist. 

Und  hätte  Robert 
Radecke  uns  weiter 
nichts  dargeboten,  als 
jene  schlichte,  unver- 
welkliche  Blüte,  sein 
Name  würde  schon'die- 
serhalb  im  weiten  deut- 
schen Liedergarten  un- 
vergessen sein. 

Am  31.  Oktober 
1830  zu  Dittmannsdorf 
in  Schlesien  geboren, 
war  er  bereits  in  früher 


—     326     — 


Jugend  von  seinem  tüchtig  musikalisch  ge- 
schulten Vater  im  Klavier-,  Violin-  und  Orgel- 
splel  so  weit  gefördert,  dass  er  sich  in  Kon- 
zerten der  Umgegend  hören  lassen  konnte. 
16  Jahr6  alt  geworden,  besuchte  er  die  oberen 
Klassen  des  Gymnasiums  zu  Breslau,  seine 
musikalischen  Studien  bei  Ernst  Köhler, 
Peter  Lüstner  und  Moritz  Brosig  fort- 
setzend, bis  er  1848  Schüler  des  Leipziger 
Konservatoriums  wurde.  Hier  war  er  nicht 
nur  unter  Seinen  Studiengenossen  der  be- 
fähigtste, sondern  auch  der  Lieblingsschüler 
von  Moscheies,  David,  Rietz,  Haupt- 
mann und  Becker.  Namentlich  der  letztere 
schätzte  ihn  sehr  hoch  wegen  seines  meister- 
haften Orgelspiels,  mit  dem  er  sich  später 
solchen  Ruf  errang,  dass  ihn  Prof.  Dr.  Riedel 
noch  nach  30  Jahren  als  den  „Orgelkaiser" 
bezeichnete. 

Höchst  ehrenvoll  gestaltete  sich  für  den 
damals  schon  her>^orragenden  Künstler  der 
Abgang  vom  Konservatorium.  Es  dürfte  sehr 
interessant  sein,  hierüber  den  nun  schon  ver- 
ewigten Professor  Dr.  Robert  Papperitz, 
einen  Mitschüler  Radecke^s  auf  dem  berühm- 
ten Kunstinstitut,  zu  hören.  Ende  des  Jahres 
1899  schrieb  derselbe  gelegentlich  an  den 
Schreiber  dieser  Zeilen  folgendes:  „  .  .  .  . 
schon  nach  Verlauf  eines  Jahres  hatte  er  sich 
zu  einer  Leistungsfähigkeit  emporgeschwungen, 
die  ihn  auf  jedem  Gebiete  den  stetig  wach- 
senden Aufgaben  gerecht  werden  Hess.  Mit 
meiner  nun  nahezu  50  jährigen  Wirksamkeit 
als  Lehrer  am  Leipziger  Konservatorium  kann 
ich  nur  die  Tatsache  bestätigen,  dass  in  den 
Programmen  der  alljährlich  sich  wiederholenden 
Prüfungskonzerte  wenig  Namen  zu  finden  sind, 
die  mit  gleich  umfassender  Durchbildung  an 
die  Oeffentlichkeit  treten  konnten,  wie  sie 
Radecke  im  Jahre  1850  eigen  war.  „Es-dur- 
Konzert**  —  Beethoven  —  „Violinkonzert" 
Mendelssohn  —  Orchester-Komposition  etc. 

Es  zeigte  das  Jahr  1848  eine  grössere 
Zahl  hochbegabter  Schüler,  deren  Namen  durch 
künstlerische  Wirksamkeit  noch  heute  mit 
Ehren  genannt  werden,  ich  erinnere  an 
Woldemar  Bargielf,  Ludwig  Normann  f, 
Heinrich  von  Sahrf,  Engelbert  Röntgenf, 
Gerhard  Nicolai  f,  Langhans  t,  Jadas- 
sohn  f.  Auf  Anregung  Radecke's  hatte  sich 
unter  diesen  in  freundschaftlichem  Verkehr 
Stehenden  ein  Verein  gebildet,  der  in  wöchent- 
lich sich  wiederholenden  Uebungen  neben  den 
Werken  der  Klassiker  auch  die  Mendels- 
sohn's,  Schumann's,  Gade's  zur  Aufführung 


brachte  und  nicht  wenig  zur  Förderung  künst- 
lerischer Einsicht  und  praktischer  Schlagfertig- 
keit beitrug. 

Das  jugendfrische,  begeisterte  Streben, 
getragen  von  dem  noch  in  vollem  Umfange 
wirksamen  Mendelssohn-Kultus,  zeitigte  auf 
allen  Gebieten  die  herrlichsten  Früchte;  —  bei 
allem  Wettkampf  erfreute  sich  doch  ein  Jeder 
der  Erfolge  des  Andern  —  neidlos. 

Dass  besonders  Radecke's  Leistungen  die 
Teilnahme  der  Kommilitonen  in  Anspruch 
nahm,  wie  sie  nicht  minder  vor  dem  Areopag 
berühmter  Meister  wie  Moscheies,  Haupt- 
mann, Rietz,  Robert  Schumann,  David, 
Gade  etc.  unbeschränkte  Anerkennung  fanden, 
ist  mir  heute  noch  in  frischester  Erinnerung,  — 
ebensowohl  das  Bild  des  jugendlich  frischen, 
heiteren  und  liebenswürdigen  Künstlers  mit 
der  bei  aller  Tüchtigkeit  bescheidenen  Zurück- 
haltung, der  freundschaftlichen  Treue  und  Hin- 
gabe, des  allzeit  offenen  und  zuverlässigen 
Charakters." 

Die  erstaunliche  musikalische  Vielseitig- 
keit verschaffte  ihm  1852  den  zweiten  Direktor- 
posten der  Leipziger  Singakademie  —  neben 
Ferdinand  David  —  und  ein  Jahr  darauf 
die  Kapellmeisterstelle  am  dortigen  Stadttheater. 
Ungemein  hoch  schätzte  ihn  Robert  Schu- 
mann, dessen  Orgelfuge  über  B-A-C-H 
Radecke  zuerst  dem  Meister  vortrug  und  bei 
jedem  Besuche  Schumann's  in  Leipzig  wieder- 
holen musste. 

Der  Winter  1858/59  findet  Radecke  in 
Berlin,  wo  er  sich  als  Pianist  (er  trug  die 
letzten  Sonaten  von  Beethoven  sowie  dessen 
Klavierkonzerte  vor),  als  Quartettist  (er  gehörte 
als  2.  Geiger  dem  Laub'schen  Streich- 
quartett an,  das  den  letzten  Beethoven  und 
namentlich  Schumann  bevorzugte)  und  als 
Gründer  und  Leiter  grosser  Abonnements- 
konzerte für  Orchester,  Chorgesang  und  Solo- 
spiel ausserordentlich  erfolgreich  betätigte  und 
die  Aufmerksamkeit  der  ersten  musikalischen 
Kreise  Berlin's  in  solchem  Masse  auf  sich 
lenkte,  dass  er  bald  als  Musikdirektor  an  der 
Königl.  Hofoper  (neben  Taubert  und  Dom) 
und  1871  als  „Königl.  Kapellmeister  auf  Lebens- 
zeit" angestellt  wurde.  Einige  Jahre  darauf 
rückte  Radecke  in  die  erste  Kapellmeisterstelle 
ein  und  errang  mit  den  Erstaufführungen  von 
Wagner's  „Tristan"  und  „Siegfried"  kolossale 
Erfolge,  wie  sie  seitdem  kaum  einem  Hof- 
kapellmeister auf  diesem  Gebiete  beschieden 
gewesen  sind.  Als  er  nach  Taubert's  Rück- 
tritt auch  die  Leitung  der  berühmten  Sinfonie- 


—     327 


Soireen  der  Königlichen  Kapelle  übernahm, 
brachte  er  durch  eine  seltene  Dirigentengabe, 
gepaart  mit  feinem  künstlerischem  Verständ- 
nis, frisches  Leben  in  die  bis  dahin  sterilen 
Programme.  Er  war  der  erste,  der  den 
Komponisten  Wagner  in  den  Königlichen  Kon- 
zertsaal einführte.  An  mehr  als  2000  Abenden 
hat  Radecke  die  verschiedenartigsten  Opem- 
werke  —  von  Ofifenbach's  Operetten  bis  Wagner's 
Tristan!  —  geleitet.  Darunter  sind  207  Mozart-, 
80  Beethoven-  (wenn  man  die  Musik  zu  Egmont 
hinzurechnet),  235  Weber-  und  268  Wagner- 
abende. Wie  vielen  später  zur  Berühmtheit 
gelangten  Musikern  hat  Radecke  in  dieser  seiner 
Stellung  nicht  durch  Aufführung  ihrer  Werke 
den  Weg  in  die  breite  Oeffentlichkeit  geebnet, 
beispielsweise  auch  Richard  Strauss.  So 
war  er  durch  Jahre  hindurch  der  belebende 
Mittelpunkt  der  Königlichen  Hofoper,  als  diese 
in  den  sechziger  und  siebziger  Jahren  unstreitig 
ihre  höchste  Blüte  erreicht  hatte.  Eine  Fülle 
der  hervorragendsten  Gesangskräfte,  wie  Fr. 
Harriers- Wippem,  Lucca,  Desiree  Artot-Padilla, 
Grossi,  Hauck,  Brandt,  Lehmann,  Mallinger, 
Niemann,  Betz,  Wachtel,  Gudehus,  Fricke  u.  a. 
zierten  das  grosse  und  vornehme  Kunst- 
institut. —  Als  unser  Meister  nach  dem  Wechsel 
der  Generalintendantur  —  von  Hülsen  war 
gestorben  und  Graf  Hochberg  an  seine  Stelle 
getreten  —  plötzlich  zur  Disposition  gestellt 
wurde,  widmete  er  seine  Kräfte,  nachdem  er 
die  Kapellmeisterstellen  in  Hamburg,  New- York 
und  Madrid  ausgeschlagen  hatte,  ausschliesslich 
dem  Stern'schen  Konservatorium  der 
Musik,  dessen  Direktorat  er  schon  früher  über- 
nommen hatte.  Das  „Hoftheater",  so  schrieb 
Prof.  Ludwig  Bussler  in  der  „National- 
Zeitung",  „verliert  in  ihm  einen  der  her- 
vorragendsten deutschen  Musiker  der  Gegen- 
wart!" — 

Schon  früher  hatte  Radecke  eine  Menge 
Vokalwerke  geschaffen,  die,  einem  tief  pul- 
sierenden Gemütsleben  ihre  Entstehung  ver- 
dankend, sich  alle  in  mehr  oder  minder  sinn- 
fälligem Klangzauber  bewegen  und  sich  durch 
edle  Melodik  und  feine  Harmonieen  aus- 
zeichnen. 1  Oper,  2  Sinfonieen,  2  Ouvertüren, 
viele  Klavierstücke,  mehrere  Trios  für  Klavier, 


Violine  und  Cello  gesellten  sich  diesen  Werken 
zu.  Und  bei  alledem  hat  er  seine  eminente 
Orgelkunst  nicht  brach  liegen  lassen,  sondern 
nur  zu  oft  mit  ersten  Künstlern,  wie  Joachim, 
in  den  Dienst  der  Wohltätigkeit  gestellt.  So 
konnten  ihm,  der  inzwischen  zum  Professor 
ernannt  worden  und  einige  Jahre  später  zum 
Vorsitzenden  des  Senats  der  Königl.  Akademie 
der  Künste  (Abt.  für  Musik)  gewählt  wurde, 
die  Berufungen  als  Orgelprofessor  an  der 
Königl.  akademischen  Hochschule  der  Musik 
und  als  Direktor  des  Königl.  akademischen 
Instituts  für  Kirchenmusik  im  Jahre  1892  nur 
willkommen  sein.  Und  letzterer  Stätte,  dessen 
hervorragender  Reorganisator  und  Ausbauer 
er  mit  Recht  genannt  werden  darf,  wurde  am 
70.  Geburtstag  des  Meisters  Marmorbüste, 
welche  von  Verehrern,  Freunden  und  Schülern 
gestiftet,  als  Ausdruck  der  Dankbarkeit  für 
solch  reichgesegnete  Tätigkeit  im  Dienste  der 
Tonkunst  überreicht. 

So  wird  Radecke's  Wirken  nicht  nur  fort- 
leben in  den  Blättern  der  Musikgeschichte 
einer  an  Erfolgen  und  Entwickelung  grossen 
Zeit,  sondern  auch  sein  Bild  seinen  begeisterten 
Schülern  voranleuchten  und  ihnen  immerdar 
ins  Gedächtnis  zurückrufen,  was  der  „Orgel- 
Kaiser"  Robert  Radecke  war  und  ist:  ein  be- 
deutendes musikalisches  Universaltalent,  das 
auf  allen  Gebieten  der  selbstschafifenden  wie 
ausübenden  Tonkunst,  insbesondere  auch  auf 
dem  des  klassischen  Orgelspiels,  sich  ausser- 
ordentlich erfolgreich  betätigt  hat  und  dabei 
doch  seiner  Jugend  Idealen  durch  stürmische 
Zeitläufte  hindurch  unentwegt  treu  geblieben 
ist;'  ein  Lehrer,  in  des-en  Seele  der  Liebe 
göttlicher  Funke  zu  seinen  Jüngern  glüht  und 
ihnen  durch  grosse  Gesichtspunkte  im  Unter- 
richte den  domigen  Pfad  zum  frohwinkenden 
Künstlertum  vergessen  macht;  und  endlich 
ein  Mensch,  der  nicht  nur  die  eingeborene 
vornehme  Gesinnung  und  ein  goldenes  Gemüt 
als  köstliche  Kleinode  aus  der  Jugend  herüber- 
gerettet, sondern  in  dessen  Brust  sich  auch 
inmitten  des  dissonierenden  Weltgetriebes  eine 
wunderbare,  abgeklärte  Harmonie  allmählich 
bis  ins  sUberumwobene  biblische  Alter  auf- 
gebaut hat! 


^ 


'S — 


328     — 


@er  a1<astiscbe  Bii)f luss  der  alkt)  at)d  beuHget)  Klariere 
auf  die  Koti)posiMoi)sfecbi)ll<- 


Von 
Itfudwli:  Bleviaim. 

(Schloss.) 


In  dem  „Leitfaden  des  Pedals  nachRubinsteln"*) 
finden  sich  126  Beispiele  verschiedenartiger  akusti- 
scher Effekte,  die  von  der  heutigen  EompositloDS- 
technik  sämtlich  ausgenutzt  werden.  £in  näheres 
Eingehen  darauf  würde  allein  einen  Vortrag  für 
sich  beanspruchen.  Leider  wird  eine  genaue  No- 
tierung des  Pedals  immer  noch  vemachlfissigt. 
Wir  stossen  damit  auf  eine  Eigentümlichkeit  der 
Komponisten,  in  der  Ausführung  nach  Phrasierung 
und  Pedal  den  Interpreten  dieselbe  Freiheit  zu  be- 
lassen, wie  den  Spielern  im  18.  Jahrhundert.  Eine 
genaue  Aufzeichnung  der  Beziehungen  des  toten 
Notenbildes  zum  lebendigen  Erlang  wird  wohl  noch 
lange  an  der  ängstlich  gehüteten  Freiheit  des 
Vortrages  scheitern,  obgleich  die  Herrschaft  der 
Phrasierungsaufzeichnung  immer  mehr  zunimmt. 
Der  Pedalgebrauch  allein  ist  noch  fast  ganz  vogel- 
frei. Es  kann  uns  deshalb  nicht  wundernehmen, 
wenn  aus  den  schwierigen  Anforderungen  des 
ernsten  Klavierstiles  schon  bei  Beginn  dieser 
Periode  sich  Auswüchse,  Verflachxmgen,  Ober- 
flächlichkeiten zeitigten,  der  sehr  bald  zu  einer 
nenen  Stilgattung,  dem  Salonstil,  führten. 

Streng  bei  meinem  Thema  bleibend  finde  ich, 
daas  grade  die  akustischen  Unterlagen  des  Klavier- 
klanges das  rapide  Wachstum  der  Salonwasser- 
musik begünstigt  haben.  Ich  bin  sogar  der  An- 
sicht, dass  wir  vor  Einführung  des  Pilzhammers 
noch  nicht  von  einer  Salonmusik  im  heutigen 
Sinne  reden  können,  da  die  akustischen  Effekte, 
als  Seele  dieser  Stilgattung,  bis  dahin  fehlten. 
Erst  als  die  Blütezeit  der  Klangfarbe  begann,  be- 
kam zunächst  der  Virtuosen-  und  Variationenstil 
eine  Befruchtung  durch  die  neuen  Klangvarianten, 
nämlich  Hervorkehren  einzelner  Töne  vor  anderen, 
Aufsaugen  schlechter  Töne  durch  gute  und  wohl- 
gefälliges Anbringen  des  Klavierklanges  an  sich 
mittels  Darchläufe  und  Akkorde.  Ich  denke 
dabei  an  Komponisten  wie  Herz,  Hunten,  Döhler, 
deren  Werke  etwa  in  der  Mitte  der  Salon-  und 
Kunstmusik  stehen.  In  der  leidenschaftlichen  Hin- 
gabe an  die  Klangwirkung  vergass  man  aber  sehr 
bald  den  Inhalt.  Der  Komponist  versumpfte  in 
monotonen,  rhythmusloseu  Akkordwiederholungen, 
die  eine  flache,  nichtssagende  Melodie  umranken. 
Man  baute  Klaviere,  die  auf  einer  Oktavkoppel  ein 
Glissando  und  Akkordgänge  mit  einem  Finger  er- 
möglichten. Ich  sah  ein  solches  Instrument  in 
Berlin  (Museum).  Alles  Baketenmusik,  von  der 
sich  selbst  ein  Idszt  nicht  ganz  hat  befreien  können ! 


♦)  Edition  Bosworth,  No.  71. 


Die  Klangeffekte,  die  durch  den  neuen  Filz- 
hammerton und  den  Pedalgebrauch  sich  plötzlich 
ungeahnt  vermehren  konnten,  gereichten  den  ober- 
flächlichen Kompositionstechnikem  nur  zum  Ver- 
derben. Mühelos  und  billig  konnten  sie  dem  Di- 
lettantismus eine  Nahrung  reichen,  die  dieser  nnr 
zu  gerne  in  sich  aufnahm,'  warum?  weil  die  musi- 
kalische Bildung  des  Norddeutschen  bis  zum 
heutigen  Tage  nicht  gleichen  Schritt  gehalten  hat 
mit  der  durch  den  Eisenbahnverkehr  seit  40-50 
Jahren  geförderten,  raschen  Verbreitung  des 
Klaviers.  Denken  Sie  doch  nur  an  das  verhältnis- 
mässig grosse  Wissen,  welches  50  Jahre  früher 
ein  CSembalist  in  sich  tragen  musste,  um  sein  In- 
strument zu  beherrschen.  Er  musste  durchans 
theoretisch  gebildet,  ein  geschickter  Generalbass- 
spieler und  Improvisator  sein.  Die  Aosführungen 
einer  Cembalopartie  z.  B.  in  der  Matthänspassion, 
die  früher  jeder  Cembalist  als  selbstverständlich 
hinnahm,  traut  man  heute  nur  ersten  Mnsik- 
icräften  zu. 

Die  in  der  1.  Hälfte  des  vorigen  Jahrhunderts 
fast  plötzlich  geschehene  ümstürzung  des  „Wissens** 
im  Klavierspiel  zum  „Können*  musste  bei  der 
raschen  Verbreitung  des  Klavieres  notgedrungen 
zu  einer  grenzenlosen  Verflachung  führen.  Viele 
Menschen  besitzen  heute  ein  Klavier,  ohne  je  das 
Wesen  der  Klavierkunst  zu  erfassen.  Von  den 
musikalischen  Vorbedingungen  besitzt  die  Masse 
nur  einen  Sinn  —  d.  i.  der  Sinn,  die  Vorliebe 
für  das  Harmonische,  gerade  der  Sinn,  der  für  die 
Salonmusik  ausreicht,  und  so  erstrahlt  denn  im 
harmonischen  Glänze  das  „G«bet  einer  Jungfrau" 
im  Herzen  der  hoffnungsvollen  Tochter  und  in 
Gegenwart  der  entzückten  danmendrehenden  Mama. 
Diese  Mama  und  Tochter  verkörpern  für  mich  den 
Typus  der  „musikalischen  Alkoholiker*.  Eine  von 
der  Tonpsychologie  noch  nicht  genügend  erforschte 
Vorliebe  für  das  «Itauschende',  „Lärmende**  in 
der  Musik,  die  besonders  die  niedere  Bevölkerung 
zeigt,  erklärt  den  übermässigen  G^ebrauch  des 
Pedals  seitens  schlechter  Dilettanten  und  eitler 
Virtuosen.  Wie  der  Alkohol  im  Wein,  wirkt  der 
angemessene  Gebrauch  des  Pedals  in  der  Kunst- 
musik.  Im  Gegensatz  hierzu  berauscht  das  nn- 
vernünftige  Pedalspiel  in  der  Salonmusik  den 
Menschen  in  ähnlicher  Weise  wie  der  hochpro- 
zentige Alkohol  im  Schnaps.  Der  einzige  Halt, 
den  die  Salonmusik  in  sich  trägt,  nämlich  die  har- 
monischen Klangeffekte,  bewahrt  die  Salonmosik 
vor  der  Erniedrigung  zum  Gassenhauer,  denn  das 
Harmonische  an  sich  wirkt  niemals  gemein. 


—     329     — 


Haben  non  die  Komponisten  der  Knnstmnsik 
das  Wesen,  d\e  akustischen  Feinheiten  des  Klavier- 
tones vollauf  erfasst?  Nur  bei  wenigen  lässt  sich 
dieses  im  ganzen  umfange  bejahen,  z.  £.  bei 
liiszt,  Chopin,  Henselt,  Theodor  Kirchner  u.  a., 
deren  Stil  zum  nicht  geringen  Teil  auf  der  scharfen 
Beobachtungsgabe  der  Klangfarben  beruht  Aber 
die  in  den  tiefen  Lagen  verborgenen  Diskordanzen, 
überhaupt  die,  obgleich  nicht  schwer  zu  fassenden 
Klangfarben  werden  von  vielen  Komponisten  miss- 
achtet,  ignoriert.  Der  Klavierton  kann  nicht  aus 
seiner  Haut  heraas,  aber  den  Titanen  genügt  nicht 
der  begrenzte  Klangfarbenkreis.  Die  Feinheiten 
der  klanglichen  Zusammenstellungen  scheinen 
heute  immer  mehr  zu  verblassen«  Eine  absolute, 
gerechtfertigte  Hücksichtnahme  auf  den  gleich- 
massigen  Ablauf  der  Akkorde  gilt  bei  einem 
grossen  Teil  der  Komponisten  für  ausgeschlossen. 
Ich  rechne  hierzu  die  nur  auf  den  Effekt  hinaus- 
laufende Virtuosenmusik,  den  täppischen  Salon- 
stil und  die,  alle  Lagen  des  Klaviertones  rück- 
sichtslos behandelnde  Musik  eines  Reger,  Sinding, 
Bubinstein.  Selbst  Schumann,  der  Meister  musi- 
kalischen Kleinkunst,  liess  die  Eigenschaften  des 
Klavierklangee  zuweüen  unberücksichtigt,  sodass 
manches  unschön  klingt.  Zwei  akustische  Gründe 
erklären  dieses  Manko.  Im  Zusanmienklang  herrscht 
oft  eine  Täuschung,  verursacht  durch  die  An- 
schlagsnüance  und  die  drei  Studien  der  Klavier- 
tondauer. Was  nämlich  den  Einzelklang  hebt  an 
Kraft  und  Gestaltung,  stört  in  gewissen  Lagen 
den  Zusammenklang.  Man  vergisst,  dass  nur  die 
mittleren  Lagen  darin  auf  Tonschönheit  Anspruch 
machen  können,  und  wütet  trotz  der  knarrenden 
Schwebungen  in  den  tiefen  Lagen.  Wie  im 
Orchester  wird  zu  gunsten  der  Tonmalerei  die  Ton- 
schönheit des  Instrumentes  nicht  immer  an  die 
erste  Stelle  gesetzt.  Die  zweite  Begründung  liegt 
in  der  im  19.  Jahrhundert  sich  immer  mehr  ent- 
wickelnden Herrschaft  des  Massentones.  Ich 
unterscheide  den  Einzelton  vom  Massenton  durch 
die  Höhe  des  Effektes.  Im  Einzelton  liegt  die 
Kraft  der  Selbstwirkung,  die  durch  keinen  anderen 
Ton  ausgefüllt  werden  kann.  Jeder  Ton  einer 
besseren  Melodie  oder  eines  melodischen  Motivs 
kann  als  Einzelton  aufgefasst  werden.  Der  Massen- 
ton tritt  in  der  Einzelwirkung  zurück  und  ordnet 
sich  dem  Gesamteindruck  der  Phrase  unter;  er 
kann,  ohne  den  C^sammteindruck  zu  verletzen, 
durch  einen  anderen  bestimmten  Ton  ersetzt 
werden,  oder  ganz  fehlen.  Wir  finden  den  Massen- 
ton in  den  harmonischen  Kadenzformen,  in  der 
stereotypen  Begleitungsart  und  in  den  Ver- 
zierungen, ganz  abgesehen  von  der  Orchestermusik, 
bei  welcher  der  Massenton  noch  in  anderer  Gestalt 
auftritt.  Bei  der  Vorliebe  der  deutschen  Kunst- 
musik für  die  Harmonie,  die  bekanntlich  bis  zur 
harmonischen  Polyphonie  gediehen,  musste  der 
Massenton  zu  einer  leider  zu  grossen  Herrschaft 
gelangen.    Der  übermässige  Gebrauch  des  Massen- 


tones ist  in  einen  verderblichen  musikalischen  Al- 
koholismus ausgeartet,  dem  wir  uns  nur  schwer 
entziehen  können.  Ich  habe  dieses  noch  kürzlich 
selbst  in  einem  Heger- Konzert  empfunden.  Trotz 
meiner  leidenschaftlichen  Verehrung  für  die  Einzel- 
tonwirkung kam  es  wie  ein  Bausch  über  mich 
beim  Anhören  dieser  genialen  Beherrschung  Beger- 
scher  Massentöne.  Unsere  Gehörsempfindungen, 
unsere  Tonauffassungen  haben  sich  insofern  ge- 
ändert, als  über  einer  akkordlichen  Unterlage  voll- 
ständig harmoniefremde  Töne  streckenlang  mit 
Genuss  gehört  werden  können,  während  zur  Zeit 
des  Virtuosen-  und  Variationenstils  in  der  ersten 
Hälfte  des  19.  Jahrhunderts  die  Massentöne  nur 
diatonisch  oder  allenfalls  chromatisch  auftraten. 
Jedenfalls  lässt  sich  eine  Missachtung  der  klang- 
schönen Klaviertonzusammensetzungen  infolge  Zu- 
rücksetzung des  Einzeltones  nicht  ableugnen,  die 
von  der  kleinen  Kompositionswelt  gamicht  ein- 
mal empfunden  wird.  Da  aber  der  heutige  musi- 
kalische Geschmack  nicht  vom  Massenton  zu 
trennen  ist,  muss  die  Kompositionstechnik  damit 
rechnen,  d.  h.  sie  sollte  bemüht  sein,  nur  seinen 
schönsten  Vorzug  zu  gebrauchen,  nämlich:  die 
Kraft  zu  färben.  Gefärbte  Melodien  sind  für 
mich  solche,  denen  ein  Stimmungsgehalt  durch 
harmonische  Farbentöne  untergelegt  wird,  dasselbe, 
was  man  Motiv  und  Grundstimmung  in  der  Malerei 
nennt.  Ich  denke  dabei  z.  B.  an  den  .Frühling" 
von  Grieg,  oder  an  das  „Liebeslied*  von  Henselt, 
oder  .Trauermarsch'  von  Chopin.  Jeder  grössere 
Komponist  färbt  seine  melodischen  Folgen  mit 
ganz  besonderen,  nur  ihm  eigenen  akustischen 
Tonfarben,  die  für  uns  dasselbe  Erkennungszeichen 
bedeuten,  wie  bei  einem  grossen  Maler  der  Ge- 
brauch besonderer,  sich  immer  wiederholender 
Farbenmischungen.  Es  wäre  eine  interessante  Auf- 
gabe, einmal  die  eigenen  akustischen  Tonfarben 
grösserer  Komponisten  genau  festzustellen.  Der 
Komponist  unterscheidet  sich  allerdings  dadurch 
vom  Maler,  dass  er  in  vielen  Fällen  seine  eigenen 
akustischen  Tonfarben  gamicht  einmal  kennt,  bezw. 
sich  der  Tonfarben  nur  unbewusst  bedient.  Jeden- 
falls ist  die  dezente  Zurückhaltung  der  harmoni- 
scheu  Farbentöne  in  einer  Klavierkomposition  eine 
der  vornehmsten  Eigenschaften  der  Kompositions- 
technik, Ueberhaupt  ist  meines  Erachtens  eine 
absolute  klangschöne  Darstellung  und  strenge 
Berücksichtigung  der  akustischen  Eigentümlich- 
keiten des  Klavierklanges  zu  fordern,  die  in  der 
„senkrechten"  Musik  zum  Ausdruck  kommen. 
Unter  senkrechter  Musik  verstehe  ich  den  klang- 
lichen Totaleindruck  einer  harmonischen  Folge. 
Ich  sage  Totaleindruck,  denn  die  harmonische 
Folge  braucht  durchaus  nicht  gleichzeitig  zu  sein, 
sie  kann  aus  rhythmischen  Bewegungen  oder 
mehreren  melodischen  Folgen  zusammengesetzt 
werden.  Jede  senkrechte  Stichprobe  eines  har- 
monischen Totaleindruckes  muss  klangschön  wirken. 
Mögen  wir  uns  nun  noch  so  sehr  an  den  Massen- 


—    330    — 


klang  gewöhnt  haben,  es  ist  nnd  bleibt  eine  Ge- 
wöhnung. Die  Tiefe  unseres  musikalischen  Ge- 
müts wird  von  dieser  einen  Wahrheit  nicht  allein 
anggefüllt.  Durch  uns  Alle,  Alle  die  wir  unsere 
Kunst  lieben,  ernst  nehmen,  geht  ein  grosses,  zum 
Teil  unbewusstes  Sehnen  nach  dem  ungewohnten 
keuschen  Einzelklang,  der  starken,  aus  sich 
selbst  wirkenden  Einzelmelodie,  gleicbg^iltig,  ob  in 
monodischer  oder  polyphoner  Form.  Die  Terschie- 
densten  Blüten  hat  diese  Sehnsucht  gezeitigt.  In 
allen  Gauen,  wo  die  deutsche  Sprache  herrscht, 
wird  das  lauge  verschmähte  Volkslied  wieder  zu 
Ehren  gebracht.  Zwar  singt  der  Norddeutsche  es 
ausserhalb  der  Schule  gern  in  4  stimmiger  Be- 
kleidung. Er  glaubt  eben  die  Harmonie  nicht  ent- 
behren zu  können.  Aber  er  liebt  es  dennoch  mit 
der  ganzen  Kraft  wie  der  Süddeutsche.  Wie  er- 
klären wir  uns  ferner  den  BeifaU,  den  ein  Scho- 
lander  mit  seinem  Gesang  und  der  Gultarre  in 
Norddeutschland  und  ein  Dalcroze  in  ähnlicher  Art 
in  Süddeutschland  gefunden?  Woran  liegt  es,  dass 
die  norwegische  Liedersängerin  Bokken-Lasson, 
die  mit  ihrer  Guitarre  von  Land  zu  Land  zieht, 
solche  Erfolge  erzielt?  Diese  Künstler  gehen  hin 
und  schmeicheln  sich  mit  ganz  einfachen,  durch 
sich  selbst  wirkenden  Liedchen  in  die  Herzen  der 
Zuhörer  hinein,  wodurch  ?  durch  den  keuschen  Ton 
an  sich,  der  mit  Buhe  und  Behagen  das  gequälte 
Ohr  erfüllt  und  darum  doppelt  auf  die  Sinne  und 
das  Gemüt  wirkt!  Wie  im  Süden  die  Zither,  Gui- 
tarre, Mandoline,  taucht  im  Norden  Deutschlands 
die  Guitarre  wieder  auf  als  Begleitungsinstrument, 
weil  man  von  der  aufdringlichen  Klavierbegleitung 
übersättigt  ist.  Besonders  in  Schlaraffen-  und 
anderen  Kunstkreisen,  wo  die  Einzelkunst  mit  Vor- 
liebe gepflegt  wird,  flndet  die  Guitarre  in  dieser 
Verwendung  mehr  Freunde  und  Beifall,  wie  das 
Klavier. 

Jn  den  Kreisen  der  Musiker  nnd  ersten  Musik- 
freunde gilt  bekanntlich  das  Streichquartett,  über- 
haupt jedes  akustisch  gleichgeartete  Quartett  als 
die  feinsinnigste  Vertretung  der  Einzelklänge.  Aber 
dieses  darf  uns  nicht  genügen.    Die  Technik   des 


Einzelklanges,  der  melodischen  Folgen  müsste  auch 
in  der  Klavierkomposition  als  oberstes  Gesetz  be- 
folgt werden.  Ich  sage  mit  Breithaupt* j:  „Dnserer 
Kunst  geht's  wie  der  Blume,  die  zu  wenig  Sonne 
hat.  Sie  will  nicht  reifen.  Wird  die  Sehnsacht 
stärker  sein?  Wird  sie  uns  hindrängen  zur  be- 
lebenden Sonne,  zu  den  Lichtklängen  himmlischer 
Melodien,  zu  dem  weissen  Glanz  ätherischtar 
Grazie,  zuiück  zu  des  Gedankens  schlichter  Grösse 
und  zu  einer  einfach  natürlichen  Sprache?  Dies 
ist  unsere  bange  Frage.^  —  Möchte  es  bald,  recht 
bald  dahin  kommen!    Das  ist  mein  Wunsch. 

Eine  kurze  Zusammenfassung  meiner  Aus- 
führungen ergibt  folgende  Leitsätze: 

Die  Herrschaft  des  heutigen  Klaviertones  über 
die  altklassische  Klavierliteratur  ist  einzudämmen. 
Man  verhelfe  den  früheren  Klavierwerken  bis  zum 
letzten  Drittel  des  18.  Jahrhunderts  durch  Ein- 
führung des  verbesserten  Glavicembalos^  zu  ihrer 
wahren  Gestalt  nnd  Würdigung. 

Die  heutige  Klavierkompositionstechnik  berück- 
sichtige bei  der  „senkrechten**  Musik  mehr  die 
Klangschönheit  (z.  B.  weite  Lagen).  Die  tiefen 
und  hohen  Lagen  dürfen  als  Akkordtöne  ncr  ton- 
malerisch  verwendet  werden. 

Die  Kompoeitionstechnik  befriedige  in  grösse- 
rem Masse  die  Sehnsucht  nach  dem  Einzelton. 
Der  übermässige  Gebrauch  des  Massentones  ist 
heute  in  einen  verderblichen  musikalischen  Alko- 
holismns  ausgeartet. 

Bei  den  heutigen  Klavierklangeffekten  ist  eine 
genaue  Pedalschrift  unerlässlich.  Die  gebräuch- 
liche Pedalbezeichnung  reicht  für  diesen  Zweck 
nicht  aus. 

Die  musikgeschichtlichen  Werke  haben  dem 
bis  heute  unterschätzten  Einfluss  der  Instrumente 
anf  den  Werdegang  der  musikalischen  Kunst  eine 
viel  grössere  Aufmerksamkeit  zuzuwenden.  Die 
gleiche  Mahnung  gilt  für  die  musikgeschichtliche 
Lehrtätigkeit. 

*)  Monatsheft  der  Zeitschrift  „Die  Musik',  IV, 
1.  Heft,  S.  4. 

**)  Jbachord«  der  ilrma  IL  Ibach  Sohn. 


Kritische  Bficlischau 


über  Konsert  und  Oper. 

Von 

Dr.  Karl  ütorck. 


Nun  haben  die  ersten  grossen  musikalischen 
Konzertveranstaltungen  stattgefunden  und  mögen 
auch  demjenigen,  der  durch  die  Tatsache,  dass 
vom  22.-29.  Oktober  38  Konzerte  angekündigt 
sind,  noch  nicht  überzeugt  wird,  das  Gefühl  bei- 
gebracht haben,  dass  die  diesjährige  Musiksaison 
endgiltig  eröffnet  ist.  Es  steht  das  grösste  der 
Werke  an  der  Spitze.  Die  Singakademie  brachte 
Beethoven's  „Missa  Solemnis".    Wenn  ich  an 


eine  Aufführung  denke,  die  ich  im  letzten  Sommer 
im  Baseler  Münster  unter  Hermann  Suter's  Leitung 
gehört  habe,  so  verblasst  der  Eindruck,  den  die 
Vorführung  in  der  Singakademie  hervorrief.  Es 
mag  daran  liegen,  dass  der  Baum  für  diese  ge- 
waltigen Chormassen  zu  klein  ist.  Ich  hatte  aber 
darüber  hinaus  das  Gefühl,  dass  Herr  Schamann 
durch  Beschleunigung  der  Tempi  die  einheitliche 
grosszügige  Wirkung  zu  erreichen  strebte,  die  nur 


—    331     — 


ans  tiefster  seelischer  Ergriffenheit  zu  holen  ist. 
Es  ist  nicht  wahr,  dass  es  in  fieethoven's  Missa 
solemnis  tote  Stellen  gibt,  man  moss  sie  nnr  zum 
Leben  wecken  können.  Das  war  nicht  voll  er-, 
reicht.  —  Höher  stand  in  der  Hinsicht  die  Anf- 
fiihrnng,  die  ,,Brnckner's  Tedenm"  durch  den 
Philharmonischen  Chor  erfuhr.  Doppelt  an- 
erkennenswert, insofern  auch  hier  Bruckner's 
zum  Zerbröseln  und  Zerbröckeln  neigende  Natur 
sich  nicht  ganz  verleugnet.  Allerdings  hat  er  doch 
kaum  etwas  Einheitlicheres  geschaffen  als  diese 
Vertonung  des  ambrosianischen  Lobgesangs,  dessen 
Eingangsworte  Ja  als  Leitmotiv  des  ganzen 
Bruckner'schen  Lebensganges  wirken.  Aber  ich 
glaube,  man  wird  doch  nur  in  einer  katholischen 
Gegend  so  ganz  die  Gewalt  dieser  Kunst  erfassen. 
Ein  Pontifikatamt  mit  der  ganzen  Pracht,  der  die 
römische  Kirche  föhig  ist,  ist  vorangegangen.  Loa 
goldenen  Altarraum  blitzen  die  goldenen  Gewänder 
der  Priester,  die  rotge  wandeten  Messdiener  schwingen 
die  Rauchfösser,  aus  denen  die  Wolken  des  Weih- 
rauchs himmelan  steigen,  und  dahinter  die  tausend- 
köpfige Menge.  Droben  auf  dem  Chor  dieBiesen- 
orgel,  an  der  der  Meister  sitzt  und  mit  seinen 
Händen  auf  drei  Klavieren  mit  60  Aegistem  die 
tausend  Stimmen  des  Rieseninstruments  heraus- 
holt. Die  Orgel  ist  hier  das  Orchester.  Seltsam 
gleichm&BSig  wogt  es  auf  und  ab,  als  gelte  es,  ein 
sicheres  Fundament  festzuhalten,  auf  dem  die 
Chormassen  sich  riesenhaft  hinaufwölben.  Da- 
zwischen dann  Stellen  von  mystischer  Versunken- 
heit,  von  seraphischer  Stille  und  engelhafter  Ver- 
zücktheit. Nach  diesem  Tonrausch  fühlte  ich  mich 
kaum  mehr  fähig,  etwas  weiteres  aufzunehmen. 
Vielleicht  war's  gut,  dass  es  die  klare  und  sichere 
Musik  von  Brahms  war,  die  mit  der  bekannten 
„Rhapsodie^*  folgt.  Ein  wunderbar  sinniges  und 
sonniges  ^Ständchen  Franz  Schubert's"  schloss 
den  erstan  Teil.  Der  Chor  bot  wiederum  lauter 
Musterleistungen.  An  technischer  Schulung  ist  hier 
mit  Menschenstimmen  Herrliches  erreicht.  Die 
TenÖre  nur  dürften  noch  etwas  weicher  sein.  Von 
den  Solisten  verdient  Klara  Erler  zuerstgenannt 
zu  werden,  weil  sie  für  eine  erkrankte  Kollegin 
einsprang  und  ihre  Soli  ohne  jegliche  Vorprobe, 
wenn  auch  etwas  unfrei  durchführte.  Frau  Lula 
Mysz-G  meiner  fehlt  die  innere  Tiefe  für  die 
Rhapsodie  von  Brahms.  Es  bleibt  alles  äusserlich. 
In  Ihrem  Element  war  sie  bei  Schuberts  Ständchen. 
Der  junge  Tenor  Paul  Reimers  sang  seine 
schönen  Solostellen  in  Bmckner's  Tedeum  mit  wirk- 
lich prächtig  einschmeichelnder  Stimme. 

Brückner  bildete  auch  den  Schwerpunkt  des 
Philharmonischen  Konzerts.  Nlkisch  führte 
die  dritte  Symphonie  nicht  in  der  hinreissenden 
rhythmischen  Kraft  auf,  mit  der  Richard  Strauss 
sich  in  sie  versenkt  hatte,  wohl  aber  gelang  ihm 
die  farbige  Pracht.  —  Auch  die  Königlichen 
Symphoniekonzerte  haben  begonnen.  Wider 
die  sonstige  Gepflogenheit  kam  gleich    im  ersten 


Konzert  eine  Neuheit  heraus,  aber  der  Ersten 
Symphonie  von  Georg  Schumann  fehlt  jede 
Eigenart  und  sogar  jene  Ellangschönheit  und 
sichere  Verarbeitung  des  thematischen  Materials, 
die  man  sonst  seinen  Arbeiten  nachrühmen  kann. 
—  Auch  Ferruccio  Busoni  hat  bereite  den  ersten 
seiner  neuen  Kompositionen  gewidmeten  Orchester- 
abende veranstaltet.  Ein  Klavierkonzert  von  Otto 
Singer  war  von  erschrecklicher  Länge  und  noch 
erschrecklicherer  Langeweile.  Ich  habe  noch  nie- 
mals ein  derartig  völlig  zweck-  und  zielloses  An- 
einanderreihen von  allerlei  Einfällen  gehört.  EjB 
verhalf  einem  nicht  mal  auf  einen  Weg,  dass  diese 
Einfälle  immer  bereits  bekannt  waren.  Gabriel 
Pierne  hat  ein  Orgelwerk  von  Cäsar  Franc k 
für  Orchester  Übertragen  und  hat  dabei  erreicht, 
dass  das  Orchester  beinah  so  gut  klingt  wie  eine 
Orgel.  Warum  er  also  nun  wohl  bloss  dieses  Werk 
übertragen  hat!?  Ferruccio  Busoni  selber  führte  acht 
Stücke  aus  seiner  Musik  zu  Gk>zzi's  Märchendrama 
„Turandot^  auf,  die  ich  nicht  mehr  angehört  habe, 
denn  ich  war,  nachdem  Frau  Ida  Ekman  an 
dreien  der  wunderbar  stimmungsvollen  „Nuits  d*dt6' 
ihre  Unzulänglichkeit  erwiesen  hatte,  fortgegangen. 
Wie  mir  versichert  wurde,  zeichnete  sich  Busouis 
Komposition  durch  Geist  und  glückliche  Orchester- 
malerei aus.  Das  war  vorauszusehen.  Ebenso, 
dass  von  einer  wirklich  schöpferischen  Kraft  nichts 
^u  spüren  ist. 

Auch  Karl  Halir  brachte  im  ersten  seiner 
grossen  Konzerte  eine  Neuheit  von  Jean  Sibe- 
11  US,  dem  eigenartigen  Finnen.  Dieses  Violin- 
konzert in  D-moU  ist  eine  symphonische  Dichtung 
aus  dem  finnischen  Volksleben.  Hat  man  sich  erst 
etwas  hineingehört,  so  fesselt  es  durch  seine 
eigenartige  Rhythmik  und  die  merkwürdige  Farbe 
des  Orchesters.  Ich  musste  an  die  grossen* nor- 
dischen Wiutermaler  denken,  die  durch  das  eigen- 
artige Spiel  des  Weiss  in  Weiss  so  seltsame,  halb 
betäubende,  halb  aufreizende  Wirkungen  erzielen. 
Auch  diesem  Werke  gegenüber  hat  man  das 
Ghefühl  eines  langen  Winterabends,  an  dem  sich 
die  Dörfler  versammelt  haben.  Alte  Sagen,  alte 
Lieder,  alte  Tänze  bilden  die  Unterhaltung.  Alles 
ist  alt,  ererbtes  Gut  und  gefährdetes  Gut,  daher 
die  tiefe  Melancholie  selbst  in  der  Lust.  Der  Solo- 
geiger wirkt  gegenüber  dem  Orchester  wie  Vor- 
tänzer und  Vorsänger.  Der  Norweger  Halfdan 
Cleve  ist  dagegen  eine  sehr  einfache  Natur.  Das 
erinnert  schon  stark  an  Mendelssohn,  womit  ich 
nicht  unbedingt  einen  Tadel  aussprechen  möchte. 
Es  kann  im  Gegenteil  gamicht  schaden,  wenn 
auch  einmal  wieder  einfache,  durchsichtige  Musik 
geschaffen  wird.  Die  kleineren  Klavierstücke 
Cleve's  werden  sich  reifere  Klavierspieler  mit  Ge- 
winn in  ihr  häusliches  Repertoire  aufnehmen.  — 
Am  Sonntag  spielten  vier  Professoren  Kammer- 
musik: Joseph  Joachim,  Robert  Hausmann, 
der  grossartige  Klarinettist  Richard  Mühlfeld 
imd   Robert  Kahn.     Von  letzterem   kam   dabei 


—     332     — 


ein  neues  Trio  zu  Gehör.  Ebenfalls  durchsichtige, 
klare,  vorzüglich  gearbeitete  Musik.  Von  Eigenart 
der  Erfindung  freilich  auch  nicht  die  Spur.  Selbst 
der  sonst  so  verpönte  Wagner  musste  mit  dem 
Nibelungenmotiv  herhalten.  Von  sonstigen 
Kammermusikveranstaltungen  sind  die  Konzerte 
des  Waldemar  Meyer-Quartetts  und  des 
Petersburger  Streichquartetts  zu  nennen.  — 
Ein  Konzert  mit  eigenen  Kompositionen  ver- 
anstaltete auch  der  oben  als  Begleiter  gerühmte 
Eduard  Behm.  Das  Ergebnis  war  nicht  so  reich, 
wie  bei  dem  letztjährigen  Konzertabend.  Behm 
fällt  das  Komponieren  zu  leicht.  Er  ist  ein  ge- 
bildeter, mit  allen  Mitteln  des  Tonsatzes  wohl  aus- 
gerüsteter Mann  von  leicht  erregbarem  musi- 
kalischem Empfinden.  Sobald  dieses  einen  Anstoss 
erfährt,  ergibt  sich  die  musikalische  Sprache.  So 
fehlt  die  Verdichtung  des  Erlebnisses  und  die  Zu- 
sammenfassung aller  Ejräfte  für  die  gedrängte 
Aussprache.  Es  entsteht  immer  gebildete  und  an- 
sprechende Musik;  aber  man  empfängt  sie  eben 
auch  zu  leicht,  zu  sehr  bloss  als  gebildete  Unter- 
haltung, nicht  als  packendes  Erlebnis.  Herr  Behm 
hatte  berühmte  Mitwirkende.  Aber  weder  Frau 
Lula  Mysz-Omeiner,  noch  Herr  Heinemann  ge- 
hören zu  den  tief  Erlebenden.  Vielleicht  steckt  in 
den  von  ihnen  vorgetragenen  Werken  viel  mehr, 
als  sie  ahnen  liessen.  Aber  Herr  Heinemann  hat 
als  einziges  Charakterisierungsmittel  die  Kraft  der 
Stimme:  stark,  stärker,  noch  stärker  und  Gesäusel. 
Damit  schafft  man  keine  Balladen.  Prau  Mysz- 
G-meiner,  die  zu  einer  ersten  Grösse  hinaufgelobt 
worden  Ist,  erschöpft  eigentlich  nur  neckische 
Sachen.   Allem  Tieferen  bleibt  sie  alles  Wesentliche 


schuldig.  Wenn  sie  übrigens  das  fauchende  Atem- 
holen nicht  ablegt,  wird  man  sich  bald  auch  nicht 
mehr  über  ihre  schönen  Stimmmittel  {reuen 
können.  —  Das  Beste  am  Abend  war  ein  Klavier- 
quintett, dessen  erster  Satz  ein  gediegenes  und 
warm  empfundenes  Musikstück  ist.  Der  Cellist 
des  Dessau-Quartetts  bedarf  eines  besseren  In- 
struments; es  klaqg  wie  eine  grosse  Bratsche. 
Für  die  Solisten  bleibt  einem  nach  allem  kaum 
mehr  Zeit  übrig.  Marcella  Sembrich  feierte 
natürlich  Triumphe.  —  Ein  das  Höchste  ver- 
sprechendes Koloraturtalent  besitzt  DoraMoran, 
die  Tochter  der  kürzlich  verstorbenen  Heroine.  — 
Boris  Hambourg  wird  mir  als  vorzüglicher 
Cellist  gerühmt,  Henry  Bramsen  ist  als  solcher 
bereits  bekannt.  —  Mit  ihrer  engumschriebenen  und 
für  meinen  Geschmack  allzu  bewussten  Kunst 
fesselte  die  Sängerin  Susanne  Dessoir  ein  grosses 
Publikum.  Karl  Flesch  hat  die  riesige  Auf. 
gäbe  übernommen,  in  fünf  Konzerten  einen  ge- 
schichtlichen D  eberblick  über  die  ganze  GMgen- 
literatur  zu  vermitteln.  Er  ist  der  Maim  dazu, 
diese  Aufgabe  nicht  nur  geistig  zu  bemetstern, 
sondern  auch  durch  die  sinnliche  Schönheit  seiues 
Vortrages  Jeglichen  lehrhaften  Beigeschmacks  zu 
entkleiden.  Bleibt  noch  die  dankbare  Huldigung 
an  Ludwig  Wüllner,  der  seinen  50.  Liederabend 
mit  dem  erschütternden  Vortrag  von  Schubert*s 
„Winterreise"  feierte.  Er  hat  an  den  50  Abenden 
542  verschiedene  Lieder  gesungen.  Hätten  wir 
noch  zwei  Künstler  von  so  ernster  programma- 
tischer Tätigkeit,  es  stände  um  unser  C^esangs- 
repertoir  besser,  als  es  jetzt  der  Fall  ist. 


Mitteilungen 


von  Hochschulen  und  KonservatoriexL 


Der  Jahresbericht  des  Konservatoriums  für 
Musik  Klindworth-Scharwenka  widmet  dem 
aus  seinem  Amte  scheidenden  bisherigen  Direktor 
der  Anstalt,  Dr.  Hugo  Goldschmidt,  warme 
Abschiedsworte.  Dr.  Goldschmidt's  Wunsch,  sich 
ausschliesslich  den  musikwissenschaftlichen  Arbeiten 
widmen  zu  können,  gab  die  Veranlassung  zu 
seinem  Scheiden  aus  dem  Amte,  das  er  volle  13 
Jahre  geführt  hat.  Sein  Nachfolger  ist  Kapell- 
meister Robert  Robitschek,  der  bereits  seit 
mehreren  Jahren  die  Zweiganstalten  geleitet  hat 
und  nun  in  Gemeinschaft  mit  den  Professoren 
Xaver  und  Philipp  Scharwenka,  in  deren 
Händen  bisher  schon  die  künstlerische  Leitung  lag, 
die  Führung  des  Instituts  überninmit.  Dem  Lehrer- 
kollegium neu  gewonnen  wurden  zum  1.  Oktober 
die  Herren  Issay  Barmas  und  Joseph  M. 
van  Veen  für  die  Violinklassen,  während  Prof. 
James  Kwast  ausscheidet.  Die  Schülerfrequenz 
betrug  im  abgelaufenen  Schuljahre  391,  von  denen 


91  auf  die  Zweiganstalten  entfallen.  Es  fanden 
4  grössere  öffentliche  Veranstaltungen  statt,  da- 
runter ein  Lehrer- Vortragsabend  und  ein  Kirchen- 
konzert zu  wohltätigem  Zweck,  letzteres  unter 
Leitung  von  Prof.  Xaver  Scharwenka,  femer 
17  Schülervortragsabende.  Die  öffentlichen  Prü- 
fungen fanden  vor  einer  Prüfungs  -  Kommission 
statt.  —  Mit  Beginn  des  neuen  Schuljahres  ist  die 
Umgestaltung  des  Seminars  nach  den  Grund- 
prinzipien des  Musikpädagogischen  Verban- 
des vollzogen  worden;  dreijährige  Studienzeit,  mit 
Einführung  aller  vom  Verband  vorgesehenen  musik- 
wissenschaftlichen Disziplinen,  zum  Abschluss  eine 
Prüfung  vor  einer  Kommission,  ist  vorgesehen. 
Die  Satzungen  des  Seminars  sind  durch  das 
Sekretariat  der  Anstalt,  Steglitzerstr.  19,  zu  be- 
ziehen. 

Dem  Vorgehen  des  Klindworth  -  Scharwenka- 
Konservatoriums  bezüglich  des  Seminars  hat  sich 
das    Stern 'sehe    Konservatorium,    Direktor    Pro- 


—     333 


fessor  Gustav  Hollaender,  in  allen  Punkten 
angeschlossen.  Beide  Konservatorien  haben  sich 
solidarisch  erklärt,  Lehrpl&ne,  Bildnngsziele, 
Preise  n.  s.  w.  sind  völlig  übereinstimmend. 

Am  Konservatorium  der  Musik  zu  Dort- 
mund, Direktion  C.  Holtschneider  und  G. 
Hüttner,  wurde  die  Konzertsaison  mit  einem 
Klavier- Vortrag  mit  mündlichen  Erläuterungen  von 
Dr.  Neitzel  eröffnet  Das  Programm  brachte  die 
Sonaten  von  Beethoven,  op.  31  No.  2,  D-moll, 
op.  110  As-dur  und  op.  81a  Es-dur,  „Abschieds- 
Sonate'«. 

An  das  neugegründete  Konservatorium  für 
Musik  in  Bonn  sind  ausser  den  früher  bereits 
erwähnten  Lehrkräften  noch  Prl.  Plorentine 
Hanisch,  eine  Schülerin  von  Prof.  Willi  Hess, 
und  der  Pianist  K.  Sachsenröder  (Klavier)  ver- 
pflichtet worden.  Herr  Sachsenröder  hat  seine 
Aasbildung  auf  dem  Kölner  Konservatorium 
erhalten. 

Die  Musik-Akademie  für  Damen  von  B. 
B,ollfuss  in  Dresden,  welche  seit  dem  Heim- 
gange ihres  Begründers  von  Direktor  Gustav 
Schumann  geleitet  wird,  feierte  ihr  30jähriges 
Bestehen  durch  eine  musikalische  Aufführung, 
welche  zu  Ehren  Felix  Draeseke's,  der  zu  den 
Lehrern  der  Anstalt  gehört  hat,  mit  seinem  23.  Psalm 
eröffnet  wurde,  dem  sich  eine  Beihe  weiterer  Vor- 
träge  von  Schülerinnen   der  Anstalt  anschlössen. 

Das  Schlesische  Konservatorium  für  Musik 
zu  Breslau  feierte  am  15.  Oktober  das  Fest  seines 
25jährigen  Bestehens.  Durch  Prof.  Adolf  Fischer 
1880  gegründet,  wurde  es  1894  von  dem  vor 
kurzem  verstorbenen  Direktor  Reinhold  Starke 
übernommen  und  wird  jetzt  von  dem  Sohn  des- 
selben, Johannes  Starke,  weiter  geführt.  Zar 
Feier  fanden  8  Konzerte  statt,  und  zwar  ein  Orgel- 
konzert in  der  Elisabethkirche,  ein  Scliüler-  und 
ein  Lehrer-Konzert,  letzteres  unter  Mitwirkung  des 
Philharmonischen  Orchesters. 

Frl.  EUy  Ney,  eine  der  befähigtsten  Schüle- 
rinnen des  kürzlich  verstorbenen  Professors  Isidor 


Seiss,  ist  als  seine  Nachfolgerin  an  das  Kölner 
Konservatorium  berufen  worden. 

An  der  Berliner  Universität  finden  in  diesem 
Winter  folgende  musikwissensch  af tliche  Vorlesungen 
statt:  Prof.  Dr.  Hermann  Kretzschmar  „Ein- 
führung in  das  Studium  der  Musikgeschichte^', 
„Geschichte  der  Oper'S  „Masikwlssenschaf tliche 
üebungen";  Prof.  Oscar  Fleischer  „Allgemeine 
Geschichte  der  Musik  des  18.  Jahrhunderts'^  „Ge- 
schichte der  Klaviermusik",  „Musikinstrumenten- 
kunde'' mit  Demonstrationen  in  der  Königl.  Musik- 
instrumentensammlung ,  „Musikwissenschaftliche 
Uebuugen";  Prof.  Dr.  Max  Friedländer,  „All- 
gemeine Geschichte  der  neueren  Musik,  1.  Teil: 
Von  Bach  bis  Mozart'',  „ChorübuDgen  für  stimm- 
begabte Kommilitonen,  verbunden  mit  einem  Kollo- 
quium über  die  Elemente  der  Musiktheorie"; 
Dr.  Johannes  Wolf,  „Geschichte  der  Kontra- 
punktik des  Mittelalters",  „Musikwissenschaftliche 
Uebungen". 

Das  von  Fräulein  Luise  Beyer  gegründete 
und  unter  ihrer  Leitung  stehende  Konser- 
vatorium der  Masik  zu  Kassel  konnte  am 
8.  Oktober  d.  J.  auf  ein  zehnjähriges  Bestehen 
zurückblickeiL  Der  Lehrplan  der  Anstalt,  die  von 
Anfang  an  vollständig  organisierte  Seminarklassen 
besitzt,  ist  mit  Beginn  des  neuen  ünterrichtsjahres 
im  Anschluss  an  den  musikpädagogischeu  Verband 
dahin  erweitert  worden,  dass  auch  Hospitanten  an 
den  nachstehenden  obligatorischen  Unterrichts- 
fächern teilnehmen  können.  Dieselben  erstrecken 
sich  auf  Philosophie,  Psychologie,  Aesthetik,  Ethik: 
Herr  Hans  Altmüller.  Akustik  mit  Anwendung 
der  sämtlichen  erforderlichen  Apparate:  Herr  Pro- 
fessor Franz.  Physiologie,  Analyse:  Herr  Musik- 
direktor Hallwachs.  Partiturspiel,  Musikge- 
schichte: Herr  Professor  Dn  Hobel.  Gehörübungen 
und  Musikdiktat,  Harmonie  und  Kompositions- 
lehre :  Herr  OttoKaletsch,  Königlicher  Kammer- 
virtuos. SprechübuDgen:  Fräulein  Berka,  König- 
liche Schauspielerin.  Italienisch:  Frau  Giesse- 
Fabbroni. 


Yermischte 

An  seinem  70.  Geburtstage  (7.  Oktober)  sollte 
dem  Komponisten  Hof  rat  Felix  Draeseke  in 
Dresden,  wie  das  Mus.  Wochenblatt  schreibt,  eine 
von  Freunden,  Kollegen  und  Schülern  aufgebrachte 
namhafte  Summe  (man  spricht  von  85000  Mk.) 
übergeben  werden,  die  unter  dem  Namen  ,Draeseke- 
Stiftung"  dazu  bestimmt  ist,  dem  greisen  Ton- 
dichter die  Herausgabe  seiner  noch  ungedruckten 
Werke  zu  erleichtem. 

Dr.  W.  Altmann,  Oberbibliothekar  der  Ber- 
liner Königl.  Bibliothek,  ist  zum  Professor  ernannt 
worden. 

Prof.  Dr.  Hugo  Riemann  in  Leipzig  hat 
eine  ausserordentliche  Professur  für  Geschichte  und 


Nachrichten. 

Aesthetik   der  Musik    an   der  Universität  Leipzig 
erhalten. 

In  Potsdam  fand  am  14.  Oktober  im  Palast 
Barberini  ein  Gedächtniskoozert  für  den  ver- 
storbenen Komponisten  Benno  Horwitz  mit 
Kompositionen  desselben  statt.  Zur  Aufführung 
kamen  4  Frauenchöre,  3  Lieder  für  Alt,  Sonate  für 
Klavier  und  Violine  und  5  Lieder  für  Sopran.  Mit- 
wirkende waren:  Fr.  Luise  Geller  -  Wolter, 
Frl.  Susanne  Dessoir,  Anton  Förster,  Bern- 
hard Gehwald  und  der  Toeppe'sche  Frauen- 
chor. Die  Kritik  sprach  sich  in  ungemein  sympa- 
thischer Weise  über  die  Schöpfungen  des  so  früh 
Hingeschiedenen   aus.     Es    wäre  ausserordentlich 


—     334     — 


wünschenswert,  wenn  die  feinsinnigen  Werke  einem 
grösseren  Kreise  darch  Dmcklegung  zagängig  ge- 
macht würden. 

Eünf  verschollene  Kompositionen  von 
Haydn,  Weber,  Sir  Henry  Bishop,  Winters 
und  Cipriani  Potter  wurden,  wie  die  Londoner 
„Citj  Press ^  berichtet,  von  dem  Direktor  der 
Gaildhall-Masikschule,  Dr.  Cammings,  in  den 
Archiven  der  Königlichen  Musik-Gesellschaft  ent- 
deckt, die  Dr.  Cnmmings  nach  dem  Tode  des 
Archiv- Sekretärs  einer  genauen  Ontersnchnng  unter- 
warf.  Der  Entdecker  beabsichtigt,  eine  Aufführung 
der  wieder  aufgefundenen,  langverschollenen  Musik- 
stücke vorzubereiten. 

Der  Leipziger  ^Bach  -  Verein*  wird  in 
seinem  ersten  Winterkonzert  vier  teils  selten,  teils 
hier  noch  gar  nicht  aufgeführte  Kantaten  von 
S.  Bach  zu  Gehör  bringen.  Ln  Januar  wird  er 
den  ersten  Teil  des  „Weihnachtsoratoriums''  und 
die  Missa  brevis  in  A-dur  seines  Namenspatrons 
aufführen,  und  in  seinem  dritten  Konzert  (April) 
soll  dann  die  überhaupt  erste  Aufführung  von 
Händel's  „Samson''  in  der  Chrysander'scheu  Be- 
arbeitung geboten  werden.  Den  orchestralen  Teil 
übernimmt  in  allen  drei  Konzerten  die  städtische 
Kapelle  aus  Chemnitz. 

Am  Hoftheater  in  Darmstadt  sind  folgende 
Opern  in  Vorbei'eJtung:  „Boheme"  von  Puccini, 
^yFeodora"  von  Giordano  und  „Die  Abreise"  von 
d' Albert;  in  der  Operette  Herv^s  „Mamzelle 
Nitouche^.  Neu  einstudiert  werden  zunächst 
Tristan  und  Isolde**  von  Richard  Wagner, 
„Der  Barbier  von  Bagdad*  von  Cornelius,  sowie 
die  Mo  zart -Opern  .Idomeneo**,  „Titus**  und 
„Cosi  f  an  tutte^S  die  alsdann,  mit  den  anderen  Ke- 
pertoire-Opem  des  Meisters  vereint^  im  Januar,  zu 
Mozarts  150jährigem  Geburtstag,  im  Zyklus  er- 
scheinen sollen. 

CamilJe  Saint-Saens,  der  kürzlich  seinen 
70.  Geburtstag  feierte,  Hess  vor  eiaigen  Jahren 
eine  Anzahl  interessanter,  im  Plauderton  gehaltener 
Essays  unter  dem  Titel  „Melodie  und  Har- 
monie" erscheinen.  Das  Werk  fand  in  Frankreich 
lebhaften  Beifall  und  erlebte  rasch  hintereinander 
sechs  Auflagen.  Eine  deutsche  (Jebersetzung  mit 
Vorwort  von  Dr.  Wilhelm  Kleefeld  erscheint 
in  nächster  Zeit  bei  der  Verlagsgesellschaft  „Har- 
monie*^ in  Berlin. 

Die  „Barth'sche  Madrigal-Vereinigung" 
gibt   am   4.    November    in   der   Singakademie  ihr 


Vin.  Konzert  mit  15  im  Urtext  und  nach  den 
Originalen  gesungenen  deutschen,  frauzöstschen 
und  englischen  Madrigalen  des  16.  Jahrhunderts, 
komponiert  von  Demant,  Haiden,  Hausmann, 
Lasso,  Sweelinck,  Sermisy,  Janequin, 
Marenzio,  Vecchi,  Scandellus  und  Gabrieli. 

Prof.  Dr.  Otto  N ei tzel  hält  in  diesem  Winter 
in  Berlin  drei  Klaviervorträge  mit  Erläute- 
rungen Die  Vorträge  finden  am  22.  Oktober 
und  19.  November  als  Matineen  im  Beethovensaal 
statt,  wobei  das  eine  Mal  Beethoven,  das  andere 
Mal  die  Bomantiker  das  Vortragsthema  ergeben 
werden;  dann  am  19.  Februar  als  Soiree  an  gleicher 
Stelle,  und  zwar  wird  Dr.  Neitzel  dann  den 
„Humor  in  der  Iflusik^'  besprechen. 

Die  Pariser  „Sociöt^  de  concerts  des 
Instruments  anciens'%  welche  mit  ausser- 
ordentlichem Erfolge  beim  letzten  Beethoven- 
fest in  Bonn  mitwirkte,  sowie  von  ihrer  Konzert- 
reise durch  Deutschland  mit  Mme.  Yvette  Gail- 
bert  in  sehr  guter  Erinnerung  steht,  wird  eine 
grosse  Tournee  durch  Holland.  Deutschland,  Euss- 
land,  Oesterreich,  Italien,  Schweiz,  und  Belgien 
unternehmen.  Das  Ensemble  wird  sowohl  in 
grossen  Orchesterkonzerten  mitwirken,  als  auch 
selbständig  konzertieren.  Zahlreiche  Kunstinstitnte 
richten  spezielle  Kammermusikabende  für  die 
KÜDStlergenossenschaft  ein. 

Zu  Mozart*s  150.  Geburtstage  gedenkt  Herr 
Fr.  Nicolas  Manskopf ,  Frankfurt  a.  M.,  dessen 
„Hector  Berlioz-Ausstellung''  vor  einigen  Jahren 
80  allgemeines  Interesse  erregte,  in  seinem  mnsik- 
hiBtorischen  Museum  eine  „W.  A.  Mozart-Aus- 
stellung" zu  veranstalten,  die  ein  anschauliebes 
Bild  von  dem  Lebensgange  und  Wirken  des  grossen 
Meisters  zu  bieten  verspricht. 

Die  Hoffnungen,  die  an  die  Veröffentlichung 
des  „Barbier  von  Bagdad**  von  Peter  Cor- 
nelius in  der  von  den  späteren  Zusätzen  und 
Aend erungen  befreiten  Originalgestalt  geknüpft 
wurden,  scheinen  sich  zu  erfüllen.  Die  erste  Anf- 
führunginder  neuen  Fassung  fandamlO  Juni  1904 
bei  Gelegenheit  des  Cornelius-Festes  im  Hoftheater 
zu  Weimar  mit  grossem  Erfolge  statt.  Am  Stadt- 
theater zu  Magdeburg  hat  sich  die  neue  Fassung 
bereits  eingebürgert,  an  den  Hof-  und  Stadttheatem 
in  Braunschweig,  Bremen,  Dessau,  Düsseldorf, 
Elberfeld,  Graz,  Leipzig,  Nürnberg,  Prag,  Strass- 
burg  i.  E.  ist  sie  angenommen  und  zum  Teil  be- 
reits erprobt  worden. 


Bücher  und  Musikalien. 


Emil  Sauer  X  Gros8e  Sonate  (D-dur)  für  Pianoforte. 

B.  Sehotf  I  Sohae»  MtiBS. 

Nachdem   ich    eine   Heihe   Sauerscher   Werke 

kennen  gelernt  hatte,  Überraschte  mich  die  Sonate 

geradezu.  Im  hohen  Giade  hält  darin  der  Komponist 


höchst  poetische  und  reizende  Stimmungsmomente 
fest.  Er  geht  hier  viel,  viel  mehr  in  die  Tiefe  als 
dies  wohl  bislang  seine  Art  gewesen  ist  und  schligt 
vollkommen  neue,  hellklingende  Töne  an,  die  aas 
einer    anderen   Welt    voll   echter  Empfindung  zu 


—     335 


kommen  scheinen.  Seine  in  vier  schön  abgerundeten 
Sätzen  dargebotene  Tondichtung  trägt  das  Motto 
,,I]s  marchaient  en  plein  printemps,  baignte  de 
soleib*  und  bietet  in  ihrem  klaren,  gefühlswarmen 
tonpoetischen  Inhalt  vollauf,  was  jenes  dem  Hörer 
verspricht.  Ich  vermag  die  einzelnen  Teile  nur 
als  Abschnitte  eines  grossen  Ganzen  anzusehen  und 
keinem  unter  ihnen  den  Vorzug  zu  geben,  gewiss 
das  beste  Lob,  das  erteilt  werden  kann.  £mil  Sauer 
ist  im  vorliegenden  Falle  unter  die  musikalischen 
Dichter  gegangen  und  hat  alles  und  Jedes  mehr 
oder  weniger  Virtuosenhafte  und  rein  Aeusserliche 
von  sich  abgestreift.  Was  er  in  seinem  neuen 
Werke  zu  bieten  hat,  ist  durchweg  vornehme  und 
verinnerlichte,  von  persönlichem  Antriebe  einge- 
gebene und  auch  die  persönliche  Note  stark  be- 
tonende Stimmungsmusik,  der  ich  nur  recht  viele 
gute  Spieler  und  aufmerksame  Hörer  zu  wtlnschen 
nötig  habe. 


Wilhelm  Devisch,  op.  5. 

op.  6. 
op.  7. 


Zwei  Walzer. 
Harlekin. 
Zwei  Stücke. 


Am  originellsten  unter  den  oben  verzeichneten 
Klaviersachen  von  Wilhelm  Deutsch  finde  ich 
op.  6,  ein  ^  Harlekin^*  benanntes  Charakterstück, 
das  wirklich  Charakter  aufweist  und  aus  einer  ganz 
fest  umrlssenen  Stinunung  heraus  entstanden  ist, 
eine  Art  von  Eamavalsfragment,  das  den  Tonsetzer 
als  Miniaturmaler  von  Geist  und  Geschick  erscheinen 
lässt.  Die  beiden  kleinen  Walzer  in  A-moll  und 
G-moll  sind  hübsch,  stehen  aber  ihrem  Wert  nach 
nicht  unwesentlich  tiefer  bezüglich  der  Erfindung, 
und  Chopin  hat  ihnen  unverkennbar  seinen 
Stempel  aufgedrückt.  Die  zwei  Stücke  des  op.  7 
(Trennung  und  Nachklang)  sind  rein  lyrischer  Natur 
und  in  ihxer  einfachen  Melodik  empfindsamen 
Gemütern  zu  empfehlen.  Wilhelm  Deutsch  weiss 
für  sein  Instrument  zu  schreiben,  sein  E^laviersatz 
ist  gut  und  die  Stücke  selbeft  sind  Spielern  der 
mittleren  ünterrichtsstufe  ohne  besondere  Schwierig- 
keiten bereits  zugänglich. 

Ernst  TOn  Dohninyi,  op.  5.   Konzert  für  Pianoforte 

und  Orchester,  £-moll. 
op.  11.   4  Rhapsodien  für Pianof. 
Ladwif  DobllBf«r,  Wlea. 

Vor  fünf  Jahren  spielte  Ernst  Dohnänyi  sein 
hier  angezeigtes  Eüavierkonzert  (op.  5,  E-moU)  in 
einem  der  Philharmonischen  Konzerte  in  Leipzig 
und  gewann  sich  damit,  sowohl  als  Pianist  wie 
als  Komponist,  reichen  Beifall.  Ich  finde  mein 
schon  damals  gefälltes  Urteil  nunmehr  wiederum 
bestätigt.  Das  Werk  enthält,  im  Einzelnen  be- 
trachtet, eine  grosse  Anzahl  ungemein  packender 
Stellen,  aus  allen  Ecken  und  Enden  bricht  eine 
bedeutende   ursprüngliche  Kraft    hervor   und   aus 


dem  Ganzen  spricht  ein  grosses  und  unverkenn- 
bares Talent  zu  dem  Hörer.  Nirgends  nur  glattes, 
gefälliges  Spiel  mit  der  schönen  Form  oder  blosse 
Phrasenmacherel.  Der  Komponist  wandelt  hier  in 
den  fiahnen  Meister  Liszt's,  und  zwar  mit  ent- 
schiedenem Glücke.  Sein  Klavierkonzert  wendet 
sich  an  Spieler,  die  mit  dem  vollständigen  Büst- 
zeug  modemer  Technik  versehen  sind,  und  ist  im 
besten  Sinne  konzertant  gehalten,  sodass  der 
Spieler  in  der  Lage  ist,  all  sein  Können  vorzu- 
führen. Es  hat  grosse  Schwierigkeiten  für  die 
technische  Ausführung,  aber  sie  sind  nicht  unüber- 
windlich ;  es  verlangt  sehr  viel,  aber  es  bietet  auch  in- 
haltlich ein  entsprechendes  geistiges  Aequivalent 
hierfür.  Ein  frischer,  grosser  und  unmittelbar 
packender  Zag  geht  durch  dieses  Konzert,  von  dem 
ich,  so  geschickt  und  ansprechend  auch  seine  for- 
male Gestaltung  ist,  nur  etwas  mehr  Kürze  und 
einfachere  Fassung  des  musikalischen  Ausdrucks 
gewünscht  hätte.  Manches  hätte  ganz  unfraglich 
in  enger  gezogenen  Grenzen  die  gleiche  Wirkung 
getan.  Ausserordentlich  kühn  und  keck  hinge- 
worfen finde  ich  den  ersten  Satz  mit  seiner  breit 
gehaltenen,  melodischer  Weise  höchst  wirksamen 
Einleitung,  anziehend  und  fesselnd  das  Finale,  wo 
ein  hübscher  Einfall  den  anderen  jagt  und  so 
recht  nach  Herzenslust  musiziert  wird.  Auch  der 
langsame  Mittelsatz  enthält  fein  ausgeführte,  inner- 
lich vertiefte  Musik.  Besonders  schön  wirkt  hier 
die  in  weitem  melodischen  Bogen  aufgebaute 
Klavierstimme,  die  beinahe  ausschliesslich  die 
Führung  übeminmit  und  beibehält,  während  im 
Finale  das  Soloinstrument  mit  dem  Orchester  sehr 
eng  verbunden  ist  und  in  wesentlich  engerem 
symphonischem  Zusammengehen  mit  jenem  sich 
zu  betätigen  Gelegenheit  findet.  Die  Instrumentation 
des  Ganzen  ist  von  grosser  Wirksamkeit  und  eben- 
so geistreich  als  klangschön.  Dohnänyi's  E-moU 
Klavierkonzert  ist  keinem  Geringeren  als  Eugen 
d* Albert  gewidmet;  ob  es  sich  einführen  und 
einen  dauernden  Platz  unter  den  vielen  anderen 
behaupten  wird,  lässt  sich  nicht  vorausahnen  noch 
sagen,  aber  ich  wünsche  es  herzlich. 

Unter  den  Rhapsodien  des  op.  11  haben  mich 
besonders  die  beiden  mittleren  sehr  angesprochen. 
Ich  finde  darin  gute,  intensive  melodische  Er- 
findung und  interessanten  Gedankeninhalt  mit 
konzlser  Formgebung  in  anerkennenswertester 
Weise  eng  verknüpft,  während  besonders  die  erste 
Bhapsodie  nur  rein  äusserlich,  die  letzte  gar  nicht 
auf  mein  Mitempfinden  belebend  einwirkte.  Ich 
halte  dafür,  dass  der  Tonsetzer  sich  auch  in  diesem 
Falle  hätte  kürzer  fassensollen.  Allen  vier  Stücken 
ist  ein  ganz  ausgezeichneter,  auf  alle  Eigentüm- 
lichkeiten des  Klaviers  genau  Bedacht  nehmen- 
der effektvoller  Satz  zu  eigen,  sodass  sie  gewiss 
beim  öffentlichen  wie  privaten  Vortrag  beste  Ver- 
wendung finden  können. 


Etigen  Segnitz. 


—    336    — 


Vereine. 


Essener  Mnslk-Lehrer-  und  -Lehrerinnen-Tereiiu 

Es  ist  natorgemäss,  dass  jeder  Verein  von 
seiner  Gründangszeit  an  in  den  ersten  Jahren 
mehrere  H&ntungsprozesse  durchmachen  mnss,  ehe 
er  die  gewünschte  Gestalt  angenommen.  Das  Pro- 
tokoUbnch  unseres  Vereins,  der  nun  seit  8  7^  Jahren 
hesteht,  weist  nach  dieser  Hirhtnng  wechselnde 
Ergebnisse  auf.  Ich  gebe  die  Resultate  des  letzten 
Vereinsjahres,  soweit  sie  die  Allgemeinheit  inter- 
essieren, in  Kürze  wieder. 

£2s  kommt  ein  Schreiben  des  Oberbürgermeisters 
an  den  Vorsitzenden  zur  Verlesung,  worin  mitge- 
teilt wird,  dass  die  Regierung  infolge  mangeln- 
der Gesetze  nicht  in  der  Lage  sei,  Gründung 
und  Leitung  von  Konservatorien  zu  untersagen, 
unser  Verein  hatte  einen  diesbezüglichen  Antrag 
bei  der  Behörde  eingereicht,  nämlich  einen  Nach- 
weis der  musik-akademischen  Bildung  sämtlicher 
Lehrkräfte  von  Konservatorien  zu  verlangen.  Nach 
mündlicher  Rücksprache  waren  die  Instanzen  da- 
zu nicht  berechtigt,  weil  jede  Handhabe  fehlt. 
Eine  hier  „staatlich  konzessionierte'  MiAikschule 
kann  darnach  ihre  Ziele  stecken,  soweit  sie  will. 
So  lesen  wir  in  den  Anpreisungen:  Opernschule, 
Musiklehrerseminar  etc.  Hoffentlich  trägt  dieser 
„ReinfalP*  unseres  Vereins  dazu  bei,  mit  aller 
Kraft  im  Musikpädagogischen  Verbände 
gegen  diese  Willkürlichkeiten  anzukämpfen.  — 

Infolge  mehrfacher  Anfragen  wird  der  Ver- 
einsbezirk auf  die  Nachbarorte  ausgedehnt,  sodass 
die  Mitgliederzahl  eine  erfreuliche  Zunahme  auf- 
weist. — 

Das  Vorstandsmitglied  Fräulein  Elisabetk 
Müller  feierte  ihr  25jähriges  Jubiläum  als  Musik- 
lehrerin in  Essen.  Zur  Beglückwünschung  über- 
reichte der  Vorstand  unter  herzlichen  Glück- 
wünschen des  Vereins  eine  Beethoven-Büste.  Auch, 
die  sonstigen  zahlreichen  Glückwünsche,  Blnmen- 
spenden  und  Geschenke  aus  dem  Kreise  von  Kor- 
porationen, Freunden,  Göonem  und  Schülern  ge- 
reichten nicht  allein  der  Jubilarin,  sondern  auch 
dem  Verein  zur  Ehre. 

Das  Mitglied  des  Vereins,  Herr  Ebing,  gab 
in  einem  Vortrage  ein  Lebens-  und  Schaffensbild 
Albert  Löschhorn's,  des  Nestors  der  Klavier- 
pädagogen, besprach  seine  bedeutendsten  Klavier- 
werke, von  denen  er  eine  grössere  Anzahl  der  Ver- 
sammlung vorlegte,  und  charakterisierte  ihn  als 
den  hervorragendsten  Meister  der  Klavieretüde. 
Ausserdem  standen  folgende  Vorträge  auf  der 
Tagesordnung:  Mitglied  B  reil  über  „Die  geschicht- 
liche EntWickelung  der  Phrasierung  und  ihr  päda- 
gogischer Wert".  Mitglied  Beckmann:  „Die 
poetischen  Formen  und  ihre  Beziehungen  zur 
Musik".  Mitglied  Peters:  „Der  Wert  der  uns 
zugesandten  (ca.  30)  Klavierschulen".  — 

Ausserdem  wurden  einzelne  musikalische 
Abende  und  gemütliche  Zusammenkünfte  geboten, 


die  sich  eines  regen  Besuches  zu  erfreuen 
hatten. 

Unsere  musikalische  Bibliothek  ist  mittler- 
weile auf  420  Nammem  angewachsen.  Die  reiche 
Zahl,  besonders  von  Klavierstücken,  setzt  sich  zu- 
sammen aus  Schenkungen  von  Mitgliedern  hiesiger 
Musikalienanstalten  und  vor  allem  aus  den  Zuwen- 
dungen auswärtiger  Mnsikalienverleger. 

Dieser  erfreuliche  Zuwachs  erklärt  sich  aus 
einer  Anfrage  des  Vorsitzenden  an  die  Musikalien- 
Verleger  Deutschlands.  Die  vielen  Tausende  von 
instruktiven  Musikstücken,  die  in  den  Lagerräumen 
der  Verleger  der  Vergessenheit  anheimfallen,  be- 
kommen durch  Zusendungen  an  die  Musiklehrer- 
vereine  auf  jeden  Fall  erhÖhteN achfrage.  Diese 
Einsicht  veranlasste  denn  auch  die  Verleger  zu 
überraschend  grossen  Zusendungen  an  unaem  Ver- 
ein. —  * 

Um  unsem  Honorarbestimmungen  eine 
rechtliche  Unterlage  zu  geben,  wurde  der  Rechts- 
beistand des  Vereins,  Rechtsanwalt  Dr.  N  i  e  m  e y  e  r, 
beauftragt,  die  Bestimmungen  einer  gründlichen 
Revision  zu  unterziehen.  Wir  haben  Abonnements- 
und  Einzelstunden-Bedingungen. 

Wenn  auch  das  Abonnementsverhältnis  von 
allen  Mitgliedern  angestrebt  wird,  so  lässt  sich 
der  Einzelunterrichtspreis  infolge  alter  Schüler 
und  besonders  weg*en  der  Gesangstunden  nicht 
umgehen.  Durch  das  Prinzip,  den  Einzelstunden- 
preis stets  höher  zu  bewerten,  wie  den  Abonne- 
mentspreis, wird  jedoch  ein  gewisser  Druck  zur 
Wahl  des  Abonnements  ausgeübt.  Das  geringe 
Minus  wird  durch  die  Berechnung  der  ausgefallenen 
Stunden  vollauf  aufgehoben.  Ein  Mitglied  hatte 
den  Mut.  seinen  sämtlichen  Schülern  die  Einzel- 
stundenberechnung aufzukündigen  und  dafür  das 
Monats-  und  Vierteljahrsabonnement  einzusetzen. 
Die  Schüler  bezw.  Eltern  nahmen  gerne  die  Um- 
änderung an,  da  ihnen  ein  billigerer  Preis  und 
eine  oder  zwei  Stunden  mehr  vierteljährlich  in 
Aussicht  standen.  Das  Publikum  lernt  auf  diese 
Weise,  die  Honorierung  der  Musikstunden  in 
gleicher  Art  zu  bewerten  wie  die  Schulstunden. 
Jedem  Kollegen  sei  es  dringend  anempfohlen, 
wenigstens  bei  den  neuen  Schülern  das  Abonne- 
ments Verhältnis  einmal  versuchsweise  einzuführen. 
Er  wird  von  dem  Segen  überrascht  sein. 

Die  Einrichtung,  jeden  Monat  ein  Verzeichnis 
sämtlicher  Mitglieder  in  den  ersten  Tageszeitungen 
Essens  zu  veröffentlichen,  hat  sich  ausgezeichnet 
bewährt  und  wird  auch  für  die  Zukunft  beibe- 
halten. Auch  die  Quittungsformulare  zur  Aus- 
stellung von  Stundenrechnungen  haben  bei  allen 
Mitgliedern  Eingang  gefunden. 

Es  bedurfte  doch  ca.  8  Jahre,  ehe  unsere  Sta- 
tuten für  druckreif  erklärt  werden  konnten.  Sie 
stehen  anderen  Vereinen  gerne  zum  Vergleich  oder 
neuen  Vereinen  bei  Gründung  zar  Verfügung. 


—     337     — 


MiuIk-SektloB  des  A.  D.  L-Y. 

Verband  der  deutschen  Mnslklehrerinnen. 

Wir  teilen  unseren  Mitg^liedem  mit,  dass  in 
Hildesheim  eine  neue  Gruppe  gegrtlndet  ist,  Vor- 
sitzende Frl.  Eiisabet  Frank,  Elnamerstr.  11. 

I.  A.:  Sophie  Eenkel, 
I.  Vorsitzenda 

Mislkpftdagoglsoher  Verband. 

Der  dritte  „Mnsikpädagogische  Eongress^^  findet 
Ostern  1906  in  Berlin  an  3  aufeinanderfolgenden 


Tagen  statt.  Die  Verhandlungen  werden  sich  in 
8  g^sse  G-rnppen  gliedern,  und  zwar:  1.  „Musik- 
pädagogische  Fragen^',  2.  „Die  Musik  in  ihrer 
kulturellen  Bedeutung",  3.  „Die  Beform  des  Schul- 
gesanges". An  den  Nachmittagen  finden  Sektions- 
sitzungen der  verschiedenen  Kommissionen  statt. 
Das  Nähere  erfolgt  in  einer  der  folgenden  Nummern. 

I.  A. 

Xaver  Scharwenka^ 
I.  Vorsitzender. 


Dieser  Auflage  liegt  ein  Prospekt  von  Fr.  KUinet^  Leipzig:  „Verzeichnis  aus- 
gewählter  zweihändiger  Klaviermusik  mit  Angabe  der  Schwierigkeitsgrade*  bei^  auf  den 
wir  unsere  Ltser  besonders  aufmerksam  machen.  D.  E. 


Anzeigen. 


Wem  an  der  schnellen  Erlangung  einer 
■oliden  KlaTlerteclmlk 

gelegen  ist,  der  übe  die 

Tausig-  Ehrlich'schen 
,Jäglichen  Studien^' 

oder  die 
entsprechenden  Vorstudien  und  Ergänzungen. 

Diese  geniale  Methode  ist  als  klassisches,  pftda- 

fogisches  Meisterwerk  noch  Immer  unerreicht. 
!s  giebt  keine  andere  Etüden- Sammlung,  die  so 
schnell  die  Finger  kräftigt  und  eine  so  virtuose 
und  solide  Technik  verleiht;  sie  ist  deshalb  jedem 
strebsamen  Laiea  und  Kfinstler  nnentbebrlich,  wird 
sie  doch  selbst  von  den  grössten  Klavierkünstlern 
täglich  zur  Erhaltung  der  Virtuosität  zur  Hand 
genommen. 

Chrisander,  Nils.    123  teohnisohe  Stadien    Mk. 
als  Vorschule  tu  den  Tauslo-Ebrlich- 
schen  .Täglichen  Stndlen^ 4.00 

Dechendy  Hans.  Auswahl  aus  den  «Tlg- 
llchen  Studien''  ven  Tausl|-Ehrlich 
zum  Seihstunterricht  und  fOr  die 
Mittelstufe  mit  Ergänzungen  .  .  no.  3.00 

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Dechend»  Hans«  Ergänzungen  zu  den  Tausig- 

Ehrlich'schen   ^Tägllchsn  Studien"   5.00 

Ehrlich,  H.  Wie  Obt  man  am  Klavier  7  Betrach- 
tungen und  Batschläge  nehst  ge- 
nauer Anweisung  für  den  rich- 
tigen Gebrauch  der  Tausig-Ehr- 
lich'schen  „Täglichen  Studien **  no.  1.50 

Ehrlich,  H.  INusikstudium  und  Klavierspiel. 
Betrachtungen  über  Auffassung, 
Bhythmik,  Vortrag  u.  Gedächtnis 

no.  1.50 

Ehrlich»  H.    Der  musikalische  Anschlag. 

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Gegr.  1895.  Direktion:  Luise  Beyer.  Giegr.  1895. 

GhreilTOnils:  BMienmin-Pritoid«nt  Oxsf  Tom  Benutorff» 
Gnf  KSBlfidorff»  BacoellM»  0«n«ralin  vom  C^loak» 
Ob«rbfirg«nneister  Miller  u.  A. 

Osratorimn:   Pfamr  Hm»,  Sohaldinktor  Prof.  Dr.  Krui- 
Bankltr  PUat,  Jiutiarath  acfceffer  vl  A 


Lehrer:  Di«Duii«n:  Lalte  Beyer»  IlMBerks,KönicL  Sohm- 
■pieleriii.  eieeee-rebkroal«  A.  ÜMdlea.  Die  Herren: 
HiuM  AltBlller,  Prof.  Praas,  Miuikdirektor  BeU- 
wMkty  KammerTirtaoe  A.  HarMefeB.  Pro£  Dr.  HSbel» 
KgL  KAmmerrirtnoe  0.  Keleteeh»  Kffl.  Opemeäncer 
K.  KletaMmwi«  Ksl.  Kemmermiuiker  W.  MealiMpl^ 
KgL  KAmmermnetker  fl«  ftekmvrkeech  n.  A 

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Itallemleeh.  Oreheetenpiel.  Spreehtbugem.  OehSr^ 
SbugeK.  Haeikdiktot.  Harmomie- «md  KoMpoeitiOBi- 
lehre;  Analyae;  Partitarsplel:  eeaebiekte derMaalk; 
Aeetketiki  Btktk;  PkUoaepkle;  Ptyekologle;  Pky- 
•iologle;  Akaatlk  ml«  AmwemdaBf  aller  erforderliekem 
Apparate« 

EtateÜBBg:  Komsertklatees.    SemlmarklaaaeK. 

Ober-,  Mittel-  und  Blementarklasten. 

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Anna  Morsch. 

Das  obige  Werk  wurde  im  Auftrage  des 
Deutschen  Frauencomitö's  für  die  Welt- 
ausstellung in  Chicago  verfasst  und  enthält 
die  biographischen  Skizzen  von  ca.  125  Tonkünst- 
lerinnen: Komponistinnen,  Musikschriftstellerinnen, 
Sängerinnen,  Virtuosinnen  des  Klaviers,  der  Violine 
u.  s.  w. 


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Berlin  W.«  Tanenzienstr.  6« 


JBmina  JB^och, 

Pianistin. 
Berlin  W.,  Neue  Winterfeldstr.  15. 

Konzert-Vertr.:  H.  Wolff,  Berlin. 


Flora  Scherres-Friedenthai 

Pianistin. 

Berlin-CharlottenbaTg, 

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Fttr  die  Redaktion  yerantwortlich:  Anna  Morsch,    Berlin  W.,  Ansbaoheretr.  87. 

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Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslaur. 

Redaktion:  Anna  Morsch 


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No.  22. 


Berlin,  15.  November  1905. 


XXVill.  Jahrgang. 


lahalt:  Eugea  Segnitz:  Jean  Paul  und  die  musikalische  Erziehung.  K.  M.  Bässler:  Neue  Tonschrift-Vorschläge.  G.  Bieter:  Ein 
ungedrucktes  Schreiben  Meyerbeers.  J.  Vianna  da  Motta:  Johannes  Schreyer,  Von  Bach  bis  Wagner.  Musikberichte.  Mit- 
teilungen von  Hochschulen  und  Konservatorien.  Vermischte  Nachrichten.  Bücher  und  Musikalien,  besprochen  von  Arno 
KleflTel  und  Anna  Morsch.    Anzeigen. 


Ueat)  f)au1  uod  die  tt)usi1^a1iscbe  Bpziebui)§- 


Von 
Engen  Segnita. 


„Hinter  uns  verfällt,  verbleicht  das  Leben, 
und  unserer  entschwindenden,  vertrocknenden 
Vergangenheit  bleibt  nur  etwas  Unsterbliches 
—  eine  Stimme:  die  Musik.  Dass  nun  die 
Töne,  die  in  einem  dunkeln  Mondlicht  mit 
Kräften  ohne  Körper  unser  Herz  umfliessen, 
die  unsere  Seele  so  verdoppeln,  dass  sie  sich 
selber  zuhört,  und  mit  denen  unsere  tief 
heraufgewühlten,  unendlichen  exaltierten  Hoff- 
nungen und  Erinnerungen  gleichsam  im  Schlafe 
reden,  dass  nun  die  Töne  ihre  Allmacht  von 
dem  Sinne  des  Grenzenlosen  überkommen, 
das  brauche  ich  nicht  weiter  zu  sagen.  Die 
Harmonie  füllt  uns  zum  Teil  durch  ihre 
arithmetischen  Verhältnisse;  aber  die  Melodie, 
der  Lebensgeist  der  Musik,  erklärt  sich  aus 
nichts  als  etwa  aus  der  poetischen  reinen 
Nachahmung  der  roheren  Töne,  die  unsere 
Freuden  und  unsere  Schmerzen  von  sich 
geben.  Die  äussere  Musik  erzeugt  also  im 
eigentlichen  Sinne  innere,  daher  auch  alle 
Töne  uns  einen  Reiz  zum  Singen  geben  .  .  . 
Die  Musik  ist  romantische  Poesie 
durch's  Ohr.  Diese,  als  das  Schöne  ohne 
Begrenzung,  wird  weniger  von  dem  Auge 
vorgespiegelt,  dessen  Grenzen  sich  nicht  so 
unbestimmbar  wie  die  eines  sterbenden  Tons 


verlieren.  Keine  Farbe  ist  so  romantisch  als 
ein  Ton,  schon  weil  man  nicht  beim  Sterben 
des  letzteren  nicht  der  ersteren  gegenwärtig 
ist,  und  weil  ein  Ton  nie  allein,  sondern 
immer  dreifaltig  tönt,  gleichsam  die  Romantik 
der  Zukunft  und  der  Vergangenheit  und  der 
Gegenwart  verschirelzend."  — 

Wer  solches  schreiben  konnte,  dem  musste 
sich  wohl  die  geheimnissvolle  Welt  der  Kunst 
in  ihrem  innersten  Wesen  erschlossen  haben. 
Jean  Paul  und  die  Musik  waren  von  jeher 
ein  Ganzes  und  Unzertrennliches.  Was  Jean 
Paul  da  beseelte,  war  weit  mehr  als  Musik- 
schwärmerei oder  leidenschaftliche  Verehrung 
der  Tonkunst.  Ihr,  erzählt  der  Dichter  selbst, 
„war  meine  Seele  überall  aufgetan,  und  für  sie 
hatte  ich  hundert  Argusohren.  Wenn  der 
Schulmeister  die  Kirchengänger  mit  Final- 
kadenzen heimorgelte,  so  lachte  und  hüpfte 
mein  ganzes,  kleines  gehobenes  Wesen  wie 
in  einen  Frühling  hinein.  Viele  Stunden 
widmete  ich  einem  alten  verstimmten  Klavier, 
dessen  Stimmhammer  und  Stimm  meister  nur 
das  Wetter  war."  Jean  Paul  hatte  ein  treff- 
liches Gedächtnis  und  besass  in  reichstem 
Masse  die  Gabe  des  Phantasierens.  Er  spielte 
(nach  der  Mitteilung  eines  Zeitgenossen)  nie 


—     342     — 


fremde  oder  unter  irgend  eine  geregelte  Form 
gebrachte  Musikstücke,  sondern  nur  Phantasien, 
wie  sie  der  Augenblick  der  Begeisterung  er- 
zeugte und  die  Lüfte  wieder  davontrugen,  ohne 
dass  er  etwas  davon  festhielt,  als  die  Gedanken 
und  Träume,  die  ihm  während  dieses  musi- 
kalischen Schaffens  entstanden.  Dieses  Klavier- 
spiel war  um  so  ergreifender,  als  er  eben  in 
das  geheimnisvolle,  gewissermassen  mit 
Ossian' sehen  Nebelstreifen  zeichnende  Reich 
der  Töne  alle  Gedanken,  Bilder  und  Träume 
seiner  Seele  ausgiessen  konnte,  die  er  in  der 
Sprache  nicht  auszudrücken  vermochte,  weil 
die  plastische  Kraft  in  ihm  so  spät  geweckt 
und  so  wenig  ausgebildet  war.  Darum  wurden 
diese  musikalischen  Phantasien  die  ersten  Er- 
güsse, in  denen  sich  die  ernst-poetische 
Empfindung  und  die  weichen,  blühenden  und 
erhabenen  Gattungen  seiner  Einbildungskraft 
vor  Zuhörern  und  in  bestimmten  Erzeugnissen 
ergingen  und  Luft  machten.  Jean  PauFs 
Klavierspiel  fand  allgemeine  Anerkennung,  ja 
Bewunderung,  und  viele  seiner  Freunde  und 
Verehrer  wurden  häufig  schliesslich  unsicher, 
ob  sie  in  ihm  den  Dichter  oder  den  Musiker 
in  höherem  Grade  schätzen  sollten. 

„Eine  gute  Erziehung  greift  stark  ein  ins 
Herz  der  Zeit  und  über  Erziehung  schreiben, 
heisst  beinahe,  über  alles  auf  einmal  schreiben", 
sagt  der  Dichter  gelegentlich.  Darum,  fährt 
er  fort,  «gibt  es  über  einen  so  unerschöpflichen 
Gegenstand  kein  Buch  zuviel,  ausgenommen 
das  schlechteste."  Aber  einzelne  Regeln  ohne 
Geist  der  Erziehung  sind  für  ihn  ein  Wörter- 
buch ohne  Sprachlehre  und  bekannte  Er- 
ziehungsregeln gewinnen  bei  ihm  nur,  wenn 
neue  Erfahrung  sie  wieder  belebt.  Und 
immer  wieder  bekräftigt  Jean  Paul  den  Satz, 
dass  Leben  das  Leben  belebt  und  Kinder 
besser  erziehen  zu  Erziehern  als  alle  Er- 
zieher. „Durch  Lehren  lernen  wir"  ist  auch 
für  ihn  eine  unumstössliche,  durch  Erfahrung 
gewonnene  Wahrheit.  Aber  man  muss  wohl 
das  Ziel  früher  kennen,  auf  das  man  los- 
geht, als  die  Bahn  selbst,  im  Gegensatz  zu 
vielen  Lehrern,  denen  statt  eines  Urbildes 
ein  ganzes  Bilderkabinet  von  Idealen  vor- 
schwebt. Und  auf's  bestimmteste  vertritt 
darum  Jean  Paul  die  Anschauung,  alle  Er- 
ziehung, jeder  Unterricht  müsse  der  Indivi- 
dualität des  Schülers  angepasst  sein,  denn 
jedes  Ich  ist  Persönlichkeit,  folglich  geistige 
Individualität,  und  ist  der  Mensch  einmal 
aus  seiner  Individualität  hinausgeworfen  in 
eine    fremde:    so    ist    der   zusammenhaltende 


Schwerpunkt  seiner  inneren  Welt  beweglich 
gemacht  und  irrt  darin  umher,  und  eine 
Schwankung  geht  in  die  andere  über.  Jean 
Paul  warnt  auch  an  anderer  Stelle  nach- 
drücklich vor  allem  schablonenhaften  Unter- 
richte: „Der  Idealmensch  ist  das  harmonische 
Maximum  aller  individuellen  Anlagen  zu- 
sammengenommen, welches  ungeachtet  aller 
Aehnlichkeit  des  Wohllautes  doch  bei  Einzel- 
wesen zu  Einzelwesen  sich  verhält  wie  Ton- 
art zu  Tonart.  Wer  nun  ein  aus  dem  musi- 
kalischen a  b  c  —  d  e  f  g  h  z.  B.  ein  in  a 
gesetztes  Stück  in  b  übertrüge,  nähme  dem 
Stück  viel,  aber  doch  nicht  soviel  als  ein  Er- 
zieher, der  alle  verschieden  gesetzte  Kinder- 
naturen in  dieselbe  Tonart  übersetzte."  Unser 
Meister  weist  auch  darauf  hin,  wie  einseitig 
vielfach  der  Unterricht  darauf  gerichtet  sei, 
die  Zöglinge  nach  seinem  eigenen  Schema 
zu  modeln,  —  „wenn  überhaupt  jeder  Mensch 
heimlich  seine  eigene  Kopiermaschine  ist.  die 
er  an  andere  ansetzt  und  wenn  er  gern  alles 
in  seine  geistliche  und  geistige  Verwandtschaft 
als  Seelenvetter  hineinzieht  ...  so  wird  der 
Erzieher  noch  mehr  streben,  in  den  wehr- 
und gestaltlosen  weichen  Kindergeistem  sich 
ab-  und  nachzudrucken  und  der  Vater  des 
Kindes  trachten,  auch  der  Vater  des  Geistes 
zu  werden." 

Jean  Paul  nennt  die  Musik  die  einzig 
schöne  Kunst,  wo  die  Menschen  und  alle 
Tierklassen  (Spinnen,  Mäuse,  Elephanten, 
Amphibien,  Vögel)  Gütergemeinschaft  haben 
und  sie  ist  es,  die  in  das  Kind,  das  Mensch 
und  Tier  vereint,  unaufhaltsam  eingreifen 
muss.  Und  man  sollte  sie,  nach  seiner 
Meinung  lieber  als  die  Poesie,  die  fröhliche 
Kunst  heissen.  „Sie  teilt  den  Kindern  nichts 
als  Himmel  aus,  denn  sie  haben  noch  keinen 
verloren,  und  setzen  noch  keine  Erinnerungen 
auf  die  hellen  Töne."  Und  es  entspricht 
durchaus  den  Anschauungen  heutiger  be- 
deutender Musikpädagogen,  bei  Beginn  des 
Musikunterrichts  auch  des  Gesanges  nicht 
zu  vergessen.  „Das  Ohr  ist  der  erste  Sinn 
des  Lebenden",  sagt  Jean  Paul.  Das  Gehör 
auszubilden  und  zu  verfeinem,  muss  unbedingt 
eine  der  vornehmsten  Pflichten  des  Musik- 
lehrers darstellen.  Denn  es  dient  der  Erzieh- 
musik unter  allen  den  Instrumenten,  die  in 
Haydn's  Kinderkonzert  lärmen,  das  am  besten, 
welches  dem  Spieler  selbst  angeboren  wird, 
die  Stimme.  In  der  Kindheit  der  Völkei 
war  das  Reden  Singen;  dies  werde  für  die 
Kindheit    des    Einzelwesen    wiederholt.      Im 


—     343     — 


Gesänge  fallt  der  Mensch  und  Ton  und  Herz 
in  Eins  zusammen,  gleichsam  in  eine  Brust 
—  indess  Instrumente  ihm  ihre  Stimme  nur 
zu  leihen  scheinen;  —  mit  welchen  Armen 
kann  er  nun  die  kleinen  Wesen  näher  und 


milder  an  sich  ziehen,  als  mit  seinen  geistigen, 
mit  Tönen  des  eigenen  Herzens,  mit  der- 
selben Stimme,  die  immer  zu  ihnen  spricht, 
auf  einmal  aber  sich  in  der  musikalischen 
Himmelfahrt  verklärt?"  — 


(SchllLBS  folgt.) 


SieDentonscbrift?  -  SwSinonscbrm? 

Von 
K.  n.  Bftssler« 


I.  Siebentonschrift  ohne  Vorzeichnungen. 
In  No.  2-8,  Jahrgang  19L5,  des  „Klavier- 
Lehrer"  ist  durch  die  Tonschrift -Reform 
Capellen  eine  Notenschreibweise  vorgeschlagen, 
welche  sich  von  der  bisherigen  dadurch  unter- 
scheidet, dass  Erhöhungen  und  Erniedrigungen 
der  Töne  teilweise  durch  ein  anderes  Zeichen,  den 
Keil,  dargestellt  werden.  Doppelte  Erhöhungen 
und  Erniedrigungen,  auch  Zurückversetzungen 
kehren  nach  wie  vor  wieder,  nur  dass  sich  diese 
mehr  absatzweise  vollziehen  und  daher  nicht 
besonders  auffällig  —  durch  doppelte  Versetzungs- 
zeichen beziehentlich  besondere  Auflösungszeichen 
—  in  Erscheinung  treten.  In  dem  neuen  Vor- 
schlage ist  nämlich  auf  den  durch  die  Vorzeich- 
nung im  voraus  festgelegten  Erhöhungen  und  Er- 
niedrigungen als  auf  neu  geschaffenen  und  nach 
Capellens  Behauptung  nur  aus  Haupttönen  (Ton- 
leitertönen) bestehenden  Grundlagen  weiter  gebaut. 
Bei  den  Molltonarten  ist  es  indessen  nicht  zu  ver- 
meiden, dass  infolge  der  Wirkung  der  nur  den  ab- 
wärts gehenden  Tonleitern  der  melodischen  Moll- 
tonart günstigen  Vorzeichnungen  die  zum  Vor- 
schein kommenden  Töne  nicht  sämtlich  Tonleiter- 
töne sind.  Soweit  nun  aber  dieses  der  Eall  ist, 
hat  eine  Korrektur  Platz  zu  greifen,  welche,  da 
Kreuze  und  Bee  inmitten  des  Notentextes  nicht 
zulässig  sind,  der  Keil  übernimmt.  Somit  dient 
der  Keil  nicht  allein  zur  Bezeichnung  rein  zu- 
fälliger Töne,  sondern  hat  auch,  entgegen 
Capellens  Behauptung,  die  Aufgabe,  die  infolge 
Unzulänglichkeit  der  Vorzeichnungen  bisweilen 
nicht  (z.  B.  in  E-moll)  oder  nur  ungenügend  (z.  B. 
in  Fis-moll)  mit  getroffenen,  bisweilen  uner- 
wünschterweise  mit  zur  Versetzung  gebrachten 
Töne  einzeln  nach,  beziehentlich  zurück  zu  ver- 
setzen, mithin  auch  Haupttöne  zur  Darstellung  zu 
bringen.  In  der  aufwärts  gehenden  Tonleiter  der 
C-moU-Tonart  ist  es  Hauptton  im  Sinne  Capellens, 
aber  ebenso  sind  dann  in  derselben  a  und  h  Haupt- 
töne, nicht  etwa  aa  und  b.  Da  nun  aber  durch 
die  Vorzeichnung  08  und  b  herauskommen,  so 
müssen  diese  Töne  durch  nach  oben  und  möglichst 
rechts  gerichtete  Keile   (im  bisherigen  System  ge- 


schieht es  durch  die  Auflösungszeichen)  zurück- 
versetzt werdtu,  um  schliesslich  als  Tonleitertöue, 
keineswegs  also  als  Nebentöne  zur  Greltung  zu 
kommen.  Es  handelt  sich  aber  weniger  um  diese 
Feststellung,  als  vielmehr  daram,  darzutun,  dass 
doch  mehr  Töne,  als  es  für  den  ersten  Augenblick 
scheinen  möchte,  zu  versetzen  sind,  und  dass  daher 
und  ferner,  weil  die  Vorzeichnungen  nicht  fallen 
gelassen  sind,  ein  grosser  Teil  der  Hauptschwierig- 
keiten der  alten  Schreibweise  fortbestehen  bleibt. 
Im  übrigen  sehen  die  keilbespomten  Tief-  und 
Hoch-  beziehentlich  —  mit  Rücksicht  auf  die 
Tastatur  —  Links-  und  Rechtsgefühl  erregen 
sollenden  Noten,  wenn  namentlich  für  sich  be- 
trachtet, ganz  gut  aus,  nur  entsprechen  die  oft  bis 
in  die  übernächste  Stufe  hineinragenden  dick- 
klobigen, beinahe  selbst  Noten  gleichenden  Keil- 
enden wenig  dem  Empfinden  für  eine  nur  halb- 
stufige Versetzung.  Kann  man  daher  neben  dem 
TJeberbordwerfen  der  Vorzeichnungen  auch  ohne 
die  Keile  auskommen,  um  so  besser  wird  es  sein. 
Ohne  in  die  mit  dem  bisherigen  System  ver- 
bmndenen  Gewohnheiten  wesentlich  einzugreifen, 
aber  auch  ohne  das  G-edächtnis  mit  dem  Ballast 
der  Vorzeichnungen  beschweren  zu  müssen,  können 
alle  Tonleitertöne  durch  Zuhilfenahme  halbge- 
füllter Noten  —  oben  gefüllter  für  erhöhte 
und  unten  geftUlter  für  erniedrigte  Töne  — 
zur  Darstellung  gebracht  werden,  vorausgesetzt, 
dass  von  den  drei  Molltonarten  Gis,  Dis  und  Ais 
abgesehen  und  dafür  den  enharmonisch  verwechsel- 
ten Tonarten  As-moU,  Es-moU  und  B-moli  der 
Vorzug  gegeben  wird,  um  die  doppelt  erhöhten 
Töne  fisis,  cisis  und  gisis,  die  übrigens  in  der  Ton- 
Bchrift-Reform  Capellen  doppelte  Bekeilung 
erfahren  müssen,  hier  dagegen  nur  einfache  Ver- 
setzung erfordern,  nicht  mit  in  den  Kauf  zu  nehmen. 
Es  erscheinen  alsdann  nirgends  Versetzungszeichen 
mehr,  wenn  nicht  gerade  rein  zufällige  Töne 
zur  Darstellung  zu  bringen  sind,  und  es  kann  daher 
als  Regel  gelten:  „Töne  ohne  Versetzungszeichen 
sind  stets  wirkliche  Tonleitertöne,  mit  Ver- 
setzungszeichen stets  rein  zufällige  Töne. 
Die  Tonarten  Gis,  Dis  und  Ais  scheiden  am  besten 


—     344     — 


aus,  weil  sie  wegen  fisis,  cisis  und  gisis  ohne  Ver- 
setzangszeichen  nicht  durchgängig  darstellbar,  zu- 
dem vollkommen  entbehrlich  sind."  Das  Versetzen 
der  im  allgemeinen  seltener  und  nur  in  wenigeren 
Kompositionen  häufiger  auftretenden  rein  zufälligen 
Töne  um  halbe  Stufen  erfolgt  am  besten  in  der 
altgewohnten  Weise  durch  Kreuze  und  Bee.  Gel- 
tang  haben  diese  Zeichen  nur  für  diejenigen  Noten, 
denen  sie  direkt  vorgesetzt  sind,  während  Wider- 
rufungszeichen ganz  ausfallen.  Gregen  die  Mitver- 
Wendung  der  schreibflüchtigen  halbgefüllten  Noten 
dürfte  kaum  etwas  einzuwenden  sein,  znmal,  ab- 
gesehen von  der  chromatischen  Tonleiter  und  von 
G-moU  und  D-moll,  in  keiner  weiteren  Tonart  unten 
und  oben  gefüllte  Noten  zugleich  auftreten  und 
daher  von  vornherein  jede  Möglichkeit  zu  Ver- 
wechselungen so  gut  wie  ausgeschlossen  ist.  Znm 
Vergleich  dieser  Schreibweise  mit  der  von  Capellen 
und  der  bisherigen  sind  in  der  angefügten  Tafel 
mehrere  Tonleitern,  sowie  unter  Hinweis  auf  die 
Darstellungen  in  Nr.  2  des  ^Klavierlehrer"  die  dort 
benutzten  drei  Takte  aus  „Mit  Myrten  und  Rosen^* 
von  K.  Schumann  in  üebersetzung  gebracht.  Statt 
der  Tonschlüssel  flnden  sich  zum  Teil  Oktaven- 
zahlen, mit  1  von  der  Subkontraoktave  an  gezählt 
und  einheitlich  auf  der  zweiten  Linie,  d.  i.  auf  der 
g-Stufe  der  beiden  Notenzeilen  placiert,  in  An- 
wendung. Die  halben  und  ganzen  Töne  können 
durch  schwarze  und  halbgefüllte  Ellipsen,  ge- 
stielt für  die  halben,  ungestielt  für  die  ganzen 
Töne  (die  halben  Töne  eventuell  auch  durch 
liegende  Bimenformen),  oder  auch  als  Viertelnoten 
mit  rechtsseitlich  angebrachten  Zeichen  (siehe  unter 
IL  der  Tafel),  diese  mit  der  Bedeutung  der  Ver- 
doppelung beziehentlich  der  Vervierfachung 
der  Tondauer,  dargestellt  werden,  ähnlich  wie 
Noten  durch  einen  seitlichen  Punkt  um  die  Hälfte, 
durch  einen  zweiten  Punkt  um  noch  ein  Viertel 
ihres  Wertes  erhöht  werden. 

Das  erstrebenswerteste  Ziel  aber  sollte  die  Ein- 
führung einer  absoluten  Bezeichnung  der  in 
Gebrauch  beflndlichen  zwölf  Töne  sein,  da  meines 
Erachtens  nur  dann  erst  die  rechte  Einfachheit 
erreicht  werden  kann.  Geleitet  von  der  Ansicht, 
dass  zu  der  richtigeren  Tonschrift  nur  auf  dem 
Wege  durch  ein  reichhaltiges  Vorschlags-  beziehent- 
lich Baumaterial  zu  gelangen  ist,  füge  ich  den 
früheren  Tonschrift  vorschlagen  hiermit  noch  einen 
weiteren  beachtenswerten  Vorschlag  hinzu. 

IL  Zwölfstufen-Tonschrift. 
Diese  neue  Tonschrift  besteht  aus  fünf  breiten 
oder  Doppellinien,  deren  Breite  Vs  ^®^  Zwischen- 
raumbreite beträgt.  Auf  jeder  Linie  und  in  jedem 
Zwischenraum  steht  eine  weisse  Note.  Ausserdem 
stossen  an  jede  Linie  zwei  schwarze  Noten  der- 
gestalt, dass  die  Note  von  oben  mit  der  Unterkante 
und  die  von  unten  mit  der  Oberkante  derselben  in 
Berührung  tritt,  wonach  die  Linie  von  der  oberen 
Note   durch   deren   untersten  mid  von  der  untern 


Note  durch  deren  obersten  Kreisabschnitt  gedeckt 
wird.  Sonach  steht  in  vertikaler  Kichtnng  jede 
Note  von  der  nächsten,  von  Mittelpunkt  zu  Mittel- 
punkt gerechnet,  um  eine  Linienbreite  entfernt. 
Anstatt  der  Tonschlüssel  sind  Oktaveuzahlen,  mit 
1  von  der  Subkontra-Oktave  an  gezählt,  in  An- 
wendung gebracht.  In  der  angefügten  Tafel  ist 
dieses  übersichtliche  und  schreibflüchtige  System 
mit  dargestellt,  dessen  Notenfolge  das  Verhältnis 
der  Höhenstände  aller  in  Gebrauch  beflndlichen 
Töne  klar  und  korrekt  hervortreten  lässt.  Mit  der 
Einführung  weisser  Noten  in  die  Tonschrift  wird 
man  sich  sehr  bald  befreunden,  und  einmal  an  die 
zweierlei  Noten  gewöhnt,  wird  durch  sie  ein  weit 
rascheres  und  sicheres  Lesen  des  Notentextes, 
namentlich  auch  in  den  Hilfslinien,  ermöglicht  als 
bisher.  Für  die  halben  und  ganzen  Töne  können 
gestielte  und  uugestielte  Ellipsen  (für  die  halben 
Töne  eventuell  auch  wieder  die  gestielte  Bimen- 
form)  oder  auch  ein-  beziehentlich  zweimalig  ver- 
doppelte Viertelnoten  in  Benutzung  treten.*)  Ob- 
gleich in  einer  Oktave  zwölf  Noten  untergebracht 
sind,  zudem  auch  noch  alle  Sekunden  Intervalle  -,3 
statt,  wie  bisher,  nur  '/s  des  Notendnrchmesseis 
Distanz  halten  und  die  grosse  Terz  einen  grösseren 
Kaum  behauptet  als  die  kleine  Terz,  eine  K  orrek  t- 
heit,  welche  das  bisherige  System  (vergl.  z.  B, 
c  .  .  .  e  mit  a  .  .  c)  vermissen  lässt,  wird  doch 
nur,  auf  beiden  Seiten  gleich  grosse  Notenköpfe 
vorausgesetzt,  V7  mehr  Höhe  bei  entsprechend 
weniger  Breite  —  es  fallen  ja  alle  Vorzeichnungen 
und  Versetzungszeichen  weg!  —  beansprucht;  denn 
auf  bereits  nur  vier  Linien,  welche  für  sich  allein 
schon,  ohne  einen  Mehrbedarf  von  Hilfslinien  gegen- 
über der  heutigen  Schreibweise  hervorzurufen,  eine 
Notenzeile  bilden  könnten,  sind  alle  Töne  bis  mit 
fis  der  zweigestrichenen  Oktave  untergebracht , 
während  die  jetzigen  fünf  Linien  kaum  weiter 
(bis  g)  kommen  lassen.  Die  Doppel-  oder  Breit- 
linien (schraffierte  oder  farbige  Doppellinien),  deren 
Herstellung  keineswegs  technischen  Schwierigkeiten 
begegnet,  brauchen  nicht  so  grell  hervorzutreten, 
da  der  Stand  der  Note,  dank  der  Verwendung  von 
zweierlei  Farben,  nie  ein  zweifelhafter  sein  kann. 
Auch  in  der  kleineren  Druckschrift,  obgleich  da 
die  Linien  ziemlich  schmal  werden,  bleiben  nichts- 
destoweniger die  Abstufungen  gut  erkennbar.  Für 
die  Handschrift  können  vorgedruckte  Liniaturen 
Verwendung  flnden,  welche  aus  dem  Liniensystem 
und,  zur  besonderen  Erleichterung,  aus  an  dieses 
sich  anschliessenden   punktierten   oder    in  anderer 


*)  Mit  der  Viertelstufigen  Zwölfton- 
schrift lässt  sich  der  Vorschlag  des  Professors 
Hans  Wagner,  die  Tondauer  durch  angemessene 
horizontale  Entfernungen  von  Note  zu  Taktteil- 
strich oder  umgekehrt,  beziehentlich  von  Note  zu 
Note  zum  Ausdruck  zu  bringen,  gut  vereinigen. 
Ob  indessen  diese  mehr  kurzschriftliche  Ton- 
dauerbezeichnung für  den  Allgemeingebrauch  prak- 
tischer ist  als  die  bisherige,  mag  dahingestellt 
bleiben. 


—     345     -♦ 


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LfPiebentonschrift  ohne  f^rzeichnunffen. 

Chromatische  Tonleiter. 


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Moll-  Tonleitern. 


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Dur. 


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Ni\2.  Aus  9^/1  if  Mt^rtcn  u.  RoSen" v.  R.  Sdiummnn 
1>'  titur. 


j^rH,  Klaviaturen. 

A.  B 


C. 


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—     346     — 


(hellerer)  Farbe  dargestellten  Hilfslinien  bestehen, 
doch  lassen  sich  aach  die  Linienradimente  (schwarz), 
deren  ja  nicht  mehr  viel  gebraucht  werden,  gut 
schreiben. 

Zar  Benennung  der  weissen  und  schwarzen 
Noten  (a-Noten  und  o-Noten)  dürften  sich  die  fol- 
genden einsilbigen,  leicht  merk-  und  singbaren 
und  das  Abzählen  im  Gedächtnis  gut  ermöglichen- 
den Zwölfstufen-Tonnamen  als: 


La,  Lo,  Ma,  Mo,  Na,  No,  Ra,  Ro,  Sa,  So,  Wa, 
Wo,  La  ...  .  vorzüglich  eignen,  wie  es  sich  auch 
weiterhin  noch  zeigen  wird.  Auch  sei  hierbei  auf 
die  „Wiener  Tonnamen"  verwiesen,  welche  Hans 
Sacher  in  seiner  „Wiener  Tonschrift"  in  Vorschlag 
bringt.  Diese  lauten:  Sa,  Scho,  Bö,  Bä,  Mi,  Fa, 
Tu,  Go,  Nu,  La,  Be,  Wa. 

(Schluss  folgt.) 


Bin  ai)§^dpacl<fcs  S^br^lbei)  ^eyeFbecrs« 


Von 
e.  Bieter. 


Erst  vor  etwa  dreizehn  Jahren  wurde  in  Paris 
der  handschriftliche  Nachlass  des  Musikschrift- 
stcdlers  und  Komponisten  Joh.  Georg  Kästner, 
gestorben  1866,  verkauft.  Unter  musikalischen  Ent- 
würfen und  Studien  fand  sich  eine  ziemliche  Zahl  von 
Briefen  Meyerbeer's,  mit  dem  Kastner  sichtlich  in 
enger  Beziehung  gestanden,  die  meisten  ohne  be- 
sonderes Interesse.  Dahingegen  dürfte  das  nach- 
folgende, der  Reihe  entnommene  Schreiben  als 
Selbstcharakterzeichnung  des  Verfassers,  sowie 
insbesondere  als  Beleuchtung  seines  künstlerischen 
Verhältnisses  zu  Berlioz  Beachtung  verdienen.  Es 
lautet: 

Geehrter  Herr! 

Ich  habe  Ihr  freundliches  Schreiben  nicht 
früher  beantwortet,  da  ich  seit  zwei  Monaten  sehr 
leidend  und  zu  jeglicher  Beschäftigung  untauglich 
war,  auch  jetzt  mich  erst  langsam  erhole.  —  Die 
Witwe  meines  verstorbenen  Freundes,  des  treff- 
lichen Theoretikers  Gottfried  Weber,  wünscht  sehr, 
dass  in  französischen  musikalischen  Blättern  eine 
ausführliche  kritische  Lebensbeschreibung  ihres 
Gatten  erscheinen  möchte.  Wollen  Sie  sich  dieser 
Arbeit  für  die  musikalische  Zeitung  von  Schlesinger*) 
unterziehen?  Niemand  ist  dazu  tüchtiger  und  ge- 
eigneter als  Sie.  Die  Biographie  bietet  ausser  dem 
allgemeinen  Interesse  auch  noch  das  besondere 
dar,  dass  darin  die  Streitigkeiten  über  die  Echtheit 
des  mozartischen  Requiems  verwebt  sind.  Nehmen 
Sie  die  Arbeit  an,  so  senden  Sie  gefälligst  in  ein 
paar  Tagen  nach  Empfang  dieses  „chez  Monsieur 
Gonin,  Chef  de  Division  k  Tadministration  de  la 
grande  poste  aox  lettres  Rue  J.  J.  Rousseau.^* 
(Sein  Bureau  ist  in  demselben  Postgebäude)  und 
ersuchen  ihn  durch  ein  paar  Zeilen,  Ihnen  das 
Paket  zu  senden,  welches  er  von  G.  Meyerbeer 
für  sie  erhalten  hat.  Sie  werden  darin  die  bio- 
graphischen Notizen  von  W.  finden  und  auch  einen 
Teil  der  Requiemsstreitigkeiten.  Dieser  Teil  ist 
jedoch  nicht  komplett.  Bis  Sie  indes  die  Biographie 


geschrieben  haben,  folgt  auch  das  noch  Fehlende 
über  diesen  Gegenstand.  Benachrichtigen  Sie  mich 
gefälligst  durch  ein  paar  Zeilen  von  .Ihrer  An- 
nahme, damit  ich  Schlesinger  schreibe,  dass  er  Sie 
um  die  Arbeit  ersucht.  —  Werden  Sie  denn  nichts 
über  die  Schilling'sche  Generalbasslehre*)  in  der 
Gazette  musicale  liefern?  Es  ist  für  den  Zweck, 
wozu  es  bestinmit  ist,  ein  sehr  tüchtiges,  brauch- 
bares Buch.  Wollen  Sie,  so  schicke  ich  es  Ihnen 
und  schreibe  auch  Schlesinger  darüber.  Mit  Ver- 
gnügen sehe  ich  aus  Ihrem  Briefe,  dass  Sie  meinen 
Rat  hinsichtlich  Ihrer  deutschen  Oper  befolgen 
und  selbst  die  Proben  in  Stuttgart  und  KarLsrnh 
leiten  werden,  denn  aus  diesem  Gesichtspunkte  be* 
trachte  ich  Ihre  Reise  nach  Strassburg,  von  der 
Sie  mir  schrieben.  Wenn  Sie  in  Strassburg  an- 
gekommen sein  werden,  schreiben  Sie  es  mir  ja 
gleich.  Sobald  als  es  mir  dann  möglich  sein 
wird,  will  ich  mit  Ihnen  nach  Karlsruh  fahren 
und  Sie  mit  dem  dortigen  Theaterintendanten 
(Baron  von  Gemmingen),  dem  Kapellmeister  Stranss 
und  den  sämtlichen  Sängern  in  freundliche  Be- 
kanntschaftbringen und  Ihnen  ausserdem  manches 
für  Sie  nötige  von  der  dortigen  Lokalität  mitteilen. 
Karlsruh  ist  in  Beziehung  der  Sänger  eines  der 
allerersten  Üperntheater  Deutschlands.  —  Meine 
herzlichsten  Grüsse  an  Herrn  Braun  und  meine 
Entschuldigung,  dass  ich  noch  keines  seiner  Lieder 
komponiert  habe.  Aber  wie  ich  Ihnen  schon  am 
Anfang  dieses  Briefes  sagte,  ich  war  so  unwohl, 
dass  ich  durchaus  keiner  Beschäftigung  fähig  war, 
auch  in  den  nächsten  paar  Wochen  nicht  sein 
werde.  Doch  soll  sein  Lied  die  erste  Komposition 
sein,  welcher  ich  mich  unterziehen  werde,  sobald 
meine  Gesundheit  es  gestattet.  Bitten  Sie  ihn  ge- 
fälligst, mir  zu  schreiben,  an  welche  Buchhandlung 
er  seine  Gedichte  verkauft  hat,   so  sende   ich   als- 


♦)  Damals 
Zeitung. 


die    angesehenste   Pariser    Musik- 


•)  Dr.  Gustav  Schilling,  1830  Direktor  einer 
Musikschule  in  Stuttgart,  Herausgeber  des  damals 
vollständigsten  Musik- Dictionnairs.  Begründereiner 
deutschen  Musikgesellschaft,  in  der  Meyerbeer 
neben  Spohr  etc,  Mitglied  war.  Die  Generalbass- 
lehre erschien  unter  dem  Titel  .Polyphonomos"  1839. 


—     347     — 


dann  direkt  an  dieselbe  mein  Lied,  sobald  es  kom- 
poniert ist,  nm  keine  Zeit  zu  verlieren.  —  Der 
Stich  und  die  Korrektor  meiner  11  Gresangstücke, 
die  bei  Schlesinger  erscheinen  sollen,  sind  fertig, 
nnd  werden,  glaabe  ich,  bald  heranskonmien.  Doch 
habe  ich  noch  keinen  G^amttitel  gefunden,  der 
mir  gefällt.  Fällt  Ihnen  einer  ein,  so  teilen  Sie 
mir  ihn  mit.  Finde  ich  nichts  besseres,  so  nenne 
ich  es  11  Morceaux  de  Chant.  Ich  werde  Schlesinger 
schreiben,  dass  er  Ihnen,  noch  ehe  das  Werkchen 
erschienen  ist,  ein  Exemplar  als  frenndliches  An- 
denken vom  Komponisten  schickt.  Ich  habe  es 
übrigens  nicht  Herrn  Schilling  dediziert,  sondern 
diesem  tüchtigen  Mann  etwas  Bedeutenderes 
bestimmt,  welches  ebenfalls  bald  erscheinen  wird, 
nämlich  4stimmige  geistliche  Gesänge.  Ihre  freund- 
liche Antwort  erwartend,  bitte  ich  mich,  Ihrer  ver- 
ehrten Frau  Gemahlin,  Schwiegereltern  und  den 
Herren  Braun  und  Diel  zu  empfehlen 

Ihr 
ergebenster 
Meyerbeer 
Berlin,  den  19ten  Februar  40. 

P.  S.  Je  vous  en  venx  de  ne  m'avoir  pas  dit 
un  mot  sar  M.  Berlioz  dans  votre  lettre  et  je  vous 
somme  de  reparer  cette  faute.  Je  d^ire  vivement 
savoir  ce  qu'il  travaille  en  ce  moment,  et  quels 
sont  ses  plans  de  voyage.  Itappellez  moi  k  son 
Souvenir,  et  priez  le  de  me  faire  connaitre  Tintinö- 
raire  de  son  voyage  en  Allemagne  et  ä  quelle 
^poque  il  partira;  car  je  veux  avoir  le  m^rite  pres 


de  mes  amis  de  leur  procurer  la  connaissance  per- 
sonelle d*on  homme  de  G^ie,  en  lui  donnant  des 
lettres.  Je  n'ai  plus  revu  M.  Berlioz  depuis  la 
Symphonie  de  Rom^o,  mais  vous  savez  quelle  vive 
admiratiou  m'lnspire  cette  grande  composition  et  k 
ce  sujet  j'ai  rompu  une  fameuse  lance  il  y  a  4  jours, 
avec  un  partisan  de  certaine  clique  dont  je  vous 
parlais  un  jour  k  Paris.  — 

(In  üebersetzung:  Ich  zürne  Ihnen,  dass  Sie 
mir  in  Ihrem  Schreiben  kein  Wort  über  Berlioz 
gesagt  haben,  und  fordere  Sie  ernstlich  auf,  dieses 
Versehen  gut  zu  machen.  Ich  wünsche  lebhaft  zu 
wissen,  was  er  im  Augenblicke  arbeitet  und  welche 
seine  Heisepläne  sind.  Empfehlen  Sie  mich  seiner 
Erinnerung  und  bitten  Sie  ihn,  mir  bekanntzngeben, 
welche  Punkte  er  auf  seiner  Heise  nach  Deutsch- 
land zu  berühren  gedenkt  und  wann  er  Paris  ver- 
lässt;  denn  ich  will  das  Verdieuät  haben,  meinen 
Freunden  die  persönliche  Bekanntschaft  eines 
Mannes  von  G^nie  durch  briefliche  Empfehlungen 
zu  vermitteln.  Ich  habe  Herrn  Berlioz  seit  Auf- 
führung der  Homeosymphonie  nicht  mehr  gesehen, 
aber  Sie  wissen,  welch  lebhafte  Bewunderung  mir 
dieser  grosse  Komponist  einflösst.  Noch  vor  vier 
Tagen  habe  ich  zu  dessen  Gunsten  eine  schwere 
Lanze  gebrochen,  gegen  einen  Partisan  einer  ge- 
wissen Clique,  von  der  ich  Ihnen  seinerzeit  in 
Paris  sprach.) 

NB.  Die  Schnitzer,  die  M.  im  Gebrauch  des 
Französischen  macht,  Intineraire  statt  It.,  personelle 
statt  pcrsotinelle  etc.,  sind  absichtlich  belassen  — 
auch  sie  sind  interessant. 


^01)  Hacb  bis  \0a&O<iv:^ 

Ein  Beitrag  tut  Psycbologle  Az%  mniikb^rens  ooti  Jobannei  ScDreyer. 

Von 
Jo»^  Tianna  da  JHotta. 


An  dieser  vortrefflichen  Broschüre  ist  nur  eins 
zu  bedauern:  dass  sie  nur  ein  „Beitrag"  ist.**) 
Wie  oft  ist  gegen  die  alte  Harmonielehre  der  Vor- 
wurf erhoben  worden,  dass  sie  durchaus  unzuläng- 
lich sei,  moderne  Werke  zu  erklären.  Aber  nicht 
nur  moderne,  sondern,  wie  Schreyer  ganz  richtig 
bemerkt,  auch  ältere.  Selbst  Beethoven,  Bach 
gegenüber  versagt  sie.  Man  beachtete  nicht,  dass 
ihre  Hegeln  fast  alle  aus  der  Praxis  der  Kirchen- 
sänger des  15.  und  16.  Jahrhunderts  entstanden 
waren  und  wie  künstlich  die  ausschliessliche  Hück- 
sichtnahme  auf  die  Singstimme  war.  So  viele  Ver- 
suche man  aber  auch  machte,  der  modernen 
(modern  von  Bach  an  gerechnet)  Harmonik  gerecht 
zu  werden,  man  hing  immer  noch  so  ängstlich  an 
den  alten  Hegeln,  dass  man  meistens  diese  nur  zu 


*)  Holze  &  Pahl  (vorm.  Pierson),  Dresden. 
*♦)  Es  wäre  zu  wünschen,  dass  der  Autor  sein 
System  ausbaute  und  ein  vollständiges  Lehrbuch 
schriebe. 


erweitern  suchte,  mühsam  „Ausnahmen*  kon 
struierte,  die  dann  wieder  „erlaubt"  sein  sollten  — 
so  dass  der  Schüler  sich  schliesslich  vor  dem 
Dilemma  sah:  „Dies  ist  erlaubt,  das  Gegenteil 
aber  aach''  — oder  er  lernte:  „Dies  sind  die  ewigen 
Naturgesetze  der  Harmonik,  aber  die  grossen 
Meister,  ein  Bach,  ein  Wagner,  kehren  sich  nicht 
daran.**  Zieht  er  hieraus  die  Konsequenz,  so  müsste 
er  logisch  zu  einer  Verachtung  aller  Hegeln  kommen, 
da  sie  ja  nicht  für  die  grossen,  also  nur  für  die 
kleinen  Geister  bindend  wären.  Bei  dieser  ge- 
zwungenen Anwendung  alter  Hegeln  auf  etwas, 
das  von  ganz  anderen  Voraussetzungen  ausging, 
vergass  man  Wagner's  goldene  Weisheit,  die  sein 
Hans  Sachs  ausspricht: 

Wollt  ihr  nach  Hegeln  messen, 
Was  nicht  nach  eurer  Hegeln  Lauf, 
Der  eignen  Spur  vergessen, 
Sucht  davon  erst  die  Hegeln  auf! 
Mancher  Theoretiker  meint  wohl  auch,  es  sei 


—     348 


eine  vorzügliclie  Zncht  für  den  Geist,  ihn  in 
„spanische  Stiefeln  einzuschnüren^^,  dass  er  „nicht 
irrlichteriere  hin  und  her**.  Das  hiesse  aber  doch, 
dem  Schüler  die  moderne  Musik,  die  seinem 
Empfinden  am  nächsten  liegt,  zu  entfremden,  um 
ihm  ein  künstliches  Verständnis  einer  Musik  auf- 
zuzwingen, die  ihm  doch  nie  in  Fleisch  und  Blut 
übergehen  wird. 

Zwei  Männer  aber  waren  es,  die  eine  wirklich 
neue  Lehre  aufzustellen  suchten,  die  nicht  bloss 
auf  alte  oder  auch  bloss  auf  moderne  Musik  an- 
wendbar sein  sollte:  Bernhard  Ziehn  und 
Hugo  Biemann.  Selbst  diese  aber  behielten  noch 
so  viel  Traditionelles,  dass  ihre  Lehre  doch  noch 
auf  eine  Erweiterung  der  alten  hinausläuft. 
Schreyer  geht  viel  weiter  als  sie.  Er  lehnt,  sich 
an  Riemann  an,  aus  dessen  System  er  ,nur  die 
Konsequenzen^^  zieht,  aber  er  steht  oft  mit  diesem 
in  Widerspruch  und  bringt  viel  durchaus  Neues. 
Höchst  fruchtbar  ist  gleich  der  Ausgangspunkt: 
eine  Harmonielehre  soll  eine  Anleitung  zum 
Geniessen  der  Kunstwerke  sein  und  muss 
von  den  Erfahrungen  des  Hörens  ausgehen, 
nicht  von  einem  System  starrer  Regeln. 
Der  letzte  Satz  scheint  mir  das  Ei  des  Kolumbus 
zu  sein.  Wie  wird  jeder  Schüler,  der  mühsam  sich 
strengen  Regeln  unterordnet,  die  er  von  den  Meistern 
nicht  immer  befolgt  findet,  erlöst  aufatmen,  wenn 
er  nun  die  Meister  selbst  gleich  studiert,  um 
aus  ihren  Werken  zu  begreifen,  was  recht  ist, 
nicht  aber  um  zu  untersuchen,  ob  sie  auch 
den  gehörigen  Respekt  vor  der  heiligen  Tradition 
hatten.  „Nicht  die  Liebling  des  Verstandes,  sondern 
die  subtile  Schulung  des  Harmoniegefühls  ist  der 
Hauptzweck  der  Harmonielehre.*  Schreyer,  selbst 
mit  einem  äusserst  subtilen  Harmoniegefühl  begabt, 
versteht  es,  Feinheiten  zu  erklären,  die  die  Musiker 
wohl  empfunden  haben,  aber  zu  dem  „Unaus- 
sprechlichen" der  Musik  lechneten  und  für  „un- 
lehrbar*'     hielten.      Niemand    glaubt    zwar,    dass 


alles  in  der  Musik  einmal  erklärbar  sein  wird, 
nur  ein  oberfiächlich  Empfindender  würde  das 
denken.  Aber  es  gibt  eine  bequeme  Art.  jeder 
Analyse  aus  dem  Wege  zu  gehen,  mit  dem  Hin- 
weis auf  das  ,  Unaussprechliche**  der  Musik,  die 
nur  die  Unklarheit  und  Unplastizität  des  Empfindens 
fördert.  Und  diese  fühien  leicht  zu  ganz  falschen 
Urteilen.  So  ist  z.  B.,  was  Schreyer  über  Dissonanz 
sagt,  geeignet,  neue  Gesichtspunkte  für  die  Be- 
urteilung der  modernen  Dissonanzen,  über  die  so- 
viel konfuses  Geschrei  herrscht,  aufzustellen.  Es 
ist  betrübend,  wean  man,  selbst  von  Musikern,  ein 
Werk  verdammen  hört,  weil  es  mit  Dissonanzen 
überhäuft  sei.  Aber  mit  solchen  allgemeinen 
Phrasen :  „Dissonanzen  müssen  massvoll  angewendet 
werden",  kommt  man  doch  nicht  weit.  Ich  ge- 
stehe, dass  ich  an  gewissen  mit  Dissonanzen  ge- 
spickten Stellen  moderner  Musik  ein  wahres  Ver- 
gnügen  habe  —  und  so  wird  es  sicherlich  vielen 
ergehen.  „In  der  Musik  entscheidet  nicht  das  Ohr 
aliein"  (viele  Sätze  könnte  man  aus  Schreyer 's 
kleiner  Arbeit  als  vorzügliche  Sentenzen  ausziehen). 
„Der  Prozess  des  Hörens,  der  anfangs  ein  rein 
sinnlicher  war,  hat  sich  immer  mehr  Yergeistigt . . . 
In  Wirklichkeit  hören  wir  sehr  viele  Dissonanzen 
gar  nicht  als  solche.^^  Ich  möchte  das  Er- 
staunen einiger  Dilettanten  sehen,  wenn  man  ihnen 
erklärte,  wie  viele  Dissonanzen  in  dem  des  „Wohl- 
lauts* wegen  schwärmerisch  verehrten  Mozart  und 
Schubert  stecken,  von  Beethoven  oder  gar  Bach 
ganz  zu  schweigen. 

Ich  will  nicht  Schreyer's  Methode  hier  dar- 
legen, denn  dann  müsste  ich  sein  Buch  einfach 
wiederholen.  Nur  aufs  wärmste  will  ich  es 
empfehlen,  jeder  wird  reiche  Anregung  daraus  er- 
halten. Die  Analysen  sind  vorzüglich.  Ob  das 
immerbin  sehr  geistreiche  Beziehen  auf  bestimmte 
Tonarten  in  der  Einleitung  zur  Faust-Sinfonie 
Liszt's  nicht  den  Reiz  der  Tonartlosigkeit,  der 
darin  liegt,  aufhebt,  möge  dahingestellt  bleiben. 


=  Kritische  Rückschau  =i= 

über  Konzert  und  Oper. 

Von 

Dr.  Karl  8torek, 

Der   Bericht   unseres   hochgeschätzten  Mitarbeiters   war   leider   bis    Redaktionsschluss   nicht   ein- 
getroffen. 


Die  in  der  Marienkirche  allwöchentlich 
Mittwochs  stattfindenden  Orgelkonzerte  unter 
Leitung  des  Königl.  Musikdirektors  Bernhard 
Irrgang  bieten  stets  eine  Reihe  erlesener  Genüsse. 
Es  ist  an  dieser  Stelle  des  öfteren  die  verdienst- 
volle Tätigkeit  und  das  hervorragende  Orgelspiel 
Irrgang^s  gewertet  worden,  es  erübrigt,  demselben 
besonders  dafür  Anerkennung  zu  zollen,  dass  er 
bei  der  Auswahl   seiner   mitwirkenden  Kräfte  mit 


grösster  Sorgfalt  und  Gewissenhaftigkeit  zu  Werke 
geht.  Unter  den  Mitwirkenden  des  Konzerts  vom 
25.  Oktober  verdient  Fräulein  Marie  Bluhm  an 
erster  Stelle  genannt  zu  werden,  die  mit  edler, 
ausdrucksfälliger  Stimme  ausser  A.  Becker's  „Ich 
wollt',  dass  ich  daheime  war'"  die  Bach'sche  Arie 
„Laudamus  te"  aus  der  hohen  Messe  vollendet 
sang.  Auch  die  Violinistin,  Frl.  Nelia  Gnnning, 
spielte  eine  Sonate  von  Händel  mit  grossem  Ton 


—     349     — 


und  sicherer  Technik,  ebenso  bewies  sie  mit  dem 
Vortrage  einer  Sonate  von  A.  Vivaldi  (1680—1743), 
dass  sie  eine  Künstlerin  ist,  die  ihr  Instrument 
meisterlich  zu  behandeln  weiss.  Desgleichen  ver- 
dient die  Altistin,  Frl.  J^va  Reinhold,  für  den 
Vortrag  einer  HändeTschen  Arie  „Dank  sei  dir, 
Herr^^  und  zweier  geistlicher  Lieder  von  Frie- 
drich Bach  and  Hugo  Wolf  schuldige  Aner- 
kennung. Der  Konzertgeber  spielte  Bach's  „C-dur- 
Fräludium  und  Fuge",  sowie  Mendelssohn's 
„F-moU  -  Sonate"  und  ein  „Cantilene  Pastorale" 
von  A.  Guilmant,  in  musterhafter  Weise. 


Das  8  Tage  später,  am  gleichen  Orte,  dem  Refor- 
mationsfeste angepasste  Orgelkonzert  brachte  durch 
Herrn  Irrgang  die  ,,Doppelfage"  vod  A.  Becker 
über  den  Choral  „Ein  feste  Burg",  ferner  das  Post- 
ludium  über  den  Choral  „Lobe  den  Herrn"  von 
Robert  Radecke.  J.  S.  Bach's  Kantate  am 
Reformationsfeste  nach  Luther's  Dichtung  „Ein 
feste  Burg  ist  unser  Gott"  bildete  die  Haupt- 
nummer. Ausgeführt  wurde  sie  von  dem  Solo- 
quartett: Fr.  Martha  Dreyer-Wolff  (Sopran), 
Fr.  Martha  Sommerfeld-Kröning  (Alt),  Herr 
Ludwig  Schubert  (Tenor)  und  Herr  Felix 
Lederer-Prina  (Bass;,  Orgel:  Herr  Irrgang. 
Herr  Lederer-Prina  trug  ausserdem  HändeTs 
Recitativ  und  Arie  aus  dem  Messias  „Blick  auf  die 


Nacht  bedecket'  vor,  die  rühmlichst  bekannte 
Sopranistin  Martha  Dreyer  -  Wolff  sang 
A.  Becker*s  .Christus  der  Herr",  ein  geistliches 
Volkslied.  Ausserdem  spielte  Frl.  Kato  v.  d. 
Hoeven  aus  Amsterdam  auf  dem  Violoncello  ein 
„Adagio"  von  Bargiel  und  „Andante"  von  Gol- 
termann  in  meisterhafter  Weise.  In  gleichem 
Masse  muss  der  prächtigen  Altstimme  der  Frau 
Sommerfeld  -  Kröning,  sowie  des  wohlge- 
schulten Tenors  des  Herrn  Ludwig  Schubert 
rühmlich  ErwähnuDg  getan  werden. 


Am  Donnerstag,  den  26.  Oktober,  veransf  altete 
Direktor  Julius  ^aschek,  Berlin,  den  46.  Musik- 
abend  mit  den  Lehrern  und  Schülern  seines  Kon- 
servatoriums. Den  ersten  Teil  des  'gut  gewählten 
Programms  führten  Schüler  in  reiferem  Alter,  den 
zweiten  hingegen  die  Lehrer  und  Lehrerinnen  der 
Anstalt  aus.  Im  Schülerteile  wurden  Kompositionen 
von  Mendelssohn,  Ernst,  Verdi,  Liszt,  Ru- 
binstein, Löwe  und  Böhm  zu  Gehör  gebracht 
Den  Leistungen  wurde  von  den  zahlreich  er- 
schienenen Hörern  wohlverdienter  Beifall  ge- 
spendet. Die  Schüler  verbauden  mit  gutem  An- 
schlage Sicherheit  im  Vortrage,  richtige  Phrasie- 
rang  und  Sauberkeit  der  Technik.  Die  Vorträge 
bekundeten  Sorgfalt  und  tüchtiges  Streben  der 
unterrichtenden  Lehrer.  C.  N^ 


Mitteilungen 


von  Hoohschulen  und  Konservatorien. 


Ernst  von  Dohnunyi,  der  in  Pressburg  ge- 
borene vortreffliche  Pianist  und  Komponist,  ist  an 
die  Königl.  Hochschule  für  Musik  in  Berlin 
zur  Errichtung  einer  Meisterschule  für  Klavierspiel 
berufen  worden. 

Herr  Musikdirektor  Hoischen  zu  Koblenz 
hat  eine  Chorgesangschule  ins  Leben  gerufen, 
die  den  Zweck  verfolgt,  Damen  und  Herren  durch 
methodische  Ausbildung  und  Schulung  ihres  musi- 
kalischen Gehörs  und  Taktgefühls  zu  tüchtigen 
Chor-Sängern  und  Sängerinnen  heranzubilden,  d.  h. 
sie  soweit  zu  befähigen,  dass  sie  imstande  sind, 
nicht  nur  jedes  Intervall  sicher  und  rein  zu  treffen, 
sondern  auch  Melodien  und  Lieder  ohne  vorherige 
Uebung  vom  Blatt  zu  singen. 

Der  Magistrat  in  Augsburg  hat  die  Er- 
richtung einer  städtischen  Singschule  nach 
dem  Vorbilde  Münchens  beschlossen. 

Das  von  Prof.  Emil  Breslaur  begründete 
„Berliner  Konservatorium  für  alle  Zweige  der 
Musik",  Direktor  Gustav  Lazarus,  hat  sein  Se- 
minar   zur    Ausbildung    von    Musik-Lehrern     und 


-Lehrerinnen  (Klavier,  Violine,  Gesang)  jetzt  auch 
nach  den  Grundprinzipien  des  Musikpädagogischen 
Verbandes  umgestaltet  und  dreijährige  Kurse  zur 
vollen  Lehrerausbildung  eingerichtet.  Ziele  und 
Aufnahmebedingungen,  Prüfung  und  Zeugnisse 
sind  in  dem  für  das  Seminar  ausgegebenen  Statut 
genau  flxiert,  ebenso  der  Stundenplan  fiir  die  diei 
Studienjahre.  Das  Statut  ist  durch  den  Direktor 
Herrn  Gustav  Lazarus,  Berlin  W.,  Bülowstr.  2,  zu 
beziehen. 

Die  Dresdener  Musikschule,  Direktor 
R.  L.  Schneider,  veranstaltete  kürzlich  ihre  200. 
Musikaufführung,  deren  Verlauf  der  im  Jahre  1890 
gegründeten  Anstalt  und  ihrem  Leiter  sowohl, 
als  den  an  ihr  tätigen  tüchtigen  Lehrkräften  ein 
durchaus  ehrenvolles  Zeugnis  ausstellte.  Zum 
Vortrag  kamen:  Mendelssohn  „Klavier- Trio", 
D-moll,  Meyerbeer  „3  Gesänge',  Pield  „Noc- 
turne" in  B-dur,  Vieutemps  „Ballade  und  Polo- 
naise'*, op.  88,  Weber  „Gesänge  aus  dem  Frei- 
schütz" und  Beethoven  „Klavierkonzert",  C-moll. 


—    350     — 


Yermlschte  Nachrichten. 


Der  Zweite  Kongress  der  Internatio- 
nalen MuBik-Gesellscliaft  wird  Ende  Septem- 
ber 1906  in  Basel  abgehalten.  Am  ersten  und 
zweiten  Tage  ünden  morgens  Hanptsitznngen 
mit  kritischen  Berichten  über  den  derzeitigen  Stand 
der  wichtigsten  musikwissenschaftlichen  Fächer, 
nachmittags  Sektionssitznngen  statt;  der  Vor- 
mittag des  dritten  Tages  ist  für  die  Generaiver- 
samminng  bestimmt.  Am  Abend  des  dritten 
Tages  wird  der  Kongress  mit  einem  historischen 
Konzert  geschlossen.  Vorträge  können  schon 
jetzt  beim  Schriftführer  der  Gk^sellschaft,  Dr, 
Mxa  Seiffert,  Berlin,  Goebenstrasse  28,  ange- 
meldet werden. 

In  München  wird  demnächst  die  erste  „Mu- 
sikalische Volksbibliothek'  in  Deutschland 
eröffnet.  Ihre  Organisation  und  Verwaltung 
übernimmt  die  „Ortsgruppe  München'^  des  „AU- 
gemeinen  Deutschen  Musikvereins". 

Unter  Vorsitz  von  Rochus  v.  Lilienkron 
tagte  kürzlich  im  Berliner  Kultusministerium  die 
vom  Kaiser  berufene  Kommission  zur  Herausgabe 
einer  „Sammlung  deutscher  Volkslieder  für  Männer- 
chor', an  der  neben  einigen  Musikhistorikern  Ver- 
treter der  hervoiragendsten  deutschen,  österreichi- 
schen und  Schweizer  Gesangvereine  teilnahmen. 
Das  neue  Werk  soll  1906  erscheinen. 

Zur  Feier  des  75.  Geburtstages  Bobert  Ba- 
d ecke's  fand  am  31.  Oktober  in  der  Aula  des 
Akademischen  Instituts  für  Kirchenmusik 
ein  Festakt  statt,  der  sich  zu  einer  bedeutungs- 
vollen Feier  gestaltete.  Der  sonst  nur  dem  ernsten 
Studium  geweihte  Baum  hatte  durch  Biumenaus- 
schmückung,  durch  die  Banner  der  akademischen 
Korporationen  und  durch  die  mit  ihren  Abzeichen 
geschmückten  Delegierten  der  verschiedenen  Ver- 
bind angen  ein  ungewohnt  farbenprächtiges  Bild 
angenommen.  Als  Vertreter  des  Ministeriums 
waren  Ministerialdirektor  Schwartzkopff  und 
Geheimrat  Preische  anwesend.  Direktor  Anton 
V.  Werner,  die  Direktoren  der  königlichen  Hoch- 
schule fürMosik,  Prof.  Joachim  und  Max  Bruch, 
die  Senatsmitglieder,  Professoren  X.  S ch  ar  w e  n k  a, 
Gernsheim,  Büfer,  Krebs  und  manche  andere 
im  Musikleben  eine  bedeutungsvolle  Bolle  spie- 
lende Künstler  wohnten  dem  Festakte  bei.  Der 
musikalische  Teil  der  Feier  brachte  ausser  Kom- 
positionen Badecke's  eine  Konzertphantasie  über 
Badecke's  bekanntes  Lied  „Aus  der  Jugendzeit*^, 
welche  G.  Biemenschneider  zum  Verfasser  hat. 
Prof.  Thiel  feierte  den  Jubilar  in  einer  Bede, 
welche  namentlich  die  Verdienste  Badecke's  um  die 
Pflege  der  alten  und  neueren  Kirchenmusik  zum 
Vorwurf  hatte.  Der  Präsident  des  Akademischen 
Vereins  „Organum"  überreichte  dem  Jubilar  den 
Ertrag  einer  Geldspende,  deren  Zinsen  als  Unter- 
stützung fär  die  Studierenden  am  königl.  Akade- 
mischen    Institut    für    Kiichenmusik     verwendet 


werden  sollen.  Die  ganze  Feier  lieferte  einen 
Beweis  für  die  Bedeutung  und  die  lebenskräftige 
Betätigung  Bobert  Badeckes  am  heutigen  Musik- 
leben. 

Die  an  vielen  Orten  mit  stets  gleichem  durch- 
schlagenden Erfolge  veranstalteten  Aufführungen 
der  Jacques  Dalcroze'schen  „Kinder  -  Tanz- 
und  Volkfilieder"  haben  unseren  „Erziehern  zur 
Kunst"  vielfach  die  Augen  geöffnet  über  das,  was 
den  Kindern  als  „Jugendkonzerte"  zu  bieten  ist; 
sie  haben  aber  auch  die  Aufmerksamkeit  auf  die 
Schätze  unserer  ,  deutschen  Literatur  gelenkt,  die 
für  gleiche  Zwecke  noch  der  Hebung  harren. 
So  fand  an  der  städtischen  höheren  Mädchen- 
schule zu  Kreuznach  eine  Aufführung  „Deutscher 
Kinderlieder  und  Märchen"  unter  Leitung  des  Ge- 
sanglehrers Herrn  Geysenheyner  statt,  die 
volkstümliche  Spielreime  und  Tunzlieder  von 
C.  Beinecke,  B.  Kohl,  Fr.  Zelter,  W.  Tau- 
bert, Jos.  Gersbach,  B.  Seel,  E.  Frank, 
A.  Vogt  bot,  ausserdem  2  Märchen  „Mitsommer- 
nacht" und  „Vom  Wolf  und  den  7  Gaislein".  Das 
Vorgehen  verdient  die  grösste  Anerkennung,  viel- 
leicht ist  es  ein  weiterer  Schritt  zur  Erkenntnis 
der  Unnatur  unserer  heutigen  sogenannten  „Jugend- 
konzerte.** 

unter  dem  Vorsitze  des  Generalintendanten 
von  Vignau  hat  in  Weimar  die  Ausschusssitzung 
des  Vorstandes  der  Franz  Liszt-Stiftung  statt- 
gefunden, zu  der  von  auswärts  die  Herren  Gu- 
stav Bassow  (Bremen)  als  Bechnungsf ülii er  der 
Stiftung  und  Fried r.  Bosch  (Berlin)  erschienen 
waren.  Verhandelt  wurde  über  die  Verwendung 
der  zur  Verfügung  stehenden  Summe  von  3000  M. 
die  zur  Hälfte  dem  für  die  in  Aussicht  genommene 
Herausgabe  der  Werke  Franz  Liszts  beste- 
henden Fonds  zugeführt,  zur  anderen  Hälfte  zur 
Unterstützung  verdienter  Tonkünstler  in  Form 
von  Stipendien  bestimmt  worden  ist. 

Die  von  P.  de  Wit  in  Leipzig  begründete 
und  bis  heute  geleitete  „Zeitschrift  für  In- 
strumentenbau" vollendete  am  L  Oktober  das 
25.  Jahr   ihres  Bestehens. 

Der  Musik  -  Salon  Bertrand  Both  zu 
Dresden  eröffnete  seine  dies  winterlichen  Auf- 
führungen nnit  einer  Ehrung  Felix  Draeseke's 
durch  Wiedergabe  einer  Zahl  seiner  Kompositionen. 
Prof.  Bertrand  Both  spielte  sein  op.  6  .Sonata 
quasi  Fantasia",  Frau  Erika  Wedekind  sang  3 
seiner  Lieder  aus  op.  17  und  op.  26,  den  Be- 
sohl uss  machte  das  „Quintett"  op.  48  für  Klavier, 
Violine,  Viola,  Violoncell  und  Hörn,  ausgeführt 
von  den  Herren  Both,  Lange  -  Frohberg, 
Wilhelm,  Böckmann  und  Lindner. 

Die  bekannte  Altistin  Frl.  Tilly  Koenenhat 
von  der  Königin  von  Holland  die  Ehrenmedaille 
für  Kunst  und  Wissenschaft  des  Hausordens  von 
Oranien  erhalten. 


—     351     — 


lieber  das  Eonzertanfführongsrecbt  an  Wag- 
ner's  „Lohengrin''  nnd  „Tristan  und  Isolde'  liat 
in  dem  bekannten  Rechtsstreit  der  Genossen- 
schaft Dentscher  Tonsetzer  gegen  die  Leip- 
ziger Verlagsfirma  Breitkopf  &  Härtel  das 
Oberlandesgericht  Dresden  am  27.  Oktober  d.  Js., 
in  Bestätigung  der  erstinstanzlichen  Entscheidung 
des  Landgerichts  Leipzig,  entschieden,  dass  der 
Firma  Breitkopf  &  Härtel  kein  Aofführongsrecht 
an  beiden  Werken  zusteht. 

Das  von  der  Konzert- Direktion  Leonard  in 
Berlin  veranstaltete  Preisausschreiben  auf  ein 
Violinkonzert  (Preisrichter:  Willy  Burmester, 
Prof.  Friedr.  Oernsheim,  Prof.  Philipp 
Scharwenka)  ist  ohne  Resultat  geblieben,  da 
sich  zwei  der  Preisrichter  überhaupt  gegen  die 
Verteilung  eines  Preises  aussprachen.  Es  waren 
82  Violinkonzerte  eingegangen. 


Der  internationale  Lyceum-Club  für 
geistig  arbeitende  Frauen  schreibt  einen 
Wettbewerb  ftlr  Werke  von  Komponistinnen 
aller  Nationen  aus.  Instrumental-  und  Vokal- 
kompositionen jeder  Art,  sowohl  für  Orchester  nnd 
Chöre,  wie  für  Solo-Instrumente  und  Einzelstimmen 
sind  zugelassen,  doch  dürfen  dieselben  weder 
schon  im  Druck  erschienen,  noch  öffentlich  aufge- 
führt worden  sein.  Die  Arbeiten  müssen  bis 
1.  Mai  1906  im  Bureau  des  Londoner  Klubs, 
London  W.,  Piccadilly  128,  eingeliefert  werden. 
Das  Preisrichteramt  haben  übernommen  die  Herren 
Colonne  (Paris),  Co  ward  (London),  Dracseke 
(Dresden),  Oedalge  (Paris),  Goldmark  (Wien), 
Humperdink  (Berlin),  Sgambati  (Rom).  Die 
preisgekrönten  Werke  sollen  dann  in  öffentlichen 
Konzerten  in  London,  Berlin  and  Paris  aufgeführt 
werden. 


Bücher  und  Masikalien. 


Paul  Sehelnpflng,  op.  6.    Fünf  Gedichte  von  Franz 
Evers.    1.  Wetterboten,  2.  Abendlied, 
3.  Frühling,  4-  Märchenland,  5.  Liebes- 
fahrt.  Für  1  Singstimme  und  Klavier. 
HeUrielithofeii's  Terlag,  Magdebar^. 
In  Nummer  17  des  Kl.  L  wurde  in  eingehender 
und  sachkundiger  Weise  auf  das  eigenartige  Werk 
„Worpswede,  Stimmungen  aus  Niedersachsen"  von 
Paul  Scheinpüug  hingewiesen  und  besonders   her- 
vorgehoben, mit  welch  ausserordentlichem  Geschick 
der  Komponist  die  verschiedenen,  vom  Dichter  ge- 
zeichneten Stimmungsphasen  des  niedersächsischen 
Menschen-  und  Naturlebens  musikalisch  zu  illustrieren 
und  zu  vertiefen  wusste.    Diese,  einem  für  Natur- 
schönheiten  empfänglichen    Gemüt   entspringende 
Begabung,  sowie  eine  vornehme,   niemals   in  kon- 
ventiellen    Grenzen    sich    bewegende    Tonsprache 
sind  die  Vorzüge,  die  auch  diese  Lieder  auszeichnen, 
nur    ist    das    Bestreben    des   Komponisten,    neue 
Klangkombinationen  zu  ersinnen,  womöglich  etwas 
noch    nicht    Dagewesenes    an    das    Tageslicht    zu 
fördern,  mitunter  so  auf  die  Spitze  getrieben,  dass 


können  heutenicht  annähernd  ermessen,  nach  welcher 
Richtung  hin  die  Tonkunst  sich  ianerrialb  der  näch- 
sten 2()  Jahre,  geschweige  50,  entwickeln  wird.  Was 
noch  vor  kurzem  als  Sakrilegium  galt,  wird  heute 
nichtnnr  stillschweigendgeduldet,  sondern  oft  von  der 
urteilslosen  Menge  als  orginell  und  geistreich  ge- 
priesen. Das  Verbot  der  Quinten-  und  Oktaven- 
fortschreitungen  ist  längst  bei  Seite  geschoben, 
und  wir  sehen  jetzt  in  neueren  Werkeu,  wie  z.  B. 
in  Puccini's  „Boheme*,  wie  leere  Qnintenfort- 
schreitungen  gleich  hüpfenden  Sechsfüsslern  ganze 
Seiten  lang  ihr  spottlustiges  Unwesen  treiben, 
auch  die  Lehren  von  der  vorzubereitenden  und 
aufzulösenden  Dissonanz  haben  längst  ihre  Giltig- 
keit  verloren,  und  von  den  Ultra-Fortschritt  lern 
wird  heutigen  Tags  der  Wert  eines  neuen  Werkes 
nur  nach  der  gepfefferten  Würze,  d.  h.  nach  der 
Menge  der  in  ihm  enthaltenen  Dissonanzen  be- 
urteilt und  eingeschätzt.  Nach  dieser  Art  von 
Einschätzung  lässt  P.  Scheinpflug  in  seinem  Abend- 
lied nichts  zu  wünschen  übrig.  Es  beginnt  folgender- 
massen: 


f^^p^pt    ^^  ^f^t^f^ 


Klavier 


die  stimmungsvollen  Lieder,  besonders  das  zweite, 
durch  gewaltsame,  förmlich  ohrenzerreissende 
Härten  keinen  einheitlichen  und  ungetrübten  Ein- 
druck hinterlassen.  Wir  leben  gegenwärtig  in  einer 
Zeit  der   Gärung,   des  Suchens  und  Tastens   und 


Ich  muss  gestehen,  diese  drei  Takte  gehören 
zu  dem  ungeheuerlichsten  und  ohrenverletzendsten, 
was  mir  jemals  in  der  Liederliteratur  begegnet 
ist.  Sie  macheu  den  Eindruck,  als  ob  sich  der 
Komponist  einen  Spass  mit  dem  Publikum  machen 


—     352     — 


wollte,  und  erinnern  lebhaft  an  den  Elavier- 
humoristen  Lamborg,  der  in  der  einen  Hand  Eis-, 
in  der  andern  C-dar  spielt.  Die  Flöten-Melodie 
kann  man  mbig  einen  halben  Ton  höher  oder 
tiefer,  überhaupt  von  welchem  Ton  man  will» 
spielen,  sie  wird,  wenn  man  sie  im  vierten  Takt 
nach  Fis-dnr  auflöst,  genau  so  gut  oder  vielmehr 
so  hässlich  klingen.  Die  Intention  des  Komponisten 
ist  ja  klar,  er  wollte  die  ferne  flöte,  von  der  im 
Text  die  Bede  ist,  dadurch  veranschaulichen,  dass 
er  sie  in  einer  möglichst  heterogenen  Tonart  er- 
klingen Hess,  nur  ist  dieser  Effekt  auf  ein  und 
demselben  Instrument  nicht  zu  erreichen,  und  so 
werden  Missklänge  erzeugt,  die  eher  unser  Zwerch- 
fell als  unser  Herz  berüliren.  Man  kann  mir  ent- 
gegnen, dass  der  Fortschritt  in  der  Kunst  zu  jeder 
Zeit  auf  Widerstand  gestossen  ist,  und  dass  wir 
uns  heute  an  Akkord  verbin  düngen  gewöhnt  haben, 
die  uns  früher  gesu'^ht  und  hässlich  erschienen. 
Darauf  ist  zu  erwidern,  dass  noch  niemals  ein 
Werk  bleibenden  Wert  erlangt,  dessen  Schöpfer 
sich  vermass,  die  ewig  giltigen  und  durch  unsere 
grossen  Tonmeister  geheiligten  Oesetze  zu  korrigieren 
oder  zu  missachten.  Extravagante,  d.  h.  sich 
ausserhalb  der  Kunstgesetze  stellende  Naturen  hat 
es  zu  allen  Zeiten  gegeben,  aber  ihre  Werke  wie 
ihre  Namen  sind,  nachdem  sie  anfangs  ein  gewisses 
Aufsehen  erregt,  schnell  wieder  verschwunden. 

In  den  andern  vier  Liedern  machen  suh  diese 
gewaltsamen  Dissonanzen  nicht  so  fühlbar  wie  in 
in  dem  zweiten,  wenn  auch  sie  von  einer  gewissen 
Tendenz,  unter  allen  Umständen  eigenartig  und 
geistreich  erscheinen  zu  wollen,  nicht  frei  zu 
sprechen  sind,  und  das  ist  schade,  denn  der 
Komponist  hat  diese  Originalitätshascherei  gar 
nicht  nötig,  er  weisse  auch  ohne  sie  Neues  und 
Interessantes  zu  bieten.  Deshalb  wäre  es  zu  be- 
dauern, wenn  er  sich  in  die  vornehme,  aber  allzu 
gekünstelte  Satzweise,  die  sich  ,mehr  oder  weniger 
in  allen  seinen  Kompositionen  ausspricht,  noch 
tiefer  vergraben  und  einspinnen  würde,  eine  Satz- 
weise, die  weder  seiner  weiteren  Entwickelung, 
noch  der  Kunst  zum  Heile  gereichen  kann. 

Robert  Kahn,   op.   18.     Sieben   Klavierstücke. 
No.  1.  Praeludium,  No.  2.  Capriccio, 
No.  3.  Notturno,       No.  4.  Impromptu, 
No.  5.  Legende,        No.  G.  Scherzo, 
No.  7.  Albumblatt. 
F.  E.  €.  Lenekart,  Leipsif. 
Wieder   einmal   Klavierstücke,    an    denen    der 
Musiker  seine  Freude  haben  kann.    Sie   bestechen 
zwar   nicht    durch    besonders    prägnante    Themen 
oder  durch    fortreissende   Leidenschaftlichkeit,    ge- 
winnen   aber    bei    näherer    Bekanntschaft    unsere 
Teilnahme  in  vollem  Masse.    Gleich  das  Präludium 
darf  als  beredter  Fürsprecher   für   das  ganze  Heft 
gelten.    In  seiner  vornehmen  Grandezza  und  seiner 
gedrängten,   leicht   verständlichen  Fassung  könnte 
es   jedem    Klavierspieler    zum    Vortrag    moderner 


Stücke  als  treffliche  Einleitung  dienen.  Anfangs 
störte  mich  beim  zweiten  Viertel  des  4.  Taktes 
das  frühe  Eintreten  des  Grunddreiklangs,  der  erst 
bei  Beginn  des  5.  Taktes  eintreten  soll,  da  ich 
aber,  ohne  den  Fluss  der  Melodie  zu  stören,  keinen 
Ausweg  fand,  so  kommt  hier  die  alte  Knnstregel 
zur  Geltung,  dass  man  zur  Vermeidung  grosser 
Fehler  ruhig  kleine  begehen  soll.  Die  zweite 
Nummer  Capriccio  ist  in  ihrer  Dissonanzenanhäufung 
Interessant  erfunden  und  ebenso  durchgeführt,  nur 
wirkt  die  unaufhörliche  Sechszelmtelflgur  in  der 
Begleitung  allmählich  ermüdend  und  stumpft  den 
Eindrucksreiz  der  führenden  Melodie  empfindlich 
ab.  Um  so  geschlossener  und  stimmungsvoller 
wirkt  das  darauffolgende  Notturno,  das  ich  nebst 
der  Legende  (No.  5)  für  das  bedeutendste  Stück 
der  Sammlung  halte.  Die  Art,  wie  das  Haupt- 
thema im  5.  Takt  im  Alt  und  später  bei  der 
Wiederholung  im  Tenor  erscheint,  ist  bei  aller 
kontrapunktischen  Feinheit  von  bestrickendstem 
Wohllaut  und  hebt  dadurch  die  gewinnende,  ich 
möchte  sagen  schwärmerische  Anmut  des  daraaf- 
folgenden  zweiten  Themas  um  so  deutlicher 
hervor.  Ein  merkwürdiges  Stück  ist  das  Scherzo 
(No.  6).  Auf  den  ersten  Blick  erscheint  die  zwei- 
stimmige Polyphonie,  die  demselben  zu  Grunde 
liegt,  ziemlich  ungefährlich,  und  doch  birgt  sie, 
zumal  wenn  das  Thema  nach  Art  des  doppelten 
Kontrapunkts  in  der  Unterstimme  erscheint,  so 
tückische  Fallstricke,  dass  wohl  kaum  ein  Klavier- 
spieler den  zweistimmigen  Teil  des  Stückes  im 
vorgeschriebenen  Molto  vivace-Tempo  fehlerlos 
vom  Blatt  spielen  dürfte.  In  einem  gesangreichen, 
in  laugsam  wiegendem  Ländl^rtakt  gehaltenen  Ton- 
stück klingt  das  interessante  Werk  aus. 

Arno  Eleffel. 

Theodor  Kirchner,  op.  70.  Fünf  Sonatinen.  Neu 
herausgegeben  von  H.  Vetter. 
Fried  rieh  HormeUter,  lieipsl^. 
Der  Verlagshandlung  gebührt  warmer  Dank, 
dass  sie  durch  diese  Neuausgabe,  die  ca.  V4  ^^ 
früheren  Preises  kostet,  einem  instruktiven  Werke 
den  Weg  zu  den  Pulten  unserer  studierenden 
Jugend  erleichtert,  wie  es  fördernder  für 
das  musikalische  Empfinden  kaum  gedacht 
werden  kann.  Diese  5  Sonatinen  sind  in  ihrem 
formen  klaren  Aufbau,  ihren  reizenden,  singenden 
und  klingenden  Motiven  wahre  kleine  Kabinet- 
s tückchen  und  sollten  fortan  in  keinem  Lehrgang 
mehr  fehlen.  H.  Vetter,  der  sie^  neu  herausgab, 
sagt  in  seinem  einleitenden  Vorwort,  dass  seine 
bessernde  Hand  sich  nur  auf  Vervollständigung 
des  von  Kirchner  spärlich  bedachten  Fingersatzes 
bezöge,  auf  Dinzufügung  einiger  Vortrags-  und 
Phrasierungszeichen  und  einer  Fedalangabe,  wie 
sie  dem  Standpunkt  der  modernen  Pedaltheorie 
entspricht.  Seine  Ergänzungen  sind  ausgezeichnet, 
ebenso  ist  Ausstattung  und  Druck  dem  Inhalt 
der    feinen    Tonsätze    würdig   angepasst;     es    er- 


—     353     — 


übrigt  nur,  das8  sie  von  unseren  Pädagogen  in 
weitester  Ausdehnang  beantzt  werden;  sie  selbst, 
aber  auch  alle  ihre  einigermassen  musikalischen 
Schüler  werden  reiche  Freude  und  G-enuss  beim 
Studium  empfinden. 

Ein  Wunsch  sei  ausserdem  gleich  noch  hinzu- 
gefügt, dass  sich  nämlich  die  Firma  entschliessen, 
möchte,  aus  den  Schätzen  der  Kirchner 'sehen  Muse, 
an  denen  ihr  Verlag  so  besonder«»  reich  ist,  eine 
Auswahl  zu  treffen  und  aus  den  Sammelbänden 
einzelne  erlesene  Stücke  in  Sonderheften  zu  bil- 
ligen Preisen  herauszugeben;  es  würde  ausser- 
ordentlich viel  dazu  beitragen,  dass  die  feinsinnige 
Lyrik  Gemeingut  der  klavierspielenden  Welt,  be- 
sonders des  H'auses,  würde.  In  dem  „Album",  op. 
26,  den  „Miniaturen'^  op.  61,  dem  ,,Skizzenbuche*^, 
op.  29,  den  „Verwehten  Blättern",  op.  41,  den 
„Bnnten  Blättern**,  op.  83,  und  vielen  andern  sind 
eine  Fülle  von  entzückenden  Sätzchen  enthalten, 
eine  Klavierpoesie,  wie  sie  selten  wiederzufinden 
ist,  wer  aber  kennt  und  spielt  sie  heut? 

Allgemeiner  Deatscher  Musiker-Kalender  für  1906. 
lUftbe  ä  Plotbow,  Beilln. 
Der  vorliegende  28.  Jahrgang  des  beliebten 
Adressen-  und  Nachschlagebuches  erscheint  in  be- 
kannter Fassung  und  Ausstattung,  nur  bemüht, 
den  reichen  Stoff  durch  sorgfältige  Bearbeitung 
und   Ergänzungen    aller   Art   in    immer   grösserer 


Vollständigkeit  zu  bringen.  Von  dem  in  zwei 
Bänden  ausgegebenen  Kalender,  bringt  der  erste 
kleinere,  ausser  dem  Kalendarium  u.  a.,  den  täg- 
lichen Notiz-  und  Stundenkalender,  der  zweite  das 
Adressenmaterial  mit  876  vertretenen  Städten  und 
als  Anhang  einen  Konzertbericht  ans  Deutschland, 
die  aufgeführten  Werke  nach  ihren  Komponisten 
alphabetisch  geordnet.  Auch  das  alphabetische 
Verzeichnis  sämtlicher  im  Kalender  aufgeführten 
deutschen  Musiker  mit  Angabe  ihres  Wohnortes 
ist  wieder  aufgenommen  und  dient  als  wesentliche 
Erleichterung  zu  schneller  Orientierung. 

Dentscher  Mnslker-Kalender  1906 

Mtz  Heste,  Leipilff* 

Der  Jüngere  Kollege  des  erstangeführten  Ka- 
lenders, der  sich  rasch  ähnliche  Beliebtheit  er- 
rungen hat,  tritt  mit  dem  Jahre  1^06  in  seinen 
21.  Jahrgang.  Er  ist  mit  einem  wohlgelungenen 
Portrait  Prof.  Dr.  Hermann  Kretzschmar^s 
geschmückt,  dem  Dr.  A.  Sch^ering  begleitende 
Worte  widmet.  Ausser  dem  gewohnten  Stoff, 
Kalendarium,  Stundenplänen,  Konzertbericht  aus 
Deutschland,  Adressbuch,  412  Städte  umfassend, 
dem  alphabetischen  Namens  Verzeichnis  bringt  der 
Kalender  noch  einen  Artikel  „Exotische  Musik*^ 
aus  der  Feder  Prof.  Hugo  B.iemann'8. 

Anna  Morsch, 


B^^  Dieser  Auflage  liegen  die  Prospekte  von  Fr.  Kistner,  Leipzig:  „Verzeichnis 
ausgewählter  Werke  für  Klavier  zu  vier  Händen  und  zwei  Klaviere  mit  Angabe  der 
Schwierigkeitsgrade^  und  C.  Bisplng,  Münster  /.  W.:  „Neue  Klavierschule  von  Bisping-Rose*^ 
beiy    auf  die  wir  unsere  Leser  besonders  aufmerksam  machen.  D.  E. 


Konservatorium  der  Musik 
in  Kassel, 

Wilhelmshöher  Allee  43. 

Gegr.  1895.  Direktion:  Luise  Beyer,  öegr.  189B. 

EhrenTOnits:  Reffienmn-Prftsident  Graf  toa  Bemtorff» 
6nf  KttHlgidorff,  BxoeUeni  Generalin  toh  ColOMb» 
Oberbürgermeister  Müller  n.  ▲. 

CnrAtorinm:  Pfarrer  Haas,  Sohnldirektor  Prof.  Dr.  Kr«M- 
Maeher»  Bankier  Plaut,  Joatdarath  Seheffer  o.  A. 

I^hrer :  Die  Damen:  Lalse  Beyer,  Die  Berka,  Königl.  Sohan- 

S leierin.  Glease-Fabbreal,  A«  Taadlea.  Die  Herren: 
»■  AltmUler,  Prol  Fraaa,  Muaikdirektor  Hall- 
waeba,  Kammenrirtaoa  ▲•  Harfedegea.  Protl  Dr.  USbel, 
Kgl.  Kammerrirtaoi  0.  Kaleftieb,  Kgl.  Opernsänger 
E.  Eletamaaa«  Kcl.  Kammermusiker  W.  Moabaupl^ 
K^l.  Kanmiermosiker  H.  Sebaurbuscb  n.  A. 

Unterrichtfächer:  PiaBOfoi;fte8plel,  Tlollae,  Cello,  Harfe 
und  alle  ttbrigea  Orebeeter-Iastrumeate.  0esaag. 
Italieaiseh«  Orehesterspiel.  Spreehflbuagea.  Oebör- 
ibumgen«  Hnsikdiktat«  Harmonie- und  Kompositioas- 
lekre;  Analyse;  Partiturspiel;  Gesebiebte  der  Musik ; 
Aestbetik;  Etbik;  PbUosophie;  Psyebologie;  Pby- 
slologle;  Akustik  mit  Anwendung  aller  erforderlieben 
Apparate. 

Einteilong:  KomertUassen.    Seminarklassen. 

Ober-,  Mittel-  nnd  Blementarklassen. 

Statuten  sind  kostenfrei  an  besiehen  durch  die  Schriftlei tnng 
des  Konservatoriums  Kassel,  Wilbelmshöher  Allee  4& 


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an  die  Expedition  d.  Bl. 


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Der  Unterricht  wird  nach  den  Grundsätzen  des  MnsilLpädagogischen  Verbandes  geleitet 


Prof.  Siegfried  Ochs. 

Dirigent  des  nPhilharm.  Ohores". 

Berlin  W.,  Bendler-Strasse  8. 

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Franz  Grunicice, 

Orgel,  Klavier,  Harmonielehre. 

Berlin  W.,  Steinmetzetr.  49  n. 


Martha  Remmert, 

Hofpianifitin ,  Kammervirtaosin. 
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Emma  Koch, 

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Berlin  W.,  Neue  Wlnterfeldttr.  15. 

Konzert-Vertr.:  H.  Wollf,  Berlin. 


Flora  Scherres-Friedenthal 

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Prof.  Jui.  Hey'S  Cesangscbule. 
Berlin  W.,  Eisholzstrasse  5", 

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Sprechfitonde:  3—4. 

Prof.  Felix  Schmidt. 

Berlin  W.,  Rankestr.  20. 


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Veranlagung,  sowie  eines  von  einem  Arzt  ausgestellten  Berichtes  über  ihren  allge- 
meinen Gesundheitszustand  einzusenden. 


Prof.  Franz  Kullak. 

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2.  Idylle  in  Adar,  op.  11  Nr.  2:  3.  Capriccio  in 
Ednrp  op.  U  Nr.  5;  4.  Notturno  in  Ciamoll,  op.  18 
Nr.  3;  5.  Legende  In  AmolL  op.  18  Nr.  5;  6.  Alle- 
gretto  in  Ddnr,  op.  29  Nr.  1;  7.  Capriocio  in 
Hmoll,  op.  29  Nr.  4;  8.  Abendlied  in  Edur,  op.29 
Nr.  7. 

Den  schön  ausgestatteten  Band  empfehle  ich 
allen  im  Spiel  etwas  yorgeechrittenen  Freunden 
einer  vornehmen  and  gediegenen  Unterhaltungs- 
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scheinungen unter  den  lebenden  Komponisten, 
gerade  in  diesen  kleineren  Formen  besonders 
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Centralleitung:  Beriin  W.,  Luitpoldstr.  43. 


Auszug  aus  dem 

StellenvermittluDgs-Register. 


Offene  Stellen: 

Für  ein  gut  besuchtes  Musikinstitut  in  einer 
lebhaften  Stadt  im  S.  V.  wird  eine  tüchtige  Violin- 
lehrerin gesucht.  Das  Violinfach'  soll  neu  ein- 
gerichtet werden  und  wird  daher  vorläufig  kein 
Fixum  bewilligt. 

Gesuchte  Stellen: 

Eine  vorzügliche  Gesangspädagogin,  die  sich 
durch  schriftstellerische  Arbeiten  auf  diesem  Ge- 
biete einen  Namen  gemacht  hat,  snclit  Engage- 
ment an  einem  Konservatorium. 


Eine  tüchtige  Klavierspielerin  und  Lehrerin^ 
ausgebildet  am  Münchener  Konservatorium,  sucht 
Stellung  an  oiner  Musikschule. 

Eine  in  Dresden  ausgebildete  tüchtige  Gesang- 
und  Klavierlehrerin  (für  Gesang  Konzertbefähigung) 
wünscht  passendes  Engagement. 

Meldungen  sind  zu  richten  an  die  Central- 
leitung der  Stellenvermittlung  der  Musiksektion. 
Adr.:  Frau  H.  Bnrghausea,  Berlin  W.,  Luitpelditr.  43. 


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Ihrer  Maj.  der  Königin  von  England, 

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8r.  Königl.  Hoheit  des  Prinzen  Friedrich  Carl  von  Preussen, 

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Für  die  Redaktion  TerantwortUch:  Anna  Morsch,    i3erlin  W.,  Ansbacherstr.  37, 

"-nedition  und  Verla;  f^Der  Klarier -Lehrer^,  M.  Wolff,  Berlin  W.,   Ansbacherstraase  S7. 

Druck:  J.  S.  Preuss,  Berlin  S.W.,  Kommandantenstr.  14. 


Der  ^lavieMtehrer. 

Musik-padagogische  Zeitschrift  für  alle  Qebiete  der  Tonkunst 

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der  Musik- Sektion  des  fl.  D.  L-V.  und  der  Tonkunstler-Verelne 

zu  Köln,  Dresden,  Hamburg,  Leipzig  und  Stuttgart. 

Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslaur. 

Redaktion:  Anna  Morsch 


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No.  23. 


Berlin,  1.  Dezember  1905. 


XXVIII.  Jahrgang. 


Inhalt:  Eugen  Segnitz:  Jeaa  Paul  und  die  musikalische  Erziehung.  (Schluss.)  Dr.  Karl  Storck:  Die  Bedeutung  der  konischen  Oper 
K.  M.  Bässler:  Neue  Tonschrift- Vorschläge.  (Schluss.)  Dr.  Karl  Storck:  Kritische  RQckschau  über  Konzert  und  Oper.  Mit- 
teilungen von  Hochschulen  und  Konservatorien.  Vermischte  Nachrichten.  BQcher  und  Musikalien,  besprochen  von  Anna 
Morsch,  Eugen  Segnitz,  M.  J.  Rehbein  und  Ludwig  Riemann.    Vereine.    Anzeigen. 


Heai)  ^aal  und  die  tt)asi1<aliscbe  BFziebunS* 


Von 
Bugen  SegnItB. 

(Schluss.) 


Jean  Pauls  Forderung  an  die  Eltern  geht 
darauf  hinaus,  sie  sollen  ihre  Kinder  lernen 
lassen,  was  den  Menschen  ein  erhabenes 
Herz  gibt  und  ein  Auge,  das  über  die  Erde 
hinausreicht  und  Flügel,  die  in  die  Unendlich- 
keit (Unermesslichkeit)  heben".  Er  erblickt 
mit  den  Alten  in  der  Musik  eins  der  vor- 
nehmsten und  förderlichsten  Erziehungsmittel 
und  er  weist  mit  der  ihm  eigenen  Wärme 
(„Kinder  lieben  ist  so  leicht,  so  innig,  wie 
schlimm  muss  der's  treiben,  den  sie  hassen!*) 
darauf  hin,  wie  Kinder  von  zarten  Herzen 
und  von  einer  immer  durch  den  Wind  auf- 
gehobenen Phantasie  „am  leichtesten  zu 
wenden  und  zu  drehen"  sind,  mithin  allen 
Einflüssen,  guten  wie  schlimmen,  offen  stehen. 
Aber  auch  ein  einziger  falscher  Riss  des 
Lenkseils  verwirrt  und  verstockt  sie  auf 
immer!"  ruft  er  warnend  aus  und  so  sind 
„leider  drei  Dinge  schwer  zu  finden  und  zu 
geben :  einen  Charakter  haben,  einen  zeichnen 
und  einen  erraten."  Wir  können,  führt  er 
weiter  aus,  gewissermassen  der  Natur  nur 
leise  und  unvermerkt  eine  Handreichung  tun 
und  nach  seiner  Meinung  „bringt  aller  Unter- 
richt   eigentlich    nichts     in     den    Menschen, 


sondern  bezeichnet  und  ordnet  nur  das  Da- 
.gewesene."  Deshalb  ist  Jean  Paul  auch  der 
Mann  der  Praxis  und  alles  blosse  Theoreti- 
sieren  ist  ihm  im  tiefsten  Herzen  zuwider:  „Für 
Kinder  gibt's  keine  andere  Sittenlehre  als  Bei- 
spiel, erzähltes  oder  sichtbares."  Also  alle 
Lehre  soll  nach  ihm  lebendig  werden,  gleich 
Gestalt  annehmen,  der  Nachahmungstrieb  soll 
erweckt  werden  und  unablässig  neue  Nahrung 
erhalten  und  in  der  Kindesseele  sollen  Ent- 
schluss  und  Ausführung  in  unmittelbarsten 
Zusammenhang  gebracht  werden.  Denn  „der 
Entschluss  drängt  alle  Schwierigkeiten  und 
Entbehrungen  vor  die  Seele.  Die  Ausführung 
aber  stellt  sie  weit  auseinander  und  gibt  uns 
erst  das  Interesse  daran  durch  die  sonder- 
bare Freude,  ohne  die  man  bei  tausend 
Dingen  nicht  ausdauerte,  etwas  unter  seinen 
Händen  täglich  wachsen  zu  sehen."  Für 
Jean  Paul  ist  der  Bildungstrieb  Massstab  und 
treibendes  Element  zugleich.  Er,  „der  höher 
als  der  körperliche,  nach  und  durch  den 
Willen  schafft,  nämlich  die  neue  Idee  aus 
den  alten  Ideen,  ist  das  Abzeichen  des 
Menschen."  Es  gibt  nach  unserem  Gewährs- 
manne  Menschen,    die    von  Jugend    auf  ein 


—     358    — 


gewisses  Gefühl  von  Ehre  entweder  besitzen 
oder  entbehren,  die  eine  gewisse  Sehnsucht 
nach  dem  Ueberirdischen,  nach  der  Religion, 
nach  dem  Edleren  im  Menschen  empfinden 
oder  ewig  entraten.  Also  ist  es  auch  eine 
der  grössten  und  erhabensten  Aufgaben  eines 
musikalischen  Erziehers,  dahin  zu  wirken, 
dass  dem  Schüler  die  Kunst  als  eine  Offen- 
barung höchster  und  unvergänglicher  Schön- 
heit, als  eins  der  edelsten  Menschheitsgüter 
sich  erschliesse.  Ist  der  Schüler  mit  solcher- 
lei Kräften  an  Geist  und  Gemüt  ausgerüstet, 
die  ihn  in  den  Stand  setzen,  dem  Lehrer  auf 
seiner  nach  oben  führenden  Bahn  zu  folgen, 
so  gilt  es  hinwiederum,  diese  psychischen 
Fähigkeiten  zu  konzentrieren  und  ihre  ein- 
seitige Betätigung  zu  verhindern.  Denn  „der 
Besitz  ungleichartiger  Kräfte  macht  inkonsequent 
und  widersprechend.  Menschen  mit  einer 
vorherrschenden  Kraft  handeln  gleicher  nur 
nach  ihr.**  — 

Jean  Paul's  Satz:  „Sachen,  die  man 
lange  treiben  sieht,  glaubt  man  zuletzt  selber 
treiben  zu  können"  dürfte  vielleicht  auch  als 
These  gegen  das  Uebermass  von  Musizieren 
angenommen  werden.  Ein  Kritiker  könnte 
es  in  seiner  Besprechung  eines  modernen 
Klavierabends  gesagt  haben!  Aber  obiges 
Wort  darf  auch  als  Waffe  gelten  gegen  die 
vielen  Unberufenen,  gegen  alle,  die  sich  zu 
dem  musikalischen  Lehramte  hindrängen, 
ohne  im  Besitze  vollgültiger  Kenntnisse  und 
Erfahrungen  zu  sein! 

Für  den  praktischen  Unterricht  finden 
sich  in  Jean  Paul's  Schriften  noch  andere 
Wahrheiten  und  Anregungen.  Vor  allem  gilt 
ihm,  „die  Aufmerksamkeit,  die  Mutter  des 
Genies*,  zu  wecken  und  unausgesetzt  nach 
jeder  Möglichkeit  zu  steigern.  Es  gibt  nach 
ihm  zweierlei  Arten  von  Aufmerksamkeit :  die 
instinktmässige,  geniale,  ihres  Gegenstandes 
wartende  Aufmerksamkeit  und  die  allgemeine, 
menschliche.  Die  letztere  ist  weniger  zu 
w^ecken  als  vielmehr  zu  teilen  und  zu  ver- 
dichten. Jene  dürfte  für  uns  allein  in  Be- 
tracht kommen.  Der  Lehrer  frage  daher  die 
Kinder  ewig:  „warum?"  Das  Fragen  findet 
offenere  Ohren  als  ihre  Antworten.  Auch 
soll  nichts  unversucht  bleiben,  Kindern  den 
Lehrstoff  so  nahe  als  möglich  zu  bringen, 
denn  „für  das  Gedächtnis  gibt  es  nur  einen 
geistigen  Talisman,  nämlich  den  Reiz  des 
Gegenstandes.**  Ein  anderes  Geheimnis  des 
Lehrerfolgs  liegt  bekanntlich  im  langsamen 
VooHärtsschreiten  und   vor  allem   in  der  Be- 


schränkung. So  kommt  Jean  Paul  zu  dem 
Satze:  „Es  ist  ein  Kunstgriff  der  Gelehrsam- 
keit (NB.  auch  der  Kunst!),  nur  einerlei  auf 
einmal  lange  zu  treiben.  Der  Grund  liegt 
im  systematischen  Geist  der  Erinnerung,  da 
in  ihrem  Boden  natürlich  dieselbe  Wissen- 
schaft sich  mit  ihren  Wurzeln  fester  verflicht."* 
Und  darum  wird  auch  mit  vollstem  Rechte 
die  Wiederholung  die  Mutter  der  Bildung  ge- 
nannt. 

Auch  gegen  Fehler,  ihre  Behandlung 
und  Bekämpfung  wendet  sich  Jean  Paul. 
Alle  ersten  Fehler  sind  die  gnissten,  sie  suche 
man  auszurotten,  und  zwar  ohne  jegliche 
Rücksicht,  denn  „den  Kindern  fliessen  die 
Tränen  stärker,  wenn  man  ihnen  Mitleid  be- 
zeigt." Aber  man  hüte  sich,  dass  man  nicht 
in  die  Lage  komme,  vergeblich  tadeln  zu 
müssen,  denn  es  ist  schlimmer,  als  gar  nicht 
tadeln!  —  Auch  leere  Drohungen  vermeide 
man,  denn  „auf  Kinder  wirkt  nichts  so  schwach 
als  eine  Drohung  oder  Hoffnun^c,  die  nicht 
vor  abends  in  Erfüllung  geht".  Oft  wird  es 
dem  Lehrer  möglich  sein,  seine  Forderung  in 
Form  einer  Bitte  auszusprechen,  und  es  zeigt 
Jean  Paul's  psychologischen  Scharfblick,  wenn 
er  sagt,  dass  der  Schüler  die  Bitte  des  Lehrers 
als  ein  Geschenk  ansehe  —  ohne  Frage  eines 
der  besten  und  untrüglichsten  Mittel,  schnell 
seinen  Zweck  zu  erreichen  und  dem  Lehrziel 
nahe  zu  kommen! 

Hinsichtlich  der  Auswahl  aus  dem  reichen 
Lehrstoffe  gibt  uns  Jean  Paul  auch  manchen 
schätzenswerten  Fingerzeig.  Zuerst  warnt  er, 
den  Schüler  mittelst  leichter  Unterhaltungs- 
ware zu  ködern,  ihn  gegen  höhere  Stimmungen 
und  Eindrücke  abzustumpfen  und  ihn  seiner 
kostbaren  Zeit  verlustig  gehen  zu  lassen. 
„Wenn  man  bedenkt,"  ruft  er  einmal  in  ehr- 
licher Entrüstung  aus,  „durch  wieviel  Kot 
unsere  Lehrer  unseren  inneren  Menschen  wie 
einen  Missetäter  schleifen  ...!*'  Und  eine 
Mahnung  für  uns,  deutsche  Musik  zu  pflegen, 
deutsche  Kunst  dem  Schüler  von  allem  An- 
fang an  und  vor  aller  anderen  zu  bieten, 
dünkt  mich  Jean  Paul's  Frage  und  Antwort: 
„Welche  Dichter  soll  der  Erzieher  einführen? 
Unsere!"  —  Andererseits  erinnert  er  wieder 
daran,  dass  man  gewisse  Werke  und  Autoren 
nicht  zu  früh  gebe,  dem  Fassungsvermögen 
nicht  vorgreife  und  damit  zugleich  Ueber- 
hebungsgelüsten  reif  sich  denkender  Schüler 
vorbeuge,  denn  „es  ist  ein  Unglück  für  das 
Schönste,  dass  dieses  Schönste  unter  den 
Händen  der  Tertianer,  Sekundaner   und  Pri- 


—     359     - 


maner  zerrieben  wird",  und  „nichts  ist  gefähr- 
licher lür  Kunst  und  Herz,  Gefühle  zu  früh 
auszudrücken."  Ist  aber  der  Zeitpunkt  da, 
wo  Kunst  und  Empfindungsieben  gleicher- 
weise entwickelt  sind,  so  führe  man  den 
Schüler  ein  in  die  unvergänglichen  Werke  der 
grossen  Meister  seines  Volkes.  Denn  „die 
jetzige  Menschheit  versänke  unergründlich 
tief,  wenn  nicht  die  Jugend  vorher  durch  den 
stillen  Tempel  der  grossen  alten  Zeiten  den 
Durchgang  zum  Jahrmarkte  des  Lebens 
nähme."  — 


Das    Thema     ist    in    den    vorstehenden 
Zeilen    keineswegs    erschöpft    worden.      Es 


sollte  nur  hingewiesen  werden  auf  Jean  Paul 
als  Pädagogen  und  gezeigt,  was  an  Weis- 
heit und  Erfahrung  in  seinen  Werken  zu 
finden  und  für  unseren  Beruf  nutzbar  zu 
machen  ist.  Wohl  wallen  an  der  Mensch- 
heit immer  neue  Gedanken  vorüber,  aber  es 
scheint  mir  notwendig,  an  diese  alten,  viel- 
fach noch  ungehobenen  Schätze  zu  erinnern. 
Die  oben  angeführten  Sätze  sind  „der  un- 
sichtbaren Lo;::e",  dem  „Quintus  Fixlein",  der 
„Levana"  und  dem  „Hesperus"  entnommen; 
ihre  Zahl  könnte  mit  Leichtigkeit  verdreifacht 
werden.  Solches  aber  wäre  über  den  ge- 
gebenen Raum  hinausgegangen,  und  so  bleibe 
dies  zu  Nutz  und  Erbauung  zu  tun  dem 
liebenswürdigen  Leser  überlassen. 


@k  )|cdeutai)g  der  1<oii)iscbci)  ©per. 


Von 
Dr.  Karl  Htorck. 


1.  Ihr  Wert  als  musikalische  LebeDS- 
äusseruDg. 
Für  den  schwierigsten  und  wichtigsten  Teil 
aller  Kunstkritik  halte  ich  die  Kunstpolitik. 
Hier  liegt  nach  meinem  Dafürhalten  auch  das 
eigentliche  Betätigungsfeld  einer  wirklich  schöpfe- 
rischen Kritik.  Ei  bedarf  ja  keiner  besonderen 
Bescheidenheit,  sondern  nur  der  ruhigen  Betrach- 
tung der  gesamten  Entwicklung  der  Kunst,  des 
jeweiligen  Verhältnisses  zwischen  schöpferischer 
Kunst  und  Kritik,  um  uns  klar  zu  machen,  dass 
-der  wahre  Kritiker  sich  in  Demut  zu  beugen  hat 
vor  der  Notwendigkeit  im  Schaffen  des  Genies. 
Das  Genie  ist  wahrlich  jener  König,  von  dem 
Schopenhauer  spricht,  dass  man  vor  ihn  hinzutreten 
habe  und  abzuwarten,  ob  er  einen  anredet.  Grosser 
Kunst  gegenüber  gibt  es  für  die  Kritik  nur  eine 
Aufgabe:  Streben  nach  Erkenntnis  und  so  zwingende 
starke  Mitteilung  dieses  Verlangens,  die  grosse 
«chöpferische  Tat  sich  nachschaffend  zu  eigen  zu 
machen,  dass  diese  Kritik  auf  andere  befruchtend 
wirkt,  sie  zu  ähnlichem  Streben  bewegt. 

Aber  neben  dieser  grossen  Kunst,  neben  dieser 
Hochlandskunst  gibt  es  eine  andere,  für  das  wirk- 
liche Leben  kaum  minder  wichtige,  die  man  im 
weitesten  Sinne  des  Wortes  als  Gebrauchskullst 
bezeichnen  könnte.  Das  Wort  klingt  manchen 
Ohren  vielleicht  unangenehm,  aber  zu  Unrecht, 
denn  es  bedeutet  ja  doch  schliesslich  auch  Kunst, 
die  wir  brauchen,  die  uns  notwendig  ist,  um  über- 
haupt unser  Leben  künstlerisch  zu  gestalten,  so  zu 
schmücken,  dass  es  von  jener  Schönheit  ist,  die 
einen  der  stärksten  aller  Lebenswerte,  eines  der 
höchsten  aller  Lebensziele  ausmacht. 


Das  künstlerische  Genie  gestaltet  im  Banne 
einer  inneren  Notwendigkeit,  die  so  gross  und  weit 
ist,  dass  ihre  Beziehungen  zum  gegenwärtigen 
Stand  der  Menschheit  oft  genug  selbst  für  das  Er- 
kenntnisvermögen des  Genies  verschlossen  bleibt. 
So  schafft  das  künstlerische  Genie,  vom  Standpunkt 
der  allgemeinen  menschlichen  Kultur  aus  gesehen, 
eigentlich  immer  Zukunftswerte,  das  heisst,  die 
volle  Bedeutung  seiner  Taten  tritt  erst  in  der  Zu- 
kunft zutage.  Das  gilt  für  das  künstlerische  Genie 
fast  noch  mehr,  als  für  das  Tatgenie.  Wir  brauchen 
nur  an  Goethe  zu  denken,  dessen  tiefere  Wirkung 
auf  breitere  Mensch  hei tssch  ich ten  heute  allmählich 
einzusetzen  beginnt. 

Aber  gerade  weil  so  das  Schaffen  des  Genies 
über  den  Alltag  und  seine  Lebensbedingungen 
hinausgerückt  ist,  bedürfen  wir  auch  einer  Kunst, 
die  aus  der  Erkenntnis  der  Bedürfnisse  dieses  Tages 
der  eigenen  Zeit  heraus  geschaffen  wird.  Das 
braucht  keineswegs  eine  niedere  oder  auch  nur  eine 
kleine  Kunst  zu  sein.  Denn  nicht  fröhnen  soll 
diese  Kunst  den  Bedürfnissen,  dem  Verlangen  der 
Zeit.  Sie  soll  vielmehr  dieses  Verlangen  erkennen 
und  indem  sie  die  gesunden  und  edlen  Triebe  von 
den  unreinen  Gelüsten  scheidet,  soll  sie  jene  stärken, 
indem  nur  sie  befriedigt  werden.  Dadurch  wird 
dann  am  besten  alles  Gemeine  ertötet.  Die  Not- 
wendigkeit und  ünentbehrlichkeit  dieser  Kunst 
leuchtet  sofort  ein,  wenn  wir  etwa  an  das  Schrift- 
tum denken.  Dass  hier  neben  den  unvergänglichen 
Schöpfungen  des  Genies  Werke  notwendig  sind, 
die,  abgesehen  vom  Unterhaltungsbedürfnis  der 
Stunde,  jene  Fragen  behandeln,  die  gerade  zur  Zeit 
unsere  Herzen   und  Hirne   erregen,    wird  nur  der 


360    — 


bestreites,  der  einem  ganz  ftir  sich  stehenden 
Eünstlertnm  huldigt,  für  den  die  Kunst  nicht  eine 
Aeassemng  der  gesamten  Lebenskaltnr  ist.  £s  ist 
des  Ferneren  einleuchtend,  dass  bei  dieser  Gattung 
der  Kunst  der  von  geläutertem  Geschmack 
geleitete  Kunstverstand  wohl  zu  erkennen 
vermag,  was  uns  in  diesem  Augenblick  nottut,  dass 
im  Anschluss  daran  auch  die  Wesens-  und  Lebens- 
bedingungen dieser  Kunst  zu  erkennen  sind.  Hier 
hat  also  die  schöpferische  Kritik  ein  weites  Be- 
tätigangsfeld. 

In  einer  solchen  Lage  befinden  wir  uns  auf 
dem  Gebiete  der  Oper.  Man  müsste  verstockt  sein, 
wollte  man  nicht  zugeben,  dass  nnser  heutiges 
musikdramatisches  Schaffen  in  einer  Sackgasse  an- 
gelangt ist,  aus  der  wir  herauskommen  müssen, 
aus  der  das  Herausünden  aber  durchaas  nicht 
gelingen  wilL  Alljährlich  wird  eine  grosse  Zahl 
neuer  Opern  geschaffen,  denen  jeder  Unvoreinge^ 
nommene  neben  vorzüglicher  technischer  Arbeit  ein 
reiches  Mass  echt  künstlerischen  Könnens,  warmes 
Empfinden  und  kräftiges  Fühlen  nachrühmen  mnss. 
Nur  ein  kleiner  Bruchteil  dieser  Werke  kommt  auf 
die  Bühne  und  —  kaum  ein  einziges  briogt  es  zu 
einem  auch  nur  kurz  dauernden  Erfolge.  Wie  ist 
das  möglich? 

Ich  wiederhole:  ich  spreche  hier  nicht  von 
grosser,  von  genialer  Kunst;  die  steht  ausserhalb 
aller  erkennbaren  Vorbedingungen;  sie  ist,  wie 
das  Genie  selber,  eine  Gabe  des  Himmels.  Ich 
rede  vielmehr  von  Gebrauchskunst,  feiner 
Unterhaltungskunst.  Eine  solche  braucht  aber  das 
Operntheater,  wie  es  sich  nun  einmal  entwickelt 
hat,  ebensogut  wie  das  sonstige  Theater,  wie  die 
Belletristik,  wie  die  bildende  Kunst  (für  Innen- 
dekoration, Kunstgewerbe  u.  dgl.).  Nun  bringt  doch 
jedes  Jahr  eins  oder  mehrere  Theaterstücke,  einen 
oder  mehrere  B.omane,  denen  gegenüber  man  sofort 
fühlt,  dass  sie  keineswegs  Dauerkunst  sind,  denen 
man  aber  trotzdem  den  Wert  feiner  und  anregender 
Unterhaltung  and  darüber  der  Fähigkeit  zur  Aus- 
lösung edler  und  erzieh  ungskräftiger  Gemüts  werte 
nicht  absprechen  kann.  Also  diese  Werke  sorgen 
nicht  nur  für  eine  anständige,  erquickende,  erholende 
Unterhaltung,  sondern  bewirken  bei  unzähligen 
anspruchsloseren,  künstlerisch  weniger  gebildeten 
Gemütern  seelische  und  geistige  Veredlung. 

Auf  dem  Gebiete  der  Oper  fehlt  dazu  die 
Parallelerscheinung.  Woran  liegt  das?  Ein  einziges 
Wort  ist  die  Antwort:  Wagner.  Die  ungeheure 
Erscheinung  Richard  Wagner's  lastet  und  erdrückt 
unsere  Opern  komponisten.  In  dramatischer 
(stofflicher)  und  in  musikalischer  Hinsicht.  Das 
Letztere  ist  das  Verhängnisvollste.  Dadurch  finden 
auch  jene  nicht  den  Weg  zur  Selbständigkeit,  die 
die  Notwendigkeit  der  Loslösuug  vom  Wagnerischen 
Stoffgebiet,  weiter  gefasst  vom  Format  der  drama- 
tischen Welt  Wagner's  erfasst  haben.  Das  Kenn- 
zeichen seiner  Kunstwelt  ist  das  Riesige  aller  Mass- 
stäbe. Weltgeschicke,  die  Grundpiobleme  des  Natur- 


lebens im  Mythos,  die  tiefsinnigsten  Sagen,  die 
heiligsten  Religionsgefühle,  die  entscheidenden 
Fragen  der  Kunst  bilden  Inhalt.  GKStter,  Halb- 
götter und  Überlebensgrosse  Helden  sind  seine 
Träger  und  Vollender.  In  kunstvollstem  Einklang 
mit  diesem  Inhalt  steht  die  äussere  Einkleidung, 
der  Bühnen  aufwand.  Unsere  Opernhäuser  sind 
eigentlich  alle  viel  zu  klein;  den  vollkommensten 
Szenerien,  der  vorzüglichsten  Maschinenarbelt  gegen- 
über haben  wir  noch  immer  ein  Gefühl  des  Nicht- 
Ausreichens ;  die  Gestalten  der  Sänger,  ihre  Stimmen, 
selbst  die  Gewalt  des  in  ungeahnter  Weise  ver- 
grösserten  Orchesters  —  alles  das  will  noch  nicht 
reichen.  Riesig  ist  die  Aasdehnung  dieser  Werke; 
auch  vom  Zuhörer  verlangen  sie,  soll  er  sie  voll 
geniessen,  eine  Mitarbeit,  zu  der  er  seine  ganzen 
körperlichen,  geistigen  und  seelischen  Kräfte  auf- 
wenden muss.  Riesig  ist  endlich  auch  die  Musik. 
Es  war  notwendig,  dass  die  Formen  gesprengt 
wurden;  der  Inhalt  hatte  in  ihnen  keinen  Platz. 
In  wuchtigen,  oft  mit  natürlicher  Elementargewalt 
gestalteten  Motiven  sprechen  sich  die  Grund- 
gedanken aus;  ihre  Ausarbeitung  verschmäht  jede 
Verkleinerung,  geht  immer  auf  das  Volle,  Gross- 
linige,  Farbenstrotzende. 

Darin,  dass  das  alles  so  zusammenstimmt,  dass 
sich  alles  zu  einem  einheitlichen  Gesamteindruck 
verbindet,  liegt  das,  was  Wagner  seinen  Stil  nennt 
Es  ist  das  Verhängnis  der  Nachfolger  Richard 
Wagner's,  dass  sie  nicht  erkennen,  dass  der  Stil 
ihres  Vorbildes  ein  geistiger  Begriff  ist,  dass  sie 
ihn  vielmehr  in  der  Form  der  künstlerischen  Aus- 
sprache suchen.  Da  diese  Nachfolger  in  der  Regel 
nur  in  musikalischer  Hinsicht  schöpferisch  ver- 
anlagt sind,  verfallen  sie  der  Mnsiksprache  Wagner-s. 
Darin,  dass  sie  in  dieser  Sprache  nicht  den  geisi  »gen 
Inhalt  Wagner's  künden,  liegt  der  Grund,  der  sie 
nicht  zu  Nachfolgern  im  Geiste,  sondern  zu  un- 
fruchtbaren Epigonen  macht. 

Wenn  wir  aber  uns  von  einer  rein  künstle- 
rischen Betrachtungsweise  der  Kunst  freimachen, 
sie  vielmehr  als  eine  Lebenserscheinnng  und  ein 
Lebensbedürfnis  ansehen,  so  kommen  wir  zur  Er- 
kenntnis :  auch  diese  geistig  gef asste Wagnernach- 
folge reicht  nicht  aus,  wenn  wir  nicht  gleich- 
zeitig eine  Erweiterung  des  gesamten  Gebietes  vor- 
nehmen, genauer:  wenn  wir  nicht  ein  Gebiet  der 
Oper  in  das  musikdramatische  Schaffensbereich 
aufnehmen,  das  Richard  Wagner  nicht  betreten 
hat.  Wagner's  ganze  Kunst  ist  Festspielkunst. 
Er  hat  das  selber  durch  die  Gründung  Bayreuth's^ 
durch  die  —  natürlich  nur  als  Grundsatz  verkün- 
dete —  Auffassung  bestätigt,  dass  der  Stil  seiner 
Kunst  deren  Loslösung  aus  den  Bedingungen  des 
alltäglichen  Lebens  erheische.  Das  gebe  ich  voll- 
kommen zu  und  betone,  dass  diese  Festlichkeit  des 
Kunstgenusses,  die  feiertägliche,  auch  äusserlich 
von  den  Lebensbedingungen  des  Alltags  losgelöste 
Darbietungsweise  des  Kunstwerks  für  mein  Gefühl 
nicht  nur  die  höchste,  sondern  letzterdings  d»eein- 


—     361 


zige  vollauf  genügende  Anfführnngsart  grosser 
Eonst  ist.  Das  kttostlerische  Hochland  ist  eben 
so  steil  nnd  schwer  zugänglich,  ist  ebensowenig 
ständige  Anfenthaltsstätte  wie  das  irdisch-mate- 
rielle, wie  die  Alpenwelt.  Gut  denn;  aber  wir 
verlangen  und  brauchen  die  Kunst  auch 
in  unserem  Alltagsleben.  Wir  brauchen  sie 
nicht  nur  als  stärkste«  Erleben,  sondern  auch  als 
Schmuck,  als  tröstende  und  erklärende  Schönheit 
unseres  übrigen  Lebens.  Um  mich  greifbarer 
und  unserem  Grebiet  entsprechend  auszudrücken: 
wir  brauchen  nicht  nur  das  Festspieltheater  im 
Stile  Bayreuth^s;  wir  brauchen  auch  Unterhaltungs- 
theater.  Pie  Griechen  in  ihrer  Blütezeit  kamen 
mit  dem  Festspieltheater  aus;  aber  in  ihrem  Leben 
hatten  die  bildenden  Künste  eine  Bedeutung,  die 
sie  für  uns  niemals  gewinnen  können,  weil  wir 
von  der  Kunst  weniger  Ergötznng  der  Sinne  ver- 
langen, als  die  Griechen,  dafür  aber  unendlich  mehr 
Labung  der  Seele.  Poesie  und  Musik  sind  uns 
darum  unentbehrlicher;  für  Plastik  und  Architektur, 
die  den  Griechen  die  tägliche  Kunst nahrung  gaben, 
sind  wir  nicht  so  empfänglich. 

Auf  dem  Gebiete  der  Oper  bietet  diese  er- 
quickende Unterhaltung  am  besten  die  komische 
Oper.  Und  zwar  sind  hier  alle  Formen  in  künstle- 
rischem Charakter  möglich,  von  der  derbkräftigen 
Burleske  über  die  behagliche  Schilderung  der  Klein- 
welt des  Volkslebens,  zur  fein  gearbeiteten,  den 
Feinschmecker  ergötzenden  Kleinarbeit  des  zier- 
lichen Musikspiels  bis  hinauf  in  die  sonnige  Welt 
eines  tiefgründigen,  die  Widersprüche  des  Lebens 
lächelnd  lösenden  Humors.  Nur  dieses  letztere 
Gebiet  hat  Wagner  in  sein  Schaffen  einbezogen, 
in  den  „Meistersingern".  Wir  sehen  also,  dass 
auch  hier  dieser  Weg.  wie  jeder  einer  wahrhaften 
Kunstübung,  wenn  er  vom  Grenie  der  Grösse  be- 
gangen wird,  wieder  in  die  erhabenste  Kunsthöhe 
mündet.  Aber  auch  in  den  „Meistersingern"  hat 
Wagner  eine  Ewigkeitsfrage  des  Kunstlebens  in 
den  Mittelpunkt  gerückt,  der  die  Schicksale  des 
bürgerlichen  Stoffes  zurückdrängt:  den  Kampf 
zwischen  Natur-  und  Schulkimst.  So  kann  man 
also  auch  die  .Meistersinger'  nicht  eigentlich  in's 
Gebiet  der  komischen  Oper  einbeziehen. 

Aber  nicht  nur  Wagner  hat  die  komische 
Oper  vernachlässigt,  sondern  die  deutsche  Kunst 
überhaupt.  Und  wenn  wir  einzelne  Meister  der 
komischen  Oper  besitzen,  so  hat  diese  doch  weder 


für  die  Schaffenden,  noch  für  das  empfangende 
Volk  jemals  die  Bedeutung  erlangt,  die  sie  In  Frank- 
reich oder  Italien  gefunden  hat,  wo  sie  die  schönsten 
Früchte  des  nationalen  Kunstschaffens  gezeitigt 
hat  Dass  dieser  Baum  im  Garten  der  deutschen 
Kunst  nicht  zu  gedeihen  vermochte,  so  humorbegabt 
das  deutsche  Volk  an  sich  ist,  wird  uns  nicht 
wundern,  wenn  wir  bedenken,  wie  für  uns  Deutsche 
die  Kunst  seit  dem  Jammer  des  Dreissigj ährigen 
Krieges  nicht  leichter  Schmuck  des  Lebens  sein 
konnte,  vielmehr  uns  die  höchsten  Werte  geistigen 
und  seelischen  Lebens  gewinnen  musste.  Das 
Dichter  wort:  „Ernst  ist  das  Leben,  heiter  ist  die 
Kunst*  muss  für  uns  Deutsche  erst  noch  die  Er- 
füllung finden.  Bislang  war  unsere  Kunst,  weil 
sie  Leben  war,  ebenso  ernst  wie  dies  Leben  selbst. 

Nan  aber  ist  in  den  letzten  Jahrzehnten  dieses 
Leben  leichter,  reicher,  genussfähiger  geworden. 
Aus  den  lange  dauernden  Zeiten  der  Sehnsucht 
sind  wir  in  eine  Zieit  der  Erfüllung  gelangt.  Das 
Haus  unseres  Lebens  ist  jetzt  gebaut;  wir  dürfen 
und  müssen  nunmehr  daran  denken,  dieses  Haus 
zu  schmücken.  Ein  solcher  Schmuck  im  musika- 
lischem Sinne  ist  die  komische  Oper. 

Das  Verlangen  des  Volkps  nach  dieser  komischen 
Oper  gibt  sich  in  deatlichen  Zeichen  kund.  Es 
hat  dahin  geführt,  dass,  weil  dieses  Verlangen  nicht 
durch  edle  Kunstdarbietuugen  befriedigt  wurde, 
die  gemeine  und  niederträchtige  Operette  einen 
schrecklich  breiten  Baum  in  unserem  Theaterleben 
einnimmt.  Ein  erfreulicheres  2jeichen  ist  die  breite 
und  ausgiebigere  Pfiege  Lortzing's.  Aber  auch  die 
schaffenden  Künstler  erkennen  dieses  Bedürfnis. 
Die  Versuche,  es  zu  befriedigen,  mehren  sich;  be- 
deutende Musiker  sind  daran  beteiligt.  Dass  auch 
der  Geschäftssinn  diesen  Gang  der  Entwicklung 
wittert,  beweist  die  Tatsache,  dass  in  Berlin  ein 
besonderes  Theater  für  die  komische  Oper  eröffnet 
worden  ist.  Noch  haben  unsere  Künstler  die  Lösung 
der  erkannten  Aufgabe  nicht  gefunden.  Wie  sie 
zu  finden  ist,  zeigt  uns  die  Erkenntnis  der  geistigen 
Vorbedingungen,  das  Erfassen  des  Stiles  der 
komischen  Oper.  Dazu  gelangen  wir  durch  die 
Erforschung  ihres  geschichtlichen  Entwicklungs- 
ganges. Die  erwähnte  theatralische  Neugründung 
kann  leicht  dazu  verhelfen,  dass  die  theoretischen 
Erkenntnisse  nunmehr  praktisch  erprobt  werden 
können.  Darin  liegt  die  grosse  Bedeutung  dieses 
neuen  Theaters. 


SiebentonscDrift?  —  ZwSinotscDritt? 

Von 
K.  JH.  Bftssler.  (Schluss.) 

Die  Varianten,   nach  welchen  die  Tonleiter-      oder   auch   nur   der   C- du r -Tonleiter  stets  weiss 
töne   der  jeweilig   in  Frage  kommenden  Tonarten      und  die  anderen  Töne  stets  schwarz   oder  umge- 


—     362     — 


kehrt  dargestellt  werden  können,  oder  in  welchen 
überhaupt  alle  Töne  schwarz  sind,  erreichen 
nicht  die  Deutlichkeit  der  Hauptdarstellnng  und 
können  daher  weniger  in  Betracht  kommen,  zumal 
es  nicht  von  Bedeutung  ist,  ob  die  Quinte,  nach 
der  Oktave  das  konsonierendste  Intervall,  mit 
gleich-  oder  ungleichfarbigen  Noten  auftritt;  in 
dem  bisherigen  System  ist  ja  nicht  einmal  die 
Oktave  symmetrisch  gelagert.  Auch  die  Variante, 
in  welcher  sich  die  Noten  auf  den  Linien  und  in 
den  Zwischenräumen  schwarz  (statt  weiss)  und 
die  anderen  Noten  weiss  darstellen,  tritt  gegen 
die  Hauptdarstellung  zurQck. 

No.  1  bringt  von  der  Durtonart  und  von  den 
beiden  Molltonarten  je  zwei  Tonleitern,  und  zwar 
die  La-  (C-)  und  die  So-  (A-)  Tonleiter,  zur  Ansicht, 
um  den  Vergleich  einerseits  zwischen  Tonarten  mit 
beginnender  weisser  (a-)  und  schwarzer  (o-) 
Note,  andererseits  zwischen  Dur  und  Moll  zu  er- 
möglichen. Der  Vorteil  der  regelmässigen  Ver- 
wendung weisser  (a-)  und  schwarzer  (o-)  Noten 
und  der  damit  zugleich  parallel  gehenden  a-  und  o- 
EnduDgen  der  Namen  fällt  hier  recht  deutlich  ins 
Auge.  Treten  die  Sekunden  bei  ununterbrochener 
Reihenfolge  immer  nur  in  der  einen  Farbe  und 
der  einen  Namensendung  auf,  so  setzen  die- 
selben nach  Unterbrechung  durch  ein  einstufiges 
oder  ein  dreistufiges  Intervall  in  der  entgegen- 
gesetzten Parbo  beziehentlich  Namensendnng  fort. 

Die  Darstellungen  in  No.  2  geben  Gelegenheit, 
Gruppen  transponierter  Akkorde  und  die  in  den- 
selben auftretenden  Intervalle  gegeneinander  ver- 
gleichen zu  können.  Während  alle  gradstufigen 
Intervalle,  darunter  die  Prime  (0-),  die  Sekunde  (2-\ 
die  grosse  Terz  (4-),  die  Oktave  (12stufig)  gleich- 
farbige, also  entweder  nur  weisse  (a-)  oder  nur 
schwarze  (0-)  Noten  aufweisen,  kennzeichnen  sich 
die  ungeradstufigen  Intervalle,  unter  diesen  die 
kleine  Terz  (3-),  die  Quarte  (5-),  die  Quinte  (7-), 
die  Sexte  (9-),  die  Septime  (llstufig),  durch  un- 
gleichfarbige Noten.  Die  gleichfarbigen  Noten 
der  Sekunde  stehen  um  zwei  Linienbreiten  ver- 
schoben neben-  und  die  ungleichfarbigen,  aber 
sich  immer  noch  berührenden  Noten  der  kleinen 
Terz  übereinander,  wogegen  die  gleichfarbigen 
Noten  der  grossen  Terz  zwischen  sich  einen  Baum 
von  Linienbreite  lassen. 

Da  es  in  dem  bisherigen  System,  wie  schon 
gesagt,  Terzstufen  gibt,  z.  B.  c  .  .  .  e  und  e  •  .  g 
oder  a  .  .  c,  die  äusserlich  zwar  gleich,  nach  ihrem 
Fassungsvermögen  jedoch  verschieden  sind,  nicht 
selten  aber  in  die  Terzstufen  mit  grossem  Fassungs- 
vermögen kleine  Terzen  und  in  die  mit  kleinem 
Fassungsvermögen  grosse  Terzen  unterzubringen 
sind  —  ähnlich  wie  beim  Ausrenker  Prokrustes  die 
kleinen  Menschen  in  das  grosse  Bett  und  die 
grossen  in  das  kleine  Bett  gebracht  wurden,  ledig- 
lich, um  sie  auszurenken,  beziehentlich  zu  ver- 
stümmeln — ,  so  müssen  sich  hieraus  ganz  unnatür- 
liche,   karrikaturähnliche  Bezeichnungen,   wie    Xf 


oder  i?ba  statt  g,  l^g  oder  j]t^a  statt  gis  —  as 
u.  s.  w.  ergeben.  Wenn  Capellen  in  der  ,Nenen 
Musikalischen  Presse"  schreibt,  die  Zwölftonschrift 
berühre  einen  feinfühligen  Musiker  ähnlich  dem 
Kritzeln  auf  einer  Schiefertafel  in  der  Eleinkinder- 
schule,  so  muss  man  sich  unwillkürlich  fragen, 
welches  Empfinden  derselbe  feinfühlige  Musiker 
wohl  haben  mag,  wenn  er  sich  z.  B.  in  H-dur  statt 
des  um  einen  halben  Ton  erhöhten  a  gerade  den 
von  den  Chromatikern  notierten  ais-hes  (b)  Ton  ins 
Ohr  senden  lassen  muss.  Was  speziell  den  b-Ton 
betrifft,  den  Capellen  der  Siebenzahl  zulieb  von 
den  „Naturtönen**  ausschliesst  und  als  „abgeleiteten** 
—  indessen  gelegentlich  auch  wieder  als  „im  Natur- 
gesetz offenbarten"  —  Ton  bezeichnet,  so  erweist 
sich  dieser  der  Enharmonik  gegenüber  als  ein  recht 
ungebärdiger  Geselle,  denn  zufolge  seines  ihm  „Sitz 
und  Stimme"  in  der  Obertonreibe  sichernden 
Schwingungen  Verhältnisses  unterschreitet  er  bei 
Erniedrigung  der  Töne  den  hes-Ton  und  entfernt 
sich  zufolgedessen  weiter  noch  als  dieser  von  dem 
höherstehenden  ais-Ton.  Aber  trotz  alledem  ver- 
mag der  in  den  Bee-  und  Kreuztonarten  erklingende 
gleiche  Ton  auch  das  Ohr  des  feinfühligen  £n- 
harmonikers  zu  entzücken.  Sollte  es  da  nun  nicht 
richtiger  sein,  stets  den  einen  gleichen  Ton  zu 
notieren?  Welchen  Ton  übrigens  stellt  in  diesem 
Falle  die  enharmonische  Schreibweise  neben  dem 
ais-Ton  dar,  den  eigentlichen  hes-  oder  den  t>-Ton? 
Um  Töne  um  ein  halbes  Intervall  erhöhen  oder  er- 
niedrigen zu  können,  bedarf  es  eines  Massstabes. 
Als  solcher  dient  das  als  halber  Ton  bezeichnete  Inter- 
vall e-f  oder  h-c.  Da  bei  der  steigenden  Ton  reihe  in 
jedem  der  Ganztöne,  auch  der  grösseren,  der  Halb- 
ton e-f  nur  kn  app  (bei  der  fallenden  Tonreihe  reich- 
lich)  zweimal  aufgeht,  teilt  sich  der  zu  halbierende 
Ton  in  zwei  ungleiche  Hälften,  in  die  abzu- 
messende grössere  und  in  die  restliche 
kleinere  Hälfte.  Falsch  ist  es  dabei,  die  erstere 
Hälfte,  z.  B.  a-ais,  als  den  kleinen  halben  Ton 
und  die  letztere,  z.  B.  a-hes,  als  den  grossen 
halben  Ton  zu  bezeichnen,  da  allein  die  Grösse 
des  Intervalls  für  die  Bezeichnung  massgebend  sein 
sollte,  wonach  es  aber  nur  umgekehrt  richtig  wäre. 
Nachdem  man  nun  bei  der  Bildung  von  Tonleitern 
mit  Qu  inten  Sprüngen  und  unter  Zuhilfenahme 
des  bezeichneten  Massstabes  bis  zu  sechs  oder 
sieben  Kreuzen  gekommen  ist,  sucht  man  den 
weiter  anstürmenden  Schwärmen  von  Kreuzen 
durch  Quartensprünge  zu  entgehen,  aber  auch 
nur,  um  mit  Mühe  und  Not,  verfolgt  von  ganzen 
Scharen  von  Been  und  unter  Darangabe  des  Bestes 
der  schon  in  den  Kreuztonarten  z.  Tl.  verloren 
gegebenen  Konsequenzen  das  Ziel  zu  erreichen. 
Während  man  nämlich  bei  Abmessung  der  einzeluen 
Tonleiterintervalle  peinlich  jede  der  untereinander 
verschiedenen,  nur  für  die  ursprünglichen  sieben 
Töne  zugeschnittenen  sieben  Stufen  zu  besetzen 
suchen  und  deshalb  zu  den  mannigfaltigsten  Be- 
zeichnungen  für   ein    und   denselben   Ton  greifen 


—     363     — 


mu68,  soll  andererseits  nichts  weiter  dabei  sein, 
dass  —  selbstverständlich  immer  vom  Grandton 
aas  —  der  das  Intervall  beginnende  oder  schliessende 
Ton,  in  dem  Falle,  dass  er  ein  sogenannter  abge- 
leiteter Ton,  eine  Tonhälfte  ist,  sehr  oft  statt  einer 
Genaastellang  eine  Verkürzung  des  Intervalls 
zur  Folge  ha^  Letzteres  ist  aber  der  Fall,  sobald 
die  das  Intervall  ergänzende  Tonhälfte,  die  hier  der 
Enharmonik  geradeza  ins  Gesicht  schlägt,  eine 
restliche  ist.  Was  kommt  denn  nun  daraaf  an, 
wenn  sich  die  Intervalle,  z.  B.  c-cis  and  des-d, 
räumlich  glelchmässig  in  die  Stufe  c-d  teilen, 
wenn  also  für  eis  und  des  nur  ein  Ton,  der  tem- 
perierte Ton  cis-des,  geschrieben  und  diesem  einen 
Tone  nur  ein  Name  gegeben  wird.  Hör-, 
Schreib-  und  Ben ennuugs weise  decken  sich 
dann  und  die  gleichnamigen  Intervalle  der  je  zwölf 
Dur-  oder  M o  1 1 -Tonarten  gehen  besser  parallel 
als  jetzt,  wo,  wie  die  Sache  bezüglich  der  Hest- 
tonhälften  nun  einmal  liegt,  die  F-  und  Fis-dur- 
und  die  F-  und  Fls-m  oll -Quarten  in  Widers'pruch 
mit  der  C-dar-Quarte  stehen  und  ferner  die  Moll- 
Terzen  C,  Cis,  F,  Fis,  G,  Gis  sich  nicht  mit  der 
A-moll-Terz  decken,  von  den  aus  gleichem  Grunde 
verzerrten  Zwischenintervallen  noch  ganz  abgesehen, 
auch  davon  abgesehen,  dass  die  Verschiedenheit 
der  Ganztöoe  selbst  die  Grösse  der  Kesthälften  der 
Intervalle  um  ein  Geringes  beeinilusst. 

Also  um  soviel  genauer  die  enharmonische 
Schreibweise  viele  Intervalle  angeblich  darstelle, 
gerade  um  soviel  ungenauer  erscheinen  sie  gegen- 
über der  Zwölftonschrift,  wobei  aber  letztere  den 
Vorzug  hat,  die  Töne  dem  Auge  so  vorzustellen, 
wie  sie  dem  Ohre  geboten  werden,  während  die 
bisherige  Schreibweise  und  alle  darauf  basierenden 
Reform  vorschlage  in  Widerspruch  damit  stehen. 
Eigentümlich  muss  es  daher  berühren,  wenn  an- 
gesichts dieser  Tatsachen  von  der  enharmonischen 
Schreibweise  als  von  einer  tonlichen  Feinheit 
gesprochen  wird.  Kann  man  aber  mit  der  Er- 
höhung und  Erniedrigung  der  Töne  nicht  durch- 
gehends  die  Vorstellung  verbinden,  dass  wenigstens 
in  theoretischer  Hinsicht  die  gleichnamigen  Inter- 
valle genau  parallel  gehen,  so  hat  die  Enharmonik 
nicht  nur  keinen  Zweck,  es  wird  sogar  die  Ein- 
führung der  Zwölftonschrift  zur  Notwendigkeit. 
Diese  Notwendigkeit  erkennt  auch  Capellen  an, 
jedoch  nur  für  den  Fall,  „dass  kein  besserer  Ersatz 
zur  Stelle  wäre."  In  Gestalt  der  Tonschrift- 
reform Capellen  soll  nun  dieser  bessere  Ersatz 
vorliegen.  Uebrigens  treffender  als  an  den  durch 
Gegenüberstellung  der  Fis-  und  Ges-dur  Skalen 
nach  der  Zwölf tonschrift,  eingezwängt  in  die  Formen 
der  enharmonischen  Schreibweise,  hervortretenden 
Sprüngen  und  Leittonmissverhältnissen  hätte 
Capellen  nicht  nachweisen  können,  dass  gerade  in 
der  letzteren  Schreibweise  etwas  nicht  ganz  richtig 
ist,  nämlich  die  unregelmässige  Verwendung 
eines  regelmässig  gestuften  Liniensystems. 
Es  kann  deshalb  auch  gar  nicht  wundernehmen,  dass, 


wenn  das  Capellen^sche  Experiment  umgekehrt 
gemacht  wird,  wenn  also  die  beiden  Tonleitern  nach 
der  Siebentonschrift  in  die  Zwölfstufenteilung  ein- 
gebracht werden,  die  gleichen  ausschliesslich 
der  Enharmonik  zuzuschreibenden  Missstände  zu 
Tage  treten.  Die  Vorzeichnungen  und  die  sonstigen 
Versetzungszeichen,  die  Keile  nicht  ausgeschlossen, 
beweisen  denn  auch  die  ausserordentlich  schwierige, 
mühsame  Verschiebung  der  Tonleitern  und  Ton- 
stücke auf  dem  bisherigen  Liniensystem.  Es  ist, 
als  wenn  jemand  auf  der  Leiter  auf-  und  nieder- 
steigen wollte,  in  welcher  eine  Anzahl  Sprossen 
fehlen.  Der  gute  Wille,  alle  Intervalle  recht  genau 
zu  bezeichnen,  ist  beim  enharmonischen  Prinzip 
unverkennbar  vorhanden,  dieses  aber  zu  vermögen, 
dazu  mangeln  ihm  leider  die  Fähigkeiten  —  schon 
von  Geburt  an.  Daher  empfiehlt  es  sich,  gleich- 
massig  (chromatisch)  vorwärts  zu  schreiten,  anstatt 
bald  Doppel  schritte,  bald  einfache  Schritte  zu  gehen 
und  hierauf  noch  Extraschritte,  diese  des  Öfteren 
sogar  wieder  zurück,  dozu  za  machen.  Dann  ist 
jedenfalls  auch  der  Rückweg  ein  geebneterer. 

In  No.  3  sind  die  schon  einmal  verwendeten 
drei  Takte  aus  „Mit  Myrten  und  Rosen"  von 
R.  Schumann  dargestellt.  Man  mag  dieses  Noten- 
bild mit  dem  gleichen  nach  der  „Sieben tonschrift 
ohne  Vorzeichnung"  oder  der  , Tonschriftreform 
Capellen"  oder  der  „bisherigen  Schreibweise"  (siehe 
Klavierlehrer  No.  2)  vergleichen,  immer  wird  man 
den  Eindruck  grosser  Vereinfachung  haben.  Wie 
einfach  lassen  sich  namentlich  auch  die  Trans- 
positionen im  Geiste  vorstellen,  die  entweder  genau 
wie  das  Original  oder  nur  insoweit  verändert  er- 
scheinen, als  die  Farben  gewechselt  haben,  während 
bei  Transpositionen  desselben  Tonbrnchstückes  in 
der  bisherigen  Schreibweise  über  gar  zu  viele 
0  Steine  des  Anstosses"  (die  Original  takte  ent- 
halten 32,  die  Transpositionen  sogar  bis  etwa 
50  Versetzungszeichen)  hinweggeholpert  werden 
muss. 

In    No.  4  sind   Klaviaturen    dargestellt.     Ver- 
gegenwärtigt man  sich  und  hält  man  fest,  dass 
die   Noten:  La,  Ma,  Na,  Ra,  Sa,  Wa  als  a-Noten 
den  Tasten:  c,    d,     e,     üs,  gis,  ais  als  a-Tasten  und 
die   Noten:  Lo,  Mo,  No,  Ro,  So,  Wo  als  o-Noten 
den  Tasten:  cis,  dis,  f,     g,     a     h     also-Tasten 
entsprechen,    so   dürtten   die  teilweise  sich  wider- 
sprechenden   Farben   zwischen   Noten  und  Tasten 
(Klaviatur  A)    kaum   zu   Irrungen    Anlass    geben. 
In  zwei  anderen  Klaviaturen  (B  u.  C)  ist  die  Farben- 
kennzeichnung der  Tasten  mit  derjenigen  der  Noten 
übereinstimmend    dargestellt.     Die   Vincent-  und 
die  Janko -Klaviatur  entsprechen  am  natürlichsten 
der  Zwölfstufen-Tonschrift. 

Wenn  einmal  —  früher  oder  später  wird  es 
doch  geschehen  müssen  —  die  Frage  wegen  Ein- 
führung einer  einfacheren  Tonschrift  ernstlich  zu 
erwägen  sein  wird,  so  möge  man  nicht  verfehlen, 
ganze  Arbeit  zu  verrichten,  da  nach  einer  die 
Anschlussfähigkeit   an   die    bisherige  Schreibweise 


—     364     — 


im  Uebermass  berücksichtigenden,  weniger  durch- 
greifenden Verbesserung  der  Ruf  nach  weiterer 
Beform  sehr  bald  wieder  ertönen  würde.  Sollen 
die  Werke  unserer  grossen  Komponisten  neben  den- 
jenigen unserer  grossen  Dichter  Platz  finden,  so  ist 


es  vor  allem  notwendig,  dass  sie  nicht  wie  ein 
.Buch  mit  sieben  Siegeln**  erscheinen,  sondern  in 
einer  Schrift  geschrieben  sind,  die  von  jedermann, 
nicht  bloss  von  einigen  Auserwählten,  leicht  erlernt 
und  verstanden  werden  kann. 


=  Kritische  Bückschau  : 

über  Konzert  und  Oper. 

Von 

Dr.  Karl  Htorck« 


Das  wichtigste  Ereignis  des  Musiklebens  — 
nicht  nur  des  Berliner,  sondern  des  deutschen  über- 
haupt —  ist  die  Eröffnung  der  Komischen 
Oper.  Die  Gründe,  die  mir  diese  Lieberzeugung 
geben,  habe  ich  in  einem  besonderen  Aufsatze  dar- 
getan, auf  den  ich  die  Leser  verweisen  muss.  Hier 
habe  ich  also  nur  des  Tagesereignisses  zu  gedenken. 
Schon  die  Eröffnung  einer  zweiten  Opernbühne  an 
sich  ist  für  Berlin  von  höchster  Bedeutung.  Das 
königliche  Opernhaus  allein  reicht  weder  für  die 
praktischen,  noch  für  die  künstlerischen  Bedürf- 
nisse aus.  Hier  ist  endlich  ein  Privatunternehmen 
entstanden,  in  dem  man  die  Erfüllung  der  Aufgabe 
einer  zweiten  Oper  wenigstens  bis  auf  einen  aller- 
dings sehr  wichtigen  Funkt  erwarten  darf.  Dieser 
ist  eine  Volksoper  im  ganz  gewöhnlichen  Sinne 
einer  billigen  Oper.  Darauf  verzichtet  das  neue 
Unternehmen  von  vornherein:  ein  Parkettplatz 
kostet  7  Mark,  also  nur  eine  Mark  weniger,  als  in 
der  königlichen.  Das  heisst,  man  munkelt,  dass 
hier  der  Preis  des  Parkettplatzes  vom  Januar  ab 
auf  10  Mark  erhöht  werden  soll,  wodurch  dann 
wenigstens  der  Charakter  der  Oper  für  das  Berliner 
Börsianerviertel  einheitlicher  getroffen  sein  wird.  Ich 
glaube,  wir  werden  die  Frage  der  Volksoper  für's  erste 
am  besten  so  gelöst  erhalten,  dass  die  beiden  vor- 
handenen Privatopem  (die  komische  und  das  Theater 
des  Westens)  an  einzelnen  Wochentagen  in  den 
Schillertheatem  ein  Gastspiel  veranstalten.  Es 
werden  dabei  freilich  nur  jene  Werke  in  Betracht 
kommen,  die  weniger  szenischen  Aufwand  verlangen. 

Die  Komische  Oper  ist  also  ein  Luzustheater 
mehr.  Betrachten  wir  sie  demnach  nicht  vom 
Kultur-  sondern  vom  rein  künstlerischen  Stand- 
punkte aus.  Der  Bau  ist  architektonisch  miss- 
lungen.  Dieses  Barock  leidet  an  völliger  Knochen- 
erweichung ;  die  Steinmassen  sind  vom  Architekten 
wie  dickflüssiger  Brei  behandelt  und  stehen  nun 
in  Erstarrung  da.  Bedeutend  ist  dagegen  die 
Arbeitsleistung  hinsichtlich  der  Zweckerfüllung. 
Auf  einem  äusserst  günstig  in  der  besten  Theater- 
gegend gelegenen  Platze,  der  halb  so  gross  ist,  wie 
der  des  Lessingtheaters,  sind  ebensoviele  Plätze  ge- 
wonnen. Soweit  ich  mich  überzeugen  konnte,  ist 
von  allen  Plätzen  gut  zu  seheu.  Die  Akustik  ist 
vorzüglich  und  durchaus  vornehm.    Dass  die  Bühne 


mit  allen  Erfindungen  der  Neuzeit  ausgestattet  ist, 
bedarf  nicht  der  besonderen  Erwähnung;  hervor- 
ragend ist  die  Beleuchtung. 

Es  sind  bis  zum  nächsten  Bericht  einige  Neu- 
einstudierungen zu  erwarten;  über  die  Leistungen 
der  Künstler  will  ich  erst  danach  urteilen.  Heute 
nur  so  viel,  dass  die  Eröffnimgsvorstellung,  zu  der 
man  seltsamerweise  Offenbach^s  komische  Oper 
,die  Erzählungen  Hoff  manns*^  gewählt  hatte,  einen 
sehr  guten  Eindruck  hinterliess.  Orchester  und 
Chor  sind  leistungsfähig;  die  Kegie  verriet  die 
Meisterhand  von  Morris,  die  Ausstattung  war 
nicht  bloss  reich,  sondern  zeugte  auch  von  Greschmack. 
Also  alles  Aeussere  ist  soweit  günstig,  und  da  auch 
der  Direktor  HansGregor  schon  in  seinem  früheren 
Wirkungskreise  (Elberfeld)  Unternehmungsgeist  und 
Selbständigkeit  bewiesen  hat,  dürfen  wir  Gutes 
erwarten.  — 

Die  Königliche  Oper  brachte  ausser  einer 
Neueinstudierung  des  Nibelungringes,  die  leider  zu 
besonderen  Ausführungen  keinen  Anlass  gibt,  da 
fast  nichts  neu  war,  dieses  Wenige  aber  keine 
Besserung  bedeutete,  die  erste  Aufführung  vod 
Beethoven's  ,Leonore". 

Es  handelte  sich  in  der  Tat  um  die  Erstauf- 
führung eines  Werkes,  dessen  Uraufführung  genau 
vor  100  Jahren,  am  20.  November  1805,  im  Theater 
an  der  Wien  stattfand.  Ausser  den  damaligen 
drei  Aufführungen  ist  Beethoven^s  einzige  Oper 
nie  wieder  in  dieser  Gestalt  gegeben  worden.  Da- 
mals vermochte  man  nicht  einmal  von  einem 
Achtungserfolg  zu  berichten.  IlVeilich  trugen 
äussere  Umstände  daran  zum  guten  Teil  die  Schuld. 
Wien  war  acht  Tage  zuvor  den  Franzosen  in  die 
Hände  gefallen,  und  die  französischen  Offiziere, 
die  das  Parkett  füllten,  waren  die  letzten,  die  sich 
für  dieses  hohe  Lied  der  Gattenliebe  begeistern 
mochten.  —  Immerhin,  man  muss  gerecht  sein, 
so  wenig  die  Ablehnung  berechtigt  war,  die  laue 
Aufnahme  ist  erklärlich.  Blind  muss  man  sein, 
um  nicht  immer  wieder  die  Biesentatze  des 
gewaltigen  Löwen  zu  sehen,  der  Löwe  selber  aber 
verkriecht  sich  hinter  die  Wände  des  Theaterkäfigs. 
Beethoven  war  eine  ungemein  dramatische  Natur; 
von  Theaterblut  aber  hatte  er  keinen  Tropfen 
in   den   Adern.    Was   den   Meister   auch    in    der 


—     365 


schwerfälligen  Bearbeitung,  die  Sonnleithner  dem 
nach  einem  fait  historiqne  vom  „poete  larmdyal^ 
J.  N.  Boailly  gearbeiteten  Opern  texte  „Leonore» 
on  l'amonr  conjngal"  angezogen  hat,  war  das 
gewaltige  seelische  Erlebnis  der  beiden  Gatten,  war 
das  Heldentum  des  Weibes  und  die  dämonische 
Bachgier  Pizzarro*6.  Er  hat  es  selbst  gesagt,  dass 
er  Die  die  Opern  texte  Mozart's  hätte  komponieren 
können,  dass  er  sich  für  seine  Stoffe  begeistern 
können  masste.  Aber  dieser  echt  dramatische,  den 
Meister  in  seinem  Innersten  aufwühlende  Stoff 
war  eingepackt  ia  die  Hüllen  eines  in  hergebrach- 
tester Form  hergerichteten  Singspiels.  Die  wenigen 
echt  empfundenen  Menschen  bewegten  sich  zwischen 
einer  Beihe  von  Gestalten,  die  in- ihrem  seit  lange 
geübten  Theaterberuf  zu  Puppen  erstarrt  waren. 

Dass  Beethoven  trotz  allem  von  der  Aufgabe 
gefesselt  war,  geht  daraus  hervor,  dass  er  sich  von 
ihrer  Vollendung  nicht  abhalten  Hess,  trotzdem  der 
Italiener  Fernando  Paer  aus  seiner  Opernfabrik 
eine  „Leonora  ossia  Tamore  conjugale"  viel  früher 
an  die  Bühne  brachte.  Andrerseits  ging  dem  In- 
stramentalkomponisten  Beethoven,  der  sich  bislang 
mit  dramatischer  Komposition  noch  garnicht,  ja 
nur  wenig  mit  vokaler  beschäftigt  hatte,  die  Arbeit 
nur  langsam  von  der  Hand.  Der  Meister  mubs 
übrigens  selbst  das  Gefühl  gehabt  haben,  dass  sein 
Werk  noch  nicht  das  sei,  was  er  selbst  erstrebte. 
Er,  der  später  (19.  n.  1813)  schrieb:  „Ich  bin  nicht 
gewohnt,  meine  Kompositionen  zu  überarbeiten. 
Ich  habe  das  nie  getan,  da  ich  von  der  Wahrheit 
durchdrungen  bin,  dass  jede  teilweise  Aenderung 


den  Charakter  der  ganzen  Komposition  verändert,*^ 
war  jetzt  leicht  für  eine  Neubearbeitung  zu 
gewinnen. 

Es  waren  nicht  nur  thea^ererfahrene,  sondern 
auch  künstlerisch  fein  emp£ndende  Freunde,  die 
gemeinsam  mit  dem  Meister  sich  über  diese  Um- 
arbeitung berieten.  Der  dabei  befolgte  Grandsatz 
war  nicht  Erhöhung  der  theatralischen  Wirk- 
samkeit, sondern  der  dramatischen  Wahr- 
haftigkeit. Vor  allem  ging  der  Komponist  von 
diesem  Gesichtspunkte  aus.  Er  hatte  eingesehen, 
dass  für  die  dramatische  Komposition  andere  Grand- 
sätze massgebend  seien,  als  für  die  rein  instrumentale, 
dass  hier  nicht  aus  masikalii>chen  Formen  abge- 
leitete Gesetze  zu  befolgen  seien,  sondern  nur  das 
eine  grosse  Gesetz  der  dramatischen  Wahrheit  der 
Situation  und  der  Charaktere.  Eine  starke  Zu- 
sammenziehung des  musikalischen  and  Erhöhung 
des  charakteristischen  Ausdrucks  im  Gesang 
zeichnete  bereits  die  am  26.  März  1806  aufgeführte 
Neubearbeitung  aus.  Der  Erfolg  war  denn  auch 
jetzt  besser,  immerbin  nicht  so,  dass  «ich  das  Werk 
auf  der  Bühne  zu  behaupten  vermocht  hätte. 

Das  gelang  erst  mit  der  dritten  noch  viel 
sorgfältigeren  Durcharbeitang,  die  der  inzwischen 
gewaltig  herangereifte  Künstler  1814  vornahm.  Die 
am  23.  Mai  1814  zur  Aufführung  gelangte  dritte 
Bearbeitung  ist  der  „Fidelio**,  den  wir  als  eines 
der  gewaltigsten  und  tiefdringendsten  aller  musik- 
dramatischen Werke  seit  lange  verehren  und 
lieben.  — 

(Schluss  folgt) 


Mitteilungen 


▼  on  Hoohsohulen  und  Konservatorien. 


Professor  Dr.  Otto  Kl  au  well,  das  lang- 
jährige verdienstvolle  Mitglied  des  Lehrerkollegiums 
des  Konservatoriums  für  Musik  in  Köln, 
wurde  vom  Vorstand  des  Instituts  zum  stell- 
vertretenden Direktorder  Anstalt  gewählt. 

Egon  Petri,  Sohn  des  bekannten  Dresdener 
Professors  Petri,  ist  an  die  Boy al  College  of  Music 
in  Manchester  als  Nachfolger  von  Wilhelm  Back- 
haus berufen  worden. 

Die  Hochschul  e  für  Musik  in  Mannheim 
plant  für  Januar  eine  Feier  zur  Wiederkehr  des 
150.  Geburtstages  Mozart's,  zu  der  Max  Oeser 
den  Festvortrag  übernommen  hat.  Mozart's 
Erden  leben  ist  bekanntlich  in  vieler  Beziehung  mit 
Mannheim  verknüpft. 

Dr.  Friedrich  Ludwig,  der  neue  Privat- 
dozent der  Musikgeschichte  an  der  Universität 
<Stra6sburg,  hat  sich  mit  einer  öffentlichen  An- 
trittsvorlesung über  das  Thema  ;,Die  Aufgaben  der 
Forschung  auf  dem  Gebiete  der  mittelalterlichen 
Musikgeschichte"  eingeführt.  Dr.  Ludwig  ist 
der    Nachfolger    von    Professor    Jacobsthal,    der 


wegen  Krankheit  von  seiner  Professur  zurücktreten 
masste. 

Das  Erich  Wegm  an  u'scheKonservatorium 
der  Musik  zu  Braunschweig  eröffnete  die 
Wintersaison  mit  einem  Konzert,  dessen  interessant 
zusammengestelltes  Programm 2^ugnis  von  fleissiger 
Arbeit  und  einer  Zahl  vorgeschrittener,  der 
Konzertreife  zustrebender  Schüler  ablegt.  Aus- 
geführt wurden  für  Klavier  Werke  von  Bach- 
Tausig,  Mozart,  Brahms,  Grieg,  Chopin  und 
Liszt,  ein  Konzert  für  Violoncello  von  H. 
Schroeder  und  eine  Beihe  von  Liedern  und  Arien 
von    Gluck,  Schubert,   Henschel  und  Kann. 

Das  Königl.  Konservatorium  für  Musik 
zu  Dresden  hat  zwei  seiner  letzten  öffentlichen 
Aufführungen  Felix  Draeseke,  durch  Wiedergabe 
seiner  Werke,  gewidmet.  Die  erste,  zum  Besten 
der  Unter8tützungs-(Pension8-)  Kasse  der  Lehr- 
anstalt, brachte  nebst  einem  Prolog  von  Adolf 
Stern  die  ^Sonata  quasi  Fantasia'^,  op.  6,  „Lieder 
für  Bariton"  aus  op.  20  u.  24,  ein  ^Quintett'*  in 
A-dar,  das  noch  Manuskript  ist.    Das  zweite  Kon- 


—     366     — 


zert,  znm  Besten  der  Freistellen-Gewähi-ung, 
enthielt  das  Vorspiel  zur  Oper  „Bertran  de  Born", 
die  Baliade, «Pausanias*',  op.  34,  einen  sechsstimmigen 
gemischten  Chor  za  dem  Drama  „Meleager*',  op.  47 
„Sonntags   am  Rhein"   für  vierstimmigen  Franen- 


chor,  op.  41  „Die  Heinzelmännchen",  op.  16  ^Ans 
den  Weihestünden' ^  Lieder  für  Bariton  nnd  op.  36 
„Klavierkonzert",  Es- dar  von  Fr.  Rappoldi- 
Eahrer  gespielt. 


Vermischte  Nachrichten. 


Josä  Vianna  da  Motta  wnrde  nach  dem 
letzten  Symphoniekonzert  der  Herzoglichen  Hof- 
kapelle in  Coburg  vom  Herzog  zum  Hofpianisten 
ernannt. 

Frl.  Olga  Stieglitz  bestand  in  Bern  das 
Examen  als  Dr.  phil.  mit  der  Note  „samma  cum 
lande".  Das  Thema  ihrer  Dissertation  ist  dem 
Gebiet  der  Musikästhetik  entnommen  und  lautet : 
,Die  sprachlichen  Hilfsmittel  für  Verständnis  und 
Wiedergabe  von  Tonwerken." 

In  Salzburg  werden  eifrig  Vorarbeiten  für 
die  grosse  Mozart-Gedenkfeier  getroffen,  die 
Mitte  Augast  19()6  stattfinden  soll.  Zur  Auffüh- 
rung sind  „Don  Juan"  und  „Figaros  Hochzeit"  in 
Aussicht  genommen,  und  zwar  unter  Mitwirkung 
von  11  Solisten,  30  Orchester-  und  24  Chormit- 
gliedern des  Wiener  Hofoperntheaters.  Für  „Fi- 
garos Hochzeit"  wird  die  Drehbühne  zur  Verwen- 
dung gelangen.  —  Die  Zentralleitung  der  Mozart- 
Gemeinde  hat  es  mit  Erfolg  unter nommen,  eine 
Anzahl  von  reichsdeutsrhen  und  österreichischen 
Opernbühnen  dem  Projekt  des  Baues  eines  Mozart- 
Hauses  insofern  dienstbar  zu  machen,  dass  im 
kommenden  Jahre  Mozart-Opern  aufgeführt  werden, 
deren  Reinerträgnis  dem  Mozart-Hausbaufonds  zu- 
fiiessen  soll. 

In  Paris  soll  im  nächsten  Sommer  das  seit 
langem  geplante  Beethoven -Denkmal  von 
Jose  deCharmoy  tatsächlich  errichtet  werden, 
und  zwar  in  Kanalaph,  neben  dem  Park  de  la 
Muette.  Der  Entwurf  zeigt  an  den  vier  Ecken 
des  rechtwinkligen  Sockels  je  eine  Engelfigur  mit 
ausgebreiteten  Flügeln,  deren  Spitzen  zusammen- 
laufen und  das  gewölbte  Dach  tragen,  unter  dem 
Ludwig   van  Beethoven    als  nackte  Gottheit  ruht. 

„Der  verlorene  Groschen",  das  neue,  „Tanz- 
märchen benannte"  Ballet  von  Johannes  Doeb- 
ber,  Hofkapellmeister  in  Hannover,  wird  dem- 
nächst in  glänzender  Ausstattung  am  Stadttheater 
in  Frankfurt  a.  M.  zur  Aufführung  kommen.  Wei- 
tere bedeutende  Bühnen  sind  behnfa  Erwerbung 
dieses  eigenartigen  und  interessanten  Werkes  mit 
dem  Autor  in  Verbindung  getreten. 

Mit  der  Frage,  ob  der  Firma  Breitkopf  & 
Härtel  in  Leipzig  das  Konzert-Aufführungt-recht 
einzelner  Stücke  aus  Richard  Wagner 's  Lohen- 
grin  und  Tristan  bestritten  werden  kann,  wird  sich 
nunmehr  auch  das  Beichsgericht  zu  beschäftiji^en 
haben.  Ein  endgiltiges  Urteil  in  dem  Bechtsstreit 
der   Genossenschaft    deutscher   Tonsetzer    (Anstalt 


für  musikalisches  Aufführungsrecht)  in  Berlin 
gegen  die  Firma  Breitkopf  &  Härtel  ist  also  noch 
nicht  ergangen. 

In  dem  Kunstverlage  von  F.  A.  Ackermann, 
München,  sind  zwei  Künstlersteinzeichnungen 
von  Karl  Bauer:  „Beethoven  und  Wagner"  er- 
schienen, Brustbilder  in  Lebensgrösse  zum  Preise 
von  je  4  Mk.  Beethoven  ist  in  dämmeriger  Be- 
leuchtung dargestellt,  die  Züge  von  körperlichen 
und  seelischen  Leiden  stark  durchfurcht.  Wagners 
Antlitz  zeigt  eine  gewisse  Buhe,  nur  die  sinnend 
in  die  Ferne  schweifenden  Andren  verraten  die  ihn 
beschäftigenden  neuen  Phantasiegestalten.  Die 
Kunstblätter  dürften  sich  trefflich  zu  Weihnachts- 
geschenken eignen. 

Eugen  d'Albert'sneue  Oper  „Flauto  solo* 
hatte  bei  ihrer  Uraufführung  im  Neuen  Deut- 
schen Theater  zu  Prag  am  12.  November  einen 
durchgreifenden  Erfolg  und  dürfte  mit  ihrem  reiz- 
vollen Zeitkolorit  ein  würdiges  Seitenstück  zu  des 
Komponisten  anmutiger  „Abreise"  werden. 

In  Nummer  20  des  „Klavier- Lehrer"  befand 
sich  ein  Aufsatz  des  Herrn  Vianna  da  Motta 
über  Mattis  Lussy  und  Hugo  Riemann*, 
welcher  einer  berichtigenden  Ergänzung  bedarf. 
Herr  Vianna  da  Motta  meint,  Lussy  und  Riemann 
seien  die  einzigen  Männer,  denen  die  Rhythmik 
ihre  jetzigen  Resultate  verdankt,  sie  seien  wahre 
Entdecker  einer  neuen  Wissenschaft.  Diese  An- 
sicht entspricht  nicht  mehr  dem  Standpunkt  der 
modernen  Forschung.  Im  ersten  Januarhefte  1905 
der  Zeitschrift  „Die  Musik"  hat  Riemann  erst- 
malig auf  den  eigentlichen  Begründer  der  Phra- 
sierungslehre  hingewiesen.  Es  ist  der  Franzose 
Jörome  Joseph  de  Momigny  (1702—18^38),  der 
in  seinem  „Cours  complet  d'harmonie  et  de  com- 
position"  (1806)  und  namentlich  in  dem  von  ihm 
bearbeiteten  2.  Bande  (1818)  des  Musikfeils  der 
Encyclop^die  methodique  die  gesamte  Phra- 
sierungslehre  in  ihren  Kernpunkten  niedergelegt 
hat.  Als  Biemann  die  Ausführungen  Momigny's 
las,  erschrak  er,  denn  sein  leibhaftiger  Doppel- 
gänger stand  vor  ihm.  Momigny  hat  Riemann 
den  Gedanken  von  der  prinzipiellen  Auftaktbe- 
deutung der  leichten  Weite  und  den  von  der 
prinzipiellen  Gleichheit  des  geraden  und  ungeraden 
Taktes  vorweggenommen.  Ja,  er  unterscheidet 
auch  männliche  und  weibliche  Endungen.  Bisher 
glaubten  wir,  geistvolle  Terminologien  wie  „ter- 
minaison   feminine"    und   „raesure  ä  cheval**  fceien 


—     367     — 


Lussy^s  geistiges  Eigen  tarn,  sie  stehen  aber, 
prägnant  nnd  teilweise  witzig  deüniert,  schon  bei 
Momigny.  Kiemann  schreibt  in  seinem  Lexikon 
(Art.  Momigny):  ,Lussy,  Westphal,  Kiemann  haben 
nichts   neaes  gesagt,   sondern  nnr  wiederholt,  was 


Momigny  lange  vor  ihnen  behanptete*.  Wer  sich 
in  dieser  Angelegenheit  orientieren  will,  lese  Hie- 
mann*s  Bericht  über  seine  Wiederentdecknng 
Momigny's,  der  oben  erwähnt  wnrde. 

Dr.  Carl  Mennicke. 


Bücher  und  Musikalien. 


Wilhelm  Kienzl,  op.  30.  ^Kinderliebe  und  Leben''. 
12  kleine  Klavierstiicke. 
JohamMes  Platt,  Berlls. 

Dieses  allerliebste,  für  die  Jngend  geschriebene 
"Werk  liegt  in  neaer  4.  Auflage  in  einem  billigen 
Sammelbande  nnd  in  12  Einzelheften  vor.  In  der 
ursprünglichen  Fassung  war  es  als  Bilderbuch  ge- 
dacht und  mit  reizenden  Bildern  begleitet.  Die 
Bilder  sind  jetzt  apart  durch  den  Verlag  zu  be- 
ziehen. Die  Stückchen  sind  kindlich,  anmutig, 
melodiös  und  gehöien  zu  dem  Besten,  was  in  der 
neueren  instruktiven  Jugendliteratur  geschaffen 
ist.  Die  neue  Auflage  ist  daher  mit  Freuden  zu 
begrüssen  und  sei  hiermit  aufs  wärmste  empfohlen. 

J.   0.   Armandy  op.    20.     „Zehn   Phantasiestücke'' 
von   mittlerer   Schwierigkeit  ohne 
Oktavspannung     für    Klavier    zu 
4  Händen.     2  Hefte. 
Breltkopf  k  Uirtel,  Lelpii«. 
Die  kleinen  reizvollen  Stücke  erfordern,  wenn 
sie     anscheinend     auch     gar     keine     technischen 
Schwierigkeiten  enthalten,  dennoch    ein  liebevolles 
Versenken,  um   dem  feinen,  geheimen  Stimmungs- 
gehalte   zur    rechten    Geltung   zu    verhelfen.      Es 
sind  lose    aneinandergereihte    Bilder  verschiedener 
Färbung  und  Charakteristik,  ernst  und  heiter,  hier 
geheimnisvoll,    dort   voll  neckischer  Laune,  immer 
fesselnd    und    anregend.      Die    kleinen  Phantasien 
werden  auch  vorgeschrittenen  Spielern  eine  ange- 
nehme Unterhaltung  bieten. 

Anna  Morsch, 

Conrad  Ansorge^  op.  1.  Sonate  (F-moil)  für  Klavier. 
Neue  Ausgabe. 
Fr.  KUliier,  Lelpiiir* 

Ein  op.  1,  das  unbedingten  Respekt  fordert! 
Eine  ausgesprochene  Persönlichkeit  spricht  daraus; 
kraftvolle  Männlichkeit,  starke  Energie  und  ge- 
waltiges Ringen  sind  ihre  Kennzeichen.  Der  erste 
Satz  gibt  dem  Ganzen  die  Signatur,  er  ist  inhalt- 
lich der  bedeutendste  unter  dreien,  ich  möchte 
sagen  der  individuell  am  nachdrücklichsten  auf- 
tretende. Sein  Grundton  ist  auf  düstere  Leiden- 
schaft gestimmt,  sein  Wesen  herbe  und  trotzig, 
nur  an  einzelnen  wenigen  Stellen  tritt  eine  ge- 
wisse wärmere  und  leichtere  Stimmung  in  ihre 
Hechte  Ich  habe,  im  Gegensatz  zu  vorliegender 
Nenausgabe,  die  ältere  Fassung  des  Werks  leider 
nie  kennen  gelernt.    So  wie  mir  Ansorge's  Sonate 


entgegentritt,  ist  sie  ausserordentlich  kurz,  knapp 
gefasst,  ohne  alle  Umschweife,  aber  alles  steht  fest 
darin  und  wohl  an  seinem  Platze,  nirgends  ein 
zu  viel  oder  zu  wenig,  eine  bei  neueren  Sonaten- 
komponisten nicht  immer  anzutreffende  künstleri- 
sche Oekonomie.  Das  Adagio  steht  in  As-dnr  und 
gibt  einen,  besonders  auch  in  rein  melodischer 
Hinsicht,  sehr  schönen  Ruhepunkt.  Wohl  herrschen 
auch  hier  Leidenschaftlichkeit  und  heisses  Be- 
gehren, aber  beide  mehr  zurückgehalten  und  ge- 
bändigt mittels  einer  tiefen  und  reinen  seelischen 
Stimmung.  Das  Finale  beginnt  in  stark  kontra- 
punktierender Form,  um  dann  alsbald  in  cykli- 
scher  Weise  wiederum  in  den  Hauptgedanken  des 
ersten  Satzes  einzumünden  nnd  selbigen  auch  in 
sehr  interessanter,  rhythmisch  wechselnder  Art 
auf^s  Neue  zu  beleuchten  und  der  General idee 
nutzbar  zu  machen.  Der  Schluss  des  Satzes  und 
somit  zugleich  des  Werkes  überhaupt  bringt  es 
noch  zu  einer  zündenden  Steigerung,  ein  chromati- 
scher Basso  ostinato  verschärft  den  Ausdruck  der 
trotzigen,  von  Anbeginn  zur  Aussprache  gelangten 
Stimmung  um  vieles  und  betont  die  Einheitlich- 
keit der  in  diese  Tondichtung  niedergelegten 
Ideen.  Ansorge's  instrumentale  Einkleidung  und 
Klaviersatz  sind  vorzüglich  und  von  denklich 
grösster  Wirkung;  seine  Anforderungen  an  den 
Spieler  gewiss  nicht  gering,  aber  auch  nicht  un- 
mögliche. Das  hier  charakterisierte  Werk  verdient 
viel  Beachtung  und  erweckt  den  Wunsch,  neuen 
Aeusserungen  des  hoch  talentierten  Künstlers 
baldigst  zu  begegnen. 

Eugen  Segnitz 

G^za  HorTäthy  op.  48.    3  Morceaux   pour  Piano  k 
4  mains. 
A.  P.  SehMldt,  Lelpsif. 

Anständige  und  allgemein  ansprechende  Musik 
ohne  besondere  Originalität.  Die  3  Stücke  werden 
Lehrer  und  Schüler  zum  prima  vista-Spiel  eine 
angenehme  Stunde  gewähren.  Auch  füi  2  Schüler 
der  unteien  Mittelstufe  geeignet.  No.  1,  „Valse 
parisienne^^  As-dur  klingt  ganz  niedlich  und  kapri- 
ziös. Die  sämtlichen  Vorschläge  in  der  Primo- 
Partie  müssen  kurz  abgerissen  gespielt  werden, 
der  Anschlag  ist  durchweg  ganz  leggiero  zu 
nehmen.  No.  2.  „Tarantelle  Mignonne"  würde  leer 
klingen,  wenn  man  das  Tempo  nicht  nach  Mög- 
lichkeit beschleunigt.  Die  Arpeggien  in  der  Se- 
condo- Partie  sind  recht  voll  anzuschlagen.  ,^arche- 


—     368 


hoDgroise"  D-moll  (No.  3)  verlangt  Kraft  und 
Temperament.  Pas  trotzige  Haaptmotiv  ist  ener- 
gisch wiederzugeben.  Das  Charakteristisclie  ist  in 
allen  3  Stacken  gut  getroffen,  der  Satz  beqaem 
spielbar  and  recht  geschickt.  Als  Erholung  von 
ernsterem  Studium  sind  die  Sachen  gut  zu  ge- 
brauchen. -^     ,    -r»  ir   • 

M.  J,  Behbetn. 

Dr.  F.  A.  Stelnhansen :  „Die  physiologischen  Fehler 
und    die   Umgestaltung   der   Ela- 
viertechnik." 
Breilkopff  *  Hirtel,  Leipzig. 
Die   Versuche    von   D<?ppe,   Caland,   Söchting, 
Breithaupt,  Jaell,  Germer  etc.  etc.,  eine  sogenannte 
„natürliche"     Klaviertechnik    herbeizuführen,    be- 
wegen   sich     ausschliesslich     auf    musikalischem 
Boden.    Verfasser,  ein  hoch  angesehener  Mediziner, 
hat  sich   nun    der    mühevollen  Arbeit  unterzogen, 
die  Anschlagsbewegungen  von  der  rein  phy- 
siologischen Seite  aus  zu  betrachten  und  dem  Laien 
in   allgemein   verständlicher  Form   klar   zu   legen. 
Zum  erstenmal  stellt  sich  damit  den  gelegentlichen 
schriftlichen  Aeussernngen  von  Musikern  über  die 
Physiologie  des  Klavieranschlags   eine   systema- 
tische physiologische  Darcharbeitung  des  ganzen 


Stoffes  gegenüber.    Verfasser  hat  durchaus  Recht, 
wenn  er  behauptet: 

„Den  Musikern  (besonders  den  Musiklehrenden) 
fehlt  es  bisher  gänzlich  an  der  durchaus  nötigen 
Verurteilung  der  Gymnastik,  an  dem  Verständnis 
für  das  psychische  Wesen  der  wahren  Technik,  an 
dem  Verständnis  der  zwei  für  das  Klavierspiel 
grundlegenden  physiologischen  Erscheinungen,  der 
Unterarmrollung  und  der  Schwungbewe- 
gunß.'*  Mit  klaren,  schlagenden  Beweisen  geissei t 
Verfasser  die  grossen  Fehler  der  Fingertechnik  and 
ihre  bedenklichen  Konsequenzen,  führt  uns  die 
vielen  Widersprüche  zwischen  künstlerischem  Spiel 
UDd  Schulmethode  vor  Augen.  Andererseits  ver- 
sucht er  neue  Grundformen  der  physiologischen 
Anschlagsbewegung,  vor  allem  die  Gesetze  über 
die  schwingende  Bewegangsform  des  Armes  auf- 
zustellen, die  er  aber  nur  als  „vorbereitende 
Arbeit"  für  Fachmnsiker  charakterisiert.  Des  Ver- 
fassers tiefe  fachmännische  Bildung  als  Physiologe 
enthebt  uns  Musiker  des  Urteils  über  die  Richtigkeit 
seiner  Deduktionen.  An  uns  liegt  es,  den  gänz- 
lich neu  geordneten  Stoff  für  die  Praxis  päda- 
gogisch zu  verarbeiten. 

I/udwig  Riemann. 


Vereine. 


Mnsik-Sektioii  des  A.  D.  L.-Y. 

Verband  der  deutschen  Musiklehrerinnen. 

In  der  Musikgruppe  Leipzig  hi3lt  am  11.  No- 
vember Herr  Dr.  A.  Schering  einen  Vortrag  über 
„Moderne  Musik*. 

In  der  Einleitung  führte  der  geschätzte  Redner 
aus,  dass  der  „Fortschritt^  in  der  Musik  nicht  so 
sehr  in  der  Komplikation  der  Ausdracksmittel  liege, 
wie  man  gewöhulich  annehme.  Diese  seien  nur 
etwas  äasserliches  und  die  Meister  früherer  Kunst- 
epochen haben  mit  den  ihnen  za  Gebote  stehenden 
Ausdrucksmitteln  ihr  Innenleben  ebensogut  in 
Tönen  erklingen  lassen  können.  Der  Fortschritt 
hestehe  vielmehr  in  der  feinen  Differenziertheit  des 
Empfindungsgehaltes  unserer  modernen  Ton- 
schöpfungen und  in  der  Fähigkeit  des  reprodu- 
zierenden Künstlers  sowohl,  wie  des  Hörers,  diesem 
Empündungsgehalte  gerecht  zu  werden.    Die  Auf  • 

fabe  des  Letzteren  bestehe  darin,  das  in  dem 
lunstwerk  niedergelegte  Innenleben  des  Ton- 
dichters gleichsam  für  sich  zurückzugewinnen,  in- 
dem er  den  einzelnen  Motiven  und  ihrer  stets 
wechselnden  Verbinduni?  nachgehe  und  sich  über 
die  verschiedenartige  Wirkung  jener  motivischen 
Verbindungen  klar  werde. 

Mit  Recht  betonte  Herr  Dr.  Schering,  dass 
es  einer  besonderen,  fachlichen  Schulung  bedürfe, 
um  zu  solchem  verstehenden  Hören  und  damit 
erst  zum  vollen  Genuss  eines  modernen  Kunst- 
werkes zu  gelangen. 

Die  Ausdrucksmittel  unserer  Klassiker  sind 
uns  schon  von  früher  Jugend  an  durch  Schul-  und 
Kirchengesang  vertraut  geworden,  sodass  nicht  nur 
jeder  Berufsmusiker,  sondern  auch  jeder  gute 
Dilettant  schon  während  seines  Studienganges  den 
geistigen    Gehalt    einer    klassischen    Sonate    oder 


Symphonie  zu  erfassen  vermag.  Um  bei  einem 
modernen  Werke  dahin  zu  gelangen,  müssen  wir 
uns  zuerst  mit  der  Klangwirkung  neuer  Akkord- 
verbindungen und  auf  solchen  basierender  Modu- 
lationen vertraut  machen. 

Wie  man  sich  das  Verständnis  unserer  moder- 
nen Tousprache  aneignen  kann,  zeigte  Dr.  Schering 
an  den  6  Orchestergesängen  und  5  Kindertoten- 
liedern  von  Gustav  Mahler,  die  er  in  feinsinnigster 
Weise  zu  kommentieren  verstand.  Dass  man  der- 
artigen Stimmungsgemälden  nicht  mit  dem  Sezier- 
messer der  Analyse  zu  Leibe  rücken  darf,  leuchtet 
ohne  weiteres  ein.  Aber  nachdem  er  zunächst  den 
Text  der  Lieder  rezitierte,  zeichnete  er  den  musi- 
kalischen Grundriss  derselben  iti  plastischer  Deut- 
lichkeit. Obgleich  ihm  anstatt  des  zart  instrumen- 
tierten Mahler'schen  Orchesters  nur  ein  „Bechstein'* 
zur  Verfügung  stand,  dürfte  doch  jede  Zuhörerin 
das  Bewusstsein  gewonnen  haben,  dass  sie  jetzt 
imstande  sei,  diese  Gesänge  „mitzuerleben*^ 

A.  H. 

Berliner  GymnaBlallehrer-Yereüi. 

In  der  Vereinssitzung  des  Berliner  Gvm- 
nasiall ehrer-Vereins  am  16.  November  i  J. 
hielt  Herr  Professor  und  Musikdirektor  Cebrian 
einen  Vortrag  über  Joh.  Seb.  Bach 's  Verhältnis 
zur  Schule  und  führte  ungefähr  folgendes  aus: 

Joh.  Seb.  Bach's  Chorwerke  gehören  zu  dem 
Besten,  was  die  musikalische  Literatur  aufza- 
weisen  hat,  werden  aber  leider  gänzlich  fern  von 
der  Schule  gehalten.  Zunächst  sind  die  Ansprüche, 
welche  Bach  au  den  Umfang  der  Stimmen  stellt, 
für  einen  Schulchor,  namentlich  einen  aus  Knaben 
und  ganz  jugendlichen  Mtinnern  bestehenden,  za 
gross,  was  um  so  auffallender  ist,  als  Bach  ein 
Meister  auf  allen  Gebieten  der  Tonkunst,  obendreia 


—    369    — 


selbst  OesaDglehrer  an  der  Thomasschnle  zu  Leipzig 
und  bei  seinen  aUsonntäglichenKirchenanfführuDgen 
auf  Knaben  nnd  Jünglinge  angewiesen  war.  Man 
möchte  daher  annehmen,  dass  zn  Bach*s  Zeiten  der 
Kammerton  nicht  435  Schwingungen  in  der  Se- 
kunde gemacht  hat,  wie  heate,  sondern  tiefer  ge- 
wesen ist.  Wer  bei  der  heutigen  Stimmung 
Bach's  Chöre  vom  Schulchor  höherer  Lehranstalten 
singen  lassen  will,  mnss  die  Partitur  um  einen  bis 
anderthalb  Töne  abwärts  transponieren,  was  recht 
schwierig  und  umständlich  ist.  Eine  weitere 
Schwierigkeit   bereitet  Bach  dem  Schulchor  durch 

f rosse  Anforderungen  an  die  Treffsicherheit  der 
änger  und  durch  eine  freie  und  kühne  Ausdrucks- 
weise, zu  der  ihn  eine  Jahrhunderte  lange  £nt- 
wickelung  der  musikalischen  Kunst  hingedrängt 
hatte.  Ein  Vergleich  mit  Händel  ergibt,  dass 
dieser  bereits  heimisch  in  der  Schule  geworden  ist 
und  man  es  daher  mit  Recht  bedauert,  wenn 
unsere  Jugend,  namentlich  die  einer  höheren 
Bildung  zustrebende,  nicht  auch  in  den  Greist  eines 
gottbegnadeten  Künstlers  und  kerndeutschen 
Mannes   wie    Bach   eindringt.    Das   ist  aber  sehr 


erschwert,  so  lange  es  keine  guten  Schulausgaben, 
wenn  auch  nicht  der  grössten  Werke,  so  doch 
einiger  Bach'scher  Kantaten,  gibt,  deren  jede  eine 
Perle  ersten  Banges  ist.  Um  diesem  gänzlichen 
Mangel  abzuhelfen,  veröffentlichte  soeben  eine  auf 
dem  Gebiete  des  Schulgesanges  hoch  an  gesehene 
Firma  (Chr.  Friedr.  Vieweg)  mehrere  Bach'sche 
Kantaten  in  der  Bearbeitung  des  Vortragenden. 

Schliesslich  wies  der  Kedner  auf  Bach's  Choral- 
bearbeitungen«  und  zwar  nicht  auf  die  grossen  Formen 
derselben,  sondern  auf  die  ganz  einfach  für  vier- 
stimmig gemischten  Chor  gesetzten  Choräle  hin, 
wie  sie  in  seinen  Oratorien  und  Kantaten  zu  hun- 
derten  vorkommen.  Auch  diese  müssen,  um  für 
die  Schule  brauchbar  zu  sein,  meist  tiefer  gesungen 
werden,  als  sie  notiert  sind,  bieten  aber  dann  dem 
Schulcbor  so  gut  wie  gar  keine  Schwierigkeiten. 
Da  es  im  Schulleben  Gelegenheiten  genug  gibt, 
bei  denen  ein  gut  gesetzter  vierstimmiger  Choral 
am  Platze  ist,  und  da  man  so  häuüg  über  Mangel 
daran  klagen  hört,  dürfte  es  manchem  angenehm 
sein,  hier  einen  reichen  Schatz  zu  finden,  der  mit 
Leichtigkeit  zn  heben  ist. 


B^^  Dieser  Auflage  liegen  die  Prospekte  der  Kuih'schen   Verlagshandlung,   SMfgart: 
^Geschichte  der  Musik  von  Karl  Storck*  und  Max  Hasse's  Verlag,  Leipzig: 
„Hugo    Rienianns    Musik-Lexikon^    sechste   Auflage'^    bei^    auf  die   wir   unsere  Leser    be- 
sonders aufmerksam  machen. 

Nachträglich  gestatten  wir  uns  noch  auf  den  verspätet  eingetroffenen  Prospekt  von 
Richard Kaun,  Berlin:  ytlVeihnachts- Kompositionen u.  Edition  Kaun,  Band- Ausgaben  klassischer 
und  moderner  Kompositionen^  welcher  der  vorigen  Nummer  beilag,  hinzuweisen,      D.  E. 


Anzeigen. 


Konservatorium  der  Musik 
in  Kassel, 

Wilhehnshöher  Allee  43. 

Gegr.  1896.  Direktion:  Luise  Beyer.  Gegr.  1896. 

EtareDTOnÜK :  Reffierunff|i-Pr&8ident  Onf  ron  Bemttorff, 
6nf  K5Bigtdorir,  Bzoellens  Oeneralin  tob  Coloab, 
Oberbürgermeister  MülJer  tl  A. 

Caratorlnm:  Pfarrer  Ras«,  Soholdirektor  Prof.  Dr.  KrsM- 
MAoher»  Bankier  Plaaty  Joatisrath  Scheffer  o.  A. 

Lehrer :  Die  Damen :  LnUe  BeTer,  Dse  Berka»  Königl.  Sohan- 
■pielerin.  GleMe-Fabbroaly  A.  Taadlea.  Die  Herren: 
Beae  AUvailer,  Prof.  Fraas,  Mnoikdirektor  Hall- 
waeht,  Kammervirtuos  A.  flartdegea,  Prot!  Dr.  H5bel« 
KgL  Kammervirtuos  0.  Raleteeh,  Kgl.  Opernsänger 
K.  Kletsmaan,  Kgl.  Kammermnsiker  W.  Moahanpty 
KgL  Kammermusiker  H.  Sehmnrbaseh  n.  A. 

Unterricht  fächer:  Plamofortesplel,  Ttoliney  €ello,  Harfe 
■nd  alle  flbrigea  Orehester-Iastmmemte.  Gesang. 
Italientseh.  Orebesterspiel.  Spreehfibangen.  Gehör- 
ftbnngen.  Masikdlktat.  Harmonie- and  Kompositions- 
lehre; Analyse;  Partitarspiel ;  Oesehiehte  der  Masik ; 
Aeslhetik;  Ethik;  Philosophie;  Psyehologie;  Phy- 
siologie ;  Akustik  mit  Anwendung  aller  erforderliehen 
Apparate. 

üintellong:  Konsertklassen.    Seminarklassen. 

Ober-,  Mittel-  und  Elementarklassen. 

Stataten  sind  kostenfrei  au  beziehen  durch  die  Schriftleitung 
des  Konservatoriuma  Kassel,  Wilbelmsböher  Allee  48.  I 

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jede  Buchhandlung  naobbezogen  werden.  | 


Wem 

daran  K^l^e^n  ist, 

eine  solide  Klaviertechnlk 

schnell    zu    erlangen,    der    übe    die 

Causlfl  6»rllcl)!g!>!« 
„CÜH^  Studier 

oder  die  entsprechenden  Vorstudien  und 
Ergänzungen. 
Diese  Methode  ist  als  pädagogisches 
Meisterwerk  immer  noch  unerreicht.  Es 
gibt  keine  andere  Etüden  Sammlung,  die 
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Chrlsandcr,  Mlls  :J*i  technische 
Studien  als  Vorschule  »u  Taus- g- Ehrlich 
„Tagt.  Studiea** Mk.  4.— 

Dechend;  Hans  Aaswahl  aas  den 
„Tiigl.  Studien"  von  Tausig-Ehrlich  »um 
Selbxtonlcrrieht  .    .    .    .  no.  Mk.  3.— 

Tausig-Elirlkh.  „Tägl  Studien,«' 
rieft  I  Mk. 5.-. lieft  11  n.lll  äMk.4.~ 

Dcchtnd,  Hans.  Ergänzungen  xa 
Tausig-Ehrhch  ..Tägl.  Stndlon^'Mk.  5.— 

Ehrlich,  H.  Wie  übtman  am  Klavier! 
Kaischläge  für  den  Gebranch  der  „Tägl. 
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Spreohftanden:  6—0,  Hittwoohs  n.  SonnabendM  IL— 1.  Spreohstnoden :  8—10  a.  2—8. 

Erste  Lehrkräfte.       Aufnahm©  jedermeit.  Elementarklassen. 

— «-— ^    Der  Unterricht  wird  nach  den  Grundsätzen  des  Mnsikpädagogischen  Verbandes  geleitet.    •'«-—-« 


Prof.  Siegfried  Ochs. 

Dirigent  des  „Pbilharm.  Ohores". 

Berlin  W.,  Bendler-Strasee  8. 

Spreohst  nur  y.  11—12  Uhr  Vorm. 


Franz  Grunicice, 

Orgel,  Klavier,  Harmonielehre. 

Berlin  W.,  Steinmetzstr.  49^1* 


Martha  Remmert, 

Hofpiaiiistin,  Kammervirtacwin. 
Berlin  W.,  Taaenzienstr.  6. 


JBfXuma  Kocli, 

Pianistin. 
Berlin  W.,  Neue  WInterfeldstr.  15. 

Konzert-Vertr.:  H,  Wolff,  Berlin. 


Flora  Scherres-Friedenthal 

FianUtin. 

Berlin-Charlottenbargt 

Kantetr.  160  a. 


Prof.  Jul.  Hey'S  Cesangschule. 
Berlin  W^  Elsholzstrasse  5n, 

am  Botanischen  Garten. 


Gesangonterricht  erteilen: 

Frau  Felix  Schmldt-KOhnb 

Ck)ncert8ängerin  -  Sopran. 
Sprechstunde:  3 — 4. 

Prof.  Felix  Schmidt. 

Berlin  W.,  Rankestr.  20. 


Elisabeth  ealaiid 

Charlottenburg-ßerUn 

eoetbestrasse  SC 

HusbUdung  Im  höheren 

Klavleraptel  nach  Oeppe'schen 

Orundaätzen. 


Ottilie  Lichterfeid 

Pianistin 
Berlin  IF.,  Svhapersir.  35. 


Emllle  0.  gramer 

Gesangunterricht  (Meth.  Marchesi). 
Berlin,  Bayrentherstr.  27. 


Elisabeth  Dietrich. 

Ausbildungskurse: 

1.  in  der  auf  die  Klaviertechnik  ange- 
wandten musikalisch  -  physiologischen 
Bewegungslehre  von  Prof.  Stoewe  1886, 

2.  in  der  Pedallehre  von  Stoewe. 
Potsdam- Cliarloiienliof, 

Alte  Luisenstrasse  47  a. 


Jlugttste  BShme-KSMer 

erteilt  in  Leipzig,  Lleblgstr.  8  1,  von  Oktober  bis  einschl.  Mai  und  in  Llndliardt« 

Naunhof  (Bannimie  Leipzig-Döbeln-Dretden)  von  Juni  bis  einschl.  September 

Gesangsunterricht. 

Herren  und  Damen  vom  Lehrfach,  sowie  ausQbende  Künstler,  die  Unterricht 
nehmen  wollen,  sind  gebeten,  event.  vorher  schriftliche  Klarlegung  ihrer  stinunlichen 
Veranlagung,  sowie  eines  von  einem  Arzt  ausgestellten  Berichtes  über  ihren  allge- 
meinen Gesundheitszustand  einzusenden. 


Prof.  Franz  Kuilak. 

Klassen  f  Ar  höheres  Klaviersplel. 

Berlin  W.,  Habsburger  Str.  4. 


Atemgymnastik  -  Gesang. 

Mathilde  Parmentler 

(Alt-  und  Mezzo-Soprsn). 
Berlin  W.,  BIsenacherstrasse  lao. 


Prof.  Ph.  Schmitt'sche 
Akademie  fOr  Tonkunst  zu  Darnistadti 

zugleich  Gesang-Schule  fOr  Konzert,  Oper  und  Haus. 

Gegründet  1851.  Elisabethenstr.  86. 

Unter  dem  Protektorat  Ihrer  Durchlaucht  der  Fürstin  zu  Erbach-Schönberg, 

Prinzessin  von  Battenberg. 

Vollständige  Ausbildung  in  allen  Zweigen  der  Musik.    Kunstschule.   Seminar. 

Diletlantenschule.    Vorschule.    Prospekte  kostenfrei.     Seaesterbeglaa:  April  aad 

Oktober.    Anmeldungen  und  Anfragen  sind  zu  richten  an  den 

Direktor:  Professor  Fb.  Sehaltt,  Grossh.  MusiKdirektor. 


Meisterschule 

fflr  Knnstgesang, 
Tonbildnng  und  Oesangstechnik 

von  Kajnmersänger 

E.  Robert  Weiss, 

Berlin  W.  30^  Bambergerstr.  15. 


Frau  Dr.  Luise  Krause 

Vorsteherin  der 

Schweriner  Musikschule 

Schule  für  höheres   Klavierspiel    und  flusblldung   von  Lehrkräften    nach 
dem  preisgekrönten  Anschauungsunterricht  der  Vorsteherin. 

Berlin  W.,  Gmiaewaid, 

Marbargerstraese  IS.  KSalgeallee  la,  Garteahaaa. 


Anna  Otto 

Klavier- Unterricht 

Allgemeine  musikalische 

Erzieh-  und  Lehr -Methode  für 

die  Jugend  nach 

Bamann- Volkmann. 

Berlin  W.,  Regenshurgerstr.  28Gii- 


Musikschulen  Kaiser,  \Vien. 

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Gegründet  1874. 


Vorbereitungskurs  zur  k.  k.  Staatsprüfung.    —    Kapellmeisterkurs.    — 
(Juli -September).  —  Methodische  Spezialkurse  für  Klavierlehrer. 


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brieflichen  theoretischen  Unterricht  —  Jährliche  Frequenz:  850  Schüler  und  Schüle- 
rinnen aus  dem  In-  und  Auslande.  —  Lehrkräite  ersten  Ranges. 
Protpeete  fraaeo  dnreb  die  laBlUataluiBslel,  Wlea  ?II/lb. 


—     371     — 


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Berlin  W.,  Neae  Winterfeldtstr.  6». 


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Berlin  W.,  Passnaerstrasse  26. 


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Empfehlungen  werden  Icostenlos  nachgewiesen  durch  die  Vorsteherin  Frau  H.  Buro- 
haosen-Laubusoher,  Berlin  W.80,  Luitpoldstr.  «a    Sprechet:  MonUg  Nachm.  8^/t-6. 


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Elisabeth  Simon 

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Unterricht 
mit  Lehrerinnenausbilduns^ 

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haltenden  Adressbuche  nebst  einem  alphabetischen  Namens- 
verzeichnisse der  Musiker  Deutschlands  etc.  etc. 

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Anna  Morsch. 


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Verlag  „Der  Klavier-Lehrer**,  Berlin  W.  50. 


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Werke  Theodor  Kirchners 

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Sr.  Maj.  des  Kaisers  von  Deutschland  und  Königs  von  Preussen, 

Ihrer  Maj.  der  Kaiserin  von  Deutschland  und  Königin  von  Preussen, 

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BERLIN  N. 

5 — 7  Johannt»-8tr. 


Für  die  Redalition  yerantwortlich:  Anna  Morsch,    Berlin  W.,  Ansbacherstr.  87. 

Expedition  und  Verlag  ,^er  Klarier -Lehrer^,  M.  Wolff,  Berlin  W.,    Ansbacherstraase  37. 

Druck:  J.  S.  Preuss,  Berlin  S.W.,  Kommandantenstr.  14. 


Der  KlaVleF-ItehreF. 

Musik-padagogische  Zeitschrift  fOr  alle  Qebiete  der  Tonkunst 

Organ  der  Deutschen  Musiklehrer-Vereine, 

der  Musik -Sektion  des  fl.  D.  L-V.  und  der  Tonkünstler-Vereine 

zu  Köln^  Dresden^  Hamburg^  Leipzig  und  Stuttgart. 

Begründet  1878  von  Professor  Emil  Breslaur. 

,c-sS:Ärirrbr.^^^^^^^^  Redaktion:  Anna  Morsch 

Dvsiluiliciibandlunacn,     Fotl  •  ünilaltcn  _^      ..      .__ 

unter  Do.  4170)  1,50  IDk.,   bd  dirfkfcr  .      Berlin   W., 

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Inicratc  werden  ««n  ilmnit1ld»en 
Jlnnencen-€xpedftionen  wie  vom  Uerlag 
•Der  Klavier  «Cebrer*,  Berlin,  Ol.  50, 
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fflr  die  iwelgetpaltene  Petitteile  ent- 
gegengenommen. 


No.  24. 


Berlin,  15.  Dezember  1905. 


XXVIII.  Jahrgang. 


Inhalt:  Dr.  Max  Arend:  Gluck-Cyklui  unier  Arthur  Nikiach  im  Leipziger  Neuea  Theater.  J.  Vianna  da  Motta.*  Neues  über  Beethoven. 
Dr.  Karl  Storck:  Kritische  RDckschau  über  Konzert  und  Oper.  Wilhelm  Rischbieter:  Vereinzeita  Gedanken  eines  alten  Musikers. 
Vermischte  Nachrichten.  Bücher  und  Musikalien,  besprochen  von  Anna  Morsch,  Hans  F.  Schaub,  Dagobert  Löwenthai, 
Eugen  Segnitz  und  Arno  Kleffel.    Empfehlenswerte  BQcher  für  den  Weihnachtstisch.    Vereine.    Anzeigen. 


G^ep  Kla^lep-bebpep 


beginnt  am  1.  Januar  seinen  29.  Jahrgang  nnd  wird,  getrea  seinem  Programm,  auch  im  neuen  Jahre 
an  den  bisher  befolgten  Tendenzen  festhalten  und  unentwegt  an  der  Förderung  und  Hebung  des  Musik- 
lehrerstandes weiterarbeiten.  —  Neben  seinen  eigenen  Bestrebungen  steht  ihm  als  Vereinsorgan 


und  der 


des  ointi$ikpid4gogi$cben  Uerbandes'' 
olDMiik-Sektion"  de$ H. D/C-U«  de$  Uerbandes  der  deiitscben  mfnitklebreriiiNeii, 

deren  Tendenzen  sich  obigen  Aufgaben  anschliessen,  nämlich  die 

Bildmigsxiele  des  IDasiklebrerstanaes 

beständig  zu  erweitem,  ein  weites  Arbeitsfeld  offen;  er  wird  unablässig  an  den  Arbeiten  teilnehmen, 
welche  die  Lehrenden  zu  der  Macht  der  Erkenntnis  führen,  dass  das  Wissen  sie  über  die  Schranken 
ihres  beengten  Kreises  hinausträgt,  sie  die  Kunst  und  ihre  Lehre  in  ihrem  ganzen  Umfange  erfassen 
lässt,  ihr  Streben  auf  das  Wahrhafte  in  der  Kunst  richtet  und  sie  fest  und  auch  gewillt  macht,  das 
Erkannte  treu  zu  vertreten. 

Ueber  die  auf  dem  Ostern  1906  hier  stattfindenden 

III.  mNSikpadagogiscben  H^sgress 

zar  Verhandlung  kommenden  hochwichtigen  Fragen  aus  den  Gebieten  der  Musikwissenschaften,  des 
Kunstgesanges  und  des  Schulgesanges  wird  der  „Klavier-Lehrer"  eingehende  Berichte  bringen,  ebenso  den 

Keformen  auf  dem  Sebiete  des  ScbNigesanges 

auch  im  kommenden  Jahre  sein  besonderes  Augenmerk  zuwenden.  Der  „Klavier-Lehrer*  hat  die 
bisherigen  Arbeiten  durch  fortlaufende  Artikel,  speziell  aber  durch  die  Herausgabe  der  als  Beilage 
dienenden  Hefte 


—     374     — 

oinu$ikpäaagefii$cl)e  Refornen'' 

CebrylXae  —  Cebrxiele 

von  denen  bereits  26  Hefte  erschienen  sind,  kräftig  unterstützt  und  wird  in  diesen  Bemühungen  stetig 
fortfahren.  Der  Veröffentlichung  harren  noch  Lehrpläne  über  Musikpädagogik,  Musikgeschichte,  Pormen- 
lehre,  Methodik  u.  a. 

Die  Biographien  berühmter  Musiker,  die  Gredenktage  verstorbener  Künstler,  die  aktuellen  Fragen 
und  Portschritte  der  Gegenwart,  die  wissenschaftlichen,  musikgeschichilichen  und  ästhetischen  Ab- 
handlungen erfahren  dadurch  keine  Einschränkung,  sie  erfolgen  wie  gewohnt  an  erster  Stelle  als  Leitartikel. 

Die  Redaktion. 


!ti)  beJpzigeF  JSt^a^t)  Theater. 


Von 
Dr.  nax  Arend. 


Das  Leipziger  „Neue  Theater",  dessen 
Opemdirektor  seit  dem  1.  April  dieses  Jahres 
Arthur  Nikisch  ist,  kündigt  für  die  kommende 
Spielzeit  einen  Gluck-Cyklus  an.  Diese 
beinahe  unerhörte  Ankündigung  wird  weithin 
berechtigtes  Aufsehen  erregen,  und  die  Durch- 
tührung  des  Cyklus  wird  eine  weithin  schallende 
Ruhmestat  Nikisch's,  mit  Mahler  zu  reden, 
eine  „Kulturtat*  ersten  Ranges  sein.  Denn 
nicht  nur  werden  wir  endlich  wieder  den 
hoheits-  und  machtvollen  Tönen  des  Gluck- 
schen  Genius,  die  vergessen  zu  haben  für 
unsere  Generation  eine  unvergessliche  Schmach 
bedeutet,  die  vor  kurzem  Paris  wieder  in  eine 
tiefgreifende  Aufregung  versetzten,  an  der 
Stelle  lauschen  können,  wo  allein  sie  ihre 
volle  und  richtige  Wirkung  tun  können:  beim 
leiblichen  Schauen  der  Tragödie,  sondern  die 
Art  der  Veranstaltung  lässt  auch  eine  stilreine 
und  liebevolle  Einstudierung  und  Wiedergabe 
erhoffen.  Gerade  darauf  aber  kommt  es  bei 
Gluck  ganz  besonders  und  in  einem  gewissen 
Sinne  noch  viel  mehr  als  zum  Beispiel  bei 
Wagner  an. 

Es  ist  eine  nicht  zu  bezweifelnde  und  be- 
merkenswerte Tatsache,  dass  Wagner,  ab- 
gesehen von  den  Mysterien  seines  letzten 
Stiles,  stets  die  Massen  hinter  sich  gehabt 
hat,  und  dass  man  bei  der  Auffiihrung  eines 
Wagnerischen  Werkes  häufig  genug  be- 
obachten kann,  dass  die  obern  Theater-Ränge 
von  einem  Sonntagspublikum  —  freilich  natür- 
lich nicht  nur  von  ihm  —  gestürmt  werden. 


Daraus  folgt  für  den  Einsichtigen  zweierlei: 
einmal,  dass  die  durchschlagenden  Kassen- 
erfolge, von  denen  man  doch  sagen  muss, 
dass  sie  letzten  Endes  Wagner  seine  domi- 
nierende Stellung  auf  der  Opernbühne  ver- 
schafft haben,  zu  einem  grossen  Teile  von 
jenem  Sonntagspublikum  abhängen,  zweitens 
aber,  dass  nicht  der  wahre,  für  dieses  Publi- 
kum nur  durchschimmernde  Gehalt  der  Wagner- 
schen  Kunst,  sondern  das,  was  jenes  Publi- 
kum dafür  hielt  und  hält,  ihr  den  ver- 
hältnismässig schnellen  und  vollkommenen 
Sieg  errungen  haben.  Nämlich:  der  üppige 
Reichtum,  den  das  Füllhorn  der  Wagnerischen 
Muse  verschwenderisch  über  den  Theater- 
besucher ausschüttet,  nicht  um  ihm  zu  ge- 
fallen —  wie  Meyerbeer  — ,  aber  doch  ihm 
gefallen.  Der  Gedanke,  dass  dieser  Reich- 
tum als  solcher  und  an  sich  noch  nicht  Kunst, 
sondern  erst  die  Voraussetzung  der  Kunst 
darstellt,  ist  nur  Wenigen  zugänglich.  Darum 
kann  Wagner,  in  einem  gewissen  rohen  Sinne, 
auch  eine  minderwertige  Aufführung  „ver- 
tragen". Eben  darum  auch  bestimmte  der 
Meister,  von  Ekel  gegen  diese  Theaterwirt- 
schaft erfüllt,  dass  wenigstens  sein  „Parsifal" 
nicht,  sprechen  wir  das  harte  Wort  aus, 
prostituiert  werde. 

Anders  Gluck.  Seine  hehre  Erhabenheit 
und  eifrige  Strenge  des  Ausdrucks  macht  ihn 
unnahbar  für  eine  aus  blosser  Vergnügungs- 
sucht zufällig  zusammengelaufene  Menge,  wie 
sie  doch  ein  Theaterpublikum  fast  notwendig 


—     375     — 


zum  Teil  wenigstens  ist.  Gluck's  Werke 
tragen  an  der  Stirn  ein  weithin  sichtbares: 
Odi  profanum  volgus  et  arces.  Die 
Quittung  des  profanum  volgus  besteht  in 
einem  leeren  Hause  bei  einer  GiuckaufFührung 
innerhalb  des  gewöhnlichen  Spielplanes  — 
naturgemäss,  denn  die  unvorbereitete  Menge 
hat  nicht  nur,  wie  bei  Wagner,  nicht  die 
Wirkung  des  wahren  Kunstgehaltes,  sondern, 
abweichend  von  Wagner,  überhaupt  nichts. 
So  hat  sich  Gluck  die  Stellung,  die  Wagner's 
Wille  seinem  „Parsifal*  in  Bayreuth  schuf, 
durch  die  seinen  erhabenen  Werken  inne- 
wohnende Natur  selbst  für  diese  errungen: 
sie  stehen  ausserhalb  des  gewöhnlichen 
Spielplanes,  weil  über  ihm.  Sie  können 
nur  bei  vorzüglicher  Darstellung,  unter  be- 
sonders günstigen  Umständen  und  auf  ein 
kunstverständiges,  wohl  vorbereitetes  und 
kunstbegeistertes  Publikum  ihre  volle  gewaltige 
und  erhabene,  an  Bayreuth  und  an  die  antike 
Tragödie  gemahnende  Wirkung  tun,  in  alledem 
vergleichbar  Wagner's  Parsifal.  Ihre  gute 
Aufführung  ist  ein  Fest  —  dem  leider  das 
Festspielhaus  fehlt.  Ein  Fest,  das  triumphierend 
den  Sieg  des  Genius  über  das  Gewöhnliche 
verkündet,  wie  das  rote  Haus  auf  dem  Fest- 
spielhügel bei  Bayreuth.  Ein  Fest,  das  einen 
zwar  nicht  geräuschvollen,  aber  desto  ge- 
wichtigeren  Protest   bedeutet   gegen  die  An- 


massung  des  Theaterpublikums,  dessen  Ab- 
sicht nicht  über  ein  mehr  oder  weniger  leichtes 
Amüsement  hinausreicht  —  ich  wähle  ab- 
sichtlich den  französischen  Ausdruck,  denn 
er  trifft  die  Sache  besser  als  ein  deutscher  — , 
durch  seinen  Besuch  des  Theaters  oder  sein 
Fernbleiben  ein  Vorurteil  zu  fällen,  das 
irgendwie  beachtlich  wäre.  Ein  Fest  freilich 
nur  für  die  Auserlesenen,  die  es  feiern  können! 
Möge  der  Leipziger  Cyklus  zeigen,  dass  es 
dieser  Auserlesenen  genug  in  deutschen  Landen 
gibt,  und  mögen  diese  hinweisenden  Worte 
dazu  beitragen,  sie  aufmerksam  zu  machen 
und  zu  sammeln! 

Es  verlautet  noch  nichts  über  die  einzelnen 
Gluck'schen  Werke,  die  in  dem  Cyklus  er- 
scheinen sollen.  Hoffen  wir,  dass  er  dem 
bisher  ohne  Nachfolge  gebliebenen  Prager 
Cyklus  von  1901  unter  Angelo  Neumann,  der 
die  6  Tragödien:  Orpheus,  Alceste  (die  in 
deutscher  Sprache  überhaupt  zuletzt  1901, 
nämlich  je  einmal  in  Prag  und  Karlsruhe, 
aufgeführt  worden  ist),  Paris  und  Helena, 
Armida  und  die  beiden  Iphigenien,  sowie  gleich- 
sam als  Satyrspiele  den  „betrogenen  Kadi" 
und  die  nur  von  Gluck  bearbeitete,  nicht 
komponierte  »Maienkönigin"  umfasste,  in 
Bezug  auf  die  Zahl  der  Werke  nicht  nach- 
stehe! 


j^eues  über  )$eetbo^ei). 

Bespr  echangen 

von 

J.  Vianna  da  JHotta. 


Unter  obigem  Titel  gibt  Hans  Volkmann 
(Hermann  Seemann,  Berlin  n.  Leipzig)  eine 
kleine  interessante  Broschüre  heraus.  Sie  beginnt  mit 
Auszügen  ans  den  Konversationsheften  Beethoven's. 
Diese  136  Hefte  mit  etwa  11000  Seiten  sollen  von 
der  Beethovenforschnng  noch  nicht  vollständig 
ausgenutzt  worden  sein,  so  dass  man  Volkmann 
dankbar  sein  muss  für  diese  neuen  Proben.  Zu- 
nächst bringt  er  manches,  was  das  Bild  des  Neffen 
Karl  etwas  freundlicher  gestaltet,  dann  charakte- 
ristische, intime  Züge  aus  Beethoven*s  Lebensweise. 
Volkmann  hat  mit  sichtlicher  Liebe  die  Hefte 
studiert  und  erwähnt  selbst  scheinbare  Kleinig- 
keiten, wie  Beethoven's  Stiefel  wichse  verbrauch  oder 
seine  Liebe  zur  Tabakspfeife.  Aber  sind  das  bei 
einem  so  rätselhaften  Menschen  wie  Beethoven 
„Kleinigkeiten"  ?  Es  sind  zwar  genug  Geschichten 
bekannt  von  Beethoven's  „Zerstreutheit",  seiner  be- 


ständigen Weltentrücktheit.  Aber  was  Volkmann 
erzählt,  geht  doch  tiefer  und  lässt  uus  Einblicke 
in  das  Wesen  dieses  einzigartigen  Menschen  tun, 
der  so  ganz  aus  einer  anderen  Welt  zu  stammen 
schien,  jedenfalls  darin  lebte.  In  ihm  hat  die 
Musik  körperliche  Gestalt  angenommen,  dieser 
wunderbare  Mensch  war  ganz  Musik,  er  konnte  sich 
nicht  anders  aussprechen,  als  in  Tönen.  Da  ist  es 
von  höherem  Literesse  als  bei  „normalen"  Künstlern, 
dass  diese  Konversationshefte  uns  Szenen  der 
grössten  Litimität  belauschen  lassen.  Rührend 
sind  Notizen,  die  blch  der  grosse  Mann  zur  Er- 
weiterung seiner  Kenntnissemachte,  der  nie  Lernens- 
müde. Ein  Gespräch  mit  dem  Erfinder  einer  Ver- 
besserung am  Fagott  bietet  interessante  Bilder 
aus  dem  damaligen  Masikieben.  Ferner  teilt  Volk- 
mann ausführlich  den  bisher  unbekannten  Entwurf 
einer  OperndichtuDg  mit,  die  Sporschil  für  Beet- 


—     376    — 


hoven  schrieb,  bei  der  die  Musik  der  «Hainen  von 
Athen"  verwendet  werden  sollte,  und  einen  wert- 
vollen Nekrolog  SporschiFs  für  Beethoven.  Das 
kleine  Bach  bietet  wichtige  Beiträge  zur  Biographie 
Beethoven*8. 

Eine  Biographie  Beethoven 's,  die  alles  vor- 
handene Material  neu  verarbeitete,  zugleich  aber 
dem  Künstler  Beethoven  ästhetisch  gerecht  würde, 
steht  noch  zu  erwarten  nud  ist  ein  Bedürfnis. 
Deiters  versucht  Thayer's  älteres,  unvollendetes 
Werk  auf  die  Höbe  der  heutigen  Forschung  zu 
heben.  Aber  Thayer's  Behandlung  der  gewaltigen 
Aufgabe  ist  von  vornherein  so  verfehlt,  dass  man 
keine  Umarbeitung,  sondern  eine  ganz  neue  Arbeit 
braucht.  Thayer  hat  viel  Tatsachenmaterial  ge- 
sammelt, aber  der  kühle,  nüchterne  Mann  bringt 
für  Beethoven's  Persönlichkeit  gar  kein  Verständnis 
mit,  weder  künstlerisch  noch  menschlich.  Um  so 
freudiger  müssen  wir  es  begrüssen,  dass  ein  Schrift- 
steller, der  dieser  grossen  Aufgabe  gewachsen  zu 
sein  scheint,  der  in  beiner  Musikgeschichte  ein  Bei- 
spiel seiner  umfassenden  Bildung  wie  seines  leben- 
digen Verhältnisses  zur  Musik  gegeben  hat  und 
die  nötige  Wärme  für  den  Meister  mitbringt, 
uns  eine  neue  Biographie  Beethoven's  verspricht: 
Karl  Storck.  £r  hat  eine  höchst  fesselnde  Aus- 
wahl der  Briefe  Beethoven* s  herausgegeben  in 
der  unter  dem  bombastischen  Titel:  Bücher  der 
Weisheit  und  Schönheit  im  Verlag  von  Grei- 
ner &  Pfeifer  (Stuttgart;  erscheinenden  Sammlung, 
die  nns  den  Menschen  Beethoven  in  seinen  Aeusse- 
rungen  nahe  bringt.  Die  vortreffliche  Arbeit  ver- 
dient wärmste  Beachtung.  Beethoven's  Briefe  waren 
bisher  in  zerstreuten  Sammlungen  oder  vereinzelt 

(Schluss 


erschienen.  Kalischer  hat  sich  besonders  grosse 
Verdienste  um  die  Publikation  einer  prrossen  An- 
zahl erworben.  Zu  einem  vollständigen  Abdruck 
eignen  sie  ekh.  aber  nicht,  da  viele  nur  biographi- 
sche^  Interesse  haben.  Storck  hat  die  beste  Aus- 
wahl getroffen.  Nicht  chronologisch,  sondern  nach 
dem  Inhalt  ordnet  er  sie,  sodass  wir  einen  klaren 
U eberblick  über  Beethoven^s  Beziehungen  zn  „Ju- 
gendfreunden'S  zu  „Ghönnem^,  zu  „Frauen"  u  s.  w. 
gewinnen,  sein  Wesen  nach  allen  Seiten  kennen 
lernen,  die  rauhe  Schale  (Volkmann  sagt  unzu- 
treffend: «schlichte  Hülle^),  den  köstlichen  Kern, 
seine  rührende  Unbeholfenheit  in  praktischen  Din- 
gen, sein  Liebesbedürf  nis,  seinen  das  Groteske  nicht 
scheuenden  Humor  und  seine  ergreifende  Unfähig- 
keit, Empfindungen  und  Gedanken  in  klare  Worte 
zu  kleiden.  Sehr  schön  hebt  Storck  hervor,  wie 
Beethoven  sein  Leben  und  Erleben  für  das  künst- 
lerische Schaffen  erhöhte,  es  in's  Typisch-Dauernde 
hebend.  Kurze,  aber  eingehende  Einleitungen  zu 
jedem  Abschnitt  bringen  alles  zum  Verständnis  der 
Ereignisse  nötige.  Im  Vorwort  charakterisiere 
Storck  vorzüglich  die  Art  dieser  Briefe,  weicht 
aber  —  leider!  —  der  Versuchung  einer  Charakter- 
schilderung Beethoven's  aus. 

Durch  dieses  bedeutende  Werk  ist  ein  anderes, 
das  gleichen  Zwecken  dient,  vollständig  überholt, 
das  kleine,  bei  Schuster  <&  Löffler  erschienene 
Beethovenbrevier.  Wenn  es  auch  einzelne 
Aeusserungen  aus  den  Tagebüchern  enthält,  die 
nicht  in  den  «Briefen"  stehen,  so  ist  doch  die  ganze 
Anlage  als  kurze  Aphorismen  unzureichend  für  ein 
klares  Bild  der  komplizierten  Erscheinung  Beet- 
hoven's. 
folgt.) 


=  Kritische  Bückscliau  = 

über  Konsert  und  Oper. 

Von 

Dr.  Karl  filtorck. 

(Schluss.) 


Es.  ist  nicht  nur  vom  musikgeschichtlichen 
Standpunkte  aus  herzlich  zu  begrüssen,  dass  uns 
die  erste  Fassung  dieses  Meisterwerkes  bekannt  ge- 
geben wurde.  Auch  für  die  Erkenntnis  Beethoven's, 
dieses  stets  in  der  Entwicklung  begriffenen  Künst- 
lers, ist  es  sehr  wichtig.  So  gebührt  also  Dr.  Erich 
Prieger,  der  mit  zäher  Forschergeduld  und  glück- 
lichem Spürsinn  in  25  jähriger  Arbeit  aus  allerlei 
Abschriften  und  Autographen  die  ursprüngliche 
Partitur  wiederherstellte  (bis  auf  zwei  Stücke) 
aller  Musikfreunde  aufrichtiger  Dank. 

Ob  es  dagegen  angebracht  war,  das  Werk  in 
dieser  ursprünglichen  Gestalt  vor  der  Oeffentlich- 
keit  aufzuführen,  ist  eine  ganz  andere  Frage.  Ich 
kann  sie  mit  dem  besten  Willen  nicht  bejahen  oder 


doch  günstigenfalls  als  Gelegenheit«darbietung  zur 
100.  Wiederkehr  der  Erstaufführung  gelten  lassen. 

Aber  lohnt  sich  für  einen  derartigen  Zweck 
diese  riesige  Arbeit?  Nein,  wo  unsere  Opern- 
bühne so  viele  Verpflichtungen  gegenüber  anderen 
Werken  der  dramatischen  Literatur  einzulösen  hat. 
Man  ftlhrt  doch  auch  Goethe's  „Iphigenie*  nicht  iu 
der  Prosaform  auf;  einfach,  weil  die  Gestaltung  in 
Versen  die  wertvollere  und  vom  Dichter  endgültig 
gewollte  ist.  Auch  für  diese  Vorstufen  zu  Beet- 
hoven's „Fidelio"  reichte  der  Druck  des  Klavier- 
auszuges und  allenfalls  gelegentliche  Konzertauf- 
führungen völlig  aus. 

Trotz  dieser  grundsätzlichen  Gegnerschaft  will 
ich  nicht  verkennen,  welch'  reiche  Arbeit  auf    die 


377 


Aufführang  verwendet  worden  ist.  Die  Herren 
Hoffmann,  Euüpferf  Kraus  und  Jörn,  die 
Damen  Herzog  nndPlaichinger  setzten  ihre  ge- 
samten Kräfte  ein.  Herrlich  war  das  Orchester. 
Die  Bühneneinrichtang  leidet  immer  daran,  dass 
stets  der  volle  Bahmen  des  riesigen  Bühnenraomes 
benutzt  wird.  So  wird  Rocco's  Wohnstube  ein 
Saal  und  das  Gefängnis  ein  gewaltiges  G^ewölbe, 
aber  nicht  ein  düsteres  Loch.  Wenn  man  wenig- 
stens den  Eingang  zum  Kerker  nicht  als  so  grossen 
Bogen  gestaltet  hätte. 

DasTheater  des  Westens  weckte  mit  einem 
Gastspiel  von  Gemma  Bellincioni  die  meiste 
Teilnahme.  Es  umfasste  „Traviata^,  ,,Feodora^ 
und  die  Bosetta  in  ,,A.  Santa  Lacia"*  von  Ta&ca. 
—  Mit  Pierantonio  Tasca's  zweiaktigem  Melodrama 
^A  Santa  Lucia"  feierte  Frau  Gemma  Bellincioni 
vor  etwa  zehn  Jahren  zum  erstenmal  in  Berlin 
Triumphe.  Damals  stand  der  italienische  Natura- 
lismus auf  dem  Opernmarkt  in  höchstem  Preise 
und  man  war  zum  wenigsten  ein  rückständiger 
Mensch,  wenn  man  sich  Bedenken  gegen  diese 
ganze  Gattung  erlaubte.  Heute  bedarf  es  eines  so 
gewaltigen  darstellerischen  Talentes  wie  der  Bellin- 
cioni, um  dieses  Werk  erträglich  zu  machen.  Von 
dramatischer  Entwicklung  ist  in  dem  Melodram 
keine  Spur.  Schon  Cognetti  hatte  nur  neapolitani- 
sche Yolksszenen  geschrieben.  Aus  diesen  griff 
der  Textbearbeiter  wieder  ziemlich  willkürlich 
einige  Stücke  heraus.  Noch  unorganischer  als  der 
Text  ist  die  Musik.  Das  ist  ein  Mosaik,  das  nicht 
zum  Bilde  wird,  willkürlich  zusammengesetzt  aus 
dem  kleinen  Gestein  von  Volksmelodien  —  die 
Schifferrufe  zu  Beginn  des  zweiten  Aktes  sind  von 
eigenartiger  herber  Schönheit  und  können  einem 
alten  Südlandfahrer  wohl  Heimweh  wecken  — , 
von  sehr  zahlreichen  Entlehnungen  aus  den  gang- 
barsten Opern  werken  der  letzten  Jahrzehnte,  endlich 
aus  den  dürftigen  eigenen  Zutaten  des  Bürger- 
meisterleins von  Noto  bei  Syrakus,  Herrn  Tasca. 
Irgendwelche  künstlerische  Verarbeitung  wird  gar- 
nicht  vorsucht.  Die  naive  Brutalität,  mit  der  die 
alte  italienische  Oper  einzig  mit  der  schönen  Sinn- 
lichkeit der  Melodie  gerechnet  hatte,  zeigt  sich  hier 
in  wahllosem  Drauflosschlagen  mit  dramatisch 
wuchtigen  Accenten.  Der  ganze  Naturalismus  ist 
dabei  denkbar  äusserliche  Aufmachung;  ja  das 
ästhetische  System  hält  nicht  einmal  für  dieses 
Aeusserliche  vor.  Und  so  wird  ein  aufgeregter 
Volkschor,  der  das  tollste  Wirrwar  von  Stimmen- 
führung erheischt,  um  einigermassen  die  Wirklich- 
keit vortäuschen  zu  können,  im  schönsten  homo- 
phonen Satz  vorgeführt. 

Aber  das  ist  ja  alles  gleichgiltig.  Die  Oper 
„  A  Santa  Lucia^^  wird  niemand  mehr  zum  Leben  zu 
erwecken  versuchen,  ausser  wenn  eben  Gemma 
Bellincioni  zugegen  ist,  um  die  Bosetta  zu  spielen. 
Diese  Leistung  gehört  zum  Genialsten,  was  ich  bis 
jetzt  auf  der  Opernbühne  an  dramatischen  Leistun- 
gen gesehen  habe.    Man  überschätzt  ja  gerade  sehr 


leicht  das  darstellerische  Vermögen  der  Opernsänger 
bei  solchen  naturalistischen  Opern.  Man  konnte 
sich  auch  diesmal  wieder  davon  überzeugen,  dass 
unsere  deutschen  Darsteller,  die  z.B.  bei  der  fran- 
zösischen Spieloper  so  unerträglich  steif  dazustehen 
pflegen,  die  unseren  eigenen  grossen  Opernwerken 
gegenüber  fast  niemals  das  rechte  Mass  künstlet i- 
scher Bewegung  flnden,  ausserordentlich  frei  spielten. 
Es  ist  eben  viel  leichler  in  wilden,  aufgeregten 
Bewegungen  herumzutoben,  als  in  einer  fein  humo- 
ristischen oder  tief  ernsten  Bolle  einen  gehobenen 
Bewegungsstil  zu  finden.  Aber  gerade  weil  sie 
fast  alle  so  tüchtig  „italienerten*',  konnte  man  die 
grosszügige  Kunst  der  Bellincioni  um  60  heller 
leuchten  sehen.  Wie  wird  bei  ihr  die  Bewegung 
gehoben  durch  die  Momente  einer  wunderbar 
sprechenden  Buhe.  Dann  erst  das  Spiel  dieser 
Augen.  Wenn  sie  sich  den  untreu  gewordenen 
Geliebten  zurückerobert,  wenn  sie  in  stet«  flackern- 
dem Zorn  nach  dem  Messer  greift,  um  die  Neben- 
buhlerin niederzustechen,  wenn  sie  diese,  im  Vor- 
gefühl des  sicheren  Triumphes,  verhöhnt,  wenn  sie 
endlich  verzweifelt  umsonst  nach  einem  Ausweg 
sucht  bei  der  wüsten  Beschuldigung  des  Geliebten, 
dass  sie  seines  Vaters  G^eliebte  inzwischen  geworden 
sei,  so  stehen  wir  den  Ausbrüchen  von  Natur- 
gewalten gegenüber.  Man  merkte  deshalb  gar 
nicht  mehr,  dass  die  stinmüichen  Mittel  der 
Künstlerin  in  dieser  Oper  noch  mehr  ihre  Ab- 
nutzung verrieten,  als  jüngst  in  der  „Traviata". 
Das  kann  ja  freilich  auch  an  diesen  bösen  November- 
tagen gelegen  haben.  Aber  es  stört  eben  nicht, 
weil  alles  Wahrheit  ist,  weil  ferner  der  Künstlerin 
das  ganze  Begister  des  Ausdrucks  im  Gesang  zur 
Verfügung  steht.  Ich  bin  im  allgemeinen  gegen 
solche  Gastspiele.  Erst  recht,  wenn  sie  Gemischt- 
sprachigkeit bedingen  und  ein  schnelles  Einstudieren 
von  Opemwerken  herbeiführen,  bei  denen  der  Gast 
stets  in  den  Mittelpunkt  gestellt  wird.  Aber  dieses 
Gastspiel  einer  so  hervorragenden  Ausdrucks- 
künstlerin müsste  eigentlich  nur  nützen.  Auf  die 
Mitglieder  des  Theaters  des  Westens  schien  in 
Tasca's  Werk  ihr  Beispiel  anfeuernd  zu  wirken. 
Die  ganze  Aufführung  war  von  einer  Belebtheit, 
die  ich  hier  bis  jetzt  kaum  gefunden  habe.  Herr 
Christian  Hansen  überwand,  vor  allem  im  2. 
Akte,  als  er  so  recht  ins  Schreien  kommen  durfte, 
sogar  die  bei  ihm  reichlich  ausgebildete  Bequem- 
lichkeit des  lyrischen  Tenors  und  bot,  alles  in  allem, 
eine  sehr  achtenswerte  Leistung.  Den  neuen  Bari- 
tonisten  Hans  von  Bessert  sollte  sich  Herr 
Prasch  sofort  sichern.  Der  Mann  kann  singen  und 
besitzt  im  Spiel  jene  Sicherheit  der  Gesamt auf- 
fassung,  die  den  berufenen  Schauspieler  ankündigt. 
Becht  brav  bewältigte  ihre  undankbare  Bolle  auch 
Florence  Wickham,  die  allerdings  mehr  wie 
eine  Mexikanerin,  denn  wie  eine  Südländerin  aus- 
sah. Ueberhaupt  hatte  man  die  braune  Schminke 
nicht  gespart,  und  die  echte  Italienerin  war  zweifel- 
los   die    am    wenigsten    sonnverbrannte    auf    der 


—     378     — 


Bühne,  im  übrigen  war  die  Inszenierung  aner- 
kennenswert und  man  durfte  auch  in  der  Hinsicht 
einen  Teil  des  stürmischen  Beifalls,  der  der  Gastin 
geboten  wurde,  auf  die  CTmgebung  übertragen. 


Das  am  Busstag  in  der  Zionskirche  stattge- 
fundene, von  Organist  Arnold  Dreyer  geleitete 
Konzert  brachte  ein  sehr  interessantes  Programm, 
Orgelwerke  von  Bach,  Reger  und  Mendelssohn, 


femer  ein  Konzert  für  2  Violinen  und  Orgel  von 
Bach,  Andante  für  Violine,  Viola  und  Orgel  von 
Mozart, Gresänge von  Schubert,  Arnold  Dreyer, 
Bernhard  Irrgang  und  Albert  Becker  und 
zwei  achtstinmiige  Chöre  von  Th.  Krause  und 
Mendelssohn.  Mitwirkende  waren,  ausser  dem 
Leiter,  der  Zionskirchenchor,  Frau  Martha  Wolff- 
Dreyer  und  die  Herren  Reske  und  Sager.  Es 
waren  durchweg  fein  abgetönte,  von  künstlerischem 
G^ist  getragene  Leistungen,  die  geboten   wurden. 


Vereinzelte  @edai)Hei)  eines  alten  ^ustl^ers. 


Von 
WUhelm  BIsekbleter. 

(Fortsetzung.) 


Von  denjenigen,  welche  Harmonie  studieren 
besteht  der  grösste  Teil  aus  solchen,  denen  es 
^ar  nicht  darum  zu  tun  ist,  die  absolute  Gresetz- 
mässigkeit  in  der  musikalischen  Theorie  kennen 
zu  lernen;  und  zwar  ist  dies  heutzutage,  wo  jeder, 
der  als  „Vollschüler"  ein  Konservatorium  besucht, 
verpflichtet  ist,  am  Harmonieunterricht  teilzu- 
nehmen, noch  mehr  der  Fall,  als  in  früheren 
2ieiten,  wo  es  nur  sehr  vereinzelt  Hochschulen  für 
Musik  gab.  Dass  viele  Schüler  das  theoretische 
Studium  ziemlich  oberflächlich  betreiben,  ist  eigent- 
lich auch  ganz  erklärlich,  denn  der  angehende 
Musiker  ist  mit  praktischen  Studien  vollauf  be- 
schäftigt, und  kann  daher  nicht  viel  Zeit  auf  das 
theoretische  Studium  verwenden.  Auch  unter  den- 
jenigen Schülern,  welche  die  Absicht  haben,  später 
am  Kompositionsunterricht  teilzunehmen,  befinden 
sich  nur  sehr  wenige,  denen  es  darum  zu  tun  ist, 
sich  auch  die  wissenschaftlich  theoretische  Er- 
kenntnis der  Sache  anzueignen.  Li  den  meisten 
Fällen  hat  das  auch  weiter  keine  nachteiligen 
Folgen,  denn  es  kann  jemand  ein  bedeutender 
Komponist  sein,  ohne  zu  wissen,  warum  zum 
Beispiel  der  Unterdominant  Dreiklang  der  C-dur- 
Tonart  (F  a  C)  wohl  in  F  as  C,  aber  dieser  letztere 
Akkord  in  der  C-moll-Tonart  keineswegs  in  F  a  C 
umgewandelt  werden  kann.  Sollte  aber  ein  Kom- 
positionsschtiler  die  Absicht  haben,  später  Unter- 
richt in  der  musikalischen  Theorie  zu  erteilen,  so 
kann  man  mit  Fug  und  Recht  von  ihm  verlangen, 
dass  er  nicht  nur  gründliche  Kenntnisse  in  der 
praktischen,  sondern  auch  in  der  wissen- 
schaftlichen Harmonielehre  besitzt;  imisomehr, 
da  schon  seit  vielen  Jahren  ein  Werk  existiert, 
das  hinsichtlich  der  musikalischen  Theorie  als 
bahnbrechend  bezeichnet  worden  ist:  nämlich 
M.  Hauptmann's  „Natur  der  Harmonik";  denn 
wenn  ich  auch  in  meinem  Buche:  „Die  Gesetz- 
mässigkeit in  der  Harmonik"  (Regensburg,  Alfred 
Koppenrath)  nachzuweisen  versucht  habe,  dass 
Hauptmann  sich  hier  imd  da  geiiTt,  so  bleibt  das 


Hauptmann'sche  Werk  selbst  in  dem  Falle,  dass 
ich  mit  meinen  Angriffen  recht  habe,  in  seinen 
Grundvesten  unerschüttert. 

Hauptmann's  Werk  hat,  wie  schon  der  als 
Musikforscher  berühmte  Dr.  Ambro s  gesagt,  die 
Harmonielehre  von  Zufälligkeiten  befreit,  und  des- 
halb müsste  es  sich  jeder  Theorielehrer  zur  Pflicht 
machen,  dasselbe  zu  studieren,  damit  er  seinen 
Schülern  nichts  Falsches  lehrt.  Falsches  wird 
aber  gelehrt,  wenn  dem  Schüler  Akkorde  aufge- 
tischt werden,  wie  zum  Beispiel  folgende:  dis  fis 
as  c  und  d  f  ais.  Hoffentlich  kommt  es  in  allen 
musikalischen  Hochschulen  bald  dahin,  dass  die 
nachfolgenden  Worte,  welche  Hauptmann  vor 
vielen  Jahren  an  Professor  Louis  Köhler  sclixieb. 
sich  nicht  mehr  bewahrheiten:  „Eigentlich  sollten 
Lehrer  einige  !Notiz  von  meinem  Buche  nehmen: 
die  aber  bekümmern  sich  am  allerwenigsten  darum. 
Wo  dürfte  denn  in  unserer  wissenschaftlichen  Zeit 
auf  irgend  einem  Gebiete  etwas  so  unbegründet 
gelehrt   werden,   wie   es  in  der  Musik  geschieht.** 

Die  meisten  Musikfreunde  halten  das  Ernste 
(und  einige  auch  wohl  das  Sentimentale)  in  der 
Musik  für  bedeutender,  tiefer  als  das  Heitere. 
Sonnige.  Die  das  tun,  haben  das  Wesen  der 
Musik  nicht  in  seiner  Totalität  aufgefasst,  sondern 
nur  einen  einseitigen  Begriff  von  der  Bedeutung 
derselben.  Der  dramatische  Dichter  kann  seine 
Grösse  allerdings  nur  in  einem  Schau-  oder  Tiauer- 
spiele  voll  und  ganz  zeigen;  denn  nur  hier  kaim 
er  die  auftretenden  Personen  grosse,  erhabene  Ge- 
danken aussprechen  lassen.  Mit  der  Musik  ver- 
hält es  sich  aber  anders;  denn  bei  dieser  Kunst, 
die,  nebenbei  bemerkt,  Schopenhauer  für  die 
mächtigste  aller  Künste  hält,  handelt  es  sich 
in  erster  Linie  um  schöne,  seelenvolle  Ge- 
danken, und  diese  können  ebensogut  heiter,  als 
ernst  sein;  denn  die  Musik  bleibt,  wie  Schopen- 
hauer sagt,  auch  dann,  wenn  sie  sogar  die  lächer- 
lichsten  Possen   der   komischen  Oper  begleitet,  in 


—     379     — 


ihrer  wesentlichen  Schönheit  und  Reinheit;  und 
ihre  Verschmelzung  mit  jenen  Vorgängen  vermag 
nicht,  sie  von  ihrer  Höhe  herabzuziehen. 

Gibt  es  etwas  Schöneres,  als  die  Musik  zu 
Mozart's  Jß'igsxo^s  Hochzeit*?  Für  mich  ist  diese 
Oper  eines  der  schönsten  Kunstwerke,  welches  wir 
besitzen.  —  Wer  da  glaubt,  dass  das  Ernste, 
Pathetische  in  der  Musik  absolut  höher  steht  als 
das  Heitere,  Anmutsvalle,  der  frage  einmal  einen 
begabten  Komponisten,  der  das  Technische  voll- 
kommen in  seiner  Gewalt  hat,  was  ihm  leichter 
£ele:  jeden  beliebigen  Augenblick  einen  kleinen, 
ernsten  Klaviersatz,  oder  eine  anmutsvolle  Melodie 
zu  komponieren,  welche  den  Hörer  in  Entzücken 
versetzt.  Sätze,  wie  zum  Beispiel  das  Allegretto 
in  der  achten  Sinfonie  von  Beethoven,  können  nur 
in  Momenten  der  höchsten  Inspiration  geschaffen 
werden;  während  viele  wertvolle  Sätze  anderen 
Charakters  von  tüchtigen  Komponisten  auch  ohne 
grosse  Inspiration  geschaffen  werden  können.  So 
zum  Beispiel  hat  Spohr  mehrere  Jahre  hindurch 
jeden  Morgen  einige  Stunden  komponiert;  ob  er 
hierbei  inmier  in  der  richtigen  Stimmung  war,  ist 
sehr  fraglich.  Spohr*s  Melodien  sind  bekanntlich 
überwiegend  elegischer  Art. 
* 

Wenn  von  jedem  unserer  grossen  Komponisten 
ein  Werk  aufgeführt  werden  sollte,  in  welchem 
die  Individualität  xmd  natürliche  Begabung  des 
betreffenden  Komponisten  am  deutlichsten  zutage 
tritt,  so  würde  die  Wahl  des  Werkes  bei  Mozart 
wolil  am  schwierigsten  und  bei  Karl  Maria 
V.  Weber  am  leichtesten  sein;  denn  bei  diesem 
letzteren  Komponisten  könnte  dieselbe  nur  auf 
.,Preciosa"  oder  auf  den  „Freischütz'*  fallen.  In 
jedem  dieser  beiden  Werke  tritt  die  Eigenart  des 
Schöpfers  derselben  zweifellos  am  deutlichsten  zu- 
tage. In  der  nach  dem  „Freischütz"  komponierten 
Oper  „Euryanthe"  ist  Weber  seiner  Natur  nicht 
treu  geblieben.  Diese  Oper  ist  nicht  sozusagen 
aus  dem  „Freischütz"  herausgewachsen  (wie  zum 
Beispiel  der  „Lohengrin"  aus  „Tannhäuser"  und 
die  „Meistersinger"  aus  „Lohengrin"),  sondern 
Weber  hat  beim  Komponieren  der  „Euryanthe" 
gewissermassen  sich  selbst  verleugnet  und  wollte 
es  erzwingen,  etwas  Grösseres  und  Besseres  zu 
schaffen,  als  den  „Freischütz";  und  das  ist  ihm 
nicht  gelungen  xmd  konnte  ihm  auch  nicht  ge- 
lingen,   denn  sein  Genie  beherrschte   kein  grosses 


Feld,  wie  dies  auch  bei  einigen  der  romantischen 
Schule  angehörenden  Dichtern  der  Fall  ist.  Der- 
artige Talente  sind  selten  sehr  entwickelungsfähig ; 
ihre*  ganze  Grösse  und  Begabung  tritt  in  der 
Regel  nur  dann  zutage,  wenn  sie  das  ihrer 
Natur  entsprechende  Grebiet  nicht  verlassen.  Das 
von  Weber  beherrschte  Gebiet  ist  der  Wald  mit 
seinen  Jägern,  Zigeunern  und  märchenhaften  Ge- 
stalten; hier  zeigt  er  sich,  in  seiner  ganzen  Grösse 
und  Innigkeit.  Sind  doch  die  Namen  „Karl  Maria 
V.  Weber"  und  „Freischütz"  für  uns  Deutsche 
gewissermassen  unzertrennlich.  Ich  für  meine 
Person  halte  „Preciosa"  für  sein  bestes,  reifstes 
Werk;  denn  wenn  es  auch  an  Beichhaltigkeit  vom 
„Freischütz"  übertroffen  wird,  so  ist  es  doch  — 
vom  künstlerischen  Standpunkte  aus  betrachtet  — 
vollendeter  als  der  „Freischütz". 
* 
Wie  bekannt,  wurde  „Euryanthe"  in  Wien, 
wo  diese  Oper  im  Jahre  1823  zum  erstenmale  auf- 
geführt wurde,  sehr  kühl  aufgenommen.  GriU- 
parzer  sprach  sich  über  dieselbe  sehr  schroff,  ja 
man  könnte  sagen  gehässig  aus:  „Die  Musik  zu 
„Euryanthe",  schrieb  Grillparzer,  „ist  schensslich, 
polizeiwidrig.  Diese  Oper  kann  nur  Blödsinnigen 
oder  Gelehrten  gefallen,  oder  Strassenräubem  und 
Meuchelmördern."  —  Wenn  man  in  Betracht  zieht, 
dass  Grillparzer  ein  grosser  Verehrer  von  Mozart, 
Beethoven  und  Franz  Schubert  war  und  noch 
mehrere  andere  Komponisten  hochschätzte,  so  kann 
man  kaum  begreifen,  wie  Grillparzer  dazu  ge- 
kommen ist,  sich  über  „Euryanthe"  so  zu  äussern; 
denn  mag  man  sich  zu  dieser  Oper  stellen  wie 
man  wiU,  so  muss  man  doch  anerkennen,  dass 
dieselbe  auch  viel  Schönes  enthält.  —  Aber  nicht 
nur  Grillparzer,  der  zwar  ein  grosser  Dichter,  aber 
in  der  Musik  doch  mehr  oder  weniger  ein  Laie 
war,  hat  diese  Weber'sche  Oper  verworfen,  sondern 
auch  ein  hocbbeg abter  Musiker:  Franz  Schubert. 
Dieser  gottbegnadete  Komponist  nannte  die  Musik 
zu  „Euryanthe"  kalt,  herzlos.  Weber  rächte  sich 
für  diese  Kritik  dadurch  an  Schubert,  dass  er  ihn 
einen  „dummen  Jungen"  nannte,  der  erst  „etwas 
lernen*  sollte.  Jedenfalls  hatte  Schubert  nur 
seiner  innersten  Ueberzeugung  Ausdruck  gegeben 
und  kann  von  Neid  hierbei  nicht  die  Itede  sein; 
denn  Schubert  zwar  zweifellos  ein  viel  begabterer 
Komponist  als  Weber. 

(Fortsetzung  folgt.) 


y. ermischte  Xachrichten. 


In  der  letzten  Nummer  dieser  Zeitschrift  machte 
Herr  Dr.Mennicke  darauf  aufmerksam,  dass  vor 
Lussy  und  Biemann  schon  Momigny  ähnliche 
Grundsätze  der  Phrasierungslehre  ausgesprochen 
habe.  Da  jene  beiden  jedoch  Momigny  nicht  kann- 
ten, denn  Biemann  entdeckte  ihn,  nachdem  er  seine 


eigene  Lehre  schon  aufgestellt  hatte,  so  konnte  ich 
mit  Hecht  sagen,  dass  Lussy  und  Hiemann  die 
Entdecker  dieser  Wissenschaft  gewesen  sind, 
denn  sie  haben  selbständig,  ohne  Vorgänger  ge- 
arbeitet. 

J.  Vianna  da  Motta. 


—     380    — 


Am  28.  nud  29.  Dezember  findet  za  Duisburg 
der  VI.  Rheinisch-WeBtf&liBche  Organisten- 
tag  statt.  Er  wird  durch  eine  ,,Gei8tliche  Musik- 
aufföhrung"  in  der  Salvatorkircbe  eingeleitet,  bei 
welcher  Werke  von  Pachelbel,  Buxtehude, 
Bach  und  Heger  zu  Gehör  kommen.  An  diese 
schliesst  sich  eine  ,Oeff entliche  Gemeinde-Versamm- 
lung^,  die  durch  den  Vorsitzenden,  Gustav  Beck- 
mann-Essen, eröffnet  wird  und  auf  welcher 
Pfarrer  J.  Schober-Hamminkeln  die  Festrede 
über  das  Thema  ,,Das  Choral  verspiel'  hält.  Am 
zweiten  Tage  findet  die  General- Versammlung  statt, 
zu  der  nur  die  Mitglieder  Zutritt  haben.    . 

Auszug  aus  den  soeben  erschienenen  „Mit- 
teilungen" No.83  von  Breitkopf  &  Härtel,  Leip- 
zig. Im  Hinblick  auf  W.  A.  Mozart's  150.  Geburts- 
tag  am  27.  Januar  1906  gewinnt  die  soeben  er- 
schienene 2.  Auflage  von  KöcheKs  weltbekanntem 
chronologisch  -  thematischen  Verzeichnisse  sämt- 
licher Ton  werke  Mozarts  und  die  4.  Auflage  Teil  I 
von  Otto  Jahn's  klassischem,  biographisch-kriti- 
schem V^erke  „W.  A.  Mozart"  besondere  Bedeu- 
tung. Die  von  Bitter  von  Köchel  geförderte  Ge- 
samtausgabe von  Mozart  8  Werken  ist  schon  vor 
einer  Reihe  von  Jahren  fertiggestellt,  sie  wird  aber 
ergänzt  durch  Supplemente,  die  bisher  verschollene 
oder  als  echt  nicht  verbürgte  Werke  enthalten. 
Gerade  jetzt  werden  „6  Divertimenti"  für  zwei 
Klarinetten  und  Pagott  wieder  ans  Tageslicht  ge- 
bracht. Die  Mozart- Ausgabe  nmfasst  8L  Bände, 
bildet  aber  nur  einen  bescheidenen  Teil  der  von 
Breitkopf  &  Härtel  seit  Jahrzehnten  veranstalteten, 
für  die  Musikforschung  und  heutige  praktische 
Musikpflege  wichtigen  Gesamtausgaben,  deren  Ent- 
wicklung in  den  Mitteilungen  ausführlich  dar- 
gelegt wird.  Wenn  mit  einer  gewissen  Vorliebe 
die  Werke  alter  Meister  berücksichtigt  werden,  so 
wird  doch  auch  den  zeitgenössischen,  lebenden 
Komponisten  ein  breites  Feld  eingeräumt.  Davon 
zeugen  u.  a.  die  Werke  des  auch  in  Deutschland 
gut  eingeführten  finnischen  Komponisten  Jean 
Sibelius,  die  zum  grössten  Teil  von  genannter 
Firma  zum  alleinigen  Verlage  erworben  wurden. 
Unter  den  angekündigten  musikgeschichtlichen 
Werken  befindet  sich  als  besonders  interessant  eine 
Sammlung  altarabischer  und  maurischer  Musik. 
Theaterfreunden  wird  eine  Statistik  willkommen 
sein,  die  auf  Grund  des  deutschen  Bühnenspiel- 
planes die  vom  September  1904  bis  August  1905 
am  meisten  aufgeführten  Opern,  Operetten,  Sing- 
spiele und  Ballette  verzeichnet.  Wagner-Freunde 
werden  gern  vernehmen,  dass  die  längst  gewünschte 
Taschen-Ausgabe  der  Partitur  von  „Tristan  und 
Isolde"  noch  in  diesem  Monate  erscheint.  Auf  die 
numerieite  Prachtausgabe  sei  dabei  besonders  hin- 
gewiesen. 

Ferruccio  Busoni's  Musik  zu  Gozzi's  Mär- 
chendrama ,Turandot"  ist  von  Breitkopf  &  Härtel 
in  Leipzig  erworben  worden.  Die  erste  Theaterauf- 
führung wird   an  einem  grossen  Theater   erfolgen, 


an  die  glänzend  aufgenommenen  Konzertauffüh- 
rungen  in  Berlin  und  Amsterdam  schliessen  sich  in 
nächster  Zeit  Altona,  Charlottenburg,  Warschau 
und  Bologna  an. 

Eine  sehr  interessante  Arbeit  über  die  russi- 
schen Volkslieder  ist  kürzlich  von  der  Akademie 
der  Wissenschaften  in  St.  Petersburg  ver- 
öffentlicht :  Eine  Auswahl  der  Lieder,  die  E  u  g  e  n  i  e 
Linew  mit  Hilfe  des  Phonographen  gesammelt 
hat.  Es  ist  ein  umfangreicher  Band,  der  ausser 
der  sorgfältigen  Notierung  der  gesammelten  Lie- 
der sehr  genaue  Angaben  enthält.  Der  Gedanke, 
die  Volkslieder  zu  sammeln,  wurde  in  der  Ver- 
fasserin durch  eine  Reihe  von  Vortragen  ange- 
regt, die  sie  in  New- York,  Boston,  Chicago  und 
anderen  amerikanischen  Städten  hielt  und  die 
sie  durch  Liedervorträge  erläuterte.  Dabei  wurde 
mehrmals  die  Frage  an  sie  gestellt:  «Singen  Sie 
echte  Volkslieder?^*  Wenn  sie  dann  bejahend  ant- 
wortete, fühlte  sie  sich  beunruhigt  und  fragte  sich, 
ob  sie  wirklich  das  Becht  zu  solcher  Antwort  hätte. 
Was  sie  bis  dahin  gesungen,  stammte  aus  den 
besten  Publikationen,  aber  ihr  war  noch  nie  der 
GManke  gekommen,  selbst  bis  zu  den  Quellen  vor- 
zudringen. Nach  sechs  Jahren  unermüdlicher  Ar- 
beit hat  nun  Eugenie  Linew  dem  Publikum  eine 
Sammlung  von  Originalliederu  vorgelegt,  die  allen 
Wünschen,  die  man  daran  stellen  kann,  entpricht. 
—  Alle  russischen  Komponisten  schöpfen  aua  der 
Quelle  des  Volksliedes,  besonders  Glinka,  der 
Schöpfer  der  russischen  Nationaloper,  und  seine 
Nachfolger.  Spuren  des  Volksliedes  findet  man  in 
den  Kompositionen  von  Vertowsky,  Serow,  Blarem- 
berg.  Selbst  die  Musik  Tschaikowskys  ist  voller 
Anklänge  an  die  Volkslieder,  obgleich  der  Künstler 
einmal  erklärte,  dass  er  diese  Lieder  sehr  wenig 
gekannt  habe.  Harmonisch  fügen  sich  diese  russi- 
schen Volkslieder  sehr  schwer  denBegeln  der  mo- 
dernen Musik.     Viele  werden  im  Chor   gesungen. 

Am  22. Oktober  fand  in  Kassel  eine  Aufführung 
der  „Kinder-Tanz  und  Spiellieder'',  sowie  der  „Ge- 
berdenlieder* von  J.  Dalcroze  unter  des  Kompo- 
nisten eigener  Leitung  statt,  veranstaltet  von  der 
Musik gruppe  Kassel.  Der  Erfolg  war  ein  so 
durchschlagender,  dass  auf  vielseitiges  Verlangen 
8  Tage  später  eine  2.  Aufführung  stattfand.  Jedes- 
mal war  der  Saal  ausverkauft.  Ein  hübscher  Rein- 
ertrag konnte  dadurch  der  Pensionskasse  der  Kasse- 
ler Musikgruppe  überwiesen  werden. 

In  München  hat  sich  eine  „Deutsche  Ver- 
einigung für  alte  Musik*'  gebildet,  die  nach 
dem  Vorbilde  der  Pariser  Societe  de  conceii»  d'in- 
sii-aments  anciens  Werke  früherer  Epochen  der 
deutschen  Tonkunst  originalgetreu  im  Stile  ihrer 
Zeit  auf  alten  Instrumenten  zur  Aufführung  za 
bringen  beabsichtigt.  Diese  Vereinigung,  der  die 
Damen  Johanna  Bodenstein  (Sopran),  Marie 
V.  Stubenrauch  (Violine),  Emilie  Frey  (Kiel- 
flügel und  Fortepiano)  und  die  Herren  Ludwig 
Meister  (Violine,  Viola,  Viola  d'amour),  Christian 


—    381     — 


Döbereiner  (Viola  da  gamba  und  Violoocello) 
angehören,  werden  am  18.  ds.  Mts.  mit  ihrem 
ersten  Konzert  vor  die  Oeffentlichkeit  treten.  Das 
Programm  nmfasst  etwa  ein  Jahrhundert  deutscher 
Musik  (vom  letzten  Drittel  des  17.  bis  zum  gleichen 
Zeitraum  des  18.  Jahrhunderts).  Bei  seiner  Zu- 
sammenstellung waren  zwei  Gesichtspunkte  haupt- 
sächlich massgebend:  einmal  unbekanntere,  aber 
für  ihre  Zeit  charakteristische  Meister  vorzuführen, 
zweitens  aber  an  einzelnen  bekannten  Stücken  be- 
rühmter Meister  zu  zeigen,  wie  sie  im  originalen 
Kahmen  ihrer  Zeit  wirken.  Die  zur  Verwendung 
kommende  Viola  da  gamba  ist  von  dem  besten 
deutschen  Oambenbauer,  Joachim  Tielke  in 
Hamburg  (1641->1719)  gebaut,  und  der  Klelflügel 
(Clavicembalo)  entstammt  der  Firma  Fleyel,  Wolf, 
Lyon  &  Cie.  in  Paris.  Es  ist  ein  nach  altem  Mo- 
dell neugebautes  Instrument  von  grösster  tech- 
nischer Vollendung,  wie  es  schon  Frau  Lau  dowska 
und  die  genannte  Pariser  Gesellschaft  in  Deutsch- 
land bekannt  gemacht  haben. 

Im  Verein  für  innere  Medizin  führte  Professor 
J.  Zabludowski  vor  kurzem  ein  neues  Klavier, 
ein  „Prophylaktikum  gegen  Klavierspiel- 
erkrankung Jugendlicher  Individuen'*  vor. 
Herr  Professor  J.  Zabludowski  führte  im  wesent- 
lichen aus: 

„.  .  .  Bei  den  Jugendlichen  Klavierspielern 
konnte  ich  mich  leicht  überzeugen,  dass  das 
äusserst  häufig  auftretende  „ü  eher  spielen  der 
Hände**  einzig  und  allein  auf  das  Miss  Verhältnis 
zwischen  den  Händen  des  Spielenden  und 
seinem  Instrumente  zurückzuführen  ist. 
Ich  habe  die  Wahrnehmung  gemacht,  dass  bei 
Geigern  viel  schneller  als  bei  Klavierspielern  eine 
Anpassung  der  Hände  an  das  Instrument  sich  ein- 
stellt. Bei  den  Geigern,  wenn  sie  nur  früh  genug 
mit  dem  Spielen  anfangen,  stellt  sich  die  ihnen  so 
besonders  zu  Gute  kommende  Verlängerung  des 
Zeige-  und  des  Mittelfingers  der  linken  Hand  um 
1  bis  2  Zentimeter  ein.  Ich  schlug  daher  vor  fünf 
Jahren  vor,  ähnliche  Verhältnisse,  wie  für  das 
Geigenspiel,     für    das    Klavierspiel    zu     schaffen. 


Dem  Jugendlichen  Geiger  mit  kleinen  Händen  steht, 
wie  bekannt,  eine  kleinere  Geige  zur  Verfügung: 
Va  ^U  ^^^  vollen.  Die  Klaviere  aber,  wie  wir  sie 
jetzt  in  Gebrauch  haben,  sind  sämtlich  mit  Kla- 
viaturen von  nahezu  gleichen  Mensuren  versehen. 
Ich  gab  an,  Jugendklaviere  zu  konstruieren, 
welche  sich  durch  nichts  weiter  von  den  üblichen 
unterscheiden  sollen,  als  durch  eine  etwas  kleinere 
Klaviatur.  Es  reichte  für  den  gewünschten  Zweck 
eine  Herabsetzung  der  ganzen  Oktave  mit  den 
Zwischenräumen  von  19  Zentimeter  der  üblichen 
Klaviatur  auf  nngefähr  17  Zentimeter  aus.  Ich 
hatte  darauf  hingewiesen,  dass  man  an  einem  und 
demselben  Klaviere  nur  die  Klaviaturen  zu  wechseln 
brauche,  somit  nicht  vor  die  Notwendigkeit  gestellt 
wird,  im  Hause  zwei  Klaviere  zu  haben:  eines  für 
Erwachsene  und  eins  für  Kinder.  Meiner  An- 
regung kamen  bald  an  verschiedenen  Orten  Plano- 
foitefabrikanten  nach.  Man  musste  sich  sagen, 
dass  solche  Klaviere  sich  leicht  einführen  würden 
bei  den  Musikpädagogen,  weil  sie  gar  keine 
Aenderungen  in  der  Technik  des  Klavlerspielens 
herausfordern  Ich  habe  bei  meinem  Klavier  ver- 
mieden, was  mein  Vorgänger  auf  dem  Grebiete  der 
Klaviaturänderung,  Jankö,  getan  hat.  Er  hat 
seiner  Klaviatur  eine  von  den  üblichen  vollständig 
abweichende  Form  gegeben  und  somit  die  Er- 
lernung einer  ganz  neuen  Technik  nötig 
gemacht.  Ich  stelle  Ihnen  ein  Klavier  meines 
Systems  vor,  vom  hiesigen  Pianofortefabrikanten 
Wilhelm  Menzel  gebaut.  Es  bietet  den  grossen 
Vorzug,  wie  wir  hier  sehen,  dass  der  Wechsel  dei 
beiden  Klaviaturen  sich  mit  Leichtigkeit  vollziehen 
kann.  In  einem  Bahmen  sind  zwei  Klaviaturen, 
es  ist  im  gewissen  Sinne  ein  Universalklavier. 
Durch  die  Umdrehung  des  Klavierrahmens  tritt 
die  übliche  Klaviatur  oder  die  verkleinerte  in  die 
Spielfläche.  Vater  und  Kind  können  auf  demselben 
Instrumente  hintereinander  spielen.  Auf  diesem 
Piano  können  Kinder  viel  früher  mit  dem  Klavier- 
üben beginnen.  Bei  der  geringereu  Mensur  fällt 
die  starke  Spreizung  der  Finger  weg. 


Bücher  und  Musikallen. 


Kmrl  Storck:  „Geschichte  der  Musik''  in.  Abteil. 
Hmtk'ielie  TerUgaliMdluff,  Stvttgftn. 
Die  m.  Abteilung  der  Storck*schen  Musik- 
geschichte liegt  in  einem  stattlichen  Bande  von 
270  Seiten,  fast  der  doppelten  Zahl  der  bisher  er- 
schienenen beiden  ersten  Bände,  vor.  Sie  schliesst 
zunächst  das  6.  Buch  „Die  Zeit  der  Renaissance** 
ab,  und  zwar:  die  italienische  Oper  bis  Pa'isiello 
und  Cimarosa,dien ationalen  Sonder beetrebungen 
in  der  Oper  in  Deutschland  „Hamburgische 
Oper",  femer  England's  und  Frankreich's  Be- 
mühungen auf  diesem  Gebiet.    Anschliessend  daran 


werden  in  besonderen  Kapiteln  „Kunstgesang  und 
Gesangskunst**  und  „Die  Instrumentalmusik"  be- 
handelt. Die  II.  Abteilung  des  2^ita1ters  der  Be- 
naissance  fühlt  uns  in  die  „Kirchliche  und  geist- 
liche Musik*'  mit  den  Unterabteilungen  „Oratorium, 
geistliche  Oper  und  Passion**.  Mit  dem  7.  Buche 
tritt  der  Wendepunkt  in  der  Entwicklungsgeschichte 
der  Musik  ein,  der  Auior  fasst  sie  unter  dem  Ge- 
sichtspunkte „Umgestaltung  und  Erneuerung 
der  Musik  aus  deutschem  Geiste** zusammen; 
jetzt  tritt  die  Persönlichkeit  in  den  Vordergrund 
und  Händel,  Bach  und  Gluck  sind  die  nächsten 


—    382    — 


BepräBentanten,   die   in   diesem    Bande    nocli  zur 
Besprechung  kommen. 

Auch  dieser  Band  erfüllt  in  höchstem  Masse 
die  Erwartungen,  die  wir  gleich  bei  Erscheinen 
des  ersten  Bandes  aussprachen,  —  in  einer  unge- 
mein klaren,  licht-  und  geistvollen  Darstellung  tritt 
uns  unsere  Kunst  in  ihrer  Entwicklung  entgegen, 
überall  erblicken  wir  sie  im  Lichte  ihrer  Zeit,  ihrer 
Umgebxmg,  innerhalb  der  Welt-  und  Kunstge- 
schichte, und  in  jeder  ihrer  Phasen  weiss  der  Autor 
uns  den  leitenden  Pfad  zu  zeigen,  der  Vergangen- 
heit und  Gegenwart  verbindet,  die  Notwendigkeit 
der  verschiedenen,  aus  dem  Greiste  der  2jeit  ge- 
botenen Entwicklungsstufen  zu  schildern.  Es  sei 
besonders  auf  die  einleitenden  Betrachtungen  zu 
den  einzelnen  Kapiteln  aufmerksam  gemacht,  ich 
führe  hier  nur  an:  „Vom  Greist  des  Oratoriums'S 
„Die  evangelische  und  die  katholische  Kirchenmusik", 
die  Einleitung  zu  dem  Abschnitt  „Umgestaltung 
und  Erneuerung  der  Musik  aus  deutschem  Geiste". 
Ganz  besonders  mag  noch  auf  die  kleine,  der  Ent- 
wicklung des  „Kunstgesangs"  sich  anschliessende 
Abhandlung  „Die  Gesangskunst"  hingewiesen 
werden.  —  Wir  sehen  dem  mit  der  4  Abteilung  zu 
erwartenden  Abschluss  des  Werkes  mit  vollstem 
Interesse  entgegen."') 

Oeorg  Eggellng:  op.  90.    „18  melodische  Oktaven- 
Etüden*'. 
Arttiwr  P.  SehHid«.  Leipiig. 

Wir  besitzen  eineg^osse  Zahl  trefflicher  Oktaven- 
studien, Original-  und  Sammelwerke,  die  dem  Be- 
dürfnis anscheinend  voll  Grenüge  leisten.  Dennoch 
möchten  wir  dem  vorliegenden  Spezial  werke  durch 
ein  empfehlenswertes  Wort  gern  den  Weg  in  die 
weite  Praxis  bahnen.  Der  Verfasser  hat  es  für 
eine  bestimmte  Stufe  der  Technik  —  obere  Mittel- 
stufe —  berechnet,  ein  Stadium  im  Verlaufe  der 
Ausbildung,  in  der  sich  oft  bei  der  studierenden 
Jugend  die  Entscheidung  vorbereitet,  ob  das  fort- 
gesetzte Arbeiten  sich  höheren  Zielen  zuwendet, 
oder  im  Bahmen  des  häuslichen  Musizierens  ver- 
bleibt. Auf  dieser  Stufe  werden  die  Eggeling- 
schen  Studien  treffliche  Dienste  leisten.  Sie  ver- 
einen mit  dem  SpezialStudium,  dem  Oktavenspiel, 
melodischen  Beiz,  Wechsel  im  Bhythmus  und 
prog^ssives  Portschreiten  vom  Leichteren  zum 
Schwereren,  ohne  Ermüdung,  sie  bahnen  den  Weg 
zum  virtuosen  Spiel.  In  diesem  Sinne  seien  sie 
eingehender  Beachtung  warm  empfohlen. 

Anna  Morsch. 

Jotaaimes  Sehreyer:  „Harmonielehre". 

HoIB**  imd  Pilily  Dr«tdmi. 

Mit  inniger  Preude  lege  ich  ein  Buch  aus  der 
Hand,  welches  unstreitig  mit  zum  Allerbesten  ge- 

♦)  Während  der  Drucklegung  des  oben  Ge- 
sagten ist  die  IV.  Abteilung  erschienen,  sodass 
das  Werk  jetzt  abgeschlossen  vor  uns  liegt,  eine 
Zierde  für  den  Weihnachtstisch  jedes  Musikfreundes. 


hört,  was  uns  das  letzte  Decennium  an  Hannonie- 
lehrbüchern bescherte.  Weniger  ein  Lehrbuch,  als 
ein  Buch  voll  feiner,  neuer  und  fruchtbarer  Ge- 
danken, hat  dieses  Buch  eine  Zukunft,  Indem  es 
eine  tiefgehende  Anregung  für  alle  Theoretiker, 
die  auf  der  Höhe  der  Zeit  stehen,  sein  muss. 

Der  grösste  Pehler  aller  Harmonielehrsysteme 
ist  ohne  Zweifel  der  umstand,  dass  sie  den  Vokal- 
satz, der  allerdings  immer  der  Ausgangepunkt  ihrer 
Begeln  sein  und  bleiben  muss,  zum  alleinigen 
Fundament  ihrer  Untersuchungen  machen,  statt 
nach  Grundlegung  ihrer  elementaren  Begeln  die 
Instrumentalmusik  mit  ihren  „durchgängig  feineren 
und  geistigeren  Massen"  als  Objekt  zu  nehmen. 
Nach  den  Begeln,  die  aus  der  Praxis  der  Kirchen- 
musik hervorg^ingen,  dürfen  wir  nicht  versuchen, 
einen  Wagner  und  Strauss  zu  beurteilen. 
Methodische  Anleitung  zum  Musik-hören,  Ausbil- 
dung der  Phantasie  und  Analyse  der  Meisterwerke, 
—  das  sind  die  Ziele,  die  Schreyer  anstrebt  und 
seinen  Schülern  zur  Aufgabe  macht. 

Entgegengesetzt  den  Lehrbüchern,  die  immer 
wieder  auf  den  choralartigen  Satz,  also  den  Stil 
einer  vergangenen  2jeit  zurückkommen,  hat  sich 
der  Verfasser  den  Wahlspruch  erwählt:  „Weil  jede 
echte  Kunst  Ausdruck  ihrer  Zeit  ist,  sind  die  Ge- 
setze der  Kunst  wandelbar  wie  die  Menschenpsyche, 
die  sie  abspiegeln.  Deshalb  muss  die  Kompositions- 
lehre im  Zusammenhange  mit  der  Kunst  ihrer 
Zeit  bleiben,  ja  von  ihr  ausgehen."  Ein  trefflicher 
Spruch  und  ein  treffliches  Buch.  Den  12.  Abschnitt 
(über  Zulässigkeit  oder  ünzulässigkeit  von  Quinten- 
parallelen) muss  jeder  für  Musiktheorie  Inter- 
essierte gelesen  haben.  Möge  ^  das  Buch  finden, 
was  es  verdient. 

Han»  F-  Schaub. 


SiU:  „Suite",  Präludium,  Menuett,  Arioso, 
Intermezzo,  Introduktion,  Gavotte 
für  Violine  mit  Pianoforte-Begleitung. 
Bmt  ■«Itabarf,  L«lpilff. 
Eine  Suite  hat  nun  einmal  die  Erlaubnis,  in 
ihren  Sätzen  nicht  gleichwertig  sein  zu  dürfen, 
weil  nur  lose,  einzelne  Stücke  aneinander  g^ereiht 
sind.  Man  erwartet  da  nicht  einen  inhaltreicheren 
Zusammenhang  aller  Sätze  wie  in  einem  Kammer- 
musikstücke; es  gibt  z.  B.  eine  Suite  von  Bach, 
die  ausser  der  viel  gespielten  berühmten  Ghaconne 
fast  gamicht  bekannt  ist.  Auch  von  den  bestens 
bekannten  modernen  Suiten  von  Bies  hört  man 
meistens  nur  einzelne  sehr  beliebte  Sätze:  „Bomanze", 
„Gondoliera",  ,  Gavotte*  etc.  —  No.  1  Präludium  ist, 
nach  dem  Beispiel  der  alten  Meister,  sehr  solide 
gehalten;  No.  2  liebenswürdig  und  dankbar.  No.  3 
steht  leider  nicht  auf  derselben  Höhe.  No.  4  kann 
von  einem  Geiger,  der  ein  elegantes  Staccato  hat» 
zu  einem  hübschen  Effektstückchen  herausgearbeitet 
werden.  No.  5  erscheint  uns  als  die  schwächste 
Nummer  in  der  Suite.  Eine  elegante  und  doch 
inhaltreiche  Gavotte  zu  schreiben  ist  kein  leichtes 


—     383     — 


Sttick  Arbeit;  an  süsslicheD,  niedlich  instrumexitierten 
Wiener  Gavotten  für  Grartenkonzerte  haben  wir 
keinen  Mangel.  —  Als  tüchtiger,  bekannter  Geigen- 
pädagoge und  genauer  Kenner  seines  Instruments 
schreibt  Sitt  immer  dankbar  und  effektvoll. 

Dagobert  LöwenthaL 

Henryk  Melcer:  Klavier-Konzert  (Ko.  1  £-mo11)  für 
Plan  of orte  und  Orchester. 
Lsdwtg  DobllBffer,  WIem. 

Henryk  Melcer's  Klavier-Konzert  (No.  1,  E-moll) 
ist  eine  Arbeit,  die  von  starkem  Talente  Kunde 
gibt  und  von  einem  grossen  Zuge  belebt  ist.  Der 
Komponist  ist  allem  Anscheine  zugleich  ein  treff- 
licher Pianist;  sein  Klaviersatz  ist  vorzüglich  und 
ausserordentlich  wirkungsvoll.  Die  drei  Sätze  des 
in  Bede  stehenden  Konzertes  stehen  ihrem  musi- 
kalischen Gehalte  nach  meist  auf  gleicher  Höhe. 
Der  erste  Satz  (V4  E-moll  Maestoso)  hebt  kraftvoll 
und  energisch  an,  das  Pianoforte  setzt  ohne  weiteres 
mit  dem  nicht  unbedeutenden  Thema  ein,  aber 
allmählich  beginnt  die  Paraphrase  das  üeberge- 
wicht  zu  beanspruchen,  Arabeskenwerk  über- 
wuchert beinahe  alles  und  der  Solist  gibt  sich 
einer  Spielfreudigkeit  hin,  welche  alle  Rücksicht 
auf  tatsächlich  interessante  Thematisierung  und 
Durchführung  ausser  Acht  lässt.  Der  zweite  Satz 
(C,  B-dur,  Andante)  darf  wohl  nur  als  Einleitung 
zum  Einale  gelten,  denn  er  ist  in  melodischer  Be- 
ziehung ziemlich  unselbständig,  ja  belanglos.  In 
beiden  Sätzen  findet  sich  mancher  Zug,  der  im 
guten  Sinne  an  Anton  Bubinstein  erinnert,  freilich 
begegnet  man  darin  auch  dieses  Meisters  Schreib- 
seligkeit und  seinem  Vergnügen  an  mehr  äusser- 
licher,  voUgesättigter  Klangwirkung.  Wären  alle 
drei  Sätze  des  Melcer'schen  Konzertes  in  Bezug 
auf  Erfindungs-  und  Darstellungskraft  so  trefflich 
geraten  wie  das  Finale  (74t  E-dur,  Vivace  ma  non 
troppo,  e  poi  molto  accellerando),  so  würden  wir 
um  ein  ausgezeichnetes  Klavierkonzert  reicher  sein. 
Melcer  ist  hiermit  ein  trefflicher  Wurf  gelungen. 
Das  Haupt  thema  ist  sehr  originell  und  von  heiter- 
liebenswürdigem  Charakter,  ein  Seitenthema  von 
wirkungsreicher  Gegensätzlichkeit  und  die  Wechsel- 
wirkung zwischen  Soloinstrument  und  Orchester 
aufs  Peinste  und  Künstlerischste  verteilt  und  ab- 
gewogen. Hierzu  kommt  noch  der  virtuose  Schliff 
und  der  wirklich  vornehme  Effekt,  den  Melcer's 
sachkundige  Behandlung  jederzeit   hervorzurufen 


imstande  ist.  Befriedigt  das  Klavierkonzert  haupt- 
sächlich auch  nur  im  letzten  Satze  vollkommen, 
so  ist  es  doch  auf  jeden  Fall  darnach  angetan, 
den  Spieler  auf  das  weitere  Kunstschaffen  des 
jedenfalls  noch  in  jugendlicherem  Alter  stehenden 
Komponisten  aufmerksam  zu  machen. 

Hngo  Kann:   op.   56.    Drei  Stücke  für  das  Piano- 
forte   (Humoreske,    Präludium    und 
Nocturne). 
ۥ  F.  Kfthmfy  Naehfolyery  Leipsiy. 
Hugo  Kaun's  Op.  56  ist  eine  wertvolle  Gabe 
für   alle    technisch    gut   vorgebildeten    Pianisten. 
Neben   eigenartig  melodischen  Beizen  bieten  die 
drei  Stücke,  besonders  die  Humoreske,  rhythmische 
Feinheiten,   die  das  Interesse  des  Spielers  beleben 
und    das   Darstellungsvermögen   unzweifelhaft  be- 
reichern werden.   Aus  Kann's  Klaviermusik  spricht 
überhaupt   viel  innerliches  Leben  und  eine  echte 
künstlerische  Betätigung,  die  sich  weit  ab  hält  von 
aller  Aeusserlichkeit  und  Effekthascherei,  die  nur 
mitteilt,   was   wirklich   gesagt   werden  muss  und 
der  Aussprache  tatsächlich  wert  ist.    Es  sei  darum 
nachdrücklich   auf  diese  ganz  trefflichen  Klavier- 
sachen hingewiesen. 

Eugm  Segnitz* 

Felix  Tom  Bath:  Im  Mai.  Lied  für  eine  Sing- 
stimme mit  Klavierbegleitung.  Aus- 
gabe für  eine  tiefe  Stimme. 
J.  Sckaberth  k  C0.9  Lelpiig. 
Felix  vom  Bath,  ans  den  Bheinlanden  gebürtig, 
ist  vor  einigen  Monaten  in  der  Blüte  der  Jahre 
dahingerafft  worden.  In  der  MtLnchener  Schule 
gebildet,  hat  er  sich  durch  feinsinnige  Lieder  und 
Klavierstücke,  besonders  in  neuerer  Zeit  durch  ein 
an  bedeutenden  Zügen  reiches  Klavierkonzert  in 
weiteren  Kreisen  einen  Namen  gemacht.  Heute 
li^t  uns  nur  dies  eine,  von  der  Verlagshandlung 
für  eine  tiefe  Stimme  herausgegebene  Lied  als 
Neuheit  vor.  Hätte  F.  vom  Bath  auch  weiter  nichts 
geschrieben  als  dies  eine  Lied  ,Jm  Mai'S  so  würde 
der  feurige  Schwung,  der  uns  aus  diesem  Lied 
entgegenweht  und  die  kühne,  fesselnde  Harmonik, 
die  demselben  zu  Grunde  liegt,  allein  schon  genügen, 
in  dem  frühen  Hingang  des  Komponisten  den  Ver- 
lust eines  reichbegabten  und  entwickelungsfähigen 
Kunstjüngers  tief  zu  beklagen. 

Arno  EleffeL 


Empfeblenswerte  Bücher  für  den  Weihnachtstisch. 


Verlag  tob  Georg  MBUer,  Berlin  nnd  Lelpilg: 
B«  Lonls:  „Anton  Brückner". 

Verlag  von  Dancker,  Berlin: 
Richard   Wagner:    „Briefe    und   Tagebnch- 
blätter  an  Mathilde  Wesendonk'^ 


Max  Hesses  Verlag,  Lelpilg: 
Hngo  Blemann:  „Musik-Lexikon".    6.  Auflage. 

VerUgagesellscluift  ^HarmonieS  Berlin: 
Karl  Karla  Klob:   „Beiträge  zur  Geschichte 
der  deutschen  komischen  Oper. 


—     384 


Moth'tfohe  Yerlagsbandlongr,  Stattgart: 
Karl  Storck:  „Geschichte  der  Masik".    4  Ab- 
teilangen.      Mit    Blldschmack    von 
Franz  Stassen. 

Terlag  ron  Oreiner  &  Pfeiffer,  Stuttgart: 
Karl  Storck:  „Beethoven-Briefe  in  AnswahR 
Aus  der  Sammlung:  Bücher  der  Weis- 
heit und  Schönheit. 

Loreley-Terlacr,  Berlin: 
Heinrlcli  Hacke:  ,,Lerne  singen^^!    In  2  Pracht- 
bänden mit  764  Abbildungen  und 
über  900  Notenbeispielen. 

Terlag  toii  Leonhard  Simion  Nf«,  Berlin: 
Leopold  Schmidt:  „Die  moderne  Musik''. 

Verlag  von  Holie  &  Pahl,  Dresde?: 
Johannes  Schreyer:  „Von  Bach  bis  Wagner". 
Ein   Beitrag   zur   Psychologie 
des  Musikhörens. 

Terlag  von  J.  6.  Cotta,  Stnttgart  ond  Berlin: 
Otto  üeilzel:   „Richard  Wagner 's   Opern'^   in 
Text,  Musik  und  Szene.    3.  Auflage. 

6«  J.  Göschen'sohe  Verlagsh&ndlnng,  Leipzig: 
Ednard  Möricke:  Gesammelte  Schriften. 
Vier  Bände.    Volksausgabe. 


Terlag  Ton  Breitkopf  &  Ui&rtel,  Leipilg: 
Hugo  Riemann:  ^.Handbuch  der  Musik- 
geschichte".   I.  Bd.,  1.  u.  2.  Abt. 
Berthold  Lltunann:  ,,Klara  Schumann".   2.  Bd. 

Ehejahre  1846—1856. 
La  Mara:  „Aus  der  Glanzzeit  der  Weimarer 

Altenbarg*. 
Engen    Gnra:    „Erinnerungen     aus    meinem 

Leben". 
Marie  T.Bttlow:  „Hans  v.  Bfilow,  Briefe  und 

Schriften".     6.  Band,      . 
Feter  Cornelias:  Erste  Gesamtausgabe  seiner  lite- 
rarischen Werke.  Band  II :  ,,  Au 8 - 
gewählte  Briefe".    Herausge- 
geben   von    Carl    Maria    Cor- 
nelius.    Bd.  IV:   „Gedichte-. 
Herausgegeb.  von  Adolf  Stern. 
Hector  Berlioz:  Gesamtausgabe  seiner  literarischen 
Werke.    Band  II:  „Memoiren^'. 
Band  X:  „Grosse  Instrumen- 
tationslehre". 
W.  J«  T.  WaMelewskfl:    „Die  Violine  und  ihre 
Meistor".     4.    vermehrte 
und    verbesserte    Auflage. 
Otto  Jahn:    „W.  A.  Mozart".     4.  Auflage.     Be- 
arbeitet von  Hermann  Deiters. 


Vereine. 


Mnsikp&dagogischer  Verband« 

Der  dritte  ^Musikpädagogische  Eongress" 
findet  1906  in  der  Osterwoche  an  den  Tagen  des 
9.,  10.  und  II.  April  hier  in  Berlin  statt  und 
können  wir  unseren  Mitgliedern  die  freudige  Mit- 
teilung machen,  dass  uns  wieder  dasReichstags- 
gebäude  dazu  bewilligt  ist. 

Die  vorläuflge  Tagesordnung  ist: 
^      1.  Tag.  Vorträge  über  „Musikpädagoglsche  Fra- 
gen^*   mit    anschliessender    Diskussion. 

2.  Tag.  Zwei  Vorträge  über  das  Thema: 

„Die  Musik   in   ihrer   kulturellen 
Bedeutung.'' 

a.  In  der  Geschichte. 

b.  In  der  Gegenwart. 

3.  Tag.  Die  Reform  des  Schulgesanges. 
An  den  Nachmittagen  flnden  Sektionssitzun- 
gen der  verschiedenen  Kommissionen  statt. 

Anmeldungen  zu  Vorträgen,  aber  nur  noch  für 
den  1.  Tag,  sind  bis  zum  1.  Januar  dem  [Jnter- 
zeichneten  einzureichen.  Den  Themen  sind  Leit- 
sätze hinzuzufügen,  üeber  die  Annahme  ent- 
scheidet eine  dazu  eingesetzte  Kommission. 

I.  A. 
Xaver  Scharwenka, 

I.  Vorsitzender, 
W.  Blumenthalstr.  17. 


Mngik-Sektion  des  A.  D.  L.-V. 

Verband  der  deutschen  Mnslklehrerinnen. 

Musikgruppe  Breslau.  Am  5.  November 
fand  hier  die  Einweihung  des  Musiklehrerinnen- 
Altersheims  statt.  Nach  dem  einleitenden  Choral 
.Lobe  den  Herrn'  wurde  von  den  Gesanglehrerinnen 
der  Musikgruppe  das  Terzett:  „Hebe  deine  Augen 
auf^*  gesungen,  worauf  Herr  Ober-Konsistorialrat 
Professor  D.  von  Hase  eine  Ansprache  hielt  und 
vor  allem  hervorhob,  wie  sehr  der  frühere  Stadt- 
kämmerer Körte,  Jetziger  Oberbürgermeister  in 
Königsberg,  sich  um  die  schnelle  Errichtung  des 
Heims  verdient  gemacht.  Als  Vorsitzender  des 
Vereins  sagte  er  ferner  allen  Mitgliedern  und  Gön- 
nern des  Vereins  Dank  für  ihre  Mitarbeit.  Der 
Choral :  „N un  danket  alle  Gott"  beschloss  die  Feier, 
nachdem  die  erste  Insassin  des  Heims  ihren  Dank 
gegen  Gott  und  alle  die,  welche  das  Heim  bauen 
halfen,  ausgesprochen.  Die  Gäste  traten  darauf 
einen  Rundgang  durch  das  schöne  helle  Haus  an. 
Es  enthält  11  Wohnungen,  bestehend  ans  je  2 
Zimmern,,  mit  Kochgelegenheit  in  einem  derselben, 
sodann  einen  gemeinsamen  Aufenthaltsraum  und 
ein  mit  schönen  grossen  Eichenschränken  ver- 
sehenes Bibliothekzimmer.  Berechtigt  zur  Auf- 
nahme in  das  Stift  sind  alle  Musiklehrerinnen,  in 
Schlesien  und  Posen   geboren   oder  wirkend,  ohne 


—     385     — 


Unterschied  der  Eonfession,  sofern  sie  Mitglieder 
der  Mnsikgruppe  des  Pro vinzial-Lehrerinnen- Ver- 
eins für  Schlesien  und  Posen  sind.  Nähere  Aus- 
kunft   erteilt   die   stellvertretende  Vorsitzende   des 


Musiklehrerinnen- Altersheim 8.  Vorsitzende  der  Mu- 
sikgruppe, Fräulein  Elisabeth  Simon,  Breslau, 
Teichstrasse  6,  I. 


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Konservatorium  der  Musik 
in  Kassel, 

Wilhelmshöher  Allee  43. 

Gegr.  1895.  Direktion:  Luise  Beyer.  Gegr.  i896, 

EhrenTOniti :  Begieninn-PriUident  6nf  rom  Benutorff; 
Gnf  KSnlgMorfr,  Exoellens  GeDeralin  TOa  ColOMb, 
Oberbürgermeister  HOUer  n.  A. 

Curatorlmn:  Pfarrer  Haas,  Sohuldirektor  Prof.  Dr.  Kraai- 
BMCher»  Bankier  Plaaty  Jnsüarath  Scheffer  o.  A. 

Lehror :  Die  Damen :  Lalse  Beyer»  Dse  Berka,  Königl.  Sohan- 

Kielerin.  01esse-Pabbroat«  A*  Taadiea.  Die  Herren: 
MB  AltaBUer,  Prof.  Fraas»  Knsikdlrektor  Hall, 
waeki»  Kammervirtnos  A>  Hartdegea,  Prot  Dr.  USbel» 
KgL  Kammervirtnos  0.  Kaletsch,  Kgl.  Opemtänicer 
K.  KletaMama»  Kgl.  Kammermusiker  W.  Hoahaapt, 
K«l.  Kammermusiker  H«  Sebnarbasck  n.  A. 

Cnterrichtfftcher:  Plaaofortespiel,  TlolUe,  CeUo,  Harfe 
amd  alle  llbrigAa  Orehester-Iastrameate«  Öesang. 
Italiemlseb.  Oreh esterspiel.  Spreehflbanffea.  OehSr- 
Ibvafen.  Masikdiktat.  Harmonie*  nad  Kompositloai- 
lehre;  Analyse;  Partitarspiel :  Geseblekte  der  Masik ; 
Aestketik;  Ethik;  Philosophie;  Psyehologie;  Phy- 
siologie; Akastlk  mit  Anweadnng  aller  erforderlicken 
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Ober-,  Mittel-  nnd  Blementarklassen. 

Stataten  sind  kostenfirei  an  beaiehen  durch  die  Schriftleitnng 
des  Konservatoriums  Kassel,  Wilhelmshölier  Allee  48b 

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(«Klavier-Lehrer-  1902,  No.  19-21.) 

Verlag  ..Der  Klavier-Lehrer"*,  Berlin  W.  50. 


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Älbum  italien. 

10  Morceanx  de  Compositeurs  modernes. 

1.  Longo,  Prelndio. 

2.  Floridia«  Madrigal. 

3.  Bossi«  Valse  m^tancoliqne. 

4.  Floridia,  An  Lac  da  Klönthal,  H^verie. 

5.  Bossi,  Canzonetta. 

6.  Floridia,  Badinage,  Valse. 

7.  Fnmagalli,  Romanza. 

8.  Bossl«  Cacba-Cache. 

9.  Longo,  Minaetto. 

10.  Floridia,  Eplthalame. 
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Qebrflder  Hui  ^  Co.,  Leip^i  j. 


Wem  an  der  schnellen  £rlangung  einer 
soliden  KlaTlertechnlk 

gelegen  ist,  der  übe  die 

Tausig-  Ehrlich'scheo 
„Täglichen  Studien" 

oder  die 
entsprechenden  Vorstudien  und  Ergänzungen. 

Diese  geniale  Methode  ist  als  klassisches,  päda- 
gogisches Meisterwerk  noch  immer  unerreicht. 
Es  giebt  keine  andere  Etüden- Sammlung,  die  so 
schnell  die  Finger  kräftigt  und  eine  so  virtuose 
und  solide  Technik  verleiht;  sie  ist  de<«halb  jedem 
strebsamen  Laien  nnd  Kfinstler  unentbehrlich,  Tvird 
sie  doch  selbst  von  den  grössten  Klavierkünstlern 
täglich  zur  Erhaltung  der  Virtuosität  zur  Hand 
genommen. 

Chrisander,  Nils.    123  technische  Studien    Mk. 
als  Vorschule  zu  den  Tausig-Ebriich- 

tchen  „Täglichen  Studien'' 4.00 

Dechend,  Hans.    Auswahl  aus  den  «Täg- 
lichen Studien**  von  Tausig-Ehriich 
zum  Selbstunterricht  und  fOr  die 
Mittelstufe  mit  Ergänzungen  .  .  no.  3.00 
Tausig-Ehriich.    Tägliche  Studien.  Heft  I 

Heft  II  und  III  h, 
Dechend»  Hans.  Ergänzungen  zu  denTausig- 
Ehrlich'schen   „Täglichen  Studien'' 
Ehrlich»  H.  Wie Obt manamKlavier?  Betrach- 
tungen  und  Katschläge  nebst  ge- 
nauer Anweisung  für  den  rich- 
tigen Gebrauch  der  Tausig-Ehr- 
lich'schen  „Täglichen  Studien^  no.  1.50 
Ehrlich,  H.    Musiicstudium  und  Klavierspiel. 
Betrachtungen  über  Auffassang, 
Rhythmik,  Vortrag  u.  Gedächtnis 

no. 
Ehrlich,  H.    Der  musikalische  Anschlag. 

Zwölf  melodische  Studien  für 
Pianoforte  und  Entwicklung  des 
Anschlags  Jedes  einzelnen  Fingers 


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Krön,  Der  Weihnachtsengel 0,80 

Reincdie,  O  Sanctissima 1,20 

—  Stille  Nacht    .    .    - 1,20 

8artorio,  O  selige  Weihnachtszeit     ....  1,20 

—  Stille  Nacht 1,— 

—  0  du  fröhliche  Weihnachtszeit   .    .  1,— 

—  Süsser  die  Glocken 1,— 

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8cbcct,  Ihr  Kinderlein  kommet 1,— 

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Ul.  Fabrik:  124  Reicheoberger-Str. 


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5—7  Johannls-Str. 


Für  die  Redaktion  rerantwortlich:  Anna  Morsch,    Berlin  W.,  Ansbacherstr.  87. 

Expedition  und  Verlag  »»Der  Klarier -Lehrer^,  M.  Wolff,  Berlin  W.,   Ansbacherstraflse  S7. 

Dmck:  J.  S.  Preuss,  Berlin  S.ViT.,  Kommandanteustr.  14. 


1878 


1905 


Dr.  Max  Arend:    Gluck-Cyklus  unter  Arthur  Nikisch 
im  Leipziger  Neuen  Theater. 

J.  Vianna  da  Motta;    Neues  über  Beethoven. 

Dr.  Karl  Storck:  Kritische  Rückschau  über  Konzert 
und  Oper. 

Wilhelm  Rischbieter:     Vereinzelte  Gedanken   eines 
alten  Musikers. 


Bücher  und  Musikalien  u.  s.  w. 


15.  Dezember  1905* 


mnsik-Sektion  des  K  D.  C-U. 

Uerbana  der  deutscben  musiklebrerlnnen, 
;ri.  l$.  Stinper, 

die  sich  im  Jahre  1897  zu  Leipzig  konstituierte  und  die  Förderung  der  geistigen  und  materiellen 
Interessen  der  Mnsiklehrerinnen  erstrebt,  zählt  Jetzt  über  1000  Mitglieder  und  ist  in  folgenden  48  Städten 
durch  Ortsgruppen  Vortreten: 


Berlin,  Vonitsende  Frl.  Dr.  O.  Stteflltz,  W^  An8bMbeTBtr.2n. 

Bonn,  n  ^1*  Hnlda  Schnitze,  Hofgarten«tr.  1/2. 

Brannschwelg.  Frl.  Bertha  Bastian,  Gampestr.  88. 

Bremen,         «  FrL  Gertrud  Höpken,  Stein-SLrexiB  1 

Breslau,  »  FrL  Bllsabeth  Simon,  Teiohstr.  6. 

Brombergy     ^  FrL  Rosa  Passarge,  Binkanentr.  29. 

Cassel,  •  FrL  Luise  Soest,  Hohensollemstr.  41. 

Chemnlto       ^  Fr.  Prof.  Dr.  Prohberger,  Kassbergstr.  18. 

Danzlg,  „  FrL  M.  Dlller,  Breitegasse  19/20. 

Darmstadt,    „  Fr.  Dr.  J.  Walther,  Neokarstr.  28.  ' 

Dessau,  «  FrL  Anna  Brinner,  Agnesstr.  26. 

Dresden,        ,  FrL  Sophie  Hoffmann.  Blamenstr.  0. 

DBsseldorf,    .  FrL  Helene  Lücker,  BUlerstr.  27. 

Fr.  A.  Briegleb,  Klosterstr.  IL 
FrL  M.  Krüger,  HeiUge  Oeiststr.  40. 
FrL  Anna  Hesse.  Sohillerstr.  27. 

Prankfurt  a.  M.,  ,   FrL  Sophie  Henköl,  Homboldtatr.  10. 

Hagen  L  W.,         „    FrL  Comelle  Plues,  Kömerstr.  80. 

HaUe,  ,    Fr.  Prof.  S.  Bernstein,  MOblweg  6. 

Hamburg.  „    Fr.  B.  Orumbach,  Kottwitsttr.  20. 

Hannover»  ,   FrL  A.  Hnndoegger.  Blamenbagenstr.  1. 

Hlldeshelm,  ,   FrL  Elisabeth  Prank,  Elnomerstr.  11. 


Blblng, 


Iserlohn,  Vorsitzende 

Königsberg,  „ 
Koslln, 

Krenznachf  , 

Landau  (Pfalz),  , 
Leipzig, 
Lfibeck, 

Magdeburg,  « 

Mainz,  n 

Mannhelm,  ^ 

Nordhausen,  „ 

Osnabrück,  , 

Potsdam,  n 
Plauen, 

Rostock,  « 

Schwerin,  « 
Siegen, 

Stettin,  „ 
Stuttgart, 

Wiesbaden.  , 
Zittau, 


Frl.  Hedwig  Bemmer,  Weststr.  3. 
Fr.  L.  Dehmlow,  Steindamm  168. 
FrL  Anny  Kuhn,  Am  Holsmarkf  2. 
FrL  Henny  Plcard,  Philippstr.  6. 
FrL  Elise  Jung,  Königstr.  70. 
Fr.  Elise  SchlcmüUer,  Alexandersir.  14. 
Frl.  J.  Oustivel,  Weberstr.  16. 
Frl.  Marta  Sobllk,  Kaiserstr.  20. 
FrL  Catarlne  Haass,  Schnlstr.  iO. 
FrL  Elise  Keller,  D.  7.  18. 
Frl.  Helene  Martens,  Bahnhofstr.  11. 
FrL  Bllsabeth  Kollmeyer,  Krahnstr.  21. 
Fr.  Dr.  C.  Rahn,  Ebraerstr.  la 
Frl.  Marie  Hunger,  Marienstr.  1& 
FrL  R.  M.  Mac-Lean,  Nene  Wallstr.  9. 
FrL  M.  Pelten,  Apotbekerstr.  26. 
FrL  Agnes  Ax.  GOlnerstr.  00. 
Frl.  Ida  Ulrich,  Falkenwalderstr.  119. 
Frl.  L.  Prtedel,  Priedrichstr.  80. 
FrL  Helene  Henzeroth.  Gkiethestr.  1. 
Frl.  Joh.  Oebauer.  Neustadt  82. 


Satzungen,  Eintrittsbedingungen,  sowie  jede  nähere  Auskunft 
durch  die  1.  Vorsitzende  Frl.  Sophie  Henkel,  Frankfurt  a«  M.,  Humboldtstr.  19. 


i^usikpädagogischer  )^erband. 

I.  Vorsitzender:  Xaver  Scbarwenka«  Königl.  Professor. 
Berlin  W.,  Blumenthalstr.  17. 

Der  „Musikpädagogische  Verband"  erstrebt  eine  Besserung  auf  dem  Gebiete  des 
gesamten  Unterrichtswesens  und  eine  dadurch  bedingte  Hebung  des  Musiklehrerstandes. 
Seine  nächsten  Ziele  sind: 

1.  Gründliche  Ausbildung  und  vertieftes  Wissen  der  Unterrichtenden,  Umgestaltung 
der  Seminare  an  den  Konservatorien,  Einführung  von  Prüfungen  und  Erteilung 
von  Zeugnissen. 

2.  Hebung  der  sozialen  und  materiellen  Stellung  der  Musik-Lehrer  und  -Lehrerinnen. 

3.  Prüfimg  und  Sichtimg  aller  in  das  Gebiet  der  Musikpädagogik  eingreifenden  Er- 
scheinungen, um  dieselbe  stets  im  Einklang  mit  dem  Kulturfortschritt  zu  halten. 

4.  Reformen  auf  dem  Gebiete  des  Schulgesanges. 


Meldungen  zum  Eintritt  in  den  „Musikpädagogischen  Verband"  sind  an  den  1.  Vor- 
sitzenden, Prof.  Xaver  Scharwenka,   unter  Beifügung  von  Zeugnissen,  Prospekten   u.  s.  w. 
zu  richten;   die  Satzungen  und  Prüfungsordnung  sind  kostenfrei   durch  die   Oeschiftsstelle: 
Verlag  ,,Der  Klavier-Lelirer'',  Berlin  W.  50,  zu  beziehen. 


»IC^^WM 


6 


Pensionskasse 

der  IHusik-Sekflon  des  HHg.  D.  b.  V. 

Gruppe  D  vom  Allg.  Wohlfahrtsverband  deutscher  Lehrer  und  Lehrerinnen 

(angesclilossen  71  Vereine  mit  über  32000  Mitgliedern). 

Versicherung  von  Pensionen  oiine  oder  mit  ROcIcgewfllip 

bei  der 

Aligeni  einen  deutschen  Pensionsanstalt 
fflr  Leliperinnen  und  Erzielierinnen 

Berlin  W.  64,  Behrenstr.  72. 

Nähere  Auskunft  erteilt  bis  auf  weiteres  Frl.  Anna  Morsch,  Berlin  W.,  Ansbacherstr.  37. 


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*V85® 


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b^^-aA^x^A^C^l^»  yj'ySTiliy^''-*^  NorrsA^AA^TJs-t^  YJ-lflTAVS^  YTa^TAVS^^  yjl^T^fci'fg^  YlYBTifttVa^"'^  ■v^^»A^AAycsjX  v^:'>A^AAyr=v.*x  s.>r--sAWAA^rs^«^  N.,rrN>A<w^^.»j^j^ 

^S^WF^Ä^  AäSTlfSAS^  AMrWv^Ä^  .ÄiVlflAS^  AS^ÜPJr^SÄ  ÄtViJPr\2^  ^i^Ort^S^  «JWWIAS^  A£^üfS\S^  Ai59lT!\ft^  ^S^SVI^S^ 


=   ^eflniBT  TTOTo.  Arthur  P.  Schuildt   ^= 
Boston  Leipzig  New  York. 


Spezial'Etuden  mr  Pianoforte. 


L 


emtn  für  die  linke  Dana  allein« 

Faote^  Arthur^  JL 

Op.  6  No.  4.  Petitc  Valse  ....  —.50 
Ouriiii^  Comeiius. 

Op.  185 'No.  4.  Impromptu  .  .  .  1.— 
Woiff,  Bernhard. 

Op.  243  No.  2.    AHemaode. 

Oktaven-Etude —.80 

Op.  257.  4  knne  Etndea  ....  1.20 
Fooief  Arthur, 

Op.  37  No.  1.    Pr^lode -.80 

No.  2.    Polka —.50 

No.  8.    Romanze      ....  —.80 

OKta«en-€tnaen* 

EggMngj  Georg. 

Op.  90.  18  melodische  Oktaven-Etoden 
fär  die  obere  Mittelstufe. 

Komplett  netto    3. — 

In  3  Heften je    2.— 

Es^ff,  Siepän. 

ABgeoelime  ErinnernngeD.     Oktaven 

und  Terzen — .80 

Fariaw,  Edmund. 

Op.91No.4.  Ein  kleiner  Reitersmann  —.80 

Sh'eiezhif  Anton* 

Cavalcade —.80 

Woiff,  Bernhard» 

Op.  243  No.  1.    Elfentanz.   Oktaven- 

etnde  für  die  rechte  Hand     .    .  —  .80 
-  -  No.  2.   Allemande.   Oktavenetude 

für  die  linke  Hand —.80 

JIrpegflio-Etnaen. 

Esipofff  Siepän. 

Oebet  im  Sturme —80 

Franke^  Max. 

Op.  59  No.  8.  Am  Springqoell  .  .  —80 
FarioWj  Edmund. 

Op.  91  No.  2.    Ballspiel —.80 


I^U 


Cenen-EtnAen. 

EHpoff,  Stspdn. 

Angenehme  Erinnerangen.     Oktaven 

und  Terzen —.80 

Neckerei —.80 

Fi'ahke^  Max. 

Op.  51  No.  5.    Bolero —.80 

FarloWf  Bidmund. 

Op.  91  No.  8. 

Wolff^  Bernhard. 

Op.  242.    Tanzlied 


Matrosentanz 


-.80 


1.20 


Staccato-Etnaen* 

E9^ff^  Stepdn. 

PIfltscbernde  Regentropfen  ....  —.80 
Franke^  Max» 

Op.  59  No.  2.  Ueber  Stock  und  Stein  -.80 
ParioWf  Edmund. 

Op.  91  No.  6.    Spottdrossel     .    .    .  —.80 

Uerscbieaene  Etnden« 


Esipoffn  Siepän, 

Flflsternde  Lftfte.  Gebrochene  Akkorde 


-.80 


Franke^  Max. 

Op.  59  No.  1.    Morgengrnss.    Melo- 
dische Studie —.80 

—  No.  4.   Trinme  der  Vergangenheit 

Der  Doppelvorschlag     ....  —.80 

—  No.  6.    Frilhiings-Sehnsncht. 

Der  Triller -.80 

—  No.  7.    Zigennerwelsen. 

Die  Synkope —.80 

ParioWf  JSdmurad. 

Op.  91  No.  1.    Ein  kleines  Lied. 

Legato-Etude —.80 

—  No.  5.   Die  Libelle.   Triller-Etude  —.80 

Wolfff  Bernhard. 

Op.  250.    Türkischer  Marsch. 

Sexten-Etude —.80 


Verlag  von  N.  Simrock,  G.  m.  b.  H.  in  Berlin,  Leipzigs»  Köln. 

Neue  Elementar  -  Klavierschule  von  Eccarius- Sieber 

zum  speciellen  G«brancli  an  Lehrerseminaren  und  Mnsiksehulen« 
Preis  nk.  4,50  netto;   auch  in  8  AUheilungen  k  Hk.  1,50«  


Anna  Morsch  schreibt  über  diese  Schule  im  .Klavier-Lehrer": 

„Wenn  ich  am  Anfang  meiner  Besprechung  an  das  Erscheinen  der  Schale  die  Er- 
wartung aussprach,  dass  sie  berufen  schiene,  eine  Besserang  im  Elementar-Unterricht  herbeizuführen, 
so  gehört  zur  Erfüllung  dieser  Hoffnung  allerdings  noch  ein  zweiter  Faktor,  n&mlich,  dass  die  Scholc 
benatzt  und  elngefttbrt  wird«  Vielleicht  regen  meine  Worte  dazu  an.  Ich  kann  nur  den  guten  Rat 
hinzufiigen,  selbst  zu  prüfen.  Ein  sicherer,  nnirflglicher  Führer  ist  von  nneDdllchem  Werte,  und 
den  findet  man  zweifellos  in  Eccarlns-Sieber's  Schule.*  — 

Die  Schule  ist  inzwischen  in  ganz  Dentscbland  eingeführt;  ihre  Verbreitung  nimmt  von 
Semester  zu  Semester  zu.  —  Wir  senden  auf  Wunsch  gern  zur  Ansicht. 


/^ 


Conservatorium  der  Musik  und  Opernschule 

Klindworth-Scharwenka 


=\ 


BERLIN  W.,  Steglitzerstraeee  19,  nahe  der  Potsdameretrasse  (Gartenhaus). 

Direktion:  Prof.  Xaver  Scbarwenka.   Prof.  Philipp  Scharwenka.   Kapellmeister  Robert  Robitschek. 
Zweiganstalten:   N.W.  Lessingstr.  31,  Uliiandstr.  53. 

Hauptlehrer:  Gelang:  Frls.  E.  Arnold,  M.  Berg,  Fr.  Prof.  Blanck-Peters,  Frau  M.  Brieger-Palm, 
Frls.  T.  Kunz,  A.  Salomon,  Herren  E.  Brieger,  Dr.  H.  Goldschmidt,  A.  Sistermans.  Klavier:  Herren 
R.  Ebel,  A.  Foerster,  K.  Kessler,  Dr.  W.  Kleefeld,  Prof.  J.  Kwast,  Prof.  W.  Leipholz,  M.  Mayer- 
Mahr,  P.  Oehlschläger,  Prof.  X.  Scharwenka,  Prof.  Ph.  Scharwenka,  A.  Schumann,  H.  Torshof, 
Frls.  E.  Eckhardt,  M.  Haase,  D.  Heyden,  E.  Hirsch,  E.  Kollberg,  C.  Krause,  C.  Kuske,  M.  Pick, 
F.  Prietzel,  M.  Siebold,  H.  Stubenrauch.  Violine:  Frls.  J.  v.  Brennerberg,  G.  Steiner,  Herren 
R.  Broemel,  M.  Grünberg,  J.  Huff,  Kammervirtuos  Fl.  Zajic,  G.  Zimmermann.  Cello:  J.  van  Lier. 
Orgel:  F.  Grunicke.  Composilion:  H.  Herrraann,  Dr.  H.  Leichtentritt,  Prüf.  Ph.  Scharwenka.  Schao- 
spielpchnle:  M.  Lippert.  Abteflnng  für  Musik  Wissenschaften:  Herren  Dr.  H.  Goldscbmidt,  Dr.  W. 
Kleefeld,  Dr.  H.  Lcichtentriti,  O.  Lessmann.     Seminar:  Prof.  X.  bcharwenka,  Prof.  W.  Leipholz. 


V 


Prospekte  gratis  durch  das  Sekretariat.    Sprechstunden  4—6. 


J 


Professor  Xawer  Scharwenka  gewidmet 


Znschneid  Klavierschule 


Ein  systematischer  Lehrgang  des  Klavierspiels  mit  metho- 
dischem  Leitfaden    für   den    Elementar -Klavierunterricht. 

Teil  I  brosch.      .     .     .  M.  3. — ,        in  Leinen  gebunden     .  M.  3.75 

Teil  II      „  .    .    .  M.  5.-,         „        „  „  .  M.  5.75 

Beide  Teile  in  einem  Bande,  gebunden  .     .     .     .  M.  8.50 

Methodischer  Leitfaden,  gebunden    .    .    .  M.  1.20 

progressiv  geordnet  und  herausgegeben 
j  von  Karl  Zuschneid.  Vier  Hefte,  je  M.  1.60. 

Chr.  Friedrich  Vieweg,  Berlin  -  Gross  Lichterfelde  W. 


Druck  von  J.  S.  Preasa.   Berlin  SW..  Kommandantenstrasae  14.